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Ulrich Gäbler: Aufbrüche (Leseprobe)

Ulrich Gäbler ist ein international angesehener Kirchenhistoriker, der in der Schweiz, in den Niederlanden sowie in den USA wirkte und wegweisende Impulse in seinem Fach setzte. Der vorliegende Band, der zu seinem 80. Geburtstag erscheint, versammelt einerseits einundzwanzig ausgewählte Aufsätze zur Geschichte des europäischen und amerikanischen Protestantismus. Er umfasst neben einer Arbeit zur mittelalterlichen Kirchengeschichte vornehmlich Aufsätze zur Reformationsgeschichte und zur Frühen Neuzeit sowie zu den Erweckungsbewegungen und zum 19. Jahrhundert. Andererseits bietet der Band sieben Basler Rektoratsreden aus den Jahren 1998 bis 2006, die zum langjährigen, internationalen hochschulpolitischen Engagement Ulrich Gäblers gehören. Ein Verzeichnis der Schriften Ulrich Gäblers dokumentiert dessen umfangreiches und vielfältiges Oeuvre.

Ulrich Gäbler ist ein international angesehener Kirchenhistoriker, der in der Schweiz, in den Niederlanden sowie in den USA wirkte und wegweisende Impulse in seinem Fach setzte. Der vorliegende Band, der zu seinem 80. Geburtstag erscheint, versammelt einerseits einundzwanzig ausgewählte Aufsätze zur Geschichte des europäischen und amerikanischen Protestantismus. Er umfasst neben einer Arbeit zur mittelalterlichen Kirchengeschichte vornehmlich Aufsätze zur Reformationsgeschichte und zur Frühen Neuzeit sowie zu den Erweckungsbewegungen und zum 19. Jahrhundert. Andererseits bietet der Band sieben Basler Rektoratsreden aus den Jahren 1998 bis 2006, die zum langjährigen, internationalen hochschulpolitischen Engagement Ulrich Gäblers gehören. Ein Verzeichnis der Schriften Ulrich Gäblers dokumentiert dessen umfangreiches und vielfältiges Oeuvre.

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Johannes Bünderlin von Linz (vor 1500 bis nach 1540) 63<br />

Bünderlin zu- |[368] sammen mit Johann Mittermaier 66 und Oswald Glaidt 67<br />

genannt wird,der zu dieser Zeit in der Gegend von Liegnitz tätig war, könnte auch<br />

Bünderlinsich dort aufgehalten haben. Gewissheit über Bünderlins Aufenthalt in<br />

Schlesien besteht jedoch nicht. Ob er jemals versucht hat, in Ostpreußen einzureisen,<br />

ist ebenfalls sehr fraglich. Die sichere Verbindung zu Schwenckfeld<br />

ergibt sich aus dem nächsten aktenmäßig belegten Datum. 68 |[369] Bünderlin<br />

Zu Hans Bünderlins späterer Geschichte, in: JGPrÖ 13, 1892, 54). Ein Aufenthalt in Preußen,<br />

der mit Vertreibung geendet hätte, lässt sich ebenso wenig belegen wie eine Teilnahme an<br />

dem Rastenburger Kolloquium vom 29. und 30. Dezember 1531, die Packull, Mysticism,<br />

1977, 158, wohl aufgrund von George H. Williams, The Radical Reformation, Philadelphia<br />

(1962), 408, bzw. W[ilhelm] Wiswedel, Oswalt Glait von Jamnitz, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte<br />

56 (1973), 563, annimmt. Zum Gespräch von Rastenburg siehe: Horst<br />

Weigelt, Spiritualistische Tradition im Protestantismus. Die Geschichte des Schwenckfeldertums<br />

in Schlesien, Berlin/New York 1973, 131–135.<br />

66<br />

Ein Täufer namens Hans Mittermaier (oder Niedermaier) aus dem bayrisch-österreichischen<br />

Raum schwört in Augsburg Urfehde (Friedrich Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte,<br />

München 1901, 232. 234. 263), wird allerdings 1529 oder 1530, vermutlich in Linz,<br />

hingerichtet, Wiedemann, Wiedertäufergemeinde, 1962/63, 269, was den preußischen Behörden<br />

nicht bekannt gewesen sein muss. Sie könnten sich bei ihrem Einreiseverbot auf<br />

ältere Nachrichten stützen. Mehr Wahrscheinlichkeit hat es allerdings für sich, dass es sich<br />

bei »Mittermaier« um eine Verschreibung für »Spittelmeier« handelt (so Corpus Schwenckfeldianorum,<br />

Bd. 4, 450), der nachgewiesenermaßen bis 1528 in Nikolsburg in Mähren gewirkt<br />

hatte, siehe oben Anm. 34. Hernach verlieren sich seine Spuren.<br />

67<br />

Bei »Oswald von Grießkirch« handelt es sicher um Oswald Glaidt, mit dem sich<br />

Schwenckfeld in der Schrift »Vom Unterschied des Alten und Neuen Testaments«, 1532,<br />

literarisch auseinandersetzt (Corpus Schwenckfeldianorum, Bd. 4, 444–518). Zu dieser Zeit<br />

wirkte Glaidt in der Gegend von Liegnitz, Johann Loserth/Robert Friedmann, Glaidt, in:<br />

Mennonite Encyclopedia, Bd. 2, Scottdale 1956, 523. Auf Beziehungen Bünderlins zu<br />

Schlesien deutet ferner hin, dass der schwenckfeldisch gesinnte Pfarrer von Steinau an der<br />

Oder (nordöstlich von Liegnitz), Johann Schaurke (Scaurus) am 23. Mai 1540 Bünderlin<br />

neben Kautz, Luther und anderen in einer Weise nennt, die auf Bekanntschaftschließen lässt:<br />

»Ein Jeder wil meister sein, Luther, hubner, Cawtz, Bünderlen, Christmannus. Alle seind ires<br />

fürnemens gewiss, ihres bedünckens, vnd haben großes darüber erlitten. Es findet sich aber<br />

mit der Zeit vil anders, dieweil wir den auch fleisch sein, in gleichem fahlle; sollen wir billich<br />

drauss gewarnt werden«, Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. Guelf. 37. 27. Aug.<br />

folio, 71, zum Teil gedruckt in: Corpus Schwenckenfeldianorum V, 633. Über Schaurke vgl.<br />

Weigelt, Spiritualistische Tradition, 1973, 11.<br />

68<br />

Bis in jüngste Zeit hinein wurde als Todesjahr Bünderlins 1533 angegeben (z.B.:<br />

Eberhard Teufel, Bünderlin, in: NDB, Bd. 2(1955), 740). Der Quellort hierfür ist die vage<br />

Vermutung von Karl Hagen, Deutschlands literarische und religiöse Verhältnisse im Reformationszeitalter,<br />

Bd. 3, Erlangen 1844, 310, eine Mitteilung Julius Pflugs an Erasmus vom<br />

Mai 1533, welche die Einkerkerung eines Vertreters der spirituellen Abendmahlsauffassung

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