GSa161-Feb23_Frieden gestalten

Praxis: Friedenserziehung
Rixa Borns
Wir wollen Frieden für alle
Kinder-Friedenstreffen in Münster
Friedenserziehung in der Grundschule wird seit Jahrzehnten, wenn überhaupt,
kontrovers diskutiert. Angesichts des aktuellen Krieges in der Ukraine gibt es
jetzt aber in den Schulen viele spontane Friedens- und Solidaritätsaktionen.
Dass „Frieden“ nicht nur in Kriegszeiten ein Thema für Grundschüler*innen
ist, zeigen die Erfahrungen in Münster, wo seit 25 Jahren jährlich ein großes
Kinder-Friedenstreffen stattfindet – mit historischem Bezug, aber überall nachzumachen.
Vor allem in den Wochen vor dem
Kinder-Friedenstreffen laufen in den
beteiligten Schulen unterschiedliche
Projekte zu diesen
Fragen, wobei die
Schwerpunkte je
nach Jahrgang sehr
unterschiedlich sein
können. Eine Klasse
beschäftigt sich mit
den Kinderrechten
und den Lebensbedingungen
von Kindern
in anderen Ländern
und fragt nach,
warum diese so untertorischen
Friedenssaals im Rathaus gehört
zu jedem Stadtbesuch, aber auch
zum Pflichtprogramm im Sachunterricht.
Frieden – ein Thema für Kinder?!
Frieden und damit auch Krieg sind
nicht nur historische Themen,
sondern betreffen uns alle.
Auch in vermeintlichen
„Friedenszeiten“ gibt es
weltweit in jedem Jahr
über 20 kriegerische Auseinandersetzungen.
Den
Kindern macht das Thema
„Krieg“ vor allem Angst. Sie
sehen fürchterliche Bilder, aktuell aus
der Ukraine, die sie nicht verstehen
und die ein Gefühl von Ohnmacht auf-
Der Vertrag zum Westfälischen
Frieden wurde 1648 in Münster
und Osnabrück unterzeichnet
und damit der 30-jährige Krieg nach
mehrjährigen Friedensverhandlungen
in beiden Städten beendet. Er hatte in
großen Teilen des heutigen Europas zu
Millionen von Opfern, grausamem
Hunger und schrecklichen Verwüstungen
geführt. Der Vertrag
gilt als ein erster Schritt
zu einem Völkerrecht, das
die Selbstständigkeit von
Staaten garantiert.
Münster bezeichnet sich
deswegen noch heute als
„Stadt des Westfälischen Friedens“
und das Thema Frieden ist hier
immer präsent. Es gibt ein städtisches
„Friedensbüro“ und der Besuch des hiskommen
lassen. Es gibt zudem in den
Schulen kaum noch eine Klasse ohne
Kinder mit traumatischen Kriegserlebnissen.
Kinder können die Weltpolitik
nicht ändern und sie können auch Kriege
der Erwachsenen nicht dadurch verhindern,
dass sie dagegen protestieren
oder friedlich miteinander umgehen.
Aber wir dürfen sie nicht allein lassen
mit ihren Sorgen und müssen ihnen
helfen, sich damit aktiv auseinanderzusetzen.
Den Kindern ihre Ängste
zu nehmen wird uns nicht vollständig
gelingen, aber wir müssen uns ihren
Fragen stellen und diese mit ihnen
besprechen. Die Kinder haben viele Fragen,
deren Beantwortung nicht immer
einfach ist:
● Was ist Frieden?
● Kann man für Frieden „kämpfen“?
● Was bedeuten die verschiedenen
Friedenssymbole?
● Wie löst man einen Streit ohne Gewalt?
● Wie wird aus einem Streit Krieg?
● Warum gibt es Kriege?
● Was ist Krieg?
● Wann hört ein Krieg auf?
● Gab es in Deutschland schon einmal
Krieg?
● Was kann ich tun? Was können wir
in der Schule machen?
Unterrichtsprojekte
Kinder überreichen das große Friedensbuch mit den Plakaten
aus den Schulen an den Oberbürgermeister
20
GS aktuell 161 • Februar 2023