21.12.2022 Aufrufe

Tierwohl

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein für Berlin und Umgebung Corporation e. V. entstanden.<br />

Ein Haustier bedeutet Verantwortung –<br />

Ein Tierleben lang<br />

Alle Jahre wieder werden zum Weihnachtsfest Tiere verschenkt, ohne dass darüber nachgedacht<br />

wird, ob man diese Verantwortung auch für viele Jahre übernehmen kann und möchte.<br />

Und auch in der Coronapandemie wurden oft unüberlegt Tiere angeschafft, die nun vermehrt in<br />

Tierheimen landen. Das stellt das Berliner Tierheim vor immer größere Probleme, ganz zu<br />

schweigen von dem Leid, dass die Tiere erfahren, die völlig unverschuldet plötzlich ihr zu Hause<br />

verlieren. Wir sprachen mit Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins für<br />

Berlin und Umgebung, die einen dringenden Appell an angehende Haustierbesitzer richtet.<br />

Text Ute Reinhardt<br />

FOTOS: TIERSCHUTZVEREIN BERLIN<br />

Die örtlichen Tierheime standen schon immer unter<br />

immensem Druck. Hat sich diese Situation im Zuge der<br />

Corona-Pandemie verstärkt?<br />

Nun ist Weihnachten vorbei, und auch<br />

in diesem Jahr sind wieder Tiere verschenkt<br />

worden. Was sind Ihre Erfahrungen<br />

mit diesem Thema und vor<br />

welche Herausforderungen stellt das<br />

die Tierheime?<br />

Das Schreckliche an ungewollten Tieren unterm Weihnachtsbaum<br />

ist, dass die Menschen nicht an das Wohl<br />

des einzelnen Tieres denken und es dem warmen Zuhause<br />

wieder entreißen und i.d.R. zuerst im kalten<br />

Hausflur oder auf der Straße aussetzen. Mit Glück<br />

schaffen es Katze, Hund und Meerschweinchen lebend<br />

ins nächste Tierheim, wo sie sich schützender Hände<br />

sicher sein können. Dass trotz eindringlicher Appelle<br />

immer wieder Tiere verschenkt werden, ist einfach nur<br />

traurig. Sich für ein Zusammenleben mit einem Tier<br />

zu entscheiden, bedeutet jahrelange Verantwortung zu<br />

übernehmen, in guten und schlechten Zeiten. Dem sollte<br />

man sich bewusst sein, bevor man ein Tier im besten<br />

Fall adoptiert. Im Tierheim Berlin unterbrechen wir die<br />

Vermittlung rund um die Feiertage, damit unseren tierischen<br />

Schützlingen so ein Erlebnis erspart bleibt. Egal<br />

zu welcher Jahreszeit, unbedacht angeschaffte Haustiere<br />

sind immer eine Herausforderung. Denn den Tierheimen<br />

fehlt es an Geld, Personal und dem nötigen Platz für<br />

all die in Not geratenen Tiere.<br />

Nach Weihnachten folgt der Jahreswechsel und in<br />

diesem Jahr ist auch das Böllern wieder erlaubt,<br />

zum Leidwesen vieler Tiere. Was verbirgt sich hinter<br />

Ihrer Aktion „Spenden statt Böllern“?<br />

Ja, enorm. Zu Beginn der Pandemie gab es einen regelrechten<br />

Haustierboom und die Tierheime konnten den<br />

Interessentenanfragen kaum gerecht werden. Jeder<br />

wollte ein Tier haben und das am besten sofort. Warten<br />

stand für viele überhaupt nicht zur Debatte. Dieses Verhalten<br />

hat maßgeblich den illegalen Tier-, insbesondere<br />

Welpenhandel gefördert. Tiere wurden geshoppt und<br />

nicht adoptiert. Diese z. T. unbedacht angeschafften<br />

Haustiere überfluten nun seit dem Frühjahr/Sommer<br />

deutschlandweit die Tierheime und belegen jede freie<br />

Box. Aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten, ganz konkret<br />

auch schweren Bissverletzungen von Hunden und<br />

Katzen, stellt nun perspektivisch die Vermittlung eine<br />

noch größere Herausforderung dar. Denn eines ist doch<br />

klar, die meisten suchen ein kuschliges Haustier, was<br />

nicht viel Arbeit macht. Der Druck ist zwischenzeitlich<br />

so stark, dass wir und etliche andere Tierheime einen<br />

Aufnahmestopp für private Abgabetiere für alle Tierarten<br />

verhängt haben.<br />

Zudem sprechen gerade alle über gestiegene Preise:<br />

sowohl die Lebensunterhaltungskosten als auch die<br />

Betriebs- und Energiekosten schnellen in die Höhe.<br />

Wie sieht die Situation im Berliner Tierheim aus?<br />

Das Jahr war für uns auf jeden Fall sehr herausfordernd.<br />

Inflation und Energiekrise treffen auch uns mit voller<br />

Wucht. Die Futterkosten sind gestiegen, Medikamente<br />

sind teurer geworden und allein unsere Gasrechnung<br />

hat sich um 150% auf satte 250.000 Euro erhöht. Und<br />

das ist ja leider noch nicht das Ende der Fahnenstange.<br />

Wir beobachten gespannt, wann die Tierabgaben wegen<br />

gestiegener Kosten auch bei uns den „Normalbereich“<br />

überschreiten und es deutlich mehr sind als in den Vorjahren.<br />

So lange sparen wir, wo es eben geht, aber als<br />

spendenfinanzierte Organisation geraten wir an unsere<br />

Grenzen und beim Blick in die Zukunft wird uns auch<br />

etwas mulmig im Bauch. Daher freuen wir uns über jeden<br />

gespendeten Euro. Er sichert den Tieren ein vorübergehendes<br />

und warmes Zuhause.<br />

Das Schreckliche<br />

an ungewollten<br />

Tieren unterm<br />

Weihnachtsbaum<br />

ist, dass die<br />

Menschen nicht<br />

an das Wohl des<br />

einzelnen Tieres<br />

denken.<br />

Wir freuen uns immer über<br />

Spenden, ganz besonders<br />

aber zu Silvester, denn<br />

die Knallerei schadet den<br />

Tieren. Spenden Sie, statt zu<br />

böllern - den Tieren zuliebe:<br />

www.tierschutz-berlin.de/<br />

spenden-statt-boellern<br />

Wir möchten an die Vernunft der Menschen appellieren,<br />

das Geld nicht mit zischenden Raketen und knallenden<br />

Böllern zu verpulvern, sondern mit dem Geld etwas Gutes<br />

zu tun. Allein im vergangenen Jahr wurden 20 Millionen<br />

Euro für Raketen und Böller ausgegeben, obwohl es ein<br />

Böllerverbot gab. In den Jahren vor Corona war es das<br />

sechsfache. Es werden also Unsummen von Geld buchstäblich<br />

in die Luft geblasen. Mit dem gesamten Geld<br />

wären allen Tierheimen in Deutschland die finanziellen<br />

Sorgen für ein paar Monate genommen. Der andere<br />

Aspekt ist, dass die Knallerei an Silvester sowohl Haus- als<br />

auch Wildtiere nachhaltig ver- und erschreckt. Die meisten<br />

Tiere geraten in Panik und der Feinstaub belastet das<br />

Herz-Kreislaufsystem. Dies kann langwierige Schäden<br />

auslösen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!