ZGF Gorilla | Juli 2011 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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Die Riesenotterbestände geben Anlass zur Sorge<br />
Mit den Riesenottern hat für die <strong>ZGF</strong> in Peru alles angefangen. Vor mehr als zwanzig Jahren. Obwohl das<br />
<strong>ZGF</strong>-Peruprogramm mittlerweile zu einem umfassenden Regenwaldschutzprogramm angewachsen ist,<br />
steht die Zählung der Riesenotter noch immer jedes Jahr auf dem Programm unseres Teams in Peru.<br />
Von Dr. Robert Williams<br />
Seit 1990 hat die <strong>ZGF</strong> jedes Jahr Riesenotterzählungen<br />
und -beobachtungen durchgeführt und seitdem entwickelt<br />
sie auch Managementpläne, die sicherstellen sollen,<br />
dass Tourismus und Otter verträglich nebeneinander existieren<br />
können. Auf den Seen, auf denen Ottertourismus<br />
angeboten wird, waren wir damit sehr erfolgreich und<br />
es haben beide davon profitieren können – die Otter genauso<br />
wie die Touristen bzw. die Tourveranstalter und<br />
Guides. Trotzdem geht die Art an anderen Orten zurück.<br />
Der Riesenotter (Pteronura brasiliensis) ist der größte<br />
Otter der Welt und der sozialste. Außerdem ist er tagaktiv,<br />
was ihn im Amazonasgebiet, wo es generell schwierig<br />
ist, große Säugetiere zu Gesicht zu bekommen, zu<br />
einer der zentralen Art für den Naturtourismus macht.<br />
Der Riesenotter bevorzugt in Peru einen sehr speziellen<br />
Lebensraum, nämlich Altarme. In diesen von den Flüssen<br />
längst abgeschnittenen und zu Seen gewordenen ehemaligen<br />
Flussschleifen fühlen sich die Otter wohl, und in<br />
den großen Seen können sie mit einer Dichte von bis<br />
zu zehn Tieren pro Quadratkilometer vorkommen. Da jedoch<br />
die Seen an sich nur einen winzigen Bruchteil der<br />
<strong>ZGF</strong> GORILLA | AUSGABE 3/<strong>2011</strong><br />
AUS DEN PROJEKTEN | PERU<br />
Landschaft inner halb der großen Regenwaldgebiete darstellen,<br />
sind die Otter auf die Gesamtfläche betrachtet<br />
wiederum extrem selten und mit einem Tier pro 250 Quadratkilometer<br />
rund fünfmal seltener als der Jaguar.<br />
Diese Spezialisierung auf genau diesen einen Typ von Lebensraum<br />
macht den Riesenotter allerdings sehr anfällig,<br />
wenn menschliche Aktivitäten an den Seen dazu führen,<br />
dass er entweder zu stark gestört wird oder dass sein Lebensraum<br />
gar volkommen zerstört wird. Von daher sind<br />
selbst so riesige Schutzgebiete wie der Manu Nationalpark<br />
mit rund 1,7 Millionen Hektar nicht ausreichend,<br />
um das langfristige Überleben der Riesenotterpopulationen<br />
sicherzustellen.<br />
2008 hat die <strong>ZGF</strong> in Peru damit angefangen, alle Seen<br />
und Flüsse im Wassereinzugsgebiet des Madre de Dios,<br />
das ist ein Gebiet von rund 90.000 Quadratkilometern,<br />
zu untersuchen. Wir wollen die Verbreitung der Otterpopulationen<br />
dort besser verstehen. Die ersten Ergebnisse<br />
unserer Untersuchungen sind beunruhigend. Man<br />
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