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Marokko-Königreich des Lichtes

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FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />

Im Gerberviertel von Fes el-Bali<br />

werden noch auf traditionelle<br />

Weise Felle bearbeitet und<br />

Lederwaren aller Art hergestellt.<br />

Wer den Gerbern bei ihrer<br />

schweißtreibenden Arbeit zuschauen<br />

möchte, sollte allerdings<br />

nicht zimperlich sein. Über den<br />

Farbbottichen entfaltet sich ein<br />

Geruch, der für die Nasen der<br />

Besucher eine Herausforderung<br />

ist. Für die Touristen gibt es eine<br />

einfache Lösung: Minzzweige, die<br />

man sich vor die Nase hält<br />

Youssef scheint sich da ganz sicher zu sein:<br />

„Zwanzigtausend Kilometer garantiert!“ Er<br />

lobt nicht den in Tanger produzierten Neuwagen.<br />

Nein, er verkauft gerade ein einfaches<br />

Paar belghas – Pantoffeln aus Leder. Er weiß, dass er das<br />

Spiel fast gewonnen hat, wenn ihm der Tourist ein Lächeln<br />

schenkt. Immerhin ist es ihm gelungen, das Interesse <strong>des</strong><br />

Mannes so weit zu wecken, dass dieser ihm bis auf die Terrasse<br />

seines Ladens folgt. Von dort genießt man einen<br />

sagenhaften Blick auf die Chouara Gerbereien. Sie sind<br />

älter als 900 Jahre, erstrecken sich über 7000 Quadratmeter<br />

und beschäftigen rund 400 Mitarbeiter. Ihre Restaurierung<br />

vor einigen Jahren hat dem einzigartigen mittelalterlichen<br />

Flair nicht geschadet. „Die Show muss weitergehen“,<br />

meint Youssef und überreicht „seinem“ Touristen einen<br />

frischen Minzstrauß. Er soll den strengen Geruch überdecken,<br />

der aus den tiefen Becken hochsteigt. Die Tierhäute<br />

werden zunächst in ein Kalkbad getaucht und anschließend<br />

in eine Bio-Lake aus tierischen Exkrementen gelegt.<br />

„Siehst du, jetzt kommen sie in die Waschmaschine“, sagt<br />

der junge Mann, der seinem Gast jeden Arbeitsgang präzise<br />

erklärt. Bei der „Waschmaschine“ handelt es sich um<br />

eine große Holztrommel, in der die Häute immer und<br />

immer wieder gewaschen und geschleudert werden. Der<br />

gesamte Arbeitsprozess erstreckt sich über gut 30 Tage.<br />

„Die Leute aus Europa“, so Youssef, „finden die Färbung<br />

<strong>des</strong> Leders am interessantesten – all die bunten Farben.“<br />

Youssef listet die Produkte auf, die dafür zum Einsatz<br />

kommen: „Mohnpulver für das Rot, Henna für das<br />

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