Die Fehler in unserem System Wege aus der Krise
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mehrere EURO-Län<strong>der</strong> wie Griechenland, Portugal, Italien o<strong>der</strong> Spanien kont<strong>in</strong>uierlich<br />
herabstuften. Im Juli 2011 bewerteten sie die Kreditwürdigkeit Griechenlands mit <strong>der</strong><br />
schlechtesten Note Triple-C. <strong>Die</strong>s hat zur Folge, dass das Euro-Land Griechenland für<br />
zweijährige Staatsanleihen 25 % im Jahr zahlen musste, während das Euro-Land<br />
Deutschland 1,8 % zahlte. 37 Es ist undenkbar, dass e<strong>in</strong> wirtschaftlich angeschlagenes Land<br />
so hohe Z<strong>in</strong>sen aufbr<strong>in</strong>gen kann. Daher müssen die an<strong>der</strong>en Euro-Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Bresche<br />
spr<strong>in</strong>gen und sich weiter verschulden. Mit diesem Vorgehen – und mit den dabei lukrierten<br />
Gew<strong>in</strong>nen - können Spekulanten e<strong>in</strong> Euro-Land nach dem an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> die Pleite treiben.<br />
Gel<strong>in</strong>gt ihnen das, s<strong>in</strong>d die Rat<strong>in</strong>gagenturen und ihre Besitzer <strong>in</strong> e<strong>in</strong> und <strong>der</strong>selben Sache<br />
Ankläger, Richter, Henker und Haupterbe.<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union beschloss am 10. Mai 2010 e<strong>in</strong>en 750 Milliarden EUR teuren EURO-<br />
Rettungsschirm. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 500 Millionen EU-Bürger muss damit im Schnitt 1.500 EUR<br />
zahlen, damit Spekulanten die erhofften, viel zu hohen Z<strong>in</strong>sen erhalten. Das ist so, als ob<br />
je<strong>der</strong> Käufer e<strong>in</strong>es Rubbelloses, das nicht gew<strong>in</strong>nt, die auf den Plakaten angekündigten<br />
50.000 EUR von se<strong>in</strong>en Mitbürgern bekäme. Ähnlich funktionieren auch Banken-<br />
Rettungspakete. Ungeachtet <strong>der</strong> Staatszuschüsse überweisen sich Spitzenbanker Boni <strong>in</strong><br />
Millionenhöhe. Zu den Spekulanten zählen auch die Altersversorgungen <strong>der</strong> westlichen<br />
Industrielän<strong>der</strong>. Unsere Pensionen sollen durch Z<strong>in</strong>sen sichergestellt werden, die die von <strong>der</strong><br />
Wirtschaft erarbeiteten Werte weit übersteigen.<br />
Am 27.10.2011 verdoppelte die EU den Rettungsschirm auf 1,4 Billiarden Euro. Mit ihm kann<br />
die Europäische Zentralbank zahlungsunfähigen Euro-Län<strong>der</strong>n günstige Kredite gewähren.<br />
Dafür verpflichtete sich je<strong>der</strong> Euro-Staat, gegebenenfalls viel mehr Geld zur Verfügung zu<br />
stellen, als er jemals als Überschuss erwirtschaften kann.<br />
<strong>Die</strong> gerechteste Lösung wäre, Euro-Anleihen mit e<strong>in</strong>em Z<strong>in</strong>ssatz von über 5 % als Wucher,<br />
für sittenwidrig und illegal zu erklären. Danach könnten Griechenland und an<strong>der</strong>e EU-<br />
Staaten mit niedriger Bonität die vere<strong>in</strong>barten Z<strong>in</strong>sen drastisch reduzieren und e<strong>in</strong>en<br />
Zahlungsaufschub für ihre Anleihen erwirken.<br />
<strong>Die</strong> ständige Umverteilung zu den Reichen führte dazu, dass 2007 die reichsten 10 % aller<br />
deutschen H<strong>aus</strong>halte 61 % des Vermögens besaßen. 2009 hatten weltweit weniger als e<strong>in</strong><br />
Prozent aller H<strong>aus</strong>halte e<strong>in</strong> Vermögen von über e<strong>in</strong>er Million US Dollar. <strong>Die</strong>se H<strong>aus</strong>halte<br />
besaßen 38% des Vermögens unserer Erde. 38 Während die Armen, auch wenn sie sich sehr<br />
e<strong>in</strong>schränken, zu wenig Geld zum Essen und Wohnen erhalten, wollen die Reichen riesige<br />
Geldvermögen anlegen. Durch dieses Überangebot an Geld bleiben die Z<strong>in</strong>sen für<br />
erfolgsversprechende Investitionen niedrig. 39<br />
Der Bauboom <strong>in</strong> Spanien war e<strong>in</strong>e gefährliche Wucherung<br />
Seit Anfang 1999 ist <strong>der</strong> Verkehr von Waren, Kapital, <strong>Die</strong>nstleistungen und Arbeitskräften <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Eurozone frei. Seitdem kosten Kredite für Kreditnehmer gleicher Bonität <strong>in</strong> allen Euro-<br />
Staaten das Gleiche. Schon die Aussicht auf e<strong>in</strong>en Beitritt zum Euro ließ <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n mit<br />
hoher Inflation die Kreditz<strong>in</strong>sen s<strong>in</strong>ken. In Spanien sanken die kurzfristigen Z<strong>in</strong>sen von 14 %<br />
im Jahr 1993 auf 2 % im Jahr 2003. Ohne geme<strong>in</strong>same F<strong>in</strong>anz- und Währungspolitik blieb<br />
die Inflation <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Euro-Län<strong>der</strong>n unterschiedlich. Inflationsbere<strong>in</strong>igt waren die<br />
Kreditz<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> Deutschland wesentlich teurer als <strong>in</strong> Spanien, Griechenland o<strong>der</strong> Italien.<br />
37 http://www.welt.de/f<strong>in</strong>anzen/article13282956/Griechische-Staatsanleihen-kosten-25-Prozent-Z<strong>in</strong>sen.html<br />
38 http://www.sven-giegold.de/wp-content/uploads/2011/10/Attac-Beirat-Verm%C3%B6genskonzentrationund-F<strong>in</strong>anzkrise.pdf,<br />
abgerufen am 31.03.2012<br />
39 Christian Kreiß: <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise: Politische Weichenstellungen, Horizonte 38,<br />
September 2011<br />
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