12.12.2022 Aufrufe

SeeMagazin 2022

Wir lieben das Fünfseenland. Die Besonderheit der Region sammeln wir deshalb einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. Und das seit mittlerweile 15 Jahren! Zum Jubiläum haben wir den Fokus auf das wichtigste Element der Region gelegt: das Wasser. Wir stellen Menschen vor, deren Alltag vom Wasser geprägt ist. Darüber hinaus durften wir Peter Maffay in seinem Studio in Tutzing besuchen und mit ihm und seiner Lebensgefährtin Hendrikje Balsmeyer über ihr Leben am See sprechen.

Wir lieben das Fünfseenland. Die Besonderheit der Region sammeln wir deshalb einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. Und das seit mittlerweile 15 Jahren! Zum Jubiläum haben wir den Fokus auf das wichtigste Element der Region gelegt: das Wasser. Wir stellen Menschen vor, deren Alltag vom Wasser geprägt ist. Darüber hinaus durften wir Peter Maffay in seinem Studio in Tutzing besuchen und mit ihm und seiner Lebensgefährtin Hendrikje Balsmeyer über ihr Leben am See sprechen.

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SeeMensch<br />

Heimatliebe<br />

hoch drei<br />

In einer Region wie dem Fünfseenland –<br />

reich an Natur, Kultur und Geschichte –<br />

begegnet man oft Menschen<br />

wie Klaus Marx, Carmen Rohrbach<br />

oder Tobias Schlenker: wahren<br />

Charakterköpfen, deren Leben und Arbeit<br />

mit dem See eng verbunden sind<br />

TEXT KARIN LOCHNER<br />

FOTOS PETER VON FELBERT<br />

Fischer Klaus Marx: mein See, mein Alles<br />

Klaus Marx, der eigentlich Nikolaus heißt,<br />

aber von allen nur Klausi genannt wird,<br />

wischt sich mit der flachen Hand über seinen weißen Bart.<br />

Ein Kerl wie ein Baum – und einer der letzten hauptberuflichen<br />

Ammersee-Fischer. Von den 34 Inhabern von Pachtund<br />

Fischereirechten am See übt nur noch ein gutes Drittel<br />

den traditionsreichen Beruf aus. Klausi fängt hauptsächlich<br />

Renken: Wenn es gut läuft, zehn Kilo an einem Tag. „An<br />

Vollmond und Neumond fangen wir viel weniger Fische“,<br />

erklärt er. Klar, der Mond bewirkt beim Meer Ebbe und Flut.<br />

Auch der Ammersee reagiert natürlich. Die Strömung. Die<br />

Witterung. Klausi zieht den Reißverschluss seiner warmen<br />

Teddyjacke hoch und geht mit festen Schritten auf die 200<br />

Jahre alte Bootshütte zu. Ein Ort mit Seele. Voller Schrammen<br />

und Geschichten. Am Boden stehen Eimer in verschiedenen<br />

Größen, ein Leiterwagen und bunte Benzinkanister.<br />

Seile und Taue, dicke und dünne, liegen da wie träge Schlangen.<br />

Netze hängen überall: an Haken von den Wänden, an<br />

der Decke wie Zeltdächer. Die meisten davon selbst gefertigt.<br />

Selbst gestrickt. Jeder Fisch braucht eine eigene Maschenweite:<br />

25 Millimeter für Tiefseesaiblinge, 100 Millimeter für<br />

Karpfen und Zander. Im Winter ist die Fischerei nicht rentabel,<br />

weil die Renken Schonzeit haben. Die Fischer interessieren<br />

sich aber nicht nur für die Renke, wenn sie in den Netzen<br />

landet. Sie kümmern sich unter Aufsicht der Fischereigenossenschaft<br />

auch um die Aufzucht des Nachwuchses.<br />

Seit 1456 sind Klausis Vorfahren Fischer auf dem Ammersee.<br />

Er begann seine Lehre im Alter von 15 Jahren, 1961<br />

machte er den Meister. Wenn es nicht regnet, fängt sein Arbeitstag<br />

bei Sonnenaufgang an. Manchmal schon anderthalb<br />

Stunden früher, um halb drei Uhr früh. Denn dann<br />

stören ihn die frechen Möwen nicht, die aus der Luft seinen<br />

Fang stibitzen wollen. Die Luft ist frisch, der Himmel noch<br />

zartgrau. Klausi blickt auf das gegenüberliegende Ufer, die<br />

Ortschaft Breitbrunn ist klar zu erkennen. Das ist sein See<br />

– seit mehr als sechs Jahrzehnten.<br />

Klausi beliefert regionale Gastronomen wie „Lenas am<br />

See“ oder die „Alte Villa“ in Utting. Beide Lokale sind nur wenige<br />

Schritte von seinem Zuhause entfernt und für die hohe<br />

Qualität ihrer Fischgerichte bekannt. „Das freut mich!“ Er<br />

schiebt seine Kapitänsmütze hoch, Stolz schwingt in seiner<br />

Stimme mit. Drei Viertel seines Fangs – frisch, geräuchert<br />

oder als belegte Fischsemmel – verkauft seine Frau Hannelore<br />

im Haus. Kunden klingeln einfach an der Tür.<br />

Schade findet Klausi, dass heute kein Mensch mehr<br />

Brachsen kennt. Ausgezeichnete, schmackhafte Fische,<br />

betont er, allerdings mit vielen Gräten – was viele nicht mögen<br />

und für Gastronomen wohl zu viel Aufklärungsarbeit<br />

bedeute. So betrachten die Ammersee-Fischer die Brachsen<br />

schlicht als Beifang und verzehren sie selbst oder freuen<br />

sich, wenn Stammkundschaft die „Außenseiter“ kauft.<br />

Jeder See hat seine eigenen Gesetze, seine eigene Vogelwelt<br />

und die ihm eigenen Strömungen. „Sogar seine Möwen<br />

sind anders!“ Denkt Klausi manchmal an Ruhestand?<br />

„Naa!“ Energisch schüttelt er den Kopf, dass die Kapitänsmütze<br />

bebt und die Möwen erschreckt auseinanderfliegen.<br />

Was für eine Frage! „I fisch so lang, wia i ko!“<br />

Generationsübergreifend<br />

Familie Marx betreibt in ihrem Heimatort<br />

Utting in der Seestraße 17 auch eine<br />

Segel- und Motorbootschule. Klaus Marx<br />

und sein Sohn Michael machen beides<br />

zusammen: die Schule und das Fischen.<br />

Auch die Enkelkinder packen mit an.<br />

Übrigens feiert Utting <strong>2022</strong> seinen 900.<br />

Geburtstag. Wer mehr über die Historie<br />

des Ortes erfahren möchte: Zum Festwochenende<br />

vom 30. Juni bis 4. Juli <strong>2022</strong><br />

erscheint ein Bildband, in dem natürlich<br />

auch die Fischerei Marx vorkommt.<br />

www.segelschulemarx.de<br />

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