ERF Medien Magazin Februar 2023
Mut machen
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SERIE<br />
<strong>ERF</strong> MEDIEN MAGAZIN ı 02.<strong>2023</strong><br />
ı 21<br />
Gott ist … die Quelle der Hoffnung<br />
VON REBECCA GISELBRECHT<br />
400 v. Chr. benutzten die Menschen im antiken Rom und<br />
Griechenland Strassenlaternen zur Sicherheit. Es waren<br />
Sklaven, die das Licht tragen und die Lampen löschen,<br />
bewachen und pflegen mussten. Im 5. Jahrhundert verwendeten<br />
die Menschen in Peking Bambusrohre, um Erdgas<br />
aus Vulkanlecks in ihre Gemeinden zu leiten und die Wege<br />
in der Nacht zu beleuchten. Im Mittelalter war die Strassenbeleuchtung<br />
in Europa Sache der Unterschicht. «Link<br />
Boys» trugen Lichtfackeln, um wohlhabenderen Menschen<br />
zu helfen, ihren Weg durch dunkle Strassen zu finden. Im<br />
Jahr 1417 ordnete der Bürgermeister von London an, dass die<br />
Menschen nachts Öllaternen vor ihren Häusern aufstellen<br />
sollten. Später wurden die Strassen mit Ölkerzen, Gaslaternen<br />
und schliesslich mit Elektrizität beleuchtet, heute mit<br />
LED-Lampen.<br />
Warum erzähle ich Ihnen das?<br />
Weil die Geschichte der Strassenlaternen ähnlich ist wie<br />
Gottes Idee von Lichtträgern in unserer Welt – gestern und<br />
heute. Die Sache mit dem Licht ist, wie die Bibel sagt: Wo<br />
Licht ist, kann keine Finsternis sein. Diese Wahrheit fasziniert<br />
mich. Die andere Wahrheit ist, dass es ausser dem<br />
natürlichen Licht der Sonne, vom Mond und den Sternen<br />
noch einen Menschen oder einen brennenden Gegenstand<br />
braucht, um Licht an einen dunklen Ort zu bringen. Stellen<br />
Sie sich eine Höhle vor, in der kein Licht ist. Wenn jemand<br />
nur ein einziges Streichholz anzündet, wird die ganze Höhle<br />
erhellt.<br />
Licht kann man nicht einfangen<br />
Etwas muss das Licht beherbergen. Licht ist etwas, das von<br />
einem Wirt auf einen anderen übertragen werden muss und<br />
dann hat der andere auch Licht. Im Sinne des Planes unseres<br />
Schöpfergottes für die Welt ist ein Lichtträger jemand, der<br />
das Licht und, wie Johannes Calvin treffend sagte, die Gewissheit<br />
der Erlösung in Jesus Christus durch den Heiligen<br />
Geist empfangen hat. Dieser Lichtträger ist dann wie die<br />
Sklaven, die das Licht trugen oder die armen «Link Boys»,<br />
die mit Fackeln vor anderen Menschen her gingen. Die Lichtträger<br />
in Christus sind aber reich im Geist und tragen freiwillig<br />
und gerne das Licht der Wahrheit von Gottes Plan für<br />
alle Menschen überall hin und teilen das Licht der Erlösung<br />
durch unseren Herrn Jesus Christus an andere Menschen<br />
aus. Sie tragen das Licht für andere – bis die anderen selbst<br />
das Licht sehen, empfangen und tragen können. Lichtträger<br />
sind nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen – aber das Licht<br />
brennt in ihren Herzen, leuchtet in ihren Augen. Ihre Handlungen<br />
reflektieren das Licht ihres Herzens und strahlen es<br />
in die Welt hinein.<br />
Die Herausforderung, ein Lichtträger zu sein ...<br />
... ähnelt dem Licht in der Geschichte von Strassenlampen.<br />
Schwierigkeiten bestehen darin, das Licht am Leuchten<br />
zu halten. Als Lichtträger, der das Licht der Gewissheit<br />
des Glaubens an Christus trägt, geben wir das Licht immer<br />
weiter, müssen aber auch in der Lage sein, das Licht in uns<br />
selbst stark, klar und hell zu erhalten. Dazu müssen wir<br />
immer wieder zur Quelle zurückgehen. So wie die Alten zum<br />
Vulkan zurückkehrten, um brennbares Gas zu holen, um<br />
Licht zu erzeugen, müssen wir zur Quelle zurückkehren, zu<br />
Gott, um unsere Aufgabe, das Licht zu teilen, fortzusetzen.<br />
Für mich bedeutet das, Zeit mit Gott im Gebet und in der<br />
Meditation zu verbringen. Die Bibel zu lesen, spirituelle<br />
Praktiken auszuüben und in der Gemeinschaft der Lichtträger<br />
zu bleiben, in der Communio Sanctorum, mit Menschen<br />
der Kirche Gemeinschaft zu pflegen, um ihr Licht, ihre Liebe<br />
und Korrektur zu erfahren.<br />
Das Rezept, ein Lichtträger zu sein, ...<br />
... mag so altmodisch klingen wie das Anzünden von Lampen<br />
in den Strassen mit einer Fackel, aber es ist die Wahrheit. In<br />
diesem Quartal habe ich eine Gruppe von Masters Theologiestudenten<br />
in Selbstfürsorge und spiritueller Bildung unterrichtet<br />
und gleichzeitig zu 100 Prozent als Pfarrerin in einer<br />
Landeskirche gearbeitet. Meine Studenten und meine Gemeinde<br />
kommen zu denselben Schlussfolgerungen: Wir werden im<br />
Licht zum Licht und je weiter wir uns vom Licht entfernen,<br />
desto weniger leuchten wir. Gott ist das Licht, das wir im Herzen<br />
durch Glauben empfangen. Es kann lediglich geteilt werden<br />
und wir können nur Lichtträger sein, wenn Gottes Licht<br />
der Wahrheit in uns leuchtet. Die Nähe zur Quelle des Lichts<br />
muss das Zentrum der Existenz eines Lichtträgers sein.<br />
SERIE «GOTT IST ...»<br />
Wie oder wer ist Gott eigentlich? Diese Frage beschäftigt<br />
die Menschen schon lange. In der Bibel werden unterschiedliche<br />
Bilder gebraucht, um Gott zu beschreiben. In einer<br />
Serie teilen Theologinnen und Theologen aus verschiedenen<br />
Denominationen ihre Vorstellungen, wie Gott ist.<br />
xxxxxxx<br />
USER ZUR PERSON<br />
Rebecca Giselbrecht ist Pfarrerin in der<br />
evangelischen Kirche Frauenfeld, Prof.<br />
für Kirchengeschichte und Spiritualität<br />
am Fuller Theological Seminary. Sie hat<br />
fünf erwachsene Kinder und ihr Herz<br />
schlägt für die Missio Dei und Menschen.