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PT-Magazin - Ausgabe 5 2022

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz • Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten? • Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein • "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Top-Themen:
• Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz
• Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten?
• Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein
• "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"

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76 Wirtschaft<br />

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ohne Umwege zu gehen, haben wir<br />

zum Beispiel standardisierte Prozesse.<br />

Und die braucht es auch im Mittelstand.<br />

Wichtige Fragestellungen sind in diesem<br />

Zusammenhang, welche Alternativen<br />

die Kunden aktuell noch benutzen – anders<br />

gesagt: Wer ist eigentlich der Gegner?<br />

Gibt es überhaupt schon einen?<br />

Und wie sieht die Lebenswirklichkeit der<br />

Menschen, die wir ansprechen wollen,<br />

wirklich aus? Hier verfehlt Werbung häufig<br />

ihre Wirkung, weil sie sich in selbstgefälliger<br />

Haltungskommunikation verliert<br />

und die Menschen moralisch belehren<br />

möchte – oder zumindest zeigen möchte,<br />

dass die Autoren ganz besonders<br />

feingeistige und gute Menschen sind.<br />

Was dann häufig zu Lasten von Marke<br />

und Produkt geht. Das heißt nicht, dass<br />

Werbung nicht für das Gute und Schöne<br />

auf der Welt eintreten kann. Aber bitte<br />

ganz spezifisch. Und mit einem tiefen<br />

Verständnis für Haltung der Empfänger.<br />

Nicht für die der Sender. Das zum<br />

Inhalt. Was den Herstellungsprozess<br />

angeht, macht es aus unserer Erfahrung<br />

Sinn, Konzeption und Produktion nicht<br />

zu trennen. Hier können Auftraggeber<br />

richtig sparen, wenn sie keine externe<br />

Bewegtbildproduktion beauftragen, sondern<br />

alles aus einer Hand bekommen.<br />

<strong>PT</strong>: Die Stimmung ist momentan ja eher<br />

negativ. Gibt es dennoch auch neue<br />

Chancen?<br />

Tromm: Auf jeden Fall. Erstmal haben<br />

Mittelständler aktuell eine ideale Ausgangslage,<br />

denn es findet beinahe so<br />

etwas wie eine Marktbereinigung statt:<br />

Unternehmen wollen sparen und viele<br />

senken da erstmal die Werbeausgaben.<br />

Dadurch ist es jetzt einfacher an die Spitze<br />

zu kommen, wenn man dort vorher<br />

auch noch nicht unbedingt war. Wenn<br />

alle weniger machen, kann einer, der zur<br />

gleichen Zeit ein bisschen mehr macht,<br />

besonders viel erreichen. Das belegen<br />

Studien, die den Werbeerfolg während<br />

früherer Krisen gemessen haben. Dazu<br />

kommt, dass Werbung bei aller Authentizität,<br />

die sie vermitteln muss, ein Zufluchtsort<br />

bleibt. Eine Art heile Welt, die<br />

Wärme und Sicherheit verkauft. Das<br />

heißt im Klartext: Mittelständler können<br />

sich mit positiven Impulsen in der Kommunikation<br />

nachhaltig neu positionieren.<br />

Krisen sind eben immer auch Chancen,<br />

alles neu und besser zu machen. Krisen<br />

zwingen uns zur Innovation. Und die ist<br />

gerade in der Werbung häufig noch nötig.<br />

Klare Kommunikation ist die Antwort.<br />

<strong>PT</strong>: Und gibt es für klare Kommunikation<br />

auch einen klaren Kanal? Social<br />

Media, Radio, TV Werbung, OOH, CRM-<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Maßnahmen – welcher Werbekanal ist<br />

jetzt der wichtigste für Mittelständler?<br />

Tromm: Das lässt sich pauschal nicht<br />

sagen und ist abhängig von Produkt, Unternehmen<br />

und Zielsetzung. Der beste<br />

Kanal ist am Ende der, der am besten verkauft.<br />

Was verkauft? im B2C Bereich; 40 %<br />

Produkt, 60 % Marke. Im B2B ist der Split<br />

etwas anders. Generell kann man aber<br />

sicher sagen, dass eine gut targetierte<br />

Mischung zielführend ist. Das bedeutet,<br />

Erfolg genau zu messen und zu optimieren,<br />

ihn danach wieder zu messen und<br />

wieder zu optimieren. Die Unterschiede<br />

lassen sich ganz gut an zwei Beispielen<br />

festmachen: Für HelloBody, eine junge<br />

Kosmetikmarke, ist Social Media mit direktem<br />

Kontakt zu den Konsumenten<br />

und der Möglichkeit, Tutorials und Erfahrungsvideos<br />

zu verbreiten, genau der<br />

richtige Kanal. Für ein Finanzprodukt wie<br />

Penta, eine Geschäftskundenbank, sicher<br />

nicht. Da bietet sich eher eine intensive<br />

CRM-Nutzung und persönliche, schriftliche<br />

Ansprache der Kunden an. Am Ende<br />

muss die Maßnahme zum Markenkern<br />

und zum Kommunikationsziel passen.<br />

Dabei können wir festhalten, dass bewegte<br />

Bilder häufig mehr Emotion auslösen,<br />

als statische und dass viele Sachverhalte<br />

zu kompliziert sind, um sie effektiv<br />

auf einem Plakat zu zeigen. Denn zu oft<br />

erinnern sich die Menschen dann zwar<br />

an das Plakat, aber nicht an die Marke<br />

oder das Produkt.<br />

<strong>PT</strong>: Das erste Halbjahr ist beendet und<br />

viele Unternehmen rüsten sich für den<br />

Jahresendspurt. Was sind Ihre Empfehlungen<br />

für die zweite Jahreshälfte?<br />

Tromm: Das Mindset ändern. Chancen<br />

sehen und sie nutzen. Aktion ist dabei<br />

der Schlüssel, nicht Reaktion. Wie schon<br />

vorhin gesagt: Wenn alle weniger machen,<br />

dann sei du der- oder diejenige, die<br />

jetzt in dem Bereich ein paar mehr Kohlen<br />

ins Feuer legt. Effizient zu investieren<br />

ist wichtig, aber an den falschen Stellen<br />

– wie zum Beispiel Werbung – zu sparen,<br />

kann doppelt teuer werden. Der Weg an<br />

die Spitze steht wieder ganz neu offen,<br />

sei im positiven Sinne opportunistisch<br />

– aber geplant natürlich! (lacht) Dann<br />

würde ich Mittelständlern empfehlen,<br />

nicht nur für sich selbst, sondern auch in<br />

Zusammenarbeit mit Werbeagenturen<br />

klare Ziele zu setzen. Was ist die eigentliche<br />

geschäftliche Herausforderung?<br />

Was will ich erreichen? Wie will ich meinen<br />

Erfolg messen? Werbung, die nicht<br />

messbar wirkt, ist keine. Sondern ein alimentiertes<br />

Kunstprojekt. Denn: Künstler<br />

benutzen Leinwand und Farbe, um der<br />

Welt ihre Ideen zu verkaufen – Werber<br />

hingegen benutzen ihre Ideen, um der<br />

Welt Leinwand und Farbe zu verkaufen. •<br />

Friedrich Tromm ist<br />

Über den Interviewpartner<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

von TryNoAgency. Viele<br />

Jahre entwickelte er als Freelancer<br />

für große Agenturen<br />

internationale Kampagnen<br />

(Apple, Mercedes, Adidas,<br />

MTV uvm.). 2012 schloss er<br />

sich mit seinem Kreativpartner<br />

Stefan Nagel zusammen<br />

und gründete TryNoAgency. Zusammen mit<br />

ihrem 30-köpfigen Team haben sie sich darauf<br />

spezialisiert, Marken zu entwickeln und im Transformationsprozess<br />

zu begleiten. Zu ihren Kunden<br />

zählen unter anderem Foodspring, Mister Spex,<br />

Clark und HP.<br />

WGfS GmbH<br />

Nürtinger Straße 11<br />

70794 Filderstadt<br />

Lorem Ipsum

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