Vermessung Brandenburg 2/98 - Landesvermessung und ...
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kehrswerte berücksichtigen die Belange<br />
der Stadtentwicklung <strong>und</strong> insbesondere<br />
der Wirtschaftspolitik nur unzureichend.<br />
Das Niveau der Verkehrswerte ist oft weder<br />
marktgängig noch ermöglicht es eine<br />
Vergabe der Gr<strong>und</strong>stücke durch die öffentliche<br />
Hand. Deshalb soll durch die<br />
Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen <strong>und</strong><br />
Verkehr geprüft werden, ob durch alternative<br />
Wertermittlungsverfahren die Belange<br />
der Stadtentwicklung <strong>und</strong> Wirtschaftspolitik<br />
stärker einbezogen werden können.“<br />
Das Land Berlin wird bei seinen Gr<strong>und</strong>stücksgeschäften<br />
durch das Haushaltsrecht<br />
auf den Verkehrswert festgelegt. Das macht<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich Sinn, denn der Fiskus hat<br />
nichts zu verschenken. Beim BIG 2000<br />
stehen die Dinge aber anders. Berlin will<br />
zugunsten der Wirtschaftsförderung auf<br />
unmittelbare <strong>und</strong> kurzfristige Gewinne aus<br />
Gr<strong>und</strong>stücksgeschäften verzichten <strong>und</strong><br />
dafür als Zukunftsinvestition so günstig<br />
wie vertretbar Bauland anbieten. Günstig<br />
für den Investor <strong>und</strong> vertretbar für das<br />
Land Berlin wären Gr<strong>und</strong>stückswerte, die<br />
als Bestandteil der Produktionskosten die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens<br />
verbessern. Jeder Arbeitsplatz, der so gehalten<br />
oder neu geschaffen wird, entlastet<br />
nachhaltig die öffentlichen Kassen.<br />
Die Gr<strong>und</strong>stückswertermittlung müßte<br />
sich vom Preisvergleich ab- <strong>und</strong> der betrieblichen<br />
Kosten- <strong>und</strong> Nutzenrechnung<br />
zuwenden. Diesem Denken käme ein noch<br />
zu definierender Nutzwert entgegen. Der<br />
Verkehrswert fragt per gesetzlicher Definition<br />
aber nicht danach, welchen Bodenwert<br />
eine gewollte Investition verträgt,<br />
sondern welcher Kaufpreis unter Berücksichtigung<br />
der objektiven Wertmerkmale<br />
des Bodens erzielbar wäre. Drei kritische<br />
Bemerkungen seien erlaubt:<br />
üermessung<br />
<strong>Brandenburg</strong><br />
$ Mit Verkehrs- oder Marktwert haben<br />
solche Betriebs- oder Nutzwerte nichts<br />
zu tun.<br />
$ Wirtschaftspolitiker streben ein besonderes<br />
Preisniveau für die Gewerbe- <strong>und</strong><br />
Industrieansiedlung an, möchten dies<br />
aber nicht politisch vertreten. Vielmehr<br />
erwartet man von den Gr<strong>und</strong>stücksbewertern,<br />
die Wunschwerte als Verkehrswerte<br />
schönzureden. Wertermittler, die<br />
sich der Begrifflichkeit des BauGB <strong>und</strong><br />
den normierten Verfahren der Wertermittlungsverordnung<br />
verpflichtet fühlen,<br />
müßten sich in bedenklicher Weise<br />
verbiegen.<br />
$ Führen niedrigere Bodenwerte überhaupt<br />
zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen? Ist<br />
der Gr<strong>und</strong>stückspreis wohlmöglich unwichtig<br />
im Vergleich zu den Lohnstückkosten<br />
oder anderen Produktions- <strong>und</strong><br />
Kostenfaktoren? Folgende provozierende<br />
These sei erlaubt: Der Wirtschaft<br />
sind nicht die Bodenpreise in Berlin zu<br />
hoch, sondern die Standortbedingungen<br />
zu schlecht. Ein begünstigter Gr<strong>und</strong>stückspreis<br />
allein wird keinen Unternehmer<br />
nach Berlin bringen. Ein niedriger<br />
Bodenpreis wird eher als Zugabe<br />
denn als ein betriebswirtschaftliches<br />
Muß gesehen.<br />
An die Stelle der Kritik über vermeintlich<br />
zu hohe Verkehrswerte sollte eine Liberalisierung<br />
<strong>und</strong> Vereinfachung der Vergabekonditionen<br />
im Berliner Haushaltsrecht<br />
treten. Der Verhandlungsspielraum des<br />
Landes Berlin wird bei Gr<strong>und</strong>stücksgeschäften<br />
in der Landeshaushaltsordnung<br />
durch den Verkehrswert betragsgenau abgegrenzt.<br />
Schon die Abweichung um eine<br />
D-Mark bedarf der Genehmigung übergeordneter<br />
Stellen. Diese juristische Den-<br />
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