Steinheimer Blickpunkt 621

Steinheimer Blickpunkt Nr. 621 1. September 2022 Seite 32
In Nieheim geht eine Epoche zu Ende
Stephan Kunstein gibt Amt des
Bezirksschornsteinfegers ab
In Nieheim geht jetzt eine Epoche zu Ende. Über neun Generationen
war der Name Kunstein mit dem Schornsteinfegerwesen
verbunden. Die letzten zehn Jahre übte Stephan Kunstein
(50) das Amt des Bezirksschornsteinfegers aus, das er von
seinem Vater Johannes übernommen hatte. Dieses Amt gibt
er jetzt ab, am 31. Dezember ist damit Schluss. Die Stelle des
Bezirksschornsteinfegers wird neu ausgeschrieben.
„Jeder Schornsteinfegermeister aus Deutschland kann sich
auf die Stelle bewerben,“ beschreibt Stephan Kunstein das
Verfahren. Nach einem Punktemodus werden dann die drei
Besten zu einem Bewerbungsgespräch in das zuständige Dezernat
für Schornsteinfegerangelegenheiten bei der Bezirksregierung
Detmold eingeladen. Danach entscheidet sich, wer Nachfolger
von Stephan Kunstein wird. Der neue Bezirksinhaber wird sich
schriftlich bei den Kunden vorstellen. Der Kehrbezirk umfasst die
Stadt Nieheim mit den Ortschaften Oeynhausen, Himmighausen,
Merlsheim, Schönenberg, Entrup, Eversen, Kariensiek, Pömbsen
als Ortsteil der Stadt Bad Driburg und die Steinheimer Ortsteile
Eichholz, Sandebeck, Vinsebeck, Hagedorn und Rolfzen.
Stephan Kunstein bedankte sich bei seinem langjährigen
Mitarbeiter René Schulte und seinen Kunden, die ihm ans Herz
gewachsen sind. „Es bestand fast schon ein freundschaftliches
Verhältnis. Wir haben für alle Probleme stets praktikable
Lösungen gefunden. Deshalb ist meine Entscheidung mit einem
weinenden Auge gefallen.“
Ausschlaggebend für den Schritt des scheidenden
Bezirkskaminkehrers war seine berufliche Situation mit seinem
Ofenzentrum in Nieheim, das Holz- und Pelletöfen verkauft und
einbaut. Nach intensiver Weiterbildung und langjährigen Kursen
konnte Kunstein die Prüfung zum Ofen- und Lüftungsbaumeister
ablegen und sich in die Handwerksrolle eintragen lassen.
Gleichzeitig ist er in die Kachelofenbauer-Innung eingetreten.
Der Betrieb beschäftigt bereits neun fest angestellte Mitarbeiter
und erfordert viel Zeit. Beide Aufgaben nebeneinander zu leisten,
war nicht möglich, weil er auch Ratsherr und stellvertretender
Nieheimer Bürgermeister ist.
Die Beziehung zur „schwarzen Zunft“ der Schornsteinfeger
wird Stephan Kunstein nicht ganz aufgeben und deshalb bei den
Glückstouren weiter mitmachen. Seit 2006 finden diese Radtouren
mit Schornsteinfegern statt, bei denen schon über drei Millionen
Euro für krebs- und schwerstkranke Kinder gesammelt wurden.
Im Jahr 2022 radelten die Schornsteinfeger 1000 Kilometer von
Erfurt nach Lübeck und stockten das Spendenkonto um weitere
270.000 Euro auf.
Stephan Kunstein (rechts) gibt
zum 31. Dezember sein Amt als
Bezirksschornsteinfeger ab und
dankt seinem Mitarbeiter René
Schulte.
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