vsao Journal Nr. 6 - Dezember 2022
Licht - Von Zellen, Käfern und Szenen Politik - Arztberuf unter Druck Immunsuppressiva - Möglichkeiten und Grenzen bei Tumoren Rheumatologie - Management der Gicht
Licht - Von Zellen, Käfern und Szenen
Politik - Arztberuf unter Druck
Immunsuppressiva - Möglichkeiten und Grenzen bei Tumoren
Rheumatologie - Management der Gicht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
vsao
Nr. 6, Dezember 2022
Journal
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Licht
Von Zellen, Käfern
und Szenen
Seite 30
Politik
Arztberuf unter Druck
Seite 6
Immunsuppressiva
Möglichkeiten und Grenzen
bei Tumoren
Seite 48
Rheumatologie
Management der Gicht
Seite 51
Allgemeine
Innere Medizin
24. – 28.01.2023 Basel
40 h
06. – 10.06.2023 Zürich
39 h
Innere Medizin
20. – 24.06.2023 Zürich
39 h
Hausarzt
Fortbildungstage
09. – 10.03.2023 St. Gallen
23. – 24.03.2023 Bern
14 h
Anästhesiologie
und Intensivmedizin
16. – 17.05.2023 Zürich
16 h
Gynäkologie
24 h
27. – 29.04.2023 Zürich
Neurologie
16 h
12. – 13.05.2023 Zürich
Nephrologie
14 h
23. – 24.06.2023 Zürich
Ophthalmologie 15 h
08. – 09.06.2023 Zürich
Pädiatrie
24 h
26. – 28.04.2023 Zürich
Pneumologie
14 h
12. – 13.05.2023 Zürich
Psychiatrie und
Psychotherapie
04. – 06.05.2023 Zürich
Rheumatologie
09. – 10.06.2023 Zürich
Urologie
12.05.2023 Zürich
24 h
12 h
6 h
Update Refresher
Information / Anmeldung
Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch
www.fomf.ch
Hybrid: Teilnahme vor Ort oder via Livestream
Beste Prognosen
für Ihr
Familienglück.
Sie stehen mitten im Leben, verwirklichen
Ihre Ziele und gründen eine Familie.
Schützen Sie sich vor Erwerbsausfall und
sichern Sie Ihr Altersguthaben – damit
Ihre Liebsten jederzeit gut versorgt sind.
Machen Sie den Spar-Check:
va-genossenschaft.ch
Risikoschutz
Vorsorge
Partner von
Inhalt
Licht
Von Zellen, Käfern und Szenen
Coverbild: Stephan Schmitz
Editorial
5 Licht ins Dunkel
Politik
6 Wege nicht versperren
10 Keine Schwächung des
Berufsgeheimnisses
12 Ruhiges Ende des Jubiläumsjahres
Weiterbildung /
Arbeitsbedingungen
14 Reform der ärztlichen Weiterbildung
in der Westschweiz
16 Wie die Alten sungen …
19 Auf den Punkt gebracht
vsao
20 Happy Birthday, vsao!
22 Impressionen vom Jubiläumsfest
24 Neues aus den Sektionen
28 vsao-Inside
29 vsao-Rechtsberatung
Perspektiven
48 Aktuelles aus der Immunologie:
Immuntherapie zur Behandlung
von Sarkomen
51 Aus der «Praxis»: Die Gicht und ihr
Management in der Praxis
57 Im Einsatz in der Schweiz
mediservice
58 Briefkasten
60 Versicherungsschutz im Netz – auch
für Private
62 Digitale Transformation im
Gesundheitswesen
64 Kochen für Gaumen und Gesundheit
Rindscarpaccio für festliche Stunden
66 Impressum
Fokus: Licht
30 Lichtschalter für Zellen
34 Verbot zeigt erste Wirkung
38 Leuchtfeuer der Natur
42 Ins richtige Licht gesetzt
44 Helle Nächte
Anzeige
CH-3860 Meiringen
Telefon +41 33 972 81 11
www.privatklinik-meiringen.ch
Lebensqualität
Ein Unternehmen der Michel Gruppe
Ärztliche Leitung:
Prof. Dr. med. Thomas J. Müller
Wo Patienten auch Gäste sind.
vsao /asmac Journal 6/22 3
«Wir übernehmen, wo
andere an Grenzen stossen.»
Dr. med. E. Fischer, Oberärztin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
In der UPD im Teilzeitpensum jungen Menschen
helfen geht wunderbar. Jetzt bewerben: upd.jobs
Editorial
Licht ins
Dunkel
Catherine Aeschbacher
Chefredaktorin vsao Journal
1873 berichteten die «Illustrated London News» enthusiastisch
über eine sensationelle Neuheit: elektrisches Licht. Eine
Maschine mit der Kraft von lediglich zweieinhalb Pferdestärken
erzeuge in 260 Fuss Höhe einen Lichtschein, der von überall
zu sehen sei. Am Ende des Textes entwirft der Journalist eine Vision
von hell erleuchteten Städten und Dörfern. 150 Jahre später gehen
wir spätabends irritiert durch die Stadt: Leuchtreklamen sind aus und
Schaufensterbeleuchtungen gedimmt, das Bundeshaus liegt im Dunkeln.
Der ungewohnte Eindruck ist beinahe unheimlich. Dass nachts
die Lichter brennen, war bislang eine Selbstverständlichkeit.
Wenn der Mensch die Nacht zum Tage macht, bringt das andere
Lebewesen in Bedrängnis. Davon zeugt unser Fokus-Beitrag zur Lichtverschmutzung.
Unter dem Stichwort «Licht» beleuchten wir weitere
Themen wie die Optogenetik, die Steuerung zellulärer Aktivitäten
durch Licht oder die Gefahren durch Laserpointerattacken. Auch
beschäftigen wir uns mit den märchenhaften Glühwürmchen sowie
der Bedeutung des Lichts im Theater. Dazwischen eingestreut finden
sich Bilder von Nordlichtern, die unser Redaktionsmitglied Anna
Wang aufgenommen hat.
Vermehrt Licht ins Dunkel terroristischer Aktivitäten möchte auch
der Bundesrat bringen durch die Revision des Nachrichtendienstgesetzes.
Für Ärztinnen und Ärzte ist die damit verbundene Aufweichung
des Arztgeheimnisses allerdings höchst fragwürdig. Darüber
und über die aktuellen Entwicklungen beim Zulassungsstopp berichten
wir im Politikteil. Ebenso über die Herbstsitzung des Zentralvorstandes
vsao und die Delegiertenversammlung von mediservice
vsao-asmac.
Das zu Ende gehende Jahr stand im Zeichen des vsao-Jubiläums.
Coronabedingt wurden nicht 75 Jahre, sondern 77 Jahre vsao gefeiert.
Eine Nachlese mit Bildern vom grossen Jubiläumsfest befindet sich
in der Rubrik «vsao». Und wer den diesjährigen Laufbahnkongress
medifuture – einen Anlass der Superlative – verpasst hat, erhält eine
Kurzfassung im Teil «Weiterbildung/Arbeitsbedingungen».
Allen Krisen zum Trotz steht die festliche, lichterfüllte Zeit bevor.
Die Redaktion des vsao Journals dankt Ihnen, verehrte Leserinnen
und Leser, an dieser Stelle herzlich für Ihr Interesse an unserem
Journal. Und wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes, helles
Weihnachtsfest sowie ein glückliches, erfolgreiches neues Jahr.
vsao /asmac Journal 6/22 5
Politik
Wege nicht
versperren
Im Januar 2023 tritt die EDI-Verordnung über die regionalen Versorgungsgrade
in Kraft. Damit haben die Kantone die Grundlage, um die Zahl der Ärztinnen
und Ärzte zu begrenzen, die in einem Fachbereich zulasten der OKP tätig
sein dürfen. Es bleibt aber weiterhin viel Spielraum, um die Begrenzung moderat
zu gestalten und negative Auswirkungen zu vermeiden.
Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
Der Weg in die freie Praxis darf nicht zum Nadelöhr werden. Kantone müssen ihren Spielraum nutzen, um negative Auswirkungen
der Zulassungssteuerung zu vermeiden.
Ärztinnen und Ärzte wie auch
andere Berufsgruppen, die
zulasten der obligatorischen
Krankenpflegeversicherung
(OKP) tätig sein möchten, benötigen eine
Zulassung vom Kanton, auf dessen Gebiet
sie sich niederlassen wollen. Die Voraussetzungen
für die Zulassung sind im Krankenversicherungsgesetz
(KVG) und in der
Krankenversicherungsverordnung (KVV)
geregelt. Unter anderem gehört dazu eine
mindestens dreijährige Tätigkeit an einer
anerkannten schweizerischen Weiterbildungsstätte
im beantragten Fachgebiet –
wobei diesbezüglich bereits ein Vorschlag
für Ausnahmeregelungen für bestimmte
Fachgebiete in Diskussion ist.
Zusätzlich und um eine Überversorgung
in einzelnen Fachgebieten zu verhindern,
können bzw. müssen die Kantone
die Anzahl zugelassener Ärztinnen und
Ärzte begrenzen, die im ambulanten Bereich
Leistungen zulasten der OKP erbringen
dürfen. Die Begrenzung soll über die
Definition von Höchstzahlen für Ärztinnen
und Ärzte in bestimmten Fachgebieten
geschehen. Wie diese Höchstzahlen
bestimmt werden, ist in der Höchstzahlenverordnung
geregelt, die seit dem 1. Juli
2021 in Kraft ist.
Bild: Adobe Stock
6
6/22 vsao /asmac Journal
Politik
Drei Faktoren bestimmen die
Höchstzahl
Gemäss dieser Verordnung müssen die
Kantone für die Bestimmung von Höchstzahlen
zunächst das bestehende Angebot
in einem oder mehreren Fachgebieten berechnen,
und zwar in Vollzeitäquivalenten.
Bereits dies ist eine Herausforderung,
denn es ist aufgrund der verfügbaren Daten
nicht immer klar, wie viele Stunden
ein Arzt oder eine Ärztin in welchem Fachgebiet
tätig ist.
Wenn diese Zahl ermittelt ist, muss sie
ins Verhältnis zum Versorgungsgrad gesetzt
werden. Dieser Versorgungsgrad ist
in der Verordnung des EDI über die regionalen
Versorgungsgrade festgehalten, die
am 1. Januar 2023 in Kraft tritt. Die Berechnungsmethode
der Versorgungsgrade
wurde bereits mehrfach kritisch bewertet,
auch vom vsao in verschiedenen Stellungnahmen.
Sie soll schon bald ein erstes Mal
und danach regelmässig überarbeitet werden.
Auch die Datengrundlagen, die für
die Berechnung benötigt werden, sollen
verbessert werden.
Zudem können die Kantone für die
Bestimmung der Höchstzahlen einen Gewichtungsfaktor
vorsehen, mit dem sie
Umstände berücksichtigen, die bei der
Berechnung des Versorgungsgrads nicht
berücksichtigt werden konnten, zum Beispiel
eine schweizweite Unter- oder Überversorgung
im entsprechenden Fachgebiet
oder ein Mehrbedarf durch Tourismus.
Es sind also drei Faktoren bestimmend:
– der Versorgungsgrad in diesem Fachgebiet
und diesem Kanton, der vom Bund
berechnet und in der entsprechenden
Verordnung publiziert wird,
– das bestehende Angebot an Ärztinnen
und Ärzten in einem Fachgebiet, das
vom Kanton in Vollzeitäquivalenten bestimmt
wird,
– der Gewichtungsfaktor, der vom Kanton
festgelegt wird.
Ein fiktives Berechnungsbeispiel könnte
wie folgt aussehen: Im Kanton Thurgau
sind im Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie
Ärztinnen und Ärzte im Umfang
von 32 Vollzeitäquivalenten (VZÄ)
ambulant tätig. Der vom Bund berechnete
Versorgungsgrad beträgt für dieses Fachgebiet
in diesem Kanton 105 Prozent. Der
Kanton rechnet zum Gewichtungsfaktor
einen Toleranzbereich von 10 Prozent hinzu.
Er rechnet zusätzlich 20 Prozent hinzu,
da Fachpersonen in diesem Fachgebiet
von einer schweizweiten Unterversorgung
von 20 Prozent ausgehen. Der Gewichtungsfaktor
beträgt damit 1.3.
Die Höchstzahl wird nun wie folgt bestimmt
werden: 32 (VZÄ) / 1.05 (Versorgungsgrad)
* 1.3 (Gewichtungsfaktor) = 40
(Höchstzahl)
Im Kanton Thurgau dürfen damit gemäss
diesem fiktiven Beispiel im Fachgebiet
Psychiatrie und Psychotherapie Ärztinnen
und Ärzte maximal im Umfang von
40 VZÄ tätig sein. Da das bestehende Angebot
32 VZÄ entspricht, kann der Kanton
weitere Ärztinnen und Ärzte zulassen, die
ein entsprechendes Gesuch stellen und
die Voraussetzungen erfüllen.
Ab Januar, wenn die Verordnung über
die regionalen Versorgungsgrade in Kraft
ist, können die Kantone gemäss dieser Methode
Höchstzahlen bestimmen. Sie müssen
dies bis spätestens am 1. Juli 2025 für
mindestens ein Fachgebiet in mindestens
einer Region tun.
Regelmässige Überprüfung und
Anpassung
Was heisst das nun für den vsao und seine
Mitglieder? Im besten Fall ändert sich
nicht viel. Das Gesetz und die Verordnung
lassen den Kantonen genügend Spielraum.
So können die gesetzlichen Vorgaben
des Gesetzes erfüllt werden, ohne
dass dies eine negative Auswirkung auf
Ärztinnen oder Patienten hätte.
Deshalb gilt es nun aufmerksam zu
verfolgen, was in den einzelnen Kantonen
mit den Bundesvorgaben gemacht wird.
Wird überhaupt etwas gemacht? Wie werden
das bestehende Angebot und der Gewichtungsfaktor
bestimmt? Und vor allem:
Wie entwickeln sich die Datengrundlagen
und Berechnungsmethoden? Die Verordnung
verlangt nämlich explizit, dass die
Versorgungsgrade und die Höchstzahlen
regelmässig überprüft und angepasst werden
müssen. Es ist deshalb wichtig, den
jeweils aktuellen Stand im Blick zu haben
und nötigenfalls zu reagieren.
Negative Auswirkungen möglich
Der vsao ist im Kontakt mit den Sektionen
und beobachtet mit diesen genau, was in
den Kantonen geschieht. In Basel sind bereits
im Rahmen der Übergangsbestimmungen
Höchstzahlen für acht Fachgebiete
definiert worden. Die Folgen eines
Zulassungsstopps sind auf keinen Fall zu
unterschätzen. Einerseits kann es für Patientinnen
und Patienten schwierig werden,
eine Ärztin oder einen Arzt zu finden,
andererseits wirkt sich ein Stopp auch auf
anderen Ebenen aus: Für Ärztinnen und
Ärzte in Weiterbildung wie auch für Studierende
oder junge Menschen, die sich
überlegen, ein Medizinstudium in Angriff
zu nehmen, wirkt die Aussicht auf eine
eingeschränkte Wahlfreiheit bezüglich
Spezialisierung und Niederlassung alles
andere als motivierend.
Dazu kommt, dass auch der Karriereweg
in den Spitälern schwieriger wird, da
es aufgrund eines Zulassungsstopps zu eigentlichen
Staus kommen kann. Erfahrene
Oberärzte oder leitende Ärztinnen arbeiten
länger als normalerweise üblich im
Spital, da der Weg in die freie Praxis ver-
Achtung: Sektionswechsel und Reduktionsgesuche
frühzeitig einreichen
Im Februar versendet das vsao-Zentralsekretariat jeweils die Jahresrechnungen für
die Mitgliederbeiträge. Die Sektionszugehörigkeit und allfällige Beitragsreduktionen
haben einen Einfluss auf den Rechnungsbetrag. Deshalb müssen Sektionswechsel
oder Reduktionsgesuche für das Jahr 2023 bis spätestens am 31. Januar 2023 beim
vsao-Zentralsekretariat eingereicht werden. Später eingereichte Gesuche oder Sektionswechsel
können nur noch in begründeten Härtefällen für das Rechnungsjahr 2023
berücksichtigt werden. Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!
ReMed: wenn Sie Hilfe brauchen
ReMed ist die Beratungs- und Hilfsstelle der FMH, an die sich Ärztinnen und Ärzte
in Not wenden können. Gemäss ReMed-Leiter Peter Christen melden sich im Vergleich
zu früher deutlich mehr jüngere Ärztinnen und Ärzte, die in Spitälern arbeiten.
Dies oft wegen zusätzlichen Drucks und Angst vor einem Jobverlust, aber auch, weil
Beruf und Familienleben sich nur schwer vereinbaren lassen oder wegen zwischenmenschlicher
Probleme am Arbeitsplatz. ReMed kann helfen, steht allen Ärztinnen
und Ärzten zur Verfügung und ist über die 24-Stunden-Hotline 0800 07 36 33 oder
per E-Mail (remed@hin.ch) erreichbar.
vsao /asmac Journal 6/22 7
Politik
sperrt ist und «verstopfen» so den Weg für
junge Assistenzärztinnen und -ärzte, die
nachrücken möchten. Dies kann auch zu
einer Reduktion der Weiterbildungsstellen
führen. Ein weiterer bestimmt unerwünschter
Nebeneffekt eines Zulassungsstopps
ist der Markt für Zulassungen, der
entsteht. Leitet der Kanton keine geeigneten
Gegenmassnahmen ein, führt die Verknappung
der Zulassungen dazu, dass diese
gehandelt werden. Ein Praxis- und Zulassungsinhaber,
der seine Praxis aufgibt,
kann diese inkl. Zulassung an den Meistbietenden
verkaufen, wenn der Kanton
dies nicht unterbindet. Dies erschwert
jungen, weniger finanzstarken Ärztinnen
und Ärzten den Weg in die Praxis.
Die Sektionen und der vsao haben
nun die wichtige Aufgabe, die nächsten
Schritte der Kantone genau zu beobachten,
im richtigen Moment und mit den
richtigen Argumenten zu intervenieren
und auch die zukünftigen Überarbeitungen
der Berechnungsmodelle kritisch zu
begleiten.
Future Women Physicians
Die Medizin wird weiblich! Der Frauenanteil steigt, sowohl im Medizinstudium als
auch in der Ärzteschaft. Trotzdem adaptieren sich traditionelle Führungskulturen
nur langsam und weibliche Rollenmodelle in Kaderfunktionen bleiben rar.
Wir wollen dies ändern!
In Zusammenarbeit mit Dr. med. Christina Venzin von College M bieten wir deshalb
seit Anfang 2022 die interaktiven «Future Women Physicians»-Workshops für Ärztinnen
der Zukunft an. Assistenz- und Oberärztinnen finden in den Workshops Gelegenheit,
sich mit den eigenen Karrierevorstellungen und Ambitionen auseinanderzusetzen.
Gleichzeitig werden versteckte Stolpersteine aufgedeckt und kreative Lösungsansätze
diskutiert.
Mit «Future Women Physicians» bauen wir zudem ein schweizweites Netzwerk
von Ärztinnen für Ärztinnen auf, um gemeinsam mehr erreichen zu können. In diesem
Rahmen finden Alumni-Anlässe mit weiteren Inputreferaten statt, erstmals am
23. Januar 2023 in Bern.
Schaffen wir gemeinsam weibliche Vorbilder in Führungspositionen!
Save the Date: Für 2023 sind zwei weitere Workshops geplant!
– 13. Februar 2023 in Bern
– 25. September 2023 (Ort noch offen)
Weitere Informationen folgen unter www.college-m.ch oder www.vsao.ch.
@vsaoasmac
8
6/22 vsao /asmac Journal
Ihre Bedürfnisse
im Mittelpunkt
Visitationen
Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,
Kitas, Jobs - und noch viel
mehr: medicus ist das umfassende
Portal für Ihre Karriere. Dort
finden Sie die optimal zu Ihnen
passende Stelle!
Die Spitäler und vsao-Sektionen
bieten Ihnen wichtige Informationen
zu den Arbeitsbedingungen. Den
wichtigsten Beitrag leisten jedoch
Sie: Bewerten Sie anonym Ihren
bisherigen Arbeitgeber. Damit
helfen Sie anderen – und profitieren
selber von deren Erfahrungen.
www.medicus.ch
Wie gut ist die Weiterbildung in
den Kliniken? Dieser Frage gehen
die Visitationen auf den Grund. Zu
den Expertenteams gehört immer
jemand vom vsao. Die Besuche vor
Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten
zu erkennen. Denn
Sie als unser Mitglied sollen von
einer hohen Weiterbildungsqualität
profitieren.
Falls Sie selber Visitationen
begleiten möchten: eine E-Mail
an visitationen@vsao.ch, und
Sie erfahren mehr!
www.vsao.ch/visitationen
Feedback-
Pool
Für Sie als Mitglied ist sie zentral:
die Weiterbildung. Deshalb fühlen
wir unserer Basis mit Umfragen
regelmässig den Puls dazu. Dank
dieses Feedback-Pools können wir
unsere Verbandsarbeit gezielt auf
Ihre Anliegen ausrichten.
Wollen Sie mitmachen?
Dann schreiben Sie an
sekretariat@vsao.ch.
www.vsao.ch/studien-undumfragen
Arztberuf
und Familie
• Wie bringe ich Familie, Freizeit und
Beruf unter einen Hut?
• Wie steige ich nach der Babypause
wieder ein?
• Wie meistere ich die täglichen
Herausforderungen?
Antworten auf solche Fragen erhalten Sie
als vsao-Mitglied bei unserem kostenlosen
Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch
durch die Fachstelle UND.
044 462 71 23
info@fachstelle-und.ch
www.vsao.ch/telefoncoaching
Politik
Keine Schwächung des
Berufsgeheimnisses
Der Bundesrat möchte das Nachrichtendienstgesetz revidieren,
um auf die veränderte Bedrohungslage zu reagieren – ein sicherlich
berechtigtes Anliegen. Die gleichzeitig vorgesehene Schwächung
des ärztlichen Berufsgeheimnisses ist aber unverhältnismässig
und muss unbedingt verhindert werden.
Yvonne Stadler, Leiterin Recht / stv. Geschäftsführerin vsao
Das Berufsgeheimnis ist ein fester Bestandteil der Arzt-Patienten-Beziehung. Seine Schwächung beeinträchtigt auch das Vertrauen
von Patientinnen und Patienten in die Ärzteschaft.
Bild: Adobe Stock
10
6/22 vsao /asmac Journal
Politik
Der Bundesrat hat am 18. Mai
2022 die Vernehmlassung für
die Revision des Nachrichtendienstgesetzes
(NDG) eröffnet.
Die Vernehmlassungsfrist dauerte
bis am 9. September 2022. Schwerpunkte
der Revision sind die Ausweitung der
genehmigungspflichtigen Beschaffungsmassnahmen
zur Aufklärung von gewaltextremistischen
Aktivitäten, die Neuregelung
der Datenhaltung des Nachrichtendienstes
des Bundes (NDB) und die
Übertragung der Aufgaben der unabhängigen
Kontrollinstanz für die Funk- und
Kabelaufklärung an die Aufsichtsbehörde
über die nachrichtendienstlichen Tätigkeiten.
Damit reagiert der Bundesrat auf
die Entwicklung der Bedrohungslage der
letzten Jahre.
Was aber hat nun die Revision des
NDG mit dem vsao zu tun? Wer sich die
Zeit nimmt, die Revision einer genaueren
Betrachtung zu unterziehen und dabei die
Interessen der Ärztinnen und Ärzte im Fokus
hat, stösst schnell auf Art. 28 Abs. 2
NDG. Dieser besagt, dass nach geltendem
Recht genehmigungspflichtige Beschaffungsmassnahmen
gegenüber einer Drittperson
dann nicht angeordnet werden,
wenn diese Drittperson einer der in Art.
171–173 Strafprozessordnung genannten
Berufsgruppe angehört. Das sind jene Berufsgruppen,
die ein Zeugnisverweigerungsrecht
haben bzw. dem Berufsgeheimnis
unterstehen, also – unter anderem
– Ärztinnen und Ärzte sowie ihre
Hilfspersonen. Die Revision sieht nun vor,
diese Ausnahme zu streichen. Damit
könnte der NDB die Erlaubnis erhalten,
sich Zugriff auf die Computer oder die Telefonie
einer Arztpraxis zu verschaffen,
sofern zu den Patientinnen und Patienten
der Praxis eine im Sinne des NDB verdächtige
Person gehört.
Nicht zur Stellungnahme eingeladen
Das ärztliche Berufsgeheimnis ist damit
direkt von der Revision des Nachrichtendienstgesetzes
betroffen und droht empfindlich
geschwächt zu werden. Umso erstaunlicher
ist es, dass im Rahmen des
Vernehmlassungsverfahrens weder die
FMH noch der vsao vom zuständigen Departement
für Verteidigung, Bevölkerungsschutz
und Sport (VBS) zur Stellungnahme
eingeladen wurden. Die FMH
reichte trotzdem fristgerecht eine Stellungnahme
ein, deren Sichtweise der vsao
voll und ganz teilt.
Der vsao stützt sich bei seinen Überlegungen
auf das in der Bundesverfassung
festgeschriebene Recht. Und sieht in der
Schwächung des Berufsgeheimnisses eine
Bedrohung für die Arzt-Patienten-Beziehung.
Nach bundesgerichtlicher Rechtsprechung
ist das Berufsgeheimnis gemäss
Art. 321 StGB ein «wichtiges Rechtsinstitut
des Bundesrechts. Es fliesst aus
dem verfassungsmässigen Anspruch auf
Privatsphäre (Art. 13 BV, Art. 8 EMRK) und
dient dem Schutz des besonderen Vertrauensverhältnisses
zwischen Arzt und
Patient.» Ärztinnen und Ärzte haben für
Sachverhalte, die der Schweigepflicht unterstehen,
ein gesetzlich vorgesehenes
Zeugnisverweigerungsrecht.
Das Berufsgeheimnis bezweckt den
Schutz von hochsensiblen Patientendaten.
Der Patient oder die Patientin muss
auf diesen Schutz vertrauen können, ansonsten
die Qualität und der Erfolg einer
Behandlung gefährdet sind. So hält das
Bundesgericht zu Recht fest, dass eine
Einschränkung des Berufsgeheimnisses
nur in konkreten Einzelfällen und unter
ganz bestimmten Bedingungen möglich
ist. Dabei ist immer das Verhältnismässigkeitsprinzip
zu wahren.
Die Parlamentsdebatte steht noch aus
Wenn nun Abs. 2 von Art. 28 NDG gestrichen
wird, wird das Recht des Patienten/
der Patientin auf Selbstbestimmung bezüglich
seiner/ihrer Patientendaten ausgehebelt.
Es besteht die konkrete Gefahr,
dass Patientinnen oder Patienten aufgrund
der Befürchtung, ihr Gespräch mit
dem Arzt oder der Ärztin werde mitgehört,
sich gegen eine nötige Therapie entscheiden.
Zudem können durch solche nachrichtendienstlichen
Massnahmen Daten
von Patientinnen oder Patienten offengelegt
werden, die in keiner Art und Weise
verdächtigt werden.
Definitiv entschieden ist aber noch
nichts. Der Bundesrat wird nun die eingegangenen
Antworten aus der Vernehmlassung
studieren und den Vorschlag zur Revision
des NDG gegebenenfalls entsprechend
anpassen. Diese neue Version wird
er dann dem Parlament vorlegen, wobei
eine Parlamentsdebatte dazu voraussichtlich
frühestens im Sommer 2023 stattfinden
wird. Der vsao bleibt am Thema dran
und wird gemeinsam mit der FMH und
weiteren gleichgesinnten Organisationen
alles daransetzen, dass das Berufsgeheimnis
unangetastet bleibt.
@vsaoasmac
Anzeige
CH-6083 Hasliberg Hohfluh
Telefon +41 33 972 55 55
www.rehaklinik-hasliberg.ch
Ein Unternehmen der Michel Gruppe
· Neue Station für internistische
und onkologische Rehabilitation
Chefarzt:
Dr. med. Salih Muminagic, MBA
Wo Patienten auch Gäste sind.
vsao /asmac Journal 6/22 11
Politik
Ruhiges Ende des
Jubiläumsjahres
Weiterbildung, Arbeitsbedingungen, Zulassungssteuerung – die Themen
sind nicht neu, aber dauerhaft aktuell und beschäftigten die Delegierten des
Zentralvorstands auch an der diesjährigen Herbstsitzung. Zudem wählten
sie den vsao-Präsidenten Angelo Barrile und alle Mitglieder
des Geschäftsausschusses für eine weitere Amtszeit.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal. Bild: Severin Nowacki.
vsao-Vizepräsidentin Nora Bienz führte durch die Herbstsitzung des Zentralvorstands. Die Kernthemen des Verbands,
Gesundheitspolitik, Arbeitsbedingungen und Weiterbildung, standen auch diesmal im Zentrum der Beratungen.
Der Zentralvorstand vsao (ZV)
ist erfahrungsgemäss kein
Gremium, in dem regelmässig
die Fetzen fliegen und die
Wogen hochgehen. Aber so einmütig wie
an der Herbstsitzung vom 26. November
war die Stimmung unter den Delegierten
noch selten. Alle Entscheide fielen einstimmig.
Das war vielleicht ein bisschen
der Freude geschuldet, dass der ZV wieder
vor Ort stattfand, ganz ohne Masken
und Abstand, wie früher eben. Indes wohl
ebenfalls wegen der Tatsache, dass keine
wirklich umstrittenen Geschäfte auf der
Traktandenliste standen.
Zielvorgaben bestimmt
«Das sind die Ziele des vsao, und das ist der
Weg», fasste Simon Stettler, Geschäftsführer
vsao, die Verbandsstrategie 2023–2026
zusammen. Das Enddokument konnte
nun durch den ZV verabschiedet werden,
nachdem es den Weg durch verschiedenste
Gremien genommen hatte. Erarbeitet
wurde die Strategie von einer Kerngruppe,
die sich aus Sektionsvertreterinnen und
-vertretern unterschiedlich grosser Sektionen
und aller Sprachregionen, dem
vsao-Präsidenten Angelo Barrile, einem
Mitglied des Geschäftsausschusses (GA)
sowie Simon Stettler zusammensetzte.
Diese Zusammensetzung garantierte eine
breite Abstützung. Die Sektionen hatten
ihrerseits eine ganze Reihe von Möglichkeiten,
um sich aktiv zu beteiligen. Die Ziele
überraschen nicht, ändern sich doch die
Anliegen der Mitglieder in den kommenden
vier Jahren nicht fundamental. Im
Vordergrund stehen die Arbeitsbedingungen
und die Weiterbildung. Der vsao wird
weiterhin auf kantonaler und nationaler
Ebene aktiv sein, um den Anliegen der jungen
Ärzteschaft Gehör zu verschaffen. Er
setzt sich für eine qualitativ hochstehende
Weiterbildung ein, die innert nützlicher
Frist absolviert werden kann, ebenso für
12
6/22 vsao /asmac Journal
Politik
vernünftige Arbeitsbedingungen und die
Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf.
Selbst wenn der Fokus auf diesen grossen
Handlungsfeldern liegt, ist die Strategie
nicht in Stein gemeisselt. Sollten neue Herausforderungen
auftreten, wird der Verband
adäquat reagieren. Eine Möglichkeit,
die durchaus real ist, wie uns die Coronapandemie
eindrücklich gezeigt hat.
Fahrt mit ungewissem Ausgang
Vielleicht war die ruhige Stimmung am ZV
nicht zuletzt dadurch bedingt, dass zwar
gesundheitspolitisch einschneidende Veränderungen
in Gang gesetzt wurden, das
Ziel der Reise aber unklar ist. So etwa, was
die Zulassungssteuerung betrifft. Momentan
liegt der Ball bei den Kantonen, die
Höchstzahlen festlegen müssen. Wobei sie
das für ein oder mehrere Fachgebiete oder
in bestimmten Regionen tun können. Der
Spielraum der Kantone, die Zulassungssteuerung
mehr oder weniger rigid umzusetzen,
ist folglich recht gross. Viele Kantone
haben sich noch nicht festgelegt; Basel
und Genf, wohl nicht zuletzt wegen der
Grenzlage, haben bereits Einschränkungen
vorgenommen. Der vsao hat nur begrenzt
Möglichkeiten, um einzugreifen,
versucht aber zum Vorteil seiner Mitglieder
zu agieren (s. S. 6).
Ebenfalls noch nicht ganz klar ist die
Umsetzung des «Projet Réformer», welches
die Weiterbildung in der Westschweiz besser
strukturieren will. Die Absicht, die Kooperation
zwischen den Weiterbildungsstätten
zu verbessern oder die Weiterzubildenden
durch ein Mentoringprogramm zu
unterstützen, überzeugt auf den ersten
Blick. Wie stark aber ein solches Programm
in die Freiheit, seine Weiterbildung selbst
zu planen, eingreift, bleibt abzuwarten.
Der vsao ist trotz einer gewissen Skepsis im
Führungsgremium des Projekts vertreten.
Nicht zuletzt, da eine solche Reform nicht
auf die Romandie begrenzt sein muss, sondern
in der übrigen Schweiz Schule machen
könnte (s. S. 14).
Eine hochstehende Weiterbildung ist
nur im Rahmen vernünftiger Arbeitsbedingungen
möglich. Das ist zwar eine
Platti tüde, aber keineswegs gelebte Normalität.
Deshalb stellte die Sektion Zürich
den Antrag, die Weiterbildungsordnung
mit einem Zusatz zu versehen, wonach eine
Weiterbildungsstätte nur anerkannt
würde, wenn auch das Arbeitsgesetz und
seine Verordnungen eingehalten würden.
Eine solch umfassende Forderung hätte
wenig Chancen, angenommen zu werden,
zumal die Überprüfung für das SIWF kaum
zu bewerkstelligen wäre. Der vsao Schweiz
schlägt deshalb vor, konkrete und kontrollierbare
Ansprüche zu formulieren und
mit dem SIWF abzustimmen. Diese könnten
anlässlich der Visitationen auch überprüft
werden. Dieses Vorgehen wurde von
den Delegierten gutgeheissen.
Der vsao ist federführend in der Arbeitsgruppe
42h +. Die Arbeitswoche soll
42 Stunden Dienstleistung an den Patienten
plus vier Stunden strukturierte Weiterbildung
beinhalten. Momentan sind
verschiedene Erhebungen in der Pipeline,
beispielsweise eine Umfrage bei den Sektionsjuristinnen
und -juristen zu bestehenden
Arbeitszeitregelungen oder eine Befragung
aller Spitäler zu den Zeiterfassungssystemen.
Zudem läuft – die eher
harzige – Suche nach Kliniken, welche
42h + bereits eingeführt haben und Vorbildfunktion
übernehmen könnten.
Einen weiter gehenden Blick auf die
Dinge warf Federico Mazzola, vsao-Vertreter
in der FMH-Arbeitsgruppe «Planetary
Health». Er ging auf die bisher erzielten Erfolge
ein, beispielsweise auf das Toolkit für
Arztpraxen, welches in Entwicklung ist und
auch auf die Spitäler zugeschnitten werden
soll. Anschliessend zeigte er das Potential
für weitere Massnahmen auf und ermunterte
die Sektionen, vermehrt auf den Klimaschutz
zu achten und Strategien zu entwickeln,
um Emissionen zu reduzieren.
Schwarze und rote Zahlen
Das Jubiläumsjahr, 77 Jahre vsao, neigt
sich dem Ende zu. In diesem Zeitraum lief
auch die Mitgliederkampagne – mit Erfolg.
Die Zahlen der Neueintritte 2022 liegen
deutlich über jenen vom Vorjahr. Nun
sollen die Massnahmen bis auf weiteres
eingestellt oder in geringerem Masse weitergeführt
werden, wobei die Kampagne
jederzeit wieder hochgefahren werden
kann. Unabhängig davon wird die Präsenz
in den sozialen Medien ausgebaut. Die
Delegierten stimmten dem Vorgehen zu;
einige Sektionen werden aber weiterhin
Plakate beziehen, um sie in den Spitälern
oder an Anlässen aufzuhängen.
Der vsao wächst seit Jahren, das ist
sehr erfreulich, bringt aber auch einen
Mehraufwand mit sich. Im Weiteren nehmen
die Aufgaben, Dienstleistungen, Engagements
und Aktionen, die der vsao
Schweiz auf verschiedensten Ebenen leistet,
zu. Die Ausgaben überschreiten gemäss
Budget 2023 die Einnahmen entsprechend
um 200000 Franken. Ob ein Verlust
in dieser Grössenordnung wirklich eintritt,
bleibt jedoch abzuwarten, da sehr zurückhaltend
budgetiert wurde. Zudem kann
dieses Minus problemlos aufgefangen werden,
da ausreichend Rückstellungen getätigt
wurden. Dennoch stellt sich die Frage,
ob über eine Erhöhung des Mitgliederbeitrags
nachgedacht werden muss, besonders
weil dieser seit mehr als einem Jahrzehnt
unverändert geblieben ist. Aus verschiedenen
Gründen will der vsao Schweiz
damit jedoch noch zuwarten. Die ZV-Delegierten
nahmen das Budget und den unveränderten
Mitgliederbeitrag an.
Da die Legislatur zu Ende geht, mussten
die Mitglieder des Geschäftsausschusses
sowie der vsao-Präsident Angelo Barrile
wiedergewählt werden. Alle Bisherigen
stellten sich zur Wahl und wurden einstimmig
in ihren Ämtern bestätigt.
DV mediservice: kurz und knapp
«Kurz und knapp, etwas norddeutsch, wo
ich ursprünglich herkomme», werde die
Delegiertenversammlung von mediservice
vsao-asmac werden, kündigte Daniel
Schröpfer, mediservice-Präsident, an.
Und er hielt Wort. Marc Schällebaum, Geschäftsführer
der Dienstleistungsorganisation,
orientierte kurz über den Geschäftsgang.
Momentan befindet sich der
Praxisordner in französischer Sprache, ein
Desiderat, in der Produktion. Ebenso hat
mediservice in der Romandie neu einen
Praxiscoach für alle, die den Gang in die
Praxis antreten wollen. Die von mediservice
beantragte Statutenänderung, welche
es vereinfacht, Praxisgemeinschaften ab
sofort gesamthaft zu versichern, wurde
diskussionslos angenommen. Auch das
Budget, welches erstmals einen Verlust in
der Höhe von 185 000 Franken vorsieht,
wurde einstimmig angenommen. Das Minus
kommt durch das Wegfallen eines Versicherungspartners
zustande. Dank der
Rückstellungen in den Vorjahren kann es
problemlos getragen werden und sollte in
absehbarer Zukunft wettgemacht werden.
Zu reden gab für einmal nur das vsao Journal,
insbesondere wegen dessen Erscheinungsart.
Die hohen Papierpreise sowie
ökologische Anliegen veranlassten die Delegierten
zur Frage, ob das Journal künftig
nur noch online erscheinen solle. Marc
Schällebaum versicherte den Delegierten,
dass solche Pläne bereits geprüft und diskutiert
werden. An der DV von mediservice
im kommenden April werde das Thema
traktandiert und im Gegensatz zu heute
werde dann auch ausreichend Zeit für
Diskussionen eingeplant. Einen endgültigen
Entscheid stellte Schällebaum für die
DV im November 2023 in Aussicht.
vsao /asmac Journal 6/22 13
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
Reform der ärztlichen
Weiterbildung in der
Westschweiz
Die Westschweizer Kantone wollen die ärztliche Weiterbildung stärker koordinieren
und steuern. Damit soll einerseits die Qualität verbessert, aber auch
die Zahl der Weiterbildungsplätze reguliert werden. Der vsao begleitet das
Projekt kritisch. Ein aktueller Stand der Dinge mit Wertung.
Yvonne Stadler, Leiterin Recht / stv. Geschäftsführerin vsao
Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
Vom individuell zusammengestellten Curriculum zum vorgespurten Weg?
Die Westschweizer Kantone wollen mehr Struktur in der ärztlichen Weiterbildung.
Es ist hinlänglich bekannt, dass
die Organisation der ärztlichen
Weiterbildung diverse Knackpunkte
mit sich bringt. So ist
zum Beispiel die Koordination zwischen
den einzelnen Weiterbildungsstätten oft
wenig entwickelt. Auch die Betreuung
von Assistenzärztinnen und -ärzten während
ihrer Weiterbildungszeit ist nicht
selten ungenügend, oft wird die strukturierte
Weiterbildung nicht oder nur ungenügend
angeboten. Dazu kommt die Zulassungssteuerung,
mit der die Kantone
neu ein Instrument zur Verfügung haben,
um die Zahl der in einzelnen Fachgebieten
tätigen Ärztinnen und Ärzte zu regulieren.
Diese kann dazu führen, dass auch
Stellen für Assistenzärztinnen und -ärzte
in Zukunft weniger werden.
Die Konferenz der Westschweizer Gesundheits-
und Sozialdirektorinnen und
-direktoren (CLASS) vergab 2015 ein Mandat
zur Reform der medizinischen Weiterbildung.
Sie strebte ein Instrument zur
Regulierung der medizinischen Weiterbildung
und zur gleichzeitigen Verbesserung
von deren Effizienz an. So entstand
die Organisation «Réformer», was für
«Réorganisation de la formation post-graduée
en médecine en Suisse romande»
(Reorganisation der medizinischen Weiterbildung
in der Westschweiz) steht. Verantwortlich
für die Organisation Réfor-
Bild: Adobe Stock
14
6/22 vsao /asmac Journal
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
mer sind die Gesundheitsdirektionen
der Kantone Neuenburg, Jura, Wallis,
Freiburg, Genf und Waadt.
Mit Réformer möchten die Westschweizer
Kantone folgende Ziele erreichen:
– Die Entscheidungen über die Anzahl
der Weiterbildungsplätze pro Fachgebiet
und Jahr in den sechs Westschweizer
Kantonen sollen auf der Ebene der
kantonalen Gesundheitsdirektionen gefällt
werden.
– Die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung
sollen durch ein Mentoringprogramm
unterstützt werden.
– Durch einen Feedbackmechanismus
werden Informationen über die Studiengänge
gesammelt und eine demografische
Datenbank erstellt.
– Die Kommunikation und Kooperation
zwischen den verschiedenen Weiterbildungsstätten
soll gestärkt werden.
Geführt wird Réformer durch ein Gremium,
das aus den Leiterinnen und Leitern
der Gesundheitsämter der sechs Kantone
besteht sowie aus zwei Vertreterinnen und
Vertretern von Weiterbildungsstätten und
einem Vertreter des vsao.
Umfassendes Informationssystem
In einer ersten Projektphase wurde ein
mögliches Informationssystem definiert,
welches die Koordination der medizinischen
Weiterbildung ermöglichen soll.
Zudem wurden Fragen betreffend die Organisation
im Allgemeinen und die Finanzierung
geklärt. In der zweiten Projektphase
begann die operative Umsetzung:
Die Réformer-Organisation wurde
aufgebaut. In der dritten Projektphase ab
2022 werden erste Daten zu Weiterbildungsgängen
und Ärztinnen und Ärzten
in Weiterbildung gesammelt. Während
der vierten Projektphase – ab 2025 – soll
die Réformer-Organisation voll funktionsfähig
sein.
Wenn alles so läuft, wie von den Kantonen
angestrebt, werden sich junge Medizinerinnen
und Mediziner ab 2025 in
der Westschweiz an eine zentrale Stelle
wenden können, um sich für eine Weiterbildung
in ihrem gewünschten Fachgebiet
einzuschreiben. Diese können sie dann –
sofern ein Platz verfügbar ist – in der vorgesehenen
Zeit in den vorgesehenen Weiterbildungsstätten
absolvieren. Allerdings
steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest, ob
dies tatsächlich umgesetzt werden kann
und ob das System für junge Medizinerinnen
und Mediziner obligatorisch oder optional
sein wird. Die konkreten Auswirkungen
der Reform für die Assistenzärztinnen
und -ärzte sind deshalb aktuell
nicht abschätzbar. Klar ist aber, dass ein
stärker reguliertes System für Medizinerinnen
und Mediziner Vorteile, aber auch
gewichtige Nachteile bringen würde.
Die Rolle des vsao
Der vsao wurde von der Projektleitung
gebeten, in den verschiedenen Arbeitsgruppen
rund um die Umsetzung des
Projekts mitzuwirken. Der vsao steht der
angestrebten stärkeren staatlichen Kontrolle
über die Weiterbildung sowie der
zunehmenden Steuerung und Beschränkung
der Weiterbildungsplätze sehr kritisch
gegenüber. Gleichzeitig ist es jedoch
wichtig, bei einem Projekt, das vom vsao
nicht verhindert werden kann, Einblick
und Mitspracherecht zu haben. Darum ist
der vsao seit Sommer 2020 im Führungsgremium
durch Patrick Mangold, Sektionsjurist
der Sektionen Waadt und Jura,
vertreten. Zusätzlich setzen wir uns dafür
ein, dass Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung
in den verschiedenen thematischen
und fachspezifischen Arbeitsgruppen
des Projektes vertreten sein werden
und die Interessen der jungen Ärzteschaft
dort einbringen können. Diese Arbeitsgruppen
sind noch nicht aktiv, mit Ausnahme
der Arbeitsgruppe zum Informationssystem,
die ihre Arbeit schon beinahe
abgeschlossen hat.
Um die angestrebte Koordination zwischen
den Weiterbildungsstätten und den
Überblick über die Ärztinnen und Ärzte in
Weiterbildung zu ermöglichen, wird ein
Informationssystem entwickelt, das bald
einsatzbereit sein soll. Die Arbeitsgruppen
der einzelnen Fachrichtungen werden
demnächst ihre Arbeit aufnehmen
und sich in regelmässigen Abständen über
die schrittweise Umsetzung der Reform
austauschen.
Die Umsetzung der Reform hat also
bereits begonnen, ab 2025 soll das System
voll funktionsfähig sein. Es ist anzunehmen
(oder zu befürchten), dass dieses Projekt
aus der Westschweiz Signalwirkung
für die gesamte Schweiz haben wird.
«Je kürzer, desto besser» gilt nicht
Der vsao wird die Entwicklung weiterhin
so eng wie möglich begleiten, um die Interessen
der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung
zu schützen. Es muss den Beteiligten
bewusstwerden, dass bei der ärztlichen
Weiterbildung der Grundsatz «Je
kürzer, desto besser» nicht gilt. Natürlich
will niemand freiwillig zu lange als Assistenzärztin
oder Assistenzarzt arbeiten. Indes
ist ein zusätzliches Weiterbildungsjahr
kein verlorenes Jahr, weder für die
Betroffenen noch für das Spital oder das
Gesundheitswesen. Schliesslich erbringen
Assistenzärztinnen und -ärzte während
eines beachtlichen Teils ihrer Arbeitszeit
Dienstleistungen für Patientinnen
und Patienten. Die Weiterbildung
macht nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit
im Spital aus. Und je erfahrener sie sind,
desto selbständiger und effizienter arbeiten
sie. Zusätzliche Weiterbildungsjahre,
allenfalls auch in einem anderen als dem
angestrebten Fachgebiet, erweitern den
Horizont und sind deshalb ebenfalls wichtige
Erfahrungen.
Es ist zudem kaum möglich, den zukünftigen
Bedarf an Fachärztinnen und
Fachärzten auf rund zehn Jahre hinaus
abzuschätzen. Eine Beschränkung der
Weiterbildungsplätze gestützt auf eine
solch ungenaue Prognose ist weder seriös
noch sinnvoll. Zumal es sich wie gesagt
um Arbeitsplätze handelt. Diese können
nicht einfach jährlich gekürzt oder ausgebaut
werden. Eine gewisse Flexibilität in
der ärztlichen Weiterbildung ist ebenso
wertvoll wie sinnvoll. So haben wir weiterhin
Ärztinnen und Ärzte, welche am Ende
in der von ihnen gewählten Fachrichtung
abschliessen und arbeiten können. Die
Möglichkeit, im selbstgewählten Fachgebiet
arbeiten zu können, ist für Motivation
und Verweildauer im Beruf unheimlich
wichtig. Davon profitieren die Spitäler, die
Patientinnen und Patienten und am Ende
das gesamte Gesundheitswesen.
Weitere Infos zu Réformer finden Sie unter
https://re-former.ch/, beim Zentral sekreta
riat (stadler@vsao.ch) oder bei Patrick
Mangold, dem Sektionsjuristen für die
Sektionen Waadt und Jura
(https://patrickmangold.ch).
@vsaoasmac
vsao /asmac Journal 6/22 15
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
Wie die Alten
sungen …
… so zwitschern die Jungen nicht mehr.
Das zeigte sich am Laufbahnkongress medifuture in Bern.
Arbeit ist nicht mehr die alles dominierende Komponente
im Leben der jungen und angehenden Ärztinnen und Ärzte.
Eines aber verbindet die Generationen:
die Leidenschaft für die Medizin.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal
Gespräch zwischen Generationen: Der damalige vsao-Präsident Anton Seiler kämpfte vor 50 Jahren für einen angemessenen Lohn.
Die heutige vsao-Vizepräsidentin Nora Bienz setzt sich vor allem für vernünftige Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.
(v. l. n. r.: Moderatorin Katharina Locher, Anton Seiler, Nora Bienz)
Bilder: Fotografik 11
16
6/22 vsao /asmac Journal
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
Gegen 450 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, 50 Aussteller,
darunter Spitäler und
Fachgesellschaften jeder Grössenordnung
sowie Organisationen und
Dienstleister im Gesundheitsbereich –
das bedeutete Full House im Berner Kongresszentrum
Wankdorf. medifuture 2022
sprengte in vieler Hinsicht die vertrauten
Dimensionen. So erwies sich der Entscheid
der Veranstalter vsao und mediservice
vsao-asmac, eine zweite Etage zu
mieten, im Nachhinein als absolut berechtigt.
Unverändert war hingegen die
Qualität und die Vielfalt der Referate.
Aber von Anfang an.
Nicht Zeit, sondern Geld
Ein gewisses Erstaunen über die Ansprüche
der Jungen kann Anton Seiler nicht
ganz verbergen. Der 82-jährige Arzt war
1970 zum Präsidenten des vsao gewählt
worden. Ihm und seinen Mitstreitern (es
waren fast ausschliesslich Männer) ging
es allerdings weniger um die Arbeitszeit.
«Das Spital verlangte Arbeitswille und
Arbeitsfreude, und wir wollten möglichst
viel Erfahrung sammeln», fasst Seiler die
damaligen Arbeitsbedingungen zusammen.
Die 800 Franken Lohn hingegen
waren selbst für anspruchslose Assistenzärzte
deutlich zu wenig. So setzte sich der
vsao denn auch in erster Linie für angemessene
Löhne ein. Ein Vorkämpfer für
die Sache war übrigens ein vsao-Mitglied
aus Basel namens Guido A. Zäch, der
nachmalige Begründer des Paraplegiezentrums
Nottwil. Und doch, die Arbeitszeit
habe schon eine Rolle gespielt. Eine
60-Stunden-Woche war vor mehr als
50 Jahren ein erstrebenswertes Ziel.
Die aktuelle vsao-Vizepräsidentin
Nora Bienz betont, dass bis heute die
gesetzlich vorgegebene Arbeitszeit von
50 Stunden nicht eingehalten werde. Der
vsao mache sich für eine «42-Stunden-
Woche plus» stark. 42 Stunden Dienstleistung
an den Patienten pro Woche plus
vier Stunden strukturierte Weiterbildung.
Auf den Einwand von Anton Seiler, ob in
dieser Zeit ausreichend Erfahrung gesammelt
werden könne, führt Nora Bienz den
Erfahrungsgewinn der viel höheren Fallzahlen
aufgrund der viel kürzeren Liegezeit
an. Und wenn man die Zeit vermehrt
am Patientenbett statt am Telefon oder
hinter dem Computer verbringen würde,
würde die Lernkurve ebenfalls nochmals
steigen, fügt sie hinzu. Der Abbau von
Bürokratie gehört deshalb ebenfalls zu
den wichtigsten Zielen des vsao. Einigkeit
Von Ärzteschwemme kann keine Rede sein. Eine Vielzahl von Spitälern und Kliniken wie auch
Fachgesellschaften buhlen um die junge Ärztegeneration.
über die Generationen hinweg herrscht jedoch
in zwei Punkten: in der Liebe zur Medizin
und in der Überzeugung, dass man
neben dem Beruf einen Ausgleich braucht.
Planung ist die halbe Miete
Als Anton Seiler in den sechziger Jahren
studierte, sassen mit ihm rund 60 Personen
im Hörsaal. Medizin sei ein Fach ohne
Zukunft, es drohe Arbeitslosigkeit aufgrund
der sich abzeichnenden Ärzteplethora,
waren die Studierenden gewarnt
worden. Wenn Christoph Hänggeli das
hört, muss er lachen. Von Ärzteschwemme
kann nicht die Rede sein. «Man kann
sich eigentlich nicht falsch entscheiden.
Sie werden überall gebraucht», ermuntert
der Leiter des SIWF das Publikum. Auf
dem Weg zum Facharzttitel kann man
aber einiges falsch machen. Fehler, die
durch sorgfältige Planung vermieden werden
können. In der Schweiz müssten alle
ihre Weiterbildung selbst organisieren,
das schaffe Freiheit, bringe aber auch Verantwortung.
Beispielsweise die genaue
Abklärung, ob die Anstellung auch die
angestrebte Weiterbildung biete oder das
exakte Führen des e-Logbuchs, erklärt
Hänggeli.
Derzeit befindet sich die ärztliche
Weiterbildung in einer grundlegenden
Transformation. Anstelle von Zeit oder
Zahlen rücken die EPAs ins Zentrum; sie
geben Auskunft, ob eine bestimmte Fähigkeit
auf einem bestimmten Niveau erworben
wurde. Im Laufe der nächsten
zehn Jahre sollen laut Christoph Hänggeli
die Weiterbildungsprogramme entsprechend
angepasst werden. Aber unabhängig
vom Programm gilt, dass man sich
besser einmal zu viel beim SIWF rückversichert,
damit der Weg zum Facharzttitel
nicht unnötig verlängert wird.
Schnurgerade oder mit Umweg
Manche Berufswege sind vorgezeichnet,
andere verlaufen kurvig. Für den Hausarzt
Cyrill Bühlmann war die Berufswahl
beinahe genetisch bedingt. Der Vater war
Hausarzt, die drei Kinder traten in seine
Fussstapfen, wenn auch Cyrill Bühlmann
als einziger denselben Fachbereich wählte.
Er übernahm zusammen mit seiner
Frau, die ebenfalls Ärztin ist, die väterliche
Praxis. Aber es drängte die beiden
nach einer Neuausrichtung. Gemeinsam
mit vier andern Ärztinnen und Ärzten
bauten sie ein veritables Ärztezentrum
auf, das ein breites medizinisches Spektrum
abdeckt. Für Cyrill Bühlmann besteht
der Reiz in der Nähe zu den Patienten,
die er über lange Zeit begleitet. Vom
Säugling bis zum Greis sehe er jeden Tag
alles. Er kenne seine Fähigkeiten, aber
auch seine Grenzen. Folglich sei es wichtig,
ein gutes Netzwerk von Spezialisten
zu haben. Der Vorteil einer Gemeinschaftspraxis
sei nebst dem Austausch
mit den Kolleginnen und Kollegen die
zeitliche Abdeckung, die es erlaube, Teil-
vsao /asmac Journal 6/22 17
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
zeit zu arbeiten oder unbelastet in die
Ferien zu gehen. Wer in die Praxis gehe,
sehe sich mit neuen Herausforderungen
wie Per sonalführung, Finanz wesen usw.
konfrontiert. Das Risiko der Selbständigkeit
sei jedoch überschaubar. «Man kann
es wagen», ermuntert Cyrill Bühlmann
abschliessend die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Bereits im Gymnasium packte Natalia
Conde die Liebe zum Theater. Nach der
Matur führte ihr Weg folgerichtig an die
Schauspielakademie Basel. Im Anschluss
folgten Engagements im In- und Ausland.
Nach zehn Jahren war Natalia Condes
Leidenschaft fürs Theater spürbar abgekühlt.
Zudem war sie mittlerweile Mutter
von drei Töchtern. Gleichzeitig erwachte
eine alte Liebe zu neuem Leben: die Medizin.
Mit Begeisterung absolvierte sie
schnurgerade das Studium. Der eher zufällige
Start als Assistenzärztin in der
Gynäkologie erwies sich als Glückstreffer.
Heute ist Natalia Conde leitende Ärztin
an der Frauenklinik des Zürcher Stadtspitals
Triemli. Ganz hat sie die Bühne nicht
verlassen, in der Freizeit arbeitet sie bei
einem Jugend theater mit. Und in der Öffentlichkeit
war sie auf den Plakaten des
BAG während der Corona-Pandemie zu
sehen: als Schauspielerin, die eine Ärztin
spielt, die Ärztin ist. Womit sich der Reigen
schliesst.
Blick in die Zukunft
Wie sehen Mitglieder der Jugendfraktionen
diverser Fachgesellschaften ihre Zukunft?
Wie werden sie in 20 Jahren arbeiten?
In verschiedenen Punkten sind sich
die Chirurgin Giulia Frigerio, der Psychiater
Fabian Kraxner und der Neurologe David
Schreier einig: Die Arbeit wird nicht
ausgehen und viele neue Chancen kommen
hinzu. Ebenso wird Teilzeitarbeit wesentlich
verbreiteter sein.
«Die Neurologie entwickelt sich seit
Jahren vom vorwiegend diagnostischen
zum therapeutischen Fach. Und da bereits
heute 30 bis 40 Prozent aller Notfälle neurologischer
Natur sind, wird die Neurologie
vermehrt Teil der Grundversorgung
werden. Spezialisierte Neurozentren werden
sich auf einzelne Krankheitsbilder
konzentrieren», prognostiziert David
Schreier. Fabian Kraxner sieht den Einbezug
der Künstlichen Intelligenz voraus.
«Blended Care», d.h. die Integration von
Online-Interventionen in die reguläre
Psychotherapie, werde beispielsweise alltäglich.
Das Potential von KI werde in Zukunft
vielfältig genutzt, ist er sicher.
Dass Teilzeitarbeit künftig keine Ausnahme,
sondern die Regel sein wird, wenigstens
in bestimmten Lebensabschnitten,
unterstreichen auch die Arbeitspsychologin
Julia Frey und die Onkologin
Marie-Claire Flynn. Hier muss bei den
Verantwortlichen ein Umdenken stattfinden,
sind sie überzeugt. Julia Frey belegt
dies mit den Resultaten ihrer Studie zur
Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Heute sind das hohe Arbeitspensum, die
unregelmässigen Einsatzpläne und die
fehlende Vereinbarkeit die wichtigsten
Gründe des Berufsausstiegs. Auch entscheide
sich die Generation Y beim Konflikt
Beruf versus Familie für die Familie.
Dies im Gegensatz zu früheren Generationen.
«Es tut sich etwas und es hat sich etwas
getan», hält Marie-Claire Flynn fest.
«Zunehmend arbeiten auch Männer mit
reduzierten Pensen, das ist eine gute Entwicklung»,
fügt sie an. Sie rät, bereits bei
der Wahl des Fachgebiets die Frage der
Vereinbarkeit einzubeziehen. Und falls
man an die Grenze komme, solle man sich
mit andern austauschen. Denn meist gehe
es den andern genauso.
Nichts für Idealisten
Fest auf dem Boden der Realität verankert
sind Frank Urbaniok, Professor für Forensische
Psychiatrie, und PhD Martin
Schneider, Spezialist für Global Health
und Humanitäre Medizin. Wer mit Sexualund
Gewaltstraftätern arbeitet, darf sich
keine Illusionen über sein Gegenüber machen.
Es gehe darum, Straftaten zu verhindern
und die Gefährlichkeit eines Täters
einzuschätzen. «99 Prozent kommen irgendwann
wieder raus», sagt Urbaniok.
Früher wurde der Opferschutz stark vernachlässigt;
seit rund 20 Jahren hat ein
Umdenken stattgefunden. Und ja, durch
exakte Analyse der Persönlichkeit des Täters
und seiner Taten könne man sehr
wohl etwas machen. Wenn auch keine
Heilung zustande komme, so wenigstens
ein langfristiges Risikomanagement.
«Wer die Welt retten will, soll besser
zuhause bleiben», stellt Martin Schneider
klar. Als Arzt war er in Kriegs- und Katastrophengebieten
rund um den Erdball tätig.
Für solche Einsätze braucht es Menschen
mit mehreren Jahren Berufserfahrung,
bestenfalls in Tropenmedizin,
Sprachkenntnissen, Anpassungsfähigkeit
und Resilienz. Wer einen humanitären
Einsatz leisten will, muss auch Zeit mitbringen,
wenigstens ein halbes Jahr. Und
noch ein Wermutstropfen: Die Familie
darf nicht mit. Entscheidet man sich jedoch,
die humanitäre Medizin zu seinem
Beruf zu machen, sieht es punkto Familiennachzug
anders aus. Erfüllt man in der
Regel doch vornehmlich Koordinationsaufgaben,
die nicht unbedingt vor Ort
stattfinden.
Für welchen Weg sich die Anwesenden
am medifuture 2022 auch entscheiden
mögen, hoffentlich können sie wie
Frank Urbaniok nach 30 Jahren im Beruf
noch immer sagen: «Es ist ein Hammerjob.»
Dank
An dieser Stelle danken wir allen
Sponsoren und Ausstellern, namentlich
der Luzerner Psychiatrie (lups),
welche den Wettbewerb gesponsert hat,
ganz herzlich für ihre Unterstützung.
Ebenso danken wir den Referentinnen
und Referenten. Ohne sie wäre medifuture
2022 nicht zustande gekommen.
Der nächste Laufbahnkongress findet
am 4. November 2023 wiederum
im Stadion Wankdorf in Bern statt.
18
6/22 vsao /asmac Journal
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
Stiefkind
Bild: zvg
Man kann nicht nicht kommunizieren. Diesen Satz
haben wir wohl alle schon einmal gehört. Wieso
bringe ich ihn hier also? Weil Kommunikation in
der ärztlichen Weiterbildung Teil der allgemeinen
Lernziele ist, und diese werden leider allzu oft stiefmütterlich
behandelt.
Die allgemeinen Lernziele wurden vor einigen Jahren in
die Weiterbildungsordnung (WBO) bzw. einen Anhang
derselbigen ausgelagert. So gerieten sie
wohl leider etwas in Vergessenheit. Dabei
sind sich wohl alle einig, dass Themen wie
Kommunikation, ethische Entscheidungsfindung,
Leadership, Team- und
Konfliktmanagement unheimlich
wichtige Aspekte im Arztberuf sind.
In einer Umfrage unter Weiterbildungsstättenleiterinnen
und -leitern
verortete allerdings über die
Hälfte der Befragten Defizite in diesem
Bereich. Wie kommt das?
Ich glaube, es liegt daran, dass
wir uns schwerer tun in der Vermittlung
von sogenannten Soft Skills. Sie
sind nicht greifbar, sind schwieriger zu
erklären. Bei manuellen Tätigkeiten ist das
wesentlich einfacher: Man wird beispielsweise
schnell einen Konsens bzw. eine Umschreibung
einer guten Intubation finden (beim ersten Versuch
keinen Zahnschaden, korrekte Platzierung etc.). Auch die
Erklärungen gestalten sich wesentlich einfacher, schliesslich
handelt es sich um konkrete Bewegungen und Griffe. Aber wie
wird gute Kommunikation definiert? Und wie erkläre ich sie
jemandem?
In einem Workshop am diesjährigen MedEd-Symposium
des SIWF bestätigte sich die Bedeutung der allgemeinen Lernziele
und im Besonderen auch der Kommunikation deutlich.
In der Diskussion, wer denn nun für die Vermittlung zuständig
sei, waren sich alle einig, dass alle Stakeholder eine gewisse
Verantwortung haben. Angefangen bei den Universitäten über
die Weiterbildungsstätten bis hin zu Fachgesellschaften und
SIWF. Es bleibt die Frage der konkreten Umsetzung.
Gewisse Grundlagen können in der Theorie vermittelt
werden (Basler Studierende aus den vergangenen Jahren
werden sich gut an das WWSZ von Prof. Langewitz erinnern).
Leben in die Sache kommt aber erst durch Zuhören und
Auf den
Punkt
gebracht
Nachahmen – Stichwort Vorbild. Haben wir hier zu wenig gute
Vorbilder? Ich glaube nicht. Ich fürchte eher, dass wir uns im
Alltag zu wenig Zeit nehmen (können), um einerseits dieser
Vorbildrolle gerecht zu werden und um andererseits oft genug
zuhören und dann schrittweise nachahmen zu können.
Zudem bin ich der Meinung, dass die Weiterbildung heute
zu stark auf harte fachliche Eckdaten und Fertigkeiten
fokussiert ist. Die Formung einer Arztpersönlichkeit,
das Einleben in die berufliche Rolle hat
an Bedeutung verloren. In Zukunft sollen
die allgemeinen Lernziele in den EPAs
(Entrustable Professional Activities)
Platz finden. Allerdings werden sie
wohl auch dort nur dann Beachtung
finden, wenn wir ihnen im Alltag
Bedeutung beimessen.
Wir haben einen wunderschönen
Beruf, der durch und durch
menschlich ist und sich nicht auf
theoretisches Wissen und roboterartig
ausgeführte manuelle Tätigkeiten
reduzieren lässt. Versuchen
wir, ihn wieder so zu leben, sonst
schaffen wir uns selber ab.
Patrizia Kündig,
Mitglied des Geschäftsausschusses vsao,
Leiterin Ressort Weiterbildung
vsao /asmac Journal 6/22 19
vsao
Happy Birthday,
vsao!
Ein prägender Teil des vsao-Jahrs 2022 waren die Aktivitäten
rund um das 77-Jahr-Jubiläum des Verbands mit dem vsao-Mobil und
einem unvergesslichen Jubiläumsfest. Ein kurzer Rückblick.
Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
Eine genussvolle Pause und direkte Kontakte: Das vsao-Mobil macht auf seiner Tour de Suisse halt vor einem Spital.
Bild: vsao
20
6/22 vsao /asmac Journal
vsao
75
wird man nicht alle
Tage – sondern auch als
vsao nur einmal im (Verbands-)Leben.
Deshalb
hatten wir uns für das Jubiläumsjahr
2020 einiges einfallen lassen. Doch es
kam, wie es mit Corona kommen musste;
die meisten Pläne wurden durchkreuzt.
Das Jubiläum wollten wir aber auf keinen
Fall ausfallen lassen, deshalb haben wir
2022 die Schnapszahl 77 gefeiert. So
konnten etliche der Ideen für das Jubiläumsjahr
doch noch umgesetzt werden,
und der runde Geburtstag wurde gebührend
gewürdigt.
Grund zu feiern gab und gibt es mehr
als genug. Seit der Gründung 1945 hat der
vsao vieles erreicht. Die erste Forderung
des Verbands bestand schlicht darin, den
Assistenzärztinnen und -ärzten einen
Lohn zu bezahlen. Dies konnte bereits
1947 als erfüllt betrachtet werden, die Arbeitsbedingungen
bleiben aber bis heute
ein zentrales Thema, auch wenn zwischenzeitlich
weitere Erfolge erzielt werden
konnten, allen voran die Unterstellung
unter das Arbeitsgesetz im Jahr 2005
und damit die Einführung der (theoretischen)
Obergrenze von 50 Wochenarbeitsstunden.
Die Tragweite dieses Erfolgs wird
erst richtig deutlich, wenn man sich vor
Augen führt, dass wir noch 1998 mit dem
sogenannten «Bleistiftstreik» die Begrenzung
der Wochenarbeitszeit auf 65 Stunden
forderten. Es ist also etwas gegangen
in all den Jahren, und das wurde gebührend
gewürdigt.
Emotionaler Höhepunkt war unzweifelhaft
das Jubiläumsfest, das Ende August
im Berner Bierhübeli mit einigen
hundert Gästen über die Bühne ging. Zahlreiche
Ehrenmitglieder und prägende Persönlichkeiten
waren unter den Gästen, bei
Speis und Trank fand ein reger Austausch
von Geschichten, Anekdoten und Erfahrungen
statt, bevor das Fest vom Kabarettisten
Massimo Rocchi richtig lanciert
wurde. Ihm gelang es in seiner unnachahmlichen
Art, das mehrsprachige Publikum
mit seinen ebenfalls vielsprachigen
Nummern abzuholen. Danach standen
Musik und Tanz mit DJ Kai auf dem Programm,
er lockte fast alle Gäste auf die
Tanzfläche, so dass wir uns am Ende von
vielen fröhlichen und zufriedenen Gesichtern
verabschieden konnten.
vsao on tour
Im Jubiläumsjahr wollten wir als gesamtschweizerischer
Verband auch die Verbindungen
in die verschiedenen Landesteile
pflegen. Deshalb fanden diverse Sitzungen
des Geschäftsausschusses in diesem
Jahr nicht wie üblich in Bern statt, sondern
in St. Gallen, in Chur, in Bellinzona,
in Biel und in Olten. Leider nicht geklappt
hat die Sitzung in Lausanne (Corona …),
diese wird aber 2023 nachgeholt. Auch so
gelang es, einen grossen Teil der Sektionen
zu besuchen und die gegenseitige Verbundenheit
zu stärken.
Im Sommer tourte zudem das
vsao-Mobil durch die Schweiz. Ein Bus,
mit dem wir für jeweils einen Tag vor Spitälern
haltmachten und uns den jungen
Ärztinnen und Ärzten vorstellten. Stationen
waren die Kantonsspitäler St. Gallen,
Chur, Olten und Luzern, das Spitalzentrum
Biel, das Universitätsspital Zürich,
das Spital Sitten, das Ospedale Regionale
di Lugano, das Hôpital Riviera-Chablais in
Rennaz sowie die Hôpitaux universitaires
de Genève.
Die Aktion erwies sich trotz wechselndem
Wetterglück als voller Erfolg. Hunderte
junge Ärztinnen und Ärzte fanden
den Weg zu uns, um einen offerierten Imbiss
zu geniessen und bei Interesse mehr
über unsere Dienstleistungen, Ziele und
Erfolge zu erfahren.
Kampagne zur Mitgliedergewinnung
Teil des Jubiläumsjahrs war auch die Mitgliederkampagne,
die Anfang 2022 startete.
In der ganzen Schweiz hingen in der
Nähe von Spitälern während dreier Phasen
Plakate mit sechs verschiedenen Sujets,
mit denen wir auf die Dienstleistungen
des vsao aufmerksam machten. Dieselben
Sujets wurden auch auf Social Media
genutzt. Zudem führten wir ein
elektronisches Anmeldeformular ein, um
den Aufnahmeprozess zu vereinfachen,
und Mitglieder erhielten für jedes Neumitglied,
das dank ihnen zum vsao kam, eine
kleine Prämie. Die Neumitglieder wurden
mit den coolen, nachhaltig produzierten
vsao-Jubiläumssocken beschenkt, die uns
hoffentlich noch oft begegnen werden.
Auf die nächsten 77 Jahre!
Das einzige Element des Jubiläumsjahrs,
das bereits 2020 fertiggestellt und publiziert
wurde, waren die Jubiläumsvideos
mit dem damaligen Präsidium und der Geschäftsleitung
des Verbands. Die Videos
sind immer noch aktuell und sehenswert,
schauen Sie selbst auf der vsao-Website:
https://vsao.ch/vsao-jubilaeum-2022.
Wir bedanken uns bei allen, die am
gelungenen Jubiläumsjahr mitgewirkt haben,
bei den Mitgliedern, die mitfeierten,
den Rednerinnen und Rednern, den vielen
Helferinnen und Helfern beim Fest
und der Tournee des vsao-Mobils, den
zahlreichen Gastgeberinnen und Gastgebern
in den Sektionen. Herzlichen Dank
und auf die nächsten 77 Jahre!
vsao /asmac Journal 6/22 21
vsao
Impressionen vom
Jubiläumsfest
Bilder: Dominic Brügger
22
6/22 vsao /asmac Journal
vsao
vsao /asmac Journal 6/22 23
vsao
Neues aus
den Sektionen
Basel
Ausblick auf 2023
Am Samstag, 22. Oktober, fand die alljährliche
Strategie-Retraite des Vorstands
statt. Die Vorstandsmitglieder trafen sich,
um die kurz- und mittelfristigen Massnahmen
für den VSAO Basel zu definieren. Im
nächsten Jahr richtet sich der Fokus auf
die Kommunikation und den Austausch
mit den Mitgliedern. Ab 2023 organisiert
der VSAO Basel neu Networkingmöglichkeiten
für Mitglieder und Nichtmitglieder
in ungezwungenem Rahmen. Genaue Angaben
über Ort und Zeitpunkt finden sich
auf der Website und im Newsletter. Wie
jedes Jahr wird im Spätfrühling die Mitgliederversammlung
stattfinden, genauer
am Donnerstag, 11. Mai 2023. Diese bietet
auch im kommenden Jahr nebst den üblichen
Traktanden wieder einen interessanten
Kulturteil, der den Mitgliedern Einblick
in kulturelle oder gesellschaftliche
Highlights in Basel verschafft. Ein grosser
Teil der Verbandsarbeit wird sich 2023
ausserdem der Politik widmen.
Der schönste Beruf der Welt
Es ist geschafft!
Am Freitag, 28. Oktober, lud der
VSAO Basel zum bestandenen
Staatsexamen ein. Über 120 junge
Ärztinnen und Ärzte haben gemeinsam
mit dem Basler VSAO-Vorstand
bis spät in die Nacht gefeiert.
Nach einem Apéro begrüsste VSAO-Geschäftsleiterin
Claudia von Wartburg die
Gäste im Restaurant Safran Zunft im Herzen
von Basel. Im Rahmen eines Podiumsgespräches
gaben erfahrene Ober- und
Assistenzärzte dem jungen Publikum
Tipps und Infos zum Spitalalltag. Während
des Abends ergaben sich tolle Gespräche
zwischen den Gästen und den
Vorstandsmitgliedern vom VSAO Basel.
Auf dem Podium trafen sich Dr. med.
Dr. med. dent. Miodrag Savic, Oberarzt der
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im
Universitätsspital Basel und Präsident des
VSAO Basel, PD Dr. med. Michel Röthlisberger,
Oberarzt Neurochirurgie und Spinale
Chirurgie im Universitätsspital Basel,
und Florian Frehner, Assistenzarzt Chirurgie
im Kantonsspital Liestal/ Bruderholz
sowie Vorstandsmitglied des VSAO Basel.
Durch das Gespräch führte VSAO-Kommunikationsleiterin
Jenny Settembrini.
Die Podiumsteilnehmer teilten mit
den jungen Ärztinnen und Ärzten wertvolle
Erfahrungen aus ihrer Assistenzarztzeit
und gaben Empfehlungen zu Karrierestart
und Weiterbildungen. Dr. Michel
Röthlisberger informierte über Weiterbildungsmöglichkeiten
im Ausland, und
Dr. Miodrag Savic erklärte, wie der VSAO
Interessierte dabei unterstützt.
Um die jungen Medizinerinnen und
Mediziner motiviert in ihre Zukunft blicken
zu lassen, haben die drei erfahrenen
Chirurgen zum Schluss darauf hingewiesen,
wie schön dieser Beruf trotz den vielen
in den Medien stets thematisierten Herausforderungen
ist.
So beendete Dr. Savic das Gespräch
mit dem Satz: «Es ist so erfüllend, wenn
man abends nach Hause kommt und
weiss, dass man etwas Gutes gemacht hat.
Arzt bleibt der schönste Beruf der Welt.»
Politcoaching
Wenn wir weiterhin ein anerkannter Akteur
im Schweizer Gesundheitswesen
bleiben wollen, dann braucht es mehr Mitglieder,
die sich politisch engagieren. Gemeinsam
mit dem Dachverband unterstützt
der VSAO Basel jedes Mitglied, das
als Kandidatin oder Kandidat bei den kantonalen
Wahlen antreten möchte und bietet
neu ein professionelles Politcoaching
an. Voraussetzung: Das VSAO-Mitglied
muss auf einer offiziellen Wahlliste stehen.
Auskünfte und Anmeldungen: sekretariat@vsao-basel.ch,
Anmeldefrist: 16.
Januar 2023.
Jenny Settembrini, Kommunikationsleiterin
VSAO Basel
24
6/22 vsao /asmac Journal
vsao
Bern
Workshop für Dienstplanerinnen
und Dienstplaner
Am 26. Oktober 2022 fand unser erster
Workshop für Dienstplanerinnen und
Dienstplaner statt. Es nahmen rund
20 Personen aus der ganzen Schweiz teil
und nutzten die Gelegenheit, sich Wissen
anzueignen und sich mit Kolleginnen und
Kollegen auszutauschen.
Wir führen den Anlass am 19. Januar
2023 nochmals durch.
Brüten Sie oft stundenlang nach Feierabend
über dem Dienstplan der Abteilung
und sehen am Schluss nur noch
PEP-Symbole, die vor den Augen im Kreis
tanzen? Möchten Sie wissen, wie Teilzeitarbeit
sinnvoll in den Dienstplan integriert
werden kann? Sind Sie manchmal
unsicher, wie die Stolpersteine bei der Planung
und korrekten Umsetzung des Arbeitsgesetzes
vermieden werden können?
Interessiert es Sie, wie ein korrekter
Dienstplan aussehen könnte? Dann sind
Sie am kostenlosen Dienstplanworkshop
des VSAO Bern genau richtig.
Simon Schneider (Rechtsanwalt und
stellvertretender Geschäftsführer VSAO
Bern), Dr. med. Philipp Rahm (Dienst planberater
vsao) und Susanne Nüesch (Spitalfachärztin
UNZ Inselspital, Verantwortliche
Dienstplanung der Assistenzärztinnen
und -ärzte) sorgen für ein spannendes
Programm und stehen selbstverständlich
für Fragen sehr gerne zur Verfügung.
Datum:
Donnerstag, 19. Januar 2023,
18.30 bis 21 Uhr, mit Verpflegung
Durchführungsort:
Sitzungszimmer vsao, Bollwerk 10,
3011 Bern (direkt beim Bahnhof Bern)
Anmeldung bis am 11. Januar 2023 auf
www.vsao-bern.ch
Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern
MV 2023
Save the Date:
Mitgliederversammlung 2023
27. April 2023, 19 Uhr, im PROGR Bern
Bild: zvg
Dienstplanworkshop vom 26. Oktober 2022.
vsao /asmac Journal 6/22 25
vsao
Zürich /
Schaffhausen
Erfolgreiches erstes «Time
To Cut»-Karriereseminar
Der VSAO Zürich hat mit dem «Time To
Cut»-Karriereseminar ein neues Format
ins Leben gerufen. Das Seminar richtet
sich primär an Assistenz- und Oberärztinnen
und -ärzte chirurgischer Fächer und
soll ihnen dabei helfen, ihre chirurgische
Laufbahn vorausschauend zu planen. Sei
es dank konkreter Tipps und Erfahrungsberichte
von erfahrenen Kaderärztinnen
und -ärzten oder bei praktischen Handson-Trainings
chirurgischer Verfahren an
Simulatoren.
Die Premiere des «Time To Cut»-Karriereseminars
fand am 1. Oktober an der Universität
Zürich statt. Über 70 chirurgische
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
sowie Medizinstudierende nahmen am Seminar
teil. In den Referaten erhielten die
angehenden Chirurginnen und Chirurgen
Einblick in die Laufbahn von erfahrenen
Kaderärztinnen und -ärzten. Was waren die
Hürden und was waren die Meilensteine,
welche zum Erfolg geführt haben? Ergänzt
wurde das Ganze durch inspirierende Podiumsdiskussionen
und praktische Handson-Trainings,
bei denen die Teilnehmenden
unter anderem mit einer Lupenbrille
das mikrochirurgische Nähen erlernen
konnten. Auch die Versorgung von Frakturen
und wertvolle Inputs zum klinischen
Teaching kamen nicht zu kurz.
Neben dem persönlichen Austausch
und Networking erhielten die Anwesenden
viele praktische Tipps und persönliche Erfolgsrezepte
für die Gestaltung der beruflichen
Karriere mit auf den Weg.
Wir danken allen Referentinnen, Referenten
und Teilnehmenden für die Mitgestaltung
des lehrreichen Tages. Ebenso
den Sponsoren Ethicon, Johnson & Johnson
Medtech, Mülleroptik, Reavita, Synthes
und VirtaMed für das Ermöglichen der
Hands-on-Trainings. Wir freuen uns auf
die Fortsetzung 2023!
Bilder: vsao
26
6/22 vsao /asmac Journal
vsao
Vorankündigung:
After-Work-Apéro mit politisch
engagierten Ärztinnen und Ärzten
Am Donnerstag, 19. Januar 2023, findet
der beliebte After-Work-Apéro, organisiert
vom VSAO Zürich, in der Chiffon Bar in
Zürich statt.
Neben Austausch und Networking in
entspannter Atmosphäre stehen dieses
Mal politisch engagierte und für den Kantonsrat
kandidierende Medizinerinnen
und Mediziner im Fokus. Wir hoffen, dass
einige Kandidierende auch persönlich anwesend
sein werden, damit Ihr Euch während
des Apéros mit ihnen austauschen
und über die von ihnen vertretenen politischen
Anliegen und Kernbotschaften diskutieren
könnt. Wir fördern politisch aktive
Ärztinnen und Ärzte, denn nur so können
wir unseren Anliegen direkt Gehör
verschaffen.
Deshalb unterstützen wir Medizinerinnen
und Mediziner, die für die Kantonsratswahlen
im Februar 2023 kandidieren.
Bitte meldet Euch bei uns unter kommunikation@vsao-zh.ch,
damit wir Euch
auf unseren Kanälen porträtieren und ein
Politcoaching oder eine Plattform am After-Work-Event
im Januar 2023 anbieten
können. Falls Ihr jemanden kennt, der/die
kandidiert, leitet ihm/ihr bitte diese Information
weiter.
Am After-Work-Apéro eingeladen
sind übrigens alle Assistenz- und Oberärztinnen
und -ärzte wie auch Medizinstudierende.
Wir freuen uns auf einen regen
Austausch!
Dominique Iseppi, Kommunikationsassistentin,
VSAO Zürich
Bilder: vsao
vsao /asmac Journal 6/22 27
vsao
vsao-Inside
Florim Loshi
Wohnort: Spiez
Beim vsao seit: Januar 2022
Der vsao in drei Worten:
Offen, modern, engagiert
Wenn Florim Loshi im
Büro ist, gibt es immer
etwas zu lachen – seine
gute Laune und sein
herzhaftes, sympathisches Lachen sind
ansteckend. Diese gute Stimmung
verbreitet er seit Januar 2022 im vsao-
Zentralsekretariat, allerdings nur an den
wenigen Tagen, die in seinem kleinen
Pensum vorgesehen sind. Die meiste Zeit
verbringt der 23-Jährige an der Uni Bern,
wo er im siebten Semester Jus studiert.
Die Wahl des Studienfachs fiel ihm
leicht, wie er selber sagt: «Während sich
andere mit der Berufswahl schwertun,
stand es für mich schon früh fest, dass
ich Jus studieren möchte. So habe ich
mich ohne grosses Zögern fürs Jus-
Studium immatrikuliert und den Entscheid
seither nie bereut – das Recht
fasziniert mich.» Mit dieser Leidenschaft
ist er im Zentralsekretariat als Projek t-
assistent Recht genau am richtigen Ort.
Bei seiner Arbeit unterstützt er die
Leiterin Recht Yvonne Stalder, koordiniert
die Rechtsbeiträge für das vsao
Journal, klärt diverse Rechtsfragen ab
und wickelt Rechtsschutz gesuche
von Mitgliedern ab.
Die Arbeit für den vsao gefällt ihm
besonders gut, weil er in einem juristischen
Arbeitsbereich Arbeitserfahrung
sammeln kann, und dies im Dienste
einer sinnvollen Sache. «Ich kann mit
meiner Arbeit hier etwas bewirken
und dazu beitragen, Verbesserungen
für die Assistenz- und Oberärztinnen
und -ärzte herbeizuführen», sagt er.
Am meisten schätzt er den grossen Praxisbezug:
«Ich habe es in meinem
Arbeitsalltag oft mit rechtlichen Fragen
rund um Themen wie Arbeitsgesetz,
Diskriminierung und Datenschutz zu tun.
Das Spannende dabei ist, dass es sich
stets um konkrete Fragen aus der Praxis
handelt, das ist ein toller Ausgleich
zur theorielastigen Lehre an der Uni.»
Für sein jugendliches Alter verfügt
Florim Loshi bereits über viel Arbeitserfahrung.
Nach dem Zivildienst, den der
Spiezer im Regionalgefängnis Thun absolvierte,
war er während zweieinhalb
Jahren beim kantonalen Amt für Justizvollzug
als Sachbearbeiter angestellt.
Trotzdem sei er beim Start an der neuen
Arbeitsstelle beim vsao «angemessen
nervös» gewesen, wie er sagt. Das Team
habe ihn aber warm empfangen und er
habe sich rasch wohlgefühlt. Er sei von
Anfang an eingebunden worden und
konnte so schnell überall mit anpacken
und helfen.
Nach dem Abschluss des Bachelor-
Studiums möchte Florim Loshi direkt
den Master anhängen. Danach kann er
sich eine Zukunft als Anwalt vorstellen:
«Bis dahin ist es mit Praktika und Prüfungen
aber noch ein weiter Weg.» Nebst
dem Recht pflegt Florim eine weitere
grosse Leidenschaft: das Tanzen. Wenn
er nicht an der Uni ist oder im vsao-Büro,
ist es deshalb gut möglich, dass er über
die Tanzfläche wirbelt, sei es bei einem
Cha-Cha-Cha, einem Salsa oder auch
einem langsamen Walzer. Vielleicht hat
er sich aber auch gerade in ein gutes
Buch vertieft oder er trifft sich auf ein
gemütliches Bier mit Freunden.
Bild: zvg
28
6/22 vsao /asmac Journal
vsao
vsao-Rechtsberatung
Meine Überstunden
wurden gestrichen!
Bild: zvg
Ich arbeite seit ungefähr sechs
Monaten im Spital mit einer
50-Stunden-Woche. Ich erfasse
regelmässig meine Stunden
(Startzeit, Endzeit, Pausen) mit der
dafür vom Spital zur Verfügung gestellten
Software. Vergangenen Monat habe
ich 30 Überstunden gemacht. Nach
Abschluss des Monats habe ich jedoch
festgestellt, dass nur 10 Stunden in
diesem Monat verbucht worden waren
und mein Überstundensaldo «nur»
70 Stunden zählte (anstatt 90). Meine
Vorgesetzten haben mich über diese
Reduktion nicht informiert. Erst als ich
die von mir ausgefüllte Abrechnung mit
derjenigen verglichen habe, die ich nach
Abschluss des Monats erhalten habe,
ist mir diese Differenz aufgefallen.
Wenn es die Umstände erfordern, ist der
Arbeitnehmer verpflichtet, Überstunden
im Interesse des Arbeitgebers zu leisten.
Er muss dies insbesondere tun, wenn es
sein Arbeitgeber von ihm verlangt.
Überstunden können auch auf Initiative
des Arbeitnehmers geleistet werden, d.h.
ohne dass es der Arbeitgeber ausdrücklich
verlangt. Wenn der Arbeitgeber weiss,
dass Überstunden geleistet werden, und
er diese nicht ablehnt, kann der Arbeitnehmer
davon ausgehen, dass sein
Arbeitgeber diese genehmigt, genauso wie
wenn er diese selber angeordnet hätte.
Dabei spielt es keine Rolle, ob diese
Stunden notwendig sind oder nicht. Hat
der Arbeitgeber hingegen keine Kenntnis
von den geleisteten Überstunden, muss
der Arbeitnehmer dies unverzüglich
melden, damit der Arbeitgeber organisatorische
Massnahmen treffen kann, um in
Zukunft weitere Überstunden zu vermeiden
oder zu genehmigen. Ohne Meldung
durch den Arbeitnehmer können diese
nicht berücksichtigt werden. Wenn der
Arbeitgeber die gemeldeten Überstunden
beanstandet, stellt sich die Frage der
Notwendigkeit dieser Überstunden,
d.h. ob diese für das reibungslose Funktionieren
des Betriebs unerlässlich waren
oder im offensichtlichen Interesse des
Betriebs geleistet wurden.
Zu beachten ist auch, dass es im
Streitfall dem Arbeitnehmer obliegt zu
belegen, dass die geleisteten Stunden
diese Bedingungen erfüllen. Zusätzlich
muss er auch einen Beleg für die Anzahl
geleisteter Überstunden erbringen.
Was passiert nun mit meinen
Überstunden?
In Ihrem Fall ist zu klären, ob das Spital
die von Ihnen geleisteten Stunden
abgelehnt hat. Da Sie Ihre Arbeitsstunden
regelmässig mit der zur Verfügung
gestellten Software erfassen, musste dem
Spital bekannt sein, dass Sie Überstunden
leisteten. Es stellt sich also die Frage,
ob Ihre Stunden bewilligt wurden und,
falls dies nicht der Fall ist, ob diese
notwendig waren.
Dabei müssen Sie zwischen den
Stunden, die in den ersten sechs Monaten,
und denjenigen, die im vergangenen
Monat geleistet wurden, unterscheiden.
Während der ersten sechs Monate
Ihrer Tätigkeit konnten Sie nach Treu und
Glauben davon ausgehen, dass das Spital
angesichts seiner fehlenden Reaktion Ihre
Stunden genehmigte. Ihre Stunden
müssen daher kompensiert werden, sei es
mit Zeit oder Geld, unabhängig von der
Frage, ob sie notwendig waren.
Für die Stunden, die Sie im vergangenen
Monat geleistet haben, können Sie
nicht mehr nach Treu und Glauben davon
ausgehen, dass das Spital diese genehmigte,
da Sie festgestellt haben, dass Ihre
Überstunden anlässlich des Abschlusses
nicht vollständig verbucht worden sind
(10 Stunden anstelle von 30). Andererseits
hätte das Spital sich vehement wehren
sollen, wenn es der Ansicht war, dass
diese 20 Stunden nicht nötig waren.
Zudem hätte es organisatorische Massnahmen
treffen müssen, um weitere
Überstunden zu vermeiden. Ihre Vorgesetzten
haben Ihnen jedoch nichts
mitgeteilt, und Sie müssen nach wie vor
so viele Überstunden leisten. Ich empfehle
Ihnen deshalb, dies direkt mit Ihren
Vorgesetzten und der Personalabteilung
zu besprechen.
Ich habe aber für die ersten sechs
Monate keine Kopie der jeweiligen
Abrechnungen aufbewahrt.
Ich weiss daher nicht mehr, wie viele
Überstunden ich geleistet habe und
auch nicht, ob das Spital Überstunden
gestrichen hat.
Da es ein Informatiktool für die Zeiterfassung
gibt, können Sie diese Abrechnungen
nachträglich verlangen. Mit der
Software muss jede Erfassung und jede
Änderung nachvollziehbar sein. Sie
können daher die Abrechnung vor und
nach deren Validierung vergleichen. Wie
bereits erwähnt, muss Ihre Stundenabrechnung
berücksichtigt werden (und
nicht nur die 60 Stunden, die das Spital
während der ersten sechs Monate
abgerechnet hat).
Zusammengefasst kann man also
sagen, dass es unabhängig vom konkreten
Fall sehr hilfreich sein kann, «Printscreens»
oder Fotos Ihrer Stundenabrechnungen
zu machen, bevor Sie diese
zwecks Abrechnung übermitteln. Falls Sie
dann in den Abrechnungen Differenzen
feststellen, besprechen Sie diese direkt
mit Ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung.
Joël Vuilleumier,
Rechtsanwalt und Sektionsjurist
der Sektion Neuenburg
vsao /asmac Journal 6/22 29
Fokus
Lichtschalter
für Zellen
Einzelne Zellen gezielt ansteuern und Prozesse auslösen – und das ohne
invasive Techniken? Die Optogenetik macht es möglich.
Dank ihr können zelluläre Aktivitäten durch Licht gesteuert werden.
Wenn auch der Weg bis zu einer breiten Anwendung in der
Humanmedizin noch lang ist, erste Erfolge sind da.
Dr. Johannes Oppermann, Enrico Peter, Rodrigo Gaston Fernandez Lahore, Prof. Dr. Peter Hegemann,
Experimental Biophysics, Humboldt Universität zu Berlin
Bild: Wikipedia, Dartmouth Electron Microscope Facility, Dartmouth College
30
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Spricht man über Optogenetik
muss man eigentlich bei Algen
beginnen. Genauer gesagt bei
der einzelligen Grünalge
Chlamydomonas reinhardtii. Dieser kleine
Organismus ist in der Lage, seine
Schwimmrichtung in Abhängigkeit von
der Intensität und Richtung des einfallenden
Lichts zu ändern. So werden stets
möglichst optimale Bedingungen für die
Photosynthese gewährleistet. Direkt von
der Alge abgeleitete, lichtinduzierte und
schnelle Ströme wurden bereits Anfang
der 1990er Jahre als Grundlage dieses
Verhaltens identifiziert und deuteten darauf
hin, dass Lichtwahrnehmung und
passive Ionenleitung in einem Protein
vereint sind [1]. Die Identifizierung dieses
Moleküls, das seither als Kanalrhodopsin
(engl.: Channelrhodopsin) bekannt ist,
benötigte zwar weitere zehn Jahre Arbeit
[2, 3], markiert aber einen Grundstein für
das rasante Wachstum der Optogenetik.
Genisolierung
virale
Infektion
in vitro
Was ist Optogenetik?
In der Optogenetik werden Gene lichtaktivierbarer
Proteine (in diesem Kontext
auch «optogenetische Werkzeuge» genannt)
in Zellen eingebracht. Diese Proteine
können daraufhin genutzt werden, um
gezielt Prozesse in der Zelle zu manipulieren,
ein Konzept, das schon von Francis
Crick vorgeschlagen wurde [4]. Da sich
Licht präzise in Raum und Zeit steuern
lässt, kann man auch die optogenetisch
anvisierten zellulären Prozesse mit ähnlich
hoher Genauigkeit kontrollieren.
Mittlerweile gibt es eine grosse Vielfalt optogenetischer
Werkzeuge. Das Meistverwendete
ist aber immer noch das Kationen-leitende
Kanalrhodopsin aus der Alge
C. reinhardtii.
Die lichtaktivierte, passive Leitung
von Ionen macht es zum idealen Auslöser
elektrischer Signale, zum Beispiel in Neuronen
oder Myokardiozyten. Die so initiierte
Depolarisation des Gewebes reicht in
der Regel aus, um Aktionspotentiale zu
induzieren. Und es gibt weitere Vorteile:
Oft lassen sich optogenetische Werkzeuge
gezielt und ohne Toxizität in verschiedene
Gewebearten einbringen. Zudem bietet
Licht die Möglichkeit, den untersuchten
Vorgang nicht invasiv zu steuern und zu
untersuchen. Optogenetik ist daher nicht
nur für Experimente in kultivierten Zelllinien
vorteilhaft, sondern bietet sich besonders
für In-vivo-Experimente an, die
häufig in Mäusen, Würmern, Fliegen und
Zebrafischen durchgeführt werden.
Forschung und Anwendung
Das Prinzip der Optogenetik wurde erstmals
im Jahr 2002 im Labor von Gero Miesenböck
angewendet. Mittels dreier Proteine
aus der Sehkaskade der Taufliege
konnte die Aktivität kultivierter Neuronen
gesteuert werden [5]. Dies wurde wenig
später durch die Verwendung des Kanalrhodopsins
[6, 7] jedoch drastisch vereinfacht
und sorgte für die zügige Verbreitung
der Optogenetik, um grundlegende
Forschungsfragen zunächst in der Neurobiologie
zu verfolgen und zu beantworten.
Hierdurch hat sich eine fruchtbare
Kooperation verschiedener wissenschaftlicher
Disziplinen ergeben. Im Bestreben,
das Kanalrhodopsin auf molekularer
in vivo
Anregung
Unterdrückung
Verhalten
In der Optogenetik werden Gene lichtaktivierbarer Proteine aus mikrobiellen Organismen
(hier eine Grünalge) mittels Viren in erregbare Zellen wie zum Beispiel Neuronen eingebracht.
Dies ermöglicht die Anregung oder Unterdrückung von Aktionspotentialen in vitro und das
Studium des daraus resultierenden Verhaltens in vivo.
t
V
Ebene zu verstehen, modifizieren Biophysiker
gezielt Eigenschaften des Proteins.
Viele der so entwickelten Kanalrhodopsin-Varianten
werden wiederum von Neurobiologen
für immer detailliertere Fragestellungen
als optogenetische Werkzeuge
genutzt. In den letzten Jahren haben Bioinformatiker
zudem vermehrt Metagenom-Datenbanken
durchsucht, um bisher
unbekannte optogenetische Werkzeuge
aufzuspüren. Der bisher grösste Meilenstein
ist in dieser Hinsicht sicherlich
die Entdeckung Kalium-leitender Kanalrhodopsine
[8]. Diese erlauben, im Gegensatz
zum stimulierenden Kanalrhodopsin
aus C. reinhardtii, eine dem
natürlichen (tierischen) System nachempfundene
und effiziente Unterdrückung
neuronaler Aktionspotentiale. Neben den
Neurowissenschaften findet die Optogenetik
mittlerweile auch in vielen weiteren
Forschungsgebieten Anwendung [9], und
dank der Durchbrüche in der Grundlagenforschung
bietet sie auch Potential als therapeutisches
Werkzeug. Neben einem optogenetischen
Defibrillator [10] und einem
optischen Cochlea-Implantat [11] ist es
besonders erwähnenswert, dass es vor
Kurzem gelungen ist, einem durch Retinitis
pigmentosa erblindeten Menschen zu
rudimentärem Sehen zu verhelfen [12].
Ein Blick in die Zukunft
Als Therapie wäre die Optogenetik klassischen
Methoden der Neuromodulation
theoretisch um einiges voraus. Die Verwendung
elektrischer oder magnetischer
Stimulation, besonders wenn sie nicht invasiv
erfolgt, erlaubt nur eine minimale
räumliche Kontrolle, da alle Zellen im
erzeugten Feld stimuliert werden [13–15].
Optogenetische Therapien dagegen ermöglichen
eine Zelltyp-spezifische und
sogar subzelluläre Kontrolle [16]. So
liessen sich zum Beispiel zuverlässig Kanalopathien
[17] behandeln. Aber auch die
Therapie neurodegenerativer Erkrankungen
könnte erleichtert werden und sogar
eine Kombination mit Psychotherapien
ähnlich den konventionellen Hirnstimulationsverfahren
wäre vorstellbar [18].
Es gibt jedoch bedeutende Hürden für
die Anwendung optogenetischer Werkzeuge
im menschlichen System [19]. Zuallererst
bedarf es einer sicheren Gentherapie-Methode,
die zielgerichtet die Gene
der lichtsensitiven Proteine in den Zielzellen,
aber nicht in deren Genom integriert.
Gentherapie ist bereits für einige wenige
monogenetische Erkrankungen in der EU
zugelassen [20]. Jedoch entwickelt sich
vsao /asmac Journal 6/22 31
Fokus
das Feld nur langsam weiter, da die Anwendung
oft schwierig und risikobehaftet
ist und als ethisch problematisch erachtet
wird [21]. Während optogenetische Therapien
abseits des zentralen Nervensystems
bereits geglückt sind [12], stellt das
menschliche Gehirn eine weitere Hürde
dar, da es sehr gross und für sichtbares
Licht nur schwer durchdringbar ist. Abhilfe
könnten optogenetische Werkzeuge
schaffen, die durch rotes bis nahinfrarotes
Licht aktivierbar sind [22]. Abgesehen davon
gibt es technische Herausforderungen,
wie zum Beispiel die Bio- und Immunkompatibilität
zu gewährleisten. Die
Lichtquellen müssen klein und leistungsstark
sein, ohne sich zu stark zu erhitzen.
Bei tiefer Implantation wäre zudem die
Entwicklung einer Fernsteuerung dieser
Implantate für einen minimalinvasiven
Einsatz sinnvoll.
Zusätzlich wirft die rasant steigende
Diversität und Qualität optogenetischer
Werkzeuge die Frage auf, ob ein nachträglicher
Austausch der therapeutischen
Werkzeuge im Patienten möglich sein
wird, um bestehende Behandlungen weiterzuentwickeln.
Dies wäre vermutlich
nur durch die Verwendung der CRISPR/
Cas-Genschere oder die Entwicklung temporär
effektiver Gentherapien möglich.
Fazit
Die Entdeckung des Kanalrhodopsins vor
rund 20 Jahren hat die Entwicklung der
Optogenetik stark beschleunigt. Besonders
in der Grundlagenforschung findet
diese noch junge Disziplin immer mehr
Anwendung. Aber auch Potential für die
Verwendung im medizinischen Kontext
ist vorhanden. Bis zur weit verbreiteten
optogenetischen Therapie ist es trotz vielversprechender
erster Ergebnisse jedoch
noch ein weiter Weg.
Literatur
[1] Harz, H., Nonnengässer,
C. & Hegemann, P. The Photoreceptor
Current of the Green Alga
Chlamydomonas. Philosophical
Transactions: Biological Sciences
338, 39–52 (1992).
[2] Nagel, G. et al. Channelrhodopsin-1:
A Light-Gated Proton
Channel in Green Algae. Science
296, 2395–2398 (2002).
[3] Nagel, G. et al. Channelrhodopsin-2,
a directly light-gated
cation-selective membrane channel.
Proceedings of the National Academy
of Sciences 100, 13940–13945
(2003).
[4] Crick, F. The impact of
molecular biology on neuroscience.
Philosophical Transactions of the
Royal Society of London. Series B:
Biological Sciences 354, 2021–2025
(1999).
[5] Zemelman, B. V., Lee, G.
A., Ng, M. & Miesenböck, G. Selective
Photostimulation of Genetically
ChARGed Neurons. Neuron 33,
15–22 (2002).
[6] Boyden, E. S., Zhang, F.,
Bamberg, E., Nagel, G. & Deisseroth,
K. Millisecond-timescale, genetically
targeted optical control of neural
activity. Nature Neuroscience 8,
1263–1268 (2005).
[7] Nagel, G. et al. Light
Activation of Channelrhodopsin-2
in Excitable Cells of Caenorhabditis
elegans Triggers Rapid Behavioral
Responses. Current Biology 15,
2279–2284 (2005).
[8] Govorunova, E. G. et
al. Kalium channelrhodopsins
are natural light-gated potassium
channels that mediate optogenetic
inhibition. Nature Neuroscience
1–8 (2022) doi:10.1038/s41593-022-
01094-6.
[9] Emiliani, V. et al.
Optogenetics for light control of
biological systems. Nature Reviews
Methods Primers 2, 55 (2022).
[10] Nyns, E. C. A. et al. An
automated hybrid bioelectronic
system for autogenous restoration
of sinus rhythm in atrial fibrillation.
Science Translational Medicine 11,
(2019).
[11] Dieter, A., Keppeler,
D. & Moser, T. Towards the optical
cochlear implant: optogenetic
approaches for hearing restoration.
EMBO Molecular Medicine 12,
e11618 (2020).
[12] Sahel, J.-A. et al. Partial
recovery of visual function in a
blind patient after optogenetic therapy.
Nature Medicine 27, 1223–1229
(2021).
[13] Vetter, C. Tiefe Hirnstimulation:
Verbesserte Motorik,
verändertes Wesen. Deutsches Ärzteblatt
international 109, 758–759
(2012).
[14] Reis, J. & Fritsch, B.
Transkranielle elektrische Hirnstimulation.
Aktuelle Neurologie 44,
561–567 (2017).
[15] Siebner, H. R. et al.
Transcranial magnetic stimulation
of the brain: What is stimulated? –
A consensus and critical position
paper. Clinical Neurophysiology
140, 59–97 (2022).
[16] Guru, A., Post, R. J., Ho,
Y.-Y. & Warden, M. R. Making Sense
of Optogenetics. International Journal
of Neuropsychopharmacology
18, pyv079 (2015).
[17] Lerche, H., Mitrovic, N.,
Jurkatt-Rott, K. & Lehmann-Horn.
Ionenkanalerkrankungen –
allgemeine Charakteristika und
Pathomechanismen. Deutsches
Ärzteblatt international 97, 6 (2000).
[18] Deutsche Gesellschaft
für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde
e. V. Hirnstimulationsverfahren.
Hirnstimulationsverfahren
https://www.dgppn.de/die-dgppn/
referate/hirnstimulationsverfahren.
html (2022).
[19] White, M., Mackay, M.
& Whittaker, R. G. Taking Optogenetics
into the Human Brain:
Opportunities and Challenges in
Clinical Trial Design. Open Access
Journal of Clinical Trials 12, 33–41
(2020).
[20] Kirschner, J. & Cathomen,
T. Gene Therapy for Monogenic
Inherited Disorders: Opportunities
and Challenges. Deutsches
Ärzteblatt international (2020)
doi:10.3238/arztebl.2020.0878.
[21] Committee for the
Medicinal Products for Human Use.
Reflection paper on quality, non-clinical
and clinical issues related to
the development of recombinant
adeno-associated viral vectors.
European Medicines Agency (2010).
[22] Lehtinen, K., Nokia, M.
S. & Takala, H. Red Light Optogenetics
in Neuroscience. Frontiers in
Cellular Neuroscience 15, (2022).
32
6/22 vsao /asmac Journal
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Nr. 3, Juni 2021
Seite 27
Kardiologie
Neue Therapien für die
kardiale Amyloidose
Seite 36
Hämatologie
Neoplasien ohne
Chemotherapie behandeln?
Seite 39
Politik
Arbeitszeiten müssen sinken
Seite 6
Anzeige
Ein Engagement des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN für die Schweizer Fachpresse – q-publikationen.ch
«Wir werben in Schweizer
Fach- und Spezialmedien,
weil sie online und offline
clever vernetzen.»
SUSAN BAUMGARTNER HALDER,
Managing Director
Prodigious & Publicis Emil Zürich
Agenturen der Publicis Groupe
Publikation
vsao
Journal
Darum inserieren wir in Fach- und Spezialmedien: In Medien mit dem Q-Label sprechen
Sie Ihre Zielgruppen direkt an. Ohne Streuverluste. So steigern Sie die Werbewirkung und senken die Kosten.
Q-PUBLIKATIONEN: FOKUSSIERT – KOMPETENT – TRANSPARENT
vsao Journal – Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte – FACHMEDIEN,
vsao@fachmedien.ch
Langeweile
Ein spannendes Gefühl
Fokus
Verbot zeigt
erste Wirkung
Laserpointer können buchstäblich ins Auge gehen.
Bis vor einigen Jahren wurden Pointer immer wieder eingesetzt,
um Piloten oder Automobilistinnen zu blenden. Auch im Sport
oder auf Schulhöfen sorgten solche Attacken für Probleme.
Seit 2019 ist ein Verbot von speziell starken Laserpointern in Kraft.
Yannik Waeber, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Sektion nichtionisierende Strahlung und Dosimetrie,
Bundesamt für Gesundheit BAG
Bild: Adobe Stock
34
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Abbildung: zvg
Laserstrahlung kann im Bereich
der Netzhaut Verbrennungen,
Löcher oder Blutungen verursachen,
welche zu bleibenden Augenschäden
führen können. Da das Auge
über keine Schmerzrezeptoren verfügt,
werden solche Verletzungen nicht akut
bemerkt. Es existieren deshalb vergleichsweise
wenig Daten über Augenschäden,
die durch Laserunfälle verursacht wurden.
Dies führt dazu, dass die von Laserstrahlung
ausgehende Gefahr verharmlost
wird. Auch ohne bleibende Augenschäden
können Blendungen mit Laserstrahlen
zu kurzzeitigen Verlusten des
Sehsinns führen. Dies kann insbesondere
im Strassen- wie auch im Flugverkehr zu
gefährlichen Situationen oder zu Unfällen
führen. Vor diesem Hintergrund trat
in der Schweiz am 1. Juni 2019 eine gesetzliche
Regelung in Kraft, welche ausschliesslich
in Innenräumen die Nutzung
von ungefährlichen Laserpointern der
Klasse 1 zu Zeigezwecken erlaubt.
Seit Juni 2019 führt das Bundesamt
für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) Kontrollen
im Warenverkehr und bei Personen
durch und beschlagnahmt Laserpointer.
Anschliessend prüft und klassifiziert das
Bundesamt für Gesundheit (BAG) diese
Geräte. Entspricht ein importierter Laserpointer
nicht den Anforderungen der
Klasse 1 gemäss der in der Schweiz geltenden
Norm, so wird der Import zur Anzeige
gebracht. Bis Ende Juni dieses Jahres wurden
in 559 Fällen 866 Geräte beschlagnahmt.
Über die Hälfte der importierten
Geräte betrafen die Klasse 3B, gefolgt von
der Klasse 3R. Diese starke Zunahme der
Fälle ist auf Anpassungen im Kontrollverfahren
des Warenverkehrs durch das BAZG
zurückzuführen, wodurch mehr Sendungen
kontrolliert und dadurch deutlich
mehr Laserpointer abgefangen wurden.
2019 wurden vermehrt Laserpointer
als Katzenspielzeug importiert, um diese
dann weiterzuverkaufen, weshalb Geräte
der Klasse 2 stärker vertreten waren. Tendenziell
werden aktuell eher einzelne,
stärkere Geräte importiert, und die Leistung
der als Spielzeug angebotenen Laserpointer
nimmt weiterhin zu; die Klassen
3B und 3R bilden klar den Hauptanteil der
vermessenen Geräte.
Weniger Blendungen von Pilotinnen
und Piloten
Gemäss einer Erhebung des Bundesamts
für Zivilluftfahrt (BAZL) wurden von 2013
bis 2019 schweizweit jährlich zwischen 100
und 150 Laserblendungen von Pilotinnen
Abbildung 1. Blendungen von Pilotinnen und Piloten und Flugbewegungen.
* Für 2022 wurden die Daten aus dem 1. Quartal erhoben.
Tabelle 1. Durch den Zoll beschlagnahmte Geräte zwischen 1.6.2019* und 30.6.2022**.
Klasse 2019* 2020 2021 2022** Total
Klasse 1 2 1 2 2 7
Klasse 2 29 6 8 51 94
Klasse 3R 22 18 22 178 240
Klasse 3B 31 109 84 218 442
Klasse 4 2 14 9 1 26
n/a 32 25 0 0 57
Total 118 173 125 450 866
Fälle 63 136 92 268 559
Tabelle 1 zeigt die Anzahl dieser beschlagnahmten Geräte aufgeschlüsselt nach deren Laserklasse.
und Piloten gemeldet. Seither gehen die
Blendungen zurück, im Mittel um rund 10
Prozent pro Jahr (vgl. Abbildung 1).
2020 sowie 2021, nach Inkrafttreten
der neuen Gesetzgebung, sank die Zahl
der gemeldeten Blendungen durch Laser
jeweils auf 33, was einem Rückgang von
über 50 Prozent entspricht. Es ist dabei
hervorzuheben, dass 2020 bedingt durch
die Covid-19-Pandemie die Flugbewegungen
im Linien- und Charterverkehr um
nahezu zwei Drittel zurückgingen (Flugbewegungen
für Helikopter sind nicht
aufgeführt). 2021 haben die Flugbewegungen
wieder um 15 Prozent zugenommen,
doch die Anzahl gemeldeter Blendungen
blieb für 2021 auf dem niedrigeren Stand
von 2020. Da sich die Pandemie weiterhin
auf die Anzahl der Flugbewegungen auswirkt,
lässt sich aus den im 1. Quartal dieses
Jahres erhobenen Daten noch kein
Trend erkennen.
Weniger Unfälle mit Laserpointern
Gemäss Erhebungen der Schweizerischen
Unfallversicherungsanstalt SUVA sank die
Zahl der gemeldeten Betriebs- und Nichtbetriebsunfälle
in Zusammenhang mit La-
vsao /asmac Journal 6/22 35
Fokus
Abbildung 2. Ein beschlagnahmter Laserpointer der Klasse 4.
serpointern bis 2018 – also unmittelbar vor
Inkrafttreten der neuen Gesetzgebung –
und blieb seither auf ähnlich tiefem Niveau.
Auffällig dabei ist insbesondere der
Rückgang der Nichtbetriebsunfälle um
fast 65 Prozent.
Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass die Verfahrensoptimierungen des
Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit
für die Sicherstellung von Laserpointern,
Wirkung zeigt. Es werden deutlich mehr
Laserpointer während des Imports sichergestellt
(vgl. Abbildung 2).
Bezüglich Laserklassen der sichergestellten
Geräte lässt sich ein Trend zu höheren
Leistungen von Klasse 2 hin zu Klasse
3B erkennen. Die Anzahl Geräte der
Klasse 4 ist eher rückläufig.
Die Blendungen im Flugverkehr sowie
die Unfälle mit Laserpointern nehmen
tendenziell ab. Es scheint, dass sich bereits
vor Inkrafttreten des Gesetzes aufgrund
der Diskussionen um den Missbrauch
von Laserpointern die Anzahl
Blendungen reduziert haben.
Anzeige
ZERTIFIZIERT FÜR
HOHE QUALITÄT:
vsao
Journal
Nr. 5, Oktober 2022
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Publikation2022
KOMPETENT
TRANSPARENT
Das Gütesiegel für Qualität
• Etabliert und anerkannt mit fokussierter Leserschaft
• Inhaltlich kompetent und publizistisch unabhängig
• Werbung ohne Streuverlust
Form
Rechnen, fliegen, gestalten
Seite 16
Politik
Gesperrte Betten – Handeln
tut not
Seite 6
Diabetes
Neue Therapieformen
Seite 30
Vitamine/Mineralstoffe
Ernährung bei
Diabetes mellitus
Seite 39
220527_vsao_5_#DE_(01-02)_UG.indd 1 26.09.22 10:38
www.ihrepublikation.ch
WWW.Q-PUBLIKATIONEN.CH
Bild: zvg
36
Q_Titel_Inserat_180x133mm.indd 1 07.02.18 14:48
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Aurora borealis
Bild: vsao, Anna Wang
vsao /asmac Journal 6/22 37
Fokus
Geschöpfe wie aus dem Märchen. In ihrem
kurzen Erwachsenenleben bringen gewisse
Leuchtkäfer nicht nur ihre Artgenossen zum
Schwärmen, sondern verzaubern auch die
Menschen.
Leuchtfeuer
der Natur
Ihr Blinken hat etwas Märchenhaftes.
Glühwürmchen – oder genauer gesagt Leuchtkäfer – erzeugen Licht
in völliger Dunkelheit. Wie entsteht diese Biolumineszenz?
Wozu dient sie? Und wie schaffen es gewisse Arten,
rhythmisch aufzuleuchten?
Andreas Diethelm, Zellbiologe, Umweltberater
Die Schlacht von Shiloh war
eine der blutigsten des Sezessionskriegs.
Am 7. April 1862
war das Schlachtfeld, ein
sumpfiger Wald am Tennessee River, mit
fast 3500 Toten übersät; die mehr als
16 000 Verwundeten waren tagelang Regen
und Kälte ausgesetzt.
An Wundinfektion starben weit mehr
Soldaten als an direkter Geschosswirkung.
Manche der offenen Wunden haben in der
Nacht grünbläulich geschimmert. Unter
den davon Betroffenen gab es deutlich
mehr Überlebende. Da man das Phänomen
und den Zusammenhang nicht deuten
konnte – die Wirkung des Penicillium-
Schimmelpilzes wurde erst 66 Jahre später
allgemein bekannt –, sprach man vom
«angels glow». Das Mysterium konnte
2001 doch noch auf natürliche Weise erklärt
werden – von zwei US-Gymnasiasten:
Die Besiedlung der Wunden durch das
einzig bekannte nicht marin lebende
Leuchtbakterium, Photorhabdus lumine-
Bilder: Adobe Stock
38
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
scens. Dieses lebt im Darm eines entomopathogenen
Nematoden. Die Fadenwürmer,
die eigentlich auf der Pirsch nach
bodenlebenden Insektenlarven sind, gelangen
mit Erde in die Wunde, wo sie das
Bakterium, anstatt ins Blut einer erbeuteten
Larve, irrtümlich in die menschliche
Wunde erbrechen. P. luminescens scheidet
nun einen Cocktail von Verdauungsenzymen
und Toxinen aus, Letztere töten
ausser der Beute auch um Nahrung konkurrierende
Bakterien, verhindern so die
Wundinfektion und retteten schliesslich
dadurch die verletzten Soldaten. Die kalte
Witterung war ein weiterer Glücksfall:
P. luminescens überlebt bei normaler Körpertemperatur
nämlich nicht. Bleibt die
Frage nach dem Nutzen des Leuchtens für
das Bakterium, wenn es nicht auf Kanonenfutter
gerät. Eine eher behelfsmässige
Hypothese lautet: Die besiedelte und damit
leuchtende Insektenlarve dient als Köder
für weitere Beute.
Schwer erklärbares Leuchten
Was es mit dem Zweck des Leuchtens von
Bakterien, Pilzen und Tieren auf sich hat,
lässt sich nur schwer allgemein formulieren.
Eine populäre Hypothese postuliert
die Genese des Leuchtens als Nebenerscheinung
eines Stoffwechselwegs früher
anaerober Lebensformen zur Entsorgung
von Sauerstoff. Als sich vor etwa 3,5 Milliarden
Jahren Cyanobakterien als erste
Direktverwerter des Sonnenlichts entwickelten,
war das bisherige Leben von der
Oxidation durch den bei der Photosynthese
freiwerdenden molekularen Sauerstoff
bedroht. Jene Organismen konnten
den sich in der Atmosphäre anreichernden
Sauerstoff aber nicht metabolisieren,
dieser war Gift für sie.
Wie dem auch sei und war, Lichtsignale
eignen sich zur Übertragung von
Nachrichten, die verhaltensrelevante Informationen
enthalten, dabei geht es
um Orientierung, um Verständigung, um
Koordination, allgemein um Erkennung –
um das A und O des Lebens also. Konkret
helfen die Lichtsignale etwa bei der Nahrungs-
oder Partnersuche, zum Anlocken
von Beute, bei der Flucht vor Räubern sowie
bei der Verteidigung gegen diese oder
einfach zu deren Abschreckung.
Licht im Dunkeln
Lumineszenz – kaltes Licht – geht von
Leuchtpigmenten lebender Organismen
oder technischer Systeme aus, die durch
Strahlung zum Leuchten angeregt werden,
sie phosphoreszieren oder fluoreszieren.
Im Unterschied dazu zeigt sich Biolumineszenz
auch in völliger und anhaltender
Dunkelheit. Wie ist das möglich?
Der Fettkörper (Corpus adiposum),
neben Speichergewebe ein stoffwechselaktives
Organ in der Leibeshöhle vieler
Gliederfüsser, ist in den Abdominal segmenten
vieler Leuchtkäfer als Leuchtorgan
ausgebildet, welches aus Photocyten
besteht. In diesen spezialisierten Zellen
katalysiert das Enzym Luciferase die chemische
Reaktion, welche den Farbstoff
Luciferin in Oxyluciferin umsetzt. Vorgängig
wird das Molekül durch den Energieträger
ATP aktiviert. Die Oxidation des
entstandenen Konjugats durch molekularen
Sauerstoff führt zu einem hochgespannten
Vierringheterozyklus, der zwei
Sauerstoffatome in Form einer Peroxigruppe
enthält. Dieses Intermediat ist
überaus reaktiv und zerfällt unter CO 2
-Abspaltung,
wobei Oxyluciferin im angeregten
Zustand gebildet wird. Bei dessen
Entspannung in den Grundzustand emittiert
das Molekül Licht, welches der energetischen
Differenz der beiden Zustände
entspricht. Zusammengefasst: Luciferin +
ATP + O 2
Oxyluciferin + AMP + CO 2
+ Licht.
Für eine effektive Leuchtwirkung lenken
Salzkristalle das produzierte Licht, analog
dem Spiegel des Leuchtturms, aus der
Zelle nach aussen.
Beim skizzierten Mechanismus scheint
es sich um einen generellen Prozess der
Lichterzeugung in der Natur zu handeln.
Die Erforschung der Biochemie hinter
dem autonomen Leuchten der unterschiedlichsten
Organismen nahm vor
mehr als 70 Jahren ihren Anfang. Luciferasen
treten in 17 unterschiedlichen Stämmen
und mindestens 700 vorwiegend
marinen Gattungen auf. Die technische
Herstellung von Biolumineszenzsystemen
zur Erforschung des Reaktionsmechanismus
ist aufgrund der komplexen molekularen
Struktur des Luciferins, beispielsweise
dem von Leuchtkäfern, aber recht
aufwändig.
Medizinische Anwendung
Anderseits hat Biolumineszenz die klassischen
Untersuchungstechniken von Enzymmechanismen
in den letzten 30 Jahren
revolutioniert. Was mit der Klonierung
von Luciferasegenen begann, entwickelte
sich mit dem Imaging zum Universalwerkzeug
für eine breite Palette von Fragestellungen
in der biologischen und medizinischen
Grundlagenforschung. Luciferasen
dienen als Detektoren zur Untersuchung
der Genregulation, wie auch zur Analyse
zellulärer Signalwege oder von Proteininteraktionen
und Proteinstabilität. Die
Messung des ATP-Gehalts ermöglicht,
vsao /asmac Journal 6/22 39
Fokus
Stoffwechselaktivität beziehungsweise
Via bilität von Zellen zu ermitteln. In der
Umweltanalytik lassen sich Bakterien auf
Oberflächen nachweisen. Mit rekombinanten
Luciferasen und neuen Substraten
hat man höhere Lichtausbeuten erzielt,
ein hochsensitiver Luciferasereporter ermöglicht
nun auch das Arbeiten unter
physiologischen Bedingungen und bei endogenen
Expressionsleveln.
Atem anhalten, blinken
Die Leuchtreaktion ist bei mehrzelligen
Organismen nervös gesteuert, sie erfolgt
in der Regel diskontinuierlich. Für Leuchtkäfer
konnte nachgewiesen werden, dass
sie auf exogene und auf endogene Einflüsse
mit willkürlichen oder unwillkürlichen
Nervenimpulsen reagieren. Zum
Aufleuchten unterbricht die Atmung in
den Mitochondrien, den zellulären Energiezentralen.
Dadurch setzt Sauerstoff die
Leuchtreaktion in Gang. Als Transmitter
fungiert Stickstoffmonoxid. Dieses wird,
wie der Leuchtstoff und das Enzym, in
den Photozyten bereitgestellt. Leuchtkäfer
verstehen sich aufs Energiesparen,
denn viele Arten besitzen weder einen
Verdauungstrakt noch Fresswerkzeug. Sie
zehren als adulte Käfer, während der
wenige Wochen dauernden Fortpflanzungszeit,
von den Fettreserven, die sie
sich in ihrem jahrelangen Vorleben als
Larven und Schneckenräuber angefressen
haben. Daher bewegen sie sich und leuchten
sie nur wenn nötig. Auf Grund der
kurzen Halbwertszeit von Stickstoffmonoxid
hält der Effekt nur kurze Zeit an.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils wird
die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, das
Licht geht wieder aus und die Zellatmung
wieder an.
Gemeinsam auf Partnersuche
Leuchtkäfer senden typischerweise periodische
Blinksignale oder Lichtblitze aus.
Der Blinkrhythmus und das Anordnungsmuster
der Leuchtorgane sind artspezifisch,
so kann die eigene Art erkannt werden,
dort, wo unterschiedliche Arten einen
Lebensraum gemeinsam nutzen. Bei
einigen Arten sind die Männchen in der
Lage, ihr Blinken zu synchronisieren,
nachdem sie scharenweise ein gut einsehbares
Gehölz angeflogen haben. Diese magische
Lightshow wird an Flussufern Südostasiens
geboten. Auch im amerikanischen
Great-Smoky-Mountains-Nationalpark
ist das Phänomen eine beliebte
Touristenattraktion. Die Käfer blinken etwa
zwei Mal pro Sekunde nach ihrer inneren
Uhr. Lange wurde gerätselt, welche
Funktion dieses erstaunliche Verhalten
haben könnte. Mit einem aufwändigen
Versuchsaufbau konnten US-Forscher unlängst
nachweisen, dass die Weibchen die
synchron blinkenden Männchen bei weitem
besser erkennen, als wenn diese ungeordnet
blinken würden.
Wie aber entsteht aus ungeordnetem
Durcheinander Tausender Individuen ein
synchrones Blinken? Befindet sich ein
Taktgeber im Schwarm, dem alle folgen?
Nein. Vielmehr sieht sich jeder Käfer veranlasst,
die innere Uhr, nach der er blinkt,
ein wenig vorzustellen, wenn er den Nachbarn
blinken sieht. Auf diese Weise soll ein
Riesenschwarm in Gleichtakt geraten? Ja,
so unglaublich wie einfach. Zunächst entstehen
auf diese Weise gemeinsam blinkende
Gruppen, dann entstehen daraus
Wellen, die sich allmählich glätten bis
ganze Lichterbäume stundenlang lautlos
pulsieren. Wahrlich eine unübersehbare
Einladung an die über sie hinweg fliegenden
Weibchen!
Kontakt: era__@web.de
Mehr zum Thema unter:
www.glühwürmchen.ch
Anzeige
Partnervermittlung mit Charme
persönlich · seriös · kompetent
Löwenstrasse 25, 8001 Zürich
044 534 19 50
Wir freuen uns auf Ihren Anruf.
Kathrin Grüneis
40
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Aurora borealis
Bild: vsao, Anna Wang
Fokus
Ins richtige Licht
gesetzt
Licht im Theater ist mehr als Beleuchtung. Licht ist ein wesentlicher
Bestandteil einer Inszenierung. Gefühle, Atmosphären,
das Vergehen der Zeit und vieles mehr kann mit der richtigen Farbgebung
und Lichtführung ausgedrückt werden. Und verstärkt beim
Publikum oftmals unbemerkt das Erlebnis.
Fiona Zolg, geprüfte Meisterin der Veranstaltungstechnik, Fachrichtung Beleuchtung
Licht im Theater ist für mich –
neben der augenscheinlichen
Rolle des Erhellens und Beleuchtens
– die Unterstützung
der Emotionen in der Inszenierung. Etwas
kann grell, kalt, unfreundlich ausgeleuchtet
werden oder Wärme und Geborgenheit
ausstrahlen. Dazwischen gibt es
unendlich viele Farben, dank denen beim
Publikum – meist unbewusst – unterschiedlichste
Gefühle wachgerufen werden
können.
Um also einer Inszenierung oder einer
bestimmten Szene den richtigen «Ton» zu
geben, ist es wichtig, die richtige Farbkorrektur
zu wählen. Die Farbtemperatur wird
durch eine leichte Verschiebung des Lichtes
in eine kühlere (bläulich, grünlich)
oder wärmere (gelblich, rosig) Richtung
korrigiert. Diese Verschiebung wird von
den Zusehenden oft nicht bewusst wahrgenommen.
Es ist mehr ein Gefühl, das im
Raum entsteht und im Idealfall die Idee
der Szene subtil unterstützt bzw. verstärkt,
ohne dabei plump zu wirken.
Neben der Farbkorrektur ist die Wahl
der Lichtrichtung eine weitere wichtige
Entscheidung. Oft leuchte ich eine Szene
regelmässig aus und setze dann ein Führungslicht.
Das ist eine Lichtquelle, die
den wesentlichen Anhaltspunkt für die
Stimmung der Szene vermittelt. Das Führungslicht
kann natürliches Licht wie Sonneneinstrahlung
oder alltägliche Beleuchtung
(Stehlampe) imitieren oder die Änderung
der Tageszeit oder das Vergehen der
Zeit allgemein anzeigen.
Je nach Szene setze ich zusätzlich ein
Spitzlicht, also eine Lichtquelle, die dem
zu beleuchtenden Objekt eine Tiefenzuordnung
ermöglicht. Zum Beispiel ein
Licht von hinten und oben, um die Konturen
von Körpern und Objekten herauszuheben.
Typischerweise wird im klassischen
Ballett oft mit beidseitigem Seitenlicht
beleuchtet, um die Körper der Tänzerinnen
zu modellieren.
Das Spiel mit der Lichtrichtung kann
im zeitgenössischen Tanz deutlich stärker
angewandt werden als im Sprechtheater.
Während im Tanz der Körper als Ganzes
dem Ausdruck dient, ist im Sprechtheater
die Mimik wichtig, entsprechend sollte das
Gesicht regelmässig ausgeleuchtet sein.
Licht in «Für immer und nie»
In diesem Artikel zeige ich Bilder der
Tanzproduktion «Für immer und nie» von
Kumpane, in der das Licht richtig spielen
darf und ein eigenständiger Player ist. Die
Fotos stammen von der Bühnenbildnerin
Angelica Paz Soldan und werden von
Kumpane zur Verfügung gestellt. Die
Tanzcompanie Kumpane mit den Kernfiguren
Tina Beyeler (Choreographie und
Performance) und Andri Beyeler (Autor
und Dramaturg) arbeitet an der Schnittstelle
von modernem Tanz und Sprechtheater
(www.kumpane.ch).
Farbnuancen werden in dieser Fotoserie
eher zu Farben. Dies geschieht durch
den direkten Vergleich. Im Theater interpretiert
das Auge die Bühne relativ schnell
als farblos, weil ein Vergleich fehlt.
Die Erarbeitung dieses Lichtkonzeptes
beginnt für mich mit dem Erstgespräch
mit der künstlerischen Leiterin und Choreographin
Tina Beyeler. Von ihr erfahre
ich das Thema, den Eindruck, den sie mit
der Inszenierung erreichen will, und mit
welchen Bildern, Texten und Aspekten des
Themas sie die Zuschauer auf welche Art
berühren möchte. Dazu kommen visuelle
Aspekte: Wie viele Performerinnen in welchen
Kostümen auftreten und – für mich
zentral – vor welchem Bühnenbild. In der
Regel baut die Bühnenbildnerin ein Modell,
damit alle die Farben- und Grössenverhältnisse
sehen können.
Als Nächstes folgen Probenbesuche.
Es ist meine grundsätzliche Aufgabe, die
Szene im Proberaum zu interpretieren und
entsprechende Rückschlüsse für das Licht
zu ziehen. Am Schluss der Proben zeichne
ich einen Lichtplan, der vor Ort im Theater
realisiert wird. Während der Endproben –
das sind Proben, die im eingerichteten
Theater stattfinden – werden die ganzen
technischen Abläufe erarbeitet, angepasst
und geübt. Dann ist das Lichtkonzept bereit
und wird dokumentiert, um auf Gastspielen
wiederholt werden zu können.
42
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Das Stück «Für immer und nie» beginnt mit einer schlafenden
Person. Das Blau steht für die Nacht, deutlich sieht man die
Person, welche in ihrem Bett liegt. Hier wird die Tänzerin mit
klarem Lichtfokus herausgehoben.
Die Szene entwickelt sich weiter, das Bühnenbild wird verändert
und belebt, die Tänzerinnen eignen es sich an. Hier sieht man
die Bühne neutral beleuchtet, die Zuschauer können sich einen
Überblick verschaffen, die Bühne kennen lernen, ebenso die
Figuren und die Requisiten.
In dieser Inszenierung findet ein gemütlicher Abend statt – das
Licht ist freundlich –, aber irgendwann entwickelt sich ein Streit,
bei dem das Licht mit einem leicht grünlichen Schleier ergänzt
wird. Die Wärme entweicht aus dem Raum, die Spannung wird
visualisiert, wahrnehmbar, ohne sich aufzudrängen. Es wird
vom Publikum nicht aktiv wahrgenommen, dass das Licht den
Vorgang auf der Bühne verstärkt, aber irgendwann fällt vielleicht
auf, dass neue Emotionen den Raum erfüllen. Alles erscheint
kühler, farbloser. Was hier mit dem Grün deutlich sichtbar ist,
etabliert sich in der Realität über Minuten und wird nicht als
Wechsel wahrgenommen.
In dieser Szene ist die Lichtrichtung von starker Bedeutung.
Einerseits wird die Bühnenfläche mit Gegenlicht in kaltem Licht
ausgeleuchtet (Spitzlicht), andererseits wird die hintere Wand
vom Boden vorne links dunkelblau angeleuchtet. Erkannt werden
kann die Lichtrichtung über die Schatten. Der grosse Schatten
an der Wand kommt von der sitzenden Tänzerin, welche noch
einen zweiten klaren Schatten in Richtung Zuschauerraum wirft.
Dieser wird vom Gegenlicht geschaffen.
Fotos: zvg
Dies ist eine Farbspielerei. Durch eine additive Farbmischung
(die Mischung der Farben ist heller als die einzelnen Farben) wird
eine hellblaue Wand erzeugt: Das geschieht durch die Mischung
von Grüngelb und Blau, wie an den Schatten deutlich erkennbar
ist. In der Inszenierung wird eine innere Zerrissenheit dargestellt
und durch das Licht unterstützt. Die Tänzerin agiert dabei teilweise
auch mit ihren Schatten, wie bei einer Art Schattenboxen.
Dies ist der versöhnliche Schluss der Inszenierung. Was hier als
starke Einfärbung in Rosa erscheint, geschieht durch die Linse
der Kamera. Das Auge interpretiert die Bühne in der Realität eher
als farblos, aber weich und freundlich.
vsao /asmac Journal 6/22 43
Fokus
Kunstlicht macht die Nächte immer heller – das
kann das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.
Hier das nächtliche Baden (AG).
Helle Nächte
Trotz der derzeitigen Sparmassnahmen wird die Dunkelheit
zunehmend aus der Nacht gedrängt. Wo Flutlicht und Leuchtreklamen
sich ausbreiten, wird es heller und heller. Die Lichtverschmutzung
hat Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Doch es gibt Strategien,
um sie einzudämmen.
Ümit Yoker
Die Leuchtreklame am Bahnhof
oder das Flutlicht der
Sportanlage, der Fernsehturm
oder die blinkende
Weihnachtsgirlande der Nachbarin: Wenn
wir die Nacht beleuchten, spüren das
Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Lichtverschmutzung
nimmt weltweit jedes
Jahr um zwei bis sechs Prozent zu, wahrscheinlich
rascher als jede andere Form
von Umweltverschmutzung, wie es in einer
Publikation des Bundesamtes für Umwelt
heisst.
Wie sich Lichtverschmutzung auswirkt,
lässt sich heute kaum abschätzen.
Was zu viel Licht in der Nacht mit uns und
anderen Lebewesen macht, hängt nicht
nur davon ab, wie intensiv dieses scheint,
wie es sich zusammensetzt oder wie lange
und wo es eingesetzt wird, sondern auch
davon, wie lichtempfindlich und anpassungsfähig
Organismen sind.
Fest steht: Licht in der Nacht bringt
Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. «Die
Lichtverschmutzung verändert, wie Arten
interagieren und sich Artengemeinschaften
zusammensetzen», sagt die Ökologin Eva
Knop, Privatdozentin an der Universität Zürich
und Teamleiterin am Forschungszentrum
Agroscope. Denn viele physiologische
Vorgänge wie das Wachstum oder der Stoffwechsel
sind dem natürlichen Rhythmus
von Tag und Nacht angepasst.
Zugvögel in Eile, Ratten mit
Schwermut
Wenn der Dunkelheit weniger Raum
bleibt, dürfte die Biodiversität abnehmen
und die Homogenisierung weiter fort-
Bild: Adobe Stock
44
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
schreiten. Will heissen: Häufige, besonders
anpassungsfähige Tier- und Pflanzenarten
werden noch häufiger, seltene noch
seltener. Leiden dürften vor allem jene
Arten, deren Leben sich nach Sonnenuntergang
abspielt. Das sind viele: Fast
zwei Drittel aller wirbellosen Tiere sind in
der Dämmerung oder nachts aktiv. Bei den
Wirbeltieren ist es ein Drittel. Dazu gehören
alle Fledermäuse und beinahe alle
Amphibien. Obwohl es noch wenig gesicherte
Erkenntnisse zu den Folgen künstlichen
Lichts auf Flora und Fauna gibt,
sind einzelne Wirkungen bekannt.
So stellte man zum Beispiel schon in
den 1930er-Jahren fest, dass direkt von
Strassenlaternen beschienene Äste im
Frühjahr früher austreiben und im Herbst
später Laub abwerfen, was sie anfälliger
für Frost und Schäden macht. Ist es nachts
zu hell, bleibt sehr lichtempfindlichen
Fledermäusen wie etwa der Kleinen Hufeisennase
weniger Zeit für die Beutesuche,
Zugvögel kommen zu früh in ihrem
Brutgebiet an und Ratten entwickeln Symptome
einer Depression.
Künstliches Licht beeinflusst selbst
Lebewesen, die ausschliesslich am Tag aktiv
sind, wie Eva Knop und ihr Team nun
nachweisen konnten: Werden Wiesen
nachts von einer Strassenlampe beschienen,
benehmen sich tagaktive Insekten
anders: Wildbienen, Fliegen und Käfer bestäuben
bestimmte Pflanzen wie Baldrian,
Kohldistel und Einjähriges Berufkraut
deutlich seltener, wenn diese künstlichem
Licht ausgesetzt waren. Der violett blühende
Wald-Storchschnabel hingegen bekommt
nach einer Nacht im Laternenschein
zwar gleich häufig Besuch, zieht
aber mehr Käfer und weniger Fliegen an.
tiv macht. «Solch vermeintlich kleine Veränderungen
könnten sich langfristig auf
den Bestand von Wildpflanzen auswirken
und eventuell auch auf den Ertrag von
landwirtschaftlichen Kulturen», gibt Knop
zu bedenken. Bisher fehlen dazu jedoch
die Daten.
Wenn die natürliche Ordnung durch
Kunstlicht durcheinandergerät, ist das
nicht für alle betroffenen Lebewesen ein
Nachteil. So gab es im Experiment von
Knop auch Pflanzen, die profitierten: Die
Wilde Möhre etwa wurde nun deutlich
häufiger bestäubt, vor allem Fliegen fanden
sie anziehender. Doch die Vorteile
heller Nächte sind nicht immer von Dauer:
Beleuchtete Garageneinfahrten und Fassaden
erleichtern so mancher Spinne die
Beutesuche – einige nehmen jedoch angesichts
des üppigen Angebots dann so
schnell an Umfang zu, dass sie ihre eigene
Häutung nicht mehr überleben.
Anzeige
Beeinträchtigter Schlaf
Die wenig lichtscheue Zwergfledermaus
findet an Strassenlaternen zwar mehr Falter,
als sie fressen kann. Wenn aber ihr
Speiseplan nur noch aus diesen besteht,
geht ihr bald der Nachschub an Faltern
aus. Und der Singvogel im Stadtpark, der
morgens schon lange vor seinen Kollegen
aus dunkleren Gegenden potenzielle Partnerinnen
bezirzt, zeugt zwar früher und
mehr Nachwuchs, dafür kommt dieser
nicht dann zur Welt, wenn auch am meisten
Nahrung verfügbar wäre.
Auch wir Menschen spüren die Folgen,
wenn die Nacht zunehmend zum Tag
wird. «Licht mit hohem Blauanteil kann
den Schlaf beeinträchtigen und Stoffwechselprozesse
stören», sagt Eva Knop.
Wir gehen später ins Bett, schlafen weniger
tief und lang, der Körper schüttet weniger
Melatonin aus. Dieses Hormon spielt
nicht nur eine entscheidende Rolle für un-
Schädlinge abwehren
Wie beeinflusst die nächtliche Helligkeit,
was Bienen und Käfer tagsüber so tun? Genau
dieser Frage geht das Forschungsteam
um Knop derzeit im Rahmen des Universitären
Forschungsschwerpunkts «Globaler
Wandel und Biodiversität» nach: «Möglich
ist, dass die nächtliche Beleuchtung verändert,
in welcher Zusammensetzung und
welchem Rhythmus die Pflanzen tagsüber
ihren Duft ausströmen», sagt die Biologin.
Da dieser je nach Helligkeit zum Beispiel
eher Bestäuber anlockt oder Schädlinge
abwehrt, ist der Verlauf allenfalls nicht
mehr optimal auf den Tag abgeglichen.
Es könnte aber auch sein, dass Herbivoren
wie etwa Schnecken bei Kunstlicht
mehr Blüten und Blätter anknabbern, was
die Pflanze für Bestäuber weniger attrak-
vsao /asmac Journal 6/22 45
Fokus
Intelligent beleuchten
Die Lichtverschmutzung nimmt auch
in der Schweiz weiter zu. Grund dafür
ist vor allem die fortschreitende Urbanisierung
des Landes – ebenso aber
die Umstellung auf LED, wie die Ökologin
Eva Knop von der UZH sagt. Es
gibt also immer weniger natürlich
dunkle Flächen in der Nacht – gleichzeitig
wird es in den beleuchteten
Gebieten stetig heller.
seren Schlaf, sondern wirkt auch bei der
körpereigenen Abwehr von Krebszellen
mit. Ob zu viel künstliche Beleuchtung
tatsächlich die Wahrscheinlichkeit einer
Krebserkrankung erhöht, ist jedoch noch
unklar.
Natürliche Nachtdunkelheit erleben
Konkrete Gesetze zur Lichtverschmutzung
gibt es in der Schweiz bislang keine.
Leitplanken setzen das Umweltschutzgesetz
und das Natur- und Heimatschutzgesetz
sowie Empfehlungen des Bundesamts
für Umwelt zur Vermeidung von Lichtemissionen.
In den vergangenen Jahren
sind jedoch zahlreiche Projekte und Richtlinien
auf Initiative von einzelnen Bürgerinnen
und Bürgern, Gemeinden, Regionen
und Organisationen wie Dark-Sky
Switzerland entstanden. Eva Knop sagt
dazu: «Das Bewusstsein für die Problematik
hat spürbar zugenommen.»
Im Zentrum solcher Initiativen steht,
die Lichtmenge sowohl zeitlich, räumlich
als auch in Intensität und Farbe präziser
an den tatsächlichen Bedarf anzupassen
und direkte Strahlung in den Himmel zu
vermeiden. So hat sich etwa die Gemeinde
Fläsch GR bei der Erneuerung ihrer Strassenbeleuchtung
bewusst dafür entschieden,
sensible Orte wie etwa ihren Kirchturm,
der eine Kolonie gefährdeter Mausohren
beherbergt, nicht zu beleuchten.
Der Naturpark Gantrisch möchte als erster
Sternenpark der Schweiz die Bevölkerung
für den Einfluss künstlichen Lichts auf
Flora und Fauna sensibilisieren und das
Erlebnis natürlicher Nachtdunkelheit zurückbringen.
Dunkle Zonen definieren
Auch im Kanton Zürich soll das Thema
Lichtverschmutzung verbindlicher angegangen
werden. Die Baudirektion hat den
Auftrag erhalten, in den kommenden zwei
Jahren die gesetzlichen Grundlagen auszuarbeiten
und etwa im Richtplan dunkle
Zonen zu definieren. Die Stadt Zürich gehörte
2004 zu den ersten Städten in Europa,
die mit einem Plan Lumière ihre Beleuchtung
besser koordinieren und bewusster
gestalten wollen. Solche Konzepte
dienten am Anfang vor allem dem Standortmarketing.
Mittlerweile haben ökologische
und energetische Überlegungen
mehr Gewicht erhalten. Zahlreiche weitere
grosse und kleine Städte der Schweiz
haben inzwischen ähnliche Leitbilder
ausgearbeitet.
Dieser Artikel ist zuerst im UZH Magazin
erschienen (UZH Magazin 1/22, Universität
Zürich).
LED ist laut Knop vor allem deshalb
problematisch, weil kurzwelliges Licht
mit einem höheren Blauanteil stärker
in der Atmosphäre streut als etwa
Halogenleuchten oder die für Strassenlaternen
bisher üblichen Natriumdampflampen,
deren Licht ins
Orange geht. Hinzu kommt, dass LED
als energieeffizientere und günstige
Art der Beleuchtung auch Private dazu
verleitet, den eigenen Garten oder
Balkon öfter und länger zu erhellen als
bisher.
Gleichzeitig birgt LED, richtig eingesetzt,
grosses Potenzial zur Vermeidung
von unerwünschten Lichtemissionen.
Es lässt sich gezielter ausrichten
als andere Beleuchtungen, ohne
Verzögerung ein- und ausschalten und
sehr genau in seiner Intensität und
Farbzusammensetzung steuern.
Schon vor einigen Jahren haben etwa
die Stadtwerke St. Gallen an einer
naturnahen Strasse deshalb eine
volldynamisch und intelligent gesteuerte
LED-Beleuchtung eingeführt: Sie
erfasst nicht nur, ob sich eine Person
nähert, sondern auch, ob diese zu
Fuss, auf dem Velo oder mit dem Auto
unterwegs ist.
Je nachdem werden dann zwei oder
mehrere Strassenlampen auf mittleres
oder maximales Helligkeitsniveau
hochgeregelt – sodass der Person ein
Lichtteppich vorausgeht – um danach
wieder auf eine zur Orientierung
ausreichende Grundeinstellung abgesenkt
oder in den Ruhezustand versetzt
zu werden, in dem die Lampen
kein Licht abgeben.
Bild: Adobe Stock
46
6/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Aurora borealis
Bild: vsao, Anna Wang
Perspektiven
Aktuelles aus der Immunologie:
Immuntherapie zur Behandlung von Sarkomen
Neue Therapien
und ihre Grenzen
Die neueren Formen der Immuntherapie gelten als vielversprechende
Waffe im Kampf gegen einzelne Tumorarten. Was die Sarkome angeht,
ist der Erfolg momentan trotz intensiver Forschung noch eher bescheiden.
Selbst wenn derzeit nur eine Minderheit der Sarkompatienten
von der Immuntherapie profitieren kann, sollte das nicht davon abhalten,
in diese Richtung weiterzugehen.
Dr. med. Armelle Dufresne MD PhD, Centre Leon Berard Lyon
Die Entwicklung der Immuntherapie,
darunter Immuncheckpoint-Inhibitoren
(ICI),
die PD1/PD-L1 und CTLA-4
blockieren, und die adoptiven Zelltherapien,
haben völlig neue Möglichkeiten in
der Krebsbehandlung geschaffen, die eine
erstaunliche Aktivität bei zahlreichen soliden
und hämatologischen Malignomen
aufweisen. Sarkome, eine seltene und heterogene
Gruppe von über 150 verschiedenen
Knochen- und Weichteilkrebsarten,
gelten seit langem als sensitiv gegenüber
Immunerkennung. In diesem Zusammenhang
wurden in den letzten fünf Jahren
zahlreiche klinische Studien durchgeführt,
um die Wirksamkeit der Immuntherapie
bei Weichteilsarkomen und Knochensarkomen
zu erforschen. Die ersten
klinischen Studien, in denen ICI als Mono-
oder Kombinationstherapie bei nicht
ausgewählten Sarkomen bewertet wurden,
waren mit Gesamtansprechraten von
10 bis 20 Prozent enttäuschend. Die pivotale
Phase-2-Studie mit Pembrolizumab
bei Knochen- und Weichteilsarkomen
zeigte ein Ansprechen bei 4 von 10 Patienten
mit einem plenomorphen undifferenzierten
Sarkom und bei 2 von 10 Patienten
mit einem entdifferenzierten Liposarkom.
Eine minimale Aktivität wurde bei
Synovialosarkomen, Leiomyosarkomen
und Knochensarkomen beobachtet. Kurz
darauf bestätigte eine Phase-II-Studie, in
der Nivolumab mit einer Kombination
aus Ipilimumab und Nivolumab verglichen
wurde, die niedrigen Ansprechraten
mit Nivolumab allein. Allerdings erreichten
6 von 38 Patienten, die mit der Kombination
aus Ipilimumab und Nivolumab
behandelt wurden, ein objektives Ansprechen,
dies jedoch auf Kosten einer höheren
Toxizität. Diese bescheidene Wirksamkeit
lässt sich dadurch erklären, dass
die meisten Sarkome eine geringe Immuninfiltration
und eine geringe oder durch
Translokationen verursachte Tumormutationslast
aufweisen, was das Vorhandensein
von Neoantigenen, die für die
Aktivierung der Immunantworten nützlich
sind, einschränken kann.
Um dieses Hindernis zu umgehen, fokussiert
sich die aktuelle klinische Forschung
auf drei verschiedene strategische
Ausrichtungen:
Kombination von Therapien
Mehrere klinische Studien evaluieren die
Kombination von ICI mit anderen Krebstherapien.
Es geht darum, die Produktion
von Neoantigenen durch Krebsbehandlungen,
die einen sogenannten «immunogenen»
Zelltod auslösen, zu stimulieren.
Als Beispiele seien hier Chemotherapien
(Anthrazykline, wirksam für Sarkome),
Strahlentherapie, Tyrosinkinaseinhibitoren
erwähnt. Letztere haben häufig eine
antiangiogene Wirkung und sind in der
Lage, die Mikroumgebung des Tumors zu
verändern, was auch die Wirksamkeit der
Immuntherapie steigern kann. Derzeit
laufen mehrere Kombinationsstudien. Einige
davon in der neoadjuvanten Phase
der Sarkombehandlung: Durch die biologische
Analyse von Operationspräparaten,
die diesen Behandlungen unterzogen
wurden, kann man viel über die Mechanismen
der Wirksamkeit und Resistenz
gegenüber der Immuntherapie erfahren.
Adoptive Zelltherapie
Einer der grundlegenden Immunmechanismen,
der die Aktivität der Immuntherapie
bei Sarkomen einschränkt, hängt
mit dem Mangel an Neoantigenen oder
deren geringer Erkennung durch das Immunsystem
zusammen. Adoptive Zelltherapien
versuchen diesen Schritt zu umgehen,
indem nach der Verabreichung einer
lymphodepletierenden Chemotherapie
eine grosse Menge autologer T-Zellen injiziert
wird, die aus dem Primärtumor oder
aus dem peripheren Blut des Patienten gewonnen
wurden und spezifisch auf ein
Tumorantigen abzielen. Zu den adoptiven
Zellprodukten können T-Zell-Rezeptoren,
chimäre Antigenrezeptor-T-Zelltherapien
(CAR), tumorinfiltrierende Lymphozyten
(TIL) und natürliche Killerzellen (NK) ge-
48
6/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Bild: Adobe Stock
hören. NY-ESO-1 und MAGE A4 sind zwei
Testis-Antigene, die an der immunologischen
Reifung beteiligt sind und deren Expression
typischerweise auf embryonale
Keimzellen beschränkt ist. Es wurde gezeigt,
dass es eine Überexpression dieser
beiden Antigene bei Synovialosarkomen
und myxoiden Liposarkomen gibt. In zwei
klinischen Studien an Patienten mit
metastasierendem Synovialsarkom, die
(HLA)-A*02-positive Tumoren aufwiesen
und NY-ESO-1 oder MAGE A4 exprimierten,
führte die TCR-T-Zelltherapie zu häufigen
und lang anhaltenden Reaktionen
ohne übermässige Toxizität. Obwohl diese
Strategien sehr vielversprechend sind,
werden sie durch die Häufigkeit der
HLA-Allele in der Allgemeinbevölkerung
eingeschränkt. Lediglich zwei Sarkomsubtypen
exprimieren diese Zielstrukturen
zuverlässig.
Klinische Studien
Verschiedene klinische Studien sowie
mehrere in der Literatur berichtete Fälle
haben die rasche Identifikation einiger
Sarkomsubtypen ermöglicht, die besonders
empfindlich auf eine Immuntherapie
reagieren: alveoläre Weichteilsarkome,
Chordome oder Angiosarkome. Mehr als
150 Patienten mit alveolären Weichteilsarkomen
wurden in klinischen Studien
unter Einbeziehung von PD1/PD-L1-Antikörpern
behandelt, wobei die Ansprechrate
von 7,1 bis über 50 Prozent reichte. Die
Wirksamkeit bei alveolären Weichteilsarkomen
oder Chordomen ist schwer zu
erklären. Ancillary Studies in Verbindung
mit klinischen Studien versuchen Faktoren
zu identifizieren, die ein Ansprechen
vorhersagen. Bei Angiosarkomen bildeten
mehrere retrospektive Serien und die
genetische Profilierung von Patienten,
die Signaturen häufiger UV-Läsionen in
den Hautuntertypen identifizierten, die
Grundlage für eine Expansionskohorte
in der doppelten Anti-CTLA-4- und
Anti-PD1-Blockade. Bei 16 auswertbaren
Patienten lag die Gesamtansprechrate bei
25 Prozent, aber 3 von 5 Patienten mit
primärem kutanem Angiosarkom der
Kopf- und Gesichtshaut erreichten ein
bestätigtes Ansprechen mit einer sechsmonatigen
progressionsfreien Überlebensrate
von 38 Prozent.
Zuverlässige Vorhersagen
Diese klinischen Entwicklungen laufen
natürlich parallel zu biologischen Studien,
die darauf abzielen, Biomarker für
das Ansprechen zu identifizieren. Der
PD1/PDL1-Spiegel in Tumorzellen oder
der Immunmikroumgebung ist bislang
unzuverlässig, um die Wirksamkeit einer
Immuntherapie vorherzusagen. Dasselbe
gilt für die tumorinfiltrierenden Lymphozyten
(TIL). Offen bleibt auch der prädiktive
Effekt der Tumormutationslast. Dieser
soll bei einer Minderheit der Sarkome
hoch sein. Der bislang vielversprechendste
Biomarker ist mit dem Vorhandensein
von tertiären lymphoiden Strukturen,
den sogenannten TLS, in der Tumormikroumgebung
verbunden. Eine Studie, in
welcher Pembrolizumab mit metronomischem
Cyclophosphamid kombiniert
wurde, wies einen Anstieg der objektiven
Ansprechrate um bis zu 30 Prozent auf,
wenn die Patienten aufgrund des Vorhandenseins
von TLS ausgewählt wurden.
Auch wenn letztendlich nur eine Minderheit
der Sarkompatienten von einer
Immuntherapie profitieren kann, ist es
angesichts der Schwere dieser Erkrankung
unerlässlich, dass wir unsere Bemühungen
fortsetzen, um diese Patienten zu
identifizieren und ihnen die wirksamste
auf sie zugeschnittene Behandlung, die in
eine globale Therapiestrategie integriert
ist, anzubieten.
vsao /asmac Journal 6/22 49
Privat
Hausrat
Privathaftpflicht
Rechtsschutz
Gebäude
Wertsachen / Kunst
Motorfahrzeug
Ausland / Expat
Reise / Assistance
Krankenkasse
Taggeld
Unfall
Leben
Stellenunterbruch
Beruf
Arztpraxis
Gebäude
Berufshaftpflicht
Rechtsschutz
Cyber
Taggeld
Unfall
Nutzen Sie unsere Kooperationspartner
und profitieren Sie von den Vorteilen
und Rabatten:
– Allianz Suisse
– AXA-ARAG
– Concordia
– Helvetia
– Innova
– ÖKK
– Schweizerische Ärzte-Krankenkasse
– Swica
– Versicherung der Schweizer Ärzte
Genossenschaft
– Visana
– ZURICH
Falls Sie bereits eine Versicherung bei
einer der oben genannten Versicherungen
besitzen, dann prüfen Sie einen
Übertritt in unsere Kollektivverträge.
Wir unterstützen Sie gerne dabei.
Exklusive Lösungen für mediservice vsao-asmac-Mitglieder
031 350 44 22 – wir sind für Sie da.
info@mediservice-vsao.ch, www.mediservice-vsao.ch
Perspektiven
Aus der «Praxis»*
Die Gicht und ihr
Management in der
Praxis
Thomas Langenegger 1 , Andreas Krebs 2 , Thomas Rosemann 3 , Thomas Hügle 4
und Johannes von Kempis 5
Hintergrund
Bei der Gicht kommt es als Folge eines anhaltend
erhöhten Serumharnsäurespiegels
zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen,
bevorzugt in Gelenken, aber auch
in vielen anderen Geweben wie z. B. Bursae,
Sehnen und Nieren. Epidemiologischen
Studien zufolge stellt die Gicht eine
verbreitete Erkrankung dar, deren Prävalenz
– je nach Land – bei 0,9–2,5 % liegt
[1–3]. Männer sind dabei deutlich häu figer
betroffen als Frauen und die Prävalenz
steigt mit zunehmendem Alter [3]. Daten
aus Grossbritannien und Ita lien machen
deutlich, dass sowohl die Prävalenz als
auch die Inzidenz der Gicht in den vergangenen
Jahren deutlich zugenommen hat
[3]. Eine Hyperurikämie, mit oder ohne
Kristallablagerungen, geht mit einem erhöhten
Risiko für die Entwicklung renaler,
kardiovaskulärer und metabolischer Komplikationen
sowie einer erhöhten kardiovaskulären
und Gesamtmortalität einher
[4, 5]. Anhand einer für die amerikanische
Bevölkerung repräsentativen Stichprobe
konnte gezeigt werden, dass bei Patienten
1
Medizinische Klinik, Zuger Kantonsspital AG,
Baar
2
Rheumatologische Praxis, Kloten und Klinik für
Rheumatologie, Universitätsspital Zürich
3
Institut für Hausarztmedizin, Universität Zürich
4
Service de rhumatologie, Centre hospitalier
universitaire vaudois (CHUV), Lausanne
5
Klinik für Rheumatologie, Kantonsspital
St. Gallen
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis»
(2020; 109 [6] 439–445). mediservice vsao-
Mitglieder können die «Praxis» zu äusserst
günstigen Konditionen abonnieren. Details
s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.
mit einem Serumharnsäurespiegel in der
höchsten Kategorie (≥600 µmol/l) häufig
Komorbiditäten wie eine chronische Niereninsuffizienz
≥ Stadium 2 (bei 86 %), eine
Hypertonie (66 %), eine Adipositas (65 %),
eine Herzinsuffizienz oder ein Diabetes (je
33 %) bestanden und die Inzidenz von
Myokardinfarkten oder Apolexen erhöht
war (23 bzw. 12 %) [6]. Nicht zuletzt ist erwähnenswert,
dass eine Gichterkrankung
mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität
einhergeht [7]. Unter diesen
Gesichtspunkten kommt dem adäquaten
Management der Hyperurikämie bei
Gichtpatienten, neben der Behandlung
der akuten Gichtattacke, eine grosse Bedeutung
zu.
Diagnose der akuten Gichtattacke
In den meisten Fällen präsentieren sich
Gichtpatienten mit einer akuten Monarthritis;
in 50 % der Fälle ist das Grosszehengrundgelenk
(Podagra) betroffen (Abbildung
1). Aber auch das Knie sowie das
obere Sprunggelenk stellen klas sische
Gicht-Lokalisationen dar (in 10–15 % der
Fälle). Klinisch zeigt sich neben der Arthritis
häufig eine ausge prägte periartikuläre
Schwellung und Rötung, sodass die
Abgrenzung zu einem Infekt (septische
Arthritis oder Erysipel) in der Praxis oft
schwierig ist (Abbildung 2). Als diagnostischer
Goldstandard bei Gicht wird der
Nachweis der Kristalle in der Gelenksflüssigkeit
durch die Polarisationsmikroskopie
angegeben, wobei die Sensitivität des
Kristallnachweises sehr laborabhängig ist
und zwischen 60 und 80 % liegt [8–10]. Die
Gelenkspunktion dient gleichzeitig auch
Abbildung 1. Akuter Gichtanfall eines Grosszehengrundgelenks.
zum Ausschluss einer septischen Arthritis.
Im Wei teren können bildgebende Verfahren
diagnostisch hilfreich sein. Dabei
ist vor allem der hochauflösende Ultraschall
(typische Doppelkonturen) von
Nutzen (Abbildung 3). In diagnostisch unklaren
Situationen, vor allem bei längerer
Krankheitsdauer, kann die Dual-Energy-Computertomografie
(DECT) Uratablagerungen
abbilden (Abbildung 4). Das
konventionelle Röntgen spielt bei der akuten
Gicht keine Rolle, kann aber beim Vorliegen
einer chronisch tophösen Gicht
spezifische Destruktionen (z. B. Erosionen
in Form von «Overhanging Edges») darstellen.
Von der EULAR (European League
Against Rheumatism) und dem ACR
(American College of Rheumatology) wurden
gemeinsam verschiedene klinische
Parameter definiert, die im Alltag die Diagnose
einer Gicht ohne Mikroskopie ermöglichen
sollen. Allerdings weisen diese
Kriterien eine geringere Sensitivität und
Spezifität auf als der Kristallnachweis [11].
Die EULAR empfiehlt in ihren aktuellen
Richtlinien, dass jeder Gichtpatient zu-
vsao /asmac Journal 6/22 51
Perspektiven
Medikamente sind in der Indikation akutem
Gichtschub off-label und bedürfen
einer Kostengutsprache der Krankenkasse.
Die Wahl des oralen Medikaments sollte
auf allfällig vorliegenden Kontraindikationen,
den Erfahrungen des Pa tienten bei
früheren At tacken, der Zeit seit Beginn der
Attacke und der Anzahl und Art der betroffenen
Gelenke basieren [12].
Abbildung 2. Beispiele einer Gicht-Oligoarthritis
der Hand. Klinisch imponiert jeweils eine
starke Weichteilschwellung und -Rötung im
Bereich des Handrückens, die leicht mit einem
Erysipel verwechselt werden kann. Im Ultraschall
zeigte sich bei beiden Patienten jeweils
eine MCP- und PIP-Arthritis. Im unteren Bild ist
eine tophöse Gicht zu sehen; im Aspirat
Nachweis von Tophusmaterial voller Uratkristalle
(Bildausschnitt).
dem systematisch auf das Vorliegen assoziierter
Komorbiditäten und kardiovaskulärer
Risikofaktoren untersucht werden
sollte [12].
Management der akuten Gichtattacke
Eine akute Gichtattacke sollte möglichst
rasch nach Auftreten der ersten Symptome
pharmakologisch behandelt werden
[8]. Aktuelle Richtlinien empfehlen dazu
nicht-stero idale Antirheumatika (NSAR),
perorale Steroide in einer Dosierung von
20–40 mg Prednisonäquivalent für 3–6
Tage oder Colchizin 6 [8, 12]. Die Infiltration
von Kor tikoiden ist bei der Gicht-Monarthritis
besonders schnell hilfreich und
kann auch bei dem Podagra durchgeführt
werden. Sind NSAR, Steroide und Colchizin
6 kontraindiziert, wie z. B. bei Diabetikern
mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz,
kann in Zusammenarbeit mit einem
Rheumatologen ausnahmsweise off-label
ein Interleukin-1-Hemmer (Anakinra oder
Canakinumab) subkutan eingesetzt werden
[12]. Canakinumab (Ilaris®) ist in der
Schweiz zur Behandlung von sel tenen periodischen
Fiebersymptomen zugelassen;
Anakinra (Kineret®) jedoch nicht. Beide
6
In der Schweiz nicht zugelassen,
über Apotheken erhältlich.
Management der Hyperurikämie
Nicht-medikamentöse Massnahmen
Verschiedene Arbeiten zeigten, dass Lebensstil-
und Ernährungsfaktoren das Risiko
für das Entstehen einer Hyperurikämie
bzw. Gicht beeinflussen [13]. Deshalb
sollte das Management der Patienten
neben den medikamen tösen auch
nicht-medikamentöse Massnahmen beinhalten.
Internationale Richtlinien empfehlen
in diesem Zusammenhang, dass
Patienten mit Hyperurikämie/Gicht ihren
Konsum von purinreichen Nahrungsmitteln
wie Fleisch oder Meeresfrüchte einschränken
und als Proteinquellen fettreduzierte
Milchprodukte bevorzugen sollten
[12, 14]. Auch sollte möglichst auf Alkohol
(v. a. Bier und Spiri tuosen) und
fruktosehaltige Süssgetränke sowie
Fruchtsäfte verzichtet, dafür aber genügend
Wasser getrunken werden. Regelmässigem
Kaffeekonsum und Kirschsaft
wird ein protektiver Effekt zugeschrieben.
Bei Adipositas ist eine Reduktionsdiät
sinnvoll. Allerdings kann mit nicht-medikamentösen
Massnahmen allein die Harnsäure
meist nicht um mehr als 100 µmol/l
gesenkt werden. In Anbetracht der hohen
Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen
bei Gichtpatienten sind Lebensstilund
Ernährungsmodifikationen gleichzeitig
auch als Teil der kardiovaskulären
Prävention anzusehen.
Medikamentöse Therapie
der Hyperurikämie
Therapieindikation und Zielwert
Die EULAR empfiehlt, bei jedem Patienten
mit definitiver Gichtdiagnose den Einsatz
einer harnsäuresenkenden Therapie
(ULT, Urate-Lowering Therapy) in Betracht
zu ziehen und mit den Betroffenen
zu diskutieren [12]. Eine ULT ist auf jeden
Fall indiziert bei Patienten mit zwei oder
mehr Gichtanfällen pro Jahr sowie bei
Vorliegen von Tophi, einer Urat-Arthropathie
und/oder Nierensteinen. Zielwert der
Therapie ist ein Serumharnsäurespiegel
von
Perspektiven
reich behandelten Gichtpatienten kam es
in einer Langzeitstudie innerhalb von fünf
Jahren zu einem Rezidiv [15]. Es ist besonders
wichtig, die Patienten darauf hinzuweisen,
dass das Einleiten einer ULT akute
Attacken auslösen kann [8]. Solche Attacken
treten in den ersten drei Monaten der
Therapie am häufigsten auf, sind aber
über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten
möglich. Daher wird für die ersten
drei bis sechs Monate einer ULT der
Einsatz einer Prophylaxe mit NSAR,
Colchizin 6 (0,5–1 mg täglich) oder niedrig
dosierten Kortikoiden empfohlen [8].
Colchizin kann über die internationale
Apotheke bezogen werden, da es regulär
leider in der Schweiz nicht mehr erhältlich
ist. Eine Dosisanpassung bei Nieren- und
Leberinsuffizienz ist notwendig. Cave: Interaktion
mit Hemmern des Cytochrom
3A4 wie Proteaseinhibitoren, Calciumantagonisten
und Antimykotika Typ Triazole.
Selten, aber potenziell gefährliche Nebenwirkungen
sind Hepato-, Myot- und
Myleotoxozität. Durch eine schrittweise
Erhöhung der ULT-Dosis kann möglicherweise
die Anfallsrate reduziert und bei Allopurinol
auch das Auftreten von allergischen
Nebenwirkungen vermindert werden
[16].
Xanthinoxidase-Hemmer
In aktuellen Therapierichtlinien wird als
Erstlinien-ULT ein Xanthinoxidasehemmer
(Allopurinol, Febuxostat) empfohlen
[8, 12, 14]. Während die ACR Allopurinol
und Febuxostat als gleichwertige Optionen
beurteilt, gibt die EULAR bei Patienten
ohne eingeschränkte Nierenfunk tion
Allopurinol den Vorzug. Die Startdosis
von Allopu rinol liegt bei 100 mg/Tag, sie
sollte alle zwei bis fünf Wochen um
100 mg/Tag erhöht werden, bis der Harnsäurezielwert
erreicht ist [8]. Entgegen
einer weit verbreiteten Meinung liegt
die maximal mögliche Allopurinol-Dosis
nicht bei 300 mg/Tag. Untersuchungen
haben gezeigt, dass weniger als 50 % der
Patienten den Serumharnsäurezielwert
mit einer Allopurinol-Dosis von 300 mg/
Tag erreichen [17]. Falls notwendig, sollte
und kann daher bei Patienten, bei denen
keine Einschränkung der Nierenfunktion
vorliegt, die Allopurinol-Dosis langsam
auf bis zu 900 mg gesteigert werden, dies
stets unter engmaschiger Kontrolle [8].
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
sollte die Allopurinol-Dosis
der Kreatinin-Clearance angepasst werden
[12]. Sollte sich die Nierenfunk tion unter
der Allopurinol-Therapie verbessern,
Zusammenfassung
Bei Gicht steht im klinischen Alltag meist die akute Attacke im Vordergrund. Als diagnostischer
Goldstandard gilt dabei der Kristallnachweis in der Gelenksflüssigkeit mittels
Polarisationsmikroskopie. Auch bildgebende Verfahren wie der hochauflösende Ultraschall
sind von Nutzen. Zur Behandlung der akuten Gichtattacke dienen nicht-steroidale
Antirheumatika, Steroide und Colchizin (in der Schweiz nicht zugelassen, über Apotheken
erhältlich). Ebenso wichtig wie Diagnose und Therapie der akuten Attacke ist aber
die langfristige Behandlung der Hyperurikämie, um so weitere Gichtschübe sowie mögliche
renale, kardiale oder metabolische Komplikationen zu verhindern. Daher sollte bei
bestätigter Gichtdiagnose neben nicht-medikamentösen Massnahmen auch eine harnsäuresenkende
Therapie, mit dem Zielwert von
Perspektiven
Urikosurika
In den aktuellen Richtlinien werden Urikosurika
(Pro Urikosurikaeh benecid, Lesinurad
7 ) als Zweitlinientherapie empfohlen,
allein oder in Kombination mit Allopurinol
[8, 12]. Da sie die Harnsäure-Ausscheidung
über die Niere fördern, sollten
sie bei Patienten mit einem Nierenstein in
der Anamnese nicht eingesetzt werden
[8, 14]. Zu Beginn beträgt die empfohlene
Tagesdosis von Probenecid 2 × 250 mg,
nach einer Woche 2 × 500 mg. Lesinurad ist
in Kombination mit Allopurinol indiziert,
falls die Serumharnsäure-Zielwerte mit Allopurinol
allein nicht erreicht werden [24].
Die empfohlene Dosis von Lesinurad beträgt
200 mg 1 × täglich (morgens), nur in
Kombination mit Allopurinol.
7
Lesinurad ist in der Schweiz nicht mehr
verfügbar.
Key messages
– Gichtpatienten sollten auch auf
das Vorliegen renaler, kardialer
und metabolischer Erkrankungen
untersuchtwerden.
– Akute Gichtattacken können primär
mit nicht-steroidalen Antirheumatika,
Steroiden und Colchizin
6 behandelt werden.
– Bei definitiver Gichtdiagnose und
gescheiterten Lifestyle-Modifikationen
sollte eine harnsäuresenkende
Therapie, mit dem Zielwert von
Perspektiven
der Adhärenz [12]. Gichtpatienten sollten
ihren aktuellen und vor allem auch den
angestrebten Harnsäurewert kennen, so
wie praktisch jeder Hypertoniker über seinen
Blutdruck oder jeder Diabetiker über
den Blutzuckerwert Bescheid weiss. Untersuchungen
konnten zeigen, dass durch
eine individualisierte Patienteninformation
und den Einbezug des Pa tienten in
Therapieentscheide eine sehr gute Adhärenz
und Persistenz mit der Therapie über
einen längeren Zeitraum erreicht werden
kann [32].
Fazit
Das Spektrum der Gicht reicht von der einmaligen
Monarthritis bis hin zur chronischen,
schwerwiegenden Erkrankung. Sie
ist mit teilweise massiven Einschränkungen
der Lebensqualität, renalem Funktionsverlust
und erhöhter kardiovaskulärer
Morbidität und Mortalität assoziiert. Sie
lässt sich jedoch – bis auf wenige Ausnahmen
– gut behandeln. Neben der Therapie
der akuten Attacke gehört die langfristige
Senkung des Serumharnsäurespiegels auf
einen Wert von
Perspektiven
Literatur (Fortsetzung)
[23] Fachinformation
Adenuric ® (Febuxostat). www.
swissmedicinfo.ch; letzter
Zugriff: 24.02.2020.
[24] Fachinformation
Zurampic ® (Lesinurad). www.
swissmedicinfo.ch; letzter
Zugriff: 24.02.2020.
[25] Annemans L,
Spaepen E, Gaskin M, et al.:
Gout in the UK and Germany:
prevalence, comorbidities and
management in general
practice 2000–2005. Ann
Rheum Dis 2008; 67: 960–966.
[26] Roddy E, Zhang W,
Doherty M: Concordance of
the management of chronic
gout in a UK primary-care
population with the EULAR
gout recommendations. Ann
Rheum Dis 2007; 66: 1311–1315.
[27] Harrold LR, Mazor
KM, Negron A, Ogarek J, et al.:
Primary care providers’
knowledge, beliefs and
treatment practices for gout:
results of a physician
questionnaire. Rheumatology
(Oxford) 2013; 52: 1623–1629.
[28] Kuo CF, Grainge
MJ, Mallen C, et al.: Eligibility
for and prescription of
urate-lowering treatment in
patients with incident gout in
England. JAMA 2014; 312:
2684–2686.
[29] Cottrell E, Crabtree
V, Edwards JJ, Roddy E:
Improvement in the
management of gout is vital
and overdue: an audit from
a UK primary care medical
practice. BMC Family Practice
2013;14: 170.
[30] Yin R, Li L, Zhang
G, et al.: Rate of adherence to
urate-lowering therapy among
patients with gout: a
systematic review and
meta-analysis. BMJ Open
2018; 8: e017542.
[31] Khanna PP,
Shiozawa A, Walker V, et al.:
Health-related quality of life
and treatment satisfaction in
patients with gout: results
from a cross-sectional study in
a managed care setting.
Patient Prefer Adherence 2015;
9: 971–981.
[32] Abhishek A,
Jenkins W, La-Crette J,
Fernandes G, et al.: Long-term
persistence and adherence on
urate-lowering treatment can
be maintained in primary
care-5-year follow-up of a
proof-of-concept study.
Rheumatology (Oxford) 2017;
56: 529–533.
Im Artikel verwendete Abkürzungen
ACR American College of Rheumatology
DECT Dual-Energy-Computertomografie
EULAR European League Against Rheumatism
NSAR Nicht-steroidales Antirheumatikum
ULT Harnsäuresenkende Therapie
(Urate-Lowering Therapy)
Manuskript eingereicht: 12.11.2019
Manuskript akzeptiert: 20.01.2020
Interessenskonflikt: Der Autor ist Referent und
Advisor der Firma Menarini.
Dr. med. Thomas Langenegger
Leitender Arzt Rheumatologie/Osteoporose
Medizinische Klinik
Zuger Kantonsspital AG
Landhausstrasse 1
6340 Baar
thomas.langenegger@zgks.ch
Antworten zu den Lernfragen:
1. Antworten a) und c) sind korrekt.
2. Antworten b) und c) sind korrekt.
3. Alle Antworten sind korrekt.
Anzeige
Lachen und Träume für unsere Kinder im Spital
Foto: P.-Y. Massot. Anzeige offeriert.
Jede Woche erhalten die Kinder im Spital Besuch
von den Traumdoktoren.
Ihre Spende schenkt Lachen.
PC 10-61645-5
Herzlichen Dank.
56
ZürichseeWerbeAG_190x134_CH-FR-DE-IT.indd 2 6/22 vsao 24.04.19 /asmac Journal 14:02
Perspektiven
Im Einsatz in der Schweiz
Als Notarzt im
Bundeslager
Severin Baerlocher v/o Dito, Assistenzarzt Allgemeine Innere Medizin, Kantonsspital St. Gallen
Bilder: zvg
«Wie? Du gehst in deinen
Ferien zwei Wochen arbeiten?
Im Schichtdienst? Hast
du einen Vogel?» So ähnlich
klang es häufiger, als ich Arbeitskollegen
erklärte, wie ich meine diesjährigen
Sommerferien verbringen würde. Anlass
für meine Ferienpläne und die irritierten
Gesichter war das einmal pro Generation
wiederkehrende Bundeslager (BuLa) der
Schweizer Pfadfinderbewegung. Bereits
im letzten BuLa, vor 14 Jahren, war für
mich klar, dass ich mich im nächsten als
Arzt engagieren würde. Und siehe da,
2022 fand ich mich im schönen Wallis
wieder, genauer im Goms, im bislang
grössten Pfadilager, das die Schweiz je
gesehen hatte. Innert vier Wochen wurde
eine Zeltstadt für 35 000 Bewohner aufund
abgebaut, mit allem, was dazugehört:
Post, Zeitung, Radio, Logistikzentrum,
Funkstation, Kneipen und Cafés. Sogar
eine Sauna wurde erstellt und natürlich
die örtliche Notfallklinik.
Der St. Galler Hausarzt Raphael Stolz
organisierte und plante die Notfallstation
und koordinierte zusammen mit Evelyn
Dähler die mehr als 70 Ärztinnen und
Ärzte, welche alle auf freiwilliger Basis
Pfadis und Wölflis verarzteten. Gerüstet
waren wir für fast alles, auch dank der
Hilfe der Schweizer Armee und der Initiative
von Privaten: Es wurde geröntgt,
im Schockraum wurden Anaphylaxien
versorgt und in rund 20 Kojen kleine
und grosse Bobos behandeltt.
Da man in einem Lager, das sich
über fünf Kilometer Länge erstreckte,
nicht davon ausgehen konnte, dass alle
den Weg zur Notfallpraxis selbständig
schaffen würden, gab es einen kompletten
Rettungsdienst. Rapid Responder auf
Quads eilten den Kranken oder Verletzten
als Erste zu Hilfe, und wie in der übrigen
Schweiz wurden je nach Alarmierungstext
Rettungssanitäter oder direkt ein
Notarzt bzw. eine Notärztin aufgeboten.
Notärzte mit Pfadikrawatten, Dito und Audax – allzeit bereit.
Gravierende Zwischenfälle blieben
zum Glück aus. Das Notarztteam rückte
vorwiegend wegen Krampfanfällen
(meist dissoziativ) und anaphylaktischen
Reaktionen aus.
Das Konzept sah vor, dass die
Rettungs- und Notfalldienste ebenfalls
der lokalen Bevölkerung zur Verfügung
stehen und im Ernstfall mit aufgeboten
werden würden. Somit ergab sich ein
buntes Spektrum. Vom jüngsten Lagerteilnehmer,
einem 6-wöchigen Baby, bis
zu den ältesten Pfadfindern in den fortgeschrittenen
80ern mussten wir mit allem
rechnen. Und dank täglich 5000–7000
Besucherinnen und Besuchern sahen
wir Krankheitsbilder, die man sonst im
Zentrumsspital zu Gesicht bekommt.
Zu den stressigen Höhepunkten
gehörten die Zeremonien, zu denen sich
gegen 20000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen
vor der Hauptbühne versammelten.
Erfreulicherweise blieb es auch
während dieser Darbietungen ruhig;
Pfadis feiern eben anders als die uns
bekannten Openairgäste. Und das Feierabendbier
für einen Teil des Leitungsteams
gab es erst dann, wenn die jüngeren
Teilnehmenden im Schlafsack lagen.
Bereitschaftsdienst an den Zeremonien.
Hier die Eröffnungsfeierlichkeiten.
Und so blieben uns, nach rund 5000
Konsultationen, zwei Wochen, die sich
meist so gar nicht als Arbeit anfühlten.
Zwei Wochen voller Pfadierinnerungen,
mit neuen Freundschaften aus einem
Superteam und dem Wissen, dass sich
mit der entsprechenden Motivation Berge
versetzen lassen. Bis in 14 Jahren.
vsao /asmac Journal 6/22 57
mediservice
Briefkasten
Schlüsselverlust – wer
bezahlt die Auswechslung
der Schlösser?
Vor zwei Jahren verlor ich
einen Wohnungsschlüssel.
Beim Auszug aus der
Wohnung verlangt nun der
Vermieter, dass die Schlösser auf
meine Kosten ausgewechselt werden.
Er verweist auf eine Klausel im
Mietvertrag. Darf er das und wie bin
ich versichert?
Grundsätzlich sind Sie aufgrund des
Mietvertrages für jeden Schaden haftpflichtig,
den Sie durch Ihr Verschulden
und durch Nachlässigkeit verursacht
haben. Neben dem Ersatz des verlorenen
Schlüssels kann der Vermieter unter
Umständen auch fordern, dass die
betreffenden Schlösser ausgewechselt
werden.
Ob diese Auswechslung notwendig
ist, muss aufgrund der konkreten Umstände,
unter denen der Wohnungsschlüssel
verloren gegangen ist, geklärt
werden. Falls Sie den Wohnungsschlüssel
in unmittelbarer Umgebung der Wohnung
verloren haben, ist die Gefahr als
erheblich einzuschätzen, dass sich der
Schlüsselfinder mit böswilliger Absicht
früher oder später unbefugten Zutritt
verschafft und Diebstähle begeht. Die
Schlossänderung müsste in diesem Fall
als berechtigtes Anliegen des Vermieters
zur Schadenabwehr bezeichnet werden
und viele Privathaftpflichtversicherungen
bezahlen denn auch die dadurch
entstehenden Kosten, wobei diese je nach
Versicherer betraglich begrenzt sein
können. Von der Leistung kommt zudem
ein vereinbarter Selbstbehalt in Abzug.
Ausserdem kann die Versicherung ihre
Leistungen kürzen, falls ein allzu lasches
Verhalten des Mieters zum Verlust des
Schlüssels geführt hat.
Schlossersatz nicht immer nötig
Hätten Sie den Schlüssel beispielsweise
in Ihren Ferien im Ausland verloren,
so erschiene ein Schlossersatz als unverhältnismässig
und unnötig, falls beim
Schlüssel keine Hinweise auf dessen
Inhaber angebracht waren. In diesem
Fall würde die Privathaftpflichtversicherung
ihrer Rechtsschutzfunktion
nachkommen, indem sie die unberechtigte
Massnahme der Schlossänderung
gegenüber dem Vermieter für Sie ablehnen
und dessen Ansprüche allenfalls auf
den Schlüsselersatz reduzieren würde.
Allerdings können Mietverträge explizit
vorsehen, dass Mieter beim Schlüsselverlust
in jedem Fall für den Ersatz der
Türschlösser aufkommen müssen. Diese
(an sich zulässige) vertragliche Vereinbarung
geht über die normale gesetzliche
Haftpflicht hinaus und bei Ihrer Privathaftpflichtversicherung
besteht demzufolge
keine Deckung: Ihr Versicherer
würde in einem solchen Fall keine
Leistung für den Ersatz der Türschlösser
erbringen.
Bei Haftpflicht zählt der Zeitwert
Für Sie ist zudem wichtig zu wissen,
dass im Haftpflichtrecht nicht der
Neuwert, sondern lediglich der Zeitwert
geschuldet ist. Gemeint ist damit der
Wert der Sache unter Berücksichtigung
des Alters und der Abnutzung zum
Zeitpunkt des Schadens. In diesem Fall
können Sie dem Vermieter also je nach
Alter des Türschlosses die Amortisation
entgegenhalten. Bei einem Türschloss
geht man von einer Lebensdauer von
rund 25 Jahren aus. Ist das Schloss
beispielsweise 13 Jahre alt, wenn es
ausgetauscht werden muss, schulden Sie
dem Vermieter lediglich die Hälfte der
anfallenden Kosten.
(Quelle: Versicherungsratgeber ASA/SVV)
Bild: Adobe Stock
58
6/22 vsao /asmac Journal
Ich möchte
eine gute
Weiterbildung
und
Zeit dafür.
Geht das?
Das geht!
Gemeinsam machen
wir es möglich!
Wir helfen auf dem Weg zum Facharzttitel.
JETZT AUF VSAO.CH MITGLIED WERDEN!
mediservice
Versicherungsschutz
im Netz – auch für Private
Auch Privatpersonen können gehackt, im Internet betrogen
oder bestohlen werden. Dies sind die grössten Risiken – und so lassen
sie sich absichern.
Marco Feuz, Produktmanager Haushaltversicherung bei Zurich Schweiz
Ein Buch im Netz bestellen, einen
Begriff googeln oder die
Onlineausgabe der Tageszeitung
lesen – das Internet ist für
die meisten Menschen fester Bestandteil
ihres Alltags. 89 Prozent der Schweizer
Bevölkerung ab 14 Jahren nutzten 2020
laut Bundesamt für Statistik regelmässig
das Internet. In den Altersgruppen unter
50 Jahren sind es annähernd 100 Prozent,
doch auch bei den Menschen über
70 gehen noch 53 Prozent regelmässig
online.
Jeder Ausflug ins Internet birgt
Risiken
Was vielen kaum noch bewusst ist: Jedes
Mal, wenn jemand sich im Internet bewegt,
baut er eine Verbindung zu anderen
Computern auf und vernetzt sein Gerät
mit der Aussenwelt, sei es via Laptop, Tablet
oder Smartphone. Doch beim Surfen
im World Wide Web können einem auch
Haie begegnen – Cyberkriminelle haben
das Netz längst als lukrative Geldquelle
entdeckt und greifen neben Firmen auch
Privatpersonen an.
Gefahren durch Viren, Betrug oder
virtuellen Diebstahl
Hat man sich einen Computervirus eingefangen,
braucht es meistens einen Experten.
Dieser entfernt die Schadsoftware,
setzt die Programme neu auf und
kann hoffentlich die persönlichen Daten
aus dem Backup rekonstruieren. Auch das
Onlineshopping ist nicht ohne Risiken.
Zum Beispiel kann es passieren, dass online
bestellte Produkte beschädigt oder
gar nicht geliefert werden. Beim Buchen
einer Ferienunterkunft übers Internet
Bilder: Adobe Stock; zvg
60
6/22 vsao /asmac Journal
mediservice
kommt es zuweilen ebenso zu unliebsamen
Überraschungen, wenn sich das Versprochene
vor Ort als Täuschung erweist.
Noch dramatischer kann es werden, wenn
ein Hacker sich Zugang zum E-Banking
verschafft hat und sich einen grösseren
Geldbetrag vom Konto überweist, der
dann in den Weiten des Internets verschwindet.
Fünf Tipps für mehr Sicherheit
1. Halten Sie Ihr Betriebssystem auf dem
aktuellsten Stand – weil Hacker oft über
Schwachstellen in der Software angreifen.
2. Installieren Sie Antivirenprogramme,
die Schadsoftware erkennen und blockieren.
3. Verwenden Sie intelligente Passwörter,
die z.B. Sonderzeichen enthalten, Zahlen
und Buchstaben kombinieren, mindestens
acht Zeichen haben und in denen
der eigene Name nicht vorkommt.
4. Sensibilisieren Sie alle Familienmitglieder
und klären Sie auch Ihre Kinder
z.B. über Phishing auf. Denn Menschen
sind das Einfallstor für fast alle Cyberattacken.
5. Erstellen Sie regelmässig ein Backup
aller wichtigen Daten, z.B. auf einer externen
Festplatte. Banal, aber wichtig:
Das Backup sollte stets vom Netz genommen
werden, damit es dem Virus
nicht ebenfalls zum Opfer fällt.
Zwei neue Cyberversicherungen von Zurich
Versicherungsschutz bei Hackerangriffen und Schadsoftware
Die neue Versicherung «Cyber Safe Surf» bietet eine finanzielle Absicherung gegen
die Folgen von Hackerattacken und Schadsoftware. Zurich übernimmt die Kosten für
die Entfernung der Schadsoftware, das Neuaufsetzen der Programme und die Wiederherstellung
der Daten aus dem Backup. Die Versicherungssumme ist pauschal auf
3000 Franken festgelegt. Die Prämie für die Versicherung «Cyber Safe Surf» beträgt
39 Franken pro Jahr.
Versicherungsschutz bei Onlineshopping und missbräuchlichem Kontozugriff
Die «Cyber Safe Shop & Pay»-Versicherung greift, wenn beispielsweise ein Hacker
via E-Banking das Konto leerräumt, wenn online bestellte Waren beschädigt oder gar
nicht geliefert werden oder wenn es bei der Onlinebuchung einer Ferienunterkunft
zum Betrug kommt. Die Standard-Versicherungssumme beträgt 10000 Franken. Und die
Jahresprämie beträgt 39 Franken. Optional lassen sich auch höhere Summen absichern.
mediservice
vsao-Mitglieder
profitieren bei Zurich von Vorzugskonditionen.
So schnell und einfach kommen Sie zu
ausgezeichnetem Service und attraktiven
Preisen:
zurich.ch/de/partner/login
Ihr Zugangscode: TqYy4Ucx
0800 33 88 33
Montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr
Bitte erwähnen Sie Ihre mediservice
vsao-Mitgliedschaft.
vsao /asmac Journal 6/22 61
mediservice
Digitale Transformation
im Gesundheitswesen
Was vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Alltag:
Die künstliche Intelligenz (KI) dringt in alle Lebensbereiche vor.
Und verändert damit die Art, wie wir arbeiten und leben, als Individuen und
als Gesellschaft. Was bringt KI für die Medizin?
Dieter J. Tschan, lic. oec. HSG, Nimeda Consulting GmbH; Dr. Jörg Tschan, Oralchirurge, Nimeda Consulting GmbH
Die digitale Transformation hat
auch im medizinischen Bereich
den Alltag erreicht.
Längst reicht es nicht mehr
aus – falls überhaupt – im Wartezimmer
einen Gratis-WLAN-Zugang zur Verfügung
zu stellen. Das ist mittlerweile guter
Standard in fast jeder Praxis.
Im folgenden Artikel werden deshalb
einige (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
digitale Möglichkeiten für Privatpraxen im
Gesundheitswesen skizziert; mit einem
speziellen Fokus auf Artificial Intelligence
bzw. künstliche Intelligenz (AI oder KI).
Altes Bedürfnis – neue Lösung
Die Kernaussage, dass der Mensch zur Erledigung
der Arbeitsleistung auf technologische
Unterstützung setzt, um die Arbeit
besser, schneller, effizienter und weniger
anstrengend zu erledigen, ist heute so
wahr wie anno dazumal.
Zur Illustration sei hier das Waschen
der Kleider genannt: Obwohl man auch
heute noch die Kleider im Fluss waschen
könnte (sofern es denn noch erlaubt wäre),
macht man das doch viel lieber mit der
Waschmaschine. Das Grundbedürfnis
nach sauberer Kleidung bleibt gleich, aber
die Art und Weise, wie wir dieses Resultat
erreichen, hat sich in den vergangenen
Jahrhunderten fundamental geändert.
Warum also nicht die Segnungen der
modernen Technologie auch zum Wohle
der eigenen Praxis nutzen? Neue, digitale
Möglichkeiten ergeben sich nicht nur im
Kernbereich der medizinischen Versorgung,
sondern insbesondere bei der administrativen
Unterstützung. Kleine Verbesserungen
führen nicht nur zu mehr Effizienz,
sondern auch zu mehr Zufriedenheit
der Mitarbeitenden, da lästige, repetitive
und oftmals auch anstrengende oder gefährliche
Tätigkeiten entfallen.
Einige Beispiele, die wir hier nennen können,
sind u.a.
– cloudbasierte Dienste (Onlinekalender,
Zugriff auf Patientendaten beispielsweise
von zu Hause aus bzw. von jedem
anderen Standort aus),
– automatisch generierte Erinnerungen
(beispielsweise per SMS) für Termine,
– moderne Zeiterfassungssysteme für die
Angestellten, welche ein flexibleres Arbeiten
ermöglichen und ganz allgemein
die Möglichkeit, gewisse Arbeiten auch
im Home-Office bzw. dezentral zu erledigen
und somit die zu Verfügung stehende
Arbeitszeit sowie den zu Verfügung stehenden
Arbeitsplatz optimal zu nutzen.
Bild: zvg
62
6/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Fokus KI
KI ist wohl die Schlüsseltechnologie des
21. Jahrhunderts; sie wird das öffentliche
und private Leben sehr stark prägen. Als
Analogie hierzu sei auf die Einführung des
elektrischen Stroms Ende des 19. Jahrhunderts
verwiesen; auch KI ist eine Basistechnologie,
die «durchgängig» eingesetzt
werden wird. Überall, wo grosse Datenmengen
rasch analysiert und darauf aufbauend
«gute» Entscheidungen getroffen
werden sollen, wird KI zur Anwendung
gelangen. Denn KI ermöglicht unter anderem
bessere Realtime-Entscheidungen,
bspw. im Gesundheitswesen oder im Verkehr.
Massive Produktivitätssteigerungen
dank KI sind ebenfalls zu erwarten (bspw.
KI-basierte Prozessoptimierung, sogenannte
End-to-end-Optimierung, bei welcher
grosse Datenmengen quasi in Realtime
verarbeitet werden). Oder persönliche,
KI-basierte Assistenten für Beruf und private
Anwendungen. Die Akzeptanz, auch
im Gesundheitswesen, wächst, wie folgende
Beispiele (von positivem Impact von KI
in Praxen) illustrieren sollen.
1. Vorabinformationen für Ärztinnen
und Ärzte
Symptome können schon vorab geprüft
werden; Vordiagnosen bzw. Verdachtsdiagnosen
erleichtern die ärztliche Diagnose
durch Bereitstellen von zusätzlichen
Daten. KI dient hierbei als selbstlernende
Wissensquelle und Entscheidungshilfe,
indem sie relevante Daten
für jede Indikation und jeden Patienten
individuell liefert.
2. Unterstützung bei der Diagnose
(Zweitmeinung)
Die KI erstellt auf Grundlage der ihr zur
Verfügung stehenden Daten Zweitmeinungen
zur Diagnose (bspw. Unterstützung
bei der Interpretation von Röntgenbildern,
Hautkrebs-Screenings oder
Laborbefunden).
3. Einsparung von Wartezeiten
Die Kombination aus fachlicher Expertise
des Arztes und Einordnung der
Symptome durch die Berechnungen der
KI soll eine schnellere, einfachere Diagnose
bei gleichzeitiger Einsparung von
Wartezeiten ermöglichen. Patienten
können dabei von zu Hause aus bereits
eine erste Beurteilung ihrer Symptome
erhalten und Ärzte sind besser auf das
Patientengespräch vorbereitet.
KI kann aber auch administrative Aufgaben
wie die Transkription medizinischer
Dokumente (z.B. Rezepte, Arztberichte,
Zuweisungen an Fachspezialisten
etc.) übernehmen, dadurch haben
Ärzte mehr Zeit für ihre Kernkompetenz,
nämlich das Behandeln der Patienten,
was zu erhöhter Zufriedenheit
auf beiden Seiten führen kann.
4. Professionelle Fernbehandlung
Behandlung von Patienten aus der Ferne,
bspw. via Videosprechstunde, und
damit einhergehend Ausweitung der
medizinischen Versorgung auf abgelegene
Gebiete ausserhalb der städtischen
Zentren.
KI in der Praxis
«Schön und gut; aber was bedeutet das für
mich?», werden Sie sich jetzt vielleicht
fragen. Deshalb hier zwei konkrete Beispiele,
die heute schon angewendet werden
und die zeigen, wie die – KI-unterstützte
– Zukunft aussehen könnte.
1. GoForward 1 (USA)
GoForward bietet Gesundheitsvorsorge
auf einer Flatrate-Basis an. Dabei werden
Tools wie biometrische Fernüberwachung
und applikationsbasierte
Pflege angeboten. GoForward umfasst
Programme, die sich um Herzgesundheit
kümmern, Krebsprävention betreiben,
Gewichtsmanagement und Grundversorgung
anbieten.
2. Aaron.ai 2 (Deutschland)
Aaron.ai setzt in Deutschland bereits
erfolgreich KI-basierte Telefonbeantworter
ein; Aaron.ai nimmt alle Anrufe
strukturiert entgegen, falls Mitarbeitende
in der Praxis gerade nicht verfügbar
oder anderweitig beschäftigt sind.
Fazit
Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten,
auch – und insbesondere – nicht im Gesundheitswesen.
Uns allen ist noch die
Geschichte rund um das BAG und den
Faxgeräten in Erinnerung, welche die
Schweiz zum internationalen Gespött gemacht
hat.
Man kann die digitale Transformation
als Gefahr oder als Chance sehen. Entschliesst
man sich zu Letzterem, so ergeben
sich viele Möglichkeiten, proaktiv zu
handeln und modern(er) zu werden. Getreu
dem Motto von Jeremias Gotthelf «Im
Hause [in der Praxis] muss beginnen, was
leuchten soll im Vaterland», darf und soll
man diese Entwicklungen nicht der Konkurrenz
oder dem Staat überlassen, son
dern selber eintauchen in die vielfältigsten
Möglichkeiten der digitalen Transformation.
Die Patienten und Patientinnen
werden es Ihnen danken!
1
https://goforward.com/
2
https://aaron.ai/
Über Nimeda Consulting
Die Nimeda Consulting GmbH ist eine
spezialisierte Beratungsfirma für
Personen im medizinischen Umfeld.
Dank der Interdisziplinarität unseres
Teams (Arzt und Manager) gelingt es,
auch komplexe Problemstellungen
umfassend und detailliert zu analysieren
und nachhaltige Lösungen zu
präsentieren.
Durch unsere einzigartige Kombination
von Management-, Medical-, ITsowie
Legal-Know-how werden wir
Ihre medizinische Praxis nachhaltig
erfolgreicher machen; denn dank
unseren bewährten Beratungsdienstleistungen
können Sie sich stärker auf
Ihre medizinische Kerntätigkeit fokussieren.
Wir bieten u.a. folgende Dienstleistungen
an: Management-, Finanzund
IT-Beratung, Führung und
Coaching, Praxisübergabe und -übernahme,
Neueröffnung, Sanierungen.
Wir beraten Sie gerne auf Deutsch und
Französisch und Englisch. Unser
Slogan: Management Know-how for
Medical Professionals.
www.nimeda.com
Quellen zu KI/AI:
[1] Kanadpriya Basu, Ritwik Sinha,
Aihui Ong, and Treena Basu, Artificial
Intelligence: How is It Changing Medical
Sciences and Its Future?, PMC (nih.gov),
(2020).
[2] Limbach Gruppe, Wenn der
Computer mitdenkt: von Telemedizin zu
künstlicher Intelligenz in der Arztpraxis,
Limbach Gruppe, (2022).
[3] Medizinische Fakultät FAU,
Wenn KI in der Arztpraxis hilft, Medizinische
Fakultät (fau.de), (2021).
[4] Arzt & Wirtschaft, künstliche
Intelligenz: Wertvolle Unterstützung für
Ärzte, ARZT & WIRTSCHAFT (arzt-wirtschaft.de),
(2021).
[5] Jürgen Stüber, Patienten
telefonieren mit einer KI – die Arztpraxis
der Zukunft?, (businessinsider.de), (2020).
vsao /asmac Journal 6/22 63
mediservice
Kochen für Gaumen und Gesundheit
Rindscarpaccio
für festliche Stunden
Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation
Bilder: zvg; Adobe Stock
64
6/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Rindscarpaccio
Zutaten
Rindshuft
200 g Rindshuft
2 EL Zitrusöl
Meersalz
Sauerrahm
180 g Sauerrahm
20 g grobkörniger Senf
abgeriebene Schale einer Zitrone
Salz, Pfeffer
Erdnuss-Crumble
100 g gesalzene Erdnüsse
40 g brauner Zucker
30 g Honig
30 g Butter
Rezept für 2 Personen
Und so wirds gemacht
Für die Rindshuft
Als Erstes die Rindshuft in Frischhaltefolie
satt einwickeln, so dass das Stück eine
relativ runde Form erhält. An beiden
Enden mit einem Knopf schliessen.
Anschliessend die Huft für 24 Stunden in
den Tiefkühler legen, bis sie komplett
gefroren ist. Danach aus der Folie auspacken
und hauchdünn aufschneiden, am
besten gehts mit einer Aufschnittmaschine.
Die dünnen Scheiben mit Zitrusöl
marinieren und ganz wenig Meersalz
darüberstreuen.
Für den Sauerrahm
Alle Zutaten gut miteinander verrühren
und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Anschliessend für eine Stunde kalt stellen,
damit der Sauerrahm etwas fest wird.
Mehrfache
Prämien rabatte
Als Mitglied von mediservice vsaoasmac
profitieren Sie bei SWICA dank
Kollektivvertrag und BENEVITA
Bonusprogramm von attraktiven
Prämienrabatten auf Spital- und
Zusatzversicherungen. Zudem unterstützt
SWICA Ihre Aktivitäten in
den Bereichen Bewegung, Ernährung
und Entspannung mit bis zu
800 Franken pro Jahr.
www.swica.ch/de/mediservice
Für den Erdnuss-Crumble
Die Erdnüsse in einen Plastiksack geben
und mit einer Bratpfanne fein klopfen.
Die Butter in einem Topf flüssig werden
lassen und den Zucker und den Honig
darin auflösen. Anschliessend die Erdnüsse
dazugeben und gut mischen. Es
entsteht eine zähe Masse, die auf einem
mit Backpapier belegten Backblech ausgestrichen
werden muss. Masse bei 160° C
für 10 bis 15 Minuten (bis sie karamellisiert)
backen. Danach das Blech aus dem
Ofen nehmen und bei Zimmertemperatur
auskühlen lassen. Wenn die Masse kalt
und hart ist, im Mixer grob hacken.
Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,
aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.
vsao /asmac Journal 6/22 65
Impressum
Kontaktadressen der Sektionen
Nr. 6 • 41. Jahrgang • Dezember 2022
Herausgeber/Verlag
AG
VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
mediservice vsao-asmac
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern
Telefon 031 350 44 88
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch
www.vsao.ch, www.asmac.ch
Im Auftrag des vsao
Redaktion
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),
Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Bianca Molnar,
Patricia Palten, Léo Pavlopoulos, Lukas
Staub, Anna Wang
Geschäfts ausschuss vsao
Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz
(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,
Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,
Patrizia Kündig, Richard Mansky,
Gert Printzen, Svenja Ravioli, Patrizia Rölli,
Martin Sailer, Jana Siroka, Clara Ehrenzeller
(swimsa)
Druck, Herstellung und Versand
Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,
Wölflistrasse 1, 3001 Bern
Telefon +41 31 300 66 66
info@staempfli.com, www.staempfli.com
Layout
Oliver Graf
Titelillustration
Stephan Schmitz
Inserate
Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,
Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa
Telefon 044 928 56 53
E-Mail vsao@fachmedien.ch
Auflagen
Druckauflage: 22 200 Expl.
WEMF/KS-Beglaubigung 2022: 21 697 Expl.
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.
Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag
inbegriffen.
ISSN 1422-2086
Ausgabe Nr. 1/2023 erscheint im
Februar 2023. Thema: Frequenz
© 2022 by vsao, 3001 Bern
Printed in Switzerland
BL/BS
VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:
lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,
4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,
sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch
BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,
info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch
FR
ASMAC Sektion Freiburg, Sanae Chemlal, Rue du Marché 36, 1630 Bulle,
presidence@asmaf.ch
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch
GR
JU
NE
VSAO Sektion Graubünden, Kornplatz 2, 7000 Chur, Samuel B. Nadig,
lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 081 256 55 55,
info@vsao-gr.ch, www.vsao-gr.ch
ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,
marie.maulini@h-ju.ch
ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,
Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,
Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch
SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,
surber@anwaelte44.ch
SO
TI
TG
VD
VS
VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,
segretariato@asmact.ch
VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch
ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)
VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ZH/SH
VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,
Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,
susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch
Publikation2022
FOKUSSIERT
KOMPETENT
TRANSPARENT
Gütesiegel Q-Publikation
des Verbandes Schweizer Medien
66
6/22 vsao /asmac Journal
Unser Beratungspartnernetz
für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge
Schweizweit in Ihrer Nähe
BERATUNGSSTELLEN für Versicherungs-, Vorsorge- und Finanzberatung
• Allcons AG 4153 Reinach • Assidu 2800 Delémont, 6903 Lugano • BTAG Versicherungsbroker AG 3084 Wabern
• UFS Insurance Broker AG 8810 Horgen • VM-F Frank insurance brokers GmbH 9300 Wittenbach • Vorsorge
Wirz 4058 Basel
TREUHANDPARTNER für Finanzbuchhaltung, Steueroptimierung, Wirtschaftsberatung
• Axios Fiduciaire Sàrl 1920 Martigny • B+A Treuhand AG 6330 Cham • Brügger Treuhand AG 3097 Liebefeld/Bern
• contrust finance ag 6004 Luzern • Fiduciaire Leitenberg & Associés SA 2301 La Chaux-de-Fonds
• GMTC Treuhand & Consulting AG 9014 St. Gallen • KONTOMED Ärztetreuhand AG 8808 Pfäffikon • LLK Treuhand
AG 4052 Basel • Mehr-Treuhand AG 8034 Zürich • Quadis Treuhand AG 3952 Susten • Sprunger Partner AG
3006 Bern • W&P AG Treuhand Steuern Wirtschaftsprüfung 7001 Chur
Alle Beratungspartner finden Sie auch online oder rufen Sie uns an.
Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.
mediservice vsao-asmac
Telefon 031 350 44 22
info@mediservice-vsao.ch
www.mediservice-vsao.ch
medifuture
verpasst?
Gestalten Sie
Ihre Zukunft jetzt.
suva.ch/jobs/
medizin
Wir bieten Ärztinnen und Ärzten attraktive berufliche
Perspektiven in der Versicherungs- und Arbeitsmedizin.
Lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir uns bald
gemeinsam für einen sicheren Alltag und eine gesündere
Gesellschaft einsetzen können. Suva macht Sinn.
marina.antic@suva.ch, Talent Acquisition Manager,
freut sich, von Ihnen zu lesen oder zu hören:
marina.antic@suva.ch, 041 419 56 75