Lohrer_07-2022
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INFO<br />
Rechtstipps aus Ihrer Kanzlei<br />
Christian Sitter<br />
Rechtstipp zum Arbeitsrecht<br />
So bekommen Sie Ihre Überstunden bezahlt<br />
Es soll ja immer noch Arbeitgeber<br />
geben, die tagaus tagein ihre Mitarbeiter,<br />
je näher der Feierabend<br />
rückt, mit großen Augen ansehen:<br />
„Kannst du das noch fertig<br />
machen? Und dies muss auch<br />
dringend heute noch erledigt<br />
werden…“ Und schon sind wieder<br />
ein, zwei Überstunden fällig<br />
geworden. Nur: das Gehalt bleibt<br />
gleich. Der Arbeitgeber sieht dies<br />
nämlich oft als Serviceleistung<br />
seines Arbeitnehmers und denkt<br />
nicht an eine Extravergütung. Und<br />
wird gleich maulig, wenn der Mitarbeiter<br />
einmal „Nein“ sagt. Was<br />
tun?<br />
Zunächst: Niemand ist zu Überstunden<br />
verpflichtet. Nur in<br />
besonderen Situationen dürfen<br />
Arbeitgeber Mehrarbeit anordnen.<br />
Steht im Arbeitsvertrag,<br />
dass Überstunden pauschal mit<br />
dem Festgehalt abgegolten sind,<br />
ist dies unwirksam. Gibt es in Ihrem<br />
Betrieb keine Zeiterfassung,<br />
notieren Sie jeden Tag, wie lange<br />
Sie tatsächlich arbeiten und was.<br />
Dies genügt als Nachweis beim<br />
Arbeitsgericht. Eine „Abzeichnung“<br />
der Mehrarbeit durch den<br />
Arbeitgeber ist grds. nicht erforderlich.<br />
Sagt der Arbeitgeber, er<br />
habe die Überstunden doch gar<br />
nicht angeordnet, entgegnen Sie:<br />
es genügt, mit Wissen und Wollen<br />
des Arbeitgebers länger zu arbeiten.<br />
Zum eigenen Privatvergnügen<br />
oder weil Sie kein Zuhause haben,<br />
werden Sie dies in den seltensten<br />
Fällen tun. Arbeiten Sie ständig<br />
mehr, suchen Sie das Gespräch<br />
mit Ihrem Chef, ob zusätzliches<br />
Personal eingestellt oder die Arbeit<br />
anders strukturiert werden kann.<br />
Ist das Arbeitsverhältnis bereits<br />
gekündigt, bestehen Sie, nötigenfalls<br />
unter Zuhilfenahme eines<br />
Rechtsanwalts, auf Bezahlung<br />
Ihrer Überstunden. Die Chance,<br />
Ihr Recht durchzusetzen, sind gut,<br />
wenn Sie obige Tipps beachten.<br />
Zum richtigen Vorgehen beim<br />
ständigen Anfall von Überstunden<br />
habe ich einen kleinen Leitfaden<br />
verfaßt, den Sie bei mir per eMail<br />
anfordern können. Völlig kostenlos<br />
und unverbindlich. eMail genügt.<br />
Rechtsanwalt Christian Sitter<br />
Fachanwalt für Verkehrsrecht<br />
Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />
Fachanwalt für IT-Recht<br />
Weitere Schwerpunkte:<br />
Arbeitsrecht – Mietrecht - Vertrags- und Schadensrecht –<br />
Datenschutzrecht – Urheber- und Medienrecht<br />
Fischergasse 5, 97816 Lohr a. Main<br />
Tel.: 09352 602 6986 – Fax: 09352 604 8466<br />
eMail: Lohr@anwalt-gotha.de<br />
Wir sind barrierefrei ohne Treppen zu erreichen!<br />
Bild: Christian Sitter<br />
Man kann alles übertreiben!<br />
Die Mandantin sitzt vor mir und zückt einen 12-seitigen (!) Arbeitsvertrag, den ich überprüfen soll. Zum Vergleich:<br />
der Arbeitsvertrag mit meinen Mitarbeitern umfaßt (ohne Datenschutzteil) genau zweieinhalb Seiten.<br />
Was muss ich da alles lesen? Sie soll sich zweimal im Jahr unaufgefordert einem Vertrauensarzt vorstellen –<br />
als Personalerin! Mehr als 20 Urlaubstage im Jahr bekommt sie nur, wenn sie auch das volle Jahr gearbeitet<br />
hat. Dann soll sie einen Chip bei sich führen, wenn sie mit dem Dienstwagen unterwegs ist, selbst wenn sie<br />
ihn mit nach Hause nimmt. Dafür wird bei jeder Art von Pflichtverletzung eine Vertragsstrafe fällig. Die Mandantin<br />
sieht sich meinen zunehmend schüttelnden Kopf eine Weile an und sagt dann: „Gell, das sind ganz<br />
schöne Klöpse!“ Ich entgegne, dass alle diese Klauseln rechtswidrig sind und keine Wirkung entfalten. Aber,<br />
mal ehrlich… Sie strahlt: „Das dachte ich auch. Danke, dass Sie mich so bestärken. In so einem Unternehmen<br />
möchte ich nicht arbeiten. Ich werde da absagen.“ Und wir sehen wieder einmal: auch als Arbeitgeber sollte<br />
man nicht übertreiben. Arbeit ist mehr als Akkordkeulerei. Und Fachkräfte werden zunehmend wählerisch, wo<br />
sie unterschreiben. Betrachten Sie Ihre Mitarbeiter als Partner, nicht als Gegner!<br />
der kleine lohrer /// juli <strong>2022</strong><br />
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