Unsere Sinne
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />
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NEUROLOGIE<br />
Parkinson<br />
Torsten Römer berichtet<br />
von seinem Alltag mit der<br />
Erkrankung<br />
Seite 14<br />
SEHEN<br />
Retinitis Pigmentosa<br />
Transkorneale elektrische<br />
Stimulation als Therapieansatz<br />
Seite 03<br />
Altersbedingte<br />
Augenerkrankungen<br />
Anzeichen und Behandlungen der<br />
häufigsten Augenerkrankungen<br />
Seite 06 – 07<br />
HÖREN<br />
Hörverlust<br />
Prof. Jan Löhler klärt zu<br />
Schwerhörigkeit auf<br />
Seite 10<br />
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DIN 58184<br />
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@Mediaplanet_germany<br />
Please recycle<br />
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN DIESER AUSGABE MÄRZ 2024<br />
Natascha Wesiak<br />
Etwa 80 % der Informationen<br />
aus unserer<br />
Umwelt nehmen wir<br />
über unsere Augen<br />
auf – ihr Schutz und<br />
die Unterstützung von<br />
Menschen mit Augenerkrankungen<br />
muss erhöhte<br />
Wichtigkeit beigemessen<br />
werden.<br />
Tilia Dahlke<br />
Unser Hörsinn ist von<br />
allen <strong>Sinne</strong>n der<br />
differenzierteste.<br />
Er lässt uns bis zu<br />
400.000 Töne<br />
unterscheiden und<br />
uns sicher im Alltag<br />
bewegen, aber auch<br />
kleine Dinge wie Vogelgezwitscher<br />
genießen.<br />
Nora Hinz<br />
Auch neurologische<br />
Erkrankungen<br />
können die <strong>Sinne</strong>swahrnehmungen<br />
beeinträchtigen.<br />
Lassen Sie uns<br />
gemeinsam<br />
genauer<br />
hinsehen!<br />
Project Manager: Natascha Wesiak, Project Manager: Tilia Dahlke,<br />
Junior Business Development Manager: Nora Hinz, Business Development<br />
Manager: Viktoria Rubinstein, Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),<br />
Henriette Schröder (Managing Director), Philipp Colaço (Director<br />
Business Development), Lea Hartmann (Head of Design), Cover:<br />
Collage L.Hartmann , Bildmaterial: Shutterstock (ID: 1822781564,<br />
2124645437, 2186037163, 2198879557, 2280343723)<br />
Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com<br />
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind<br />
keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />
der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />
Alle Personenbezeichnungengelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
UNSERE PARTNERINNEN IN DER AUSGABE<br />
Ich finde es sehr gut, dass<br />
mittlerweile mehr Bewusstsein<br />
für die Zugänglichkeit und<br />
Barrierefreiheit geschaffen wird.<br />
CassMae<br />
Singer-Songwriterin<br />
Ich wünsche mir ein Leben<br />
ohne Spaltung von<br />
Menschen und<br />
Ableismus.<br />
Christine Eggert<br />
Influencerin<br />
Nicht ich muss mich nach<br />
Kräften anpassen, sondern die<br />
Umgebung ermöglicht es<br />
mir, mitzumachen.<br />
Katrin Böhnke<br />
Chronische Migräne Betroffene<br />
08 Themenbereich Sehen<br />
CassMae spricht über das Aufwachsen mit<br />
Blindheit und der Verwirklichung ihres<br />
Traums, Sängerin zu werden<br />
10 Themenbereich Hören<br />
Influencerin und Mutter Christine Eggert<br />
erzählt vom Alltag in ihrer<br />
gehörlosen Familie<br />
13 Themenbereich Neurologie<br />
Kathrin Böhnke klärt über Herausforderungen<br />
und Chancen am<br />
Arbeitsplatz mit chronischer Migräne auf<br />
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des Auges und erhebliche Steigerung der Sehqualität<br />
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Transkorneale elektrische Stimulation der Augen kann die Abnahme des<br />
Gesichtsfeldes bei Retinitis-Pigmentosa-Patienten verlangsamen.<br />
1<br />
Alfred Stett, Andreas Schatz, Florian Gekeler, Jeremy Franklin; Transcorneal Electrical Stimulation Dose-Dependently<br />
Slows the Visual Field Loss in Retinitis Pigmentosa. Trans. Vis.Sci. Tech. 2023;12(2):<br />
29. doi: https://doi.org/10.1167/tvst.12.2.29.<br />
Ein Fortschreiten degenerativer Netzhauterkrankungen<br />
wie Retinitis Pigmentosa (RP) kann heute bereits verlangsamt<br />
werden: Die OkuStim®-Therapie wurde von<br />
der Okuvision GmbH, dem führenden deutschen Unternehmen<br />
für Elektrostimulation am Auge, in enger Zusammenarbeit<br />
mit Augenärzten und Wissenschaftlern<br />
entwickelt. Solange Gen- oder Stammzelltherapien noch<br />
nicht für alle Formen der RP zur Verfügung stehen, ist<br />
OkuStim® die einzige klinisch erprobte und für alle<br />
Formen der RP in Europa zugelassene Behandlung. Zudem<br />
ist OkuStim® das einzige CE-zertifizierte Medizinprodukt<br />
zur Behandlung von RP und kann unabhängig von der<br />
zugrundeliegenden Genmutation verwendet werden.<br />
Deshalb ist auch denkbar, die OkuStim®-Therapie unterstützend<br />
zu einer Gentherapie einzusetzen. Diese Option<br />
wird zurzeit erforscht.<br />
Die Behandlung – das passiert im Auge<br />
Die OkuStim®-Therapie basiert auf der transkornealen<br />
elektrischen Stimulation des Auges, abgekürzt TES.<br />
Transkorneal bedeutet, dass elektrische Impulse durch<br />
die Hornhaut hindurch in das Auge gelangen.<br />
Die schwachen elektrischen Impulse haben eine soge-<br />
nannte neuroprotektive Wirkung: Auf die Photorezeptoren<br />
in der Netzhaut haben sie schützende Effekte.<br />
Dabei spielen körpereigene biochemische Signalwege<br />
eine Rolle, die elektrisch beeinflussbar sind. Nachweisbar<br />
verbessert sich durch die TES der Sauerstoffverbrauch in<br />
den Zellen im zentralen Bereich der Netzhaut, was auf<br />
eine Erhöhung des Stoffwechsels hindeutet. Der molekunicht<br />
restlos aufgeklärt und wird zurzeit weiter erforscht.<br />
Die OkuStim®-Therapie verzichtet auf Eingriffe in das<br />
Auge oder den restlichen Körper.<br />
Die Anwendung ist eine rein äußerliche: Eine haarfeine<br />
Faden-Elektrode wird dem unteren Augenlid aufgelegt<br />
und kontaktiert die Augenoberfläche unterhalb der Hornhaut.<br />
Das OkuStim®-System ist so konstruiert, dass<br />
Patienten die Handhabung schnell erlernen und eigenständig<br />
bei sich zuhause durchführen können.<br />
Die Stimulationsstärke hängt dabei von der subjektiven<br />
Toleranzschwelle der Patienten ab und wird vom behandelnden<br />
Augenarzt eingestellt. Die Therapie wird regelmäßig<br />
einmal wöchentlich angewendet, die Stimulationsdauer<br />
beträgt eine halbe Stunde.<br />
Studie zur Langzeitwirkung läuft<br />
Klinische Studien zur TES bestätigen, dass sie den Erhalt<br />
des Sehvermögens bei RP fördern kann – ohne ernsthafte<br />
Nebenwirkungen. Häufig auftretende Symptome des<br />
trockenen Auges können mit Augentropfen behandelt<br />
werden. Vor kurzem veröffentlichte Daten zeigen, dass<br />
die Abnahme des Gesichtsfelds in stimulierten Augen<br />
nach einem Jahr TES-Behandlung in Abhängigkeit von<br />
der Stimulationsstärke verlangsamt war – um bis zu 64<br />
Prozent im Vergleich zu unbehandelten Augen. 1 Damit die<br />
OkuStim®-Therapie zu einer Kassenleistung der gesetzlichen<br />
Krankenkassen in Deutschland werden kann, sind<br />
noch Daten zur Langzeitwirksamkeit erforderlich. Aktuell<br />
werden diese in einer vom Gemeinsamen Bundesaus-<br />
schuss (G-BA) beauftragten Erprobungsstudie an 17<br />
deutschen Augenkliniken erhoben. Diese noch bis 2026<br />
laufende klinische Prüfung wird von der Universitäts-<br />
Augenklinik Tübingen organisiert und geleitet.<br />
Das OkuStim®-System ist verschreibungspflichtig und<br />
bereits als Selbstzahlerleistung verfügbar. Okuvision<br />
arbeitet mit zahlreichen Augenkliniken zusammen, an<br />
die sich betroffene Menschen wenden können.<br />
“Wir sichern die Wirksamkeit und<br />
Sicherheit unserer OkuStim®-Therapie<br />
mit Studien ab. Unser Ziel ist es,<br />
in allen Ländern eine volle<br />
Kostenerstattung zu erreichen“<br />
Dr. Alfred Stett, CEO Okuvision.<br />
Die OkuStim®-Therapie zur Behandlung<br />
für Patienten mit Retinitis pigmentosa -<br />
Stimulieren Sie Ihre Netzhaut 1-mal pro<br />
Woche 30 Minuten ganz einfach und sicher<br />
zu Hause. Das kann den Verlauf der<br />
Erkrankung verlangsamen. Und Ihr<br />
Sehen erhalten. Setzen Sie neue<br />
Impulse und informieren Sie<br />
sich auf okuvision.de.
4<br />
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BILD: SHUTTERSTOCK,2018 NEW AFRICA/<br />
MESSETIPP<br />
Eyebizz Conference 2024:<br />
Ein exklusiver Einblick in<br />
die Zukunft der Augenoptik<br />
Themen: Augengesundheit, inkl. Screening und<br />
Myopie-Management, Datum: 15.-16. Juni 2024<br />
Uhrzeit: 15. Juni ab 13 Uhr, 16. Juni von 9 - 17 Uhr,<br />
Ort: Dorint Kongresshotel Mannheim<br />
In einem anspruchsvollen Rahmen lädt die<br />
eyebizz Conference am 15. und 16. Juni 2024 im<br />
eleganten Ambiente des Dorint Kongresshotels<br />
Mannheim dazu ein, einen differenzierten und<br />
umfassenden Einblick in die aktuellen Themen<br />
der Augengesundheit zu erhalten, einschließlich<br />
Screening und Myopie-Management. Durch<br />
eine Vielzahl von Workshops, Vorträgen und<br />
Diskussionsrunden werden die neuesten<br />
Erkenntnisse und Studien präsentiert, während<br />
hochkarätige Wissenschaftler, Experten der Branche<br />
und Kollegen ausgiebige Networking-Möglichkeiten<br />
bieten. Teilnehmer erwartet zudem ein umfassender<br />
Überblick über die aktuellen<br />
Lösungen und Systeme unserer Partner<br />
sowie die Möglichkeit, sämtliche Fragen<br />
rund um Myopie-Management, Augengesundheit<br />
und Screening zu klären.<br />
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JUNI 2024<br />
MANNHEIM<br />
Schlechtes Sehen:<br />
Noch zu jung oder schon zu alt? Nein!<br />
Augenuntersuchung bitte JETZT!<br />
Egal in welchem Alter, die Augengesundheit sollte regelmäßig durch<br />
einen Spezialisten untersucht werden. Oft tritt eine Veränderung<br />
des Sehens schleichend ein. Durch eine adäquate Untersuchung<br />
können Fehlsichtigkeiten und Erkrankungen, die mögliche Sehbeeinträchtigungen<br />
zur Folge haben, frühzeitig erkannt werden.<br />
Die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung stehen somit besser.<br />
Text Stephanie Mühlberg & Esther Adam-Pennewitz<br />
In Deutschland sind Augenärzte sowie Optometristen<br />
ausgebildet, die Augengesundheit zu beurteilen. Optometristen<br />
sind oft die ersten Ansprechpartner, wenn<br />
es zu Sehproblemen kommt. Sie prüfen die individuellen<br />
Sehanforderungen zur Bestimmung einer optimalen<br />
Sehhilfe, wie Brille oder Kontaktlinsen, testen die Sehfunktionen<br />
und sind berechtigt sowie befähigt Vorsorgeuntersuchungen,<br />
wie z. B. eine Augeninnendruckmessung, durchzuführen.<br />
Die allgemeine Augengesundheit begutachten<br />
Optometristen zusätzlich durch Kontrolle des vorderen<br />
und hinteren Augenabschnitts. Die Untersuchungsgeräte<br />
verfügen heute über vielfältige teilweise KI-basierte Tools,<br />
die eine zusätzliche Einschätzung des Befunds ermöglichen.<br />
Bei Auffälligkeiten kann der Optometrist die<br />
Dringlichkeit abschätzen und gezielt an einen Arzt verweisen.<br />
Bei Erwachsenen ab einem Alter von 50 Jahren<br />
können auch pathologische Vorgänge Grund für eine<br />
Sehverschlechterung sein. Am häufigsten treten die<br />
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD), eine Katarakt<br />
(Linsentrübung), ein Glaukom, das Trockene<br />
Auge sowie die Diabethische Retinophatie als Ursache<br />
auf. Diese von einer normalen Altersveränderung zu unterscheiden,<br />
ist Aufgabe des Optometristen oder Augenarztes.<br />
Der Grundstein für eine gute Augengesundheit wird in<br />
der Kindheit gelegt. In Europa weisen ca. 6 % der eingeschulten<br />
Kinder ein visuelles Defizit auf - hervorgerufen<br />
vor allem durch Amblyopien (Schwachsichtigkeit) oder<br />
Strabismus (Schielen) sowie durch unkorrigierte Hyperopien<br />
(Weitsichtigkeit) oder Myopien (Kurzsichtigkeit).<br />
Die Fehlsichtigkeiten fallen bei einem Sehscreening auf<br />
und können, bei frühzeitigem Erkennen, erfolgreich<br />
therapiert bzw. versorgt werden, um eine normale altersentsprechende<br />
Entwicklung des Sehens zu ermöglichen.<br />
Kinder erlangen rund 80 % ihrer Informationen über das<br />
visuelle System. Kein anderer Sinn ist für die Entwicklung<br />
des Kindes wichtiger als die visuelle Wahrnehmung.<br />
Auffälligkeiten bereits im Kleinkindalter durch den regelmäßigen<br />
Besuch eines Optometristen früh zu erkennen<br />
und zu behandeln, ist daher ausschlaggebend. Bei<br />
einer plötzlich auftretenden Sehverschlechterung oder<br />
einem schnellen Sehverlust, Doppeltsehen und starken<br />
Augenschmerzen sowie der Wahrnehmung von Lichtblitzen<br />
oder Rußregen „vor“ den Augen sollte sofort ein<br />
Augenarzt aufgesucht werden.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter: www.vdco.de<br />
Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen e. V.<br />
Apostel-Paulus-Str. 12 | 10825 Berlin<br />
Fotos<br />
© fotostudio_<br />
charlottenburg<br />
Stephanie Mühlberg<br />
Angestellte der<br />
VDCO Geschäftsstelle /<br />
M.Sc. Augenoptik/Optometrie<br />
Esther Adam-Pennewitz<br />
Optometristin / M.Sc. Augenoptik/<br />
Ansprechpartnerin für Rückfragen<br />
Text Christine Thaler<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Augen Naturheilpraxis Zier entstanden.<br />
Wichtig ist, positiv an eine Behandlung heranzugehen.<br />
Im Interview erklärt Heilpraktiker Holger Zier das Konzept einer ganzheitlichen<br />
Augenbehandlung durch Methoden der Naturheilkunde.<br />
Fotos Oben: Unsplash Gabriel Silverio,<br />
Unten: Shutterstock, 1289075566<br />
Wie unterscheidet sich bei Augenerkrankungen<br />
das naturheilkundliche<br />
Behandlungskonzept von<br />
konventionellen medizinischen<br />
Methoden?<br />
Die wesentlichen Unterschiede sind die Zeit, die man<br />
sich für den einzelnen Patienten nimmt, und ein<br />
individueller Therapieplan.<br />
Bevor ich mit der Behandlung beginne, nehme ich mir<br />
ausgiebig Zeit, um den Gesamtzustand des Patienten<br />
zu erfassen, einschließlich vergangener Krankheitsverläufe<br />
und anderer potenziell relevanter Faktoren. Diese<br />
gründliche Anamnese ist entscheidend, um nicht nur<br />
oberflächliche Informationen zu sammeln, sondern<br />
ein umfassendes Bild des Gesundheitszustands und im<br />
Speziellen der Einflüsse des Gewebes, in welchem die<br />
Erkrankung besteht, zu erhalten.<br />
Im Gegensatz zur konventionellen Medizin konzentriert<br />
sich der naturheilkundliche Ansatz nicht auf<br />
medikamentöse Maßnahmen oder Operationen,<br />
sondern zielt darauf ab, das Umfeld des Patienten<br />
im Großen und im Kleinen so zu verändern, dass der<br />
Krankheitsverlauf positiv beeinflusst wird. Dabei<br />
berücksichtigen wir Faktoren wie das soziale Umfeld,<br />
die Ernährung, Lebensgewohnheiten und die individuelle<br />
körperliche Verfassung und erstellen daraus<br />
einen maßgeschneiderten Vorbereitungs- und Therapieplan,<br />
welcher u. a. die Reduzierung von negativen Einflussfaktoren<br />
in den eben genannten Aspekten berücksichtigt.<br />
Diese ganzheitliche Herangehensweise ermöglicht<br />
uns, die körperliche Verfassung wieder in eine<br />
Balance zu bringen, damit eine Therapie und Regeneration<br />
überhaupt wirkungsvoll stattfinden können.<br />
Zu dem therapeutischen Ansatz bei<br />
Augenerkrankungen zählen die Akupunktur<br />
zur Stoffwechsel- und Durchblutungsförderung,<br />
Mineralstofftherapie,<br />
Vitaminversorgung, sowie<br />
der Einsatz von Laserakupunktur.<br />
Bei welcher Augenerkrankung<br />
erweist sich die Naturheilkunde<br />
bisher am erfolgreichsten?<br />
Bei der Makuladegeneration hat sich<br />
dieser Ansatz in Begleitung mit einer<br />
Akupunkturvariante bewährt, welche<br />
speziell bei der Behandlung von Augenerkrankungen<br />
eingesetzt wird. In Deutschland<br />
gibt es dazu keine wissenschaftliche Erhebung,<br />
wobei in den USA bereits Vergleichsstudien existieren.<br />
Diese bestätigen, dass Akupunktur bei einer Makuladegeneration<br />
helfen kann. Auch beim Glaukom, Katarakt<br />
oder bei trockenen Augen kann dieser Ansatz zur<br />
Verbesserung der Augengesundheit führen.<br />
Gibt es bestimmte Personengruppen, denen Sie<br />
die Behandlungsmethode nicht empfehlen?<br />
Es gibt Menschen, die nicht auf Akupunktur ansprechen.<br />
Zudem spielen individuelle Vorerkrankungen eine entscheidende<br />
Rolle bei der Auswahl der Behandlungsmethoden.<br />
Daher ist die gründliche Anamnese mit speziellen<br />
Tests für uns unerlässlich. Bei Patienten beispielsweise,<br />
welche bereits eine Strahlentherapie erhalten haben, wird<br />
eine andere Behandlung als bei Patienten ohne vorherige<br />
Krebserkrankung durchgeführt. Im Allgemeinen gibt es<br />
jedoch immer naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten,<br />
die man methodisch ausprobieren und so eine<br />
passende Therapie für jeden Patienten finden kann.<br />
Welche Rolle spielen<br />
Nährstoffe bei der<br />
Vorsorge und Erhaltung<br />
der Augengesundheit?<br />
Naturheilkundliche<br />
Ansätze beginnen<br />
oft schon bei der<br />
Ernährung.<br />
Moderne Labortechniken<br />
ermöglichen<br />
es, die genauen Nährstoffe<br />
zu identifizieren, die für<br />
die Gesundheit von Netzhaut<br />
und Sehnerven wichtig sind.<br />
Basierend darauf erstellen wir maßgeschneiderte<br />
Ernährungspläne für unsere Patienten,<br />
um frühzeitig Augenerkrankungen vorzubeugen. Unser<br />
Ziel ist es, den Patienten auf natürliche Weise zu helfen<br />
und sie dazu zu befähigen, ihre Augengesundheit aktiv<br />
zu unterstützen. Die gezielte Einnahme von Pflanzenstoffen<br />
und Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3-<br />
Ölen sowie Augenübungen können zur Vorbeugung<br />
von Augenerkrankungen eingesetzt werden.<br />
Augen Naturheilpraxis Zier<br />
Therapiezentrum in Konstanz / Berlin<br />
Tel.: 07531 363 05 74<br />
E-Mail: info@augen-akupunktur.de<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der Website:<br />
www.augenakupunktur-zier.com
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5<br />
Kinderaugen –<br />
Durchblick fürs Leben<br />
Foto Shutterstock, 1098163091<br />
Eine frühzeitige Diagnostik und entsprechende<br />
Behandlung mit Brille, einer Okklusionstherapie mit<br />
Augenpflastern, ggf. Operation oder eine visuelle<br />
Frühförderung könnte die Lebensqualität dauerhaft<br />
beachtlich erhöhen.<br />
Der Berufsverband Orthoptik e. V. rät deshalb dringend,<br />
alle kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen<br />
wahrzunehmen<br />
und bei<br />
Abweichungen der<br />
Sehentwicklung,<br />
Auffälligkeiten<br />
und familiären<br />
Vorbelastungen<br />
unmittelbar eine<br />
spezialisierte Kinder-<br />
Augenarzt-Praxis<br />
mit Orthoptist/in<br />
aufzusuchen.<br />
Foto<br />
Fotostudio und Designbüro<br />
"FotoAgenten" Heidelberg<br />
Text Petra Kampmann<br />
Bei gesunden Menschen werden 80 % aller <strong>Sinne</strong>swahrnehmungen<br />
von den Augen aufgenommen<br />
und im Gehirn verarbeitet. Dieses komplexe<br />
Sehsystem reift ab der Geburt und entwickelt sich in<br />
den ersten Lebensmonaten und -jahren rasant. Im Alter<br />
von drei Monaten hat sich die Sehschärfe und Augenbeweglichkeit<br />
gesteigert, so dass die Säuglinge Augenkontakt<br />
aufnehmen und Objekten mit Blickbewegungen<br />
folgen können.<br />
Mit sechs Lebensmonaten können Kinder bereits<br />
ferne Gegenstände erkennen und im Alter von ca. fünf<br />
Lebensjahren entspricht das Sehvermögen annähernd<br />
dem von Erwachsenen. Diverse „Störfaktoren“ in der<br />
sensitiven Phase der Sehentwicklung können irreversible<br />
Beeinträchtigungen des Sehens, der Allgemeinentwicklung<br />
und dem persönlichen Werdegang zur<br />
Folge haben.<br />
Der Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit<br />
aus dem Jahr 2020 führt Augenerkrankungen<br />
als dritt-häufigste Erkrankung im Kindesalter BILDERGESCHICHTE<br />
auf. Er belegt, dass die Kinder vorwiegend „MITEINANDER“<br />
wegen Fehlsichtigkeit, Schielen, Schwachsichtigkeit<br />
(Amblyopie) und/oder Bindehautentzündung<br />
behandelt wurden; ferner<br />
werden auch Farbsinnstörungen, Netzhauterkrankungen<br />
(u. A. nach Frühgeburt),<br />
Foto BOD e. V.<br />
Augenzittern (Nystagmus) und Retinoblastom<br />
..<br />
(Augentumor im Kindesalter) aufgeführt. In der<br />
.. BEITRÄGE IN<br />
ÄLTEREN AUSGABEN<br />
augenärztlichen Praxis mit Orthoptist/in können trotz<br />
scheinbarer Unauffälligkeit „Störfaktoren“ für die Sehentwicklung<br />
erkannt und behandelt werden. Eine einseitige<br />
Fehlsichtigkeit, ein kleinwinkliges Schielen, ein<br />
erhöhter Augeninnendruck, eine Linsentrübung oder<br />
eine Netzhauterkrankung sind für die Betroffenen<br />
und Angehörigen oft nicht erkennbar.<br />
Eine frühzeitige Diagnostik und entsprechende<br />
Behandlung mit Brille, einer Okklusionstherapie<br />
mit Augenpflastern, ggf. Operation oder eine<br />
visuelle Frühförderung könnte die Lebensqualität<br />
dauerhaft beachtlich erhöhen.<br />
Petra Kampmann<br />
Orthoptistin, PR-Beauftragte des<br />
Berufsverbandes Orthoptik<br />
Deutschland e. V.<br />
Adresse: BOD e.V.,<br />
Gertrudenstr. 9, 50667 Köln<br />
Die Liste aller orthoptischen<br />
Einrichtungen in deutschen<br />
Augenarztpraxen finden Sie unter<br />
www.orthoptik.de.<br />
Foto<br />
istockphoto<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der MPG&E Handel und Service GmbH entstanden.<br />
Kurzsichtigkeit bei Kindern:<br />
unterschätztes Risiko für schwere Augenerkrankungen<br />
Übersteigt eine Kurzsichtigkeit (Myopie) -5,00 Dioptrien, spricht die Fachwelt von einer hohen Myopie.<br />
Tritt diese vor dem 12. Lebensjahr auf, steigt das Risiko von schweren Augenerkrankungen wie<br />
Netzhautablösung oder Makuladegeneration um das bis zu 127-fache. Eine Kurzsichtigkeit bei<br />
Kindern sollten Sie deshalb nicht auf die leichte Schulter nehmen.<br />
Text Anja Clages, Dipl.-Ingenieurin Augenoptik, MPG&E<br />
Nicht jede Myopie führt zu immer höheren<br />
Dioptriewerten. Doch weil es noch nie mehr<br />
junge Kurzsichtige gab als heute, hat auch die<br />
Anzahl hoher Myopien stark zugenommen. Forscher<br />
sagen voraus, dass 2050 die Hälfte aller Menschen<br />
myop sein wird. Wie risikoreich eine fortschreitende<br />
Kurzsichtigkeit ist, zeigt der Zusammenhang zwischen<br />
Myopiefortschritt und Krankheitsrisiken.<br />
Grafik Krankheits-Risiken bei Fortschreiten einer Myopie ©MPG+E<br />
Risikogruppen und -faktoren<br />
Wenn beide oder auch nur ein Elternteil stark kurzsichtig<br />
sind, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
auch die Kinder betroffen sind. Eine andere genetische<br />
Disposition führt in Asien zu den weltweit höchsten Myopiezahlen<br />
von etwa 80 Prozent bei 14- bis 42-Jährigen.<br />
Bei asiatischer Abstammung sollte deshalb ganz besonders<br />
auf den Myopie-Verlauf geachtet werden.<br />
Aber auch der Lebensstil von Kindern ist ein wichtiger<br />
Faktor: Lange tägliche Bildschirmzeiten im Nahsehmodus<br />
begünstigen eine Myopieausbildung. Zusätzlich<br />
gehen sie oft zu Lasten des Aufenthalts im Freien.<br />
Dadurch bildet der Körper weniger Dopamin, das eine<br />
natürliche Augenentwicklung fördert und der Myopieentwicklung<br />
entgegenwirken kann.<br />
Was Sie tun können<br />
Ihr Kind sollte deshalb so oft wie möglich draußen sein.<br />
Experten empfehlen mindestens zwei Stunden täglich.<br />
Außerdem gibt es das sogenannte Myopie-Management<br />
durch geschulte Augenoptiker und Augenärzte. Diese<br />
erkennen verstärktes Augenlängenwachstum und sie<br />
können gegensteuern, um den Myopie-Fortschritt zu<br />
bremsen oder sogar zu stoppen. Mindestens einmal<br />
pro Jahr sollten Sie die Augen Ihrer Kinder bei einem<br />
solchen Experten untersuchen lassen – besonders<br />
dann, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören. Einen<br />
Experten in Ihrer Nähe finden Sie auf www.my-m.info.<br />
Myopie-Management über Nacht<br />
Myopie-Management mit Kontaktlinsen zählt zu<br />
den effektivsten und sichersten Verfahren, um eine<br />
fortschreitende Kurzsichtigkeit zu begrenzen. Die<br />
orthokeratologische Kontaktlinse DreamLens my M<br />
ist in Expertenkreisen eines der am häufigsten angewandten<br />
therapeutischen Produkte. Sie erzielt<br />
ausgezeichnete Ergebnisse und ist für das Myopie-<br />
Management zertifiziert. Darüber hinaus hat sie den<br />
Vorteil, dass die Sehkorrektur im Schlaf passiert.<br />
Nach dem Aufstehen nimmt Ihr Kind einfach die<br />
Kontaktlinse ab und kann dann den ganzen Tag lang<br />
– zum Beispiel in der Schule oder beim Spielen – ohne<br />
Kontaktlinsen oder Brille scharf sehen.<br />
Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten:<br />
www.mpge.de, www.my-m.info, www.dreamlens.de
6<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
MESSETIPP<br />
73. Tagung der<br />
Vereinigung<br />
Norddeutscher<br />
Augenärzte (VNDA)<br />
Unter dem Motto „Adäquate Patientenversorgung<br />
in schwierigen Zeiten“ beleuchten wir Neues in<br />
der augenheilkundlichen Medizin, die uns immer<br />
bessere Behandlungsmöglichkeiten für unsere<br />
Patienten bringt, und diskutieren gleichzeitig<br />
die Problematiken von Fachkräftemangel,<br />
Ressourcen-Verknappung, Notfallversorgung<br />
und Unterfinanzierung der Medizin. Neben<br />
spannenden Vorträgen im wissenschaftlichen<br />
Programm bringen uns hochkarätige Vortragende<br />
in ihren Referaten auf den neuesten medizinischen<br />
Stand, bereichern die berufspolitische Diskussion,<br />
und fördern die Verbindung von Praxis und Klinik<br />
gerade für die junge Generation.<br />
Veranstalter: Vereinigung Norddeutscher<br />
Augenärzte e.V. / Ausrichter: Prof. Dr. Carsten<br />
Framme, FEBO, MBA/ Tagungsort: Hannover<br />
Congress Centrum, www.hcc.de<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
norddeutsche-augenaerzte.de<br />
31.05. -<br />
01.06. 2024<br />
HANNOVER<br />
Altersbedingte<br />
Augenerkrankungen<br />
Text PD Dr. Klaus Dieter Lemmen<br />
Welche Augenerkrankungen sind im Alter<br />
am meisten verbreitet?<br />
Die drei häufigsten Alters-Augenerkrankungen<br />
sind die altersabhängige Makuladegeneration<br />
(AMD), das Glaukom (Grüner Star) und die diabetische<br />
Netzhauterkrankung / Retinopathie.<br />
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD)<br />
Verbreitung<br />
Die chronische AMD ist die häufigste Erblindungsursache<br />
in Deutschland. Sie tritt fast immer zeitlich<br />
versetzt an beiden Augen auf. Betroffen ist die Makula,<br />
die Stelle des schärfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut<br />
des Auges. In Deutschland sind ca. 7 Millionen<br />
Menschen von einer Frühform der AMD zunächst<br />
ohne wesentliche Beschwerden und ca. 500.000<br />
von einer Spätform mit Verlust des scharfen Sehens<br />
(z. B. Lesen, Erkennen von Gesichtern) betroffen.<br />
können einreißen (Folge: Blutung), weshalb man von<br />
später „feuchter“ oder, präziser, von neovaskulärer AMD<br />
spricht. Hauptrisikofaktoren sind Alter, erbliche Vorbelastung,<br />
Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems,<br />
Rauchen sowie ungesunde Ernährung.<br />
Anzeichen<br />
Meist ist zuerst beim Lesen das Schriftbild durch verschwommene<br />
Flecken und graue Schatten überlagert.<br />
Gerade Linien erscheinen verzerrt. Dies ist besonders gut<br />
mit dem karoförmigen Amslergitter zu testen. Bei einer<br />
späten AMD können die Betroffenen in Nähe und Ferne<br />
nicht scharf sehen, behalten jedoch die Orientierung.<br />
Ursache<br />
Bei der Stoffwechselversorgung der Makula entstehen<br />
Abbauprodukte, die mit zunehmendem Alter schlechter<br />
abtransportiert werden und sich unter der Netzhaut als<br />
sogenannte Drusen ablagern (frühe AMD). Sie schädigen<br />
das Gewebe und lassen es vernarben (späte, sogenannte<br />
„trockene“ AMD). Bei 10 % der Betroffenen sprießen als<br />
Versuch einer Wundheilung von der Aderhaut aus neu<br />
gebildete Blutgefäße (Neovaskularisationen) in die<br />
geschädigten Bereiche unter die Netzhaut ein. Sie haben<br />
sehr poröse Wände (Folge: Gewebeschwellung) und<br />
Bild 1 Abbildung einer gesunden Netzhaut © AMD-Netz<br />
Bild 2 Abbildung verzerrte Linien beim Selbsttest mit dem Amslergitter<br />
oder bei Fliesen © AMD-Netz<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Praxis Hancke (Heilpraktiker-Praxis) entstanden.<br />
Hilfe bei altersbedingter<br />
Makuladegeneration (AMD)<br />
Text Annika Hancke<br />
Makuladegeneration ist eine der häufigsten<br />
Erblindungsursachen der westlichen Industrieländer.<br />
Meistens sind Frauen und Männer<br />
ab dem 65. Lebensjahr betroffen. Etwa 85 % der<br />
Erkrankten leiden an der trockenen und ungefähr 15 %<br />
an der feuchten Makuladegeneration.<br />
Bei der trockenen Makuladegeneration kommt es zu<br />
einer fortschreitenden Degeneration der Sehzellen im<br />
Bereich der Makula, der schärfsten Stelle des Sehens<br />
im Bereich der Netzhaut. Dies geschieht durch Ablagerungen<br />
in der Netzhaut (Drusen) oder Schwund<br />
der Sehzellen (geographische Atrophie).<br />
Die feuchte Makuladegeneration entsteht oftmals<br />
aus der trockenen AMD. Der Körper reagiert auf die<br />
schlechte Versorgungssituation der Netzhaut und bildet<br />
neue Gefäße. Diese neuen Gefäße sind oft sehr porös,<br />
sodass es infolgedessen zu Blutungen, Schwellungen,<br />
Netzhautabhebungen und später auch zu Vernarbungen<br />
kommen kann. Meist schreitet sie schneller fort als die<br />
trockene AMD. Allerdings führen beide Erkrankungen<br />
über kurz oder lang zu einem Zustand, in dem der Betroffene<br />
sein zentrales Sehen verliert und bezüglich der<br />
Anforderungen des Alltags deutlich eingeschränkt ist.<br />
In der Regel wird die feuchte AMD mit einer Injektionstherapie<br />
behandelt. In Abständen von vier bis sechs<br />
Wochen werden sogenannte VEGF-Hemmer ins Auge<br />
injiziert, die das Gefäßwachstum hemmen sollen.<br />
Im Gegensatz zur feuchten AMD kann die trockene<br />
AMD aktuell von schulmedizinischer Seite nicht<br />
therapiert werden.<br />
Meist empfehlen Augenärzte eine halbjährliche<br />
Kontrolle sowie ggf. die Einnahme von speziellen<br />
Nahrungsergänzungsmitteln. Für beide Formen<br />
der AMD gibt es aber auch alternativmedizinische<br />
Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Wir, die Praxis Hancke, sind seit über 25 Jahren auf<br />
die Behandlung aller Formen der Makuladegeneration<br />
spezialisiert und behandeln unsere Patienten mit der<br />
Makula-Netzhaut-Therapie-nach-Hancke (MNTH).<br />
Diese besteht aus einer eigenen, speziell für Netzhauterkrankungen<br />
entwickelten Akupunktur, einer dazu<br />
angepassten Therapiebrille und individuellen Verhaltensempfehlungen.<br />
<strong>Unsere</strong>r Meinung nach liegt die<br />
Ursache der AMD nicht nur im Auge selbst, sondern<br />
auch in einer nicht mehr ausreichenden Leistungsfähigkeit<br />
des Gehirns in Bezug auf die Gesunderhaltung<br />
der Augen. Ziel der MNTH ist es, durch Akupunktur<br />
die Ursache der Erkrankung zu behandeln<br />
und die Leistungsfähigkeit des visuellen Systems<br />
wieder zu verbessern. Gleichzeitig sollen Maßnahmen<br />
wie die Therapiebrille und Verhaltensempfehlungen<br />
das visuelle System entlasten.<br />
Für die von der Schulmedizin noch nicht behandelbare<br />
trockene AMD bietet die alternative Therapie oftmals<br />
eine Möglichkeit, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.<br />
Die Injektionstherapie für die feuchte<br />
Makuladegeneration ist in Akutfällen oft sehr hilfreich<br />
und kann durch eine alternative Therapie, wie<br />
die MNTH, gut unterstützt werden. In unsere Praxis<br />
kommen allerdings auch Patienten, die austherapiert<br />
sind oder die Injektionstherapie ablehnen.<br />
Annika Hancke,<br />
Heilpraktikerin und Inhaberin der Praxis Hancke in Köln<br />
Hansaring 55 | 50670 Köln | Tel. 0221-9207820<br />
Mail: info@praxis-hancke.de<br />
Unabhängig davon, welcher Behandlungsweg bevorzugt<br />
wird, ist eine regelmäßige Kontrolluntersuchung<br />
durch den Augenarzt besonders im fortgeschrittenen<br />
Alter wichtig. Je früher die AMD<br />
diagnostiziert und daraufhin<br />
behandelt wird, desto<br />
besser die Prognose.<br />
Für weitere Informationen zu<br />
Makuladegeneration und der<br />
MNTH können Sie gerne<br />
unsere kostenlose<br />
Informationsbroschüre<br />
bestellen. Oder besuchen<br />
Sie unsere Webseite unter:<br />
www.praxis-hancke.de<br />
Foto Lichtliebe<br />
Melissa Richard<br />
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Bild 3<br />
Abbildung eines<br />
Auges im Querschnitt<br />
© AMD-Netz<br />
Glaukom – grüner Star<br />
Verbreitung<br />
Das chronische Glaukom (Grüner Star) ist die<br />
zweithäufigste Erblindungsursache des Alters. In<br />
Deutschland sind davon ca. 930.000 Menschen betroffen.<br />
Hier können beide Augen zeitgleich oder<br />
zeitversetzt betroffen sein.<br />
Ursache<br />
Die zwei wichtigsten Risikofaktoren sind ein dauerhaft<br />
erhöhter Augeninnendruck und eine allmähliche<br />
Verschlechterung der Durchblutung des Sehnervs.<br />
Dies kann durch niedrigen Blutdruck und periphere<br />
Durchblutungsstörungen begünstigt werden. Weitere<br />
Risikofaktoren sind Alter, genetische Belastung sowie<br />
höhere Kurzsichtigkeit (Myopie).<br />
Anzeichen<br />
Im Laufe der Erkrankung wird der Sehnerv geschädigt.<br />
Gesichtsfelddefekte entstehen peripher und breiten<br />
sich langsam zentral aus. Dadurch werden sie meist<br />
längere Zeit nicht bemerkt. Begünstigt wird dies dadurch,<br />
dass die Erkrankung keine Schmerzen verursacht.<br />
Erst wenn die Gesichtsfelddefekte das Zentrum<br />
erreichen, bemerken die Betroffenen eine Verschlechterung<br />
des Sehvermögens, die irreversibel ist.<br />
Diabetische Netzhauterkrankung / Retinopathie<br />
Verbreitung<br />
Die dritthäufigste Erblindungsursache im Alter ist die<br />
diabetische Retinopathie, die bei Menschen mit Diabetes<br />
mellitus in 24-27 % (Typ 1) bzw. 9-16 % (Typ 2) der Fälle<br />
vorliegt.<br />
Ursache<br />
Risikofaktoren sind Dauer des Diabetes mellitus, schlechte<br />
Blutzuckereinstellung (gemessen am HbA1c), erhöhter<br />
Blutdruck und Vorhandensein einer diabetischen Nierenschädigung.<br />
Erhöhte Blutzuckerwerte führen zu einer<br />
zunehmenden Schädigung der Gefäßwände mit erhöhter<br />
Permeabilität (Folge: Netzhautödem und -blutungen),<br />
der nichtproliferativen diabetischen Retinopathie. Das<br />
Sehen wird bedroht durch die proliferative diabetische<br />
Retinopathie. Hier ist die Makula befallen, es entsteht<br />
das diabetische Makulaödem. Im weiteren Verlauf tre ten<br />
Gefäßverschlüsse auf, die zu Sauerstoffmangel und reaktiven<br />
Gefäßneubildungen (Gefäßproliferationen) führen.<br />
Anzeichen<br />
Bei nichtproliferativer diabetischer Retinopathie bestehen<br />
keine Beschwerden. Erst beim Makulaödem sehen Menschen<br />
mit Diabetes verschwommen. Bei proliferativer<br />
diabetischer Retinopathie können massive Blutungen<br />
und Netzhautablösung auftreten, die zu einem Sehen von<br />
„Rußregen“ und Schatten bis zur Erblindung führen.<br />
Welche Vorsorgeuntersuchungen sind unerlässlich<br />
für die Aufrechterhaltung der Augengesundheit?<br />
Menschen mit Diabetes sollten ihre Augen regelmäßig<br />
kontrollieren lassen:<br />
• Bei Nicht-Vorliegen einer Retinopathie alle 12 oder<br />
24 Monate, abhängig vom HbA1c-Wert und dem<br />
Blutdruck<br />
• Bei bestehender Retinopathie nach augenärztlicher<br />
Empfehlung häufiger<br />
Für das Glaukom und die AMD gibt es bisher in Deutschland<br />
keine von den gesetzlichen Krankenkassen übernommenen<br />
Vorsorgeprogramme. Es gilt:<br />
• Ab dem 40.- 60. Lebensjahr sollte bei Personen ohne<br />
vorliegende Risikofaktoren im Abstand von fünf<br />
Jahren eine Glaukomfrüherkennung und Untersuchung<br />
der Netzhaut bei erweiterter Pupille<br />
erfolgen<br />
• Ab dem 60. Lebensjahr sollten diese Untersuchungen<br />
alle zwei bis drei Jahre erfolgen<br />
Generell gilt: Je früher die Erkrankungen erkannt<br />
werden, desto besser sind die Erfolgsaussichten für<br />
die Behandlung. Denn alle drei Augenerkrankungen<br />
können je nach Ausprägung medizinisch behandelt<br />
werden.<br />
In vielen Fällen können die Erkrankungen aufgehalten<br />
oder zumindest verlangsamt werden. Zerstörte Sehzellen<br />
können jedoch nicht repariert werden. Achten<br />
Sie auf Ihre Augen und nehmen<br />
Sie Kontrolltermine bei<br />
Ihrem Augenarzt wahr.<br />
Bei plötzlich auftretenden<br />
Veränderungen<br />
(verschwommenes<br />
oder verzerrtes<br />
Sehen) suchen<br />
Sie bitte sofort<br />
einen Augenarzt<br />
auf.<br />
PD Dr. Klaus Dieter Lemmen<br />
Augenarzt und Vorstandsmitglied AMD-Netz<br />
AMD-Netz e. V.<br />
Hohenzollernring 60<br />
48145 Münster<br />
+49 251 935 – 5940 / info@amd-netz.de<br />
Weitere Informationen: www.amd-netz.de<br />
Foto Privat<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der OmniVision GmbH entstanden.<br />
Länger besser sehen –<br />
Text Kamilla Brenz<br />
Was hilft, um die Sehkraft zu erhalten?<br />
<strong>Unsere</strong> Augen sind für die Wahrnehmung von<br />
über 80 % aller Eindrücke aus unserer Umwelt<br />
verantwortlich. Damit sind sie das wichtigste<br />
<strong>Sinne</strong>sorgan des menschlichen Körpers. Im Laufe des<br />
Lebens lässt bei vielen Menschen die Sehkraft jedoch<br />
allmählich nach. Viele Menschen bemerken ab dem 45.<br />
Lebensjahr, dass sich ihre Sicht verschlechtert. Dies kann<br />
verschiedene Ursachen haben.<br />
Für die Sehkraft: Regelmäßige Kontrollen<br />
beim Augenarzt<br />
Ab dem 40. Lebensjahr sind regelmäßige Untersuchungen<br />
durch einen Augenarzt für den Erhalt<br />
der Sehkraft wichtig. Durch moderne Diagnose- und<br />
Therapiemöglichkeiten werden viele Erkrankungen<br />
heute schneller erkannt und sind dadurch besser<br />
behandelbar als früher.<br />
Schleichender Verlauf von Augenerkrankungen<br />
Augenkrankheiten verlaufen oft schleichend. Auch bei<br />
der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) handelt<br />
es sich um eine über die Zeit meist schleichend verlaufende<br />
Erkrankung im Zentrum unserer Netzhaut,<br />
dem gelben Fleck (Makula). Die AMD zählt zu den<br />
häufigsten Ursachen für eine starke Verminderung<br />
unseres Sehvermögens.<br />
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)<br />
Es gibt zwei Formen der AMD, die trockene und die<br />
feuchte (neovaskuläre). Bei der feuchten AMD kommen<br />
sogenannte VEGF-Hemmer zum Einsatz. Für die trockene<br />
AMD gibt es bisher keine medikamentöse Therapie.<br />
Studien haben jedoch gezeigt, dass die Einnahme einer<br />
speziellen Kombination aus Mikronährstoffen und<br />
Vitaminen – u. a. mit den zwei Antioxidantien Lutein<br />
und Zeaxanthin - das Risiko für das weitere Voranschreiten<br />
der trockenen AMD vermindern kann.<br />
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Die OmniVision® GmbH – Marktführer im Bereich der<br />
Augenvitamine – bietet mit der Marke CentroVision®<br />
eine breite Palette an unterschiedlichen Vitaminen und<br />
Mikronährstoffen für die Augen an. Besonderes Augenmerk<br />
wird auf Lutein und Zeaxanthin gelegt, die in hoher<br />
Konzentration in der Makula vorkommen und auch als<br />
„natürliche Sonnenbrille“ bezeichnet werden. Weitere für<br />
die Augen wichtige Inhaltsstoffe sind u. a. Vitamin C, E<br />
und B2, Zink und Kupfer– zur Erhaltung der normalen<br />
Sehkraft und zum Schutz der Zellen vor oxidativem Stress.<br />
Weitere Informationen: www.omnivision.de<br />
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Zink und Vitamin B2 tragen zur Erhaltung normaler Sehkraft bei.<br />
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BILD:<br />
DBSV FRIESE<br />
Christiane Möller<br />
Justiziarin und stellvertretende<br />
Geschäftsführerin<br />
“Gesungen habe ich schon immer,<br />
wann und wo es möglich war“ –<br />
Meine Leidenschaft für indische Klänge<br />
Text Christine Thaler<br />
Foto Luca Sankowski<br />
Digitalisierung und Inklusion<br />
Digitalisierung prägt unseren Alltag und macht<br />
vieles möglich – von der Arbeit im Homeoffice über<br />
den Online-Einkauf bis zur Filmpremiere auf der<br />
Streaming-Plattform. Für blinde und sehbehinderte<br />
Menschen bietet die Digitalisierung grundsätzlich<br />
erst einmal eine riesige Chance auf mehr Selbstbestimmung<br />
und Teilhabe. Spezielle Hilfsmittel und<br />
Apps können Informationen vorlesen oder für Vergrößerung<br />
sorgen und die KI bietet weitere Potenziale,<br />
z. B. durch Bilderkennung.<br />
Damit Digitalisierung jedoch wirklich zur Inklusion<br />
beiträgt, brauchen Menschen mit Seheinschränkungen<br />
Zugang zu den benötigten Endgeräten und Hilfsmitteln<br />
sowie vor allem spezielle Schulungen. Die<br />
zweite und entscheidende Voraussetzung ist, dass<br />
Webseiten, Apps, Software und Hardware barrierefrei<br />
gestaltet sind. Denn wenn das Zahlungsterminal<br />
im Taxi nur per Touchscreen funktioniert, können<br />
blinde Menschen nicht bezahlen. Texte eines Online-<br />
Shops in grauer Schrift auf rosa Hintergrund sind<br />
wiederum für sehbehinderte Menschen zu kontrastarm<br />
und damit nicht lesbar. An Standards und<br />
technischen Spezifikationen für digitale Barrierefreiheit<br />
mangelt es nicht. Spezielle Nutzertests können<br />
zudem helfen, die Nutzbarkeit zu verbessern.<br />
Aber während öffentliche Stellen bereits gesetzlich<br />
zur Barrierefreiheit verpflichtet sind, muss die Privatwirtschaft<br />
erst ab dem 29.06.2025 bestimmte<br />
Produkte und digitale Services barrierefrei gestalten,<br />
darunter Online-Shops, E-Books, Bankdienstleistungen,<br />
Zahlungsterminals und Smart TVs. Anders sieht<br />
es bei beruflich genutzter Software oder bei Haushaltsgeräten<br />
aus: Hier setzt Deutschland in puncto<br />
Barrierefreiheit weiter auf Freiwilligkeit. Das führt<br />
erfahrungsgemäß immer wieder dazu, dass behinderte<br />
Menschen vom Zugang zum Arbeitsmarkt und<br />
bei der Gestaltung des Alltags ausgeschlossen werden.<br />
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
(DBSV) setzt sich daher auf allen Ebenen für<br />
mehr und verbindlich vereinbarte Barrierefreiheit ein.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.dbsv.org/digitalisierung<br />
Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige:<br />
www.blickpunkt-auge.de<br />
Wie war es für dich, mit einer Erblindung aufzuwachsen<br />
und wie hat sie dich<br />
beeinflusst?<br />
Ich habe meine Blindheit lange nicht hinterfragt: Natürlich<br />
wurde mir gesagt, dass ich blind bin, aber außer, dass<br />
Sehende manche Dinge einfach schneller machen konnten<br />
als ich – nach meinem Empfinden – habe ich mich selbst nie<br />
in dem Punkt anders gesehen als andere. Ich bin inklusiv beschult<br />
worden und war sehr froh, dass ich alles zum größten<br />
Teil mitmachen konnte, was andere auch gemacht haben.<br />
Natürlich waren die Mobilität, die technischen Geräte und<br />
die Barrierefreiheit nicht immer einfach, aber eine Lösung<br />
gab es immer.<br />
Wie hast du es geschafft, mit deiner Erblindung<br />
deinen Weg als Singer-Songwriterin zu gehen und was<br />
sind für dich die größten Hürden im Alltag?<br />
Ich wurde glücklicherweise schon früh mit Musik konfrontiert<br />
und habe als kleines Kind vieles über CDs mitbekommen.<br />
Gesungen habe ich schon immer, wann und wo es<br />
möglich war, und Noten habe ich über mein Gehör und später<br />
auch durch die Braillenotenschrift kennengelernt. Aber<br />
eigentlich übt man den Gesang wie Sehende, zusätzlich<br />
habe ich aber viele Instrumente wie zum Beispiel Klavier,<br />
Djembe und später auch Tabla lernen dürfen. Ich nehme<br />
Gesangsunterricht, weil es natürlich für die Stimme wichtig<br />
ist und weil man dort viel über die Anatomie der Stimme<br />
in seinem eigenen Körper erfährt. Für Instrumente und<br />
Gesang gilt, dass die Übungen für blinde Menschen auch<br />
sehr gut durch Ertasten und Hören demonstrierbar sind. Am<br />
wichtigsten ist aber natürlich immer, dass man Motivation<br />
und Spaß an der Musik mitbringt. Die Musik ist für mich<br />
auch immer etwas, was mich alles um mich herum vergessen<br />
lässt und meinen Alltag leichter macht. Auch, wenn<br />
meine Mobilität eingeschränkter ist, werden mir durch die<br />
Musik so viele wertvolle Erfahrungen und Begegnungen<br />
mit anderen Musiker:innen gegeben und ich hatte Auftritte<br />
in unterschiedlichsten nationalen und internationalen<br />
Regionen.<br />
Du bist ja ein großer Fan von Indien und machst<br />
indische Musik – warst du schon einmal dort?<br />
Seit sechs Jahren liebe ich die indische Musik und Kultur,<br />
war aber selbst noch nie in Indien. Da ich dort mittlerweile<br />
viele Fans habe, würde dass ein spannendes Erlebnis<br />
werden, einfach vor Ort zu sein und sie zu treffen. Ich denke,<br />
solange ich in Begleitung da bin, wird alles gut gehen,<br />
aber es wird mit Sicherheit eine ganz neue Infrastruktur<br />
für mich sein.<br />
CassMae<br />
Singer-Songwriterin<br />
INSTAGRAM<br />
Welche Hilfsmittel benutzt du und cassmaeofficial<br />
welche sollten deiner Meinung nach<br />
erfunden werden?<br />
Ich benutze eine Braillezeile, die ich an mein Handy per<br />
Bluetooth koppeln kann und mit der ich alles auf meinem<br />
Handy lesen und schreiben kann. Es gibt viele Apps, die<br />
im Alltag helfen und beispielsweise Dokumente, die es<br />
nicht in Braille gibt, oder Produktbeschriftungen erkennen<br />
und lesbar machen können. Es gibt auch einige Navigationsapps<br />
für blinde Menschen, an die ich mich noch<br />
herantaste. Aber die Barrierefreiheit könnte meiner<br />
Meinung nach noch um einiges ausgebaut werden, da<br />
Farberkennungen nicht exakt sind, Routen manchmal<br />
nicht eindeutig zum Ziel führen und viele Webseiten<br />
leider kaum oder gar nicht für uns zugänglich sind.<br />
Bahnhöfe haben oft keine einheitlichen Leitliniensysteme<br />
und es gibt leider auch kaum Aufklärung darüber,<br />
dass die Leitlinien eben nur für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen<br />
zur Orientierung gedacht sind. Leider<br />
war und ist die Bereitstellung von Assistent:innen<br />
während meiner Schul- und Musikhochschulzeit nicht<br />
zuverlässig durchgehend gewährleistet. Durch Personalmangel<br />
habe ich oft Unterrichtseinheiten verpasst,<br />
da das Gymnasium mich ohne Begleitung nicht beschult<br />
hat. Ich finde es sehr gut, dass mittlerweile mehr<br />
Bewusstsein für die Zugänglichkeit geschaffen wird,<br />
aber da müsste noch viel getan werden, um eindeutige<br />
und vor allem einheitlichere Lösungen zu finden.<br />
Was würdest du dir von anderen Menschen im<br />
Umgang mit Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung<br />
wünschen?<br />
Ich mag es immer, wenn Leute Fragen stellen, um<br />
Unsicherheiten im Umgang mit dem Thema zu klären.<br />
Fragt auch lieber vorher nach, ob ihr helfen könnt,<br />
wenn wir euch nicht ohnehin schon ansprechen. In<br />
erster Linie versuchen wir immer erst einmal allein<br />
Lösungen zu finden, aber wir sind für jede Hilfe, die<br />
uns einiges erleichtert dankbar. Ganz allgemein würde<br />
ich mir wünschen, dass Menschen sich respektieren<br />
und einander zuhören können, weil ich denke, dass<br />
Konflikte so besser lösbar wären.<br />
Hört doch mal rein!<br />
CassMae's Musik gibt es auch bei Spotify<br />
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MESSETIPP<br />
SIGHTCITY 2024<br />
Die SightCity ist Europas größte Fachmesse für<br />
Sehbehinderten- und Blindenhilfsmittel. Seit ihrer<br />
Gründung hat sich die Messe als zentraler Treffpunkt<br />
für Betroffene, Fachleute und Interessierte etabliert.<br />
Sie bietet eine einzigartige Gelegenheit, die neuesten<br />
technologischen Entwicklungen und Dienstleistungen<br />
kennenzulernen, die das Leben sehbehinderter und<br />
blinder Menschen maßgeblich verbessern können.<br />
Darüber hinaus bietet die Messe mit dem hybriden<br />
SightCity Forum und den Online-Ausstellervorträgen<br />
viele Vortragsveranstaltungen und fördert den Austausch<br />
zwischen Herstellern, Fachbesuchern und Anwendern<br />
zur Weiterentwicklung und Verbesserung<br />
von Hilfsmitteln.<br />
15. - 17.<br />
MAI 2024<br />
ONLINE & IM KAP<br />
EUROPA FRANKFURT<br />
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Kommen Sie mit auf eine Tour der <strong>Sinne</strong>!<br />
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blinde und sehende Gäste anbietet. Dabei unterstützen sehende Gäste<br />
die blinden Reisenden dadurch, dass sie diese führen und ihnen die Umgebung<br />
schildern. Als Besonderheit werden bei den Reisen alle <strong>Sinne</strong> angesprochen,<br />
vor allem das Riechen, Tasten, Hören und Schmecken. Dadurch<br />
können die Reiseländer auf eine ganz neue, nicht-visuelle Art erfahren werden.<br />
Insgesamt profitieren somit alle von dieser Art des Reisens. Sehende<br />
Gäste werden durch einen Leitfaden und eine Einführung zu Beginn der<br />
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Katholischen Blindenwerk e. V. entstanden.<br />
Nichts sehen und nichts hören<br />
– und das gleichzeitig? Nicht wirklich vorstellbar!<br />
Foto Shutterstock, 2172460247<br />
Taubblindheit ist eine seltene und komplexe Behinderung, bei der eine Person sowohl einen erheblichen Hörverlust als auch<br />
einen erheblichen Sehverlust aufweist – verursacht durch genetische Vorbelastungen, diverse Erkrankungen oder Unfälle.<br />
Seit dem 30. Dezember 2016 ist sie in Deutschland als Behinderung eigener Art anerkannt.<br />
Text Margrita Appelhans<br />
Die Betroffenen stehen vor einzigartigen<br />
Herausforderungen, selbst wenn noch ein<br />
geringes Hör- oder Sehvermögen verblieben<br />
ist. Da beide <strong>Sinne</strong>, in der Hierarchie der <strong>Sinne</strong><br />
meist als die wichtigsten eingestuft, eingeschränkt sind<br />
oder ganz entfallen, ist für das<br />
Interagieren mit der Umwelt<br />
der Tastsinn<br />
entscheidend.<br />
Sie nutzen das Lormen,<br />
ein Alphabet, das über<br />
spezifische Berührungen<br />
auf der Hand<br />
abgebildet wird; alternativ<br />
die taktile Punktschrift,<br />
die Louis Braille 1825<br />
erfand, oder das Schreiben mit<br />
kräftigem Stift. Gehörlose, die erblinden, nutzen meist<br />
die taktile Gebärde. Sie kennen die Gebärdensprache<br />
als „Muttersprache“. Die große Gebärde vor Gesicht und<br />
Körper wird „verkleinert“, und der Taubblinde legt seine<br />
Hände auf die des Gebärdenden, um sie "abzulesen".<br />
Viel wird das Internet genutzt; mithilfe von Braillezeile<br />
und Sprachausgabe, Vergrößerungssoftware oder<br />
Hörverstärker wird der Bildschirm ausgelesen. E-Mails<br />
dienen der Kontaktaufnahme und -pflege. Und da kein<br />
Zugang zu TV oder Radio besteht, sind Meldungen<br />
in Textform wichtig – eine individuelle Schulung im<br />
Umgang mit diesen Medien immer vorausgesetzt.<br />
Alltagshelfer<br />
Menschen mit einer Hörseheinschränkung leben in<br />
der Familie, in Angeboten des betreuten Wohnens, in<br />
speziellen Einrichtungen. Praktische Helfer unterstützen<br />
im Alltag: Uhren mit sehr großem Display, einer<br />
Sprachausgabe bzw. taktilen Punkten als Ziffern dienen<br />
der Zeitkontrolle. Flache Wecker unter dem Kopfkissen<br />
arbeiten mit Vibration. Ein Pullover, eine Jeans, ein<br />
Kleid sind per se leicht zu unterscheiden. Ein fester<br />
Platz im Schrank hilft bei der Orientierung. Material,<br />
Kennzeichen wie Applikationen<br />
oder eigens angebrachte<br />
Merkmale erleichtern<br />
die Wiedererkennung.<br />
Teilhabe dank<br />
individueller Assistenz<br />
Shoppen gehen, sich mit<br />
Freunden treffen, ein Arztbesuch,<br />
der Wocheneinkauf.<br />
Alltägliche Dinge - für eine<br />
hör- und seheingeschränkte<br />
Person nicht! Sie benötigt hierbei<br />
Assistenz!<br />
Ein Beispiel: ein taubblinder Mann ist mit einem<br />
Bekannten im Café verabredet. Er kann sich vielleicht<br />
auf vertrautem Gebiet noch mit dem Blindenstock<br />
orientieren, auf dem Weg zum Café kann er den<br />
Straßenverkehr, die Ankunft eines Busses sowie das<br />
akustische Signal einer Ampel jedoch nicht wahrnehmen<br />
und das richtige Verkehrsmittel nicht finden. Im<br />
Café kann er mit seinem Bekannten kommunizieren,<br />
sofern beide das Lormen oder die taktile Gebärdensprache<br />
beherrschen. Die Speisekarte muss er sich<br />
vorlesen lassen. Mobilität, Kommunikation und Lesen<br />
sind hier Probleme, die sich beliebig übertragen lassen<br />
auf Einkauf, Behördengang, Familienfeier.<br />
Eine Taubblindenassistenz (TBA) ist dann eine große<br />
Hilfe. Sie hat das Lormen, die Gebärdensprache und<br />
die Brailleschrift gelernt und fungiert als Dolmetscher<br />
zwischen der taubblinden Person und dem Gegenüber.<br />
Sie weiß, wie man eine Person führt und welche<br />
Unterstützung diese aktuell benötigt. Sie hilft, die<br />
individuellen Möglichkeiten der Mobilität zu erweitern,<br />
und vermittelt Lebenspraktische Fertigkeiten; sie kennt<br />
Hilfsmittel und schult den Umgang mit ihnen. Zu ihrer<br />
Ausbildung gehören Grundkenntnisse in Psychologie,<br />
Medizin und Recht.<br />
Beim Cafébesuch würde eine TBA die betroffene<br />
Person auf dem Weg begleiten, während des Treffens<br />
dolmetschen und die Speisekarte „vorlesen“. TBA ist also<br />
notwendig für die Teilhabe am<br />
alltäglichen Leben. Die Aufwandsentschädigung<br />
muss<br />
oft vom Betroffenen selbst<br />
geleistet werden und variiert<br />
je nach Bundesland.<br />
Kursangebote und<br />
Begegnungswochen<br />
Die Selbsthilfe organisiert<br />
inzwischen eine Reihe von<br />
Angeboten, die von Sport und<br />
Reha-Maßnahmen über iPhone-<br />
Schulungen bis zu nationalen und internationalen<br />
Seminaren für politische Bildung reichen.<br />
Auch das Deutsche Katholische Blindenwerk e. V.<br />
(DKBW), die katholische Blindenselbsthilfeorganisation,<br />
leistet durch regelmäßig stattfindende Kurse einen Beitrag,<br />
diesen Personenkreis am kulturellen und religiösen<br />
Leben teilhaben zu lassen und das persönliche Potenzial<br />
zur Entfaltung zu bringen. So findet z. B. jährlich eine<br />
Begegnungswoche statt, abwechselnd in Deutschland,<br />
Österreich und Südtirol – organisiert von der Arbeitsgemeinschaft<br />
der katholischen Blindenvereinigungen im<br />
deutschen Sprachraum.<br />
Unerlässlich ist dabei die Berücksichtigung individueller<br />
Bedürfnisse und Möglichkeiten der Teilnehmenden<br />
sowie eine 1:1 Betreuung durch TBA. Ihre Aufgabe ist<br />
neben der Begleitung die Weitergabe von gesprochener<br />
Sprache und die Vermittlung von aktuellen Geschehnissen.<br />
Für Sehrestler stehen Gebärdendolmetscher<br />
zur Verfügung, für Hörrestler Hörverstärker, oder die<br />
Begleitung spricht die Information direkt ins Ohr.<br />
Alle müssen auf je eigene Weise herangeführt und<br />
einbezogen werden.<br />
Bildungsarbeit<br />
steht im Mittelpunkt<br />
dieser Kurse<br />
Fotos unten<br />
– das Kennenlernen<br />
Deutsches<br />
Katholisches<br />
historisch und kulturell<br />
Blindenwerk e. V.<br />
interessanter Orte, der<br />
Besonderheiten einer Region<br />
oder eines Handwerks; so backen die<br />
Teilnehmer selber Brot und freuen sich am<br />
eigenen Tun.<br />
Beim Besuch eines allgemeinen Gottesdienstes braucht<br />
es einige Vorbereitung: Kontakt mit den Verantwortlichen,<br />
Vorweginformationen für die TBA zur Planung<br />
der benötigten Inhaltsvermittlung. Beim Besuch einer<br />
Kirche dagegen geht es, wie anderen Orts, um die<br />
Erfahrung eines Raumes (Abmessungen, Alter, Besonderheiten);<br />
alles taktil Erreichbare ist wertvoll! Durch<br />
die Berührung von Exponaten oder Nachbildungen<br />
werden neue Wissensgebiete erschlossen. Manchmal<br />
trägt auch die Orgel ihren Teil bei; die einen spüren die<br />
Schwingungen, die anderen können noch Töne hören.<br />
Es gilt, Informationen mit allen verbliebenen <strong>Sinne</strong>n zu<br />
erfassen.<br />
Neben themenbezogener Arbeit, Ausflügen und<br />
dem Einüben des Umgangs mit Hilfsmitteln ist der<br />
persönliche Kontakt sehr wichtig. Er besteht über die<br />
Veranstaltungen hinaus per Fax, Mail oder in Braille.<br />
Verabredungen werden getroffen, Informationen ausgetauscht.<br />
Augenblicke der Inklusionserfahrung<br />
Für taubblinde Menschen ist die helfende Hand unabdingbar<br />
für ein möglichst selbstbestimmtes Leben.<br />
Dazu braucht es außer Geld Menschen, die ihre Zeit zur<br />
Verfügung stellen, sich qualifizieren als TBA oder das<br />
Lormen lernen, um in der Nachbarschaftshilfe für Frau<br />
X einzukaufen, einen Spaziergang anzubieten usw.<br />
Der Weg zur Inklusion ist gerade für taubblinde<br />
Menschen noch weit. In unseren Veranstaltungen<br />
kann man davon etwas ahnen. Und wir können dazu<br />
beitragen, mehr Verständnis für taubblinde Menschen<br />
zu wecken. Bewegen wir uns in der Öffentlichkeit, sensibilisieren<br />
wir sie gleichzeitig für diese Behinderung.<br />
Beim Erkunden kultureller Stätten, bei Stadtführungen<br />
und Lokalbesuchen machen wir die Gastgeber darauf<br />
aufmerksam, was mithilfe von TBA möglich ist.<br />
Zur Autorin: Margrita Appelhans<br />
Seelsorgerin für blinde und sehbehinderte Menschen im<br />
Bistum Hildesheim, ehrenamtliches Vorstandsmitglied im<br />
Deutschen Katholischen Blindenwerk e. V. und Referentin<br />
für Öffentlichkeitsarbeit<br />
Deutsches Katholisches Blindenwerk e. V.<br />
Graurheindorfer Str. 151a/ 53117 Bonn<br />
+49 (0)228 / 5 59 49 – 10 / info@dkbw.de<br />
Weitere Informationen: www.blindenwerk.de
10<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
MESSETIPP<br />
Ein gutes Gehör für mehr Lebensqualität<br />
Professor Löhler ist in eigener HNO-Praxis im schleswig-holsteinischen<br />
Bad Bramstedt tätig. Seit November 2022 ist er Präsident des<br />
Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. 2023<br />
wurde ihm von der Universität zu Lübeck der Titel eines „außerplanmäßigen<br />
Professors“ verliehen aufgrund seiner intensiven<br />
Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Audiologie und<br />
Neurootologie.<br />
Foto Lopata/axentis.de<br />
Schwerhörigkeit entsteht meist schleichend. Viele<br />
Menschen gewöhnen sich an den langsam voranschreitenden<br />
Hörverlust oder bemerken ihn erst,<br />
wenn sie von anderen Personen darauf angesprochen<br />
werden. Dies hat zur Folge, dass viel zu viele Menschen<br />
mit unerkannter und unbehandelter Schwerhörigkeit<br />
leben. Dabei ist gutes Hören wichtig, auch um verschiedenen<br />
Folgeerkrankungen vorzubeugen.<br />
Ein Fernseher, der immer auf voller Lautstärke läuft,<br />
häufiges Nachfragen in Gesprächen und der Rückzug<br />
aus Unterhaltungen in größeren Gruppen – all das sind<br />
Warnzeichen, die auf eine verminderte Hörleistung<br />
hindeuten. Rund 20 Prozent der gesamten erwachsenen<br />
Bevölkerung leiden an einer relevanten Schwerhörigkeit.<br />
Das größte Risiko ist das Alter. Bereits ab 50 Jahren kann<br />
das Gehör nachlassen, sodass wir als Berufsverband der<br />
HNO-Ärzte allen Menschen ab der Lebensmitte zu einem<br />
Hörscreening raten. Dieses sollte unbedingt bei einem<br />
HNO-Arzt oder einer HNO-Ärztin durchgeführt werden,<br />
da sie die Experten für Ohrenerkrankungen und gutes<br />
Hören sind. Als Ärzte können sie weitere Risikofaktoren<br />
wie Bluthochdruck oder Diabetes erkennen, mitbehandeln<br />
oder an andere fachärztliche Kollegen überweisen.<br />
Neben dem Alter gehört chronische Lärmeinwirkung zu<br />
den häufigsten Gründen für Schwerhörigkeit. Personen,<br />
die ohne Gehörschutz in lauter Umgebung arbeiten,<br />
sind ebenso betroffen wie Menschen, die permanent zu<br />
laute Musik über Kopfhörer hören. Auch unbehandelte,<br />
Text Prof. Dr. med. habil. Jan Löhler<br />
teils symptomlose Entzündungen und Tumoren an den<br />
Hörnerven können das Hören beeinträchtigen.<br />
Eine aktuelle Studie (EuroTrak) zeigt, dass mehr als neun<br />
Millionen Menschen (elf Prozent) in Deutschland nach<br />
eigener Einschätzung mit einer Hörminderung leben.<br />
Davon lassen 19 Prozent ihre Hörminderung nicht ärztlich<br />
abklären und 29 Prozent lassen sich trotz ärztlicher<br />
Empfehlung nicht mit Hörgeräten versorgen –<br />
mit fatalen Folgen wie Tinnitus, Stress und Schlafstörungen<br />
sowie einem steigenden Risiko für Depressionen<br />
oder die Entwicklung einer Demenz.<br />
Forschungsdaten zufolge ist Schwerhörigkeit vermutlich<br />
einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren<br />
für den Verlauf einer Demenzerkrankung. Auch soziale<br />
Probleme wie Selbstisolation und Ausgrenzung der<br />
Betroffenen sind nicht selten. Aufgrund komplexer<br />
Veränderungen im Bereich des Gehirns kommt es<br />
wahrscheinlich zudem zu einer Störung auf kognitiver<br />
Ebene. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit sinkt,<br />
während das Risiko für eine Depression steigt. Zudem<br />
kann auch der Gleichgewichtssinn betroffen sein,<br />
sodass das Sturzrisiko zunimmt.<br />
Mittlerweile gibt es eine riesige Auswahl an modernen<br />
Hörgeräten in verschiedenen Preisklassen, die optisch<br />
kaum noch auffallen. Sie verfügen über zahlreiche<br />
Funktionen, die an die jeweiligen Bedürfnisse<br />
angepasst werden können.<br />
Die Ursache des Hörverlustes<br />
muss zunächst immer medizinisch<br />
abgeklärt werden.<br />
Prof. Dr. med. habil. Jan Löhler<br />
Präsident des Deutschen Berufsverbandes<br />
der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.<br />
Für gesetzlich Versicherte gibt es auch aufzahlungsfreie<br />
Hörgeräte, mit denen sich ein Hörverlust gut ausgleichen<br />
lässt. Wichtig ist, dass die Hörgeräte rechtzeitig<br />
und gut angepasst werden, damit sie am Ende<br />
auch im Ohr und nicht in der Schublade landen.<br />
Wer mit Hörgeräten versorgt ist, gewinnt nicht nur sein<br />
gutes Gehör, sondern auch Lebensqualität zurück. Für<br />
die erstmalige Versorgung mit einem Hörgerät ist für<br />
gesetzlich Versicherte die Untersuchung und Verordnung<br />
durch einen HNO-Arzt oder eine<br />
HNO-Ärztin zwingend erforderlich.<br />
Die Ursache des Hörverlustes muss<br />
zunächst immer medizinisch abgeklärt<br />
werden. Auch bei einer<br />
Wiederversorgung sollten Patienten<br />
eine HNO-ärztliche Untersuchung<br />
vornehmen lassen, um<br />
mögliche Veränderungen des Gehörs<br />
zu identifizieren.<br />
INSTAGRAM<br />
@HNO_BERUFSVERBAND<br />
„Es ist schade, dass viele Menschen<br />
kein Wissen über Gehörlosigkeit<br />
und Gebärdensprache haben.“<br />
Christine Eggert ist zweifache Mutter und erfolgreiche Influencerin – und sie ist wie<br />
auch ihr Mann und ihre Kinder gehörlos. Sie erzählt uns, wie ihr Alltag als gehörlose<br />
Person aussieht und wie sie das Thema Gehörlosigkeit in die Mitte der Gesellschaft<br />
bringen möchte.<br />
Text Lilian Steiner<br />
Christine, du bist seit deiner Geburt gehörlos,<br />
und auch deine beiden Kinder wurden<br />
gehörlos geboren. Welche Herausforderungen<br />
birgt euer Alltag, sowohl für dich<br />
als Mutter als auch für deine Kinder?<br />
Ja, ich bin seit meiner Geburt taub und meine Kinder<br />
auch. In meiner Familie sind alle hörend, außer mein<br />
Bruder und ich. In unserem Alltag nutzen wir Gebärdensprache,<br />
es ist unsere Muttersprache. Auch meine Kinder<br />
identifizieren sich voll damit, dass wir taub sind. Barrieren<br />
und Herausforderungen gibt es für uns einige. Zum<br />
Beispiel ist es schwierig, aufgrund des Dolmetschermangels,<br />
kurzfristig Termine mit Übersetzer*innen zu bekommen.<br />
Auch in einem Notfall ist es Glückssache schnell<br />
einen Dolmetscher*in zu bekommen. Es ist schade, dass<br />
viele Menschen kein Wissen über Gehörlosigkeit und<br />
Gebärdensprache haben. Selbst die Basics unserer Sprache<br />
könnte uns z. B. im Krankenhaus bei einem Notfall helfen.<br />
Kompliziert wird es zum Beispiel auch in einem Aufzug.<br />
Wenn dieser stecken bleibt, gibt es nur ein Telefon, mit<br />
dem man Hilfe rufen kann – für uns taube Menschen nicht<br />
möglich.<br />
Wie alt warst du, als du Gebärdensprache gelernt hast<br />
und hättest du es gern früher gelernt?<br />
Leider habe ich erst spät die Gebärdensprache erlernt und<br />
mich in meiner Identität, als taube Person, gefunden. Meine<br />
Eltern sind hörend und haben mit mir nicht in Gebärdensprache<br />
kommuniziert. Erst in einem Kindergarten<br />
für hörgeschädigte Kinder, also mit ca. fünf Jahren, habe<br />
ich begonnen die Gebärdensprache zu erlernen. Im Nachhinein<br />
hätte ich besser ab Geburt die Sprache erlernt.<br />
Wie unterscheidet sich deiner Meinung nach euer<br />
Familienalltag von dem einer „hörenden“ Familie?<br />
Habt ihr bestimmte Rituale?<br />
Unser Familienalltag ist wie bei allen, es gibt keine<br />
Unterschiede. Wir nutzen die Gebärdensprache, kommunizieren<br />
viel mit Mimik und Gestik. Für unsere Kommunikation<br />
benötigen wir Augenkontakt. Auch bei<br />
alltäglichen Dingen, wie Bücher vorlesen, gebärde ich<br />
die Geschichten, manchmal spreche ich auch. Anders<br />
als bei hörenden Familien sind unsere Hilfsmittel für<br />
den Alltag, zum Beispiel unsere Blitzanlage für die Hausklingel.<br />
Du und deine beiden Kinder haben das Cochlear-<br />
Implantat. Wie hat sich dein Leben damals durch das<br />
Implantat verändert?<br />
Mit Hilfe des Cochlear Implantats hören wir Geräusche<br />
und Stimmen. Wir können unsere eigene Stimme besser<br />
nutzen. Ohne CI hören wir garnichts. Es ist für uns persönlich<br />
ein großer Unterschied.<br />
Was war ausschlaggebend für ein Implantat bei<br />
deinen Kindern?<br />
Ausschlaggebend für das Implantieren dieser Hörhilfe<br />
war das Hören an sich.<br />
INSTAGRAM<br />
@_chocosecret_<br />
Ich wünsche mir Solidarität und<br />
das Interesse, Gebärdensprache zu<br />
erlernen. Außerdem Neugier und<br />
Offenheit gegenüber der Kultur von<br />
gehörlosen Menschen.<br />
Christine Eggert, Influencerin<br />
Mit dem Implantat können meine Kinder Geräusche<br />
und Stimmen hören. Dennoch hat die Gebärdensprache<br />
für uns weiterhin Priorität. Auch wenn meine Kinder<br />
und ich mit dem CI hören können, ist unsere Identität<br />
klar: Wir sind taube Menschen.<br />
Was wünschst du dir von deinen hörenden Mitmenschen<br />
im Umgang mit gehörlosen Menschen?<br />
Ich wünsche mir Solidarität und das Interesse Gebärdensprache<br />
zu erlernen. Außerdem Neugier und<br />
Offenheit gegenüber der Kultur von gehörlosen Menschen.<br />
Barrieren sollen verringert werden und eine<br />
Selbstverständlichkeit gegenüber unserer Hörschädigung<br />
und unser Leben. Überhaupt, ein Leben ohne<br />
Spaltung von Menschen und Ableismus. So meine Vorstellung<br />
von einem perfekten Miteinander.<br />
BILD: PRIVAT
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der MED-EL Elektromedizinische Geräte Deutschland GmbH entstanden.<br />
„Endlich wieder hören zu können, ist ein unbeschreibliches Gefühl“<br />
Carola Kasten ist erst 50 Jahre alt, als bei ihr ein Hörverlust festgestellt wird. Plötzlich nicht mehr hören zu können, schnitt sie<br />
von allem ab, was sie liebte. Erst ein Hörimplantat brachte Carola zurück – zurück in die Welt der Hörenden und zu sich selbst.<br />
Text Anna Greiner<br />
Gefangen in Isolation, Einsamkeit<br />
und unerträglicher Stille<br />
Es war ein schleichender Prozess, den Carola Kasten<br />
anfänglich gar nicht bemerkte. Erst als sie das Miauen<br />
ihrer Katze nicht mehr hören konnte, wusste sie, dass<br />
mit ihrem Gehör etwas nicht in Ordnung war. Ihr<br />
eigener Verdacht wurde bei einem Besuch des Hals-<br />
Nasen-Ohren-Arztes bestätigt, der Carola daraufhin mit<br />
Hörgeräten versorgte. „Diese halfen auch zunächst sehr<br />
gut, sodass ich mich mit meiner Erkrankung nicht weiter<br />
beschäftigte“, erzählt die gelernte Sekretärin. Doch mit<br />
der Zeit verschlechterte sich Carolas Hörvermögen so<br />
stark, dass die konventionellen Hörhilfen nicht mehr<br />
ausreichten. Die hörende Welt entglitt Carola Stück für<br />
Stück – bis sie am Ende, rund 20 Jahre später, praktisch<br />
taub war.<br />
Obwohl sie relativ früh über die Möglichkeit einer<br />
Behandlung von Hörverlust mit einem Hörimplantat<br />
erfuhr, war diese lange Zeit keine Option für die heute<br />
73-jährige. Damals überwog die Angst: Die Angst vor<br />
einem Eingriff am Kopf, Angst davor, dass etwas schiefgehen<br />
könnte. Und so schob Carola diese Möglichkeit<br />
immer wieder beiseite. Doch Carolas Gehör sollte sich<br />
zusehends verschlechtern. „Das Telefonieren wurde<br />
mir unmöglich, bei Zusammenkünften mit Familie<br />
und Freunden verstand ich nichts mehr und auch das<br />
Musikhören, meine geliebten Kino- und Theaterbesuche<br />
waren aufgrund meines hochgradigen Hörverlusts kein<br />
Vergnügen mehr“, berichtet Carola traurig. Hinzu kam<br />
die Ungeduld ihres Umfeldes, wenn sie nicht alles auf<br />
Anhieb verstand, und die Angst, irgendwann einmal gar<br />
nichts mehr zu hören.<br />
Der Weg zurück in die hörende Welt<br />
Als beim Hörakustiker ihre an Taubheit grenzende<br />
Schwerhörigkeit diagnostiziert wurde, musste sich<br />
Carola eingestehen, dass ihr Hörgerät auf der linken<br />
Seite ausgedient hatte. „Nun setzte ich mich erstmals<br />
ernsthaft mit dem Thema Hörimplantate auseinander“,<br />
erzählt die aktive Seniorin. Carola informierte sich<br />
in Foren, erfuhr von einem Hörimplantat namens<br />
Cochlea-Implantat, kurz CI, das für sie passend war.<br />
Sie beriet sich mit CI-Ingenieuren, ihrer HNO-Ärztin<br />
und ihrer Akustikerin.<br />
Sie alle ermutigten Carola, sich zu einer Operation<br />
zu entschließen. Doch die treibende Kraft war<br />
schlussendlich ihr Ehemann: „Er motivierte mich<br />
dazu, den Schritt zu wagen, da er – besser noch als ich<br />
selbst – erkannte, wie viel Selbstständigkeit ich durch<br />
meine Erkrankung verlor. Die Entscheidung für ein<br />
Cochlea-Implantat traf ich dann im Sommer 2017“,<br />
erinnert sich die Carola Kasten lächelnd zurück.<br />
Am 19. Oktober 2017 war es dann endlich so weit –<br />
Carola wurde an der Uniklinik Rostock auf dem<br />
linken Ohr ein Cochlea-Implantat eingesetzt. „Ich<br />
hatte eine sehr gute Oberärztin, bei der ich mich<br />
bereits bei den Voruntersuchungen sehr gut aufgehoben<br />
gefühlt hatte. Die Operation selbst lief dann<br />
auch ganz problemlos“, berichtet die heutige CI-<br />
Nutzerin zufrieden und fügt glücklich hinzu: „Alle<br />
meine Ängste waren absolut unbegründet. Hätte ich<br />
geahnt, dass alles so reibungslos laufen würde, wäre<br />
ich mutiger an meine Entscheidung herangetreten.<br />
Heute kann ich nur jedem Betroffenen und jeder Betroffenen<br />
raten, lasst Euch nicht von möglichen<br />
Sorgen oder Bedenken abhalten. Ich habe das getan<br />
und damit einige Jahre in der hörenden Welt<br />
verpasst.“<br />
Viele Geräusche, die der Seniorin von früher<br />
bekannt waren, klangen zunächst ganz anders,<br />
doch durch regelmäßige Hörtrainings hat sich dies<br />
in jüngster Zeit deutlich verbessert. „Heute höre ich<br />
wieder die Vögel zwitschern, Menschen flüstern oder<br />
das Rascheln einer Zeitungsseite, wenn man diese<br />
umblättert. All diese kleinen Geräusche lösen ein<br />
riesengroßes Glücksgefühl in mir aus. Niemals hätte<br />
ich gedacht, dass es einmal so sein könnte“, beschreibt<br />
Carola ihre neugewonnene Lebensqualität<br />
glücklich. Auch Theater- und Kinobesuche sind für<br />
die unternehmungslustige Frau nun wieder eine<br />
echte Freude. „Zwar verstehe ich hier nicht immer<br />
alles, und auch Musik erlebe ich noch nicht ganz so<br />
wie früher, doch ich bin zuversichtlich, dass sich das<br />
mit der Rehabilitation weiter bessert“, so Carola<br />
voller Optimismus. Denn endlich ist sie wieder dort,<br />
wo sie schon immer hingehörte – in der Welt der<br />
Hörenden.<br />
Hörpaten und Hörpatinnen berichten<br />
aus erster Hand<br />
Gerade ältere Menschen möchte Carola dazu motivieren,<br />
sich auch im fortgeschritteneren Alter nicht<br />
aus Angst mit Hörverlust abzufinden. Aus diesem<br />
Grund engagiert sich Carola heute als eine von fast<br />
40 Hörpatinnen und Hörpaten auf der gleichnamigen<br />
und kostenlosen Plattform www.hörpaten.de.<br />
Die Plattform dient als Anlaufstelle für Menschen<br />
mit Hörverlust sowie deren Angehörige, die sich über<br />
Behandlungsalternativen jenseits des klassischen<br />
Hörgeräts informieren möchten. „Die Angst vor der<br />
Operation soll Betroffene nicht von einer Implantation<br />
abhalten. Ich hätte den Schritt schon viel früher<br />
machen sollen. Durch diese unbegründete Angst habe<br />
ich einige Jahre in der hörenden Welt versäumt“,<br />
beschreibt die Ehrenamtliche die Motivation, die<br />
hinter ihrer Tätigkeit als Hörpatin steht. Wie Carola<br />
sind alle Hörpaten und Hörpatinnen selbst Hörimplantat-Nutzer*innen.<br />
So können sie ehrlich ihre<br />
Erfahrungen an Interessierte weitergeben und aus<br />
erster Hand berichten, welche Veränderungen ein Hörimplantat<br />
für das eigene Leben bedeuten kann.<br />
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Foto Rolf Schulten<br />
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MED-EL Hörimplantate: kleine Geräte – große Wunder<br />
Tina mit ihrer Tochter Emilia.<br />
Die 7-Jährige hört beidseitig mit Hörimplantaten.<br />
Familienleben, Sport und<br />
Schule meistert sie mit Leichtigkeit.<br />
Dank der Hörimplantate von MED-EL können taub<br />
geborene Babys und hochgradig schwerhörige<br />
Menschen hören, auch wenn das stärkste Hörgerät<br />
nicht mehr hilft. Auf dem Weg zum neuen Hören<br />
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medel.de
12<br />
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Endlich wieder alle<br />
Dialoge verstehen:<br />
Text Mirco Bornemann<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit<br />
mit faller audio entstanden.<br />
TV-Sprachverstärker OSKAR sorgt für<br />
entspannte Fernsehabende auch bei<br />
nachlassendem Hörvermögen<br />
So manch gemütlicher Fernsehabend wird<br />
durch den Ärger über die Tonqualität der Sendung<br />
getrübt – dieses Phänomen kennen bereits jüngere<br />
Menschen, deren Gehör noch vollkommen intakt ist.<br />
Die Musik oder Soundeffekte im Film oder der<br />
Lieblingsserie sind zu laut, während die Dialoge schwer<br />
zu verstehen sind. Lässt mit zunehmendem Alter das<br />
Hörvermögen nach, wird dies zum echten Problem:<br />
Um den Dialogen folgen zu können, wird das TV-Gerät<br />
immer lauter gestellt, was für den Partner oder die Partnerin,<br />
Familienmitglieder oder auch die Nachbarschaft<br />
unerträglich werden und zu Konflikten führen kann.<br />
Mehr Lebensqualität für Menschen mit Hörverlust<br />
Hier kann ein kleines tragbares Gerät leicht Abhilfe<br />
schaffen: Der TV-Sprachverstärker OSKAR wurde<br />
eigens entwickelt, damit Menschen mit Hörverlust<br />
wieder entspannt fernsehen können. Dank einer<br />
innovativen Technologie zur Stimmoptimierung bringt<br />
OSKAR den Ton direkt zum Sitzplatz, beispielsweise auf<br />
die Couch. Auf Knopfdruck werden Stimmen und für<br />
Sprache wichtige Frequenzbänder aktiv hervorgehoben,<br />
während störende Nebengeräusche dynamisch herausgefiltert<br />
und minimiert werden. So können Menschen<br />
mit nachlassendem Hörvermögen wieder alle Dialoge<br />
klar verstehen, ohne das Fernsehgerät übermäßig lautstellen<br />
zu müssen. Im Gegensatz zu Kopfhörern,<br />
die den Träger akustisch isolieren, sind mit OSKAR<br />
sogar Gespräche beim gemeinsamen TV-Schauen<br />
problemlos möglich.<br />
Intelligente Technik, einfache Bedienbarkeit<br />
Trotz seiner intelligenten Technik lässt sich OSKAR<br />
ganz einfach über zwei Knöpfe bedienen: Ein An/<br />
Aus-Drehregler, der ebenfalls die Lautstärke einstellt<br />
und eine „Sprachfilter“-Taste, mit welcher auf Wunsch<br />
die Stimmen in drei Stufen optimiert und störende<br />
Nebengeräusche reduziert werden. Außerdem funktioniert<br />
OSKAR mit allen gängigen Fernsehgeräten und<br />
wird mit wenigen Handgriffen über die Basisstation an<br />
den Fernseher angeschlossen.<br />
Die Motivation hinter OSKAR<br />
Es war die persönliche Erfahrung, die den Anstoß zur<br />
Entwicklung von OSKAR gab: Marcell Faller, Gründer<br />
und Geschäftsführer der sonoro audio GmbH, suchte<br />
eine Lösung für seinen Vater. Dieser hörte zunehmend<br />
schlechter und musste sich immer mehr anstrengen,<br />
den Fernsehton und vor allem die Dialoge zu verstehen.<br />
Dass er deswegen die Lautstärke immer weiter<br />
erhöhte, sorgte zuhause stetig für Spannungen. Aus<br />
diesem Grund entwickelte Marcell Faller gemeinsam<br />
mit HNO-Ärzten und Hörakustikern den tragbaren<br />
TV-Sprachverstärker, der seit seinem Launch im<br />
Sommer 2022 bereits rund 45.000 Menschen zu mehr<br />
Lebensqualität verholfen hat. OSKAR ist bereits mit<br />
mehreren Awards ausgezeichnet worden, darunter mit<br />
dem diesjährigen Red Dot Award für Produktdesign.<br />
Der Sprachverstärker ist für 269 Euro (UVP) auf<br />
www.faller-audio.com<br />
sowie im ausgewählten<br />
TV- und Audio-Fachhandel<br />
und bei Hörakustikern<br />
erhältlich.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.faller-audio.com<br />
FOTOS: SONORO AUDIO<br />
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5-jähriges Jubiläum als führende Plattform für die Vermittlung von Kenntnissen<br />
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Jubiläumsjahr auf der wissenschaftlichen Untersuchung der Wirkung und<br />
medizinischen Anwendungen von Cannabinoiden, mit besonderer Vertiefung<br />
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Text Katrin Böhnke<br />
Katrin Böhnke ist 41 Jahre alt und leidet<br />
unter chronischer Migräne. Nach<br />
mehreren Jobwechseln hat sie eine<br />
Arbeitsstelle gefunden, die an ihre<br />
Bedürfnisse angepasst ist, und nicht – wie<br />
frühere Jobs – Migräne-Attacken triggert.<br />
FOTO:<br />
JULIA BÖHNKE<br />
Meine Rahmenbedingungen<br />
sind nur ein klein wenig anders<br />
als bei Gesunden, und das<br />
verstehe ich unter Inklusion.<br />
EIN TAG FÜR ALLE KÄMPFERHERZEN<br />
Am 22. Juni 2024 findet zum dritten Mal das „Kämpferherzen-Treffen“<br />
im Kongress Palais Kassel statt. Die Veranstaltung für Menschen mit<br />
Behinderungen und / oder chronischen Erkrankungen bietet einen vielfältigen<br />
Tag mit Workshops, Vorträgen, Infoständen sowie einer Abendveranstaltung.<br />
Wie meistert man das alltägliche Leben mit einer chronischen Erkrankung und/oder<br />
Behinderung? Und wie wird ein Grad der Behinderung beantragt? Diese und weitere<br />
Fragen werden am 22. Juni 2024 von 10 bis 21 Uhr beim dritten „Kämpferherzen-<br />
Treffen“ im Kongress Palais Kassel beantwortet. Das von Kevin Hoffmann mit<br />
Unterstützung von Sabrina Lorenz und einem dreißigköpfigen Team<br />
organisierte Treffen für Menschen mit einer chronischen Erkrankung und<br />
10-21 UHR / oder Behinderung fand bereits in den letzten beiden Jahren statt. Auch<br />
22. JUNI 2024 in diesem Jahr will das „Kämpferherzen-Treffen“ wieder Betroffene<br />
KASSEL zusammenbringen und informieren. Die Besucher*innen erwartet ein<br />
buntes Programm. Durch verschiedene Selbsthilfegruppen werden wieder<br />
Betroffene diverser chronischer Erkrankungen wie beispielsweise Multiple<br />
Sklerose oder Rheuma auf dem Event vertreten sein. Der eindrucksvolle Tag<br />
mündet genauso wie in den letzten Jahren in einer Abendveranstaltung mit Reden,<br />
Performances und musikalischem Programm. Der Einlass für die Veranstaltung ist um<br />
10 Uhr. Die Abendveranstaltung beginnt um 18.15 Uhr und endet um 21 Uhr. Tickets<br />
sind über die Website: www.kaempferherzen.de zu erwerben.<br />
Deutscher Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen<br />
25. BIS 27. APRIL 2024 IN ROSTOCK<br />
Die Parkinson-Krankheit ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste<br />
neurodegenerative Erkrankung. Neben der motorischen Beeinträchtigung treten<br />
bei den Betroffenen auch eine Vielzahl nicht-motorischer Symptome auf, die<br />
die Lebensqualität maßgeblich beeinflussen und zur Komplexität der Krankheit<br />
beitragen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue technologische Verfahren<br />
entwickelt, welche die Früherkennung, Differentialdiagnose und Therapie von<br />
Bewegungsstörungen in der Zukunft erleichtern sollen. Darüber möchten<br />
wir gemeinsam mit Ihnen im Rahmen des Themenschwerpunkts<br />
„Technologie-gestützte Behandlungsstrategien – aktuelle Praxis und zukünftige<br />
Perspektiven“ diskutieren. Registrieren Sie sich jetzt und nutzen<br />
sie die Gelegenheit, um sich über den jüngsten Stand der Forschung, Diagnostik<br />
und Therapie von Bewegungsstörungen zu informieren. Wir freuen uns auf<br />
ein vielfältiges Programm, interessante Fortbildungsveranstaltungen und Ihren<br />
Kongressbesuch an der Ostsee! Weitere Informationen zum Deutschen Kongress<br />
für Parkinson und Bewegungsstörungen 2024 finden Sie auf:<br />
www.dpg-akbont-kongress.de<br />
25. - 27.<br />
APRIL 2024<br />
ROSTOCK<br />
Meine Migräne begann mitten im Studium. Ich<br />
musste Diplom-Prüfungen verschieben, da es mit<br />
solchen Attacken unmöglich war, sie abzulegen.<br />
Hätte ich früher von meiner Krankheit und ihren<br />
Auswirkungen gewusst, hätte ich mich schon<br />
damals informiert, welcher Bereich migränefreundliche<br />
Arbeitsbedingungen aufweist – aber dass es<br />
diese Möglichkeiten gibt, habe ich erst im Laufe<br />
der Jahre gelernt. Mein Berufsleben begann an<br />
Hochschulen und Universitäten. Die Arbeit ließ mir<br />
viel Freiheit, ich hatte ein Einzelbüro und meine<br />
Migräne war relativ ruhig. Dann wechselte ich den<br />
Job, weil ich mich weiterentwickeln wollte. Ich<br />
hatte ein höheres Arbeitspensum, Publikumsverkehr,<br />
viele Dienstreisen und Termindruck. Meine<br />
Migräne wurde so schlimm, dass ich mehrmals in<br />
einer Schmerzklinik war. Dort diagnostizierte man<br />
chronische Migräne, die eine Änderung der Arbeitsumgebung<br />
nötig machte: Dienstreisen nur selten<br />
und an meine Tagesroutine angepasst, weniger Termindruck<br />
und vor allem Vertretungs-Regelungen.<br />
Der Klinik-Aufenthalt brachte die Wende<br />
Mit dem Wissen aus den hilfreichen Vorträgen<br />
in der Schmerzklinik suchte ich das<br />
Gespräch mit meinem Vorgesetzten – und<br />
stieß auf Granit. Kompromisse, alternative<br />
Lösungen oder Tauschideen schlug er aus.<br />
Er hatte Sorge, meine Arbeit würde liegenbleiben.<br />
Ein Tag Homeoffice pro Woche war das Höchste der<br />
Gefühle. Ich stand mit dem Rücken an der Wand.<br />
Geknickt suchte ich mir einen neuen Job; meine<br />
Gesundheit war wichtiger. Und ich wusste nun, auf<br />
was ich achten musste, damit meine Migräne mich<br />
nicht in die Berufsunfähigkeit treibt.<br />
Katrin Böhnke, Chronische Migräne Betroffene<br />
Nicht ich muss mich nach Kräften anpassen,<br />
sondern die Umgebung ermöglicht mir, mitzumachen.<br />
Möglich machen dies meine empathische<br />
Vorgesetzte, eine Bildschirmbrille und ein höhenverstellbarer<br />
Schreibtisch. Dazu habe ich bis zu<br />
hundert Prozent Homeoffice, Dienstreisen plane ich<br />
eigenverantwortlich und es gibt Vertretungsregelungen.<br />
Meine Balance zwischen Leistungsfähigkeit<br />
und Selbstfürsorge ist ein Prozess, aber er ist es wert<br />
und ich komme immer näher dran.<br />
MIGRÄNE AM ARBEITSPLATZ<br />
Migräne ist die häufigste neurologische Erkrankung<br />
in Deutschland. Sie betrifft etwa 18<br />
Millionen Menschen, die meisten im erwerbsfähigen<br />
Alter. Damit hat Migräne massive<br />
Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. So fallen<br />
jedes Jahr rund 547 Millionen Stunden bezahlter<br />
Arbeit durch die Krankheit aus. Was können<br />
Betroffene und Arbeitgebende tun, um den<br />
Arbeitsplatz migränefreundlich zu gestalten?<br />
Welche Hilfen können Betroffene rund um das<br />
Thema Krankschreibung, Behinderung und<br />
Rente in Anspruch nehmen? Darüber informiert<br />
die Selbsthilfe-Organisation MigräneLiga e. V.<br />
Deutschland auf ihrer neuen Webseite<br />
www.migraene-am-arbeitsplatz.de.<br />
Außerdem bietet sie Betroffenen in Selbsthilfegruppen,<br />
mit Infomaterial und Veranstaltungen<br />
praktische Hilfe.<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Cansativa GmbH entstanden.<br />
Wie Therapien mit medizinischem<br />
Cannabis individuell helfen<br />
Am 10. März 2017 trat das Gesetz „Cannabis als Medizin“<br />
in Kraft. Damit hat die damalige Bundesregierung<br />
den therapeutischen Nutzen von Medizinalcannabis<br />
für chronisch kranke und als austherapiert geltende Patienten<br />
anerkannt und ihnen eine sichere Versorgung<br />
mit Medizinalcannabisprodukten über die Apotheke<br />
ermöglicht. Die vergangenen sieben Jahre sind eine Erfolgsgeschichte<br />
für den Einsatz von Medizinalcannabis<br />
in Deutschland geworden: von anfänglich 70.000 Patienten<br />
im Jahr 2017 stieg die Versorgung auf 300.000<br />
Patienten am Ende des Jahres 2023 an. Medizinisches<br />
Cannabis wird am häufigsten im Rahmen von Schmerztherapien<br />
eingesetzt, wozu unter anderem die Linderung<br />
von Migränebeschwerden zählt. Auch Patienten mit<br />
Multiple Sklerose, ADHS, chronischen Entzündungen,<br />
Tumorleiden, Spastik, Depressionen und Epilepsie können<br />
ärztlich begleitet mit Medizinalcannabis versorgt<br />
werden.<br />
Medizinalcannabis kann von jedem Arzt, mit Ausnahme<br />
von Zahn- und Tierärzten, verschrieben werden. Die<br />
Therapie wird individuell konzipiert und von dem<br />
betreuenden Arzt eng begleitet. Die Versorgung mit<br />
Cannabisblüten, Vollspektrumextrakten oder Reinsubstanzen<br />
erfolgt über die Apotheke. Der marktführende<br />
Großhändler für Medizinalcannabis in Deutschland ist<br />
die 2017 gegründete Cansativa Group. Sie ist seit 2020<br />
exklusiver Partner des Bundesinstituts für Arzneimittel<br />
und Medizinprodukte (BfArM) für die Auslieferung von<br />
medizinischem Cannabis aus deutschem Anbau.<br />
Die Plattform von Cansativa fungiert als Vermittler<br />
für Apotheken, um medizinisches Cannabis, sowohl<br />
inländische als auch importierte Produkte, zu beziehen.<br />
Diese Produkte durchlaufen während der gesamten<br />
Lieferkette mehrere pharmazeutische Kontrollen,<br />
um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen.<br />
Der Arzt<br />
oder die Ärztin<br />
kann unterschiedliche Arten von Cannabis-Produkten<br />
verordnen, die dann wiederum ausschließlich bei den<br />
Apotheken hergestellt bzw. bestellt werden müssen, um<br />
den individuellen Bedürfnissen eines jeden Patienten<br />
und jeder Patientin gerecht zu werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.cansativa-group.de/de/knowledge-hub<br />
FOTO:<br />
UNSPLASH, BUDDING
14<br />
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BILD:<br />
AGENTUR-ADVERB<br />
Prof. Dr. Frank Erbguth<br />
Präsident der Deutschen Hirnstiftung<br />
Mein Leben<br />
mit Parkinson.<br />
Von der Diagnose bis zur richtigen Therapie und Unterstützung.<br />
Der Parkinson-Betroffene Torsten Römer<br />
erzählt uns seine Geschichte im Interview.<br />
Text Hanna <strong>Sinne</strong>cker<br />
BILD: PRIVAT<br />
Gemeinsam für die<br />
Hirngesundheit!<br />
Dafür steht die Deutsche<br />
Hirnstiftung<br />
Mit dem Welt-Parkinson-Tag am<br />
11. April dieses Jahres wird die öffentliche<br />
Wahrnehmung auf die sogenannten neurodegenerativen<br />
Erkrankungen gelenkt. Dazu<br />
zählen Krankheiten, die zum Abbau von<br />
Nervenzellen führen, am bekanntesten und<br />
häufigsten sind Parkinson und Alzheimer.<br />
Beide lassen sich durch einen gesunden<br />
Lebensstil vorbeugen.<br />
Derzeit leben in Deutschland etwa 1,8 Mio. Menschen<br />
mit einer Demenz-Erkrankung, bei Parkinson sind<br />
es schätzungsweise 300.000 bis 400.000. Weltweit<br />
steigt die Zahl der Betroffenen weiter an, die<br />
Ursachen dafür sind vielfältig. Die Genetik spielt in<br />
einigen Fällen eine Rolle, einen viel größeren und<br />
oft unterschätzten Einfluss hat der Lebensstil.<br />
Allein 40 Prozent der Demenzfälle sind auf Risikofaktoren<br />
zurückzuführen, die mit der Lebensführung<br />
zu tun haben. Da die Krankheitsprozesse<br />
vieler Demenz-Erkrankungen bereits 15 bis 30<br />
Jahre vor dem Auftreten erster klinischer Symptome<br />
beginnen, kommt der Prävention im Verlauf<br />
des mittleren Erwachsenenlebens eine besondere<br />
Bedeutung zu. So spielen Risikofaktoren der Herzund<br />
Gefäßgesundheit im mittleren Lebensalter für<br />
eine spätere Demenz-Entwicklung eine große Rolle<br />
und sollten behandelt werden (z. B. Bluthochdruck,<br />
Diabetes mellitus, Adipositas). Außerdem wird<br />
eine ausgewogene Ernährung (z. B. mediterrane<br />
Kost) zur allgemeinen Risikoreduktion empfohlen.<br />
Ein aktiver Lebensstil mit körperlicher Bewegung,<br />
sportlicher, sozialer und geistiger Aktivität und<br />
gutes Hörvermögen gilt als „Demenzschutz“. Auch<br />
geistig fordernde Hobbies, wie das Erlernen einer<br />
Fremdsprache oder eines Musikinstruments, und<br />
ein aktives Sozialleben zahlen sich langfristig aus!<br />
Darüber hinaus sollten Schädel-Hirn-Traumata vermieden<br />
werden, zu empfehlen ist das Tragen von<br />
Helmen bei risikoreichen Sportarten, auch beim<br />
Radfahren.<br />
Für die Prävention von Parkinson ist ein gesunder<br />
Lebensstil ebenfalls bedeutsam, allem voran<br />
viel Bewegung, eine gesunde Ernährung und ausreichend<br />
Schlaf. Bei der Parkinson-Entwicklung<br />
spielen außerdem neueren Erkenntnissen zufolge<br />
Umweltgifte eine Rolle.<br />
Insgesamt lässt sich durch einen gesunden Lebensstil<br />
viel erreichen. Selbst Betroffene mit einer<br />
Parkinson- oder Demenzdiagnose können dadurch<br />
das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.<br />
Diese Botschaft, dass sich ein gesunder Lebensstil<br />
auszahlt, und zwar gerade auch fürs „Köpfchen“,<br />
möchte die Deutsche Hirnstiftung in die Breite tragen.<br />
Sie informiert, klärt auf und steht Patientinnen<br />
und Patienten mit Rat zur Seite.<br />
Mehr erfahren Sie auf<br />
www.hirnstiftung.org<br />
Herr Römer, Sie haben Parkinson. Wann<br />
sind die ersten Beschwerden aufgetreten<br />
und wie sahen diese aus?<br />
Die ersten Beschwerden traten ca. 2 Jahre vor meiner<br />
Diagnose auf. Dies waren insbesondere Schulterund<br />
Nackenschmerzen und ich versuchte mir selbst das<br />
mit meinem Job als Bauleiter und einer Überarbeitung<br />
zu erklären. Geändert habe ich aber nichts. Auch nicht<br />
als sich Gleichgewichts- und Koordinierungsschwierigkeiten<br />
einstellten, ich ein Bein hinterher zog und mir<br />
das Schreiben immer schwieriger fiel. Sozial und familiär<br />
zog ich mich immer mehr zurück und versuchte<br />
nur noch meinen Job zu erledigen. Ich dachte weiter<br />
an Überarbeitung aber doch nicht an Parkinson.<br />
Sie sind dann sicher zum Arzt gegangen: Wie sah<br />
Ihr Weg bis zur gesicherten Diagnose aus und was<br />
waren die größten Herausforderungen für Sie?<br />
Erstmal nicht. Als junger Mann mit Anfang 40 braucht<br />
man doch keinen Arzt. Die treibenden Kräfte waren<br />
meine Frau und meine Mutter, die damals sagten:<br />
„Junge mit dir stimmt was nicht, such dir einen Arzt“.<br />
Und spätestens auf Mutti hört man! Ich suchte mir<br />
einen Hausarzt, der alles in die Wege leitete, so auch der<br />
Kontakt zu einem Neurologen. Dieser löste bei der Erstuntersuchung<br />
so ein Tremor bei mir aus, dass er mich<br />
sofort in die Notaufnahme vom Ernst von Bergmann<br />
Klinikum in Potsdam überwies. Und da wurde ich über<br />
verschiedene Ausschlussverfahren auf den Kopf gestellt,<br />
bis ein sogenannter L-Dopa Test positiv anschlug.<br />
Nach positiven Wiederholungen und einem Dat-Scan<br />
stand meine Diagnose recht schnell fest.<br />
Da ich zum Anfang medikamentös gut eingestellt war,<br />
verdrängte ich die Diagnose recht schnell und konnte<br />
meiner „Berufung“ als Bauleiter wieder voll nachgehen.<br />
Die Herausforderungen stellten sich später ein. Defizite,<br />
die durch das Fortschreiten der Erkrankungen auftraten,<br />
versuchte ich mit anderen und mehr Medikamenten<br />
auszugleichen, was rückblickend ein Fehler<br />
war. Bei mir stellten sich Wirkungsschwankungen,<br />
starke Überbewegungen und eine Impulskontollstörung<br />
heraus.<br />
Diese hatten, fünf Jahre nach meiner Diagnose zur<br />
Folge, dass ich einen anderen Therapieweg gehen musste.<br />
Ich entschloss mich für die Tiefe Hirnstimulation<br />
und konnte dadurch meine Medikamente und deren<br />
Nebenwirkungen stark reduzieren.<br />
Was wichtig für mich ist,<br />
ist das aktive Bewegen. Egal<br />
ob Fahrradtour, Tischtennis,<br />
Rehasport oder Physiotherapie.<br />
Wie beeinflusst die Parkinson-Krankheit konkret<br />
Ihren Alltag und Ihre Lebensqualität und wie<br />
werden Sie derzeit therapeutisch betreut?<br />
Jeder von dieser Krankheit Betroffene hat seinen<br />
„eigenen Parkinson“. Ich bin eher von einer Muskelsteifigkeit<br />
und der Verlangsamung von Bewegungsabläufen<br />
betroffen. Besonders bemerkbar macht sich<br />
das in den Morgenstunden aber auch tagsüber ist dies<br />
immer präsent. Wofür ich früher 30 Minuten gebraucht<br />
habe, brauche ich heute die 3 bis 4-fache Zeit.<br />
Bei Stresssituationen kommt leider auch das Zittern<br />
wieder durch. Um im Alltag damit klarzukommen,<br />
versuche ich Stressmomente zu minimieren und was<br />
ganz wichtig für mich ist, ist das aktive Bewegen. Egal<br />
ob Fahrradtour, Tischtennis, Drums Alive, Rehasportgruppe<br />
oder Physiotherapie. Bei den Einstellungen der<br />
Medikamente, als auch bei der Tiefen Hirnstimulation,<br />
werde ich ambulant als auch stationär betreut.<br />
Welche konkrete Unterstützung bietet der Verein<br />
„Deutsche Parkinson Hilfe“ Betroffenen und ihren<br />
Angehörigen?<br />
Die Deutsche Parkinson Hilfe unterstützt viele Betroffene<br />
und Angehörige, z. B. wenn Krankenkassen Kostenübernahmen<br />
verweigern. Dies können Fahrkosten sein,<br />
aber auch therapeutische Maßnahmen. Ich erhielt<br />
selber Unterstützung von der DPH bei Durchführung<br />
meiner „BIG-Therapie“. Dies ist eine langanhaltende<br />
und hoch wirksame Therapiemethode. Wovon viele<br />
Betroffene profitieren, ist die Outdoor-Sportanlage im<br />
Parkinsonzentrum in Beelitz-Heilstätten. Hier wurde<br />
durch die Deutsche Parkinson Hilfe ein Parkour<br />
geschaffen, der an Interesse nicht verloren hat.<br />
Aber auch Selbsthilfegruppen finden in der DPH<br />
einen Unterstützer. Egal ob finanziell wie bei den<br />
Projekten therapeutisches Tanzen, Drums Alive,<br />
Teltowkanal Halbmarathon oder einfach nur als<br />
Ratgeber bei Gruppentreffen.<br />
DEUTSCHE<br />
PARKINSON<br />
HILFE<br />
Die gemeinnützige Deutsche Parkinson Hilfe<br />
unterstützt Menschen, die unheilbar an Morbus<br />
Parkinson erkrankt sind. Der Verein klärt auf<br />
und fördert die Entwicklung ergänzender und<br />
alternativer Behandlungsmethoden. Auch werden<br />
unter anderem Therapieplätze für Menschen, die<br />
Hilfe brauchen, finanziert. Ein weiteres zentrales<br />
Anliegen der Deutschen Parkinson Hilfe ist die<br />
Öffentlichkeits- und Informationsarbeit, um den<br />
Wissensstand rund um das Krankheitsbild in der<br />
Gesellschaft zu verbessern. In einer immer älter<br />
werdenden Bevölkerung stellen Krankheiten wie<br />
Parkinson die Gesellschaft vor große Herausforderungen.<br />
Aufgrund der immer größer werdenden<br />
Anzahl von jungen Erkrankten und damit<br />
einhergehenden langen Krankheitsverläufen<br />
werden wesentlich größere Unterstützungsleistungen<br />
auch für pflegende Familien erforderlich.<br />
Um dafür Aufmerksamkeit<br />
herzustellen und Unterstützung<br />
aus Politik und Wirtschaft<br />
für Forschungsprojekte<br />
undBehandlungsmethoden<br />
zu erhalten,<br />
setzt sich die Deutsche<br />
Parkinson Hilfe mit ihrem<br />
Netzwerk aus Persönlichkeiten<br />
und Firmen ein.<br />
WEITERE<br />
INFORMATIONEN<br />
www.deutscheparkinson-hilfe.de
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 15<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der STADAPHARM GmbH entstanden.<br />
Die Lebensqualität der Betroffenen steht im Mittelpunkt<br />
Text Hanna <strong>Sinne</strong>cker<br />
Wie sieht der typische Weg von den ersten Symptomen<br />
bis zur gesicherten Diagnose bei Parkinson Patienten<br />
aus?<br />
Erste Symptome einer Parkinson-Krankheit können bereits<br />
Jahre vor der endgültigen Diagnosestellung auftreten und<br />
werden dieser Krankheit oft gar nicht zugeordnet. Wir nennen<br />
diese unspezifischen Vorboten auch das Prodromalstadium,<br />
die Diagnose Parkinson-Krankheit wird aber erst<br />
gestellt, wenn Verlangsamung (Akinese), Steifigkeit (Rigor)<br />
und ein Zittern (Tremor) auftreten. Die Hausärzte erkennen<br />
meist frühzeitig, dass es sich um ein neurologisches<br />
Problem handelt und verweisen weiter an die Neurologen.<br />
Dort kann dann anhand der Symptome, der Vorgeschichte<br />
und mehreren technischen Untersuchungen die Diagnose<br />
gestellt werden.<br />
Was ist das Wichtigste bei Therapieentscheidungen zu<br />
Parkinson?<br />
Die Entscheidung, eine Behandlung mit Medikamenten zu<br />
beginnen, sollten der Neurologe oder die Neurologin gemeinsam<br />
mit dem Patienten oder der Patientin treffen und<br />
dabei berücksichtigen, wie stark eine Beeinträchtigung im<br />
Alltag vorhanden ist. Der Therapiebeginn sollte individuell<br />
erfolgen und nicht zu spät einsetzen, um die Lebensqualität<br />
zu erhalten und zu verbessern. Sowohl zu Beginn der<br />
Behandlung als auch im weiteren Verlauf sollten die einzelnen<br />
Substanzen und die Dosis dem Fortschreiten der<br />
Erkrankung angepasst werden. Deshalb sollte auch eine<br />
regelmäßige Vorstellung beim Neurologen oder der Neurologin<br />
erfolgen. Die Auswahl der Medikamente sollte sich<br />
nach den erst kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für<br />
Neurologie (DGN) neu zusammengestellten Behandlungsleitlinien<br />
richten. Grundsätzlich wird man das Dopaminsystem,<br />
das bei der Parkinson-Krankheit beeinträchtigt ist,<br />
durch direkten oder indirekten Ersatz von Dopamin, einem<br />
Nervenüberträgerstoff, ergänzen. Dies erfolgt zu Beginn<br />
der Krankheit durch Tabletten.<br />
Nach welchen Regeln wird bei der Parkinson-Krankheit<br />
behandelt?<br />
Man sollte immer darauf achten, dass die Lebensqualität<br />
der Betroffenen im Mittelpunkt steht. Dies kann lange<br />
Zeit durch eine Veränderung der Tablettendosis, eine<br />
andere Verteilung über den Tag oder eine Kombination<br />
mit neuen Substanzen erfolgen. Das Dopaminsystem<br />
wird aber im Laufe der Jahre immer empfindlicher und<br />
Schwankungen im Bereich der zugeführten dopaminhaltigen<br />
Medikamente werden weniger gut toleriert.<br />
Wie sieht eine therapeutische Patienten Journey<br />
typischerweise aus?<br />
Man wird immer mit einer medikamentösen Therapie<br />
in Tablettenform beginnen. Erst wenn es zu deutlichen<br />
Schwankungen der Beweglichkeit kommt, sollte man<br />
überlegen, ob die Tabletteneinnahme durch eine andere<br />
Therapieform, zum Beispiel eine Medikamentenpumpe,<br />
ergänzt werden kann.<br />
Bei den Medikamentenpumpen wird ein dopaminhaltiges<br />
Medikament aus einer kleinen Pumpe über ein Schläuchlein<br />
kontinuierlich unter die Haut oder direkt in den<br />
Dünndarm gespritzt. Diese Methode ist etwas aufwendiger<br />
als die ausschließliche Tabletteneinnahme, aber kann die<br />
Probleme der Schwankungen der Medikamentenwirkung<br />
gut ausgleichen. Eine andere Möglichkeit ist das Einsetzen<br />
eines Hirnschrittmachers. Wann welche Methode<br />
angewandt werden sollte, ist ebenfalls nach den Behandlungs-Leitlinien<br />
individuell auszuwählen.<br />
Gibt es eine Beratung für diese Therapien, und wer<br />
führt dies durch?<br />
Der Beginn einer Behandlung mit einer Medikamentenpumpe<br />
oder das Einsetzen eines Hirnschrittmachers ist<br />
bestimmten Experten-Zentren vorbehalten. Dort berät<br />
man die Patienten auch über die Wirkungen und Verträglichkeit<br />
der einzelnen Systeme.<br />
Prof. Dr. med.<br />
Claudia Trenkwalder<br />
Fachärztin für Neurologie<br />
Wichtig ist jedoch, dass der behandelnde Neurologe oder<br />
die Neurologin die Möglichkeiten kennt und die Patienten<br />
frühzeitig über diese Methoden informiert.<br />
Es kamen und kommen in den letzten Monaten neue<br />
gerätegestützte Therapien auf den Markt: Wie schätzen<br />
Sie die derzeitige Situation bei diesen Therapien<br />
ein?<br />
Das sehe ich als einen großen Vorteil für die Patienten. Es<br />
gibt große Unterschiede in der individuellen Verträglichkeit<br />
und der Wirksamkeit einzelner Substanzen. Da ist es<br />
ein Gewinn, wenn wir jetzt eine etwas größere Auswahl<br />
an Systemen haben, die bei den Patienten mit Wirkungsschwankungen,<br />
also dem oft sehr schnellen Wechsel von<br />
Phasen mit Unbeweglichkeit zu Phasen mit guter oder<br />
sogar Überbeweglichkeit (Dyskinesien), eine „Glättung“<br />
der Beweglichkeit erreichen.<br />
Bei länger auf dem Markt befindlichen Substanzen wie<br />
dem Apomorphin, das ebenso unter die Haut gespritzt<br />
wird, sind die langfristigen Vor- und Nachteile gut bekannt,<br />
da es das erste Präparat war, das über eine Pumpentherapie<br />
verfügbar war. Für die Patienten ist auch wichtig, wie<br />
einfach oder kompliziert eine Pumpe in der Handhabung<br />
ist. Mittlerweile gibt es fachlich gut geschulte Patientenservice-Kräfte,<br />
die eine Betreuung zu Hause übernehmen<br />
können bzw. Angehörige oder einen Pflegedienst anleiten<br />
können. Das Entscheidende ist immer, wie wohl sich der<br />
Patient oder die Patientin mit der Methode fühlt.<br />
Weitere Informationen: www.stadapharm.de<br />
BILD: PRIVAT<br />
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2023_0263 02/2024<br />
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Parkinson – erfahren Sie mehr<br />
über Ihre Therapieoptionen.<br />
Parkinson kennt viele Formen, aber es gibt gute Therapieoptionen<br />
in allen Stadien, die Ihre Lebensqualität erhalten<br />
können. Informieren Sie sich bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt<br />
über individuelle Therapieoptionen, die zu Ihnen passen.<br />
Mehr Morbus<br />
Parkinson Infos:<br />
parkinson.stada<br />
Caring for People’s Health www.stadapharm.de
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