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E-PAPER LESEN:
moneyeditorial<br />
FRANK MERTGEN<br />
stellv. Chefredakteur<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
EDITORIAL<br />
Banger Blick<br />
auf den<br />
Winter<br />
Der Weg durch den Winter 22/23<br />
Gasvorräte in Europa<br />
bis März 2023<br />
in Milliarden Kubikmetern<br />
30 8<br />
95<br />
Okt.<br />
<strong>2022</strong><br />
28<br />
März<br />
2023<br />
Quelle: UBS<br />
242<br />
–181<br />
Versorgung<br />
04/23 bis 10/23<br />
Importe<br />
Russland<br />
71<br />
sonstige<br />
Importe<br />
Nachfrage<br />
04/23 bis 10/23<br />
69<br />
Okt.<br />
2023<br />
71 Haushalte<br />
Der Weg durch den Winter 23/24<br />
71<br />
–76<br />
sonstige<br />
Importe<br />
Energie<br />
–71<br />
79 Haushalte<br />
Produktion<br />
Flüssiggas<br />
32 8<br />
Importe<br />
Produktion<br />
Russland<br />
Flüssiggas<br />
–77<br />
Industrie<br />
–59<br />
Energie<br />
–69<br />
Gasvorräte in Europa bis März 2024<br />
in Milliarden Kubikmetern<br />
Sonstige<br />
–42<br />
Industrie<br />
Sonstige<br />
–58<br />
–42<br />
Quelle: UBS<br />
28<br />
März<br />
2023<br />
34<br />
März<br />
2024<br />
In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar mit<br />
all ihren Absurditäten. Die Vorfreude scheint diesmal doch sehr gedämpft,<br />
aus guten (Menschenrechts-)Gründen. Im Gespräch sagen<br />
viele, sie würden diesmal nicht schauen. Mal sehen, ob das noch gilt,<br />
wenn die deutsche Mannschaft die Vorrunde übersteht. Was es auch<br />
dieses Jahr gibt: die Favoritenlisten der Wettanbieter. Brasilien und Argentinien<br />
werden oft als Kandidaten für das Finale genannt, das Halbfinale<br />
wird den Quoten zufolge Frankreich und England zugetraut.<br />
Banken, die sich auch gern als Fußball-Prognostiker ausprobiert haben,<br />
scheinen sich eher zurückzuhalten.<br />
Jedenfalls wäre es schön, wenn die Fußball-Fans draußen schauen<br />
könnten. Dann wäre es nämlich weiter warm und der Gasverbrauch<br />
niedrig. Katar wird lange über die WM hinaus ein Thema für Deutschland<br />
bleiben, wegen der Versorgung mit dem begehrten Flüssiggas<br />
(LNG) als Ersatz für russisches Gas. Und zur Gasversorgung in den<br />
nächsten beiden Wintern geben immer mehr Experten Prognosen ab.<br />
Die UBS beispielsweise sieht dank des bislang milden Herbstes ein<br />
geringeres Risiko für Engpässe bei der Gasversorgung Europas im anstehenden<br />
Winter. In ihrem Basisszenario sinkt der Gasverbrauch in<br />
Europa um 13 Prozent (im Vergleich mit dem Durchschnitt der Jahre<br />
2017 bis 2021) und bleibt die Versorgung mit Flüssiggas auf dem gegenwärtigen<br />
Niveau. Dann wären die Gasspeicher in Europa Ende<br />
März 2023 nach der Vorhersage noch im hohen 20-Prozent-Bereich<br />
gefüllt, so wie im März dieses Jahres, wenn auch zehn Prozentpunkte<br />
unter dem 5-Jahres-Schnitt. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass<br />
der Stand in den Speichern Ende März des kommenden Jahres unter<br />
15 Prozent fällt, „aber das würde es wahrscheinlich erfordern, dass es<br />
sowohl einen kälteren Winter als normal gibt sowie eine Unterbrechung<br />
der verbleibenden russischen Gasexporte“, wie die UBS-Fachleute<br />
schreiben. Dank der derzeit fast vollen Gasspeicher blicken auch<br />
die Börsianer bereits wieder zuversichtlicher auf die Konjunktur in<br />
Euro-Land, wie Sentix ermittelte: „Die Sorgen vor einer katastrophalen<br />
Gasmangellage schwinden.“<br />
Also Grund zur Entspannung? Noch nicht mit Blick auf den Winter<br />
2023/24. Dieses Jahr sind die Speicher in Europa randvoll, weil Russland<br />
zumindest bis August noch mehr Gas geliefert hat, zum Beispiel<br />
über die berühmt gewordene Pipeline Nord Stream 1. Im kommenden<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong><br />
Jahr werden nach UBS-Berechnung 36 Milliarden Kubikmeter weniger<br />
Gas über russische Pipelines nach Europa kommen als noch <strong>2022</strong>.<br />
Zehn Milliarden Kubikmeter lassen sich über andere Pipelines (zum<br />
Beispiel aus Nordafrika) ersetzen, der Rest muss über Einsparungen<br />
und über noch höhere LNG-Importe ausgeglichen werden. Die UBS<br />
kalkuliert mit LNG-Einfuhren von 189 Milliarden Kubikmetern nach<br />
Europa im Jahr 2023, ein Plus von 16 Milliarden zum Vorjahr. Das würde<br />
eine Füllquote der Gasspeicher von 89 Prozent vor dem nächsten<br />
Winter bedeuten und nach dem Winter, also im März 2024, eine Restfüllung<br />
auf dem durchschnittlichen Niveau der Vorjahre. Europa könne<br />
das schaffen, aber es wird teuer – „Europa muss mit anderen Kaufinteressenten<br />
um ein knappes Gut konkurrieren“, schreibt die UBS.<br />
Katar wird viel länger im Zentrum der deutschen Aufmerksamkeit<br />
stehen, als uns lieb ist.<br />
Ihr<br />
Aus aktuellem Anlass!<br />
Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Inflation hat in Deutschland und auch im Durchschnitt der<br />
Euro-Zonen-Länder zweistellige Werte erreicht. Bange blicken<br />
die Börsianer auf die Notenbanken: Stürzen diese jetzt mit verspäteten,<br />
aber besonders großen Zinsschritten die Volkswirtschaften in<br />
eine tiefe Rezession? Oder stoppen sie die Zinserhöhungen doch<br />
schneller als bislang angekündigt? Und was heißt das für die Märkte und<br />
die Aktienkurse? Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>.<br />
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moneyinhalt<br />
16. NOVEMBER <strong>2022</strong> www.money.de<br />
10<br />
Unsere Favoriten<br />
Die <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>-Redaktion verrät ihre<br />
Lieblingsaktien. Warum und in welche Papiere<br />
sie aus Überzeugung investiert haben (oder<br />
wollen): 25 ganz persönliche Empfehlungen<br />
moneykompakt<br />
6 Krypto: Wie geht es weiter?<br />
7 Das kaufe ich jetzt: Ein<br />
Silberzertifikat ist Gold wert<br />
7 Meine erste Aktie: Mit Nokia<br />
zum ersten Gewinn<br />
7 Hit & Shit: Adidas zieht an; Musk<br />
verliert 100 Milliarden US-Dollar<br />
8 Siemens: Zwist in der Familie<br />
schadet dem Aktienkurs<br />
9 Ifo-Studie: Warum sich<br />
Mehrarbeit nicht lohnt<br />
9 ESG Award: Auszeichnung für<br />
grüne Geldanlagen<br />
98 Andis Börsenbarometer: Wer<br />
über Geld nachdenken sollte<br />
moneytitel<br />
10 Lieblingsaktien der Redaktion:<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>-Redakteure geben<br />
Einblicke in ihre Depots<br />
12 PNE: Windpark-Aktie mit Mega-<br />
Wachstumsaussichten<br />
13 Ringmetall: Darum gehört der<br />
Verpacker in jedes Depot<br />
14 Nestlé: Es gilt weiter: „Verkaufen<br />
Sie diese Aktie nie!“<br />
16 Hensoldt: Radar- und Sensorspezialist<br />
mit 48 Prozent Kurspotenzial<br />
16 Alphabet: Der Burggraben ist<br />
gigantisch – die Aussichten auch<br />
17 Energiekontor: Eine Öko-Aktie<br />
mit viel Luft nach oben<br />
18 Deutsche Telekom: Weshalb die<br />
„Volksaktie“ jetzt wieder erwacht<br />
20 Danaher: Krisenerprobter<br />
Dauerläufer startet durch<br />
21 MercadoLibre: Beim E-Commerce-<br />
Giganten geht es rund<br />
22 Aktienkorb: Fünf aussichtsreiche<br />
Papiere für turbulente Börsen<br />
25 Swiss Life: Wie sich der Schweizer<br />
Versicherer neu erfindet<br />
26 Naturgy: Mit Vollgas in die Zukunft<br />
26 PerkinElmer: Ist der Messgeräte-<br />
Experte nach Korrektur ein Kauf?<br />
28 Vertex: Wieso der Pharma-Riese<br />
vor dem großen Durchbruch steht<br />
29 Infineon: Halbleiter-Champion mit<br />
Top-Zukunftstechnologien<br />
30 Volkswagen: Warum der Autobauer<br />
dramatisch unterbewertet ist<br />
32 Brockhaus Technologies: Hochinteressante<br />
Option auf die Zukunft<br />
33 7C Solarparken: Mit Rückenwind<br />
und neuer Kursfantasie<br />
34 Reckitt Benckiser: Der Hersteller<br />
von Calgon mit schöner Dividende<br />
34 Eramet: Der Rohstoffkonzern ist<br />
sehr günstig bewertet<br />
35 PharmaSGP: Warum der Pharma-<br />
Konzern keine Schlaftablette ist<br />
36 Kolumne: Unternehmerin Sarna<br />
Röser über das China-Risiko im<br />
Mobilfunk<br />
4 Fotos: V. Birch, Bloomberg, BMW, VectorStock (2)<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong>
moneymarkets<br />
38 Anleihen: Bonds mit begrenztem<br />
Risiko und akzeptablen Renditen<br />
42 Marktinterview: Marc Decker,<br />
stellvertretender Aktienchef bei<br />
Quintet Private Bank, über den<br />
Einstieg in den Markt<br />
44 US-Wahlen: Zeichnet sich eine<br />
Trendwende an der Wall Street ab?<br />
46 Lithium-Aktien: Run auf Elektroautos<br />
befeuert die Geschäfte<br />
50 Musterdepots: Wie die Experten<br />
in der Krise agieren<br />
58 The Economist: Neue Konglomerate<br />
leiden an alter Krankheit<br />
62 Singapur: „Die Stadt des Löwen“<br />
könnte sehr aussichtsreich sein<br />
64 Wasserstoff: Europa wird von<br />
Energieimporten unabhängiger<br />
moneydigital<br />
49 Chartsignal: Gelingt dem Dax der<br />
Ausbruch nach oben?<br />
49 Börsenwissen: Warum Anleihenkäufer<br />
die Duration kennen sollten<br />
52 Highlights: 17 Vorwürfe gegen<br />
Elon Musk<br />
53 Analyse: Was Nintendo jetzt<br />
zu bieten hat<br />
55 Interview: Tilmann Galler,<br />
Marktstratege bei J.P. Morgan AM,<br />
über unterbewertete Aktien<br />
dswanlegerschutz<br />
67 DSW: Eine Strategie, mit der der<br />
Erfolg an der Börse gelingt<br />
44<br />
Kampfansage an Donald Trump<br />
Ein guter Tag für die Demokraten und Joe Biden. Und: Ron DeSantis (r.) bleibt<br />
Gouverneur von Florida. Der Börse war die US-Zwischenwahl aber fast egal<br />
– im Gegensatz zu den neuen Inflationsdaten. Wird die Notenbank das<br />
Tempo der Zinserhöhungen drosseln? Wie geht es am Leitmarkt weiter?<br />
moneyservice<br />
68 Marktplatz: So gelingt Reisen<br />
ohne Reue; Top-Plug-in-Hybrid<br />
70 Traditionsunternehmen: Modern<br />
und innovativ – <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
kürt die besten Unternehmen<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
46<br />
Unter Strom<br />
Es gibt immer mehr E-Autos wie diesen<br />
BMW. Der Bedarf an Stromspeichern<br />
wächst rasant. Die Lithium-Fördermengen<br />
schnellen in die Höhe. Welche<br />
Unternehmen von diesem Boom in den<br />
nächsten Jahren besonders profitieren<br />
38<br />
Endlich Rendite<br />
Die Nullzins-Ära ist endgültig<br />
zu Ende. Schritt für Schritt<br />
geht es mit den Zinsen an<br />
den Kapitalmärkten wieder<br />
aufwärts. Der Trend<br />
scheint<br />
anzuhalten.<br />
Für<br />
Anleger<br />
bieten sich<br />
mit Bonds<br />
wieder<br />
unverhofft<br />
gute<br />
Chancen<br />
55<br />
„Das Potenzial bei Aktien ist so groß<br />
wie seit 27 Jahren nicht“<br />
TILMANN GALLER, KAPITALMARKTSTRATEGE BEI J.P. MORGAN AM<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong><br />
Titel Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5
moneytitel<br />
TITEL<br />
DIE<br />
BEST<br />
AKTIEN<br />
DER<br />
REDAKT<br />
10<br />
Fotos: xxxxxxxxxxx/<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong>
Die Ungewissheit der Anleger am Aktienmarkt ist beinahe<br />
greifbar. Ist der Bullenmarkt nun endgültig da oder lauern<br />
doch weitere Bärenfallen? Meldungen über eine niedrigere<br />
US-Inflation im Oktober als erwartet (7,7 Prozent, Experten<br />
hatten mit 8,0 Prozent gerechnet) katapultierten den<br />
deutschen Leitindex um 450 Punkte nach oben. Damit liegt<br />
der Dax aktuell mehr als 2000 Punkte über seinem Zwischentief Ende September<br />
bei 11 975 Punkten. Ist damit nun die Trendwende am Aktienmarkt<br />
vollzogen? Bei der Frage scheiden sich bislang die Geister.<br />
EN<br />
Vertrauen ist gut und zweistellige<br />
Wachstumsraten obendrauf sind<br />
noch besser: Die <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>-<br />
Redakteure stellen ihre besten Aktien<br />
vor – von Pharma-Pionieren über<br />
Tech-Spezialisten bis hin zu Versorgern.<br />
25 Werte, 25 Chancen<br />
von VERENA SEPP<br />
ION<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> hat darauf hingegen nicht nur eine, nicht zwei, nicht drei,<br />
sondern 25 Antworten: die besten Aktien der Redakteure selbst – Aktien ihres<br />
Vertrauens, auf die sie auch in unruhigen Zeiten wie diesen setzen (wollen).<br />
25 Top-Werte, die sich durch ihr einzigartiges Geschäftsmodell, Innovation,<br />
wachsende Umsätze und Gewinnsteigerungen bewährt haben.<br />
Klingen 72 Prozent Kursplus binnen 24 Monaten für Sie verlockend? Das<br />
bietet Ihnen der Spezialverpacker Ringmetall auf der Seite 13. 65 Prozent<br />
in drei Jahren liefert der Medizintechnikkonzern PerkinElmer (S. 26), 50<br />
Prozent binnen eineinhalb Jahren die bayerische PharmaSGP Holding<br />
(S. 35). Beim Mangan-Spezialisten Eramet (S. 34) sind es sogar 150 Prozent<br />
in zwei Jahren. Nachhaltigkeitsaffine Anleger kommen ebenfalls auf ihre<br />
Kosten: 62 Prozent Plus in 13 Monaten mit dem Wind- und Solarparkentwickler<br />
Energiekontor (S. 17). Der Konkurrent PNE (S. 12) kletterte in fünf<br />
Jahren um satte 600 Prozent nach oben. 700 Prozent binnen zehn Jahren<br />
gibt es auf der Seite 20 – der US-Hersteller von elektronischen Testsystemen<br />
Danaher überzeugt durch seine Wandlungsfähigkeit. Value-Liebhaber blicken<br />
mit der Nestlé-Aktie (S. 14) auf 1000 Prozent Kurswachstum in 25 Jahren.<br />
Darf es etwas exotischer sein? Das südamerikanische Amazon-Pendant<br />
MercadoLibre lockt mit 35 Prozent in sechs Monaten (S. 21).<br />
Egal, ob Value- oder Growth-, Energie- oder Pharma-Wert, eines haben<br />
alle Aktien gemein: Auf dem Weg zu diesen profitablen Wachstumsraten<br />
kam es immer wieder zu Rücksetzern, teils auch langen Flauten. Das Vertrauen<br />
in die 25 Lieblinge ist dennoch ungebrochen. Aber lesen Sie selbst.<br />
Hinweis: Selbstverständlich beachten die Redakteure stets die Richtlinie<br />
des Deutschen Presserats, im Zeitraum von zwei Wochen vor und nach<br />
einer Veröffentlichung keine Geschäfte mit einem in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
beschriebenen Finanzinstrument zu tätigen.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong><br />
Illustrationen: VectorStock 11
moneymarkets<br />
GELD PARKEN<br />
Anleihen sind<br />
wieder im Spiel<br />
Die Nullzins-Zeit ist endgültig passé. Und<br />
die Sätze scheinen weiter zu steigen.<br />
Wo sich bei Bonds jetzt schon mit<br />
sehr begrenztem Risiko und<br />
akzeptablen Renditen Geld<br />
zwischenlagern lässt<br />
von BERND JOHANN<br />
Anleihen, stellt Christian<br />
Kopf, Leiter des Rentenfondsmanagements<br />
bei<br />
der genossenschaftlichen<br />
Union Investment, fest,<br />
gewinnen durch den<br />
deutlichen Anstieg der Marktzinsen<br />
wieder an Attraktivität. So sprang etwa<br />
die durchschnittliche Rendite von<br />
Euro-Unternehmensbonds mit guter<br />
Bonität seit Ende 2021 von 0,5 auf zuletzt<br />
circa 4,3 Prozent – ein Wort nach<br />
rund zehn Jahren Magerkost. Selbst bei<br />
Euro-Staatsanleihen kletterte die Verzinsung<br />
aus dem leicht negativen Bereich<br />
auf im Schnitt gut drei Prozent.<br />
Damit rücken Anleihen als Anlagealternative<br />
wieder auf den Zettel der Investoren.<br />
Das gilt vor allem für Bonds<br />
mit kürzeren Laufzeiten: Ihre Rendite<br />
fällt momentan ähnlich hoch aus wie<br />
die der Langläufer. Gleichzeitig bergen<br />
ZUG NACH OBEN:<br />
Stück für Stück treppauf<br />
geht es bisher am<br />
Kapitalmarkt mit den<br />
Zinsen. Der Trend<br />
scheint anzuhalten<br />
38<br />
Illustration: VectorStock <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong>
Papiere mit Fälligkeit in ein oder zwei Jahren ein weit geringeres<br />
zwischenzeitliches Kursrisiko, sollten die Zinsen<br />
weiter ansteigen. Zudem lassen sich die Anleihen bei dem<br />
überschaubaren Zeitraum leichter bis Rückzahlung durchhalten.<br />
Sie bieten sich bei den aktuell turbulenten Zeiten so<br />
vor allem zum Geldparken an mit relativ sicherer Kalkulationsgrundlage.<br />
Die Welle rollt. Die Gefahr weiter steigender Zinsen bleibt<br />
real. Denn die Notenbanken als Taktgeber für die Rentenmärkte<br />
planen, ihre Sätze weiter hochzuschrauben. „Unsere<br />
Arbeit ist noch lange nicht abgeschlossen“, tat EZB-Chefin<br />
Christine Lagarde angesichts einer Inflationsrate von<br />
zuletzt gut zehn Prozent in Euro-Land gerade kund. Und<br />
auch ihr Kollege Jerome Powell von der US-Notenbank Fed<br />
meint, dass sein Institut noch „einiges an Weg“ vor sich hat.<br />
Die Experten diskutieren derweil darüber, wie stark die<br />
Zentralbanken an der Schraube drehen werden und vor allem<br />
auch wie die Marktzinsen darauf reagieren. Relativ optimistisch<br />
gibt sich Union Investment. „Der Anleihenmarkt<br />
preist die schwache Konjunktur und steigende Leitzinsen bereits<br />
weitgehend ein“, glaubt Christian Kopf. Sein Haus erwartet<br />
so kaum noch Aufwärtsdruck bei den Bondrenditen.<br />
Sollten die Marktzinsen doch weiter ansteigen, biete die inzwischen<br />
erreichte höhere Verzinsung einen größeren Puffer<br />
gegen Kursverluste.<br />
Den Kontrapunkt setzen die Analysten der Citigroup. Sie<br />
befürchten massiv negative Auswirkungen auf die europäischen<br />
Anleihenmärkte durch den Doppel-Wumms von Bundeskanzler<br />
Olaf Scholz. Nicht nur, dass das Geld für das vorgesehene<br />
staatliche 200-Milliarden-Euro-Maßnahmenpaket<br />
vor allem über neue Schulden kommt, was die Inflation anheizen<br />
und die EZB zu schärferem Bremsen bringen könnte.<br />
Scholzens Wummse drohen zudem andere, weniger finanzstarke<br />
Euro-Länder zum Nachahmen zu animieren, mit der<br />
Konsequenz eines kräftigen Drucks auf die Bondmärkte und<br />
steil hochschießender Zinsen. Marktgerüchten zufolge sollen<br />
Hedge-Fonds bei deutschen und italienischen Staatsanleihen<br />
bereits auf markant fallende Kurse wetten.<br />
Selbst in diesem schlimmsten Fall wären kürzerlaufende<br />
Anleihen weniger stark betroffen. Anleger könnten die Turbulenzen<br />
weit leichter aussitzen und die Papiere bis zur Fälligkeit<br />
in vielleicht 12 oder 18 Monaten und Rückzahlung<br />
Umschwung bei den Leitzinsen<br />
Rasant gestiegene Inflationsraten lassen keine andere<br />
Wahl: Die Notenbanken müssen mit ihren Zinsen<br />
gegenhalten. Ein Ende des Aufwärtstrends ist noch<br />
nicht in Sicht. Besonders krass ist der Dreh bei der<br />
EZB nach sechs Jahren Leitzins null. Letztmals lag ihr<br />
Satz 2009 auf dem heutigen Level von 2,0 Prozent.<br />
Leitzinsen in den USA und Europa<br />
in Prozent<br />
Europäische<br />
Zentralbank<br />
US-Notenbank<br />
2015 16 17 18 19 20 21 <strong>2022</strong><br />
Quelle: Bloomberg<br />
Kursdruck bei den Anleihen<br />
Schon bevor die lange zögerliche EZB sich zum<br />
Handeln entschloss, reagierte der Markt auf die<br />
steigenden Inflationsraten. Allein <strong>2022</strong> brachen die<br />
Kurse europäischer Staatsanleihen bis Oktober um<br />
fast 18 Prozent ein. Die Kehrseite der Medaille: wieder<br />
ordentlich positive Renditen bei vielen Bonds.<br />
Verluste auf Euro-Staatsanleihen<br />
jährliche Wertentwicklung in Prozent<br />
2021<br />
<strong>2022</strong><br />
JAN F M A M J J A S O N DEZ<br />
Quelle: Union Investment; Stand Mitte Oktober <strong>2022</strong><br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0<br />
–5<br />
–10<br />
–15<br />
–20<br />
Euro-Unternehmenskurzläufer<br />
Die aufgeführten Titel zählen mit zu den<br />
liquidesten Werten bei den Firmenanleihen<br />
mit verbleibender relativ kurzer Restlaufzeit<br />
und Stückelung 1000 Euro. Sie<br />
sollten so jederzeit handelbar sein. Als ergiebigster<br />
Börsenplatz für solche Unternehmensbonds<br />
gilt Stuttgart. Die Rendite<br />
der Anleihen steigt mit abnehmender<br />
Bonität. Gegenüber Bundesanleihen besitzen<br />
sie – anders als zum Beispiel in<br />
den USA – einen klaren Zinsvorsprung.<br />
Emittent WKN Kupon in % Volumen<br />
in Mio. €<br />
Fälligkeit Kurs in % Rendite p.a.<br />
in %<br />
FMC A255DU 0,25 650 29.11.23 97,70 2,7 BBB (S&P)<br />
Thyssenkrupp A2TEDB 2,875 1500 20.02.24 98,15 4,5 BB– (S&P)<br />
Fraport A3E443 1,625 650 09.07.24 97,35 4,0 –<br />
Covestro A169MH 1,75 500 25.09.24 96,16 4,0 Baa2 (Moody’s)<br />
Grenke Finance A28VXK 3,95 325 09.07.25 92,50 6,8 BBB (S&P)<br />
RWE A30VMU 2,50 1250 24.08.25 97,30 3,6 Baa2 (Moody’s)<br />
zum Vergleich:<br />
Bundesrep. D. 110486 0,00 13000 15.12.23 97,80 2,1 AAA (S&P)<br />
Bundesrep. D. 110237 0,50 30500 15.02.25 96,50 2,1 AAA (S&P)<br />
Rating<br />
Quelle: Boomberg; Stand: 9.11.<strong>2022</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong><br />
39
moneymarkets<br />
US-WAHLEN<br />
Trendwende an<br />
der Wall Street?<br />
JOE BIDEN: überraschender<br />
Erfolg für den Amtsinhaber<br />
DONALD TRUMP: der klare<br />
Verlierer der Wahl<br />
Die US-Zwischenwahlen brachten keinen klaren<br />
Sieger. Doch es gibt Gewinner und Verlierer. Der<br />
Börse war die Wahl fast egal – im Gegensatz zu<br />
den Inflationsdaten zwei Tage später.<br />
von MIKA HOFFMANN<br />
RON DESANTIS: wird<br />
Machtanspruch anmelden<br />
NANCY PELOSI: Wiederwahl<br />
nach Attentats-Schock<br />
Die rote Welle bleibt aus. Die republikanische Partei hatte<br />
auf einen großen Sieg bei den Kongresswahlen in<br />
der vergangenen Woche gehofft – der blieb aus. Das<br />
Wahlergebnis ist knapp. So knapp, dass am vergangenen<br />
Freitag zum Redaktionsschluss noch nicht feststand, ob die<br />
Demokraten im Senat ihre Mehrheit behalten – die Entscheidung<br />
könnte erst bei der Stichwahl in Georgia am 6. Dezember<br />
fallen – und ob die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus<br />
erobern.<br />
Euphorie nach Preisdaten. Die Finanzmärkte wussten erst<br />
einmal nicht so recht, was sie mit dem Wahlergebnis anfangen<br />
sollten. Auch an der Wall Street hatten viele Beobachter<br />
auf einen deutlichen Sieg der Republikaner gesetzt. Die Anleger<br />
warteten bis Donnerstag auf die Inflationsdaten. Dass<br />
die Preissteigerungsraten etwas zurückkamen und besser<br />
ausfielen als erwartet, versetzte die Wall Street in Euphorie –<br />
und war wichtiger als die politische Entscheidung.<br />
„Too close to call“ war die häufigste Formulierung in der<br />
Wahlnacht bei CNN. Die Prognosen und Hochrechnungen<br />
lagen dieses Mal daneben. Zwar konnten die Republikaner<br />
(höchstwahrscheinlich) das Repräsentantenhaus erobern.<br />
Aber nicht mit einem so großen Vorsprung, wie er bei den<br />
Zwischenwahlen historisch im Durchschnitt üblich ist. Und<br />
im Senat stehen die Chancen gut, dass die Demokraten ihre<br />
Mehrheit behalten. Alles in allem ist das ein Sieg für US-Präsident<br />
Joe Biden – der viele überrascht, waren die Beliebtheitswerte<br />
des Amtsinhabers doch unterdurchschnittlich.<br />
„Bidens Politik ist trotz der hohen Inflation nicht abgestraft<br />
worden: Offenbar haben die Wähler seine Erfolge am Arbeitsmarkt,<br />
bei der Pandemiebekämpfung und beim Klimaschutz<br />
doch zur Kenntnis genommen“, analysiert Michael Heise,<br />
Chefvolkswirt von HQ Trust.<br />
Während in den Nachwahlumfragen die meisten Wähler<br />
angegeben hatten, dass die Inflation und die Wirtschaft das<br />
wichtigste Thema seien, dürfte die Kampagne des demokra-<br />
ALEXANDRA OCASIO-COR-<br />
TEZ: Linke Demokratin siegt<br />
44<br />
Fotos: Bloomberg<br />
Illustration: VectorStock<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>47</strong>/<strong>2022</strong>