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vsao Journal Nr. 6 - Dezember 2022

Licht - Von Zellen, Käfern und Szenen Politik - Arztberuf unter Druck Immunsuppressiva - Möglichkeiten und Grenzen bei Tumoren Rheumatologie - Management der Gicht

Licht - Von Zellen, Käfern und Szenen
Politik - Arztberuf unter Druck
Immunsuppressiva - Möglichkeiten und Grenzen bei Tumoren
Rheumatologie - Management der Gicht

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<strong>vsao</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 6, <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

Das <strong>Journal</strong> des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Licht<br />

Von Zellen, Käfern<br />

und Szenen<br />

Seite 30<br />

Politik<br />

Arztberuf unter Druck<br />

Seite 6<br />

Immunsuppressiva<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

bei Tumoren<br />

Seite 48<br />

Rheumatologie<br />

Management der Gicht<br />

Seite 51


Allgemeine<br />

Innere Medizin<br />

24. – 28.01.2023 Basel<br />

40 h<br />

06. – 10.06.2023 Zürich<br />

39 h<br />

Innere Medizin<br />

20. – 24.06.2023 Zürich<br />

39 h<br />

Hausarzt<br />

Fortbildungstage<br />

09. – 10.03.2023 St. Gallen<br />

23. – 24.03.2023 Bern<br />

14 h<br />

Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin<br />

16. – 17.05.2023 Zürich<br />

16 h<br />

Gynäkologie<br />

24 h<br />

27. – 29.04.2023 Zürich<br />

Neurologie<br />

16 h<br />

12. – 13.05.2023 Zürich<br />

Nephrologie<br />

14 h<br />

23. – 24.06.2023 Zürich<br />

Ophthalmologie 15 h<br />

08. – 09.06.2023 Zürich<br />

Pädiatrie<br />

24 h<br />

26. – 28.04.2023 Zürich<br />

Pneumologie<br />

14 h<br />

12. – 13.05.2023 Zürich<br />

Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

04. – 06.05.2023 Zürich<br />

Rheumatologie<br />

09. – 10.06.2023 Zürich<br />

Urologie<br />

12.05.2023 Zürich<br />

24 h<br />

12 h<br />

6 h<br />

Update Refresher<br />

Information / Anmeldung<br />

Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch<br />

www.fomf.ch<br />

Hybrid: Teilnahme vor Ort oder via Livestream<br />

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Inhalt<br />

Licht<br />

Von Zellen, Käfern und Szenen<br />

Coverbild: Stephan Schmitz<br />

Editorial<br />

5 Licht ins Dunkel<br />

Politik<br />

6 Wege nicht versperren<br />

10 Keine Schwächung des<br />

Berufsgeheimnisses<br />

12 Ruhiges Ende des Jubiläumsjahres<br />

Weiterbildung /<br />

Arbeitsbedingungen<br />

14 Reform der ärztlichen Weiterbildung<br />

in der Westschweiz<br />

16 Wie die Alten sungen …<br />

19 Auf den Punkt gebracht<br />

<strong>vsao</strong><br />

20 Happy Birthday, <strong>vsao</strong>!<br />

22 Impressionen vom Jubiläumsfest<br />

24 Neues aus den Sektionen<br />

28 <strong>vsao</strong>-Inside<br />

29 <strong>vsao</strong>-Rechtsberatung<br />

Perspektiven<br />

48 Aktuelles aus der Immunologie:<br />

Immuntherapie zur Behandlung<br />

von Sarkomen<br />

51 Aus der «Praxis»: Die Gicht und ihr<br />

Management in der Praxis<br />

57 Im Einsatz in der Schweiz<br />

mediservice<br />

58 Briefkasten<br />

60 Versicherungsschutz im Netz – auch<br />

für Private<br />

62 Digitale Transformation im<br />

Gesundheitswesen<br />

64 Kochen für Gaumen und Gesundheit<br />

Rindscarpaccio für festliche Stunden<br />

66 Impressum<br />

Fokus: Licht<br />

30 Lichtschalter für Zellen<br />

34 Verbot zeigt erste Wirkung<br />

38 Leuchtfeuer der Natur<br />

42 Ins richtige Licht gesetzt<br />

44 Helle Nächte<br />

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Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />

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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 3


«Wir übernehmen, wo<br />

andere an Grenzen stossen.»<br />

Dr. med. E. Fischer, Oberärztin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

In der UPD im Teilzeitpensum jungen Menschen<br />

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Editorial<br />

Licht ins<br />

Dunkel<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong><br />

1873 berichteten die «Illustrated London News» enthusiastisch<br />

über eine sensationelle Neuheit: elektrisches Licht. Eine<br />

Maschine mit der Kraft von lediglich zweieinhalb Pferdestärken<br />

erzeuge in 260 Fuss Höhe einen Lichtschein, der von überall<br />

zu sehen sei. Am Ende des Textes entwirft der <strong>Journal</strong>ist eine Vision<br />

von hell erleuchteten Städten und Dörfern. 150 Jahre später gehen<br />

wir spätabends irritiert durch die Stadt: Leuchtreklamen sind aus und<br />

Schaufensterbeleuchtungen gedimmt, das Bundeshaus liegt im Dunkeln.<br />

Der ungewohnte Eindruck ist beinahe unheimlich. Dass nachts<br />

die Lichter brennen, war bislang eine Selbstverständlichkeit.<br />

Wenn der Mensch die Nacht zum Tage macht, bringt das andere<br />

Lebewesen in Bedrängnis. Davon zeugt unser Fokus-Beitrag zur Lichtverschmutzung.<br />

Unter dem Stichwort «Licht» beleuchten wir weitere<br />

Themen wie die Optogenetik, die Steuerung zellulärer Aktivitäten<br />

durch Licht oder die Gefahren durch Laserpointerattacken. Auch<br />

beschäftigen wir uns mit den märchenhaften Glühwürmchen sowie<br />

der Bedeutung des Lichts im Theater. Dazwischen eingestreut finden<br />

sich Bilder von Nordlichtern, die unser Redaktionsmitglied Anna<br />

Wang aufgenommen hat.<br />

Vermehrt Licht ins Dunkel terroristischer Aktivitäten möchte auch<br />

der Bundesrat bringen durch die Revision des Nachrichtendienstgesetzes.<br />

Für Ärztinnen und Ärzte ist die damit verbundene Aufweichung<br />

des Arztgeheimnisses allerdings höchst fragwürdig. Darüber<br />

und über die aktuellen Entwicklungen beim Zulassungsstopp berichten<br />

wir im Politikteil. Ebenso über die Herbstsitzung des Zentralvorstandes<br />

<strong>vsao</strong> und die Delegiertenversammlung von mediservice<br />

<strong>vsao</strong>-asmac.<br />

Das zu Ende gehende Jahr stand im Zeichen des <strong>vsao</strong>-Jubiläums.<br />

Coronabedingt wurden nicht 75 Jahre, sondern 77 Jahre <strong>vsao</strong> gefeiert.<br />

Eine Nachlese mit Bildern vom grossen Jubiläumsfest befindet sich<br />

in der Rubrik «<strong>vsao</strong>». Und wer den diesjährigen Laufbahnkongress<br />

medifuture – einen Anlass der Superlative – verpasst hat, erhält eine<br />

Kurzfassung im Teil «Weiterbildung/Arbeitsbedingungen».<br />

Allen Krisen zum Trotz steht die festliche, lichterfüllte Zeit bevor.<br />

Die Redaktion des <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong>s dankt Ihnen, verehrte Leserinnen<br />

und Leser, an dieser Stelle herzlich für Ihr Interesse an unserem<br />

<strong>Journal</strong>. Und wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes, helles<br />

Weihnachtsfest sowie ein glückliches, erfolgreiches neues Jahr.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 5


Politik<br />

Wege nicht<br />

versperren<br />

Im Januar 2023 tritt die EDI-Verordnung über die regionalen Versorgungsgrade<br />

in Kraft. Damit haben die Kantone die Grundlage, um die Zahl der Ärztinnen<br />

und Ärzte zu begrenzen, die in einem Fachbereich zulasten der OKP tätig<br />

sein dürfen. Es bleibt aber weiterhin viel Spielraum, um die Begrenzung moderat<br />

zu gestalten und negative Auswirkungen zu vermeiden.<br />

Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer <strong>vsao</strong><br />

Der Weg in die freie Praxis darf nicht zum Nadelöhr werden. Kantone müssen ihren Spielraum nutzen, um negative Auswirkungen<br />

der Zulassungssteuerung zu vermeiden.<br />

Ärztinnen und Ärzte wie auch<br />

andere Berufsgruppen, die<br />

zulasten der obligatorischen<br />

Krankenpflegeversicherung<br />

(OKP) tätig sein möchten, benötigen eine<br />

Zulassung vom Kanton, auf dessen Gebiet<br />

sie sich niederlassen wollen. Die Voraussetzungen<br />

für die Zulassung sind im Krankenversicherungsgesetz<br />

(KVG) und in der<br />

Krankenversicherungsverordnung (KVV)<br />

geregelt. Unter anderem gehört dazu eine<br />

mindestens dreijährige Tätigkeit an einer<br />

anerkannten schweizerischen Weiterbildungsstätte<br />

im beantragten Fachgebiet –<br />

wobei diesbezüglich bereits ein Vorschlag<br />

für Ausnahmeregelungen für bestimmte<br />

Fachgebiete in Diskussion ist.<br />

Zusätzlich und um eine Überversorgung<br />

in einzelnen Fachgebieten zu verhindern,<br />

können bzw. müssen die Kantone<br />

die Anzahl zugelassener Ärztinnen und<br />

Ärzte begrenzen, die im ambulanten Bereich<br />

Leistungen zulasten der OKP erbringen<br />

dürfen. Die Begrenzung soll über die<br />

Definition von Höchstzahlen für Ärztinnen<br />

und Ärzte in bestimmten Fachgebieten<br />

geschehen. Wie diese Höchstzahlen<br />

bestimmt werden, ist in der Höchstzahlenverordnung<br />

geregelt, die seit dem 1. Juli<br />

2021 in Kraft ist.<br />

Bild: Adobe Stock<br />

6<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Politik<br />

Drei Faktoren bestimmen die<br />

Höchstzahl<br />

Gemäss dieser Verordnung müssen die<br />

Kantone für die Bestimmung von Höchstzahlen<br />

zunächst das bestehende Angebot<br />

in einem oder mehreren Fachgebieten berechnen,<br />

und zwar in Vollzeitäquivalenten.<br />

Bereits dies ist eine Herausforderung,<br />

denn es ist aufgrund der verfügbaren Daten<br />

nicht immer klar, wie viele Stunden<br />

ein Arzt oder eine Ärztin in welchem Fachgebiet<br />

tätig ist.<br />

Wenn diese Zahl ermittelt ist, muss sie<br />

ins Verhältnis zum Versorgungsgrad gesetzt<br />

werden. Dieser Versorgungsgrad ist<br />

in der Verordnung des EDI über die regionalen<br />

Versorgungsgrade festgehalten, die<br />

am 1. Januar 2023 in Kraft tritt. Die Berechnungsmethode<br />

der Versorgungsgrade<br />

wurde bereits mehrfach kritisch bewertet,<br />

auch vom <strong>vsao</strong> in verschiedenen Stellungnahmen.<br />

Sie soll schon bald ein erstes Mal<br />

und danach regelmässig überarbeitet werden.<br />

Auch die Datengrundlagen, die für<br />

die Berechnung benötigt werden, sollen<br />

verbessert werden.<br />

Zudem können die Kantone für die<br />

Bestimmung der Höchstzahlen einen Gewichtungsfaktor<br />

vorsehen, mit dem sie<br />

Umstände berücksichtigen, die bei der<br />

Berechnung des Versorgungsgrads nicht<br />

berücksichtigt werden konnten, zum Beispiel<br />

eine schweizweite Unter- oder Überversorgung<br />

im entsprechenden Fachgebiet<br />

oder ein Mehrbedarf durch Tourismus.<br />

Es sind also drei Faktoren bestimmend:<br />

– der Versorgungsgrad in diesem Fachgebiet<br />

und diesem Kanton, der vom Bund<br />

berechnet und in der entsprechenden<br />

Verordnung publiziert wird,<br />

– das bestehende Angebot an Ärztinnen<br />

und Ärzten in einem Fachgebiet, das<br />

vom Kanton in Vollzeitäquivalenten bestimmt<br />

wird,<br />

– der Gewichtungsfaktor, der vom Kanton<br />

festgelegt wird.<br />

Ein fiktives Berechnungsbeispiel könnte<br />

wie folgt aussehen: Im Kanton Thurgau<br />

sind im Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Ärztinnen und Ärzte im Umfang<br />

von 32 Vollzeitäquivalenten (VZÄ)<br />

ambulant tätig. Der vom Bund berechnete<br />

Versorgungsgrad beträgt für dieses Fachgebiet<br />

in diesem Kanton 105 Prozent. Der<br />

Kanton rechnet zum Gewichtungsfaktor<br />

einen Toleranzbereich von 10 Prozent hinzu.<br />

Er rechnet zusätzlich 20 Prozent hinzu,<br />

da Fachpersonen in diesem Fachgebiet<br />

von einer schweizweiten Unterversorgung<br />

von 20 Prozent ausgehen. Der Gewichtungsfaktor<br />

beträgt damit 1.3.<br />

Die Höchstzahl wird nun wie folgt bestimmt<br />

werden: 32 (VZÄ) / 1.05 (Versorgungsgrad)<br />

* 1.3 (Gewichtungsfaktor) = 40<br />

(Höchstzahl)<br />

Im Kanton Thurgau dürfen damit gemäss<br />

diesem fiktiven Beispiel im Fachgebiet<br />

Psychiatrie und Psychotherapie Ärztinnen<br />

und Ärzte maximal im Umfang von<br />

40 VZÄ tätig sein. Da das bestehende Angebot<br />

32 VZÄ entspricht, kann der Kanton<br />

weitere Ärztinnen und Ärzte zulassen, die<br />

ein entsprechendes Gesuch stellen und<br />

die Voraussetzungen erfüllen.<br />

Ab Januar, wenn die Verordnung über<br />

die regionalen Versorgungsgrade in Kraft<br />

ist, können die Kantone gemäss dieser Methode<br />

Höchstzahlen bestimmen. Sie müssen<br />

dies bis spätestens am 1. Juli 2025 für<br />

mindestens ein Fachgebiet in mindestens<br />

einer Region tun.<br />

Regelmässige Überprüfung und<br />

Anpassung<br />

Was heisst das nun für den <strong>vsao</strong> und seine<br />

Mitglieder? Im besten Fall ändert sich<br />

nicht viel. Das Gesetz und die Verordnung<br />

lassen den Kantonen genügend Spielraum.<br />

So können die gesetzlichen Vorgaben<br />

des Gesetzes erfüllt werden, ohne<br />

dass dies eine negative Auswirkung auf<br />

Ärztinnen oder Patienten hätte.<br />

Deshalb gilt es nun aufmerksam zu<br />

verfolgen, was in den einzelnen Kantonen<br />

mit den Bundesvorgaben gemacht wird.<br />

Wird überhaupt etwas gemacht? Wie werden<br />

das bestehende Angebot und der Gewichtungsfaktor<br />

bestimmt? Und vor allem:<br />

Wie entwickeln sich die Datengrundlagen<br />

und Berechnungsmethoden? Die Verordnung<br />

verlangt nämlich explizit, dass die<br />

Versorgungsgrade und die Höchstzahlen<br />

regelmässig überprüft und angepasst werden<br />

müssen. Es ist deshalb wichtig, den<br />

jeweils aktuellen Stand im Blick zu haben<br />

und nötigenfalls zu reagieren.<br />

Negative Auswirkungen möglich<br />

Der <strong>vsao</strong> ist im Kontakt mit den Sektionen<br />

und beobachtet mit diesen genau, was in<br />

den Kantonen geschieht. In Basel sind bereits<br />

im Rahmen der Übergangsbestimmungen<br />

Höchstzahlen für acht Fachgebiete<br />

definiert worden. Die Folgen eines<br />

Zulassungsstopps sind auf keinen Fall zu<br />

unterschätzen. Einerseits kann es für Patientinnen<br />

und Patienten schwierig werden,<br />

eine Ärztin oder einen Arzt zu finden,<br />

andererseits wirkt sich ein Stopp auch auf<br />

anderen Ebenen aus: Für Ärztinnen und<br />

Ärzte in Weiterbildung wie auch für Studierende<br />

oder junge Menschen, die sich<br />

überlegen, ein Medizinstudium in Angriff<br />

zu nehmen, wirkt die Aussicht auf eine<br />

eingeschränkte Wahlfreiheit bezüglich<br />

Spezialisierung und Niederlassung alles<br />

andere als motivierend.<br />

Dazu kommt, dass auch der Karriereweg<br />

in den Spitälern schwieriger wird, da<br />

es aufgrund eines Zulassungsstopps zu eigentlichen<br />

Staus kommen kann. Erfahrene<br />

Oberärzte oder leitende Ärztinnen arbeiten<br />

länger als normalerweise üblich im<br />

Spital, da der Weg in die freie Praxis ver-<br />

Achtung: Sektionswechsel und Reduktionsgesuche<br />

frühzeitig einreichen<br />

Im Februar versendet das <strong>vsao</strong>-Zentralsekretariat jeweils die Jahresrechnungen für<br />

die Mitgliederbeiträge. Die Sektionszugehörigkeit und allfällige Beitragsreduktionen<br />

haben einen Einfluss auf den Rechnungsbetrag. Deshalb müssen Sektionswechsel<br />

oder Reduktionsgesuche für das Jahr 2023 bis spätestens am 31. Januar 2023 beim<br />

<strong>vsao</strong>-Zentralsekretariat eingereicht werden. Später eingereichte Gesuche oder Sektionswechsel<br />

können nur noch in begründeten Härtefällen für das Rechnungsjahr 2023<br />

berücksichtigt werden. Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!<br />

ReMed: wenn Sie Hilfe brauchen<br />

ReMed ist die Beratungs- und Hilfsstelle der FMH, an die sich Ärztinnen und Ärzte<br />

in Not wenden können. Gemäss ReMed-Leiter Peter Christen melden sich im Vergleich<br />

zu früher deutlich mehr jüngere Ärztinnen und Ärzte, die in Spitälern arbeiten.<br />

Dies oft wegen zusätzlichen Drucks und Angst vor einem Jobverlust, aber auch, weil<br />

Beruf und Familienleben sich nur schwer vereinbaren lassen oder wegen zwischenmenschlicher<br />

Probleme am Arbeitsplatz. ReMed kann helfen, steht allen Ärztinnen<br />

und Ärzten zur Verfügung und ist über die 24-Stunden-Hotline 0800 07 36 33 oder<br />

per E-Mail (remed@hin.ch) erreichbar.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 7


Politik<br />

sperrt ist und «verstopfen» so den Weg für<br />

junge Assistenzärztinnen und -ärzte, die<br />

nachrücken möchten. Dies kann auch zu<br />

einer Reduktion der Weiterbildungsstellen<br />

führen. Ein weiterer bestimmt unerwünschter<br />

Nebeneffekt eines Zulassungsstopps<br />

ist der Markt für Zulassungen, der<br />

entsteht. Leitet der Kanton keine geeigneten<br />

Gegenmassnahmen ein, führt die Verknappung<br />

der Zulassungen dazu, dass diese<br />

gehandelt werden. Ein Praxis- und Zulassungsinhaber,<br />

der seine Praxis aufgibt,<br />

kann diese inkl. Zulassung an den Meistbietenden<br />

verkaufen, wenn der Kanton<br />

dies nicht unterbindet. Dies erschwert<br />

jungen, weniger finanzstarken Ärztinnen<br />

und Ärzten den Weg in die Praxis.<br />

Die Sektionen und der <strong>vsao</strong> haben<br />

nun die wichtige Aufgabe, die nächsten<br />

Schritte der Kantone genau zu beobachten,<br />

im richtigen Moment und mit den<br />

richtigen Argumenten zu intervenieren<br />

und auch die zukünftigen Überarbeitungen<br />

der Berechnungsmodelle kritisch zu<br />

begleiten.<br />

Future Women Physicians<br />

Die Medizin wird weiblich! Der Frauenanteil steigt, sowohl im Medizinstudium als<br />

auch in der Ärzteschaft. Trotzdem adaptieren sich traditionelle Führungskulturen<br />

nur langsam und weibliche Rollenmodelle in Kaderfunktionen bleiben rar.<br />

Wir wollen dies ändern!<br />

In Zusammenarbeit mit Dr. med. Christina Venzin von College M bieten wir deshalb<br />

seit Anfang <strong>2022</strong> die interaktiven «Future Women Physicians»-Workshops für Ärztinnen<br />

der Zukunft an. Assistenz- und Oberärztinnen finden in den Workshops Gelegenheit,<br />

sich mit den eigenen Karrierevorstellungen und Ambitionen auseinanderzusetzen.<br />

Gleichzeitig werden versteckte Stolpersteine aufgedeckt und kreative Lösungsansätze<br />

diskutiert.<br />

Mit «Future Women Physicians» bauen wir zudem ein schweizweites Netzwerk<br />

von Ärztinnen für Ärztinnen auf, um gemeinsam mehr erreichen zu können. In diesem<br />

Rahmen finden Alumni-Anlässe mit weiteren Inputreferaten statt, erstmals am<br />

23. Januar 2023 in Bern.<br />

Schaffen wir gemeinsam weibliche Vorbilder in Führungspositionen!<br />

Save the Date: Für 2023 sind zwei weitere Workshops geplant!<br />

– 13. Februar 2023 in Bern<br />

– 25. September 2023 (Ort noch offen)<br />

Weitere Informationen folgen unter www.college-m.ch oder www.<strong>vsao</strong>.ch.<br />

@<strong>vsao</strong>asmac<br />

8<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Ihre Bedürfnisse<br />

im Mittelpunkt<br />

Visitationen<br />

Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,<br />

Kitas, Jobs - und noch viel<br />

mehr: medicus ist das umfassende<br />

Portal für Ihre Karriere. Dort<br />

finden Sie die optimal zu Ihnen<br />

passende Stelle!<br />

Die Spitäler und <strong>vsao</strong>-Sektionen<br />

bieten Ihnen wichtige Informationen<br />

zu den Arbeitsbedingungen. Den<br />

wichtigsten Beitrag leisten jedoch<br />

Sie: Bewerten Sie anonym Ihren<br />

bisherigen Arbeitgeber. Damit<br />

helfen Sie anderen – und profitieren<br />

selber von deren Erfahrungen.<br />

www.medicus.ch<br />

Wie gut ist die Weiterbildung in<br />

den Kliniken? Dieser Frage gehen<br />

die Visitationen auf den Grund. Zu<br />

den Expertenteams gehört immer<br />

jemand vom <strong>vsao</strong>. Die Besuche vor<br />

Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten<br />

zu erkennen. Denn<br />

Sie als unser Mitglied sollen von<br />

einer hohen Weiterbildungsqualität<br />

profitieren.<br />

Falls Sie selber Visitationen<br />

begleiten möchten: eine E-Mail<br />

an visitationen@<strong>vsao</strong>.ch, und<br />

Sie erfahren mehr!<br />

www.<strong>vsao</strong>.ch/visitationen<br />

Feedback-<br />

Pool<br />

Für Sie als Mitglied ist sie zentral:<br />

die Weiterbildung. Deshalb fühlen<br />

wir unserer Basis mit Umfragen<br />

regelmässig den Puls dazu. Dank<br />

dieses Feedback-Pools können wir<br />

unsere Verbandsarbeit gezielt auf<br />

Ihre Anliegen ausrichten.<br />

Wollen Sie mitmachen?<br />

Dann schreiben Sie an<br />

sekretariat@<strong>vsao</strong>.ch.<br />

www.<strong>vsao</strong>.ch/studien-undumfragen<br />

Arztberuf<br />

und Familie<br />

• Wie bringe ich Familie, Freizeit und<br />

Beruf unter einen Hut?<br />

• Wie steige ich nach der Babypause<br />

wieder ein?<br />

• Wie meistere ich die täglichen<br />

Herausforderungen?<br />

Antworten auf solche Fragen erhalten Sie<br />

als <strong>vsao</strong>-Mitglied bei unserem kostenlosen<br />

Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

044 462 71 23<br />

info@fachstelle-und.ch<br />

www.<strong>vsao</strong>.ch/telefoncoaching


Politik<br />

Keine Schwächung des<br />

Berufsgeheimnisses<br />

Der Bundesrat möchte das Nachrichtendienstgesetz revidieren,<br />

um auf die veränderte Bedrohungslage zu reagieren – ein sicherlich<br />

berechtigtes Anliegen. Die gleichzeitig vorgesehene Schwächung<br />

des ärztlichen Berufsgeheimnisses ist aber unverhältnismässig<br />

und muss unbedingt verhindert werden.<br />

Yvonne Stadler, Leiterin Recht / stv. Geschäftsführerin <strong>vsao</strong><br />

Das Berufsgeheimnis ist ein fester Bestandteil der Arzt-Patienten-Beziehung. Seine Schwächung beeinträchtigt auch das Vertrauen<br />

von Patientinnen und Patienten in die Ärzteschaft.<br />

Bild: Adobe Stock<br />

10<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Politik<br />

Der Bundesrat hat am 18. Mai<br />

<strong>2022</strong> die Vernehmlassung für<br />

die Revision des Nachrichtendienstgesetzes<br />

(NDG) eröffnet.<br />

Die Vernehmlassungsfrist dauerte<br />

bis am 9. September <strong>2022</strong>. Schwerpunkte<br />

der Revision sind die Ausweitung der<br />

genehmigungspflichtigen Beschaffungsmassnahmen<br />

zur Aufklärung von gewaltextremistischen<br />

Aktivitäten, die Neuregelung<br />

der Datenhaltung des Nachrichtendienstes<br />

des Bundes (NDB) und die<br />

Übertragung der Aufgaben der unabhängigen<br />

Kontrollinstanz für die Funk- und<br />

Kabelaufklärung an die Aufsichtsbehörde<br />

über die nachrichtendienstlichen Tätigkeiten.<br />

Damit reagiert der Bundesrat auf<br />

die Entwicklung der Bedrohungslage der<br />

letzten Jahre.<br />

Was aber hat nun die Revision des<br />

NDG mit dem <strong>vsao</strong> zu tun? Wer sich die<br />

Zeit nimmt, die Revision einer genaueren<br />

Betrachtung zu unterziehen und dabei die<br />

Interessen der Ärztinnen und Ärzte im Fokus<br />

hat, stösst schnell auf Art. 28 Abs. 2<br />

NDG. Dieser besagt, dass nach geltendem<br />

Recht genehmigungspflichtige Beschaffungsmassnahmen<br />

gegenüber einer Drittperson<br />

dann nicht angeordnet werden,<br />

wenn diese Drittperson einer der in Art.<br />

171–173 Strafprozessordnung genannten<br />

Berufsgruppe angehört. Das sind jene Berufsgruppen,<br />

die ein Zeugnisverweigerungsrecht<br />

haben bzw. dem Berufsgeheimnis<br />

unterstehen, also – unter anderem<br />

– Ärztinnen und Ärzte sowie ihre<br />

Hilfspersonen. Die Revision sieht nun vor,<br />

diese Ausnahme zu streichen. Damit<br />

könnte der NDB die Erlaubnis erhalten,<br />

sich Zugriff auf die Computer oder die Telefonie<br />

einer Arztpraxis zu verschaffen,<br />

sofern zu den Patientinnen und Patienten<br />

der Praxis eine im Sinne des NDB verdächtige<br />

Person gehört.<br />

Nicht zur Stellungnahme eingeladen<br />

Das ärztliche Berufsgeheimnis ist damit<br />

direkt von der Revision des Nachrichtendienstgesetzes<br />

betroffen und droht empfindlich<br />

geschwächt zu werden. Umso erstaunlicher<br />

ist es, dass im Rahmen des<br />

Vernehmlassungsverfahrens weder die<br />

FMH noch der <strong>vsao</strong> vom zuständigen Departement<br />

für Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />

und Sport (VBS) zur Stellungnahme<br />

eingeladen wurden. Die FMH<br />

reichte trotzdem fristgerecht eine Stellungnahme<br />

ein, deren Sichtweise der <strong>vsao</strong><br />

voll und ganz teilt.<br />

Der <strong>vsao</strong> stützt sich bei seinen Überlegungen<br />

auf das in der Bundesverfassung<br />

festgeschriebene Recht. Und sieht in der<br />

Schwächung des Berufsgeheimnisses eine<br />

Bedrohung für die Arzt-Patienten-Beziehung.<br />

Nach bundesgerichtlicher Rechtsprechung<br />

ist das Berufsgeheimnis gemäss<br />

Art. 321 StGB ein «wichtiges Rechtsinstitut<br />

des Bundesrechts. Es fliesst aus<br />

dem verfassungsmässigen Anspruch auf<br />

Privatsphäre (Art. 13 BV, Art. 8 EMRK) und<br />

dient dem Schutz des besonderen Vertrauensverhältnisses<br />

zwischen Arzt und<br />

Patient.» Ärztinnen und Ärzte haben für<br />

Sachverhalte, die der Schweigepflicht unterstehen,<br />

ein gesetzlich vorgesehenes<br />

Zeugnisverweigerungsrecht.<br />

Das Berufsgeheimnis bezweckt den<br />

Schutz von hochsensiblen Patientendaten.<br />

Der Patient oder die Patientin muss<br />

auf diesen Schutz vertrauen können, ansonsten<br />

die Qualität und der Erfolg einer<br />

Behandlung gefährdet sind. So hält das<br />

Bundesgericht zu Recht fest, dass eine<br />

Einschränkung des Berufsgeheimnisses<br />

nur in konkreten Einzelfällen und unter<br />

ganz bestimmten Bedingungen möglich<br />

ist. Dabei ist immer das Verhältnismässigkeitsprinzip<br />

zu wahren.<br />

Die Parlamentsdebatte steht noch aus<br />

Wenn nun Abs. 2 von Art. 28 NDG gestrichen<br />

wird, wird das Recht des Patienten/<br />

der Patientin auf Selbstbestimmung bezüglich<br />

seiner/ihrer Patientendaten ausgehebelt.<br />

Es besteht die konkrete Gefahr,<br />

dass Patientinnen oder Patienten aufgrund<br />

der Befürchtung, ihr Gespräch mit<br />

dem Arzt oder der Ärztin werde mitgehört,<br />

sich gegen eine nötige Therapie entscheiden.<br />

Zudem können durch solche nachrichtendienstlichen<br />

Massnahmen Daten<br />

von Patientinnen oder Patienten offengelegt<br />

werden, die in keiner Art und Weise<br />

verdächtigt werden.<br />

Definitiv entschieden ist aber noch<br />

nichts. Der Bundesrat wird nun die eingegangenen<br />

Antworten aus der Vernehmlassung<br />

studieren und den Vorschlag zur Revision<br />

des NDG gegebenenfalls entsprechend<br />

anpassen. Diese neue Version wird<br />

er dann dem Parlament vorlegen, wobei<br />

eine Parlamentsdebatte dazu voraussichtlich<br />

frühestens im Sommer 2023 stattfinden<br />

wird. Der <strong>vsao</strong> bleibt am Thema dran<br />

und wird gemeinsam mit der FMH und<br />

weiteren gleichgesinnten Organisationen<br />

alles daransetzen, dass das Berufsgeheimnis<br />

unangetastet bleibt.<br />

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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 11


Politik<br />

Ruhiges Ende des<br />

Jubiläumsjahres<br />

Weiterbildung, Arbeitsbedingungen, Zulassungssteuerung – die Themen<br />

sind nicht neu, aber dauerhaft aktuell und beschäftigten die Delegierten des<br />

Zentralvorstands auch an der diesjährigen Herbstsitzung. Zudem wählten<br />

sie den <strong>vsao</strong>-Präsidenten Angelo Barrile und alle Mitglieder<br />

des Geschäftsausschusses für eine weitere Amtszeit.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong>. Bild: Severin Nowacki.<br />

<strong>vsao</strong>-Vizepräsidentin Nora Bienz führte durch die Herbstsitzung des Zentralvorstands. Die Kernthemen des Verbands,<br />

Gesundheitspolitik, Arbeitsbedingungen und Weiterbildung, standen auch diesmal im Zentrum der Beratungen.<br />

Der Zentralvorstand <strong>vsao</strong> (ZV)<br />

ist erfahrungsgemäss kein<br />

Gremium, in dem regelmässig<br />

die Fetzen fliegen und die<br />

Wogen hochgehen. Aber so einmütig wie<br />

an der Herbstsitzung vom 26. November<br />

war die Stimmung unter den Delegierten<br />

noch selten. Alle Entscheide fielen einstimmig.<br />

Das war vielleicht ein bisschen<br />

der Freude geschuldet, dass der ZV wieder<br />

vor Ort stattfand, ganz ohne Masken<br />

und Abstand, wie früher eben. Indes wohl<br />

ebenfalls wegen der Tatsache, dass keine<br />

wirklich umstrittenen Geschäfte auf der<br />

Traktandenliste standen.<br />

Zielvorgaben bestimmt<br />

«Das sind die Ziele des <strong>vsao</strong>, und das ist der<br />

Weg», fasste Simon Stettler, Geschäftsführer<br />

<strong>vsao</strong>, die Verbandsstrategie 2023–2026<br />

zusammen. Das Enddokument konnte<br />

nun durch den ZV verabschiedet werden,<br />

nachdem es den Weg durch verschiedenste<br />

Gremien genommen hatte. Erarbeitet<br />

wurde die Strategie von einer Kerngruppe,<br />

die sich aus Sektionsvertreterinnen und<br />

-vertretern unterschiedlich grosser Sektionen<br />

und aller Sprachregionen, dem<br />

<strong>vsao</strong>-Präsidenten Angelo Barrile, einem<br />

Mitglied des Geschäftsausschusses (GA)<br />

sowie Simon Stettler zusammensetzte.<br />

Diese Zusammensetzung garantierte eine<br />

breite Abstützung. Die Sektionen hatten<br />

ihrerseits eine ganze Reihe von Möglichkeiten,<br />

um sich aktiv zu beteiligen. Die Ziele<br />

überraschen nicht, ändern sich doch die<br />

Anliegen der Mitglieder in den kommenden<br />

vier Jahren nicht fundamental. Im<br />

Vordergrund stehen die Arbeitsbedingungen<br />

und die Weiterbildung. Der <strong>vsao</strong> wird<br />

weiterhin auf kantonaler und nationaler<br />

Ebene aktiv sein, um den Anliegen der jungen<br />

Ärzteschaft Gehör zu verschaffen. Er<br />

setzt sich für eine qualitativ hochstehende<br />

Weiterbildung ein, die innert nützlicher<br />

Frist absolviert werden kann, ebenso für<br />

12<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Politik<br />

vernünftige Arbeitsbedingungen und die<br />

Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf.<br />

Selbst wenn der Fokus auf diesen grossen<br />

Handlungsfeldern liegt, ist die Strategie<br />

nicht in Stein gemeisselt. Sollten neue Herausforderungen<br />

auftreten, wird der Verband<br />

adäquat reagieren. Eine Möglichkeit,<br />

die durchaus real ist, wie uns die Coronapandemie<br />

eindrücklich gezeigt hat.<br />

Fahrt mit ungewissem Ausgang<br />

Vielleicht war die ruhige Stimmung am ZV<br />

nicht zuletzt dadurch bedingt, dass zwar<br />

gesundheitspolitisch einschneidende Veränderungen<br />

in Gang gesetzt wurden, das<br />

Ziel der Reise aber unklar ist. So etwa, was<br />

die Zulassungssteuerung betrifft. Momentan<br />

liegt der Ball bei den Kantonen, die<br />

Höchstzahlen festlegen müssen. Wobei sie<br />

das für ein oder mehrere Fachgebiete oder<br />

in bestimmten Regionen tun können. Der<br />

Spielraum der Kantone, die Zulassungssteuerung<br />

mehr oder weniger rigid umzusetzen,<br />

ist folglich recht gross. Viele Kantone<br />

haben sich noch nicht festgelegt; Basel<br />

und Genf, wohl nicht zuletzt wegen der<br />

Grenzlage, haben bereits Einschränkungen<br />

vorgenommen. Der <strong>vsao</strong> hat nur begrenzt<br />

Möglichkeiten, um einzugreifen,<br />

versucht aber zum Vorteil seiner Mitglieder<br />

zu agieren (s. S. 6).<br />

Ebenfalls noch nicht ganz klar ist die<br />

Umsetzung des «Projet Réformer», welches<br />

die Weiterbildung in der Westschweiz besser<br />

strukturieren will. Die Absicht, die Kooperation<br />

zwischen den Weiterbildungsstätten<br />

zu verbessern oder die Weiterzubildenden<br />

durch ein Mentoringprogramm zu<br />

unterstützen, überzeugt auf den ersten<br />

Blick. Wie stark aber ein solches Programm<br />

in die Freiheit, seine Weiterbildung selbst<br />

zu planen, eingreift, bleibt abzuwarten.<br />

Der <strong>vsao</strong> ist trotz einer gewissen Skepsis im<br />

Führungsgremium des Projekts vertreten.<br />

Nicht zuletzt, da eine solche Reform nicht<br />

auf die Romandie begrenzt sein muss, sondern<br />

in der übrigen Schweiz Schule machen<br />

könnte (s. S. 14).<br />

Eine hochstehende Weiterbildung ist<br />

nur im Rahmen vernünftiger Arbeitsbedingungen<br />

möglich. Das ist zwar eine<br />

Platti tüde, aber keineswegs gelebte Normalität.<br />

Deshalb stellte die Sektion Zürich<br />

den Antrag, die Weiterbildungsordnung<br />

mit einem Zusatz zu versehen, wonach eine<br />

Weiterbildungsstätte nur anerkannt<br />

würde, wenn auch das Arbeitsgesetz und<br />

seine Verordnungen eingehalten würden.<br />

Eine solch umfassende Forderung hätte<br />

wenig Chancen, angenommen zu werden,<br />

zumal die Überprüfung für das SIWF kaum<br />

zu bewerkstelligen wäre. Der <strong>vsao</strong> Schweiz<br />

schlägt deshalb vor, konkrete und kontrollierbare<br />

Ansprüche zu formulieren und<br />

mit dem SIWF abzustimmen. Diese könnten<br />

anlässlich der Visitationen auch überprüft<br />

werden. Dieses Vorgehen wurde von<br />

den Delegierten gutgeheissen.<br />

Der <strong>vsao</strong> ist federführend in der Arbeitsgruppe<br />

42h +. Die Arbeitswoche soll<br />

42 Stunden Dienstleistung an den Patienten<br />

plus vier Stunden strukturierte Weiterbildung<br />

beinhalten. Momentan sind<br />

verschiedene Erhebungen in der Pipeline,<br />

beispielsweise eine Umfrage bei den Sektionsjuristinnen<br />

und -juristen zu bestehenden<br />

Arbeitszeitregelungen oder eine Befragung<br />

aller Spitäler zu den Zeiterfassungssystemen.<br />

Zudem läuft – die eher<br />

harzige – Suche nach Kliniken, welche<br />

42h + bereits eingeführt haben und Vorbildfunktion<br />

übernehmen könnten.<br />

Einen weiter gehenden Blick auf die<br />

Dinge warf Federico Mazzola, <strong>vsao</strong>-Vertreter<br />

in der FMH-Arbeitsgruppe «Planetary<br />

Health». Er ging auf die bisher erzielten Erfolge<br />

ein, beispielsweise auf das Toolkit für<br />

Arztpraxen, welches in Entwicklung ist und<br />

auch auf die Spitäler zugeschnitten werden<br />

soll. Anschliessend zeigte er das Potential<br />

für weitere Massnahmen auf und ermunterte<br />

die Sektionen, vermehrt auf den Klimaschutz<br />

zu achten und Strategien zu entwickeln,<br />

um Emissionen zu reduzieren.<br />

Schwarze und rote Zahlen<br />

Das Jubiläumsjahr, 77 Jahre <strong>vsao</strong>, neigt<br />

sich dem Ende zu. In diesem Zeitraum lief<br />

auch die Mitgliederkampagne – mit Erfolg.<br />

Die Zahlen der Neueintritte <strong>2022</strong> liegen<br />

deutlich über jenen vom Vorjahr. Nun<br />

sollen die Massnahmen bis auf weiteres<br />

eingestellt oder in geringerem Masse weitergeführt<br />

werden, wobei die Kampagne<br />

jederzeit wieder hochgefahren werden<br />

kann. Unabhängig davon wird die Präsenz<br />

in den sozialen Medien ausgebaut. Die<br />

Delegierten stimmten dem Vorgehen zu;<br />

einige Sektionen werden aber weiterhin<br />

Plakate beziehen, um sie in den Spitälern<br />

oder an Anlässen aufzuhängen.<br />

Der <strong>vsao</strong> wächst seit Jahren, das ist<br />

sehr erfreulich, bringt aber auch einen<br />

Mehraufwand mit sich. Im Weiteren nehmen<br />

die Aufgaben, Dienstleistungen, Engagements<br />

und Aktionen, die der <strong>vsao</strong><br />

Schweiz auf verschiedensten Ebenen leistet,<br />

zu. Die Ausgaben überschreiten gemäss<br />

Budget 2023 die Einnahmen entsprechend<br />

um 200000 Franken. Ob ein Verlust<br />

in dieser Grössenordnung wirklich eintritt,<br />

bleibt jedoch abzuwarten, da sehr zurückhaltend<br />

budgetiert wurde. Zudem kann<br />

dieses Minus problemlos aufgefangen werden,<br />

da ausreichend Rückstellungen getätigt<br />

wurden. Dennoch stellt sich die Frage,<br />

ob über eine Erhöhung des Mitgliederbeitrags<br />

nachgedacht werden muss, besonders<br />

weil dieser seit mehr als einem Jahrzehnt<br />

unverändert geblieben ist. Aus verschiedenen<br />

Gründen will der <strong>vsao</strong> Schweiz<br />

damit jedoch noch zuwarten. Die ZV-Delegierten<br />

nahmen das Budget und den unveränderten<br />

Mitgliederbeitrag an.<br />

Da die Legislatur zu Ende geht, mussten<br />

die Mitglieder des Geschäftsausschusses<br />

sowie der <strong>vsao</strong>-Präsident Angelo Barrile<br />

wiedergewählt werden. Alle Bisherigen<br />

stellten sich zur Wahl und wurden einstimmig<br />

in ihren Ämtern bestätigt.<br />

DV mediservice: kurz und knapp<br />

«Kurz und knapp, etwas norddeutsch, wo<br />

ich ursprünglich herkomme», werde die<br />

Delegiertenversammlung von mediservice<br />

<strong>vsao</strong>-asmac werden, kündigte Daniel<br />

Schröpfer, mediservice-Präsident, an.<br />

Und er hielt Wort. Marc Schällebaum, Geschäftsführer<br />

der Dienstleistungsorganisation,<br />

orientierte kurz über den Geschäftsgang.<br />

Momentan befindet sich der<br />

Praxisordner in französischer Sprache, ein<br />

Desiderat, in der Produktion. Ebenso hat<br />

mediservice in der Romandie neu einen<br />

Praxiscoach für alle, die den Gang in die<br />

Praxis antreten wollen. Die von mediservice<br />

beantragte Statutenänderung, welche<br />

es vereinfacht, Praxisgemeinschaften ab<br />

sofort gesamthaft zu versichern, wurde<br />

diskussionslos angenommen. Auch das<br />

Budget, welches erstmals einen Verlust in<br />

der Höhe von 185 000 Franken vorsieht,<br />

wurde einstimmig angenommen. Das Minus<br />

kommt durch das Wegfallen eines Versicherungspartners<br />

zustande. Dank der<br />

Rückstellungen in den Vorjahren kann es<br />

problemlos getragen werden und sollte in<br />

absehbarer Zukunft wettgemacht werden.<br />

Zu reden gab für einmal nur das <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong>,<br />

insbesondere wegen dessen Erscheinungsart.<br />

Die hohen Papierpreise sowie<br />

ökologische Anliegen veranlassten die Delegierten<br />

zur Frage, ob das <strong>Journal</strong> künftig<br />

nur noch online erscheinen solle. Marc<br />

Schällebaum versicherte den Delegierten,<br />

dass solche Pläne bereits geprüft und diskutiert<br />

werden. An der DV von mediservice<br />

im kommenden April werde das Thema<br />

traktandiert und im Gegensatz zu heute<br />

werde dann auch ausreichend Zeit für<br />

Diskussionen eingeplant. Einen endgültigen<br />

Entscheid stellte Schällebaum für die<br />

DV im November 2023 in Aussicht.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 13


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Reform der ärztlichen<br />

Weiterbildung in der<br />

Westschweiz<br />

Die Westschweizer Kantone wollen die ärztliche Weiterbildung stärker koordinieren<br />

und steuern. Damit soll einerseits die Qualität verbessert, aber auch<br />

die Zahl der Weiterbildungsplätze reguliert werden. Der <strong>vsao</strong> begleitet das<br />

Projekt kritisch. Ein aktueller Stand der Dinge mit Wertung.<br />

Yvonne Stadler, Leiterin Recht / stv. Geschäftsführerin <strong>vsao</strong><br />

Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer <strong>vsao</strong><br />

Vom individuell zusammengestellten Curriculum zum vorgespurten Weg?<br />

Die Westschweizer Kantone wollen mehr Struktur in der ärztlichen Weiterbildung.<br />

Es ist hinlänglich bekannt, dass<br />

die Organisation der ärztlichen<br />

Weiterbildung diverse Knackpunkte<br />

mit sich bringt. So ist<br />

zum Beispiel die Koordination zwischen<br />

den einzelnen Weiterbildungsstätten oft<br />

wenig entwickelt. Auch die Betreuung<br />

von Assistenzärztinnen und -ärzten während<br />

ihrer Weiterbildungszeit ist nicht<br />

selten ungenügend, oft wird die strukturierte<br />

Weiterbildung nicht oder nur ungenügend<br />

angeboten. Dazu kommt die Zulassungssteuerung,<br />

mit der die Kantone<br />

neu ein Instrument zur Verfügung haben,<br />

um die Zahl der in einzelnen Fachgebieten<br />

tätigen Ärztinnen und Ärzte zu regulieren.<br />

Diese kann dazu führen, dass auch<br />

Stellen für Assistenzärztinnen und -ärzte<br />

in Zukunft weniger werden.<br />

Die Konferenz der Westschweizer Gesundheits-<br />

und Sozialdirektorinnen und<br />

-direktoren (CLASS) vergab 2015 ein Mandat<br />

zur Reform der medizinischen Weiterbildung.<br />

Sie strebte ein Instrument zur<br />

Regulierung der medizinischen Weiterbildung<br />

und zur gleichzeitigen Verbesserung<br />

von deren Effizienz an. So entstand<br />

die Organisation «Réformer», was für<br />

«Réorganisation de la formation post-graduée<br />

en médecine en Suisse romande»<br />

(Reorganisation der medizinischen Weiterbildung<br />

in der Westschweiz) steht. Verantwortlich<br />

für die Organisation Réfor-<br />

Bild: Adobe Stock<br />

14<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

mer sind die Gesundheitsdirektionen<br />

der Kantone Neuenburg, Jura, Wallis,<br />

Freiburg, Genf und Waadt.<br />

Mit Réformer möchten die Westschweizer<br />

Kantone folgende Ziele erreichen:<br />

– Die Entscheidungen über die Anzahl<br />

der Weiterbildungsplätze pro Fachgebiet<br />

und Jahr in den sechs Westschweizer<br />

Kantonen sollen auf der Ebene der<br />

kantonalen Gesundheitsdirektionen gefällt<br />

werden.<br />

– Die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung<br />

sollen durch ein Mentoringprogramm<br />

unterstützt werden.<br />

– Durch einen Feedbackmechanismus<br />

werden Informationen über die Studiengänge<br />

gesammelt und eine demografische<br />

Datenbank erstellt.<br />

– Die Kommunikation und Kooperation<br />

zwischen den verschiedenen Weiterbildungsstätten<br />

soll gestärkt werden.<br />

Geführt wird Réformer durch ein Gremium,<br />

das aus den Leiterinnen und Leitern<br />

der Gesundheitsämter der sechs Kantone<br />

besteht sowie aus zwei Vertreterinnen und<br />

Vertretern von Weiterbildungsstätten und<br />

einem Vertreter des <strong>vsao</strong>.<br />

Umfassendes Informationssystem<br />

In einer ersten Projektphase wurde ein<br />

mögliches Informationssystem definiert,<br />

welches die Koordination der medizinischen<br />

Weiterbildung ermöglichen soll.<br />

Zudem wurden Fragen betreffend die Organisation<br />

im Allgemeinen und die Finanzierung<br />

geklärt. In der zweiten Projektphase<br />

begann die operative Umsetzung:<br />

Die Réformer-Organisation wurde<br />

aufgebaut. In der dritten Projektphase ab<br />

<strong>2022</strong> werden erste Daten zu Weiterbildungsgängen<br />

und Ärztinnen und Ärzten<br />

in Weiterbildung gesammelt. Während<br />

der vierten Projektphase – ab 2025 – soll<br />

die Réformer-Organisation voll funktionsfähig<br />

sein.<br />

Wenn alles so läuft, wie von den Kantonen<br />

angestrebt, werden sich junge Medizinerinnen<br />

und Mediziner ab 2025 in<br />

der Westschweiz an eine zentrale Stelle<br />

wenden können, um sich für eine Weiterbildung<br />

in ihrem gewünschten Fachgebiet<br />

einzuschreiben. Diese können sie dann –<br />

sofern ein Platz verfügbar ist – in der vorgesehenen<br />

Zeit in den vorgesehenen Weiterbildungsstätten<br />

absolvieren. Allerdings<br />

steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest, ob<br />

dies tatsächlich umgesetzt werden kann<br />

und ob das System für junge Medizinerinnen<br />

und Mediziner obligatorisch oder optional<br />

sein wird. Die konkreten Auswirkungen<br />

der Reform für die Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte sind deshalb aktuell<br />

nicht abschätzbar. Klar ist aber, dass ein<br />

stärker reguliertes System für Medizinerinnen<br />

und Mediziner Vorteile, aber auch<br />

gewichtige Nachteile bringen würde.<br />

Die Rolle des <strong>vsao</strong><br />

Der <strong>vsao</strong> wurde von der Projektleitung<br />

gebeten, in den verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

rund um die Umsetzung des<br />

Projekts mitzuwirken. Der <strong>vsao</strong> steht der<br />

angestrebten stärkeren staatlichen Kontrolle<br />

über die Weiterbildung sowie der<br />

zunehmenden Steuerung und Beschränkung<br />

der Weiterbildungsplätze sehr kritisch<br />

gegenüber. Gleichzeitig ist es jedoch<br />

wichtig, bei einem Projekt, das vom <strong>vsao</strong><br />

nicht verhindert werden kann, Einblick<br />

und Mitspracherecht zu haben. Darum ist<br />

der <strong>vsao</strong> seit Sommer 2020 im Führungsgremium<br />

durch Patrick Mangold, Sektionsjurist<br />

der Sektionen Waadt und Jura,<br />

vertreten. Zusätzlich setzen wir uns dafür<br />

ein, dass Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung<br />

in den verschiedenen thematischen<br />

und fachspezifischen Arbeitsgruppen<br />

des Projektes vertreten sein werden<br />

und die Interessen der jungen Ärzteschaft<br />

dort einbringen können. Diese Arbeitsgruppen<br />

sind noch nicht aktiv, mit Ausnahme<br />

der Arbeitsgruppe zum Informationssystem,<br />

die ihre Arbeit schon beinahe<br />

abgeschlossen hat.<br />

Um die angestrebte Koordination zwischen<br />

den Weiterbildungsstätten und den<br />

Überblick über die Ärztinnen und Ärzte in<br />

Weiterbildung zu ermöglichen, wird ein<br />

Informationssystem entwickelt, das bald<br />

einsatzbereit sein soll. Die Arbeitsgruppen<br />

der einzelnen Fachrichtungen werden<br />

demnächst ihre Arbeit aufnehmen<br />

und sich in regelmässigen Abständen über<br />

die schrittweise Umsetzung der Reform<br />

austauschen.<br />

Die Umsetzung der Reform hat also<br />

bereits begonnen, ab 2025 soll das System<br />

voll funktionsfähig sein. Es ist anzunehmen<br />

(oder zu befürchten), dass dieses Projekt<br />

aus der Westschweiz Signalwirkung<br />

für die gesamte Schweiz haben wird.<br />

«Je kürzer, desto besser» gilt nicht<br />

Der <strong>vsao</strong> wird die Entwicklung weiterhin<br />

so eng wie möglich begleiten, um die Interessen<br />

der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung<br />

zu schützen. Es muss den Beteiligten<br />

bewusstwerden, dass bei der ärztlichen<br />

Weiterbildung der Grundsatz «Je<br />

kürzer, desto besser» nicht gilt. Natürlich<br />

will niemand freiwillig zu lange als Assistenzärztin<br />

oder Assistenzarzt arbeiten. Indes<br />

ist ein zusätzliches Weiterbildungsjahr<br />

kein verlorenes Jahr, weder für die<br />

Betroffenen noch für das Spital oder das<br />

Gesundheitswesen. Schliesslich erbringen<br />

Assistenzärztinnen und -ärzte während<br />

eines beachtlichen Teils ihrer Arbeitszeit<br />

Dienstleistungen für Patientinnen<br />

und Patienten. Die Weiterbildung<br />

macht nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit<br />

im Spital aus. Und je erfahrener sie sind,<br />

desto selbständiger und effizienter arbeiten<br />

sie. Zusätzliche Weiterbildungsjahre,<br />

allenfalls auch in einem anderen als dem<br />

angestrebten Fachgebiet, erweitern den<br />

Horizont und sind deshalb ebenfalls wichtige<br />

Erfahrungen.<br />

Es ist zudem kaum möglich, den zukünftigen<br />

Bedarf an Fachärztinnen und<br />

Fachärzten auf rund zehn Jahre hinaus<br />

abzuschätzen. Eine Beschränkung der<br />

Weiterbildungsplätze gestützt auf eine<br />

solch ungenaue Prognose ist weder seriös<br />

noch sinnvoll. Zumal es sich wie gesagt<br />

um Arbeitsplätze handelt. Diese können<br />

nicht einfach jährlich gekürzt oder ausgebaut<br />

werden. Eine gewisse Flexibilität in<br />

der ärztlichen Weiterbildung ist ebenso<br />

wertvoll wie sinnvoll. So haben wir weiterhin<br />

Ärztinnen und Ärzte, welche am Ende<br />

in der von ihnen gewählten Fachrichtung<br />

abschliessen und arbeiten können. Die<br />

Möglichkeit, im selbstgewählten Fachgebiet<br />

arbeiten zu können, ist für Motivation<br />

und Verweildauer im Beruf unheimlich<br />

wichtig. Davon profitieren die Spitäler, die<br />

Patientinnen und Patienten und am Ende<br />

das gesamte Gesundheitswesen.<br />

Weitere Infos zu Réformer finden Sie unter<br />

https://re-former.ch/, beim Zentral sekreta<br />

riat (stadler@<strong>vsao</strong>.ch) oder bei Patrick<br />

Mangold, dem Sektionsjuristen für die<br />

Sektionen Waadt und Jura<br />

(https://patrickmangold.ch).<br />

@<strong>vsao</strong>asmac<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 15


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Wie die Alten<br />

sungen …<br />

… so zwitschern die Jungen nicht mehr.<br />

Das zeigte sich am Laufbahnkongress medifuture in Bern.<br />

Arbeit ist nicht mehr die alles dominierende Komponente<br />

im Leben der jungen und angehenden Ärztinnen und Ärzte.<br />

Eines aber verbindet die Generationen:<br />

die Leidenschaft für die Medizin.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong><br />

Gespräch zwischen Generationen: Der damalige <strong>vsao</strong>-Präsident Anton Seiler kämpfte vor 50 Jahren für einen angemessenen Lohn.<br />

Die heutige <strong>vsao</strong>-Vizepräsidentin Nora Bienz setzt sich vor allem für vernünftige Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.<br />

(v. l. n. r.: Moderatorin Katharina Locher, Anton Seiler, Nora Bienz)<br />

Bilder: Fotografik 11<br />

16<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Gegen 450 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer, 50 Aussteller,<br />

darunter Spitäler und<br />

Fachgesellschaften jeder Grössenordnung<br />

sowie Organisationen und<br />

Dienstleister im Gesundheitsbereich –<br />

das bedeutete Full House im Berner Kongresszentrum<br />

Wankdorf. medifuture <strong>2022</strong><br />

sprengte in vieler Hinsicht die vertrauten<br />

Dimensionen. So erwies sich der Entscheid<br />

der Veranstalter <strong>vsao</strong> und mediservice<br />

<strong>vsao</strong>-asmac, eine zweite Etage zu<br />

mieten, im Nachhinein als absolut berechtigt.<br />

Unverändert war hingegen die<br />

Qualität und die Vielfalt der Referate.<br />

Aber von Anfang an.<br />

Nicht Zeit, sondern Geld<br />

Ein gewisses Erstaunen über die Ansprüche<br />

der Jungen kann Anton Seiler nicht<br />

ganz verbergen. Der 82-jährige Arzt war<br />

1970 zum Präsidenten des <strong>vsao</strong> gewählt<br />

worden. Ihm und seinen Mitstreitern (es<br />

waren fast ausschliesslich Männer) ging<br />

es allerdings weniger um die Arbeitszeit.<br />

«Das Spital verlangte Arbeitswille und<br />

Arbeitsfreude, und wir wollten möglichst<br />

viel Erfahrung sammeln», fasst Seiler die<br />

damaligen Arbeitsbedingungen zusammen.<br />

Die 800 Franken Lohn hingegen<br />

waren selbst für anspruchslose Assistenzärzte<br />

deutlich zu wenig. So setzte sich der<br />

<strong>vsao</strong> denn auch in erster Linie für angemessene<br />

Löhne ein. Ein Vorkämpfer für<br />

die Sache war übrigens ein <strong>vsao</strong>-Mitglied<br />

aus Basel namens Guido A. Zäch, der<br />

nachmalige Begründer des Paraplegiezentrums<br />

Nottwil. Und doch, die Arbeitszeit<br />

habe schon eine Rolle gespielt. Eine<br />

60-Stunden-Woche war vor mehr als<br />

50 Jahren ein erstrebenswertes Ziel.<br />

Die aktuelle <strong>vsao</strong>-Vizepräsidentin<br />

Nora Bienz betont, dass bis heute die<br />

gesetzlich vorgegebene Arbeitszeit von<br />

50 Stunden nicht eingehalten werde. Der<br />

<strong>vsao</strong> mache sich für eine «42-Stunden-<br />

Woche plus» stark. 42 Stunden Dienstleistung<br />

an den Patienten pro Woche plus<br />

vier Stunden strukturierte Weiterbildung.<br />

Auf den Einwand von Anton Seiler, ob in<br />

dieser Zeit ausreichend Erfahrung gesammelt<br />

werden könne, führt Nora Bienz den<br />

Erfahrungsgewinn der viel höheren Fallzahlen<br />

aufgrund der viel kürzeren Liegezeit<br />

an. Und wenn man die Zeit vermehrt<br />

am Patientenbett statt am Telefon oder<br />

hinter dem Computer verbringen würde,<br />

würde die Lernkurve ebenfalls nochmals<br />

steigen, fügt sie hinzu. Der Abbau von<br />

Bürokratie gehört deshalb ebenfalls zu<br />

den wichtigsten Zielen des <strong>vsao</strong>. Einigkeit<br />

Von Ärzteschwemme kann keine Rede sein. Eine Vielzahl von Spitälern und Kliniken wie auch<br />

Fachgesellschaften buhlen um die junge Ärztegeneration.<br />

über die Generationen hinweg herrscht jedoch<br />

in zwei Punkten: in der Liebe zur Medizin<br />

und in der Überzeugung, dass man<br />

neben dem Beruf einen Ausgleich braucht.<br />

Planung ist die halbe Miete<br />

Als Anton Seiler in den sechziger Jahren<br />

studierte, sassen mit ihm rund 60 Personen<br />

im Hörsaal. Medizin sei ein Fach ohne<br />

Zukunft, es drohe Arbeitslosigkeit aufgrund<br />

der sich abzeichnenden Ärzteplethora,<br />

waren die Studierenden gewarnt<br />

worden. Wenn Christoph Hänggeli das<br />

hört, muss er lachen. Von Ärzteschwemme<br />

kann nicht die Rede sein. «Man kann<br />

sich eigentlich nicht falsch entscheiden.<br />

Sie werden überall gebraucht», ermuntert<br />

der Leiter des SIWF das Publikum. Auf<br />

dem Weg zum Facharzttitel kann man<br />

aber einiges falsch machen. Fehler, die<br />

durch sorgfältige Planung vermieden werden<br />

können. In der Schweiz müssten alle<br />

ihre Weiterbildung selbst organisieren,<br />

das schaffe Freiheit, bringe aber auch Verantwortung.<br />

Beispielsweise die genaue<br />

Abklärung, ob die Anstellung auch die<br />

angestrebte Weiterbildung biete oder das<br />

exakte Führen des e-Logbuchs, erklärt<br />

Hänggeli.<br />

Derzeit befindet sich die ärztliche<br />

Weiterbildung in einer grundlegenden<br />

Transformation. Anstelle von Zeit oder<br />

Zahlen rücken die EPAs ins Zentrum; sie<br />

geben Auskunft, ob eine bestimmte Fähigkeit<br />

auf einem bestimmten Niveau erworben<br />

wurde. Im Laufe der nächsten<br />

zehn Jahre sollen laut Christoph Hänggeli<br />

die Weiterbildungsprogramme entsprechend<br />

angepasst werden. Aber unabhängig<br />

vom Programm gilt, dass man sich<br />

besser einmal zu viel beim SIWF rückversichert,<br />

damit der Weg zum Facharzttitel<br />

nicht unnötig verlängert wird.<br />

Schnurgerade oder mit Umweg<br />

Manche Berufswege sind vorgezeichnet,<br />

andere verlaufen kurvig. Für den Hausarzt<br />

Cyrill Bühlmann war die Berufswahl<br />

beinahe genetisch bedingt. Der Vater war<br />

Hausarzt, die drei Kinder traten in seine<br />

Fussstapfen, wenn auch Cyrill Bühlmann<br />

als einziger denselben Fachbereich wählte.<br />

Er übernahm zusammen mit seiner<br />

Frau, die ebenfalls Ärztin ist, die väterliche<br />

Praxis. Aber es drängte die beiden<br />

nach einer Neuausrichtung. Gemeinsam<br />

mit vier andern Ärztinnen und Ärzten<br />

bauten sie ein veritables Ärztezentrum<br />

auf, das ein breites medizinisches Spektrum<br />

abdeckt. Für Cyrill Bühlmann besteht<br />

der Reiz in der Nähe zu den Patienten,<br />

die er über lange Zeit begleitet. Vom<br />

Säugling bis zum Greis sehe er jeden Tag<br />

alles. Er kenne seine Fähigkeiten, aber<br />

auch seine Grenzen. Folglich sei es wichtig,<br />

ein gutes Netzwerk von Spezialisten<br />

zu haben. Der Vorteil einer Gemeinschaftspraxis<br />

sei nebst dem Austausch<br />

mit den Kolleginnen und Kollegen die<br />

zeitliche Abdeckung, die es erlaube, Teil-<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 17


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

zeit zu arbeiten oder unbelastet in die<br />

Ferien zu gehen. Wer in die Praxis gehe,<br />

sehe sich mit neuen Herausforderungen<br />

wie Per sonalführung, Finanz wesen usw.<br />

konfrontiert. Das Risiko der Selbständigkeit<br />

sei jedoch überschaubar. «Man kann<br />

es wagen», ermuntert Cyrill Bühlmann<br />

abschliessend die Zuhörerinnen und Zuhörer.<br />

Bereits im Gymnasium packte Natalia<br />

Conde die Liebe zum Theater. Nach der<br />

Matur führte ihr Weg folgerichtig an die<br />

Schauspielakademie Basel. Im Anschluss<br />

folgten Engagements im In- und Ausland.<br />

Nach zehn Jahren war Natalia Condes<br />

Leidenschaft fürs Theater spürbar abgekühlt.<br />

Zudem war sie mittlerweile Mutter<br />

von drei Töchtern. Gleichzeitig erwachte<br />

eine alte Liebe zu neuem Leben: die Medizin.<br />

Mit Begeisterung absolvierte sie<br />

schnurgerade das Studium. Der eher zufällige<br />

Start als Assistenzärztin in der<br />

Gynäkologie erwies sich als Glückstreffer.<br />

Heute ist Natalia Conde leitende Ärztin<br />

an der Frauenklinik des Zürcher Stadtspitals<br />

Triemli. Ganz hat sie die Bühne nicht<br />

verlassen, in der Freizeit arbeitet sie bei<br />

einem Jugend theater mit. Und in der Öffentlichkeit<br />

war sie auf den Plakaten des<br />

BAG während der Corona-Pandemie zu<br />

sehen: als Schauspielerin, die eine Ärztin<br />

spielt, die Ärztin ist. Womit sich der Reigen<br />

schliesst.<br />

Blick in die Zukunft<br />

Wie sehen Mitglieder der Jugendfraktionen<br />

diverser Fachgesellschaften ihre Zukunft?<br />

Wie werden sie in 20 Jahren arbeiten?<br />

In verschiedenen Punkten sind sich<br />

die Chirurgin Giulia Frigerio, der Psychiater<br />

Fabian Kraxner und der Neurologe David<br />

Schreier einig: Die Arbeit wird nicht<br />

ausgehen und viele neue Chancen kommen<br />

hinzu. Ebenso wird Teilzeitarbeit wesentlich<br />

verbreiteter sein.<br />

«Die Neurologie entwickelt sich seit<br />

Jahren vom vorwiegend diagnostischen<br />

zum therapeutischen Fach. Und da bereits<br />

heute 30 bis 40 Prozent aller Notfälle neurologischer<br />

Natur sind, wird die Neurologie<br />

vermehrt Teil der Grundversorgung<br />

werden. Spezialisierte Neurozentren werden<br />

sich auf einzelne Krankheitsbilder<br />

konzentrieren», prognostiziert David<br />

Schreier. Fabian Kraxner sieht den Einbezug<br />

der Künstlichen Intelligenz voraus.<br />

«Blended Care», d.h. die Integration von<br />

Online-Interventionen in die reguläre<br />

Psychotherapie, werde beispielsweise alltäglich.<br />

Das Potential von KI werde in Zukunft<br />

vielfältig genutzt, ist er sicher.<br />

Dass Teilzeitarbeit künftig keine Ausnahme,<br />

sondern die Regel sein wird, wenigstens<br />

in bestimmten Lebensabschnitten,<br />

unterstreichen auch die Arbeitspsychologin<br />

Julia Frey und die Onkologin<br />

Marie-Claire Flynn. Hier muss bei den<br />

Verantwortlichen ein Umdenken stattfinden,<br />

sind sie überzeugt. Julia Frey belegt<br />

dies mit den Resultaten ihrer Studie zur<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf.<br />

Heute sind das hohe Arbeitspensum, die<br />

unregelmässigen Einsatzpläne und die<br />

fehlende Vereinbarkeit die wichtigsten<br />

Gründe des Berufsausstiegs. Auch entscheide<br />

sich die Generation Y beim Konflikt<br />

Beruf versus Familie für die Familie.<br />

Dies im Gegensatz zu früheren Generationen.<br />

«Es tut sich etwas und es hat sich etwas<br />

getan», hält Marie-Claire Flynn fest.<br />

«Zunehmend arbeiten auch Männer mit<br />

reduzierten Pensen, das ist eine gute Entwicklung»,<br />

fügt sie an. Sie rät, bereits bei<br />

der Wahl des Fachgebiets die Frage der<br />

Vereinbarkeit einzubeziehen. Und falls<br />

man an die Grenze komme, solle man sich<br />

mit andern austauschen. Denn meist gehe<br />

es den andern genauso.<br />

Nichts für Idealisten<br />

Fest auf dem Boden der Realität verankert<br />

sind Frank Urbaniok, Professor für Forensische<br />

Psychiatrie, und PhD Martin<br />

Schneider, Spezialist für Global Health<br />

und Humanitäre Medizin. Wer mit Sexualund<br />

Gewaltstraftätern arbeitet, darf sich<br />

keine Illusionen über sein Gegenüber machen.<br />

Es gehe darum, Straftaten zu verhindern<br />

und die Gefährlichkeit eines Täters<br />

einzuschätzen. «99 Prozent kommen irgendwann<br />

wieder raus», sagt Urbaniok.<br />

Früher wurde der Opferschutz stark vernachlässigt;<br />

seit rund 20 Jahren hat ein<br />

Umdenken stattgefunden. Und ja, durch<br />

exakte Analyse der Persönlichkeit des Täters<br />

und seiner Taten könne man sehr<br />

wohl etwas machen. Wenn auch keine<br />

Heilung zustande komme, so wenigstens<br />

ein langfristiges Risikomanagement.<br />

«Wer die Welt retten will, soll besser<br />

zuhause bleiben», stellt Martin Schneider<br />

klar. Als Arzt war er in Kriegs- und Katastrophengebieten<br />

rund um den Erdball tätig.<br />

Für solche Einsätze braucht es Menschen<br />

mit mehreren Jahren Berufserfahrung,<br />

bestenfalls in Tropenmedizin,<br />

Sprachkenntnissen, Anpassungsfähigkeit<br />

und Resilienz. Wer einen humanitären<br />

Einsatz leisten will, muss auch Zeit mitbringen,<br />

wenigstens ein halbes Jahr. Und<br />

noch ein Wermutstropfen: Die Familie<br />

darf nicht mit. Entscheidet man sich jedoch,<br />

die humanitäre Medizin zu seinem<br />

Beruf zu machen, sieht es punkto Familiennachzug<br />

anders aus. Erfüllt man in der<br />

Regel doch vornehmlich Koordinationsaufgaben,<br />

die nicht unbedingt vor Ort<br />

stattfinden.<br />

Für welchen Weg sich die Anwesenden<br />

am medifuture <strong>2022</strong> auch entscheiden<br />

mögen, hoffentlich können sie wie<br />

Frank Urbaniok nach 30 Jahren im Beruf<br />

noch immer sagen: «Es ist ein Hammerjob.»<br />

Dank<br />

An dieser Stelle danken wir allen<br />

Sponsoren und Ausstellern, namentlich<br />

der Luzerner Psychiatrie (lups),<br />

welche den Wettbewerb gesponsert hat,<br />

ganz herzlich für ihre Unterstützung.<br />

Ebenso danken wir den Referentinnen<br />

und Referenten. Ohne sie wäre medifuture<br />

<strong>2022</strong> nicht zustande gekommen.<br />

Der nächste Laufbahnkongress findet<br />

am 4. November 2023 wiederum<br />

im Stadion Wankdorf in Bern statt.<br />

18<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Stiefkind<br />

Bild: zvg<br />

Man kann nicht nicht kommunizieren. Diesen Satz<br />

haben wir wohl alle schon einmal gehört. Wieso<br />

bringe ich ihn hier also? Weil Kommunikation in<br />

der ärztlichen Weiterbildung Teil der allgemeinen<br />

Lernziele ist, und diese werden leider allzu oft stiefmütterlich<br />

behandelt.<br />

Die allgemeinen Lernziele wurden vor einigen Jahren in<br />

die Weiterbildungsordnung (WBO) bzw. einen Anhang<br />

derselbigen ausgelagert. So gerieten sie<br />

wohl leider etwas in Vergessenheit. Dabei<br />

sind sich wohl alle einig, dass Themen wie<br />

Kommunikation, ethische Entscheidungsfindung,<br />

Leadership, Team- und<br />

Konfliktmanagement unheimlich<br />

wichtige Aspekte im Arztberuf sind.<br />

In einer Umfrage unter Weiterbildungsstättenleiterinnen<br />

und -leitern<br />

verortete allerdings über die<br />

Hälfte der Befragten Defizite in diesem<br />

Bereich. Wie kommt das?<br />

Ich glaube, es liegt daran, dass<br />

wir uns schwerer tun in der Vermittlung<br />

von sogenannten Soft Skills. Sie<br />

sind nicht greifbar, sind schwieriger zu<br />

erklären. Bei manuellen Tätigkeiten ist das<br />

wesentlich einfacher: Man wird beispielsweise<br />

schnell einen Konsens bzw. eine Umschreibung<br />

einer guten Intubation finden (beim ersten Versuch<br />

keinen Zahnschaden, korrekte Platzierung etc.). Auch die<br />

Erklärungen gestalten sich wesentlich einfacher, schliesslich<br />

handelt es sich um konkrete Bewegungen und Griffe. Aber wie<br />

wird gute Kommunikation definiert? Und wie erkläre ich sie<br />

jemandem?<br />

In einem Workshop am diesjährigen MedEd-Symposium<br />

des SIWF bestätigte sich die Bedeutung der allgemeinen Lernziele<br />

und im Besonderen auch der Kommunikation deutlich.<br />

In der Diskussion, wer denn nun für die Vermittlung zuständig<br />

sei, waren sich alle einig, dass alle Stakeholder eine gewisse<br />

Verantwortung haben. Angefangen bei den Universitäten über<br />

die Weiterbildungsstätten bis hin zu Fachgesellschaften und<br />

SIWF. Es bleibt die Frage der konkreten Umsetzung.<br />

Gewisse Grundlagen können in der Theorie vermittelt<br />

werden (Basler Studierende aus den vergangenen Jahren<br />

werden sich gut an das WWSZ von Prof. Langewitz erinnern).<br />

Leben in die Sache kommt aber erst durch Zuhören und<br />

Auf den<br />

Punkt<br />

gebracht<br />

Nachahmen – Stichwort Vorbild. Haben wir hier zu wenig gute<br />

Vorbilder? Ich glaube nicht. Ich fürchte eher, dass wir uns im<br />

Alltag zu wenig Zeit nehmen (können), um einerseits dieser<br />

Vorbildrolle gerecht zu werden und um andererseits oft genug<br />

zuhören und dann schrittweise nachahmen zu können.<br />

Zudem bin ich der Meinung, dass die Weiterbildung heute<br />

zu stark auf harte fachliche Eckdaten und Fertigkeiten<br />

fokussiert ist. Die Formung einer Arztpersönlichkeit,<br />

das Einleben in die berufliche Rolle hat<br />

an Bedeutung verloren. In Zukunft sollen<br />

die allgemeinen Lernziele in den EPAs<br />

(Entrustable Professional Activities)<br />

Platz finden. Allerdings werden sie<br />

wohl auch dort nur dann Beachtung<br />

finden, wenn wir ihnen im Alltag<br />

Bedeutung beimessen.<br />

Wir haben einen wunderschönen<br />

Beruf, der durch und durch<br />

menschlich ist und sich nicht auf<br />

theoretisches Wissen und roboterartig<br />

ausgeführte manuelle Tätigkeiten<br />

reduzieren lässt. Versuchen<br />

wir, ihn wieder so zu leben, sonst<br />

schaffen wir uns selber ab.<br />

Patrizia Kündig,<br />

Mitglied des Geschäftsausschusses <strong>vsao</strong>,<br />

Leiterin Ressort Weiterbildung<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 19


<strong>vsao</strong><br />

Happy Birthday,<br />

<strong>vsao</strong>!<br />

Ein prägender Teil des <strong>vsao</strong>-Jahrs <strong>2022</strong> waren die Aktivitäten<br />

rund um das 77-Jahr-Jubiläum des Verbands mit dem <strong>vsao</strong>-Mobil und<br />

einem unvergesslichen Jubiläumsfest. Ein kurzer Rückblick.<br />

Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer <strong>vsao</strong><br />

Eine genussvolle Pause und direkte Kontakte: Das <strong>vsao</strong>-Mobil macht auf seiner Tour de Suisse halt vor einem Spital.<br />

Bild: <strong>vsao</strong><br />

20<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


<strong>vsao</strong><br />

75<br />

wird man nicht alle<br />

Tage – sondern auch als<br />

<strong>vsao</strong> nur einmal im (Verbands-)Leben.<br />

Deshalb<br />

hatten wir uns für das Jubiläumsjahr<br />

2020 einiges einfallen lassen. Doch es<br />

kam, wie es mit Corona kommen musste;<br />

die meisten Pläne wurden durchkreuzt.<br />

Das Jubiläum wollten wir aber auf keinen<br />

Fall ausfallen lassen, deshalb haben wir<br />

<strong>2022</strong> die Schnapszahl 77 gefeiert. So<br />

konnten etliche der Ideen für das Jubiläumsjahr<br />

doch noch umgesetzt werden,<br />

und der runde Geburtstag wurde gebührend<br />

gewürdigt.<br />

Grund zu feiern gab und gibt es mehr<br />

als genug. Seit der Gründung 1945 hat der<br />

<strong>vsao</strong> vieles erreicht. Die erste Forderung<br />

des Verbands bestand schlicht darin, den<br />

Assistenzärztinnen und -ärzten einen<br />

Lohn zu bezahlen. Dies konnte bereits<br />

1947 als erfüllt betrachtet werden, die Arbeitsbedingungen<br />

bleiben aber bis heute<br />

ein zentrales Thema, auch wenn zwischenzeitlich<br />

weitere Erfolge erzielt werden<br />

konnten, allen voran die Unterstellung<br />

unter das Arbeitsgesetz im Jahr 2005<br />

und damit die Einführung der (theoretischen)<br />

Obergrenze von 50 Wochenarbeitsstunden.<br />

Die Tragweite dieses Erfolgs wird<br />

erst richtig deutlich, wenn man sich vor<br />

Augen führt, dass wir noch 1998 mit dem<br />

sogenannten «Bleistiftstreik» die Begrenzung<br />

der Wochenarbeitszeit auf 65 Stunden<br />

forderten. Es ist also etwas gegangen<br />

in all den Jahren, und das wurde gebührend<br />

gewürdigt.<br />

Emotionaler Höhepunkt war unzweifelhaft<br />

das Jubiläumsfest, das Ende August<br />

im Berner Bierhübeli mit einigen<br />

hundert Gästen über die Bühne ging. Zahlreiche<br />

Ehrenmitglieder und prägende Persönlichkeiten<br />

waren unter den Gästen, bei<br />

Speis und Trank fand ein reger Austausch<br />

von Geschichten, Anekdoten und Erfahrungen<br />

statt, bevor das Fest vom Kabarettisten<br />

Massimo Rocchi richtig lanciert<br />

wurde. Ihm gelang es in seiner unnachahmlichen<br />

Art, das mehrsprachige Publikum<br />

mit seinen ebenfalls vielsprachigen<br />

Nummern abzuholen. Danach standen<br />

Musik und Tanz mit DJ Kai auf dem Programm,<br />

er lockte fast alle Gäste auf die<br />

Tanzfläche, so dass wir uns am Ende von<br />

vielen fröhlichen und zufriedenen Gesichtern<br />

verabschieden konnten.<br />

<strong>vsao</strong> on tour<br />

Im Jubiläumsjahr wollten wir als gesamtschweizerischer<br />

Verband auch die Verbindungen<br />

in die verschiedenen Landesteile<br />

pflegen. Deshalb fanden diverse Sitzungen<br />

des Geschäftsausschusses in diesem<br />

Jahr nicht wie üblich in Bern statt, sondern<br />

in St. Gallen, in Chur, in Bellinzona,<br />

in Biel und in Olten. Leider nicht geklappt<br />

hat die Sitzung in Lausanne (Corona …),<br />

diese wird aber 2023 nachgeholt. Auch so<br />

gelang es, einen grossen Teil der Sektionen<br />

zu besuchen und die gegenseitige Verbundenheit<br />

zu stärken.<br />

Im Sommer tourte zudem das<br />

<strong>vsao</strong>-Mobil durch die Schweiz. Ein Bus,<br />

mit dem wir für jeweils einen Tag vor Spitälern<br />

haltmachten und uns den jungen<br />

Ärztinnen und Ärzten vorstellten. Stationen<br />

waren die Kantonsspitäler St. Gallen,<br />

Chur, Olten und Luzern, das Spitalzentrum<br />

Biel, das Universitätsspital Zürich,<br />

das Spital Sitten, das Ospedale Regionale<br />

di Lugano, das Hôpital Riviera-Chablais in<br />

Rennaz sowie die Hôpitaux universitaires<br />

de Genève.<br />

Die Aktion erwies sich trotz wechselndem<br />

Wetterglück als voller Erfolg. Hunderte<br />

junge Ärztinnen und Ärzte fanden<br />

den Weg zu uns, um einen offerierten Imbiss<br />

zu geniessen und bei Interesse mehr<br />

über unsere Dienstleistungen, Ziele und<br />

Erfolge zu erfahren.<br />

Kampagne zur Mitgliedergewinnung<br />

Teil des Jubiläumsjahrs war auch die Mitgliederkampagne,<br />

die Anfang <strong>2022</strong> startete.<br />

In der ganzen Schweiz hingen in der<br />

Nähe von Spitälern während dreier Phasen<br />

Plakate mit sechs verschiedenen Sujets,<br />

mit denen wir auf die Dienstleistungen<br />

des <strong>vsao</strong> aufmerksam machten. Dieselben<br />

Sujets wurden auch auf Social Media<br />

genutzt. Zudem führten wir ein<br />

elektronisches Anmeldeformular ein, um<br />

den Aufnahmeprozess zu vereinfachen,<br />

und Mitglieder erhielten für jedes Neumitglied,<br />

das dank ihnen zum <strong>vsao</strong> kam, eine<br />

kleine Prämie. Die Neumitglieder wurden<br />

mit den coolen, nachhaltig produzierten<br />

<strong>vsao</strong>-Jubiläumssocken beschenkt, die uns<br />

hoffentlich noch oft begegnen werden.<br />

Auf die nächsten 77 Jahre!<br />

Das einzige Element des Jubiläumsjahrs,<br />

das bereits 2020 fertiggestellt und publiziert<br />

wurde, waren die Jubiläumsvideos<br />

mit dem damaligen Präsidium und der Geschäftsleitung<br />

des Verbands. Die Videos<br />

sind immer noch aktuell und sehenswert,<br />

schauen Sie selbst auf der <strong>vsao</strong>-Website:<br />

https://<strong>vsao</strong>.ch/<strong>vsao</strong>-jubilaeum-<strong>2022</strong>.<br />

Wir bedanken uns bei allen, die am<br />

gelungenen Jubiläumsjahr mitgewirkt haben,<br />

bei den Mitgliedern, die mitfeierten,<br />

den Rednerinnen und Rednern, den vielen<br />

Helferinnen und Helfern beim Fest<br />

und der Tournee des <strong>vsao</strong>-Mobils, den<br />

zahlreichen Gastgeberinnen und Gastgebern<br />

in den Sektionen. Herzlichen Dank<br />

und auf die nächsten 77 Jahre!<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 21


<strong>vsao</strong><br />

Impressionen vom<br />

Jubiläumsfest<br />

Bilder: Dominic Brügger<br />

22<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


<strong>vsao</strong><br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 23


<strong>vsao</strong><br />

Neues aus<br />

den Sektionen<br />

Basel<br />

Ausblick auf 2023<br />

Am Samstag, 22. Oktober, fand die alljährliche<br />

Strategie-Retraite des Vorstands<br />

statt. Die Vorstandsmitglieder trafen sich,<br />

um die kurz- und mittelfristigen Massnahmen<br />

für den VSAO Basel zu definieren. Im<br />

nächsten Jahr richtet sich der Fokus auf<br />

die Kommunikation und den Austausch<br />

mit den Mitgliedern. Ab 2023 organisiert<br />

der VSAO Basel neu Networkingmöglichkeiten<br />

für Mitglieder und Nichtmitglieder<br />

in ungezwungenem Rahmen. Genaue Angaben<br />

über Ort und Zeitpunkt finden sich<br />

auf der Website und im Newsletter. Wie<br />

jedes Jahr wird im Spätfrühling die Mitgliederversammlung<br />

stattfinden, genauer<br />

am Donnerstag, 11. Mai 2023. Diese bietet<br />

auch im kommenden Jahr nebst den üblichen<br />

Traktanden wieder einen interessanten<br />

Kulturteil, der den Mitgliedern Einblick<br />

in kulturelle oder gesellschaftliche<br />

Highlights in Basel verschafft. Ein grosser<br />

Teil der Verbandsarbeit wird sich 2023<br />

ausserdem der Politik widmen.<br />

Der schönste Beruf der Welt<br />

Es ist geschafft!<br />

Am Freitag, 28. Oktober, lud der<br />

VSAO Basel zum bestandenen<br />

Staatsexamen ein. Über 120 junge<br />

Ärztinnen und Ärzte haben gemeinsam<br />

mit dem Basler VSAO-Vorstand<br />

bis spät in die Nacht gefeiert.<br />

Nach einem Apéro begrüsste VSAO-Geschäftsleiterin<br />

Claudia von Wartburg die<br />

Gäste im Restaurant Safran Zunft im Herzen<br />

von Basel. Im Rahmen eines Podiumsgespräches<br />

gaben erfahrene Ober- und<br />

Assistenzärzte dem jungen Publikum<br />

Tipps und Infos zum Spitalalltag. Während<br />

des Abends ergaben sich tolle Gespräche<br />

zwischen den Gästen und den<br />

Vorstandsmitgliedern vom VSAO Basel.<br />

Auf dem Podium trafen sich Dr. med.<br />

Dr. med. dent. Miodrag Savic, Oberarzt der<br />

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im<br />

Universitätsspital Basel und Präsident des<br />

VSAO Basel, PD Dr. med. Michel Röthlisberger,<br />

Oberarzt Neurochirurgie und Spinale<br />

Chirurgie im Universitätsspital Basel,<br />

und Florian Frehner, Assistenzarzt Chirurgie<br />

im Kantonsspital Liestal/ Bruderholz<br />

sowie Vorstandsmitglied des VSAO Basel.<br />

Durch das Gespräch führte VSAO-Kommunikationsleiterin<br />

Jenny Settembrini.<br />

Die Podiumsteilnehmer teilten mit<br />

den jungen Ärztinnen und Ärzten wertvolle<br />

Erfahrungen aus ihrer Assistenzarztzeit<br />

und gaben Empfehlungen zu Karrierestart<br />

und Weiterbildungen. Dr. Michel<br />

Röthlisberger informierte über Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

im Ausland, und<br />

Dr. Miodrag Savic erklärte, wie der VSAO<br />

Interessierte dabei unterstützt.<br />

Um die jungen Medizinerinnen und<br />

Mediziner motiviert in ihre Zukunft blicken<br />

zu lassen, haben die drei erfahrenen<br />

Chirurgen zum Schluss darauf hingewiesen,<br />

wie schön dieser Beruf trotz den vielen<br />

in den Medien stets thematisierten Herausforderungen<br />

ist.<br />

So beendete Dr. Savic das Gespräch<br />

mit dem Satz: «Es ist so erfüllend, wenn<br />

man abends nach Hause kommt und<br />

weiss, dass man etwas Gutes gemacht hat.<br />

Arzt bleibt der schönste Beruf der Welt.»<br />

Politcoaching<br />

Wenn wir weiterhin ein anerkannter Akteur<br />

im Schweizer Gesundheitswesen<br />

bleiben wollen, dann braucht es mehr Mitglieder,<br />

die sich politisch engagieren. Gemeinsam<br />

mit dem Dachverband unterstützt<br />

der VSAO Basel jedes Mitglied, das<br />

als Kandidatin oder Kandidat bei den kantonalen<br />

Wahlen antreten möchte und bietet<br />

neu ein professionelles Politcoaching<br />

an. Voraussetzung: Das VSAO-Mitglied<br />

muss auf einer offiziellen Wahlliste stehen.<br />

Auskünfte und Anmeldungen: sekretariat@<strong>vsao</strong>-basel.ch,<br />

Anmeldefrist: 16.<br />

Januar 2023.<br />

Jenny Settembrini, Kommunikationsleiterin<br />

VSAO Basel<br />

24<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


<strong>vsao</strong><br />

Bern<br />

Workshop für Dienstplanerinnen<br />

und Dienstplaner<br />

Am 26. Oktober <strong>2022</strong> fand unser erster<br />

Workshop für Dienstplanerinnen und<br />

Dienstplaner statt. Es nahmen rund<br />

20 Personen aus der ganzen Schweiz teil<br />

und nutzten die Gelegenheit, sich Wissen<br />

anzueignen und sich mit Kolleginnen und<br />

Kollegen auszutauschen.<br />

Wir führen den Anlass am 19. Januar<br />

2023 nochmals durch.<br />

Brüten Sie oft stundenlang nach Feierabend<br />

über dem Dienstplan der Abteilung<br />

und sehen am Schluss nur noch<br />

PEP-Symbole, die vor den Augen im Kreis<br />

tanzen? Möchten Sie wissen, wie Teilzeitarbeit<br />

sinnvoll in den Dienstplan integriert<br />

werden kann? Sind Sie manchmal<br />

unsicher, wie die Stolpersteine bei der Planung<br />

und korrekten Umsetzung des Arbeitsgesetzes<br />

vermieden werden können?<br />

Interessiert es Sie, wie ein korrekter<br />

Dienstplan aussehen könnte? Dann sind<br />

Sie am kostenlosen Dienstplanworkshop<br />

des VSAO Bern genau richtig.<br />

Simon Schneider (Rechtsanwalt und<br />

stellvertretender Geschäftsführer VSAO<br />

Bern), Dr. med. Philipp Rahm (Dienst planberater<br />

<strong>vsao</strong>) und Susanne Nüesch (Spitalfachärztin<br />

UNZ Inselspital, Verantwortliche<br />

Dienstplanung der Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte) sorgen für ein spannendes<br />

Programm und stehen selbstverständlich<br />

für Fragen sehr gerne zur Verfügung.<br />

Datum:<br />

Donnerstag, 19. Januar 2023,<br />

18.30 bis 21 Uhr, mit Verpflegung<br />

Durchführungsort:<br />

Sitzungszimmer <strong>vsao</strong>, Bollwerk 10,<br />

3011 Bern (direkt beim Bahnhof Bern)<br />

Anmeldung bis am 11. Januar 2023 auf<br />

www.<strong>vsao</strong>-bern.ch<br />

Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern<br />

MV 2023<br />

Save the Date:<br />

Mitgliederversammlung 2023<br />

27. April 2023, 19 Uhr, im PROGR Bern<br />

Bild: zvg<br />

Dienstplanworkshop vom 26. Oktober <strong>2022</strong>.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 25


<strong>vsao</strong><br />

Zürich /<br />

Schaffhausen<br />

Erfolgreiches erstes «Time<br />

To Cut»-Karriereseminar<br />

Der VSAO Zürich hat mit dem «Time To<br />

Cut»-Karriereseminar ein neues Format<br />

ins Leben gerufen. Das Seminar richtet<br />

sich primär an Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte chirurgischer Fächer und<br />

soll ihnen dabei helfen, ihre chirurgische<br />

Laufbahn vorausschauend zu planen. Sei<br />

es dank konkreter Tipps und Erfahrungsberichte<br />

von erfahrenen Kaderärztinnen<br />

und -ärzten oder bei praktischen Handson-Trainings<br />

chirurgischer Verfahren an<br />

Simulatoren.<br />

Die Premiere des «Time To Cut»-Karriereseminars<br />

fand am 1. Oktober an der Universität<br />

Zürich statt. Über 70 chirurgische<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

sowie Medizinstudierende nahmen am Seminar<br />

teil. In den Referaten erhielten die<br />

angehenden Chirurginnen und Chirurgen<br />

Einblick in die Laufbahn von erfahrenen<br />

Kaderärztinnen und -ärzten. Was waren die<br />

Hürden und was waren die Meilensteine,<br />

welche zum Erfolg geführt haben? Ergänzt<br />

wurde das Ganze durch inspirierende Podiumsdiskussionen<br />

und praktische Handson-Trainings,<br />

bei denen die Teilnehmenden<br />

unter anderem mit einer Lupenbrille<br />

das mikrochirurgische Nähen erlernen<br />

konnten. Auch die Versorgung von Frakturen<br />

und wertvolle Inputs zum klinischen<br />

Teaching kamen nicht zu kurz.<br />

Neben dem persönlichen Austausch<br />

und Networking erhielten die Anwesenden<br />

viele praktische Tipps und persönliche Erfolgsrezepte<br />

für die Gestaltung der beruflichen<br />

Karriere mit auf den Weg.<br />

Wir danken allen Referentinnen, Referenten<br />

und Teilnehmenden für die Mitgestaltung<br />

des lehrreichen Tages. Ebenso<br />

den Sponsoren Ethicon, Johnson & Johnson<br />

Medtech, Mülleroptik, Reavita, Synthes<br />

und VirtaMed für das Ermöglichen der<br />

Hands-on-Trainings. Wir freuen uns auf<br />

die Fortsetzung 2023!<br />

Bilder: <strong>vsao</strong><br />

26<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


<strong>vsao</strong><br />

Vorankündigung:<br />

After-Work-Apéro mit politisch<br />

engagierten Ärztinnen und Ärzten<br />

Am Donnerstag, 19. Januar 2023, findet<br />

der beliebte After-Work-Apéro, organisiert<br />

vom VSAO Zürich, in der Chiffon Bar in<br />

Zürich statt.<br />

Neben Austausch und Networking in<br />

entspannter Atmosphäre stehen dieses<br />

Mal politisch engagierte und für den Kantonsrat<br />

kandidierende Medizinerinnen<br />

und Mediziner im Fokus. Wir hoffen, dass<br />

einige Kandidierende auch persönlich anwesend<br />

sein werden, damit Ihr Euch während<br />

des Apéros mit ihnen austauschen<br />

und über die von ihnen vertretenen politischen<br />

Anliegen und Kernbotschaften diskutieren<br />

könnt. Wir fördern politisch aktive<br />

Ärztinnen und Ärzte, denn nur so können<br />

wir unseren Anliegen direkt Gehör<br />

verschaffen.<br />

Deshalb unterstützen wir Medizinerinnen<br />

und Mediziner, die für die Kantonsratswahlen<br />

im Februar 2023 kandidieren.<br />

Bitte meldet Euch bei uns unter kommunikation@<strong>vsao</strong>-zh.ch,<br />

damit wir Euch<br />

auf unseren Kanälen porträtieren und ein<br />

Politcoaching oder eine Plattform am After-Work-Event<br />

im Januar 2023 anbieten<br />

können. Falls Ihr jemanden kennt, der/die<br />

kandidiert, leitet ihm/ihr bitte diese Information<br />

weiter.<br />

Am After-Work-Apéro eingeladen<br />

sind übrigens alle Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte wie auch Medizinstudierende.<br />

Wir freuen uns auf einen regen<br />

Austausch!<br />

Dominique Iseppi, Kommunikationsassistentin,<br />

VSAO Zürich<br />

Bilder: <strong>vsao</strong><br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 27


<strong>vsao</strong><br />

<strong>vsao</strong>-Inside<br />

Florim Loshi<br />

Wohnort: Spiez<br />

Beim <strong>vsao</strong> seit: Januar <strong>2022</strong><br />

Der <strong>vsao</strong> in drei Worten:<br />

Offen, modern, engagiert<br />

Wenn Florim Loshi im<br />

Büro ist, gibt es immer<br />

etwas zu lachen – seine<br />

gute Laune und sein<br />

herzhaftes, sympathisches Lachen sind<br />

ansteckend. Diese gute Stimmung<br />

verbreitet er seit Januar <strong>2022</strong> im <strong>vsao</strong>-<br />

Zentralsekretariat, allerdings nur an den<br />

wenigen Tagen, die in seinem kleinen<br />

Pensum vorgesehen sind. Die meiste Zeit<br />

verbringt der 23-Jährige an der Uni Bern,<br />

wo er im siebten Semester Jus studiert.<br />

Die Wahl des Studienfachs fiel ihm<br />

leicht, wie er selber sagt: «Während sich<br />

andere mit der Berufswahl schwertun,<br />

stand es für mich schon früh fest, dass<br />

ich Jus studieren möchte. So habe ich<br />

mich ohne grosses Zögern fürs Jus-<br />

Studium immatrikuliert und den Entscheid<br />

seither nie bereut – das Recht<br />

fasziniert mich.» Mit dieser Leidenschaft<br />

ist er im Zentralsekretariat als Projek t-<br />

assistent Recht genau am richtigen Ort.<br />

Bei seiner Arbeit unterstützt er die<br />

Leiterin Recht Yvonne Stalder, koordiniert<br />

die Rechtsbeiträge für das <strong>vsao</strong><br />

<strong>Journal</strong>, klärt diverse Rechtsfragen ab<br />

und wickelt Rechtsschutz gesuche<br />

von Mitgliedern ab.<br />

Die Arbeit für den <strong>vsao</strong> gefällt ihm<br />

besonders gut, weil er in einem juristischen<br />

Arbeitsbereich Arbeitserfahrung<br />

sammeln kann, und dies im Dienste<br />

einer sinnvollen Sache. «Ich kann mit<br />

meiner Arbeit hier etwas bewirken<br />

und dazu beitragen, Verbesserungen<br />

für die Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte herbeizuführen», sagt er.<br />

Am meisten schätzt er den grossen Praxisbezug:<br />

«Ich habe es in meinem<br />

Arbeitsalltag oft mit rechtlichen Fragen<br />

rund um Themen wie Arbeitsgesetz,<br />

Diskriminierung und Datenschutz zu tun.<br />

Das Spannende dabei ist, dass es sich<br />

stets um konkrete Fragen aus der Praxis<br />

handelt, das ist ein toller Ausgleich<br />

zur theorielastigen Lehre an der Uni.»<br />

Für sein jugendliches Alter verfügt<br />

Florim Loshi bereits über viel Arbeitserfahrung.<br />

Nach dem Zivildienst, den der<br />

Spiezer im Regionalgefängnis Thun absolvierte,<br />

war er während zweieinhalb<br />

Jahren beim kantonalen Amt für Justizvollzug<br />

als Sachbearbeiter angestellt.<br />

Trotzdem sei er beim Start an der neuen<br />

Arbeitsstelle beim <strong>vsao</strong> «angemessen<br />

nervös» gewesen, wie er sagt. Das Team<br />

habe ihn aber warm empfangen und er<br />

habe sich rasch wohlgefühlt. Er sei von<br />

Anfang an eingebunden worden und<br />

konnte so schnell überall mit anpacken<br />

und helfen.<br />

Nach dem Abschluss des Bachelor-<br />

Studiums möchte Florim Loshi direkt<br />

den Master anhängen. Danach kann er<br />

sich eine Zukunft als Anwalt vorstellen:<br />

«Bis dahin ist es mit Praktika und Prüfungen<br />

aber noch ein weiter Weg.» Nebst<br />

dem Recht pflegt Florim eine weitere<br />

grosse Leidenschaft: das Tanzen. Wenn<br />

er nicht an der Uni ist oder im <strong>vsao</strong>-Büro,<br />

ist es deshalb gut möglich, dass er über<br />

die Tanzfläche wirbelt, sei es bei einem<br />

Cha-Cha-Cha, einem Salsa oder auch<br />

einem langsamen Walzer. Vielleicht hat<br />

er sich aber auch gerade in ein gutes<br />

Buch vertieft oder er trifft sich auf ein<br />

gemütliches Bier mit Freunden.<br />

Bild: zvg<br />

28<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


<strong>vsao</strong><br />

<strong>vsao</strong>-Rechtsberatung<br />

Meine Überstunden<br />

wurden gestrichen!<br />

Bild: zvg<br />

Ich arbeite seit ungefähr sechs<br />

Monaten im Spital mit einer<br />

50-Stunden-Woche. Ich erfasse<br />

regelmässig meine Stunden<br />

(Startzeit, Endzeit, Pausen) mit der<br />

dafür vom Spital zur Verfügung gestellten<br />

Software. Vergangenen Monat habe<br />

ich 30 Überstunden gemacht. Nach<br />

Abschluss des Monats habe ich jedoch<br />

festgestellt, dass nur 10 Stunden in<br />

diesem Monat verbucht worden waren<br />

und mein Überstundensaldo «nur»<br />

70 Stunden zählte (anstatt 90). Meine<br />

Vorgesetzten haben mich über diese<br />

Reduktion nicht informiert. Erst als ich<br />

die von mir ausgefüllte Abrechnung mit<br />

derjenigen verglichen habe, die ich nach<br />

Abschluss des Monats erhalten habe,<br />

ist mir diese Differenz aufgefallen.<br />

Wenn es die Umstände erfordern, ist der<br />

Arbeitnehmer verpflichtet, Überstunden<br />

im Interesse des Arbeitgebers zu leisten.<br />

Er muss dies insbesondere tun, wenn es<br />

sein Arbeitgeber von ihm verlangt.<br />

Überstunden können auch auf Initiative<br />

des Arbeitnehmers geleistet werden, d.h.<br />

ohne dass es der Arbeitgeber ausdrücklich<br />

verlangt. Wenn der Arbeitgeber weiss,<br />

dass Überstunden geleistet werden, und<br />

er diese nicht ablehnt, kann der Arbeitnehmer<br />

davon ausgehen, dass sein<br />

Arbeitgeber diese genehmigt, genauso wie<br />

wenn er diese selber angeordnet hätte.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob diese<br />

Stunden notwendig sind oder nicht. Hat<br />

der Arbeitgeber hingegen keine Kenntnis<br />

von den geleisteten Überstunden, muss<br />

der Arbeitnehmer dies unverzüglich<br />

melden, damit der Arbeitgeber organisatorische<br />

Massnahmen treffen kann, um in<br />

Zukunft weitere Überstunden zu vermeiden<br />

oder zu genehmigen. Ohne Meldung<br />

durch den Arbeitnehmer können diese<br />

nicht berücksichtigt werden. Wenn der<br />

Arbeitgeber die gemeldeten Überstunden<br />

beanstandet, stellt sich die Frage der<br />

Notwendigkeit dieser Überstunden,<br />

d.h. ob diese für das reibungslose Funktionieren<br />

des Betriebs unerlässlich waren<br />

oder im offensichtlichen Interesse des<br />

Betriebs geleistet wurden.<br />

Zu beachten ist auch, dass es im<br />

Streitfall dem Arbeitnehmer obliegt zu<br />

belegen, dass die geleisteten Stunden<br />

diese Bedingungen erfüllen. Zusätzlich<br />

muss er auch einen Beleg für die Anzahl<br />

geleisteter Überstunden erbringen.<br />

Was passiert nun mit meinen<br />

Überstunden?<br />

In Ihrem Fall ist zu klären, ob das Spital<br />

die von Ihnen geleisteten Stunden<br />

abgelehnt hat. Da Sie Ihre Arbeitsstunden<br />

regelmässig mit der zur Verfügung<br />

gestellten Software erfassen, musste dem<br />

Spital bekannt sein, dass Sie Überstunden<br />

leisteten. Es stellt sich also die Frage,<br />

ob Ihre Stunden bewilligt wurden und,<br />

falls dies nicht der Fall ist, ob diese<br />

notwendig waren.<br />

Dabei müssen Sie zwischen den<br />

Stunden, die in den ersten sechs Monaten,<br />

und denjenigen, die im vergangenen<br />

Monat geleistet wurden, unterscheiden.<br />

Während der ersten sechs Monate<br />

Ihrer Tätigkeit konnten Sie nach Treu und<br />

Glauben davon ausgehen, dass das Spital<br />

angesichts seiner fehlenden Reaktion Ihre<br />

Stunden genehmigte. Ihre Stunden<br />

müssen daher kompensiert werden, sei es<br />

mit Zeit oder Geld, unabhängig von der<br />

Frage, ob sie notwendig waren.<br />

Für die Stunden, die Sie im vergangenen<br />

Monat geleistet haben, können Sie<br />

nicht mehr nach Treu und Glauben davon<br />

ausgehen, dass das Spital diese genehmigte,<br />

da Sie festgestellt haben, dass Ihre<br />

Überstunden anlässlich des Abschlusses<br />

nicht vollständig verbucht worden sind<br />

(10 Stunden anstelle von 30). Andererseits<br />

hätte das Spital sich vehement wehren<br />

sollen, wenn es der Ansicht war, dass<br />

diese 20 Stunden nicht nötig waren.<br />

Zudem hätte es organisatorische Massnahmen<br />

treffen müssen, um weitere<br />

Überstunden zu vermeiden. Ihre Vorgesetzten<br />

haben Ihnen jedoch nichts<br />

mitgeteilt, und Sie müssen nach wie vor<br />

so viele Überstunden leisten. Ich empfehle<br />

Ihnen deshalb, dies direkt mit Ihren<br />

Vorgesetzten und der Personalabteilung<br />

zu besprechen.<br />

Ich habe aber für die ersten sechs<br />

Monate keine Kopie der jeweiligen<br />

Abrechnungen aufbewahrt.<br />

Ich weiss daher nicht mehr, wie viele<br />

Überstunden ich geleistet habe und<br />

auch nicht, ob das Spital Überstunden<br />

gestrichen hat.<br />

Da es ein Informatiktool für die Zeiterfassung<br />

gibt, können Sie diese Abrechnungen<br />

nachträglich verlangen. Mit der<br />

Software muss jede Erfassung und jede<br />

Änderung nachvollziehbar sein. Sie<br />

können daher die Abrechnung vor und<br />

nach deren Validierung vergleichen. Wie<br />

bereits erwähnt, muss Ihre Stundenabrechnung<br />

berücksichtigt werden (und<br />

nicht nur die 60 Stunden, die das Spital<br />

während der ersten sechs Monate<br />

abgerechnet hat).<br />

Zusammengefasst kann man also<br />

sagen, dass es unabhängig vom konkreten<br />

Fall sehr hilfreich sein kann, «Printscreens»<br />

oder Fotos Ihrer Stundenabrechnungen<br />

zu machen, bevor Sie diese<br />

zwecks Abrechnung übermitteln. Falls Sie<br />

dann in den Abrechnungen Differenzen<br />

feststellen, besprechen Sie diese direkt<br />

mit Ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung.<br />

Joël Vuilleumier,<br />

Rechtsanwalt und Sektionsjurist<br />

der Sektion Neuenburg<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 29


Fokus<br />

Lichtschalter<br />

für Zellen<br />

Einzelne Zellen gezielt ansteuern und Prozesse auslösen – und das ohne<br />

invasive Techniken? Die Optogenetik macht es möglich.<br />

Dank ihr können zelluläre Aktivitäten durch Licht gesteuert werden.<br />

Wenn auch der Weg bis zu einer breiten Anwendung in der<br />

Humanmedizin noch lang ist, erste Erfolge sind da.<br />

Dr. Johannes Oppermann, Enrico Peter, Rodrigo Gaston Fernandez Lahore, Prof. Dr. Peter Hegemann,<br />

Experimental Biophysics, Humboldt Universität zu Berlin<br />

Bild: Wikipedia, Dartmouth Electron Microscope Facility, Dartmouth College<br />

30<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

Spricht man über Optogenetik<br />

muss man eigentlich bei Algen<br />

beginnen. Genauer gesagt bei<br />

der einzelligen Grünalge<br />

Chlamydomonas reinhardtii. Dieser kleine<br />

Organismus ist in der Lage, seine<br />

Schwimmrichtung in Abhängigkeit von<br />

der Intensität und Richtung des einfallenden<br />

Lichts zu ändern. So werden stets<br />

möglichst optimale Bedingungen für die<br />

Photosynthese gewährleistet. Direkt von<br />

der Alge abgeleitete, lichtinduzierte und<br />

schnelle Ströme wurden bereits Anfang<br />

der 1990er Jahre als Grundlage dieses<br />

Verhaltens identifiziert und deuteten darauf<br />

hin, dass Lichtwahrnehmung und<br />

passive Ionenleitung in einem Protein<br />

vereint sind [1]. Die Identifizierung dieses<br />

Moleküls, das seither als Kanalrhodopsin<br />

(engl.: Channelrhodopsin) bekannt ist,<br />

benötigte zwar weitere zehn Jahre Arbeit<br />

[2, 3], markiert aber einen Grundstein für<br />

das rasante Wachstum der Optogenetik.<br />

Genisolierung<br />

virale<br />

Infektion<br />

in vitro<br />

Was ist Optogenetik?<br />

In der Optogenetik werden Gene lichtaktivierbarer<br />

Proteine (in diesem Kontext<br />

auch «optogenetische Werkzeuge» genannt)<br />

in Zellen eingebracht. Diese Proteine<br />

können daraufhin genutzt werden, um<br />

gezielt Prozesse in der Zelle zu manipulieren,<br />

ein Konzept, das schon von Francis<br />

Crick vorgeschlagen wurde [4]. Da sich<br />

Licht präzise in Raum und Zeit steuern<br />

lässt, kann man auch die optogenetisch<br />

anvisierten zellulären Prozesse mit ähnlich<br />

hoher Genauigkeit kontrollieren.<br />

Mittlerweile gibt es eine grosse Vielfalt optogenetischer<br />

Werkzeuge. Das Meistverwendete<br />

ist aber immer noch das Kationen-leitende<br />

Kanalrhodopsin aus der Alge<br />

C. reinhardtii.<br />

Die lichtaktivierte, passive Leitung<br />

von Ionen macht es zum idealen Auslöser<br />

elektrischer Signale, zum Beispiel in Neuronen<br />

oder Myokardiozyten. Die so initiierte<br />

Depolarisation des Gewebes reicht in<br />

der Regel aus, um Aktionspotentiale zu<br />

induzieren. Und es gibt weitere Vorteile:<br />

Oft lassen sich optogenetische Werkzeuge<br />

gezielt und ohne Toxizität in verschiedene<br />

Gewebearten einbringen. Zudem bietet<br />

Licht die Möglichkeit, den untersuchten<br />

Vorgang nicht invasiv zu steuern und zu<br />

untersuchen. Optogenetik ist daher nicht<br />

nur für Experimente in kultivierten Zelllinien<br />

vorteilhaft, sondern bietet sich besonders<br />

für In-vivo-Experimente an, die<br />

häufig in Mäusen, Würmern, Fliegen und<br />

Zebrafischen durchgeführt werden.<br />

Forschung und Anwendung<br />

Das Prinzip der Optogenetik wurde erstmals<br />

im Jahr 2002 im Labor von Gero Miesenböck<br />

angewendet. Mittels dreier Proteine<br />

aus der Sehkaskade der Taufliege<br />

konnte die Aktivität kultivierter Neuronen<br />

gesteuert werden [5]. Dies wurde wenig<br />

später durch die Verwendung des Kanalrhodopsins<br />

[6, 7] jedoch drastisch vereinfacht<br />

und sorgte für die zügige Verbreitung<br />

der Optogenetik, um grundlegende<br />

Forschungsfragen zunächst in der Neurobiologie<br />

zu verfolgen und zu beantworten.<br />

Hierdurch hat sich eine fruchtbare<br />

Kooperation verschiedener wissenschaftlicher<br />

Disziplinen ergeben. Im Bestreben,<br />

das Kanalrhodopsin auf molekularer<br />

in vivo<br />

Anregung<br />

Unterdrückung<br />

Verhalten<br />

In der Optogenetik werden Gene lichtaktivierbarer Proteine aus mikrobiellen Organismen<br />

(hier eine Grünalge) mittels Viren in erregbare Zellen wie zum Beispiel Neuronen eingebracht.<br />

Dies ermöglicht die Anregung oder Unterdrückung von Aktionspotentialen in vitro und das<br />

Studium des daraus resultierenden Verhaltens in vivo.<br />

t<br />

V<br />

Ebene zu verstehen, modifizieren Biophysiker<br />

gezielt Eigenschaften des Proteins.<br />

Viele der so entwickelten Kanalrhodopsin-Varianten<br />

werden wiederum von Neurobiologen<br />

für immer detailliertere Fragestellungen<br />

als optogenetische Werkzeuge<br />

genutzt. In den letzten Jahren haben Bioinformatiker<br />

zudem vermehrt Metagenom-Datenbanken<br />

durchsucht, um bisher<br />

unbekannte optogenetische Werkzeuge<br />

aufzuspüren. Der bisher grösste Meilenstein<br />

ist in dieser Hinsicht sicherlich<br />

die Entdeckung Kalium-leitender Kanalrhodopsine<br />

[8]. Diese erlauben, im Gegensatz<br />

zum stimulierenden Kanalrhodopsin<br />

aus C. reinhardtii, eine dem<br />

natürlichen (tierischen) System nachempfundene<br />

und effiziente Unterdrückung<br />

neuronaler Aktionspotentiale. Neben den<br />

Neurowissenschaften findet die Optogenetik<br />

mittlerweile auch in vielen weiteren<br />

Forschungsgebieten Anwendung [9], und<br />

dank der Durchbrüche in der Grundlagenforschung<br />

bietet sie auch Potential als therapeutisches<br />

Werkzeug. Neben einem optogenetischen<br />

Defibrillator [10] und einem<br />

optischen Cochlea-Implantat [11] ist es<br />

besonders erwähnenswert, dass es vor<br />

Kurzem gelungen ist, einem durch Retinitis<br />

pigmentosa erblindeten Menschen zu<br />

rudimentärem Sehen zu verhelfen [12].<br />

Ein Blick in die Zukunft<br />

Als Therapie wäre die Optogenetik klassischen<br />

Methoden der Neuromodulation<br />

theoretisch um einiges voraus. Die Verwendung<br />

elektrischer oder magnetischer<br />

Stimulation, besonders wenn sie nicht invasiv<br />

erfolgt, erlaubt nur eine minimale<br />

räumliche Kontrolle, da alle Zellen im<br />

erzeugten Feld stimuliert werden [13–15].<br />

Optogenetische Therapien dagegen ermöglichen<br />

eine Zelltyp-spezifische und<br />

sogar subzelluläre Kontrolle [16]. So<br />

liessen sich zum Beispiel zuverlässig Kanalopathien<br />

[17] behandeln. Aber auch die<br />

Therapie neurodegenerativer Erkrankungen<br />

könnte erleichtert werden und sogar<br />

eine Kombination mit Psychotherapien<br />

ähnlich den konventionellen Hirnstimulationsverfahren<br />

wäre vorstellbar [18].<br />

Es gibt jedoch bedeutende Hürden für<br />

die Anwendung optogenetischer Werkzeuge<br />

im menschlichen System [19]. Zuallererst<br />

bedarf es einer sicheren Gentherapie-Methode,<br />

die zielgerichtet die Gene<br />

der lichtsensitiven Proteine in den Zielzellen,<br />

aber nicht in deren Genom integriert.<br />

Gentherapie ist bereits für einige wenige<br />

monogenetische Erkrankungen in der EU<br />

zugelassen [20]. Jedoch entwickelt sich<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 31


Fokus<br />

das Feld nur langsam weiter, da die Anwendung<br />

oft schwierig und risikobehaftet<br />

ist und als ethisch problematisch erachtet<br />

wird [21]. Während optogenetische Therapien<br />

abseits des zentralen Nervensystems<br />

bereits geglückt sind [12], stellt das<br />

menschliche Gehirn eine weitere Hürde<br />

dar, da es sehr gross und für sichtbares<br />

Licht nur schwer durchdringbar ist. Abhilfe<br />

könnten optogenetische Werkzeuge<br />

schaffen, die durch rotes bis nahinfrarotes<br />

Licht aktivierbar sind [22]. Abgesehen davon<br />

gibt es technische Herausforderungen,<br />

wie zum Beispiel die Bio- und Immunkompatibilität<br />

zu gewährleisten. Die<br />

Lichtquellen müssen klein und leistungsstark<br />

sein, ohne sich zu stark zu erhitzen.<br />

Bei tiefer Implantation wäre zudem die<br />

Entwicklung einer Fernsteuerung dieser<br />

Implantate für einen minimalinvasiven<br />

Einsatz sinnvoll.<br />

Zusätzlich wirft die rasant steigende<br />

Diversität und Qualität optogenetischer<br />

Werkzeuge die Frage auf, ob ein nachträglicher<br />

Austausch der therapeutischen<br />

Werkzeuge im Patienten möglich sein<br />

wird, um bestehende Behandlungen weiterzuentwickeln.<br />

Dies wäre vermutlich<br />

nur durch die Verwendung der CRISPR/<br />

Cas-Genschere oder die Entwicklung temporär<br />

effektiver Gentherapien möglich.<br />

Fazit<br />

Die Entdeckung des Kanalrhodopsins vor<br />

rund 20 Jahren hat die Entwicklung der<br />

Optogenetik stark beschleunigt. Besonders<br />

in der Grundlagenforschung findet<br />

diese noch junge Disziplin immer mehr<br />

Anwendung. Aber auch Potential für die<br />

Verwendung im medizinischen Kontext<br />

ist vorhanden. Bis zur weit verbreiteten<br />

optogenetischen Therapie ist es trotz vielversprechender<br />

erster Ergebnisse jedoch<br />

noch ein weiter Weg.<br />

Literatur<br />

[1] Harz, H., Nonnengässer,<br />

C. & Hegemann, P. The Photoreceptor<br />

Current of the Green Alga<br />

Chlamydomonas. Philosophical<br />

Transactions: Biological Sciences<br />

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A Light-Gated Proton<br />

Channel in Green Algae. Science<br />

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[3] Nagel, G. et al. Channelrhodopsin-2,<br />

a directly light-gated<br />

cation-selective membrane channel.<br />

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[4] Crick, F. The impact of<br />

molecular biology on neuroscience.<br />

Philosophical Transactions of the<br />

Royal Society of London. Series B:<br />

Biological Sciences 354, 2021–2025<br />

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[5] Zemelman, B. V., Lee, G.<br />

A., Ng, M. & Miesenböck, G. Selective<br />

Photostimulation of Genetically<br />

ChARGed Neurons. Neuron 33,<br />

15–22 (2002).<br />

[6] Boyden, E. S., Zhang, F.,<br />

Bamberg, E., Nagel, G. & Deisseroth,<br />

K. Millisecond-timescale, genetically<br />

targeted optical control of neural<br />

activity. Nature Neuroscience 8,<br />

1263–1268 (2005).<br />

[7] Nagel, G. et al. Light<br />

Activation of Channelrhodopsin-2<br />

in Excitable Cells of Caenorhabditis<br />

elegans Triggers Rapid Behavioral<br />

Responses. Current Biology 15,<br />

2279–2284 (2005).<br />

[8] Govorunova, E. G. et<br />

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are natural light-gated potassium<br />

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[9] Emiliani, V. et al.<br />

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biological systems. Nature Reviews<br />

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Science Translational Medicine 11,<br />

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[11] Dieter, A., Keppeler,<br />

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cochlear implant: optogenetic<br />

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EMBO Molecular Medicine 12,<br />

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[12] Sahel, J.-A. et al. Partial<br />

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[13] Vetter, C. Tiefe Hirnstimulation:<br />

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verändertes Wesen. Deutsches Ärzteblatt<br />

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[15] Siebner, H. R. et al.<br />

Transcranial magnetic stimulation<br />

of the brain: What is stimulated? –<br />

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[17] Lerche, H., Mitrovic, N.,<br />

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Ionenkanalerkrankungen –<br />

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Ärzteblatt international 97, 6 (2000).<br />

[18] Deutsche Gesellschaft<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Psychosomatik und Nervenheilkunde<br />

e. V. Hirnstimulationsverfahren.<br />

Hirnstimulationsverfahren<br />

https://www.dgppn.de/die-dgppn/<br />

referate/hirnstimulationsverfahren.<br />

html (<strong>2022</strong>).<br />

[19] White, M., Mackay, M.<br />

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into the Human Brain:<br />

Opportunities and Challenges in<br />

Clinical Trial Design. Open Access<br />

<strong>Journal</strong> of Clinical Trials 12, 33–41<br />

(2020).<br />

[20] Kirschner, J. & Cathomen,<br />

T. Gene Therapy for Monogenic<br />

Inherited Disorders: Opportunities<br />

and Challenges. Deutsches<br />

Ärzteblatt international (2020)<br />

doi:10.3238/arztebl.2020.0878.<br />

[21] Committee for the<br />

Medicinal Products for Human Use.<br />

Reflection paper on quality, non-clinical<br />

and clinical issues related to<br />

the development of recombinant<br />

adeno-associated viral vectors.<br />

European Medicines Agency (2010).<br />

[22] Lehtinen, K., Nokia, M.<br />

S. & Takala, H. Red Light Optogenetics<br />

in Neuroscience. Frontiers in<br />

Cellular Neuroscience 15, (<strong>2022</strong>).<br />

32<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Das <strong>Journal</strong> des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

<strong>Nr</strong>. 3, Juni 2021<br />

Seite 27<br />

Kardiologie<br />

Neue Therapien für die<br />

kardiale Amyloidose<br />

Seite 36<br />

Hämatologie<br />

Neoplasien ohne<br />

Chemotherapie behandeln?<br />

Seite 39<br />

Politik<br />

Arbeitszeiten müssen sinken<br />

Seite 6<br />

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weil sie online und offline<br />

clever vernetzen.»<br />

SUSAN BAUMGARTNER HALDER,<br />

Managing Director<br />

Prodigious & Publicis Emil Zürich<br />

Agenturen der Publicis Groupe<br />

Publikation<br />

<strong>vsao</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

Darum inserieren wir in Fach- und Spezialmedien: In Medien mit dem Q-Label sprechen<br />

Sie Ihre Zielgruppen direkt an. Ohne Streuverluste. So steigern Sie die Werbewirkung und senken die Kosten.<br />

Q-PUBLIKATIONEN: FOKUSSIERT – KOMPETENT – TRANSPARENT<br />

<strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong> – Das <strong>Journal</strong> des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte – FACHMEDIEN,<br />

<strong>vsao</strong>@fachmedien.ch<br />

Langeweile<br />

Ein spannendes Gefühl


Fokus<br />

Verbot zeigt<br />

erste Wirkung<br />

Laserpointer können buchstäblich ins Auge gehen.<br />

Bis vor einigen Jahren wurden Pointer immer wieder eingesetzt,<br />

um Piloten oder Automobilistinnen zu blenden. Auch im Sport<br />

oder auf Schulhöfen sorgten solche Attacken für Probleme.<br />

Seit 2019 ist ein Verbot von speziell starken Laserpointern in Kraft.<br />

Yannik Waeber, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Sektion nichtionisierende Strahlung und Dosimetrie,<br />

Bundesamt für Gesundheit BAG<br />

Bild: Adobe Stock<br />

34<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

Abbildung: zvg<br />

Laserstrahlung kann im Bereich<br />

der Netzhaut Verbrennungen,<br />

Löcher oder Blutungen verursachen,<br />

welche zu bleibenden Augenschäden<br />

führen können. Da das Auge<br />

über keine Schmerzrezeptoren verfügt,<br />

werden solche Verletzungen nicht akut<br />

bemerkt. Es existieren deshalb vergleichsweise<br />

wenig Daten über Augenschäden,<br />

die durch Laserunfälle verursacht wurden.<br />

Dies führt dazu, dass die von Laserstrahlung<br />

ausgehende Gefahr verharmlost<br />

wird. Auch ohne bleibende Augenschäden<br />

können Blendungen mit Laserstrahlen<br />

zu kurzzeitigen Verlusten des<br />

Sehsinns führen. Dies kann insbesondere<br />

im Strassen- wie auch im Flugverkehr zu<br />

gefährlichen Situationen oder zu Unfällen<br />

führen. Vor diesem Hintergrund trat<br />

in der Schweiz am 1. Juni 2019 eine gesetzliche<br />

Regelung in Kraft, welche ausschliesslich<br />

in Innenräumen die Nutzung<br />

von ungefährlichen Laserpointern der<br />

Klasse 1 zu Zeigezwecken erlaubt.<br />

Seit Juni 2019 führt das Bundesamt<br />

für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) Kontrollen<br />

im Warenverkehr und bei Personen<br />

durch und beschlagnahmt Laserpointer.<br />

Anschliessend prüft und klassifiziert das<br />

Bundesamt für Gesundheit (BAG) diese<br />

Geräte. Entspricht ein importierter Laserpointer<br />

nicht den Anforderungen der<br />

Klasse 1 gemäss der in der Schweiz geltenden<br />

Norm, so wird der Import zur Anzeige<br />

gebracht. Bis Ende Juni dieses Jahres wurden<br />

in 559 Fällen 866 Geräte beschlagnahmt.<br />

Über die Hälfte der importierten<br />

Geräte betrafen die Klasse 3B, gefolgt von<br />

der Klasse 3R. Diese starke Zunahme der<br />

Fälle ist auf Anpassungen im Kontrollverfahren<br />

des Warenverkehrs durch das BAZG<br />

zurückzuführen, wodurch mehr Sendungen<br />

kontrolliert und dadurch deutlich<br />

mehr Laserpointer abgefangen wurden.<br />

2019 wurden vermehrt Laserpointer<br />

als Katzenspielzeug importiert, um diese<br />

dann weiterzuverkaufen, weshalb Geräte<br />

der Klasse 2 stärker vertreten waren. Tendenziell<br />

werden aktuell eher einzelne,<br />

stärkere Geräte importiert, und die Leistung<br />

der als Spielzeug angebotenen Laserpointer<br />

nimmt weiterhin zu; die Klassen<br />

3B und 3R bilden klar den Hauptanteil der<br />

vermessenen Geräte.<br />

Weniger Blendungen von Pilotinnen<br />

und Piloten<br />

Gemäss einer Erhebung des Bundesamts<br />

für Zivilluftfahrt (BAZL) wurden von 2013<br />

bis 2019 schweizweit jährlich zwischen 100<br />

und 150 Laserblendungen von Pilotinnen<br />

Abbildung 1. Blendungen von Pilotinnen und Piloten und Flugbewegungen.<br />

* Für <strong>2022</strong> wurden die Daten aus dem 1. Quartal erhoben.<br />

Tabelle 1. Durch den Zoll beschlagnahmte Geräte zwischen 1.6.2019* und 30.6.<strong>2022</strong>**.<br />

Klasse 2019* 2020 2021 <strong>2022</strong>** Total<br />

Klasse 1 2 1 2 2 7<br />

Klasse 2 29 6 8 51 94<br />

Klasse 3R 22 18 22 178 240<br />

Klasse 3B 31 109 84 218 442<br />

Klasse 4 2 14 9 1 26<br />

n/a 32 25 0 0 57<br />

Total 118 173 125 450 866<br />

Fälle 63 136 92 268 559<br />

Tabelle 1 zeigt die Anzahl dieser beschlagnahmten Geräte aufgeschlüsselt nach deren Laserklasse.<br />

und Piloten gemeldet. Seither gehen die<br />

Blendungen zurück, im Mittel um rund 10<br />

Prozent pro Jahr (vgl. Abbildung 1).<br />

2020 sowie 2021, nach Inkrafttreten<br />

der neuen Gesetzgebung, sank die Zahl<br />

der gemeldeten Blendungen durch Laser<br />

jeweils auf 33, was einem Rückgang von<br />

über 50 Prozent entspricht. Es ist dabei<br />

hervorzuheben, dass 2020 bedingt durch<br />

die Covid-19-Pandemie die Flugbewegungen<br />

im Linien- und Charterverkehr um<br />

nahezu zwei Drittel zurückgingen (Flugbewegungen<br />

für Helikopter sind nicht<br />

aufgeführt). 2021 haben die Flugbewegungen<br />

wieder um 15 Prozent zugenommen,<br />

doch die Anzahl gemeldeter Blendungen<br />

blieb für 2021 auf dem niedrigeren Stand<br />

von 2020. Da sich die Pandemie weiterhin<br />

auf die Anzahl der Flugbewegungen auswirkt,<br />

lässt sich aus den im 1. Quartal dieses<br />

Jahres erhobenen Daten noch kein<br />

Trend erkennen.<br />

Weniger Unfälle mit Laserpointern<br />

Gemäss Erhebungen der Schweizerischen<br />

Unfallversicherungsanstalt SUVA sank die<br />

Zahl der gemeldeten Betriebs- und Nichtbetriebsunfälle<br />

in Zusammenhang mit La-<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 35


Fokus<br />

Abbildung 2. Ein beschlagnahmter Laserpointer der Klasse 4.<br />

serpointern bis 2018 – also unmittelbar vor<br />

Inkrafttreten der neuen Gesetzgebung –<br />

und blieb seither auf ähnlich tiefem Niveau.<br />

Auffällig dabei ist insbesondere der<br />

Rückgang der Nichtbetriebsunfälle um<br />

fast 65 Prozent.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass die Verfahrensoptimierungen des<br />

Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit<br />

für die Sicherstellung von Laserpointern,<br />

Wirkung zeigt. Es werden deutlich mehr<br />

Laserpointer während des Imports sichergestellt<br />

(vgl. Abbildung 2).<br />

Bezüglich Laserklassen der sichergestellten<br />

Geräte lässt sich ein Trend zu höheren<br />

Leistungen von Klasse 2 hin zu Klasse<br />

3B erkennen. Die Anzahl Geräte der<br />

Klasse 4 ist eher rückläufig.<br />

Die Blendungen im Flugverkehr sowie<br />

die Unfälle mit Laserpointern nehmen<br />

tendenziell ab. Es scheint, dass sich bereits<br />

vor Inkrafttreten des Gesetzes aufgrund<br />

der Diskussionen um den Missbrauch<br />

von Laserpointern die Anzahl<br />

Blendungen reduziert haben.<br />

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ZERTIFIZIERT FÜR<br />

HOHE QUALITÄT:<br />

<strong>vsao</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 5, Oktober <strong>2022</strong><br />

Das <strong>Journal</strong> des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Publikation<strong>2022</strong><br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Das Gütesiegel für Qualität<br />

• Etabliert und anerkannt mit fokussierter Leserschaft<br />

• Inhaltlich kompetent und publizistisch unabhängig<br />

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Form<br />

Rechnen, fliegen, gestalten<br />

Seite 16<br />

Politik<br />

Gesperrte Betten – Handeln<br />

tut not<br />

Seite 6<br />

Diabetes<br />

Neue Therapieformen<br />

Seite 30<br />

Vitamine/Mineralstoffe<br />

Ernährung bei<br />

Diabetes mellitus<br />

Seite 39<br />

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Bild: zvg<br />

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6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

Aurora borealis<br />

Bild: <strong>vsao</strong>, Anna Wang<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 37


Fokus<br />

Geschöpfe wie aus dem Märchen. In ihrem<br />

kurzen Erwachsenenleben bringen gewisse<br />

Leuchtkäfer nicht nur ihre Artgenossen zum<br />

Schwärmen, sondern verzaubern auch die<br />

Menschen.<br />

Leuchtfeuer<br />

der Natur<br />

Ihr Blinken hat etwas Märchenhaftes.<br />

Glühwürmchen – oder genauer gesagt Leuchtkäfer – erzeugen Licht<br />

in völliger Dunkelheit. Wie entsteht diese Biolumineszenz?<br />

Wozu dient sie? Und wie schaffen es gewisse Arten,<br />

rhythmisch aufzuleuchten?<br />

Andreas Diethelm, Zellbiologe, Umweltberater<br />

Die Schlacht von Shiloh war<br />

eine der blutigsten des Sezessionskriegs.<br />

Am 7. April 1862<br />

war das Schlachtfeld, ein<br />

sumpfiger Wald am Tennessee River, mit<br />

fast 3500 Toten übersät; die mehr als<br />

16 000 Verwundeten waren tagelang Regen<br />

und Kälte ausgesetzt.<br />

An Wundinfektion starben weit mehr<br />

Soldaten als an direkter Geschosswirkung.<br />

Manche der offenen Wunden haben in der<br />

Nacht grünbläulich geschimmert. Unter<br />

den davon Betroffenen gab es deutlich<br />

mehr Überlebende. Da man das Phänomen<br />

und den Zusammenhang nicht deuten<br />

konnte – die Wirkung des Penicillium-<br />

Schimmelpilzes wurde erst 66 Jahre später<br />

allgemein bekannt –, sprach man vom<br />

«angels glow». Das Mysterium konnte<br />

2001 doch noch auf natürliche Weise erklärt<br />

werden – von zwei US-Gymnasiasten:<br />

Die Besiedlung der Wunden durch das<br />

einzig bekannte nicht marin lebende<br />

Leuchtbakterium, Photorhabdus lumine-<br />

Bilder: Adobe Stock<br />

38<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

scens. Dieses lebt im Darm eines entomopathogenen<br />

Nematoden. Die Fadenwürmer,<br />

die eigentlich auf der Pirsch nach<br />

bodenlebenden Insektenlarven sind, gelangen<br />

mit Erde in die Wunde, wo sie das<br />

Bakterium, anstatt ins Blut einer erbeuteten<br />

Larve, irrtümlich in die menschliche<br />

Wunde erbrechen. P. luminescens scheidet<br />

nun einen Cocktail von Verdauungsenzymen<br />

und Toxinen aus, Letztere töten<br />

ausser der Beute auch um Nahrung konkurrierende<br />

Bakterien, verhindern so die<br />

Wundinfektion und retteten schliesslich<br />

dadurch die verletzten Soldaten. Die kalte<br />

Witterung war ein weiterer Glücksfall:<br />

P. luminescens überlebt bei normaler Körpertemperatur<br />

nämlich nicht. Bleibt die<br />

Frage nach dem Nutzen des Leuchtens für<br />

das Bakterium, wenn es nicht auf Kanonenfutter<br />

gerät. Eine eher behelfsmässige<br />

Hypothese lautet: Die besiedelte und damit<br />

leuchtende Insektenlarve dient als Köder<br />

für weitere Beute.<br />

Schwer erklärbares Leuchten<br />

Was es mit dem Zweck des Leuchtens von<br />

Bakterien, Pilzen und Tieren auf sich hat,<br />

lässt sich nur schwer allgemein formulieren.<br />

Eine populäre Hypothese postuliert<br />

die Genese des Leuchtens als Nebenerscheinung<br />

eines Stoffwechselwegs früher<br />

anaerober Lebensformen zur Entsorgung<br />

von Sauerstoff. Als sich vor etwa 3,5 Milliarden<br />

Jahren Cyanobakterien als erste<br />

Direktverwerter des Sonnenlichts entwickelten,<br />

war das bisherige Leben von der<br />

Oxidation durch den bei der Photosynthese<br />

freiwerdenden molekularen Sauerstoff<br />

bedroht. Jene Organismen konnten<br />

den sich in der Atmosphäre anreichernden<br />

Sauerstoff aber nicht metabolisieren,<br />

dieser war Gift für sie.<br />

Wie dem auch sei und war, Lichtsignale<br />

eignen sich zur Übertragung von<br />

Nachrichten, die verhaltensrelevante Informationen<br />

enthalten, dabei geht es<br />

um Orientierung, um Verständigung, um<br />

Koordination, allgemein um Erkennung –<br />

um das A und O des Lebens also. Konkret<br />

helfen die Lichtsignale etwa bei der Nahrungs-<br />

oder Partnersuche, zum Anlocken<br />

von Beute, bei der Flucht vor Räubern sowie<br />

bei der Verteidigung gegen diese oder<br />

einfach zu deren Abschreckung.<br />

Licht im Dunkeln<br />

Lumineszenz – kaltes Licht – geht von<br />

Leuchtpigmenten lebender Organismen<br />

oder technischer Systeme aus, die durch<br />

Strahlung zum Leuchten angeregt werden,<br />

sie phosphoreszieren oder fluoreszieren.<br />

Im Unterschied dazu zeigt sich Biolumineszenz<br />

auch in völliger und anhaltender<br />

Dunkelheit. Wie ist das möglich?<br />

Der Fettkörper (Corpus adiposum),<br />

neben Speichergewebe ein stoffwechselaktives<br />

Organ in der Leibeshöhle vieler<br />

Gliederfüsser, ist in den Abdominal segmenten<br />

vieler Leuchtkäfer als Leuchtorgan<br />

ausgebildet, welches aus Photocyten<br />

besteht. In diesen spezialisierten Zellen<br />

katalysiert das Enzym Luciferase die chemische<br />

Reaktion, welche den Farbstoff<br />

Luciferin in Oxyluciferin umsetzt. Vorgängig<br />

wird das Molekül durch den Energieträger<br />

ATP aktiviert. Die Oxidation des<br />

entstandenen Konjugats durch molekularen<br />

Sauerstoff führt zu einem hochgespannten<br />

Vierringheterozyklus, der zwei<br />

Sauerstoffatome in Form einer Peroxigruppe<br />

enthält. Dieses Intermediat ist<br />

überaus reaktiv und zerfällt unter CO 2<br />

-Abspaltung,<br />

wobei Oxyluciferin im angeregten<br />

Zustand gebildet wird. Bei dessen<br />

Entspannung in den Grundzustand emittiert<br />

das Molekül Licht, welches der energetischen<br />

Differenz der beiden Zustände<br />

entspricht. Zusammengefasst: Luciferin +<br />

ATP + O 2<br />

Oxyluciferin + AMP + CO 2<br />

+ Licht.<br />

Für eine effektive Leuchtwirkung lenken<br />

Salzkristalle das produzierte Licht, analog<br />

dem Spiegel des Leuchtturms, aus der<br />

Zelle nach aussen.<br />

Beim skizzierten Mechanismus scheint<br />

es sich um einen generellen Prozess der<br />

Lichterzeugung in der Natur zu handeln.<br />

Die Erforschung der Biochemie hinter<br />

dem autonomen Leuchten der unterschiedlichsten<br />

Organismen nahm vor<br />

mehr als 70 Jahren ihren Anfang. Luciferasen<br />

treten in 17 unterschiedlichen Stämmen<br />

und mindestens 700 vorwiegend<br />

marinen Gattungen auf. Die technische<br />

Herstellung von Biolumineszenzsystemen<br />

zur Erforschung des Reaktionsmechanismus<br />

ist aufgrund der komplexen molekularen<br />

Struktur des Luciferins, beispielsweise<br />

dem von Leuchtkäfern, aber recht<br />

aufwändig.<br />

Medizinische Anwendung<br />

Anderseits hat Biolumineszenz die klassischen<br />

Untersuchungstechniken von Enzymmechanismen<br />

in den letzten 30 Jahren<br />

revolutioniert. Was mit der Klonierung<br />

von Luciferasegenen begann, entwickelte<br />

sich mit dem Imaging zum Universalwerkzeug<br />

für eine breite Palette von Fragestellungen<br />

in der biologischen und medizinischen<br />

Grundlagenforschung. Luciferasen<br />

dienen als Detektoren zur Untersuchung<br />

der Genregulation, wie auch zur Analyse<br />

zellulärer Signalwege oder von Proteininteraktionen<br />

und Proteinstabilität. Die<br />

Messung des ATP-Gehalts ermöglicht,<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 39


Fokus<br />

Stoffwechselaktivität beziehungsweise<br />

Via bilität von Zellen zu ermitteln. In der<br />

Umweltanalytik lassen sich Bakterien auf<br />

Oberflächen nachweisen. Mit rekombinanten<br />

Luciferasen und neuen Substraten<br />

hat man höhere Lichtausbeuten erzielt,<br />

ein hochsensitiver Luciferasereporter ermöglicht<br />

nun auch das Arbeiten unter<br />

physiologischen Bedingungen und bei endogenen<br />

Expressionsleveln.<br />

Atem anhalten, blinken<br />

Die Leuchtreaktion ist bei mehrzelligen<br />

Organismen nervös gesteuert, sie erfolgt<br />

in der Regel diskontinuierlich. Für Leuchtkäfer<br />

konnte nachgewiesen werden, dass<br />

sie auf exogene und auf endogene Einflüsse<br />

mit willkürlichen oder unwillkürlichen<br />

Nervenimpulsen reagieren. Zum<br />

Aufleuchten unterbricht die Atmung in<br />

den Mitochondrien, den zellulären Energiezentralen.<br />

Dadurch setzt Sauerstoff die<br />

Leuchtreaktion in Gang. Als Transmitter<br />

fungiert Stickstoffmonoxid. Dieses wird,<br />

wie der Leuchtstoff und das Enzym, in<br />

den Photozyten bereitgestellt. Leuchtkäfer<br />

verstehen sich aufs Energiesparen,<br />

denn viele Arten besitzen weder einen<br />

Verdauungstrakt noch Fresswerkzeug. Sie<br />

zehren als adulte Käfer, während der<br />

wenige Wochen dauernden Fortpflanzungszeit,<br />

von den Fettreserven, die sie<br />

sich in ihrem jahrelangen Vorleben als<br />

Larven und Schneckenräuber angefressen<br />

haben. Daher bewegen sie sich und leuchten<br />

sie nur wenn nötig. Auf Grund der<br />

kurzen Halbwertszeit von Stickstoffmonoxid<br />

hält der Effekt nur kurze Zeit an.<br />

Innerhalb eines Sekundenbruchteils wird<br />

die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, das<br />

Licht geht wieder aus und die Zellatmung<br />

wieder an.<br />

Gemeinsam auf Partnersuche<br />

Leuchtkäfer senden typischerweise periodische<br />

Blinksignale oder Lichtblitze aus.<br />

Der Blinkrhythmus und das Anordnungsmuster<br />

der Leuchtorgane sind artspezifisch,<br />

so kann die eigene Art erkannt werden,<br />

dort, wo unterschiedliche Arten einen<br />

Lebensraum gemeinsam nutzen. Bei<br />

einigen Arten sind die Männchen in der<br />

Lage, ihr Blinken zu synchronisieren,<br />

nachdem sie scharenweise ein gut einsehbares<br />

Gehölz angeflogen haben. Diese magische<br />

Lightshow wird an Flussufern Südostasiens<br />

geboten. Auch im amerikanischen<br />

Great-Smoky-Mountains-Nationalpark<br />

ist das Phänomen eine beliebte<br />

Touristenattraktion. Die Käfer blinken etwa<br />

zwei Mal pro Sekunde nach ihrer inneren<br />

Uhr. Lange wurde gerätselt, welche<br />

Funktion dieses erstaunliche Verhalten<br />

haben könnte. Mit einem aufwändigen<br />

Versuchsaufbau konnten US-Forscher unlängst<br />

nachweisen, dass die Weibchen die<br />

synchron blinkenden Männchen bei weitem<br />

besser erkennen, als wenn diese ungeordnet<br />

blinken würden.<br />

Wie aber entsteht aus ungeordnetem<br />

Durcheinander Tausender Individuen ein<br />

synchrones Blinken? Befindet sich ein<br />

Taktgeber im Schwarm, dem alle folgen?<br />

Nein. Vielmehr sieht sich jeder Käfer veranlasst,<br />

die innere Uhr, nach der er blinkt,<br />

ein wenig vorzustellen, wenn er den Nachbarn<br />

blinken sieht. Auf diese Weise soll ein<br />

Riesenschwarm in Gleichtakt geraten? Ja,<br />

so unglaublich wie einfach. Zunächst entstehen<br />

auf diese Weise gemeinsam blinkende<br />

Gruppen, dann entstehen daraus<br />

Wellen, die sich allmählich glätten bis<br />

ganze Lichterbäume stundenlang lautlos<br />

pulsieren. Wahrlich eine unübersehbare<br />

Einladung an die über sie hinweg fliegenden<br />

Weibchen!<br />

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40<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

Aurora borealis<br />

Bild: <strong>vsao</strong>, Anna Wang


Fokus<br />

Ins richtige Licht<br />

gesetzt<br />

Licht im Theater ist mehr als Beleuchtung. Licht ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil einer Inszenierung. Gefühle, Atmosphären,<br />

das Vergehen der Zeit und vieles mehr kann mit der richtigen Farbgebung<br />

und Lichtführung ausgedrückt werden. Und verstärkt beim<br />

Publikum oftmals unbemerkt das Erlebnis.<br />

Fiona Zolg, geprüfte Meisterin der Veranstaltungstechnik, Fachrichtung Beleuchtung<br />

Licht im Theater ist für mich –<br />

neben der augenscheinlichen<br />

Rolle des Erhellens und Beleuchtens<br />

– die Unterstützung<br />

der Emotionen in der Inszenierung. Etwas<br />

kann grell, kalt, unfreundlich ausgeleuchtet<br />

werden oder Wärme und Geborgenheit<br />

ausstrahlen. Dazwischen gibt es<br />

unendlich viele Farben, dank denen beim<br />

Publikum – meist unbewusst – unterschiedlichste<br />

Gefühle wachgerufen werden<br />

können.<br />

Um also einer Inszenierung oder einer<br />

bestimmten Szene den richtigen «Ton» zu<br />

geben, ist es wichtig, die richtige Farbkorrektur<br />

zu wählen. Die Farbtemperatur wird<br />

durch eine leichte Verschiebung des Lichtes<br />

in eine kühlere (bläulich, grünlich)<br />

oder wärmere (gelblich, rosig) Richtung<br />

korrigiert. Diese Verschiebung wird von<br />

den Zusehenden oft nicht bewusst wahrgenommen.<br />

Es ist mehr ein Gefühl, das im<br />

Raum entsteht und im Idealfall die Idee<br />

der Szene subtil unterstützt bzw. verstärkt,<br />

ohne dabei plump zu wirken.<br />

Neben der Farbkorrektur ist die Wahl<br />

der Lichtrichtung eine weitere wichtige<br />

Entscheidung. Oft leuchte ich eine Szene<br />

regelmässig aus und setze dann ein Führungslicht.<br />

Das ist eine Lichtquelle, die<br />

den wesentlichen Anhaltspunkt für die<br />

Stimmung der Szene vermittelt. Das Führungslicht<br />

kann natürliches Licht wie Sonneneinstrahlung<br />

oder alltägliche Beleuchtung<br />

(Stehlampe) imitieren oder die Änderung<br />

der Tageszeit oder das Vergehen der<br />

Zeit allgemein anzeigen.<br />

Je nach Szene setze ich zusätzlich ein<br />

Spitzlicht, also eine Lichtquelle, die dem<br />

zu beleuchtenden Objekt eine Tiefenzuordnung<br />

ermöglicht. Zum Beispiel ein<br />

Licht von hinten und oben, um die Konturen<br />

von Körpern und Objekten herauszuheben.<br />

Typischerweise wird im klassischen<br />

Ballett oft mit beidseitigem Seitenlicht<br />

beleuchtet, um die Körper der Tänzerinnen<br />

zu modellieren.<br />

Das Spiel mit der Lichtrichtung kann<br />

im zeitgenössischen Tanz deutlich stärker<br />

angewandt werden als im Sprechtheater.<br />

Während im Tanz der Körper als Ganzes<br />

dem Ausdruck dient, ist im Sprechtheater<br />

die Mimik wichtig, entsprechend sollte das<br />

Gesicht regelmässig ausgeleuchtet sein.<br />

Licht in «Für immer und nie»<br />

In diesem Artikel zeige ich Bilder der<br />

Tanzproduktion «Für immer und nie» von<br />

Kumpane, in der das Licht richtig spielen<br />

darf und ein eigenständiger Player ist. Die<br />

Fotos stammen von der Bühnenbildnerin<br />

Angelica Paz Soldan und werden von<br />

Kumpane zur Verfügung gestellt. Die<br />

Tanzcompanie Kumpane mit den Kernfiguren<br />

Tina Beyeler (Choreographie und<br />

Performance) und Andri Beyeler (Autor<br />

und Dramaturg) arbeitet an der Schnittstelle<br />

von modernem Tanz und Sprechtheater<br />

(www.kumpane.ch).<br />

Farbnuancen werden in dieser Fotoserie<br />

eher zu Farben. Dies geschieht durch<br />

den direkten Vergleich. Im Theater interpretiert<br />

das Auge die Bühne relativ schnell<br />

als farblos, weil ein Vergleich fehlt.<br />

Die Erarbeitung dieses Lichtkonzeptes<br />

beginnt für mich mit dem Erstgespräch<br />

mit der künstlerischen Leiterin und Choreographin<br />

Tina Beyeler. Von ihr erfahre<br />

ich das Thema, den Eindruck, den sie mit<br />

der Inszenierung erreichen will, und mit<br />

welchen Bildern, Texten und Aspekten des<br />

Themas sie die Zuschauer auf welche Art<br />

berühren möchte. Dazu kommen visuelle<br />

Aspekte: Wie viele Performerinnen in welchen<br />

Kostümen auftreten und – für mich<br />

zentral – vor welchem Bühnenbild. In der<br />

Regel baut die Bühnenbildnerin ein Modell,<br />

damit alle die Farben- und Grössenverhältnisse<br />

sehen können.<br />

Als Nächstes folgen Probenbesuche.<br />

Es ist meine grundsätzliche Aufgabe, die<br />

Szene im Proberaum zu interpretieren und<br />

entsprechende Rückschlüsse für das Licht<br />

zu ziehen. Am Schluss der Proben zeichne<br />

ich einen Lichtplan, der vor Ort im Theater<br />

realisiert wird. Während der Endproben –<br />

das sind Proben, die im eingerichteten<br />

Theater stattfinden – werden die ganzen<br />

technischen Abläufe erarbeitet, angepasst<br />

und geübt. Dann ist das Lichtkonzept bereit<br />

und wird dokumentiert, um auf Gastspielen<br />

wiederholt werden zu können.<br />

42<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

Das Stück «Für immer und nie» beginnt mit einer schlafenden<br />

Person. Das Blau steht für die Nacht, deutlich sieht man die<br />

Person, welche in ihrem Bett liegt. Hier wird die Tänzerin mit<br />

klarem Lichtfokus herausgehoben.<br />

Die Szene entwickelt sich weiter, das Bühnenbild wird verändert<br />

und belebt, die Tänzerinnen eignen es sich an. Hier sieht man<br />

die Bühne neutral beleuchtet, die Zuschauer können sich einen<br />

Überblick verschaffen, die Bühne kennen lernen, ebenso die<br />

Figuren und die Requisiten.<br />

In dieser Inszenierung findet ein gemütlicher Abend statt – das<br />

Licht ist freundlich –, aber irgendwann entwickelt sich ein Streit,<br />

bei dem das Licht mit einem leicht grünlichen Schleier ergänzt<br />

wird. Die Wärme entweicht aus dem Raum, die Spannung wird<br />

visualisiert, wahrnehmbar, ohne sich aufzudrängen. Es wird<br />

vom Publikum nicht aktiv wahrgenommen, dass das Licht den<br />

Vorgang auf der Bühne verstärkt, aber irgendwann fällt vielleicht<br />

auf, dass neue Emotionen den Raum erfüllen. Alles erscheint<br />

kühler, farbloser. Was hier mit dem Grün deutlich sichtbar ist,<br />

etabliert sich in der Realität über Minuten und wird nicht als<br />

Wechsel wahrgenommen.<br />

In dieser Szene ist die Lichtrichtung von starker Bedeutung.<br />

Einerseits wird die Bühnenfläche mit Gegenlicht in kaltem Licht<br />

ausgeleuchtet (Spitzlicht), andererseits wird die hintere Wand<br />

vom Boden vorne links dunkelblau angeleuchtet. Erkannt werden<br />

kann die Lichtrichtung über die Schatten. Der grosse Schatten<br />

an der Wand kommt von der sitzenden Tänzerin, welche noch<br />

einen zweiten klaren Schatten in Richtung Zuschauerraum wirft.<br />

Dieser wird vom Gegenlicht geschaffen.<br />

Fotos: zvg<br />

Dies ist eine Farbspielerei. Durch eine additive Farbmischung<br />

(die Mischung der Farben ist heller als die einzelnen Farben) wird<br />

eine hellblaue Wand erzeugt: Das geschieht durch die Mischung<br />

von Grüngelb und Blau, wie an den Schatten deutlich erkennbar<br />

ist. In der Inszenierung wird eine innere Zerrissenheit dargestellt<br />

und durch das Licht unterstützt. Die Tänzerin agiert dabei teilweise<br />

auch mit ihren Schatten, wie bei einer Art Schattenboxen.<br />

Dies ist der versöhnliche Schluss der Inszenierung. Was hier als<br />

starke Einfärbung in Rosa erscheint, geschieht durch die Linse<br />

der Kamera. Das Auge interpretiert die Bühne in der Realität eher<br />

als farblos, aber weich und freundlich.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 43


Fokus<br />

Kunstlicht macht die Nächte immer heller – das<br />

kann das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.<br />

Hier das nächtliche Baden (AG).<br />

Helle Nächte<br />

Trotz der derzeitigen Sparmassnahmen wird die Dunkelheit<br />

zunehmend aus der Nacht gedrängt. Wo Flutlicht und Leuchtreklamen<br />

sich ausbreiten, wird es heller und heller. Die Lichtverschmutzung<br />

hat Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Doch es gibt Strategien,<br />

um sie einzudämmen.<br />

Ümit Yoker<br />

Die Leuchtreklame am Bahnhof<br />

oder das Flutlicht der<br />

Sportanlage, der Fernsehturm<br />

oder die blinkende<br />

Weihnachtsgirlande der Nachbarin: Wenn<br />

wir die Nacht beleuchten, spüren das<br />

Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Lichtverschmutzung<br />

nimmt weltweit jedes<br />

Jahr um zwei bis sechs Prozent zu, wahrscheinlich<br />

rascher als jede andere Form<br />

von Umweltverschmutzung, wie es in einer<br />

Publikation des Bundesamtes für Umwelt<br />

heisst.<br />

Wie sich Lichtverschmutzung auswirkt,<br />

lässt sich heute kaum abschätzen.<br />

Was zu viel Licht in der Nacht mit uns und<br />

anderen Lebewesen macht, hängt nicht<br />

nur davon ab, wie intensiv dieses scheint,<br />

wie es sich zusammensetzt oder wie lange<br />

und wo es eingesetzt wird, sondern auch<br />

davon, wie lichtempfindlich und anpassungsfähig<br />

Organismen sind.<br />

Fest steht: Licht in der Nacht bringt<br />

Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. «Die<br />

Lichtverschmutzung verändert, wie Arten<br />

interagieren und sich Artengemeinschaften<br />

zusammensetzen», sagt die Ökologin Eva<br />

Knop, Privatdozentin an der Universität Zürich<br />

und Teamleiterin am Forschungszentrum<br />

Agroscope. Denn viele physiologische<br />

Vorgänge wie das Wachstum oder der Stoffwechsel<br />

sind dem natürlichen Rhythmus<br />

von Tag und Nacht angepasst.<br />

Zugvögel in Eile, Ratten mit<br />

Schwermut<br />

Wenn der Dunkelheit weniger Raum<br />

bleibt, dürfte die Biodiversität abnehmen<br />

und die Homogenisierung weiter fort-<br />

Bild: Adobe Stock<br />

44<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

schreiten. Will heissen: Häufige, besonders<br />

anpassungsfähige Tier- und Pflanzenarten<br />

werden noch häufiger, seltene noch<br />

seltener. Leiden dürften vor allem jene<br />

Arten, deren Leben sich nach Sonnenuntergang<br />

abspielt. Das sind viele: Fast<br />

zwei Drittel aller wirbellosen Tiere sind in<br />

der Dämmerung oder nachts aktiv. Bei den<br />

Wirbeltieren ist es ein Drittel. Dazu gehören<br />

alle Fledermäuse und beinahe alle<br />

Amphibien. Obwohl es noch wenig gesicherte<br />

Erkenntnisse zu den Folgen künstlichen<br />

Lichts auf Flora und Fauna gibt,<br />

sind einzelne Wirkungen bekannt.<br />

So stellte man zum Beispiel schon in<br />

den 1930er-Jahren fest, dass direkt von<br />

Strassenlaternen beschienene Äste im<br />

Frühjahr früher austreiben und im Herbst<br />

später Laub abwerfen, was sie anfälliger<br />

für Frost und Schäden macht. Ist es nachts<br />

zu hell, bleibt sehr lichtempfindlichen<br />

Fledermäusen wie etwa der Kleinen Hufeisennase<br />

weniger Zeit für die Beutesuche,<br />

Zugvögel kommen zu früh in ihrem<br />

Brutgebiet an und Ratten entwickeln Symptome<br />

einer Depression.<br />

Künstliches Licht beeinflusst selbst<br />

Lebewesen, die ausschliesslich am Tag aktiv<br />

sind, wie Eva Knop und ihr Team nun<br />

nachweisen konnten: Werden Wiesen<br />

nachts von einer Strassenlampe beschienen,<br />

benehmen sich tagaktive Insekten<br />

anders: Wildbienen, Fliegen und Käfer bestäuben<br />

bestimmte Pflanzen wie Baldrian,<br />

Kohldistel und Einjähriges Berufkraut<br />

deutlich seltener, wenn diese künstlichem<br />

Licht ausgesetzt waren. Der violett blühende<br />

Wald-Storchschnabel hingegen bekommt<br />

nach einer Nacht im Laternenschein<br />

zwar gleich häufig Besuch, zieht<br />

aber mehr Käfer und weniger Fliegen an.<br />

tiv macht. «Solch vermeintlich kleine Veränderungen<br />

könnten sich langfristig auf<br />

den Bestand von Wildpflanzen auswirken<br />

und eventuell auch auf den Ertrag von<br />

landwirtschaftlichen Kulturen», gibt Knop<br />

zu bedenken. Bisher fehlen dazu jedoch<br />

die Daten.<br />

Wenn die natürliche Ordnung durch<br />

Kunstlicht durcheinandergerät, ist das<br />

nicht für alle betroffenen Lebewesen ein<br />

Nachteil. So gab es im Experiment von<br />

Knop auch Pflanzen, die profitierten: Die<br />

Wilde Möhre etwa wurde nun deutlich<br />

häufiger bestäubt, vor allem Fliegen fanden<br />

sie anziehender. Doch die Vorteile<br />

heller Nächte sind nicht immer von Dauer:<br />

Beleuchtete Garageneinfahrten und Fassaden<br />

erleichtern so mancher Spinne die<br />

Beutesuche – einige nehmen jedoch angesichts<br />

des üppigen Angebots dann so<br />

schnell an Umfang zu, dass sie ihre eigene<br />

Häutung nicht mehr überleben.<br />

Anzeige<br />

Beeinträchtigter Schlaf<br />

Die wenig lichtscheue Zwergfledermaus<br />

findet an Strassenlaternen zwar mehr Falter,<br />

als sie fressen kann. Wenn aber ihr<br />

Speiseplan nur noch aus diesen besteht,<br />

geht ihr bald der Nachschub an Faltern<br />

aus. Und der Singvogel im Stadtpark, der<br />

morgens schon lange vor seinen Kollegen<br />

aus dunkleren Gegenden potenzielle Partnerinnen<br />

bezirzt, zeugt zwar früher und<br />

mehr Nachwuchs, dafür kommt dieser<br />

nicht dann zur Welt, wenn auch am meisten<br />

Nahrung verfügbar wäre.<br />

Auch wir Menschen spüren die Folgen,<br />

wenn die Nacht zunehmend zum Tag<br />

wird. «Licht mit hohem Blauanteil kann<br />

den Schlaf beeinträchtigen und Stoffwechselprozesse<br />

stören», sagt Eva Knop.<br />

Wir gehen später ins Bett, schlafen weniger<br />

tief und lang, der Körper schüttet weniger<br />

Melatonin aus. Dieses Hormon spielt<br />

nicht nur eine entscheidende Rolle für un-<br />

Schädlinge abwehren<br />

Wie beeinflusst die nächtliche Helligkeit,<br />

was Bienen und Käfer tagsüber so tun? Genau<br />

dieser Frage geht das Forschungsteam<br />

um Knop derzeit im Rahmen des Universitären<br />

Forschungsschwerpunkts «Globaler<br />

Wandel und Biodiversität» nach: «Möglich<br />

ist, dass die nächtliche Beleuchtung verändert,<br />

in welcher Zusammensetzung und<br />

welchem Rhythmus die Pflanzen tagsüber<br />

ihren Duft ausströmen», sagt die Biologin.<br />

Da dieser je nach Helligkeit zum Beispiel<br />

eher Bestäuber anlockt oder Schädlinge<br />

abwehrt, ist der Verlauf allenfalls nicht<br />

mehr optimal auf den Tag abgeglichen.<br />

Es könnte aber auch sein, dass Herbivoren<br />

wie etwa Schnecken bei Kunstlicht<br />

mehr Blüten und Blätter anknabbern, was<br />

die Pflanze für Bestäuber weniger attrak-<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 45


Fokus<br />

Intelligent beleuchten<br />

Die Lichtverschmutzung nimmt auch<br />

in der Schweiz weiter zu. Grund dafür<br />

ist vor allem die fortschreitende Urbanisierung<br />

des Landes – ebenso aber<br />

die Umstellung auf LED, wie die Ökologin<br />

Eva Knop von der UZH sagt. Es<br />

gibt also immer weniger natürlich<br />

dunkle Flächen in der Nacht – gleichzeitig<br />

wird es in den beleuchteten<br />

Gebieten stetig heller.<br />

seren Schlaf, sondern wirkt auch bei der<br />

körpereigenen Abwehr von Krebszellen<br />

mit. Ob zu viel künstliche Beleuchtung<br />

tatsächlich die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Krebserkrankung erhöht, ist jedoch noch<br />

unklar.<br />

Natürliche Nachtdunkelheit erleben<br />

Konkrete Gesetze zur Lichtverschmutzung<br />

gibt es in der Schweiz bislang keine.<br />

Leitplanken setzen das Umweltschutzgesetz<br />

und das Natur- und Heimatschutzgesetz<br />

sowie Empfehlungen des Bundesamts<br />

für Umwelt zur Vermeidung von Lichtemissionen.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

sind jedoch zahlreiche Projekte und Richtlinien<br />

auf Initiative von einzelnen Bürgerinnen<br />

und Bürgern, Gemeinden, Regionen<br />

und Organisationen wie Dark-Sky<br />

Switzerland entstanden. Eva Knop sagt<br />

dazu: «Das Bewusstsein für die Problematik<br />

hat spürbar zugenommen.»<br />

Im Zentrum solcher Initiativen steht,<br />

die Lichtmenge sowohl zeitlich, räumlich<br />

als auch in Intensität und Farbe präziser<br />

an den tatsächlichen Bedarf anzupassen<br />

und direkte Strahlung in den Himmel zu<br />

vermeiden. So hat sich etwa die Gemeinde<br />

Fläsch GR bei der Erneuerung ihrer Strassenbeleuchtung<br />

bewusst dafür entschieden,<br />

sensible Orte wie etwa ihren Kirchturm,<br />

der eine Kolonie gefährdeter Mausohren<br />

beherbergt, nicht zu beleuchten.<br />

Der Naturpark Gantrisch möchte als erster<br />

Sternenpark der Schweiz die Bevölkerung<br />

für den Einfluss künstlichen Lichts auf<br />

Flora und Fauna sensibilisieren und das<br />

Erlebnis natürlicher Nachtdunkelheit zurückbringen.<br />

Dunkle Zonen definieren<br />

Auch im Kanton Zürich soll das Thema<br />

Lichtverschmutzung verbindlicher angegangen<br />

werden. Die Baudirektion hat den<br />

Auftrag erhalten, in den kommenden zwei<br />

Jahren die gesetzlichen Grundlagen auszuarbeiten<br />

und etwa im Richtplan dunkle<br />

Zonen zu definieren. Die Stadt Zürich gehörte<br />

2004 zu den ersten Städten in Europa,<br />

die mit einem Plan Lumière ihre Beleuchtung<br />

besser koordinieren und bewusster<br />

gestalten wollen. Solche Konzepte<br />

dienten am Anfang vor allem dem Standortmarketing.<br />

Mittlerweile haben ökologische<br />

und energetische Überlegungen<br />

mehr Gewicht erhalten. Zahlreiche weitere<br />

grosse und kleine Städte der Schweiz<br />

haben inzwischen ähnliche Leitbilder<br />

ausgearbeitet.<br />

Dieser Artikel ist zuerst im UZH Magazin<br />

erschienen (UZH Magazin 1/22, Universität<br />

Zürich).<br />

LED ist laut Knop vor allem deshalb<br />

problematisch, weil kurzwelliges Licht<br />

mit einem höheren Blauanteil stärker<br />

in der Atmosphäre streut als etwa<br />

Halogenleuchten oder die für Strassenlaternen<br />

bisher üblichen Natriumdampflampen,<br />

deren Licht ins<br />

Orange geht. Hinzu kommt, dass LED<br />

als energieeffizientere und günstige<br />

Art der Beleuchtung auch Private dazu<br />

verleitet, den eigenen Garten oder<br />

Balkon öfter und länger zu erhellen als<br />

bisher.<br />

Gleichzeitig birgt LED, richtig eingesetzt,<br />

grosses Potenzial zur Vermeidung<br />

von unerwünschten Lichtemissionen.<br />

Es lässt sich gezielter ausrichten<br />

als andere Beleuchtungen, ohne<br />

Verzögerung ein- und ausschalten und<br />

sehr genau in seiner Intensität und<br />

Farbzusammensetzung steuern.<br />

Schon vor einigen Jahren haben etwa<br />

die Stadtwerke St. Gallen an einer<br />

naturnahen Strasse deshalb eine<br />

volldynamisch und intelligent gesteuerte<br />

LED-Beleuchtung eingeführt: Sie<br />

erfasst nicht nur, ob sich eine Person<br />

nähert, sondern auch, ob diese zu<br />

Fuss, auf dem Velo oder mit dem Auto<br />

unterwegs ist.<br />

Je nachdem werden dann zwei oder<br />

mehrere Strassenlampen auf mittleres<br />

oder maximales Helligkeitsniveau<br />

hochgeregelt – sodass der Person ein<br />

Lichtteppich vorausgeht – um danach<br />

wieder auf eine zur Orientierung<br />

ausreichende Grundeinstellung abgesenkt<br />

oder in den Ruhezustand versetzt<br />

zu werden, in dem die Lampen<br />

kein Licht abgeben.<br />

Bild: Adobe Stock<br />

46<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Fokus<br />

Aurora borealis<br />

Bild: <strong>vsao</strong>, Anna Wang


Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Immunologie:<br />

Immuntherapie zur Behandlung von Sarkomen<br />

Neue Therapien<br />

und ihre Grenzen<br />

Die neueren Formen der Immuntherapie gelten als vielversprechende<br />

Waffe im Kampf gegen einzelne Tumorarten. Was die Sarkome angeht,<br />

ist der Erfolg momentan trotz intensiver Forschung noch eher bescheiden.<br />

Selbst wenn derzeit nur eine Minderheit der Sarkompatienten<br />

von der Immuntherapie profitieren kann, sollte das nicht davon abhalten,<br />

in diese Richtung weiterzugehen.<br />

Dr. med. Armelle Dufresne MD PhD, Centre Leon Berard Lyon<br />

Die Entwicklung der Immuntherapie,<br />

darunter Immuncheckpoint-Inhibitoren<br />

(ICI),<br />

die PD1/PD-L1 und CTLA-4<br />

blockieren, und die adoptiven Zelltherapien,<br />

haben völlig neue Möglichkeiten in<br />

der Krebsbehandlung geschaffen, die eine<br />

erstaunliche Aktivität bei zahlreichen soliden<br />

und hämatologischen Malignomen<br />

aufweisen. Sarkome, eine seltene und heterogene<br />

Gruppe von über 150 verschiedenen<br />

Knochen- und Weichteilkrebsarten,<br />

gelten seit langem als sensitiv gegenüber<br />

Immunerkennung. In diesem Zusammenhang<br />

wurden in den letzten fünf Jahren<br />

zahlreiche klinische Studien durchgeführt,<br />

um die Wirksamkeit der Immuntherapie<br />

bei Weichteilsarkomen und Knochensarkomen<br />

zu erforschen. Die ersten<br />

klinischen Studien, in denen ICI als Mono-<br />

oder Kombinationstherapie bei nicht<br />

ausgewählten Sarkomen bewertet wurden,<br />

waren mit Gesamtansprechraten von<br />

10 bis 20 Prozent enttäuschend. Die pivotale<br />

Phase-2-Studie mit Pembrolizumab<br />

bei Knochen- und Weichteilsarkomen<br />

zeigte ein Ansprechen bei 4 von 10 Patienten<br />

mit einem plenomorphen undifferenzierten<br />

Sarkom und bei 2 von 10 Patienten<br />

mit einem entdifferenzierten Liposarkom.<br />

Eine minimale Aktivität wurde bei<br />

Synovialosarkomen, Leiomyosarkomen<br />

und Knochensarkomen beobachtet. Kurz<br />

darauf bestätigte eine Phase-II-Studie, in<br />

der Nivolumab mit einer Kombination<br />

aus Ipilimumab und Nivolumab verglichen<br />

wurde, die niedrigen Ansprechraten<br />

mit Nivolumab allein. Allerdings erreichten<br />

6 von 38 Patienten, die mit der Kombination<br />

aus Ipilimumab und Nivolumab<br />

behandelt wurden, ein objektives Ansprechen,<br />

dies jedoch auf Kosten einer höheren<br />

Toxizität. Diese bescheidene Wirksamkeit<br />

lässt sich dadurch erklären, dass<br />

die meisten Sarkome eine geringe Immuninfiltration<br />

und eine geringe oder durch<br />

Translokationen verursachte Tumormutationslast<br />

aufweisen, was das Vorhandensein<br />

von Neoantigenen, die für die<br />

Aktivierung der Immunantworten nützlich<br />

sind, einschränken kann.<br />

Um dieses Hindernis zu umgehen, fokussiert<br />

sich die aktuelle klinische Forschung<br />

auf drei verschiedene strategische<br />

Ausrichtungen:<br />

Kombination von Therapien<br />

Mehrere klinische Studien evaluieren die<br />

Kombination von ICI mit anderen Krebstherapien.<br />

Es geht darum, die Produktion<br />

von Neoantigenen durch Krebsbehandlungen,<br />

die einen sogenannten «immunogenen»<br />

Zelltod auslösen, zu stimulieren.<br />

Als Beispiele seien hier Chemotherapien<br />

(Anthrazykline, wirksam für Sarkome),<br />

Strahlentherapie, Tyrosinkinaseinhibitoren<br />

erwähnt. Letztere haben häufig eine<br />

antiangiogene Wirkung und sind in der<br />

Lage, die Mikroumgebung des Tumors zu<br />

verändern, was auch die Wirksamkeit der<br />

Immuntherapie steigern kann. Derzeit<br />

laufen mehrere Kombinationsstudien. Einige<br />

davon in der neoadjuvanten Phase<br />

der Sarkombehandlung: Durch die biologische<br />

Analyse von Operationspräparaten,<br />

die diesen Behandlungen unterzogen<br />

wurden, kann man viel über die Mechanismen<br />

der Wirksamkeit und Resistenz<br />

gegenüber der Immuntherapie erfahren.<br />

Adoptive Zelltherapie<br />

Einer der grundlegenden Immunmechanismen,<br />

der die Aktivität der Immuntherapie<br />

bei Sarkomen einschränkt, hängt<br />

mit dem Mangel an Neoantigenen oder<br />

deren geringer Erkennung durch das Immunsystem<br />

zusammen. Adoptive Zelltherapien<br />

versuchen diesen Schritt zu umgehen,<br />

indem nach der Verabreichung einer<br />

lymphodepletierenden Chemotherapie<br />

eine grosse Menge autologer T-Zellen injiziert<br />

wird, die aus dem Primärtumor oder<br />

aus dem peripheren Blut des Patienten gewonnen<br />

wurden und spezifisch auf ein<br />

Tumorantigen abzielen. Zu den adoptiven<br />

Zellprodukten können T-Zell-Rezeptoren,<br />

chimäre Antigenrezeptor-T-Zelltherapien<br />

(CAR), tumorinfiltrierende Lymphozyten<br />

(TIL) und natürliche Killerzellen (NK) ge-<br />

48<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


Perspektiven<br />

Bild: Adobe Stock<br />

hören. NY-ESO-1 und MAGE A4 sind zwei<br />

Testis-Antigene, die an der immunologischen<br />

Reifung beteiligt sind und deren Expression<br />

typischerweise auf embryonale<br />

Keimzellen beschränkt ist. Es wurde gezeigt,<br />

dass es eine Überexpression dieser<br />

beiden Antigene bei Synovialosarkomen<br />

und myxoiden Liposarkomen gibt. In zwei<br />

klinischen Studien an Patienten mit<br />

metastasierendem Synovialsarkom, die<br />

(HLA)-A*02-positive Tumoren aufwiesen<br />

und NY-ESO-1 oder MAGE A4 exprimierten,<br />

führte die TCR-T-Zelltherapie zu häufigen<br />

und lang anhaltenden Reaktionen<br />

ohne übermässige Toxizität. Obwohl diese<br />

Strategien sehr vielversprechend sind,<br />

werden sie durch die Häufigkeit der<br />

HLA-Allele in der Allgemeinbevölkerung<br />

eingeschränkt. Lediglich zwei Sarkomsubtypen<br />

exprimieren diese Zielstrukturen<br />

zuverlässig.<br />

Klinische Studien<br />

Verschiedene klinische Studien sowie<br />

mehrere in der Literatur berichtete Fälle<br />

haben die rasche Identifikation einiger<br />

Sarkomsubtypen ermöglicht, die besonders<br />

empfindlich auf eine Immuntherapie<br />

reagieren: alveoläre Weichteilsarkome,<br />

Chordome oder Angiosarkome. Mehr als<br />

150 Patienten mit alveolären Weichteilsarkomen<br />

wurden in klinischen Studien<br />

unter Einbeziehung von PD1/PD-L1-Antikörpern<br />

behandelt, wobei die Ansprechrate<br />

von 7,1 bis über 50 Prozent reichte. Die<br />

Wirksamkeit bei alveolären Weichteilsarkomen<br />

oder Chordomen ist schwer zu<br />

erklären. Ancillary Studies in Verbindung<br />

mit klinischen Studien versuchen Faktoren<br />

zu identifizieren, die ein Ansprechen<br />

vorhersagen. Bei Angiosarkomen bildeten<br />

mehrere retrospektive Serien und die<br />

genetische Profilierung von Patienten,<br />

die Signaturen häufiger UV-Läsionen in<br />

den Hautuntertypen identifizierten, die<br />

Grundlage für eine Expansionskohorte<br />

in der doppelten Anti-CTLA-4- und<br />

Anti-PD1-Blockade. Bei 16 auswertbaren<br />

Patienten lag die Gesamtansprechrate bei<br />

25 Prozent, aber 3 von 5 Patienten mit<br />

primärem kutanem Angiosarkom der<br />

Kopf- und Gesichtshaut erreichten ein<br />

bestätigtes Ansprechen mit einer sechsmonatigen<br />

progressionsfreien Überlebensrate<br />

von 38 Prozent.<br />

Zuverlässige Vorhersagen<br />

Diese klinischen Entwicklungen laufen<br />

natürlich parallel zu biologischen Studien,<br />

die darauf abzielen, Biomarker für<br />

das Ansprechen zu identifizieren. Der<br />

PD1/PDL1-Spiegel in Tumorzellen oder<br />

der Immunmikroumgebung ist bislang<br />

unzuverlässig, um die Wirksamkeit einer<br />

Immuntherapie vorherzusagen. Dasselbe<br />

gilt für die tumorinfiltrierenden Lymphozyten<br />

(TIL). Offen bleibt auch der prädiktive<br />

Effekt der Tumormutationslast. Dieser<br />

soll bei einer Minderheit der Sarkome<br />

hoch sein. Der bislang vielversprechendste<br />

Biomarker ist mit dem Vorhandensein<br />

von tertiären lymphoiden Strukturen,<br />

den sogenannten TLS, in der Tumormikroumgebung<br />

verbunden. Eine Studie, in<br />

welcher Pembrolizumab mit metronomischem<br />

Cyclophosphamid kombiniert<br />

wurde, wies einen Anstieg der objektiven<br />

Ansprechrate um bis zu 30 Prozent auf,<br />

wenn die Patienten aufgrund des Vorhandenseins<br />

von TLS ausgewählt wurden.<br />

Auch wenn letztendlich nur eine Minderheit<br />

der Sarkompatienten von einer<br />

Immuntherapie profitieren kann, ist es<br />

angesichts der Schwere dieser Erkrankung<br />

unerlässlich, dass wir unsere Bemühungen<br />

fortsetzen, um diese Patienten zu<br />

identifizieren und ihnen die wirksamste<br />

auf sie zugeschnittene Behandlung, die in<br />

eine globale Therapiestrategie integriert<br />

ist, anzubieten.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 49


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Perspektiven<br />

Aus der «Praxis»*<br />

Die Gicht und ihr<br />

Management in der<br />

Praxis<br />

Thomas Langenegger 1 , Andreas Krebs 2 , Thomas Rosemann 3 , Thomas Hügle 4<br />

und Johannes von Kempis 5<br />

Hintergrund<br />

Bei der Gicht kommt es als Folge eines anhaltend<br />

erhöhten Serumharnsäurespiegels<br />

zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen,<br />

bevorzugt in Gelenken, aber auch<br />

in vielen anderen Geweben wie z. B. Bursae,<br />

Sehnen und Nieren. Epidemiologischen<br />

Studien zufolge stellt die Gicht eine<br />

verbreitete Erkrankung dar, deren Prävalenz<br />

– je nach Land – bei 0,9–2,5 % liegt<br />

[1–3]. Männer sind dabei deutlich häu figer<br />

betroffen als Frauen und die Prävalenz<br />

steigt mit zunehmendem Alter [3]. Daten<br />

aus Grossbritannien und Ita lien machen<br />

deutlich, dass sowohl die Prävalenz als<br />

auch die Inzidenz der Gicht in den vergangenen<br />

Jahren deutlich zugenommen hat<br />

[3]. Eine Hyperurikämie, mit oder ohne<br />

Kristallablagerungen, geht mit einem erhöhten<br />

Risiko für die Entwicklung renaler,<br />

kardiovaskulärer und metabolischer Komplikationen<br />

sowie einer erhöhten kardiovaskulären<br />

und Gesamtmortalität einher<br />

[4, 5]. Anhand einer für die amerikanische<br />

Bevölkerung repräsentativen Stichprobe<br />

konnte gezeigt werden, dass bei Patienten<br />

1<br />

Medizinische Klinik, Zuger Kantonsspital AG,<br />

Baar<br />

2<br />

Rheumatologische Praxis, Kloten und Klinik für<br />

Rheumatologie, Universitätsspital Zürich<br />

3<br />

Institut für Hausarztmedizin, Universität Zürich<br />

4<br />

Service de rhumatologie, Centre hospitalier<br />

universitaire vaudois (CHUV), Lausanne<br />

5<br />

Klinik für Rheumatologie, Kantonsspital<br />

St. Gallen<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis»<br />

(2020; 109 [6] 439–445). mediservice <strong>vsao</strong>-<br />

Mitglieder können die «Praxis» zu äusserst<br />

günstigen Konditionen abonnieren. Details<br />

s. unter www.hogrefe.ch/downloads/<strong>vsao</strong>.<br />

mit einem Serumharnsäurespiegel in der<br />

höchsten Kategorie (≥600 µmol/l) häufig<br />

Komorbiditäten wie eine chronische Niereninsuffizienz<br />

≥ Stadium 2 (bei 86 %), eine<br />

Hypertonie (66 %), eine Adipositas (65 %),<br />

eine Herzinsuffizienz oder ein Diabetes (je<br />

33 %) bestanden und die Inzidenz von<br />

Myokardinfarkten oder Apolexen erhöht<br />

war (23 bzw. 12 %) [6]. Nicht zuletzt ist erwähnenswert,<br />

dass eine Gichterkrankung<br />

mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität<br />

einhergeht [7]. Unter diesen<br />

Gesichtspunkten kommt dem adäquaten<br />

Management der Hyperurikämie bei<br />

Gichtpatienten, neben der Behandlung<br />

der akuten Gichtattacke, eine grosse Bedeutung<br />

zu.<br />

Diagnose der akuten Gichtattacke<br />

In den meisten Fällen präsentieren sich<br />

Gichtpatienten mit einer akuten Monarthritis;<br />

in 50 % der Fälle ist das Grosszehengrundgelenk<br />

(Podagra) betroffen (Abbildung<br />

1). Aber auch das Knie sowie das<br />

obere Sprunggelenk stellen klas sische<br />

Gicht-Lokalisationen dar (in 10–15 % der<br />

Fälle). Klinisch zeigt sich neben der Arthritis<br />

häufig eine ausge prägte periartikuläre<br />

Schwellung und Rötung, sodass die<br />

Abgrenzung zu einem Infekt (septische<br />

Arthritis oder Erysipel) in der Praxis oft<br />

schwierig ist (Abbildung 2). Als diagnostischer<br />

Goldstandard bei Gicht wird der<br />

Nachweis der Kristalle in der Gelenksflüssigkeit<br />

durch die Polarisationsmikroskopie<br />

angegeben, wobei die Sensitivität des<br />

Kristallnachweises sehr laborabhängig ist<br />

und zwischen 60 und 80 % liegt [8–10]. Die<br />

Gelenkspunktion dient gleichzeitig auch<br />

Abbildung 1. Akuter Gichtanfall eines Grosszehengrundgelenks.<br />

zum Ausschluss einer septischen Arthritis.<br />

Im Wei teren können bildgebende Verfahren<br />

diagnostisch hilfreich sein. Dabei<br />

ist vor allem der hochauflösende Ultraschall<br />

(typische Doppelkonturen) von<br />

Nutzen (Abbildung 3). In diagnostisch unklaren<br />

Situationen, vor allem bei längerer<br />

Krankheitsdauer, kann die Dual-Energy-Computertomografie<br />

(DECT) Uratablagerungen<br />

abbilden (Abbildung 4). Das<br />

konventionelle Röntgen spielt bei der akuten<br />

Gicht keine Rolle, kann aber beim Vorliegen<br />

einer chronisch tophösen Gicht<br />

spezifische Destruktionen (z. B. Erosionen<br />

in Form von «Overhanging Edges») darstellen.<br />

Von der EULAR (European League<br />

Against Rheumatism) und dem ACR<br />

(American College of Rheumatology) wurden<br />

gemeinsam verschiedene klinische<br />

Parameter definiert, die im Alltag die Diagnose<br />

einer Gicht ohne Mikroskopie ermöglichen<br />

sollen. Allerdings weisen diese<br />

Kriterien eine geringere Sensitivität und<br />

Spezifität auf als der Kristallnachweis [11].<br />

Die EULAR empfiehlt in ihren aktuellen<br />

Richtlinien, dass jeder Gichtpatient zu-<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 51


Perspektiven<br />

Medikamente sind in der Indikation akutem<br />

Gichtschub off-label und bedürfen<br />

einer Kostengutsprache der Krankenkasse.<br />

Die Wahl des oralen Medikaments sollte<br />

auf allfällig vorliegenden Kontraindikationen,<br />

den Erfahrungen des Pa tienten bei<br />

früheren At tacken, der Zeit seit Beginn der<br />

Attacke und der Anzahl und Art der betroffenen<br />

Gelenke basieren [12].<br />

Abbildung 2. Beispiele einer Gicht-Oligoarthritis<br />

der Hand. Klinisch imponiert jeweils eine<br />

starke Weichteilschwellung und -Rötung im<br />

Bereich des Handrückens, die leicht mit einem<br />

Erysipel verwechselt werden kann. Im Ultraschall<br />

zeigte sich bei beiden Patienten jeweils<br />

eine MCP- und PIP-Arthritis. Im unteren Bild ist<br />

eine tophöse Gicht zu sehen; im Aspirat<br />

Nachweis von Tophusmaterial voller Uratkristalle<br />

(Bildausschnitt).<br />

dem systematisch auf das Vorliegen assoziierter<br />

Komorbiditäten und kardiovaskulärer<br />

Risikofaktoren untersucht werden<br />

sollte [12].<br />

Management der akuten Gichtattacke<br />

Eine akute Gichtattacke sollte möglichst<br />

rasch nach Auftreten der ersten Symptome<br />

pharmakologisch behandelt werden<br />

[8]. Aktuelle Richtlinien empfehlen dazu<br />

nicht-stero idale Antirheumatika (NSAR),<br />

perorale Steroide in einer Dosierung von<br />

20–40 mg Prednisonäquivalent für 3–6<br />

Tage oder Colchizin 6 [8, 12]. Die Infiltration<br />

von Kor tikoiden ist bei der Gicht-Monarthritis<br />

besonders schnell hilfreich und<br />

kann auch bei dem Podagra durchgeführt<br />

werden. Sind NSAR, Steroide und Colchizin<br />

6 kontraindiziert, wie z. B. bei Diabetikern<br />

mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz,<br />

kann in Zusammenarbeit mit einem<br />

Rheumatologen ausnahmsweise off-label<br />

ein Interleukin-1-Hemmer (Anakinra oder<br />

Canakinumab) subkutan eingesetzt werden<br />

[12]. Canakinumab (Ilaris®) ist in der<br />

Schweiz zur Behandlung von sel tenen periodischen<br />

Fiebersymptomen zugelassen;<br />

Anakinra (Kineret®) jedoch nicht. Beide<br />

6<br />

In der Schweiz nicht zugelassen,<br />

über Apotheken erhältlich.<br />

Management der Hyperurikämie<br />

Nicht-medikamentöse Massnahmen<br />

Verschiedene Arbeiten zeigten, dass Lebensstil-<br />

und Ernährungsfaktoren das Risiko<br />

für das Entstehen einer Hyperurikämie<br />

bzw. Gicht beeinflussen [13]. Deshalb<br />

sollte das Management der Patienten<br />

neben den medikamen tösen auch<br />

nicht-medikamentöse Massnahmen beinhalten.<br />

Internationale Richtlinien empfehlen<br />

in diesem Zusammenhang, dass<br />

Patienten mit Hyperurikämie/Gicht ihren<br />

Konsum von purinreichen Nahrungsmitteln<br />

wie Fleisch oder Meeresfrüchte einschränken<br />

und als Proteinquellen fettreduzierte<br />

Milchprodukte bevorzugen sollten<br />

[12, 14]. Auch sollte möglichst auf Alkohol<br />

(v. a. Bier und Spiri tuosen) und<br />

fruktosehaltige Süssgetränke sowie<br />

Fruchtsäfte verzichtet, dafür aber genügend<br />

Wasser getrunken werden. Regelmässigem<br />

Kaffeekonsum und Kirschsaft<br />

wird ein protektiver Effekt zugeschrieben.<br />

Bei Adipositas ist eine Reduktionsdiät<br />

sinnvoll. Allerdings kann mit nicht-medikamentösen<br />

Massnahmen allein die Harnsäure<br />

meist nicht um mehr als 100 µmol/l<br />

gesenkt werden. In Anbetracht der hohen<br />

Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

bei Gichtpatienten sind Lebensstilund<br />

Ernährungsmodifikationen gleichzeitig<br />

auch als Teil der kardiovaskulären<br />

Prävention anzusehen.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

der Hyperurikämie<br />

Therapieindikation und Zielwert<br />

Die EULAR empfiehlt, bei jedem Patienten<br />

mit definitiver Gichtdiagnose den Einsatz<br />

einer harnsäuresenkenden Therapie<br />

(ULT, Urate-Lowering Therapy) in Betracht<br />

zu ziehen und mit den Betroffenen<br />

zu diskutieren [12]. Eine ULT ist auf jeden<br />

Fall indiziert bei Patienten mit zwei oder<br />

mehr Gichtanfällen pro Jahr sowie bei<br />

Vorliegen von Tophi, einer Urat-Arthropathie<br />

und/oder Nierensteinen. Zielwert der<br />

Therapie ist ein Serumharnsäurespiegel<br />

von


Perspektiven<br />

reich behandelten Gichtpatienten kam es<br />

in einer Langzeitstudie innerhalb von fünf<br />

Jahren zu einem Rezidiv [15]. Es ist besonders<br />

wichtig, die Patienten darauf hinzuweisen,<br />

dass das Einleiten einer ULT akute<br />

Attacken auslösen kann [8]. Solche Attacken<br />

treten in den ersten drei Monaten der<br />

Therapie am häufigsten auf, sind aber<br />

über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten<br />

möglich. Daher wird für die ersten<br />

drei bis sechs Monate einer ULT der<br />

Einsatz einer Prophylaxe mit NSAR,<br />

Colchizin 6 (0,5–1 mg täglich) oder niedrig<br />

dosierten Kortikoiden empfohlen [8].<br />

Colchizin kann über die internationale<br />

Apotheke bezogen werden, da es regulär<br />

leider in der Schweiz nicht mehr erhältlich<br />

ist. Eine Dosisanpassung bei Nieren- und<br />

Leberinsuffizienz ist notwendig. Cave: Interaktion<br />

mit Hemmern des Cytochrom<br />

3A4 wie Proteaseinhibitoren, Calciumantagonisten<br />

und Antimykotika Typ Triazole.<br />

Selten, aber potenziell gefährliche Nebenwirkungen<br />

sind Hepato-, Myot- und<br />

Myleotoxozität. Durch eine schrittweise<br />

Erhöhung der ULT-Dosis kann möglicherweise<br />

die Anfallsrate reduziert und bei Allopurinol<br />

auch das Auftreten von allergischen<br />

Nebenwirkungen vermindert werden<br />

[16].<br />

Xanthinoxidase-Hemmer<br />

In aktuellen Therapierichtlinien wird als<br />

Erstlinien-ULT ein Xanthinoxidasehemmer<br />

(Allopurinol, Febuxostat) empfohlen<br />

[8, 12, 14]. Während die ACR Allopurinol<br />

und Febuxostat als gleichwertige Optionen<br />

beurteilt, gibt die EULAR bei Patienten<br />

ohne eingeschränkte Nierenfunk tion<br />

Allopurinol den Vorzug. Die Startdosis<br />

von Allopu rinol liegt bei 100 mg/Tag, sie<br />

sollte alle zwei bis fünf Wochen um<br />

100 mg/Tag erhöht werden, bis der Harnsäurezielwert<br />

erreicht ist [8]. Entgegen<br />

einer weit verbreiteten Meinung liegt<br />

die maximal mögliche Allopurinol-Dosis<br />

nicht bei 300 mg/Tag. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass weniger als 50 % der<br />

Patienten den Serumharnsäurezielwert<br />

mit einer Allopurinol-Dosis von 300 mg/<br />

Tag erreichen [17]. Falls notwendig, sollte<br />

und kann daher bei Patienten, bei denen<br />

keine Einschränkung der Nierenfunktion<br />

vorliegt, die Allopurinol-Dosis langsam<br />

auf bis zu 900 mg gesteigert werden, dies<br />

stets unter engmaschiger Kontrolle [8].<br />

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion<br />

sollte die Allopurinol-Dosis<br />

der Kreatinin-Clearance angepasst werden<br />

[12]. Sollte sich die Nierenfunk tion unter<br />

der Allopurinol-Therapie verbessern,<br />

Zusammenfassung<br />

Bei Gicht steht im klinischen Alltag meist die akute Attacke im Vordergrund. Als diagnostischer<br />

Goldstandard gilt dabei der Kristallnachweis in der Gelenksflüssigkeit mittels<br />

Polarisationsmikroskopie. Auch bildgebende Verfahren wie der hochauflösende Ultraschall<br />

sind von Nutzen. Zur Behandlung der akuten Gichtattacke dienen nicht-steroidale<br />

Antirheumatika, Steroide und Colchizin (in der Schweiz nicht zugelassen, über Apotheken<br />

erhältlich). Ebenso wichtig wie Diagnose und Therapie der akuten Attacke ist aber<br />

die langfristige Behandlung der Hyperurikämie, um so weitere Gichtschübe sowie mögliche<br />

renale, kardiale oder metabolische Komplikationen zu verhindern. Daher sollte bei<br />

bestätigter Gichtdiagnose neben nicht-medikamentösen Massnahmen auch eine harnsäuresenkende<br />

Therapie, mit dem Zielwert von


Perspektiven<br />

Urikosurika<br />

In den aktuellen Richtlinien werden Urikosurika<br />

(Pro Urikosurikaeh benecid, Lesinurad<br />

7 ) als Zweitlinientherapie empfohlen,<br />

allein oder in Kombination mit Allopurinol<br />

[8, 12]. Da sie die Harnsäure-Ausscheidung<br />

über die Niere fördern, sollten<br />

sie bei Patienten mit einem Nierenstein in<br />

der Anamnese nicht eingesetzt werden<br />

[8, 14]. Zu Beginn beträgt die empfohlene<br />

Tagesdosis von Probenecid 2 × 250 mg,<br />

nach einer Woche 2 × 500 mg. Lesinurad ist<br />

in Kombination mit Allopurinol indiziert,<br />

falls die Serumharnsäure-Zielwerte mit Allopurinol<br />

allein nicht erreicht werden [24].<br />

Die empfohlene Dosis von Lesinurad beträgt<br />

200 mg 1 × täglich (morgens), nur in<br />

Kombination mit Allopurinol.<br />

7<br />

Lesinurad ist in der Schweiz nicht mehr<br />

verfügbar.<br />

Key messages<br />

– Gichtpatienten sollten auch auf<br />

das Vorliegen renaler, kardialer<br />

und metabolischer Erkrankungen<br />

untersuchtwerden.<br />

– Akute Gichtattacken können primär<br />

mit nicht-steroidalen Antirheumatika,<br />

Steroiden und Colchizin<br />

6 behandelt werden.<br />

– Bei definitiver Gichtdiagnose und<br />

gescheiterten Lifestyle-Modifikationen<br />

sollte eine harnsäuresenkende<br />

Therapie, mit dem Zielwert von<br />


Perspektiven<br />

der Adhärenz [12]. Gichtpatienten sollten<br />

ihren aktuellen und vor allem auch den<br />

angestrebten Harnsäurewert kennen, so<br />

wie praktisch jeder Hypertoniker über seinen<br />

Blutdruck oder jeder Diabetiker über<br />

den Blutzuckerwert Bescheid weiss. Untersuchungen<br />

konnten zeigen, dass durch<br />

eine individualisierte Patienteninformation<br />

und den Einbezug des Pa tienten in<br />

Therapieentscheide eine sehr gute Adhärenz<br />

und Persistenz mit der Therapie über<br />

einen längeren Zeitraum erreicht werden<br />

kann [32].<br />

Fazit<br />

Das Spektrum der Gicht reicht von der einmaligen<br />

Monarthritis bis hin zur chronischen,<br />

schwerwiegenden Erkrankung. Sie<br />

ist mit teilweise massiven Einschränkungen<br />

der Lebensqualität, renalem Funktionsverlust<br />

und erhöhter kardiovaskulärer<br />

Morbidität und Mortalität assoziiert. Sie<br />

lässt sich jedoch – bis auf wenige Ausnahmen<br />

– gut behandeln. Neben der Therapie<br />

der akuten Attacke gehört die langfristige<br />

Senkung des Serumharnsäurespiegels auf<br />

einen Wert von


Perspektiven<br />

Literatur (Fortsetzung)<br />

[23] Fachinformation<br />

Adenuric ® (Febuxostat). www.<br />

swissmedicinfo.ch; letzter<br />

Zugriff: 24.02.2020.<br />

[24] Fachinformation<br />

Zurampic ® (Lesinurad). www.<br />

swissmedicinfo.ch; letzter<br />

Zugriff: 24.02.2020.<br />

[25] Annemans L,<br />

Spaepen E, Gaskin M, et al.:<br />

Gout in the UK and Germany:<br />

prevalence, comorbidities and<br />

management in general<br />

practice 2000–2005. Ann<br />

Rheum Dis 2008; 67: 960–966.<br />

[26] Roddy E, Zhang W,<br />

Doherty M: Concordance of<br />

the management of chronic<br />

gout in a UK primary-care<br />

population with the EULAR<br />

gout recommendations. Ann<br />

Rheum Dis 2007; 66: 1311–1315.<br />

[27] Harrold LR, Mazor<br />

KM, Negron A, Ogarek J, et al.:<br />

Primary care providers’<br />

knowledge, beliefs and<br />

treatment practices for gout:<br />

results of a physician<br />

questionnaire. Rheumatology<br />

(Oxford) 2013; 52: 1623–1629.<br />

[28] Kuo CF, Grainge<br />

MJ, Mallen C, et al.: Eligibility<br />

for and prescription of<br />

urate-lowering treatment in<br />

patients with incident gout in<br />

England. JAMA 2014; 312:<br />

2684–2686.<br />

[29] Cottrell E, Crabtree<br />

V, Edwards JJ, Roddy E:<br />

Improvement in the<br />

management of gout is vital<br />

and overdue: an audit from<br />

a UK primary care medical<br />

practice. BMC Family Practice<br />

2013;14: 170.<br />

[30] Yin R, Li L, Zhang<br />

G, et al.: Rate of adherence to<br />

urate-lowering therapy among<br />

patients with gout: a<br />

systematic review and<br />

meta-analysis. BMJ Open<br />

2018; 8: e017542.<br />

[31] Khanna PP,<br />

Shiozawa A, Walker V, et al.:<br />

Health-related quality of life<br />

and treatment satisfaction in<br />

patients with gout: results<br />

from a cross-sectional study in<br />

a managed care setting.<br />

Patient Prefer Adherence 2015;<br />

9: 971–981.<br />

[32] Abhishek A,<br />

Jenkins W, La-Crette J,<br />

Fernandes G, et al.: Long-term<br />

persistence and adherence on<br />

urate-lowering treatment can<br />

be maintained in primary<br />

care-5-year follow-up of a<br />

proof-of-concept study.<br />

Rheumatology (Oxford) 2017;<br />

56: 529–533.<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen<br />

ACR American College of Rheumatology<br />

DECT Dual-Energy-Computertomografie<br />

EULAR European League Against Rheumatism<br />

NSAR Nicht-steroidales Antirheumatikum<br />

ULT Harnsäuresenkende Therapie<br />

(Urate-Lowering Therapy)<br />

Manuskript eingereicht: 12.11.2019<br />

Manuskript akzeptiert: 20.01.2020<br />

Interessenskonflikt: Der Autor ist Referent und<br />

Advisor der Firma Menarini.<br />

Dr. med. Thomas Langenegger<br />

Leitender Arzt Rheumatologie/Osteoporose<br />

Medizinische Klinik<br />

Zuger Kantonsspital AG<br />

Landhausstrasse 1<br />

6340 Baar<br />

thomas.langenegger@zgks.ch<br />

Antworten zu den Lernfragen:<br />

1. Antworten a) und c) sind korrekt.<br />

2. Antworten b) und c) sind korrekt.<br />

3. Alle Antworten sind korrekt.<br />

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Perspektiven<br />

Im Einsatz in der Schweiz<br />

Als Notarzt im<br />

Bundeslager<br />

Severin Baerlocher v/o Dito, Assistenzarzt Allgemeine Innere Medizin, Kantonsspital St. Gallen<br />

Bilder: zvg<br />

«Wie? Du gehst in deinen<br />

Ferien zwei Wochen arbeiten?<br />

Im Schichtdienst? Hast<br />

du einen Vogel?» So ähnlich<br />

klang es häufiger, als ich Arbeitskollegen<br />

erklärte, wie ich meine diesjährigen<br />

Sommerferien verbringen würde. Anlass<br />

für meine Ferienpläne und die irritierten<br />

Gesichter war das einmal pro Generation<br />

wiederkehrende Bundeslager (BuLa) der<br />

Schweizer Pfadfinderbewegung. Bereits<br />

im letzten BuLa, vor 14 Jahren, war für<br />

mich klar, dass ich mich im nächsten als<br />

Arzt engagieren würde. Und siehe da,<br />

<strong>2022</strong> fand ich mich im schönen Wallis<br />

wieder, genauer im Goms, im bislang<br />

grössten Pfadilager, das die Schweiz je<br />

gesehen hatte. Innert vier Wochen wurde<br />

eine Zeltstadt für 35 000 Bewohner aufund<br />

abgebaut, mit allem, was dazugehört:<br />

Post, Zeitung, Radio, Logistikzentrum,<br />

Funkstation, Kneipen und Cafés. Sogar<br />

eine Sauna wurde erstellt und natürlich<br />

die örtliche Notfallklinik.<br />

Der St. Galler Hausarzt Raphael Stolz<br />

organisierte und plante die Notfallstation<br />

und koordinierte zusammen mit Evelyn<br />

Dähler die mehr als 70 Ärztinnen und<br />

Ärzte, welche alle auf freiwilliger Basis<br />

Pfadis und Wölflis verarzteten. Gerüstet<br />

waren wir für fast alles, auch dank der<br />

Hilfe der Schweizer Armee und der Initiative<br />

von Privaten: Es wurde geröntgt,<br />

im Schockraum wurden Anaphylaxien<br />

versorgt und in rund 20 Kojen kleine<br />

und grosse Bobos behandeltt.<br />

Da man in einem Lager, das sich<br />

über fünf Kilometer Länge erstreckte,<br />

nicht davon ausgehen konnte, dass alle<br />

den Weg zur Notfallpraxis selbständig<br />

schaffen würden, gab es einen kompletten<br />

Rettungsdienst. Rapid Responder auf<br />

Quads eilten den Kranken oder Verletzten<br />

als Erste zu Hilfe, und wie in der übrigen<br />

Schweiz wurden je nach Alarmierungstext<br />

Rettungssanitäter oder direkt ein<br />

Notarzt bzw. eine Notärztin aufgeboten.<br />

Notärzte mit Pfadikrawatten, Dito und Audax – allzeit bereit.<br />

Gravierende Zwischenfälle blieben<br />

zum Glück aus. Das Notarztteam rückte<br />

vorwiegend wegen Krampfanfällen<br />

(meist dissoziativ) und anaphylaktischen<br />

Reaktionen aus.<br />

Das Konzept sah vor, dass die<br />

Rettungs- und Notfalldienste ebenfalls<br />

der lokalen Bevölkerung zur Verfügung<br />

stehen und im Ernstfall mit aufgeboten<br />

werden würden. Somit ergab sich ein<br />

buntes Spektrum. Vom jüngsten Lagerteilnehmer,<br />

einem 6-wöchigen Baby, bis<br />

zu den ältesten Pfadfindern in den fortgeschrittenen<br />

80ern mussten wir mit allem<br />

rechnen. Und dank täglich 5000–7000<br />

Besucherinnen und Besuchern sahen<br />

wir Krankheitsbilder, die man sonst im<br />

Zentrumsspital zu Gesicht bekommt.<br />

Zu den stressigen Höhepunkten<br />

gehörten die Zeremonien, zu denen sich<br />

gegen 20000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen<br />

vor der Hauptbühne versammelten.<br />

Erfreulicherweise blieb es auch<br />

während dieser Darbietungen ruhig;<br />

Pfadis feiern eben anders als die uns<br />

bekannten Openairgäste. Und das Feierabendbier<br />

für einen Teil des Leitungsteams<br />

gab es erst dann, wenn die jüngeren<br />

Teilnehmenden im Schlafsack lagen.<br />

Bereitschaftsdienst an den Zeremonien.<br />

Hier die Eröffnungsfeierlichkeiten.<br />

Und so blieben uns, nach rund 5000<br />

Konsultationen, zwei Wochen, die sich<br />

meist so gar nicht als Arbeit anfühlten.<br />

Zwei Wochen voller Pfadierinnerungen,<br />

mit neuen Freundschaften aus einem<br />

Superteam und dem Wissen, dass sich<br />

mit der entsprechenden Motivation Berge<br />

versetzen lassen. Bis in 14 Jahren.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 57


mediservice<br />

Briefkasten<br />

Schlüsselverlust – wer<br />

bezahlt die Auswechslung<br />

der Schlösser?<br />

Vor zwei Jahren verlor ich<br />

einen Wohnungsschlüssel.<br />

Beim Auszug aus der<br />

Wohnung verlangt nun der<br />

Vermieter, dass die Schlösser auf<br />

meine Kosten ausgewechselt werden.<br />

Er verweist auf eine Klausel im<br />

Mietvertrag. Darf er das und wie bin<br />

ich versichert?<br />

Grundsätzlich sind Sie aufgrund des<br />

Mietvertrages für jeden Schaden haftpflichtig,<br />

den Sie durch Ihr Verschulden<br />

und durch Nachlässigkeit verursacht<br />

haben. Neben dem Ersatz des verlorenen<br />

Schlüssels kann der Vermieter unter<br />

Umständen auch fordern, dass die<br />

betreffenden Schlösser ausgewechselt<br />

werden.<br />

Ob diese Auswechslung notwendig<br />

ist, muss aufgrund der konkreten Umstände,<br />

unter denen der Wohnungsschlüssel<br />

verloren gegangen ist, geklärt<br />

werden. Falls Sie den Wohnungsschlüssel<br />

in unmittelbarer Umgebung der Wohnung<br />

verloren haben, ist die Gefahr als<br />

erheblich einzuschätzen, dass sich der<br />

Schlüsselfinder mit böswilliger Absicht<br />

früher oder später unbefugten Zutritt<br />

verschafft und Diebstähle begeht. Die<br />

Schlossänderung müsste in diesem Fall<br />

als berechtigtes Anliegen des Vermieters<br />

zur Schadenabwehr bezeichnet werden<br />

und viele Privathaftpflichtversicherungen<br />

bezahlen denn auch die dadurch<br />

entstehenden Kosten, wobei diese je nach<br />

Versicherer betraglich begrenzt sein<br />

können. Von der Leistung kommt zudem<br />

ein vereinbarter Selbstbehalt in Abzug.<br />

Ausserdem kann die Versicherung ihre<br />

Leistungen kürzen, falls ein allzu lasches<br />

Verhalten des Mieters zum Verlust des<br />

Schlüssels geführt hat.<br />

Schlossersatz nicht immer nötig<br />

Hätten Sie den Schlüssel beispielsweise<br />

in Ihren Ferien im Ausland verloren,<br />

so erschiene ein Schlossersatz als unverhältnismässig<br />

und unnötig, falls beim<br />

Schlüssel keine Hinweise auf dessen<br />

Inhaber angebracht waren. In diesem<br />

Fall würde die Privathaftpflichtversicherung<br />

ihrer Rechtsschutzfunktion<br />

nachkommen, indem sie die unberechtigte<br />

Massnahme der Schlossänderung<br />

gegenüber dem Vermieter für Sie ablehnen<br />

und dessen Ansprüche allenfalls auf<br />

den Schlüsselersatz reduzieren würde.<br />

Allerdings können Mietverträge explizit<br />

vorsehen, dass Mieter beim Schlüsselverlust<br />

in jedem Fall für den Ersatz der<br />

Türschlösser aufkommen müssen. Diese<br />

(an sich zulässige) vertragliche Vereinbarung<br />

geht über die normale gesetzliche<br />

Haftpflicht hinaus und bei Ihrer Privathaftpflichtversicherung<br />

besteht demzufolge<br />

keine Deckung: Ihr Versicherer<br />

würde in einem solchen Fall keine<br />

Leistung für den Ersatz der Türschlösser<br />

erbringen.<br />

Bei Haftpflicht zählt der Zeitwert<br />

Für Sie ist zudem wichtig zu wissen,<br />

dass im Haftpflichtrecht nicht der<br />

Neuwert, sondern lediglich der Zeitwert<br />

geschuldet ist. Gemeint ist damit der<br />

Wert der Sache unter Berücksichtigung<br />

des Alters und der Abnutzung zum<br />

Zeitpunkt des Schadens. In diesem Fall<br />

können Sie dem Vermieter also je nach<br />

Alter des Türschlosses die Amortisation<br />

entgegenhalten. Bei einem Türschloss<br />

geht man von einer Lebensdauer von<br />

rund 25 Jahren aus. Ist das Schloss<br />

beispielsweise 13 Jahre alt, wenn es<br />

ausgetauscht werden muss, schulden Sie<br />

dem Vermieter lediglich die Hälfte der<br />

anfallenden Kosten.<br />

(Quelle: Versicherungsratgeber ASA/SVV)<br />

Bild: Adobe Stock<br />

58<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


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eine gute<br />

Weiterbildung<br />

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Geht das?<br />

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mediservice<br />

Versicherungsschutz<br />

im Netz – auch für Private<br />

Auch Privatpersonen können gehackt, im Internet betrogen<br />

oder bestohlen werden. Dies sind die grössten Risiken – und so lassen<br />

sie sich absichern.<br />

Marco Feuz, Produktmanager Haushaltversicherung bei Zurich Schweiz<br />

Ein Buch im Netz bestellen, einen<br />

Begriff googeln oder die<br />

Onlineausgabe der Tageszeitung<br />

lesen – das Internet ist für<br />

die meisten Menschen fester Bestandteil<br />

ihres Alltags. 89 Prozent der Schweizer<br />

Bevölkerung ab 14 Jahren nutzten 2020<br />

laut Bundesamt für Statistik regelmässig<br />

das Internet. In den Altersgruppen unter<br />

50 Jahren sind es annähernd 100 Prozent,<br />

doch auch bei den Menschen über<br />

70 gehen noch 53 Prozent regelmässig<br />

online.<br />

Jeder Ausflug ins Internet birgt<br />

Risiken<br />

Was vielen kaum noch bewusst ist: Jedes<br />

Mal, wenn jemand sich im Internet bewegt,<br />

baut er eine Verbindung zu anderen<br />

Computern auf und vernetzt sein Gerät<br />

mit der Aussenwelt, sei es via Laptop, Tablet<br />

oder Smartphone. Doch beim Surfen<br />

im World Wide Web können einem auch<br />

Haie begegnen – Cyberkriminelle haben<br />

das Netz längst als lukrative Geldquelle<br />

entdeckt und greifen neben Firmen auch<br />

Privatpersonen an.<br />

Gefahren durch Viren, Betrug oder<br />

virtuellen Diebstahl<br />

Hat man sich einen Computervirus eingefangen,<br />

braucht es meistens einen Experten.<br />

Dieser entfernt die Schadsoftware,<br />

setzt die Programme neu auf und<br />

kann hoffentlich die persönlichen Daten<br />

aus dem Backup rekonstruieren. Auch das<br />

Onlineshopping ist nicht ohne Risiken.<br />

Zum Beispiel kann es passieren, dass online<br />

bestellte Produkte beschädigt oder<br />

gar nicht geliefert werden. Beim Buchen<br />

einer Ferienunterkunft übers Internet<br />

Bilder: Adobe Stock; zvg<br />

60<br />

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mediservice<br />

kommt es zuweilen ebenso zu unliebsamen<br />

Überraschungen, wenn sich das Versprochene<br />

vor Ort als Täuschung erweist.<br />

Noch dramatischer kann es werden, wenn<br />

ein Hacker sich Zugang zum E-Banking<br />

verschafft hat und sich einen grösseren<br />

Geldbetrag vom Konto überweist, der<br />

dann in den Weiten des Internets verschwindet.<br />

Fünf Tipps für mehr Sicherheit<br />

1. Halten Sie Ihr Betriebssystem auf dem<br />

aktuellsten Stand – weil Hacker oft über<br />

Schwachstellen in der Software angreifen.<br />

2. Installieren Sie Antivirenprogramme,<br />

die Schadsoftware erkennen und blockieren.<br />

3. Verwenden Sie intelligente Passwörter,<br />

die z.B. Sonderzeichen enthalten, Zahlen<br />

und Buchstaben kombinieren, mindestens<br />

acht Zeichen haben und in denen<br />

der eigene Name nicht vorkommt.<br />

4. Sensibilisieren Sie alle Familienmitglieder<br />

und klären Sie auch Ihre Kinder<br />

z.B. über Phishing auf. Denn Menschen<br />

sind das Einfallstor für fast alle Cyberattacken.<br />

5. Erstellen Sie regelmässig ein Backup<br />

aller wichtigen Daten, z.B. auf einer externen<br />

Festplatte. Banal, aber wichtig:<br />

Das Backup sollte stets vom Netz genommen<br />

werden, damit es dem Virus<br />

nicht ebenfalls zum Opfer fällt.<br />

Zwei neue Cyberversicherungen von Zurich<br />

Versicherungsschutz bei Hackerangriffen und Schadsoftware<br />

Die neue Versicherung «Cyber Safe Surf» bietet eine finanzielle Absicherung gegen<br />

die Folgen von Hackerattacken und Schadsoftware. Zurich übernimmt die Kosten für<br />

die Entfernung der Schadsoftware, das Neuaufsetzen der Programme und die Wiederherstellung<br />

der Daten aus dem Backup. Die Versicherungssumme ist pauschal auf<br />

3000 Franken festgelegt. Die Prämie für die Versicherung «Cyber Safe Surf» beträgt<br />

39 Franken pro Jahr.<br />

Versicherungsschutz bei Onlineshopping und missbräuchlichem Kontozugriff<br />

Die «Cyber Safe Shop & Pay»-Versicherung greift, wenn beispielsweise ein Hacker<br />

via E-Banking das Konto leerräumt, wenn online bestellte Waren beschädigt oder gar<br />

nicht geliefert werden oder wenn es bei der Onlinebuchung einer Ferienunterkunft<br />

zum Betrug kommt. Die Standard-Versicherungssumme beträgt 10000 Franken. Und die<br />

Jahresprämie beträgt 39 Franken. Optional lassen sich auch höhere Summen absichern.<br />

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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 61


mediservice<br />

Digitale Transformation<br />

im Gesundheitswesen<br />

Was vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Alltag:<br />

Die künstliche Intelligenz (KI) dringt in alle Lebensbereiche vor.<br />

Und verändert damit die Art, wie wir arbeiten und leben, als Individuen und<br />

als Gesellschaft. Was bringt KI für die Medizin?<br />

Dieter J. Tschan, lic. oec. HSG, Nimeda Consulting GmbH; Dr. Jörg Tschan, Oralchirurge, Nimeda Consulting GmbH<br />

Die digitale Transformation hat<br />

auch im medizinischen Bereich<br />

den Alltag erreicht.<br />

Längst reicht es nicht mehr<br />

aus – falls überhaupt – im Wartezimmer<br />

einen Gratis-WLAN-Zugang zur Verfügung<br />

zu stellen. Das ist mittlerweile guter<br />

Standard in fast jeder Praxis.<br />

Im folgenden Artikel werden deshalb<br />

einige (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)<br />

digitale Möglichkeiten für Privatpraxen im<br />

Gesundheitswesen skizziert; mit einem<br />

speziellen Fokus auf Artificial Intelligence<br />

bzw. künstliche Intelligenz (AI oder KI).<br />

Altes Bedürfnis – neue Lösung<br />

Die Kernaussage, dass der Mensch zur Erledigung<br />

der Arbeitsleistung auf technologische<br />

Unterstützung setzt, um die Arbeit<br />

besser, schneller, effizienter und weniger<br />

anstrengend zu erledigen, ist heute so<br />

wahr wie anno dazumal.<br />

Zur Illustration sei hier das Waschen<br />

der Kleider genannt: Obwohl man auch<br />

heute noch die Kleider im Fluss waschen<br />

könnte (sofern es denn noch erlaubt wäre),<br />

macht man das doch viel lieber mit der<br />

Waschmaschine. Das Grundbedürfnis<br />

nach sauberer Kleidung bleibt gleich, aber<br />

die Art und Weise, wie wir dieses Resultat<br />

erreichen, hat sich in den vergangenen<br />

Jahrhunderten fundamental geändert.<br />

Warum also nicht die Segnungen der<br />

modernen Technologie auch zum Wohle<br />

der eigenen Praxis nutzen? Neue, digitale<br />

Möglichkeiten ergeben sich nicht nur im<br />

Kernbereich der medizinischen Versorgung,<br />

sondern insbesondere bei der administrativen<br />

Unterstützung. Kleine Verbesserungen<br />

führen nicht nur zu mehr Effizienz,<br />

sondern auch zu mehr Zufriedenheit<br />

der Mitarbeitenden, da lästige, repetitive<br />

und oftmals auch anstrengende oder gefährliche<br />

Tätigkeiten entfallen.<br />

Einige Beispiele, die wir hier nennen können,<br />

sind u.a.<br />

– cloudbasierte Dienste (Onlinekalender,<br />

Zugriff auf Patientendaten beispielsweise<br />

von zu Hause aus bzw. von jedem<br />

anderen Standort aus),<br />

– automatisch generierte Erinnerungen<br />

(beispielsweise per SMS) für Termine,<br />

– moderne Zeiterfassungssysteme für die<br />

Angestellten, welche ein flexibleres Arbeiten<br />

ermöglichen und ganz allgemein<br />

die Möglichkeit, gewisse Arbeiten auch<br />

im Home-Office bzw. dezentral zu erledigen<br />

und somit die zu Verfügung stehende<br />

Arbeitszeit sowie den zu Verfügung stehenden<br />

Arbeitsplatz optimal zu nutzen.<br />

Bild: zvg<br />

62<br />

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mediservice<br />

Fokus KI<br />

KI ist wohl die Schlüsseltechnologie des<br />

21. Jahrhunderts; sie wird das öffentliche<br />

und private Leben sehr stark prägen. Als<br />

Analogie hierzu sei auf die Einführung des<br />

elektrischen Stroms Ende des 19. Jahrhunderts<br />

verwiesen; auch KI ist eine Basistechnologie,<br />

die «durchgängig» eingesetzt<br />

werden wird. Überall, wo grosse Datenmengen<br />

rasch analysiert und darauf aufbauend<br />

«gute» Entscheidungen getroffen<br />

werden sollen, wird KI zur Anwendung<br />

gelangen. Denn KI ermöglicht unter anderem<br />

bessere Realtime-Entscheidungen,<br />

bspw. im Gesundheitswesen oder im Verkehr.<br />

Massive Produktivitätssteigerungen<br />

dank KI sind ebenfalls zu erwarten (bspw.<br />

KI-basierte Prozessoptimierung, sogenannte<br />

End-to-end-Optimierung, bei welcher<br />

grosse Datenmengen quasi in Realtime<br />

verarbeitet werden). Oder persönliche,<br />

KI-basierte Assistenten für Beruf und private<br />

Anwendungen. Die Akzeptanz, auch<br />

im Gesundheitswesen, wächst, wie folgende<br />

Beispiele (von positivem Impact von KI<br />

in Praxen) illustrieren sollen.<br />

1. Vorabinformationen für Ärztinnen<br />

und Ärzte<br />

Symptome können schon vorab geprüft<br />

werden; Vordiagnosen bzw. Verdachtsdiagnosen<br />

erleichtern die ärztliche Diagnose<br />

durch Bereitstellen von zusätzlichen<br />

Daten. KI dient hierbei als selbstlernende<br />

Wissensquelle und Entscheidungshilfe,<br />

indem sie relevante Daten<br />

für jede Indikation und jeden Patienten<br />

individuell liefert.<br />

2. Unterstützung bei der Diagnose<br />

(Zweitmeinung)<br />

Die KI erstellt auf Grundlage der ihr zur<br />

Verfügung stehenden Daten Zweitmeinungen<br />

zur Diagnose (bspw. Unterstützung<br />

bei der Interpretation von Röntgenbildern,<br />

Hautkrebs-Screenings oder<br />

Laborbefunden).<br />

3. Einsparung von Wartezeiten<br />

Die Kombination aus fachlicher Expertise<br />

des Arztes und Einordnung der<br />

Symptome durch die Berechnungen der<br />

KI soll eine schnellere, einfachere Diagnose<br />

bei gleichzeitiger Einsparung von<br />

Wartezeiten ermöglichen. Patienten<br />

können dabei von zu Hause aus bereits<br />

eine erste Beurteilung ihrer Symptome<br />

erhalten und Ärzte sind besser auf das<br />

Patientengespräch vorbereitet.<br />

KI kann aber auch administrative Aufgaben<br />

wie die Transkription medizinischer<br />

Dokumente (z.B. Rezepte, Arztberichte,<br />

Zuweisungen an Fachspezialisten<br />

etc.) übernehmen, dadurch haben<br />

Ärzte mehr Zeit für ihre Kernkompetenz,<br />

nämlich das Behandeln der Patienten,<br />

was zu erhöhter Zufriedenheit<br />

auf beiden Seiten führen kann.<br />

4. Professionelle Fernbehandlung<br />

Behandlung von Patienten aus der Ferne,<br />

bspw. via Videosprechstunde, und<br />

damit einhergehend Ausweitung der<br />

medizinischen Versorgung auf abgelegene<br />

Gebiete ausserhalb der städtischen<br />

Zentren.<br />

KI in der Praxis<br />

«Schön und gut; aber was bedeutet das für<br />

mich?», werden Sie sich jetzt vielleicht<br />

fragen. Deshalb hier zwei konkrete Beispiele,<br />

die heute schon angewendet werden<br />

und die zeigen, wie die – KI-unterstützte<br />

– Zukunft aussehen könnte.<br />

1. GoForward 1 (USA)<br />

GoForward bietet Gesundheitsvorsorge<br />

auf einer Flatrate-Basis an. Dabei werden<br />

Tools wie biometrische Fernüberwachung<br />

und applikationsbasierte<br />

Pflege angeboten. GoForward umfasst<br />

Programme, die sich um Herzgesundheit<br />

kümmern, Krebsprävention betreiben,<br />

Gewichtsmanagement und Grundversorgung<br />

anbieten.<br />

2. Aaron.ai 2 (Deutschland)<br />

Aaron.ai setzt in Deutschland bereits<br />

erfolgreich KI-basierte Telefonbeantworter<br />

ein; Aaron.ai nimmt alle Anrufe<br />

strukturiert entgegen, falls Mitarbeitende<br />

in der Praxis gerade nicht verfügbar<br />

oder anderweitig beschäftigt sind.<br />

Fazit<br />

Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten,<br />

auch – und insbesondere – nicht im Gesundheitswesen.<br />

Uns allen ist noch die<br />

Geschichte rund um das BAG und den<br />

Faxgeräten in Erinnerung, welche die<br />

Schweiz zum internationalen Gespött gemacht<br />

hat.<br />

Man kann die digitale Transformation<br />

als Gefahr oder als Chance sehen. Entschliesst<br />

man sich zu Letzterem, so ergeben<br />

sich viele Möglichkeiten, proaktiv zu<br />

handeln und modern(er) zu werden. Getreu<br />

dem Motto von Jeremias Gotthelf «Im<br />

Hause [in der Praxis] muss beginnen, was<br />

leuchten soll im Vaterland», darf und soll<br />

man diese Entwicklungen nicht der Konkurrenz<br />

oder dem Staat überlassen, son­<br />

dern selber eintauchen in die vielfältigsten<br />

Möglichkeiten der digitalen Transformation.<br />

Die Patienten und Patientinnen<br />

werden es Ihnen danken!<br />

1<br />

https://goforward.com/<br />

2<br />

https://aaron.ai/<br />

Über Nimeda Consulting<br />

Die Nimeda Consulting GmbH ist eine<br />

spezialisierte Beratungsfirma für<br />

Personen im medizinischen Umfeld.<br />

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Teams (Arzt und Manager) gelingt es,<br />

auch komplexe Problemstellungen<br />

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Medical Professionals.<br />

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Quellen zu KI/AI:<br />

[1] Kanadpriya Basu, Ritwik Sinha,<br />

Aihui Ong, and Treena Basu, Artificial<br />

Intelligence: How is It Changing Medical<br />

Sciences and Its Future?, PMC (nih.gov),<br />

(2020).<br />

[2] Limbach Gruppe, Wenn der<br />

Computer mitdenkt: von Telemedizin zu<br />

künstlicher Intelligenz in der Arztpraxis,<br />

Limbach Gruppe, (<strong>2022</strong>).<br />

[3] Medizinische Fakultät FAU,<br />

Wenn KI in der Arztpraxis hilft, Medizinische<br />

Fakultät (fau.de), (2021).<br />

[4] Arzt & Wirtschaft, künstliche<br />

Intelligenz: Wertvolle Unterstützung für<br />

Ärzte, ARZT & WIRTSCHAFT (arzt-wirtschaft.de),<br />

(2021).<br />

[5] Jürgen Stüber, Patienten<br />

telefonieren mit einer KI – die Arztpraxis<br />

der Zukunft?, (businessinsider.de), (2020).<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 63


mediservice<br />

Kochen für Gaumen und Gesundheit<br />

Rindscarpaccio<br />

für festliche Stunden<br />

Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation<br />

Bilder: zvg; Adobe Stock<br />

64<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


mediservice<br />

Rindscarpaccio<br />

Zutaten<br />

Rindshuft<br />

200 g Rindshuft<br />

2 EL Zitrusöl<br />

Meersalz<br />

Sauerrahm<br />

180 g Sauerrahm<br />

20 g grobkörniger Senf<br />

abgeriebene Schale einer Zitrone<br />

Salz, Pfeffer<br />

Erdnuss-Crumble<br />

100 g gesalzene Erdnüsse<br />

40 g brauner Zucker<br />

30 g Honig<br />

30 g Butter<br />

Rezept für 2 Personen<br />

Und so wirds gemacht<br />

Für die Rindshuft<br />

Als Erstes die Rindshuft in Frischhaltefolie<br />

satt einwickeln, so dass das Stück eine<br />

relativ runde Form erhält. An beiden<br />

Enden mit einem Knopf schliessen.<br />

Anschliessend die Huft für 24 Stunden in<br />

den Tiefkühler legen, bis sie komplett<br />

gefroren ist. Danach aus der Folie auspacken<br />

und hauchdünn aufschneiden, am<br />

besten gehts mit einer Aufschnittmaschine.<br />

Die dünnen Scheiben mit Zitrusöl<br />

marinieren und ganz wenig Meersalz<br />

darüberstreuen.<br />

Für den Sauerrahm<br />

Alle Zutaten gut miteinander verrühren<br />

und mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Anschliessend für eine Stunde kalt stellen,<br />

damit der Sauerrahm etwas fest wird.<br />

Mehrfache<br />

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Für den Erdnuss-Crumble<br />

Die Erdnüsse in einen Plastiksack geben<br />

und mit einer Bratpfanne fein klopfen.<br />

Die Butter in einem Topf flüssig werden<br />

lassen und den Zucker und den Honig<br />

darin auflösen. Anschliessend die Erdnüsse<br />

dazugeben und gut mischen. Es<br />

entsteht eine zähe Masse, die auf einem<br />

mit Backpapier belegten Backblech ausgestrichen<br />

werden muss. Masse bei 160° C<br />

für 10 bis 15 Minuten (bis sie karamellisiert)<br />

backen. Danach das Blech aus dem<br />

Ofen nehmen und bei Zimmertemperatur<br />

auskühlen lassen. Wenn die Masse kalt<br />

und hart ist, im Mixer grob hacken.<br />

Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,<br />

aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 6/22 65


Impressum<br />

Kontaktadressen der Sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 6 • 41. Jahrgang • <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

mediservice <strong>vsao</strong>-asmac<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@<strong>vsao</strong>.ch, journal@asmac.ch<br />

www.<strong>vsao</strong>.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>vsao</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Bianca Molnar,<br />

Patricia Palten, Léo Pavlopoulos, Lukas<br />

Staub, Anna Wang<br />

Geschäfts ausschuss <strong>vsao</strong><br />

Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz<br />

(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,<br />

Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,<br />

Patrizia Kündig, Richard Mansky,<br />

Gert Printzen, Svenja Ravioli, Patrizia Rölli,<br />

Martin Sailer, Jana Siroka, Clara Ehrenzeller<br />

(swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,<br />

Wölflistrasse 1, 3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Oliver Graf<br />

Titelillustration<br />

Stephan Schmitz<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />

Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail <strong>vsao</strong>@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 200 Expl.<br />

WEMF/KS-Beglaubigung <strong>2022</strong>: 21 697 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>vsao</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />

inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1/2023 erscheint im<br />

Februar 2023. Thema: Frequenz<br />

© <strong>2022</strong> by <strong>vsao</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@<strong>vsao</strong>-basel.ch, www.<strong>vsao</strong>-basel.ch<br />

BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

info@<strong>vsao</strong>-bern.ch, www.<strong>vsao</strong>-bern.ch<br />

FR<br />

ASMAC Sektion Freiburg, Sanae Chemlal, Rue du Marché 36, 1630 Bulle,<br />

presidence@asmaf.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

VSAO Sektion Graubünden, Kornplatz 2, 7000 Chur, Samuel B. Nadig,<br />

lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 081 256 55 55,<br />

info@<strong>vsao</strong>-gr.ch, www.<strong>vsao</strong>-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />

marie.maulini@h-ju.ch<br />

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,<br />

Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ZH/SH<br />

VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />

Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,<br />

susanne.hasse@<strong>vsao</strong>-zh.ch, www.<strong>vsao</strong>-zh.ch<br />

Publikation<strong>2022</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

66<br />

6/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>


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