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TLN 01/2023

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Menschen<br />

Was machst du in der Logistik? „Die Menschen<br />

hier bedeuten mir etwas“<br />

Oliver Hochstatter ist Manager Cultural Change bei Hermes. Der Kulturwandel ist für ihn ein absolutes<br />

Herzensthema: Zu den Menschen rauszugehen und mit ihnen zusammen die Kultur zu<br />

verändern, das ist sein Job – den er sogar gern überflüssig machen würde.<br />

Oliver Hochstatter (Foto: Hermes)<br />

Welche Berufe und Stationen<br />

gibt es in der<br />

Logistik, bis das Paket vor der<br />

Haustür steht – und welche<br />

Menschen arbeiten dort? In<br />

unserer Serie „Was machst du<br />

in der Logistik?“ stellen wir interessante<br />

Typen und Persönlichkeiten<br />

aus allen Bereichen<br />

vor – von Operations in den<br />

Areas über Sales bis zur IT. In<br />

all diesen Teams arbeitet Oliver<br />

Hochstatter quasi mit, denn er kümmert sich um den Kulturwandel<br />

bei Hermes Germany.<br />

Oliver, Du bist Manager Cultural Change. Den Kulturwandel<br />

kann man sich nicht in einem stillen Kämmerlein ausdenken<br />

und verordnen – wie definiert das Team Cultural Change<br />

seine Rolle im Unternehmen?<br />

Oliver Hochstatter: Wir sehen uns als steten Impulsgeber für die<br />

Zusammenarbeit bei Hermes. Wir legen ein Ohr in die Organisation<br />

und schauen hin, wo Bedarf besteht, die Zusammenarbeit zu<br />

verbessern. Ohne Impulse, die man am richtigen Ort platziert, gibt<br />

es meist auch keine Veränderung. Der Kulturwandel hat viele unterschiedliche<br />

Herausforderungen und ist nicht nur auf ein Thema<br />

beschränkt. Es kann zum Beispiel ein Team geben, in dem man sich<br />

nicht anständig Feedback gibt, und in einem anderen wird die Arbeit<br />

nicht reflektiert. Die Zusammenarbeit ist überall verschieden,<br />

obwohl wir alle für denselben Zweck arbeiten – Pakete schnell, sicher<br />

und möglichst kosteneffizient ans Ziel zu bringen.<br />

Was macht Ihr ganz konkret, kannst Du Beispiele nennen?<br />

Oliver Hochstatter: Die Schnittstellen-Zusammenarbeit steht<br />

bei uns sehr stark im Fokus. Eine unserer jüngeren Aktivitäten ist<br />

das sogenannte „Culture Coaching“ von Teams. Wir kommen ins<br />

Team, begleiten die Mitarbeitenden, beobachten und interviewen<br />

sie. Dann besprechen wir, was man in der Zusammenarbeit positiv<br />

verändern und weiterentwickeln könnte. Zudem machen wir aber<br />

auch Impulsumfragen zu größeren Themen, um zu sehen, was Hermes<br />

genau bewegt: Das visualisiere ich persönlich immer als einen<br />

dunklen Raum – wobei der Raum für das steht, was wir mit der Impulsumfrage<br />

erfahren möchten. Jede Antwort der Befragten bringt<br />

mehr Licht in den Raum. Manchmal wird er dann, zusammen mit<br />

anderen Erfahrungen und Wissen, sehr gut ausgeleuchtet und wir<br />

erkennen dadurch einen Bedarf fürs Unternehmen. Zusätzlich gibt<br />

es klassische Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit oder zur Zusammenarbeit<br />

an den Schnittstellen. Das Feedback stellen wir in<br />

letzterem Fall den Teams an den Schnittstellen zur Verfügung und<br />

geben Handlungsempfehlungen, wie man die Zusammenarbeit besser<br />

gestalten könnte. Beim Gestalten ist wichtig: Wir geben immer<br />

nur Impulse, nie die Anweisung, wie man es machen muss.<br />

Kulturwandel auf allen Ebenen<br />

Wenn wir den Blick mal etwas weiten und von konkreten<br />

Arbeitsweisen weggehen: Wie arbeitet man denn langfristig<br />

an der kulturellen Transformation?<br />

Oliver Hochstatter: Unser Oberbegriff war und ist auch aktuell die<br />

Performance-Kultur. Wir haben uns zu Beginn des Kulturwandels<br />

bei Hermes auf der individuellen Ebene angesehen, wie der Einzelne<br />

besser arbeiten kann. Danach ging es uns darum, die Zusammenarbeit<br />

auf Team-Ebene zu verbessern. Das lief alles in den vergangenen<br />

fünf Jahren ab. Seit Frühling 2022 kümmern wir uns um die<br />

nächste Stufe: Wir wollen die Zusammenarbeit an den Schnittstellen<br />

verbessern, also dort, wo die Teams zusammenkommen.<br />

Und wenn das erledigt ist? Man sagt ja: Der Kulturwandel<br />

ist erfolgreich, wenn man kein Team mehr braucht, das ihn<br />

vorantreibt.<br />

Oliver Hochstatter: Genau das habe ich auch gedacht, als ich angefangen<br />

habe. Ich war vorher in einem ganz anderen Bereich, bei<br />

Sales, tätig und ein rationaler Teil in mir sagte: Was mache ich, wenn<br />

das in drei Jahren erledigt ist? Kann ich dann zurück? Schon nach<br />

einem Tag wusste ich, dass das hinfällig ist, da es so unendlich viele<br />

Themen gibt. Dazu kommt, dass wir nicht in einem Status quo der<br />

Welt einfach die Organisation verändern: Ständig kommen neue<br />

Mitarbeitende dazu, wechseln ihre Positionen, aber auch Themen<br />

wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit bringen stetigen Wandel.<br />

„Das Schönste wäre, wenn ich bei dieser<br />

Aufgabe nicht mehr gebraucht würde“<br />

Allein die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben uns<br />

erst kürzlich vor Augen geführt, wie drastisch und schnell sich<br />

Bedingungen verändern können. Natürlich soll sich prinzipiell<br />

TRANS LOGISTIK NEWS 9

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