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EDITORIAL<br />

LEOPARD AUF 12 UHR<br />

Im offenen Jeep hocke ich bewaffnet mit meinem Telefon und einer Kamera unter<br />

einem Baum in Botswana. Es ist warm, obwohl die Sonne sich langsam am Horizont<br />

verabschiedet. Der Tracker, das ist der Spurenleser, der vorne im Safariauto<br />

sitzt, schiebt zwei Finger über die Lippen. Wir sollen still sein. Dann zeigt er nach<br />

oben. In den Baum. Fast wäre mir ein lauter Juchzer entfleucht. Vielleicht auch ein<br />

spitzer Schrei. Irgendetwas. Ich beiße mir auf die Lippe. Adrenalin macht sich in<br />

meinem Körper breit. Über uns im Baum schläft ein Leopard. Ja. Kein Scherz. Ein echter,<br />

großer, ausgewachsener, wilder Leopard.<br />

Das war ein Hauch zu nah für meinen Geschmack. Dabei liebe ich Wildlife. In gesunder<br />

Distanz versteht sich. Auch die Angst reist manchmal mit. Beispielsweise als mein<br />

Schlauchboot in Bella Coola, British Columbia, langsam, und in Sprungweite an einem<br />

Grizzly vorbeigleitet, der mitten im Fluss steht. Seine Mahlzeit, also der Lachs, springt<br />

ihm direkt ins Maul. Das lässt ihn wohl sein Umfeld komplett vergessen. Und wir dürfen<br />

und können ihn in aller Seelenruhe beobachten. Doch ist das eigentlich okay, was ich hier<br />

mache? Greife ich mit meiner Präsenz zu sehr ins Habitat des Bären ein?<br />

Es gibt in der Tat Belege, dass Wildtier-Tourismus die Tiere negativ beeinflusst. Beispiel<br />

Karibik. Eine Sandbank vor den Cayman Islands, genannt »Stadt der Stachelrochen«, ist<br />

ein Besuchermagnet, um den Meereswesen so nah wie möglich zu kommen. Touristen ist<br />

es erlaubt, die Stachelrochen zu streicheln, sie zu füttern und mit ihnen zu schwimmen,<br />

wofür sie bis zu 50 US-Dollar bezahlen.<br />

Aber der Besuch von bis zu 2.500 Menschen pro Tag hat Spuren hinterlassen: Blutproben<br />

von den dortigen Stachelrochen zeigen, dass sie ein schwächeres Immunsystem<br />

und damit einen schlechteren Gesundheitszustand haben als Artgenossen, die nicht von<br />

Touristen gestört werden.<br />

Es gibt jedoch auch eine andere Seite. »Wirtschaftlich gesehen kann der Tourismus größere<br />

Vorteile bieten als andere Formen der Land- oder Wildtiernutzung. Dadurch entsteht<br />

ein starker Anreiz, Tiere und Natur zu schützen«, sagt Michael Hutchins, Gründungsmitglied<br />

und Direktor für Umweltschutz und Wissenschaft der Organisation »World Safaris<br />

and Safari Professionals«.<br />

Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge; Illustration: Victoria Novak/Shutterstock.com<br />

Das bedeutet, dass wir Touristen, die wir Eisbären, Gorillas oder Elefanten in ihrer natürlichen<br />

Umgebung beobachten wollen, auch darauf achten müssen, dass wir gute touristische<br />

Produkte aussuchen, die die Tiere respektieren. Also Abstand halten. Und nicht<br />

direkt unter dem Schlafplatz des Leoparden parken. Wobei ich glaube, dass das eher<br />

unwissend geschah. Aber glücklicherweise konnte ich ausnahmsweise mal die Klappe<br />

halten. Und so hat der Leopard uns nicht bemerkt. So soll es ein.<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

winter/frühjahr <strong>2024</strong><br />

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