ZGF Gorilla | Juli 2011 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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SCHWERPUNKTTHEMA | KAMERAFALLEN<br />
TIERE VOR<br />
DER KAMERA<br />
Die digitale Technik und die immer günstiger werdenden Speichermedien haben einer alten Technik<br />
der Wildtierbiologie neuen Schwung verliehen: Mithilfe von Fotofallen verschaffen sich Biologen einen<br />
Überblick über die Lebewesen eines Gebiets und spüren seltenen Arten nach.<br />
Von Georg Rüschemeyer<br />
Wildschweinplage? Horden von<br />
kahlfressenden Rehen? Nie gesehen.<br />
Beim Spaziergang durch den<br />
deutschen Wald bekommt man von<br />
dem Hoch-, Schalen- und Niederwild,<br />
das darin leben soll, normalerweise<br />
nichts mit. Nicht anders im<br />
tropischen Regenwald, dem Hotspot<br />
zoologischer Biodiversität: Wer<br />
sich hier durchs Unterholz schlägt,<br />
sieht oft tagelang nur Insekten und<br />
ein paar Vögel. Dabei gibt es die<br />
größeren Waldbewohner durchaus.<br />
Nur sind Rothirsch, <strong>Gorilla</strong> und<br />
Okapi von Natur aus scheu. Sie riechen<br />
und hören den zweibeinigen<br />
Besucher schon Meilen gegen den<br />
Wind und machen sich davon, lange<br />
bevor dieser etwas von ihrer Anwesenheit<br />
ahnt.<br />
WOCHENLANG AUF<br />
DER LAUER<br />
Das geht nicht nur lärmenden Großfamilien<br />
so – selbst erfahrene Zoologen<br />
tun sich schwer, den Objekten<br />
ihrer Forschung in freier Wildbahn<br />
näherzukommen. Das Spurenlesen<br />
gehört deshalb zur Grundausbildung<br />
jedes Wildtierbiologen,<br />
auch wenn es nicht immer ein-<br />
IMG_0011 IMG_0018<br />
Überraschungen in Peru<br />
Als Robert Williams im letzten November seine frisch in Pampas del Heath installierte<br />
Kamerafalle überprüfte, staunte er nicht schlecht. „Leider war das erste Säugetier, das drauf<br />
war, sehr charakteristisch für die Probleme in der Region in diesem Jahr“, so Williams. Zwei<br />
mit Gewehren bewaffnete Holzfäller waren zu sehen, wie sie früh morgens auf dem Weg in<br />
das Schutzgebiet sind. Wenige Tage später konnte sich Williams jedoch über eine biologische<br />
Sensation freuen: einen Mähnenwolf. Williams hatte an der Stelle bereits Kot gefunden und<br />
nun bestätigte die Kamera seine Vermutung. „Das ist der erste bestätigte Nachweis für den<br />
Mähnenwolf in Peru seit vielen Jahren“, freut er sich. Das Reservat Pampas del Heath war<br />
in den1970er-Jahren von den <strong>ZGF</strong>-Mitarbeitern Dr. Kai Otte und Dr. Rudolf Hofmann mit ins<br />
Leben gerufen worden, heute ist es Teil des Nationalparks Bahuaja Sonene. In der Region gibt<br />
es ständig massive Probleme mit illegaler Holzfällerei.<br />
deutige Ergebnisse liefert. „Sie können<br />
sich gar nicht vorstellen, wie<br />
viel Zeit wir früher mit getrocknetem<br />
Kot verbracht haben. Die Diskussionen,<br />
von welchem Tier der<br />
stammen könnte, zogen sich über<br />
Stunden hin“, erinnert sich William<br />
McShea, seit zwei Jahrzehnten<br />
Wildtierbiologe bei der amerikanischen<br />
Smithsonian Institution.<br />
Doch in den vergangenen 15 Jahren<br />
habe sein Fachgebiet eine tech-<br />
12 <strong>ZGF</strong> GORILLA | AUSGABE 3/<strong>2011</strong>