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KOLUMNE | Historische Dönekes Berufsrisiko Unser Redaktionshistoriker Konrad sammelt auf Tour zwangsläufig allerhand Geschichten. Die lassen sich leider – Anweisung der Chefredaktion – nicht immer in einer Reportage unterbringen. Auf dieser hart erkämpften Seite darf er dafür seine liebsten historischen Anekdoten zum Besten geben. Dönekes halt. Was gibt’s Altes, Herr Bender?! Luxeuil Notre-Damedu-Haut Höhle in Cravanche Auch im sonst so glamourösen Alltag eines Reiseredakteurs tun sich hin und wieder berufliche Unannehmlichkeiten auf: Die Kaffeemaschine braucht einen neuen Filter, oder man sitzt bei der legendären Zugtrennung in Hamm (Westfalen) im falschen Zugteil. Leben am Limit. Das alles ist aber nichts im Vergleich zum Arbeitstag, den ein junger Soldat in den Südvogesen in Frankreich im März 1876 hatte. Bei Steinbrucharbeiten tat sich in der Nähe von Cravanche ein kleines Loch im Boden auf. Dem heute leider namenlosen Soldaten wurde die fragwürdige Ehre zuteil, im Namen der Dritten Republik die unbekannte Welt unter Tage zu erkunden. Nötig war das überhaupt (Achtung, Hintergrundwissen!), weil Frankreich nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 die Gebiete Elsass und Lothringen an das Kaiserreich abtreten musste. Das Territoire de Belfort mit dem namensgebenden Verwaltungssitz wurde so unmittelbares Grenzgebiet, und das galt es, gegen weitere teutonische Aggressionen zu befestigen. Und so sind wir wieder bei unserem jungen Rekruten, der nun, lediglich mit einer Laterne bewaffnet, an einem Seil in die finsteren Untiefen hinabgelassen wurde. Es dauerte nicht lange, bis ein markerschütternder Schrei aus dem Loch im Boden an die Erdoberfläche drang und die Kameraden den unfreiwilligen Höhlenforscher wieder ans Tageslicht hievten. Was hatte ihm eine derartige Angst eingejagt? Um es kurz zu machen: ein Friedhof. Der Soldat hatte in der Hauptkammer der Höhle von Cravanche Hunderte Skelette erblickt, frei im Raum verteilt, teils von Stalagmiten überwachsen. Was der archäologisch ungeschulte Entdecker wohl nicht erkannte – und ihm sicherlich auch herzlich egal sein durfte –, war das beachtliche Alter der knöchernen Höhlenbewohner. Die lagen dort wohl schon seit der Jungsteinzeit. Die Fachwelt spricht vom »Neolithikum«, und in dieser Zeit der Sesshaftwerdung entwickelten sich auch erste Bestattungsrituale. Noch vor Beginn der modernen Geschichtsschreibung muss die Höhle dann wieder in Vergessenheit geraten sein, denn seitdem sind keine weiteren menschlichen Spuren in der Höhle aufzufinden. Bis zu diesem schicksalhaften Tag im März 1876. Den Soldaten und Steinmetzen jedenfalls hatte der Fund einen gehörigen Schrecken eingejagt. Kurzerhand rief man die nächste verfügbare Autorität herbei: den örtlichen Dorflehrer. Der erkannte gleich die Bedeutung des Funds und kontaktierte Archäologen einer nahe gelegenen Universität, die Überreste wurden abtransportiert und untersucht. Ob sich der junge Soldat noch einmal in die Nähe einer Höhle begeben hat, ist nicht bekannt. Dann doch lieber den Kaffeefilter wechseln. Fotos: Konrad Bender ($); Illustration: Anastasiia Yurevych/Shutterstock.com AHA! Die Höhle von Cravanche ist heute ein wichtiger Rückzugsort für mehrere Fledermausarten, kann mit Anmeldung besichtigt werden. Die menschlichen Überreste werden im Historischen Museum in Belfort ausgestellt, das sich in der sehr sehenswerten Zitadelle Belfort befindet. In der Region lohnt sich außerdem ein Ausflug zur von Le Corbusier entworfenen Beton-Kapelle Notre- Dame-du-Haut in Ronchamp oder zum Mittelalterkleinod Luxeuil-les-Bains. 20 winter/frühjahr <strong>2024</strong>
VORFREUDE Paddelnd die Welt entdecken. Vom Kajaken zwischen Eisbergen in Grönland über Wellenreiten im Südseeparadies Tahiti bis hin zum Abtauchen mit Krokodilen. Erlebnisse mit dem gewissen Kick! Für alle, denen Tauchen oder Schnorcheln noch nicht aufregend genug ist: Beim Käfigtauchen mit Krokodilen in Südafrika bleiben garantiert kein Atem und Puls ruhig. Das Abtauchen mit den gefährlichen Reptilien ist relativ neu und wird in Südafrika nur auf der Cango Wildlife Ranch in Oudtshoorn am Westkap angeboten. Auf Augenhöhe mit den gefährlichen Reptilien ist man um den Käfig, der einen umgibt, mehr als froh. Ein ultimativer Kick für Hartgesottene. www.cango.co.za Foto: Jake Irish KROKO- LOCO winter/frühjahr <strong>2024</strong> 21
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