TOPFIT Winter 2023/2024
Bescheid wissen - gesund bleiben
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<strong>Winter</strong> <strong>2023</strong> / <strong>2024</strong><br />
Jahrgang 23<br />
DAS<br />
KOSTENLOSE<br />
GESUNDHEITSMAGAZIN<br />
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BESCHEID WISSEN<br />
GESUND BLEIBEN<br />
CED<br />
Therapieziel Remission<br />
Skisport<br />
Was tun bei Verletzungen?<br />
Rat aus der Apotheke<br />
Flohsamen für eine gute Verdauung<br />
<strong>Winter</strong>freuden<br />
in Bad Reichenhall<br />
Alles im Griff<br />
• Blutdruck • Blutfette • Blutzucker • Bauchumfang
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Thema aktuell<br />
Inhalt<br />
dass wir gerade mitten drin sind in der<br />
Erkältungszeit, lässt sich auch akustisch<br />
wahrnehmen. Es wird geschnäuzt,<br />
geniest, gehustet ... Leider machen wir<br />
dabei oft einiges falsch – und verschlimmern<br />
damit unseren Husten oder<br />
Schnupfen womöglich noch. Husten wir<br />
z.B. bei einem Reizhusten immer wieder<br />
zu stark, kann er sich verselbständigen<br />
und zum Dauerzustand werden. Denn anders als der produktive<br />
Husten, bei dem Schleim herausbefördert wird, hat der Reizhusten<br />
keine Reinigungsfunktion, sondern ist die Folge einer gereizten<br />
Bronchialschleimhaut, die gerade eine Entzündung (als Folge einer<br />
virusbedingten Erkältung) durchgemacht hat. Und diese Reizung<br />
kann durch zu kräftiges Husten immer wieder aufs Neue angefacht<br />
werden. Der Bundesverband der Pneumologen rät deshalb zu einem<br />
zärtlichen Husten: Man bildet mit der Hand eine Faust, in die man<br />
sanft hinein hustet. Zusätzlich sollte man die Wangen aufplustern. Auf<br />
diese Weise wird verhindert, dass die Schleimhäute der Bronchien zu<br />
stark aufeinanderprallen – und die Reizung langsam abklingen kann.<br />
Auch für das richtige Naseschnäuzen gibt es Empfehlungen. Wichtig<br />
ist, dass das Sekret aus der Nase herausbefördert und nicht nach<br />
oben gezogen wird. Generell sollte man zwei Dinge beachten: Zum<br />
einen sollte die Nase nicht mit allzu großem Druck geputzt werden,<br />
zum anderen sollte der Schleim erst aus dem einen Nasenloch<br />
herausgeschnaubt werden, während man das andere zuhält, und<br />
dann umgekehrt. So bekommt man die Nase gut und schonend<br />
frei. Schnaubt man dagegen zu heftig, besteht die Gefahr, dass<br />
der Schleim in die Nasennebenhöhlen gedrückt wird und dort die<br />
Entstehung eine Nasennebenhöhlenentzündung begünstigt. Um die<br />
Ansteckungsgefahr zu reduzieren, sollte man – das wissen wir alle<br />
spätestens seit der Corona-Pandemie – in die Armbeuge niesen (und<br />
husten) und das benutzte Taschentuch dann sofort im Müll entsorgen.<br />
Und natürlich das Händewaschen nicht vergessen.<br />
Idealerweise erleben Sie jedoch einen wunderschönen <strong>Winter</strong>, ohne<br />
dass Sie von Husten oder Schnupfen geplagt werden. In diesem Sinn<br />
wünschen wir Ihnen eine gute Gesundheit!<br />
Dr. Nicole Schaenzler, Chefredakteurin<br />
PS: Die Gewinnerin des letzten Gewinnspiels ist Frau R. K. aus<br />
Kaufering.<br />
4 Gesundes Herz, gesunde Gefäße:<br />
Alles im grünen Bereich?<br />
7 Erkältungshusten:<br />
Was hilft am besten?<br />
Diagnose & Therapie<br />
8 Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen:<br />
Das Therapieziel heißt Remission!<br />
10 <strong>Winter</strong>sport :<br />
Kniefit durch die Saison<br />
12 <strong>Winter</strong>sport:<br />
Rückenfit durch die Skisaison<br />
13 Das hilft gegen Muskelkater<br />
14 Psychoonkologie –<br />
Hilfe für die Seele<br />
16 Straffung mit dem Inneren BH<br />
Für eine formschöne Brust<br />
17 Patellaluxation:<br />
Wann eine OP empfehlenswert ist<br />
18 Schnarchen und Schlafapnoe:<br />
Zahnärztliche Schlafmedizin<br />
für einen gesunden Schlaf<br />
20 Endoprothesen bei Osteoporose:<br />
Schmerzfreie Mobilität trotz Knochenschwund<br />
22 Rundgestrickte medizinische Kompression<br />
nach Thrombose<br />
Rat aus der Apotheke<br />
24 Indische Flohsamenschalen:<br />
Sanfte Unterstützung für den Darm<br />
Reise<br />
26 Bad Reichenhall:<br />
Schnee erleben, aber auf die sanfte Tour<br />
Leute<br />
Hier liegt <strong>TOPFIT</strong> für Sie bereit:<br />
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31 Das Ende einer Ära –<br />
Prof. Reinhard Hickel verabschiedet sich<br />
Rubriken<br />
13 Impressum / Medizinische Fachberatung<br />
28 Gewinnspiel<br />
30 Rätsel
Kinder brauchen Liebe,<br />
Halt, Geborgenheit.<br />
SOS-Kinderdorf stärkt Familien,<br />
damit Kinder glücklich aufwachsen.<br />
Jetzt helfen: sos-kinderdorf.de
4 Thema aktuell<br />
Gesundes Herz,<br />
gesunde Gefäße<br />
Alles im<br />
grünen Bereich?<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
stehen hierzulande seit<br />
Jahren an der Spitze der Todesursachenstatistik<br />
– doch<br />
man kann sich schützen.<br />
Hierfür gilt es, vor allem auf<br />
vier Werte zu achten: auf<br />
den Blutdruck, die Blutfettwerte,<br />
den Blutzuckerspiegel<br />
– und auf den Bauchumfang.<br />
Ist nur eines dieser Werte<br />
zu hoch, ist die Gesundheit<br />
ernsthaft gefährdet.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Thema aktuell 5<br />
Ein Herzinfarkt ist oft der dramatische Endpunkt<br />
einer fatalen Verquickung unterschiedlichster<br />
Faktoren. Ein Großteil von ihnen<br />
liegt in den Lebensgewohnheiten unserer Wohlstandsgesellschaft<br />
begründet: Bewegungsmangel,<br />
ungesunde Ernährung und Übergewicht,<br />
aber auch Rauchen und anhaltender Stress können<br />
zu krankhaften Veränderungen führen, die<br />
der Arzt dann als »Bluthochdruck«, »Fettstoffwechselstörung«<br />
oder als »Diabetes« diagnostiziert.<br />
Diese Veränderungen tun nicht weh und<br />
schränken erst einmal auch die Lebensqualität<br />
nicht spürbar ein. Wird jedoch nicht gegengesteuert,<br />
ziehen sie über kurz oder lang irreparable<br />
Folgeschäden nach sich – bis hin zu plötzlich<br />
auftretenden, akut lebensbedrohlichen Ereignissen<br />
wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall.<br />
Diese Risikofaktoren zu minimieren bzw. zu<br />
beseitigen ist oberstes Ziel der Prävention von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Je mehr Risikofaktoren<br />
man aufweist, desto größer ist die<br />
Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden. Im Fokus<br />
stehen dabei vor allem: Blutdruck, Cholesterin,<br />
Blutzucker und Körpergewicht. Gelingt es,<br />
dieses Quartett im Zielbereich zu halten, stehen<br />
die Chancen gut, dass Herz und Gefäße gesund<br />
bleiben.<br />
Risikofaktor Bluthochdruck<br />
Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) geht davon<br />
aus, dass 50 Prozent der Herzinfarkte und<br />
Schlaganfälle vermieden werden könnten,<br />
wenn Bluthochdruck rechtzeitig behandelt<br />
werden würde. Denn durch einen chronisch zu<br />
hohen Blutdruck verdickt sich mit der Zeit die<br />
Muskelschicht der Schlagadern (Arterien). Dadurch<br />
verlieren die Gefäße ihre Elastizität, sie<br />
können sich dem Blutdruck immer schlechter<br />
anpassen, was diesen weiter in die Höhe treibt.<br />
Zugleich schädigt der anhaltend hohe Druck<br />
die Innenwände der Arterien. Infolgedessen<br />
reißen sie leicht ein, so dass sich nun Ablagerungen<br />
bilden können: Es entsteht eine Arteriosklerose<br />
– und sie gehört zu den wichtigsten<br />
Auslösern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Eine Arteriosklerose verursacht vor allem<br />
Durchblutungsstörungen und damit einhergehend<br />
eine Unterversorgung von Organen mit<br />
Sauerstoff, weil die Gefäße durch die Ablagerungen<br />
immer mehr verengen und verstopfen.<br />
Sind die Herzkranzgefäße oder die gehirnversorgenden<br />
Gefäße betroffen, kann sich<br />
ein Herzinfarkt oder Schlaganfall entwickeln.<br />
Darüber hinaus hat Bluthochdruck einen ungünstigen<br />
Einfluss auf den Herzmuskel: Auch<br />
dieser kann mit der Zeit verdicken und so allmählich<br />
seine Funktionsfähigkeit einbüßen.<br />
Die Folge ist eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz).<br />
Die dauerhafte Senkung eines erhöhten<br />
Blutdrucks ist deshalb eines der wichtigsten<br />
Ziele in der Prävention und Behandlung<br />
einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.<br />
Welcher Zielwert ist erstrebenswert?<br />
Bluthochdruck besteht, wenn bei (mindestens)<br />
dreimaligem Messen zu verschiedenen Zeiten<br />
Werte über 140/90 mmHg ermittelt werden.<br />
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt<br />
sogar, dass der Blutdruckwert unter 120/80<br />
mmHg liegen sollte. Die Empfehlungen der verschiedenen<br />
Fachgesellschaften in ihren Leitlinien<br />
sind jedoch nicht ganz einheitlich. Hierzulande<br />
richten sich die meisten Ärzte nach den<br />
Europäischen Leitlinien, die zu einem Zielwert<br />
von unter 130/80 mmHg bzw. bei Personen, die<br />
älter als 65 Jahre alt sind, zu einem anzustrebenden<br />
Zielwert von unter 140/80 mmHg raten.<br />
Was ist zu tun?<br />
Wirksamster Schutz vor Gefäß- und Organerkrankungen<br />
ist die dauerhafte Senkung eines erhöhten<br />
Blutdrucks. Deshalb kann es sein, dass<br />
der Arzt Medikamente (z.B. ACE-Hemmer,<br />
Betablocker) verordnet, wenn der Blutdruck<br />
chronisch zu hoch ist. Neben der zuverlässigen<br />
Einnahme der verordneten Medikamente<br />
und regelmäßigen Blutdruckmessungen kann<br />
man selbst viel für die Verbesserung seiner Blutdruckwerte<br />
tun. Dazu gehört vor allem: Übergewicht<br />
abbauen, regelmäßig körperlich aktiv sein,<br />
mit dem Rauchen aufhören, wenig Alkohol trinken<br />
und sich ausgewogen und gegebenenfalls<br />
salzarm ernähren. Bei anhaltender Stressbelastung<br />
hilft das Erlernen einer Entspannungstechnik<br />
(z.B. Autogenes Training).<br />
Risikofaktor bauchbetontes<br />
Übergewicht<br />
Wer seinem Körper über die Nahrung mehr Fett<br />
und Kalorien zuführt, als dieser für den täglichen<br />
Energiebedarf benötigt, muss damit rechnen,<br />
dass er übergewichtig wird – und damit<br />
langfristig seine Gesundheit gefährdet. So ist<br />
Übergewicht eines der wichtigsten Ursachen für<br />
einen Typ-2-Diabetes, begünstigt aber auch viele<br />
andere Krankheiten, allen voran Herzkreislauf-<br />
Erkrankungen. Besteht Übergewicht gemeinsam<br />
mit Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerund<br />
erhöhten Blutfettwerten steigt das Risiko<br />
für eine Herz- oder Gefäßerkrankung noch einmal<br />
um ein Vielfaches – dann sprechen die Ärzte<br />
auch von einem metabolischen Syndrom oder<br />
tödlichen Quartett. Neben der Bestimmung des<br />
Body Mass Index (BMI) wird inzwischen auch<br />
der Körperfettverteilung eine große Bedeutung<br />
beigemessen. Studien haben gezeigt, dass insbesondere<br />
der Fettanteil von Bauch und Taille gesundheitsschädliche<br />
Folgen haben kann. Diese<br />
als »Apfelform« bezeichnete Körperfettverteilung<br />
ist besonders für Männer typisch. Übergewichtige<br />
Frauen dagegen lagern ihr Fett häufig<br />
weniger um die Taille herum, sondern eher in<br />
»Birnenform«, und zwar vornehmlich an Hüften,<br />
Po und Oberschenkel an.<br />
Bauchbetontes Fett gilt inzwischen als eigenständiger<br />
Risikofaktor für eine Herzkreislauf-<br />
Erkrankung. So nehmen Fettzellen im Bauchbereich<br />
z. B. Zucker und Fette besonders aktiv auf<br />
und verstoffwechseln gespeicherte Fette schneller.<br />
Hinzu kommt: Je größer die Fettdepots am<br />
Bauch, desto höher ist der Umsatz an Fettsäuren,<br />
die in die Leber gelangen oder den Insulinstoffwechsel<br />
stören. Darüber hinaus verursacht<br />
diese Form der Körperfettverteilung auf Dauer<br />
einen deutlichen Anstieg des Triglyzeridspiegels<br />
im Blut sowie eine stärkere Senkung des »guten«<br />
HDL-Cholesterin-Werts.<br />
Welcher Zielwert ist erstrebenswert?<br />
Auch wenn er kritisch gesehen wird, ist der BMI<br />
weiterhin das Maß der Dinge: Wer einen BMI<br />
über 25 hat, wird von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) als übergewichtig und bei<br />
einem BMI über 30 als stark übergewichtig<br />
(adipös) eingestuft. Ab 65 Jahren gilt ein BMI<br />
zwischen 24 und 29 als erstrebenswert.<br />
Was ist zu tun?<br />
Zeigt der ermittelte BMI Übergewicht an und/<br />
oder birgt der gemessene Taillenumfang ein<br />
»deutlich erhöhtes« Gesundheitsrisiko, sollte<br />
man künftig einer kalorien- und fettärmeren<br />
Kost den Vorzug geben. Ebenso wichtig ist regelmäßiges<br />
körperliches Training, durch das der<br />
Energiebedarf gesteigert und so der Abbau von<br />
Übergewicht effektiv unterstützt wird.<br />
Risikofaktor Fettstoffwechselstörung<br />
Eine Fettstoffwechselstörung ist der Hauptrisikofaktor<br />
für Arteriosklerose und damit für eine<br />
koronare Herzkrankheit oder einen Herzinfarkt.<br />
In den meisten Fällen geht eine Fettstoffwechselstörung<br />
auf eine falsche Lebensweise zurück,<br />
allen voran Überernährung, Übergewicht,<br />
Bewegungsmangel und/oder ein erhöhter Alkoholkonsum,<br />
häufig besteht zudem eine genetische<br />
Veranlagung. Wenn eine Fettstoffwechselstörung<br />
diagnostiziert wurde, handelt es sich<br />
meist entweder um einen erhöhten Cholesterinspiegel<br />
oder um erhöhte Triglyzeridwerte im<br />
Blut. Möglicherweise sind auch beide Fettwerte<br />
erhöht. Was die Cholesterinkonzentrationen betrifft,<br />
so ist die Bestimmung des Gesamtcholesteringehalts<br />
im Blut für die Einschätzung einer<br />
Foto / Illu: © 123rf / Eraxion (links); olegdoroshin / 123rf (oben)<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
6 Thema aktuell<br />
Fettstoffwechselstörung häufig nur ein Richtwert.<br />
Aufschlussreicher ist meist die Bestimmung<br />
des Mengenverhältnisses von LDL- und<br />
HDL-Cholesterin. HDL (High Densitiy Lipoprotein)<br />
wirkt gefäßschützend und wird deshalb<br />
auch als »gutes« Cholesterin bezeichnet. Je<br />
höher der HDL-Cholesterin-Wert im Blut, desto<br />
größer ist der Schutz vor einer Herzkreislauf-<br />
Erkrankung. LDL (Low Density Lipoprotein)<br />
lagert sich bei erhöhter Konzentration im Blut<br />
an Blutgefäßwänden ab und verursacht bzw. beschleunigt<br />
– zusammen mit anderen Faktoren<br />
– die Entstehung einer Arteriosklerose. Auch<br />
ein hoher Triglyzeridspiegel im Blut gilt als eigenständiger<br />
Risikofaktor für Arteriosklerose;<br />
das Risiko ist besonders hoch, wenn gleichzeitig<br />
LDL-Cholesterin erhöht und HDL-Cholesterin<br />
erniedrigt ist.<br />
Welcher Zielwert ist erstrebenswert?<br />
Das Gesamtcholesterin sollte unter 190 mg/dl<br />
(< 5,0 mmol/l) liegen.<br />
LDL-Cholesterin:<br />
• Für gesunde Menschen gilt ein LDL-Cholesterinwert<br />
unter 115 mg/dl (< 3,0 mmol/l) als<br />
Zielwert.<br />
• Bei gesunden Menschen mit einzelnen Risikofaktoren<br />
wie Übergewicht oder leicht erhöhtem<br />
Blutdruck, ist ein LDL-Cholesterinwert<br />
unter 100 mg/dl (< 2,6 mmol/l) erstrebenswert.<br />
• Bei Diabetikern oder Personen mit mehreren<br />
Risikofaktoren sollte der LDL-Cholesterinwert<br />
unter 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l) liegen.<br />
Durch moderne Messsysteme wurde die Blutzuckermessung<br />
in letzter Zeit revolutioniert. Das Stechen gehört<br />
der Vergangenheit an, denn der Glukosewert wird mit<br />
hoher Messgenauigkeit über einen Sensor ermittelt<br />
und an ein Smartphone übertragen, in dem die Werte<br />
gespeichert und im Display übersichtlich dargestellt<br />
werden. So wird mehr Lebensqualität und Sicherheit im<br />
Umgang mit Diabetes geschaffen.<br />
• Bei Patienten mit bekannten Gefäßverkalkungen,<br />
z. B. mit einem Stent in den Herzkranzgefäßen,<br />
oder bei Personen, die bereits einen<br />
Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben,<br />
setzen die Fachgesellschaften einen LDL-Cholesterin-Zielwert<br />
unter 55 mg/dl (1,4 mmol/l)<br />
an, für HDL-Cholesterin über 40 mg/dl bei<br />
Männern bzw. über 48 mg/dl bei Frauen. Bei<br />
den Triglyzeriden sollte der Wert unter 150 mg/<br />
dl (< 1,69 mmol/l) liegen.<br />
Was ist zu tun?<br />
Blutfette lassen sich über eine fettbewusste Ernährung<br />
gut beeinflussen. Das heißt: Nicht mehr<br />
Fett essen, als der Körper benötigt. Die Deutsche<br />
Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt,<br />
dass der Anteil der Kalorien aus Fett an der Gesamtenergiezufuhr<br />
30 Prozent betragen sollte;<br />
der Verzehr von Cholesterin sollte nicht mehr<br />
als 300 Milligramm pro Tag sein. Cholesterinreiche<br />
Lebensmittel sind z. B. Eigelb, Mayonnaise,<br />
Sahne, Schmalz, fette Käsesorten sowie alle<br />
Innereien. Aber auch in Süßigkeiten und Teigwaren<br />
steckt viel Cholesterin. Doch nicht nur<br />
die Menge, sondern auch die Art der zugeführten<br />
Fette hat einen Einfluss auf den Fettspiegel<br />
im Blut. So treiben vor allem Fette mit einem<br />
hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren die Blutfettwerte<br />
in die Höhe. Gesättigte Fette sind in<br />
tierischen Produkten wie Fleisch, Wurst, Butter,<br />
Käse und anderen fetthaltigen Milchprodukten<br />
sowie in gehärteten pflanzlichen Ölen enthalten.<br />
Reich an einfach- bzw. mehrfach ungesättigten<br />
Fetten sind Meeresfisch (z. B. Lachs, Makrele,<br />
Thunfisch), aber auch Nüsse und Pflanzenöle<br />
wie Oliven-, Lein-, Raps- und Walnussöl.<br />
Im Übrigen kommt einmal mehr regelmäßiger<br />
Bewegung eine Schlüsselrolle zu: Körperliche<br />
Aktivität erhöht den Energieverbrauch des Körpers<br />
und senkt zudem das Hungergefühl. Wer<br />
täglich 20 bis 30 Minuten körperlich aktiv ist,<br />
sorgt für eine Senkung des »bösen« LDL-Cholesterins<br />
und für eine Steigerung des schützenden<br />
HDL-Cholesterins. Besonders günstig ist<br />
die Ausübung einer Ausdauersportart, z. B. Walking,<br />
Joggen, Schwimmen, Rad fahren, Skilanglauf<br />
oder Wandern. Wichtig ist auch, das Rauchen<br />
aufzugeben und den Alkoholkonsum stark<br />
einzuschränken. Regelmäßiger Alkoholgenuss<br />
führt insbesondere zu einem Anstieg der Triglyzeride,<br />
hat aber auch auf den Cholesterinspiegel<br />
einen ungünstigen Einfluss. Reichen diese Maßnahmen<br />
nicht aus, kann der Einsatz von Medikamenten,<br />
z. B. Statine, notwendig sein.<br />
Risikofaktor gestörte<br />
Glukosetoleranz/Diabetes<br />
Ein anhaltend hoher Zuckergehalt im Blut schädigt<br />
Blutgefäße und Nerven, wodurch irreparablen<br />
Folgeschäden an den verschiedensten Organen<br />
drohen. Dabei muss die Diagnose nicht<br />
gleich »Diabetes« lauten. Gleichwohl sind Blutzuckerwerte,<br />
die sich permanent im Grenzbereich<br />
bewegen, ein deutliches Warnzeichen dafür,<br />
dass die Werte dazu neigen, aus dem Gleichgewicht<br />
zu geraten. Ein Diabetes liegt vor, wenn<br />
der Blutzuckerspiegel im nüchternen Zustand<br />
(Nüchternblutzucker) über 120 mg/dl liegt.<br />
Von einer gestörten Glukosetoleranz spricht<br />
der Arzt, wenn der Nüchternblutzucker sich<br />
bei mehrmaligen Messungen etwas über 100<br />
mg/dl bewegt. Bei diesen Werten ist der Körper<br />
nicht in der Lage, den Blutzucker auf seinem<br />
normalen Niveau zu halten – sei es, weil die Zucker<br />
verwertenden Organe nicht genügend auf<br />
das Hormon Insulin, das den Blutzucker reguliert,<br />
ansprechen, sei es, weil die Betazellen der<br />
Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin an<br />
das Blut abgibt.<br />
Eine gestörte Glukosetoleranz kann einem manifesten<br />
Diabetes viele Jahre vorausgehen. Das<br />
Gefährliche daran ist, dass auch ein ständig geringfügig<br />
erhöhter Zuckerwert bereits zu Schäden<br />
an den Blutgefäßen (und an den Nerven)<br />
führen kann – und zwar sowohl an größeren<br />
Gefäßen wie etwa den Herzkranzgefäßen oder<br />
den Gefäßen der Beine als auch an den kleinen<br />
Gefäßen, z. B. in der Netzhaut der Augen. Sind<br />
die Herzkranzgefäße betroffen, entwickelt sich<br />
eine Koronare Herzkrankheit und das Risiko für<br />
einen Herzinfarkt steigt sprunghaft an. So erleiden<br />
Typ-2-Diabetiker dreimal häufiger einen<br />
Herzinfarkt als Menschen, deren Blutzuckerwerte<br />
konstant im Normbereich liegen.<br />
Welcher Zielwert ist erstrebenswert?<br />
Bei gesunden Menschen liegt der nüchtern gemessene<br />
Blutzuckerwert zwischen 70 und 100<br />
mg/dl (< 5,6 mmol/l).<br />
Die Zielwerte bei Typ-2-Diabetes liegen bei 100<br />
bis 125 mg/dl (nüchtern). Bei einem manfisten<br />
Diabetes spielt außerdem der Langzeitwert<br />
HbA1c-Wert eine wichtige Rolle: Er gibt den<br />
durchschnittlichen Zuckergehalt im Blut der<br />
vergangenen acht bis zwölf Wochen wieder. Als<br />
Zielwert gilt ein HbA1C-Wert zwischen 6,5 %<br />
und 7,5 %<br />
Was ist zu tun?<br />
Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollte jeder<br />
regelmäßig seinen Blutzuckerspiegel kontrollieren<br />
lassen. Dies gilt umso mehr, wenn bereits<br />
ein Bluthochdruck und/oder eine Fettstoffwechselstörung<br />
bekannt sind bzw. die Waage Übergewicht<br />
anzeigt. Zeigen sich bei der Untersuchung<br />
grenzwertig erhöhte oder eindeutig zu<br />
hohe Werte, sollte man gemeinsam mit dem<br />
Arzt überlegen, welche Änderungen man in seinen<br />
Lebens- und Ernährungsweise vornehmen<br />
kann, um z. B. Übergewicht abzubauen und so<br />
den Blutzuckerspiegel wieder in den Normbereich<br />
zu bringen. Vor allem im Anfangsstadium<br />
kann dies bereits ausreichen, den Diabetes<br />
umzukehren.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Thema aktuell 7<br />
Was hilft am besten?<br />
Erkältungshusten<br />
körperlich anstrengende Tätigkeiten vermeiden.<br />
Und: Verzichten Sie zumindest in der Akutphase<br />
auf das Rauchen – dies ist die einzige Maßnahme,<br />
die bei Husten nachweislich hilft. Zudem empfiehlt<br />
es sich, täglich mindestens zwei Liter (z.B. Mineralwasser,<br />
Tee) zu trinken, um den zähen Schleim zu<br />
verflüssigen.<br />
Antibiotika helfen nur dann, wenn Bakterien im<br />
Spiel sind, dies ist jedoch selten (in weniger als 10<br />
Prozent der Fälle). Alternativlos ist der Einsatz von<br />
Antibiotika allerdings, wenn sich eine Lungenentzündung<br />
entwickelt hat. Meist besteht dann zusätzlich<br />
zum Husten Fieber, und man fühlt sich richtig<br />
krank. Mitunter leidet der Betroffene auch unter<br />
Atemnot.<br />
Keine andere Erkrankung trifft<br />
uns so häufig wie eine Erkältung.<br />
Während Begleitsymptome wie<br />
Halsschmerzen und Schnupfen<br />
meist nach einigen Tagen wieder<br />
verschwinden, zieht sich Husten<br />
oft sehr viel länger hin. Die gute<br />
Nachricht: In den meisten Fällen<br />
schaffen es die körpereigenen<br />
Selbstheilungskräfte selbst, den<br />
Husten erfolgreich zu bekämpfen.<br />
Von Alexander Friedrich<br />
Erkältungsviren befallen zunächst die oberen<br />
Atemwege, allen voran die Schleimhaut von<br />
Nase und Nasennebenhöhlen; meist sind auch<br />
Rachen und Hals betroffen. Breiten sich die Erreger<br />
bis in die Schleimhaut der unteren Atemwege<br />
aus, gesellt sich eine Entzündung der Bronchialschleimhaut,<br />
eine akute Bronchitis, dazu:<br />
Die gereizte Bronchialschleimhaut produziert<br />
nun vermehrt Schleim, der durch die ebenfalls<br />
in Mitleidenschaft gezogenen Flimmerhärchen<br />
nicht mehr gut abtransportiert werden kann.<br />
Es gehört zu den Überlebensstrategien des Körpers,<br />
alles Fremde aus den Luftwegen möglichst<br />
umgehend wieder hinauszubefördern. Diese<br />
Aufgabe erfüllt der Hustenreflex, der von speziellen<br />
Rezeptoren in den Atemwegen ausgelöst<br />
wird und die unliebsamen Substanzen, in diesem<br />
Fall der gestaute Schleim, explosionsartig<br />
nach draußen katapultiert – zunächst mit nur<br />
mäßigem Erfolg, denn solange die Entzündung<br />
anhält, wird immer wieder neu Schleim produziert.<br />
Dabei kann der Husten so heftig sein, dass<br />
man tagsüber kaum mehr hustenfrei sprechen<br />
und nachts nicht durchschlafen kann.<br />
Die wichtigste Waffe: die körpereigenen<br />
Selbsthilfekräfte<br />
Auch wenn die Husterei lästig und bisweilen quälend<br />
ist – in den meisten Fällen ist sie harmlos und<br />
verschwindet nach vier bis sechs Wochen von selbst<br />
wieder. Erst wenn der Husten länger als acht Wochen<br />
dauert, besteht der Verdacht auf einen chronischen<br />
Verlauf.<br />
Sind Viren die Ursache, können nur die Symptome<br />
behandelt werden. Wichtig ist, dass Sie Ihrem<br />
Körper in dieser Zeit viele Ruhephasen gönnen und<br />
Zur Linderung der Symptome –<br />
das bietet die Apotheke:<br />
• Säfte oder Tropfen mit einer schleimlösenden<br />
Wirkung (z.B. standardisierte Extrakte aus<br />
Thymian, Primel oder Efeu, pflanzliche Mittel<br />
mit den ätherische Ölen Cineol oder Myrtol<br />
bzw. chemische Substanzen wie Acetylcystein,<br />
Ambroxol, Bromhexin) gehören zu den hustenlösenden<br />
Wirkstoffen und zielen auf eine Besserung<br />
von Husten mit Auswurf ab.<br />
• Auch pflanzliche Hustentees (z.B. Thymian,<br />
Eibisch) mit schleimlösenden, entkrampfenden<br />
und keimtötenden Wirkstoffen werden zum<br />
besseren Abhusten von Schleim eingesetzt. Dabei<br />
hat auch die Wärme des Tees eine wohltuende<br />
Wirkung.<br />
• Inhalationen mit Salzlösung oder mit Pflanzentinkturen<br />
(z.B. Thymian, Eukalyptus, Pfefferminz)<br />
dienen ebenfalls der Schleimlösung.<br />
• Brustwickel mit Thymian sind vor allem für<br />
kleinere Kinder mit Husten empfehlenswert.<br />
• Hustenbonbons, die die Speichelproduktion<br />
anregen und so dazu beitragen, dass der Hustenreiz<br />
nachlässt.<br />
• Hustenstiller lindern trockenen Reizhusten.<br />
Doch sollten sie, wenn überhaupt, nur nachts<br />
zum Einsatz kommen, wenn der Husten nachhaltig<br />
die Schlafruhe stört. Das gilt insbesondere<br />
für die (verschreibungspflichtigen) Hustenstiller,<br />
die Codein enthalten, ein Wirkstoff, der<br />
nicht nur ein hohes Suchtpotenzial hat, sondern<br />
auch müde macht und das Reaktionsvermögen<br />
herabsetzt. Keinesfalls sollten Hustenstiller angewendet<br />
werden, wenn es sich um Husten mit<br />
Auswurf handelt; in diesem Fall ist es wichtig,<br />
dass der Schleim abgehustet werden kann. Zu<br />
den hustenstillenden Wirkstoffen gehören u.a.<br />
Dextromethorphan, Pentoxyverin und Benproperin.<br />
Übrigens: Bei Reizhusten ist Honig<br />
(mehrere Esslöffel über den Tag verteilt essen)<br />
genauso hilfreich wie ein chemischer Hustensaft.<br />
Auch Lutschpastillen mit Isländisch Moos,<br />
Eibisch oder Malve wirken reizlindernd.<br />
Fotos: © 123rf / olegdudko (oben); © adobe stock / habrovich (links)<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
8 Diagnose & Therapie<br />
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen<br />
Das Therapieziel<br />
heißt Remission!<br />
Für rund 450.000 Menschen in Deutschland gehören schwerer Durchfall, häufige Toilettengänge,<br />
Blähungen und starke Bauchkrämpfe zum Alltag – sie leiden unter einer chronisch-entzündlichen<br />
Darmerkrankung. In der Regel liegt ein Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa vor; eine Colitis indeterminata<br />
oder mikroskopische Kolitis sind dagegen selten.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Foto: © marchsirawit / Adobe Stock<br />
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung,<br />
kurz CED, verläuft meist schubweise:<br />
Zeiten, in denen der Betroffene beschwerdefrei<br />
ist, wechseln sich mit akuten Krankheitsphasen<br />
ab, die wenige Tage, im Extremfall aber auch<br />
einige Monate lang andauern können. Die ersten<br />
Krankheitszeichen zeigen sich meist im frühen<br />
Erwachsenenalter: Oft sind die Betroffenen<br />
zwischen 15 und 30 Jahre alt, wenn ein Morbus<br />
Crohn oder eine Colitis ulcerosa zum ersten Mal<br />
auftritt. Aber prinzipiell können Menschen jeden<br />
Alters daran erkranken, wobei Männer und<br />
Frauen mit der gleichen Häufigkeit betroffen<br />
sind.<br />
Beide Patientengruppen sind vor allem im akuten<br />
Schub ihrer Erkrankung einem enormen<br />
Leidensdruck ausgesetzt. Das Krankheitsbild<br />
eines Morbus Crohn ist jedoch ein anderes als<br />
das einer Colitis ulcerosa. Denn Art, Ort und<br />
Ausdehnung der Entzündung variieren. Bei<br />
Morbus Crohn kann von der Mundhöhle bis<br />
zum After das gesamte Verdauungssystem befallen<br />
sein; besonders oft kommt es zu Entzündungen<br />
am unteren Dünndarm und am oberen<br />
Abschnitt des Dickdarms oder auch an deren<br />
Übergangsstelle. Außerdem sind alle Schichten<br />
der Darmwand betroffen, wobei sich entzündete<br />
Abschnitte mit entzündungsfreien Regionen<br />
abwechseln. Dagegen bleibt das Entzündungsgeschehen<br />
bei Colitis ulcerosa auf die oberflächlichen<br />
Schleimhautschichten der Dickdarm- und<br />
Enddarmwand beschränkt. Typisch sind zahlreiche<br />
Entzündungsherde und kleinere Geschwüre,<br />
die zu Blutungen neigen.<br />
Unterschiedliche Symptome<br />
Die Krankheitserscheinungen eines Morbus<br />
Crohn hängen wesentlich davon ab, an welchem<br />
Abschnitt des Verdauungstrakts sich die Entzündung<br />
abspielt. Häufig werden die Betroffenen von<br />
kolikartigen Schmerzen im rechten Unterbauch<br />
geplagt, bei Colitis ulcerosa ist es eher der linke<br />
Unterbauch. Hinzu kommen Durchfälle in kurzen<br />
Intervallen, bei Colitis ulcerosa-Patienten können<br />
sie sehr häufig am Tag auftreten. Die Durchfälle<br />
weisen oft Blutbeimengungen auf oder sie sind,<br />
insbesondere bei Colitis ulcerosa, schleimig-blutig.<br />
Vielen CED-Patienten macht zudem zu schaffen,<br />
dass sie nicht über ihre gewohnte Energie verfügen;<br />
sie nehmen ab und sind chronisch müde (oft infolge<br />
eines Mangels an Eisen oder Vitamin B12),<br />
ebenso ist Fieber in den akuten Phasen keine Seltenheit.<br />
Hinzu kommt, dass es auch außerhalb des<br />
Darms zu Entzündungsvorgängen kommen kann,<br />
allen voran an den Gelenken oder der Haut, aber<br />
auch an den Augen; hiervon sind Colitis-ulcerosa-<br />
Patienten etwas häufiger betroffen.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
9<br />
Erhöhtes Darmkrebsrisiko<br />
Deutliche Unterschiede gibt es bei den möglichen<br />
Komplikationen. Morbus Crohn-Kranke müssen<br />
zum Beispiel häufiger mit der Bildung von Eiteransammlungen<br />
(Abszessen) und Fistelverbindungen<br />
rechnen. Eine solche Fistel kann praktisch<br />
überall in die Umgebung des befallenen Darmabschnitts<br />
führen: um den Anus herum, aber auch<br />
zur Blase oder zur Haut. Oder der Fistelgang besteht<br />
zwischen Dünn- und Dickdarm. Heilen die<br />
entzündeten Stellen ab, bleiben oft Narben zurück,<br />
die dann eine Verengung des Darms hervorrufen<br />
können; in diesen Fällen ist meist ein operativer<br />
Eingriff notwendig. Darüber hinaus haben Morbus-Crohn-Patienten,<br />
bei denen die Entzündung<br />
nur schlecht kontrolliert werden kann, ein erhöhtes<br />
Darmkrebsrisiko – das allerdings niedriger ist<br />
als das von Colitis ulcerosa-Patienten. Eine weitere<br />
gefürchtete (seltene) Komplikation der Colitis ulcerosa<br />
ist eine Überdehnung des Dickdarms (toxisches<br />
Megakolon), wodurch es zu einem lebensgefährlichen<br />
Darmdurchbruch kommen kann.<br />
Auch wenn die Forschung auf Hochtouren läuft:<br />
Was genau die Ursache für die Entstehung einer<br />
chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist,<br />
lässt sich immer noch nicht genau sagen. Vermutet<br />
wird, dass mehrere Risikofaktoren zusammentreffen,<br />
allen voran eine erbliche Veranlagung und bestimmte<br />
Infekte in Kombination mit einer Fehlregulation<br />
des Immunsystems. Auffällig ist zudem,<br />
dass Raucher deutlich häufiger als Nichtraucher<br />
an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung<br />
leiden, insbesondere an Morbus Crohn. Auf<br />
welche Weise auch immer der Entstehungsmechanismus<br />
in Gang gesetzt wird – am Ende stehen<br />
massive Schäden an der Schleimhautbarriere<br />
des Darms. Aber auch die Darmflora (Darmmikrobiom)<br />
wird durch die anhaltende Entzündung<br />
in Mitleidenschaft gezogen: Tatsächlich weist die<br />
Darmflora von CED-Patienten deutlich weniger<br />
Bakterienstämme auf und sie ist zudem aus anderen<br />
Bakterien zusammensetzt als die Darmflora<br />
bei Gesunden.<br />
Oberstes Ziel: Eindämmung der<br />
Entzündungsaktivität<br />
Bislang ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung<br />
nicht heilbar. Aber es ist möglich, eine<br />
langandauernde beschwerdefreie Phase (Remission)<br />
zu erreichen: Schübe und allgemeine Beeinträchtigungen<br />
treten nur noch vereinzelt auf, sodass<br />
der CED-Kranke über Monate und sogar Jahre<br />
weitgehend beschwerdefrei ist. Dies setzt voraus,<br />
dass es gelingt, die Entzündungsaktivität nachhaltig<br />
einzudämmen – denn inzwischen weiß man,<br />
dass auch in beschwerdefreier Zeit noch entzündliche<br />
Prozesse im Darm schwelen können. Um diese<br />
zum Stillstand zu bringen, setzen die Ärzte auf<br />
eine medikamentösen Basistherapie zur Bekämpfung<br />
der Entzündung (z. B. mit Mesalazin, Kortison<br />
oder modernen Biologika wie TNF-Antikör-<br />
per oder JAK-Inhibitoren). Auf diese Weise wird<br />
die Schleimhaut im Darm in die Lage zu versetzt,<br />
dass sie abheilen kann – und das Risiko für Komplikationen<br />
kann deutlich gesenkt, im Idealfall sogar<br />
ganz zum Verschwinden gebracht werden.<br />
Pflanzenextrakte zur Erhaltung der<br />
Remission<br />
Neben den genannten synthetischen Immunmodulatoren<br />
haben sich zudem einige pflanzliche<br />
Wirkstoffe mit einer entzündungshemmenden<br />
Wirkung bewährt. Dazu gehören vor allem Curcumin,<br />
Weihrauch oder auch eine Kombination aus<br />
Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle.<br />
Die Einnahme dieser Pflanzenextrakte empfehlen<br />
die aktuellen Leitlinien (<strong>2023</strong>) zur »Diagnostik und<br />
Therapie der Colitis ulcerosa«, insbesondere in den<br />
schubfreien Phasen zur Erhaltung der Remission.<br />
Viele CED-Patientinnen und -Patienten haben darüber<br />
hinaus gute Erfahrungen mit weiteren Begleitmaßnahmen<br />
der Komplementärmedizin gemacht,<br />
etwa mit Akupunktur.<br />
Rauchen und Stress sind bedeutsame Faktoren, die<br />
sich ungünstig auf die Entzündungsaktivität im<br />
Darm auswirken können. Zum Abbau von Stress<br />
haben sich achtsamkeitsbasierte Entspannungsverfahren<br />
(Mind-Body-Verfahren) wie Autogenes<br />
Training, Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga<br />
oder auch Meditation bewährt. Hinzu kommt:<br />
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kann von Dauer sein oder aber nur<br />
phasenweise auftreten, sie kann einen bestimmten<br />
Nahrungsbestandteil oder eine ganze Gruppe<br />
von Lebensmitteln betreffen. Und manchmal ist es<br />
auch die Zubereitungsart, die darüber entscheidet,<br />
ob etwas gut oder nicht vertragen wird. Unverträglichkeiten<br />
aufzuspüren und den ermittelten Nahrungsbestandteil<br />
dann konsequent zu meiden, gehört<br />
deshalb zu den wichtigsten Ernährungsprinzipien<br />
bei einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.<br />
Von einer CED-Diät, wie manchmal<br />
empfohlen wird, raten die Leitlinien jedoch ab.<br />
Gegen den Nährstoffmangel<br />
Schließlich gehört auch der konsequente Ausgleich<br />
eines Mangels von Nährstoffen zur Therapiestrategie,<br />
unter dem viele Betroffene leiden. Besonders<br />
häufig gilt es bei CED, ein ausgeprägtes Defizit an<br />
Zink, Vitamin B12 und Vitamin D mithilfe einer<br />
gezielten Substitutionstherapie auszugleichen. Gelingt<br />
es, die Nährstoffspeicher im Körper wieder zu<br />
füllen, wirkt sich dies meist auch spürbar auf die<br />
Lebensqualität aus. Denn oft bessern sich belastende<br />
Begleitsymptome wie Infektanfälligkeit, Muskelschwäche,<br />
Vergesslichkeit und/oder Müdigkeit<br />
oder verschwinden sogar ganz.<br />
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<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
10 Diagnose & Therapie<br />
<strong>Winter</strong>sport<br />
Fotos: © yanlev / 123rf.com<br />
Kniefit durch die Saison<br />
Allein in Deutschland gehen jedes Jahr mehr als vier Millionen Skifahrer und<br />
Snowboarder auf die Piste. Mitunter endet der herrliche Tag im Schnee jedoch<br />
jäh in der Arztpraxis: Volle Pisten und schnelle Abfahrten, aber auch Selbstüberschätzung<br />
oder mangelndes Training erhöhen die Gefahr für Stürze und<br />
Zusammenstöße. Besonders häufig leidet das Kniegelenk — »und hier vor allem<br />
die Menisken, der Gelenkknorpel und die Kreuzbänder, die das Knie stabilisieren«,<br />
weiß der Münchner Orthopäde Dr. Werner Zirngibl vom MVZ im Helios.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Herr Dr. Zirngibl, Skifahren und Snowboarden<br />
gehören zu den »Kniesportarten«:<br />
Tatsächlich machen Schäden am Knie ein<br />
Drittel der Verletzungen aus. Woran erkennt<br />
man, ob man sich eher leicht oder schwer<br />
verletzt hat?<br />
Dr. Zirngibl: Auch wenn das Ausmaß auf den ersten<br />
Blick gering erscheint – jede Skiverletzung<br />
muss ernst genommen werden. Vor allem bei<br />
Schmerzen, Schwellungen oder einer Instabilität,<br />
z. B. des Kniegelenks, sollte auf eine weitere<br />
Abfahrt unbedingt verzichtet werden. Andernfalls<br />
kann aus einer ursprünglich leichten doch<br />
noch eine schwere Verletzung werden. Handelt<br />
es sich um harmlose blaue Flecken oder eine<br />
Prellung bietet sich als Sofortbehandlung die<br />
PECH-Regel an: Das verletzte Gelenk schonen,<br />
Cool Pack auflegen, Druckverband anlegen und<br />
das betroffene Körperteil hochlagern. Schmerzt<br />
das Kniegelenk bei Bewegung oder Belastung,<br />
ist die Beweglichkeit eingeschränkt, wirkt es<br />
instabil, schwillt es an oder hat sich ein ausgeprägter<br />
Bluterguss entwickelt, sollte man jedoch<br />
umgehend einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt,<br />
wenn eine offene Wunde oder der Verdacht auf<br />
einen Knochenbruch besteht.<br />
Eine häufige Skisportverletzung ist ein Meniskusschaden.<br />
Früher wurde der Meniskus<br />
kurzerhand herausoperiert …<br />
Dr. Zirngibl: … ja, aber inzwischen weiß man,<br />
dass das Kniegelenk mit den Menisken eine wesentlich<br />
höhere Lebensdauer hat also ohne sie.<br />
Fehlt ein Meniskus, entwickelt sich langfristig<br />
ein Frühverschleiß im Kniegelenk, eine Gonarthrose.<br />
Deshalb stehen heute, wenn möglich,<br />
meniskuserhaltende Eingriffe im Vordergrund.<br />
Aber auch ein gerissener oder deutlich abgenutzter<br />
Meniskus ist für das Kniegelenk schädlich.<br />
Dann kann er durch Einklemmungen in<br />
den Kniegelenksspalt Knorpelabrieb verursachen<br />
und so mit der Zeit massive Schäden am<br />
gelenkschützenden Knorpelbelag hervorrufen.<br />
Dies ist der Grund, weshalb ein Meniskusschaden<br />
unbedingt behoben werden sollte.<br />
Welcher Eingriff kommt infrage?<br />
Dr. Zirngibl: Die Art der Operation richtet sich<br />
nach Art und Lage der Rissform sowie nach Begleitverletzungen.<br />
Ein unkomplizierter, basisnaher<br />
Meniskusriss lässt sich meist gut mit einer<br />
arthroskopisch durchgeführten Naht versorgen.<br />
Handelt es sich jedoch um eine größere Meniskusverletzung,<br />
die nicht mehr genäht werden<br />
kann, kann es notwendig sein, das defekte Gewebe<br />
teilweise zu entfernen.<br />
Wie gehen Sie bei einer akuten Verletzung<br />
des Gelenkknorpels vor?<br />
Dr. Zirngibl: Kommt es, z.B. infolge eines Sturzes,<br />
zu einer Knorpelverletzung im Knie, hängt<br />
die therapeutische Versorgung entscheidend<br />
davon ab, wie ausgeprägt der Knorpelschaden<br />
ist. Kleinere, oberflächliche Knorpelschäden<br />
lassen sich häufig konservativ behandeln, ohne<br />
dass eine Operation notwendig ist. Sind jedoch<br />
ganze Knorpelstücke oder eine größere Knor-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
11<br />
pelschicht »herausgeschlagen«, ist ein chirurgischer<br />
Eingriff unerlässlich. Hierbei kommen<br />
verschiedene Vorgehensweisen infrage. Beispielsweise<br />
können ausgefranste oder instabile<br />
Knorpelanteile im Rahmen einer Arthroskopie<br />
abgetragen werden. Mitunter ist es möglich abgesprengte<br />
Knorpelteile wieder anzukleben oder<br />
anzuschrauben. Es kann aber auch sein, dass<br />
sie entfernt werden müssen, damit sie nicht die<br />
Gelenkmechanik behindern. Bei größeren und<br />
tiefen Knorpeldefekten kann eine Knorpelzelltransplantation<br />
sinnvoll sein.<br />
Wie funktioniert die Methode?<br />
Dr. Zirngibl: Bei der auch als Autologe Chondrozytentransplantation,<br />
kurz ACT, genannten<br />
Methode entnehmen wir zunächst im Rahmen<br />
einer Arthroskopie winzige Knorpelstückchen.<br />
Diese werden dann in einem Speziallabor vermehrt.<br />
Nach drei Wochen werden diese Zellen<br />
in einer zweiten (offenen) Operation auf eine<br />
Kollagenmembran (Matrix) aufgebracht, die<br />
dann in den Defekt eingesetzt wird. Die Membran<br />
löst sich in den nächsten Wochen auf, in<br />
dem Defekt entsteht Knorpel, der wieder sehr<br />
belastungsstabil ist.<br />
Wie sieht die Nachbehandlung aus?<br />
Dr. Zirngibl: Wie lange der Heilungsprozess dauert,<br />
hängt wesentlich vom Ausmaß des Knorpelschadens<br />
ab. Gerade bei schweren Knorpelverletzungen<br />
ist es notwendig, dem Betroffenen<br />
einen individuellen Nachbehandlungsplan an<br />
die Hand zu geben, der neben einer angemessenen<br />
Zeit der Schonung und Entlastung auch<br />
eine Physiotherapie nach einem individuellen<br />
Belastungsschema unter fachlicher Anleitung<br />
vorsieht.<br />
Die häufigste wintersportbedingte Knieverletzung<br />
ist der Kreuzbandriss. Muss immer<br />
operiert werden?<br />
Dr. Zirngibl: Die Erfahrung zeigt, dass gerade<br />
bei sportlich aktiven Patienten mit einer operativen<br />
Rekonstruktion des Kreuzbands die besten<br />
Behandlungserfolge erzielt werden können.<br />
»Operative Rekonstruktion« bedeutet, dass das<br />
betroffene Kreuzband durch eine sogenannte<br />
Kreuzbandplastik ersetzt wird. Dazu werden<br />
körpereigene Sehnen operativ in den ursprünglichen<br />
Verlauf des gerissenen Kreuzbands eingebracht.<br />
Dank moderner minimal-invasiver, arthroskopisch-assistierter<br />
OP-Methoden ist der<br />
Eingriff heute weniger belastend und deutlich<br />
gelenkschonender als früher übliche Vorgehensweisen.<br />
Im Allgemeinen wird aber erst dann<br />
operiert, wenn die Schwellung im Knie abgeklungen<br />
und der Betroffene wieder weitgehend<br />
schmerzfrei ist.<br />
Wie wird eine Innenbandverletzung<br />
behandelt?<br />
Dr. Zirngibl: Sofern keine Begleitverletzungen<br />
vorliegen, reicht es bei einer Innenbandverletzung<br />
meist aus, das Knie in einer beweglichen<br />
Schiene ruhigzustellen. Nach Abklingen der<br />
Schmerzen empfiehlt sich eine Physiotherapie.<br />
Zur Förderung des Heilungsprozesse hat sich<br />
auch die ACP-Therapie bewährt. Hierbei handelt<br />
es sich um eine spezielle Form der Eigenbluttherapie,<br />
die in der Behandlung von Sportverletzungen<br />
wegen ihrer guten Verträglichkeit<br />
und ihrer hohen Erfolgsquote in den letzten Jahren<br />
verstärkt in den Vordergrund gerückt ist –<br />
auch im Profisport.<br />
Wie funktioniert die ACP-Therapie?<br />
Dr. Zirngibl: ACP steht für Autologes Conditioniertes<br />
Plasma. Das ist ein körpereigenes Blutplasma,<br />
das in einem speziellen Herstellungsprozess<br />
geniert wurde und vor allem Blutplättchen<br />
(Thrombozyten) sowie zahlreiche Wachstumsfaktoren<br />
enthält. Das Konzentrat wird<br />
dann an das verletzte Innenband injiziert, wo<br />
die Reparaturstoffe nun ihre Wirkung entfalten.<br />
Letztlich lässt sich das Wirkprinzip des Verfahrens<br />
für viele andere sportbedingte Verletzungen<br />
therapeutisch nutzen, um die Heilung zu<br />
beschleunigen, auch nach chirurgischen Eingriffen<br />
wie der Kreuzbandoperation. Aber auch<br />
für die Behandlung von verschleißbedingten<br />
Gelenkbeschwerden hat sich das Verfahren ist<br />
die ACP-Therapie eine effektive und sehr gut<br />
verträgliche Option. Hier machen wir uns die<br />
Eigenschaft der Methode zunutze, den Aufbau<br />
von Knorpelgewebe zu fördern.<br />
Manchmal schmerzt das Knie nach dem<br />
Skifahren, ohne dass man gestürzt ist …<br />
Zur Person<br />
Dr. Zirngibl: … dann kann Überlastung ein<br />
Grund sein. In diesem Fall ist es wichtig, den<br />
Kniegelenken sofort eine Pause zu gönnen –<br />
auch wenn es schwer fällt. Bessern sich die Beschwerden<br />
nicht oder treten die Schmerzen erneut<br />
auf, sollte man baldmöglich einen Orthopäden<br />
aufsuchen. Denn manchmal steckt auch<br />
eine behandlungsbedürftige Ursache dahinter.<br />
Es ist natürlich oft Pech im Spiel, wenn man<br />
sich beim Skifahren eine Knieverletzung<br />
zuzieht. Aber ist es nicht so, dass sich mit<br />
einem Trainingszustand das Verletzungsrisiko<br />
verringern lässt?<br />
Dr. Zirngibl: Skifahrer und Snowboarder müssen<br />
auf der Piste tatsächlich fit sein: Muskeln,<br />
Bänder, Sehnen und Gelenke müssen Richtungswechsel<br />
blitzschnell und sicher umsetzen<br />
können, wenn beispielsweise eine Eisplatte<br />
auftaucht, eine Pistenraupe die Fahrt versperrt<br />
oder eine Buckelpiste volle Konzentration verlangt.<br />
Hierfür sind Beweglichkeit und Koordination,<br />
aber auch Kraft und Ausdauer wichtig<br />
– und dies am besten von Anfang an: Auf keinen<br />
Fall sollte man untrainiert in die Skisaison<br />
starten. Durch mangelnde Fitness besteht nicht<br />
nur eine erhöhte Überlastungs-, sondern auch<br />
eine erhöhte Verletzungsgefahr, dies wird durch<br />
viele Untersuchungen belegt.<br />
Wann sollte man mit dem Training<br />
beginnen?<br />
Dr. Zirngibl: Wer längere Zeit keinen Sport betrieben<br />
hat, sollte mindestens sechs Wochen vor<br />
dem Skiurlaub mit einem gezielten Fitnesstraining<br />
beginnen. Sinnvoll ist z.B. ein auf den individuellen<br />
Leistungsgrad abgestimmtes Konditionstraining,<br />
am besten kombiniert mit einem<br />
Sprungkrafttraining und einem ausgewogenen<br />
Programm für Bauch, Rücken und Oberkörper.<br />
Sportvereine und Fitnesscenter bieten entsprechende<br />
Kurse an, ebenso sind spezielle Angebote<br />
für <strong>Winter</strong>sportler, wie etwa Skigymnastik,<br />
empfehlenswert. Aber natürlich kann man<br />
sich auch ohne Anleitung eines Trainers gut auf<br />
die Skisaison vorbereiten, z. B. durch Joggen,<br />
Inline-Skaten, regelmäßige Einheiten auf dem<br />
Laufband oder durch klassische gymnastische<br />
Übungen wie Liegestützen, Kniebeugen, Ausfallschritte<br />
und Strecksprünge.<br />
Dr. med. Werner Zirngibl ist ehemaliger Profi-Tennisspieler und war 14 Mal Deutscher Tennismeister.<br />
Außerdem spielte er beim Daviscup und anderen international renommierten Turnieren.<br />
Heute praktiziert Dr. Zirngibl als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin<br />
im MVZ im Helios. Neben der Therapie des Tennis-, Golfer- und Mausarms gehören u. a. auch die<br />
Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Knie- und Sprunggelenke zu seinem Leistungsspektrum.<br />
Darüber hinaus nimmt er minimal-invasive Wirbelsäuleneingriffe vor<br />
und arbeitet mit innovativen schmerztherapeutischen Verfahren.<br />
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
12 Diagnose & Therapie<br />
Fotos: © somchai20162516 / 123rf.com<br />
<strong>Winter</strong>sport<br />
Rückenfit<br />
durch die Skisaison<br />
Beim Skifahren werden nicht nur die<br />
Kniegelenke strapaziert, sondern auch der<br />
Rücken wird besonders gefordert. Vorsicht ist<br />
geboten, wenn man bereits unter Rückenschmerzen<br />
leidet. Dann kann es z. B. sein,<br />
dass der Orthopäde seinem Patienten zu einem<br />
Wechsel von Alpinski zu Skilanglauf rät.<br />
»Dies gilt vor allem für <strong>Winter</strong>sportler, deren<br />
Rückenprobleme durch gestresste Bandscheiben<br />
hervorgerufen werden«, erklärt der<br />
Münchner Orthopäde und Sportmediziner<br />
Dr. Felix Söller vom MVZ im Helios.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Herr Dr. Söller, was raten Sie wintersportbegeisterten<br />
Patienten mit Rückenproblemen?<br />
Dr. Söller: Das hängt davon ab, was die Ursache<br />
für die Rückenschmerzen ist. Sind Verspannungen<br />
oder eine geschwächte Rückenmuskulatur<br />
schuld, ist das in der Regel erst einmal kein<br />
Grund, auf den <strong>Winter</strong>sport zu verzichten. Ich<br />
würde jedoch dazu raten, vor Beginn der Skisaison<br />
die Rumpfmuskulatur durch gezielte Übungen<br />
zu kräftigen – so wird auch die Wirbelsäule<br />
stabilisiert und das Verletzungsrisiko wird minimiert.<br />
Etwas anderes ist, wenn die Rückenprobleme<br />
von der Wirbelsäule, etwa von den Bandscheiben,<br />
ausgehen. Dann sind Sportarten wie<br />
Alpinski oder Snowboarden wegen der unvermeidlichen<br />
Stoßbelastungen eher ungeeignet.<br />
Gibt es zum Abfahrtsski eine rückenfreundliche<br />
Alternative?<br />
Dr. Söller: Ja, beispielsweise Skilanglauf. Beim<br />
Langlauf entstehen deutlich weniger Stoß- und<br />
Druckbewegungen als beim alpinen Skifahren.<br />
Zudem schonen die fließenden Bewegungen<br />
auf ebenen Flächen nicht nur den Rücken,<br />
sondern auch die Gelenke. Überhaupt zeichnet<br />
sich Langlauf durch viele gesundheitsfördernde<br />
Eigenschaften aus. Denn er fördert die Ausdauer<br />
und trainiert nahezu alle Muskelgruppen des<br />
Körpers – bis hin zu den tiefen Rückenmuskeln.<br />
Ein weiterer Vorteil: Die Gefahr, sich zu verletzen,<br />
ist geringer als beim Alpinski.<br />
Was kann passieren, wenn man beim<br />
Skifahren auf den Rücken stürzt?<br />
Dr. Söller: Die Bandbreite reicht von leichteren<br />
Blessuren wie Muskelverspannungen und Gelenkblockaden<br />
bis hin zu langwierigeren Verletzungen,<br />
etwa an der knöchernen Wirbelsäule<br />
oder der Bänder, über die die Wirbelkörper miteinander<br />
verbunden sind. Hals- oder Rückenwirbel<br />
können durch Stürze beim Skifahren verschoben<br />
werden, so kann es im Extremfall sogar<br />
zu einem Bandscheibenvorfall kommen. Durch<br />
einen heftigen Sturz auf den Rücken können<br />
auch Wirbelkörper brechen und das Rückenmark<br />
kann in Mitleidenschaft gezogen werden.<br />
Eine starke Quetschung oder Schädigung des<br />
Rückenmarks infolge eines Skiunfalls ist jedoch<br />
zum Glück inzwischen selten – was sicherlich<br />
auch damit zusammenhängt, dass immer mehr<br />
Skifahrer Rückenprotektoren tragen.<br />
Wie gefährlich ist ein Wirbelkörperbruch?<br />
Dr. Söller: Das hängt von vielen Faktoren ab.<br />
Dementsprechend unterschiedlich fallen auch<br />
die Therapieansätze aus; sie reichen von einer<br />
frühzeitigen Stabilisierung durch kurzzeitige<br />
Ruhigstellung und anschließender Physiotherapie<br />
bis hin zu einer Operation.<br />
Welche operativen Eingriffe kommen<br />
infrage?<br />
Dr. Söller: Eine Therapieoption ist z.B. die Kyphoplastie,<br />
ein bewährtes minimal-invasives<br />
Zur Person<br />
Verfahren zur Behandlung von Wirbelbrüchen.<br />
Aber ob es im Einzelfall die Vorgehensweise der<br />
Wahl ist, kann erst nach einer eingehenden Untersuchung<br />
geklärt werden. Für die Kyphoplastie<br />
spricht, dass mit ihr die normale Höhe der Wirbelkörper<br />
wiederhergestellt und gleichzeitig die<br />
Fraktur stabilisiert werden kann. Hierbei wird<br />
der eingefallene Wirbel zunächst mithilfe eines<br />
speziellen Ballons wieder aufgerichtet und dann<br />
mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt.<br />
Eine andere Möglichkeit ist die Stabilisierung<br />
eines gebrochenen Wirbelkörpers mithilfe von<br />
Schrauben. Dies ist eine Option, wenn die Hinterkante<br />
des Wirbelkörpers betroffen ist. Der<br />
Eingriff erfolgt in der Regel perkutan, d. h. er<br />
wird direkt durch die Haut, ohne große Schnitte,<br />
vorgenommen. Auf diese Weise wird die Gewebsschädigung<br />
auf ein Minimum reduziert,<br />
sodass die postoperativen Schmerzen gering<br />
bleiben und der Heilungsprozess relativ kurz ist.<br />
Wie behandeln Sie, wenn die Rückenschmerzen<br />
von abgenutzten Bandscheiben<br />
ausgehen?<br />
Dr. Söller: Rechtzeitig eingeleitet, lassen sich degenerierte<br />
Bandscheiben mit einer angemessener<br />
Therapie bis zu einem gewissen Grad wieder<br />
reparieren – vorausgesetzt, der äußere Ring des<br />
Bandscheibenkerns ist noch weitgehend intakt.<br />
Eine moderne patientenschonende Behandlungsoption<br />
ist die PPC-Therapie: Die Wirkstoffe<br />
stammen ausschließlich aus dem eigenen<br />
Körper, dem Konzentrat wird nichts von<br />
außen zugefügt. Alle Schritte erfolgen in einer<br />
Behandlung: von der Entnahme einer kleinen<br />
Blutmenge aus der Armvene des Patienten, der<br />
Aufbereitung im Labor unter sterilen Bedingungen<br />
und schließlich der Injektion direkt in<br />
den gallertigen Kern der Bandscheibe. Ziel ist es,<br />
den Wassergehalt der Bandscheibe zu steigern,<br />
ihre Elastizität zu verbessern, die ursprüngliche<br />
Bandscheibenhöhe möglichst wiederherzustellen<br />
und so ein Fortschreiten des Verschleißes zu<br />
vermeiden oder zumindest deutlich zu verlangsamen.<br />
Viele Patientinnen und Patienten spüren<br />
bereits nach der zweiten oder dritten Injektion<br />
eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden.<br />
Dann ist es den Betroffenen meist auch wieder<br />
möglich, Ski zu fahren.<br />
Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin und Akupunktur<br />
und praktiziert zusammen mit seinen Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin,<br />
Dr. med. Werner Zirngibl und Dr. med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten<br />
gehören neben minimal-invasiven Wirbelsäulen interventionen auch<br />
die operative Behandlung von Schulter-, Hand- und Ellbogen-Erkrankungen sowie von Knieund<br />
Vorfuß-Erkran kungen.<br />
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
13<br />
Das hilft gegen Muskelkater<br />
Körperliche Aktivität nach einer längeren<br />
Pause oder auch ungewohnte<br />
Belastungen können zu Muskelkater<br />
führen. Glücklicherweise ist Muskelkater<br />
harmlos – auch wenn er ziemlich<br />
unangenehm sein kann.<br />
Von Sabine Jansen<br />
Man hat eine neue Sportart ausprobiert, mal<br />
wieder eine Bergtour unternommen, die<br />
Gartenbeete vom Unkraut befreit oder Umzugskisten<br />
in den dritten Stock geschleppt. Doch am<br />
nächsten Tag rächt sich die ungewohnte Beanspruchung<br />
mit Schmerzen in den überstrapazierten<br />
Muskelpartien – das klassische Anzeichen<br />
für Muskelkater. Typischerweise entsteht<br />
Muskelkater nicht sofort, sondern etwa 18 bis<br />
24 Stunden nach der körperlichen Aktivität.<br />
Inzwischen weiß man, dass der Grund dafür<br />
nicht, wie lange Zeit gedacht, eine übermäßige<br />
Ansammlung von Milchsäure (Laktat) ist, die<br />
den Muskelschmerz hervorruft. Ausgangspunkt<br />
sind vielmehr winzige Risse der sogenannten Fibrillen<br />
innerhalb der Muskelfasern, auf die der<br />
Körper mit der Einleitung von Reparaturvorgängen<br />
reagiert.<br />
Die Folge ist eine Entzündungsreaktion: Es<br />
dringt Wasser in die Fasern ein, die Flüssigkeit<br />
sammelt sich an, eine Schwellung entsteht. Diese<br />
Schwellung drückt nun auf die Nervenenden<br />
und ruft die charakteristischen Muskelschmerzen<br />
hervor. Außerdem wird der betroffene Muskel<br />
druckempfindlicher, steifer und unbeweglicher.<br />
Die gute Nachricht: Die Risse verheilen<br />
innerhalb weniger Tage vollständig von selbst<br />
wieder, und auch die Beschwerden klingen folgenlos<br />
ab.<br />
Gestärkte Muskeln<br />
Gegen die schmerzhafte Steifheit hilft moderate<br />
Bewegung wie leichte gymnastische Übungen,<br />
lockeres Gehen oder Joggen, wenn die Beinmuskulatur<br />
vom Muskelkater betroffen ist. Auch<br />
Wärme, z. B. ein warmes Vollbad oder ein Saunabesuch,<br />
mildern die Beschwerden. Im Allgemeinen<br />
ist ein Muskelkater nach wenigen Tagen<br />
überstanden.<br />
Die Muskeln gehen sogar gestärkt daraus hervor:<br />
Wird der Muskel kurze Zeit später mit derselben<br />
Intensität beansprucht, ist er schon widerstandsfähiger.<br />
Spätestens nach der zweiten<br />
oder dritten Belastungssituation tritt dann normalerweise<br />
kein Muskelkater mehr auf. Überhaupt<br />
ist regelmäßige körperliche Aktivität die<br />
effektivste Möglichkeit, einem Muskelkater vorzubeugen:<br />
Trainierte Sportler leiden deutlich<br />
seltener darunter. Für Einsteigerinnen bzw. Einsteiger:<br />
Die körperliche Aktivität sollte auf einer<br />
niedrigen Intensitätsstufe beginnen und dann<br />
langsam gesteigert werden.<br />
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Impressum<br />
Verlag: Letter Content Media<br />
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(verantwortlich für Anzeigen)<br />
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01.10.<strong>2023</strong>. Es gelten die »Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
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Diese Zeitschrift kann u. a. werbliche Informationen<br />
über verschreibungspflichtige und frei verkäufliche<br />
Arzneimittel enthalten. Ihre Anwendung ersetzt keinesfalls<br />
die Inanspruchnahme eines Arztes.<br />
Aus Gründen der Lesbarkeit wird weiterhin das generische<br />
Maskulin verwendet. Es soll alle Geschlechter<br />
gleichberechtigt anzeigen.<br />
Für die medizinische Fachberatung<br />
in dieser Ausgabe danken wir<br />
Prof. Dr. med. Johannes Beckmann<br />
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie<br />
Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />
Romanstraße 93 | 80639 München<br />
Tel. 089 / 1797-2603 (Sekretariat)<br />
www.barmherzige-muenchen.de<br />
Dr. med. dent. Karl Haushofer<br />
Privatpraxis Zahnärztliche Schlafmedizin<br />
Tal 14 | 80331 München<br />
Tel. 089 / 18 92 29 89<br />
www.schnarchlos-muenchen.d<br />
Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Armin Keshmiri<br />
MVZ im Helios<br />
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />
Tel. 089 / 15 92 77-0<br />
www.mvz-im-helios.de<br />
Dr. med. Friederike Mumm<br />
Oberärztin der Medizinischen Klinik und Poliklinik III<br />
des LMU Klinikums und Leiterin des Interdisziplinären<br />
Zentrums für Psycho-Onkologie (IZPO) am CCC<br />
München LMU.<br />
E-Mail: friederike.mumm@med.uni-muenchen.de<br />
Marchioninistr. 15 | 81377 München<br />
Tel. 089/4400-76800<br />
www.lmu-klinikum.de<br />
Dr. med. Felix Söller<br />
MVZ im Helios<br />
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />
Tel. 089 / 15 92 77-0<br />
www.mvz-im-helios.de<br />
Dr. med. Hans-Hermann Wörl<br />
Widenmeyerstraße 16 | 80538 München<br />
Tel. 089 / 54 80 66 66<br />
www.widenmayer16.de<br />
Dr. med. Werner Zirngibl<br />
MVZ im Helios<br />
Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />
Tel. 089 / 15 92 77-0<br />
www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
14 Diagnose & Therapie<br />
Psychoonkologie<br />
Hilfe für<br />
die Seele<br />
Erkrankung in Anspruch genommen werden:<br />
während der Diagnosefindung, zum Zeitpunkt<br />
der Diagnosemitteilung und der Therapie, der<br />
Nachsorge oder beim Wiedereinstieg in den<br />
Alltag. Dies kann auf viele Arten geschehen: in<br />
Form von Einzel-, Paar-, Familien- oder Gruppengesprächen,<br />
von kreativen und körperorientierten<br />
Therapien wie Atem- und Kunsttherapie,<br />
der Vermittlung von Entspannungstechniken<br />
oder auch von Informationen zu weiteren<br />
unterstützenden Angeboten wie Bewegung, Ernährung<br />
und Sozialleistungen. Darüber hinaus<br />
beraten wir bei allen praktischen Fragen des<br />
Alltags und begleiten den Wiedereinstieg in den<br />
Beruf. Und weil sich eine Krebserkrankung immer<br />
auch auf das Lebensumfeld des Betroffen<br />
auswirkt, richtet sich das psychoonkologische<br />
Angebot nicht nur an die Erkrankten, sondern<br />
in gleichem Maße auch an ihre Angehörigen.<br />
Betreuen Psychoonkologen auch<br />
Langzeitüberlebende?<br />
Fotos: © yanlev / 123rf.com<br />
Jäh aus der Normalität heraus katapultiert<br />
zu werden − so erleben viele den<br />
fürchterlichen Moment, wenn der Arzt<br />
oder die Ärztin ihnen mitteilen muss:<br />
»Es ist Krebs«. Völlig unvorbereitet<br />
werden die Betroffenen mit Krankheit,<br />
neuen Lebensrealitäten und der Endlichkeit<br />
des Lebens konfrontiert und<br />
müssen einer Emotionsflut an Angst<br />
und Hilflosigkeit, Unsicherheit, Scham,<br />
Trauer und Verzweiflung standhalten.<br />
Doch nicht nur das Wissen, unter einer<br />
potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung<br />
zu leiden, sondern auch die<br />
Belastungen durch die oftmals langwierige<br />
und kräftezehrende Therapie<br />
verlangen den Betroffenen viel ab −<br />
und ebenso ihren Angehörigen. »Hilfe<br />
finden Betroffene bei den Psychoonkologinnen<br />
und Psychoonkologen«,<br />
sagt Dr. Friederike Mumm. Dr. Mumm<br />
ist Oberärztin der Medizinischen Klinik<br />
und Poliklinik III, LMU Klinikums und<br />
Leiterin des Interdisziplinären Zentrums<br />
für Psycho-Onkologie (IZPO) am<br />
CCC München LMU.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Frau Dr. Mumm, was sind die Ziele<br />
der Psychoonkologie?<br />
Dr. Mumm: Nahezu alle Krebspatienten reagieren<br />
auf die Diagnose mit einer hohen psychosozialen<br />
Belastung und geraten zeitwillig aus dem<br />
Gleichgewicht. Sie sind zutiefst erschüttert und<br />
reagieren mit großer Verunsicherung, Angst bis<br />
hin zu Panik. Aber auch während der Behandlung<br />
gibt es immer wieder Phasen, in denen quälende<br />
Gedanken und Gefühle vorherrschen. Neben<br />
Ängsten sind das zum Beispiel oft Niedergeschlagenheit,<br />
Traurigkeit, Hilflosigkeit oder<br />
auch Wut. Andere beschreiben die verschiedenen<br />
Etappen der Krebsbehandlung als emotionale<br />
Achterfahrt zwischen Hoffen und Bangen,<br />
Zuversicht und Mutlosigkeit, die als sehr anstrengend<br />
erlebt wird. All dies sind ganz normale<br />
menschliche Reaktionen auf ein schwerwiegendes<br />
Lebensereignis. In diesen höchst belastenden<br />
Zeiten kann die Begleitung durch einen<br />
Psychoonkologen ein wichtiger stabilisierender<br />
Anker sein. Ziel ist es dabei immer, den Betroffenen<br />
darin zu unterstützen, die seelischen und<br />
körperlichen Belastungen besser zu verarbeiten<br />
und so die Lebensqualität zu erhalten oder<br />
zu verbessern. Auch wenn nicht jeder Patient<br />
einen Psychoonkologen braucht – zu wissen,<br />
dass es diese Möglichkeit im Fall der Fälle gibt,<br />
erleichtert.<br />
Können alle an Krebs erkrankten<br />
Patienten das psychoonkologische<br />
Angebot in Anspruch nehmen?<br />
Dr. Mumm: Psychoonkologische Angebote können<br />
von allen Betroffenen in allen Phasen der<br />
Dr. Mumm: Ja, auch lange nach einer überstandenen<br />
Krebserkrankung kann die Psychoonkologie<br />
einem Betroffenen noch helfend und unterstützend<br />
zur Seite stehen. Diese Gruppe der<br />
»Langzeitüberlebenden« oder auch »Cancer<br />
Survivors« wird immer größer, denn die Chancen,<br />
eine Krebserkrankung zu überleben, sind in<br />
den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Das ist<br />
eine gute Nachricht, die vielen Betroffenen Mut<br />
machen sollte. Richtig ist jedoch auch, dass diese<br />
Gruppe oft mit körperlichen und psychosozialen<br />
Langzeitfolgen zu kämpfen hat. In diesen Fällen<br />
können die individuell abgestimmten Angebote<br />
der Psychoonkologie hilfreiche Maßnahmen<br />
zur Unterstützung und Milderung der Auswirkungen<br />
sein.<br />
Was umfasst das psychoonkologische<br />
Angebot im Einzelnen?<br />
Dr. Mumm: Die Bandbreite des psychoonkologischen<br />
Angebots ist breit gefächert, um so möglichst<br />
allen individuellen Bedürfnissen und<br />
Wünschen der an Krebs erkrankten Patienten<br />
gerecht werden zu können. Dementsprechend<br />
gibt es sowohl ambulante als auch stationäre<br />
Angebote, die von einer einmaligen psychosozialen<br />
Beratung bis hin zur längerfristigen Therapie<br />
in allen Stadien einer Krebserkrankung in<br />
Anspruch genommen werden können. Zudem<br />
kann die psychoonkologische Betreuung jederzeit<br />
unterbrochen und dann später fortgesetzt<br />
werden.<br />
Art, Weise und Ausmaß der Unterstützung sind<br />
hochindividuell und richten sich danach, was<br />
der Einzelne braucht und was ihm guttut. Denn<br />
so wie es »den Krebs an sich« nicht gibt, so individuell<br />
unterschiedlich werden auch die krankheitsbedingten<br />
Auswirkungen und Belastungen<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
15<br />
erlebt. Das eine Patentrezept oder die eine für<br />
alle Betroffenen gleichermaßen geeignete Bewältigungsstrategie<br />
gibt es daher nicht. Unsere<br />
Aufgabe ist es vielmehr, gemeinsam mit dem<br />
Betroffenen seinen ganz eigenen, individuellen<br />
Weg der Krankheitsbewältigung zu finden.<br />
Sie selbst leiten das Interdisziplinäre<br />
Zentrum für Psycho-Onkologie<br />
am LMU Klinikum. Wer gehört zu<br />
Ihrem Team?<br />
Dr. Mumm: Die ganzheitliche psychoonkologische<br />
Betreuung von Menschen mit einer Krebserkrankung<br />
setzt ein inspiriertes, multiprofessionelles<br />
Team voraus. Deshalb arbeiten am<br />
IZPO und im CCC München Expertinnen und<br />
Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen,<br />
die in engem Austausch mit den Behandlungsteams<br />
der einzelnen onkologisch tätigen<br />
Kliniken sind. Neben Psychotherapeuten<br />
und Psychologen gehören auch Sozialarbeitende,<br />
Pflegefachkräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten<br />
und Seelsorger dazu – ebenso wie<br />
Vertreter und Vertreterinnen des Ethikkomitees.<br />
Eine enge Kooperation besteht mit dem-<br />
Patientenbeirat bzw. mit dem Patientenhaus des<br />
CCC München. Im Bedarfsfall vermitteln wir<br />
an heimatnahe Krebsberatungsstellen oder auch<br />
niedergelassene psychotherapeutische Kollegen.<br />
Wie wird im Klinikalltag ermittelt,<br />
wer eine hohe psychosoziale<br />
Belastung hat?<br />
Dr. Mumm: In zertifizierten Krebszentren und<br />
Spitzenzentren wie dem CCCM ist ein Screening<br />
auf psychosoziale Belastungen für jeden<br />
Patienten vorgesehen. Hierfür stehen uns einfache,<br />
aber aussagekräftige Belastungsscreenings<br />
wie das Distress-Thermometer zur Verfügung.<br />
Das Distress-Thermometer besteht aus einer<br />
Zehn-Punkte-Skala sowie einer umfassenden<br />
Liste an praktischen, emotionalen, familiären,<br />
spirituellen und körperlichen Problemen, mit<br />
der auch die Art der Belastung ermittelt werden<br />
Wichtige Ansprechpartner<br />
• Interdisziplinäres Zentrum für Psycho- Onkologie,<br />
LMU Klinikum<br />
https://www.lmu-klinikum.de/ccc/patientenportal/<br />
interdisziplinares-zentrum-fur-psycho-onkologieizpo/451f3f428f14ab55<br />
• Patientenhaus am Comprehensive Cancer Center<br />
München (CCCM)<br />
https://www.ccc-muenchen.de/patienten/patientenhaus-am-ccc-munchen/f4f7749f372a4538<br />
• Krebsberatungsstelle lebensmut e.V.<br />
https://lebensmut.org<br />
• Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft<br />
e.V.<br />
https://www.bayerische-krebsgesellschaft.de<br />
kann. Ergänzend erfragen wir den Wunsch nach<br />
psychologischer Unterstützung. Unabhängig davon,<br />
können sich Betroffene natürlich auch direkt<br />
an uns wenden.<br />
Gibt es gegenüber der Psychoonkologie<br />
auch Vorbehalte?<br />
Dr. Mumm: Einige Patienten und auch Angehörige<br />
stehen der Psychoonkologie skeptisch gegenüber,<br />
es ist nicht selbsterklärend, was geschieht<br />
und wie ein solches psychologisches Gespräch<br />
helfen kann. Ihnen sei jedoch versichert, dass<br />
die enorme psychische Belastung infolge der<br />
einschneidenden Erfahrungen durch den Krebs<br />
keineswegs gleichbedeutend mit einer psychischen<br />
Erkrankung ist, sondern eine natürliche<br />
menschliche Reaktion. Hilfe in Anspruch zu<br />
nehmen ist kein Zeichen von Schwäche. Psychologisch<br />
begleitet zu werden, ist vielmehr eine<br />
vielfach bewährte Möglichkeit, eigene Wege zu<br />
finden, wie ein gutes Leben mit der Krankheit<br />
gelingen kann. Auch schwierige, tabuisierte<br />
Themen finden dort – wenn gewünscht – Raum,<br />
was als hilfreich empfunden wird.<br />
Welche Themen bewegt die Betroffenen<br />
besonders?<br />
Dr. Mumm: Viele Menschen werden von Unsicherheiten<br />
und Ängsten geplagt: Angst vor der<br />
Therapie, Angst vor einem Versagen der Behandlung<br />
oder Rückkehr des Krebs, die sogenannte<br />
Progredienzangst, Angst vor dem zur<br />
Last fallen, vor drohender Versehrtheit des Körpers<br />
oder Entstellung – Angst vor dem Tod.<br />
Angst und Panik lähmen jedoch, die Wahrnehmung<br />
verengt sich, sogar die Gehirnfunktion ist<br />
reduziert. Hier kann die psychologische Begleitung<br />
wertvolle Dienste leisten: Wir helfen den<br />
Betroffenen, die bedrückende Situation anzunehmen<br />
und sich darin besser zurechtzufinden.<br />
Aber auch die belastenden Einschränkungen,<br />
die durch die Erkrankungen oder die Therapie<br />
hervorgerufen werden, sind wichtige Themen.<br />
Oft geht es zum Beispiel darum, depressive Symptome,<br />
Schlafstörungen oder eine Fatigue zu erkennen<br />
und zu behandeln. Oder auch um Kommunikation<br />
mit dem Behandlungsteam, Familienmitgliedern,<br />
Freunden oder Arbeitskollegen.<br />
Und wenn es ein ganzes Bündel an<br />
Sorgen zu bewältigen gilt?<br />
Dr. Mumm: Auch in diesem Fall begleiten wir die<br />
Betroffenen Schritt für Schritt: Wir wenden uns<br />
gemeinsam ihren Gefühlen zu, ordnen die Themen,<br />
die ihnen besonders am Herzen liegen, suchen<br />
gemeinsam nach Antworten auf drängende<br />
Fragen, bieten einen geschützten Raum, in<br />
dem alles gesagt werden darf, halten gemeinsam<br />
aus und bestärken darin, neue Perspektiven zu<br />
entwickeln – trotz und mit Krebs. Wichtig ist,<br />
dass die eigenen Ressourcen erkannt werden, die<br />
dann für die Entwicklung neuer Bewältigungsstrategien<br />
genutzt werden können. Hierfür müssen<br />
wir den Blick auch auf das werfen, was neben<br />
der Krankheit da ist, was den Betroffenen also<br />
im Leben stützt, sinnstiftend ist und trägt.<br />
Welche Themen bewegt die Menschen,<br />
die ihre Behandlung erfolgreich<br />
abgeschlossen haben?<br />
Dr. Mumm: Viele Betroffene merken in der Zeit<br />
nach der medizinischen Behandlung, dass ihr<br />
Leben nicht mehr zu ihnen passt – schließlich<br />
verändert eine schwere Krankheit wie Krebs<br />
nicht nur den Körper, sondern auch persönliche<br />
Prioritäten und Bedürfnisse. Meiner Erfahrung<br />
nach beschäftigen sich vor allem jüngere Patienten<br />
nach Abschluss der medizinischen Therapie<br />
verstärkt mit Themen wie Wiedereinstieg in den<br />
Beruf, Familienplanung, Partnerschaft, Sexualität<br />
und sozialer Absicherung – hierzu besteht<br />
ebenfalls viel Gesprächsbedarf.<br />
Am LMU Klinikum werden die<br />
psychoonkologischen Strukturen<br />
schon seit vielen Jahren von lebensmut<br />
e.V. unterstützt …<br />
Dr. Mumm: … das ist richtig. Bereits Anfang<br />
1999 wurde vom damaligen Direktor der Medizinischen<br />
Klinik III am LMU Klinikum, Prof.<br />
W. Hiddemann, die Projektgruppe lebensmut<br />
gegründet, aus der bereits im September 1999<br />
der gemeinnützige Verein lebensmut e.V. hervorging.<br />
Unter dem Motto ‚Hochleistungsmedizin<br />
und Menschlichkeit‘ steht die Förderung<br />
von psychoonkologischen Strukturen in enger<br />
Kooperation mit dem IZPO im Vordergrund.<br />
Seit März 2021 werden die Angebote unter dem<br />
Dach der Psychosozialen Krebsberatungsstellelebensmut<br />
e.V. am Krebszentrum – CCC München<br />
LMU zusammengefasst, ergänzt um einige<br />
spezifische Angebote wie die Familiensprechstunde,<br />
für Kinder und Jugendliche, deren Eltern<br />
an Krebs erkrankt sind, eine Hirntumorsprechstunde<br />
oder auch das Angebot Krebs im<br />
Alter (KiA).<br />
Zur Person<br />
Dr. Friederike Mumm<br />
Dr. Friederike Mumm ist Oberärztin<br />
der Medizinischen Klinik und<br />
Poliklinik III des LMU Klinikums und<br />
Leiterin des Interdisziplinären Zentrums<br />
für Psycho-Onkologie (IZPO)<br />
am CCC München LMU.<br />
E-Mail:<br />
friederike.mumm@<br />
med.uni-muenchen.de<br />
Foto: © LMU Klinikum München<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
16 Diagnose & Therapie<br />
Straffung mit dem Inneren BH<br />
Für eine<br />
formschöne Brust<br />
Bildnachweis (oben): © tatchai / 123rf.com<br />
»Hängebusen« – schon das Wort klingt<br />
wie eine Zumutung. So empfinden es<br />
zumindest viele betroffene Frauen: Ihr<br />
körperliches und seelisches Wohlbefinden<br />
leidet, weil ihre Brust nicht mehr<br />
so straff und »obenauf« ist wie früher.<br />
Abfinden muss sich frau damit nicht.<br />
Denn mit den modernen Maßnahmen<br />
der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie erhält<br />
eine erschlaffte Brust wieder ihre<br />
feste, jugendliche Form zurück, wie der<br />
Münchner Facharzt für Ästhetisch-Plastische<br />
Chirurgie Dr. med. Hans-Hermann<br />
Wörl im Gespräch mit <strong>TOPFIT</strong> erklärt.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Herr Dr. Wörl, welche Faktoren können zu<br />
»Hängebrüsten« führen?<br />
Dr. Wörl: Erste Anzeichen für eine Erschlaffung<br />
der Brust können sich tatsächlich schon um das<br />
35. Lebensjahr zeigen, wenn die Haut beginnt,<br />
ihre Elastizität zu verlieren. Vor allem Frauen,<br />
die ein schwaches Bindegewebe haben oder erblich<br />
vorbelastet sind, bemerken oft schon recht<br />
früh, dass ihre Brüste an Festigkeit und Form<br />
verlieren und sich in Richtung »Hängebrust« entwickeln.<br />
Aber auch durch andere – altersunabhängige<br />
– Faktoren wie Gewichtsschwankungen<br />
oder einen starken Gewichtsverlust können Brüste<br />
ihre Straffheit einbüßen und dann regelrecht<br />
herabhängen.<br />
Können auch Schwangerschaften<br />
erschlaffte Brüste zur Folge haben?<br />
Dr. Wörl: Ja, eine oder mehrere Schwangerschaften<br />
sind sogar ein häufiger Grund, dass Brüste<br />
ihre Straffheit verlieren. Durch die starke Vergrößerung<br />
der Brust schon in den ersten Wochen<br />
der Schwangerschaft wird die Haut der Brust<br />
stark beansprucht. Dann kann es passieren, dass<br />
sie überdehnt und sich nicht wieder vollständig<br />
zurückbildet, wenn das Brustvolumen spätestens<br />
mit dem Ende der Stillzeit wieder abnimmt. Zurück<br />
bleibt eine überdehnte Haut, der Busen erscheint<br />
nicht nur weicher und »leerer«, sondern<br />
auch schlaffer – bis hin zum optischen Erscheinungsbild<br />
einer »Hängebrust«: Die obere Brusthälfte<br />
ist abgeflacht und auch die Brustwarzen<br />
sind herabgesunken. Oft höre ich von meinen Patientinnen:<br />
»Ich möchte, dass meine Brüste wieder<br />
genauso sind, wie sie vor der Geburt meiner<br />
Kinder waren«.<br />
Hilft ein gezieltes Training zur Stärkung von<br />
Brustmuskulatur und Bindegewebe einen erschlaffte<br />
Brust wieder in Form zu bringen?<br />
Dr. Wörl: Wenn überhaupt, profitieren allenfalls<br />
junge Frauen von einem gezielten Workout zur<br />
Stärkung von Muskulatur und Bindegewebe ihrer<br />
Brüste. Ist jedoch das Älterwerden der Grund,<br />
dass die Brüste sich in Richtung »Hängebrust«<br />
entwickeln, oder sind erschlaffte Brüste die Folge<br />
von Schwangerschaften, hilft leider kein Sport,<br />
um diesen Prozess rückgängig zu machen.<br />
Und wie sieht es mit einer Bruststraffung aus?<br />
Dr. Wörl: Mithilfe einer Bruststraffung kann die<br />
Brust wieder in eine straffere, jugendliche Form<br />
und in eine höhere Position zurückgebracht<br />
wird. Hierfür werden der Hautmantel verkleinert<br />
und der Sitz der Brustwarze angehoben, ohne<br />
das Drüsen- und Fettgewebe zu reduzieren. Ob<br />
bereits eine einfache Straffung genügt, um die<br />
Brust in die gewünschte Form zu bringen, oder<br />
ob sich für ein optimales Ergebnis beispielsweise<br />
eine Kombination aus Bruststraffung und dem<br />
Einsatz eines Implantats empfiehlt, wodurch die<br />
Brust auch wieder mehr Volumen erhält, wird<br />
immer individuell und gemeinsam mit der Patientin<br />
entschieden.<br />
Was kann man sich unter der Technik des Inneren<br />
BHs vorstellen?<br />
Dr. Wörl: Bei einer Bruststraffung besteht mit der<br />
Zeit die Tendenz, dass das Brustgewebe abermals<br />
erschlafft und die Brust über kurz oder lang wieder<br />
herabsinkt. Mit der modernen Technik des<br />
Inneren BHs kann man diesem Absinken entgegenwirken<br />
und so dafür zu sorgen, dass die gestraffte<br />
Brust längerfristig ihre schöne ansprechende<br />
Form behält. Besonders bei schwachem<br />
Bindegewebe hat sich diese Vorgehensweise gegenüber<br />
herkömmlichen Techniken bewährt.<br />
Damit ein Innerer BH entsteht, nutzen wir die<br />
überschüssige Haut, die nicht entfernt, sondern<br />
stattdessen innen vernäht und dann, wie ein<br />
straffer Gürtel, als Stütze für die Brust genutzt<br />
wird, um die Brust von unten zu stabilisieren.<br />
Das Ergebnis hält viele Jahre lang.<br />
Kann eine Bruststraffung auch mit einer Brustverkleinerung<br />
oder -vergrößerung<br />
kombiniert werden?<br />
Dr. Wörl: Ja, die Bruststraffung kann grundsätzlich<br />
mit dem bereits erwähnten Einsatz eines Implantats<br />
zur Brustvergrößerung oder mit einer<br />
Brustverkleinerung kombiniert werden. Auch<br />
eine gleichzeitige Korrektur der Brustwarze ist<br />
möglich. Oder die Bruststraffung wird mit anderen<br />
Straffungsmaßnahmen kombiniert, etwa mit<br />
einer Bauchstraffung. Oft ist es ja so, dass nicht<br />
nur die Brust, sondern auch die Bauchdecke infolge<br />
einer oder mehrerer Schwangerschaften<br />
stark erschlafft ist, dann bietet sich eine kombinierte<br />
Vorgehensweise an. Allen Vorgehensweisen<br />
ist gemeinsam, dass sie technisch sehr anspruchsvoll<br />
sind und deshalb die spezialisierte<br />
Erfahrung des Ästhetisch-Plastischen Chirurgen<br />
voraussetzen.<br />
Der Münchner Facharzt für Plastische Chirurgie Dr. Hans-Hermann Wörl praktiziert<br />
gemeinsam mit Kollegen in der Praxisgemeinschaft Widenmayer 16 — Plastische Chirurgie<br />
& Ästhetik an der Isar. Im Einzelnen umfasst sein Behandlungsspektrum nahezu sämtliche<br />
Leistungen der Rekonstruktiven (u. a. Korrekturen nach Brustkrebs, Folgeoperationen<br />
nach massivem Gewichtsverlust, Fettabsaugung bei Lipöde men, chirurgische Behandlung<br />
des Lymphödems) und der Ästhetischen Chirurgie. Dazu gehören alle (nicht-)operativen<br />
Maßnahmen zur Gesichtsverjüngung, Lidkorrektur, Brustvergrößerung,<br />
Brustverkleinerung und -straffung, Fettabsaugung, Bodycontouring / Bodylift,<br />
Oberarm-, Oberschenkel- und Bauchdeckenstraffung.<br />
Nähere Infos: www.widenmayer16.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
17<br />
Bildnachweis (oben): © natapetrovich / 123rf.com<br />
Patellaluxation<br />
Wann eine OP<br />
empfehlenswert ist<br />
Plötzlich schießt ein heftiger Schmerz<br />
ins Knie ein, das Knie sackt weg und<br />
lässt sich nicht mehr strecken – die Kniescheibe<br />
ist aus ihrer Führungsrinne<br />
herausgesprungen. »Selbst wenn die<br />
Kniescheibe von selbst wieder in ihre ursprüngliche<br />
Position zurückspringt, sollte<br />
eine Kniescheibenluxation niemals unbehandelt<br />
bleiben«, warnt der Münchner<br />
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Armin Keshmiri vom<br />
MVZ im Helios.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Die knöcherne Kniescheibe (Patella) wird<br />
deshalb so genannt, weil sie wie eine flache<br />
Scheibe direkt vor dem Kniegelenk sitzt.<br />
Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört es, die<br />
Kraft von der vorderen Oberschenkelmuskulatur<br />
über die Patellasehne (Ligamentum patellae)<br />
auf den Unterschenkel zu übertragen. Beim Beugen<br />
und Strecken gleitet die Patella in einer rinnenförmigen<br />
Gleitbahn des Oberschenkelknochens<br />
(Trochlea) nach oben und unten. Unter<br />
bestimmten Umständen kann es passieren, dass<br />
die Kniescheibe aus ihrem Gleitlager springt –<br />
ein äußerst schmerzhaftes Ereignis, das auch<br />
langfristig ungute Folgen haben kann.<br />
Zwei Arten von Ursachen<br />
Eine herausgesprungene Kniescheibe wird<br />
»Kniescheiben-Verrenkung« oder »Patellaluxation«<br />
genannt. Im Kindes- und Jugendalter<br />
ist das Krankheitsbild der häufigste Grund für<br />
Kniebeschwerden, verursacht z.B. durch eine<br />
Verdrehung des Knies während des Sports oder<br />
bei einem Sturz. »Dass eine Kniescheibe schon<br />
in jungen Jahren immer wieder herausspringt,<br />
kann aber auch anlagebedingt sein, etwa weil<br />
die Kniescheibe ungewöhnlich hoch liegt, der<br />
Bandapparat zu locker oder die knöcherne<br />
Gleitbahn zu flach geformt ist. Manchmal ist<br />
auch eine ausgeprägte Achsenfehlstellung der<br />
Beine, allen voran X-Beine, verantwortlich«, erklärt<br />
Prof. Keshmiri, der zu den führenden Spezialisten<br />
für die operative Behandlung von Kniescheibenluxationen<br />
sowohl bei Kindern und Jugendlichen<br />
als auch bei Erwachsenen gehört.<br />
Eine verrutschte Kniescheibe geht nicht nur<br />
mit starken Schmerzen einher, sondern oft<br />
lässt sich eine Patellaluxation schon von außen<br />
Zur Person<br />
durch eine typische Verformung erkennen. »Ist<br />
die Kniescheibe zur Seite hin nach außen aus<br />
der Führungsrinne gerutscht, was sehr häufig<br />
vorkommt, lässt sie sich an der Außenseite des<br />
Kniegelenks ertasten«, erklärt der Knieexperte.<br />
Ebenso ist eine deutliche Schwellung möglich.<br />
Ist auch der Bandapparat, das mediale patellofemorale<br />
Ligament (MPFL), verletzt, ist die Kniescheibe<br />
außerdem oft spürbar instabil.<br />
Das Motto »einmal gleich kein Mal« gilt bei einer<br />
herausgesprungenen Kniescheibe nicht:<br />
»Schon nach einer einzigen Luxation neigt die<br />
Kniescheibe dazu, erneut herauszuspringen«,<br />
weiß Prof. Keshmiri. Und bei jeder weiteren<br />
Ausrenkung sind nicht nur die Bänder, sondern<br />
auch andere Strukturen des Kniegelenks gefährdet,<br />
insbesondere Knorpel und/oder Knochen,<br />
die regelrecht absprengen könmnen. »Außerdem<br />
besteht das Risiko für eine vorzeitige Kniescheibenarthrose,<br />
die dann ihrerseits große Probleme<br />
bereiten kann – bis hin zu Dauerschmerzen<br />
und ausgeprägten Bewegungseinschränkungen«,<br />
warnt Prof. Keshmiri. Umso wichtiger ist<br />
eine zeitnahe Behandlung.<br />
Vorsicht bei hohem Risiko für eine<br />
erneute Luxation<br />
Manchmal genügt es, einige Wochen lang eine<br />
spezielle Schiene zu tragen, begleitend ist eine<br />
Physiotherapie ratsam. Spätestens, wenn anatomische<br />
Auffälligkeiten eine erneute Luxation<br />
sehr wahrscheinlich machen, sollte die Kniescheibe<br />
jedoch operativ stabilisiert werden – das<br />
empfiehlt Prof. Keshmiri auch schon betroffenen<br />
Heranwachsenden: »Nur so lassen sich die<br />
oft beobachteten und oftmals stark einschränkenden<br />
Dauerbeschwerden im Erwachsenenalter<br />
verhindern.« So kann z.B. ein schlecht ausgebildetes<br />
Gleitlager vertieft, ungünstig sitzende<br />
Patellasehnen können versetzt oder das zur<br />
Stabilisation der Kniescheibe so wichtige innere<br />
Kniescheibenband kann mit einer körpereigenen<br />
Sehne rekonstruiert werden. Wichtig ist,<br />
dass man sich für diese anspruchsvollen Therapien<br />
an einen erfahrenen Spezialisten wendet,<br />
der die Eingriffe schon viele Male durchgeführt<br />
hat.<br />
Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Armin Keshmiri ist Facharzt für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie und praktiziert im MVZ im Helios München. Als Mitglied<br />
der International Patellofemoral Study Group (IPSG) und Komiteemitglied<br />
»Kniescheibenchirurgie« der Gesellschaft für Arthroskopie und<br />
Gelenkchirurgie (AGA) zählt er hierzulande zu den anerkannten Spezialisten<br />
für Kniescheibenchirurgie. Zudem gehören u. a. auch die minimalinvasiven<br />
Knie- und Hüftchirurgie, der minimal-invasive endoprothetische<br />
Gelenkersatz sowie orthobiologische Zelltherapieverfahren<br />
zu seinen Kernkompetenzen.<br />
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
18 Diagnose & Therapie<br />
Schnarchen und Schlafapnoe<br />
Zahnärztliche Schlafmedizin<br />
für einen gesunden Schlaf<br />
Zudem können anatomische Besonderheiten<br />
wie ein zu kleiner Unterkiefer, vergrößerte<br />
Rachenmandeln, ein zu langes Gaumensegel<br />
oder eine zu große Zunge den Rachenraum<br />
verkleinern und so Schnarchen hervorrufen,<br />
ebenso Übergewicht und Alkoholkonsum.<br />
Atemaussetzer –<br />
die unterschätzte Gefahr<br />
Fotos: © Praxis Dr. Haushofer<br />
Auch wenn hierzulande jeder Dritte<br />
schnarcht, wird das Problem oft kleingeredet.<br />
Oder man spricht erst gar nicht darüber<br />
– und verpasst so die Chance, professionelle<br />
Hilfe zu bekommen. Das kann schwerwiegende<br />
Folgen haben. Denn: »Schnarchen<br />
in Kombination mit Atemaussetzern ist<br />
eine ernstzunehmende Erkrankung«, warnt<br />
der zahnärztliche Schlafmediziner Dr. Karl<br />
Haushofer. Und er ist der Meinung, dass das<br />
»reine Schnarchen« ebenfalls viel gezielter<br />
angegangen werden müsste und könnte.<br />
»Ein ruhiger Schlaf ist essentiell wichtig<br />
für das Wohlbefinden des Einzelnen, aber<br />
auch für eine intakte Partnerschaft!«, meint<br />
Dr. Haushofer. Als Selbstbetroffener kann er<br />
das nach 30 Jahren Ehe sehr gut beurteilen:<br />
Keine gemeinsame Nacht mehr ohne<br />
Schiene!<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Nur wer in der Nacht gut geschlafen hat,<br />
kann voller Elan in den neuen Tag starten.<br />
In vielen Schlafzimmern knattert, pfeift, rasselt<br />
und schnaubt es jedoch jede Nacht aufs Neue,<br />
sobald sich die Augen schließen.<br />
Die Schnarchenden selbst bekommen meist<br />
nichts davon mit. Ihre Partner dafür umso<br />
mehr: Für sie reiht sich eine schlaflose Nacht<br />
an die andere, weil sie der störenden Geräuschkulisse<br />
hilflos ausgeliefert sind. »Schnarchen<br />
entsteht immer dann, wenn die Rachen- und<br />
Gaumenweichteile durch den Luftstrom der<br />
Atmung zu vibrieren beginnen«, erklärt Dr.<br />
Haushofer. Dazu kommt es, wenn Zungenund<br />
Rachenmuskulatur im Schlaf erschlaffen<br />
und so den hinteren Rachenbereich verengen.<br />
Der Alterungsprozess tut sein Übriges, um die<br />
Spannkraft von Muskeln und Gewebe zu mindern,<br />
deshalb nimmt Schnarchen im Alter an<br />
Häufigkeit und Lautstärke zu: Rund 60 Prozent<br />
der über 50-jährigen Männer und 40 Prozent<br />
der Frauen im gleichen Alter schnarchen. Doch<br />
auch bei den Kleinsten tritt Schnarchen auf –<br />
geschätzt wird, dass etwa zehn Prozent der Kinder<br />
betroffen ist.<br />
Wer im Schlaf schnarcht, gefährdet nicht<br />
zwangsläufig seine Gesundheit. Problematisch<br />
wird es jedoch, wenn Atemaussetzer<br />
hinzukommen. Oft sind es die Partner, denen<br />
auffällt, dass es zwischen den Schnarchepisoden<br />
immer wieder vollkommen still wird,<br />
weil der Ehemann oder die Ehefrau keine Luft<br />
mehr holt. »Ein solcher Atemstillstand hält<br />
immer länger als zehn Sekunden an und kann<br />
sich in einer einzigen Nacht viele, viele Male<br />
wiederholen«, sagt Dr. Haushofer. Die Ärzte<br />
sprechen dann von obstruktiver Schlafapnoe<br />
– ein krankhaftes Geschehen, bei dem sich die<br />
oberen Atemwege derart verengen, dass sie<br />
zeitweise komplett blockiert sind. Damit einher<br />
geht ein Mangel an Sauerstoff, wodurch<br />
der Organismus massivem Stress ausgesetzt<br />
ist. Dies wiederum zieht ein stark erhöhtes Risiko<br />
für Folgeerkrankungen nach sich, allen<br />
voran für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber<br />
auch für Diabetes oder Demenz.<br />
Maskentherapie kann nicht<br />
immer durchgeführt werden<br />
Hat sich erst einmal eine Schlafapnoe entwickelt,<br />
muss sie behandelt werden. Eine häufig<br />
eingesetzte Therapieform ist ein spezielles<br />
Nasen- oder Mund-Nasen-Maskensystem<br />
(CPAP-Maske), über das die Atemwege mithilfe<br />
von Überdruck freigehalten werden.<br />
Viele kommen jedoch nicht damit zurecht –<br />
und brechen die Behandlung wieder ab. Für<br />
sie kann ein individuell angepasstes Zahnschienen-System<br />
eine hilfreiche Alternative<br />
sein. Das ist die Domäne der zahnärztlichen<br />
Schlafmedizin: Ihr hoher Stellenwert in der<br />
Schlafapnoe-Therapie ist inzwischen auch<br />
wissenschaftlich belegt.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
19<br />
Das Interview zum Thema<br />
Woran erkennt man, dass man Schlafapnoe<br />
hat? Und wie kann ein Zahnschienen-System<br />
den Betroffenen helfen? Antworten gibt<br />
der erfahrene zahnärztliche Schlafmediziner<br />
Dr. Karl Haushofer.<br />
Herr Dr. Haushofer, welche Anzeichen können auf<br />
Schlafapnoe hinweisen?<br />
Dr. Haushofer: Lautes Schnarchen und Atemaussetzer<br />
im Schlaf werden meist nicht von<br />
den Betroffenen selbst, sondern von ihren Partnern<br />
wahrgenommen. Ein wichtiges Indiz ist<br />
jedoch ständige Müdigkeit. Denn anders als<br />
Schnarchen ohne Atemaussetzer wirkt sich eine<br />
Schlafapnoe immer auch auf die Schlafqualität<br />
aus: Die Betroffenen wachen müde auf, sie haben<br />
Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen<br />
und werden die Müdigkeit auch während des<br />
Tages nicht los. Bei schwergradiger Schlafapnoe<br />
kann dies die Ursache für den gefürchteten »Sekundenschlaf«<br />
sein.<br />
Wie wird eine Schlafapnoe diagnostiziert?<br />
Dr. Haushofer: Diagnostiziert wird eine<br />
Schlafapnoe mithilfe von nächtlichen Messungen.<br />
Hierfür wird dem Betroffenen ein Screening-Gerät<br />
mit nach Hause gegeben, das während<br />
der Nacht sämtliche relevanten Daten<br />
aufzeichnet. Am nächsten Morgen können die<br />
Daten über einen Computer in der Arztpraxis<br />
ausgewertet werden. So erhält man zuverlässig<br />
Auskunft, wie viele Atempausen in der Messnacht<br />
auftraten, wie lange sie gedauert haben,<br />
wie stark der Blutsauerstoffgehalt gesunken ist<br />
und in welcher Körperlage die Apnoen verstärkt<br />
aufgetreten sind. Außerdem lässt sich der Grad<br />
der Schlafapnoe feststellen: Bei mehr als fünf<br />
Atemaussetzern pro Stunde sprechen wir von<br />
einer leichten oder milden Form, bei 15 bis 20<br />
Atemaussetzern von einer mittleren oder moderaten<br />
und bei mehr als 30 Atemaussetzern von<br />
einer hoch- oder schwergradigen Schlafapnoe.<br />
Eine Alternative ist, die Untersuchung in einem<br />
Schlaflabor durchzuführen.<br />
Steht die Diagnose »obstruktives Schlafapnoesyndrom«,<br />
wird oft erst einmal eine spezielle Überdruckmaske<br />
verordnet …<br />
Dr. Haushofer: … das ist richtig. Es kommt jedoch<br />
immer wieder vor, dass Patienten die Therapie<br />
abbrechen müssen, weil sie mit der Bedienung<br />
nicht zurechtkommen, sie unter Unverträglichkeiten<br />
oder unter anderen belastenden<br />
Nebenwirkungen leiden. In diesem Fall kann<br />
die zahnärztliche Schlafmedizin wertvolle<br />
Dienste leisten, denn sie bietet den Betroffenen<br />
bei richtiger Indikationsstellung auch die Möglichkeit,<br />
eine Schlafapnoe sehr effektiv mithilfe<br />
von Zahnschienen-Systemen zu behandeln. Die<br />
Akzeptanz bei den Patienten ist hoch – auch,<br />
weil die Behandlung kaum belastend und unkompliziert<br />
in der Handhabung ist. Aber vor allem<br />
fühlen sie sich bald wieder deutlich besser:<br />
Die Atemaussetzer werden weniger und kürzer,<br />
der Schlaf wird wieder erholsamer und die Beeinträchtigungen<br />
am Tag lassen spürbar nach.<br />
Was genau bewirkt die Schiene?<br />
Dr. Haushofer: Bei vielen Betroffenen sinken<br />
Unterkiefer und Zunge nach hinten ab und<br />
verengen so die oberen Atemwege. Um dies zu<br />
verhindern, passen wir unseren Patienten mit<br />
Atemaussetzern eine sogenannte Unterkieferprotrusionsschiene<br />
an. Mit ihr lässt sich der<br />
Unterkiefer minimal vorschieben, sodass Zunge,<br />
Zungengrund und der weiche Gaumen ein<br />
wenig nach vorn verlagert werden. Dadurch<br />
kann der Luftweg nicht mehr verlegt werden:<br />
Die Atemwege bleiben geöffnet, die Weichteile<br />
des oberen Atemwegs werden stabilisiert, das<br />
Gaumensegel wird leicht gestrafft – und die Gefahr<br />
von Atemaussetzern ist gebannt.<br />
Wie ist das Zahnschienen-System aufgebaut?<br />
Dr. Haushofer: Das System besteht aus zwei miteinander<br />
verbundenen Einzelschienen für den<br />
Zur Person<br />
Karin Haushofer, Dr. Karl Haushofer, Sabrina Mühlbauer,<br />
Karin Ertl, Silvana Freund (v.l.n.r.)<br />
Ober- und Unterkiefer. Diese spezielle Verbindung<br />
bewirkt, dass der Unterkiefer nicht zurückrutscht.<br />
Zudem können wir dank der Verbindungselemente<br />
die Vorwärtseinstellung des<br />
Unterkiefers bei Bedarf verändern. Wichtig ist,<br />
dass das Zahnschienen-System perfekt auf die<br />
Zahnbögen des Patienten abgestimmt sind.<br />
Wie gehen Sie dafür vor?<br />
Dr. Haushofer: Dies erreichen wir, indem wir<br />
das Design der Schiene bei jedem Patienten individuell<br />
anpassen. Anstelle der klassischen Abdrucknahme<br />
mit Abdrucklöffel und Abdruckmasse<br />
führen wir die Kieferabformung digital<br />
mittels eines Intraoralen Scanners durch, wodurch<br />
die Qualität gesteigert und der Arbeitsprozess<br />
auch bei der Schienenherstellung im<br />
zahntechnischen Fachlabor beschleunigt wird.<br />
Kann auch betroffenen Kindern mit einem Zahnschienen-System<br />
geholfen werden?<br />
Dr. Haushofer: Bei Kindern kann die Therapie<br />
im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlung<br />
erfolgen, etwa indem die Verbindungselemente<br />
zwischen Oberkiefer- und Unterkieferschiene<br />
in die kieferorthopädische Apparatur<br />
miteingebaut werden.<br />
Dr. med. dent. Karl Haushofer zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet der zahnärztlichen<br />
Schlafmedizin in Deutschland. Bereits seit 2008 beschäftigt er sich intensiv mit den Möglichkeiten<br />
zur Behandlung von Schnarchen und Schlafapnoe. Nach 25 Jahren zahnärztlicher<br />
Tätigkeit praktiziert er heute in München (Tal 14) in seiner Praxis für Privatpatienten und<br />
Selbstzahler, um Patienten ausschließlich mit individuell angefertigten Zahnschienen-<br />
Systemen zu behandeln, und ist zudem ein international gefragter Referent und anerkannter<br />
Spezialist auf seinem Gebiet. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit qualifizierten Schlafmedizinern,<br />
Kardiologen, Lungen- und HNO-Ärzten sowie mit dem Fachzahnarzt für Kieferorthopädie<br />
Dr. Florian Gebhart. Dr. Haushofer ist seit 2014 Mitglied der<br />
Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Schlafmedizin (DGZS), 2015<br />
erlangte er die Zertifizierung.<br />
Beratung und Terminvereinbarung unter Tel.: 089 / 18 92 29 89<br />
oder direkt online unter<br />
www.schnarchlos-muenchen.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
20 Diagnose & Therapie<br />
Endoprothesen bei Osteoporose<br />
Schmerzfreie Mobilität trotz<br />
Knochenschwund<br />
Foto: © sinenkiy / 123rf.com<br />
Wenn sich die Gelenkbeschwerden mit<br />
konservativen Maßnahmen nicht mehr<br />
beherrschen lassen, ist der künstliche<br />
Gelenkersatz eine Option. Aber gilt<br />
das auch für Menschen mit Knochenschwund?<br />
»Tatsächlich ist Osteoporose<br />
für einen endoprothetischen Eingriff<br />
kein Ausschlusskriterium«, sagt der<br />
renommierte Endoprothetik-Experte<br />
und Chefarzt der Klinik für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie am Krankenhaus<br />
Barmherzige Brüder München Prof. Dr.<br />
Johannes Beckmann.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Nicht nur der Verschleiß von Gelenken zählt<br />
zu den häufigsten Krankheitsbildern in<br />
der zweiten Lebenshälfte, sondern auch Osteoporose.<br />
Allein in Deutschland sind knapp acht<br />
Millionen an Osteoporose erkrankt, 85 Prozent<br />
davon sind Frauen. Eine unheilvolle Kombination,<br />
insbesondere wenn etwa ein Hüft- oder<br />
Kniegelenk so stark durch eine Arthrose beeinträchtigt<br />
ist, dass ein künstlicher Gelenkersatz<br />
erwogen wird. Denn eine Endoprothese muss<br />
fest im Knochen verankert sein – und hierfür ist<br />
eine gute Qualität der Knochen Voraussetzung.<br />
Liegt eine Osteoporose vor, fehlt es den Knochen<br />
jedoch an Dichte und Festigkeit: Die Mikroarchitektur<br />
des Knochens hat sich verändert, sodass<br />
er immer instabiler wird. Im Extremfall ist<br />
der Knochen so weich und porös, dass er ohne<br />
nennenswerte äußere Einwirkung bricht. Häufig<br />
lenkt eine solche Fraktur überhaupt erst den<br />
Blick auf eine bestehende Osteoporose: Da sich<br />
die Erkrankung schleichend entwickelt und lange<br />
Zeit keine Symptome verursacht, wissen die<br />
Betroffenen meist nichts davon.<br />
Von einem osteoporotisch bedingten Knochenbruch<br />
sind oft Becken, Unterarm- und Handgelenkknochen<br />
betroffen. Aber auch Brüche an<br />
den Wirbelkörpern der Wirbelsäule oder den<br />
Rippen(bögen) sind keine Seltenheit. Die häufigste<br />
Fraktur als Folge eines ausgeprägten Knochenschwunds<br />
betrifft jedoch den Oberschenkelknochen<br />
am Schenkelhals – und dieser liegt<br />
direkt unter dem Kopf des Oberschenkels, der<br />
gemeinsam mit dem Beckenknochen das Hüftgelenk<br />
bildet. Dies sei jedoch kein Grund, auf<br />
die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks<br />
zu verzichten, wie der Chefarzt der Klinik für<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus<br />
Barmherzige Brüder München Professor<br />
Dr. Johannes Beckmann betont. Im Gegenteil:<br />
»Auch wenn eine Osteoporose nicht geheilt werden<br />
kann, so wirkt es sich auf jeden Fall positiv<br />
auf Körper und Psyche aus, wenn wenigstens<br />
die Gelenkprobleme erfolgreich in den Griff bekommen<br />
wurden.«<br />
Herr Prof. Beckmann, an welchen<br />
Knochen spielt sich eine Osteoporose<br />
ab?<br />
Professor Beckmann: Osteoporose ist eine Systemerkrankung,<br />
die das gesamte Skelett betrifft.<br />
Dieser Umstand ist vielen gar nicht bewusst,<br />
vermutlich auch deshalb, weil beim gängigen<br />
bildgebenden Verfahren zum Nachweis einer<br />
Osteoporose, der sogenannten DEXA-Methode,<br />
die Knochendichte üblicherweise an der Lendenwirbelsäule<br />
und am Oberschenkelhals, in<br />
Ausnahmefällen auch am Handgelenk gemessen<br />
wird. Außerdem denken bei einem osteoporosebedingten<br />
Knochenbruch die meisten eher<br />
an eine Wirbelkörper- oder Handgelenksfraktur.<br />
Letztlich ist es jedoch so, dass jeder einzelne<br />
Knochen des Körpers geschwächt und von einer<br />
osteoporotische Fraktur betroffen sein kann,<br />
also eben auch die Knochen, die an den Gelen-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Diagnose & Therapie<br />
21<br />
ken beteiligt sind, etwa die Knochen des Knieoder<br />
Hüftgelenks. Dies gilt es zu beachten, wenn<br />
die Implantation eines künstlichen Gelenkersatzes<br />
im Raum steht.<br />
Bedeutet das, dass endoprothetische<br />
Eingriffe bei Osteoporose kontraindiziert<br />
sind?<br />
Professor Beckmann: Nein, Osteoporose ist absolut<br />
kein Ausschlusskriterium für einen endoprothetischen<br />
Eingriff - jedenfalls nicht für den<br />
erfahrenen Operateur. Viele profitieren sogar<br />
vom Einbau eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks.<br />
Gerade für Patientinnen und Patienten<br />
mit einer Osteoporose ist eine moderat-aktive<br />
Lebensweise ein wichtiger Therapiebaustein.<br />
Dies ist mit einem schmerzenden, in seiner Beweglichkeit<br />
stark eingeschränkten Gelenk jedoch<br />
kaum mehr möglich. Durch die Implantation<br />
eines künstlichen Gelenks wird der Patient<br />
wieder in die Lage versetzt, sich schmerzfrei zu<br />
bewegen. Dadurch kann er zum Beispiel dann<br />
auch wieder an gezielten Trainingsprogrammen<br />
zum Knochenaufbau teilnehmen. Wichtig<br />
ist die Wahl der geeigneten Operationstechnik,<br />
mit der sich das künstliche Gelenk auch bei einem<br />
instabilen, in seiner Festigkeit geschwächten<br />
Knochen fest verankern lässt.<br />
Wie wird das künstliche Gelenk im<br />
Knochen verankert?<br />
Professor Beckmann: Um das Implantat im osteoporotischen<br />
Knochen zu verankern, verwenden<br />
wir meist etwas weiter in den Knochen hineinreichende<br />
Implantate, fixiert über Knochenzement.<br />
Hierbei handelt es sich um einen speziellen<br />
Kunstharzzement, der rasch aushärtet und biologisch<br />
gut verträglich ist. Eine zementierte Endoprothese<br />
bietet bei einer verminderten Knochenqualität<br />
eine sehr viel verlässlichere Verankerung<br />
als eine zementfreie Endoprothese, die direkt im<br />
Knochen fixiert wird und die nach der Operation<br />
in den Knochen einwachsen muss. Durch den<br />
Knochenzement besteht praktisch sofort nach<br />
der Operation eine feste Verbindung zwischen<br />
der Endoprothese und dem Knochen. Aber auch<br />
in Bezug auf die Langzeitfunktion überzeugt der<br />
zementierte Gelenkersatz: Die Gefahr, dass es im<br />
Laufe der Jahre nach dem Eingriff zu einer Fraktur<br />
kommt, ist und bleibt nach einem künstlichen<br />
Gelenkersatz an der Hüfte deutlich geringer<br />
als bei der zementfreien Variante.<br />
Ist die zementierte Endoprothese<br />
auch eine Option für ältere<br />
Menschen?<br />
Professor Beckmann: Internationale Studien zeigen,<br />
dass nicht nur die Knochenqualität, sondern<br />
immer auch das Alter bei der Frage berücksichtigt<br />
werden sollte, ob die Verankerung besser<br />
zementiert oder zementfrei erfolgt. Danach<br />
profitieren vor allem Personen, die älter als 75<br />
Jahre alt sind, von zementierten Endoprothesen.<br />
Die jüngsten Datenanalysen des Endoprothesenregisters<br />
Deutschland kommen zu dem<br />
gleichen Ergebnis, zumindest, was den künstlichen<br />
Hüftgelenkersatz betrifft: Die Frakturrate<br />
bei Senioren, die eine zementfreie Hüftprothese<br />
eingesetzt bekommen haben, liegt auch zehn<br />
Jahre nach dem Eingriff noch um ein Vielfaches<br />
höher als bei den Patientinnen und Patienten<br />
gleichen Alters, die mit einem zementierten Implantat<br />
versorgt wurden. In unserer Klinik gehen<br />
wir noch einen Schritt weiter und berücksichtigen<br />
bei der Entscheidung für oder gegen<br />
den Einsatz von Knochenzement weniger das<br />
chronologische, sondern vor allem das biologische<br />
Alter. Mit dem Ergebnis, dass wir häufig<br />
auch schon Patientinnen und Patienten zu einer<br />
zementierten Hüft- oder Knieendoprothese raten,<br />
die jünger als 75 Jahre alt sind.<br />
Was raten sie jüngeren Betroffenen,<br />
die keine Osteoporose haben?<br />
Professor Beckmann: Bei jüngeren Patientinnen<br />
und Patienten mit einer guten Knochenqualität<br />
und einem unauffälligen Röntgenbild geben<br />
wir in der Regel einer Verankerung ohne Zement<br />
den Vorzug. Zu den Vorteilen der zementfreien<br />
Variante gehört zum Beispiel, dass es im<br />
Vergleich zur zementierten Endoprothese etwas<br />
leichter ist, das eingewachsene Gelenk gegen ein<br />
neues Modell auszutauschen, wenn später ein<br />
Wechsel der Hüft- oder Knieendoprothese notwendig<br />
sein sollte, da kein Zement entfernt werden<br />
muss.<br />
Zur Person<br />
Worauf sollten Osteoporosepatientinnen<br />
und -patienten bei der Wahl<br />
der geeigneten Klinik für einen<br />
endoprothetischen Eingriff achten?<br />
Professor Beckmann: Wichtig ist, dass sich die Betroffenen<br />
an eine Klinik wenden, deren Operateure<br />
über große Erfahrung und die notwendige<br />
fachliche Kompetenz verfügen, um mit allen<br />
etwaigen Widrigkeiten angemessen und patientenorientiert<br />
umgehen zu können. Schon bei<br />
jeder Routineoperation kann etwas Unvorhergesehenes<br />
passieren, das gilt umso mehr, wenn<br />
gleichzeitig eine Osteoporose besteht. Deshalb<br />
muss gewährleistet sein, dass das OP-Team die<br />
nötige Expertise hat, in jeder Phase des Eingriffs<br />
umgehend adäquat reagieren zu können. Mindestens<br />
ebenso wichtig ist es, dass sämtliche notwendigen<br />
Implantate bereitgehalten werden, damit<br />
auch wirklich jeder einzelne Fall und jede<br />
Komplikation gut und individuell abgestimmt<br />
behandelt werden kann. Diese Voraussetzungen<br />
sind erfüllt, wenn die Klinik als EndoProthetik-<br />
Zentrum der Maximalversorgung, kurz EPZmax,<br />
zertifiziert ist.<br />
Wie findet man heraus, welche Klinik<br />
zertifiziert ist?<br />
Professor Beckmann: Alle zertifizierten Kliniken<br />
werden auf der Website des Endoprothesenregisters<br />
Deutschland (EPRD) veröffentlicht. Diese<br />
Kliniken liefern außerdem regelmäßig Daten,<br />
die dann vom Register eingehend und unabhängig<br />
geprüft werden. Das Endoprothesenregister<br />
Deutschland ist Europas zweitgrößtes medizinisches<br />
Register für Hüft- und Knieendoprothetik<br />
– und es hat sich bestens bewährt. So lassen sich<br />
aus den gesammelten Registerdaten eine Vielzahl<br />
an verlässlichen Informationen gewinnen,<br />
beispielsweise zur Altersverteilung und Vorerkrankungen<br />
der Patientinnen und Patienten<br />
oder zu den Gründen für Wechseloperationen<br />
sowie zur Haltbarkeit der Implantate. Auch zu<br />
den Fallzahlen – und ebenso zur Komplikationsrate<br />
– der einzelnen Kliniken gibt das EPRD<br />
Auskunft. Dabei hat sich gezeigt: Kliniken mit<br />
hohen Fallzahlen weisen auch deutlich niedrigere<br />
Versagerquoten auf. Und dies ist natürlich<br />
ein ganz wichtiges Kriterium für die Auwahl der<br />
geeigneten Klinik.<br />
Prof. Dr. Johannes Beckmann ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
des Krankenhauses Barmherzige Brüder München. In der Klinik, die zu den<br />
größten orthopädischen Kliniken Deutschlands gehört, werden jährlich mehr als die<br />
Hälfte der 4 700 stationären Patientinnen und Patienten im zertifizierten Endoprothetikzentrum<br />
der Maximalversorgung (EPZmax) behandelt. Damit ist das Krankenhaus<br />
Barmherzige Brüder führend in München.<br />
Prof. Beckmann verfügt über eine ausgewiesene Expertise für Endoprothetik und ist in Fachkreisen international<br />
anerkannt. Unter anderem ist er aktives Mitglied in den Präsidien der großen renommierten<br />
Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE), der Deutschen Kniegesellschaft<br />
(DKG) und der European Knee Gesellschaft (EKS) und wirkt an der Überarbeitung der Leitlinien, etwa zur<br />
Gonarthrose und Femurkopfnekrose, mit. Außerdem hält Prof. Beckmann an der Universität Regensburg<br />
regelmäßig Vorlesungen und Seminare. Bislang hat er über 100 Studien und<br />
Journalbeiträge in nationalen und internationalen medizinischen Fachzeitschriften<br />
veröffentlicht.<br />
Nähere Infos:<br />
www.barmherzige-muenchen.de<br />
Foto: Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
22 Promotion<br />
»Kompressionsstrümpfe lindern meine<br />
Beschwerden und in trendigen Farben sind<br />
sie vielseitig kombinierbar.«<br />
Rundgestrickte<br />
medizinische<br />
Kompression<br />
nach Thrombose<br />
Tugce Bagceci-Yücel ist eines der Gesichter der neuen<br />
Design-Kampagne von medi. Im August 2022 hat sie die<br />
Diagnose »Thrombose« erhalten. »Bei meinem Shooting<br />
für die neue Design-Kampagne von medi habe ich gesehen,<br />
wie modisch und vielseitig medizinische Kompression<br />
gestylt werden kann. Seitdem bin auch ich modemutiger<br />
und kombiniere am liebsten die neuen Trendfarben<br />
Flieder und Salbeigrün mit gedeckten,<br />
natürlichen Tönen.«<br />
Schätzungen zufolge leiden in Deutschland<br />
mehr als 900 000 Menschen an den Folgen<br />
einer Thrombose – die Dunkelziffer liegt<br />
wahrscheinlich weitaus höher. (1) Allgemein<br />
gilt: Je früher eine Thrombose erkannt und<br />
behandelt wird, desto weniger kann es zu<br />
schwerwiegenden Komplikationen wie einer<br />
Lungenembolie kommen. Umso wichtiger ist<br />
es, mögliche Anzeichen und Symptome zu erkennen.<br />
Zu den Risikofaktoren gehören Rauchen,<br />
Übergewicht, mangelnde Bewegung<br />
sowie ein veränderter Hormonhaushalt. (2)<br />
Vor über einem Jahr hat Tugce Bagceci-<br />
Yücel die Diagnose »Thrombose« erhalten.<br />
Im Interview erzählt die 24-Jährige, wie sie<br />
seitdem therapiert wird und inwieweit ihr<br />
die aktuelle mediven Design-Kampagne von<br />
medi geholfen hat, selbstbewusster mit ihrer<br />
Erkrankung umzugehen.<br />
Liebe Frau Bagceci-Yücel, im August 2022 haben<br />
Sie die Diagnose »Thrombose« erhalten. Was war<br />
der Auslöser dafür?<br />
Das lässt sich im Nachhinein leider nicht mehr<br />
genau bestimmen. Kurz nach meiner Hochzeit<br />
im Juni letzten Jahres sind wir erst auf die Malediven<br />
und danach in die Türkei zu unserer Familie<br />
geflogen. Dort habe ich eine Mandelentzündung<br />
bekommen und hohes Fieber. Zusätzlich<br />
hatte ich anhaltende Schmerzen im unteren<br />
Rücken – drei Tage lang konnte ich mich kaum<br />
bewegen. Im Krankenhaus in Antalya hat man<br />
mir eine intravenöse Infusion gelegt und Medikamente<br />
gegen das Fieber gegeben. Der Arzt<br />
dachte, es handele sich um eine Grippe oder<br />
schwere Erkältung.<br />
Hat sich Ihr Zustand danach verbessert?<br />
Teilweise! In Deutschland zurück war die Mandelentzündung<br />
ebenso abgeklungen wie das Fieber,<br />
allerdings hatten sich die Rückenschmerzen<br />
verschlimmert. Mein Orthopäde hat mir<br />
daraufhin Schmerztabletten verschrieben. Zwei<br />
Tage später war mein linkes Bein leicht angeschwollen<br />
und ich habe erneut einen Termin<br />
beim Orthopäden vereinbart, der die Schwellung<br />
als eine Nebenwirkung der Tabletten einstufte.<br />
In den Tagen darauf ist das Bein merklich<br />
dicker geworden und die Haut hat sich bläulich<br />
verfärbt. Zudem hat sich mein Unterschenkel<br />
warm angefühlt. Meine Recherche im Internet<br />
hat als eine mögliche Diagnose »Thrombose«<br />
ergeben. Ich bin dann zu meinem Hausarzt<br />
gegangen. Er hat sofort diagnostiziert, dass es<br />
eine Thrombose ist und mir Heparin (Blutgerinnungshemmer)<br />
gespritzt. Seine Tochter hatte<br />
mit 16 Jahren eine Thrombose erlitten, deshalb<br />
kannte er das Krankheitsbild gut.<br />
Wie sind Sie weiter behandelt worden?<br />
Im Krankenhaus wurde die Diagnose bestätigt:<br />
4-Etagen-Thrombose – die Kombination einer<br />
Venenthrombose in der Wade, Knie, dem Oberschenkel<br />
und Becken. Ich musste strikte Bettruhe<br />
einhalten und mir wurde täglich ein straffer<br />
Kompressionsverband angelegt, der gegen<br />
den venösen Rückstau im Bein und meine<br />
Schmerzen geholfen hat. Um eine Lungenembolie<br />
zu verhindern und den Abbau der Thromben<br />
zu begünstigen, wurde anfangs zweimal pro Tag<br />
Heparin gespritzt und dann auf Tabletten um-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Promotion<br />
23<br />
Fotos: © www.medi.de<br />
gestellt. Im Krankenhaus habe ich auch meine<br />
ersten medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />
erhalten.<br />
Wie ist es Ihnen nach der Diagnose ergangen?<br />
Für mich war es eine belastende Zeit und ich<br />
habe mir Vorwürfe gemacht: Hatte ich mich zu<br />
ungesund ernährt oder mich zu wenig bewegt?<br />
Hätten Reisestrümpfe im Flugzeug die Thrombose<br />
verhindern können oder hat die Einnahme<br />
der Anti-Baby-Pille die Thrombose begünstigt?<br />
Auch die Aussicht, jeden Tag medizinische<br />
Kompression zu tragen, war anfangs beängstigend<br />
– ich fühlte mich zu wenig aufgeklärt über<br />
die Erkrankung und Therapiemöglichkeiten.<br />
Besonders geholfen hat mir der Rückhalt meiner<br />
Familie, insbesondere meines Ehemannes und<br />
meiner Mutter. Da ich mich nach meiner Krankenhausentlassung<br />
immer noch kaum bewegen<br />
konnte und auf Krücken ging, ist meine Mutter<br />
zwei Wochen zu uns gezogen. Sie hat sich intensiv<br />
um mich gekümmert und mir geholfen, liebevoller<br />
mit mir selbst umzugehen.<br />
Haben Sie auch Kontakt zu anderen Betroffenen<br />
gesucht?<br />
Ich habe nach meiner Diagnose viel im Internet<br />
recherchiert und bin zufällig auf Ilka John<br />
aufmerksam geworden. Sie hat mit 18 Jahren<br />
eine Bein- und Beckenvenenthrombose diagnostiziert<br />
bekommen. Auf ihrem Instagram-<br />
Account habe ich gesehen, wie vielfältig medizinische<br />
Kompression sein kann und wie offen<br />
und selbstbewusst Ilka mit ihrer Erkrankung<br />
umgeht. Dies hat mir gezeigt, es gibt viele junge<br />
Menschen, denen es ähnlich geht und ich<br />
bin mit meiner Diagnose nicht allein. Ich wollte<br />
mich nicht über meine Erkrankung definieren,<br />
denn sie ist nur ein kleiner Teil von mir. Ich verstand:<br />
Es ist an mir, mein physisches und geistiges<br />
Wohlbefinden selbst in die Hand zu nehmen<br />
und aktiv Einfluss auf den Verlauf der chronischen<br />
Erkrankung und die Therapie zu nehmen!<br />
Wie sehen Ihre Therapiemaßnahmen heute aus?<br />
Ich lasse mich regelmäßig untersuchen und<br />
habe auf das Anraten meines Hausarztes hin<br />
einen Termin am Universitätsklinikum Münster<br />
vereinbart. Dort wurde mir unter anderem<br />
Blut abgenommen und festgestellt, dass ich das<br />
Faktor-V-Leiden habe, eine Erbkrankheit, die<br />
die Blutgerinnung stört und dadurch das Risiko<br />
für eine Thrombose erhöht. Jeden Tag trage ich<br />
meine rundgestrickte medizinische Kompressionsstrumpfhose<br />
von medi, entweder mediven<br />
forte oder mediven plus – beide sind angenehm<br />
zu tragen, sitzen optimal und ich fühle mich darin<br />
rundum wohl. Die medizinische Kompressionsstrumpfhose<br />
hat mir mein Hausarzt zur Prophylaxe<br />
für mein rechtes Bein verschrieben und<br />
weil mein Bauch anfangs geschwollen war. Und<br />
ich versuche, mich gesünder zu ernähren und<br />
frisch zu kochen. Zusätzlich laufe ich täglich<br />
mindestens 10 000 Schritte und habe mich in einem<br />
Fitnessstudio angemeldet. Ich muss mich<br />
langsam vorantasten, denn bei zu viel Bewegung<br />
schwillt mein Bein schnell wieder an.<br />
Wie kommen Sie mit Ihrer medizinischen<br />
Kompressionsversorgung zurecht?<br />
Im Sanitätshaus in Beckum wurde ich top beraten.<br />
Die Fachkraft hat sich viel Zeit genommen<br />
und mich über die reine Versorgung hinaus<br />
auch zu Hautpflege und Anziehtipps informiert.<br />
Anfangs war es sehr ungewohnt, medizinische<br />
Kompression zu tragen und ich habe mich für<br />
die Farbe Schwarz entschieden, um nicht aufzufallen.<br />
Bei meinem Shooting für die neue Design-Kampagne<br />
von medi habe ich jedoch gesehen,<br />
wie modisch und vielseitig medizinische<br />
Kompression gestylt werden kann. Ich habe so<br />
viele Anregungen und Kombinationsmöglichkeiten<br />
erhalten, auch von anderen Testimonials<br />
wie Caroline Sprott, die ich seitdem im Alltag<br />
umsetze. Insbesondere die Trendfarbe Salbeigrün<br />
liebe ich – sie lässt sich so leicht kombinieren<br />
und passt gut zu meinem Teint.<br />
Was haben Sie gedacht, als Sie von medi als<br />
eines der Gesichter der neuen Design-Kampagne<br />
»Gemeinsam einzigartig« angefragt wurden?<br />
Ich hätte es nie für möglich gehalten als Model<br />
vor der Kamera zu stehen. Natürlich habe ich<br />
mich gefreut und sofort zugesagt, da mich die<br />
Botschaft der Kampagne überzeugt. Die Diagnose<br />
einer chronischen Erkrankung ist kein Segen,<br />
kann Betroffene aber stärken und inspirieren,<br />
anderen zu helfen sowie Aufklärung zu betreiben.<br />
Es ist wichtig, sich nicht zu verstecken,<br />
sondern seine medizinische Kompression selbstbewusst<br />
zu tragen. Dabei hilft der Austausch mit<br />
anderen Betroffenen sehr. Zu sehen, wie sie ihr<br />
Leben meistern und wie positiv sie mit ihrer Erkrankung<br />
umgehen, war für mich der Wendepunkt!<br />
Und genau das möchte ich weitergeben.<br />
Niemand ist mit seiner Erkrankung allein und<br />
gemeinsam schaffen wir viele neue Wohlfühlmomente,<br />
die unser Leben bereichern – und anderen<br />
Mut machen, ein ausgeglichenes, erfolgreiches<br />
und selbstbestimmtes Leben zu führen.<br />
Herzlichen Dank für die schönen Worte und den<br />
Einblick in Ihre Geschichte!<br />
Keine Lust auf Eintönigkeit? Die zwei neuen mediven<br />
Trendfarben Salbeigrün und Flieder lassen sich optimal<br />
kombinieren. Ob mit Weiß-, Creme- und Beige-<br />
Tönen oder, wer es bunter mag, mit einer knalligen<br />
Farbe oder einem weiteren Pastellton. Den modischen<br />
Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt!<br />
Informationsmaterial ist beim medi Verbraucherservice,<br />
Telefon 0921 912-750<br />
oder per E-Mail:<br />
verbraucherservice@medi.de<br />
erhältlich.<br />
Surftipps:<br />
www.medi.de/haendlersuche<br />
www.medi.de/produkte/highlights/vielfaltvenentherapie<br />
www.medi.de/diagnose-therapie/<br />
thrombose<br />
Quellen: (1) Thrombose und Thrombophilie: Wenn das<br />
Blut gerinnt. Online veröffentlicht unter: www.vorsorge-online.de/im-fokus/thrombose-und-thrombophilie<br />
(Letzter Zugriff: 04.10.<strong>2023</strong>) l (2) Thrombose im Griff.<br />
Online veröffentlicht unter: www.thrombose-im-griff.<br />
de/was-ist-eine-thrombose/ursachen-risiken (Letzter<br />
Zugriff: 04.10.<strong>2023</strong>).<br />
Was ist eine Thrombose?<br />
Die Thrombose ist ein Gefäßverschluss durch ein<br />
Blutgerinnsel (= Thrombus). Am häufigsten entstehen<br />
Thrombosen in den Beinvenen, es gibt<br />
jedoch auch Armvenenthrombosen. Theoretisch<br />
können Thrombosen in allen Venen entstehen.<br />
Typische Thrombose-Anzeichen sind Schwellung,<br />
(Rücken-) Schmerzen, Hitzegefühl und<br />
eine rote oder bläuliche Verfärbung der Haut.<br />
Im schlimmsten Fall kann eine Thrombose zu einer<br />
Lungenembolie führen.<br />
Zweckbestimmung: mediven® plus | mediven® forte:<br />
Rundgestrickter medizinischer Kompressionsstrumpf<br />
zur Kompression der unteren Extremitäten, hauptsächlich<br />
bei der Behandlung von Erkrankungen des<br />
Venensystems.
24 Rat aus der Apotheke<br />
Indische Flohsamenschalen<br />
Sanfte Unterstützung<br />
für den Darm<br />
Fotos: © shawnhempel / 123rf.com (oben); © Stan Shebs. Wikipedia (rechts)<br />
Im <strong>Winter</strong> kommen hierzulande traditionell<br />
mehr üppige (fettreiche) Fleischgerichte<br />
auf den Tisch – und rufen dann oft<br />
Verdauungsprobleme hervor. Vor allem<br />
Menschen, die ohnehin zu Blähungen<br />
und Verstopfung neigen oder unter<br />
einem Reizdarm leiden, können die<br />
Festessen an den Weihnachtstagen<br />
oder der veränderte Tagesrhythmus<br />
zu schaffen machen. Bevor man nun<br />
zum Abführmittel greift, sollte man erst<br />
einmal mit natürlichen Maßnahmen versuchen,<br />
den Darm wieder in Schwung<br />
zu bringen: Indische Flohsamenschalen<br />
können hier wirkungsvoll helfen.<br />
Von Dr. Nina Schreiber<br />
Der Flohsamen heißt so, weil seine kleinen,<br />
braunen Samen an Flöhe erinnern. Anders als<br />
die lästigen Parasiten, leisten die Flohsamen uns<br />
Menschen jedoch wertvolle Dienste. Hauptproduktionsstätte<br />
des Flohsamens ist Indien: Nahezu<br />
die gesamten Ernte stammt von dort und<br />
wird aus der Pflanze Plantago ovata gewonnen.<br />
Verwendet werden entweder der komplette Samen<br />
(Psyllium) oder nur die Samenschalen.<br />
Flohsamen und ihre Schalen gehören zu den<br />
Quellstoffen: Kommen sie mit Flüssigkeit in<br />
Kontakt, bilden sie eine gelartige Masse, wodurch<br />
sie um das Vierzigfache ihre Trockengewichts<br />
aufquellen – die Schalen noch einmal<br />
deutlich mehr als die Samen. Deshalb kommen<br />
meist Flohsamenschalen zum Einsatz, wenn es<br />
um therapeutische Zwecke geht. Der Schleim<br />
besteht vor allem aus löslichen Ballaststoffen,<br />
die von den Bakterien im Dickdarm zersetzt<br />
werden und deshalb auch dem Darmmikrobiom<br />
guttun.<br />
Gegen Verstopfung und Durchfall<br />
Dank ihrer Fähigkeit, viel Flüssigkeit zu binden,<br />
gehören die Flohsamenschalen zu den wichtigsten<br />
pflanzlichen Mitteln gegen Verstopfung: Sie<br />
regen die Verdauung an, vergrößern das Volumen<br />
des Stuhls und machen ihn so weicher und<br />
gleitfähiger. Diese Wirkung entfalten sie jedoch<br />
nur, wenn sie mit viel Flüssigkeit eingenommen<br />
werden. Bleibt die Flüssigkeitszufuhr aus, verschlimmert<br />
sich die Verstopfung nicht nur, sondern<br />
es droht im Extremfall sogar ein Darmverschluss.<br />
Flohsamenschalen helfen aber auch bei<br />
Durchfall. In diesem Fall binden die löslichen<br />
Ballaststoffe der Schalen das überschüssige Wasser<br />
und machen den Stuhl dadurch fester. Auch<br />
in diesem Fall ist es wichtig, viel Flüssigkeit aufzunehmen.<br />
Dies gilt umso mehr, da bei Durchfall<br />
ohnehin die Gefahr einer Dehydrierung besteht.<br />
Ebenso wird Reizdarmpatienten die regelmäßige<br />
Einnahme von Flohsamenschalen<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Rat aus der Apotheke<br />
25<br />
Was tun bei Verstopfung?<br />
• Bei chronischer Verstopfung<br />
empfiehlt sich eine ballaststoffreiche<br />
Ernährung. Wer<br />
hierzu seine Ernährung ändern<br />
muss, sollte am besten schrittweise<br />
vorgehen: Ersetzen Sie<br />
zunächst einzelne ballaststoffarme<br />
Lebensmittel durch klassische<br />
Ballaststofflieferanten,<br />
wie z.B. das Vollkornbrötchen<br />
anstelle der Frühstückssemmel<br />
aus Weißmehl, oder Vollkornnudeln<br />
anstelle der Eiernudeln.<br />
Rohkost sollte zunächst besser<br />
in den Mittagsstunden und<br />
nicht unbedingt zum Abendessen<br />
verzehrt werden. Ebenso<br />
ist es ratsam, ballaststoffreiche,<br />
aber tendenziell blähende<br />
Speisen wie Kohl- oder Hülsenfrüchtegerichte<br />
dem wöchentlichen<br />
Speiseplan allmählich<br />
zuzufügen.<br />
• Um die Stuhlkonsistenz<br />
weich zu halten, sollten Sie mindestens<br />
zwei bis zweieinhalb Liter<br />
Flüssigkeit pro Tag zu sich<br />
nehmen. Am besten geeignet<br />
sind Mineralwasser, Saftschorlen,<br />
Früchte- und Kräutertees.<br />
Alkoholische und koffeinhaltige<br />
Getränke wie Kaffee, Tee oder<br />
Cola helfen dagegen nicht.<br />
• Sauermilchprodukte wie<br />
Buttermilch, Kefir, Dickmilch<br />
oder Joghurt haben einen<br />
günstigen Einfluss auf die Darmflora<br />
(Darmmikrobiom) und regen<br />
zudem die Darmtätigkeit<br />
an; sie sollten deshalb ebenfalls<br />
auf Ihrem täglichen Speiseplan<br />
stehen.<br />
• Sorgen Sie für regelmäßige<br />
Bewegung. Wer regelmäßig<br />
körperlich aktiv ist, trainiert<br />
nicht nur die Muskeln, sondern<br />
auch den Darm. Am besten eignen<br />
sich leichte Ausdauersportarten,<br />
z. B. Laufen, Walking,<br />
Radfahren oder Gymnastikübungen,<br />
bei denen speziell die<br />
Bauchmuskeln trainiert werden.<br />
empfohlen. Und: Flohsamenschalen können sogar<br />
beim Abnehmen helfen. Durch ihre enorme<br />
Quellfähigkeit wird nämlich u.a. auch das Sättigungsgefühl<br />
reguliert: Man fühlt sich länger<br />
satt, Heißhungerattacken werden vermieden.<br />
Unterstützt wird dieser Effekt durch die Wirkung<br />
des Flohsamens, den Blutzuckerspiegel zu<br />
senken und so die Insulinantwort zu verbessern<br />
– hiervon profitieren auch Typ-2-Diabetiker.<br />
Laut Studien bindet der abgesonderte Schleim<br />
zudem überschüssiges Cholesterin im Darm.<br />
Dadurch verringert sich jedoch nur die aufgenommene<br />
Menge an schädlichem Cholesterin<br />
(LDL), nicht aber die Aufnahme von gutem<br />
Cholesterin (HDL).<br />
Die Basics für die richtige<br />
Anwendung von Flohsamen<br />
• Verwenden Sie ausschließlich reine<br />
Flohsamen(schalen) aus biologischem Anbau<br />
ohne Zusatzstoffe, erhältlich zum Beispiel im Reformhaus<br />
oder in der Apotheke.<br />
• Grundsätzlich gilt: Trinken Sie pro Dosis<br />
Flohsamenschalen 200 Milliliter Wasser. Diese<br />
werden jeweils zur täglichen Flüssigkeitsaufnahme<br />
hinzuaddiert.<br />
• Sowohl für eine abführende als auch für<br />
eine bindende Wirkung genügen ein bis zwei<br />
Teelöffel à ca. 5 Gramm (etwa in 200 Milliliter<br />
Wasser aufgelöst) pro Tag. Trinken Sie die Mischung<br />
in einem Zug, damit der Flohsamen nicht<br />
eindickt. Prinzipiell können Sie auch eine größere<br />
Menge über den Tag verteilt einnehmen, mehr<br />
als acht Teelöffel (40 Gramm) sollten es jedoch<br />
nicht sein.<br />
• Achten Sie auf eine ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr<br />
auch über Tag verteilt, andernfalls<br />
droht eine Verstopfung.<br />
• Nehmen Sie Flohsamen immer in aufrechter<br />
Haltung (Sitzen oder Stehen) ein, auf diese<br />
Weise setzt die Quellwirkung erst im Magen ein.<br />
• Für eine optimale Wirkung empfiehlt es<br />
sich, die Flohsamenschalen 30 bis 60 Minuten<br />
vor einer Mahlzeit oder zwei Stunden danach zu<br />
sich zu nehmen.<br />
• Im Allgemeinen sind Flohsamen gut verträglich,<br />
gelegentlich können jedoch Blähungen<br />
auftreten. Empfindliche Personen sollten die Dosierung<br />
deshalb langsam erhöhen.<br />
• Nehmen Sie Medikamente ein, sollten Sie<br />
vorab mit Ihrem Arzt besprechen, ob etwas gegen<br />
die gleichzeitige Einnahme von Flohsamen<br />
spricht. Flohsamen kann nämlich die Aufnahme<br />
von Arzneimitteln über den Darm behindern.<br />
Generell sollte der Einnahmeabstand zu Medikamenten<br />
mindesten eine halbe Stunde betragen.<br />
• Nicht angewendet werden dürfen Flohsamenschalen,<br />
wenn eine Divertikulose bzw. Divertikulitis<br />
bekannt ist oder wenn im Verdauungstrakt<br />
(im Magen oder im Darm) Verengungen<br />
bestehen.<br />
Rat des Apothekers<br />
• Hochwertige Plantago-ovata-Produkte<br />
sind rezeptfrei in<br />
der Apotheke erhältlich, z.B.<br />
Aurica® Flohsamenschalen Flosano®,<br />
Flosine®Balance Granulat,<br />
Agiocur® Madaus Granulat,<br />
Pascomucil®-Pulver, Metamucil®,<br />
Mucofalk®, Avitale Ganze<br />
Flohsamenschalen indisch<br />
• Ihre Anwendung ist frei von<br />
den Risiken üblicher Abführmittel<br />
und über längere Zeit unbedenklich<br />
möglich.<br />
• Flohsamenschalen sollten<br />
immer trocken und vor Licht geschützt<br />
gelagert werden.<br />
• Flohsamenschalen haben<br />
eine lange Haltbarkeit von bis<br />
zu zwei Jahren. Riechen sie ranzig<br />
oder sind sie verklumpt, sollten<br />
sie nicht mehr verwendet<br />
werden.<br />
• Eine plötzliche Veränderung der Stuhlgewohnheiten,<br />
die länger als zwei Wochen anhält,<br />
ist ebenfalls eine Kontraindikation und sollte<br />
grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden. Gleiches<br />
gilt für Blutbeimengungen im Stuhl oder für unklare<br />
Blutungen aus dem Rektum.<br />
• Besteht eine Herz- oder Nierenerkrankung,<br />
sollte vorab mit der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt<br />
werden, ob Flohsamenschalen eingenommen<br />
werden können.<br />
Die Flohsamenschalen werden aus den Samen der<br />
Pflanze Plantago ovata gewonnen.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
26 Reise<br />
Bad Reichenhall:<br />
<strong>Winter</strong>-Tipps von Skibergsteiger<br />
Philipp Reiter<br />
Schnee erleben,<br />
aber auf die sanfte Tour<br />
Volle Pisten oder Warteschlangen am Lift<br />
waren die Sache von Skibergsteiger und<br />
Trailrunner Philipp Reiter noch nie. Kein<br />
Wunder: In seiner Wahl-Heimat Bad Reichenhall<br />
gibt es weder das eine noch das<br />
andere. Vielmehr schätzt der 32-Jährige<br />
die Ruhe und Einsamkeit auf den Gipfeln<br />
rund um die oberbayerische Alpenstadt –<br />
und das nicht nur zum Training, sondern<br />
auch privat. Berge wie Predigtstuhl, Zwiesel,<br />
Dötzenkopf oder Hochschlegel liegen<br />
nur einen Steinwurf vom Zentrum entfernt<br />
und entführen alternative <strong>Winter</strong>sportler<br />
binnen kürzester Zeit in die wilde Natur<br />
des Biosphärenreservats Berchtesgadener<br />
Land. Ab sofort darf die Region die<br />
UNESCO-Auszeichnung übrigens für weitere<br />
zehn Jahre führen.<br />
dort einen herrlichen Ausblick auf die Alpenmetropole.<br />
Denn man ist ihr nah und fern gleichermaßen«,<br />
schwärmt er. Im Folgenden verrät<br />
der Bad-Reichenhall-Markenbotschafter seine<br />
Geheimtipps für Trailrunner, Skitourengeher,<br />
Langläufer, Schneeschuh- sowie <strong>Winter</strong>wanderer<br />
– und wo man ihn auch mal beim Eisstockschießen<br />
oder Nachtrodeln antreffen kann.<br />
Schon für Einsteiger machbar:<br />
Skitour auf den Hochschlegel<br />
Philipp Reiter: Bad Reichenhall und das umliegende<br />
Berchtesgadener Land sind ein Dorado<br />
für Skibergsteiger. Anfänger mit guter Kondition<br />
werden bei der leichten, etwa vierstündigen<br />
Route auf den Hochschlegel mit sensationellen<br />
Aussichten belohnt. Dabei geht es gut zwölf Kilometer<br />
entlang von Forststraßen, durch den<br />
Wald und über freie Hänge auf den Gipfel im<br />
oberbayerischen Lattengebirge. Zu bewältigen<br />
sind 1 200 Höhenmeter bergauf und bergab,<br />
also absolut machbar. Startpunkt ist jeweils<br />
das 200 Jahre alte Haus Baumgarten, wo auch<br />
das gleichnamige Outdoor Center seinen Sitz<br />
hat. Wer mag, bucht dort eine geführte Tour. An<br />
die kurze und manchmal steile Strecke auf den<br />
Zwiesel, höchster Gipfel der Staufen-Gruppe,<br />
Wenn Bad-Reichenhall-Markenbotschafter Philipp Reiter nicht gerade beim Rennen auf schmalen Bergpfaden unterwegs<br />
ist, nutzt er Gipfel wie den Zennokopf oder Zwiesel für seine zweite große Passion, das Skibergsteigen.<br />
© Bad Reichenhall Tourismus und Stadtmarketing<br />
Von Jessica Thalhammer<br />
Philipp Reiter kennt sich bestens aus: »Als professioneller<br />
Trailrunner liegt mir diese Sportart<br />
ganz besonders am Herzen. Und da ich auch im<br />
<strong>Winter</strong> das Training weder einstellen kann noch<br />
will, habe ich mir in unmittelbarer Nähe meiner<br />
Heimatstadt ein paar leicht zu erreichende, aber<br />
keineswegs leicht zu bewältigende Übungsstrecken<br />
gesucht«. Seine Lieblingsroute führt vom<br />
Bad Reichenhaller Festplatz auf den Dötzenkopf<br />
und über das Wanderzentrum Bayerisch Gmain<br />
wieder retour: »Zu jeder Jahreszeit hat man von<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Reise<br />
27<br />
sollten sich hingegen nur erfahrene Skibergsteiger<br />
wagen.<br />
Loipen für jeden Stil:<br />
Langlaufen in Bayerisch Gmain<br />
Philipp Reiter: Es gibt in ganz Bad Reichenhall<br />
zwar »nur« 25 Loipenkilometer, diese aber machen<br />
ganz besonders viel Spaß. Während die<br />
Langlaufloipen Karlstein (knapp eineinhalb Kilometer)<br />
und Marzoll (knapp vier Kilometer)<br />
vorwiegend flach verlaufen und vor allem Klassik-Fans<br />
begeistern dürften, sind meine persönlichen<br />
Favoriten die drei Runden im Stadtteil<br />
Bayerisch Gmain: Denn die elf Kilometer gestalten<br />
sich doch etwas anspruchsvoller und sind<br />
vor allem auch für Skater geeignet – mein bevorzugter<br />
Stil. Übrigens kann jeder, der eine Gästekarte<br />
hat, einmal pro Woche an einem kostenlosen<br />
Langlaufkurs teilnehmen. Ausgangspunkt<br />
ist jeweils das Haus des Gastes.<br />
Auch wenn’s ein Klassiker ist:<br />
Schneeschuhtour auf dem Predigtstuhl<br />
Philipp Reiter: Der Predigtstuhl ist unser<br />
Hausberg und allein deshalb eigentlich zu jeder<br />
Jahreszeit die spektakuläre Fahrt mit der<br />
»Grande Dame der Alpen« wert. So nennen wir<br />
Bad Reichenhaller nicht ohne Stolz die Predigtstuhlbahn,<br />
die ihre Gäste seit Inbetriebnahme<br />
1928 unfallfrei und innerhalb von achteinhalb<br />
Minuten vom Ortszentrum auf 1 614 Meter<br />
Höhe befördert. Somit ist sie die älteste, im Original<br />
erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt.<br />
Oben angekommen, können sich selbst Schneeschuh-Novizen<br />
problemlos an der aussichtsreichen<br />
Runde von der Bergstation bis zur urigen<br />
Schlegelmuldenalm versuchen. Die unverbaute<br />
Aussicht auf die Kurstadt im Tal ist dabei<br />
ebenso garantiert wie zünftige Hüttenkost am<br />
Kachelofen.<br />
Für den Fun-Faktor:<br />
Nachtrodeln und Eisstockschießen<br />
Die Schneeschuhwanderung auf dem Predigtstuhl samt Einkehrschwung in der Schlegelmuldenalm ist für jedermann<br />
machbar und eines der <strong>Winter</strong>-Highlights der oberbayerischen Kurstadt Bad Reichenhall.<br />
© Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing<br />
Auf Spuren des Salzes:<br />
<strong>Winter</strong>wandern rund um den Thumsee<br />
Philipp Reiter: So »gemütlich« bin ich zwar<br />
eher selten unterwegs, aber manchmal starten<br />
wir mit der ganzen Familie auf eine der leichten<br />
<strong>Winter</strong>wanderungen entlang von Bad Reichenhalls<br />
ehemaligen Salinenwegen oder rund<br />
um den glasklaren, zugefrorenen Thumsee. Die<br />
Kulisse ist zauberhaft, vor allem aber lohnt sich<br />
der Einkehrschwung beim ganzjährig geöffneten<br />
Alpengasthof Madlbauer mit seinen feinen,<br />
fangfrischen Fischspezialitäten aus dem<br />
Thumsee sowie zahlreichen weiteren regionalen<br />
Produkten.<br />
Über Bad Reichenhall<br />
Vitale Alpenstadt mit Shoppingmeile, Deutschlands<br />
einziges philharmonisches Kurorchester,<br />
eine der spektakulärsten Seilbahnen der Welt und<br />
vieles mehr: Bad Reichenhall darf sich zurecht mit<br />
klangvollen Attributen schmücken. Natürliche Salzvorkommen<br />
– sogenannte AlpenSole – haben die<br />
»Mini-Metropole« im Südosten Oberbayerns einst<br />
bekannt und reich gemacht. 2021 feierte Bad Reichenhall<br />
175 Jahre BADekur: Seit Eröffnung der<br />
ersten Kuranstalt Mitte des 19. Jahrhunderts hat<br />
sich die ehemalige Industriestadt zu einem modernen<br />
Kurort weiterentwickelt und steht bis heute für<br />
Gesundheit, Lebensqualität sowie Kultur vor eindrucksvoller<br />
Bergkulisse.<br />
www.bad-reichenhall.de<br />
Nur einen Katzensprung von Bad Reichenhall entfernt liegt der wild-romantische Thumsee. Der Alpengasthof<br />
Madlbauer direkt am Ufer hat auch im <strong>Winter</strong> für hungrige Wanderer geöffnet.<br />
© Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing<br />
Philipp Reiter: Die zentral im Ortsteil Bayerisch<br />
Gmain gelegene Schneebahn bietet nicht<br />
nur Familien mit Kindern einen Riesenspaß.<br />
Denn sie ist auch nach Sonnenuntergang noch<br />
in Betrieb und wird abends mit Flutlicht bestrahlt.<br />
Nach etwa einer Viertelstunde bergauf<br />
kann die Rodelgaudi unterm Sternenhimmel<br />
beginnen. Traditionalisten betreiben im <strong>Winter</strong><br />
darüber hinaus eine ur-bayerische Sportart: das<br />
Eisstockschießen. Insgesamt gibt es drei Clubs<br />
rund um die Alpenstadt. Mein Haus-Verein ist<br />
der erste Eisstock-Club Bad Reichenhall in der<br />
Nonner Au. Wer mag, der kann sich dort eine<br />
Startzeit buchen und gemeinsam mit der Familie<br />
oder ein paar Freunden »die Spiele beginnen<br />
lassen«.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
28 Gewinnspiel<br />
Genuss- und Spawochenende<br />
in Bad Reichenhall<br />
In Bad Reichenhall können sich<br />
Gäste den ganzen <strong>Winter</strong> hindurch<br />
entspannen: Denn in der<br />
kalten Jahreszeit präsentiert sich<br />
die oberbayerische Kurstadt komplett<br />
unangestrengt – ohne Pistentrubel<br />
und Warteschlangen geht‘s<br />
zum Beispiel auf Schneeschuhtour<br />
am Hausberg Predigtstuhl<br />
oder eine <strong>Winter</strong>wanderung rund<br />
um den romantischen Thumsee.<br />
Nachmittags locken Boutiquen<br />
und Cafés in der Fußgängerzone<br />
zum Bummeln sowie Genießen.<br />
Einen Besuch ist vor allem<br />
das schicke Kaufhaus Juhasz mit<br />
seiner bewirteten Dachterrasse<br />
wert, bereits mehrfach als eins der<br />
schönsten seiner Art ausgezeichnet.<br />
Kulturliebhaber besuchen das<br />
Industriedenkmal Alte Saline oder<br />
eine Ausstellung in der Kunstakademie.<br />
Hinterher geht’s zur Entspannung<br />
in die örtliche RupertusTherme.<br />
Dort werden müde Muskeln wieder<br />
munter – vor allem im neuen<br />
Außenbecken mit 36 Grad<br />
warmer AlpenSole. Dank seines<br />
kantenlosen Rands erweckt der<br />
Infinitypool den Eindruck, direkt<br />
mit der umliegenden Bergwelt<br />
zu verschmelzen. Zwei integrierte<br />
Hotwhirlpools, Sprudelliegen,<br />
Schwall- sowie Nackenduschen<br />
bieten Erholung und entspannten<br />
Genuss.<br />
Erst kürzlich hinzugekommen ist<br />
auch die doppelstöckige Panorama-KristallSauna.<br />
Eine Glasfassade<br />
mit Blick auf Staufen und Predigtstuhl,<br />
AlpenSole-Einstäubung<br />
sowie regelmäßigen Licht- und<br />
Fotos: © Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Gewinnspiel<br />
29<br />
Klangzeremonien charakterisieren<br />
das avantgardistische Gebäude in<br />
Form eines Bergkristalls.<br />
Im Herzen der Alpenstadt, aber<br />
doch in absolut ruhiger Lage befindet<br />
sich das Sonnenbichl. Ganz<br />
in der Nähe des Bad Reichenhaller<br />
Kurparks gelegen, überrascht das<br />
Hotel Garni mit zum Teil stylischmodern,<br />
zum Teil klassisch-behaglich<br />
eingerichteten Zimmern und<br />
Apartments. Ein kleiner, aber feiner<br />
Wellness- und Fitnessbereich<br />
steht Gästen gratis zur Verfügung.<br />
Mit dem liebevoll zubereiteten<br />
Frühstück aus frischen, regionalen<br />
Produkten gelingt der perfekte<br />
Start in den Tag.<br />
Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing<br />
verlost ein Genuss- und<br />
Spawochenende in der oberbayerischen<br />
Alpenstadt. Dabei sind<br />
zwei Übernachtungen inklusive<br />
Frühstück im Hotel Sonnenbichl<br />
für zwei Personen ebenso im Gewinn<br />
enthalten wie zwei Tagestickets<br />
für die RupertusTherme.<br />
Nähere Informationen:<br />
www.bad-reichenhall.de,<br />
www.sonnenbichlhotel.de<br />
www.rupertustherme.de<br />
* Das Angebot ist nur nach Verfügbarkeit für eine vom Hotel festgelegte Zimmerkategorie gültg. Der Verlag hat hierauf keinen Einfluss und übernimmt auch keine Gewähr.<br />
GEWINNSPIEL<br />
Gewinnen Sie<br />
2 Nächte für 2 Personen inkl. Frühstück<br />
2 Tagestickets für die RupertusTherme<br />
Teilnahme am Gewinnspiel nur mit diesem Coupon möglich an den Verlag:<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
BAD REICHENHALL TOURISMUS & STADTMARKETING GMBH<br />
WITTELSBACHERSTR. 15 | 83435 BAD REICHENHALL<br />
TEL.: +49-8651-71511-0, FAX: -99<br />
E-Mail: info@bad-reichenhall.de<br />
www.bad-reichenhall.de<br />
Telefon oder ggf. E-Mail-Adresse<br />
So geht’s: Ausreichend frankierte Postkarte oder Brief an Letter Content Media,<br />
Sebastian-Bauer-Straße 20c, D-81737 München schicken (nicht direkt an das Hotel!).<br />
Stichwort: »Hotel-Gewinnspiel«.<br />
Einsendeschluss: 28.02.<strong>2024</strong> (Datum des Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
30 Rätsel<br />
Schwedenrätsel<br />
Hygieneartikel<br />
Teil einer<br />
Burg<br />
Zustand einer<br />
Substanz<br />
Gehirntraining<br />
Budget<br />
Vorfreude<br />
auf<br />
Verreisen<br />
Messung von<br />
sehr starkem<br />
Wind<br />
für immer<br />
Almweide<br />
unsicher<br />
stehen<br />
Sudoku<br />
(leichter)<br />
gerade jetzt<br />
Teil des<br />
Tauwerks<br />
Teil eines<br />
Schuhes<br />
ethische<br />
Norm<br />
Reise nach<br />
Übersee<br />
kommt kaum<br />
vor<br />
1 9 4 3<br />
5 6 1<br />
5 8 4<br />
8 1<br />
7 2 5<br />
7 8 2<br />
5 3 8<br />
3 4<br />
1<br />
Teil des<br />
Sessels<br />
Kfz.:<br />
Erlangen<br />
geringe<br />
Lautstärke<br />
med. diagn.<br />
Gerät<br />
lit.<br />
Kunstform<br />
altes Volk in<br />
Nord-/Mittelitalien<br />
<strong>Winter</strong>sportgerät<br />
elektrotechnisches<br />
Bauteil<br />
Teil der<br />
Psyche<br />
Stadt in<br />
Belgien<br />
nicht eben<br />
Abk.:<br />
Tuberkulose<br />
Erkältungssymptom<br />
Druckerfehlfunktion<br />
Milcherzeugnis<br />
Stadt in<br />
Marokko<br />
Habsburger<br />
Pflanzengattung<br />
Leibwache<br />
Bewohner<br />
Irlands<br />
Bejahung<br />
Geländevertiefung<br />
Pronomen<br />
Dichter<br />
Kriegsschiff<br />
Pflanzenart<br />
schnurartiges<br />
Pflanzenteil<br />
arbeitet an<br />
der Bar<br />
Interjektion<br />
Sommelier<br />
Täuschung<br />
Lobrede<br />
ugs. Spaß<br />
Karpfenfisch<br />
mittelalt.<br />
Spaßmacher<br />
Zündschnur<br />
Stadt in<br />
Norwegen<br />
Maßeinheit<br />
Tier<br />
Weinernte<br />
positiv<br />
beurteilen<br />
künstliche<br />
Anhäufung<br />
Tongeschlecht<br />
Pronomen<br />
von Schulden<br />
befreien<br />
Teil der<br />
DNA<br />
ehem. dt.<br />
Zahlungsmittel<br />
Aufsichtsbehöre<br />
Dativ von<br />
du<br />
Meinung<br />
vertreten,<br />
Meinung<br />
haben<br />
kommt mir<br />
gerade<br />
recht
Leute<br />
31<br />
Das Ende einer Ära<br />
natürlich für Erstaunen«, erinnert<br />
er sich schmunzelnd. Aber nach<br />
kurzer Zeit war klar, dass der Zahnmediziner<br />
auch etwas Ahnung<br />
von der Arbeit auf dem Bau hat –<br />
und vor allem von den Bedürfnissen<br />
des Fachgebiets. »Beim Bau<br />
unseres Familienhauses habe ich<br />
viel selbst gemacht, mir macht das<br />
einfach Spaß«, so Hickel. Die gute<br />
Kooperation und die Betreuung<br />
durch das Uni-Bauamt zahlte sich<br />
aus: Es gab nach der Fertigstellung<br />
der Klinik keine Reklamationen,<br />
außerdem wurde das Budget<br />
eingehalten.<br />
Er hat über 600 Publikationen, fünf Bücher und 25 Buchkapitel<br />
verfasst, ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von<br />
zehn internationalen Zeitschriften, war Präsident mehrerer<br />
internationaler Fachgesellschaften – und wurde für seine<br />
45-jährige Forschungstätigkeit in der Zahnmedizin gerade<br />
mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt: Prof. Dr. med. dent.<br />
Reinhard Hickel verabschiedet sich nach über drei 31 Jahren<br />
am LMU Klinikum in den Ruhestand.<br />
Von Sabine Jansen<br />
Er war einer der jüngsten Lehrstuhlinhaber,<br />
der in der Medizin<br />
an die LMU berufen wurde: Mit<br />
nur 37 Jahren wurde Prof. Dr.<br />
Reinhard Hickel 1992 Direktor<br />
der Poliklinik für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie. Reinhard Hickel,<br />
geboren im oberfränkischen<br />
Landkreis Kronach, begann 1975<br />
sein Studium der Zahnmedizin in<br />
Erlangen, 1981 wurde er dort promoviert,<br />
1988 habilitierte er sich.<br />
Nach knapp zwei Jahren als Professor<br />
an der Zahn-Mund-Kiefer-<br />
Klinik des Universitätsklinikums<br />
Erlangen-Nürnberg folgte 1992<br />
der Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität<br />
(LMU) München.<br />
Dort ist Reinhard Hickel seitdem<br />
Ordinarius und Direktor der Poliklinik<br />
für Zahnerhaltung und Parodontologie<br />
sowie der Kinderzahnmedizin.<br />
Zudem wirkte er unter<br />
anderem von 2013 bis 2015 als<br />
Stellvertreter des Ärztlichen Direktors<br />
des Klinikums der LMU sowie<br />
von 2015 bis 2021 als Dekan der<br />
Medizinischen Fakultät. Er war der<br />
erste Zahnmediziner in dieser Position.<br />
Erfolgreicher Umbau<br />
1991 erhielt Reinhard Hickel nicht<br />
nur aus München einen Ruf, sondern<br />
er stand auch an der Uni in<br />
Heidelberg auf Platz 1 der Berufungsliste.<br />
Er entschied sich für<br />
München – und der Rest ist Geschichte.<br />
Für Hickel eine äußerst<br />
anstrengende, denn dem jungen<br />
Ordinarius war schnell klar, dass<br />
exzellente Medizin in keinem so<br />
heruntergekommenen Gebäude<br />
stattfinden kann. Dass ein Umbau<br />
notwendig war, stand lange fest,<br />
aber wegen mancher Unstimmigkeiten<br />
zwischen den Vorgängern<br />
ruhte das Bauvorhaben.<br />
Der neue Chef klemmte sich dahinter,<br />
ab 2002 wurde fünf Jahre<br />
lang gebaut. Eher ungewöhnlich:<br />
Professor Hickel erschien täglich<br />
um 6 Uhr morgens auf der Baustelle<br />
zur Besichtigung und gab<br />
auch Input. »Das sorgte anfangs<br />
Ambulanz für Menschen mit<br />
Behinderungen<br />
Hickel prägte die Zahnmedizin am<br />
LMU Klinikum in ganz besonderem<br />
Maße. Sein Herzensprojekt:<br />
Seit 2012 gibt es am Haus eine<br />
eigene Ambulanz zur Behandlung<br />
von Menschen mit Behinderungen.<br />
Auf über 250 Quadratmetern<br />
haben dort – einmalig in Bayern<br />
und Deutschland – Patientinnen<br />
und Patienten mit multipler Behinderung<br />
die Möglichkeit, an einer<br />
spezialisierten zahnärztlichen Versorgung<br />
teilzunehmen.<br />
Auch als Forscher hat Hickel international<br />
einen herausragenden<br />
Ruf. Er hat über 600 Publikationen,<br />
fünf Bücher und 25 Buchkapitel<br />
verfasst, ist Mitglied des wissenschaftlichen<br />
Beirats von zehn internationalen<br />
Zeitschriften und<br />
war Präsident mehrerer internationaler<br />
Fachgesellschaften. Die<br />
Themen seiner Veröffentlichungen<br />
sind unter anderem restaurative<br />
Zahnmedizin, aber auch<br />
Kinderzahnmedizin, Endodontologie<br />
und Parodontologie.Sein<br />
Forschungsschwerpunkt liegt auf<br />
der Entwicklung und Charakterisierung<br />
von neuen Zahnrestaurationsmaterialien<br />
und Verfahren für<br />
die minimal-invasive Zahnmedizin<br />
sowie von diagnostischen Systemen.<br />
Er leistete außerdem viele<br />
wichtige Beiträge zu Themen wie<br />
Beurteilung und Entscheidungsfindung<br />
bei nicht mehr perfekten<br />
Restaurationen sowie der Standardisierung<br />
bei klinischen Studien.<br />
Die von ihm entwickelten<br />
Kriterien werden heute weltweit<br />
verwendet.<br />
Foto: © LMU Klinikum München<br />
<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2023</strong>
Klinik und Poliklinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Spezialambulanz<br />
für Tabakabhängigkeit<br />
Unser Angebot<br />
Wissenschaftlich fundierte Beratung und Entwöhnung von Raucher:innen<br />
<br />
<br />
Regelmäßige Kurse nach dem „Rauchfrei-Programm“,<br />
gefördert durch die gesetzlichen Krankenkassen<br />
Einzeltherapie<br />
Multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen und Psycholog:innen<br />
<br />
<br />
Wissenschaftliche Studien zur Tabakentwöhnung<br />
Unser gesamtes Programm wird aktuell auch online angeboten:<br />
werden Sie von zu Hause aus rauchfrei!<br />
Kontakt<br />
Tabakambulanz des LMU Klinikums<br />
Nußbaumstraße 7<br />
80336 München<br />
Leitung: PD Dr. med. Tobias Rüther<br />
Telefon: 089 4400 -55707<br />
E-Mail: tabakambulanz@med.uni-muenchen.de<br />
www.tabakambulanz.de