30_Ausgabe Dezember 2004
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Görlitzer Geschichte leben <strong>Ausgabe</strong> <strong>30</strong><br />
Wintersport im<br />
alten Görlitz<br />
Geschichte der<br />
Meyer-Optik<br />
Der Heimatdichter<br />
Emil Barber<br />
Bürgeraktion: In 80 Tagen<br />
in Görlitz um die Welt
Vorwort<br />
Liebe Leser und Leserinnen,<br />
Das Stadtbild Görlitz geht mit der <strong>Ausgabe</strong> <strong>30</strong> ins 6. Jahr seines<br />
Bestehens. Aus diesem Anlass ist für die <strong>Ausgabe</strong> 31 ein<br />
Jubiläumsheft "5 Jahre StadtBILD - Görlitz" geplant.<br />
An dieser Stelle möchte sich die Redaktion bei allen Lesern und<br />
den Unternehmen aus der Region für das entgegengebrachte<br />
Vertrauen bedanken.<br />
Gleichzeitig ist es uns aber auch ein Bedürfnis, allen ehrenamtlichen<br />
Autoren, die für das Stadtbild schreiben, an dieser Stelle<br />
ein Dankeschön zu widmen.<br />
Ganz besonders möchten wir uns bei den Autoren Dr. Ernst<br />
Kretzschmar, Stadtarchivar Herrn Hoche, Dr. Tietz, Herrn Riedel<br />
aus Wiesbaden, Herrn Stubbe, Herrn Lüders, Herrn Böhmer, Frau<br />
Welp aus Recklingshausen und Frau Schmacht aus Ostritz und<br />
natürlich auch bei allen anderen, bedanken. Ebenfalls sei mit<br />
diesem Vorwort ein Dankeschön an die Museen und Vereine der<br />
Region, die mit ihren Beiträgen ein interessantes Stadtbild mitgestalteten,<br />
verbunden.<br />
Unseren Kunden, Lesern und Abonnenten wünschen wir<br />
besinnliche Weihnachtstage, einen guten Rutsch ins Neue Jahr<br />
2005 sowie Gesundheit, Glück und Schaffenskraft.<br />
Wir bedanken uns herzlich für die erwiesene Treue und freuen<br />
uns, auch in den nächsten Jahren wieder zu Ihrer Zufriedenheit<br />
tätig werden zu können.<br />
Carl-von-Ossietzky-Str. 45<br />
02826 Görlitz<br />
Tel.: 0 35 81/ 40 13 37<br />
Fax: 0 35 81/ 40 13 41<br />
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http://www.stadtbild-verlag.de<br />
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Verantwortlicher Redakteur:<br />
Dipl.Ing. E.Oertel<br />
Redaktion:<br />
Jenny Schreier<br />
Katja Baller<br />
Layout: Jenny Schreier<br />
Katja Baller<br />
René Schneider<br />
Internet: Mario Förster<br />
Anzeigen verantwortlich:<br />
Dipl. Ing. E. Oertel<br />
Funk: 0174/ 31 93 525<br />
Druck:<br />
Druckerei Dünnbier<br />
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Auflage: 10.000 Stück<br />
Für unverlangt eingesandte Fotos<br />
und Manuskripte wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Nachdruck von Anzeigen und<br />
Layouts nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Herausgebers.<br />
Alle Artikel sind urheberrechtlich<br />
geschützt. c <strong>Dezember</strong> <strong>2004</strong><br />
Die Redaktion des StadtBILDes<br />
Frohes<br />
Fest<br />
Die Wohnungsgenossenschaft Görlitz eG<br />
wünscht Ihnen und Ihren Familien<br />
ein frohes und glückliches<br />
Weihnachtsfest sowie für das Jahr 2005<br />
Glück, Gesundheit und persönliches Wohlergehen..<br />
02826 Görlitz • Biesnitzer Fußweg 870 • Tel.: 0 35 81/ 48 03-0 • Fax: 0 35 81/ 48 03 14<br />
e-mail: info@wohnungsgenossenschaft-goerlitz.de • www.wohnungsgenossenschaft-goerlitz.de
4<br />
Görlitzer Winterfreuden vor 100 Jahren<br />
Görlitzer Winterfreuden vor 100 Jahren<br />
Sonst gab sich die Stadt modern, und manche<br />
jüngeren Görlitzer pflegten sichtbar einen<br />
großstädtischen Lebensstil. Rückten<br />
aber Winter und Weihnacht heran, besann<br />
man sich gern auf die althergebrachten<br />
Bräuche.<br />
Vor allem in den Dörfern rings um die Stadt<br />
war das alte Brauchtum noch kräftig am<br />
Leben. Am Barbaratage (4. 12.) brachen die<br />
Rodeln auf der Landeskrone<br />
Landleute Zweige von den Kirschbäumen<br />
und stellten sie ins Wasser, damit sie zum<br />
Weihnachtsfest blühten. Am Nikolaustag<br />
fanden die Kinder kleine Geschenke in den<br />
am Vorabend aufgestellten Schuhen; später<br />
begleitete der Nikolaus als Knecht Ruprecht<br />
oder als Weihnachtsmann mit Geschenkesack<br />
und Reisigrute das Christkind<br />
am Heiligabend. Am Weihnachtsabend<br />
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and man Strohseile um die Obstbäume,<br />
damit sie im folgenden Jahre reichlich<br />
Früchte trugen. Beliebt war immer noch der<br />
Weihnachtskarpfen als Abendessen.<br />
In der Stadt Görlitz waren die Tageszeitungen<br />
(Neuer Görlitzer Anzeiger, Görlitzer<br />
Nachrichten, Niederschlesische Zeitung,<br />
Görlitzer Volkszeitung) angefüllt mit Werbeanzeigen<br />
der Kaufhäuser und Kleinhändler.<br />
Angepriesen wurden Christstollen, erlesene<br />
Weine, Baumbehang, Postkartenalben<br />
und Zigarren. Für die kleinen Jungen<br />
empfahl man Schlittschuhe, Bleisoldaten<br />
und Dampfmaschinen, für die Mädchen<br />
Kugelgelenkpuppen, Puppenküchen und<br />
Pelzmüffchen. Der Weihnachtsmarkt zog<br />
sich vom Dresdener Platz (heute Lutherplatz)<br />
über Wilhelmsplatz und Marienplatz<br />
bis zur Elisabethstraße hin. Am Heiligabend<br />
gingen die Familien zum Gottesdienst<br />
in die Frauenkirche oder die neue<br />
Lutherkirche, die auch mit Droschken oder<br />
Straßenbahn zu erreichen waren. Vorher<br />
noch holten die Kinder vom Bahnhof die<br />
Großeltern ab, die aus der Nachbarstadt<br />
Lauban zu Besuch kamen. Bei der Familienfeier<br />
unter dem festlich geschmückten<br />
Weihnachtsbaum sang man gemeinsam die<br />
vertrauten Lieder, trug Weihnachtsgedichte<br />
vor und erfreute sich an den kleinen oder<br />
größeren Geschenken. An einem der Feier-<br />
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5<br />
Schlitten an der Berggaststätte<br />
tage gingen die Erwachsenen und Gäste<br />
gern abends in ein festliches Varietéprogramm<br />
im Wilhelmtheater, in den Reichshallen<br />
oder im Europäischen Hof. Soldaten<br />
der Garnison, die Ausgang bekommen hatten,waren<br />
unterwegs zum Konzerthaus oder<br />
zum Goldenen Baum am Untermarkt.<br />
Und hatte es zum Fest gar geschneit, zogen<br />
Väter, Geschwister oder Dienstmädchen die<br />
kleineren Kinder im Schlitten am Neiße-<br />
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6<br />
ufer entlang. Die Größeren fanden ihre beliebten<br />
Rodelbahnen an der Lutherkirche,<br />
am Blockhaus, am Weinberghaus oder auf<br />
der Landeskrone. 1910 wurde die Rodelbahn<br />
vom Gipfel bis zum Fuße der Landeskrone<br />
eingeweiht, und anfangs berichteten<br />
die Tageszeitungen noch über die harmlosesten<br />
Unfälle dort wie über sensationelle<br />
Katastrophen. Die Schlittschuhe, vorn zugespitzt<br />
oder abgerundet, probierte man auf<br />
Rodeln am Weinberghaus<br />
der Eisbahn bei der Musikhalle am Neißeufer<br />
oder auf dem zugefrorenen Teich bei<br />
der Ruhmeshalle aus. Die Kleinen vergaßen<br />
darüber auch nicht, frisches Futter ins Vogelhäuschen<br />
vor dem Fenster zu streuen,<br />
und beobachteten lange das muntere Treiben<br />
der Vögel. In der Berggaststätte auf der<br />
Landeskrone halfen Punsch oder Grog den<br />
durchgefrorenen Wanderern gegen klamme<br />
Finger und rote Ohren. Die Vorräte an selbst<br />
gebackenen Stollen und Pfefferkuchen<br />
reichten noch einige Tage. In den geschenkten<br />
Büchern aus der Buchhandlung Rother<br />
las nacheinander fast die ganze Familie,<br />
denn noch fehlten ja Rundfunk und Fernsehen.<br />
Freunde und Bekannte, die zu den<br />
Wohlhabenderen gehörten, schickten Ansichtskarten<br />
aus dem Riesengebirge oder<br />
vom Oybin. Im “Kaiserpanorama” konnte<br />
man die neuesten Bilder von der Weihnachtsfeier<br />
der Kaiserfamilie im Neuen Palais<br />
in Potsdam bestaunen. Schon traf man<br />
Vorsorge für den Silvesterabend. Die Kinder<br />
ordneten ihre Schulsachen, denn die<br />
Weihnachtsferien waren kurz. An die gemeinsamen<br />
Freuden mit Winter und Weihnacht<br />
dachten die Görlitzer das ganze folgende<br />
Jahr über dankbar zurück und freuten<br />
sich auf die Wiederkehr nach den wärmeren<br />
Jahreszeiten.<br />
Dr. Ernst Kretzschmar<br />
Frohe<br />
Weihnachten
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5 Jahre StadtBILD - Verlag<br />
5 Jahre StadtBILD - Verlag<br />
7<br />
Am 1. <strong>Dezember</strong> 1999 gründete Thomas<br />
Oertel die Werbetechnikfirma Graphik<br />
Werbung Design in Görlitz. Schwerpunkt<br />
des Unternehmens waren computergeschnittene<br />
Folienschriften, Fahrzeugbeschriftungen<br />
und Schaufensterwerbungen.<br />
Er sammelte um sich ein junges Team, dass<br />
sehr schnell auch grafische Produkte wie<br />
Flyer und Plakate anbieten konnte. Aus einer<br />
kühnen Idee und der Verbundenheit zu<br />
seiner Heimatstadt Görlitz entstand die<br />
Idee, eine Broschüre über die Geschichte<br />
von Görlitz aufzulegen. So wurde wochenlang<br />
in alten Quellen und Schriften<br />
recherchiert und im Februar 2000 war das<br />
erste StadtBILD Görlitz druckreif.<br />
In der Druckerei Dünnbier aus Großschönau<br />
fand er einen zuverlässigen Partner, der<br />
vom ersten Tage an hinter dem Projekt<br />
stand. Anfänglich traf das StadtBILD<br />
Görlitz auf eine zurückhaltende Resonanz<br />
seiner Leser, zu viele Produkte hatte es<br />
schon vor seiner Zeit gegeben. Dennoch<br />
wich das StadtBILD mit seiner klaren Gliederung<br />
von der ersten <strong>Ausgabe</strong> an aus dem<br />
Klischee einer "Heimatillustrierten". Nach<br />
den ersten 6 <strong>Ausgabe</strong>n des StadtBILDes<br />
steigerte sich die Nachfrage nach der<br />
Broschur ständig und das StadtBILD wurde<br />
zum Kult-und Sammelobjekt. Der erste<br />
historische Görlitz-Kalender folgte 2001.<br />
Das besondere waren die Untertexte, die<br />
jedes Motiv kurz geschichtlich beschrieben.<br />
Die ersten Postkarten erschienen ebenfalls<br />
2001. Im folgenden Jahr erschien das erste<br />
StadtBILD Zittau und weitere historische<br />
Wir wünschen unseren Kunden ein erfolgreiches Jahr 2005 !<br />
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8<br />
Kalender von Görlitz und von Zittau. Zum<br />
Tag der Sachsen in Zittau wurde eine<br />
Spezialausgabe herausgegeben. Im Herbst<br />
2002 wurde ein neues Büro in der Görlitzer<br />
Altstadt in der Neißstraße 20 eingeweiht.<br />
Hier enstand dann auch das erste Jahresbuch<br />
"Das beste aus den <strong>Ausgabe</strong>n 1-12 des<br />
Görlitzer StadtBILDes". Im Frühjahr 2003<br />
eroberte der "Biergeiger"- die Jahrbücher<br />
der Gastronomie - die Oberlausitz. Es<br />
folgten "Biergeigers Blondes" ein Bier,<br />
dass von der Landskron Brauerei gebraut<br />
wurde, sowie Biergeigers Winzerwein,<br />
Kräuter, Weinbrand und Obstler.<br />
Bautzen und auch der erste historische<br />
Kalender für Bautzen folgte.<br />
Im August 2003 wurde Inc@ming als Webund<br />
Marketingagentur gegründet, um auch<br />
dem wachsenden Bedarf im Internetbusiness<br />
gerecht zu werden. Inc@ming entwickelte<br />
sich in kürzester Zeit zu einer<br />
angesehenen Marketingagentur.<br />
Zeitgleich enstand das erste StadtBILD<br />
Ende 2003 wurden die Räumlichkeiten in<br />
der Carl-von-Ossietzky Str. 45 zu klein. Es<br />
wurden die nebenliegenden Räumlichkeiten<br />
im selben Objekt ehemals Elektro Langer<br />
bezogen. Die Firma wuchs mit den an<br />
sie gestellten Aufgaben. Die Mitarbeiterzahlen<br />
erhöhten sich seit der Gründung<br />
stetig. Neben einer Vielzahl von Webseiten-<br />
Referenzen konnte auch die Kampagne<br />
"Dienstleistungszukunft" - ein von der EU<br />
gefördertes Projekt erfolgreich gestaltet<br />
werden. Weitere Kampagnen, wie die zur<br />
Mitgliederwerbung von ver.di Sachsen<br />
folgten.<br />
Im September <strong>2004</strong> wurde das neue Büro in<br />
Bautzen auf der Schloßstraße eingeweiht.
Wir bedanken uns bei all unseren Kunden für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen<br />
und wünschen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest,<br />
sowie ein friedliches und gesundes Jahr 2005.<br />
Goethestraße 52<br />
02826 Görlitz<br />
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Um einen reibungslosen Übergang vom Krankenhaus<br />
in die häusliche Pflege zu organisieren,<br />
nehmen wir schon im Krankenhaus<br />
Kontakt auf, schaffen uns einen Überblick<br />
über die weitere notwendige Versorgung und<br />
sprechen diese mit dem Patienten und ggf.<br />
seinen Angehörigen noch im Krankenhaus ab.<br />
Nötige Hilfsmittel wie z. B. Pflegebett oder die<br />
Beantragung einer Pflegestufe werden in<br />
Absprache mit dem Sozialdienst organisiert.<br />
Auch Fragen, wie die Essenversorgung und<br />
hauswirtschaftliche Versorgung werden im<br />
Vorfeld miteinander abgeklärt.<br />
Vor der Entlassung werden in Absprache mit<br />
der Station und dem Hausarzt notwendige<br />
Behandlungen abgesprochen, die Pflegeverträge<br />
geschlossen, eventuell Schlüsselfragen<br />
geklärt und die Pflegezeiten mit dem<br />
Patienten abgestimmt.<br />
Am Entlassungstermin kann, wenn keine<br />
Angehörigen zugegen sind, die Pflegerin den<br />
Patienten zu Hause in Empfang nehmen.<br />
Diese vorbereitete Entlassung gibt dem<br />
Patienten die Sicherheit, zu Hause nahtlos<br />
weiter betreut zu werden, schafft schon im<br />
Vorfeld ein vertrautes Verhältnis zwischen<br />
Patient, seiner Familie und dem Pflegedienst<br />
und gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, sich<br />
auf veränderte Verhältnisse einzustellen und<br />
damit mit Sicherheit zurecht zu kommen.<br />
www.hauskrankenpflege-goerlitz.de
Von hier aus wird nun der "Gastroprimus",<br />
die Informationszeitung für Gastronomie<br />
und Hotelerie in Ostsachsen redaktionell<br />
betreut. Außerdem wird das Büro als<br />
private Tourismusinformation als "Bautzen<br />
Info.de" geführt.<br />
In der ganzen Zeit wuchs aber auch die<br />
Kundenzahl des Werbetechnikunternehmens<br />
"Graphik Werbung Design" ständig.<br />
Es entstanden eine Vielzahl großformatiger<br />
Digitaldrucke und Digitaldruckplanen, die<br />
11<br />
-Anzeigevon<br />
der Planensattlerei Mühle konfektioniert<br />
wurden. Der weiteste Kunde in<br />
Hamburg war genau so zufrieden, wie die<br />
unzähligen in der Oberlausitz.<br />
Für das Jahr 2005 steht die Neugründung<br />
der inc@ming media group als Dachmarke<br />
in der gerade fertig sanierten Theaterpassage<br />
an. Neue Bereiche wie "eyes-art" - eine<br />
Bildagentur aber auch eine Event-Agentur<br />
werden das Full-Size-Werbeunternehmen<br />
weiter vervollkommnen.<br />
Auch im Kalendergeschäft wird sich der<br />
Verlag weiter vergrößern, standen im<br />
letzten Jahr noch 9 Titel im Repertoire u.a.<br />
der Görlitzer Brückenkalender, ein Görlitzer<br />
Fotokalender und die historischen Kalender<br />
von Görlitz, Bautzen, Zittau, Oberlausitz-Nordböhmen,<br />
Löbau Schlesien und<br />
Cottbus, werden es 2005 schon 12 Titel<br />
sein. In der Lutherstraße 50 hat der Verlag<br />
eigens dafür Ringbinde-und Einschweißautomaten<br />
angeschafft........wird fortgesetzt<br />
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12<br />
Die Geschichte der Ostsächsischen Mühlen Teil III<br />
Geschichte zur Bockwindmühle in<br />
Deutsch-Paulsdorf<br />
Die Windmühle hat beim Grundstück Nr.<br />
59 gestanden. In der Mühle befand sich eine<br />
kleine Müllerecke mit einer Pritsche und einem<br />
kleinen Ofen. Bis um 1920 wurde noch<br />
gemahlen, aber es ging immer schlechter<br />
mit der Müllerei. Die großen Mühlen haben<br />
die kleinen Mühlen kaputt gemacht. Um<br />
1935 herum wurde die Windmühle abgetragen.<br />
Der Wellkopf ging nach Sohland zur<br />
Bachmannwindmühle. Im Wohnhaus war<br />
eine Bäckerei vorhanden. Es wurde Landbrot<br />
gebacken, für die Knechte der Rittergüter<br />
sogar 6-Pfünder. Das Brot wurde<br />
zumeist in Körner umgetauscht, bezahlt<br />
wurde selten. An einem Zentner Backware<br />
verdiente der Müller 1 Mark.<br />
Im Hofpflaster des Hauses Nr. 59 soll sich<br />
noch der Stein befinden, auf dem mal der<br />
Bock der Windmühle gestanden haben soll.<br />
Deutsch-Paulsdorf." Peschel hatte mit der<br />
Windmühle die hölzernen Brunnenrohre<br />
gebohrt. Er hat nicht mit der Mühle gemahlen.<br />
Peschel hatte die Windmühle selber<br />
gebaut. Länger als 10 Jahre war diese<br />
Mühle nicht in Betrieb.<br />
Von der Flügelwelle ging eine senkrechte<br />
Welle aus der<br />
Mühle heraus, an welcher<br />
der Bohrer befestigt<br />
war, mit dem die Löcher<br />
Die Holländer Windmühle in<br />
Deutsch - Paulsdorf<br />
Im Jahre 1913 wurde eine<br />
Annonce mit folgendem Text<br />
veröffentlicht: "Zur Anfertigung<br />
hölzerner Wasserpumpen<br />
leichtfester Gangart empf. sich<br />
Max Peschel, Brunnenbauer<br />
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in die Stämme gebohrt wurden. Viel war an<br />
der Windmühle jedenfalls nicht dran. Die<br />
kleine Windmühle hat an der Ecke gestanden,<br />
wenn man bei den sog. Seehäusern an<br />
der Reichenbacher Straße in den Weg nach<br />
Deutsch-Paulsdorf abbiegt. Sie ist wahrscheinlich<br />
mehr aus Liebhaberei gebaut<br />
worden, wird angenommen. Zwei Tage vor<br />
seinem Tod wollte Peschel den im Hofe<br />
liegenden, von der Rönsch-Windmühle<br />
Holländer Windmühle<br />
in Deutsch-Paulsdorf<br />
13<br />
stammenden Mühlstein kaufen. Er sagte, er<br />
wolle seine Mühle wieder aufbauen. Das<br />
waren aber sicher nur Illusionen vor seinem<br />
Tode, im August 1946 starb er.<br />
Die Bachmann-Bockwindmühle in Sohland<br />
am Rotstein<br />
Der erste Verkauf des Windmühlengrundstückes<br />
erfolgte im März 1832. Zweiter Verkauf<br />
an Karl Gottlieb Kloß 1847, er verkaufte<br />
1856 die Mühle an seinen Sohn Karl<br />
August, und sie ging dann an den Sohn August<br />
Herrmann Kloß über.<br />
1922 ist als Grundstücksbesitzer Herrmann<br />
Bachmann eingetragen. Er gab 1967 dem<br />
“Mühlenforscher Rapp” unter anderem<br />
auch folgendes zu Bericht: Erbaut worden<br />
ist die Mühle 1807, eingeschlagene<br />
Jahreszahl im Gebälk. Gemahlen bis zum<br />
Sommer 1963.<br />
Oft gab es unruhige Nächte, und grauenhaft<br />
waren die Winterstürme. Man schwebte in<br />
ständiger Angst um die Mühle, dass sie<br />
nicht von einem Sturm umgebrochen wird.<br />
In schwerer körperlicher Arbeit musste die<br />
Mühle in die jeweils günstige Lage gedreht<br />
werden.<br />
Seit 1912/13 wurde auch elektrisch gemahlen<br />
und das war auch nicht billig. Das Mahlgeld<br />
war vorgeschrieben. Wenn gute Windverhältnisse<br />
waren, war die Leistung 10<br />
Zentner bis 1 Tonne. Um 1924 wurden bei<br />
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14<br />
einem Sturm die Flanschen vom gusseisernen<br />
Wellkopf abgebrochen und Flügel<br />
sowie Kammrad schwer beschädigt. Zur<br />
Reparatur verwendete man den Wellkopf<br />
der Deutsch-Paulsdorfer Windmühle. Im<br />
Windmühlengrundstück gab es eine Bäckerei,<br />
die im Jahr 1952 ins Dorf verlegt wurde.<br />
Ein Kulturdenkmal, die Bachmann-Bockwindmühle,<br />
restauriert, ist uns in unserem<br />
Gebiet erhalten geblieben und hoffentlich<br />
auch noch lange für unsere nachkommenden<br />
Generationen. Ein Besuch lohnt sich.<br />
Die Bockwindmühle-Dittersbach im<br />
Niederdorf<br />
Erbaut wurde sie im Jahre 1800 durch Tobias<br />
Flecks und hat bis zu ihrem Abbruch im<br />
Die Bockwindmühle in Dittersbach<br />
2. Weltkrieg 10 mal den Besitzer gewechselt.<br />
Die Bockwindmühle soll die größte<br />
Windmühle der Gegend gewesen sein. Sie<br />
hatte 4 Stockwerke und bis zum Abbruch<br />
noch alle 4 Flügel. Im 2. Weltkrieg wurde<br />
die Windmühle durch kriegsgefangene<br />
Franzosen abgebrochen, da auf dem Mühlengrundstück<br />
sehr hohe Brandsteuern<br />
lagen. Die Windmühle wurde lange Zeit bei<br />
militärischen Übungen als markanter Punkt
enutzt. Frau Lina Junge, Tochter des letzten<br />
Windmüllers, berichtete 1967: “Mein<br />
Vater hat die Windmühle von 1903 bis 1923<br />
besessen und durch Krankheit an den Bauern<br />
Leupold verkauft. Ein 20 Meter tiefer<br />
Brunnen mit einer eisernen Plumpe soll es<br />
auf dem Windmühlenberg geben. . .”<br />
Der letzte Käufer war ein Gemüse- und<br />
Gurkenhändler und hat sie abbrechen lassen<br />
und für “billiges Geld” an die Dorfbewohner<br />
als Nutz- und Brennholz verkauft.<br />
Geschichte zur "Weise-Bockwindmühle"<br />
in Markersdorf<br />
Friedrich Weise aus Holtendorf übernahm<br />
die Windmühle im Jahre 1879. Mit 77 Jahren<br />
verkaufte er die Mühle 1920 infolge<br />
einer Krankheit. Er hatte die Mühle 41 Jahre<br />
im Besitz.<br />
Die erste Windmühle ist 1780 von Rauschwalde<br />
nach Markersdorf umgesetzt worden,<br />
die fiel jedoch einem Feuer 1794 zum<br />
Opfer fiel. 1795 wurde die abgebrannte<br />
Windmühle wieder aufgebaut.<br />
Eine Pfaffendorfer Bürgerin, die ihre Jugend<br />
und Kinderzeit in der Mühle verbrachte,<br />
sagte aus: “Wenn der Müller Weise mal<br />
keinen Wind hatte und dringende Mahlaufträge<br />
vorlagen, dann haben wir Kinder das<br />
große Kammrad mit der Hand gedreht, so<br />
das Weise mahlen konnte. Wenn die Mühle<br />
erst einmal lief, ging es nicht mehr so<br />
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15<br />
-Ende-<br />
Quelle: Der Schöpsbote, Fotos: Wind- u. Wassermühlenforscher<br />
Günter Rapp<br />
schwer.” Ab 1933 begann die Mühle zu<br />
verfallen, 1972 wurde der Bock mit Resten<br />
des anderen Gebälks umgerissen, wohl mit<br />
Hilfe einer Zugmaschine. Heute befindet<br />
sich in unmittelbarer Nähe eine Nachbildung<br />
der Bockmühle als Modell und das<br />
Wohnhaus ist zu einem Feriendomizil umgebaut<br />
worden.<br />
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16<br />
Die Geschichte des Numismatischen Klubs<br />
zu Görlitz Teil I<br />
Der Numismatische Klub zu Görlitz besteht<br />
seit 1904.<br />
Im “Neuen Görlitzer Anzeiger” vom 14. Februar<br />
1904 ist zu lesen:<br />
“(Für Münzsammler) Um die vielseitige<br />
Wissenschaft der Numismatik<br />
durch Zusammenkünfte der<br />
Fachgenossen zu beleben und<br />
durch Meinungsaustausch,<br />
Vorträge, Ansichtsauslagen<br />
von Münzen, Medaillen, Siegel,<br />
Urkunden und numismatischen<br />
Büchern zu pflegen,<br />
werden alle Herren in Görlitz<br />
und Umgebung, welche<br />
Münzsammler und Numismatiker<br />
sind, gebeten,<br />
sich an diesem<br />
Sonntag, den 14.<br />
Februar, vormittags<br />
11 Uhr, im<br />
Theater - Restaurant<br />
(Demianiplatz<br />
28, Frau Bär) zu einer<br />
Besprechung einfinden zu wollen".<br />
In der Annonce derselben Zeitung steht:<br />
“Alle Münzsammler und Numismatiker<br />
werden ersucht, behelfs einer Besprechung,<br />
Gustav<br />
Hoffmann<br />
Vor- u.<br />
Rückseite<br />
der<br />
Medaille zum<br />
10-jährigen Bestehen<br />
sich Sonntag, den 14. Februar, um 11 Uhr<br />
vormittags, im Theater - Restaurant (Demianiplatz<br />
18, Frau Bär) einfinden zu wollen.<br />
- Das Einberufungs - Komitee - ".<br />
Wieviele Personen dieser Einladung<br />
nachkamen ist nicht bekannt.<br />
Doch anhand einer Medaille, die<br />
zum 10jährigen Bestehen des<br />
Klubs geprägt wurde, ist zu<br />
ersehen, dass außer dem Initiator<br />
der Klubgründung, der<br />
Buchdruckereibesitzer, Verleger<br />
und Herausgeber vom<br />
“Neuen Görlitzer Anzeiger”<br />
(NGA), Gustav Hoffmann<br />
(1843 - 1917), Professor<br />
Ludwig Feyerabend<br />
(1855 - 1927), Museumsdirektor<br />
der<br />
Oberlausitzischen<br />
Gedenkhalle, der<br />
Kunstmaler Gustav<br />
Heinrich (1841<br />
- 1 9 2 2 ) u n d d e r<br />
Postsekre-tär August Gast beteiligt waren.<br />
Weitere 16 Mitglieder werden auf dieser<br />
Medaille ge-nannt. Für einige jetzt lebende<br />
Görlitzer sind bekannte Namen dabei.<br />
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Görlitz war 1904 eine aufstrebende Stadt<br />
mit annähernd 83.000 Einwohnern. Da mag<br />
es vielleicht verwundern, warum ein Numismatischer<br />
Klub verhältnismäßig spät,<br />
wenn man es mit anderen Städten vergleicht,<br />
gegründet wurde.<br />
Der Grund mag darin zu sehen sein, dass<br />
seit 1779 die Oberlausitzische Gesellschaft<br />
der Wissenschaften (OLGW), eine Stätte<br />
des wissenschaftlichen Forschens und<br />
Sammelns in Görlitz, bestand. Hier wurde<br />
unter anderen Sammlungen auch eine<br />
Münzsammlung angelegt, die immer wieder<br />
durch Ankäufe und Geschenke von Mitgliedern<br />
vergrößert wurde. Numismatiker<br />
in der OLGW waren Karl Adolph von<br />
Schachmann (1725-1789) auf Königshain,<br />
der Bürgermeister Samuel Traugott Neumann<br />
(1759-1831) und auch der Kaufmann<br />
Rudolf Scheuner (1846 - 1903). Besonders<br />
verdient gemacht hat sich Rudolf Scheuner.<br />
Seine schriftlichen Arbeiten über zwei Bücher<br />
aus der Görlitzer Münze von 1450 bis<br />
1469 und seine Arbeiten über die Brakteatenfunde<br />
in der Oberlausitz und die Münzen<br />
der Stadt Görlitz sind für uns heute noch<br />
von großem Wert.<br />
Die Zusammenkünfte des Klubs wurden<br />
gewöhnlich im Winterhalbjahr vier Mal<br />
gegen 20.<strong>30</strong> Uhr durchgeführt. Fast immer<br />
waren interessierte Gäste erwünscht und<br />
17<br />
zugelassen.<br />
Schon im Oktober 1905 kamen einige hundert<br />
der schönsten altgriechischen Münzen<br />
aus der Zeit von 500 bis 400 v. u. Z., der Blütezeit<br />
Griechenlands, zur Ausstellung im<br />
Theater-Restaurant. Der größte Teil der ausgestellten<br />
Münzen war eine Leihgabe aus<br />
dem Königlich Bayrischen Münzkabinett<br />
München. Von diesen Münzen sagte der Archäologe<br />
Winckelmann: “Weiter als diese<br />
Münzen kann der menschliche Begriff nicht<br />
gehen.”. In der Zeitungsannonce ist zu lesen:<br />
“Goethe schrieb aus Sizilien, nachdem<br />
er solch eine reiche Sammlung gesehen hatte:<br />
“Aus diesen köstlichen Geprägen lacht<br />
uns ein menschlicher Frühling von Blüten<br />
und Früchten entgegen!” Da sich nicht bald<br />
wieder solch eine Gelegenheit bieten dürfte,<br />
hierorts eine so große Zahl dieser kleinen<br />
Kunstwerke bequem zu sehen, so ist Geschichts-<br />
und Kunstfreunden, sowie den<br />
Herrn, welche dem Numismatischen Klub<br />
beitreten wollen, der Zutritt sehr gern gestattet”.<br />
Diese Vermutung hat sich bis heute<br />
bestätigt.<br />
Manchmal konnten im Klub bekannte Numismatiker<br />
begrüßt werden. Die bekanntesten<br />
sind Ferdinand Friedensburg (1858-<br />
19<strong>30</strong>) und Dr. Max von Bahrfeld (1856-<br />
1936). Friedensburg (Senatspräsident im<br />
Reichsversicherungsamt von 1871 bis<br />
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18<br />
1908) hielt 1906 einen Vortrag über erdichtete<br />
Münzen und Medaillen. Entsprechende<br />
Anschauungsstücke brachte er mit. Der<br />
Görlitzer Schekel gehört ebenfalls zu den<br />
erdichteten oder erfundenen Münzen.<br />
Bahrfeld (Herausgeber des Numismatischen<br />
Literaturblattes), war 1913 zu Gast.<br />
Sein Thema: “Biberstein und die Sorauer<br />
Heller”.<br />
Zu solchen prominenten Einladungen waren<br />
die wissenschaftlichen Verbindungen<br />
von Prof. Feyerabend gewiss sehr hilfreich.<br />
Im Januar 1915, fünf Monate nachdem<br />
Deutschland in den 1. Weltkrieg eintrat,<br />
hieß es im NGA: “Man schreibt uns: In einigen<br />
Städten Schlesiens, in welchen das<br />
geistige Leben durch Wissenschaft und<br />
Kunst besonders rege ist, steht Görlitz oben<br />
an. Zu diesen hier bestehenden<br />
Gesellschaften gehört auch der vor<br />
zehn Jahren gegründete Numismatische<br />
Klub, welcher auf historischem,<br />
geographischem und<br />
kunsthistorischem Gebiet tätig ist.<br />
In der Gegenwart, wo durch den<br />
Krieg alles auf die Schwertspitze<br />
gestellt ist und gerne andere<br />
Pflichten gegen den Staat und unsere<br />
tapferen Armeen zu erfüllen<br />
sind, müssen Kunst und wissenschaftliche<br />
Bestrebungen zurücktreten<br />
- die aber nicht mehr kampffähigen<br />
Bürger haben die Pflicht, das niedergedrükkte<br />
Feuer der edlen menschlichen Bestrebungen<br />
nicht völlig erlöschen zu lassen, bis<br />
das Deutsche Reich wieder der Kunst und<br />
Wissenschaft forderndes und gebietendes<br />
Friedensreich ist!”.<br />
Im Alter von 74 Jahren starb am 23.07.1917<br />
Gustav Hoffmann. Er hatte bis zu seinem<br />
Tod , von seiner Gründung an, den Vorsitz<br />
im Klub. Von 1923 an war Emil Marquardt<br />
der Vorsitzende. In der Zwischenzeit hatte<br />
vielleicht das Gründungsmitglied, der<br />
Kunstmaler Gustav Heinrich, die Geschicke<br />
des Clubs geleitet. Er war bereits zu Lebzeiten<br />
von Gustav Hoffmann der Schriftführer<br />
im Club (siehe Bild). Fortsetzung folgt...<br />
Quelle: Numismatischer Club, Görlitz<br />
Einladung zum 10-jährigen Bestehen, 1914<br />
Mit dem Denkmalschutz eng verbunden!
Aktion: In 80 Tagen in Görlitz um die Welt<br />
Aktion: In 80 Tagen in Görlitz um die Welt<br />
Blitzlichtgewitter, Mikrofone und jede<br />
Menge Menschen empfingen den Hauptdarsteller<br />
Jackie Chan bei der Deutschlandpremiere<br />
des Films "In 80 Tagen um die<br />
Welt" in Berlin am 12. <strong>Dezember</strong> diesen<br />
Jahres.<br />
Der Film, der unsere Stadt noch vor<br />
Jahresfrist in die Schlagzeilen der nationalen<br />
Presse brachte und Görlitz 14 Tage in<br />
eine Filmstadt verwandelte, stand an diesem<br />
Tag im Medieninteresse Deutschlands.<br />
Eine kleine Abordnung von Görlitzer<br />
Bürgern u.a. mit dem Görlitzer Darsteller<br />
der Bürgermarketingaktion "In 80 Tagen<br />
Tagen in Görlitz um die Welt" Klaus Keller<br />
alias Philleas Fogg und seinem Jäger Mr.<br />
Fix alias Rene Schneider, der Karstadt-<br />
Chefin Ilona Knopp, der guten Fee des<br />
Aktionskreises für Görlitz Frau Slota, dem<br />
SZ-Redakteur Frank Seibel, dem Marketingstrategen<br />
Frank Besserer und einem<br />
Vertreter des StadtBILD-Verlages brach<br />
nach Berlin auf, um auch hier für das<br />
Bürgerarrangement der Neißestadt und natürlich<br />
auch für die Bewerbung als Kulturhauptstadt<br />
Europas zu werben.<br />
Jetzt kurz vor Ende der Görlitzer Aktion<br />
bleibt Zeit, ein kurzes Resumee zu ziehen.<br />
Viele, sehr viele Aktionen entstanden im<br />
19<br />
Foto: eyes-art.de<br />
Rahmen der Bürgermarketingaktion, einige<br />
wenige wie der Weltbasar im Bahnhof oder<br />
die Filmveranstaltungen im Theater, die<br />
Aktionen in der Strassburgpassage und im<br />
Heiligen Grab, die zahlreichen Konzerte<br />
und die vielen kleineren Akzente, die<br />
Görlitzer Händler und Bürger initiierten<br />
• DVD-Player<br />
• PlayStation2- & PC-Spiele<br />
• Verleih von aktuellen Videos, DVD´s<br />
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Görlitz, Reichenbacher Str. 80<br />
Tel. (0 35 81) 74 10 88
20<br />
seien an dieser Stelle genannt. Diese<br />
Aktion appelierte an die Traditionen des<br />
Görlitzer Bürgertums und in einer bisher<br />
einmaligen Form entstand eine Aktion, die<br />
mit Herz und Seele, verknüpft mit<br />
ehrenamtlichen Arrangement und<br />
unermütlichem Schaf-fensdrang ein völlig<br />
neues Bild des Gör-litzer Bürgertums auch<br />
in der weiten Me-dienlandschaft<br />
präsentierte: Wir Görlitzer wollen etwas<br />
bewegen!<br />
Die Resonanz auf diese Aktion war im<br />
wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend,<br />
denn sowohl die Görlitzer Händler als auch<br />
der Großteil der Görlitzer Bürger standen<br />
hinter ihrer Aktion. So schmückte das Konterfei<br />
des Görlitzer Philleas Fogg nahezu<br />
jedes Geschäft und auch die verwaisten<br />
Geschäfte der oberen Berliner Straße und<br />
lud zum Stempeln der vom Aktionskreis für<br />
Görlitz, dem Aktionsring Handel, der SZ<br />
und vom Theater ausgegebenen Reisepässe<br />
ein. Die Internetseite und der Veranstaltungskalender<br />
der Seite www.in-80-<br />
tagen.de, die von der jungen Webfirma<br />
incaming aus Görlitz kreiert wurde, erfreute<br />
sich dabei zunehmend großer Beliebtheit.<br />
Nicht zuletzt wurden auf der Seite 2 Karten<br />
zur Premiere in Berlin verlost, die von<br />
ehemaligen Görlitzern, die heute in Hannover<br />
leben, gewonnen wurden. Auch Sie<br />
Foto: eyes-art.de<br />
werden bei der Filmpremiere des Filmes "In<br />
80 Tagen um die Welt" im Görlitzer Bahnhof<br />
am 22.12.04 ab 20 Uhr mit dabei sein.<br />
Einige wenige Restkarten sind noch beim<br />
SZ-Treffpunkt in der Jakobstraße für dieses<br />
Event mit anschließendem Filmball zu<br />
haben. An diesem Abend wird ebenfalls der<br />
Sieger der Stempelaktion gekürt. Auch der<br />
StadtBILD-Verlag hofft, Sie an diesem Tag<br />
in einem historischen Gewand, dass Sie<br />
übrigens im Theater Görlitz ausleihen<br />
können, begrüßen zu dürfen und, dass es<br />
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Demianiplatz 19 • 02826 Görlitz • Tel.: 0 35 81 / 40 55 20
21<br />
Bürgermarketingaktion geben wird, denn<br />
das Herz einer Stadt bleiben nun einmal die<br />
Bürger.<br />
Zuvor fand am 17. <strong>Dezember</strong> außerdem<br />
noch eine Kinderpremiere des Filmes im<br />
Görlitzer Palast-Kino statt. Diese Benefiz-<br />
Veranstaltung, die mit freundlicher Unterstützung<br />
der Universal Pictures Studios<br />
organisiert wurde, war den jüngsten Be-<br />
Motiv: planbe - Görlitz<br />
wohnern unserer Stadt gewidmet und diese<br />
waren unzweifelhaft auch die Stars dieses<br />
Nachmittages.<br />
Aktuelle Informationen auch unter:<br />
www.in-80-tagen.de oder in der Tagespresse.<br />
Kostümkoordinierung über:<br />
Aktionskreis für Görlitz, Obermarkt<br />
Frau Slota (03581-41 77 36)<br />
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Berliner Str. 56 • Görlitz • Telefon 0 35 81/ 40 31 90
22<br />
Eine Stadtwanderung durch Görlitz<br />
im 19. Jahrhundert Teil I<br />
Von dem als Inselbahnhof angelegten Zentralbahnhofe<br />
im Südwesten der Stadt aus<br />
gelangt man über eine breite Granittreppe<br />
hinab durch einen Tunnel auf die Bahnhofstraße<br />
zum Halteplatz der Droschken<br />
(links) und der Pferdebahn (rechts), welche<br />
alle fünf Minuten einen Wagen nach dem<br />
Untermarkte und viertelstündlich einen<br />
über Blockhaus, Moltke- und Bismarckstraße<br />
nach dem Platz an der Kaserne gehen<br />
läßt. Den Halteplätzen gegenüber zwischen<br />
den Hotels “Vier Jahreszeiten” und<br />
“Stadt Dresden” öffnet sich die Berliner<br />
Straße, mit "Heidricher Hotel", “Kaiserhof”<br />
und “König Wilhelm” - in der jetzigen Gestalt<br />
eine der jüngsten und elegantesten<br />
Straßen der Stadt. Sie führt nach dem Postplatze.<br />
Von ihr zweigt sich zuerst rechts die<br />
Schulstraße mit einem in Granitrohbau ausgeführten<br />
Schulgebäude ab, durch welche<br />
man zur Jakobstraße gelangt. Weiter unten<br />
wird sie an der Stelle, wo sich die Salomonstraße<br />
nach Südwest von ihr abzweigt, von<br />
der Hospitalstraße durchschnitten, an deren<br />
Ecke sich ein stattlicher Bau in deutscher<br />
Renaissance mit dem “Kulmbacher Bier-<br />
Berliner Straße / Salomonstraße<br />
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hallen” im Erdgeschosse erhebt. Von hier<br />
aus erblickt man in der Ferne das in Granitrohbau<br />
ausgeführte Zentralhospital an der<br />
Kroelsstraße und dem Dresdener Platze , in<br />
den 120 - 1<strong>30</strong> alte Männer und Frauen verpflegt<br />
werden. Aus den reichen Mitteln dieser<br />
Anstalt, welche Besitzerin des Ritterguts<br />
Rietschen ist, wird auch das hinter dem<br />
Hospital errichtete Siechenhaus, das 25<br />
Geisteskranken und etwa 10 Erwerbsunfähigen<br />
Pflege gewährt, erhalten. In der Nähe<br />
des letzteren, an der Landskronstraße, hat<br />
das neuerrichtete Diakonissenhaus seine<br />
Stelle gefunden. Verlässt man den Kreuzungspunkte<br />
der Berliner-, Salomon- und<br />
Hospitalstraße der Berliner Straße und wendet<br />
sich nach rechts, so kommt man über die<br />
Jakobstraße auf den großen mit Gartenanlagen,<br />
schattigen Baumgängen und einem<br />
hübschen Zierbrunnen versehenden Wilhelmsplatz.<br />
Die an dem Brunnen angebrachten<br />
Kinderfiguren sind symbolisch -<br />
ist doch der denselben umgebende Kiesplatz<br />
einer der Kinderspielplätze, für welche<br />
die Stadt so reich gesorgt hat. In richtiger<br />
Erkenntnis von der gesundheitlichen<br />
Wichtigkeit großer freier Plätze innerhalb<br />
der Stadt ist dieser, früher Neumarkt genannte<br />
Platz, von den städtischen Behörden<br />
beim Ankauf des Terrains sofort ausgeschieden<br />
worden. Er hat verschiedenen<br />
23<br />
Zwecken gedient, ehe er seinen jetzigen<br />
Schmuck und seine heutige Bestimmung<br />
erhalten hat.<br />
An der Nordseite des Platzes erhebt sich das<br />
ursprünglich für die eingegangene Gewerbsschule<br />
errichtete und deshalb mit der<br />
Widmung “gewerbliche Kunst und Wissenschaft”<br />
versehene Schulgebäude in<br />
deutschem Renaissancestil, das gegenwärtig<br />
der höheren Mädchenschule nebst Lehrerinnenseminar<br />
zum Gebrauche überwiesen<br />
ist. Daneben ist ein stattliches Gebäude<br />
für das Militär- und Marinepädagogium und<br />
die höhere Privatknabenschule vom Brink<br />
im Bau begriffen. Unter den Privathäusern<br />
am Platze zeichnet sich das Eckhaus an der<br />
Konsulstraße auf der Nordseite durch seine<br />
edle Fassade im Louvrestil aus. Von dem<br />
Wilhemsplatze kann man durch Gartenoder<br />
Blumenstraße zur Moltkestraße, die<br />
nach dem Blockhause führt, ober durch die<br />
Konsulstraße - am “Englischen Garten” und<br />
dem Hotel “Friedrich Karl” vorüber - auf<br />
den Postplatz gelangen, in den auf der Südseite<br />
auch die Jakobs- und Berliner Straße<br />
münden. Den westlichen Hauptteil des<br />
Postplatzes schließen der Garten des Stadtkrankenhauses,<br />
das in Ziegelrohbau errichtete<br />
Gerichtsgebäude, das stattliche Victoriahotel,<br />
das an Stelle des älteren längst zu<br />
klein gewordenen, jetzt im Bau begriffene<br />
Zum Gleis 1<br />
Schnellgaststätte mit regionaler Küche<br />
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24<br />
Postamtgebäude im deutschen Renaissancestil,<br />
und einer Anzahl stattlicher Privathäuser<br />
ein. In der Mitte desselben erhebt<br />
sich zwischen saftigen Rasenanlagen und<br />
Festons von wildem Weine Robert Toberentz´<br />
herrlicher Zierbrunnen, der mit einen<br />
ansehnlichen Zuschusse aus dem Staatsfonds<br />
zur Förderung monumentaler Kunst<br />
1887 von der Stadt errichtet worden ist. Den<br />
Genuss der oberen Figur in Bronze hat das<br />
berühmte Hüttenwerk Lauchhammer, die<br />
Marmor- arbeiten haben die Bildhauer<br />
Ochs in Berlin und Charlottenburg nach den<br />
Modellen von Robert Toberentz, einen aus<br />
Berlin gebürtigen, in Berlin, Dresden und<br />
Rom ausgebildeten genialen Künstler, ausgeführt.<br />
Die Bronzefigur, eine edle Frauengestalt<br />
in schreitender Stellung, die eine<br />
mächtige Muschelschale über dem Haupte<br />
empor hält, stellt die Natur dar. Jeder der<br />
vier sitzenden Marmorgestalten an den Ekken<br />
des Marmor-Postaments, Jäger, Nymphe,<br />
Fische und Nixe, ist vollendeter Schönheit<br />
und die reichen Festons und die Muscheln,<br />
in welche die vier zwischen den Figuren<br />
angebrachten wasserspeienden Köpfe<br />
ihre Wasserstrahlen ergießen, so wie das<br />
Marmorbassin mit seinen originellen bronzenen<br />
Drachengestalten tragen das Ihre dazu<br />
bei, den Brunnen zu einer Zierde des<br />
schönen Platzes zu machen. Die Kosten der<br />
Herstellung haben ungefähr 150.000 Mark<br />
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Leben<br />
wie<br />
Gott<br />
in<br />
Sachsen.
etragen, dafür besitzt die Stadt ein Kunstwerk<br />
von hervorragender Bedeutung. Verfolgt<br />
man nun vom Postplatze aus nordwärts<br />
den Weg durch die innere Stadt -<br />
durch die Schützenstraße im Osten erreicht<br />
man den Stadtpark auf dem kürzesten Wege<br />
- so kommt man an dem 1883 aus freiwilligen<br />
Beiträgen errichteten, in Frankfurt a/M.<br />
angefertigten Wetterhäuschen vorüber, das<br />
über die geographische Lage und die meteorologischen<br />
Verhältnisse von Görlitz<br />
Auskunft gibt. Es steht auf dem ehemaligen<br />
Kirchhofe der Frauenkirche, die dicht vor<br />
uns liegt. Ein dreischiffiger Hallenbau in<br />
spätgothischem Stil, 1344 aus dem Sühngelde<br />
des Ritters Bieberstein, das dieser für<br />
die Tötung von sieben Görlitzer Bürgern<br />
zahlen musste, im Bau begonnen, weist diese<br />
im vorigen Jahrzehnt erneuerte Kirche zu<br />
unserer lieben Frau in ihrer Orgelempore,<br />
ihrem Westfenster, ihrer Vorhalle und ihrem<br />
Portal höchst interessante architektonische<br />
Einzelheiten auf. Der Umstand, dass<br />
ihre Akustik ausgezeichnet ist, nebst ihren<br />
freundlichen Charakter im Inneren, verschafft<br />
der erst seit ihrer Erneuerung wieder<br />
in Gebrauch genommenen Kirche besondere<br />
Beliebtheit.<br />
Wenige Schritte durch die ziemlich enge<br />
Straße “an der Frauenkirche”, die durch<br />
eine im Osten der Kirche in der Ausführung<br />
25<br />
begriffenen Passage nach der Struvestraße<br />
beim Hotel zum deutschen Kaiser von dem<br />
starken Verkehr entlastet werden wird, und<br />
wir sehen gerade vor uns den dicken Turm,<br />
rechts den Marienplatz mit dem Standbild<br />
Demianis und die Baumreihen der obersten<br />
Elisabethstraße, links den Demianiplatz.<br />
Hier erst beginnt das alte Görlitz. Bis 1848<br />
war die Stadt von starken Mauern ringsum<br />
eingefasst, um die sich hier ein sehr tiefer<br />
und breiter Wallgraben zog, über den aus<br />
den meist mit Türmen versehenen befestigten<br />
Toren Brücken führten. Der dicke Turm<br />
oder der Frauenturm, der neben dem Steintore<br />
als Überbleibsel des 1474 abgebrochenen<br />
herzoglichen Schlosses stand, ist der<br />
einzige noch sichtbare Rest jener Festungswerke<br />
der oberen Südseite.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Europäische Wanderbilder Görlitz<br />
Von Dr. Friedrich Blau<br />
Riesengebirgssektion Görlitz<br />
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26<br />
Aus der Geschichte der Hugo Meyer & Co. Optik Teil I<br />
Aus der Geschichte der Hugo Meyer & Co. Optik Teil I<br />
1896 richteten der Optiker Hugo Meyer und<br />
der Kaufmann Heinrich Schätze in der<br />
Löbauer Str.7 eine Werkstatt für Präzisionsoptik<br />
ein. Am 1. April 1896 wurde die<br />
Firma “Optisch-Mechanische Industrie-<br />
Anstalt Hugo Meyer & Co.” in das Gesellschaftsregister<br />
des Königlichen Amtsgerichts<br />
zu Görlitz eingetragen. Mit zunächst<br />
sieben Angestellten wurden einfache<br />
aplanatische Objektive hergestellt.<br />
Hugo Meyer und Heinrich Schätze hatten<br />
den Standtort für ihr Unternehmen klug<br />
gewählt, denn alle namhaften Görlitzer<br />
Kamerahersteller wie Kügler & Co., Curt<br />
Bentzin, Ernst Krecker, Gebrüder Herbst<br />
u.a. verwendeten ihre Objektive. Auch die<br />
Dresdner Hüttig AG, die spätere Zeiss Ikon,<br />
zählte zu den Abnehmern von Meyer-Objektiven.<br />
Das Unternehmen arbeitete fortwährend an<br />
der Verbesserung seiner Objektive. So<br />
wurde 1900 der Aristostigmat, ein vierlinsiger<br />
unverkitteter Anastigmat, zum Patent<br />
angemeldet und produziert. Außerdem<br />
führte man die Irisblende ein.<br />
Die Auftragslage war sehr gut und die<br />
Firma wuchs rasch. Der Mitarbeiterstab<br />
wuchs auf 24 Angestellte. Schließlich<br />
wurde ein Umzug in größere Fabrikationsräume<br />
zwingend erforderlich. 1901 bezog<br />
Luftbild-Camera<br />
von Bentzin<br />
mit Objektiv von<br />
Hugo Meyer<br />
Meyer & Co. daher das neue Fabrikgebäude<br />
im Hinterhaus der Biesnitzer Str. 22.<br />
Einen sensationellen Fortschritt bedeutete<br />
der 1903 produzierte Aristostigmatsatz.<br />
Hierbei konnte das Objektiv im Ganzen,<br />
aber auch jede Komponente einzeln für sich<br />
verwendet werden. Damit erhielt man mit<br />
einem Objektiv die Möglichkeit, drei verschiedene<br />
Brennweiten einzustellen.<br />
1904 gelang es Meyer-Optik mit dem<br />
vierlinsigen “Atelier-Schnellarbeiter” die<br />
Belichtungszeiten stark herabzusetzen.<br />
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Bald darauf wurde das alte Auszugssystem<br />
durch den Schneckengang ersetzt, der eine<br />
wesentlich höhere Einstellgenauigkeit<br />
garantierte.<br />
Als Hugo Meyer 1905 starb, übernahm die<br />
Witwe Elise Meyer mit den Söhnen Hugo,<br />
Erich und Harry die Leitung des Betriebes.<br />
Die Produktion und Entwicklung gingen<br />
weiter. So wurde 1908 ein sechslinsiger<br />
verkitteter Anastigmat herausgebracht und<br />
1911 wurde der Weitwinkel-Aristostigmat<br />
1:9 mit einem nutzbaren Bildwinkel<br />
von 100° produziert.<br />
Die Meyer-Optik expandierte<br />
weiter und übernahm am 8. November<br />
1911 gegen eine Kaufsumme<br />
von 58.000 Mark die Firma<br />
“Optische Anstalt Schulze und Billerbeck”<br />
mitsamt deren Produktionsprogramm,<br />
insbesondere der<br />
Fertigung von Euryplan-Objektiven<br />
und Euryplan-Sätzen.<br />
1918 wurde in der “Optisch-<br />
Mechanischen Industrie-Anstalt”<br />
eine Abteilung für Kinound<br />
Projektionsobjektive eingerichtet.<br />
Nach dem Krieg<br />
entwickelte sich die Kinofilmproduktion<br />
rapide, so dass die<br />
Optikproduktion für die Kinematographie<br />
ebenfalls wuchs.<br />
27<br />
1920 bot der bekannte Jenaer Physiker und<br />
als Objektivkonstrukteur berühmte Mathematiker<br />
Dr. Paul Rudolph der Firma Meyer-<br />
Optik die Zusammenarbeit an. Er hatte ein<br />
neues Objektiv, den Plasmaten, entwickelt,<br />
der nun als Doppel-Plasmat bei Meyer-<br />
Optik gefertigt wurde.<br />
Fortsetzung folgt ...<br />
Quelle: Die Gründerväter der Fotografie in<br />
Görlitz, Gesellschaft für das Museum der<br />
Fotografie in Görlitz, Faninger Verlag<br />
Meyer Euryplansätze<br />
Frohe Weihnachten und ein<br />
gesundes neues Jahr wünscht<br />
Thomas Wünsche und Team<br />
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28<br />
Emil Barber - Lehrer, Dichter und Forscher in Görlitz<br />
Emil Barber - Lehrer, Dichter und Forscher in Görlitz<br />
Für das Fortbestehen von Kultur und Sozialwesen<br />
ist heute das ehrenamtliche Mittun<br />
vieler Bürger in Stadt und Land lebensnotwendig<br />
geworden. Ein fortwirkendes<br />
Beispiel war vor 100 Jahren in Görlitz Emil<br />
Barber. Er war Generationen von Schülern<br />
ein Begriff. Für die Görlitzer galt er als einer<br />
der besten Kenner von Land, Leuten,<br />
Brauchtum und Mundart der Oberlausitz.<br />
Geboren wurde er in Thiemendorf bei Görlitz<br />
am 14.01.1857. Dort (und danach in<br />
Arnsdorf bei Görlitz) war sein Vater Lehrer.<br />
Schon in Elternhaus und Schule bekam er<br />
ein inniges Verhältnis zur Heimatlandschaft,<br />
zur Oberlausitz. Am Lehrerseminar<br />
in Reichenbach/Oberlausitz erhielt er von<br />
1874 bis 1877 seine berufliche Ausbildung.<br />
Seine ersten Lehrerstellen hatte er in Hoyerswerda<br />
und Freiwaldau. 1880 wurde er<br />
Gemeindeschullehrer in Görlitz. 1901 starb<br />
seine erste Frau; aus dieser Ehe stammten<br />
vier Töchter. In der zweiten Ehe wurde ihm<br />
1905 Sohn Joachim geboren. Seine Schüler<br />
waren begeistert von seinem lebendigen<br />
heimatkundlichen Unterricht, von Unterrichtsgängen<br />
durch die Görlitzer Altstadt<br />
und Wanderungen durch die Heimatlandschaft.<br />
Neben seiner beruflichen Tätigkeit<br />
machte er sich in ertragreicher und aufopfernder<br />
ehrenamtlicher Arbeit verdient um<br />
Pflege ist<br />
Vertrauenssache<br />
Hauskrankenpflege<br />
Ekkehard-Steffen Müller<br />
exam. Krankenpfleger<br />
die Oberlausitz. Unter den Görlitzer<br />
Schriftstellern hatte er einen geachteten<br />
Platz. Weit verbreitet waren zwei Bände mit<br />
Gedichten und Geschichten in der Mundart<br />
der schlesischen Oberlausitz, die mehrere<br />
Auflagen erlebten. Im Verlag Herge,<br />
Schweidnitz, erschien “Aus derr Heemte”<br />
und im Verlag Tzschaschel, Görlitz, “Haus-<br />
Emil Barber<br />
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Sächsische Schweiz, nach Dresden,<br />
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Speisen wie im Mittelalter ab 10 Personen<br />
29<br />
backen Brut”. Eine Vielzahl von Gelegenheitsgedichten<br />
las man in den Görlitzer Tageszeitungen.<br />
1903 war Barber in dem<br />
Sammelband “Görlitzer Dichterheim”, verlegt<br />
bei Eugen Munde, Görlitz, vertreten,<br />
und 1905 veröffentlichte er zur Niederschlesischen<br />
Industrie- und Gewerbe-Ausstellung<br />
in Görlitz einen “humoristischen<br />
Führer”.<br />
Herausragende Verdienste erwarb sich Barber<br />
als einer der besten Kenner der einheimischen<br />
Pflanzenwelt. 1897 veröffentlichte<br />
er (neben zahlreichen Spezialuntersuchungen<br />
davor und danach) sein Standardwerk<br />
“Flora der Oberlausitz”. 1882 wurde er Mitglied<br />
der Naturforschenden Gesellschaft<br />
Görlitz und bald darauf Sekretär von deren<br />
botanisch-zoologischer Abteilung. Ab 1884<br />
leitete er, ebenfalls ehrenamtlich, den Botanischen<br />
Garten im Görlitzer Stadtpark. Seine<br />
umfassenden Kenntnisse über die Pflanzen<br />
der Oberlausitz erwarb er bei ungezählten<br />
Erkundungswanderungen. In der Fachwelt<br />
genoss er hohe Wertschätzung, und<br />
Wissenschaftler suchten seinen Rat. 1911<br />
wählte ihn die Naturforschende Gesellschaft<br />
zum Ehrenmitglied. Er war auch korrespondierendes<br />
Mitglied der “Schlesischen<br />
Gesellschaft für vaterländische Kultur<br />
in Breslau”. Gleichzeitig war er ununterbrochen<br />
Lehrer im städtischen Dienst. Er<br />
half auch bei der botanischen Ausbildung<br />
der Apothekerlehrlinge und am Pädagogium<br />
an der Psychiatrischen Klinik seines<br />
Freundes Dr. Kahlbaum in Görlitz.<br />
In der schlimmen Notzeit des I. Weltkrieges<br />
starb er nach schwerer Krankheit am 26.04.<br />
1917 in Görlitz. Sein Hauptwerk über die<br />
Flora der Oberlausitz, an dem er ununterbrochen<br />
weitergearbeitet hatte, konnte er<br />
leider nicht abschließen. Sein beispielhafter<br />
Einsatz für den geistigen Fortschritt der<br />
Heimat und seine Treue zur Stadt Görlitz<br />
und zum preußischen Staat bleiben unvergessen.<br />
Dr. Ernst Kretzschmar<br />
Das Hotel im Grünen<br />
wünscht frohe Weihnachten<br />
und ein erfolgreiches<br />
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Wir wünschen allen<br />
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ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2005!
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Gisela Welp trägt ihre Geburtsstadt im Herzen<br />
Gisela Welp trägt ihre Geburtsstadt im Herzen<br />
33<br />
Die heutige 76-jährige Gisela Welp wurde<br />
in Görlitz (Schlesien) geboren. Seit 1954<br />
lebt sie in Recklinghausen, eine Stadt in<br />
Nordrhein-Westfalen. Ihre Herkunft hat<br />
Gisela Welp nie vergessen und engagiert<br />
sich bis heute für unsere schöne Stadt. Sie<br />
hat in den letzten Jahren mit vielen Spenden<br />
geholfen, den Schönhof zu restaurieren.<br />
Der Schönhof ist das älteste erhaltene<br />
Renaissancegebäude Deutschlands, in dem<br />
künftig das Schlesische Landesmuseum<br />
beherbergt wird. Sehr gute Chancen räumt<br />
sie Görlitz bei der Wahl zur Europäischen<br />
Kulturhauptstadt 2010 ein.<br />
Gisela Welp reist jedes Jahr in ihre Heimatstadt.<br />
Federzeichnungen<br />
von<br />
Gisela Welp<br />
Auch in diesem Jahr kam sie wieder nach Görlitz und brachte<br />
ihre ganze Familie mit. Ihre Liebe zu ihrer Heimatstadt kann<br />
man auch in ihren wunderschönen Federzeichnungen über<br />
Görlitz wiederfinden. “Wir können auf unser Görlitz und auf<br />
die Menschen, die sich für unsere Stadt so unermüdlich<br />
einsetzen stolz sein, denn solche Menschen brauchen wir, damit<br />
unsere schöne Stadt eine Zukunft hat.” Cindy Hupp, MS Görlitz<br />
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Neuer Berggeist auf alten Schienen<br />
Neuer Berggeist auf alten Schienen<br />
...ankommen, wohlfühlen,<br />
wiederkommen ...<br />
Das Riesengebirge ist ja bekanntlich die<br />
Heimat von Rübezahl, über den es unzählige<br />
Geschichten gibt. Dass er sich auf der<br />
Schiene bewegt hat, weiß jeder Eisenbahnfreund,<br />
dem in diesem Moment der legendäre<br />
Triebwagen ET 89 einfällt, der über<br />
lange Zeit in den Zwanziger und Dreißiger<br />
Jahren seinen Dienst auf der Zackenbahn<br />
verrichtete. Er befuhr von Hirschberg<br />
(Rsgb) /Jelenia Góra nach Polaun / Korenov<br />
eine äußerst attraktive Gebirgsstrecke, die<br />
auch heute von ihren Reizen nichts verloren<br />
hat. Nur wird Sie heute auf polnischer Seite<br />
lediglich bis Ober-Schreiberhau genutzt.<br />
Der Scheitelpunkt befindet sich bei 886 m<br />
ü. M. am Bahnhof Jakobsthal / Jakuszyce -<br />
oder eben, was heute von ihm übrig geblieben<br />
ist. Einige Kilometer weiter, an den<br />
Strickerhäusern, befindet sich der Endbahnhof<br />
der noch betriebenen CD-Strecke<br />
Tannwald/Tanvald-Harrachsdorf/Harrachov,<br />
einer interessanten Strecke mit (heute<br />
allerdings nicht mehr genutzten) Zahnstangenpassagen,<br />
einer Steigung bis 58% und<br />
eines bis zu 940 m langen Tunnels. Der<br />
Abschnitt zwischen Ober-Schreiberhau und<br />
den Strickerhäusern ist aber befahrbar. Bereits<br />
1992, anlässlich der 90-Jahr-Feier der<br />
Strecke Tannwald-Polaun, wurde ein Gleis<br />
von den inzwischen hochgewachsenen<br />
Bäumen befreit und bis Ober-Schreiberhau<br />
von tschechischer Seite aus durchgängig<br />
befahren. Auch später gab es sporadische<br />
Versuche , einen regulären Betrieb wieder<br />
aufzunehmen, die aber an den Verhandlun-<br />
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gen mit Polen scheiterten. Die letzten Sonderzüge<br />
fuhren im Mai <strong>2004</strong>! Seit einigen<br />
Jahren gibt es das Projekt Regiotram Nisa<br />
(Neiße), das in seinem Konzept eine Verbindung<br />
der Straßenbahn in Reichenberg /<br />
Liberec, die inzwischen innerhalb der Stadt<br />
auf 1.435 mm umgespurt wurde, mit der<br />
Eisenbahnachse Zittau - Reichenberg -<br />
Tannwald - Harrachsdorf plant und eine<br />
Verbindung nach Hirschberg über die Zekkenbahn<br />
optioniert, wobei der Bahnhof<br />
Strickerhäuser durch eine Straßenbahn mit<br />
dem Riesengebirgsort Harrachsdorf / Harrachov<br />
verbunden werden soll.<br />
Durch den Beitritt Tschechiens und Polens<br />
zur EU ergeben sich neue Möglichkeiten.<br />
Gedanklicher Vorreiter eines besonders interessanten<br />
Projektes ist der Filmautor<br />
35<br />
Klaus-Dieter Tietz, ein Diplom-Mediziner<br />
aus Görlitz: “Es war für mich zunächst<br />
interessant, einen Film zu machen, um mit<br />
dem Zuschauer auf den Spuren vergessener<br />
Eisenbahntrassen zu wandeln. Je mehr ich<br />
mich damit befasse, umso größer wird mein<br />
Wunsch , einiges davon wieder in Betrieb zu<br />
sehen”.<br />
Leicht wird das nicht, sind doch viele Verbindungen<br />
abgebaut und unwiederbringlich<br />
verloren, wie z. B. die Isergebirgsbahn von<br />
Friedeberg / Mirsk nach Heinersdorf a. T./<br />
Jidrichovice p.S., oder zumindest in so<br />
desolatem Zustand, dass ein Betrieb nicht<br />
mehr ohne weiteres möglich ist. “Ein sehr<br />
attraktiver Rundkurs mit Ausgangs- u.<br />
Endpunkt Görlitz wäre mit dem vorhandenem<br />
Streckennetz durchaus denkbar und<br />
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36<br />
würde sowohl der<br />
deutschen niederschlesischen<br />
Metropole<br />
Görlitz als auch vielen<br />
Iser-und Riesengebirgsorten<br />
und deren<br />
Wirtschaft neue Impulse<br />
geben. Das Konzept<br />
würde sogar weit über<br />
eine normale Bahnfahrt<br />
hinausgehen, was<br />
d e n E r l e b n i s w e r t<br />
enorm steigern würde”,<br />
so der eisenbahnengagierte<br />
Arzt, der<br />
auf die Mitarbeit vieler<br />
Enthusiasten setzt. Ein<br />
glücklicher Zufall kam<br />
ihm hierbei zugute:<br />
Unter dem Dach von EQUAL, einem<br />
europäischen Netzwerk für touristische<br />
Integration entstand in Görlitz unter der<br />
Firma SAPOS (Soziales Arbeitsprojekt<br />
Ostsachsen) eine Projektgruppe unter<br />
Leitung von Michael Rönisch, die seinen<br />
Gedanken des “Rübezahl-Express” aufgegriffen<br />
hat. Eine Exkursion führte alle<br />
Interessenten auf die “Zackenbahn”, deren<br />
Reste auf diese Weise erst einmal fotografisch<br />
dokumentiert wurden.<br />
Quelle & Fotos: Dipl.med. Klaus-Dieter Tietz<br />
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Aus der Geschichte der Görlitzer Straßenbahnen<br />
Teil IX<br />
In einer Verordnung über die Organisation<br />
der volkseigenen örtlichen Industrie vom<br />
22.02.1951 wurde die Umwandlung der<br />
KWU in volkseigene Betriebe festgelegt.<br />
Die Görlitzer Straßenbahn firmierte fortan<br />
unter dem Namen VEB (K) Verkehrsbetriebe<br />
der Stadt Görlitz.<br />
37<br />
1953 Demianiplatz mit Vollreklame für Landskron-Bier<br />
Das besondere Geschenk<br />
Ihr Film über Görlitz mit polnischem<br />
und böhmischem Umland<br />
Zum Beginn der 50er Jahre machte sich -<br />
wenn auch nur allmählich - eine grundlegende<br />
Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes<br />
der Fahrzeuge und Anlagen bemerkbar.<br />
Mit dem WUMAG - Triebwagen<br />
NR. <strong>30</strong>II begann nach und nach eine grundhafte<br />
Instandsetzung aller Fahrzeuge. Dabei<br />
erhielten dann auch die meisten Triebwagen<br />
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Tel.: 0 35 81/41 81 89 und im Görlitzer Handel
38<br />
streifen unterhalb der Fenster und grüne<br />
Pufferbohlen. Lediglich die Anhänger blieben<br />
noch viele Jahre einfarbig. Die 1926 gebauten<br />
WUMAG-Triebwagen mit Ausnahme<br />
der Nr. 34II erhielten nun in den Perrons<br />
ein kleines Klappfenster zum Lüften in<br />
Fahrtrichtung rechts oben neben dem Stirnfenster<br />
(wie es bei den Triebwagen der Umbauserie<br />
Nr. 10II bis 19II bereits seit Ende<br />
der dreißiger Jahre - allerdings in Fahrtrichtung<br />
links - vorhanden war). Wenig später<br />
wurden die äußeren Haltegriffe im Einstiegsbereich<br />
an die inneren Türholme geschraubt,<br />
weil sie des öfteren von überholenden<br />
Kraftfahrzeugen abgerissen worden<br />
sind. Viele Wagen trugen lange noch Werbung<br />
aus der Vorkriegszeit, die teilweise ab<br />
1952 bzw. bei Neulackierungen durch Werbung<br />
oder Propaganda der fünfziger Jahre<br />
WUMAG-TW 18II der<br />
Umbauserie als Jugendzug<br />
ersetzt worden ist (FDJ, Fünfjahrplan,<br />
Volkssolidarität, DSF). Dominierend aber<br />
blieb bei Vollreklame an den Triebwagen<br />
Werbung für das Landskron-Bier.<br />
TW 19II der Umbauserie<br />
im Sommer 1955<br />
Von 1951 an wurden abwechselnd die WU-<br />
MAG-TW. <strong>30</strong>II, 28II und 31II als Jugendwagen<br />
eingesetzt und für diesen Zweck mit<br />
einem Stirnschild über den Perrons und einem<br />
FDJ-Emblem in jeweils einem der zwei<br />
Felder der Nummernlaternen versehen<br />
(immer nur ein Wagen im Einsatz). Das Personal<br />
der Jugendzüge - die übrigens meist<br />
auf der Linie 1 zum Einsatz gebracht worden<br />
sind - bildete stets ein eigenes, vom übrigen<br />
Fahrpersonal unabhängiges Kollektiv.<br />
Diese Episode gehörte spätestens zum Ende<br />
des Jahres 1956 in Görlitz der Vergangenheit<br />
an. Interessant war die Beschilderung<br />
von Sonderwagen mit großen (auf der Puf-<br />
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Frohe und Gesegnete Weihnachten<br />
und ein gesundes Jahr 2005<br />
wünscht Ihnen<br />
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ferbohle befestigten) rechteckigen Tafeln,<br />
welche die Perrons unterhalb der Stirnfenster<br />
teilweise verdeckten und in dieser Form<br />
nicht so recht zum gesamten Erscheinungsbild<br />
passten.<br />
Ab 1952 verkehrten folgende Linien bei<br />
der Görlitzer Tram:<br />
1 Rauschwalde - Weinhübel (15/20 min)<br />
2 Landeskrone - Krankenhaus (15/20 min)<br />
TW 14II an der Stadthalle 1952<br />
3 Büchtemannstraße - Demianiplatz (in der<br />
HVZ wie Linie 2 und zwischen deren<br />
Kursen; 15/20 min)<br />
4 Goethestraße - Rosa Luxemburg - Straße<br />
(20 min, Solowagen)<br />
5 Stadthalle - Demianiplatz (20 min, Solowagen).<br />
Die Linie 5 wendete im Gleiswechsel vor<br />
dem Fuchsbau (östlich des Theaters am<br />
Beginn des "Grünen Graben").<br />
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Für viele Bürger unserer Stadt sind diese ersten<br />
Nachkriegsjahre der Görlitzer Straßenbahn<br />
als eine schwere, aber dennnoch gemütliche<br />
Zeit in Erinnerung geblieben, die<br />
teilweise noch das Flair der Vorkriegszeit<br />
vermittelte. Vergessen sind heute weitgehend<br />
die Mühen, die zum Teil hochbetagten<br />
Fahrzeuge und Anlagen für den täglichen<br />
Einsatz betriebsbereit zu halten, und<br />
dazu noch mit einem chronischen Mangel<br />
an Ersatzteilen verschiedenster Art. Hierbei<br />
hatten die Beschäftigten der Görlitzer Straßenbahn<br />
einen nicht unerheblichen Anteil.<br />
Ihr Arbeitsalltag gestaltete sich oft als tägliche<br />
Herausforderung und kann aus heutiger<br />
Sicht nicht genügend gewürdigt werden.<br />
Dies betrifft diese und andere Beschäftigte<br />
des Unternehmens.<br />
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Lesenswert: Die Geschichte von<br />
St. Marienthal von 1800 bis 2000<br />
“Diese Klosterchronik ist sehr interessant.<br />
Ich habe das Heft in einem Zug durchgelesen”,<br />
so urteilen bisher viele Leser. “Die<br />
Zisterzienserinnen - Abtei St. Marienthal<br />
von 1800 bis 2000 im Spiegel seiner Äbtissinnen"<br />
ist eine Zusammenfassung, die vielen<br />
Interessenten etwas bietet. Vor allem<br />
sind Bilder und Fotos enthalten, die noch<br />
nie veröffentlicht wurden.<br />
Um das Jahr 1800 waren in mehreren europäischen<br />
Staaten an die tausend Klöster aufgelöst,<br />
säkularisiert worden. Es ist erstaunlich,<br />
wie das kleine St. Marienthal alle Stürme<br />
der Zeit überdauerte und im Oktober<br />
<strong>2004</strong> sein 770-jähriges immer währendes<br />
Bestehen begehen konnte.<br />
Der Hussitenüberfall, die Religionswirren<br />
der Reformationszeit, die vielen Kriege und<br />
2 Schwestern im Unterricht<br />
der Klosterschule, 1932<br />
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nicht zuletzt die Notzeiten durch Hochwasser<br />
und Dürren haben ihre Spuren<br />
hinterlassen. Umso bewundernswerter ist<br />
es, wie die Ordensfrauen allen Wirrnissen<br />
standgehalten haben.<br />
Der erste Bericht der Chronik spricht von<br />
der Äbtissin Appolonia. Sie leitete das Kloster<br />
nur ein Jahr lang. Mit 16 Jahren trat sie<br />
bereits ins Kloster St. Marienthal ein und<br />
mit 50 Jahren starb sie. Ihre Nachfolgerinnen,<br />
die Äbtissinnen Josepha und Laurentia,<br />
hatten als letzte einen Bereich von 25 Ortschaften,<br />
die sie als Standesherrschaft verwalteten<br />
und betreuten. Mit den Beschlüssen<br />
des Wiener Kongresses verlor St. Marienthal<br />
die sogenannten Niederdörfer nördlich<br />
des Flüsschens Wittig. Zwar blieb dem<br />
Kloster noch die Patronatsherrschaft, aber<br />
Jauernick, Melaune, Markersdorf, Niederseifersdorf<br />
u.a. kamen nun zu Preußen.<br />
Zur Jahrhundertwende 1899 /1900 fand eine<br />
Lichterprozession in der Kirche und im<br />
Kloster statt. Die Schwestern knieten abwechselnd<br />
Tag und Nacht in der Kirche.<br />
Provisorischer Brückenbau von Pionieren über die Neiße bei Ostritz, 1898<br />
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42<br />
Sie beteten zu Gott für die ganze Welt und<br />
die christliche Kirche, um Gnade und Barmherzigkeit<br />
in dieser bedrängten Zeit. Die<br />
damalige Äbtissin Michaela Waurik stammte<br />
aus Miltitz /Oberlausitz und war die erste<br />
sorbische Äbtissin in Marienthal. In ihre<br />
Amtszeit fiel das schreckliche Hochwasser<br />
von 1897, die Fertigstellung des Schulhauses<br />
für die Mädchenschule, die Inbetriebnahme<br />
des Elektrizitätswerkes und der Beginn<br />
des Ersten Weltkrieges. Diese und<br />
viele andere Begebenheiten sind in dem<br />
Chronikheft nachlesbar. So ist die Marienthaler<br />
Chronik auch ein Abbild der gesamten<br />
Oberlausitzer Geschichte und für alle<br />
heimatverbundenen Leser eine Bereicherung.<br />
Die Jahrzehnte unter zwei Diktaturen<br />
sind noch nicht vollständig aufgearbeitet.<br />
Die Autorin ist für jeden Hinweis von<br />
Zeitzeugen dankbar.<br />
Äbtissin Pia Walter (1982 - 1993) stammte<br />
aus Görlitz. So mancher wird sie persönlich<br />
gekannt haben. Viele erinnern sich an die<br />
beeindruckende Wallfahrt katholischer<br />
Christen aus Anlass der 750-Jahrfeier des<br />
Klosters im Jahre 1984.<br />
Der Strom von Besuchern nahm zu, seit<br />
1992 das Internationale Begegnungszentrum<br />
St. Marienthal gegründet wurde. Seit<br />
1998 finden regelmäßig öffentliche<br />
Klosterführungen statt.<br />
Besonders das Klostermodell in der Dauerausstellung<br />
-ora et labora- wird immer<br />
wieder bestaunt.<br />
Die Busreisegruppen kommen aus nah und<br />
fern. Vor allem die Besucher aus den alten<br />
Bundesländern staunen, dass es an der<br />
Neiße noch ein lebendiges Nonnenkloster<br />
gibt. Im Jahr <strong>2004</strong> konnten auch afrikanische<br />
Lehrer und japanische Jugendliche<br />
zu Gästeführungen begrüßt werden. Damit<br />
wird die Geschichte von Sankt Marienthal<br />
weitergeschrieben. Das preiswerte Chronikheft,<br />
das vom StadtBILD-Verlag liebevoll<br />
hergerichtet wurde, ist erhältlich in der<br />
Comenius-Buchhandlung Görlitz, im Ostritzer<br />
Antiquariat und in den Klosterläden in<br />
Die<br />
Zisterzienserinnen-Abtei<br />
St. Marienthal<br />
von 1800 bis 2000<br />
im Spiegel ihrer Äbtissinnen<br />
Eine Chronik<br />
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Kleine Museen unter einem Dach<br />
Kleine Museen unter einem Dach<br />
45<br />
Die Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund<br />
gGmbH wurde am 01. Januar 1999<br />
gegründet. Damit konnte ein völlig neuer<br />
Weg des Betriebes von kleineren musealen<br />
Einrichtungen beschritten werden. Zum einen<br />
waren massive Sparzwänge, zum anderen<br />
auch bessere Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
erhebliche Gründe, über eine<br />
neue Rechtsform nachzudenken. Jetzt,<br />
nach nunmehr 5 Jahren kann das, was mit<br />
vielen Unsicherheiten begann, als gelungen<br />
bezeichnet werden. Vielfältige Effekte und<br />
Synergien, wie etwa gemeinsame Marketingstrategien,<br />
eine zentrale Verwaltung<br />
und klare Koordinierung der Museumsveranstaltungen<br />
zeigen, dass der eingeschlagene<br />
Weg richtig war. Jährliche Besucherzahlen<br />
von ca. 14.000 sind ein Beleg für eine<br />
kontinuierliche Museumsarbeit, die den<br />
Geschmack des Publikums trifft.<br />
Gegenwärtig vereint der Museumsverbund<br />
vier Museen im ländlichen Raum. Das Bedeutendste<br />
darunter ist das Dorfmuseum in<br />
Markersdorf. Besonders anziehend wirkt<br />
die Lebendigkeit der Ausstellung. Der Besucher<br />
erlebt den Bauernhof so, als seien die<br />
Familie und das Gesinde gerade auf dem<br />
Schaupflügen beim Erntedankfest<br />
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46<br />
Feld. Seit diesem Jahr grunzt und blökt es<br />
wieder im Stall, denn ein Sattelschwein-<br />
Ferkel und zwei Schafe haben hier ein neues<br />
Zuhause gefunden.<br />
Zuschauermagnet sind vor allem die traditionellen<br />
Feste im Jahreslauf der bäuerlichen<br />
Wirtschaft. Dabei haben sich das Erntefest<br />
und das Schlachtfest<br />
wiederum als Höhepunkte<br />
erwiesen. Neu<br />
im Angebot war der<br />
“Tag des Haustieres”,<br />
bei dem mehr als 200<br />
Besucher alles über den<br />
Hund erfahren wollten.<br />
Sehr gut wurden auch<br />
die museumspädagogischen<br />
Angebote angenommen,<br />
mehr als 1200<br />
Schüler erlebten zwischen<br />
Januar und Oktober<br />
eines der Projekte im<br />
Museum.<br />
Im Schlosskomplex Königshain<br />
eröffnete im<br />
Dachgeschoss über dem<br />
Kutschenmuseum eine<br />
neue Dauerausstellung zur Lebenswelt der<br />
Bienen. Gemeinsam mit dem Imkerverein<br />
“Am Rotstein” entstand hier eine attraktive<br />
und lehrreiche Schau mit einem lebendigen<br />
Bienenvolk in einer gläsernen Beute als Anziehungspunkt.<br />
Im Schlossgelände entstand<br />
ein historischer Gemüsegarten mit kaum<br />
noch bekannten Gewürz- und Nutzpflanzen,<br />
der in den kommenden Jahren weiter<br />
ausgebaut werden soll. In den Sommermonaten<br />
hat sich Königshain als Spielstätte für<br />
Konzerte und Theater<br />
inzwischen einen guten<br />
Namen gemacht. Ein<br />
Philharmonisches Konzert<br />
mit bekannter Filmmusik<br />
und zwei Aufführungen<br />
einer Opern-Pasticcio<br />
lockten zahlreiche<br />
Musikliebhaber in<br />
die barocken Anlagen.<br />
Im Oktober begannen<br />
im Barockschloss die<br />
Sanierungsarbeiten, die<br />
2006 zum Abschluss<br />
kommen sollen. Dann<br />
wird auch das Hauptgebäude<br />
für eine museale<br />
Nutzung zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Im Granitabbau-Museum<br />
in den Königshainer Bergen konzentrierte<br />
sich die Arbeit auf den Wiederaufbau<br />
des Steinsägen-Hauses und der Schmiede.<br />
Mit seiner steinsichtigen Fassade und den<br />
Backofen im Dorfmuseum<br />
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weiter zu führen.<br />
Das kleinste Haus im Verbund ist das Akkerbürgermuseum<br />
in<br />
Reichenbach. Hier<br />
erlebt der Besucher<br />
die Enge eines Haushaltes<br />
der “kleinen<br />
Leute” vor 100 Jahren.<br />
Besonders sehenswert<br />
ist die Glasdruckerei<br />
im Hof. Bei<br />
besonderen Anlässen,<br />
wie dem Bienenoder<br />
Weinfest wird<br />
der Ofen in Betrieb<br />
genommen und vor<br />
den Augen der Besucher<br />
entstehen aus<br />
farbigem Stangenglas<br />
gepresste Reflektoren<br />
oder Medaillen.<br />
Der traditionellen<br />
Farbglasherstellung<br />
in Reichenaufgearbeiteten<br />
gusseisernen Fenstern ist<br />
das Gebäude zu einem wahren Blickfang<br />
geworden. Die Besucher des Museumsund<br />
Lehrpfadfestes im September zeigten<br />
sich von den Fortschritten begeistert und ermunterten<br />
uns, den eingeschlagenen Weg,<br />
47<br />
bach war in diesem Jahr eine Sonderausstellung<br />
gewidmet.<br />
Betrachtet man rückwirkend alle Veranstaltungen,<br />
Sonderausstellungen und Museumsfeste,<br />
so stellt sich das Jahr <strong>2004</strong> als<br />
ein sehr gutes und erfolgreiches für die Entwicklung<br />
des Museumsverbundes dar. Es<br />
gilt für die Zukunft, an Bewährtes anzuknüpfen<br />
und neue<br />
publikumswirksame<br />
Ideen zu entwickeln.<br />
Nur so kann es gelingen,<br />
dem schwächer<br />
werdenden Zuschuss<br />
der öffentlichen<br />
Hand zu begegnen.<br />
Steffen Menzel / Schlesisch-Oberlausitzer<br />
Museumsverbund<br />
gGmbH<br />
Advent im<br />
Dorfmuseum<br />
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Aus der Geschichte des ASB Teil III<br />
Aus der Geschichte des ASB Teil III<br />
Im August 19<strong>30</strong> veranstaltete die Kolonne<br />
wieder eine Haus- und Straßensammlung,<br />
um Mittel für wohltätige Zwecke beschaffen<br />
zu können. Trotz der ungünstigen wirtschaftlichen<br />
Lage war das Ergebnis weit<br />
über die Erwartungen sehr zufriedenstellend.<br />
Der Arbeitsaufwand hatte sich gelohnt.<br />
Am 05.10.19<strong>30</strong> landete auf dem Flugplatz<br />
in Görlitz das Luftschiff “Graf Zeppelin”.<br />
Bei Windstärke 4 und strömendem Regen<br />
waren etwa 120000 Zuschauer auf den Beinen.<br />
Es herrschte ein einziges Chaos. An<br />
diesem Tag übernahmen die Freiwillige Sanitätskolonne<br />
vom Roten Kreuz und die Kolonne<br />
des ASB gemeinsam den Dienst auf<br />
dem Flugplatz. Sie leisteten in 91 Fällen erste<br />
Hilfe.<br />
Gleichberechtigt mit dem Roten Kreuz wurden<br />
die Arbeitersamariter nun auch bei öffentlichen<br />
Veranstaltungen herangezogen,<br />
wie z. B. am Zeppelinstag oder auch bei<br />
Theater- und Zirkuswachen.<br />
Das Jahr 1931 begann im Januar mit der gut<br />
besuchten Generalversammlung. Die Mitgliederanzahl<br />
der Kolonne Görlitz betrug<br />
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inzwischen 205, damit hatte Görlitz nach<br />
Breslau die zweitgrößte Kolonne im Bund.<br />
Dank der guten Unterstützung bei der öffentlichen<br />
Sammlung konnte das Sanitätsmaterial<br />
ergänzt und erneuert werden. Das<br />
Kassenverhältnis war in einem guten Zustand,<br />
das neue Jahr konnte also ohne Defizite<br />
begonnen werden.<br />
Die Samariter mussten sich in Görlitz auf<br />
die Kämpfe von links und rechts einstellen<br />
und mit Beschimpfungen, Drohungen und<br />
Angriffen während ihrer Einsätze rechnen.<br />
Der Bundesvorstand des ASB führte seine<br />
Neutralitätspolitik weiter fort. Es wurde<br />
kein Mitglied in den eigenen Reihen geduldet,<br />
welches Parteipolitik in irgendeiner<br />
Form in die Arbeit des Bundes bzw. in die<br />
Kolonnen hereintrug. Die höchste Pflicht<br />
eines Samariters war es nach wie vor, jedem<br />
Menschen zu helfen, egal welchen Stand,<br />
welchen Beruf oder welche Konfession er<br />
besitzt.<br />
Die ASB-Veranstaltungen wurden von geselligem<br />
Beisammensein begleitet, das war<br />
manchmal das einzige, wo man den Elendsalltag<br />
und die Not verdrängen konnte. Zum<br />
Beispiel gab der erfolgreiche Abschluss eines<br />
Erste-Hilfe-Kurses Anlass zum Feiern.<br />
Die Kurse dauerten meistens über ½ Jahr<br />
und waren mit großem Fleiß und Hingabe<br />
der Teilnehmer verbunden.<br />
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gemeinsam sind<br />
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49<br />
In den Zeiten der wirtschaftlichen Not war<br />
der ASB besonders auf die Haus- und Strassensammlungen<br />
angewiesen, dadurch<br />
konnten auch gemeinnützige Aufgaben finanziert<br />
werden. Diese Sammlungen mussten<br />
beantragt und mit einheitlichen Sammlungsabrechnungen<br />
dem Kreis gemeldet<br />
werden. 10 % des Reinertrages ging an den<br />
Bundesvorstand, 15 % an den Kreis und den<br />
Bezirk und der Rest war der Gewinn der Kolonne.<br />
Aufgrund der bestehenden wirtschaftlichen<br />
Notlage, musste die Gebührenordnung für<br />
die Benutzung von Sanitätswagen geändert<br />
werden. Die Feuerwehr Görlitz, die freiwillige<br />
Sanitätskolonne des ASB und die des<br />
Roten Kreuzes, beschlossen die Gebühren<br />
um 10 % zu senken.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, die<br />
Kolonne hat ihrem Namen auch 1931 alle<br />
Ehre gemacht.<br />
Mit Genehmigung des Landratsamtes<br />
brachten Anfang des Jahres 1932 die Samariter<br />
an den Ortseingangstafeln in verschiedenen<br />
Ortschaften Hinweisschilder auf ihre<br />
Kolonnen an. Dadurch sollte schnell erkannt<br />
werden, wo fachgerecht erste Hilfe<br />
gegeben werden kann. Die Schilder wurden<br />
nach ihrem Anbringen mutwillig zerstört.<br />
Im Frühjahr 1932 schaffte sich die AS-Kolonne<br />
einen zweiten Krankentransportwa-<br />
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tisch zugenommen.<br />
Am 31.03.1933 kam das Aus für den ASB<br />
Görlitz. Die SA besetzte die Rettungswache<br />
im Volkshaus. Die Krankentransportwagen,<br />
Ausrüstungen, Verbandsmaterialien<br />
und sämtliches Inventar wurden beschlagnahmt<br />
und die wachhabenden Samariter<br />
vertrieben. SA-Sanitäter versahen von diegen<br />
an, welcher nach Umbau am 26.06. das<br />
erste Mal zum Einsatz kam. Des weiteren<br />
wurden 2 Krankenfahrstühle neu in den Bestand<br />
aufgenommen. Durch die starken<br />
wirtschaftlichen Rezessionen hatte auch<br />
der ASB immer mehr finanzielle Probleme.<br />
Durch die hohe Arbeitslosigkeit war Geld<br />
überall knapp. Um die Arbeit des ASB zu<br />
unterstützen, genehmigt der preußische Minister<br />
für Volkswohlfahrt die Ausspielung<br />
einer Geldlotterie zugunsten des ASB in<br />
Chemnitz. Am 8. Oktober 1932<br />
feierte die Kolonne Görlitz ihr<br />
20-jähriges Bestehen mit einem<br />
Stiftungsfest in der “Hohenzollernburg”<br />
Biesnitz. Freunde<br />
und Gönner der Kolonne waren<br />
ebenfalls herzlich eingeladen.<br />
Innerhalb der 20 Jahre ist in der<br />
Kolonne allerhand geschaffen<br />
worden. Die Unfallmeldestellen<br />
haben sich erweitert und die<br />
Hilfeleistungen damit automa-<br />
1932 Kolonne Görlitz nach Übung in Rothenburg<br />
sem Tag an den Dienst. Die noch verbliebenen<br />
ASB-Kolonnen in ganz Deutschland<br />
wurden unter NS-Leitung gestellt. Auch die<br />
hauptamtliche Geschäftsstelle in Chemnitz<br />
wurde geschlossen, der Bundesvorsitzende<br />
und seine Mitarbeiter auf die Straße gesetzt.<br />
Zum Staatskommissar für den ASB wird ein<br />
Dr. Med. Dommel aus Berlin ernannt. Dieser<br />
beschloss den ASB in das Kolonnenwesen<br />
des Roten Kreuzes einzuordnen und damit<br />
das Sanitätskolonnenwesen in Deutschland<br />
zu vereinheitlichen. Im September<br />
1933 wurde mitgeteilt, dass die Bestellung<br />
des Dr. Dommel zum Ministerialkommissar<br />
für die Untergliederung des ASB aufgehoben<br />
wurde. Der ASB hatte also seine Existenz<br />
verloren und damit endete das erste Kapitel<br />
einer langen ASB-Geschichte.<br />
Quelle: Chronik/Arbeiter-Samariter-Bund e. V.<br />
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