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Outdoormarkt_2022_09

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INDUSTRIE<br />

Zwei inspirierende<br />

Tage in Annecy<br />

Rund 300 Führungskräfte aus der Outdoor-Industrie kamen im französischen Annecy zum achten<br />

EUROPEAN OUTDOOR SUMMIT zusammen – und diskutierten die größten Herausforderungen der Branche.<br />

Fotos: European Outdoor Group<br />

Prof. Jason Hickels Ideen für eine „Degrowth“-Strategie gehörten zu den meistdiskutierten<br />

unter den Delegierten beim European Outdoor Summit.<br />

Ein perfektes Ambiente bot Annecy in den<br />

französischen Alpen für den ersten European<br />

Outdoor Summit (EOS) seit 2019. Die<br />

Gründe der zweijährigen Pause sind bekannt,<br />

äußerst positiv gestimmt kamen in den<br />

Tagen des 6. und 7. Oktober rund 300 Führungskräfte<br />

der Outdoor-Branche aus ganz<br />

Europa und darüber hinaus im Hotel Imperial<br />

Palace, herrlich am Lac Annecy gelegen,<br />

zusammen. Die CSR- und Nachhaltigkeitsverantwortlichen<br />

waren stark vertreten, was<br />

die wichtigsten Themen der Präsentationen,<br />

Panels und Breakout-Sessions widerspiegelte,<br />

die da Programm der zwei Tage bildeten.<br />

Das übergreifende Motto lautete: Balance<br />

und Erfolg in der Unordnung finden.<br />

„Unordnung“ herrscht in vielerlei Hinsicht<br />

zurzeit auf der Welt. Der Wirtschaftsanthropologe,<br />

der unter anderem eine Professur an der<br />

Autonomen Universität Barcelona innehat,<br />

konfrontierte die Zuhörerschaft gleich mit einer<br />

herausfordernden Botschaft: Angesichts der<br />

bedrohlichen Entwicklungen von Klimawandel<br />

bis Ausbeutung der Ressourcen vertritt er<br />

das Konzept des Degrowth, also der Drosselung<br />

des Wachstums, das durch einen Fokus auf die<br />

Produktion dessen, was gut für den Menschen<br />

und die Gemeinschaft ist. „Weniger ist mehr“<br />

ist Hickels Credo, das sich gegen eine Ökonomie<br />

der bloßen Profitmaximierung richtet.<br />

Es folgte Jérôme Pero vom Verband der<br />

Europäischen Sportartikelindustrie (FESI). Er<br />

sprach über die aktuellen klima- und nachhaltigkeitspolitischen<br />

Pläne im Rahmen des<br />

European Green Deal, die sich direkt auf die<br />

Unternehmen auswirken würden. In der folgenden<br />

Breakout-Session zum Thema wurde<br />

offenbar, dass auch viele Outdoor-Unternehmen<br />

auf diese sich abzeichnende europäische<br />

Gesetzgebung mit ihren vielen Details<br />

nicht ausreichend vorbereitet sind.<br />

Von „Push“ zu „Pull“<br />

Als nächster Top-Speaker entwarf Leslie Holden<br />

von der Digital Fashion Group mit Beispielen<br />

diesbezüglich aktiver Unternehmen<br />

eine Vision einer zukünftigen Produktion, die<br />

auf Basis einer intelligent genutzten Digitalisierung<br />

die Möglichkeit bietet, on demand zu<br />

produzieren. Dieser Wechsel von einer „Push“<br />

zu einer „Pull“-Produktionsweise würde<br />

letztlich mit 3D-Modellen virtuell Produkte<br />

entwerfen und den Verbrauchern vorstellen.<br />

Im Idealfall würde dann erst nach Bestellung<br />

das reale Produkt gefertigt. Wahrlich eine<br />

Vision, deren Realität noch weit entfernt<br />

scheint, die aber extrem nachhaltig wäre,<br />

in Bezug auf Material- und damit Rohstoffsowie<br />

Energieverbrauch.<br />

In einer Diskussionsrunde am ersten Tag<br />

wurde auch ein Schlaglicht auf die Themen<br />

Diversität und Inklusion im Outdoor-<br />

Bereich geworfen. Moderiert vom britischen<br />

Journalisten Keme Nzerem, diskutierten<br />

Phil Young von Outsiders Project, einer britischen<br />

Plattform zur Förderung von Inklusion<br />

und Diversität, Julietta Qualizza von<br />

der französischen Charity-Organisation „en<br />

passant par la montagne“, die ausgegrenzten<br />

Einzelnen und Gruppen einen Zugang<br />

zu den Bergen und der Natur verschaffen<br />

will, sowie Lars Föll von Rucksackherstseller<br />

Gregory. Die drei erörterten etwa, welche<br />

Gruppen typischerweise und aus welchen<br />

Gründen bisher keinen Zugang zu Outdoor<br />

haben: bestimmte migrantische Communitys<br />

beispielsweise oder Menschen, die in<br />

sozialen Brennpunkten in Städten leben,<br />

oder auch Übergewichtige. Während es bei<br />

Letzteren unter anderem auch an mangelndem<br />

teils praktische und soziale Gründe<br />

oder auch solche, die in Kultur und Tradition<br />

verankert sind. Nach Überzeugung und<br />

auch der Erfahrung etwa von Young und<br />

Qualizza sind diese Menschen aber leicht<br />

für Aktivität in der Natur zu begeistern. Da<br />

gibt es viel zu tun.<br />

Rechtsfolgen des Klimawandels<br />

Am zweiten Tag stellte Rupert Stuart-<br />

Smith, ein Experte für Klimawissenschaft<br />

und Rechtsfragen im Zusammenhang mit<br />

dem Klimawandel und seinen Folgen, dar,<br />

welche juristisch relevanten Probleme auf<br />

Unternehmen zukommen könne oder wel-<br />

8 <strong>09</strong>/<strong>2022</strong> www.outdoormarkt.com

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