2022-08_RegioBusiness
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02 Politik & Wirtschaft
August 2022 I Jahrgang 21 I Nr. 238
Der Arbeitsmarkt kommt ins Schwitzen
Die Zahl der Arbeitslosen übersteigt im Agenturbezirk die Zehntausendermarke. Gleichzeitig aber werden 8500 Arbeitskräfte gesucht.
Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen
im Agenturbezirk
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim
auf 10 376 gestiegen.
Das sind 417 Arbeitslose (4,2
Prozent) mehr als im Juni und
388 (3,6 Prozent) weniger als im
Juli 2021. Die Arbeitslosenquote
ist um 0,1 auf 3 Prozent gestiegen.
Im Vergleich dazu der Landesdurchschnitt:
In Baden-Württemberg
liegt die Arbeitslosenquote
bei 3,6 Prozent (Juni: 3,5
Prozent).
Jobcenter betreuen
Ukraine-Flüchtlinge
„Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit
im Juli ist nicht ungewöhnlich.
Schulen und Ausbildungen enden
und für viele junge Leute geht
es beruflich erst nach den Ferien
weiter“, erklärt Elisabeth Giesen,
Leiterin der Agentur für Arbeit
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit
bei den unter 20-Jährigen
von über 23 Prozent belegt diese
Aussage. Etwas mehr als die Hälfte
aller Arbeitslosen ist bei den
Jobcentern gemeldet. „Diese neue
Entwicklung hat mit dem Wechsel
der Zuständigkeit für die Geflüchteten
aus der Ukraine zu tun. Seit
Juni werden sie von den Jobcentern
betreut.“
„Ein Anstieg der
Arbeitslosigkeit
im Juli ist nicht
ungewöhnlich.
Schulen und
Ausbildungen
enden und für
viele junge Leute
geht es beruflich
erst nach den
Ferien weiter.“
Im Juli wurden 1213 neue Arbeitsstellen
gemeldet. Das sind
48 (4,1 Prozent) mehr als im Juni
und 424 (25,9 Prozent) weniger
als im Juli 2021. Insgesamt waren
8539 Stellen frei, 116 (1,4 Prozent)
mehr als im Juni und 2099
(32,6 Prozent) mehr als im Juli
2021.
SCHWÄBISCH HALL Im Landkreis
liegt die Arbeitslosenquote
mit 3 Prozent 0,2 Prozent über
dem Juniwert. Es waren 3479
Menschen arbeitslos gemeldet,
263 (8,2 Prozent) mehr als im
Juni und 172 (4,7 Prozent) weniger
als vor einem Jahr. 516 Menschen
meldeten sich arbeitslos
und 447 Menschen beendeten die
Arbeitslosigkeit. Der Bestand an
Stellenangeboten lag zum Stichtag
bei 3079; 34,7 Prozent mehr als
im Juli 2021.
HOHENLOHEKREIS Auch
hier liegt die Arbeitslosenquote
bei 3 Prozent (Juni: 2,9 Prozent).
Im Juli waren 2010 Menschen
arbeitslos gemeldet, 75
(3,9 Prozent) mehr als im Juni
und 58 (3 Prozent) mehr als im
Juli 2021. 643 Menschen meldeten
sich neu arbeitslos, 567 Menschen
beendeten die Arbeitslosigkeit.
Der Bestand lag zum Stichtag
mit 1361 freien Stellen 28 Prozent
über dem Wert vom Vorjahresmonat.
MAIN-TAUBER-KREIS Etwas
höher als im Juni ist die Arbeitslosenquote
auch hier: Mit
2,8 Prozent liegt sie 0,1 Prozent
über dem Vormonat. Im Juli waren
2150 Menschen arbeitslos gemeldet,
77 (3,7 Prozent) mehr
als im Juni und 179 (7,7 Prozent)
weniger als im Juli 2021. Der Bestand
an Stellenangeboten lag
zum Stichtag mit 2830 40 Prozent
höher als im Juli 2021.
Der Anteil der Arbeitslosen im
Bereich der Grundsicherung
(Rechtskreis SGB II) steigt weiter:
Im Juli 2022 waren hier 5235
Personen gemeldet, im Bereich
der Arbeitslosenversicherung
(Rechtskreis SGB III) 5141. Der
Anteil der Hartz IV-Empfänger betrug
50,5 Prozent gegenüber 49,7
Prozent im Juni und 46,4 Prozent
im Mai.
Ausbildungsmarkt
ist unverändert
„Es gibt noch zahlreiche Ausbildungsangebote
für dieses Jahr.
Auf einen jungen Menschen, der
jetzt noch auf der Suche ist, kommen
fast vier freie Ausbildungsstellen.
Unsere Berufsberatung ist
für Interessierte der richtige Ansprechpartner“,
erklärt Elisabeth
Giesen.
„Außerdem laufen die Praktikumswochen
Baden-Württemberg
noch in den kompletten
Sommerferien weiter. Schülerinnen
und Schüler können an fünf
Tagen fünf Berufe bei fünf Arbeitergebern
erkunden.“ Anmeldungen
sind auf der Seite www.praktikumswoche-bw.de
möglich. Seit
Beginn des Berufsberatungsjahres
im Oktober letzten Jahres haben
Arbeitgeber 5280 Berufsausbildungsstellen
gemeldet, 4,6
Prozent mehr als vor einem Jahr.
Im gleichen Zeitraum haben sich
2416 Bewerber gemeldet, das
sind 8 Prozent weniger als vor einem
Jahr.
pm
www.arbeitsagentur.de
Impressum
STANDPUNKT
Marius Stephan
Redakteur
Die Ausnahme, nicht die Regel
Foto: Marc Weigert
Gefühlt wird in der Region gerade beinahe
jeden Tag gefeiert: 25 Jahre beim digitale
Medienspezialisten Stoll von Gáti in Crailsheim,
ebenfalls 25 Jahre bei der Leonhard-Weiss-Tochter
Invatec in Satteldorf, 70
Jahre beim Verpackungsmaschinenhersteller
Syntegon in Crailsheim und Waiblingen
und 75 Jahre beim Werkzeugexperten Bass
in Niederstetten. Zuvor konnte der Funksteuerungshersteller
HBC, auch aus Crailsheim,
sein 75-Jähriges begehen, Schubert Packaging
Systems wurde 50 und das Haller Unternehmen
Optima, ebenfalls Verpackungsbranche,
zählt nun gar 100 Jahre. Diese auch so
bereits eindrucksvolle Liste ließe sich durchaus
noch fortsetzen.
Gut, nun ist das älteste Unternehmen in der
Bundesrepublik Deutschland, das Weingut
Staffelter Hof in Kröv an der Mosel, im Jahr
862 gegründet worden und damit schlappe
1160 Jahre alt. Peanuts also, was in der Region
gefeiert wird? Kaum der Rede wert?
Mitnichten. Jedes einzelne Jubiläum ist eine
tolle Nachricht – ganz besonders, wenn man
bedenkt, dass Unternehmen in
Deutschland im Schnitt nur sechzehn
Jahre alt werden. Noch einmal:
Sechzehn! Danach folgt bei den
allermeisten Firmen die Insolvenz –
im Schnitt wohlgemerkt. Im Bundesdurchschnitt
erreichen gemäß der Wirtschaftsauskunftei
Creditreform weniger als
zwei Prozent aller Unternehmen ein Alter
von 100 Jahren oder mehr. Nur 15 Prozent
erreichen das 30. Lebensjahr und nur
fünf Prozent schaffen es bis zum 50-Jahr-Jubiläum.
Die Hälfte aller Firmen erreicht
nicht einmal das zehnte Lebensjahr. Statistisch
betrachtet sind die Gründe für das frühe
Scheitern bekannt: Fehlender finanzieller
Überblick, zu schnelle Gewinnentnahme, zu
schnell Schulden angehäuft.
Ein Faktor für das Alter von Unternehmen ist,
ob es sich um ein Familienunternehmen handelt.
Diese sind laut einer Studie der Stiftung
Familienunternehmen nämlich durchschnittlich
älter als Firmen, die die nicht familiengeführt
sind. Die Studie bescheinigt den Familienunternehmen
ebenso eine höhere Wertschöpfung
und stärkere Ausrichtung auf die
Beschäftigten. Ein gewisser Weitblick spielt
sicher auch eine Rolle, der zumindest den
Folgegenerationen des Gründers mitgegeben
wird – oder werden sollte. Womöglich ergibt
sich daraus ein Cocktail, der es den Firmen
ermöglicht, etwas besser mit Krisensituationen
umzugehen. Man kennt sich ja und zieht
an einem Strang. Bei nicht wenigen langjährigen
Beschäftigten solcher Unternehmen ist es
irgendwie ja auch „ihre Firma“ – zumindest
gefühlt. Und in schwierigen Zeiten rutscht
man ja zusammen.
Solch schwierige Zeiten bedeuten auch immer
höhere Insolvenzquoten bei den Unternehmen.
Und leider leben wir momentan
in Zeiten, die mit Fallstricken und Hürden
nicht gerade geizen: Die Corona-Pandemie
ist noch nicht überstanden und könnte
ein unangenehmes Comeback im Herbst feiern.
Die Politik hat bereits entsprechende Gesetze
mit weiteren Einschränkungen für Bürger
und Unternehmen in der Pipeline. Womit
wir schon bei der nächsten Krise sind
– Möchtegern-Zar Putin und seine Gebietsansprüche
in der Ukraine, die Europa wieder in
den Krieg stürzen, Handelsbeziehungen stören,
Lieferketten kappen (die ja seit Corona
eh schon kranken) und zudem durch die
Energieerpressungsversuche aus dem Kreml
die Energiekosten und die Inflation in nie geglaubte
Höhen schrauben. Fachkräftemangel
war dann ja auch noch und das Klima, ja wer
denkt denn gerade eigentlich noch an das Klima?
Und zu allem Überfluss kommt nun auch
noch das Säbelrasseln Chinas und der USA
um Taiwan hinzu, das sich bei genügender
Starrköpfigkeit der Beteiligten durchaus zur
nächsten internationalen Krise mit „militärischer
Spezialoperation“ auswachsen könnte.
Nur die Folgen könnten dabei noch viel verheerender
sein, als sie es bei Putins Krieg ohnehin
schon sind. Bei genauerem Betrachten
dieser Gemengelage kommt man nicht umhin
festzustellen, dass es für das Unternehmenswachstum
in der Region Heilbronn-Franken,
in Deutschland und der Welt momentan mehr
Stolpersteine als Gelegenheiten gibt. Nicht
nur deshalb sollten wir jedes Firmenjubiläum
in der Region gebührend feiern. Denn eines
steht fest: Es werden in Zukunft aller Voraussicht
nach weniger werden und das könnte
durchaus schnell gehen.
Verlag
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