reisen EXCLUSIV 4-2022 Winter
“Die Lust-Auf-Urlaub-Ausgabe” Oman Abu Dhabi Jordanien Malediven Madeira Kanada Ski fahren und vieles mehr
“Die Lust-Auf-Urlaub-Ausgabe”
Oman
Abu Dhabi
Jordanien
Malediven
Madeira
Kanada
Ski fahren
und vieles mehr
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<strong>Winter</strong>/Frühjahr 2023<br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
Die<br />
Lust auf<br />
Urlaub<br />
Ausgabe<br />
ICH. HIER.<br />
WÜSTE<br />
Oman, Abu Dhabi<br />
Jordanien<br />
INSEL<br />
Malediven<br />
Madeira<br />
AKTIV<br />
Kanada<br />
Ski fahren
WE CONNECT<br />
MORE COUNTRIES<br />
THAN ANY OTHER AIRLINE<br />
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EDITORIAL<br />
Foto: Privat; Illustration: eakgaraj/Shutterstock.com, , SpicyTruffel/Shutterstock.com<br />
HALLO, SCHÖNE UNBEKANNTE<br />
Als ich meinen Mann kennenlernte, waren die Arten, wie wir reisten, sehr unterschiedlich.<br />
Wenn nicht grundverschieden. Er liebt den Strand, die Wärme, das Meer. Kurzum:<br />
Spanien. Ich mag die Berge, die Einsamkeit und das Stürmische. Kurzum: Kanada. Und<br />
während ich diese Zeilen gerade niederschreibe, fällt mir auf, dass ich, seitdem wir<br />
zusammen sind, mit ihm nur einmal auf dem spanischen Festland war. Ein einziges Mal. Er aber<br />
war mit mir schon viermal in Kanada. Das klingt jetzt verdammt ungerecht. Oder eben ganz schön<br />
privilegiert. Je nach Perspektive.<br />
Aber sind wir ehrlich. Ich als Reiseredakteurin muss doch wissen, wo es schön ist (Achtung,<br />
ironischer Unterton). Ich muss doch ein Näschen für atemberaubende Landschaften haben, für<br />
prächtige Naturschönheiten, für einsame Strände, oder? Ansonsten wäre ich auf diesem Posten<br />
doch falsch besetzt.<br />
Mittlerweile glaube ich ja, dass wir in diesem Job einen sehr verklärten Blick auf die Welt des<br />
Urlaubs haben. Wir, die immer auf der Suche nach einer Geschichte sind, müssen natürlich berufsbedingt<br />
dorthin <strong>reisen</strong>, wo nicht schon der gesamte Bekanntenkreis gewesen ist. Wo eben<br />
keine Bustouren hinführen. Am besten ein blinder Fleck auf der Landkarte. Ein Hauch Abenteuer,<br />
eine neue Welt. Papua-Neuguinea oder Guam – das klingt wie Musik in unseren Reisejolly-Ohren.<br />
Costa del Sol jedoch klingt wie ein überdudelter Schlager aus den 1970er-Jahren.<br />
Was für ein hochnäsiges Getue. Wenn ich auf die meistgeklickten Artikel unserer Website gucke,<br />
sind es doch nicht die Ziele, die kaum einer kennt, die die Menschen interessieren. Das Internet<br />
funktioniert so eben auch nicht. Inspiration ist in der virtuellen Welt des World Wide Webs schwer<br />
zu fi nden. Denn es ist vor allem eines: wide. Bedeutet viel zu undurchschaubar. Man muss wissen,<br />
wonach man sucht, um es zu fi nden. Oder sich im Netz verlieren, um dann irgendwann dort zu<br />
landen, wo es eventuell auch schön sein könnte. Doch sind wir ehrlich. Wenn jeder in den Yukon,<br />
ein Territorium in Kanada, <strong>reisen</strong> wollen würde, dann wäre der Duft der Einsamkeit und des Abenteuers<br />
dort bereits verfl ogen.<br />
Worauf ich hinauswill? Dieses Magazin, das wir noch drucken, obwohl die Anzeigenkunden fernbleiben<br />
und die Papierpreise in Mount-Everest-artige Höhen schießen, soll Inspiration sein, auch<br />
mal unbekanntes Territorium kennenzulernen. Und auch Werkzeug dafür sein, das schon Bekannte<br />
noch etwas besser kennenzulernen. Das gönnen wir uns. Noch. Solange es eben geht. Und<br />
danke, dass du dazu beigetragen hast, dass es noch geht. Immerhin hältst du ja jetzt ein Magazin<br />
in den Händen. Das nennen wir Unterstützung. Diese Ausgabe wiederum beinhaltet Spanien<br />
(okay, Mallorca!) und Kanada. Man möchte es in der Ehe eben beiden recht machen (ja, auch hier<br />
war ein Flüsterton der Ironie).<br />
PS: Dieses Bild zeigt meinen Mann und mich in Neufundland, Kanada. Er sieht richtig glücklich<br />
aus. Das ist doch der Beweis für eine gute Wahl.<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Instagram @fraumuksch<br />
winter/frühjahr 2023<br />
3
INHALT<br />
90 YUKON<br />
42<br />
ABU DHABI
106<br />
MALEDIVEN<br />
»Umwege erweitern<br />
die Ortskenntnis.«<br />
Kurt Tucholsky<br />
Unsere Cover-Schönheit ist das<br />
Naladhu Resort auf den Malediven,<br />
das mit nur 20 Villen seine<br />
Gäste beglückt.<br />
WASSER<br />
PORTUGAL<br />
WINTER<br />
28 Freitauchen<br />
Luft anhalten – und zwar ganz schön lange.<br />
Eins werden mit dem Meer: Wie das geht<br />
erklärt uns Reporterin Bianca.<br />
68 Madeira<br />
Wie die Insel im Atlantik mit verschlungenen<br />
Wanderwegen, edlen Tropfen und appetitlichen<br />
Happen Hochstimmung verbreitet.<br />
90 Yukon<br />
Knackig kalt sind die <strong>Winter</strong> im<br />
kanadischen Yukon. Reporterin Verena<br />
schreckte das nicht ab.<br />
Fotos: Rich Stapleton, Andreas Dauerer, Naladhu Private Island Maledives, Kapreski/Shutterstock.com<br />
32 Landgang Grönland<br />
Von wegen eisig! Bei Grönland wird einem<br />
warm ums Herz. Insbesondere wenn sich die<br />
SH Vega zwischen Eisbergen und<br />
Eisbären bewegt.<br />
38 Sagenhafte Seen<br />
Diesen stillen Gewässern wohnt ein Zauber<br />
inne. Fahrt doch selbst hin zum Nachseen.<br />
ARABISCHE HALBINSEL<br />
42 Abu Dhabi<br />
Beeindruckend still, atemberaubend aufregend<br />
– Abu Dhabi ist beides: eilig wie heilig.<br />
52 Oman<br />
Wo der Weihrauch wächst: Redakteurin Marie<br />
erkundete die Region Dhofar rund um Salala.<br />
62 Jordanien<br />
Mannomann, war Reporterin Simone von<br />
Amman begeistert. Angefangen beim Kronleuchter<br />
im schicken neuen Ritz-Carlton bis<br />
zur Henna-Kunst auf ihren Händen.<br />
76 Portugals beste Hotels<br />
Gewusst, wohin! Wir haben die schönsten<br />
Hotels Portugals für euch recherchiert,<br />
getestet und für gut befunden.<br />
78 Six Senses Douro Valley<br />
Sich grün betten: Grün wegen der Aussicht,<br />
des nachhaltigen Konzepts und des eigenen<br />
Kräutergartens. Grün ist toll!<br />
84 W Algarve<br />
Wow! Ein Wort reicht völlig, um das hippe,<br />
verrückte, coole und neue Hotel an der<br />
Algarve zu beschreiben.<br />
106 Malediven<br />
Perfekt für ungestörte Tage! Urlaub auf der<br />
Privatinsel Naladhu verspricht traumhafte<br />
Sonnenuntergänge und eine große Portion<br />
Entspannung.<br />
98 Französische Alpen<br />
Dicke Flocken locken in das größte zusammenhängende<br />
Skigebiet der Welt.<br />
102 Abfahrt mit Promis<br />
So ein Zirkus! Wenn die Skilehrer<br />
prominente Profi s sind, dann ist man<br />
unterwegs mit Franz Klammer oder<br />
Hubert Strolz.<br />
STANDARDS<br />
03 Editorial<br />
06 Reisenews<br />
08 Take away<br />
09 Kolumne<br />
10 Esskalation<br />
12 Für kleine Weltenbummler<br />
14 Nachgelesen<br />
15 Autoren<br />
16 Städtetipp La Palma<br />
18 Events<br />
19 Da wollen wir hin<br />
21 Vorfreude<br />
26 Nachgefragt<br />
60 Drei Kochbuchtipps<br />
66 Luxusspiele für unterwegs<br />
114 Gewinnspiel & Impressum<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
5
eisenews<br />
Die neue Concorde heißt Boom Overture. Dabei<br />
handelt es sich um ein Überschall-Flugzeug. Der flinke<br />
Flieger – immerhin mit einer Spitzengeschwindigkeit<br />
von Mach 1,7 oder 2.099 Kilometer pro Stunde – soll<br />
alsbald 80 Business-Class-Gäste um die Welt transportieren.<br />
American Airlines hat schon Interesse<br />
gezeigt. Immerhin soll auch der Treibstoffverbrauch<br />
geringer sein. Möglich also, dass bald die Strecke von<br />
London nach New York in nur dreieinhalb Stunden<br />
machbar ist. Noch ist das Zukunftsmusik.<br />
SCHALL & SCHNELL<br />
6<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
HÜ & HOTT<br />
Eines der schönsten Familienhotels in Österreich<br />
– das Forsthofgut – hat nun auch einen Reitstall.<br />
Bedeutet: Ponys und Pferden näherkommen,<br />
striegeln und füttern, ausmisten, longieren in<br />
der Reithalle und lange Ausritte auf winterlich<br />
verschneiten Pfaden oder im Frühlingswald, all<br />
das ist möglich. Neben Reitstunden für Anfänger<br />
und Geübte ist auch Ponyreiten für die Kleinsten<br />
möglich. www.forsthofgut.at<br />
ROLLT & ROCKT<br />
Fotos: <strong>2022</strong> Boom Supersonic (2), PR (2), Forsthofgut/p@matter-digital.com, Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V./Sebastian Thiel<br />
WANDERN & TOLL<br />
Jean-Michel Basquiat war der jüngste<br />
Künstler (bis heute), der jemals auf<br />
der documenta ausstellte, war der<br />
erste afroamerikanische Künstler,<br />
der erfolgreich wurde. Er war Warhol-Freund<br />
und Musiker. Leider starb<br />
er 1988 im Alter von 28 Jahren. Seine<br />
Werke sind Millionen wert. Aber ihr<br />
könnt mit einem Basquiat auf einem<br />
Samsonite-Koffer durch die Welt<br />
gondeln. Das ist schon ziemlich cool.<br />
Ab 489 Euro.<br />
www.samsonite.de<br />
Wie die Relikte einer prähistorischen Zivilisation ragen die<br />
Tafelberge in den <strong>Winter</strong>himmel über der Sächsischen Schweiz.<br />
Die Sandsteinkolosse mit ihren verwitterten Gipfeln sind die<br />
Reste eines kreidezeitlichen Meeres, das vor über 100 Millionen<br />
Jahren die Region bedeckte. Diese merkwürdige Landschaft<br />
unweit von Dresden gehört zu den beliebtesten Wandergebieten<br />
Deutschlands. Geheimtipp: nicht im Sommer kommen. Am besten<br />
wandert es sich in der etwa 400 Quadratkilometer großen<br />
Nationalparkregion an den kälteren Tagen. Wilder, stiller und<br />
geheimnisvoller wird es nimmer. www.saechsische-schweiz.de<br />
7
takeaway<br />
ZEITLOS .<br />
Ist sie nicht schön? Ihr<br />
Name: Ludwig 33 noir. Es ist<br />
eine wunderbar zarte Uhr<br />
für das Damenhandgelenk.<br />
Und raffiniert ist sie obendrein<br />
mit ihren Zeigern in<br />
Gold. Gefertigt ist sie in der<br />
Tradition der kunst Glashütte. € 1.520<br />
Uhrmachernomos-glashuette.com.<br />
Unser kleiner Geheimtipp für schlaflose Nächte<br />
dank Zeitzonenwechsel. Leaf Nutrition hat wirksame<br />
Pillen, die helfen. Der Name: Passion Sleep.<br />
Das Gute: keine Chemie. Leaf setzt auf Natur.<br />
Deshalb sind die Inhaltsstoffe Passionsblume,<br />
Baldrian und L-Tryptophan die beruhigenden<br />
Begleiter für die Nacht. www.leafnutrition.de<br />
FOTOGEN.<br />
GEGEN JETLAG.<br />
Für alle, die das kreative Potenzial der Handykamera<br />
ausschöpfen möchten, ist dieser clevere<br />
Ratgeber »Smart Photos« von Jo Bradford Sinn<br />
sinnvoll. 52 praxiserprobte Projektideen laden<br />
dazu ein, sich Zeit für Kreativität zu nehmen und<br />
sich mit den verschiedenen Aspekten von guten<br />
Fotos zu beschäftigen. Denn oftmals wirken bestimmte<br />
Aufnahmetechniken kompliziert,<br />
werden in diesem Buch aber<br />
in einfachen Schritten<br />
erklärt. Von Light-Painting<br />
bis Collage, von<br />
Langzeitbelichtung bis<br />
Unterwasserfotografie.<br />
Jede Menge Likes sind<br />
garantiert. 144 S., € 18,<br />
erschienen bei Prestel.<br />
ROLLIG.<br />
TANZEN.<br />
ODER.<br />
TRÄUMEN.<br />
Rollergirls sind die Skateboarder des<br />
21. Jahrhunderts. Und weil die coolen<br />
Girls auch trendy Skates tragen wollen,<br />
gibt es jetzt eine Kooperation von<br />
Impala und Karl Lagerfeld. So haben<br />
die Rollschuhe – ja, richtig gelesen –<br />
ein ikonisches KL-Monogramm-Motiv<br />
in einem holografischen Druck, der<br />
mit schwarzer Hardware und schwarzen<br />
Glitzerrollen kombiniert ist. € 179.<br />
Stell dir vor, wie du an den felsigen Ufern<br />
der Pazifikküste auf das Wasser blickst<br />
und die Wellen unter dir an die Steine<br />
schlagen. Dabei hilft dir der entspannende<br />
Podcast von Destination Canada.<br />
Wie das? Aufdrehen oder runterkommen<br />
– und so die zwei Seiten Kanadas<br />
entdecken. Hörer können entweder mit<br />
Natursounds und meditativen Entdeckungstouren<br />
in die Weite und Stille der<br />
Natur Kanadas eintauchen oder per<br />
Klick auf verschiedene Playlists die Vibes<br />
der Metropolen spüren. Gewählt werden<br />
kann auf der Spotify-Microsite zwischen<br />
den beiden Optionen »Turn it up« und<br />
»Take a breath« und den dazugehörigen<br />
Podcasts und Playlists. Kanadische<br />
Musikjournalisten haben Playlists mit den<br />
Songs und Sounds der Städte Vancouver,<br />
Calgary, Toronto und Montréal zusammengestellt.<br />
Der Bereich »Take a breath«<br />
ist eine meditative und ruhige Audioreise<br />
durch Kanadas prächtige Natur. Man<br />
muss übrigens kein Spotify-Abo haben,<br />
um das zweitgrößte Land der Welt auf<br />
die Ohren zu bekommen!<br />
www.canada.withspotify.com/de/<br />
Fotos: PR (4), carlesmedina<br />
Fotos:xxx<br />
winter/frühjahr 2023
KOLUMNE<br />
Unsere Kolumnistin Ala Zander<br />
hat nicht nur ein Gespür für neue<br />
Trends und It-Brands, sondern<br />
auch für die angesagtesten<br />
Hotspots. Wer immer am Puls der<br />
Zeit sein möchte, reist ihr einfach<br />
hinter. Beispielsweise in dieses<br />
neue Traumhotel in Griechenland.<br />
Ein Kosmos für sich. Danke fürs<br />
Finden, Ala!<br />
Wer meine Reise-Kolumnen regelmäßig liest oder mir gar<br />
auf Instagram folgt, der weiß: Ich liebe Griechenland.<br />
Guten Stil pflegt man dort seit der Antike und den ziehen<br />
die Griechen auch heute noch konsequent durch.<br />
Jede Menge guten Stil bietet auch das in diesem Sommer neu eröffnete<br />
Cosme Hotel auf der kleinen Kykladen-Insel Paros. Das griechische Hotellerie-Ehepaar<br />
Kalia und Antonis Eliopoulos können Luxus, so viel<br />
steht fest. Antonis war bereits als junger Mann visionär genug, um aus<br />
einem verfallenen Weingut auf Santorini das damals erste Fünf-Sterne-<br />
Hotel der heute so berühmten Insel zu machen.<br />
Mit dem vor einigen Jahren auf Paros eröffneten Parilio Hotel begann<br />
für das erfolgreiche Athener Unternehmerpaar die Eroberung<br />
des zauberhaften Inselchens, das bei Kykladen-Kennern schon lange<br />
als eine der schönsten Inseln überhaupt gilt.<br />
Mit der Fähre nur 30 Minuten vom Partywahnsinn auf Mykonos<br />
entfernt, findet auf Paros, Gott sei Dank, kein wirklich spannendes<br />
Nachtleben statt, und man genießt vor allem Natur, Kultur und das<br />
geniale Essen. Im Gegensatz zum mehrfach ausgezeichneten Design-<br />
Hotspot Parilio liegt das neue Cosme Hotel direkt am Strand, was auf<br />
Paros grundsätzlich eher selten der Fall ist. In einer kleinen, ruhigen<br />
Bucht gelegen, ist man dennoch nur einen kurzen Spaziergang vom<br />
malerischen Örtchen Naoussa entfernt, wo sich zahlreiche Restaurants<br />
und Shops befinden.<br />
Nomen est omen, denn irgendwie fühlt man sich im Cosme schnell<br />
wie auf einem anderen Stern. Da verwundert es nicht, dass es sogar<br />
eine kleine Sternwarte auf dem Hotelgelände gibt, wo man mit einem<br />
Teleskop den nächtlichen Sternenhimmel erkunden kann. Man muss<br />
das Hotel nicht verlassen, um rund um die Uhr beschäftigt zu sein:<br />
Es gibt ein professionell ausgestattetes Gym, ein elegantes Spa, einen<br />
Infinitypool, der einen davon abhält, an den Strand zu wollen, und ein<br />
vom griechischen Starkoch Yiannis Kioroglou geführtes Open-Air-Restaurant.<br />
Die 40 Suiten selbst sind allerdings so wunderschön eingerichtet,<br />
dass man auch diese am liebsten gar nicht mehr verlässt und<br />
sich der totalen Entspannung und Erholung hingibt. Keine Frage: Das<br />
neue Cosme Hotel ist ein Kosmos für sich und sich in diesem zu verlieren,<br />
kann ich nur wärmstens empfehlen.<br />
Fotos: George-Sfakianakis, George Fakaros/www.fakaros.com, Privat<br />
9
esskalation<br />
Wer weiß, wie man Skrei ausspricht, wird merken,<br />
dass die Überschrift keinen Sinn ergibt. Denn Skrei<br />
wird nicht wie der deutsche Schrei ausgesprochen,<br />
sondern eher wie das englische grey. Und – das<br />
ist auch wichtig zu wissen – der Skrei stirbt nicht<br />
aus. Der ist noch putzmunter unterwegs. Denn die<br />
norwegische Regierung achtet sehr darauf, dass der<br />
<strong>Winter</strong>kabeljau nicht überfischt wird. Dieser hat für<br />
die norwegische Küche eine immense Bedeutung.<br />
Und so findet man zwischen Privathaushalten und<br />
Gourmetrestaurants den Skrei auf dem Teller. Solltet<br />
ihr also in der passenden Jahreszeit dort sein, unbedingt<br />
probieren.<br />
DER LETZTESkrei<br />
10 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
GINvoll<br />
Fotos: PR (2), Max Kneefel, MEDIASHOZS, Max Burnett@Studio_M, hlphoto/Shutterstock.com, Lars Goran Qvarnstrom/Shutterstock.com<br />
EINE PORTION<br />
Kunst, bitte!<br />
Die CapitalKitchen in<br />
Amsterdam tischt ganz<br />
schön auf. Und zwar<br />
Kunst. Das bahnbrechende<br />
Design des neu eröffneten<br />
Restaurants wurde<br />
vom multitalentierten<br />
Künstler Maarten Spruyt<br />
entworfen. Er hatte freie<br />
Hand und durfte die Inneneinrichtung<br />
nach<br />
seinen eigenen Vorstellungen<br />
gestalten. Herausgekommen<br />
ist eine<br />
Kunstwelt zum Staunen.<br />
Ob man da noch auf sein<br />
Menü achten kann?<br />
www.capitalc.amsterdam/<br />
kitchen/<br />
STINKT UND knallt<br />
Können wir alle noch eine neue Gin-Kreation<br />
ertragen? Wenn sie von Mirabeau<br />
kommt, dann schon. Ob als Longdrink<br />
oder als Aperitif, der mehrfach ausgezeichnete<br />
Mirabeau Dry Gin ist der perfekte<br />
Cocktail-Partner für jede Jahreszeit.<br />
Der außergewöhnlich weiche, ausgewogene<br />
Gin wird mit Mirabeau Rosé sowie<br />
einer Reihe von der Côte d’Azur inspirierten<br />
Botanicals hergestellt – verfeinert<br />
mit einer exotischen Note. Zitronen und<br />
Koriander verleihen ihm die feine Zitrusfrische,<br />
Iriswurzeln und Engelwurz leicht<br />
blumige und erdige Noten, unterlegt mit<br />
den floralen Anklängen der nur sparsam<br />
zugesetzten Blüten von Rosen, Jasmin<br />
und Lavendel. Lorbeer, Thymian und<br />
Rosmarin vollenden die Aromapalette mit<br />
typisch provenzalischen Kräuternoten.<br />
Zugegeben, wir sind Fans von lokalen Bieren, gerne hergestellt in<br />
kleinen Brauereien. Das bringen wir gerne mit. Für die Verwandtschaft<br />
oder für Freunde oder auch mal für Redaktionskollegen.<br />
Nur dieses Bier hat für verblüffte Gesichter gesorgt. Der Name ist<br />
schuld: »Stinky Bay«. Dabei handelt es sich um ein India Pale Ale,<br />
das in der Stinky Bay Brewing Company gebraut wird und um<br />
Klassen besser schmeckt, als es der Name vermuten lässt. Für<br />
diesen stand übrigens eine zerklüftete Bucht an der nordwestlichen<br />
Spitze Jerseys Pate.<br />
DIE BESTE BARTENDERIN<br />
der Welt<br />
… kommt nicht aus New York. Auch nicht aus<br />
London. Nicht einmal aus Berlin. Ihre Wirkungsstätte<br />
ist die 360° Bar & Lounge im Vila Vita<br />
Marburg. Mit ihrem Cocktail »154 barmaids portrait«<br />
mixte sich Linh Nguyen an die Weltspitze.<br />
Die Marburgerin mit vietnamesischen Wurzeln<br />
überzeugte die Jury mit der richtigen Mischung<br />
aus dem Kirschbitterlikör Marendry, Rum sowie<br />
Sweet & Sour und setzte die trockenen Töne<br />
des Alkohols mit der exotischen Süße weiterer<br />
Zutaten und Goldglitter gekonnt in Szene. Wer<br />
probieren will, muss immerhin nicht um den<br />
halben Erdball fliegen. Glückwunsch!<br />
www.vilavitamarburg.de<br />
AUS DEM<br />
WASSER<br />
gefischt<br />
Seit ihrer Einführung<br />
2016 ist die Karaffe Fish<br />
& Fish von Paola Navone<br />
zu einem echten<br />
Bestseller geworden. Die<br />
Herings-Karaffe ist ein<br />
Hingucker in vier verschiedenen<br />
Farben. Vom<br />
belgischen Label Serax,<br />
pro Karaffe € 34<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
11
kleine weltenbummler<br />
Hex, hex<br />
Einmal den Sprechenden Hut aufsetzen und gespannt<br />
warten, ob man ein Gryffindor, ein Slytherin, ein Hufflepuff<br />
oder ein Ravenclaw ist. Sich im Speisesaal von Hogwarts<br />
umschauen oder seine Quidditch-Fähigkeiten beim Werfen<br />
eines Quaffels ausprobieren. Fans der Bücher und Filme<br />
wissen genau, wovon die Rede ist: von Harry Potter. In<br />
Wien kann man ab Dezember <strong>2022</strong> in die Welt des Zauberlehrlings<br />
eintauchen. Die Harry-Potter-Ausstellung ist ein<br />
interaktives Erlebnis, das die legendären Szenen, Charaktere,<br />
Schauplätze und Tierwesen aus den Filmen zeigt. Tolle<br />
Requisiten, zauberhafte Kostüme und eine Magierwelt, die<br />
nicht nur Fans begeistert. www.harrypotter-ausstellung.at<br />
Spiel, Satz, Sieg<br />
Sportlich fröhlich, so können die Kleinen unterwegs sein. Der Rucksack<br />
Allan ist kompakt genug, damit jedes Kind ihn tragen kann, aber<br />
geräumig genug, um alle wichtigen Dinge zu verstauen. Damit es die<br />
Dinge für den Kindergarten oder das Spielzeug für den Wochenendtrip<br />
auch schön haben. Von Liewood, € 54.<br />
12 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Du hast die<br />
Haare schön<br />
Entwirrt zerzauste Kinderhaare<br />
und ist vor allem Gold wert in<br />
der Mützenzeit: Das Leichtkämmspray<br />
von boep macht<br />
Kinderhaare auf ganz sanfte<br />
Weise zahm. Dürfen natürlich<br />
auch Erwachsene nutzen.<br />
150 ml, um € 15.<br />
Flosse an Flosse<br />
Hineinkuscheln und ins Land der Träume abtauchen! Wenn<br />
es doch immer so einfach wäre. Aber mit der hübschen türkisfarbenen<br />
Bettwäsche Blavingad von Ikea ist man nicht allein.<br />
Vielleicht hilft das Pinguinezählen? Davon sind jedenfalls<br />
jede Menge auf der Bettwäsche. Zwei Pinguine, vier Pinguine,<br />
sechs Pinguine .... Um € 15<br />
Fotos: PR (4), ALLEGRIA/Matthias Buchegger (2), NYC & Company<br />
Bestens vorbereitet auf den Österreich-Trip: Das Buch »Wundersame<br />
Welterbe« nimmt mit auf eine Reise durchs Nachbarland<br />
zu den zwölf Welterbestätte des Landes. So wandelt<br />
man mit Kaiserin Maria Theresia durch die Gärten von<br />
Schloss Schönbrunn und entdeckt mit Albert von Rothschild<br />
in den Buchenurwäldern seltene Tiere. Für kleine Fragekönige<br />
und Erwachsene, die auch nicht immer alles wissen können.<br />
Österreichische UNESCO-Kommission, Lukas Wieselberg und<br />
Stephanie Godec, Falter Verlag, 80 S., € 18,50<br />
Wildes New York<br />
Mit Kindern in New York unterwegs? Dann lohnt ein Abstecher<br />
in den Bronx Zoo, einen der größten Zoos der Welt. 1899<br />
eröffnet beherbergt er rund 4.000 Tiere und ist perfekt für<br />
Familien, die das hektische Manhattan ein paar Stunden hinter<br />
sich lassen möchten. Doch es gibt nicht nur wilde Tiere zum<br />
Bestaunen, sondern auch zum Streicheln. Im Streichelzoo<br />
spazieren Ziegen, Schafe und Faultiere umher. Außerdem kann<br />
man sich im Treetop Adventure, einem Kletterpark, austoben.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
13
nachgelesen<br />
Zahlen – so heißt es ja immer – lügen nicht. Spannend also, wenn wir auf das statistische<br />
Werk des renommierten Datenjournalisten Tin Fischer schauen. Wer jetzt denkt, Spannung<br />
und Statistik sei ein Oxymoron, dem sei hiermit gesagt: keineswegs. Denn dank des wunderbar<br />
illustrierten Buches »Einer von Hundert wird 100« lernen wir etwas dazu, erweitern<br />
unseren Horizont und staunen nicht selten, auch über unsere eigene Sicht auf die Welt. So<br />
lernen wir, dass die meisten 10-Jährigen die Welt in Inseln zeichnen, sich die meisten Backpacker<br />
in Asien tummeln, aber dann schon in den Metropolen Europas (London, Paris und<br />
Amsterdam). Wir erfahren, dass die Besteigung des Mount Everest ein Midlife(Crisis)-Projekt<br />
ist und wo man in Europa am ältesten wird. Beispielsweise auf Korsika. Doch sollten wir nun<br />
den Eindruck erweckt haben, dass sich das Buch der Grafiken nur auf Reisen beschränkt.<br />
Mitnichten. Wir lernen auch, wann die Rushhour des Lebens ist, wie viele von uns Menschen<br />
mit dem gleichen Bildungsgrad heiraten und welche Lebensmittel als Tattoos am beliebtesten<br />
sind. Schaut doch mal? Hättet ihr etwa gedacht, dass doch einige Menschen eine Pizza<br />
auf der Haut tragen wollen?<br />
Einer von Hundert wird 100<br />
Erschienen bei Hoffmann und<br />
Campe im Oktober 2021, S. 208,<br />
€ 25, ISBN: 978-3-455-01069-5<br />
Häufigkeit von<br />
Tattoo-Fotos<br />
mit Essens-<br />
Hashtag auf<br />
Instgram<br />
DIE WELT<br />
IN ZAHLEN<br />
#pizzatattoo<br />
34 412<br />
#pineappletattoo<br />
34 099<br />
#coffeetattoo<br />
26 126<br />
#cupcaketattoo<br />
21 986<br />
14<br />
#cherrytattoo<br />
19 347<br />
#peachtattoo<br />
9 741<br />
#lemontattoo<br />
7 132<br />
#beertattoo<br />
13 088<br />
#strawberrytattoo<br />
9 166<br />
#sushitattoo<br />
6 160<br />
#candytattoo<br />
8 462<br />
#watermelontattoo<br />
4 161<br />
#bananatattoo<br />
11 803<br />
#tacotattoo<br />
3 858<br />
#icecreamtattoo<br />
11 035<br />
#avocadotattoo<br />
8 233<br />
#caketattoo<br />
3 354<br />
#appletattoo<br />
10 254<br />
#winetattoo<br />
7 200<br />
#kiwitattoo<br />
2 455<br />
Grafi k von Mario Mensch aus dem Buch »Einer von Hundert wird 100«, S. 86
AUTOREN<br />
Eisbären sind wirklich<br />
der Arktis<br />
die Könige<br />
Verena Wolff<br />
Martin Häußermann<br />
Martin ist gerne flott<br />
unterwegs – mit dem<br />
Fahrrad, dem Motorrad<br />
oder auch auf Ski. Ihn<br />
zieht es immer wieder in<br />
die Berge, gerade im <strong>Winter</strong>.<br />
Er liebt es, im eigenen<br />
Rhythmus durch den<br />
Schnee zu gleiten, und<br />
hat diese Fähigkeiten in<br />
den letzten vier Jahrzehnten<br />
an Hunderte Kinder<br />
und Jugendliche weitergegeben.<br />
Die Bretter, die<br />
für ihn die Welt bedeuten,<br />
schnallte er sich für diese<br />
Ausgabe gleich mehrfach<br />
unter und carvte über die<br />
schönsten Skihänge Kärntens,<br />
Vorarlbergs sowie<br />
Frankreichs.<br />
»Ich liebe den <strong>Winter</strong> und<br />
ich liebe den Skisport.<br />
Perfekt wird es, wenn<br />
das Basislager ein tolles<br />
Fünf-Sterne-Hotel ist, das<br />
von der Familie eines<br />
aktiven Weltcupfahrers<br />
betrieben wird. Außerdem<br />
konnte ich mir natürlich die<br />
Chance, mit ehemaligen<br />
Olympiasiegern die Piste<br />
runterzujagen, nicht entgehen<br />
lassen. Auch wenn man<br />
dafür manchmal sehr früh<br />
aufstehen muss.«<br />
Dr. Bianca Klement<br />
Bianca taucht gerne ab.<br />
Auch ohne Sauerstoff.<br />
Deswegen haben wir sie<br />
eine Geschichte über das<br />
Apnoetauchen schreiben<br />
lassen. Und uns gleich an<br />
den Kultfilm »Im Rausch<br />
der Tiefe« erinnert gefühlt.<br />
Bianca ist promovierte<br />
Kulturwissenschaftlerin<br />
und hat – Überraschung –<br />
ein großes Faible für das<br />
Meer, fremde Welten und<br />
die Natur.<br />
»Nirgendwo fühle ich mich<br />
so mit der Natur verbunden<br />
wie unter Wasser. Viele der<br />
schönsten und aufregendsten<br />
Orte befinden sich unter<br />
der Meeresoberfläche. Das<br />
Tauchen öffnet mir für einen<br />
kurzen Moment die Tür in<br />
diese faszinierende Welt<br />
und dafür bin ich jedes Mal<br />
dankbar.«<br />
Dr. Martin Wein<br />
Martin ist meinungsfest.<br />
Das liegt daran, dass sich<br />
der Doktor der Geschichte<br />
in zahlreichen Themen<br />
bestens auskennt.<br />
Umwelt, Energie und<br />
Gesellschaftsthemen sind<br />
darunter. Und eben die<br />
Reise. Gelernt hat er den<br />
Redakteursjob von der<br />
Pike auf in Wilhelmshaven<br />
an der Nordsee. Heute<br />
reist er wie ein Weltmeister<br />
um den Erdball. Gerne<br />
ist er auch in den kühleren<br />
Gefilden unterwegs.<br />
Deswegen hat er uns eine<br />
Geschichte aus Grönland<br />
mitgebracht.<br />
»Eisbären sind wirklich die<br />
Könige der Arktis. Wenn<br />
man auf einer Grönland-<br />
Reise eines begreift, dann<br />
dies: Wir müssen alles dafür<br />
tun, damit auch sie die<br />
Klimakrise überleben.«<br />
Andreas Dauerer<br />
Andreas ist eigentlich<br />
Künstler. Jedes seiner<br />
Bilder wirkt so, als hätte<br />
er sich stundenlang Gedanken<br />
darüber gemacht,<br />
wie genau dieser Winkel<br />
auf den Menschen wirken<br />
könnte. Und das lieben<br />
wir an ihm. Auch dass er<br />
anders denkt und anders<br />
schreibt, ist eine Wohltat<br />
fürs Magazin. Genormte<br />
Texte möchten wir nicht<br />
so gerne. Da favorisieren<br />
wir seinen verschnörkelten<br />
Stil, den er für uns<br />
über Madeira und Abu<br />
Dhabi Beweis gestellt hat.<br />
»In Madeira habe ich mich<br />
verliebt. Gemäßigte Temperaturen,<br />
eine ehrliche, raue<br />
Küste, schier unendlich<br />
viele Wanderwege und eine<br />
Küche, die jeden Tag eine<br />
andere Überraschung bereithält.<br />
Und in Abu Dhabi<br />
macht’s die Mischung: Die<br />
Emirate zeigen sich modern<br />
und aufgeschlossen, Hochkultur<br />
neben Badestränden,<br />
internationale Großveranstaltungen<br />
neben Adrenalinkicks<br />
– und eine begeisternde<br />
Wüstenlandschaft,<br />
die einen träumen lässt.«<br />
Fotos: privat<br />
Verena hat das Dutzend<br />
bald voll – das Dutzend<br />
Besuche im Yukon. Und<br />
trotz der zahlreichen<br />
Reisen – die meisten<br />
davon im <strong>Winter</strong> – hat<br />
das Territorium im hohen<br />
Norden Kanadas für sie<br />
nichts von seiner Faszination<br />
verloren. Eine Wüste<br />
gibt es da und Eisstraßen,<br />
Nordlichter und Mitternachtssonne.<br />
Und, sehr<br />
verstreut im Territorium,<br />
echte Typen. Wie Terry<br />
Lee, der im Saloon in<br />
Dawson City einen Drink<br />
mit einem echten, abgestorbenen<br />
Zeh serviert.<br />
»Wer den <strong>Winter</strong> im Yukon<br />
erleben möchte, aber keine<br />
Lust auf 50 Grad minus hat,<br />
sollte im Frühjahr hinfahren.<br />
Dann ist noch alles tiefgefroren<br />
und verschneit, aber<br />
die Tage sind nicht mehr so<br />
eisig – und deutlich länger<br />
als im tiefsten <strong>Winter</strong>. Und:<br />
Der Zeh ist gar nicht so<br />
schlimm. Fühlt sich an wie<br />
ein Stück Treibholz.«<br />
Instagram @verenawolff<br />
winter/frühjahr 2023<br />
Insta @martinunterwegs<br />
Instagram @seamorenature<br />
Instagram @andreasdauerer<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
15
städtetipp<br />
PALMA DE MALLORCA<br />
MALLORCAS HAUPTSTADT IST LÄSSIGER, ALS SO MANCHER VERMUTEN<br />
WÜRDE. WIR EMPFEHLEN DRINGEND, SICH MEHR ANZUSEHEN ALS DIE<br />
KATHEDRALE VON AUSSEN. HIER KOMMEN UNSERE TIPPS.<br />
HOCH HINAUS<br />
Seit Mai darf man wieder hoch. Gemeint ist die Dachterrasse der Kathedrale La Seu. Warum sollte<br />
man die mehr als 200 Stufen hochkraxeln? Weil die Aussicht schon wunderbar ist. Der Blick fällt je<br />
nach Aussichtspunkt auf Stadt, Hafen oder Bucht. Im Sommer empfiehlt es sich, nicht die Mittagszeit<br />
zu wählen, denn Schatten sucht man dort oben vergebens. Jede halbe Stunde können 100 Menschen<br />
eine Karte zum Besichtigen erwerben. 20 Euro kostet ein Ticket für Erwachsene.<br />
16 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Wow<br />
Mural-Heaven – das ist die 2B Art Gallery im Herzen<br />
Palmas. Moderne Kunst aus dem Jetzt wird hier<br />
angeboten. Inspirierende Arbeiten von den größten<br />
Namen der Street-Art-Szene: Nick Walker, Buff<br />
Monster, Ben Eine, The London Police, Dotmaster,<br />
El Pez, Dadara, SheOne, Lucy Sparrow, Nerone und<br />
viele mehr. Zusätzlich werden auch noch sogenannte<br />
Art Toys verkauft. Echte Hingucker, worüber<br />
sich die Geister scheiden.<br />
Tut-tut<br />
Ein wunderbarer Tagesausflug mit einem nostalgischen Gefährt.<br />
Wir empfehlen, mit der historischen Schmalspurbahn »Roter<br />
Blitz« von Palma nach Sóller zu tuckern. Dann dort im Städtchen<br />
inmitten des Tramuntana-Gebirges flanieren und wieder den<br />
Zug zurück nehmen. Herrlich entschleunigend.<br />
Hi Hipster<br />
Santa Catalina ist das Hipsterviertel in Palma.<br />
Hier befindet sich neben den trendigen Bars,<br />
den innovativsten Restaurants und echt coolen<br />
Shops noch die traditionelle Markthalle, die<br />
durchaus auch zum Schlendern einlädt. Denn<br />
der ein oder andere gute inseleigene Vino wird<br />
hier ebenfalls ausgeschenkt.<br />
Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen (3), Art<br />
Sanchez, Toa Heftiba<br />
GESUNDER HAPPEN<br />
Am Abend begeistert das Botànic Restaurant im Hotel Can<br />
Bordoy zum einen durch sein bezauberndes Interieur und zum<br />
anderen durch sein großartiges Kulinarik-Konzept: der Plant<br />
Forward Kitchen. Gemüse und Grünes werden ins Rampenlicht<br />
gerückt. Verwendet werden ausschließlich Bio-Produkte aus<br />
lokalem und regionalem Anbau. Und schön ist es dort obendrein.<br />
Kaiseki<br />
winter/frühjahr 2023<br />
17
events<br />
2023 wird ein aufregendes Jahr. Indien wird höchstwahrscheinlich<br />
China als bevölkerungsreichstes Land überholen. Die Fußball-WM<br />
der Frauen findet im Sommer in Australien und Neuseeland statt<br />
und die Bundesgartenschau in Mannheim. Was es sonst noch Tolles<br />
gibt, findet ihr hier …<br />
MAGIE DER HÖHE.<br />
2023 feiert Wien ein besonders lebenslustiges<br />
Jubiläum. Vor 150 Jahren fand in der österreichischen<br />
Hauptstadt die Weltausstellung statt. Sie brachte<br />
der Stadt die Rotunde am Prater, eine Kunsthalle, die<br />
Wasserversorgung und zahlreiche Luxushotels. Das<br />
ganze Jahr über feiert Wien das Jubiläum mit Festen,<br />
Ausstellungen und Konzerten. www.wien.info<br />
MAGIE DER TÖNE.<br />
Soll es das nun wirklich<br />
gewesen sein? Sir Elton<br />
John verabschiedet sich<br />
von der Bühne. Die »Farewell<br />
Yellow Brick Road Tour«<br />
soll die wirklich letzte seiner<br />
fast 60-jährigen Bühnenkarriere<br />
sein. Im Mai sagt<br />
der Rocket Man noch<br />
einmal leise »farewell« – in<br />
Hamburg, Berlin und Köln.<br />
Bunte Sonnenbrillen und<br />
glitzernde Sakkos inklusive.<br />
www.eventim.de<br />
MAGIE DER FARBEN.<br />
Sein Gemälde »Der Schrei«<br />
ist weltbekannt. Weniger<br />
bekannt dürfte sein, dass der<br />
norwegische Maler Edvard<br />
Munch Berlin als seine zweite<br />
Heimat bezeichnete. Das mag<br />
auch daran liegen, dass sich<br />
die deutsche Hauptstadt zum<br />
Ende des 19. Jahrhunderts für<br />
alles begeisterte, was irgendwie<br />
nordisch war. Der Maler<br />
freute sich über die Aufmerksamkeit<br />
für seine Werke so<br />
sehr, dass er 15 Jahre lang, bis<br />
1907, immer wieder für längere<br />
Zeit in Berlin lebte. Die Ausstellung<br />
»Magic of the North –<br />
Edvard Munch in Berlin« zeigt<br />
ab dem 15. September 2023<br />
(Berlinische Galerie) rund 80<br />
Werke, Gemälde, Drucke und<br />
Fotografien des Norwegers.<br />
www.berlinischegalerie.de<br />
Fotos: Martin Dworschak/Shutterstock.com, German Vizulis/Shutterstock,com, katatonia82/Shutterstock.com<br />
18<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
da wollen wir hin<br />
7 PINES RESORT Sardinien<br />
Im Nordosten Sardiniens in der Baia Sardinia, unweit der berühmten Costa Smeralda,<br />
hat dieses Jahr das neue 7 Pines Resort eröffnet. Ganz schön grün ist es hier: Das 76<br />
Zimmer große Luxusresort ist umgeben von 15 Hektar Küsten- und Naturschutzgebiet.<br />
Bei der Innenausstattung wurde sehr darauf geachtet, dass die Insel sich in der Architektur<br />
sowie in den verwendeten Materialien und Stoffen wiederfindet. Beispielsweise<br />
wurde das hier typische Wacholderholz eingesetzt. Und auch bei den Aktivitäten wird<br />
es aufregend. Wie klingt eine Inselerkundung im Ferrari 488 Spider? Oder ein Törn mit<br />
dem Oldtimer-Segelboot? Es klingt nicht nur nach einem traumhaften Urlaub. Und unbedingt<br />
einkehren sollte man in den lässigen Cone Club.<br />
Ab € 400 pro Nacht fürs Zimmer, u. a. buchbar über die Website des 7 Pines Resort<br />
Sardinia. www.7pines.com/de/sardinia<br />
Fotos: PR (2)<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
19
ÜBERALL DORT, WO ES PODCASTS GIBT<br />
HOTEL DER WOCHE<br />
HOTEL DER WOCHE<br />
northernterritory.com/de
VORFREUDE<br />
Drei Tipps, die einem den Atem rauben. Auf verschiedenste Art<br />
und Weise. Ob dem Himmel so nah auf Island, im unterirdischen<br />
Labyrinth der längsten Höhle der Welt in Kentucky oder beim<br />
Hengstauftrieb im Brixental. Wir freuen uns auf das Reisejahr 2023.<br />
AUS HEITEREM HIMMEL<br />
Bei einem Roadtrip rund um Island lassen viele die<br />
Westfjorde links liegen – dabei findet sich hier eine der<br />
wildesten und zerklüftetsten Regionen des Landes! Steile<br />
Klippen fallen senkrecht ins Meer, Nebel umhüllt die<br />
schneebedeckten Gipfel. Ohne Frage: Die eindrucksvolle<br />
Natur ist hier das Highlight. Und damit man diese auf<br />
noch spektakulärere Art erleben kann, hat seit September<br />
<strong>2022</strong> eine Stahlplattform am Rand des 638 Meter hohen<br />
Bolafjall-Berges eröffnet, die einen geradewegs in die<br />
unwirkliche Szenerie über dem Fjordsystem Ísafjarðardjúp<br />
hineinspazieren lässt. Von hier reicht der Blick hinüber<br />
nach Hornstrandir, zur wohl legendärsten und unberührtesten<br />
Halbinsel Islands. www.westfjords.is/en<br />
Foto: Bolungarvik/Visit Westfjords<br />
winter/frühjahr 2023<br />
21
22<br />
winter/frühjahr 2023
VORFREUDE | Mammoth Cave Nationalpark, Kentucky<br />
LICHT INS DUNKLE<br />
Das längste Höhlesystem der Welt liegt im Herzen von Kentucky. Mit einer Länge von mehr<br />
als 675 Kilometern trägt die »Mammut-Höhle« ihren Namen völlig zu Recht. Sie zählt zum<br />
Unesco-Weltnaturerbe und wurde 1990 zudem zum Biosphärenreservat erklärt. Im Mammoth<br />
Cave National Park in den USA liegen noch einige weitere gigantische Höhlen und noch heute<br />
werden hier spektakuläre Entdeckungen gemacht. Am besten erschließt man sich man sich die<br />
Mammoth Cave bei einer geführten Tour mit einem Park-Ranger. Von einer einstündigen<br />
Wanderung durch die beleuchteten Gänge und Hallen hin zu sechsstündigen, abenteuerlichen<br />
Touren bis in die letzten unbeleuchteten Winkel der Höhle kann man hier aus einem Dutzend<br />
Angeboten wählen. Zu hören gibt’s allerhand Spannendes über die Geschichte, denn schon vor<br />
6.000 Jahren lebten Ureinwohner in dem Höhlensystem und hinterließen wichtige Artefakte.<br />
www.nps.gov/maca/<br />
Foto: Ko Zatu/Shutterstock.com<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
23
VORFREUDE | Hengstauftrieb, Brixental<br />
24<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
ZÄHNE ZEIGEN<br />
Bevor sie den Sommer in Freiheit auf der Alm genießen dürfen, heißt es, ihren Platz in der Gruppe zu<br />
finden. Und das ist ein imposantes Spektakel, bei dem es den Zuschauern schon einmal angst und<br />
bange werden kann. Beim Hengstauftrieb im Brixental liegt Spannung in der Luft, wenn die Kraftpakete<br />
aufeinandertreffen und in Rangkämpfen die Position des Leithengstes austragen. Erst wenn jeder seine<br />
Position in der Gruppe ausgemacht hat, dürfen sie raus aus dem Gatter und rein in die Freiheit. 2023<br />
wird der Tiroler Noriker Hengstauftrieb auf der Stallbachkaralm in Aschau am 11. Juni stattfinden.<br />
Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel der Tierwelt! www.brixental.com<br />
Foto: Mathäus Gartner<br />
winter/frühjahr 2023<br />
25
nachgefragt<br />
Wie sind deine Urlaubskindheitserinnerungen?<br />
Petra Nienhaus, verantwortlich für die Pressearbeit<br />
eines Jugend- und Familiendiensts<br />
»Früher als Kind bin ich mit meinen Eltern zehn Jahre<br />
hintereinander in den Sommerferien ins Sauerland<br />
in eine Ferienwohnung nach Bad Berleburg gefahren.<br />
Damals fand ich das langweilig. Meine Freundinnen<br />
sind mit ihren Familien nach Italien oder Spanien gefahren.<br />
Mittlerweile, ich bin jetzt 51 Jahre alt, sehe ich<br />
das anders. Ich habe jeden Morgen mit meinem Vater<br />
eine kleine Wanderung in der Umgebung gemacht.<br />
Die Gespräche von damals möchte ich nicht missen.<br />
Nachmittags sind wir dann mit der ganzen Familie in<br />
die Städte gefahren. Mit dem Wissen von heute (und<br />
der Altersweisheit) erinnere ich mich total gerne an<br />
diese Urlaube im Sauerland.«<br />
Anika Spangenberg, Unternehmerin<br />
»Meine schönsten Reisen mit meinen Eltern und meinem<br />
kleinen Bruder waren die Sommer in Fort Lauderdale<br />
in Florida. Das Hotel damals, Lago Mar, hat das<br />
Flair von großer, weiter Welt verkörpert und mich sehr<br />
beeindruckt. Von dem riesengroßen Aquarium in der<br />
Lobby bis hin zu den superflauschigen Teppichen in den<br />
Zimmern und dem ganzen unverwechselbaren Miami-Style.<br />
Wir haben ein paar Tage am Strand verbracht,<br />
haben ein Boot gemietet, waren auf den Florida Keys, in<br />
den Sümpfen und auch in den großen Shoppingmalls.<br />
Und natürlich in Disney World. Meine Eltern haben uns<br />
schon früh gezeigt, dass die Welt groß ist und es viel zu<br />
entdecken gibt.«<br />
Marcus Lockau, Freelancer im Online-Marketing<br />
»Ich habe als Kind nicht so viele Reisen gemacht. Wir<br />
haben die Landesgrenzen eigentlich niemals verlassen.<br />
Meine intensivste Erinnerung ist wohl, wie wir<br />
schwitzend im Auto mit heruntergelassenen Fenstern<br />
Richtung Idar-Oberstein gefahren sind und dort<br />
die Edelsteine bewundert haben. Und wie mich der<br />
Ort beeindruckt hat, so als Ruhrpottkind. Heute noch<br />
habe ich die Kirche vor Augen, diese Felsenkirche, die<br />
aus diesem Massiv hervorlugt. Dann haben wir ausgiebige<br />
Wanderungen gemacht. Haben unsere Knifte dort<br />
gegessen und sind schwimmen gegangen. Das sind<br />
warme Erinnerungen, die ich heute noch, Jahrzehnte<br />
später, vor Augen habe.«<br />
Franziska Lenz, Scrum-Masterin<br />
»Meine schönste Urlaubserinnerung ging für mich<br />
nach Samoa. Die Heimat meiner Mutter. Ich muss<br />
damals etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Das erste<br />
Zusammentreffen mit unserer Großfamilie in einer<br />
völlig fremden Kultur war das Aufregendste, was bis<br />
dahin in meinem kurzen Leben passiert ist. Plötzlich<br />
mit zwölf Cousinen und Cousins an menschenleeren<br />
Stränden zu spielen und blaue Seesterne zu sammeln,<br />
und zu lernen, wie man an Palmen hochklettert. Wenn<br />
der Alltag dort mit Kokosnüssen und Papaya zum<br />
Frühstück startet und so ganz anders abläuft als im<br />
gewohnten Deutschland, sorgt das für ein neues, offeneres<br />
Weltbild und hat den Keim für meine Reisebegeisterung<br />
gesetzt.«<br />
Samoa<br />
Sauerland<br />
Florida<br />
26<br />
Idar-Oberstein<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong><br />
Fotos: Privat (4), Thomay Kelley; Michael Pechardo,<br />
Evgeni Tcherkassi,Shutterstock.com/Daniel Koglin
WASSER<br />
SEGELREVIER<br />
Das Schöne am Segeln ist einfach das Segeln an sich. Wenn sich Wind<br />
und Wellen mit dem Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Erholung<br />
mischen und man Teil der Natur wird. In kaum einem anderen Land geht<br />
das so gut wie in den beliebten Segelrevieren Kroatiens: Istrien, Kvarner,<br />
Dalmatien. Wenn sich dazu noch Kultur und Genuss mit Speis und Trank<br />
vereinen, ist man in Kroatien bestens angekommen. Unser Favoritenrevier:<br />
Der Archipel des Nationalparks Kornati umfasst insgesamt<br />
89 Inseln und Riffe. Ein Traum. Ehrlich. www.croatia.hr/de-DE<br />
SCHLAG AUF<br />
SCHLAG<br />
Wer paddelt, sieht die Welt aus<br />
einer ganz anderen Perspektive.<br />
Große, begradigte Flüsse sind<br />
meist stinklangweilig, kleinere<br />
hingegen, die sich quer durch<br />
die Natur winden, können große<br />
Abenteuer versprechen. Wenn<br />
das Wasser unterm Po rau wird,<br />
dann sind Olaf Obsommer und<br />
Norbert Blank, passionierte<br />
Paddler und Profi fotografen,<br />
in ihrem Element. Der Bildband<br />
»The World of Kayak«<br />
erzählt von einfachen Touren<br />
über wilde Expeditionen. Von<br />
Wildwasser bis Seekajak, von<br />
Kajak über Kanadier bis hin zu<br />
den Ursprüngen des Kajakfahrens<br />
bei den Inuit in Grönland.<br />
Am Ende habt ihr die Qual der<br />
Wahl, aus 60 Kajakdestinationen<br />
weltweit auszusuchen, um sie<br />
dann enthusiastisch nachzupaddeln.<br />
Erschienen bei Bruckmann,<br />
224 Seiten, € 39,99.<br />
300 Meter vom Lister Strand entfernt stehen im Wattenmeer seltsame<br />
Gebilde, sie sehen aus wie kleine Tische. »Dort ziehen wir unsere<br />
Austern, die Sylter Royal, bis zur Konsumreife heran«, erklärt<br />
Christoffer Bohlig von Dittmeyer’s Austern-Compagnie, »…in der<br />
Regel haben sie dann ein Gewicht von 80 bis 100 Gramm.« Im Lister<br />
Restaurant des Unternehmens kann man sie probieren – pur oder<br />
variantenreich zubereitet. Zum Beispiel überbacken mit Kräuterbutter,<br />
Pernodbutter oder Champagnerkraut. Und wer Lust hat, kann sogar<br />
eine Führung zu den Austernfeldern buchen. Allerdings nicht im<br />
Januar oder Februar, da überwintern die Meeresfrüchte in einer Halle.<br />
www.sylter-royal.de<br />
Hallo Auster!<br />
Fotos: PR, xbrchx/Shutterstock.com, Sylter Royal<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
27
text<br />
BBianca Klement<br />
APNOE<br />
TAUCH DICH<br />
GLÜCKLICH<br />
»FREITAUCHEN MACHT GLÜCKLICH – MIT NUR EINEM ATEMZUG«,<br />
SO SCHWÄRMTE EINST NATALIA MOLCHANOVA. DIE RUSSIN WAR DIE<br />
ERSTE FRAU, DIE OHNE ATEMHILFE TIEFER ALS 100 METER GETAUCHT<br />
IST. APNOE, SO WIE DER SPORT HÄUFIG BEZEICHNET WIRD, IST DIE<br />
KUNST, SO LANGE, SO WEIT ODER SO TIEF WIE MÖGLICH MIT NUR<br />
EINEM ATEMZUG UNTER WASSER ZU BLEIBEN – OHNE TAUCHFLASCHE.<br />
ALLES, WAS BENÖTIGT WIRD, SIND MASKE UND FLOSSEN, UND AUCH<br />
DIE SIND NICHT UNBEDINGT ERFORDERLICH.<br />
28<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter/frühjahr 2023
WASSER | Freitauchen<br />
Für Menschen, die das Reisen lieben, ist Apnoe eine Möglichkeit,<br />
ein vollkommen fremdes Terrain zu erkunden: die Unterwasserwelt.<br />
Bei keinem anderen Sport kommen Meeresbewohner so nah an die<br />
Taucherbrille. Denn beim Freitauchen werden keine störenden Blasen<br />
verursacht und auch kein Lärm. Wer sich dem Sport hingibt, wird Teil<br />
des Ozeans. Unaufgeregt können Korallen beobachtet werden. Wer<br />
genauer hinsieht, erspäht, wie orangefarbene Clownfische zwischen<br />
Anemonen hindurchhuschen, oder kann die lila-blauen Lippen von<br />
Riesenmuscheln aus nächster Nähe ansehen.<br />
Tiefer – weiter – länger<br />
Es gibt viele Gründe, Freitauchen einmal auszuprobieren: Man bekommt<br />
ein besseres Körpergefühl, muss keine kiloschwere Ausrüstung<br />
mit sich rumschleppen und kann sich lautlos unter Wasser bewegen.<br />
Freitauchen eignet sich für jeden. Es ist egal, ob du 17 oder 70<br />
Jahre alt bist, ob du ein Sportcrack bist oder eher eine Couch-Potato.<br />
Mit einem erfahrenen Coach an der Seite lässt sich der Sport binnen<br />
kurzer Zeit lernen. Die Zeit, in der du deinen Atem anhalten kannst,<br />
lässt sich schneller als vermutet verdoppeln oder sogar verdreifachen.<br />
Solange man einige wichtige Grundregeln beachtet, ist Freitauchen<br />
ein sicherer Freizeitspaß. Dennoch gilt Apnoe als Extremsport<br />
und die Rekorde, die in der aktiven Wettbewerbsszene aufgestellt<br />
werden, sind in der Tat atemberaubend. Bei Meisterschaften gibt es<br />
Disziplinen mit oder ohne Flossen, mit Gewichten, im Pool oder im<br />
Freiwasser. Alexey Moltschanow, Sohn der Apnoe-Legende Natalia<br />
Moltschanowa, hält mit 130 Metern den Weltrekord im Tieftauchen<br />
mit konstantem Gewicht (CWT). Alenka Artnik schafft es mit einem<br />
Atemzug in eine Tiefe von 122 Metern. Und der Rekord in Statik, also<br />
nach einem Atemzug so lange wie möglich die Luft anzuhalten, liegt<br />
momentan bei unglaublichen elf Minuten und 54 Sekunden.<br />
Doch für viele Taucher geht es nicht um Rekorde, sondern darum,<br />
im Wasser zu sein, die Natur zu erforschen und sich selbst besser<br />
kennenzulernen. Denn Apnoe ist nicht nur ein physischer Sport,<br />
sondern eine Symbiose aus körperlichem und mentalem Training.<br />
Mit einem Atemzug 20, 60 oder 100 Meter tief zu tauchen oder<br />
minutenlang, ohne zu atmen, unter der Wasseroberfläche zu verweilen,<br />
gelingt nur dann, wenn Körper und Geist im Einklang sind.<br />
29
»MAN SOLLTE IMMER MIT.<br />
POSITIVEN.GEDANKEN ABTAUCHEN«,.<br />
SAGT ADAM STERN..<br />
Beim Apnoe gilt es, mentale Barrieren zu überwinden und Selbstvertrauen<br />
zu gewinnen. Wer öfter abtaucht und intensiver trainiert, bekommt<br />
eine höhere CO 2<br />
-Toleranz. Denn tatsächlich ist es nicht der<br />
Sauerstoffmangel, der den Reiz, zu atmen, ausmacht, sondern der<br />
steigende Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut. Der Fortschritt kommt<br />
von ganz alleine. Man darf nichts erzwingen, denn Druck und Stress<br />
jeglicher Art sorgen für Anspannung, und die ist kontraproduktiv.<br />
Vielleicht ist der Sport deshalb gerade bei Menschen beliebt, die einen<br />
stressigen Alltag haben. Beim Apnoe lernt man, Geduld zu üben, und<br />
lässt sich bewusst auf das Jetzt ein. Training bedeutet auch, gezielt zu<br />
entspannen und loszulassen.<br />
Apnoe ist eine mentale Herausforderung<br />
Egal ob Wettbewerb oder Spaßtauchen, im Vordergrund steht das<br />
Wohlbefinden. »Jeder Tauchgang, den man macht, sollte sich gut anfühlen«,<br />
sagt Adam Stern. Adam ist mehrfacher australischer Rekord-<br />
30<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
WASSER | Freitauchen<br />
Fotos: Willyam Bradberry/Shutterstock.com, Alex Stemmers/Shutterstock.com, Dudarev Mikhail/Shutterstock.com, Adam Stern, KK-Foto/Shutterstock.com,<br />
Hoang Trung Hon/Shutterstock.com, Sorapop Udomsri/Shutterstock.com<br />
halter und gehört zu den wenigen Top-Athleten, die mit einem Atemzug<br />
tiefer als 100 Meter tauchen können. Er weiß, dass eine positive<br />
Einstellung die wichtigste Basis ist. Adam ist in der Szene so etwas<br />
wie ein Popstar. Mit seinen YouTube-Videos hat er bereits Tausende<br />
für die Philosophie und Techniken des Freitauchens begeistert. Regelmäßig<br />
organisiert er an den schönsten Tauchspots der Welt seine<br />
Deep Weeks – internationale Freitauchevents, bei denen Apnoe-<br />
Novizen mit Superstars der Szene wie Alexey Molchanov oder William<br />
Trubridge gemeinsam trainieren und von Profis lernen können. »Man<br />
sollte immer mit positiven Gedanken abtauchen«, sagt Adam. Denn<br />
je relaxter man ist, desto weniger Energie wird verbrannt und desto<br />
länger kann man unter Wasser bleiben. Leistungsdruck, Ängste, Sorgen<br />
und Hektik sorgen für Stress und im schlimmsten Fall negative<br />
Gedanken. Die Muskeln spannen sich an, der Kopf rattert und man<br />
verbrennt mehr Sauerstoff.<br />
Wasser ist unser Element<br />
Wasser ist für uns Menschen kein fremdes Element – immerhin bestehen<br />
unsere Körper bis zu 80 Prozent aus dem kühlen Nass. Sobald du<br />
eintauchst und das kalte Wasser über das Gesicht streicht, verändert<br />
sich deine Wahrnehmung, und Ur-Instinkte werden geweckt. Genau<br />
wie bei Delfinen, Walen oder Robben sorgt der aktivierte Tauchreflex<br />
dafür, dass sich Herzschlag und Stoffwechsel verlangsamen. Je häufiger<br />
du tauchst, desto besser gewöhnt sich dein Körper daran, sich mit<br />
dem Atemreiz zu arrangieren. Mit jedem Meter und jeder Sekunde,<br />
die man länger durchhält, gewinnt man an Selbstvertrauen und Sicherheit.<br />
Das Schönste am Freitauchen ist, dass man es überall dort, wo<br />
Wasser ist, ausüben kann. Als Hotspots gelten Dahab, Kaş oder Bali.<br />
Doch niemand muss in die Ferne <strong>reisen</strong>, um Freitauchen zu lernen. In<br />
ganz Deutschland gibt es zahlreiche Tauchschulen, die Apnoe-Kurse<br />
anbieten. In heimischen Seen oder im Pool können Atemtechniken<br />
erlernt werden oder wie man sich schneller entspannt und wie man<br />
sich effizient im Wasser bewegt. Auch der VDST, der Verband Deutscher<br />
Sporttaucher, informiert und bildet in heimischen Gewässern<br />
nach höchsten Sicherheitsstandards aus.<br />
INFO<br />
Informationen gibt’s unter:<br />
www.vdst.de<br />
Informationen rund ums Freitauchen<br />
und zu den Deep Weeks<br />
von Adam Stern findest du unter:<br />
www.freedivingfamily.com<br />
winter/frühjahr 2023<br />
31
text<br />
BMartin Wein<br />
EISBÄREN<br />
VORAUS<br />
EINE EXPEDITIONSKREUZFAHRT AUF DER »VEGA« NACH OSTGRÖNLAND.<br />
HAT NICHT NUR IHRE GANZ EIGENEN REIZE, SONDERN LÄUFT AUCH NACH.<br />
BESONDEREN PLÄNEN. DENN IM GRÖSSTEN FJORDSYSTEM DER WELT MÜSSEN.<br />
BESUCHER ERST DIE EISBÄREN FRAGEN, BEVOR SIE AN LAND GEHEN..<br />
32<br />
winter/frühjahr 2023
WASSER | Grönland<br />
Doppelt schön! Auf einer Kreuzfahrt auf der Vega nach<br />
Ostgrönland stehlen sich die eisige Landschaft und die<br />
Eisbären gegenseitig die Show.<br />
»See, what others don’t« – in Ittoqqortoormiit hat das etwas schadenfroh<br />
klingende Motto des neuen Kreuzfahrtanbieters »Swan Hellenic«<br />
auf jeden Fall seine Berechtigung. 485 Kilometer ist der werftneue<br />
Polarkreuzer »SH Vega« vom Dörfchen Bolungarvík in den bereits<br />
reichlich abgelegenen isländischen Westfjorden über die kabbelige Dänemarkstraße<br />
hierher an Grönlands Ostküste geschaukelt. Die nächste<br />
Siedlung auf der größten Insel der Welt selbst liegt 780 Kilometer<br />
entfernt im Süden. Dazwischen türmen sich 3.000 Meter hohe Berge.<br />
Kaum ein Ort liegt weiter entfernt von anderen Menschen als Ittoqqortoormiit.<br />
Nur zwei bis drei Monate im Jahr – von Juli bis September – ist<br />
die Stadt vom Wasser aus erreichbar. Zu allen anderen Zeiten versperrt<br />
Treibeis den Zugang. In diesem engen Zeitfenster kommen zwei<br />
Versorgungsschiffe mit achschub für den örtlichen Supermarkt und<br />
einige kleine Kreuzfahrtschiffe wie die »Vega. ine Pier oder einen<br />
Ponton gibt es in Ittoqqortoormiit nicht. Angelandet werden Waren<br />
und Besucher in schwarzen Schlauchbooten an einen Kiesstrand. Für<br />
Mette Barselajsen sind es hektische Stunden. In der kleinen Touristinfo<br />
in einem roten Holzhaus in der Nähe des Supermarktes verkauft die<br />
Grönländerin im selbst gestrickten Wollpullover Postkarten, bestickte<br />
Tücher und weiße Robbenbabys aus Plüsch. Vor der Tür probieren<br />
Mutige marinierten Moschusochsen.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
33
che. Mit dem Helikopter von Air Greenland könne man zum winzigen<br />
Flugplatz Constable Point und von dort per Flugzeug sogar in Urlaub<br />
fliegen, erzählt sie. Aber die Flugpreise sind nach der Pandemie auch<br />
in der Arktis in die Höhe geschossen. achdem ihr hemann <br />
von einem Ausflug in die unwirtliche mgebung nicht zurückkehrte,<br />
sucht Ruth nun ein neues Zuhause. Und damit ist sie nicht allein.<br />
Denn ausgerechnet die wärmeren Temperaturen infolge der Klimakrise<br />
machen das Leben in Ittoqqortoormiit zunehmend unbequem. Das<br />
is ist nicht mehr so tragfähig für Hundegespanne und Schneescooter.<br />
Die Jagd wird schwieriger und die isbären in der mgebung immer<br />
hungriger. Schon 100 Menschen haben das Dorf in den letzten Jahren<br />
verlassen. Ittoqqortoormiit blickt in eine ungewisse Zukunft.<br />
An Bord der luxuriösen »Vega lenken der beheizte nfinitpool auf<br />
dem Sonnendeck, das Barbecue in der Mittagssonne oder das Fünf-<br />
Gang-Dinner am Abend ein wenig ab von der weiten und manchmal<br />
unheimlichen Leere der riesigen Landschaften ringsum. Seemeile für<br />
Seemeile gleitet das Schiff nun zwischen Kap Tobin und Kap Brewster<br />
hinein in den Kangertittivaq, dem größten Fjordsystem auf dem Planeten.<br />
Ganz Dänemark ohne Bornholm würde darin Platz finden. Auf<br />
dem Schiff sprechen alle vom Scoresbsund, zu hren des britischen<br />
Walfängers William Scoresby. Scoresby war im frühen 19. Jahrhundert<br />
als rster in der Gegend aufgekreuzt und davon so ergriffen, dass er<br />
hinterher Theologie studierte.<br />
34<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
»Ja, man könnte glauben, ttoortoormiit sei absichtlich so weit<br />
ab vom Schuss gegründet worden, damit Besucher auf der mindestens<br />
30-stündigen Anreise ausreichend Zeit haben, den Namen wenigstens<br />
halbwegs korrekt auszusprechen«, scherzt Mette zwischen zwei<br />
Kunden. Tatsächlich habe der Name aber seine Begründung. Als eine<br />
dänische xpedition vor Jahren die ersten Verwaltungsbauten aus<br />
Fertigholzteilen aufstellte, staunten die aus dem Süden als Siedler angeworbenen<br />
Inuit nicht schlecht. »Platz der großen Häuser« heißt Ittoqqortoormiit<br />
deshalb übersetzt noch heute. Dabei ducken sich die<br />
bunten Häuschen aus Sicht großstadtgewöhnter Touristen stets ehrfurchtsvoll<br />
vor den vergletscherten Bergrücken im Hintergrund und<br />
dem eisigen Wind. Denn auch im August werden die Temperaturen<br />
nicht zweistellig.<br />
Für die inwohner bietet ttoortoormiit neben dem Supermarkt<br />
einen Kindergarten, eine Schule, ein Altenheim, einen Heliport,<br />
ein dieselbetriebenes lektrizitätswerk, eine Müllkippe und ein<br />
Kunstrasenfußballfeld. Die Trockentoiletten in den Häusern werden<br />
regelmäßig geleert. Internet kommt via Satellit und ist noch teurer als<br />
die importierte Ritter-Sport-Schokolade.<br />
Ruth Aaii macht das nichts aus. zog die Deutsche aus<br />
Nordrhein-Westfalen zu ihrem Mann nach Ostgrönland. Sie kaufte<br />
ein Gespann Schlittenhunde, bot Rundfahrten für Touristen an, wurde<br />
einheimisch. Sonntags übernimmt sie das Orgelspiel in der Holzkirwinter/frühjahr<br />
2023
WASSER | Grönland<br />
Jeden Sonntag spielt Ruth Aaqqii in der hübschen Holzkirche von Ittoqqortoormiit Orgel.<br />
Die Deutsche zog der Liebe wegen ins 340-Seelen-Örtchen.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
35
WASSER | Grönland<br />
AUSGERECHNET DIE WÄRMEREN.<br />
TEMPERATUREN INFOLGE DER KLIMAKRISE.<br />
MACHEN DAS LEBEN IN ITTOQQORTOORMIIT.<br />
ZUNEHMEND UNBEQUEM..<br />
»Vega«-Zeit heißt entspannen<br />
an Deck samt beheiztem Pool<br />
oder auf einen Ausflug mit dem<br />
Beiboot zu den gigantischen<br />
Eiskolossen unternehmen.<br />
36 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
Hilfe erbeten! Göttlichen<br />
Zuspruch gibt es in der<br />
kleinen Holzkirche des<br />
Ortes. Die Einwohner in<br />
Ittoqqortoormiit haben<br />
es oft nicht leicht.<br />
Fotos: Martin Wein (6), Jennifer Latuperisa-Andresen (2)<br />
Ob Scoresby Hammeken seine Abstammung auf den alten Haudegen<br />
zurückführt, lässt er offen. Jedenfalls gilt der Grönländer in ttoortoormiit<br />
als der beste isbärenäger im Dorf. n den nächsten Tagen<br />
soll er Mensch und Bär in respektvoller Distanz halten. Bei der ersten<br />
Ausfahrt mit den Schlauchbooten in der Abenddämmerung bewundern<br />
Briten, Amerikaner, Kanadier, Südafrikaner und Australier im<br />
wielicht einträchtig die vielen isschollen, zwischen denen die luftgefüllten<br />
Gummischläuche hindurchknirschen. Scoresby beobachtet<br />
lieber die Felswand dahinter. »Ich sehe fünf, nein sieben Bären«, nuschelt<br />
er in gebrochenem nglisch. in isbär wäre die Krönung einer<br />
Grönlandreise – und jetzt gleich sieben? »Ach, hier an den Gletschern<br />
gibt es eine ganze Menge von ihnen. Von den Schollen aus jagen sie<br />
Robben«, sagt Scoresby. Carol, die impulsive englische Reisebüroverkäuferin<br />
mit Dauerwelle, fällt ihm mit lautem Freudengeheul in die<br />
Arme. Scoresby Hammeken bleibt nüchtern. Im Januar will er allein<br />
wiederkommen. isbären dürfen sie im Dorf edes Jahr schieen,<br />
aber nur im <strong>Winter</strong>. Mütter und Jungtiere sind tabu.<br />
Am nächsten Morgen wollen die Passagiere auf der Insel Danmark<br />
Ø in der geschützten Bucht, als Hekla Havn bekannt, an Land gehen.<br />
Doch hier hält ein isbär wenig Abstand. ielstrebig marschiert das<br />
imposante Tier Scoresby und seinen Helfern entgegen, noch bevor der<br />
erste Gast einen Fuß an Land gesetzt hat. Auch ein Schuss aus der<br />
Signalpistole irritiert ihn nicht. »Der isbär hat immer recht, sagen<br />
sie auf Spitzbergen. nd auch in Hekla Havn geht der inheimische in<br />
Seelenruhe schwimmen und fischen, während sich die Gäste zurückziehen<br />
und lieber auf der »Vega« vor ihm in Sicherheit bringen.<br />
Am Nachmittag rücken bei der Weiterfahrt die turmhohen Basaltwände<br />
der Fjordufer immer näher zusammen. Schließlich reckt sich der<br />
Buckel einer roten Sandsteinwand aus einem Meer aus isbergen des<br />
benachbarten Gletschers wie ein grönländischer Ayers Rock. Auf der<br />
anderen Seite der Insel grasen Moschusochsen in den niedrigen Blaubeersträuchern.<br />
ismöwen und iderenten beobachten aufmerksam<br />
die »Vega« sowie ihre Gäste in den wendigen Schlauchbooten. Diesmal<br />
lässt sich kein Bär blicken, aber am nächsten Morgen im spektakulären<br />
stford zieht der König der Arktis trotz einer bizarren islandschaft<br />
und der uralten roten Sandsteinwände im Sonnenschein wieder alle<br />
Aufmerksamkeit auf sich. Andere Schiffe sind weit und breit nicht zu<br />
sehen, auch wenn der Schiffstracker im nternet zwei weitere xpeditionskreuzer<br />
in den Weiten des Kangertittivaq anzeigt. »See, what others<br />
don’t« ist hier kein leeres Versprechen.<br />
INFO<br />
ANREISE. Ittoqqortoormiit ist von Island oder Westgrönland<br />
mit Air Greenland über den winzigen Flugplatz Constable Point<br />
(Nerlerit Inaat) erreichbar. Einfacher ist die Anreise per Kreuzfahrtschiff.<br />
DAS SCHIFF. Die »Vega« ist der jüngste Neubau der wiederbelebten<br />
internationalen Reederei Swan Hellenic, die von<br />
Düsseldorf aus operiert. Der 115 Meter lange Expeditionskreuzer<br />
hatte seine Jungfernfahrt im Juli <strong>2022</strong>. Er ist 115 Meter lang und<br />
bietet maximal 152 Gästen Platz, in Außenkabinen mit Fünf-Sterne-Standard.<br />
Skandinavisches Design und zeitlose Eleganz<br />
prägen das gesamte Schiff. Mit steilem Bug, der internationalen<br />
Eisklasse PC5 und zwölf Zodiacs ist es speziell für den Einsatz in<br />
Arktis und Antarktis konzipiert.<br />
ISLAND HEART OF THE ARTICS. Swan Hellenic verbindet<br />
den Besuch von Ostgrönland von Reykjavík aus mit einer Umrundung<br />
Islands. Nächster Reisetermin: Mitte August 2023. Preis für<br />
13 Tage inkl. Flug nach Island, Transfers, Vollpension, Ausflügen<br />
und Trinkgeldern ab € 8.454. www.swanhellenic.com<br />
37
text<br />
BJennifer Latuperisa-Andresen<br />
SAGENHAFTE<br />
SEEN<br />
ZAHLREICH GLITZERN UND<br />
FROHLOCKEN SIE UND SIND<br />
ZUDEM SEHR OFT UNERGRÜNDLICH<br />
TIEF. KEIN WUNDER ALSO, DASS<br />
VIELE DEUTSCHE SEEN<br />
SAGENUMWOBEN SIND.<br />
38<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
H20 | Apnoe<br />
Eben noch war das Wasser des Waldsees still wie<br />
ein Spiegel. Jetzt kräuselt es sich plötzlich, wirft<br />
Wellen, die ans Ufer schwappen. Moment mal. Ist<br />
das jetzt wirklich der Wind – oder lauern dort in<br />
der Tiefe Fabelwesen mit magischen Kräften? Wir<br />
haben sechs besonders schöne Seenswürdigkeiten<br />
ausgesucht. Und vielleicht verraten wir euch auch,<br />
was ihr zwischen Ufer und Grund noch so alles<br />
erleben könnt.<br />
GRÄFIN ALT UND KALT<br />
WO GENAU? Rachelsee, Bayern<br />
GRÖSSE: 6 Hektar groß, bis zu 13 Meter tief<br />
Auf dem Schloss Rammelsberg lebte und herrschte einst eine gierige Gräfin.<br />
Als sie starb und ihr bleischwerer Sarg zu Grabe getragen wurde, passte das<br />
den Raben wohl gar nicht und so stürzte sich das schwarze Gefieder auf den<br />
Sarg. Das wiederum hatte zur Folge, dass der Sarg ganz leicht wurde, so als<br />
wäre der Leichnam der Gräfin nicht mehr dort drin. Der Unfrieden im Schloss<br />
jedoch bestand weiter fort. Denn – so munkelt man – der ruhelose Geist der<br />
einstigen Gräfin zog dort polternd und erbarmungslos durch die Gemächer.<br />
Einem Geistlichen gelang es dann, den Geist in den See zu verbannen.<br />
Seitdem wohnt der Geist der Gräfin im Rachelsee im Bayerischen Wald. Sie<br />
bekam daraufhin auch den neuen Namen Rachelhex. Und diese wiederum<br />
wird am stillen Gewässer häufiger gesehen.<br />
NOCH HEUTE: Wenn es mucksmäuschenstill ist, kann man am Ufer das<br />
Klackern der eisernen Schuhe der Gräfin hören.<br />
DIE WAHRHEIT: Und die Gräfin gab es wirklich. Um Maria Genoveva von<br />
Drexel, im Volksmund die »Wöcklin von Ramelsberg« genannt, rankten sich<br />
schon zu ihren Lebzeiten Geschichten. Hintergrund war, dass ihr Gatte meist<br />
abwesend war und sich die Wöcklin auf ihren Gütern durch große Strenge<br />
Respekt zu verschaffen suchte.<br />
GEFANGEN, DEN LANGEN<br />
WO GENAU? Kaiserwoog, Kaiserslautern<br />
GRÖSSE: Er existiert heute nicht mehr.<br />
Im Jahr 1497 soll ein Fischer im sogenannten Kaiserwoog einen Hecht<br />
gefangen haben. Nicht irgendeinen Hecht. Erstens war er riesengroß und<br />
zweitens trug er eine Kette mit einer griechischen Inschrift. Diese besagte,<br />
dass Barbarossa höchstpersönlich den Fisch 267 Jahre zuvor ausgesetzt<br />
habe. Der damalige Kurfürst gab daraufhin ein Fest, bei dem natürlich der<br />
Hecht verspeist wurde.<br />
SAGENHAFT: Man munkelt, dass der Fisch eine Länge von 19 Schuh hatte.<br />
Das wären umgerechnet fast sechs Meter.<br />
EINS STEHT FEST: Der Hecht ist unumstößlich mit Kaiserslautern verbunden.<br />
Er ist deshalb auch Teil des Stadtwappens.<br />
ERST KAPELLE, DANN WELLE<br />
WO GENAU? Ukleisee, Schleswig-Holstein<br />
GRÖSSE: 32 Hektar groß und 17 Meter tief<br />
Ein Hauch Rache umweht den Ukleisee in der Holsteinischen Schweiz. Denn<br />
die Geschichte, die sich um den See rankt, handelt von einer betrogenen<br />
Liebe. Ein Ritter liebte einst eine Bauerstochter, betrog sie aber mit einer<br />
steinreichen Gräfin. Das wiederum brach dem Mädchen so das Herz, dass<br />
es vor Kummer starb. Als der Ritter dann aber die Gräfin heiraten wollte, erschien<br />
der Geist der Bauerstochter, und die Kapelle versank samt Brautpaar<br />
im Erdboden. Aus der daraus resultierenden Senke entstand der See.<br />
NOCH HEUTE: In der Abenddämmerung soll ein Läuten der Hochzeitsglocken<br />
der Kapelle zu hören sein.<br />
DIE WAHRHEIT: Der See entstand nach dem Abschmelzen der einst<br />
mehrere Hundert Meter dicken Gletscher, indem Eisblöcke unter den mitgeführten<br />
Gesteinsmassen erst später abtauten und wassergefüllte Senken<br />
hinterließen.<br />
39
H20 | Grönland<br />
DIE GLOCKE ANNE SUSANNE<br />
WO GENAU? Straussee, Brandenburg<br />
GRÖSSE: 136 Hektar groß und bis zu 20 Metern tief<br />
Am See stand einst ein Kloster, in dessen Kirche eine Glocke hing. Und eben diese Glocke trug den Namen<br />
Anne Susanne. Eines Tages soll das Kloster samt Kirche und Glocke im See versunken sein. Anne Susanne<br />
wiederum geriet den Fischern später ins Netz. Doch als diese dann nach ihr greifen wollten, versank sie in der<br />
Tiefe. Und die Männer schworen Stein und Bein, dass sie beim Absinken folgende Worte vernahmen: »Anne<br />
Susanne kommt nimmer zu Lanne!«<br />
NOCH HEUTE: In klaren Sommernächten soll man im See eine Marmortreppe sehen, die zum Kloster hinabführt.<br />
DIE WAHRHEIT: Sollte man unter Wasser tatsächlich eine Glocke entdecken, dann ist das völlig richtig. Da<br />
der Straussee ein beliebtes Tauchrevier ist, hat man zum Anne-Susanne-Gedenken dort eine Glocke aufgestellt.<br />
DIE TOLLE FRAU HOLLE<br />
WO GENAU? Frau-Holle-Teich, Nordhessen<br />
Frau Holle lebt in der Anderswelt. Eben dort, wo sie fleißig Kissen schüttelt und es schneien lässt. Aber wie<br />
kommt man in diese Welt? Der Sage nach ist der Teich bei Eschwege der Eingang zur Anderswelt. Hier soll sie<br />
in einem silbernen Schloss am Grund des Sees leben, umgeben von Gärten. Mittags nimmt sie gern ein Bad<br />
am Seeufer. Es heißt, sie verführte dabei manchen Jäger oder Waldgänger. Auch galt die Sage, dass nicht der<br />
Storch die kleinen Kinder bringt, sondern sie aus dem Holle-Teich kommen und die Seelen der Verstorbenen<br />
dorthin zurückkehren. Aus dieser Sage resultierte, dass einst viele Frauen im Teich schwammen, wenn sie<br />
fruchtbar werden wollten.<br />
DIE SAGE: Frau Holle ist selbstverständlich ein Teil der deutschen Sagen der Gebrüder Grimm aus dem<br />
19. Jahrhundert.<br />
DIE WAHRHEIT: Sicher ist jedoch, dass dieser Teich weitaus älter ist. Am Frau-Holle-Teich wurden tatsächlich<br />
Golddukaten gefunden, die aus der Zeit des Kaisers Domitian (81 bis 96 n. Chr.) stammen. Auch Feuersteingeräte<br />
aus der Steinzeit wurden am Teich gefunden.<br />
NIX DÜMMLEIN, DIE MÜMMLEIN<br />
WO GENAU? Mummelsee, Schwarzwald<br />
GRÖSSE: circa 4 Hektar groß und bis zu 18 Meter tief<br />
Im Mummelsee leben unter der strengen Obhut eines Königs schöne Nymphen, die Mümmlein. Manchmal<br />
verlieben sich Männer in diese Fabelwesen. Keine gute Idee. Denn wenn sie die Mümmlein daran hindern<br />
möchten, zurück ins Wasser zu gehen, kennt der König keine Gnade und reißt die Nymphen gewaltsam ins<br />
Wasser. Eine rote Welle zeugt danach vom Tod des Mümmleins.<br />
SAGENHAFT: Wer sich traut, Steine in den Mummelsee zu werfen, wird mit einem Unwetter vom Nymphenvater<br />
bestraft.<br />
WAHRHEIT: Ein Grund dafür, dass der Mummelsee so unheimlich wirkt, ist die Tatsache, dass hier keine<br />
Fische leben. Das von der Hornisgrinde in den See fließende Moorwasser enthält zu viel Schwefel und zu wenig<br />
Sauerstoff. Hier könnten keine Fische überleben.<br />
Illustrationen: insemar.vector.art/Shutterstock.com, bogadeva1983/Shutterstock.com, andik76/Shutterstock.com<br />
40<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
ARABISCHE<br />
HALBINSEL<br />
TUNNELBLICK<br />
Ein langer Traum könnte bald wahr werden. Spanien und Marokko wollen einen alten Plan umsetzen und<br />
unter der Meerenge von Gibraltar einen Tunnel bauen. Das berichtet das spanische Nachrichtenportal ElDiario.<br />
Die 40 Kilometer lange Strecke soll in der spanischen Stadt Tarifa beginnen und bei der marokkanischen<br />
Hafenstadt Tanger enden. Vorbild für das ehrgeizige Projekt ist der Kanaltunnel zwischen Calais und Dover.<br />
Europa und Afrika würden damit näher zusammenrücken. Bis es so weit ist, wird aber noch viel Zeit vergehen.<br />
Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 15 Jahren, der Tunnelbau soll mindestens fünf Milliarden Euro kosten.<br />
DAS IST<br />
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Göttliche Rundreise<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
41
text & fotos<br />
BAndreas Dauerer<br />
ABU DHABI<br />
Wüstenkick<br />
Ein Besuch im größten Emirat wird schnell zur<br />
Achterbahn der Sinne. Aufregende Architektur, vielfältige<br />
Freizeitaktivitäten und eine Hauptstadt, die sich ungemein<br />
offen zeigt, gepaart mit Kulturschätzen, die ihresgleichen<br />
Suchen. Der ideale Ort für eine Familienauszeit. Autor<br />
Andreas Dauerer hat es für uns getestet – ohne Kinder,<br />
dafür mit erhöhter Adrenalinausschüttung.<br />
42 winter/frühjahr 2023
ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />
herbst <strong>2022</strong><br />
Marmor, so weit das Auge reicht, tonnenschwere Kronleuchter<br />
mit Tausenden von Steinen und eine Architektur, die Besucher<br />
staunend zurücklässt: Die Scheich-Zayid-Moschee ist innen wie<br />
außen ein absolutes Highlight.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
43
ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />
Ort der Kontraste: Abu Dhabis Skyline<br />
unter flirrender Hitze.<br />
Gerade einmal 90 Autominuten trennen Abu Dhabi vom glitzernden<br />
Dubai. Obwohl die beiden Metropolen einige Gemeinsamkeiten haben,<br />
unterscheiden sie sich am nde doch ziemlich. Das Signifikan<br />
teste? Den überbordenden Größenwahn und das übertriebene Chichi<br />
und Bling-Bling – weshalb Touristen ja auch nach Dubai <strong>reisen</strong> – gibt<br />
es in Abu Dhabi zwar auch, aber man muss regelrecht danach suchen,<br />
um es zu finden. der, das wäre die entspanntere Variante, man lässt<br />
es einfach sein und genießt seinen Urlaub.<br />
Abu Dhabi also. Im Gegensatz zum bekannteren Dubai war ich noch<br />
nie da. Heiß ist es, das ist kein Geheimnis, aber so heiß?! Über den<br />
griechischen Werbespruch, der Deutsche über die <strong>Winter</strong>monate nach<br />
Griechenland locken soll, können die eute hier nur müde lächeln. o<br />
German will freeze in Greece. Das mag schon stimmen. Im größten<br />
mirat, und natürlich gilt das für alle anderen der Vereinigten Arabi<br />
schen mirate, wäre ich mehrmals am Tag dankbar, wenn ich genau<br />
das tun dürfte. ur einen Moment lang ein bisschen frieren. Diesem<br />
Wunsch entsprechen die Emirati, indem sie das Leben drinnen mal<br />
eben um die Hälfte herunterkühlen. Statt herrschen dann modera<br />
te 20 Grad. Bei einem solchen Unterschied kann man schon mal ein<br />
wenig frösteln, wie ich finde. nteressant aber, dass ich mich sogar<br />
dabei ertappe, mich ein wenig darauf zu freuen. Im ersten Moment,<br />
das gebe ich zu, mit etwas schlechtem Gewissen, schließlich bedeutet<br />
der ununterbrochene Einsatz von Klimaanlagen ein noch größeres Defizit<br />
der eigenen Klimabilanz. Auf der anderen Seite wissen wir aber<br />
auch, dass man bei Temperaturen, die nur in der tiefsten winterlichen<br />
acht unter Grad fallen, anders eigentlich nicht überleben kann.<br />
Deshalb ist ein Besuch in Abu Dhabi immer auch ein bisschen eine<br />
Schnitzeljagd, wie man unbeschadet von Klimaanlage zu Klimaanlage<br />
hüpft oder welche Vorbereitungen man treffen muss, um sich gegen<br />
die unerbittliche Sonne samt trockener Hitze tagsüber zu wappnen.<br />
Fernab vom Wetter – und über das muss man jetzt eigentlich nicht<br />
mehr sprechen, denn es bleibt einfach immer gleich heiß – könnte Abu<br />
Dhabi für Fans schneller Autos bekannt sein. Schlielich findet hier<br />
das letzte Formel-1-Rennen der Saison auf dem Yas Marina Circuit<br />
statt.<br />
Der erste Eindruck der Hauptstadt Abu Dhabi ist auch genau jener:<br />
Alles ist supermodern, gut organisiert und ziemlich unkompliziert.<br />
Gute Hotels findet man in Hülle und Fülle, ene mit weniger als vier<br />
Sternen haben hingegen Seltenheitswert. Wer hierherkommt, den<br />
umweht also ganz automatisch dieser Hauch von Luxus. Mit den öffentlichen<br />
Bussen geht es kostengünstig durch die Stadt und über die<br />
angrenzenden Inseln. Ansonsten nimmt man das Taxi, die Preise sind<br />
im Vergleich zu Deutschland in einem sehr moderaten Rahmen. inen<br />
privaten Fahrer bekommt man für 100 bis 150 Euro am Tag. Je nachdem<br />
wie viele Personen dabei sind, kann sich das schnell rechnen. Vie<br />
le Fahrer kommen aus epal. Sie freuen sich über ein »amaste und<br />
ein »Resham Firiri, zumindest hatten alle, mit denen ich gefahren<br />
bin, ein ächeln auf den ippen. rsteres ist ein Gru, etzteres ein<br />
traditionelles Lied, das ich einmal bei einer Annapurna-Umrundung<br />
aufgeschnappt habe. Vielleicht liegts aber auch an meiner stümper<br />
haften Aussprache oder der melodischen achlässigkeit, sie würden<br />
es dir niemals ins Gesicht sagen. Dazu sind sie zu höflich. Mein Fah<br />
rer heute heit orbu, kommt aus der Gegend um Pokhara. Was ihn<br />
hierhergeführt hat? Geld verdienen. Und einen Teil davon der Familie<br />
nach Hause schicken. Prekär ist die Situation für ihn nicht, sagt der<br />
Anfang Jährige. Aber Reichtümer wird er hier auch nicht anhäufen.<br />
Für den Moment aber ist alles gut.<br />
44<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
Dschungelfieber: Die<br />
historische Jugendstilhalle<br />
des Bahnhofs<br />
Atocha ist heute ein<br />
tropischer Palmengarten.<br />
Nicht nur Umsteigende<br />
finden hier eine<br />
kleine Auszeit von der<br />
trubeligen Metropole.<br />
Verzehrte Wahrnehmung?<br />
Der spektakuläre<br />
Präsidentenpalast Qasr<br />
Al Watan im Spiegelbild<br />
einer Kunstinstallation.<br />
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ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />
Ein Traum in Weiß: Die Außenfassade des 2015 eröffneten Qasr Al Watan besteht hauptsächlich aus Granit und Kalk.<br />
Dort findet man auch das halb offene Kunstwerk »Die Macht der Worte«.<br />
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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Der weiße<br />
Granit, die gelben<br />
und blauen Steine,<br />
die schiere Dimension,<br />
die einen ganz klein<br />
werden lässt.<br />
Dann brausen wir los, erster Stopp asr Al Watan. Der Präsidentenpalast.<br />
igentlich wäre damit auch schon alles gesagt, aber man<br />
muss den Palast dann doch mit eigenen Augen gesehen haben. Er ist<br />
von A bis Z einfach nur überbordend und, so ehrlich darf ich sein,<br />
ungemein toll anzusehen. Ausladend und einladend gleichzeitig. Der<br />
weiße Granit, die gelben und blauen Steine, die schiere Dimension,<br />
die einen ganz klein werden lässt. Vielleicht war das auch die dee<br />
hinter diesem repräsentativen Prunkbau. Dass man sich ein bisschen<br />
kleiner fühlt. In der Eingangshalle allein könnte man Fußball spielen.<br />
Aber so guckt man nach vorne und hinten, hinauf in die Kuppeln,<br />
alles funkelt und strahlt. Hinein in den Plenarsaal, behangen mit einem<br />
tonnenschweren Kronleuchter made in Germany. Zum Putzen,<br />
das verrät der Guide, kann man sogar hineinsteigen. Der Bankettsaal<br />
ist gro wie ein Theater und ich frage mich allmählich, wie es wohl<br />
aussieht, wenn hier wirklich Staatsgäste empfangen werden. hne<br />
lebendige Kulisse wirkt es doch ein bisschen steril. Das ändert sich<br />
edoch in der öffentlich zugänglichen Bibliothek. Hier sind tatsächlich<br />
eine Handvoll Studenten im hinteren Raum dabei, ihre Bücher auszuleihen.<br />
Bildung ist wichtig, das wissen die Herrscher, und deshalb ist<br />
sie auch im Emirat kostenfrei. Überhaupt ist einiges hier anders. Die<br />
Emirati bekommen eine Wohnung oder ein Haus und auch die Krankenversicherung<br />
wird vom Staat übernommen. Weil nun die fossilen<br />
Energiequellen international immer mehr gemieden werden, versucht<br />
das Land gezielt, den Tourismus zu fördern. Dafür braucht es gut ausgebildetes<br />
Personal, damit nicht alles extern eingekauft werden muss.<br />
Draußen verweile ich noch ein bisschen und gucke abwechselnd auf<br />
die ultramoderne Skyline mit ihren dünnen Hochhaustürmen, die die<br />
flirrende uft durchstoen, und auf das Gebäude aus Tausendundeiner<br />
acht, das selbst bei Grad eine leganz an den Tag legt, die ihresgleichen<br />
sucht.<br />
Zweiter Stopp: Happiness Island. Oder einfach nur Saadiyat, ins Kulturviertel,<br />
ich möchte den Louvre sehen. Ja, richtig gehört, Louvre.<br />
Die arabische Dependance kooperiert eng mit dem Pariser Stammhaus,<br />
das auch über die Hälfte der . xponate als eihgabe zur<br />
Verfügung stellt. Den übrigen Teil steuert das mirat selbst bei. Herausgekommen<br />
ist ein überaus feiner Ritt durch die Kunstgeschichte.<br />
Der Vorteil s ist nicht überladen und so haben selbst Kinder Spa<br />
dabei, durch das Museum zu streifen. Wobei man hier dank Jean ouvel<br />
auch das Gebäude uasi als übergroes Kunstwerk sehen sollte.<br />
Die uaderförmigen Räume sollen an traditionelle Wüstenbauten<br />
erinnern und sind sowohl am Ufer als auch im und über dem Wasser<br />
gebaut. Allumspannend dazu die 180-Meter-Durchmesser-Kuppel<br />
als netzartige Metallkonstruktion, die ganz verspielt zwischen Beton,<br />
Sonnenstrahlen und Meer um die Blicke der Besucher konkurriert. Der<br />
Louvre ist noch einer der wenigen Bauten, die bereits fertiggestellt<br />
wurden. Frank Gehr plant ein neues Guggenheim, dazu orman<br />
Foster das aedationalmuseum und aus dem Architektenbüro von<br />
Zaha Hadid soll ein Theaterkomplex entstehen, um nur einige zu nennen.<br />
In den kommenden Jahren dürfte sich also hier noch einiges tun.<br />
Dritter Stopp: Yas Island. Hier kommen Motorsportbegeisterte und<br />
Adrenalinjunkies voll auf ihre Kosten. Wenn keine Formel-1-Boliden<br />
auf dem Yas Marina Circuit um die Wette rasen, kann hier der Ottonormalverbraucher<br />
nämlich auch mal auf Vettels oder Hamiltons<br />
Spuren wandeln. Entweder indem man sich als Beifahrer in einem<br />
der schnellen Tourenwagen auf die Rennstrecke begibt oder man traut<br />
sich nach einer intensiven Einführung selbst hinter das Steuer und<br />
testet seine Rennfahrerualitäten in einem professionellen Rahmen.<br />
Vorausgesetzt, man besitzt neben dem Führerschein auch ein bisschen<br />
Kleingeld, billig ist dieser ervenkitzel nämlich nicht. Günstiger wird<br />
es, wenn man nur mal auf dem Podium stehen oder die Aufenthaltsräume<br />
der Teams sehen möchte. mmerhin bekommt man so einen<br />
kleinen Einblick, wie der Formel-1-Zirkus von den Dimensionen her<br />
aussieht. Dann sollten Besucher aber zwingend die MiniRaserVariante<br />
in Betracht ziehen – schließlich sind wir ja auf einem Racetrack,<br />
wie das eudeutsch so schön heit. Also rein in die Rennkleidung<br />
und hinein auf die Kartbahn nebenan, um ein bisschen Rennfeeling<br />
unter arabischer Sonne zu genießen. Leider hilft der Fahrtwind hier<br />
nur bedingt, aber dem Spafaktor tut das definitiv keinen Abbruch.<br />
Auch nicht, wenn man von einem Teenager mit Flaumbart über drei<br />
Sekunden abgenommen bekommt. In Rennk<strong>reisen</strong>, so sagte mir der<br />
Rennleiter, seien das Welten. Seis drum. Man soll ja gönnen können<br />
und das tue ich gerne. ach Minuten unter der Kunstlederhaut bin<br />
ich allerdings froh, aus dieser zu schlüpfen und anschließend unter<br />
der Dusche dem Körper ein bisschen Kühlung angedeihen zu dürfen.<br />
winter/frühling 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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Poesie<br />
aus Geometrie und<br />
Licht kreiert von<br />
Jean Nouvel.<br />
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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />
Trotz hoher Temperaturen<br />
beeindruckt der Abu<br />
Dhabi Louvre mit kühler<br />
Architektur und einer fein<br />
kuratierten Ausstellung<br />
quer durch die Kunstgeschichte.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />
Al Jahili Fort in Al-Ain:<br />
Eines der ältesten<br />
Bauwerke Abu Dhabis<br />
mit sensationeller<br />
Fotoausstellung des<br />
englischen Abenteurers<br />
Wilfred Thesiger.<br />
50<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Egal ob Formel 1, Ferrari World oder im Luftkanal: Auf der Insel Yas geht es vor allem um den Adrenalinkick.<br />
Vorbei ist der Tag hingegen noch lange nicht. ur einen Steinwurf<br />
weit entfernt liegt unser vierter Stopp, die Ferrari World. Gewissermaen<br />
ein Vergnügungspark rund um die rote italienische delmarke,<br />
die ganz früher sogar in Gelb gefahren ist – das lernt man unter<br />
anderem beim Rundgang. nverhofft finde ich mich in der Formula<br />
Rossa wieder, einer Achterbahn, bei der man die Beschleunigung eines<br />
FormelWagens nachempfinden kann. Von null auf hundert in<br />
unter drei und auf in knapp fünf Sekunden. Vielleicht ist es ganz<br />
gut, dass ich vorher nichts gegessen habe, aber während man in gefühlten<br />
Sekunden durch den Parkour fliegt, bekomme ich nur kurz<br />
Bedenken, ob unser Wagen auch fest mit der Schiene verankert ist<br />
und nicht in Richtung aufgehenden Mond fliegt. Auf der anderen Seite<br />
ist es doch immer wieder erstaunlich, was man dem eigenen Körper<br />
so antun möchte, nur um sich einen Kick zu geben. Für diejenigen,<br />
die mehr möchten, kein Problem. In den Flying Aces geht es mit vergleichsweisen<br />
moderaten 120 km/h durch den welthöchsten Loop,<br />
während man beim Turbo Track erst in Richtung Himmel rast, um<br />
dann rückwärts zurückzufallen. twas familientauglicher dürfte der<br />
Fling Carpet sein, wo man Aladinlike durch italienische Städte gleitet.<br />
Womöglich wäre etzt ein perfekter eitpunkt, um an der italienischen<br />
Piazza mitten in Abu Dhabi udeln oder eine Pizza zu essen. n<br />
der Anmutung ziemlich schräg, aber das ssen schmeckt.<br />
Wer etzt glaubt, dass das alles gewesen sein könnte, der irrt. atürlich<br />
gehe ich nach der Rennfahrerwelt noch in den Lufttunnel nebenan.<br />
Fünfter Stopp The Clmb. ur fliegen ist schöner, heit es doch und<br />
dieses Gefühl macht jede Menge Laune, so ganz ohne sich aus dem<br />
Flugzeug stürzen zu müssen und dennoch ein etz und doppelten Boden<br />
zu haben. Die ersten Flugversuche sind dann auch entsprechend<br />
ungelenk, aber meine Lernkurve zeigt steil nach oben. Wenn dann die<br />
Profis durchziehen, könnte man meinen, dass hier Tom Cruise den<br />
nächsten Actionfilm dreht. Wem es etzt noch nicht reicht, der könnte<br />
in die Waterworld weiterziehen. Oder aber beseelt ins Bett fallen und<br />
der Frage nachgehen, ob man dafür nach Arabien <strong>reisen</strong> muss. Freilich<br />
nicht. Und wieder doch. Denn diese Dinge machen einfach Spaß<br />
und das darf, nein, muss auf Reisen auch mal sein. Selbstverständlich<br />
fährt niemand wieder nach Hause, ohne sich die wunderschöne<br />
Scheich-Zayid-Moschee anzuschauen. Sie ist ein architektonischer<br />
Leckerbissen, hat den größten gewebten Teppich im Gebetsraum und<br />
ist noch einmal einen Tick beeindruckender als der Präsidentenpalast.<br />
Am besten zum Sonnenaufgang oder -untergang hingehen. Dann ist es<br />
auch nicht ganz so voll. Die Wiege von Abu Dhabi erfährt man dann in<br />
der zweitgrößten Stadt Al-Ain. Im kleinen Fort Al Jahili lebte einst der<br />
bedeutendste Herrscher Scheich aid bin Sultan Al ahan. r gilt<br />
als Wegbereiter des Aufbruchs in die Moderne und war maßgeblich an<br />
der lförderung im and beteiligt. Die Bevölkerung schätzte ihn vor<br />
allem, weil er nie die Verbindung zu seinem Volk verlor, fast einer von<br />
ihnen zu sein schien. Im Fort gibt es eine interessante Fotoausstellung<br />
vom britischen Abenteurer Wilfred Thesiger, der sich mit dem Scheich<br />
anfreundete und zwischen und zahlreiche xpeditionen<br />
durch die Wüste Rub alChali mit zwei Kindergefährten unternahm.<br />
Damals war dieses nterfangen alles andere als ungefährlich und die<br />
Fotos sind beeindruckende Zeugnisse in Schwarz-Weiß von einer Zeit,<br />
die es nun im 21. Jahrhundert nicht mehr gibt. Irgendwann geht es<br />
dann aber auch von Al-Ain wieder zurück in die bunte, heiße Welt<br />
von Abu Dhabi. ns eben und ins Hier und Jetzt. Von Klimaanlage<br />
zu Klimaanlage. Vielleicht am nde zu der von Bait l Khetar in der<br />
adaStrae, um das beste Schawarma der Stadt zu probieren. s ist<br />
nach hr, als ich in die Grad warme acht hinaustrete. in<br />
warmleiser Wind weht mir ins Gesicht und ich spaziere die 20 Minuten<br />
einfach zurück ins Hotel. Fast schon verrückt. Aber nur fast.<br />
INFO<br />
Eine gute Anlaufstelle ist das offizielle Tourismusbüro.<br />
www.visitabudhabi.ae/de<br />
ANREISE. Mit der Etihad gibt es zahlreiche Direktverbindungen<br />
aus Deutschland, etwa München, Frankfurt oder Berlin nach Abu<br />
Dhabi. www.etihad.de<br />
ÜBERNACHTEN. Gute bis sehr gute Hotels gibt es in Abu Dhabi<br />
zur Genüge. Das Corniche Sofitel etwa an der Corniche Rd. liegt<br />
zentral, um sowohl die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzufahren<br />
als auch abends ein wenig die Innenstadt zu erkunden. Ein<br />
Luxury-Zimmer mit Kingsize-Bett und Meerblick, ab ca. € 185 im<br />
Doppelzimmer mit Frühstück. www.sofitelabudhabicorniche.com<br />
Auf Saadiyat und für Badefans ist das Park Hyatt zu empfehlen.<br />
Direkter Strandzugang und herrliche Beachbar. Preise für ein<br />
Doppelzimmer mit Meerblick ab ca. € 490, die 100 Quadratmeter<br />
große Park Suite ab ca. € 1.000 inkl. Frühstück.<br />
www.hyatt.com<br />
ESSEN. Auch hier gilt: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und für<br />
jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Den besten Fisch gibt es im<br />
Beach House vom Park Hyatt auf Saadiyat. Einen Hauch von<br />
Allem bekommt man dagegen im Vendôme im Emirates Palace,<br />
das Megabuffet, das keine Wünsche offen lässt. Ansonsten haben<br />
nahezu alle guten Hotels auch eine exzellente Küche, sodass<br />
Tipps hier beinahe überflüssig sind.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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text & fotos<br />
BMarie Tysiak<br />
Das Erbe des<br />
Weihrauchs<br />
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ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />
Im Süden des Sultanats Oman liegt die Wiege des<br />
Weihrauchs. Das hat der Region einst Reichtum und<br />
Ruhm geschenkt. Wir haben unsere Redakteurin<br />
Marie Tysiak nach Salala geschickt, um zu<br />
sehen, was vom alten Zauber übrig blieb und<br />
was heutzutage Magie versprüht.<br />
Wo der Weihrauch wächst: Im Wadi Dawkah kann man<br />
Boswellia-Bäume aus nächster Nähe begutachten. Der<br />
Handel mit dem Harz des Baumes machte die Region<br />
Dhofar von der Antike an bis ins Mittelalter weltberühmt<br />
– und reich.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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Karge, schroffe andschaften ziehen unter mir vorbei. Manchmal hat<br />
ein reiender Fluss tiefe Furchen in die Wüste geschnitten, doch nun<br />
liegen die sogenannten Wadis ausgetrocknet da, manche der Täler<br />
weitaus breiter als der Rhein. s ist Trockenzeit im man, seit Wo<br />
chen hat es nicht mehr geregnet. Schlielich erhebt sich ein Felsen<br />
meer aus der bene, minutenlang erstrecken sich die Gebirgsketten<br />
wie zerknittertes Papier bis an den Horizont. Bis das Arabische Meer<br />
erst unerreichbar fern und dann allmählich ganz nah in geraden wei<br />
en inien an den kilometerlangen und unberührten Sandstrand rollt.<br />
icht nur Surfer bekommen bei diesen perfekten Wellen ganz groe<br />
Augen. Touchdown Salala, das sich weitläufig in einer Küstenebene<br />
verteilt. Die Hauptstadt der Region Dhofar ganz im Süden des andes<br />
wird bei der Aussprache auf der zweiten Silbe betont, und so klingt<br />
Salala wie eine Verheiung ein rt, der nur in Träumen existiert.<br />
Doch Salala gibt es wirklich, und die Geschichte der Stadt hat<br />
tatsächlich etwas Sagenhaftes an sich. Schon Jahre vor Christus<br />
stand hier ein befestigter Hafen, denn genau an diesem rt als ein<br />
ziger auf der gesamten arabischen Halbinsel bringt ährlich die Mee<br />
resströmung den indischen Monsun her. Die Wolken bleiben vor dem<br />
DhofarGebirge im nland haften, und es nieselt von Mitte Juni an drei<br />
Monate ohne nterbrechung. Resultat Die ufttemperatur knackt die<br />
Prozent. Diese Jahreszeit wird Charif genannt, die der Region um<br />
Salala ihr tropisches Klima beschert. in wahrer Segen für die atur,<br />
die sich schnell in ein Tiefgrün hüllt und dadurch zu leuchten beginnt.<br />
Wasserfälle rauschen die Berge hinab, der ebel hängt tief in den Tä<br />
lern. Dank der fruchtbaren Böden sprieen Bananen, Kokospalmen<br />
und Tropenfrüchte im berfluss. n diesem Paradies lieen sich schon<br />
vor über . Jahren verschiedene Völker nieder, erst fand<br />
54 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />
Wilde Wucht: Das<br />
Dhofar-Gebirge reicht bis<br />
ans Meer. Sonnengeküsste<br />
und menschenleere<br />
Strände gibt es zuhauf.<br />
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ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />
Prachtexemplar: Vermutlich<br />
brachten einst arabische<br />
Händler den Baobab, wie der<br />
Afrikanische Affenbrotbaum<br />
auch genannt wird, mit in<br />
den Oman. Im Wadi Hanna<br />
findet man eine Vielzahl der<br />
jahrhundertealten Bäumen.<br />
56<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Wasser marsch: Im Wadi Darbat<br />
fällt gleich an mehreren Stellen der<br />
Fluss bis zu 20 Meter die Berge<br />
hinab. Ein Spektakel, besonders<br />
zur Regenzeit im Sommer.<br />
man in der Wüste die berreste einer Stätte der ubier, eines Volkes<br />
aus ordafrika, dessen xistenz man bisher noch nicht auf der Arabi<br />
schen Halbinsel nachweisen konnte.<br />
Dann in der Antike wurde der sagenhafte rt Salala weltberühmt.<br />
n den Bergen im Hinterland fand man heraus, dass das Harz des knor<br />
rigen BoswelliaBaumes, der nur aufgrund dieser besonderen klimati<br />
schen Bedienungen hier prächtig gedeiht, herrlich duftet und gleichzei<br />
tig Krankheiten und Schmerzen lindert. Das Heilmittel wurde schnell<br />
in fast allen Weltreligionen in Ritualen unentbehrlich Weihrauch. Der<br />
Handel mit dem Wunderharz, der von Salala über die Weihrauchstrae<br />
in die ganze Welt ging, brachte der Region Dhofar ungeahnten Reich<br />
tum. Schiffe transportieren vom gröten Hafen der Arabischen Halb<br />
insel das getrocknete Boswellienharz bis nach China, Kamele trugen<br />
kiloweise Weihrauch durch die Wüste Richtung uropa.<br />
och heute wird Weihrauch genau auf diese Weise von den Bäu<br />
men, tief in der Wildnis des Hinterlandes versteckt, gewonnen. m<br />
Wadi Dawkah, wo sich unzählige Weihrauchbäume in der bene ver<br />
teilen, kann man sich das Prozedere live anschauen, rntezeit beginnt<br />
im Frühahr. Alle paar Wochen wird die Baumrinde dann angeschnit<br />
ten, um nach einigen Wochen endlich das reine Harz zu gewinnen.<br />
Domestizieren kann man Weihrauch schwer, die wertvollen Bäume,<br />
manche mehrere Jahrhunderte alt, befinden sich alle in Privatbesitz.<br />
ach wie vor gilt der Weihrauch aus Dhofar als der beste der Welt.<br />
un bin ich also angekommen in Salala. Mein Taxi passiert aun<br />
drShops und bsthändler, Kamele grasen zwischen Palmen gleich am<br />
Straenrand. Die Hafenstadt ist heute nicht mehr weiter sehenswert,<br />
bis auf einige Ausgrabungsstätten und den Weihrauchsouk vielleicht.<br />
Doch es sind zwei komplett unterschiedliche Gründe, warum Salala vor<br />
einigen Jahren auf der touristischen andkarte aufgeploppt ist und sich<br />
langsam, aber sicher als Destination entwickelt Sonnenreiche Strände<br />
und das Tor zu einer wundersamen atur im Hinterland locken im<br />
<strong>Winter</strong> uropäer, kühlere Temperaturen und Regen im Sommer sind<br />
das gröte Glück für Besucher von anderen cken der sonst brutal hei<br />
en und trockenen Arabischen Halbinsel. uvor war nur der orden<br />
rund um Maskat bereits touristisch erschlossen, bis nach Salala, ge<br />
trennt durch zehn Autostunden Wüste, schafften es nur die wenigsten.<br />
Jetzt wird der kleine Provinzflughafen zum Beispiel über das Dreh<br />
kreuz Katar gut international angebunden.<br />
s sind nun zwei völlig unterschiedliche Tpen Reisender, die dennoch<br />
ein Wunsch vereint der nach stilvollem uxus. nd so säumen heute<br />
eine Handvoll uxushotels die breiten Sandstrände rund um Salala.<br />
Bei deutschen Reisenden besonders beliebt ist das Al Baleed Resort<br />
Salalah b Anantara gleich neben der Ausgrabungsstätte des alten<br />
Hafens und dem Weihrauchmuseum, nur einen Katzensprung vom<br />
Flughafen entfernt. immer und Villen, viele davon mit eigenem<br />
Pool, reihen sich hinter den Privatstrand und setzen neue Standards<br />
für uxusurlaub. ch passiere eine groe Palmenallee, bevor ich vor<br />
dem modernen Bau aussteige. Während mein Koffer sogleich in mei<br />
ne Villa gebracht wird, geleitet mich ein freundlicher Herr mit einem<br />
»Salam alaikum zu einem Sessel und mit Blick auf den langen nfini<br />
tpool, der sich in Terrassen bis zum Meer erstreckt, reicht man mir<br />
ein Glas frische Weihrauchlimonade und ein kühles Tuch.<br />
Die kommenden Tage verbringe ich zwischen Pool und Meer und<br />
bei allerlei Ausflügen Meine Guides Mahad und Kahlid führen mich<br />
tief ins nland mit dem Allradwagen über die Sanddünen der Wüste<br />
Rub alChali der gröten Sandwüste der rde. u den versteckten<br />
Stränden mit Delfinen ganz im Süden, nur wenige Kilometer von der<br />
Grenze zum Jemen entfernt. n die Bergwelt des Jabal Samhan, wo<br />
ahrtausendealte Affenbrotbäume über die andschaft wachen und der<br />
Arabische eopard bis heute lebt. nd zum Wadi Darbat, das mich<br />
nachhaltig beeindruckt. Tieftürkis fliet hier der Fluss in mehreren<br />
Wasserfällen und sammelt sich schlielich in einem riesigen Becken.<br />
Kamele genieen das kühle ass. m Sommer zur Regenzeit, wenn das<br />
Wasser weitaus höher steht, schippern Ausflugsboote über den See.<br />
Jetzt, zur Trockenzeit, sind kaum Besucher da. ur wenige Ausflügler<br />
machen ein Picknick im Schatten eines groen Baumes eine sehr<br />
beliebte Freizeitaktivität im man.<br />
Durch meine beiden Guides bekomme ich einen tiefen inblick in<br />
die Kultur und Geschichte des andes. Für mich ist es die erste Reise<br />
nach Arabien, wie man die Halbinsel umgangssprachlich nennt. ch<br />
lerne, dass das Königreich man bis über Jahrzehnte vom ge<br />
liebten Sultan abus bin Said geführt wurde, der aus Salala stammt.<br />
s ist unter anderem seiner Politik zu verdanken, dass der man heu<br />
te als eines der aufstrebendsten änder auf der Arabischen Halbinsel<br />
gilt und als eines der liberalsten. Gerne bezeichnet man den man<br />
auch als »Schweiz von Arabien, denn die Regierung hält sich aus den<br />
winter/frühjahr winter/frühling 2023 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />
Wüstenmeer: Im Inland<br />
stößt man schnell auf<br />
die eindrucksvollen<br />
Sanddünen der Wüste<br />
Rub al-Chali, die zum<br />
Sonnenuntergang<br />
magisch strahlen. Die<br />
Wüste bedeckt rund ein<br />
Drittel der gesamten<br />
Arabischen Halbinsel<br />
und ist damit die größte<br />
Sandwüste der Welt!<br />
meisten politischen Konflikten, wie zum Beispiel im Jemen, raus.<br />
ach dem Tod des Sultans regiert nun sein Cousin das dünn besiedel<br />
te and auch er möchte weiter den Tourismus und die Annäherung<br />
zum Westen fördern und betreibt eine Politik des Ausgleichs. Doch<br />
man darf natürlich nicht vergessen Der man ist nach wie vor ein<br />
tiefreligiöses and, Staatsreligion ist der slam. Auch meine Guides<br />
beten fünfmal am Tag, egal, wo wir gerade sind. Während im orden<br />
die meisten Menschen baditen sind, leben in der Region Dhofar im<br />
Süden vorrangig Sunniten. Tradition wird im man grogeschrieben.<br />
mmerhin die Mehrheit der Bevölkerung stellen manis. Der übrige<br />
Teil der Bevölkerung sind inwanderer, die hauptsächlich zum Arbei<br />
ten herkommen vorrangig aus Bangladesch, ndien, Südostasien und<br />
uropa.<br />
um Abschluss meiner Reise in der Region Dhofar lädt mich<br />
Mahad zu seiner Familie ein. s ist ein herzerwärmendes, sehr beson<br />
deres rlebnis. Während Mahad in den Bergen im nland lebt, wo er<br />
mit seiner Frau, seinen Brüdern und den über Kamelen inmitten<br />
der atur lebt, hat seine Tante in eine Familie geheiratet, die nicht<br />
weit von Salala wohnt. Traditionell ziehen die Frauen nach der Hoch<br />
zeit mit zu der Familie des Mannes, der wiederum, wie auch Mahad,<br />
mit den ltern und Geschwistern ein groes Mehrgenerationenhaus<br />
teilt. Drauen werden wir herzlich begrüt, es ist schon dunkel. Stolz<br />
zeigt man uns die iege, die man extra für uns geschlachtet hat und<br />
die nun auf heien Steinen nach traditioneller Art gegrillt wird. Die<br />
Männer, Hand auf der Brust, verbeugen sich leicht vor mir zur Be<br />
grüung, die Hand wird nur den Männern gereicht, alles andere wäre<br />
unsittlich. Jemand kommt und sprüht mir Parfüm auf meine Kleidung<br />
eine gastfreundliche Geste im man. Der süe Duft kitzelt in der<br />
ase. n einer cke wird Weihrauch in dem dafür tpischen Tongefä<br />
verbrannt, der Rauch vertreibt die Mücken. berall liegen Teppiche<br />
verteilt, auf denen Männer zum Gespräch Platz genommen haben. ch<br />
wei gar nicht, wo ich zuerst hinschauen und grüen soll.<br />
Als Frau darf ich auch die Frauen drinnen begrüen, die sich ge<br />
meinsam ein Tanzfest im Fernsehen anschauen und sichtlich interes<br />
siert sind, ob ich denn schon verheiratet bin und Kinder habe. Fünf<br />
Kinder sind im man selbstverständlich, und so flitzen auch hier viele<br />
Kinder umher. Meistens heiratet ein Mann eine Frau, im Gegensatz<br />
zum Rest der Arabischen Halbinsel, allerdings oft aus dem pragmati<br />
schen Grund, dass sich die wenigsten Männer zwei Frauen und somit<br />
auch zwei Familien leisten können. s soll ein Abend voller ssen,<br />
Musik und vielen Selfies werden. achbarn stoen dazu, und der Fa<br />
milienälteste erzählt von der eit, als er noch mit den Kamelen durch<br />
die Wüste gezogen ist Mahad übersetzt fleiig. Sein Wunsch für die<br />
ukunft des Tourismus im man sei, dass man sich gegenseitig mit<br />
Respekt begegnet. n einer Welt wie dieser sei dies wichtiger denn e.<br />
Wir könnten kaum aus unterschiedlicheren Welten kommen, doch in<br />
diesem Moment fühle ich mich tief verbunden mit dem alten Araber<br />
und bin froh, diese Reise nach Salala angetreten zu haben. Der alte<br />
Herr verabschiedet mich mit einem »Salam alaikum. ch nicke und<br />
bedeute, dass ich ihm ebenso Frieden wünsche.<br />
INFO<br />
Salala in der Region Dhofar ist mit Oman Air von Maskat oder<br />
mit Qatar Airways von Katar gut angebunden. Die beste Reisezeit<br />
ist von November bis April. Mehr Informationen zum Oman und<br />
der Region Dhofar bietet das Fremdenverkehrsamt von Oman.<br />
www.experienceoman.om<br />
ÜBERNACHTEN. Al Baleed Resort Salalah by Anantara,<br />
136 Zimmer und Villen in Salala mit privatem Strand. Deluxe<br />
Room für zwei Personen ab € 350 die Nacht inkl. Frühstück.<br />
www.anantara.com<br />
Alila Hinu Bay, 112 Zimmer und Suiten in der historischen<br />
Fischersiedlung Mirbat mit privatem Strand. Zimmer für zwei<br />
Personen ab ca. € 440 die Nacht inkl. Frühstück und Aktivitäten.<br />
www.alilahotels.com<br />
58<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
Klein, aber fein: Das Fischerdorf Mirbat<br />
war einst ein wichtiger Hafen für die<br />
Ausfuhr von Weihrauch, aus dieser Zeit<br />
stammt auch das süße Fort.<br />
Allrounder: Mahad vom Reiseanbieter Bin Samoa International zeigt<br />
als Guide und Fahrer die schönsten Ecken rund um Salala – und<br />
auch, wie man einen Weihrauchbaum richtig anritzt. Den Rest seiner<br />
Zeit verbringt er mit seiner Familie und den 100 Kamelen in seinem<br />
Zuhause inmitten der Dhofar-Berge.<br />
winter/frühling 2023 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 59
Pikant bis süß. Kompliziert bis easypeasy.<br />
Familienessen bis Gruß aus der Küche.<br />
Diese Kochbücher sind unsere Favoriten.<br />
Komm,<br />
Wir können sie backofenwarm empfehlen.<br />
1<br />
AUF DEN SPUREN<br />
DES HUMMUS<br />
Aubergineneintopf mit<br />
Kichererbsen, elf Falafelund<br />
zig verschiedene<br />
Hummus-Rezepte – wer<br />
über Kichererbsen kichert,<br />
sollte dieses Buch<br />
nicht zur Hand nehmen.<br />
Wer aber an der Hummus-Route<br />
interessiert<br />
ist, also an den Ländern<br />
und Orten, die ihre Hummus-Rezepte<br />
seit Jahrtausenden<br />
verfeinern,<br />
wird das Buch lieben. 30<br />
Persönlichkeiten haben<br />
mitgewirkt an 70 Rezepten,<br />
die einen in eine<br />
andere Welt entführen.<br />
Erschienen im Christian<br />
Verlag, von u. a. Ariel<br />
Rosenthal, € 39,99<br />
koch!<br />
2<br />
MIDDLE EAST<br />
SWEETS<br />
Jetzt heißt es tapfer<br />
sein. Aus zwei Gründen.<br />
Erstens: Dieses Buch ist<br />
auf Englisch. Zweitens:<br />
Wer es intensiv nutzt,<br />
braucht nachher eine<br />
Diät. Gewürzte Kekse,<br />
mit Sahne gefüllte Pfannkuchen,<br />
aromatisches<br />
Gebäck und köstliche<br />
Kuchen (die wirklich auf<br />
jeder Party ein Hit sind).<br />
Die Rezepte sind leicht<br />
nachkochbar, die Zutaten<br />
nicht schwierig zu<br />
beschaffen und die Geschmackskombinationen<br />
sind einfach wunderbar.<br />
Erschienen bei Phaidon,<br />
von Salma Hage,<br />
€ 34,95<br />
3<br />
EIN TELLER<br />
VOLL SONNE<br />
Hallo Provence! Du<br />
kannst uns gerne das<br />
ganze Jahr über auf unseren<br />
Tellern begrüßen.<br />
Es tut auch in der kalten<br />
Jahreszeit gut, wenn<br />
ein Parfüm von frischen<br />
Kräutern in der Luft liegt.<br />
Wie wäre es mit einem<br />
Zucchini-Gratin? Oder<br />
familienfreundliche<br />
Mehrkorn-Galettes?<br />
Doch leider hat uns das<br />
Dessert vom Hocker<br />
gehauen. Das lässt die<br />
Seele leuchten. Da empfi<br />
ehlt sich Fondant au<br />
chocolat von Seite 46.<br />
Mmmmh. Erschienen bei<br />
gestalten, von Pauline<br />
Chardin, € 45<br />
Text: Jennifer Latuperisa-Andresen; Fotos: Africa Studio/Shutterstock.com, Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
60<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
LIFESTYLE<br />
2<br />
1<br />
3<br />
61
ARABISCHE HALBINSEL | Jordanien<br />
B text<br />
Simone Sever<br />
Muezzin ruft,<br />
Engel flüstern<br />
Mitten in der tiefschwarzen Nacht landet unsere<br />
Reporterin in der jordanischen Hauptstadt. Sie tritt<br />
ein in den elegant erleuchteten Kosmos des neuesten<br />
Ritz-Carlton Hotels in Amman. In der 14. Etage<br />
unter ihrem Balkon breitet sich eine Art aladinscher<br />
Lichterteppich bis zum Horizont aus, der Muezzin ruft<br />
melodisch und einfühlsam zum Gebet, und unsere<br />
Autorin ist wahrlich angekommen und verzaubert<br />
von einer für sie noch recht fremden Welt.<br />
62 winter/frühjahr 2023
Der kristallene Lüster, der in gefühlten zehn<br />
DMeter Höhe über meinem Haupt schwebt und<br />
Ddie opulente Eingangslobby des Ritz-Carlton<br />
DAmman erstrahlen lässt, würde wohl zu Hau-<br />
Dse mein gesamtes Wohnzimmer füllen, ohne<br />
Dnoch Platz für ein Blatt Papier zu lassen. Das<br />
Dprächtige Preciosa-Meisterstück, mit mehr als<br />
D15.000 Kristalltropfen, ist ehrlich gesagt Grund<br />
Dgenug für eine Reise hierher. Dennoch ist das<br />
Dnatürlich längst nicht alles, was das Ritz-Car-<br />
Dlton zu bieten hat. Die Innenarchitektur mit<br />
Deinem Hauch, durch die ich gerade schreite,<br />
Draubt mir beinahe den Atem: Weißer Marmor<br />
Dmit golddurchzogenen geometrischen Mustern<br />
Dzu meinen Füßen, Muranoglas-Skulpturen,<br />
Ddie wie eine bildschöne Kreuzung zwischen<br />
Vase und Tintenfisch anmuten, Kunstwerke<br />
so schlicht und dennoch pompös, so lokal geprägt<br />
und gleichzeitig so universell, dass man<br />
in den Reliefs versinken mag. Farbenfrohe Blumengestecke<br />
betören. Ja, auch mitten in der<br />
Nacht. Um drei Uhr Ortszeit. Gerade gelandet<br />
stehe ich nun überwältigt und müde in einem<br />
märchenhaften und eleganten Sesamöff<br />
ne-dich-Schatztruhen-Szenario. Nach einem<br />
schnellen unkomplizierten Check-in falle ich<br />
schon bald in meinem weitläufigen immer<br />
über die Auswahl an Pralinés und Eclairs – die<br />
edem Pariser Confiseur gerecht würden und<br />
die man mir zur Begrüßung appetitlich drapiert<br />
hat – her. Eclairs mit Pistazien. Eclairs<br />
mit Himbeere. Eclairs mit Blattgold. Luxus<br />
lässt sich leicht zaubern und so es kann verdammt<br />
gut schmecken.<br />
Der nächste Morgen bringt Licht ins Dunkel.<br />
Wieder ruft der Muezzin und das, was in<br />
der Nacht leuchtete, liegt nun wie ein steinerner<br />
weißer Großstadtteppich vor mir. Amman<br />
ist längst erwacht. Der Herzschlag Jordaniens<br />
ist deutlich spürbar.<br />
LIEBE AUF DEN ERSTEN BISS<br />
Mein Herz spürt bereits die Liebe. Die Liebe,<br />
die durch meinen Magen rauscht während des<br />
Frühstücksbuffets im Restaurant »Ambros. s<br />
erwartet mich ein Kaleidoskop arabischer Verführungen:<br />
Baba Ghanoush, Hummus, Labaneh,<br />
Mutabbal, Shakshuka, in Rote Bete eingelegter<br />
Rettich oder Blumenkohl, der nicht nur<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
63
ARABISCHE HALBINSEL | Jordanien<br />
Das in Fels gemeißelte Mausoleum von Petra und die herzlichen Einwohner sind Autorin Simone Sever nicht nur unter die Haut<br />
gegangen, sie nahm sie auch gleich als Andenken auf der Haut mit nach Hause – in Form von Hennamalerei.<br />
64<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Bitte zugreifen! Bei den<br />
Köstlichkeiten, die im<br />
Ritz-Carlton auf den Tisch<br />
kommen, lässt man sich das<br />
nicht zweimal sagen. Und<br />
das ist nur ein kleiner<br />
Ausschnitt der Mezze-Tafel.<br />
Dschungelfieber: Die<br />
historische Jugendstilhalle<br />
des Bahnhofs<br />
Atocha ist heute ein<br />
tropischer Palmengarten.<br />
Nicht nur Umsteigende<br />
finden hier eine<br />
kleine Auszeit von der<br />
trubeligen Metropole.<br />
Fotos: Simone Sever (4), Mariott International (2), Julien Menichini<br />
ein pinkfarbener Hingucker ist, sondern auch noch exzellent mundet.<br />
Sitzen. Genießen. Beobachten. Arabische Familien, Paare, Geschäftsmänner,<br />
Europäer … der Breakfast Club ist international. Im stylishen<br />
»Soleil«, so erfahre ich, wird à la carte aufgetischt: Mezze Breakfast,<br />
Smoked Salmon Bagel, Bircher Müsli … Das werde ich mir morgen<br />
früh auf der Zunge zergehen lassen.<br />
DIE KUNST DES GUTEN GESCHMACKS<br />
Wer durch die feudalen Hallen des Fünf-Sterne-Hauses schreitet, denn<br />
hier schreitet man, gehen wäre deutlich zu untertrieben, der findet<br />
neben der Kunst des guten Geschmacks auch Kunst, die die ohnehin<br />
schon schönen Wände und Nischen noch einzigartiger gestaltet. Allein<br />
1.508 Werke eines einzigen Künstlers, des ägyptischen Impressionisten<br />
Hassan Jalal, holen Farben, Formen und Landschaften Jordaniens<br />
in jeden Winkel des Hauses und auch in die Zimmer und Suiten. Die<br />
von Jordanien inspirierten Werke Jalas sind einzig für das Ritz-Carlton<br />
Amman geschaffen. in Hotel mit einer Kunstsammlung, die edem<br />
Museum gerecht würde.<br />
Auch in meinem sechzig Quadratmeter großen Zimmer, das durch<br />
ein riesiges Kingsize-Bett dominiert wird, zieren seine Werke die Wände.<br />
Kurz lege ich mich aufs Bett. Während draußen der Muezzin erneut<br />
so sanft singt, schließe ich die Augen und erträume mir meinen Jordanientrip<br />
mit meinen drei besten Freundinnen.<br />
TRAUMLAND JORDANIEN<br />
Zwei Zimmer. Vier Weiber. Jede Menge Spaß und echte Abenteuer.<br />
Das wäre was. Und so beginnt unser perfekter Mädelstag – wie könnte<br />
es anders sein – im Spa des Ritz-Carlton bei einer entspannenden<br />
Ölmassage. Zwei von uns entscheiden sich für das Grapefruitöl, die<br />
anderen beiden haben sich für Rose entschieden. Bald schon liegen wir<br />
relaxed Liege an Liege am Outdoorpool und während am wolkenlosen<br />
blauen Himmel ein leichter Wind weht, ordern wir uns ein Fläschchen<br />
Whispering Angel. Schnell sind wir uns einig: Unsere Hände wollen<br />
wir uns mit Henna kunstvoll bemalen lassen. Chefconcierge Rafaat<br />
hilft bei der Suche und am frühen Abend, bevor wir zum Dinner gehen,<br />
kommen die lokalen Hennakünstlerinnen zu uns auf die Zimmer, um<br />
uns Hände, Finger und auch Fußgelenke zu verzieren. Wir reden nicht<br />
viel mit den jungen Frauen, denn wir sprechen lediglich die Sprache<br />
der Bilder gemeinsam. Aber die sprechen wir perfekt und so sind die<br />
Resultate sehenswerte und wunderschöne Kunstwerke. Jordanien auf<br />
unserer Haut.<br />
DIE SCHATZKAMMER<br />
Zum Dinner haben wir uns einen Tisch im 20. Stockwerk, im »Roberto’s«<br />
bestellt. Austern, Champagner, Beef Tartar, Pasta mit und ohne<br />
Trüffel talien meets Jordanien. in Drink an der ausgezeichneten<br />
Bar ist Pflicht. Am Freitagabend legen hier die angesagtesten DJs der<br />
Stadt auf und wir vier tanzen. Wir könnten die Nacht durchtanzen,<br />
doch morgen früh wartet das echte Abenteuer. Auf den Spuren von<br />
»Indiana Jones und dem letzten Kreuzzug« wollen wir Petra, diese tausendfach<br />
auf Fotos und in Filmen bestaunte Wüstenstadt besuchen.<br />
Um sechs Uhr in der Früh wartet ein Wagen und aufgeregt schwatzend<br />
und vom Hotel bestens mit Frühstückspaketen ausgestattet<br />
machen wir uns samt Fahrer auf in die dreieinhalb Stunden entfernt<br />
liegende Unesco-Weltkulturerbestätte.<br />
Es ist ein fesselndes Erlebnis: dieser erste Moment, in dem wir<br />
durch die Felsenschlucht die Umrisse der Schatzkammer »The Treasury«,<br />
dieses in den Fels gemeißelten Palasts von Petra, entdecken. Acht<br />
erstaunte Augen, mindestens zwei davon wässrig. Vier verblüffte Gesichter.<br />
Hände, die sich fest aneinanderhalten. Ein Moment, der uns vier<br />
Freundinnen für immer verbindet. »Welcome, welcome to my house«,<br />
lacht uns einer der Fremdenführer entgegen. Wir sind im Moment gefangen<br />
und inhalieren jede einzelne Nanosekunde. Bald schon lernen<br />
wir, dass es noch deutlich mehr zu sehen gibt als nur »The Treasury«,<br />
etwa das schöne und mineralhaltige Gestein, das mit Farbverläufen so<br />
ungewohnt und edel in Höhlen rund um die Schatzkammer lockt. Diese<br />
Höhlen wurden einst als Krafträume für Karawanen<strong>reisen</strong>de genutzt<br />
und erinnern uns deutlich an die Werke Jalals im Ritz-Carlton Amman.<br />
urück im RitzCarlton Amman sitzen wir am Abend im offenen<br />
Innenhof im »Sarab Garden«. Am Brunnen mit Wasserfall haben zwei<br />
ägyptische Pharaonenhunde die Wache übernommen. Wir bestellen<br />
uns Shishapfeifen. Eine Premiere für die meisten von uns. Und während<br />
wir bald schon das eine oder andere Mal den Rauch in den falschen<br />
Hals bekommen, haben wir gut Lachen im erleuchteten Dunkel<br />
der jordanischen Nacht.<br />
Ich werde von meinem eigenen Lachen geweckt. Welch ein wunderschöner<br />
Traum nd als würden mir die ngel etwas zuflüstern,<br />
schaue ich auf meine Hände. Sie sind mit den schönsten Hennamustern<br />
verziert. Jordanien geht wirklich unter die Haut!<br />
INFO The Ritz-Carlton Amman. Zahran Street 5th circle Amman,<br />
11892, Jordanien, www.ritzcarlton.com<br />
Doppelzimmer ab € 290 die Nacht.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
65
eist<br />
du<br />
viel,<br />
reis<br />
mit<br />
Spiel<br />
MANCHMAL TUT ES GUT, AUF<br />
REISEN NOCH EINE ANDERE<br />
GEMEINSAME BESCHÄFTIGUNG<br />
ZU HABEN, ALS DEN BLICK<br />
VOM BALKON IN DIE FERNE<br />
SCHWEIFEN ZU LASSEN.<br />
HIER SIND EIN PAAR<br />
LUXUSOPTIONEN FÜR<br />
UNTERWEGS.<br />
AUSLEGEWARE<br />
Das sorgt für noch mehr Urlaubslaune:<br />
Die sehr edle und knatschgelbe Spielekiste<br />
von Bethge spielt im Urlaub schnell<br />
die erste Geige. Denn die Frage, wie<br />
die Abendplanung ausschauen könnte,<br />
erübrigt sich: Es wird gespielt. Bei<br />
Domino, Schach, Dame und Mühle geht<br />
es jeden Abend ums Ganze und die<br />
Mit<strong>reisen</strong>den fordern sich gegenseitig<br />
zum Match. Im hübschen Leder-Case<br />
ist die Spielekiste dann auch wieder<br />
schnell im Gepäck verstaut. € 1.890<br />
GEDÄCHTNISTRAINING<br />
Wohin die Reise geht? In den Wilden<br />
Westen! Stilecht reist man mit dem<br />
Memory-Spiel von Hermès. Auf der<br />
Rückseite das typische Hufeisenmotiv<br />
und auf der Vorderseite originelle<br />
Motive rund ums Cowboy- und<br />
Cowgirl-Leben. Perfekt für regnerische<br />
Urlaubstage oder wenn einen<br />
die Spiellaune überkommt. Ein Spaß<br />
für Groß und Klein. Memory-Spiel<br />
Western and Company, € 95<br />
Fotos: PR (3), HNK/Shutterstock.com<br />
SPITZENKLASSE<br />
Lange Wartezeiten am Flughafen,<br />
schlafl ose Nächte im Flieger oder<br />
einfach zwischendurch am Strand<br />
oder Pool – das edle Backgammon<br />
von Brunello Cucinelli überbrückt<br />
auf Reisen spielend die Langeweile.<br />
Fast könnte man sagen,<br />
es macht süchtig. Es sieht<br />
nämlich zudem auch sehr<br />
hübsch aus, dank feinstem<br />
Wallnussholz und<br />
Edelstahl. Ist auch kein<br />
Schnapper. € 5.290<br />
66<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
PORTUGAL<br />
TELLER Story<br />
Ach, wie hübsch! Kennt ihr schon Motel<br />
a Miio? Das ist modern interpretierte<br />
portugiesische Keramik. Allerdings eine<br />
deutsche Idee. Die Gründerinnen Anna<br />
von Hellberg und Laura Castien<br />
haben sich während eines gemeinsamen<br />
Portugal-Urlaubs in die handgefertigte<br />
Pottery verliebt. Mittlerweile haben<br />
die beiden neben dem erfolgreichen<br />
Onlineshop 24 Shops in Europa.<br />
Die Kollektionen werden fair und<br />
umweltfreundlich in Portugal produziert<br />
und bemalt. Jedes einzelne Stück ein<br />
Unikat. www.motelamiio.com<br />
SEIFEN-<br />
WECHSEL<br />
Eine dufte Sache sind die Seifen<br />
von Essências de Portugal.<br />
Eine Manufaktur, die bereits<br />
in dritter Generation detailverliebte<br />
Seifenstücke herstellt.<br />
Unser Favorit ist der einzigartige<br />
Duft von Johannisbeere<br />
und Feige, denn es erinnert<br />
uns an warme Sommernächte.<br />
Ein kleines Kunstwerk, das ein<br />
Hauch Sommer versprüht, für<br />
nur € 7,90. Über<br />
www.goldstueck.com<br />
Fotos: Visit Lisboa, PR, Motel a Miio<br />
Die Kabeljau-Fischerei<br />
hat in Lissabon eine lange<br />
Geschichte. Insbesondere<br />
in Form des tockschs.<br />
Grund genug, dieser Spezialität<br />
in Lissabon ein eigenes<br />
Museum zu widmen. Und in<br />
dem geht es um die Seefahrt<br />
nach Neufundland und<br />
wie es dazu kam, dass der<br />
Bacalhau seinen besonderen<br />
Platz in der gastronomischen<br />
raditionPortugals<br />
einnimmt. Unser Highlight:<br />
Die simulierte Fahrt auf<br />
einem traditionellen Dory-<br />
Boot. Hautnah miterleben,<br />
wie gefährlich die Jagd<br />
nach dem Kabeljau für die<br />
Fischer war. Das Interpretationszentrum<br />
am Platz<br />
Terreiro do Paço ist täglich<br />
von 10 bis 1 Uhr geffnet.<br />
Wow Bacalhau<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
67
text & fotos<br />
BAndreas Dauerer<br />
Wein(en) unterm<br />
Lorbeerbaum<br />
DIE PORTUGIESISCHE BLUMENINSEL IST SCHON<br />
ALLEIN WEGEN DER GEMÄSSIGTEN TEMPERATUREN<br />
EIN GANZJÄHRIGER AUSFLUGSTIPP. IM WINTER ZEIGT<br />
SIE SICH ZWAR NICHT MEHR GANZ IM PRALLBUNTEN<br />
BLÜTENGEWAND, DAFÜR KANN MAN IHREN EIGENHEITEN<br />
ETWAS RUHIGER AUF DIE SPUR KOMMEN.<br />
68<br />
winter/frühjahr 2023
PORTUGAL | Madeira<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
69
Foto: Andriy Petryna/Shutterstock.com<br />
Die Banane zu hässlichem Fisch verhält sich so wie die<br />
Ankunft Reisender ohne Gepäck: Da passt einfach etwas<br />
nicht ganz zusammen – und hat doch Tradition. Zumindest,<br />
wenn wir von Madeira auf der einen und einer Anreise<br />
mit der TAP auf der anderen Seite sprechen. Nun<br />
gut, ich möchte der Airline gar nichts Böses andichten, aber sie hat<br />
sich dazu entschlossen, mir wiederholt diese Streiche zu spielen, und<br />
hey, wenn jemand eine Reise tut, so kann er anschließend auch etwas<br />
erzählen. Ein Stück weit angenehmer wird das Reisen natürlich, wenn<br />
man nach Ankunft auch den eigenen Koffer in Händen hält, aber selbst<br />
auf der Insel soll es ja Geschäfte geben, die einem bei der temporären<br />
Ausweichkleidung helfen. Doch nun zur angesprochenen Espada (Degenfisch).<br />
Jenem wirklich gruseligen Fisch, der auf Madeira über die<br />
ganze Insel verteilt sehr gerne in Maracujasoße und eben mit jener<br />
Banane, etwas unbeholfen quer darüber drapiert, kredenzt wird. »Eigentlich<br />
hat das Ganze rein gar nichts mit Tradition zu tun«, schimpft<br />
Ricardo und rudert gleichzeitig mit seinen Armen, wohl um dem Gesagten<br />
etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Der Enddreißiger muss<br />
es wissen, schließlich ist er in der Inselhauptstadt Funchal geboren,<br />
im Osten Madeiras aufgewachsen und natürlich gab es auch in der<br />
mütterlichen Küche immer frischen Fisch. »Der hatte aber Gräten und<br />
meine Mutter pflegte zu sagen in Fisch ohne Gräten, der hat nicht<br />
nur kein Rückgrat, sondern er schmeckt auch nicht.« Tatsächlich ist<br />
der Tiefseefisch weitgehend grätenlos und erinnert eher an eine Mu<br />
räne. Wenn er dann aber so auf der eisgekühlten Markttheke liegt, mit<br />
aufgerissenem Maul und seinen spitzen Zähnen, dann kann das schon<br />
ein wenig Furcht einflössend werden. Wenn da nur nicht die geplatz<br />
ten Augen wären, die einen gleichzeitig milchtrüb anblicken. Weil der<br />
Fisch tief unten mit Netzen gefangen wird, halten sie den Druckunterschied<br />
beim schnellen Einholen nicht stand. Sie platzen und auch die<br />
Haut bekommt die Schwarzfärbung, weshalb der Fisch auch spada<br />
preta genannt wird. »Aber«, räumt Ricardo ein, »das mit der Banane<br />
und dem Fisch, das ist a auch schon wieder über Jahre her. Wahr<br />
scheinlich darf man deshalb auch schon ein bisschen von Tradition<br />
sprechen, und, wenn ich ganz ehrlich bin, so schlecht schmeckt die<br />
Espada auch wieder nicht.« Dann hätten wir das ja schon mal geklärt.<br />
70 winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
PORTUGAL | Madeira<br />
»Die Schönheit<br />
eines Strandes<br />
liegt immer im<br />
Auge des<br />
Betrachters.«<br />
Die karge Strandschönheit von Ponta do Sol.<br />
Außerhalb der Saison muss man sich um die<br />
besten Plätze nicht streiten.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 71
PORTUGAL | Madeira<br />
Wunderbare Wanderungen<br />
entlang der Levadas sind auf<br />
der Blumeninsel schlichtweg<br />
ein Muss.<br />
72<br />
winter/frühjahr 2023
Heute führt Ricardo vor allem Touristen mit einem alten Defender<br />
über die nsel. nd lässt sie ganz beiläufig an seinem Wissen teil<br />
haben. Wenn man ihn so sieht auf dem Fahrersitz, keine Kurve zu<br />
eng, kein Manöver in den winzigen Gassen zu aufwendig – und doch<br />
präzise –, dann meint man den Prinzen Madeiras beinahe höchstselbst<br />
neben einem zu haben. Auf unserer Fahrt hinauf zu den Gipfeln im<br />
Norden wird mein Körper einmal kräftig durchmassiert. Natürlich<br />
fahren wir überwiegend offroad, sonst würde man den Defender nicht<br />
benötigen. Nachdem wir kurz vor Ponta do Sol nach Norden abbiegen,<br />
dauert es keine zehn Minuten und wir stecken in dichtem Nebel<br />
fest. in paar unge Rothühner kreuzen unseren Weg und flattern mit<br />
einer Art gelassener Aufgeregtheit schließlich ins immergrüne Dickicht<br />
aus Farnen, Sträuchern und Eukalyptus. Immer wieder ist es<br />
der einschleppte Eukalyptus, der hier nicht nur wild wächst, sondern<br />
für die Papierindustrie auch gezielt angebaut wird. Es ist eine Krux<br />
so viel abgeholzt zu haben, dass man mit dem Aufforsten nicht mehr<br />
nachgekommen ist. Ein Ausweg schien eben jener Eukalyptus, schnell<br />
wachsend, schnell zu ernten, schnell zu monetarisieren. Nicht nur<br />
hier, sondern auch am Festland, wo er einer völlig verfehlten Forstpolitik<br />
unter anderem als Brandbeschleuniger diente. Der Baum nämlich<br />
saugt viel Wasser aus dem Boden, sodass die Umgebung wenig Schutz<br />
vor Feuer bietet.<br />
Wir lassen den Defender unterdessen stehen und spazieren entlang<br />
der Levada do Alecrim. Es ist einer von unzähligen Wanderwegen entlang<br />
von Levadas, jener künstlich angelegten Bewässerungssysteme,<br />
die seit dem . Jahrhundert die ganze nsel mit utzwasser versor<br />
gen. ine ruhige Wanderung, wenig Höhenmeter, dafür mit einer dich<br />
ten Vegetation über unseren Köpfen, die uns vor der Sonne schützt.<br />
Baumheide, Farne, MadeiraHeidelbeeren oder Strauchgänsedisteln<br />
säumen den Weg und immer wieder hören wir das leichte Plätschern<br />
der Levada und Zirpen verschiedener Vogelarten. Nach einer knappen<br />
Stunde und vereinzelten Blicken hinunter ins immergrüne Tal stehen<br />
wir an einem Wasserfall, halten die Füße ins kühle Wasser und ge-<br />
Das ist ja spitze! Markante<br />
Steinhäufchen sieht man in<br />
Casais do Baixo bei Porto<br />
Moniz an der Nordwestküste<br />
Madeiras im und am Meer.<br />
herbst 2020 73
nießen die kleine Pause. Nachdem wir den gleichen Weg wieder<br />
zurückgegangen sind, kommt das Beste zum Schluss: der Laurisilva.<br />
in Ausflug zum intakten orbeerwald ist ein Muss für eden<br />
Inselbesucher. Am besten erwandert man sich ihn um die Gegend<br />
von Ribeira da Janela und den Wanderwegen PR bis PR. Aber<br />
natürlich kann man es sich auch gemütlich machen und direkt zum<br />
Posto Florestal do Fanal fahren. Besonders mystisch wird die Szenerie<br />
in den frühen Morgenstunden. Dann ziehen Nebelschwaden<br />
durch die knorrigen, windgegerbten Äste und man könnte fast glauben,<br />
dass es spukt. Aber auch unter der Mittagssonne machen die<br />
uralten Lorbeerbäume eine gute Figur. Im Gegensatz zum Eukalyptus<br />
halten sie die Feuchtigkeit und das ist nicht nur für den Power-Wanderer<br />
überaus angenehm, sondern auch für den schnellen<br />
Besucher, um sich ein wenig vor der mediterranen Sonne zu schützen.<br />
Die Blicke hinunter auf Porto Moniz wandern über aberwitzig<br />
viele Grünschattierungen, die allmählich mit unzähligen Blautönen<br />
zuerst im Meer und schlielich im Horizont mit dem Himmel verschmelzen.<br />
Der ideale Zeitpunkt, um den berühmten Madeira-Wein<br />
aus der Tasche zu ziehen und mit dem süßlich-herben Tropfen den<br />
Magen zusätzlich zu wärmen.<br />
Apropos Wärme. Madeira, die Garteninsel mit den schroffen Küstenabschnitten,<br />
den unzähligen Bewässerungskanälen, der wunderbaren<br />
Fauna im Meer, eignet sich rein klimatisch schon ganz wunderbar<br />
als Ganzjahresdestination. Für Outdoorbegeisterte ebenso<br />
wie für diejenigen, die inmitten einer reichhaltigen Natur ein bisschen<br />
Ruhe finden und bei Temperaturen zwischen und Grad<br />
weder frieren noch übermäßig schwitzen müssen. Dass für jeden<br />
etwas dabei ist, deutet sich bereits in Funchal selbst an. Quirlig,<br />
lebendig auf der einen und mit seinen vielen grünen Flecken und<br />
Parks immer wieder Ruhepol auf der anderen Seite. Das Wichtigste<br />
kann man sich an einem Tag erarbeiten. Gemütlich entlang der<br />
Avenida Arriaga in Richtung Kathedrale schlendern, auf dem Weg<br />
die blauweien Azuleos am Hotel Ritz gucken, die einiges von<br />
Madeiras Geschichte erzählen, die bunten Türen um die Rua de<br />
Santa Maria gucken und dann noch mit der Seilbahn hinauf nach<br />
Monte, um sich die botanischen Gärten anzusehen – und schon<br />
hat man die Hälfte der traditionellen Touristenhotspots durch.<br />
Wenn auffaule dann mit den Carreiros de Monte, enen alten<br />
Korbschlitten, in gut drei Minuten wieder unten an der Promenade<br />
stehen, hat man als Tourist ja quasi das abgehakt, was man an<br />
einem Tag so machen kann in Funchal. Den Abend lässt man in<br />
einem Restaurant ausklingen und natürlich kann jetzt gefahrlos<br />
auch die Poncha probiert werden. Ein Gemisch aus Zuckerrohrsaft,<br />
itrone und Honig, das, e nach dem, wer und wo es kredenzt<br />
wird, schon mal für eine kleine Schlagseite sorgen kann, also rein<br />
alkoholtechnisch. Das Auto bleibt also diesmal stehen und während<br />
die Sterne über mir längst funkeln, mache ich mich beseelt<br />
und auch ein klein wenig erschöpft auf den Weg in mein Hotel.<br />
Irgendwie, und ich weiß nicht, ob das am leuchtenden Firmament<br />
oder an der Poncha liegt, bin ich mir seltsamerweise ganz sicher,<br />
dass nicht nur mein Bett, sondern vor allem mein Koffer schon auf<br />
mich wartet.<br />
74<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst 2020
PORTUGAL | Madeira<br />
Die berühmten Reetdachhäuser<br />
in Santana (links) und die raue<br />
Nordatlantikküste mit Blick auf<br />
Ponta do Castelo, den östlichen<br />
Zipfel der Insel.<br />
INFO<br />
Allgemeine Infos finden Sie im Internet unter<br />
visitmadeira.com<br />
LITERATUR Madeira: Die schönsten Levadaund<br />
Bergwanderungen. 70 Touren mit GPS-<br />
Tracks von Rolf Goetz aus dem Rother Bergverlag.<br />
Das Buch enthält einen bunten Querschnitt<br />
mit den schönsten Wanderwegen über die Insel.<br />
Preis: €16,90<br />
ANREISE Es gibt diverse Direktflüge zum Flughafen<br />
Cristiano Ronaldo in Funchal– etwa aus<br />
Berlin, München oder Frankfurt a. M. Alternativ<br />
geht’s mit Umsteigen in Lissabon.<br />
ÜBERNACHTEN Das Savoy Next ist die jüngere<br />
Alternative der Savoy Gruppe in Funchal. Besonders<br />
empfehlenswert sind die Ocean Studios<br />
inkl. Kitchenette direkt am Wasser mit Blick auf<br />
das Meer. Preise ab ca. € 290 inkl. Frühstück.<br />
UNTERWEGS Am besten erkundet man die<br />
Insel mit einem Mietwagen. So ist man unabhängig<br />
und sehr flexibel. Bitte aufpassen: Google<br />
Maps mag die kürzesten Verbindungen anbieten,<br />
die sind mitunter aber halsbrecherisch eng und<br />
auch nicht immer asphaltiert. Hier sollte man<br />
in jedem Fall im Vorfeld auch in der Unterkunft<br />
fragen, welche Route empfehlenswert ist.<br />
ESSEN & TRINKEN Tausendsassa Júlio Pereira<br />
betreibt gleich zwei hervorragende Restaurants,<br />
die gerade einmal 100 Meter voneinander entfernt<br />
mitten in Funchal liegen: Kampo und Ákua.<br />
In ersterem wird überwiegend Fleisch serviert,<br />
im letzterem geht’s vornehmlich um das Meer.<br />
Egal in welchem man landet, raffinierte portugiesische<br />
Inselküche ist stets garantiert und<br />
eine Reservierung sei in jedem Fall empfohlen.<br />
kampo.pt / akuafunchal.pt<br />
Eine sehr gute Adresse ist zudem das Design<br />
Center von Chef Nini Andrade Silva (niniandradesilva.com/en/design-centre/)<br />
mit Blick über<br />
den Hafen oder die Quinta do Furão in Santana<br />
ca. 40 Autominuten im Nordwesten. Das Weingut<br />
füllt für Blandy’s ab und hier sollte man neben<br />
den berühmten Madeira-Weinen unbedingt<br />
auch den Rum probieren. quintadofurao.com<br />
winter/frühjahr 2023<br />
75
text<br />
Ulrike Herder<br />
DIE SCHÖNSTEN<br />
HOTELS<br />
IN PORTUGAL<br />
Sieben Hotels, die man unverzüglich in sein Herz schließt,<br />
weil sie einfach großartig sind. Von stylishen Herbergen in der<br />
Stadt über kuschelige Hideaways in den Bergen bis zu<br />
Wellnessoasen an der Küste.<br />
76
PORTUGAL<br />
Fotos: Kapreski/Shutterstock.com, Pine Cliffs Hotel, Sam McAllister,/sam.travel, Belmond (2)<br />
Pine Cliffs Luxury Resort, Algarve<br />
Es duftet. Nach Weite. Nach Meer. Nach Urlaub. Aber<br />
primär riecht es wunderbar frisch nach Pinien. Kein<br />
Wunder also, dass das Luxushotel Pine Cliffs Resort<br />
heißt. Der Name ist eben Programm. Das Spektakulärste<br />
am Haus? Der Aufzug zum Strand – wie fancy<br />
ist das denn bitte? Oder auch die acht Pools. Die allein<br />
garantieren schon, dass der einwöchige Urlaub keinesfalls<br />
eintönig wird. Aber ganz ehrlich - hier möchte man<br />
auch länger als nur sieben Tage verweilen. Denn es<br />
wird viel geboten. Wellness auf höchstem Niveau. Golf<br />
mit neun Löchern, aber einer spektakulären Aussicht,<br />
die eventuell die Konzentration stört. Auch das stilvolle<br />
Auge ist schnell überzeugt: weiß getünchte, blumengeschmückte<br />
Ville, zwischen denen sich Innenhöfe mit<br />
Brunnen, gepflastert mit handgemalten Fliesen und<br />
Wandmalereien lokaler Kunsthandwerker, verstecken.<br />
Moderner Stil trifft auf authentisch portugiesisches<br />
Flair! Und während die Kids im größten Kinderclub der<br />
Region eine richtig gute Zeit haben, darf es für die Erwachsenen<br />
ein Gläschen Champagner sein. Am besten<br />
in der beeindruckenden Champagne Mirador Bar. Die<br />
Lage ist sensationell auf den Klippen, wo die mit Magnumflaschen<br />
dekorierte Bäume den atemberaubenden<br />
Blick auf den Atlantik umrahmen.<br />
Reid’s Palace, ein Belmond Hotel, Madeira<br />
Auf den zerklüfteten Klippen über dem Atlantischen Ozean liegt das<br />
Reid’s Palace, ein unverwechselbares Hotel, das allein durch seine<br />
lachsfarbene Fassade ins Auge fällt. Seit über 125 Jahren residieren<br />
hier elegante Reisende, früher trafen sich hier die europäischen Königshäuser,<br />
um zu urlauben. Im Jahr 1996 übernahm die Luxuskette Belmond<br />
das Hotel und verpasste dem Palast ein neues Gesicht, wobei<br />
der ursprüngliche Charakter und Charme erhalten blieben. Heute trifft<br />
man Frischvermählte, junge Familien und langjährige Belmond-Fans auf<br />
der Terrasse bei einem fruchtigen Glas Poncha oder beim Essen im mit<br />
einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant William. Ein echter<br />
Hingucker ist der Salzwasserpool auf Meereshöhe, von dem aus man<br />
über eine Leiter, oder für die Mutigen von einem Sprungbrett, direkt ins<br />
Meer gelangt.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
77
HOTEL<br />
text<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
ATMEN UND<br />
ATMEN LASSEN<br />
Rechts neben Porto liegt die Spitzenklasse Portugals.<br />
Da wäre der Wein, die Küche, die Landschaft, der Service und<br />
das Hotel der Träume. Die Rede ist vom Six Senses Douro Valley.<br />
Das mussten wir uns einfach ansehen.<br />
78
PORTUGAL<br />
Zugegeben. Ich bin nicht Portugals größter Fan. Irgendwie bin ich<br />
jahrelang, trotz mehrfacher Versuche, mit diesem Land nicht warm<br />
geworden. Augenscheinlich wunderschön, war es für mich eher die<br />
transzendentale Erfahrung, die nicht so richtig passte. Doch das sollte<br />
sich ändern. Und zwar eine Stunde östlich von Porto entfernt. Im Douro<br />
Valley. Ein Fleckchen Erde, das randvoll mit Geschichte scheint.<br />
Und fässerweise Wein beherbergt. Dafür aber nicht touristisch überlaufen<br />
und wunderbar authentisch geblieben ist. Die Menschen und<br />
Örtchen wirken auch ein bisschen kauzig. Aber auf sympathische Weise.<br />
Schließlich sind wir nicht in Disneyland.<br />
Aber im Schlaraffenland. umindest fühlt sich mein Aufenthalt im<br />
Six Senses Douro Valley genauso an. Pittoresk gelegen unmittelbar am<br />
Douro – dem Fluss, der sich dramatisch durch das Tal schlängelt. Man<br />
spürt direkt, dass man hier auf eine lange, überlieferte Vergangenheit<br />
zurückblickt. Das Anwesen des Luxushotels stammt aus dem 15. Jahrhundert<br />
und hat als Weingut schon eine bewegte Historie hinter sich.<br />
Dabei ist es in eine Szenerie eingebettet, die märchenhafter kaum sein<br />
könnte. Mein Zimmer hat riesige bodentiefe Fenster. Davor steht ein<br />
gemütliches Sofa. Einladend. Der perfekte Ort, um anzukommen. Mit<br />
einem Gläschen Wein den Ausblick genießen. Denn vor dem Fenster<br />
liegt eine Postkartenszenerie. In der Ferne die bewaldeten Hügel und<br />
vor einem das Tal des Douro. Das allein ist schon Wellness für die<br />
Augen. Aber wie erwähnt: An der Schönheit Portugals hatte ich nie<br />
meine Zweifel. Aber hier irgendwie stimmten auch die Zwischentöne.<br />
Ich fühlte mich sofort gut aufgehoben. Urlaubsstimmung beim Knopfdruck<br />
namens Check-in.<br />
SIX SENSES DOURO VALLEY Portugal<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 79
HOTEL<br />
Yummy, yummy I got love<br />
in my tummy – in den servierten<br />
Köstlichkeiten des<br />
Traumhotels steckt viel<br />
Liebe, das schmeckt man<br />
sofort. Egal ob morgens,<br />
mittags oder abends.<br />
Und ich möchte behaupten, so geht es allen Gästen hier. Die Stimmung<br />
ist überraschend entspannt. Geradezu heimelig. Hierher kommt<br />
nicht, wer seine dicksten Klunker zum Abendessen ausführen mag.<br />
Understatement urlaubt hier. Der Fokus liegt, wie bei Six Senses üblich,<br />
nicht auf dem Darstellen, sondern auf dem Finden. Und gesucht<br />
werden Entspannung, Selfcare und Wellbeing. Womit wir auch schon<br />
beim zentralen Thema wären.<br />
Die Marke Six Senses steht neben Nachhaltigkeit auch für ein Spa<br />
der Extraklasse. Das ist im Douro Valley nicht anders. Mit sehr viel Gefühl<br />
und Know-how wird der Körper auf Wunsch entgiftet, relaxt oder<br />
motiviert. Ein Spa-Menü, das Anwendungen für jeden Geschmack und<br />
edes Wohlbefinden bereithält. Doch es muss nicht immer das klassische<br />
Wellnesstreatment sein.<br />
Druck, Temperatur, wohltuende Farben und Klänge. Das alles<br />
macht den neuen beheizten Innenpool, der mit vielen modernen Elementen<br />
bestückt wurde, nicht nur zu einem besonderen, sondern auch<br />
therapeutischen Erlebnis. Ein Hoch auf die leistungsstarken Düsen,<br />
die einem das letzte Wehwehchen aus dem Rücken pressen, oder die<br />
entspannenden Klänge, die man im Pool vernimmt, wenn man die Ohren<br />
unter Wasser taucht. Generell breiten sich Schallwellen im Wasser<br />
viel schneller aus als in der Luft. Das ist der Grund, warum im Ozean<br />
die Klänge der Buckelwale Tausende Kilometer zurücklegen können!<br />
Geht man im Six Senses Douro Valley mit dem Kopf unter Wasser,<br />
spürt man das, denn der Kopf ist voll Gewebe, das Wasser enthält und<br />
die Schallwellen überträgt. So kann man Klänge und Musik auch unter<br />
Wasser hören. Weiter verstärkt wird der tief greifende therapeutische<br />
ffekt durch die Hinzugabe von warmem Wasser.<br />
Hoch über dem Szenario der Poolerfahrung befindet sich der oga-Raum.<br />
Wahlweise kann man beim bewussten Atmen hinaus in<br />
die Natur schauen oder in den Poolbereich. Das ist natürlich nicht so<br />
wichtig zu wissen. Spannender hingegen ist, dass das Niveau einer<br />
ogaStunde auf die eweiligen Teilnehmer angepasst wird. iemand<br />
erwartet hier eine Leistung wie Vrischikasana. Wobei man auf den<br />
Unterarmen abgestützt die Beine in die Höhe stemmt, um mit den<br />
ehenspitzen den Scheitel zu berühren. Ja, das geht Trainierte ogis<br />
praktizieren das. Die Körperstellungen hier machen tatsächlich<br />
so viel ust auf oga, dass man für sich selbst am nde der Stunde<br />
vornimmt, auch irgendwann eine herausfordernde Asana erreichen zu<br />
können. Doch neben Dehnungen gibt es auch Lachyoga. Und das hat<br />
Suchtpotenzial. Die Befreiung von Stress durch Lachen. Und das ist<br />
bekanntlich ansteckend. Das Einzige, was es zu beachten gilt, kein<br />
Frühstück vor dem oga. Das mag die ogaTrainerin überhaupt nicht.<br />
Aber dieser Verzicht ist wirklich eine Herausforderung.<br />
Das Küchenteam bringt nicht nur köstliches Essen auf den Tisch, sondern<br />
auch die Six-Senses-Werte der ökologischen Nachhaltigkeit, des<br />
Wohlbefindens und der Regionalität. Die Küchenchefs des Six Senses<br />
Douro Valley stehen für die traditionelle Küche Portugals. Das erkennt<br />
man an den Menüs. Die immerhin inspirieren die Gäste auch dazu,<br />
mal etwas zu probieren, was sie sonst nicht bestellen würden. Spezialitäten<br />
wie gesalzenen Kabeljau, Sardinen, Muscheln oder auch Schnecken.<br />
Dabei kommen viele Kräuter aus dem eigenen Garten ins Spiel.<br />
Wer ganz nah dran sein will, an der Kreation der Delikatessen, dem<br />
sei eine Buchung des Chef’s Table empfohlen. Am Chef’s Table werden<br />
maximal vier Gäste direkt vom Chefkoch am groen Tisch der offenen<br />
Küche bewirtet. Fragen stellen ist deutlich erwünscht, genau über die<br />
Schulter schauen ebenso.<br />
Ein sehr wichtiger Teil des Hotels ist natürlich auch die im Herzen<br />
des Hotels gelegene Wine Library. Hier gibt es Speisen zum Teilen,<br />
darunter Ceviche, Tartar und Klassiker der portugiesischen Hausmannskost<br />
sowie Petiscos. Doch das Beste ist der Wein. 700 Weine<br />
stehen auf der Karte. Außergewöhnlich und praktisch ist der 24-StundenWeinservice.<br />
n der Wine ibrar befinden sich Selbstbedienungsautomaten<br />
mit einigen wirklich seltenen Weinen und Portweinen.<br />
Hier kann direkt ins Glas abgefüllt werden. Die Zugangskarten für die<br />
Zapfsäulen werden dem Gast beim Einchecken ausgehändigt. Und so<br />
geht das Probieren der feinen Tropfen kinderleicht und unkompliziert.<br />
Es gibt auch schöne Aktivitäten, die das Hotel anbietet, die sich<br />
auf das Thema Wein beziehen. So eine Sommelier-Tour durch die umliegenden<br />
Weingüter ist nicht nur eine beschwipste Angelegenheit,<br />
sondern auch lehrreich zugleich. Wer zur richtigen Jahreszeit da ist,<br />
sollte die Harvest Experience buchen! Es ist doch ein einmaliges Erlebnis,<br />
zur Weinlese im September und Oktober barfuß in die Lagares<br />
(Granitsteinbecken) zu steigen und die Trauben selbst zu zerstampfen.<br />
Und wenn böse Zungen nun behaupten, ich hätte mir Portugal<br />
schön getrunken, den muss ich enttäuschen. Die Liebe ging zwar<br />
durch den Magen. Sie blieb aber im Gedächtnis und Herzen hängen.<br />
Richtig schön, dieses Portugal. Six Senses Douro Valley sei Dank.<br />
INFO<br />
Six Senses Douro Valley. Quinta de Vale Abraão, Samodães<br />
5100-758 Lamego, Portugal, www.sixsenses.com/DouroValley<br />
Eine Nacht im Doppelzimmer ohne Frühstück ab € 700.<br />
Fotos: Six Senses Hotels Resorts Spas (3), Chris Caldicott, John Athimaritis, Kapreski/Shutterstock.com<br />
80<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
PORTUGAL<br />
Pool-Position: Wer sich die Vineyard Rooftop Suite (unten) gönnt, hat einen eigenen kleinen Plunge-Pool mit Blick auf die umliegenden<br />
Weingärten. Aber auch am Hauptpool lässt es sich unter der portugiesischen Sonne bestens entspannen.<br />
winter/frühjahr 2023 81
Bela Vista Hotel & Spa, Algarve<br />
Das herrschaftliche Gebäude aus dem 19. Jahrhundert am wunderschönen<br />
Strand Praia da Rocha wurde 1934 von einem Privathaus in das erste Hotel<br />
an der Algarve umgewandelt. Obwohl es heute von monströsen Betonbauten<br />
umgeben ist, hat es sich seine erstklassige Lage an einem der besten<br />
Strände Portugals bewahrt. Sobald man durch das hohe, schmiedeeiserne<br />
Eingangstor tritt, ist man von seinem jahrhundertealten Charme fasziniert.<br />
Man betritt ein Schmuckkästchen, das mit alten Artefakten übersät ist wie<br />
bemalte Holzdecken und wundervolle Wandfliesen. Bei der jüngsten Renovierung<br />
hat die renommierte Designerin Graça Viterbo in den Zimmern kräftige<br />
Farben und auffällige Materialien verwendet, die dem Gast ein Gefühl von<br />
»Miami trifft Mittelmeer« vermitteln sollen. Eines ist sicher: Hier kann man<br />
herrlich entspannen. Ob am Pool, eingerahmt mit stattlichen Palmen und im<br />
L’Occitane-Spa. Und im Genuss schwelgen: Küchenchef João Oliveira kredenzt<br />
innovative portugiesische Gerichte wie Austern mit grünen Tomaten<br />
und Alentejano-Brot.<br />
Casa de São Lourenco, Serra da Estrela<br />
Von wegen verfilzt. Traditionen zu ehren und sie in ein<br />
neues Jahrhundert zu heben, das ist wohl vorbildliche<br />
Nachhaltigkeit. Und genau das ist im malerischen Bergdorf<br />
Manteigas in der Serra da Estrela geschehen. Die<br />
alpine Region war einst bekannt für Wolle. Heute jedoch<br />
werfen die Maschinen in den historischen Lagerhäusern<br />
bunten Zwirn aus. Und zwar Wolle der nächsten Generation.<br />
Die Rede ist vom Wollfilz Burel, der so dicht gewebt<br />
wird, dass er Wasser abweisen kann. Warum wir<br />
das erzählen? Weil Isabel Costa, die Frau, die diese Fabrik<br />
wiederbelebt hat, auch ein wunderschönes Hotel auf<br />
dem Bergrücken oberhalb des Tals erschuf – ein Hotel,<br />
das eine Ode an den Filz darstellt. Der Stoff findet sich<br />
im ganzen Hotel: angefangen in der Lobby, die mit Filz<br />
ausgekleidet ist. Dazu kombiniert sie freche Stühle im<br />
Scandi-Stil, die vor Fenstern stehen, die den Blick über<br />
das Tal schweifen lassen. Tagsüber ist die Casa oft leer<br />
gefegt, denn dann kraxeln die Gäste mit ortsansässigen<br />
Guides in schmalen Pfaden die Berge hinauf und tanken<br />
reichlich frische Bergluft.<br />
82 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
PORTUGAL<br />
Fotos: Relais & Châteaux , Relais & Châteaux/Francisco de Almeida Dias, Design Hotels<br />
Torel Avantgarde, Porto<br />
Die zweitgrößte portugiesische Stadt bietet eine ganze Reihe skurriler Boutiquehotels. Doch nur wenige schaffen tatsächlich den Spagat<br />
zwischen Einzigartigkeit und Effekthascherei. Das Torel Avantgarde, das dritte Hotel der Marke Torel in Porto, ist eines dieser Ausnahmehotels.<br />
Von außen unscheinbar eröffnet sich im Inneren eine Kunstwelt für sich. Schon die Lobby lässt staunen, denn die Wände sind komplett<br />
mit Kork versehen. Portugal ist der weltweit größte Exporteur von Kork. Skulpturen des portugiesischen Künstlers Paulo Neves und eine mit<br />
Blumen bedeckte Decke ergänzen das außergewöhnliche Interieur. Hinzu kommt der sagenhafte Blick auf den Douro-Fluss, der perfekt eingerahmt<br />
von einem der beiden Pools grandiose Kameraperspektiven bietet. Auch die Zimmer sind spektakulär anders – und auch hier kann man<br />
den Douro beispielsweise aus der Badewanne, die so groß ist, dass sie fast als Minipool durchgeht, ausgiebig beobachten. Das hoteleigene<br />
Restaurant Digby (benannt nach Sir Kenelm Digby, dem Erfinder der modernen Weinflasche) serviert ein ganz hervorragendes Mittagsmenü,<br />
das schon bei der Vorspeise Großes verspricht: Garnelen und Muscheln mit einem leckeren Currydressing, dazu einen Wein aus dem nahe gelegenen<br />
Douro-Tal. Überhaupt sind alle Zimmer und Suiten des Hauses nach großen Berühmtheiten benannt und keines gleicht dem anderen.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
83
HOTEL<br />
text<br />
Simone Sever<br />
WILD. WUNDERBAR.<br />
WAHNSINN: W ALGARVE<br />
Im Juli <strong>2022</strong> eröffnete mit einer krachenden Party<br />
das neueste Haus der W Collection, das W Algarve in Albufeira.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Autorin Simone Sever war bei der fulminanten<br />
Feier des neuen und extrem lässigen Hotels an der Südküste<br />
Portugals unter den Gästen und tanzte nicht nur mit<br />
Stargast Rita Ora durch die Nacht.<br />
84<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong>
PORTUGAL<br />
W HOTEL Algarve<br />
Wild war es. Wunderbar. in Wahnsinn. W eben Die röffnungsfeier<br />
des neuesten W scape auf den ikonischen Klippen der portugiesi<br />
schen Algarveküste hat die acht und die lokale Hotelszene erhellt.<br />
icht nur die Fassade, die Balkone und eine Wasserfontäne wurden<br />
zu neonfarbenen rleuchtungen. Durch die kunterbunt erstrahlten<br />
Gärten tanzte neben den geladenen Gästen aus Politik, Gesellschaft,<br />
Fashion und Kultur eine Schar schriller Paradiesvögel. ine Mischung<br />
so verheiungsvoll wie die Drohnenshow, die den schwarzen acht<br />
himmel des W Algarve spektakulär in Szene setzte.<br />
CHILLEN. CHIC. SHAZAM.<br />
Die WJünger und Gäste der letzten acht liegen erschöpft am Pool.<br />
Die Beats am Wet Deck sind chillig und helfen bei der ntspannung.<br />
ch shazame fast eden Titel und habe bald schon meine WAlgar<br />
vePlalist zusammengestellt. Während ich im geschnürten weien<br />
inteiler aus recceltem Material icht und Schatten gleichermaen<br />
suche, hat eine dunkelhaarige Schönheit ihren Auftritt. m Gold glän<br />
zenden Badeanzug schreitet sie mit brokatbesticktem berwurf Rich<br />
tung Pool und zieht dabei alle Blicke auf sich. Trs chic Ja, Stle gehört<br />
zum W Algarve wie die goldene Bucht von Armao de Pera zur por<br />
tugiesischen Küste. m azurfarbenen Pool treibt währenddessen ein<br />
unger Mann mit gebräuntem Sixpack und schwarzer Sonnenbrille auf<br />
einem aufgeblasenen rosa inhorn, in der Hand einen grünen Smoo<br />
thie. Angst vor den anerkennenden Blicken hat hier niemand. Muss<br />
auch keiner<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 85
HOTEL<br />
Prêt-à-porter: Das W Algarve ist von der Lobby bis zu den Zimmern bis ins kleinste Detail luftig-leicht durchdesignt und<br />
superhip. Zum Glück muss man als Gast nicht die gleichen Standards befolgen.<br />
86
PORTUGAL<br />
LÄSSIG. LEICHT. LIFESTYLE.<br />
n der Market Kitchen, wo ein üppiges Frühstücksbuffet egliche Diät<br />
vergessen lässt, sitzt die WGästeschar in ihrem lässigen Stle inmit<br />
ten des edlen WDesigns in einer markttpisch angehauchten Atmo<br />
sphäre. Fashion zum Frühstück an edem Tisch. Knallgelbe geflochtene<br />
Sessel laden auf einem mit rnamenten geschmückten schwarzwei<br />
en Holzboden in die Polster. ch mag gar nicht mehr aufstehen, so<br />
beuem sitze ich im icht der Sonne, das durch die bodentiefen Fens<br />
ter den Raum erhellt. Design follows function Sessel, Sofas, Stühle,<br />
euchten, iegen, alles zeugt von eichtigkeit. Der detailreiche WAl<br />
garveStil ist nicht nur trend, frech und faszinierend, sondern auch<br />
hochwertig. Das sieht man nicht nur, das spürt man auch. icht ganz<br />
so farbenfroh, dennoch mindestens so beuem und stlish kommt das<br />
nterieurdesign im Paper Moon daher. Das mediterrane Pendant zum<br />
ursprünglichen Mailänder Restaurant Paper Moon Giardino ist in<br />
klusive spektakulärer Terrasse auf dem Hoteldach zu finden. Hier wird<br />
am Abend zum Sunset preisgekrönte italienische Küche in weiem<br />
Ambiente serviert, während die Sonne den Abendhimmel langsam<br />
und malerisch in warme Rot und rangetöne einfärbt. Doch es hält<br />
kaum emanden auf seinem Platz, denn im weichen icht des Abend<br />
himmels sind die Selfies gleich doppelt so schön.<br />
chen Champagner aus der Minibar auf meinem riesigen Balkon gön<br />
nen und die Schattenspiele bestaunen, die die portugiesischen Häkel<br />
muster, die zwischen Bad und Schlafbereich das Fenster schmücken,<br />
auf den Boden werfen. der ich kann im nächtlichen eonlicht die<br />
perlmuttschimmernden Wandfliesen als Hintergrund für mein Gu<br />
teachtSelfie nutzen. Auch dieses icht ist schmeichelnd. Hier sieht<br />
man einfach überall gut aus n den immern spiegelt sich nicht nur<br />
die landschaftliche Schönheit der Algarve, sondern durch die vielen<br />
Details auch die reiche Tradition Portugals, die akzentuiert und zur<br />
Perfektion gebracht wird.<br />
WHATEVER. WHENEVER. W STYLE<br />
ch habe vergessen, einen Wellnesstermin zu buchen. Kein Problem,<br />
an der Rezeption wei man mir zu helfen. Whatever whenever, und<br />
das das WHotelMotto geht auf. Bereits eine knappe Stunde<br />
später liege ich im hoteleigenen Awa Spa auf der Massageliege und<br />
diesmal beamen mich musikalische Sphärenklänge in eine Traumwelt.<br />
Maniküre, Pediküre, danach ein xpressighttimeStling. Die frisch<br />
lackierten ägel machen sich besonders gut mit einem Cocktail in<br />
der Hand an der Beaut Bar. W Stle eben. Der Abend kann kommen.<br />
Fotos: Mariott International/Yves Garneau (3), Mariott International, Kapreski/Shutterstock.com<br />
BETTFISCH. BADORNAMENTE. BALKONFLIESEN.<br />
s gibt sie immer noch, diese Freunde, die seit Jahren erzählen, dass<br />
Hotels nicht luxuriös oder besonders schön sein müssen. Man sei a<br />
schlielich egal ob Strandurlaub oder Cittrip den ganzen Tag un<br />
terwegs. un, das sehe ich anders. Komplett anders nd das W Al<br />
garve beweist mir, dass ich recht habe. Wer die rosa, hellblauen oder<br />
blassgrünen pastellfarbenen Türen, die eher Toren gleichen, zu einem<br />
der insgesamt immer und Residenzen mit der hölzernen<br />
immerkarte öffnen darf, der wird staunen. Die sechzig uadratme<br />
ter groen Wonderful, Fabulous oder Spectacluar Guest Rooms geben<br />
augenblicklich zu verstehen, dass das uxushotel Home awa from<br />
Home einem Wohlfühlplaneten gleichen. Wer möchte darauf freiwillig<br />
verzichten<br />
m Ankleidebereich werde ich mit Spiegeln und wunderbarem<br />
icht verwöhnt, sodass ich mein utfit of the Da oder the ight von<br />
Kopf bis Fu und bis ins Detail erkennen kann. m Bad ist genügend<br />
Platz für zwei. benso wie auch in der geräumigen Regendusche. So<br />
gar an einen Schminktisch wurde gedacht. Danke dafür ndlich kann<br />
ich meine agellacke und ippenstifte übersichtlich vor mir ausbrei<br />
ten. ch kann auf dem breiten KingsizeBett uer liegen genauso<br />
wie der kunterbunte Bettfisch, der ein farblicher Knaller ist. nd kann<br />
mich auf dem stlishen Sofa in die Kissen kuscheln, mir ein Fläsch<br />
SOUND. STIMMUNG. W SPIRIT.<br />
Die Wächte sind lang. Die utfits der Gäste hot. Die DJs, die den<br />
Sound der acht kreieren, angesagt. Der Spot der Stunde die lebhafte<br />
W ounge, die mit einer faszinierenden wellenförmigen nstallation<br />
aus Glaspaneelen zum Dancefloor avanciert. Die Stimmung ist eksta<br />
tisch auch ohne Rita ra, die in der röffnungsnacht performte. uft<br />
holen. Tanzpause. Platz nehmen am über Meter langen Tresen der<br />
Bar. Dort schweben wie uftblasen im Wasser türkisfarbene mundge<br />
blasene Glasleuchten von der Decke. ch kann den W Spirit in dieser<br />
acht deutlich sehen, hören und fühlen und lasse ihn mir mit einem<br />
SignatureCocktail auf der unge zergehen. Der W Spirit des W Algar<br />
ve schmeckt ganz ausgezeichnet<br />
INFO<br />
W Hotel Algarve. Estrada da Gale, Sesmarias Albufeira 8200-385,<br />
www.marriott.com, www.whotels.com<br />
Fünf-Sterne-Design Hotel mit 134 Zimmer und Suiten sowie 83<br />
Residenzen. Doppelzimmer ab € 215 die Nacht.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
87
Das Ivens, Lissabon<br />
Das Ivens ist so etwas wie eine versteckte Oase in<br />
Lissabon. Inspiriert ist die Luxusherberge von der Reise<br />
von Ivens und Capelo, den portugiesischen Entdeckern<br />
aus dem 19. Jahrhundert, die Afrika besuchten.<br />
Die Lobby mit ihren tropischen Pflanzen, Papageien,<br />
Aras, Käfern, Samtsesseln und goldenen Details versetzt<br />
unverzüglich in eine andere Welt. Man muss sich<br />
zwischenzeitlich schon dran erinnern, in Portugal und<br />
nicht in Afrika zu sein. Auch die 87 Zimmer spielen mit<br />
ihren Farbnuancen der Tapeten und Teppiche auf die<br />
afrikanische Flora und Fauna an. Das hauseigene Restaurant<br />
Rocco zählt bereits jetzt zu den besten Restaurants<br />
in Lissabon und ist bei Kreativen, Künstlern<br />
und Bohemiens äußerst beliebt.<br />
Bela Vista Hotel & Spa, Algarve<br />
Das herrschaftliche Gebäude aus dem 19. Jahrhundert am<br />
wunderschönen Strand Praia da Rocha wurde 1934 von<br />
einem Privathaus in das erste Hotel an der Algarve umgewandelt.<br />
Obwohl es heute von monströsen Betonbauten<br />
umgeben ist, hat es sich seine erstklassige Lage an einem<br />
der besten Strände Portugals bewahrt. Sobald man durch<br />
das hohe, schmiedeeiserne Eingangstor tritt, ist man von<br />
seinem jahrhundertealten Charme fasziniert. Man betritt<br />
ein Schmuckkästchen, das mit alten Artefakten übersät<br />
ist wie bemalte Holzdecken und wundervolle Wandfliesen.<br />
Bei der jüngsten Renovierung hat die renommierte Designerin<br />
Graça Viterbo in den Zimmern kräftige Farben und<br />
auffällige Materialien verwendet, die dem Gast ein Gefühl<br />
von „Miami trifft Mittelmeer“ vermitteln sollen. Eines ist<br />
sicher: Hier kann man herrlich entspannen. Ob am Pool,<br />
eingerahmt mit stattlichen Palmen und im L’Occitane-Spa.<br />
Und im Genuss schwelgen: Küchenchefs João Oliveira kredenzt<br />
innovative portugiesische Gerichte wie Austern mit<br />
grünen Tomaten und Alentejano-Brot.<br />
Quinta da Comporta, Comporta<br />
Portugals bestgehütetes Geheimnis liegt gut eine Autostunde<br />
entfernt südlich von Lissabon. Verschlafene Fischerdörfchen<br />
und Surferhütten an einer Küste, die unberührter und idyllischer<br />
nicht sein könnte. Doch so langsam, aber sicher erwacht Comporta<br />
aus dem touristischen Dornröschenschlaf. Der portugiesische<br />
Architekt und Designer Miguel Câncio Martins hat dort<br />
ein Luxusrefugium erbaut, das sich nahtlos in die Landschaft<br />
einfügt. Wege schlängeln sich durch die sandige Landschaft,<br />
vorbei an weißen, scheunenartigen Gebäuden – viele von ihnen<br />
ehemalige Getreidespeicher –, zwischen denen Reisfelder<br />
und der Pool hervorlugen. Auch die Inneneinrichtung passt sich<br />
der Landschaft an und ist bewusst naturnah und puristisch modern<br />
gehalten. Sehr instagramable. Auch im Spa gibt es einen<br />
lokalen Bezug: Reis kommt bei vielen Behandlungen und auch<br />
in der eigenen Kosmetik zum Einsatz. Auf der Speisekarte des<br />
Restaurants geht es royal und lokal zu: hauseigener Black Pig<br />
Gin, der zusammen mit Passionsfrucht und Honigwaben köstlich<br />
schmeckt, ebenso wie die gepufften Cracker, die mit Tintenfischtinte,<br />
Safran und Roter Bete aromatisiert und gefärbt sind.<br />
Fotos: Mariott International/Francisco Nogueira, Quinta da Comporta, Manolo Yllera<br />
88<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
WINTER<br />
MONDSÜCHTIG<br />
Der Stille lauschen, pure Natur und arktische Nächte genießen, und all das zu zweit in einem kuscheligen<br />
Iglu – das geht im Magical Pond Village im finnischen Lappland, etwa acht Kilometer entfernt von<br />
dem bekannten Skiresort Ruka. Mitten in der Natur gruppieren sich hier 20 Glas-Iglus um einen See.<br />
Jedes der kleinen Iglus ist liebevoll im Scandi-Stil eingerichtet, mit allem Komfort ausgestattet und<br />
einem großes Panoramafenster zum Sternebeobachten ausgestattet. Mit etwas Glück verzaubert die<br />
Aurora borealis die Polarnacht. Für den perfekten Wow-Moment. www.magicalpond.com/de/<br />
OHREN-<br />
WÄRMER<br />
Schweizer Traditionsmarke<br />
trifft auf Cowboy-Look. Creative<br />
Director Rhuigi Villaseñor<br />
bei Bally hat eine Kopfbedeckung<br />
entworfen, die uns an<br />
Texas erinnert, aber perfekt für<br />
kalte Gefi lde ist. Ein Howdy für<br />
alle Skifahrer und ein Yee-haw<br />
für alle, die im hohen Norden<br />
im Tiefschnee unterwegs sind.<br />
Shearling-Hut in Farbe Elfenbein,<br />
€ 799, www.bally.com<br />
Fotos: PR, Visit Finland, IJsbeelden Festival<br />
Man muss nicht in die Arktis oder nach Kanada<br />
<strong>reisen</strong>, um in eisige Welten einzutauchen.<br />
Es reicht, über die Grenze zu unseren niederländischen<br />
achbarn zu fahren. Dort ndet<br />
nämlich vom 17. Dezember <strong>2022</strong> bis zum<br />
5. März 2023 Europas größtes Eisskulpturenfestival<br />
statt. In der Hansestadt Zwolle können<br />
sich Besucher auf eine Weltreise durch<br />
550.000 Kilo Eis und Schnee begeben. Das<br />
»IJsbeelden Festival« steht in diesem Jahr unter<br />
dem Motto »What a wonderful world« und<br />
zeigt glitzernde, bis zu sechs Meter hohe eisige<br />
Kunstwerke. Wie das ganze Eis und Schnee<br />
nach Zwolle kommt? Monatelang wird<br />
Regenwasser aufgefangen, um daraus<br />
275.000 Kilogramm Eis und<br />
275.000 Kilogramm Schnee herzustellen,<br />
die dann von 45 Eiskünstlern aus aller<br />
Welt mit Hammer und Meißel,<br />
Kettensägen und Gasbrennern zu<br />
Kunstwerken verwandelt werden.<br />
www.ijsbeelden.nl/de<br />
Eisige Reise<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
89
WINTER IM YUKON<br />
Gestatten, Yukon-Legende Frank Turner. Er lebt auf der Ranch Muktuk mit seinen 130 Huskys. 24-mal<br />
hat Frank am legendären Yukon Quest teilgenommen, dem härtesten Schlittenhunderennen der Welt.<br />
Seine Alaskan Huskies werden auf der Ranch geboren, zu Schlittenhunden ausgebildet und verbringen<br />
dort auch ihre Renn-Rente.<br />
90
WINTER | Yukon<br />
B text<br />
Verena Wolff<br />
Entschleunigtes<br />
Leben<br />
in unendlicher<br />
Weite<br />
Der Yukon ist fast doppelt so groß wie<br />
Deutschland – doch nur knapp 40 000 Menschen<br />
leben in dem kanadischen Territorium im hohen Norden.<br />
Meist in aller Ruhe, in der Natur und mit der Natur. Doch<br />
es gibt einige schräge Bräuche und Veranstaltungen, die<br />
Menschen und Tiere an ihre Grenzen bringen.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
91
Würden sie nur Brokkoli<br />
bekommen, wären sie nicht<br />
so schnell unterwegs.<br />
Die Energie auf dem Gelände der Sky High Wilderness Ranch ist fast<br />
mit den Händen greifbar. Lautes Gebell, aufgeregte, vor Muskeln<br />
strotzende Hunde, so weit das Auge reicht. Und ich mittendrin, die<br />
Frau, die Angst vor den Vierbeinern hat, seit sie als Kind zweimal gebissen<br />
wurde. Von einem Rauhaardackel. Diese Hunde sind ein ganz<br />
anderes Kaliber. Huskys. Schlittenhunde. Kniehoch, mit einem Gebiss,<br />
das zum Jagen gemacht ist. Einem wilden Wolf deutlich ähnlicher<br />
als einem zahmen Schoßhund. Aber: Sie sind angekettet, jeder mit<br />
einer langen Leine an seiner oder ihrer mit Namen versehenen Hütte<br />
im Schnee. 108 Hunde leben auf der Ranch. Und Jocelyne LeBlanc. Sie<br />
versichert mir: »Die wollen nur eines: rennen.«<br />
Jocelyne ist nicht nur Mitbesitzerin dieses Paradieses für die Hunde,<br />
ein paar Dutzend Kilometer von Whitehorse entfernt. Sie ist auch<br />
Musherin, Chefin über ihr eigenes, speziell ausgewähltes Hundeteam.<br />
Beim Yukon Quest ist sie 2010 mit 15 Tieren gestartet. Und angekommen.<br />
13 Tage hat sie für die 1.000 Meilen zwischen Fairbanks in<br />
Alaska und Whitehorse im Yukon gebraucht, der Sieger neun. »Aber<br />
das macht nichts – das Ziel ist immer, dass Mensch und Tier gesund<br />
ankommen«, sagt Jocelyne, während ihr Blick über die Hundehütten<br />
streift. Sie stellt im Geist schon die kleinen Teams aus jeweils vier<br />
Hunden zusammen, die die Gäste bald ziehen werden. Auch mich, die<br />
Schisserin.<br />
Der Yukon Quest gilt als eines der härtesten Hundeschlittenrennen<br />
der Welt, 1.600 Kilometer durch die winterliche Wildnis im hohen<br />
Norden. Durch dichte Wälder mit kurzen Nadelbäumen und über<br />
zugefrorene und tief verschneite Flüsse. Die Temperaturen liegen im<br />
arktischen <strong>Winter</strong>, wenn es besonders dunkel und besonders kalt ist,<br />
gerne zwischen 30 und 50 Grad minus. Noch viel schlimmer als die<br />
Kälte aber ist der eisige Wind, der oft ohne Erbarmen bläst. Die Musher<br />
fahren mit ihren Teams Tag und Nacht, melden sich an den Checkpoints<br />
und machen nur dann Pausen, wenn es unbedingt sein muss.<br />
Und die Hunde sie brauchen.<br />
Die Hunde sind immer im Training<br />
So ein Ausflug mit Touristen ist da eher lockeres Geplänkel, denke<br />
ich mir, als Jocelyne ihre ebenso ungewöhnliche wie beeindruckende<br />
Geschichte erzählt. Aber das stimmt nicht. Ob sie hart für den Yukon<br />
Quest trainiert oder zwei Stunden mit kleinen Gespannen auf dem<br />
Fish Lake ihre Runden dreht: Immer ist die gleiche Sorgfalt im Umgang<br />
mit den Hunden und mit dem Material gefordert, immer geht es<br />
darum, die Hunde im Training und bei Laune zu halten. Kaum taucht<br />
Jocelyne im Dunstkreis der Huskys auf, wird das aufgeregte Gebell<br />
und Gejaule lauter. Die Hunde ahnen, dass etwas Gutes kommt. Entweder<br />
es gibt Futter. Oder sie können, noch besser, rennen. Ich halte<br />
mich erst einmal raus aus der Affäre und suche mir einen Beobachter<br />
platz am Rande des Geschehens. Schlittenhunde sind ohnehin keine<br />
Rassen, die besonders scharf darauf sind, ausgiebig von Menschen geknuddelt<br />
und gestreichelt zu werden.<br />
Aber auch das ist nur bedingt richtig, wie sich schnell herausstellt.<br />
Jocelyne und ihre Mitarbeiter suchen die Hunde für unsere Gruppe heraus.<br />
Jeweils vier Tiere werden vor einen Schlitten gespannt. »Immer<br />
abwechselnd ein Männchen und ein Weibchen, sonst gibt es Stress<br />
beim Rennen«, sagt sie. Die langen Schlitten mit den dichten Planen<br />
darauf stehen schon bereit, die Hunde werden im Team geholt und<br />
direkt in die Leinen gespannt. Itchy, Folsom, Loky, Moxy – das ist<br />
mein tierisches Pfotenschaft. Reine Muskelpakete, die schon längst<br />
unterwegs wären, würde ich nicht mit aller Kraft und meinem ganzen<br />
Gewicht auf der Metallspange hinter dem Schlitten stehen. Diese<br />
Bremse verhakt sich im Schnee, darum muss man sie mit viel Gefühl<br />
loslassen, um den Hunden quasi den Startschuss zum Rennen zu geben.<br />
»Let’s go« kann man ihnen dabei noch zurufen, »hooooo«, wenn<br />
es langsamer gehen soll. So weit die Theorie.<br />
Direkt hinter mir steht das nächste Gespann und jault und bellt<br />
eifrig – etwa in Höhe meiner Kniekehlen, keinen Meter entfernt. Das<br />
fühlt sich mittelmäßig angenehm an. Andererseits registriert mein<br />
Hirn aber auch, dass die Hunde sich nicht von der Stelle bewegen,<br />
mich anspringen oder versuchen, an mir zu schnüffeln. Genau das,<br />
was mir im Alltag regelmäßig Angst einjagt. Das hier sind Arbeitshunde<br />
– und sie wollen nichts anderes, als ihren Job zu verrichten und<br />
hinterher dafür belohnt zu werden. Mit Streicheleinheiten, mit gutem<br />
Fleisch, mit speziell auf sie abgestimmtem Futter. »Eins dürft ihr mir<br />
glauben«, sagt Jocelyne. »Würden sie nur Brokkoli bekommen, wären<br />
sie nicht so schnell unterwegs.«<br />
Nach einer kurzen Einweisung (immer einen Fuß auf der Bremse!)<br />
geht es endlich los. Jocelyne hat das Führungsgespann und niemand<br />
darf sie überholen. Das wissen die Hunde, aber die ganz kecken unter<br />
ihnen versuchen es trotzdem. Jocelyne setzt sich in Bewegung, die drei<br />
Gespanne vor mir auch. Das sieht zwar ganz geschmeidig aus, aber es<br />
fühlt sich an, als würde man zum ersten Mal mit einem Fahrschüler<br />
im Auto sitzen und ihm erklären, wie die Kupplung funktioniert. Sehr<br />
ruckelig. Für Bandscheibengeschädigte ist das hier nicht die richtige<br />
Sportart. Die unbändige Kraft der Hunde zeigt sich beim Losrennen.<br />
Wer nicht beide Hände fest am Schlitten hat, landet schon beim Start<br />
rücklings im Schnee.<br />
92<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
WINTER | Yukon<br />
Muktuk Adventures wird<br />
geleitet von Manuela<br />
Albicker. Sie ist gebürtige<br />
Schwarzwälderin, arbeitet<br />
aber bereits seit zehn<br />
Jahren auf der Ranch.<br />
93
der Permafrostboden<br />
taut jeden Sommer auf<br />
und sorgt dafür, dass<br />
die Holzhäuser sich in<br />
Bewegung setzen.<br />
Dawson City, die Goldgräberstadt<br />
am Klondike, ist die<br />
perfekte Western-Kulisse. Man<br />
hat das Gefühl, sofort die Musik<br />
von »Spiel mir das Lied vom<br />
Tod« im Kopf zu haben.<br />
94<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
WINTER | Yukon<br />
Spektakulärer Start und weiche Landung<br />
Aber: Es lässt sich ganz gut an, dieses Hundeschlittenfahren durch<br />
die winterlichen Weiten des Yukon. Jenem Territorium im Norden Kanadas,<br />
das fast doppelt so groß ist wie Deutschland und in dem trotzdem<br />
nur 40.000 Menschen leben – die große Mehrheit davon in und<br />
um Whitehorse. Wir verlassen die Ranch und wollen auf den dick zugefrorenen<br />
Fish Lake. Die Hunde reagieren routiniert auf die Signale,<br />
der Schlitten gleitet ruhig durch den Schnee. Ich habe den Bogen raus,<br />
denke ich zufrieden – bis plötzlich und eher unerwartet die Fliehkräfte<br />
ins Spiel kommen. Wir überqueren eine Straße, es geht einen kleinen<br />
Hügel hinunter und in eine scharfe Kurve – die die Hunde irgendwie<br />
in einem anderen Radius nehmen als ich. Im hohen Bogen lande ich,<br />
Gesicht zuerst, im Schnee. Schnell ist einer von Jocelynes Mitarbeitern<br />
da und wirft die Metallbremse in den Schnee, die ich natürlich im<br />
Stürzen losgelassen habe. Bei einem Rennen kann das ein unverzeihlicher<br />
Fehler sein. Aber hier unter der kalten <strong>Winter</strong>sonne bleibt mein<br />
Team sofort stehen und wartet geduldig, bis sich die Schein-Musherin<br />
aus dem Schnee geschält hat und wieder auf dem Schlitten steht. Auch<br />
die Teams hinter mir bleiben ruhig stehen und harren der Dinge. Tiefenentspannte<br />
Hunde, die machen nicht mal mir Angst.<br />
Es bleibt der einzige Unfall auf der Tour auf und über den Fish<br />
Lake, bei der auch im März der Wind noch eisig um unsere Ohren<br />
pfeift. Die dicke Mütze schadet nicht, die warmen Handschuhe sind<br />
ohnehin Standardprogramm. Der lange, gut gepolsterte Anorak hat<br />
zumindest dafür gesorgt, dass ich nicht überall nass bin. Und wenn<br />
die Schlitten dann mal schön gleichmäßig fahren auf dem zugefrorenen<br />
und mit Schnee überpuderten See, dann kann man schon verstehen,<br />
was für Jocelyne und die vielen anderen Musher die Faszination<br />
am Schlittenhunderennen ausmacht. Allein mit sich und der Natur,<br />
ein Teil zu sein der hier tatsächlich noch unberührten Natur. Das Gespann<br />
von Hunden und Mensch, komplett aufeinander angewiesen<br />
und den Elementen ausgesetzt. Dass da der Flow nicht lange auf sich<br />
warten lässt, glaube ich sofort.<br />
Was heute Sport und für manche sogar Berufung ist, war früher<br />
eine Notwendigkeit. Man brauchte die Schlitten, um die Post und Medizin<br />
auch in die entlegensten Orte in Kanada und Alaska zu bringen<br />
– aus diesen unendlichen Wegen sind die Routen der großen Rennen<br />
entstanden: der Yukon Quest grenzübergreifend von Whitehorse im<br />
Yukon nach Fairbanks in Alaska und der Iditarod von Anchorage nach<br />
Nome, beides in Alaska.<br />
Ein Seniorenheim für Schlittenhunde<br />
Auch Manuela Albicker hat mal für den Yukon Quest trainiert. Als<br />
junge Zimmergesellin kam sie vor Jahren aus Baden-Württemberg in<br />
den Yukon – um Holzhäuser zu bauen. Doch ihr Arbeitgeber entschied<br />
sich anders, und sie stand ohne Arbeit am Flughafen in Whitehorse.<br />
Jemand sagte ihr, Frank Turner suche immer Freiwillige, die auf seiner<br />
Farm helfen – so bekam sie zumindest schon mal Kost und Logis. Dass<br />
Frank Turner einer der legendärsten Musher war, den der Yukon je<br />
gesehen hatte, wusste die junge Frau zu diesem Zeitpunkt noch nicht.<br />
Manuela gehörte schnell zum Team, das sich um die weit mehr als 100<br />
Hunde in Muktuk kümmerte, und gelernt ist gelernt, macht später<br />
auch das Büro. Und sie baute Holzhäuser auf dem Gelände der riesigen<br />
Schlittenhundefarm, in denen Touristen ihre Ferien verbringen<br />
können. Dann das Training, das volle Konzentration erfordert. Gestartet<br />
ist Manuela nie. Nur in ihr neues Leben im Yukon, das sie inzwischen<br />
kaum mehr verlassen mag. Muktuk gehört ihr, doch sie züchtet<br />
keine Hunde für die Rennen. »Wir kümmern uns hauptsächlich um<br />
die Tiere, die im Rentenalter sind und nicht mehr aktiv bei Rennen<br />
starten«, erzählt sie. Doch auch das ist ein Vollzeitjob.<br />
Der eisige Yukon im hohen Norden zieht die Menschen an – aus<br />
vielen Ländern und aus den verschiedensten Gründen. Und viele,<br />
die einmal kommen, gehen nicht wieder weg. Sie lieben die Weite<br />
des Landes, die Jahreszeiten, das eher einfache Leben. Nur eine<br />
Straße führt ganz in den Norden, der 737 Kilometer lange Dempster<br />
Highway. Im Sommer ist das eine Schotterpiste, im <strong>Winter</strong> fährt man<br />
über Schnee und Eis. Durch weite, weiße Landschaften, die wie überdimensionierte<br />
Filmkulissen scheinen. Es geht durch den Tombstone<br />
Territorial Park und entlang mehrerer Gebirgsketten, über den Polarkreis<br />
und schließlich in die Northwest Territories. Tagelang könnte<br />
man diese Straße entlangfahren, nie schnell, aber immer auf der Lauer.<br />
Ist irgendwo ein Elch zu sehen? Sind die Bären schon aufgewacht?<br />
Großtierglück haben wir nicht – ein Schneehuhn hat Erbarmen und<br />
bewegt sich in der grellweißen Umgebung. Sonst wäre auch das weiße<br />
Federvieh nicht zu sehen gewesen.<br />
Dawson wurde im Goldrausch<br />
zum »Paris des Nordens«<br />
Tief verschneit müssen auch viele hoffnungsvolle Goldsucher die<br />
andschaft angetroffen haben, als sie um die vorletzte Jahrhundertwende<br />
im Yukon ankamen. Es war August 1896, als George Carmack,<br />
Skookum Jim und Dawson Charlie ihre Bratpfanne im Kiesbett des<br />
Bonanza Creek abspülten und dabei einen Goldbrockenfanden. ine<br />
Nachricht, die sich schnell Richtung Süden verbreitete. Die Menschen,<br />
die beim Goldrausch in Kalifornien gutes Geld gemacht hatten, und<br />
die, die dort zu spät kamen, machten sich nun also auf den Weg nach<br />
Norden. Auf der Suche nach Reichtum und Glück. Oder wenigstens<br />
einem von beiden.<br />
Lang und beschwerlich sind milde Beschreibungen für den Weg,<br />
den sie dabei auf sich nahmen. Eine Tortur muss es gewesen sein, eine<br />
Tonne Proviant über den Chillkoot Pass zu ziehen, denn ein Jahr lang<br />
mussten die Vorräte reichen. Wer das nicht hatte, wurde schon ausgebremst,<br />
ehe er den Klondike überhaupt gesehen hatte. In Dawson<br />
ließen sich die Goldsucher damals nieder, bis zu 40.000 sollen dort<br />
gelebt haben. Heute ist es ein Örtchen mit kaum mehr als 1.000 Einwohnern,<br />
mit vielen bonbonbunten und vielen sehr schiefen Häusern<br />
– der Permafrostboden taut jeden Sommer ein bisschen auf und sorgt<br />
dafür, dass sich die Holzhäuser in Bewegung setzen. Der lange, kalte<br />
<strong>Winter</strong> allerdings ist fast wichtiger für den Ort, denn bis heute ist der<br />
Yukon ein wichtiger Transportweg. Und: zugefroren trägt er mehr, als<br />
wenn er im kurzen arktischen Sommer ein reißender Fluss ist. Die Eis-<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
95
... einMal<br />
den whisky<br />
mit Zeh, bitte<br />
brücke, die sie hier jedes Jahr bauen, muss 40 Tonnen tragen – einen<br />
dieser riesigen nordamerikanischen Lastwagen also. An der dünnsten<br />
Stelle ist die Brücke im Fluss etwa 1,50 Meter dick – je länger der<br />
<strong>Winter</strong>, umso mehr Eis hat sie.<br />
»Für die Tr’ondek Hwech’in First Nations, die Ureinwohner dieser<br />
Region, ist der Yukon schon seit vielen Tausend Jahren der Highway,<br />
um das Land zu be<strong>reisen</strong> – mit dem Hundeschlitten«, sagt Jesse Cook,<br />
der im Auftrag von »Klondike Experience« Besucher durch die Landschaft<br />
führt. Dass es hier Gold gibt, haben sie wohl gewusst – aber<br />
es war ihnen nicht wichtig. »Für sie lebensnotwendig war das Land,<br />
das Wasser und die Natur, die ihnen Nahrung gab.« Der Goldrausch<br />
war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. 1899 hatten mehr als<br />
8.000 Menschen die Stadt schon wieder verlassen, 1902 lebten nur<br />
noch 5.000 in dem Ort, der zu seiner Hochzeit »Paris des Nordens«<br />
genannt wurde. Die »Motherload, den wirklich riesigen Goldfund,<br />
vermuten sie aber noch immer am Klondike, vielleicht in den Bergen<br />
– Claims gibt es jedenfalls noch jede Menge. Und kuriose Bräuche.<br />
Gepökelter Zeh im Saloon<br />
Im Saloon nimmt ein Spektakel allabendlich seinen Lauf: »Drink it fast<br />
or drink it slow, but your lips must touch the toe.« In der Hochsaison<br />
kann Terry Lee gar nicht nachhalten, wie oft er diesen Spruch an einem<br />
Abend sagt. Auf dem Tisch in einem Salzhaufen: ein großer Zeh.<br />
Schon lange abgestorben, wie ein Stück Holz fühlt er sich an und sieht<br />
auch so aus. Dunkelbraun, verschrumpelt, eklig. Dieser Zeh wird nun<br />
also in ein hochprozentiges Getränk eigener Wahl versenkt und dann<br />
schreitet Zeremonienmeister Terry zur Sache. Ganz genau schaut er<br />
hin, ob der Zeh auch wirklich die Lippen des Trinkenden berührt.<br />
Angst vor Hunden? Pillepalle! Angst den Zeh zu verschlucken? Schon<br />
eher. »Das passiert gar nicht so selten«, sagt er. Kostet allerdings<br />
2.500 Dollar Strafe. Wenigstens mangelt es nicht an Nachfolgezehen.<br />
»Immer wieder fahren sich Menschen mit dem Rasenmäher über die<br />
Füße«, berichtet er. Auch beim Yukon Quest friert so mancher Zeh ab.<br />
Wie sie auf einen so widerlichen Brauch gekommen sind? Zwei<br />
Brüder sollen während der Prohibition Rum vom Yukon nach Alaska<br />
geschmuggelt haben, immer im Schneesturm, damit ihnen die Polizei<br />
nicht auf die Schliche kam und sie keine Spuren hinterließen. Einem<br />
fror die Zehe ab, der andere hackte sie kurzerhand ab und konservierte<br />
sie in Alkohol. »Hüttenkoller«, sagt Terry Lee mit einem Achselzucken.<br />
»Jahrzehnte später fand ein Mann namens Captain Dick die Zehe in einem<br />
Haus, das er gerade in Dawson gekauft hatte. Im Saloon kam man<br />
auf die lukrative Idee des Sourtoe – und Captain Dick hat die Prozedur<br />
ahrzehntelang geleitet. ehntausende Menschen haben die fixe dee<br />
zum Brauch werden lassen. Ich war Nummer 97 XXX.<br />
Verwunderlich ist es nicht, dass sie hier im Norden auf solche<br />
Ideen kommen. Im <strong>Winter</strong> ist es lange dunkel, sehr lange. Nachts tanzen<br />
oft die Nordlichter am Himmel, selbst sagenumwoben. Und im<br />
Sommer ist es fast rund um die Uhr hell. »Da friert und taut auch das<br />
Gehirn«, sagt Lee. »Und macht alle ein bisschen verrückt.«<br />
Fest steht – es braucht einen besonderen Typ Mensch, der hier<br />
oben nicht nur überleben kann, sondern auch glücklich wird. Einen,<br />
der keine Angst vor Hunden und anderen wilden Tieren hat. Denn im<br />
Yukon gibt es weitaus mehr Bären, Elche und Karibu als Menschen.<br />
Menschen, die kein Problem damit haben, allein zu sein. Denn oft<br />
ist der nächste Nachbar Hunderte Kilometer entfernt. Menschen, die<br />
eine robuste Gesundheit haben – denn auch die ärztliche Versorgung<br />
außerhalb von Whitehorse ist aufwendig. Und wenn das Wetter nicht<br />
mitspielt, manchmal sogar nahezu unmöglich. Menschen wie Manuela<br />
Albicker, Jesse Cook oder Jocelyne LeBlanc, die sich mit den Gegebenheiten<br />
arrangiert haben und ihr bestes Leben mitten in der unberührten<br />
Natur des Yukon leben, in eisigen Temperaturen, manchmal<br />
ohne Strom oder flieendes Wasser. nd dabei nicht wirklich etwas<br />
vermissen. Musherin Jocelyne bringt ihr Lebensideal auf den Punkt,<br />
als sie auf die Frage antwortet, was die schlimmste Erfahrung beim<br />
Yukon Quest war: »Das feierliche Schlussbankett.«<br />
INFO<br />
Der Yukon ist eines der drei kanadischen Territorien und mit etwa<br />
482.000 Quadratkilometern fast doppelt so groß wie Deutschland.<br />
Im Westen grenzt es an Alaska, im Osten an die Northwest<br />
Territories und im Süden an die Provinz British<br />
Columbia. www.travelyukon.com<br />
ANREISE. Das ganze Jahr über fliegen Lufthansa und Air Canada<br />
von Deutschland aus nach Vancouver. Von dort aus mit Air<br />
Canada und Air North weiter bis Whitehorse. Im Sommer fliegt<br />
Condor direkt aus Frankfurt a. M. nach Whitehorse.<br />
Mehr Infos über Kanada findet ihr auf: www.kanadastisch.de<br />
Fotos: Verena Wolff (3), Destination Canada, Leonard Laub, Rich Stapleton<br />
96<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
WINTER | Yukon<br />
Ich seh den Sternenhimmel,<br />
Sternenhimmel, Sternenhimmel<br />
oh oh! Klarer Himmel über dem<br />
Yukon bedeutet auch große<br />
Chance für Nordlichter. Kopf in<br />
den Nacken bei Dunkelheit lohnt<br />
sich dementsprechend immer.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
97
WINTER | Französische Alpen<br />
text & fotos<br />
BMartin Häußermann<br />
Ski la<br />
France<br />
Talabfahrt: Am Rand<br />
von Val Thorens<br />
verläuft ein breiter,<br />
flacher Hang, der<br />
auch für Kinder und<br />
Anfänger bestens<br />
geeignet ist.<br />
98<br />
winter/frühjahr 2023
Les Trois Vallées, die Skischaukel durch<br />
drei französische Alpentäler, ist das größte<br />
zusammenhängende Skigebiet der Welt – mit<br />
600 Kilometer gespurten Pisten, 50 Kilometer<br />
markierten Tourenabfahrten und über 150 Liften.<br />
Jenseits aller Superlative erfreut das Skirevier<br />
mit landschaftlicher Vielfalt und<br />
exzellenter Küche.<br />
Es ist wie eine Reise in die eigene sportliche Vergangenheit.<br />
Les Trois Vallées war in meiner Jugend das ultimative Ziel<br />
für Skifahrer. Nirgendwo in den Alpen fand man vor 30 Jahren<br />
so viel Abwechslung auf den Pisten. Ich rede hier nicht<br />
von Schirmbars oder anderen Volksbelustigungen, sondern von der<br />
Möglichkeit, an einem Skitag nicht zweimal die gleiche Piste fahren<br />
zu müssen. Das bietet kein Skigebiet in der Schweiz, auch nicht in<br />
Österreich. Und noch nicht einmal, wenn sie Grenzen überschreiten<br />
wie Les Portes du Soleil (580 Pistenkilometer), das Hochsavoyen und<br />
den Schweizer Kanton Wallis verbindet, oder das mondäne Zermatt,<br />
wo man bis zu 360 Kilometer Piste fahren kann, wenn man bis ins italienische<br />
Cervinia hinabwedelt. Die drei Täler in Savoyen sind schlicht<br />
das größte zusammenhängende Skigebiet der Welt.<br />
Ideal also für ambitionierte <strong>Winter</strong>sportler wie uns, die den lieben,<br />
langen <strong>Winter</strong> als Vereinsskilehrer Kinder und Jugendlichen die<br />
Technik und – noch viel wichtiger – den Spaß am Skilauf vermittelten.<br />
Denn am Ende der Saison wollten wir uns nochmals so richtig die Skikante<br />
geben. Und da gab es kein besseres Revier als Les Trois Vallées.<br />
Für uns damals gleichbedeutend mit Val Thorens, einer Skistation aus<br />
der Retorte, wie sie in den französischen Alpen durchaus üblich<br />
ist. Das Flair und die Heimeligkeit eines gewachsenen <strong>Winter</strong>sportorts<br />
durfte man da nicht erwarten, stattdessen mehrstöckige<br />
Betonbunker, in denen man sich auf der Suche nach dem eigenen<br />
Appartement schon mal verlaufen konnte. Diese Appartements<br />
konnten wir uns gerade leisten, weil wir sie immer voll belegten und<br />
auch selbst kochten. Ein Raclette-Abend zum Abschluss der Skiwoche<br />
war das höchste unserer kulinarischen Gefühle. Aber, wie gesagt, es<br />
ging nicht um Alpenromantik und Haute Cuisine, sondern ums Skifahren.<br />
Dafür nahmen wir auch eine mühsame Anreise in Kauf. Gut<br />
700 Autokilometer aus der Region Stuttgart, das war – und ist – schon<br />
ein Wort. Reisende aus dem Norden Europas nehmen gerne auch das<br />
Flugzeug nach Genf und lassen sich dann die letzten 200 Kilometer<br />
mit dem Bus shutteln.<br />
Wer ins andere Tal nach Courchevel reist, kann dies auch im kleinen<br />
Privatflugzeug tun. Die nfrastruktur ist gegeben, der sogenannte<br />
Altiport thront über dem Ort auf einer Höhe von gut 2.000 Metern<br />
über dem Meeresspiegel. Neben einem gut gefüllten Portemonnaie<br />
braucht der Fluggast auch starke Nerven. Denn die Start- und Lande-<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
99
Glückstreffer: Skistar Alexis<br />
Pinturault (weiße Jacke) ist<br />
zufällig mal wieder zu Hause<br />
und posiert mit unserem<br />
Autor für ein Foto.<br />
bahn ist nur gut einen halben Kilometer lang und hat über etwa zwei<br />
Drittel der Strecke eine Steigung von 18,5 Prozent, was ihr einen Eintrag<br />
ins Guinessbuch der Rekorde bescherte. Gelandet wird bergauf,<br />
gestartet bergab. Das ist schon beim Zuschauen spektakulär, wenn ein<br />
startendes Flugzeug am Ende der Bahn erst mal etwas absackt, um dann<br />
wieder hochzuziehen. Da sackt dem geneigten Passagier möglicherweise<br />
auch das Herz in die Hose. Außer, man heißt James Bond. Der war<br />
schon zweimal da. Der Altiport diente als Kulisse bei den beiden Streifen<br />
»Der Morgen stirbt nie« und »Goldeneye«. Und er liegt in Sichtweite<br />
des Hotels Annapurna, wo ich dieses Mal Quartier bezogen habe.<br />
Dieses Hotel ist das exakte Gegenteil zu den anonymen Appartementbauten<br />
in Val Thorens, die ich bisher kennengelernt habe. Es<br />
ist ein inhabergeführtes Fünf-Sterne-Haus, das eine familiäre Atmosphäre<br />
versprüht. nd das liegt ganz offensichtlich an der igentümerfamilie,<br />
es wird heute von Sandra Pinturault in dritter Generation<br />
geführt. Gebaut haben es ihre Großeltern Christiane und André Pinturault,<br />
die ihr Haus nach einem Achttausender im Himalaya benannt<br />
haben. Das geschah zu Ehren des Bergsteigers Maurice Herzog, ein<br />
enger Freund der Familie, der den Annapurna schon bezwungen hat.<br />
Dennoch ist es ungewöhnlich in Frankreich, wo Hotels französische<br />
Namen bekommen, schließlich ist man stolz auf die Muttersprache.<br />
Die Pinturaults kratzte das nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass<br />
man in Courchevel 1974 ein Fünf-Sterne-Hotel für dieses Dorf nicht<br />
für angemessen hielt. Ein örtlicher Bergführer erzählt: »Am Ort wollte<br />
man sogar den Bau des Hauses boykottieren.« Örtliche Fachkräfte seien<br />
nicht bereit gewesen, am Bau dieses Hauses mitzuarbeiten. Doch<br />
André Pinturault habe nicht aufgegeben und höchstpersönlich Bauarbeiter<br />
im benachbarten Ausland angeworben. Er halte den Gründer für<br />
einen visionären Unternehmer, seine Nachkommen für ebenbürtig.<br />
Wie wichtig Familie für die Pinturaults ist, ist manchmal auch für<br />
den Besucher zu erkennen, wenn sie sich im Hotelrestaurant am großen<br />
Tisch versammeln. Was da gesprochen wird, weiß man nicht, doch<br />
die Atmosphäre ist erkennbar entspannt. Seniorchef Claude, der das<br />
Szepter 2017 an seine Tochter übergeben hat, freut sich sichtlich, dass<br />
alle da sind. Auch sein Sohn Alexis und dessen Ehefrau Romane, die<br />
schon aus beruflichen Gründen echte Weltenbummler sind. Denn der<br />
31-jährige Alexis startet für Frankreich im alpinen Skiweltcup, wurde<br />
Weltmeister mit der Mannschaft (2017) und in der alpinen Kombination<br />
(2019) und holte bei den Olympischen Spielen in Sotschi (2014)<br />
und Pyeongchang (2018) eine Silber- sowie zwei Bronzemedaillen.<br />
Immer mit dabei ist Romane, die ebenfalls als Rennläuferin aktiv war,<br />
nun aber seine Pressemanagerin ist.<br />
Wegen eines Sponsorentermins sind die beiden nach Abschluss<br />
der Weltcupsaison für ein paar Tage in Courchevel, wo Alexis das Skifahren<br />
gelernt hat. Und tatsächlich geht er an diesem Tag mit einigen<br />
ausgewählten Gästen auf die Piste. Auch Romane betätigt sich als Skiguide.<br />
Das ist, so sagt man mir hinterher, die absolute Ausnahme. Absolut<br />
normal ist es für ihn, wirklich jedem für ein Foto zur Verfügung<br />
zu stehen. Die Gelegenheit lasse auch ich mir nicht nehmen. Und<br />
Alexis Pinturault bestätigt alles, was sonst so über ihn geschrieben<br />
wird ein Profi bis in die Haarspitzen, aber eben auch angenehm zurückhaltend,<br />
überaus freundlich – und ehrlich besorgt um seine Gäste.<br />
Das gilt für alle Mitarbeiter im Annapurna, das sogar einen Skiconcierge<br />
beschäftigt. Während der Gast noch damit beschäftigt ist,<br />
seine Skischuhe anzuziehen, schnappt der schon mal dessen Bretter<br />
samt Stöcke und legt die vor dem Hinterausgang abfahrbereit in den<br />
Schnee. Damit eder sein Material sofort findet, steckt daneben ein<br />
Pflock mit der eweiligen immernummer. Davon haben wir damals<br />
in Val Thorens noch nicht einmal geträumt und ich habe dies auch<br />
sonst noch in keinem Skihotel auf diesem Globus erlebt. Eigentlich<br />
braucht man das als aktiver Skifahrer auch nicht, und doch zaubert<br />
es einem ein Lächeln ins Gesicht. Ebenso wie die kleine Plauderei mit<br />
dem Concierge, der so ganz nebenbei die aktuelle Schneesituation und<br />
den Wetterbericht kennt. Angenehm macht die Situation, dass dieser<br />
freundliche Mensch nicht als devoter Dienstbote auftritt, sondern als<br />
selbstbewusster und kenntnisreicher Dienstleister, mit dem man auf<br />
Augenhöhe kommuniziert.<br />
Zwei Stunden lang bin ich dann mit der Gästegruppe auf der Piste<br />
unterwegs. Das Tempo ist eher geruhsam, weil die Gruppe doch<br />
sehr heterogen ist und man selbstverständlich auf die Schwächsten<br />
Rücksicht nimmt. Die haben in Courchevel auch keine große Mühen,<br />
denn die Pisten sind bestens präpariert und ob ihres Schwierigkeitsgrads<br />
auch für weniger Geübte gut zu bewältigen. Und doch komme<br />
ich auf meine Kosten. Denn neben der Piste gibt es auch einige<br />
schöne Tiefschneehänge, die mir Alexis dann auch prompt ans Herz<br />
legt, schließlich kennt er das Gelände hier wie seine Westentasche.<br />
nd hier offenbart sich dann auch die groe Stärke dieses Reviers.<br />
Da kommt jeder auf seine Kosten. Wenn man es richtig anstellt, ist<br />
keiner über- oder unterfordert. Überforderung könnte höchstens beim<br />
ssen eintreten. Schon das Frühstücksbuffet ist einem FünfSterne<br />
Haus mehr als würdig und füllt die Tanks für einen langen Skitag.<br />
Und doch bekommt die Gruppe Lust auf eine zünftige Mittagspause in<br />
der Skihütte. Wobei dieser Begriff das Cave des Creux vielleicht etwas<br />
unzureichend beschreibt, zumindest im Hinblick auf die Qualität der<br />
Speisen. Dennoch ist die Küche des Annapurna, in der Starkoch Jean<br />
Rémi Caillon das Sagen hat, in Courchevel wohl das Nonplusultra.<br />
Da muss man schon sehr viel Ski fahren, um die genüsslich zugeführten<br />
Kalorien auch nur ansatzweise zu verbrennen. Gerade deshalb,<br />
und weil ich mich bei dem feinen Dinner erinnere, welch einfache<br />
Küche uns als junge Skifahrer ein Genuss war, beschließe ich,<br />
meine Zeitreise abzurunden. Morgen geht es wieder nach Val Thorens.<br />
Auf Skiern, versteht sich.<br />
100 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr winter/frühling 2023
WINTER | Französische Alpen<br />
Hallo, Aussicht: Das Hotel Annapurna bettet sich<br />
schön inmitten von Bergen. Pool und Piste haben<br />
die Gäste von ihren Zimmern aus fest im Blick.<br />
INFO<br />
SCHLAFEN. Das Hotel Annapurna ist ein Fünf-Sterne-Hotel<br />
mit exzellenter Küche und toller Atmosphäre. Es hat ein eigenes<br />
Sportgeschäft samt Skiverleih. Das Annapurna bietet 72 Zimmer<br />
und Suiten, der Übernachtungspreis beginnt bei € 690 im<br />
Doppelzimmer, für eine Junior Suite sind mindestens € 1.180 pro<br />
Nacht anzulegen:<br />
Hotel Annapurna, 734, Route de l’Altiport, 73120 Courchevel,<br />
Tel: +33 4 79 08 04 60; www.annapurna-courchevel.com,<br />
info@annapurna-courchevel.com<br />
REGION. Les Trois Vallées ist das größte zusammenhängende<br />
Skigebiet der Welt. Erobern kann man es aus den Orten Val<br />
Thorens, Les Menuires, Méribel und Courchevel. Weitere Informationen<br />
und Quartiersuchen unter: www.les3vallees.com<br />
winter/frühling 2023<br />
101
Ein<br />
Hauch<br />
von<br />
Olympia<br />
B text<br />
Martin Häußermann<br />
Tirol oder Kärnten? Warth oder Bad Kleinkirchheim?<br />
Hubert Strolz oder Franz Klammer? Du hast die Wahl – und<br />
immerhin die Gelegenheit, mit ehemaligen Olympiasiegern<br />
die Piste unsicher zu machen. Wir haben’s ausprobiert.<br />
102 winter/frühjahr 2023
WINTER | Promiskifahren<br />
Es ist noch dunkel. Zu nachtschlafender Zeit verlassen wir im vollen<br />
Skioutfit das Hotel Pulverer. Schlielich haben wir einen Termin mit<br />
einem lmpiasieger. Franz Klammer wartet an der Kaiserburgbahn<br />
in Bad Kleinkirchheim. Passt irgendwie ganz gut, schlielich haben<br />
die sterreicher Klammer schon zum Skikaiser gekrönt. Der gebürtige<br />
Kärntner gewann bei den lmpischen Spielen in nnsbruck<br />
die Goldmedaille in der Abfahrt und viermal die berühmtberüchtigte<br />
Streif, das legendäre Abfahrtsrennen in Kitzbühel, und fünfmal den<br />
Abfahrtsweltcup. Mit solchen sportlichen rfolgen ist man in sterreich<br />
nichts Geringeres als ein Volksheld oder eben Kaiser.<br />
Als solcher tritt er aber ganz und gar nicht auf. Mit einem fröhlichen<br />
und deutlich hörbaren »Guten Morgen betritt Franz Klammer<br />
das Skirestaurant »um Sepp in der Talstation der Kaiserburgbahn,<br />
wo es Kaffee und Kipferl also Hörnchen zur Stärkung gibt, weil<br />
selbst das erste Hotel am Platz um diese hrzeit noch kein Frühstück<br />
serviert. rstaunlich, wie wach und fit man um diese hrzeit<br />
schon sein kann. Der Mann ist bewundernswert geerdet und heimatverbunden.<br />
Das ist auch der Grund, warum er hier steht. r wolle<br />
seiner Heimat etwas zurückgeben, sagt er. Schlielich hat er in Bad<br />
Kleinkirchheim richtig das Skifahren gelernt und die Grundlage für<br />
seine überragenden sportlichen rfolge gelegt. un wirbt er für den<br />
beschaulichen <strong>Winter</strong>sportort in den Kärntner ockbergen. atürlich<br />
mit seinem Gesicht, das auf Plakaten, Aufstellern und Websites Aufmerksamkeit<br />
erregt. atürlich auch mit seinem amen, den Marketingstrategen<br />
zu einem fast originellen Slogan verarbeitet haben<br />
»s klammert und franzt in Bad Kleinkirchheim. Aber er engagiert<br />
sich auch persönlich, indem er viermal pro Jahr beim »Ski vor dabei<br />
ist. Für einen bolus von uro gibt es neben dem Minifrühstück<br />
und einem späteren Brunch in der »Klammerstubn im Bergrestaurant<br />
Kaiserburg vor allem eine iftkarte, die es ermöglicht, zwei Stunden<br />
vor allen anderen Skifahrern gemeinsam mit Franz Klammer Spuren<br />
in die frisch präparierten Pisten zu ziehen.<br />
Also klammern wir uns an Franz, um nun endlich auf den Berg<br />
zu kommen. nsere Gruppe ist mit einem guten Dutzend Menschen<br />
angenehm übersichtlich. Das offizielle Programm lässt bis zu Teilnehmer<br />
zu. Als Verstärkung für den lmpiasieger sind immer auch<br />
Skilehrer der örtlichen Ski und Sportschule Krainer dabei. Bevor wir<br />
die Ski anschnallen, absolvieren wir sehr vorbildlich bei Sonnenaufgang<br />
ein kurzes, aber intensives Aufwärmprogramm. Auch Franz<br />
unter Skisportlern ist man beim Du macht fleiig mit. Das kennt<br />
er aus seiner Rennsportvergangenheit sehr gut und hat wohl auch seinen<br />
Teil dazu beigetragen, dass er vergleichsweise wenig Probleme mit<br />
Verletzungen hatte.<br />
bwohl er bereits mit dem Hochleistungssport abgeschlossen<br />
hat, ist er heute immer noch sportlich sehr aktiv. m Sommer spielt<br />
er Golf und fährt Rennrad, im <strong>Winter</strong> steht er auf dem Ski. nd wie.<br />
Wer Franz Klammer auf der Piste folgen will, muss sich beeilen. icht<br />
ohne Grund steht in der Ausschreibung »Geeignet nur für Könner.<br />
Zwei Könner für<br />
sich: Die ehemaligen<br />
Olympiasieger<br />
Hubert Strolz und<br />
Franz Klammer.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
103
WINTER | Promiskifahren<br />
Aufwärmphase! Was<br />
haben Bad Kleinkirchheim<br />
und Warth<br />
gemeinsam? Beide<br />
haben jeweils einen<br />
Olympiasieger<br />
hervorgebracht, der<br />
seine Heimat liebt.<br />
Franz kann es immer noch. r beherrscht den engen Parallelschwung,<br />
der zu seiner aktiven eit noch en vogue war, ebenso wie die heute<br />
aktuelle Carvingtechnik. Franz Klammers Gefühl für Schnee hat nicht<br />
nachgelassen, obwohl er schon fröhlich auf die zugeht. Skitechnik<br />
demonstrieren kann er sehr gut. Warum ist er dann nicht Trainer ge<br />
worden und hat sein Können weitergegeben Die Antwort ist ebenso<br />
schlicht wie ehrlich »ch kann es zwar immer noch und wei auch<br />
wies geht, aber richtig erklären kann ich das nicht.<br />
Hubert Strolz kann das. Auch er war ein groes As im Skizirkus.<br />
Seine gröten rfolge erzielte er, als Franz Klammer schon seine Karri<br />
ere beendet hatte. m Jahr holte er bei den lmpischen Spielen<br />
in Calgar die Goldmedaille in der Kombination, Silber im Riesen<br />
slalom und gewann obendrein noch den Kombinationsweltcup. ach<br />
Jahren im Skiweltcup und häufigem Auf und Ab hörte er mit<br />
dem Hochleistungssport auf, um sein Wissen und Können künftig an<br />
andere weiterzugeben. nter anderem an seinen Sohn Johannes, der<br />
in diesem Jahr geboren wurde und heute skisportlich in die Fustap<br />
fen des Vaters getreten ist.<br />
Vor allem aber auch an Gäste. Denn Hubert Strolz ist Skilehrer<br />
an der Ski und Snowboardschule Warth, der er einige Jahre auch als<br />
Skischulleiter vorstand. Er hätte dank seiner methodisch-didaktischen<br />
Fähigkeiten auch Trainer werden können mit seiner Ausstrahlung,<br />
Ruhe und Besonnenheit vielleicht auch Funktionär. Das hätte aber<br />
bedeutet, das eben aus dem Koffer, das er während seiner eit als<br />
aktiver Rennläufer hatte, fortzusetzen.<br />
r zieht die bodenständige Variante vor. Schlielich bezeichnet der<br />
gebürtige Walser seine Heimat als Paradies. Wer in seinem eben schon<br />
die halbe Welt bereist und die tollsten Pisten befahren hat, darf sich ein<br />
solches rteil erlauben. Heute lebt Hubert Strolz ein eben, wie es im<br />
Alpenraum nicht unüblich ist. m Sommer betreibt er seinen BioBau<br />
ernhof und im <strong>Winter</strong> arbeitet er als Skilehrer und Skiführer. Genauso,<br />
wie das auch sein Vater schon getan hat. Wer mit Hubert Strolz das<br />
Paradies erleben, Ski fahren oder eine Skitour unternehmen will, kann<br />
das über die Skischule Warth telefonisch oder per Mail buchen. in<br />
Vormittag (zwei Stunden) kostet rund uro, für einen kompletten<br />
Skitag (sechs Stunden Skifahren) werden ab uro fällig.<br />
Wir treffen Hubert Strolz am ift unterhalb des Warther Horns.<br />
n Dienstkleidung sozusagen. r trägt den einheitlichen Skianzug der<br />
Skischule Warth mit blauer Jacke und gelber Hose. Dazu einen awi<br />
nenrucksack und Tourenski obwohl wir mit ihm eigentlich nur zwei<br />
Stunden die Pisten seiner Heimat erkunden wollen. Aber für Hubert<br />
macht das keinen nterschied. r fegt die AuenfeldPiste hinunter,<br />
dass wir uns mit unseren pistengerechten Carvingski ganz schön strecken<br />
müssen, um hinterherzukommen. Der Profi fordert seine Grup<br />
pe, überfordert sie aber nicht. mmer wieder bleiben wir stehen, um<br />
Fotos zu machen. Hubert benennt die Berge, Touren und Abfahrten,<br />
die er kennt wie seine Westentasche.<br />
So beschaulich wie einst ist das Skidorf Warth heute nicht mehr.<br />
Durch den Bau der iftanlage Auenfeldet in der <strong>Winter</strong>saison <br />
wurde das Skigebiet WarthSchröcken mit dem Gebiet echürs ver<br />
bunden. So werden den Snowboardern und Skifahrern Kilometer<br />
präparierte Pisten erschlossen, von den vielen Geländevarianten gar<br />
nicht zu reden zum Beispiel die legendäre PfarrerMüllerTour. Sol<br />
che nternehmungen abseits der Piste sind allerdings echten Könnern<br />
vorbehalten, idealerweise begleitet von einem Profi wie Hubert. Mit<br />
ihm reden wir während einer iftfahrt noch über seinen Sohn Johan<br />
nes. Der war zunächst, weil die entsprechenden rgebnisse fehlten,<br />
aus dem Kader des sterreichischen Skiverbandes geflogen. Doch Jo<br />
hannes blieb dran, trainierte allein weiter, präparierte seine Ski eigen<br />
händig und kam wieder zurück. Vaterstolz schwingt mit, als Hubert<br />
die Geschichte seines Sohns erzählt, die bei den lmpischen Spielen<br />
auch ein Happ nd hatte. r gewann Jahre nach dem Sieg<br />
seines Vaters wieder olmpisches Gold in der Kombination. nd mit<br />
der Mannschaft holte er in Peking gleich noch eine zweite Goldmedail<br />
le. Vielleicht kann man in ferner ukunft in WarthSchröcken a mal<br />
mit einem Doppel-Olympiasieger Ski fahren gehen.<br />
INFO<br />
Franz Klammer: Ski vor 9: Termine 2023: 3. Januar, 7. Februar,<br />
14. Februar, 21. Februar. Buchung über Bad Kleinkircheim<br />
Touristik: www.badkleinkirchheim.at/de/highlights-im-winter/<br />
ski-vor-9-mit-franz-klammer/<br />
Hubert Strolz: Buchung über Skischule Warth-Schröcken,<br />
www.skischule-warth.com, info@skischule-warth.com,<br />
Telefon +43 5583 3443<br />
SCHLAFEN. In Bad Kleinkirchheim wohnten wir im Hotel<br />
Pulverer, fraglos das erste Haus am Platz. Es eignet sich nicht<br />
nur als Domizil für einen Skiurlaub, sondern dank der eigenen<br />
Therme auch sehr gut für einen Wellnessurlaub. Das hauseigene<br />
Gourmetrestaurant ist in jedem Fall einen Besuch wert.<br />
Thermenwelt Hotel Pulverer, Thermenstraße 4,<br />
A-9546 Bad Kleinkirchheim. www.pulverer.at<br />
In Warth-Schröcken wohnten wir im Hotel Jägeralpe. Das familiengeführte<br />
Vier-Sterne-Superior-Haus mit direktem Pisten- und<br />
Liftzugang eignet sich perfekt für <strong>Winter</strong>sportler. Hotel Jägeralpe,<br />
Hochkrumbach 5, A-6767 Warth am Arlberg. www.jaegeralpe.at<br />
Fotos: Martin Häußermann (3), Warth-Schröcken Tourismus/Ratko Medienagentur – ratko.at, Petra Rapp<br />
104<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr2023
HOTEL<br />
PRETTY in Pink<br />
Bangkok ist die Stadt der Rooftop-Bars. Und ein Highlight ist die Cru at Red Sky Bar auf dem<br />
Dach des Centara Grand & Bangkok Convention Centre. In schwindelerregender Höhe, also im<br />
59. Stockwerk, wird neben Köstlichkeiten und tollem Champagner natürlich auch ein<br />
360°-Panoramablick auf die atemberaubende Skyline von Bangkok geboten. Unvergessliche<br />
Sonnenuntergänge inklusive. Allein das Ankommen ist ein Erlebnis. Hinauf geht es nämlich im<br />
gläsernen Aufzug. Unsere Cocktailempfehlung: Swollow’s Nest. www.champagnecru.com<br />
ECHT DUFTE<br />
Die Loisium Hotels sind ein<br />
Gesamterlebnis aus moderner<br />
Architektur, authentischem<br />
Lebensgefühl, inspirierendem<br />
Weinerlebnis, kreativer<br />
Kulinarik und entspanntem<br />
Nichtstun. Ein Wohlgefühl entsteht<br />
dort, das man gern mit<br />
nach Hause nehmen möchte.<br />
Gut ist doch, wenn man<br />
bereits beim Duft anfangen<br />
kann. Beim Check-in werden<br />
die Gäste von einem dezenten<br />
Hauch aus Lavendel und<br />
Rosmarin begrüßt. Gemeinsam<br />
mit Saint Charles Apothecary<br />
wurde nun der erste Signature-Duft<br />
der Hotelgruppe entwickelt.<br />
Jetzt kann es daheim<br />
riechen wie im Lieblingshotel.<br />
www.loisium.com<br />
Fotos: PR (2), Centara Hotels & Resorts, Michael Königshofer<br />
Orlando Bloom liebt »German<br />
Frühstück« – soll heißen<br />
Würstchen mit Sauerkraut.<br />
Wo er das zuletzt gegessen<br />
hat? Im Purs Fine Hotels &<br />
Restaurants. Und das liegt –<br />
hört, hört – in Andernach,<br />
einer der ältesten Städte<br />
Deutschlands. Orlando kam<br />
mit seiner Frau Katy Perry,<br />
und sie schliefen in der edlen<br />
Suite im Convent. Die Wahl<br />
el auf diese wunderschne<br />
uite, weil ihnen der til<br />
des Belgiers Axel Vervoordt<br />
gefällt, der das Hotel komplett<br />
ausgestattet hat. Die anderen<br />
Pluspunkte sind das grandiose<br />
Zwei-terne-Michelin-ssen,<br />
die grandiose Aussicht über<br />
die Stadt oder der private<br />
einkeller. Die Promiwelt<br />
wohnt in Andernach.<br />
www.purs.com<br />
Promi-Alarm<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
105
HOTEL<br />
NANU,<br />
NALADHU<br />
NALADHU Malediven<br />
Ein Haus am Meer. Die<br />
Residenz ist das Familiendomizil<br />
Naladhus. Direkt<br />
am Ozean gelegen und<br />
mit großem privaten Pool<br />
bietet es Platz für sechs<br />
Personen.<br />
106
text<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Betrachtungen aus einer maledivischen<br />
Privatvilla: über den Indischen Ozean,<br />
die Freude der Einsamkeit, die erfüllten<br />
Wünsche und die Faszination des<br />
Floating Breakfast.<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 107
HOTEL<br />
Schwungvoll im<br />
Urlaub – mehr als die<br />
Schaukel für zwei<br />
Personen braucht<br />
es nicht zum<br />
Glücklichsein.<br />
DDie Sonne kitzelt dezent meine rechte Wange, während ich einsam<br />
und allein auf der Veranda meiner Privatvilla schaukele. Ja, richtig ge<br />
lesen. ch, Jahre, schaukele auf einer Art Dabed. Das Meer rauscht.<br />
in wogendes und tobendes Strandleben um mich herum gibt es<br />
nicht. Gelächter Fehlanzeige, Geplätscher wiederum reichlich. eben<br />
mir rauscht der private, doch sehr grozügige acht Meter lange Pool.<br />
Vor mir schlägt das Meer klitzekleine Schaumwellen. ugegeben, das<br />
ahne ich nur. ch habe zwar eine uadratmeter groe Beachvilla<br />
bezogen, die auch einen DergehörtmirStrandabschnitt hat. Aber der<br />
Strand ist unfassbar breit und daran schliet sich noch mein kleiner<br />
Villengarten an, der bis an die Veranda stöt, auf der ich wie eben<br />
erwähnt, schaukele. nd das beruhigt. Man kann kaum in Worte fas<br />
sen, wie sehr es beruhigt. Mein Stresslevel vor dem Abflug in dieses<br />
maledivische Paradies namens Naladhu war hoch. Ich würde sagen, es<br />
hatte bereits meine Schädeldecke gekitzelt.<br />
Wäre dies etzt ein Film, würde ich kurz die Rückspultaste drü<br />
cken. ur Ankunft in diesem Traumhaus. Der herzliche mpfang auf<br />
den Malediven ist edem bereits hier gewesenen rlauber bekannt.<br />
Man hat das Gefühl, das gesamte Personal hat sich am Steg versam<br />
melt, um exklusiv und natürlich nur einen selbst so herzlich und<br />
einzigartig mit Trommeln, Kokosnusswasser und kühlen Tüchern zu<br />
empfangen. nd dieses Gefühl ist toll. s macht indruck. s heit<br />
willkommen. nd so geht es mir natürlich auch. nd dann werde ich<br />
von meiner ganz persönlichen Kuwaanu (meine Butlerin) durch diese<br />
Villa geführt, deren bodentiefe Fenster gleichzeitig Türen sind. Die<br />
darf man schieben und damit öffnen und so wohnt es sich halb drau<br />
en, obwohl drinnen. Das wiederum ist ein ebensgefühl, dass ich in<br />
Filmen immer so bewundere. Für das sich Köln einfach schon wetter<br />
technisch nicht eignet, aber das mich sogleich mit Glück erfüllt. Allein<br />
zu wissen, dass ich vom Bett direkt in den Pool rollen könnte, ist in<br />
diesem Moment die schönste Sache der Welt.<br />
nd dann nach einer langen Reise ging es natürlich sofort ins<br />
ass. Sehnsuchtsziel ummer eins für edes Stadtkind auerhalb der<br />
Nord- oder Ostsee-Reichweite. Das Meer ist badewannenwarm. Aber<br />
etwas unruhiger, als ich es erwartet habe. Doch ich halte mich wacker<br />
über Wasser, obwohl meine Knochen, meine Augen und wahrscheinlich<br />
mein Geist doch sehr müde sind. Doch keine Sekunde verpassen lautet<br />
die Devise. Denn immerhin befiehlt es der eigene Anstand, es auszu<br />
kosten. Den Geschmack von Salz. Die Sonne auf der asenspitze und<br />
das schlichte Wissen, mit beiden Beinen eben im ndischen zean zu<br />
stehen.<br />
Der Puderzuckerstrand blendet. r blinkt, er blitzt, er funkelt. r<br />
ist hell und fein. nd er ist irgendwie Sinnbild für dieses schöne Re<br />
sort, in dem ich urlaube. Naladhu. Das klingt so, als hätte Abba es<br />
besingen können und als könnte es ein Snonm für irvana sein.<br />
nd ein bisschen hat es etwas von beiden. Heit edoch übersetzt,<br />
ganz wahrheitsgemä, schöne kleine nsel. Doch zuerst die Fakten.<br />
Die Resortinsel ist über . uadratmeter gro. Das klingt gröer,<br />
als sie ist. Denn die nsel ist klein. Sie ist privat. s gibt nämlich nur<br />
Villen. Davon liegen zehn am Strand und zehn gen zean. Diese<br />
wiederum sind keine Over-Water-Villen im klassischen Sinne. Sie sind<br />
zwar direkt am Meer. Aber das auberwörtchen lautet AM. Denn das<br />
ist keine agunenseite, sondern die schiere offene See und wer dort<br />
auf seiner Veranda sitzt und seinen sonnenmilchverwöhnten Bauch<br />
bräunt hat zwischen sich und ndonesien nur Salzwasser und Fische.<br />
m es einfach auszudrücken. nd das ist schon faszinierend.<br />
Apropos Fisch. aladhu hat nur ein Restaurant, namens The<br />
iving Room, und damit nur eine Speisekarte. Doch das Konzept<br />
ist so frei, dass man zum Frühstück kommen kann, wann man mag.<br />
Stunden Pancakes und Bacon. Wenn man es will. nd im iving<br />
Room, so heit das Restaurant, wenn man einen ssenswunsch hat,<br />
den Küchenchef Tolga Dagli einfach darüber vorher informiert, und<br />
der kocht dann die besten Spaghetti Bolognese, die die Malediven e<br />
gesehen haben. Wahrscheinlich würde er indischen Daal oder eine vietnamesische<br />
Ph genauso mühelos zaubern. Alles ist möglich. ch<br />
habe selbstverständlich keine Bolo auf den Malediven bestellt. Wo<br />
108 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
winter/frühjahr 2023
Für alles offen – die meisten bodentiefen Fenster lassen sich verrücken. So wird die 300 Quadratmeter große Villa noch großzügiger.<br />
Das Leben verschwimmt im drinnen und draußen. Privatsphäre garantiert, selbstverständlich!<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
109
HOTEL<br />
Wenn das Frühstück angeschwommen kommt ...<br />
110
kommen wir denn dahin Fangfrischer Fisch lautet hier die Devise.<br />
nd der ist wirklich vorzüglich.<br />
Wer mag, kann ihn auch selbst angeln. So ein Hochseeangelaus<br />
flug ist auch ein rlebnis. Denn die Tour führt vorbei an vielen an<br />
deren nseln (auch Resorts) und man kann so schauen, wie denn die<br />
rlaubsnachbarn so wohnen. nd ob die eigene rlaubsinsel oder<br />
Villa auch wirklich die Schönheitskönigin der nseln ist. nd mit die<br />
ser Gewissheit sowie hoffentlich auch mit einem köstlichen Fischfilet<br />
kehrt man dann zurück zur nsel des Glücks.<br />
Doch aladhu ist nicht fernab von der Welt. s ist zwar ein abge<br />
sperrter Bereich und eine nsel für sich, aber in Bootstaxiähe ist das<br />
Anantara Dhigu. in familienorientiertes Resort. Wer ust hat, kann<br />
auch dort dinieren. nd auch da fühlt man sich besonders. Denn als<br />
Gast von aladhu darf man dort, sowie im anderen benachbarten Re<br />
sort Anantara Veli, alles austesten. Andersherum ist das nicht erlaubt.<br />
Wie elitär. Aber auch durchaus angenehm hüstel. Aber nicht nur<br />
die Restaurants dürfen genutzt werden, sondern auch die Aktivitäten.<br />
Die Surfschule beispielsweise. Doch fürs Wellenreiten bin ich einfach<br />
zu ungeschickt. ch habe schon Probleme, über eine ein Meter breite<br />
Mauer zu balancieren. Sicherer durchs eben geht, wer seine Fähig<br />
keiten richtig einschätzen kann. Deshalb lehne ich dankend ab, finde<br />
es aber prima, dass es andere Gäste auch im hohen Alter noch wagen.<br />
Da reizt mich schon eher der Ausflug zu den Haien. Schnorcheln<br />
mit den Giganten des Meeres. der Abtauchen zu den Meeresbewoh<br />
nern mit reichlich ahnfleisch. Gott eptun ist mir aber nicht wohl<br />
gesonnen. eider ist das Wetter zu schlecht und die Haie müssen ohne<br />
mich ihre Kreise ziehen. Die wissen gar nicht, was sie verpassen. m<br />
ehrlich zu sein, hatte ich kurz die Sorge, sie könnten mich für eine<br />
Robbe halten und anknabbern. Als dieser Spa auf den ich mich aber<br />
sehr freute abgesagt wurde, war ich sehr enttäuscht. Wann kommt<br />
man schon mal dazu, einem Hai Hi zu sagen. a, beim nächsten Mal.<br />
Neptun war wohl schlecht gelaunt.<br />
Dann gehe ich eben zurück zu meinem Buch. Vielleicht in die frei<br />
stehende Badewanne. Oder an den Strand? Doch lieber in den Pool?<br />
n dem wird mir morgens ein Frühstück serviert. Das schaukelt dann<br />
auf mich zu, während ich im Badeanzug versuche, fürs Foto eine gute<br />
Figur abzugeben. nklusive ggs Benedict und Champagner. Floating<br />
Breakfast nennt sich das und ist in vielen nselresorts ein Hit. Auch<br />
wenn ehrlich gesagt reichlich unpraktisch. Also nehme ich mir<br />
mein Müsli vom schwimmenden Tablett und verlasse das kühle ass.<br />
Wohin Auf die Schaukel. Die beruhigt so ungemein und entspannt.<br />
So wie aladhu. Ach, ich ahne, wie schön es klingen würde, wenn<br />
Abba es sängen.<br />
INFO<br />
Naladhu. Eine Übernachtung in einem Beach House für zwei<br />
Personen kostet € 1.654 inkl. Frühstück. www.naladhu.com<br />
ANREISE Sehr bequem ab allen deutschen Flughäfen, mit<br />
Umstieg in Istanbul (wirklich toller neuer Flughafen) kann man<br />
mit Turkish Airlines fl iegen. Die Abfl ugzeiten sind jeweils spät<br />
am Abend und lassen so zu, dass man den Urlaub vollkommen<br />
auskosten kann. www.turkishairlines.com<br />
Ab Flughafen sind es lediglich 30 Minuten Bootstransfer nach<br />
Naladhu.<br />
Fotos: Naladhu Privat Island Maledives (6), Naladhu Privat Island Maledives/Victor Romero (2), Kapreski/Shutterstock.com<br />
winter/frühjahr 2023<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
111
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<strong>Winter</strong>/Frühjahr 2023<br />
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Malediven<br />
Madeira<br />
AKTIV<br />
Kanada<br />
Ski fahren<br />
8 x <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
zum Aktionspreis von 44 Euro<br />
(statt 63,20 Euro) plus Geschenk.<br />
✔ 30 % Rabatt<br />
✔ Geschenk nach Wahl*<br />
✔ kostenfreie Zustellung<br />
✔ jederzeit kündbar nach Ablauf<br />
der Bezugsdauer (acht Ausgaben)<br />
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oder anrufen: + 49 (0) 2236 84880<br />
*Angebot gültig innerhalb Deutschlands, solange der Vorrat reicht.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> erscheint in der ella Verlag und Medien GmbH, Emil-Hoffmann-Str. 55–59, 50996 Köln.<br />
Robuste Reisetasche<br />
Praktischer Begleiter: die<br />
Reisetasche von GO Travel<br />
für unterwegs. Fassungsvermögen:<br />
46 l,<br />
Größe: 58 x 31 cm.<br />
In Schwarz.<br />
DER GROSSE FLAUSCHANGRIFF<br />
Handtuch-Set von MÖVE<br />
Die weichen Handtücher aus dem Jacquard-Programm MÖVE<br />
Brooklyn gibt es wahlweise im klassischen Design Fischgrat oder Glencheck –<br />
und das gleich im Doppelpack. Da muss man sich nur noch für die gewünschte<br />
Farbkombination Nature/Black oder Nature/Cashmere entscheiden.<br />
Größe 50 x 100 cm, hochwertiges Frottier<br />
mit einem Saum in feiner Schachbrettoptik.<br />
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ENTDECKEN<br />
..<br />
SIE<br />
DIE KUCHE<br />
DES NORDENS.<br />
Kochbuch<br />
PACIFIC FOOD<br />
Die passionierte Köchin Heidi Köster<br />
hat in die Töpfe dieser Welt geschaut<br />
und über 100 Rezepte mitgebracht –<br />
rund um den Pazifik, von Hongkong<br />
bis Ecuador, von Yap bis L.A.<br />
336 Seiten, Gräfe und Unzer Verlag<br />
Fotos: PR<br />
Kochbuch<br />
SKANDINAVIEN<br />
Eine nicht nur kulinarische Reise zu den nordischen<br />
Regionen Island, Dänemark, Schweden,<br />
Finnland und Norwegen. 208 Seiten, Gräfe und<br />
Unzer Verlag.<br />
Beauty Case<br />
Das Beauty Case von GO Travel<br />
macht stets eine gute Figur, egal<br />
ob im Flugzeug oder im Hotel. Mit<br />
vielen praktischen Fächern. Wahlweise<br />
in den Farben Rot, Lila oder<br />
Schwarz erhältlich.
CHECKOUT<br />
GO CAMPING!<br />
Impressum<br />
Der Weg ist das Ziel und um dieses zu erreichen, werden einfach ein paar Zwischenstopps eingebaut.<br />
Praktischerweise hat man das Dach über dem Kopf ja direkt dabei. Die Rede ist vom Camping. Und<br />
wie es der Zufall so will, verlosen wir das Beginner-Paket. Was das bedeutet? Für drei Nächte könnt ihr<br />
euch einen Hannes Camper abholen und die Reisefreiheit testen.<br />
Getreu dem Motto »Miete. Meer. Freiheit« steht Hannes Camper für eine unkomplizierte Anmietung<br />
von über 100 Reisemobilen an acht Standorten in Deutschland. Das Besondere: Die Flotte umfasst<br />
hauptsächlich Kastenwagen der beliebten Sechs-Meter-Klasse und bietet Reisenden somit die ideale<br />
Kombination aus Komfort und Fahrvergnügen. Egal ob Städtetrip oder autarkes Camping inmitten der<br />
Natur – mit einem Hannes Camper habt ihr sicher das passende Gefährt an ihrer Seite. Komplettes<br />
Campingzubehör und Endreinigung inklusive.<br />
Wir verlosen drei Nächte im Camping-Van Premium Hannes – ein absoluter<br />
High-End-Kastenwagen, vom Hannes-Camper-Team entwickelt und zu einem<br />
Design-Schmuckstück ausgebaut. Schicke Details sind u. a. Fahrradträger,<br />
große Markise und Klimaanlage. Anmietung ab allen Standorten, die angeboten<br />
werden, möglich. Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine<br />
Frage unter <strong>reisen</strong>exclusiv.com/gewinnspiel-camper<br />
Einsendeschluss ist der 30.03.2023<br />
Fotos: Hannes Camper (3)<br />
erscheint viermal im Jahr bei der<br />
ella Verlag und Medien GmbH<br />
Emil-Hoffmann-Str. 55–59<br />
50996 Köln<br />
Tel.: 02236 84880<br />
Fax: 02236 848824<br />
info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
Chefredakteurin<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Art Director<br />
Alessandro Riggio<br />
Redaktion<br />
Ulrike Herder, Marie Tysiak,<br />
Frank Störbrauck<br />
Mitarbeitende dieser Ausgabe<br />
Jan Malte Andresen<br />
Andreas Dauerer<br />
Bianca Klement<br />
Simone Sever<br />
Martin Häußermann<br />
Martin Wein<br />
Verena Wolff<br />
Ala Zander<br />
Anzeigenleitung<br />
Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />
Anzeigen<br />
Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />
Marketing & Kooperationen<br />
Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />
Korrekturen<br />
Bärbel Philipp, textperlen.de<br />
Titelbild Naladhu Private Island<br />
Druck Bonifatius, Paderborn<br />
Vertrieb<br />
VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />
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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
KANADA<br />
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ZUM TANZEN<br />
PODCASTS<br />
ZUM LAUSCHEN<br />
ZUM IN KANADA VERLIEBEN<br />
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Finde das<br />
Außergewöhnliche<br />
Willkommen im Red Centre. Uluru - im Herzen der<br />
Wüste – ist das Wahrzeichen Australiens. Besonders bei<br />
Sonnenuntergang entwickelt dieser Ort eine einzigartige<br />
Magie, wenn er im roten Licht erglüht. Doch auch der<br />
Anblick der beeindruckenden Felsformationen im Uluru<br />
Kata Tjuta National Park – wie die als Olgas bekannten<br />
36 Bergkuppen – gehört zu der außergewöhnlichen<br />
Erfahrung vor Ort. Eine Reise hierher wohnt ewig<br />
im Herzen.<br />
northernterritory.com/de