TOPFIT Winter 2022/2023
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GESUNDHEITSMAGAZIN<br />
Nr. 4 / <strong>2022</strong><br />
Jahrgang 22<br />
DAS<br />
KOSTENLOSE<br />
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BESCHEID WISSEN<br />
GESUND BLEIBEN<br />
Reizdarm<br />
Schon mal was von SIBO gehört?<br />
<strong>Winter</strong>depression<br />
Mit Licht gegen das Stimmungstief<br />
Rat aus der Apotheke<br />
Wann der Körper mehr Zink braucht<br />
So stärken Sie Ihr<br />
Immunsystem
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Thema aktuell<br />
Inhalt<br />
Long Covid ist in aller Munde: Noch<br />
Wochen und Monate später kämpft<br />
einer von drei Patienten mit den<br />
Folgen einer Coronavirus-Infektion.<br />
Long-Covid-Patienten können ganz<br />
unterschiedliche Beschwerden haben.<br />
Besonders oft leiden sie jedoch<br />
unter einer extremen Kraftlosigkeit:<br />
Jede noch so kleine Anstrengung<br />
kann zu einem massiven Energieverlust führen. Doch nicht erst<br />
seit der Corona-Pandemie ist bekannt, dass eine (Virus-)Infektion<br />
schwere Erschöpfungszustände zur Folge haben kann. So<br />
kann es z. B. auch nach einer Influenza- oder Epstein-Barr-Erkrankung<br />
zu dieser gefürchteten Folgeerscheinung kommen; die<br />
Ärzte sprechen dann von einem Chronischen Fatigue Syndrom,<br />
kurz CFS.<br />
Es gibt jedoch sogenannte Experten, die eine körperliche Ursache<br />
bezweifeln. Sie vertreten die Ansicht, die wahre Ursache<br />
für Long Covid oder CFS sei primär im psychogenen Bereich<br />
zu suchen, also vor allem »psychisch bedingt«. Andere meinen<br />
sogar, wenn man sich nur etwas zusammenreißen würde, sei<br />
das »Tief« bald überwunden. Immerhin ist bislang noch keiner<br />
auf die Idee gekommen, Long Covid als »Yuppy-Grippe« zu<br />
bezeichnen, wie das Chronische Fatigue Syndrom von manchen<br />
auch genannt wird.<br />
Warum Menschen nach einer durchgemachten SARS-CoV-<br />
2-Infektion derart schwer erkranken, sodass sie oft monatelang<br />
komplett aus der Bahn geworfen sind, ist bislang nicht endgültig<br />
geklärt. Dennoch sind die meisten Mediziner davon überzeugt,<br />
dass sehr wohl organische Ursachen verantwortlich sind –<br />
darauf weisen auch die aktuellen Ergebnisse breit angelegter<br />
Studien hin. Diskutiert werden z. B. Autoimmunreaktionen, Entzündungen<br />
des Nervensystems oder auch eine Reaktivierung<br />
von schlummernden Viren.<br />
Auch wenn die Forschung auf Hochtouren läuft: Solange das<br />
Wie und Warum nicht geklärt sind, solange gibt es auch keine<br />
ursächliche Therapie. Hoffnung macht jedoch eine individuell<br />
ausgerichtete, ganzheitliche Behandlung: Vielen Betroffenen<br />
geht es mit der Zeit gut genug, dass sie ihre gewohnten Aktivitäten<br />
weitgehend wieder aufnehmen zu können.<br />
Einen sonnigen, gesunden <strong>Winter</strong> wünscht Ihnen<br />
4 <strong>Winter</strong>zeit ist Erkältungszeit –<br />
so stärken Sie Ihr Immunsystem<br />
Diagnose & Therapie<br />
6 Hilfe bei Symptomen und Langzeitfolgen:<br />
Long-Covid-Syndrom<br />
8 Mausarm im Homeoffice –<br />
wenn jeder Klick schmerzt<br />
10 Bruststraffung:<br />
Wieder schön in Form dank innerem BH<br />
11 PRP-Therapie:<br />
Sanfte Hilfe bei Bandscheibenproblemen<br />
12 <strong>Winter</strong>blues –<br />
raus aus dem Stimmungstief!<br />
14 Endoprothetik: Fast Track –<br />
schneller wieder mobil nach Knie- und Hüft-<br />
Gelenkersatz<br />
16 LMU Klinikum München:<br />
Zwölf Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Tiergesundheit<br />
18 Wellness für Wauzi – Hundepflege leicht gemacht<br />
Gesund leben<br />
20 Darmbakterien lieben Ballaststoffe<br />
22 Reizdarm-Syndrom:<br />
Schon mal was von SIBO gehört?<br />
23 Promotion: Medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
– Himbeerrot und Kastanie im Trend<br />
Rat aus der Apotheke<br />
24 Lebenswichtiges Spurenelement:<br />
Immunhelfer Zink<br />
Dr. Nicole Schaenzler, Chefredakteurin<br />
PS: Gewinner des Gewinnspiels der letzten Ausgabe ist Herr<br />
Günther M. aus Ismaning.<br />
Hier liegt <strong>TOPFIT</strong> für Sie bereit:<br />
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26 Die Wegwarte – mehr als ein schmackhaftes<br />
<strong>Winter</strong>gemüse<br />
Rubriken<br />
9 Medizinische Fachberatung<br />
9 Impressum<br />
28 Gewinnspiel<br />
30 Rätsel<br />
31 Veranstaltungen
Ein letzter Wunsch<br />
geht in Erfüllung<br />
Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und ein starker Gemeinschaftssinn<br />
prägten das Leben von Edda Chellini. Deshalb war es für ihre<br />
Angehörigen und Freunde nur wenig überraschend, dass auch<br />
Eddas Testament ein Zeugnis dieser Werte war. In ihrem Nachlass<br />
hatte die 76-Jährige Spenden an wohltätige Organisationen<br />
verfügt – auch an SOS-Kinderdorf. „Das hat mich wirklich gefreut,<br />
denn so war Edda: großzügig und hilfsbereit“, sagt auch ihr Stiefsohn<br />
Igino und erklärt: „Sie hatte immer das Gefühl, im Leben sehr<br />
viel Glück gehabt zu haben und wollte davon etwas weitergeben.“<br />
Eddas Glück, das waren ihre Familie, ihre Freunde und ihr Leben<br />
zwischen ihrem Heimatland und ihrer Wahlheimat. In einfachen<br />
Verhältnissen in der Nachkriegszeit aufgewachsen, wanderte<br />
die gebürtige Niedersächsin in den 70ern der Liebe wegen nach<br />
Italien aus. Mit ihrem Mann verbrachte sie viele glückliche Jahre in<br />
Rom und Triest.<br />
Nach dem Tod ihres Mannes engagierte sich Edda ehrenamtlich<br />
in der Bibliothek eines deutschen Kulturzentrums in Triest, wo sie<br />
schnell zur guten Seele des Hauses wurde – und Freunde fand,<br />
die sie bis zu ihrem Tod begleiteten. Besonders mit ihrer besten<br />
Freundin verband sie schon bald ein enges Band. Ihre Wegbegleiter<br />
beschreiben Edda als lebenslustige Frau, die Musik und<br />
gutes Essen liebte. Auch Kunst mochte Edda sehr und verbrachte<br />
viel Zeit in Museen und Galerien.<br />
Eddas Freunde können auch berichten, wie sie aufblühte, wenn<br />
Eltern mit ihren Kindern in die Bibliothek des Kulturzentrums<br />
kamen. Auch zu den Kindern ihrer Freunde und zu ihren Stiefkindern<br />
hatte sie ein enges Verhältnis. Ihr Stiefsohn vermutet,<br />
dass Eddas Kinderliebe gemeinsam mit ihrer Sorge um die<br />
Schwächsten der Gesellschaft sie dazu bewegt hatten, SOS-<br />
Kinderdorf in ihren Nachlass aufzunehmen: „Ich freue mich, dass<br />
wir ihr diesen letzten Wunsch erfüllen können.“<br />
* Name, Abbildung und Details zum Schutz der Privatsphären geändert.<br />
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Maximilian Geuter<br />
Sie haben noch Fragen zum Thema<br />
Erbschaft, Schenkung oder Stiftung<br />
zugunsten von SOS-Kinderdorf?<br />
Kerstin Küpper und KollegInnen<br />
Telefon 089 12606-123<br />
SOS-Kinderdorf e.V.<br />
Renatastraße 77<br />
80639 München<br />
www.sos-kinderdorf.de / testament<br />
**Ihre Angaben speichern wir zur Bearbeitung Ihren Anliegens und nutzen sie<br />
zu Informationszwecken (postalische Werbung von SOS): Der Nutzung Ihrer<br />
Daten können Sie über den oben genannten Kontaktwege widersprechen.<br />
Ihre Daten werden nur von uns und unseren Diestleisterngenutzt.<br />
Bitte schicken Sie mir die kostenlose Broschüre<br />
des SOS-Kinderdorf e.V. zum Thema Testament zu.<br />
(Die Versandadresse können Sie der Kontaktbox links entnehmen)<br />
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KA: 444122
4 Thema aktuell<br />
<strong>Winter</strong>zeit ist Erkältungszeit<br />
So stärken Sie Ihr<br />
Immunsystem!<br />
In den Herbst- und <strong>Winter</strong>monaten<br />
kommt der gezielten Stärkung<br />
der körpereigenen Abwehrkräfte<br />
eine wichtige Bedeutung zu. Nur<br />
wenn der Organismus genügend<br />
Widerstandskraft besitzt, ist er gegen<br />
die lästigen grippalen Infekte<br />
gefeit. Mit diesen Tipps stärken Sie<br />
Ihr Immunsystem – und minimieren<br />
so das Risiko, sich eine Erkältungskrankheit<br />
zuzuziehen.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
• Warm anziehen!<br />
Erkältung kommt zwar nicht von Kälte. Eine<br />
Verkühlung infolge einer intensiven Kälteeinwirkung<br />
kann jedoch das Immunsystem so stark<br />
schwächen, dass seine Abwehrkraft gegenüber<br />
Erkältungserregern erlahmt – dies legt zumindest<br />
eine Studie nahe. Hierfür nahm die Hälfte<br />
der 180 Probanden ein 20-minütiges kaltes Fußbad,<br />
wohingegen die anderen 90 Probanden ihre<br />
Füße warm hielten. Das Ergebnis: 13 von 90 Studienteilnehmern,<br />
die ein kaltes Fußbad nehmen<br />
mussten, entwickelten eine Erkältung, aber nur<br />
5 der Kontrollgruppe. Der Unterschied ist zwar<br />
nicht sehr deutlich, aber signifikant genug, um<br />
uns den Ratschlag unserer Mütter und Großmütter<br />
ins Gedächtnis zu rufen, dass wir uns<br />
doch auf jeden Fall warm anziehen und insbesondere<br />
unsere Hände und Füße gut schützen<br />
sollten, bevor wir hinaus in die Kälte gehen.<br />
• Warme Fußbäder<br />
Wer zu kalten Füßen neigt, sollte abends ein<br />
warmes Fußbad (z. B. mit Rosmarin, Eukalyptus,<br />
Rosskastanie) nehmen (Wassertemperatur<br />
ca. 37 Grad) oder als ansteigendes Fußbad anwenden,<br />
beginnend mit 35 Grad und dann alle<br />
zwei Minuten erhöhen auf maximal 40 Grad.<br />
Die Anwendungsdauer sollte nicht kürzer als<br />
zehn und nicht länger als 20 Minuten betragen.<br />
Die Füße danach sanft trocknen und eincremen.<br />
• Kneippanwendungen<br />
Kneippanwendungen wie kalte Waschungen (12<br />
bis 15 Grad kaltes Wasser), morgendliche Wechselduschen<br />
(mit warmem Wasser beginnen und<br />
mit kaltem Wasser enden) oder Wassertreten<br />
sind besonders gut zur Abhärtung des Körpers<br />
geeignet. Sowohl während als auch nach einer<br />
Kneippanwendung sollte man darauf achten,<br />
dass man nicht unterkühlt bzw. nicht in einen<br />
Durchzug gerät.<br />
• 1 000 Schritte am Tag …<br />
Jeden Tag 1 000 Schritte gehen und dazu dreimal<br />
pro Woche 45 Minuten den Puls auf Trab und<br />
den Körper zum Schwitzen bringen (z. B. durch<br />
Ausüben einer Ausdauersportart wie Schwimmen,<br />
Radfahren, Joggen, Nordic Walking oder<br />
Skilanglauf) – das genügt bereits, um das Immunsystem<br />
nachhaltig zu stärken. Idealerweise<br />
lassen Sie sich von Ihrem Training im Freien<br />
auch dann nicht abbringen, wenn es draußen<br />
kalt und ungemütlich ist; mit der richtigen Kleidung<br />
können Ihnen Wind und Wetter nichts anhaben.<br />
Denn nicht nur die Bewegung, sondern<br />
auch die Aufnahme von Sauerstoff an der frischen<br />
Luft haben positive Effekte auf Immunsystem<br />
und Stoffwechsel.<br />
• Immunbooster Vitamin C<br />
Damit das Immunsystem gut arbeitet, muss der<br />
Körper mit den richtigen Nährstoffen versorgt<br />
werden. Besonders wichtig ist Vitamin C, da es<br />
an der Bildung von Abwehrzellen beteiligt ist.<br />
Im <strong>Winter</strong> ist eine höhere Zufuhr von Vitamin<br />
C (gern bis zu 1 000 Milligramm pro Tag) empfehlenswert.<br />
Besonders reich an natürlichem Vitamin<br />
C sind Zitrusfrüchte und Acerolakirschen<br />
(am besten als standardisierter Extrakt). Aber<br />
auch in <strong>Winter</strong>gemüsen wie Brokkoli und Kohl<br />
steckt viel Vitamin C; bayerischer Meerrettich<br />
enthält sogar etwa doppelt so viel Vitamin C wie<br />
Zitronen. Der empfohlene Tagesbedarf an Vitamin<br />
C von 95 Milligramm (Frauen) bzw. 110<br />
Milligramm (Männer) lässt sich aber auch mit<br />
zwei Gläsern Sanddornsaft pro Tag decken.<br />
• Was ist mit Zink?<br />
Genau wie Vitamin C wird auch dem Spurenelement<br />
Zink eine antioxidative Wirkung zugeschrieben,<br />
von der auch das Immunsystem pro-<br />
Foto: li.: © soloway / 123rf.com; re.: © nyul / 123rf.com;<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Thema aktuell 5<br />
fitiert. Zink ist zudem ein fester Bestandteil der<br />
körpereigenen Abwehrreaktion.<br />
Ob es Sinn macht, wie von der Werbung empfohlen,<br />
Zink-Präparate zur Vorbeugung einer<br />
Erkältungskrankheit einzunehmen, lesen Sie<br />
auf Seite 24f.<br />
• Vitamin D3 –<br />
nicht nur ein Knochenvitamin<br />
Erst in jüngerer Zeit wurde erkannt: Das »Knochenvitamin»<br />
D3 ist auch unverzichtbar für ein<br />
schlagkräftiges Immunsystem. Mit Hilfe von<br />
UV-Strahlung kann der Körper die hormonähnliche<br />
Substanz eigentlich selbst herstellen.<br />
Im Spätherbst und <strong>Winter</strong> ist die Sonnenstrahlung<br />
in unseren Breitengraden allerdings zu<br />
schwach für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung<br />
über die Haut. Deshalb kann es sinnvoll<br />
sein, in dieser Zeit zusätzlich ein Vitamin-D-<br />
Präparat einzunehmen.<br />
• Hände regelmäßig waschen<br />
Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen<br />
wir: Händewaschen ist eine einfache und wirksame<br />
Maßnahme, sich vor einer Ansteckung<br />
mit Viren zu schützen. Gründliches Händewaschen<br />
dauert 20 bis 30 Sekunden und setzt eine<br />
gutes Einseifen und Reiben der Hände voraus.<br />
Es sollte neben den bekannten Gründen (nach<br />
dem Besuch der Toilette, dem Kontakt mit Abfällen<br />
etc.) immer dann erfolgen, wenn man<br />
von unterwegs nach Hause kommt.<br />
• Regelmäßige Saunabesuche<br />
Zahlreiche Studien belegen: Wer in der kalten<br />
Jahreszeit regelmäßig die Sauna aufsucht,<br />
steigert nicht nur sein allgemeines Wohlbefinden,<br />
sondern der stärkt auch sein Immunsystem<br />
und beugt grippalen Infekten vor. Hierfür<br />
genügt es, ein- bis zweimal pro Woche in die<br />
Sauna zu gehen (jeweils mit drei Saunagängen,<br />
die nicht länger als 15 Minuten dauern sollten).<br />
Vorsicht: Sobald sich erste Erkältungssymptome<br />
zeigen, sind Saunagänge tabu, da sie in diesem<br />
Fall das Immunsystem zusätzlich schwächen<br />
– und damit den Krankheitsverlauf sogar<br />
verschlimmern können.<br />
• Entspannung gegen Stress<br />
Stress schwächt die körpereigenen Abwehrkräfte<br />
– deshalb ist es wichtig, sich regelmäßig Auszeiten<br />
zu gönnen und so für eine gute Balance<br />
zwischen An- und Entspannung zu sorgen.<br />
Helfen kann auch das Erlernen einer Entspannungstechnik<br />
(z. B. Autogenes Training, Yoga,<br />
Progressive Muskelentspannung, Meditation).<br />
• Rauchverzicht<br />
Und auch das gehört zu einer Stärkung des Immunsystems<br />
dazu: mit dem Rauchen aufzuhören,<br />
wenn der regelmäßige Nikotinkonsum zu<br />
Ihrem Alltag gehört.<br />
Drei Tage kommt er …<br />
das hilft bei Erkältungen<br />
Haben sich Erkältungsviren wie Rhinoviren,<br />
Coronaviren, bestimmte Influenza-<br />
Viren oder RS-Viren (Respiratory Synctial<br />
Virus) trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />
erst einmal an den Zellen der Nasenschleimhaut<br />
festgesetzt, vermehren<br />
sie sich in Windeseile und nehmen dem<br />
Immunsystem die Möglichkeit, sich erfolgreich<br />
gegen die Eindringlinge zur<br />
Wehr zu setzen.<br />
Nach einer Inkubationszeit von 24 bis<br />
72 Stunden machen sich dann die ersten<br />
Erkältungssymptome bemerkbar:<br />
Frösteln, Halsschmerzen, Kopf- und<br />
Gliederschmerzen, häufiges Niesen<br />
und Nase laufen – bis der Schleim ein<br />
bis zwei Tage später so dickflüssig ist,<br />
dass man für ein paar Tage kaum mehr<br />
durch die Nase atmen kann. Auch die<br />
Temperatur kann vorübergehend leicht<br />
erhöht sein. All diese Beschwerden sind<br />
Zeichen für die heftige Gegenwehr, die<br />
das Immunsystem nun in Gang gesetzt<br />
hat, um die Erreger zu eliminieren. Husten<br />
beginnt häufig erst am vierten oder<br />
fünften Tag, wenn der Schnupfen nachlässt.<br />
Von da ab besteht in der Regel<br />
keine Ansteckungsgefahr mehr.<br />
• Vor allem die ersten drei Tage ist für<br />
viele die Zeit des Elends; manchmal hilft<br />
dann nur noch Bettruhe. Generell sollte<br />
jeder – auch jene, die sich durch die<br />
Erkältung weniger stark beeinträchtigt<br />
fühlen – in dieser Zeit kürzer treten, körperliche<br />
Anstrengung vermeiden und<br />
möglichst viel schlafen. Auf diese Weise<br />
wird das Immunsystem, das gerade<br />
auf Hochtouren arbeitet, am besten<br />
unterstützt.<br />
• Ein gutes Mittel zur Linderung von Erkältungssymptomen<br />
ist und bleibt eine<br />
Hühnersuppe! Inzwischen haben die<br />
Forscher auch herausgefunden, warum<br />
das so ist. Denn der in der Suppe enthaltene<br />
Eiweißstoff Cystein blockiert<br />
bestimmte weiße Blutkörperchen, die<br />
vor allem zu Beginn einer Erkältung<br />
vermehrt in die Nasenschleimhäute<br />
transportiert werden. Dadurch wird<br />
der Entzündung entgegengewirkt und<br />
die Schleimhäute schwellen ab. Zudem<br />
enthält Hühnersuppe viele Vitamine, Eisen<br />
und Zink, die das geschwächte Immunsystem<br />
effektiv unterstützen. Idealerweise<br />
isst man täglich zwei bis drei<br />
Teller heiße Hühnersuppe – bis sich die<br />
Symptome deutlich gebessert haben.<br />
• Bäder mit einem Zusatz aus Menthol-,<br />
Eukalyptus-, Thymian- oder Fichtennadelöl<br />
fördern die Durchblutung<br />
und lindern Gliederschmerzen. Ihre<br />
ätherischen Öle wirken zudem schleimlösend.<br />
Ein Erkältungsbad ist jedoch<br />
tabu, wenn Sie Fieber haben!<br />
• Ansonsten bleiben die therapeutischen<br />
Möglichkeiten auf die Linderung<br />
der Symptome beschränkt, denn eine<br />
kausale Therapie gibt es nicht. Also<br />
beispielsweise:<br />
• Tees mit Lindenblüten und/oder<br />
Holunderblüten, die schweißtreibend<br />
wirken und so für eine Absenkung von<br />
leichtem Fieber sorgen. Steigt das Fieber<br />
auf Werte über 39 Grad, könnte<br />
eine »echte« Grippe dahinterstecken;<br />
dann heißt es: Sofort zum Arzt!<br />
• Kochsalz- und Meerwasserlösungen<br />
oder auch abschwellende Nasentropfen<br />
bzw. -spray (z. B. Oxymetazolin,<br />
Xylometazolin) zur Schleimlösung;<br />
die Anwendung sollte jedoch nicht<br />
länger als maximal fünf Tage erfolgen.<br />
• Pflanzliche Schnupfenmittel (z. B.<br />
Sinupret®, Gelomyrtol®) in Tabletten-<br />
bzw. Kapselform, die ebenfalls<br />
schleimlösend und entzündungshemmend<br />
wirken.<br />
• Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser<br />
oder Salbeitee bei Halsschmerzen.<br />
• Säfte oder Tropfen mit einer<br />
schleimlösenden Wirkung (z. B. standardisierte<br />
Extrakte aus Thymianoder<br />
Efeu bzw. chemische Substanzen<br />
wie Acetylcystein, Ambroxol, Bromhexin),<br />
die für eine rasche Besserung von<br />
Husten mit Auswurf sorgen.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
6 Thema aktuell<br />
Hilfe bei Symptomen und Langzeitfolgen<br />
Long-Covid-Syndrom<br />
Fotos: re.: © Krankenhaus für Naturheilweisen München; oben: © istock / seb_ra<br />
Die Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses<br />
für Naturheilweisen (KfN) verfügen<br />
über eine langjährige Erfahrung in der<br />
Therapie des Chronischen Fatigue Syndroms.<br />
Diese Expertise kommt nun auch<br />
den Long-Covid-Patienten zugute, die oft<br />
unter ganz ähnlichen (Fatigue-)Symptomen<br />
leiden. Im KfN erhalten sie eine individuell<br />
auf sie abgestimmte Behandlung,<br />
die vom Ärzteteam unter der Leitung von<br />
Chefarzt Robert Schmidt und Chefärztin<br />
Dr. med. Michaela Moosburner durchgeführt<br />
wird. Im Gespräch mit <strong>TOPFIT</strong> erklärt<br />
der Ärztliche Direktor und Chefarzt Robert<br />
Schmidt, wie Long-Covid-Patienten im<br />
Krankenhaus für Naturheilweisen behandelt<br />
werden und welch wichtigen Beitrag<br />
die Komplementärmedizin mit ihrem multimodalen<br />
Ansatz dabei leisten kann.<br />
Von Alexander Friedrich<br />
Herr Schmidt, was versteht man unter<br />
Long Covid bzw. Post Covid?<br />
Robert Schmidt: Diese beiden Begriffe haben<br />
sich als Bezeichnung für Langzeitfolgen einer<br />
Coronainfektion etabliert. Sie meinen prinzipiell<br />
genau das Gleiche, nur mit einem Unterschied:<br />
Von Long Covid spricht man bereits ab<br />
einer Symptomatik, die länger als vier Wochen<br />
nach der Coronainfektion anhält, von Post Covid<br />
dagegen erst ab zwölf Wochen. Es können im<br />
weiteren Krankheitsverlauf auch neue Symptome<br />
auftreten. Eine anhaltende Verschlechterung<br />
einer vorbestehenden Grunderkrankung im<br />
Rahmen einer akuten Coronainfektion wird als<br />
Long-/Post Covid bezeichnet. Man schätzt, dass<br />
etwa jeder zehnte Coronaerkrankte mit Langzeitfolgen<br />
zu kämpfen hat. Frauen sind häufiger<br />
betroffen als Männer. Ob auch asymptomatisch<br />
Infizierte an Long Covid bzw. Post Covid erkranken<br />
können und wie gut ein vollständiger<br />
Impfschutz davor schützen kann, ist noch nicht<br />
abschließend geklärt.<br />
Welche Symptome sind typisch für<br />
dieses Krankheitsbild?<br />
Robert Schmidt: Die häufigsten Symptome sind<br />
eine eingeschränkte Belastbarkeit, Unwohlsein<br />
nach Belastungen – was Mediziner als postexertionelle<br />
Malaise, kurz PEM, bezeichnen -, aber<br />
auch Atemnot bei Belastung, Husten, Kopf-,<br />
Muskel- und/oder Gliederschmerzen. Riech-,<br />
Geschmack- und/oder Schlafstörungen, depressive<br />
Verstimmung, Stress, Angst, Brain Fog<br />
bzw. Denk- und Konzentrationsstörungen sind<br />
ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. Zudem<br />
können Haarausfall, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen<br />
sowie Schwindel, Herzrasen,<br />
Herzstolpern, Übelkeit oder auch anhaltende<br />
Durchfälle auftreten. Natürlich entwickelt jeder<br />
Patient nur einige dieser Symptome, individuell<br />
kann es große Unterschiede im Beschwerdebild<br />
geben. Im Vordergrund stehen aber meist eine<br />
tiefgreifende Erschöpfung mit Belastungsintoleranz,<br />
Kurzatmigkeit, Husten und Schmerzen im<br />
Bereich des Brustkorbs sowie Konzentrationsstörungen<br />
und Brain Fog (»Gehirnnebel«).<br />
Welche Ursache hat Long Covid bzw.<br />
Post Covid genau?<br />
Robert Schmidt: Zu diesem Thema wird weltweit<br />
intensiv geforscht, aber noch gibt es keine<br />
finalen Erkenntnisse. Vermutet werden u. a.<br />
chronische Entzündungsprozesse durch Autoantikörper,<br />
eine anhaltende Infektion durch<br />
das Coronavirus selbst, mitochondriale Fehlfunktionen,<br />
Störungen der Gefäßwände und/<br />
oder auch direkte neurologische Schädigungen.<br />
Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel<br />
verschiedener Faktoren. Das im Vergleich<br />
zu Männern erhöhte Erkrankungsrisiko<br />
von Frauen könnte daran liegen, dass Frauen in<br />
der Regel über ein potenteres Immunsystem verfügen<br />
als Männer und eine Fehlfunktion daher<br />
folglich auch zu größeren negativen Auswirkungen<br />
führen könnte.<br />
Wo findet man als Betroffener Hilfe?<br />
Robert Schmidt: Erste Anlaufstelle sollte der<br />
Hausarzt sein, der bei Bedarf an spezialisierte<br />
Covid-Ambulanzen verweisen kann. Diese Covid-Ambulanzen,<br />
häufig Hochschulambulanzen,<br />
haben oft eine Spezialisierung auf bestimmte<br />
Organsysteme, sodass entsprechend des individuellen<br />
Beschwerdemusters eine bestimmte<br />
Anlaufstelle gezielt ausgewählt werden kann. Bei<br />
führenden Atembeschwerden könnte dies eine<br />
Covid-Ambulanz sein, die federführend von einer<br />
pulmologischen Abteilung betrieben wird,<br />
bei neurologischen Beschwerden eine Ambulanz<br />
mit neurologischem Schwerpunkt und so weiter.<br />
Hier wird dann genau nach fassbaren krankhaften<br />
Veränderungen oder Funktionseinschrän-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Thema aktuell 7<br />
kungen der Organe gesucht und gegebenenfalls<br />
eine ganz spezifische Therapie eingeleitet. Oft<br />
findet man aber keine befriedigende Erklärung<br />
für die Symptomatik, sodass dann nur die Möglichkeit<br />
besteht, die Symptome zu lindern, etwa<br />
durch Medikamente oder Physiotherapie. Mehr<br />
und mehr werden auch ambulante oder stationäre<br />
Rehabilitationsmaßnahmen angeboten. Eine<br />
besondere Herausforderung dabei ist, die Behandlung<br />
an die individuelle Leistungsfähigkeit<br />
des Patienten anzupassen. Diese kann von Patient<br />
zu Patient ganz unterschiedlich sein. Wird<br />
ein Long-/Post-Covid-Patient überfordert, kann<br />
es nämlich zu deutlichen und langanhaltenden<br />
Verschlechterungen der Symptomatik kommen.<br />
Im Alltag wird das Führen eines Aktivitätstagebuchs<br />
empfohlen, um zu lernen, welche Belastungen<br />
die individuelle Leistungsfähigkeit zulässt.<br />
Der Fachausdruck für das Vermeiden von<br />
Überlastungen ist das sogenannte »Pacing«. Dies<br />
stellt ein zentrales Element in der Behandlung<br />
aller Fatigue-Patienten dar. Natürlich ist es das<br />
Ziel, die Leistungsgrenze durch den Einsatz aller<br />
möglichen Behandlungsoptionen zwar langsam,<br />
aber Stück für Stück wieder nach oben zu<br />
verschieben. Man muss aber eher in Monaten<br />
als in Wochen rechnen, sein Leben so weit wie<br />
möglich an die individuelle Leistungsfähigkeit<br />
anpassen und vor allem Geduld haben.<br />
Wie komme ich als Patient an alle<br />
notwendigen Informationen?<br />
Robert Schmidt: Es kann hilfreich sein, sich einer<br />
Selbsthilfegruppe anzuschließen. Hier können<br />
wertvolle Erfahrungen und Tipps weitergegeben<br />
werden. Außerdem wird es als sehr befreiend<br />
empfunden, sich mit anderen Betroffenen<br />
auszutauschen. Heutzutage verfügen viele<br />
Selbsthilfegruppen über ein umfangreiches Online-Angebot,<br />
sodass man mühelos auf das gesammelte<br />
Wissen zugreifen kann. Derzeit wird<br />
weltweit daran geforscht, die Entstehung von<br />
Long-/Post Covid besser zu verstehen und mögliche<br />
Behandlungsansätze zu finden.<br />
Hat Long Covid auch Ihren<br />
Krankenhausalltag verändert?<br />
Robert Schmidt: Schon seit langer Zeit behandeln<br />
wir im Krankenhaus für Naturheilweisen<br />
Patienten mit postviralem chronischem Erschöpfungssyndrom.<br />
Dieses bewährte Behandlungskonzept<br />
haben wir in modifizierter Form<br />
auf Long-/Post Covid übertragen. Inzwischen<br />
kommen täglich neue Long-Covid-Patienten zu<br />
uns in die Klinik, sie stellen fast schon die größte<br />
Patientengruppe dar. Abgesehen davon hat<br />
Corona generell unseren Arbeitsalltag komplett<br />
verändert. Wir haben nun ein »Corona«-Team,<br />
ein »Abstrichzimmer«, wir tragen alle fast rund<br />
um die Uhr Masken und die regelmäßige Testung<br />
von Mitarbeitern und Patienten ist inzwischen<br />
Routine.<br />
Und wie sieht eine Therapie für Long-/<br />
Post Covid im Krankenhaus für<br />
Naturheilweisen aus?<br />
Robert Schmidt: Wir können Long-/Post-Covid-Patienten<br />
für zehn Tage stationär aufnehmen.<br />
Je nach Allgemeinzustand und nach Ausschöpfung<br />
ambulanter Therapiemöglichkeiten<br />
sind natürlich wiederholte stationäre Aufenthalte<br />
möglich, sodass wir auch eine längerfristige<br />
komplementärmedizinische Begleitung anbieten<br />
können. Für jeden Patienten wird im KfN<br />
ein individuelles Behandlungskonzept zusammengestellt,<br />
je nach individuellem Beschwerdebild.<br />
Das KfN ist im deutschsprachigen Raum<br />
eine der größten Einrichtungen für eine integrative<br />
Patientenversorgung mit 110 stationären<br />
Betten. Aus konventioneller Sicht ist das KfN<br />
eine Fachklinik für Innere Medizin, zusätzlich<br />
werden vor allem klassische Naturheilverfahren<br />
nach Kneipp und weitere komplementärmedizinische<br />
Behandlungsansätze wie die Ausleitenden<br />
Verfahren (z. B. Schröpfen, Blutegel,<br />
Aderlass), Neuraltherapie und Homöopathie<br />
angeboten.<br />
Die fünf Säulen der klassischen Naturheilverfahren<br />
sind Ordnungstherapie, Phytotherapie,<br />
Bewegungstherapie, Ernährungstherapie und<br />
Hydro-/Thermotherapie. Zudem kommen im<br />
KfN die Orthomolekularmedizin (z. B. Vitamine,<br />
Spurenelemente) und die mikrobiologische<br />
Therapie (wie Prä- und Probiotika) zum Einsatz.<br />
Unsere Physikalische Abteilung kann auf<br />
ein besonders breites Angebot verweisen, hierzu<br />
zählen z. B. reflektorische Verfahren wie Fußreflex-<br />
oder Bindegewebsmassage (FRZM/BGM),<br />
manuelle Therapie, reflektorische Atemtherapie<br />
und dynamischer Wirbelsäulenausgleich bis hin<br />
zu osteopathischen Techniken - um nur einige<br />
Verfahren zu nennen. Außerdem führen wir in<br />
unserer Klinik sogenannte moderate Ganzkörperhyperthermien<br />
(mGKHT) durch.<br />
Was versteht man unter »moderater<br />
Ganzkörperhyperthermie«?<br />
Robert Schmidt: Bei der moderaten Ganzkörperhyperthermie<br />
wird die Körperkerntemperatur<br />
in den fieberähnlichen Bereich angehoben.<br />
Zur Person<br />
Dies gelingt in einer Art Kabine durch Bestrahlung<br />
des, in seinem Bett liegenden, Patienten mit<br />
wassergefiltertem Infrarot-A-Licht. Alternativ<br />
können auch Behandlungen mit sogenannten<br />
Überwärmungsbädern nach Schlenz durchgeführt<br />
werden.<br />
Wir können auf weit über 40 000 ambulante<br />
und stationäre mGKHTs seit Beginn dieses<br />
Jahrtausends zurückblicken. Pro Aufenthalt eines<br />
Patienten führen wir in der Regel zwei bis<br />
drei mGKHTs durch. Eine mGKHT dauert etwa<br />
150 Minuten und ist so intensiv, dass zahlreiche<br />
Regulationsprozesse in Gang gesetzt werden,<br />
die vor allem das autonome Nervensystem und<br />
das Immunsystem betreffen. Außerdem kommt<br />
es zu einer ausgeprägten Stoffwechselsteigerung<br />
und zu einer tiefgreifenden Entspannung<br />
der gesamten Muskulatur. Gerade bei chronischen<br />
Schmerzsyndromen, wie beispielsweise<br />
Fibromyalgie, und chronischen Erschöpfungssyndromen<br />
wie dem Chronischen Fatigue Syndrom<br />
oder Long-/Post Covid können wir mit<br />
der mGKHT einen positiven Behandlungseffekt<br />
erzielen. Nachweislich wirkt die mGKHT auch<br />
antidepressiv.<br />
Wie sind Ihre Behandlungserfolge bei<br />
Long Covid?<br />
Robert Schmidt: Um die Effektivität unserer naturheilkundlichen<br />
Komplexbehandlung beim<br />
Long-/Post-Covid-Syndrom zu evaluieren, lassen<br />
wir die teilnehmenden Patienten zu Beginn<br />
ihres Aufenthalts im KfN einen eigens kreierten<br />
Fragebogen zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand<br />
ausfüllen. Dies wird dann nach einem Monat<br />
und dann noch einmal nach drei und sechs<br />
Monaten nach Entlassung online datenschutzgerecht<br />
wiederholt. Insgesamt konnten bisher<br />
rund 150 Patienten in die Studie eingeschlossen<br />
werden - Ziel ist der Einschluss von 300 Patienten<br />
bis Ende <strong>2023</strong>. Bisher zeigen die Auswertungen<br />
einen signifikanten Anstieg der Lebensqualität<br />
und des subjektiven Gesundheitszustands<br />
durch die naturheilkundliche Komplexbehandlung<br />
im KfN. Dieser hält auch drei bzw. sechs<br />
Monate nach dem Aufenthalt an, sodass man<br />
berechtigterweise von einem nachhaltigen positiven<br />
Behandlungseffekt sprechen kann.<br />
Robert Schmidt<br />
Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren und Homöopathie<br />
Ärztlicher Direktor und Chefarzt<br />
Krankenhaus für Naturheilweisen<br />
Seybothstraße 65 | 81545 München<br />
Tel. 089 / 62505-0<br />
E-Mail: sekretariat@kfn-muc.de<br />
Nähere Infos:<br />
www.krankenhaus-naturheilweisen.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
8 Diagnose & Therapie<br />
Mausarm im Homeoffice<br />
Wenn jeder Klick schmerzt<br />
Fast ein Viertel der berufstätigen Menschen in Deutschland arbeitet laut einer Umfrage<br />
des Münchner ifo-Instituts weiterhin überwiegend von zu Hause aus. Doch längst<br />
nicht immer entspricht der heimische Arbeitsplatz den ergonomischen Anforderungen.<br />
Die Folge: »Krankheitsbilder wie der Mausarm haben deutlich zugenommen«,<br />
weiß der Münchner Orthopäde Dr. Werner Zirngibl vom MVZ im Helios.<br />
pädische Untersuchung wichtig, gegebenenfalls<br />
auch mit bildgebenden Verfahren. Denn andere<br />
Erkrankungen wie ein Karpaltunnelsyndrom<br />
rufen ähnliche Beschwerden hervor, werden jedoch<br />
anders behandelt.<br />
Das Interview zum Thema<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
In den eigenen vier Wänden zu arbeiten, hat<br />
viele Vorteile – kann aber auch Tücken haben.<br />
Denn anders als im Büro sind im Homeoffice<br />
die Anforderungen an einen ergonomischen<br />
Arbeitsplatz oft nicht erfüllt. Vor allem, wenn<br />
überwiegend mit dem Laptop gearbeitet wird,<br />
sehen die Orthopäden Risiken. Denn die damit<br />
einhergehenden stereotypischen Bewegungen<br />
belasten Arme und Hände in besonderem Maße<br />
– und münden nicht selten in ein Krankheitsbild,<br />
das Repetitive-Strain-Injury-Syndrom,<br />
kurz RSI-Syndrom, genannt wird: Verletzung<br />
durch wiederholte Beanspruchung. Hierzulande<br />
hat sich der Begriff »Mausarm« etabliert: »Tatsächlich<br />
sind winzige Verletzungen an den beteiligten<br />
Muskeln und Sehnen für den Mausarm<br />
verantwortlich«, erklärt Dr. Zirngibl. Oft sind<br />
Unterarm und Handgelenk betroffen, aber auch<br />
an Ellenbogen und Oberarm, Nacken, Schulter<br />
und Rücken können sich die Beschwerden bemerkbar<br />
machen.<br />
Erst bei Belastung, später auch in Ruhe<br />
Ein leichtes Ziehen, Kribbeln, ein unangenehmes<br />
Taubheits- oder Schwächegefühl – das sind<br />
die typischen Symptome eines Mausarms. Dabei<br />
durchläuft das Krankheitsbild verschiedene<br />
Stadien: Zunächst treten die Beschwerden nur<br />
während der entsprechenden Tätigkeit auf, um<br />
in Pausen oder nach Büroschluss erst einmal<br />
schnell abzuklingen. Später halten sie jedoch<br />
auch im Ruhezustand weiter an. »Selbst wenn<br />
nach einer längeren Auszeit, z. B. im Urlaub, die<br />
Beschwerden vollständig abgeklungen zu sein<br />
scheinen, melden sie sich sofort zurück, sobald<br />
der Betroffene wieder die Tastatur oder Maus<br />
bedient«, weiß Dr. Zirngibl. Deshalb gestaltet<br />
sich die Therapie oft schwierig und kann sogar<br />
ins Leere laufen, wenn sich die auslösenden Faktoren<br />
nicht ändern.<br />
Auch wenn es bislang keine einheitlichen Diagnoserichtlinien<br />
gibt, ist eine eingehende ortho-<br />
Wie wird ein RSI-Syndrom behandelt? Und<br />
was kann man selbst tun? Antworten gibt der<br />
Münchner Orthopäde und Sportmediziner Dr.<br />
Werner Zirngibl im Gespräch mit <strong>TOPFIT</strong>.<br />
Herr Dr. Zirngibl, wie wird ein RSI-<br />
Syndrom behandelt?<br />
Dr. Zirngibl: Oberstes Gebot ist, den betroffenen<br />
Arm ruhig zu stellen – und zwar wirklich<br />
so lange, bis die Symptome vollständig abgeklungen<br />
sind. Lokale Kälte- bzw. Wärmeanwendungen<br />
und/oder Ultraschallbehandlungen<br />
zur Tiefendurchblutung unterstützen den Heilungsprozess.<br />
Gute Erfahrungen haben wir auch<br />
mit der ACP-Therapie gemacht, eine Form der<br />
Eigenblutbehandlung, bei der patienteneigenes<br />
Blut nach einer speziellen Aufbereitung in den<br />
schmerzenden Bereich injiziert wird. Bei diesem<br />
Verfahren machen wir uns zunutze, dass das<br />
Blut körpereigene Wirkstoffe wie Blutplättchen<br />
und Wachstumsfaktoren enthält, die die Heilung<br />
in Gang setzen und beschleunigen. Hierzu<br />
wird das Konzentrat z. B. direkt in ein schmer-<br />
Foto oben: © jopanuwatd / 123rf.com<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Diagnose & Therapie<br />
9<br />
Dr. Zirngibl: Sehr wichtig. Regelmäßige Bewegung<br />
am Computerarbeitsplatz hilft, Hand und<br />
Arm gesund zu halten. Aber letztlich profitiert<br />
der gesamte Bewegungsapparat, wenn man<br />
mindestens einmal pro Stunde aufsteht, einizendes<br />
Gelenk oder an eine gereizte, entzündete<br />
oder eingerissene Sehne injiziert. Da es sich<br />
nicht um eine körperfremde, sondern um eine<br />
körpereigene Substanz handelt, ist die ACP-<br />
Therapie sehr gut verträglich. Das aufbereitete<br />
Eigenblut enthält eine hohe Konzentration an<br />
Wachstumsfaktoren, dämmt die Entzündung<br />
ein und beschleunigt die Heilung.<br />
Macht auch eine Physiotherapie Sinn?<br />
Dr. Zirngibl: Auf jeden Fall. Vor allem gezielte<br />
Dehn- und Kräftigungsübungen unter Anleitung<br />
eines Physiotherapeuten wirken sich positiv<br />
aus. Generell sollte der Physiotherapeut oder<br />
die Physiotherapeutin ein individuelles Programm<br />
erstellen, das auf das Stadium des RSI-<br />
Syndroms abgestimmt ist.<br />
Was kann man selbst tun, um die<br />
Beschwerden eines RSI-Syndroms zu<br />
mildern?<br />
Dr. Zirngibl: Wichtigste Maßnahme ist eine ergonomische<br />
Umgestaltung des Arbeitsplatzes<br />
– das gilt auch und gerade für die Arbeit im<br />
Homeoffice. Zu Hause wird oft mit Laptop gearbeitet.<br />
Ratsamer ist jedoch, für die Bildschirmarbeit<br />
einen Computer mit einer externen Tastatur,<br />
einem Extramonitor und einer Maus zu<br />
verwenden. Dabei sollten Tastatur und Maus so<br />
platziert werden, dass die Handgelenke nicht abgeknickt<br />
sind. Im Handel sind zudem spezielle<br />
Mäuse erhältlich, die die natürliche Handhal-<br />
tung unterstützen. Mauspads mit Stützpolstern<br />
verhindern eine überstreckte Arbeitshaltung der<br />
Hand. Der Bildschirm sollte grob eine Armlänge<br />
entfernt sein. Und natürlich sollte man auch<br />
auf die passende Sitz- und Tischhöhe sowie auf<br />
die richtige Sitzhaltung achten - das schließt<br />
dann ein Arbeiten am niedrigen Wohnzimmertisch<br />
oder auf dem Sofa aus.<br />
Wie wichtig ist es, während der Arbeit<br />
regelmäßig eine Pause zu machen?<br />
Zur Person<br />
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />
ge Schritte durch die Wohnung geht, sich dabei<br />
immer wieder streckt und die Muskeln lockert.<br />
Speziell zur Vorbeugung eines Mausarms haben<br />
sich zudem einfache Handübungen bewährt.<br />
Also beispielsweise beim Schreiben mehrmals<br />
pro Stunde Hände und Arme ausschütteln, kreisende<br />
Bewegungen mit den Händen machen<br />
oder die Hände immer mal wieder zur Faust<br />
formen. Patienten, die bereits einen Mausarm<br />
überstanden haben, empfehle ich zur Vorbeugung<br />
eines Rückfalls, während der Computerarbeit<br />
eine spezielle Handgelenksorthese oder<br />
-bandage zu tragen. Individuell einstellbar werden<br />
die Sehnenansätze am Unterarm entlastet,<br />
ohne dabei die natürlichen Bewegungsabläufe<br />
einzuschränken.<br />
Dr. med. Werner Zirngibl ist als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin<br />
im Münchner MVZ im Helios niedergelassen. Als ehemaliger Profi-Tennisspieler war<br />
er 14-mal Deutscher Tennismeister, er spielte beim Daviscup und anderen international<br />
renommierten Turnieren. Heute ist Dr. Zirngibl ein anerkannter Experte für die Behandlung<br />
von Sportverletzungen, der u. a. als langjähriger Turnierarzt beim Tennis-ATP BMW Open<br />
München auch Leistungs- bzw. Profisportler medizinisch betreut. Zu Dr. Zirngibls Leistungsspektrum<br />
gehören u. a. die konventionelle und operative Therapie von Ellbogen-, Knie- und<br />
Sprunggelenkverletzungen. Außerdem nimmt er minimal-invasive Wirbelsäuleneingriffe<br />
vor und arbeitet mit innovativen schmerztherapeutischen Verfahren.<br />
Redaktion: Dr. Nicole Schaenzler<br />
Mitarbeit: Tanja Echter, Alexander Friedrich,<br />
Sabine Jansen (Veranstaltungskalender), Apotheker<br />
Thomas Knaier, Dr. Nina Schreiber, Isabel Virnich<br />
Bildnachweis: Titelbild: © veloliza / 123rf.com<br />
Innenteil: Bildnachweise bei den Fotos; alle anderen<br />
Fotos: © Letter Content Media, München.<br />
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01.10.<strong>2022</strong>. Es gelten die »Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
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Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
Die in diesem Printmedium veröffentlichten<br />
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Aus Gründen der Lesbarkeit wird weiterhin das<br />
generische Maskulin verwendet. Es soll alle<br />
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Vertriebsorganisation: Herbert Schwinghammer<br />
E-Mail: vertrieb@letter-content.de<br />
Für die medizinische Fachberatung<br />
in dieser Ausgabe danken wir<br />
Prof. Dr. Johannes Beckmann<br />
Chefarzt der Klinik für<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />
Romanstraße 93 | 80639 München<br />
Tel: 089 / 1797-2502 (Chefsekretariat)<br />
www.barmherzige-muenchen.de<br />
Robert Schmidt<br />
Ärztliche Direktor und Chefarzt<br />
Krankenhaus für Naturheilweisen<br />
Seybothstraße 65 | 81545 München<br />
Tel. 089 / 62505-0<br />
www.krankenhaus-naturheilweisen.de<br />
Prof. Dr. Gerd Schulze-Körne<br />
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />
Psychosomatik und Psychotherapie<br />
LMU Klinikum München<br />
Nußbaumstraße 5a | 80336 München<br />
Tel. 089 / 44 00 55 9 11<br />
www.lmu-klinikum.de/kinder-und-jugendpsychiatrie<br />
Dr. med. Felix Söller<br />
MVZ im Helios<br />
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />
Tel. 089 / 15 92 77-0<br />
www.mvz-im-helios.de<br />
Dr. med. Hans-Hermann Wörl<br />
Widenmeyerstraße 16 | 80538 München<br />
Tel. 089 / 54 80 66 66<br />
www.widenmayer16.de<br />
Dr. med. Werner Zirngibl<br />
MVZ im Helios<br />
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />
Tel. 089 / 15 92 77-0<br />
www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
10 Diagnose & Therapie<br />
Bruststraffung<br />
Wieder schön in Form<br />
dank innerem BH<br />
Foto oben: © f8studio / 123rf.com<br />
Jede Frau ist anders. Aber keine Frau sieht<br />
es gern, wenn sich ihre Brüste in Richtung<br />
»Hängebusen« entwickelt haben. Eine<br />
Möglichkeit, der erschlafften Brust wieder<br />
zu einer jugendlich straffen Form zu verhelfen,<br />
ist die Bruststraffung mithilfe einer<br />
Technik, die »innerer BH« genannt wird.<br />
Über die Vorteile dieser innovativen Vorgehensweise<br />
sprach <strong>TOPFIT</strong> mit dem Münchner<br />
Facharzt für Plastische und Ästhetische<br />
Chirurgie Dr. med. Hans-Hermann Wörl.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Herr Dr. Wörl, man liest und hört es immer wieder:<br />
Mit einem gezielten Training zur Stärkung<br />
von Brustmuskulatur und Bindegewebe soll<br />
ein erschlaffte Brust wieder in Form gebracht<br />
werden. Richtig oder falsch?<br />
Dr. Wörl: Ich würde sagen, eher falsch. Wenn<br />
überhaupt, profitieren allenfalls junge Frauen<br />
von einem gezielten Workout zur Stärkung von<br />
Muskulatur und Bindegewebe ihrer Brüste. Ist jedoch<br />
das Älterwerden der Grund, dass die Brüste<br />
sich in Richtung »Hängebusen« entwickeln, oder<br />
sind erschlaffte Brüste die Folge von Schwangerschaften,<br />
hilft leider kein Sport, um diesen Prozess<br />
rückgängig zu machen.<br />
Warum entsteht überhaupt ein schlaffer Busen?<br />
Dr. Wörl: Hat der Alterungsprozess erst einmal<br />
begonnen, neigt die Haut dazu, zu erschlaffen –<br />
und mit ihr dann oft auch die weibliche Brust.<br />
Erste Anzeichen zeigen sich häufig schon um das<br />
35. Lebensjahr: Etwa zu diesem Zeitpunkt beginnt<br />
die Haut langsam an Spannkraft einzubüßen.<br />
Zunächst fühlt sich die Brust vielleicht nur<br />
etwas weicher an als früher. Aber mit der Zeit<br />
kann der Verlust an Elastizität zunehmend sichtbar<br />
werden. Vor allem Frauen, die ein schwaches<br />
Bindegewebe haben oder erblich vorbelastet sind,<br />
bemerken oft schon recht früh, dass ihre Brüste<br />
an Festigkeit und Form verlieren. Aber auch<br />
durch andere – altersunabhängige - Faktoren wie<br />
Gewichtsschwankungen oder ein starker Gewichtsverlust<br />
können Brüste ihre Straffheit verlieren<br />
und dann herabhängen. Dies kann für die<br />
betroffenen Frauen sehr belastend sein.<br />
Sie erwähnten, dass auch Schwangerschaften zu<br />
einer »Hängebrust« führen können …<br />
Dr. Wörl: Ja, eine oder mehrere Schwangerschaften<br />
sind sogar ein häufiger Grund, dass Brüste<br />
ihre Straffheit verlieren. Durch die starke Vergrößerung<br />
der Brust schon in den ersten Wochen<br />
der Schwangerschaft wird die Haut der Brust<br />
stark beansprucht. Dann kann es passieren, dass<br />
sie überdehnt und sich nicht wieder vollständig<br />
zurückbildet, wenn das Brustvolumen spätestens<br />
mit dem Ende der Stillzeit wieder abnimmt. Zurück<br />
bleibt eine überdehnte Haut, der Busen erscheint<br />
»leerer« und schlaffer – bis hin zum optischen<br />
Erscheinungsbild einer »Hängebrust«.<br />
Oft höre ich dann von meinen Patientinnen: ›Ich<br />
möchte, dass meine Brüste wieder genauso sind,<br />
wie sie vor der Geburt meiner Kinder waren‹.<br />
Können Sie den betroffenen Frauen helfen?<br />
Dr. Wörl: Ja, und zwar mithilfe einer Bruststraffung.<br />
Auf diese Weise kann die Brust wieder in<br />
eine straffere Form und höhere Position zurückgebracht<br />
werden. Hierfür werden der Hautmantel<br />
verkleinert und der Sitz der abgesunkenen Brustwarze<br />
angehoben, ohne das Drüsen- und Fettgewebe<br />
zu reduzieren. Ob bereits eine einfache<br />
Straffung genügt, um die Brust in die gewünschte<br />
Form zu bringen, oder ob sich für ein optimales<br />
Ergebnis beispielsweise eine Kombination aus<br />
Bruststraffung und dem Einsatz eines Implantats<br />
empfiehlt, wodurch die Brust auch wieder mehr<br />
Volumen erhält, wird immer individuell und gemeinsam<br />
mit der Patientin entschieden.<br />
Sie setzen die Technik des Inneren BHs ein.<br />
Was sind die Vorteile?<br />
Dr. Wörl: Bei einer Bruststraffung besteht mit der<br />
Zeit die Tendenz, dass das Brustgewebe abermals<br />
erschlafft und die Brust über kurz oder lang wieder<br />
herabsinkt. Mit der modernen Technik des<br />
Inneren BHs kann man diesem Absinken entgegenwirken<br />
und so dafür sorgen, dass die gestraffte<br />
Brust längerfristig ihre schöne ansprechende<br />
Form behält. Besonders bei schwachem Bindegewebe<br />
hat sich diese Vorgehensweise gegenüber<br />
herkömmlichen Techniken bewährt. Damit ein<br />
innerer BH entsteht, nutzen wir die überschüssige<br />
Haut: Sie wird nicht entfernt, sondern stattdessen<br />
innen vernäht. Auf diese Weise nutzen wir<br />
sie, wie einen straffen Gürtel, als Stütze für die<br />
Brust, um sie von unten zu stabilisieren. Das Ergebnis<br />
hält viele Jahre lang – ein absoluter Pluspunkt<br />
dieser Technik.<br />
Kann eine Bruststraffung auch mit einer Brustverkleinerung<br />
oder Brustvergrößerung kombiniert<br />
werden?<br />
Dr. Wörl: Ja, die Bruststraffung kann grundsätzlich<br />
mit dem bereits erwähnten Einsatz eines<br />
Implantats zur Brustvergrößerung oder auch<br />
mit einer Brustverkleinerung kombiniert werden.<br />
Ebenso ist eine gleichzeitige Korrektur der<br />
Brustwarze möglich. Oder die Bruststraffung<br />
wird mit anderen Straffungsmaßnahmen kombiniert,<br />
etwa mit einer Bauchstraffung. Oft ist es<br />
ja so, dass nicht nur die Brust, sondern auch die<br />
Bauchdecke infolge einer oder mehrerer Schwangerschaften<br />
stark erschlafft ist. Dann bietet sich<br />
eine kombinierte Vorgehensweise – ein Mommy<br />
Makeover – an. Allen Behandlungen ist gemeinsam,<br />
dass sie technisch sehr anspruchsvoll<br />
sind und deshalb die spezialisierte Erfahrung des<br />
Plastisch-Ästhetischen Chirurgen voraussetzen.<br />
Der Münchner Facharzt für Plastische Chirurgie Dr. Hans-Hermann Wörl praktiziert<br />
gemeinsam mit seinen Kollegen in der Praxisgemeinschaft Widenmayer 16 — Plastische<br />
Chirurgie & Ästhetik an der Isar. Im Einzelnen umfasst sein Behandlungsspektrum<br />
nahezu sämtliche Leistungen der Rekonstruktiven (u. a. Korrekturen nach Brustkrebs,<br />
Folgeoperationen nach massivem Gewichtsverlust, Fettabsaugungen bei Lipöde men)<br />
und der Ästhetischen Chirurgie. Dazu gehören alle operativen wie auch nicht-operativen<br />
Maßnahmen (z. B. Botox, Filler) zur Gesichtsverjüngung, Lidkorrektur, Brustvergrößerung,<br />
Brustverkleinerung und -straffung, Fettabsaugung, Bodycontouring /<br />
Bodylift, Oberarm-, Oberschenkel- und Bauchdeckenstraffung.<br />
Nähere Infos: www.widenmayer16.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Diagnose & Therapie<br />
11<br />
PRP-Therapie<br />
Sanfte Hilfe bei<br />
Bandscheibenproblemen<br />
Bildnachweis (oben): © oopqoo / 123rf.com<br />
Jeder dritte Deutsche leidet regelmäßig<br />
unter Rückenschmerzen – und oft sind es<br />
degenerativ veränderte Bandscheiben,<br />
die vom Orthopäden als Hauptschuldige<br />
ausgemacht werden. »Sind die verschleißbedingten<br />
Veränderungen noch nicht zu<br />
weit fortgeschritten, kann die PRP-Therapie,<br />
die zu den Eigenblutbehandlungen gehört,<br />
eine Therapieoption sein«, erklärt der<br />
Münchner Orthopäde Dr. Felix Söller vom<br />
MVZ im Helios.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Der Verschleiß an den Bandscheiben beginnt<br />
bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr –<br />
ein natürlicher Prozess, der erst einmal nicht<br />
zwangsläufig in ein behandlungsbedürftiges<br />
Krankheitsbild münden muss. Es gibt jedoch einige<br />
Risikofaktoren, die das Voranschreiten einer<br />
Bandscheibendegeneration erheblich beschleunigen<br />
und dann hartnäckige Rückenschmerzen<br />
hervorrufen können: »Neben einer genetischen<br />
Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel<br />
sind es vor allem eine schlecht trainierte Haltemuskulatur<br />
und einseitige Belastungen wie viel<br />
Sitzen, die den Bandscheiben zu schaffen macht«,<br />
erklärt Dr. Söller.<br />
Eine degenerativ veränderte Bandscheibe verliert<br />
an Elastizität und büßt nach und nach ihre Fähigkeit<br />
ein, Wasser zu speichern. Dadurch wird<br />
sie flacher, sie verliert an Substanz und damit an<br />
Höhe. Der Höhenverlust beeinträchtigt nicht nur<br />
die präzise aufeinander abgestimmten Bewegungen<br />
zwischen den Wirbeln, sondern er führt auch<br />
dazu, dass die Bänder, die die Wirbelsäule stabilisieren,<br />
allmählich erschlaffen. Auf diese Weise<br />
steigt nicht nur die Belastung für die Bandscheiben<br />
weiter an, sondern auch die Gelenke<br />
zwischen den Wirbelfortsätzen werden immer<br />
mehr in Mitleidenschaft gezogen – der Beginn<br />
einer fatalen Kettenreaktion. Denn nun nimmt<br />
die Stabilität der Wirbelsäule immer mehr ab,<br />
die Wirbelkörper werden gegeneinander beweglicher<br />
und kommen sich immer näher. Der zunehmendem<br />
Instabilität versucht der Körper mit<br />
Reparaturvorgängen entgegenzuwirken, um so<br />
die Tragfähigkeit der Wirbelkörper zu vergrößern:<br />
»An den Rändern der Wirbelkörper entstehen<br />
Knochenanbauten, die auf Röntgenaufnahmen<br />
dann als Zacken oder Kanten erkennbar<br />
sind«, beschreibt der Münchner Orthopäde. Die<br />
Folge: Der Raum für die Bandscheiben wird weiter<br />
verengt. Hinzu kommen schmerzhafte Entzündungsreaktionen,<br />
die nicht zuletzt durch die<br />
Druckbelastung in den Wirbelkörpern hervorgerufen<br />
werden. Dieses Krankheitsbild nennen<br />
die Mediziner Osteochondrose. Am Ende der<br />
verschleißbedingten Formveränderungen der<br />
Bandscheibe und Wirbelkörper können weitere<br />
Komplikationen stehen – bis hin zu schweren<br />
Kompressionsschäden an den Nerven, die durch<br />
den Wirbelkanal verlaufen.<br />
Was Blutplättchen so alles können<br />
Soweit sollte man es also möglichst nicht kommen<br />
lassen. Rechtzeitig eingeleitet, lassen sich<br />
abgenutzte Bandscheiben mit einer angemessenen<br />
Therapie bis zu einem gewissen Grad wieder<br />
reparieren – vorausgesetzt, der äußere Ring des<br />
Bandscheibenkerns ist noch weitgehend intakt.<br />
Eine moderne patientenschonende Behandlungsoption<br />
ist die PRP-Therapie. PRP steht für Platlett<br />
Rich Plasma beziehungsweise thrombozytenreiches<br />
Plasma. Das ist ein körpereigenes (autologes)<br />
Blutplasma, das in einem speziellen Herstellungsprozess<br />
konditioniert, also mithilfe der<br />
Zentrifuge unter sterilen Bedingungen von den<br />
restlichen Blutbestandteilen getrennt und konzentriert<br />
wurde. Das Besondere an dem aufbereiteten<br />
Blutplasma ist, dass es vor allem Blutplättchen<br />
(Thrombozyten) sowie zahlreiche Wachstumsfaktoren<br />
enthält. Und von diesen biologisch<br />
aktiven Substanzen weiß man inzwischen, dass<br />
sie eine Heilung in Gang setzen und beschleunigen<br />
können. Treten im Körper Verletzungen auf,<br />
wandern nämlich umgehend Blutplättchen in<br />
großer Zahl an den Ort des Geschehens, um die<br />
Wunde zu verschließen. Dabei setzen die Blutplättchen<br />
unter anderem Wachstumsfaktoren<br />
frei, die bei der Reparatur und Zellregeneration<br />
des betroffenen Gewebes helfen und gleichzeitig<br />
Entzündungen hemmen – und genau diesen Effekt<br />
macht sich die PRP-Therapie zunutze.<br />
Zur Person<br />
Höhengewinn für die Bandscheibe<br />
Basis für das Konzentrat ist etwas Blut, das vom<br />
Patienten selbst stammt. »Der große Vorteil einer<br />
Behandlung mit Eigenblut ist, dass es zu 100<br />
Prozent biologisch und sehr gut verträglich ist.<br />
Die Wirkstoffe stammen ausschließlich aus dem<br />
eigenen Körper, dem Konzentrat wird nichts<br />
von außen zugefügt«, betont der Orthopäde. Die<br />
Zentrifugation dauert nur wenige Minuten, sodass<br />
alle Schritte in einer Behandlung erfolgen:<br />
von der Entnahme einer kleinen Blutmenge aus<br />
der Armvene des Patienten, der Aufbereitung im<br />
Labor unter sterilen Bedingungen und schließlich<br />
der Injektion in die zu behandelnde Region.<br />
Bei der Therapie von abgenutzten Bandscheiben<br />
ist die behandelnde Region ihr Inneres: »Unter<br />
Sichtkontrolle injizieren wir das Konzentrat direkt<br />
in den gallertigen Kern der Bandscheibe«,<br />
erklärt Dr. Söller. Das therapeutische Ziel der<br />
PRP-Therapie: den Wassergehalt der Bandscheibe<br />
zu steigern, ihre Elastizität zu verbessern, die<br />
ursprüngliche Bandscheibenhöhe möglichst wiederherzustellen<br />
– und so ein Fortschreiten der<br />
degenerativen Veränderungen zu vermeiden oder<br />
zumindest deutlich zu verlangsamen.<br />
Der Behandlungszyklus erfolgt in Lokalanästhesie<br />
und kann deshalb gut ambulant durchgeführt<br />
werden. In der Regel sind drei Injektionen innerhalb<br />
von drei bis vier Wochen notwendig. Viele<br />
Patienten verspüren oft schon während des Behandlungszyklus<br />
eine deutliche Linderung ihrer<br />
Beschwerden, aber manchmal kann es auch einige<br />
Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt.<br />
Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin und Akupunktur<br />
und praktiziert zusammen mit seinen Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin,<br />
Dr. med. Werner Zirngibl und Dr. med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten<br />
gehören neben minimal-invasiven Wirbelsäulen interventionen auch<br />
die operative Behandlung von Schulter-, Hand- und Ellbogen-Erkrankungen sowie von Knieund<br />
Vorfuß-Erkran kungen.<br />
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
12 Diagnose & Therapie<br />
<strong>Winter</strong>blues<br />
Raus aus dem Stimmungstief!<br />
Foto: © queen1987 / 123rf.com<br />
Wenn die Tage kürzer und dunkler werden,<br />
verlieren manche Menschen ihr positives<br />
Lebensgefühl. Schon nach dem Aufwachen<br />
würden sie am liebsten im Bett liegenbleiben,<br />
sie fühlen sich schlapp und antriebsarm.<br />
Ihre Stimmung ist getrübt, sie sind<br />
ständig müde und haben Heißhunger auf<br />
Süßes. SAD oder auch <strong>Winter</strong>depression<br />
nennen die Ärzte das Leiden, das Jahr für<br />
Jahr in den Herbstmonaten beginnt – und<br />
dann im Frühling sang und klanglos von<br />
selbst verschwindet.<br />
Von Dr. Nina Schreiber<br />
Seit der Corona-Pandemie und dem Wissen<br />
darum, dass eine durchgemachte SARS-<br />
CoV-2-Infektion eine fürchterliche Spätkomplikation<br />
namens Long Covid zur Folge haben<br />
kann (siehe auch Interview, Seite 6f.), befürchtet<br />
manch einer, der sich gerade jetzt ständig müde<br />
und erschöpft fühlt, er könnte auch davon betroffen<br />
sein. Häufig steckt jedoch etwas anderes<br />
dahinter – insbesondere, wenn sich zur Schlappheit<br />
und Antriebslosigkeit noch ein anhaltendes<br />
Stimmungstief dazugesellt. Dann liegt sehr<br />
wahrscheinlich eine saisonal auftretende Störung<br />
des Gefühlslebens, eine Seasonal affective<br />
disorder, kurz SAD, vor, die hierzulande auch als<br />
<strong>Winter</strong>depression bezeichnet wird.<br />
Schon 1921 berichtete der Psychiater Emil Kraepelin<br />
von Fällen mit diesen Krankheitssymptomen.<br />
Doch erst 1980 wurde das Phänomen<br />
»<strong>Winter</strong>depression« von US-Wissenschaftlern<br />
ausführlich beschrieben. Inzwischen gilt die<br />
SAD als eigenständige Erkrankung, die sich von<br />
anderen Depressionsformen vor allem darin unterscheidet,<br />
dass die Symptome ausschließlich<br />
im Herbst und <strong>Winter</strong> auftreten – und in den<br />
lichtreicheren, wärmeren Jahreszeiten wieder<br />
vergehen.<br />
Im Norden häufig – im Süden selten<br />
Zwar ist die <strong>Winter</strong>depression insgesamt seltener<br />
als andere Depressionsformen, doch dürfte<br />
die Zahl der Betroffenen in Europa bei etwa<br />
drei Prozent liegen. Dabei kommt SAD in den<br />
südlicheren Ländern sehr viel seltener vor als<br />
in den nördlicheren Breiten. Die Mehrzahl der<br />
Betroffenen spürt die ersten Symptome, wenn<br />
Ende Oktober die Uhren auf <strong>Winter</strong>zeit zurückgestellt<br />
werden. Dabei kann es sein, dass die Beschwerden<br />
in den nächsten Wochen kontinuierlich<br />
zunehmen oder dass sie sich gleich »mit voller<br />
Wucht« einstellen.<br />
Schlafförderndes Melatonin<br />
Ursache für die <strong>Winter</strong>depression ist Lichtmangel.<br />
Abgesehen davon, dass das Licht als Taktgeber<br />
für viele Prozesse maßgebend ist, die im<br />
Körper als Zyklen (z. B. Wach- und Schlafphasen)<br />
ablaufen, hat Licht auch einen direkten Einfluss<br />
auf die Melatonin- und Serotoninproduktion.<br />
Und weil im Herbst und <strong>Winter</strong> weniger<br />
Tageslicht auf bestimmte Sinneszellen der Augen<br />
trifft, wird mehr Melatonin ausgeschüttet<br />
– ein Hormon, das u. a. eine schlaffördernde<br />
Wirkung hat. Gleichzeitig wird die Herstellung<br />
des stimmungsaufhellenden Nervenbotenstoffs<br />
Serotonin gedrosselt. Die Folge: Der Organismus<br />
schaltet nun auch tagsüber auf »Sparflamme«<br />
um und stellt sich auf die vermeintliche<br />
»Nachtruhe« ein. Die meisten Menschen haben<br />
daher im Herbst und <strong>Winter</strong> generell ein größeres<br />
Schlafbedürfnis und fühlen sich weniger fit<br />
und aktiv als im Sommer; der Serotoninmangel<br />
tut ein Übriges, sodass sich zum körperlichen<br />
Energieverlust häufig auch eine niedergedrückte<br />
Stimmung und ein Gefühl der inneren Leere<br />
oder Traurigkeit einstellen.<br />
Wissenschaftler sehen in dem natürlichen<br />
Schongang des Körpers eine Annäherung an<br />
den <strong>Winter</strong>schlaf, der im Rahmen der physiologischen<br />
Veränderung denn auch als durchaus<br />
normal eingestuft wird. Dazu passen Erscheinungen<br />
wie ständige Müdigkeit und ein erhöhtes<br />
Schlafbedürfnis, aber auch Energielosigkeit<br />
und rasche Erschöpfung. Fehlen die Symptome<br />
einer Depression, gehen die Fachleute von einer<br />
abgeschwächten Form der <strong>Winter</strong>depression<br />
aus, die subsyndromale SAD (s-SAD) genannt<br />
wird. Aber es kann auch sehr viel schlimmer<br />
kommen: Dann sind die Beschwerden so stark<br />
ausgeprägt, dass sie Auswirkungen auf das berufliche<br />
und soziale Leben haben. Das sind die<br />
typischen Anzeichen einer manifesten <strong>Winter</strong>depression<br />
– und es sollten Maßnahmen zur<br />
Linderung getroffen werden.<br />
Je heller, desto besser<br />
Wer es im Alltag nicht schafft, sich regelmäßig<br />
eine Stunde an der frischen Luft zu bewegen,<br />
kann gegen den <strong>Winter</strong>blues eine Lichtdusche<br />
nehmen. Der Psychiater Alfred Lewy entdeckte<br />
1985, dass helles, künstliches Licht die Melatoninfreisetzung<br />
hemmt und die Aktivität der<br />
Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin steigert.<br />
Das helle Licht bringt bei richtiger Anwendung<br />
die innere Uhr wieder in ihren Takt und<br />
sorgt gleichzeitig dafür, dass Serotonin in höherer<br />
Konzentration vorliegt. Deshalb wirkt Licht<br />
auch bei Gesunden leistungssteigernd und erhöht<br />
generell das Wohlbefinden.<br />
Für die Lichttherapie ist das vom menschlichen<br />
Auge wahrnehmbare Licht mit einer Wellenlänge<br />
von ca. 400 bis 780 Nanometer am bes-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Diagnose & Therapie<br />
13<br />
ten geeignet. Solche Lampen sind mit speziellen<br />
Leuchtstoffröhren ausgestattet und im medizinischen<br />
Fachhandel, z. B. als Lichtduschen oder<br />
als Lichtschirme für den Tisch, zur Montage an<br />
die Wand oder als Bodenstative für die Heimanwendung,<br />
erhältlich.<br />
Wer es im Alltag nicht schafft, sich regelmäßig<br />
eine Stunde an der frischen Luft zu bewegen,<br />
kann eine Lichtdusche nehmen. Das ist eine<br />
Therapie mit speziellen Lampen, die sehr helles<br />
Licht erzeugt. Idealerweise ist die Leuchte<br />
10 000 Lux stark. Aber auch 2 500 Lux (jedoch<br />
nicht weniger) genügen bereits, damit das Licht<br />
seine physiologische Wirkung entfalten kann.<br />
Zum Vergleich: Gewöhnlich bietet die Innenbeleuchtung<br />
lediglich etwa 300 bis 800 Lux. Das<br />
Licht trifft auf die Rezeptoren in der Netzhaut,<br />
die dann die Ausschüttung jener Botenstoffe<br />
und Hormone anregen, die praktisch sofort für<br />
eine verbesserte Stimmungslage sorgen.<br />
UV-freies Tageslicht<br />
Da die Lichttherapie für SAD vorwiegend über<br />
das Auge aufgenommen wird, darf kein augenschädigendes<br />
ultraviolettes Licht in dem Spektrum<br />
enthalten sein. Deshalb verfügen alle<br />
modernden Lichttherapiegeräte über spezielle<br />
Filterscheiben, die eventuell vorhandene UV-<br />
Restanteile aus dem Vollspektrum komplett herausfiltern.<br />
Dennoch sollten die Augen während<br />
der Bestrahlung grundsätzlich 60 bis 80 Zentimeter<br />
(je nach Größe des Geräts bzw. nach Herstellerangaben)<br />
von der UV-Schutzscheibe entfernt<br />
sein.<br />
Zur Selbstbehandlung geeignet<br />
Ist sichergestellt, dass es sich tatsächlich um<br />
ein saisonal bedingtes Stimmungstief handelt,<br />
spricht nichts dagegen, die Lichttherapie<br />
zu Hause durchzuführen – zumal das Verfahren<br />
einfach zu handhaben und in der Regel gut<br />
verträglich ist. Gelegentliche Beschwerden, wie<br />
Augenreizungen, Kopfschmerzen und Hautrötungen<br />
klingen meist wenige Stunden nach der<br />
Bestrahlung wieder ab. Allerdings ist es ratsam,<br />
vor Beginn der Lichttherapie eine augenärztliche<br />
Untersuchung durchzuführen. Verschreibungspflichtig<br />
ist die Lichttherapie jedoch nicht.<br />
Als Richtwert für die Anwendung gilt: Je nach<br />
Lichtintensität sollte eine Bestrahlung mindestens<br />
30 Minuten (10 000 Lux) bis 120 Minuten<br />
(2 500 Lux) pro Tag dauern. Dabei genügt<br />
es, während der Bestrahlung etwa jede Minute<br />
für etwa fünf Sekunden direkt in die Lampe zu<br />
schauen, ein permanentes »auf das Licht starren«<br />
ist dagegen nicht nötig.<br />
Am besten ist die morgendliche Anwendung<br />
(zwischen sieben und zehn Uhr), um der »inneren<br />
Uhr« eindeutig mitzuteilen, dass der Tag<br />
begonnen hat und man wieder mit Elan und<br />
guter Laune die anstehenden Aufgaben bewältigen<br />
möchte. In der Mehrzahl der Fälle tritt<br />
Krankenhaus für Naturheilweisen<br />
Fachklinik für Innere Medizin,<br />
Naturheilverfahren und Homöopathie<br />
Gemeinsam<br />
gegen<br />
Long-Covid<br />
„<br />
Unsere Patient*innen erleben,<br />
dass sie keine passiven Zuschauer,<br />
sondern aktive Teilnehmer<br />
ihrer Behandlung sind.<br />
“<br />
bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung<br />
ein, meist verschwinden die Symptome<br />
nach zwei bis vier Wochen sogar vollständig.<br />
Der positive Effekt des Lichts kann übrigens gesteigert<br />
werden, indem man sich ein regelrechtes<br />
»Frühlingszimmer« einrichtet: helle, leuchtende,<br />
sommerliche Farben, frische blühende Blumen<br />
auch im <strong>Winter</strong> und/oder eine Aromalampe,<br />
die leichte anregende Düfte abgibt (z. B. Limone,<br />
Rose, Citrus oder Maiglöckchen). Im Übrigen<br />
kann auch eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung<br />
mit homöopathischen Mitteln<br />
zur Linderung der Beschwerden beitragen.<br />
Zusätzlich sollten sich die Betroffenen viel im<br />
Freien aufhalten, am besten täglich für mindestens<br />
30 Minuten. Denn selbst bei bewölktem<br />
Himmel nimmt das natürliche Licht Einfluss<br />
auf die körpereigene Melatoninproduktion und<br />
lindert damit <strong>Winter</strong>depression. Und: Durch<br />
die regelmäßige Bewegung steigt auch der Serotoninspiegel<br />
– und die Stimmung hellt sich auf.<br />
Mitunter kommt es vor, dass eine »Stimmungserholung«<br />
ausbleibt, sodass sich die Betroffenen<br />
auch in den Frühlingsmonaten niedergeschlagen<br />
und antriebslos fühlen. Dann liegt es nahe, dass<br />
sich hinter der vermeintlichen <strong>Winter</strong>depression<br />
eine andere depressive Störung verbirgt. In<br />
diesem Fall sollte man sich unbedingt an einen<br />
qualifizierten Ärztlichen oder Psychologischen<br />
Psychotherapeuten wenden. Durch eine angemessene<br />
Therapie können rund 80 Prozent der<br />
Depressionen geheilt werden. Gegebenenfalls ist<br />
auch eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva<br />
notwendig – dies kann jedoch nur<br />
der Arzt entscheiden.<br />
Saisonale Stimmungsschwankungen<br />
bei SAD<br />
Die Symptome von SAD-Patienten sind immer<br />
saisonal bedingt – dies ist zugleich das<br />
wichtigste Kriterium, wodurch sich eine<br />
<strong>Winter</strong>depression von anderen depressiven<br />
Störungen unterscheidet.<br />
• Am günstigsten ist die Stimmung im<br />
Mai, Juni, Juli und August.<br />
• Ab (Ende) September verspürt der Betroffene<br />
eine deutliche Veränderung seiner<br />
Stimmung, die sich über die Monate Oktober,<br />
November, Dezember und Januar zunehmend<br />
verschlechtert. Viele Betroffene<br />
empfinden den Januar als Höhepunkt ihrer<br />
<strong>Winter</strong>depression.<br />
• Ab Februar kommt es bei den meisten<br />
Betroffenen zu einer »Stimmungserholung«:<br />
Das psychische und physische Wohlbefinden<br />
verbessert sich nun kontinuierlich über<br />
März und April – bis ab Mai wieder alles »im<br />
Lot« ist.<br />
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<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
14 Diagnose & Therapie<br />
Endoprothetik<br />
Fast Track<br />
Schneller wieder mobil nach<br />
Knie- und Hüft-Gelenkersatz<br />
Fast Track oder auch Rapid Recovery ist ein modernes,<br />
patientenorientiertes Konzept, das wissenschaftlich<br />
basiert ist und darauf abzielt, operierten<br />
Patienten zu einer rascheren Genesung zu verhelfen.<br />
Kernstück von Fast Track ist eine Optimierung<br />
der Abläufe – und hierfür setzt die innovative Behandlungsstrategie<br />
bereits vor der Operation mit<br />
gezielten Maßnahmen an. Über die Vorteile von<br />
Fast Track sprach <strong>TOPFIT</strong> mit dem renommierten<br />
Endoprothetik-Experten und Chefarzt der Klinik für<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus<br />
Barmherzige Brüder München Prof. Dr. Johannes<br />
Beckmann.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Auch wenn die Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks<br />
in spezialisierten Zentren inzwischen als Routineeingriff<br />
gilt, gehört die endoprothetische Versorgung stark geschädigter Gelenke<br />
nach wie vor zu den besonders anspruchsvollen Verfahren, die große<br />
Fachkenntnis und Erfahrung des Operateurs erfordern. Und: Wie jede<br />
Operation, so ist auch die chirurgische Implantation eines künstlichen<br />
Gelenks mit Stressreaktionen im Körper (und der Psyche) verbunden -<br />
Belastungen, die, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen, den Heilungsverlauf<br />
unnötig verzögern können. Genau hier setzt die mehrdimensionale<br />
Behandlungsstrategie »Fast Track« oder »Rapid-Recovery« an. Es<br />
bedeutet so viel wie Chirurgie und Rehabilitation »des schnellen Wegs«<br />
oder der »schnellen Spur«. Dahinter steht die Idee, dem traditionellen<br />
Vorgehen der chirurgischen Therapie ein innovatives Konzept für eine<br />
raschere Genesung entgegenzusetzen. Denn diese Optimierungs-Programme<br />
zielen vor allem darauf ab, die selbstregulierenden Kräfte des<br />
Körpers nach einer Operation möglichst umgehend wieder in Gang zu<br />
setzen, um so das Komplikationsrisiko zu senken und dem Patienten<br />
insgesamt zu einer deutlich schnelleren Erholung zu verhelfen.<br />
Entwickelt wurde die Fast-Track-Behandlungsstrategie bereits vor mehr<br />
als 20 Jahren von dem dänischen Chirurgen Henrik Kehlet. Seitdem<br />
wird sie nicht nur in Dänemark, sondern auch in England, den Niederlanden<br />
oder den USA mit großem Erfolg angewendet; der Nutzen für<br />
den Patienten ist inzwischen wissenschaftlich belegt. In Deutschland<br />
war es die Viszeralchirurgie, die mit Fast Track erste Erfahrungen sammelte.<br />
Schon Henrik Kehlet hatte zunächst vor allem Operationen im<br />
Illustration: SciePro, Sebastian Kaulitzki<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Diagnose & Therapie<br />
15<br />
Bauchraum im Sinn, als er das Fast-Track-Konzept<br />
entwickelte.<br />
Aktuelle Studien zeigen, dass mit Fast Track z. B.<br />
die Komplikationsrate bei Darmoperationen<br />
von früher rund 30 Prozent auf unter fünf bis<br />
zehn Prozent gesenkt wird. Und auch der Krankenhausaufenthalt<br />
verkürzt sich von zehn bis<br />
14 Tagen auf zwei bis fünf Tage. Speziell für die<br />
Eingriffe am Darm sieht das Fast-Track-Konzept<br />
vor, dem Patienten bereits im Vorfeld der Operation<br />
alle unnötigen Belastungen zu ersparen, die<br />
einer raschen Rekonvaleszenz im Weg stehen,<br />
allen voran der Verzicht auf ein striktes Fasten<br />
und eine aufwändige Darmspülung. Dass der<br />
Patient zudem schon wenige Stunden nach der<br />
Operation wieder aufstehen kann, ist vor allem<br />
der modifizierten Schmerztherapie zu verdanken<br />
– eine wichtige Säule von Fast Track.<br />
Optimiertes Schmerzmanagement<br />
Von einem optimierten Schmerzmanagement<br />
profitieren auch Patienten, die ein künstliches<br />
Hüft- oder Kniegelenk implantiert bekommen.<br />
»Beispielsweise lassen sich durch den Einsatz<br />
von lokalen Betäubungsmitteln direkt in<br />
das Operationsgebiet postoperative Schmerzen<br />
deutlich mindern. Zudem vermeiden wir durch<br />
die örtlich begrenzte Anwendung eine Wirkung<br />
des Schmerzmittels auf den ganzen Körper, die<br />
ja oft mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden<br />
ist«, erklärt der Endoprothetik-Experte<br />
und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie am Krankenhaus Barmherzige<br />
Brüder München Prof. Dr. Johannes Beckmann.<br />
Bisher gibt es in Deutschland erst wenige Endoprothetik-Kliniken,<br />
die das patientenorientierte<br />
Konzept anwenden. Eine davon ist die Klinik<br />
für Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses<br />
Barmherzige Brüder München, wo<br />
jährlich knapp 2 500 Patienten im zertifizierten<br />
Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung<br />
behandelt werden – damit gehört das Krankenhaus<br />
Barmherzige Brüder zu den größten orthopädischen<br />
Kliniken Deutschlands. Hier werden<br />
die meisten Patienten inzwischen nach den<br />
Prinzipien von Fast Track / Rapid Recovery behandelt<br />
– »und wir haben damit sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht«, so Prof. Beckmann.<br />
Programmbeginn ist bereits vor dem Eingriff:<br />
Der Patient erhält eine Schulung, zu der unter<br />
anderem auch ein Training mit Gehstützen gehört,<br />
damit er nach dem Eingriff gleich gut mit<br />
den Gehhilfen zurechtkommt. Gezielte physiotherapeutische<br />
Übungen und Muskelkräftigung<br />
noch vor der Operation sind, wie sich gezeigt<br />
hat, ebenfalls sehr bedeutsam für eine schnellere<br />
Rehabilitation.<br />
Digitale Begleitung für mehr<br />
Sicherheit<br />
Zum Fast-Track-Konzept gehört auch, dass der<br />
Patient schon vor der Operation über den ge-<br />
planten Behandlungsablauf genau Bescheid<br />
weiß und er durch gezielte Aufklärung und<br />
praktische Anregungen erfährt, was er selbst für<br />
die rasche Wiedererlangung seiner gewohnten<br />
Aktivitäten tun kann. »Hierfür sind wir gerade<br />
dabei, eine App zu entwickeln, die unsere Patienten<br />
vom ersten Sprechstunden-Termin an bis<br />
über die Nachbehandlung hinaus begleitet. Diese<br />
App informiert nicht nur über die OP-Vorbereitung<br />
und den Eingriff selbst, sondern auch<br />
über die verschiedenen Schritte der postoperativen<br />
Versorgung und Rehabilitation«, erklärt<br />
Prof. Beckmann. Weitere Funktionen wie die direkte<br />
Interaktion mit dem Operateur, die Dokumentation<br />
des Genesungsverlaufs, etwa anhand<br />
von Schmerz- und Zufriedenheitsbefragungen,<br />
oder auch ein Aktivitäts-Monitoring zur Unterstützung<br />
des Patienten in der Wiedererlangung<br />
seiner Mobilität nach seiner Entlassung tragen<br />
zusätzlich zu einer hohen Sicherheit bei.<br />
Moderne OP-Techniken<br />
Die Wahl der Operationsmethode spielt in dem<br />
Konzept für eine schnellere Genesung ebenfalls<br />
eine wichtige Rolle. Oberstes Ziel ist, so muskelbzw.<br />
gewebeschonend und so blutsparend wie<br />
möglich vorzugehen. Deshalb wird idealerweise<br />
sowohl bei der endoprothetischen Versorgung<br />
des Knie- als auch des Hüftgelenks minimal-invasiven<br />
Operationstechniken der Vorzug gegeben.<br />
»Gerade beim künstlichen Kniegelenkersatz<br />
hat sich zudem gezeigt: Längst nicht immer<br />
ist es notwendig, das gesamte Kniegelenk gegen<br />
eine Endoprothese auszutauschen. Oft genügt<br />
es, nur den Anteil des Kniegelenks zu ersetzen,<br />
der auch wirklich geschädigt ist«, betont Prof.<br />
Beckmann. Der mit Abstand häufigste Teil-Gelenkersatz<br />
am Knie betrifft den inneren Gelenkanteil,<br />
er wird auch ›mediale Schlittenprothese‹<br />
genannt. Wird nur die kranke Gelenkfläche<br />
durch eine Teil-Endoprothese ersetzt, wird der<br />
natürliche Bewegungsablauf im Gelenk deutlich<br />
weniger gestört. Denn die übrigen intakten<br />
Gelenkanteile einschließlich des für die Stabilität<br />
und Funktionserhalts so wichtigen Kapsel-<br />
Bandapparats bleiben vollständig erhalten.<br />
Die Patientenzufriedenheit ist hoch: Einbuße<br />
bei der Beweglichkeit oder der Koordinationsfähigkeit<br />
gibt es kaum und auch das natürliche<br />
Bewegungsgefühl bleibt deutlich eher erhalten.<br />
Entsprechend schneller kommen die Patienten<br />
nach der Operation wieder auf die Beine – ganz<br />
im Sinne des Fast-Track-Konzepts.<br />
Erste Schritte oft noch am OP-Tag<br />
Unabhängig davon, welche Art von Endoprothese<br />
zum Einsatz kommt: Das bereits während<br />
der Operation begonnene Schmerzmanagement<br />
wird nach jedem Eingriff konsequent weitergeführt:<br />
»Je weniger ein Patient Schmerzen verspürt,<br />
desto leichter fällt ihm die Frühmobilisation«,<br />
sagt Prof. Beckmann. »Früh« bedeutet:<br />
Noch am Tag des Eingriffs steht der Patient wieder<br />
auf und geht mit Hilfsmitteln seine ersten<br />
Schritte, wenn es der Allgemeinzustand erlaubt;<br />
am Tag der Operation finden dann meist auch<br />
schon die ersten physiotherapeutischen Übungen<br />
und weiteres Gehen statt. Durch diese gezielten<br />
Mobilisierungsmaßnahmen sind die meisten<br />
Patienten bereits kurz nach dem Eingriff in der<br />
Lage, das Treppensteigen mithilfe ihrer Gehstützen<br />
zu bewältigen. Im Übrigen sinkt durch<br />
eine schnellere Mobilisation auch das Thromboserisiko,<br />
und es wird weniger Muskelmasse<br />
abgebaut. »In Kombination mit einer gewebeschonenden<br />
Operation ist Fast Track / Rapid Recovery<br />
derzeit das beste Konzept, die Rehabilitationszeit<br />
für den Patienten so kurz wie möglich<br />
zu halten und den Patienten schnell wieder<br />
fit zu machen«, weiß der Experte. Ein positiver<br />
Nebeneffekt: Für die meisten Patienten, die nach<br />
dem Fast-Track-Prinzip behandelt wurden, verkürzt<br />
sich nach einer Gelenkersatzoperation der<br />
Krankenhausaufenthalt. »Unser primäres Ziel<br />
ist es jedoch nicht, unsere Patienten früher nach<br />
Hause oder in die Rehaklinik zu schicken«, betont<br />
Professor Beckmann. Aber natürlich wissen<br />
die Patienten auch diesen Vorteil zu schätzen.<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr. Johannes Beckmann<br />
ist seit 1. Mai <strong>2022</strong> Chefarzt<br />
der Klinik für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie des<br />
Krankenhauses Barmherzige<br />
Brüder München. In der<br />
Klinik, die zu den größten<br />
orthopädischen Kliniken<br />
Deutschlands gehört, werden<br />
jährlich mehr als die Hälfte der 4 700 stationären<br />
Patienten im zertifizierten Endoprothetikzentrum<br />
der Maximalversorgung (EPZmax)<br />
behandelt. Damit ist das Krankenhaus Barmherzige<br />
Brüder führend in München.<br />
Prof. Beckmann verfügt über eine ausgewiesene<br />
Expertise für Endoprothetik und ist in Fachkreisen<br />
international anerkannt. Unter anderem<br />
ist er aktives Mitglied in den Präsidien der großen<br />
renommierten Fachgesellschaften wie der<br />
Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE),<br />
der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) und der<br />
European Knee Gesellschaft (EKS) und wirkt an<br />
der Überarbeitung der Leitlinien, etwa zur Gonarthrose,<br />
mit. Außerdem hält Prof. Beckmann an<br />
der Universität Regensburg regelmäßig Vorlesungen<br />
und Seminare. Bislang hat er über 100<br />
Studien und Journalbeiträge in nationalen und<br />
internationalen medizinischen Fachzeitschriften<br />
veröffentlicht.<br />
Nähere Infos:<br />
www.barmherzige-muenchen.de<br />
Foto: Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
16 Diagnose & Therapie<br />
Im vergangenen Mai ist die Tagesklinik<br />
der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
des LMU Klinikums ins Haus St.<br />
Vinzenz umgezogen. Hier befinden<br />
sich auch die neuen Räume der KJP-<br />
Forschungsabteilung.<br />
LMU Klinikum München<br />
Zwölf Jahre<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Zwölf Jahre Aufbau und Weiterentwicklung:<br />
Mit (coronabedingter) zweijähriger<br />
Verspätung feierte die Klinik und Poliklinik<br />
für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />
Psychosomatik und Psychotherapie des<br />
LMU Klinikums am 4. und 5. November<br />
das 10-jährige Jubiläum. Den feierlichen<br />
Rahmen bot das zweitägige wissenschaftliche<br />
Symposium im Friedrich-von-<br />
Gärtner-Saal des St.-Vinzenz-Hauses, bei<br />
dem namhafte Referent:innen sowie<br />
das Forschungsteam der Klinik aktuelle<br />
Ergebnisse unter anderem zu Ursachen<br />
und evidenzbasierter Behandlung von<br />
Kindern und Jugendlichen mit psychischen<br />
Erkrankungen vorstellten. <strong>TOPFIT</strong><br />
sprach mit dem Gastgeber, dem Direktor<br />
der Klinik und Poliklinik für Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und<br />
Psychotherapie am LMU Klinikum Prof.<br />
Dr. Gerd Schulte-Körne.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Herr Prof. Schulte-Körne, in den letzten 12<br />
Jahren hat die Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
des LMU Klinikums viel erreicht. So ist es<br />
zum Beispiel gelungen, die Anzahl der Behandlungsplätze<br />
nahezu zu verdoppeln …<br />
Prof. Schulte-Körne: … das ist richtig. Als die<br />
Klinik im Jahr 2010 eröffnet wurde, zeigte sich<br />
schon bald, dass der Bedarf bei der Versorgung<br />
psychisch kranker Kinder und Jugendlicher erheblich<br />
größer ist als wir ihn mit unserem Angebot<br />
decken konnten. In den folgenden Jahren ist<br />
es uns gelungen, die Kapazitäten kontinuierlich<br />
von 30 stationären und 10 teilstationären auf 54<br />
stationäre und 20 teilstationäre Behandlungsplätze<br />
zu erweitern. Parallel dazu wuchs unsere<br />
Forschungsabteilung stetig an, sodass wir eine<br />
Reihe von neuen klinischen Forschungsbereichen<br />
etablieren konnten. Im Haus St. Vinzenz,<br />
das im Mai dieses Jahres eröffnet wurde, stehen<br />
der KJP-Forschungsabteilung nun gemeinsame<br />
Forschungsräume an einem Standort zur<br />
Verfügung. Auch unsere Tagesklinik ist ins St.-<br />
Vinzenz-Haus umgezogen, wo wir für Kinder<br />
und Jugendliche mit Essstörungen, Depressionen,<br />
Schulleistungs- und anderen Angststörungen<br />
ein multimodales und integratives Behandlungskonzept<br />
bereithalten. Und auch in der medizinischen<br />
Lehre ist das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
inzwischen fest verankert.<br />
Im März dieses Jahres ist am LMU Klinikum<br />
zudem eine Psychiatrische Transitionsstation<br />
eröffnet worden. An wen richtet sich das<br />
neue Versorgungsangebot?<br />
Prof. Schulte-Körne: Auf der Transitionsstation<br />
mit stationärer und teilstationärer Versorgung<br />
werden junge Menschen mit psychischen<br />
Erkrankungen betreut, die zwischen 16 und<br />
25 Jahre alt sind. Dazu muss man wissen: Junge<br />
Menschen mit psychischen Erkrankungen,<br />
die alters- und entwicklungsbedingt zwischen<br />
Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie liegen,<br />
wurden bisher in der medizinischen Versorgung<br />
kaum berücksichtigt. Dabei verlangt diese<br />
Gruppe eigentlich unsere besondere Aufmerksamkeit,<br />
denn vielen fällt der Schritt in die Erwachsenenpsychiatrie<br />
sehr schwer. Und längst<br />
nicht immer ist der Fortgang ihrer Behandlung<br />
gewährleistet, wenn sie volljährig geworden<br />
sind. Diese jungen Menschen brauchen jedoch<br />
nicht nur eine spezielle Psychotherapie, sondern<br />
auch eine besondere psychosoziale Behandlung,<br />
die sie darin unterstützt, ihren Platz in der Ge-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Diagnose & Therapie<br />
17<br />
sellschaft zu finden. Gemeinsam mit der Universitätsklinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
haben wir diese Behandlungslücke geschlossen:<br />
Mit der Psychiatrischen Transitionsstation stehen<br />
beiden Kliniken nun 16 stationäre Behandlungsplätze<br />
zur Verfügung: 8 kinder- und jugendpsychiatrische<br />
und 8 erwachsenpsychiatrische<br />
Betten, zudem bis zu 4 tagesklinische Plätze.<br />
Haben die psychischen Erkrankungen bei<br />
Heranwachsenden zugenommen?<br />
Prof. Schulte-Körne: Die Zahl der jungen Patienten<br />
mit einer behandlungsbedürftigen psychischen<br />
Erkrankung ist seit Jahren hoch. Studien<br />
zur Neuerkrankungsraten zeigen jedoch, dass in<br />
den Pandemiejahren stressassoziierte Erkrankungen<br />
wie Angst-, Depression und Essstörungen<br />
bei jungen Menschen deutlich zugenommen<br />
haben – diese Ergebnisse decken sich auch mit<br />
meiner persönlichen Erfahrung.<br />
Sie haben dann in Partnerschaft mit der<br />
Beisheim Stiftung für Kinder und Jugendliche<br />
das digitale Infoportal „Corona und Du“<br />
ins Leben gerufen – mit zahlreichen Tipps,<br />
damit sie psychisch gestärkt durch diese<br />
Zeit zu kommen …<br />
Prof. Schulte-Körne: … auf dem Infoportal werden<br />
unter anderem ganz alltägliche Probleme<br />
wie Langeweile oder Stress angesprochen und<br />
Lösungen aufgezeigt, um besser damit umzugehen.<br />
Für schwerwiegende Probleme und starke<br />
psychische Belastungen verweist „Corona und<br />
Du“ auf anerkannte Anlaufstellen und andere<br />
Möglichkeiten, therapeutische Unterstützung zu<br />
bekommen.<br />
Welche Auswirkungen der Corona-Pandemie<br />
hat den jungen Menschen besonders<br />
zu schaffen gemacht?<br />
Prof. Schulte-Körne: Während der Pandemie haben<br />
wir verschiedene Effekte gesehen. Vor allem<br />
die Lockdowns und das Homeschooling haben<br />
bei den Kindern und Jugendlichen erhebliche<br />
Spuren hinterlassen. Dabei hatten nicht nur der<br />
Bewegungsmangel, sondern auch die massive<br />
Einschränkung der sozialen Kontakte erhebliche<br />
Auswirkungen auf die psychische Gesundheit<br />
der jungen Menschen. Vor allem der regelmäßige<br />
Austausch mit Gleichaltrigen kann Kindern<br />
und Jugendlichen helfen, Stresssituationen<br />
einigermaßen zu bewältigen. Fällt diese wichtige<br />
Kompensationsmaßnahme weg, kann die Belastung<br />
überbordend werden. Deutlich zugenommen<br />
hat vor allem die Anzahl der Jugendlichen<br />
mit Depressionen und Essstörungen. Viele von<br />
ihnen sind so schwer krank, dass sie auf eine stationäre<br />
Behandlung dringend angewiesen sind.<br />
Inzwischen kommt noch der Ukraine-Krieg<br />
dazu. Befürchten Sie, dass die Anfrage nach<br />
stationärer bzw. teilstationärer oder auch<br />
nach ambulanter Behandlung weiter steigen<br />
wird?<br />
Prof. Schulte-Körne: Das ist sogar sehr wahrscheinlich.<br />
Wobei die kindliche Psyche auf Belastungen<br />
oft verzögert reagiert – das konnten<br />
wir schon während der Corona-Pandemie beobachten.<br />
So haben wir zum Beispiel einen Anstieg<br />
der Erkrankungsrate nicht gleich nach dem<br />
ersten Lockdown festgestellt, sondern erst einige<br />
Monate später.<br />
Gibt es Risikofaktoren für die Entstehung<br />
einer psychischen Erkrankung?<br />
Prof. Schulte-Körne: Einige Risikofaktoren gibt es.<br />
Dazu gehört zum Beispiel eine genetische Disposition:<br />
Oft leben die betroffenen Jugendlichen in<br />
einer Familie, in der weitere Familienmitglieder<br />
psychisch erkrankt sind. Generell ist es so, dass<br />
Jugendliche in bestimmten Lebensphasen besonders<br />
vulnerabel sind, vor allem in der Entwicklungsphase<br />
vom 12. bis zum 20. Lebensjahr. Sind<br />
die Jugendlichen in dieser Zeit heftigen Stressoren<br />
ausgesetzt, ohne zu wissen, wie sie damit<br />
umgehen sollen, ist die Wahrscheinlichkeit für<br />
die Entstehung einer psychischen Erkrankung<br />
deutlich erhöht.<br />
Ein leider oft vernachlässigter Aspekt ist die ungute<br />
Macht der Bilder in den Medien – ein Aspekt,<br />
der gerade in diesen Tagen besondere Beachtung<br />
verdient. Denn Bilder und Filme vom<br />
Kriegsgeschehen überfordern Kinder in erheblichem<br />
Maße – bis hin zur Auslösung eines Traumas.<br />
In Anbetracht der erheblichen Belastung<br />
für die Kinderseele, die von diesen Bildern ausgeht,<br />
ist es dringend geboten darüber nachzudenken,<br />
wie die Kinder davor geschützt werden<br />
können.<br />
Vor gut einem Jahr haben Sie unter dem<br />
Titel „Ich bin alles“ das deutschlandweit<br />
einzigartige digitale Infoportal zu Depression<br />
und psychischer Gesundheit zusammen<br />
mit der Beisheim Stiftung gestartet. Viele<br />
Beiträge sind von Jugendlichen für Jugendliche<br />
und damit in einer Sprache, die<br />
von allen verstanden wird …<br />
Prof. Schulte-Körne: … genau. „Ich bin alles“-Portal<br />
richtet sich an Kinder und Jugendliche mit<br />
Depression, sowie an ihre Eltern, aber auch an<br />
nicht erkrankte Kinder und Jugendliche, die sich<br />
zu dem Thema informieren möchten. Das Infoportal<br />
basiert auf der S3-Behandlungsleitlinie,<br />
die ich selbst mit koordiniert habe, und die den<br />
aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Behandlung<br />
von Kindern und Jugendlichen mit einer<br />
Depression zusammenfasst.<br />
Dass Jugendliche selbst zu Wort kommen und<br />
zum Beispiel über ihre Erkrankung sprechen,<br />
war uns ein ganz wichtiges Anliegen. Wir haben<br />
auch junge Moderatoren, die Therapeuten interviewen.<br />
Zudem gibt es verständliche Erklärvideos<br />
zu Krankheitsursachen und Behandlungsmethoden.<br />
All das haben wir im Austausch mit<br />
Jugendlichen und mit der Unterstützung von<br />
Medienpädagogen und Kommunikationsprofis<br />
entwickelt – über einen Zeitraum von gut drei<br />
Jahren. Es geht darum, dass gerade Kinder und<br />
Jugendliche diese Inhalte, die sie gesundheitlich<br />
betreffen, genau verstehen.<br />
Und das ist nicht immer der Fall?<br />
Prof. Schulte-Körne: Nein. Fakt ist: Jugendliche<br />
fühlen sich häufig nicht wahrgenommen. Und<br />
dieses Gefühl spiegelt sich dann in Äußerungen<br />
wider wie „Ich kann ja eh nichts machen.“ Oder:<br />
„Mich hört ja sowieso niemand an.“ Die Jugendlichen<br />
empfinden es so, als würden sie nicht als<br />
repräsentierter Teil unserer Gesellschaft behandelt<br />
werden. Dabei sind ihre Sorgen häufig auch<br />
die der ganzen Gesellschaft; die Kriegsangst, die<br />
gerade viele umtreibt, ist ein gutes Beispiel dafür.<br />
Aber es stimmt schon: Die Einbindung von<br />
Kindern und Jugendlichen in gesellschaftliche<br />
Prozesse findet oftmals nicht statt. Immer noch<br />
wird über die Kinder und Jugendlichen entschieden,<br />
aber nicht mit ihnen. Das sollte uns, wie<br />
ich finde, doch sehr zu denken geben. Und wir<br />
sollten überlegen, wie es gelingen kann, Kinder<br />
und Jugendliche an diesen Prozessen direkt zu<br />
beteiligen.<br />
Haben Sie Lösungsvorschläge?<br />
Prof. Schulte-Körne: Viele Strukturen und Prozesse<br />
sind ja vorgegeben, deshalb ist es nicht leicht,<br />
etwas zu verändern. Aber es wäre schon viel gewonnen,<br />
wenn Kinder und Jugendliche aktiv in<br />
die medizinische und vor allem therapeutische<br />
Entscheidung mit eingebunden werden. Wenn<br />
sie selbst artikulieren können, was sie wollen und<br />
was nicht. Und wenn man sie erst einmal darüber<br />
aufklärt, was es konkret bedeutet, mit einem<br />
bestimmten Medikament, einer Psychotherapie<br />
oder eben auch in einer spezialisierten Klinik<br />
stationär behandelt zu werden – und das altersgerecht<br />
und in für sie verständlichen Worten.<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne<br />
Direktor der Klinik für Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik<br />
und Psychotherapie<br />
LMU Klinikum<br />
Tel: +49 (0)89 4400 55901<br />
E-Mail: kjp@med.uni-muenchen.de<br />
Die beiden digitalen Infoportale<br />
„ich bin alles“ und „Corona und du“<br />
sind erreichbar unter:<br />
www.ich-bin-alles.de bzw. unter<br />
www.corona-und-du.info<br />
Fotos: © LMU Klinikum München<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
18 Tiergesundheit<br />
der Hund mag es nicht, wenn er gewaschen wird<br />
– und macht gar nicht erst mit. Wie es für Tier<br />
und Mensch einfacher geht, zeigt Laura Stella<br />
Ardizzone in ihrem Hundesalon Wash Dog in<br />
Kirchheim (Heimstetten) bei München. Denn<br />
hier sind die großzügigen Räumlichkeiten auf<br />
die verschiedenen Bedürfnisse rund um das Zusammenleben<br />
mit Hund abgestimmt: der Salon<br />
für die professionelle Haar- und Fellpflege, der<br />
gut sortierte Shop für Hundeaccessoires und die<br />
Waschboxen für den 24-Stunden-Self-Service.<br />
Wellness für Wauzi<br />
Hundepflege<br />
leicht gemacht<br />
Der Hundesalon Wash Dog bietet Hundebesitzern ein in Deutschland einzigartiges Pflegeangebot<br />
für den Vierbeiner – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Selbst Hunde, die sich normalerweise<br />
mit allen vieren dagegen sträuben, wenn ihnen der Duschkopf zu nahekommt, lassen<br />
sich in der Edelstahlwanne mühelos – und gefahrlos – waschen.<br />
Von Alexander Friedrich<br />
Viele Frauchen und Herrchen kennen das<br />
Problem: Bei einem ausgedehnten Spaziergang<br />
nimmt der Hund jede Pfütze mit und suhlt<br />
sich genüsslich im Schlamm. Des Hundes Freud<br />
ist des Besitzers Leid, denn im Anschluss an<br />
den Hundespaß im Dreck steht die Reinigung<br />
des Vierbeiners an. Das häusliche Badezimmer<br />
ist nach der Hundedusche meistens überschwemmt,<br />
der Hund zwar sauber und bestenfalls<br />
trocken, der Besitzer dafür aber nass. Oder<br />
Extra erhöhte Edelstahlwanne<br />
Prunkstück einer Self Service Waschbox ist eine<br />
extra erhöhte Wanne aus Edelstahl – so geräumig,<br />
dass auch große und sehr große Hunde<br />
darin Platz haben. Die Wanne ist extra erhöht,<br />
das macht es besonders leicht, den Hund zu waschen<br />
und zu brausen bzw. zu shampoonieren<br />
und zu trocknen. Man muss sich also nicht, wie<br />
zu Hause, in die Wanne hinunter zum Hund bücken.<br />
Darüber hinaus sind die Wannen hundegerecht<br />
geformt, verfügen über eine rutschfeste<br />
Matte und können vom Vierbeiner mühelos<br />
über eine breite, ebenfalls rutschfeste Rampe<br />
erreicht werden. Ein automatisches Desinfektionssystem,<br />
das sich von selbst aktiviert, sobald<br />
man die Kabine mit dem frisch gebadeten und<br />
trocken gerubbelten oder geföhnten Vierbeiner<br />
wieder verlassen hat, sorgt für eine jederzeit hygienische<br />
Wanne.<br />
Die meisten Hunde haben bereits nach den ersten<br />
Anwendungen ihre Scheu verloren und lassen<br />
sich problemlos in der Wanne baden. »Aber<br />
auch für Hunde, die sich nicht gern von für sie<br />
fremden Menschen waschen lassen oder die<br />
generell eher unsicher und ängstlich sind, ist<br />
diese Form der Reinigung ideal«, erklärt Frau<br />
Ardizzone. Zumal Herrchen und Frauchen<br />
alle Zeit der Welt haben, um ihren Vierbeiner<br />
langsam mit der Prozedur vertraut zu machen.<br />
»Bei sehr ängstlichen oder auch wasserscheuen<br />
Hunden bietet es sich oft an, erst einmal mehrere<br />
Kurzbesuche einzuplanen, um den Hund<br />
Schritt für Schritt heranzuführen: von den ersten<br />
Kontakten mit der Wanne bis hin zum eigentlichen<br />
Waschen und Föhnen«, empfiehlt die<br />
Hundepflegeexpertin.<br />
Unabhängig dank der Wash Dog-Card<br />
Das Konzept der Selbstbedienung ist in Italien<br />
seit über 20 Jahren etabliert, mit Wash Dog in<br />
Kirchheim expandierte es 2019 erstmals nach<br />
Deutschland. Die Idee: Man kann den eigenen<br />
Hund rund um die Uhr waschen und ist an keine<br />
Öffnungszeiten gebunden – egal an welchem<br />
Wochentag. Dadurch hat man größtmögliche<br />
Flexibilität und kann auch mal spontan vorbeikommen,<br />
z. B. schnell nach der Arbeit bzw.<br />
am frühen Morgen, bevor es in Büro geht. Oder<br />
eben, wenn Bello beim Sonntagsspaziergang<br />
eine besonders interessante Schlammpfütze er-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Tiergesundheit<br />
19<br />
lon mit Guthaben aufgeladen werden. Damit<br />
steht dem tierischen Badespaß nichts mehr im<br />
Wege! Und: Der ganze Spaß ist mit deutlich weniger<br />
Kosten verbunden, als wenn der Vierbeiner<br />
von der Hundefriseurin oder dem Hundefriseur<br />
gewaschen würde.<br />
Gesundheitsförderndes Oxy<br />
In dem Wellnesstempel kann man seinen Hund<br />
aber auch z. B. mit einem speziellen, ozonbehandelten<br />
Olivenöl massieren (lassen) und das<br />
Fell dann mit Aktivsauerstoff behandeln. Laut<br />
Experten ist Aktivsauerstoff die umweltfreundlichste<br />
Möglichkeit einer gründlichen Hundehygiene.<br />
Hinzu kommt: Eine Oxydry-Behandlung<br />
ist äußerst schonend und kann beliebig oft<br />
angewandt werden. Außerdem soll sie auf den<br />
Hund entspannend wirken und einen entzündungshemmenden<br />
Effekt für die Haut haben.<br />
Die Besitzerin des Hundesalons steht zu den<br />
Öffnungszeiten mit Rat und Tat zur Seite. »Mir<br />
ist wichtig, dass ich mehr biete als nur eine reine<br />
Wäsche für den Hund. Ich nehme mir die<br />
Zeit und berate gerne Frauchen und Herrchen<br />
in Sachen Pflege«, sagt die ausgebildete Hundefriseurin,<br />
die außerdem ein kostenloses Welpeneingewöhnungs-Programm<br />
anbietet. Selbstredend<br />
werden die beiden Rauhaardackel der<br />
Familie Ardizzone ebenfalls regelmäßig in die<br />
Edelstahlwaschkabine geführt, um von ihrem<br />
Frauchen gewaschen zu werden. Ist der Hund<br />
shampooniert, geduscht und getrocknet, ist bei<br />
Wash Dog aber noch lange nicht Schluss. Im<br />
Shop können Herrchen und Frauchen hochwertige<br />
Leinen und Halsbänder, sinnvolles Spielzeug<br />
zur Hundebeschäftigung oder pflegende<br />
Lotionen erwerben.<br />
Badevergnügen ja, aber nicht zu häufig<br />
Und wie oft sollten Hunde gewaschen werden?<br />
»Im Allgemeinen genügt es, den Hund nur bei<br />
Bedarf zu waschen. Keinesfalls sollte ein gesunder<br />
Hund wöchentlich oder gar täglich gebadet<br />
werden«, betont Laura Stella Ardizzone. Werde<br />
ein Hund zu oft gewaschen, könne sich das ne-<br />
Hundesalon Wash Dog<br />
Laura Stella Ardizzone<br />
Räterstraße 22a<br />
85551 Kirchheim<br />
bei München<br />
Website:<br />
www.washdog.store/muenchen219/<br />
Öffnungszeiten Self Service Washbox<br />
Registrierte Kunden: Self-Service-Bereich<br />
rund um die Uhr offen.<br />
Neue Kunden: Probewaschgang bzw.<br />
Registrierung von Montag bis Samstag nach<br />
Terminvereinbarung.<br />
kundet hat. Damit man diesen Service nutzen<br />
kann, benötigt man die Wash Dog-Card, die<br />
man sich während der Öffnungszeiten gegen<br />
eine Gebühr (jährlich etwa 10 Euro) ausstellen<br />
lassen kann. Die (wirklich fairen) Kosten für das<br />
Wasser in den Wannen, das fürs Waschen benötigt<br />
wird, wird anhand eines Zählers ermittelt.<br />
Die Wasser-Shampoo-Mischung kommt direkt<br />
aus dem Duschkopf – oder man kann am Automaten<br />
die passende Pflege erwerben.<br />
Ob für kurzes oder langes, glattes oder buschiges<br />
Hundefell: Hundebesitzer finden vor Ort das<br />
perfekt abgestimmte Pflegeprodukt. Ihr Hund<br />
hat es gern etwas luxuriöser und will das volle<br />
Programm? Auch das ist möglich, und zwar mit<br />
feinstem Conditioner, der, gemischt mit Wasser,<br />
aus der Dusche strömt. Ist der Hund wieder sauber,<br />
kann er trockengeföhnt werden. Die Wash<br />
Dog-Card kann jederzeit am Automaten im Sagativ<br />
auf die Schutzschicht des Hundefells und<br />
den Säureschutzmantel seiner Haut auswirken<br />
und so zum Nährboden für Krankheitserreger<br />
oder Parasiten werden. Ohnehin käme die tägliche<br />
Fellpflege im Allgemeinen auch gut ohne<br />
Wasser und Duschkopf aus: »Mit einem feuchten<br />
Tuch und einer Bürste lassen sich Staub und<br />
kleinere Schmutzspuren oft gut entfernen«, so<br />
die Hundepflegeexpertin.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
20 Gesund leben<br />
Darmbakterien lieben<br />
Ballaststoffe<br />
Haktobazillen, Bifidobakterien, Akkermansia-Bakterien<br />
und Faecalibacterium<br />
prausnitzii-Bakterien, aber auch verschiedene<br />
Enterokokken-Arten oder Clostridie<br />
– im Dickdarm leben mehrere Billionen<br />
Bakterien, viele von ihnen sind wichtige<br />
Verdauungshelfer. Zusammen bilden sie das<br />
Darmmikrobiom, das inzwischen oft auch als<br />
Organ im Organ bezeichnet wird.<br />
Von Sabine Jansen<br />
Es gibt Nahrungsbestandteile, die nur von<br />
Darmbakterien abgebaut werden können.<br />
Dazu gehören vor allem Ballaststoffe, also die<br />
komplexen pflanzlichen Kohlenhydrate, wie sie<br />
z. B. besonders reichhaltig in Vollkorngetreide,<br />
Gerste, Hülsenfrüchte oder Gemüse wie Wurzelgemüse<br />
vorkommen und denen inzwischen<br />
eine enorm wichtige Bedeutung für die Darmgesundheit<br />
zugeschrieben wird.<br />
Bei der Verarbeitung der Ballaststoffe erzeugen<br />
die Darmbakterien nämlich unter anderem<br />
kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure (Acetat),<br />
Propionsäure (Propionat) und Buttersäure (Butyrat).<br />
Diese Substanzen können nun ihrerseits<br />
Gutes tun, indem sie dafür sorgen, dass nicht<br />
nur die Darmbakterien selbst, sondern auch die<br />
Darmzellen mit Energie versorgt werden. Außerdem<br />
wirken sie der Entartung von Darmzellen<br />
entgegen, sie regen die Darmbewegungen<br />
und die Durchblutung der Darmwand an.<br />
Im Fokus: Butyrat<br />
Speziell Butyrat ist für eine intakte Darmschleimhaut<br />
unentbehrlich. Einige Darmbakterien<br />
gewinnen aus den Ballaststoffen sogar<br />
Vitamine wie Vitamin K oder Vitamine der B-<br />
Familie. Zudem hat sich gezeigt, dass Butyrat<br />
auch an der Steuerung der immunologischen<br />
Abwehrkräfte des Darms beteiligt ist und offenbar<br />
außerhalb des Darms ebenfalls unverzichtbar<br />
ist. So beeinflusst die kurzkettige Fettsäure<br />
u. a. verschiedene Stoffwechselwege im ganzen<br />
Körper, etwa in der Leber oder im Gehirn. Möglicherweise<br />
besteht sogar ein Zusammenhang<br />
zwischen einem Butyratmangel und der Entstehung<br />
von Depressionen; dieser Aspekt wird gerade<br />
im Rahmen von Studien näher untersucht.<br />
Wie viel Butyrat unsere Darmbakterien für uns<br />
produzieren, haben wir im Wesentlichen selbst<br />
in der Hand: Wir brauchen unsere Ernährung<br />
nur an den Vorlieben unserer Darmbakterien<br />
auszurichten. Und das heißt vor allem, sie ausreichend<br />
mit faserreicher, ballaststoffhaltiger<br />
Kost zu versorgen.<br />
Mikrobiom – im regen Austausch mit<br />
anderen Organen<br />
Überhaupt spricht vieles dafür, dass die Bakteriengemeinschaft<br />
in unserem Darm eine wichtige,<br />
wenn nicht die wichtigste Instanz in unserem<br />
Körper ist, die über Gesundheit und Krankheit<br />
entscheidet. Ein Großteil der Wissenschaftler<br />
vertritt deshalb die Ansicht, dass die Gemeinschaft<br />
unserer Darmbakterien ein eigenständiges<br />
Organ bildet. Ein Organ, das im permanenten<br />
Austausch nicht nur mit anderen Organen<br />
und unserem Immunsystem steht, sondern dass<br />
es auch einen direkten Draht zum Gehirn hat –<br />
und so Einfluss auf unsere Gefühlswelt, unsere<br />
psychische Verfassung und unser Verhalten<br />
nimmt. Der Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse<br />
ist die Wissenschaft erst vor Kurzem auf die<br />
Spur gekommen. Seitdem wurden spektakuläre<br />
Hinweise darauf gefunden, dass die Darmbakterien<br />
über diese Verbindung auch an der Entstehung<br />
von Erkrankungen beteiligt sein könnten,<br />
die wie Parkinson, Autismus oder Multiple Sklerose<br />
bis dahin ausschließlich dem Gehirn zugeordnet<br />
wurden.<br />
Schlank oder übergewichtig?<br />
Die Darmbakterien entscheiden mit!<br />
Essenziell ist das Darmmikrobiom – und die<br />
Substanzen, die sie bei der Zerlegung der Nahrungsbestandteile<br />
bilden – für den Stoffwechsel.<br />
Ob wir schlank bleiben oder dick werden, ob wir<br />
an Typ-2-Diabetes oder an einem metabolischen<br />
Syndrom erkranken, hängt sehr wahrscheinlich<br />
auch stark davon ab, welche Bakterienarten in<br />
unserem Darm das Sagen haben.<br />
Auch wie gut oder schlecht ein Medikament<br />
wirkt, hängt womöglich eng mit der individuellen<br />
Zusammensetzung des Mikrobioms zusammen<br />
– umgekehrt können Medikamente<br />
negative Folgen auf die Bakteriengemeinschaft<br />
im Darm haben. Dazu gehören nicht nur Antibiotika,<br />
sondern auch Arzneimittel wie Protonenpumpenhemmer<br />
(etwa Omeprazol, Pantoprazol),<br />
die u. a. zur Linderung von Sodbrennen<br />
eingesetzt werden, oder Nicht-steroidale Entzündungshemmer<br />
(NSAID) wie Ibuprofen oder<br />
Naproxen zur Milderung von Schmerzen.<br />
Diese und viele andere Erkenntnisse über das<br />
Darmmikrobiom stellen Nicole Schaenzler und<br />
Florian Beigel in ihrem Buch »Superorgan Mikrobiom«<br />
vor.<br />
Dr. Nicole Schaenzler /<br />
Dr. Florian Beigel:<br />
Gräfe & Unzer Verlag. 224 S.<br />
ISBN 978-3-8338-7363-8<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
22 Gesund leben<br />
Reizdarm-Syndrom<br />
Schon mal was von SIBO<br />
gehört?<br />
Small Intestinal Bacterial Overgrowth,<br />
kurz SIBO, heißt die<br />
Darmerkrankung, bei der sich<br />
Dickdarmbakterien fälschlicherweise<br />
im Dünndarm ausbreiten.<br />
Inzwischen gilt SIBO als eine<br />
der wesentlichen Ursachen für<br />
das Reizdarm-Syndrom.<br />
Von Tanja Echter<br />
Lange galt ein Reizdarm als psychosomatisch<br />
und sogar als eingebildete<br />
Krankheit …<br />
Inzwischen ist klar: Das Reizdarm-Syndrom<br />
ist nicht, wie jahrzehntelang so definiert, eine<br />
rein funktionelle Störung ohne organische Ursache.<br />
Es ist nicht psychisch bedingt. Ganz im<br />
Gegenteil. Heute kann man sicher sagen: Der<br />
Reizdarm ist durchaus ein organisches Leiden,<br />
hervorgerufen durch konkrete körperliche Veränderungen,<br />
die eindeutig im Darm lokalisiert<br />
sind.<br />
Wie man heute weiß, ist für das<br />
Reizdarm-Syndrom eine veränderte<br />
Zusammensetzung der Darmbakterien<br />
charakteristisch …<br />
Ja, und es wird immer klarer: Im Darmmikrobiom<br />
liegt sehr wahrscheinlich der Schlüssel für<br />
die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie.<br />
Das Interessante: Es kommt nicht nur auf die<br />
Zusammensetzung der verschiedenen Bakterienarten<br />
an, sondern auch darauf, wo sich diese<br />
Bakterien befinden. Denn der Darm kontrolliert<br />
die Bakterienverteilung in seinem Inneren<br />
streng. Darmbakterien sind vor allem im Dickdarm<br />
beheimatet, im Dünndarm kommen nur<br />
wenige und zudem überwiegend andere Bakterienarten<br />
vor. Durch bestimmte Auslöser kann<br />
es jedoch passieren, dass die darmeigenen Maßnahmen<br />
zum Schutz vor einer Wanderschaft der<br />
Bakterien von unten nach oben ausgehebelt werden.<br />
Dickdarmkeime dringen dann ungehindert<br />
in den Dünndarm vor, sie setzen sich dort fest<br />
und überwuchern ihn. Mit weitreichenden Folgen:<br />
Der Dünndarm wird nun massiv in seiner<br />
Funktionsfähigkeit beeinträchtigt.<br />
Eine neue Krankheit also?<br />
Ja, kurz SIBO genannt, das steht für Small Intestinal<br />
Bacterial Overgrowth, also „übermäßiges<br />
bakterielles Wachstum im Dünndarm“.<br />
Mittlerweile hört man auch oft den Begriff<br />
„Overgrowth-Syndrom“.<br />
Wie äußert sich SIBO?<br />
Die Auswirkungen reichen von behandlungsbedürftigen<br />
Vitamin- und Mineralstoffmängeln<br />
bis hin zu chronischen Darmschleimhautentzündungen<br />
oder einer ausgeprägten Immunschwäche.<br />
Die Beschwerden lassen sich von den<br />
typischen Symptomen eines Reizdarms kaum<br />
unterscheiden. Mit SIBO gibt es aber jetzt eine<br />
konkrete organische Ursache.<br />
Gibt es ein Hauptsymptom?<br />
Fast alle Betroffenen leiden unter Blähungen.<br />
Beschwerden stellen sich innerhalb der ersten<br />
Stunde, oft etwa 40 bis 60 Minuten nach dem<br />
Essen ein. Typisch auch: Kohlenhydratreiche<br />
Mahlzeiten wie Pasta oder Pizza verschlimmern<br />
die Beschwerden. Eine Besserung tritt ein,<br />
wenn länger nichts gegessen wurde. Es kann sogar<br />
sein, dass der Betroffene nach einer längeren<br />
Nüchternphase, etwa am Morgen oder in der<br />
Nacht, weitgehend symptomfrei ist.<br />
Wie viele Reizdarmpatienten<br />
könnten betroffen sein?<br />
Es sind zwar noch viele Fragen offen, aber inzwischen<br />
spricht vieles dafür, dass SIBO zu den<br />
wichtigsten Auslösern eines Reizdarms gehört.<br />
Aktuelle Studien sowie zwei Metaanalysen legen<br />
nahe, dass die Anzahl der SIBO-Patienten auf jeden<br />
Fall deutlich höher ist als lange Zeit gedacht.<br />
Bei etwa der Hälfte der Patienten mit Reizdarm-<br />
Beschwerden kann man eine bakterielle Fehlbesiedelung<br />
des Dünndarms nachweisen. Es könnten<br />
sogar mehr als 60 Prozent, womöglich sogar<br />
bis zu 75 Prozent der Patienten mit einem diagnostizierten<br />
Reizdarm erkrankt sein. Die Zahl<br />
der SIBO-Betroffenen geht also in die Millionen.<br />
Das heißt aber auch, ganz viele wissen<br />
noch nichts davon?<br />
In der Tat ist SIBO eine unterdiagnostizierte Erkrankung.<br />
Viele der Patientinnen und Patienten<br />
wissen nichts davon, dass in ihrem Dünndarm<br />
Bakterien sind, die dort nicht hingehören. Das<br />
bedeutet also auch, dass sie nicht die Therapie<br />
bekommen, die sie bräuchten.<br />
Was sollten die Menschen tun, die<br />
das jetzt lesen und den Verdacht<br />
haben, sie könnten betroffen sein?<br />
Bei anhaltenden Bauchbeschwerden sollten sie<br />
auf jeden Fall ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen<br />
und das Thema Dünndarmfehlbesiedlung<br />
gemeinsam abklären. Dazu gehört auch, einen<br />
Atemtest zu machen. Mit diesem Test werden<br />
nicht die Bakterien ermittelt, sondern die<br />
Konzentration ihrer Stoffwechselprodukte, also<br />
Wasserstoffgas (Hydrogen, H2), das entsteht,<br />
wenn Dickdarmbakterien Kohlenhydrate aus<br />
der Nahrung fermentieren.<br />
(Auszug aus dem am 10.10.22 auf Vitalissimo<br />
erschienenen Interview „Vieles spricht dafür,<br />
dass SIBO zu den wichtigsten Auslösern eines<br />
Reizdarms zählt“.) Vitalissimo ist ein Projekt<br />
des Gräfe und Unzer Verlags, Autorin<br />
des Interviews ist Tanja Echter.<br />
Hier das Interview in gesamter Länge:<br />
www.vitalissimo.de/artikel/<br />
reizdarm-mikrobiom-sibo-interview/<br />
Vitalissimo – Powered bei GU<br />
Das Online-Portal Vitalissimo des Gräfe<br />
und Unzer Verlags bietet neben fundierten<br />
Inhalten aus dem geballten Wissensschatz<br />
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Zum Weiterlesen:<br />
Gräfe & Unzer Verlag 128 S.<br />
ISBN 978-3833886072<br />
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Armstrümpfe zum funkelnden Hingucker.<br />
Sie werden bei den Beinversorgungen<br />
an der Fessel und Armversorgungen am<br />
Oberarm oder oberhalb des Handgelenks<br />
aufgebracht.<br />
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Trendfarben-Kampagne bei den medizinischen Rundstrick- und Flachstrick-<br />
Kompressionsstrümpfen. Neu: die Trendfarben Himbeerrot und Kastanie.<br />
Für die Kompressionstherapie beim<br />
Lymphödem und Lipödem bietet der<br />
Hersteller medi auch ein- und zweifarbig<br />
gemusterte flachgestrickte Kompressionsstrümpfe.<br />
Mit Dots, graphischem Design<br />
oder Thema Natur wird die gemusterte<br />
Kompressionsversorgung zur modischen<br />
Visitenkarte.<br />
Der Arzt kann bei medizinischer Notwendigkeit<br />
medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
verordnen. Im Fachhandel<br />
(beispielsweise Sanitätshaus) werden sie<br />
angemessen.<br />
In der medi Kampagne »Entdecke dein perfekt«<br />
motivieren Menschen, die mit Venen-, Lipödemund<br />
Lymphödemerkrankungen mitten im Leben<br />
stehen, selbstbewusst zur Therapie mit medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen. Dazu setzt auch<br />
Jürgen Jakob wichtige Impulse – denn auch Männer<br />
können von Lymphödem-Erkrankungen betroffen<br />
sein.<br />
Volkskrankheit Venenleiden:<br />
Schwere, müde, geschwollene Beine und<br />
Füße, Besenreiser und Krampfadern zählen<br />
dazu. Medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
in Verbindung mit Bewegung<br />
sind ein wichtiger Bestandteil der The-<br />
»Auch wenn ich mein Leben nicht mehr von meinem<br />
Lymphödem bestimmen lasse – kurze Hosen zu tragen,<br />
bleibt eine Herausforderung«, gibt Jürgen Jakob offen<br />
zu, blickt aber zuversichtlich nach vorne: »Ich will noch<br />
mutiger mit meiner Erkrankung umgehen – das Reisen<br />
an meine Sehnsuchtsorte in warmen Ländern hilft mir<br />
dabei: mein perfekt auch mit Kompression.«<br />
rapie. Der medizinisch definierte Druck<br />
von außen auf das Gewebe unterstützt<br />
bei Bewegung die Wirkung der Muskelpumpe.<br />
Dadurch wird der Blutfluss in<br />
den Venen zurück zum Herzen gefördert<br />
und Schwellungen klingen ab. Die Beine<br />
fühlen sich leichter und entspannter an<br />
und ein erneutes Auftreten von Ödemen<br />
kann vermieden werden.<br />
Lymphödem- und Lipödemerkrankungen:<br />
Schwellungen und Spannungsgefühle<br />
der Beine können auch auf eine Erkrankung<br />
des Lymphgefäßsystems hinweisen.<br />
Bei Lymphödemen sind flachgestrickte<br />
medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
Baustein der Basistherapie. Auch Symptome<br />
des Lipödems – eine Fettverteilungsstörung,<br />
oft an Hüfte, Beinen und<br />
Armen – werden damit behandelt.<br />
Zweckbestimmungen mediven Kompressionsstrümpfe: Rundoder<br />
flachgestrickte / r medizinische / r Kompressionsstrumpf / -versorgung<br />
zur Kompression der oberen und unteren Extremitäten,<br />
hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Venenoder<br />
Lymphgefäßsystems.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
24 Rat aus der Apotheke<br />
Lebenswichtiges Spurenelement<br />
Immunhelfer<br />
Zink<br />
Für unseren Organismus ist Zink ein unverzichtbares Spurenelement,<br />
aber ob es auch ein wirksames Erkältungsmittel ist, ist<br />
trotz zahlreicher Untersuchungen umstritten. Ebenso fehlen von<br />
den medizinischen Fachgesellschaften konkrete Empfehlungen.<br />
In der Werbung ist Zink jedoch, wie jedes Jahr um diese Zeit,<br />
allgegenwärtig – und das wohl nicht ganz zu Unrecht.<br />
Von Isabel Virnich<br />
Es ist zwar nur in Spuren in unserem Körper<br />
vorhanden, dennoch ist Zink für den reibungslosen<br />
Ablauf zahlreicher physiologischer<br />
und biochemischer Funktionen in unserem Organismus<br />
unverzichtbar. Vor allem aber ist Zink<br />
ein wichtiger Verbündeter unseres Immunsystems.<br />
Zwar sind noch längst nicht alle Interaktionen<br />
zwischen Zink und den verschiedenen<br />
Zellverbänden des Immunsystems entschlüsselt,<br />
als sicher gilt jedoch: Steht dem Körper zu<br />
wenig Zink zur Verfügung, verliert das Immunsystem<br />
seine Schlagkraft im Abwehrkampf gegen<br />
Krankheitserreger. Man wird anfällig für Infekte<br />
und die Infektionen können einen schwereren<br />
Verlauf nehmen – für die Forscher der Hinweis,<br />
dass Zink eine direkte antientzündliche Wirkung<br />
hat und deshalb eventuell auch als (hoch dosiertes)<br />
Therapeutikum bei so schweren bakteriellen<br />
Infektionen wie eine Sepsis infrage kommen<br />
könnte.<br />
Zink als Akutmittel?<br />
Zink hemmt außerdem die Vermehrung von<br />
Rhino- und anderen Erkältungsviren und verhindert<br />
ihr Eindringen in die Wirtszellen – zumindest<br />
im Laborversuch. Sogar gegen die verschiedenen<br />
Varianten des SARS-CoV-2-Virus<br />
soll Zink gezielt wirken; ob dem wirklich so ist,<br />
bleibt abzuwarten. Es gibt jedoch eine Reihe von<br />
Studien, die nahelegen, dass Zink eine Immunhilfe<br />
bei grippalen Infekten ist – aber nur dann,<br />
wenn das Spurenelement in den ersten 24 Stunden<br />
nach Einsetzen der ersten Erkältungssymptome<br />
und in einer deutlich höheren Dosierung<br />
als die hierzulande empfohlene Tageshöchstmenge<br />
eingenommen wird. Konsens ist, dass die<br />
Dauer der Erkältungssymptome durch die Einnahme<br />
von Zink um 1,8 Tage verringert werden<br />
kann. Derzeit wird geprüft, ob es für diesen Effekt<br />
wirklich 75 Milligramm pro Tag sein müssen,<br />
wie verschiedene Untersuchungen ergeben<br />
haben.<br />
Empfohlen werden Lutschtabletten. Studien legen<br />
nahe, dass nur diese Form offenbar lokal –<br />
über die Aufnahme durch die Mundschleimhaut<br />
– in den oberen Atemwegen wirkt, wohingegen<br />
Zink in Tablettenform diesen Effekt nicht zu haben<br />
scheint. Außerdem spielt es offenbar eine<br />
Rolle, welches Zinksalz verwendet wird. Untersuchungen<br />
bescheinigen vor allem den gut löslichen<br />
Salzen Zinkgluconat und Zinkacetat eine<br />
gute Wirksamkeit.<br />
Vorsicht vor Überdosierung?<br />
In Deutschland orientieren sich die Hersteller<br />
der Zink-Präparate an der vom Bundesinstitut<br />
für Risikobewertung (BfR) festgelegten tägliche<br />
Höchstmenge bei 25 Milligramm pro Tag für Erwachsene.<br />
Ein Grund ist, dass Zink – wie jedes<br />
Schwermetall – bei einer Überdosierung Vergiftungserscheinungen<br />
wie Bauchkrämpfe, Durchfall,<br />
Übelkeit und Erbrechen hervorrufen kann.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Rat aus der Apotheke<br />
25<br />
Foto li.: © artemidovna / 123rf.com; re.: © rhj2017 / 123rf.com<br />
Allerdings scheint die Gefahr von Nebenwirkungen<br />
gering zu sein, wenn ein höher dosiertes<br />
Zinkpräparat kurzzeitig eingenommen wird.<br />
Einig ist sich die Fachwelt darin, von einer Dauertherapie<br />
mit standardisiertem Zink zur Stärkung<br />
des Immunsystems bzw. zur längerfristigen<br />
Vorbeugung von Infekten abzuraten. Zu den unerwünschten<br />
Wirkungen gehört nämlich auch,<br />
dass unkontrolliert eingenommene Präparate<br />
die Versorgung mit anderen Nährstoffen erheblich<br />
beeinträchtigen können. Vor allem behindert<br />
Zink die Aufnahme von Eisen und Kupfer, wodurch<br />
etwa die Blutbildung beeinträchtigt werden<br />
kann. Wenn also kein medizinisch begründeter<br />
Bedarf besteht, genügt es, die Ernährung so<br />
zu gestalten, dass täglich gute Zinklieferanten auf<br />
den Tisch kommen.<br />
Immer auch die Phytate im Blick<br />
haben<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />
gibt folgende Referenzwerte pro Tag vor: für<br />
Frauen 7 bis 10 Milligramm Zink, für Männer<br />
11 bis 16 Milligramm Zink. Empfohlen wird,<br />
sich bei der täglichen Zinkzufuhr auch danach<br />
zu richten, wie viel Phytat aufgenommen wird.<br />
Phytate sind Pflanzeninhaltsstoffe, die der Speicherung<br />
von Mineralstoffen wie Phosphat dienen.<br />
Einen hohen Phytat-Gehalt haben vor allem<br />
Hülsenfrüchte, Sojabohnen oder Vollkorngetreide.<br />
Im Verdauungstrakt bildet Phytat mit Zink<br />
schwer aufzuschließende Verbindungen und<br />
setzt so die Verfügbarkeit des Spurenelements<br />
deutlich herab. Deshalb gilt: Je höher die tägliche<br />
Phytatzufuhr, desto höher sollte auch die Aufnahme<br />
von Zink sein.<br />
Der Phytatgehalt eines pflanzlichen Nahrungsmittels<br />
lässt sich allerdings mithilfe einiger Zubereitungsmethoden<br />
senken, etwa durch Einweichen<br />
(Hülsenfrüchte!) oder durch Sauerteiggärung<br />
(Vollkornbrot!). Außerdem erhöht die<br />
gleichzeitige Aufnahme von tierischen Eiweißen<br />
die Bioverfügbarkeit von Zink.<br />
Risikogruppen<br />
für einen Zinkmangel<br />
Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keinen<br />
Zinkmangel zu befürchten. Gute Zinklieferanten<br />
sind z. B. Rind- und Schweinefleisch, einige<br />
Fische und Schalentiere, Hartkäse und Eier.<br />
Vegetarier können ihren täglichen Zinkbedarf<br />
mit Nüssen wie Cashew-, Para- oder Pekannüssen,<br />
aber auch mit Vollkornprodukten und<br />
Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen und Linsen<br />
decken. In diesen Lebensmitteln ist immer<br />
noch so viel Zink enthalten, dass der vergleichsweise<br />
hohe Phytatgehalt, der die Zinkaufnahme<br />
eigentlich erschwert, kaum ins Gewicht fällt. Es<br />
spricht also nichts dagegen, gesundes ballaststoffreiches<br />
Vollkornbrot, aber auch Linsen, Sojabohnen<br />
und Erbsen bevorzugt auf den täglichen<br />
Speiseplan zu setzen.<br />
Zusätzliche Zufuhr bei Mangel<br />
Dennoch ist ein Zinkmangel in unseren Breitengraden<br />
gar nicht so selten. Gefährdet sind<br />
neben Diabetikern und Patienten mit bestimmten<br />
chronischen Erkrankungen (z. B. chronischentzündliche<br />
Darmerkrankungen, Leberzirrhose)<br />
vor allem Personen, die sich überwiegend<br />
von Fast Food oder Fertigkost ernähren oder die<br />
Radikaldiäten durchführen.<br />
Aber auch Vegetarier und Veganer leiden häufiger<br />
unter Zinkmangel, da pflanzliche Lebensmittel<br />
insgesamt weniger Zink enthalten als tierische<br />
Nahrungsmittel. Weil die Zinkaufnahme<br />
im Alter über die Darmschleimhaut häufig beeinträchtigt<br />
ist, gehören auch ältere Menschen<br />
zur Risikogruppe: Trotz ausreichender Zufuhr<br />
von Zink über die Nahrung kann es so zu einer<br />
Unterversorgung des Organismus kommen.<br />
In diesem Fall ist eine Substitutionstherapie<br />
mit standardisierten Zinkpräparaten notwendig;<br />
in welcher Dosierung hängt vom Ausmaß<br />
des Defizits ab und wird vom Arzt individuell<br />
festgelegt.<br />
Zink ist auch in vielen Cremes und kosmetischen<br />
Produkten enthalten – nicht zuletzt, weil das Spurenelement<br />
eine gute Schutzwirkung als UV-Filter hat.<br />
Zinkhaltige Präparate –<br />
eine Auswahl<br />
Die hierzulande erhältlichen zinkhaltigen<br />
Lutschtabletten sind rezeptfrei erhältlich, z. B.<br />
in den Apotheken. Sie gelten jedoch<br />
als Nahrungsergänzungsmittel, d. h. sie<br />
mussten weder zugelassen werden,<br />
noch wurden sie vor dem ersten Verkauf<br />
von Behördenseite geprüft. Hier<br />
eine kleine Auswahl:<br />
• Biolectra® Zink Lutschtabletten<br />
(Hermes Arzneimittel GmbH)<br />
• Cetebe® Abwehr Fit Lutschtabletten<br />
(GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG)<br />
• Curazink® Immun Plus Lutschtabletten<br />
(Stada GmbH)<br />
• Gesundhaus® Zink 10 + C Lutschtabletten<br />
(Wörwag Pharma GmbH & Co. KG)<br />
• Zink + C Menssana Lutschtabletten<br />
(Menssana AG)<br />
• Naturafit® Immerfit Lutschtabletten<br />
(NaturaFit GmbH)<br />
• Ökothek® Vit C + Zn Lutschtabletten<br />
(Ökothek GmbH & Co. KG)<br />
• Topfitz® Abwehr Aktiv Kirschgeschmack<br />
Lutschtabletten<br />
(Hermes Arzneimittel GmbH)<br />
• Zink Lutschtabletten<br />
(Endima Vertriebsgesellschaft mbH)<br />
• Zinkletten Verla® Himbeere /Orange<br />
Lutschtabletten<br />
(Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG)<br />
Apothekenpflichtige zinkhaltige Arzneimittel<br />
werden nur bei »gesicherter / klinisch<br />
nachgewiesenem Zinkmangel« empfohlen.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
• Biolectra® Zink, Brausetabletten<br />
(Hermes Arzneimittel GmbH)<br />
• Cefazink® 10 mg, Filmtabletten<br />
(Cefak KG)<br />
• Curazink®, Hartkapseln<br />
(Stada GmbH)<br />
• Zink AL, Brausetabletten<br />
(Aliud Pharma GmbH)<br />
• Zink Hexal®, Brausetabletten<br />
(Hexal AG)<br />
• Zinkorot® 25, Tabletten<br />
(Wörwag Pharma GmbH & Co. KG)<br />
• Zink-Ratiopharm®, Brausetabletten<br />
(Ratiopharm GmbH)<br />
• Zink Verla® OTC, Filmtabletten<br />
(Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG)<br />
Wenn Sie unsicher sind: In Ihrer Apotheke<br />
wird man Sie gern beraten, ob – und<br />
wenn ja, in welcher Dosierung – die Einnahme<br />
von Zink für Sie sinnvoll ist.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
26 Rat aus der Apotheke<br />
Die Wegwarte<br />
mehr als ein schmackhaftes <strong>Winter</strong>gemüse<br />
Als der Verein NHV Theophrastus 2020 die<br />
Wegwarte zur »Heilpflanze des Jahres« kürte,<br />
tat er das vor allem mit der Absicht, sie wieder<br />
(mehr) ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />
zu rücken. Denn tatsächlich ist die hierzulande<br />
vor allem als Gemüse bekannte Pflanze<br />
ein wirksames Phytopharmakon – dieser<br />
Umstand ist nur beinahe in Vergessenheit<br />
geraten.<br />
Von Apotheker Thomas Knaier<br />
Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus<br />
L.) und ihre Unterart, die Waldwegwarte<br />
(Cichorium silvestre), standen in Europa<br />
schon in vorgeschichtlicher Zeit als essbares<br />
Wildgemüse hoch im Kurs. Und das ist bis heute<br />
so geblieben: Ihre Kulturformen Chicorée und<br />
Radicchio werden vor allem im <strong>Winter</strong> als Salatpflanzen<br />
geschätzt und auch mit der Endivie<br />
verbindet die Wegwarte eine enge Verwandtschaft.<br />
Eine weitere botanische Verwandte ist<br />
die Kaffeezichorie.<br />
Die Wegwarte, die auch Zichorie genannt wird,<br />
ist nicht nur in Europa, sondern auch in Asien<br />
und Nordafrika heimisch. Sie gehört zur Familie<br />
der Korbblütler, hat eine dicke Pfahlwurzel<br />
und wächst – wie ihr Name schon sagt – vornehmlich<br />
an Weg- und Straßenrändern. Doch<br />
auch auf Getreideäckern, Weiden und Ödland<br />
wie Bahndämme mit stickstoffreichen, lehm-<br />
haltigen Böden ist die mehrjährige Staudenpflanze<br />
zu finden. Ihr Standort entscheidet zugleich<br />
über ihre Wuchshöhe: Auf kargen Böden<br />
wird die Pflanze oft nicht größer als 15 Zentimeter,<br />
aber an einem idealen Standort kann sie<br />
eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern erreichen.<br />
Die Grundblätter der Wegwarte erinnern an<br />
den Löwenzahn, der ebenfalls ein Korbblütlergewächs<br />
ist. Ins Auge springen vor allem die<br />
vielblütigen Blumenköpfe mit ihren in der Sonne<br />
leuchtenden hellblauen Blütenköpfen – sie<br />
brachten ihr den Namen »Sponsa solis« oder<br />
»Sonnenbraut« ein. Die Blüten haben die Form<br />
einer Zunge und werden deshalb zu den Zungenblüten<br />
gerechnet. Im Sommer öffnen sich die<br />
Köpfe nur für einige Stunden am Tag.<br />
Die Blütezeit der Wegwarte erstreckt sich von<br />
Ende Juni bis Anfang Oktober. Ab September<br />
bilden sich dann sogenannte Achänenfrüchte.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Rat aus der Apotheke<br />
27<br />
Foto li.: © tommeaker / 123rf.com<br />
Pflückt man einen Zweig der Pflanze ab, tropft<br />
weißer Milchsaft aus dem Stängel heraus.<br />
Heilkraut und Zauberpflanze<br />
Bereits Plinius und Dioskurides berichten, dass<br />
die Ägypter die Wegwarte als magenstärkendes<br />
Gemüse genutzt haben sollen. In den ersten<br />
Jahrhunderten der Klosterheilkunde fand die<br />
Pflanze dagegen erst einmal wenig Beachtung,<br />
bis Hildegard von Bingen sich ausführlicher<br />
mit der Wegwarte befasste und sie bei Heiserkeit<br />
sowie für eine gesunde Verdauung empfahl.<br />
Sie behauptete sogar, wer die Wegwarte bei sich<br />
trage, sei auf Herrschaft aus und ziehe deshalb<br />
den Hass anderer Menschen auf sich. Auch andere<br />
Kulturkreise schrieben der Pflanze magische<br />
Züge zu: Zaubertränke aus Zichorien-Arten<br />
sollten die Krieger unverwundbar und nicht<br />
selten sogar unsichtbar machen. Mit der Zeit gewann<br />
die Wegwarte auch als gesundes Lebensmittel<br />
zunehmend an Bedeutung: sowohl gekocht<br />
als Gemüse wie auch geröstet als Kaffeeersatz.<br />
Zudem aßen viele die blauen Blüten zur<br />
Bekämpfung trauriger Gemütslagen oder auch<br />
in den Umstellungsphasen des Lebens.<br />
Nicht zuletzt Sebastian Kneipp sorgte dafür, dass<br />
die heilfördernden Wirkungen der Wegwarte<br />
wieder in den Blickpunkt rückten: Er empfahl<br />
die Pflanze als hilfreiches Mittel bei Magen- und<br />
Darmleiden, aber auch bei Lebererkrankungen.<br />
Heilkundlich verwendet werden zum einen die<br />
ganzen oberen Pflanzenteile und zum anderen<br />
die Wurzeln, die vor allem Bitterstoffe, Gerbstoffe<br />
und in einer hohen Konzentration auch<br />
das Speicherkohlenhydrat Inulin (50 bis 60 Prozent)<br />
enthalten.<br />
Verwendung der Wurzel als<br />
Kaffeeersatz<br />
Wird die Wurzel der Wegwarte geröstet, erhält<br />
man Zichorienkaffee – auch »Muckefuck«<br />
genannt, das ist die »deutsche Variante« für<br />
das französische Mocca faux (falscher Mokka).<br />
Der Zichorienkaffee wurde früher vor allem<br />
als günstige Alternative zum teuren Bohnenkaffee<br />
geschätzt: Dank seines hohen Gehalts<br />
Inulin, aus dem durch den Röstvorgang eine<br />
organische Verbindung namens Oxymethylfurfural<br />
entsteht, schmeckt der aus der Wegwartenwurzel<br />
hergestellte Kaffee fast so wie das<br />
Bohnengetränk, ohne jedoch Koffein oder Säure<br />
zu enthalten. Dies macht den Zichorienkaffee<br />
zwar bekömmlicher, doch fällt seine anregende<br />
Wirkung auch deutlich geringer aus als die des<br />
Bohnenkaffees.<br />
Hohe Konzentration an Bitterstoffen<br />
Tatsächlich findet sich die höchste Konzentration<br />
an Bitterstoffen in der Wurzel. Aber auch in<br />
anderen Pflanzenteilen der Wegwarte sind Bitterstoffe<br />
zu finden, allen voran sogenannte Sesquiterpenlaktone<br />
mit Lactucin und Lactupikrin.<br />
Außerdem enthalten die Pflanzenteile Cumarine<br />
(Umbelliferon und Cichoriin), verschiedene<br />
Phenolcarbonsäuren wie Ferulasäure und Chinasäure<br />
sowie verschiedene Flavonoide. Damit<br />
ist die Wegwarte ein Tonikum amarum – ein<br />
bitteres Anregungs- und Kräftigungsmittel, das<br />
bei Appetitmangel und Verdauungsstörungen<br />
sowie zur Anregung der Gallensäureproduktion<br />
und des Galleflusses verwendet wird. Zudem<br />
schreibt man der Heilpflanze blähungslindernde<br />
und harntreibende Eigenschaften zu. Und in<br />
der europäischen und ayurvedischen Medizin<br />
gilt die Wegwarte als »blutreinigend«.<br />
Ein Wegwartensirup kommt in der Volksmedizin<br />
als Kräftigungsmittel für Kleinkinder zur<br />
Anwendung. Außerdem wird die Wegwarte<br />
Patienten als »reinigendes« Pflanzenheilmittel<br />
empfohlen, die an Rheuma oder Gicht erkrankt<br />
sind. Die Erfahrungsheilkunde nutzt die Wegwarte<br />
zudem bei Hautunreinheiten, allgemeinen<br />
Schwächezuständen und Störungen der Leberfunktion.<br />
Inulin – das Speicherkohlenhydrat<br />
aus der Wurzel – gilt als Zuckerersatzstoff für<br />
Diabetiker.<br />
Verdauungsfördernd, appetitanregend<br />
– und möglicherweise auch<br />
entzündungshemmend<br />
Wie alle bitterstoffhaltigen Pflanzen nimmt<br />
auch die Wegwarte einen direkten Einfluss auf<br />
den Magen-Darm-Trakt und speziell auf die<br />
Produktion der Verdauungssäfte. Dies legen<br />
auch verschiedene Untersuchungen nahe, wonach<br />
die Wegwarte zumindest eine milde gallenflussfördernden<br />
Effekt hat und zudem entzündungshemmend<br />
wirkt. Sehr wahrscheinlich<br />
sind auch die appetitanregenden und tonisierenden<br />
Wirkungen der Pflanzenauszüge auf die<br />
Bitterstoffe zurückzuführen.<br />
Die Wegwarte ist im Allgemeinen gut verträglich.<br />
In seltenen Fällen kann es, wie bei allen<br />
Korbblütlern üblich, zu allergischen Hautreaktionen<br />
bei der Anwendung kommen. Allergien<br />
gegen Korbblütler stellen somit eine Ausschlussindikation<br />
für den Einsatz von Wegwartenkraut<br />
dar. Als Gegenanzeige sollte die Anwendung bei<br />
Gallensteinleiden ebenfalls nur nach Rücksprache<br />
mit dem Arzt erfolgen.<br />
Teezubereitungen<br />
Wegwartenkraut ist ein häufiger Bestandteil in<br />
verschiedenen verdauungsstärkenden Teemischungen<br />
des Handels, kann aber auch allein<br />
verwendet werden. Als Tagesdosis gelten drei<br />
Gramm.<br />
• Zur Anregung des Appetits oder bei Magen-<br />
Darm-Beschwerden bietet sich ein Wegwartenkrauttee<br />
an: Hierfür werden etwa 40 Gramm<br />
getrocknete Pflanzendroge auf einen Liter kochend<br />
heißes Wasser bzw. ein Teelöffel Wegwartenkraut<br />
mit einer Tasse kochend heißem<br />
Wasser überbrüht und nach zehn Minuten abgeseiht.<br />
Mindestens drei Tage lang sollten zwei- bis<br />
dreimal jeweils vor den Mahlzeiten, eine Tasse<br />
schluckweise getrunken werden.<br />
• Für eine Kur gegen Gallenblasenbeschwerden<br />
empfiehlt es sich, vier Wochen lang täglich<br />
zwei- bis dreimal täglich folgende Teemischung<br />
zu trinken: Es werden je 20 Gramm Wegwartenkraut<br />
und Löwenzahnkraut mit 10 Gramm<br />
Pfefferminzblätter vermischt. Zwei Teelöffel davon<br />
werden mit 250 Milliliter kochend heißem<br />
Wasser überbrüht und dann zehn Minuten zugedeckt<br />
ziehen gelassen und abgeseiht.<br />
• Auch aus der Wegwartenwurzel kann ein Tee<br />
zubereitet werden, etwa in Kombination mit der<br />
gleichen Menge Löwenzahnwurzel.<br />
Rat des Apothekers<br />
Standardisierte Wegwarten-Arzneien<br />
haben leider heute keinen großen<br />
Marktanteil mehr unter den Phytopharmaka<br />
– im Gegensatz beispielsweise zu<br />
Pfefferminze, Kamille oder Schafgarbe.<br />
Dennoch schätzen viele die Bitterstoffdroge<br />
als aktivierendes Mittel für eine<br />
»eingeschlafene Verdauung«. Sie ist<br />
Bestandteil fertiger Magen-, Leberund<br />
Gallenteemischungen sowie als<br />
Tinktur in Bitterelixieren enthalten.<br />
Außerdem basieren verschiedene<br />
anthroposophische und homöopathische<br />
Arzneimittel bzw. Urtinkturen<br />
auf Wegwartenextrakt. Hier eine kleine<br />
Auswahl:<br />
◾ Urtinkturen/Homöopathika<br />
• Cichorium intybus radix Urtinktur<br />
(Ceres)<br />
• Solunat Nr. 8 Tropfen (Soluna)<br />
• Amara Tropfen (Weleda)<br />
• Cichorium Planta tota Urtinktur D1<br />
(Weleda)<br />
• Cichorium Globuli in verschiedenen<br />
Potenzen (DHU)<br />
• Cichorium Pancreas comp. Globuli<br />
(Wala)<br />
• Cichorium e planta tota D3 Globuli<br />
(Wala)<br />
• Cichorium e planta tota D6 Globuli<br />
(Wala)<br />
◾ Nahrungsergänzungsmittel<br />
• Legana Kräuterelixier Tropfen (Nestmann)<br />
• Legana Extrakt-Kapseln (Nestmann)<br />
• Blauwarten Bio Mastitabs (Dr. Pandalis)<br />
◾ Kräuterbitter<br />
• Bitterkraft Elixier (Gutsmiedel)<br />
Alle aufgeführten Präparate sind in<br />
Apotheken erhältlich.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
28 Gewinnspiel<br />
ZEIT für MICH!<br />
ZEIT für meine LIEBEN!<br />
Eingebettet in die prächtige<br />
Bergkulisse des Salzburger<br />
Lands verwöhnt das Familien- &<br />
Kinder-Reithotel Groß und Klein<br />
und bietet Familien Urlaubsfreuden<br />
für jeden Geschmack<br />
und jede Geldbörse!<br />
Mit einer Auswahl an fünf variablen<br />
Unterkunftsarten – dem 4-Sterne-Familienhotel<br />
Kesselgrub, einem 3-Sterne-Landhaus,<br />
einem Ferienhaus, den<br />
Ferienwohnungen und Wohlfühlappartements<br />
– präsentiert sich Kesselgrubs<br />
Ferienwelt als ideales Traumurlaubs-Domizil.<br />
Ob im 4-Sterne Familienhotel<br />
mit All-Inclusive Schlemmerpension<br />
oder in den großzügigen<br />
Ferienwohnungen mit Selbstverpfle-<br />
gung, ob Sommerfreuden oder <strong>Winter</strong>genuss:<br />
Kesselgrubs Ferienwelt<br />
verwöhnt zu jeder Jahreszeit mit kulinarischen<br />
Genuss-Momenten, familiärer<br />
Atmosphäre und gelebter<br />
Herzlichkeit!<br />
Feinschmecker erleben in Kesselgrubs<br />
Schlemmerwelt kulinarische<br />
Genuss-Momente. Das Küchenteam<br />
verwöhnt mit traditionellen Köstlichkeiten,<br />
modern interpretiert, mit viel<br />
Liebe arrangiert und aus regionalen<br />
Produkten zubereitet.<br />
Kinderprogramm in der Ferienwelt<br />
In Kesselinos Kinderwelt mit Kinder<br />
Club und Abenteuerland erleben die<br />
Kinder im Sommer und <strong>Winter</strong>: Spiel,<br />
Spaß und Abenteuer bei einem bunten<br />
und abwechslungsreichen Wochenprogramm<br />
mit professioneller<br />
Kinderbetreuung ab 0,5 Jahren. Ein<br />
besonderes Highlight ist die 5 000m²<br />
Gartenwelt mit privatem solarbeheiztem<br />
Badesee und Ruhenischen.<br />
In diesem Kleinod für Naturgenießer<br />
und Tierliebhaber finden Ihre<br />
Kinder besondere Freunde in der<br />
Pferde- und Streicheltierwelt mit<br />
Tier-Entdeckungs- Plattform.<br />
Fotos: © Familienhotel Kesselgrub<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
Gewinnspiel<br />
29<br />
Der besondere Tipp:<br />
Werfen Sie einen Blick auf unsere Kesselgrub-<br />
Restplatzbörse! Hier finden Sie eine Auswahl<br />
aktueller Restplätze, Last Minute-Angebote<br />
und besonderer Schnäppchen.<br />
Im Sommer haben die kleinen Reitfans<br />
die Möglichkeit, tägliche Reitstunden<br />
zu absolvieren. Gemeinsames<br />
Familienglück genießt man in<br />
Kesselgrubs kleinen, feinen Wellnesswelt<br />
mit Almhütten-Sauna im Freien,<br />
Kneipp-Gang, Finnischer Sauna, Fitnessraum<br />
und vielem mehr. Körper,<br />
Geist und Seele werden in der Kosmetik-<br />
& Massageabteilung mit vielfältigen<br />
Anwendungen verwöhnt.<br />
Und wer den großen Wasserspaß<br />
samt Adrenalin-Kick sucht, ist hier genau<br />
richtig: Denn Kesselgrubs Ferienwelt<br />
ist das Hotel mit der geringsten<br />
Entfernung zur Erlebnis-Therme<br />
Amadé!<br />
Um die gemeinsame Familienzeit in<br />
vollen Zügen genießen zu können,<br />
gibt es eine Vielzahl an Angeboten.<br />
Neben Skifahren, Wandern, Rodeln,<br />
Reiten, locken auch interessante Ausflugsziele<br />
wie die Burg Hohenwerfen,<br />
das Salzbergwerk Dürnberg, die Eisriesenwelt<br />
und die Krimmler Wasserfälle,<br />
um nur einige zu nennen. Zudem<br />
bietet die Region Kunst, Kultur und<br />
Einkaufsmöglichkeiten sowie zahlreiche<br />
weitere Aktivitäten und Möglichkeiten.<br />
Der 1-Euro-Wanderbus bzw.<br />
der gratis Skibus hält zudem direkt<br />
vor dem Hotel.<br />
* Das Angebot ist nur nach Verfügbarkeit für eine vom Hotel festgelegte Zimmerkategorie gültg. Der Verlag hat hierauf keinen Einfluss und übernimmt auch keine Gewähr.<br />
GEWINNSPIEL<br />
Gewinnen Sie<br />
5 Nächte für 2 Personen<br />
inkl. Halbpension<br />
Teilnahme am Gewinnspiel nur mit diesem Coupon möglich an den Verlag:<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
FAMILIENHOTEL KESSELGRUB<br />
LACKENGASSE 1 | A-5541 ALTENMARKT/ZAUCHENSEE<br />
Tel.: +43 (0)6452 / 5232–0<br />
E-Mail: info@kesselgrub.at<br />
www.kesselgrub.at<br />
Telefon oder ggf. E-Mail-Adresse<br />
So geht’s: Ausreichend frankierte Postkarte oder Brief an Letter Content Media,<br />
Sebastian-Bauer-Straße 20c, D-81737 München schicken (nicht direkt an das Hotel!).<br />
Stichwort: »Hotel-Gewinnspiel«.<br />
Einsendeschluss: 01.03.<strong>2023</strong> (Datum des Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>
30<br />
Sudoku<br />
(schwerer)<br />
Gehirntraining<br />
Schwedenrätsel<br />
www.topfit-store.de<br />
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<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong><br />
30 Rätsel
Veranstaltungen 31<br />
Münchner Volkshochschule<br />
12.01.<strong>2023</strong> — 02.02.<strong>2023</strong> (4 Kurstermine) | 07.15 — 08.15 Uhr<br />
Pranayama und Meditation<br />
Pranayama bedeutet übersetzt die Steuerung der Lebenskraft, bewirkt durch die<br />
Kontrolle der Atmung. Verschiedene Atemtechniken sollen bewirken, dass Körper<br />
und Geist zu mehr Ruhe finden und die Lebensenergie gesteigert wird. Ergänzt<br />
durch Meditation starten Sie ausgeglichen und achtsam in den Tag. Geeignet für<br />
Teilnehmende mit und ohne Vorerfahrung.<br />
Bitte eine Matte, Decke und Sitzkissen mitbringen.<br />
Ort: Münchner Volkshochschule Gasteig HP8,<br />
Hans-Preißinger-Str. 8, 81379 München<br />
Dozent: Wenzel Wagenbrenner<br />
Gebühr: € 28,00<br />
Weitere Informationen:<br />
Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239<br />
Münchner Volkshochschule<br />
26.02.<strong>2023</strong> | 08.00 — 19:30 Uhr<br />
Klassischer Skilanglauf mit besonderen Natur- und Kulturerlebnissen<br />
– Aufbaukurs<br />
Sie können Ihre skitechnischen Fertigkeiten und Fähigkeiten verbessern und erweitern<br />
(Grundkenntnisse erforderlich). Je nach aktueller Schnee- und Teilnehmendensituation<br />
laufen wir vom geschichtsträchtigen Oberammergau zum Kloster Ettal oder auf der König-<br />
Ludwig-Loipe zum Schloss Linderhof. Besichtigungen sind möglich. Ausleihe einer Ausrüstung<br />
ist vor Ort möglich (ca. € 17,-). Treffpunkt ist in München direkt am Gleis um 8.00 Uhr.<br />
Die Kursleiterin organisiert den Gruppenfahrschein. Sollte der Kurs nicht stattfinden können,<br />
werden Sie informiert. Bitte trotz guter Einkehrmöglichkeit etwas Proviant mitbringen.<br />
Treffpunkt: Hauptbahnhof München, Gleis 27/28<br />
Dozentin: Andrea Müller<br />
Gebühr: € 41,00 (zzgl. Fahrtkosten)<br />
Weitere Informationen:<br />
Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239<br />
Gemeindebibliothek und Volkshochschule<br />
im Norden des Landkreises München e.V.<br />
14.02.<strong>2023</strong> | 19.30 — 21.00 Uhr<br />
Vortrag: Gesundheit und Medizin 2052 –<br />
eine globale Prognose für die nächsten 30 Jahre<br />
Alle aktuellen (und früheren)<br />
topfit — Druckausgaben<br />
bequem zu Ihnen nach Hause *<br />
über unseren topfit-Store.<br />
www.topfit-store.de/topfit-ausgaben/<br />
Dozent: Dr. med. Klaus Heilmann<br />
Klaus Heilmann war Professor der Medizin an der TU München und als<br />
Experte für Arzneimittel, Risikoforschung und Kommunikation international<br />
bekannt, heute ist er als Autor und Publizist tätig. Angeregt durch den<br />
1972 erschienenen und berühmt gewordenen Bericht des Club of Rome<br />
»Die Grenzen des Wachstums« hat Heilmann zur Entwicklung von Gesundheit<br />
und Medizin 1994 und 2010 zwei Prognosen für die jeweils nächsten<br />
zehn Jahre abgegeben. Nun, bezugnehmend auf den neuen Bericht an<br />
den Club of Rome und auf Grund neuerer Erkenntnisse und persönlicher<br />
Erfahrungen hat er sich entschlossen, dies ein weiteres Mal und für einen<br />
längeren Zeitraum zu tun: »Gesundheit und Medizin 2052« ist das Ergebnis<br />
seiner globalen Prognose für die nächsten 30 Jahre.<br />
Ort: Kultur- und Bildungszentrum Seidl-Mühle,<br />
VHS Nord, Mühlenstraße 15, 85737 Ismaning<br />
Kursgebühr: € 8,00<br />
Weitere Informationen: 089/96209241<br />
LMU Klinikum München<br />
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
jeweils 1. Dienstag im Monat 17 — 18.30 Uhr<br />
Gesprächsabende Brustkrebs und gynäkologische<br />
Tumorerkrankungen<br />
• Prof. Dr. Sven Mahner, Direktor Frauenklinik und Leitung Gynäkologisches<br />
Krebszentrum, und Frau Prof. Dr. Natia Harbeck, Leitung Brustzentrum,<br />
sowie das gesamte Team des Brustzentrums und des Gynäkologischen<br />
Krebszentrums des LMU Klinikums in Kooperation mit Brustkrebs<br />
Deutschland e.V. laden ein zum Austausch mit Patientinnen, Patienten und<br />
ihren Angehörigen.<br />
Online Webex Meeting<br />
Meeting Kennnummer: 2731 573 0411<br />
Passwort: XbysacnM435<br />
*Die Druckausgaben kommen kostenlos zu Ihnen nach Hause. Sie zahlen nur die Versandkosten.<br />
Klinik und Poliklinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Spezialambulanz<br />
für Tabakabhängigkeit<br />
Unser Angebot<br />
J Wissenschaftlich fundierte Beratung und<br />
Entwöhnung von Raucher:innen<br />
J Regelmäßige Kurse nach dem<br />
„Rauchfrei-Programm“, gefördert durch die<br />
gesetzlichen Krankenkassen<br />
J Einzeltherapie<br />
J Multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen<br />
und Psycholog:innen<br />
J Wissenschaftliche Studien zur Tabakentwöhnung<br />
J Unser gesamtes Programm wird aktuell auch online<br />
angeboten: werden Sie von zu Hause aus rauchfrei!<br />
Kontakt<br />
Tabakambulanz des LMU Klinikums<br />
Nußbaumstraße 7, 80336 München<br />
Leitung: PD Dr. med. Tobias Rüther<br />
Telefon: 089 4400-55707<br />
E-Mail: tabakambulanz@med.uni-muenchen.de<br />
www.tabakambulanz.de<br />
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Gemeinsam. Fürsorglich. Wegweisend.<br />
Das Brustzentrum<br />
am LMU Klinikum Innenstadt<br />
Diagnostik, Therapie und Forschung zu allen Fragestellungen<br />
der Brustgesundheit bei Frauen und Männern<br />
• Moderne Mammadiagnostik<br />
• Umfassendes operatives Angebot inklusive rekonstruktiver OP-Verfahren<br />
bei gut- und bösartigen Brusterkrankungen<br />
• Spezialisierte medikamentöse Brustkrebstherapie und Studienangebote<br />
• Interdisziplinäre Besprechung mit allen Fachexpert:innen<br />
• Individuelle Begleitangebote für unsere Patient:innen<br />
Brustzentrum<br />
Kontakt<br />
Leitung: Prof. Dr. med. Nadia Harbeck<br />
Campus Großhadern<br />
Marchioninistr. 15<br />
81377 München<br />
Telefon: 089 4400-76806<br />
Campus Innenstadt<br />
Ziemssenstr. 1<br />
80336 München<br />
Telefon: 089 4400-34650<br />
neue Adresse !<br />
Zentrale E-Mail-Adresse: brustzentrum@med.uni-muenchen.de<br />
Besuchen Sie uns auf Facebook:<br />
@LMU.Brustzentrum<br />
www.lmu-brustzentrum.de