PT-Magazin - Ausgabe 5 2022
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz • Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten? • Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein • "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Top-Themen:
• Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz
• Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten?
• Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein
• "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"
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ohne Umwege zu gehen, haben wir<br />
zum Beispiel standardisierte Prozesse.<br />
Und die braucht es auch im Mittelstand.<br />
Wichtige Fragestellungen sind in diesem<br />
Zusammenhang, welche Alternativen<br />
die Kunden aktuell noch benutzen – anders<br />
gesagt: Wer ist eigentlich der Gegner?<br />
Gibt es überhaupt schon einen?<br />
Und wie sieht die Lebenswirklichkeit der<br />
Menschen, die wir ansprechen wollen,<br />
wirklich aus? Hier verfehlt Werbung häufig<br />
ihre Wirkung, weil sie sich in selbstgefälliger<br />
Haltungskommunikation verliert<br />
und die Menschen moralisch belehren<br />
möchte – oder zumindest zeigen möchte,<br />
dass die Autoren ganz besonders<br />
feingeistige und gute Menschen sind.<br />
Was dann häufig zu Lasten von Marke<br />
und Produkt geht. Das heißt nicht, dass<br />
Werbung nicht für das Gute und Schöne<br />
auf der Welt eintreten kann. Aber bitte<br />
ganz spezifisch. Und mit einem tiefen<br />
Verständnis für Haltung der Empfänger.<br />
Nicht für die der Sender. Das zum<br />
Inhalt. Was den Herstellungsprozess<br />
angeht, macht es aus unserer Erfahrung<br />
Sinn, Konzeption und Produktion nicht<br />
zu trennen. Hier können Auftraggeber<br />
richtig sparen, wenn sie keine externe<br />
Bewegtbildproduktion beauftragen, sondern<br />
alles aus einer Hand bekommen.<br />
<strong>PT</strong>: Die Stimmung ist momentan ja eher<br />
negativ. Gibt es dennoch auch neue<br />
Chancen?<br />
Tromm: Auf jeden Fall. Erstmal haben<br />
Mittelständler aktuell eine ideale Ausgangslage,<br />
denn es findet beinahe so<br />
etwas wie eine Marktbereinigung statt:<br />
Unternehmen wollen sparen und viele<br />
senken da erstmal die Werbeausgaben.<br />
Dadurch ist es jetzt einfacher an die Spitze<br />
zu kommen, wenn man dort vorher<br />
auch noch nicht unbedingt war. Wenn<br />
alle weniger machen, kann einer, der zur<br />
gleichen Zeit ein bisschen mehr macht,<br />
besonders viel erreichen. Das belegen<br />
Studien, die den Werbeerfolg während<br />
früherer Krisen gemessen haben. Dazu<br />
kommt, dass Werbung bei aller Authentizität,<br />
die sie vermitteln muss, ein Zufluchtsort<br />
bleibt. Eine Art heile Welt, die<br />
Wärme und Sicherheit verkauft. Das<br />
heißt im Klartext: Mittelständler können<br />
sich mit positiven Impulsen in der Kommunikation<br />
nachhaltig neu positionieren.<br />
Krisen sind eben immer auch Chancen,<br />
alles neu und besser zu machen. Krisen<br />
zwingen uns zur Innovation. Und die ist<br />
gerade in der Werbung häufig noch nötig.<br />
Klare Kommunikation ist die Antwort.<br />
<strong>PT</strong>: Und gibt es für klare Kommunikation<br />
auch einen klaren Kanal? Social<br />
Media, Radio, TV Werbung, OOH, CRM-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Maßnahmen – welcher Werbekanal ist<br />
jetzt der wichtigste für Mittelständler?<br />
Tromm: Das lässt sich pauschal nicht<br />
sagen und ist abhängig von Produkt, Unternehmen<br />
und Zielsetzung. Der beste<br />
Kanal ist am Ende der, der am besten verkauft.<br />
Was verkauft? im B2C Bereich; 40 %<br />
Produkt, 60 % Marke. Im B2B ist der Split<br />
etwas anders. Generell kann man aber<br />
sicher sagen, dass eine gut targetierte<br />
Mischung zielführend ist. Das bedeutet,<br />
Erfolg genau zu messen und zu optimieren,<br />
ihn danach wieder zu messen und<br />
wieder zu optimieren. Die Unterschiede<br />
lassen sich ganz gut an zwei Beispielen<br />
festmachen: Für HelloBody, eine junge<br />
Kosmetikmarke, ist Social Media mit direktem<br />
Kontakt zu den Konsumenten<br />
und der Möglichkeit, Tutorials und Erfahrungsvideos<br />
zu verbreiten, genau der<br />
richtige Kanal. Für ein Finanzprodukt wie<br />
Penta, eine Geschäftskundenbank, sicher<br />
nicht. Da bietet sich eher eine intensive<br />
CRM-Nutzung und persönliche, schriftliche<br />
Ansprache der Kunden an. Am Ende<br />
muss die Maßnahme zum Markenkern<br />
und zum Kommunikationsziel passen.<br />
Dabei können wir festhalten, dass bewegte<br />
Bilder häufig mehr Emotion auslösen,<br />
als statische und dass viele Sachverhalte<br />
zu kompliziert sind, um sie effektiv<br />
auf einem Plakat zu zeigen. Denn zu oft<br />
erinnern sich die Menschen dann zwar<br />
an das Plakat, aber nicht an die Marke<br />
oder das Produkt.<br />
<strong>PT</strong>: Das erste Halbjahr ist beendet und<br />
viele Unternehmen rüsten sich für den<br />
Jahresendspurt. Was sind Ihre Empfehlungen<br />
für die zweite Jahreshälfte?<br />
Tromm: Das Mindset ändern. Chancen<br />
sehen und sie nutzen. Aktion ist dabei<br />
der Schlüssel, nicht Reaktion. Wie schon<br />
vorhin gesagt: Wenn alle weniger machen,<br />
dann sei du der- oder diejenige, die<br />
jetzt in dem Bereich ein paar mehr Kohlen<br />
ins Feuer legt. Effizient zu investieren<br />
ist wichtig, aber an den falschen Stellen<br />
– wie zum Beispiel Werbung – zu sparen,<br />
kann doppelt teuer werden. Der Weg an<br />
die Spitze steht wieder ganz neu offen,<br />
sei im positiven Sinne opportunistisch<br />
– aber geplant natürlich! (lacht) Dann<br />
würde ich Mittelständlern empfehlen,<br />
nicht nur für sich selbst, sondern auch in<br />
Zusammenarbeit mit Werbeagenturen<br />
klare Ziele zu setzen. Was ist die eigentliche<br />
geschäftliche Herausforderung?<br />
Was will ich erreichen? Wie will ich meinen<br />
Erfolg messen? Werbung, die nicht<br />
messbar wirkt, ist keine. Sondern ein alimentiertes<br />
Kunstprojekt. Denn: Künstler<br />
benutzen Leinwand und Farbe, um der<br />
Welt ihre Ideen zu verkaufen – Werber<br />
hingegen benutzen ihre Ideen, um der<br />
Welt Leinwand und Farbe zu verkaufen. •<br />
Friedrich Tromm ist<br />
Über den Interviewpartner<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
von TryNoAgency. Viele<br />
Jahre entwickelte er als Freelancer<br />
für große Agenturen<br />
internationale Kampagnen<br />
(Apple, Mercedes, Adidas,<br />
MTV uvm.). 2012 schloss er<br />
sich mit seinem Kreativpartner<br />
Stefan Nagel zusammen<br />
und gründete TryNoAgency. Zusammen mit<br />
ihrem 30-köpfigen Team haben sie sich darauf<br />
spezialisiert, Marken zu entwickeln und im Transformationsprozess<br />
zu begleiten. Zu ihren Kunden<br />
zählen unter anderem Foodspring, Mister Spex,<br />
Clark und HP.<br />
WGfS GmbH<br />
Nürtinger Straße 11<br />
70794 Filderstadt<br />
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