möbel kultur 7/8/22
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Warme Rottöne schaffen Gemütlichkeit.<br />
Dazu zeigte Stosa Cucine, dass<br />
die Küche inzwischen sogar Teil des<br />
Wohnzimmers werden kann.<br />
Fronten mit spannenden 3D-Effekten zogen die Blicke auf sich.<br />
So auch bei „Elementi“ von Snaidero. Die „Groove“-Front wartet<br />
mit einem außergewöhnlichen Türeingriff auf.<br />
Wie aus einem Guss wirken die Arbeitsflächen. Um eine komplett<br />
flächige Optik zu realisieren, werden nun die Induktoren fürs<br />
Kochen direkt in die Platte integriert – so auch bei Ernestomeda.<br />
Der strahlende Sonnenschein,<br />
die wenig gesichteten Masken<br />
und die Freude über das<br />
persönliche Erleben ließen auf der<br />
Mailänder Eurocucina die großen<br />
Sorgenthemen Krieg, Corona, Inflation<br />
und Preisexplosion fast vergessen.<br />
Überall herrschte Optimismus<br />
und große Zufriedenheit über die<br />
Internationalität der Veranstaltung,<br />
auch wenn Russen und Chinesen<br />
– wie erwartet – fast völlig fehlten.<br />
Insgesamt zählte die Messe<br />
mehr als 262.000 Besucher:innen.<br />
Und so feierte die 60. Ausgabe des<br />
Salone del Mobile einen gelungenen<br />
Restart. „Wir haben die Ziele, die<br />
wir uns gesteckt haben, erreicht und<br />
übertroffen“, betonte Messe-Chefin<br />
Maria Porro. Und dass die Stände<br />
nicht ganz so überfüllt waren wie in<br />
manchen Jahren vor der Pandemie,<br />
empfanden viele als positiv.<br />
Insgesamt umfasste die Eurocucina<br />
vier Hallen. Die 9 und die<br />
11 standen ganz im Zeichen der<br />
Möbel. Zu den Anziehungspunkten<br />
dort gehörten die Designmarken<br />
wie Cesar, Ernestomeda, Scavolini,<br />
Snaidero, Stosa, TM Italia und Veneta<br />
Cucine. Mit Häcker, next125/Schüller,<br />
Nobilia und Nolte zeigten auch<br />
vier deutsche Hersteller Flagge. Die<br />
Anspannung im Vorfeld, ob sich die<br />
Investition in einen solchen Messeauftritt<br />
lohnen würde, hatte sich<br />
bei ihnen schnell in Wohlgefallen<br />
aufgelöst. Mehr als zufrieden waren<br />
alle mit Frequenz, Qualität und<br />
Internationalität der Besucher:innen.<br />
„Mailand steht für uns fest“,<br />
unterstrich Markus Schüller die<br />
Entscheidung für entsprechende<br />
Exportambitionen.<br />
Unter dem Namen „FTK – Future<br />
Kitchen Technology“ präsentierten<br />
sich in den Hallen 13 und 15 die<br />
Geräte- und Zubehörmarken. Mit<br />
kreativen Stand-Gestaltungen (u.a.<br />
bei Bora, Elica, Neff, Siemens und<br />
Smeg) überstrahlte das FTK-Segment<br />
schon fast den Küchenbereich<br />
und bewies, wie gut diese Hersteller<br />
die Plattform inzwischen nutzen,<br />
um ihre Stärken als Global Player<br />
zu unterstreichen. Zu den Stand-<br />
Highlights zählte hierbei zweifellos<br />
Schock bei seiner Mailand-Premiere.<br />
Aber nicht nur auf der Messe,<br />
auch im Rahmen der Milan Design<br />
Week gab es Küche zu entdecken.<br />
Die Showrooms von Boffi, Valcucine<br />
und Co. waren Besuchermagnete.<br />
SieMatic stellte in diesem Rahmen<br />
seine neue „Mondial“-Welt vor. Ein<br />
besonderes Designerlebnis war der<br />
Gaggenau-Auftritt im bekannten<br />
Glaspavillon der Villa Necchi Campiglio.<br />
Haier wiederum glänzte<br />
inmitten der Zona Tortona auf<br />
1.000 qm mit einer futuristischen<br />
Connectivity-Show.<br />
Top-Trend in Mailand: aufgebrochene<br />
Optiken. Zeigten<br />
sich die Küchen früher flächig<br />
und horizontal, standen jetzt<br />
3D-Fronten und vertikale Strukturen<br />
im Fokus, vor allem Leisten,<br />
Streben und Rillen in verschiedensten<br />
Design varianten. Dies sorgte für<br />
einen semi-transparenten Look,<br />
spannende haptische Erfahrungen<br />
– und manchen Überraschungseffekt.<br />
Aha-Erlebnisse gab es auch bei<br />
den Küchen, die sich fast komplett<br />
„versteckten“. Denn unter massiven<br />
Monoblöcken, oftmals mit<br />
voluminösen Arbeitsplatten, und<br />
Moving Tables verbargen sich Hightech-Funktionen<br />
wie Stationen für<br />
Ladekabel, herausfahrbare Tablare<br />
und Stauraum sogar in Tischbeinen.<br />
Die Arbeitsfläche zeigte sich wie<br />
aus einem Guss, wenn die Induktoren<br />
zum Kochen direkt ins Plattenmaterial<br />
integriert waren. Und<br />
die abklappbare Spüle verschwand<br />
unter einer Platte. Lediglich die<br />
Weinschränke waren überall sichtbare<br />
Stars.<br />
Im Zuge der Verschmelzung<br />
wurde die Küche sogar nicht mehr<br />
als Übergang zum Wohnen, sondern<br />
als Teil des Wohnzimmers<br />
inszeniert – mit offenen Regalen,<br />
in denen neben Büchern die Geräte<br />
hingen, eleganten Panel-Wänden<br />
und Brücken. Ebenfalls angesagt:<br />
das Spiel mit Geometrien, das den<br />
Kontrast zwischen Ecken und Rundungen<br />
spannungsreich arrangierte.<br />
Bei den Materialien standen vielfach<br />
dunkle, auch schwarze Hölzer<br />
und Stein im Fokus. Ebenfalls gesehen:<br />
Edelstahl. Für einen „cosy“<br />
Look, der Gemütlichkeit in diesen<br />
schwierigen Zeiten transportiert,<br />
sorgten filigrane Rahmen und<br />
warme, gedeckte Töne wie dunkles<br />
Rot und Blau. Daneben erweitern<br />
die Hersteller ihr Leistungsspektrum<br />
immer mehr – neben Wohnen,<br />
Home Office und Bad entdecken<br />
sie das Outdoor- Potenzial. Frische<br />
Impulse für sonnige Umsätze.<br />
<br />
SILJA BERNARD<br />
Panel-Wände mit modular einsetzbaren<br />
Elementen schaffen – wie<br />
hier bei Veneta Cucine – einen<br />
individuellen, sehr wohnlichen Look.<br />
Das Spiel mit Geometrien setzt<br />
aufmerksamkeitsstarke Akzente.<br />
Umgesetzt u.a. in der neuen<br />
„Mondial“-Welt von SieMatic.<br />
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