Marokko-Königreich des Lichtes
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Links: In der Kasbah <strong>des</strong> Oudayas verleihen die bunten Straßen der alten<br />
Festung eine wunderschöne, mediterrane Milde. In den kleinen Cafés<br />
kann man herrlich relaxen<br />
Oben: Die rebellisch anmutende Festung mit den zahlreichen verwinkelten<br />
Gassen und kleinen Wegen liegt auf einer Klippe an der Mündung<br />
<strong>des</strong> Bouregreg und erstreckt sich über eine Fläche von vier Hektar<br />
Federleicht schwebt die neue<br />
Straßenbahn über die nagelneue<br />
Brücke Hassan II.<br />
Sie überspannt den Fluss<br />
Bouregreg, der die Ufer der Schwesterstädte<br />
Rabat und Salé trennt. Wer<br />
hinunterschaut, entdeckt Dutzende<br />
neue, kleine dreistöckige Gebäude,<br />
die inmitten einer einst versandeten<br />
Flussmündung emporragen. Hier befindet<br />
sich das neu gebaute, moderne<br />
und elegante Viertel Bab Al Bahr,<br />
zweifellos eine architektonische Bereicherung<br />
für die Hauptstadt. Für<br />
den Besucher besonders interessant<br />
ist vor allem, dass dieses Viertel mitten<br />
in die Symbole <strong>des</strong> <strong>Königreich</strong>es<br />
hineingebaut wurde: Würde man von<br />
dort aus eine Panoramaaufnahme<br />
machen, so dürfte sich dem Betrachter<br />
von rechts nach links ein ziemlich<br />
majestätisches Ensemble bieten: die<br />
Kasbah <strong>des</strong> Oudayas – eine eindrucksvolle<br />
Festung und die Wiege<br />
von Rabat. Dann die andalusische<br />
Mauer der Medina. Links davon die<br />
Rudimente <strong>des</strong> Hassan-Turms aus<br />
dem 13. Jahrhundert. Daneben das<br />
prächtige Mausoleum aus weißem<br />
Marmor von König Mohammed V.,<br />
und schließlich die Chellah, eine von<br />
Meriniden-Sultanen auf den Ruinen<br />
einer römischen Stadt gebauten Nekropole,<br />
die sich hinter der Biegung<br />
<strong>des</strong> Flusses versteckt. Dieses Bild<br />
hätte man vor gar nicht allzu langer<br />
Zeit so nicht aufnehmen können. Die<br />
beiden Schwesterstädte Rabat und<br />
Salé hatten sich nämlich längst von<br />
ihrer jeweiligen Küste entfernt. Die<br />
Zeit, als die Korsaren mit ihren<br />
Schiffen von den Häfen aus Rabat<br />
und Salé bis zu den Küsten von Cornwall<br />
segelten und die Flotten der katholischen<br />
Könige angriffen, war ohnehin<br />
lange vorbei. Meer und Stadt<br />
haben sich im Laufe der Jahrhunderte<br />
immer weiter auseinandergelebt.<br />
Die endgültige Trennung wurde dann<br />
in den 1970er Jahren besiegelt. In<br />
dieser Zeit verlor der Hafen von Rabat<br />
gegenüber seinem südlichen<br />
Konkurrenten in Casablanca endgültig<br />
an Bedeutung. Mehr noch: Er hatte<br />
schlichtweg keine Funktion mehr,<br />
versandete zunehmend und wurde<br />
letztendlich überflüssig. Das sollte<br />
sich ändern. Jahrzehntelang hatte<br />
man sich mit einem Plan beschäftigt,<br />
der das Meer seinen Anwohnern zurückgeben<br />
sollte. König Mohammed<br />
VI. rief schließlich 2003 das Ausbauprojekt<br />
der Mündungsufer <strong>des</strong> Bouregreg<br />
ins Leben. Sowohl die Stadt<br />
als auch das Land nahmen dafür<br />
richtig Geld in die Hand: Drei Milliarden<br />
Dirham (ca. 300 Millionen<br />
Euro) wurden für die Entwässerung<br />
<strong>des</strong> Flusses, den Bau von zwei Yachtund<br />
Fischerhäfen, einer Brücke, einer<br />
Straßenbahn und von einem Tunnel<br />
mobilisiert. Die Straßenbahn allein<br />
hatte umgerechnet etwa 50 Millionen<br />
Euro gekostet, die neue Brücke Hassan<br />
II 120 Millionen Euro. Um den<br />
Rest zu finanzieren, setzte man auf<br />
den lukrativen Verkauf der neuen<br />
Immobilien im Viertel Bab Al Bahr.<br />
Für ihre Konzeption zeichneten sich<br />
zwei marokkanische Architekturbüros<br />
verantwortlich, aber auch inter-<br />
83