packaging journal 8_2021
Themen der Ausgabe Special packaging Trends 2021/2022: Interview mit Ruediger Goetz (Peter Schneider Group): Die Trends im Verpackungsdesign Potenzial der Mehrwegsysteme besser nutzen Wie kann Kreislaufwirtschaft gelingen? Wie E-Commerce und Co. den Verpackungsmaschinenbau fordern Alternative Materialien aus natürlichen Rohstoffen im Fokus – ein Überblick Verpackungsentwicklung, Marketing und Design: pj-Talk zur Frage: Wie man die richtige Produktverpackung findet Praxisbericht Packgutspezifische Lösung für den Überseetransport Digitales Matchmaking für die optimierte Produktverpackung Junge Designer entwickeln Verpackungen mit Zusatznutzen Nachhaltigkeit, Packmittel und Packstoffe: Mehr Rezyklate in Verpackungen – so kann der Umstieg gelingen Neue europäische Vorgaben zum Umgang mit Kunststoffen Automatisieren, Robotik: Digitalisierung und Automatisierung beim Co-Packing Kontaktlose Energiezuführung für Verpackungsmaschinen Vorschau und Vorberichte zur Fachmesse SPS Etikettieren, Kennzeichnen: Verblindungen bei klinischen Studien Verschlüsse, Verschließsysteme: Neuer Verschluss reguliert den Innendruck in der Flasche Patentierte Zusatzsicherung für besseren Deckelhalt Neue Verschlusslösung für Kontaktlinsenverpackungen Messen und Veranstaltungen: So war die Fachpack 2021
Themen der Ausgabe
Special packaging Trends 2021/2022:
Interview mit Ruediger Goetz (Peter Schneider Group): Die Trends im Verpackungsdesign
Potenzial der Mehrwegsysteme besser nutzen
Wie kann Kreislaufwirtschaft gelingen?
Wie E-Commerce und Co. den Verpackungsmaschinenbau fordern
Alternative Materialien aus natürlichen Rohstoffen im Fokus – ein Überblick
Verpackungsentwicklung, Marketing und Design:
pj-Talk zur Frage: Wie man die richtige Produktverpackung findet
Praxisbericht Packgutspezifische Lösung für den Überseetransport
Digitales Matchmaking für die optimierte Produktverpackung
Junge Designer entwickeln Verpackungen mit Zusatznutzen
Nachhaltigkeit, Packmittel und Packstoffe:
Mehr Rezyklate in Verpackungen – so kann der Umstieg gelingen
Neue europäische Vorgaben zum Umgang mit Kunststoffen
Automatisieren, Robotik:
Digitalisierung und Automatisierung beim Co-Packing
Kontaktlose Energiezuführung für Verpackungsmaschinen
Vorschau und Vorberichte zur Fachmesse SPS
Etikettieren, Kennzeichnen:
Verblindungen bei klinischen Studien
Verschlüsse, Verschließsysteme:
Neuer Verschluss reguliert den Innendruck in der Flasche
Patentierte Zusatzsicherung für besseren Deckelhalt
Neue Verschlusslösung für Kontaktlinsenverpackungen
Messen und Veranstaltungen:
So war die Fachpack 2021
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08 | <strong>2021</strong><br />
English summaries<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de | Einzelpreis C 12,50<br />
TECHNOLOGIE | PRAXIS | UNTERNEHMEN | PRODUKTE<br />
<strong>packaging</strong><br />
<strong>journal</strong><br />
PACKAGING TRENDS<br />
Komplexe Herausforderungen<br />
für neue Mehrwegsysteme<br />
AUTOMATISIEREN<br />
Angepasste Dynamik bei<br />
der Prozessoptimierung<br />
VERPACKUNGSENTWICKLUNG<br />
Individuelle Anforderungen<br />
nachhaltig bedienen
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EDITORIAL<br />
Man sieht sich!<br />
Damit hatten viele wohl nicht gerechnet: Die Resonanz auf die erste<br />
Branchenmesse nach den vielen Monaten der Pandemie war riesig.<br />
Dass 24.000 Besucher nach Nürnberg kommen würden, hat selbst die<br />
Veranstalter überrascht. Endlich wieder persönliche Gespräche zu<br />
führen und Vorträge live zu hören, ist trotz aller digitaler Möglichkeiten<br />
eben doch nicht zu ersetzen.<br />
Und so war die Fachpack nur der Auftakt. Denn auch die Automationsmesse<br />
SPS soll wieder eine fast normale Messe werden, sogar ohne<br />
Maske, wie die Messe-Chefin im Interview mit dem <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong><br />
ankündigte. Auch ProSweets und ISM planen fest mit einer Veranstaltung<br />
vor Ort. Es sieht also so aus, als wären wir demnächst wieder<br />
häufiger unterwegs. Das ist gut so.<br />
In diesem Heft geht es um Verpackungstrends. In einer LinkedIn-<br />
Umfrage haben wir vorab unsere Leserinnen und Leser nach den<br />
wichtigsten Zukunftsthemen der Branche gefragt. Der Dauerbrenner<br />
Nachhaltigkeit ist natürlich weiterhin das Thema Nummer eins.<br />
Ganz klar aber auch: Allein die Abkehr von Kunststoff und die<br />
Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe wird nicht als Lösung<br />
der aktuellen Probleme gesehen.<br />
Keine Frage also: Das große Thema Kreislaufwirtschaft wird die<br />
nächsten Jahre bestimmen. Wir lassen in diesem Heft Experten zu Wort<br />
kommen wie Ruediger Goetz, den Managing Director der Marken- und<br />
Designagentur Peter Schmidt Group, dessen tägliches Geschäft es ist,<br />
Trends zu finden und umzusetzen (ab Seite 18). Und Peter Désilets,<br />
Geschäftsführer bei Pacoon, stellt in einem interessanten Gastbeitrag<br />
neue Mehrweglösungen vor, die auch abseits des funktionierenden<br />
Pfandsystems in der Getränkebranche Alternativen bieten und deren<br />
Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft ist (ab Seite 20).<br />
Es bleibt also spannend.<br />
Illustration: Artur Balytskyi/shutterstock.com<br />
Herzlichst<br />
Ihre Doris Bünnagel<br />
08 | <strong>2021</strong>
INHALT<br />
AUS DEN UNTERNEHMEN<br />
06 News kompakt<br />
12 Titelstory Für Mehrweg entwickelt: robuste Transportverpackungen<br />
aus Kunststoff<br />
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
15 Wird die Zukunft noch nachhaltiger, flexibler und individueller?<br />
16 Mehr Nachhaltigkeit, besseres Recycling:<br />
Wie kann Kreislaufwirtschaft gelingen?<br />
18 <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> Talk mit Ruediger Goetz (Peter Schneider Group):<br />
Unboxing, unperfekt, unbedingt nachhaltig: Trends im Verpackungsdesign<br />
22 Standardisierung statt Insellösung: Potenzial der Mehrwegsysteme<br />
besser nutzen<br />
26 Passgenau in jeder Hinsicht: Wie E-Commerce und Co. den<br />
Verpackungsmaschinenbau fordern<br />
30 Alternative Materialien aus natürlichen Rohstoffen im Fokus – ein Überblick<br />
ETIKETTIEREN, KENNZEICHNEN<br />
37 Wenn der Teufel im Detail steckt: Verblindungen bei klinischen Studien<br />
VERSCHLÜSSE, VERSCHLIESSSYSTEME<br />
ANZEIGE<br />
<strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> 08 | <strong>2021</strong><br />
08 | <strong>2021</strong><br />
English summaries<br />
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<strong>packaging</strong><br />
TECHNOLOGIE | PRAXIS | UNTERNEHMEN | PRODUKTE<br />
<strong>journal</strong><br />
PACKAGING TRENDS<br />
AUTOMATISIEREN<br />
VERPACKUNGSENTWICKLUNG<br />
Komplexe Herausforderungen Angepasste Dynamik bei Individuelle Anforderungen<br />
für neue Mehrwegsysteme der Prozessoptimierung nachhaltig bedienen<br />
40 Neuer Verschluss reguliert den Innendruck in der Flasche<br />
42 Patentierte Zusatzsicherung für besseren Deckelhalt<br />
42 Neue Verschlusslösung für Kontaktlinsenverpackungen<br />
AUTOMATISIEREN, ROBOTIK<br />
SPS <strong>2021</strong><br />
43 Rückkehr zu mehr Normalität beim diesjährigen Branchentreff<br />
45 Dualis – Engineering- und Inbetriebnahmezeiten verkürzen<br />
45 Pilz – Individuelle Komplettlösungen für Safety und Security<br />
46 Schmersal – Neue Lösungen für Maschinensicherheit<br />
46 SEW-Eurodrive – Smarte Automatisierungslösungen aus dem Baukasten<br />
47 Yaskawa – Neu entwickelte Automationsplattform<br />
47 Bachmann und Endian – Digitale Plattformen für die Prozessvisualisierung<br />
48 Digitalisierung und Automatisierung beim Co-Packing<br />
50 Kontaktlose Energiezuführung für Verpackungsmaschinen<br />
ECHTE MEHRWEG-<br />
ALTERNATIVE ZU<br />
WELLPAPPE<br />
Orbis Europe entwickelt und produziert<br />
robuste Transportverpackungen aus<br />
Kunststoff. Die Entwicklung „PlastiCorr“<br />
kann beispielsweise bis zu 70-mal wiederverwendet<br />
werden. Dabei handelt es<br />
sich um eine bauartgleiche Variante von<br />
normalen, einfachen Faltschachteln mit<br />
Boden- und Deckelverschlussklappen,<br />
die aber aus Polypropylen (PP) gefertigt<br />
wird. Der Behälter kann ‚braune Kartons‘<br />
in automatisierten Verpackungslinien<br />
und Lieferketten deshalb ohne Anpassungen<br />
der Technik ersetzen. Mit einem<br />
völlig neuen Produktkonzept möchte<br />
das Unternehmen Lieferketten auch im<br />
Bereich FMCG nachhaltiger gestalten.<br />
Bild: Orbis<br />
Bild: Packservice<br />
4 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de
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Sonderthema<br />
„Nachhaltiges Verpacken<br />
von Snacks und Süßwaren“<br />
in <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> Dezember<br />
Erscheinungstermin<br />
08.12.<strong>2021</strong><br />
Anzeigenschluss<br />
12.11.<strong>2021</strong><br />
VERPACKUNGSENTWICKLUNG,<br />
MARKETING UND DESIGN<br />
52 <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> TV Live-Talk Nachhaltig verpackt –<br />
zielgerichtet kommuniziert: Wie man die richtige<br />
Produktverpackung findet<br />
56 Praxisbericht Packgutspezifische Lösung für den Überseetransport<br />
58 Digitales Matchmaking für die optimierte Produktverpackung<br />
60 Junge Designer Verpackungen mit Zusatznutzen<br />
NACHHALTIGKEIT, PACKMITTEL UND PACKSTOFFE<br />
62 Mehr Rezyklate in Verpackungen – so kann der Umstieg gelingen<br />
64 Neue europäische Vorgaben zum Umgang mit Kunststoffen<br />
MESSEN UND VERANSTALTUNGEN<br />
66 Bilanz: So war die Fachpack <strong>2021</strong><br />
69 Veranstaltungskalender<br />
FESTE RUBRIKEN<br />
03 Editorial<br />
04 Inhalt<br />
10 Leseecke<br />
70 pack-finder Branchenguide<br />
74 Impressum / Anzeigenindex
PERSÖNLICH<br />
NEWS KOMPAKT<br />
Bild: Leif Schmodde/Modis AG<br />
Bild: DS Smith<br />
Bild: Uhlmann Pac-Systeme<br />
ALBA SERVICES HOLDING<br />
Die Führungsmannschaft der Alba Services<br />
Holding (ASH) wird umgebaut. Spätestens<br />
zum 1. Januar 2022 soll Sebastiaan<br />
Krol gemeinsam mit CFO Melanie<br />
Freytag das Unternehmen führen. Der<br />
bisherige CEO Markus Müller-Drexel wird<br />
zum neuen dualen System „Interseroh+“<br />
wechseln, das mit Partnern die Kreislaufwirtschaft<br />
für Verpackungen grundlegend<br />
weiterentwickeln soll.<br />
DS SMITH<br />
Seit 1. Oktober <strong>2021</strong> ist Mark von der<br />
Becke neuer Sales, Marketing & Innovation<br />
(SMI) Director bei DS Smith für die<br />
Regionen Deutschland und Schweiz. Der<br />
studierte Betriebswirt kommt vom Chemiekonzern<br />
Clariant, wo er zuletzt als Global<br />
Head of Key Account Management in<br />
der Business Unit Masterbatches, welche<br />
unter anderem Farbgranulate für die Verpackungsindustrie<br />
produziert, tätig war.<br />
UHLMANN PAC-SYSTEME<br />
Cristian Reiter hat zum 1. Oktober die<br />
technische Geschäftsführung (CTO) bei<br />
Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG<br />
übernommen. Vor seinem Eintritt beim<br />
Spezialisten für Pharmaverpackunganlagen<br />
Uhlmann war er im Maschinen- und<br />
Anlagenbau tätig, zuletzt als Executive<br />
Vice President und Geschäftsführer der<br />
Homag Automation GmbH.<br />
Underberg jetzt<br />
in Faltschachteln<br />
Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums präsentiert die Traditionsmarke<br />
Underberg ihren Klassiker Original Kräuter in einem neuen Design<br />
und stellt von Kunststoffboxen auf 100 Prozent recycelbaren Karton<br />
aus FSC-zertifiziertem Material der STI Group um. Die mit Glanzlack<br />
auf Wasserbasis überzogenen Faltschachteln bestehen zu 95 Prozent<br />
aus Altpapier. Ebenso wie die Verpackungen sind jetzt auch die dazugehörigen<br />
Palettendisplays zu 90 Prozent aus altpapierbasiertem Material<br />
gefertigt und nach Ablauf des Promotionszeitraums vollständig<br />
recycelbar. Mit dem Relaunch will man eine noch größere Bekanntheit<br />
bei der jüngeren Zielgruppe gewinnen und dabei den Ursprüngen treu<br />
bleiben. Zu diesem Zweck präsentiert Underberg seine Kräuter-Ikone<br />
in den markentypischen Farben, gepaart mit fantasievollen, bunten<br />
Elementen. Unter dem Motto “PopArt meets deutsche Romantik“ setzt<br />
das Jubiläumsdesign auf die Verbindung von Tradition mit Moderne.<br />
>> www.underberg.com<br />
Bild: Underberg<br />
VDMA ROBOTIK + AUTOMATION<br />
Bild: Hahn Automation GmbH<br />
Bild: Actega<br />
Frank Konrad, CEO der Hahn Automation<br />
GmbH in Rheinböllen, ist neuer Vorsitzender<br />
des VDMA Fachverbands Robotik<br />
+ Automation. Er folgt auf Wilfried<br />
Eberhardt, Chief Marketing Officer der<br />
Augsburger Kuka AG, dessen Ehrenamt<br />
als Vorsitzender nach drei Jahren turnusmäßig<br />
endete. Zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden des Fachverbands ist Dr.<br />
Dietmar Ley, Vorstandsvorsitzender der<br />
Basler AG, Ahrensburg, gewählt worden.<br />
ACTEGA<br />
Actega, Hersteller von Speziallacken,<br />
Druckfarben, Klebstoffen und Dichtungsmassen<br />
für die Druck- und Verpackungsindustrie,<br />
kündigt Neubesetzungen in<br />
seinem Management Team an. Ab 1. Oktober<br />
<strong>2021</strong> leitet Jan Franz Allerkamp die<br />
Global Business Line Paper & Board von<br />
Actega. Parallel dazu wird Stephan Plenz,<br />
ehemals im Vorstand der Heidelberger<br />
Druckmaschinen AG, Interimsgeschäftsführer<br />
von Actega Metal Print.<br />
Recycelbarer Kartondeckel<br />
für Einwegbecher<br />
In einem gemeinsamen Langzeitprojekt haben Metsä Board und The Paper<br />
Lid Company einen Getränkebecher aus 100 Prozent recycelbarem<br />
Karton für Heiß- und Kaltgetränke entwickelt. Bei dem Einwegbecher<br />
besteht auch der Deckel aus einem vollständig recycelbaren Dispersionsbarrierekarton.<br />
Er wird mit einem neuartigen technischen Verfahren<br />
vom finnischen Start-up-Unternehmen The Paper Lid Company hergestellt,<br />
mit dem das Material in die gewünschte Form gebracht werden<br />
kann. Das Ergebnis: ein aus einem Stück gefertigter Kartondeckel, der<br />
fest auf dem Becher aufsitzt und ähnliche Leistungsmerkmale bietet<br />
wie ein herkömmlicher Kunststoffdeckel. Die Paper Lid Company arbeitet<br />
seit Jahren daran, einen Kartondeckel herzustellen, der zu 100<br />
Prozent recycelbar ist. Nun wurden an ihrem südfinnischen Produktionsstandort<br />
Masku die technischen Voraussetzungen geschaffen, um<br />
in die Serienproduktion zu gehen. Der ökologische Fußabdruck der<br />
neuen Kartonlösung ist nach Unternehmensangaben weniger als halb<br />
so groß wie der eines Plastikdeckels.<br />
>> www.metsaboard.com<br />
Bild: Metsä Board<br />
6<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
Facelift für<br />
Langhaarmädchen<br />
Bild: WIN Creating Images<br />
Win Creating Images gestaltet das Facelift für seinen langjährigen<br />
Kunden Langhaarmädchen und entwirft ein neues Verpackungsdesign<br />
für die Exklusivmarke. Nach einem gemeinsamen<br />
Workshop zwischen dm, Langhaarmädchen und Win verfolgt der<br />
neue Designansatz den Aspekt der „Reduktion“. Eine klare Struktur<br />
soll für eine schnelle Erfassbarkeit der Benefits wie „vegan“<br />
oder „silikonfrei“ sorgen – und die Markentransparenz erhöhen.<br />
Shampoo und Spülung bekommen neue Farben, die noch bessere<br />
Orientierung bieten sollen, die Story der Langhaarmädchen<br />
bekommt mehr Platz. Alles in allem ein „softes Facelift“. Die Geschichte<br />
von Langhaarmädchen begann mit einer Vision zweier<br />
Friseurmeisterinnen, die auf ihrer Reise durch Australien von<br />
ihrer eigenen Haarpflegeserie träumten. Als Experte im Bereich<br />
Haircare hat Win Creating Images das Design der Marke von der<br />
Konzeption über die Flaschenformfindung bis hin zur Produktausarbeitung<br />
verantwortet.<br />
>> www.win-ci.de<br />
Monomaterial für Lebensmittel<br />
und Nasstierfutter<br />
Bild: Mondi<br />
Mondi geht mit seiner neuen Monomateriallösung RetortPouch<br />
Recyclable an den Start und erweitert damit sein Angebot an<br />
nachhaltigen Verpackungslösungen für Premium-Lebensmittel<br />
und Tiernahrung. Der neue Hochbarriere-Standbodenbeutel<br />
ersetzt komplexe mehrlagige und nicht recycelbare Verpackungen<br />
für eine Reihe von Lebensmitteln und Nasstierfutter, die in<br />
Dampf- oder Heißwasser-Retortenkesseln wärmebehandelt werden<br />
müssen und eine sterilisierfähige Verpackung erfordern. Das<br />
in den meisten Lösungen typischerweise verwendete Aluminium<br />
wurde durch eine neue Hochbarrierefolie ersetzt, welche die Temperaturen<br />
hochhält und kurze Verarbeitungszeiten während des<br />
Retortprozesses gewährleistet. Gerade hat das Unternehmen zudem<br />
recycelbare Monomaterialverpackungen mit Hochbarriere für<br />
Tierfutter an die finnische Hundefuttermarke Hau-Hau Champion<br />
geliefert. Dabei handelt es sich um Rollenware für Form-Fill-and-<br />
Seal (FFS)-Beutel bis 1,5 Kilogramm und vorgefertigtes FlexiBag<br />
Recyclable für Beutel bis 15 Kilogramm, das in die finnischen<br />
Kunststoffrecyclingströme eingebracht werden kann.<br />
>> www.mondigroup.com<br />
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NEWS KOMPAKT<br />
Europäischer<br />
Karton- und<br />
Faltschachtelmarkt<br />
in <strong>2021</strong><br />
300.000<br />
Tonnen Frischfaserkarton<br />
fehlen dem europäischen<br />
Verarbeitermarkt<br />
10,9%<br />
mehr Bestellungen<br />
gab es für<br />
Faltschachtelkarton<br />
3,7%<br />
beträgt der<br />
voraussichtliche<br />
Mengenzuwachs an<br />
Faltschachteln<br />
Quelle: FFI – Fachverband Faltschachtel-<br />
Industrie e.V. im Oktober <strong>2021</strong><br />
Digitale LED-Technologie<br />
für den Etikettendruck<br />
Bei der Weiterentwicklung von Etikettendruckern hat DTM Print speziell das Thema Nachhaltigkeit<br />
in den Fokus gerückt. Der Farbetikettendrucker CX86e ist der nach Unternehmensangaben<br />
weltweit kleinste LED-Trockentoner-Farbetikettendrucker und nutzt die neueste digitale<br />
LED-Technologie. Da LED-Druckköpfe im Gegensatz zur klassischen Lasertechnologie keine beweglichen<br />
Teile haben, werden im Herstellungsprozess deutlich weniger Rohstoffe verbraucht<br />
und eine platzsparende Bauweise sowie eine deutlich längere Lebensdauer erreicht. Mit einer<br />
Größe von 198 x 195 x 380 Millimeter (B x H x T) und einem Gewicht von 9,5 Kilogramm sei der<br />
CX86e kompakter, robuster und zuverlässiger als andere Drucker seiner Klasse, so DTM Print.<br />
Das bedeutet auch, dass er fast überall eingesetzt werden kann und leicht zu transportieren ist.<br />
Eine weitere Entwicklung bei dieser Drucktechnologie ist der neue polymerbasierte Toner, der<br />
mehr Flexibilität bei der Verwendung verschiedener Medien ermöglicht und die Fixiertemperatur<br />
senkt, was wiederum Energie beim Drucken selbst einspart.<br />
>> www.dtm-print.eu<br />
Bild: DTM Print<br />
dm startet<br />
Rücknahmetest<br />
Zurück in die Drogerie statt in den Gelben Sack: Die Drogeriemarktkette<br />
dm bietet ihren Kunden in ausgewählten Märkten<br />
die Möglichkeit, bei ihr erworbene Kunststoffflaschen restentleert<br />
wieder abzugeben. Durch die Verpackungsrücknahme<br />
will man auf direktem Weg qualitativ hochwertiges Rezyklat<br />
für die Verpackungen der Eigenmarken gewinnen. An der<br />
einjährigen Testphase werden etwa 150 dm-Märkte im Raum<br />
Karlsruhe und im Raum München teilnehmen. In den Märkten<br />
des Testgebiets können Kunden über die Aktionsfächer in den<br />
Recyclingboxen im Kassenbereich Kunststoffflaschen, die in<br />
den dm-Märkten oder über den Onlineshop dm.de erworben<br />
wurden, unabhängig von Farbe und Größe restentleert zurückgeben.<br />
Die abgegebenen Flaschen werden mit der bereits<br />
vorhandenen Logistik ressourceneffizient zu einem Recycler<br />
in der Nähe transportiert. Dort werden sie zu Rezyklat aufbereitet,<br />
um dann von einem Flaschenhersteller wieder zu Kunststoffflaschen<br />
für die dm-Marken verarbeitet zu werden.<br />
>> www.dm.de<br />
Bild: Nora Lammers<br />
8 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
Thermochrome Dose<br />
wird bei Kälte grün<br />
Bild: Big Shock<br />
Mit einer Getränkedose, die bei erreichter Trinktemperatur<br />
die Farbe ändert, will der tschechische Energydrink-Hersteller<br />
Big Shock neue Kunden werben. Der Effekt auf einer<br />
500-Milliliter-Dose in limitierter Auflage soll vor allem<br />
Fans von Videospielen ansprechen. Vor einem schwarzen<br />
Hintergrund mit hervorstechenden roten und gelben Grafiken<br />
verwandelt sich ein thermochromes Panel im Ladebalken-Stil<br />
allmählich von Gelb bei Zimmertemperatur in ein<br />
leuchtendes Grün, wenn der Inhalt<br />
auf die perfekte Trinktemperatur<br />
abgekühlt ist. Ardagh<br />
hat den Farbe-zu-Farbe-Effekt<br />
in Zusammenarbeit mit CTI, einem<br />
führenden Hersteller von<br />
thermochromen Druckfarben,<br />
genutzt. Dabei werden spezielle<br />
farbige Tinten verwendet,<br />
um Temperaturveränderungen<br />
genau anzuzeigen. Gleichzeitig<br />
bietet die Methode eine Möglichkeit,<br />
das Grafikdesign auf<br />
vielfältige Weise zu erweitern.<br />
>> www.ardaghgroup.com<br />
INTELLIGENT AUTOMATISIEREN.<br />
PRODUKTIVER VERPACKEN.<br />
www.br-automation.com/Packaging<br />
Papiertragegriff für<br />
Sunil-Verpackung<br />
Bei den Sunil-Großgebindepackungen ersetzt ein Papiertragegriff<br />
den bislang eingeklebten Tragegriff aus Kunststoff.<br />
Damit stellt Waschmittelhersteller Fit die Verpackung auf<br />
eine komplett recyclingfähige Monomateriallösung um. Die<br />
Verpackung selbst bestand bereits aus Wellpappe mit einem<br />
hohen Recyclinganteil, mit der neuen kunststofffreien Monomateriallösung<br />
kann sie nun im Altpapierkreislauf recycelt<br />
werden. Die Umstellung auf eine Monomateriallösung<br />
wird für die Verbraucher gut sichtbar auf der Verpackung<br />
kommuniziert. Die Lösung wurde mit der STI Group entwickelt,<br />
dabei galt es zu beachten, dass die äußere Dimension<br />
des Kartons nicht verändert werden durfte, denn die Verpackungen<br />
werden in großer Stückzahl und Geschwindigkeit<br />
maschinell aufgerichtet. Gleichzeitig war die exakte<br />
Planlage der Kartons für die Prozesseffizienz unerlässlich.<br />
Beide Anforderungen konnten durch das Einbringen des Tragegriffs<br />
in der Klebemaschine des Verpackungsherstellers<br />
gelöst werden.<br />
>> www.sti-group.com<br />
Das Geheimnis produktiver Verpackungsmaschinen:<br />
mapp Technology – der modulare Softwarebaukasten.<br />
Noch nie war Automatisierung so schnell und einfach.<br />
Bild: STI Group
LESE ECKE<br />
Susanne Schulz<br />
Erfolgreiche Marken haben<br />
keine Kunden, sondern Fans.<br />
Das eigene Profil schärfen<br />
und an Sichtbarkeit gewinnen<br />
1. Auflage <strong>2021</strong>, Eigenverlag<br />
124 S., Taschenbuch,<br />
15,90 EUR<br />
ISBN 978-3-00-068420-3<br />
Die Autorin verrät in ihrem Buch zahlreiche konkret formulierte,<br />
gezielte Strategien, wie eine Marke den Kunden<br />
nicht nur einmalig vom Kauf überzeugen kann, sondern zum<br />
Anhänger dieser Marke wird. Wichtig ist zu erkennen, wie<br />
man sich darstellen möchte, um öffentlich wahrgenommen<br />
zu werden. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen<br />
profitieren von den 25 Kolumnen und Blog-Beiträgen, die<br />
die erfahrene Markenexpertin ausgewählt und für alle zusammengestellt<br />
hat, die erfolgreich ihre Marke aufbauen<br />
wolle. Eine Marke lebt vom Vertrauen der Kunden und muss<br />
den Ansprüchen der anvisierten Zielgruppe entsprechen.<br />
Zugleich muss sie ein unverwechselbares Bild abgeben, in<br />
das die Eigenschaften und Kompetenzen des Unternehmens<br />
einfließen.<br />
Wolfgang W. Glenz (Hrsg.)<br />
A Glossary of Plastics Terminology in 8 Languages<br />
8. Auflage <strong>2021</strong>, Hanser Verlag<br />
464 S., Fester Einband, 129,99 EUR<br />
ISBN 978-1-56990-859-4<br />
auch als<br />
E-Book<br />
erhältlich<br />
Die nun mittlerweile achte Auflage des Glossars enthält<br />
rund 300 neue Begriffe und nimmt Portugiesisch als<br />
zusätzliche Sprache auf. Insgesamt sind im nun überarbeiteten<br />
Nachschlagwerk mehr als 2300 Begriffe<br />
aus den Bereichen Chemie, Eigenschaften, Prüfung und<br />
Verarbeitung von Kunststoffmaterialien für die Sprachen<br />
Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Französisch,<br />
Portugiesisch, Russisch und Chinesisch gelistet. Die<br />
Wort-für-Wort-Übersetzungen ermöglichen ein schnelles<br />
Nachschlagen von Fachbegriffen aus einer Fremdsprache<br />
in die jeweilige Muttersprache und umgekehrt.<br />
Biokaffee in<br />
Mehrwegflaschen<br />
Frisch gerösteter Kaffee, aber in einer nachhaltigen<br />
Mehrwegflasche, ist der Gedanke<br />
hinter der neuen Verpackung mitsamt Aromadeckel,<br />
die jüngst von der Siegburger Rösterei<br />
Cofi Loco auf der Lebensmittelmesse Anuga in<br />
Köln vorgestellt wurde. Alleinstellungsmerkmal<br />
der Glasflasche ist der eigens entwickelte<br />
Aromadeckel, den Cofi Loco als Gebrauchsmuster<br />
geschützt hat. Der Kaffee wird direkt<br />
nach der Röstung in die Flaschen gefüllt und<br />
mit dem Aromadeckel verschlossen. Der bei<br />
der weiteren Reifung der Bohnen in der Flasche<br />
entstehende Druck entweicht schonend<br />
durch einen perforierten Filter im Deckel.<br />
Durch dieses Verfahren bleibt das volle Aroma<br />
in der Flasche. Werden die Glasflaschen im<br />
Kühlschrank gelagert, konservieren Kälte und<br />
Dunkelheit das Aroma zusätzlich. Das Unternehmen<br />
wollte mit der Neuheit eine Alternative<br />
zu den herkömmlichen Verpackungen aus<br />
Aluminium und Plastik entwickeln.<br />
>> www.cofiloco.de<br />
Progroup verzeichnet<br />
Milliardenumsatz<br />
Das pfälzische Unternehmen Progroup hat Anfang Oktober <strong>2021</strong><br />
erstmals in seiner Geschichte einen Umsatz von über einer Milliarde<br />
Euro erzielt. Darüber hinaus konnte das Vorjahresergebnis<br />
bereits vor Jahresende <strong>2021</strong> überschritten werden. Wesentliche<br />
Treiber dieser Entwicklungen seien, so das Unternehmen, neben<br />
einer sich stetig entwickelnden konjunkturellen Erholung der boomende<br />
Internethandel und das allgemein veränderte Konsumverhalten.<br />
Ende August <strong>2021</strong> hatte Progroup bereits den Bau eines<br />
weiteren Wellpappformatwerks in Rheinland-Pfalz angekündigt.<br />
Auch international wächst das Unternehmen weiter. Im polnischen<br />
Stryków entsteht aktuell die zwölfte Produktionsstätte<br />
für Wellpappformate und damit das dritte Werk in Polen. Darüber<br />
hinaus sind weitere Wachstumsprojekte in Frankreich und Italien<br />
im finalen Planungsstadium. Ein Teil der Wachstumsstrategie sei<br />
zudem der geplante Generationenwechsel, der zum Jahreswechsel<br />
2022/2023 vollzogen werden soll.<br />
>> www.progroup.ag<br />
Bild: Hartmut Nägele Bild: Cofi Loco<br />
10
NEWS KOMPAKT<br />
Verpackung des Jahres <strong>2021</strong><br />
Bild: Kathi<br />
Die Jury des Deutschen Verpackungsmuseums hat der ostdeutschen Marke „Kathi“ den Titel „Verpackung<br />
des Jahres“ verliehen. Das Tortenmehl des Unternehmens „Kathi – Nährmittelfabrik Kurt Thiele“<br />
aus Halle (Saale) war die erste Backmischung für den Endverbraucher auf dem deutschen Markt. Die<br />
Verpackung wies bei der Produkteinführung im Jahr 1953 bereits prägende Gestaltungselemente auf,<br />
die sich noch heute wiederfinden. Aus dem Logo „Koche und backe mit Kathi“ ist im Laufe der Jahre<br />
eine rote Markenlasche im oberen Zentrum der Packung geworden. Zu DDR-Zeiten stark verkleinert,<br />
befindet sich das Logo heute wieder zentral auf der Packung. Die Packungsillustration ist noch immer<br />
vom fertigen Endprodukt der Backmischung dominiert – damals wie heute finden sich die verschiedenen<br />
Anwendungsmöglichkeiten auf der Frontseite der Verpackung. Die Unternehmensfarbe<br />
Rot nimmt eine dominierende Rolle ein. Bis heute hat sich der Markenauftritt dieser Traditionsmarke<br />
unter sehr behutsamer Führung weiterentwickelt und dabei ihre Wurzeln wertschätzend beibehalten.<br />
>> www.verpackungsmuseum.de<br />
>> www.kathi.de<br />
Regionale Produkte<br />
verpacken<br />
Bild: Karl Knauer<br />
Wein-, Sekt-, Spirituosen oder Lebensmittel<br />
aus der Region: Für den<br />
Vertrieb von Regio-Produkten hat<br />
man bei Karl Knauer nun ein spezielles<br />
Dienstleistungspaket aufgesetzt.<br />
Dieses umfasst von der Konstruktions-<br />
und Designberatung<br />
bis hin zur Möglichkeit von Kleinauflagen<br />
eine individuelle Abwicklung.<br />
Um den regionalen Charakter<br />
der Produkte noch mehr hervorzuheben,<br />
entwickelte das Unternehmen<br />
beispielsweise gemeinsam<br />
mit der Biberacher Künstlerin<br />
Anette Isabo eine Verpackung mit<br />
dem modern interpretierten Motiv<br />
„Schwarzwaldmädchen in Gutacher<br />
Tracht“. Mit dieser Verpackung<br />
können Hersteller und Vermarkter<br />
die Marke „Schwarzwald“ in Szene<br />
setzen und sich heimatverbunden<br />
präsentieren. Zudem sei die<br />
„Heimat“-Präsentverpackung ein<br />
echter Hingucker für alle Touristen<br />
und gefüllt mit regionalen Spezialitäten<br />
vielfältig einsetzbar.<br />
>> www.karlknauer.de<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
VERPACKUNGEN<br />
DER ZUKUNFT<br />
GESTALTEN<br />
Metsä Boards neuer, verbesserter<br />
Faltschachtelkarton hilft Ihnen die großen<br />
Herausforderungen in der Verpackung zu<br />
meistern – Ressourcen zu schonen,<br />
den CO 2<br />
Fußabdruck zu verringern und<br />
Produktsicherheit zu gewährleisten.<br />
Das ist die Verpackung der Zukunft: ein besseres<br />
Markenerlebnis und weniger Umweltauswirkung<br />
Erfahren Sie mehr:<br />
www.metsaboard.com
TITELSTORY<br />
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Die Entwicklung „PlastiCorr“<br />
kann bis zu 70-mal wiederverwendet<br />
werden<br />
Echte Mehrweg-Alternative zu Wellpappe<br />
70 Einsätze für robuste<br />
Transportverpackungen<br />
Orbis Europe entwickelt und produziert robuste Transportverpackungen aus Kunststoff.<br />
In den unterschiedlichsten Industriebereichen sorgen diese für langfristige Kosteneinsparungen<br />
und CO 2<br />
-Reduktion. Die Entwicklung „PlastiCorr“ kann zum Beispiel bis<br />
zu 70-mal wiederverwendet werden. Dahinter verbirgt sich eine bauartgleiche Variante<br />
von normalen, einfachen Faltschachteln mit Boden- und Deckelverschlussklappen,<br />
die aber aus Polypropylen (PP) gefertigt wird.<br />
Die Verpackungen werden flach liegend angeliefert. Es gibt keine<br />
Verdickungen an den Verbindungsstellen. (Bilder: Orbis)<br />
12<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de
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„Mit einem völlig neuen Produktkonzept möchten wir Lieferketten<br />
auch im Bereich FMCG nachhaltiger gestalten.“<br />
Jürgen Krahé, Senior Commercial Director EMEA bei Orbis Europe<br />
Transportverpackungen aus<br />
Wellpappe können baugleich<br />
ersetzt werden.<br />
Orbis analysiert die Lieferkette von Unternehmen und entwickelt individuelle<br />
Verpackungslösungen, mit deren Hilfe Produkte schnell,<br />
sicher und kosteneffizient von A nach B bewegt werden können.<br />
So wurde man auch immer wieder auf Prozesse aufmerksam, bei denen<br />
Transportverpackungen aus Wellpappe nur innerbetrieblich oder manchmal<br />
sogar nur zwischen Verpackungslinien einmal genutzt und dann entsorgt<br />
wurden. Das ist alles andere als ressourcenschonend und nachhaltig<br />
gedacht. Hinzu kommen erhebliche Kosten für die Unternehmen.<br />
Laut einer Studie von Franklin Associates aus dem Jahr 2015 wurden<br />
für das Recycling von Wellpappe allein in den USA etwa 1.075 Milliarden<br />
Liter Wasser pro Jahr verbraucht. In der EU kalkuliert man<br />
mit etwa 800 Milliarden Liter Wasser pro Jahr für das Recycling von<br />
Verpackungen aus Papier und Kartonagen. Sie machen auch einen<br />
Großteil des Verpackungsmülls in der EU aus (etwa 41 Prozent im<br />
Jahr 2018). Und mehr als 65 Prozent aller Transportverpackungen in<br />
Deutschland bestehen aus Wellpappe.<br />
Dieses Szenario war der Anlass für Orbis, eine Mehrwegverpackung<br />
als nachhaltige und effiziente Alternative zu Kartonage zu entwickeln:<br />
„PlastiCorr“ war geboren.<br />
Es handelt sich wie bei allen anderen Orbis-Verpackungen um ein<br />
B2B-Produkt, das für Kosmetika, Haushaltsprodukte, Pharmazeutika<br />
oder trockene Lebensmittel geeignet ist und beispielsweise für den<br />
Transport von Primärverpackungen, Komponenten oder fertigen Produkten<br />
eingesetzt wird.<br />
Gleiche Aufgabe, gleiche Bauart, anderer Werkstoff<br />
Die neue PP-Verpackung kann Wellpappschachteln in allen gängigen<br />
Prozessen eins zu eins ersetzen. Sie kann angepasst an die Einsatzkriterien<br />
des Kunden in allen üblichen Größen angefertigt werden.<br />
In der Regel wünschen die Anwender natürlich Abmessungen,<br />
die optimal mit ihren Palettenmaßen 1.200 x 800 Millimeter oder<br />
1.200 x 1.000 Millimeter korrespondieren.<br />
Kompatibel mit automatisierten und manuellen Prozessen kann<br />
die PlastiCorr-Verpackung ohne Veränderung der bestehenden Abläufe<br />
bis hin zur Logistik eingesetzt werden.<br />
Wenn sie gestapelt wird, können im Durchschnitt Waren bis zu 15 Kilogramm<br />
in einer Verpackung transportiert werden. Ansonsten liegen<br />
die Belastungsgrenzen deutlich höher.<br />
Der Clou: Tests haben ergeben, dass sich mit PlastiCorr-Verpackungen<br />
70 Umläufe sicher erreichen lassen.<br />
Einige Produktionsspezifika wurden sogar patentiert: So ist gewährleistet,<br />
dass die Klappen immer wieder in ihre Ausgangsposition<br />
zurückkehren und zu 100 Prozent gerade bleiben: nach dem 1.<br />
wie nach dem 70. Trip. Alle Ecken sind versiegelt sowie ergonomisch<br />
gefertigt und somit Garant für die Erfüllung aller Anforderungen im<br />
Bereich Hygiene und Ergonomie. Verbindungsstellen und Klebelaschen<br />
kommen bei der Herstellung ohne zusätzliche Verstärkung aus,<br />
sodass sie sich im flach gestapelten Zustand nicht verbiegen.<br />
Wiederverwendbar, wiederverwertbar, ökonomisch<br />
Der schnellste Return on Investment (ROI) lässt sich bei kurzen, geschlossenen<br />
Lieferketten generieren. Die Anschaffungskosten liegen<br />
zwar etwa fünf bis siebenmal so hoch wie bei üblichen Kartonagen,<br />
>><br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
13
TITELSTORY<br />
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Patentierte Fertigung mit<br />
100 Prozent geraden Klappen –<br />
auch nach Mehrfachnutzung.<br />
Beim Öffnen Hände weg<br />
vom Messer!<br />
Alle Ecken sind versiegelt und erfüllen die<br />
Anforderungen in Bezug auf Hygiene und Sicherheit.<br />
dank der längeren Lebensdauer mit um die 70 Einsätzen entlang<br />
der Lieferkette ergeben sich aber langfristig deutliche Kosteneinsparungen.<br />
Von Kunde zu Kunde kann dazu eine Kalkulation erstellt<br />
werden, die auch weitere Einsparungen in Bezug auf Wasserverbrauch<br />
oder CO 2<br />
-Ausstoß ermittelt. In einem Anwendungsbeispiel konnten<br />
durch den Umstieg von Kartonage auf PlastiCorr<br />
89 Prozent weniger Wasserverbrauch, 74 Prozent<br />
weniger kumulierter Energieaufwand sowie<br />
61 Prozent weniger Feststoffabfälle erreicht<br />
werden.<br />
Die Verpackung punktet zudem mit Sauberkeit<br />
und Effizienz beim Anwender, der Verringerung<br />
von Produktionsausfallzeiten, einer erhöhten<br />
Sicherheit und verbesserten Handhabung.<br />
Aufgrund des Kunststoffdesigns sind die Boxen<br />
wasserabweisend und behalten auch bei Feuchtigkeit<br />
ihre Funktionalität bei. Darüber hinaus<br />
wird Staub eliminiert.<br />
In innovativen Fertigungsprozessen werden bei Orbis Großladungsträger,<br />
Paletten und Behälter aus recyceltem und recycelbarem<br />
Material in Europa und den USA hergestellt. Auch die PlastiCorr-Verpackungen<br />
lassen sich zu 100 Prozent recyceln, das Material wird<br />
derzeit für die Produktion von beispielsweise Paletten eingesetzt.<br />
„Unser PlastiCorr-Behälter ist ein idealer Ersatz für ‚braune Kartons‘<br />
in automatisierten Verpackungslinien“, bringt es Jürgen Krahé,<br />
Senior Commercial Director EMEA bei Orbis Europe mit Sitz in Hürth<br />
bei Köln, auf den Punkt.<br />
Im Fokus: die FMCG<br />
Geeignet ist PlastiCorr für den Einsatz im riesigen Markt der „Fast<br />
Moving Consumer Goods“. Zu den sogenannten „schnelldrehenden<br />
Orbis ist Teil der Menasha<br />
Corporation, des drittältesten<br />
Fertigungsunternehmens der<br />
Vereinigten Staaten in Familienbesitz<br />
und verfügt über mehr als<br />
170 Jahre Erfahrung im Bereich<br />
Mehrwegverpackungen. Heute<br />
zählt das Unternehmen über<br />
5.500 Mitarbeiter an Standorten<br />
in Europa, den USA, Mexiko<br />
und Kanada.<br />
>> www.orbiscorporation.com<br />
Produkten“ gehören zum Beispiel Nahrungsmittel, Hygieneartikel<br />
oder ähnliche Produkte des täglichen Bedarfs. Weltweit sind Nestlé,<br />
Procter & Gamble, PepsiCo, Unilever und Coca-Cola die wichtigsten<br />
Anbieter, in Deutschland gehören die Oetker-Gruppe, Henkel und Beiersdorf<br />
zu den größten Herstellern. Die wesentlichen Strukturen für<br />
die Distribution bilden der Lebensmitteleinzelhandel<br />
sowie Drogeriemärkte.<br />
Ziel des Unternehmens ist es, mit PlastiCorr<br />
entlang der Lieferketten den schonenden Umgang<br />
mit Ressourcen zu fördern.<br />
Seit 2016 vertritt Orbis die Menasha Corporation<br />
in der Region EMEA. Das lokale Team steht<br />
Kunden bei allen Fragen rund um nachhaltige<br />
Transportverpackungen zur Seite. Mit Niederlassungen,<br />
Produktionsstätten und Lagerstätten<br />
in Deutschland und Belgien kann man schnell und<br />
dynamisch vor Ort agieren.<br />
Reusable Drop-in Replacement for Fibre Corrugated<br />
Plastic transport <strong>packaging</strong> manufactured by Orbis Europe ensures<br />
for long-term cost savings and CO 2<br />
reduction within different industries.<br />
The new product development „PlastiCorr“, for example, is<br />
designed for re-use up to 70 trips. It performs identically as simple<br />
folding boxes with base and lid closure flaps but is made of polypropylene<br />
(PP). The PlastiCorr boxes represent an ideal replacement<br />
for single-use brown boxes deployed in automated <strong>packaging</strong> lines.<br />
With a completely new product concept, the company intends to<br />
make FMCG supply chains more sustainable.<br />
14 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
SPECIAL<br />
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
In Zukunft noch nachhaltiger,<br />
flexibler und individueller<br />
Nachhaltigkeit ist nach wie vor der große Megatrend in der Verpackungsbranche.<br />
Getrieben von den Wünschen und Forderungen<br />
der Verbraucher nach umweltfreundlicheren Packmitteln und dem<br />
schlechten Image der Kunststoffe, suchen viele Unternehmen händeringend<br />
nach Alternativen. Dabei tüfteln auch zahllose Start-ups an<br />
Lösungen und zeigen, dass Rohstoffe für die Verpackungsherstellung<br />
nicht aus Erdöl gemacht sein müssen.<br />
Während der Coronapandemie hat der Onlinehandel noch einmal<br />
kräftig zugelegt. Experten gehen davon aus, dass E-Shopping auch<br />
nach der Pandemie weiter stark wachsen wird. Hersteller und Versender<br />
müssen ihre Verpackungen daher nicht nur für den Onlineversand<br />
anpassen, sondern auch nachhaltige Kriterien berücksichtigen. Beispiele<br />
gibt es bereits – vom Versandkarton aus Graspapier über Papierklebebänder<br />
mit veganem Kleber bis hin zu umweltfreundlichen<br />
Polstermaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen.<br />
Ein weiterer Megatrend, die Individualisierung, wird nach Ansicht<br />
von Fachleuten in Zukunft weiter an Dynamik gewinnen. Das „Customizing“<br />
ist bereits ein globaler Trend. Um Produkte an die individuellen<br />
Bedürfnisse der Verbraucher anzupassen, führe an mehr Digitalisierung<br />
kein Weg vorbei, meint die Unternehmensberatung McKinsey<br />
und sieht in der Digitalisierung beträchtliches Potenzial für Kostensenkungen,<br />
Steigerung von Umsatz und Betriebskapital sowie große<br />
Chancen für mehr Interaktion mit den Kunden.<br />
Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was von zukunftsfähigen Verpackungskonzepten<br />
erwartet wird und wie sie umgesetzt werden<br />
können.<br />
Bild: REDPIXEL.PL/shutterstock<br />
07 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
15
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
Bild: eamesBot/shutterstock<br />
Kreislaufwirtschaft ist das Ziel<br />
Was bringt uns 2022?<br />
Mit dem Beginn eines hoffentlich goldenen Herbstes rückt auch der Jahreswechsel in sichtbare Nähe.<br />
Und damit die Frage, welche Themen die Branche im nächsten Jahr bestimmen werden. Die Zukunft vorhersagen<br />
kann wohl niemand, aber einige Prognosen lassen sich auf Basis unserer jüngsten LinkedIn-Umfrage und<br />
mittels ausgewählter Branchenstimmen durchaus stellen.<br />
Es dürfte wohl niemanden verwundern,<br />
dass Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit,<br />
wie schon in den letzten Jahren,<br />
auch 2022 die bestimmenden Themen<br />
bleiben. Davon sind auch 45 Prozent der<br />
Teilnehmer unserer LinkedIn-Umfrage überzeugt.<br />
Nicht ganz so stark, aber immer noch<br />
deutlich, schlägt mit 36 Prozent die Sorge<br />
um Rohstoffmangel und Lieferengpässe zu<br />
Buche. Nach den Erfahrungen des zurückliegenden<br />
Jahres ist das kein Wunder. Mittlerweile<br />
raten auch einzelne Verbände zur vorausschauenden<br />
Planung, ohne dabei über die<br />
Stränge zu schlagen. So rät Andreas Helbig,<br />
Sprecher des Fachverbands Faltschachtelindustrie<br />
Anfang Oktober: „In der aktuellen<br />
Marktsituation ist eine gute, vorausschauende<br />
Planung essenziell. Panik- und Sicherheitskäufe<br />
führen zu zusätzlicher Verknappung<br />
und sind kontraproduktiv.“<br />
Erstaunlich abgeschlagen in unserer Umfrage<br />
sind die Themen Prozessdigitalisierung<br />
(12 Prozent) und E-Commerce (6 Prozent).<br />
Wobei das vielleicht gar nicht so überraschend<br />
ist. Denn spätestens seit dem durch<br />
die Pandemie gestiegenen Online-Bestellungsaufkommen<br />
ist ein Geschäftsmodell<br />
ohne funktionierende E-Commerce-Schiene<br />
wohl kaum noch denkbar.<br />
Alles aus Papier?<br />
Der Trend heißt also Nachhaltigkeit und<br />
Recycling. Tatsächlich schlägt das Thema<br />
langsam, aber stetig auch beim Endverbraucher<br />
durch. Nach einem Bericht des<br />
Statistischen Bundesamts aus dem August<br />
2020 wurden in Deutschland im Jahr 2018<br />
mehr als 81 Prozent der erzeugten Abfälle<br />
verwertet. Fokussiert man den Blick auf die<br />
haushaltstypischen Siedlungsabfälle, ergibt<br />
sich eine Verwertungsquote von 98 Prozent<br />
und eine Recyclingquote von 67 Prozent.<br />
Werden wir im nächsten Jahr also eine Zunahme<br />
an nachwachsenden, biobasierten<br />
und recycelbaren Packstoffen beobachten?<br />
Der Griff zu nachwachsenden Rohstoffen,<br />
wie beispielsweise Holz oder Papier, liegt da<br />
zunächst klar auf der Hand. Marc Niewidok,<br />
Vertriebsleiter bei Transpak, sieht das in unserer<br />
LinkedIn-Umfrage anders: „Ich denke,<br />
dass die Nachhaltigkeit das Thema Nummer<br />
eins sein wird. Aktuell bedeutet Nachhaltigkeit<br />
allerdings für viele, alles auf Papier<br />
umzustellen. Ich hoffe, dass dieser Papierwahn<br />
wieder ein Ende findet. Der komplette<br />
Lebenszyklus des Produkts ist entscheidend,<br />
und dabei muss man sich auch Fragen stellen:<br />
Welche Ressourcen werden bei der Herstellung<br />
und beim Recycling verbraucht? Wie<br />
viel Material verbrauche und wie viel Verpackungsmüll<br />
erzeuge ich?<br />
Für diese Herangehensweise gibt es bereits<br />
seit den 1990er-Jahren einen Begriff:<br />
16 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
Cradle-to-Cradle, also „Wiege zu Wiege“. Dahinter<br />
steht das Konzept, eine 100-prozentige<br />
Wiedernutzbarkeit und Wiederverwertbarkeit<br />
in der gesamten Produktionskette zu erreichen.<br />
Ohne Frage ein ambitioniertes Vorhaben.<br />
Doch genau da sieht Carolina E. Schweig,<br />
unabhängige Verpackungsberaterin, die Zukunft<br />
der Industrie: „Die Branche sollte beziehungsweise<br />
muss sich mehr auf die ganzheitlichen<br />
Prozesse fokussieren, und nicht<br />
nur auf die Packstoffe- und mittel. Wer sowieso<br />
schon auf Cradle-to-Cradle setzt, wird<br />
das ohnehin noch verstärken. Aber auch alle<br />
anderen sollten sich, nicht zuletzt im Sinne<br />
der Wirtschaftlichkeit, mit ebendiesem Konzept<br />
auseinandersetzen. Das ist gut für den<br />
Geldbeutel und gut für die Umwelt.“ Teil dieses<br />
Prozessdenkens ist dabei eben nicht nur<br />
- xyy<br />
das Umsteigen auf nachhaltigere Packstoffe,<br />
sondern auch die Frage, wo man am Produkt<br />
selbst grundlegend etwas ändern kann (mehr<br />
dazu im Bericht zu unserem aktuellen Live-<br />
Talk auf Seite 52ff.).<br />
100 Prozent sind möglich<br />
Zuletzt bewies das Mainzer Unternehmen<br />
Werner & Mertz mit einem vollständig aus<br />
recycelten Polyethylen hergestellten und<br />
gleichzeitig vollständig recycelbaren Waschmittelbeutel,<br />
dass Cradle-to-Cradle keine<br />
ferne Zukunftsmusik sein muss. Zwar entsteht<br />
so ein Produkt nicht über Nacht und<br />
nicht ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit.<br />
Aber es ist möglich.<br />
Dagmar Glatz, zuständig für nachhaltige<br />
Verpackungen bei dm, schließt sich diesem<br />
Urteil an: „Der Trend muss im nächsten Jahr<br />
zum Cradle-to-Cradle-Ansatz bei Produkt<br />
und bei Verpackung gehen. Gerade im Verpackungssektor<br />
braucht es zirkuläre Verpackungen.<br />
Das heißt: Verpackungen mit Recyclinganteil,<br />
Verpackungen, die recycelbar<br />
sind.“<br />
„Auch 2022 werden Kreislaufwirtschaft,<br />
Nachhaltigkeit und Recycling ganz wichtige<br />
Themenfelder sein. Die Akzeptanz und die<br />
Einsicht, dass der Einsatz von Kunststoffrezyklaten<br />
und der Aufbau einer echten Kreislaufwirtschaft<br />
notwendig sind, nimmt in der<br />
Verpackungsbranche deutlich zu“, befindet<br />
Tim Litjens, Geschäftsführer der Cabka<br />
Group.<br />
Die Richtung für 2022 dürfte also klar<br />
sein: eine ganzheitliche, ressourcensparende<br />
und -wiederverwertende Produktionskette.<br />
Wie und mit welchen Mitteln genau die<br />
Industrie dorthin kommt? Darüber herrscht<br />
bei Weitem noch nicht so viel Klarheit. Wir<br />
bleiben jedenfalls gespannt, was das nächste<br />
Jahr bringt. Und schauen in unserer nächsten<br />
Ausgabe direkt einmal, welche Entwicklungen<br />
sich im Bereich des Sustainable Packaging<br />
speziell im Bereich der Snacks- und<br />
Süßwarenverpackungen abzeichnen – seien<br />
es nun Papierverpackungen oder recyclingfähige<br />
Monomaterialien. Unter anderem setzen<br />
bereits die ProSweets Cologne und die<br />
parallel stattfindende ISM dieses Thema im<br />
Februar 2022 prominent auf die Agenda.<br />
„ Ich würde Plastikverpackungen<br />
gern den<br />
Riegel vorschieben.<br />
Kriegt ihr das hin?“<br />
Aber klar. Immer mehr Verbraucher wünschen sich nachhaltige<br />
Verpackungen. Die innovativen Papierlösungen von NexFlex sind die umweltschonende<br />
Packaging-Alternative. 100 % recyclebar, 100 % im Trend.<br />
Und extrem vielseitig einsetzbar. Mehr auf www.nexgenpaper.com
Ruediger Goetz, Managing Director<br />
bei der Peter Schmidt Group<br />
(Bilder: Peter Schmidt Group)<br />
Ruediger Goetz<br />
im Interview<br />
Trends im Verpackungsdesign<br />
Unperfekt ist perfekt<br />
Unboxing, unperfekt, unbedingt nachhaltig. Fragt man Ruediger Goetz nach Trends, ist<br />
kein Halten mehr. Kein Wunder: Trends zu finden und sie umzusetzen, ist sein tägliches<br />
Geschäft. Ruediger Goetz ist Managing Director bei Deutschlands umsatzstärkster<br />
Marken- und Designagentur, der Peter Schmidt Group in Hamburg.<br />
Ein Beispiel für das<br />
empathische Einfühlen in<br />
Kulturen: Die japanische<br />
Konfiseriemarke Juchheim<br />
kultiviert ihre deutschen<br />
Urspünge.<br />
18 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
07 | <strong>2021</strong>
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
<strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> talk<br />
„Nachhaltigkeit 2010 ist nicht<br />
die gleiche Nachhaltigkeit wie im Jahr <strong>2021</strong>.“<br />
Verpackung nennt er „multisensorische Markenkommunikation“.<br />
Gäbe es sie nicht, man müsste sie erfinden. Ein Gespräch auch<br />
über Perfektion, die sich im Unperfekten zeigt.<br />
Herr Goetz, Sie haben einmal gesagt, gäbe es noch keine Verpackung,<br />
man müsste sie erfinden. Hätten Sie sie gerne erfunden?<br />
Das ist natürlich eine polemische und naive Aussage. Und vielleicht<br />
zielt sie auch ein bisschen darauf hin, die Reputation der Verpackung<br />
zu rehabilitieren. Verpackung ist, zum Teil zu Recht, mit ökologischen,<br />
kritischen Augen zu betrachten. Aber Verpackung ist logistisch<br />
notwendig und hat auch einige Vorteile, die andere Medien in unserer<br />
digitalen Zeit nicht haben. Ich denke, die Provokation in diesem<br />
Satz soll darauf hinweisen, dass die Marke eine Menge Möglichkeiten<br />
durch die Verpackung bekommt, derer sie sich vielleicht nicht<br />
bewusst ist. Diese Möglichkeiten kann man durch Design technisch<br />
gut hervorheben.<br />
Wie oft denken Sie sich denn, man hätte sie auch besser erfinden können,<br />
oder hat man bis hierhin alles richtig gemacht?<br />
Wenn ich nicht glaube, dass man es besser machen könnte, hätten wir<br />
kein Geschäftsmodell. Ich denke, dass die Verpackung sowohl in ihrer<br />
Konstruktion als auch in ihrem Material einem ständigen Evolutionsdruck<br />
unterworfen ist. Und das ist auch gut so. Das gilt natürlich auch<br />
für die Gestaltung und dafür, wie Design mit Verpackung umgeht. Wie<br />
intelligent Design Optionen der Verpackungsmöglichkeit begreift<br />
und zu ganzheitlichen Erlebnissen zusammenbaut und assimiliert. Die<br />
Verpackung ist eine Gefühlsschleuse oder eine gefühlte Reise in ein<br />
Produkt. Sie sorgt erheblich dafür, wie viel Wert ich einem Produkt<br />
beimesse. Man kann so weit gehen, zu sagen, dass die Verpackung<br />
eine Art von Priming ist, wie verantwortlich und wie wertoffen ich mit<br />
dem Produkt umgehe.<br />
Sie sagen, Verpackungen sind dann am erfolgreichsten, wenn sie Empathie<br />
ausdrücken. Wie bekommt man Empathie in eine Verpackung<br />
oder auf die Verpackung?<br />
Das ist eine Binsenweisheit, die aber unter dem Marketingdruck ein<br />
bisschen verloren gegangen ist. Es bedeutet, wirklich darauf zu achten,<br />
was der Verbraucher will, wie der Verbraucher fühlt, wie der Konsumkontext<br />
bei Verbrauchern Erwartungshaltung und die Aufmerksamkeitsspanne<br />
verändert. Es ist gesund, gut und auch notwendig,<br />
einmal innezuhalten und sich wirklich zu fragen, wie stark wir eigentlich<br />
in der Lage sind, Verbraucherempfinden zu antizipieren, und wie<br />
schnell es sich wieder verändert. Niemand von uns würde bestreiten,<br />
dass sich unsere Gewohnheiten schneller verändern, als wir es jemals<br />
für möglich gehalten haben. Das ist auch auf Konsumverhalten, Gewohnheiten<br />
und Erwartungshaltungen entsprechend übertragbar.<br />
Insofern ist eine gewisse Selbstkritik oder Skepsis gegenüber der<br />
eigenen Routine durchaus nicht fehl am Platz.<br />
Wenn Sie sagen, Verhalten hat sich verändert, sind wir bei Trends.<br />
Und wenn es um Verhaltensveränderungen geht, sind wir wahrscheinlich<br />
bei dem Trend schlechthin, der Nachhaltigkeit. Steht sie auch für<br />
Sie ganz oben auf der Liste?<br />
Nachhaltigkeit ist, Gott sei Dank, das große Stichwort und wird es<br />
auch lange Zeit bleiben. Aber hier muss man ganz klar konstatieren,<br />
dass Nachhaltigkeit 2010 nicht die gleiche Nachhaltigkeit ist wie im<br />
Jahr <strong>2021</strong>. Hier gibt es eine Dynamik, gerade weil es so ein wichtiges<br />
Thema ist. Viel besprochen und zum Teil sehr fahrlässig und verantwortungslos<br />
missbraucht. Hier zeigt sich eine Dynamik und Evolution<br />
in der Wahrnehmung, die Design mitzuverantworten hat und Design<br />
beantworten muss, damit die richtigen Signale an Verbraucher gesendet<br />
werden. Nachhaltigkeit muss sinnvoll und langfristig in den<br />
Markenzusammenhang gebracht werden.<br />
>><br />
„Unperfect Handmade“: Bei der<br />
Marke El Origen illustrieren individuell<br />
erstellte Papercut-Icons<br />
die Produktcharakteristika und<br />
werden zum Hauptbestandteil<br />
der Verpackung.<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 19
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
„Design kann mit der Dreidimensionalität einer<br />
Umverpackung so arbeiten, dass innen wie außen ein Moment<br />
der Überraschung entsteht.“<br />
Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, geht es oft darum, weniger Verpackung<br />
zu nutzen. Wie schwer macht das Ihre Arbeit? Wie bekommt<br />
man Design und viel Aufmerksamkeit auf weniger Verpackung?<br />
Das ist natürlich ein nettes Spiel, denn ich kann auf weniger nicht<br />
mehr bringen. Ich muss genau überlegen, auf welche Information es<br />
wirklich ankommt. Hier muss ich Empathie haben, um die tatsächlichen<br />
Bedürfnisse der Kunden zu verstehen. Fehlende Verkaufsperformance<br />
muss ich mit richtigen Botschaften ausgleichen und bei redaktionellen<br />
Entscheidungen genau überlegen, was das Produkt oder<br />
die Verpackung wirklich an Botschaften verträgt. Da ist der Begriff<br />
Empathie sehr treffend als Vorgabe definiert. Also: Was kann ich aufnehmen?<br />
Wie viel kann ich aufnehmen? Was sind logische Schritte bei<br />
der Kaufentscheidung und wie kann ich diese möglichst plakativ und<br />
knapp auf die Verpackung bringen? Hier brauche ich das Wissen über<br />
Kaufentscheidungsprozesse.<br />
Die Kommunikation mit Verbrauchern ist ein wichtiges Thema. Es gehört<br />
eigentlich ja auch wieder mehr Information auf die Verpackungen,<br />
um zu erklären, warum es jetzt weniger Verpackung ist und was das<br />
Gute an meiner Verpackung ist. Damit wird der Platz noch geringer.<br />
Viel hilft nicht immer viel und es gibt einfach Grenzen in der Wahrnehmungspsychologie.<br />
Ab einer gewissen Enge der Information kann ich<br />
noch mit einer angedeuteten Inhaltsdichte punkten. Aber die direkte<br />
Botschaftsvermittlung stößt irgendwann an ihre Grenzen. Insofern ist<br />
die Reaktion ein ganz entscheidender Punkt. Ich glaube, dass wir hier<br />
einen Konflikt haben, nämlich weniger Oberfläche, aber mehr Inhalt<br />
und Text. Ich muss auf eine kreativere Art und Weise beantworten,<br />
wie ich mit Text umgehe und ob ich eine strengere Hierarchisierung<br />
der Botschaften vornehme. Sensibilität ist hier von den Designern<br />
gefragt oder bei Bedarf ein kritischer Dialog mit dem Hersteller und<br />
Produktmanager.<br />
Machen wir es doch mal konkret. Nachhaltigkeit der große Trend. Was<br />
sind noch Verpackungstrends jetzt zum Ende dieses Jahres, zum Ende<br />
der Pandemie? Wo gehen die Trends hin? Was erwartet uns im kommenden<br />
Jahr?<br />
Die Trends, die mir am wichtigsten erscheinen, sehe ich nicht im direkten<br />
Zusammenhang mit der Pandemie. Da fallen mir Dinge ein wie die<br />
Themen Einzelverpackungen und Hygiene, die in Konflikt mit Nachhaltigkeit<br />
stehen. Jeder, der mal gesehen hat, wie in Coronatestzentren<br />
Umverpackung auf einmal ganz ubiquitär an jeder Stelle auftaucht,<br />
der fragt sich, wo das große Mantra von nachhaltiger Verpackung geblieben<br />
ist. Das ist im berechtigten Coronaeifer über Bord geworfen<br />
worden und da muss es wieder eine Rückentwicklung geben. Aber das<br />
wäre für mich nicht der entscheidende Trend. Was ich viel spannender<br />
finde, sind Megatrends, die wir bei uns die „Unperfectional Premium“<br />
nennen. Also das, was früher das Premium war und sich klassisch<br />
durch Hochwertigkeit, Symbole und Codierungen ausdrückt. Das ist<br />
Jugendstil-Motive und<br />
Referenzen an das „Wiener<br />
Kaffeehaus“ bestimmen bei<br />
der Marke Julius Meinl die<br />
Produktgestaltung.<br />
20<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 08 | <strong>2021</strong>
Unboxing: Ein Auspackerlebnis<br />
schafft Mehrwert für<br />
Produkt und Marke.<br />
mittlerweile gekippt und Premium ist anfassbar, nahbar, unperfekt.<br />
Marken, Verpackungen und Verpackungsdesign versuchen, Nähe zu<br />
erzeugen und das Thema „unperfekt“ als Kulturgut zu definieren. Diese<br />
neue Naivität löst die Distanz auf und definiert Nähe über Design<br />
als echtes Premiumattribut.<br />
Welche weiteren Trends sehen Sie?<br />
Ich denke, dass es ein paar Themen gibt, die sicherlich spannend sind<br />
und auch eine Herausforderung darstellen. Das Thema Unboxing beschäftigt<br />
uns zum Beispiel. Wie kann ich das Erlebnis und die Markenbildung,<br />
gerade wenn ich etwas bestelle, aufbauen? Wie kann ich am<br />
Produkt Wertigkeit dramatisieren? Wie kann ich einen tatsächlichen<br />
Mehrwert über das Unboxing erreichen? Ich muss Ware mit Schutz<br />
und Verpackung verschicken. Kann ich die Verpackung auch verwenden,<br />
um dann eine Botschaft zu senden und darauf gewisse Markensignale<br />
einsetzen, die etwas kompensieren, was nicht mehr stattfindet,<br />
weil ich nicht in den Handel gehe oder nicht in den Handel muss? Ich<br />
glaube, das ist möglich. Das ist etwas, was für Design eine tolle Chance<br />
ist, mit der Dreidimensionalität einer Umverpackung so zu arbeiten,<br />
dass innen wie außen ein Moment der Überraschung entsteht.<br />
Über Designelemente Dramaturgie aufzubauen und das nicht nur als<br />
notwendiges Übel zu betrachten. Solange wir Verpackung brauchen<br />
und haben, kann man damit kreativ umgehen, bis das Verpackungsmaterial<br />
dann langfristiger genutzt wird oder ein Teil der gesamten<br />
Erfahrung auch darstellt. Ein weiterer Aspekt, der uns beschäftigt,<br />
ist das Thema New Food. Wir haben ja eine ganze Reihe von neuen<br />
Kategorien, die gerade im Bereich der Unverträglichkeit, aber auch<br />
im Bereich eher ideologisch geprägten Konsumverhaltens, wie zum<br />
Beispiel vegan zu essen, entstehen. Da entstehen neue Kategorien<br />
und Codes. Zugleich werden Kategoriecodes aus bestehenden Kategorien<br />
weiterentwickelt, verändert oder dürfen zum Teil gesetzlich<br />
gar nicht verwendet werden, weil es Restriktionen gibt. Das ist spannend<br />
und eine tolle kreative Spielwiese für uns. Welche neuen Signale<br />
können wir aufbauen, die eine Kategorieidentifikation ermöglichen<br />
und trotzdem gleichzeitig basische Themen wie Appetit und Qualität<br />
ausdrücken? Die aber gleichzeitig differenziertes Potenzial für die<br />
Marke darstellen. Da gibt es momentan, würde ich sagen, viele Möglichkeiten,<br />
kreative Spielwiesen und ich bin gespannt, welche neuen<br />
Nahrungskategorien noch entstehen. Es gibt viel zu tun und das ist<br />
speziell für uns gut so.<br />
Dann wünschen wir Ihnen weiterhin viele kreative Spielwiesen. Herzlichen<br />
Dank für das Gespräch!<br />
Das ausführliche Video-Interview finden Sie online unter<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.tv<br />
>> www.peter-schmidt-group.de
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
Mehrweglösungen wie<br />
Vytal und IsyCup sind<br />
schon im Praxiseinsatz.<br />
(Bild re. Vytal, Bild li. ReCircle)<br />
Standardisierung statt Insellösung<br />
Zukunftsthema Mehrweg<br />
Kreislaufwirtschaft ist das große Schlagwort für die Verpackungsbranche, das auch die nächsten Jahre bestimmen wird.<br />
Meistens stehen dabei die Single-use-Verpackungen sowie die Rohstoffrückgewinnung durch gutes Recycling im Fokus.<br />
Dabei bieten neue Mehrweglösungen auch abseits des funktionierenden Mehrwegsystems in der Getränkebranche<br />
attraktive Alternativen, deren Potenzial noch nicht ausgeschöpft wird.<br />
In einem Mehrwegpfandsystem<br />
bietet<br />
Sea Me Handseife,<br />
Desinfektionsgel und<br />
Spülmittel in Glasflaschen<br />
an. (Bild: Sea Me)<br />
Von gesetzlicher Seite ist der Druck auf<br />
wiederverwendbare Verpackungen<br />
inzwischen deutlich erhöht worden:<br />
Der Paragraf 33 des Verpackungsgesetzes<br />
verpflichtet die To-go-Branche, ab 2023<br />
eine Mehrwegalternative zu den gängigen<br />
Single-use-Verpackungen anzubieten. Somit<br />
wird auch der Druck auf papierbasierte Einwegverpackungen<br />
erhöht.<br />
Erste Mehrweglösungen schon im Markt<br />
Generell ist davon auszugehen, dass Mehrweg<br />
bzw. Reuse sich als Erfolgskonzept in den<br />
nächsten Jahren durchsetzen wird, das zeigen<br />
schon die Getränkebehälter von z. B. Recup,<br />
Faircup oder Loop-it in Schweden. Die Kaffeebecher<br />
wurden in den letzten Monaten ergänzt<br />
durch Schalen für Salate und To-go-Produkte,<br />
wie die Beispiele Vytal, Relevo, ReCircle, Rebowl<br />
oder Pfabò zeigen. In den USA hat das<br />
Loop-System von Terra Cycle neue Produkte<br />
für FMCG-Marken und die Fast-Food-Branche<br />
entwickelt. Auch PizzaBow bietet eine Schale<br />
an, die allerdings noch nicht den kompletten<br />
Wellpappe Anteil ersetzt.<br />
Einige dieser Lösungen bahnen sich inzwischen<br />
auch ihren Weg in den Supermarkt.<br />
So nutzen einige Lebensmittel-Start-ups<br />
schon die in Deutschland verbreiteten Joghurt-Mehrweggläser<br />
für z. B. Suppen oder<br />
Gemüse. Der Bio-Händler Alnatura hat ein<br />
eigenes Glas für mehrere Produkte aus dem<br />
Eigenmarkensortiment im Einsatz, während<br />
das Start-up Circujar ein neues Mehrwegglas<br />
für Suppen, Aufstriche oder Antipasti<br />
auf dem Markt etablieren möchte.<br />
Herausforderungen für Mehrwegsysteme<br />
Allen genannten Lösungen gemeinsam ist die<br />
Tatsache, dass es Insellösungen sind, die nur<br />
in geschlossenen Kreisläufen funktionieren<br />
und den Verbrauchern eine gewisse Leidensfähigkeit<br />
bei der Suche nach teilnehmenden<br />
Ausgabestellen, wo der Mehrwegbehälter<br />
gekauft bzw. „gemietet“ werden kann, abverlangen.<br />
Die einfache, räumlich nahe Rück-<br />
22<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 08 | <strong>2021</strong>
Loop bietet in den USA Behälter im Mehrweg<br />
an, die zusammen mit Brand Ownern für deren<br />
Marken individuell gestaltet und betrieben werden.<br />
Für Tesco in UK wurden Standardpackungen<br />
für einige Produkte der Eigenmarkenrange<br />
entwickelt, die in den Supermärkten zurückgenommen<br />
werden. (Bild: Procter & Gamble)<br />
nahme bleibt auch zukünftig eine der größten<br />
Herausforderungen für eine möglichst einfache<br />
Verwendung von Mehrwegverpackungen.<br />
Mit der Rücknahme einher geht auch die<br />
Notwendigkeit, die einzelnen Packungselemente<br />
wie Becherboden und Deckel individuell<br />
zu serialisieren, sprich unique Codes<br />
aufzubringen. Denn dies ermöglicht die genaue<br />
Identifikation sowie Abrechnung und<br />
erlaubt eine Rückverfolgung und Kontrolle<br />
der Packungen über den kompletten Kreislaufprozess.<br />
Heute gehen Mehrwegbehälter<br />
zum Händler oder Abfüller zurück und werden<br />
dort gereinigt, bevor die nächste Befüllung<br />
ansteht. Die Reinigung selbst ist aber sehr<br />
kostenintensiv und hält noch viele kleine Anbieter<br />
davon ab, auf Mehrweg umzusteigen.<br />
Die Lösung der Zukunft wird sein, dass Rücknahme<br />
und Reinigung zentral stattfinden<br />
werden und die Abfüller gereinigte Behälter<br />
bestellen und erhalten: Pay per use statt Behälter<br />
selbst kaufen. Dies wird die notwendigen<br />
Investitionen in Verpackungen und damit<br />
die Eintrittsbarriere deutlich reduzieren.<br />
Für eine zentrale Reinigung ergeben sich<br />
damit jedoch auch wichtige Kompatibilitätskriterien,<br />
denn industrielle Reinigung<br />
kann heute noch nicht wahllos unterschiedliche<br />
Behälter in Form, Größe und Material<br />
auf derselben Linie reinigen. Die heutigen<br />
Insellösungen werden sich daher einem gewissen<br />
Standard anpassen müssen, um die<br />
Komplexität der Reinigung und Logistik gering<br />
zu halten. Das betrifft Stapelbarkeit und<br />
Entstapelung, modulare Formen und Größen,<br />
die sich an den Normgrößen in der Logistik<br />
orientieren, Oberflächenbeschaffenheit<br />
für Schmutzanhaftungen, leichte Reinigung<br />
sowie Resistenz gegen Fette, Öle, Salz und<br />
Säuren, Kratzfestigkeit, Migrationsbeständigkeit<br />
– um nur einige Faktoren zu nennen.<br />
ist brüchig, vergleichsweise schwer, ist aber<br />
sehr gut in den Barriere- und Migrationsfaktoren.<br />
Die möglichen Umlaufzahlen variieren<br />
je nach Handling der Behälter im unteren bis<br />
hohen zweistelligen Bereich. Das neue gegründete<br />
Unternehmen Circujar bietet eigene<br />
Glasbehälter für Suppen, Soßen und andere<br />
Produkte an – auch für Abfüller von vorverpackten<br />
Waren im Supermarktregal. Dabei<br />
wird auf die serielle Codierung verzichtet,<br />
dafür übernimmt Circujar die Rücknahme<br />
und Reinigung und stellt die sauberen Behälter<br />
dann den Abfüllern zur Verfügung, die eine<br />
Nutzungsgebühr bezahlen.<br />
Metall ist sehr stabil, vergleichsweise<br />
schwer, teuer in der Herstellung, bietet eine<br />
hohe Barriere, aber auch gewisse Migrationseinschränkungen.<br />
Die möglichen Umlaufzahlen<br />
belaufen sich jedoch in den hohen Hunderter-<br />
bis Tausender-Stückzahlen. Schon<br />
seit den 1960er-Jahren ist eine Lösung der<br />
Rieber GmbH & Co. KG auf dem Markt.<br />
EaTainable, ein Mehrwegsystem von Rieber<br />
für die Gastronomie, zeigt, wie ein serielles, >><br />
Viele Materialien stehen zur Auswahl<br />
Schon die Materialauswahl gibt für Mehrwegsysteme<br />
einige Restriktionen vor: Glas<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 23
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
EaTainable ist die Behälterlösung von Rieber, die auch mit einer App die Cloud-basierte Nachverfolgung und<br />
Abrechnung der Mehrwegbehälter ermöglicht. (Bilder: Rieber)<br />
digitalisiertes System von Metallbehältern in<br />
der Gastronomie Mehrwert für Verbraucher<br />
und Inverkehrbringer bieten kann. Hier hat<br />
man einen cloudbasierten Code auf jeden Behälter<br />
unterschiedlicher Modulmaße aufgebracht<br />
und erlaubt über die eigene App eine<br />
Steuerung und Rückverfolgung der Behälter<br />
und liefert Informationen für die Nutzer.<br />
Die Behälter aus Metall sind zwar von den<br />
Kosten her deutlich teurer als ihre Kunststoff-<br />
oder Glaspendants, was sich aber durch<br />
die sehr hohen Umlaufzahlen schnell relativiert.<br />
Eine Adaption für die To-go-Branche<br />
oder auch für Lebensmittelproduzenten ist<br />
vorstellbar. Die Nutzung der App und cloudbasierten<br />
Datenbank ist offen für andere<br />
Verpackungslösungen.<br />
Ein Beispiel für die vielfältigen kunststoffbasierten<br />
Mehrwegbehälter liefert das<br />
Start-up Pfabò. Seit Sommer <strong>2021</strong> sind dessen<br />
modulfähige Pfandboxen mit serieller<br />
Codierung bei dem Lebensmittelhändler Bio<br />
Company im Einsatz. Eine cloudbasierte Datenbank<br />
kann diese Boxen dann vom Abfüllen<br />
z. B. frischer Salate und To-go-Produkte über<br />
die Rücknahme, Reinigung und Wiederbereitstellung<br />
nachverfolgen.<br />
Recycling am Ende des<br />
End-of-Life-Scenarios<br />
Glas und Metall bieten sehr gute Recyclingmöglichkeiten<br />
durch existierende Sammelinfrastrukturen<br />
in Deutschland und internationalen<br />
Märkten. Etwas aufwendiger stellt sich<br />
da schon das Recycling von Kunststoffverpackungen<br />
dar. Diese sind leicht, vergleichsweise<br />
günstiger, bieten gute Barriere-, aber<br />
teilweise geringe Migrationsfunktionen. Die<br />
Umlaufzahlen schwanken je nach Anwendung<br />
und Beanspruchung zwischen zweistelligen<br />
bis mehreren Hundert Umläufen. Bei separater<br />
Sammlung von abgenutzten Behältern<br />
kann ein mechanisches Recycling gut realisiert<br />
werden, jedoch ist das Rezyklat heute<br />
noch nicht für Food-Anwendungen freigegeben.<br />
Pfand als Glaubensfrage<br />
Die Bepfandung ist bei allen Unternehmen<br />
unterschiedlich. Während Pfabó und Rieber<br />
ein höheres Pfand verlangen, um die Behälter<br />
zügig in den Rücklauf zu holen, soll sich<br />
der Pfandbetrag bei Circujar im Bereich der<br />
heute bekannten Joghurtgläser bewegen. Die<br />
Gefahr, dass die Gläser von den Verbrauchern<br />
„gesammelt“ werden, sehen die Gründer als<br />
vorübergehende Entwicklung an, bis diese<br />
sich mit ausreichenden Behältern „bevorratet“<br />
haben und diese zurückgeben. Diskutiert<br />
wird auch die Option, ob ein Pfand überhaupt<br />
notwendig ist oder eher eine Kaution, was jedoch<br />
eine Registrierung erforderlich machen<br />
würde.<br />
Wie vielfältig die Landschaft im Bereich<br />
Mehrweg gerade ist, weiß Frau Dr. Anika Oppermann<br />
von der Beratungsfirma Shafuto –<br />
shapingthefuturetogether. Sie beobachtet<br />
die Entwicklungen bei Mehrweg- bzw. Reuse-Konzepten<br />
und berät Unternehmen, die<br />
sich für diese Alternative zu Single-use-Verpackungen<br />
interessieren. Gleichzeitig ist sie<br />
in Mehrweg-Communitys engagiert, in denen<br />
auch Pacoon die Entwicklung hin zu einem<br />
internationalen Reuse-System vorantreibt.<br />
24 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 08 | <strong>2021</strong>
Sie stellt fest, dass national und international schon zahlreiche Unternehmen<br />
vielfältige Lösungen anbieten. Dabei zeige sich, dass viele<br />
Anbieter ähnliche Ansätze verfolgen, wobei allerdings ein Großteil<br />
der Energie in die Gewinnung von Vertriebspartnern und den Aufbau<br />
von Kreisläufen investiert würde. Um Mehrweg in Zukunft für Anbieter,<br />
Abfüller und Verbraucher einfacher zu gestalten und breitflächig<br />
zu etablieren, bedürfe es einer Zusammenarbeit und Standardisierung<br />
aller Stakeholder.<br />
Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg<br />
Die Resonanz von Abfüllern und Handel auf Mehrweg ist durchaus<br />
positiv, jedoch gibt es einige wichtige Herausforderungen für ein<br />
übergreifendes Mehrwegsystem zu meistern. Dringender Handlungsbedarf<br />
zur weiteren Etablierung von Mehrwegsystemen besteht insbesondere<br />
bei der Standardisierung von Prozessen und Behältern,<br />
einer digitalen Rückverfolgung der Behälter und der harmonisierten<br />
Rücknahme, Reinigung und Transportlogistik. Ein Bottle-Neck stellt<br />
das etablierte Kassensystem im Lebensmittelhandel dar, das die neue<br />
serielle Codierung auch verarbeiten muss. Hier hat sich der deutsche<br />
Handel dahin gehend positioniert, ein solches System nicht vor 2027<br />
zu realisieren. Ob die Codierung bis dahin ein Schattendasein führen<br />
wird oder ob sich parallel alternative Datensysteme entwickeln<br />
werden, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Sicher ist, dass sich<br />
Mehrweglösungen sehr zeitnah im Markt etablieren werden, zumal<br />
sich im To-go-Bereich mit dem neuen Gesetz ab 2023 viele Verpackungen<br />
in der Fläche ausbreiten werden und bereitstehen, auch für<br />
Produkte im Supermarkt adaptiert zu werden.<br />
Gastautor Peter Désilets, Geschäftsführer bei Pacoon Sustainability<br />
Concepts GmbH<br />
>> www.pacoon.de<br />
Challenges for reusable systems<br />
Circular economy is the important topic in the <strong>packaging</strong> industry<br />
that will also determine the next few years. Here, new reusable solutions<br />
offer much potential that is not yet being fully exploited. However,<br />
there are some challenges to overcome in order to further establish<br />
reusable systems. There is an urgent need for action, particularly<br />
in the standardization of processes and <strong>packaging</strong>, their digital<br />
traceability and harmonized return, cleaning and transport logistics.<br />
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PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
Voll im Trend: passgenau vernähte Beutel<br />
mit Überlappung oben in variierender Größe.<br />
(Bilder. Hugo Beck)<br />
Verpackungstrends für E-Commerce und Co.<br />
Aus der Box in den Beutel<br />
Verpackungsmaschinenhersteller wissen, dass sie technologisch einiges bieten müssen, um dem Onlineund<br />
Versandhandel optimierte Versandverpackungen zur Verfügung stellen zu können. Welche Möglichkeiten bieten<br />
sich den Entwicklern, die differenzierten Kundenwünsche zu erfüllen? Und wie stellen sich diese Prozesse<br />
aus dem Blickwinkel eines Maschinenbauers dar?<br />
E-Commerce und Versandhandel wachsen enorm und liegen im<br />
Trend, das wurde in der Pandemie noch einmal deutlich. Dabei<br />
wünschen sich die Verbraucher zugleich mehr Nachhaltigkeit. Welche<br />
Anforderungen ergeben sich dadurch an Versandverpackungen und<br />
an die Verpackungsmaschinen? Sind auch hier Trends zu verzeichnen?<br />
Wo bisher viel zu oft noch viel zu große Versandverpackungen<br />
an die Kunden verschickt werden, soll heute möglichst „wenig Luft“<br />
transportiert werden, also möglichst optimierte Verpackungen zum<br />
Einsatz kommen. Aber wie sollen sie jeweils aussehen, und welchen<br />
Transportbelastungen müssen sie standhalten?<br />
Materialeinsatz: möglichst minimal und individuell angepasst<br />
Derzeit erleben maßgeschneiderte Beutel einen Boom. Ziel ist es<br />
auch hier, jeweils nur so viel Material einzusetzen, wie wirklich benötigt<br />
wird. Dafür kann z. B. extrem eng verpackt werden, und die Maschinen<br />
müssen sich „intelligent“ an Produktabmessungen anpassen,<br />
wodurch im Ergebnis deutliche Materialeinsparungen erzielt werden.<br />
Diese Forderungen gelten sowohl für Folien als auch Papiere.<br />
Dabei sollen Unternehmen ihre Kunden möglichst tatkräftig dabei<br />
unterstützen, sich für das bestmögliche Material zu entscheiden. Dies<br />
ist nicht nur abhängig vom Produkt und den individuellen Nachhaltigkeitszielen,<br />
sondern auch von der vorhandenen Logistik- und Produktionsumgebung.<br />
Eine Umstellung auf Papier ist nicht zwangsläufig<br />
die wirklich umweltfreundlichere Lösung, wenn man die individuelle<br />
Ökobilanz betrachtet.<br />
Also stehen verschiedene Verpackungsmaterialen und unterschiedliche<br />
Verpackungsarten auf dem Prüfstand. Dabei kommt es<br />
nicht nur auf die Schutzfunktion an, sondern es geht auch darum, für<br />
das jeweilige Produkt ein unverwechselbares Markenerlebnis im Sinne<br />
einer dauerhaften Kundenbindung zu vermitteln.<br />
Zusatzoptionen gefragt<br />
Neben der Auswahl diverser Folien und Papiere, die verarbeitet werden<br />
können, und möglichen Materialeinsparungen kommt eine Menge<br />
an Zusatzoptionen hinzu, die sich die Versender wünschen. Sie stellen<br />
keineswegs nur eine „Randproblematik“ dar, sondern können in der<br />
Praxis erhebliche Vereinfachungen und Erleichterungen mit sich bringen:<br />
Die Verpackungsmaschinen sollen an die Produktionsumgebungen<br />
und die mitunter sehr differenzierte Lagerhaltung optimal angepasst<br />
sein. Die Lösungen müssen sich leicht in eine Produktionslinie<br />
integrieren lassen und mit dem ERP- oder Steuerungssystem des<br />
Kunden kompatibel sein. Neben der Erstellung des Versandetiketts<br />
kann auch der Rechnungsdruck mit Handling von Beilagen aus einem<br />
Guss gewünscht sein.<br />
Papier und Folie auf einer Maschine<br />
Wie aber lassen sind die besonderen Herausforderungen an die Packstoffe<br />
und -mittel dieses boomenden Sektors technisch umsetzen?<br />
Wir haben einmal dem Verpackungsmaschinenbauer Hugo Beck über<br />
die Schulter geschaut. Als Branchenspezialist beobachtet das Unternehmen<br />
die aktuellen Verpackungstrends im E-Commerce- und<br />
Versandhandelbereich und begleitet die Prozesse mit zahlreichen<br />
Weiterentwicklungen im Maschinenportfolio. Diese entstehen zum<br />
Großteil in enger Zusammenarbeit mit den Kunden. Tatsächlich gab<br />
es im Unternehmen bereits über viele Jahre die Option auf Papierverpackung<br />
im Programm, wurde aber so gut wie nie nachgefragt, weil<br />
das Thema Nachhaltigkeit noch zu wenig im Fokus stand. Man musste<br />
also bei der Entwicklung von Papierverpackungsmaschinen nicht bei<br />
null beginnen. So wurde bereits vor knapp zwei Jahren vorausschauend<br />
auf Marktanforderungen reagiert und eine neue Generation von<br />
Schlauchbeutelhybridmaschine vorgestellt, die nicht nur ressourcenschonende<br />
Folienverpackungen, sondern auch Papierverpackungen<br />
kosteneffektiv herstellen kann.<br />
Die Kunden kommen auf das schwäbische Familienunternehmen<br />
mit unterschiedlichsten Anliegen und Anforderungen zu. Dabei geht<br />
es nicht nur, wie man vermuten könnte, um den Ersatz von Kunststofffolie<br />
durch Papier, sondern auch um nachhaltige Folienverpackungen.<br />
Eine Standardmaschinenlösung reicht dafür oftmals kaum mehr<br />
aus, um der stark wachsenden Branche echte Möglichkeiten zu bieten,<br />
26 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
UPGRADE AUF DIE NÄCHSTE<br />
SICHERHEITSSTUFE:<br />
DER NEUE S-RIM<br />
Flexibilität ist gefragt: Die Verpackungsmaschine Paper E-Com flex<br />
arbeitet mit zwei Papierrollen und stellt sich automatisch auf<br />
unterschiedliche Produktabmessungen ein.<br />
immer nachhaltiger zu agieren. Hinzu kommen die angestrebten, sehr<br />
kurzen Lieferzeiten bei steigendem Bestellaufkommen. Schnelligkeit,<br />
Automatisierungs- und Trackingmöglichkeiten spielen auch eine Rolle<br />
bei der Eignung der Verpackungsanlage. Wo ergeben sich also im konkreten<br />
Beispiel tragende, trendorientierte Lösungsansätze?<br />
Papierverpackungen nach Maß<br />
Die Herstellung von Folien- und Papierverpackungen auf nur einer<br />
Maschine macht bei der neuen Generation flexibler Schlauchbeutelmaschinen<br />
eine kurze Umrüstung möglich. Der Trend hat sich jedoch<br />
zu reinen Papierverpackungsmaschinen etabliert, sodass hier weitere<br />
Innovationen vorangetrieben wurden. So folgte inzwischen die Markteinführung<br />
einer völlig neuartigen Verpackungsart und -maschine für<br />
Papierbeutel. In die Paper E-Com flex von Hugo Beck wurden erstmals<br />
zwei Nähmaschineneinheiten von Pfaff integriert. Das Ergebnis sind<br />
an zwei Seiten vernähte Versandbeutel mit Überlappung oben, die<br />
damit absolut neuartig im horizontalen Verpackungsmarkt und besonders<br />
für den Versand von Textilwaren gefragt sind. Im Standardfall<br />
kommen unbeschichtete Papiere zum Einsatz. Die Entwicklung<br />
dieser Maschineninnovation wurde durch das Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
Mit dem Ziel, den Papierverbrauch zu minimieren, stellen sich die<br />
Maschinen im Verpackungsvorgang vollautomatisch auf variierende<br />
Produktgrößen in der Länge, Breite und Höhe ein für absolut passgenaue<br />
Versandbeutel. Der Clou ist, dass zwei unterschiedliche Papierbahnbreiten<br />
genutzt werden, um die Verpackungsgröße individuell<br />
anzupassen. Nach dem Produktscan „entscheidet“ die Maschine, wie<br />
breit die Papierbahn für den Versandbeutel sein muss, und wählt eine<br />
dieser beiden Papierrollen. Dieses Verpackungskonzept lässt sich<br />
auch auf unterschiedlich gebrandete Papiersorten anwenden, um<br />
z. B. als Lohnverpacker Produkte verschiedener Hersteller auf einer<br />
Maschine zu verpacken.<br />
In der Praxis stellt die Produkthöhe oftmals eine besondere technische<br />
Herausforderung dar: Hier kann sie bis zu 200 Millimeter betragen,<br />
ohne dass die Optik darunter leidet oder die Verpackung beim<br />
Versand aufreißt. Das ist neben dem Produktschutz auch ein Argument<br />
im Sinne des positiven Markenerlebnisses, das Hersteller bei<br />
ihren Kunden beim „Auspacken“ erzeugen möchten.<br />
FÜR DEN BESONDEREN<br />
ANSPRUCH AUF SICHERHEIT<br />
AUSSENDRUCK<br />
INNENDRUCK<br />
FALLBELASTUNG<br />
• SIGNIFIKANTE STEIGERUNG<br />
DES DECKELHALTS MIT S-RIM<br />
• VERHINDERT AUFPLATZEN<br />
VON DECKELN UNTER<br />
ERHÖHTER BELASTUNGEN<br />
WIE AUSSENDRUCK, INNEN-<br />
DRUCK ODER BEI FALL<br />
Rezyklat soll es sein<br />
Aber auch der Folienversandbeutel spielt weiterhin eine wichtige Rolle,<br />
so die aktuelle Erfahrung von Hugo Beck. „Allerdings ändert sich<br />
die gewünschte Materialzusammensetzung zunehmend in Richtung<br />
Folien mit hohem Rezyklatanteil, sprich es geht über die ‚nur‘ zu 100<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
>><br />
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27
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
„Wir erwarten die Entwicklung vieler neuer Packstoffe. Dafür muss<br />
man als Maschinenbauer technisch flexibel gerüstet sein.“<br />
Timo Kollmann, Geschäftsführer bei Hugo Beck Maschinenbau<br />
Auch im Hinblick auf höchste Maschinenverfügbarkeit und Flexibilität<br />
sowie einfache Bedienbarkeit sind technische Antworten gefragt.<br />
„Die Zeit ist knapp für die Bediener beziehungsweise Bestücker<br />
von Einpöstern oder Mehrpöstern mit unterschiedlichen Versandartikeln“,<br />
betont Timo Kollmann. „Handgriffe müssen daher sitzen,<br />
überflüssige Wege vermieden werden. Die Taktleistung muss auch<br />
entsprechend hoch sein, das ist klar. Der Automatisierungsgrad im<br />
Verpackungsprozess variiert natürlich von Kunde zu Kunde. In Bezug<br />
auf eine optimierte Bedienbarkeit und Zugänglichkeit werden häufig<br />
individuelle Anforderungen an uns gestellt, die über eine einfache<br />
Bedienung hinausgehen. Dann nehmen wir flexible Anpassungen vor.“<br />
Auch Überwachung, Analyse und Visualisierung von Betriebs- und<br />
Maschinendaten werden ggf. eingefordert. Über das sogenannte Hugo-Beck-Cockpit<br />
ist dies alles beispielsweise optional möglich.<br />
Wo geht die Reise hin?<br />
So soll es sein: Die Größe der verleimten Papierbeutel mit<br />
Überlappung oben werden inline an die Produktlänge angepasst.<br />
Prozent recyclingfähige Folie aus Monomaterial hinaus. Die Tendenz<br />
geht zu bereits recyceltem Material, das künftig verstärkt eingesetzt<br />
werden soll. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei Papier als Verpackungsmaterial<br />
erkennbar. Es gibt nun häufiger die Anforderung, dass<br />
die Produktion künftig auf eine neue Folie umgestellt werden muss,<br />
was mit unseren Maschinen problemlos machbar ist“, erklärt Timo<br />
Kollmann, der seit Anfang <strong>2021</strong> Geschäftsführer von Hugo Beck ist.<br />
„Unsere Erfahrungswerte zeigen, dass sich auch Folien mit hohem<br />
Rezyklatanteil sehr gut verarbeiten lassen und somit flexibel auf unterschiedliche<br />
Folien umgestellt werden kann.“<br />
Dabei kann zwischen einer taktenden Schlauchbeutelmaschine mit<br />
Halbschlauchfolie oder einer kontinuierlichen Folienverpackungsmaschine<br />
mit Ober- und Unterfolie gewählt werden. Diese Variante ermöglicht<br />
z. B. zweifarbige Versandbeutel und somit größere Spielräume<br />
im Branding. Beide Maschinen minimieren den Materialeinsatz. Es<br />
wird so eng wie möglich verpackt und standardmäßig die Beutelgröße<br />
an die Produktlänge und -höhe angepasst.<br />
Höchste Verfügbarkeit und einfache Bedienung<br />
Passgenau vernähte oder verklebte Beutel, Zusatzoptionen für den<br />
ressourcenschonenden Umgang mit Retouren oder hoch flexibel arbeitende<br />
Technik sind Forderungen der Zeit. Hinzu kommen intelligente<br />
Packstoffauswahl und -einsatz. Timo Kollmann bringt es auf den<br />
Punkt: „Der Trend zur Entwicklung neuer Packstoffe setzt sich weiter<br />
fort. So haben wir in letzter Zeit immer wieder neue, insbesondere<br />
sehr robuste Papiere ohne Beschichtung getestet oder transparente<br />
Varianten. Es wird sich hier noch einiges im Verpackungsmarkt zu mehr<br />
Nachhaltigkeit verändern. Online- und Versandhändler sind sensibilisiert<br />
für künftige Anforderungen vonseiten der Verbraucher oder ggf.<br />
der Gesetzgebung und daher auch stark an zukunftssicheren und damit<br />
nachhaltigen Maschinenkonzepten interessiert, die ihnen die flexiblen<br />
technischen Rahmenbedingungen bieten, die sie benötigen.<br />
>> www.hugobeck.com<br />
Packaging Trends for E-Commerce and Co. –<br />
Out of the Box into the Pouch<br />
The manufacturers of <strong>packaging</strong> machines are aware of the fact<br />
that they are obliged, in technological terms, to offer a comprehensive<br />
range in order to be capable to provide optimised despatch<br />
<strong>packaging</strong> for the online- and mail order trades. This throws up the<br />
question, which options are available for the developers to meet<br />
the differentiated customer demands and how do these processes<br />
present themselves from the perspective of a machine builder.<br />
Precisely fitting shipping bags, additional options or highly flexibly<br />
operating technology are currently in demand. Additional requirements<br />
are intelligent <strong>packaging</strong> material selection and deployment.<br />
The market is in expectance of numerous new <strong>packaging</strong> materials<br />
for the processing of which, it is necessary to be technologically<br />
well-prepared on a flexible basis.<br />
28<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
ClipAside with parallel tethers prevents<br />
overbending or breakage, even when misused.<br />
Twist, open, ClipAside!<br />
Added performance meets extra sustainability<br />
PET 26<br />
PET 26<br />
GME 30.40<br />
PCO 1881 PET 29/25 PET 33 PET 38<br />
Our revolutionary ClipAside closure design makes enjoying bottled beverages<br />
more fun than ever. It twists open like a standard closure but the unique design<br />
keeps the cap attached. Opening as wide as 180°, it is easy to use with no<br />
spills or splashes. That means less waste* and more consumer convenience.<br />
ClipAside is available for all major neck finish standards, from 26 mm to 38 mm,<br />
and for liquid products ranging from carbonated soft drinks to water, juices,<br />
teas, syrups, dairy and more. Fun to use, easy to enjoy and less waste.<br />
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* Conforms to the EU Single Use Plastics Directive
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
Stabile Verpackung<br />
für den Transport aus gepufftem<br />
Maisgrieß. (Bild: Plant Pack)<br />
Alternative Materialien aus natürlichen Rohstoffen<br />
Verpacken ohne Plastik<br />
Papier ist gerade als Verpackungsmaterial sehr gefragt, während Biokunststoffe noch ein Nischendasein fristen.<br />
Daneben gibt es aber viele spannende Entwicklungen, zum Beispiel aus Lebensmittelresten, die sonst als Müll<br />
entsorgt würden. Wir stellen Ihnen an dieser Stelle einmal neue und nachhaltige Verpackungsmaterialien vor.<br />
Marktstudien haben in den vergangenen<br />
Jahren biobasierten Kunststoffen<br />
ein großes Wachstum vorausgesagt.<br />
Der echte Durchbruch ist aber<br />
noch ausgeblieben. Zunehmend wird jetzt<br />
am Einsatz von Abfall- und Reststoffen<br />
geforscht. Besonders beliebt für die Verpackungsherstellung<br />
sind Pflanzenfasern,<br />
die nicht unbedingt aus Holz gewonnen<br />
werden: Gras, Spargelschalen, Kokosnüsse,<br />
Bananenstauden oder Baumwollreste<br />
verfügen ebenfalls über verwertbare<br />
Fasern. Und aus Algen, Molke und Tomatenschalen<br />
lassen sich Barrierebeschichtungen<br />
für Lebensmittelverpackungen<br />
herstellen. Vor allem Start-ups tüfteln<br />
aktuell an spannenden Konzepten aus den<br />
verschiedensten pflanzlichen Rohstoffen,<br />
und Investoren sind zunehmend bereit, in<br />
die pfiffigen Lösungen zu investieren.<br />
Alternative <strong>packaging</strong> materials<br />
from natural raw materials<br />
Paper is in great demand as <strong>packaging</strong> material,<br />
while bioplastics still have a niche existence. In<br />
addition, there are many exciting developments,<br />
for example from food waste, which would otherwise<br />
be disposed of as waste. Here we introduce<br />
you to new and sustainable <strong>packaging</strong> materials.<br />
30<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
ALGEN<br />
Algen könnten als alternative<br />
Faserquelle genutzt werden. (Bild: JIANG HONGYAN/shutterstock)<br />
VERPACKUNGEN AUS ALGEN UND MEHR<br />
Auch Algenfasern könnten als neuer Rohstoff für Verpackungsprodukte<br />
interessant sein. DS Smith forscht gegenwärtig<br />
daran, inwieweit Seegras als alternative Faserquelle<br />
und sogar als Barrierebeschichtung eingesetzt werden kann.<br />
Die Meerespflanzen werden dazu in Bezug auf Festigkeit,<br />
Belastbarkeit, Recyclingfähigkeit, Skalierbarkeit und Kosten<br />
untersucht. Das Seegrasprojekt ist Teil des auf fünf Jahre<br />
angelegten Forschungs- und Entwicklungsprogramms des<br />
Unternehmens. Darin werden auch ungewöhnlichere Quellen<br />
getestet, darunter die Gänseblümchenpflanze und landwirtschaftliche<br />
Abfälle wie Kakaoschalen oder Bagasse.<br />
>> www.dssmith.com<br />
GEPUFFTER MAIS FÜR JEDE FORM<br />
Plant Pack hat kürzlich das gleichnamige Verpackungsmaterial gelauncht. Es wird aus gepufftem Maisgrieß<br />
hergestellt, der in großen Mengen in der Maisverarbeitung des Schwesterunternehmens Nordgetreide<br />
anfällt und nicht für die weitere Nutzung zur Lebensmittelproduktion geeignet ist. Nach Zugabe<br />
eines organischen Bindemittels lassen sich daraus individuelle Formteile fertigen – diese können je nach<br />
Zweck perfekt an die jeweiligen Produkte angepasst werden. Das Material erhält außerdem eine dünne<br />
Polymilchsäure-Schicht (PLA), die es feuchtigkeitsabweisend macht. Das neuartige Material besitzt<br />
ähnliche stoßdämpfende und wärmeisolierende Eigenschaften wie Styropor – kann aber nach Gebrauch<br />
über die Biotonne oder auf dem heimischen Kompost entsorgt werden. Es eignet sich zur Herstellung<br />
von Transport- und Produktverpackungen – etwa für Elektrogeräte – sowie zum Schutz temperatursensibler<br />
Waren aus den Bereichen Lebensmittel und Pharma. Das Produktionsverfahren wurde an der<br />
Georg-August-Universität Göttingen entwickelt.<br />
>> www.plantpack.de<br />
MAIS<br />
Maisabfälle aus der Lebensmittelproduktion<br />
werden zu neuen Verpackungsmaterialien.<br />
(Bild: Plant Pack)
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
Die Reste von Tomatenpflanzen können<br />
als Naturfasern für die Verpackungsherstellung<br />
genutzt werden. (Bild: Bio-Lutions)<br />
TOMATEN<br />
TOMATEN IN TOMATENRESTEN VERPACKEN<br />
Das Hamburger Start-up Bio-Lutions hat die Idee realisiert, aus den<br />
Überbleibseln von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen bioabbaubare<br />
Verpackungen herzustellen. Dabei können die Abfälle von Tomaten<br />
ebenso genutzt werden wie Zuckerrohrblätter oder Bananenpflanzen.<br />
Das Unternehmen hat gemeinsam mit Technologiepartner<br />
Zelfo Technology eine patentierte Technologie entwickelt, um die<br />
pflanzlichen Reststoffe ohne den Einsatz von Chemikalien und<br />
zusätzlichen Bindemitteln zu nutzen. Spezielle Maschinen verarbeiten<br />
die Rohstoffe mechanisch zu selbstbindenden Naturfasern. So<br />
entstehen u.a. Packschalen aus den Resten von Tomatenpflanzen.<br />
Für die Naturfasertechnologie gab es jetzt den Brandenburger<br />
Innovationspreis in der Kategorie Kunststoffe und Chemie.<br />
>> www.bio-lutions.com<br />
GETREIDESPELZEN ISOLIEREN GUT<br />
Getreidespelzen eignen sich als ökologisches Verpackungsmaterial,<br />
das expandiertes Polystyrol (EPS) ersetzen könnte. Die<br />
Spelzen werden in der Getreideverarbeitung bislang als ungenutzte<br />
Reststoffe entsorgt. Aufgrund natürlicher Hohlräume<br />
besitzt das neue Material gute isolierende und stoßdämpfende<br />
Eigenschaften. Mithilfe organischer Klebemittel ist es beliebig<br />
formbar, ökologisch unbedenklich und kann nach Gebrauch kompostiert<br />
werden. Entwickelt wurde es von der Masterstudentin<br />
Lisa Scherer an der Stuttgarter Hochschule der Medien.<br />
>> www.hdm-stuttgart.de<br />
GETREIDESPELZEN<br />
Die natürlichen Hohlräume der Spelzen sorgen für gute isolierende<br />
und stoßdämpfende Eigenschaften. (Bild: Proservation)<br />
SPARGELSCHALEN NICHT FÜR SUPPE<br />
Ein Forschungsprojekt der Hochschule München hat sich damit<br />
beschäftigt, Spargelabfälle als Rohstoff für die Papier- und<br />
Verpackungsherstellung zu nutzen. Die Wissenschaftler haben aus<br />
dem Spargel Fasermaterial gewonnen und mithilfe eines Fasergussverfahrens<br />
im Labor Kartonschalen daraus hergestellt, die<br />
sich aufgrund ihrer rauen Oberfläche offenbar gut als Verpackung<br />
für Obst eignen. Im Papier sind die einzelnen Spargelfasern klar<br />
erkennbar, und eine leichte Färbung spiegelt die Natürlichkeit des<br />
Papiers wider. In den Laborversuchen war die Faserausbeute jedoch<br />
aufgrund des hohen Wassergehalts der Spargelstangen niedrig.<br />
>> www.hm.edu<br />
32<br />
SPARGEL<br />
Aus den Fasern der Spargelreste<br />
lässt sich Papier herstellen<br />
(Bild: Shutterstock/Thomas Mucha)<br />
08 | <strong>2021</strong>
Bildcomposing: Xampla, Gluiki/shutterstock, Dmitriy Depakin/shutterstock<br />
VEGANE SPINNENSEIDE<br />
Ein Zufallsprodukt aus der medizinischen<br />
Forschung könnte Einwegkunststoffe in Konsumgütern<br />
ersetzen. Das nachhaltige Material auf<br />
Basis von Pflanzenproteinen wurde von Wissenschaftlern<br />
der Universität Cambridge entwickelt<br />
und ist in seinen Eigenschaften der Spinnenseide<br />
ähnlich. Dabei ahmt die vegane Spinnenseide aus<br />
Pflanzenproteinen die Eigenschaften der Seide<br />
auf der molekularen Ebene nach. Das Ergebnis:<br />
eine kunststoffähnliche, stabile Folie, die sich in<br />
industriellem Maßstab produzieren lässt. Sie ähnelt<br />
dabei technischen Hochleistungskunststoffen<br />
wie Polyethylen niedriger Dichte (LDPE). Das neue<br />
Material wird von Xampla, einem Spin-off der<br />
Universität vermarktet. Erstes Produkt auf dem<br />
Markt sollen Folienverpackungen für Spülmaschinentabs<br />
oder Waschmittelkapseln sein.<br />
>> www.xampla.com<br />
SPINNENSEIDE<br />
Spülmaschinentabs sind die ersten<br />
Produkte, die in Folie aus veganer<br />
Spinnenseide verpackt werden.<br />
BIENENWACHS<br />
Alles aus dem Bienenstock: Honigtopf<br />
aus Bienenwachs. (Bild: Kernius Pauliukonis)<br />
HONIG IM BIENENWACHSTOPF<br />
Nachhaltiger geht es kaum: Der Honigtopf des<br />
litauischen Unternehmens Bee Loop besteht<br />
zu 100 Prozent aus reinem Bienenwachs und<br />
ist organisch, antimykotisch, antiviral, antiseptisch,<br />
antibakteriell und vor allem recycelbar.<br />
Die Erfindung wurde unter anderem mit dem<br />
Adobe Sustainable Design of the Year Award<br />
ausgezeichnet. Der Honigtopf braucht kein<br />
Etikett, denn ein Heißprägestempel sorgt für<br />
das Branding. Eine Schnur aus Bio-Leinen zum<br />
Öffnen ist das einzige zusätzliche Material, das<br />
für diesen Topf verwendet wird.<br />
>> www.beeloop.lt<br />
ZWEITES LEBEN FÜR ALTES PORZELLAN<br />
Ausgangsstoffe für nachhaltige Verpackungen müssen nicht<br />
immer pflanzlicher Herkunft sein. Eine Berliner Produktdesignerin<br />
stellt Behälter zur Aufbewahrung von Lebensmitteln aus<br />
recycelten Porzellanabfällen her, die aufgrund ihrer Festigkeit<br />
und Porosität eine längere Haltbarkeit etwa von Obst und Gemüse<br />
erlauben. Georgia von le Fort hat eine Methode entwickelt,<br />
um Porzellanscherben durch Mahlen und Versintern wieder zu<br />
einem festen Material zu verbinden. Das Design der Behälter<br />
macht sich dabei die offenporigen Eigenschaften des gesinterten<br />
Materials zunutze. Ein geriffelter Einlegeboden aus demselben<br />
Material saugt durch seine poröse Struktur kaltes Wasser<br />
auf und sorgt in dem Gefäß für eine feucht-kühle Atmosphäre.<br />
Der physikalische Prozess der Verdunstungskälte erhöht auch<br />
außerhalb des Kühlschranks die Haltbarkeit.<br />
>> www.georgiavonlefort.com<br />
Die offenporigen Eigenschaften des<br />
gesinterten Materials sorgen für längere<br />
Haltbarkeit von Obst und Gemüse.<br />
(Bild: Georgia von le Fort)<br />
PORZELLAN
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
SILPHIE<br />
Silphiekarton hat eine<br />
natürliche Optik. Die Silphie stammt<br />
ursprünglich aus Nordamerika<br />
(Bilder: OutNature)<br />
UMWELTFREUNDLICHES PAPIER AUS DER SILPHIE<br />
Die aus Nordamerika stammende Silphie-Pflanze wird in Deutschland eigentlich<br />
zur Bioenergiegewinnung angebaut. Seit einiger Zeit können die Fasern<br />
separiert und in Kombination mit herkömmlichem Holzzellstoff auch für die<br />
Papierherstellung eingesetzt werden. Durch den regionalen Anbau wird weniger<br />
CO 2<br />
ausgestoßen als beim Import von Holzzellstoff. Aktuell besteht das<br />
Papier aus mindestens 35 Prozent Silphie-Fasern, künftig sollen es 50 Prozent<br />
werden. Schon heute werden Trays, Faltschachteln oder auch Etiketten<br />
aus Silphie-Papier herstellt, die sich im regulären Altpapierkreislauf recyceln<br />
lassen. In der Struktur des Materials sind einzelne Fasern der Silphie-Pflanze<br />
erkennbar und verleihen Verpackungen oder Etiketten eine natürliche Optik<br />
und eine besondere Haptik.<br />
>> www.out-nature.de<br />
JUTE ISOLIERT BEIM VERSAND<br />
Jute statt Styropor: Das niedersächsische Unternehmen<br />
Kompackt61 hat eine nachhaltige Verpackungslösung<br />
aus dem nachwachsenden Rohstoff<br />
Jute entwickelt, die für den Versand temperatursensibler<br />
oder empfindlicher Waren wie Fleisch,<br />
Fisch oder Käse eingesetzt werden kann. Auch<br />
Tiefkühlprodukte können darin über 48 Stunden<br />
Versanddauer gemäß den Temperaturgrenzen<br />
frisch gehalten werden. Jutefaser ist von Natur aus<br />
isolierend, stoßdämpfend und feuchtigkeitsregulierend.<br />
Die Inlays der Jutebox tragen eine spezielle<br />
Umhüllung auf Basis von Kartoffelstärke. Alle verwendeten<br />
Materialien sind biologisch abbaubar und<br />
können auf dem hauseigenen Kompost oder über<br />
die Biotonne entsorgt werden. Darüber hinaus gibt<br />
es zahlreiche Wiederverwendungsmöglichkeiten in<br />
Haus und Garten, wie zur Tomatenzucht<br />
oder als Frostschutz.<br />
>> www.kompackt61.de<br />
JUTE<br />
Jutefasern mit einer Umhüllung auf<br />
Stärkebasis isolieren beim Transport.<br />
Jutefaser ist von Natur aus isolierend,<br />
stoßdämpfend und feuchtigkeitsregulierend.<br />
(Bilder: Kompackt61,<br />
xleventina/shutterstock)<br />
34 08 | <strong>2021</strong>
GRASPAPIER<br />
Graspapier ist eine umweltfreundliche Alternative zu normalem<br />
Papier. Je nach Hersteller werden 30 bis 60 Prozent des<br />
Zellstoffs aus Holz durch Grasfaser ersetzt – bei gleicher<br />
Funktionalität, Qualität und auffallend schöner Optik. Im Markt<br />
findet man bereits etliche Anwendungen. McDonald’s wickelt<br />
seinen Deutschlandburger beispielsweise in Graspapier und<br />
auch die Marke Wolf-Garten setzt Graspapierkarton für seine<br />
Bio-Produkte ein. Entwickelt wurde Graspapier ursprünglich<br />
von dem Hennefer Unternehmen Creapaper. Der Rohstoff<br />
wächst vielerorts vor der Haustür und wird vor allem auf Flächen<br />
geerntet, die für den Anbau von Nahrungsmitteln und als Weiden<br />
nicht geeignet sind. Die Produktion der Grasfasern findet rein<br />
mechanisch ohne chemische Aufbereitung statt, verursacht rund<br />
95 Prozent weniger CO 2<br />
-Emissionen, benötigt wenig Wasser und<br />
Energie. Graspapier kann mit den gängigen Druckverfahren, wie<br />
Offset-, Digital- und Flexodruck, bedruckt werden.<br />
>> www.creapaper.de<br />
Auf ganzer<br />
Linie<br />
profitieren.<br />
Graspapier wird bereits vielfach eingesetzt,<br />
etwa als Etikettenpapier. Der Rohstoff Gras<br />
stammt häufig von Ausgleichsflächen.<br />
(Bild: Etiket Schiller)<br />
Automatisch.<br />
Gewichtsgenau.<br />
Restefrei.<br />
Bild: Wichai Prasomsri1/shutterstock<br />
GRAS<br />
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der MULTIVAC Smart Services. Unser<br />
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35
PACKAGING TRENDS <strong>2021</strong>/2022<br />
ZUCKERROHR<br />
RECYCLINGPAPIER<br />
BAMBUS<br />
Die Mischung ermöglicht eine Vielzahl<br />
von Formen. (Bild: Sony)<br />
BAMBUS, ZUCKERROHR UND RECYCLINGPAPIER<br />
Sony hat ein neues Material aus Bambus, Zuckerrohrfasern und Post-Consumer-Recyclingpapier<br />
entwickelt, das Kunststoffverpackungen für bestimmte<br />
Produkte des Unternehmens ablösen soll. „Original Blended Material“ wird<br />
bereits eingesetzt, um Kopfhörer von Sony zu verpacken. Die Kombination<br />
des Recyclingpapiers mit Bambus und Zuckerrohrfasern soll die Festigkeit<br />
des Materials erhöhen. Durch Änderung des Mischungsverhältnisses kann es<br />
zudem in eine Vielzahl von Formen gebracht werden. Da es sich prägen lässt,<br />
kann auf die Verwendung von Tinte verzichtet werden.<br />
>> www.sony.de<br />
KREBS<br />
Aus den Schalen von Krebstieren<br />
können Verpackungsfolien hergestellt<br />
werden. (Bild: Pixfiction/shutterstock)<br />
BIOFOLIE AUS KRABBENSCHALEN<br />
Kanadische Wissenschaftler haben eine Verpackungsfolie aus<br />
den Schalen von Krustentieren, ätherischen Ölen und Nanopartikeln<br />
entwickelt, die empfindliche Lebensmittel vor dem<br />
vorzeitigen Verderb schützen soll. Die Biofolie wird aus Chitin<br />
hergestellt, einem natürlich vorkommenden Biopolymer, das<br />
durch chemische Prozesse in Chitosan umgewandelt wird. Das<br />
Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie enthält wichtige<br />
antimykotische Eigenschaften, die das Schimmelwachstum<br />
eindämmen. Die Verpackungsfolie enthält außerdem ätherische<br />
Öle und Nanopartikel, die beide antimikrobielle Eigenschaften<br />
besitzen. Das entwickelte Folienmaterial soll gleich gegen<br />
mehrere Arten von Krankheitserregern wirksam sein, darunter<br />
den Schimmelpilz Aspergillus niger, aber auch gegen Escherichia<br />
coli, Listeria monocytogenes und Salmonella typhimurium, die<br />
ebenfalls ein Problem für die Lebensmittelindustrie darstellen.<br />
>> www.inrs.ca<br />
36<br />
08 | <strong>2021</strong>
ETIKETTIEREN, KENNZEICHNEN<br />
Der Teufel steckt im Detail<br />
Doppelblind zum Erfolg<br />
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie und den Bemühungen, das Virus zu bekämpfen, rücken auch klinische Studien<br />
immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Ohne Verblindungen sind deren Ergebnisse aber oft nicht aussagekräftig.<br />
Beim Kennzeichnungsspezialist Faubel weiß man, welche Herausforderungen es beim gezielten Verbergen<br />
von Informationen zu meistern gilt.<br />
Das Basisetikett kaschiert die Tube. Alle für<br />
die Medikation relevanten Informationen<br />
befinden sich auf dem und im Booklet-Etikett.<br />
Die Farbe der Flüssigkeit im Vial wird durch<br />
eine selbstklebende farbige Folie verblindet.<br />
(Bilder: Faubel)<br />
Die Forschung an den Covid-Impfstoffen wird bisweilen aufgrund<br />
ihrer beschleunigten Durchführung kontrovers diskutiert, ohne<br />
dass die Grundlagen von klinischen Studien überhaupt bekannt<br />
sind. Generell gilt, jedes Medikament muss vor Markteintritt<br />
ein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen, bei dem anhand<br />
von präklinischen und klinischen Tests die Wirksamkeit, Qualität und<br />
Sicherheit nachgewiesen werden müssen. Um eine unbewusste Verfälschung<br />
der Testergebnisse durch die Studienteilnehmer, die Studienärzte<br />
und das betreuende Pflegepersonal zu verhindern, ist eine<br />
Verblindung unverzichtbar.<br />
Welche Behörde für die klinische Studie zuständig ist, richtet sich<br />
danach, um was für ein Mittel es sich konkret handelt und in welchen<br />
Ländern der pharmazeutische Unternehmer das Medikament einführen<br />
möchte. In der Europäischen Union kann die Zulassung zentral<br />
über die Europäische Arzneimittelagentur oder auch national erfolgen.<br />
In Deutschland ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArM) bzw. das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für Impfstoffe<br />
und Blutprodukte zuständig.<br />
In Deutschland sind die Voraussetzungen zur Arzneimittelzulassung<br />
im Arzneimittelgesetz (AMG) festgelegt. Das Arzneimittelgesetz<br />
ermächtigt darüber hinaus den Gesetzgeber zur Festlegung von<br />
weiterführenden Verordnungen. Eine solche Verordnung ist u. a. die<br />
GCP-Verordnung, die Anforderungen an klinische Studien im Hinblick<br />
auf Grundsätze, Leitlinien und Anwendung der guten klinischen Praxis<br />
regelt.<br />
Mehrere Phasen, doppelte Sicherung<br />
Frank Jäger, der in der Geschäftsführung der Faubel Gruppe auch<br />
die Bereiche Produktentwicklung und Neue Technologien verantwortet,<br />
beschreibt den Idealfall einer Studie, „wenn nämlich weder<br />
die Studienteilnehmer noch die Studienärzte oder die betreuenden<br />
Pflegefachkräfte wissen, welcher Gruppe die Patienten zugeordnet<br />
wurden“. Diese Vorgehensweise beschreibt einen doppelblinden Studienansatz.<br />
Zunächst wird in Phase I mit gesunden Teilnehmern die Verträglichkeit<br />
des Medikaments bzw. des Wirkstoffs untersucht. In den Studien<br />
der Phasen II und III werden Wirksamkeit und Verträglichkeit erst<br />
bei wenigen, dann bei vielen Patienten geprüft. An die Zulassung des<br />
Medikaments nach Phase III schließen sich meist noch Phase-IV-Studien<br />
an, in denen etwa Vergleiche mit anderen Medikamenten angestellt<br />
werden.<br />
Das Patientenkollektiv, auch als Interventionsgruppe bezeichnet,<br />
erhält den neuen Wirkstoff. Im Gegensatz dazu werden einer Kontrollgruppe,<br />
Patienten mit der gleichen Erkrankung oder dem gleichen Erkrankungsrisiko,<br />
keine Medikamente, eine unwirksame Scheinmedikation<br />
(Placebo) oder die derzeitige Standardmedikation verabreicht.<br />
Neben der zufälligen und nicht vorhersehbaren Zuteilung auf die Behandlungsgruppen<br />
(Randomisierung) verhindert die Verblindung die<br />
unbewusste Verfälschung der Studienergebnisse. Die Prozesse in<br />
diesem Zusammenhang sind sehr komplex.<br />
>><br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 37
ETIKETTIEREN, KENNZEICHNEN<br />
„Durchdachte Konzepte aus Verblindung und<br />
Kennzeichnung sind Voraussetzung für verwertbare<br />
Ergebnisse bei klinischen Studien.“<br />
Frank Jäger ist Geschäftsführer für die Bereiche Produktentwicklung<br />
und Neue Technologien bei der Faubel Gruppe<br />
Kennzeichnungsspezialist Faubel beliefert seit seiner Gründung<br />
1855 die pharmazeutische Industrie. „Für uns war es ein konsequenter<br />
Schritt, sich auf die Kennzeichnungen von klinischen Studien zu<br />
fokussieren, denn diese Kennzeichnungen unterliegen hohen Qualitätsstandards<br />
und sind häufig von der Seitenzahl und der Funktion<br />
der Etiketten komplexer. Unsere pharmazeutischen Kunden schätzen<br />
unsere Erfahrung und unser Fachwissen, sodass mittlerweile das Clinical<br />
Trial Labeling rund 70 Prozent unseres Umsatzes ausmacht“, wie<br />
Jäger betont.<br />
Etiketten als Allroundtalente<br />
Eine Verblindung lässt sowohl die Verpackungen als auch die Medikamente<br />
und das Placebo gleich aussehen. Dabei ergeben sich, laut<br />
Frank Jäger, unterschiedliche Herausforderungen: „Zumeist fertigen<br />
wir Verblindungen für Vials, Blister, Tuben oder Spritzen an. Insbesondere<br />
Gebinde, bei denen die Anwendung die Originalverpackung bedingt,<br />
bedürfen eines maßgeschneiderten Konzepts aus Verblindung<br />
und Kennzeichnung.“<br />
Viele dieser maßgeschneiderten Konzepte sind Etiketten. Etiketten<br />
verblinden Spritzen, Blister, Tuben und Inhaler und können diese<br />
gleichzeitig kennzeichnen. Design, Format und Seitenzahl sind flexibel<br />
und die Eigenschaften des Materials sowie des Klebstoffs können<br />
den Abfüll-, Lagerungs- und Transportbedingungen angepasst werden.<br />
„So überstehen beispielsweise spezielle Folien, stark haftende<br />
Kleber und resistente Farben eine hohe Luftfeuchtigkeit beim Applizieren,<br />
oder man kann diese Etiketten samt Medikament einfrieren“,<br />
so Jäger. Die Etiketten decken die Primärverpackung blickdicht und<br />
lichtundurchlässig ab.<br />
Bei multinationalen klinischen Studien sind oft diverse Ländersprachen<br />
zu berücksichtigen. Der Nutzen von Booklet-Etiketten liegt<br />
für Frank Jäger deutlich auf der Hand. „Vor einigen Jahren beauftragte<br />
uns ein Kunde mit der Verblindung und Kennzeichnung einer kleinen<br />
Tube. In unserer Produktentwicklung entstand ein seitenstarkes Booklet-Etikett<br />
mit einem größeren Basisetikett. Das Basisetikett verblindete<br />
die Tube, und das Booklet-Etikett bot ausreichend Platz für<br />
unterschiedliche Sprachen in einer leserfreundlichen Schriftgröße.“<br />
Diese klinische Studie lief doppelblind ab, die Zuteilung von Wirkstoff,<br />
Placebo und Standardmedikation war den Studienteilnehmern<br />
sowie den Studienärzten unbekannt. Das Booklet-Etikett offenbarte<br />
die Studien-, Kit- und Patientennummer sowie das Haltbarkeitsdatum.<br />
Zudem enthielt es Informationen zur Anwendung der Salbe, zur<br />
Lagerung der Tube und die Kontaktdaten des Sponsors der klinischen<br />
Studie. Gemäß der Dokumentation, die vom Studienkoordinator den<br />
Ärzten zur Verfügung gestellt wurde, konnte jede Tube eindeutig zugeordnet<br />
werden. Bei einem medizinischen Notfall könnte mithilfe<br />
der Patientennummer und der Randomisierungsliste die Rückverfolgung<br />
der Zuteilung erfolgen.<br />
Alternative Verblindungen und 3D-Druck<br />
Nicht immer eignet sich ein Etikett zur Verblindung. Weichen Höhe<br />
oder Umfang der Primärverpackungen voneinander ab, dienen Boxen<br />
aus stabilem und opakem Karton zur vollflächigen Kaschierung. Ergänzt<br />
mit einer Einlage werden die Unterschiede unsichtbar ausgeglichen.<br />
„Umschließt die Box ein Vial, kann die Injektionsnadel dank<br />
eines ausgestanzten Lochs problemlos eingeführt werden. Eine klebende<br />
Folie schützt die Einstichstelle vor äußerlicher Verunreinigung.<br />
Das ist vor allem sinnvoll, wenn mehrmals Flüssigkeit aus demselben<br />
Vial injiziert wird“, erklärt Jäger. Eine Kombination aus Box und Folie<br />
ist ebenso bei Infusionsbeuteln und -flaschen nützlich. Eine integrierte<br />
Folienlasche erleichtert die Aufhängung.<br />
Heutzutage ermöglicht das 3D-Druck-Verfahren die Fertigung<br />
sehr individueller Behälter. Anstelle von Karton kann die Box dann<br />
auch aus Kunststoff bestehen: Dazu gehören Versionen, die ein ausgestanztes<br />
Kontrollfenster haben. Sollte die Flüssigkeit getrübt sein,<br />
Eine opake Folie umschließt<br />
den Infusionsbeutel komplett.<br />
38<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de
Die Box aus Karton ist<br />
mit einem transparenten<br />
Etikett gekennzeichnet und<br />
verfügt über eine Lasche<br />
für die optimale<br />
Handhabung.<br />
können Ärzte und Pfleger die verdorbene Medikation direkt aus dem Verkehr<br />
ziehen.<br />
Der Kunststoff verleiht der Verblindung enorme Stabilität und bietet<br />
eine hohe Varianz bei Kleinstserien.<br />
Durchdachte Konzepte reduzieren Aufwand<br />
„In der Regel ist ein langwieriger und kostenintensiver Prozess bis zur Marktreife<br />
eines Medikaments notwendig. Im Durchschnitt vergehen mehr als<br />
zehn Jahre, die Entwicklungskosten belaufen sich auf ungefähr zwei Milliarden<br />
US-Dollar, und nur knapp neun Prozent der Wirkstoffe gelangen überhaupt<br />
bis zur Marktreife.“ Diese Zahlen beeinflussen Frank Jäger und sein<br />
Team, wenn sie Verblindungen entwickeln. „Durchdachte Konzepte reduzieren<br />
Aufwand, Kosten und Zeit der klinischen Forschung. Nicht erst durch<br />
Covid-19 haben wir alle erfahren, dass der Zeitfaktor Leben retten kann.<br />
Dieser Verantwortung ist sich unser Unternehmen als Lieferant bewusst.“<br />
>> www.faubel.de<br />
Custom-made Concepts that comprise Blinding and Marking<br />
Since the beginning of the Covid-19 pandemic, and the efforts to counter<br />
the same, clinical studies are now also in the focus of the public.<br />
The prerequisite for usable results at clinical studies are thoughtful<br />
concepts out of a combination of blinding and marking. The enterprise<br />
Faubel has already committed itself to these complex challenges since<br />
the year 2010. In the meantime, the marking specialist has become an<br />
expert in the concealment of information. At the production of very<br />
individual containers, manufacturers nowadays are also able to profit<br />
from the options offered by 3D printing technology.<br />
Für die Verblindung der Spritze wurde der<br />
Karton aufwendig gefalzt und gestanzt.<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
39
VERSCHLÜSSE, VERSCHLIESSSYSTEME<br />
Safe-Venting für Sicherheit plus Nachhaltigkeit<br />
Reguliert den<br />
Innendruck in der Flasche<br />
Wenn ein Getränk zu gären beginnt und sich in der Flasche ein erhöhter Innendruck aufbaut, kann das beim erneuten<br />
Öffnen unangenehm oder sogar gefährlich sein. Ein neuer 38-Millimeter-Verschluss von Bericap für Milch- und<br />
Saftgetränke löst dieses Problem mit einer innovativen Entlüftungstechnologie.<br />
Ein Entlüftungsschlitz übernimmt<br />
im Verschluss die Funktion eines<br />
Sicherheitsventils.<br />
(Bilder: Bericap)<br />
Wer kennt das nicht? Es passiert in einer Flasche Fruchtmilch<br />
oder Saft, wenn sie nach dem ersten Genuss wieder verschlossen<br />
und dann ohne Kühlung und unter Lichteinfluss aufbewahrt<br />
wird: Das Getränk beginnt zu gären, und in der Flasche baut<br />
sich ein Druck auf, der gefährlich werden kann, wenn man die Flasche<br />
erneut öffnet. Bei dieser unbeabsichtigten Gärung können sich bei<br />
Verschlüssen ohne Entlüftung bis zu fünf Bar Innendruck aufbauen.<br />
Wird die Flasche dann geöffnet, schäumt das Getränk auf, der Deckel<br />
schießt nach oben und verletzt möglicherweise den Konsumenten.<br />
Das wäre fatal, auch für das Gesicht der Marke. Verschlusshersteller<br />
Bericap hat für dieses Problem jetzt eine Lösung entwickelt.<br />
Patentierte Entlüftungstechnologie<br />
Der neue Verschluss 3438 des Herstellers verfügt über die patentierte<br />
„Safe Venting“-Technologie, die den Druck im Inneren der Flasche<br />
auf ein ungefährliches Niveau von ein bis zwei Bar reduziert. Gleichzeitig<br />
verhindert eine doppelte Dichtung, dass Flüssigkeit eindringt oder<br />
austritt. Dies macht den Verschluss beim praktischen Einsatz sehr<br />
sicher. Bei Erreichen eines kritischen Werts von etwa zwei Bar wird<br />
durch einen Entlüftungsschlitz der durch die unkontrollierte Gärung<br />
in der Flasche entstehende Druck abgebaut. Diese Nut im Verschluss<br />
übernimmt also die Funktion eines Sicherheitsventils: Sie schließt<br />
sich direkt nach dem Druckabbau wieder.<br />
Vom Unternehmen durchgeführte Tests dieser Neuentwicklung im<br />
Vergleich mit herkömmlichen 38-Millimeter-Verschlüssen lieferten<br />
folgende Ergebnisse: eine Reduktion des Innendrucks in 0,5-Liter-Flaschen<br />
von 3,6 auf 2,0 Bar und bei 1,5-Liter-Flaschen von 4,0 auf 1,6<br />
Bar. Unkontrolliertes Überschäumen wird verhindert.<br />
Vorreiter für Tethered Caps<br />
Der neue 3438 ist als Standardsicherheitsverschluss oder als sogenannter<br />
Tethered Cap unter dem Namen „ClipAside“ auch in Deutschland<br />
erhältlich. Dadurch haben Kunden schon jetzt die Möglichkeit,<br />
für jedes Produkt eine maßgeschneiderte Verschlusslösung auszuwählen.<br />
Die ClipAside-Verschlüsse erfüllen die Anforderungen der<br />
Einweg-Plastik-Richtlinie („Single Use Plastics“, SUP) aus dem Jahr<br />
2019. Diese schreibt vor, dass Verschlüsse von Einweggetränkeverpackungen<br />
bis zu drei Liter Volumen nach dem Öffnen bis zur Entsorgung<br />
an der Flasche befestigt bleiben müssen. Ziel ist es, damit den<br />
Plastikmüll zu reduzieren. Daher müssen alle betroffenen Getränkehersteller<br />
ihre Produkte bis spätestens Juli 2024 auf Tethered Caps<br />
umgestellt haben.<br />
40<br />
08 | <strong>2021</strong>
Zukunftssichere Lösung<br />
Hersteller können sich dank der ClipAside-Lösung frühzeitig auf die<br />
neuen gesetzlichen Anforderungen vorbereiten. Das von Bericap präferierte<br />
Konzept geschnittener TE-Bänder ermöglicht dabei ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität: Kunden können bereits heute ihre Abfüllanlagen<br />
auf einen Verschluss umstellen, der zukünftig die Tethered-Caps-Anforderungen<br />
erfüllt. Die Umstellung der Schnittgeometrie von Standard-TE-<br />
auf Tethered-Band bestimmt der Kunde selbst, sobald bei<br />
ihm alle Vorbereitungen für eine Markteinführung abgeschlossen sind.<br />
Eine Anpassung der Abfüllanlagen ist dann nicht mehr notwendig. Diese<br />
Flexibilität beschleunigt die Umstellungsprozesse. „Neben seinem<br />
einfachen Handling und seiner Robustheit selbst bei Fehlbenutzung<br />
überzeugt viele Kunden beim ClipAside insbesondere diese Flexibilität<br />
bei der operativen Umstellung“, berichtet Juanjo Martinez, Business<br />
Development Director Juices & Dairy bei Bericap.<br />
>> www.bericap.com<br />
Safe Venting Technology for Safety plus Sustainability<br />
The new Bericap closure 3438 offers two solutions in one cap for<br />
beverages manufacturers. On one hand, it provides Safe Venting<br />
Technology which represents more comfort and safety for the consumer,<br />
and on the other hand also provides the option to quickly and<br />
cost-effectively change over to tethered caps. The patented venting<br />
technology reduces the pressure in the interior of a reclosed bottle<br />
generated by the fermentation of beverages and consequently<br />
prevents the cap from being blown off and the liquid to foam over.<br />
Due to its low weight, the new development also meets the current<br />
requirements made to the sustainability of plastic closures.<br />
WIR MACHEN<br />
IHRE MASCHINE<br />
SICHER<br />
Sicherheitslösungen<br />
für Roboter<br />
■ Breites Produkt- und Leistungsspektrum,<br />
erfüllt ISO 10218-1<br />
und ISO 10218-2<br />
■ Diverse Sicherheitskomponenten<br />
für die Zugangs- und Bereichsabsicherung<br />
■ Sicherheitsrelaisbausteine und<br />
Sicherheitssteuerungen für größere<br />
Roboteranlagen<br />
■ Umfangreiches technisches<br />
Know-how in allen Fragen der<br />
Robotersicherheit<br />
www.schmersal.com<br />
Der neuartige Verschluss<br />
reguliert den Innendruck in der<br />
Flasche und verhindert, dass<br />
der Deckel beim Wiederöffnen<br />
wie hier im Bericap-Labortest<br />
„hoch geht“ und das Getränk<br />
überschäumt.<br />
08 | <strong>2021</strong>
VERSCHLÜSSE, VERSCHLIESSSYSTEME<br />
Praktische Schnittstellenlösung<br />
Zusatzsicherung für Eimergebinde<br />
Die Verteilung von Füllgütern wird weltweit immer variantenreicher und<br />
die Transportstrecken verlängern sich. Während des Transports und der<br />
Lagerung müssen Eimergebinde sicher geschützt werden. Beschädigungen<br />
des Füllguts durch Aufplatzen von Deckeln unter erhöhter Belastung<br />
mittels Außendruck, Innendruck oder Fall müssen vermieden werden. Zur<br />
Erhöhung der Sicherheit im Schnittstellenbereich zwischen Eimer und<br />
Deckel hat die Saier Verpackungstechnik eine neue Lösung entwickelt:<br />
Bei der patentierten Lösung greift ein Bauteil mit einer integrierten Rastung<br />
beim Aufbringen am Eimerrand unter und fixiert so den sogenannten<br />
S-RIM sicher am Eimer. Auf diese Weise soll der Deckelhalt bei den<br />
Eimern signifikant gegenüber Eimer-Deckel-Verbindungen ohne solchen<br />
Einsatz gesteigert werden. Gerade für hochwertige Füllgüter stellt der<br />
wiederverwendbare und recyclingfähige S-RIM eine deutliche Sicherheitsergänzung<br />
dar.<br />
Der S-RIM kann einzeln auf geschlossene Eimergebinde oder alternativ<br />
als vorkonfektioniertes Deckel/S-RIM-Bundle aufgebracht werden.<br />
Dabei lässt sich das Bauteil manuell oder maschinell auf das Eimergebinde<br />
aufprellen. Das Abnehmen des S-RIMs durch den Endabnehmer ist<br />
durch das Lösen der Rasthaken und Abziehen des Bauteils unkompliziert<br />
und selbsterklärend. Ob Rundeimer, Ovaleimer oder eckige Eimer, die<br />
S-RIM-Systematik kann, so Saier, auf alle Gebindeformen und -größen<br />
adaptiert werden.<br />
>> www.saier-verpackungstechnik.de<br />
Mit der S-RIM-Lösung wird der Deckelhalt bei<br />
Eimern gesteigert.. (Bild: Saier Verpackungstechnik)<br />
Verschlusslösung für Kombinationsprodukte<br />
Kontaktlinsen sicher verpackt<br />
Amcor hat gemeinsam mit Johnson & Johnson Vision eine neue Verschlusslösung<br />
für Kontaktlinsenverpackungen entwickelt. Die Lösung<br />
eignet sich für alle Kombinationsprodukte aus zwei oder mehr Komponenten<br />
und wurde jetzt auf den Markt gebracht. Die Neuentwicklung<br />
basiert auf einer patentierten inerten Folie und einem neuen Laminatdesign.<br />
Sie hält der Hitzesterilisation stand und verhindert gleichzeitig<br />
die Aufnahme von Wirkstoffen in die Verpackung. Damit sei sie ideal<br />
geeignet für kombinierte Gesundheitsprodukte, beispielsweise Anwendungen<br />
mit einem aktiven pharmazeutischen Wirkstoff (API).<br />
Die maschinengängige Verschlusslösung bleibt auch nach Sterilisation<br />
unversehrt und lässt sich durch die Peel-Funktion von Patienten<br />
bequem öffnen. Das neue Produkt ergänze das Healthcare-Portfolio<br />
von Amcor, zu dem Verpackungslösungen für eine breite Palette von<br />
Medizinprodukten gehören, darunter Hochbarriereverpackungen zum<br />
Schutz von Augentropfen.<br />
Für die Entwicklung der Kontaktlinsenverpackung habe man mehrere<br />
Jahre mit Johnson & Johnson Vision zusammengearbeitet und vor<br />
allem Fachwissen in den Bereichen Folienextrusion, Laminierung und<br />
Konvertierung für den Gesundheitsbereich eingebracht. „Mit der neuen<br />
Generation an Verschlusslösungen für den medizinischen Bereich<br />
bieten wir nun weitere Möglichkeiten für Produkte mit pharmazeutischen<br />
Wirkstoffen. Wir freuen uns, die neue Anwendung zukünftig<br />
auch auf weitere Kombinationsprodukte auszuweiten“, sagt Peter<br />
Konieczny, Amcors Chief Commercial Officer.<br />
>> www.amcor.com<br />
Amcor hat gemeinsam mit Johnson & Johnson<br />
Vision eine Verpackung für Kontaktlinsenverpackungen<br />
entwickelt. (Bild: Amcor)<br />
42 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
AUTOMATISIEREN , ROBOTIK<br />
Branchentreff Automation<br />
SPS <strong>2021</strong> – fast „normale“ Messe<br />
Wenn sich die Automationsbranche Ende November in Nürnberg zur ersten SPS trifft, wird es fast so sein<br />
wie auf einer „ganz normalen“ Messe. Die bayerische „3G-plus-Regelung“ ermöglicht einen Besuch sogar ohne Maske.<br />
Das hat Messe-Chefin Sylke Schulz-Metzner im unserem Interview angekündigt.<br />
Unter Berücksichtigung der aktuellen Coronaverordnung der<br />
Bayerischen Landesregierung findet die SPS vom 23. bis<br />
25.11.<strong>2021</strong> in Nürnberg als sogenannte 3G-plus-Veranstaltung<br />
statt. Teilnehmen dürfen damit vollständig Geimpfte und Genesene<br />
sowie Personen mit einem höchstens 48 Stunden alten negativen<br />
PCR-Test. Diese Regelung ermöglicht ein weitgehend uneingeschränktes<br />
Messe-Erlebnis – auch ohne Maske – bei maximalem<br />
Infektionsschutz.<br />
Automationsbranche braucht Schub<br />
Im Video-Interview mit <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> freut sich Sylke<br />
Schulz-Metzner, Vice President SPS bei Veranstalter Mesago, über<br />
diese Möglichkeit. „Ich finde das großartig. Ein Messebesuch ohne<br />
Maske erleichtert die Gesprächssituation ungemein. Man fühlt sich<br />
wohler, und ich glaube, das wird noch mal ein richtig guter Anschub<br />
und ein guter Schub für die SPS sein.“<br />
Bild: Mesago / Malte Kirchner<br />
08 | <strong>2021</strong> www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 43
AUTOMATISIEREN , ROBOTIK<br />
„Man braucht die Automation, um in der Industrie<br />
tatsächlich wirtschaftlich effizienter zu produzieren.<br />
Sie hat eine Schlüsselrolle für den Wiederaufschwung.“<br />
Sylke Schulz-Metzner, Vice President SPS bei Mesago (Bild: Mesago)<br />
Bereits zu Beginn der Coronakrise im März<br />
2020 war die Stimmung der Branche leicht<br />
eingetrübt. Während der Hochphase der Pandemie<br />
ging es der gesamten Industrie, die<br />
Automation eingeschlossen, nicht besonders<br />
gut. Die mittlerweile bessere Stimmung werde<br />
durch Lieferengpässe und Rohstoffmangel<br />
abgeschwächt. Dennoch habe sie den Eindruck,<br />
dass die Branche wieder mit Schwung<br />
in die Zukunft gehe, sagt die Messechefin.<br />
Rund 750 Aussteller werden auf dem Messegelände<br />
in Nürnberg ihre Produkte und Lösungen<br />
für die smarte und digitale Automatisierung<br />
vor Ort präsentieren. „Bei uns geht es<br />
vom Kleinen ins Große, vom Sensor bis hin zu<br />
einer größeren Cloud-Lösungen. Die Digitalisierung<br />
spielt natürlich eine immer größere<br />
Rolle bei der Automatisierung. Die Schlagworte<br />
Industrie 4.0, digitale Transformation,<br />
all das wird auf der Messe zu sehen sein.<br />
Zumal wir auch wirklich wieder eine wirklich<br />
wunderbare Bandbreite an Unternehmen auf<br />
der Messe dabei haben werden“, erklärt Sylke<br />
Schulz-Metzner.<br />
Hybrides Vortragsprogramm<br />
ergänzt Messe<br />
Die SPS <strong>2021</strong> wird in einem hybriden Format<br />
stattfinden, Messeveranstalter Mesago will<br />
„die Dinge, die wir in den letzten anderthalb<br />
Jahren alle gelernt haben“ nutzen. „Neben<br />
der Messe mit Aussteller und Ausstellungsständen<br />
wird es ein weiteres Element geben,<br />
nämlich die digitale Veranstaltung, die das<br />
physische Format ideal ergänzen soll. Sie<br />
bietet einige Zusatzfunktionen mehr und einfach<br />
auch einen Zusatznutzen für diejenigen,<br />
die vielleicht schon auf der Messe waren und<br />
sich dann noch ein interessantes Vortragsprogramm<br />
anschauen möchten oder zeitlich<br />
verhindert sind“, so Sylke Schulz-Metzner.<br />
Das von den Verbänden ZVEI und VDMA<br />
gemeinsam bespielte Messeforum in Halle<br />
3 bietet zahlreiche spannende Beiträge:<br />
Die Gesprächsrunde „Wertschöpfung aus<br />
Maschinendaten 4.0 – Win-win durch Partnerschaft“,<br />
die sich mit einer fairen und individuell<br />
selbstbestimmten Verwertung von<br />
Maschinendaten beschäftigt, oder auch die<br />
Panel-Diskussion „DC-System Concept for<br />
sustainable factories“. Dabei geht es um<br />
innovative Technologien, die das Erreichen<br />
von internationalen Klimazielen vorantreiben<br />
– ein zunehmend wichtiges Thema in der<br />
Industrie. Auch der aktuelle Rohstoffmangel<br />
wird im Messevortragsprogramm thematisiert,<br />
und die Zuhörer sind eingeladen, sich<br />
mit Referenten und Diskussionsteilnehmern<br />
auszutauschen.<br />
Die digitale Eventplattform „SPS on air“<br />
wartet mit hochkarätigen Beiträgen auf. Den<br />
Anfang macht dabei Christian Baudis, Digitalunternehmer,<br />
Futurist und ehemaliger Google-Deutschland-Chef,<br />
am ersten Messetag<br />
mit seiner Keynote „Wie digitale Technologien<br />
die Produktion verändern“. Am Mittwoch<br />
liegt der Programmfokus auf „Use cases for<br />
AI“. In diesem Rahmen widmet sich Dr. Henning<br />
Beck, Neurowissenschaftler, Biochemiker<br />
und Deutscher Meister im Science Slam,<br />
dem Thema „Gehirn vs. KI – smarte Automatisierung<br />
für die Welt von morgen“.<br />
Das ausführliche Video-Interview finden Sie<br />
online unter www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.tv<br />
>> sps.mesago.com<br />
SPS <strong>2021</strong> - almost "normal" trade fair<br />
This year's SPS will take place from November<br />
23 to 25, <strong>2021</strong>, as a so-called 3G-plus<br />
event that even allows a visit without a<br />
mask. Around 750 exhibitors will present<br />
their products and solutions for smart and<br />
digital automation in Nuremberg. The trade<br />
show has a hybrid format, with digital events<br />
complementing the on-site format<br />
44 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
SPS <strong>2021</strong><br />
Dualis<br />
Engineering- und Inbetriebnahmezeiten verkürzen<br />
Bild: vr-on GmbH<br />
Im Entwicklungsprozess von Maschinenbauern ist die virtuelle Inbetriebnahme<br />
(VIBN) heute ein fester Bestandteil: VIBN-Lösungen eröffnen<br />
Möglichkeiten, um zum Beispiel Kosten zu sparen, Planungszeiten<br />
zu verkürzen oder das Risiko von Fehlern zu reduzieren. Mit<br />
zusätzlichen Features in der Simulationsplattform Visual Components<br />
bietet die Dualis GmbH IT Solution als spezialisierter Vertriebspartner<br />
der 3D-Simulationsplattform ein verbessertes Werkzeug<br />
für die virtuelle Inbetriebnahme. Die Plattform ist Rüstzeug für Fabrikplaner<br />
sowie Roboterprogrammierer und wird unter anderem zur<br />
dreidimensionalen Robotersimulation sowie zur Materialfluss- und<br />
Anlagenplanung eingesetzt.<br />
Zur Kommunikation mit verschiedenen herstellerspezifischen<br />
Steuerungen wurde die Plattform um eine Schnittstelle zu WinMod<br />
und Simit von Siemens erweitert. Entsprechende Co-Simulationen<br />
unterstützen unter anderem die Abbildung des Verhaltens aller<br />
elektronischen Komponenten im digitalen Zwilling. Die Konnektivitäts-Plug-ins<br />
WinMod und Simit ermöglichen die Kommunikation mit<br />
mehreren physikalischen und virtuellen Automatisierungssystemen.<br />
Die Möglichkeit einer Anbindung zu unterschiedlichen Steuerungssystemen<br />
ist nun noch vielschichtiger.<br />
>> www.dualis-it.de<br />
Pilz<br />
Individuelle Komplettlösungen<br />
für Safety und Security<br />
Bild: Pilz<br />
Das modulare Sicherheitsschaltgerät myPNOZ oder<br />
auch die konfigurierbare Kleinsteuerung PNOZmulti 2<br />
sind nicht nur Teil des Messeauftritts von Pilz, sondern<br />
auch einer umfassenden neuen Lösung für die sichere<br />
Überwachung der Kartonagenzufuhr an Verpackungsmaschinen:<br />
Pilz stellt hier seine Lösung aus Sensorik<br />
und dem Sicherheitsschaltgerät bzw. der Kleinsteuerung<br />
für das Packaging vor: „sicher und gebrauchsfertig“<br />
und somit kosten- und zeitsparend.<br />
Komplette Schutztürlösungen inklusive Zugangsberechtigung<br />
sind ein weiterer Schwerpunkt der Präsentation:<br />
Das modulare Schutztürsystem zeigt auf, wie<br />
Safety- und Securityanforderungen gleichermaßen<br />
umgesetzt werden können. Alle Module lassen sich individuell<br />
zusammenstellen und begehbare Türen lassen<br />
sich damit flexibel absichern. Vorgestellt werden auch<br />
die Sicherheitslichtgitter PSENopt II Typ 3 (Bild). Sie<br />
verfügen aktuell weltweit als erste Sicherheitslichtgitter<br />
über eine Zulassung der globalen Prüforganisation<br />
Underwriters Laboratories (UL) und erfüllen somit<br />
die nationalen Sicherheitsstandards der USA und Kanadas.<br />
>> www.pilz.com<br />
• vereinzeln und zuführen<br />
• zusammentragen und positionieren<br />
• prüfen und verschließen<br />
• und jetzt auch etikettieren<br />
www.krausmb.de<br />
Neu: KRAUS LabelJack - das flexible Etikettiersystem<br />
45
AUTOMATISIEREN , ROBOTIK<br />
Schmersal<br />
Neue Lösungen für Maschinensicherheit<br />
SEW-Eurodrive<br />
Smarte Automatisierungslösungen<br />
aus dem Baukasten<br />
Die Schaffung einer vollständig vernetzten Produktionslinie erfordert<br />
von Entwicklern eingehende Antriebs- und Automatisierungskenntnisse.<br />
Während anderswo im Engineering noch die Köpfe rauchen<br />
und an Schnittstellen gefeilt wird, können sich die Nutzer des<br />
Automatisierungsbaukastens Movi-C von SEW-Eurodrive zurücklehnen.<br />
Dabei lässt sich hervorragend Tee trinken, meinen die Bruchsaler.<br />
Das inspirierte sie dazu, den individuellen Teegenuss auf der Messe<br />
in den Mittelpunkt der Linienkompetenz zu stellen. Welche smarten<br />
Die Schmersal Gruppe zeigt, wie die Herausforderungen von Industrie<br />
4.0 durch die Miniaturisierung, Digitalisierung und Vernetzung von<br />
Sicherheitskomponenten und -systemen bewältigt werden können.<br />
Im Zuge von Industrie 4.0 werden Maschinen und Anlagen komplexer<br />
und erfordern infolgedessen auch umfangreichere Sicherheitssysteme.<br />
Die Vernetzung unterschiedlicher Sicherheitsschaltgeräte ist ein<br />
Weg, die Komplexität zu reduzieren.<br />
Intelligente Schalter im Miniformat: Der AZM40 ist nach Unternehmensangaben<br />
die kleinste elektronische Sicherheitszuhaltung der<br />
Welt. Dabei verfügt er über eine hohe Zuhaltekraft von 2.000 Newton.<br />
Und dank der Winkelflexibilität kann die Zuhaltung auch in beengten<br />
und nicht leicht zugänglichen Bereichen problemlos verbaut werden.<br />
Premiere für eine neue Sicherheitssteuerung: Zu den wichtigsten<br />
Merkmalen der digitalen Produktion gehört ein durchgängiger Datenaustausch.<br />
Bei der Sicherheitssteuerung Projekt PSC1 kann der<br />
Anwender das integrierte universelle Kommunikationsinterface als<br />
Gateway nutzen, um Diagnoseinformationen der Sicherheitssensoren<br />
an ein übergeordnetes Steuerungssystem zu senden. Zudem kann der<br />
Anwender mit der modular aufgebauten, programmierbaren Sicherheitsteuerung<br />
seine Sicherheitsanforderungen für unterschiedlichste<br />
Maschinen zielgerichtet und einfach umsetzen. Und das Nachfolgemodell<br />
bietet eine Reihe von zusätzlichen Funktionen.<br />
Mehr Flexibilität bei geringerem Verdrahtungsaufwand: Um die<br />
steigende Komplexität der Sicherheitsmaßnahmen bei größeren Maschinen<br />
und Anlagen zu bewältigen, bietet das Unternehmen verschiedene<br />
Lösungsansätze. Die Safety Fieldbox ermöglicht beispielsweise<br />
flexible und individuell konfigurierbare Sicherheitslösungen sowie eine<br />
fehlersichere „Plug & Play“-Installation von diversen Schaltertypen. Der<br />
SD-Bus ist ein System zur seriellen Diagnose von Reihenschaltungen.<br />
In Verbindung mit der Sicherheitssteuerung PSC1 mit OPC-UA-Anbindung<br />
wird der serielle Diagnose-Bus jetzt zu SD 4.0: Damit lassen sich<br />
industrie-4.0-taugliche Sicherheitskonzepte entwickeln, die einen hohen<br />
Diagnosekomfort bieten und einfach skalierbar sind..<br />
>> www.schmersal.com<br />
Automatisierungslösungen dahinterstecken, entdecken Besucher vor<br />
Ort am Stand.<br />
Alles vernetzt, alles so individuell und modular wie möglich, alles<br />
so schnell wie möglich: Was für B2C und den Einzelhandel gilt, lässt<br />
sich auch auf den Maschinenbau übertragen. Der Automatisierungsbaukasten<br />
tritt an dieser Stelle den Beweis an, einzigartige Applikationen<br />
mit einem Höchstmaß an Standardisierung, Konnektivität und<br />
Modularität zu realisieren.<br />
Das Unternehmen unterstreicht diesen Anspruch während der<br />
Messe mit einer vollautomatischen Produktionslinie, die eine individualisierte<br />
Teebox versandfertig bestückt und bedruckt. Hier gibt es<br />
viele verschiedene Robotikanwendungen zu entdecken, alle komplett<br />
mit Soft- und Hardware aus dem Automatisierungsbaukasten realisiert.<br />
Warum sich die Arbeit mit digitalen Zwillingen lohnt und wie sich<br />
Inbetriebnahmen spürbar verkürzen lassen, wird anhand von Livedemonstrationen<br />
anschaulich präsentiert. Wie die gesamte Linie bereits<br />
in der frühen Phase der Projektierung zeitsparend entwickelt wurde,<br />
können die Interessenten in Nürnberg hautnah erleben..<br />
>> www.sew-eurodrive.de<br />
Bild: SEW Eurodrive Bild: Schmersal<br />
46 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
SPS <strong>2021</strong><br />
Yaskawa<br />
So individuell und vielfältig wie nötig<br />
Bild: Endian SRL Bild: Yaskawa<br />
Im Fokus des diesjährigen Messeauftritts steht bei Yaskawa die<br />
Konzeptvorstellung einer komplett neu entwickelten Automationsplattform<br />
i 3 Control inklusive einer speziell darauf abgestimmten<br />
Controllergeneration. Gezeigt werden zum Beispiel der erste Controller<br />
dieser neuen Plattform (der iC9210) und die eigens dafür neu<br />
entwickelte Softwareumgebung i 3 Engineer. Dieses neue System ist<br />
gekennzeichnet durch Open-Source-Betriebssystem, Offenheit, Flexibilität<br />
und Skalierbarkeit.<br />
Auch technisch durchgängige Gesamtlösungen aus einer Hand sind<br />
wieder Thema am Messestand: So zeigt eine Demozelle ‚Singular Control‘<br />
mit Handlingroboter und Deltakinematik, wie Maschinenbauer<br />
und Anwender Roboter in bestehende Architekturen implementieren<br />
können, ohne dass dafür eigens ein Programmiergerät (Teachbox)<br />
oder eine proprietäre Roboterprogrammiersprache erforderlich sind.<br />
Der Bewegungsablauf der einzelnen Achsen wird in der Firmware des<br />
Controllers berechnet. Der Programmierer kann sich damit ganz auf<br />
die Applikation konzentrieren, ohne sich um die zugrunde liegende<br />
komplexe Technik kümmern zu müssen.<br />
Mit einem breiten Angebot aus Drives (Frequenzumrichter), Motion-Control<br />
(Servoantriebe und Servomotoren), Robotik (Robotersysteme),<br />
Steuerungstechnik, Visualisierungssystemen und Chiplösungen<br />
(profichip) ist Yaskawa weltweit eines von wenigen Unternehmen,<br />
das Komponenten und Lösungen für fast alle Branchen aus einem Haus<br />
anbieten kann. Stellvertretend für diese Portfoliotiefe werden vor Ort<br />
Bachmann und Endian<br />
Sichere digitale Plattformen<br />
für die Prozessvisualisierung<br />
Für die immer häufiger nachgefragte Kombination aus sicherem Fernzugriff<br />
und Datenvisualisierung nutzen Visualisierungsexperte Bachmann<br />
Visutec und Securityhersteller Endian ihre Synergien und bieten<br />
eine neue leistungsstarke Lösung an. Durch die Verknüpfung der<br />
Endian Secure Digital Platform und des Visualisierungstools Atvise<br />
lassen sich die sichere Vernetzung von Maschinen sowie die Darstellung<br />
und Analyse von Daten realisieren. Dabei setzen beide Hersteller<br />
auch die aktuellen Ausführungen der Frequenzumrichter GA500 und<br />
GA700, neue Module für das bewährte I/O- und Steuerungssystem<br />
Slio, leistungsfähige Motoman-Robotermodelle sowie als ein Herzstück<br />
von i 3 Control der profichip-Triton-Industrieprozessor mit drei<br />
individuell zuschaltbaren Kernen vorgestellt.<br />
>> www.yaskawa.de<br />
konsequent auf Standards: HTML5 sorgt für eine absolute Plattformunabhängigkeit<br />
und macht Clientinstallationen überflüssig, da die<br />
Arbeitsoberfläche in jedem Browser gestartet werden kann. OPC UA<br />
als offener Kommunikationsstandard ermöglicht einen lückenlosen<br />
Datenaustausch.<br />
Die Secure Digital Platform steht für die moderne technologische<br />
Verknüpfung von IT-Sicherheit mit dem Internet der Dinge. Sie ist<br />
nach dem Industriestandard IEC 62443 zertifiziert und besteht aus<br />
IoT-Security-Gateways sowie dem Switchboard, dem zentralen Managementtool<br />
der Plattform. Für die Anbindung von Maschinen und<br />
Anlagen an das Internet kommen die Endian-IoT-Security Gateways<br />
zum Einsatz.<br />
Das Visualisierungstool von Bachmann basiert auf reiner Webtechnik<br />
und OPC UA. Die Grafikobjekte sind dabei als Vektorgrafiken<br />
umgesetzt und lassen sich verlustfrei skalieren. Durchgängige Objektorientierung<br />
und Onlineengineering reduzieren die Engineeringzeiten<br />
drastisch. Atvise ermöglicht besonders anwenderfreundlich<br />
Touchgesten wie Zoom oder Pan.<br />
>> www.endian.com<br />
>> www.atvise.com<br />
08 | <strong>2021</strong> www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 47
Dynamik dank Automatisierung und Synergien<br />
Alles aus einer Hand<br />
Materialknappheit, fehlende Rohstoffe und verspätete Anlieferungen der Waren machen es<br />
Verpackungsdienstleistern nicht leichter, Bestleistungen zu erbringen. Es bedarf daher viel Erfahrung und<br />
des Weitblicks, in die Automatisierung von Prozessen zu investieren, und des Muts,<br />
mit jungen Netzwerkpartnern neue Wege zu gehen.<br />
Der Cobot stapelt die Verpackungen auf die Palette. Die Mitarbeiter werden<br />
entlastet. (Bilder: Packservice)<br />
Mithilfe der Digitalisierung können die Prozesse<br />
effektiver begleitet werden.<br />
48
AUTOMATISIEREN , ROBOTIK<br />
Unternehmer wünschen sich, die Marktentwicklung von morgen<br />
und übermorgen vorausdenken und steuern zu können. Mit<br />
neuen Strategien stellt man die Weichen für ein umfangreiches<br />
Wachstum in einem dynamischen Umfeld. Was bedeutet das beispielsweise<br />
für die zukunftsorientierte Gestaltung eines Lohnverpackers<br />
wie der Packservice Gruppe und ihre strategischen Programme?<br />
Ralph Spiering, geschäftsführender Gesellschafter der Packservice<br />
Gruppe bringt es auf den Punkt: „Das Ziel unserer Wachstumsagenda<br />
ist klar definiert. Im Jahr 2025 möchten wir als Co-Packer Vorreiter<br />
bei Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit sein.“<br />
Palettieren leichter gemacht<br />
Automatisierung fördert Effizienz und Skalierbarkeit. Einfachheit<br />
und Standardisierung digitaler Schnittstellen sorgen für bessere<br />
Erlebnisse und Kostenreduktion auf Kundenseite. Auch während<br />
der Pandemie hat Packservice in diesem Bereich investiert. Unter<br />
anderem in ein digitales Linienführerpult, das Prozesse vereinfacht,<br />
standardisiert und digitalisiert und dabei jährlich noch tonnenweise<br />
Papier einspart.<br />
Es wurde auch geprüft, ob die filigranen und häufig komplexen Tätigkeiten<br />
im Bereich der Konfektionierung schneller und in der gleichen<br />
Qualität mit Automatisierungsmaßnahmen umgesetzt werden<br />
können. Dazu ist bisher kein Roboter in der Lage. Um einen Cobot<br />
wirtschaftlich rentabel einsetzen zu können, müssten sich Prozesse<br />
millionenfach wiederholen. Dies ist bei den individuellen Promotionaktionen,<br />
die Packservice für seine Kunden abwickelt, nicht der Fall.<br />
Einfache Tätigkeiten lassen sich aber gut realisieren. Deshalb wurde<br />
am Standort in Muggensturm der erste Palettier-Cobot implementiert,<br />
der die Mitarbeiter an der Linie unterstützt und entlastet. Er<br />
ermüdet nicht, lässt sich einfach konfigurieren und hebt Lasten bis<br />
zu acht Kilogramm in eine Höhe von bis zu 2,30 Metern. Dabei kann er<br />
zwei gepackte Schachteln gleichzeitig greifen und palettiert so in sieben<br />
möglichen Zyklen in der Minute bis zu 14 Packstücke. Ein Cobot<br />
arbeitet direkt mit dem Bediener zusammen, ohne dass Schutzzäune<br />
erforderlich sind. Damit spielt er neben seiner kompakten Bauweise<br />
auch seine Vorteile gegenüber einem fest installierten Industrieroboter<br />
aus.<br />
Digitale Matching-Plattform mit Start-up<br />
Noch nie war der Druck auf die Hersteller höher, am Point of Sale<br />
mit der Konkurrenz aus dem Netz mitzuhalten. Und noch nie war<br />
die Nachfrage nach alternativen, umweltgerechten Verpackungslösungen<br />
höher. Stabile Partnerschaften sind für die Dienstleister im<br />
Verpackungssektor also wichtiger denn je. Neben einer gewachsenen,<br />
vertrauensvollen Zusammenarbeit kommt es aber auch auf Impulse<br />
von außen an. Beispielsweise setzt Packservice hier auf den Dialog<br />
mit externen Profis, Universitäten und Fachverbänden, aber auch mit<br />
Start-ups.<br />
Eines dieser jungen Unternehmen ist die PackPart GmbH, die sich<br />
als digitale Matching-Plattform für Verpackungsmaschinenprojekte<br />
und die dazu passenden Verpackungsmaschinen und Lohnhersteller<br />
versteht. „Wir stellen fest, dass sich die Kundenbedürfnisse immer<br />
mehr in Richtung ‚Alles aus einer Hand‘ entwickeln“, betont Christian<br />
Baumann, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups. Know-how<br />
und Beratung insbesondere bei erklärungsbedürftigen Produktkomplexen<br />
und Dienstleistungen fordern die moderne Welt der Verpackungsindustrie<br />
heraus. Als Consultant berät er die Gruppe bei deren<br />
langfristigem Ausbau des Produktportfolios. „Packservice hat sich<br />
stetige Weiterentwicklung und vollständige Maschinenkompetenz<br />
auf die Fahne geschrieben. Genau an diesen Punkten können wir ansetzen<br />
und Parallelen ziehen“, hebt der Gründer weiter hervor.<br />
Ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, fordert viel Ausdauer<br />
und Energie: nach erfolgreicher Produktentwicklung, begonnen bei<br />
der Packmittelrecherche, über die Suche nach einer Verpackungslösung<br />
und schließlich die Verpackungsveredelung einhergehend mit<br />
den passenden Distributionswegen. Die Packservice Gruppe und<br />
PackPart unterstützen durch ihre Kooperation den langwierigen Prozess<br />
für eine schnellere und effizientere Beschaffung der ineinandergreifenden<br />
Bausteine für ihre Kunden.<br />
Verpackungsmaterialien in Eigenregie<br />
Von einem Lieferanten und Dienstleister erwarten die Kunden auch<br />
Lösungen zur Verbesserung von CO 2<br />
-Bilanzen in der Wertschöpfungskette,<br />
beispielsweise mit umweltschonenderen Materialien oder<br />
Mehrwegsystemen. Seit der Gründung der Unternehmenstochter<br />
FPS Flexpack GmbH konnte so auch Co-Packing-Spezialist Packservice<br />
die Serviceleistungen deutlich erweitern. Man hatte auf die Kundenbedürfnisse<br />
reagiert und das Portfolio um den Handel mit Wellpackverpackungen<br />
und Verpackungsmaterialien ergänzt. „Wir sind im<br />
ständigen Austausch mit unseren Kunden. Dadurch erkennen wir ihre<br />
Bedarfe rechtzeitig und können passende Lösungen anbieten. In den<br />
vergangenen drei Jahren haben wir zahlreiche neue Produkte in unser<br />
Portfolio aufgenommen, darunter beispielsweise auch Etiketten oder<br />
gefaltete Packungsbeilagen. Zudem arbeiten wir kontinuierlich an<br />
nachhaltigen Verpackungslösungen und Alternativen im Bereich Packmittel“,<br />
fasst Flexpack-Geschäftsführer Tobias Kärst zusammen.<br />
>> www.packservice.com<br />
Gaining Momentum due to Automation and Synergies:<br />
From one Source<br />
In order to survive under the current market conditions, one requires<br />
comprehensive experience, the foresight to invest into the<br />
automation of processes, and the courage to venture on new paths<br />
with young network partners. The enterprise Packservice has invested<br />
considerably. Amongst other investments, into a digital line<br />
control panel which simplifies processes, standardises and digitizes<br />
the same, and at the same time saves paper by the ton every year. In<br />
addition, the company has also installed the first palletising Cobot<br />
that provides support for the staff at the line. And the enterprise<br />
not only relies on the dialogue with external professionals, universities<br />
and professional associations, but also with start-up enterprises<br />
such as PackPart. The young company perceives itself as a<br />
digital matching platform for <strong>packaging</strong> machine projects with respectively<br />
suited <strong>packaging</strong> machines and contract manufacturers.<br />
08 | <strong>2021</strong> www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 49
AUTOMATISIEREN , ROBOTIK<br />
Vakuumpumpen, Greifer oder andere<br />
Aktorik auf den mobilen Carriern sorgen für<br />
sichere und einfache Greifprozesse,<br />
wodurch die Durchsatzrate der Maschinen<br />
steigt. (Bilder: Vahle)<br />
Flexible Produktion auf dem Vormarsch<br />
Kontaktlose Energiezuführung<br />
für Verpackungsmaschinen<br />
Moderne Produktions- und Verpackungsprozesse werden immer komplexer und erfordern flexible und wartungsarme<br />
Systeme. Um dieses Problem zu lösen, setzt Systemanbieter Vahle in Kooperation mit verschiedenen Herstellern<br />
von Linearmotoren und Systemintegratoren auf verschleißfreie Induktivtechnik.<br />
Seit Jahren gibt es in der Verpackungsindustrie einen Trend zu<br />
immer individuelleren Lösungen und Sonderformaten. Bei nahezu<br />
jedem Unternehmen steigt die Variantenvielfalt, gleichzeitig<br />
sinkt die Chargengröße pro einzelner Verpackungseinheit. Moderne<br />
Maschinen müssen deshalb ein hohes Maß an Flexibilität aufweisen<br />
und schnelle sowie einfache, bestenfalls On-the-fly-Format- oder<br />
Werkzeugwechsel ermöglichen. Und das muss möglichst reibungslos<br />
erfolgen, wofür eine sichere Energiezuführung unabdingbar ist.<br />
Die Paul Vahle GmbH & Co. KG ist auf Energie- und Datenübertragung<br />
für mobile Industrieanwendungen spezialisiert. Mittlerweile setzt das<br />
Kamener Unternehmen vermehrt auf kontaktlose Systeme. „Unsere<br />
induktiven Lösungen sind für Hochgeschwindigkeitssysteme ausgelegt<br />
und vermeiden die Entstehung von Kohlestaub, der in der Lebensmittelindustrie<br />
nicht erlaubt ist. Konventionelle Stromschienen- und<br />
Schleifringtechnologie ist diesen Anforderungen nicht gewachsen“,<br />
weiß Marc Detweiler, Leiter des Produktmanagements bei Vahle.<br />
Weniger ist mehr<br />
Der entscheidende Vorteil der Contactless-Power-Supply (CPS)-Technik<br />
ist, dass sie eine kontinuierliche Energiezuführung auf mobiler<br />
Seite gewährleistet. „Dadurch können die einzelnen Trägerfahrzeuge<br />
mit Greifern, Vakuumpumpen oder Steuerungselementen ausgerüstet<br />
werden“, erklärt Detweiler. Denn mithilfe der Aktoren und Sensoren<br />
können die mobilen Teilnehmer unterschiedliche Produkte,<br />
Materialien, Formen und Größen sicher fixieren, was formschlüssige<br />
Halterungen und häufige Werkzeugänderungen für Formatwechsel<br />
gänzlich überflüssig macht. „Mit dem deutlich vereinfachten Design<br />
der mobilen Seite reduzieren wir den Engineering-Aufwand und realisieren<br />
wesentlich flexiblere Anforderungen mit unseren Kunden,<br />
wodurch die Maschinen unabhängiger und letztlich kostengünstiger<br />
werden“, sagt der Experte.<br />
Auch die Anzahl der Carrier lässt sich beispielsweise bei gleichem<br />
Durchsatz reduzieren, denn für den Greifprozess, bei dem bislang<br />
teilweise zwei Mover benötigt werden, ist nur noch ein einzelnes<br />
Fahrzeug mit Aktorik notwendig. Dabei können die von Linearmotoren<br />
angetriebenen Schlitten komplett unabhängig voneinander bewegt<br />
werden. „Die Fixierung mit Greifern oder der Sog der Vakuumpumpen<br />
sorgen für festen Halt und wirken in Kurven der Zentrifugalkraft<br />
entgegen, damit die Elemente genau dort bleiben, wo sie hingehören.<br />
Dadurch sind schnellere Geschwindigkeiten und eine höhere Durchsatzrate<br />
möglich“, sagt Detweiler.<br />
Leichtgewichte für maximale Leistung<br />
Bei den leistungsstarken Pick-up-Lösungen setzt Vahle auf eine kompakte<br />
Leichtbauweise, um Gewicht zu sparen. „Gängige Carrier können<br />
beispielsweise wenige Kilogramm zusätzlich Nutzlast tragen. Belegen<br />
wir davon einen Großteil mit Elektronikkomponenten, schränkt das<br />
die Effektivität der Maschine massiv ein, was dem Endkunden schlussendlich<br />
keinen Mehrwert bietet“, erklärt der Experte.<br />
Trotz geringer Abmessungen von nur 40 Millimeter Länge, 48 Millimeter<br />
Höhe und 60 Millimeter Breite liefert beispielsweise der vPOWER<br />
U007-Pick-up eine Spitzenleistung von 70 Watt bei einer ausgehenden<br />
Gleichspannung von 24 Volt. „Der U007-Stromabnehmer wiegt<br />
gerade einmal 175 Gramm und ist damit die kompakteste bisher am<br />
Markt verfügbare Lösung. Gerade die geringe Länge ist für das sogenannte<br />
Pitchmaß der mobilen Teilnehmer essenziell“, weiß Detweiler.<br />
Für Systeme mit höherem Energiebedarf hat Vahle den etwas größeren<br />
U015-Pick-up mit einem Gewicht von 650 Gramm im Sortiment,<br />
dessen maximale Leistung bei bis zu 150 Watt liegt. Dank eines frei<br />
konfigurierbaren Kabelabgangs lassen sich beide Stromabnehmer in<br />
nahezu jede Anlage integrieren, in der die nötige präzise mechanische<br />
Führung vorhanden ist. „Dadurch erhöhen wir die Wirksamkeit und<br />
50<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
„Mit unseren kontaktlosen Systemen reduzieren wir den<br />
Engineering-Aufwand und realisieren wesentlich flexiblere<br />
Anforderungen mit unseren Kunden.“<br />
Marc Detweiler, Leiter Produktmanagement bei Vahle<br />
Flexibilität der Maschinen und erreichen so höhere Produktionsmengen“,<br />
sagt Detweiler. Zudem ließen sich die Pick-ups in Serie schalten,<br />
um eine erhöhte Leistungsabgabe durch 48 Volt zu kreieren.<br />
Erster Transportroboter für Verpackungsmaschinen<br />
Seit mehr als zehn Jahren arbeiten Vahle und die Gerhard Schubert<br />
GmbH an gemeinsamen Projekten. Schubert gilt mit seinen modularen<br />
Top-Loading-Maschinen (TLM), die aus standardisierten Systemkomponenten<br />
bestehen, als einer der Technologiepioniere der Branche.<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Vahle wurde unter anderem<br />
der weltweit erste Transportroboter für Verpackungsmaschinen entwickelt,<br />
dabei stellt das Transmodul von Schubert einen besonderen<br />
Anwendungsfall dar.<br />
Das Transmodul fährt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 4,5 Meter<br />
pro Sekunde auf einem Schienensystem durch die verschiedenen<br />
Teilmaschinen. Mithilfe eines Vakuumgebläses, das einen Unterdruck<br />
von 0,04 Bar erzeugt, werden die Schachteln und Produkte während<br />
des Transports gehalten.<br />
Die Transportroboter werden induktiv mit Energie versorgt und<br />
bewegen sich in einem Kreislauf durch die Anlage. Am Ende der<br />
Oberspur drehen sie mitsamt des Schienenelements um 180 Grad<br />
entlang ihrer Längsachse und fahren auf der Unterspur wieder zum<br />
Ausgangspunkt zurück. „Um das zu ermöglichen, wurde ein sogenannter<br />
Drehübertrager entwickelt, der das Herzstück der Kundenlösung<br />
darstellt“, berichtet Detweiler.<br />
Die Anwendungsbereiche für induktive Systeme sind vielfältig. In<br />
Zukunft, so erwartet man bei Vahle, werden die Einsatzmöglichkeiten<br />
durch neue Add-ons sogar noch wachsen. Die Coronapandemie hat<br />
dazu geführt, dass sich Unternehmen vermehrt mit dem Thema auseinandersetzen.<br />
„Wie in anderen Automatisierungsbereichen spüren<br />
wir aktuell eine besondere Nachfrage“, so Detweiler.<br />
>> www.vahle.de<br />
Contactless power supply for <strong>packaging</strong> machines<br />
The next generation of contactless power supply (CPS) developed<br />
by Paul Vahle GmbH & Co. KG enhances product handling and enables<br />
faster production speeds to increase throughput. The crucial<br />
advantage of CPS technology is a continuous power supply on the<br />
mobile side. Thus, the individual carrier vehicles can be equipped<br />
with grippers, vacuum pumps or control elements. This allows much<br />
more flexible solutions to be implemented. Efficiency and effectiveness<br />
are the main focus here.<br />
Mithilfe des<br />
Transmoduls, das<br />
Vahle gemeinsam mit der<br />
Gerhard Schubert GmbH<br />
entwickelt hat, können<br />
verschiedene Produktund<br />
Verpackungsgrößen<br />
in ein und derselben<br />
Maschine verarbeitet<br />
werden. (Bild: Gerhard<br />
Schubert)<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 51
VERPACKUNGSENTWICKLUNG, MARKETING UND DESIGN<br />
<strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> TV Live<br />
Die richtige Balance finden<br />
Auf der Suche nach<br />
der richtigen Verpackung<br />
Wie finde ich die richtige Verpackung für mein Produkt? Das war das Thema unseres vierten <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> TV Live<br />
im Oktober. Im Gespräch mit unseren Gästen kristallisierte sich schnell heraus, dass neben Praktikabilität<br />
und Wirtschaftlichkeit der Faktor Nachhaltigkeit bei der Verpackungswahl nicht mehr wegzudenken ist.<br />
In der Oktober-Ausgabe unseres Branchentalks drehte sich alles um<br />
„die richtige Verpackung“. Im Gespräch waren sich die dm-Verpackungsexpertin<br />
Dagmar Glatz, die Verpackungsberaterin Carolina<br />
E. Schweig, der Organic-Labs-Gründer Moritz Mangold sowie Mr.-<br />
Fred-Gründer Tobias Kobier schnell einig, dass die Verpackung nicht<br />
nur vom Produkt her gedacht werden sollte, sondern als Teil der gesamten<br />
Produktionskette bis hin zum Verbraucher.<br />
Ein Start-up, das sich am Markt behaupten will, muss eine Menge<br />
Hürden nehmen. In der Regel geht es dabei um das Produkt an sich,<br />
weniger um die Verpackung. Dass Letztere aber auch eine Menge<br />
Kopfzerbrechen bereiten kann, zeigt das Beispiel des Münchner<br />
Unternehmens Organic Lab. Das Start-up produziert ein Pulver aus<br />
Hafer, das vom Konsumenten zu Hause mittels Zugabe von Wasser zu<br />
einem Haferdrink angerührt wird.<br />
Denn die ursprüngliche gewählte Verpackung von „Super Hafer“ stellte<br />
sich nach einer Weile doch als problematisch für das umweltbewusste<br />
Unternehmen heraus, wie Mitgründer Moritz Mangold berichtet: „Wir<br />
hatten am Anfang auf eine zu 100 Prozent industriell kompostierbare<br />
Verpackung gesetzt. Dieses Verbundmaterial ließ sich dann aber doch<br />
nicht rein kompostieren und wird in Deutschland ohnehin nicht lange<br />
genug ruhen gelassen.“ Zwar konnte die Kompostierbarkeit nach außen<br />
kommuniziert werden, letztlich entschied sich Organic Labs aber<br />
dafür, eine neue Verpackung zu entwickeln. Nach vielen Tests war<br />
die neue Verpackung dann fertig: eine Verpackung, die zu 100 Prozent<br />
übers Altpapier recycelbar ist. Allerdings ohne Zipper und, für<br />
den Konsumenten ungewohnt, wesentlich dünner als handelsübliche<br />
Beutel. Doch nach einer Umfrage auf den Social-Media-Kanälen des<br />
Unternehmens war schnell klar: „Die meisten Leute haben wirklich ge-<br />
52 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
„Wir müssen auf die gesamte Ökobilanz schauen und zunehmend auf<br />
Cradle-to-Cradle-Prozesse umstellen, nicht nur bei der Verpackung,<br />
sondern auch beim Produkt und das entsprechend kommunizieren.“<br />
Dagmar Glatz, dm-Produktmanagement Nachhaltigkeit und Verpackungen (Bild: dm Drogeriemarkt)<br />
sagt, dass sie das Pulver ohnehin in eine andere Verpackung oder den<br />
anderen Behälter umfüllen.“ Das Prinzip „Sustainability first“ hatte<br />
sich durchgesetzt.<br />
Usability vs. Sustainability<br />
Die richtige Balance von Usability und Sustainability ist letztlich verkaufsentscheidend.<br />
Das kann auch Dagmar Glatz, beim dm-Drogeriemarkt<br />
zuständig für Verpackungen und Nachhaltigkeit, berichten.<br />
Etwa am Beispiel eines Duschbad-Beutels, der mittels eines Lochs<br />
in der Dusche befestigt wird und dann als Duschbad-Spender dient.<br />
Zwar konnten durch den Beutel im Vergleich zur herkömmlichen Flasche<br />
um die 80 Prozent an Kunststoff eingespart werden. Doch bei<br />
den Testpersonen ergaben sich Probleme: So konnte der Beutel in<br />
manchen Duschkabinen nicht praktikabel angebracht werden. Ebenso<br />
klangen Sorgen durch, dass Kinder möglicherweise übermäßig viel<br />
des Produkts verbrauchen könnten. Und so zeigte sich im Fall des<br />
Duschbad-Beutels eine gewisse Diskrepanz zwischen Nutzerfreundlichkeit<br />
und Nachhaltigkeit. Aber wie findet man dann das richtige<br />
Verpackungskonzept, das auch beim Konsumenten funktioniert? „Wir<br />
dürfen Gott sei Dank sehr viel testen“, erklärt Glatz.<br />
Wie wichtig Tests sind, weiß auch das Unternehmen F&F Pet Food<br />
aus Bamberg. Nach einer testreichen Frühphase in Sachen Verpackung<br />
schaffte man für das Hundefutter „Mr. Fred“ in Franken kurzerhand<br />
eine komplette Tetra-Pak-Anlage an. Wie es dazu gekommen<br />
ist, berichtet Mitgründer Tobias Kobier: „Unser Anspruch ist ‚Hundefutter<br />
in Lebensmittelqualität‘ zu produzieren, daher wollten wir von<br />
Anfang an das Futter wirklich frisch kochen.“ Das Problem: Konventionell<br />
müsste man eine permanente Kühlkette aufrechterhalten, und<br />
dennoch wäre das Produkt am Ende maximal sieben bis zehn Tage<br />
im Kühlschrank haltbar. Los ging die Suche nach alternativen Verpackungsmöglichkeiten,<br />
die aber auch Differenzierungsmöglichkeiten<br />
am Markt bieten sollten. „Wir wollten, nicht zuletzt aufgrund eines<br />
Alleinstellungsmerkmals, auf keinen Fall in der Dose abfüllen. Kunstdärme<br />
kamen für uns, aufgrund der finalen Optik, auch nicht infrage.<br />
Durch Zufall sind wir dann auf Tetra Pak gestoßen. Das Ergebnis hat<br />
uns sowohl in der Qualität als auch der Optik völlig überzeugt“, so<br />
Kobier. Wie aber kommuniziert man diese für das Produkt eher ungewöhnliche<br />
Verpackung an den Konsumenten? „Da braucht es schon<br />
Customer Education. Doch Umwelt- und gleichzeitig Verbraucherfreundlichkeit<br />
der Verpackung haben die meisten unserer Kunden<br />
auch ohne zielgerichtete Kommunikation bereits überzeugt.“<br />
Abwägen verschiedener Faktoren<br />
Schon diese beiden Beispiele zeigen, dass Suche und Auswahl der<br />
richtigen Verpackung bei Weitem kein Selbstläufer sind, ganz im Gegenteil.<br />
Carolina E. Schweig, Verpackungs- und Materialberaterin,<br />
kennt sich in diesem Bereich bestens aus. Die Diplom-Ingenieurin<br />
berät mit ihrem Büro seit mehr als 25 Jahren kleine wie große Unternehmen<br />
auf der Suche nach der idealen Verpackung für ihr Produkt.<br />
Generell rät Schweig zu einem Abwägen zwischen Haltbarkeit,<br />
Ressourceneinsatz, Treibstoffgasemission und nicht zuletzt auch der<br />
Wirtschaftlichkeit. „Unsere Herangehensweise ist es, sich irgendwo in<br />
der Mitte zwischen Ressourcen, Umwelt-Impact und Wirtschaftlichkeit<br />
zu treffen“, so Schweig.<br />
>><br />
Für einen zu 100 Prozent<br />
recycelbaren Papierbeutel<br />
haben Organic Labs auf<br />
Zipper und Standboden<br />
verzichtet. Das Produkt ist<br />
trotzdem erfolgreich.<br />
(Bild: Organic Labs)<br />
Hundefutter mal nicht in der<br />
Dose: Bei Mr. Fred setzt man<br />
auf eine Tetra-Pak-Lösung.<br />
(Bild: Mr. Fred)<br />
53
„Wir müssen mehr in die Prozesse gehen,<br />
nicht immer auf die Packstoffe fokussieren, sondern<br />
uns fragen: Wo ist der größte Hebelarm?“<br />
Carolina E. Schweig, Ingenieurbüro C.E. Schweig<br />
Im Falle von dm heißt eine dieser Lösungen „Refill-Konzept“. Also der<br />
Verkauf verpackungsärmerer Nachfüllbeutel, beispielsweise für Reinigungs-<br />
oder Hygieneprodukte oder Abfüllsysteme vor Ort. Bei Refill-Systemen<br />
im Drogeriemarkt sind die Refill-Zahlen noch nicht so<br />
gut, wie sie sich vielleicht vorstellen könnte, aber so Glatz: „Was gut<br />
läuft, sind die Refill-Konzepte für zu Hause und auch Produktänderungen<br />
bei Shampoo, weg vom flüssigen, hin zum festen Shampoo.“ Entscheidend<br />
sei, dass der Kunde die Änderung gut integrieren könne, dann<br />
seien nachhaltige Produkte und nachhaltige Verpackung erfolgreich.<br />
Dass eine praktikable und gleichzeitig nachhaltige Verpackung beim<br />
Verbraucher ein Thema ist, kann auch Moritz Mangold bestätigen: „Unser<br />
Motto ist grundsätzlich ‚Gut für dich, besser für alle‘. Und da sind es<br />
bei unserer Verpackung schon sehr egoistische Beweggründe: weniger<br />
schleppen, keine Lebensmittelverschwendung, weniger Zucker.“ Gerade<br />
bei einem Thema wie dem Haferdrink, der vorrangig von umweltbewussten<br />
Verbrauchern konsumiert wird, spielt die Nachhaltigkeit aber auch in<br />
der Verpackung eine Rolle. „Wir sind als junges Unternehmen auch intrinsisch<br />
so motiviert, ein Produkt und auch eine Verpackung auf den Markt zu<br />
bringen, die möglichst gut für die Umwelt ist. Bei unseren Kundinnen und<br />
Kunden sehen wir dann auch die Bereitschaft, einen gewissen Mehrpreis<br />
zu zahlen, den diese nachhaltige Verpackung mit sich bringt“, so Mangold.<br />
Kreislaufwirtschaft ist kein Selbstläufer<br />
Diesen Mehrpreis würde sicher so mancher Unternehmer gerne einstreichen<br />
– auch wenn das Produkt vielleicht gar nicht so nachhaltig<br />
ist, wie es den Anschein hat. Diese Gefahr sieht zumindest Schweig<br />
bei manchen Herstellern. „Das, was momentan in Richtung Nachhaltigkeit<br />
kommuniziert wird, ist anhand von Zahlen und Fakten nicht<br />
unbedingt belegbar“, so die Ingenieurin. Kompliziertere, unbekanntere<br />
Maßnahmen, zirkuläre Ökonomie, Waste Hierarchy sind nur mit<br />
großem Aufwand verständlich zu vermitteln, da kann die Kommunikation<br />
in Richtung Kunde auch eine Hürde darstellen. „Man muss<br />
wirklich mehr ausholen, um den Konsumenten da mitzunehmen. Es ist<br />
einfacher zu sagen ‚Wir machen auf Papier und dann ist alles gut‘. Aber<br />
Papier ist eben auch nicht Papier“, erklärt Schweig.<br />
Dieser Ansicht ist auch Mangold: „Nicht jede Verpackung, die einen<br />
nachhaltigen Anschein hat, ist dann auch wirklich nachhaltig. Es gibt<br />
so viele Standbodenbeutel, die eine Kraftpapieroptik aufweisen, aber<br />
innen noch mit Kunststoff verarbeitet sind. Und die sind dann immer<br />
Restmüll und lassen sich nicht einfach oder gar nicht mit den aktuellen<br />
Anlagen recyceln.“<br />
Ein vielversprechender Ansatz ist für Verpackungsberaterin<br />
Schweig das Cradle-to-Cradle-Konzept, bei dem alle Ressourcen der<br />
Produktkette, und damit nicht zuletzt auch Verpackungen, der Verwertung<br />
ständig wieder zugeführt, also vollständig recycelt werden.<br />
Beim Haferdrink von Organic Labs sieht Schweig bereits den richtigen<br />
Ansatz, da es nicht nur um den recycelbaren Verpackungsstoff<br />
gehe, sondern beim eigentlichen Produkt durch die Pulverform gegenüber<br />
den üblichen Haferdrinks essenziell etwas verändert wurde.<br />
„Der USP ist hier doch die Pulverform, die es ermöglicht, dass viel<br />
weniger Wasser durch die Gegend transportiert wird. Und alles Weitere,<br />
was eingespart wird, was besser ist und so weiter, das ist doch<br />
geschenkte Kommunikation!“ Sie plädiert daher dafür, die Prozesse<br />
zu optimieren und zu prüfen, was „der größte Hebelarm“ in Sachen<br />
Nachhaltigkeit sein könnte. „Hier muss sich vielleicht der Denkansatz<br />
verändern. Also, dass wir beim Thema Nachhaltigkeit, gerade auch bei<br />
Start-ups, in geschlossenen Systemen und gesamten Loops denken<br />
sollten. Woher kommt irgendwas und über welche Stufen muss das<br />
weitergebracht werden? Und wenn wir so herangehen, haben wir einfach<br />
die besseren Lösungen. Also nicht nur für die Umwelt und die Gesellschaft,<br />
eben auch dann im wirtschaftlichen Bereich“, so Schweig.<br />
Ressourcensparende Lösungen wie<br />
Trocken-Shampoos oder Refill-Beutel<br />
kommen dank zielgerichteter Kommunikation<br />
bei den dm-Kunden gut an.<br />
(Bild: dm Drogeriemarkt)<br />
54 08 | <strong>2021</strong>
VERPACKUNGSENTWICKLUNG, MARKETING UND DESIGN<br />
<strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> TV Live<br />
Den Verbraucher in der Kommunikation mitnehmen<br />
Neben den technischen Herausforderungen, die dieser Ansatz mit<br />
sich bringt, gibt es jedoch noch eine weitere Variable: Es ist erneut der<br />
Verbraucher. Der kann dabei sowohl unterstützend als auch hindernd<br />
wirken, wie Dagmar Glatz aus eigener Erfahrung weiß: „In unseren<br />
Märkten gibt es jetzt graue Rezyklat-Flaschen. Und unsere Kundinnen<br />
und Kunden sind tatsächlich an der Stelle interessiert und gehen<br />
mit. Am Ende geht es aber um das Produkt an sich, und wenn ein Kunde<br />
das kauft, dann nicht vorrangig wegen der Verpackung.“ Wie schon<br />
beim Beispiel Haferdrink zu sehen, ist die zielgerichtete und vor allem<br />
verständliche Kommunikation das A und O.<br />
Gerade deshalb findet auch Glatz, dass die gesamte Ökobilanz und<br />
dementsprechend ein verständlich kommunizierter Cradle-to-Cradle-Ansatz<br />
so wichtig seien. Momentan griffen Kunden immer noch häufig<br />
automatisch nach der Papierverpackung. „Dabei können wir mittlerweile<br />
Toilettenpapier in sehr dünnen Folien einpacken. Mit 40 Prozent<br />
PCR-Anteil ist auch noch nach oben hin einiges möglich. Und das<br />
ist dem Kunden zu vermitteln, der jetzt ganz oft denkt, Papier sei die<br />
nachhaltigste Verpackungslösung. Aber Papier ist eben oft nicht das<br />
nachhaltigere Verpackungsmaterial, was Gesamtökobilanzstudien<br />
belegt haben. Diesen Mythen entgegenzuwirken, das ist wirklich eine<br />
Herausforderung“, so Glatz. Und weiter: „Und da wieder ein Stück aufzuklären.<br />
Das ist jetzt unsere Arbeit von uns allen gemeinsam.“<br />
Tatsächlich hat dm 2018 gemeinsam mit einigen Partnern das Forum<br />
Rezyklat ins Leben gerufen, das nicht zuletzt die Vermittlung<br />
der Themen Kreislaufwirtschaft und Wertstofftrennung zur Aufgabe<br />
hat. „Damit haben wir auch unseren Industriepartnern mitgegeben,<br />
dass wir gerne solche Verpackungen mit einem 70-Prozent-Rezyklat-Anteil<br />
extra in unseren Filialen ausloben“, so Glatz. Dennoch sei<br />
die Kreislaufwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.<br />
Rechtliche Grundlagen sind vorhanden<br />
Kreislaufwirtschaft und Recycling liegen also nicht im Verantwortungsbereich<br />
einzelner Unternehmen, sondern der ganzen Branche.<br />
Tatsächlich gibt es bereits seit dem 1. Januar 2019 neue und strengere<br />
Vorschriften zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. So stieg die<br />
Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von vormals 36 Prozent<br />
auf zunächst 58,5 Prozent und bis 2022 auf 63 Prozent. Bei Metallen,<br />
Glas und Papier stieg die geforderte Recycling-Quote auf 90 Prozent.<br />
Vor allem bei diesem Punkt wundert Schweig sich über manche Branchenvertreter:<br />
„Ich finde es erschreckend, wie viel Unternehmen<br />
überhaupt nicht realisieren, dass wir dieses Gesetz bereits haben. Ich<br />
werde immer wieder bei Workshops nach der Übergangszeit und dem<br />
Inkrafttreten dieser Vorgaben gefragt, und meine Antwort ist jedes<br />
Mal: ‚Am 1. Januar 2019 ist dieses Gesetz in Kraft getreten‘ – auch<br />
wenn es aktuell keine Bestrafung gibt.“<br />
Auch die Rechtslage spielt bei der Suche nach der richtigen Verpackung<br />
eine entscheidende Rolle. Das Start-up Organic Lab hatte da<br />
mit seinem Hafer-Drink gewissermaßen instinktiv den richtigen Riecher<br />
beziehungsweise die richtige Motivation. „Wir hatten gar nicht<br />
die Zeit, uns in alle Gesetzestexte einzulesen“, räumt Mangold ein.<br />
„Aber als junges Unternehmen wollten wir eben auch eine Verpackung<br />
auf den Markt bringen, die möglichst gut für die Umwelt ist.“ Und so<br />
zeigt sich, dass Nutzerfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
eben nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen.<br />
Die komplette Livesendung finden Sie unter www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de/tv<br />
>> www.dm.de<br />
>> www.organiclabs.de<br />
>> www.mrfred.de<br />
>> www.verpackungsberatung-ces-de<br />
The search for the right <strong>packaging</strong><br />
For founders in particular, choosing the right <strong>packaging</strong> for a product is<br />
a major challenge. In the fourth <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> TV live, our guests discuss<br />
what to look for in <strong>packaging</strong> and what influence the topics of sustainability,<br />
circular economy and communication have on the selection.<br />
Join us at the<br />
16th European Bioplastics Conference<br />
– the leading business forum for the bioplastics industry.<br />
30 November - 1 December <strong>2021</strong><br />
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Berlin, Germany<br />
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www.european-bioplastics.org/events<br />
For more information email:<br />
conference@european-bioplastics.org
Aussparungen in der Bodenplatte fixieren das Bauteil während des Transports.<br />
Zusätzliche Perforationen machen die Aufnahme weiterer Bauteilvarianten möglich. (Bilder: Knüppel)<br />
Verpackungsentwicklung für die gesamte Lieferkette<br />
Standard ist nicht genug<br />
Logistikdienstleister Duvenbeck stand vor dem Problem, dass eine von ihm verwendete Verpackung für<br />
schwere Bauteile eines Automobilzulieferers im Überseetransport weder Stabilitätskriterien noch notwendigen<br />
Korrosionsschutzanforderungen standhielt. Hier waren Experten für die Entwicklung individueller,<br />
optimal angepasster Lösungen gefragt.<br />
Die Verpackung wird kompakt zusammengefaltet<br />
und flach liegend geliefert.<br />
Alle Bauteile liegen sicher<br />
und vor Korrosion geschützt<br />
in der Überseeverpackung.<br />
Die VCI-Beutel werden im<br />
Gefache fixiert.<br />
56<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de
VERPACKUNGSENTWICKLUNG, MARKETING UND DESIGN<br />
Manchmal ist es eben mit einer Standardverpackung nicht getan:<br />
Das Problem bestand darin, dass etwa 25 Kilogramm<br />
schwere Bauteile stehend in der Innenverpackung angeordnet<br />
und nur durch die Wände des Gefaches in Position gehalten wurden.<br />
Diese konnten den dynamischen Kräften, die typischerweise während<br />
des Transports auftreten, nicht standhalten, und die Verpackung kollabierte.<br />
Und trotz des eingesetzten Korrosionsschutzes korrodierten<br />
die Bauteile. Beides führte zu kostenintensiven Reklamationen.<br />
Verpackungsprozesse sowie Lager- und Transportbedingungen verlangen<br />
individuelle Lösungen, die eine Verpackung entlang der gesamten<br />
Prozesskette optimieren. Bei der Entwicklung einer stabilen<br />
Überseeverpackung mit integriertem Korrosionsschutz, die zudem<br />
noch die Lagerlogistik und die Containerauslastung verbessert, ist<br />
entsprechendes Know-how von Spezialisten gefragt.<br />
Rundumpaket für unterschiedlich große Teile<br />
Nach eingehender Analyse aller relevanten Prozessteile eine packgutspezifische,<br />
wirtschaftliche und effiziente Lösung entwickeln, genau<br />
das ist die Kompetenz des Expertenteams von Knüppel, dem Verpackungsgroßhändler<br />
aus Hann. Münden. Eine Anforderung bestand<br />
darin, bestimmte Partien der Baugruppe besonders zu schützen und<br />
keinen Druckbelastungen auszusetzen. Entgegen der bisherigen Verpackung<br />
werden die Bauteile liegend und durch Aussparungen in der<br />
Bodenplatte so fixiert, dass sie während des Transports in Position<br />
bleiben, das Gefache im Innenraum der Verpackung nicht eindrücken<br />
und somit die Stabilität der Verpackung nicht gefährden können. Dank<br />
zusätzlicher Perforationen in der Bodenplatte sind die Aussparungen<br />
größenvariabel, und es können unterschiedliche Bauteilvarianten<br />
aufgenommen werden, was insgesamt die Anzahl der Verpackungsvarianten<br />
reduziert.<br />
Die Verpackung ist nach dem Poka-Yoke-Prinzip gestaltet: Die<br />
vorausschauende Vermeidung von Fehlern leistet einen Beitrag zur<br />
Prozesssicherheit, und die klar definierten Abläufe reduzieren zudem<br />
die Packzeiten. Ein Pluspunkt on top: Damit die Kisten trotz ihres hohen<br />
Gewichts stapelbar sind, wurde eine Holzverstärkung integriert.<br />
Verbessertes VCI-Konzept verhindert Korrosion<br />
In der ursprünglichen Verpackung korrodierten die Bauteile. Deshalb<br />
hat Knüppel das Korrosionsschutzkonzept optimiert: Die Verpackungsexperten<br />
setzen für ihre Lösung VCI-Beutel ein, die im Gefache<br />
fixiert werden und sich somit nicht lösen und öffnen können. So<br />
verbleibt der VCI-Wirkstoff in der Verpackung und schützt die Komponenten<br />
verlässlich vor Korrosion. „Unser Kunde hat mit unserer<br />
Verpackungslösung die Reklamationsquote nachweislich verringert“,<br />
resümiert Florian Resmerowski, Produktmanager bei der Knüppel<br />
Verpackungsentwicklung.<br />
Insbesondere bei Überseeverpackungen spielt das Thema beim<br />
Exportweltmeister Deutschland eine große Rolle. Denn laut Statistischem<br />
Bundesamt machten 2020 Kraftwagen und Kraftwagenteile<br />
15,6 Prozent der deutschen Exporte aus, gefolgt von 14,6 Prozent bei<br />
Maschinen. In beiden Bereichen ist ein großer Anteil korrosionsempfindlicher<br />
Bauteile verbaut, die es gilt, während der langen Transporte<br />
mit Klimaschwankungen vor Korrosion zu schützen. So auch bei den<br />
Achskomponenten, die der Knüppel-Kunde Duvenbeck für einen Automobilzulieferer<br />
nach Übersee transportiert.<br />
Die Lösung wurde in Zusammenarbeit mit dem Partner Excor<br />
Korrosionsschutztechnologien und -Produkte, die seit 30 Jahren als<br />
führender Anbieter auf dem Markt der flüchtigen Korrosionshemmer<br />
(VCI) zu Hause ist, entwickelt.<br />
Anlieferung in platzsparender Form<br />
Die Anlieferung der Verpackung erfolgt flach liegend, als Set und kompakt<br />
zusammengefaltet. Somit spart sie Platz im Lager und bei der Intralogistik.<br />
Die Größe der Umverpackung ist so gestaltet, dass damit<br />
der gewählte Seecontainer formschlüssig unter Berücksichtigung der<br />
besten Raumnutzung beladen werden kann. Das Grundkonzept dieser<br />
Transportverpackung ist damit für unterschiedliche Branchen geeignet.<br />
Derzeit setzt sie in angepasster Form auch ein Hersteller von Automobilexterieur<br />
für den Transport seiner Komponenten nach China ein.<br />
Verpackungsentwicklung mit ganzheitlichem Ansatz<br />
Bei der Entwicklung neuer und kundenspezifischer Verpackungen<br />
steht bei Knüppel ein ganzheitlicher Ansatz im Mittelpunkt: Von der<br />
Analyse vor Ort, bei der alle relevanten Kriterien wie Stückzahl, Transportart,<br />
Ein- oder Mehrweg erfasst werden, über CAD-Entwürfe, eine<br />
Werkstoffkonzeption und die Kalkulation bis hin zur Erstellung eines<br />
Prototypen, zur Verpackungsprüfung und Auswahl geeigneter Partner<br />
für die anschließende Serienfertigung liegt alles in einer Hand.<br />
Ob für Serien- oder Ausweichverpackung, Lösungen speziell für den<br />
Export oder Verpackungskonzepte für einzelne Objekte greift man<br />
auf ein sehr breites Sortiment verschiedener Werkstoffe und Verpackungsmittel<br />
zurück und konzipiert auf diese Weise individuelle, exakt<br />
an die Bedürfnisse der Kunden angepasste Verpackungslösungen.<br />
Für die neue Überseeverpackung kommen Wabenplatte, Wellpappgefache,<br />
Transportbehälter aus Wellpappe, Palette und VCI-Folie zum<br />
Einsatz. Für den Mehrwegeinsatz werden zusätzlich Hohlkammerplatte,<br />
Schaum und ESD-Schutz benötigt.<br />
Während der gesamten Entwicklungsprozesse hat man im Unternehmen<br />
immer die jeweiligen Ziele der Kunden im Fokus: sei es Material<br />
und Entsorgungskosten zu sparen, Volumen zu minimieren, die<br />
Packdichte zu optimieren, die Variantenvielfalt zu reduzieren, den<br />
Verpackungsprozess zu optimieren, die Reklamationsquote zu senken<br />
oder die Lagerlogistik zu vereinfachen. Und das immer unter der<br />
Maßgabe, eine möglichst nachhaltige Verpackung zu entwickeln.<br />
>> www.knueppel.de<br />
Packaging Development for the complete Supply Chain – Standard<br />
is not sufficient<br />
Throughout all development processes, the expert teams of the<br />
<strong>packaging</strong> wholesaler Knüppel always have their focus on the individual<br />
targets of the customers. These may be to achieve savings in<br />
regard to material and disposal costs, to reduce the volume, to optimise<br />
the packing density, reduce the variant diversity, to optimise<br />
the <strong>packaging</strong> process or to simplify the warehouse logistics. And<br />
all this according to the overall objective to develop a <strong>packaging</strong><br />
that is ideally sustainable. A respective current example for this is<br />
a product-specific, economic and efficient overseas <strong>packaging</strong> for<br />
the logistics service provider Duvenbeck that is deployed for heavy<br />
components of an automotive supplier and that, next to fulfilling<br />
the stability criteria, also accords to the requirements regarding<br />
corrosion protection.<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
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VERPACKUNGSENTWICKLUNG, MARKETING UND DESIGN<br />
Smart Matching<br />
Bestens vernetzt<br />
für den Verpackungseinkauf<br />
Funktioniert digitales Matchmaking auch bei der Suche nach der passenden Produktverpackung?<br />
Die Antwort liefert ein Berliner Start-up mit einem neuen Einkauftstool, das Produzenten und<br />
Packmittelhersteller einfach und schnell miteinander verbindet.<br />
Wie optimiere ich die Beschaffung meiner bestehenden Produktverpackung,<br />
bzw. wie finde ich den passenden Lieferanten<br />
für eine neue Verpackung? Gerade für kleine und<br />
mittelständische Unternehmen kann dies angesichts der Vielzahl an<br />
unterschiedlichsten Anbietern zu einer zeit- und personalaufwendigen<br />
Herausforderung werden. Hier die Prozesse zu vereinfachen und<br />
vor allem zu beschleunigen, hat sich das Berliner Start-up Packmatic<br />
auf die Fahnen geschrieben, denn, so Geschäftsführer Jonas Boland:<br />
„Bei allein über 600 Folienlieferanten in Europa ist es für ein einzelnes<br />
Unternehmen schier unmöglich, den Überblick zu behalten.“ Dabei<br />
ist der Unternehmensname Programm, verbindet er doch die beiden<br />
Bereiche Packaging und Automation. Auf einer speziell auf den Verpackungsmarkt<br />
zugeschnittenen B2B-Plattform verknüpft Packmatic<br />
Produzenten und Packmittelanbieter miteinander. Das Konzept überzeugt:<br />
Wurde das Anfang des Jahres aufgelegte Start-up zunächst<br />
von den Gründern Jonas Boland und Matthias Geiß mit Eigenmitteln<br />
finanziert, haben mittlerweile die Gründer anderer namhafter Digitalunternehmen<br />
wie Zalando oder HelloFresh, aber auch der Finanzinvestor<br />
HV Capital einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in das<br />
aufstrebende Unternehmen investiert.<br />
Digitale Vernetzung für den Geschäftsabschluss<br />
Das Geschäftsmodell beruht auf einem „Smart Matching“. Auf der<br />
einen Seite steht die Kundensuche nach der optimalen Verpackung,<br />
auf der anderen Seite die Angebote zahlreicher Packmittellieferanten.<br />
Um in einem automatisierten Prozess beide Seiten bestmöglich<br />
abzugleichen, ist eine Spezifikation der gesuchten Verpackung erforderlich.<br />
Hier bietet Packmatic den Kunden eine lieferantenneutrale<br />
Beratung durch seine Verpackungsingenieure an. Dabei wird in einem<br />
ersten Schritt der Status quo ermittelt und konkrete Ziele (z. B. Erhöhung<br />
der Recyclingfähigkeit, CO 2<br />
-Reduktion, Preisoptimierung,<br />
Anwendungsoptimierung) für die gesuchte Verpackung definiert. In<br />
einem zweiten Schritt erarbeiten die Packmatic-Berater gemeinsam<br />
mit den Kunden die Zielspezifikation der Verpackung. Sie stellt die<br />
Grundlage für das dann folgende automatisierte Smart Matching<br />
mit dem Lieferantennetzwerk dar. Zwar unterstützt Packmatic die<br />
Einkäufer auf der Kundenseite bei der Identifikation aller relevanten<br />
Lieferanten, es können aber auch individuelle Anforderungskriterien<br />
wie beispielsweise regionale Nähe des Packmittellieferanten zum<br />
Produzentenstandort berücksichtigt werden. Aber auch wenn Kunden<br />
die Spezifikation ihrer bestehenden Verpackung nicht ändern wollen,<br />
können sie mit Packmatic mehr Transparenz bezüglich Lieferanten<br />
und Preise erzielen. Selbst Unternehmen mit sehr professionellem<br />
Verpackungseinkauf profitieren von Smart Matching. „Die Erfahrung<br />
zeigt, dass unser Tool eigentlich jedem Kunden hilft, bessere Einkaufsresultate<br />
zu erzielen – auch sehr erfahrenen Verpackungseinkäufern“,<br />
erklärt Packmatic Gründer Geiß.<br />
Attraktiver Vertriebsweg für Lieferanten<br />
Für Lieferanten stellt Packmatic einen digitalen Vertriebskanal dar,<br />
der hoch spezifische Anfragen passend zu den individuellen Produktionsfähigkeiten<br />
generiert. Hierfür hat Packmatic je nach Produktkategorie<br />
standardisierte Templates entwickelt, welche die Angebotserstellung<br />
deutlich vereinfachen und beschleunigen. Zugleich erhalten<br />
die Lieferanten aufgrund der Smart-Matching-Technologie nur solche<br />
Aufträge, die mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit erfolgreich abgewickelt<br />
werden können. Derzeit sind rund 70 Lieferanten auf der<br />
Plattform des Start-ups vertreten. Mit starker Wachstumstendenz,<br />
denn das Modell kommt auch auf der Lieferantenseite gut an. Das<br />
zeigten, so Boland, auch die Gespräche auf der diesjährigen Fachpack<br />
mit diversen Packmittelanbietern: „Viele Lieferanten sind sehr von<br />
dem Potenzial unserer digitalen Plattform überzeugt und möchten<br />
gemeinsam mit uns in den kommenden Jahren wachsen.“<br />
Das junge Unternehmen will bis Ende des Jahres mehr als 100 Lieferanten<br />
auf der Plattform haben. Alle Lieferanten werden vorab auf<br />
Kriterien wie Qualität, Produktionskapazitäten, Verlässlichkeit und<br />
Termintreue hin geprüft. Und es werden insbesondere Lieferanten<br />
aufgenommen, die innovative und nachhaltige Lösungen anbieten.<br />
Aktuell entwickelt man zudem ein Rating für Bestandslieferanten.<br />
Kommunikationsplattform inklusive<br />
Die Plattform ermöglicht eine effiziente Kommunikation zwischen<br />
Packmatic, den Kunden und den Lieferanten. Missverständnisse und<br />
Fehler werden deutlich reduziert. Packmatic bietet mit seiner digitalen<br />
Plattform zudem ein Onlinetool an, in dem alle Spezifikationen und<br />
Verpackungsprodukte sowie die gesamte Kommunikation zwischen<br />
Kunden und Lieferanten zentral und sicher für die Zukunft abgelegt<br />
werden können. Weitere Features wie eine Liveanzeige des Warenbestands<br />
bei den Lieferanten und Nachbestellung mit wenigen Klicks<br />
werden, so Boland, schon mit ersten Kunden und Lieferanten pilotiert.<br />
Schnell und smart gematcht<br />
Entscheidender Vorteil des automatisierten Machtmakings über<br />
Packmatic ist die Geschwindigkeit, mit der erste Anfragen bis hin zur<br />
schlussendlich eingekauften Verpackung abgewickelt werden können.<br />
Das liegt vor allem am angeschlossenen Lieferantennetzwerk. Binnen<br />
weniger Tage können passende Lieferanten verbindliche Angebote<br />
abgeben und das angebotene Material kann auf den Maschinen der<br />
Kunden getestet werden.<br />
Beispielhaft für den Packmatic-Prozess ist die Anfrage eines Confectionary-Kunden,<br />
der seine bisherige Verbundverpackung aus Papier<br />
und Aluminium für eine Kaugummi-Produktreihe ersetzen wollte,<br />
aber den Abpackprozess nicht ändern konnte. Die gesuchte neue<br />
Bilder: Packmatic<br />
58 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
Verpackung sollte also auf den vorhandenen Verpackungsmaschinen<br />
verarbeitbar, zugleich aber recycelbar sein und eine ausreichende<br />
(wenn auch geringere) Barriere als die bisherige Verpackung bieten.<br />
Zudem musste ein besonderes Augenmerk auf die Faltbarkeit des<br />
Materials gelegt werden, auch dass zum Siegeln außen eine Heißsiegelmaske<br />
aufgetragen wird, sollte berücksichtigt werden. Mittels der<br />
Smart-Matching-Technologie von Packmatic wurden die passenden<br />
Lieferanten aus dem Netzwerk kontaktiert. Drei Lieferanten haben<br />
binnen fünf Werktagen ihre Angebote über die Plattform zurückgespielt<br />
und konkrete Lösungsansätze direkt bemustert. Nach einem<br />
Stresstest im Klimaschrank hat die Qualitätsabteilung des Kunden<br />
zwei Materialien freigegeben. Ein Material konnte die Anforderungen<br />
nicht erfüllen, das zweite schon. Nachdem auch eine technische Freigabe<br />
der Testrollen bezüglich Maschinengängigkeit erfolgte, wurde<br />
über die Plattform ein Erstauftrag mit bedruckter Ware über mehrere<br />
Hunderttausend Laufmeter platziert. Besonders angetan war<br />
man auf Kundenseite von der reibungslosen Kommunikation über die<br />
Plattform, auf der jeder Prozessschritt verfolgt werden konnte, und<br />
dem damit verbundenen zügigen Erfolg des Projekts. Der vermittelte<br />
Lieferant konnte einen Neukunden gewinnen.<br />
Jonas Boland ist überzeugt, dass der Anteil am Neu-, aber auch<br />
Bestandskundengeschäft, der über digitale Plattformen abgewickelt<br />
wird, weiter steigen wird. Das hier schlummernde Potenzial werde aktuell<br />
noch gar nicht erkannt. „Industrie und Einkauf 4.0 werden auch<br />
an der Verpackungsbranche nicht vorbeigehen und zu einer tief gehenden<br />
Transformation führen. Verpackungen werden in zehn Jahren<br />
grundlegend anders eingekauft und vertrieben werden als heute. Unser<br />
Modell bietet für Kunden und für Lieferanten enorme Vorteile –<br />
und wir möchten damit beiden Seiten helfen, das volle Potenzial der<br />
Digitalisierung im Verpackungsbereich zu nutzen“, ergänzt Matthias<br />
Geiß.<br />
>> www.packmatic.io<br />
Smart tool for Packaging procurement<br />
The start-up enterprise Packmatic offers a B2B platform on which<br />
producers and the manufacturers of <strong>packaging</strong> material can simply<br />
and quickly be linked to each other. Predefined <strong>packaging</strong> requirements<br />
are matched with the offerings of a connected supplier<br />
network via a Smart-Matching process. The tool can be utilised to<br />
achieve better purchasing results for new, respectively modified<br />
<strong>packaging</strong> and for the cost optimisation of existing <strong>packaging</strong>.<br />
„Verpackungen werden in zehn Jahren grundlegend anders<br />
eingekauft und vertrieben werden als heute.“<br />
Packmatic ist Anfang des Jahres von Matthias Geiß (re., Geschäftsführung), Jonas Boland (2. v.l., Geschäftsführung), Paul Schraven (li., Produkt und<br />
Technologie) und Tobias Linnardi (2. v.r., Packaging) ins Leben gerufen worden, um mehr Transparenz in die europäische Lieferantenlandschaft zu bringen.<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 59
JUNGE DESIGNER<br />
Die Schutzverpackung für Bilderrahmen<br />
besteht komplett aus Karton. (Bilder: Farina Nagel)<br />
Das Designerinnen-<br />
Duo Farina Nagel (oben)<br />
und Kristina Scheld (unten)<br />
Verpackungen mit Zusatznutzen<br />
Karton-Avantgarde aus dem Münsterland<br />
Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit beschäftigen die Verpackungsbranche wie nie zuvor. Kein<br />
Wunder also, dass diese Entwicklung auch an den Universitäten und Fachhochschulen durchschlägt. Das zeigen unter<br />
anderem zwei Projekte von fünf angehenden Designerinnen der Münster School of Design, die den Werkstoff Karton<br />
neu denken und Probleme angehen, die sicher jeder aus dem Haushalt kennt.<br />
Wie Bilderrahmen gut geschützt und gleichzeitig nachhaltig<br />
verpackt werden, zeigt das Projekt der Designstudentinnen<br />
Kristina Scheld und Farina Nagel an der Münster School of<br />
Design. Die neue Rundum-Schutzverpackung „Frame it“ kann aber<br />
noch mehr.<br />
In einem Semesterprojekt haben die beiden Designstudentinnen<br />
Kristina Scheld und Farina Nagel eine Schutzverpackung für Bilderrahmen<br />
entwickelt, die komplett aus Karton besteht und die auf die<br />
sonst übliche Kunststofffolie verzichtet. Dafür wurden sie jetzt mit<br />
einem Pro Carton Young Designers Award ausgezeichnet. Das Design<br />
sei clever, weil es einen zusätzlichen Nutzen biete und die Ausführung<br />
auf einfache Art und Weise erfolgte, urteilte die Jury.<br />
„Im Segment Bilderrahmen findet man fast ausschließlich Verpackungen<br />
aus Kunststoff. Höchstens die Ecken werden mit Karton<br />
geschont, die dünne Folie schützt meist den Rahmen nicht optimal.<br />
Unsere Verpackung sollte praktisch und nachhaltig sein, das Produkt<br />
gut schützen und zur Müllvermeidung beitragen“, sagt Farina Nagel.<br />
Herausgekommen ist eine Kartonverpackung, die nicht gleich weggeworfen<br />
wird, sondern einen zusätzlichen Nutzen bietet.<br />
Nachhaltige Verpackung für Bilderrahmen<br />
Nach dem Auspacken und dem Abtrennen der Kantenschoner bleibt<br />
eine Schablone zurück, mit der die neuen Rahmen probeweise an der<br />
Wand positioniert werden können, ohne diese markieren zu müssen.<br />
„Die Schablone kann genutzt werden, um die beste Position an der<br />
Wand zu finden – sie haftet dann über sanfte Klebepads, die sich<br />
leicht wieder entfernen lassen. Hat man die gewünschte Lage gefunden,<br />
dient sie auch dazu, den Nagel an der richtigen Stelle in die Wand<br />
zu schlagen“, erläutert Kristina Scheld. Will man mehrere Bilderrahmen<br />
im gleichen Abstand aufhängen, ist zudem das in die Verpackung<br />
integrierte Lineal hilfreich.<br />
„Frame it“ gibt es gleich als Verpackungsserie für die gängigen<br />
Bilderrahmengrößen in den Maßen 10 x 15, 13 x 18 und 20 x 30 Zentimeter.<br />
„Wir haben außerdem Inlays aus Papier entwickelt, die das<br />
Glas optimal schützen sollen. Die komplette Verpackung kann dann<br />
später über das Altpapier entsorgt werden“, sagt Farina Nagel. Detaillierte<br />
Informationen zu Material, Rahmengröße und Handhabung<br />
findet man in Form von selbsterklärenden Piktogrammen, die die bei-<br />
60 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
Die praktische Kartonverpackung hat<br />
genug Spachtelmasse, um zehn<br />
Dübellöcher zu verfüllen.<br />
Das Designerinnen-Team<br />
Giulia La Spina, Suh-Khung Choi und Kim Bujak (von oben)<br />
(Bilder: Giulia La Spina/Kim Bujak/Suh-Khubg Choi)<br />
den Studentinnen ebenfalls entworfen haben, auf der Verpackungsrückseite.<br />
Die drei angehenden Designerinnen Kim Bujak, Giulia La Spina and<br />
Suh-Kyung Choi hingegen haben sich mit einem Problem auseinandergesetzt,<br />
das vor allem Vielumziehern bekannt sein dürfte: Um ein paar<br />
Löcher in den Wänden zu verspachteln, muss gleich ein ganzer Sack<br />
Wandspachtel plus Spachtel erworben werden. Mit Fillær haben die<br />
drei Münsteranerinnen jetzt eine nachhaltige All-in-one-Lösung in<br />
einem Einwegkarton entwickelt.<br />
Die Aufgabe in ihrem Packaging-Kurs an der Münster School of Design<br />
lautete: eine nachhaltige Verpackung aus Karton zu entwickeln.<br />
„Für uns war klar, es sollte etwas Praktisches sein, mit dem viele im<br />
Alltag in Berührung kommen. Und so sind wir dann schnell auf den<br />
Wandspachtel gestoßen“, erläutert Kim Bujak. „Unsere Zielgruppe<br />
sind Menschen, die für kleine Ausbesserungsarbeiten auch nur kleine<br />
Mengen Spachtelmasse brauchen“, ergänzt Giulia La Spina. „Gerade<br />
Studenten ziehen ja häufig um und haben wenig Platz für Material und<br />
Werkzeug. Mit Fillær muss man keine großen Gebinde und vor allem<br />
kein zusätzliches Werkzeug kaufen.“<br />
Die Verpackung der drei Studentinnen enthält 330 Gramm Spachtelmasse<br />
– genug um zehn Dübellöcher oder kleinere Risse damit zu<br />
verfüllen. Der Karton ist mit einer Perforation versehen, an der die<br />
Verpackung geöffnet wird. Gleichzeitig verwandelt sich der Verschluss<br />
in einen praktischen Spatel mit eingearbeiteter Schräge zum<br />
leichten Abstreifen der Spachtelmasse. Die Kartonverpackung selbst<br />
wird zu einem schalenförmigen Behälter mit ergonomischem Griff, in<br />
dem die trockene Spachtelmasse mit Wasser angemischt wird.<br />
„Wir haben Materialstudien mit vier Kartonqualitäten gemacht, die uns<br />
Pro Carton zur Verfügung gestellt hat, und waren selbst überrascht, wie<br />
gut alle Sorten mit dem Wasser zurechtkamen, ohne zu durchfeuchten“,<br />
sagt Suh-Kyung Choi. Verwendet wurde schließlich ein 300 g/m²<br />
starker Karton, der ohne Kunststoff bzw. Beschichtung auskommt und<br />
umweltfreundlich über das Altpapier entsorgt werden kann.<br />
Beim Verpackungsdesign haben die Studentinnen darauf geachtet,<br />
dass alle Informationen zur Handhabung leicht verständlich sind, und<br />
so erläutern Piktogramme, wie es geht. Wichtig sei aber vor allem gewesen,<br />
dass alle Komponenten zum Ausbessern in einer Verpackung<br />
stecken. Mit ihrem Projekt nahmen die Designstudentinnen am diesjährigen<br />
Pro Carton Young Designers Award teil und schafften es unter<br />
die Finalisten.<br />
>> www.fh-muenster.de/msd<br />
Successful <strong>packaging</strong> with added value<br />
How picture frames can be well-protected and sustainably packaged<br />
is demonstrated by a project of two design students at the<br />
Münster School of Design. The new all-around protective <strong>packaging</strong><br />
„Frame it“ also offers other outstanding features. And whoever<br />
moves house frequently knows the problem. Just to fill a few holes,<br />
one has to buy a whole sack of wall filler. Three upcoming designers<br />
from Münster have now, with Fillaer, developed a sustainable all-inone<br />
solution in a disposable cardboard box.<br />
08 | <strong>2021</strong> www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 61
Mehr Rezyklate in Verpackungen<br />
Wie der Umstieg auf<br />
Recyclingmaterial gelingt<br />
Die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Verpackungen nimmt stetig zu. Auch die Politik fordert höhere Recyclingquoten.<br />
Verpackungshersteller müssen also dringend mehr recycelte Kunststoffe einsetzen. Hochwertige Rezyklate in<br />
ausreichenden Mengen zu beschaffen, kann eine Herausforderung sein – ebenso wie die Verarbeitung. Deshalb sollten<br />
Verpackungshersteller bestimmte Schritte berücksichtigen, damit ihnen der Umstieg gelingt.<br />
Bild: Meaw_stocker/shutterstock, Grafik: MG_vectors/shutterstock<br />
62
NACHHALTIGKEIT, PACKMITTEL UND PACKSTOFFE<br />
In Deutschland müssen 63 Prozent der Kunststoffverpackungen bis<br />
zum Jahr 2022 laut Verpackungsgesetz recycelbar sein. Die Quote<br />
lag im vergangenen Jahr noch bei rund 55 Prozent. Für Verpackungshersteller<br />
bedeutet das, dass sie nun nachlegen und verstärkt Rezyklate<br />
einsetzen müssen. Allerdings steht qualitativ hochwertiges<br />
Recyclingmaterial aufgrund dezentraler Marktstrukturen oft nicht<br />
in ausreichendem Maße zur Verfügung. Rohstoffverknappungen und<br />
Preisschwankungen können die Folge sein. Aber um in der Produktion<br />
herkömmliches Material langfristig durch Alternativen zu ersetzen,<br />
bedarf es einer gewissen Planungssicherheit. Diese erhöhen Hersteller,<br />
wenn sie frühzeitig wissen, welche Sekundärstoffe für ihre<br />
Anwendungen infrage kommen.<br />
Das passende Material suchen.<br />
Herkömmliche Materialien lassen sich in Verpackungen gut durch<br />
Recyclingmaterial ersetzen. Dazu gehören rPET, rPE, rPP, rPS/ABS<br />
oder rCompounds. Allerdings sind nicht alle Rezyklate für jede Anwendung<br />
geeignet. Im Non-Food-Bereich sind zum Beispiel recyceltes<br />
PET, PE oder PP relevant. Sie eignen sich unter anderem für Folien,<br />
Transportverpackungen wie Paletten oder Kisten, aber auch für Blumentöpfe.<br />
Für den Lebensmittelkontakt kommt rPET infrage, aber<br />
wegen der hohen Materialsicherheit nur eingeschränkt; zum Beispiel<br />
für Getränkeflaschen oder Gemüsenetze.<br />
Die richtige Rezeptur entwickeln.<br />
Grundsätzlich ist wichtig, dass die Rezyklate eine vergleichbare Qualität<br />
wie die bisher eingesetzte Primeware haben. Für die Serienfertigung<br />
muss zudem die Qualität gleich bleiben. Weil sich Rezyklate je<br />
nach Herkunft aber naturgemäß voneinander unterscheiden, werden<br />
verschiedene Chargen homogenisiert. Das bedeutet: Sie werden vermischt,<br />
sodass große Mengen in gleichbleibender Qualität entstehen.<br />
Eine genaue Erprobung und Erstbemusterung ist unumgänglich. Dies<br />
ist ein technischer Prozess zur Materialcharakterisierung, bei der genau<br />
getestet wird, ob sich Rezyklate für die vorgesehene Verwendung<br />
auch wirklich eignen.<br />
Jede Materialentwicklung startet mit einer möglichst detaillierten<br />
Definition der gewünschten technischen Eigenschaften. Die Anteile<br />
an Rezyklaten, Primeware und anderen Inhaltsstoffen müssen anwendungsgerecht<br />
aufeinander abgestimmt werden. Um die Eigenschaften<br />
zu verbessern, können nach Bedarf Additive hinzugefügt werden.<br />
Die besten Quellen sichern<br />
Wissen Verpackungshersteller, welche Materialien geeignet sind,<br />
sollten sie sich um einen passenden und lieferfähigen Partner kümmern.<br />
Dazu müssen sie den Rezyklatmarkt sehr genau kennen. Streng<br />
genommen müssten sie potenzielle Lieferanten genau prüfen oder<br />
sogar aufwendig auditieren, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe<br />
auch wirklich in der gewünschten Qualität und Menge aufbereitet<br />
werden. Ein solches Vorgehen können sich vor allem kleinere und<br />
mittelständische Verpackungshersteller kaum leisten. Die Recherche<br />
kostet nicht nur Zeit, sie setzt auch technische Kenntnisse zur<br />
Herstellung von Rezyklaten voraus.<br />
Es ist daher ratsam, mit einem Distributionspartner zusammenzuarbeiten,<br />
der auf die Beschaffung von Prime- und Recyclingmaterial<br />
spezialisiert ist. Im Gegensatz zu reinen Rezyklatherstellern, die nur<br />
das liefern können, was sie gerade produzieren, verfügen solche Distributoren<br />
über ein dichtes Netz von auditierten Lieferpartnern für<br />
Regranulate und Recompounds. So können die Verpackungshersteller<br />
sicherstellen, dass sie die Rezyklate tatsächlich in den erforderlichen<br />
Mengen und in bester Qualität erhalten. Ein Lieferant, der auch Vormaterial<br />
anbietet, hat einen weiteren Vorteil: Das breitere Portfolio<br />
deckt den Materialbedarf für viele Anwendungsfälle aus einer Hand<br />
ab. Zudem kann bei Lieferengpässen schnell auf geeignete Alternativen<br />
zurückgegriffen werden.<br />
Geeignete Produktionsverfahren und Maschinen auswählen<br />
Verpackungshersteller müssen auch Verfahrenstechniken, Werkzeuge<br />
und den richtigen Werkstoff genau aufeinander abstimmen. Um Fehlproduktionen<br />
zu vermeiden, müssen Parameter an den Maschinen<br />
– wie Materialdurchsätze, Zykluszeiten oder Verarbeitungstemperaturen<br />
– je nach Werkstoff eingestellt werden. Auch dabei kann ein<br />
breit aufgestellter Distributionspartner unterstützen; beispielsweise<br />
mit technischen Dienstleistungen und Vor-Ort-Services in der Anwendungstechnik.<br />
Dabei geht es unter anderem darum, die effizientesten<br />
Produktionsverfahren und Werkzeuge auszuwählen und einzelne Parameter<br />
richtig einzustellen. Bei Bedarf stehen die technischen Experten<br />
auch beratend zur Seite, wenn speziell für die Verarbeitung von Rezyklaten<br />
neue Maschinen und Werkzeuge angeschafft werden müssen.<br />
Nachhaltigkeit nachweisen<br />
Das Interesse an möglichst umweltfreundlichen Produkten ist vor allem<br />
bei Verbrauchern enorm. Der Einsatz von recycelten Materialien ist<br />
längst ein zusätzliches Verkaufs- und Marketingargument. Es empfiehlt<br />
sich, auf Endprodukten deutlich zu machen, dass Rezyklate verwendet<br />
wurden. Dazu eignen sich anerkannte Zertifikate wie etwa EuCertPlast<br />
oder der Blaue Engel. EuCertPlast ist ein EU-weites Zertifizierungsprogramm,<br />
das sich auf die Rückverfolgbarkeit von Kunststoffmaterialien<br />
über den gesamten Recyclingprozess und die gesamte Lieferkette<br />
konzentriert. Der Blaue Engel ist ein Siegel des deutschen Bundesumweltministeriums,<br />
das Kunststoffprodukte dann erhalten können, wenn<br />
sie zu mindestens 80 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen.<br />
Abschließend gilt: Der Einsatz von Recyclingmaterial muss gut durchdacht<br />
sein und erfordert umfassendes verfahrenstechnisches Knowhow.<br />
Verpackungshersteller müssen umdenken und schnell handeln<br />
– nicht nur wegen der verschärften Gesetzeslage. Die Verpackungsindustrie<br />
kommt so auch einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft einen<br />
großen Schritt näher, indem sie konsequent daran arbeitet, konventionelle<br />
Materialien durch Recyclinginnovationen zu ergänzen.<br />
Gastautor Marc Stachura, Director Product Management Recycling<br />
bei Meraxis<br />
>> www.meraxis-group.com<br />
How to successfully switch over to recycled material<br />
The demand for eco-friendly <strong>packaging</strong> is consistently rising. The<br />
current policy is also demanding a higher ratio of recycled materials<br />
to be deployed. Consequently, the manufacturers of <strong>packaging</strong><br />
urgently need to deploy more recycled plastics. The sourcing of high<br />
quality recyclates, as well as the subsequent processing of the same<br />
can however be a challenge. In order to ensure that the switchover<br />
is successful, manufacturers should take into account five steps.<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
63
Grafikr: bsd/shutterstock<br />
Biokunststoffe stärker berücksichtigen<br />
Neue europäische Vorgaben zum Umgang<br />
mit Kunststoffen<br />
In Deutschland traten dieses Jahr bereits zahlreiche Regelungen mit umfangreichen Implikationen für die gesamte<br />
Kunststoffindustrie in Kraft. Zurzeit wird in Brüssel an einer Revision der EU-Richtlinie über Verpackungen und<br />
Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Directive, PPWD) gearbeitet, die weitere Veränderungen mit<br />
sich bringt. Welche Rolle sollten europäische Regelwerke und nachgeordnetes nationales Recht Biokunststoffen<br />
bei der Herstellung einer europäischen Kreislaufwirtschaft zuweisen?<br />
Biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe bilden die Materialgruppe<br />
der Biokunststoffe. Sie sind ein wichtiger Baustein<br />
bei der Transformation von einer linearen, auf fossilen Rohstoffen<br />
basierenden Wirtschaft, hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die auf<br />
erneuerbare Ressourcen setzt.<br />
Zurzeit hat Biokunststoff einen Anteil von rund einem Prozent an<br />
den über 368 Millionen Tonnen Kunststoff, die jährlich produziert werden.<br />
1 Mit 47 Prozent bilden Verpackungen nach wie vor den mit Abstand<br />
größten Anwendungsbereich (Biokunststoffe: 0,99 Millionen Tonnen) 2 .<br />
Alternativen aus Biokunststoff existieren für nahezu jedes konventionelle<br />
Kunststoffmaterial beziehungsweise -produkt. Die Zahl von<br />
Biokunststoffen, die erfolgreich die Marktreife erlangt haben, nimmt<br />
stetig zu. Die globalen Produktionskapazitäten von Biokunststoffen<br />
werden sich zudem in den nächsten fünf Jahren weiter vergrößern und<br />
diversifizieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei ein klarer gesetzlicher<br />
Rahmen, der durch mehr Transparenz politische Entscheidungen<br />
auf europäischer und nationaler Ebene verlässlicher macht und damit<br />
die Planungssicherheit für die Biokunststoffindustrie erhöht.<br />
EU-Einwegkunststoff-Richtlinie verfehlt Ziel<br />
Bereits im Vorjahr ist damit begonnen worden, auf der Bundesebene<br />
zahlreiche Verordnungen und Gesetze zu erlassen, um die Regelungen<br />
der Einwegkunststoff-Richtlinie der EU (Single-use Plastics Directive,<br />
SUPD) bis zu ihrem Inkrafttreten am 3. Juli <strong>2021</strong> umzusetzen. Die<br />
Richtlinie beinhaltet unter anderem ein Verbot von ausgewählten Einwegprodukten<br />
aus Kunststoff, strengere Regelungen hinsichtlich der<br />
Herstellerverantwortung sowie eine Kennzeichnungspflicht für diverse<br />
Kunststoffeinwegprodukte. Auch wenn die ursprüngliche Intention<br />
der SUPD, die durch Kunststoffabfall verursachten Beeinträchtigungen<br />
in der Natur zu reduzieren, grundsätzlich zu unterstützen ist,<br />
verfehlt sie in weiten Teilen ihr Ziel. Gleiches gilt für die nationalen<br />
Regelungen zu deren Umsetzung. Denn die EU-Direktive verbietet<br />
gewisse Einwegprodukte aus Kunststoff mit dem Hinweis, dass geeignete<br />
und gleichzeitig nachhaltigere Alternativen bereits verfügbar<br />
wären. Sie unterlässt es allerdings, diese Alternativen genauer<br />
zu benennen. Bei den bislang diskutierten Alternativmaterialien, wie<br />
zum Beispiel Bambus, Stroh oder Bagasse, ist es zumindest fraglich,<br />
ob nach deren Weiterverarbeitung die finalen Produkte bedenkliche<br />
Zusatzstoffe enthalten, die den bestehenden Regelungen zur Lebensmittelsicherheit<br />
entgegenstehen.<br />
Eine weitere Schwachstelle ist der Verzicht auf eine Unterscheidung<br />
zwischen konventionellen Kunststoffen und Biokunststoffen,<br />
obwohl Letztere eine beachtliche Reihe an ökologischen Vorteilen<br />
aufweisen. Auch die Umsetzung der SUPD in den einzelnen Mitgliedsstaaten<br />
verläuft äußerst unterschiedlich, sodass man bereits früh<br />
von einem legislativen Flickenteppich sprechen musste. Dies führt bei<br />
Verbrauchern und der Industrie gleichermaßen zu Verwirrung sowie<br />
zu einer Störung des internen Marktes. Eine vorzeitige Revision der<br />
Direktive wird daher immer wahrscheinlicher.<br />
64<br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 08 | <strong>2021</strong>
NACHHALTIGKEIT, PACKMITTEL UND PACKSTOFFE<br />
Rolle von Biokunststoffen stärker berücksichtigen<br />
Bereits Ende letzten Jahres hat die Europäische Kommission mit der<br />
Überarbeitung der Packaging and Packaging Waste Directive (PPWD)<br />
und ihrer Essential Requirements begonnen. Die Neuregelung des<br />
Umgangs mit Verpackungen und Verpackungsabfällen könnte erneut<br />
weitreichende Veränderungen für die Kunststoffindustrie mit sich<br />
bringen. In einem dreimonatigen Konsultationsprozess, der Anfang<br />
des Jahres zu Ende ging, konnten Stakeholdergruppen bereits ersten<br />
Input zum Verfahren liefern. Es folgten mehrere Workshops der Kommission<br />
und für diesen Herbst wird mit der Veröffentlichung einer Impact-Assessment-Studie<br />
gerechnet. Die Ergebnisse sollen in einen<br />
ersten Revisionsentwurf der PPWD einfließen, der voraussichtlich<br />
im Frühjahr 2022 vorgelegt wird. Dabei ist es wichtig, dass der aktuelle<br />
Revisionsprozess die wichtige Rolle, die biobasierte sowie bioabbaubare<br />
und kompostierbare Kunststoffen bei der Reduktion von<br />
Umwelt- und Klimabeeinträchtigungen spielen können, ausreichend<br />
berücksichtigt. Biokunststoffe helfen dabei, sowohl den Materialkreislauf<br />
als auch den Kreislauf von Kohlenstoffdioxid zu schließen.<br />
Insbesondere bioabbaubare und kompostierbare Kunststoffe, die für<br />
Lebensmittelverpackungen verwendet werden, unterstützen die Nutzung<br />
von unvermeidbarem Abfall. Eine Ressource, die sonst auf der<br />
Mülldeponie oder bei der Müllverbrennung ungenutzt verloren ginge.<br />
Biokunststoffe leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Herstellung<br />
einer vollständigen Kreislaufwirtschaft.<br />
Zentrales Regelwerk der Kunststoffindustrie auf dem Prüfstand<br />
Weltweite Produktionskapazitäten für Biokunststoffe<br />
Biobasiert/nicht biologisch abbaubar<br />
Prognose<br />
Quelle: European Bioplastics, nova-Institut (2019)<br />
Auch wenn es noch zu früh ist, um eine umfassende Einschätzung hinsichtlich<br />
der Auswirkungen der Revision auf die Kunststoffindustrie<br />
abzugeben, lassen sich doch bereits einige zentrale Aspekte benennen.<br />
Von besonderer Bedeutung wird die finale Version der Definition<br />
von Recycling sein. Dabei geht es auch um die Frage, welche Materialien<br />
als zirkulär angesehen werden. Für die Biokunststoffe ist es<br />
besonders wichtig, dass die industrielle Kompostierung Teil der Definition<br />
von Recycling bleibt. Bereits die in der EU Packaging Directive<br />
von 1994 enthaltene Definition umfasst auch das organische Recycling,<br />
zu dem die industrielle Kompostierung gehört. In der Direktive<br />
werden mechanisches und organisches Recycling, aber auch das chemische<br />
Recycling als gleichrangige Verwertungsformen angesehen.<br />
Einen weiteren wichtigen Aspekt der Revision bildet die Diskussion<br />
um einen Pflichtanteil an recyceltem Material in jeder<br />
Verpackung. Als Alternative sollte in gleichem Maße auch ein biobasierter<br />
Pflichtanteil gefördert werden. Auf diese Weise würde<br />
dem Potenzial biobasierter Verpackungen bei der Reduktion von<br />
Emissionen ausreichend Rechnung getragen. Bereits die europäische<br />
Waste Framework Directive und die aktuelle Version der<br />
PPWD unterstützen die Verwendung von biobasierten Ressourcen<br />
bei der Herstellung von Verpackungen. In beiden Fällen könnte der<br />
Pflichtanteil über den Hebel der Herstellerverantwortung in Form der<br />
Extended Producer Responsibility Fees gefördert werden.<br />
Noch bleibt abzuwarten, wie sich die Revision der PPWD letztlich<br />
ausgestaltet und welche konkreten Auswirkungen sie auf die Biokunststoffindustrie<br />
beziehungsweise die gesamte Kunststoffbranche<br />
haben wird. Spannend bleibt außerdem, zu sehen, in welchem<br />
Umfang die Revision am Ende zur Erreichung der Ziele des European<br />
Green Deal beiträgt. Unstrittig ist allerdings, dass mit der Überarbeitung<br />
der PPWD ein zentrales Regelungswerk der Kunststoffindustrie<br />
auf der Tagesordnung steht. Auf der kommenden 16. European Bioplastics<br />
Konferenz, die vom 30.11. bis 1.12. <strong>2021</strong> in Berlin stattfinden<br />
wird, werden die Vertreter der Europäischen Kommission, Industrie,<br />
Wissenschaft und der Zivilgesellschaft neben Themen wie Material-<br />
und Produktinnovationen daher auch den Revisionsprozess der<br />
Packaging and Packaging Waste Directive diskutieren.<br />
Gastautor Oliver Buchholz, Leiter Kommunikation European<br />
Bioplastics e. V.<br />
1 Plastics Europe, Plastics – The Facts 2020: https://www.plasticseurope.org/application/files/5716/0752/4286/AF_Plastics_the_facts-WEB-2020-ING_FINAL.pdf<br />
2 European Bioplastics, Bioplastics Market Data 2020:<br />
https://docs.european-bioplastics.org/conference/Report_Bioplastics_Market_Data_2020_<br />
short_version.pdf<br />
>> www.european-bioplastics.org<br />
Biologisch abbaubar<br />
Gesamt<br />
Stronger recognition of bioplastics within a circular economy<br />
Bioplastics can play an important role in Europe’s transition to a<br />
circular economy. However, this requires a framework that sufficiently<br />
recognizes bioplastics. To tackle environmental challenges,<br />
the European Union has started to adapt its regulations. The Single-use<br />
Plastics Directive which recently came into effect already<br />
had a huge effect on the whole plastics industry. Currently, the<br />
Commission is also revising the Packaging and Packaging Waste<br />
Directive. What are critical aspects of this revision?<br />
08 | <strong>2021</strong> www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 65
MESSEN UND VERANSTALTUNGEN<br />
Wiedersehen nach zwei Jahren Pause<br />
So war die Fachpack <strong>2021</strong><br />
Zwei lange Jahre musste die Branche auf die nächste Fachpack warten – inklusive zahlreicher pandemiebedingter<br />
Absagen und Verschiebungen auch anderer Fachmessen und entsprechender Events. Doch Ende September war<br />
es endlich so weit: Drei Tage lang trafen rund 24.000 Fachbesucher und 788 Aussteller aus 33 Ländern<br />
in sieben Hallen der Messe Nürnberg aufeinander.<br />
In der Branche war man im Vorfeld der Fachmesse durchaus skeptisch,<br />
ob die Messe in Coronazeiten wie gewohnt erfolgreich sein würde.<br />
Das zeigte sich nicht nur in der gesunkenen Ausstellerzahl (2019:<br />
1.591 Aussteller), doch das Messekonzept ging auf: Volle Messehallen,<br />
Menschengedränge, drei ganze Tage buntes Treiben in der Messe Nürnberg.<br />
Für so manchen war das nach knapp zwei Jahren Coronapandemie<br />
sicher unvorstellbar. Und doch gestaltete sich die Fachpack <strong>2021</strong> vom<br />
28. bis zum 30. September genau so, 3G-Hygienekonzept sei Dank.<br />
Ein Thema bestimmte die diesjährige Messe maßgeblich: der Dauerbrenner<br />
„Nachhaltigkeit“, der sich im Leitthema der Messe „Umweltgerechtes<br />
Verpacken“ wiederfand. Auch mit der zweigleisigen Kombination<br />
aus Offline- und Onlineangeboten präsentierte sich die Fachpack<br />
als zeitgemäße und gewissenhaft vorbereitete Veranstaltung.<br />
Über das eigens entwickelte Tool „myFachpack“ konnten Besucher<br />
vorab feste Gespräche mit Ausstellern am Stand vereinbaren, sich<br />
über Produkte und Unternehmen informieren und die Fachvorträge<br />
ansehen. Rund 9.500 Zuschauer verfolgten die 101 Fachvorträge in<br />
den Foren Packbox, Techbox und Innovationsbox. Wer einen Vortrag<br />
auf der Messe verpasst hat, kann ihn noch bis Jahresende auf dem<br />
digitalen Tool anschauen.<br />
Alte Freunde treffen, neue Kontakte knüpfen<br />
Insgesamt bot die Fachpack ein umfangreiches Angebot entlang der<br />
Prozesskette Verpackung: angefangen bei Packstoffen und Verpackungsmaschinen<br />
über Verpackungsdruck und -veredelung bis hin zu<br />
Logistiksystemen und Services. 41 Prozent der Aussteller und etwa<br />
jeder dritte Besucher reisten aus dem Ausland an, allen voran aus Österreich,<br />
der Schweiz, Italien, den Niederlanden, der Türkei, der Tschechischen<br />
Republik, Polen, Frankreich und Belgien.<br />
Besonders von der großen Resonanz zeigen sich unsere Leserinnen<br />
und Leser in unserer LinkedIn-Umfrage überrascht. Nach zwei<br />
Jahren Pandemie hatte damit sicher nicht jeder gerechnet. „Es war<br />
unsere erste Teilnahme an der Fachpack und wir waren alle sehr ge-<br />
Bilder: NuernbergMesse / Frank Boxler, NuernbergMesse / Thomas Geiger<br />
66 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
spannt, wie die erste Livemesse nach so langer Zeit angenommen<br />
wird. Und wir wurden positiv überrascht: Vom ersten Messetag an<br />
war die Messe gut besucht und unser Team konnte endlich mal wieder<br />
Kunden treffen und auch neue Kontakte schließen“, berichtet Susanne<br />
Kleinhans, Ima Dairy & Food.<br />
Jürgen Kohl, der für Duoplast vor Ort war, zeigte sich vor allem vom<br />
direkten, persönlichen Kontakt überzeugt: „Aus meiner Sicht war die<br />
Messe ein voller Erfolg. Gute Gespräche, vielversprechende Erstkontakte<br />
und jede Menge weitere Kontakte mit bestehenden Kunden. War<br />
toll mit Menschen direkt und nicht nur über Computer zu reden. Schade,<br />
dass nicht noch mehr Aussteller da waren.“<br />
„Keine Frage, dabei zu sein“<br />
Doch nicht nur Teilnehmer unserer Umfrage waren überzeugt von der<br />
Fachpack, auch von anderen Ausstellern kam positives Feedback. So<br />
resümiert Bernd Wieland, Vertriebsleiter für die DACH-Region beim<br />
Maschinenfabrikaten Bausch und Ströbel: „Wir haben uns sehr auf<br />
den persönlichen Kontakt gefreut und diese Vorfreude auch bei unseren<br />
Kunden gespürt. Für uns war es keine Frage, in Nürnberg dabei<br />
zu sein, auch wenn das etwas mehr Aufwand aufgrund der notwendigen<br />
Umsetzung des Hygienekonzepts bedeutet hat.“ Zwar hätten<br />
die Besucher- und Ausstellerzahlen noch spürbar unter dem Vorpandemieniveau<br />
gelegen, doch habe das dem positiven Gesamterlebnis<br />
keinen Abbruch getan. „Wir waren allesamt sehr froh, wieder direkten<br />
Kontakt aufnehmen zu können. Fast alle hatten konkrete Anfragen.<br />
Meine Kollegen und ich haben hier wirklich gute Gespräche geführt.“<br />
Vom Thema Nachhaltigkeit geprägt<br />
Sylvia Di Felice, Leiterin für Produktmanagement und Marketing<br />
beim Allgäuer Klebebandfabrikanten Monta, war überrascht vom<br />
heterogenen Publikum: „Insgesamt war das Messepublikum internationaler<br />
als gedacht, was wir als positiv empfanden. Die Nachfrage<br />
nach unserem Produktangebot war durchgängig hoch, sogar höher<br />
als erwartet, was uns natürlich freut und uns in unserer nachhaltigen<br />
Produktstrategie bestärkt.“<br />
Der Trend der Messe war für Di Felice klar erkennbar: „Die Fachpack<br />
war stark vom Thema Nachhaltigkeit geprägt. Wobei uns aufgefallen<br />
ist, dass die Nachfrage nach umweltfreundlichen Lösungen<br />
deutlich von B2B-Endanwendern ausgeht.“ Doch nicht nur die Inhalte,<br />
auch das „echte“ Aufeinandertreffen haben für Di Felice die Fachpack<br />
ausgemacht: „Ganz klar war zu merken, dass allen Messeteilnehmern<br />
der lang ersehnte persönliche Austausch sehr gefallen hat. Auch wir<br />
haben uns über jedes einzelne Gespräch gefreut und es genossen,<br />
wieder über eine Messe laufen und neue Kontakte knüpfen zu können.“<br />
Diesen Eindruck teilt Tim Litjens, Geschäftsführer der Cabka<br />
Group mit Sitz in Berlin: „Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Fachpack<br />
nach der Pause. Endlich konnten wir wieder live vor Ort mit unseren<br />
Partnern, Kunden und der gesamten Branche in Kontakt kommen.<br />
Die Zahl und die Qualität der Leads sind sehr gut. Wir haben viele interessante<br />
und fruchtbare Gespräche geführt.“<br />
08 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
67
MESSEN UND VERANSTALTUNGEN<br />
„Eine richtige Arbeitsmesse“<br />
Auch im Team der Messe Nürnberg zeigt man sich mehr als zufrieden.<br />
„Erschöpft, aber glückselig!“, so kann man den Gemütszustand<br />
von Heike Slotta, Executive Director Exhibitions, NürnbergMesse,<br />
kurz vor Schließung der Messetore beschreiben. Wie ihr ging es vielen<br />
auf der Messe. Keiner wusste vorher, wie es in diesem außergewöhnlichen,<br />
von der Pandemie geprägten Jahr werden und wie viele<br />
Besucher tatsächlich nach Nürnberg kommen würden. Dass es am<br />
Ende so viele waren, hat nicht nur die Aussteller, sondern auch die<br />
Messemacher überrascht. Und es zeigt: Trotz aller digitaler Möglichkeiten<br />
ist ein Liveevent durch nichts zu ersetzen. „Was Besucher an<br />
der Fachpack besonders schätzen, sind die ergiebigen Gespräche mit<br />
Ausstellern, in denen Ideen für Lösungen für deren Verpackungsprobleme<br />
entstehen“, weiß Phillip Blass, Director Fachpack, Nürnberg-<br />
Messe. „Die Fachpack ist einfach eine richtige Arbeitsmesse – und<br />
das macht sie so besonders.“<br />
Besonders gelobt wurde von Ausstellern die hohe Qualität des<br />
Fachpublikums. Die Ergebnisse einer Besucherbefragung durch ein<br />
unabhängiges Institut belegen dies: Rund 90 Prozent der Fachbesucher<br />
gaben an, in Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen ihres<br />
Unternehmens einbezogen zu sein. Rund zwei Drittel der Fachbesucher<br />
haben eine leitende Position, mehr als jeder Fünfte ist in der<br />
Geschäftsleitung. Die Besucher kamen vor allem aus den Branchen<br />
Lebensmittel und Getränke, Pharma und Medizin, Kosmetik, Chemie,<br />
Elektronik und Automotive.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Kurzum: Die Fachpack <strong>2021</strong> war ein voller Erfolg. Nach eineinhalb<br />
langen Pandemiejahren war die Messe für alle Teilnehmer eine willkommene<br />
Gelegenheit, sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen,<br />
Innovationen und Ideen auszutauschen und sich rundum über die aktuellen<br />
Trends und Entwicklungen in der Branche zu informieren.<br />
Übrigens: Der Termin für die nächste Fachpack steht auch schon.<br />
Vom 27. bis zum 29. September 2022 geht es in Nürnberg wieder hoch<br />
her. Das Leitthema des nächsten Jahres wird „Transition in <strong>packaging</strong>“<br />
lauten. Denn nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch die Verbraucher<br />
fordern Nachhaltigkeit – und das verändert die Branche tiefgreifend.<br />
Themen wie Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und E-Commerce<br />
schließen sich an. COVID-19 hat den Produktschutz unter Hygienegesichtspunkten<br />
in den Fokus gerückt. Und zudem Bereiche wie Onlineshopping<br />
und Home-Delivery noch mehr wachsen lassen. Welches<br />
Einkaufsverhalten werden Verbraucher in Zukunft zeigen? All diese<br />
Themen sind für die Verpackungsindustrie nicht nur eine Aufgabe, sie<br />
bieten auch eine große Chance zur Veränderung.<br />
>> www.fachpack.de<br />
This was the Fachpack <strong>2021</strong><br />
After a pause of two years, the Fachpack trade fair once again<br />
opened its gates at the end of this September. For three days,<br />
approximately 24.000 trade visitors and 788 exhibitors from 33<br />
countries met each other in seven halls of the Nuremberg Exhibition<br />
Center. This year´s exhibition was dominated by one major topic -<br />
the perennial issue „sustainability“, which was also reflected by the<br />
leading theme of the trade fair, which was “Environmentally compatible<br />
Packaging”. Featuring a double-track combination of offline<br />
and online offers, the Fachpack trade fair successfully presented<br />
itself as a contemporary event.<br />
Bild: NuernbergMesse / Frank Boxler<br />
68 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de<br />
08 | <strong>2021</strong>
KALENDER<br />
Bild: r.classen/shutterstock.com<br />
News und<br />
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NOVEMBER<br />
Beviale Summit<br />
Branchentreff der Getränkeindustrie<br />
09.11. bis 10.11.<strong>2021</strong> in Nürnberg<br />
www.beviale-summit.com<br />
Compamed<br />
Fachmesse für die medizinische<br />
Zulieferbranche und Produktentwicklung<br />
15.11. bis 18.11.<strong>2021</strong> in Düsseldorf<br />
www.compamed.de<br />
Productronica<br />
Weltleitmesse für Entwicklung und Fertigung<br />
von Elektronik<br />
16.11. bis 19.11.<strong>2021</strong> in München<br />
www.productronica.com<br />
PTS Pulp Symposium <strong>2021</strong><br />
Wissens- und Erfahrungsaustausch rund<br />
um die Herstellung und Verarbeitung von<br />
Wellpappe<br />
23.11. bis 24.11.<strong>2021</strong> in Radebeul<br />
Hybride Veranstaltung<br />
www.pulp-symposium.com<br />
SPS Smart Production Solutions<br />
Internationale Fachmesse für die<br />
Automatisierungsbranche<br />
23.11. bis 25.11.<strong>2021</strong> in Nürnberg<br />
Hybride Veranstaltung<br />
sps.mesago.com<br />
European Bioplastics Conference<br />
Internationales Forum der<br />
Biokunststoffbranche<br />
30.11. bis 01.12.<strong>2021</strong> in Berlin<br />
www.european-bioplastics.org<br />
JANUAR<br />
Paperworld<br />
Fachmesse für Papier, Bürobedarf und<br />
Schreibwaren<br />
20.01. bis 01.02.2022 in Frankfurt<br />
www.paperworld.messefrankfurt.com<br />
Empack<br />
Regionale Fachmesse für die Prozess– und<br />
Wertschöpfungskette der Verpackung<br />
26.01. bis 27.01.2022 in Hamburg<br />
www.empack-hamburg.com<br />
Logistics & Distribution<br />
Regionale Fachmesse für Intralogistik und<br />
Materialfluss<br />
26.01. bis 27.01.2022 in Hamburg<br />
www.intralogistik-hamburg.de<br />
ProSweets<br />
Internationale Zuliefermesse für die Süßwaren-<br />
und Snackindustrie<br />
30.01. bis 02.02.2022 in Köln<br />
www.prosweets.de<br />
FEBRUAR<br />
Fruit Logistica<br />
Fachmesse für den globalen Fruchthandel<br />
09.02. bis 11.02.2022 in Berlin<br />
www.fruitlogistica.com<br />
Biofach<br />
Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel<br />
15.02. bis 18.02.2022 in Nürnberg<br />
www.biofach.de<br />
Solids<br />
Fachmesse für Granulat-, Pulver- &<br />
Schüttguttechnologien<br />
16.02. bis 17.02.2022 in Dortmund<br />
www.solids-dortmund.de<br />
MÄRZ<br />
Logimat<br />
Internationale Fachmesse für Intralogistik-<br />
Lösungen und Prozessmanagement<br />
08.03. bis 10.03.2022 in Stuttgart<br />
www.logimat-messe.de<br />
Inprint<br />
Int. Fachmesse für Drucktechnologie zur<br />
Anwendung in der industriellen Fertigung<br />
15.03. bis 17.03.2022 in München<br />
www.inprintmunich.com<br />
CCE International<br />
Internationale Fachmesse für die<br />
Wellpappen- und Faltschachtelindustrie<br />
15.03. bis 17.03. 2022 in München<br />
www.cce-international.com<br />
ICE Europe<br />
Internationale Leitmesse für die Veredelung<br />
und Verarbeitung von Papier, Film und Folie<br />
15.03. bis 17.03. 2022 in München<br />
www.ice-x.com<br />
Lopec<br />
Fachmesse für gedruckte Elektronik<br />
23.03. bis 24.03.2022 in München<br />
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07 | <strong>2021</strong><br />
www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 69
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ai161651141011_Anzeige_hpt_Packaging Journal_43x63_4c.pdf 3 23.03.<strong>2021</strong> 15:56:52<br />
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HERAUSGEBERIN UND GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
CHEFREDAKTEURIN<br />
Elke Latuperisa · Tel. +49 (0)2236 - 848811 · el@ella-verlag.com<br />
REDAKTIONSMANAGEMENT<br />
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REDAKTION<br />
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ANZEIGEN<br />
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Es gilt Preisliste Nr. 20 vom 01.11.2020<br />
KORREKTORAT/LEKTORAT Lektorat textperlen.de · Bärbel Philipp<br />
ÜBERSETZUNG Mike Wägeler<br />
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aus EU-Ländern: € 108,00 inkl. MwSt. zzgl. € 20,00 Versandkosten<br />
(MwSt. entfällt bei Nennung der USt-ID.)<br />
Schüler, Studenten und Azubis erhalten 50 % auf den Nettobezugspreis gegen<br />
Vorlage einer gültigen Bescheinigung. Bestellungen direkt beim Verlag oder im<br />
Internet.<br />
Die Mindestlaufzeit des Abonnements beträgt ein Jahr. Die Laufzeit verlängert<br />
sich automatisch jeweils um ein weiteres Jahr, wenn der Vertrag nicht mit einer<br />
Frist von drei Monaten zum Ende des Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird.<br />
ZAHLUNGSMÖGLICHKEIT FÜR ABONNENTEN<br />
Sparkasse KölnBonn<br />
IBAN: DE64 3705 0198 1934 7109 20 BIC: COLSDE33XXX<br />
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Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen können Redaktion und<br />
Verlag trotz sorgfältiger Prüfung nicht übernehmen. Die Veröffentlichungen<br />
im <strong>packaging</strong> <strong>journal</strong> erfolgen ohne Berücksichtigung eines eventuellen<br />
Patentschutzes. Mit Namen oder Zeichen des Verfassers gekennzeichnete<br />
Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar.<br />
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geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne Genehmigung des<br />
Verlages in irgendeiner Form verwendet werden. Dies gilt auch für die Vervielfältigung<br />
als Kopie oder auf Datenträgern sowie für die Aufnahme in elektronische<br />
Datenbanken oder ins Internet. Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine<br />
Haftung übernommen. Es gelten die<br />
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Breitner Abfüllanlagen GmbH, Schwäbisch Hall 70<br />
Bruno Unger GmbH & Co KG, Boppard 73<br />
CAB Produkttechnik GmbH & Co. KG, Karlsruhe 72<br />
Collischan GmbH & Co. KG, Nürnberg 72<br />
Derschlag GmbH & Co. KG, Bad Berleburg 70<br />
DTM Print GmbH, Wiesbaden 2<br />
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K.A. Schmersal Holding GmbH & Co.KG, Wuppertal 41<br />
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Kraus Maschinenbau GmbH, Spaichingen 45<br />
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Packservice PS Marketing GmbH, Karslruhe 39<br />
PTG Lohnabfüllung GmbH, Rodgau 73<br />
Rationator Maschinenbau GmbH, Hillesheim 21<br />
Rische + Herfurt GmbH, Hamburg 72<br />
Saier Verpackungstechnik GmbH & Co. KG, Alpirsbach 27<br />
Schäfers Sicht- und Blisterpack, Straelen 72<br />
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