30_Ausgabe Dezember 2004

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ufer entlang. Die Größeren fanden ihre beliebten
Rodelbahnen an der Lutherkirche,
am Blockhaus, am Weinberghaus oder auf
der Landeskrone. 1910 wurde die Rodelbahn
vom Gipfel bis zum Fuße der Landeskrone
eingeweiht, und anfangs berichteten
die Tageszeitungen noch über die harmlosesten
Unfälle dort wie über sensationelle
Katastrophen. Die Schlittschuhe, vorn zugespitzt
oder abgerundet, probierte man auf
Rodeln am Weinberghaus
der Eisbahn bei der Musikhalle am Neißeufer
oder auf dem zugefrorenen Teich bei
der Ruhmeshalle aus. Die Kleinen vergaßen
darüber auch nicht, frisches Futter ins Vogelhäuschen
vor dem Fenster zu streuen,
und beobachteten lange das muntere Treiben
der Vögel. In der Berggaststätte auf der
Landeskrone halfen Punsch oder Grog den
durchgefrorenen Wanderern gegen klamme
Finger und rote Ohren. Die Vorräte an selbst
gebackenen Stollen und Pfefferkuchen
reichten noch einige Tage. In den geschenkten
Büchern aus der Buchhandlung Rother
las nacheinander fast die ganze Familie,
denn noch fehlten ja Rundfunk und Fernsehen.
Freunde und Bekannte, die zu den
Wohlhabenderen gehörten, schickten Ansichtskarten
aus dem Riesengebirge oder
vom Oybin. Im “Kaiserpanorama” konnte
man die neuesten Bilder von der Weihnachtsfeier
der Kaiserfamilie im Neuen Palais
in Potsdam bestaunen. Schon traf man
Vorsorge für den Silvesterabend. Die Kinder
ordneten ihre Schulsachen, denn die
Weihnachtsferien waren kurz. An die gemeinsamen
Freuden mit Winter und Weihnacht
dachten die Görlitzer das ganze folgende
Jahr über dankbar zurück und freuten
sich auf die Wiederkehr nach den wärmeren
Jahreszeiten.
Dr. Ernst Kretzschmar
Frohe
Weihnachten