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Unterwegs, November 2020

Das druckfrische «Unterwegs» erzählt Ihnen von Fabian, der den Logistiker-Beruf neu entdeckt hat, und stellt Ihnen Justin vor, der als Informatiker erfolgreich Fuss fassen konnte im ersten Arbeitsmarkt. Ausdauer, Geduld und Zusammenhalt sind auch im Umgang mit Corona gefragt. Lesen Sie, welche Erfahrungen Brüggli macht und wie sich Mitarbeitende und Leitende mit dem schwierigen Thema arrangieren. Brügglis Hundeboxen sind beliebt – auch bei Fälschern. «Unterwegs» beleuchtet, was das für uns bedeutet. Und falls Sie danach etwas Ablenkung brauchen: Wie wär’s mit einem selbstgefertigten Bienenhotel? Wie immer lernen Sie viele Menschen etwas näher kennen: Lernende, Mitarbeitende, Leitende und Partner. Ihnen allen ist «Unterwegs» gewidmet – jetzt erst recht.

Das druckfrische «Unterwegs» erzählt Ihnen von Fabian, der den Logistiker-Beruf neu entdeckt hat, und stellt Ihnen Justin vor, der als Informatiker erfolgreich Fuss fassen konnte im ersten Arbeitsmarkt. Ausdauer, Geduld und Zusammenhalt sind auch im Umgang mit Corona gefragt. Lesen Sie, welche Erfahrungen Brüggli macht und wie sich Mitarbeitende und Leitende mit dem schwierigen Thema arrangieren. Brügglis Hundeboxen sind beliebt – auch bei Fälschern. «Unterwegs» beleuchtet, was das für uns bedeutet. Und falls Sie danach etwas Ablenkung brauchen: Wie wär’s mit einem selbstgefertigten Bienenhotel? Wie immer lernen Sie viele Menschen etwas näher kennen: Lernende, Mitarbeitende, Leitende und Partner. Ihnen allen ist «Unterwegs» gewidmet – jetzt erst recht.

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unterw e gs<br />

Die Mitarbeiter- & Kundenzeitschrift von Brüggli 1120<br />

Ausgabe Nummer 44, <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

www.unterwegs.brueggli.ch<br />

Am richtigen Ort<br />

«Jetzt zeige ich, was ich kann»,<br />

sagt Fabian, lernender Logistiker.<br />

Original 4pets<br />

Brügglis Hundeboxen rufen Fälscher<br />

und Kopierer auf den Plan.<br />

Gegen die Angst<br />

Wie Brüggli mit Corona umgeht:<br />

Erkenntnisse, Meinungen, Betroffenheiten.<br />

18 30 11


Inhalt<br />

18-21<br />

Am richtigen Ort<br />

Fabian Flachmüller wollte Informatiker werden – koste es, was es<br />

wolle. Doch die IV legte ihm die Ausbildung zum Logistiker EBA<br />

nahe. Von der anfänglichen Enttäuschung über diesen Entscheid<br />

ist heute nichts mehr übrig.<br />

30 Original 4pets 11 Unser Umgang mit Corona<br />

Impressum<br />

Idee, Konzept, Redaktion : Michael Haller, Larissa Herzog<br />

Layout-Konzept, Satz: Regina Furger<br />

Bild :<br />

Felix Gmünder, Regina Furger<br />

Fotos :<br />

Roger Nigg<br />

Druck, Auflage : Brüggli Medien, 2'500 Ex.<br />

Herausgeber :<br />

Brüggli, 8590 Romanshorn<br />

www.brueggli.ch, www.unterwegs.brueggli.ch<br />

Awards<br />

2019 · Goldene Feder des Schweizerischen Verbandes für interne<br />

und integrierte Kommunikation SVIK in der Kategorie Texte<br />

2018 · Bronzene Feder des SVIK in der Kategorie Mitarbeitermagazine<br />

· Silberne Feder des SVIK in der Kategorie Texte<br />

2016 · Goldene Feder des SVIK in der Kategorie Texte<br />

· Bronzene Feder des SVIK in der Kategorie Texte<br />

2015 · Internationaler Sonderpreis der European Association for<br />

Internal Communication FEIEA: «Best practice in internal<br />

magazine supporting a social project»<br />

· Silberne Feder des SVIK in der Kategorie Mitarbeitermagazine<br />

· Silberne Feder des SVIK in der Kategorie Strategien/Konzepte<br />

2014 · Silberne Feder des SVIK in der Kategorie Texte<br />

2013 · Silberne Feder des SVIK in der Kategorie Strategien/Konzepte<br />

2011 · Goldene Feder des SVIK in der Kategorie Mitarbeitermagazine<br />

4<br />

7<br />

8<br />

22<br />

26<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

Beruf: Rätsellöser<br />

Nachgefragt: Wie läuft’s im ersten Lehrjahr?<br />

Kochen zuhause: Wie es besser gelingt<br />

Bienenhotels für ein gesundes Ökosystem<br />

Wie Neues entsteht<br />

Romanshorn neu entdecken<br />

Unser Partner: Wiener Kaffeehaus Franzl<br />

Nachgefragt: Alles anders wegen Corona?<br />

Brügglianer: 10 Fragen an ...<br />

Dies & Das<br />

Rätsel: Wer findet die fünf Unterschiede?<br />

Jubilarinnen und Jubilare


Editorial<br />

<strong>Unterwegs</strong> fürs Drumherum<br />

und Mittendrin<br />

Restaurant A: Der Kaffee ist ein Feuerwerk an Aromen,<br />

die Bohnen schwärmen von ihrer tropischen Heimat,<br />

zart-weisses Porzellan und ein Mandel-Keks aus der<br />

hauseigenen Bäckerei sind ein feines Geleit. Nur der<br />

Kellner ist mies drauf. Vielleicht, weil ihm etwas über die Leber<br />

gekrochen ist. Vielleicht auch, weil er nicht anders kann und<br />

im Grunde ein schlechter Gastgeber ist.<br />

Restaurant B: Der Kaffee ist in Ordnung,<br />

aber keine Offenbarung, gut für den raschen<br />

Koffeinschub, nicht mehr, nicht weniger.<br />

Dafür ist die Servicefrau eine Wucht.<br />

Sie erhellt den Raum mit Freundlichkeit, ein<br />

aufmerksamer Blick, nette Worte. Sie macht gern, was sie macht,<br />

ist in ihrer Rolle, nicht aufgesetzt, sondern weil ihr das wichtig<br />

ist. Vielleicht weil sie sich ausmalt, wie sie selbst würde behandelt<br />

werden wollen.<br />

Einerseits der Top-Kaffee mit unfreundlichem Kellner, andererseits<br />

der mittelmässige Kaffee mit liebenswerter Servicekraft: Welches<br />

der beiden Restaurants bleibt in besserer Erinnerung, wo zieht es<br />

uns wieder hin, wo fühlen wir uns willkommen?<br />

Nah und persönlich:<br />

So soll es sein –<br />

jetzt erst recht.<br />

So ist das auch bei Brüggli. Wie erleben uns Klienten, Kunden und<br />

Partner? Fühlen sie sich jederzeit wahrgenommen, verstanden,<br />

wertgeschätzt? Ist überall Brüggli drin, wo Brüggli draufsteht? Und<br />

stimmen Denken, Sprechen und Handeln aller Brüggli-Akteure<br />

möglichst überein?<br />

Wie erlebt das Fabian Flachmüller, der bei<br />

Brüggli eine Ausbildung zum Logistiker<br />

macht (Seite 18)? Wie verstanden fühlt sich<br />

Justin Thiede, der als Informatiker im ersten<br />

Arbeitsmarkt integriert ist (Seite 4)? Und<br />

wie viel Individualität und Nähe sind überhaupt<br />

noch möglich in Zeiten, in denen Corona<br />

alles auf den Kopf stellt? Wir beleuchten, wie Brüggli mit der<br />

Krise umgeht, generell und im Einzelnen (Seite 11).<br />

Sie können «<strong>Unterwegs</strong>» zuhause lesen, im Internet oder in Brügglis<br />

Gastronomie Usblick – übrigens inklusive gutem Kaffee und<br />

freundlichem Service, aber machen Sie sich selbst ein Bild.<br />

Den mittelmässigen Kaffee verzeihen wir eher als den unfreundlichen<br />

Service. Wir kehren eben nicht nur wegen des Kaffees ein.<br />

Das Drumherum interessiert uns und die Rolle, die man uns darin<br />

zugesteht – nicht als Statisten oder dumpfe Konsumenten, sondern<br />

als Individuen und Persönlichkeiten, mittendrin statt nur dabei.<br />

Michael Haller<br />

Leiter Kommunikation & Kultur<br />

Mitglied der Geschäftsleitung


Aussensicht<br />

Beruf: Rätsellöser<br />

Justin Thiede hat im Sommer seine Informatik-Ausbildung abgeschlossen –<br />

im ersten Arbeitsmarkt und mit der besten Abschlussarbeit im Kanton Thurgau.<br />

Am Anfang seiner Lehre hätte damit wohl kaum jemand gerechnet.<br />

Zu Brüggli kam Justin Thiede im Dezember 2014. Damals<br />

lebte er im Betreuten Wohnen in Romanshorn –<br />

eine Massnahme, die von der Staatsanwaltschaft verordnet<br />

wurde, nachdem er in eine Abwärtsspirale geraten<br />

war. Seine Informatik-Lehre, die er mit 16 begonnen hatte, konnte<br />

er nicht fortführen. Im Betreuten Wohnen sagte man ihm, dass<br />

er wegen seines ADHS womöglich Anspruch auf eine IV-Massnahme<br />

habe und eine Ausbildung bei Brüggli machen könnte.<br />

Justin Thiede meldete sich bei der IV an und kam für eine Abklärung<br />

zu Brüggli. «Ich hatte Mühe mit der Pünktlichkeit und<br />

auch ein Arbeitspensum von 100 Prozent war damals schwierig<br />

für mich. Manchmal erschien ich erst kurz vor Mittag im Betrieb»,<br />

sagt er. Deshalb absolvierte er zunächst ein Vorbereitungsjahr<br />

in Brügglis Informatik, ehe er die Ausbildung zum<br />

Betriebsinformatiker EFZ begann.<br />

Selbständig in den Arbeitsmarkt<br />

Während des ersten Lehrjahres hatte Justin Thiede Mühe mit<br />

den vielen Schultagen. «Ich bin damals seit einiger Zeit nicht<br />

«Etwas zu programmieren,<br />

ist wie ein logisches Rätsel,<br />

das man lösen muss.»


unterwegs 1120 5<br />

mehr in der Schule gewesen. Daran musste ich mich erst wieder<br />

gewöhnen. Nach einem Schultag war ich immer total erschöpft»,<br />

sagt er. Hinzu kamen mehrere Stunden Hausaufgaben. Damit er das<br />

schaffte, durfte er diese zum Teil im Betrieb erledigen. «Ich bin froh,<br />

dass mich Brüggli da unterstützt hat. Das war sehr hilfreich», sagt<br />

er. Im zweiten Lehrjahr merkte er, dass er selbständiger sein und<br />

mehr Verantwortung übernehmen wollte. «Ich wollte raus in den<br />

ersten Arbeitsmarkt», sagt er. Also begann er, nach einem Praktikumsplatz<br />

zu suchen – und zwar selbständig. Das war ihm wichtig.<br />

Er bekam zwar eine Liste mit möglichen Arbeitgebern, aber bewerben<br />

wollte er sich dort ohne die Unterstützung von Brüggli. Einzig<br />

beim Motivationsschreiben bekam er etwas Hilfe. «Sprachen und<br />

Schreiben sind einfach nicht mein Ding», sagt er.<br />

Logisches Denken liegt ihm<br />

Bei Brüggli arbeitete Justin Thiede oft im Support. Eigentlich interessiert<br />

er sich aber mehr für Applikations- und Webentwicklung.<br />

Tools zu programmieren, gefällt ihm sehr. «Es ist wie ein logisches<br />

Rätsel, das man lösen muss. Logisches Denken hat mir schon immer<br />

Spass gemacht», sagt er. Da kam ihm gerade recht, dass auf<br />

der Liste mit Arbeitgebern auch die Webagentur visions.ch gmbh<br />

aufgeführt war. Hier gibt es allerhand zu programmieren: Apps<br />

für iOS und Android, Newsletter-E-Mails, Webseiten, E-Shops usw.<br />

Nach einem Schnuppereinsatz wurde entschieden, dass er das<br />

dritte Lehrjahr bei Visions absolvieren durfte. Das letzte Ausbildungsjahr<br />

wollte Justin Thiede dann bei einem anderen Arbeitgeber<br />

machen. Bald merkte er aber, dass er bei Visions bleiben<br />

wollte, um sich richtig ins Fachgebiet vertiefen zu können.<br />

Durch Justin Thiede entstand so eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Visions und Brüggli.<br />

Informatiker Justin Thiede wollte<br />

raus in den ersten Arbeitsmarkt.<br />

Bei Visions in Bischofszell ist er ein<br />

gefragter Fachmann.<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

Mit Herzlichkeit und Vielfalt zum Erfolg<br />

«Brüggli kannte ich schon davor», sagt Thomas Epple, Geschäftsführer<br />

von Visions. Er wusste also, worauf er sich einliess. Ein Hindernis<br />

war das für ihn nie. «Justins Vorgeschichte<br />

hat mich nicht interessiert. Er war<br />

von Anfang an korrekt im Umgang und hat<br />

sich mit allen gut verstanden. Ich habe ihn<br />

stets als sehr eigenverantwortlich wahrgenommen<br />

und sicher nicht als schlimmen<br />

Finger», sagt Thomas Epple lachend. Visions<br />

pflege eine offene und herzliche Kultur. Jeder werde mit seinen<br />

Fähigkeiten geschätzt. «Ich hatte nie das Gefühl, dass ich ein<br />

Praktikant bin. Ich war immer ein vollwertiges Mitglied im Team»,<br />

«Wer zeigt, dass er<br />

lernen will, erhält<br />

Möglichkeiten.»<br />

sagt Justin Thiede. Neben<br />

der herzlichen Unternehmenskultur<br />

und dem unkomplizierten Team<br />

weise Visions auch eine<br />

grosse Vielfalt an Kunden und Projekten<br />

auf. «Ich glaube, das ist der Schlüssel<br />

zum Lernerfolg und zur Zufriedenheit»,<br />

sagt Thomas Epple.<br />

Vom Praktikum zur Festanstellung<br />

Justin Thiede hat diesen Sommer seine Ausbildung abgeschlossen.<br />

Für seine individuelle praktische Arbeit (IPA) erhielt er eine 5,8 –<br />

das beste Ergebnis im Kanton Thurgau. Bei Visions kommunizieren


Aussensicht<br />

visions.ch<br />

Thomas Epple, Geschäftsführer von<br />

Visions in Bischofszell, arbeitet mit<br />

Brüggli zusammen.<br />

lhe. Die Fullservice-Webagentur visions.ch gmbh<br />

aus Bischofszell wurde 2011 gegründet mit dem<br />

Ziel, regional in der Ostschweiz und auch national<br />

als kompetenter Agenturpartner Leistungen<br />

von hoher Qualität aus einer Hand anzubieten.<br />

Neben Applikations- und Webentwicklung bietet<br />

Visions auch Lösungen im Bereich Online Marketing,<br />

Interactive Media Design, E-Commerce und<br />

vielem mehr. Zum jungen Team zählen auch mehrere<br />

Praktikanten. Thomas Epples Ziel ist, dem<br />

«brain drain» (zu Deutsch: Talentabwanderung)<br />

entgegenzuwirken, also sicherzustellen, dass das<br />

Know-how im Kanton Thurgau vorhanden bleibt.<br />

die Mitarbeitenden hauptsächlich über den internen Firmenchat.<br />

Die Terminkoordination innerhalb der Firma war relativ mühsam.<br />

Wie konnte das verbessert werden? Ein Rätsel, das Justin Thiede im<br />

Rahmen seiner IPA lösen wollte. Die zehn<br />

IPA-Tage waren anstrengend und herausfordernd,<br />

aber es hat sich gelohnt: Justin<br />

Thiede entwickelte ein Kalendertool innerhalb<br />

des Firmenchats. Nun können Termine<br />

ganz einfach im Chat verwaltet und angezeigt<br />

werden. «Die IPA war definitiv ein Höhepunkt<br />

meiner Ausbildung», sagt er. Besonders schön sei auch der<br />

Moment gewesen, als ihm Thomas Epple eine Festanstellung nach<br />

dem Ausbildungsabschluss anbot. Im Bereich Backend-Programmierung<br />

wollte Visions eine Stelle aufbauen. «Justin hat darin enorm<br />

Fortschritte gemacht und bringt viel Know-how mit. Das hat einfach<br />

gut gepasst», sagt Thomas Epple.<br />

«Ich war von Anfang an<br />

ein vollwertiges<br />

Team-Mitglied.»<br />

Technologien informiert er sich, indem er Videos zum Thema schaut<br />

oder Artikel darüber liest. Auch praktisch versucht er sich stets zu<br />

verbessern. So hat er privat beispielsweise schon eine Handy-App<br />

programmiert. Am liebsten mag er grössere,<br />

komplexe Projekte, bei denen das logische<br />

Denken zum Zug kommt. «Bei Visions<br />

kommen die Lösungswege auch von<br />

den Praktikanten. Das ist toll. Wenn man<br />

zeigt, dass man lernen will, erhält man viele<br />

Möglichkeiten», sagt Justin Thiede. «Wenn<br />

ein Praktikant viel Eigenleistung und Engagement mitbringt, wollen<br />

wir das fördern. Dann dauert ein Projekt halt mal etwas länger»,<br />

sagt Thomas Epple. Bei Visions wird Justin Thiede gefördert<br />

und gefordert. Hier habe er erst richtig gemerkt, was ihm die Informatik<br />

wirklich bedeutet: «Seit ich bei Visions bin, weiss ich: Das<br />

ist es, das liegt und gefällt mir. Ich kann das.»<br />

Eigeninitiative schafft Möglichkeiten<br />

Das benötigte Know-how erarbeitet sich Justin Thiede zum Teil auch<br />

privat. «Wenn man als Informatiker weiterkommen will, muss man<br />

ein ganzheitliches Interesse mitbringen – auch ausserhalb der Arbeitszeiten»,<br />

sagt er. Es sei in gewissem Masse auch seine Aufgabe,<br />

Neues zu entdecken und in den Betrieb einzubringen. Über neue<br />

Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin


unterwegs 1120 7<br />

Nachgefragt<br />

Wie läuft's im ersten Lehrjahr?<br />

Wie geht es jungen Berufsleuten,<br />

für die im Sommer bei Brüggli das<br />

Abenteuer Ausbildung begonnen hat?<br />

Umfrage: Christian Schlatter<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

Fausto Martinez<br />

Praktiker PrA Mechanik<br />

Metall mit Händen und passenden<br />

Werkzeugen in die gewünschte Form<br />

zu bringen, das gefällt mir. Präzision<br />

ist wichtig, um Werkstücke nach<br />

Plänen umzusetzen. Als Übung kopieren<br />

die Lernenden technische Zeichnungen,<br />

um daraus Übungsteile<br />

zu bearbeiten. Ein Blick von den<br />

Ausbildnern, und sie erkennen, die<br />

Kanten sind schräg. Den Kopf nicht<br />

hängenlassen und weitermachen.<br />

Deborah Scherrer<br />

Kauffrau EFZ B-Profil<br />

Mit der Lehre gehe ich zwei Schritte<br />

zurück und einen nach vorne: Zuvor<br />

arbeitete ich als Kleinkinderzieherin<br />

mit Leitungsaufgaben. Jetzt bin ich<br />

wieder Anfängerin. In der Schule läuft<br />

es gut; jedes Fach mag ich auf die eine<br />

oder andere Art und Weise.<br />

Nadine Grisoli<br />

Kauffrau EFZ B-Profil<br />

Dass ich das Potenzial für eine KV-<br />

Lehre habe, hätte ich nicht gedacht.<br />

Tatsächlich liegt mir Mathe. Das Fach<br />

Wirtschaft ist eine Herausforderung;<br />

es werden Themen behandelt, von denen<br />

ich nie gehört habe. Nach einem<br />

Schultag ist der Kopf so voll, da hilft<br />

es, früh ins Bett zu gehen. Wer mit der<br />

KV-Lehre liebäugelt: Es braucht Sitzleder,<br />

denn man arbeitet den ganzen<br />

Tag an einem Pult.<br />

Rajan Urfer<br />

Fotofachmann EFZ<br />

Vor der Lehre habe ich im Vorbereitungsjahr<br />

Fotostudio-Luft geschnuppert.<br />

Und die riecht identisch. Ich<br />

fühle mich sehr wohl. Neu ist die<br />

Berufsschule. Die Stimmung in der<br />

Klasse ist gut, und auch die Lehrer<br />

sind in Ordnung. Ich habe die erste<br />

Prüfung verhauen, leider. Ich biege<br />

das wieder hin. Bestimmt.<br />

Janis Hablützel<br />

Grafiker EFZ<br />

Vom Lernhalbtag des Vorbereitungsjahrs<br />

schnurstracks in die Berufsschule,<br />

Fach «Visuelle Methodik»: Es<br />

beschäftigt uns die Frage, wie Logos<br />

entwickelt werden – mein Ding. ABU<br />

und Kunstgeschichte finden morgens<br />

statt, wenn die Müdigkeit in den Knochen<br />

hockt. Um sechs Uhr aufstehen<br />

müsste nicht sein, um in die Berufsschule<br />

nach St. Gallen zu pendeln.<br />

Damien Rutschmann<br />

Fotofachmann EFZ<br />

In der Schule ist alles im grünen Bereich:<br />

5,3 und 5,6 in zwei Prüfungen.<br />

Kreativität ist wichtig in diesem Beruf,<br />

und doch sind einzelne Aufträge<br />

gelegentlich monoton: 20 Portrait-<br />

Fotos für neueintretende Mitarbeiter<br />

von Brüggli zu knipsen.<br />

Silvan Bühler<br />

Kaufmann EFZ B-Profil<br />

Ich komme auch mit der Schule zurecht,<br />

denn während der obligatorischen<br />

Schulzeit wurde ich von zu<br />

Hause unterrichtet. In allen Fächern<br />

in der Berufsschule habe ich bis jetzt<br />

gute Noten geschrieben. Mein Lieblingsfach?<br />

Informatik und Kommunikation,<br />

klarer Fall. In der Freizeit<br />

schwimme ich gerne, das leidet im<br />

Moment – auch wegen Corona.<br />

Tina Fingerle<br />

Praktikerin PrA Restaurant<br />

Von der Oberstufe direkt in die Lehre –<br />

ein Glücksfall. Schreinerin, Detailhandelsverkäuferin<br />

und Coiffeuse schnupperte<br />

ich. Restaurantfachfrau sprach<br />

mich eindeutig am meisten an. Die<br />

Aufgaben sind vielfältig. Ein Nachmittag<br />

pro Woche Schule reicht gerade.<br />

Nicolas Rusnac<br />

Koch EFZ<br />

Mein Vater hat mich bereits als dreijähriger<br />

Knirps in sein Restaurant mitgenommen.<br />

Eine Leidenschaft, die er mir<br />

vererbte. Im Campus zu wohnen, bereitet<br />

mir keine Mühe; ich wohnte schon<br />

in einem Internat. Der Unterricht in der<br />

Berufsschule könnte effizienter sein.


Usblick<br />

Kochen zu Hause:<br />

Wie es besser gelingt<br />

Selber zubereiten anstatt Fertiggerichte und Mikrowelle?<br />

Warum nicht? Ein Gespräch mit Andreas Otte, Küchenchef<br />

im Usblick, übers Ausprobieren und den Reiz des Kochens.<br />

Was hat Sie dazu bewogen, Koch zu werden?<br />

Andreas Otte: Eigentlich wollte ich nicht Koch werden. Nichts<br />

für mich, dachte ich mir. Wie mein Vater beabsichtigte ich,<br />

zur Bundeswehr zu gehen oder Elektriker zu werden. An einem<br />

Samstagmorgen schnupperte ich als Koch, ein Vorschlag<br />

meines Vaters. Der Kollege und ich verstanden uns unmittelbar;<br />

die Vorliebe für Heavy Metal verband uns. Er war es dann, der mich<br />

vor dem Chef in höchsten Tönen lobte.<br />

Und so begann ich im Nachbardorf eine<br />

Lehre als Koch, eine glückliche Fügung. Es<br />

packte mich: Ich entwickelte eine Leidenschaft<br />

fürs Kochen und die Lebensmittel.<br />

Grossverteiler wie Migros und Coop<br />

berichteten, dass während des Lockdowns vermehrt hochpreisige<br />

Lebensmittel nachgefragt wurden. Die Schweizer<br />

Bevölkerung stand häufiger am Herd, so die Interpretation.<br />

Beobachten Sie in Ihrem Umfeld Vergleichbares: Nehmen<br />

sich die Leute mehr Zeit zum Kochen?<br />

Ich beobachte zwei unterschiedliche Trends. Der grosse Trend: Es<br />

werden andere Prioritäten gesetzt als früher: Statt in der Küche zu<br />

«Ausprobieren. Es wird am<br />

Anfang in die Hose gehen.<br />

Nicht entmutigen lassen.»<br />

stehen, wird Sport betrieben. Fertigprodukte kommen da gelegen,<br />

sie sind praktisch und zeitsparend in der Zubereitung. Verloren geht<br />

die nötige Übung in der Küche. Man verlernt zu kochen. Der kleine<br />

Trend: Mit Corona hat die Bevölkerung die Gelegenheit erhalten, sich<br />

fürs Kochen Zeit zu nehmen und Lebensmittel wieder wertzuschätzen<br />

– die Popularität von regionalen Hofläden deutet darauf hin.<br />

Wer von zu Hause wegzieht, steht vor<br />

der Herausforderung, selbständig zu<br />

kochen. Welche Tipps geben Sie dem<br />

Jungspund auf den Weg, damit Kochen<br />

nicht zur Qual, sondern vielleicht gar<br />

zur Freude wird?<br />

Ausprobieren. Es wird am Anfang in die<br />

Hose gehen. Das soll einen nicht entmutigen. Kleine Kinder lernen<br />

laufen, indem sie abermals umfallen – und dann wieder aufstehen.<br />

Bis sich ein Gespür entwickelt für die richtige Temperatur,<br />

die Abläufe und Kombinationsmöglichkeiten von Zutaten, braucht<br />

es Zeit. Ein früherer Chef empfahl mir den «Pauli» – in der Küche<br />

ein Standardwerk in der Ausbildung für Köche; vielleicht für Laien<br />

zu umfassend. Und sonst bieten zahlreiche YouTube-Videos Hand.<br />

Einfach kochen mit der Brüggli-Pasta<br />

Fusili Caprese<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

500 g (1 Pack) Fusili<br />

400 g frische Tomaten in ca. 1 cm<br />

grosse Würfel schneiden<br />

160 g Mozzarellawürfel ( ca. 5 mm)<br />

40 g Brüggli Basilikumpeschto<br />

20 g Zwiebelwürfel<br />

(so fein möglich)<br />

4 g Knoblauch gehackt<br />

Zubereitung<br />

• Topf mit Salzwasser aufkochen und die Fusili<br />

darin kochen<br />

• Zwiebelwürfel in separater Pfanne anziehen<br />

• Knoblauch dazugeben und mitdünsten<br />

• Tomatenwürfel hinzufügen<br />

• Ca. 5 Minuten köcheln lassen<br />

• Mozzarellawürfel sowie Pesto hinzufügen<br />

und mischen<br />

• Anrichten und mit Pesto dekorieren


unterwegs 1120 9<br />

«Temperatur, Abläufe, Zutaten:<br />

Das richtige Gespür<br />

kommt mit der Zeit.»<br />

Welche Anfängerfehler in der Küche sind unbedingt<br />

zu vermeiden?<br />

Pasta wird in sprudelnd heissem Wasser gekocht –<br />

und sie wird erst dann in den Topf gegeben, wenn<br />

das Wasser siedet. Nicht vorher. Bei Salzkartoffeln ist<br />

es gerade anders herum: Kartoffeln schälen, Pfanne<br />

mit Wasser füllen, Kartoffeln reinlegen und dann aufkochen.<br />

Die Kartoffeln sitzen also bereits im kalten Wasser.<br />

Und beim Braten ist der Ablauf wie folgt: Bratpfanne<br />

auf dem Herd erhitzen; ist die gewünschte Temperatur erreicht,<br />

ein wenig Öl und dann sogleich das Bratgut beifügen.<br />

Öl in der Pfanne allmählich zu erhitzen – übrigens ein Fehler,<br />

den ich auch bei professionellen Köchen beobachte –, fördert die<br />

Entwicklung von krebserregenden Stoffen.<br />

Es steht ein Treffen unter Freunden an: Es soll ein Abendessen<br />

für sechs Personen serviert werden. Wie überrascht der<br />

Hausherr seine Gäste, greift nicht zu tief ins Portemonnaie<br />

und muss am Abend selbst nicht ständig am Herd stehen?<br />

Ich stehe gerne hinter dem Herd, wenn ich Gäste bekoche – einzelne<br />

schauen in der Küche vorbei, und wir reden zwischen Dampf-<br />

Casaretsche mit<br />

Tofu in Tomatensauce<br />

Zubereitung<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

450 ml / 1 Glas Brüggli Tomatäsosä<br />

200 g Tofuwürfel (1 cm)<br />

50 g Zwiebelwürfel (5 mm)<br />

20 g Olivenöl<br />

150 g Philadelphia-Käse<br />

10 g Petersilie gehackt<br />

500 g (1 Pack) Brüggli Casaretsche<br />

1 Esslöffel Olivenöl (für Pasta)<br />

• Topf mit Salzwasser für Casaretsche<br />

aufstellen und am Siedepunkt halten<br />

• Olivenöl in eine Pfanne geben und den<br />

Tofu goldbraun darin anbraten<br />

• Zwiebelwürfel dazugeben<br />

• Mit Tomatensauce ablöschen<br />

• 3 Minuten köcheln lassen,<br />

währenddessen die Casaretsche in das<br />

kochende Wasser geben und gelegentlich<br />

rühren<br />

• Philadelphia-Käse in die Tomatensauce<br />

geben und aufkochen<br />

• Petersilie in die fertige Sauce geben<br />

• Casaretsche al dente kochen, abgiessen<br />

und einen Esslöffel Olivenöl unterheben<br />

• Casaretsche auf vier Teller verteilen<br />

und die Sauce darübergiessen


Usblick<br />

kochtopf und Waschbecken.<br />

Um mehr bei<br />

den Gästen sein zu können,<br />

eignen sich Menüs, die sich gut vorbereiten lassen:<br />

kalte Platten mit Käse, Trauben und anderen frischen<br />

Früchten; Gemüseauflauf und Kartoffelgratin; oder<br />

Krustenbraten mit Kartoffeln und einem Nüsslisalat als Vorspeise.<br />

Welche Menüs eignen sich besonders gut, um sie am folgenden<br />

Tag als Mittagessen zu verspeisen?<br />

Alles, was durchgegart ist, eignet sich gut, um am nächsten Tag<br />

wieder aufgewärmt zu werden. Ratatouille fällt in diese Kategorie.<br />

Leicht gedünstetes Gemüse wieder aufzuwärmen ist ein No-Go. Es<br />

wird dann gräulich, das sieht unappetitlich aus; ausserdem vernichtet<br />

der Vorgang die Vitamine. Kartoffelstock, Reis und Gulasch<br />

eignen sich ebenfalls gut zum Aufwärmen.<br />

Romanshörnli mit<br />

Kichererbsen und Apfelwürfeln<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

100 g Kichererbsen, über Nacht einweichen<br />

50 g Zwiebelwürfel (5 mm)<br />

300 ml Rahm<br />

50 ml Milch<br />

20 g Olivenöl<br />

150 ml Apfelsaft<br />

10 g Salz<br />

2 Prisen Pfeffer weiss, gemahlen<br />

50 g Apfelwürfel (3 mm)<br />

10 g Maizena<br />

20 ml Wasser (kalt)<br />

4 g Honig<br />

10 g Petersilie gehackt<br />

1 EL Olivenöl<br />

500 g (1 Pack) Romanshörnli<br />

Mehr und mehr Menschen ernähren sich vegetarisch und die<br />

vegane Ernährungsweise ist im Trend. Welche vegetarischen<br />

Menüs überraschen auch Fleischliebhaber und sind in der<br />

Umsetzung leicht zu bewältigen?<br />

Das Geheimnis liegt in der guten Zubereitung von Gemüse. Und<br />

hier verrate ich den Trick: Verschiedene Schnitttechniken verwenden,<br />

einmal das Gemüse würfeln, dann längs und schräg schneiden<br />

– das macht es abwechslungsreich. Ein weiterer Vorteil: Klein<br />

geschnittenes Gemüse hat einen niedrigen Garpunkt, also kurzes<br />

Dünsten in der Pfanne reicht aus – und es bleibt knackig mit Biss.<br />

Konkret: Karotten würfeln, Pfanne erhitzen, Gemüse reinlegen und<br />

schwenken, würzen. Fertig. Es ist nicht nötig, Flüssigkeit beizufügen,<br />

weil das Gemüse Wasser lässt. Zucchini eignen sich hervorragend,<br />

um daraus Spaghetti zu schneiden, auch Zoodles genannt;<br />

ein einfaches und günstiges Küchenwerkzeug hilft dabei.<br />

Mit welchen Menüs macht man Sie glücklich?<br />

Die bürgerliche Küche, einfach und solide umgesetzt, schmeckt<br />

mir am besten. Inspiration dazu hole ich mir aus alten Kochbüchern,<br />

die ich sammle. Ein Fundus an Praktiken, die heute zusehends<br />

verloren gehen, weil Prozesse beschleunigt und optimiert<br />

werden. Gastgeber sind gelegentlich unsicher, was sie mir als Koch<br />

servieren sollen. Dabei ist es einfach: Käsespätzle mit gemischtem<br />

Salat, Wurstbrot mit einer guten Wurst vom Metzger oder Kartoffeln<br />

mit Sauerrahm.<br />

Interview: Christian Schlatter<br />

Praktikant Unternehmenskommunikation<br />

Zubereitung<br />

• 2 Töpfe mit Salzwasser zum Sieden bringen<br />

• In einem der zwei Töpfe die Kichererbsen weichkochen<br />

und anschliessend abgiessen<br />

• Einen Topf oder eine tiefe Pfanne erhitzen,<br />

die weichgekochten Kichererbsen im Olivenöl<br />

kurz anbraten<br />

• Zwiebelwürfel dazugeben, kurz mitbraten<br />

• Apfelwürfel hinzufügen<br />

• Mit Salz und Pfeffer würzen, alles vermengen<br />

• Mit Apfelsaft ablöschen und ca. 1 Minute kochen lassen<br />

• Rahm und Milch aufgiessen und 5 Minuten köcheln lassen, derweil<br />

die Hörnli in das kochende Wasser geben und gelegentlich rühren<br />

• Maizena mit Wasser anrühren und die Sauce damit unter ständigem<br />

Rühren abbinden, aufkochen und den Honig hinzufügen<br />

• Petersilie dazugeben<br />

• Pasta bis zum gewünschten Garpunkt kochen, abgiessen und mit<br />

dem Olivenöl vermengen<br />

• Pasta auf vier Teller gleichmässig verteilen und dasselbe tun<br />

mit der Sauce


unterwegs 1120 11<br />

Fokus<br />

Gegen die Angst, für die Zukunft<br />

Anita Pintarelli, Michael Haller, und Lukas Kuster bilden zusammen den<br />

Corona-Krisenstab. Sie erzählen, wie sie die vergangenen Monate erlebt<br />

haben und wie die Corona-Krise auch positiv auf Brüggli wirkt.<br />

Wann war der Zeitpunkt, als ihr wusstet: Jetzt wird’s ernst?<br />

Michael Haller: Das war Mitte Februar. Wir kamen am Wochenende<br />

zusammen, um über Vorsichts- und Hygienemassnahmen zu befinden<br />

und alle nötigen Infowege sicherzustellen. In diesem Moment<br />

wurde uns bewusst: Jetzt ist’s ernst; das ist keine Übung.<br />

Anita Pintarelli: Wir haben es kommen sehen und sassen mit Abstand<br />

bei Lukas vor dem Fernseher, als der Bundesrat die ersten<br />

Massnahmen bekanntgab.<br />

Ihr wart also gut auf die Krise vorbereitet?<br />

Lukas Kuster: Am Anfang ging es vor allem ums Hände waschen<br />

und desinfizieren. Da gab es noch keine weiteren Beschlüsse vom<br />

Bundesamt für Gesundheit. Diese Massnahmen waren bei uns sowieso<br />

schon ein Thema. Trotzdem haben<br />

wir direkt reagiert, die Regeln thematisiert<br />

und ein Logbuch erstellt, in dem wir sämtliche<br />

ergriffenen Massnahmen festhalten.<br />

Ausserdem hat Brüggli ein Pandemie- und<br />

Epidemie-Konzept, auf das wir uns von Anfang<br />

an stützen konnten.<br />

Anita: Wir waren schon gut vorbereitet. Wir hatten die Bilder aus Italien<br />

und China im Kopf und es gab unterschiedliche Informationen,<br />

aber zugleich wussten wir auch, dass wir eigentlich nichts wissen.<br />

Michael: Als wir das erste Mal zusammenkamen, war klar: Jetzt geht<br />

es ums Fortbestehen und das Wohlergehen aller. Wir waren darauf<br />

eingestellt, dass da etwas Grösseres auf uns zukommen würde.<br />

Was sind eure Aufgaben im Krisenstab?<br />

Anita: Wir haben viele Mitarbeitende, die gleich mehrere Risikofaktoren<br />

aufweisen und damit zur gefährdeten Gruppe gehören.<br />

Wir haben aber auch viele junge Leute, die sich nicht im selben<br />

«Wir haben viele Mitarbeitende<br />

mit mehreren<br />

Risikofaktoren.»<br />

Mass betroffen fühlen müssen. Meine Aufgabe ist, den<br />

Fokus auf alle Mitarbeitenden zu legen: einerseits auf<br />

diejenigen, die Sorgen und Ängste haben, und andererseits<br />

auf jene, denen man mit den Massnahmen etwas<br />

wegnimmt. Es war von Anfang an zentral, einen angemessenen<br />

Mittelweg zu finden.<br />

Michael: Meine Aufgabe ist es, für Orientierung zu sorgen, indem<br />

wir einheitliche und klare Infos bereitstellen und alle bei Brüggli<br />

angemessen involvieren. Es geht auch darum, dass wir als Krisenstab<br />

eine Haltung vertreten, die Sicherheit vermittelt: Wir lassen<br />

nichts unversucht. Lasst uns gemeinsam kämpfen und alles<br />

tun, was wir tun können, um gut durch den Sturm zu kommen.<br />

Lukas: Meine Rolle ist die des Sicherheitsbeauftragten. Ich muss die<br />

Informationen vom Bundesamt für Gesundheit,<br />

vom Kanton und der Branche bündeln<br />

und schauen, dass alle auf dem gleichen<br />

Stand sind. Dann geht es auch um die Umsetzung<br />

der Massnahmen, also, dass beispielsweise<br />

Reinigung und Desinfektion<br />

gewährleistet sind.<br />

Was waren bisher die grössten Herausforderungen im Zusammenhang<br />

mit eurer Arbeit im Krisenstab?<br />

Anita: Man darf einfach nichts verpassen und muss massvoll reagieren.<br />

Das ist bis heute die grösste Herausforderung. Dann gab es am<br />

Anfang auch viele Stimmen, die gesagt haben: Ich darf die Familie<br />

nicht sehen, muss aber arbeiten kommen. Macht zu, schliesst<br />

den Betrieb. Da dagegenzuhalten und einen Weg zu finden, das<br />

Unternehmen zu einen, war herausfordernd.<br />

Michael: Bei Brüggli wirken viele Kräfte. Die Balance zu wahren und<br />

für Einklang zu sorgen, sehe ich auch heute noch als grosse Her-<br />

Dieses Trio muss<br />

besonders oft über<br />

Corona sprechen.<br />

Bilder: Roger Nigg


Fokus<br />

ausforderung. Schwierig fand ich auch, eine gute Dosis zu finden,<br />

als es darum ging, die Regeln und Massnahmen zu thematisieren.<br />

Lukas: Als der Lockdown kam, hatten wir Schwierigkeiten mit der<br />

Materialbeschaffung. Plötzlich wurden wir nicht mehr beliefert, weil<br />

Spitäler Vorrang hatten. Zum Glück hatten wir einen guten Grundstock<br />

und ein funktionierendes Netzwerk. Wir haben Seife, Desinfektionsmittel<br />

und Einwegtücher dosiert abgegeben, um dem<br />

Hamstern entgegenzuwirken. Das war ein logistischer Aufwand.<br />

Wir haben aber von allem immer genug.<br />

Was hat euch in diesen Situationen<br />

Halt gegeben?<br />

Lukas: Ich war froh, dass ich nicht alleine<br />

war und dass wir trotz allen Einflüssen die<br />

Aufgaben zu Dritt gut stemmen konnten.<br />

Schön fand ich, dass wir nach Jahren endlich mal wieder Kaffeepausen<br />

zusammen verbringen konnten – im Freien mit zwei Metern<br />

Abstand – und dass wir gut miteinander auskommen. Ich<br />

glaube, wir haben in den vergangenen Monaten mehr Zeit im Krisenstab<br />

verbracht als mit der eigenen Familie. Da ist es wichtig,<br />

dass man sich versteht.<br />

Anita: Ja, wir konnten uns zu jeder Zeit aufeinander verlassen und<br />

über alles diskutieren.<br />

Michael: Mir gab und gibt es ein gutes Gefühl, dass wir uns gut ergänzen<br />

und in dieselbe Richtung blicken.<br />

Warum war eine Betriebsschliessung eigentlich nie Thema?<br />

Das wäre doch einfacher gewesen.<br />

Lukas: Gerade in einer so schwierigen Zeit müssen wir für die Leute<br />

da sein und ihnen das bieten, was ihnen zusteht. Wir haben einen<br />

klaren Betreuungsauftrag, den wir jederzeit<br />

wahrnehmen.<br />

Anita: Eine solche Situation, wie wir sie<br />

momentan erleben, macht vielen Menschen<br />

Angst. Bei Menschen, die bereits<br />

damit kämpfen, können sich die Ängste<br />

noch verstärken. Da kann Arbeit helfen –<br />

ein Stück Normalität, das es möglichst zu bewahren gilt. Wir wollen<br />

und müssen dabei eine Stütze sein. Und doch mussten wir<br />

einige Leute für eine Weile nach Hause schicken.<br />

Gab es bei all diesen Herausforderungen und Sorgen auch<br />

schöne Momente?<br />

Lukas: Es freut mich, dass unsere Massnahmen gefruchtet haben.<br />

«Wir haben einen Betreuungsauftrag,<br />

den wir<br />

jederzeit wahrnehmen.»<br />

«Wenn alle<br />

zusammenhalten,<br />

ist vieles möglich.»<br />

Schön sind auch die Rückmeldungen der Mitarbeitenden. Viele<br />

sind froh, dass sie arbeiten können.<br />

Michael: Es wurden Anpassungen möglich, über die in normalen<br />

Zeiten viel länger diskutiert worden wäre: zum Beispiel gestaffelte<br />

Mittags- und Pausenzeiten, Zuhause-Arbeiten, fokussiertere Sitzungen.<br />

Besonders freut mich, dass auch Brügglis Partner merken, dass<br />

wir es uns nicht leicht machen. Sie spüren, dass Brüggli über viel<br />

Handlungs- und Improvisationsvermögen verfügt.<br />

Anita: Wir haben viele positive Erfahrungen<br />

gemacht und wieder einmal gesehen, dass<br />

wir gut zusammenarbeiten können und alle<br />

am gleichen Strang ziehen. Die ganze Situation<br />

war sehr polarisierend. Das hätte ausarten<br />

können. Ich bin froh, dass das nicht<br />

passiert ist. Positiv war auch, dass die IV<br />

sehr unbürokratisch war. Auch wenn jemand aus Risikogründen<br />

zu Hause war, wurde die Massnahme weitergeführt.<br />

Und was hat euch frustriert?<br />

Lukas: Es hat mich geärgert, dass wir immer wieder auf die Massnahmen<br />

aufmerksam machen mussten – auch jetzt noch. Wir haben<br />

viel geleistet und stets unser Bestes gegeben.<br />

Michael: Mühsam kann es sein, wenn Einzelne nicht mitziehen und<br />

mit dieser Haltung ihr Umfeld negativ beeinflussen. Das tut mir<br />

leid für alle, die sich vorbildlich verhalten.<br />

Anita: Mich haben vor allem gesellschaftliche Aspekte frustriert:<br />

zum Beispiel diese Distanz, die aus der Krise resultiert. Die Leute<br />

gehen sich aus dem Weg. Das freundliche Grüezi leidet darunter.<br />

In Bezug auf Brüggli finde ich es vor allem schade, dass wir so<br />

viele Veranstaltungen wie das Fachseminar oder interne Schulungen<br />

absagen mussten, die uns normalerweise<br />

stärken.<br />

Wie schätzt ihr generell den Umgang<br />

unserer Gesellschaft mit der Corona-<br />

Krise ein?<br />

Anita: Das Thema Corona lenkt seit Februar<br />

unser Denken und Handeln. Zwangsläufig veränderte das unseren<br />

Umgang miteinander. Jede Person reagiert aus unterschiedlicher<br />

Betroffenheit und eben sehr individuell. Die unterschiedlichen<br />

oder gar gegensätzlichen Einschätzungen zur Gefährlichkeit<br />

des Virus, zu nötigen oder unnötigen Massnahmen, zum Thema<br />

Impfung führt zu Differenzen in Familien, unter Freunden und unter<br />

Arbeitskollegen. Dies belastet unser Miteinander und macht mir


unterwegs 1120 13<br />

persönlich Sorgen. Ich plädiere für einen offenen und respektvollen<br />

Dialog, für einen gegenseitig achtsamen Umgang.<br />

Lukas: Ich erlebe viele Widersprüche und wünsche mir mehr Toleranz<br />

und mehr Miteinander. Die einen beharren auf der klaren Einhaltung<br />

der BAG-Vorgaben, die anderen fühlen sich umso mehr in<br />

ihrer Freiheit beschnitten. Ich erlebe zum Beispiel Kinder, die durch<br />

die Schulen und andere öffentliche Instanzen so getrimmt sind,<br />

dass falsch gelebte Selbstmassnahmen entstehen. Es darf nicht<br />

sein, dass ein Kind nicht mehr mit dem Zug oder Bus fahren will,<br />

weil da drin angeblich alle krank sind und darum eine Maske tragen<br />

müssen. Und es stimmt mich nachdenklich, wenn sich Kinder<br />

nicht mehr getrauen, auf den Spielplatz zu gehen, weil dort das<br />

Virus lauert. Es ist Vernunft nötig, eine gesunde Skepsis, aber auch<br />

die Bereitschaft zum Miteinander. Wir haben es mit viel Unsicherheit<br />

zu tun. Und die kommt daher: Was wir über Covid-19 wissen,<br />

ist, dass wir grundsätzlich gar nichts darüber wissen. Hier müssen<br />

wir ansetzen: Es geht uns allen gleich.<br />

Michael: Ich frage mich, was gefährlicher ist und mehr Langzeitschäden<br />

anrichtet: das Virus selbst oder die Art und Weise, wie<br />

unsere Gesellschaft damit umgeht. Mir fehlen die Einigkeit und<br />

Klarheit; der Bund hätte die Verantwortung nicht so rasch an die<br />

Kantone weiter reichen sollen. Es sind viele Widersprüche, die zu<br />

einem Grundrauschen aus Angst und Verunsicherung beitragen.<br />

Das schlägt aufs Gemüt und macht etwas mit uns, das wir noch<br />

nicht ganz fassen können. Verstehen werden wir’s erst in der Rückschau.<br />

Zu beleuchten gilt es dann besonders auch die Rolle der<br />

Massenmedien; sie haben viel Öl ins Feuer gegossen.<br />

Die Krise wurde von viel Negativem begleitet. Hat sie auf<br />

Brüggli auch positiv gewirkt?<br />

Anita: Wir haben gelernt: Man muss Ruhe bewahren und darf nicht<br />

hektisch reagieren. Und wir haben gesehen, dass wir in uns alle<br />

vertrauen müssen und dürfen – nicht nur im Krisenstab oder in<br />

der Geschäftsleitung. Alle haben ihren Teil geleistet und werden<br />

ihn weiterhin leisten müssen.<br />

Michael: Mir hat es gezeigt, wie wichtig es ist, engagierte Leute<br />

im Betrieb zu haben, und dass vieles möglich ist, wenn alle zusammenhalten.<br />

Lukas: Genau dieses Zusammenspiel wurde uns mit der Krise wieder<br />

einmal vor Augen geführt. Das hat uns gestärkt für das, was noch<br />

kommt. Wir haben auch gesehen, was wir an Wissens- und Handlungskompetenz<br />

im Haus haben. Es sind so viele gute Ideen zu uns<br />

getragen worden – schauen wir uns nur mal das Food-Truck-Angebot<br />

an, das die Gastronomie Usblick im Eiltempo aus dem Boden<br />

gestampft hat. Das ist auch eine Chance für die Zukunft.<br />

Vielen Dank für eure Arbeit. Weiterhin viel Erfolg und Durchhaltewillen<br />

– uns allen.<br />

Interview: Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin<br />

Wollen unaufgeregt und<br />

besonnen agieren:<br />

Michael Haller, Leiter<br />

Kommunikation & Kultur,<br />

Lukas Kuster, Sicherheitsbeauftragter,<br />

Anita<br />

Pintarelli, Leiterin Agogik<br />

«Wir haben gelernt:<br />

Man muss Ruhe bewahren und<br />

darf nicht hektisch reagieren.»


Fokus<br />

«Dranbleiben und wachsam sein»<br />

Wie behauptet sich Brüggli in der Corona-Krise? Ein Gespräch<br />

mit Geschäftsführer Rainer Mirsch über Improvisationsvermögen<br />

und das Streben nach individuellen Lösungen.<br />

Rainer, wie erlebst Du die Corona-Krise?<br />

Rainer Mirsch: Brüggli hat beweisen können, wofür<br />

Brüggli steht: Ausdauer, Improvisationsvermögen, Erfindergeist.<br />

Die Qualitäten einer Organisation zeigen<br />

sich ja genau in Krisenzeiten, wenn wir uns ausserhalb<br />

der Komfortzone vorantasten müssen. Da<br />

offenbart sich auch, wie es um unser<br />

Menschenbild und unseren Anspruch als<br />

Sozialunternehmen steht: Stecken wir<br />

den Kopf in den Sand oder versuchen wir<br />

genau jetzt, besonders gut für unsere<br />

Klienten, Partner und Kunden da zu sein?<br />

Und?<br />

Wir haben viel unternommen, um für unsere Klienten da zu sein<br />

– von flexiblen Arbeitsmodellen über die gestaffelten Pausenund<br />

Essenszeiten bis hin zum Sorgentelefon und verschiede-<br />

«Uns lag daran, möglichst<br />

individuell mit der Corona-<br />

Situation umzugehen.»<br />

nen Informationsplattformen. Uns lag daran, möglichst individuell<br />

mit der Situation umzugehen. Zugleich galt es, allen unseren<br />

Verpflichtungen nachzukommen; das gilt für die agogische Arbeit<br />

genauso wie für die wirtschaftlichen Leistungen in Druckerei, Restaurant<br />

und Industrie.<br />

War eine Betriebsschliessung je ein<br />

Thema?<br />

Sollten drastische Umstände, also eine<br />

Verschärfung der Situation, eine solche<br />

Massnahme erfordern, dann müssten wir<br />

diese Kröte schlucken. Die Gesundheit und<br />

Sicherheit gehen vor, immer, jederzeit. Aber einfach präventiv<br />

schliessen: Nein, das war nie ein Thema und wird nie eines sein.<br />

Eben, weil wir ja gerade jetzt, in schwierigen Zeiten, für unsere<br />

Leute da sein müssen. Wenn ich nur daran denke, wie vielen zuhause<br />

die Decke auf den Kopf fallen würde … Und wenn ich mir<br />

vor Augen halte, dass unsere Kunden und Partner bei aller Loyalität<br />

auch nicht ewig auf uns warten können … Nein, eine Betriebsschliessung<br />

wäre gar nicht gut, in keiner Hinsicht. Darum war das<br />

nie ein Thema. Bis jetzt hat es sich sehr gelohnt, dass wir gekämpft<br />

haben. Mir scheint, das fällt auch vielen unserer Partner und Kunden<br />

positiv auf. Sie merken, dass es uns ernst ist: Die Ausbildung<br />

und Begleitung von Menschen mit körperlichen und psychischen<br />

Schwierigkeiten ist kein Schönwetterauftrag, den man zwischen<br />

8 und 17 Uhr erledigt, sondern ein Kernauftrag, der auch in Krisenzeiten<br />

geleistet werden will – denn dann braucht man uns am meisten.<br />

Wo sind die Grenzen, wo die besonderen Herausforderungen?<br />

Es liegt nicht alles in unseren Händen. Wir müssen die Situation<br />

laufend neu beurteilen. Das eine sind die betriebswirtschaftlichen<br />

Effekte; das andere ist, dass Corona auch etwas mit uns selbst macht:<br />

Es drückt aufs Gemüt, macht traurig, matt. Und da müssen wir uns<br />

immer wieder zusammenraffen – eben durchhalten, dranbleiben,<br />

um für unsere Klienten und Partner da zu sein. Das stellt weitere<br />

Ansprüche an die agogische Arbeit: Unsere Fachleute leisten eine<br />

grosse Arbeit. Ebenso der Krisenstab: Das Trio hat frühzeitig die Weichen<br />

gestellt, bereits im Februar, und mit viel Effort für grösstmögliche<br />

Orientierung und Sicherheit gesorgt. Erfreulich ist auch, wie<br />

Lernende und Mitarbeitende mit Rente gewissenhaft mit der ausserordentlichen<br />

Situation umgehen. Es ist nicht nur Unsicherheit zu<br />

spüren, was völlig verständlich ist, sondern auch Entschlossenheit<br />

und Gemeinschaftssinn – gemeinsam stehen wir das durch.<br />

Rainer Mirsch, Geschäftsleiter<br />

von Brüggli, fotografiert in der<br />

Montage-Abteilung.


unterwegs 1120 15<br />

«Es ist nicht nur Unsicherheit zu<br />

spüren, sondern auch Entschlossenheit<br />

und Gemeinschaftssinn.»<br />

Wie steht es um die Auftragslage?<br />

Im Drucksaal traf es uns hart; das Jahr begann so gut, mit vollen<br />

Auftragsbüchern und Schichtbetrieb, und dann kamen drastische<br />

Auftragsrückgänge. Wenn die Reisebranche am Boden ist, dann<br />

braucht halt niemand mehr einen Katalog mit Ferienangeboten.<br />

Gut, dass es aufwärts geht, wenngleich die Schwankungen immer<br />

noch stark sind. Erfreulich ist die Situation<br />

im Industriebereich: Unsere Hundeboxen<br />

sind sehr gefragt; wir haben viel Arbeit.<br />

Auch im Restaurantbereich läuft es gut. Allerdings<br />

mussten wir dort auf die Bremse<br />

treten; viele grössere Anlässe sind verschoben,<br />

zum Beispiel Weihnachtsfeiern und<br />

Geschäftstagungen. Die Sicherheit geht vor. Der Fokus lag während<br />

Monaten auf der Verpflegung unserer Mitarbeitenden; für Gäste von<br />

auswärts war das Restaurant geschlossen. Seit ein paar Wochen<br />

können wir eine sanfte Öffnung für Gäste von auswärts zulassen.<br />

Wie ist die Nachfrage im Agogischen?<br />

Sie ist gut, intakt. Mir scheint, viele unserer Integrationspartner wissen<br />

es zu schätzen, dass wir konsequent da sind. Sie merken, dass<br />

wir es ernst meinen. Sie vertrauen uns – und wir vertrauen ihnen.<br />

Wie schätzt Du den Stellenwert der Arbeit<br />

für unsere Klienten während der<br />

Corona-Krise ein?<br />

Ich erlebe, dass viele sehr froh sind, dass<br />

sie Arbeit haben und gebraucht werden,<br />

generell, nicht nur jetzt. Ich habe aber<br />

auch erlebt, dass sich Leute sorgen, jetzt zur Arbeit zu gehen. Das<br />

ist verständlich und erfordert individuelle Lösungen.<br />

Alles ein Wunschkonzert?<br />

Natürlich nicht. Aber wir versuchen, dem Einzelnen gerecht zu werden;<br />

das ist unser Auftrag. Oft kommt es vor, dass man die Leute<br />

auch dazu anweisen muss, nicht zur Arbeit zu kommen – zum<br />

Beispiel, weil sie Grippesymptome haben. Die betroffene Person<br />

selbst erachtet das vielleicht als nicht weiter schlimm, aber da geht<br />

es ums Kollektiv. Das erachte ich als grosse Herausforderung: die<br />

Einzelinteressen so zu wahren, dass sie sich mit den Gesamtinteressen<br />

von Brüggli vertragen. Die Sicherheit und das Wohlergehen<br />

der Organisation dürfen bei allem Streben nach Individualität<br />

nicht gefährdet werden.<br />

«Gerade jetzt, in schwierigen<br />

Zeiten, gilt es, für die<br />

Leute da zu sein.»<br />

«Die Qualitäten einer<br />

Organisation zeigen sich<br />

genau in Krisenzeiten.»<br />

Die Massstäbe werden immer unklarer, von Kanton zu Kanton<br />

unterschiedlich. Man weiss zuweilen nicht, was gilt und was<br />

nicht.<br />

Wir orientieren uns strikt an den Vorgaben von Bund und Kanton.<br />

Es ist wichtig, dass in allen Bereichen laufend thematisiert wird,<br />

was gilt. Das kann nicht allein von oben verordnet werden, sondern<br />

muss an der Basis stattfinden. Wir<br />

setzen alles daran, dass unsere Fachkräfte<br />

wie unsere Klienten wissen, was Sache<br />

ist. Es fängt an mit dem Einhalten der<br />

Abstands- und Hygieneregeln und geht<br />

weiter mit dem persönlichen Verantwortungsbewusstsein<br />

auf dem Arbeitsweg<br />

und in der Freizeit. Das erforderte einen grossen Initialaufwand,<br />

und es erfordert nun Ausdauer und Beharrlichkeit, eben ein Dranbleiben.<br />

Jetzt fahrlässig zu werden, das wäre gar nicht gut. Es täte<br />

weh, wenn jetzt alles entgleiten würde, nachdem wir so lange einigermassen<br />

gut über die Runden kommen konnten.<br />

Deine Prognose?<br />

Corona wird uns noch eine Weile begleiten und herausfordern.<br />

Wir müssen wachsam bleiben, dringend. Und wir müssen damit<br />

rechnen, dass auch künftig viel Flexibilität<br />

und Improvisationsvermögen gefragt<br />

sein werden. Wie gesagt: Es liegt nicht alles<br />

in unseren Händen. Aber es liegt an<br />

uns, alles zu tun, was getan werden kann,<br />

damit wir der Situation möglichst gerecht<br />

werden können.<br />

Das Beste hoffen, mit dem Schlimmsten rechnen?<br />

Optimismus ist sicher richtig; das passt zu Brüggli. Aber Naivität<br />

wäre fehl am Platz. Wir sind uns bewusst, dass es noch nicht ausgestanden<br />

ist.<br />

Interview: Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin


Fokus<br />

Stimmen zu Corona<br />

Die Corona-Krise hat das ganze Land in Aufregung<br />

versetzt. Wie haben Brügglis Mitarbeitende<br />

die vergangenen Monate erlebt?<br />

«Habe meine Mutter unterstützt»<br />

Marcel Bucher, Mitarbeiter Co-Packing<br />

Ich war drei Monate zu Hause, langweilig<br />

geworden ist mir aber nie. Ich hatte sehr<br />

viel zu tun, weil meine Mutter genau in<br />

dieser Zeit eine Operation am Knie hatte.<br />

Da habe ich sie unterstützt. Ich bin zum<br />

Beispiel für sie einkaufen gegangen. Das<br />

war am Anfang etwas schwierig, weil ich<br />

mich erst organisieren musste: Wo finde<br />

ich was? Bekomme ich das im Coop oder<br />

in der Migros? Meine Mutter war sehr froh<br />

und dankbar, dass ich zu Hause war. Sie<br />

hat mich mein ganzes Leben unterstützt,<br />

jetzt konnte ich ihr helfen. Da habe ich<br />

richtig Lebenserfahrung gesammelt und<br />

bin über mich hinausgewachsen. Schön<br />

fand ich auch den telefonischen Kontakt<br />

mit Brüggli. Zwei Mal in der Woche wurde<br />

ich angerufen. Das war wertvoll. Für mich<br />

war es deshalb gar nicht so schlimm, so<br />

lange zu Hause zu sein. Jetzt wieder hier<br />

zu sein, ist allerdings etwas speziell. Alles<br />

hat sich ein wenig verändert und ich<br />

muss mich zuerst wieder einfinden. Auch<br />

draussen ist es wieder anders. Die Leute<br />

sind nicht mehr so diszipliniert wie am Anfang.<br />

Wenn ich die Leute bitte, den Abstand<br />

einzuhalten, reagieren sie manchmal sogar<br />

richtig genervt. Das finde ich schade.<br />

«Noch nie so viel<br />

telefoniert»<br />

Jörg Kuster, Bereichsleiter Agogik KV<br />

Bei Brüggli arbeiten viele Menschen, die zur Risikogruppe gehören<br />

und deshalb lange zu Hause bleiben mussten. Damit<br />

wir sie weiterhin betreuen konnten, haben wir ein Sorgentelefon<br />

eingerichtet. Da ich selbst zur Risikogruppe gehöre,<br />

habe ich die Leute von zu Hause aus angerufen. Ich glaube,<br />

ich habe in meinem Leben noch nie so viel telefoniert wie in<br />

dieser Zeit. Den telefonischen Kontakt mit den Mitarbeitenden<br />

fand ich sehr schön. Der Austausch hat Vertrauen geschafft<br />

und ich konnte zum Einzelnen mehr Nähe aufbauen – trotz<br />

der physischen Distanz. Am Sorgentelefon konnte ich mir viel<br />

Zeit nehmen für die Leute, zu Hause standen ja kaum Sitzung<br />

an, wegen denen man das Telefonat hätte abbrechen müssen.<br />

Auch mit den IV-Beratern hatte ich auf diese Weise Kontakt.<br />

Und auch hier fand ich den Austausch sehr bereichernd. Ich<br />

war natürlich schon besorgt, wie es dem Unternehmen geht.<br />

Man hat so viel Herzblut reingesteckt. Das hat mich beschäftigt.<br />

Aber ich hatte ja eine schöne Aufgabe und konstant Arbeit.<br />

Ich habe mich zu Hause auch schnell eingerichtet und<br />

neue Dinge kennengelernt wie Videokonferenzen. Trotzdem<br />

hat es sich gezeigt, wie wertvoll es ist, vor Ort zu sein.<br />

«Die Leute von einer ganz anderen Seite kennengelernt»<br />

Urs Mauchle, Teamleiter Montage<br />

Bei uns gehören fast 50 Prozent der Mitarbeitenden<br />

zur Risikogruppe. Auch ich<br />

musste zu Hause bleiben. Von da aus habe<br />

ich den Kontakt mit den Mitarbeitenden<br />

gesucht. Ich habe die Leute am Telefon<br />

von einer ganz anderen Seite kennengelernt,<br />

habe von Familiengeschichten gehört<br />

und sie bei Problemen unterstützt.<br />

Zuerst fühlte es sich für viele an wie Ferien,<br />

aber irgendwann wollten die Leute<br />

wieder mehr machen. Da habe ich versucht,<br />

ihnen Tipps zu geben, wie sie ihre<br />

Zeit verbringen können. Ich selbst habe<br />

die Zeit dazu genutzt, meine Umgebung<br />

auf eine neue Art kennenzulernen und<br />

ich habe sogar mit Yoga angefangen. Ich<br />

war aber froh, als ich wieder vor Ort arbeiten<br />

konnte. Wir hatten auch ordentlich zu<br />

tun. Pro Woche sollten wir hunderte Hundeboxen<br />

herstellen – so viele Bestellungen<br />

gab es. Die Leute sind im Lockdown<br />

wohl auf den Hund gekommen. Wir haben<br />

Glück, in dieser Nische tätig zu sein.<br />

Aber es war auch eine Herausforderung,<br />

weil viele Mitarbeitende sich erst wieder<br />

einfinden mussten. Da haben auch wir<br />

Leitenden mitangepackt. Wir wollten mit<br />

den Leuten am gleichen Strang ziehen.


unterwegs 1120 17<br />

«Habe die Restaurantgäste<br />

vermisst»<br />

Michaela Kaderli, Mitarbeiterin Gastronomie Usblick<br />

Auf einen Schlag ist es sehr ruhig geworden. Vorher hatten wir<br />

so viel zu tun, es war immer etwas los. Ich hätte es gerne wieder<br />

so. Wenigstens dürfen jetzt auch wieder externe Gäste für<br />

Anlässe und Feiern vorbeikommen. Ich habe es sehr vermisst,<br />

mit ihnen zu sprechen. Es ist einfach ein anderes Feeling, wenn<br />

sie da sind. Trotzdem ist es noch immer nicht, wie es mal war.<br />

Ich bin halt eine, die es mag, wenn es richtig läuft und es viel<br />

zu tun gibt – egal was. Hauptsache, ich kann hier arbeiten.<br />

Deshalb wäre der grösste Schock für mich, wenn Brüggli ganz<br />

zumachen müsste. Ich bin froh, wenn die ganze Sache vorbei<br />

und alles so wie vor Corona ist. Dann können hoffentlich<br />

auch meine Grosseltern mal wieder in den Usblick kommen.<br />

Das machen sie nämlich so gerne.<br />

«In die Ausbildung investiert»<br />

Umfrage: Larissa Herzog<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

Stefan Blättler, Bereichsleiter Druck<br />

Für die Druckerei war es echt schwierig.<br />

Wir spürten relativ schnell einen Arbeitseinbruch.<br />

Viele Kunden haben sofort ihre<br />

Aufträge gestoppt. Darauf folgte die Kurzarbeit.<br />

Das war für uns ein riesiger organisatorischer<br />

Aufwand, weil manchmal<br />

fast mehr Arbeit vorhanden war als mit<br />

Kurzarbeit umsetzbar ist. In der Druckerei<br />

müssen die Aufträge halt raus, wenn sie<br />

da sind. Das kann man nicht aufschieben.<br />

Dann gab es aber auch Momente, in denen<br />

wir weniger zu tun hatten. Diese Zeit haben<br />

wir genutzt, um intensiv in die Ausbildung<br />

unserer Lernenden zu investieren.<br />

Selbständig drucken ging vor Corona noch<br />

nicht so gut, jetzt ist es für sie kein Problem<br />

mehr. Dazu hat auch die Abstandregel<br />

beigetragen. An der Druckmaschine kann<br />

man den Abstand nur schwer einhalten. Da<br />

haben wir Dinge halt theoretisch aus der<br />

Distanz erklärt und die Lernenden mussten<br />

es dann an der Maschine selbst umsetzen.<br />

So haben alle unsere Lernenden<br />

einen grossen Schritt nach vorne gemacht.<br />

«Trotz allem immer zur<br />

Arbeit erschienen»<br />

«Ich brauche die Tagesstruktur»<br />

Benjamin Dolatowski, Mitarbeiter Textil<br />

Mich hat es irgendwann angefangen zu nerven, dass nur noch<br />

von Corona geredet wird. Schlimm finde ich vor allem die vielen<br />

Falschmeldungen, die überall verbreitet werden. Auch mit<br />

den Massnahmen habe ich etwas Mühe – das waren einfach<br />

so viele aufs Mal. Gerade die Maskenpflicht ist für mich als<br />

Brillenträger mühsam und manchmal fällt es mir schwer, mit<br />

der Maske zu atmen. Aber trotz allem bin ich immer zur Arbeit<br />

erschienen. Das war am Anfang sehr streng: Es gab so<br />

viel zu tun und viele Mitarbeiter waren nicht da, weil sie zur<br />

Risikogruppe gehören. Da musste ich ein paar Mal zwischen<br />

den Arbeiten hin und her wechseln, damit alles rechtzeitig<br />

fertig wird. Jetzt ist es wieder besser.<br />

Vanessa Bänziger, Mitarbeiterin Gastronomie<br />

Usblick<br />

Weil ich zur Risikogruppe gehöre, war ich<br />

einen Monat zu Hause. Da habe ich mich<br />

echt gefragt, wie ich das mit dem Einkaufen<br />

machen soll. Deshalb war ich viel bei<br />

meinen Eltern. Das war zum Teil sehr anstrengend,<br />

weshalb ich dann irgendwann<br />

doch wieder zu mir nach Hause gegangen<br />

bin. Ich hatte etwas Schiss, im Coop einkaufen<br />

zu gehen, aber es ging dann ganz<br />

gut. Als ich zurück in den Usblick kam,<br />

hatten wir nur sehr wenig zu tun. Einzig<br />

die Stornierungen von Feiern und Tagungen<br />

brachten einen echten Organisationsaufwand<br />

mit sich. Wir mussten aufpassen,<br />

dass alles stimmt und wir kein Durcheinander<br />

machten. Ich war echt froh, als ich<br />

wieder arbeiten durfte. Ich brauche die<br />

Tagesstruktur. Seit wir externe Gäste wieder<br />

über Mittag begrüssen dürfen, läuft<br />

auch wieder mehr. Sie melden sich jeweils<br />

vorab an und ich hole sie dann am<br />

Empfang ab und bringe sie zu ihrem Tisch.<br />

Jetzt bin ich wieder glücklich und hoffe,<br />

dass diese ganze Situation bald vorbei ist.


Brüggli Industrie<br />

In Brügglis Logistik hat Fabian Flachmüller<br />

die Chance, so richtig zu zeigen, was er kann.<br />

Bild: Roger Nigg<br />

«Jetzt zeige ich,<br />

was ich kann»


unterwegs 1120 19<br />

Fabian Flachmüller wollte Informatiker werden – koste es, was es wolle.<br />

Doch die IV legte ihm die Ausbildung zum Logistiker EBA nahe. Von der anfänglichen<br />

Enttäuschung über diesen Entscheid ist heute nichts mehr übrig.<br />

Sieben Mal machte Fabian Flachmüller eine Informatikschnupperlehre.<br />

Selbst als die IV sich gegen eine Informatik-Ausbildung<br />

stellte, wollte er nicht aufgeben und schnupperte weiter. 2017<br />

kam er zu Brüggli und hoffte, hier seine Wunsch-Lehre starten zu<br />

können. «Als sie auch hier Nein sagten,<br />

war ich total enttäuscht», sagt Fabian<br />

Flachmüller. Seit der Primarschule interessierte<br />

ihn die Informatik und seit der<br />

zweiten Oberstufe wollte er eine Lehre<br />

in diesem Gebiet machen. Auch seine<br />

Familie sah dort seine Zukunft. Als ihm<br />

eine Ausbildung in der Logistik vorgeschlagen wurde, waren alle<br />

enttäuscht. «Ein Lagermitarbeiter … das ist doch nichts», war das<br />

Fazit der Familie. Heute sehen sie das anders und Fabian Flachmüller<br />

sagt, dass er und seine Familie damals ein falsches Bild<br />

vom Logistikberuf hatten.<br />

Was zählt, ist eine Erstausbildung<br />

«Ich hatte nur von der Informatik Gutes gehört und deshalb einen<br />

richtigen Tunnelblick», sagt er. Während des Vorbereitungsjahres<br />

bei Brüggli gelang es ihm, an sich zu arbeiten und sich mit<br />

der Logistik-Ausbildung anzufreunden.<br />

Nach dieser Zeit war allerdings nicht ganz<br />

klar, ob er eine EBA- oder EFZ-Lehre absolvieren<br />

sollte. «Für mich kam nur eine<br />

EFZ-Ausbildung in Frage», sagt Fabian<br />

Flachmüller. Da war er wieder, der Tunnelblick.<br />

Da er häufig unter Energiemangel<br />

litt, entschied sich die IV schliesslich für die Ausbildung auf<br />

EBA-Niveau und Fabian Flachmüller war erneut enttäuscht. Sein<br />

damaliger Teamleiter Christian Koch ermutigte ihn. «Ich sehe viel<br />

Potenzial in Ihnen», habe er damals gesagt. «Ich merkte, dass es<br />

eigentlich vor allem wichtig war, mal eine Erstausbildung zu machen<br />

– egal auf welchem Niveau. Denn ohne kannst du auf dem<br />

Markt nicht bestehen», sagt Fabian Flachmüller.<br />

«Es ist wichtig, eine<br />

Erstausbildung zu machen –<br />

egal auf welchem Niveau.»<br />

Die Arbeit in der<br />

Logistik ist vielseitig und<br />

macht ihm Spass.<br />

Klare Strukturen helfen<br />

Die Logistik-Ausbildung zu machen, war eine gute Entscheidung.<br />

Fabian Flachmüller hat, was den meisten<br />

Leuten als Asperger-Syndrom bekannt ist. Heute spricht<br />

man von einer Autismus-Spektrum-Störung<br />

(ASS). Er hat Mühe mit unerwarteten<br />

Situationen und unstrukturierten<br />

Arbeitsabläufen. Ein Informatiker ist häufig<br />

mit offenen, unerwarteten Problemen<br />

konfrontiert, auf die er eine Lösung finden<br />

muss. In der Logistik dagegen herrschen<br />

klare Strukturen, Abläufe und Prozesse vor. Das hilft<br />

ihm. «Das war einer der Gründe, warum wir ihm den<br />

Logistik-Beruf empfohlen haben», sagt Rosmarie<br />

Anderes, Leiterin Fachstelle Berufliche Massnahmen<br />

bei Brüggli.<br />

Gute Noten trotz Energiemangel<br />

Die Logistik gefällt Fabian Flachmüller aber nicht nur,<br />

weil sie strukturiert ist. Schnell merkte er, dass ein Logistiker<br />

weit mehr macht, als nur Lager ein- und auszuräumen.<br />

Die Arbeit ist vielseitig und macht ihm<br />

Spass. Aber der Energiemangel und die<br />

Schlafprobleme erschwerten im ersten<br />

Ausbildungsjahr vieles. Er hatte Mühe,<br />

am Unterricht teilzuhaben. Immer wieder<br />

schlief er ein – und trotzdem schloss er<br />

das erste Semester mit der Note 5 ab. Er<br />

schien die Informationen im Schlaf über das Gehör aufzunehmen.<br />

Selbst die Staplerprüfung schaffte er im ersten Anlauf, durfte diesen<br />

jedoch wegen der Gefahr, während des Fahrens einzuschlafen,<br />

bald nicht mehr nutzen. «Ein Logistiker ohne Stapler ist wie<br />

ein Fotograf ohne Kamera. Das geht einfach nicht. So jemand wird<br />

nicht eingestellt», sagt Fabian Flachmüller.<br />

«Es ist nicht fertig, nur,<br />

weil man ein Problem hat.<br />

Man muss weitermachen.»


Brüggli Industrie<br />

Fabian Flachmüller blickt<br />

voraus. Er hat seine<br />

Chance gepackt.<br />

Der Sturz in den Neubeginn<br />

Heute muss er sich darüber keine Sorgen mehr<br />

machen – er darf sogar mit dem Lieferwagen<br />

fahren. Und auch mit dem Energiemangel hat<br />

er nicht mehr zu kämpfen. Zu verdanken hat er<br />

das einem Sturz im vergangenen Jahr. Es war ein<br />

Morgen wie jeder andere gewesen, aber auf einmal kippte Fabian<br />

Flachmüller nach vorne und schlug mit dem Gesicht auf<br />

die Tischkante – und blieb bewusstlos auf dem Boden liegen.<br />

Als er wieder zu sich kam, war er wie ausgetauscht. Er sprühte vor<br />

Energie und ging jeden Tag voller Tatendrang zur Arbeit. Er fühlte<br />

sich gut und konnte nicht verstehen, warum ihn seine Kollegen<br />

und Teamleiter immer so besorgt ansahen. «Sie sagten mir, ich<br />

sehe nicht gut aus. Ich solle zum Arzt gehen», sagt Fabian Flachmüller.<br />

Es stellte sich heraus, dass er die Nase gebrochen hatte.<br />

Dass dies der Anfang eines Neubeginns war, ahnte niemand.<br />

«Sie atmen ja gar nicht richtig»<br />

Fabian Flachmüller merkte, dass sich etwas<br />

verändert hatte. Er war konstant auf Adrenalin<br />

und lernte pausenlos durch. Pro Tag<br />

schlief er höchstens eine Stunde. Er war<br />

in eine Manie gerutscht und wollte nur<br />

noch arbeiten. Doch dann kam der psychische<br />

Sturz. Er fiel in eine Depression.<br />

«Mir wurde gesagt, dass ich in eine Klinik gehöre», sagt Fabian<br />

Flachmüller. Weil er nicht einschlafen konnte, mussten ihm die<br />

Ärzte starke Schlafmittel verabreichen. Seine schulischen Leistungen<br />

nahmen ab. Die IV informierte ihn, dass sie die Massnahme<br />

abbrechen müsste, wenn es so weitergehe und er nicht mehr zur<br />

Die Logistik ist<br />

sehr strukturiert.<br />

Das hilft ihm.<br />

100-prozentigen Leistungsfähigkeit zurückfinde. Ein<br />

Besuch beim Nasen-Ohren-Arzt stellte ihn vor eine<br />

weitere Herausforderung. «Sie atmen ja gar nicht richtig»,<br />

sagte dieser zu ihm. Und schuld daran sei nicht<br />

der Nasenbruch, sondern, dass seine Nasenscheidewand<br />

seit der Geburt krumm sei, erklärte der Arzt. Er<br />

müsse das operieren.<br />

Die Operation, die alles veränderte<br />

Eine Operation bedeutete für Fabian Flachmüller finanzielle<br />

Schwierigkeiten. Denn die SUVA und die Krankenkasse<br />

stritten sich um die Übernahme der Kosten.<br />

Am Ende hiess es, dass er einen Teil selbst bezahlen<br />

müsse. Trotzdem entschied er sich für die Nasenoperation<br />

– und sie veränderte sein Leben für immer. Während<br />

der Anästhesie wurde festgestellt, dass Fabian Flachmüllers<br />

Blut lediglich eine Sauerstoffsättigung von 60<br />

Prozent aufwies. Der Normalbereich liegt zwischen 94<br />

und 98 Prozent. Eine Sättigung<br />

unter 70 Prozent gilt als hoch kritisch.<br />

Dass er mit einer solch tiefen<br />

Sauerstoffsättigung zur Arbeit<br />

und in die Schule gehen konnte,<br />

war für die Ärzte ein Rätsel. 19<br />

Jahre hatte Fabian Flachmüller<br />

so gelebt und immer gedacht, dass allein sein psychischer<br />

Zustand für all die Strapazen verantwortlich war.<br />

«Es war gut zu wissen, dass es nicht nur an der Psyche<br />

lag, sondern auch am Körper», sagt er.


unterwegs 1120 21<br />

Leistungsfähigkeit: 100 Prozent<br />

Dass er trotz allem nie aufgegeben hat, macht ihn stolz. «Es ist<br />

nicht fertig, nur, weil man ein Problem hat. Man muss weitermachen<br />

und kämpfen», sagt er. Seit der Operation ist Fabian Flachmüller<br />

wieder 100 Prozent leistungsfähig und seine Sauerstoffsättigung<br />

ist fast ebenso hoch. «Jetzt zeige ich, was ich kann. Und<br />

ich darf auch mehr Verantwortung übernehmen»,<br />

sagt er. Seine Erfahrungsnote<br />

stieg von einer Vier auf eine Sechs. Er ist<br />

wacher, fühlt sich fit und hat viel Energie.<br />

«Ich lerne jetzt viel nachhaltiger. Vorhin<br />

habe ich nach der Prüfung alles wieder<br />

vergessen. Jetzt kann ich die Dinge verknüpfen<br />

und auch später noch wiedergeben», sagt er. Ein weiteres<br />

Erfolgserlebnis: Er ist selbständiger geworden und kann in<br />

einer eigenen Wohnung leben. Das Betreute Wohnen braucht er<br />

nicht mehr. Und: Diesen Sommer schloss er seine EBA-Ausbildung<br />

erfolgreich ab. Zu Ende war sein Weg damit aber noch nicht.<br />

«Fokussiert euch nicht<br />

nur auf den ersten<br />

Eindruck. Seid offen.»<br />

Bereit für die Zukunft<br />

Nach den Sommerferien startete er bei Brüggli in die verkürzte<br />

Ausbildung zum Logistiker EFZ – eine Besonderheit, denn normalerweise<br />

spricht die IV keine Zweitausbildung im geschützten<br />

Rahmen aus. «Wegen der Corona-Krise hatten wir zum Teil Schwierigkeiten,<br />

unsere Lernenden extern zu platzieren», sagt Rosmarie<br />

Anderes. Ziel ist, dass Fabian Flachmüller<br />

wenigstens das zweite Ausbildungsjahr im<br />

ersten Arbeitsmarkt absolvieren kann. «Ich<br />

bin Brüggli und der IV sehr dankbar, dass<br />

ich jetzt noch eine EFZ-Ausbildung anhängen<br />

darf», sagt er. Was danach sein wird,<br />

dafür ist Fabian Flachmüller offen. Als er<br />

in der Logistik angefangen hatte, interessierten ihn nur Autoteile.<br />

«Ich habe aus dem Tunnelblick herausgefunden und bin nun bereit<br />

für alles.» Zukünftigen Lernenden will er mitgeben, dass man<br />

sich nicht auf etwas versteifen soll: «Fokussiert euch nicht nur auf<br />

den ersten Eindruck oder darauf, was andere sagen. Habt einen<br />

Plan B und seid offen für anderes.»<br />

Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin


Was gut tut<br />

Bienenhotels für ein<br />

gesundes Ökosystem<br />

Bienen sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems: Dank ihnen gedeiht<br />

unsere Umwelt. Viele Arten sind jedoch vom Aussterben bedroht. Wir können<br />

den fleissigen Insekten helfen – zum Beispiel mit einem Bienenhotel.<br />

Als sich beim Charakterstärkentest von Helga Keller,<br />

ehemalige Mitarbeiterin Integrationsmassnahmen<br />

(IM), die Stärke Projektleitung abzeichnete, entstand<br />

die Idee, ein eigenes Projekt zu entwerfen. Ihr war sofort<br />

klar, dass es ein Bienenhotel sein sollte. Sie übernahm<br />

die Konzeptarbeit und erstellte einen Plan<br />

für den Bau. «Da ich eine Naturliebhaberin<br />

bin und mich über die Nachhaltigkeit<br />

in der Lebensmittelbranche informiere,<br />

wusste ich Bescheid über die Not<br />

der Bienen», sagt sie. Den Bienen etwas<br />

zurückzugeben, sei für sie eine Herzensangelegenheit.<br />

Deshalb war es Helga Keller wichtig, das Projekt<br />

für die Umsetzung in die richtigen Hände zu geben. «Die Beteiligten<br />

sollten mit Herzblut dabei sein», sagt sie.<br />

Abteilungsübergreifende Teamarbeit<br />

Das Projekt ist eine Weile stillgelegen, weil sich niemand fand,<br />

der das benötigte Wissen und die handwerklichen Fähigkeiten<br />

«Den Bienen etwas<br />

zurückzugeben, ist eine<br />

Herzensangelegenheit.»<br />

mitbrachte, bis sich Roland Dinger, Mitarbeiter<br />

IM, dem Bau des Bienenhotels annahm.<br />

Er hatte Freude daran, eine etwas umfangreichere<br />

Arbeit auszuführen. «Das Projekt<br />

war für mich ein persönlicher Erfolg, da ich<br />

erkannte, dass ich auch<br />

grössere Aufgaben erledigen<br />

kann», sagt er. Als das<br />

Bienenhotel gebaut war, kam<br />

es in die Hände von Robert<br />

Eberle, ehemaliger Mitarbeiter<br />

IM, der zu dieser Zeit bei<br />

Brüggli Unterhalt & Technik arbeitete und bereits<br />

beim Skizzieren des Bauplans geholfen hatte. Er und<br />

weitere Mitarbeitende von Brüggli Unterhalt & Technik<br />

stellten das Bienenhotel beim Campus in der Nähe<br />

des Weihers auf und füllten es mit Bambusrohren und<br />

Holzscheiten mit gebohrten Löchern. Die Rohre und Löcher<br />

dienen den Bienen als Nistplatz.<br />

Was ist ein Bienenhotel?<br />

lhe. Ein Bienenhotel ist eine Nist- und Überwinterungshilfe, die<br />

hauptsächlich von Wildbienen genutzt wird. Diese Bienenarten<br />

brauchen kleine Rohre, Höhlen und Löcher, um ihren Nachwuchs<br />

darin aufzuziehen. Unsere Landschaften sind sehr dicht besiedelt.<br />

Das erschwert den Bienen die Suche nach geeigneten Nistplätzen.<br />

Deshalb sind Wildbienen gerade in Städten zunehmend auf<br />

Hilfe angewiesen. Bienenhotels mit eingebauten Röhrchen (z.B.<br />

aus Bambusstangen oder Schilfhalmen) bieten Platz und Schutz.<br />

Die Wildbienen sind von März bis September unterwegs. Im April<br />

und Mai besteht die grösste Chance, dass sie sich im Hotel einnisten.<br />

Es kann sein, dass gelegentlich auch andere Insekten ein<br />

Zimmer beziehen.


unterwegs 1120 23<br />

Gäbe es keine Bienen,<br />

müssten wir die Blüten der<br />

Pflanzen selbst bestäuben.<br />

Schutz und Unterstützung bieten<br />

Der Standort wurde mithilfe der Leitung von Brüggli Wohnen<br />

gefunden. Wichtig war, dass sich niemand von den Bienen<br />

gestört fühlt – weder die Bewohner des Campus noch die<br />

Nachbarn. Aber auch die Bienen sollten sich wohlfühlen.<br />

Damit sie genug Nahrung haben, wurden um<br />

das Bienenhotel herum Blumensamen von Wildkräutern<br />

ausgesät. Mittlerweile wachsen dort<br />

viele bunte Pflanzen, die nicht gemäht werden<br />

und den Insekten als Nahrungsquelle<br />

dienen. Die ersten Bienen hätten kurz darauf<br />

das Hotel bezogen und es fleissig als<br />

Kinderstube genutzt, sagt Robert Eberle.<br />

Margret Rüesch, Teamleiterin IM, die das<br />

Projekt betreute, sieht darin ein Symbol<br />

für Brügglis Integrationsarbeit. «Das Bienenhotel<br />

dient den Bienen als Unterschlupf<br />

und Schutz und unterstützt sie<br />

bei ihrer Arbeit, genau wie Brüggli das<br />

für Menschen tut», sagt sie.<br />

Die Natur soll aufblühen<br />

Zum Schluss gelangte das Projekt in Vanessa<br />

Haltiners Hände, ehemalige Mitarbeiterin<br />

IM. Sie war dafür verantwortlich,<br />

den gesamten Prozess schriftlich zu dokumentieren und mit den<br />

involvierten Personen das Projekt zu rekapitulieren.<br />

«Die vielseitige Arbeit hat mir Freude<br />

bereitet: Ich konnte Informationen zusammentragen,<br />

mit den Beteiligten<br />

sprechen, mir neues Wissen aneignen<br />

und vor allem kreativ<br />

sein», sagt sie. Das Thema<br />

Bienen und Umwelt hat<br />

für sie einen ganz besonderen<br />

Stellenwert. «Ich<br />

habe Kinder und wünsche<br />

mir, dass auch sie<br />

und später ihre Kinder<br />

erleben, wie die Natur<br />

in all ihrer Vielfalt aufblüht.»<br />

Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin<br />

Wissenswertes über die Biene<br />

• In der Schweiz leben etwa<br />

600 Bienenarten.<br />

• Pro Sammelflug besucht eine<br />

Biene etwa 100 Blüten.<br />

• Die Lebenserwartung von Wildbienen<br />

beträgt etwa vier bis sechs Wochen.<br />

• Für ein Glas Honig (500g) fliegt eine<br />

Biene 1.5 Mal um die Erde.<br />

• Die Westliche Honigbiene bestäubt fast<br />

80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen;<br />

die restlichen 20 Prozent werden<br />

von Hummeln, Fliegen, Wildbienen,<br />

Schmetterlingen und anderen Insekten<br />

bestäubt.<br />

• Für die Herstellung einer Bienenwachskerze<br />

wird das Wachs eines<br />

ganzen Bienenstocks benötigt.<br />

• Die kleinste Wildbienenart, die Schmalbiene,<br />

ist nicht viel grösser als ein<br />

Reiskorn, während die Blaue Holzbiene<br />

fast 30 mm gross ist.<br />

• Bei uns ist die Honigbiene nach Rind<br />

und Schwein das drittwichtigste Nutztier.<br />

Ihre Bestäubungsleistung sichert<br />

uns eine Vielfalt an Nahrungsmitteln.<br />

Quellen: WWF Deutschland, www.bienen.ch, www.bee-careful.com, www.bienenlexikon.ch, www.insekten-hotels.de


Was gut tut<br />

Das Bienenhotel für<br />

Zuhause – so geht’s:<br />

lhe. Ein Bienenhotel zu bauen, ist gar nicht<br />

so aufwändig. Sie brauchen einen Holzkasten,<br />

Holzklötze (am besten aus Laubholz),<br />

Bambus- oder Schilfrohre und diverse natürliche<br />

Materialen. Achten Sie darauf, dass<br />

alle verwendeten Materialien vollkommen<br />

trocken, naturbelassen, frei von Pestiziden,<br />

Lack und Lösungsmitteln<br />

sind<br />

und nicht mit Holzschutz<br />

oder Imprägnierung<br />

vorbehandelt<br />

wurden.<br />

1. Bohren Sie 2-8 mm dicke Löcher in die<br />

Holzklötze. Die Löcher sollten etwa 6-8 cm<br />

lang sein. Achten Sie darauf, dass keine<br />

Splitter abstehen, an denen sich die Bienen<br />

verletzen könnten.<br />

2. Verteilen Sie die Holzklötze im Kasten<br />

und schrauben Sie sie von hinten fest.<br />

Mit einem Bienenhotel<br />

können wir die fleissigen<br />

Insekten unterstützen.<br />

3. Füllen Sie die Hohlräume zwischen den<br />

Holzklötzen mit unterschiedlich dicken<br />

Bambus- oder Schilfrohren auf. Grössere<br />

Lücken können Sie auch mit Lehm, Moos,<br />

Stroh, Kieselsteinen oder Baumrinde füllen.<br />

Dadurch wird Zugluft verhindert und<br />

in der kalten Jahreszeit die Wärmeisolation<br />

erhöht.<br />

Fertig ist Ihr Bienenhotel.<br />

Der<br />

günstigste Zeitpunkt,<br />

um es aufzustellen,<br />

ist im<br />

Februar oder März, bevor die Bienen aus<br />

der Winterruhe erwachen. Platzieren Sie es<br />

an einer möglichst sonnigen Stelle (Einflugöffnung<br />

gegen Südosten ausgerichtet).<br />

Achten Sie darauf, dass es vom Regen geschützt<br />

ist, indem Sie es zum Beispiel unter<br />

einem Vordach aufhängen.<br />

Was ist ein Ökosystem?<br />

Recherche:<br />

Vanessa Haltiner,<br />

ehemalige Mitarbeiterin IM<br />

lhe. Ein Ökosystem ist eine Lebensgemeinschaft aus Pflanzen, Tieren<br />

und anderen Lebewesen (z.B. Bakterien oder Pilze) sowie deren<br />

Umwelt. Sie alle stehen in einer Beziehung zueinander. Ein Beispiel<br />

dafür sind Bienen und Pflanzen. Wenn eine Biene Nektar aus einer<br />

Blüte trinkt, bleiben Pollen an ihren Hinterbeinen kleben. Bei<br />

der nächsten Blüte bestäubt sie während des Trinkens gleichzeitig<br />

die Pflanze mit den Pollen an ihren Beinen. Die Pflanze kann<br />

sich dadurch fortpflanzen. Einige Pollen bleiben an der Biene kleben.<br />

Damit kann sie ihren Nachwuchs füttern. So ist auch ihr Fortbestehen<br />

gesichert. Bienen und Pflanzen arbeiten also zusammen,<br />

damit die eigene Art überlebt.<br />

In einem Ökosystem gibt es etliche solcher Beziehungen. Wenn<br />

sich die Umwelt verändert, zum Beispiel, wenn mehrere Tier- und<br />

Pflanzenarten aufgrund des Klimawandels aussterben, kann ein<br />

Ökosystem ins Wanken kommen oder gar zerstört werden. Das<br />

kann weitreichende Folgen haben – auch für den Menschen. Deshalb<br />

gilt es, unseren Ökosystemen Sorge zu tragen.


unterwegs 1120 25<br />

Gemeinsam für die Bienen:<br />

Projektgruppe mit Bienenhotel<br />

auf dem Campus-Gelände.<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

Ein Ökosystem ist eine Lebensgemeinschaft<br />

aus Pflanzen, Tieren<br />

und anderen Lebewesen.<br />

Bienensterben: Ursachen und Auswirkungen<br />

lhe. Mit dem Ausbau der Infrastruktur behindert der Mensch die Wildbienen<br />

bei der Fortpflanzung und Nahrungssuche. Auch Keime, Krankheiten<br />

und Pestizide tragen dazu bei, dass es vermehrt zum Bienensterben<br />

kommt. Besonders verheerend ist die Varroamilbe, die<br />

sich vom Blut der Biene ernährt und sie dadurch schwächt. Heute<br />

gilt ein Grossteil der Bienenarten als gefährdet, fünf Prozent sind<br />

direkt vom Aussterben bedroht. Wenn die Bienen aussterben, hat<br />

das Auswirkungen aufs Ökosystem: Ohne ihre Bestäubungsarbeit<br />

müsste der Mensch auf viele Obst- und Gemüsesorten verzichten.<br />

In Teilen Chinas, wo viele Pestizide verwendet werden, sind be-<br />

reits sämtliche Bienenarten ausgestorben. Dort müssen die Menschen<br />

selbst Obstbäume bestäuben. Damit das bei uns nicht passiert,<br />

müssen wir den Bienen Sorge tragen. Als Privatperson kann<br />

man zum Beispiel den Garten bienenfreundlicher gestalten, um die<br />

fleissigen Insekten zu unterstützen. Bienen freuen sich unter anderem<br />

über naturbelassene Wiesen, Beerensträucher, Obstbäume,<br />

diverse Kräuter, Sonnenblumen und Löwenzahn.<br />

Möglichkeiten, mit Spenden zu helfen, gibt’s auf:<br />

www.bienen.ch, www.igbiene.ch und www.wildbee.ch


Fokus<br />

Wie Neues entsteht<br />

«Das haben wir schon immer so gemacht»: Wer hat das nicht auch<br />

schon gehört? Wäre es nicht reizvoll, die Dinge mal ganz anders zu<br />

betrachten – weil Neues durch neue Sichtweisen entsteht?<br />

In der Mode, Architektur und Musik fällt es auf: Neues<br />

entsteht durch die Vermischung bestehender Stile. Asiatische<br />

Kleiderschnitte inspirieren italienische Modemacher,<br />

westliche Bautechnik frischt<br />

marokkanische Tempel auf, und Jazz,<br />

Hiphop und Folklore fusionieren zu avantgardistischen<br />

Klängen.<br />

Was in Kunst und Kultur neue Blüten treibt,<br />

ist in Medizin, Forschung und Technologie<br />

weit mehr als ein vergnügliches Experiment: Die Kombination verschiedener<br />

Inhalte, Methoden und Komponenten ist ein wesentlicher<br />

Treiber für Verbesserungen und Errungenschaften, die Mensch<br />

und Umwelt zugutekommen können.<br />

Die Vielfalt nutzen<br />

Auch bei Brüggli entsteht Neues durch Begegnung, Austausch<br />

und Kombination. Eine Chance: Unter einem Dach sind zahlreiche<br />

Branchenkulturen, Produkte und Leistungen vereint – von der<br />

Logistik über die Gastronomie bis hin zur Informatik, von Hundeboxen<br />

über Fahrradanhänger bis hin zu Drucksachen, von agogischen<br />

Expertisen bis hin zu Hochzeitsfeiern und Geschäftsseminaren.<br />

Dazu kommt die Vielfalt an Menschen – vom jungen Mann auf<br />

dem Ausbildungsweg bis hin zur Mitarbeiterin mit Rente oder zur<br />

Leiterkraft mit 60 Jahren Lebensweisheit. Brüggli, ein Schmelztiegel,<br />

reich an Können und Wissen: Die Unternehmensgeschichte<br />

zeigt, wie diese Vielfalt immer wieder zu Innovationen geführt hat<br />

und Stabilität und Sicherheit gibt – ein Brüggli mit vielen Pfeilern,<br />

wandlungsfähig und in der Lage, sich situativ neu zu arrangieren.<br />

Der regelmässige<br />

Austausch schützt vor<br />

Betriebsblindheit.<br />

Wie machen es die anderen?<br />

Es ist sinnvoll, dass Brüggli dem Erfahrungsaustausch und bereichsübergreifenden<br />

Miteinander Sorge trägt. So ist ein Projekt gediehen,<br />

das Einzelnen Einblicke in verschiedene,<br />

ihnen wenig vertraute Abteilungen<br />

ermöglicht: Leitende waren eingeladen,<br />

eine Abteilung ausserhalb ihrer Komfortzone<br />

zu besuchen. Welche Arbeitsweisen<br />

und Methoden, was für Herausforderungen<br />

und Lösungswege haben sie vorgefunden?<br />

Was würden sie anders machen? Und welche Erfahrungen können<br />

sie für ihren eigenen Bereich nutzen?<br />

Gemeinsam stark<br />

Es ist der einfache Versuch, mehr Verbindungen zwischen einzelnen<br />

Bereichen zu schaffen. Was tun die anderen? Was für Talente,<br />

Kontakte, Netzwerke haben sie, die auch wir in unserer Abteilung<br />

nutzen könnten? Wie können wir einander ergänzen, aushelfen,<br />

bereichern? Das dient einerseits dem gegenseitigen Verständnis<br />

– wir verstehen, was wir kennen. Andererseits kann es helfen, zusätzliches<br />

Wissen zu generieren – eben weil Neues entsteht durch<br />

neue Verknüpfungen und andere Sichtweisen.<br />

Nicht zuletzt geht es um die Besinnung auf die kollektiven Stärken:<br />

Wo sonst sind so viele verschiedene Tugenden und Talente unter<br />

einem Dach vereint? Es ist sinnvoll, sich dieser kostbaren Ressourcen<br />

zu vergewissern und mehr daraus zu machen.<br />

Michael Haller<br />

Leiter Kommunikation & Kultur<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Einmal in eine andere<br />

Abteilung reinschauen:<br />

warum nicht?


unterwegs 1120 27<br />

Alexandra Schnüriger, Personalwesen,<br />

war zu Besuch im Bereich Qualität & Service,<br />

hier mit Luca Forster.<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

«Es war speziell, sich neu<br />

zu fühlen»<br />

Ich bin seit 15 Jahren bei Brüggli. 14 davon war ich in der Logistik.<br />

Die Unternehmensbereiche an der Badstrasse sind mir also sehr<br />

vertraut. Deshalb war ich der Meinung, dass jemand anderes aus<br />

der Abteilung den Jobtausch machen sollte. Jemand, dem die Badstrasse<br />

noch ganz fremd ist. Als ich dann gegangen bin, habe ich<br />

aber schnell festgestellt, dass ich den Bereich Qualität & Service<br />

doch noch nicht so gut kenne, wie ich dachte. Die Tätigkeiten waren<br />

mir fremd, obwohl ich früher in der Logistik gearbeitet habe.<br />

Ich kam mir vor wie ein Neuling. Es war speziell, sich neu zu fühlen,<br />

obwohl man nicht neu bei Brüggli ist. Überrascht hat mich vor<br />

allem die Ruhe in der Abteilung. Ich bin von der lauten, wuseligen<br />

Logistik in die ruhige Personalabteilung gekommen. Ich habe<br />

mir vorgestellt, dass der Bereich Qualität & Service ein Zwischending<br />

ist, aber es war ganz leise dort. Das hat mich beeindruckt.<br />

Während des Besuchs habe ich gemerkt, dass es für die Teamleiter<br />

gar nicht so einfach ist, immer den Überblick zu behalten. Im<br />

Personalbüro brauchen wir ab dem dritten Tag ein Arztzeugnis,<br />

wenn jemand krank ist. Oft müssen wir dann bei den Teamleitern<br />

nachhaken. Wenn man viele Klienten betreut, kann es schon mal<br />

vergessen gehen, am dritten Tag nach dem Zeugnis zu fragen. Es<br />

müsste ein automatisches Erinnerungssystem für Teamleiter geben.<br />

Ich denke, das würde die Zusammenarbeit erleichtern. Leider<br />

ist dies systemtechnisch nicht machbar.<br />

Das Projekt Jobtausch finde ich sehr sinnvoll, denn die einzelnen<br />

Abteilungen sind immer noch sehr für sich. Das Projekt fördert<br />

das ganzheitliche Miteinander. Gerade für neue Mitarbeitende ist<br />

es eine super Möglichkeit, das Unternehmen mit den verschiedenen<br />

Bereichen besser kennenzulernen. Für eine nächste Durchführung<br />

fände ich es schön, wenn einem nicht nur eine, sondern<br />

zwei bis drei Abteilungen zugeteilt würden, aus denen man sich<br />

eine aussuchen kann.


Fokus<br />

«Ich fände es gut, wenn<br />

das Projekt Jobtausch<br />

weitergeführt wird.»<br />

Sacha Lüthi, Logistik, war zu Besuch in der<br />

Unternehmenskommunikation, hier mit<br />

Larissa Herzog (links) und Regina Furger.<br />

«Es war ein ereignisreicher<br />

Tag»<br />

Schon, als das Projekt am Infoabend vorgestellt wurde, wusste<br />

ich, das wird eine super Sache. Insgeheim habe ich sofort gehofft,<br />

dass ich den Besuch machen darf, und habe im Team auch gleich<br />

ein paar Andeutungen gemacht. Ich bin noch nicht so lange bei<br />

Brüggli und sah darin die Gelegenheit, neue Leute und Aufgaben<br />

kennenzulernen. Die Unternehmenskommunikation war eine meiner<br />

Wunschabteilungen. Mir war schon damals bewusst, dass sie<br />

eine fürs Unternehmen zentrale Abteilung ist. Darüber wollte ich<br />

unbedingt mehr erfahren. Auf den Besuch habe ich mich vorbereitet,<br />

indem ich geschaut habe, wer zum Team gehört und welche<br />

Tätigkeiten dort ausgeführt werden. Ich habe mir auch gezielt<br />

Fragen überlegt, die ich dem Team stellen wollte. So konnte<br />

ich das Beste aus dem Besuch rausholen.<br />

Es war ein ereignisreicher Tag. Ich habe sehr viel erlebt. Meine<br />

wichtigste Erkenntnis: Die Unternehmenskommunikation ist eine<br />

Schlüsselabteilung mit Verbindungen zu allen anderen Abteilungen,<br />

aber auch gegen aussen. Sie ist zentral für Brügglis Image.<br />

Das habe ich während meines Besuchs direkt miterlebt, als es um<br />

einen kritischen Kommentar in einem von Brügglis Social-Media-Kanälen<br />

ging und wie man diesen entschärft. Das kann sehr heikel<br />

sein. Diese Art von Arbeit kannte ich vorher nicht. Wenn ich jünger<br />

wäre, könnte ich mir gut vorstellen, in dieser Abteilung Fuss<br />

zu fassen. Mir ist aufgefallen, dass es doch ein paar Gemeinsamkeiten<br />

gibt zwischen der Logistik und der Unternehmenskommunikation.<br />

Zum Beispiel müssen wir in beiden Abteilungen sehr<br />

viel und genau lesen und wir arbeiten beide sehr wirtschaftsnah.<br />

Ich fände es gut, wenn das Projekt Jobtausch weitergeführt wird.<br />

Wenn man mit einer positiven Einstellung mitmacht, kann das<br />

den eigenen Horizont erweitern. Ausserdem können wir so ein<br />

gegenseitiges Verständnis füreinander entwickeln. Das ist wichtig<br />

für das Miteinander.


unterwegs 1120 29<br />

Rebekka Kirchner, Bildung, war zu Besuch<br />

im Team Mobil, Unterhalt & Technik.<br />

«Ich wurde sofort ins<br />

Team aufgenommen»<br />

Als ich das erste Mal vom Projekt Jobtausch gehört habe, war ich<br />

sofort begeistert. Ich bin schon lange bei Brüggli, habe aber nicht<br />

mit allen Abteilungen zu tun. Dass ich zum Team Mobil gehen<br />

konnte, hat mich besonders gefreut, weil das ein Bereich ist, den<br />

ich bisher fast gar nicht kannte. Ich musste auch erst mal nachfragen,<br />

wo ich das Team überhaupt finde. Ausserdem habe ich mich<br />

vorab über die benötigte Arbeitskleidung informiert. Das war für<br />

mich etwas ganz Neues und irgendwie aufregend. Ich wurde sofort<br />

ins Team aufgenommen. Die Lernenden haben sich gefreut,<br />

dass sie mir ihre Arbeit zeigen konnten. Am Vormittag durfte ich<br />

mit zu einem Reinigungseinsatz in Kreuzlingen. Es hat mich beeindruckt,<br />

wie selbständig die Leute gearbeitet haben. Man hat<br />

sie einfach machen lassen und darauf vertraut, dass sie es richtig<br />

machen. Den Lernenden wird viel Freiheit gelassen. So können<br />

sie sich einbringen. In der Bildung müssen wir ihnen jeweils relativ<br />

viele Vorgaben machen. Es war toll zu sehen, dass es funktioniert,<br />

ihnen so viel Verantwortung zu geben.<br />

«Es ist wertvoll für alle<br />

Mitarbeitenden, nicht nur<br />

für Neuankömmlinge.»<br />

Ich habe während meines Besuchs viel Neues gelernt, aber eine<br />

Erkenntnis sticht heraus. Es kommt ab und zu vor, dass die Lernenden<br />

ihre Termine bei uns vergessen, zum Beispiel fürs Lerncoaching.<br />

Da müssen wir dann immer hinterherrennen. Während<br />

des Jobtauschs habe ich ein grösseres Verständnis dafür entwickelt.<br />

Es ist unglaublich, an was die Teamleiter und Lernenden<br />

alles denken müssen. Bei mir ploppt die Terminerinnerung im<br />

Mail-Programm auf. Diese Denkstütze haben die Lernenden natürlich<br />

nicht, wenn sie unterwegs sind. Auch für die Teamleiter ist<br />

es ein riesiger organisatorischer Aufwand, sicherzustellen, dass<br />

immer alle zur rechten Zeit am richtigen Ort sind. Die Lernenden<br />

sollen ja jederzeit eine sinnvolle Arbeit haben und nicht einfach<br />

auf einen Termin warten.<br />

Es tut gut, zwischendurch mal einen Perspektivenwechsel zu machen.<br />

Im Alltag kommt der Austausch unter den einzelnen Abteilungen<br />

etwas zu kurz. Ich würde sofort wieder mitmachen und<br />

würde es begrüssen, wenn das Projekt auch in Zukunft durchgeführt<br />

wird. Ich denke, es ist wertvoll für alle Mitarbeitenden, nicht<br />

nur für Neuankömmlinge. Ich finde auch die Zuteilung super. Von<br />

selbst wäre ich vielleicht gar nicht darauf gekommen, zum Team<br />

Mobil zu gehen.


Brüggli Industrie<br />

Arbeit an einer Hundebox<br />

bei Brüggli in Romanshorn.<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

Vorsicht vor<br />

4pets-Plagiaten


unterwegs 1120 31<br />

Produktfälschungen kennt man vor allem aus der Mode: Teure Luxusuhren<br />

und -taschen werden kopiert und verkauft. Aber auch Brügglis<br />

Eigenmarke 4pets kämpft mit dem Problem. Was tut Brüggli dagegen?<br />

Vor etwa fünf Jahren wurde das erste Mal eine Hundetransportbox<br />

von 4pets plagiiert. Das bedeutet, dass ein anderes Unternehmen<br />

Boxen herstellt, die jenen von 4pets zum<br />

Verwechseln ähnlich sehen. Das ist verboten,<br />

denn die 4pets-Hundeboxen sind<br />

geschützt – und zwar mit dem Designschutz.<br />

Das Design, also die Form der<br />

Boxen, darf nicht von einem anderen Unternehmen<br />

kopiert werden. Das bedeutet<br />

gleichzeitig auch, dass solche Kopien nicht verkauft werden dürfen.<br />

Es gibt aber Unternehmen, die genau das tun. Zurzeit hat es Brüggli<br />

Industrie gleich mit mehreren solchen Fällen zu tun.<br />

Plagiate-Verkäufer gibt’s auch in der Schweiz<br />

Aber warum werden die 4pets-Hundeboxen überhaupt kopiert?<br />

Wissen die Anbieter denn nicht, dass sie das nicht dürfen? «Viele<br />

wissen haargenau, dass wir einen Designschutz auf unseren Produkten<br />

haben, aber sie machen es trotzdem. Die sind total dreist»,<br />

sagt Adrian Hungerbühler, Leiter Brüggli Industrie. Von einigen Ländern<br />

wie China ist man sich gewohnt, dass sie Fälschungen produzieren<br />

und verkaufen. Aber unter den Fällen,<br />

mit denen sich Adrian Hungerbühler<br />

beschäftigen muss, finden sich auch viele<br />

europäische und sogar Schweizer Unternehmen,<br />

die Kopien der 4pets-Hundeboxen<br />

verkaufen. Solche Fälle haben in den<br />

letzten Jahren zugenommen. Das Geschäft<br />

mit Hundeboxen läuft gut. Das mag vielleicht am hohen Stellenwert<br />

liegen, den Hunde beim Menschen geniessen. Bello und Fifi<br />

sollen auch im Auto sicher mitfahren können.<br />

Sicherheit des Hundes ist gefährdet<br />

Aber genau bei der Sicherheit kann es bei Kopien zu Problemen<br />

führen. Die Hundetransportboxen, die bei Brüggli Industrie her-<br />

Brügglis Hundeboxen sind<br />

geschützt. Sie dürfen nicht<br />

nachgemacht werden.<br />

4pets-Fälschungen<br />

stammen nicht<br />

nur aus China.<br />

gestellt werden, sind Qualitätsprodukte – und sie sind<br />

vom TÜV getestet und zertifiziert. Das ist bei den Kopien<br />

nicht der Fall. «Die Sicherheit<br />

der Hunde steht auf dem Spiel»,<br />

sagt Adrian Hungerbühler. Es sei<br />

zwar schon so, dass die Fälscher die Boxen<br />

von 4pets bis aufs kleinste Teilchen auseinandernehmen<br />

und alles genau kopieren,<br />

aber ob die gleiche Qualität erreicht<br />

wird, sei fraglich. «Die Fälscher wissen wahrscheinlich gar nicht,<br />

warum wir gewisse Teile genau so verbauen, wie wir das eben tun.<br />

Wir haben uns lange damit beschäftigt, herauszufinden, was für<br />

Hund und Mensch am sichersten ist. Dieses ganze Wissen haben<br />

die Fälscher nicht», sagt Adrian Hungerbühler.<br />

Schutzrechte als Absicherung<br />

Häufig sind es Kunden, die Brüggli Industrie auf die Plagiate aufmerksam<br />

machen. Manchmal findet das 4pets-Team Kopien auch<br />

an Messen. Die Anbieter solcher Boxen werden darauf hingewiesen,<br />

dass sie Plagiate verkaufen und dies nicht dürfen. «Es ist in<br />

unserem Interesse, dass wir bei solchen<br />

Fällen möglichst aussergerichtlich zu einer<br />

Einigung kommen, aber wir wollen auch<br />

unsere Rechte geltend machen», sagt Adrian<br />

Hungerbühler. Weigert sich zum Beispiel<br />

ein Online-Händler, die Plagiate von<br />

der Webseite oder aus dem Sortiment<br />

zu nehmen, könne es auch zu einer Anklage kommen.<br />

Um in solchen Fällen möglichst abgesichert<br />

zu sein, schützt 4pets seine Hundetransportboxen<br />

mit Schutzrechten wie dem<br />

Designschutz. Für die Rückwand der Linien<br />

PRO und ECO hat 4pets sogar ein<br />

Patentrecht. Das sei der beste Schutz,<br />

Billigkopien sind gefährlich.<br />

Die Originale von 4pets<br />

sind TÜV-zertifiziert.<br />

«Wir haben viel Herzblut in unsere<br />

Produkte fliessen lassen», sagt<br />

Adrian Hungerbühler, Leiter von Brüggli<br />

Industrie. Er wehrt sich gegen<br />

Trittbrettfahrer und Fälscher.


Brüggli Industrie<br />

den man haben kann. Denn damit ist nicht nur das Design eines<br />

Produkts, sondern das Produkt selbst geschützt. Zur Erklärung: Andere<br />

Unternehmen dürfen Hundeboxen herstellen, nur nicht solche,<br />

die aussehen wie die Boxen von 4pets. Es darf aber kein Unternehmen<br />

eine Rückwand bauen, die auf der Technik basiert, die<br />

4pets verwendet – auch nicht, wenn sie anders aussieht.<br />

Kunden legen Wert auf Qualität<br />

Der beste Schutz nützt aber nichts, wenn er einfach ignoriert wird.<br />

«Die ganze Sache mit den Plagiaten ist wirklich nervenaufreibend.<br />

Wir alle haben viel Herzblut in die Produkte fliessen lassen. Unsere<br />

Mitarbeitenden in der Mechanik und Montage geben sich täglich<br />

viel Mühe, dass die Qualität stimmt. Und dann wird das<br />

alles einfach billig kopiert», sagt Adrian Hungerbühler.<br />

Die ganze Sache habe auch finanzielle<br />

Folgen: Für jede verkaufte Kopie hätte eine 4pets-Hundebox<br />

verkauft werden können. Das sei ein Verlust für das Unternehmen.<br />

Positiv betrachtet: Plagiate kommen in der Regel nicht von ungefähr.<br />

Die 4pets-Produkte scheinen nicht nur Kunden, sondern auch<br />

Konkurrenten zu überzeugen. Generell geniessen die Hundeboxen<br />

von 4pets eine hohe Bekanntheit und die Nachfrage wächst kontinuierlich.<br />

Die Kunden schätzen die Schweizer Qualität und haben<br />

hohe Ansprüche an die Sicherheit, die 4pets gewährleistet.<br />

«Ausserdem ist das Design cool. Das ist für viele auch ein wichtiger<br />

Punkt», sagt Adrian Hungerbühler.<br />

Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin<br />

Fälscher gehen<br />

dreist vor. Sie suchen<br />

den raschen Profit.<br />

In diesen Produkten stecken viel<br />

Entwicklungsarbeit und Sorgfalt.


unterwegs 1120 33<br />

Wichtige Begriffe<br />

zum Thema<br />

Designschutz<br />

Ein Design, also die Form eines Produkts, kann geschützt werden.<br />

Das heisst: Andere Personen oder Unternehmen dürfen keine Produkte<br />

verkaufen, die das gleiche Design aufweisen.<br />

Fälschung<br />

Ein Produkt, das so kopiert wird, dass es wie das Original erscheint,<br />

ist eine Fälschung. Solche Produkte werden mit der Absicht hergestellt,<br />

den Käufer zu täuschen. Unterschied zum Plagiat: Die<br />

Kopie wird unter dem Namen des Original-Herstellers verkauft.<br />

Nachahmerprodukt<br />

Ein Nachahmerprodukt ist ein Produkt, das einem (meist bereits<br />

etablierten) anderen Produkt sehr ähnlich ist. Beispiel: Apple hat<br />

2007 das erste Smartphone, wie wir es heute kennen, auf den Markt<br />

gebracht. Kurz darauf haben auch andere Anbieter wie Samsung<br />

begonnen, solche Geräte zu entwickeln und zu verkaufen. Das ist<br />

in Ordnung, weil sie andere Designs und Technologien verwenden.<br />

Patent<br />

Ein Patent ist ein Schutzrecht für eine technische Erfindung. Andere<br />

Personen oder Unternehmen dürfen die Erfindung während<br />

bis zu 20 Jahren nicht gewerblich nutzen. Man kann Produkte oder<br />

einzelne Produktteile (z.B. die Rückwand einer Hundetransportbox)<br />

und Verfahren patentieren lassen.<br />

Plagiat<br />

Ein Plagiat ist eine Verletzung des geistigen Eigentums. Wer zum<br />

Beispiel vortäuscht, einen Text einer anderen Person selbst verfasst<br />

oder eine Erfindung eines anderen Unternehmens selbst hervorgebracht<br />

zu haben, begeht ein Plagiat. Unterschied zur Fälschung:<br />

Die Kopie wird unter dem Namen des Fälschers verkauft.<br />

Urheberrecht<br />

Werke der Literatur und Kunst sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Das heisst: Man darf zum Beispiel keine fremden Texte oder Bilder<br />

als eigene Werke ausgeben. Beispiel: Anbieter, die Fotos von<br />

4pets verwenden, um kopierte Hundeboxen anzupreisen, verstossen<br />

gegen das Urheberrecht und können verklagt werden.


Auf einen Blick<br />

Romanshorn neu entdecken<br />

Romanshorn bietet mehr als Brüggli und Bahnhof;<br />

wieso nicht über Umwege nach Hause<br />

gehen und einen Zwischenstopp einlegen?<br />

Hubhofgasse<br />

Scheibenstrasse<br />

Amriswilerstrasse<br />

Bahnhofstrasse<br />

Migros<br />

Arbonerstrasse<br />

Locorama:<br />

die Anfänge der<br />

Eisenbahn<br />

Salmsachers<br />

Vitaparcours:<br />

im Wald baden<br />

Ende der 60er-Jahre gewann eine Männerriege<br />

aus Zürich die heutige Zurich<br />

Versicherung als Sponsor – die Geburtsstunde<br />

des Vitaparcours. Die Posten schlagen<br />

vor, eine Acht in die Luft mit den Armen<br />

zu zeichnen oder einen Slalom zu<br />

rennen. Auch Spaziergänger sind willkommen:<br />

Ein halbstündiger Rundweg lädt<br />

zum Beobachten ein: Insekten überqueren<br />

den Waldweg, Baumstämme lehnen<br />

gegen Grössere, vom Wind gekippt, und<br />

Pfützen spiegeln die Baumwipfel. Japaner<br />

nennen das Waldbaden.<br />

Hofstrasse<br />

Alpsteinrstrasse<br />

Die Schweiz ist stolz auf ihr Eisenbahnnetz.<br />

Die Dampflokomotive brachte alles<br />

ins Rollen. Im Locorama sind diverse<br />

Loks im Freien ausgestellt – anfassen<br />

erlaubt. Und wer erfahren will, wie es<br />

sich als Lokführer anfühlt, tritt in den<br />

Fahrsimulator und fährt die Strecke<br />

der Thurbo dem Bodensee entlang.<br />

Weitere Angebote: Modelleisenbahn,<br />

Gartenbahn<br />

und ein Kinderspielzimmer<br />

inklusive Leseecke.<br />

Ein Erlebnis<br />

für Jung und Alt.<br />

Friedrichshafnerstras<br />

Autor: Christian Schlatter<br />

Praktikant Unternehmenskommunikation<br />

Grafik: Regina Furger<br />

Im Hof


unterwegs 1120 35<br />

Birkenweg<br />

Zelgstrasse<br />

Gottfried-Keller-Strasse<br />

Hafenstrasse<br />

Hafen<br />

Hafenpark: die Weite<br />

des Sees spüren<br />

trasse<br />

Genug Technik und Maschinen für heute? Eine Panoramatafel<br />

kennzeichnet die Berge, ein eigensinniger<br />

Brunnen bläst zerstäubtes Wasser ins Gesicht. Wer im<br />

Sommer spontan aufs Wasser will: Für eine Stunde<br />

Pedalo fahren bezahlt die vierköpfige Familie CHF 17.-<br />

(fuerst-boote.ch). Unerschrockene üben Kunststücke<br />

mit Kickboard und Skateboard auf Rampen beim Skatepark.<br />

Alle anderen flanieren die Seepromenade entlang,<br />

blicken in die Ferne, wo am Horizont Segelschiffe<br />

schrumpfen und Möwen zu kleinen Punkten verschwinden.<br />

Alleestrasse<br />

Kaffeehaus Franzl:<br />

ein kleines Stück Wien<br />

Neuhofstrasse<br />

Bahnhof<br />

Friedrichshafnerstrasse<br />

«Willkommen in Wien» liest der Gast die handgeschriebenen<br />

Buchstaben auf dem Treppenabsatz. Der Eingang<br />

ist von rot-weissen Säulen gesäumt, die an Zuckerspazierstöcke<br />

erinnern. Drinnen ist es hell und<br />

freundlich, Oberlichter öffnen den Raum. Und auch<br />

draussen auf der Terrasse liest der Gast gemütlich<br />

eine der verfügbaren Tageszeitungen. Neben Kaffee<br />

und Tee wird auch der kleine und grosse Hunger gestillt,<br />

ein Blick in die Speisekarte lohnt sich. Mehr zum<br />

Kaffeehaus Franzl auf der nächsten Seite.<br />

Autobau Erlebniswelt:<br />

starke Motoren feiern<br />

se<br />

Boliden, die Renngeschichte geschrieben haben: Auf<br />

dem Industriegelände von Romanshorn werden sie<br />

ausgestellt. Zum Greifen nah: Die Vehikel sind teuer<br />

wie Kunst, und doch wird auf eine Abschrankung<br />

verzichtet. Nichts von einem trockenen Museumsbesuch,<br />

nach dem der Kopf schmerzt – hier riecht<br />

es nach Motorenöl und Gummi. Zur Sammlung gehören<br />

moderne wie klassische Rennwagen. Die Ausstellung<br />

ist jeweils sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.


Brückenschlag<br />

«Wir nehmen die Menschen,<br />

wie sie sind»<br />

Tatjana und Norbert Mahr bringen mit ihrem Wiener Kaffeehaus Franzl wienerische<br />

Herzlichkeit nach Romanshorn. Dass Brüggli sie als Partner sieht, war ihnen gar<br />

nicht recht bewusst. Sie empfinden die Verbindung vielmehr als gute Freundschaft.<br />

Wie ist die Freundschaft mit Brüggli, insbesondere<br />

der Gastronomie Usblick entstanden?<br />

Tatjana Mahr: Bis vor kurzem war Brügglis Arbeitsassistenz<br />

direkt nebenan eingemietet. Die Mitarbeitenden kamen<br />

regelmässig bei uns zu Mittag essen. Josef Koch, Chef de<br />

Service im Usblick, wurde natürlich auch sehr schnell auf uns aufmerksam.<br />

Er ist ja unser Landsmann und war total begeistert, dass<br />

er bei uns seine heimischen Speisen serviert bekommt. Durch ihn<br />

sind wir auch erst richtig auf die Gastronomie<br />

Usblick aufmerksam geworden. Wir<br />

wussten, da ist etwas, aber wir dachten<br />

es sei ausschliesslich eine Betriebskantine.<br />

Josef hat richtig Werbung gemacht.<br />

Nun gehen wir regelmässig im Usblick zu<br />

Mittag essen und geniessen es richtig. Die<br />

Usblick-Mitarbeitenden verströmen eine absolute Herzlichkeit. Ich<br />

finde, das sollte jeder Mensch mal sehen und erleben.<br />

Norbert Mahr: Josef hat uns dann mal gefragt, ob wir nicht jemandem<br />

eine Chance geben möchten. Wir wussten damals gar nicht,<br />

dass die Lernenden im Usblick während ihrer Ausbildung ein externes<br />

Praktikum machen müssen. Uns war sofort klar: Da können<br />

wir nur ja sagen.<br />

Was waren Ihre Beweggründe?<br />

Norbert Mahr: Ich finde, man muss dankbar sein, dass es Unternehmen<br />

wie Brüggli gibt. Schön, wenn man da mithelfen kann.<br />

Jeder Mensch sollte eine Chance bekommen, egal woher er kommt<br />

«Das Gastgewerbe ist eine<br />

super Plattform für die<br />

Integration.»<br />

und was er mitbringt. Wir nehmen die Menschen, wie sie sind.<br />

Tatjana Mahr: Genau, Mensch ist Mensch.<br />

Norbert Mahr: Tatjana und ich haben keine Kinder. Wenn wir Leute<br />

bei uns aufnehmen, haben wir die Möglichkeit, jemandem etwas<br />

zurückzugeben. Wir können unsere Erfahrung teilen und im besten<br />

Fall dazu beitragen, dass die Leute den Weg in den Arbeitsmarkt<br />

schaffen oder auch einfach nur auf ihren Weg zurückfinden.<br />

Tatjana Mahr: Das Gastgewerbe ist eine super Plattform für die Integration.<br />

Man kann ganz langsam im Hintergrund<br />

anfangen. Da darf man auch Fehler<br />

machen, denn daraus lernt man ja. Zuerst<br />

leistet man Zuarbeit und irgendwann steht<br />

man vorne und bedient den Gast. Alles<br />

schön in kleinen Schritten.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie als Integrationspartner bereits<br />

gemacht?<br />

Norbert Mahr: Am Anfang ist es für einen Praktikanten aus dem Usblick<br />

sicher etwas ungewohnt, bei uns zu arbeiten. Im freien Arbeitsmarkt<br />

herrschen andere Spielregeln als bei Brüggli. Aber das<br />

legt sich schnell. Wir sind hier wie eine Familie. Das hilft sicher<br />

beim Einleben. Es ist schön zu sehen, wie jemand aufblüht und<br />

mit Freude auf die Gäste zugeht.<br />

Tatjana Mahr: Es ist immer ein gegenseitiger Austausch. Wir hatten<br />

in unserem Arbeitsleben mit vielen verschiedenen Menschen zu tun<br />

und konnten viel Erfahrung sammeln. Das können wir jetzt einfliessen<br />

lassen und weitergeben. Wir lernen aber auch immer noch dazu.


Sie bringen die Wiener Kaffeehaus-Kultur<br />

nach Romanshorn: Tatjana und Norbert Mahr.<br />

Bild: Roger Nigg<br />

unterwegs 1120 37<br />

Norbert Mahr: Ja, manchmal ist es ganz spannend, wie jemand<br />

vom Usblick einen Auftrag erledigt. Die Menschen dort haben vielleicht<br />

ihre Schwierigkeiten, aber sie sind ehrlich und herzlich und<br />

nicht so verblendet, wie manch einer im ersten Arbeitsmarkt. Sie<br />

erhalten einen Auftrag und machen einfach – und es funktioniert.<br />

Manchmal bin ich echt erstaunt über den gewählten Weg zum Ziel.<br />

Da kann man auch für sich was lernen.<br />

Sind die Gastronomie Usblick und das<br />

Wiener Kaffeehaus Franzl strenggenommen<br />

nicht Konkurrenten?<br />

Tatjana Mahr: Wie bitte? Das kann man<br />

nun also wirklich nicht sagen.<br />

Norbert Mahr: Wir sehen keine Konkurrenz. Wir sehen Partnerschaft,<br />

Freundschaft und Austausch. Keiner ist dem anderen etwas neidig.<br />

Und ich sage immer: Jeder bekommt die Kunden, die er verdient.<br />

Tatjana Mahr: Wir haben ja auch unterschiedliche Konzepte. Bei<br />

uns erhalten die Gäste ein ganz anderes Angebot als im Usblick.<br />

Stimmt. Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie in Romanshorn<br />

ein Wiener Kaffeehaus eröffneten?<br />

Tatjana Mahr: Wir sind wegen Norberts Job in die Schweiz gekommen.<br />

Er hat im Handel gearbeitet. Für mich war das kein Problem.<br />

Als ausgebildete Friseurin kann ich überall arbeiten.<br />

Norbert Mahr: Im Handel geht es eigentlich immer nur um Zahlen.<br />

Irgendwann habe ich mich gefragt: Ist es das?<br />

Tatjana Mahr: Plötzlich meinte er: Ach, so ein Kaffeehaus wäre doch<br />

nett. Darauf erstellte er ein Konzept, das tatsächlich schnell Form<br />

annahm. Norbert ist ja eigentlich gelernter Konditor wie sein Vater.<br />

Darauf hat er aber nie gross gearbeitet, weil er eine Karriere<br />

als Berufssportler anstrebte und dies auch mehrere Jahre durchzog,<br />

ehe er in den Handel wechselte.<br />

Norbert Mahr: Mein Grossvater war – wie Grossväter eben sind –<br />

sehr weise und hat mir gesagt, ich sollte doch noch was anderes<br />

lernen, damit ich was habe, falls ich mich im Sport mal verletze.<br />

Die Konditor-Lehre zahlt sich jetzt aus.<br />

Tatjana Mahr: Bei einem Spaziergang in Romanshorn sind wir an<br />

diesem Lokal hier vorbeigelaufen und wir wussten: Das ist es. Und<br />

so war das Franzl geboren.<br />

«Es ist schön, wenn die<br />

Gäste sagen: Das erinnert<br />

mich an Wien.»<br />

genommen. Zu den Kriterien gehört unter anderem natürlich das<br />

Angebot an typisch österreichischen Speisen und Getränken, aber<br />

auch das richtige Flair. Einrichtung und Ambiente sollten mit dem<br />

Kulturerbe des Wiener Kaffeehauses übereinstimmen: der «Schanigarten»,<br />

ein Wiener Zeitungshalter aus Buchenholz, wenn möglich<br />

ein Klavier für Musikveranstaltungen, um nur ein paar Dinge<br />

zu nennen.<br />

Norbert Mahr: Wiener Kaffehäuser sind etwas<br />

ganz Besonderes. Sie sind Tradition<br />

und Kultur – und weltweit bekannt. Hier<br />

entstehen seit jeher Geschichten. Viele<br />

Künstler nutzen die Kaffeehäuser noch<br />

heute als Ort der Inspiration und schreiben<br />

dort ihre Lieder und Bücher. Ausserdem kann man im Kaffeehaus<br />

nicht laut werden, weshalb hier auch viele Firmengespräche<br />

stattfinden und Verträge ausgehandelt werden.<br />

Diese Wiener Tradition und Kultur machen Sie im Franzl erlebbar.<br />

Wie reagieren die Gäste darauf?<br />

Tatjana Mahr: Wir erhalten viele schöne Rückmeldungen. Letztens<br />

hat ein Pärchen seine Goldene Hochzeit bei uns gefeiert, weil sie<br />

damals ihre Hochzeitsreise in Wien machten. Jetzt, 50 Jahre später,<br />

haben sie Wien noch einmal erlebt – und das, ohne extra hinfahren<br />

zu müssen.<br />

Norbert Mahr: Die Gäste sagen, dass unser Kaffeehaus und die Gefühle,<br />

die sie hier empfinden, sie an ihren Besuch in Wien erinnert.<br />

Das ist das schönste Kompliment.<br />

Tatjana Mahr: Schön ist auch, dass sich die Leute hier wohl und<br />

willkommen fühlen, auch wenn sie nicht die grossen Konsumierer<br />

sind. Ich sage immer, wir sind das Wohnzimmer von Romanshorn.<br />

Norbert Mahr: In Bezug auf diese Wiener Gemütlichkeit mussten<br />

wir die Schweizer allerdings etwas erziehen. Ich habe festgestellt,<br />

dass die Gäste hierzulande weniger lang verweilen. Auf Seite der<br />

Gastrobetriebe wird es zum Teil auch nicht gern gesehen, wenn<br />

jemand stundenlang sitzenbleibt und nur einen einzigen Kaffee<br />

trinkt. Da haben wir Wiener wohl eine andere Mentalität. Bei uns<br />

darf sich jeder für seinen Kaffee so viel Zeit lassen, wie er möchte.<br />

Frau Mahr, Herr Mahr, vielen Dank für das Gespräch und die<br />

gute Zusammenarbeit. Weiterhin alles Gute und viel Erfolg<br />

Ihnen.<br />

Interview: Larissa Herzog<br />

Kommunikationsspezialistin<br />

Wiener Kaffeehaus Franzl<br />

Und dann sind Sie auch gleich das erste internationale Mitglied<br />

im Klub der Wiener Kaffeesieder geworden, welcher ein<br />

immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO ist.<br />

Tatjana Mahr: Den Klub gibt es eigentlich nur in Wien. Da geht es<br />

ja um die Wiener-Kaffeehaus-Tradition. Aber wir haben uns gesagt:<br />

Wir wollen das wienerischste Kaffeehaus ausserhalb Wiens<br />

sein und haben uns beim Klub gemeldet. Da wir sämtliche Kriterien<br />

erfüllen, wurden wir als erstes internationales Mitglied auflhe.<br />

Charakteristisch für ein Wiener Kaffeehaus<br />

ist nicht nur das besondere Ambiente,<br />

sondern auch der «Wiener Schmäh» und<br />

die einzigartig gelebte Kaffeehauskultur.<br />

Genau das erwartet einen im waschechten<br />

Wiener Kaffeehaus Franzl an der Rütistrasse<br />

2 in Romanshorn. Das Franzl ist ein<br />

echtes Überraschungspaket: Von aussen ist<br />

es eher unscheinbar, doch schon während<br />

man die einladende Treppe zum Eingang<br />

hochsteigt, erahnt man die Wiener Herzlichkeit,<br />

die einem gleich entgegenströmen<br />

wird. Die gebürtigen Wiener Tatjana<br />

und Norbert Mahr sorgen seit der Eröffnung<br />

des Kaffeehauses im Oktober<br />

2016 für ein authentisches<br />

Stück Wiener Lebensgefühl<br />

in Romanshorn.<br />

Mehr Infos unter www.wienerkaffeefranzl.com


Nachgefragt<br />

Alles anders wegen Corona?<br />

Wie hat Corona Ihre Ferienpläne und<br />

Freizeitaktivitäten auf den Kopf gestellt?<br />

Wie sieht Ihre Alternative aus?<br />

Umfrage: Christian Schlatter<br />

Bilder: Roger Nigg<br />

Cécile Hunger<br />

Teamleiterin Medienvorstufe<br />

Traurig war ich schon. Es wären<br />

bestimmt schöne Ferien auf Ibiza<br />

gewesen. Vier Tage Stuttgart waren<br />

dann die Alternative; Ferien ohne<br />

Meer halt. Nebeneffekt: Ich habe für<br />

die Wohnung mit meinem Freund<br />

gespart. An die neue Situation mit<br />

Corona habe ich mich gewöhnt, bloss<br />

ans Maskentragen nicht.<br />

Lotti Schellenberg<br />

Mitarbeiterin Co-Packing<br />

Die Ferien in Spanien fielen ins Wasser,<br />

also begnügte ich mich mit dem<br />

See vor der Haustür: Eine Schifffahrt<br />

auf dem Bodensee und ein Besuch<br />

auf der Insel Mainau gehörten zum<br />

Programm. Ich bin gerne zu Hause<br />

und arbeite: putzen, haushalten und<br />

Rechnungen zusammenstellen.<br />

Und ich stricke: Jacken, Pullover und<br />

aktuell einen Überwurf fürs Bett.<br />

Justin Ezeogukwu, 1. Lehrjahr<br />

Produktionsmechaniker EFZ<br />

Ausgang heisst mit Kollegen im Dorf<br />

auf einem Platz zusammensitzen.<br />

Das stellt eine Herausforderung dar:<br />

Ich gehöre zur Risikogruppe. Mein<br />

Sommerferienprogramm lautete: in die<br />

Badi gehen, zocken und Netflix schauen.<br />

Während des Lockdowns ersetzten<br />

Zoom-Meetings mit dem Lehrer den<br />

Klassenunterricht. Länger Schlafen und<br />

weniger Unterricht? Gerne wieder.<br />

John Gantenbein<br />

2. Lehrjahr, Grafiker EFZ<br />

Nepal platzte wie eine Seifenblase.<br />

In den Sommerferien konnte man<br />

dann schon mit Corona planen. Ich<br />

ging beim Talalpsee wandern und<br />

unternahm einen Roadtrip mit Freunden<br />

nach Spanien. Der Alltag darf<br />

nicht trocken sein. Maske über Maske<br />

tragen. Der Look erinnert an<br />

Samurai-Gesichtsverhüllungen.<br />

Micheal Good, 1. Lehrjahr<br />

Informatiker EFZ (Systemtechnik)<br />

Dieses Jahr hat es in sich. Eigentlich<br />

plante ich, für einige Zeit in Österreich<br />

zu wohnen, um in einer Kommune<br />

nahe eines Waldes zu leben. Und jetzt<br />

bin ich hier und beginne eine Ausbildung<br />

bei Brüggli. Gerne wäre ich an<br />

einige Festivals in der Schweiz gefahren.<br />

Ich ging im Sommer mit meinen<br />

Geschwistern regelmässig auf Wanderungen<br />

und River-Rafting-Touren.<br />

Rafael Longaretti<br />

2. Lehrjahr, Polygraf EFZ<br />

Stuttgart und Strassburg waren ok …<br />

doch zu Hause locken viele spannende<br />

Aktivitäten. Corona hat mein<br />

Leben nicht durcheinander gebracht.<br />

Ich game gerne «World of Tanks»;<br />

ich hatte die Gelegenheit, bei einer<br />

Befragung zum Spiel mitzumachen.<br />

Toll! Oder dann bastle ich Modelle.<br />

Nadja Ladner<br />

Teamleiterin Grafik<br />

Alles war gebucht, und alles wurde<br />

wieder storniert. Balkonien statt Thailand.<br />

Die Wohnung glänzt nun, und<br />

ich goss ein weiteres Betonobjekt.<br />

Schade, dass diesen Sommer keine<br />

Festivals stattfinden konnten. Homeoffice<br />

während des Lockdowns war<br />

anstrengend: Wo fängt Arbeit an<br />

und wo beginnt Freizeit?<br />

Reto Menzi<br />

Mitarbeiter Gastronomie Usblick<br />

Auftritte im Biedermeierverein sind<br />

abgesagt worden und Schwimmwettkämpfe<br />

liegen auch nicht drin. Schade.<br />

Zu Hause zeichne ich lange und konzentriert.<br />

Ich wäre nach Orlando zu<br />

meiner Pflegeschwester in die Ferien<br />

geflogen – hat leider nicht geklappt.<br />

Wilma Cecchinel<br />

Mitarbeiterin Co-Packing<br />

Mein Verlobter und ich beabsichtigten,<br />

nach Riccione in Italien zu fahren –<br />

und dann kam Corona dazwischen.<br />

Wir unternahmen Ausflüge in den Tierpark<br />

«Peter und Paul» und den<br />

«Walterzoo». Langeweile? Kenne ich<br />

nicht. Ich spiele Klavier, löse Puzzles<br />

und male Mandalas aus.


unterwegs 1120 39<br />

Brügglianer<br />

10 Fragen an:<br />

Marietta Boesch & Martin Bärlocher<br />

An dieser Stelle lernen Sie jeweils zwei Brüggli-Leute etwas<br />

näher kennen. Diesmal Marietta Boesch, Teamleiterin Personalwesen,<br />

und Martin Bärlocher, Co-Leiter im Usblick.<br />

Ein Geruch, auf den Du sofort reagierst:<br />

Marietta: Frisch gebrühter Kaffee am Morgen oder<br />

der Duft nach Rosmarin und Lavendel aus meinem<br />

Garten.<br />

Martin: Eine frisch geschnittene Wiese. Das heisst,<br />

ich halte mich in der Natur auf.<br />

Eine Sportart, bei der Du gerne zusiehst:<br />

Marietta: Skirennen und Eiskunstlauf; während einer<br />

WM oder EM auch mal ein Fussballspiel.<br />

Martin: Da gibt es ganz viel: Am liebsten schaue<br />

ich aber immer noch Fussball, insbesondere den<br />

BVB und Sportarten mit Schweizer Beteiligung.<br />

Ein Gebäude oder Wahrzeichen, das<br />

Du gerne von Deinem Schlafzimmerfenster<br />

aus sehen würdest:<br />

Marietta: Schloss Tarasp mit Bergkulisse<br />

im Hintergrund.<br />

Martin: Ich sehe von mir aus auf den Alpstein<br />

mit dem Säntis, dieses Panorama tausche ich<br />

nicht ein.<br />

Wann warst Du zum letzten Mal richtig<br />

glücklich?<br />

Marietta: Ich erlebe jeden Tag Momente, in denen<br />

ich sehr glücklich und dankbar bin. Auch<br />

an scheinbar kleinen Dingen kann ich grosse<br />

Freude haben.<br />

Martin: Dass sind vor allem die schönen Momente<br />

mit den Kinder zuhause oder bei Ausflügen.<br />

Der Sänger, die Sängerin oder die Band,<br />

die Du momentan am häufigsten hörst:<br />

Marietta: Gavin James, Ronan Keating oder<br />

Amy Macdonald – alles Singer-Songwriter.<br />

Martin: Bei Musik bin ich ein Banause<br />

und kenne mich nicht sonderlich aus.<br />

Wenn, dann höre ich Musik im Auto und<br />

dann schalte ich von Sender zu Sender,<br />

bis mir ein Lied gefällt. Die<br />

Interpreten kenne ich meistens<br />

aber nicht.<br />

Welchen Wunsch möchtest Du Dir unbedingt<br />

erfüllen?<br />

Marietta: Die Welt bereisen.<br />

Martin: Ich will seit Kindheit mal Zeppelin fliegen.<br />

Das ging früher nicht, heute haben wir zum Glück<br />

wieder Zeppeline in Friedrichshafen. Nun warte<br />

ich aber, bis meine Kinder grösser sind und sie<br />

sich dann auch länger daran erinnern können.<br />

Wenn Du einen Tag die Welt regieren könntest,<br />

was würdest Du ändern?<br />

Marietta: Ich würde gerne Missstände und Ungerechtigkeiten<br />

in der Welt beseitigen. Leider lässt<br />

sich die Welt aber nicht in einem Tag ändern.<br />

Martin: Ein Mensch allein sollte die Welt nicht<br />

regieren können, da ist mir das Schweizer System<br />

mit mehreren Köpfen an der Spitze lieber.<br />

Vielleicht würde ich daher das Schweizer System<br />

überall sonst implementieren.<br />

Wenn Du einen eigenen Fernsehsender<br />

hättest, was würde darauf laufen?<br />

Marietta: Dokus über historische Ereignisse,<br />

Biografien über interessante Persönlichkeiten.<br />

Martin: Ich würde auf jeden Fall keinen Pay-TV-<br />

Sender haben wollen. Das Programm würde<br />

ich mit Sport, Nachrichten und Spielfilmen<br />

und Serien (Bsp. Game of Thrones) füllen.<br />

Was ist das beste Gerücht, das Du über<br />

Dich gehört hast?<br />

Marietta: Bisher ist mir noch keines zu<br />

Ohren gekommen.<br />

Martin: Gerüchte habe ich nicht gerne, ich<br />

suche lieber den direkten Weg. Was andere<br />

über mich denken, weiss ich nicht. Gerüchte<br />

interessieren mich aber auch nicht. Wenn mir<br />

jemand etwas sagen will, darf er aber gerne<br />

auf mich zukommen.<br />

Beschreibe Dich in drei<br />

Worten:<br />

Marietta: offen, herzlich,<br />

spontan.<br />

Martin: aufrichtig, familiär, Teamplayer.<br />

Notiert: mha<br />

Bild: Roger Nigg


Dies & Das<br />

Brüggli auf einen Blick<br />

mha. Was macht Brüggli? Was für Tätigkeitsfelder<br />

gibt es? Welche Berufe kann<br />

man bei Brüggli erlernen und praktizieren?<br />

Die druckfrische Broschüre «Vielfalt<br />

statt Einfalt – Brüggli im Überblick» gibt<br />

Antworten. Die einzelnen Center kommen<br />

ebenso zur Geltung wie die Eigenprodukte<br />

von 4pets und Leggero sowie das agogische<br />

Portfolio – ideal, um rasch einen Überblick<br />

zu bekommen über ein Brüggli mit vielen<br />

Pfeilern. Mitarbeitende von Brüggli können<br />

die Publikation am Empfang<br />

beziehen oder über den IBIS-<br />

Shop bestellen. Interessierte von<br />

auswärts wenden sich bitte an<br />

michael.haller@brueggli.ch oder<br />

schauen auf www.brueggli.ch nach.<br />

Ralph holt Bronze<br />

technologe/-login EFZ mitmachen durfte.<br />

«Wir haben das mit unseren anderen beiden<br />

Lernenden besprochen. Sie mögen es ihm<br />

gönnen», sagt Stefan Blättler. Sie hätten es<br />

sogar sehr positiv gesehen, dass jemand von<br />

Brüggli da teilnehmen kann, auch wenn er<br />

aus dem ersten Arbeitsmarkt ist. «Die Meisterschaft<br />

kann man sich vorstellen wie die<br />

LAP. Nur haben wir da zwei Tage Zeit, bei<br />

den Swiss Skills sind es bloss sechs Stunden»,<br />

sagt Ralph Stieger. Diese sechs Stunden<br />

meisterte er mit Bravour und holte sich<br />

den dritten Platz. Herzlichen Glückwunsch!<br />

Ein Briefkasten für Lob, Sorgen und Ideen<br />

lhe. Ralph Stieger ist aus dem ersten Arbeitsmarkt<br />

zu Brüggli gekommen. Die<br />

Druckerei, in der er seine Ausbildung<br />

absolvierte, wurde im vergangenen<br />

Jahr geschlossen, wodurch der lernende<br />

Drucktechnologe EFZ im 3. Lehrjahr<br />

seine Lehrstelle verlor. «Wir wären<br />

nicht Brüggli, wenn wir da nicht<br />

Hand geboten hätten», sagt Stefan Blättler,<br />

Bereichsleiter Druck bei Brüggli Medien.<br />

Ralph Stieger mache seine Arbeit gut<br />

– so gut sogar, dass er an den diesjährigen<br />

Schweizer Meisterschaften des Berufs Drucklhe.<br />

Ein Anliegen zu äussern, ist nicht immer<br />

einfach. Im Bereich Co-Packing kam<br />

der Wunsch auf, anonym Anregungen abgeben<br />

zu können. Drei Mitarbeitende haben<br />

daraufhin einen Briefkasten gebaut,<br />

in den ihre Kolleginnen und Kollegen ihre<br />

Anliegen sowie Lob und Kritik einwerfen<br />

können. Das «Motz- und Sorge-Chäschtli»<br />

sei so gut angekommen, dass sich mittler-<br />

weile auch andere Abteilungen dafür interessierten<br />

und ebenfalls gerne einen solchen<br />

Briefkasten hätten. «Es ist toll, dass unser<br />

Projekt so gut bei den Leuten ankommt»,<br />

sagt Patrizia Schildknecht, Mitglied des Projekt-Teams.<br />

Der Briefkasten sei vor allem<br />

für die Leute eine Chance, die sich ohne<br />

ihn nicht trauen würden, ein Anliegen zu<br />

äussern. So wird auch ihre Stimme gehört.


unterwegs 1120 41<br />

Rätsel<br />

Wer findet die 5 Unterschiede?<br />

Zweimal dasselbe Bild – mit fünf kleinen<br />

Unterschieden. Wer findet alle? Kreisen Sie<br />

die entsprechenden Stellen ein und senden<br />

Sie den Talon vollständig ausgefüllt per interner<br />

Post an:<br />

«<strong>Unterwegs</strong>»<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Wenn Sie nicht bei Brüggli tätig sind, senden<br />

Sie Ihren Talon in einem frankierten<br />

Kuvert an:<br />

Brüggli<br />

Rätsel «<strong>Unterwegs</strong>»<br />

Hofstrasse 5<br />

8590 Romanshorn<br />

Einsendeschluss: 31. März 2021<br />

Der Gewinner oder die Gewinnerin wird im<br />

April 2021 persönlich benachrichtigt.<br />

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz<br />

geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Keine Barauszahlung des Gewinnes.<br />

Gewinnerin der Verlosung im letzten «<strong>Unterwegs</strong>»:<br />

Astrid Fässler, Romanshorn, privat<br />

Verlosung unter<br />

allen richtigen<br />

Einsendungen:<br />

ein Brunch-Gutschein<br />

à CHF 32.50.– der<br />

Gastronomie Usblick<br />

SONNTAGS<br />

BRUNCH<br />

10 – 14 UHR<br />

Gastronomie Usblick<br />

SEHTESTST<br />

Vorname<br />

PLZ / Ort<br />

Name<br />

Telefon<br />

Strasse / Nr.<br />

Brüggli-Mitarbeiter / in ja nein


Jubilarinnen & Jubilare<br />

Jubiläen<br />

Die Geschäftsleitung von Brüggli dankt allen<br />

Jubilarinnen und Jubilaren für ihre Treue und<br />

ihren Einsatz. Alles Gute und viel Glück.<br />

Juli bis Dezember <strong>2020</strong><br />

10<br />

Jahre<br />

Floriano Santoro<br />

Tobias Bärlocher, Teamleiter Brüggli Industrie, 4.7.<strong>2020</strong><br />

Milan Ivankovic, Teamleiter Wohnen, 1.8.<strong>2020</strong><br />

Rachel Ndongala, Mitarbeiterin Brüggli Industrie, 1.8.<strong>2020</strong><br />

Floriano Santoro, Teamleiter Bildung, 1.8.<strong>2020</strong><br />

Emil Perera, Mitarbeiter Brüggli Industrie, 28.8.<strong>2020</strong><br />

Toni Albertin, Teamleiter Brüggli Industrie, 15.10.<strong>2020</strong><br />

Fatma Filiz, Mitarbeiterin Brüggli Medien, 1.11.<strong>2020</strong><br />

Philipp Fischer, Mitarbeiter Brüggli Industrie, 1.11.<strong>2020</strong><br />

Tobias Bärlocher<br />

Toni Albertin<br />

Emil Perera


unterwegs 1120 43<br />

Rebekka Kirchner, Teamleiterin Bildung, 1.7.<strong>2020</strong><br />

Dominik Zimmermann, Teamleiter Informatik, 1.8.<strong>2020</strong><br />

Urs Regenass, Teamleiter Brüggli Medien, 8.8.<strong>2020</strong><br />

Rolf Gerber, Mitarbeiter Brüggli Industrie, 1.9.<strong>2020</strong><br />

Roger Frischknecht, Mitarbeiter Informatik, 1.11.<strong>2020</strong><br />

Marion Rüesch, Mitarbeiterin Brüggli Medien, 1.11.<strong>2020</strong><br />

Peter Schmid, Leiter HR, 1.7.<strong>2020</strong><br />

25<br />

Jahre<br />

15<br />

Jahre<br />

Roger Frischknecht<br />

Rebekka Kirchner<br />

Urs Regenass<br />

Peter Schmid<br />

Dominik Zimmermann<br />

Milan Ivankovic<br />

Rolf Gerber, Marion Rüesch,<br />

Fatma Filiz, Rachel Ndongala und<br />

Philipp Fischer möchten nicht<br />

mit Foto gezeigt werden.


Ihr privater<br />

Sonntagsbrunch<br />

RESERVATION:<br />

071 466 94 83<br />

usblick@brueggli.ch<br />

Gutes tun und geniessen. www.brueggli-usblick.ch

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