TOPFIT Winter 2022/2023
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GESUNDHEITSMAGAZIN
Nr. 4 / 2022
Jahrgang 22
DAS
KOSTENLOSE
www.topfit-gesund.de
BESCHEID WISSEN
GESUND BLEIBEN
Reizdarm
Schon mal was von SIBO gehört?
Winterdepression
Mit Licht gegen das Stimmungstief
Rat aus der Apotheke
Wann der Körper mehr Zink braucht
So stärken Sie Ihr
Immunsystem
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Thema aktuell
Inhalt
Long Covid ist in aller Munde: Noch
Wochen und Monate später kämpft
einer von drei Patienten mit den
Folgen einer Coronavirus-Infektion.
Long-Covid-Patienten können ganz
unterschiedliche Beschwerden haben.
Besonders oft leiden sie jedoch
unter einer extremen Kraftlosigkeit:
Jede noch so kleine Anstrengung
kann zu einem massiven Energieverlust führen. Doch nicht erst
seit der Corona-Pandemie ist bekannt, dass eine (Virus-)Infektion
schwere Erschöpfungszustände zur Folge haben kann. So
kann es z. B. auch nach einer Influenza- oder Epstein-Barr-Erkrankung
zu dieser gefürchteten Folgeerscheinung kommen; die
Ärzte sprechen dann von einem Chronischen Fatigue Syndrom,
kurz CFS.
Es gibt jedoch sogenannte Experten, die eine körperliche Ursache
bezweifeln. Sie vertreten die Ansicht, die wahre Ursache
für Long Covid oder CFS sei primär im psychogenen Bereich
zu suchen, also vor allem »psychisch bedingt«. Andere meinen
sogar, wenn man sich nur etwas zusammenreißen würde, sei
das »Tief« bald überwunden. Immerhin ist bislang noch keiner
auf die Idee gekommen, Long Covid als »Yuppy-Grippe« zu
bezeichnen, wie das Chronische Fatigue Syndrom von manchen
auch genannt wird.
Warum Menschen nach einer durchgemachten SARS-CoV-
2-Infektion derart schwer erkranken, sodass sie oft monatelang
komplett aus der Bahn geworfen sind, ist bislang nicht endgültig
geklärt. Dennoch sind die meisten Mediziner davon überzeugt,
dass sehr wohl organische Ursachen verantwortlich sind –
darauf weisen auch die aktuellen Ergebnisse breit angelegter
Studien hin. Diskutiert werden z. B. Autoimmunreaktionen, Entzündungen
des Nervensystems oder auch eine Reaktivierung
von schlummernden Viren.
Auch wenn die Forschung auf Hochtouren läuft: Solange das
Wie und Warum nicht geklärt sind, solange gibt es auch keine
ursächliche Therapie. Hoffnung macht jedoch eine individuell
ausgerichtete, ganzheitliche Behandlung: Vielen Betroffenen
geht es mit der Zeit gut genug, dass sie ihre gewohnten Aktivitäten
weitgehend wieder aufnehmen zu können.
Einen sonnigen, gesunden Winter wünscht Ihnen
4 Winterzeit ist Erkältungszeit –
so stärken Sie Ihr Immunsystem
Diagnose & Therapie
6 Hilfe bei Symptomen und Langzeitfolgen:
Long-Covid-Syndrom
8 Mausarm im Homeoffice –
wenn jeder Klick schmerzt
10 Bruststraffung:
Wieder schön in Form dank innerem BH
11 PRP-Therapie:
Sanfte Hilfe bei Bandscheibenproblemen
12 Winterblues –
raus aus dem Stimmungstief!
14 Endoprothetik: Fast Track –
schneller wieder mobil nach Knie- und Hüft-
Gelenkersatz
16 LMU Klinikum München:
Zwölf Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie
Tiergesundheit
18 Wellness für Wauzi – Hundepflege leicht gemacht
Gesund leben
20 Darmbakterien lieben Ballaststoffe
22 Reizdarm-Syndrom:
Schon mal was von SIBO gehört?
23 Promotion: Medizinische Kompressionsstrümpfe
– Himbeerrot und Kastanie im Trend
Rat aus der Apotheke
24 Lebenswichtiges Spurenelement:
Immunhelfer Zink
Dr. Nicole Schaenzler, Chefredakteurin
PS: Gewinner des Gewinnspiels der letzten Ausgabe ist Herr
Günther M. aus Ismaning.
Hier liegt TOPFIT für Sie bereit:
TOPFIT ist in Apotheken, Naturkostläden, Fitnessstudios, Kliniken,
Arzt- und Heilpraktiker-Praxen in München und Umgebung kostenlos
erhältlich. Unsere aktuelle Verteilerliste finden Sie auf unserer Website:
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26 Die Wegwarte – mehr als ein schmackhaftes
Wintergemüse
Rubriken
9 Medizinische Fachberatung
9 Impressum
28 Gewinnspiel
30 Rätsel
31 Veranstaltungen
Ein letzter Wunsch
geht in Erfüllung
Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und ein starker Gemeinschaftssinn
prägten das Leben von Edda Chellini. Deshalb war es für ihre
Angehörigen und Freunde nur wenig überraschend, dass auch
Eddas Testament ein Zeugnis dieser Werte war. In ihrem Nachlass
hatte die 76-Jährige Spenden an wohltätige Organisationen
verfügt – auch an SOS-Kinderdorf. „Das hat mich wirklich gefreut,
denn so war Edda: großzügig und hilfsbereit“, sagt auch ihr Stiefsohn
Igino und erklärt: „Sie hatte immer das Gefühl, im Leben sehr
viel Glück gehabt zu haben und wollte davon etwas weitergeben.“
Eddas Glück, das waren ihre Familie, ihre Freunde und ihr Leben
zwischen ihrem Heimatland und ihrer Wahlheimat. In einfachen
Verhältnissen in der Nachkriegszeit aufgewachsen, wanderte
die gebürtige Niedersächsin in den 70ern der Liebe wegen nach
Italien aus. Mit ihrem Mann verbrachte sie viele glückliche Jahre in
Rom und Triest.
Nach dem Tod ihres Mannes engagierte sich Edda ehrenamtlich
in der Bibliothek eines deutschen Kulturzentrums in Triest, wo sie
schnell zur guten Seele des Hauses wurde – und Freunde fand,
die sie bis zu ihrem Tod begleiteten. Besonders mit ihrer besten
Freundin verband sie schon bald ein enges Band. Ihre Wegbegleiter
beschreiben Edda als lebenslustige Frau, die Musik und
gutes Essen liebte. Auch Kunst mochte Edda sehr und verbrachte
viel Zeit in Museen und Galerien.
Eddas Freunde können auch berichten, wie sie aufblühte, wenn
Eltern mit ihren Kindern in die Bibliothek des Kulturzentrums
kamen. Auch zu den Kindern ihrer Freunde und zu ihren Stiefkindern
hatte sie ein enges Verhältnis. Ihr Stiefsohn vermutet,
dass Eddas Kinderliebe gemeinsam mit ihrer Sorge um die
Schwächsten der Gesellschaft sie dazu bewegt hatten, SOS-
Kinderdorf in ihren Nachlass aufzunehmen: „Ich freue mich, dass
wir ihr diesen letzten Wunsch erfüllen können.“
* Name, Abbildung und Details zum Schutz der Privatsphären geändert.
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Maximilian Geuter
Sie haben noch Fragen zum Thema
Erbschaft, Schenkung oder Stiftung
zugunsten von SOS-Kinderdorf?
Kerstin Küpper und KollegInnen
Telefon 089 12606-123
SOS-Kinderdorf e.V.
Renatastraße 77
80639 München
www.sos-kinderdorf.de / testament
**Ihre Angaben speichern wir zur Bearbeitung Ihren Anliegens und nutzen sie
zu Informationszwecken (postalische Werbung von SOS): Der Nutzung Ihrer
Daten können Sie über den oben genannten Kontaktwege widersprechen.
Ihre Daten werden nur von uns und unseren Diestleisterngenutzt.
Bitte schicken Sie mir die kostenlose Broschüre
des SOS-Kinderdorf e.V. zum Thema Testament zu.
(Die Versandadresse können Sie der Kontaktbox links entnehmen)
Vorname, Name **
Straße und Hausnr.
PLZ und Ort
KA: 444122
4 Thema aktuell
Winterzeit ist Erkältungszeit
So stärken Sie Ihr
Immunsystem!
In den Herbst- und Wintermonaten
kommt der gezielten Stärkung
der körpereigenen Abwehrkräfte
eine wichtige Bedeutung zu. Nur
wenn der Organismus genügend
Widerstandskraft besitzt, ist er gegen
die lästigen grippalen Infekte
gefeit. Mit diesen Tipps stärken Sie
Ihr Immunsystem – und minimieren
so das Risiko, sich eine Erkältungskrankheit
zuzuziehen.
Von Dr. Nicole Schaenzler
• Warm anziehen!
Erkältung kommt zwar nicht von Kälte. Eine
Verkühlung infolge einer intensiven Kälteeinwirkung
kann jedoch das Immunsystem so stark
schwächen, dass seine Abwehrkraft gegenüber
Erkältungserregern erlahmt – dies legt zumindest
eine Studie nahe. Hierfür nahm die Hälfte
der 180 Probanden ein 20-minütiges kaltes Fußbad,
wohingegen die anderen 90 Probanden ihre
Füße warm hielten. Das Ergebnis: 13 von 90 Studienteilnehmern,
die ein kaltes Fußbad nehmen
mussten, entwickelten eine Erkältung, aber nur
5 der Kontrollgruppe. Der Unterschied ist zwar
nicht sehr deutlich, aber signifikant genug, um
uns den Ratschlag unserer Mütter und Großmütter
ins Gedächtnis zu rufen, dass wir uns
doch auf jeden Fall warm anziehen und insbesondere
unsere Hände und Füße gut schützen
sollten, bevor wir hinaus in die Kälte gehen.
• Warme Fußbäder
Wer zu kalten Füßen neigt, sollte abends ein
warmes Fußbad (z. B. mit Rosmarin, Eukalyptus,
Rosskastanie) nehmen (Wassertemperatur
ca. 37 Grad) oder als ansteigendes Fußbad anwenden,
beginnend mit 35 Grad und dann alle
zwei Minuten erhöhen auf maximal 40 Grad.
Die Anwendungsdauer sollte nicht kürzer als
zehn und nicht länger als 20 Minuten betragen.
Die Füße danach sanft trocknen und eincremen.
• Kneippanwendungen
Kneippanwendungen wie kalte Waschungen (12
bis 15 Grad kaltes Wasser), morgendliche Wechselduschen
(mit warmem Wasser beginnen und
mit kaltem Wasser enden) oder Wassertreten
sind besonders gut zur Abhärtung des Körpers
geeignet. Sowohl während als auch nach einer
Kneippanwendung sollte man darauf achten,
dass man nicht unterkühlt bzw. nicht in einen
Durchzug gerät.
• 1 000 Schritte am Tag …
Jeden Tag 1 000 Schritte gehen und dazu dreimal
pro Woche 45 Minuten den Puls auf Trab und
den Körper zum Schwitzen bringen (z. B. durch
Ausüben einer Ausdauersportart wie Schwimmen,
Radfahren, Joggen, Nordic Walking oder
Skilanglauf) – das genügt bereits, um das Immunsystem
nachhaltig zu stärken. Idealerweise
lassen Sie sich von Ihrem Training im Freien
auch dann nicht abbringen, wenn es draußen
kalt und ungemütlich ist; mit der richtigen Kleidung
können Ihnen Wind und Wetter nichts anhaben.
Denn nicht nur die Bewegung, sondern
auch die Aufnahme von Sauerstoff an der frischen
Luft haben positive Effekte auf Immunsystem
und Stoffwechsel.
• Immunbooster Vitamin C
Damit das Immunsystem gut arbeitet, muss der
Körper mit den richtigen Nährstoffen versorgt
werden. Besonders wichtig ist Vitamin C, da es
an der Bildung von Abwehrzellen beteiligt ist.
Im Winter ist eine höhere Zufuhr von Vitamin
C (gern bis zu 1 000 Milligramm pro Tag) empfehlenswert.
Besonders reich an natürlichem Vitamin
C sind Zitrusfrüchte und Acerolakirschen
(am besten als standardisierter Extrakt). Aber
auch in Wintergemüsen wie Brokkoli und Kohl
steckt viel Vitamin C; bayerischer Meerrettich
enthält sogar etwa doppelt so viel Vitamin C wie
Zitronen. Der empfohlene Tagesbedarf an Vitamin
C von 95 Milligramm (Frauen) bzw. 110
Milligramm (Männer) lässt sich aber auch mit
zwei Gläsern Sanddornsaft pro Tag decken.
• Was ist mit Zink?
Genau wie Vitamin C wird auch dem Spurenelement
Zink eine antioxidative Wirkung zugeschrieben,
von der auch das Immunsystem pro-
Foto: li.: © soloway / 123rf.com; re.: © nyul / 123rf.com;
TOPFIT 4 / 2022
Thema aktuell 5
fitiert. Zink ist zudem ein fester Bestandteil der
körpereigenen Abwehrreaktion.
Ob es Sinn macht, wie von der Werbung empfohlen,
Zink-Präparate zur Vorbeugung einer
Erkältungskrankheit einzunehmen, lesen Sie
auf Seite 24f.
• Vitamin D3 –
nicht nur ein Knochenvitamin
Erst in jüngerer Zeit wurde erkannt: Das »Knochenvitamin»
D3 ist auch unverzichtbar für ein
schlagkräftiges Immunsystem. Mit Hilfe von
UV-Strahlung kann der Körper die hormonähnliche
Substanz eigentlich selbst herstellen.
Im Spätherbst und Winter ist die Sonnenstrahlung
in unseren Breitengraden allerdings zu
schwach für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung
über die Haut. Deshalb kann es sinnvoll
sein, in dieser Zeit zusätzlich ein Vitamin-D-
Präparat einzunehmen.
• Hände regelmäßig waschen
Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen
wir: Händewaschen ist eine einfache und wirksame
Maßnahme, sich vor einer Ansteckung
mit Viren zu schützen. Gründliches Händewaschen
dauert 20 bis 30 Sekunden und setzt eine
gutes Einseifen und Reiben der Hände voraus.
Es sollte neben den bekannten Gründen (nach
dem Besuch der Toilette, dem Kontakt mit Abfällen
etc.) immer dann erfolgen, wenn man
von unterwegs nach Hause kommt.
• Regelmäßige Saunabesuche
Zahlreiche Studien belegen: Wer in der kalten
Jahreszeit regelmäßig die Sauna aufsucht,
steigert nicht nur sein allgemeines Wohlbefinden,
sondern der stärkt auch sein Immunsystem
und beugt grippalen Infekten vor. Hierfür
genügt es, ein- bis zweimal pro Woche in die
Sauna zu gehen (jeweils mit drei Saunagängen,
die nicht länger als 15 Minuten dauern sollten).
Vorsicht: Sobald sich erste Erkältungssymptome
zeigen, sind Saunagänge tabu, da sie in diesem
Fall das Immunsystem zusätzlich schwächen
– und damit den Krankheitsverlauf sogar
verschlimmern können.
• Entspannung gegen Stress
Stress schwächt die körpereigenen Abwehrkräfte
– deshalb ist es wichtig, sich regelmäßig Auszeiten
zu gönnen und so für eine gute Balance
zwischen An- und Entspannung zu sorgen.
Helfen kann auch das Erlernen einer Entspannungstechnik
(z. B. Autogenes Training, Yoga,
Progressive Muskelentspannung, Meditation).
• Rauchverzicht
Und auch das gehört zu einer Stärkung des Immunsystems
dazu: mit dem Rauchen aufzuhören,
wenn der regelmäßige Nikotinkonsum zu
Ihrem Alltag gehört.
Drei Tage kommt er …
das hilft bei Erkältungen
Haben sich Erkältungsviren wie Rhinoviren,
Coronaviren, bestimmte Influenza-
Viren oder RS-Viren (Respiratory Synctial
Virus) trotz aller Vorsichtsmaßnahmen
erst einmal an den Zellen der Nasenschleimhaut
festgesetzt, vermehren
sie sich in Windeseile und nehmen dem
Immunsystem die Möglichkeit, sich erfolgreich
gegen die Eindringlinge zur
Wehr zu setzen.
Nach einer Inkubationszeit von 24 bis
72 Stunden machen sich dann die ersten
Erkältungssymptome bemerkbar:
Frösteln, Halsschmerzen, Kopf- und
Gliederschmerzen, häufiges Niesen
und Nase laufen – bis der Schleim ein
bis zwei Tage später so dickflüssig ist,
dass man für ein paar Tage kaum mehr
durch die Nase atmen kann. Auch die
Temperatur kann vorübergehend leicht
erhöht sein. All diese Beschwerden sind
Zeichen für die heftige Gegenwehr, die
das Immunsystem nun in Gang gesetzt
hat, um die Erreger zu eliminieren. Husten
beginnt häufig erst am vierten oder
fünften Tag, wenn der Schnupfen nachlässt.
Von da ab besteht in der Regel
keine Ansteckungsgefahr mehr.
• Vor allem die ersten drei Tage ist für
viele die Zeit des Elends; manchmal hilft
dann nur noch Bettruhe. Generell sollte
jeder – auch jene, die sich durch die
Erkältung weniger stark beeinträchtigt
fühlen – in dieser Zeit kürzer treten, körperliche
Anstrengung vermeiden und
möglichst viel schlafen. Auf diese Weise
wird das Immunsystem, das gerade
auf Hochtouren arbeitet, am besten
unterstützt.
• Ein gutes Mittel zur Linderung von Erkältungssymptomen
ist und bleibt eine
Hühnersuppe! Inzwischen haben die
Forscher auch herausgefunden, warum
das so ist. Denn der in der Suppe enthaltene
Eiweißstoff Cystein blockiert
bestimmte weiße Blutkörperchen, die
vor allem zu Beginn einer Erkältung
vermehrt in die Nasenschleimhäute
transportiert werden. Dadurch wird
der Entzündung entgegengewirkt und
die Schleimhäute schwellen ab. Zudem
enthält Hühnersuppe viele Vitamine, Eisen
und Zink, die das geschwächte Immunsystem
effektiv unterstützen. Idealerweise
isst man täglich zwei bis drei
Teller heiße Hühnersuppe – bis sich die
Symptome deutlich gebessert haben.
• Bäder mit einem Zusatz aus Menthol-,
Eukalyptus-, Thymian- oder Fichtennadelöl
fördern die Durchblutung
und lindern Gliederschmerzen. Ihre
ätherischen Öle wirken zudem schleimlösend.
Ein Erkältungsbad ist jedoch
tabu, wenn Sie Fieber haben!
• Ansonsten bleiben die therapeutischen
Möglichkeiten auf die Linderung
der Symptome beschränkt, denn eine
kausale Therapie gibt es nicht. Also
beispielsweise:
• Tees mit Lindenblüten und/oder
Holunderblüten, die schweißtreibend
wirken und so für eine Absenkung von
leichtem Fieber sorgen. Steigt das Fieber
auf Werte über 39 Grad, könnte
eine »echte« Grippe dahinterstecken;
dann heißt es: Sofort zum Arzt!
• Kochsalz- und Meerwasserlösungen
oder auch abschwellende Nasentropfen
bzw. -spray (z. B. Oxymetazolin,
Xylometazolin) zur Schleimlösung;
die Anwendung sollte jedoch nicht
länger als maximal fünf Tage erfolgen.
• Pflanzliche Schnupfenmittel (z. B.
Sinupret®, Gelomyrtol®) in Tabletten-
bzw. Kapselform, die ebenfalls
schleimlösend und entzündungshemmend
wirken.
• Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser
oder Salbeitee bei Halsschmerzen.
• Säfte oder Tropfen mit einer
schleimlösenden Wirkung (z. B. standardisierte
Extrakte aus Thymianoder
Efeu bzw. chemische Substanzen
wie Acetylcystein, Ambroxol, Bromhexin),
die für eine rasche Besserung von
Husten mit Auswurf sorgen.
TOPFIT 4 / 2022
6 Thema aktuell
Hilfe bei Symptomen und Langzeitfolgen
Long-Covid-Syndrom
Fotos: re.: © Krankenhaus für Naturheilweisen München; oben: © istock / seb_ra
Die Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses
für Naturheilweisen (KfN) verfügen
über eine langjährige Erfahrung in der
Therapie des Chronischen Fatigue Syndroms.
Diese Expertise kommt nun auch
den Long-Covid-Patienten zugute, die oft
unter ganz ähnlichen (Fatigue-)Symptomen
leiden. Im KfN erhalten sie eine individuell
auf sie abgestimmte Behandlung,
die vom Ärzteteam unter der Leitung von
Chefarzt Robert Schmidt und Chefärztin
Dr. med. Michaela Moosburner durchgeführt
wird. Im Gespräch mit TOPFIT erklärt
der Ärztliche Direktor und Chefarzt Robert
Schmidt, wie Long-Covid-Patienten im
Krankenhaus für Naturheilweisen behandelt
werden und welch wichtigen Beitrag
die Komplementärmedizin mit ihrem multimodalen
Ansatz dabei leisten kann.
Von Alexander Friedrich
Herr Schmidt, was versteht man unter
Long Covid bzw. Post Covid?
Robert Schmidt: Diese beiden Begriffe haben
sich als Bezeichnung für Langzeitfolgen einer
Coronainfektion etabliert. Sie meinen prinzipiell
genau das Gleiche, nur mit einem Unterschied:
Von Long Covid spricht man bereits ab
einer Symptomatik, die länger als vier Wochen
nach der Coronainfektion anhält, von Post Covid
dagegen erst ab zwölf Wochen. Es können im
weiteren Krankheitsverlauf auch neue Symptome
auftreten. Eine anhaltende Verschlechterung
einer vorbestehenden Grunderkrankung im
Rahmen einer akuten Coronainfektion wird als
Long-/Post Covid bezeichnet. Man schätzt, dass
etwa jeder zehnte Coronaerkrankte mit Langzeitfolgen
zu kämpfen hat. Frauen sind häufiger
betroffen als Männer. Ob auch asymptomatisch
Infizierte an Long Covid bzw. Post Covid erkranken
können und wie gut ein vollständiger
Impfschutz davor schützen kann, ist noch nicht
abschließend geklärt.
Welche Symptome sind typisch für
dieses Krankheitsbild?
Robert Schmidt: Die häufigsten Symptome sind
eine eingeschränkte Belastbarkeit, Unwohlsein
nach Belastungen – was Mediziner als postexertionelle
Malaise, kurz PEM, bezeichnen -, aber
auch Atemnot bei Belastung, Husten, Kopf-,
Muskel- und/oder Gliederschmerzen. Riech-,
Geschmack- und/oder Schlafstörungen, depressive
Verstimmung, Stress, Angst, Brain Fog
bzw. Denk- und Konzentrationsstörungen sind
ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. Zudem
können Haarausfall, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen
sowie Schwindel, Herzrasen,
Herzstolpern, Übelkeit oder auch anhaltende
Durchfälle auftreten. Natürlich entwickelt jeder
Patient nur einige dieser Symptome, individuell
kann es große Unterschiede im Beschwerdebild
geben. Im Vordergrund stehen aber meist eine
tiefgreifende Erschöpfung mit Belastungsintoleranz,
Kurzatmigkeit, Husten und Schmerzen im
Bereich des Brustkorbs sowie Konzentrationsstörungen
und Brain Fog (»Gehirnnebel«).
Welche Ursache hat Long Covid bzw.
Post Covid genau?
Robert Schmidt: Zu diesem Thema wird weltweit
intensiv geforscht, aber noch gibt es keine
finalen Erkenntnisse. Vermutet werden u. a.
chronische Entzündungsprozesse durch Autoantikörper,
eine anhaltende Infektion durch
das Coronavirus selbst, mitochondriale Fehlfunktionen,
Störungen der Gefäßwände und/
oder auch direkte neurologische Schädigungen.
Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel
verschiedener Faktoren. Das im Vergleich
zu Männern erhöhte Erkrankungsrisiko
von Frauen könnte daran liegen, dass Frauen in
der Regel über ein potenteres Immunsystem verfügen
als Männer und eine Fehlfunktion daher
folglich auch zu größeren negativen Auswirkungen
führen könnte.
Wo findet man als Betroffener Hilfe?
Robert Schmidt: Erste Anlaufstelle sollte der
Hausarzt sein, der bei Bedarf an spezialisierte
Covid-Ambulanzen verweisen kann. Diese Covid-Ambulanzen,
häufig Hochschulambulanzen,
haben oft eine Spezialisierung auf bestimmte
Organsysteme, sodass entsprechend des individuellen
Beschwerdemusters eine bestimmte
Anlaufstelle gezielt ausgewählt werden kann. Bei
führenden Atembeschwerden könnte dies eine
Covid-Ambulanz sein, die federführend von einer
pulmologischen Abteilung betrieben wird,
bei neurologischen Beschwerden eine Ambulanz
mit neurologischem Schwerpunkt und so weiter.
Hier wird dann genau nach fassbaren krankhaften
Veränderungen oder Funktionseinschrän-
TOPFIT 4 / 2022
Thema aktuell 7
kungen der Organe gesucht und gegebenenfalls
eine ganz spezifische Therapie eingeleitet. Oft
findet man aber keine befriedigende Erklärung
für die Symptomatik, sodass dann nur die Möglichkeit
besteht, die Symptome zu lindern, etwa
durch Medikamente oder Physiotherapie. Mehr
und mehr werden auch ambulante oder stationäre
Rehabilitationsmaßnahmen angeboten. Eine
besondere Herausforderung dabei ist, die Behandlung
an die individuelle Leistungsfähigkeit
des Patienten anzupassen. Diese kann von Patient
zu Patient ganz unterschiedlich sein. Wird
ein Long-/Post-Covid-Patient überfordert, kann
es nämlich zu deutlichen und langanhaltenden
Verschlechterungen der Symptomatik kommen.
Im Alltag wird das Führen eines Aktivitätstagebuchs
empfohlen, um zu lernen, welche Belastungen
die individuelle Leistungsfähigkeit zulässt.
Der Fachausdruck für das Vermeiden von
Überlastungen ist das sogenannte »Pacing«. Dies
stellt ein zentrales Element in der Behandlung
aller Fatigue-Patienten dar. Natürlich ist es das
Ziel, die Leistungsgrenze durch den Einsatz aller
möglichen Behandlungsoptionen zwar langsam,
aber Stück für Stück wieder nach oben zu
verschieben. Man muss aber eher in Monaten
als in Wochen rechnen, sein Leben so weit wie
möglich an die individuelle Leistungsfähigkeit
anpassen und vor allem Geduld haben.
Wie komme ich als Patient an alle
notwendigen Informationen?
Robert Schmidt: Es kann hilfreich sein, sich einer
Selbsthilfegruppe anzuschließen. Hier können
wertvolle Erfahrungen und Tipps weitergegeben
werden. Außerdem wird es als sehr befreiend
empfunden, sich mit anderen Betroffenen
auszutauschen. Heutzutage verfügen viele
Selbsthilfegruppen über ein umfangreiches Online-Angebot,
sodass man mühelos auf das gesammelte
Wissen zugreifen kann. Derzeit wird
weltweit daran geforscht, die Entstehung von
Long-/Post Covid besser zu verstehen und mögliche
Behandlungsansätze zu finden.
Hat Long Covid auch Ihren
Krankenhausalltag verändert?
Robert Schmidt: Schon seit langer Zeit behandeln
wir im Krankenhaus für Naturheilweisen
Patienten mit postviralem chronischem Erschöpfungssyndrom.
Dieses bewährte Behandlungskonzept
haben wir in modifizierter Form
auf Long-/Post Covid übertragen. Inzwischen
kommen täglich neue Long-Covid-Patienten zu
uns in die Klinik, sie stellen fast schon die größte
Patientengruppe dar. Abgesehen davon hat
Corona generell unseren Arbeitsalltag komplett
verändert. Wir haben nun ein »Corona«-Team,
ein »Abstrichzimmer«, wir tragen alle fast rund
um die Uhr Masken und die regelmäßige Testung
von Mitarbeitern und Patienten ist inzwischen
Routine.
Und wie sieht eine Therapie für Long-/
Post Covid im Krankenhaus für
Naturheilweisen aus?
Robert Schmidt: Wir können Long-/Post-Covid-Patienten
für zehn Tage stationär aufnehmen.
Je nach Allgemeinzustand und nach Ausschöpfung
ambulanter Therapiemöglichkeiten
sind natürlich wiederholte stationäre Aufenthalte
möglich, sodass wir auch eine längerfristige
komplementärmedizinische Begleitung anbieten
können. Für jeden Patienten wird im KfN
ein individuelles Behandlungskonzept zusammengestellt,
je nach individuellem Beschwerdebild.
Das KfN ist im deutschsprachigen Raum
eine der größten Einrichtungen für eine integrative
Patientenversorgung mit 110 stationären
Betten. Aus konventioneller Sicht ist das KfN
eine Fachklinik für Innere Medizin, zusätzlich
werden vor allem klassische Naturheilverfahren
nach Kneipp und weitere komplementärmedizinische
Behandlungsansätze wie die Ausleitenden
Verfahren (z. B. Schröpfen, Blutegel,
Aderlass), Neuraltherapie und Homöopathie
angeboten.
Die fünf Säulen der klassischen Naturheilverfahren
sind Ordnungstherapie, Phytotherapie,
Bewegungstherapie, Ernährungstherapie und
Hydro-/Thermotherapie. Zudem kommen im
KfN die Orthomolekularmedizin (z. B. Vitamine,
Spurenelemente) und die mikrobiologische
Therapie (wie Prä- und Probiotika) zum Einsatz.
Unsere Physikalische Abteilung kann auf
ein besonders breites Angebot verweisen, hierzu
zählen z. B. reflektorische Verfahren wie Fußreflex-
oder Bindegewebsmassage (FRZM/BGM),
manuelle Therapie, reflektorische Atemtherapie
und dynamischer Wirbelsäulenausgleich bis hin
zu osteopathischen Techniken - um nur einige
Verfahren zu nennen. Außerdem führen wir in
unserer Klinik sogenannte moderate Ganzkörperhyperthermien
(mGKHT) durch.
Was versteht man unter »moderater
Ganzkörperhyperthermie«?
Robert Schmidt: Bei der moderaten Ganzkörperhyperthermie
wird die Körperkerntemperatur
in den fieberähnlichen Bereich angehoben.
Zur Person
Dies gelingt in einer Art Kabine durch Bestrahlung
des, in seinem Bett liegenden, Patienten mit
wassergefiltertem Infrarot-A-Licht. Alternativ
können auch Behandlungen mit sogenannten
Überwärmungsbädern nach Schlenz durchgeführt
werden.
Wir können auf weit über 40 000 ambulante
und stationäre mGKHTs seit Beginn dieses
Jahrtausends zurückblicken. Pro Aufenthalt eines
Patienten führen wir in der Regel zwei bis
drei mGKHTs durch. Eine mGKHT dauert etwa
150 Minuten und ist so intensiv, dass zahlreiche
Regulationsprozesse in Gang gesetzt werden,
die vor allem das autonome Nervensystem und
das Immunsystem betreffen. Außerdem kommt
es zu einer ausgeprägten Stoffwechselsteigerung
und zu einer tiefgreifenden Entspannung
der gesamten Muskulatur. Gerade bei chronischen
Schmerzsyndromen, wie beispielsweise
Fibromyalgie, und chronischen Erschöpfungssyndromen
wie dem Chronischen Fatigue Syndrom
oder Long-/Post Covid können wir mit
der mGKHT einen positiven Behandlungseffekt
erzielen. Nachweislich wirkt die mGKHT auch
antidepressiv.
Wie sind Ihre Behandlungserfolge bei
Long Covid?
Robert Schmidt: Um die Effektivität unserer naturheilkundlichen
Komplexbehandlung beim
Long-/Post-Covid-Syndrom zu evaluieren, lassen
wir die teilnehmenden Patienten zu Beginn
ihres Aufenthalts im KfN einen eigens kreierten
Fragebogen zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand
ausfüllen. Dies wird dann nach einem Monat
und dann noch einmal nach drei und sechs
Monaten nach Entlassung online datenschutzgerecht
wiederholt. Insgesamt konnten bisher
rund 150 Patienten in die Studie eingeschlossen
werden - Ziel ist der Einschluss von 300 Patienten
bis Ende 2023. Bisher zeigen die Auswertungen
einen signifikanten Anstieg der Lebensqualität
und des subjektiven Gesundheitszustands
durch die naturheilkundliche Komplexbehandlung
im KfN. Dieser hält auch drei bzw. sechs
Monate nach dem Aufenthalt an, sodass man
berechtigterweise von einem nachhaltigen positiven
Behandlungseffekt sprechen kann.
Robert Schmidt
Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren und Homöopathie
Ärztlicher Direktor und Chefarzt
Krankenhaus für Naturheilweisen
Seybothstraße 65 | 81545 München
Tel. 089 / 62505-0
E-Mail: sekretariat@kfn-muc.de
Nähere Infos:
www.krankenhaus-naturheilweisen.de
TOPFIT 4 / 2022
8 Diagnose & Therapie
Mausarm im Homeoffice
Wenn jeder Klick schmerzt
Fast ein Viertel der berufstätigen Menschen in Deutschland arbeitet laut einer Umfrage
des Münchner ifo-Instituts weiterhin überwiegend von zu Hause aus. Doch längst
nicht immer entspricht der heimische Arbeitsplatz den ergonomischen Anforderungen.
Die Folge: »Krankheitsbilder wie der Mausarm haben deutlich zugenommen«,
weiß der Münchner Orthopäde Dr. Werner Zirngibl vom MVZ im Helios.
pädische Untersuchung wichtig, gegebenenfalls
auch mit bildgebenden Verfahren. Denn andere
Erkrankungen wie ein Karpaltunnelsyndrom
rufen ähnliche Beschwerden hervor, werden jedoch
anders behandelt.
Das Interview zum Thema
Von Dr. Nicole Schaenzler
In den eigenen vier Wänden zu arbeiten, hat
viele Vorteile – kann aber auch Tücken haben.
Denn anders als im Büro sind im Homeoffice
die Anforderungen an einen ergonomischen
Arbeitsplatz oft nicht erfüllt. Vor allem, wenn
überwiegend mit dem Laptop gearbeitet wird,
sehen die Orthopäden Risiken. Denn die damit
einhergehenden stereotypischen Bewegungen
belasten Arme und Hände in besonderem Maße
– und münden nicht selten in ein Krankheitsbild,
das Repetitive-Strain-Injury-Syndrom,
kurz RSI-Syndrom, genannt wird: Verletzung
durch wiederholte Beanspruchung. Hierzulande
hat sich der Begriff »Mausarm« etabliert: »Tatsächlich
sind winzige Verletzungen an den beteiligten
Muskeln und Sehnen für den Mausarm
verantwortlich«, erklärt Dr. Zirngibl. Oft sind
Unterarm und Handgelenk betroffen, aber auch
an Ellenbogen und Oberarm, Nacken, Schulter
und Rücken können sich die Beschwerden bemerkbar
machen.
Erst bei Belastung, später auch in Ruhe
Ein leichtes Ziehen, Kribbeln, ein unangenehmes
Taubheits- oder Schwächegefühl – das sind
die typischen Symptome eines Mausarms. Dabei
durchläuft das Krankheitsbild verschiedene
Stadien: Zunächst treten die Beschwerden nur
während der entsprechenden Tätigkeit auf, um
in Pausen oder nach Büroschluss erst einmal
schnell abzuklingen. Später halten sie jedoch
auch im Ruhezustand weiter an. »Selbst wenn
nach einer längeren Auszeit, z. B. im Urlaub, die
Beschwerden vollständig abgeklungen zu sein
scheinen, melden sie sich sofort zurück, sobald
der Betroffene wieder die Tastatur oder Maus
bedient«, weiß Dr. Zirngibl. Deshalb gestaltet
sich die Therapie oft schwierig und kann sogar
ins Leere laufen, wenn sich die auslösenden Faktoren
nicht ändern.
Auch wenn es bislang keine einheitlichen Diagnoserichtlinien
gibt, ist eine eingehende ortho-
Wie wird ein RSI-Syndrom behandelt? Und
was kann man selbst tun? Antworten gibt der
Münchner Orthopäde und Sportmediziner Dr.
Werner Zirngibl im Gespräch mit TOPFIT.
Herr Dr. Zirngibl, wie wird ein RSI-
Syndrom behandelt?
Dr. Zirngibl: Oberstes Gebot ist, den betroffenen
Arm ruhig zu stellen – und zwar wirklich
so lange, bis die Symptome vollständig abgeklungen
sind. Lokale Kälte- bzw. Wärmeanwendungen
und/oder Ultraschallbehandlungen
zur Tiefendurchblutung unterstützen den Heilungsprozess.
Gute Erfahrungen haben wir auch
mit der ACP-Therapie gemacht, eine Form der
Eigenblutbehandlung, bei der patienteneigenes
Blut nach einer speziellen Aufbereitung in den
schmerzenden Bereich injiziert wird. Bei diesem
Verfahren machen wir uns zunutze, dass das
Blut körpereigene Wirkstoffe wie Blutplättchen
und Wachstumsfaktoren enthält, die die Heilung
in Gang setzen und beschleunigen. Hierzu
wird das Konzentrat z. B. direkt in ein schmer-
Foto oben: © jopanuwatd / 123rf.com
TOPFIT 4 / 2022
Diagnose & Therapie
9
Dr. Zirngibl: Sehr wichtig. Regelmäßige Bewegung
am Computerarbeitsplatz hilft, Hand und
Arm gesund zu halten. Aber letztlich profitiert
der gesamte Bewegungsapparat, wenn man
mindestens einmal pro Stunde aufsteht, einizendes
Gelenk oder an eine gereizte, entzündete
oder eingerissene Sehne injiziert. Da es sich
nicht um eine körperfremde, sondern um eine
körpereigene Substanz handelt, ist die ACP-
Therapie sehr gut verträglich. Das aufbereitete
Eigenblut enthält eine hohe Konzentration an
Wachstumsfaktoren, dämmt die Entzündung
ein und beschleunigt die Heilung.
Macht auch eine Physiotherapie Sinn?
Dr. Zirngibl: Auf jeden Fall. Vor allem gezielte
Dehn- und Kräftigungsübungen unter Anleitung
eines Physiotherapeuten wirken sich positiv
aus. Generell sollte der Physiotherapeut oder
die Physiotherapeutin ein individuelles Programm
erstellen, das auf das Stadium des RSI-
Syndroms abgestimmt ist.
Was kann man selbst tun, um die
Beschwerden eines RSI-Syndroms zu
mildern?
Dr. Zirngibl: Wichtigste Maßnahme ist eine ergonomische
Umgestaltung des Arbeitsplatzes
– das gilt auch und gerade für die Arbeit im
Homeoffice. Zu Hause wird oft mit Laptop gearbeitet.
Ratsamer ist jedoch, für die Bildschirmarbeit
einen Computer mit einer externen Tastatur,
einem Extramonitor und einer Maus zu
verwenden. Dabei sollten Tastatur und Maus so
platziert werden, dass die Handgelenke nicht abgeknickt
sind. Im Handel sind zudem spezielle
Mäuse erhältlich, die die natürliche Handhal-
tung unterstützen. Mauspads mit Stützpolstern
verhindern eine überstreckte Arbeitshaltung der
Hand. Der Bildschirm sollte grob eine Armlänge
entfernt sein. Und natürlich sollte man auch
auf die passende Sitz- und Tischhöhe sowie auf
die richtige Sitzhaltung achten - das schließt
dann ein Arbeiten am niedrigen Wohnzimmertisch
oder auf dem Sofa aus.
Wie wichtig ist es, während der Arbeit
regelmäßig eine Pause zu machen?
Zur Person
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de
ge Schritte durch die Wohnung geht, sich dabei
immer wieder streckt und die Muskeln lockert.
Speziell zur Vorbeugung eines Mausarms haben
sich zudem einfache Handübungen bewährt.
Also beispielsweise beim Schreiben mehrmals
pro Stunde Hände und Arme ausschütteln, kreisende
Bewegungen mit den Händen machen
oder die Hände immer mal wieder zur Faust
formen. Patienten, die bereits einen Mausarm
überstanden haben, empfehle ich zur Vorbeugung
eines Rückfalls, während der Computerarbeit
eine spezielle Handgelenksorthese oder
-bandage zu tragen. Individuell einstellbar werden
die Sehnenansätze am Unterarm entlastet,
ohne dabei die natürlichen Bewegungsabläufe
einzuschränken.
Dr. med. Werner Zirngibl ist als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin
im Münchner MVZ im Helios niedergelassen. Als ehemaliger Profi-Tennisspieler war
er 14-mal Deutscher Tennismeister, er spielte beim Daviscup und anderen international
renommierten Turnieren. Heute ist Dr. Zirngibl ein anerkannter Experte für die Behandlung
von Sportverletzungen, der u. a. als langjähriger Turnierarzt beim Tennis-ATP BMW Open
München auch Leistungs- bzw. Profisportler medizinisch betreut. Zu Dr. Zirngibls Leistungsspektrum
gehören u. a. die konventionelle und operative Therapie von Ellbogen-, Knie- und
Sprunggelenkverletzungen. Außerdem nimmt er minimal-invasive Wirbelsäuleneingriffe
vor und arbeitet mit innovativen schmerztherapeutischen Verfahren.
Redaktion: Dr. Nicole Schaenzler
Mitarbeit: Tanja Echter, Alexander Friedrich,
Sabine Jansen (Veranstaltungskalender), Apotheker
Thomas Knaier, Dr. Nina Schreiber, Isabel Virnich
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Innenteil: Bildnachweise bei den Fotos; alle anderen
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Vertriebsorganisation: Herbert Schwinghammer
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Für die medizinische Fachberatung
in dieser Ausgabe danken wir
Prof. Dr. Johannes Beckmann
Chefarzt der Klinik für
Orthopädie und Unfallchirurgie
Krankenhaus Barmherzige Brüder München
Romanstraße 93 | 80639 München
Tel: 089 / 1797-2502 (Chefsekretariat)
www.barmherzige-muenchen.de
Robert Schmidt
Ärztliche Direktor und Chefarzt
Krankenhaus für Naturheilweisen
Seybothstraße 65 | 81545 München
Tel. 089 / 62505-0
www.krankenhaus-naturheilweisen.de
Prof. Dr. Gerd Schulze-Körne
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie
LMU Klinikum München
Nußbaumstraße 5a | 80336 München
Tel. 089 / 44 00 55 9 11
www.lmu-klinikum.de/kinder-und-jugendpsychiatrie
Dr. med. Felix Söller
MVZ im Helios
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München
Tel. 089 / 15 92 77-0
www.mvz-im-helios.de
Dr. med. Hans-Hermann Wörl
Widenmeyerstraße 16 | 80538 München
Tel. 089 / 54 80 66 66
www.widenmayer16.de
Dr. med. Werner Zirngibl
MVZ im Helios
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München
Tel. 089 / 15 92 77-0
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TOPFIT 4 / 2022
10 Diagnose & Therapie
Bruststraffung
Wieder schön in Form
dank innerem BH
Foto oben: © f8studio / 123rf.com
Jede Frau ist anders. Aber keine Frau sieht
es gern, wenn sich ihre Brüste in Richtung
»Hängebusen« entwickelt haben. Eine
Möglichkeit, der erschlafften Brust wieder
zu einer jugendlich straffen Form zu verhelfen,
ist die Bruststraffung mithilfe einer
Technik, die »innerer BH« genannt wird.
Über die Vorteile dieser innovativen Vorgehensweise
sprach TOPFIT mit dem Münchner
Facharzt für Plastische und Ästhetische
Chirurgie Dr. med. Hans-Hermann Wörl.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Herr Dr. Wörl, man liest und hört es immer wieder:
Mit einem gezielten Training zur Stärkung
von Brustmuskulatur und Bindegewebe soll
ein erschlaffte Brust wieder in Form gebracht
werden. Richtig oder falsch?
Dr. Wörl: Ich würde sagen, eher falsch. Wenn
überhaupt, profitieren allenfalls junge Frauen
von einem gezielten Workout zur Stärkung von
Muskulatur und Bindegewebe ihrer Brüste. Ist jedoch
das Älterwerden der Grund, dass die Brüste
sich in Richtung »Hängebusen« entwickeln, oder
sind erschlaffte Brüste die Folge von Schwangerschaften,
hilft leider kein Sport, um diesen Prozess
rückgängig zu machen.
Warum entsteht überhaupt ein schlaffer Busen?
Dr. Wörl: Hat der Alterungsprozess erst einmal
begonnen, neigt die Haut dazu, zu erschlaffen –
und mit ihr dann oft auch die weibliche Brust.
Erste Anzeichen zeigen sich häufig schon um das
35. Lebensjahr: Etwa zu diesem Zeitpunkt beginnt
die Haut langsam an Spannkraft einzubüßen.
Zunächst fühlt sich die Brust vielleicht nur
etwas weicher an als früher. Aber mit der Zeit
kann der Verlust an Elastizität zunehmend sichtbar
werden. Vor allem Frauen, die ein schwaches
Bindegewebe haben oder erblich vorbelastet sind,
bemerken oft schon recht früh, dass ihre Brüste
an Festigkeit und Form verlieren. Aber auch
durch andere – altersunabhängige - Faktoren wie
Gewichtsschwankungen oder ein starker Gewichtsverlust
können Brüste ihre Straffheit verlieren
und dann herabhängen. Dies kann für die
betroffenen Frauen sehr belastend sein.
Sie erwähnten, dass auch Schwangerschaften zu
einer »Hängebrust« führen können …
Dr. Wörl: Ja, eine oder mehrere Schwangerschaften
sind sogar ein häufiger Grund, dass Brüste
ihre Straffheit verlieren. Durch die starke Vergrößerung
der Brust schon in den ersten Wochen
der Schwangerschaft wird die Haut der Brust
stark beansprucht. Dann kann es passieren, dass
sie überdehnt und sich nicht wieder vollständig
zurückbildet, wenn das Brustvolumen spätestens
mit dem Ende der Stillzeit wieder abnimmt. Zurück
bleibt eine überdehnte Haut, der Busen erscheint
»leerer« und schlaffer – bis hin zum optischen
Erscheinungsbild einer »Hängebrust«.
Oft höre ich dann von meinen Patientinnen: ›Ich
möchte, dass meine Brüste wieder genauso sind,
wie sie vor der Geburt meiner Kinder waren‹.
Können Sie den betroffenen Frauen helfen?
Dr. Wörl: Ja, und zwar mithilfe einer Bruststraffung.
Auf diese Weise kann die Brust wieder in
eine straffere Form und höhere Position zurückgebracht
werden. Hierfür werden der Hautmantel
verkleinert und der Sitz der abgesunkenen Brustwarze
angehoben, ohne das Drüsen- und Fettgewebe
zu reduzieren. Ob bereits eine einfache
Straffung genügt, um die Brust in die gewünschte
Form zu bringen, oder ob sich für ein optimales
Ergebnis beispielsweise eine Kombination aus
Bruststraffung und dem Einsatz eines Implantats
empfiehlt, wodurch die Brust auch wieder mehr
Volumen erhält, wird immer individuell und gemeinsam
mit der Patientin entschieden.
Sie setzen die Technik des Inneren BHs ein.
Was sind die Vorteile?
Dr. Wörl: Bei einer Bruststraffung besteht mit der
Zeit die Tendenz, dass das Brustgewebe abermals
erschlafft und die Brust über kurz oder lang wieder
herabsinkt. Mit der modernen Technik des
Inneren BHs kann man diesem Absinken entgegenwirken
und so dafür sorgen, dass die gestraffte
Brust längerfristig ihre schöne ansprechende
Form behält. Besonders bei schwachem Bindegewebe
hat sich diese Vorgehensweise gegenüber
herkömmlichen Techniken bewährt. Damit ein
innerer BH entsteht, nutzen wir die überschüssige
Haut: Sie wird nicht entfernt, sondern stattdessen
innen vernäht. Auf diese Weise nutzen wir
sie, wie einen straffen Gürtel, als Stütze für die
Brust, um sie von unten zu stabilisieren. Das Ergebnis
hält viele Jahre lang – ein absoluter Pluspunkt
dieser Technik.
Kann eine Bruststraffung auch mit einer Brustverkleinerung
oder Brustvergrößerung kombiniert
werden?
Dr. Wörl: Ja, die Bruststraffung kann grundsätzlich
mit dem bereits erwähnten Einsatz eines
Implantats zur Brustvergrößerung oder auch
mit einer Brustverkleinerung kombiniert werden.
Ebenso ist eine gleichzeitige Korrektur der
Brustwarze möglich. Oder die Bruststraffung
wird mit anderen Straffungsmaßnahmen kombiniert,
etwa mit einer Bauchstraffung. Oft ist es
ja so, dass nicht nur die Brust, sondern auch die
Bauchdecke infolge einer oder mehrerer Schwangerschaften
stark erschlafft ist. Dann bietet sich
eine kombinierte Vorgehensweise – ein Mommy
Makeover – an. Allen Behandlungen ist gemeinsam,
dass sie technisch sehr anspruchsvoll
sind und deshalb die spezialisierte Erfahrung des
Plastisch-Ästhetischen Chirurgen voraussetzen.
Der Münchner Facharzt für Plastische Chirurgie Dr. Hans-Hermann Wörl praktiziert
gemeinsam mit seinen Kollegen in der Praxisgemeinschaft Widenmayer 16 — Plastische
Chirurgie & Ästhetik an der Isar. Im Einzelnen umfasst sein Behandlungsspektrum
nahezu sämtliche Leistungen der Rekonstruktiven (u. a. Korrekturen nach Brustkrebs,
Folgeoperationen nach massivem Gewichtsverlust, Fettabsaugungen bei Lipöde men)
und der Ästhetischen Chirurgie. Dazu gehören alle operativen wie auch nicht-operativen
Maßnahmen (z. B. Botox, Filler) zur Gesichtsverjüngung, Lidkorrektur, Brustvergrößerung,
Brustverkleinerung und -straffung, Fettabsaugung, Bodycontouring /
Bodylift, Oberarm-, Oberschenkel- und Bauchdeckenstraffung.
Nähere Infos: www.widenmayer16.de
TOPFIT 4 / 2022
Diagnose & Therapie
11
PRP-Therapie
Sanfte Hilfe bei
Bandscheibenproblemen
Bildnachweis (oben): © oopqoo / 123rf.com
Jeder dritte Deutsche leidet regelmäßig
unter Rückenschmerzen – und oft sind es
degenerativ veränderte Bandscheiben,
die vom Orthopäden als Hauptschuldige
ausgemacht werden. »Sind die verschleißbedingten
Veränderungen noch nicht zu
weit fortgeschritten, kann die PRP-Therapie,
die zu den Eigenblutbehandlungen gehört,
eine Therapieoption sein«, erklärt der
Münchner Orthopäde Dr. Felix Söller vom
MVZ im Helios.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Der Verschleiß an den Bandscheiben beginnt
bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr –
ein natürlicher Prozess, der erst einmal nicht
zwangsläufig in ein behandlungsbedürftiges
Krankheitsbild münden muss. Es gibt jedoch einige
Risikofaktoren, die das Voranschreiten einer
Bandscheibendegeneration erheblich beschleunigen
und dann hartnäckige Rückenschmerzen
hervorrufen können: »Neben einer genetischen
Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel
sind es vor allem eine schlecht trainierte Haltemuskulatur
und einseitige Belastungen wie viel
Sitzen, die den Bandscheiben zu schaffen macht«,
erklärt Dr. Söller.
Eine degenerativ veränderte Bandscheibe verliert
an Elastizität und büßt nach und nach ihre Fähigkeit
ein, Wasser zu speichern. Dadurch wird
sie flacher, sie verliert an Substanz und damit an
Höhe. Der Höhenverlust beeinträchtigt nicht nur
die präzise aufeinander abgestimmten Bewegungen
zwischen den Wirbeln, sondern er führt auch
dazu, dass die Bänder, die die Wirbelsäule stabilisieren,
allmählich erschlaffen. Auf diese Weise
steigt nicht nur die Belastung für die Bandscheiben
weiter an, sondern auch die Gelenke
zwischen den Wirbelfortsätzen werden immer
mehr in Mitleidenschaft gezogen – der Beginn
einer fatalen Kettenreaktion. Denn nun nimmt
die Stabilität der Wirbelsäule immer mehr ab,
die Wirbelkörper werden gegeneinander beweglicher
und kommen sich immer näher. Der zunehmendem
Instabilität versucht der Körper mit
Reparaturvorgängen entgegenzuwirken, um so
die Tragfähigkeit der Wirbelkörper zu vergrößern:
»An den Rändern der Wirbelkörper entstehen
Knochenanbauten, die auf Röntgenaufnahmen
dann als Zacken oder Kanten erkennbar
sind«, beschreibt der Münchner Orthopäde. Die
Folge: Der Raum für die Bandscheiben wird weiter
verengt. Hinzu kommen schmerzhafte Entzündungsreaktionen,
die nicht zuletzt durch die
Druckbelastung in den Wirbelkörpern hervorgerufen
werden. Dieses Krankheitsbild nennen
die Mediziner Osteochondrose. Am Ende der
verschleißbedingten Formveränderungen der
Bandscheibe und Wirbelkörper können weitere
Komplikationen stehen – bis hin zu schweren
Kompressionsschäden an den Nerven, die durch
den Wirbelkanal verlaufen.
Was Blutplättchen so alles können
Soweit sollte man es also möglichst nicht kommen
lassen. Rechtzeitig eingeleitet, lassen sich
abgenutzte Bandscheiben mit einer angemessenen
Therapie bis zu einem gewissen Grad wieder
reparieren – vorausgesetzt, der äußere Ring des
Bandscheibenkerns ist noch weitgehend intakt.
Eine moderne patientenschonende Behandlungsoption
ist die PRP-Therapie. PRP steht für Platlett
Rich Plasma beziehungsweise thrombozytenreiches
Plasma. Das ist ein körpereigenes (autologes)
Blutplasma, das in einem speziellen Herstellungsprozess
konditioniert, also mithilfe der
Zentrifuge unter sterilen Bedingungen von den
restlichen Blutbestandteilen getrennt und konzentriert
wurde. Das Besondere an dem aufbereiteten
Blutplasma ist, dass es vor allem Blutplättchen
(Thrombozyten) sowie zahlreiche Wachstumsfaktoren
enthält. Und von diesen biologisch
aktiven Substanzen weiß man inzwischen, dass
sie eine Heilung in Gang setzen und beschleunigen
können. Treten im Körper Verletzungen auf,
wandern nämlich umgehend Blutplättchen in
großer Zahl an den Ort des Geschehens, um die
Wunde zu verschließen. Dabei setzen die Blutplättchen
unter anderem Wachstumsfaktoren
frei, die bei der Reparatur und Zellregeneration
des betroffenen Gewebes helfen und gleichzeitig
Entzündungen hemmen – und genau diesen Effekt
macht sich die PRP-Therapie zunutze.
Zur Person
Höhengewinn für die Bandscheibe
Basis für das Konzentrat ist etwas Blut, das vom
Patienten selbst stammt. »Der große Vorteil einer
Behandlung mit Eigenblut ist, dass es zu 100
Prozent biologisch und sehr gut verträglich ist.
Die Wirkstoffe stammen ausschließlich aus dem
eigenen Körper, dem Konzentrat wird nichts
von außen zugefügt«, betont der Orthopäde. Die
Zentrifugation dauert nur wenige Minuten, sodass
alle Schritte in einer Behandlung erfolgen:
von der Entnahme einer kleinen Blutmenge aus
der Armvene des Patienten, der Aufbereitung im
Labor unter sterilen Bedingungen und schließlich
der Injektion in die zu behandelnde Region.
Bei der Therapie von abgenutzten Bandscheiben
ist die behandelnde Region ihr Inneres: »Unter
Sichtkontrolle injizieren wir das Konzentrat direkt
in den gallertigen Kern der Bandscheibe«,
erklärt Dr. Söller. Das therapeutische Ziel der
PRP-Therapie: den Wassergehalt der Bandscheibe
zu steigern, ihre Elastizität zu verbessern, die
ursprüngliche Bandscheibenhöhe möglichst wiederherzustellen
– und so ein Fortschreiten der
degenerativen Veränderungen zu vermeiden oder
zumindest deutlich zu verlangsamen.
Der Behandlungszyklus erfolgt in Lokalanästhesie
und kann deshalb gut ambulant durchgeführt
werden. In der Regel sind drei Injektionen innerhalb
von drei bis vier Wochen notwendig. Viele
Patienten verspüren oft schon während des Behandlungszyklus
eine deutliche Linderung ihrer
Beschwerden, aber manchmal kann es auch einige
Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt.
Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin und Akupunktur
und praktiziert zusammen mit seinen Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin,
Dr. med. Werner Zirngibl und Dr. med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten
gehören neben minimal-invasiven Wirbelsäulen interventionen auch
die operative Behandlung von Schulter-, Hand- und Ellbogen-Erkrankungen sowie von Knieund
Vorfuß-Erkran kungen.
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de
TOPFIT 4 / 2022
12 Diagnose & Therapie
Winterblues
Raus aus dem Stimmungstief!
Foto: © queen1987 / 123rf.com
Wenn die Tage kürzer und dunkler werden,
verlieren manche Menschen ihr positives
Lebensgefühl. Schon nach dem Aufwachen
würden sie am liebsten im Bett liegenbleiben,
sie fühlen sich schlapp und antriebsarm.
Ihre Stimmung ist getrübt, sie sind
ständig müde und haben Heißhunger auf
Süßes. SAD oder auch Winterdepression
nennen die Ärzte das Leiden, das Jahr für
Jahr in den Herbstmonaten beginnt – und
dann im Frühling sang und klanglos von
selbst verschwindet.
Von Dr. Nina Schreiber
Seit der Corona-Pandemie und dem Wissen
darum, dass eine durchgemachte SARS-
CoV-2-Infektion eine fürchterliche Spätkomplikation
namens Long Covid zur Folge haben
kann (siehe auch Interview, Seite 6f.), befürchtet
manch einer, der sich gerade jetzt ständig müde
und erschöpft fühlt, er könnte auch davon betroffen
sein. Häufig steckt jedoch etwas anderes
dahinter – insbesondere, wenn sich zur Schlappheit
und Antriebslosigkeit noch ein anhaltendes
Stimmungstief dazugesellt. Dann liegt sehr
wahrscheinlich eine saisonal auftretende Störung
des Gefühlslebens, eine Seasonal affective
disorder, kurz SAD, vor, die hierzulande auch als
Winterdepression bezeichnet wird.
Schon 1921 berichtete der Psychiater Emil Kraepelin
von Fällen mit diesen Krankheitssymptomen.
Doch erst 1980 wurde das Phänomen
»Winterdepression« von US-Wissenschaftlern
ausführlich beschrieben. Inzwischen gilt die
SAD als eigenständige Erkrankung, die sich von
anderen Depressionsformen vor allem darin unterscheidet,
dass die Symptome ausschließlich
im Herbst und Winter auftreten – und in den
lichtreicheren, wärmeren Jahreszeiten wieder
vergehen.
Im Norden häufig – im Süden selten
Zwar ist die Winterdepression insgesamt seltener
als andere Depressionsformen, doch dürfte
die Zahl der Betroffenen in Europa bei etwa
drei Prozent liegen. Dabei kommt SAD in den
südlicheren Ländern sehr viel seltener vor als
in den nördlicheren Breiten. Die Mehrzahl der
Betroffenen spürt die ersten Symptome, wenn
Ende Oktober die Uhren auf Winterzeit zurückgestellt
werden. Dabei kann es sein, dass die Beschwerden
in den nächsten Wochen kontinuierlich
zunehmen oder dass sie sich gleich »mit voller
Wucht« einstellen.
Schlafförderndes Melatonin
Ursache für die Winterdepression ist Lichtmangel.
Abgesehen davon, dass das Licht als Taktgeber
für viele Prozesse maßgebend ist, die im
Körper als Zyklen (z. B. Wach- und Schlafphasen)
ablaufen, hat Licht auch einen direkten Einfluss
auf die Melatonin- und Serotoninproduktion.
Und weil im Herbst und Winter weniger
Tageslicht auf bestimmte Sinneszellen der Augen
trifft, wird mehr Melatonin ausgeschüttet
– ein Hormon, das u. a. eine schlaffördernde
Wirkung hat. Gleichzeitig wird die Herstellung
des stimmungsaufhellenden Nervenbotenstoffs
Serotonin gedrosselt. Die Folge: Der Organismus
schaltet nun auch tagsüber auf »Sparflamme«
um und stellt sich auf die vermeintliche
»Nachtruhe« ein. Die meisten Menschen haben
daher im Herbst und Winter generell ein größeres
Schlafbedürfnis und fühlen sich weniger fit
und aktiv als im Sommer; der Serotoninmangel
tut ein Übriges, sodass sich zum körperlichen
Energieverlust häufig auch eine niedergedrückte
Stimmung und ein Gefühl der inneren Leere
oder Traurigkeit einstellen.
Wissenschaftler sehen in dem natürlichen
Schongang des Körpers eine Annäherung an
den Winterschlaf, der im Rahmen der physiologischen
Veränderung denn auch als durchaus
normal eingestuft wird. Dazu passen Erscheinungen
wie ständige Müdigkeit und ein erhöhtes
Schlafbedürfnis, aber auch Energielosigkeit
und rasche Erschöpfung. Fehlen die Symptome
einer Depression, gehen die Fachleute von einer
abgeschwächten Form der Winterdepression
aus, die subsyndromale SAD (s-SAD) genannt
wird. Aber es kann auch sehr viel schlimmer
kommen: Dann sind die Beschwerden so stark
ausgeprägt, dass sie Auswirkungen auf das berufliche
und soziale Leben haben. Das sind die
typischen Anzeichen einer manifesten Winterdepression
– und es sollten Maßnahmen zur
Linderung getroffen werden.
Je heller, desto besser
Wer es im Alltag nicht schafft, sich regelmäßig
eine Stunde an der frischen Luft zu bewegen,
kann gegen den Winterblues eine Lichtdusche
nehmen. Der Psychiater Alfred Lewy entdeckte
1985, dass helles, künstliches Licht die Melatoninfreisetzung
hemmt und die Aktivität der
Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin steigert.
Das helle Licht bringt bei richtiger Anwendung
die innere Uhr wieder in ihren Takt und
sorgt gleichzeitig dafür, dass Serotonin in höherer
Konzentration vorliegt. Deshalb wirkt Licht
auch bei Gesunden leistungssteigernd und erhöht
generell das Wohlbefinden.
Für die Lichttherapie ist das vom menschlichen
Auge wahrnehmbare Licht mit einer Wellenlänge
von ca. 400 bis 780 Nanometer am bes-
TOPFIT 4 / 2022
Diagnose & Therapie
13
ten geeignet. Solche Lampen sind mit speziellen
Leuchtstoffröhren ausgestattet und im medizinischen
Fachhandel, z. B. als Lichtduschen oder
als Lichtschirme für den Tisch, zur Montage an
die Wand oder als Bodenstative für die Heimanwendung,
erhältlich.
Wer es im Alltag nicht schafft, sich regelmäßig
eine Stunde an der frischen Luft zu bewegen,
kann eine Lichtdusche nehmen. Das ist eine
Therapie mit speziellen Lampen, die sehr helles
Licht erzeugt. Idealerweise ist die Leuchte
10 000 Lux stark. Aber auch 2 500 Lux (jedoch
nicht weniger) genügen bereits, damit das Licht
seine physiologische Wirkung entfalten kann.
Zum Vergleich: Gewöhnlich bietet die Innenbeleuchtung
lediglich etwa 300 bis 800 Lux. Das
Licht trifft auf die Rezeptoren in der Netzhaut,
die dann die Ausschüttung jener Botenstoffe
und Hormone anregen, die praktisch sofort für
eine verbesserte Stimmungslage sorgen.
UV-freies Tageslicht
Da die Lichttherapie für SAD vorwiegend über
das Auge aufgenommen wird, darf kein augenschädigendes
ultraviolettes Licht in dem Spektrum
enthalten sein. Deshalb verfügen alle
modernden Lichttherapiegeräte über spezielle
Filterscheiben, die eventuell vorhandene UV-
Restanteile aus dem Vollspektrum komplett herausfiltern.
Dennoch sollten die Augen während
der Bestrahlung grundsätzlich 60 bis 80 Zentimeter
(je nach Größe des Geräts bzw. nach Herstellerangaben)
von der UV-Schutzscheibe entfernt
sein.
Zur Selbstbehandlung geeignet
Ist sichergestellt, dass es sich tatsächlich um
ein saisonal bedingtes Stimmungstief handelt,
spricht nichts dagegen, die Lichttherapie
zu Hause durchzuführen – zumal das Verfahren
einfach zu handhaben und in der Regel gut
verträglich ist. Gelegentliche Beschwerden, wie
Augenreizungen, Kopfschmerzen und Hautrötungen
klingen meist wenige Stunden nach der
Bestrahlung wieder ab. Allerdings ist es ratsam,
vor Beginn der Lichttherapie eine augenärztliche
Untersuchung durchzuführen. Verschreibungspflichtig
ist die Lichttherapie jedoch nicht.
Als Richtwert für die Anwendung gilt: Je nach
Lichtintensität sollte eine Bestrahlung mindestens
30 Minuten (10 000 Lux) bis 120 Minuten
(2 500 Lux) pro Tag dauern. Dabei genügt
es, während der Bestrahlung etwa jede Minute
für etwa fünf Sekunden direkt in die Lampe zu
schauen, ein permanentes »auf das Licht starren«
ist dagegen nicht nötig.
Am besten ist die morgendliche Anwendung
(zwischen sieben und zehn Uhr), um der »inneren
Uhr« eindeutig mitzuteilen, dass der Tag
begonnen hat und man wieder mit Elan und
guter Laune die anstehenden Aufgaben bewältigen
möchte. In der Mehrzahl der Fälle tritt
Krankenhaus für Naturheilweisen
Fachklinik für Innere Medizin,
Naturheilverfahren und Homöopathie
Gemeinsam
gegen
Long-Covid
„
Unsere Patient*innen erleben,
dass sie keine passiven Zuschauer,
sondern aktive Teilnehmer
ihrer Behandlung sind.
“
bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung
ein, meist verschwinden die Symptome
nach zwei bis vier Wochen sogar vollständig.
Der positive Effekt des Lichts kann übrigens gesteigert
werden, indem man sich ein regelrechtes
»Frühlingszimmer« einrichtet: helle, leuchtende,
sommerliche Farben, frische blühende Blumen
auch im Winter und/oder eine Aromalampe,
die leichte anregende Düfte abgibt (z. B. Limone,
Rose, Citrus oder Maiglöckchen). Im Übrigen
kann auch eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung
mit homöopathischen Mitteln
zur Linderung der Beschwerden beitragen.
Zusätzlich sollten sich die Betroffenen viel im
Freien aufhalten, am besten täglich für mindestens
30 Minuten. Denn selbst bei bewölktem
Himmel nimmt das natürliche Licht Einfluss
auf die körpereigene Melatoninproduktion und
lindert damit Winterdepression. Und: Durch
die regelmäßige Bewegung steigt auch der Serotoninspiegel
– und die Stimmung hellt sich auf.
Mitunter kommt es vor, dass eine »Stimmungserholung«
ausbleibt, sodass sich die Betroffenen
auch in den Frühlingsmonaten niedergeschlagen
und antriebslos fühlen. Dann liegt es nahe, dass
sich hinter der vermeintlichen Winterdepression
eine andere depressive Störung verbirgt. In
diesem Fall sollte man sich unbedingt an einen
qualifizierten Ärztlichen oder Psychologischen
Psychotherapeuten wenden. Durch eine angemessene
Therapie können rund 80 Prozent der
Depressionen geheilt werden. Gegebenenfalls ist
auch eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva
notwendig – dies kann jedoch nur
der Arzt entscheiden.
Saisonale Stimmungsschwankungen
bei SAD
Die Symptome von SAD-Patienten sind immer
saisonal bedingt – dies ist zugleich das
wichtigste Kriterium, wodurch sich eine
Winterdepression von anderen depressiven
Störungen unterscheidet.
• Am günstigsten ist die Stimmung im
Mai, Juni, Juli und August.
• Ab (Ende) September verspürt der Betroffene
eine deutliche Veränderung seiner
Stimmung, die sich über die Monate Oktober,
November, Dezember und Januar zunehmend
verschlechtert. Viele Betroffene
empfinden den Januar als Höhepunkt ihrer
Winterdepression.
• Ab Februar kommt es bei den meisten
Betroffenen zu einer »Stimmungserholung«:
Das psychische und physische Wohlbefinden
verbessert sich nun kontinuierlich über
März und April – bis ab Mai wieder alles »im
Lot« ist.
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TOPFIT 4 / 2022
14 Diagnose & Therapie
Endoprothetik
Fast Track
Schneller wieder mobil nach
Knie- und Hüft-Gelenkersatz
Fast Track oder auch Rapid Recovery ist ein modernes,
patientenorientiertes Konzept, das wissenschaftlich
basiert ist und darauf abzielt, operierten
Patienten zu einer rascheren Genesung zu verhelfen.
Kernstück von Fast Track ist eine Optimierung
der Abläufe – und hierfür setzt die innovative Behandlungsstrategie
bereits vor der Operation mit
gezielten Maßnahmen an. Über die Vorteile von
Fast Track sprach TOPFIT mit dem renommierten
Endoprothetik-Experten und Chefarzt der Klinik für
Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus
Barmherzige Brüder München Prof. Dr. Johannes
Beckmann.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Auch wenn die Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks
in spezialisierten Zentren inzwischen als Routineeingriff
gilt, gehört die endoprothetische Versorgung stark geschädigter Gelenke
nach wie vor zu den besonders anspruchsvollen Verfahren, die große
Fachkenntnis und Erfahrung des Operateurs erfordern. Und: Wie jede
Operation, so ist auch die chirurgische Implantation eines künstlichen
Gelenks mit Stressreaktionen im Körper (und der Psyche) verbunden -
Belastungen, die, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen, den Heilungsverlauf
unnötig verzögern können. Genau hier setzt die mehrdimensionale
Behandlungsstrategie »Fast Track« oder »Rapid-Recovery« an. Es
bedeutet so viel wie Chirurgie und Rehabilitation »des schnellen Wegs«
oder der »schnellen Spur«. Dahinter steht die Idee, dem traditionellen
Vorgehen der chirurgischen Therapie ein innovatives Konzept für eine
raschere Genesung entgegenzusetzen. Denn diese Optimierungs-Programme
zielen vor allem darauf ab, die selbstregulierenden Kräfte des
Körpers nach einer Operation möglichst umgehend wieder in Gang zu
setzen, um so das Komplikationsrisiko zu senken und dem Patienten
insgesamt zu einer deutlich schnelleren Erholung zu verhelfen.
Entwickelt wurde die Fast-Track-Behandlungsstrategie bereits vor mehr
als 20 Jahren von dem dänischen Chirurgen Henrik Kehlet. Seitdem
wird sie nicht nur in Dänemark, sondern auch in England, den Niederlanden
oder den USA mit großem Erfolg angewendet; der Nutzen für
den Patienten ist inzwischen wissenschaftlich belegt. In Deutschland
war es die Viszeralchirurgie, die mit Fast Track erste Erfahrungen sammelte.
Schon Henrik Kehlet hatte zunächst vor allem Operationen im
Illustration: SciePro, Sebastian Kaulitzki
TOPFIT 4 / 2022
Diagnose & Therapie
15
Bauchraum im Sinn, als er das Fast-Track-Konzept
entwickelte.
Aktuelle Studien zeigen, dass mit Fast Track z. B.
die Komplikationsrate bei Darmoperationen
von früher rund 30 Prozent auf unter fünf bis
zehn Prozent gesenkt wird. Und auch der Krankenhausaufenthalt
verkürzt sich von zehn bis
14 Tagen auf zwei bis fünf Tage. Speziell für die
Eingriffe am Darm sieht das Fast-Track-Konzept
vor, dem Patienten bereits im Vorfeld der Operation
alle unnötigen Belastungen zu ersparen, die
einer raschen Rekonvaleszenz im Weg stehen,
allen voran der Verzicht auf ein striktes Fasten
und eine aufwändige Darmspülung. Dass der
Patient zudem schon wenige Stunden nach der
Operation wieder aufstehen kann, ist vor allem
der modifizierten Schmerztherapie zu verdanken
– eine wichtige Säule von Fast Track.
Optimiertes Schmerzmanagement
Von einem optimierten Schmerzmanagement
profitieren auch Patienten, die ein künstliches
Hüft- oder Kniegelenk implantiert bekommen.
»Beispielsweise lassen sich durch den Einsatz
von lokalen Betäubungsmitteln direkt in
das Operationsgebiet postoperative Schmerzen
deutlich mindern. Zudem vermeiden wir durch
die örtlich begrenzte Anwendung eine Wirkung
des Schmerzmittels auf den ganzen Körper, die
ja oft mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden
ist«, erklärt der Endoprothetik-Experte
und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie am Krankenhaus Barmherzige
Brüder München Prof. Dr. Johannes Beckmann.
Bisher gibt es in Deutschland erst wenige Endoprothetik-Kliniken,
die das patientenorientierte
Konzept anwenden. Eine davon ist die Klinik
für Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses
Barmherzige Brüder München, wo
jährlich knapp 2 500 Patienten im zertifizierten
Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung
behandelt werden – damit gehört das Krankenhaus
Barmherzige Brüder zu den größten orthopädischen
Kliniken Deutschlands. Hier werden
die meisten Patienten inzwischen nach den
Prinzipien von Fast Track / Rapid Recovery behandelt
– »und wir haben damit sehr gute Erfahrungen
gemacht«, so Prof. Beckmann.
Programmbeginn ist bereits vor dem Eingriff:
Der Patient erhält eine Schulung, zu der unter
anderem auch ein Training mit Gehstützen gehört,
damit er nach dem Eingriff gleich gut mit
den Gehhilfen zurechtkommt. Gezielte physiotherapeutische
Übungen und Muskelkräftigung
noch vor der Operation sind, wie sich gezeigt
hat, ebenfalls sehr bedeutsam für eine schnellere
Rehabilitation.
Digitale Begleitung für mehr
Sicherheit
Zum Fast-Track-Konzept gehört auch, dass der
Patient schon vor der Operation über den ge-
planten Behandlungsablauf genau Bescheid
weiß und er durch gezielte Aufklärung und
praktische Anregungen erfährt, was er selbst für
die rasche Wiedererlangung seiner gewohnten
Aktivitäten tun kann. »Hierfür sind wir gerade
dabei, eine App zu entwickeln, die unsere Patienten
vom ersten Sprechstunden-Termin an bis
über die Nachbehandlung hinaus begleitet. Diese
App informiert nicht nur über die OP-Vorbereitung
und den Eingriff selbst, sondern auch
über die verschiedenen Schritte der postoperativen
Versorgung und Rehabilitation«, erklärt
Prof. Beckmann. Weitere Funktionen wie die direkte
Interaktion mit dem Operateur, die Dokumentation
des Genesungsverlaufs, etwa anhand
von Schmerz- und Zufriedenheitsbefragungen,
oder auch ein Aktivitäts-Monitoring zur Unterstützung
des Patienten in der Wiedererlangung
seiner Mobilität nach seiner Entlassung tragen
zusätzlich zu einer hohen Sicherheit bei.
Moderne OP-Techniken
Die Wahl der Operationsmethode spielt in dem
Konzept für eine schnellere Genesung ebenfalls
eine wichtige Rolle. Oberstes Ziel ist, so muskelbzw.
gewebeschonend und so blutsparend wie
möglich vorzugehen. Deshalb wird idealerweise
sowohl bei der endoprothetischen Versorgung
des Knie- als auch des Hüftgelenks minimal-invasiven
Operationstechniken der Vorzug gegeben.
»Gerade beim künstlichen Kniegelenkersatz
hat sich zudem gezeigt: Längst nicht immer
ist es notwendig, das gesamte Kniegelenk gegen
eine Endoprothese auszutauschen. Oft genügt
es, nur den Anteil des Kniegelenks zu ersetzen,
der auch wirklich geschädigt ist«, betont Prof.
Beckmann. Der mit Abstand häufigste Teil-Gelenkersatz
am Knie betrifft den inneren Gelenkanteil,
er wird auch ›mediale Schlittenprothese‹
genannt. Wird nur die kranke Gelenkfläche
durch eine Teil-Endoprothese ersetzt, wird der
natürliche Bewegungsablauf im Gelenk deutlich
weniger gestört. Denn die übrigen intakten
Gelenkanteile einschließlich des für die Stabilität
und Funktionserhalts so wichtigen Kapsel-
Bandapparats bleiben vollständig erhalten.
Die Patientenzufriedenheit ist hoch: Einbuße
bei der Beweglichkeit oder der Koordinationsfähigkeit
gibt es kaum und auch das natürliche
Bewegungsgefühl bleibt deutlich eher erhalten.
Entsprechend schneller kommen die Patienten
nach der Operation wieder auf die Beine – ganz
im Sinne des Fast-Track-Konzepts.
Erste Schritte oft noch am OP-Tag
Unabhängig davon, welche Art von Endoprothese
zum Einsatz kommt: Das bereits während
der Operation begonnene Schmerzmanagement
wird nach jedem Eingriff konsequent weitergeführt:
»Je weniger ein Patient Schmerzen verspürt,
desto leichter fällt ihm die Frühmobilisation«,
sagt Prof. Beckmann. »Früh« bedeutet:
Noch am Tag des Eingriffs steht der Patient wieder
auf und geht mit Hilfsmitteln seine ersten
Schritte, wenn es der Allgemeinzustand erlaubt;
am Tag der Operation finden dann meist auch
schon die ersten physiotherapeutischen Übungen
und weiteres Gehen statt. Durch diese gezielten
Mobilisierungsmaßnahmen sind die meisten
Patienten bereits kurz nach dem Eingriff in der
Lage, das Treppensteigen mithilfe ihrer Gehstützen
zu bewältigen. Im Übrigen sinkt durch
eine schnellere Mobilisation auch das Thromboserisiko,
und es wird weniger Muskelmasse
abgebaut. »In Kombination mit einer gewebeschonenden
Operation ist Fast Track / Rapid Recovery
derzeit das beste Konzept, die Rehabilitationszeit
für den Patienten so kurz wie möglich
zu halten und den Patienten schnell wieder
fit zu machen«, weiß der Experte. Ein positiver
Nebeneffekt: Für die meisten Patienten, die nach
dem Fast-Track-Prinzip behandelt wurden, verkürzt
sich nach einer Gelenkersatzoperation der
Krankenhausaufenthalt. »Unser primäres Ziel
ist es jedoch nicht, unsere Patienten früher nach
Hause oder in die Rehaklinik zu schicken«, betont
Professor Beckmann. Aber natürlich wissen
die Patienten auch diesen Vorteil zu schätzen.
Zur Person
Prof. Dr. Johannes Beckmann
ist seit 1. Mai 2022 Chefarzt
der Klinik für Orthopädie
und Unfallchirurgie des
Krankenhauses Barmherzige
Brüder München. In der
Klinik, die zu den größten
orthopädischen Kliniken
Deutschlands gehört, werden
jährlich mehr als die Hälfte der 4 700 stationären
Patienten im zertifizierten Endoprothetikzentrum
der Maximalversorgung (EPZmax)
behandelt. Damit ist das Krankenhaus Barmherzige
Brüder führend in München.
Prof. Beckmann verfügt über eine ausgewiesene
Expertise für Endoprothetik und ist in Fachkreisen
international anerkannt. Unter anderem
ist er aktives Mitglied in den Präsidien der großen
renommierten Fachgesellschaften wie der
Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE),
der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) und der
European Knee Gesellschaft (EKS) und wirkt an
der Überarbeitung der Leitlinien, etwa zur Gonarthrose,
mit. Außerdem hält Prof. Beckmann an
der Universität Regensburg regelmäßig Vorlesungen
und Seminare. Bislang hat er über 100
Studien und Journalbeiträge in nationalen und
internationalen medizinischen Fachzeitschriften
veröffentlicht.
Nähere Infos:
www.barmherzige-muenchen.de
Foto: Krankenhaus Barmherzige Brüder München
TOPFIT 4 / 2022
16 Diagnose & Therapie
Im vergangenen Mai ist die Tagesklinik
der Kinder- und Jugendpsychiatrie
des LMU Klinikums ins Haus St.
Vinzenz umgezogen. Hier befinden
sich auch die neuen Räume der KJP-
Forschungsabteilung.
LMU Klinikum München
Zwölf Jahre
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Zwölf Jahre Aufbau und Weiterentwicklung:
Mit (coronabedingter) zweijähriger
Verspätung feierte die Klinik und Poliklinik
für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie des
LMU Klinikums am 4. und 5. November
das 10-jährige Jubiläum. Den feierlichen
Rahmen bot das zweitägige wissenschaftliche
Symposium im Friedrich-von-
Gärtner-Saal des St.-Vinzenz-Hauses, bei
dem namhafte Referent:innen sowie
das Forschungsteam der Klinik aktuelle
Ergebnisse unter anderem zu Ursachen
und evidenzbasierter Behandlung von
Kindern und Jugendlichen mit psychischen
Erkrankungen vorstellten. TOPFIT
sprach mit dem Gastgeber, dem Direktor
der Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie am LMU Klinikum Prof.
Dr. Gerd Schulte-Körne.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Herr Prof. Schulte-Körne, in den letzten 12
Jahren hat die Kinder- und Jugendpsychiatrie
des LMU Klinikums viel erreicht. So ist es
zum Beispiel gelungen, die Anzahl der Behandlungsplätze
nahezu zu verdoppeln …
Prof. Schulte-Körne: … das ist richtig. Als die
Klinik im Jahr 2010 eröffnet wurde, zeigte sich
schon bald, dass der Bedarf bei der Versorgung
psychisch kranker Kinder und Jugendlicher erheblich
größer ist als wir ihn mit unserem Angebot
decken konnten. In den folgenden Jahren ist
es uns gelungen, die Kapazitäten kontinuierlich
von 30 stationären und 10 teilstationären auf 54
stationäre und 20 teilstationäre Behandlungsplätze
zu erweitern. Parallel dazu wuchs unsere
Forschungsabteilung stetig an, sodass wir eine
Reihe von neuen klinischen Forschungsbereichen
etablieren konnten. Im Haus St. Vinzenz,
das im Mai dieses Jahres eröffnet wurde, stehen
der KJP-Forschungsabteilung nun gemeinsame
Forschungsräume an einem Standort zur
Verfügung. Auch unsere Tagesklinik ist ins St.-
Vinzenz-Haus umgezogen, wo wir für Kinder
und Jugendliche mit Essstörungen, Depressionen,
Schulleistungs- und anderen Angststörungen
ein multimodales und integratives Behandlungskonzept
bereithalten. Und auch in der medizinischen
Lehre ist das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie
inzwischen fest verankert.
Im März dieses Jahres ist am LMU Klinikum
zudem eine Psychiatrische Transitionsstation
eröffnet worden. An wen richtet sich das
neue Versorgungsangebot?
Prof. Schulte-Körne: Auf der Transitionsstation
mit stationärer und teilstationärer Versorgung
werden junge Menschen mit psychischen
Erkrankungen betreut, die zwischen 16 und
25 Jahre alt sind. Dazu muss man wissen: Junge
Menschen mit psychischen Erkrankungen,
die alters- und entwicklungsbedingt zwischen
Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie liegen,
wurden bisher in der medizinischen Versorgung
kaum berücksichtigt. Dabei verlangt diese
Gruppe eigentlich unsere besondere Aufmerksamkeit,
denn vielen fällt der Schritt in die Erwachsenenpsychiatrie
sehr schwer. Und längst
nicht immer ist der Fortgang ihrer Behandlung
gewährleistet, wenn sie volljährig geworden
sind. Diese jungen Menschen brauchen jedoch
nicht nur eine spezielle Psychotherapie, sondern
auch eine besondere psychosoziale Behandlung,
die sie darin unterstützt, ihren Platz in der Ge-
TOPFIT 4 / 2022
Diagnose & Therapie
17
sellschaft zu finden. Gemeinsam mit der Universitätsklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie
haben wir diese Behandlungslücke geschlossen:
Mit der Psychiatrischen Transitionsstation stehen
beiden Kliniken nun 16 stationäre Behandlungsplätze
zur Verfügung: 8 kinder- und jugendpsychiatrische
und 8 erwachsenpsychiatrische
Betten, zudem bis zu 4 tagesklinische Plätze.
Haben die psychischen Erkrankungen bei
Heranwachsenden zugenommen?
Prof. Schulte-Körne: Die Zahl der jungen Patienten
mit einer behandlungsbedürftigen psychischen
Erkrankung ist seit Jahren hoch. Studien
zur Neuerkrankungsraten zeigen jedoch, dass in
den Pandemiejahren stressassoziierte Erkrankungen
wie Angst-, Depression und Essstörungen
bei jungen Menschen deutlich zugenommen
haben – diese Ergebnisse decken sich auch mit
meiner persönlichen Erfahrung.
Sie haben dann in Partnerschaft mit der
Beisheim Stiftung für Kinder und Jugendliche
das digitale Infoportal „Corona und Du“
ins Leben gerufen – mit zahlreichen Tipps,
damit sie psychisch gestärkt durch diese
Zeit zu kommen …
Prof. Schulte-Körne: … auf dem Infoportal werden
unter anderem ganz alltägliche Probleme
wie Langeweile oder Stress angesprochen und
Lösungen aufgezeigt, um besser damit umzugehen.
Für schwerwiegende Probleme und starke
psychische Belastungen verweist „Corona und
Du“ auf anerkannte Anlaufstellen und andere
Möglichkeiten, therapeutische Unterstützung zu
bekommen.
Welche Auswirkungen der Corona-Pandemie
hat den jungen Menschen besonders
zu schaffen gemacht?
Prof. Schulte-Körne: Während der Pandemie haben
wir verschiedene Effekte gesehen. Vor allem
die Lockdowns und das Homeschooling haben
bei den Kindern und Jugendlichen erhebliche
Spuren hinterlassen. Dabei hatten nicht nur der
Bewegungsmangel, sondern auch die massive
Einschränkung der sozialen Kontakte erhebliche
Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
der jungen Menschen. Vor allem der regelmäßige
Austausch mit Gleichaltrigen kann Kindern
und Jugendlichen helfen, Stresssituationen
einigermaßen zu bewältigen. Fällt diese wichtige
Kompensationsmaßnahme weg, kann die Belastung
überbordend werden. Deutlich zugenommen
hat vor allem die Anzahl der Jugendlichen
mit Depressionen und Essstörungen. Viele von
ihnen sind so schwer krank, dass sie auf eine stationäre
Behandlung dringend angewiesen sind.
Inzwischen kommt noch der Ukraine-Krieg
dazu. Befürchten Sie, dass die Anfrage nach
stationärer bzw. teilstationärer oder auch
nach ambulanter Behandlung weiter steigen
wird?
Prof. Schulte-Körne: Das ist sogar sehr wahrscheinlich.
Wobei die kindliche Psyche auf Belastungen
oft verzögert reagiert – das konnten
wir schon während der Corona-Pandemie beobachten.
So haben wir zum Beispiel einen Anstieg
der Erkrankungsrate nicht gleich nach dem
ersten Lockdown festgestellt, sondern erst einige
Monate später.
Gibt es Risikofaktoren für die Entstehung
einer psychischen Erkrankung?
Prof. Schulte-Körne: Einige Risikofaktoren gibt es.
Dazu gehört zum Beispiel eine genetische Disposition:
Oft leben die betroffenen Jugendlichen in
einer Familie, in der weitere Familienmitglieder
psychisch erkrankt sind. Generell ist es so, dass
Jugendliche in bestimmten Lebensphasen besonders
vulnerabel sind, vor allem in der Entwicklungsphase
vom 12. bis zum 20. Lebensjahr. Sind
die Jugendlichen in dieser Zeit heftigen Stressoren
ausgesetzt, ohne zu wissen, wie sie damit
umgehen sollen, ist die Wahrscheinlichkeit für
die Entstehung einer psychischen Erkrankung
deutlich erhöht.
Ein leider oft vernachlässigter Aspekt ist die ungute
Macht der Bilder in den Medien – ein Aspekt,
der gerade in diesen Tagen besondere Beachtung
verdient. Denn Bilder und Filme vom
Kriegsgeschehen überfordern Kinder in erheblichem
Maße – bis hin zur Auslösung eines Traumas.
In Anbetracht der erheblichen Belastung
für die Kinderseele, die von diesen Bildern ausgeht,
ist es dringend geboten darüber nachzudenken,
wie die Kinder davor geschützt werden
können.
Vor gut einem Jahr haben Sie unter dem
Titel „Ich bin alles“ das deutschlandweit
einzigartige digitale Infoportal zu Depression
und psychischer Gesundheit zusammen
mit der Beisheim Stiftung gestartet. Viele
Beiträge sind von Jugendlichen für Jugendliche
und damit in einer Sprache, die
von allen verstanden wird …
Prof. Schulte-Körne: … genau. „Ich bin alles“-Portal
richtet sich an Kinder und Jugendliche mit
Depression, sowie an ihre Eltern, aber auch an
nicht erkrankte Kinder und Jugendliche, die sich
zu dem Thema informieren möchten. Das Infoportal
basiert auf der S3-Behandlungsleitlinie,
die ich selbst mit koordiniert habe, und die den
aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Behandlung
von Kindern und Jugendlichen mit einer
Depression zusammenfasst.
Dass Jugendliche selbst zu Wort kommen und
zum Beispiel über ihre Erkrankung sprechen,
war uns ein ganz wichtiges Anliegen. Wir haben
auch junge Moderatoren, die Therapeuten interviewen.
Zudem gibt es verständliche Erklärvideos
zu Krankheitsursachen und Behandlungsmethoden.
All das haben wir im Austausch mit
Jugendlichen und mit der Unterstützung von
Medienpädagogen und Kommunikationsprofis
entwickelt – über einen Zeitraum von gut drei
Jahren. Es geht darum, dass gerade Kinder und
Jugendliche diese Inhalte, die sie gesundheitlich
betreffen, genau verstehen.
Und das ist nicht immer der Fall?
Prof. Schulte-Körne: Nein. Fakt ist: Jugendliche
fühlen sich häufig nicht wahrgenommen. Und
dieses Gefühl spiegelt sich dann in Äußerungen
wider wie „Ich kann ja eh nichts machen.“ Oder:
„Mich hört ja sowieso niemand an.“ Die Jugendlichen
empfinden es so, als würden sie nicht als
repräsentierter Teil unserer Gesellschaft behandelt
werden. Dabei sind ihre Sorgen häufig auch
die der ganzen Gesellschaft; die Kriegsangst, die
gerade viele umtreibt, ist ein gutes Beispiel dafür.
Aber es stimmt schon: Die Einbindung von
Kindern und Jugendlichen in gesellschaftliche
Prozesse findet oftmals nicht statt. Immer noch
wird über die Kinder und Jugendlichen entschieden,
aber nicht mit ihnen. Das sollte uns, wie
ich finde, doch sehr zu denken geben. Und wir
sollten überlegen, wie es gelingen kann, Kinder
und Jugendliche an diesen Prozessen direkt zu
beteiligen.
Haben Sie Lösungsvorschläge?
Prof. Schulte-Körne: Viele Strukturen und Prozesse
sind ja vorgegeben, deshalb ist es nicht leicht,
etwas zu verändern. Aber es wäre schon viel gewonnen,
wenn Kinder und Jugendliche aktiv in
die medizinische und vor allem therapeutische
Entscheidung mit eingebunden werden. Wenn
sie selbst artikulieren können, was sie wollen und
was nicht. Und wenn man sie erst einmal darüber
aufklärt, was es konkret bedeutet, mit einem
bestimmten Medikament, einer Psychotherapie
oder eben auch in einer spezialisierten Klinik
stationär behandelt zu werden – und das altersgerecht
und in für sie verständlichen Worten.
Zur Person
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
Direktor der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie
LMU Klinikum
Tel: +49 (0)89 4400 55901
E-Mail: kjp@med.uni-muenchen.de
Die beiden digitalen Infoportale
„ich bin alles“ und „Corona und du“
sind erreichbar unter:
www.ich-bin-alles.de bzw. unter
www.corona-und-du.info
Fotos: © LMU Klinikum München
TOPFIT 4 / 2022
18 Tiergesundheit
der Hund mag es nicht, wenn er gewaschen wird
– und macht gar nicht erst mit. Wie es für Tier
und Mensch einfacher geht, zeigt Laura Stella
Ardizzone in ihrem Hundesalon Wash Dog in
Kirchheim (Heimstetten) bei München. Denn
hier sind die großzügigen Räumlichkeiten auf
die verschiedenen Bedürfnisse rund um das Zusammenleben
mit Hund abgestimmt: der Salon
für die professionelle Haar- und Fellpflege, der
gut sortierte Shop für Hundeaccessoires und die
Waschboxen für den 24-Stunden-Self-Service.
Wellness für Wauzi
Hundepflege
leicht gemacht
Der Hundesalon Wash Dog bietet Hundebesitzern ein in Deutschland einzigartiges Pflegeangebot
für den Vierbeiner – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Selbst Hunde, die sich normalerweise
mit allen vieren dagegen sträuben, wenn ihnen der Duschkopf zu nahekommt, lassen
sich in der Edelstahlwanne mühelos – und gefahrlos – waschen.
Von Alexander Friedrich
Viele Frauchen und Herrchen kennen das
Problem: Bei einem ausgedehnten Spaziergang
nimmt der Hund jede Pfütze mit und suhlt
sich genüsslich im Schlamm. Des Hundes Freud
ist des Besitzers Leid, denn im Anschluss an
den Hundespaß im Dreck steht die Reinigung
des Vierbeiners an. Das häusliche Badezimmer
ist nach der Hundedusche meistens überschwemmt,
der Hund zwar sauber und bestenfalls
trocken, der Besitzer dafür aber nass. Oder
Extra erhöhte Edelstahlwanne
Prunkstück einer Self Service Waschbox ist eine
extra erhöhte Wanne aus Edelstahl – so geräumig,
dass auch große und sehr große Hunde
darin Platz haben. Die Wanne ist extra erhöht,
das macht es besonders leicht, den Hund zu waschen
und zu brausen bzw. zu shampoonieren
und zu trocknen. Man muss sich also nicht, wie
zu Hause, in die Wanne hinunter zum Hund bücken.
Darüber hinaus sind die Wannen hundegerecht
geformt, verfügen über eine rutschfeste
Matte und können vom Vierbeiner mühelos
über eine breite, ebenfalls rutschfeste Rampe
erreicht werden. Ein automatisches Desinfektionssystem,
das sich von selbst aktiviert, sobald
man die Kabine mit dem frisch gebadeten und
trocken gerubbelten oder geföhnten Vierbeiner
wieder verlassen hat, sorgt für eine jederzeit hygienische
Wanne.
Die meisten Hunde haben bereits nach den ersten
Anwendungen ihre Scheu verloren und lassen
sich problemlos in der Wanne baden. »Aber
auch für Hunde, die sich nicht gern von für sie
fremden Menschen waschen lassen oder die
generell eher unsicher und ängstlich sind, ist
diese Form der Reinigung ideal«, erklärt Frau
Ardizzone. Zumal Herrchen und Frauchen
alle Zeit der Welt haben, um ihren Vierbeiner
langsam mit der Prozedur vertraut zu machen.
»Bei sehr ängstlichen oder auch wasserscheuen
Hunden bietet es sich oft an, erst einmal mehrere
Kurzbesuche einzuplanen, um den Hund
Schritt für Schritt heranzuführen: von den ersten
Kontakten mit der Wanne bis hin zum eigentlichen
Waschen und Föhnen«, empfiehlt die
Hundepflegeexpertin.
Unabhängig dank der Wash Dog-Card
Das Konzept der Selbstbedienung ist in Italien
seit über 20 Jahren etabliert, mit Wash Dog in
Kirchheim expandierte es 2019 erstmals nach
Deutschland. Die Idee: Man kann den eigenen
Hund rund um die Uhr waschen und ist an keine
Öffnungszeiten gebunden – egal an welchem
Wochentag. Dadurch hat man größtmögliche
Flexibilität und kann auch mal spontan vorbeikommen,
z. B. schnell nach der Arbeit bzw.
am frühen Morgen, bevor es in Büro geht. Oder
eben, wenn Bello beim Sonntagsspaziergang
eine besonders interessante Schlammpfütze er-
TOPFIT 4 / 2022
Tiergesundheit
19
lon mit Guthaben aufgeladen werden. Damit
steht dem tierischen Badespaß nichts mehr im
Wege! Und: Der ganze Spaß ist mit deutlich weniger
Kosten verbunden, als wenn der Vierbeiner
von der Hundefriseurin oder dem Hundefriseur
gewaschen würde.
Gesundheitsförderndes Oxy
In dem Wellnesstempel kann man seinen Hund
aber auch z. B. mit einem speziellen, ozonbehandelten
Olivenöl massieren (lassen) und das
Fell dann mit Aktivsauerstoff behandeln. Laut
Experten ist Aktivsauerstoff die umweltfreundlichste
Möglichkeit einer gründlichen Hundehygiene.
Hinzu kommt: Eine Oxydry-Behandlung
ist äußerst schonend und kann beliebig oft
angewandt werden. Außerdem soll sie auf den
Hund entspannend wirken und einen entzündungshemmenden
Effekt für die Haut haben.
Die Besitzerin des Hundesalons steht zu den
Öffnungszeiten mit Rat und Tat zur Seite. »Mir
ist wichtig, dass ich mehr biete als nur eine reine
Wäsche für den Hund. Ich nehme mir die
Zeit und berate gerne Frauchen und Herrchen
in Sachen Pflege«, sagt die ausgebildete Hundefriseurin,
die außerdem ein kostenloses Welpeneingewöhnungs-Programm
anbietet. Selbstredend
werden die beiden Rauhaardackel der
Familie Ardizzone ebenfalls regelmäßig in die
Edelstahlwaschkabine geführt, um von ihrem
Frauchen gewaschen zu werden. Ist der Hund
shampooniert, geduscht und getrocknet, ist bei
Wash Dog aber noch lange nicht Schluss. Im
Shop können Herrchen und Frauchen hochwertige
Leinen und Halsbänder, sinnvolles Spielzeug
zur Hundebeschäftigung oder pflegende
Lotionen erwerben.
Badevergnügen ja, aber nicht zu häufig
Und wie oft sollten Hunde gewaschen werden?
»Im Allgemeinen genügt es, den Hund nur bei
Bedarf zu waschen. Keinesfalls sollte ein gesunder
Hund wöchentlich oder gar täglich gebadet
werden«, betont Laura Stella Ardizzone. Werde
ein Hund zu oft gewaschen, könne sich das ne-
Hundesalon Wash Dog
Laura Stella Ardizzone
Räterstraße 22a
85551 Kirchheim
bei München
Website:
www.washdog.store/muenchen219/
Öffnungszeiten Self Service Washbox
Registrierte Kunden: Self-Service-Bereich
rund um die Uhr offen.
Neue Kunden: Probewaschgang bzw.
Registrierung von Montag bis Samstag nach
Terminvereinbarung.
kundet hat. Damit man diesen Service nutzen
kann, benötigt man die Wash Dog-Card, die
man sich während der Öffnungszeiten gegen
eine Gebühr (jährlich etwa 10 Euro) ausstellen
lassen kann. Die (wirklich fairen) Kosten für das
Wasser in den Wannen, das fürs Waschen benötigt
wird, wird anhand eines Zählers ermittelt.
Die Wasser-Shampoo-Mischung kommt direkt
aus dem Duschkopf – oder man kann am Automaten
die passende Pflege erwerben.
Ob für kurzes oder langes, glattes oder buschiges
Hundefell: Hundebesitzer finden vor Ort das
perfekt abgestimmte Pflegeprodukt. Ihr Hund
hat es gern etwas luxuriöser und will das volle
Programm? Auch das ist möglich, und zwar mit
feinstem Conditioner, der, gemischt mit Wasser,
aus der Dusche strömt. Ist der Hund wieder sauber,
kann er trockengeföhnt werden. Die Wash
Dog-Card kann jederzeit am Automaten im Sagativ
auf die Schutzschicht des Hundefells und
den Säureschutzmantel seiner Haut auswirken
und so zum Nährboden für Krankheitserreger
oder Parasiten werden. Ohnehin käme die tägliche
Fellpflege im Allgemeinen auch gut ohne
Wasser und Duschkopf aus: »Mit einem feuchten
Tuch und einer Bürste lassen sich Staub und
kleinere Schmutzspuren oft gut entfernen«, so
die Hundepflegeexpertin.
TOPFIT 4 / 2022
20 Gesund leben
Darmbakterien lieben
Ballaststoffe
Haktobazillen, Bifidobakterien, Akkermansia-Bakterien
und Faecalibacterium
prausnitzii-Bakterien, aber auch verschiedene
Enterokokken-Arten oder Clostridie
– im Dickdarm leben mehrere Billionen
Bakterien, viele von ihnen sind wichtige
Verdauungshelfer. Zusammen bilden sie das
Darmmikrobiom, das inzwischen oft auch als
Organ im Organ bezeichnet wird.
Von Sabine Jansen
Es gibt Nahrungsbestandteile, die nur von
Darmbakterien abgebaut werden können.
Dazu gehören vor allem Ballaststoffe, also die
komplexen pflanzlichen Kohlenhydrate, wie sie
z. B. besonders reichhaltig in Vollkorngetreide,
Gerste, Hülsenfrüchte oder Gemüse wie Wurzelgemüse
vorkommen und denen inzwischen
eine enorm wichtige Bedeutung für die Darmgesundheit
zugeschrieben wird.
Bei der Verarbeitung der Ballaststoffe erzeugen
die Darmbakterien nämlich unter anderem
kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure (Acetat),
Propionsäure (Propionat) und Buttersäure (Butyrat).
Diese Substanzen können nun ihrerseits
Gutes tun, indem sie dafür sorgen, dass nicht
nur die Darmbakterien selbst, sondern auch die
Darmzellen mit Energie versorgt werden. Außerdem
wirken sie der Entartung von Darmzellen
entgegen, sie regen die Darmbewegungen
und die Durchblutung der Darmwand an.
Im Fokus: Butyrat
Speziell Butyrat ist für eine intakte Darmschleimhaut
unentbehrlich. Einige Darmbakterien
gewinnen aus den Ballaststoffen sogar
Vitamine wie Vitamin K oder Vitamine der B-
Familie. Zudem hat sich gezeigt, dass Butyrat
auch an der Steuerung der immunologischen
Abwehrkräfte des Darms beteiligt ist und offenbar
außerhalb des Darms ebenfalls unverzichtbar
ist. So beeinflusst die kurzkettige Fettsäure
u. a. verschiedene Stoffwechselwege im ganzen
Körper, etwa in der Leber oder im Gehirn. Möglicherweise
besteht sogar ein Zusammenhang
zwischen einem Butyratmangel und der Entstehung
von Depressionen; dieser Aspekt wird gerade
im Rahmen von Studien näher untersucht.
Wie viel Butyrat unsere Darmbakterien für uns
produzieren, haben wir im Wesentlichen selbst
in der Hand: Wir brauchen unsere Ernährung
nur an den Vorlieben unserer Darmbakterien
auszurichten. Und das heißt vor allem, sie ausreichend
mit faserreicher, ballaststoffhaltiger
Kost zu versorgen.
Mikrobiom – im regen Austausch mit
anderen Organen
Überhaupt spricht vieles dafür, dass die Bakteriengemeinschaft
in unserem Darm eine wichtige,
wenn nicht die wichtigste Instanz in unserem
Körper ist, die über Gesundheit und Krankheit
entscheidet. Ein Großteil der Wissenschaftler
vertritt deshalb die Ansicht, dass die Gemeinschaft
unserer Darmbakterien ein eigenständiges
Organ bildet. Ein Organ, das im permanenten
Austausch nicht nur mit anderen Organen
und unserem Immunsystem steht, sondern dass
es auch einen direkten Draht zum Gehirn hat –
und so Einfluss auf unsere Gefühlswelt, unsere
psychische Verfassung und unser Verhalten
nimmt. Der Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse
ist die Wissenschaft erst vor Kurzem auf die
Spur gekommen. Seitdem wurden spektakuläre
Hinweise darauf gefunden, dass die Darmbakterien
über diese Verbindung auch an der Entstehung
von Erkrankungen beteiligt sein könnten,
die wie Parkinson, Autismus oder Multiple Sklerose
bis dahin ausschließlich dem Gehirn zugeordnet
wurden.
Schlank oder übergewichtig?
Die Darmbakterien entscheiden mit!
Essenziell ist das Darmmikrobiom – und die
Substanzen, die sie bei der Zerlegung der Nahrungsbestandteile
bilden – für den Stoffwechsel.
Ob wir schlank bleiben oder dick werden, ob wir
an Typ-2-Diabetes oder an einem metabolischen
Syndrom erkranken, hängt sehr wahrscheinlich
auch stark davon ab, welche Bakterienarten in
unserem Darm das Sagen haben.
Auch wie gut oder schlecht ein Medikament
wirkt, hängt womöglich eng mit der individuellen
Zusammensetzung des Mikrobioms zusammen
– umgekehrt können Medikamente
negative Folgen auf die Bakteriengemeinschaft
im Darm haben. Dazu gehören nicht nur Antibiotika,
sondern auch Arzneimittel wie Protonenpumpenhemmer
(etwa Omeprazol, Pantoprazol),
die u. a. zur Linderung von Sodbrennen
eingesetzt werden, oder Nicht-steroidale Entzündungshemmer
(NSAID) wie Ibuprofen oder
Naproxen zur Milderung von Schmerzen.
Diese und viele andere Erkenntnisse über das
Darmmikrobiom stellen Nicole Schaenzler und
Florian Beigel in ihrem Buch »Superorgan Mikrobiom«
vor.
Dr. Nicole Schaenzler /
Dr. Florian Beigel:
Gräfe & Unzer Verlag. 224 S.
ISBN 978-3-8338-7363-8
TOPFIT 4 / 2022
22 Gesund leben
Reizdarm-Syndrom
Schon mal was von SIBO
gehört?
Small Intestinal Bacterial Overgrowth,
kurz SIBO, heißt die
Darmerkrankung, bei der sich
Dickdarmbakterien fälschlicherweise
im Dünndarm ausbreiten.
Inzwischen gilt SIBO als eine
der wesentlichen Ursachen für
das Reizdarm-Syndrom.
Von Tanja Echter
Lange galt ein Reizdarm als psychosomatisch
und sogar als eingebildete
Krankheit …
Inzwischen ist klar: Das Reizdarm-Syndrom
ist nicht, wie jahrzehntelang so definiert, eine
rein funktionelle Störung ohne organische Ursache.
Es ist nicht psychisch bedingt. Ganz im
Gegenteil. Heute kann man sicher sagen: Der
Reizdarm ist durchaus ein organisches Leiden,
hervorgerufen durch konkrete körperliche Veränderungen,
die eindeutig im Darm lokalisiert
sind.
Wie man heute weiß, ist für das
Reizdarm-Syndrom eine veränderte
Zusammensetzung der Darmbakterien
charakteristisch …
Ja, und es wird immer klarer: Im Darmmikrobiom
liegt sehr wahrscheinlich der Schlüssel für
die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie.
Das Interessante: Es kommt nicht nur auf die
Zusammensetzung der verschiedenen Bakterienarten
an, sondern auch darauf, wo sich diese
Bakterien befinden. Denn der Darm kontrolliert
die Bakterienverteilung in seinem Inneren
streng. Darmbakterien sind vor allem im Dickdarm
beheimatet, im Dünndarm kommen nur
wenige und zudem überwiegend andere Bakterienarten
vor. Durch bestimmte Auslöser kann
es jedoch passieren, dass die darmeigenen Maßnahmen
zum Schutz vor einer Wanderschaft der
Bakterien von unten nach oben ausgehebelt werden.
Dickdarmkeime dringen dann ungehindert
in den Dünndarm vor, sie setzen sich dort fest
und überwuchern ihn. Mit weitreichenden Folgen:
Der Dünndarm wird nun massiv in seiner
Funktionsfähigkeit beeinträchtigt.
Eine neue Krankheit also?
Ja, kurz SIBO genannt, das steht für Small Intestinal
Bacterial Overgrowth, also „übermäßiges
bakterielles Wachstum im Dünndarm“.
Mittlerweile hört man auch oft den Begriff
„Overgrowth-Syndrom“.
Wie äußert sich SIBO?
Die Auswirkungen reichen von behandlungsbedürftigen
Vitamin- und Mineralstoffmängeln
bis hin zu chronischen Darmschleimhautentzündungen
oder einer ausgeprägten Immunschwäche.
Die Beschwerden lassen sich von den
typischen Symptomen eines Reizdarms kaum
unterscheiden. Mit SIBO gibt es aber jetzt eine
konkrete organische Ursache.
Gibt es ein Hauptsymptom?
Fast alle Betroffenen leiden unter Blähungen.
Beschwerden stellen sich innerhalb der ersten
Stunde, oft etwa 40 bis 60 Minuten nach dem
Essen ein. Typisch auch: Kohlenhydratreiche
Mahlzeiten wie Pasta oder Pizza verschlimmern
die Beschwerden. Eine Besserung tritt ein,
wenn länger nichts gegessen wurde. Es kann sogar
sein, dass der Betroffene nach einer längeren
Nüchternphase, etwa am Morgen oder in der
Nacht, weitgehend symptomfrei ist.
Wie viele Reizdarmpatienten
könnten betroffen sein?
Es sind zwar noch viele Fragen offen, aber inzwischen
spricht vieles dafür, dass SIBO zu den
wichtigsten Auslösern eines Reizdarms gehört.
Aktuelle Studien sowie zwei Metaanalysen legen
nahe, dass die Anzahl der SIBO-Patienten auf jeden
Fall deutlich höher ist als lange Zeit gedacht.
Bei etwa der Hälfte der Patienten mit Reizdarm-
Beschwerden kann man eine bakterielle Fehlbesiedelung
des Dünndarms nachweisen. Es könnten
sogar mehr als 60 Prozent, womöglich sogar
bis zu 75 Prozent der Patienten mit einem diagnostizierten
Reizdarm erkrankt sein. Die Zahl
der SIBO-Betroffenen geht also in die Millionen.
Das heißt aber auch, ganz viele wissen
noch nichts davon?
In der Tat ist SIBO eine unterdiagnostizierte Erkrankung.
Viele der Patientinnen und Patienten
wissen nichts davon, dass in ihrem Dünndarm
Bakterien sind, die dort nicht hingehören. Das
bedeutet also auch, dass sie nicht die Therapie
bekommen, die sie bräuchten.
Was sollten die Menschen tun, die
das jetzt lesen und den Verdacht
haben, sie könnten betroffen sein?
Bei anhaltenden Bauchbeschwerden sollten sie
auf jeden Fall ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen
und das Thema Dünndarmfehlbesiedlung
gemeinsam abklären. Dazu gehört auch, einen
Atemtest zu machen. Mit diesem Test werden
nicht die Bakterien ermittelt, sondern die
Konzentration ihrer Stoffwechselprodukte, also
Wasserstoffgas (Hydrogen, H2), das entsteht,
wenn Dickdarmbakterien Kohlenhydrate aus
der Nahrung fermentieren.
(Auszug aus dem am 10.10.22 auf Vitalissimo
erschienenen Interview „Vieles spricht dafür,
dass SIBO zu den wichtigsten Auslösern eines
Reizdarms zählt“.) Vitalissimo ist ein Projekt
des Gräfe und Unzer Verlags, Autorin
des Interviews ist Tanja Echter.
Hier das Interview in gesamter Länge:
www.vitalissimo.de/artikel/
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motivieren Menschen, die mit Venen-, Lipödemund
Lymphödemerkrankungen mitten im Leben
stehen, selbstbewusst zur Therapie mit medizinischen
Kompressionsstrümpfen. Dazu setzt auch
Jürgen Jakob wichtige Impulse – denn auch Männer
können von Lymphödem-Erkrankungen betroffen
sein.
Volkskrankheit Venenleiden:
Schwere, müde, geschwollene Beine und
Füße, Besenreiser und Krampfadern zählen
dazu. Medizinische Kompressionsstrümpfe
in Verbindung mit Bewegung
sind ein wichtiger Bestandteil der The-
»Auch wenn ich mein Leben nicht mehr von meinem
Lymphödem bestimmen lasse – kurze Hosen zu tragen,
bleibt eine Herausforderung«, gibt Jürgen Jakob offen
zu, blickt aber zuversichtlich nach vorne: »Ich will noch
mutiger mit meiner Erkrankung umgehen – das Reisen
an meine Sehnsuchtsorte in warmen Ländern hilft mir
dabei: mein perfekt auch mit Kompression.«
rapie. Der medizinisch definierte Druck
von außen auf das Gewebe unterstützt
bei Bewegung die Wirkung der Muskelpumpe.
Dadurch wird der Blutfluss in
den Venen zurück zum Herzen gefördert
und Schwellungen klingen ab. Die Beine
fühlen sich leichter und entspannter an
und ein erneutes Auftreten von Ödemen
kann vermieden werden.
Lymphödem- und Lipödemerkrankungen:
Schwellungen und Spannungsgefühle
der Beine können auch auf eine Erkrankung
des Lymphgefäßsystems hinweisen.
Bei Lymphödemen sind flachgestrickte
medizinische Kompressionsstrümpfe
Baustein der Basistherapie. Auch Symptome
des Lipödems – eine Fettverteilungsstörung,
oft an Hüfte, Beinen und
Armen – werden damit behandelt.
Zweckbestimmungen mediven Kompressionsstrümpfe: Rundoder
flachgestrickte / r medizinische / r Kompressionsstrumpf / -versorgung
zur Kompression der oberen und unteren Extremitäten,
hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Venenoder
Lymphgefäßsystems.
TOPFIT 4 / 2022
24 Rat aus der Apotheke
Lebenswichtiges Spurenelement
Immunhelfer
Zink
Für unseren Organismus ist Zink ein unverzichtbares Spurenelement,
aber ob es auch ein wirksames Erkältungsmittel ist, ist
trotz zahlreicher Untersuchungen umstritten. Ebenso fehlen von
den medizinischen Fachgesellschaften konkrete Empfehlungen.
In der Werbung ist Zink jedoch, wie jedes Jahr um diese Zeit,
allgegenwärtig – und das wohl nicht ganz zu Unrecht.
Von Isabel Virnich
Es ist zwar nur in Spuren in unserem Körper
vorhanden, dennoch ist Zink für den reibungslosen
Ablauf zahlreicher physiologischer
und biochemischer Funktionen in unserem Organismus
unverzichtbar. Vor allem aber ist Zink
ein wichtiger Verbündeter unseres Immunsystems.
Zwar sind noch längst nicht alle Interaktionen
zwischen Zink und den verschiedenen
Zellverbänden des Immunsystems entschlüsselt,
als sicher gilt jedoch: Steht dem Körper zu
wenig Zink zur Verfügung, verliert das Immunsystem
seine Schlagkraft im Abwehrkampf gegen
Krankheitserreger. Man wird anfällig für Infekte
und die Infektionen können einen schwereren
Verlauf nehmen – für die Forscher der Hinweis,
dass Zink eine direkte antientzündliche Wirkung
hat und deshalb eventuell auch als (hoch dosiertes)
Therapeutikum bei so schweren bakteriellen
Infektionen wie eine Sepsis infrage kommen
könnte.
Zink als Akutmittel?
Zink hemmt außerdem die Vermehrung von
Rhino- und anderen Erkältungsviren und verhindert
ihr Eindringen in die Wirtszellen – zumindest
im Laborversuch. Sogar gegen die verschiedenen
Varianten des SARS-CoV-2-Virus
soll Zink gezielt wirken; ob dem wirklich so ist,
bleibt abzuwarten. Es gibt jedoch eine Reihe von
Studien, die nahelegen, dass Zink eine Immunhilfe
bei grippalen Infekten ist – aber nur dann,
wenn das Spurenelement in den ersten 24 Stunden
nach Einsetzen der ersten Erkältungssymptome
und in einer deutlich höheren Dosierung
als die hierzulande empfohlene Tageshöchstmenge
eingenommen wird. Konsens ist, dass die
Dauer der Erkältungssymptome durch die Einnahme
von Zink um 1,8 Tage verringert werden
kann. Derzeit wird geprüft, ob es für diesen Effekt
wirklich 75 Milligramm pro Tag sein müssen,
wie verschiedene Untersuchungen ergeben
haben.
Empfohlen werden Lutschtabletten. Studien legen
nahe, dass nur diese Form offenbar lokal –
über die Aufnahme durch die Mundschleimhaut
– in den oberen Atemwegen wirkt, wohingegen
Zink in Tablettenform diesen Effekt nicht zu haben
scheint. Außerdem spielt es offenbar eine
Rolle, welches Zinksalz verwendet wird. Untersuchungen
bescheinigen vor allem den gut löslichen
Salzen Zinkgluconat und Zinkacetat eine
gute Wirksamkeit.
Vorsicht vor Überdosierung?
In Deutschland orientieren sich die Hersteller
der Zink-Präparate an der vom Bundesinstitut
für Risikobewertung (BfR) festgelegten tägliche
Höchstmenge bei 25 Milligramm pro Tag für Erwachsene.
Ein Grund ist, dass Zink – wie jedes
Schwermetall – bei einer Überdosierung Vergiftungserscheinungen
wie Bauchkrämpfe, Durchfall,
Übelkeit und Erbrechen hervorrufen kann.
TOPFIT 4 / 2022
Rat aus der Apotheke
25
Foto li.: © artemidovna / 123rf.com; re.: © rhj2017 / 123rf.com
Allerdings scheint die Gefahr von Nebenwirkungen
gering zu sein, wenn ein höher dosiertes
Zinkpräparat kurzzeitig eingenommen wird.
Einig ist sich die Fachwelt darin, von einer Dauertherapie
mit standardisiertem Zink zur Stärkung
des Immunsystems bzw. zur längerfristigen
Vorbeugung von Infekten abzuraten. Zu den unerwünschten
Wirkungen gehört nämlich auch,
dass unkontrolliert eingenommene Präparate
die Versorgung mit anderen Nährstoffen erheblich
beeinträchtigen können. Vor allem behindert
Zink die Aufnahme von Eisen und Kupfer, wodurch
etwa die Blutbildung beeinträchtigt werden
kann. Wenn also kein medizinisch begründeter
Bedarf besteht, genügt es, die Ernährung so
zu gestalten, dass täglich gute Zinklieferanten auf
den Tisch kommen.
Immer auch die Phytate im Blick
haben
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
gibt folgende Referenzwerte pro Tag vor: für
Frauen 7 bis 10 Milligramm Zink, für Männer
11 bis 16 Milligramm Zink. Empfohlen wird,
sich bei der täglichen Zinkzufuhr auch danach
zu richten, wie viel Phytat aufgenommen wird.
Phytate sind Pflanzeninhaltsstoffe, die der Speicherung
von Mineralstoffen wie Phosphat dienen.
Einen hohen Phytat-Gehalt haben vor allem
Hülsenfrüchte, Sojabohnen oder Vollkorngetreide.
Im Verdauungstrakt bildet Phytat mit Zink
schwer aufzuschließende Verbindungen und
setzt so die Verfügbarkeit des Spurenelements
deutlich herab. Deshalb gilt: Je höher die tägliche
Phytatzufuhr, desto höher sollte auch die Aufnahme
von Zink sein.
Der Phytatgehalt eines pflanzlichen Nahrungsmittels
lässt sich allerdings mithilfe einiger Zubereitungsmethoden
senken, etwa durch Einweichen
(Hülsenfrüchte!) oder durch Sauerteiggärung
(Vollkornbrot!). Außerdem erhöht die
gleichzeitige Aufnahme von tierischen Eiweißen
die Bioverfügbarkeit von Zink.
Risikogruppen
für einen Zinkmangel
Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keinen
Zinkmangel zu befürchten. Gute Zinklieferanten
sind z. B. Rind- und Schweinefleisch, einige
Fische und Schalentiere, Hartkäse und Eier.
Vegetarier können ihren täglichen Zinkbedarf
mit Nüssen wie Cashew-, Para- oder Pekannüssen,
aber auch mit Vollkornprodukten und
Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen und Linsen
decken. In diesen Lebensmitteln ist immer
noch so viel Zink enthalten, dass der vergleichsweise
hohe Phytatgehalt, der die Zinkaufnahme
eigentlich erschwert, kaum ins Gewicht fällt. Es
spricht also nichts dagegen, gesundes ballaststoffreiches
Vollkornbrot, aber auch Linsen, Sojabohnen
und Erbsen bevorzugt auf den täglichen
Speiseplan zu setzen.
Zusätzliche Zufuhr bei Mangel
Dennoch ist ein Zinkmangel in unseren Breitengraden
gar nicht so selten. Gefährdet sind
neben Diabetikern und Patienten mit bestimmten
chronischen Erkrankungen (z. B. chronischentzündliche
Darmerkrankungen, Leberzirrhose)
vor allem Personen, die sich überwiegend
von Fast Food oder Fertigkost ernähren oder die
Radikaldiäten durchführen.
Aber auch Vegetarier und Veganer leiden häufiger
unter Zinkmangel, da pflanzliche Lebensmittel
insgesamt weniger Zink enthalten als tierische
Nahrungsmittel. Weil die Zinkaufnahme
im Alter über die Darmschleimhaut häufig beeinträchtigt
ist, gehören auch ältere Menschen
zur Risikogruppe: Trotz ausreichender Zufuhr
von Zink über die Nahrung kann es so zu einer
Unterversorgung des Organismus kommen.
In diesem Fall ist eine Substitutionstherapie
mit standardisierten Zinkpräparaten notwendig;
in welcher Dosierung hängt vom Ausmaß
des Defizits ab und wird vom Arzt individuell
festgelegt.
Zink ist auch in vielen Cremes und kosmetischen
Produkten enthalten – nicht zuletzt, weil das Spurenelement
eine gute Schutzwirkung als UV-Filter hat.
Zinkhaltige Präparate –
eine Auswahl
Die hierzulande erhältlichen zinkhaltigen
Lutschtabletten sind rezeptfrei erhältlich, z. B.
in den Apotheken. Sie gelten jedoch
als Nahrungsergänzungsmittel, d. h. sie
mussten weder zugelassen werden,
noch wurden sie vor dem ersten Verkauf
von Behördenseite geprüft. Hier
eine kleine Auswahl:
• Biolectra® Zink Lutschtabletten
(Hermes Arzneimittel GmbH)
• Cetebe® Abwehr Fit Lutschtabletten
(GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG)
• Curazink® Immun Plus Lutschtabletten
(Stada GmbH)
• Gesundhaus® Zink 10 + C Lutschtabletten
(Wörwag Pharma GmbH & Co. KG)
• Zink + C Menssana Lutschtabletten
(Menssana AG)
• Naturafit® Immerfit Lutschtabletten
(NaturaFit GmbH)
• Ökothek® Vit C + Zn Lutschtabletten
(Ökothek GmbH & Co. KG)
• Topfitz® Abwehr Aktiv Kirschgeschmack
Lutschtabletten
(Hermes Arzneimittel GmbH)
• Zink Lutschtabletten
(Endima Vertriebsgesellschaft mbH)
• Zinkletten Verla® Himbeere /Orange
Lutschtabletten
(Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG)
Apothekenpflichtige zinkhaltige Arzneimittel
werden nur bei »gesicherter / klinisch
nachgewiesenem Zinkmangel« empfohlen.
Hier einige Beispiele:
• Biolectra® Zink, Brausetabletten
(Hermes Arzneimittel GmbH)
• Cefazink® 10 mg, Filmtabletten
(Cefak KG)
• Curazink®, Hartkapseln
(Stada GmbH)
• Zink AL, Brausetabletten
(Aliud Pharma GmbH)
• Zink Hexal®, Brausetabletten
(Hexal AG)
• Zinkorot® 25, Tabletten
(Wörwag Pharma GmbH & Co. KG)
• Zink-Ratiopharm®, Brausetabletten
(Ratiopharm GmbH)
• Zink Verla® OTC, Filmtabletten
(Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG)
Wenn Sie unsicher sind: In Ihrer Apotheke
wird man Sie gern beraten, ob – und
wenn ja, in welcher Dosierung – die Einnahme
von Zink für Sie sinnvoll ist.
TOPFIT 4 / 2022
26 Rat aus der Apotheke
Die Wegwarte
mehr als ein schmackhaftes Wintergemüse
Als der Verein NHV Theophrastus 2020 die
Wegwarte zur »Heilpflanze des Jahres« kürte,
tat er das vor allem mit der Absicht, sie wieder
(mehr) ins Bewusstsein der Öffentlichkeit
zu rücken. Denn tatsächlich ist die hierzulande
vor allem als Gemüse bekannte Pflanze
ein wirksames Phytopharmakon – dieser
Umstand ist nur beinahe in Vergessenheit
geraten.
Von Apotheker Thomas Knaier
Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus
L.) und ihre Unterart, die Waldwegwarte
(Cichorium silvestre), standen in Europa
schon in vorgeschichtlicher Zeit als essbares
Wildgemüse hoch im Kurs. Und das ist bis heute
so geblieben: Ihre Kulturformen Chicorée und
Radicchio werden vor allem im Winter als Salatpflanzen
geschätzt und auch mit der Endivie
verbindet die Wegwarte eine enge Verwandtschaft.
Eine weitere botanische Verwandte ist
die Kaffeezichorie.
Die Wegwarte, die auch Zichorie genannt wird,
ist nicht nur in Europa, sondern auch in Asien
und Nordafrika heimisch. Sie gehört zur Familie
der Korbblütler, hat eine dicke Pfahlwurzel
und wächst – wie ihr Name schon sagt – vornehmlich
an Weg- und Straßenrändern. Doch
auch auf Getreideäckern, Weiden und Ödland
wie Bahndämme mit stickstoffreichen, lehm-
haltigen Böden ist die mehrjährige Staudenpflanze
zu finden. Ihr Standort entscheidet zugleich
über ihre Wuchshöhe: Auf kargen Böden
wird die Pflanze oft nicht größer als 15 Zentimeter,
aber an einem idealen Standort kann sie
eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern erreichen.
Die Grundblätter der Wegwarte erinnern an
den Löwenzahn, der ebenfalls ein Korbblütlergewächs
ist. Ins Auge springen vor allem die
vielblütigen Blumenköpfe mit ihren in der Sonne
leuchtenden hellblauen Blütenköpfen – sie
brachten ihr den Namen »Sponsa solis« oder
»Sonnenbraut« ein. Die Blüten haben die Form
einer Zunge und werden deshalb zu den Zungenblüten
gerechnet. Im Sommer öffnen sich die
Köpfe nur für einige Stunden am Tag.
Die Blütezeit der Wegwarte erstreckt sich von
Ende Juni bis Anfang Oktober. Ab September
bilden sich dann sogenannte Achänenfrüchte.
TOPFIT 4 / 2022
Rat aus der Apotheke
27
Foto li.: © tommeaker / 123rf.com
Pflückt man einen Zweig der Pflanze ab, tropft
weißer Milchsaft aus dem Stängel heraus.
Heilkraut und Zauberpflanze
Bereits Plinius und Dioskurides berichten, dass
die Ägypter die Wegwarte als magenstärkendes
Gemüse genutzt haben sollen. In den ersten
Jahrhunderten der Klosterheilkunde fand die
Pflanze dagegen erst einmal wenig Beachtung,
bis Hildegard von Bingen sich ausführlicher
mit der Wegwarte befasste und sie bei Heiserkeit
sowie für eine gesunde Verdauung empfahl.
Sie behauptete sogar, wer die Wegwarte bei sich
trage, sei auf Herrschaft aus und ziehe deshalb
den Hass anderer Menschen auf sich. Auch andere
Kulturkreise schrieben der Pflanze magische
Züge zu: Zaubertränke aus Zichorien-Arten
sollten die Krieger unverwundbar und nicht
selten sogar unsichtbar machen. Mit der Zeit gewann
die Wegwarte auch als gesundes Lebensmittel
zunehmend an Bedeutung: sowohl gekocht
als Gemüse wie auch geröstet als Kaffeeersatz.
Zudem aßen viele die blauen Blüten zur
Bekämpfung trauriger Gemütslagen oder auch
in den Umstellungsphasen des Lebens.
Nicht zuletzt Sebastian Kneipp sorgte dafür, dass
die heilfördernden Wirkungen der Wegwarte
wieder in den Blickpunkt rückten: Er empfahl
die Pflanze als hilfreiches Mittel bei Magen- und
Darmleiden, aber auch bei Lebererkrankungen.
Heilkundlich verwendet werden zum einen die
ganzen oberen Pflanzenteile und zum anderen
die Wurzeln, die vor allem Bitterstoffe, Gerbstoffe
und in einer hohen Konzentration auch
das Speicherkohlenhydrat Inulin (50 bis 60 Prozent)
enthalten.
Verwendung der Wurzel als
Kaffeeersatz
Wird die Wurzel der Wegwarte geröstet, erhält
man Zichorienkaffee – auch »Muckefuck«
genannt, das ist die »deutsche Variante« für
das französische Mocca faux (falscher Mokka).
Der Zichorienkaffee wurde früher vor allem
als günstige Alternative zum teuren Bohnenkaffee
geschätzt: Dank seines hohen Gehalts
Inulin, aus dem durch den Röstvorgang eine
organische Verbindung namens Oxymethylfurfural
entsteht, schmeckt der aus der Wegwartenwurzel
hergestellte Kaffee fast so wie das
Bohnengetränk, ohne jedoch Koffein oder Säure
zu enthalten. Dies macht den Zichorienkaffee
zwar bekömmlicher, doch fällt seine anregende
Wirkung auch deutlich geringer aus als die des
Bohnenkaffees.
Hohe Konzentration an Bitterstoffen
Tatsächlich findet sich die höchste Konzentration
an Bitterstoffen in der Wurzel. Aber auch in
anderen Pflanzenteilen der Wegwarte sind Bitterstoffe
zu finden, allen voran sogenannte Sesquiterpenlaktone
mit Lactucin und Lactupikrin.
Außerdem enthalten die Pflanzenteile Cumarine
(Umbelliferon und Cichoriin), verschiedene
Phenolcarbonsäuren wie Ferulasäure und Chinasäure
sowie verschiedene Flavonoide. Damit
ist die Wegwarte ein Tonikum amarum – ein
bitteres Anregungs- und Kräftigungsmittel, das
bei Appetitmangel und Verdauungsstörungen
sowie zur Anregung der Gallensäureproduktion
und des Galleflusses verwendet wird. Zudem
schreibt man der Heilpflanze blähungslindernde
und harntreibende Eigenschaften zu. Und in
der europäischen und ayurvedischen Medizin
gilt die Wegwarte als »blutreinigend«.
Ein Wegwartensirup kommt in der Volksmedizin
als Kräftigungsmittel für Kleinkinder zur
Anwendung. Außerdem wird die Wegwarte
Patienten als »reinigendes« Pflanzenheilmittel
empfohlen, die an Rheuma oder Gicht erkrankt
sind. Die Erfahrungsheilkunde nutzt die Wegwarte
zudem bei Hautunreinheiten, allgemeinen
Schwächezuständen und Störungen der Leberfunktion.
Inulin – das Speicherkohlenhydrat
aus der Wurzel – gilt als Zuckerersatzstoff für
Diabetiker.
Verdauungsfördernd, appetitanregend
– und möglicherweise auch
entzündungshemmend
Wie alle bitterstoffhaltigen Pflanzen nimmt
auch die Wegwarte einen direkten Einfluss auf
den Magen-Darm-Trakt und speziell auf die
Produktion der Verdauungssäfte. Dies legen
auch verschiedene Untersuchungen nahe, wonach
die Wegwarte zumindest eine milde gallenflussfördernden
Effekt hat und zudem entzündungshemmend
wirkt. Sehr wahrscheinlich
sind auch die appetitanregenden und tonisierenden
Wirkungen der Pflanzenauszüge auf die
Bitterstoffe zurückzuführen.
Die Wegwarte ist im Allgemeinen gut verträglich.
In seltenen Fällen kann es, wie bei allen
Korbblütlern üblich, zu allergischen Hautreaktionen
bei der Anwendung kommen. Allergien
gegen Korbblütler stellen somit eine Ausschlussindikation
für den Einsatz von Wegwartenkraut
dar. Als Gegenanzeige sollte die Anwendung bei
Gallensteinleiden ebenfalls nur nach Rücksprache
mit dem Arzt erfolgen.
Teezubereitungen
Wegwartenkraut ist ein häufiger Bestandteil in
verschiedenen verdauungsstärkenden Teemischungen
des Handels, kann aber auch allein
verwendet werden. Als Tagesdosis gelten drei
Gramm.
• Zur Anregung des Appetits oder bei Magen-
Darm-Beschwerden bietet sich ein Wegwartenkrauttee
an: Hierfür werden etwa 40 Gramm
getrocknete Pflanzendroge auf einen Liter kochend
heißes Wasser bzw. ein Teelöffel Wegwartenkraut
mit einer Tasse kochend heißem
Wasser überbrüht und nach zehn Minuten abgeseiht.
Mindestens drei Tage lang sollten zwei- bis
dreimal jeweils vor den Mahlzeiten, eine Tasse
schluckweise getrunken werden.
• Für eine Kur gegen Gallenblasenbeschwerden
empfiehlt es sich, vier Wochen lang täglich
zwei- bis dreimal täglich folgende Teemischung
zu trinken: Es werden je 20 Gramm Wegwartenkraut
und Löwenzahnkraut mit 10 Gramm
Pfefferminzblätter vermischt. Zwei Teelöffel davon
werden mit 250 Milliliter kochend heißem
Wasser überbrüht und dann zehn Minuten zugedeckt
ziehen gelassen und abgeseiht.
• Auch aus der Wegwartenwurzel kann ein Tee
zubereitet werden, etwa in Kombination mit der
gleichen Menge Löwenzahnwurzel.
Rat des Apothekers
Standardisierte Wegwarten-Arzneien
haben leider heute keinen großen
Marktanteil mehr unter den Phytopharmaka
– im Gegensatz beispielsweise zu
Pfefferminze, Kamille oder Schafgarbe.
Dennoch schätzen viele die Bitterstoffdroge
als aktivierendes Mittel für eine
»eingeschlafene Verdauung«. Sie ist
Bestandteil fertiger Magen-, Leberund
Gallenteemischungen sowie als
Tinktur in Bitterelixieren enthalten.
Außerdem basieren verschiedene
anthroposophische und homöopathische
Arzneimittel bzw. Urtinkturen
auf Wegwartenextrakt. Hier eine kleine
Auswahl:
◾ Urtinkturen/Homöopathika
• Cichorium intybus radix Urtinktur
(Ceres)
• Solunat Nr. 8 Tropfen (Soluna)
• Amara Tropfen (Weleda)
• Cichorium Planta tota Urtinktur D1
(Weleda)
• Cichorium Globuli in verschiedenen
Potenzen (DHU)
• Cichorium Pancreas comp. Globuli
(Wala)
• Cichorium e planta tota D3 Globuli
(Wala)
• Cichorium e planta tota D6 Globuli
(Wala)
◾ Nahrungsergänzungsmittel
• Legana Kräuterelixier Tropfen (Nestmann)
• Legana Extrakt-Kapseln (Nestmann)
• Blauwarten Bio Mastitabs (Dr. Pandalis)
◾ Kräuterbitter
• Bitterkraft Elixier (Gutsmiedel)
Alle aufgeführten Präparate sind in
Apotheken erhältlich.
TOPFIT 4 / 2022
28 Gewinnspiel
ZEIT für MICH!
ZEIT für meine LIEBEN!
Eingebettet in die prächtige
Bergkulisse des Salzburger
Lands verwöhnt das Familien- &
Kinder-Reithotel Groß und Klein
und bietet Familien Urlaubsfreuden
für jeden Geschmack
und jede Geldbörse!
Mit einer Auswahl an fünf variablen
Unterkunftsarten – dem 4-Sterne-Familienhotel
Kesselgrub, einem 3-Sterne-Landhaus,
einem Ferienhaus, den
Ferienwohnungen und Wohlfühlappartements
– präsentiert sich Kesselgrubs
Ferienwelt als ideales Traumurlaubs-Domizil.
Ob im 4-Sterne Familienhotel
mit All-Inclusive Schlemmerpension
oder in den großzügigen
Ferienwohnungen mit Selbstverpfle-
gung, ob Sommerfreuden oder Wintergenuss:
Kesselgrubs Ferienwelt
verwöhnt zu jeder Jahreszeit mit kulinarischen
Genuss-Momenten, familiärer
Atmosphäre und gelebter
Herzlichkeit!
Feinschmecker erleben in Kesselgrubs
Schlemmerwelt kulinarische
Genuss-Momente. Das Küchenteam
verwöhnt mit traditionellen Köstlichkeiten,
modern interpretiert, mit viel
Liebe arrangiert und aus regionalen
Produkten zubereitet.
Kinderprogramm in der Ferienwelt
In Kesselinos Kinderwelt mit Kinder
Club und Abenteuerland erleben die
Kinder im Sommer und Winter: Spiel,
Spaß und Abenteuer bei einem bunten
und abwechslungsreichen Wochenprogramm
mit professioneller
Kinderbetreuung ab 0,5 Jahren. Ein
besonderes Highlight ist die 5 000m²
Gartenwelt mit privatem solarbeheiztem
Badesee und Ruhenischen.
In diesem Kleinod für Naturgenießer
und Tierliebhaber finden Ihre
Kinder besondere Freunde in der
Pferde- und Streicheltierwelt mit
Tier-Entdeckungs- Plattform.
Fotos: © Familienhotel Kesselgrub
TOPFIT 4 / 2022
Gewinnspiel
29
Der besondere Tipp:
Werfen Sie einen Blick auf unsere Kesselgrub-
Restplatzbörse! Hier finden Sie eine Auswahl
aktueller Restplätze, Last Minute-Angebote
und besonderer Schnäppchen.
Im Sommer haben die kleinen Reitfans
die Möglichkeit, tägliche Reitstunden
zu absolvieren. Gemeinsames
Familienglück genießt man in
Kesselgrubs kleinen, feinen Wellnesswelt
mit Almhütten-Sauna im Freien,
Kneipp-Gang, Finnischer Sauna, Fitnessraum
und vielem mehr. Körper,
Geist und Seele werden in der Kosmetik-
& Massageabteilung mit vielfältigen
Anwendungen verwöhnt.
Und wer den großen Wasserspaß
samt Adrenalin-Kick sucht, ist hier genau
richtig: Denn Kesselgrubs Ferienwelt
ist das Hotel mit der geringsten
Entfernung zur Erlebnis-Therme
Amadé!
Um die gemeinsame Familienzeit in
vollen Zügen genießen zu können,
gibt es eine Vielzahl an Angeboten.
Neben Skifahren, Wandern, Rodeln,
Reiten, locken auch interessante Ausflugsziele
wie die Burg Hohenwerfen,
das Salzbergwerk Dürnberg, die Eisriesenwelt
und die Krimmler Wasserfälle,
um nur einige zu nennen. Zudem
bietet die Region Kunst, Kultur und
Einkaufsmöglichkeiten sowie zahlreiche
weitere Aktivitäten und Möglichkeiten.
Der 1-Euro-Wanderbus bzw.
der gratis Skibus hält zudem direkt
vor dem Hotel.
* Das Angebot ist nur nach Verfügbarkeit für eine vom Hotel festgelegte Zimmerkategorie gültg. Der Verlag hat hierauf keinen Einfluss und übernimmt auch keine Gewähr.
GEWINNSPIEL
Gewinnen Sie
5 Nächte für 2 Personen
inkl. Halbpension
Teilnahme am Gewinnspiel nur mit diesem Coupon möglich an den Verlag:
Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ, Ort
FAMILIENHOTEL KESSELGRUB
LACKENGASSE 1 | A-5541 ALTENMARKT/ZAUCHENSEE
Tel.: +43 (0)6452 / 5232–0
E-Mail: info@kesselgrub.at
www.kesselgrub.at
Telefon oder ggf. E-Mail-Adresse
So geht’s: Ausreichend frankierte Postkarte oder Brief an Letter Content Media,
Sebastian-Bauer-Straße 20c, D-81737 München schicken (nicht direkt an das Hotel!).
Stichwort: »Hotel-Gewinnspiel«.
Einsendeschluss: 01.03.2023 (Datum des Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
TOPFIT 4 / 2022
30
Sudoku
(schwerer)
Gehirntraining
Schwedenrätsel
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TOPFIT 4 / 2022
30 Rätsel
Veranstaltungen 31
Münchner Volkshochschule
12.01.2023 — 02.02.2023 (4 Kurstermine) | 07.15 — 08.15 Uhr
Pranayama und Meditation
Pranayama bedeutet übersetzt die Steuerung der Lebenskraft, bewirkt durch die
Kontrolle der Atmung. Verschiedene Atemtechniken sollen bewirken, dass Körper
und Geist zu mehr Ruhe finden und die Lebensenergie gesteigert wird. Ergänzt
durch Meditation starten Sie ausgeglichen und achtsam in den Tag. Geeignet für
Teilnehmende mit und ohne Vorerfahrung.
Bitte eine Matte, Decke und Sitzkissen mitbringen.
Ort: Münchner Volkshochschule Gasteig HP8,
Hans-Preißinger-Str. 8, 81379 München
Dozent: Wenzel Wagenbrenner
Gebühr: € 28,00
Weitere Informationen:
Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239
Münchner Volkshochschule
26.02.2023 | 08.00 — 19:30 Uhr
Klassischer Skilanglauf mit besonderen Natur- und Kulturerlebnissen
– Aufbaukurs
Sie können Ihre skitechnischen Fertigkeiten und Fähigkeiten verbessern und erweitern
(Grundkenntnisse erforderlich). Je nach aktueller Schnee- und Teilnehmendensituation
laufen wir vom geschichtsträchtigen Oberammergau zum Kloster Ettal oder auf der König-
Ludwig-Loipe zum Schloss Linderhof. Besichtigungen sind möglich. Ausleihe einer Ausrüstung
ist vor Ort möglich (ca. € 17,-). Treffpunkt ist in München direkt am Gleis um 8.00 Uhr.
Die Kursleiterin organisiert den Gruppenfahrschein. Sollte der Kurs nicht stattfinden können,
werden Sie informiert. Bitte trotz guter Einkehrmöglichkeit etwas Proviant mitbringen.
Treffpunkt: Hauptbahnhof München, Gleis 27/28
Dozentin: Andrea Müller
Gebühr: € 41,00 (zzgl. Fahrtkosten)
Weitere Informationen:
Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239
Gemeindebibliothek und Volkshochschule
im Norden des Landkreises München e.V.
14.02.2023 | 19.30 — 21.00 Uhr
Vortrag: Gesundheit und Medizin 2052 –
eine globale Prognose für die nächsten 30 Jahre
Alle aktuellen (und früheren)
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bequem zu Ihnen nach Hause *
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Dozent: Dr. med. Klaus Heilmann
Klaus Heilmann war Professor der Medizin an der TU München und als
Experte für Arzneimittel, Risikoforschung und Kommunikation international
bekannt, heute ist er als Autor und Publizist tätig. Angeregt durch den
1972 erschienenen und berühmt gewordenen Bericht des Club of Rome
»Die Grenzen des Wachstums« hat Heilmann zur Entwicklung von Gesundheit
und Medizin 1994 und 2010 zwei Prognosen für die jeweils nächsten
zehn Jahre abgegeben. Nun, bezugnehmend auf den neuen Bericht an
den Club of Rome und auf Grund neuerer Erkenntnisse und persönlicher
Erfahrungen hat er sich entschlossen, dies ein weiteres Mal und für einen
längeren Zeitraum zu tun: »Gesundheit und Medizin 2052« ist das Ergebnis
seiner globalen Prognose für die nächsten 30 Jahre.
Ort: Kultur- und Bildungszentrum Seidl-Mühle,
VHS Nord, Mühlenstraße 15, 85737 Ismaning
Kursgebühr: € 8,00
Weitere Informationen: 089/96209241
LMU Klinikum München
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
jeweils 1. Dienstag im Monat 17 — 18.30 Uhr
Gesprächsabende Brustkrebs und gynäkologische
Tumorerkrankungen
• Prof. Dr. Sven Mahner, Direktor Frauenklinik und Leitung Gynäkologisches
Krebszentrum, und Frau Prof. Dr. Natia Harbeck, Leitung Brustzentrum,
sowie das gesamte Team des Brustzentrums und des Gynäkologischen
Krebszentrums des LMU Klinikums in Kooperation mit Brustkrebs
Deutschland e.V. laden ein zum Austausch mit Patientinnen, Patienten und
ihren Angehörigen.
Online Webex Meeting
Meeting Kennnummer: 2731 573 0411
Passwort: XbysacnM435
*Die Druckausgaben kommen kostenlos zu Ihnen nach Hause. Sie zahlen nur die Versandkosten.
Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie
Spezialambulanz
für Tabakabhängigkeit
Unser Angebot
J Wissenschaftlich fundierte Beratung und
Entwöhnung von Raucher:innen
J Regelmäßige Kurse nach dem
„Rauchfrei-Programm“, gefördert durch die
gesetzlichen Krankenkassen
J Einzeltherapie
J Multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen
und Psycholog:innen
J Wissenschaftliche Studien zur Tabakentwöhnung
J Unser gesamtes Programm wird aktuell auch online
angeboten: werden Sie von zu Hause aus rauchfrei!
Kontakt
Tabakambulanz des LMU Klinikums
Nußbaumstraße 7, 80336 München
Leitung: PD Dr. med. Tobias Rüther
Telefon: 089 4400-55707
E-Mail: tabakambulanz@med.uni-muenchen.de
www.tabakambulanz.de
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Gemeinsam. Fürsorglich. Wegweisend.
Das Brustzentrum
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Diagnostik, Therapie und Forschung zu allen Fragestellungen
der Brustgesundheit bei Frauen und Männern
• Moderne Mammadiagnostik
• Umfassendes operatives Angebot inklusive rekonstruktiver OP-Verfahren
bei gut- und bösartigen Brusterkrankungen
• Spezialisierte medikamentöse Brustkrebstherapie und Studienangebote
• Interdisziplinäre Besprechung mit allen Fachexpert:innen
• Individuelle Begleitangebote für unsere Patient:innen
Brustzentrum
Kontakt
Leitung: Prof. Dr. med. Nadia Harbeck
Campus Großhadern
Marchioninistr. 15
81377 München
Telefon: 089 4400-76806
Campus Innenstadt
Ziemssenstr. 1
80336 München
Telefon: 089 4400-34650
neue Adresse !
Zentrale E-Mail-Adresse: brustzentrum@med.uni-muenchen.de
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@LMU.Brustzentrum
www.lmu-brustzentrum.de