18.07.2022 Aufrufe

Praxismagazin Juli 2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk<br />

des menschlichen Körpers. Dabei wird<br />

der Oberarmkopf durch ein perfektes<br />

Zusammenspiel der gelenkzentrierenden<br />

Muskulatur, der sog. Rotatorenmanschette,<br />

in der Gelenkpfanne gehalten<br />

und durch sie bewegt. Das Verhältnis<br />

Oberarmkopf zu Oberarmpfanne lässt<br />

sich dabei gut vergleichen mit einem<br />

Golfball, der auf einem „tee“ sitzt. Das<br />

bedeutet, dass es praktisch kaum eine<br />

knöcherne Führung gibt – das ist anders<br />

als am Hüftgelenk, bei dem die Gelenkpfanne<br />

den Gelenkkopf über die Äquatorialebene<br />

umgreift. Somit sind Schulterinstabilitäten<br />

gerade bei Sportlern<br />

häufig und sollten sorgfältig abgeklärt<br />

und entsprechend behandelt werden.<br />

Wenn das Schultergelenk auskugelt,<br />

dann luxiert es zu 90% nach vorne unten,<br />

häufig im Rahmen von Stürzen oder<br />

während Kontaktsportarten. Die Schulter<br />

kann nicht mehr bewegt werden, ist<br />

schmerzhaft und muss rasch professionell<br />

wieder eingerenkt werden. Durch<br />

das Auskugeln reissen in der Regel vordere<br />

Gelenkkapsel und Gelenklippe – ein<br />

knorpeliger Ring der die Gelenkfläche der<br />

Pfanne vergrößert – ein und ab (Abb.1).<br />

Abb. 1: Rot schraffiert gezeichnet ist die am vorderen<br />

Pfannenrand abgerissene Gelenklippe und<br />

Kapsel<br />

Auch der Oberarmkopf dessen Knochen<br />

weicher als der der Gelenkpfanne ist erleidet<br />

dabei einen Schaden. Er ist häufig<br />

in dem Bereich, der mit der Gelenkpfanne<br />

verhakt war wie eine Eierschale<br />

eingedrückt. Das kann je nach Alter des<br />

Patienten und Ausmaß der verletzten<br />

Strukturen dazu führen dass die Schulter<br />

dauerhaft instabil wird und eine<br />

minimalinvasive Stabilisierung in arthroskopischer<br />

Technik erforderlich wird.<br />

Dabei wird die Gelenkkapsel gerafft und<br />

diese zusammen mit der verletzten Gelenklippe<br />

an die Gelenkpfanne mit Hilfe<br />

von Fadenankern festgemacht. Solche<br />

Operationen sind insbesondere bei Patienten<br />

unter 30 Jahren erforderlich da<br />

gerade sie ein hohes Risiko haben nach<br />

sogar einer einzigen Luxation eine Instabilität<br />

zu erleiden die dann in der Folge<br />

zu einer eingeschränkten Sport- und Lebensqualität<br />

und Entwicklung eines Gelenkverschleiß<br />

führen kann.<br />

Bei älter werdenden Patienten ist das Risiko<br />

hierfür deutlich geringer, hier kann<br />

oftmals durch spezifische physiotherapeutische<br />

Maßnahmen eine gute Schulterfunktion<br />

wieder erreicht werden. Im<br />

Laufe des Lebens ist die Schulter einer<br />

enormen Beanspruchung ausgesetzt<br />

und Patienten mit Schulterschmerzen<br />

sehen wir im Rahmen unserer Spezialsprechstunden<br />

häufig. Mögliche Ursache<br />

ist ein entzündeter Schleimbeutel,<br />

der als Folge eines sog. Impingementsyndroms<br />

manchmal durch gezielte<br />

krankengymnastische Beübung oder<br />

durch eine Infiltration (Spritzentherapie)<br />

behandelt werden kann.<br />

Oftmals sind aber auch anatomische Besonderheiten,<br />

Verschleißerscheinungen<br />

des Schultereckgelenks, Verkalkungen<br />

der Rotatorenmanschette, echte Sehnenrisse<br />

oder Veränderungen im Bereich<br />

der langen Bizepssehne der Grund<br />

für die Beschwerden. In diesen Fällen<br />

kann durch minimalinvasive (arthroskopisch)<br />

Techniken die Anatomie wieder<br />

hergestellt werden und dadurch die<br />

Funktion verbessert werden.<br />

Moderne Narkosen und OP-Verfahren<br />

lassen die allermeisten Eingriffe mittlerweile<br />

sogar ambulant durchführen. Patienten<br />

kommen morgens nüchtern in<br />

das ambulante OP-Zentrum Holzkirchen<br />

welches 2018 eröffnet und vom Krankenhaus<br />

Agatharied in Kooperation mit<br />

der Anästhesiegemeinschaft Bayern betrieben<br />

wird.<br />

Hier stehen zwei hochmoderne OP-Säle<br />

zur Verfügung ausgestattet mit den<br />

neuesten Arthroskopietürmen und OP-<br />

Instrumenten um hier eine Versorgung<br />

auf höchstem Niveau zu gewährleisten.<br />

Häufig werden gerissene Sehnen mit<br />

Fadenankern refixiert um diese wieder<br />

stabil am Knochen zu befestigen (Abbildung<br />

2).<br />

Abb. 2: Naht der Rotatorenmanschette mit<br />

Fadenankern<br />

Damit unmittelbar nach der Operation<br />

keine Schmerzen auftreten können<br />

durch sogenannte regionale Anästhesieverfahren<br />

bestimmte Nervenanteile<br />

gezielt blockiert werden um auch den<br />

Schmerzmittelbedarf zu senken.<br />

Diese Operationen dauern in der Regel<br />

60 Minuten, bedeuten allerdings für den<br />

Patienten eine aufwendige und zeitintensive<br />

Nachbehandlung.<br />

Schulteroperationen dauern in der<br />

Nachbehandlung häufig bis zu 6 Monate<br />

was bei der OP-Terminvereinbarung unbedingt<br />

berücksichtigt werden muss. Ist<br />

die Nachbehandlung abgeschlossen so<br />

darf mit einer verbesserten Kraftenfaltung<br />

und vor allem Schmerzfreiheit gerechnet<br />

werden.<br />

Bei Fragen kommen Sie doch<br />

einfach auf mich zu<br />

Ihr Dr. med. Philipp Minzlaff<br />

Quellen: Yamamoto, A. et al. Journal of shoulder and<br />

elbow surgery 2010 / Baumgarten, K.et al. Clinical<br />

Orthopaedics and Related Research 2010 /<br />

Mazzocca A.D. et. Al. AJSM 2005 / Nelson C.O. et al.<br />

Arthroscopy 2007<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!