INDUSTRIELLE AUTOMATION 1/2023

IM FOKUS
SIND WIR (MIT ODER OHNE
BILDVERARBEITUNG) NOCH ZU RETTEN?
JAHRS Kolumne
Die aktuellen Krisen in der Welt sind vielfältig: Klima, Artensterben, Begrenztheit der Ressourcen,
Vermüllung der Meere, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit … Nur viel zu zögerlich beginnt vereinzelt
das Umdenken. Politik und Menschen verharren in Ignoranz oder Verharmlosung von Fakten und Folgen.
Zunehmend frage ich mich deshalb: Sind wir noch zu retten? Und, wenn ja, wie?
So betrachte ich auch meinen Berufsgegenstand, die industrielle Bildverarbeitung, aus einem kritischen
Blickwinkel und sehe eine janusköpfige Gestalt. Befeuert Bildverarbeitung nicht Kennwerte wie gesteigerte
Effektivität, beschleunigte Produktion, höhere Stückzahlen? Und verkörpert sie damit nicht jene
Faktoren des Schneller, Größer, Mehr, die unseren Planeten derzeit in die Knie zwingen?
Positiv hingegen wirkt Bildverarbeitung, wenn sie z. B. alternative Energien ertragreicher und langlebiger
macht, wenn sie problematische Entwicklungen wie Algenwuchs, Bienensterben, abtauende Gletscher,
Waldbrände und -zustände, Regenwaldabholzung aufdeckt, misst und dokumentiert, oder wenn sie
ermöglicht, mit begrenzten Ressourcen sparsam umzugehen. Klingt alles toll, aber ist das nicht
Greenwashing als Beruhigungspille? Gewiss nicht. Und warum nicht? Weil ich nicht nur meinen
Beruf liebe, sondern auch überzeugt bin, dass wir als Ingenieure unseren Beitrag zur Bewältigung
der gigantischen hausgemachten Zukunftsprobleme leisten wollen, können und müssen.
Aber Technologie wird nur ein Mosaikstein dessen sein, was wir zu stemmen haben. Welche
Zumutungen dabei auf uns zukommen werden, das hängt stark von unserem heutigen Tun und
besonders vom Lassen ab. Alle fortschrittlichen Technologien werden vergebens sein, wenn wir
uns nicht grundsätzlich ändern. Ansonsten sind wir wirklich nicht mehr zu retten.
Wird uns die Bildverarbeitung dabei umerziehen? Schließlich ist die Wirkung von Bildern auf
Menschen seit jeher groß. Wohl eher nicht, denn haben Bilder in der Geschichte jemals etwas
geändert? Nein. So wird uns auch die Bildverarbeitung nicht vor dem Klimakollaps und anderen
Miseren retten können. Als wirkungsvolles Mittel kann sie uns jedoch vor Augen halten, wie
schlimm es um unseren Planeten jetzt schon steht, vorausgesetzt, wir sind bereit, diese
Hiobsbotschaften zu akzeptieren und Konsequenzen daraus zu ziehen. Es ist höchste Zeit,
das Ruder herumzureißen! Ein weiter so, wie bisher, ist ausgeschlossen.
Mit nachdenklichen Grüßen,
Ihr Ingmar Jahr
Dipl.-Ing. Ingmar Jahr,
Manager Schulung & Support,
bei der evotron GmbH & Co. KG in Suhl
83. HEIDELBERGER BILDVERARBEITUNGSFORUM AM 7. MÄRZ 2023 IN AALEN
Bei allem Hype über künstliche Intelligenz wird schnell übersehen, dass auch auf anderen Gebieten der Bildverarbeitung
und Bildgewinnung entscheidende Fortschritte erzielt wurden. Dies gilt gerade auch für die optischen Komponenten zur
Beleuchtung und Bildaufnahme. Beispielsweise gibt es jetzt den neuen Open Optics Camera Interface (OOCI) Standard
zur Einbindung und Konfiguration optischer Komponenten in Bildverarbeitungssystemen, der zu einem der Top-Innovationen
zählt. Damit ist es an der Zeit, einen Überblick über die neuen Möglichkeiten moderner optischer Komponenten
für die Bildverarbeitung zu gewinnen. Für dieses Thema konnte das Heidelberger Bildverarbeitungsforum das Zentrum
für Optische Technologien der Hochschule Aalen als
kompetenten Mitveranstalter gewinnen. Ein Highlight
wird daher auch die Führung – zum Thema Additive
Fertigung in der Optik – durch das Zentrum der
Hochschule und die begleitende Ausstellung sein. Das
Programm beinhaltet unter anderem einen Vortrag
über Objektive für die Bildverarbeitung in Theorie und
Praxis sowie einen Vortrag über das Potenzial additiver
Fertigungstechnologie im Bereich der Optik. Details,
Anmeldung und Programm unter bit.ly/3wVwl12
Bildquelle: Hochschule Aalen
www.bv-forum.de
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