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NATIONALPARK STILFSERJOCH
Die Gletscher im hinteren Martelltal
Ende der 1980er Jahre.
Foto: Wolfgang Platter
Nullgradlinie heute bei 3.300 m
Nullgradlinie vormals bei 3.000 m
Gletscher haben ein
Nährgebiet und ein
Zehrgebiet, das durch die
Nullgradlinie getrennt ist.
Die Nullgradlinie ist durch
den Klimawandel in den
letzten Dekaden von 3.000
auf 3.300 m MH. angestiegen.
Dadurch vergrößert
sich das Zehrgebiet der
Gletscher, während ihr
Nährgebiet schwindet.
plomandinnen und Doktoranden das Pflanzenkleid
und verschiedene ökologische
Parameter entlang eines Höhentransektes
im Vinschgau von den Schludernser Leiten
bis in das Matschertal untersucht. Aus
diesen Untersuchungen sei beispielswiese
nur die Niedrige Segge (Carex humilis) als
Sauergras erwähnt: Sie ist im Matscher Tal
laut den Untersuchungen von Crepaz et.
alt. seit 1976 von 2.062 m auf 2.777 m MH im
Jahr 2018 aufgestiegen, d. h. 53 Höhenmeter
pro Dekade.
Zu ähnlichen Ergebnissen ist auch Prof.
Nicoletta Cannone mit ihren Studentinnen
und Studenten von der Universität
Insubria in Varese bei Untersuchungen
von krautigen Pflanzen der Alpinstufe und
der Nivalstufe am Stilfserjoch gekommen.
Sie hat in kleinen Glashäuschen über der
Alpinflora eine künstliche Temperaturerhöhung
simuliert und die Zunahme der
Artenanzahl und die Veränderung des
Artenspektrums unter den Gebirgspflanzen
analysiert.
Die Vegetationskundlerin Prof. Brigitta
Erschbamer hat mit ihrem Team von
der Universität Innsbruck im Rahmen des
Gloria-Projektes festgestellt, dass am Sass
Pordoi in den Südtiroler Dolomiten an
einem Wuchsort auf 2.900 Metern Höhe
die Anzahl der Pflanzenarten von 33 Arten
im Jahr 2001 auf 54 Arten im Jahr 2017
zugenommen hat. Der Artenzuwachs von 21
Arten entspricht 64 % mehr an Arten. Leider
sind dabei aber konkurrenzschwache
und seltene Arten von konkurrenzstarken
„Allerwelts-Arten“ verdrängt worden. Das
Akronym Gloria steht für Global Observation
Research Initiative in Alpine Environments.
Gletscherschwund
Das auffälligste Zeichen des Klimawandels
in den Alpen ist der rapide Schwund
der Gletscher. 1850 betrug die vereiste
Fläche des gesamten Alpenbogens noch
4.460 km². 1970 war sie auf 2.903 km²
gesunken und 2012 betrug sie gar nur mehr
2.153 km². Seit dem Beginn der Industriellen
Revolution mit der Verbrennung fossiler
Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas
ist die Gletscherfläche der Alpen somit
auf weniger als die Hälfte ihrer Fläche von
1850 geschmolzen. Wesentlichen Anteil
daran hat der Anstieg des Kohlendioxids
als Treibhausgas in der Luft: Sein Anteil ist
von 290 pars per million auf heute 420 ppm
angestiegen. Und Kohlendioxid ist langlebig:
Jedes Molekül, das wir von diesem Gas
erzeugen, verweilt 120 Jahre in der Erdatmosphäre.
Seit dem Beginn der Industriellen
Revolution ist
die Gletscherfläche der
Alpen auf weniger als
die Hälfte ihrer Fläche
von 1850 geschmolzen.
Jeder Gletscher hat ein Nährgebiet, in
dem sich Eis bildet, und ein Zehrgebiet, in
welchem Eis schmilzt. Nährgebiet und Zehrgebiet
sind durch die Null-Grad-Linie als
Gefrierpunkt des Wassers getrennt, welche
irgendwo quer durch den Gletscher verläuft.
Durch die Erderwärmung ist diese Null-
Grad-Linie in den Alpen von 3.000 Metern
Seehöhe auf 3.300 Meter angestiegen. Mit
anderen Worten: Unterhalb der Null-Grad-
Linie der Gletscher bildet sich kein neues
Gletschereis. Das Zehrgebiet der Gletscher
wird immer größer, ihr Nährgebiet immer
kleiner. Dabei gehören Gletscher zu den
wichtigsten Süßwasserspeichern. Und nur
5 % der gesamten Wasservorkommen auf
unserem blauen Planeten Erde sind Süßwasser.
Die sich verschärfende Klimakrise
wird uns auch zu einem neuen Umgang mit
der wertvollen Ressource Wasser zwingen.
WINTERWIND 2022/23 59