FOCUS-MONEY_2022-29_Vorschau
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E-PAPER LESEN:
moneyeditorial<br />
EDITORIAL<br />
Vergeude keine<br />
gute Krise!<br />
GEORG MECK<br />
Chefredakteur<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
Gasnotstand, Preis-Schock, Rezession – es sind ungemütliche Zeiten, die da<br />
auf uns zukommen. Die Abhängigkeit von russischer Energie ist fatal, die<br />
Übermacht Chinas als Absatzmarkt bedrohlich. Das Geschäftsmodell<br />
Deutschlands muss neu justiert, wenn nicht komplett neu gedacht werden<br />
angesichts der Nachrichten, die uns täglich erschrecken.<br />
⬛ Der Euro gerät unter die Räder: Europas Einheitswährung stürzt förmlich<br />
ab im Vergleich zum amerikanischen Dollar, eine Folge des Versagens der Europäischen<br />
Zentralbank, die sich um alles Mögliche (Klima, Gender) kümmert<br />
und darüber ihre eigentliche Aufgabe, die Wahrung der Geldwertstabilität,<br />
schändlich vernachlässigt hat. Die Gefahr einer Inflation hat sie erst ignoriert,<br />
die Geldentwertung dann viel zu lange laufen lassen. Jetzt ist der Schaden da,<br />
da helfen auch keine Gesten der Demut.<br />
⬛ Der Titel als Exportweltmeister ist verloren. Zuletzt hat Deutschland sogar<br />
mehr Waren importiert als ins Ausland verkauft. Zum ersten Mal seit Jahren<br />
kippte die Handelsbilanz ins Negative: eine Schmach für eine Exportnation!<br />
⬛ Der Abstieg Deutschlands spiegelt sich an den Weltbörsen: In die Rangliste<br />
der 100 größten Konzerne der Welt schafft es kein einziges deutsches<br />
Unternehmen mehr – erstmals seit 2006, wie aus einer Untersuchung der<br />
Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. SAP landet erst auf Platz 113, die<br />
Deutsche Telekom auf Rang 120. Weit abgeschlagen hinter den Champions<br />
aus Amerika.<br />
Was also ist zu tun? Den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu hoffen,<br />
dass der Sturm vorüberzieht, ist keine Antwort. Halten wir uns lieber an das<br />
Winston Churchill zugeschriebene Zitat „Never waste a good crisis“: „Vergeude<br />
keine gute Krise.“ Das gilt für die erfolgsverwöhnte Volkswirtschaft als Ganzes,<br />
die nun unter den „Innovationsdruck“ gerät, der endlich zum Aufbruch<br />
zwingt, wie die Wirtschaftsweise Professor Monika Schnitzer<br />
dieser Tage sagte: Die Zeichen stehen auf Digitalisierung und<br />
Disruption. Welche Chancen das für Sie als Privatanleger bringt,<br />
beschreiben wir in der Titelgeschichte in diesem Heft.<br />
Herzlich Ihr<br />
Aus aktuellem Anlass!<br />
Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Inflation steigt auf lange nicht mehr erreichte Werte, in<br />
Amerika wie in Europa. Bange blicken die Börsianer auf die<br />
Notenbanken: Kommt die Zinswende doch schneller als bereits<br />
erwartet? Wie geht es weiter mit den Aktienkursen, wenn die expansive<br />
Geldpolitik an ihre Grenzen stößt? Mein Tipp: Sie erfahren<br />
alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>. Den portofreien Kombi-Bezug (Print<br />
und Digital) für 1 Jahr erhalten Sie zum Vorzugspreis von nur 210,60 €*<br />
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Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags<br />
ab 8.00 Uhr. Wenn Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> nach Bezug wieder im Handel kaufen<br />
möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong><br />
Foto: F. Röth<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />
3
moneyinhalt<br />
13. JULI <strong>2022</strong> www.money.de<br />
moneykompakt<br />
6 Brennpunkt: Wohnglück im<br />
Stress-Test – so steht es um den<br />
Immobilienmarkt<br />
98 Andis Börsenbarometer:<br />
Plädoyer für den Anlagemix<br />
moneytitel<br />
8 Vom Bären zum Bullen: Trotz<br />
der düsteren Stimmung bei<br />
Anlegern gibt es auch Lichtblicke<br />
14 Infineon: Rezessionssorgen und<br />
Angst vor Gas-Stopp? Nicht bei<br />
diesem Halbleiterhersteller<br />
18 Energiesparen: Aussichtsreiche<br />
Kandidaten im Energiespar-<br />
Bereich – mit Wachstumspotenzial<br />
21 Chartsignal: Der Dax in der<br />
Analyse – Doppel-Boden als<br />
günstige Einstiegsbasis?<br />
21 Börsenwissen: Was hinter dem<br />
Peitschen-Effekt steckt und wieso<br />
darüber eine Kehrtwende in der<br />
Zinspolitik möglich sein könnte<br />
22 Energieeffizienz: Vier Top-Werte<br />
fürs Sparen – nicht nur beim Geld<br />
26 Immobilienaktien: Betongold zu<br />
Discountpreisen<br />
moneymarkets<br />
30 Europa-Technologie: Jetzt haben<br />
die europäischen Tech-Werte die<br />
Chance zum großen Sprung<br />
34 Cybersecurity: Fünf Themenfonds<br />
bieten schnellen Zugang<br />
zur lukrativen Sicherheitsbranche<br />
38 Spezialanleihen: Zinspapiere,<br />
die die Vorteile von Aktien und<br />
Festverzinslichen verbinden<br />
39 Kolumne: Roland Koch über eine<br />
dringend benötigte Bankenunion<br />
40 ASML: Jährliches Wachstum und<br />
eine Top-Positionierung? Das gibt<br />
es bei diesem Technikkonzern<br />
42 Wienerberger: Festes Fundament<br />
mit 90 Prozent Kurspotenzial<br />
44 Hit & Shit: Von erstklassigen<br />
Gewinnen mit Secondhand zum<br />
tiefen Sturz der Luftlinie SAS<br />
8<br />
Sicherer Wandel<br />
Auf jeden noch so heftigen<br />
Ausverkauf an der Börse<br />
folgten stets wieder hohe<br />
Gewinne. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> verrät<br />
die passenden Top-Investments<br />
für neue Zeiten<br />
46 Splunk: Big Data – eine der<br />
aussichtsreichsten Branchen der<br />
Welt. Mehr dazu auch im Interview<br />
mit Splunk-CEO Gary Steele<br />
50 Expresszertifikate: Vorzeitige<br />
Rückzahlung? Über das „schnelle<br />
Geld“. Plus: Interview mit Charlotte<br />
Luise Rueb von der DekaBank<br />
55 Novo Nordisk: Mit Medikamenten<br />
gegen die Inflation ankämpfen<br />
57 Frauen im Finanzbusiness:<br />
Diversität zahlt sich aus<br />
4 Titelfoto: Adobe Stock Inhalt: Fotos: iStock (5), Depositphotos (4), Shutterstock, St. Päffgen<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong>
60 Biotech: Warum<br />
auf den Sektor eine<br />
riesige Übernahmewelle<br />
zurollt<br />
64 Musterdepots: Jaensch schichtet<br />
von Öl zu Pharma und Sperch<br />
erwartet weiterhin hohe Volatilität<br />
moneydigital<br />
56 Kolumne: Ob Geld die Welt<br />
regiert und glücklicher macht<br />
dswanlegerschutz<br />
65 Reformprojekt: Einordnung<br />
des FDP-Entwurfs für das<br />
„Zukunfts finanzierungsgesetz“<br />
moneysteuern&recht<br />
66 Grundsteuer: Eigentümer,<br />
aufgepasst! Bis zum 31. Oktober<br />
<strong>2022</strong> müssen alle eine Grundsteuererklärung<br />
ausfüllen. Was Sie<br />
jetzt beachten müssen<br />
moneyservice<br />
70 Pflege: Alles rund um die Pflege-<br />
Vorsorgeförderung plus Tarif-Test<br />
76 Studie Unfallversicherer: Die<br />
fairsten privaten Unfallversicherungen<br />
der Branche<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
18<br />
Weniger ist mehr<br />
Der Gaspreis explodiert.<br />
Wer jetzt auf Konzerne<br />
setzt, die mit ihren Produkten<br />
helfen, Energie<br />
einzusparen, kann langfristig<br />
mit den Aktiengewinnen<br />
die Heizkosten<br />
der Zukunft<br />
kontern<br />
57<br />
60<br />
Übernahmeappetit<br />
Top-Bedingungen und reichlich Cash<br />
– am Biotech-Markt gilt: fressen und<br />
gefressen werden. Für die großen<br />
Pharma-Konzerne steigt der Druck,<br />
neue Wachstumstreiber zu finden<br />
30<br />
Chance für Europas<br />
Tech-Branche<br />
Lange standen sie im Schatten<br />
von Amazon, Google, Facebook<br />
& Co. – jetzt unterstützt<br />
die Politik europäische<br />
Nischen-Marktführer und will<br />
„nationale Champions“ sehen.<br />
Drei solide Werte mit (noch)<br />
günstiger Bewertung<br />
„Unternehmen reden nicht<br />
mehr darüber, ob sie Diversität<br />
in ihren Reihen vorantreiben,<br />
sondern wie“<br />
TIJEN ONARAN, CEO GLOBAL DIGITAL WOMEN<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong><br />
5
moneytitel<br />
SICHERE WANDLUNG:<br />
Nach jedem auch noch so<br />
heftigen Ausverkauf an der<br />
Börse – symbolisiert durch<br />
den Bären – folgten stets<br />
wieder hohe Gewinne, für<br />
die der Bulle steht<br />
INFLATION & CO.<br />
JEDER<br />
Die Stimmung bei Anlegern<br />
und Verbrauchern ist<br />
düster, aber es gibt auch<br />
Lichtblicke. Firmen werden<br />
effizienter und kreativer,<br />
die Politik pragmatischer.<br />
Das kann die Wende für<br />
Konjunktur und Börse<br />
bringen. Hier gibt es die<br />
passenden Top-Investments<br />
für die neue Zeit<br />
8 Fotos: iStock<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong>
von ANDREAS KÖRNER<br />
US-BÄREN-<br />
MÄRKTE DAUERN<br />
IM SCHNITT<br />
9,6 MONATE,<br />
RALLYS<br />
2,7 JAHRE<br />
Der russische Angriffskrieg<br />
gegen<br />
die Ukraine, die<br />
nach wie vor grassierende<br />
Corona-Pandemie,<br />
Lieferkettenprobleme,<br />
explodierende Energiepreise, die höchsten Inflationsraten<br />
seit rund einem halben Jahrhundert<br />
– und die wichtigsten Börsenindizes folglich mitten<br />
im Bärenmarkt. Das bedeutet satte Verluste<br />
von mehr als 20 Prozent. Der Dax hat gerade sogar<br />
neue Jahrestiefs gerissen.<br />
Klar, das wissen Sie natürlich alles. Auch die<br />
Akteure an den internationalen Finanzmärkten<br />
wissen das – und haben die Hiobsbotschaften daher<br />
schon teils oder sogar großenteils in den Kursen<br />
verarbeitet. Wir möchten deshalb all diese<br />
Belastungsfaktoren nicht kleinreden, aber auch<br />
nicht weiter auswalzen. Schon um die Lust am<br />
Weiterlesen nicht zu bremsen. Vor allem aber,<br />
weil wir in dieser Titelgeschichte in erster Linie<br />
die statistische Seite von Bärenmärkten analysieren<br />
(die gar nicht so trist ausfällt,<br />
siehe Grafik unten sowie Button<br />
links), aber auch die durchaus<br />
vorhandenen Lichtblicke für Konjunktur<br />
und Börse aufzeigen wollen.<br />
Blick auf das Positive. Das können gewinnsteigernde<br />
Effizienz-Effekte sein, weil Unternehmen<br />
schlanker und schlagkräftiger werden<br />
oder ressourcenschonender arbeiten. Das<br />
können aber auch Mentalitätsänderungen bei<br />
Konsumenten und Anlegern sein, die nun weniger<br />
sinnvolle Ausgaben senken oder ihre Finanzen<br />
aktiver managen – und plötzlich feststellen,<br />
dass es ihnen damit recht gut geht. Die<br />
aktuellen Krisenherde können aber auch als<br />
Trigger für gesamtgesellschaftlich positive Impulse<br />
dienen – etwa bei der Energiewende oder<br />
der Sanierung der Bundeswehr oder der Bahn.<br />
Die größte Krise seit Jahrzehnten könnte sogar<br />
eine Rückbesinnung der Regierenden auf einen<br />
gewissen Pragmatismus bewirken, der früher<br />
Deutschlands Wirtschaft oft geholfen hat.<br />
BÄR WIRD MAL<br />
BULLE!<br />
schwarze Schrift<br />
Abschwünge: unschön, aber<br />
oft harmloser als gedacht<br />
Natürlich gibt es sie, die Abstürze<br />
an der Börse nach epochalen<br />
Ereignissen wie der Weltfinanzkrise<br />
ab dem Jahr 2008, die erst<br />
nach vielen Monaten wieder ausgebügelt<br />
sind. Im Mittel sind die<br />
Abwärtsphasen beim S&P-<br />
500-Index, der hier stellvertretend<br />
auch für andere Indizes<br />
steht, aber überschaubar.<br />
Bärenmärkte im S&P-500<br />
6 14<br />
Dez. 1961<br />
8 7<br />
Febr. 1966<br />
Länge der Bärenmärkte<br />
in Monaten<br />
18 21<br />
–22,0<br />
–28,0<br />
–36,1<br />
höchster Verlust in Prozent<br />
Nov. 1968<br />
21 69<br />
–48,2<br />
Jan. 1973<br />
Dauer der Erholung<br />
in Monaten<br />
20 3<br />
–27,1<br />
Nov. 1980<br />
3 20<br />
–33,5<br />
Aug. 1987<br />
3 4<br />
–19,9<br />
Juli 1990<br />
31 56<br />
–49,1<br />
März 2000<br />
17 49<br />
–56,8<br />
Okt. 2007<br />
1 5<br />
–33,9<br />
Febr. 2020<br />
Quelle: Investopedia<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong><br />
9
moneysteuern&rec<br />
GRUNDSTEUER<br />
EIGENHEIM: Je nachdem, in<br />
welchem Bundesland die<br />
Immobilie steht, kann es<br />
angenehme, aber auch böse<br />
Überraschungen geben<br />
Eine<br />
Frage<br />
der<br />
Lage<br />
Eigentümer, aufgepasst! Bis zum 31. Oktober <strong>2022</strong> müssen alle eine Grundsteuererklärung<br />
ausfüllen. Dies ist mit Aufwand verbunden, da die Finanzämter viele Daten benötigen.<br />
Was Haus- und Grundbesitzer jetzt beachten müssen<br />
von MARTINA SIMON<br />
Quelle: KPMG Deutschland<br />
Richtige Modellwahl?<br />
Eine Umfrage belegt: Das wertabhängige Bundesmodell<br />
überzeugt nicht. Die Mehrheit hält das Flächenmodell<br />
mit Berücksichtigung von Grundstück und<br />
Gebäude für das richtige Wertermittlungsverfahren.<br />
Welches der Modelle wäre für Sie das Richtige<br />
gewesen? in Prozent der Befragten<br />
Flächenmodell mit<br />
Grundstück und Gebäude<br />
(Bayern) 25<br />
Flächen-Lage-Modell<br />
(Hessen, Hamburg,<br />
Niedersachsen) 21<br />
Flächenmodell mit<br />
Grundstück<br />
(Baden-Württemberg) 19<br />
Bundesmodell 17<br />
Lukrative Einnahmequelle<br />
Als reine Objektsteuer wird die Grundsteuer von den<br />
Gemeinden erhoben. Sie dient als Einnahmequelle,<br />
um die Infrastruktur der Kommunen in Schuss zu halten.<br />
Steigen die Hebesätze, steigen auch die Steuern.<br />
Einnahmen aus der Grundsteuer in Milliarden Euro<br />
Grundsteuer A Grundsteuer B<br />
12,31 12,82 13,26 13,56 13,80 14,03 14,27 14,57<br />
0,38<br />
2014<br />
0,39<br />
2015<br />
0,39<br />
2016<br />
0,40<br />
2017<br />
0,41<br />
2018<br />
0,41<br />
2019<br />
0,41<br />
2020<br />
0,41<br />
2021<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
66 Fotos: 123RF, Depositphotos<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong>
ht<br />
stiegen seien, müsse eine Anpassung erfolgen. Der Gesetzgeber hat<br />
daher eine Reform auf den Weg gebracht.<br />
Die neuen Regeln sollen zum 1.1.2025 in Kraft treten. Bis dahin gelten<br />
die bisherigen Berechnungen nach den Einheitswerten weiter. Damit<br />
die Umsetzung der Reform gelingt, müssen zum Stichtag 1.1.<strong>2022</strong><br />
alle Grundstücke und Gebäude neu bewertet werden. Die Eigentümer<br />
von Grundstücken, Eigentumswohnungen sowie Betrieben der Landund<br />
Forstwirtschaft müssen daher eine Feststellungserklärung beim<br />
Finanzamt einreichen. Je nach Bundesland ist dies mit erheblichem<br />
Aufwand verbunden. Denn statt des Einheitswerts wird künftig der<br />
Grundsteuerwert bei der Bewertung herangezogen. Und dieser wird<br />
in den Bundesländern nach unterschiedlichen Kriterien ermittelt.<br />
Wert oder Fläche? Das Bundesmodell verursacht den größten Aufwand.<br />
Als reines wertabhängiges Grundsteuermodell wird die Höhe der<br />
Grundsteuer unter anderem von der Miete abhängig gemacht. Daher<br />
bevorzugen einige Länder wie etwa Bayern ein Flächenmodell. Danach<br />
werden Gebäude und Grundstücke in unterschiedlichsten Lagen in derselben<br />
Kommune gleich besteuert. Das halten viele für ungerecht. In<br />
Ländern wie Hamburg und Hessen fließt daher eine Lage-Komponente<br />
bei der Wertermittlung mit ein. Das Land Baden-Württemberg orientiert<br />
sich dagegen an der Grundstücksfläche und dem Bodenrichtwert,<br />
die Gebäudewerte spielen keine Rolle. Ob dieser Flickenteppich fairer ist<br />
als die bisherige Einheitsbewertung, dürfte aber fraglich sein.<br />
So ermitteln Bundesländer die Grundsteuer<br />
Mit der Grundsteuerreform ändert sich die Wertermittlung des Grundbesitzes. Die Mehrheit der Länder ist vom wertabhängigen<br />
Bundesmodell überzeugt. Einige Bundesländer berechnen künftig aber nach der Fläche, Baden-Württemberg nach dem Bodenwert.<br />
Bundesland<br />
Grundsteuer<br />
Ab 1.1.2025 erheben die Kommunen die Grundsteuer für den Grundbesitz nach neuen Wertermittlungsverfahren:<br />
Quellen: eigene Recherchen, Bundesfinanzministerium, steuerrat24.de<br />
Haben Sie schon Post vom Finanzamt bekommen? Derzeit erhalten<br />
viele der rund 36 Millionen Haus-, Wohnungs- und<br />
Grundstückseigentümer ein Schreiben von den Finanzbehörden.<br />
Darin steht: „Bitte reichen Sie die Erklärung zur Feststellung<br />
des Grundsteuerwertes beim Finanzamt ein.“ Und weiter<br />
heißt es dort: „Über MEIN ELSTER können Sie Ihre Feststellungserklärung<br />
ab dem 1. Juli <strong>2022</strong> kostenfrei elektronisch abgeben.“<br />
Was ist jetzt zu tun? Die meisten Bürger fühlen sich überfordert.<br />
Der Zeitdruck ist hoch, denn sie müssen die neue Erklärung bis spätestens<br />
31. Oktober <strong>2022</strong> beim Amt einreichen.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> leistet Hilfestellung. Kein leichtes Unterfangen, denn<br />
es gibt keine bundeseinheitliche Regelung, sondern unterschiedliche<br />
Ländermodelle (siehe Tabelle). Der Arbeitsaufwand ist mitunter groß.<br />
Viele Haus- und Grundstücksbesitzer sind verunsichert. Künftig kann<br />
es für sie nämlich teurer, aber auch billiger werden.<br />
Der Hintergrund. Grundbesitzer müssen jährlich Grundsteuern<br />
zahlen. Bislang beruhten diese Gemeindesteuern auf den sogenannten<br />
Einheitswerten. Das Bundesverfassungsgericht erklärte<br />
die aktuelle Praxis der Berechnung der Grundsteuer aber für verfassungswidrig.<br />
Begründung: Die Einheitswerte, die bei der Berechnung<br />
herangezogen werden, sind veraltet. In Westdeutschland<br />
stammen sie aus dem Jahr 1964, in Ostdeutschland sogar von<br />
1935. Da die Immobilienwerte in den letzten Jahrzehnten stark ge-<br />
Wertermittlungsverfahren<br />
Baden-Württemberg<br />
modifiziertes<br />
Boden wertmodell<br />
Wertermittlung vor allem nach Grundstücksfläche und Bodenrichtwert, Bebauung irrelevant,<br />
für Wohnzwecke Abschlag bei der Steuermesszahl von 30 % (Wohnen: 0,91 Promille)<br />
Bayern<br />
wertunabhängiges<br />
Flächenmodell<br />
Wertermittlung vor allem nach Grundstücks- und Gebäudefläche sowie wertunabhängigen Äquivalenzzahlen,<br />
für Wohn flächen Abschlag bei der Steuermesszahl von 30 %<br />
Berlin Bundesmodell Wertermittlung nach Fläche, Lage, Gebäudeart, Baujahr und Bodenrichtwert, Steuermesszahl (Wohnen: 0,31 Promille)<br />
Brandenburg Bundesmodell (s. Berlin)<br />
Bremen Bundesmodell (s. Berlin)<br />
Hamburg<br />
Wohnlagen-Modell<br />
Wertermittlung nur nach Grundstücks- und Wohn- sowie Nutzfläche sowie Äqui valenzzahlen, Begünstigung<br />
für Wohnen, Denkmäler, Sozialwohnungen sowie aus Stadtentwicklungsgründen<br />
Hessen<br />
Flächen-Faktor-<br />
Verfahren<br />
Wertermittlung vor allem nach Grundstücks- und Wohnfläche sowie Äquivalenzzahlen, zudem ist die Lage<br />
entscheidend und mit einem Faktor wird das Ergebnis erhöht oder vermindert<br />
Mecklenburg-Vorpommern Bundesmodell<br />
(s. Berlin)<br />
Niedersachsen<br />
Flächen-Lage-<br />
Modell<br />
Wertermittlung vor allem nach Grundstücks- und Wohnfläche sowie Äquivalenzzahlen, dabei fließt eine<br />
Lage-Komponente mit ein, die sich nach dem Nutzen aus dem Grundstück richtet<br />
Nordrhein-Westfalen Bundesmodell (s. Berlin)<br />
Rheinland-Pfalz Bundesmodell (s. Berlin)<br />
Saarland Bundesmodell grds. s. Berlin, aber weicht bei Höhe der Steuermesszahlen ab (Wohnen: 0,34 Promille)<br />
Sachsen Bundesmodell grds. s. Berlin, aber weicht bei Höhe der Steuermesszahlen ab (Wohnen: 0,36 Promille)<br />
Sachsen-Anhalt Bundesmodell (s. Berlin)<br />
Schleswig-Holstein Bundesmodell (s. Berlin)<br />
Thüringen Bundesmodell (s. Berlin)<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong><br />
67
moneyservice<br />
STUDIE<br />
An der Seite<br />
der Verletzten<br />
Wenn das Schicksal zuschlägt: Eine private<br />
Unfallversicherung hilft bei folgenschweren<br />
Unfällen. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> hat erfahrene Kunden<br />
nach den Fairsten der Sparte befragt<br />
von STEFANIE HABERSTOCK<br />
Fast zehn Millionen Mal im Jahr trifft Menschen das Unfallpech.<br />
Die Allermeisten überleben das Unglück und<br />
kommen mit einer Verletzung davon. Doch die kann erheblich<br />
sein und bisweilen bleibende Folgen haben. Dabei<br />
passiert nicht einmal jeder vierte Unfall dort, wo die Opfer<br />
gesetzlich versichert sind, also bei der Arbeit, in der Schule<br />
oder auf dem direkten Weg dorthin. Meistens schlägt das<br />
Schicksal zu Hause oder in der Freizeit zu. Ein schwerer Sturz<br />
auf der Skipiste, eine Schnittverletzung mit der Heckenschere,<br />
ein Ausrutscher in der Badewanne oder ein Crash mit dem<br />
E-Scooter – Risiken lauern überall.<br />
Geld nach Gliedertaxe. Finanziell abgesichert ist hierbei<br />
nur, wer eine private Unfallpolice hat. Sie leistet, wenn ein<br />
Unfall dauerhafte körperliche oder geistige Beeinträchtigungen<br />
nach sich zieht. Die Entschädigungshöhe hängt von der<br />
Versicherungssumme und der Gliedertaxe ab. Sie ist eine Art<br />
Bewertungstabelle für verschiedene Beeinträchtigungen<br />
und Bestandteil des Versicherungsvertrags. Der Invaliditätsgrad<br />
für einen verlorenen Daumen liegt üblicherweise bei 20<br />
Prozent, für ein Auge sind es 50, für ein Bein 70 Prozent. Neben<br />
der Invaliditätsleistung bezahlen die Unfallversicherer<br />
Bergungskosten, kosmetische OPs, Krankenhaustagegeld,<br />
Unfallrenten und mehr. Viele haben auch Reha-Manager und<br />
andere Assistance-Leistungen im Programm.<br />
Doch auf welches Versicherungsunternehmen können<br />
Unfallgeschädigte im Ernstfall wirklich zählen? Das wollte<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> auch <strong>2022</strong> wissen und ließ zum sechsten Mal<br />
in Folge die fairsten Anbieter der Branche ermitteln. Für die<br />
Studie hat das Kölner Analyse- und Beratungsinstitut Service-<br />
Value 3125 Kunden zu ihren Erfahrungen mit 35 Unfallversicherern<br />
befragt. Neu hinzu kamen in diesem Jahr die DA<br />
Direkt, Helvetia, HK – Die Haftpflichtkasse und WWK, die es<br />
auf Anhieb ins Gesamtranking schaffte.<br />
Der Blick auf die sechs Disziplinen zeigt: Am meisten überzeugen<br />
die Versicherer wie im Vorjahr mit ihrer fairen Kun-<br />
FEHLTRITT: Ein Moment der<br />
Unachtsamkeit kann schmerzhafte<br />
und sogar dauerhafte Folgen haben<br />
denberatung. Hier geht es etwa um kompetente Mitarbeiter,<br />
die auch bei komplexen Fragen zur Progression oder zum Invaliditätsgrad<br />
für Durchblick sorgen. Elf Unternehmen<br />
bekamen in dieser Kategorie Top-Noten (s. Tab. S. 77). Den<br />
mit Abstand besten Job machen aus Sicht der Kunden die<br />
Berater von LVM und Ergo.<br />
Schnell und unbürokratisch. Zu den Stärken der Versicherer<br />
zählt auch die Regulierung im Schadenfall, die möglichst<br />
unkompliziert, schnell und verlässlich sein soll. Schließlich<br />
belasten Unfalltraumata, OPs und Schmerzen die Opfer<br />
schon genug. Die Abfrage bringt hier ebenfalls elf Versicherer<br />
mit „Sehr Gut“ hervor und zeigt, dass den Kunden besonders<br />
die unbürokratische Vorgehensweise der Versicherer gefällt.<br />
Die Branche bekam dafür 86 Prozent Zustimmung. Auf<br />
die Treue der Kunden hat aber ein anderer Fairness-Aspekt<br />
den größten Einfluss: Die Reaktionszeit im Schadenfall ist einer<br />
der stärksten „Kundenbindungstreiber“, fanden die Kölner<br />
Wissenschaftler heraus. Die SV SparkassenVersicherung<br />
ist hier top. Am meisten Kritik gab es für die Gliedertaxen, die<br />
zum Produktangebot zählen. Die ADAC Versicherung läuft<br />
hier den Wettbewerbern um Längen davon.<br />
76 Foto: Issah – stock.adobe.com<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>29</strong>/<strong>2022</strong>