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Ein Schreibset, ein „Gebet“, ein Gespräch<br />
Ein besonderes Michael-Schneider-Werk wird bei der RUNDSCHAU-Weihnachtsaktion versteigert<br />
Nicht nur für Kalligrafen interessant: Die RUNDSCHAU versteigert<br />
zugunsten des Martiniladens Landeck ein japanisches<br />
Schreibset, das Michael Schneider mit seiner Kunst zum Unikat<br />
gemacht hat. In dessen Gebrauch führt der Künstler per Videokonferenz<br />
ein.<br />
Von Daniel Haueis<br />
Bereits seit einigen Jahren spenden<br />
namhafte Oberländer Künstler<br />
ein Werk für die RUNDSCHAU-<br />
Weihnachtsaktion, das für einen<br />
guten Zweck versteigert wird.<br />
Diesmal ist es etwas ganz Besonderes,<br />
das Michael Schneider zur<br />
Verfügung stellt: ein japanisches<br />
Schreibset, das er zu einem Unikat<br />
gemacht hat, indem er es mit einem<br />
„Gebet in der Sprache der Engel“<br />
aufgewertet hat. Der aus Landeck<br />
stammende Schneider hat diese Verschriftlichung<br />
von Gebeten einer<br />
amerikanischen Fernsehpredigerin<br />
im Japanischen 2021 bei einer Ausstellung<br />
in der Galerie Nothburga<br />
in Innsbruck gezeigt – natürlich mit<br />
kritischem Blick auf Derartiges: Silben<br />
wie hata, anda, ata, horo oder<br />
bata sind jedenfalls unverständlich,<br />
ob japanisch oder amerikanisch<br />
oder deutsch. Das Schreibset ist<br />
also nicht nur für Kalligrafen interessant,<br />
sondern auch für Freunde<br />
der Kunst Michael Schneiders, die<br />
ihn als Lehrenden an die Kunstuniversität<br />
in Tokio geführt hat (dies<br />
ist übrigens eine nicht hoch genug<br />
einzuschätzende Auszeichnung für<br />
einen europäischen Druckgrafiker).<br />
EINFÜHRUNG DURCH<br />
MICHAEL SCHNEIDER. Und<br />
das ist noch nicht alles: Michael<br />
Schneider erklärt zudem, wie das<br />
Schreibset, das drei Pinsel, Pinselhalter,<br />
einen Tintenstein, der mit<br />
Wasser zu Tinte verrieben wird,<br />
und anderes mehr enthält, zu<br />
verwenden ist. Online (via Skype<br />
o. ä.) gibt er eine einstündige<br />
Einführung – wobei man sich die<br />
Chance nicht entgehen lassen<br />
sollte, auch Themen abseits der<br />
Kalligrafie anzuschneiden: Schneider<br />
ist ein kritischer, wacher Geist,<br />
ein gesellschaftlicher Seismograf,<br />
wie es Künstler bestenfalls sind.<br />
Die Kunst des Landeckers, der<br />
mit seiner Ehefrau Buchkünstlerin<br />
Elisabeth Parth seit sechs Jahren<br />
in Tokio lebt, kommt aus dem Leben<br />
– entsprechend anregend sind<br />
Gespräche mit ihm. Nähere Informationen<br />
über Michael Schneiders<br />
Schaffen gibt’s auf http://www.michael-schneider.info;<br />
einen Blick<br />
auf Elisabeth Parths und Michael<br />
Schneiders Verlag kann man auf<br />
http://www.editionps.at werfen.<br />
VERSTEIGERUNG. Der Ausrufungspreis<br />
für das von Michael<br />
Schneider aufgewertete japanische<br />
Michael Schneider bei der Arbeit<br />
Schreibset samt Online-Videoeinführung<br />
durch den Künstler beträgt 200<br />
Euro. Ersteigern kann man es bis 23.<br />
Dezember 12 Uhr via Angebot auf<br />
RS-Fotos: Haueis<br />
www.rundschau.at, wo es auch Infos<br />
über das aktuelle Höchstgebot gibt.<br />
Der Erlös kommt dem Landecker Sozialmarkt,<br />
dem Martiniladen, zugute.<br />
Das japanische Schreibset (samt Tasche) wurde …<br />
… dank Michael Schneiders Verschriftlichung eines „Gebets“ zum Unikat.<br />
RUNDSCHAU Seite 20 23./24. November 2022