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Winterwind 2022 Zeitung Vinschgerwind Vinschgau Südtirol

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NATIONALPARK STILFSERJOCH

Die Gletscher im hinteren Martelltal

Ende der 1980er Jahre.

Foto: Wolfgang Platter

Nullgradlinie heute bei 3.300 m

Nullgradlinie vormals bei 3.000 m

Gletscher haben ein

Nährgebiet und ein

Zehrgebiet, das durch die

Nullgradlinie getrennt ist.

Die Nullgradlinie ist durch

den Klimawandel in den

letzten Dekaden von 3.000

auf 3.300 m MH. angestiegen.

Dadurch vergrößert

sich das Zehrgebiet der

Gletscher, während ihr

Nährgebiet schwindet.

plomandinnen und Doktoranden das Pflanzenkleid

und verschiedene ökologische

Parameter entlang eines Höhentransektes

im Vinschgau von den Schludernser Leiten

bis in das Matschertal untersucht. Aus

diesen Untersuchungen sei beispielswiese

nur die Niedrige Segge (Carex humilis) als

Sauergras erwähnt: Sie ist im Matscher Tal

laut den Untersuchungen von Crepaz et.

alt. seit 1976 von 2.062 m auf 2.777 m MH im

Jahr 2018 aufgestiegen, d. h. 53 Höhenmeter

pro Dekade.

Zu ähnlichen Ergebnissen ist auch Prof.

Nicoletta Cannone mit ihren Studentinnen

und Studenten von der Universität

Insubria in Varese bei Untersuchungen

von krautigen Pflanzen der Alpinstufe und

der Nivalstufe am Stilfserjoch gekommen.

Sie hat in kleinen Glashäuschen über der

Alpinflora eine künstliche Temperaturerhöhung

simuliert und die Zunahme der

Artenanzahl und die Veränderung des

Artenspektrums unter den Gebirgspflanzen

analysiert.

Die Vegetationskundlerin Prof. Brigitta

Erschbamer hat mit ihrem Team von

der Universität Innsbruck im Rahmen des

Gloria-Projektes festgestellt, dass am Sass

Pordoi in den Südtiroler Dolomiten an

einem Wuchsort auf 2.900 Metern Höhe

die Anzahl der Pflanzenarten von 33 Arten

im Jahr 2001 auf 54 Arten im Jahr 2017

zugenommen hat. Der Artenzuwachs von 21

Arten entspricht 64 % mehr an Arten. Leider

sind dabei aber konkurrenzschwache

und seltene Arten von konkurrenzstarken

„Allerwelts-Arten“ verdrängt worden. Das

Akronym Gloria steht für Global Observation

Research Initiative in Alpine Environments.

Gletscherschwund

Das auffälligste Zeichen des Klimawandels

in den Alpen ist der rapide Schwund

der Gletscher. 1850 betrug die vereiste

Fläche des gesamten Alpenbogens noch

4.460 km². 1970 war sie auf 2.903 km²

gesunken und 2012 betrug sie gar nur mehr

2.153 km². Seit dem Beginn der Industriellen

Revolution mit der Verbrennung fossiler

Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas

ist die Gletscherfläche der Alpen somit

auf weniger als die Hälfte ihrer Fläche von

1850 geschmolzen. Wesentlichen Anteil

daran hat der Anstieg des Kohlendioxids

als Treibhausgas in der Luft: Sein Anteil ist

von 290 pars per million auf heute 420 ppm

angestiegen. Und Kohlendioxid ist langlebig:

Jedes Molekül, das wir von diesem Gas

erzeugen, verweilt 120 Jahre in der Erdatmosphäre.

Seit dem Beginn der Industriellen

Revolution ist

die Gletscherfläche der

Alpen auf weniger als

die Hälfte ihrer Fläche

von 1850 geschmolzen.

Jeder Gletscher hat ein Nährgebiet, in

dem sich Eis bildet, und ein Zehrgebiet, in

welchem Eis schmilzt. Nährgebiet und Zehrgebiet

sind durch die Null-Grad-Linie als

Gefrierpunkt des Wassers getrennt, welche

irgendwo quer durch den Gletscher verläuft.

Durch die Erderwärmung ist diese Null-

Grad-Linie in den Alpen von 3.000 Metern

Seehöhe auf 3.300 Meter angestiegen. Mit

anderen Worten: Unterhalb der Null-Grad-

Linie der Gletscher bildet sich kein neues

Gletschereis. Das Zehrgebiet der Gletscher

wird immer größer, ihr Nährgebiet immer

kleiner. Dabei gehören Gletscher zu den

wichtigsten Süßwasserspeichern. Und nur

5 % der gesamten Wasservorkommen auf

unserem blauen Planeten Erde sind Süßwasser.

Die sich verschärfende Klimakrise

wird uns auch zu einem neuen Umgang mit

der wertvollen Ressource Wasser zwingen.

WINTERWIND 2022/23 59

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