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Kärntner Schaf - Verein Kärntner Brillenschafe

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Landrassen in meist sehr ingezu chtete Leistungsrassen kann schon durch den dadurch<br />

erlangten Heterosis-Effekt, die vollig neue Kombination von Genen, zu einer beachtenswerten<br />

Leistungssteigerung fuhren. Die Untersuchung von Krankheitsresistenz und -anfalligkeit<br />

verschiedener Rassen hilft oft, die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen und<br />

verbesserte Behandlungsma„ nahmen der Krankheit zu entwickeln (FAO, 1998).<br />

Soziookonomisch betrachtet sind diese an eine bestimmte Landschaft optimal angepassten<br />

Rassen fur die dort lebende Bevolkerung meist eine wichtige Einnahmequelle. Die<br />

Gegebenheiten der Landschaft machen die Haltung einer Hochleistungsrasse oft unmoglich<br />

oder unwirtschaftlich, da ein zu gro„ er Aufwand notig ware, um diese Tiere zu erhalten. Ganz<br />

spezielle lokale Produkte der Landrassen konnen bei entsprechender Vermarktung zu einer<br />

Spezialitat werden und zu einem hoheren Preis verkauft werden und so die geringere<br />

Produktivitat ausgleichen. Das Fleisch der Karntner <strong>Brillenschafe</strong> ist als Spezialitat<br />

beispielsweise so gefragt, dass die Zuchter mit der Lammerproduktion momentan nicht<br />

nachkommen (JASBINSCHEK, 2001).<br />

Neben diesen wirtschaftlichen Gesichtspunkten sind die regionalen Rassen fur die<br />

Bevolkerung aber auch von kultureller und historischer Bedeutung. Die Menschen<br />

identifizieren sich oft u ber die Tiere, mit denen sie aufgewachsen sind, mit ihrer Heimat. Die<br />

Landrassen wurden von den Menschen in diesen Regionen u ber Jahrhunderte geschaffen, sie<br />

haben seit jeher das Leben dieser Menschen bestimmt und sind erhaltenswertes Kulturgut,<br />

wie Kunstwerke, Denkmaler oder bedeutende Gebaude. Viele Sitten und Brauche sind an eine<br />

bestimmte Rasse gebunden und oft sind diese Tiere ein zentraler Bestandteil regionaler Feste<br />

und Aktivitaten. Doch nicht nur die einheimische Bevolkerung hangt an diesen Traditionen,<br />

auch Touristen erwarten in den Landschaften, die sie besuchen, die gewohnten Rassen und<br />

ihre Produkte. Gerade Regionen, die auf den Tourismus angewiesen sind, konnen die oft sehr<br />

attraktiven autochthonen Rassen gezielt als Werbemittel einsetzen. Das Karntner Brillenschaf<br />

wirbt bereits fu r die Region Rosental in zahlreichen Werbeprospekten.<br />

Und so wie diese Landrassen von der Landschaft, in der sie entstanden sind, gepragt wurden,<br />

so haben sie im Gegenzuge auch entscheidend an der Entstehung von sogenannten<br />

Kulturlandschaften mitgewirkt. Die bei den Touristen so beliebten Almen in den Alpen sind<br />

keineswegs natu rliche Landschaften. Sie sind in jahrhundertelanger Bewirtschaftung durch<br />

die Bergbauern und ihre lokalen Rassen erst entstanden und erhalten worden. In Karnten sind<br />

in den letzten Jahrzehnten viele Almen aufgegeben worden, weil die Bewirtschaftung<br />

unrentabel wurde oder es keinen Nachwuchs in der Bauernfamilie gab, der sich dieser<br />

Aufgabe widmete. Und innerhalb ku rzester Zeit wucherten diese Flachen mit Bu schen und<br />

Baumen zu und wurden fur die weitere landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar<br />

(JASBINSCHEK, 2001). Die allseits bekannte einmalige Luneburger Heide in<br />

Norddeutschland ist ein weiteres Beispiel fu r die wichtige Aufgabe der Landschafrassen in<br />

der Landschaftspflege. Ohne die speziell an diese Bedingungen angepassten Heidschnucken<br />

und ihre Fressgewohnheiten, wurde diese Landschaft in kurzester Zeit verbuschen und<br />

verwalden, und ihr charakteristisches Aussehen verlieren. Damit ware eine attraktive<br />

Einnahmequelle dieser Region durch den Tourismus verloren. Die Erhaltung dieser<br />

einzigartigen vom Menschen und seinen Tieren geschaffenen Landschaften gehort genauso zu<br />

unserer Verantwortung den nachfolgenden Generationen gegenu ber wie die der<br />

dazugehorigen Haustierrassen.<br />

Das Karntner Brillenschaf ist ein Relikt aus alter Zeit, das unseren Kindern und den<br />

zuku nftigen Generationen unsere Kultur und Traditionen, die jahrhundertelang von unseren

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