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Ulrich Gäbler: Aufbrüche (Leseprobe)

Ulrich Gäbler ist ein international angesehener Kirchenhistoriker, der in der Schweiz, in den Niederlanden sowie in den USA wirkte und wegweisende Impulse in seinem Fach setzte. Der vorliegende Band, der zu seinem 80. Geburtstag erscheint, versammelt einerseits einundzwanzig ausgewählte Aufsätze zur Geschichte des europäischen und amerikanischen Protestantismus. Er umfasst neben einer Arbeit zur mittelalterlichen Kirchengeschichte vornehmlich Aufsätze zur Reformationsgeschichte und zur Frühen Neuzeit sowie zu den Erweckungsbewegungen und zum 19. Jahrhundert. Andererseits bietet der Band sieben Basler Rektoratsreden aus den Jahren 1998 bis 2006, die zum langjährigen, internationalen hochschulpolitischen Engagement Ulrich Gäblers gehören. Ein Verzeichnis der Schriften Ulrich Gäblers dokumentiert dessen umfangreiches und vielfältiges Oeuvre.

Ulrich Gäbler ist ein international angesehener Kirchenhistoriker, der in der Schweiz, in den Niederlanden sowie in den USA wirkte und wegweisende Impulse in seinem Fach setzte. Der vorliegende Band, der zu seinem 80. Geburtstag erscheint, versammelt einerseits einundzwanzig ausgewählte Aufsätze zur Geschichte des europäischen und amerikanischen Protestantismus. Er umfasst neben einer Arbeit zur mittelalterlichen Kirchengeschichte vornehmlich Aufsätze zur Reformationsgeschichte und zur Frühen Neuzeit sowie zu den Erweckungsbewegungen und zum 19. Jahrhundert. Andererseits bietet der Band sieben Basler Rektoratsreden aus den Jahren 1998 bis 2006, die zum langjährigen, internationalen hochschulpolitischen Engagement Ulrich Gäblers gehören. Ein Verzeichnis der Schriften Ulrich Gäblers dokumentiert dessen umfangreiches und vielfältiges Oeuvre.

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Zum Problem des Spiritualismus im 16. Jahrhundert 31<br />

»reinen mystischen Spiritualismus«, 8 weshalbsich seine Theologie vorzüglich als<br />

Paradigma für spiritualistisches Denken eignet. Im Folgenden soll nur auf das<br />

Glaubensverständnis Bünderlins eingegangen werden, was jedoch die Gewähr<br />

für eine Charakterisierung der theologischen Grundhaltung bietet, da dieses im<br />

Schnittpunkt des spiritualistischen Denkens vom Worte Gottes und vom Menschen<br />

steht.<br />

1.<br />

Bevor wir auf die positive Bestimmung des »Glaubens« bei Bünderlin eingehen,<br />

soll gestreiftwerden, welche Art von Glaube er ablehnt. Für Bünderlin gilt jeder<br />

Glaube, der auf »natürliche« oder bloß rationale Weise erworben wird, als unechter<br />

Glaube. Die Beschäftigung mit der Heiligen Schriftoder das Abwägen und<br />

Vergleichen von Bibelstellen untereinander, die Bibelauslegung allein also, gibt<br />

nie den wesentlichen Glauben, sondern nur das historische Wissen von früher<br />

Geschehenem. So kommt es nur zu einem »gefärbten oder historischen Glauben«,<br />

9 dem aber das entscheidende Moment, die Wiedergeburt durch und aus<br />

dem Geiste Gottes, fehlt. Die Wiedergeburt erlangt der Mensch durch keinen<br />

äußeren Antrieb, weder durch das Hören der Predigt, noch, dass man einem<br />

anderen zuliebe oder durch dessen »Zwingen« glaube. Selbstverständlich setzt<br />

auch die Gliedschaft ineiner Kirche nicht notwendigerweise die Wiedergeburt<br />

voraus, wie Bünderlin mit einer deutlich antitäuferischen Spitze meint. Das<br />

Beispiel eines anderen ist überhaupt nicht verpflichtend, selbst nicht dasjenige<br />

der Apostel, 10 denn so würde man ja wiederum nur von äußeren Tatsachenoder<br />

einfach »Äußerlichem« geleitet werden. Ein Verlassen auf |[337] »Äußerlichkeiten«<br />

oder ein Glaube, der durch außerhalb vom Menschen sich Befindendes<br />

veranlasst wurde, ist für Bünderlin »Dienstglaube«, der in der Anfechtung da-<br />

Bünderlin, in: RGG 3 ,Bd. 1(1957), 1496, Bünderlin zugeschriebene Schrift »Clare Verantwortung<br />

etlicher Artikel …« stammt in Wirklichkeit von Pilgram Marbeck und wendet sich<br />

u.a. gegen Bünderlin, siehe William Klassen, Pilgram Marpeck’sTwo Books of 1531, in: The<br />

Mennonite Quarterly Review 33 (1959), 18–30.<br />

8<br />

Alfred Hegler, Beiträge zur Geschichte der Mystik in der Reformationszeit. Aus dem<br />

Nachlasse hg. und mit einer biographischen Einleitung versehen von Walther Köhler, Archiv<br />

für Reformationsgeschichte Ergänzungsband 1(1906), XXVII.<br />

9<br />

Berechnung, Eiiij r. Zum Begriff »historischer Glaube« bzw. »fides historica« siehe<br />

Christof Gestrich, Zwingli als Theologe. Glaube und Geist beim Zürcher Reformator, Zürich<br />

1967, 29ff.<br />

10<br />

Berechnung, Diij r.

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