08.07.2022 Aufrufe

Christian Jäcklin: Was nottut (Leseprobe)

Innerhalb der Dissertation stehen zunächst die Erarbeitung, Charakterisierung und Systematisierung dreier Leitmotive im Zusammenhang mit Georg Pichts Rede von Verantwortung. Die Tragfähigkeit der drei Leitmotive »gelebte Tradition«, »Ermöglichung des Sinnes für das Zukünftige« und »Wahrnehmung dessen, was nottut« als Analyseinstrument werden im Hinblick auf ausgewählte Schriften geprüft und bieten zugleich ein Kontrastmittel, das Pichts Schulleitertätigkeit und sein religionsphilosophisches Schaffen als Philosophie im Vollzug der Verantwortung auf der Grundlage »der Magna Carta des Neuen Testaments« schärfer hervortreten lässt. Georg Pichts lebenslanges Bedürfnis, Theorie und Praxis als notwendig zu verbindende Grundlage für das menschliche Leben zu verstehen, wird damit in gleicher Weise dargestellt wie im Folgenden die Praxistauglichkeit des so genannten Dreischritts für ein Reden von Verantwortung in Hinblick auf drei konkrete Unterrichtsvorhaben für die gymnasiale Oberstufe.

Innerhalb der Dissertation stehen zunächst die Erarbeitung, Charakterisierung und Systematisierung dreier Leitmotive im Zusammenhang mit Georg Pichts Rede von Verantwortung. Die Tragfähigkeit der drei Leitmotive »gelebte Tradition«, »Ermöglichung des Sinnes für das Zukünftige« und »Wahrnehmung dessen, was nottut« als Analyseinstrument werden im Hinblick auf ausgewählte Schriften geprüft und bieten zugleich ein Kontrastmittel, das Pichts Schulleitertätigkeit und sein religionsphilosophisches Schaffen als Philosophie im Vollzug der Verantwortung auf der Grundlage »der Magna Carta des Neuen Testaments« schärfer hervortreten lässt. Georg Pichts lebenslanges Bedürfnis, Theorie und Praxis als notwendig zu verbindende Grundlage für das menschliche Leben zu verstehen, wird damit in gleicher Weise dargestellt wie im Folgenden die Praxistauglichkeit des so genannten Dreischritts für ein Reden von Verantwortung in Hinblick auf drei konkrete Unterrichtsvorhaben für die gymnasiale Oberstufe.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16 1Einf=hrung: Eine Philosophie der Verantwortung<br />

Das Anliegen dieser Arbeit soll deshalb sein, mithilfe der eingangs beschriebenen<br />

Lebensmotive über eine biographische oder historiographische Auseinandersetzung<br />

hinauszugehen und den Ertragseiner Philosophie der Verantwortung<br />

in derreligionspädagogischenPraxiszunutzen, indemgrundlegendetheologische<br />

Aspekte seines Ansatzes hervorgehoben und besprochen werden.<br />

Daher soll in der Darstellung der bildungstheoretischen Fragestellung bei<br />

Picht (Teil 2) versucht werden, eine kritische Darstellung der bildungstheoretischen<br />

Fragestellung Pichts vorzunehmen – ausgehend von seiner Schrift<br />

»Deutsche Jugend 1946« bis hin zu seinem erfolgreichen Unterfangen, den von<br />

ihm als Schulleiter geleiteten Birklehof als Teil eines Netzwerkes wieder gegründeter<br />

Landerziehungsheime zu etablieren.<br />

Bereits im ersten Text »Deutsche Jugend 1946« (Pkt. 2.1) soll durch eine<br />

Kontrastierung mit Barths Schriften zum Kriegsende herausgearbeitet werden,<br />

welche grundsätzlichen Annahmen im Hinblick auf die Kulturkrise und den<br />

Zivilisationsbruch angesichts des Kriegsendes 1945 allgemeiner Art sind, welche<br />

aber auch die besonderen Merkmale der Analyse Pichts hervortreten lassen. Im<br />

Anschluss hieran soll der Versuch unternommen werden, die Erfahrungen Pichts<br />

während seiner Schulleitertätigkeit am Birklehof von 1946–1956 als Anliegen<br />

zur Schaffung der Rahmenbedingungen dessen zu verstehen, was Sitte, Wissen<br />

und Ordnung aus dem Nichts in der Praxis ermöglichen kann (Pkt. 2.2).<br />

Im Unterschied zu Barth, dem er 1945 ein Konzept für ein Netzwerk evangelischerSchulen<br />

zukommenlassen wollte, beziehtPicht in seineÜberlegungen<br />

zur Neugründung des Birklehofes neben zentralen Gedanken, die mit Barths<br />

Schrift »Evangelium und Bildung« korrespondieren, grundlegende Fragen der<br />

platonischen Politeia nach der Wahrheit und nach der Verantwortung des Denkens<br />

maßgeblich mit ein. 34 Im Zusammenhang mit Pichts Platon-Rezeption, in<br />

der auch eine Verknüpfung der philosophischen mit einer protestantisch geprägten<br />

Tugendlehre zu Tage tritt, soll außerdem auf dessen Interpretation der<br />

Idee des Philosophenkönigtums eingegangen werden. Dies insbesondere deshalb,<br />

um sich mit dem Vorwurf des Elitarismus auseinanderzusetzen, der beispielsweise<br />

von Oelkers in Bezug auf die Institution der Landerziehungsheime<br />

geäußert wurde. 35<br />

Der Fokus des dritten Teils der Arbeit richtet sich auf die Entfaltung und<br />

Erörterung des Begriffs der Verantwortung bei Georg Picht. Zunächst werden<br />

wesentliche Aspekte aus dem ersten Teil so zusammengefasst, dass die Gesamtheit<br />

der Leitmotive als Vollzug christlicher Verantwortung wahrnehmbar<br />

wird (Pkt. 3.1). Dieses Kapitel soll inerster Linie einer Systematisierung einer<br />

von der unmittelbaren Praxis geprägten Rede der Verantwortung dienen, da im<br />

Zusammenhang mit den Leitmotiven weitere für deren Vollzug wesentliche<br />

34<br />

35<br />

C. Eisenbart: Editorisches Nachwort, 299.<br />

Vgl. J. Oelkers: Eros und Herrschaft, 82.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!