Zur Gesundheit 01_2023_Sonderausgabe Prof. Harms_8 Seiten_03_Lektorat
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Wirbelsäulenchirurgie<br />
<strong>Zur</strong> GesunDheit | Advertorial<br />
Nach Beendigung des Wachstums muss mit einer Verschlechterung<br />
der Skoliose gerechnet werden. Es ist<br />
davon auszugehen, dass dies die sekundäre Folge der<br />
Verkrümmung der Wirbelsäule in allen drei Ebenen ist.<br />
Die radiologische Darstellung der Skoliose in der koronaren<br />
Ebene (Ansicht von vorne) zeigt, dass durch die<br />
Verkrümmung der Wirbelsäule eine Fehlstellung und<br />
daraus eine resultierende Fehlbelastung der Bandscheiben<br />
eintritt. Im gesunden Zustand stehen die Bandscheiben<br />
der Wirbelsäule horizontal. Somit ist eine<br />
gleichmäßige Kraftverteilung über die gesamte Fläche<br />
der korrespondierenden Endplatten der Wirbelkörper<br />
und der Bandscheiben gegeben. Bei einer Skoliose tritt<br />
eine Schrägstellung der Bandscheiben mit folgender<br />
Fehl- und Überbelastung und frühzeitigem Verschleiß<br />
auf. Dies führt zu einer langsam fortschreitenden Verschlechterung<br />
der Wirbelsäulenverkrümmung, auch im<br />
Erwachsenenalter. Es ist anzunehmen, dass die Skoliose<br />
pro Jahr zwischen 1 und 1,5° zunimmt.<br />
Entwicklung der Behandlung auch unter historischem<br />
Aspekt<br />
Schon früher war die Skoliose weit verbreitet. In der<br />
altgriechischen Literatur sind Zeichnungen und Beschreibungen<br />
zu finden, die eine mögliche konservative<br />
Behandlung der Skoliose zeigen. Ziel war es, mit der<br />
aufwendigen Behandlung eine manuelle Korrektur der<br />
Verkrümmung zu erreichen. Mediziner der damaligen<br />
Zeit hatten allerdings keine Möglichkeiten, das Behandlungsergebnis<br />
zu halten und so kam es zu einer ständigen<br />
Verschlechterung der Skoliose.<br />
Die weitere Entwicklung der Therapie geht bis ins 18.<br />
Jahrhundert zurück, in dem es eine ergänzende Behandlung<br />
in Form einer Bewegungstherapie und einer<br />
Streckbettbehandlung gab. Bereits im 16. Jahrhundert<br />
wurden erste Versuche durchgeführt, mit einer metallischen<br />
Orthese der Wirbelsäulenverkrümmung vorzubeugen.<br />
Im 18. bis 19. Jahrhundert rückte die Entwicklung<br />
der Korsettbehandlung in den Vordergrund, die<br />
die Skoliose aufhalten sollte.<br />
Konservative Behandlungen in der heutigen Zeit<br />
Die damals begonnene Physiotherapie und Korsettversorgung<br />
sind auch heute noch Basis konservativer Maßnahmen<br />
bei Skoliose. Eine Korsettbehandlung ist aber<br />
nur dann sinnvoll, wenn diese einen maßgebenden Einfluss<br />
auf die Skoliose hat und es zu einer Verbesserung<br />
kommen würde. Diese Behandlungsmethode ist aber<br />
eher nur in seltenen Fällen erfolgreich. Die Rückbildung<br />
einer Skoliose (30 bis 40 °) ist mit einem Korsett nicht<br />
möglich. Denn eine Korsettbehandlung wird heute als<br />
angemessen und erfolgreich bezeichnet, wenn zum<br />
Ende der Behandlung (zwischen 4-7 Jahren) das gleiche<br />
Ergebnis wie zu Beginn der Korsettbehandlung besteht.<br />
In einer Publizierung vor etwa 15 Jahren wurden Untersuchungen<br />
veröffentlicht, welchen Einfluss eine alleinige<br />
physiotherapeutische Behandlung und eine Behandlung<br />
mit Korsett auf die Entwicklung der Skoliose<br />
haben. Etwa 100 Patienten wurden mit ihrer Skoliose<br />
von ca. 20 ± 5° in drei Gruppen eingeteilt:<br />
1. Skoliose ohne Behandlung<br />
2. Skoliose mit physiotherapeutischer Behandlung<br />
3. Skoliose mit physiotherapeutischer Behandlung<br />
und Korsettversorgung<br />
Die Untersuchung kam nach etwa zwei Jahren zu dem<br />
Ergebnis, dass sich die Entwicklung der Skoliose bei<br />
allen Gruppen gleich verhält und unabhängig von der<br />
Behandlungsart ist. Etwa 30 % der Skoliosen bleiben<br />
gleich und verschlechtern sich nicht, 30 % der Skoliosen<br />
verschlechtern sich und die gleiche Anzahl kann sich sogar<br />
verbessern.<br />
Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Nutzen einer<br />
Korsettbehandlung immer hinterfragt werden sollte.<br />
Denn gerade bei leichten Skoliosen lässt sich die Weiterentwicklung<br />
nicht voraussagen. Es gibt dennoch verschiedene<br />
Parameter, die mit einer gewissen Sicherheit<br />
voraussagen lassen, ob sich eine Skoliose verschlechtern<br />
wird. Hierbei ist insbesondere die korrekte Beurteilung<br />
des seitlichen <strong>Prof</strong>ils der Wirbelsäule von großer<br />
Bedeutung.<br />
Aus diesem Grund sollte zu Beginn der Skoliosebehandlung<br />
eine regelmäßige Kontrolluntersuchung im<br />
Vordergrund stehen. Die objektive Beurteilung der<br />
Wirbelsäule kann aber nur durch regelmäßige Röntgenaufnahmen<br />
in der koronaren und sagittalen Ebene erfolgen.<br />
Das bedeutet zwar eine gewisse Strahlenbelastung,<br />
aber die Aufnahmen sind die einzige Möglichkeit,<br />
frühzeitig eine starke Progredienz*** zu erkennen und<br />
eine mögliche Operation in Erwägung zu ziehen.<br />
Die konservative Skoliose-Behandlung basiert auf effizienten<br />
Therapien wie der Physiotherapie. Ist die Progredienz<br />
der Skoliose klinisch und radiologisch dokumentiert,<br />
ist die Einleitung einer intensiven Physiotherapie<br />
sinnvoll. Mit der Therapie lassen sich entsprechende<br />
Muskelgruppen stärken und dehnen. Gleichzeitig sollte<br />
eine intensive Atemtherapie erfolgen.<br />
Aus biomechanischer Sicht sind aber selbst bei der spezifischen<br />
Rückenschule wie der Lehnart-Schroth-Therapie<br />
klare Grenzen gesetzt. Wenn der Skoliosewinkel<br />
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