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Frauen Wege - EMK Frauenwerk

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Ich habe ganz verschiedene Zeiten erlebt.<br />

Innerhalb der 25 Jahre als Pastorin<br />

einer slowakischen Gemeinde in Serbien<br />

habe ich gute, aber auch hoffnungslose<br />

Tage miterlebt. Sowohl große politische<br />

und wirtschaftliche Krisen wie auch die<br />

neuesten Kriegsjahre haben ihre Spuren<br />

bei den Menschen hinterlassen. In einer<br />

Zeit, in der anderswo Grenzen abgebaut<br />

wurden, sind bei uns viele neue errichtet<br />

worden. An einer Brücke zwischen zwei<br />

unserer Gemeinden zum Beispiel fährt<br />

man viermal über die Grenze. Es sind<br />

auch neue Grenzen entstanden zwischen<br />

den Menschen. Auf einmal war es<br />

wichtig, wer welcher Nationalität angehört<br />

und manche, die in gemischten<br />

Ehen leben, hatten plötzlich Identitätsprobleme.<br />

Als EmK arbeiten wir unter<br />

allen Völkern und versuchen das Evange<br />

lium allen Menschen in ihrer Muttersprache<br />

zu verkündigen. Schwierig sind<br />

jedoch nicht nur die unterschiedlichen<br />

Sprachen, sondern auch die verschiedenen<br />

Kulturen, Gewohnheiten, Prio ritäten.<br />

Diese Grenzen versuchen wir durch<br />

den Dienst der Liebe und mit Verständnis<br />

zu überwinden.<br />

In meiner Jugendzeit habe ich einmal<br />

an einem europäischen Jugendtreffen<br />

in Bülach teilgenommen. Damals ist jeder<br />

mit einer Kerze zur geographischen<br />

Karte gekommen und in der Dunkelheit<br />

sollten wir unsere Kerze am eigenen Ort<br />

hinstellen. Ich war die Einzige aus un­<br />

22<br />

<strong>Frauen</strong>leben weltweit: Serbien Stolperstein<br />

SErbiEN<br />

In guten und schlechten Zeiten<br />

serem Gebiet, und es war dort noch<br />

dunkel. Da habe ich Gottes Frage gespürt:<br />

„Willst du ein Licht für mich sein,<br />

dort, wo es dunkel ist, dort, wo du zu<br />

Hause bist?“ – „Ja, Herr.“<br />

Danach folgten einige Vorbereitungen<br />

bis zu einer klaren Berufung. Als Frau in<br />

einem orthodoxen Land hatte ich Angst,<br />

mich für den pastoralen Dienst zu entscheiden.<br />

Ich wollte die Entscheidung<br />

an Gott delegieren und bat ihn, er solle<br />

sich dazu Männer aussuchen. Gottes<br />

Antwort aber war: „Besser Frau, als die<br />

Steine!“ – „Wenn diese schweigen, werden<br />

die Steine schreien“, sagte Jesus beim<br />

Einzug in Jerusalem (Lukas 19,40). Gottes<br />

bildhafte Antwort überzeugte mich<br />

und ich antwortete ihm: „Da bin ich! In<br />

guten und schlechten Zeiten. Da stehe<br />

ich in deinem Namen und möchte dein<br />

Licht verbreiten.“ Genau darin sehe ich<br />

eigene Chancen, da ich lebenslang mit<br />

meinem Volk in diesem schweren Bereich<br />

geblieben bin. Ich liebe diese Menschen<br />

und entdecke Neues in unseren<br />

Wurzeln. Gegenseitiges Kennen lernen<br />

und Aufnehmen sind unsere Chancen.<br />

Ana Palik-Kun˘cak<br />

Superintendentin<br />

der EmK, Serbien<br />

Ach ja – das Verständnis<br />

Ich interessiere mich für gläubige <strong>Frauen</strong>, die Kopftücher tragen.<br />

Ich bewundere die, die sich outen, indem sie auf koscheres Essen<br />

achten, auf Alkohol verzichten, die Fastenzeit einhalten.<br />

Wer maßt sich eigentlich an, den Glauben anderer in Fra-<br />

ge zu stellen?<br />

Unverständlich, dass zum Beispiel in Borneo keine<br />

Pastorinnen zugelassen werden.<br />

Bei uns ist die Toleranz so groß, dass es schon<br />

egal ist, wie oft ein Pastor oder eine Pastorin<br />

geschieden ist. Wir legen das Wort so aus,<br />

dass wir gut damit leben können.<br />

Stolperstein<br />

Während die einen für ihren Glauben<br />

ein entbehrungsreiches, hartes und ungerechtes<br />

Leben in Kauf nehmen, werden<br />

bei uns Menschen in christlichen Berufen<br />

mit steigender Tendenz auf Burnout behandelt.<br />

Wir haben mit uns zu tun. Sind wir nicht schon<br />

viel zu bequem geworden, das Gespräch mit Fremden<br />

zu suchen? Verständnis setzt Interesse voraus,<br />

doch wir haben mit uns zu tun!<br />

Stolperstein<br />

■ ■ ■<br />

23

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