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Winterwind 2022 Zeitung Vinschgerwind Vinschgau Südtirol

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NATIONALPARK STILFSERJOCH

an die Jahreszeiten an und stellen von den

sommerlichen Gräser auf die winterlichen

Nadeln der Latschen um. Die zellulosereichen

Baumnadeln sind schwerer

verdaulich als die krautigen Sommergräser

und -kräuter. Um in der nahrungsknappen

Winterzeit die Energie der Nahrung

möglichst optimal auszunützen, frisst der

Schneehase seinen eigenen Kot ein zweites

Mal, um auch die schwer verdaulichen

Pflanzenfasern aufzuschließen und zu

verwerten.

In Zeiten der Erderwärmung steigt der

Europäische Feldhase (Lepus capensis)

immer höher in das Gebirge auf und dringt

bis in den Lebensraum des Schneehasen

vor. Häsinnen haben die Angewohnheit,

sich mit großen Rammlern zu paaren.

Neuere Feldforschungen der Universität

für Bodenkultur Wien haben ergeben, dass

sich die Häsinnen vom kleineren Schneehasen

immer häufiger mit den Rammlern

des größeren Feldhasen paaren. Die beiden

Arten sind so nahe miteinander verwandt,

dass ihre hybriden Jungen noch fertil und

fortpflanzungsfähig sind. In der Regel sind

Bastarde zwischen zwei verschiedenen,

verwandten Arten steril und nicht fortpflanzungsfähig.

Bedeutet: Der Feldhase

verdrängt mittelfristig den Schneehasen.

Das genetische Gut des Schneehasen geht

verloren.

Streifenhörnchen verdrängt Eichhörnchen

Aber nicht nur der Klimawandel verändert

das pflanzliche und tierische Artenspektrum,

sondern auch fremde Importe, die

sich in neuen Lebensräumen als invasive

und konkurrenzstarke Arten entpuppen.

Ein Beispiel dafür sind die Amerikanischen

Streifenhörnchen (Tamias

spec.). Ursprünglich von Liebhabern als

Käfigtiere gehalten, in einigen Exemplaren

freigelassen und „entsorgt“, haben sie sich

in Teilen der Südalpen dermaßen stark

vermehrt, dass sie das einheimische Eichhörnchen

(Sciurus vulgaris) verdrängen. In

ihrer Körperstatur größer als die einheimischen

Eichhörnchen, werden die Streifenhörnchen

zu Nahrungskonkurrenten.

Die unter Dürre leidenden

und zur Wüste

verkommenden Flächen

in den Äquatorialzonen

werden sich massiv vergrößern.

In Untersuchungen im lombardischen

Teil des Nationalparks Stilfserjoch haben

Wissenschaftler der Universität Varese

auch herausgefunden, dass der rotfellige

Farbschlag des Eichhörnchens immer

mehr vom schwarzhaarigen Eichhörnchen

verdrängt wird.

Holzwuchs und Waldgrenze schieben

sich nach oben

Der Klimawandel hat auch Folgen für das

Pflanzenkleid der Alpen. Mit der Erderwärmung

wandert etwa die Waldgrenze in den

Bergen immer höher hinauf. Als Faustregel

können wir die Waldgrenze in den Alpen

ungefähr bei 2.000 Höhenmetern ansetzen.

In ihrer Höhe schwankt sie je nach Nordoder

Südexposition. Die unterschiedlichen

Szenarien des Klimawandels lassen die

verschiedenen Vegetationsstufen in den

nächsten Jahrzehnten bei einer Erwärmung

um +2° C um 320 Meter nach oben

wandern, bei einer Erwärmung von +4°C

gar um 650 Meter. Für den Nutzpflanzenanbau

in der Landwirtschaft klimatisch

gemäßigter Länder kann dies verlockend

wirken. Aber die unter Dürre leidenden

und zur Wüste verkommenden Flächen in

den Äquatorialzonen werden sich massiv

vergrößern.

Vieltriebiger Säbelwuchs anstelle

des eintriebigen Stammes

In der Pflanzenphysiologie gibt es eine

Faustregel, dass Pflanzen den Holzgerüststoff

Lignin nicht mehr ausbilden können,

wenn die Vegetationszeit kürzer als 100

Tage wird. Oberhalb der Wald- und Baumgrenze

sind die waldbildenden Baumarten

außer von der kurzen Vegetationsperiode

auch noch von anderen lebensbedrohlichen

Situationen beengt und in ihrem

Verbreitungsareal eingegrenzt: Schneedruck,

Lawinenabgänge, Windwurf. Lärchen

und Zirben als hochstämmige Bäume

werden deshalb vom Krummholzgürtel

der niederliegenden und mehrtriebigen

Legföhren und von den noch verholzenden

Sträuchern der Zwergstrauchheide

mit Almrosen und Zwergsträuchern wie

Preiselbeere, Schwarzbeere, Rauschbeere,

Krähenbeere, Bärentraube abgelöst. Brechen

ein oder mehrere Triebe nach Lawinenabgängen,

können sich andere Triebe

nach dem Ausapern aufrichten und für

den Erhalt der Art an diesem exponierten

Wuchsort sorgen. Dies gilt besonders auch

für die sommergrünen Grünerlen (Alnus

viridis) als bruchfeste Holzart in Lawinenrunsen.

Grünerlen und verschiedene

Weiden-Arten (Salix spec.) sind daher in

der Ingenieurbiologie besonders auf Böden

mit auftauendem Permafrost häufig eingesetzte

und stabile Bodenfestiger geworden.

Pflanzen statt Beton.

Die Fichte leidet

Mit 61 % Holzvorrat ist die Fichte (Picea

abies) der Hauptbaum der Südtiroler Wälder,

gefolgt mit 19 % von der Lärche (Larix

decidua) und 6 % Zirbe (Pinus cembra). Die

Fichte ist wegen ihrer kurzen Umtriebszeit

von etwa 80 Jahren als der Zeitspanne zwischen

der Pflanzung und der „Ernte“, also

dem Einschlag, insgesamt der Brotbaum der

alpinen Forstwirtschaft. In Höhenlagen von

1.700 bis 1.900 m gibt es bei Jahresmitteltemperaturen

zwischen 1,5 – 3,0° C vielerorts

geschlossene und reine Fichtenwälder. Im

Menschenzeitalter des Anthropozäns leidet

auch die Fichte unter dem menschengemachten

Treibhauseffekt: Sie veratmet sich.

Tagsüber betrieben die grünen Pflanzen

Photosynthese zum Energiegewinn, nachts

bei Dunkelheit erliegt die Photosynthese

und unter Energieverbrauch erfolgt die

Nachtatmung. Die Atmungsrate ist bei erhöhter

Temperatur sowohl tagsüber als auch

nachts erhöht. Von der Bruttophotosynthese

bleibt durch die erhöhte Atmung weniger

Nettophotosynthese übrig.

WINTERWIND 2022/23 57

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