30_Ausgabe Dezember 2004
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Görlitz war 1904 eine aufstrebende Stadt<br />
mit annähernd 83.000 Einwohnern. Da mag<br />
es vielleicht verwundern, warum ein Numismatischer<br />
Klub verhältnismäßig spät,<br />
wenn man es mit anderen Städten vergleicht,<br />
gegründet wurde.<br />
Der Grund mag darin zu sehen sein, dass<br />
seit 1779 die Oberlausitzische Gesellschaft<br />
der Wissenschaften (OLGW), eine Stätte<br />
des wissenschaftlichen Forschens und<br />
Sammelns in Görlitz, bestand. Hier wurde<br />
unter anderen Sammlungen auch eine<br />
Münzsammlung angelegt, die immer wieder<br />
durch Ankäufe und Geschenke von Mitgliedern<br />
vergrößert wurde. Numismatiker<br />
in der OLGW waren Karl Adolph von<br />
Schachmann (1725-1789) auf Königshain,<br />
der Bürgermeister Samuel Traugott Neumann<br />
(1759-1831) und auch der Kaufmann<br />
Rudolf Scheuner (1846 - 1903). Besonders<br />
verdient gemacht hat sich Rudolf Scheuner.<br />
Seine schriftlichen Arbeiten über zwei Bücher<br />
aus der Görlitzer Münze von 1450 bis<br />
1469 und seine Arbeiten über die Brakteatenfunde<br />
in der Oberlausitz und die Münzen<br />
der Stadt Görlitz sind für uns heute noch<br />
von großem Wert.<br />
Die Zusammenkünfte des Klubs wurden<br />
gewöhnlich im Winterhalbjahr vier Mal<br />
gegen 20.<strong>30</strong> Uhr durchgeführt. Fast immer<br />
waren interessierte Gäste erwünscht und<br />
17<br />
zugelassen.<br />
Schon im Oktober 1905 kamen einige hundert<br />
der schönsten altgriechischen Münzen<br />
aus der Zeit von 500 bis 400 v. u. Z., der Blütezeit<br />
Griechenlands, zur Ausstellung im<br />
Theater-Restaurant. Der größte Teil der ausgestellten<br />
Münzen war eine Leihgabe aus<br />
dem Königlich Bayrischen Münzkabinett<br />
München. Von diesen Münzen sagte der Archäologe<br />
Winckelmann: “Weiter als diese<br />
Münzen kann der menschliche Begriff nicht<br />
gehen.”. In der Zeitungsannonce ist zu lesen:<br />
“Goethe schrieb aus Sizilien, nachdem<br />
er solch eine reiche Sammlung gesehen hatte:<br />
“Aus diesen köstlichen Geprägen lacht<br />
uns ein menschlicher Frühling von Blüten<br />
und Früchten entgegen!” Da sich nicht bald<br />
wieder solch eine Gelegenheit bieten dürfte,<br />
hierorts eine so große Zahl dieser kleinen<br />
Kunstwerke bequem zu sehen, so ist Geschichts-<br />
und Kunstfreunden, sowie den<br />
Herrn, welche dem Numismatischen Klub<br />
beitreten wollen, der Zutritt sehr gern gestattet”.<br />
Diese Vermutung hat sich bis heute<br />
bestätigt.<br />
Manchmal konnten im Klub bekannte Numismatiker<br />
begrüßt werden. Die bekanntesten<br />
sind Ferdinand Friedensburg (1858-<br />
19<strong>30</strong>) und Dr. Max von Bahrfeld (1856-<br />
1936). Friedensburg (Senatspräsident im<br />
Reichsversicherungsamt von 1871 bis<br />
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