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Hölderlin mit den Fingern lesen

Gedichte gleichen Körpern, besitzen so etwas wie Oberfläche und Tiefe, Mitte, Ränder und Grenzen, Oben und Unten, Vorne und Hinten, sind Umriss, Schema und Füllung. Wir rücken ihnen oft mit Fingern und Stiften zu Leibe, zählen Zeichen und Klänge, Buchstaben, Silben, Vokale, Versfüße, Reime, Wörter, Zeilen, Sätze. Welche Elemente eines Gedichts lassen sich dabei buchstäblich in die Hand nehmen, welche einzeln heraus hören, was klingt wie zusammen, was wiederholt sich, was bleibt einmalig? Um dieses poetische, tiefe, nahe und zugleich ferne Lesen in einer Ausstellung sichtbar zu machen, haben wir in der Ausstellung "Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie" (2020/21, Literaturmuseum der Moderne) das 1804 zum ersten Mal veröffentlichte Hölderlin-Gedicht „Hälfte des Lebens“ in ein besonderes, klingendes Poesiemodell mit zwei verschiedenen Ansichten (Text oder Struktur) übersetzt und die Strukturelemente dieses Gedichts mit computergestützten Verfahren des Distant Reading in allen Gedichten von Hölderlin untersucht und die Ergebnisse mit Plakaten visualisiert. Mehr zur Ausstellung und zu "Hölderlin zählen": www.literatursehen.com

Gedichte gleichen Körpern, besitzen so etwas wie Oberfläche und Tiefe, Mitte, Ränder und Grenzen, Oben und Unten, Vorne und Hinten, sind Umriss, Schema und Füllung. Wir rücken ihnen oft mit Fingern und Stiften zu Leibe, zählen Zeichen und Klänge, Buchstaben, Silben, Vokale, Versfüße, Reime, Wörter, Zeilen, Sätze.

Welche Elemente eines Gedichts lassen sich dabei buchstäblich in die Hand nehmen, welche einzeln heraus hören, was klingt wie zusammen, was wiederholt sich, was bleibt einmalig? Um dieses poetische, tiefe, nahe und zugleich ferne Lesen in einer Ausstellung sichtbar zu machen, haben wir in der Ausstellung "Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie" (2020/21, Literaturmuseum der Moderne) das 1804 zum ersten Mal veröffentlichte Hölderlin-Gedicht „Hälfte des Lebens“ in ein besonderes, klingendes Poesiemodell mit zwei verschiedenen Ansichten (Text oder Struktur) übersetzt und die Strukturelemente dieses Gedichts mit computergestützten Verfahren des Distant Reading in allen Gedichten von Hölderlin untersucht und die Ergebnisse mit Plakaten visualisiert.

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Hinunter sinket der Wald,<br />

Und Knospen ähnlich, hängen<br />

Einwärts die Blätter <strong>den</strong>en<br />

Blüht unten auf ein Grund<br />

Nicht gar unmündig<br />

Da nämlich ist Ulrich<br />

Gegangen oft sinnt über <strong>den</strong> Fußtritt<br />

Ein groß Schicksal<br />

Bereit an übrigem Orte<br />

Der Winkel von Hahrdt (1804)

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