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DIVERSITY

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Diversität:<br />

Das Ja-Sager-<br />

Problem<br />

Transformationsprozesse in Unternehmen sind eine<br />

enorme Herausforderung. Es gilt, möglichst viele Menschen<br />

in der Organisation auf dem Weg mitzunehmen.<br />

Denn Veränderungen gelingen nur gemeinsam und mit<br />

überzeugten Mitarbeitenden: vom Vorstand bis zum Azubi.<br />

Barbara Lutz<br />

Gründerin und<br />

Geschäftsführerin<br />

des Frauen-Karriere-Index<br />

und des<br />

Impact of Diversity<br />

Text Barbara Lutz<br />

E<br />

in Kulturwandel zu<br />

mehr Diversität ist<br />

ein besonders ambitioniertestes<br />

Transformationsvorhaben.<br />

Führungspositionen<br />

vielfältiger zu besetzen<br />

und den Anteil von Frauen dort zu<br />

erhöhen ist ein Ziel, mit dem sich viele<br />

Unternehmen trotz bester Absichten<br />

immer noch schwertun. Die Lehmschichten<br />

in der Organisation sind zäh,<br />

die Beharrungskräfte groß.<br />

Doch das Problem liegt dabei nicht wie<br />

häufig vermutet bei denjenigen, die<br />

sich offen dem Neuen entgegenstellen.<br />

Das Problem sind vielmehr die sog. Ja-<br />

Sager. Die Abwartenden, die nicht offen<br />

widersprechen und sich stets raushalten.<br />

Sie zementieren so genau die<br />

Strukturen, die eigentlich überwunden<br />

werden sollen.<br />

Mein Team und ich sind bei der jährlichen<br />

Erstellung unseres Frauen-<br />

Karriere-Index seit dem Jahr 2012 in<br />

die es offen bekämpfen. Und ebenjene<br />

Gruppe der Abwartenden und Ja-Sager.<br />

Sie stellt mit etwa 40 Prozent die größte<br />

Fraktion – und das ist bereits ein großer<br />

Teil des Problems.<br />

Viele Unternehmen sind sich dessen<br />

nicht bewusst und scheitern deshalb<br />

mit ihren Transformationszielen. Denn<br />

der Ja-Sager gibt sich nach außen<br />

verbindlich und kooperativ, ist aber<br />

innerlich nicht überzeugt. So stellen<br />

Unternehmen oft nach einem Jahr<br />

verwundert fest: Unter den Neubesetzungen<br />

von Stellen sind nach wie vor<br />

kaum Frauen. Trotz klarer Diversitäts-<br />

Ziele und Vorgaben hat sich im Grunde<br />

nichts verändert.<br />

Wie lassen sich diese Chamäleons aufspüren<br />

und überzeugen? Zunächst<br />

durch eine fundierte Analyse. Man führt<br />

Interviews mit ausgewählten Personen<br />

in einer Organisation. Mit sprachwissenschaftlichen<br />

Analyse-Instrumenten<br />

und entsprechender Gesprächsführung<br />

werden hier die versteckten Anti-Haltungen<br />

zutage gefördert.<br />

Das Wichtigste Instrument<br />

aber liegt in den Händen<br />

des Vorstands. Die<br />

Unternehmensführung<br />

muss sich glasklar<br />

positionieren.<br />

Hunderten Tiefenexplorationen immer<br />

wieder auf diesen Typus gestoßen,<br />

der zwar JA sagt, aber eigentlich NEIN<br />

meint. In Veränderungsprozessen gibt<br />

es drei Gruppen: die Aktiven, die das<br />

Neue unterstützen. Die Verhinderer,<br />

Auf der Basis dieser Analyse gilt es,<br />

Überzeugungsarbeit zu leisten. Die<br />

geeigneten Maßnahmen fallen von<br />

Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich<br />

aus. Nicht jeder zahlenfixierte<br />

Ingenieur lässt sich auf ein<br />

Unconscious-Bias-Rollenspiel ein. Es<br />

gilt, die Menschen in der Sprache zu<br />

überzeugen, die sie verstehen.<br />

Das Wichtigste Instrument aber liegt in<br />

den Händen des Vorstands. Die<br />

Unternehmensführung muss sich<br />

glasklar positionieren. Die Aussagen<br />

und Ziele müssen absolut unmissverständlich<br />

sein. Wenn die Unternehmensspitze<br />

auf diese Weise klar macht,<br />

dass sie wirklich meint, was sie sagt,<br />

bleibt auch für die Ja-Sager-Fraktion<br />

kein Spielraum mehr für Interpretationen.<br />

Dann ist ein JA auch wirklich<br />

ein JA.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK

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