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reisen EXCLUSIV 2024-1 Winter

“Eine Prise Glück" Kenia Türkei Pamplona Kanaren Madeira Kanada Ski fahren und vieles mehr

“Eine Prise Glück"

Kenia
Türkei
Pamplona
Kanaren
Madeira
Kanada
Ski fahren
und vieles mehr

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<strong>Winter</strong>/Frühjahr <strong>2024</strong><br />

Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />

eine Brise<br />

Glück<br />

Kenia & Türkei<br />

Pamplona<br />

Kanaren<br />

Madeira<br />

Kanada<br />

Ski fahren


EDITORIAL<br />

LEOPARD AUF 12 UHR<br />

Im offenen Jeep hocke ich bewaffnet mit meinem Telefon und einer Kamera unter<br />

einem Baum in Botswana. Es ist warm, obwohl die Sonne sich langsam am Horizont<br />

verabschiedet. Der Tracker, das ist der Spurenleser, der vorne im Safariauto<br />

sitzt, schiebt zwei Finger über die Lippen. Wir sollen still sein. Dann zeigt er nach<br />

oben. In den Baum. Fast wäre mir ein lauter Juchzer entfleucht. Vielleicht auch ein<br />

spitzer Schrei. Irgendetwas. Ich beiße mir auf die Lippe. Adrenalin macht sich in<br />

meinem Körper breit. Über uns im Baum schläft ein Leopard. Ja. Kein Scherz. Ein echter,<br />

großer, ausgewachsener, wilder Leopard.<br />

Das war ein Hauch zu nah für meinen Geschmack. Dabei liebe ich Wildlife. In gesunder<br />

Distanz versteht sich. Auch die Angst reist manchmal mit. Beispielsweise als mein<br />

Schlauchboot in Bella Coola, British Columbia, langsam, und in Sprungweite an einem<br />

Grizzly vorbeigleitet, der mitten im Fluss steht. Seine Mahlzeit, also der Lachs, springt<br />

ihm direkt ins Maul. Das lässt ihn wohl sein Umfeld komplett vergessen. Und wir dürfen<br />

und können ihn in aller Seelenruhe beobachten. Doch ist das eigentlich okay, was ich hier<br />

mache? Greife ich mit meiner Präsenz zu sehr ins Habitat des Bären ein?<br />

Es gibt in der Tat Belege, dass Wildtier-Tourismus die Tiere negativ beeinflusst. Beispiel<br />

Karibik. Eine Sandbank vor den Cayman Islands, genannt »Stadt der Stachelrochen«, ist<br />

ein Besuchermagnet, um den Meereswesen so nah wie möglich zu kommen. Touristen ist<br />

es erlaubt, die Stachelrochen zu streicheln, sie zu füttern und mit ihnen zu schwimmen,<br />

wofür sie bis zu 50 US-Dollar bezahlen.<br />

Aber der Besuch von bis zu 2.500 Menschen pro Tag hat Spuren hinterlassen: Blutproben<br />

von den dortigen Stachelrochen zeigen, dass sie ein schwächeres Immunsystem<br />

und damit einen schlechteren Gesundheitszustand haben als Artgenossen, die nicht von<br />

Touristen gestört werden.<br />

Es gibt jedoch auch eine andere Seite. »Wirtschaftlich gesehen kann der Tourismus größere<br />

Vorteile bieten als andere Formen der Land- oder Wildtiernutzung. Dadurch entsteht<br />

ein starker Anreiz, Tiere und Natur zu schützen«, sagt Michael Hutchins, Gründungsmitglied<br />

und Direktor für Umweltschutz und Wissenschaft der Organisation »World Safaris<br />

and Safari Professionals«.<br />

Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge; Illustration: Victoria Novak/Shutterstock.com<br />

Das bedeutet, dass wir Touristen, die wir Eisbären, Gorillas oder Elefanten in ihrer natürlichen<br />

Umgebung beobachten wollen, auch darauf achten müssen, dass wir gute touristische<br />

Produkte aussuchen, die die Tiere respektieren. Also Abstand halten. Und nicht<br />

direkt unter dem Schlafplatz des Leoparden parken. Wobei ich glaube, dass das eher<br />

unwissend geschah. Aber glücklicherweise konnte ich ausnahmsweise mal die Klappe<br />

halten. Und so hat der Leopard uns nicht bemerkt. So soll es ein.<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

3


»Umwege erweitern<br />

die Ortskenntnis«<br />

Kurt Tucholsky<br />

56<br />

DER<br />

MILDE WESTEN<br />

Wie Ruhekissen liegen die Kanarischen Inseln<br />

vor der Küste Afrikas. Zeit, sich dort auf sich<br />

zu konzentrieren.<br />

ÜBER DEN SCHNEE LOBEN<br />

Mit den Skiern durch den Powder, mit dem<br />

Fatbike die Berge hinab und mit dem Auto entlang des<br />

Icefields Parkways in Alberta, Kanada.<br />

98


Inhalt<br />

FERNWEH<br />

28<br />

28 Kenia<br />

Rettet das Nashorn! Unser Reporter Andreas<br />

Dauerer hat sich auf den Weg zum Mount Kenya<br />

gemacht, um das zu beobachten.<br />

40 Kanada<br />

Das zweitgrößte Land der Welt kann noch mehr<br />

Superlative. Den höchsten Tidenhub, den seltensten<br />

Bären oder die schönsten Nordlichter!<br />

ENTDECKEN<br />

SAVE THE RHINOS<br />

Naturschutz in Kenia<br />

im wahrsten Sinne<br />

des Wortes.<br />

LIFESTYLE<br />

64 Wellness @ Home<br />

Inspiriert von dem letzten Spa-Aufenthalt<br />

wird daheim gecremt und sich erholt.<br />

Hiermit klappt‘s bestimmt!<br />

WINTER<br />

92 Aspen<br />

Reporterin Verena Wolff hatte das<br />

Skifahren längst aufgegeben – bis sie<br />

in den US-Promi-Skiort Aspen in<br />

Colorado reiste. Wir sagen nur:<br />

Champagner-Powder!<br />

98 Alberta<br />

Dort, wo der Schnee noch fl eißig fällt,<br />

ist der <strong>Winter</strong>urlaub in Kanada auch noch<br />

ein echter Spaß!<br />

Fotos: Travel Alberta, Gran Canaria for Nomad List, Andreas Dauerer<br />

48 Kappadokien<br />

Zwischen Phallus-Felsen und Heißluftballons<br />

lässt es sich prima radeln. Wir berichten euch<br />

von unseren Lieblingstouren.<br />

56 Kanaren<br />

Den Fokus neu justieren, den Blick für das<br />

Wesentliche entwickeln. Die Kanaren glänzen<br />

nicht nur mit Natur, sondern auch<br />

mit Zen-sationen.<br />

66 Madeira<br />

Reporter Harald Braun ist Fußballfan.<br />

Deswegen bestand sein Wissen über die<br />

Blumeninsel Madeira auch nur aus einem Fakt:<br />

Cristiano Ronaldos Heimatinsel. Das hat sich<br />

glücklicherweise geändert.<br />

72 Pamplona<br />

Pamplona war für Hemingway Schauplatz<br />

seines Romans »Fiesta«. Dabei war die Liebesbeziehung<br />

einseitig. Die Stadt profi tiert aber<br />

gern davon.<br />

104 Berg bezwingen<br />

Schön warm eingepackt auf Skitour<br />

gehen. Wir haben die perfekten Outfi ts<br />

zusammengestellt.<br />

80 Anantara The Marker<br />

Dublin<br />

Von der coolen Rooftop-Bar blickt Redakteurin<br />

Jasmin auf Irlands Hauptstadt. Kann sein,<br />

dass es ihr hier richtig gut gefällt.<br />

84 Kempinski Istanbul<br />

Im Çırağan-Palast wohnt Reporterin Simone<br />

Sever in Europa und blickt nach Asien.<br />

88 Hotel Hochschober<br />

Eingeschneit im Hotel der Herzen.<br />

Ein echtes Wohlfühlhotel in Kärnten.<br />

108 Osttirol<br />

Das Gailtal ist der perfekte Ort für <strong>Winter</strong>sportler,<br />

die es einsam mögen – und<br />

Neues wagen möchten. Schon einmal<br />

barfuß durch den Schnee gelaufen?<br />

STANDARDS<br />

03 Editorial<br />

06 Reisenews<br />

08 Take away<br />

09 Da wollen wir hin<br />

10 Esskalation<br />

12 Für kleine Weltenbummler<br />

14 Nachgelesen<br />

16 Städtetipp Tromsø<br />

18 Events<br />

20 Was gibt’s Altes, Herr Bender?<br />

21 Vorfreude<br />

26 Autor:innen<br />

63 Gewinnspiel Teneriffa<br />

114 Gewinnspiel & Impressum<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

5


eisenews<br />

50<br />

KLINGENDE<br />

JAHRE<br />

Herzlichen Glückwunsch, du Ikone! Das wohl<br />

bekannteste Opernhaus der Welt (sorry, Elphi)<br />

ist im Oktober runde 50 Jahre alt geworden.<br />

Wie für ein Bauwerk dieser Größenordnung fast<br />

schon erwartbar, gingen Entwurf und Bau nicht<br />

ohne Probleme einher: Verzögerung der Eröffnung<br />

um zehn Jahre, ein ums Fünfzehnfache<br />

überzogener Baupreis und ein Architekt, der sich<br />

mit der Stadt als Bauherrin dermaßen überworfen<br />

hat, dass er nie wieder einen Fuß auf australischen<br />

Boden setzen sollte. Trotzdem oder gerade<br />

deshalb ist das Opernhaus ein einzigartiges<br />

Bauwerk geworden, das aus dem Panorama der<br />

Stadt nicht mehr wegzudenken ist. On Top ist es<br />

seit 2007 auch noch Teil des Unesco-Welterbes.<br />

www.sydneyoperahouse.com<br />

6<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


44<br />

mal stilvoll<br />

Beste Aussicht auf die City by the Bay: Seit November ist das Hafenviertel<br />

Fisherman’s Wharf in San Francisco um ein beeindruckendes Riesenrad<br />

reicher. Das SkyStar Observation Wheel hievt wagemutige Städtebummler<br />

in einer seiner 36 klimatisierten Gondeln auf luftige 46 Meter<br />

Höhe und belohnt mit einer unverbauten Aussicht auf gleich mehrere<br />

Sehenswürdigkeiten: die Golden Gate Bridge und die Bay Bridge, die<br />

Gefängnisinsel Alcatraz, Sausalito, den Russian Hill sowie den Telegraph<br />

Hill – und natürlich auf das Stadtpanorama als solches. Für 18 Dollar ist<br />

man dabei, vorläufig steht das Riesenrad für sechs Monate. Eine Verlängerung<br />

der Sondergenehmigung ist aber nicht ausgeschlossen.<br />

Wer auf die Malediven <strong>reisen</strong> möchte,<br />

kann dies seit November ausgesprochen<br />

luxuriös tun. Die maledivische Airline<br />

Beond bietet Direktverbindungen<br />

von München und Zürich an. Der Clou:<br />

Es gibt nur 44 Sitze, die aber alle als<br />

Business Class vergeben werden. Das<br />

ganze Angebot ist dementsprechend<br />

nobel: Bequeme Sitze (oder sollen wir<br />

sagen Betten?), Speisen aus nachhaltigen<br />

Zutaten, kredenzt auf feinstem<br />

Porzellan. In den höheren Preiskategorien<br />

kommen dann noch Loungezugang<br />

und Limousinenservice dazu. Los<br />

geht’s ab € 1.850. Guten Flug!<br />

flybeond.com<br />

46<br />

Meter<br />

über der Bay<br />

Text: Konrad Bender; Fotos: Beond, Johnny Bhalla, SkyStar, Visit Rwanda, Scott Ramsay/LoveWildAfrica.com, livcool/Shutterstock.com<br />

Fünf neue Welterbestätten auf dem afrikanischen Kontinent hat die Unesco auf ihrer Jahressitzung<br />

im September ausgezeichnet. Damit erreicht Afrika die symbolhafte Marke von 100<br />

Welterbestätten. Neu dazugekommen sind die Kulturlandschaft von Gedeo und der Bale-<br />

Mountains-Nationalpark in Äthiopien, die Orte Nyamata, Murambi, Gisozi und Bisesero als<br />

Gedenkstätten des Völkermords in Ruanda, der Nyungwe-Nationalpark ebenfalls in Ruanda,<br />

ein Siedlungsgebiet aus dem 9. Jahrhundert auf Djerba in Tunesien sowie das Waldmassiv<br />

Odzala-Kokoua in der Republik Kongo. Es ist noch Luft nach oben, denn die 100 Welterbestätten<br />

machen im globalen Vergleich gerade einmal neun Prozent aus. www.unesco.de<br />

100<br />

mal Welterbe<br />

in Afrika<br />

7


takeaway<br />

FEST &.<br />

FLAUSCHIG.<br />

Kuscheliger wird’s nicht:<br />

Die wattierte und wasserabweisende<br />

4-in-1-<br />

Decke für drinnen und<br />

draußen ist der perfekte<br />

Begleiter auf Reisen<br />

oder zu Hause auf der<br />

Couch oder im Homeoffice.<br />

Sie hält warm, ist<br />

fleckabweisend, maschinenwaschbar<br />

und<br />

aus recycelten Plastikflaschen<br />

hergestellt.<br />

Cloudtouch-Decke von<br />

Voited, Farbe: Capitol<br />

Reef. € 139<br />

WEISS DER KUCKUCK.<br />

Was steht für den Schwarzwald? Bollenhut,<br />

Schwarzwälder Kirschtorte, tiefgrüne Wälder<br />

und natürlich: die Kuckucksuhr. Die gibt es jetzt<br />

nicht nur für die Wand, sondern quasi auch für<br />

die Füße. Puma und Schwarzwald Tourismus<br />

haben eine dreiteilige Sneakers-Serie entworfen,<br />

die den Wahrzeichen der Region gewidmet<br />

ist. Sneaker mit Schindeloptik und kleinen<br />

Zapfenanhängern. PUMA x Black Forest<br />

Slipstream Lo »Kuckuck«. Um € 170.<br />

DA LÄNGS.<br />

Wer auf Farben steht, kann die<br />

Finger nicht von der »Swirl’ Leather<br />

Round Hobo Bag« von Paul<br />

Smith lassen, die mit ihren bunten<br />

Kurven gute Laune macht. € 730<br />

GOLDENE ZEITEN.<br />

Smartwatch und Stil<br />

schließen sich nicht aus.<br />

Das beweist die Huawei<br />

Watch GT 4 mit goldenem<br />

Edelstahlgehäuse und<br />

Milanaise-Armband. Mit<br />

ihr hat man alles im Blick:<br />

Zyklus-Tracker, Schlaf-<br />

Monitoring und Stay-Fit-<br />

App für die tägliche<br />

Fitnessstatistiken. € 299<br />

DICKES FELL.<br />

Alle lieben den Bikerlook. Kein Wunder, er<br />

verleiht jedem Reiseoutfit eine lässige Ästhetik.<br />

Die Bikerjacke von Fynch Hatton ist besonders<br />

flauschig. Perfekt, um sich hineinzukuscheln,<br />

wenn im Flugzeug oder der Bahn mal wieder<br />

die Klimaanlage auf Hochtouren läuft.<br />

Um € 160<br />

Text: Ulrike Herder; Fotos: PR (5)<br />

8<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


da wollen wir hin<br />

Wir lieben das gesellige Hotelleben. Hier ein netter Plausch an der Bar, da ein paar<br />

Kulturtipps an der Rezeption abgeholt, so füllt sich der Wochenendtrip. Aber ab<br />

und zu sehnen auch wir uns nach absolutem Rückzug, Privatsphäre und ungestörter<br />

Erholung inmitten grünster Natur. Eben ganz unter sich sein. Dabei aber<br />

nicht auf Luxus und Komfort eines Hotelservices verzichten.<br />

Auftritt Julianhof Premium Guesthouse & Spa. Das im Sommer 2023 eröffnete<br />

Luxus-Hideaway in der südöstlichen Steiermark erfüllt unser Bedürfnis nach einem<br />

naturnahen Refugium, in dem jeder noch so kleine Wunsch erfüllt wird. Angefangen<br />

bei der einzigartigen Optik – südafrikanische Lodge-Architektur, Naturbezug<br />

durch Holznutzung, offene Räume und hohe Decken – über die Wellness- und<br />

Sportmöglichkeiten mit riesigem Garten, Infinitypool, Saunahaus und Jacuzzi bis<br />

hin zu Premiumservice-Angeboten wie Limousinen-Abholservice, privatem Haubenkoch<br />

oder einem Floating Brunch im Pool: Hier stimmt einfach alles. Mit fünf<br />

Schlafplätzen im Farmhouse & Pool sowie sieben Schlafplätzen im Beachhouse<br />

& Pool sind die beiden Häuser wie geschaffen für Familien und Freundesgruppen<br />

(oder vielleicht auch einen Betriebsausflug der Reiseredaktion), die für ein paar<br />

Tage den Wirren und Sorgen des urbanen Trubels entgehen wollen. Ab € 990<br />

für zwei Personen die Nacht, www.julianhof.at<br />

JULIANHOF Steiermark/Österreich<br />

Text: Konrad Bender ; Fotos: Günter Standl/www.guenterstandl.de, Julianhof luxury homes<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

9


esskalation<br />

Green & GREAT<br />

Einmal jährlich werden die besten Bars der Welt gekürt. In diesem<br />

Jahr darf sich das Sips in Barcelona über den Spitzenplatz freuen, die<br />

680 Experten der Jury waren sich einig. Dort sind nicht nur die Drinks<br />

besonders, sondern auch wie sie serviert werden. Die hiesige Barszene<br />

ist mit dem Wax On in Berlin auf Platz 29 vertreten. Bei einem Besuch<br />

unbedingt nach einem »Go Apes« fragen. Er besteht aus Rum, geklärtem<br />

Bananensaft, einem Kaffeedestillat und Soda und wird kristallklar<br />

serviert. Selbst in der dunkelsten Berliner Nacht entführt er direkt in die<br />

sonnige Karibik. www.worlds50bestbars.com<br />

Vom grünen<br />

ZWEIG<br />

Auch traditionsreiche Wirtschaftszweige<br />

können von<br />

neuen Impulsen profitieren.<br />

Zum Beispiel der Weinanbau.<br />

In der österreichischen<br />

Wachau haben etwa 2022<br />

das junge Winzerpaar Kati<br />

und Max Brustbauer ein<br />

700 Jahre altes Weingut<br />

übernommen und füllen<br />

nun feinsten Rebsaft<br />

ab – zu 100 Prozent aus<br />

Seihmost. Zum Beispiel<br />

den Grünen Veltliner »Mina<br />

Tant«. Aber Achtung: vorerst<br />

nur im betriebseigenen<br />

Heurigen und ausgewählten<br />

Restaurants der Region<br />

erhältlich.<br />

www.brustbauer.at<br />

Grün vor NEID<br />

Wie aus farbiger Luft hergestellt<br />

wirken die ausgefallenen<br />

Glaskreationen der italienischen<br />

Design-Durchstarterin Serena<br />

Confalonieri. Die werden alle<br />

einzeln von Kunsthandwerkern<br />

in Italien fabriziert. Besonders<br />

charakteristisch sind dabei –<br />

neben den einzigartigen Formen<br />

– die sanften Farbverläufe<br />

von blass zu knallig. Wir finden<br />

vor allem die Grün-Rosa-Kombinationen<br />

ganz hervorragend.<br />

Nur im Set erhältlich für € 320.<br />

www.serenaconfalonieri.com<br />

Grüner GAUMEN<br />

Die gusseisernen Pfannen und Töpfe aus<br />

der belgischen Designschmiede Serax sind<br />

nicht nur in klassischem Schwarz verfügbar,<br />

sondern auch mit einer stilvollen,<br />

mattgrünen Glasur. Die Kollektion wurde<br />

vom niederländischen Spitzenkoch Sergio<br />

Herman mit entworfen, auch handwerklich<br />

hat hier also alles Hand und Fuß, beziehungsweise<br />

Griff und Deckel. Surface-<br />

Kasserole, € 214, www.serax.com<br />

Text: Konrad Bender; Fotos: PR (3), 2020 Michael HolzStudio (3), Mireia Rodriguez (2), Alex Moling/Atelier Moessmer/Norbert Niederkofler, The Lonely Broccoli<br />

10 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


estauranttipps<br />

Atelier oessmer SÜDTIROL<br />

Hereinspaziert bei Südtirols erstem Drei-Sterne-Koch<br />

Norbert Niederkofler (links im Bild) im Atelier Moessmer.<br />

In Bruneck serviert der Küchenzauberer getreu<br />

seiner Philosophie »Cook the Mountain« nur allerfeinste,<br />

regionale Zutaten. Das bannt sogar Olivenöl<br />

oder Zitrusfrüchte vom Speiseplan. Niederkofler lotet<br />

stattdessen die Möglichkeiten fast vergessener Obstund<br />

Gemüsesorten aus und gießt diese in saisonale<br />

Menüs und seine Signature-Gerichte. Untergebracht<br />

in einer alten Tuchfabrik macht das Restaurant auch<br />

optisch einiges her. Dunkles Holz, gedeckte Grüntöne<br />

und aufpolierte Messingakzente sorgen dafür, dass<br />

immer die Küchenkunst im Mittelpunkt steht – ohne<br />

dass sich das Auge langweilen muss.<br />

Ole Liese, HOLSTEIN<br />

Ausgezeichnetes Doppelpack: Das<br />

Hotel Ole Liese in der holsteinischen<br />

Schweiz beheimatet gleich<br />

zwei besuchenswerte Gastronomien.<br />

Da wäre zum einen das<br />

Restaurant Ole Liese Wirtschaft.<br />

Der Name verrät es schon, auf den<br />

Tellern landet allerbeste deutsche<br />

Hausmannskost, vom Selleriesüppchen<br />

über die Königsberger Klopse<br />

bis hin zur Rohmilchkäseauswahl<br />

zum Dessert. Die verlässliche,<br />

norddeutsche Qualität hat der<br />

Wirtschaft den Titel als »Gasthaus<br />

des Jahres 2023« im Magazin<br />

Feinschmecker eingebracht. Das<br />

Gourmetrestaurant 1797 wiederum<br />

war 2022 und 2023 im Guide<br />

Michelin mit einem Stern geführt,<br />

das Küchenteam macht auch nach<br />

Weggang des Küchenchefs Volker<br />

Fuhrwerk nach Kiel auf Spitzenniveau<br />

weiter.<br />

e onel Broccoli MÜNCHEN<br />

In München wird gegrillt, bis die Schwarte kracht. Und das auch im<br />

<strong>Winter</strong>. Kein Wunder, versteht sich »The Lonely Broccoli« doch als<br />

»Modern Meat House«. Ganz neu im Menü dürfen sich Freunde des<br />

reifen Geschmacks seit Oktober 2023 an Dry Aged Premium Cuts<br />

am Knochen erlaben. Der argentinische Küchenchef Matias Coullery<br />

sorgt dafür, dass das Hereford-Edelfleisch aus der fränkischen<br />

Metzgerei Max auch höchsten Ansprüchen genügt, wenn es in 60<br />

bis 80 Tagen vor Ort zur Perfektion reift.<br />

Abwarten und<br />

GRÜNEN TEE TRINKEN<br />

Einmal Tee trinken wie der britische Hochadel:<br />

Die Kaiserinnen-Suite im Schlosshotel<br />

Kronberg im Taunus beheimatete einst<br />

Kaiserin Victoria, Tochter von Queen Victoria<br />

und Mutter des letzten deutschen Kaisers.<br />

Seit September können Gäste nun nicht mehr<br />

»nur« in der royalen Suite einchecken, sondern<br />

die Räume auch zum viermal wöchentlich<br />

abgehaltenen Afternoon-Tea entdecken.<br />

www.schlosshotel-kronberg.com<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 11


kleine weltenbummler<br />

WAGT EUCH ..<br />

IN DIE HOHLE<br />

DES DRACHEN<br />

Mit einem Boot durch die Höhlen von Porto Cristo:<br />

An der Südküste von Mallorca in der Cuevas del<br />

Drach wartet für Familien ein spannendes Erlebnis mit<br />

magischer Atmosphäre. Die sogenannte Drachenhöhle<br />

beherbergt mehrere Seen – darunter eines der größten<br />

unterirdischen Gewässer, den Lago Martel. Kinder<br />

können hier zum Höhlenforscher werden.<br />

Den Startpunkt der Höhlenbesichtigung erreichen<br />

Familien per Boot. Dann geht es in eine Tiefe von bis<br />

zu 25 Metern hinab. Auch im Sommer ein erfrischendes<br />

Erlebnis, denn in den Höhlen herrschen bei Höchsttemperaturen<br />

kühle 17 bis 21 Grad.<br />

www.cuevasdeldrach.com/de<br />

WIR SIND DIE COoLSTEN,<br />

WENN WIR CRUISEn<br />

Dolce-Vita-Gefühl in den heimischen vier Wänden: Mit dem<br />

Kinderroller »Primo Ride On« cruisen Ein- bis Fünfjährige<br />

sicher durchs Wohnzimmer oder zum Bäcker um die Ecke.<br />

Von Ambosstoys, um € 230, ambosstoys.com<br />

12 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Was früher der Walkman<br />

war, sind heute Hörboxen<br />

für Kinder. Wie die tigerbox,<br />

die Hörspiele und Musik<br />

für Kinder abspielt. Und die<br />

Kinder vor allem über den<br />

Touchscreen selbstständig<br />

bedienen können. Ver<strong>reisen</strong>?<br />

Nicht ohne meine<br />

tigerbox. »tigerbox touch<br />

plus« mit Bluetooth-Kopfhöreranschluss,<br />

um € 130,<br />

tigermedia-shop.de<br />

HIER GEHT<br />

DIE POST AB<br />

Was machen wir heute? Diese Frage kann im Urlaub in Stress<br />

ausarten. Nicht mehr in der Oberlausitz – dank des famil-o-mat.<br />

Für Familien mit Kindern gibt es hier nun ein Onlinetool, das<br />

Antwort auf die unliebsame Frage gibt und schnell das passende<br />

Freizeitangebot auswirft. Von Geheimtipps über actionreiche<br />

Erlebnisse bis hin zu Schlechtwetter-Aktivitäten. Wenn es doch<br />

immer so einfach wäre! www.familomat-oberlausitz.com<br />

BITTE NICHT STÖREN<br />

»Mir ist langweilig«, das ist wohl einer der meist-<br />

»Mir ist langweilig«, das ist wohl einer der meistgesagtesten<br />

Sätze von Kindern auf Reisen. Mit<br />

Edurino sind Kinder von vier bis acht Jahren<br />

unterwegs gut und sinnvoll beschäftigt. Die Spielund<br />

Lernapp bereitet mit Spiel und Spaß auf die<br />

Schule vor. Dazu braucht man neben App und<br />

Tablet noch die Figuren und den ergonomischen<br />

Eingabestift von Edurino. iOS und Android möglich.<br />

Starterset mit Stift und einer Figur, um € 45,<br />

www.edurino.com<br />

Fotos: PR (4), Tobias, mushroom productions<br />

ISS DOCH<br />

WURSt<br />

Die kuschelige Wursthund-Rassel<br />

wird überall mit hingeschleppt.<br />

Ob in den Kindergarten oder zum<br />

Urlaubsort. Der Rest ist wurscht!<br />

Aus organischer Baumwolle, über<br />

Meri Meri, um € 21<br />

13


nach gelesen<br />

Der Roadtrip. Mal ist er Katalysator<br />

für eine fiktive oder auch<br />

echte Coming-of-Age-Story,<br />

mal die vermeintliche Lösung<br />

einer Midlife-Krise. Immer<br />

aber ist er als Symbol eines<br />

Fortschritts oder Wandels<br />

aufgeladen. Seit Jack Kerouacs<br />

Roman »On The Road«<br />

(erschienen 1957) ist er auch<br />

immer Ausdruck des Rebellentums,<br />

der Abenteuerlust<br />

und des Fernwehs. Und genau<br />

diesem Thema widmet sich<br />

der ungewöhnliche Reiseführer<br />

»500 Roadtrips. Auf den<br />

schönsten Traumstraßen um<br />

die Welt«. Er vereint – der<br />

Titel verrät es – 500 äußerst<br />

sehens- und fahrenswerte<br />

Strecken auf der ganzen Welt.<br />

Von eher gemütlichen Touren<br />

entlang der deutsch-polnischen<br />

Ostseeküste bis hin zur<br />

Trans-Afrika-Route von Kairo<br />

bis Kapstadt, die mit stolzen<br />

18.600 Kilometern zu Buche<br />

schlägt. Und klar, auch die<br />

Route 66 darf natürlich nicht<br />

fehlen. Geordnet sind die<br />

Einträge wunderbar pragmatisch<br />

nach Szenerie. Die acht<br />

Abschnitte geben einen detaillierten<br />

Überblick, ohne zu<br />

kleinteilig zu wirken. Und die<br />

Bilder sind sowieso rundum<br />

echte Hingucker.<br />

Foto: Text: José Konrad Luis Bender; Gonzáles Fotos: Macías/Kleiner NG Buchverlag/Shutterstock Atlas der Leuchttürme - Dzerkach am anderen Viktar, Ende der Welt/mare<br />

NG Buchverlag/Shutterstock – 06photo<br />

500 Roadtrips.<br />

Auf den schönsten Traumstraßen<br />

um die Welt, 320 Seiten, gebunden,<br />

erschienen bei National Geographic.<br />

€ 34,99<br />

14 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Luxus-kreuzfahrten<br />

jetzt auch auf Europas<br />

schönsten Flüssen<br />

Mit Riverside Luxury Cruises sind Sie immer eine Schiffslänge voraus.<br />

Wir machen eine Flusskreuzfahrt zur Reise Ihres Lebens. Unsere Schiffe<br />

sind auf den europäischen Flüssen Donau, Rhein und Rhone State of the Art.<br />

Hier genießt jeder Gast den Service eines Butlers. Mit feinen Kreationen greifen<br />

unsere Köche die Themen der Gegend auf, die das Schiff gerade durchkreuzt.<br />

Unsere Routen lassen sich beliebig verlängern und kombinieren. Facettenreiche<br />

Ausflüge können ganz nach persönlichem Interesse gebucht werden.<br />

Das ist unveRgleichlicher<br />

Luxus auf dem Fluss.<br />

gibt es für Sie eine offene Frage?<br />

Melden Sie sich gern!<br />

info@riverside-cruises.com<br />

15


städtetipp<br />

TROMSØ<br />

VIELEN GILT DIE SEEFAHRERSTADT TROMSØ ALS TOR ZUR ARKTIS. AUF DEM<br />

69. BREITENGRAD – UND DAMIT ÜBER DEM POLARKREIS – WIRD ES BEREITS IM HERBST<br />

FRISCH, IM WINTER KLETTERN DIE TEMPERATUREN SELTEN ÜBER DEN GEFRIERPUNKT.<br />

TROTZDEM, ODER GERADE DESHALB, LOHNT SICH EIN TRIP INS NÖRDLICHE NORWEGEN.<br />

UND DAS NICHT NUR WEGEN DER NORDLICHTER. UNSER REDAKTEUR UND TEILZEIT-<br />

WIKINGER KONRAD BENDER HAT SICH VOR ORT UMGESEHEN.<br />

ES GEHT UM<br />

INNERE WERTE<br />

Die Arktis für die Lunge wird gebrannt, und zwar in der<br />

nördlichsten Destillerie der Welt. Der Ausflug in die Aurora<br />

Spirit Distillery nimmt zwar etwas Zeit in Anspruch<br />

(Fahrtzeit knapp zwei Stunden), dafür kann man sich bei<br />

einer geführten Tour Gin, Whisky und Aquavit aus echtem<br />

Arktisgletscherwasser munden lassen. www.bivrost.com<br />

LASST UNS FROH<br />

UND BUNTER SEIN<br />

Tromsø gilt als Wallfahrtsort der Nordlichtjäger. Besonders<br />

gut kann man das Himmelsspektakel vom Aussichtspunkt auf<br />

dem der Stadt gegenüberliegenden Berg Storsteinen beobachten.<br />

Hoch geht’s entweder per pedes oder bequem mit<br />

der Seilbahn. Auf dem Berg sorgt das Restaurant Fjellstua für<br />

warme Mägen an kalten Tagen. Und auch bei Bewölkung hat<br />

man noch eine Topaussicht auf die Stadt.<br />

www.fjellheisen.no<br />

16 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


SCHLITTEN-<br />

STÜRMER<br />

Mit dem Hundeschlitten durch die Weiten der norwegischen<br />

Wildnis düsen – diesen Traum macht das<br />

Tromsø Wilderness Centre wahr. Mehr als 200 Huskys<br />

leben auf dem Gelände, sie freuen sich tierisch über<br />

jeden Besuch und ziehen für ihr Leben gerne Schlitten<br />

durch die Gegend. Im Sommer sind auch Husky-<br />

Wanderungen im Angebot. www.villmarkssenter.no<br />

DAS FENSTER ZUM HOF<br />

Text: Konrad Bender; Fotos: Aurora Spirit Distillerie, Catherine Stukhard, Angel Luciano, www.mariusfiskum.com, Pust, worldclassphoto/Shutterstock.com<br />

Home is where ich entspannt die Füße hochlegen kann. Und das geht<br />

im 2023 eröffneten Moxy ganz wunderbar. Top gelegen, keine fünf<br />

Minuten vom Flughafen entfernt. Und mit dem Taxi ist man ruckzuck in<br />

der Innenstadt. Absoluter Hingucker ist die Skybar im elften Stock mit<br />

fantastischem Ausblick auf die Landebahn und einem atemberaubenden<br />

Bergpanorama. www.marriott.de/hotels/travel/tosox-moxy-tromso<br />

HOT IN HERRE<br />

Bisschen Wellness muss auch sein. Mitten ins alte<br />

Hafenbecken von Tromsø haben die Lifestyle-Experten<br />

von »Pust« kurzerhand eine schwimmende<br />

Sauna gesetzt. Die ist von außen nicht nur fancy<br />

beleuchtet, sondern wärmt auch angemessen<br />

für den anschließenden Sprung ist frostig-kalte<br />

Nordmeer auf. Nichts für schwache Gemüter.<br />

www.pust.io<br />

WILDER TAFELN<br />

Moderne norwegische Küche wird in der »Maskinverkstedet« im Trendviertel<br />

Vervet kredenzt. Das Menü orientiert sich an lokalen Zutaten, saftige Rentierburger<br />

oder eine cremige Fischsuppe machen die Karte aus. Auch das Auge<br />

isst mit: Die ehemalige Fabrikhalle besticht durch ein loftiges Ambiente und<br />

Industrial Charme. www.maskinverkstedet.no/en<br />

Kaiseki<br />

17


events<br />

DER LETZTE MACHT.<br />

DAS LICHT AUS.<br />

Am 8. April <strong>2024</strong> zieht zum zweiten Mal innerhalb<br />

von sieben Jahren eine totale Sonnenfinsternis<br />

über Nordamerika. Der Kernschatten, also der<br />

Teil absoluter Finsternis mit perfekt über der Sonne<br />

zentriertem Mond, trifft erstmals in Mexiko auf Land<br />

und zieht dann in Richtung Nordosten von Texas bis<br />

nach New York und schließlich über Neufundland.<br />

Im Schnitt wird das Spektakel drei bis dreieinhalb<br />

Minuten zu sehen sein. Brille nicht vergessen!<br />

Text: Konrad Bender; Fotos: Taylor Smith, Ruzsa Rania 2023 Fovaros, Alicia Creupelandt, Victor Pattyn, Rheinisches Bildarchiv, Köln/<br />

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud<br />

STADT AUS LICHT.<br />

150 Jahre ist es her, dass aus<br />

den unabhängigen Städten<br />

Buda, Óbuda und Pest das<br />

heutige Budapest wurde. Das<br />

Jubiläum an der Donau wird<br />

feierlich begangen, unter anderem<br />

mit einem wunderschönen<br />

Lichtspektakel. Bis zum 4. März<br />

<strong>2024</strong> können Besucher des<br />

Lumina-Parks auf der Margareteninsel<br />

durch die bewegte<br />

Geschichte der ungarischen<br />

Hauptstadt schreiten, die als<br />

Lichtinstallation die dunklen<br />

<strong>Winter</strong>nächte erhellt.<br />

www.luminapark.hu<br />

LAUTER.<br />

BUNTE FARBEN.<br />

Gleich noch ein 150. Jubiläum.<br />

1874 fand in Paris eine einmonatige<br />

Ausstellung im Atelier<br />

des Fotografen Nadar statt,<br />

unter anderem mit Werken von<br />

Monet, Sisley und Morisot. Abgeleitet<br />

aus einer Rezension, fand<br />

sich für die neue Kunstrichtung<br />

schnell ein Begriff: Der Impressionismus<br />

war geboren. Dem<br />

(kunst-)geschichtlich bedeutsamen<br />

Jahr widmet das Kölner<br />

Wallraf-Richartz-Museum vom<br />

15. März bis zum 28. Juli <strong>2024</strong><br />

eine umfassende Ausstellung,<br />

auf der man sich von den Abbildungen<br />

auch zu neuen Reisezielen<br />

inspirieren lassen kann.<br />

www.wallraf.museum<br />

18<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Wer im deutschen Indie was von sich hält, fährt zum<br />

Melt. Das Szenefestival zieht alljährlich Zehntausende<br />

nach Gräfenhainichen, auf das außergewöhnliche<br />

Veranstaltungsgelände Ferropolis – unverkennbar<br />

durch den ausrangierten Braunkohlebagger. Für<br />

<strong>2024</strong> haben sich bereits Acts wie James Blake,<br />

Bonobo und – Millennials aufgepasst! – die<br />

Sugababes in Originalbesetzung angekündigt.<br />

www.meltfestival.de<br />

FESTIVAL MIT.<br />

Y2K-EINSCHLAG.<br />

Es wird jazzy im Kessel! Das Jazzopen<br />

in Stuttgart wartet vom<br />

18. bis 29. Juli <strong>2024</strong> mit allerfeinsten<br />

Acts auf. Die ersten großen<br />

Namen sind bereits bekannt.<br />

Freunde der gepflegten Liveunterhaltung<br />

freuen sich über<br />

Auftritte von Legenden<br />

wie Sting, Herbert Grönemeyer,<br />

Jamie Cullum und<br />

Al Di Meola und Meshell<br />

Ndegeocello. Ziemlich<br />

lebhaft dürfte es außerdem<br />

beim gemeinsamen<br />

Auftritt von Parov Stelar<br />

und der Techno-Blaskapelle<br />

Meute oder auch<br />

den australischen<br />

Gute-Laune-Garanten<br />

The Cat Empire<br />

werden.<br />

www.jazzopen.com<br />

JAZZ IM KESSEL.<br />

frühling 2016<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

19


KOLUMNE | Historische Dönekes<br />

Berufsrisiko<br />

Unser Redaktionshistoriker Konrad sammelt auf Tour<br />

zwangsläufig allerhand Geschichten. Die lassen sich leider –<br />

Anweisung der Chefredaktion – nicht immer in einer Reportage<br />

unterbringen. Auf dieser hart erkämpften Seite darf er dafür seine<br />

liebsten historischen Anekdoten zum Besten geben. Dönekes halt.<br />

Was gibt’s Altes,<br />

Herr Bender?!<br />

Luxeuil<br />

Notre-Damedu-Haut<br />

Höhle in Cravanche<br />

Auch im sonst so glamourösen Alltag eines Reiseredakteurs tun sich hin und<br />

wieder berufliche Unannehmlichkeiten auf: Die Kaffeemaschine braucht<br />

einen neuen Filter, oder man sitzt bei der legendären Zugtrennung in Hamm<br />

(Westfalen) im falschen Zugteil. Leben am Limit.<br />

Das alles ist aber nichts im Vergleich zum Arbeitstag, den ein junger Soldat in den<br />

Südvogesen in Frankreich im März 1876 hatte. Bei Steinbrucharbeiten tat sich in<br />

der Nähe von Cravanche ein kleines Loch im Boden auf. Dem heute leider namenlosen<br />

Soldaten wurde die fragwürdige Ehre zuteil, im Namen der Dritten Republik<br />

die unbekannte Welt unter Tage zu erkunden.<br />

Nötig war das überhaupt (Achtung, Hintergrundwissen!), weil Frankreich nach<br />

dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 die Gebiete Elsass und Lothringen an das<br />

Kaiserreich abtreten musste. Das Territoire de Belfort mit dem namensgebenden<br />

Verwaltungssitz wurde so unmittelbares Grenzgebiet, und das galt es, gegen weitere<br />

teutonische Aggressionen zu befestigen.<br />

Und so sind wir wieder bei unserem jungen Rekruten, der nun, lediglich mit einer<br />

Laterne bewaffnet, an einem Seil in die finsteren Untiefen hinabgelassen wurde.<br />

Es dauerte nicht lange, bis ein markerschütternder Schrei aus dem Loch im Boden<br />

an die Erdoberfläche drang und die Kameraden den unfreiwilligen Höhlenforscher<br />

wieder ans Tageslicht hievten. Was hatte ihm eine derartige Angst eingejagt?<br />

Um es kurz zu machen: ein Friedhof. Der Soldat hatte in der Hauptkammer der<br />

Höhle von Cravanche Hunderte Skelette erblickt, frei im Raum verteilt, teils von Stalagmiten<br />

überwachsen. Was der archäologisch ungeschulte Entdecker wohl nicht erkannte<br />

– und ihm sicherlich auch herzlich egal sein durfte –, war das beachtliche Alter<br />

der knöchernen Höhlenbewohner. Die lagen dort wohl schon seit der Jungsteinzeit.<br />

Die Fachwelt spricht vom »Neolithikum«, und in dieser Zeit der Sesshaftwerdung<br />

entwickelten sich auch erste Bestattungsrituale. Noch vor Beginn der modernen<br />

Geschichtsschreibung muss die Höhle dann wieder in Vergessenheit geraten<br />

sein, denn seitdem sind keine weiteren menschlichen Spuren in der Höhle aufzufinden.<br />

Bis zu diesem schicksalhaften Tag im März 1876.<br />

Den Soldaten und Steinmetzen jedenfalls hatte der Fund einen gehörigen Schrecken<br />

eingejagt. Kurzerhand rief man die nächste verfügbare Autorität herbei: den<br />

örtlichen Dorflehrer. Der erkannte gleich die Bedeutung des Funds und kontaktierte<br />

Archäologen einer nahe gelegenen Universität, die Überreste wurden abtransportiert<br />

und untersucht. Ob sich der junge Soldat noch einmal in die Nähe einer Höhle<br />

begeben hat, ist nicht bekannt. Dann doch lieber den Kaffeefilter wechseln.<br />

Fotos: Konrad Bender ($); Illustration: Anastasiia Yurevych/Shutterstock.com<br />

AHA! Die Höhle von Cravanche ist heute ein wichtiger Rückzugsort für mehrere<br />

Fledermausarten, kann mit Anmeldung besichtigt werden. Die menschlichen<br />

Überreste werden im Historischen Museum in Belfort ausgestellt, das sich<br />

in der sehr sehenswerten Zitadelle Belfort befindet. In der Region lohnt sich<br />

außerdem ein Ausflug zur von Le Corbusier entworfenen Beton-Kapelle Notre-<br />

Dame-du-Haut in Ronchamp oder zum Mittelalterkleinod Luxeuil-les-Bains.<br />

20<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


VORFREUDE<br />

Paddelnd die Welt entdecken. Vom Kajaken zwischen Eisbergen<br />

in Grönland über Wellenreiten im Südseeparadies Tahiti bis hin<br />

zum Abtauchen mit Krokodilen. Erlebnisse mit dem gewissen Kick!<br />

Für alle, denen Tauchen oder Schnorcheln<br />

noch nicht aufregend genug ist: Beim<br />

Käfigtauchen mit Krokodilen in Südafrika<br />

bleiben garantiert kein Atem und Puls<br />

ruhig. Das Abtauchen mit den gefährlichen<br />

Reptilien ist relativ neu und wird in<br />

Südafrika nur auf der Cango Wildlife Ranch<br />

in Oudtshoorn am Westkap angeboten. Auf<br />

Augenhöhe mit den gefährlichen Reptilien<br />

ist man um den Käfig, der einen umgibt,<br />

mehr als froh. Ein ultimativer Kick für<br />

Hartgesottene. www.cango.co.za<br />

Foto: Jake Irish<br />

KROKO-<br />

LOCO<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

21


VORFREUDE | Grönland<br />

INS RUDERN KOMMEN<br />

22<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Ob aus dem Kanu heraus oder zu Fuß, die eisigen<br />

Welten Grönlands sind wunderschön. Hier<br />

kommt man ins Straucheln vor lauter Staunen<br />

im Angesicht der eisigen Naturwunder und der<br />

Entschleunigung, die die Landschaft ausstrahlt.<br />

Tagsüber geht man auf Entdeckungstour – von<br />

Eisbergsafaris über Walbeobachtung, Muschelsammeln<br />

bis hin zum Wandern und Beerenpflücken.<br />

Abends sitzen die Gäste plaudernd am<br />

Lagerfeuer und betten sich nachts im neuen<br />

Luxuscamp Nomad Greenland in eines der sechs<br />

Luxuszelte. Kingsize-Betten, private Badezimmer<br />

mit Öko-Toiletten, Duschen und Warmwasser<br />

sowie eine Dampfsauna und ein Massagezelt lassen<br />

keinen Komfort und Luxus vermissen. Auch<br />

die Küche ist grandios nachhaltig: Es gibt keine<br />

festen Menüs, sondern das, was verfügbar ist<br />

– zartes Rentierfilet, Moschusochsen-Hotdogs,<br />

frische Schneekrabben, Heilbutt oder Muscheln.<br />

Und dann freut man sich auf den nächsten Morgen,<br />

wenn man die atemberaubende Landschaft<br />

erneut aktiv entdecken darf.<br />

www.select-luxury.travel/erlebnis-groenland<br />

Foto: Stanislas Fautre<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

23


Das französische Überseegebiet im Pazifik ist<br />

bekannt für seine meterhohen Wellen und angenehmen<br />

Wassertemperaturen rund ums Jahr. Von Mai bis<br />

August können erfahrene Surfer fantastische Riffbrecher<br />

mit großen Hohlwellen bezwingen, von Oktober bis<br />

März rollen auch für Anfänger geeignete Wellen heran.<br />

Neulinge zieht es an die Nordseite Tahitis zu den schwarzen<br />

Sandstränden von Papeno‘o oder den Strand Orofara. Auch<br />

die Südseite bei Taharu’u ist mit ihren rund zwei Meter hohen<br />

Wellen geeignet für erste Stehversuche. Das berühmte<br />

Riff von Teahupo’o dagegen ist eher ein Spot für Profis wie<br />

Kelly Slater, der zu den besten Surfern der Welt zählt. Seine<br />

Surfkünste und die der anderen Profisurfer lassen sich auf<br />

Tahiti alljährlich im August beim Tahiti Pro Contest bewundern.<br />

Nur einer von vielen Wettbewerben, Festivals und<br />

Events, die verteilt über das Jahr auf den Inseln stattfinden.<br />

<strong>2024</strong> wird auf Tahiti der Surfwettbewerb der Olympischen<br />

Spiele ausgetragen, die ansonsten in Frankreich stattfinden<br />

werden. www.tahititourisme.de<br />

A U F E I N E<br />

R<br />

24<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


VORFREUDE | Tahiti<br />

W E L<br />

L E<br />

N L<br />

Ä N<br />

G E<br />

Foto: EpicStockMedia/Shutterstock.com<br />

25


AUTOR:INNEN<br />

Über sieben<br />

Brücken<br />

musst<br />

Du gehen<br />

Anja Kocherscheidt<br />

Musik in den Ohren,<br />

fremdes (am liebsten<br />

spanisches) Stimmengewirr<br />

um sie herum,<br />

exotische Geschmäcker<br />

am Gaumen und immer in<br />

Bewegung – so läuft das<br />

Wahlnordlicht Anja zur<br />

Höchstform auf. Ob mit<br />

dem Rad, zu Fuß oder im<br />

selbst ausgebauten Camper<br />

auf der Panamericana:<br />

Hauptsache, es wird<br />

nicht langweilig und ihre<br />

Neugierde findet immer<br />

neues Futter:<br />

»Pamplona ist vor allem für<br />

seine Fiestas, die Sanfermines<br />

und die damit verbundenen<br />

Stierläufe bekannt.<br />

Doch wer die Hauptstadt<br />

Navarras darauf reduziert,<br />

verpasst am Ende vielleicht<br />

das Beste. Denn in Pamplona<br />

zeigt sich die entspannte<br />

spanische Lebensart so<br />

authentisch wie an wenigen<br />

anderen Orten des Landes:<br />

einfach in einer der Bars<br />

an der zentralen Plaza<br />

del Castillo Platz nehmen<br />

und sich bei Churros con<br />

Chocolate oder köstlichen<br />

Pintxos von dem bunten<br />

Treiben mitreißen lassen!«<br />

Instagram @heinzhh<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Unser Aktivurlaub-Spezialist<br />

war mal wieder mit<br />

seinem liebsten Sportgerät<br />

unterwegs – dem<br />

Fahrrad. In der Mondlandschaft<br />

von Kappadokien<br />

entdeckte er den Himmel<br />

für Mountainbiker und<br />

bei einer Ballonfahrt<br />

über dieses geologische<br />

Weltwunder erlebte er<br />

obendrein den ultimativen<br />

Instagram-Hype:<br />

»Am Startplatz tummelten<br />

sich im Morgengrauen<br />

Dutzende Brautpaare mit<br />

eigenen Kamerateams und<br />

US-Oldtimern mitten in den<br />

Dünen – bei frostigen fünf<br />

Grad. Die Damen in dünnen<br />

Seidenkleidern bibberten<br />

förmlich, bis endlich<br />

die Sonne um die Ecke<br />

bog. Aber die Kulisse aus<br />

Türmen, Zacken und Zinnen<br />

ist nun mal einmalig. Jetzt<br />

weiß ich, was einein ›most<br />

instagrammable spot‹ ist.«<br />

Verena Wolff<br />

Verena mag’s kalt. Beim<br />

Skifahren in Aspen war es<br />

aber selbst ihr manchmal<br />

ein bisschen arg »zapfig«,<br />

wie man in ihrer Wahlheimat<br />

Bayern sagt. Für uns<br />

bezwang sie die Berge<br />

– einmal im Promi-Skiort<br />

Aspen, im US-Bundesstaat<br />

Colorado, und einmal<br />

im bodenständigen<br />

Osttirol:<br />

»Die trockene Luft auf fast<br />

4.000 Metern Höhe macht<br />

das Skifahren zu einem<br />

ganz besonderen Erlebnis<br />

– und hat, zumindest bei<br />

mir, dafür gesorgt, dass das<br />

Carven wieder so richtig<br />

Spaß macht.«<br />

Instagram @verenawolff<br />

Harald Braun<br />

Harald reiste im letzten<br />

Herbst zum ersten Mal<br />

nach Madeira, der Blumeninsel.<br />

Dachte er<br />

jedenfalls. Tatsächlich ist<br />

Madeira eher die Insel<br />

von Ronaldo, Bananen<br />

und einem Gesöff namens<br />

»Poncha«:<br />

»Die Portugiesen trinken<br />

diesen Mix aus Zuckerrohrschnappes,<br />

Bienenhonig<br />

und Zitronen wirklich zu<br />

jeder Gelegenheit. Ich rate<br />

dazu, sich erst umfassend<br />

der portugiesischen<br />

Spezialität ›Espetada‹ zu<br />

widmen und sich mit dieser<br />

Unterlage einem ausführlichen<br />

›Poncha‹-Gelage<br />

hinzugeben. Dieser Weg<br />

wird kein leichter sein, aber<br />

Charakter hätte er.«<br />

Martin Häußermann<br />

Martin ist flott unterwegs –<br />

mit dem Auto, dem Fahrrad<br />

oder auch auf Ski. Ihn<br />

zieht es immer wieder<br />

in die Berge, gerne im<br />

<strong>Winter</strong>. Und am liebsten<br />

in Kanada. Da kam diese<br />

Reise nach Alberta wie<br />

gerufen. Das gab ihm<br />

die Chance, mit alten<br />

Freunden in Canmore ein<br />

Bier zu trinken und auf<br />

Ski durch den Champagne-Powder<br />

zu gleiten.<br />

Heim kam er mit einem<br />

Übergepäck an Eindrücken<br />

und einem Paar<br />

neuer Cowboystiefel:<br />

»Wer meint, Alberta sei<br />

nur im Sommer eine Reise<br />

wert, irrt gründlich. Die<br />

Provinz hat im <strong>Winter</strong> so<br />

unglaublich viel zu bieten,<br />

viel mehr als ausschließlich<br />

erstklassige Voraussetzungen<br />

für Skifahrer und Snowboarder.<br />

Die bilden zwar die<br />

Mehrheit der <strong>Winter</strong>gäste,<br />

aber weil sie sich auf die<br />

Skiresorts in den Rockies<br />

konzentrieren, bleibt an<br />

allen anderen Orten viel<br />

Raum für einen entspannten<br />

Alberta-Urlaub.«<br />

Instagram @martinunterwegs<br />

Fotos: privat<br />

26<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


FERNWEH<br />

STOP AND GO<br />

Der Tufa, Guinea Fall and Leopard Trail in Limpopos<br />

Blyde River Canyon Reserve in Südafrika ist nur sieben<br />

Kilometer lang. Er gilt als mäßig anspruchsvoll und ist in<br />

durchschnittlich zweieinhalb Stunden bei normaler Fitness<br />

zu bewältigen. So weit, so unspektakulär. Doch dass der<br />

Rundwanderweg begeistert, bemerkt man schon nach<br />

wenigen Schritten. Schwimmlöcher, der dicht bewachsene<br />

Dschungel und sagenhafte Ausblicke auf den Canyon und<br />

die Three Rondavels. Die Aussicht animiert zum Stehenbleiben<br />

und Staunen. Immer gut, um sich kurz auszuruhen.<br />

Denn der Aufstieg zum Aussichtspunkt am Ende es Trails<br />

ist doch arg steil.<br />

Fotos: PR, Dennis Ballesteros, Matthias Mullie<br />

BLICKDICHT<br />

Schützt auf Augenhöhe: Die<br />

Sonnenbrille von Acne Studios<br />

aus Acetat in Rosa und Schwarz<br />

ist liebstes Reiseaccessoire für<br />

sonnige Ziele, UV-Schutz-<br />

Begleiter und kann jedem Outfi t<br />

auch stilistisch noch die Sahnehaube<br />

aufsetzen. € 330<br />

EINZIGARTIG<br />

Sie sind wundersame Inseln und wohl eine der letzten Paradiese dieser<br />

Erde: die Galapagos-Inseln im Pazifi schen Ozean, vor der Küste Ecuadors.<br />

Die dortige Artenvielfalt ist schier unglaublich. Und rund 40 Prozent der<br />

Spezies gibt es nur hier. Wie die Meerechse, die absolut einzigartig auf<br />

der Welt ist. HX Hurtigruten Expeditions bietet vier verschiedene Routen<br />

auf der MS Santa Cruz II an: Von der zehntägigen »Expeditions-Seereise<br />

zu den Galapagos-Inseln« (€ 9.729 p. P.) bis zur 13-tägigen Route »Von<br />

Machu Picchu zu den Galapagoinseln« (ab € 11.979 p. P).<br />

www.hurtigruten.com<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

27


FERNWEH | Kenia<br />

Immer der Nashornnase nach: Auch in<br />

Lewa folgen die Safaris vorgezeichneten<br />

Strecken, um die Big Five zu sehen.<br />

28 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


text & fotos<br />

BAndreas Dauerer<br />

AUS DEM<br />

GLEICHGEWICHT<br />

DER HIMMEL, DIE MORGENSONNE, DIE UNFASSBARE NATUR –<br />

GENAU DESHALB REISEN WIR NACH KENIA. ABER DIESES<br />

WUNDERBARE ÖKOSYSTEM WIRD ZUNEHMEND FRAGIL, VOR<br />

ALLEM DURCH MENSCHENHAND. FLORA UND FAUNA LEIDEN<br />

UNTER DEM KLIMAWANDEL SOWIE DER BESCHNEIDUNG DES<br />

LEBENSRAUMES. EIN WETTRENNEN UM DIE BESTEN NAHRUNGS-<br />

GRÜNDE HAT LÄNGST BEGONNEN. TROTZDEM GIBT ES BEI ALL<br />

DEM SCHATTEN AUCH VIEL LICHT. ZU BESUCH AM MOUNT KENYA.<br />

29


DER HORIZONT SCHEINT NOCH EIN WENIG<br />

GEDANKENVERLOREN .. ZU SEIN .. IN SEINEN<br />

GRAU- UND BLAUTONEN, WAHREND SICH<br />

DAVOR EIN WAHRES LICHTERMEER AUS<br />

OCKER, GELB, ROT UND BRAUN AUFTUT.<br />

Aus der Vogelperspektive hat man<br />

nicht nur beste Sicht über die<br />

Landschaft, sondern auch auf das<br />

beeindruckende Tierleben.<br />

30


FERNWEH | Kenia<br />

Ian Craig ist eine<br />

Legende im kenianischen<br />

Naturschutz –<br />

und ein überaus netter<br />

Kerl obendrein.<br />

Der Sonnenaufgang ist magisch. Ich blicke in<br />

die Ferne, hinter mir der große Mount Kenya,<br />

vor mir öffnet sich die Hochebene von<br />

ewa. Der Horizont scheint noch ein wenig<br />

gedankenverloren zu sein in seinen Grauund<br />

Blautönen, während sich davor ein wahres<br />

ichtermeer aus cker, Gelb, Rot und<br />

Braun auftut, das sekündlich an Intensität<br />

gewinnt und so wunderbar kontrastiert mit<br />

dem wei-blauen Himmel, der, e nach Geografie, Höhen-<br />

und Wetterlage, manchmal rasend schnell in dunkelgraue<br />

Gewittervorboten umschlagen kann. Dann fällt<br />

der hei ersehnte Regen. ebenseliier und immerwährendes<br />

iel der Tiere auf ihrer Suche nach Gras. Wo Gras<br />

wächst, da gibt es eben nicht nur für die Grasfresser,<br />

sondern auch für ene, die die Grasfresser selbst<br />

zum berleben brauchen. Der Wind und die unzähligen<br />

verschiedenen Vogelarten geben den Sound Kenias vor.<br />

Hunderte Melodien, beruhigende Rhythmen, dann ein<br />

Stakkato gefolgt von Stille. Alles scheint in einem einzigen<br />

Augenblick vereint zu sein.<br />

Ob ich es denn auch gehört hätte heute früh, fragt<br />

der Mann in gestochenem British English und reißt mich<br />

aus meinen Gedanken. a, was denn Heute morgen, gegen<br />

halb fünf ch überlege kurz. Dieses undefinierbare<br />

aulen und Schnauben Doch, das habe ich natürlich<br />

durch mein nur halb geschlossenes Zelt gehört. Toll, diese<br />

öwen, oder an raig grinst breit, fast wie ein kleiner<br />

unge sieht er aus in seinen Shorts, dem hakihemd<br />

und seinen geliebten onverse All Stars, die er offenbar<br />

in allen nur erdenklichen Farben zu besitzen scheint.<br />

Wenn nicht gerade die Prinzen William oder Harry nebst<br />

Gefolge in sein onservancy kommen, nimmt er sich<br />

gerne eit, um sich seinem ieblingsthema zu widmen<br />

und ausgiebig davon zu erzählen dem Schutz von and<br />

und Tieren unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung.<br />

Der Mitte -ährige wei nämlich ganz genau, wovon<br />

er spricht. Das ewa Wildlife onservancy ist nicht<br />

nur »sein Baby«, das er mit auf- und, noch viel wichtiger,<br />

auch ausgebaut hat. Es ist seine Heimat. Das and, aus<br />

dem das ewa onservancy hervorging, wurde seinem<br />

Grovater einst von der englischen rone für dessen<br />

riegsdienste überlassen. War es in den er-ahren<br />

vor allem noch der Ackerbau, wurden die über 16.000<br />

Hektar Mitte der -ahre zur Rinderfarm umfunktioniert.<br />

Ians Mutter Delia war es aber, die auf einen Vorschlag<br />

von Umweltschützerin Anna Merz hin mehr<br />

als zweitausend Hektar für ein geschütztes ashornterritorium<br />

abtrat. Die Bestände von Spitzmaulnashörnern<br />

waren landesweit insbesondere durch Wilderei binnen<br />

zwei ahrzehnten von . auf gerade einmal Tiere<br />

geschrumpft. n ewa waren es damals noch Eemplare.<br />

an raig war federführend, wenn es darum ging, die<br />

ashörner aufzuspüren, mit dem Flieger nach ewa zu<br />

überführen, sie medizinisch untersuchen zu lassen, damit<br />

sie sich in ihrem neuen streng geschützten Habitat<br />

erholen und auch achwuchs bekommen können. Der<br />

Rest ist Geschichte.<br />

Das Proekt war so erfolgreich, dass ashörner wieder<br />

in andere Schutzgebiete ausgesiedelt werden konnten.<br />

achdem an bei einer Wanderung mit einem Freund<br />

unmittelbar euge wurde, wie eine Herde Elefanten wegen<br />

ihres Elfenbeins massakriert wurde, entschloss er<br />

sich, das ganze Farmland als privates aturschutzgebiet<br />

umzuwidmen das war der Startschuss für das ewa<br />

Wildlife onservancy. Weil ihm immer bewusst war, dass<br />

aturschutz nur mit den ocals funktionieren kann, legte<br />

er von Anfang an das Augenmerk darauf, die Bewohner<br />

einzubeziehen. iele davon arbeiten direkt oder mittelbar<br />

im gegründeten orthern Rangeland Trust,<br />

kurz RT. Ein erbund aus mittlerweile verschiedenen<br />

privaten aturschutzgebieten in enias orden, die<br />

sich gegenseitig bei der berwachung und Gebietssicherung<br />

unterstützen und von der lokalen Bevölkerung geführt<br />

werden. ur so konnte eine Akzeptanz geschaffen<br />

werden, weil die ehemaligen omaden auf diese Weise<br />

wieder eine ebensgrundlage enseits ihres alten ebens<br />

erhalten, das heute aufgrund der andzerstückelung nur<br />

schwerlich möglich ist. Der RT hat eine Gesundheitsinfrastruktur<br />

sowie eine Reihe von Schulen geschaffen.<br />

Damit erhalten die Menschen die hance auf eine Ausbildung,<br />

die ein an die veränderten Rahmenbedingungen<br />

angepasstes Leben ermöglicht.<br />

Wir sind mittlerweile an dem kleinen Lewa Airstrip<br />

angekommen. an möchte mir ein ashorn aus der ähe<br />

zeigen, das besendert ist und somit getrackt werden<br />

kann. Mit einer winzigen weisitzermaschine machen<br />

wir uns auf den Weg ins benachbarte Sera onservancy.<br />

Dorthin wurden einige Spitzmaulnashörner ausgewildert.<br />

Die Sender helfen uns, ihre Routen nachzuvollziehen,<br />

erklärt an. Sie dienen aber auch ihrem Schutz,<br />

weil wir immer wissen, wo sie sind.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

31


FERNWEH | Kenia<br />

Wer muss eigentlich vor<br />

wem geschützt werden? Die<br />

Nashörner Najin und Fatu<br />

werden rund um die Uhr<br />

bewacht.<br />

Beim Anlassen des knallgelben Miniflugzeugs wird mir<br />

kurz mulmig. lingt ein bisschen nach altem Rasenmäher.<br />

an aber lacht meine Bedenken weg. Er fliegt, seit er<br />

denken kann, und hatte die Pilotenlizenz noch vor dem<br />

Autoführerschein. Der Mann weiß also, was er tut, und<br />

ehe ich überhaupt an irgendetwas zweifeln kann, sind wir<br />

schon oben in der Luft. An Bergkuppen entlang über das<br />

Hochland. Steppe, Gras, Sträucher, Bäume. Eine Elefantenmama<br />

mit ihrem alb, Giraffen, amele, Grevyzebras.<br />

Die Grevys sind stark bedroht, ihr Bestand konnte sich in<br />

Lewa aber ebenfalls gut erholen. Ihre berühmten Linien<br />

sind dichter, die Beine kürzer und der örper gedrungener<br />

als bei anderen Zebraarten. Sie fressen überwiegend<br />

saures Gras und regen damit weiteres Graswachstum<br />

an. So ist edes Tier auch immer ein andschaftsarchitekt.<br />

Die ashörner fressen Steppengras, aus den Resten<br />

ihres Dungs ernähren sich wiederum andere Lebewesen<br />

und er regt weitere Pflanzen zum Wachsen an. hnlich<br />

die Elefanten, die auch mal Bäume entwurzeln und Platz<br />

für eues schaffen. Geier fressen das Aas und sorgen mit<br />

ihren robusten Mägen dafür, dass Krankheitserreger sich<br />

nicht verbreiten. Weil die Geier aber keine gute obby<br />

haben, müssen auch sie um ihren Fortbestand fürchten.<br />

Einige Arten haben bis zu Prozent an ihrer Ausbreitung<br />

eingebüßt. Keine schönen Aussichten.<br />

Es geht über winzige Bauernsiedlungen. or allem die<br />

Formen ihrer Unterstände für Ziegen und Schafe bleiben<br />

im Gedächtnis. eder Ethnie baut die Unterschlüpfe aus<br />

den stacheligen Zweigen anders. Mal rund, mal eckig,<br />

mal polygonal, mal eine Mischung aus allem. achts halten<br />

die dicht zusammengeflochtenen Buschmauern öwen,<br />

Hyänen oder eoparden ab.<br />

Dann setzen wir auch schon auf einer Staubpiste auf.<br />

Mittendrin im irgendwo und trotzdem werden wir erwartet.<br />

Ein eep und Männer in Uniform mit Gewehren.<br />

Sie gehören zur Anti-Wilderer-Einheit, die an hier An-<br />

fang der er-ahre einsetzte, also mitten in der gröten<br />

Wildereikrise des Landes. Zunächst begann er, Wilderer<br />

abzuwerben. Dazu musste er viel Aufklärungsarbeit<br />

leisten, dass ein lebender Elefant, ein lebendes ashorn,<br />

ein lebender Löwe auf Dauer mehr wert ist als einer, der<br />

nur als Trophäe, des Elfenbeins oder Horns wegen, tot<br />

zurückgelassen wird. Auch eine Menge Geld muss er<br />

investieren, denn der Unterhalt der Einheiten ist nicht<br />

billig. mmerhin Durch das weltweite erbot des Elfenbeinhandels<br />

ist dieser Markt zum Erliegen gekommen.<br />

eider ebbt die achfrage nach Horn noch nicht merklich<br />

ab, weshalb die Tiere auch in Sera streng überwacht werden.<br />

. US-Doller bekommt ein Wilderer für ein ilo<br />

Horn. erkauft wird es auf dem Schwarzmarkt für das<br />

Doppelte. Wenn man bedenkt, dass das Horn eines Rhinozeros<br />

zwischen drei und vier ilo auf die Waage bringt,<br />

ist klar, dass ein ashornleben für manche womöglich<br />

nicht mehr ganz so viel wert ist. Und noch seltsamer Der<br />

Mythos, ein ashorn würde die männliche Potenz steigern,<br />

ist schwer zu beseitigen. Dabei ist das Horn aus eratin,<br />

dem gleichen Material wie unsere Fingernägel. Wir<br />

könnten also auch einfach an den Fingernägeln lutschen<br />

und hätten keinen anderen Effekt erzielt. Der Mensch ist<br />

dann doch wohl das seltsamste Lebewesen.<br />

Erst einmal wollen wir aber eines der Spitzmaulnashörner<br />

finden. Wo ist es denn Einer der Männer in<br />

Uniform zückt ein Handy und zeigt die letzte Sichtung<br />

vor drei Stunden. Die Sender übermitteln nur zweimal<br />

am Tag den genauen Ort. Aber sie hätten es schon bei<br />

der Anfahrt hierher gesehen. Für ein paar Minuten geht<br />

es mit dem eep in Richtung Südwesten. Schotterpiste.<br />

Staub. Sengende Hitze. Dann steigen wir aus. Ein Guide<br />

mit Waffe ist schon vorausgegangen, wir folgen. Anfang<br />

des ahres hatte an selbst einen Unfall mit einem<br />

ashorn, wie er anmerkt. ch hatte zwar eine Waffe<br />

dabei, aber ich wollte nicht schieen. Als das ashorn<br />

32<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


..<br />

..<br />

Der König der Savanne teilt sich die Morgensonne mit einem<br />

Langschwanzwürger (oben). Touristen können die letzten Nördlichen<br />

Breitmaulnashörner im Ol Pajeta Conservancy aus der Nähe betrachten –<br />

hier Najin unter Aufsicht der Keeper.<br />

frühling 2023<br />

33


Grasfresser unter sich: Eine Elefantenherde<br />

auf dem Weg zum Wasserloch (gr. Bild),<br />

während Nashörner (oben) und Grevyzebras<br />

sich durch die Steppe grasen.<br />

..<br />

»WENN DIE NATURLICHEN<br />

LANDSCHAFTSARCHITEKTEN .. NICHT<br />

MEHR ARBEITEN KONNEN,<br />

STIRBT DER KREISLAUF.«<br />

34<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


FERNWEH | Kanada Kenia<br />

ihn bemerkte, war es so erschrocken, dass es direkt zum<br />

Angriff überging. Es hat mich an der Seite erwischt, ein<br />

bisschen Blut am opf, aber sonst alles in rdnung. Anschlieend<br />

bin ich liegen geblieben und das Tier ist irgendwann<br />

weggegangen, erzählt an weiter.<br />

Wunderbare Aussichten für eine Schnitzelagd nach<br />

einem Nashorn, das neben dicken Hörnern auch noch<br />

ein örpergewicht von über einer Tonne hat. an lächelt.<br />

Also, wenn tatsächlich ein ashorn auf dich zuläuft, auf<br />

den Boden legen oder auf einen Baum klettern. Meine<br />

Gedanken gehen natürlich ein bisschen weiter, denn in<br />

Sera gibt es nicht nur ashörner, sondern auch Elefanten,<br />

öwen, Affen, Büffel, eoparden auf einem Baum<br />

ist man vielleicht vor einem Rhino sicher, aber der Rest?<br />

ch wische die Gedanken weg. ans ächeln beruhigt<br />

mich. eise schleichen wir weiter. an zeigt mir Gras, das<br />

aussieht, als wäre es verdorrt. Er bricht es auf und siehe<br />

da, es ist grün. Bestes ashornfutter.<br />

Schlielich winkt uns der Mann mit der Waffe zu<br />

sich. Wir lugen um einen Busch in die Richtung seines<br />

Fingers. Etwa Meter entfernt steht das ashorn. Es<br />

guckt in unsere Richtung. Ein bisschen nervös, aber ma-<br />

estätisch und in edem ahkampf deutlich überlegen.<br />

Die Freude währt nur kurz, schon hat es sich abgewendet<br />

und verschwindet zwischen den Büschen. atürlich<br />

hatte es uns längst bemerkt. Ein ashorn sieht zwar etrem<br />

schlecht, aber die beiden ögel auf dem Rücken,<br />

Madenhacker, um genau zu sein, haben ihm lange vorher<br />

signalisiert, dass hier etwas im Anmarsch ist, das so gar<br />

nicht in die Umgebung passt. bwohl ich mich gerade<br />

wirklich nicht danach fühle, sind es leider immer wieder<br />

wir Menschen, die die gröte Gefahr für die Tiere darstellen.<br />

wischen und hat allein enia fast<br />

Prozent seiner Tierwelt verloren. anddruck, Dürren,<br />

Abschuss, Abschneiden von ebenswegen. Daran merkt<br />

man auch, wie wichtig solche aturschutzproekte sind,<br />

um einem globalen Tierverschwinden zumindest etwas<br />

entgegenzusetzen.<br />

atürlich werde der anddruck bleiben, sagt an.<br />

Auch gegen den Klimawandel könne man nur bedingt<br />

etwas machen. Allerdings wird im ewa Research enter<br />

daran geforscht, nachweisbar zu machen, wie viel Kilo<br />

<br />

tatsächlich in der Natur vor Ort gebunden werden<br />

kann. So wäre der Ablasshandel der westlichen Welt in<br />

Form von <br />

-ompensationszahlungen zumindest<br />

nachvollziehbarer. Und selbstverständlich trägt eder so<br />

generierte Dollar dazu bei, dass sich enia als and weiterentwickeln<br />

kann, darf und muss. Die Wilderei haben<br />

sie durch die Einheiten sehr gut in den Griff bekommen.<br />

Den Männern wird edoch viel abverlangt. nsgesamt<br />

sind es sieben Einheiten Personen, die sich darum<br />

kümmern, dass kein Tier von Wilderern abgeschossen<br />

wird. wei Einheiten bleiben stationär im amp, das ein<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

35


USA | Alaska<br />

Abholung »in style«:<br />

Ein Masai wartet<br />

am Airstrip auf die<br />

Touristen.<br />

bisschen wie ein Militärcamp aussieht. Ein paar Hütten<br />

mit Matratzen als Schlafplatz, offene üche, Büros, agerräume.<br />

Mit karg wäre das Ganze noch sehr nett beschrieben.<br />

Die anderen fünf Einheiten sind nonstop in<br />

den onservancies unterwegs. Mit Fahrzeugen oder zu<br />

Fuß, sie schlafen in Zelten, suchen mit Drohnen die Umgebung<br />

ab und zählen so auch immer wieder die Tiere.<br />

Es ist eine wahnsinnige Hingabe, mit der die Männer<br />

ihre Schichten abreien. Drei bis vier Wochen, dann kurz<br />

Pause – ein geregeltes Familienleben ist quasi unmöglich.<br />

Der ohn n ewa wurde seit kein einziges<br />

Tier mehr von Wilderern getötet.<br />

Doch wie weit wir es bereits auf die Spitze getrieben<br />

haben, dafür stehen stellvertretend ain und Fatu in l<br />

Paeta, einem weiteren aturschutzgebiet, das über den<br />

RT verwaltet wird. Es sind Mutter und Tochter, ördliche<br />

Breitmaulnashörner, die etzten ihrer Art. wei Tiere,<br />

mehr nicht. Wenn man sie aus der ähe betrachtet,<br />

wirken die olosse fast friedlich. ähern sie sich zu neugierig<br />

der kleinen Besuchergruppe, dann schreiten die<br />

Wärter in Grün mit vielen Schs und Schnauben direkt<br />

ein. Am Ende sind sie immer noch wilde Tiere, rund um<br />

die Uhr beschützt und bewacht.<br />

Hier soll nun die Wissenschaft dafür sorgen, dass<br />

das ördliche Breitmaulnashorn nicht ausstirbt. Thomas<br />

Hildebrandt vom eibniz-nstitut, eine weltweite<br />

oryphäe auf dem Gebiet der Fortpflanzung, ist seit geraumer<br />

eit dabei, einen Reproduktionsprozess in Gang<br />

zu setzen. Die Eizellen kommen von Fatu, das gefrorene<br />

Sperma von einem bereits verstorbenen Männchen und<br />

die künstlich befruchtete Eizelle soll dann einem Südlichen<br />

Breitmaulnashorn eingepflanzt werden. Denn<br />

weder Mutter noch Tochter haben die physische Konstitution,<br />

ein unges auszutragen. Es ist traurig, dass wir<br />

es so versuchen müssen, sagt Hildebrandt, der sich auch<br />

bewusst ist, dass die Hormonbehandlung für Fatu eine<br />

Belastung darstellt. Dadurch sei edoch ihr Tumor am<br />

Hinterleib zurückgegangen. mmerhin ein Trost. Aber<br />

wenn man die Sache weiter durchdenkt, kommen unweigerlich<br />

Fragen auf, ob das alles sinnvoll ist. icht<br />

lieber doch ein verwaistes Elefantenbaby sterben lassen<br />

der das ashorn der die öwen Es stimmt schon,<br />

die atur nimmt sich auch diesen Dingen an. Survival<br />

of the fittest. Allerdings tragen wir gewaltig Schuld daran,<br />

dass dieses Gesetz immer mehr auer raft getreten<br />

ist. Aber wenn die natürlichen Landschaftsarchitekten<br />

nicht mehr arbeiten können, stirbt der Kreislauf. Es ist<br />

wie bei einer geschichteten Steinmauer. Wenn man zu<br />

viele Stücke herausnimmt, bricht sie irgendwann ein.<br />

Hildebrandt hingegen ist sehr optimistisch, dass es bald<br />

mit einer erfolgreichen Embryonen-Einpflanzung klappt.<br />

ielleicht lässt sich so ein Stein zurücklegen.<br />

Wir sind wieder zurück in ewa. Game Drive heißen<br />

die Safaris auf Englisch. Früh am Morgen und in<br />

der Dämmerung sind die meisten Tiere zu sehen. Büffel,<br />

ashörner, drei öwenmännchen, die im Gras dösen,<br />

Grevyzebras, Giraffen, Affen und eine andschaft,<br />

die so friedlich scheint. Manchmal fahren Touristen in<br />

ihren grünen eeps vorbei. Alle freuen sich, eine Tierwelt<br />

zu sehen, die auf den ersten Blick intakt ist. nsgeheim<br />

hoffe ich, dass auch ihnen genau erzählt wird, wie es um<br />

all das bestellt ist. ein Selbstläufer, harte Arbeit. icht<br />

nur hier, sondern überall auf der Welt. Eine kleine Herde<br />

Elefanten kommt zum Wasserloch, sie bespritzen sich<br />

mit Schlammwasser, während eine versprengte Hyäne<br />

ehrfürchtig von dannen zieht. Für den Moment ein afrikanisches<br />

dyll. Fragil und doch herzerwärmend.<br />

INFO<br />

ANREISE Tägliche Flüge von Frankfurt a. M. nach<br />

Nairobi mit der Lufthansa. Alternative mit Qatar<br />

Airways via Doha.<br />

CONSERVANCIES Eine Übersicht der einzelnen<br />

Conservancies und die Aufgaben erhält man über<br />

die offizielle Seite des Northern Rangeland Trust.<br />

www.nrt-kenya.org<br />

Natürlich unterhalten sowohl das Lewa Wildlife<br />

(www.lewa.org) als auch das Ol Pajeta Conservancy<br />

(www.olpejetaconservancy.org) ihre eigenen<br />

Internetseiten. Hier wird man nicht nur über alle<br />

Aktivitäten in Sachen Naturschutz fündig, sondern<br />

gelangt auch zu den teilweise sehr luxuriösen<br />

Lodges für das perfekte Afrika-Feeling.<br />

Illustration: Zeedign.com/Shutterstock.com<br />

36<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


FERNWEH | Kenia<br />

NATURSCHUTZ KANN NUR<br />

FUNKTIONIEREN, WENN<br />

DIE EINHEIMISCHEN<br />

EINBEZOGEN WERDEN.<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

37


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Atmosphere Kanifushi, Malediven<br />

Tropische Glückseligkeit: Luxuriösen Freiraum, Entspannung und das Flair der Malediven<br />

genießen Gäste im Atmosphere Kanifushi. Inmitten der azurblauen Gewässer des Lhaviyani-<br />

Atolls locken großzügige Villen, feinste Kulinarik und umfassende Inklusivleistungen.<br />

35 Minuten mit dem Wasserflugzeug vom internationalen Flughafen<br />

Malé entfernt, befindet sich das Fünf-Sterne-Refugium Atmosphere<br />

Kanifushi, das kürzlich zum vierten Mal in Folge von den World Travel<br />

Awards zum führenden Familienresort der Malediven gekürt wurde. Die<br />

abgelegene grüne Insel bietet entlang ihres zwei Kilometer langen Sandstrands<br />

– einem der längsten auf den Malediven – großzügige Unterkünfte<br />

für jeden Geschmack und viel Platz für Entspannung. 122 frei stehende<br />

Villen erstrecken sich in direkter Strandlage. Über der türkisfarbenen<br />

Lagune reihen sich 40 Villen an einem Steg aneinander. Zu den feinsten<br />

Unterkünften zählen die Kanifushi-Grand-Pool-Villen, die mit beruhigender<br />

Atmosphäre, großer Terrasse und 42-Quadratmeter-Pool vor allem<br />

Erholungssuchende ansprechen. Noch großzügiger und ideal für einen<br />

Familienurlaub sind die Kanifushi Residences mit drei Schlafzimmern,<br />

Wohn- und Essbereich, stilvollen Outdoor-Bädern, Entertainmentraum<br />

sowie dem Außenbereich mit einem spektakulären 115 Quadratmeter<br />

großen Pool, Sitzgelegenheiten und einem flachen Kinderbereich.<br />

Zu den Restaurant-Highlights des Resorts zählen das erste vegetarische<br />

Gourmet-Restaurant der Malediven Just Veg sowie Ceylon Bliss,<br />

wo Gäste köstliche Streetfoodküche aus Sri Lanka unter einem uralten<br />

Banyan-Baum genießen. Das Pier Six über der Lagune serviert Spezialitäten<br />

aus dem Meer und vom Teppanyaki-Grill, während The Sunset asiatisch-mediterrane<br />

Fusionsküche auftischt. Das Hauptrestaurant The Spice<br />

bietet ganztägig eine große Auswahl an internationaler Küche, Live-Cooking-Stationen<br />

sowie spezielle Themenabende. Getreu seiner Philosophie<br />

»Joy of Giving« bereitet das Atmosphere Kanifushi Gästen unbegrenzte<br />

Urlaubsfreuden mit zahlreichen Inklusivleistungen. Der Kanifushi Plan<br />

beinhaltet unbegrenzt Mahlzeiten, Spirituosen und Getränke, eine täglich<br />

aufgefüllte Minibar, Zugang zu den Spezialitätenrestaurants, Ausflüge auf<br />

dem Meer und nicht motorisierten Wassersport, Aktivitäten, ausgewählte<br />

Anwendungen im Akiri Spa by Mandara sowie Flugtransfer.<br />

INFO<br />

www.atmosphere-kanifushi.com<br />

38<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


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VARU by Atmosphere, Malediven<br />

Natürlich maledivisch: Im VARU by Atmosphere lassen sich das authentische Flair und die<br />

Kultur der Malediven kulinarisch sowie bei zahlreichen Aktivitäten entdecken.<br />

VARU by Atmosphere steht ganz im Zeichen der maledivischen Kultur –<br />

von den verschiedenen Blautönen der Lagune bis zur landestypischen<br />

Einrichtung der Villen, vom Duft der Frangipani-Blüten bis zur Art, wie die<br />

Architektur mit der tropischen Landschaft verschmilzt. Am nordwestlichen<br />

Rand des Malé-Atolls ist VARU vom internationalen Flughafen Malé innerhalb<br />

von 40 Minuten per Schnellboot erreichbar. Auf dem Eiland angekommen,<br />

erleben Gäste einen herzlichen Fünf-Sterne-Service, der jeden<br />

Aufenthalt zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Kein Wunder, dass VARU<br />

erst kürzlich den World Travel Award als führendes Resort der Malediven<br />

erhielt. Der umfassende VARU Plan verwöhnt Gäste mit zahlreichen Inklusivleistungen<br />

wie Bootstransfer, einer außergewöhnlichen Restaurantauswahl,<br />

Spirituosen und Getränken ohne Limit, einer täglich gefüllten Minibar<br />

sowie Zugang zum Kinderclub, nicht motorisiertem Wassersport und<br />

Freizeitaktivitäten wie Schnorcheln oder Sunset-Fishing. Ab vier Übernachtungen<br />

ist sogar eine Anwendung im ELE|NA The Spa eingeschlossen.<br />

Ein Muss ist ein Besuch im Spezialitätenrestaurant Kaagé, das authentisch<br />

maledivische Küche modern interpretiert und im traditionellen<br />

Ambiente des Inselstaats serviert. Im Nü genießen Gäste mediterranes<br />

Seafood über dem Wasser und den Sonnenuntergang von der Dachbar,<br />

während das Charcoal Grillgerichte am Strand auftischt. Lime & Chili lädt<br />

ganztägig zum Schlemmen und zum wöchentlichen Indian Ocean Gala<br />

Dinner mit frisch zubereiteten exotischen Gerichten ein.<br />

Die maledivischen Inseln und Atolle sind ein Synonym für Sonne,<br />

Sand und Meer. Das Hauptaugenmerk von VARU besteht darin, den Gästen<br />

das Meer und die umgebende Natur erlebbar zu machen. So bieten<br />

38 großzügige Strandvillen üppige Gärten sowie direkten Zugang zur<br />

ruhigen Lagune. An drei Stegen reihen sich 69 Wasservillen mit ausgedehnten<br />

Terrassen auf, in denen man dem magischen Blau des Inselparadieses<br />

ganz nah ist. Die stilvollen Unterkünfte werden allen Ansprüchen<br />

gerecht und bieten viel Zweisamkeit für Paare oder jede Menge<br />

Raum für Familien.<br />

INFO<br />

www.varu-atmosphere.com<br />

39


Wun der<br />

voll<br />

Der Geisterbär<br />

Für die Gemeinden der Gitga’at First Nation in Hartley Bay, British<br />

Columbia, war der seltene Bär ein gut behütetes Geheimnis.<br />

Zu groß war die Angst, dass der sogenannte »Spirit Bear« den<br />

gierigen Pelzhändlern zum Opfer fällt. Doch woher stammt<br />

diese Art? Genau genommen sind es Schwarzbären mit einem<br />

rezessiven Gen für helles Fell. Anzutreffen sind sie nur an einem<br />

einzigen Ort in der Welt: im Great Bear Rainforest.<br />

Natürlich ranken sich jede Menge Legenden um die besonderen<br />

Bären. Gerade die Ureinwohner wissen viele Geschichten zu<br />

erzählen. Nicht nur über den besonderen Bären. Auch über die<br />

größeren Artgenossen, die Grizzlys, oder aber auch andere tierische<br />

Bewohner des kanadischen Regenwalds, der ein Viertel des<br />

gemäßigten Regenwaldes auf der ganzen Welt ausmacht. Selbst<br />

ohne das dortige Wildtier-Geschehen ist dieses Fleckchen Erde<br />

eine Augenweide, die einen sofort in den Bann zieht.<br />

GEHEIMTIPP: 2001 wurde die Spirit Bear Lodge von der Kitasoo<br />

Xai’xais First Nation in Klemtu eröffnet. Hierher zieht es Besucher<br />

aus aller Welt, um die seltenen Bären zu entdecken.<br />

https://spiritbear.com<br />

40<br />

frühling 2016


Kanada ist nicht nur das zweitgrößte Land der Welt.<br />

Kanada ist auch eine zauberhafte Wundertüte der<br />

Erlebnisse. Bären, die sich nur hier zeigen. Naturwunder,<br />

die sich zurückziehen, und Menschen, die ihre Kulturen<br />

teilen. Kurzum: Kanada ist wundervoll. Hier sind<br />

drei Gründe, warum das so ist.<br />

Oha, Aurora<br />

Nirgendwo auf der Welt sind die Nordlichter so hell, so schön und so<br />

geheimnisvoll wie in Kanada. Vor allem im Herbst ist die intensive kanadische<br />

»Aurora borealis« ein beeindruckendes Schauspiel, das man zumindest einmal<br />

im Leben gesehen haben sollte.<br />

Um die sensationellen Lichter genießen zu können, sollten die Nächte lang, das<br />

Umfeld stockdunkel und die Temperaturen niedrig sein. All diese Bedingungen<br />

sind in Kanada – vor allem im Herbst und <strong>Winter</strong> – gegeben. Bester Platz: Im<br />

sogenannten Aurora Village in Yellowknife sammeln sich Jahr für Jahr Liebhaber<br />

dieses schillernden Naturphänomens. Yellowknife ist der Hotspot in Kanada<br />

und die Hauptstadt der Northwest Territories. Hier kann man die Polarlichter an<br />

durchschnittlich 240 Tagen des Jahres sehen. An keinem anderen Ort der Welt<br />

ist solch eine sensationelle Ausbeute möglich. Der Grund für dieses Phänomen:<br />

Yellowknife liegt unter dem sogenannten Aurora-Oval.<br />

Es bildet sich direkt über dem Erdmagnetfeld und entfesselt ein Feuerwerk<br />

der bunten Lichter.<br />

GEHEIMTIPP: Joe Bailey nennt seine Touren »Aurora-Jagd«, um seinen<br />

indigenen Dene-Vorfahren zu huldigen. Anstatt darauf zu warten, dass die<br />

Aurora an einem stationären Ort erscheint, suchen Bailey und seine Guides die<br />

besten Aussichtspunkte, um dieses ätherische Wunder der Natur zu sehen.<br />

https://northstaradventures.ca<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

41


Hey zur Bay<br />

Im Nationalpark Bay of Fundy an der Südküste von New Brunswick<br />

können Besucher den höchsten Tidenhub der Welt bestaunen. Zwischen<br />

Ebbe und Flut steigt und fällt das Meer hier bis zu 16 Meter, was im Herbst<br />

ein ganz besonderes Erlebnis ermöglicht: Die Laub-Beobachtung vom<br />

Meeresboden aus!<br />

Ausgestattet mit Gummistiefeln und Gezeitentabellen können Wanderer<br />

durch das Watt spazieren und dabei den farbenprächtigen Wald bewundern.<br />

Aufgrund seiner südlichen Lage beginnt die herbstliche Färbung in dieser<br />

Region später als anderswo in New Brunswick, hält dafür jedoch am längsten<br />

an – oft sogar bis zu Thanksgiving. Der Herbst ist außerdem eine großartige<br />

Zeit für Walbeobachtungen: Glattwale oder Nordkaper verweilen gewöhnlich<br />

bis Anfang Oktober vor der Küste von Bay of Fundy.<br />

GEHEIMTIPP: Für die Wolastoqi und Mi’kmaq First Nations hat die Bay of<br />

Fundy eine besondere Bedeutung. Bei einer geführten Wanderung auf dem<br />

Fundy Trail Parkway kann man den Geschichten ihrer Ahnen lauschen<br />

und dabei die sensationelle Aussicht genießen.<br />

www.fundytrailparkway.com<br />

Fotos: Naturres Monebts UK, James MacKenzie, Destination Canada<br />

42<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Ab nach Mauritius<br />

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Moment mal. Kurz innehalten. Sind wir im Paradies angekommen? Ein seichter Wind weht durch<br />

die Palmenblätter, dahinter glitzert das tieftürkise Wasser des Indischen Ozeans, die Sonne lacht<br />

vom Himmel. Die drei Sunlife-Resorts, Sugar Beach, La Pirogue und Long Beach, schaffen die<br />

perfekte Atmosphäre für einen anderen Mauritius-Urlaub. Einen fröhlichen, energetischen<br />

Feelgood-Aufenthalt mit »Come Alive«-Erlebnissen.<br />

Wenn der Himmel sich am Abend in Orangetöne kleidet, während<br />

die Sonne langsam den Horizont verlässt, scheint die Westküste<br />

von Mauritius der romantischste Ort der Welt zu sein. Lounge-Musik<br />

schwingt von der Buddha-Bar hinüber zum Strand. Mit ihr ein Lebensgefühl,<br />

das nach Urlaub schmeckt. Im Sugar Beach Resort ist<br />

das nicht nur eine Floskel. Es wird hier gelebt. Und zwar jede Minute.<br />

Das schöne Hotel weiß seine Gäste zu verwöhnen. Bei einem romantischen<br />

Dinner, tagsüber am Pool oder bei den angebotenen<br />

Erlebnissen der »Come Alive Collection«. Im Atelier des Sens zum<br />

Beispiel können sich die Gäste unter fachlicher Anleitung ihren persönlichen<br />

Lieblingsduft zusammenstellen und so eine bleibende Erinnerung<br />

an einen unvergesslichen Urlaub schaffen.<br />

Nur einen kurzen Strandspaziergang entfernt, liegt das authentische<br />

Strandresort La Pirogue erbaut im Stil eines traditionellen<br />

Fischerdorfs. Es ist das einzige Hotel auf Mauritius, das über frei stehende<br />

Pavillons mit direktem Zugang zum Strand oder Garten verfügt.<br />

Genau diese Weitläufigkeit schafft eine Wohlfühlatmosphäre,<br />

die schon beim ersten Atemzug entspannt und erholt. Und das alles<br />

in wunderschöner Traumkulisse.<br />

Der Strand von Belle Mare, an der rauen Ostküste von Mauritius,<br />

ist beeindruckend. Hier befindet sich das Long Beach, das übrigens<br />

seinem Namen alle Ehre macht, weil es über einen der längsten und<br />

breitesten weißen Sandstrände der Insel verfügt. Dabei ist Long<br />

Beach ein wenig anders. Bei der Ankunft wird gleich die ausgelassene<br />

Urlaubslaune mitgeliefert. Das spürt man sofort an der zentralen<br />

und eleganten Piazza mit Meerblick. Die ist umgeben von Restaurants,<br />

Geschäften und Bars. Und dem Garten! Hier zu verweilen,<br />

ist eine gute Alternative zum Strand. Es könnte sogar sein, dass ein<br />

Mitarbeiter des Spas vorbeikommt, um den Nacken zu massieren.<br />

Unbedingt auch im Fusion-Restaurant Hasu einen Tisch reservieren,<br />

denn das Restaurant ist auf der gesamten Insel beliebt.<br />

Selbst wenn die Resorts sich unterscheiden, die Liebe zum Detail,<br />

der herausragende Service und die Herzlichkeit sind in allen<br />

drei Häusern zu spüren. Hinzu kommt das Sunlife übergreifende<br />

Programm namens »Come Alive Collection«. Die individuell kreierten<br />

»Erlebnisse« versüßen jeden Urlaub. Da wären Spa-Erlebnisse<br />

in der Beauty-Bubble, Kräuterpflücken mit dem Küchenchef oder<br />

von einem Meeresbiologen (fast) alles über die Korallenaufzucht<br />

lernen … Das sind nur einige Beispiele der kreativen und unvergesslichen<br />

»Come Alive«-Erfahrungen. Auch die haben alle eins<br />

gemeinsam: So bleibt der Urlaub noch lange in Erinnerung!<br />

INFO<br />

www.yoursunlife.com<br />

43


NATURSCHÖNHEIT<br />

QUEENSLAND<br />

Daintree Rainforest<br />

Great Barrier Reef<br />

44 <strong>reisen</strong><br />

frühling 2016<br />

<strong>EXCLUSIV</strong><br />

North Stradbroke Island


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Pulsierende Städte wie Brisbane, Trauminseln und spektakuläre Tauchabenteuer<br />

am Great Barrier Reef, der älteste tropische Regenwald der Welt im Daintree<br />

Rainforest und einsames Outback im Hinterland: Queensland verfügt nicht nur über<br />

stolze 300 Sonnentage im Jahr, sondern auch über vielfältigste Landschaften.<br />

Das wird ein unvergesslicher Urlaub!<br />

Australian Age of Dinosaurs Museum in Winton<br />

Walkabout Cultural Adventures<br />

Fotos: Tourism and Events Queensland<br />

Brisbane – die Metropole<br />

Das Tor nach Queensland ist die Hauptstadt Brisbane, die sich im Süden<br />

des Bundesstaats paradiesisch zwischen der Sunshine Coast und<br />

der Gold Coast einbettet. Qatar Airways verbindet Deutschland schnell<br />

mit Brisbane und die entspannte Stadt ist der ideale Startpunkt für eine<br />

Queensland-Rundreise. Von Brisbane ist es nie weit in die Natur, wie<br />

zum Beispiel zur vorgelagerten Sandinsel Minjerribah (North Stradbroke<br />

Island). Hier warten kilometerlange weiße Traumstrände, die zum Surfen,<br />

Baden und Spazieren einladen. Südlich der Stadt breitet sich hingegen<br />

das bergige Hinterland der Region Scenic Rim aus – abwechslungsreiche<br />

Wanderwege führen tief in den Regenwald durch verwunschene Täler.<br />

Und auch die schnuckeligen Ortschaften überzeugen mit Kunstgalerien,<br />

kleinen Brauereien und Weingütern. Unser Tipp: Wer im Spicers Hidden<br />

Vale übernachtet, erfährt allerhand Spannendes zu den hiesigen Wildtieren,<br />

wie den Koalas.<br />

Great Barrier Reef<br />

Gleich vor der Küste von Queensland liegt das weltberühmte Great Barrier<br />

Reef. Egal, aus welcher Perspektive man das größte Korallenriff der Welt<br />

betrachtet, diese Schönheit verschlägt einem den Atem. Beim Segeln gleitet<br />

man mit Wind im Haar über das tieftürkise, flache Wasser. Und unter<br />

Wasser präsentiert das Riff beim Tauchen oder Schnorcheln eine friedliche,<br />

bunte Welt: Verschachtelte Korallengärten, die ihresgleichen suchen,<br />

bedecken den Meeresgrund. Schildkröten schwimmen unbeeindruckt vorbei,<br />

Fischschwärme kommen und verschwinden genauso schnell wieder.<br />

Von Brisbane aus erreicht man mit dem Flugzeug oder auf einem Roadtrip<br />

schnell den Süden des Riffs, wo sich paradiesische Trauminseln<br />

wie Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen. Wer Schildkröten beim<br />

Schlüpfen zuschauen, gleich vom Strand aus am Riff schnorcheln und<br />

anschließend in der Forschungsstation der Universität von Queensland<br />

alles über diesen wichtigen Lebensraum lernen möchte, der wählt Heron<br />

Island. Lady Musgrave Island hingegen bietet schöne Möglichkeiten zur<br />

Inselwanderung und die Gelegenheit, in einem schwimmenden Hotel auf<br />

dem Wasser zu nächtigen. Und Wilson Island ist das perfekte nachhaltige<br />

Luxus-Refugium.<br />

Der älteste Regenwald<br />

Im Norden von Queensland schmiegt sich der Daintree Rainforest bis an<br />

den Pazifischen Ozean. Dichter, grüner Dschungel, Flüsse und Sümpfe,<br />

die bewohnt sind mit Krokodilen, rauschende Wasserfälle und dazu das<br />

Klackern von Papageien – hier erlebt man echte Abenteuer! Ganz besondere<br />

Einblicke in diese wundersame Landschaft erhält man bei Walkabout<br />

Cultural Adventures. Auch ein echtes Highlight ist die neue Back<br />

Country Bliss Tour. CJ, ein Mitglied der indigenen Kuku Yalanji, nimmt<br />

einen mit in die Tiefen des Urwalds. Mit einem Helikopter fliegt man über<br />

das Unesco-Welterbe, Nebel steigt aus den riesigen Baumkronen unter<br />

einem auf. Bei der abgelegenen Yindilli Campsite angekommen, lauscht<br />

man auf einer geführten Wanderung durch die Wildnis den Erzählungen<br />

aus der urzeitlichen Geschichte des indigenen Volks.<br />

Das Outback<br />

Das Hinterland von Queensland hält feinstes Outback-Feeling parat: Der<br />

Matilda Way führt im Landesinneren 1.500 Kilometer durch atemberaubende<br />

Landschaften aus hoch aufragenden Felsformationen, tiefen<br />

Schluchten und einsamen Weiten. Unterwegs warten immer wieder spannende<br />

Stopps, wie zum Beispiel an den wunderschönen heißen Quellen<br />

von Cunnamulla mitten in der Natur. Sternengucker sollten unbedingt im<br />

Cosmos Centre in Charleville halten und sich den atemberaubenden Sternenhimmel,<br />

der sich hier im Outback präsentiert, erklären lassen und staunen.<br />

In Winton hingegen kann man nach echten Dinosaurierknochen graben<br />

und sich im Australian Age of Dinosaurs Museum nochmal hautnah ins<br />

Gedächtnis rufen, dass diese Riesen hier tatsächlich einmal gelebt haben.<br />

Für die perfekte Übernachtung im Outback bieten sich die Luxuszelte des<br />

Mitchell Grass Retreat in Winton an. Mehr Australien-Feeling geht nicht.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 45


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250 Hotels besuchen wir in einem Jahr. Die besten haben wir für dieses Buch<br />

mengestellt. Denn ein richtig gutes Hotel ist das A und O eines gelungenen<br />

bs oder Städtetrips. Stimmt etwas mit dem Hotel nicht, wird die schönste Zeit<br />

hres sabotiert. Ist das Haus aber ein Wohlfühlort, stellt sich Entspannung prakvon<br />

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und Lifestyle, erkunden die Welt der Hotellerie und lassen euch wissen, wo es<br />

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46


ENTDECKEN<br />

RICHTIG<br />

FEIN & GEHEIM<br />

Sie wird auch »Galapagos des Indischen Ozeans« genannt, denn die kleine Insel<br />

Sokotra ist für ihre seltsame endemische Flora, ihre fremdartigen Landschaften<br />

und ihre beeindruckende Geografie bekannt. Das malerische und so untypische<br />

Eiland gehört zwar zum Jemen, dennoch besteht keine Sorge. Es gibt nicht<br />

mehr viele Orte wie diesen, die mit dem Rest der Welt verlockend unverbunden<br />

bleiben. Mit einer unberührten Weite, in der die Natur das Sagen hat. Wo<br />

Drachenbäume dicht an dicht die Hügel prägen. Mit einer unverwechselbaren<br />

Kultur. Diamir Erlebnis<strong>reisen</strong> bietet eine zehntätige Rundreise an,<br />

ab € 3.850 inkl. Flug, www.diamir.de<br />

Fotos: My Esel, Andrew Svk, NCL<br />

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Das österreichische Start-up My Esel<br />

baut E-Bikes und Fahrräder aus<br />

mehrschichtigem Holz oberösterreichischer<br />

Wälder – fair<br />

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ACHTERBAHN<br />

Das, was die Norwegian Aqua der Reederei NCL von anderen Schiffen<br />

unterscheiden wird, ist auf dem Dach des Kreuzfahrtschiffs zu fi nden:<br />

eine Hybridachterbahn namens Aqua Slidecoaster, die rund um den<br />

Schornstein des Schiffs führen wird. Die »Aqua« soll im April 2025<br />

erstmals von Port Canaveral in Florida zu jeweils einwöchigen<br />

Karibik-Kreuzfahrten ablegen. www.ncl.com<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

47


ENTDECKEN | Kappadokien<br />

Hoch<br />

gefÜhle<br />

im Tal der<br />

Liebe<br />

48 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


text & fotos<br />

BNorbert Eisele-Hein<br />

BIZARRE FELSFORMATIONEN, BYZANTINISCHE HÖHLENKIRCHEN MIT<br />

LEUCHTENDEN FRESKEN UND UNTERIRDISCHE STÄDTE! KAPPADOKIEN, DAS<br />

GEOLOGISCHE WELTWUNDER IM HERZEN ANATOLIENS, RAUBT EINEM DEN<br />

ATEM. WER DAZU NOCH LUST AUF WANDERN UND MOUNTAINBIKEN HAT,<br />

ERLEBT EIN MÄRCHENHAFTES ABENTEUER.<br />

49


I<br />

Im fahlen Mittagslicht scheint es fast, als würde<br />

uns am Ende dieser kerzengeraden Straße eine<br />

ganze Armee versteinerter Zyklopen entgegenkommen.<br />

Die Felsformationen bei Soganli<br />

sind zwar uralt, aber sofort schalten unsere Synapsen in<br />

den wildesten Science-Fiction-Modus. So viel vorweg –<br />

ganz Kappadokien gleicht einer einzigen Filmkulisse für<br />

dystopische Endzeitthriller, staubige Western, biblische<br />

Sandalenschinken und immer wieder Star Wars. Kein<br />

Wunder, dass sich hier im Zentrum der Türkei internationale<br />

Filmteams die Klinke in die Hand geben.<br />

Aber alles der Reihe nach. Seit Güzelöz ragen die<br />

Felswände links und rechts schier senkrecht in den<br />

stahlblauen Himmel. Bei der Tokali-Kirche lässt Ali unser<br />

Taxi anhalten. Ab sofort heißt es, den Kopf ordentlich<br />

in den Nacken legen, um die Wohnstrukturen bis hinauf<br />

in den gefühlt achten oder gar zehnten Stock zu erspähen.<br />

Ein kleiner gelber Wegweiser zeigt steil bergauf.<br />

Die in den Felsen gehauene Treppe gleicht einer Himmelsleiter.<br />

Gleich bei unserer ersten Wandertour zwickt<br />

jeder Schritt in den Waden.<br />

Nach all dem gleißenden Grau brauchen die Augen<br />

ein paar Sekunden nach dem Eintritt durch das enge<br />

Loch im Fels. Die Fresken aus dem 10. Jahrhundert sind<br />

zwar zum Teil zerstört, aber die Felsenkirche ist immer<br />

noch ein prächtiges Kleinod. Der Abstieg über die ausgewaschenen,<br />

nur noch rudimentär vorhandenen Treppenstufen<br />

erfordert Trittsicherheit und fast schon eine<br />

Portion Schwindelfreiheit. Fortan führt uns ein leicht<br />

gewellter Wanderweg mitten durch dieses aus dem Stein<br />

gehauene Manhattan in der Wüste. Die Tahtali Kilise, die<br />

Kirche der heiligen Barbara, erreichen wir ohne jegliche<br />

Schwierigkeit über einen simplen Holzsteg. Unser Guide<br />

Ali erweist sich schon nach wenigen Stunden als Glücksgriff.<br />

Er ist in Berlin aufgewachsen und spricht Deutsch.<br />

Dank ihm werden all diese wunderbaren biblischen<br />

Darstellungen aus byzantinischer Zeit lebendig. Seine<br />

Erzählkunst haucht selbst den Steinen neues Leben ein.<br />

Allmählich qualmen uns die Socken, aber Ali hat eine<br />

lohnende Überraschung für uns. Mitten in dieser trockenen<br />

Wüstenlandschaft führt uns ein kleiner Schlenker<br />

zum »Zweiten Frühling«. Eine nahe Quelle nährt hohe<br />

Pappeln und ein Sammelsurium aus wilden Blumen.<br />

Den wohltuenden Schatten genießen wir in der Bilderbuchoase<br />

auf gemütlichen Stühlen. Türkischer Tee, serviert<br />

in kleinen Gläsern, schwarz, heiß und süß, und feines<br />

Gebäck lassen nicht lange auf sich warten.<br />

Bei der Rückfahrt bleiben wir abrupt auf einer Anhöhe<br />

stehen. In der Ferne erstrahlen die selbst im Hochsommer<br />

noch schneebedeckten ulkankegel des Erciyes Da<br />

und des Hasan Da. Mit gewaltigen Eruptionen haben<br />

die beiden Fast-Viertausender die einst tropische Sumpflandschaft<br />

der Urzeit mit pyroklastischer Asche Tuff<br />

zugekleistert. Das kreative Dream-Team Wind und Wetter<br />

hat daraus diese perfekte Hollywoodkulisse geformt<br />

und überall dort, wo härtere Lavaschichten einen Deckel<br />

bildeten, märchenhafte Gesteinsformationen herausgewaschen,<br />

die legendären »Feenkamine«.<br />

Für unser weiteres Programm hat uns Ali mit Mustapha,<br />

dem Bikeguide von Argeos, vernetzt. Denn was hilft<br />

die schönste Strecke, wenn man sich dauernd verfährt.<br />

Mustapha stattet uns mit funkelnagelneuen E-Mountainbikes<br />

aus. Gemächlich pedalieren wir Richtung Zelve.<br />

Dort sind die knallroten, spitzen Türmchen durchlöchert<br />

wie ein Schweizer Käse. Hohlwege, Felsabsätze, versteinerte<br />

Buckel – ein Abschnitt für puren Fahrspaß. Über<br />

exponierte Felsen, die so rau sind, dass die Reifen daran<br />

haften wie Marmelade an den Fingern, steuern wir weiter<br />

nach Paabalar ins Tal der Mönche. Und in der Tat,<br />

die dunklen Lavahauben der Feenkamine erinnern stark<br />

an Mönchskapuzen. Die Aussicht raubt uns einmal mehr<br />

den Atem. Oben auf dem Grat sehen wir von Weitem<br />

ein quietschgelbes Fahrzeug leuchten. Ein letzter Aufschwung<br />

und schon stehen wir vor dem ultimativen Saftladen<br />

in einem umgebauten Camper. Der »Black World<br />

offee Shop serviert in dieser aberwitzig eponierten<br />

Lage frisch gepresste Granatäpfel und Orangen und – nomen<br />

est omen köstliche affeespezialitäten.<br />

Gleich am nächsten Morgen treffen wir Ali wieder,<br />

im Göreme Open Air Museum. Die Höhlenkirchen des Unesco-Weltkulturerbes<br />

zählen zu den besterhaltensten der<br />

über 3.000 griechisch-orthodoxen Kirchen Kappadokiens.<br />

or allem die aranlik ilise, die mehrschiffige dunkle<br />

Kirche, überwältigt uns mit der Strahlkraft ihrer Fresken.<br />

Ali läuft zur Höchstform auf. Der komplette Kreuzweg<br />

Christi, die Erweckung des Lazarus, der Auszug aus<br />

Ägypten, der Verrat des Judas und das letzte Abendmahl –<br />

schon reihen sich weitere Deutsche um uns, weil Ali die<br />

Bibelszenen so wortgewaltig plastisch schildert.<br />

ber evehir und Derinkuyu steuern wir am nächsten<br />

Tag zur Ihlara-Schlucht. Ali ist wieder mit an Bord<br />

und hat die Wanderstiefel schon an. Erst kurz nach Güzelyurt<br />

erkennen wir, dass der Melendiz-Fluss sich bis zu<br />

150 Meter tief in die Landschaft eingefräst hat und damit<br />

einen spektakulären Canyon erschuf. Wir folgen dem<br />

schattigen Talgrund, der uns eine prächtige Auenlandschaft<br />

offenbart. unstvoll aus Holzknüppeln gearbeitete<br />

Brücken führen uns immer wieder über mäandernde<br />

Seitenarme des Hauptstroms. Auch hier haben sich die<br />

Menschen in den Felsen angesiedelt und ihre Religion<br />

gelebt. Die Hyazinthen-Kirche, die Schlangenkirche, die<br />

Kirche des heiligen Georg. Gelegentlich erfordern die Zustiege<br />

über Leitern und Balken starke Nerven. Aber die<br />

leuchtenden Fresken sind die Strapazen allemal wert. Dazwischen<br />

gibt es immer wieder fast schon verwunschen<br />

wirkende Oasen mit kleinen Teegärten. Manche wurden<br />

mithilfe schwimmender Pontons direkt über dem Wasser<br />

errichtet. Binsendächer und die Wasserkühlung des<br />

Flusses sorgen auch bei 30 Grad Außentemperatur für<br />

angenehmes Klima. Teppiche und gemütliche Kissen<br />

50 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ENTDECKEN | Kappadokien<br />

erwecken entspanntes Glamping-Gefühl. Wir marschieren<br />

durch bis zur Kathedrale von Selime. Ein markanter,<br />

locker fünf Stockwerke hoher Felszacken, durch und<br />

durch labyrinthartig für sakrale Bauten ausgehöhlt. Die<br />

Hethiter nutzten diese Anlage bereits 1.500 vor Christus,<br />

später diente sie als Männerkloster. Aus dieser Zeit stammen<br />

auch die elaborierten Malereien und Verzierungen.<br />

Auch diese Wanderung erhält die Bestnote.<br />

Tags darauf stehen die unterirdischen Städte von Derinkuyu<br />

und Kaymakli auf dem Programm. Mittlerweile<br />

wurden über 50 unterirdische Städte entdeckt, es schlummern<br />

wohl noch weit über 100 unter der Erde. 31 davon<br />

können besichtigt werden. Kaum vorstellbar, dass in diesen<br />

Höhlenstädten teilweise bis zu 10.000 Menschen monatelang<br />

autark lebten, während die Angriffswellen der saurier,<br />

Hunnen, Perser und Araber darüber hinwegbrandeten.<br />

Die Tour ist nichts für Klaustrophobiker. Die Gänge sind<br />

winzig, schmal und verschachtelt. Häufig geht es nur<br />

stark gebückt von Stockwerk zu Stockwerk durch das<br />

obskure Bauwerk. Ali schildert das beklemmende Leben<br />

dieser hoch spezialisierten Unterwelt. »Seht her, mit<br />

diesem großen Stein wurde der Hauptgang verschlossen.<br />

Das Loch in der Mitte war für den Hebelarm aus<br />

einem Baumstamm. So konnten ein paar starke Männer<br />

im Nu die Pforte unverrückbar verschließen. Durch kleine<br />

Löcher in den Gängen konnten die Aggressoren im<br />

Halbdunkel leicht mit Speeren und Pfeil und Bogen zur<br />

Strecke gebracht werden. Viele stürzten auch in Fallen zu<br />

Tode oder verhungerten grausam in Sackgassen. Die Versorgung<br />

so einer großen Gemeinde war indes eine logistische<br />

Glanzleistung. Es gab Zisternen, Getreidespeicher,<br />

sogar eigene Ställe für das Vieh.«<br />

Kappadokien liegt direkt auf der historischen Seidenstrae.<br />

m . ahrhundert lieen die damaligen Machthaber,<br />

die Seldschuken, das alte römisch-byzantinische Wegenetz<br />

der damals wohl wichtigsten Handelsroute der Welt<br />

... wirkt wie<br />

ein anderer<br />

Planet .<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 51


Das Dream-team<br />

Wind und Wetter<br />

hat diese perfekte<br />

Hollywood -<br />

Kulisse<br />

geformt.<br />

52<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


ENTDECKEN | Kappadokien<br />

Blickfang: Die mehrschiffige, dunkle Kirche<br />

»Karanlik Kilise« im Göreme Museum überwältigt<br />

mit der Strahlkraft der Fresken.<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

53


ENTDECKEN | Kappadokien<br />

Tanzbären? Nein, zwei junge Bären beim spielerischen Kampf. Ein<br />

faszinierendes Schauspiel! Tanzbären? Nein, zwei junge Bären beim<br />

spielerischen Kampf. Ein faszinierendes Schauspiel!<br />

Huch, Eine<br />

Vibrator City<br />

54<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ENTDECKEN | Kappadokien<br />

von Asien nach Europa erneuern. Nicht zuletzt, um damit<br />

Waren und Gelder für den Ausbau und Erhalt des eigenen<br />

Reichs zu generieren. In der Saruhan Karawanserayi lässt<br />

Ali diese Epoche noch einmal für uns aufleben. Das vorbildlich<br />

restaurierte Bauwerk dominiert monumental die<br />

Senke einer Wüstenebene. Früher unterschied man »Han«<br />

und »Karawanserayi«. Ein Han glich mehr einer einfachen<br />

Pension, eine Karawanserei entsprach auf heute übertragen<br />

wohl eher einem Luxushotel. Diese hier wurde 1249<br />

von den Seldschuken errichtet. In der Zeit der großen Kamelkarawanen<br />

wurde alle 40 Kilometer eine Bleibe errichtet,<br />

denn diese Distanz entsprach der täglichen Marschleistung<br />

eines mit Waren beladenen Kamels. Im <strong>Winter</strong> wurde<br />

bei den Tieren geschlafen, denn sie spendeten wohlige<br />

Wärme. Es gab sogar ein ausgeklügeltes Buchungssystem.<br />

Ganz ohne Internet, Facebook und Instagram. »Die Seldschuken<br />

nutzten dafür Brieftauben, was erstaunlich gut<br />

funktionierte«, plaudert Ali aus dem Nähkästchen.<br />

Seit einer guten Woche haben wir jeden frühen<br />

Morgen bis zu 150 Heißluftballons am Firmament bestaunt.<br />

Sie starten kurz vor dem Sonnenaufgang in die<br />

Lüfte. Heute klingelt auch unser Wecker um 05:00 Uhr.<br />

Eine Ballonfahrt über diese Märchenwelt aus Zinnen<br />

und Zacken ist DAS Thema für Flitterwöchner und Instagram-Junkies.<br />

Das schwerelose Schweben über diesem<br />

geologischen Wunderland raubt jedem den Atem.<br />

Doch der Instagram-Hype verschlägt uns obendrein die<br />

Sprache. Auf den Sanddünen stehen noch vor Sonnenaufgang<br />

und bei gerade einmal fünf Grad Celsius ganze<br />

Hochzeitsgesellschaften, teils mit aufgemotzten, amerikanischen<br />

Oldtimern, eigenen Kamera- und Stylingteams.<br />

Die Männer in ihren Smokings sind fein raus,<br />

aber die Damenwelt in ihren luftigen Kleidern klappern<br />

mit den Zähnen, um diese surreale Szene mit möglichst<br />

vielen Heißluftballons auf Social Media zu verewigen.<br />

»Wir waren auch jeden Morgen am Startplatz. Haben<br />

uns alle Seidenkleider mit extralangen Schleppen nähen<br />

lassen«, erzählt eine Kasachin. Schon wischt sie über ihr<br />

Smartphone und zeigt Bilder, wie ihre Freundinnen die<br />

kunterbunten Seidenschleppen für bessere Bilder auf und<br />

ab wedeln. Zum Glück ist ab gut 100 Metern über dem<br />

Boden Schluss mit der Hysterie. Lediglich das Zischen<br />

der Gaszufuhr vermag es dann noch, uns aus einer fast<br />

schon psychedelischen Trance zu reißen. Nach einer guten<br />

Stunde wirft unser Ballon seinen Schatten auf den<br />

Burgfelsen von Uchisar. Wir landen etwas dahinter sanft<br />

auf einer Wiese, von dort geht’s im Shuttle zurück.<br />

Nach all den kulinarischen Genüssen und kulturellen<br />

Highlights sehnen wir uns wieder nach einer ausgiebigen<br />

Radtour. Der Muezzin ruft die Gläubigen gerade zum Gebet,<br />

als wir mit Mustapha ins Zemi-Tal abtauchen. Das<br />

helle Gestein blendet im gleißenden Sonnenlicht. Eine<br />

vom Regen ausgewaschene Rinne markiert den Trail<br />

durch den Steilhang in die eingekerbte, grüne Schlucht.<br />

Zwischen den Büschen führt ein schmaler Weg in Spitzkehren<br />

weiter zum Talboden. Kaum unten angekommen,<br />

sorgt ein schmaler Bach weiterhin für unerhörten Fahrspaß,<br />

wir fahren mal am Ufer, mal direkt im Bachbett.<br />

Das Sahnehäubchen liefern die Tunnel. Mit der Geduld<br />

von Jahrtausenden hat das Rinnsal Gänge in die im Weg<br />

stehenden Berge gespült. Im Limbo-Style tanzen wir auf<br />

dem Rad durch die Höhlen, während das Spritzwasser<br />

unsere Waden kühlt. Wow, wir pfeifen durch die Zähne.<br />

Nicken stumm mit Endorphin geschwängertem Glücksblick.<br />

Es folgt ein Abstecher zum 60 Meter hohen Burgfelsen<br />

von Uchisar. Dort genießen wir noch einmal das<br />

360-Grad-Panorama auf dieses fantastische Felsenchaos<br />

mit seinen pastellfarbenen Felsbändern. Die Abfahrt in<br />

das Güvercinlik-Tal beschert erneut unglaubliche Trails<br />

und führt uns direkt ins »Love Valley«.<br />

Bisher haben wir uns mit Interpretationen zurückgehalten,<br />

aber man muss kein Freudianer sein, um diese<br />

Felspfeiler eindeutig als Phallussymbole zu outen. Eine<br />

riesige Fläche perfekt erigierter Phalli. Eine wahre »Vibrator<br />

City«, und der Weg führt mittendurch. Na, wenn das<br />

kein Grund für Hochgefühle ist.<br />

INFO<br />

WISSENSWERT Kappadokien wirkt wie ein anderer Planet.<br />

Nur vier Stunden Flugzeit, keine schmerzhafte Impfung, kein<br />

Ärger mit Visum, kein Jetlag. 200 Quadratkilometer groß ist<br />

dieses Wander- und Radfahrparadies im zentralanatolischen<br />

Hochland. Die unzähligen Türme, Zinnen und Felsnadeln<br />

verleihen diesem Landstrich einen einzigartigen, fast schon<br />

unwirklichen Charakter.<br />

ANREISE Flug über Istanbul nach Kayseri und von dort mit<br />

Bus ca. zwei Stunden nach Ürgüp und Göreme.<br />

BIKES<br />

Argeus, Istiklal Cad. No: 47, 50400 Ürgüp. Verleih von Bikes<br />

und E-Bikes, Guides, Werkstatt. Großartiges Team von Insidern!<br />

www.argeus.com<br />

Middle Earth Travel, Gaferli Mah. Cevizler Sok. No: 20.<br />

Göreme Gaye Gönülal hat mitten in Göreme ein kultiges Outdoorcafé<br />

mit Bikeshop, Verleih und Reparaturwerkstatt kombiniert.<br />

Er ist gleichzeitig auch Bergführer und Autor mehrerer<br />

Wander-, Bike- und Skibücher. www.middleearthtravel.com<br />

HOTEL Dere Suites: herrliche Höhlensuiten im Tuff, top<br />

Terrassen mit Blick über Ürgüp, feine Restaurants.<br />

www.deresuites.com<br />

BALLONFAHRT Gaferli Mah, Muze Cad, 50180 Göreme.<br />

Zuverlässiger Anbieter mit erstklassigem Personal.<br />

www.voyagerballoons.com<br />

GUIDE Kultur, Wandern, Trekking. Ali Kaya kennt alles und<br />

jeden, hat ein phänomenales Wissen zu den Felsenkirchen<br />

und spricht Deutsch. Kontakt: aliguide@yahoo.com<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

55


text<br />

BSimone Sever<br />

Achtsamkeit<br />

Ein Archipel der<br />

Zur Ruhe kommen. Digital detoxen.<br />

Die innere Mitte wiederfinden. Die Kanarischen<br />

Inseln zählen zu den führenden Destinationen, wenn es um<br />

Achtsamkeit und Spiritualität geht. Wer also in der Hektik des<br />

Alltags den Blick auf das Wesentliche verloren hat und mit sich<br />

selbst wieder in Einklang kommen möchte, der wird ganz sicher<br />

seinen persönlichen Kraftort auf einer der acht Inseln<br />

finden können.<br />

Vulkan<br />

Zum Anhimmeln<br />

Das Gefühl, allein mit dem Universum zu sein, bezaubert besonders zu den frühen Morgenstunden: dann, wenn sich<br />

der Himmel in ein rosarotes Farbenmeer verwandelt. Der Logenplatz, auf dem Gipfel des Teide auf Teneriffa, auf dem<br />

höchsten Berg des Archipels und ganz Spaniens berührt. Doch wer den dritthöchsten Vulkan der Welt im gleichnamigen<br />

Nationalpark El Teide besteigen möchte, der muss knapp vier Stunden einplanen und wissen, dass nur rund 200<br />

offizielle Genehmigungen pro Tag für die Wanderung vergeben werden. Falls dieser Ausflug zu anstrengend ist: Die<br />

Anziehungskraft des mächtigen Teide kann man auch aus sicherer Entfernung spüren. Am Rand des Nationalparks<br />

liegt das gemütliche Retreat »Estilo Verde« in Güímar, wo sich der Blick bei wohltuenden Yogastunden ganz von selbst<br />

auf den alles überragenden Gipfel des Vulkans fokussiert.<br />

Fotos: Hert Niks, Ahmed<br />

56<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


ENTDECKEN | Kanaren<br />

Sei Teil der<br />

Omage<br />

Ausgedehnte Dünenlandschaften, lebhafte Küstenstädte und eine abwechslungsreiche<br />

Natur. Der Norden von Gran Canaria ist grün und üppig, der Süden gekrönt mit dem<br />

fast 2.000 Meter hohen Vulkangipfel des Morro de la Agujereada. Rabenschwarze oder<br />

auch leuchtend weiße Strände wie der Playa de Guayedra oder der Playa de Güi Güi<br />

bieten Rückzugsorte vor grandioser Kulisse. Ein wahrer Fels in der Brandung ist das<br />

»Ayo House Sanctuary«. Hier geht es darum, sich wieder mit sich selbst zu verbinden,<br />

die Dinge in seinem eigenen Tempo zu tun. Natürlich mit Yogastunden,<br />

Achtsamkeitsworkshops und Meditation.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

57


ENTDECKEN | Pamplona<br />

Hemmungen<br />

fallen lassen<br />

Hunderte von Vulkanen, Lavafeldern, palmengesäumten Tälern, verträumten Stränden mit türkisfarbenem Wasser und<br />

bezaubernden kleinen Städten mit weißen Häusern, das ist Lanzarote. Auf der viertkleinsten Kanareninsel sind Feuer<br />

und Erde die dominierenden Elemente. Auf einem knapp zehn Kilometer langen Spaziergang durch die Krater von Caldera<br />

Blanca inspiriert die eindrucksvolle Landschaft Lanzarotes. Mehr braucht es manchmal nicht zum Glücklichsein.<br />

Fotos: Jp files, Jorge Fernandez<br />

58<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ENTDECKEN | Kanaren<br />

Kopfüber ins<br />

Glück<br />

Surfen ist ganz sicher eine Art aktiver Meditation, schließlich ist die Verbundenheit von Körper,<br />

Geist und Seele beim Ritt auf den Wellen besonders ausgeprägt. Ein Erlebnis für alle Sinne.<br />

Wer mag, lernt während eines elftägigen Aufenthalts im »Kasa Yoga La Pared« auf der ältesten<br />

Kanareninsel, Fuerteventura, die Bedeutung von achtsamem Surfen kennen. Wer das Wasser<br />

scheut oder einfach gerne festen Boden unter den Füßen hat, besonders beim Prozess des<br />

Findens der eigenen Mitte, nimmt an den täglichen Yoga- und Meditationssitzungen teil.<br />

Vegane Mahlzeiten runden den Aufenthalt ab.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

59


Um HIMMELS WILLEN<br />

Der Blick in den ungetrübten<br />

Nachthimmel über La Palma<br />

überwältigt und fasziniert. Ganz<br />

besonders intensiv erstreckt sich<br />

das Firmament über den zackigen<br />

Gebirgszügen von La Palma.<br />

Einen vergleichbaren Blick auf die<br />

funkelnde Milchstraße bieten nur<br />

wenige Orte weltweit. Ein Gesetz<br />

reguliert den Flugverkehr und die<br />

Lichtverschmutzung über der<br />

Insel, die besonders für ihre renommierte<br />

Sternwarte »Roque de<br />

los Muchachos« bekannt ist. Von<br />

hier offenbaren sich phänomenale<br />

Perspektiven. Das Universum<br />

lässt grüßen.<br />

Fotos: Didier Barriere Doleac/Shutterstock.com, Frantisek Duris, David Monje<br />

60 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ENTDECKEN | Kanaren<br />

Urlaub mit<br />

TIEFGANG<br />

Wasser steht auf El Hierro, der westlichsten<br />

Kanarischen Insel, im Fokus.<br />

Das vorherrschende Element unserer<br />

Erde ist von unschätzbarem Wert für<br />

alles Leben auf unserem Planeten.<br />

Das wird den Teilnehmern bei einer<br />

Unterwassermeditation inmitten<br />

des marinen Ökosystems mehr als<br />

bewusst. Während der eigene Atem<br />

als Meditationsanker dient, finden<br />

die Teilnehmer zurück zu ihrem<br />

Ursprung. Zum einen durch das Einund<br />

Ausatemgeräusch, zum anderen<br />

durch seine entscheidende Bedeutung<br />

für das Leben unter Wasser.<br />

Besonders aufregend: Während die<br />

Taucher ihre Reise zur Tiefenentspannung<br />

erleben, tummeln sich bunte<br />

Zackenbarsche, Trompetenfische und<br />

Hummer in den Gewässern rund um<br />

El Hierro. Das Gebiet ist Teil von La<br />

Mar de las Calmas, einem der drei<br />

Meeresschutzgebiete der Kanarischen<br />

Inseln.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

61


ENTDECKEN | Kanaren<br />

Luft<br />

NACH OBEN<br />

Sein eigenes Schritttempo bei einer entschleunigenden Wandertour<br />

durch den Nationalpark Garajonay im Herzen der Insel La Gomera zu<br />

finden, ist ganz einfach. Dort, wo subtropische Feuchtwälder seit Jahrmillionen<br />

heimisch sind, laden mehr als 650 Kilometer markierte Wanderwege<br />

ein, die immergrünen Haine nach Herzenslust zu entdecken. Der<br />

gleichmäßige Rhythmus beim Gehen hilft dabei, sich zu besinnen. Und<br />

wer mag, der bucht einen Aufenthalt im »Parador de La Gomera« und<br />

gibt sich ganz dem Wohlbefinden hin, bei Yoga, Meditation, Massagen,<br />

Achtsamkeitsgesprächen, Ausflügen in die herrliche Natur und individuell<br />

zusammengestellten Ernährungsplänen zur Reinigung des Körpers.<br />

Foto: Joonas Eranko<br />

62<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


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Ayurveda-Behandlungen sowie Shiatsu, Yoga und vielem mehr<br />

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die Wohlfühlatmosphäre in den gemütlichen Zimmern bei, die allesamt<br />

mit Balkon ausgestattet sind und einen traumhaften Meerblick bieten.<br />

Das Meer als unerschöpfliche Energiequelle ist im OCÉANO allgegenwärtig<br />

– sei es bei wohltuenden Thalasso-Behandlungen, beim Schwimmen<br />

im Meerwasserpool oder beim Yoga auf der Dachterrasse mit spektakulärem<br />

Panoramablick auf die Berge und den Atlantik.<br />

Aktive Urlauber, die die ursprüngliche Natur Teneriffas bei einer Wanderung<br />

kennenlernen möchten, sind an diesem besonderen Ort am Atlantik<br />

ebenso gut aufgehoben wie Erholungssuchende, die einen Rückzugsort<br />

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milden Temperaturen kann man hier fast ganzjährig im Freien auf der Restaurantterrasse<br />

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65


text<br />

BHarald Braun<br />

Lucky<br />

Poncha!<br />

Das ist doch die berühmte Blumeninsel, auf<br />

der Cristiano Ronaldo aufgewachsen ist?<br />

Mehr wusste Reporter Harald Braun nicht über<br />

Madeira, bevor er neulich zum ersten Mal<br />

vorbeischaute. Seitdem hat sich einiges<br />

verändert – sein Verhältnis zu<br />

Bananen zum Beispiel.<br />

66


ENTDECKEN | Madeira<br />

Eine Wucht, diese Bucht:<br />

Die Hauptstadt Funchal<br />

verdankt ihren Namen dem<br />

wilden Fenchel, der einst<br />

überall wuchs.<br />

I<br />

Ich bin kein Freund von Cristiano Ronaldo. Zu perfekt der<br />

Waschbrettleib, zu angestrengt seine Attitüde, zu eitel sein<br />

Gesamtauftritt. Wer nicht weiß, wer Cristiano Ronaldo ist,<br />

und das kann ja in einem Reisemagazin schon mal vorkommen:<br />

Er ist ein portugiesischer Fußballer. In guten<br />

Zeiten war er der zweitbeste Kicker der Welt. Im Moment<br />

verkauft er seinen alternden Körper und ein bisschen auch<br />

seine Seele in Saudi-Arabien. Wie gesagt: Ich bin kein Fan.<br />

Als ich am Cristiano-Ronaldo-Flughafen in Funchal auf<br />

Madeira lande, habe ich allerdings ein wenig Mitleid mit<br />

ihm. Nicht, weil der Flughafen seit dem 29. März 2017<br />

nach ihm benannt worden ist. Das ist Helmut Schmidt<br />

in Hamburg, Franz Josef Strauß in München und John F.<br />

Kennedy in New York schließlich auch schon widerfahren.<br />

Nein, es ist die Büste mit seinem Konterfei, die am<br />

Flughafen Besucher aus der ganzen Welt begrüßt. Das<br />

also soll der Botschafter der Insel sein? Ein essigsauer<br />

dreinschauender Kantenkopf mit angeklatschtem Haupthaar?<br />

Angeblich soll die erste Version der Büste noch<br />

lachhafter gewesen sein und an Chucky, die Mörderpuppe,<br />

erinnert haben. Die aktuelle Variante sieht eher so<br />

aus, als wäre eni Riefenstahl für den Feinschliff verantwortlich<br />

gewesen: Mehr idealisierter Mann-Mann als<br />

dieser Ronaldo 2.0 ist schwer vorstellbar.<br />

In diesen Minuten am Flughafen stelle ich mich schon<br />

mal darauf ein, in den nächsten Tagen auf Madeira noch<br />

sehr, sehr häufig auf den portugiesischen Halbgott zu<br />

treffen. So ist das wohl, denke ich, wenn man sonst keine<br />

Berühmtheiten hat, auf die man stolz sein kann. Von<br />

wegen. Joao und Alex lachen mich aus. »Vergiss diesen<br />

Gockel einfach«, sagt Joao und winkt ab, »die meisten<br />

Leute auf Madeira lächeln hinter vorgehaltener Hand<br />

über ihn.« Die Jungs sind Anfang, Mitte zwanzig, Alex<br />

ist einer der Besitzer des Segelboots, das wir am zweiten<br />

Tag auf der Insel an der Südküste Madeiras gechartert haben.<br />

Vom Boot aus lerne man Madeira am besten kennen,<br />

behauptet Alex, der seine Firma »Happy Hour Madeira«<br />

2021 mit einem Freund gegründet hat. Er hat zwar einen<br />

Uni-Abschluss in Business Affairs, im Tourismus sei auf<br />

Madeira allerdings deutlich mehr zu verdienen. Vom Boot<br />

aus ist gut zu erkennen, dass Madeira im Bereich seiner<br />

Hauptstadt Funchal nicht gerade aus lieblichen<br />

Landschaften besteht. Zerklüftet und abweisend<br />

wirken die gleich hinter den Küstenstreifen<br />

hoch aufragenden Berge, die Felsen steil, die<br />

Strände karstig. Madeira ist eine Vulkaninsel<br />

rund 1.000 Kilometer vom Festland Lissabons<br />

und nur rund 700 Kilometer von Marokko<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

67


ENTDECKEN | Madeira<br />

entfernt. Rund 250.000 Menschen leben auf ihr, mehr als<br />

die Hälfte davon in Funchal. Während wir auf dem Meer<br />

schon bald einer munteren Gruppe von Pilotwalen hinterherjuckeln,<br />

erzählt Alex, was ihm an seiner Heimatinsel<br />

am besten gefällt. Also unabhängig von den Walen und<br />

Delfinen, die sein Geschäft ankurbeln, dem fantastischen<br />

Essen, von dem er unablässig schwärmt, und der leckeren<br />

Poncha. Poncha? Dazu später mehr. Sind es die Blumen<br />

möglicherweise, will ich wissen, die berühmte Vegetation<br />

der Insel?<br />

»Wirklich nicht«, wieder lacht Alex mich aus, »seh’<br />

ich aus wie ein Erdkundelehrer? Nein, es sind die fantastischen<br />

Surfspots auf der Insel. Schon mal von Jardim do<br />

Mar gehört?« Klingelt da was bei mir? Zumindest ganz<br />

leise womöglich? Nein. Ich muss mir detailliert erklären<br />

lassen, dass dieser kleine Fischerort an der Westküste der<br />

Insel unter Surfern aufgrund seiner günstigen Lage für<br />

sogenannte »Point Breaks« weltberühmt ist.<br />

»Jardim do Mar, Paul do Mar, Ponta Pequena – das<br />

sind hier heilige Orte für Surfer. Nichts für Anfänger<br />

allerdings«, sagt Alex – und er kennt sich aus. In jeder<br />

freien Minute ist er an den besten Surfspots der Insel anzutreffen.<br />

»Für Beginner und Leute, die sich noch ein bisschen<br />

verbessern könnten, würde ich allerdings die Nordküste<br />

von Madeira empfehlen. Ist sicherer.« Der Törn mit der<br />

»Happy Hour«-Crew endet nach einem halben Tag da, wo<br />

sie begonnen hat – an der Funchal Marina, dem kleinen,<br />

beschaulichen Yachthafen der Hauptstadt. Gleich ums<br />

Eck beginnt schon die malerische Altstadt Funchals.<br />

»Vergesst nicht, die Poncha zu probieren. Wenn ihr<br />

das verpasst, wart ihr eigentlich gar nicht auf Madeira«,<br />

gibt uns Alex noch mit auf den Weg. »Aber lasst euch<br />

keine Touristenplörre andrehen.«<br />

Am nächsten Morgen treffen wir aueline. Sie ist<br />

unser Guide auf einer kulinarischen Tour durch Funchal,<br />

der einzigen großen Stadt auf Madeira. Jaqueline war<br />

früher mal ein einfacher Guide, der Touristen durch die<br />

»Old Town« Funchals führte. Doch ein kulinarischer Spaziergang<br />

in Island brachte sie auf den Gedanken, so ein<br />

Unternehmen auch auf Madeira zu gründen: »Madeira<br />

Food on Foot«. Mehr als drei Stunden kreuzen wir durchs<br />

gemütliche Funchal, um uns exotische Teesorten vorstellen<br />

zu lassen, Schokolade und Kuchen zu vertilgen, Weine<br />

zu verkosten und uns nebenbei mit den wichtigsten<br />

Informationen zur Stadtgeschichte ausstatten zu lassen.<br />

Wir schauen uns die berühmte Kathedrale an der Avenida<br />

Arriaga an und fahren aus Spaß mit der populären<br />

Seilbahn vom alten Teil der Stadt hoch nach Monte. 15<br />

Minuten dauert die Fahrt vor der Hintergrundkulisse des<br />

Atlantischen Ozeans. Der Clou: Anschließend geht’s mit<br />

einem rustikalen Korbschlitten, gesteuert von zwei sogenannten<br />

Carreiros, wieder in die Altstadt. Kurios. Aber<br />

hilfreich. Denn Funchal ist wie fast alle Orte auf Madeira<br />

nicht unbedingt fußgängerfreundlich. Wer nie im Leben<br />

bei den Bundesjugendspielen eine Siegerurkunde bekommen<br />

hat, wird bei dem ständigen Auf und Ab in der Stadt<br />

ganz sicher außer Puste geraten.<br />

Food-Guide Jaqueline macht einen prima Job, auch<br />

wenn ihr meine ständigen Nachfragen nach der berühmten<br />

Poncha so langsam auf die Nerven gehen. »Den gibt<br />

es erst auf unserer letzten Station«, sagt sie, »vorher würde<br />

dich die Wirkung dieses Getränks ein wenig … nun ja<br />

… ablenken.« Während wir uns in einem traditionellen<br />

Restaurant in der Innenstadt eine zünftige »Espetada«<br />

schmecken lassen, denke ich darüber nach, was Jaqueline<br />

wohl damit meint. Ablenken? Wovon bloß? Falls<br />

sich derweil jemand gefragt haben sollte, was eine Espetada<br />

ist Es handelt sich um einen Rindfleischspie, der<br />

mit Lorbeer und Meersalz gewürzt wird und dann üppig<br />

über dem Tisch an einer Art Haken baumelt. So dürften<br />

Seeräuber früher gespeist haben, das Setting jedenfalls<br />

ist perfekt dafür. Der Fleischspie wird über dem offenen<br />

Holzfeuer gegrillt und ist eine der beliebtesten Speisen<br />

auf Madeira. Was dem Wiener sein Schnitzel und dem<br />

Berliner die Bulette ist dem Madeirenser sein Fleischspieß<br />

– das habe ich an diesem Tag gelernt.<br />

So eine Fleischspeise macht durstig, doch vor der<br />

finalen Einkehr in eine stabile Bar führt aueline uns<br />

noch in die Rue de Santa Maria in der Zona Velha. Früher<br />

hätten sich in diesem abseitigen Teil der Altstadt Funchals<br />

nur Gesindel, Ganoven und andere Nachtgestalten<br />

herumgetrieben. Für den bürgerlichen Teil der Bevölkerung<br />

sei das eine Art No-go-Area gewesen, erzählt sie.<br />

Es musste erst 2010 eine Flutkatastrophe halb Madeira<br />

unter Wasser setzen, um das zu ändern. Statt alles wieder<br />

so schmucklos zu restaurieren, wie es vorher war, bat die<br />

Stadtverwaltung Künstler aus der ganzen Welt, im Rahmen<br />

eines groß angelegten Kunstprojekts die Türen des<br />

Zona-Velha-Viertels nach ihren Vorstellungen zu gestalten.<br />

So entstand dort nach und nach ein kunterbuntes<br />

Street-Art-Szenario, das mit den neugierigen Touristen<br />

auch immer mehr Bars und Restaurants anzog. Heute ist<br />

das Viertel längst ein Hotspot der Stadt. Auch Cristiano<br />

Ronaldo begegnet mir hier ständig: Als Name auf den<br />

zahlreichen Trikots, die hier in beinahe jedem zweiten<br />

Laden und in jeder Größe angeboten werden.<br />

Am Ende der Tour landen wir dann wie versprochen<br />

in einer kleinen Bar, in der es, so Jaqueline, besonders<br />

gute Poncha geben soll. Es handelt sich, wie wir bei der<br />

ubereitung des süen Gesöffs lernen, um ein Gemisch<br />

aus Zuckerrohrbrand, Zitrone und Honig, dem je nach<br />

Gusto auch Maracuja, Ananas und wer weiß was noch<br />

für Säfte zugeführt werden können. Klingt harmlos, sorgt<br />

68<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Was dem Wiener sein<br />

Schnitzel und dem Berliner die<br />

Bulette ist dem Madeirenser<br />

sein Fleischspieß.<br />

Hoch die Spieße – und die Gläser: Poncha, ein Mix<br />

aus Zitronensaft, Honig und Zuckerrohrschnaps,<br />

sowie Espetadas (Fleischspieße) sind ein Muss.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

69


Jardim do Mar,<br />

Paul do Mar,<br />

Ponta Pequena –<br />

das sind hier heilige<br />

..<br />

Orte fur Surfer.<br />

70<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ENTDECKEN | Madeira<br />

Nahezu alle Früchte der Welt<br />

gedeihen auf Madeira und<br />

geben sich auf dem Mercado<br />

dos Lavradores ein farbenprächtiges<br />

Stelldichein.<br />

Fotos: Lomb/Shutterstock.com, Dimitry B., Cristina Bernardo/Shutterstock.com, Mauro Rodrigues/Shutterstock.com, Colin Watts, Reiseuhu, TutuIonatan/Shutterstock.com; Illustration: Jeanne Yu/Shutterszock.com<br />

aber für amtlich Schlagseite, weil man die Wirkung des<br />

leichtgängig-süffigen Getränks völlig unterschätzt. ch<br />

weiß jetzt, was Jaqueline mit »ablenken« meinte. Nach<br />

dem zweiten Glas Poncha heißt die Lösung nur noch: fokussieren,<br />

Junge, fokussieren – und schnell für ein, zwei<br />

Stunden ins Hotelzimmer.<br />

Wer sich ein Fläschchen von der feinen Poncha, die<br />

auf Madeira wirklich zu jeder Zeit und zu jedem Anlass<br />

getrunken wird, mit nach Hause nehmen will, sollte im<br />

»Pereira D’Oliveira« vorbeischauen. In diesem historischen<br />

Gebäude aus dem Jahr 1619 lagern nicht nur zahlreiche<br />

der hervorragenden Dessertweine aus Madeira,<br />

sondern auch Poncha-Bestände in allen Varianten.<br />

Reden wir über das Wetter. Das ist zwar in der Regel<br />

langweilig, wenn’s um Madeira geht, aber unerlässlich.<br />

Madeira gilt als sogenanntes Ganzjahresziel. Der Grund<br />

ist sein grandioses Klima: Es wird im Sommer nicht richtig<br />

heiß, im <strong>Winter</strong> aber auch nie wirklich kalt. Das macht<br />

vor allem Wanderer glücklich, die im Norden der Insel<br />

an den Levadas, den kleinen, von Menschen angelegten<br />

Wasserkanälen entlangwandern. Da der Süden Madeiras<br />

trockener ist als der Norden, hat man das Wasser mittels<br />

dieser kleinen Kanäle schon in den alten Zeiten von<br />

Nord nach Süd transportiert, um dort die vielen Bananenplantagen<br />

und Weinberge zu bewässern. Heute dienen<br />

die Levadas oft als Planken, an denen sich Wanderer<br />

auf Madeira orientieren – rund 2.000 Kilometer soll das<br />

Wandernetz auf der Insel lang sein. Wir fahren mit dem<br />

Jeep in den Norden und stellen fest: Je höher wir kommen,<br />

umso spektakulärer zeigt sich die Landschaft – vor<br />

allem der 1999 zum Weltnaturerbe erklärte Lorbeerwald<br />

tut sich in dieser Hinsicht hervor. In diesem Abschnitt<br />

Madeiras erschließt sich dann auch, warum man immer<br />

von der »Blumeninsel« spricht: Die Vegetation auf Madeira<br />

ist reich und vielfältig, es heißt, dass die Insel ein wahrer<br />

Schmelztiegel der Pflanzenarten sei. Hier gedeihen<br />

friedlich Gewächse aus allen fünf Kontinenten zusammen,<br />

irgendwas blüht immer. Auch im Norden der Insel<br />

wird Wein angebaut, wie wir beim Lunch auf einem der<br />

urigen Güter hoch oben in den Bergen Madeiras erfahren.<br />

Im »Quinta do Barbusano« kredenzt man uns neben<br />

den hauseigenen Weinen auch wieder eine deftige Espetada.<br />

Nur bei der Poncha winken wir ab. Ein Nachmittag<br />

Schlagseite reicht fürs Erste.<br />

Schließlich steht heute auch noch ein Museumsbesuch<br />

an. Allerdings handelt es sich dabei um ein wirklich<br />

kurioses Bildungsinstitut. Das BAM ist ein privat geführtes<br />

und technisch anspruchsvolles Haus auf einer Bananenfarm.<br />

Die Banane ist auf Madeira eine große Sache,<br />

auch wenn man die gut 20 produzierten Tonnen im Jahr<br />

nur für den eigenen Verbrauch nutzt und maximal noch<br />

ein paar krumme Geschäfte mit Spanien macht. Im Centro<br />

da Banana da Madeira erklärt ein junger Farmer, der aussieht<br />

wie ein angesagter House-DJ, warum die Banane<br />

auf Madeira so eine große Bedeutung hat. Vor allem aber<br />

zeigt er uns, wie die Frucht sich im Laufe ihrer Blüte<br />

entwickelt. Unterlegt wird das im BAM mit interaktiven<br />

Aufbauten, Filmen, Folianten und nicht zuletzt mit Fotos<br />

aus den Anfängen der Bananenfarmerkunst. Interessant.<br />

Und verrückt zu sehen, wie fortschrittlich, interaktiv und<br />

unterhaltsam ein Museum sein kann, selbst wenn es nur<br />

um die Banane geht. Bevor wir das BAM verlassen, frage<br />

ich den Bananen-DJ noch kurz nach Cristiano Ronaldo,<br />

ob man sein Hotel, das Pestana CR7 oder sein eigenes<br />

Museum gleichen Namens gesehen haben müsse. DJ Banane<br />

schaut mich kurz verblüfft an, dann grinst er blo<br />

breit und fragt: »Wie soll der Typ heißen?« That’s the spirit.<br />

INFO<br />

ÜBERNACHTEN Luxushotel direkt am Atlantik mit grandiosem<br />

Pool nahe Funchal: Savoy Palace, Av. do Infante 25,<br />

9004-542 Funchal. DZ ab € 265 die Nacht,<br />

www.savoysignature.com<br />

BOOTSTOUR Private Bootstouren von Funchal aus bietet<br />

Happy Hour Madeira an. Von Sunset-Touren über Familienausflüge<br />

bis hin zu Gastronomic Tour mit privatem Koch an<br />

Bord. www.happyhourmadeira.com<br />

FOOD-TOUR Zu geheimen Bars und Restaurants, die<br />

Einheimische besuchen, führen die Touren von »Madeira<br />

Exquisite Food on Foot«. In vier Stunden probiert man sich<br />

durch die Spezialitäten der Küche Madeiras.<br />

www.madeirafoodonfoot.com<br />

Alles rund um die Banane finden Besucher im BAM. Von<br />

Kunst über informativ bis hin zum kleinen Shop mit netten<br />

Souvenirs. www.bam-centrodabananadamadeira.pt/de/<br />

Mehr Infos über Madeira unter: www.visitmadeira.com<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

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72<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


ENTDECKEN | Pamplona<br />

Liebe<br />

auf den<br />

ersten<br />

Blick<br />

text & fotos<br />

BAnja Kocherscheidt<br />

Herausragend: Hinter<br />

jeder Ecke der fröhlichbunten<br />

Altstadtgassen<br />

von Pamplona wartet eine<br />

neue Überraschung.<br />

Pamplona im Spätsommer. Ich sitze in der<br />

Bar Txoko an der zentralen Plaza del Castillo<br />

und tunken frisch frittierte Churros in dickflüssigen,<br />

warmen Schokoladenpudding. Mit den ersten Bissen<br />

breitet sich in meinem Bauch ein wohliges Gefühl<br />

und auf meinem Gesicht ein breites Grinsen aus. Es<br />

hat nicht nur mit dem köstlichen spanischen Spritzgebäck<br />

zu tun. Vielmehr ist es eine Erinnerung an<br />

meinen ersten Besuch in Pamplona vor 28 Jahren.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

73


ENTDECKEN | Pamplona<br />

Hier kann man im Bett des Nobelpreisträgers<br />

nächtigen: Ernest Hemingways<br />

Zimmer im Hotel »La Perla«.<br />

Damals fing alles an, geht es mir durch den<br />

opf. Damals habe ich mich unsterblich<br />

verliebt und es war iebe auf den ersten<br />

Blick. ch verliebte mich Hals über opf<br />

und wahrscheinlich für den Rest meines<br />

ebens. erliebte mich in die spanische<br />

ebensart, die Sprache, die Musik, die<br />

Menschen, die ultur, das Essen.<br />

Unzählige Male bin ich seither zurückgekehrt. Und bis<br />

heute spüre ich Schmetterlinge im Bauch, wenn ich zu<br />

Hause einen spanischen Song höre oder einen Film in<br />

spanischer riginalfassung anschaue.<br />

Und nun sitze ich hier, in Pamplona, wo damals alles<br />

anfing. Während mein Blick über die rechteckige Plaza<br />

schweift, die Einheimische gern als das Wohnzimmer<br />

von Pamplona bezeichnen, wo sich Bar an Bar reiht und<br />

Menschen fröhlich gestikulierend flanieren oder ihre<br />

Drinks genieen, kommt mir Ernest Hemingway in den<br />

Sinn. Denn Hemingway muss es damals, , bei seinem<br />

ersten Besuch in Pamplona ganz ähnlich ergangen<br />

sein wie mir. Auch bei ihm war es iebe auf den ersten<br />

Blick nur so kann ich mir erklären, dass er bis kurz vor<br />

seinem Tod immer und immer wieder zurückkehrte.<br />

Meine eugierde treibt mich an. ch möchte erfahren,<br />

was Hemingway in diesem Punkt mein Seelenverwandter<br />

an Pamplona fasziniert hat, und begebe mich auf<br />

Spurensuche. Das ist nicht schwierig, denn Ernesto,<br />

wie die Spanier ihn nennen, ist omnipräsent in Pamplona.<br />

Sein Roman Fiesta aus dem ahr verschaffte<br />

der bis dahin verschlafenen Provinzhauptstadt über<br />

acht einen Platz auf der touristischen andkarte. Denn<br />

in dem Roman schildert der damalige Reporter und spätere<br />

iteraturnobelpreisträger die Fiestas von Pamplona<br />

auf so unwiderstehliche und aufregende Weise, dass bis<br />

zum heutigen Tag Heerscharen von Touristen aus aller<br />

Welt kommen, um die Sanfermines mitzuerleben.<br />

Einer, der sich mit Hemingways eben in Pamplona<br />

auskennt, ist eonardo Sireci. Der gebürtige Mailänder<br />

ist Gästeführer, lebt seit gut zehn ahren mit seiner spanischen<br />

Frau in Pamplona und kennt die Stadt wie seine<br />

Westentasche.<br />

Es ist interessant, dass wir uns gerade hier, in der<br />

Bar Toko, treffen, begrüt mich eo und legt seine Tasche<br />

auf den Stuhl neben sich. Denn das war eine der<br />

ieblingsbars von Hemingway. Was kein Wunder ist, da<br />

das Hotel uintana, in dem er während seiner ersten Besuche<br />

wohnte, direkt nebenan lag.<br />

74 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Auf einen Drink mit<br />

Ernesto: Kein Problem im<br />

»Rincón de Hemingway«<br />

Heute so prächtig wie damals:<br />

Hemingways Stammlokal,<br />

das Café »Iruña«<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

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76<br />

Tänzchen gefällig?<br />

Auf der zentralen Plaza<br />

del Castillo finden sich<br />

Alt und Jung an lauen<br />

Sommerabenden zu<br />

einer improvisierten<br />

Choreografie zusammen.


ENTDECKEN | Pamplona<br />

Fotos: Francis Vaquero/Tourismo de Navarra; Illustration: Alive_art/Shutterstock.com<br />

eo zeigt auf die historische Fassade n den Fenstern<br />

hängen Plakate einer mmobilienfirma, die hier Eigentumswohnungen<br />

und Büros anpreist das Hotel uintana<br />

gibt es schon lange nicht mehr. Doch damals, Anfang<br />

der er-ahre, war das anders. Hotelbesitzer uanito<br />

uintana und der aufstrebende Schriftsteller Hemingway<br />

verstanden sich auf Anhieb.<br />

ch bezahle und schlendere auf die gegenüberliegende<br />

Seite der Plaza. or einer riesigen Terrasse hält eo<br />

an. Hier befinden wir uns vor einer der markantesten<br />

Adressen in Pamplona, dem af rua, erklärt er mir.<br />

Das gibt es schon seit . Und es war das erste okal<br />

der Stadt, das über Elektrizität verfügte. Als wir über<br />

die Türschwelle treten, überkommt mich das Gefühl,<br />

als würden wir in ein weit zurückliegendes ahrhundert<br />

eintauchen stilvolle ronleuchter, wandfüllende Spiegel,<br />

reich dekorierte Säulen, ein riesiger blank polierter Tresen,<br />

hinter dem aufmerksame ellner hin und her flitzen,<br />

der schwarz-wei geflieste Boden und das Art-dco-Mobiliar,<br />

dem man seine ahre auf gute Weise ansieht. Es<br />

duftet nach af und spanischen Spezialitäten, an den<br />

Tischen sitzen Grüppchen von Einheimischen und Touristen,<br />

die wohl genauso wie ich gerade eine kleine eitreise<br />

unternehmen.<br />

Das war Hemingways ieblingsadresse in Pamplona,<br />

sagt eo und zeigt dabei auf die reiche Spirituosenauswahl<br />

hinter dem Tresen. Hier traf er sich mit Freunden,<br />

schrieb seine Beobachtungen auf und genoss auch<br />

den ein oder anderen Drink. Mit einem Handzeichen<br />

lotst er mich in einen ebenraum, den Rincon de Hemingway<br />

auf Deutsch Hemingways Ecke. Als eo die<br />

Tür öffnet und das icht anknipst, zucke ich unwillkürlich<br />

zusammen. Denn an einem weiteren Tresen lehnt <br />

Ernest Hemingway. Als lebensgroe Bronzestatue wurde<br />

ihm hier ein ewiger Platz an der Bar eingeräumt. Fast<br />

sieht es so aus, als plaudere der Autor gerade bei einem<br />

Drink mit alten Freunden.<br />

Wir treten wieder hinaus ins grelle icht des achmittags<br />

und biegen von der Plaza ab in eine enge, mit<br />

opfsteinpflaster ausgelegte Strae. Auf den ersten Blick<br />

sieht die Strae aus wie viele andere in der Altstadt von<br />

Pamplona Souvenirshops, Buchläden und Bars reihen<br />

sich aneinander wie Perlen auf einer Schnur. Was genau<br />

hat diese Strae mit Hemingway zu tun<br />

eo erklärt Bekanntermaen liebte Hemingway die<br />

Sanfermines von Pamplona. Diese Feierlichkeiten zu Ehren<br />

unseres Stadtheiligen San Fermn finden edes ahr<br />

zwischen dem . und . uli statt, und die alle Estafeta<br />

spielt darin eine Hauptrolle. Denn während der Fiestas<br />

laufen auf diesen rund Metern täglich nicht nur<br />

sechs Stiere und sechs chsen mitten durch die Altstadt<br />

von Pamplona bis zur Stierkampfarena mit ihnen laufen<br />

auch bis zu . adrenalinsüchtige Mozos. Diese<br />

vorwiegend ungen Menschen sind traditionell ganz in<br />

Wei gekleidet, einzig ein rotes Halstuch und eine rote<br />

Hüftschärpe sorgen für Farbtupfer.<br />

Heute ist die Tradition des sogenannten Encierros<br />

zum Teil sehr umstritten, sagt eo. Aber sie hat tatsächlich<br />

ganz pragmatische Ursprünge. Die groen<br />

iehtransporter und später kw, die die Stiere aus Südspanien<br />

hierherbrachten, konnten nicht in die engen<br />

Gässchen der Altstadt hineinfahren, um bis zur Arena zu<br />

gelangen. Deshalb wurden die Tiere auerhalb des entrums<br />

in sogenannten orrales gehalten und von uhhirten<br />

mit Rufen und Stöcken durch die Straen getrieben.<br />

Mit der eit schlossen sich diesem Brauch immer mehr<br />

Menschen an. Und heute gilt es unter ungen Männern<br />

als Mutprobe, eine kurze eit lang neben oder vor den<br />

massigen Tieren herzulaufen.<br />

n den er-ahren, als Hemingway bereits ein Autor<br />

von Weltruhm war und über entsprechende Mittel<br />

verfügte, logierte er bei seinen Pamplona-Besuchen mit<br />

seiner vierten Frau Mary Welsh im Gran Hotel a Perla<br />

an der Plaza del astillo. Dort treffe ich in der obby des<br />

Fünfsternehauses auf Rafael Moreno. Der lapperstorch<br />

hat mich auf dem Balkon im fünften Stock abgelegt. Damals<br />

wohnte auf dieser Etage noch unsere Familie. Meine<br />

Urgroeltern haben das a Perla a gegründet,<br />

erklärt der Hoteldirektor in vierter Generation.<br />

Don Rafael ist ein echter Gentleman, ein Gastgeber der<br />

alten Schule und ein sehr feiner Mensch. Es ist Teil unserer<br />

Philosophie, die Historie und die vielen namhaften Gäste<br />

zu ehren, die in den letzten anderthalb ahrhunderten immer<br />

wieder in unserem Haus gewohnt haben, erklärt er.<br />

Dazu gehören neben vielen anderen der Regisseur rson<br />

Welles, die spanische önigsfamilie, Ausnahmegeiger Pablo<br />

de Sarasate, Schauspieler wie harlie haplin oder harlie<br />

Sheen und natürlich Ernest Hemingway.<br />

Mit einem schweren Schlüssel öffnet Rafael Moreno<br />

die Tür zur Suite ummer , dem immer, in dem<br />

Ernest Hemingway während seiner Pamplona-Besuche<br />

immer wieder wohnte. Das ursprüngliche Mobiliar, der<br />

Schreibtisch des Autors, die historischen Heizkörper, die<br />

opfteile der beiden Einzelbetten sowie die Dekoration<br />

aus Hemingways Tagen, wurden sorgfältig aufgearbeitet<br />

und mit modernen Details ergänzt. atürlich haben wir<br />

die Betten und das Badezimmer den modernen Standards<br />

eines Fünfsternehotels angepasst. Doch im Groen und<br />

Ganzen hat Hemingway dieses immer genauso bewohnt,<br />

wie Sie es etzt vor sich sehen.<br />

Doch warum wählte Hemingway immer wieder genau<br />

dieses immer ch denke, Hemingway liebte das<br />

immer, weil es über zwei französische Balkone hinaus<br />

auf die alle Estafeta verfügt und damit hielt der<br />

Schriftsteller uasi einen ogenplatz für den Encierro,<br />

schmunzelt Direktor Moreno.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

77


ENTDECKEN | Pamplona<br />

Pintxo (links)<br />

kommt von pinchar<br />

(durchbohren) –<br />

das sollte bei den<br />

Stierläufen der<br />

Sanfermines<br />

(rechts) besser<br />

nicht passieren!<br />

ch könnte noch länger verweilen und seinen Geschichten<br />

lauschen wie Teufelsgeiger Sarasate einmal von seinem<br />

Balkon ein spontanes onzert für die Menschen auf<br />

der Plaza gab oder wie rson Welles wegen finanzieller<br />

Engpässe die eche prellte und erst zwei ahre später beglich.<br />

Doch ich muss weiter, denn ich habe noch längst<br />

nicht alles von Pamplona gesehen<br />

nzwischen ist es Abend geworden und ich setze<br />

mich auf eine Bank an der Plaza del astillo. n dem<br />

groen Sandsteinpavillon in der Mitte des Platzes spielt<br />

ein dreiköpfiges Ensemble traditionelle Tanzmusik mit<br />

Trommel, Dudelsack und einer Art Flöte. Das ist eine<br />

Tistu, erklärt mir eine ältere Dame auf achfrage, ein<br />

traditionelles baskisches nstrument. Und dann werde<br />

ich eugin von etwas, was es so vielleicht nur in Europas<br />

Süden gibt Alt und ung fassen sich an den Händen,<br />

schwingen Halstücher und tanzen gemeinsam zu einer<br />

improvisierten horeografie, selbstvergessen und als<br />

gäbe es in diesem Augenblick nichts Wichtigeres auf der<br />

Welt und sofort flattern wieder die Schmetterlinge in<br />

meinem Bauch.<br />

Doch nicht lange, dann macht sich dieser durch ein<br />

unüberhörbares nurren bemerkbar. Und gegen Hunger<br />

hat Pamplona ebenfalls etwas nämlich Pintos.<br />

Dabei handelt es sich Achtung, Fettnäpfchen keineswegs<br />

um einfache Tapas. Das baskische Wort Pinto<br />

stammt ab vom spanischen erb pinchar zu Deutsch<br />

etwa durchbohren. Und so erkennt man den typischen<br />

Pinto auch leicht am ahnstocher, der das oft lukullisch<br />

ausgefeilte Topping mit einem Stück Baguette verbindet.<br />

Glücklicherweise hatte mir Stadtführer eo zum<br />

Abschied einen Tipp gegeben, wo ich einige der besten<br />

Pinto-okale der Stadt finden würde nämlich in der<br />

alle San icolas. Sie vereint auf knapp Metern sage<br />

und schreibe okale, womit es sich einigen uellen<br />

zufolge um die gröte Bardichte in ganz Spanien handelt.<br />

Und so stürze ich mich ins Getümmel, bewundere<br />

kunstvoll an langen Tresen aufgeschichtete Pintos, geniee<br />

abelau, Serranoschinken, Anchovis, Schafskäse,<br />

trinke zwei Bier und einen Wermut und bewundere das<br />

Thekenpersonal, wie es selbst bei gröter autstärke und<br />

dichtestem Gedränge weder die Höflichkeit noch den<br />

berblick verliert. Einen weiteren Tipp von eo, den berühmten<br />

Aoarriero aus avarra abelau im Schmortopf<br />

und der berlieferung nach eines der ieblingsgerichte<br />

von Ernest Hemingway , spare ich mir für meinen<br />

nächsten Besuch in Pamplona auf. Mehr geht heute einfach<br />

nicht.<br />

Mein Bauch, mein opf und mein Herz sind voll. Und<br />

auch wenn ich es noch immer nicht in Worte fassen kann <br />

inzwischen wei ich, warum Hemingway bis an sein ebensende<br />

von dieser Stadt nicht loskam. Und ich vermute<br />

Mir wird es ähnlich gehen <br />

INFO<br />

Allgemeine Infos zur Region und zu Pamplona gibt<br />

es unter: www.visitnavarra.es<br />

ANREISE Von den meisten deutschen Flughäfen<br />

über Madrid und Barcelona. Von dort verkehren<br />

mehrmals täglich Züge und Busse nach Pamplona.<br />

SCHLAFEN Das moderne Hotel Maisonnave liegt<br />

mitten im Zentrum von Pamplona und nur einen<br />

Katzensprung von der Plaza del Castillo entfernt.<br />

Zimmer ab € 129, www.hotelmaisonnave.es. Im<br />

Fünf-Sterne-Haus La Perla mit dem berühmten<br />

Hemingway-Zimmer nächtigt man je nach Saison<br />

ab € 161. www.granhotellaperla.com<br />

TOUREN Geführte Stadtbesichtigungen auf Englisch<br />

und Spanisch bieten Francisco und Leonardo<br />

von www.novotur.com an. Wer lieber individuell<br />

unterwegs ist, nutzt die auf Englisch verfügbare<br />

App Pamplona Iruña!<br />

ESSEN Unbedingt Pintxos! Die größte Auswahl<br />

gibt’s in der Calle San Nicolas, aber auch rund<br />

um die Plaza del Castillo, zum Beispiel in der Bar<br />

Txoko oder in Hemingways Wohnzimmer, dem Café<br />

Iruña. Feinste Küche im Miniaturformat findet man<br />

am entsprechend gut besuchten Tresen der Café<br />

Bar Gaucho, die mehrfach für ihre exzellenten<br />

Pintxos ausgezeichnet wurde.<br />

78<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


HOTEL<br />

WAGENUMWOBEN<br />

5 6 1.<br />

99 0<br />

TEURER<br />

REINFALL<br />

Schlafen kann sehr teuer sein.<br />

Damit meinen wir nicht nur die<br />

Übernachtung in einem Luxushotel.<br />

Ferris Rafauli hat ein Bett<br />

entworfen, das wohl als teuerste<br />

Schlaffläche der Welt gilt. Es<br />

wurde bei der schwedischen<br />

Manufaktur Hästens per Hand<br />

in 600 Arbeitsstunden gefertigt.<br />

Der Rapper Drake schläft auf<br />

dem Kunstwerk aus Pferdehaaren,<br />

Stachelrochenhaut und ähnlich<br />

nachhaltigem Edelmaterial.<br />

George Clooney und Angelina<br />

Jolie übrigens auch. Der Preis:<br />

561.990 Euro. Ohne Kopfteil<br />

wohlgemerkt. Das kostet extra.<br />

Fotos: La Mamounia, Kruger Shalati<br />

Bitte einsteigen, der Zug bleibt, wo er ist.<br />

Nämlich auf der 1912 eröffneten Selati-Brücke<br />

im Kruger-Nationalpark in Südafrika.<br />

Der Zug mit den 24 Waggons wurde absichtlich<br />

hier geparkt und in ein Luxushotel<br />

namens »Kruger Shalati – the train on the<br />

bridge in Mpumalanga« verwandelt. Und<br />

so betten sich die Gäste in den luxuriös<br />

ausgestatteten Waggons mit wunderschöner<br />

Aussicht über die weite Steppe und den<br />

Sabie River, wo das ganze Jahr über das<br />

Who’s who der afrikanischen<br />

Tierwelt vorüberspaziert.<br />

www.krugershalati.com<br />

FÜR KUCHEN<br />

HIER BUCHEN<br />

Es ist fast unmöglich, die moderne<br />

Geschichte Marrakeschs<br />

vom Luxushotel La Mamounia<br />

zu trennen. In den frühen<br />

1900er-Jahren in ein Hotel<br />

umgewandelt und teilweise im<br />

Besitz der königlichen Familie<br />

übernachtete hier jeder, der<br />

Rang und Namen hatte. In diesem<br />

Jahr ist die Grande Dame<br />

Marokkos 100 Jahre geworden<br />

– und ist noch genauso beeindruckend<br />

und verwunschen wie<br />

eh und je. Wir sagen herzlichen<br />

Glückwunsch!<br />

www.mamounia.com<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 79


HOTEL<br />

text<br />

Jasmin Faust<br />

FUTURISTISCH WOHNEN,<br />

TRADITIONELL TRINKEN<br />

Auf den ersten Blick haben der Bierklassiker Guinness und das recht neue<br />

und avantgardistische Hotel Anantara The Marker nicht viel gemeinsam.<br />

Doch dann, nach dem ersten, zweiten oder vielleicht dritten Schluck,<br />

sieht das schon ganz anders aus. Dublin, so mag ich dich.<br />

ANANTARA THE MARKER Dublin<br />

80<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Ein Guinness in Ehren kann niemand verwehren. Schon gar nicht in<br />

Dublin, denn Irlands Nationalheilmittel wird in der Hauptstadt gebraut.<br />

Es geht in die Docklands von Dublin. Ich sitze<br />

in einer Limousine. Der freundliche und<br />

durchaus gesprächige Fahrer hat mich vom<br />

Flughafen abgeholt und mir gleich eine Lektion<br />

fürs Leben verpasst. Oder wusstet ihr<br />

schon, dass das weltweit bekannte, dunkle<br />

Bier – also Guinness – eine lebensverlängernde und vor<br />

allem verbessernde Wirkung hat? Das wird mich die<br />

nächsten Tage tatsächlich noch begleiten. Also die Weisheit.<br />

Und das Guinness.<br />

Doch erst einmal heißt es ankommen. Ankommen in<br />

den Docklands, einem Stadtteil von Dublin, der erst vor ein<br />

paar Jahren neu gestaltet wurde. Dementsprechend ist es<br />

ein frisches und modernes Umfeld, in dem sich der avantgardistische<br />

Bau des Anantara The Marker befindet. Der<br />

Zusatz »The Marker« leitet sich übrigens aus den gusseisernen<br />

Markierungen im Grand Canal ab, die den Reisenden<br />

einst anzeigten, wann ihre Reise zu Ende geht. An der Stelle<br />

des letzten Markers befindet sich heute das Hotel. Und<br />

im Gegensatz zu früher beginnt hier meine Reise.<br />

Das Staunen über die strahlend weiße Fassade hält<br />

beim Betreten der Lobby an, denn man fühlt sich wie in<br />

einer zugegeben sehr stilvoll designten Höhle. Wer<br />

hier die Landschaft des irischen Nordwestens oder die<br />

Steine des Unesco-Weltkulturerbes Giant’s Causeway vor<br />

Augen hat, liegt gar nicht mal so falsch. Beidem wurde<br />

mit der architektonisch mutigen Deckenkonstruktion ein<br />

kleines Hotel-Denkmal gesetzt.<br />

ormalerweise wird man in den feinen Hotels gerne<br />

mit einem Gläschen Champagner begrüßt. Oder einem<br />

Orangensaft. Doch ehrlich gesagt fühle ich mich<br />

eher nach etwas Deftigem. Einem kleinen, aber feinen<br />

Gläschen Guinness. Vielleicht auch direkt ein Pint. Am<br />

besten in einem Pub. Gleich nach dem Einchecken. Denn<br />

die Pubs sind nicht weit entfernt. Das Anantara The Marker<br />

liegt nämlich richtig gut. Zwar nicht mittendrin, aber<br />

nah genug, um alles fuläufig zu erreichen. Pub inklusive.<br />

Und ich muss es zugeben. Es ist mein erster Besuch<br />

in Dublin. Und ich habe sofort bemerkt Dublin hat Herz.<br />

Meines jetzt auch. Denn Dublin ist nicht anstrengend. Was<br />

wahrscheinlich an der Gröe liegen mag. Und für mich im<br />

Besonderen: an seiner Gemütlichkeit. Ein bisschen ist die<br />

Stadt wie die Atmosphäre in ihren Pubs: Es ist urig, man<br />

hat ein Bierchen in der Hand, irgendwo ist immer Musik<br />

und um einen herum sind viele freundliche Menschen, immer<br />

offen für einen kurzen Plausch. Beseelt von den ersten<br />

Eindrücken schlendere ich zurück ins Hotel.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

81


HOTEL<br />

HIER KOCHT IRLANDS ANTWORT<br />

AUF TIM MÄLZER! GARETH MULLINS VERSION<br />

DER IRISCHEN KÜCHE IST PRÄMIERT.<br />

Foto: xxx<br />

82<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Fotos: Anantara Hotels, Resorts & Spa (4), jjmtphotography/Shutterstock.com, Kapreski/Shutterstock.com<br />

Dort – ja, das klingt ungewöhnlich – erwartet mich Michael<br />

Davern, General Manager des Anantara The Marker, fröhlich<br />

winkend vor dem Hotel. Genauso freundlich wie die<br />

Menschen im Pub, nur ohne Bier. Meine Güte, wie sehr ich<br />

mich willkommen fühle.<br />

Dieses Gefühl bricht im Zimmer keineswegs ab. Dem<br />

Bett sieht man von Weitem schon an, dass es sehr bequem<br />

ist. So stellt sich schon beim Anblick ein bisschen Vorfreude<br />

auf das Einschlafen ein. Die Zimmer sind in gedeckten,<br />

geradezu dunklen Tönen gehalten. Dazu gesellen sich<br />

elegante Holzakzente. Ehrlich gesagt: Das Zimmer ist sehr<br />

komfortabel. Aber nicht einzigartig. Es ist ein Rückzugsort.<br />

Doch keiner, den man ewig in Erinnerung behält. Unverwechselbar,<br />

eher nein. Wohlfühlen, oh ja. Der lilafarbene<br />

Teppichboden ist nicht nur sehr flauschig, sondern setzt<br />

auch den richtigen Kontrast zu den beruhigend dunklen<br />

Tönen des Interieurs. Entspannt-fröhlich sozusagen. Und<br />

das Beste: die Aussicht aus dem bodentiefen Fenster!<br />

Das Badezimmer, natürlich aus Marmor, ist größer als<br />

so manche Altbauwohnung in Innenstadtlage. Die Frage,<br />

ob man eher der Dusch- oder Badewannentyp ist, lässt<br />

sich hier nicht leicht beantworten. Denn auf der einen Seite<br />

winkt die Regendusche, auf der anderen Seite die große<br />

Badewanne. Aber warum entscheiden? Entspannend und<br />

wohltuend ist beides allemal.<br />

Wem die große Badewanne im Zimmer nicht ausreicht,<br />

der kann die Suche nach Entschleunigung im dunkel sowie<br />

minimalistisch gehaltenen Spa-Bereich fortsetzen. Denn<br />

eines kann mit Sicherheit versprochen werden: Diese Pause<br />

wird sehr entspannend. Natürlich stehen auch prämierte<br />

Treatments für Gesicht und Körper auf dem Wellnessmenü.<br />

Diese verwöhnen die Haut und lockern auf sanfte<br />

Weise die Muskulatur. Und wem dann noch nicht alles<br />

weich genug ist, der sollte sich noch eine Runde im Eukalyptus-Dampfbad<br />

gönnen.<br />

Beim geschmeidigen Frühsport lassen sich ausgedehnte<br />

Bahnen im 23 Meter langen Pool ziehen. Oder wie wäre<br />

es, den Tag mit fröhlichen Blubberbläschen im Whirlpool<br />

ausklingen zu lassen? Das lässt sich noch toppen. Im Anantara<br />

The Marker gibt es sogenannte »Wellness Experiences«.<br />

Wild Swimming beispielsweise. Dabei heißt es, zwischen<br />

den Felsen der Küste zu schwimmen. Nicht wundern, wenn<br />

es ein paar Zuschauer gibt. Doch keine Sorge, das sind nur<br />

Robben. Obwohl deren Anweseneit für mich schon eindeutig<br />

das Highlight ist. Einfach an der Rezeption fragen und<br />

das Hotel packt on top noch einen Picknickkorb.<br />

Das Frühstücksbuffet lässt am Morgen keine Wünsche<br />

offen. Auch nicht die spontanen. Wie Waffeln, Egg-White-<br />

Omelett oder ein frischer Ingwer-Shot. Die Eggs Benedict<br />

mit irischem Räucherlachs lassen zwar keinen Platz mehr<br />

zwischen Bauch und Hosenknopf, aber der lässt sich ja leicht<br />

öffnen. Denn verpassen sollte man die auf gar keinen Fall.<br />

Es gibt noch eine dringende kulinarische Empfehlung.<br />

Das Restaurant »Forbes Street by Gareth Mullins«. Dort<br />

kocht – ja, der Name verrät es – Gareth Mullins, Irlands<br />

Antwort auf Tim Mälzer. Und wie er kocht! Seine Version<br />

der irischen Küche ist prämiert und sehr, sehr lecker. Die<br />

verarbeiteten Produkte sind regional. Lachs und Austern<br />

von der Küste, Rind von den berühmten grünen Wiesen,<br />

alles ist frisch und mit Raffinesse zubereitet. Und welche<br />

Zutat darf nicht fehlen? Natürlich Guinness. Irlands Nationalheilmittel<br />

versteckt sich in den Saucen. Und auch<br />

in der Lachsräucherei im nahen Howth an der Küste, so<br />

habe ich es gelernt, wird das feine Bier zum Räuchern<br />

verwendet. Meine Vermutung ist ja, dass sie generell alles<br />

mit Guinness einreiben, bestreichen oder veredeln würden,<br />

wenn sie nur könnten. Habe ich tendenziell auch<br />

nichts dagegen. Es schmeckt nämlich.<br />

Doch auch im Glas ist mein flüssiger Begleiter zu dieser<br />

Reise eine Köstlichkeit. Das klingt jetzt so, als würde<br />

ich nur Bier trinken, dem ist nicht so. Es stellt sich<br />

hier nur so dar. Versprochen! Zudem wird es ja in Dublin<br />

gebraut. Eine gewisse räumliche sowie spirituelle Nähe<br />

liegt somit auf der Hand. Aber zurück zum Glas. Das<br />

lässt sich wunderbar im sechsten Stock genießen. Dort<br />

befindet sich die Rooftop-Bar mit einem Panoramablick<br />

über die irische Hauptstadt. Und diese Aussicht verdient<br />

die Worte »Panorama« und »Blick« wirklich. Das bedeutet<br />

Stadt-, Land- und Seeblick. Und das macht neugierig.<br />

Wer mehr über das Hotel, die Docklands, Dublin oder<br />

Irland im Allgemeinen erfahren möchte, dem sei Derek<br />

Brennan ans Herz gelegt. Der Experience-Concierge des<br />

Anantara The Marker hat allerlei Geschichten parat und<br />

wird nicht müde, sie charmant und witzig zu erzählen.<br />

Ob ein Gedicht über den Teppichboden in der Marker Bar<br />

oder ein irisches Märchen zur Holzinstallation im Eingang,<br />

hier lauscht man mit einem Schmunzeln. Und am<br />

Ende gibt er gerne noch einen guten Rat mit auf den Weg.<br />

»Four pints of Guinness a week will keep you healthy«. Ja,<br />

das habe ich schon mal gehört.<br />

Oft ist es ja so, dass manche kulinarischen Erlebnisse<br />

daheim nicht mehr so gut schmecken wie auf Reisen.<br />

Beim Guinness hat das auch einen Grund. Der freundliche<br />

Fahrer erklärt mir bei der Abreise, dass das Bier<br />

für den Export mit einem Gasmix versetzt wird. Und<br />

natürlich macht auch der lange Transportweg einen Geschmacksunterschied.<br />

Dann muss ich eben zurückkehren.<br />

Nach Dublin. Fürs Herz.<br />

INFO<br />

Anantara The Marker Dublin Grand Canal Quay,<br />

Docklands, Dublin, D02 CK38, Irland<br />

www.anantara.com/en/the-marker-dublin<br />

Eine Nacht kostet ab € 350 für zwei Personen in einem<br />

Deluxe-Doppelzimmer inklusive Frühstück.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

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83


HOTEL<br />

text<br />

Simone Sever<br />

RAST IM PALAST<br />

Wer einmal in Istanbul verweilt, ist Fan. Die Stadt am Bosporus pulsiert,<br />

und das begeistert Menschen aus aller Welt. Beispielsweise auch die Queen<br />

of Pop: Madonna. Witzigerweise haben sie und unsere Reporterin Simone<br />

Sever den gleichen Geschmack, wenn es um die Hotelauswahl geht.<br />

Willkommen im Çirağan Palace Kempinski.<br />

Kaum blinzle ich und schenke dem Treiben<br />

unter dem Balkon meines wunderschönen<br />

immers im iraan Palace empinski nicht<br />

die volle Aufmerksamkeit, verändert sich die<br />

Szenerie schon wieder. Eben noch in Nebel<br />

gehüllt, hat sich nun der Dunst aufgelöst,<br />

blitzen Sonnenstrahlen im Wasser der Meerenge, die vor<br />

mir liegt. Mal kreuzen Ausflugsboote, dann schieben sich<br />

mächtige Tanker und ontainerschiffe am Bosporus Richtung<br />

Schwarzes Meer. Meine Füe in Europa. Mein Weitblick<br />

bis nach Asien. Schaue ich nach links, erscheint mir<br />

die Skyline wie ein in Blau getünchtes Aquarell inklusive<br />

Brücke und Moschee. Schaue ich rechts, steht erhaben und<br />

mit Palmen geschmückt ein osmanischer Sultanspalast.<br />

Mein iraan Bosporus iew Room ist wahrhaftig ein immer<br />

mit Aussicht. Mehr geht nun wirklich nicht.<br />

Doch nicht nur an den schönen Aussichten darf man<br />

sich im iraan Palace empinski erfreuen. Auch das nnenleben<br />

des opulenten und geschmackvollen uushotels<br />

mit 317 Zimmern und Suiten lässt die Augen leuchten.<br />

Etwa die von Popikone Madonna, die schon samt Familie<br />

im historischen Sultanspalast residierte. Für schlappe<br />

. Euro die acht kam die ueen of Pop nicht nur<br />

in den Genuss eines eigenen Hamams, eines baldachingekrönten<br />

Betts, kristallener andelaber und marmorner<br />

Bäder. Sie kam auch in den Genuss des Seifen-Butlers, der<br />

die Gäste der Suiten mit einer Auswahl an feinsten Seifen<br />

verwöhnt, und die eher aussehen wie appetitliche uchen.<br />

rangenblüte, asmin, avendel, Rose Mit dem Säbel<br />

wird eine Scheibe der begehrten Duftrichtung abgeschnitten.<br />

Für welche sich wohl Madonna entschieden hat?<br />

Seifenoper: Nicht zum Reinbeißen, sondern zum<br />

Einseifen sind die appetitlich aussehenden Stücke,<br />

die der Seifen-Butler kredenzt.<br />

84<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


ÇIRAĞAN PALACE KEMPINSKI Istanbul<br />

Auf zu neuen Ufern: Nicht nur das Essen<br />

der Luxusherberge ist ganz großes Kino,<br />

auch der Ausblick am Bosporus von Europa<br />

hinüber nach Asien.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

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HOTEL<br />

ZU HAUSE, DAS LERNT DER GAST SPÄTER,<br />

SCHLÄFT ES SICH NÄMLICH VERGLEICHSWEISE<br />

WIE AUF SCHMIRGELPAPIER.<br />

Es ist diese ganz feine Note, die, kaum betritt man das Hotel,<br />

der Nase schmeichelt. Dieser dezente Duft, der überall<br />

in der uft hängt ohne aufdringlich zu sein. Es ist der<br />

Duft des Hauses, der iraan-Palace-Duft, der von den<br />

wunderschönen Gärten und der frischen uft am Bosporus<br />

inspiriert wurde und erfrischende itrusnoten mit Geranien,<br />

eilchen und ilienblüten und einer warmen Mischung<br />

aus Amber, Eiche, anille und Praline kombiniert. Praline<br />

Ja, und genau diese Nuance zieht mich nun hinein in die<br />

Gazebo ounge, eines der Hotelrestaurants und dekorativer<br />

Traum in royalem Blau. Dieses Blau findet sich in Teppichen,<br />

issen, asen, in historischen Wandfliesen und<br />

urgemütlichen blauen Samtsesseln wieder.<br />

Mein feines äschen wittert derweil Praline und die<br />

liegt schon bald deutlich und zum Greifen nah auf einer<br />

vogelbauerähnlichen Etagere vor mir. Zeit für den Afternoon-Tea<br />

im iraan Palace empinski mit Blick hinaus<br />

aufs rege Treiben am Bosporus. Dazu eine Auswahl an ezellenten<br />

Tees. ch hadere, soll ich einen traditionellen türkischen<br />

Tee oder lieber Timeless Elegance, Royal Pleasure<br />

gar die Energy of the Bosporus bestellen<br />

Den Good-Morning-iraan-Tee hebe ich mir für das<br />

Frühstück am nächsten Morgen auf, das den gerade erwachten<br />

Gaumen im Akdeniz by Esra Muslu erfreut.<br />

Man sollte sich bei dem üppigen Angebot langsam und<br />

aufmerksam über den schwarz-weien Boden durch den<br />

Raum bewegen. eder Schritt eine Art Schachzug, damit<br />

man möglichst von allem kosten kann, was hier so appetitlich<br />

in drei Räumen angerichtet wurde ust auf Sushi<br />

Oder lieber Bircher Müsli? Frischer Saft oder lieber ein<br />

Glas hampagner Eierspeisen. Salziges oder Sües Der<br />

oghurt mit Apfelkompott ist einfach himmlisch. Türkischer<br />

Aufschnitt, gebeizter achs und ganz viel regionaler<br />

äse. liven, schwarz und grün. Salate. Frisch aufgeschnittenes<br />

bst in einer kompletten Farbpalette von Gelb über<br />

range bis Rot. Warme Speisen, kalte Speisen. Eine ganze<br />

Wabe Honig. Baklava, Baklava und noch mehr Baklava und<br />

noch so viele andere zuckersüe erführungen.<br />

Es gibt Hotelräume, die sind modern und schick, denen<br />

fehlt es aber an Gemütlichkeit. Andere haben einen<br />

Stilmi, der nicht immer den eigenen Geschmack trifft. Es<br />

gibt Zimmer, die sind einen Hauch oder auch deutlich zu<br />

klein. Wieder andere geben den Blick nicht frei oder kommen<br />

gar ohne Balkon daher. Dem iraan Bosporus iew<br />

Room fehlt es weder an Gemütlichkeit noch an Stil<br />

noch an Größe. Das Zimmer ist, um es schlicht und geradeaus<br />

auf den Punkt zu bringen, ein wahrer Wohlfühlort. Ein<br />

Refugium zum Entspannen mit einer Farbgebung in Rot<br />

und sanften Sandtönen und einem Bad, das in voller Marmorpracht<br />

glänzt und in dem es an keinem modernen Accessoire<br />

fehlt. Das zimmerbestimmende Möbelstück aber<br />

ist, wie in allen Hotelzimmern der Welt auch, das Bett.<br />

Und dieses Bett trägt bedeutend zum Wohlfühlfaktor bei,<br />

treibt den Wohlfühlwert geradezu auf die Spitze. Es ist<br />

nicht nur das ornamentschöne und gepolsterte opfteil,<br />

das einem beim aufrechten Bettsitzen den Rücken stärkt.<br />

Es sind auch nicht nur die vielen issen, die das Haupt<br />

im Schlaf zum Träumen bringen. Es ist – und wird sich<br />

erst zu Hause im eigenen Bett bewahrheiten – das glatter,<br />

glatteste Bettlaken, auf dem ein örper zur Ruhe kommen<br />

kann. u Hause, das lernt der Gast später, schläft<br />

es sich nämlich vergleichsweise wie auf Schmirgelpapier.<br />

Es gibt lediglich eine Steigerung zum allerfeinsten<br />

aken einen Hamambesuch im hoteleigenen Spa. Da darf<br />

sich der Gast dann einseifen lassen und auf Wolke sieben<br />

schweben bevor er eingerieben mit Honig und Rosenwasser<br />

das samtweiche Gefühl auf der eigenen Haut spürt.<br />

etzt aber schnell an den Pool, der direkt am Bosporus<br />

liegt und der dem iraan-empinski-Stadtpalast eher<br />

ein Resortfeeling verpasst.<br />

Am äuersten Ende Europas lerne ich in einer eit,<br />

in der einige Restaurants und Hotels Probleme mit gut<br />

geschultem Personal haben, dass dieses Problem ganz<br />

offensichtlich nicht auf das iraan Palace empinski zutrifft.<br />

Der oncierge hat mir für den Abend einen Tisch<br />

auf dem Balkon im Tura, dem Fine-Dining-Restaurant<br />

des Hotels, reservieren lassen. Das ist, wie er mich wissen<br />

lässt, the most romantic spot in der Stadt. Und tatsächlich<br />

sitzen an edem zweiten Tisch Pärchen, werden rote<br />

Rosen vom aufmerksamen Service in herbeigebrachte asen<br />

hübsch drapiert. Das icht des Mondes, ein Tasting-<br />

Menü mit modernen nterpretationen türkischer üche<br />

und die Frage Hätten Sie hr Wasser lieber gekühlt oder<br />

auf immertemperatur des aufmerksamen ellners<br />

lassen mich erkennen uus beginnt im Detail. Und im<br />

iraan Palace empinski ist man besonders detailverliebt.<br />

INFO<br />

Çirağan Palace Kempinski, Istanbul Ciragan Caddesi<br />

32, Istanbul 34349 Türkei, Tel.: +90 212 326 46 46,<br />

www.kempinski.com<br />

Der Çirağan Bosporus View Room kostet für zwei<br />

Personen ab etwa € 1.100 inkl. Frühstück.<br />

Fotos: Çirağan Palace Kempinski (5)<br />

86<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Hier ist himmlischer Schlaf gewiss: Die Zimmer des Çirağan Palace Kempinski sind elegante Wohlfühlorte, in denen man sich prächtig<br />

bettet. Allein der Gang dorthin, durch marmorverkleidete und verzierte Flure, ist ein Erlebnis für die Sinne.<br />

87


HOTEL<br />

text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

GLÜCKLICHERWEISE<br />

EINGESCHNEIT<br />

Wenn das Wetter seine Kapriolen schlägt, dann<br />

möchte man es gemütlich haben. Warm soll es<br />

sein, etwas Köstliches zu essen sollte da sein und<br />

am besten noch die perfekten Voraussetzungen,<br />

um sich zu entspannen. Mir ist das passiert. Und<br />

was soll ich sagen, nirgends hätte es schöner<br />

sein können als im Hotel Hochschober.<br />

Erst einmal eine kleine geografische Einordnung.<br />

a, das Hotel Hochschober liegt in ärnten.<br />

Aber hier sprechen wir über Meter, denn<br />

das Hotel liegt direkt an der Grenze zwischen<br />

Steiermark und ärnten. Doch in welchem<br />

Bundesland es genau liegt, ist letztlich egal.<br />

iel wichtiger ist das Drumherum. Und da reicht ein Wort<br />

Wow Das Hotel schmiegt sich ans Ufer des Turracher Sees<br />

auf . Metern Höhe. Dahinter die aufragenden Berge.<br />

Dabei ist die Saison egal. m <strong>Winter</strong> locken die Skipisten<br />

und im Sommer die Badeseen. Wie sagen wir so schön Ein<br />

Ganzahresziel<br />

eben mir an der Rezeption beim Einchecken steht ein<br />

älteres Ehepaar. Sie sind bereits das . Mal hier. Wir lieben<br />

es hier, höre ich sie noch zu anderen Gästen sagen.<br />

Danach schieben sie ihre Rollkoffer durch die Tür und verabschieden<br />

sich mit den Worten Wir sehen uns im Sommer<br />

Und genau so ein Hotel ist das Hochschober. Eines,<br />

dem man treu ist. Weil es wie ein uhause auf eit ist.<br />

Weil das Personal zum Familienersatz wird. So herzlich.<br />

So ehrlich und dabei so authentisch. Es fühlt sich an, als<br />

würde man bei alten Freunden vorbeischauen.<br />

m Haus versteht man sein Handwerk. Bereits seit<br />

steht das Traditionshotel, nun in dritter Generation,<br />

für nachhaltige Entspannung. Und dabei ist dieser Satz keine<br />

hohle Marketingphrase.<br />

m Hotel haben Gäste bei unzähligen Workshops die<br />

Gelegenheit, eues auszuprobieren und so wieder zu sich<br />

selbst zu finden Es gibt neben Meditations- und oga-Angeboten<br />

auch Schreib- und Malworkshops und einen eigenen<br />

Musikturm mit nstrumenten zur freien erfügung.<br />

Rund um das Hotel Hochschober wartet ein aturparadies<br />

auf Wanderer und Radfahrer. Das Motto lautet Alles tun<br />

können, nichts tun müssen. Und so ist es auch.<br />

Verweilen statt eilen: Im behaglichen Wellnessbereich<br />

auf die Liege vor das knisternde Feuer kuscheln und<br />

den Schneeflocken draußen zuschauen.<br />

88<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


HOTEL HOCHSCHOBER Österreich<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 89


HOTEL<br />

BEREITS SEIT 1929 STEHT DAS<br />

TRADITIONSHOTEL NUN IN DRITTER GENERATION<br />

FÜR DAS RUNDUM-VERWÖHNPROGRAMM.<br />

Wobei eins muss. Wellness ist hier ein absolutes Muss. Unumgehbar<br />

sozusagen. Denn das Hotel Hochschober zählt<br />

zu den besten Wellnesshotels des andes. Und das nicht<br />

ohne Grund. Wellness wird hier auf eine neue Ebene gehoben.<br />

Und zwar uantitativ sowie ualitativ. Der Wellnessfaktor<br />

ist dementsprechend hoch im Hochschober. So hoch,<br />

dass man im Hotel liebevoll hochschober dazu sagt,<br />

wenn Gäste sich so bei ihrem Aufenthalt erholen. Und das<br />

fällt tatsächlich nicht schwer. m Hamam, der detailgetreu<br />

dem türkischen Badehaus nachempfunden ist, kann man<br />

sich bei einer traditionellen Waschung wörtlich den alten<br />

Ballast vom örper schrubben lassen. m sogenannten Sultansgemach<br />

lässt man anschlieend bei einem warmen Tee<br />

so richtig die Seele baumeln. eben den beheizten Pools<br />

kann im Hotel Hochschober in einem einzigartigen natürlichen<br />

Becken, inmitten des Turracher Sees, geschwommen<br />

werden Der von schwimmenden Edelstahlpontons<br />

eingerahmte Pool heizt sich angenehm auf. So schwimmt<br />

es sich bei wohligen Grad im sonst eiskalten Bergsee.<br />

Auch im . uadratmeter groen ristall Spa darf in<br />

den verschiedenen Bereichen, darunter die Panoramasauna<br />

mit herrlichem Blick gleich auf den See, bei Aufgüssen und<br />

Anwendungen auf höchstem iveau entspannt werden.<br />

eben traditionellen chinesischen Heilritualen können<br />

Gäste sich ebenso bei Ayurveda-Anwendungen auf natürliche<br />

Weise verwöhnen lassen.<br />

Ein kontinuierliches Plätschern untermalt den Aufenthalt<br />

im Hotel Hochschober. Das liegt daran, dass die hauseigene<br />

uelle hier und da platziert wurde, sodass der Gast<br />

sich immer frisches uellwasser zapfen kann. Und das<br />

allein schmeckt fantastisch.<br />

Selbstverständlich, dass bei einem solchen Wohlfühlhotel<br />

auch die ulinarik nicht zu kurz kommt Wer möchte,<br />

startet den Tag entspannt mit einem selbst gepressten<br />

Saft, frischen Eierspeisen oder kurzum am ausschweifenden<br />

Buffet. Ganz sicher ist Es bleiben keine Wünsche offen.<br />

achmittags empfiehlt sich ein Tässchen grüner Tee<br />

im hinaturm. n den heimeligen Stuben des Restaurants<br />

wird anschlieend regional und auf Wunsch gerne vegan<br />

aufgetischt, abends als Fünf-Gänge-Gourmetmenü.<br />

Dass hier besonders auf eine ausgewogene und gesunde<br />

Ernährung geachtet wird, die dem örper guttut, dürfte<br />

bei dem durchdachten, ganzheitlichen onzept des Hotels<br />

keine berraschung mehr sein. Und dass es sowohl<br />

Gro als auch lein vorzüglich schmeckt, auch nicht. Bei<br />

Themenabenden mit Musik präsentieren Produzenten<br />

aus der Region ihre östlichkeiten und es darf nach Herzenslust<br />

geschlemmt werden.<br />

Und wenn man diese oraussetzungen kennt, muss<br />

man mich auch nicht bemitleiden, dass ich drei Tage <br />

oder war es länger dort eingeschneit war. Die Pisten<br />

waren zu, mit unserer Hündin Toffi konnte ich höchstens<br />

einmal ums Hotel streunen, ohne vom hohen Schnee verschluckt<br />

zu werden, und leider war es auch so windig,<br />

dass ich Tage darauf warten musste, im beheizten See zu<br />

schwimmen aber das klappte dann. Und was soll ich<br />

sagen ch glaube, es waren die schönsten und entspannendsten<br />

Tage meines ahres. ch habe mich so wohlgefühlt,<br />

dass ich am liebsten auch beim Abschied durch die<br />

Tür gegangen wäre, meine öfferchen schiebend, und gesagt<br />

hätte Bis zum Sommer Die Hoffnung, die stirbt a<br />

bekanntlich zuletzt.<br />

INFO<br />

Hotel Hochschober. Turracher Höhe 5, 9565<br />

Turracher Höhe, Österreich. www.hochschober.com<br />

Eine Übernachtung kostet ab € 203 pro Person im<br />

Klassik-Doppelzimmer mit Verwöhnpension und den<br />

über 100 Inklusivleistungen des Hotels.<br />

Fotos: Hotel Hochschober (2), Daniel Zangerl, moritzhoffmann.com,<br />

90<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


WINTER<br />

TOP-ETAGE<br />

Im Falkensteiner Family Resort Lido heißt es nicht nur »Ab auf<br />

die Piste«, sondern »Ab aufs Dach«. Hier schwingen große und<br />

kleine Gäste über die hoteleigene Ganzjahrespiste auf dem<br />

Haus. Das Schöne: Die Nutzung ist im Übernachtungspreis<br />

inbegriffen. Überhaupt verbringen Familien im Falkensteiner<br />

Family Resort Lido im Südtiroler Pustertal eine richtig gute<br />

Zeit. Während die Tochter beim Skikurs flink ihre Schwünge<br />

übt, läuft der Sohn seine Runden auf der Eislaufbahn, ebenfalls<br />

auf dem Dach. Und die Eltern? Die gönnen sich<br />

eine Auszeit im Spa. Happy family, happy life!<br />

www.falkensteiner.com/family-resort-lido<br />

AUFTRAGS-<br />

LAGE<br />

Für die Extraportion Pfl ege im<br />

<strong>Winter</strong>: Die »Ski Cream« von<br />

Dr. Barbara Sturm wirkt wie ein<br />

Schutzschild gegen Kälte, Sonne<br />

und Wind. Sheabutter, Jojobaöl<br />

und Sonnenblumenextrakt<br />

schenken einen geschmeidigen,<br />

glatten Teint und Schwarze<br />

Johannisbeere wirkt intensiv<br />

beruhigend. 500 ml, um € 295<br />

EISFACH<br />

Manche Dinge braucht man<br />

nicht zu können, aber sie<br />

machen einfach Spaß. Das<br />

Bauen eines Iglus zum Beispiel.<br />

Die Alpinschule Lermoos<br />

(Tiroler Zugspitz Arena) bietet<br />

Iglu-Bau-Workshops für die<br />

ganze Familie an. Auf dem<br />

Stundenplan steht, welcher<br />

Schnee sich am besten eignet,<br />

was einen guten Bauplatz ausmacht<br />

und welches Werkzeug<br />

vonnöten ist. Am Ende steht<br />

ein eisiges Zuhause auf Zeit.<br />

www.zugspitzarena.com<br />

Fotos: PR, Kluwick Peter, Falkensteiner<br />

Family Resort Lido, Hannes Niederkofler<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

91


Das<br />

ist ja<br />

die<br />

HÖHE<br />

DAS LEGENDÄRE SKIGEBIET ASPEN<br />

SNOWMASS LIEGT AUF KNAPP 2.500 METERN<br />

IN DEN ROCKY MOUNTAINS. DAS SORGT FÜR<br />

GROSSARTIG TROCKENEN PULVERSCHNEE<br />

UND ECHTES SKIVERGNÜGEN.<br />

DAS ABENTEUER GEHT SCHON<br />

BEI DER ANREISE LOS.<br />

92 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


WINTER | Aspen<br />

Glanzlicht: Aspen ist einer<br />

der reichsten und teuersten<br />

Skiorte der Welt.<br />

text & fotos<br />

Verena Wolff<br />

EB<br />

Foto: jdross75/Shutterstock.com<br />

Eigentlich hatte ich das Skifahren schon<br />

aufgegeben. So richtig Spaß hat es nicht<br />

mehr gemacht. Zu voll die Pisten, zu wenig<br />

Rücksicht, zu viel Unfallgefahr. Vielleicht<br />

bin ich inzwischen eine Schönwetterskifahrerin.<br />

Eine, die gern die Sonne am Gipfel<br />

genießt und das Skifahren nur noch als notwendiges<br />

Übel sieht. Dachte ich. Und dann:<br />

Aspen Snowmass. Colorado.<br />

Nicht der nächste Ort zum Skifahren.<br />

Aber: ein echt legendärer. Die Schönen<br />

und Reichen kommen hierher, der Geldadel<br />

aus der ganzen Welt. Hauptsächlich<br />

aber die, die noch westlicher in den USA<br />

leben, als sie hier ohnehin schon sind. Hollywood-Glamour<br />

war einer der Bestandteile,<br />

die Aspen zu dem gemacht haben, was<br />

es heute ist. Aber das war nur die zweite<br />

Geburt dieses kleinen Orts in Colorado, in<br />

dem sie die Bürgersteige heizen, damit jede<br />

Shopping-Queen und jeder Shopping-King<br />

ungehindert von Nobelboutique zu Nobelboutique<br />

stolzieren kann. Alles scheint auf<br />

den ersten Blick extravagant in dem kleinen<br />

Dorf, das eigentlich so abgelegen im Gebirge<br />

liegt.<br />

93


WINTER | Aspen<br />

Schnee, so weich wie Butter und so durchlässig wie Milch! Der »Champagnerschnee« und die leeren und breiten Pisten des<br />

Skigebiets Snowmass sorgen bei Reporterin Verena für Euphorie. Skilehrer Dennis Breen kommt mit auf den Gipfel und gibt Tipps.<br />

94<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


1947 hob »Lift One«<br />

zum ersten Mal ab.<br />

Es geht schon los beim Skiverleih: Einchecken per Computer,<br />

der Drucker nebenan spuckt ein Blatt mit silberglänzenden<br />

Etiketten aus. Mein Name steht darauf,<br />

die Ausleihfrist und Verleihnummer. Verwechslung am<br />

Berg fast ausgeschlossen. Die Aufkleber bekommt der<br />

Materialexperte hinter der Theke. Ein »Powder Day« sei<br />

heute, sagt John. Ende März. Auf dem Gipfel in Snowmass,<br />

einem der vier Skigebiete des Resorts, zeigt das<br />

Thermometer knapp 20 Grad minus, in der Nacht hat<br />

es geschneit. Perfekte Bedingungen also. Wenn die Wolken<br />

jetzt noch ein bisschen aufreißen und die Sonne sich<br />

gelegentlich blicken lässt, dann ist es wie im <strong>Winter</strong>sport-Bilderbuch.<br />

Welche Ski ich gerne fahre, fragt der Fachmann hinter<br />

der Theke. »Freundliche«, sage ich, »solche, die ich drehen<br />

kann und die nicht mich drehen.« »Aha«, sagt er und wendet<br />

sich seinem Fundus zu. Rennski gibt es da, Slalomski,<br />

lange Latten und vergleichsweise kurze Bretter. Knallig<br />

bunt und ganz dezent. Auffällig ist, dass alle Ski deutlich<br />

breiter sind als in den Alpen. Puder- und tiefschneegeeignet.<br />

John zieht ein Paar raus, lang, breit, lila. Ich zögere<br />

kurz, auf solchen Skiern habe ich noch nie gestanden.<br />

»Die sind perfekt für die heutigen Verhältnisse, sie geben<br />

dir in dem frischen Schnee Auftrieb«, sagt er. Alles klar.<br />

Und sie passen auch noch zu meinen Skischuhen. Ein<br />

bisschen Glamour muss sein auf dem Berg. Perfekt.<br />

Jetzt geht es also endlich los. Vom Dörfchen Snowmass<br />

aus – ebenso ein Schlafdorf aus der Retorte wie<br />

Whistler oder andere Skigebiete in Nordamerika. Die<br />

Turnschuhe, mit denen ich vom Hotel zum Verleih hinübermarschiert<br />

bin, bleiben einfach in einem Gestell vor<br />

dem Geschäft stehen. »Hier kommt nichts weg«, versichern<br />

mir alle in dem Laden.<br />

Am Lift wartet Dennis Breen, nicht zu übersehen<br />

mit seinem roten Anorak. Sein Alter dagegen ist schwer<br />

bestimmbar hinter dem dichten weißen Bart, der Gesichtsmaske,<br />

der Skibrille und dem Helm. Dennis lebt im<br />

Sommerhalbjahr in Portillo in Chile. Im <strong>Winter</strong> kommt<br />

er nach Aspen Snowmass und ist Skilehrer.<br />

Wir fahren mit dem »Village Express« exakt 662 Meter<br />

höher auf den Berg, die Station liegt auf 3.240 Metern.<br />

Fast zehn Minuten dauert das, es ist eisig, der Wind<br />

pfeift – die Sessellifte hier haben weder Sitzheizung noch<br />

Verdeck. Leichter Abzug bei den Luxuspunkten. Dafür<br />

haben sie im Verschlussbügel eine Karte des Skigebiets.<br />

Dennis zeigt mit seinen dicken Skihandschuhen, wohin<br />

wir fahren. »Schön breit, frischer Schnee, optimal«, sagt<br />

er und soll recht behalten. Die Pisten in den USA und<br />

Kanada sind anders ausgezeichnet als in den Alpen, die<br />

einfachen Pisten sind hier grün statt blau, die mittleren<br />

blau statt rot und die schwarzen bleiben schwarz. Für die<br />

Pisten, die nicht präpariert sind oder die besonders steil,<br />

eng oder alles zusammen sind, gibt es die Bezeichnung<br />

»expert« oder »double diamond«. Auch kennt man hier<br />

keine Pistenkilometer, sondern nur »skiable acres« – die<br />

gesamte Fläche des Skigebiets wird ausgewiesen, auch<br />

dort, wo man zwischen den Bäumen fahren kann oder<br />

wo die Hänge zu steil sind, als dass eine Pistenraupe sie<br />

präparieren könnte.<br />

Und dann stehe ich auf dem Berg auf diesen schicken,<br />

fremden, überbreiten Skiern, die meinen Namen<br />

auf einem silbrigen Aufkleber tragen – und genieße den<br />

frischen Schnee. Es fährt sich so ganz anders als auf der<br />

oft eisigen, manchmal sulzigen Unterlage in Europa.<br />

Der Schnee hier wiegt nichts, er scheint fast zur Seite zu<br />

schweben, wenn ich eine Kurve drehe. Es dauert nicht<br />

lange, bis ich einen Rhythmus gefunden habe. Der Berg<br />

ist mittelmäßig steil, und er ist breit, sehr breit. Nur<br />

wenige Skifahrer sind an diesem ruhigen Morgen in der<br />

Woche unterwegs, ganz selten rauscht ein Snowboard<br />

durch. Egal, wohin ich abdrifte: Niemand wird mir über<br />

die Ski fahren oder mich schneiden. Das Gefühl reicht<br />

schon, um die Abfahrt zu genießen. Das Skifahren fühlt<br />

sich an wie ein Tanz. Und danach bin ich ordentlich außer<br />

Puste – die Luft ist dünn hier oben im Gebirge.<br />

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, dass Aspen<br />

als Skigebiet erschlossen und dann über viele Jahre<br />

erweitert wurde, hat das frühere Minenstädtchen dem<br />

amerikanischen Militär zu verdanken. Und einem Österreicher.<br />

1942 etablierte das amerikanische Militär in der Stadt<br />

die »Tenth Mountain Division«: eine besondere Einheit,<br />

die geschult wurde, um in Europa in den Krieg einzugreifen.<br />

Einer der Soldaten, der in diese Einheit aufgenommen<br />

wurde, war Friedl Pfeiffer. Aus Sankt Anton am<br />

Tiroler Arlberg. Die Männer schworen, dass sie nach Aspen<br />

zurückkommen werden, wenn sie alle unversehrt aus<br />

dem Krieg zurückkämen. Sie sahen das Potenzial, dass<br />

der Aspen Mountain als Skigebiet hatte. Davon gab es<br />

auf der Welt noch nicht allzu viele zu diesem Zeitpunkt,<br />

in den USA eigentlich gar keins. Und sie kamen zurück,<br />

Pfeiffer und ein paar andere begannen mit der Entwicklung<br />

dieses kleinen Orts tief in den Rocky Mountains.<br />

Finanziell wurden sie von Walter Paepcke unterstützt,<br />

einem Unternehmer aus Chicago. 1947 schon ging der<br />

erste Lift in Betrieb, er trug den fantasievollen Namen<br />

»Lift One« und war der längste, höchste und schnellste<br />

Sessellift der Welt.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

95


Obermeyer fährt seit<br />

einem Jahrhundert Ski.<br />

Pfeiffer war indes nicht der einzige Europäer, den es zum<br />

Skifahren in die USA zog. Ein anderer war Klaus Obermeyer<br />

aus berstaufen im Allgäu, ein Freund Pfeiffers.<br />

Ausgebildet war er als Flugzeugbauingenieur, sein Herz<br />

gehörte aber dem Skifahren. Wie genau es Obermeyer<br />

schlielich schaffte, nach Aspen zu kommen, ist nicht<br />

mehr so ganz exakt nachzuvollziehen – trotzdem hat der<br />

inzwischen 103-jährige Allgäuer jede Menge Geschichten<br />

auf ager. Da wäre als Erstes die Erfindung der Daunenjacke.<br />

Die ist, wie so vieles zu jener Zeit, aus der Notwendigkeit<br />

heraus entstanden.<br />

Die Leute kamen zwar zum Skilehrer Obermeyer,<br />

doch sie froren fürchterlich auf den Holzlatten – der<br />

Wind pfiff, die uft war dünn und die Temperaturen<br />

oft deutlich unter null Grad. Obermeyers Mutter, so<br />

berichtet seine Assistentin, hatte ihn gezwungen, sein<br />

Daunenbett von daheim auf die lange Reise nach Amerika<br />

mitzunehmen. Eines Tages stand nun der berühmte<br />

Schauspieler Gary Cooper mit Obermeyer auf der Piste.<br />

Ihm ging es nicht besser als den anderen Schülern<br />

in der Eiseskälte. Klaus, wie er hier von allen genannt<br />

wird, habe dann kurzerhand aus seinem Federbett eine<br />

Daunenjacke gefertigt. Er hat sich darin eingewickelt, die<br />

Konturen nachgezeichnet und die Jacke genäht. Die hat<br />

er derart gewinnbringend verkauft, dass er sich ein Auto<br />

leisten konnte und den Sommer über Alaska erkundete.<br />

Für den Allgäuer wurde die Jacke zum Erfolgsprojekt.<br />

Bis heute mischen er und seine Frau Noémie im Unternehmen<br />

mit. Sie im Design, er in der Geschäftsführung.<br />

Warum man ihn und seine Jacken in Deutschland nicht<br />

kennt? Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen dazu,<br />

dass es schwierig genug war, auf dem amerikanischen<br />

Markt Fuß zu fassen und sich dort zu halten. Eine Expansion<br />

nach Europa war damals nicht angedacht.<br />

Obermeyer, der inzwischen seit einem Jahrhundert<br />

Ski fährt und einen Glückwunschbrief zum 100. Geburtstag<br />

von Bundeskanzlerin Angela Merkel in seinem Büro<br />

hängen hat, ist heutzutage am liebsten in Buttermilk unterwegs.<br />

Das ist das kleinste der vier Gebiete, die zusammen<br />

als Aspen Snowmass bekannt sind. 44 Abfahrten<br />

gibt es da, der Gipfel liegt auf 3.813 Metern. Nebenan<br />

geht es zu den Aspen Highlands, dem Expertengebiet für<br />

sportliche, sehr gute Skifahrer. Mit der berühmt-berüchtigten<br />

Highland Bowl. Zu der muss man nämlich noch<br />

gut 200 Meter in Skistiefeln vom Lift aus hinaufstapfen<br />

und startet dann auf 3.777 Metern zu einer der steilsten<br />

Abfahrten, die es überhaupt in einem nordamerikanischen<br />

Skigebiet gibt.<br />

Die vier Skigebiete sind mit Bussen verbunden – die für<br />

amerikanische Verhältnisse regelmäßig und zuverlässig<br />

fahren. Von Snowmass nach Aspen dauert es so eine<br />

gute halbe Stunde, dazwischen liegen Buttermilk und<br />

die Highlands. Der Aspen Mountain, das Ur-Skigebiet,<br />

ist für die meisten geübten Skifahrer machbar. »Ein paar<br />

flache Stellen gibt es überall, sagt Skilehrer Dennis. Und<br />

auch hier sind die Pisten breit und selten richtig voll.<br />

Jede Piste, die irgendwo auf dem Aspen Mountain losgeht,<br />

endet praktischerweise im Ort mit seinen zahlreichen<br />

Sonnenterrassen, offeeshops und teils sterneprämierten<br />

Restaurants.<br />

Snowmass ist nicht nur das flächenmäig gröte Gebiet<br />

der vier, sondern auch das, in dem jeder Skifahrer<br />

und Snowboarder seine Piste findet. Steilere gibt es hier<br />

und weniger steile, überall ist mehr als genug Platz. Und<br />

selbst vorsichtige Skifahrer oder solche, die dem <strong>Winter</strong>sport<br />

schon entsagt hatten, können sich hier im »Tree<br />

Skiing« üben – dem Fahren zwischen den Bäumen. Denn<br />

so hoch die vier Gebiete auch liegen, über der Baumgrenze<br />

ist keines. Vornehmlich sind Espen zu sehen, auf<br />

Englisch »aspens«, die in dem rauen Klima und der Höhe<br />

gut wachsen können. 96 ausgewiesene Abfahrten gibt es<br />

in Snowmass, 240 Pistenkilometer. Und wer da einen<br />

»Powder Day« erwischt und ein bisschen Sonnenschein,<br />

kann das Skifahren wieder ganz neu für sich entdecken.<br />

INFO<br />

ANREISE Lufthansa und United fliegen direkt von Frankfurt a. M.<br />

und München aus nach Denver, von dort ist es noch ein kurzer<br />

Flug nach Aspen. Mit dem Auto dauert die Fahrt rund vier<br />

Stunden.<br />

UNTERFKUNFT Das »Limelight Snowmass Village«, wie auch<br />

das »Limelight Aspen« sind moderne und stylische Hotels in<br />

guter Lage. www.limelighthotels.com<br />

SKIPASS Für Vielskifahrer oder Snowboarder kann sich der<br />

IKON-Pass lohnen, in dem auch das Gebiet Aspen Snowmass<br />

enthalten ist. Der Pass ist während der gesamten <strong>Winter</strong>saison<br />

in 58 Skigebieten in zahlreichen Ländern, darunter auch<br />

in den Alpen, gültig und kostet ca. € 1.200. www.ikonpass.com<br />

ANBIETER Maßgeschneiderte Angebote für Ski<strong>reisen</strong> in die<br />

USA und nach Kanada finden sich beim Anbieter Faszination Ski.<br />

www.faszinationski.de<br />

96 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


WINTER | Aspen<br />

Klaus Obermeyer ist eine Legende in Aspen. Der 103-jährige Deutsche gilt als Mitbegründer des <strong>Winter</strong>sportortes und brachte Garry<br />

Cooper und Ingrid Bergmann das Skifahren bei. Und hat die Daunenjacke, den Sunblocker und die verspiegelten Sonnenbrille erfunden.<br />

97


text<br />

BMartin Häußermann<br />

POWDER<br />

LAND<br />

KULTUR IN CALGARY, CHAMPAGNE-POWDER<br />

IN DEN ROCKY MOUNTAINS, EINSAMKEIT AUF<br />

DEM ICEFIELDS PARKWAY. DER WINTER IST<br />

EINE GUTE ZEIT FÜR EINEN SPEKTAKULÄREN<br />

ROADTRIP DURCH ALBERTA.<br />

98<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


WINTER | Alberta<br />

Das ist eine Warnung: Die Provinz Alberta und die kanadischen Rocky Mountains<br />

haben ein hohes Suchtpotenzial. Wir outen uns als Wiederholungstäter,<br />

die hier schon verschiedene Jahreszeiten erlebt haben. Im Frühjahr waren wir<br />

hier schon mit dem Wohnmobil auf Reisen, im Sommer mit dem Motorrad<br />

und im <strong>Winter</strong> mit dem Auto. Allerdings ging damals die Fahrt nur von Calgary<br />

bis Banff, dem idealen Basislager, wenn man die Big Three die Skigebiete<br />

von Mount oruay, Sunshine illage und ake ouise erkunden will.<br />

Das ist für kanadische Verhältnisse eher ein Kurztrip.<br />

Dieses Mal wird es etwas länger. Und es wird anders. Anstatt, wie die<br />

meisten <strong>Winter</strong>sport-Touristen, algary nur als Tor zu den Rocky Mountains<br />

zu sehen, nutzen wir die Gelegenheit, die Millionenstadt ein bisschen zu erkunden.<br />

Für die Calgary Stampede ist jetzt zwar nicht der richtige Zeitpunkt,<br />

aber zumindest finde ich einen aden, in dem die hiesige Western-ultur<br />

gepflegt wird die Alberta Boot ompany. Hier entstehen die meisten<br />

owboystiefel, die auf der Stampede getragen werden und nicht nur da.<br />

Hier legt man sich nur zu<br />

gerne ins gemachte Bett:<br />

Die Zimmer der Casa Baglioni<br />

liegt in einer der schönsten<br />

Ecken der Stadt.<br />

Reporter und Skilehrer<br />

Martin kann sein Glück<br />

nicht fassen. Die breite<br />

Piste in Lake Louise<br />

gehört ihm allein.<br />

99


WINTER | Alberta<br />

Eyton Broder, seit rund zwei Jahren CEO des 1978 gegründeten<br />

Unternehmens, betont, dass seine Mannschaft<br />

keineswegs nur Edelstiefel mache, sondern ehrliche<br />

Boots, die zur Arbeit auf dem Bauernhof und hoch zu<br />

Pferd taugen. Besonders stolz ist er darauf, dass Alberta<br />

Boot die High Browns an die Royal anadian Mounted<br />

Policeliefert. Die hohen braunen Stiefel werden zur<br />

Paradeuniform getragen. Die Stiefel dieses Hauses sind<br />

echte Handarbeit. Rund Arbeitsschritte braucht es,<br />

um einen Stiefel zu bauen, rund Paare entstehen pro<br />

Tag. Die Schuster verstehen ihr Handwerk, wie später im<br />

Showroom sichtbar wird. Der männliche Schuhliebhaber <br />

also ich kann nicht widerstehen.<br />

n algary spielt die Musik und zwar die von ganz<br />

Kanada. Das Studio Bell gibt der kanadischen Musik eine<br />

Heimat, widmet sich auf fünf Etagen den verschiedenen<br />

Musikstilen, ihren Interpreten und ihren Instrumenten.<br />

Popstars wie Neil Young, Alanis Morissette oder die Band<br />

Nickelback werden ebenso gewürdigt wie die ursprüngliche<br />

indigene Musik. Legendäre Instrumente, fast alle<br />

spielfähig, werden gezeigt: eine der ersten Fender-Stratocaster,<br />

eine Legende unter den E-Gitarren, steht ebenso<br />

wie Synthesizer der ersten Generation oder das Mellotron,<br />

mit dem die Beatles Strawberry Fields einspielten.<br />

Mit ein bisschen Glück greift der Guide dann selbst in<br />

die Saiten und Tasten wie in unserem Fall. Wir sind in<br />

zwei Stunden noch nicht durch, echte Musikfreaks sollten<br />

sich wohl eher einen halben Tag eit nehmen. Das Studio<br />

Bell schlägt auch optisch Brücken eine solche verbindet<br />

nämlich die beiden Türme des Ensembles und bildet so<br />

ein Tor an der Eastside von algary. Die komplett gekachelte<br />

Fassade lässt das Abendlicht fast magisch glänzen.<br />

Freunde hochwertiger Architektur haben ihre Freude <br />

wie übrigens auch an der städtischen Bibliothek in der<br />

näheren Nachbarschaft.<br />

Jetzt aber raus aus dem großstädtischen Schneematsch,<br />

rein in die weiße Wunderwelt der Rockies.<br />

ächster Stopp anmore. Hier liegt überall Schnee, sei<br />

es auf den Straßen und erst recht auf den Gipfeln der<br />

Three Sisters. Die drei Schwestern sind die Hausberge<br />

von Canmore und im Sommer beliebte Wanderziele.<br />

Da kommen schon fast Heimatgefühle auf. Schlielich<br />

hat mein Sohn hier vor noch nicht allzu langer Zeit ein<br />

komplettes Highschool-ahr verbracht. Papa und Mama<br />

mussten dann natürlich sowohl im Sommer als auch im<br />

<strong>Winter</strong> schauen, wie es dem Kind so geht. Das Städtchen<br />

im Bow Valley war übrigens während der Olympischen<br />

Spiele von Calgary im Jahr 1988 Austragungsort für die<br />

Wettbewerbe im anglauf und Biathlon und ist bis<br />

heute nationales Leistungszentrum für diese Sportarten.<br />

Dabei hat sich Canmore seinen liebenswerten kleinstädtischen<br />

Charme bewahrt. Den versprühen kleine, meist<br />

inhabergeführte Geschäfte in der Main Street. Dort und<br />

in den Nebenstraßen spielt sich das meiste Leben ab. In<br />

der Railway Avenue ist die Canmore Brewing Company<br />

zu Hause, eine regionale Brauerei, wie sie in anada inzwischen<br />

schwer in Mode gekommen ist. Mein Lieblingsbier<br />

ist das Highline agered Blonde, das nicht nur im<br />

Probierraum ausgeschenkt wird, sondern auch in vielen<br />

der feinen, kleinen Restaurants im Bow Valley. Als Basislager<br />

für einen Ski- oder Wanderurlaub wäre Canmore<br />

meine Wahl.<br />

Wobei das Hotel Fairmont Banff Springs durchaus<br />

auch seinen harme hat, erst recht das Fairmont ake<br />

ouise, wo man winters praktisch direkt zum Schlittschuhlaufen<br />

aufs Eis kann. Wenn man sich mal so richtig<br />

was gönnen möchte, sei es auch nur einen guten Drink<br />

in feiner Umgebung, ist man hier wie da richtig. Banff,<br />

die größte Stadt im gleichnamigen Nationalpark, liegt nur<br />

rund Autominuten von anmore entfernt. Hier steht<br />

<strong>Winter</strong>sport auf dem Programm, aber nicht auf einem<br />

oder zwei Brettern, sondern auf zwei Rädern. Clare Mc-<br />

ann, die sich als oach lare vorstellt, bietet Touren<br />

mit Fatbikes an, also Fahrrädern mit überbreiten Reifen,<br />

die auch im lockeren Schnee nicht einsinken. Davon können<br />

wir uns auf einer gut zehn Kilometer langen Runde<br />

überzeugen. Das ist ein Heidenspa finden auch dieenigen<br />

in unserer Gruppe, die zu Hause nur sporadisch fahren.<br />

Überanstrengen muss sich keiner, denn auf Wunsch<br />

stehen auch elektrounterstützte Fatbikes zur Verfügung.<br />

Wer den kanadischen Pulverschnee, den berühmten<br />

Champagne-Powder, genießen will, muss ab Canmore<br />

rund eine halbe Stunde mit dem Auto ins Sunshine<br />

illage Ski Snowboard Resort nach Banff fahren. Das<br />

ist mein persönlicher Favorit, auch wenn die Zahl der<br />

Lifte bei vielen Schweizern und Österreichern nur ein<br />

mildes ächeln hervorrufen würde ebenso die Tatsache,<br />

dass hier immer noch postkartengroße Liftkarten ausgegeben<br />

werden, die außen an der Skikleidung befestigt<br />

sein müssen. Dafür bekommt der ambitionierte Skifahrer<br />

angesichts der großen Zahl an Variantenabfahrten das<br />

Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Echten Könnern ist<br />

die schwerste und steilste Abfahrt des Resorts vorbehalten.<br />

Der Delirium Dive ist nicht direkt über die Piste<br />

zugänglich. Die Tiefschneeünger müssen buchstäblich<br />

ein Tor passieren und zwar mindestens zu zweit und<br />

mit Lawinenschutzausrüstung ausgestattet sein. Sonst<br />

gibt es keinen Zutritt. Ansonsten ist das Skigebiet durchaus<br />

familienfreundlich. Selbst Anfänger kommen auf ihre<br />

Kosten.<br />

Das nächste Skigebiet wartet kurz vor Jasper: das<br />

Marmot Basin. wischen Banff und asper liegt die wohl<br />

beliebteste touristische Strae anadas, der cefields<br />

Parkway. n der sommerlichen Hochsaison ist auf diesem<br />

100<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


Calgary ist das Tor in die Rockies. Viele Urlauber landen hier und<br />

entschwinden sofort. Bitte nicht! Die Stadt kann was. Bleibt zwei<br />

Nächte. Besucht das Studio Bell, kauft ein paar Boots und genießt<br />

das Treiben in Kanadas Cowboy-City.<br />

IN CALGARY<br />

SPIELT DIE<br />

MUSIK. DIE<br />

VON GANZ<br />

KANADA.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

101


EISKLETTERER KLEBEN<br />

AN DEN KLIPPEN<br />

ENTLANG DES<br />

ICEFIELDS PARKWAYS.<br />

102 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WINTER | Alberta<br />

Ein Stück British Columbia<br />

in Jasper, Alberta. Der<br />

Totempfahl ist Kunstwerk<br />

der Haida, die an der Westküste<br />

Kanadas leben.<br />

Fotos: Martin Häußermann (5), Leblond Studio Inc., Travel Alberta<br />

Highway die Hölle los. Wohnmobil reiht sich an Wohnmobil,<br />

Mietwagen an Mietwagen. Auch wenn er nur rund<br />

230 Kilometer lang ist, sollte man sich einen ganzen Tag<br />

Zeit nehmen. Das gilt im Sommer wie im <strong>Winter</strong>. Unterwegs<br />

erwartet die Reisenden nicht nur pure Postkartenidylle,<br />

sondern auch touristische Angebote finden sich<br />

zuhauf – allerdings nur im Sommer.<br />

Im <strong>Winter</strong> ist das grundsätzlich anders. Im <strong>Winter</strong> ist<br />

hier vieles anders. Das hatte ich schon bei der Übernahme<br />

des Mietwagens erfahren. Der freundliche Mitarbeiter<br />

der Autovermietung bedauert zutiefst, dass er uns den<br />

bestellten und auch bestätigten SUV nicht aushändigen<br />

kann. u spät habe er erfahren, dass wir den cefields<br />

Parkway be<strong>reisen</strong> wollen. Dort herrscht zu dieser Zeit<br />

strikte <strong>Winter</strong>reifenpflicht. Seine SUs hätten aber alle<br />

nur All-Seasons-Bereifung und kämen damit nicht infrage.<br />

Das einzige Auto, das <strong>Winter</strong>reifen und Platz für drei<br />

Personen mit Gepäck hat, ist ein Toyota. Fronttriebler<br />

statt Allrad, kompakte Limousine statt eines geräumigen<br />

Kletterkünstlers. Und das ausgerechnet in den Rocky<br />

Mountains, wo Geländewagen und vor allem mächtige<br />

Pick-up-Trucks das Straßenbild prägen. Die Einheimischen<br />

setzen zum überwiegenden Teil auf 4x4 und montieren<br />

im <strong>Winter</strong> auch entsprechende Reifen.<br />

Schnee ist nicht nur auf der Piste gefallen, sondern<br />

auch auf der Strae. Mit der Folge, dass der cefields Parkway<br />

gesperrt ist und wir unsere Abfahrt doch noch einmal<br />

um einen Tag verschieben müssen. Dann ist die Straße<br />

wieder geräumt, aber immer noch mit Vorsicht zu genießen.<br />

Davon zeugt das unübersehbare gelbe Warnschild<br />

kurz nach der Abzweigung vom Trans-Canada-Highway.<br />

Eine gelbe Warnleuchte signalisiert, dass die Straßenverhältnisse<br />

»ausreichend gut« sind, ergänzt um eine<br />

LED-Tafel, die »Limited <strong>Winter</strong> Maintenance« ankündigt.<br />

Das bedeutet im Klartext, dass die Straße zwar befahrbar<br />

ist, aber auf weiten Streckenabschnitten noch Schnee<br />

liegt. Also machen wir erst einmal langsam. Aber das<br />

wollten wir ja ohnehin, schließlich befahren wir ja eine<br />

Panoramastraße und da gibt es auch einiges zu gucken.<br />

Hier sind einige Kletterkünstler unterwegs. Denn im<br />

<strong>Winter</strong> sind die beeindruckenden Klippen entlang des<br />

Highways auch ein Paradies für Eiskletterer. Die zahlreichen<br />

Wasserfälle, die von der Straße aus zu sehen sind,<br />

gefrieren zu gigantischen Eiswänden. Zu den größten<br />

gehören die sogenannten »Wheeping Walls«. Die sind im<br />

Sommer weniger eindrucksvoll, weil das Wasser nicht wild<br />

die Klippen hinunterstürzt, sondern aus den Gesteinsporen<br />

herausgedrückt wird und der Betrachter den Eindruck<br />

hat, dass der Berg weint. Dieses langsam flieende Wasser<br />

friert schnell und ergibt mitten im <strong>Winter</strong> eine 300 Meter<br />

aufragende Eiswand.<br />

Ganzjährig Eis hingegen bietet das Columbia Icefield.<br />

Ein Ausläufer ist der Athabasca-Gletscher, der im<br />

Sommer eine echte Touristenattraktion darstellt. Dann<br />

fahren hochbeinige Busse mit mannshohen Rädern täglich<br />

Menschenmassen ins Eis, dessen Ewigkeit aber nicht<br />

mehr sicher ist. Heute ist hier tote Hose. Das Besucherzentrum<br />

ist geschlossen, die Parkplätze ebenso. Auch die<br />

einzige Raststätte auf der Strecke ist im <strong>Winter</strong>schlaf, die<br />

Zapfsäulen in gelbe Schutzfolien gehüllt. Gut, dass wir in<br />

Banff vollgetankt haben.<br />

Jasper sollte man keinesfalls auf ein Basislager fürs<br />

Skifahren im Mamot Basin reduzieren, auch nicht auf den<br />

eindrucksvollen Bahnknoten, den regelmäßig kilometerlange<br />

Güterzüge passieren. Wir erwandern den Maligne<br />

Lake mit Schneeschuhen und den Maligne Canyon mit<br />

spikebewehrten Wanderschuhen. Den Canyon hatten wir<br />

im Sommer schon einmal erlebt, im <strong>Winter</strong> macht er aber<br />

noch viel mehr Eindruck, besonders dann, wenn man in<br />

der Dunkelheit mit Stirnlampen unterwegs ist. Eine Wanderung<br />

der anderen Art ist die Downtown Foodie Tour.<br />

Das ist viel mehr als eine Stadtführung, es handelt sich<br />

um einen informativen Spaziergang mit feinen lukullischen<br />

Einsprengseln. Das Abendessen kann man sich an<br />

diesem Tag auf jeden Fall sparen.<br />

Jeder Urlaub nimmt ein bitteres Ende: die Heimreise.<br />

Der Mietwagen bringt mich nach Edmonton. Die Provinzhauptstadt<br />

wäre für sich schon eine Reise wert – und eine<br />

eigene Geschichte.<br />

INFO<br />

ANREISE Condor und Air Canada fliegen direkt von<br />

Frankfurt a. M. nach Calgary. Seit Mai 2023 hat Condor<br />

einen Direktflug nach Edmonton.<br />

T-T Es empfiehlt sich den Mietwagen<br />

am Flughafen in Calgary zu übernehmen und in Edmonton<br />

abzugegen. Im <strong>Winter</strong> auf <strong>Winter</strong>reifen achten!<br />

R-T Für Musik-Fans Studio Bell:<br />

www.studiobell.ca<br />

FF-T Sunshine Village Ski Resort:<br />

www.skibanff.com<br />

RT-FO www.travelalberta.com<br />

D-FO www.kanadastisch.de<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

103


Farbtupfer<br />

1 |<br />

SKI-CHIC! DIESE BERGTAUGLICHEN<br />

OUTFITS MÜSSEN MIT IN DEN<br />

WINTERURLAUB!<br />

BERG<br />

Huckepack<br />

BEZWINGEN<br />

2 |<br />

MIT STIL<br />

3 |<br />

Schuhbiddu<br />

104<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


LIFESTYLE<br />

4 |<br />

Kopfüber<br />

7 |<br />

Kuschelweich<br />

5 |<br />

Handwarm<br />

1 | FARBTUPFER Mit der leichten Shell-Jacke von Peak<br />

Performance ist man für jedes Bergabenteuer gewappnet.<br />

Ins Schwitzen gekommen? Macht nichts, die Jacke ist<br />

atmungsaktiv. »Vislight Gore-Tex C-Knit Jacket«, € 600<br />

6 |<br />

2 | HUCKEPACK Ein wahres Raumwunder ist der<br />

»Alpspitze Pack 35«-Skitouren-Rucksack von Jack Wolfskin.<br />

Trägt Skier, Lawinensonde, Schneeschaufel, Eispickel und<br />

Helm problemlos auf den Gipfel, ohne die Bewegungsfreiheit<br />

einzuschränken. Falls es doch mal brenzlig wird, ist ein<br />

Ortungssystem integriert. Um € 200<br />

Hosenlatz<br />

3 | SCHUHBIDDU Wo drückt der Schuh? Nirgends!<br />

Weicher und fl exibler Snowboard-Boot, der schick und lässig<br />

zugleich aussieht. Käsefüße? Auch nicht! K2 »Taro Tamai<br />

Snowsurfer«, unisex, € 540<br />

4 | HANDWARM The Mountain Studio und der schwedische<br />

Handschuhspezialist Hestra haben gemeinsam den<br />

Freeride-Handschuh »W1 TMS & Hestra Leather Glove« aus<br />

Anilin-Rindsleder entwickelt. Weich, anschmiegsam und mit<br />

überragend gutem Stockgriff. Hand drauf! € 170<br />

Flitzpiepe<br />

5 | KOPFÜBER Was für eine Quakerei! Verspielte Herrenmütze<br />

mit niedlichem Entenmotiv von Barts. Quak! »Vinson<br />

Beanie«, € 30<br />

8 |<br />

Text: Ulrike Herder; Fotos: PR (8), Peak Performance<br />

6 | FLITZPIEPE Präziser und verlässlicher Ski für lange<br />

Tage auf der Piste: Der »RC One Lite 72« von Fischer Sports<br />

ist ein Allrounder und bei allen Schneebedingungen leicht zu<br />

kontrollieren. € 350<br />

7 | KUSCHELWEICH Sherpa-Fleecejacke im Retro-Look<br />

mit Polartec-Thermal-Pro-Material. Perfekt für sportliche<br />

Abenteuer – und für all jene, die schnell frieren. Zum Hineinkuscheln.<br />

Von Picture, »Naatil 1/4 Fleece«, € 140<br />

8 | HOSENLATZ Diese Freeride-Hose ist perfekt für alle<br />

Abenteuer im Gebirge und wurde für anstrengende Ski- und<br />

Snowboard-Touren bei wechselhaftem Wetter entworfen.<br />

Bleibt garantiert trocken! »Allea 3 L Xpore Bib Pants« von<br />

Picture, € 380<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

105


1 |<br />

Kopfsache<br />

UND<br />

LOS<br />

Bootscamp<br />

2 |<br />

3 |<br />

Lupenrein<br />

Fotos: PR (7), Matthew Foley<br />

106<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr frühling <strong>2024</strong><br />

2016


4 | 5 |<br />

Logoblick<br />

6 |<br />

LIFESTYLE<br />

Kunterbunt<br />

Warmhalter<br />

7 |<br />

9 |<br />

Festaufzug<br />

8 |<br />

1 | KOPFSACHE Der Helm »Obex Mips« von POC Sports<br />

trägt sich komfortabel für Skifahrer und Snowboarder an<br />

allen Tagen und auf allen Pisten. € 200<br />

2 | LUPENREIN Mit der »Vitrea«-Unisex-Skibrille behält<br />

man immer den Durchblick, auch wenn sich das Wetter auf<br />

der Piste launisch zeigt. Hier lässt sich das Glas sekundenschnell<br />

beim Tragen wechseln. Von POC Sports, € 220<br />

3 | BOOTSCAMP Sehr lässiger und sehr moderner,<br />

wasserdichter <strong>Winter</strong>boot von Sorel, der einfach gute Laune<br />

macht und jeden Stil-Contest gewinnt. »Caribou X Boot<br />

Lace«, € 200<br />

4 | LOGOBLICK Perfekt für Davos und Gstaad. Mit<br />

dieser Brille zeigt man, was man hat: ein Faible für Gucci.<br />

Logos auf dem Glas. Labelname auf dem Rahmen und der<br />

typische Riemen mit grünem und rotem Streifen lassen<br />

keine Marken-Zweifel offen. € 760<br />

Bauchgefühl<br />

5 | BRETTGEFÄHRTE Bringt Schwung in jede Abfahrt: Der<br />

vielseitige Rennski »Blizzard Phoenix R14 Pro + TPX12 Demo«<br />

bringt fortgeschrittenen Fahrerinnen absoluten Pistenspaß! € 900<br />

6 | KUNTERBUNT Von Kopf bis Fuß, von St. Moritz bis Kitzbühel:<br />

Der wasserdichte Retro-Snowsuit ist auf jeder Piste gerne<br />

gesehen. Mit kuscheligem Mikrofl eece gefüttert. Von Columbia,<br />

€ 350<br />

7 | WARMHALTER Jacke wie Hose? Mitnichten! Die hochwertige<br />

Daunen-Puffer-Jacke von Peak Performance für <strong>Winter</strong>abenteuer<br />

ist der optimale Begleiter. € 650<br />

8 | FESTAUFZUG Sitzt, wackelt und hat Platz: Der Skischuh<br />

von Salomon umschließt den Fuß passgenau und kann im Laufe<br />

des Tages spielend leicht allen Bedürfnissen angepasst werden.<br />

»Supra BOA 105«, € 550<br />

9 | BAUCHGEFÜHL Morgens Skifahren, nachmittags Schneeschuhwandern<br />

und abends zum Après-Ski? Der Hoodie von Icebreaker<br />

mit atmungsaktiver Merinowolle ist ein Lieblingsstück. € 230<br />

Brettgefährte<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

107


WINTERWANDERN IN OSTTIROL<br />

MIT EISFÜSSEN<br />

IM RAUSCH DER<br />

GLÜCKSHORMONE<br />

IM OSTTIROLER GAILTAL HABEN SIE ES<br />

NICHT SO MIT DEM ALPINSKIZIRKUS. ES GEHT<br />

GEMÜTLICH ZU – IM WINTER WIRD GEWANDERT<br />

ODER MAN IST MIT DEN SCHNEESCHUHEN<br />

UNTERWEGS. UND MANCHMAL OHNE ALLES.<br />

text<br />

BVerena Wolff<br />

108


WINTER | Osttirol<br />

Hier legt man sich nur zu<br />

gerne ins gemachte Bett:<br />

Die Zimmer der Casa Baglioni<br />

liegt in einer der schönsten<br />

Ecken der Stadt.<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

109


WINTER | Osttirol<br />

Verrückt muss sie sein, die Wanderführerin Barbara. Dabei<br />

sieht sie ganz harmlos aus: klein und drahtig, kurze<br />

dunkle Haare, ein fröhlich buntes Stirnband gegen die<br />

eisigen Temperaturen in Kartitsch in Osttirol. Eben noch<br />

hat sie in aller Ruhe eine Kiefer umarmt, die Stille auf der<br />

sonnigen Anhöhe über dem Ort genossen. Hat erzählt,<br />

wie die Bäume über Wurzeln und die Luft miteinander<br />

kommunizieren. Wie die hellgrünen Flechten, die über<br />

dem Kopf von den Ästen hängen, nur da wachsen, wo die<br />

Luft gut und die Umwelt gesund ist. Dass sie nur noch<br />

so hoch hängen, weil die Rehe und Hirsche alles, was<br />

niedriger wächst, als Delikatesse verspeisen. Am Boden<br />

finden sie im <strong>Winter</strong> nichts, denn der ist tief verschneit.<br />

Und jetzt das. Sie greift in ihre große blaue Tasche,<br />

die sie seit Beginn der Schneeschuhwanderung über ihrer<br />

Schulter hängen hat. Teilt kleine weiße Handtücher<br />

aus und Sitzmatten aus Moosgummi. Und macht eine<br />

überraschende Ansage. »So, jetzt ziehen wir Schuhe und<br />

Strümpfe aus und genießen einen kurzen Moment im<br />

Schnee!«, sagt sie und beginnt schon, die eigenen Wanderstiefel<br />

aufzuschnüren, während alle anderen noch<br />

über den Schock hinwegkommen. Ja, die Sonne scheint<br />

hier auf gut 1.500 Metern Höhe. So stark, dass sie die<br />

Wolken und den Nebel verscheucht hat und der frische<br />

Schnee glitzert. Ein echtes <strong>Winter</strong>wunderland. Aber: Im<br />

Wunderland hat es zehn Grad minus. Auch noch gegen<br />

Mittag. Der Schnee dürfte nicht viel wärmer sein.<br />

Wie wär’s denn mit dem Bergbach als Alternative,<br />

den wir entlang des Wegs nach oben zur Lichtung gesehen<br />

haben Der fliet a noch, muss also zumindest<br />

ein paar Grad über null haben. Nö. Zehen in den Schnee.<br />

Das ist der Plan. »Aber natürlich nur, wer will«, schiebt<br />

Barbara hinterher. Fast alle haben sich langsam an den<br />

Gedanken gewöhnt, die nach der Schneeschuhtour und<br />

dem Waldbaden gut durchbluteten Füße in den Schnee<br />

V<br />

zu stellen. Die gleißende Sonne hilft. Vielleicht werden<br />

die Zehen ja schneller warm, wenn man sie später in die<br />

Sonne hält.<br />

Nach und nach werden die Schnürsenkel entwirrt,<br />

die Socken in den Schuhen bereitgelegt. Damit es beim<br />

Anziehen schnell geht und die Strümpfe bloß nicht nass<br />

werden. Barbara rät, vor allem die trockene Matte und das<br />

Handtuch griffbereit zu haben, falls es dann doch kalt wird<br />

unter den Sohlen. Aber, Überraschung! Es ist gar nicht so<br />

schlimm. Im Gegenteil, es ist sogar fast angenehm. Der<br />

Schnee ist herrlich fluffig, man kann die Füe so richtig<br />

darin vergraben. Der Boden darunter ist fest, also keine<br />

Gefahr auszurutschen. Und so spaziere ich dahin, in der<br />

dicken Skihose und dem warmen Anorak. Unter der <strong>Winter</strong>sonne<br />

Osttirols. Barfuß. Warum auch nicht?<br />

»Waldbaden« nennt Barbara Uhl ihre Tour, Waldbaden,<br />

wie es die Japaner machen. Shinrin Yoku. Dort sogar<br />

auf Kosten der Krankenkasse. Auch in Deutschland<br />

und Österreich nehmen die Tourismusverbände dieses<br />

Angebot gerne in ihre Programme auf. Aber mit Bäumeumarmen<br />

hat das nicht viel zu tun. »Wir wollen den Wald<br />

mit allen Sinnen genießen«, sagt Barbara. Auch mit den<br />

Temperaturfühlern an den Zehenspitzen.<br />

Schließlich heißt es: Schneeschuhe wieder anziehen<br />

und weiter geht die Wanderung zurück nach Kartitsch –<br />

ein kleines Dorf in Osttirol, wo das Leben noch so funktioniert<br />

wie vor langer Zeit. Der 850-Seelen-Ort am oberen<br />

Ende des Tiroler Gailtals liegt auf 1.353 Metern und ist<br />

sterreichs erstes zertifiziertes <strong>Winter</strong>wanderdorf. eun<br />

Wanderwege sind von einer Expertenkommission ausgewählt<br />

worden und werden den <strong>Winter</strong> über gepflegt.<br />

Hier kann man nur mit Wanderstiefeln oder im tieferen<br />

Schnee mit Schneeschuhen gehen, die ebenso wie anderes<br />

Equipment in vielen Unterkünften verliehen werden.<br />

Leuchtend pinke Schilder weisen die Wege.<br />

110<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong>


WIR WOLLEN DEN<br />

WALD MIT ALLEN<br />

SINNEN GENIESSEN.<br />

So sieht Alpenwellness aus: Spuren im<br />

Schnee hinterlassen, während einzig das<br />

Knarzen unter den Sohlen zu hören ist.<br />

Ansonsten die Ruhe der Natur in sich<br />

aufsaugen! Oh, Tannenbaum!<br />

111


WINTER | Osttirol<br />

Hier geht es hoch her: Kartitsch liegt auf 1.353 Metern, ansonsten ist es aber mit 850 Einwohnern ganz geruhsam. Das Örtchen in Osttirol ist<br />

ein Geheimtipp für <strong>Winter</strong>wanderer- und sportler, denn rund um das Dorf warten unzählige, abwechslunsgreiche Touren.<br />

112<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WINTER | Aspen<br />

SCHLUTZKRAPFEN.<br />

DAS KANN EINFACH<br />

NIEMAND SO GUT<br />

WIE DIE OMA.<br />

Fotos: Verena Wolff (4), Dakota Corbin, Tamara Gak, Yuriy Brykaylo, Maurodeb/Shutterstock.com<br />

Auf der anderen Seite des Dorfs, in St. Oswald, geht es<br />

auf den Dorfberg immer entlang einer anglaufloipe.<br />

Hier kann man sich die ersten Höhenmeter der insgesamt<br />

rund zehn Kilometer langen Strecke mit dem Einsatz<br />

von vielen Pferdestärken sparen. Simon fährt den<br />

silbernen Pistenbully, der mit schwarzen Lederbänken<br />

im Fond umgebaut wurde, um Wanderer zumindest an<br />

die Bergstation des Schlepplifts am Dorfberg zu bringen,<br />

auf 1.820 Meter Seehöhe. Und dann geht’s los. Durch<br />

den Wald, in aller Stille. Nur das regelmäßige Atmen der<br />

Wanderer ist zu hören, der Nebel muss sich noch lichten.<br />

Die Haare verschwinden langsam unter einer Eishülle,<br />

die Feuchtigkeit in der Luft friert bei zweistelligen Minustemperaturen<br />

schnell fest. Aber immerhin: Die Wimpern<br />

frieren nicht ein und kleben nicht zusammen – so<br />

eisig ist es dann doch nicht.<br />

Vom Wanderweg und, noch besser, vom Gipfel des<br />

Dorfbergs ist der Panoramablick grandios: 266 Dreitausender<br />

gibt es hier zu sehen, die Lienzer Dolomiten<br />

und die Karnischen Alpen. Italien ist von hier aus fast<br />

näher als der Rest Tirols, denn Osttirol liegt umrundet<br />

vom österreichischen Bundesland Kärnten wie eine Insel<br />

in den Bergen. Bei dieser Wanderung um den Dorfberg<br />

allerdings bleiben die Schuhe zu jeder Zeit an, hier sind<br />

Wanderstöcke mit breiten Tellern ein praktisches Accessoire<br />

– eine Flasche mit warmem Tee und eine Sonnenbrille<br />

im Rucksack sind auch keine schlechte Idee. Das<br />

Wetter in den Bergen wechselt schnell. Und am Ende der<br />

Tour wartet der Klammerwirt mit einer warmen Suppe,<br />

einer Brettljause und vielen Informationen über die Täler.<br />

Gemütlich ist es in Osttirol, wo Bettenburgen und<br />

Après-Ski-Bars Fremdwörter sind. Die großen Alpin-Skigebiete<br />

hatten sie hier ohnehin noch nie, also haben sie<br />

sich auf das konzentriert, was sie so richtig gut können.<br />

Wandern, Langlauf, Tourenski. Nachhaltigkeit. Gemütlich<br />

ist es geblieben und übersichtlich, zwischen den Bergen,<br />

aber nicht hinter dem Mond. Vieles ist noch so, wie<br />

es vor 100 Jahren schon war, erzählt Nachtwächter Josef<br />

Lugger in Obertilliach. Dreimal die Woche geht er mit<br />

Gästen durch den kleinen Ort, der wegen seiner Gebäude<br />

früher »das hölzerne Dorf« genannt wurde – und über<br />

die Jahrhunderte weitestgehend abgeschirmt war. Katholisch<br />

musste Frau sein, um in einer der Bauernfamilien<br />

einheiraten zu können und wenn sie aus dem nächsten<br />

Dorf oder gar dem nächsten Tal kam, gab es schon größere<br />

Verständigungsprobleme.<br />

Ganz so ist es heute nicht mehr, aber viele Osttiroler sind<br />

ihrer Heimat treu – oder sie kommen zurück, nachdem<br />

sie in die weite Welt ausgezogen sind. Oder zumindest<br />

nach Innsbruck oder Salzburg. Und machen moderne<br />

Dinge in der traditionellen Umgebung. Sicher ist: Sie<br />

sind sich dessen bewusst, was sie haben. Franz Strasser<br />

ist so einer, ihm gehört das Hotel Waldruhe in vierter<br />

Generation. Er hat umgebaut, angebaut, modernisiert.<br />

Lässig, alpenchic, viel Holz und Filz. Und zu besonderen<br />

Anlässen steht die 93 Jahre alte Oma noch in der Küche<br />

und bereitet einen einheimischen Schmaus zu: Schlutzkrapfen.<br />

Das kann einfach niemand so gut wie sie.<br />

Diese mit Käse gefüllten Nudelkreationen, die in<br />

warmer Butter schwimmen und mit noch mehr Käse<br />

bestreut sind, sind genau das Richtige, um nach dem<br />

Bäumeumarmen, dem Füßerunterkühlen und einer gechillten<br />

Meditation am Flussbett wieder auf Betriebstemperatur<br />

zu kommen, bis in die kleinen Zehen. Danach<br />

gibt es, ebenfalls aus der Region und vielfach prämiert,<br />

einen Pregler – Hochprozentiges aus Äpfeln, Birnen und<br />

Zwetschgen. Und dann könnte man wieder aufbrechen,<br />

zu einer weiteren <strong>Winter</strong>wanderung oder einem Spaziergang<br />

durch das Dorf. Das kann man aber auch lassen.<br />

Und kuschelt sich auf eines der Filzsofas, um die Stille<br />

zu genießen.<br />

INFO<br />

Das Gailtal liegt in Osttirol, das vom österreichischen<br />

Bundesland Kärnten und Italien umschlossen wird.<br />

ANREISE Von München mit dem Eurocity nach Spittal-<br />

Millstättersee, dann weiter nach Lienz. Mit dem Auto<br />

entweder über Innsbruck, dem Brenner und dann durch<br />

Südtirol oder von Kitzbühel aus nach Kartitsch.<br />

ÜBERNACHTEN Stylish und gleichzeitg heimelig: Hotel<br />

Waldruhe, Kartitsch 154, 9941 Kartitsch, Österreich,<br />

waldruhe.at<br />

AUSRÜSTUNG Schneeschuhe, Langlaufski und Stöcke<br />

kann man sich im Hotel oder in Sportgeschäften ausleihen.<br />

Tourismusverband Osttirol: www.osttirol.com<br />

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Tel.: 02233 460 15-0<br />

Fax: 02233 460 15-24<br />

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Alpen. Die beeindruckende Aussicht auf den dominanten Watzmann und<br />

das Vier-Sterne-Superior-Erlebnis werden durch ein erstklassiges Kulinarik- und<br />

Wellnessangebot ergänzt. Von Gastgeberin Martina Hettegger und ihrem Team<br />

mit Leidenschaft betrieben ist das Hotel EDELWEISS ein Zufluchtsort für alle, die<br />

eine Kombination aus bodenständigem Luxus, Tradition und Natur suchen. Die<br />

Region Berchtesgaden ist das ganze Jahr über ein Paradies für Outdoor-Aktivitäten.<br />

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Verfügbarkeit.<br />

Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine Frage unter www.<br />

<strong>reisen</strong>exclsuiv.com/gewinnspiel-edelweiss Einsendeschluss ist der 14.02.<strong>2024</strong>.<br />

Chefredakteurin<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Art Director<br />

Alessandro Riggio<br />

Redaktion<br />

Ulrike Herder, Konrad Bender, Jasmin<br />

Faust, Marie Tysiak, Frank Störbrauck<br />

Reporter:innen dieser Ausgabe<br />

Jan Malte Andresen<br />

Harald Braun<br />

Andreas Dauerer<br />

Norbert Eisle-Hein<br />

Martin Häußermann<br />

Anja Kocherscheidt<br />

Simone Sever<br />

Verena Wolff<br />

Anzeigenleitung<br />

Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />

Anzeigen<br />

Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />

Marketing & Kooperationen<br />

Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />

Korrekturen<br />

Bärbel Philipp, textperlen.de<br />

Dokumentation Alexandra Lattek<br />

Titelbild Daniel J. Schwarz<br />

Druck Bonifatius, Paderborn<br />

Vertrieb<br />

VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />

114<br />

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