Ausgabe 01/2023
| Kraftvoll durch unruhige Zeiten: Coverinterview mit Markus Mendel | Zu Tisch mit ... Michael Wimmer-Lamquet | Kommentare von unter anderem Thomas Malloth, Sandra Hochleitner, Andreas Kreuzer, Frank Brün, Philipp Kaufmann, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulrich, Louis Obrowsky, Wolfgang Fessl, Martin Prunbauer, Jasmin Soravia | Exklusiv im Interview: Matthias Ortner | Adreas Millonig und Alexander Redlin | Roland Schmid Roland Schmid Der Real Circle: Zertifikate & Co. | ROUND TABLE GREEN WASHING |Über den Tellerrand: Biodiversität | Zertifizierte Gebäude
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Kraftvoll durch<br />
unruhige Zeiten<br />
Markus Mendel<br />
Wir leben Immobilien.<br />
Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />
ehl.at
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CO2-neutral
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong> 03<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
11
14 Bilderstrecke<br />
Zertifizierte Gebäude<br />
Kraftvoll durch<br />
34<br />
unruhige Zeiten<br />
COVERINTERVIEW MIT<br />
MARKUS MENDEL<br />
AUSGABE<br />
INHALT<br />
Rubriken<br />
Positionen & Meinungen<br />
008 VOM HERAUSGEBER<br />
<strong>01</strong>0 EDITORIAL<br />
160 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
<strong>01</strong>4 BILDERSTRECKE ZERTIFIZIERUNGEN<br />
26 START-UP<br />
28 TOP DEAL<br />
29 PROBLEMLÖSER<br />
30 IMMOBILIE IM FOKUS<br />
31 AUFSTEIGER<br />
34 COVERINTERVIEW MIT ...<br />
Markus Mendel<br />
46 ZU TISCH MIT ...<br />
Michael Wimmer-Lamquet<br />
52 VON KLEBERN UND SOLCHEN, DIE ES NOCH<br />
WERDEN WOLLEN<br />
Kommentar von Thomas Malloth<br />
54 WEIN UND IMMOBILIEN<br />
56 VOX FEMINA<br />
Kommentar von Sandra Hochleitner<br />
57 KEIN ENDE DER PANIKMACHE<br />
Kommentar von Andreas Kreuzer<br />
58 DAS KLEBEN DER ANDEREN<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
60 SEHE GEWALTIGEN NACHRÜSTBEDARF<br />
Interview mit Matthias Ortner<br />
64 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
65 KEIN AUSWEG?<br />
Kommentar von Michael Pisecky<br />
66 FREILEGEN<br />
Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />
68 DER MARKETER<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
69 DISKUTIEREN OHNE FAKTENWISSEN<br />
Kommentar von Louis Obrowsky<br />
70 OPTIMISTISCH FÜR <strong>2023</strong><br />
Kommentar von Wolfgang Fessl<br />
72 RECHTSSICHERHEIT<br />
Kommentar von Martin Prunbauer<br />
74 AUGMENTED REALITY<br />
Kommentar von Jasmin Soravia<br />
76 BUILDING SMART<br />
BIM Globe <strong>2023</strong><br />
82 DER STRATEGE<br />
Interview mit Sebastian Nitsch<br />
88 BESTELLERPRINZIP<br />
Kommentar von Georg Flödl<br />
90 DIE BAUORDNUNGSNOVELLE<br />
Kommentar von Sebastian Beiglböck<br />
Fotos: ATP/Kuball<br />
06 ImmoFokus
94<br />
Der 30. Real Circle<br />
Zertifikate & Co.<br />
112<br />
Über den Tellerrand<br />
Biodiversität<br />
46<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Michael Wimmer-Lamquet<br />
<strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
Im Fokus<br />
94 REAL CIRCLE<br />
ZERTIFIZIERUNGEN<br />
108 FRECH GESAGT<br />
KOLUMMNE VON ANITA KÖRBLER<br />
110 ÖGNI ZERTIFIKATE<br />
KOMMENTAR VON GERALD BECK<br />
111 ZERTIFIZIERUNGEN ALS MEHRWERT<br />
Kommentar von Karina Schunker<br />
112 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Biodiversität<br />
116 DIE IMMOFINANZ UND IHRE DEALS<br />
118 SANIERUNG WIRKT DOPPELT<br />
Ein Kommentar von Klaus Baringer<br />
120 WIR WOLLEN VORREITER SEIN<br />
Interview mit Roland Schmid<br />
124 DROHNEN AUF DER BAUSTELLE<br />
126 ESG VERLANGT NACH DATEN<br />
Interview mit Andreas Millonig und<br />
Alexander Redlein<br />
130 ROUND TABLE GREEN WASHING<br />
138 UMFRAGE<br />
152 EVENTS<br />
159 BUCHTIPPS<br />
160 OBSERVER<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
07
Ohne - geht‘s<br />
nicht<br />
„Dank EU Taxonomie<br />
und ESG-Kriterien<br />
führt kein Weg an<br />
Zertifizierungen vorbei.“<br />
N<br />
achhaltigkeit muss ein<br />
Business Modell sein“, proklamiert<br />
Peter Engerth von<br />
der ÖGNI schon sehr lange.<br />
Wie recht er damit hat, zeigt sich anhand der<br />
plötzlichen Notwendigkeit von Zertifikaten:<br />
Dank der EU Taxonomie und ESG-Kriterien<br />
führt kein Weg mehr an ihnen vorbei. Weil<br />
sie ein Business Modell sind? Nein, nicht nur.<br />
Sie gehen einige Schritte weiter, wodurch sie<br />
sich unverzichtbar machen: Sie sind ein Tool,<br />
um gezielt Daten über das Gebäude zu sammeln<br />
und diese darzustellen. Sie bieten eine<br />
Grundlage für Bewerter und Finanzierungen<br />
und sie machen Daten vergleichbar. Die ÖGNI<br />
geht noch einen Schritt weiter, sie bildet Consultants<br />
und Auditoren aus, die ein Projekt<br />
bereits in der Planungsphase begleiten und<br />
beraten. Damit sollen leere Kilometer auf<br />
der Reise zum nachhaltigen Bauen vermieden<br />
werden. Welches Zertifikat für welches<br />
Gebäude gemacht wird, liegt meistens im<br />
Auge des Bauherrn. Will er im deutschsprachigen<br />
Raum verkaufen oder an Investoren<br />
in Übersee? Je nachdem werden Zertifikate<br />
der ÖGNI/DGNB oder LEAD-Zertifizierungen<br />
gewählt.<br />
ihres Kreditportfolios grün bekommen<br />
müssen, wollen sie diese und nur diese gern<br />
finanzieren.<br />
Aus diesem Grund haben wir in diesem Heft<br />
den Schwerpunkt Finanzierungen herausgearbeitet<br />
und für Sie, werte Leser aufbereitet.<br />
Ins Heft starten wir mit einer Vorstellung<br />
von ÖGNI-zertifizierten Gebäuden in Österreich<br />
und Deutschland. Beim 30. Real Circle<br />
haben über 30 Immobilienprofis über Zertifizierungen<br />
diskutiert und ihr Know-how<br />
eingebracht. Beim Round Table zum Thema<br />
Green Washing wurde die Kehrseite der Medaille<br />
beleuchtet. Zum Auflockern haben wir<br />
ein spannendes Coverinterview mit Markus<br />
Mendel von EHL Immobilien, Roland Schmid<br />
von ImmoUnited, Andreas Millonig über die<br />
Neugründung seines Unternehmens AnDa<br />
und vielen mehr.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine informative<br />
Lektüre.<br />
Im Wohnbau angekommen<br />
Spannend ist, dass Zertifizierungen nun auch<br />
weitere Kreise ziehen und sich weitere Stakeholder<br />
dafür zu interessieren beginnen. Der<br />
Endkonsument, der Mieter oder Käufer stellt<br />
seit der massiven Verteuerung von Energie<br />
plötzlich neue Fragen und Ansprüche. Wohnungen<br />
mit alternativen Energieformen sind<br />
hoch im Kurs. Und da die Banken 25 Prozent<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
08 ImmoFokus
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
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Know-how.<br />
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Unsere Marktberichte bieten einen umfassenden Einblick in die aktuelle Marktsituation im<br />
Gewerbe-, Wohn- und Investmentbereich und stellen eine solide Basis für gezielte Investitionsund<br />
Standortentscheidungen dar. Denn wir leben Know-how.<br />
Wir leben<br />
Wir leben<br />
Substanz<br />
Office<br />
Büromarktbericht<br />
Wien |Herbst 2022<br />
Retail<br />
Wir leben<br />
Geschäftsflächenbericht<br />
Österreich|2022/23<br />
Zinshausmarktbericht<br />
Wien | 2022<br />
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
09
Stillstand oder<br />
Neuanfang?<br />
„Keine Zeit für einen<br />
Dornröschenschlaf.“<br />
B<br />
ei einer Diskussion unter Immobilienkapazundern<br />
kam schnell<br />
heraus: Das Jahr <strong>2023</strong> wird ruhig.<br />
In den letzten Jahren wurde viel<br />
gebaut, jetzt wird noch fertiggestellt und verkauft.<br />
Und dann? Mal schauen. Die Neubauten<br />
werden weniger, denn die Preise für Grundstücke<br />
sind hoch, die Preise für den Bau sind höher<br />
und das Geld ist nicht mehr billig. Weder für<br />
den Bauträger noch für den Investor, erst recht<br />
nicht für den Privaten. Die Banken sprechen in<br />
klaren Zahlen: Es werden kaum Kredite nachgefragt.<br />
Die Eigentümer sehen sinkende Preise<br />
und wollen ihre Immobilien nicht günstiger<br />
hergeben, Käufer sehen das auch und warten<br />
ab. Pattstellung.<br />
ESG und EU Taxonomie<br />
Dennoch wird die Immobilienbranche nicht in<br />
Dornröschenschlaf versinken, denn es warten<br />
viele Aufgaben: Stichwort ESG und EU Taxonomie.<br />
Ja, es wird ernst. Bisher wurde viel darüber<br />
gesprochen, jetzt geht es darum, sich intensiv<br />
mit dem Immobilien-Portfolio auseinander zu<br />
setzen. Wie grün muss es sein? Welche Zertifizierungen<br />
sind notwendig? Wie messe ich den<br />
Verbrauch? Was muss ich als Unternehmen<br />
in Punkto Nachhaltigkeit machen? Hier entwickelt<br />
sich ein neues Geschäftsmodell rund<br />
um die EU Taxonomie, getrieben durch die<br />
Verordnung, neuerdings aber auch durch steigende<br />
Energiepreise. United Benefits Holding<br />
und Rhomberg ventures starten mit „United<br />
Climate“ einen Full-Service-Anbieter für ESG-<br />
Optimierung, die ÖGNI bildet auf Hochdruck<br />
ESG-Consultants und Auditoren aus.<br />
Zertifizierungen<br />
Aus diesem Grund haben wir in diesem Heft<br />
den Schwerpunkt Gebäude-Zertifizierungen,<br />
CO2-Bilanzierung und Greenwashing gesetzt.<br />
Bei einem spannenden Real Circle wurden<br />
Gebäude-Zertifizierungen, bei einem Round<br />
Table das Thema Green Washing diskutiert. Eines<br />
vorweg: Neue Regularien erschwerden das<br />
„Grünfärben“. Versucht wird es dennoch weiterhin.<br />
Doch auch hier ist der Weg das Ziel. Das<br />
Nachhaltig-Denken fängt schon im Planungsprozess<br />
an. Und so wird es weiter spannend<br />
und lebendig in der Branche bleiben. Ganz<br />
nach der Natur, da locken die ersten Sonnenstrahlen<br />
bereits die ersten Frühlingsblumen<br />
hervor. Ein Zeichen für den ewigen Kreislauf<br />
und den Neuanfang.<br />
In diesem Sinne verabschiede ich mich als<br />
Chefredakteurin des ImmoFokus.<br />
Herzlichst<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
Foto: Adobe Stock<br />
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11 ImmoFokus
Unternehmen & Projekte<br />
14<br />
BESTE BEISPIELE<br />
So sehen ÖGNIzertifizierte<br />
Best-<br />
Practice-Beispiele aus: In<br />
der Bildstrecke werden<br />
internationale Projekte<br />
vom Wohnen bis hin<br />
zum Einkaufszentrum<br />
vorgestellt - denn eines<br />
ist klar, zukünftig<br />
führt kein Weg an<br />
professionellen<br />
Zertifizierungen vorbei.<br />
26<br />
START UP OQDO<br />
Energieverschwendung und -verwendung,<br />
sowie die Digitalisierung von Gebäuden sind<br />
gerade die Themen der Zeit. Das Start-up<br />
oqdo schlägt genau in diese Kerbe und bietet<br />
ein System an, das mit innovativen Modellen<br />
und Algorithmen unstrukturierte Daten aus<br />
bestehenden Gebäudesystemen organisiert<br />
und einheitlich darstellt. Anhand dieser<br />
Daten können Störungen schnell und effizient<br />
bearbeitet und Wege zur Behebung von<br />
Störungen optimiert werden.<br />
29<br />
PROBLEMLÖSER AEDIFION<br />
Das Unternehmen Aedifion bietet eine<br />
cloudbasierte-Plattform mit deren Hilfe<br />
Optimierungspotenziale identifiziert,<br />
analysiert und gehoben werden<br />
können. Damit sollen bis zu 40<br />
Prozent Energie, CO²<br />
und Betriebskosten<br />
eingespart<br />
werden können.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
12 ImmoFokus
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
13
BITTE VOR DEN<br />
VORHANG<br />
Zertifiziert. Gebäudezertifizierungssysteme sind ein wichtiger<br />
Bestandteil des nachhaltigen Bauens. Die Qualität eines Gebäudes wird<br />
damit sichtbar aber auch vergleichbar gemacht.<br />
Autor: Michael Neubauer<br />
14 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
15
BEL & MAIN RESIDENCES<br />
Neubau Wohngebäude (NWO)<br />
Zertifikat in Gold<br />
Bauherr: SIGNA Real Estate Management GmbH<br />
Architekt: Delugan Meissl Associated Architects in<br />
Kooperation mit Architektur Consult<br />
Projekt/Besonderheiten: BEL & MAIN Residences,<br />
aus der Feder des Archtikturbüros Delugan Meissl<br />
Associated Architects, ist Teil des Gesamtprojektes<br />
BEL & MAIN Vienna. Namensgebend war die hervorragende<br />
Lage zwischen dem Schloss Belvedere und<br />
Wiens moderner „Main Station“, dem Hauptbahnhof.<br />
Mietwohnungen mit Deckenkühlung, Fußbodenheizung,<br />
Außenbeschattung, raumhohe Verglasung,<br />
attraktive Loggien und hochwertige Markenküchen<br />
mit Mielegeräten. Jedes Kellerabteil ist mit einer<br />
Steckdose zum Laden der eigenen E-Bikes ausgestattet.<br />
www.bel-and-main.at<br />
16 ImmoFokus
BELVIEW APARTMENTS<br />
NNeubau Wohngebäude (NWO)<br />
Zertifikat in Gold<br />
Bauherr: SIGNA Real Estate<br />
Management GmbH<br />
Architekt: Coop Himmelb(l)au in Kooperation mit Architektur Consult<br />
Projekt/Besonderheiten: Das Projekt BelView Apartments stammt<br />
aus der Feder des international anerkannten Architektenbüros Coop<br />
Himmelb(l)au und punktet mit faszinierenden Aussichten in prominenter<br />
Lage am Schweizergarten. Nicht nur die unmittelbare Nähe zum<br />
Hauptbahnhof macht die Lage. BelView Apartments sind ein Spiel aus<br />
Asymmetrie und Symmetrie vereint in einem Gebäude, das sich mit<br />
seinen geschwungenen Formen elegant in die Umgebung einfügt und<br />
ein Statement setzt.<br />
www.belview.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
17
MILLENNIUM CITY<br />
Gebäude im Betrieb-2020-Standard<br />
Zertifikat in Platin<br />
Bauherr: Salinas Immobilienprojekt GmbH<br />
Architekt: Peichl, Podrecca, Weber, ATP Architekten<br />
und Ingenieure<br />
Das Projekt/Besonderheiten: Im Vorfeld der<br />
Auditierungsphase setzte das Team der CC Real auf<br />
die Unterstützung und die fachliche Kompetenz von<br />
externen Unternehmen, um im Zuge von zahlreichen<br />
Detailevaluierungen in den Bereichen Energie- und<br />
Wasserverbrauch, Abfallaufkommen, Schadstoff- und<br />
Umweltbelastung, Barrierefreiheit sowie Mobilität und<br />
der Erstellung entsprechender Konzepte ebendiese<br />
zu optimieren und zu verbessern. Damit wurden die<br />
Weichen für ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes<br />
Gesamtkonzept gestellt.<br />
www.millennium-city.at<br />
18 ImmoFokus
Fotos: Andreas Wallner/LeoFilms<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
19
20 ImmoFokus
WIEN MITTE - THE MALL<br />
Gebäude im Betrieb,<br />
Mischgenutzte Gebäude, Version 2020<br />
Zertifikat in Platin<br />
Bauherr: Wien Mitte Immobilien GmbH<br />
Architekt: Architektenteam Wien Mitte,<br />
Ortner&Ortner, Neumann&Steiner, Lintl&Lintl<br />
Projekt/Besonderheiten: Wien Mitte - The<br />
Mall wurde als erstes Einkaufscenter in<br />
Österreich von der DGNB mit einer Zertifizierung<br />
nach dem „Gebäude im Betrieb“-<br />
2020-Standard in Platin ausgezeichnet.<br />
Den Platin-Status erhalten nur Projekte, die<br />
einen Gesamterfüllungsgrad von mindestens<br />
80 Prozent aufweisen. Mit einem Gesamterfüllungsgrad<br />
von 82,9 Prozent konnte<br />
das Einkaufszentrum in Wien Mitte inklusive<br />
Büroflächen diese Anforderung erfüllen. Auf<br />
dem Dach des Einkaufszentrums wurden<br />
Solaranlagen angebracht.<br />
Beim Abfallmanagement wurde eine<br />
Maximierung der Recyclingrate angestrebt,<br />
wie zum Beispiel die Wiederverwertung der<br />
Entsorgungsmaterialien. Im Zuge der Vorbereitung<br />
der DGNB-Zertifizierung wurden<br />
mit Unterstützung von externen Unternehmen<br />
auch zahlreiche Detail-Evaluierungen<br />
durchgeführt, wie etwa Energieaudit,<br />
Wasseraudit, Abfallaudit, Schadstoff- und<br />
Umweltgutachten, Erstellung eines Mobilitätskonzeptes<br />
und vieles mehr.<br />
www.wienmitte-themall.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
21
BENEDIKT<br />
Neubau Wohngebäude (NWO)<br />
Zertifikat in Gold<br />
Bauherr: CONTAINEX Projekt GmbH<br />
Architekt: architekten gerner<br />
und partner zt GmbH<br />
Projekt/Besonderheiten: Das Wohnhaus<br />
mitten im 7. Bezirk zählt 27 Wohnungen,<br />
und besticht durch eine hochwertige Bauund<br />
Ausstattungsqualität mit zeitgemäßem<br />
Smart-Home-System. Raumklimaanpassung<br />
zur Energieeinsparung, bepflanzte Kräutertröge<br />
sowie ein künstlerisches Unikat<br />
im Eingangsbereich runden das Projekt<br />
ab.Entsprechend dem heutigen Zeitgeist<br />
stehen im Haus ausreichend Fahrradabstellplätze<br />
zur Verfügung. Die Fassade wurde<br />
mit einer kontrastierenden Sockelzone mit<br />
erdgebundener Fassadenbegrünung und<br />
horizontalen Ziergliedern erreichtet. Die<br />
vielen Pflanztröge und die neugeschaffene<br />
Gehsteigzone zeigen den naturverbundenen<br />
Gedanken.<br />
www.benedikt7.at<br />
22 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
23
ALPHAGON<br />
Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude<br />
(NBV) Neubau<br />
Zertifikat in Gold - EU-Taxonomie<br />
Bauherr: Alphagon Ingatlanfeslesztö Kft.<br />
Architekt: Mérték Architectural Studio<br />
Projekt/Besonderheiten: Alphagon<br />
Office ist ein modernes Bürogebäude mit<br />
4.700 m² Mietfläche an einem der neuen<br />
Hotspots von Budapest nahe der Technischen<br />
Universität. Das vormalige Brownfield<br />
Grundstück wurde effizient, flexibel und<br />
ab Projektbeginn nachhaltig beplant. Eine<br />
Lochfassade mit viel natürlichem Licht,<br />
sowie außenliegendem Sonnenschutz<br />
halten den Klimaenergiebedarf in Grenzen.<br />
Betonkernaktivierung und Frischluftanlage<br />
sorgen für ein sanftes Raumklima; öffenbare<br />
Fenster und mehrere Terrassen erfreuen die<br />
Nutzer des Gebäudes.<br />
www.alphagon.hu<br />
24 ImmoFokus
CAPE 10<br />
Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude<br />
(NBV)<br />
Zertifikat in Gold<br />
Bauherr: CAPE 10 Errichtung und Betrieb<br />
GmbH<br />
Architekt: apm architekten ZT GmbH<br />
Projekt/Besonderheiten: CAPE 10 – Haus<br />
der Zukunft und sozialen Innovation ist<br />
ein innovatives und einzigartiges und<br />
visionäres Sozialprojekt. Hier treffen sich<br />
die unterschiedlichsten sozialen Gruppen<br />
unserer Gesellschaft, um unter einem Dach<br />
voneinander und miteinander zu lernen.<br />
CAPE 10 steht für das Prinzip der Hoffnung,<br />
für Optimismus und eine neue Interpretation<br />
der sozialen Verantwortung. CAPE 10<br />
bietet „soziale Melange“ auf Augenhöhe:<br />
Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche,<br />
Kulturangebote für alle. Holzdach und<br />
begrünte Dachterrasse als Bekenntnis zur<br />
nachhaltigen Zukunft.<br />
www.cape10.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
25
Start-up<br />
ImFokus<br />
Gründung<br />
Das Start-up oqdo wurde 2022 von<br />
Patrick Resch und Roman Ruthofer<br />
gegründet und bietet eine Digital-Building-Plattform<br />
für B2B-Kunden.<br />
Gründer<br />
Patrick Resch & Roman Ruthofer<br />
Marktvolumen<br />
Das Start-up startet derzeit die Vermarktung<br />
in den Märkten Österreich,<br />
Deutschland und Spanien. 70 Prozent<br />
der Gebäude in diesen Märkten bieten<br />
die technischen Voraussetzungen für<br />
eine Integration in die Plattform.<br />
Gebäude<br />
digital betreiben<br />
Mitarbeiter<br />
Oqdo befindet sich in der Startphase<br />
und setzt stark auf die Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen und Freelancern<br />
mit qualifizierter Expertise im<br />
europäischen Raum.<br />
All in one. Innovative Modelle und Algorithmen organisieren unstrukturierte<br />
Daten aus bestehenden Gebäudesystemen und stellen sie einheitlich dar.<br />
D<br />
as Start-up oqdo hat es sich zum<br />
Ziel gesetzt, die Energieverschwendung<br />
und -verwendung durch<br />
Digitalisierung von Gebäuden zu<br />
reduzieren. Dabei werden die Energieausgaben<br />
gebenchmarkt und die Raumnutzung optimiert,<br />
indem alle Aktoren, Sensoren und Daten in einem<br />
Gebäude und die daraus gewonnenen Erkenntnisse<br />
genutzt werden. Hat man alle Funktionen<br />
und Daten an einem Punkt, können verschiedene<br />
Immobilien und Systeme anhand harter Fakten<br />
verglichen und bewertet und damit „grüner“<br />
werden. Diese Möglichkeiten begleiten Unternehmen<br />
auf dem Weg, „grüner“ zu werden. Denn<br />
gerade im Bereich der Überwachung und des<br />
Betriebs der technischen Gebäudeausstattung<br />
(wie Lüftung, Heizung, Kälte, Raumregelung,<br />
Zutritt, Energie etc.) kollidieren die Vorstellungen<br />
rasch mit der Realität. Der beste Sensor im Gebäude<br />
ist in den meisten Fällen nach wie vor der Mensch.<br />
Die derzeitigen sogenannten Gebäudeleitsysteme<br />
sind teilweise schwer bedienbar.<br />
Organisation durch Algorithmen<br />
Oqdo.bos ist also eine digitale Gebäudeplattform<br />
zur Integration, Optimierung und für den Betrieb<br />
aller Gebäude in einer Umgebung. Sie bietet<br />
einen einfachen und von überall zugänglichen<br />
Weg – mittels Web oder App –, ein Gebäude zu<br />
betreiben. Innovative Modelle und Algorithmen<br />
organisieren die unstrukturierten Daten aus den<br />
bestehenden Gebäudesystemen und stellen sie<br />
über alle Liegenschaften einheitlich dar. Daten<br />
werden erstmals langfristig verfügbar, völlig<br />
transparent und vergleichbar. Störungen können<br />
schnell und effizient bearbeitet und Wege<br />
zur Behebung von Störungen optimiert werden.<br />
Energie wird greifbar, Investitionen können dort<br />
getätigt werden, wo sie am sinnvollsten sind. Es<br />
wird die aggregierte Telemetrie mit einer Gebäudeontologie<br />
mit verschiedenen Funktionen<br />
wie Beleuchtung, Sicherheit, Energie, HLK usw.<br />
kombiniert. Oqdo.bos kann monatlich gemietet<br />
werden, es können beliebig viele Geräte angeschlossen<br />
werden.<br />
Die Meinung des Profis<br />
Diese technische Variante der Digitalisierung<br />
bringt Vorteile, da zur Umsetzung<br />
von energieeffizienten Massnahmen<br />
Basisinformationen bewertet werden<br />
müssen, die das Monitoring liefern. Für<br />
das Assetmanagement erleichtert sich<br />
ein einheitliches Auslesen der Daten in<br />
unterschiedlichen Assets mit verschiedenen<br />
GLT – Systemen.<br />
IDEE<br />
GESCHÄFTSMODELL<br />
TIMING<br />
Roland Pinz<br />
Managing Director<br />
CCReal<br />
Fotos: oqdo, CC Real<br />
26 ImmoFokus
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MIPIM, Cannes,<br />
14.–17.3.<strong>2023</strong>,<br />
stand R7.E2,<br />
Espace Riviera<br />
Let’s build Central<br />
Europe together.<br />
Real estate financing and project development requires<br />
more than just knowledge: It requires a partner who<br />
believes in your projects just like you do. That’s why Erste<br />
Group Commercial Real Estate focuses its services on a<br />
wide variety of offerings beyond just financial solutions.<br />
Time to believe. Time to invest.<br />
27 ImmoFokus<br />
www.erstegroup.com/cre
Top Deal<br />
ImFokus<br />
Einkaufstour geht weiter<br />
Gefragte Nische. Mit dem Kauf eines Student-Housing-Portfolios mit fünf Objekten setzt International Campus<br />
den rasanten Expansionskurs fort.<br />
G<br />
awain Smart, CEO von International<br />
Campus, hat es<br />
im Exklusiv-Interview in der<br />
letzten <strong>Ausgabe</strong> des ImmoFokus<br />
angedeutet, Mitte Jänner wurde der Deal<br />
offiziell abgeschlossen: die Akquisition eines<br />
Student-Housing-Portfolios bestehend aus<br />
fünf Objekten in Berlin, Darmstadt, Frankfurt<br />
am Main, Hannover und Wien. Bei den<br />
Verkäufern handelt es sich um Allianz Real<br />
Estate und CBRE Investment Management.<br />
Über die Konditionen des Deals, der 2022 zu<br />
den größten am deutschsprachigen Student-<br />
Housing-Markt zählte, wurde zwischen allen<br />
Beteiligten Stillschweigen vereinbart.<br />
Die fünf vollvermieteten Häuser mit insgesamt<br />
1.900 Betten und einer Bruttogeschossfläche<br />
von 73.000 Quadratmetern werden bereits<br />
von International Campus unter ihrer Marke<br />
für studentisches Wohnen, „THE FIZZ“, betrieben.<br />
Geplant ist es, in allen fünf Objekten<br />
unter anderem die Gemeinschaftsräume auf-<br />
zuwerten und die Wohnungen umzubauen,<br />
um so das neue Design- und Servicekonzept<br />
umzusetzen, erklärt Chief Investment Officer<br />
Michael Stampf .<br />
Appetit auf mehr<br />
„Wir würden gerne kaufen – auch mehr als wir<br />
es im Moment tun – aber es ist praktisch nichts<br />
verfügbar“, erklärte Smart im vergangenen<br />
Oktober dem ImmoFokus. „Weder Projektentwicklungen,<br />
noch Objekte oder Grundstücke.“<br />
Nun konnte der CEO stolz verkünden, dass<br />
International Campus nach dem Portfolio-Deal<br />
18 eigene Immobilien an 14 verschiedenen<br />
Standorten in vier Ländern (Deutschland,<br />
Österreich, Tschechien und die Niederlande,<br />
Anm.) mit insgesamt 7.400 Betten besitzt. Die<br />
Einkaufstour soll jedenfalls auch <strong>2023</strong> fortgesetzt<br />
werden, weitere Meilensteine in der relativ<br />
jungen Unternehmensgeschichte folgen.<br />
Wie unter anderem die aktuelle Studie Student-Housing-Spotlight<br />
von Savills aufzeigt,<br />
sind Studentenwohnungen in Europa unter<br />
Investoren heiß begehrt. Demnach wurden<br />
in den ersten drei Quartalen 2022 mit 11,7<br />
Milliarden Euro um 130 Prozent mehr als im<br />
Vorjahreszeitraum investiert. Ein Ende des<br />
Booms erwarten die Studienautoren nicht und<br />
verweisen auf das knappe Angebot. Und da die<br />
Bautätigkeit voraussichtlich zurückgehen soll,<br />
würde die Zahl der neuen Wohnungen nicht<br />
für Entlastung sorgen, meinen sie.<br />
Zweitgrößtes Haus im Portfolio<br />
Kein Geheimnis war, dass sich International<br />
Campus lange etwas schwertat, das Wiener<br />
Haus in der Dresdner Straße zu füllen. Bei<br />
einem Objekt dieser Größenordnung – mit<br />
623 Apartments ist The Fizz in der Brigittenau<br />
aktuell das zweitgrößte im International-<br />
Campus-Portfolio – ist das allerdings auch<br />
kein Wunder. Vor allem während der Corona-<br />
Pandemie traf das zu. Diese grauen Zeiten sind<br />
nun vorbei, das Objekt „voll bis unters Dach“,<br />
so Smart..<br />
Foto: THE FIZZ Frankfurt<br />
28 ImmoFokus
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Johannes<br />
Fütterer<br />
CEO & Co-Gründer<br />
aedifion<br />
1. DAS PROBLEM<br />
Gebäude sind für einen großen Teil des Energieverbrauchs und des CO2-<br />
Austoß in Europa verantwortlich. Damit bieten sie jedoch auch einen großen<br />
Hebel im Kampf gegen die Ressourcenverschwendung und die Klimakrise.<br />
Um herauszufinden, wie das Gebäude benutzt wird und wo Energie unnötig<br />
verschwendet wird, braucht es eine entsprechende Datenbasis. Doch die<br />
manuelle Datenerhebung, Analyse und Optimierung des Gebäudebetriebs<br />
ist aufwendig. Häufig mangelt es dabei nicht nur an ausreichend Daten, um<br />
Einsparpotenziale zu identifizieren, sondern auch an den entsprechenden<br />
personellen Ressourcen diese umzusetzen.<br />
Fotos: aedifion<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Über eine cloud-basierte Lösung können bis zu 40 Prozent Energie, CO2 und<br />
Betriebskosten eingespart werden – ganz einfach digital, ohne Investment<br />
oder bauliche Veränderungen. Mit der aedifion Cloud-Plattform können Optimierungspotenziale<br />
identifiziert, analysiert und gehoben werden. Mit Hilfe<br />
einer offenen Cloud-Plattform wird für eine ganzheitliche Datenverfügbarkeit<br />
gesorgt und auf dieser Basis der Gebäudebetrieb mit künstlicher Intelligenz<br />
automatisiert und verbessert. So werden einzelne Immobilien oder ganze<br />
Portfolios nachhaltiger, effizienter und komfortabler. Damit das möglich wird,<br />
kann mit Plug-and-Play per Edge Device für die notwendige Datenverfügbarkeit<br />
gesorgt werden. Alle wichtigen Datensätze werden dann im webbasierten<br />
Frontend dargestellt, und werden dort ausgewertet und analysiert.<br />
Die Gebäudebetreiber erhalten individuelle Handlungsempfehlungen zur<br />
Optimierung und können dank der künstlichen Intelligenz auf eine autonome<br />
Regelung bauen, die immer den optimalen Betrieb fährt. Gleichzeitig wird<br />
ein Wohlfühlklima erreicht, das für zufriedene Mieter und in der Folge für<br />
eine geringere Fluktuation sorgt. Nicht zuletzt können Kunden mit der Cloud-<br />
Lösung ihre Betriebskosten senken und die Lizenzgebühren als Betriebskosten<br />
auf die Mieter umlegen, die wiederum durch einen optimierten Betrieb<br />
geringere Nebenkosten haben. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.<br />
10<br />
DIE ZAHL<br />
Das Potenzial für rein<br />
digital erwirkte Einsparungen<br />
ist groß: Allein in<br />
Deutschland gibt es 2,7<br />
Millionen gewerbliche<br />
Gebäude mit rund 1,35<br />
Milliarden Quadratmeter<br />
Nettogrundfläche. Damit<br />
könnten mehr als 10<br />
Millionen Tonnen CO2<br />
pro Jahr nur durch den<br />
Einsatz der Cloud- Plattform<br />
eingespart werden.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
29
Immobilie<br />
ImFokus<br />
1.523<br />
Für den Bau, der eine Gesamtfläche von<br />
39.000 Quadratmetern aufweist, wurden<br />
nicht weniger als 1.523 Pläne entworfen.<br />
Zudem wurden um die 1.500 Duktilpfähle<br />
verbaut, wofür 14 Kilometer an Stahlrohren<br />
benötigt wurden. Der Hintergrund: Solche<br />
Stützen brechen nicht, sondern reagieren mit<br />
Verformung auf extreme Belastungen<br />
24<br />
Das Eröffnungsspiel des Linzer Traditionsvereins ging<br />
am 24. Februar <strong>2023</strong> gegen Austria Lustenau über die<br />
Bühne (Endstand: 1:0). Damit kehrt der LASK auf die<br />
„Gugl“ zurück, wie das Linzer Stadion aufgrund seiner<br />
Lage auf der gleichnamigen Anhöhe genannt wurde.<br />
19.080<br />
Die Raiffeisen Arena in Linz bietet 19.080 Zuschauern Platz. Zum Vergleich: Die Raiffeisen Arena in<br />
Pasching, besser bekannt als Waldstadion, die der LASK (für „Linzer Athletik-Sport-Klub“, Anm.) in den<br />
letzten Jahren als Heimstätte nutzte, weist eine Kapazität von 6.009 Plätzen auf. Der ursprüngliche<br />
Plan, das Waldstadion auszubauen, wurde aufgrund von Anrainerprotesten verworfen.<br />
42<br />
Neben 42 Logen mit vorgelagerten Tribünenplätzen, zwei Eventlogen mit<br />
Außenterrassen und diagonalem Einblick in die Arena bietet die Linzer Raiffeisen Arena<br />
Restaurants, Clubs und Bars. Zu Letzteren gehört die an der Mittellinie gelegene „Kick Off<br />
Bar“. Einen besonderen Blick auf die Spieler des einmaligen Österreichischen Meisters<br />
(1965) bietet sich vom „Club 100“ aus, der direkt neben dem Mannschaftstunnel liegt.<br />
4.500<br />
Der harte Kern der LASK-Fans unterstützt seine Mannschaft<br />
von der Heimtribüne im Westen aus. Sie bietet 4.500<br />
Stehplätze. Innerhalb der Arena wirkt die „Fanwand“ wie ein<br />
Megafon. Dass während Spielen die Ruhe der Anrainer nicht<br />
gestört wird, ist dem Metallmantel der Arena zu verdanken,<br />
der die Stadionstimmung nach außen hin abschirmt.<br />
2<br />
Das Stadionkonzept baut auf zwei<br />
wesentlichen Elementen auf:<br />
Nachhaltigkeit und Umweltschutz.<br />
Unter anderem wird der Strom durch<br />
eine eigene Photovoltaikanlage<br />
erzeugt. Darüber hinaus werden<br />
die Lüftungsanlagen mit<br />
Wärmerückgewinnung ausgeführt. Damit<br />
nicht genug: Plastikflaschen haben in der<br />
neuen LASK-Heimstätte „Stadionverbot“.<br />
Ausgegeben werden ausschließlich<br />
Mehrwegflaschen und -becher. Dank des<br />
LASK-Partners BWT wird lokales Wasser<br />
gefiltert, mit Magnesium mineralisiert und<br />
still oder prickelnd serviert, was den CO2-<br />
Ausstoß reduziert.<br />
Fotos: RAUMKUNST ZT GmbH Adobe Stock<br />
30 ImmoFokus
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Energie-Expertise<br />
für den Vorstand<br />
Energie- und Smart-Cities-Experte. Seit dem 1. Jänner bildet Robert Grüneis gemeinsam mit<br />
Gerhard Schuster das Managementteam der Wien 3420 Aspern Development AG.<br />
1 1995<br />
Nach dem in Wien und Linz absolvierten Jus-<br />
Studium und dem darauffolgenden Gerichtsjahr,<br />
startet Robert Grüneis seine Karriere im Wiener-<br />
Stadtwerke-Konzern. Zu den strategischen Großprojekten<br />
an denen er dort mitwirkt, gehört die<br />
Gründung der Energie Allianz Austria und der<br />
Wien Energie.<br />
2 2008<br />
Grüneis wird Geschäftsführer der Wien Energie<br />
– eine Funktion, die er bis 2<strong>01</strong>4 ausüben wird.<br />
Zu seinen Zuständigkeitsbereichen gehören<br />
Kommunikation und Marketing, Vertrieb,<br />
Public Affairs und Telekommunikation.<br />
4 2<strong>01</strong>7<br />
Im März wird der Experte für Energie und Smart Cities<br />
gemeinsam mit Co Georg Pammer Geschäftsführer<br />
der Aspern Smart City Research GmbH (ASCR),<br />
der Forschungsgesellschaft von Siemens, Wien<br />
Energie, Wiener Netze und der Stadt Wien (Wirtschaftsagentur<br />
Wien und Wien 3420). Ziel des Unternehmens<br />
ist es, Lösungen für die Energiezukunft im<br />
urbanen Raum zu entwickeln; getestet werden diese<br />
im „Echtzeitlabor“ Seestadt. Grüneis wird bis Ende<br />
2022 Co-Geschäftsführer der ASCR bleiben.<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
3 2<strong>01</strong>4<br />
Der Oberösterreicher wird Anfang Dezember<br />
zum Energievorstand der Wiener Stadtwerke<br />
bestellt. In dieser Funktion verantwortet er<br />
die Bereiche Energie, Forschung, Technologie,<br />
Smart City, IT und Nachhaltigkeit. 2<strong>01</strong>4 wird<br />
Grüneis zudem zum Obmann des Fachverbandes<br />
der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen<br />
(FGW) gewählt.<br />
5 <strong>2023</strong><br />
Mit 1. Jänner beginnt Grüneis als Vorstand der Wien<br />
3420 Aspern Development AG. Verantwortlich ist er<br />
für die Bereiche Produktentwicklung, Liegenschaftsverwaltung<br />
und Beteiligungen. Als Vorstandssprecher<br />
wird Gerhard Schuster wirken, der mit Jänner<br />
<strong>2023</strong> in dieser Funktion bestätigt wurde. „Nach über<br />
fünf Jahren Managementtätigkeit in der ASCR freue<br />
ich mich sehr, gemeinsam mit dem Team der Wien<br />
3420 die Strategien eines der größten und ambitioniertesten<br />
Stadtentwicklungsprojekte Europas weiterzuentwickeln“,<br />
so Grüneis zu seiner Bestellung.<br />
Als einen seiner Schwerpunkte in der Seestädter Entwicklungsgesellschaft<br />
sieht der neue Vorstand die<br />
Themenkomplexe Smart City und Digitalisierung.<br />
Foto: SES<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
31
Positionen & Meinungen<br />
56<br />
WEIN UND IMMOBILIEN<br />
„Es braucht viel Anstrengung, um die<br />
Menschen aus dem Haus zu bringen. Eine<br />
frühe Standort- und Nutzungsberatung bringt<br />
mehr Leben in Einkaufsstraßen, aber auch<br />
Wohnprojekte können davon profitieren“,<br />
erzählt Romina Jenei, CEO der RegioPlan<br />
Consulting bei der Weinverkostung.<br />
46<br />
ZU TISCH MIT ...<br />
Michael Wimmer-Lamquet spricht in<br />
seinem Lieblingslokal über Kreation und<br />
Führung von Marken im Real Estate Markt als<br />
Kernkompetenzen von<br />
move121.<br />
34<br />
COVERINTERVIEW<br />
„Ich gehe davon aus,<br />
dass wir heuer aufgrund<br />
der geänderten<br />
Renditesituation mehr<br />
Investoren aus dem<br />
internationalen Bereich<br />
sehen werden“, so<br />
Markus Mendel von<br />
EHL. Kraft schöpft<br />
der gebürtige Bayer<br />
durch (fast) tägliches<br />
Krafttraining.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
32 ImmoFokus
SIEMENSSTRASSE 89 1210 WIEN<br />
WWW.TWENTYONE.IMMO<br />
48° 16' 15.052"<br />
CENTRAL HUB<br />
„1<strong>01</strong>0 IST COOL,<br />
ABER TWENTY ONE<br />
IST COOLER.“<br />
EIN PROJEKT VON BONDI CONSULT<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
33
Markus Mendel<br />
Der gebürtige Bayer Markus<br />
Mendel studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
mit Fachrichtung<br />
Immobilienwirtschaft und Finanzdienstleistung<br />
in Stuttgart<br />
und startete bereits 2004 seine<br />
Karriere in führenden deutschen<br />
Immobilienunternehmen. Im<br />
Jahr 2<strong>01</strong>1 übernahm er dann<br />
eine leitende Position bei PwC<br />
und war dort zuletzt als Senior<br />
Manager im Bereich Real Estate<br />
Advisory tätig, bevor er Anfang<br />
2<strong>01</strong>5 zur EHL Investment Consulting<br />
wechselte und dort die<br />
Leitung des Transaktionsberatungsbereichs<br />
übernahm. 2020<br />
wurde Markus Mendel zum<br />
Geschäftsführer der zur EHL-<br />
Gruppe zählenden EHL Investment<br />
Consulting GmbH bestellt.<br />
34 ImmoFokus
Kraftvoll durch<br />
unruhige Zeiten<br />
Mann mit Ausdauer. „Ich gehe davon aus, dass wir heuer aufgrund der geänderten Renditesituation deutlich<br />
mehr Investoren aus dem internationalen Bereich, insbesondere auch aus dem anglo-sächsischen Raum, in<br />
Österreich sehen werden“, so Markus Mendel im Interview mit dem ImmoFokus. Kraft schöpft der gebürtige<br />
Bayer durch (fast) tägliches Fitnesstraining.<br />
Das Gespräch führten: Patrick Baldia und Michael Neubauer<br />
Wie man hört, gehen Sie leidenschaftlich<br />
gerne ins Fitnessstudio. Wie kommt man<br />
zu diesem Hobby?<br />
Markus Mendel: Ich glaube, man braucht<br />
einfach einen vernünftigen Ausgleich zur<br />
Büroarbeit, den vielen Abendveranstaltungen<br />
und den häufigen Kundenterminen beim<br />
gemeinsamen Mittag- oder Abendessen. Das<br />
Gute dabei ist, ins Fitnessstudio kann man<br />
immer gehen, nahezu rund um die Uhr und<br />
bei jedem Wetter, was natürlich praktisch ist.<br />
Dazu kommt, dass es einen großen Freundeskreis<br />
gibt, der ebenfalls ins Studio geht. Das<br />
erleichtert das Ganze zusätzlich und hält die<br />
Motivation hoch.<br />
Gehen Sie jeden Tag ins Fitnessstudio?<br />
Wenn es geht, dann versuche ich das. In den<br />
vergangenen Wochen war ich tatsächlich fast<br />
täglich im Fitnessstudio, immer morgens um<br />
sechs Uhr, noch bevor der Arbeitstag startet.<br />
Aber natürlich setzt man auch schon einmal<br />
aus. Etwa, wenn man auf einer Messe ist oder<br />
eine Abendveranstaltung wieder etwas länger<br />
gedauert hat.<br />
Hilft Ihnen das Fitnessstudio bei Ihrer<br />
zweiten großen Leidenschaft, dem<br />
Motorradfahren? Wie ich mir sagen habe<br />
lassen, kann das auch ziemlich anstrengend<br />
sein…<br />
Das kommt darauf an, wie man fährt.<br />
Aber ja, das Motorradfahren ist nicht nur<br />
entspannend, sondern kann durchaus auch<br />
anstrengend sein, insbesondere, wenn man<br />
gerne in den Bergen und auf den Serpentinen<br />
im kurvigen Gelände unterwegs ist, was bei<br />
mir des öfteren der Fall ist.<br />
Also machen Sie Urlaub auf Ihrem Bike?<br />
Ja. Seit mittlerweile 15 Jahren mach ich jedes<br />
Jahr Ende Juni, Anfang Juli eine mehrtägige<br />
Motorradtour mit einer größeren Gruppe<br />
langjähriger Freunde. Da geht es dann<br />
zumeist in die Berge und oftmals in den<br />
Süden Richtung Italien, zum Gardasee etwa.<br />
Bei so einer Tour lässt es sich gut abschalten<br />
und die Umgebung genießen, man findet aber<br />
in den kurvigen Gegenden auch jede Menge<br />
an fahrerischer Herausforderung.<br />
Das klingt nicht risikolos. Ist Ihnen schon<br />
mal was passiert?<br />
Es ist sicher eines der etwas risikoreicheren<br />
Hobbies. Und ja, mir ist auch schon einmal etwas<br />
passiert. Vor einigen Jahren habe ich mir<br />
bei einem Sturz ein paar Brüche zugezogen.<br />
So etwas kann leider passieren, auch wenn es<br />
nicht sollte. Ich muss aber auch sagen, dass<br />
ich damals noch jünger war und sicherlich<br />
auch mehr Risiko in Kauf genommen habe als<br />
heute. Aus solchen Erfahrungen lernt man.<br />
Was kann man aus dem Fitnessstudio oder<br />
vom Rücken des Motorrades ins Berufliche<br />
mitnehmen?<br />
Vom Motorradfahren kann man sicherlich<br />
mitnehmen, dass man zwar mit Vollgas<br />
unterwegs sein kann, aber gleichzeitig das<br />
Risiko unter Kontrolle haben muss, wenn<br />
man langfristig Bestand haben möchte. Ich<br />
glaube, dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Im<br />
Fitnessstudio beziehungsweise generell beim<br />
Sport braucht man Motivation, Ausdauer und<br />
Durchhaltevermögen, damit man seine Ziele<br />
erreicht, was nicht von heute auf morgen<br />
geht. Das hilft mir sicher auch im Job.<br />
Gibt es ein Wunschmotorrad?<br />
Ja, das habe ich mir tatsächlich auch Ende<br />
letzten Jahres gekauft. Leider steht es nun in<br />
der Garage und konnte natürlich aufgrund<br />
des Winters noch nicht einmal eingefahren<br />
werden, aber das wird sich bald ändern.<br />
Wie fährt man ein Motorrad ein?<br />
Man fährt tausend Kilometer bei maximal<br />
sechseinhalbtausend Umdrehungen. Anders<br />
gesagt: Zuerst ist man ein bisschen piano unterwegs<br />
und dann, nach tausend Kilometern<br />
und dem ersten Service, geht es in die Vollen.<br />
Wie hat es Sie eigentlich in die Immobilienbranche<br />
verschlagen?<br />
Mich haben Immobilien tatsächlich schon<br />
immer interessiert. Ich habe dann auch<br />
zielgerichtet Immobilienwirtschaft und<br />
Finanzdienstleistung studiert und bin bei<br />
dem Thema geblieben. Zu Beginn habe<br />
ich mich auf die Bewertung konzentriert.<br />
So bin ich reingekommen. Dann ging es<br />
schnell ins internationale Geschäft in den<br />
Transaktionsbereich. Später bei PwC kam<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
35
dann stark der Beratungsfokus dazu. Aber das<br />
Transaktionsgeschäft ist für mich bis heute<br />
das spannendste Themenfeld in der Immobilienwirtschaft.<br />
Können Sie sich noch an die erste Transaktion<br />
erinnern, bei der Sie maßgeblich<br />
beteiligt waren?<br />
Eine der ersten großen Transaktionen, die<br />
ich in meinem Berufsleben begleiten durfte,<br />
fand damals noch in Deutschland statt. Es<br />
ging dabei um den Erwerb eines großen<br />
Wohnungsportfolios. Für mich war das ein<br />
völlig neues Feld und absolut spannend. Das<br />
bleibt in Erinnerung und hat sicherlich auch<br />
Begeisterung für den Job geweckt.<br />
Gibt es eine Assetklasse, die Ihnen besonders<br />
am Herzen liegt?<br />
Eine spezielle Assetklasse nicht. Am besten<br />
gefallen mir persönlich die nicht alltäglichen<br />
Transaktionen. Also nicht die zehnte Wohnoder<br />
Büroimmobilie nach dem gleichen<br />
Muster. Das ist natürlich auch interessant und<br />
man lernt bei jeder Transaktion etwas dazu.<br />
Aber gerade in spannenden Zeiten am Markt,<br />
wie wir sie jetzt gerade erleben, gibt es auch<br />
einmal Deals, die etwas komplizierter und<br />
komplexer sind. Da muss man mit etwas Kreativität<br />
an die Sache ran gehen und Lösungen<br />
für schwierige Sachverhalte finden. Solche<br />
Deals sind für mich das Salz in der Suppe.<br />
Bei der Expo Real im Vorjahr hatte man<br />
etwas das Gefühl, dass in Deutschland<br />
Katastrophenstimmung herrscht. Der<br />
Österreicher, so der berühmte Witz, sagt<br />
dagegen gerne, die Lage ist nicht hoffnungslos,<br />
aber ernst. Sind die Deutschen<br />
pessimistischer?<br />
Also ich als deutscher Optimist würde dem<br />
nicht zustimmen. Aber ich glaube schon, dass<br />
die Deutschen sehr zahlen- und faktenbasiert<br />
sind. Auf Basis der Zahlen und Fakten werden<br />
dann die Schlüsse gezogen und die Stimmung<br />
kippt dann in die eine oder die andere<br />
Richtung. Der Österreicher, so habe ich es<br />
erlebt und so mag ich es auch, ist zwar auch<br />
zahlen- und faktenbasiert, geht aber die Dinge<br />
auch mit einem gewissen Schmäh an und<br />
kommt dadurch tendenziell vielleicht etwas<br />
positiver rüber. Aber nicht jeder Deutsche hat<br />
jetzt schlechte Laune oder wirft die Flinte ins<br />
Korn. Das sieht man aktuell auch am Markt.<br />
Es gibt deutsche Investoren, die auch im<br />
jetzigen schwierigen Marktumfeld aktiv sind,<br />
mit denen wir Transaktionen prüfen und auch<br />
umsetzen. Von daher glaube ich, dass es eher<br />
eine persönliche Geschichte ist, ob man das<br />
Glas halb voll oder halb leer sieht.<br />
Wie sind Sie zu EHL gekommen?<br />
Der Kontakt kam noch während meiner<br />
Zeit bei PwC zustande. Und zwar über das<br />
Bewertungsteam von EHL. Wir haben uns<br />
zusammengesetzt und geplaudert. Dann<br />
hatte ich ein Gespräch mit Michael Ehlmaier<br />
und Franz Pöltl, in dem wir sehr schnell<br />
herausausgefunden haben, dass wir uns<br />
symphatisch sind, gut zusammenpassen und<br />
etwas gemeinsam in der Zukunft erreichen<br />
können. Wir haben dann tatsächlich, wie man<br />
das immer so schön plakativ sagt, auf einem<br />
Blatt Papier, das ich übrigens immer noch zu<br />
Hause habe, skizziert, in welche Richtung die<br />
Zusammenarbeit gehen könnte. Und genau in<br />
diese Richtung ist sie dann auch gegangen.<br />
Was hat Sie damals von EHL überzeugt?<br />
Beeindruckt hat mich, dass bei EHL alles<br />
auf einem sehr schnellen, effizienten Weg<br />
36 ImmoFokus
entschieden werden konnte, und das in einer<br />
hochprofessionellen Art und Weise. Ich kam<br />
ja von meinem Background her aus eher<br />
großen Unternehmen, wo vieles sehr bürokratisch,<br />
weniger menschlich und manchmal<br />
recht kompliziert geregelt war. Das hat dann<br />
den Ausschlag gegeben, ich habe gewechselt<br />
und konnte so Teil dieses schlagkräftigen<br />
Teams werden.<br />
„Man muss sehr<br />
schnell und<br />
effizient sein,<br />
um einen Deal<br />
,Off Market‘<br />
abwickeln zu<br />
können.“<br />
Markus Mendel,<br />
EHL Investment Consulting<br />
Was war Ihr bisher größter Deal?<br />
Das waren unter anderem die durch uns<br />
begleiteten Ankäufe des Icon Vienna durch<br />
Allianz Real Estate beziehungsweise des DC<br />
Tower durch Deka. Das Quartier Lassalle<br />
gehört sicherlich auch dazu. Es sind aber<br />
nicht nur die großen, medial sehr präsenten<br />
Transaktionen, die viel Freude bereiten.<br />
Abseits von Transaktionsvolumen ist der<br />
größte und beste Deal jener, wenn alle an<br />
der Transaktion Beteiligten sehr zufrieden<br />
sind.<br />
Wie bereitet man sich auf solche Deals vor?<br />
Wie viel Arbeit des Teams steckt dahinter?<br />
Es kommt immer darauf an, in welcher Art<br />
und Weise etwas verkauft wird. Das kann im<br />
strukturierten Bieterverfahren, freihändigen<br />
Verkauf oder komplett „Off Market“ passieren<br />
und hat natürlich Auswirkung auf den<br />
Workload. Unser Investmentteam ist dabei<br />
natürlich der absolute Dreh- und Angelpunkt<br />
und unser Erfolgsgeheimnis, denn hier wird<br />
das vorbereitet und strukturiert, was den<br />
Investoren dann zum Underwriting dient, und<br />
das muss professionell und schnell passieren.<br />
Für welche Seite ist es interessanter zu<br />
arbeiten? Den Käufer oder den Verkäufer?<br />
Es kann sowohl das eine als auch das andere<br />
spannend sein. Optimal ist es natürlich, wenn<br />
man den Deal selbst initiiert. Dann sind wir<br />
besonders happy.<br />
Im Moment gibt es vermutlich wenig<br />
Anlass, happy zu sein, oder passiert doch<br />
einiges Off Market?<br />
Ich schließe mich dem allgemeinen Pessimismus,<br />
der derzeit stark auszumachen ist,<br />
nicht an. Natürlich stimmt es, dass weniger<br />
Transaktionen stattfinden. Die großen Namen<br />
unter den Investoren, also das Core-Kapital,<br />
ist viel zurückhaltender als sonst, und es<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
37
„Am spannendsten ist es<br />
natürlich, wenn man den Deal<br />
selbst initiiert. Dann sind wir<br />
besonders happy.“<br />
Markus Mendel,<br />
EHL Investment Consulting<br />
38 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
39
herrscht große Unsicherheit, wie sich die<br />
Märkte entwickeln werden, getrieben durch<br />
die weiter anhaltenden Zinserhöhungen. Was<br />
wir aber erste Reihe fußfrei erleben, ist, dass<br />
sich viel auf einem niedrigeren Preislevel und<br />
mit alternativen Investoren abspielt. Der Investmentmarkt<br />
ist also bei Weitem nicht zum<br />
Erliegen gekommen. Es ergeben sich einfach<br />
neue Möglichkeiten, wie das nun einmal in<br />
einem sich ändernden Marktumfeld der Fall<br />
ist. Es wird Gewinner und Verlierer geben, die<br />
Transaktionen werden aber bleiben.<br />
Dauert es in Marktphasen wie der aktuellen<br />
länger, Deals abzuwickeln?<br />
Transaktionen dauern derzeit definitiv länger.<br />
Und je mehr Zeit vergeht, desto mehr kann<br />
auch passieren. Damit steigt auch das Risiko,<br />
dass es wieder zu einer Zinsanpassung kommt<br />
oder etwas anderes passiert. Das heißt:<br />
Braucht man normalerweise im Durchschnitt<br />
zwei bis drei Monate, um einen Deal abzuwickeln,<br />
sind es derzeit vielleicht vier bis sechs.<br />
Gerade die Finanzierung dauert länger. Und<br />
wenn man dann am Ende des Tages kurz vor<br />
der Ziellinie steht und erfährt, dass die Finanzierung<br />
geplatzt ist, ist das natürlich höchst<br />
ärgerlich für alle involvierten Parteien.<br />
Stimmt es, dass manche Verkäufer nur<br />
mit einer gesicherten Finanzierung zu<br />
verhandeln beginnen?<br />
In der aktuellen Situation ist die Sicherstellung<br />
der Finanzierung für den Verkäufer<br />
besonders wichtig, da es nicht selten<br />
vorkommt, dass eine durch den Käufer<br />
beantragte Finanzierung am Ende nicht oder<br />
nicht wie geplant genehmigt wird. Als Verkäufer<br />
möchte man sich verständlicherweise<br />
absichern, dass sein Gegenüber, dem man<br />
auch Exklusivität gewährt und damit andere<br />
Investoren zurückweist, den Deal am Ende des<br />
Tages auch finanziell stemmen kann und man<br />
nicht umsonst in die Verhandlungen geht.<br />
Derzeit ist in der Branche Zuversicht<br />
auszumachen, dass sich bei der KIM-<br />
Verordnung etwas bewegt, etwas, was<br />
das Verbot von Zwischenfinanzierungen<br />
betrifft. Sehen Sie das auch so?<br />
Ich denke, dass es sehr klar ist, dass sich<br />
hier etwas ändern muss. Wenn es für die<br />
Menschen nicht mehr möglich ist, Eigentum<br />
zu erwerben, beziehungsweise durch die<br />
KIM-Verordnung solche großen Hindernisse<br />
geschaffen werden, dann ist das keine<br />
gesunde Entwicklung. Gerade auch, wenn<br />
Sie Zwischenfinanzierungen ansprechen, ist<br />
das teils wirklich unverständlich: Hat man<br />
zum Beispiel bereits Immobilienvermögen<br />
aufgebaut oder auch ein dickes Aktiendepot<br />
und damit ganz klar eine finanzierbare<br />
Bonität, so verhindert die KIM-Verordnung,<br />
dass eine Finanzierung erfolgt, wenn nicht<br />
zusätzlich 20 Prozent Eigenkapital vorliegen.<br />
Eine paradoxe Situation. Zwar ist es den<br />
Banken erlaubt, in einem gewissen Ausmaß<br />
auch solche Kreditnehmer zu finanzieren,<br />
dieses Kontingent ist aber relativ schnell<br />
ausgeschöpft.<br />
Welche Auswirkungen würde die Aufhebung<br />
des Verbots von Zwischenfinanzierungen<br />
auf den Markt haben?<br />
In erster Linie würde etwas, das regulatorisch<br />
geschaffen wurde und den Markt behindert,<br />
abgeschafft werden. Ob dann der Markt<br />
allerdings merklich beflügelt wird, bleibt<br />
abzuwarten, denn die gestiegenen Zinsen<br />
sind dem Transaktionsgeschehen auch nicht<br />
gerade zuträglich.<br />
Sollte sich der Gesetzgeber nicht vielmehr<br />
überlegen, wie man den Menschen zu 20<br />
Prozent Eigenkapital verhelfen kann?<br />
Wenn man sich so umhört, hat man eher<br />
den Eindruck, dass sich vor allem Jüngere<br />
einen Kredit nicht leisten können.<br />
Überhaupt einmal 20 Prozent Eigenkapital<br />
aufzubringen, ist für viele schwierig. Aber das<br />
ist nicht das maßgebliche Thema, wieso man<br />
keinen Kredit bekommt. Es gibt ja in vielen<br />
Fällen noch Mama, Papa, Oma und Opa, die<br />
aushelfen können, wenn es selbst zu diesen<br />
20 Prozent nicht reicht. Eine größere Hürde<br />
ist die Schuldendienstquote von 40 Prozent,<br />
die nicht überschritten werden darf. Sie tut oft<br />
noch mehr weh.<br />
Man hört derzeit von vielen Seiten, dass<br />
der Zinsanhebungszyklus im ersten<br />
Halbjahr <strong>2023</strong> sein Ende finden sollte. Ist<br />
das realistisch oder könnten die Zinsen<br />
nicht viel länger höher bleiben?<br />
Ich gehe davon aus, dass wir heuer, wie<br />
angekündigt, noch ein paar Zinsschritte<br />
sehen werden. Den nächsten im März. Über<br />
das Jahr verteilt werden wir zumindest einen<br />
„Überhaupt mal 20 Prozent<br />
Eigenkapital aufzubringen, ist für<br />
viele schwierig. Aber das ist nicht<br />
das maßgebliche Thema, wieso so<br />
mancher keinen Kredit bekommt.“<br />
Markus Mendel,<br />
EHL Investment Consulting<br />
weiteren Zinsschritt sehen, sodass man davon<br />
ausgehen kann, dass die Zinsen sich nicht nur<br />
unwesentlich, sondern merklich nach oben<br />
bewegen werden.<br />
Mit welchen Folgen?<br />
Der Kapitalmarkt hat bekanntlich signifikante<br />
Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft.<br />
Gerade im institutionellen Bereich. Und bei<br />
höheren Zinsen werden auch Alternativen zu<br />
Immobilieninvestments attraktiv. Wenn ich<br />
mir deutsche Staatsanleihen anschaue, für<br />
die man derzeit rund 2,6 Prozent bekommt,<br />
oder Anleihen der USA, die sogar bis zu vier<br />
Prozent bieten. Ganz zu schweigen von guten<br />
Unternehmensanleihen. Das sendet klare<br />
Signale an große Investoren und Kapitalsammelstellen,<br />
die ein breites Anlagespektrum<br />
haben. Sie schauen sich derzeit oft lieber<br />
liquidere Assetklassen an, die teils mehr<br />
Rendite bieten als Immobilien. Zwar werden<br />
40 ImmoFokus
WORDRAP MIT MARKUS MENDEL<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko?<br />
Sofern es<br />
kalkulierbar<br />
ist<br />
Lieblingshobbies?<br />
Motorradfahren<br />
und Fitnessstudio<br />
Ihren Kaffee trinken<br />
Sie am liebsten...<br />
…mit Milch, ohne<br />
Zucker<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Definitiv<br />
Morgenmensch<br />
Welches Buch<br />
liegt auf<br />
Ihrem Schreibtisch?<br />
Mein<br />
Notizbuch<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt...<br />
…eine<br />
Weltreise<br />
machen<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Reifenwechseln<br />
in einer<br />
Autowerkstatt<br />
Wenn Sie das Radio<br />
im Auto aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Kronehit<br />
Wenn Sie im Lotto<br />
gewinnen, was würden<br />
Sie machen?<br />
Mir einen<br />
längeren Urlaub<br />
gönnen<br />
Ihr größtes Laster?<br />
Süßigkeiten in<br />
allen Formen<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Steven Spielberg<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
41
42 ImmoFokus
Immobilieninvestments nie aus der Mode<br />
kommen, sie werden aber andere Renditen<br />
bieten müssen, um wettbewerbsfähig zu sein.<br />
Man darf schließlich nicht vergessen: Es zählt<br />
nicht nur der erworbene Stein, sondern auch,<br />
wie viel Zinsen ich bezahlen muss, um mir<br />
den Stein leisten beziehungsweise diesen<br />
finanzieren zu können.<br />
Weil Sie gerade andere Renditen ansprechen:<br />
Sieht man, dass sich die Lage bei<br />
Assetklassen wie der Logistik, in der sich<br />
die Renditen im Zuge der Coronakrise ja in<br />
Richtung Wohnen bewegt haben, langsam<br />
normalisiert?<br />
Selbstverständlich werden auch Logistikimmobilien<br />
wieder zu deutlich anderen Preisen<br />
nachgefragt. Viele Investoren sind ja nicht nur<br />
in Österreich aktiv, sondern auf europäischer<br />
Ebene oder zumindest im deutschsprachigen<br />
Raum. Und wenn jetzt eine sehr gute, langfristig<br />
vermietete Logistikimmobilie in einer<br />
vernünftigen Lage in Deutschland für fünf<br />
Prozent zu bekommen ist, dann ist es nicht<br />
so, dass man in Österreich mit vier Prozent<br />
oder einem Dreier vor dem Komma punkten<br />
kann. Das wird nicht mehr funktionieren. Vor<br />
allem rechnet es sich nicht, wenn man zu den<br />
aktuellen Bedingungen eine Finanzierung<br />
aufnehmen muss.<br />
Glauben Sie, dass wir bei höheren Renditen<br />
andere internationale Investoren und<br />
nicht nur vor allem Deutsche in Österreich<br />
sehen werden?<br />
Das ist eine spannende Frage. Ich gehe davon<br />
aus, dass wir heuer aufgrund der geänderten<br />
Renditesituation mehr Investoren aus dem<br />
internationalen Bereich sehen werden, als<br />
das bisher der Fall war. Die Österreicher und<br />
Deutschen, die bislang den Markt dominiert<br />
haben, waren sehr core-orientiert, genauer<br />
gesagt sehr konservativ unterwegs. Verändert<br />
sich der Markt weiter und werden Themen<br />
wie ESG immer wichtiger, weshalb alte<br />
Büroimmobilien auf den neuesten oder<br />
zumindest einen neueren Stand gebracht werden,<br />
dann kommen klassische „Value-Add“-<br />
„Viele Projektentwickler waren<br />
in der Hoffnung, dass das<br />
Marktumfeld der letzten Jahre<br />
anhalten wird. Diese Hoffnung ist<br />
nicht aufgegangen.“<br />
Markus Mendel,<br />
EHL Investment Consulting<br />
Investoren ins Spiel. Diese kommen auch aus<br />
Österreich und Deutschland, aber vor allem<br />
ganz stark aus dem angelsächsischen Raum.<br />
Die hat man in den letzten Jahren hierzulande<br />
weniger gesehen.<br />
Weil Sie ESG angesprochen haben:<br />
Kommt es vor, dass Investoren, mit denen<br />
Sie arbeiten, sich auch für das S und das G<br />
interessieren?<br />
Auf jeden Fall, und zwar nicht nur im institutionellen<br />
Bereich, sondern auch bei Family<br />
Offices und Privatanlegern. Da schauen sich<br />
Investoren unter anderem auch die Mieter genauer<br />
an. Stößt man da auf Unternehmen, die<br />
nachweislich gegen Umweltziele, Kinderarbeit<br />
oder Ähnliches verstoßen, dann überlegen sie<br />
sich gut, ob sie trotzdem kaufen. Oder zumindest<br />
wird ein Plan ausgearbeitet, wie sie dieses<br />
Minus auf der ESG-Skala wieder ausgleichen,<br />
sprich, neue Mieter finden können.<br />
Eigentlich kann man mehre Branchen als<br />
negativ sehen als nur Waffenproduzenten<br />
und dergleichen. Beispielsweise auch<br />
Unternehmen, die Waren verkaufen, die<br />
in Ländern mit nachweislich schlechten<br />
Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit et<br />
cetera produziert wurden…<br />
Das ist richtig und das wird auch aktuell<br />
schon sehr genau betrachtet. Es ist davon<br />
auszugehen, dass derartige Konstellationen<br />
im Zuge der weiteren Entwicklung der EU-<br />
Taxonomie für die Investoren und Eigentümer<br />
nicht mehr tragbar sind und die Akteure<br />
darauf entsprechend reagieren werden. Man<br />
merkt schnell, dass man sich in einem sehr<br />
komplexen Umfeld befindet, in dem noch<br />
nicht alles geregelt ist. Hier gibt es sicher<br />
noch einiges zu tun.<br />
Sie meinten vorhin, dass Sie aktuell auch<br />
neue Projekte abwickeln beziehungsweise<br />
abarbeiten, die erst <strong>2023</strong> auf die Agenda<br />
gekommen sind. Um welche Assetklassen<br />
handelt es sich da?<br />
Das ist mehr oder weniger breit gestreut. Da<br />
ist viel Büro dabei, und ich glaube, dass wir<br />
heuer auch viele Büro-Transaktionen sehen<br />
werden – noch mehr als in den letzten Jahren,<br />
in denen Wohnen die dominante Assetklasse<br />
war. Wir sehen aber auch Transaktionen<br />
im Hotel- und Einzelhandelsbereich, wo ja<br />
in den letzten Jahren sehr wenig passiert<br />
ist. Natürlich interessieren sich Investoren<br />
auch für Wohnen, aber hier ist im Moment<br />
aufgrund der starken Zinsänderung eine<br />
große Zurückhaltung zu spüren. Insgesamt<br />
ist der Transaktionsmarkt nicht zum Erliegen<br />
gekommen. Transaktionen finden nur auf<br />
einem anderen Preisniveau statt. Es gibt nach<br />
wie vor die Nachfrage und das Kapital und das<br />
gilt es, zusammenzuführen, um am Ende des<br />
Tages einen Deal zustande zu bringen.<br />
Warum wird Wohnen von den Globalinvestoren<br />
aktuell weniger nachgefragt?<br />
Wohnen ist komplex. Die großen Wohnprojekte,<br />
die in der Vergangenheit im Fahrtwind<br />
des Marktes sehr gut funktioniert haben, gibt<br />
es derzeit kaum mehr. Wer zuletzt Grundstücke<br />
gekauft hat, hat dafür sehr hohe Preise<br />
gezahlt. Gleichzeitig sind die Baukosten<br />
nach wie vor hoch, auch wenn sich da die<br />
Lage etwas entspannt hat, aber nicht in dem<br />
Ausmaß, wie das manche gehofft haben.<br />
Dazu kommen die signifikant gestiegenen<br />
Finanzierungskosten. Viele Projektentwickler<br />
waren in der Hoffnung, dass das Marktumfeld<br />
der letzten Jahre anhalten wird. Das heißt:<br />
Man kauft, reicht ein und dreht das Projekt<br />
einen oder zwei Monate später, ohne Finanzierungskosten<br />
zu haben. Dieses Geschäftsmodell<br />
funktioniert nicht mehr. Geld kostet<br />
wieder etwas. Und der Exit, den man bei drei<br />
Prozent veranschlagt hat, findet auch nicht<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
43
„Auch wir<br />
planen die<br />
MIPIM, wie<br />
auch die<br />
Expo Real, als<br />
Fixtermin ein.“<br />
Markus Mendel,<br />
EHL Investment Consulting<br />
mehr statt beziehungsweise wird immer<br />
schwieriger. Das heißt: Es schmerzt aus allen<br />
Richtungen. Daher gibt es auch weniger<br />
Projekte auf dem Markt und es wird auch<br />
teilweise gar nicht erst gebaut, weil man weiß,<br />
dass es sich aktuell nicht rechnet.<br />
Vielleicht hatte man auch alternativ<br />
finanziert…<br />
Genau. Haben Marktteilnehmer abenteuerlich<br />
finanziert, etwa kurzfristig mit Mezzaninkapital<br />
oder oft auch einfach nur variabel zu<br />
anfangs günstigen Konditionen, dann erleben<br />
nun viele, dass die Finanzierungskosten<br />
explodieren.<br />
Ist Mezzaninkapital jetzt tot oder bekommt<br />
es einen neuen Schub?<br />
Dass Mezzaninkapital gleich viel kostet wie<br />
zuvor, wird nicht passieren, sondern es wird<br />
natürlich sukzessive auch teurer werden.<br />
Ich bin mir sicher, dass der eine oder andere<br />
weiterhin gezwungen ist, eine alternative<br />
Finanzierungsquelle anzuzapfen, und da<br />
gehört Mezzaninkapital einfach dazu.<br />
Letzte Frage: Was werden wir bei der<br />
MIPIM sehen? Gefüllte Hallen, viele<br />
Leute?<br />
Ich glaube eher, dass wir bei der MIPIM in<br />
diesem Jahr deutlich weniger Besucher sehen<br />
werden, vor allem auch weniger Aussteller<br />
beziehungsweise weniger Mitarbeiter der<br />
teilnehmenden Unternehmen. Ich höre von<br />
vielen, dass mit einer deutlich reduzierten<br />
Mannschaft nach Cannes gefahren wird.<br />
Trotzdem glaube ich, dass die, die da sind,<br />
nicht aus Spaß an der Freude da sein werden,<br />
sondern um Geschäfte zu machen. Auch wir<br />
planen die MIPIM, wie auch die Expo Real,<br />
als Fixtermin ein, um mit den Anwesenden<br />
über Transaktionen und Möglichkeiten zu<br />
sprechen. Ich gehe schon davon aus, dass wir<br />
auch in diesem Jahr den einen oder anderen<br />
Deal anbahnen und auch neue Investoren<br />
kennenlernen werden. <br />
44 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
45
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Michael<br />
Wimmer-Lamquet<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
46 ImmoFokus
Markenbotschafter<br />
Storytelling. „Kreation und Führung von Marken im Real Estate Markt ist eine<br />
unserer Kernkompetenzen“, sieht Michael Wimmer-Lamquet gerade in der<br />
Überzeichnung die Chance Aufmerksamkeit auf die Kampagne zu ziehen.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
N<br />
ach einem seiner Lieblingsrestaurants<br />
gefragt, muss mein<br />
Gesprächspartner Michael<br />
Wimmer-Lamquet nicht<br />
lange überlegen. „Treffen wir einander in der<br />
Pizzeria Il Mare, in der Zieglergasse.“ Aber<br />
kommen Sie lieber mit den Öffis – da gibt es<br />
kaum Parkplätze“, schickt er noch eine SMS<br />
hinterher. Leider bin ich an diesem Tag aber<br />
(fast) zu spät dran und komme mit dem Auto.<br />
Aber – wie immer bin ich versucht zu sagen<br />
– finde ich in unmittelbarer Nähe einen Stellplatz.<br />
Hoffentlich habe ich mein Glück jetzt<br />
nicht verschrien.<br />
Für mich ist der Besuch in der Pizzeria Il Mare<br />
– eine absolute Premiere. Ich bin oft schon<br />
daran vorbeigelaufen – nach Einkäufen auf<br />
der Mariahilfer Straße oder Neubaugasse.<br />
Während meines Studiums haben hier auch<br />
einige meiner Kommilitonen gewohnt. Ich<br />
bin gespannt.<br />
Wimmer-Lamquet war überpünktlich und<br />
wartet schon auf uns. Wir sitzen gleich neben<br />
der Küche, aus der es bereits herrlich duftet.<br />
„Ich sitze immer hier. Ich liebe den Platz“. Ein<br />
wenig eng – dafür erleben wir das Treiben in<br />
der Küche hautnah. „Warten Sie, bis unsere<br />
Bistecca alla Fiorentina gehackt wird. Ich<br />
„Ich komme seit<br />
der Schulzeit<br />
hierher. Das Il<br />
Mare war eine,<br />
wenn nicht sogar<br />
die erste Pizzeria<br />
in Wien.“<br />
Michael Wimmer-Lamquet,<br />
move121<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
47
liebe das Geräusch. Oder wenn die Zabaione<br />
gerührt wird – das höre ich einfach gern.“<br />
Damit ist auch die Frage, was heute auf den<br />
Tisch kommt, rasch geklärt. „Bistecca alla Fiorentina<br />
vom Holzofengrill mit ein wenig Salz<br />
Patate und Spinaci“ – so wie es sich gehört. „<br />
Il Mare: die erste Pizzeria Wiens<br />
Der Service ist unaufdringlich, aber flott und<br />
stets zur Stelle. Das Arbeitsklima dürfte sehr<br />
gut sein, denn „das Personal ist seit Jahren da“.<br />
Auch bei den Vorspeisen ist die Qual der Wahl<br />
rasch beendet. „Bringen Sie uns einfach von<br />
allen Vorspeisen kleine Portionen. So kleine<br />
Appetithappen“. Geordert werden Vitello Tonnato,<br />
Oktopus-Salat und in der eigenen Schale<br />
gegrillte Jakobsmuscheln. Dazu kommt Gavi<br />
di Gavi vom Weingut Enrico Serafino einen<br />
Weißwein aus dem Piemont und als Durstlöscher<br />
Mineral auf den Tisch – San Pellegrino<br />
– aber das versteht sich von selbst.“ Während<br />
wir auf die Vorspeisen warten, stärken wir uns<br />
an einer kleinen Pizza Margherita.<br />
„Ich komme seit der Schulzeit hierher, seit<br />
rund 30 Jahren“, erzählt Wimmer-Lamquet.<br />
Obwohl er nie in der Gegend gewohnt hat. „Es<br />
„Ich erzähle gern Geschichten. Das<br />
Storytelling, das in den vergangenen<br />
Jahren aufgekommen ist, war bei mir<br />
immer schon ein Thema.“<br />
war eine, wenn nicht sogar die erste Pizzeria<br />
in Wien“. Wimmer-Lamquet hat hier vollkommen<br />
recht. Pasquale Tavella eröffnete<br />
1975 mit der Il Mare die erste Pizzeria Wiens.<br />
Seit seinem Tod führt nun seine Tochter,<br />
Grazia Tavella–Sevilmis, das Unternehmen.<br />
Auf die Pizzen ist man im Il Mare besonders<br />
stolz. „Das Il Mare erhielt bereits viele Auszeichnungen<br />
und beachtliche Erwähnungen,<br />
unter anderem im „Tafelspitz“. Ganz besonders<br />
stolz ist man auf die Auszeichnung des<br />
„Premio Ospitalità Italiana“, mit dem das Restaurant<br />
als die beste Pizzeria Wiens geehrt<br />
wurde“, heißt es dazu auf der Homepage.<br />
Michael Wimmer-Lamquet,<br />
move121<br />
Fast hätten wir den Grund für unserer Treffen<br />
beim Schwärmen über die Küche vergessen.<br />
Wimmer-Lamquet ist ein ausgewiesener<br />
Marketing-Spezialist. Der sich – vor allem<br />
– dem Bewegtbild verschrieben hat. „Nach<br />
meinem WU-Studium habe ich beim ORF in<br />
der Filmredaktion angefangen. Dort habe<br />
ich ein gutes Gefühl dafür bekommen, was<br />
den Leuten gefällt und was nicht. Das war die<br />
beste Marketing-Schule.“<br />
Mitte der 1990erJahre heuerte er dann bei<br />
der skandinavischen Egmont Group an, dem<br />
weltweit größten Disney Print Lizenznehmer.<br />
„Dort habe ich dann eine intensive Markenschule<br />
bekommen, internationale BrandSchulungen<br />
standen hier auf der Tagesordnung.“<br />
Der weitere Weg führte den jetzigen Agenturchef<br />
zu UPC, zunächst in Wien. „Es folgten<br />
einige Jahre im Headquarter in den Niederlanden.“<br />
2006 kehrte er nach Wien zurück,<br />
und machte sich mit seiner Agentur move121<br />
selbstständig. „Move steht für mobil und 121<br />
für one-to-one communication. Bei meinem<br />
Geschäft geht es um Markenstrategie und<br />
Storytelling. Man muss Geschichten erzählen.<br />
Das fasziniert. Dann bleiben die Leute dran!“.<br />
Finanzkrise bremst Entwicklung<br />
Dann kam die Finanzkrise 2008. „Diese hat<br />
uns ein wenig in der Entwicklung gebremst.<br />
„Große Etats waren selten – aber da muss man<br />
durch.“ Doch bald kam das Geschäft ins Laufen.<br />
„Seit über 10 Jahren betreuen wir Sky“.<br />
Bei Sky wurden mit dem Goleador Hans<br />
Krankl als Testimonial, erstmals eine speziell<br />
auf den österreichischen Markt abgestimmte<br />
Kampagne entwickelt. „Hans<br />
Krankl war impactstark – und passte perfekt<br />
zur Marke Sky“.<br />
48 ImmoFokus
Jäh wird unser Gespräch unterbrochen.<br />
Sichtlich stolz wird uns „unsere“ Bistecca<br />
präsentiert – bevor es auf den Holzofengrill<br />
wandert. „Es gibt unzählige Steak-Häuser da<br />
wandert das beste Fleisch auf einen eingeölten<br />
Plattengrill – eine grobe Unsitte“.<br />
Gute Geschichten stärken die Marke<br />
„Ich erzähle gern Geschichten“, nimmt<br />
Wimmer-Lamquet den roten Faden wieder<br />
auf. „Das Storytelling, das in den vergangenen<br />
Jahren aufgekommen ist, war bei uns<br />
immer schon ein Thema.“ Starke Marken<br />
brauchen gute Geschichten, die berühren<br />
und bewegen. „Wir erzählen sie. Integriert<br />
- und direkt. Wir entwickeln und begleiten<br />
nationale und internationale Produkteinführungen,<br />
kreieren impactstarke, „standalone“<br />
Kampagnen, bieten differenzierte<br />
Kommunikation für Markenportfolios und<br />
ganzheitliche Lösungen für ganze Markenfamilien,<br />
wie zum Beispiel bei der Immofinanz<br />
bei der Umsetzung ihrer 3-Marken-Strategie<br />
für die VIVO! Shopping Center, STOP SHOP<br />
Retail Parks und myhive Büros.“<br />
Doch wie kommt man von Sky und UPC zur<br />
Immofinanz. Ganz einfach: „2<strong>01</strong>7 haben<br />
wir bei der Immofinanz für STOP SHOP und<br />
VIVO! gepitchted – und gewonnen. Unser<br />
Konzept hat Oliver Schumy und Diemar<br />
Reindl überzeugt“.<br />
Bei beiden Marken ging es darum, die Botschaft<br />
dieser Immofinanz-Marken einzigartig<br />
darzustellen. Für jede wurde eine eigene<br />
Bildsprache entwickelt. „Bei VIVO wurden<br />
die Farben der Kampagne an die farbenfrohe<br />
Welt der Sechzigerjahre angelehnt, ebenso<br />
wie das Magenta und die Nierenform des<br />
VIVO!-Logos. Durch ihre Bildsprache treffen<br />
die einzelnen Sujets die Erwartungen an ein<br />
gutes, angenehmes Leben, etwa Weihnachten<br />
im Kreise der Familie, ein Frühlingsausflug<br />
mit guten Freunden oder ein Sommertag am<br />
Pool“, erklärt der Kommunikationsprofi. Bei<br />
STOP SHOP haben wir einen ganz bestimmten<br />
Gelbfilter über alles gelegt der sehr distinktiv<br />
ist und versucht die Bilder mit Humor zu erzählen.<br />
Doch wie fällt man in der Flut an Werbung und<br />
Kommunikation auf. „Durch Überzeichnung.<br />
Wir gehen ja in unseren Sky-Spots immer<br />
von genreprototypischen Storys aus, die wir<br />
nochmal überzeichnet in Szene setzen. Hier<br />
ist es ein Wildlife-Fotograf, der ja oft wirklich<br />
sehr lange warten muss, bis ihm die Tiere vor<br />
die Kamera laufen oder der Weihnachtsmann<br />
der durch den Schornstein abstürzt und fast<br />
von den Kindern überrascht wird.“ Oft fehlt<br />
der Mut bei der Umsetzung, klagt der Kommunikationsprofi.<br />
„Es gibt aber auch - gerade im<br />
Bewegtbild – viel zu vielem Einflüsterer. Jeder<br />
sieht Werbung und glaubt zu wissen, was gut<br />
ist“. Die Aufmerksamkeitsspannen werden<br />
kürzer. „TikTok-Kürze – das ist eine Challenge.<br />
In 15 bis 20 Sekunden eine Geschichte zu erzählen<br />
ist nicht leicht. Man darf nicht vergessen:<br />
Social Media ist nicht Fernsehen. Beide<br />
Plattformen haben ihre eigenen Gesetze.“<br />
Einfach grandios<br />
Jetzt kommt das Bistecca alla Fiorentina auf<br />
den Tisch. Wimmer-Lamquet hat nicht übertrieben:<br />
Es ist eines der bestens, das ich je gegessen<br />
habe. „Einfach grandios“, kommt Wimmer-Lamquet,<br />
der selbst auch gerne am Herd<br />
steht, in Schwärmen. Er selbst kochte gerne<br />
asiatisch. „Ich war häufig in Südostasien und<br />
Tibet unterwegs. Da kann es dann auch einmal<br />
ordentlich scharf werden“. Wobei er von<br />
der Tibetanischen Küche abrät: „Gehen sie in<br />
Tibet lieber zu einem Nepalesen.“ Demnächst<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
49
werde er einen Kochkurs im Okra Izakaya von<br />
Wolfgang Krivanec, nicht unweit vom Karmelitermarkt<br />
in der Leopoldgasse, Ecke Große<br />
Pfarrgasse besuchen. „Dort gibt es die beste japanische<br />
Küche und den besten Sake in Wien.<br />
Krivanec ist ein echter Sake-Freak.“ Ein Urteil<br />
dem ich voll zustimmen kann. Vor einigen<br />
Jahren hatte der ImmoFokus sein Büro zwei<br />
Querstraßen weiter in der Raimundgasse. Was<br />
ist die größte Herausforderung bei den Marken<br />
der Immofinanz? „Die Markenführung in allen<br />
Ländern durchzusetzen. Jedes Land will für sich<br />
Ausnahmen – das geht aber nicht. Erfolgreiche<br />
Markenführung bedingt permanente, konsequente<br />
und konsistente Kommunikation über<br />
einen langen Zeitraum hinweg. „Häufig wird<br />
die CI missachtet“. Und hatten die Maßnahmen<br />
Erfolg? „Der Vermietungsgrad bei Retail stieg<br />
von 90 auf 99 Prozent. Footfall und Umsätze<br />
nahmen signifikant zu.“<br />
„Hören Sie – jetzt wird unsere Zabaione<br />
geschlagen - Mit Marsalawein“ ist Wimmer-<br />
Lamquet wieder beim Thema Essen angelangt.<br />
Übrigens auch sie hat vorzüglich<br />
gemundet.<br />
Aber wie groß muss ein Projekt sein, dass<br />
sich Markenführung in dieser Dimension<br />
auszahlt? Eine konkrete Summe konnte ich<br />
meinem Gegenüber nicht entlocken. „Das<br />
hängt ganz vom Produkt und von den Zielen<br />
des Kunden ab. Aber ohne ein gescheites<br />
Media-Budget geht nix. Die Produktion ist<br />
eine Sache, aber das Unternehmen sollte vor<br />
allem in der Lage sein die Kommunikation<br />
über die diversen Kanäle über einen längeren<br />
Zeitraum aufrechtzuerhalten. Man muß den<br />
Menschen ja die Zeit geben die Marken zu<br />
erlernen. Das geht nicht von heute auf morgen.“<br />
Zum Abschluss noch schnell ein Espresso.<br />
Eines steht fest. Das Il Mare sieht mich wieder.<br />
50 ImmoFokus
Lokal<br />
DAS SAGT DER FALTER<br />
Einer der besten Italiener Wiens; Pizza vom<br />
Holzofen, Bistecca Fiorentina, klassische<br />
italienische Küche; italienische Weine, auch<br />
Raritäten. Reservierung empfohlen.<br />
DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />
Eine Pierria mit gelebter Tradition. Eine Bistecca<br />
Fiorentina, die man auf jeden Fall einmal<br />
gegessen haben muss.<br />
Wirtschaft am Markt<br />
Pizzeria IL MARE<br />
Zieglergasse 15<br />
1070 Wien<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag - Samstag: 12:00-14:30, 17:00-23:00<br />
www.ilmare.at<br />
ImmoFokus Restaurantguide<br />
17<br />
PUNKTE<br />
Essen:<br />
Service:<br />
Weinkarte:<br />
Ambiente:<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
51
Von Klebern und solchen,<br />
die es noch werden wollen<br />
Es war doch schon immer so. Sobald wir uns mutig und gegen den Mainstream an die Seite der Schwachen,<br />
der Natur, der Unterdrückten stellen, werden uns unmittelbar andere folgen, die sich das zwar auch gedacht<br />
haben, aber den Mut nicht hatten.<br />
Kolumne: Thomas Malloth<br />
I<br />
ch bin ein hoffnungsvoller Optimist und<br />
glaube an das Gute. Ich glaube auch an<br />
Wachstum und Fortschritt, fürchte aber,<br />
dass meine Begrifflichkeiten und meine<br />
Sicht der Dinge vor allem mit jener der politischen<br />
Szenerie nicht viel, nein gar nichts, zu tun hat.<br />
Szenenwechsel: Mögen sie Menschen, die<br />
sich auf Zebrastreifen ankleben und den<br />
Verkehr für einige Zeit aufhalten, um klar zu<br />
machen, dass sofortiges Handeln erforderlich<br />
ist, um unseren Kinder eine lebenswerte<br />
Umwelt zu erhalten? Oder: Was sagen sie zu<br />
einer Rechtsanwältin, die Klage beim Verfassungsgerichtshof<br />
erhebt, um die Rechte<br />
von 12 Jährigen auf eine menschengerechte<br />
Zukunft durchzusetzen?<br />
Klimaschutzgesetz ist überfällig<br />
Lassen sie uns gemeinsam diese Fragen umkehren:<br />
Warum beschließt der Nationalrat<br />
seit Jahren nicht das längst überfällige „Klimaschutzgesetz“,<br />
warum juckt es eine große<br />
Zahl an Verantwortlichen in der Verwaltung<br />
genau gar nicht, was die Vorgaben der europäischen<br />
Union zum Thema Ausstieg aus<br />
fossilen Brennstoffen sind? Warum „nudeln“<br />
183 Abgeordnete am „Erneuerbaren Wärme<br />
Gesetz“ herum, obwohl es klare Aussagen der<br />
Expert*innen gibt.<br />
Vor kurzem wurde ich im Rahmen der Vorbereitung<br />
auf die Illmitzer Gespräche <strong>2023</strong><br />
gefragt, was aus meiner Sicht der Grund sei,<br />
dass die Politik nicht sinnvoll reagiert? Ich<br />
denke es ist nicht so einfach: Während wohl<br />
noch vor 50 Jahren die Politik den gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen voraus war und<br />
voraus sein konnte, ist es heute so, dass die<br />
gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen eine<br />
Veränderungsgeschwindigkeit haben, die<br />
dem politisch (möglichen) Handeln sehr weit<br />
voraus ist. Damit werden die Regierenden zu<br />
visionslosen „Aktionisten“ und versuchen im<br />
Wege einfacher, populistischer Maßnahmen<br />
und Aussagen das System am Leben zu erhalten.<br />
Vielfach steckt hinter diesem Verhalten<br />
gar nicht Machterhalt, sondern der wahre<br />
Wunsch die Dinge zum Besseren zu verändern.<br />
Nur ist es zumeist schon zu spät.<br />
Gibt es einen Ausweg? Ich denke ja! Er heißt<br />
Mut, Kooperation und Zuneigung. Stellen sie<br />
sich vor Nehammer sagt zu Rendi: „Sag wie<br />
geht es Dir mit dieser Frage?“ und „Lass uns<br />
die Experten anhören, die haben sich intensiv<br />
mit dieser Frage beschäftigt.“ Und „Weißt Du<br />
wir sollten nicht ruhen, bis wir einen gemeinsamen<br />
Weg gefunden haben.“<br />
Olivenöl aus Illmitz<br />
Wenn ich durch die Weingärten fahre, sehe<br />
ich die Dürre, den Verlust an Grundwasser,<br />
den sinkenden Seespiegel. Ich werde nunmehr<br />
auch Olivenbäume pflanzen, ein lieber Freund<br />
hat dieses Jahr seine erste Ernte eingefahren,<br />
Olivenöl aus Illmitz. Trotzdem haben wir noch<br />
Zeit, mit jedem Tag! schließt sich aber das<br />
Fenster.<br />
Ich habe Hochachtung vor den Klebern, denn<br />
sagen Sie mir: „Welche Methode schlagen sie<br />
vor, um die regierende Nomenklatur endlich<br />
zum Handeln zu bewegen. 8 Millionen Alpenindianer<br />
könnten ein Labor der Nachhaltigkeit<br />
im Herzen Europas sein, wir könnten Dinge<br />
ausprobieren, die in Milliardenpopulationen<br />
nicht versucht werden können.<br />
Ich werde mich nicht ankleben, aber ich bitte<br />
sie – wie ich mich selbst bitte - unsere Stimmen<br />
Fotos: REMG/trovato GmbH<br />
52 ImmoFokus
Thomas Malloth<br />
ILLMITZER GESPRÄCHE<br />
Thomas Malloth ist Jurist und<br />
hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung,<br />
Immobilienconsulting,<br />
Immobilienverwaltung<br />
und -vermarktung und auf<br />
die Projektentwicklung, v.a. im<br />
dichten städtischen Raum, spezialisiert.<br />
Er ist ständiges Mitglied<br />
des Bundesdenkmalbeirates<br />
und Lehrbeauftragter an sieben<br />
Universitäten. Im November<br />
2<strong>01</strong>6 wurde Malloth in den<br />
Vorstand des österreichischen<br />
Chapters der Royal Institution of<br />
Chartered Surveyors berufen.<br />
laut und deutlich zu erheben. Maria Ressi die<br />
Friedensnobelpreisträgerin und Journalistin<br />
von den Philippinen schreibt sinngemäß: Sobald<br />
wir uns mutig und gegen den Mainstream<br />
an die Seite der Schwachen, der Natur, der Unterdrückten<br />
stellen, werden uns unmittelbar<br />
andere folgen, die sich das zwar auch gedacht<br />
haben, aber den Mut nicht hatten.<br />
<strong>2023</strong> werden die Illmitzer Gespräche zur Nachhaltigkeit<br />
vom 30.8. bis zum 1.9. stattfinden.<br />
Sie können sich schon unter www.illmitzergespraeche.at<br />
anmelden. Wir werden wohl<br />
schon ein EWR haben und darüber reflektieren,<br />
wir werden uns mit den Auswirkungen<br />
der Taxonomie auf Bewirtschaftung und Bewertung<br />
unterhalten und uns die Frage stellen,<br />
ob der Wiener Weg der Energieversorgung der<br />
richtige sein kann.<br />
Selbstverständlich sind wir aber wieder so stark<br />
als möglich interdisziplinär. Es wird darum gehen,<br />
wann Facebook die Demokratie ersetzen<br />
wird, wann wir in einer Welt (oder hoffentlich<br />
nicht) leben werden in der die Maschine am<br />
Handgelenk unser „Glück“ bestimmt, Jugendliche<br />
arbeiten bereits an Stummfilmen zum<br />
Thema. Wir haben auch Martha Krumpeck –<br />
die Sprecherin der „Kleber“ – eingeladen, weil<br />
wir glauben, dass nur gewaltfreier Dialog helfen<br />
kann diese Welt zu retten. Sie werden auch<br />
hören, ob wir uns selbst ernähren können,<br />
Konrad Liesmann und Ferdinand Wegscheider<br />
sind als Speaker angefragt.<br />
Lassen sie sich auf 3 Tage vollkommen freies<br />
Denken ein und lassen sie den Algorithmus<br />
zu Hause, unser Kopf ist rund, damit wir dem<br />
Denken eine andere Richtung geben.<br />
Sollten sie auf der Autobahn vor sich einen<br />
bemerken, der 100 fährt, das bin ich.<br />
Denn wir haben keine Zeit mehr, meint wie<br />
immer<br />
Herzlichst Ihr<br />
Thomas Malloth<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
53
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug<br />
mit Romina Jenei, CEO der RegioPlan Consulting.<br />
Convenience<br />
schlägt alles<br />
Neue Anforderungen. Es braucht viel Anstrengung, um die Menschen aus dem Haus zu bringen. Eine frühe<br />
Standort- und Nutzungsberatung bringt mehr Leben in Einkaufsstraßen, aber auch Wohnprojekte können davon<br />
profitieren.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
D<br />
ie Prima Donna ist die Erste<br />
des Jahrganges. Mit Jungweinen<br />
verhält es sich wie<br />
mit kleinen Kindern, sie sind<br />
übersprühend an Ideen, ständig in Bewegung<br />
und es ist einfach wunderbar mit ihnen Zeit<br />
zu verbringen, verspricht die Winzerin Birgit<br />
Wiederstein. Ein idealer Wein, um ein<br />
Gespräch zu beginnen. Die Prima Donna ist<br />
ein natural wine BIO, ein junger gelber Muskateller,<br />
gefüllt 2022. Romina Jenei gefällt der<br />
blumige, leichte Wein. „Ja, die Convenience<br />
schlägt alles“, beginnt die Geschäftsführerin<br />
der RegioPlan Consulting. „Es ist wird immer<br />
schwieriger, die Menschen von der Couch<br />
weg zu bekommen. Seit Corona, gelernten<br />
Online-Bestellungen und Home-Office umso<br />
mehr. Doch ist er erstmal in Bewegung<br />
brauche ich dennoch ein attraktives Konzept,<br />
um ihn als Kunden zu gewinnen.“ Die<br />
RegioPlan Consulting ist seit über 35 Jahren<br />
als unabhängiger Berater für fundierte und<br />
zukunftsorientierte Markt- und Standortanalysen<br />
tätig und liefert Entscheidungsträgern<br />
abgesicherte Daten, Analysen und ganzheitliche<br />
Beratungskonzepte rund um Standorte<br />
für Immobilien und Investment, Handel und<br />
öffentlichen Sektor.<br />
Nutzung bringt Leben rein<br />
Anfangs lag der Beratungsschwerpunkt<br />
der RegioPlan Consulting auf Retail, in den<br />
letzten Jahren wurde die Standort- und<br />
Nutzungsberatung ausgebaut. „Der Immobilienbereich<br />
überlegt jetzt viel stärker, was<br />
die Leute brauchen und was ihnen Nutzen<br />
bringt“, so Jenei. „Und über den Nutzungsmix<br />
kommt Leben in die Projekte rein.“<br />
Als nächsten Wein probieren wir die Sortenrarität<br />
Brauner Veltliner, eine Subart des<br />
Roten Veltliners. Der EXTRAVAGANZA BIO<br />
natural wine der Winzerin Birgit Wiederstein<br />
präsentiert sich ausdruckstark, elegant, mit<br />
vollem auskleidendem Mundgefühl und eleganter<br />
Säure. „Wir arbeiten schon an einem<br />
neuen Veranstaltungsformat zum Thema<br />
Immobilien“, verrät Jenei. „Dabei fokussieren<br />
wir uns auf alle Assetklassen, wo Investmentchancen<br />
liegen und wie man Know-how<br />
übertragen kann. Der Go Real Congress<br />
ist,wie unsere anderen Formate, eine starke<br />
Netzwerkveranstaltungen.“<br />
Beim Roter Stein Sauvignon Blanc 2<strong>01</strong>7 von<br />
Gerald Tschida zeigen sich in der Nase und<br />
am Gaumen frische Holunderblüten, am<br />
Gaumen gesellen sich noch reife Ananas<br />
und zarte Röstaromen dazu. Der Wein ist<br />
Schwarzerde auf rotem Schotter mit Salzgehalt<br />
gewachsen und wurde zu einem Drittel<br />
im kleinen Holzfass und zwei Drittel Edelstahltank<br />
ausgebaut. Wir stoßen auf das neue<br />
Veranstaltungsformat an.<br />
Einen USP schaffen<br />
Als nächstes verkosten wir einen 65 Zweigelt<br />
DAC Reserve 2<strong>01</strong>9 von Robert Goldenits. Dieser<br />
Rotwein zeigt sich mit einem dunklen Rubingranat<br />
im Glas und eindrucksvoll würzig<br />
mit verwobener Kirschfrucht am Gaumen und<br />
Kirschenkonfit im Abgang. „Mit einem Ein-<br />
54 ImmoFokus
Die Weine<br />
Birgit Wiederstein: Extravaganza 2022<br />
Brauner Veltliner<br />
www.wiederstein.at<br />
Birgit Wiederstein: Prima Donna 2022<br />
Gelber Muskateller im Blütenkleid<br />
www.wiederstein.at<br />
Gerald Tschida: Roter Stein 2<strong>01</strong>7<br />
Sauvignon Blanc<br />
www.tschida-wein.at<br />
Robert Goldenits: Mephisto 2<strong>01</strong>9<br />
Cuvée aus Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon<br />
www.goldenits.at<br />
Robert Goldenits: Tetuna Reserve 2<strong>01</strong>9<br />
Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet Sauvignon<br />
www.goldenits.at<br />
Robert Goldenits: 65 Zweigelt DAC Reserve 2<strong>01</strong>9<br />
Riede Oberzick<br />
www.goldenits.at<br />
heitsbrei fällt man nicht auf“, so Jenei weiter.<br />
„Es braucht die richtige Würze, passend zum<br />
Standort. Viele der Projekte, die wir im letzten<br />
halben Jahr betreut haben, kommen langsam<br />
in Fahrt.“ Dabei führt die CEO als Beispiel Entwickler<br />
wie die SoReal, WSE oder ÖBB an. „Wir<br />
beraten zu deren aktuellen Entwicklungen, wo<br />
neben Wohnen, etwas Spezielles geschaffen<br />
werden soll; dabei gehen wir der Frage nach,<br />
wie man dem jeweiligen Quartier ein Thema,<br />
Leben geben kann, inklusive Infrastruktur,<br />
Nahversorgung und weitere Nutzungen begleitend<br />
zum Wohnen.“<br />
RegioPlan unterstützt und berät speziell in diesem<br />
Bereich zahlreiche Gemeinden und Projektentwickler.<br />
So auch in Mauerbach, wo das<br />
Consulting-Unternehmen in Zusammenarbeit<br />
mit der SR Immobilien GmbH für die Marktund<br />
Standortanalyse verantwortlich zeichnet.<br />
So soll u.a. auf dem Areal einer ehemaligen<br />
Druckerei durch die KIBB Immobilien GmbH<br />
in den kommenden Jahren ein Nutzungsmix,<br />
bestehend aus Wohn- und Gewerbeeinheiten<br />
inkl. multifunktionaler Allgemeinflächen und<br />
Gastronomie entstehen. Neben einem möglichst<br />
effizienten Flächenverbrauch wurde besonderes<br />
Augenmerk auf soziale Aspekte wie<br />
attraktive Wohnangebote für Senioren gelegt.<br />
Herausforderung Kleinstädte<br />
und Gemeinden<br />
Bei einem Mephisto’<strong>01</strong>9 von Robert Goldenits,<br />
einem Cuvée aus 40% Syrah, 28% Merlot und<br />
32% Cabernet, einem Wein mit Veilchen und<br />
weißem Pfeffer in der Nase, mit Herzkirschen<br />
am Gaumen und Cassis im Abgang schweifen<br />
wir ins Umland.<br />
„Wir werden von Gemeinden engagiert, um<br />
den Ortskern zu entwickeln und die Leerstände<br />
einer neuen Nutzung zuzuführen“,<br />
so Jenei. „Das ist aufgrund der vielfältigen<br />
Eigentümerstrukturen nicht einfach. In der<br />
Stadt- und Gemeindeberatung muss man die<br />
Keyplayer immer mit an Bord haben, viele<br />
Eigentümergespräche führen, Kalkulationen<br />
machen und versuchen, anhand von Konzepten<br />
und Idee zu überzeugen. Mit der vermehrten<br />
Nutzung des Home-Office sind aber auch<br />
die Möglichkeiten gestiegen, denn die Leute<br />
leben jetzt auch im Ort und wollen dort ein<br />
Angebot vorfinden und nutzen.“<br />
Thema ESG<br />
Mit einem Tetuna Reserve 2<strong>01</strong>9 von Robert<br />
Goldenits, einem Cuvée aus 62% Blaufränkisch,<br />
22% Zweigelt und 16% Cabernet Sauvignon,<br />
einem am Gaumen sehr komplexen<br />
Wein mit einladender Dunkelfrucht nach<br />
reifen Beeren in der Nase, feinem Tannin und<br />
saftigen Brombeeren mit Cassis im Abgang<br />
sprechen wir das allgegenwärtige Thema ESG<br />
an. „In unserer Beratung streift uns das Thema<br />
nur am Rande, wenn es um die Umsetzung<br />
geht, ist es sehr relevant. Wir als RegioPlan<br />
werden ganz an Anfang eingeschalten. Dennoch,<br />
wenn man ein Grundstück hat, und dort<br />
überlegt, was man umsetzen könnte, wird das<br />
S von ESG durchaus spannend. Man muss<br />
sich überlegen, welche sozialen Aspekte und<br />
Infrastruktur brauche ich dort?“, so Jenei. „Es<br />
hilft auch, wenn der Entwickler der Gemeinde,<br />
der Stadt etwas zurückgibt, sei es ein Angebot<br />
von Kinderbetreuung, Seniorenwohnungen<br />
etc. Interessant bei der Entwicklung wird generell<br />
auch der Generationenwechsel sein. Die<br />
Jugend hat ganz andere Bedürfnisse als wir. In<br />
Zukunft müssen wir viel flexibler agieren, in<br />
allen Bereichen.“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
55
Zum Autor<br />
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />
Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />
30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />
Marktanalysen und Projekten.<br />
Kein Ende der Panikmache<br />
beim Thema Bodenversiegelung<br />
Der aktuelle Versiegelungsgrad liegt bei weniger als drei Prozent der Staatsfläche<br />
Kommentar: Andreas Kreutzer<br />
Österreich steht gewiss vor einer Reihe von Herausforderungen, ein<br />
Versiegelungsproblemaber gibt es nicht. Denn obgleich so mancher<br />
glaubhaft machen möchte, das Land sei bereits zubetoniert, sind tatsächlich<br />
lediglich 2,8 Prozent der Landesfläche und 7,6 Prozent des Dauersiedlungsraums<br />
(DSR) bebaut, zubetoniert oder asphaltiert.<br />
Insgesamt werden in Österreich 5.768 Quadratkilometer als Bau-, Verkehrs-,<br />
Freizeit- und Abbauflächen genutzt. Das entspricht 6,9 Prozent<br />
der Landesfläche bzw. 18,5 Prozent des DSR. Allerdings ist die Flächeninanspruchnahme<br />
nicht gleichzusetzen mit der versiegelten Fläche. Denn<br />
im Schnitt sind nur 41 Prozent der beanspruchten Fläche tatsächlich<br />
versiegelt. Klammert man dieBundeshauptstadt aus, sind damit je nach<br />
Bundesland zwischen 1,3 bis 3,8 Prozent der Landesfläche oder 6,1 bis<br />
12,1 Prozent des DSR versiegelt. Und selbst in der Bundeshauptstadt ist<br />
der Versiegelungsgrad mit 26,5 Prozent der Stadtfläche und 34,9<br />
Prozent des DSR vergleichsweise gering.<br />
Berlin: Acht Prozent<br />
mehr Versiegelung<br />
In Berlin etwa sind 34,7 Prozent der Stadtfläche<br />
versiegelt, also um gut acht Prozent<br />
mehr. Für die aufgeheizte Diskussion gibt es<br />
eine Reihe von Gründen, nicht zuletzt das erklärte<br />
Ziel der Bundesregierung, die jährliche<br />
Neu-Inanspruchnahme von Böden bis 2030<br />
auf neun Quadratkilometer zu reduzieren.<br />
Zuletzt wurden pro Jahr rund vierzig Quadratkilometer<br />
benötigt. Mitte der 2000er- und<br />
2<strong>01</strong>0er-Jahre waren es allerdings noch doppelt<br />
so viel. Bis 2050 soll laut EU-Kommission<br />
der Netto-Neuverbrauch an Böden sogar auf<br />
null gesenkt werden. Neues Bauland gibt es<br />
dann nur noch, wenn eine gleichgroße Fläche<br />
an Bauland wieder rückgewidmet wird. Durch die Thematisierung einer<br />
angeblich bereits viel zu hohen Flächenversiegelung versucht man politisch<br />
in der Bevölkerung das Feld für die Zielerreichung aufzubereiten.<br />
Man arbeitet an einem breiten gesellschaftlichen Konsens dafür, dass<br />
immer weniger Grün- und Agrarflächen zu Bauland umgewidmet werden,<br />
selbst wenn dadurch – wie in den letzten Jahren geschehen – die<br />
Baugründe immer teurer werden.<br />
Bis 2100 benötigt: 750.000 Wohnungen<br />
Dabei verschweigt man der Bevölkerung allerdings zwei nicht unwesentliche<br />
Wahrheiten. Denn abgesehen davon, dass die geplante<br />
Reduktion der Flächeninanspruchnahme auf null wohl zu einer Teilabwrackung<br />
der Bauwirtschaft führen wird, stellt sich die Frage, wo alleine<br />
die Wohnungen für die wachsende Bevölkerung errichtet werden<br />
sollen. Laut Bevölkerungsprognose von Statistik Austria erhöht<br />
sich die Anzahl der Einwohner bis 2060 um rund eine<br />
Million und bis 2100 um weitere 560.000 Personen.<br />
Bei einer durchschnittlichen Haushaltsquote von<br />
2,1 Personen benötigen wir bis 2100 daher gut<br />
750.000 neue Wohnungen. Mit Verdichtung<br />
und der Mobilisierung von Baulandreserven<br />
alleine wird sich das wohl nicht machen lassen.<br />
Mehr Informationen<br />
zur Bodenversiegelungen<br />
gibt es im aktuellen<br />
Buch von Andreas<br />
Kreutzer: „Das Ende<br />
der Maurerkelle – 30<br />
Jahre Wohnbau in<br />
Österreich 1990-<br />
2020“, ISBN 978-3-<br />
9500638-7-5<br />
Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock<br />
56 ImmoFokus
Advertorial<br />
Umsatzsteuer bei<br />
Uberlassung einer<br />
Dienstwohnung<br />
Geschäftsführerdienstwohnung. Es gilt nicht als Missbrauch, auch wenn der<br />
Geschäftsführer selbst die Wohnung an die Gesellschaft vermietet.<br />
Wird einem Dienstnehmer vom Arbeitgeber<br />
eine Wohnung überlassen, so stellt dies einen<br />
Vorteil aus dem Dienstverhältnis dar. Wird<br />
die Wohnung vom Arbeitgeber angemietet, so<br />
ist nach § 2 Abs 7 der Sachbezugsverordnung<br />
(diese gilt nur für Dienstnehmer bis 25 Prozent<br />
Beteiligung) 75 Prozent der Miete (inkl.<br />
Betriebskosten) als Sachbezug anzusetzen. Die<br />
Überlassung einer Wohnung ist in der Regel ein<br />
umsatzsteuerlicher Tausch. Ist die Sachbezugsverordnung<br />
anwendbar, so kann nach Ansicht<br />
der Behörde dieser Sachbezugswert auch als<br />
Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer<br />
herangezogen werden (eine Wohnungsvermietung<br />
unterliegt in Österreich einer Umsatzsteuer<br />
von 10 Prozent).<br />
Kein Missbrauch<br />
In einem kürzlich vom BFG entschiedenen<br />
Fall (BFG 29.9.2022, RV/7102370/2<strong>01</strong>2) war<br />
der Geschäftsführer Eigentümer einer Liegenschaft<br />
mit mehreren Wohnungen. Eine auf<br />
den Geschäftsführer zugeschnittene Wohnung<br />
wurde vom Geschäftsführer an die ihm gehörende<br />
operativ tätige Gesellschaft vermietet<br />
und gleichzeitig wieder dem Geschäftsführer<br />
als Dienstwohnung überlassen. Die Behörde<br />
ging davon aus, dass – in Anlehnung an die<br />
Angehörigenjudikatur - Missbrauch vorliegen<br />
könnte, da damit dem Geschäftsführer ein Vorsteuerabzug<br />
auf die schlussendlich von ihm<br />
selbst bewohnte Wohnung zusteht.<br />
Entscheidung des BFG<br />
Das BFG entschied, dass der Ausbau einer<br />
Dachgeschoßwohnung mit anschließender<br />
Vermietung an die eigene Gesellschaft und<br />
Rücküberlassung als Dienstwohnung im gegebenen<br />
Fall kein umsatzsteuerlicher Missbrauch<br />
sei, da dadurch kein Steuervorteil bewirkt wird,<br />
der dem Zweck der Mehrwertsteuerrichtlinien<br />
zuwiderläuft. Dem Vorsteuerabzug für die<br />
Investitionskosten steht die künftige Umsatzsteuer<br />
für die Nutzungsüberlassung der Wohnung<br />
gegenüber. Das BFG führt aus, dass allein<br />
aus dem Umstand des sofortigen Vorsteuerabzuges<br />
nicht geschlossen werden kann, dass<br />
ein Steuervorteil entsteht, der dem Zweck der<br />
Mehrwertsteuersystemrichtlinie zuwiderläuft.<br />
Da eine entsprechende Renditemiete erzielt<br />
wurde, hat das BFG auch keinen Anhaltspunkt<br />
gesehen, dass eine nicht fremdübliche Vermietung<br />
vorlag.<br />
Ob im Einzelfall eine solche Überlassung möglich<br />
und sinnvoll ist, muss unter Abwägung<br />
aller steuerlichen und rechtlichen Punkte erfolgen.<br />
Dazu gehören neben der Beteiligungshöhe<br />
des Gesellschafter-Geschäftsführers auch<br />
die Auswirkungen auf die Umsatzsteuer, Einkommensteuer<br />
(Geschäftsführer hat einerseits<br />
Vermietungseinkünfte in Höhe der fremdüblichen<br />
Miete unter Berücksichtigung einer steuerlichen<br />
AfA und andererseits einen steuerpflichtigen<br />
Sachbezug), die Grunderwerbsteuer<br />
und die Grundbucheintragungsgebühr (wenn<br />
zum Beispiel alternativ die Wohnung von der<br />
Gesellschaft gekauft und später an den Gesellschafter<br />
verkauft worden wäre). <br />
Harald Galla,<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />
LeitnerLeitner Wien.<br />
Spezialisiert auf Immobilientransaktionen.<br />
Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer<br />
www.leitnerleitner.com<br />
+43 732 70 93-224<br />
lothar.egger@leitnerleitner.com<br />
A 4040 Linz, Ottensheimer Straße 32<br />
+43 1 718 98 90<br />
harald.galla@leitnerleitner.com<br />
A 1030 Wien, Am Heumarkt 7<br />
Lothar Egger,<br />
Steuerberater bei LeitnerLeitner Linz.<br />
Spezialisiert auf Immobilientransaktionen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
57
Zum Autor<br />
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />
und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real<br />
Estate Asset Management Association.<br />
Das Kleben der Anderen<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
Eigentlich hatte ich diesen Winter vor, was anderes zu machen,<br />
mal so ein richtiges Zeichen zu setzen: so ohne heizen im kaltem Büro<br />
und bei sibirischen Temperaturen, klimaneutral die eigene Resilienz<br />
unter Beweis stellen. Der Klimawandel hat mir da einen Strich durch<br />
die Rechnung gemacht. In meinem Büro wurde es beim besten Willen<br />
nicht so richtig kalt. Danke an die brav heizenden Nachbarn im<br />
Gebäude einerseits und die milden Außentemperaturen andererseits.<br />
Ich konnte nicht mal meine Lieblingsausrede nutzen, ich müsse ins<br />
Caféhaus gehen, um mich aufzuwärmen. Ich ging trotzdem, denn<br />
zum Glück gibt es dort Melange, Eier im Glas und Schnittlauchbrot.<br />
Ist auch viel unterhaltsamer, dort Hof zu<br />
halten, erste Reihe fußfrei.<br />
Kabarett frei Haus geliefert<br />
Den Wahnsinn hat Albert Einstein definiert<br />
als: „immer das Gleiche zu tun und jedes<br />
Mal ein anderes Ergebnis zu erwarten“.<br />
Bevorzugt von anderen. Früher musste<br />
man für Kabarett und Comedy das Haus<br />
verlassen und Eintrittskarten kaufen. Heute<br />
bekommt man das fürs Steuergeld kostenlos<br />
frei Haus geliefert – als Gesetzesnovelle und<br />
Verordnung in den Newsstream und ins digitale<br />
Postfach. Wo gibt es das schon?<br />
Das ist ausbaufähig: Aus aktuellem Anlass<br />
könnten wir als eigenen SNU – strategisch<br />
notwendiger Unsinn - coole Immobilien-<br />
Online-Games herausbringen. Zum Beispiel das<br />
Strategiespiel „Landesbauordnung 23“ oder viel besser<br />
noch: den Ego-Shooter „Bestellerprinzip 23“ in der Österreich-Edition.<br />
Da muss man verschlungene Wege finden, sich doch noch den einen<br />
oder anderen Euro vom Mieter holen zu können. Hat man erst einmal<br />
die Level „Besichtigungs- und Vertragserrichtungsgebühr“ hinter sich<br />
gebracht und den „Bonuspack Ablöse“ freigeschaltet, wird so richtig<br />
durchgestartet. Cooler Lifehack: wer bezahlt schafft an, keine Doppelberatung,<br />
weniger Angebot, intransparentes Selbstvermieten von<br />
Privaten. Am Ende verliert immer der Mieter.<br />
Taschenrechner ersetzt Immobilienmakler<br />
Die Digitalisierung schreitet bekanntlich immer schneller voran. Dabei<br />
hilft es, keinem Witz aus dem Weg zu gehen: Schon heute kann<br />
ein Großcomputer Juristen ersetzen, ein<br />
mittlerer Computer Schreibkräfte<br />
und ein Taschenrechner - nach<br />
Ansicht des Gesetzgebers und<br />
Mieterschützern – die Immobilienmakler.<br />
Denn mit dem<br />
Bestellerprinzip entfällt die traditionell<br />
liebgewonnene Mieterberatung,<br />
für die wiederum doch<br />
ein Großrechner nötig wäre.<br />
Vielleicht sollten wir das alles von<br />
Chat-GPT createn lassen: es wird berichtet,<br />
dass die Machwerke des Bots von vielen<br />
Menschen nicht als von Maschinen<br />
geschriebene Texte erkannt werden.<br />
Entweder ist die KI tatsächlich besser<br />
oder die Menschheit einfach nur blöder<br />
geworden. Besser, ich verbringe den ganzen<br />
Tag im Bett, so John Lennon mäßig, mit meiner<br />
Yoko Ono und halte einen eigenen digital- und klebstofffreien<br />
Bed-in-Klima-Protest ab. Aber: außer der Katze ist da sonst<br />
keiner, weil niemand zum Schauen kommt - und Schnittlauchbrot<br />
gibt´s auch nicht!<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
58 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Sandra Hochleitner ist Geschäftsführende Gesellschafterin/Gründerin<br />
des Beratungsunternehmens RESH Advisory<br />
GmbH, Chartered Valuation Surveyor, ÖGNI Consultant<br />
und Salon Real Mitglied.<br />
… und täglich grüßt die Nachhaltigkeit<br />
Kommentar: Sandra Hochleitner<br />
„Schon wieder ein Kommentar über Nachhaltigkeit“, werden Sie<br />
jetzt vermutlich denken. „Wieder wird erklärt werden, wie wichtig<br />
Nachhaltigkeit ist.“<br />
Nein, das werde ich Ihnen nicht sagen - haben Sie ja schon oft genug<br />
gehört und sollten Sie somit bereits wissen. Aber ich sage Ihnen, dass<br />
Ihr Sterberisiko erheblich sinkt, wenn Sie Ihrem Leben einen Sinn geben.<br />
Und um Ihnen zu einem hoffentlich langen Leben zu verhelfen,<br />
habe ich heute einen Denkanstoß für Sie, wie Sie aus Ihrem persönlichen<br />
Einflussbereich heraus die Welt verändern, Ihrem<br />
Leben mehr „Purpose“ geben und „Nachhaltigkeit“<br />
leben können.<br />
17 Sustainable Development Goals<br />
Als Wegweiser kann ich die Agenda 2030<br />
mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung<br />
(Sustainable Development<br />
Goals – SDGs) empfehlen. Die SDGs<br />
wurde am 25. September 2<strong>01</strong>5 von 193<br />
Staats- und Regierungschefs auf dem<br />
Gipfeltreffen der Vereinten Nationen<br />
in New York verabschiedet. Die Agenda<br />
2030 ist ein „Weltzukunftsvertrag“. Mit<br />
diesem Vertrag verpflichten sich die Staaten<br />
dazu, allen Menschen bis zum Jahr 2030<br />
ein Leben in Würde zu sichern.<br />
Die Agenda 2030 nennt fünf Kernbotschaften, die den 17 Zielen als<br />
Handlungsprinzipien vorangestellt sind: 1. Die Würde des Menschen<br />
im Mittelpunkt, 2. den Planeten schützen, 3. Wohlstand für alle fördern,<br />
4. Frieden fördern und 5. Globale Partnerschaften aufbauen.<br />
Die Ziele berücksichtigen alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit –<br />
Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen.<br />
Impact Focus<br />
Wie habe ich das gemeint, die 17 SGDs als Wegweiser für Ihren Purpose<br />
zu nutzen? Überlegen Sie sich, auf welchen Feld Sie derzeit<br />
spielen. Auf welchen Bereich oder welche Bereiche der SDGs haben<br />
Sie durch Ihre Arbeit, durch Ihre Persönlichkeit oder privat Einfluss?<br />
Oder auf welchen Bereich wollen Sie Einfluss haben? Was wollen Sie<br />
bewegen? Für welche Themen wollen Sie stehen?<br />
Ein paar Vorschläge meinerseits:<br />
Sind Sie im Human Ressources Bereich tätig, könnten<br />
Sie sich für das Ziel Nr. 5 „Geschlechtergleichstellung<br />
erreichen und alle Frauen und Mädchen<br />
zur Selbstbestimmung befähigen“ z.B. für<br />
die Reduktion des Gender Pay Gaps in<br />
Ihrem Unternehmen einsetzen.<br />
Sie sind Vater und möchten im Sinne<br />
des Zieles Nr. 12 Ihrem Kind nachhaltigen<br />
Konsum vorleben und Sensibilität<br />
für nachhaltige Produktionsketten<br />
mitgeben.<br />
Als Stadtplaner, Architekt oder Quartiersentwickler<br />
könnten Sie sich besonders<br />
auf Ziel Nr. 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“<br />
konzentrieren.<br />
Wie können Sie maximalen Impact erzielen? Wie können Sie Ihre<br />
Wirksamkeit in Ihrem Bereich erhöhen? Finden Sie es heraus und<br />
setzen Sie den Fokus darauf.<br />
Denn Nachhaltigkeit ist ein umfassender Transformationsprozess –<br />
nicht nur für Immobilien oder Unternehmen, sondern insbesondere<br />
für die handelnden Personen.<br />
Fotos: Maximilian Salzer, Adobe Stock<br />
59 ImmoFokus
„Sehe gewaltigen<br />
Nachrüstbedarf“<br />
Digitalisierungs-Experte. Matthias Ortner, Equity Partner bei Advicum Consulting, spricht im Interview unter<br />
anderem über Datenschutz, die Notwendigkeit, Daten zu teilen und darüber, warum keine Verbesserung der<br />
Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung möglich ist.<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
Was ist der Zweck der Studie?<br />
Matthias Ortner: Der Sinn und Zweck der<br />
Studie ist es, grob aufzuzeigen nach welchen<br />
Prinzipien man handeln muss, um Nachhaltigkeit<br />
in der Immobilienwirtschaft zu leben.<br />
Und dass man dabei gesamtheitlich denken<br />
muss, also den gesamten Lebenszyklus von<br />
Immobilien betrachten sollte und sich nicht<br />
nur auf einzelne Phasen konzentrieren darf.<br />
Gleichzeitig wollten wir greifbar machen, dass<br />
man mit überschaubaren Anstrengungen<br />
beziehungsweise Investitionen in die Digitalisierung<br />
Immobilien um einiges nachhaltiger<br />
machen kann. Wichtig war es uns auch, das<br />
Thema verständlich aufzubereiten, so, dass sich<br />
Immobilienbesitzer drüber trauen beziehungsweise<br />
in Sachen Nachhaltigkeit aktiv werden.<br />
Daher wollten wir ihnen auch ein paar einfache<br />
Kennzahlen aufzeigen, die dabei hilfreich sind –<br />
auch, um leichter einschlägige Zertifizierungen<br />
zu bekommen.<br />
Weil Sie von überschaubaren Investitionen<br />
sprachen, reden wir da wirklich von so<br />
geringen Beträgen?<br />
Smart Meter kosten beispielsweise ein paar tausend<br />
Euro. Und auch Isolierungsmaßnahmen<br />
oder Technik, die die Luftqualität verbessert,<br />
kosten nicht Unsummen. Viele unterschätzen,<br />
dass solche Investitionen ein wirklicher Hebel<br />
sein können.<br />
Welche konkreten Kennzahlen können<br />
Sie Immobilienbesitzern beziehungsweise<br />
-betreibern mit auf den Weg geben?<br />
Die folgenden Kennzahlen sollte jede Immobilie<br />
innerhalb kürzester Zeit, zu jeder Tages- und<br />
Jahreszeit automatisiert liefern können: den<br />
CO2-Verbrauch im laufenden Betrieb und den<br />
kWh-Verbrauch im laufenden Betrieb – gemessen<br />
an Subwerten wie Jahreswert pro Energieträger,<br />
des gesamten Stroms, der einzelnen<br />
Nutzungseinheiten, von jeder stromproduzierenden<br />
Anlage sowie wie viel aus selbstproduzierenden<br />
Anlagen wieder zurück ins Netz<br />
gespeist wird. Dazu kommen Raumtemperatur<br />
und Raumklima in Bezug zum Außenklima<br />
– die Umwelteinflüsse auf die Mieter beziehungsweise<br />
den Innenraumkomfort – Wasserverbrauch<br />
sowie Abfallaufkommen nach Art<br />
und Gewicht, was in der Umsetzung wesentlich<br />
von den Entsorgungsunternehmen abhängt.<br />
Da wir ja von datengetriebenen Werten<br />
beziehungsweise Kennzahlen sprechen,<br />
nehme ich an, dass Sie sich mit Datenschutz,<br />
aber auch mit dem Teilen beziehungsweise<br />
zur Verfügung stellen von<br />
Daten auseinandergesetzt haben…<br />
Natürlich. Dass Daten gesammelt und zur<br />
Verfügung gestellt werden, ist die Grundvoraussetzung<br />
für eine nachhaltige Immobilienwirtschaft.<br />
In diesem Zusammenhang ist es vor<br />
allem wichtig, Vertrauen zu schaffen. Bekanntlich<br />
ist sehr viel Missbrauch passiert. Es wurden<br />
ja Daten genutzt, ohne, dass die Personen,<br />
die sie betreffen, davon gewusst haben. Wir<br />
reden hier von personenbezogenen Daten wie<br />
Einkommen, Gesundheitsdaten oder Adresse,<br />
die, wenn sie veröffentlicht werden, Schaden<br />
anrichten können. Es geht aber auch darum,<br />
aktive Zustimmungsprozesse zu schaffen. Die<br />
Leute müssen sehen, dass ein Mehrwert für alle<br />
„BIM ist eine Investition in der<br />
Anfangsphase, deren wirkliche<br />
Benefits erst viel später sichtbar<br />
werden.“<br />
Matthias Ortner,<br />
Advicum Consulting<br />
entsteht, wenn sie ihre Daten, und wir reden<br />
hier vor allem von Bewegungsdaten, teilen.<br />
Wie wird mit den Daten weitergearbeitet?<br />
In einem ersten Schritt wird ein „Data Lake“<br />
gebaut, auf dem der „Digital Twin“ basiert. Mit<br />
dem Digital Twin wird der Gebäudebetrieb<br />
dynamisch simuliert. Es werden also laufend<br />
Daten aus dem Betrieb geliefert. Wichtig ist bei<br />
einem Digital Twin, egal welcher Stakeholder<br />
man ist, dass die Daten strukturiert eingeliefert<br />
Fotos: @Rizar.Photo<br />
60 ImmoFokus
werden. Eine Alternative zum Digital Twin<br />
wäre BIM, auf dem meiner Meinung nach sehr<br />
gut aufzusetzen ist, weil es gut strukturiert ist.<br />
Streng genommen ist BIM auch ein Digital<br />
Twin.<br />
Mit BIM sind offenbar nicht alle glücklich.<br />
Vor allem wird der große Aufwand beklagt.<br />
Sehen Sie das auch so oder steckt dahinter,<br />
wie so oft, die Skepsis vor Innovationen?<br />
Dass mit BIM ein unglaublicher Aufwand<br />
verbunden ist, ist vollkommen klar. Das ist<br />
ähnlich wie bei Künstlicher Intelligenz (KI).<br />
Jeder glaubt, man muss nur einen Knopf<br />
drücken und die KI sagt mir alles, was ich<br />
wissen will. Dabei wird vergessen, dass man die<br />
KI immer hochfahren (beziehungsweise erst<br />
einmal programmieren und mit Daten füttern)<br />
muss. So ähnlich ist es auch mit BIM. So oder<br />
so: Es gibt keine Intelligenz ohne Daten. Sind<br />
die Daten etwa unstrukturiert oder falsch, dann<br />
gilt, wie man in der Informatik gerne sagt:<br />
„Garbage in, Garbage out.“ Wenn man also BIM<br />
nicht laufend mit den richtigen Daten befüllt<br />
und auch nicht versteht, welcher Mehrwert<br />
mit diesem Aufwand verbunden ist, wird das<br />
Thema schnell gescheitert sein.<br />
Es geht ja auch um einen finanziellen<br />
Aufwand…<br />
Der sich ebenfalls bezahlt macht. Vor allem,<br />
wenn man über die Planungsphase hinausblickt<br />
und bedenkt, dass 80 Prozent der<br />
Kosten einer Immobilie in der Betriebsphase<br />
anfallen. BIM ist jedenfalls eine Investition in<br />
der Anfangsphase, deren wirkliche Benefits<br />
erst viel später sichtbar werden. Eigentümer<br />
und Bestandshalter müssen sich klar sein,<br />
dass, wenn sie ein auf BIM geplantes Gebäude<br />
haben, sie im Endeffekt die Voraussetzung<br />
haben, einen digitalen Zwilling zu fahren. Man<br />
muss dann eine automatisierte Schnittstelle<br />
schaffen, damit Daten, von einer Cloud oder<br />
einem Digital Lake aus, von BIM übertragen<br />
werden können. Und auf einmal kann man das<br />
Gebäude steuern und bewegen. Und natürlich<br />
auch dessen Wert steigern.<br />
Genau das sollte ja die Eigentümer beziehungsweise<br />
Betreiber überzeugen …<br />
Dass Immobilien, die nicht in der Lage sind,<br />
Nachhaltigkeitsdaten zu liefern, künftig massiv<br />
Abwertungen erfahren werden, wird ja in<br />
vielen Studien von internationalen Beratungshäusern<br />
prognostiziert. Und das ist auch der<br />
Punkt: Hat der Investor verstanden, dass die<br />
Investition beziehungsweise der Aufwand ihm<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
61
hinten raus was bringen, wird er sie auch auf<br />
sich nehmen.<br />
Bei einem Neubauprojekt ist es wohl –<br />
relativ – einfach, mit einem Digital Twin zu<br />
arbeiten und die Basis für einen nachhaltigen<br />
Lebenszyklus zu schaffen. Aber wie<br />
geht man bei Altbauten vor?<br />
Klarerweise kann man bei einem Neubau<br />
schon in der Planungsphase extrem viele digitale<br />
Technologien einplanen beziehungsweise<br />
berücksichtigen. Bei einem Gründerzeithaus<br />
muss man dagegen viel Sensorik<br />
einbauen, bis das Objekt die benötigten<br />
Daten für einen digitalen Zwilling liefern<br />
kann. Allerdings hat man reale Daten, auf<br />
die man zurückgreifen kann. Man kann<br />
etwa einfache Fakten schaffen, indem man<br />
das Gebäude vermisst. Die Gebäudetechnik<br />
ist jedenfalls bei Altbauten ein wesentlicher<br />
Hebel. Sie liefert extrem viele Daten, die<br />
allerdings nicht genutzt werden. Auch hier<br />
ist das Hauptthema, dass der Hersteller die<br />
Schnittstellen bereitstellen muss, um an die<br />
Daten ranzukommen.<br />
Aber um es mal klar zu sagen: Das klassische<br />
200 Jahre alte Haus in der Wiener<br />
Innenstadt ist mit Sicherheit nicht das erste<br />
Gebäude, das digitalisiert werden muss.<br />
Auch Immobilien aus den achtziger und<br />
neunziger Jahren sind kaum digitalisiert.<br />
Kaum zu glauben, aber das ist selbst bei<br />
Häusern aus den Nuller-Jahren der Fall.<br />
Dort würde ich eher ansetzen.<br />
Haben Sie den Eindruck, dass viele Altbauten<br />
in Richtung Nachhaltigkeit umgerüstet<br />
werden?<br />
Das ist schwer zu sagen. Die Technologie ist<br />
jedenfalls da, das Wissen, dass es sie gibt, nicht.<br />
Es wird aber sicher einiges in Sensorik und<br />
offene Schnittstellen investiert. Das sehen wir<br />
beispielsweise an Ausschreibungen. Am Ende<br />
des Tages ist aber das Hauptproblem, dass bei<br />
den Bauträgern das Wissen einfach nicht da<br />
ist, was sie tun müssen. Das ist mit einigem<br />
zeitlichen Verzug jetzt erst im Kommen. Was<br />
jetzt gebaut wird, wird in rund drei bis vier<br />
Jahren fertig. Und bei Projekten, die 2020<br />
begonnen wurden, hat man mit Sicherheit<br />
noch nicht annähernd das umgesetzt, was<br />
eigentlich notwendig gewesen wäre. Das wird<br />
jetzt erst kommen, nicht zuletzt wegen der<br />
EU-Taxonomie. Insgesamt sehe ich schon einen<br />
gewaltigen Nachrüstbedarf.<br />
Ich denke, dass Developer, die für Institutionelle<br />
entwickeln, längst auf den Zug<br />
aufgesprungen sein sollten …<br />
Auf jeden Fall. Es gibt genug Beispiele, die zeigen,<br />
wie groß der Druck vom Investmentmarkt<br />
ist. Und ich erinnere an Studien, die zeigen,<br />
dass mit Immobilien, die nicht EU-Taxonomiekonform<br />
sind und darüber hinaus auch nicht<br />
die für Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit<br />
relevanten Daten liefern, mit Wertverlusten von<br />
bis zu zehn Prozent zu rechnen ist.<br />
Aktuell müssen ja nur große Branchenplayer<br />
nach der EU-Taxonomie berichten<br />
beziehungsweise Transparenz schaffen. Es<br />
dürfte also noch eine Weile dauern, bis auch<br />
kleinere auf den Zug aufspringen und ein<br />
Großteil der Gebäude digitalisiert ist. Dabei<br />
gebe es jetzt schon Argumente, aktiv zu<br />
werden. Stichwort: Betriebskosten.<br />
Ich denke schon, dass sich auch viele kleine<br />
Branchenplayer am Markt orientieren werden,<br />
wenn einmal transparent gemacht wird, dass<br />
Digitalisierung (in Zusammenhang mit Nachhaltigkeit)<br />
auch wirtschaftliche Vorteile hat.<br />
Kurz: Wenn die kleinen Bauträger es einmal<br />
verstanden haben, dass nachhaltige Immobilien<br />
leichter zu verkaufen und auch zu vermieten<br />
sind, dann werden sie auch investieren.<br />
Man muss auch bedenken, dass die jüngere<br />
Generation mit Vehemenz Nachhaltigkeit<br />
einfordert. Einerseits wird sie die Entscheidungsträger<br />
von morgen stellen und<br />
andererseits wird sie für die Nachfrage (nach<br />
Nachhaltigkeit) aus der Gesellschaft heraus<br />
sorgen. Nicht zuletzt deshalb glaube ich, dass<br />
sich die Motivationsspirale schneller drehen<br />
wird als wir denken.<br />
Matthias Ortner<br />
Matthias Ortner ist Equity<br />
Partner und Immobilienexperte<br />
beim Beratungs- und<br />
Investmentunternehmen Advicum<br />
Consulting und CEO des<br />
Data-Science-Unternehmens<br />
„eMentalist“. Darüber hinaus ist<br />
er Arbeitsgruppenleiter bei der<br />
ÖGNI. In dieser Funktion verantwortet<br />
Ortner die ÖGNI-Studie<br />
„Nachhaltigkeit & Digitalisierung<br />
– Gegensatz oder Symbiose?“.<br />
62 ImmoFokus
GEBERIT BADAUSSTATTUNG UND SANITÄRTECHNIK<br />
UNSER ANLIEGEN: IHR<br />
NÄCHSTES PROJEKT<br />
SANITÄRRAUM-<br />
PLANUNG<br />
BADEZIMMER-<br />
DESIGN<br />
ROHINSTALLATION<br />
TRINKWASSER-<br />
HYGIENE<br />
SCHALLSCHUTZ<br />
BRANDSCHUTZ<br />
Warum Buwog, Soravia, IES und viele andere Bauträger auf Geberit setzen?<br />
Weil sie sich um die Bäder und die Sanitärtechnik keine Sorgen machen<br />
müssen. Bäder, die von Anfang an passen. Mit Sanitärtechnik, die für<br />
Jahrzehnte verlässlich arbeitet. www.geberit.at/wohnbau<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
63
Flat White<br />
168 €<br />
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne<br />
über Fakten und Inhalte, die<br />
verändern und prägen.<br />
#35<br />
Energiepreise:<br />
Was für ein Wahnsinn?<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Alles, was im Bereich Energie derzeit passiert, ist purer Wahnsinn<br />
und ich hätte mir nie gedacht, dass ich „Wahnsinn“ je in einer Kolumne<br />
erwähnen werde. Aber derzeit ist Wahnsinn einfach der beste Ausdruck<br />
und es ist kaum zu glauben, was wir derzeit erleben müssen. Konkret<br />
geht es um zwei Vorkommnisse der letzten Wochen.<br />
Pension für die Gas-Rechnung<br />
Das erste Vorkommnis betrifft meine Großmutter. Sie ist mehr als 90<br />
Jahre alt, ist aber noch immer sehr rüstig und schafft es, alleine zu Hause<br />
zu leben. Wir sind darauf sehr stolz und vor allem meine Mutter unterstützt<br />
meine Großmutter nach besten Kräften, damit sie so lange wie<br />
möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben kann. Bisher hat sie für<br />
Gas für ihr Haus 204,60 Euro bezahlt. Der Betrag ist nicht wenig, war<br />
aber vertretbar, denn wir wissen alle, dass in puncto Wärmedämmung<br />
das Haus nicht am letzten Stand ist. Sie könnte mit einer thermischen<br />
Sanierung sicherlich viel erreichen, aber einen Umbau wollten wir ihr<br />
bisher ersparen. Letzten Monat passierte aber folgendes: Ihr Energielieferant<br />
hat ohne Vorankündigung, ohne Warnung oder Hinweis 877,80<br />
Euro abgebucht. Meine Mutter und ich dachten an eine Nachzahlung<br />
für das letzte Jahr, ein Blick auf die Rechnung, die erst mühsam in einem<br />
Online-Portal zu suchen war, zeigte jedoch die vollständige Tragödie:<br />
es handelt sich um eine Monatsrechnung und der monatliche Betrag<br />
erhöht sich auf astronomische Höhen. Einfach unvorstellbar. Was<br />
mich bei diesem Fall ärgert, ist der Umstand, dass meine Großmutter<br />
keine Info vorab bekam und der Betrag einfach mir nichts dir nichts<br />
abgebucht wurde. Was wäre gewesen, wenn der Betrag nicht verfügbar<br />
gewesen wäre? Bei einer Pension von rund 1.000 Euro ist eine Energierechnung<br />
von rund 900 Euro ohne Hilfe der Familie nicht leistbar.<br />
Ich habe daraufhin im Namen meiner Großmutter mit dem Energieunternehmen<br />
Kontakt aufgenommen, denn hier muss ja ein Fehler<br />
vorliegen und eine derartige Erhöhung ist unvorstellbar. Die Antwort<br />
war lapidar: Der neue Betrag berechnet sich aufgrund der neuen Preise<br />
und bei dieser Vorschreibung ist eine allfällige Verhaltensänderung<br />
nicht berücksichtigt. Auf den Punkt gebracht: Wenn meine Oma zukünftig<br />
im Kalten lebt, wird es wieder billiger, wenn sie weiterhin warm<br />
duschen will und ein halbwegs warmes Zuhause haben will, gilt es, die<br />
Pension einfach ans Energieunternehmen zu überweisen und sich nicht<br />
zu ärgern. Ist dies nicht Wahnsinn?<br />
Neue Miete für den Strom<br />
Das zweite Ereignis betrifft mein Café in Linz. Bisher haben wir 118,02<br />
Euro pro Monat bezahlt. Im Februar <strong>2023</strong> gab es eine Abbuchung von<br />
mehr als 3.540,59 Euro. Wir sprechen hier von einem Café mit drei Räumen<br />
und Platz für rund 20 Gästen. Der bisherige Betrag war im Verhältnis<br />
zum Umsatz und auch zu den anderen <strong>Ausgabe</strong>n in einem guten Verhältnis.<br />
Und auch in diesem Fall gab es keine Vorwarnung, keine Info über<br />
die deutlich erhöhte Abbuchung. Wiederum waren wir gut gefordert,<br />
uns einen Überblick zu verschaffen und uns mit dem Thema zu beschäftigen.<br />
Auch hier zeigte die Rechnung eine Wahrheit, die wir einfach nicht<br />
glauben können: Leistungszeitraum ist nur ein Monat und der Betrag ist<br />
nunmehr höher als die Miete inklusive Betriebskosten. Bei meinem Café<br />
heißt es nun, mehr als 10 Prozent vom Umsatz allein für den Strom zu bezahlen.<br />
Leider bedeutet dies, nach den Corona-Jahren auch <strong>2023</strong> keinen<br />
Gewinn machen zu können, denn eine derartige Preissteigerung kann<br />
einfach nicht an unsere Kunden weitergeben werden. Wenn wir dies<br />
machen würden, kostet der Flat White zukünftig stolze 168 Euro. Dieser<br />
Betrag ist abgerundet und ist einfach nur Wahnsinn! Kein Mensch zahlt<br />
aktuell mehr als 160 Euro für einen Kaffee.<br />
Beide realen Fälle zeigen eine Realität auf, die ich mir nie vorstellen<br />
konnte. Und das Beste: Sowohl meine Großmutter als auch ich haben<br />
uns einen Partner ausgesucht, der uns Strom aus Wasserkraft verkauft.<br />
Warum ist diese Energiequelle derart in den Kosten gestiegen,<br />
die es rechtfertigen, dass wir jetzt zur Kasse gebeten werden? Guter<br />
Rat ist jetzt teuer.<br />
Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock<br />
64 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real<br />
und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund<br />
Vermögenstreuhänder.<br />
Mietpreisdeckel, gut überlegt<br />
und Eigentum derzeit auch kein Ausweg?<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Die herannahende Anpassung der gesetzlich preisgeregelten Richtwertmieten<br />
ist eine Wertsicherung d.h. Inflationsanpassung wie wir<br />
sie in derzeit in vielen Bereichen erleben, auch bei den Gehältern und<br />
Pensionen. Diese, wie von AK und Mietervereinigung gefordert, nicht zu<br />
machen bedeutet eine reale Mietensenkung. Das klingt vorerst vielleicht<br />
verführerisch. Weniger Miete bewirkt weniger Investitionen in die bestehenden<br />
Häuser und weniger Neubau. Gerade jetzt brauchen wir aber<br />
im Hinblick auf die Klimaziele Investitionen in Gebäude von über 200<br />
Millionen Euro um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen.<br />
Verschiebungen<br />
Wenn wir die Mieten nicht anpassen, dann werden<br />
in den Gemeindewohnungen verstärkt<br />
öffentliche Förderungen, also Steuergeld<br />
erforderlich sein. Im Gemeinnützigen<br />
Wohnbau werden die Investitionen<br />
nach dem Kostendeckungsprinzip auf<br />
die Mieter verteilt. Im privaten Wohnbau<br />
werden Wohnungen verkauft<br />
und somit als Mietwohnungen verloren<br />
gehen oder auch mit vermehrt mit<br />
öffentlichen Mitteln saniert werden<br />
müssen.<br />
Wir verschieben also einen Großteil der<br />
Investitionen in die Budgets der öffentlichen<br />
Hand. Dazu kommt, dass Mietpreisregelungen<br />
nicht sozial treffsicher sein können, da sie ohne Ansehen<br />
der Einkommen für Bereiche von Wohnungen beschlossen werden.<br />
Soziale Treffsicherheit ist in der Sozialpolitik zu machen nicht in der<br />
Wohnbaupolitik! Dazu kommt, dass per Gesetz günstigere Wohnungen<br />
oftmals dann Besserverdienern zu Verfügung stehen, da bei steigender<br />
Nachfrage der Vermieter sich den Mieter aussuchen kann.<br />
Ende des Eigentums<br />
Bis Mitte 2022 war der Wohntraum der Österreicher ein Eigenheim oder<br />
eine Eigentumswohnung. Mehr als 60 Prozent der Nachfrage betraf<br />
Wohnen im Eigentum. Die Preissteigerungen für Grund und Bauen, die<br />
Inflation, die Unsicherheit im Allgemeinen, vor allem aber steigende<br />
Zinsen haben die Nachfrage stark reduziert. Es stimmt schon, die Preise<br />
für Immobilien sind seit 10 Jahren stark gestiegen und vor allem in den<br />
letzten Jahren. Eine wesentliche Ursache waren aber die geringen Zinsen<br />
für Anleger und die starke Ausweitung der Geldmenge durch die EZB. Die<br />
vorhin angeführten Veränderungen hätten mehr als genügt, dass diese<br />
Entwicklung der stark steigenden Preisen stoppt. Überschießend<br />
haben die Banken in Österreich jedoch noch auf Empfehlung<br />
des FMSG einen KIM-V durch die FMA verordnet bekommen,<br />
die wesentlich dazu beiträgt, dass die Finanzierungen<br />
für Private um mehr als 50 Prozent reduziert<br />
wurden. Dies trifft nicht die Wünsche der Österreicher,<br />
sondern verhindert Vermögensaufbau und<br />
Vorsorge und damit Unabhängigkeit.<br />
Die Nachfrage nach Miete steigt daher auch aus<br />
diesem Grund. Noch haben wir durch die starke<br />
Neubautätigkeit der gewerblichen Bauträger ein<br />
ausreichendes Angebot an Mietwohnungen in den<br />
meisten Regionen in Österreich. Jedoch die Kostenentwicklung<br />
bei Grund um Bauen haben zu einem starken<br />
Rückgang der Neubautätigkeit geführt und die drohenden<br />
Beschränkungen bei Wertanpassungen der Mieten werden den<br />
Neubau und die Investitionen in Immobilien nachhaltig stören.<br />
Mit einer Lockerung der KIM-V und keinen weiteren Eingriffen in den<br />
ohnehin stark geregelten Mietmarkt in Österreich kann die Politik jetzt<br />
zumindest noch schlimmere Entwicklungen und einen wieder drohende<br />
Wohnungsknappheit, verhindern.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
65 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />
Freilegen<br />
Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />
Erstmals in der Geschichte fand diese Woche eine gemeinsame Pressekonferenz<br />
der Planer und der Immobilienwirtschaft anlässlich der<br />
Novelle zur Wiener Bauordnung statt. Was auf den ersten Blick erbaulich<br />
und konstruktiv klingt, hat in Wahrheit einen recht ernüchternden<br />
Hintergrund. In Wien geht nämlich innerstädtisch im freifinanzierten,<br />
privaten Wohnbau so gut wie gar nichts mehr. Und davon können nun<br />
alle gemeinsam ein Lied singen bzw. vor der Presse berichten. Wir stehen<br />
quasi gemeinsam vor einer dicken, fetten politischen Mauer. Unendliche<br />
Verfahrensdauern, schier unmögliche Auflagen, Restriktionen<br />
wohin man schaut und Verwaltungsentscheidungen, die einem nicht<br />
nur das Haus, sondern auch den Mund offenstehen lassen.<br />
Aktueller Irrsinn<br />
Seitenweise könnte ich über den aktuellen Irrsinn schreiben, tonnenweise<br />
Expertenpapiere liegen vor, vollgeschrieben mit Lösungen, die<br />
unsere Bundeshauptstadt zukunftsfit machen.Jeder Bereich unserer<br />
Branche klagt über dieselben Probleme, alle gemeinsam fordern sie<br />
dringlichst Veränderung und das jetzt. Die Zeiten, in welchen man sich<br />
über ein, zwei kleinste Schritte in die richtige Richtung bei BO-Novellen<br />
gefreut hatte, sind ein für alle Mal vorbei. Die Realität hat uns eines<br />
Besseren gelehrt, denn selbst dort, wo einen Kleinstspalt an Öffnung der<br />
rechtlichen Restriktionen in Sicht war, wurde dieser in der Praxis durch<br />
Verwaltungsmühlen sofort wieder doppelt verriegelt.<br />
Doch innerstädtisch wird derzeit freifinanzierten, privaten Bauprojekten<br />
der Behördenriegel vorgeschoben, während mit für die Stadt ungewohnter<br />
Brutalität und Schnelligkeit im grünen Wiener Umland umgewidmet<br />
und gemeinnützig gebaut wird, was das Zeug hält.<br />
Widmungswahnsinn<br />
Wertvolles Grünland in Bauland umzuwidmen und zu verbauen entgegen<br />
tausender Proteststimmen von Umweltschützern und Anrainern ist<br />
nur möglich, wenn allgemeine öffentliche Interessen überwiegen. Tritt<br />
die EU-Bodenschutzstrategie in den kommenden Jahrzehnten in Kraft<br />
und müssen diese verbauten Grünflächen auch noch mit entsiegelten<br />
Flächen ausgeglichen werden, wird es noch schwieriger, noch irgendeine<br />
Neustadt auf Bauerwartungsland zu stellen. Dieses Zeitfenster wird<br />
Damit wir diese Mauer an politischem Unwillen zum Einsturz bringen<br />
können, müssen wir – so denke ich – erst einmal verstehen, warum die<br />
Politik sich derart konsequent weigert, auf unsere Forderungen und<br />
Vorschläge einzugehen. Die Ziele, so scheint es, sind zumindest was die<br />
Worte betrifft, dieselben: wir wollen gemeinsam ein klimafittes Wien<br />
mit genügend Wohnraum ohne Gas und mit begrünten Fassaden und<br />
Freiflächen. Wir wollen einen ressourcenschonenden Umgang von<br />
Grund und Boden, was in der Praxis Innen- vor Außenentwicklung bedeutet,<br />
intelligente Begrünungsoffensiven inklusive.<br />
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />
66 ImmoFokus
| MT12-<strong>01</strong>G |<br />
Vom Konferenzraum …<br />
sich schneller als gewünscht schließen. Das von der Stadt und vom<br />
Wohnfonds über Jahrzehnte gehortete Bauerwartungsland könnte<br />
bald mit einem Schlag zu geschütztem Boden und Grünland, also in<br />
unserer Sprache zu einer totalen Fehlspekulation werden.<br />
Um jetzt rasch noch gemeinnützige Bauprojekte auf dieses Grünland<br />
setzen zu dürfen, braucht es natürlich ein zugkräftiges Argument:<br />
dringenden Wohnraumbedarf. Schlagzeilen der letzten Jahre<br />
über ein Überangebot an Wohnungen in Wien, welches sich auch<br />
noch preisdämpfend auf den Markt auswirkt, sind dabei wenig hilfreich.<br />
… bis zur Gebäudeautomation<br />
© Eric Ferguson / Getty Images<br />
Studien der AK, die belegen, dass innerstädtisch auch mindestens<br />
130.000 Sozialwohnungen auf Bestand Platz haben, sind ebenso<br />
wenig förderlich.<br />
Ich glaube, die Stadt Wien kämpft derzeit um jeden Quadratmeter<br />
Bebauung ihrer spekulativen Baugründe, bevor dies aus klimaschutzrechtlichen<br />
EU Vorgaben nicht mehr möglich ist. Die noch<br />
schlimmere Alternative dazu wäre, dass man einfach selbst mit der<br />
Materie überfordert ist, ähnlich wie beispielsweise im Ressort der<br />
Magistratsabteilung 35. Beide Varianten sind ehrlich gesagt Furcht<br />
einflößend. Dass privater Wohnbau innerstädtisch unter die Räder<br />
kommt, stört dabei wenig. Unter anderen auch deswegen, weil, so<br />
denke ich, die Mehrheit meint, dass es, wie man umgangssprachlich<br />
gerne sagt, „eh keine Armen“ trifft.<br />
Frei nach dem Motto, die reichen Immohaie halten das schon aus,<br />
wenn sie nicht jetzt, sondern erst in ein paar Jahren wieder bauen<br />
dürfen. Das ist natürlich kompletter Humbug. Denn mit dieser<br />
Strategie verlieren alle, am allermeisten vor allem die Bundeshauptstadt<br />
mit ihren Bewohnern. Vom Verbrauch mittlerweile enorm<br />
wertvoller Böden bis hin zu einem enormen Verlust an möglichen<br />
Wohnungen in allen Preisklassen in der Stadt, den Verlust von<br />
Arbeitsplätzen in der Branche aufgrund der nicht umgesetzten Projekte<br />
und vielem mehr.<br />
Wir sind als Branche auch selbst schuld an dieser Misere. Viel zu<br />
lange haben wir es verabsäumt, unseren wichtigen Beitrag zur<br />
Lebensqualität, zum Wirtschaftsstandort, als Arbeitgeber, als<br />
Lebensraumerhalter und vielem mehr in der breiten öffentlichen<br />
Wahrnehmung zu verankern und unser Image, das um so vieles<br />
schlechter ist als all das, was wir wirklich tun und sind, zu implementieren.<br />
Eine Plattform für Medientechnik,<br />
Gebäudeautomation und<br />
Entertainment: PC-based Control<br />
Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme<br />
ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und industrieerprobten<br />
Automatisierungsbaukasten, Multimedia, Gebäudeautomation<br />
sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und integriert umzusetzen.<br />
Mit der modularen Steuerungssoftware TwinCAT und direkter Cloudund<br />
IoT-Anbindung werden alle Gewerke von der A/V-Technik über die<br />
Gebäudeautomation bis hin zu Digital Signage Control, Device Management<br />
und Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu<br />
kommt die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung<br />
aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die<br />
Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.<br />
© Cultura / Getty Images<br />
Dass beispielsweise der sanierte Altbau und nicht der Seestadtgenossenschaftsbunker<br />
die beliebteste und begehrteste Wohnform<br />
der Wienerinnen und Wiener ist, scheinen manchmal sogar wir<br />
selbst durch die gekonnte PR-Maschinerie zu vergessen.<br />
Es wird zwar nicht gleich zum Erfolg führen, aber langsam und<br />
konsequent sollten wir endlich beginnen, unseren Input in die Bundeshauptstadt<br />
gemeinsam freizulegen, um uns jenes Standing und<br />
Gehör zu verschaffen, das wir uns verdienen.<br />
Scannen und die<br />
Beckhoff Highlights<br />
für die AV- und<br />
Medientechnik<br />
entdecken<br />
IoT<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
67
Der<br />
Marketer<br />
Gedankensplitter zum<br />
ImmoMarketing in<br />
Theorie und Praxis.<br />
Projektentwickler als Center Manager<br />
Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Als Projektentwickler stehe ich jetzt gerade vor der Herausforderung<br />
ein Bürogebäude entwickeln zu dürfen. Der Startschuss ist gefallen und<br />
im wahrsten Sinn des Wortes beginnt ein Marathon, der früher mit der<br />
Übergabe an den Mieter und den Verkauf geendet hat. Heute hat sich<br />
die Herangehensweise verändert und, wie schon oft in dieser Kolumne<br />
erwähnt, sind wir als Entwickler für den gesamten Lebenszyklus verantwortlich.<br />
Dies bedeutet einerseits die Betriebskosten von Beginn an zu<br />
planen und zu gestalten. In diesem Zusammenhang ist die Energieversorgung,<br />
die Kühlung und Heizung von entscheidender Bedeutung und dies<br />
nicht erst den letzten Monaten und den stark steigenden Energiekosten.<br />
Andererseits steht der Nutzermix im Fokus. Diese Aufgabe ist für<br />
unser Team durchaus neu und herausfordernd.<br />
Nicht jeder Nutzer<br />
Den richtigen Mix zu finden, bedeutet nicht, an jeden potentiellen<br />
Nachfrage zu vergeben. Oftmals habe ich selber in der<br />
Vergangenheit an einen Mieter vermietet, nur damit ich einen<br />
Leerstand vermeiden kann. Wenn dieser eine Mieter eingezogen ist,<br />
prägt dieser das Gebäude und kann es verändern. So kann ein prestigträchtiger<br />
Mieter den Wert einer Immobilie erhöhen, andersherum kann<br />
es auch zu einem Downgrade kommen. Denken wir nur an die klassischen<br />
Handy-Shops in der Erdgeschoss-Zone. Diese im Haus zu haben, bedeutet,<br />
dass bestimmte Zielgruppen das Haus besuchen und sich das Image nicht<br />
im Steigen befindet. Die Prozesse sind im Bestand fließend und nicht von<br />
heute auf morgen ersichtlich, aber auf längere Sicht gilt es hier rechtzeitig<br />
vorzubauen.<br />
Gedanken zum Mietermix<br />
Um sich dieser Herausforderung zu stellen, haben wir uns folgende drei<br />
Grundgedanken für den Marathon der nächsten Jahre gemacht:<br />
1. Gastro: Wir setzen bewusst auf eine lokale Versorgung im Haus und<br />
sind bereit innovative Konzepte, wie Automaten oder Kleinstflächen, zu<br />
unterstützen. Besonders gefallen hat mir in diesem Bereich der Sushimat<br />
in der Linzer Tabakfabrik, den der Geschäftsführer Markus Eidenberger<br />
als Vermieter ermöglicht hat. Meine Familie liebt Sushi und ich habe das<br />
Konzept, welches vor wenigen Tagen vorgestellt wurde, bereits getestet<br />
und bin begeistert. Die Mitarbeiter unserer Nutzer dürfen an ihr neues<br />
„Zuhause“ den Anspruch haben, gesundes Essen angeboten zu bekommen.<br />
Wenn die unmittelbare Nachbarschaft hier kein ausreichendes<br />
Angebot anbietet, gilt es hier selber aktiv zu werden.<br />
2. Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Als Mitarbeiter ist es erstrebenswert,<br />
dass die Kinder in unmittelbarer Nähe gut aufgehoben sind – dies<br />
gilt vor allem für die Krabbelstube und den Kindergarten. Wenn überraschend<br />
der Vater oder die Mutter gefragt sind, gilt es schnell vor Ort zu<br />
sein. Auch hier gilt es zu prüfen, ob die unmittelbare Umgebung ein<br />
ausreichendes Angebot anbietet. Gegebenenfalls sind Nutzungen<br />
in der zu entwickelnden Immobilie einzuplanen und umzusetzen.<br />
3. Handlungsfähigkeit: Die wichtigste Aufgabe ist es, die Handlungsfähigkeit<br />
beim Management der Liegenschaft langfristig zu<br />
gewährleisten. Was meine ich damit? Klassischerweise haben wir<br />
früher einzelne Einheiten gerne verkauft. Oftmals wollten unsere Nutzer<br />
auch gerne Eigentümer sein. Im ersten Schritt ist dieser Wunsch nachvollziehbar<br />
und für den Projektentwickler gibt es einen Exit in Form eines<br />
Abverkaufes. Oftmals habe ich aber bei diesen Projekt erleben müssen,<br />
dass in weiterer Folge die ursprünglichen Eigentümer die Einheiten nicht<br />
mehr selber genutzt haben oder bereits zu Beginn reine Investoren waren.<br />
In weiterer Folge kann es zu Interessenskonflikten kommen und keiner<br />
hat mehr das große Ganze im Blick. Denken Sie an folgendes Beispiel: Ein<br />
traditioneller Betrieb hat seine Einheit im Eigentum und wird von vielen<br />
Besuchern geschätzt. Das Haus wird im besten Fall sogar mit diesem Mieter<br />
assoziiert. Mit dem Ruhestand der Eigentümer wird der eigentliche Betrieb<br />
geschlossen und als Nachnutzer wird die Fläche an den oben erwähnten<br />
Handy-Shop vermietet. Die Miete stimmt und für den Eigentümer<br />
dieser Fläche stimmt die Kalkulation, da die Pension abgesichert ist. Aber<br />
wie schaut die Rechnung fürs Haus aus? Wie entwickelt sich der Wert der<br />
gesamten Liegenschaft? Wenn alle Einheiten in einer Hand bleiben, kann<br />
es solche Entwicklungen nicht geben, aber welche Lösungen gibt es bei<br />
einem Abverkauf? Diese Frage beschäftigt uns seit längerem und bisher<br />
fehlt uns die zündende Idee. Wer weiß uns hier zu helfen?<br />
68 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />
Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />
Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />
Es diskutiert sich leicht<br />
ohne Faktenwissen<br />
Kommentar: Louis Obrowsky<br />
Foto: Adobe Stock<br />
Es geht wieder um, die Mär von den schlimmen Immobilieninvestoren,<br />
die nichts anderes im Sinn haben als alle Mieter „abzuzocken“. Im<br />
Fernsehen ereifern sich Redakteure in einem sogenannten „Talk“ über<br />
den „Mietenwucher“, anstatt darzulegen, dass es sich bei der in Diskussion<br />
stehenden „Mieterhöhung“ um die gesetzlich festgelegte Valorisierung<br />
der Mieten handelt. Denn diese wurde deshalb eingeführt,<br />
damit Eigentümer, die ein Haus oder eine Wohnung besitzen, welche<br />
vor 1945 errichtet wurden und daher dem geregelten Richtwertsystem<br />
unterliegen – welches schon von sich aus eine Mietpreisbremse darstellt<br />
- auch tatsächlich erhalten können. Daher stellt diese Valorisierung<br />
keinen Wucher wild gewordener Finanzhaie<br />
dar, sondern das gesetzlich zustehende Maß an Mietanpassung.<br />
Denn außer dieser Valorisierung kann die<br />
Miete eines aufrechten Bestandsverhältnisses gar nicht<br />
erhöht werden, auch dies sei einmal erwähnt. Es darf<br />
daher wohl die Frage gestellt werden, ob sich in Zukunft<br />
vermieten noch lohnen wird. Die einzige Möglichkeit,<br />
die Miete an die Inflation anzupassen, stellt nämlich die<br />
gesetzlich festgelegte Valorisierung dar. Und in dieses Recht<br />
will der Staat eingreifen, wie es ihm gerade politisch passt. Das<br />
ist Rechtssicherheit auf dem Niveau eines Entwicklungslandes!<br />
Kosten für Klimaschutz offensichtlich gottgegeben<br />
Gar keine Beachtung in all diesen faktenbefreiten Diskussionen finden<br />
die auf die Vermieter zukommenden Kosten, welche mit einer „normalen“<br />
Erhaltung des Gebäudebestandes nichts zu tun haben; nämlich<br />
die geforderten Klimaschutzmaßnahmen. Die sind offensichtlich<br />
gottgegeben und sollen zur Gänze vom Vermieter zu bezahlen sein.<br />
Das ist bei einem der niedrigsten Richtwerte in Wien mit 6,15 Euro pro<br />
Quadratmeter (der höchste ist mit 9,44 Euro in Vorarlberg) schwer<br />
zu stemmen. Ganz unabhängig davon, dass ein derartiger Eingriff<br />
m Bestand aufgrund derzeit geltender Mieterschutzbestimmungen<br />
kaum umsetzbar ist. Aber auch das ist unwichtig. Hauptsache man<br />
hat denjenigen gefunden, der an Allem die Schuld trägt: Der Immobilieninvestor.<br />
Rückzug aus dem Wohnsegment<br />
Es wird stets übersehen, dass die Diskussion über Inflationsmilderungsgesetz,<br />
Mietzinsminderung oder wie die Begriffe alle so<br />
heißen, nur bewirken, dass sich immer mehr Investoren aus den<br />
Wohnimmobilien zurückziehen werden. Altbestand wird parifiziert<br />
und verkauft, neue Objekte werden nicht mehr geplant werden.<br />
Dies ergibt weniger Angebot, daraus folgen höhere Mieten<br />
für den freifinanzierten Bereich. Dieses Bild zeigt sich in<br />
allen Immobilienmärkten, in welche von staatlicher Seite<br />
eingegriffen wird, nur in Österreich will es keiner wahrhaben.<br />
Begrenzungen der Mietvalorisierungen in anderen<br />
Ländern mit Österreich zu vergleichen, ist unzulässig.<br />
In vielen anderen europäischen Metropolen hat man<br />
ein doppelt so hohes Mietniveau wie in Österreich<br />
und genießt steuerliche Vorteile, wenn man in Immobilien<br />
investiert. Aber sobald der Vergleich von Äpfeln<br />
mit Birnen ins Konzept passt, wird dieser gerne als state<br />
oft the art präsentiert, die meisten, die darüber reden kennen<br />
sich sowieso im Detail nicht aus, geben sich aber medienwirksam<br />
als ach so „sozial“. Da erscheint die Stadt Wien mit ihrem Bekenntnis<br />
zur Valorisierung bei den Gemeindebauten fast noch realistisch,<br />
allerdings mit einer Einschränkung: sie könnte die ja von sich aus die<br />
Valorisierung aussetzen, wenn sie sozial sein wollte, dies tut sie aber<br />
wohlweislich nicht. Wie es heißt, warte man auf eine Entscheidung<br />
des Bundes, wenn dieser die Valorisierung nicht einschränkt, wird<br />
auch in den 220.000 Wiener Gemeindewohnungen erhöht. Und dann<br />
hat der Bund das soziale Pummerl. Anstatt einzelnen, die es wirklich<br />
brauchen, einen Mietzuschuss zu gewähren, sollen alle privaten Immobilieninvestoren<br />
zur Kasse gebeten werden. Das nennt sich dann<br />
Wohnpolitik made in Austria!<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
69
Bewertung<br />
ImFokus<br />
Optimistisch<br />
für <strong>2023</strong><br />
Vor einem Jahr habe ich hier einige Thesen aufgestellt, leider<br />
haben fast alle gestimmt. Einzig bei der Zinswende hatte ich<br />
Unrecht, die ist schneller gekommen als erwartet. Löchrige<br />
Lieferketten durch Corona-Nachwirkungen und der Russland<br />
Krieg (warum sagen eigentlich alle Ukraine-Krieg?) haben das<br />
beschleunigt. Aber anders als unsere politische Elite kann<br />
ich sagen: „Ich habe mich geirrt“. Das unterscheidet unsere<br />
Wirtschaftselite von der Poltischen: Entscheidungen werden<br />
evidenzbasiert gefällt, Fragen werden beantwortet und aus<br />
Fehlern wird gelernt.<br />
Kolumne: Wolfgang M. Fessl<br />
D<br />
erzeit schielen ja alle in Richtung<br />
der Bewerter. Unbegründet wie<br />
ich meine, denn die teilweise gesunkenen<br />
Immobilienwerte die<br />
wir heute feststellen können, sind faktisch letztes<br />
Jahr passiert. Nur sichtbar war das nicht, das<br />
überlässt man uns. Die Bewertungskorrekturen<br />
sind lediglich Mathematik. Wir machen keinen<br />
Markt, wir bilden ihn nur ab.<br />
Der Blick in die Glaskugel<br />
Doch eigentlich ist es egal, was unsere Branche<br />
<strong>2023</strong> beschäftigt, viel wichtiger ist, womit wir<br />
uns noch viel länger beschäftigen werden, und<br />
da drängen sich viele Fragen aber wenige Antworten<br />
auf:<br />
Zinsen / Baukosten<br />
Die Immobilienbranche ist seit 15 Jahren durch<br />
fallende Zinsen verwöhnt worden. Um Erfolg<br />
zu haben war weder Wissen noch unternehmerisches<br />
Geschick erforderlich. Der Markt hat<br />
vieles ermöglicht und auch viel Ungeschick geheilt.<br />
Bei einem Bodenwertanteil von € 2000,-/<br />
m², Baukosten von € 3000,-/m² und Zinsen hört<br />
sich das auf. Ja wir haben wieder Zinsen, die ich<br />
für ein volkswirtschaftlich wichtiges Steuerinstrument<br />
halte. Nicht nur um die Glücksritter von<br />
den Profis zu unterscheiden.<br />
Wir sollten uns für die nächste Dekade mit einer<br />
Inflation zwischen 3% und 4% anfreunden.<br />
Alles schon einmal dagewesen, und die gute<br />
Nachricht: Geld lässt sich in jeder Zinsphase<br />
verdienen, nur nicht für Jeden.<br />
Demographie / Migration<br />
Die 2<strong>01</strong>5 aus der Not geborene „Wir schaffen<br />
das, egal was kommt“ Mentalität wurde von<br />
der Realität überholt. Die langjährige Unfähigkeit<br />
hier lebbare Lösungen zu schaffen<br />
äußert sich regelmäßig bei Wahlen mit 25%-<br />
igen Stimmanteilen der rechten Außenseiterpartei.<br />
Die Boomer gehen in den nächsten<br />
Jahren in Pension, Teilzeitarbeit setzt sich<br />
als Lebensmodell durch, gut ausgebildete<br />
Zuwanderung gibt es nicht. Hat jemand eine<br />
Idee wie diese Demographielücke zu schließen<br />
wäre?<br />
Bildung / Gesundheit<br />
Der Staat hat letztlich nur zwei Einnahmequellen:<br />
Die Steuern der Privatwirtschaft und<br />
Schulden machen. Die Nullzins-Ära hätte<br />
genutzt werden können, um das Bildungsund<br />
Gesundheitswesen zu verbessern, das<br />
hat man leider verpasst. Der Gegenwert eines<br />
halben Jahres Corona-testen hätte unser Bildungssystem<br />
gründlich reformieren können.<br />
70 ImmoFokus
Wolfgang M. Fessl<br />
Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über<br />
mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl<br />
ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder<br />
(Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert<br />
nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).<br />
International werden wir dadurch von vielen<br />
Nationen überholt.<br />
Globalisierung / Lokalisierung<br />
Löchrige Lieferketten haben uns bewusst gemacht,<br />
daß Produktion, wenn auch teurer, lokal<br />
stattfinden kann. Das darf aber nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, daß wir dennoch im internationalen<br />
Wettbewerb stehen. Unsere Gesellschaft<br />
hat sich aber mit anderen Problemen beschäftigt<br />
als mit unserer Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Gendern ist wichtiger als Umsatz machen. Viele<br />
ethisch einwandfreie Entwicklungen stärken<br />
uns als Volkswirtschaft nicht, sondern kosten<br />
Geld und gefährden damit unsere internationale<br />
Position.<br />
Dekarbonisierung<br />
Das wohl größte Thema unserer Zeit. Unsere<br />
Gesellschaft wird erkennen müssen, daß der<br />
Zenit des Wohlstands überschritten ist. Jegliche<br />
Aufwendungen zur Dekarbonisierung sind<br />
unbequem, kosten Geld und befeuern die Inflation.<br />
Und nun gilt es herauszufinden, wie sich<br />
die Auflagen zur Klimaverbesserung und hohe<br />
Zinsen vertragen.<br />
Krieg und Verteidigung<br />
Ich gehöre bereits einer Generation an, die keinerlei<br />
Kriegserfahrung hat, bei meinen Großeltern<br />
war das noch anders. In den vergangenen<br />
Friedenszeiten hat unsere westliche Zivilisation<br />
das infantile Aufrüsten beendet und sich stattdessen<br />
auf den Katastrophenschutz konzentriert.<br />
Jetzt ist alles anders. Plötzlich gibt’s wieder<br />
Geld für Panzer und Flugzeuge. Leider lehrt<br />
uns die Geschichte das sich Leid und Genozid<br />
seit Jahrhunderten wiederholen. Andererseits:<br />
Auch der Russlandkrieg geht vorbei und bei jedem<br />
Krieg gibt’s Profiteure. Vom Wiederaufbau<br />
wird auch die europäische Industrie profitieren.<br />
Hoffentlich mehr als sie durch die Kriegshandlungen<br />
verloren hat.<br />
Demobilisierung<br />
Ein sehr unpopuläres Thema. Seit die Generation<br />
Wiederaufbau in den 50er Jahren auf<br />
der Fahrt nach Lignano erkannt hat, daß die<br />
Welt nicht in Villach aufhört, stellt die Bewegungsfreiheit<br />
einen Eckpfeiler westlicher Demokratien<br />
dar. Diese einzuschränken trifft die<br />
Gesellschaft im Kern. Schließlich stellt die Elektromobilität<br />
nur eine Vorstufe für die Mobilität<br />
der Zukunft dar. Egal womit wir fahren oder<br />
fliegen, aus heutiger Sicht wird die Wende nur<br />
gelingen wenn wir weniger mobil sind. Das sagt<br />
aber niemand, weils auch niemand hören will.<br />
So, jetzt muss ich mir nur noch überlegen woher<br />
ich den Optimismus für <strong>2023</strong> nehme …<br />
www.cerhahempel.com<br />
CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs<br />
mit integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit mehr als 100 Jahren steht der<br />
Anspruch höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
71
Zum Autor<br />
Martin Prunbauer ist seit 2<strong>01</strong>2 Präsident des Österreichischen<br />
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020<br />
Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im<br />
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />
Rechtssicherheit statt<br />
ideologischem Deckeln und Bremsen<br />
Kommentar: Martin Prunbauer<br />
Als im März 2021 das Mietzinsrechtliche Pandemiefolgenlinderungsgesetz<br />
im Parlament beschlossen wurde, stand fest: Das Aussetzen<br />
der Anpassung von Richtwerten und Kategoriebeträgen an den<br />
Verbraucherpreisindex bedeutete keine Mindereinnahmen des Staates,<br />
sondern war – salopp formuliert – ein Geschenk des Staates auf<br />
Kosten der Vermieter. Diese „Großzügigkeit“ bezog sich auf ein ohnehin<br />
stark reguliertes Mietsegment und privilegierte unterschiedslos<br />
alle dort lebenden Mieter, egal ob reich oder arm.<br />
Dass dadurch weniger Investitionen für<br />
die Erhaltung des Altbestandes in Kauf<br />
genommen würden, war klar. Auf die<br />
Vermieter hat der Gesetzgeber jedoch<br />
schon während der Pandemie<br />
„vergessen“. Für einen coronabedingten<br />
Entfall oder eine Minderung<br />
von Mieteinnahmen waren<br />
von staatlicher Seite her keinerlei<br />
Unterstützungsmaßnahmen<br />
für Vermieter vorgesehen.<br />
Falsche Darstellung<br />
Privaten Vermietern blieb sodann<br />
nichts anderes übrig, als darauf<br />
zu vertrauen, dass – wie von ÖVP,<br />
SPÖ, Grünen und FPÖ ausdrücklich<br />
beschlossen - als Ausgleich für das<br />
Aussetzen der Valorisierung im Jahr<br />
2021 in den Jahren 2022 und <strong>2023</strong> eine<br />
Anpassung der Richtwerte in voller Höhe<br />
erfolgen werde. Ebenso, dass die zuletzt im Jahr 2<strong>01</strong>8 (!) vorgenommene<br />
Valorisierung der Kategoriemieten – wir sprechen von Mieten<br />
zwischen einem und vier Euro pro Quadratmeter – den gesetzlichen<br />
Vorschriften entsprechend, also bei Überschreiten einer Grenze von<br />
fünf Prozent vorgenommen wird.<br />
Bereits letztes Jahr kritisierten Mietervertreter die Valorisierung (also<br />
Wertsicherung) von Richtwerten und Kategoriemieten. Die Diskussionen<br />
sind seitdem aufgrund der hohen Inflation nicht abgerissen.<br />
Die angeblich so stark gestiegenen Mieten wären Preistreiber und<br />
Vermieter der Sündenbock.<br />
Minimale Mietsteigerung<br />
Doch das Gegenteil ist wahr: Die behaupteten Teuerungen<br />
in diesem Segment sind laut Statistik Austria<br />
ausgeblieben. Laut deren Berechnungen ist<br />
in der Periode Jänner 2021 bis Dezember 2022<br />
der Warenkorb „Wohnen, Wasser, Energie“<br />
um 20,9 Prozent gestiegen. Sieht man sich<br />
diesen Warenkorb anhand seiner<br />
Bestandteile genauer an, ergibt<br />
sich folgendes Bild: „Bezahlte<br />
Wohnungsmieten“ stiegen in<br />
diesem Zeitraum lediglich um<br />
drei Prozent (!), während sich<br />
„Wasserversorgung und sonstige<br />
Dienstleistungen“ (Wohnung) um<br />
6,9 Prozent, „Instandhaltung und<br />
Reparatur der Wohnung“ um 25,9 Prozent erhöht<br />
haben. „Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe“<br />
(Wohnung) stiegen um 54,1 Prozent.<br />
Eingriffe in die Privatautonomie und in die Eigentums- und<br />
Erwerbsfreiheit durch Deckelungen oder Bremsen auf Kosten der<br />
Vermieter sind unredliche Verletzungen der Rechtssicherheit und<br />
eigentumsfeindlich.<br />
Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock<br />
72 ImmoFokus
Advertorial<br />
Judikatur-Update aus<br />
dem Immobilien-Bereich<br />
Beratung. Die BDO Immobilienexpert:innen verschaffen nachstehend einen Überblick über wesentliche<br />
aktuelle Rechtsprechung im Immobilien-Bereich.<br />
Autor: Marlies Muck, Msc<br />
Foto: BDO<br />
ImmoESt bei Verkauf eines vermögensverwaltenden<br />
KG-Anteils<br />
(VwGH 22.6.2022, Ro 2021/13/0029)<br />
Wird ein Anteil an einer vermögensverwaltenden<br />
KG veräußert, so stellt dies eine aliquote<br />
Veräußerung aller vom Beteiligungsunternehmen<br />
gehaltenen Wirtschaftsgüter dar.<br />
Demnach muss zunächst eine Bewertung jedes<br />
einzelnen Vermögensgegenstands mit dem<br />
Verkehrswert erfolgen und der Veräußerungserlös<br />
schließlich den Vermögensgegenständen<br />
anteilig zugeordnet werden. Ist eine Liegenschaft<br />
im Vermögen der KG, so führt dies<br />
zu einer privaten Grundstücksveräußerung.<br />
Folglich ist Immobilienertragsteuer („Immo-<br />
Est“) mit besonderem Steuersatz in Höhe von<br />
30 Prozent abzuführen. Auf Antrag kann der<br />
niedrigere Tarifsteuersatz angewendet werden<br />
(Regelbesteuerungsoption). Die Höhe der<br />
ImmoEst wird nach dem gewohnten Regime<br />
(adaptierte Anschaffungskosten minus Veräußerungserlös)<br />
ermittelt.<br />
Verlust der Herstellerbefreiung auch<br />
ohne tatsächliche Einnahmen<br />
(VwGH 19.10.2022, Ro 2020/15/0<strong>01</strong>7)<br />
Im vorliegenden Fall wurde ein Wohngebäude<br />
durch eine Miteigentumsgemeinschaft errichtet.<br />
Bereits in der Bauphase wurden Makler<br />
mit der Suche nach potenziellen Mietern beauftragt.<br />
Vorsteuern, die aus der Errichtung<br />
des Wohngebäudes anfielen, wurden von der<br />
Miteigentumsgemeinschaft geltend gemacht<br />
und vom Finanzamt aufgrund ernsthafter<br />
Vermietungsabsicht auch bezahlt. (Negative)<br />
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung<br />
wurden keine erklärt.<br />
Das bebaute Grundstück wurde, ohne jemals<br />
Einnahmen aus dem errichteten Wohngebäude<br />
erzielt zu haben, verkauft. Wegen des<br />
steuerfreien Verkaufs gem. § 6 Abs. 1 Z 9 lit a<br />
UStG wurden die geltend gemachten Vorsteuern<br />
nach § 12 Abs. 11 UStG berichtigt und an<br />
das Finanzamt zurückgezahlt. Es wurde die<br />
Herstellerbefreiung im Sinne des § 30 Abs.<br />
2 Z 2 EStG bei der Berechnung der ImmoEst<br />
angewendet. Im Rahmen einer Nachschau<br />
setzte das Finanzamt bei den Mitbeteiligten<br />
die Einkommensteuer für die Veräußerung<br />
der Liegenschaft (inklusive Gebäude) als Einkünfte<br />
aus privaten Grundstücksveräußerungen<br />
zum Sondersteuersatz (30 Prozent) fest, da<br />
das Gebäude innerhalb der letzten zehn Jahre<br />
der Erzielung von Einkünften gedient habe<br />
und somit die Herstellerbefreiung nicht zur<br />
Anwendung kommen könne.<br />
VwGH folgte Ansicht des Finanzamts<br />
Strittig ist, ob die verkaufte Immobilie in den<br />
letzten zehn Jahren vor der Veräußerung der<br />
Erzielung von Einkünften aus Vermietung und<br />
Verpachtung gedient hat, ohne dass zu einem<br />
Zeitpunkt Mieteinnahmen aus einer Vermietung<br />
oder Verpachtung erzielt wurden. Der<br />
VwGH folgte der Ansicht des Finanzamts mit<br />
der Begründung, dass (negative) Einkünfte aus<br />
Vermietung und Verpachtung auch vorliegen<br />
können, bevor Mieteinnahmen erzielt werden<br />
(auch wenn die Erzielung von Mieteinnahmen<br />
Marlies Muck, Msc<br />
Steuerberaterin/Senior Managerin<br />
gänzlich ausbleibt). Es wird auf die durch<br />
objektive Umstände erwiesene ernsthafte Vermietungsabsicht<br />
abgestellt. Ein Gebäude dient<br />
auch dann der „Erzielung von Einkünften“ im<br />
Sinne der Herstellerbefreiung des § 30 Abs. 2 Z<br />
2 EstG, wenn diese Einkünfte negativ sind.<br />
Wie sich zeigt, bietet der Immobiliensektor<br />
auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen<br />
Ihnen die BDO Experten gerne beratend<br />
zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren<br />
Entwicklungen im Zusammenhang mit der<br />
Steuergesetzgebung laufend zu beobachten<br />
und zu evaluieren.<br />
Factbox<br />
MARLIES MUCK, MSC<br />
STEUERBERATERIN/SENIOR MANAGERIN<br />
Telefon +43 5 70 375 1000<br />
marlies.muck@bdo.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
73
Zum Autor<br />
Jasmin Soravia ist seit 2<strong>01</strong>9 Vorsitzende des Urban Land<br />
Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />
Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />
GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />
Augmented Reality:<br />
Mehr sehen, besser planen<br />
Kommentar: Jasmin Soravia<br />
Mit Augmented Reality können digitale bzw. virtuelle Elemente in<br />
die reale Welt eingebettet werden, sprich reale Umgebungen werden<br />
mit digitalen Inhalten so verknüpft und optisch aufbereitet, dass sie<br />
einfach erfasst und interpretiert werden können. Auf dieser Grundlage<br />
entstehen für die gesamte Immobilienentwicklung bis hin zum<br />
Bauwesen vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, um Projekte über<br />
den gesamten Zyklus zu optimieren. Somit gilt Augmented Reality als<br />
eine der wirkungsvollsten Technologien im Digitalisierungsprozess.<br />
Zu Beginn der Planung kann Augmented Reality bereits auf verschiedene<br />
Weise eingesetzt werden. Bei der Visualisierung von Entwürfen<br />
ermöglicht die AR-Technologie den ArchitektInnen, ihre Ideen in<br />
Echtzeit als 3D Modell von verschiedenen Seiten bzw. unterschiedliche<br />
Perspektiven zu betrachten und in die reale Umgebung zu projizieren,<br />
um so weitere Optimierungen vornehmen zu können. Auch<br />
bei der Präsentation der Entwürfe kann Augmented Reality eingesetzt<br />
werden, um den Bauherren oder Investoren eine realistischere<br />
Vorstellung des Objekts zu vermitteln. Dies kann mittels „Video-seethrough“<br />
Methode auf einem Smartphone bzw. Tablet oder mittels<br />
„Optical-see-through“ via „Smart glasses“ (spezielle Brille) stattfinden.<br />
Zudem können auch Erlebnisse im Innenraum mittels Augmented<br />
Reality emotionsstark vermittelt werden, um virtuellen Möbel und<br />
andere Designelemente in den geplanten Raum zu projizieren, somit<br />
auch perfekt im Home Staging einsetzbar. So können z.B. potenzielle<br />
KäuferInnen bereits in der Planungsphase durch ein komplettes virtuelles<br />
Modell des Gebäudes geführt werden. In weiterer Folge kann die<br />
Wirkung von Design-Entscheidungen erheblich besser eingeschätzt<br />
und zwischen ArchitektInnen, Bauherren, KäuferInnen oder künftigen<br />
NutzerInnen abgestimmt werden. Jede „virtuelle“ Besichtigung<br />
wird somit zum Highlight!<br />
Im Rahmen der baulichen Ausführung kann durch Augmented Reality<br />
eine Reduzierung der Projektkosten mittels Live-Planung mit<br />
integrierten Ansätzen erreicht werden. Das verbessert in Folge die<br />
Einhaltung von Fristen, reduziert Projektverzögerungen und kann<br />
damit helfen, Pönalen zu vermeiden. Zudem kann Augmented Reality<br />
die Qualität der Bauarbeiten insgesamt optimieren, indem Mängel<br />
und damit Nacharbeiten reduziert werden.<br />
Die hohe Komplexität und Fragmentierung der einzelnen Teilleistungen<br />
in der Baubranche erfordern eine interprofessionelle<br />
Zusammenarbeit der Gewerke – und damit ein effektives Echtzeit-<br />
Management des Informationsaustauschs über den gesamten Bauprozess.<br />
Ergänzend zur Augmented Reality ist es daher oft sinnvoll,<br />
ein cloudbasiertes Building Information Modeling (BIM) einzuset-<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
74 ImmoFokus
zen, um die Effektivität der Bauarbeiten zu steigern und gleichzeitig<br />
die Kosten zu senken.<br />
Building Information Modeling ermöglicht vielfältige Visualisierungs-,<br />
Kollaborations- und Interaktionsfunktionen und kann auf<br />
Handys oder Tablets bzw. Laptops eingesetzt werden und ist somit<br />
relativ einfach in die Arbeitsabläufe am Bau integrierbar. Die Software<br />
ermöglicht allen Beteiligten, wie Architekten, Bauunternehmen oder<br />
Professionisten den Zugang zu einer gemeinsamen Plattform, auf der<br />
sie aktuelle Informationen und Daten teilen können, alle Projektdaten<br />
werden also zentral gespeichert und verwaltet.<br />
Aber auch sonstige Bereiche wie das Asset-, Property-, Facility sowie das<br />
Mieter- & Kundenmanagement werden bereits stark durch Augmented<br />
Reality beeinflusst; Ebenfalls das Thema Sicherheit am Bau - die dynamische,<br />
komplexe Interaktion zwischen Arbeitern, Maschinen und sich<br />
ständig verändernden Umfeldbedingungen führt oft zu Unfällen, aber<br />
auch zu Schäden an Material und Maschinen. Das langfristige Ziel der<br />
Augmented Reality Forschung besteht hier darin, eine „Null-Unfall-<br />
Philosophie“ zu erfüllen. Wichtige Einsatzbereiche sind dafür die<br />
Schulung von Sicherheitspersonal und die Bereitstellung von einfach<br />
zu handhabenden Instrumenten zur Risikoprävention. So können z. B.<br />
visuelle Inspektionen anhand von Checklisten durchgeführt werden.<br />
Auf der Baustelle kann Augmented Reality als 3D-Viewer mit intuitiver<br />
Benutzeroberfläche mit verschiedenen Informationsebenen für die<br />
Sicherheitsinspektion verwendet werden. Mit virtuell überlagerten<br />
Anweisungen können alle relevanten Informationen in Echtzeit auf die<br />
Baustelle projiziert werden. Zudem kann Augmented Reality für Wartungs-<br />
und Reparaturarbeiten an Gebäuden eingesetzt werden.<br />
Aufgrund der aktuell besonders rasch voranschreitenden Digitalisierung<br />
in allen Bereichen der Wirtschaft ist damit zu rechnen,<br />
dass auch die Augmented Reality, die für viele noch wie eine Fiktion<br />
wirkt, bald üblicher Standard in der Immobilienentwicklung wird –<br />
so wie auch die Umstellung vom Zeichentisch mit Papier und Tusche<br />
zur 3D Konstruktion am PC in wenigen Jahren für eine grundlegende<br />
Neuorganisation der Planungs-, Ausschreibungs- und Fertigungsprozesse<br />
gesorgt hat.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
75
Reduce, Reuse,<br />
Repair, Recycle.<br />
Building Information Modeling. Anlässlich des BIM Globe <strong>2023</strong> diskutierten die<br />
buildingSMART Geschäftsführer der DACH-Region Gunther Wölfle (Deutschland),<br />
buildingSMART-Gründer Alfred Waschl (Österreich) und Birgitta Schock (Schweiz) über<br />
aktuelle Entwicklungen.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
76 ImmoFokus
Drei Länder mit unterschiedlich strukturierter<br />
Immobilien- und Bauwirtschaft:<br />
Wer hat beim Thema BIM die Nase vorn?<br />
Alfred Waschl: Wir sind alle gleich weit hinten.<br />
Denken Sie an ESG. ESG hat neun Teilbereiche.<br />
Zwei davon sind bereits gesetzlich fixiert, die<br />
anderen sieben nicht. Vor den sieben fürchten<br />
wir uns und über die zwei diskutieren wir nicht.<br />
Der größte Fehler aber ist, dass wir alle auf<br />
Daten sitzen und diese unstrukturiert vor uns<br />
herschieben. Ohne Daten kein BIM, ohne Daten<br />
kein ESG.<br />
Das werden die Politiker in allen drei Ländern<br />
verstehen müssen: Ohne belastbare Daten gibt<br />
es keine Nachhaltigkeit. Hier ist die Politik<br />
gefordert. Sie muss Fakten schaffen.<br />
Birgitta Schock: Da komme ich jetzt gleich<br />
einmal auf einen Unterschied zu sprechen.<br />
Wie Sie wissen, gehört die Schweiz nicht zur<br />
Europäischen Union<br />
„In der Schweiz<br />
blickt man<br />
abwartend nach<br />
Österreich und<br />
Deutschland:<br />
Mal sehen, was<br />
die machen.“<br />
Birgitta Schock,<br />
buildingSMART<br />
Fotos: RICHARD@RICHARDTANZER.AT<br />
Die Schweiz gehört nicht zur EU, und wird auch<br />
immer öfter aus Gremien ausgeschlossen. Ein<br />
Thema wie ESG ist für die Industriepartner<br />
mit europäischem Aktionsraum bereits viel<br />
relevanter, wie für Akteure im rein Schweizerischen<br />
Markt. Obwohl es uns auch angeht, ist<br />
das Thema von der politischen und wirtschaftlichen<br />
Aufmerksamkeit her einfach noch nicht<br />
angekommen. Es ist tatsächlich so, dass wir<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
77
Wölfle: Bei uns in Deutschland kommt<br />
hinzu, dass wir eine Ampel-Koalition haben.<br />
Zu einer Ampel gehören grün, rot und gelb.<br />
Spätestens seit anderthalb Jahren, seit diese<br />
neue Regierung ganz oben auf Bundesebene im<br />
Amt ist, merkt man verstärkt grüne Elemente<br />
– auch beim Thema BIM und Digitalisierung.<br />
Ich würde behaupten, dass diese Themen in<br />
Deutschland bisher vor allem von der Infrastruktur<br />
getrieben wurden. Langsam zieht der<br />
Hochbau nach.<br />
Wir müssen grüner werden und wir müssen<br />
günstiger und in größerer Stückzahl Wohnraum<br />
produzieren. Das betrifft uns, glaube ich,<br />
alle. Dazu gehört eben, dass man auf digitale<br />
Methoden setzt. Ohne intelligente Digitalisierung<br />
wird es nicht gehen. Ich wüsste nicht, wie<br />
man ohne Digitalisierung ein Gebäude über<br />
seinen gesamten Lebenszyklus monitort, beobachtet,<br />
bewertet, beziehungsweise es bereits in<br />
der Planungsphase schon simulieren könnte.<br />
nach links und rechts gucken und denken: Geht<br />
uns nichts an. Das ist ein Fehler.<br />
ESG kommt aus dem Thema des „Sustainable<br />
Financings“ heraus, aus der Versicherungswelt.<br />
Da sind wir in der Schweiz mittendrin. Aber wir<br />
haben ein janusköpfiges Verhalten: Obwohl die<br />
Bau- und Immobilienwirtschaft in der Schweiz<br />
– wir auch in Deutschland und Österreich – zu<br />
den stärksten Industrien im Lande zählt, gehen<br />
wir gerne eigene Wege.<br />
In der Schweiz blickt man abwartend nach<br />
Österreich und Deutschland: Mal sehen, was<br />
die machen.<br />
Die Frage ist auch: Ist die Politik verantwortlich?<br />
Die Schweizer Politik ist da klar: Die muss<br />
in den Lead gehen. Ich weiß nicht, wie das bei<br />
euch gehandhabt wird, aber in der Schweiz ist<br />
es ein klares Statement: Ob es BIM, ESG oder<br />
irgendwelche anderen Fragen sind, die Wirtschaft<br />
ist der Treiber. Wir sind sehr, defensiv<br />
– Wir leben und arbeiten in einem föderalistischen<br />
System. Ist das ein Vor- oder Nachteil?<br />
Tatsache ist, wir kämpfen alle mit demselben<br />
Thema und da sind wir wieder sehr gleich. Wo<br />
der Outcome aufgrund noch nicht vorhandener<br />
Zielformulierungen schwer bestimmt werden<br />
kann, wird viel probiert und manchmal ist dies<br />
nicht nur sinnvoll.<br />
Gunther Wölfle: Stichwort Rating-Agenturen.<br />
Waschl: Exakt. Stichwort Rating-Agenturen.<br />
Wir haben sehr bekannte, international<br />
anerkannte Rating-Agenturen, die die Themen<br />
ESG und EU-Taxonomie vorantreiben, bei uns<br />
aber trotzdem etwas stiefmütterlich behandelt<br />
werden.<br />
„Wir müssen<br />
grüner werden<br />
und wir müssen<br />
günstiger und<br />
in größerer<br />
Stückzahl<br />
Wohnraum<br />
produzieren.“<br />
Gunther Wölfle,<br />
buildingSMART<br />
Waschl: Wenn ich ergänzend sagen darf: Da<br />
schauen wir ein bisschen leidgeprüft nach<br />
Deutschland. Mit dieser Ampel-Koalition ist<br />
ja auch die Entscheidung gekommen, dass es<br />
ein eigenes Bundesministerium für Wohnen,<br />
Stadtentwicklung und Bauwesen gibt. Dieses<br />
baut jetzt um die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft<br />
herum alle möglichen Themen<br />
auf, zum Beispiel einen Datenserver, also einen<br />
Zentralserver, an dem Daten zusammenlaufen<br />
– vom Grundbuch angefangen bis zu Bauelementen.<br />
Die Thematik „Standardisierung“ ist<br />
im Regierungsprogramm nicht nur erwähnt,<br />
sondern verpflichtend. Es gibt gewisse Budgetgrenzen,<br />
ab denen BIM verwendet werden<br />
muss – nicht kann, sondern muss.<br />
78 ImmoFokus
Das ist deutlich anders als in Österreich. Da<br />
lässt man sich noch überraschen. Deutschland<br />
ist den Schritt gegangen, den die Schweiz schon<br />
vor vielen Jahren gegangen ist. In der Schweiz<br />
liegt die Budgetuntergrenze bei fünf Millionen.<br />
Schock: Diese Grenze gilt aber nur für die SBB,<br />
bei der Schweizerischen Bundesbahn. Also nur<br />
bei einem einzigen Besteller und nur für Hochbauten.<br />
Ab 2025 wird BIM als „verpflichtend“<br />
eingefordert auf alle Infrastrukturen der SBB.<br />
Wölfle: Auch in Deutschland ist es im Hochbau<br />
– noch – eine Kann-Bestimmung. Ab einem<br />
bestimmten Schwellenwert muss geprüft<br />
werden, ob sich BIM eignet. Das Committment<br />
der Regierung ist nicht eindeutig. Wohl auch<br />
aus Sorge um den Mittelstand und die kleinen<br />
und mittelgroßen Player. Das ist ein falsch<br />
verstandener Mittelstandsschutz. Es ist der<br />
falsche Weg, dass man glaubt, den Mittelstand<br />
vor der Digitalisierung schützen zu müssen.<br />
Gibt es genügend Personal, das BIM<br />
beherrscht? Kann sich der Mittelstand<br />
diese Spezialisten leisten?<br />
Schock: Es gibt eindeutig zu wenig Fachpersonal.<br />
Ich habe auch ein kleines Architekturbüro.<br />
Wie aber kriegen wir denn überhaupt Mitarbeiter?<br />
Nur indem, dass wir ihnen die Möglichkeit<br />
bieten, sich digital weiterzuentwicklen und mit<br />
digitalen Arbeitsmethoden arbeiten zu können.<br />
Das ist interessant.<br />
antworten: Wir regen uns zwar alle fürchterlich<br />
auf, dass wir zu wenig Leute haben, aber das<br />
wissen wir seit zehn Jahren. Überall ist bekannt<br />
gewesen, dass eine Generation in Pension geht.<br />
Das heißt, überrascht dürfen wir nicht sein.<br />
Zum Thema Nummer 2: Nachhaltigkeit als<br />
Thema für den „War for Talents“ – natürlich.<br />
Schauen Sie sich zum Beispiel die UBM an.<br />
In ihren Anzeigen macht die UBM auf grün,<br />
weil sie auch junge Leute gewinnen wollen.<br />
Sie wollen logischerweise ihre Produkte auch<br />
verkaufen. In Deutschland sind in Stuttgart<br />
und Berlin zwei UBM-Gebäude um richtig<br />
viel Geld verkauft worden. In Frankfurt, in<br />
der Eurocity, wird wahrscheinlich das nächste<br />
Gebäude verkauft. Die UBM geht hier einen<br />
sehr markanten Weg. Vor zehn Jahren wäre das<br />
für kein klassisches Bauunternehmen denkbar<br />
gewesen, mit dem Thema „Wir sind grün“<br />
Werbung zu machen. Wen hat das interessiert?<br />
Keinen Menschen!<br />
Schock: Viele junge Menschen, wollen anders<br />
arbeiten und verfolgen andere persönliche<br />
Ziele – Stichwort: Work-Life-Balance. Natürlich<br />
spielt auch Prozessautomation eine Rolle.<br />
Machen wir nur generative Programming –<br />
oder machen wir Production und gehen direkt<br />
auf die Maschinen.<br />
Tatsächlich sind es die deutlich Jüngeren, die<br />
damit wie selbstverständlich umgehen, aber<br />
auch eine gewisse Arroganz in das Thema<br />
hereinbringen. Wenn ich jetzt einen Studierenden<br />
vor mir sitzen habe, der jetzt dreißig<br />
ist, sagt der: „Weißt Du? Ich weiß, dass es von<br />
mir zu wenig gibt. Ich habe kein Problem einen<br />
anderen Job zu finden.<br />
Waschl: Die Unternehmen müssen für neue<br />
Mitarbeiter attraktiver werden – darüber bestimmen<br />
die Firmeninhaber und Entscheider.<br />
Sie müssen, glaube ich, selbst vom Mehrwert<br />
überzeugt sein. Ich kenne in Deutschland eine<br />
große Anzahl an Fünf- und Zehn-Personen-<br />
Büros, da ist es ganz selbstverständlich, dass<br />
die BIM machen, und die machen sogar „Open<br />
BIM“, auch zu unserem Thema „Building<br />
Smart“, weil die wahrscheinlich gar nicht<br />
anders können, als sich in alle Richtungen in<br />
der Softwarelandschaft zu orientieren.<br />
Wenn es sich um ein kleines Unternehmen<br />
handelt, in dem der Inhaber sogar selbst noch<br />
an den Projekten mitarbeitet, muss man, glaube<br />
ich, niemanden mehr überzeugen. Die sind<br />
vom Mehrwert schon überzeugt. Ich glaube<br />
tatsächlich, je größer eine Organisation wird,<br />
desto unwahrscheinlicher wird es, jemanden<br />
zu überzeugen. Ich kenne das Thema BIM<br />
Ist BIM ein gutes Mittel für den „War for<br />
Talents“?<br />
Wölfle: Also wir erleben es jetzt gerade tatsächlich.<br />
Da geht es aber nicht nur um BIM, sondern<br />
um die Umgestaltung der Arbeitswelt, andere<br />
Arbeits- und Zusammenarbeitsmodelle.<br />
Schock: Aber die Unternehmen müssen<br />
mitmachen. Ich habe auch noch ein kleines<br />
Mandat im Weiterbildungsbereich an der<br />
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich.<br />
Die Studierenden sind bei mir zwischen 30<br />
und 55. Die kommen an und sagen: „Ist ja toll,<br />
wir werden in die Weiterbildung geschickt.<br />
Nur, wenn wir zurückkommen, hat sich wenig<br />
verändert. Die Arbeitsumgebung und die Art<br />
der Zusammenarbeit bleibt oftmals dieselbe.<br />
Waschl: Um auf Ihre Frage „Gibt es genügend<br />
ausgebildetes Personal?“ ganz konkret zu<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
79
in richtig großen Unternehmen immer nur<br />
angedockt an Spezial- und Sondereinheiten, die<br />
sich dann rund um das Thema kümmern.<br />
Sehen kleinere Unternehmen BIM als<br />
Wettbewerbschance oder als Instrument,<br />
um sich gegen die großen zu positionieren?<br />
Wölfle: Ich glaube, es gibt beide Extreme. Die<br />
einen, die sich am liebsten vergraben und sagen<br />
würden: Warten wir mal ab, bis es vorbei<br />
ist. Es gibt die anderen, die sagen: Jetzt habe<br />
ich vielleicht ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
mit dem ich den ein oder anderen Größeren<br />
ausstechen kann.<br />
Waschl: BIM ist ein Querschnittsthema, das<br />
heißt, überall dort, wo es Silodenken gibt, wird<br />
die Umsetzung kompliziert. Dieses Haus, die<br />
Wirtschaftskammer, ist ein Paradebeispiel dafür.<br />
Da gibt es einen Silo Klimatechniker, einen<br />
Silo Heizungstechniker, einen Silo Lüftungstechniker,<br />
und einer will vom anderen nichts<br />
wissen. Da wird es schwierig, einen Prozess wie<br />
Open BIM umzusetzen – denn das ist immer<br />
eine Querschnittsmenge, nie ein Silo.<br />
BIM und „Open BIM“ verlangen einen völlig anderen<br />
Horizont und eine völlig andere Art der<br />
Kooperation, und das ist in einem Großkonzern<br />
nicht so einfach. In einem kleinen Konzern ist<br />
das relativ einfach und schnell unterzubringen.<br />
Ich stimme Jeff Bezos zu. Der Amazon-Gründer<br />
wurde letztes Jahr in Las Vegas gefragt, was<br />
sich in den nächsten zehn Jahren ändern wird.<br />
Zum Erstaunen aller Journalisten hat er gesagt:<br />
„Wenn wir das diskutieren, müssen wir zuerst<br />
diskutieren, was in den nächsten zehn Jahren<br />
gleich bleiben wird.“ Was bleibt gleich? Der<br />
Kunde will Verlässlichkeit, Transparenz,<br />
Pünktlichkeit und Preisstabilität. All das<br />
bietet der Jeff Bezos sehr transparent. Er<br />
sagt auf die Stunde genau: Ihr Paket ist dann<br />
und dann unterwegs. Es kostet vier Euro. Es<br />
kommt ohne Beschädigungen und pünktlich<br />
„Wenn wir das diskutieren,<br />
müssen wir zuerst diskutieren,<br />
was in den nächsten zehn Jahren<br />
gleich bleiben wird.“<br />
Alfred Waschl,<br />
buildingSMART<br />
an. Das müssen wir als Anspruch hernehmen<br />
und sagen: Das müssen wir auch in der<br />
Immobilienwirtschaft schaffen.<br />
Wir müssen uns und unsere Prozesse ändern.<br />
Es ist logisch, dass in einem kleinen und<br />
mittleren Unternehmen Prozesse, die digitalisiert<br />
werden, auch geändert werden. In einem<br />
Großkonzern digitalisiert man meistens den<br />
vorhandenen Prozess. Das bedeutet Chaos pur.<br />
Wir brauchen die Bereitschaft, Prozesse zu<br />
evaluieren und gegebenenfalls zu ändern.<br />
Bietet die aktuelle Wirtschaftslage in der<br />
Immobilien- und Baubranche vielleicht<br />
die Chance, sich als Unternehmen wieder<br />
auf das eigene Unternehmen zu konzentrieren?<br />
Waschl: In Wirklichkeit haben wir keine Zeit<br />
mehr. In Deutschland wurden anstelle der<br />
benötigten 400.000 gemeinnützigen Wohneinheiten<br />
120.000 Wohneinheiten gebaut. Die<br />
Kernaufgabe ist: Schneller und grüner bauen.<br />
Wie kann ich denn schneller bauen? Indem<br />
ich gescheitere Prozesse mache! Dann muss<br />
ich in Gottes Willen auch die Methodik BIM<br />
umsetzen.<br />
Schneller bauen heißt ja auch, dass ich die<br />
Finanzierungsphase verkürze.<br />
Schock: Wir können noch sehr lange die Bauprozesse<br />
optimieren. Wir haben In der Schweiz<br />
26 Kantone und 2136 Gemeinden. Das heißt,<br />
wir haben 2136 Bauordnungen. Dann haben wir<br />
noch vier Sprachen.<br />
Waschl:: Alles wird mit Papier eingereicht – das<br />
ist ja fatal! Das ist genau der Punkt. Wir können<br />
mit gewissen Methodiken und integrierten<br />
80 ImmoFokus
Projektabwicklungsansätzen Teilprozesse<br />
beschleunigen, stabilisieren, verbessern,<br />
transparenter gestalten. Wenn aber die ganzen<br />
anderen Prozesse, die unten drin laufen, eben<br />
nicht funktionieren, dann funktioniert es<br />
trotzdem nicht.<br />
Wölfle: Da sind wir beim nächsten Thema:<br />
Standardisierung. Wir haben in Deutschland<br />
16 Bundesländer: 16 Landesbauordnungen,<br />
aber jede Kommune hat das Recht, die<br />
örtlichen Besonderheiten im Baugenehmigungsprozess<br />
berücksichtigen zu lassen.<br />
Dieser Wirrwarr ist genau das, was man nicht<br />
braucht, wenn man das digitalisieren will.<br />
Das aber ist sicher ein Hebel.<br />
Aber auch hier fehlt qualifiziertes Personal.<br />
Wir denken immer nur an die Bauingenieure,<br />
die Architekten und die Poliere, die<br />
fehlen. Aber es fehlen auch die entsprechend<br />
qualifizierten Mitarbeiter in den Baubehörden.<br />
Auch das wäre ein gutes Argument, die<br />
Digitalisierung schon beim Genehmigungsprozess<br />
anzuschieben.<br />
Waschl: Blicken wir nach Oberösterreich: Da<br />
gibt es pro Jahr 50.000 behördliche Ansuchen<br />
und Genehmigungen. Davon sind 47.000<br />
Bauansuchen. Im Schnitt hat ein Bauansuchen<br />
zwanzig Aktenordner. Jetzt multipliziere ich<br />
zwanzig mal drei, weil das Gesetz sagt, dass<br />
du deine Papiere in dreifacher Ausfertigung<br />
hinschicken musst. Drei mal zwanzig sind<br />
sechzig – mal 47.000 macht X: Tonnen an<br />
Papier, die irgendwo herumliegen.<br />
Da sind wir bei den Standards: Das Suchen<br />
kann künstliche Intelligenz übernehmen. Da<br />
brauchen wir eigentlich keine Menschen, weil<br />
da brauche ich keine Qualifikation wie Kreation<br />
oder Flexibilität oder sowas, was künstliche<br />
Intelligenz nie leisten wird. Ich brauche aber<br />
Behörden, um qualifizierte Bewertungen zu<br />
machen und Entscheidungen zu treffen. Deshalb<br />
ist ein Standard für die Baueinreichung<br />
mittelfristig eine Pflicht, um effizient und<br />
nachhaltig zu sein.<br />
aber so, wie sie sich darstellen und wie sie<br />
gehandhabt werden, werden sie zukünftige<br />
Innovation behindern. Gleiches gilt für unsere<br />
Leistungsbilder und Honorarordnungen. Auch<br />
hier steht ein massiver Wandel an, denn Leistungen<br />
verschieben sich und neue Leistungen<br />
entstehen. Andere wiederum werden durch<br />
die Automation wegfallen. Ich bin im Vorstand<br />
vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverband.<br />
Wir brauchen die Verlässlichkeit,<br />
die Norm und Ordnungen uns geben. Andererseits,<br />
habe ich Normen, Ordnungen und<br />
Standards, dann kann ich einiges der Maschine<br />
abgeben. Ich denke, das gilt für den Hochund<br />
Tiefbau, insbesondere aber auch für die<br />
Infrastruktur.<br />
Wölfle: Wobei es die Infrastruktur zumindest<br />
in Deutschland – und ich glaube, das ist bei<br />
euch aber auch nicht anders – einfacher hat,<br />
weil sie am Tropf des Bundes hängt. Da kann<br />
man schon von oben auch Vorgaben machen.<br />
Aus diesem Grund hat auch die Infrastruktur<br />
einen großen Vorsprung: große Player, große<br />
Einheiten, mit einer durch den Bund sichergestellten<br />
Finanzierung.<br />
Die entscheidende Frage ist: Wer zahlt denn<br />
das Ganze? Gerade, wenn es um den digitalen<br />
Bauantrag geht, kann man schlecht Kommunen<br />
oder Ländern von Berlin aus eine Vorgabe<br />
machen. Man kann allerhöchstens Anreize<br />
schaffen. Man kann schlecht bestrafen, aber<br />
man kann belohnen. Da sehe ich die öffentliche<br />
Hand in der Rolle, dass eben diejenigen Bauherren,<br />
die sichan Standards halten, Förderungen<br />
oder sonstige Anreize kriegen. Ich würde fast<br />
sagen, die Infrastruktur ist eigentlich durch,<br />
um die mache ich mir jetzt keine Sorgen. Da<br />
gibt es auch schon mehrere Jahre Erfahrung<br />
mit Pilotprojekten. Bei uns ist es die Deutsche<br />
Bahn. Die Schweizer Bundesbahn hat sicher<br />
noch einmal einen Vorsprung und ist der<br />
Musterknabe in Europa, was den öffentlichen<br />
Verkehr anbelangt.<br />
Waschl: Ich sage jetzt einmal aus BuildingS-<br />
MART-Sicht: Infrastruktur – Stichwort<br />
Nummer eins, Standardisierung – Stichwort<br />
Nummer zwei, in unterschiedlichen Ländern.<br />
BuildingSMART hat unter dem Vorsitz eines<br />
Österreichers einen „Rail Room“ geschaffen.<br />
Im vergangenen Oktober wurde ein Standard<br />
für Gleisbau mit Signalbau als ISO-Vorschlag<br />
erarbeitet. Irgendwann in diesem Jahr wird der<br />
ISO-Standard für Rail kommen. Der ist dann<br />
einmal festgeschrieben.<br />
In US-Amerika hat es vor zweieinhalb Jahren<br />
einen Regierungswechsel gegeben. Der neue<br />
Präsident Joe Biden hat anscheinend bereits<br />
in den ersten Monaten erkannt – alt genug ist<br />
er – dass die Infrastruktur in Amerika desolat<br />
ist, vor allem, was die Bahn betrifft. In den<br />
kommenden Jahren werden zig Billionen<br />
Dollar in die Bahninfrastruktur investiert. Eine<br />
Auflage: „Open BIM“. Und auf einmal haben<br />
sich in Europa amerikanische Softwareanbieter<br />
auf der Suche nach Standards die Klinke in die<br />
Hand gegeben. Auf einmal gab es auch durch<br />
diese sehr weiten Entscheidungen über dem<br />
Ozean einen Rückfluss nach Europa, weil wir<br />
hauptsächlich in Europa das Thema „Rail“<br />
standardisiert haben.<br />
Schock: Gehen wir weiter ein bisschen in<br />
die Thematik der Normierungen. Wir haben<br />
heute in der Schweiz sehr viele Normen, und<br />
manche müssen überdacht werden. Nicht,<br />
dass sie generell keinen Sinn mehr machen,<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
81
Der Stratege<br />
Quartierfonds: Die 6B47 bringt das „Althan<br />
Quartier“ als deutschen „6B47 Stadtquartiere I‘-<br />
Fonds auf den Markt. Sebastian G. Nitsch, CEO<br />
der 6B47 Real Estate Investors, über den Einstieg<br />
in die Welt der institutionellen Anlageprodukte.<br />
„Stadtqaurtiere entsprechen den Zeichen der Zeit<br />
und setzen insbesondere auf Risikodiversifizierung,<br />
Nachhaltigkeit und Lagequalität.“<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
82 ImmoFokus
Mit dem „6B47 Stadtquartiere I“ steigt<br />
die 6B47 in die Welt der institutionellen<br />
Anlageprodukte ein. Ist der Fonds dem<br />
Umstand geschuldet, dass sich im Moment<br />
am Transaktionsmarkt, von einigen Deals<br />
abgesehen, nichts tut?<br />
Sebastian G. Nitsch: Nein. Der Fonds wurde<br />
lange strategisch geplant. Erste Überlegungen<br />
wurden bereits lange vor dem Krieg in der<br />
Ukraine angestellt. Mit dem ‚6B47 Stadtquartiere<br />
I‘-Fonds erweitern wir unsere Geschäftstätigkeit<br />
– in Richtung Investment-Management.<br />
Ein für die 6B47 logischer wichtiger Schritt.<br />
Warum gerade ein Fonds mit Schwerpunkt<br />
„Stadtquartiere“ – schränkt das nicht ein?<br />
Die strategische Ausrichtung des Quartiersfonds<br />
entspricht den Zeichen der Zeit und setzt<br />
insbesondere auf die Risikodiversifizierung,<br />
Nachhaltigkeit und Lagequalität.<br />
Wir bringen das „Althan Quartier“ als Seed-<br />
Investment in den Fonds ein, das bereits von<br />
Beginn an alle vorgenannten strategischen<br />
Zielsetzungen erfüllt.<br />
Welches Fondsvolumen wird angestrebt?<br />
Das geplante Fondsvolumen unseres ersten<br />
Immobilien-Spezial-AIF beträgt 800 Millionen<br />
Euro.<br />
einzigen Anbieter, die bereits mit einem<br />
hochklassigen Quartier als Seed-Investment<br />
aufwarten können.<br />
Warum wurde der Fonds in Deutschland<br />
zugelassen?<br />
Unsere Zielgruppe sind Investoren aus dem<br />
deutschsprachigem Raum. Das Modell der<br />
Service-KVG, dem wir uns für unseren Fonds<br />
bedienen, ist in Deutschland bereits seit<br />
Jahren etabliert. Darüber hinaus ist die Anzahl<br />
der potentiellen zukünftigen Investoren in<br />
Deutschland schlichtweg höher als in Österreich.<br />
Aber natürlich werden wir auch den<br />
österreichischen Institutionellen eine Beteiligung<br />
an unserem Fonds anbieten.<br />
und haben 13 Jahre gute Erfahrungen mit ihm<br />
gemacht. Es hängt immer ein bisschen von<br />
der Assetklasse und von der Größe ab. Wenn<br />
ich einen großen internationalen Fonds habe<br />
und sage, wir bauen mit dem eine Pipeline von<br />
dreihundert Millionen Euro auf, dann ist das<br />
ein anderes Produkt. Für den Real Estate Club<br />
bieten sich vor allem Eigentumswohnungsprojekte<br />
an. Diese sind für die Institutionellen<br />
uninteressant.<br />
Auf den Punkt gebracht. Diese werden<br />
weitergeführt?<br />
Auf jeden Fall. Absolut. Man hat in den<br />
letzten Jahren gesehen, wenn ich etwas um<br />
zweieinhalb Prozent Rendite verkaufen kann<br />
„Wir werden unsere Quartierspipeline<br />
deutlich ausbauen. Bereits<br />
jetzt liegt unser „Quartiersanteil“<br />
gemessen an unseren<br />
Gesamtflächen bei 58 Prozent.“<br />
Sebastian G. Nitsch,<br />
Real Estate Investors AG<br />
Fotos: @Rizar.Photo<br />
Warum als offener Fonds?<br />
Um sukzessive weitere Quartiersprojekte mit<br />
hohem Wohnanteil in den Risikoklassen Core<br />
und Core Plus ins Portfolio aufzunehmen. Dies<br />
bedeutet, dass sich die Investments überwiegend<br />
auf Vorzugslagen in österreichischen und<br />
deutschen Metropolen konzentrieren werden.<br />
Wir werden unsere Quartierspipeline deutlich<br />
ausbauen. Bereits jetzt liegt unser „Quartiersanteil“<br />
gemessen an unseren Gesamtflächen<br />
bei circa 58 Prozent, und wahrscheinlich wird<br />
dieser Wert bereits in wenigen Jahren bei rund<br />
75 Prozent oder höher liegen.<br />
Dürfen wir Quartiere als neue Assetklasse<br />
sehen?<br />
Bislang wurden Quartiere nicht als eigene<br />
Assetklasse betrachtet. Jetzt ist es eine eigene<br />
Assetklasse und insbesondere für institutionelle<br />
Investoren aus Gründen der Risikodiversifikation<br />
attraktiv. Und soweit ich momentan<br />
den Markt überblicken kann, sind wir die<br />
Wir sind beim Thema ESG und EU-Taxonomie<br />
bestens aufgestellt. Seit Beginn des Jahres<br />
verstärkt Oliver Julian Huber unser Team<br />
als Head of Corporate Sustainability & ESG.<br />
Seine Hauptaufgabe besteht darin, unsere<br />
strategische Ausrichtung der Nachhaltigkeit<br />
auf die gesamte Unternehmensgruppe in allen<br />
Ländern auszurollen und diese auch auf Projektebene<br />
voranzutreiben. Außerdem ist er Ansprechpartner<br />
für Themen wie EU-Taxonomie,<br />
ESG-Reporting sowie Gebäudezertifizierung.<br />
Bedeutet das das Aus für den 6B47 Real<br />
Estate Club?<br />
Der Real Estate Club wurde gegründet, um Investoren<br />
die Möglichkeit zu geben, gemeinsam<br />
mit einem professionellen Investor sehr transparente<br />
Immobilieninvestments zu tätigen. An<br />
dieser Ausrichtung hat sich nichts geändert.<br />
Sie müssen den Real Estate Club assetklassenspezifisch<br />
sehen. Unser Real Estate Club hat<br />
uns hierhergebracht. Wir schätzen ihn sehr<br />
auf der anderen Seite aber 16, 17, 18 Euro<br />
Miete bekomme – habe ich lieber Mietwohnungen<br />
gebaut. Ich habe das Gefühl, richtige<br />
wissenschaftliche Analysen dazu, dass<br />
zu wenige Eigentumswohnungen gebaut<br />
wurden, gibt es leider nicht. Vielleicht<br />
werden jetzt wieder einige Developer umschwenken,<br />
weil die Rendite im Verkauf nun<br />
bei dreieinhalb Prozent liegt, die Miete aber<br />
15 Euro – was in etwa einer Kapitalisierung<br />
von fünftausend Euro pro Quadratmeter<br />
entspricht. Im Einzelwohnungsabverkauf<br />
erziele ich jedoch aktuell einen höheren<br />
Durchschnitts-Quadratmeterpreis.<br />
Angesichts der unruhigen Lage – Krieg in<br />
der Ukraine, hohe Zinsen, stark steigende<br />
Baukosten – ein idealer Zeitpunkt für den<br />
Fonds?<br />
Natürlich haben wir uns diese Frage gestellt.<br />
Der Fonds bietet die historische Chance, das<br />
Quartier als Quartier bestehen lassen zu kön-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
83
nen und nicht die einzelnen Bauabschnitte<br />
einzeln abzuverkaufen.<br />
Ein Einzelabverkauf stand zur Diskussion?<br />
In Zeiten wie diesen rechnet man und<br />
denkt sich jedes Szenario durch. Trotz einer<br />
Vielzahl attraktiver Kaufangebote haben wir<br />
entschieden, das Althan-Quartier mit seinen<br />
vier Projektteilen, den Wohngebäuden<br />
Sophie und Joseph, dem Hotel sowie dem<br />
Francis als Herzstück, nicht zu veräußern.<br />
Wenn wir den Wohnbauabschnitt herausgenommen<br />
und auf Einzelwohnungsabverkauf<br />
umgestellt hätten, hätten wir vielleicht an<br />
diesem einen Bauabschnitt mehr verdient.<br />
Diesen Schritt gehen wir nicht nur, weil<br />
wir das Objekt nicht aus der Hand geben<br />
wollen, sondern auch aus ganz nüchternen<br />
ökonomischen Fakten: Die große Nachfrage<br />
nach qualitativ hochwertigen Flächen sowie<br />
die etablierte Lage im Herzen Wiens sind<br />
die ideale Voraussetzung für eine positive<br />
Performance.<br />
Im Vordergrund standen strategische<br />
Abwägungen: Wollen wir als 6B47 diesen<br />
nächsten Schritt der Evolutionsstufe gehen<br />
und zum Investment- und Assetmanager<br />
weiterentwickeln? Ich glaube, nach 13 Jahren<br />
und mit über 80 Projekten konnten wir bereits<br />
unsere Projektentwicklungskompetenz<br />
unter Beweis stellen. Um darüber hinaus<br />
auch das Kernthemen Investment- und Asset<br />
Management für unsere zukünftige Investoren<br />
bestmöglich abbilden zu können, gehen<br />
wir für unseren Fonds gemeinsam mit Jones<br />
Lang LaSalle Asset Management GmbH an<br />
den Start, die bereits langjährige Erfahrung<br />
auf diesem Gebiet vorweisen kann. Administriert<br />
wird der Fonds als Service-KVG von<br />
der IntReal Intrenational Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft<br />
in Hamburg, der<br />
deutschen Marktführerin auf diesem Gebiet.<br />
Als Team das ideale Dreiergespann.<br />
Welche Mindeststückelung ist<br />
vorgesehen?<br />
Prinzipiell ist das Core- beziehungsweise<br />
Core-Plus-Segment als offener Fonds für<br />
professionelle und semiprofessionelle<br />
Anleger konzipiert. Die Mindeststückelung<br />
liegt bei zwanzig Millionen Euro. Wenn ich<br />
mir als 6B47 etwas wünschen kann, wäre das<br />
eher Richtung Club Deal, sechs bis acht oder<br />
vielleicht zehn institutionelle Investoren mit<br />
Tickets um die fünfzig Millionen Euro.<br />
Mit welcher Rendite dürfen die Investoren<br />
rechnen?<br />
Der Internal Rate of Return, den wir über<br />
zehn Jahre derzeit berechnen, liegt bei sieben<br />
84 ImmoFokus
is acht Prozent. Die Ausschüttungsrendite<br />
wird über vier Prozent liegen.<br />
Gibt es schon potenzielle Investoren?<br />
Wir haben mit dem Funding noch nicht<br />
begonnen. Erste Gespräche sind für die<br />
MIPIM geplant. Ich bin mir aber sicher,<br />
dass wir bei der Baufertigstellung 2024<br />
ausfinanziert sind. Wir fangen extra früh an.<br />
Auch wenn institutionelle Investoren aktuell<br />
nicht die Entscheidung treffen, denken sie<br />
darüber nach, wo sie investieren und wie sie<br />
allokieren wollen.<br />
Bei den Teilprojekten läuft alles nach<br />
Plan?<br />
Alles nach Plan. Wir sind dem Zeitplan sogar<br />
ein wenig voraus.<br />
Weil andere Developer ihre Projekte<br />
gestoppt haben und die Baufirmen über<br />
freie Kapazitäten verfügen?<br />
Da müssen Sie die Baufirmen fragen. Uns<br />
freuts natürlich – sowohl im Budgetplan als<br />
auch im Zeitrahmen zu sein.<br />
Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation?<br />
Es ist wie Skifahren im Nebel. Das heißt,<br />
wir müssen flexibel in den Knien bleiben<br />
und vielleicht auch bereit sein, einen Haken<br />
6B47 Real Estate Investors<br />
6B47 Real Estate Investors ist ein international ausgerichteter Immobilienentwickler<br />
mit Sitz in Wien und Büros in Düsseldorf, Berlin, München<br />
sowie Warschau und konzentriert seine Geschäftsaktivitäten auf Metropolregionen<br />
in Österreich, Deutschland und Polen. Das Unternehmen<br />
verwaltet aktuell ein Projektvolumen von rund 2 Milliarden Euro und<br />
gehört damit in Österreich, Deutschland und Polen zu den maßgeblichen<br />
Anbietern der Branche. Von der Projektentwicklung über die Realisierung<br />
bis hin zur Verwertung wird dabei die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt.<br />
Das Geschäftsmodell des Unternehmens umfasst dabei auch die<br />
Immobilienfinanzierung als integralen Bestandteil der Projektentwicklung.<br />
www.6B47.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
85
scharf nach links oder nach rechts zu<br />
machen, weil wir den Baum erst sehr spät<br />
sehen. Ich habe nicht immer alles in rosarot<br />
gesehen. Ich sehe aber jetzt auch nicht alles<br />
ganz so pechschwarz wie viele andere. Im<br />
Moment bin ich lieber unter dem Radar und<br />
schaue, was es für Möglichkeiten gibt.<br />
Wir sind nicht nur in der Akquise tätig, es<br />
kommen auch Marktteilnehmer auf zu uns<br />
zu. Wir haben auch dem einen oder anderen<br />
Mezzaninkapital-Fonds angeboten, bei bestehenden<br />
Projekten als Entwickler einzusteigen<br />
und ein gemeinsames Vergütungsmodell<br />
zu erarbeiten. Das Schlimmste, was einem<br />
Geldgeber passieren kann, ist ein halbfertiges<br />
Produkt. Es gibt einige Projekte, die dem<br />
Geldgeber vererbt werden, weil der Projektentwickler<br />
nicht mehr da ist. Da muss man<br />
gemeinsame Lösungen finden. Das Wichtigste<br />
ist, dass fertiggebaut wird. Da sind wir<br />
flexibel aufgestellt und haben ausreichend<br />
Kapazitäten Projekte anzusehen, um diese<br />
vielleicht doch für alle Beteiligte erfolgreich<br />
ins Ziel zu bringen.<br />
Sehen Sie eine Entspannung bei den<br />
Grundstücks- und Baupreisen?<br />
Wir werden keine sinkenden Baupreise<br />
erleben. Bei elf Prozent Inflation sind stabile<br />
Baupreise ohnehin schon fast sinkende. Die<br />
Baupreise werden nicht auf Vorkrisenniveau<br />
sinken. Da bin ich mir sicher. Das wird nicht<br />
passieren. Wir leben im Dreieck Verkaufs-,<br />
Grundstücks- und Baupreise, Grundstückspreise<br />
und Baupreise. Am spätesten reagieren<br />
immer die Grundstückspreise. Da wollen die<br />
Verkäufer oft nicht wahrhaben, was in der<br />
Welt passiert. Ich glaube, wie immer liegt der<br />
Gewinn im Einkauf.<br />
Schon Notverkäufe am Markt registriert?<br />
Seit Covid wartet jeder auf die Schnäppchen.<br />
Ich habe noch keines gesehen. Die echten<br />
Schnäppchen sind noch nicht da. Ich komme<br />
aus der quantitativen Aktienanalyse. Gefährliche<br />
Marktsituationen sind immer, wenn die<br />
Preise hinaufgehen, aber das Volumen austrocknet.<br />
Warum ist das so? Weil der Verkäufer<br />
nicht das bekommt, was er will, und der Käufer<br />
nicht bereit ist, das zu zahlen, was der Verkäufer<br />
will. Dann passiert eine Zeit lang nichts, bis sich<br />
einer bewegt. Und dieses Sich-nicht-Bewegen<br />
ist das, was im Moment die Liquiditätsklemme<br />
in der ganzen Branche auslöst.<br />
Liquidität ist derzeit wahrscheinlich das<br />
heiligste Gut. Im Moment kann man sich auf<br />
niemanden verlassen. Früher haben Entscheidungsträger<br />
im Wissen, dass ihre Gremien<br />
zustimmen werden, Deals abgeschlossen.<br />
Althan Quartier<br />
Auf dem 2,4 Hektar großen Areal<br />
über dem Franz-Josefs-Bahnhof<br />
entsteht ein völlig neues – und in<br />
seiner Art einzigartiges – Stadtteilzentrum:<br />
Das Althan Quartier.<br />
Hier werden Büros, Co-Working-<br />
Spaces, Gastronomie, Nahversorger,<br />
Geschäfte und Dienstleister,<br />
hochwertige Wohnungen sowie<br />
ein Hotel und eine Parkgarage<br />
Platz finden. Dieser nachhaltige<br />
Mix auf ca. 130.000 m2 Brutto-<br />
Geschoßfläche ermöglicht ein<br />
zeitgemäßes, städtisches Leben<br />
mit einem Minimum an notwendigen<br />
Wegen. Das spart Zeit<br />
und Energie – und schafft ein<br />
überdurchschnittliches Maß an<br />
Lebensqualität.<br />
86 ImmoFokus
Heute kann man sich auf kein Gremium<br />
mehr verlassen. Jeder evaluiert die Rahmenbedingungen<br />
anders. Das ist absolut<br />
gerechtfertigt. Wir mussten aber auch<br />
schon Notartermine erleben, zu denen<br />
der Käufer nicht auftaucht. Heute gilt<br />
mehr denn je die gute alte kaufmännische<br />
Vorsicht: Erst, wenn die Tinte trocken und<br />
das Geld am Konto ist, ist der Deal perfekt.<br />
Signifikante Transaktionen sieht man im<br />
Moment nicht. Gerade der institutionelle<br />
Investor ist sehr erwartungsgetrieben.<br />
Wetten werden angenommen, ob man<br />
eine Vier vor dem Leitzins sehen wird<br />
oder nicht. Fragen Sie drei Banken und Sie<br />
bekommen vier Meinungen.<br />
… und wenn ich Sie frage?<br />
Meine Wette steht bei 3,75. Die Frage ist,<br />
wie schnell der Peak erreicht wird. Ich<br />
bin einer, der lieber das Pflaster schnell<br />
abreißt als langsam. Wenn man einmal<br />
diesen Peak erreicht hat, dann geht die<br />
Erwartungshaltung schon wieder in<br />
Richtung, „Wie schnell gehen die Zinsen<br />
runter?“ Das treibt Finanzmärkte an.<br />
Ob das ein, zwei oder drei Schritte sind,<br />
überlasse ich der EZB. Wenn Sie die Schritte<br />
der EZB in der Vergangenheit genau<br />
analysieren, war der letzte Schritt meistens<br />
der, der zu viel war, so unter anderem die<br />
Experten vom der Financial Times.<br />
Um wieder auf unseren Fonds zurückzukommen:<br />
Aktuell bietet sich die<br />
historische Chance, drei Hektar Baulandprojekte<br />
im Herzen des stabilsten<br />
Immobilienmarkts in Europa zu kaufen.<br />
Ob wir hier eine Zurückhaltung der<br />
Investoren wegen eines Zinspeaks, der<br />
vielleicht zwölf Monate andauert, sehen<br />
werden - das werden die nächsten Monate<br />
zeigen. Ich glaube, nicht.<br />
Sebastian G. Nitsch<br />
Sebastian G. Nitsch steht seit Anfang September<br />
2020 an der Spitze der 6B47 Real<br />
Estate Investors AG. Der gebürtige Wiener<br />
ist bereits seit 2<strong>01</strong>0 in der Geschäftsführung<br />
sowie seit 2<strong>01</strong>3 im Vorstand für Corporate<br />
Finance und Investor Relations der 6B47<br />
tätig. Seit 2<strong>01</strong>6 zeichnet er als CFO der<br />
gesamten Unternehmensgruppe verantwortlich.<br />
Vor seinem Einstieg bei der 6B47 Real<br />
Estate Investors AG war Nitsch fünf Jahre<br />
lang in der Geschäftsführung der Dekron<br />
Gruppe, wo er vor allem Beteiligungen an<br />
Unternehmen im Bereich Merger & Acquisitions<br />
betreute sowie die Erstellung von Immobilienfonds<br />
und die Projektentwicklung<br />
von Gewerbe- und Handelsimmobilien<br />
vorantrieb. Davor startete er seine Karriere<br />
als Vorstand einer Vermögensverwaltungs<br />
AG und war dort neun Jahre lang tätig.<br />
Dedicated to Real Estate,<br />
focused on solutions.<br />
Advisory | Assurance | Tax | Legal | Digital<br />
www.pwc.at/real-estate<br />
„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses<br />
Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
87
Zum Autor<br />
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />
Das Gfrett mit dem Bestellerprinzip<br />
Kommentar: Georg Flödl<br />
Bei Redaktionsschluss dieser <strong>Ausgabe</strong> findet gerade die Sitzung des<br />
Bautenausschusses statt, bei der das Maklergesetz-Änderungsgesetz<br />
(MaklerG-ÄG, 1900 d.B.) auf der Tagesordnung steht. Der Österreichische<br />
Verband der Immobilienwirtschaft – ÖVI als größte freiwillige<br />
Interessenvertretung der Immobilienberufe hat sich in einem Mailing<br />
an alle Abgeordneten dieses Ausschusses nachhaltig gegen die Einführung<br />
des Bestellerprinzips bei der Vermittlung von Mietwohnungen<br />
ausgesprochen. Aus guten Gründen.<br />
Der vorliegende Entwurf entspricht in großen Teilen der vielzitierten<br />
dt. Regelung des Bestellerprinzips, ohne zu berücksichtigen, dass der<br />
österreichische Mietmarkt weit stärkeren Reglementierungen unterworfen<br />
ist. Der von der absoluten und relativen Anzahl her überproportional<br />
relevante Mietmarkt der Metropolregion Wien ist Großteils<br />
dem Richtwertmietzins-Regime unterworfen. Der Vermieter kann die<br />
Vermarktungskosten nicht in den Mietzins einpreisen. Gleichzeitig<br />
hat der Mieter – anders als in Deutschland – ein vorzeitiges Kündigungsrecht<br />
nach einem Jahr.<br />
Den Bürgern wird versprochen, dass mit dem Bestellerprinzip eine<br />
nachhaltige Entlastung der Wohnkosten verbunden ist. Nicht eingerechnet<br />
wird dabei, dass Wohnungssuchende in Zukunft weitaus<br />
mehr Zeit in die Wohnungssuche investieren müssen, dass das Wohnungsangebot<br />
intransparenter wird und die Beratungs- und Serviceleistung<br />
des Maklers wegfallen wird.<br />
Intransparentes Angebot<br />
In jenen Fällen, wo eine freie Mietzinsbildung möglich ist, müsste<br />
der Vermieter kalkulatorisch die Vermarktungskosten unter Berücksichtigung<br />
der kurzen Mindestmietdauer sogar auf nur 15 Monate<br />
ansetzen. Mit Einführung des Bestellerprinzips wird Wohnen nicht<br />
leistbarer, das sichtbare Wohnungsangebot wird weniger und intransparenter<br />
- und die Mieten werden nicht sinken.<br />
Auch aus technischer Sicht ist der vorliegende Entwurf nicht überzeugend.<br />
Unklare Gesetzesbegriffe wie etwa „andere maßgebliche<br />
Personen“ oder ein nicht näher definierter „Einfluss“, lassen daran<br />
zweifeln, dass sie – im Zusammenhang mit Verwaltungsstrafen - dem<br />
Bestimmtheitsgebot des Art. 18 der Bundesverfassung entsprechen.<br />
Zudem wird ohne Anlass eine ganze Branche vorverurteilt und kriminalisiert.<br />
Einseitige Belastung<br />
Vermieter werden vom Gesetzgeber einseitig belastet, eine Vorgangsweise,<br />
die in jüngster Zeit schon fast Routine hat: man denke nur an<br />
die fehlenden COVID-Regelungen für Vermieter oder an die mehrmalige<br />
Aussetzung von gesetzlichen und vertraglich vereinbarten<br />
Wertsicherungen. Mit einem Federstrich wird aber auch hunderten<br />
Maklerunternehmen und deren Mitarbeitern die Existenzgrundlage<br />
entzogen.<br />
Argumente werden aber nicht gehört, das ist der neue Stil der Politik,<br />
die auf Umfragen basiert. Da scheint keine Änderung in Sicht. Die<br />
nächste Wahl kommt bestimmt.<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
88 ImmoFokus
Join us at<br />
MIPIM, Cannes,<br />
14.–17.3.<strong>2023</strong>,<br />
stand R7.E2,<br />
Espace Riviera<br />
Take new<br />
perspectives on<br />
real estate financing.<br />
We see the big picture and manage the details<br />
that are necessary to develop commercial real<br />
estate projects all over Central and Eastern Europe.<br />
Erste Group offers financing solutions for your<br />
visions across the entire real estate value chain.<br />
Time to believe. Time to invest.<br />
89 ImmoFokus<br />
www.erstegroup.com/cre
Zum Autor<br />
Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung<br />
der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.<br />
(VÖPE).<br />
Die Bedeutung der Wiener Bauordnungsnovelle<br />
für die (Klima-)Zukunft der Stadt<br />
Kommentar: Sebastian Beiglböck<br />
Um den Klimawandel nicht weiter anzuheizen, sind tiefgreifende<br />
Änderungen unseres Wirtschaftssystems erforderlich. Das betrifft<br />
in besonderem Maß das Herstellen und Erhalten von Wohn-, Arbeits-<br />
und Lebensraum - unserer gebauten Umwelt. Die Dynamik der<br />
Entwicklung, insbesondere hinsichtlich der Energieversorgung, aber<br />
auch der Herstellung von Gebäuden, erfordert schnelles Handeln.<br />
Gleichzeitig stehen Planer und Immobilienwirtschaft jedoch vor<br />
dem Problem langer Verfahrensdauern und großen Stolpersteinen<br />
bei der Umsetzung innovativer Lösungen bei der Bewilligung von<br />
Neu-, Zu- und Umbauten.<br />
Aus dem vergangenen Jahrhundert<br />
Die Wiener Bauordnung ist in Österreich einzigartig, da sie gleichzeitig<br />
Raumordnungsgesetz ist. Damit kommt ihr eine besondere Bedeutung<br />
bei den Herausforderungen des Klimawandels zu. Ein Großteil<br />
der Wiener Flächenwidmungspläne stammt aus dem vergangenen<br />
Jahrhundert. Fragen der Energieversorgung, der Anpassung an den<br />
Klimawandel oder gar eines Beitrags zur Dekarbonisierung wurden<br />
damals nicht berücksichtigt. Eine klimafitte Zukunft des Lebensraums<br />
ist aber nur möglich, wenn die Bestandsstadt als Ressource betrachtet<br />
wird. Das erfordert neue städtebauliche Zugänge.<br />
Um die erforderlichen Schritte zu setzen, müssen Flächenwidmung,<br />
Bauordnung und Verfahrenskultur so umgestaltet werden, dass Innovation<br />
und rasche Entscheidungen möglich sind. Dies wäre zum Beispiel<br />
durch eine geänderte Prüfkultur möglich, bei der sie sich auf Fragen<br />
der Nachbarschaftsrechte und hoheitliche Aspekte beschränkt.<br />
Derzeit berichten Bauherren und Planer aber von überschießenden<br />
Prüfungen, so dass Bauakte nicht abgeschlossen werden.<br />
Politik soll also Ziele vorgeben<br />
Ziele sollen und müssen in der Gesellschaft ausdiskutiert und politisch<br />
vorgegeben werden, nicht aber immer die Wege, wie diese<br />
erreicht werden. Derzeit regelt die Bauordnung aber häufig die<br />
Wege zur Zielerreichung, die aber mitunter - schon aus historischen<br />
Gründen - auf unterschiedlichen Zielvorgaben beruhen. So sind zum<br />
Beispiel Fassadenbegrünung oder Photovoltaikanlagen für Entwickler<br />
oft nicht umsetzbar. Die Politik soll also Ziele vorgeben, und bei<br />
der technischen Umsetzung mehr auf die Innovationskraft und Kreativität<br />
der Planer und der Wirtschaft vertrauen.<br />
Die formulierten Ziele zur Bauordnungsnovelle sind anspruchsvoll,<br />
nur auf den Boden muss man sie noch bringen. Die Bauordnungsnovelle<br />
hätte das Potential, einen gewaltigen Innovationsschub hervorzubringen.<br />
Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, Adobe Stock<br />
90 ImmoFokus
New at MIPIM <strong>2023</strong>! The Road to Zero area<br />
MIPIM <strong>2023</strong><br />
14-17 MARCH <strong>2023</strong><br />
CANNES, FRANCE<br />
Better Places.<br />
Greater Impact.<br />
Stronger Business.<br />
www.mipim.com<br />
A new dedicated 400 sqm zone to help<br />
the real estate industry accelerate the<br />
transformation of the built environment<br />
towards a more sustainable model.<br />
Exhibition<br />
Networking<br />
Conferences on the new «Road to Zero<br />
stage» with a focus on practical methods<br />
to decarbonise the real estate industry.<br />
Road to Zero sponsors:<br />
Content partners:<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
91
ImFokus<br />
130<br />
ROUND TABLE<br />
Falscher grüner Anstrich oder richtiger<br />
Weg? Das Thema Greenwashing<br />
diskutierten Frank Brün (Managing Partner<br />
Phorus Management und Managing Partner<br />
AREMA – Austrian Real Estate Asset<br />
Management Association), Peter Engert<br />
(Geschäftsführer ÖGNI) und Marianne<br />
Schulze (Social Responsibility Expertin<br />
PwC).<br />
112<br />
ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Der Biodiversitätsforscher Franz Essl wurde<br />
als Österreichs Wissenschaftler des Jahres<br />
2022 ausgezeichnet. Er sieht<br />
sich als mahnende und<br />
erklärende Stimme zum<br />
Thema Biodiversität.<br />
94<br />
REAL CIRCLE<br />
Beim 30. Real Circle auf<br />
Einladung von ERSTE<br />
BANK, ERSTE Immobilien<br />
KAG, IMMOunited, PwC<br />
und ImmoFokus stand ein<br />
Thema zur Diskussion, das<br />
die Immobilienbranche<br />
derzeit bewegt:<br />
Zertifizierungen und ihre<br />
Funktion, Notwendigkeit<br />
und ihr Einfluss auf<br />
Bewertungen.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
92 ImmoFokus
Kollitsch &<br />
Soravia.<br />
Inspiriert von<br />
morgen.<br />
Zwei tatkräftige Partner vereinen ihre Erfahrung und<br />
Fähigkeiten: Die innovationsstarke Kollitsch Gruppe<br />
und die erfahrene Immobilienentwicklerin Jasmin<br />
Soravia schaffen gemeinsam hochwertigen Wohnbau<br />
in Wien und Umgebung. Für eine bessere Zukunft. Für<br />
ein besseres morgen.<br />
Neben Neubauten stehen im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
die Revitalisierung und Sanierung bestehender<br />
Gebäude im Fokus. Über Projekte und Vorhaben<br />
informieren wir Sie laufend auf unserer Webseite.<br />
Anfragen senden Sie uns bitte gerne an<br />
immobilien.wien@kollitsch.eu<br />
Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH.<br />
Schwindgasse 6/3A. 1040 Wien. +43 1 226 2600 750.<br />
kollitsch.eu/soravia<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
93
Real Circle<br />
#30<br />
Orientierungshilfe<br />
oder Werbe-Gag?<br />
Zertifizierungen & Co. Beim 30. Real Circle auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG,<br />
IMMOunited, PwC und ImmoFokus stand ein Thema auf dem Programm, das in der Immobilienbranche derzeit<br />
lebhaft diskutiert wird: Zertifizierungen.<br />
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Rudolf Oezelt und Heimo Rollett<br />
B<br />
raucht man sie oder braucht man<br />
sie nicht? Wenn ja: Welche eignen<br />
sich für wen? Haben sie Einfluss<br />
auf die Bewertung von Immobilien?<br />
Wie aussagekräftig sind sie am Ende des Tages?<br />
Und: Schützen sie vor dem Greenwashing? Die<br />
Rede ist von Zertifizierungen, die die ökologische,<br />
soziale und ökonomische Qualität von<br />
Gebäuden dokumentieren. Davon gibt es<br />
mittlerweile zahllose. Aber nicht nur die unterschiedliche<br />
Verbreitung und uneinheitlichen<br />
Maßstäbe der verschiedenen Zertifizierungssysteme<br />
werfen Fragen auf. Sondern auch ihre<br />
Bedeutung in Zeiten von neuen Entwicklungen<br />
auf der Regulierungsseite – Stichwort EU-Taxonomie.<br />
Für die ausgewählten Immobilienprofis,<br />
die Ende Februar im Wintergarten des<br />
Erste Campus dabei waren, gab es also genug<br />
Gesprächsstoff.<br />
Zertifizierungen sind wichtig<br />
„Gebäudezertifizierungen spielen eine wichtige<br />
Rolle, einerseits für die Gesellschaft,<br />
andererseits um die Ziele der EU-Taxonomie<br />
zu erreichen, Daten zu sammeln und beurteilen<br />
zu können sowieden Planungsprozess<br />
generell besser zu machen“, startet Elisabeth<br />
Sardy-Rauter, Senior Manager im Bereich<br />
Bauen & Immobilien bei Ernst & Young in<br />
Gruppe A in das Thema. Michael Herbek,<br />
Abteilungsleiter Projektentwicklung bei der<br />
BUWOG stellt fest, dass Zertifizierungen in<br />
der früheren Vergangenheit für Immobilienentwickler<br />
nicht so relevant waren, für den<br />
Investor und den Global Exit hingegen schon.<br />
„Vor allem bei den Gewerbeimmobilien sind<br />
Zertifizierungen ein Muss, diese Entwicklung<br />
beobachten wir aber auch im Wohnbau. Zukünftig<br />
müssen Zertifizierer ein Angebot liefern,<br />
um die gesamte Bandbreite für den Entwickler<br />
sauber und transparent abwickeln zu<br />
können“, so Herbek. „Ideal wäre ein Zertifikat,<br />
dass in mehrere Richtungen, also für verschiedene<br />
Stakeholder, eine Aussage treffen<br />
kann, z.B. für den Entwickler, den Investor<br />
und den Endkunden/Nutzer (Mieter/Käufer),<br />
denn auch letztere fragen zunehmend nach<br />
nachhaltigen Qualitätsmerkmalen.“<br />
Markus Huber, Managing DirectoDirector<br />
CC CC Real Project Management, hakt bei<br />
Relevanz von Zertifikaten ein. „Ich habe zwei<br />
Brillen auf, die CC Real ist Bestandshalter<br />
mit eigenen Immobilien und ich bin ÖGNI-<br />
Auditor bzw. EU-Taxonomie Advisor. Bei<br />
unseren Eigentümern und Kunden gewinnt<br />
das Thema zunehmend an Relevanz. Auch<br />
das Thema der Investitionen für „S“ in ESG<br />
kann man mit Eigentümern jetzt besprechen,<br />
früher war schon die zusätzliche Ausstattung<br />
im Fahrradraum ein Problem. Wien Mitte<br />
und die Millennium City wurden vor kurzem<br />
mit einem DGNB Platin Zertifikat ausgezeichnet.<br />
Es zeigt sich, dass obwohl Eigentümer<br />
bereits eine gute Bewertung erhalten haben,<br />
sie durchaus an weiteren Verbesserungen interessiert<br />
sind. Bei Ansuchen um eine Finanzierung<br />
ist die erste Frage, welches Zertifikat<br />
angestrebt wird und inwieweit das Gebäude<br />
die EU-Taxonomie erfüllt. Beim Neubau ist<br />
dabei die Nachweisführung leichter, im Altbau<br />
bzw. Bestand sind das größte Problem<br />
die fehlenden Gebäudedaten.“<br />
94 ImmoFokus
„Zertifikate geben<br />
die Sicherheit, dass<br />
Nachhaltigkeit und auch<br />
die EU-Taxonomie korrekt<br />
abgebildet wurden.“<br />
Anna-Vera Deinhammer,<br />
ÖGNI<br />
Daten und Verknüpfungen<br />
Anna-Vera Deinhammer, zuständig für Internationale<br />
Beziehungen und Kommunen<br />
bei ÖGNI stimmt dem zu und ergänzt: „Das<br />
Thema Zertifizierung ist seit einem Jahr in<br />
dieser Intensität im Bewusstsein angelangt.<br />
Vorzertifikate spielen nun eine große Rolle,<br />
sie zeigen, ob ein Gebäude überhaupt EU-<br />
Taxonomie-fähig ist.“ Interessant findet<br />
Deinhammer Herbeks Idee eines Zertifikats<br />
für verschiedene Stakeholder. „Alle Daten,<br />
die man für eine Gebäude braucht, sind ja<br />
vorhanden, aber es interessiert nicht jeden<br />
alles. Wer die Risikobewertung für die Finanzierung<br />
macht, interessiert sich zwangsläufig<br />
für etwas anderes als der Endkunde.“<br />
Wichtig bei den Zertifikaten ist die Qualität.<br />
„ÖGNI und DGNB sind Gutachten, für die die<br />
Adviser und Auditoren verantwortlich sind.<br />
Man sieht durch die Finanzierungsproblematik,<br />
dass keiner Stranded Assets produzieren<br />
will und daher legt der Markt großes<br />
Augenmerk darauf.“ Die Unsicherheit am<br />
Immobilienmarkt ist groß, weil die EU-Taxonomie-Verordnung<br />
noch nicht ausformuliert<br />
ist und nur die Kriterien für die sogenannten<br />
„Substantial Contributions“ für die ersten<br />
zwei Schutzziele ausformuliert wurden.<br />
„Zertifikate stoßen auch an ihre Grenzen, da<br />
sie eine Momentaufnahme des Zustandes des<br />
Gebäudes zu dem Datum, wo es gerade geprüft<br />
wurde, sind.“ Dazu ergänzt Huber, dass<br />
Zertifikate im Bestand nur begrenzt gültig<br />
„Große Volumina ohne<br />
Zertifizierungen zu<br />
finanzieren, geht heute<br />
nicht mehr.“<br />
Roman Eisenmagen,<br />
Erste Bank<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
95
sind und man diese immer wieder erneuern<br />
muss, währenddessen diese im Neubau unbegrenzt<br />
gültig sind, auch wenn sich in zehn<br />
Jahren die Standards verändern.<br />
Erneute Prüfung nach zehn Jahren<br />
Deinhammer sieht das kritisch: „Es wäre<br />
sinnvoll, aufgrund der Volatilität der Vorgaben<br />
Neubauten ebenfalls nach zehn Jahren<br />
nochmals zu prüfen und diese mit Ertüchtigungsmaßnahmen<br />
wieder auf Gold, Platin<br />
oder Kristall zu zertifizieren.“<br />
Sardy-Rauter wirft die Frage ein, ob es nicht<br />
genüge, nach den Kriterien der EU-Taxonomie<br />
zu bauen oder ob es ohne Zertifikate<br />
nicht gehe. Herbek denkt, dass Zertifizierungen<br />
das Leben langfristig leichter machen,<br />
weil nur ein Dokument gebraucht wird, um<br />
zu zeigen, dass die Taxonomie eingehalten<br />
wurde. „Es ist für alle Handelnden effizienter<br />
in der Nachweisführung. Im Neubau ist es<br />
wichtig, die Dokumente griffbereit zu haben.<br />
In diesem Zusammenhang sollte man auch<br />
das Thema Digitalisierung mitnehmen und<br />
sich ansehen, wie BIM, Zertifizierung, Dokumentation<br />
etc. zusammengeführt werden<br />
können“, so der Abteilungsleiter.<br />
„In der Bewertung können<br />
wir nur das darstellen, was<br />
der Markt honoriert.“<br />
Wolfgang Fessl,<br />
Reinberg & Partner<br />
Arbeitserleichterung<br />
Deinhammer hakt ein und findet die Verknüpfung<br />
von Zertifikaten und BIM interessant<br />
für den Workflow der Auditoren. „Das<br />
ist ähnlich wie bei der digitalen Baueinreichung<br />
bei der Stadt. Es erleichtert die Arbeit<br />
und macht sie vergleichbar. Dass man selbst<br />
in der EU-Taxonomie nachschauen kann, ist<br />
unbestritten, aber ein Zertifikatersteller bzw.<br />
ein Auditor ist nicht integraler Bestandteil<br />
des Projektteams, das ist jemand von außen<br />
wie ein Schiedsrichter, der im Idealfall den<br />
gesamten Planungsprozess begleitet und die<br />
Prozessqualität nachschärft. Da ist es schon<br />
einfacher, wenn man sich auf ein Schema<br />
berufen oder der Schwarmintelligenz eines<br />
Zertifikats bedienen kann, wenn man z.B.<br />
Platin erreichen will.“ Huber sieht das genauso.<br />
„Eine unabhängige Prüfung ist wichtig,<br />
sobald man das Objekt verkaufen will.<br />
Eine Selbstbewertung würde jeder Käufer in<br />
Frage stellen. Zusätzlich erleichtert es auch<br />
dem Projektteam die Abwicklung und es vereinfacht<br />
den Prozess. Darüber hinaus arbeitet<br />
die DGNB bereits an einer Integration, um<br />
künftig die EU Taxonomie Konformität zusammen<br />
mit der Zertifizierung bewerten zu<br />
können.“ Deinhammer sieht es auch so, dass<br />
die EU-Taxonomie im Zertifikat abgebildet<br />
werden soll. „Europaweit ist eine Datenarchitektur<br />
angedacht und die Daten müssen<br />
von externen Prüfern kommen. Wir bereiten<br />
96 ImmoFokus
„Ideal wäre ein Zertifikat,<br />
das für verschiedene<br />
Stakeholder eine Aussage<br />
treffen kann.“<br />
Markus Herbek,<br />
BUWOG<br />
uns inhaltlich darauf vor, so wenig Daten wie<br />
nötig für so viel Aussage wie möglich zu sammeln.<br />
Unsere Auditoren teilen mit uns ihre<br />
Erfahrungen aus der Praxis die technischen<br />
Kriterien der EU Taxonomie betreffend, dieses<br />
Wissen wird vom ÖGNI-Team gesammelt<br />
„Positive Rückkoppelungen<br />
sind notwendig, um<br />
Immobilienbesitzer zu<br />
motivieren, einen ,grünen‘<br />
Fahrplan zu machen und<br />
umzusetzen.“<br />
Anna Geher,<br />
Otto Immobilien<br />
und über Thinktanks wieder nach Brüssel<br />
retour gemeldet. Ein weiterer Vorteil, wenn<br />
man bei einer Zertifizierung teilnimmt, ist,<br />
dass man Teil einer großen Familie ist und<br />
der Erfahrungsschatz der Gesamtqualität<br />
zugutekommt.“ Herbek bestätigt, wie wichtig<br />
die Begleitung von Projekten ist, um die<br />
Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.<br />
Challenge: Zertifikate-Dschungel<br />
„Das Thema ‚Gebäudezertizierungen und<br />
ESG‘ begleitet uns generell seit den letzten<br />
drei, vier Jahren“, eröffnet Nadja Hafez, Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin ADEQAT<br />
Investment Services, die Diskussionsrunde<br />
der Gruppe F. Der legislative Grundstein<br />
mit EU-Taxonomieverordnung und Offenlegungsverordnung<br />
die erstmalig Kategorien<br />
von ESG-Finanzprodukten etabliert, geben<br />
einen klaren Rahmen vor. „Aber was wir<br />
sehen, ist, dass die Gebäudezertifizierungen<br />
noch nicht automatisch diese Taxonomie-<br />
Verordnungen erfüllen.“ Es wäre wünschenswert,<br />
in diesem Punkt ist sich die Runde rasch<br />
einig, wenn wenn es Vereinheitlichungen<br />
am Markt - und nicht diesen Zertifikate-<br />
Dschungel geben würde. Wobei nicht jede<br />
Assetklasse betroffen ist, wie Matthias Nödl,<br />
Senior Counsel Cerha Hempel, kritisch anmerkt:<br />
„Ich bin hauptsächlich im Wohnbau<br />
und Leasure Lodging tätig. In diesen Bereichen<br />
steckt, abgesehen von den großen<br />
Neubauprojekten, diese Thematik noch in<br />
Kinderschuhen.“ Dadurch bestehe bei vielen<br />
Mandanten eine große Unsicherheit, teilweise<br />
der Eindruck entstehen könnte, man<br />
braucht ein Zertifikat, um erfolgreich zu<br />
sein.“ Mitunter würden auch nur die Kosten,<br />
nicht aber die Vorteile gesehen.<br />
„Braucht es die Zertifikate generell? Wenn ja,<br />
sollte man das nicht vereinheitlichen?“, fragt<br />
Gerald Kerbl, Steuerberater und Partner TPA,<br />
in die Runde. Im Moment richtet sich alles<br />
nach Investor. „Ist es ÖGNI, DGNB, BREEAM<br />
oder LEED. Bei den Deutschen sehen wir<br />
gerade wenig überraschend vor allem DGNB<br />
und ÖGNI. Wobei ÖGNI bei den Zertifikaten<br />
ein wenig die Nase vorn hat: ÖGNI-Zertifikate<br />
sind die einzigen, die es jetzt oder als erste geschafft<br />
haben eine EU-Taxonomie-Zertifizierung<br />
Add-on dazu zu haben. Auf den Punkt<br />
gebracht: „Im großvolumigen institutionellen<br />
Bereich sind Zertifikate schon seit länge-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
97
„Bei unseren Eigentümern<br />
und Kunden gewinnt das<br />
Thema Zertifizierung<br />
zunehmend an Relevanz.“<br />
Markus Huber,<br />
CC Real<br />
„Zertifikate sind mit zu<br />
gebäudespezifisch und<br />
gehören größer gedacht.“<br />
Nadja Hafez,<br />
Adeqat<br />
„Unser Kunde ist der<br />
private Anleger. Dem ist ein<br />
Zertifikat nach<br />
ÖGNI völlig egal.“<br />
Peter Karl,<br />
Erste Immo KAG<br />
rem State of the Art“. „Auch im Wohnungsneubau“,<br />
merkt Gabriela Hauer, Leitung<br />
Immobilienkunden im Team Gewerblicher<br />
Wohnbau der ERSTE BANK, an. „Im Bestand<br />
ist es im Wohnbau bedeutend schwieriger“.<br />
Die Erste Bank habe sich zu „grünen“ Neufinanzierungen<br />
verpflichtet. Große Projekte<br />
wurden auch schon in der Vergangenheit<br />
zertifiziert. Auch Hauer plädiert für eine Vereinheitlichung:<br />
„Standardisierung. Würde<br />
vieles erleichtern“.<br />
Zertifikate zu gebäudespezifisch?<br />
„Zertifikate sind mit zu gebäudespezifisch<br />
und gehören größer gedacht“, bringt Hafez<br />
einen neuen Aspekt in die Diskussion ein.<br />
ESG-Themen werden immer stärker in die<br />
Bewertung einfließen. „Wir stehen am Anfang<br />
der Diskussion“, merkt Anna Schimmer,<br />
Rechtsanwältin bei PwC Legal, an: „Was<br />
nachhaltig ist, ist ja stark im Wandel. Das<br />
heißt, was heute noch grün ist oder als nachhaltig<br />
gilt, kann ja morgen wieder anders<br />
beurteilt werden.“<br />
Ein Manko haben alle Zertifikate: Sie hinken<br />
der technischen Entwicklung hinterher. Dazu<br />
Nödl: „Das ist zwangsweise der Fall. Technische<br />
Entwicklung überholen schnell die Regularien.<br />
Ö- oder DIN-Normen, EU-Normen<br />
– überall hinkt das Regelwerk hinter.“<br />
„Die vielen unterschiedlichen Zertifikate<br />
führen zu einem erheblichen Beratungsaufwand“,<br />
so Schimmer. „Da geht es um Details<br />
zur EU-Taxonomie-Konformität, Kosten-/<br />
Nutzen-Bewertungen und um den Investitions-<br />
sowie Umgestaltungsbedarf.“ Immer<br />
häufiger werden auch Green Leases diskutiert.<br />
Diskutiert, aber selten abgeschlossen.<br />
Denn wie könne man eine nicht-nachhaltige<br />
Nutzung sanktionieren? Schimmer sieht hier<br />
vor allem positive Incentives. „Es geht darum,<br />
Anreize zu schaffen.“<br />
Druck wird größer<br />
„Die Praxis bei der Vertragsgestaltung zeigt<br />
ganz klar, negative Konsequenzen bei der<br />
Verletzung von irgendwelchen Vorgaben in<br />
der Richtung finden so gut wie keinen Konsens.<br />
Das scheitert oft schon am Vertragsabschluss,<br />
weil viele Vermieter sagen, dann<br />
miete ich etwas anderes, was günstiger ist<br />
oder wo ich diese Vertragsstrafe oder negativen<br />
Konsequenzen nicht habe. Bei Mietverträgen<br />
ist es generell schwierig, Sanktionen<br />
festzumachen“, so die PwC-Legal-Expertin<br />
weiter. Viele Mietverträge beinhalten bereits<br />
eine Vielzahl an Konventionalstrafen. Also<br />
das hat dann kaum einen Effekt. Kündigungsgründe<br />
daraus zu generieren, ist schwierig.“<br />
„Internationale Konzerne, die ich betreuen<br />
darf, ziehen das aber trotzdem stringent<br />
durch“, merkt Kerbl an. „Da gibt es eigentlich<br />
ein Verständnis von ESG im Konzern und das<br />
ist halt in jedem Vertrag drin. Da hatten wir<br />
nicht nur einmal Diskussionen mit Mietern<br />
und das eine oder andere Mietverhältnis ist<br />
auch schon einmal daran gescheitert, weil er<br />
gesagt hat, das interessiert mich jetzt nicht,<br />
ins Blaue hinein an deinen zukünftigen ESG-<br />
Konzepten mitzuwirken.“<br />
Für Hafez steht jedenfalls fest, dass in Zukunft<br />
der Druck größer werden wird, sich daran<br />
zu halten. „Die Frage am Ende des Tages<br />
wird immer sein: Wer zahlt es? Wer zahlt die<br />
Konsequenzen oder die Zertifizierung? Wer<br />
zahlt die Investitionen, die von Nöten sind,<br />
um die Zertifizierung zu bekommen?“, hält<br />
Nödl abschließend fest.<br />
Haben Zertifikate ein Ablaufdatum?<br />
„Ob Zertifikate das Ende der Fahnenstange<br />
sind, ist noch nicht klar. Vielleicht werden<br />
wir stattdessen einschlägige Monitorings<br />
sehen. Klar ist nur, dass uns das Thema<br />
Nachhaltigkeit weiter begleiten wird“, bringt<br />
Roman Eisenmagen, Leiter Gewerblicher<br />
Wohnbau bei der Erste Bank, den Grundtenor<br />
auf Tisch D ganz gut auf den Punkt.<br />
Beispielsweise hält es auch Stephan Pasquali,<br />
Geschäftsführer Neubau bei der 3SI Immogroup,<br />
für möglich, dass Zertifikate von einem<br />
anderen Monitoring-Tool ersetzt werden<br />
könnten. Im Moment wären Zertifikate noch<br />
der beste Standard, der am Markt anerkannt<br />
werde.<br />
Allerdings sei der Prozess der Zertifizierung,<br />
vor allem für kleinere Unternehmen, die<br />
keine eigenen Experten beschäftigen, durchaus<br />
mit einigem Aufwand verbunden, so Pasquali<br />
weiter. „Wenn die Zusammenarbeit mit<br />
den Auditoren funktioniert, dann bekommt<br />
98 ImmoFokus
man aber auch sehr hilfreichen Input – etwa,<br />
was nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten<br />
betrifft“, sagt er.<br />
Wieso haben Zertifikate, wie man sie derzeit<br />
kennt, ein Ablaufdatum? Wolfgang Fessl, Geschäftsführer<br />
und Partner Reinberg & Partner<br />
Immobilienberatung, glaubt, dass sie aus<br />
einem Grund in absehbarer Zeit obsolet sein<br />
werden und durch ein anderes Instrument<br />
ersetzt oder entsprechend weiterentwickelt<br />
werden müssen: „Das langfristige Ziel muss<br />
die Kreislaufwirtschaft sein und da werden<br />
wir andere Richtlinien brauchen als jene, die<br />
heute Zertifikaten zugrunde liegen.“<br />
Für Finanzierung ausschlaggebend<br />
Aber geht es zumindest heute überhaupt<br />
ohne Zertifikat? „Je größer und professioneller<br />
ein Unternehmen ist, desto weniger geht<br />
es ohne Zertifizierung. Je mehr es in Richtung<br />
Mittelstand oder Wohnungsabverkauf geht,<br />
desto eher kann man auch ohne auskommen“,<br />
sagt Eisenmagen, nur um hinzuzufügen:<br />
„Große Volumina ohne Zertifizierungen<br />
zu finanzieren, geht tatsächlich nicht mehr.“<br />
„Im Investmentbereich geht ohne Zertifikate<br />
gar nichts. Auch die EU-Taxonomie wird dort<br />
immer wichtiger“, meint Kerstin Robausch-<br />
Löffelmann, Managing Director für Development<br />
bei Value One. Beim heimischen<br />
Developer würde man ausnahmslos alle<br />
Projekte zertifizieren lassen. „Wir lassen oft<br />
vorzertifizieren und haben dann einen richtigen<br />
Fahrplan, nach dem wir handeln“, so<br />
Robausch-Löffelmann. Nachsatz: „Das zahlt<br />
sich bei der Finanzierung schon aus.“<br />
„Als Grundfehler unseres Denkens sehe ich,<br />
dass es immer nur darum geht, ein Stückchen<br />
vor dem Mitbewerber zu sein“, spricht Fessl<br />
einen wichtigen Punkt an. Dabei sei das in<br />
Wirklichkeit völlig unerheblich. Die Frage<br />
„Gebäudezertifizierungen<br />
sind wichtig, um Daten<br />
zu sammeln und den<br />
Planungsprozess generell<br />
besser zu machen.“<br />
Elisabeth Sardy-Rauter,<br />
EY<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
99
sei nicht, wo ich als Nächstes hinmöchte,<br />
sondern, wo wir hinmüssen. Und das sei wie<br />
gesagt die Kreislaufwirtschaft. „Jetzt müssen<br />
wir die ganzen kleinen, unangenehmen<br />
Schritte machen, um irgendwann dort hinzukommen“,<br />
meint Fessl.<br />
Strafen für Greenwashing<br />
Auch für Anna Geher, Leiterin der Abteilung<br />
für Immobilienbewertung bei Otto<br />
Immobilien, ist ein Umdenken gefragt. „Die<br />
Energiekosten steigen und das haben wir<br />
budgetiert, aber den Klimaschutzfahrplan<br />
haben wir nicht budgetiert“, sagt sie. Es gelte,<br />
langfristiger zu denken. Gleichzeitig hält sie<br />
auch positive Rückkoppelungen für notwendig,<br />
um Immobilieneigentümer – private wie<br />
institutionelle – dazu zu motivieren, einen<br />
Fahrplan zu machen und auch umzusetzen.<br />
„Es sollte aber auch negative Rückkoppelungen<br />
in Form von Strafen für die geben, die<br />
beispielsweise Zertifikate nur für Greenwashing<br />
nutzen“, hält Geher fest.<br />
Robausch-Löffelmann wünscht sich vom Gesetzgeber<br />
vor allem „sehr viel mehr Klarheit“.<br />
„Wir wissen nicht, wohin sich die EU-Taxonomie<br />
entwickelt und was sie alles abdecken<br />
wird, da die entsprechenden Richtlinien ja<br />
noch nicht definiert wurden“, erklärt die Expertin.<br />
Bei Value One gehe man daher davon<br />
aus, dass man bei Projekten die aktuellen<br />
Vorgaben zu 30 Prozent übererfüllen müsse,<br />
damit die Objekte auch in zehn, 15 Jahren<br />
noch werthaltig sind.<br />
Spielen Zertifikate bei der Bewertung eine<br />
Rolle? Experte Fessl sieht Parallelen zu Energieausweisen.<br />
Als sie eingeführt wurden,<br />
habe jeder geglaubt, dass sie etwas bringen.<br />
„Sowohl am Markt als auch bei der Bewertung,<br />
hat das jedoch niemanden interessiert“,<br />
hält Fessl fest. Auch Edelmetallplaketten<br />
wären zu Beginn noch am Markt hervorgestochen.<br />
Auf der Bewertungsseite hätten<br />
sie jedoch keine Rolle gespielt, sondern ausschließlich<br />
auf der Vermarktungsseite.<br />
„Immer häufiger werden<br />
auch Green Leases<br />
diskutiert. Internationale<br />
Konzerne ziehen das<br />
stringent durch.“<br />
Gerald Kerbl,<br />
TPA<br />
Besseres Objekt teurer<br />
100 ImmoFokus
„Mit ‚Sustainability-linked<br />
Loans‘ sogar günstiger<br />
finanzieren als mit ‚Green<br />
Loans‘.“<br />
Tomas Tischler,<br />
ÖRAG<br />
„Im institutionellem<br />
Wohnungsneubau sind<br />
Zertifikate heute<br />
State of the Art.“<br />
Gabriele Hauer,<br />
Erste Bank<br />
„Es braucht verbindliche<br />
Regelungen, die auch<br />
einzuhalten sind.“<br />
Anita Körbler,<br />
trovato<br />
„In der Bewertung können wir nicht sagen:<br />
Das ist ein Gold- oder Platin-Zertifikat und<br />
das macht so und so viel aus. Wir können<br />
nur das darstellen, was der Markt honoriert.<br />
Und wenn er es nicht honoriert, weil es am<br />
Markt genügend Gebäude mit Plaketten gibt,<br />
dann ist das halt so“, erklärt Fessl. Am Ende<br />
des Tages gehe es darum, welches das bessere<br />
Objekt ist. „Und das drückt sich nur zum Teil<br />
in Kriterien wie Energiekennzahlen aus, sondern<br />
meistens eher in der Mieterbonität oder<br />
der Lage. „Wenn ein Gebäude teurer verkauft<br />
wurde, dann meistens deswegen, weil es das<br />
bessere Objekt ist“, bringt es Fessl auf den<br />
Punkt.<br />
„Ich sehe das insofern differenzierter, als dass<br />
wir mit der EU-Taxonomie auch eine Rückkoppelung<br />
haben bei Projekten, die Taxonomie-fähig<br />
sind“, erwidert Geher. Wie sich das<br />
jetzt konkret in der Bewertung niederschlage,<br />
könne sie zwar nicht beziffern. „Vermutlich<br />
noch nicht“, sagt sie. Aber in Zukunft werde<br />
sich das sicher auf die Werte auswirken. Die<br />
angesprochene Rückkoppelung gebe es beim<br />
Energieausweis überhaupt nicht. „Deswegen<br />
hat es auch keinen Unterschied gemacht, ob<br />
ein A oder ein D draufsteht“, so Geher.<br />
Freiwillige Zertifikate bleiben<br />
„Freiwillige Zertifikate verlieren durch die<br />
EU-Taxonomie keineswegs an Bedeutung.<br />
Da sie mit der EU-Taxonomie nicht im Widerspruch<br />
stehen“, sagt etwa Thomas Tischler,<br />
Vorstand der ÖRAG, im Rahmen der<br />
Diskussion in Gruppe G. „Immobilien ohne<br />
Zertifizierung und EU-Konformität werden in<br />
Zukunft nicht mehr finanziert oder verwertet<br />
werden können. Über lange Sicht wird man<br />
mit „Sustainability-linked Loans“ sogar günstiger<br />
finanzieren können als jetzt mit „Green<br />
Loans“, fügt er hinzu.<br />
Alfred Ripka, Director für ESG Regulierung<br />
und Prüfung bei PwC, ist überzeugt, dass sich<br />
die Kriterien, die hinter den Zertifikaten stehen,<br />
an die EU-Taxonomie anpassen müssen.<br />
Die Zertifikate werden alles daran legen, dass<br />
sie auch die Vorgaben der EU-Taxonomie<br />
erfüllen. Für Fabian Weyss, Architect, Project<br />
Development Manager DLH Deutsche Logistik<br />
Holding bedeutet dies allerdings nicht,<br />
dass die EU-Taxonomie die Zertifikate ablösen<br />
werde. „Die freie Wahlmöglichkeit zwischen<br />
den Zertifikaten wird weiter entscheidend<br />
sein.“ An Anpassungen führt allerdings<br />
kein Weg vorbei.<br />
Anpassung notwendig<br />
Ripka berichtet von Kunden, die wenig Verständnis<br />
dafür haben, dass ein Gebäude, das<br />
früher Platin-zertifiziert wurde, plötzlich<br />
nicht mehr der EU-Taxonomie entspricht.<br />
„Die Kriterien der Zertifikate müssen adaptiert<br />
beziehungsweise mit den EU-Vorgaben<br />
harmonisiert werden“, sagt er. Er sieht aber<br />
auch, dass die Kriterien der EU laufend angepasst<br />
und verschärft werden.<br />
Die Bestimmungen der EU-Taxonomie gehen<br />
in die richtige Richtung, man sehe aber, dass<br />
die Bestimmungen von technischen Expertengruppen<br />
erarbeitet werden: „Die sehen,<br />
was heute technisch möglich ist, können aber<br />
nicht beurteilen, ob das realistisch ist oder<br />
was das kostet. Aber es liest sich gut.“ Grundsätzlich<br />
bezweifelt er, dass der Plan der EU<br />
aufgeht, alle Gebäude grün zu machen. Bei<br />
bestehenden Gebäuden wird die Taxonomie-<br />
Konformität schwer herzustellen sein. „Ein<br />
Gebäude mit einer Glasfassade ist nur mit immensen<br />
Investitionen klimafit zu machen.“<br />
„Auch iim Neubau gibt es Grenzen, die nicht<br />
überschritten werden können.“, gibt Weyss<br />
zu bedenken. Ripka ist überzeugt davon, dass<br />
auch in Zukunft Gebäude finanziert werden<br />
können, die nicht den strengen Auflagen<br />
entsprechen, es werde aber unterschiedliche<br />
Konditionen geben. „Es ist aber nicht verboten,<br />
nicht Taxonomie-konforme Gebäude zu<br />
bauen“.<br />
Daten brauchen Struktur<br />
Ein weiteres Problem im Bestand ist die<br />
schlechte Datenlage: „Häufig gibt es zu wenig<br />
oder zu ungenaue Daten. Bei vielen Objekten<br />
gibt es nur einen Zähler und keine Subzähler“,<br />
lenkt Tischler die Diskussion auf das<br />
Thema Daten. Er ist überzeugt, dass in einem<br />
ersten Schritt in die Datenerhebung investiert<br />
werden muss. Erst dann habe man eine Basis<br />
zur Entwicklung von Strategien. Für Manuel<br />
Oberaufner, Head of Product Devleopment<br />
bei IMMOUnited stellt sich die Frage, woher<br />
die Daten kommen und wie man die Daten<br />
bündeln kann. „Hier wird noch viel Entwicklungsarbeit<br />
zu leisten sein, da ist man noch in<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
1<strong>01</strong>
„Im Moment sind<br />
Zertifikate noch der beste<br />
Standard, der am Markt<br />
anerkannt wird.“<br />
Stephan Pasquali,<br />
3SI Immogroup<br />
„Im Investmentbereich geht<br />
ohne Zertifikate gar nichts.<br />
Auch die EU-Taxonomie<br />
wird dort immer wichtiger.“<br />
Kerstin Robausch-Löffelmann,<br />
value one holding<br />
„Wir wünschen uns eine<br />
standardisierte Gebäude-<br />
Zertifizierung wie das<br />
Pickerl fürs Auto.“<br />
Sebastian Sturmer,<br />
Erste Immo KAG<br />
einem sehr frühen Stadium.“ Für ihn ist die<br />
Datensammlung das eine, die Strukturierung<br />
das andere. „Im Optimalfall wird man die<br />
Daten in Echtzeit monitoren können.“ Für<br />
Reporting werde man in Zukunft aber viel<br />
mehr Daten benötigen, daraus können sich<br />
aber auch Chancen ergeben. Viele Daten<br />
sind derzeit noch analog, auf Zetteln oder auf<br />
Listen. „Lösungen, die Daten zu automatisieren,<br />
digitalisieren und kompilieren sind die<br />
Herausforderung, vor der die Unternehmen<br />
stehen. Denn Zahlen werden immer mehr<br />
steuerungsrelevant für die Unternehmen“,<br />
bringt es der Experte auf den Punkt.<br />
In Zukunft werden sich viele Firmen auch mit<br />
dem Thema Berichtspflicht auseinandersetzen<br />
müssen. „Seit 2<strong>01</strong>6 gibt es die ‚Non-Financial<br />
Reporting Directive‘, hier müssen alle<br />
Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern<br />
berichten. Ab 2025 verpflichtet die ‚Corporate<br />
Sustainability Reporting Directive‘ alle<br />
anderen großen Kapitalgesellschaften zu<br />
jährlichen Nachhaltigkeitsberichten.“, erklärt<br />
Riepl. Das Reporting wird sehr stark die<br />
Strategie der Unternehmen treiben, „es wird<br />
aber nur das betrachtet werden, was berichtet<br />
werden muss, weil man sich dann besser verkaufen<br />
kann.“<br />
Standardisierung angesagt<br />
Für Franz Pöltl, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
bei EHL Investment Consulting,<br />
stehen bei den Zertifizierungen die Zeichen<br />
auf Standardisierung. „Das ist auch das, was<br />
„Die freie Wahlmöglichkeit<br />
zwischen Zertifizierungen<br />
wird weiter entscheidend<br />
sein.“<br />
Fabian Weyss,<br />
DLH Estate Austria<br />
sich viele Marktteilnehmer von der EU-Taxonomie<br />
erwarten. Vor allem auf Seiten der<br />
Developer, die nicht wissen können, an wen<br />
sie schlussendlich verkaufen. Jeder Investor<br />
hat seine eigenen Vorstellungen“, sagt er.<br />
In einer Sonderstellung sieht sich Wolfgang<br />
Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter Immobilien-<br />
und Standortmanagement Flughafen<br />
Wien AG: „Wir verkaufen nicht. Wir entwickeln,<br />
bauen und betreiben die Immobilien<br />
selbst.“ Für den Flughafen stelle sich die Frage<br />
nicht, wer die Immobilien im Fall der Fälle<br />
kauft.“ Im Standortwettbewerb sei allerdings<br />
ein Zertifikat bei internationalen Mietern<br />
stark nachgefragt. „Aus diesem Grund haben<br />
wir die Airport City als erstes Quartier in Österreich<br />
nach ÖGNI zertifizieren lassen“. Es<br />
sei ihm zu wenig gewesen einzelne Gebäude<br />
zu zertifizieren. Es war ein wichtiger, richtiger<br />
Schritt, denn immer mehr Mieter – nicht<br />
erst seit den stark steigenden Energiepreisen<br />
– fragen nach Zertifizierungen und Energiezahlen.<br />
Dass der Flughafen seit Jahresbeginn<br />
CO2-neutral betrieben wird, sei ein weiterer<br />
logischer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.<br />
„Nachdem wir keine Investoren haben oder<br />
international verkaufen, haben wir uns sehr<br />
früh für das ÖGNI-Zertifikat entschieden.<br />
Es hat einen hohen Stellenwert und ist für<br />
unsere Zwecke bestens geeignet“, erklärt<br />
Scheibenpflug.<br />
Im Kommen: Wohnbau-Zertifikate<br />
„Auch bei Wohnimmobilien sind Zertifikate<br />
stark im Kommen“, merkt Karin Schmidt-<br />
Mitscher, Bereichsleitung Wohnbau Erste<br />
Bank, an. „Ohne Zertifizierung wird es im<br />
Wohnbau bald nicht mehr gehen. Das betrifft<br />
sowohl die Finanzierung als auch den Wohnbau<br />
als Investment-Produkt“.<br />
„Unser Kunde ist der private Anleger. Dem ist<br />
ein Zertifikat nach ÖGNI völlig egal. Das Umweltzeichen<br />
kennt er aus dem Supermarkt<br />
von manchen Produkten“, erklärt Peter<br />
Karl, Geschäftsführer der ERSTE Immobilien<br />
KAG, wieso die großen Publikumsfonds sei-<br />
102 ImmoFokus
ÖGNI-Auditor oder Klimaaktiv-Auditor erledigt,<br />
ist egal.“ Ziel muss sein, es so einfach<br />
wie möglich zu machen: Bei einem EU-Taxonomie-Score<br />
von X gibt’s ein EU-Taxonomie-<br />
Zertifikat. Nachsatz: „Gibt’s kein Zertifikat,<br />
werden wir klare Abschläge sehen.“<br />
„Fürs Nachhaltigkeits-<br />
Reporting wird man in<br />
Zukunft viel mehr Daten<br />
benötigen.“<br />
Manuel Oberaufner,<br />
IMMOunited<br />
nes Hauses das Umweltzeichen schmückt.<br />
Die spannende Frage ist für ihn jedenfalls:<br />
„Welches Zertifikat nehme ich in Zukunft?“<br />
Die EU-Taxonomie werde über kurz oder<br />
lang einen neuen Standard setzen. „Wie das<br />
Pickerl beim Auto“, merkt Karl an. „Da gibt es<br />
einheitliche Standards. Keine unterschiedlichen<br />
Gewichtungen. Ist alles ok – bekommst<br />
du das Pickerl. FFallsnicht, dann eben nicht.“<br />
Bindens allerdings sei, dass das Pickerl von<br />
einer Fachwerkstatt kommt. „Wer mir das<br />
Pickerl macht, ist ja völlig egal, es muss nur<br />
eine zertifizierte Werkstatt sein. Ob das ein<br />
Zertifikate-Vergleich unmöglich<br />
„Das Problem ist, dass die einzelnen Kriterien<br />
unterschiedlich gewichtet werden – damit ist<br />
ein Vergleich der Zertifikate unmöglich“, wirft<br />
Pöltl ein. „Jedes Zertifikat ist ein Kind der Region,<br />
wo es entstanden ist“, ergänzt Scheibenpflug.<br />
Pöltl: „Ohne geht’s es nicht mehr. Ein,<br />
wie Peter Karl meint meint, Gebäudepickerl<br />
wird Verkehrsvoraussetzung werden. Wer keines<br />
hat – muss draußen bleiben“.<br />
„Im Wohnbereich aber“, so Peter Vcelouch,<br />
Rechtsanwalt und Partner bei Cerha Hempel,<br />
„muss man zwischen Neu- und Altbau unterscheiden.<br />
Im Altbau weiß man ohnehin,<br />
dass es anders ausschaut. Wenn jemand<br />
unbedingt diese Lage, diese Wohnung haben<br />
will, wird er möglicherweise das Fehlen eines<br />
Energieausweises oder einen ungünstigeren<br />
Energieausweis in Kauf nehmen.“<br />
Schwachstellen<br />
Doch auch die EU-Taxonomie hat Schwachstellen.<br />
Als allgemeiner Maßstab soll die Performance<br />
der 15 Prozent leistungsstärksten<br />
Immobilien des jeweiligen lokalen Marktes<br />
herangezogen werden. „Doch wie soll dies<br />
ohne Register gehen?“, fragt sich Karl. „In<br />
„Eine gute Datenbasis<br />
ist Grundlage jder<br />
Zertifizierung.“<br />
Lukas Weinwurm,<br />
IMMOunited<br />
„Marktteilnehmer erhoffen<br />
sich von der EU-Taxonomie<br />
eine Standardisierung.“<br />
Franz Pöltl,<br />
EHL Investment Consulting<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
103
„Die Kriterien vieler<br />
Zertifikate müssen<br />
adaptiert beziehungsweise<br />
mit der EU-Taxonomie<br />
harmonisiert werden.“<br />
Alfred Ripka,<br />
PwC Österreich<br />
der Slowakei gibt es dieses Register bereits.“<br />
„Auch der Grad der Verbesserung bei der<br />
Sanierung ist schwierig nachweisbar“, bringt<br />
Schmidt-Mitscher in die Diskussion ein. Rückenwind<br />
in Sachen Zertifizierung kommt<br />
von den stark steigenden Energiepreisen.<br />
„Jetzt ist wirklich jedem bewusst, dass die<br />
Nachhaltigkeit auch einen ganz massiven<br />
wirtschaftlichen Aspekt hat“, so Karl. Stellt<br />
sich die Frage, ob es wirklich schon so viele<br />
gut zertifizierte Wohnungsobjekte gibt, dass<br />
ich wirklich die Wahl habe?“, fragt Scheibenpflug.<br />
Verbindliche Regeln gefragt<br />
„Ich bin mir sicher, dass uns das Thema Zertifizierung<br />
in Zukunft zunehmend betreffen<br />
wird, vor allem auch, wenn es um das Bauen im<br />
Bestand geht, weil wir ja heute schon erkennen,<br />
dass sich das mit der weiteren Bodenversiegelung<br />
so nicht ausgehen kann. Aber damit sich<br />
„Teilweise werden bei<br />
Zertifizierungen nur die<br />
Kosten, nicht aber die<br />
Vorteile gesehen.“<br />
Matthias Nödl,<br />
Cerha Hempel<br />
104 ImmoFokus
„Im Altbau können zu hohe<br />
Nachhaltigkeits-Standards<br />
für Privatanleger zum<br />
Problem werden.“<br />
Peter Vcelouch,<br />
Cerha Hempel<br />
„Das ÖGNI-Zertifikat hat<br />
einen hohen Stellenwert<br />
und ist für unsere Zwecke<br />
bestens geeignet.“<br />
Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Flughafen Wien<br />
„Unterschiedliche<br />
Zertifikate führen zu<br />
einem erheblichen<br />
Beratungsaufwand.“<br />
Anna Schimmer,<br />
PwC Legal<br />
Sponsors<br />
DIAMOND<br />
PLATINUM<br />
GOLD<br />
SILVER<br />
FOUNDING PATRON<br />
SUPPORTING PARTNER<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
105
da was ändert, braucht es eben auch verbindliche<br />
Regelungen und die gilt es dann auch einzuhalten“,<br />
findet Anita Körbler, Gründerin und<br />
Geschäftsführerin trovato GmbH, im Rahmen<br />
der Diskussion der Gruppe C.<br />
„Ich vertrete die provokante These, was wird<br />
sich ändern? Wahrscheinlich nichts. Denn<br />
Zertifikate und Gutachten hat es immer<br />
schon gegeben. Nur wurden die Anforderungen<br />
immer weiter nach oben geschraubt.<br />
Möglicherweise kommt das Denken, dass die<br />
Anforderungen wieder ein bisschen nach<br />
unten geschraubt werden, um gewisse Kriterien<br />
zu erfüllen“, meint Kurt Rusam, COO<br />
Eyemaxx Real Estate Group.<br />
Sebastian Sturmer, Risk Management and<br />
Compliance ERSTE Immobilien KAG, betont<br />
wie wichtig es ist, dass Verordnungen, die<br />
auf europäischer Ebene erlassen werden,<br />
mit anderen Verordnungen harmonisieren.<br />
„Es bringt nichts, wenn ich auf der einen<br />
Seite Berichte nach der EU-Taxonomie Verordnung<br />
erstellen soll, mit Daten, die ich<br />
nicht habe und auf der anderen Seite steht<br />
die Datenschutz Grundverordnung, die es<br />
mir unmöglich macht, an solche Daten zu<br />
kommen“, hält Sturmer fest. Nachsatz: „Wir<br />
würden uns eine standardisierte Gebäude-<br />
„Das primäre Ziel muss die<br />
CO2-Neutralität sein.“<br />
Karin Schmidt-Mitscher,<br />
Erste Bank<br />
„US-Investoren kennen<br />
nur BREEM- oder LEED-<br />
Zertifikate.“<br />
Kurt Rusam,<br />
Eyemaxx<br />
Zertifizierung ähnlich wie das Pickerl fürs<br />
Auto wünschen.“<br />
„Für uns als ImmoUnited ist es wichtig, dass<br />
wir bei den vielen Zertifikaten den Überblick<br />
behalten. Was ich bisher mitbekommen<br />
habe, ist es oft schwierig, die einzelnen Daten<br />
zu vergleichen“, berichtet Lukas Weinwurm,<br />
Chief Product Officer, IMMOunited GmbH,<br />
von seinen Erfahrungen mit der Thematik.<br />
„Das Problem ist ja - und das weiß ich aus<br />
Gesprächen mit großen österreichischen<br />
Projektentwicklern - dass man heute seine Gebäude<br />
gar nicht mehr verkaufen kann, wenn<br />
man kein Zertifikat nachweisen kann. Aber<br />
oft stellt sich ja die Frage, welches der vielen<br />
am Markt befindlichen Zertifikate nehme ich<br />
überhaupt“, so Stevan Tomic, Senior Business<br />
Development Manager PAYUCA Parking Solutions<br />
zu einem wesentlichen Punkt, der auch<br />
in den anderen Gruppen diskutiert wurde. „Es<br />
ist doch in Österreich so, wenn du einem<br />
amerikanischen Investor gegenübersitzt,<br />
dann kennt der klimaaktiv und ÖGNI nicht.<br />
Dem sagen nur BREEM oder LEED etwas“,<br />
so Rosam zu den Zertifikate-Vorlieben USamerikanischer<br />
Investoren. Dabei habe<br />
ein ÖGNI-Zertifikat im Vergleich zu einem<br />
internationalen Zertifikat sehr hohen Anforderungen.<br />
106 ImmoFokus
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
107
Frech<br />
gesagt<br />
„Quality First“<br />
„Sie müssen bitte kurzfristig übermorgen für Ihre Kollegin einspringen und die interne Auditprüfung<br />
absolvieren.“ Mein erster Gedanke: Wie jetzt? Denn natürlich war ich in meiner Ausbildung top auf das<br />
Wirtschaftsleben vorbereitet worden. Zertifizierungs-Audits gehörten jedoch nicht dazu.<br />
Kolumne: Anita Körbler<br />
I<br />
ch erinnere mich, als wäre es gestern<br />
gewesen. Gerade mal ein paar Wochen<br />
im ersten Job nach der Matura.<br />
Mit kaufmännischer Ausbildung in<br />
einem komplett technischen Umfeld. Viele<br />
neue Eindrücke, viel Interessantes zu lernen.<br />
Und mittendrin: die erkrankte, erfahrene<br />
Kollegin und ein anstehendes Audit rund um<br />
kürzlich im Unternehmen eingeführte ISO-<br />
Zertifizierungen.<br />
So überraschend mich die Nominierung einen<br />
Tag davor getroffen hatte, hieß es nun, alles<br />
rund um diese Prüfung in kürzester Zeit zu<br />
erfassen, zu verstehen und vor allem so zu<br />
behalten, dass alles perfekt umgesetzt werden<br />
konnte – denn Qualitätsmanagement hatte<br />
mich vom ersten Augenblick an interessiert.<br />
Mein perfektionistischer Hang zu Strukturen<br />
sowie meine Freude über standardisierte Vorgehensweisen<br />
trafen auf ein Feld, das all dies<br />
optimal verbunden hatte und von dem klar<br />
war, dass es sich hier nicht nur um eine kurze<br />
Trend-Erscheinung handeln würde.<br />
Das Audit selbst verlief erwartungsgemäß sehr<br />
korrekt, sehr streng sowie inhaltlich sehr tiefgehend.<br />
Und für mich extrem lehrreich, was die<br />
Einzelthemen betraf. Die Materie vermochte es,<br />
mich seit jener Zeit enorm zu faszinieren. Dies<br />
wurde nach Empfehlung der Prüfungskommission<br />
unternehmensintern ebenso an oberster<br />
Stelle beobachtet und so sah man in mir eine<br />
Zukunftshoffnung, die mit ihrer Expertise auch<br />
weitere innerbetriebliche Talente in anderen<br />
Ländern für diese neue Art von Qualitätssicherung<br />
begeistern sollte.<br />
Einfach anders<br />
Dass die Mühlen in südlicheren Gefilden dahingehend<br />
langsamer mahlen, brauche ich in<br />
diesem Kontext wohl nicht extra erwähnen.<br />
Aber irgendwie auch nachvollziehbar: da stellt<br />
sich dieses junge österreichische Mädchen supermotiviert<br />
vor die langjährigen Mitarbeiter<br />
südeuropäisch angesiedelter Niederlassungen<br />
und meint, mit neuen Ansätzen rund um<br />
Ablauf- und Durchführungsplanung und vor<br />
allem mit ihren vielen standardisierten Listen<br />
in irgendeiner Art Begeisterung für ein neues<br />
System wecken zu können.<br />
Es war schon ein steiniger Weg der Implementierung,<br />
nicht zuletzt, da es mir damals schon<br />
schwer gefallen war, den Satz „Wir haben das<br />
aber immer schon so gemacht“ zu akzeptieren.<br />
Zeugt dieser doch von Entwicklungsabwehr<br />
und dagegen bin ich offensichtlich schon seit<br />
jeher widerstandsfähig.<br />
Heute können wir es uns kaum mehr vorstellen,<br />
nicht zertifiziert zu arbeiten. So viele<br />
Abläufe sind mittlerweile erfolgreich standardisiert<br />
worden – egal ob in etablierten Unternehmen<br />
mit gereiften Strukturen oder in<br />
agil arbeitenden Start-Ups mit immer wieder<br />
neuen Prozessen.<br />
Doch wie passen derartige Standardisierungen<br />
in unser gerade so individualisiertes Arbeitsleben?<br />
Es bedarf neuer Spielregeln, um<br />
in neu aufbereiteten Spielfeldern erfolgreich<br />
agieren zu können.<br />
Strukturen. Prozesse. Menschen?<br />
Gesellschaftliche Normen in der Arbeitswelt<br />
sind dabei, sich weitgehend zu verändern. Was<br />
früher thematisch in den meisten Büros noch<br />
verpönt war, ist heute wichtig im Austausch<br />
zwischen den verschiedenen Generationen.<br />
Weil man Gesprächsthemen eben doch nicht<br />
standardisieren kann, wenn die Kreativität<br />
dabei nicht zu kurz kommen soll. Ein schnelles<br />
Update beim kollektiven Bürokaffee oder<br />
der gemeinsam genossenen Zigarette kann<br />
durchaus zu Anregungen und Impulsen rund<br />
um neue Produktideen führen.<br />
Wie weit wird hier unser Drang hinsichtlich<br />
Zertifizierungen reichen? Regeln wir in<br />
Zukunft nicht nur Strukturen und Prozesse<br />
sondern sogar auch Positionen und/oder<br />
Ideenimpulse?<br />
Fotos: REMG/trovato GmbH<br />
108 ImmoFokus
Ganz frech gesagt: Qualität ist ein Statussymbol<br />
unserer Zeit. So ist jedes einzelne Unternehmen<br />
dazu aufgerufen, für sich zu analysieren, welche<br />
Standardisierungen es in welchem Ausmaß und in<br />
welcher Ausgestaltung für sich braucht.<br />
Anita Körbler,<br />
trovato.immo<br />
Wird eine Führungsperson künftig auf einer Skala bewertet, je nachdem, wie<br />
kompetent sie in welchem Tätigkeitsfeld ist? Vor allem: reicht es, hard facts<br />
und Karriereambitionen zu bewerten oder wird auch die Analyse des Umfelds<br />
hier miteinfließen? Berechnet man soft skills wie etwa Kommunikationsfähigkeit,<br />
Verantwortungsgefühl, Führungsfähigkeit oder Empathie? Befragt man<br />
Mitarbeiter, zieht Rückschlüsse aus erfolgreichen Abschlüssen, krankheitsbedingten<br />
Fehltagen oder Kündigungen von Team-Mitgliedern?<br />
Anita Körbler<br />
Managing Partner trovato.immo<br />
Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin<br />
und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />
langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />
sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />
(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />
sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />
und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />
für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />
der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />
Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />
Immobilienbranche.<br />
Oder holt man sich entsprechend repräsentative Werte über neueste Technologien<br />
und lässt künftig gar Künstliche Intelligenz darüber entscheiden, wer<br />
was wann wie wo warum zertifiziert und standardisiert werden soll.<br />
Spricht die Individualisierung, die in unserer Arbeitswelt präsent ist wie noch<br />
nie, tatsächlich für weitere Standardisierung? Oder wird es dadurch sogar<br />
noch wichtiger, Regelwerke vorzugeben? Wird der Vergleich dadurch gefördert<br />
oder ist in der Tat nur mehr dadurch möglich?<br />
Frei nach dem Motto „Her mit den Qualitätsproblemen – es gibt so viele Lösungen“<br />
ist es künftig vielleicht einfach sinnvoll, Mitarbeiter direkt in Standardisierungsprozesse<br />
einzubinden. Denn mehrere Sichtweisen können zu<br />
optimaleren Vorschlägen führen, die auch jedem Teammitglied das Gefühl<br />
geben, an den Entwicklungsgängen teilgenommen zu haben. Und derartiges<br />
Involvement trägt dazu bei, sich vermehrt in die Lösungsfindung einzubringen<br />
und in weiterer Folge auch deren Anwendung konsequenter zu forcieren.<br />
Denn genau dann wird Zertifizierung jeglicher Art nicht nur notgedrungen<br />
umgesetzt sondern auch erfolgreich gelebt. <br />
IMMOBILIENBEWERTUNG.<br />
Warum wir?<br />
Weil wir´s können.<br />
www.reinberg-partner.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
109
Zum Autor<br />
Gerald Beck ist seit April 2<strong>01</strong>7 Geschäftsführer der UBM<br />
Development Österreich GmbH. Zudem ist er in den<br />
Leitungsgremien der ÖGNI, der VÖPE und der österreichischen<br />
Bautechnik Vereinigung (ÖBV) aktiv.<br />
ÖGNI – gekommen, um DAS<br />
europäische Zertifikat zu sein!<br />
Kommentar: Gerald Beck<br />
Der Green Deal, der von der Europäischen Union im Dezember 2<strong>01</strong>9<br />
veröffentlicht wurde, ist ein umfassendes Programm zur Erreichung<br />
der Klimaneutralität Europas bis 2050. So weit – so gut – so bekannt…<br />
Gebäude spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie einen beträchtlichen<br />
Anteil an Treibhausgasemissionen verursachen. Um diese Herausforderung<br />
zu bewältigen, fordert der Green Deal eine umfassende<br />
Modernisierung der Gebäude in der EU, um ihre Energieeffizienz und<br />
den Einsatz erneuerbarer Energien zu erhöhen.<br />
Berücksichtigung sozialer und ökonomischer Aspekte<br />
Hier kommt die ÖGNI/DGNB-Zertifizierung ins Spiel,<br />
da sie genau auf diese Anforderungen abgestimmt<br />
ist und eine umfassende Bewertung<br />
des gesamten Lebenszyklus eines<br />
Gebäudes durchführt, von der<br />
Planung, der Errichtung über die<br />
Nutzung bis hin zum Rückbau<br />
unter Berücksichtigung sozialer<br />
und ökonomischer Aspekte.<br />
Die EU-Gebäuderichtlinie wird<br />
erfüllt und ist damit ein wichtiger<br />
Beitrag zur Erreichung der<br />
Ziele des Green Deal.<br />
Es gibt jedoch auch andere Zertifikate,<br />
die dazu im Wettstreit stehen. Die Entwicklungen<br />
der jüngsten Zeit eröffnen jedoch<br />
die Chance, ein Zertifikat als großen Europäer zu etablieren.<br />
Welches? Nun, alles spricht für die ÖGNI/DGNB. Zum einen<br />
wegen des Brexit, mit dem sich das BREEAM Zertifikat aus Großbritannien<br />
vor die Tür des europäischen Hauses gestellt hat. Zum anderen<br />
zeigt sich, dass die LEED-Zertifizierung mit den zu erwartenden<br />
Bestimmungen der EU-Taxonomie Verordnung nur sehr schwierig in<br />
Einklang zu bringen sein wird.<br />
Climate Positive Europe Alliance<br />
Nicht so beim ÖGNI/DGNB Zertifikat. Die größten europäischen Länder<br />
haben sich daher zusammengetan, eine gemeinsame in Brüssel<br />
ansässige Organisation zu gründen, die die Interessen dieser Länder<br />
zur flächendeckenden Verbreitung dieses Zertifikats auf europäische<br />
Ebene wahrnimmt. Ihr Name? CPEA – das steht für „Climate Positive<br />
Europe Alliance“. Ihre Stärke? Das Engagement der einzelnen Gründungsmitglieder,<br />
im Falle der ÖGNI vertreten durch eine Power Frau:<br />
Anna-Vera Deinhammer.<br />
Die gute Nachricht dazu: die Europäische Kommission<br />
hat die Liste der Experten für<br />
die ausgewählte Arbeitsgruppe zur<br />
Unterstützung der Entwicklung der<br />
Renovation Wave Aktion „2050<br />
whole life-cycle performance<br />
roadmap“ unter dem Dach des EU<br />
High Level Construction Forums<br />
fertiggestellt und die Bewerbung<br />
der CPEA wurde genehmigt. Ein<br />
erster großer Erfolg der CPEA nach<br />
nicht einmal 2 Jahren Tätigkeit in<br />
Brüssel, zumal es sich nach den Maßstäben<br />
der Kommission, um eine relativ kleine<br />
Gruppe handelt, die sich aus pan-europäischen<br />
Experten zusammensetzt.<br />
Eine wirklich gute Nachricht für die ÖGNI, für die Nachhaltigkeit und<br />
für das hoffentlich baldige Alleinstellungsmerkmal dieses Qualitätszertifikats<br />
auf europäischem Parkett.<br />
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />
110 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Karina Schunker startete ihre Karriere in der EHL-Gruppe im<br />
Vertrieb von Miet- und Eigentumswohnungen. 2<strong>01</strong>9 wurde<br />
ihr für EHL Wohnen die Prokura verliehen. Seit 2021 ist sie<br />
Geschäftsführerin von EHL Wohnen.<br />
Gebäudezertifizierungen als Mehrwert<br />
Kommentar: Karina Schunker<br />
Gebäudezertifizierungen sind gegenwärtig ein zentrales Thema,<br />
das vor allem für Eigentümer und Anleger einen wesentlichen Stellenwert<br />
in Bezug auf Immobilieninvestitionen eingenommen hat, wie<br />
wir bei EHL verstärkt beobachten. Ein besonderer Mehrwert ergibt<br />
sich daraus aber auch für Hausbewohner, sodass Zertifizierungen von<br />
nachhaltigen Gebäuden und die damit einhergehende<br />
Einhaltung diverser Direktiven heutzutage für alle Stakeholder<br />
an Relevanz und Wichtigkeit gewinnt. Sie ermöglicht<br />
dem Betrachter einen schnellen und substantiierten<br />
Überblick, unter welchen Maßstäben ein Gebäude<br />
errichtet wurde und ob es den gewünschten, zukunftsweisenden<br />
Ansprüchen gerecht wird. Die Hervorhebung<br />
bestimmter Punkte ist hierbei möglich.<br />
Einhaltung von Sicherheitsvorschriften<br />
Bewohner können sich beispielsweise bei zertifizierten<br />
Objekten darauf verlassen, dass das<br />
Haus nach den geltenden Sicherheitsvorschriften<br />
errichtet wurde und damit<br />
Gefahrensituationen berücksichtigt<br />
sind. Dies beinhaltet Fragestellungen<br />
zu den Themen<br />
Brandschutz, aber auch zu<br />
Naturkatastrophen, wie zum<br />
Beispiel Hochwasser- und<br />
Erdbebenrisiken.<br />
Weniger gefährlich, allerdings<br />
ebenso mit direkter<br />
Auswirkung für die Bewohner<br />
ist die Frage der Energieeffizienz.<br />
Aufgrund der stark gestiegenen Energiekosten ist die Leistbarkeit<br />
von Wohnraum für viele in den Fokus gerückt und zertifizierte<br />
Liegenschaften, welche die geforderten Energieeffizienzstandards<br />
erfüllen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Die Vorteile sind<br />
nicht nur auf monetäre Einsparungen abzustellen, sondern spiegeln<br />
sich vor allem auch in der Reduzierung von Emissionen wider. Dabei<br />
werden neue Umweltfreundlichkeitsstandards gesetzt, sodass vor<br />
allem die Nutzung erneuerbarer Energien und<br />
die damit verbundene Verringerung des CO2-<br />
Ausstoßes unterstützt und vorangetrieben<br />
werden sollen.<br />
Zeitgemäße Standards<br />
Ein Gebäudezertifikat hebt außerdem<br />
den Wert der Immobilie im<br />
Vergleich zu nichtzertifizierten<br />
Gebäuden und weist damit<br />
künftige Bewohner oder Eigentümer<br />
auf zeitgemäße<br />
Standards hin. Das ist<br />
gerade bei langfristigen<br />
Investitionsperspektiven<br />
wesentlich.<br />
In Summe ist ein Gebäudezertifikat<br />
nicht nur ein Gütesiegel,<br />
das dem Betrachter viele Vorteile<br />
aufzeigt, vielmehr geht es um die Bewusstseinserweiterung,<br />
dass Umweltfreundlichkeit und<br />
Nachhaltigkeit im Alltag gefördert und unterstützt werden<br />
sollen und jeder – ob Eigentümer oder Bewohner – einen<br />
wichtigen Beitrag leisten kann. Neben der Verringerung des persönlichen<br />
ökologischen Fußabdrucks und finanzieller Einsparungsmöglichkeiten<br />
während der Nutzung, ergibt sich langfristig gedacht<br />
außerdem eine höhere Lebensqualität.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
111
Biodiversitätskrise<br />
Engagiert. Der Biodiversitätsforscher Franz Essl wurde als Österreichs Wissenschaftler des<br />
Jahres 2022 ausgezeichnet. Er sieht sich als mahnende und erklärende Stimme zum Thema.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
V<br />
om Verlust der Artenvielfalt<br />
wissen wir alle, schon lange.<br />
Doch wozu brauchen wir<br />
Biodiversität überhaupt? „Sie<br />
ernährt uns, liefert Rohstoffe, stellt Wirkstoffe<br />
für Arzneimittel bereit, dient der Erholung,<br />
schützt uns vor Naturgefahren - eine Liste,<br />
die man endlos fortführen könnte“, erklärt<br />
der Biodiversitätsforscher Franz Essl, der vom<br />
Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten<br />
als Österreichs Wissenschaftler des Jahres<br />
2022 ausgezeichnet wurde. Sein Engagement<br />
dient der Wissenschaftsvermittlung und<br />
er ist eine mahnende und erklärende Stimme<br />
zur gegenwärtigen Biodiversitätskrise. Der<br />
Verlust der Artenvielfalt steht auch im Mittelpunkt<br />
seiner Forschung an der Universität<br />
Wien. Mit seiner Auszeichnung erhält das<br />
Thema Artenvielfalt wieder Popularität.<br />
Naturschutzinteresse<br />
Doch wie kam es zu dem Karriereverlauf bis<br />
zum Professor am Department für Botanik<br />
und Biodiversitätsforschung an der Universität<br />
Wien? „Die Frage, warum man beginnt,<br />
sich für Themen zu interessieren, ist nicht so<br />
leicht zu beantworten“, so der bodenständige<br />
Oberösterreicher. „Ich bin als Kind in der<br />
Fotos: SkokanitschFotografie Franz Essl<br />
112 ImmoFokus
Nähe von Steyr am Bauernhof aufgewachsen,<br />
hatte einen engen Kontakt zu Pflanzen<br />
und Tieren, habe gerne im Garten geholfen<br />
und im Freien gespielt. Daher kommen das<br />
Grundinteresse und die Liebe an der Natur.<br />
Jetzt ist mein Beruf meine Berufung, und ich<br />
finde es schön, wenn man was hat, was einen<br />
interessiert und motiviert.<br />
Franz Essls Berufswahl war nach der Matura<br />
klar, er ging nach Wien, um Biologie zu studieren.<br />
„Damals galt mein Hauptinteresse<br />
dem Naturschutz. Ich wollte mich mit der<br />
Natur, die uns umgibt, beschäftigen, auch<br />
weil ich gesehen habe, dass sich Wiesen<br />
und Spielplätze der Kindheit verändern und<br />
verschwinden. Das ist leider zum globalen<br />
Phänomen geworden.“<br />
Das Eintreten für Naturschutzthemen ist<br />
Essl geblieben. „An der Uni kann man<br />
sich Schwerpunkte selbst gestalten, daher<br />
verstehe ich mich auch als Forscher und<br />
Ökologe, der sich mit dem globalem Umweltwandel<br />
und dessen Ursachen und Folgen<br />
auseinandersetzt. Aber nicht ausschließlich.<br />
Ich sehe es als wichtige Aufgabe, am gesellschaftlichen<br />
Diskurs teilzunehmen und Positionen<br />
zu vertreten.“<br />
Versagen der Politik<br />
Was Essl besonders sauer aufstößt, ist, das<br />
fehlende Handeln der Politik. „Wir haben<br />
Pariser Klimaziele, das Montrealer Artenschutzabkommen<br />
2022 und eine nationale<br />
Biodiversitätsstrategie, um das globale Artensterben<br />
zu stoppen. Die Ziele liegen am<br />
Tisch, sie sind international beschlossen und<br />
was fehlt sind die Rahmenbedingungen diese<br />
konkret umzusetzen“, so Essl. „Die Politik<br />
nimmt lieber hohe Strafzahlungen in Kauf,<br />
anstatt zu agieren. Dabei wäre sie jetzt akut<br />
gefragt.“ In Österreich ist eine große Bereitschaft<br />
in der Gesellschaft vorhanden, hier<br />
Hand anzulegen.<br />
Energie verteuern<br />
„Der Energieverbrauch muss verteuert werden.“<br />
Eine starke Aussage in einer Zeit, in<br />
der die Energiekosten für viele unleistbar<br />
werden. „Ich meine damit nicht, dass die<br />
Energiekosten zu einer zusätzlichen Belastung<br />
werden sollen. Natürlich muss es einen<br />
sozialen Ausgleich geben, Steuereinnahmen<br />
müssen wieder zurückfließen.“ Dennoch soll<br />
es aus seiner Sicht beim Energieverbrauch<br />
viel mehr als bisher einen planbaren Weg geben.<br />
„Aus meiner Sicht zeigt sich Folgendes:<br />
Hätten wir uns nicht in fossile Abhängigkeiten<br />
begeben, hätten wir mehr Energie aus erneuerbaren<br />
Energieträgern, dann würde uns<br />
die derzeitige Energiepreisausschläge nicht<br />
so treffen.“<br />
Als nächstes Thema spricht der Wissenschaftler<br />
das fehlende Klimaschutzgesetz an.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
113
„Eine Verpflichtung dazu sollte aus Eigeninteresse<br />
geschehen, denn der Klimawandel<br />
wird unser Leben destabilisieren. Um das zu<br />
vermeiden, muss man Maßnahmen setzen,<br />
einen Pfad politisch festlegen. Dann könnte<br />
sich die Produktion daran orientieren und<br />
die Wirtschaft und die Konsumenten darauf<br />
einstellen.“<br />
Übernutzung<br />
Wenn Arten verschwinden, ist das ein Alarmzeichen.<br />
Schuld daran ist die Übernutzung<br />
der Ökosysteme und Artenvielfalt. „Wir<br />
sind als Gesellschaft von der Natur essentiell<br />
abhängig. Das effektive Schutzgebietsnetzwerk<br />
soll bis 2030 ausbaut werden und 30<br />
Prozent von Österreich zu Schutzgebieten<br />
werden. Ein wichtiger Hebel wäre, dass sich<br />
zukunftsgemäße Landwirtschaft rechnen<br />
muss. Eine angepasste Landnutzung ist keine<br />
Belastung.“ Auch der Flächenverbrauch<br />
muss in Österreich anders gestaltet werden.<br />
„Wir haben einen viel zu hohen Flächenverbrauch.<br />
Für Verkehr, Siedlungen und Gewerbegebiete<br />
und anderes werden 11 ha täglich<br />
verbaut. Das Thema Bodenversiegelung wird<br />
zwar stärker diskutiert, aber an den Zahlen<br />
sieht man keine positiven Auswirkungen.“<br />
Fokussierung<br />
„Es braucht einen andere Flächenwidmung,<br />
das betrifft sehr stark den Verkehr, der ein<br />
großer Emissionstreiber ist. Dabei geht es<br />
nicht nur um die fahrenden PKW und LKW,<br />
sondern auch um den Flächen- und Straßenbau.<br />
Es werden nach wie vor größere<br />
Summen für den Straßenausbau, als für<br />
öffentlichen Verkehr aufgewendet. Ich sehe<br />
hier eine verfehlte Verkehrspolitik, meiner<br />
Meinung nach ist kein Autobahnkilometer<br />
mehr rechtfertigbar.“ Dabei verweist Essl auf<br />
die Einführung des Klimatickets. „Das hat<br />
sich tatsächlich ausgewirkt. Es bringt etwas,<br />
Anreize zu setzen.“<br />
Klimakleber<br />
Auch zu den Klimaklebern nimmt Essl<br />
Stellung: „Gemeinsam mit vielen Umweltforschenden,<br />
sehe ich die Anliegen der<br />
Klimaaktivsten und unterstütze sie. Ich<br />
verstehe allerdings auch, dass die Aktionen<br />
für Irritation sorgen. Aber ganz ehrlich, die<br />
Klimakleber verursachen 0,<strong>01</strong> Prozent der<br />
Staus …“ Letztlich werden durch die symbolische<br />
Aktion Sachen eingefordert, für die<br />
sich Österreich verpflichtet hat. „Würden die<br />
Verpflichtungen eingehalten werden, würde<br />
die Politik diese umsetzen, gäbe es ein Klimaschutzgesetz,<br />
dann wäre das Einfordern der<br />
Maßnahmen nicht notwendig.“<br />
Essls Meinung nach sollte die Politik nicht<br />
den Weg des geringsten Widerstandes gehen.<br />
„Jeder Veränderung verursacht Widerstände,<br />
egal wie gut und wichtig sie ist.“<br />
Klimawandel<br />
„Die Hauptursache des Artensterbens in<br />
Österreich und vielen Ländern ist, dass<br />
wir unsere Lebensräume übernutzen, der<br />
Klimawandel ist noch nicht die oder eine<br />
Hauptursache, er wird zukünftig existenzielle<br />
Folgen für Räume haben und auch vor<br />
Schutzgebieten nicht Halt machen. Bis zu<br />
einem gewissen Wandel können sich die Arten<br />
anpassen. Man hat Klimaziele festgelegt,<br />
um die gravierendsten Folgen zu vermeiden.“<br />
Dabei verweist Essl auf erste Problemfelder,<br />
114 ImmoFokus
wie das Baumsterben. „Es wird ihnen zu heiß<br />
und trocken, sie sterben ab, sind anfällig für<br />
Borkenkäfer und andere Schädlinge. Diese<br />
Phänomene werden mit voranschreitendem<br />
Klimawandel mehr, siehe Neusiedlersee. „Es<br />
kommen Prozesse in Gang, die gravierende<br />
Folgen haben, es kommt zu einem großflächigen<br />
Absterben von Wäldern, Waldbränden,<br />
einem Steigen des Meeresspielgels,<br />
Ernteausfälle haben massive Folgen für die<br />
Nahrungssicherheit usw.“<br />
Worst-case-Szenario<br />
Klimawandel und Artenverlust kann nur<br />
gemeinsam betrachtet und verstanden werden.<br />
„Gehen wir diese Umweltkrise nicht<br />
ernsthaft an, dann wird das in eine Zukunft<br />
führen, die vieles, was wir heute sehen, morgen<br />
nicht mehr haben wird, bis hin zu einem<br />
gesellschaftlichen Zusammenbruch.“<br />
Und China? Was ist mit dem größten Klimasünder?<br />
„Es braucht ein globales Handeln,<br />
keine Frage. Die Emissionen, die durch Länder<br />
des Nordens ausgestoßen werden, sind<br />
weit über dem von Ländern mit geringem<br />
Einkommen. China und Indien müssen einen<br />
wesentlichen Beitrag leisten, keine Frage.<br />
China hat in den letzten Jahren viel mehr<br />
Wind und PV-Anlagen gebaut als ganz Europa<br />
zusammengenommen. Andere Klimasünder<br />
darf man nicht als Ausrede nehmen,<br />
das führt zu einem Karussell des Nichtstuns,<br />
deshalb braucht es die Ziele der internationalen<br />
Abkommen.“<br />
Jeder zählt<br />
„Bei den Themen Umwelt, Klima und Diversität<br />
braucht man Verbündete, das ist jeder einzelne“,<br />
so Essl. „Es braucht zivilgesellschaftliches<br />
Engagement, diese Tradition sehe ich<br />
bei den Klimaaktivisten, die die Politik in ihre<br />
Pflicht nehmen. Letztlich verursachen viele<br />
Tropfen einen Strom der Veränderung.“ Was<br />
kann der Einzelne konkret machen? „Sich<br />
als Person oder Familie zwei, drei Aspekte<br />
herausgreifen und überlegen, was der Beitrag<br />
sein kann. Das fängt bei der Ernährung an,<br />
welche Nahrungsmittel werden gekauft, wie<br />
oft wird Fleisch gegessen. Gartenbesitzer können<br />
ihren Garten artenreich oder artenarm gestalten.<br />
Man kann sich für eine Organisation<br />
engagieren oder diese finanziell unterstützen,<br />
sein Mobilitätsverhalten kritisch hinterfragen<br />
uvm. Zwei, drei Punkte, um sich nicht zu überfordern,<br />
diese gut überlegen und durchführen<br />
und ein realistisches Ziel setzen.“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
115
Zusammenführung<br />
Gut Ding braucht Weile. Ein neuerlicher Versuch, Immofinanz und S Immo zu einem großen Konzern<br />
zusammenzuführen, könnte von Erfolg gekrönt sein.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
G<br />
elingt einem internationalen<br />
Investor das, woran zuvor heimische<br />
Manager wiederholt<br />
gescheitert sind? Nämlich, aus<br />
den Wiener börsenotierten Immobiliengesellschaften<br />
einen großen österreichischen Player<br />
zu schmieden? Danach schaut es stark aus.<br />
Denn nachdem die CPI Property Group (CPI)<br />
des tschechischen Immobilieninvestors und<br />
Milliardärs Radovan Vítek2022 zuerst die Immofinanz<br />
übernahm und sich wenig später<br />
auch die S Immo einverleibte, planen beide<br />
Unternehmen nun „die Evaluierung strategischer<br />
Synergien“, wie sie kommunizierten. Ende 2022<br />
hat bekanntlich die Immofinanz ihrer tschechischen<br />
Eigentümerin Aktien der S Immo<br />
abgekauft und hält nun 50 Prozent plus eine<br />
Aktie an der kleineren Wiener Immobilienge-<br />
sellschaft. Die CPI besitzt wiederum rund 38,4<br />
Prozent des Grundkapitals der S Immo.<br />
Die beiden Wiener Immobiliengesellschaften<br />
haben jedenfalls eine Rahmenvereinbarung<br />
unterzeichnet, die „einen gemeinsamen Prozess<br />
zur Prüfung einer weiteren Angleichung,<br />
Koordination, Fusion oder anderer Formen<br />
der Integration der beiden Gruppen vorsieht“,<br />
wie im Jänner per Aussendung mitgeteilt<br />
wurde. Und daran, dass sich die CPI, wie es<br />
weiter heißt, als „unterstützende Aktionärin<br />
an dem Projekt beteiligen wird“, besteht wohl<br />
kaum ein Zweifel. Denn feststeht: Weder bei<br />
der Immofinanz noch bei der S Immo passiert<br />
seit geraumer Zeit irgendetwas, was nicht im<br />
Sinne der CPI beziehungsweise des Radovan<br />
Vítek liegt.<br />
Synergien identifizieren<br />
Nun sollen Synergien und Effizienzsteigerungen<br />
identifiziert werden, die die Transparenz<br />
und die Rentabilität für alle Stakeholder verbessern.<br />
„Sowohl die Immofinanz als auch<br />
die S Immo verfügen über hervorragende<br />
Immobilienportfolios, die von lokalen Teams<br />
aus erfahrenen Fachleuten verwaltet werden“,<br />
wird Immofinanz-CEO Radka Doehring<br />
zitiert. Und auch Herwig Teufelsdorfer durfte<br />
zu den Plänen etwas sagen. „Die S Immo<br />
sieht ausgezeichnetes Potenzial für Synergien<br />
zwischen unseren Gruppen“, meint der<br />
Vorstand der S Immo. Das Vereinen von Best<br />
Practices, Ressourcen und Erfahrungen sei<br />
der beste Weg, um den gemeinsamen Erfolg<br />
als Immobilienexperten in der CEE-Region<br />
aufzubauen, findet er.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
116 ImmoFokus
Aber wie schaut es wirklich mit dem Synergiepotenzial<br />
aus? Die Immofinanz erwartet<br />
dem Vernehmen nach, dass durch die Zusammenführung<br />
von lokalen Teams in zentralen<br />
Servicegesellschaften innerhalb der CPI bei<br />
den laufenden Kosten Einsparungen in Höhe<br />
von fünf Millionen Euro pro Jahr realisiert<br />
werden können. Das wären rund zehn Prozent<br />
der gesamten Betriebskosten. „Vergleichbare<br />
Einsparungen können voraussichtlich auch<br />
bei der S Immo erzielt werden, mit potenziellem,<br />
zusätzlichem Synergiepotenzial durch<br />
eine stärkere Integration der beiden österreichischen<br />
Unternehmen“, so Oliver Simkovic,<br />
Analyst der Raiffeisen Bank International (RBI),<br />
in seinem aktuellen Bericht über die Immofinanz.<br />
Bei der Hauptversammlung 2021 meinte<br />
wiederum der damalige CFO Stefan Schönauer,<br />
dass das Synergiepotenzial im Bereich eines<br />
zweistelligen Millionenbetrags liegt.<br />
„Aktionäre nicht mehr als Beifahrer“<br />
Der laufende Prüfungsprozess dürfte jedenfalls<br />
so seine Zeit dauern. Simkovic berichtet<br />
von einigen Hürden, wie beispielsweise der<br />
in Deutschland anfallenden Immobilienübertragssteuer,<br />
die im Falle einer vollständigen<br />
Integration wahrscheinlich zu zahlen wäre.<br />
Bis eine Lösung gefunden wird, lautet die Devise<br />
für Aktionäre: abwarten und Tee trinken.<br />
Als Kleinanleger sei man aktuell bei beiden<br />
Unternehmen ohnehin nicht mehr als ein<br />
Beifahrer, so die ernüchternde Einschätzung<br />
von Erste Group-Analyst Christoph Schultes.<br />
Nachsatz des Experten für Immobilienaktien:<br />
„Fundamentale Aspekte sind sowohl bei der<br />
Immofinanz als auch der S Immo in letzter<br />
Zeit eher in den Hintergrund gerutscht.“<br />
Für die verbliebenen Aktionäre der S Immo,<br />
aktuell liegt der Streubesitz bei gerade mal<br />
knapp zwölf Prozent, wurde es zuletzt jedenfalls<br />
etwas unübersichtlich. Zur Erinnerung:<br />
Die Immofinanz kaufte der CPI Ende 2022<br />
Aktien der S Immo ab, um bei dieser die<br />
Mehrheit zu erlangen. Finanziert wurde der<br />
Ankauf im Übrigen durch einen Kredit der<br />
CPI an die Immofinanz. Weitere „Deals“:<br />
Wie Ende Februar bekannt wurde, soll die S<br />
Immo der Immofinanz bis zu sechs Büros in<br />
Wien, darunter die Twin Towers, abkaufen.<br />
Ende Dezember 2022 hat die S Immo ihrer<br />
nunmehrigen Mehrheitseigentümerin sechs<br />
Budapester Bürogebäude abgekauft. Bereits<br />
im September 2022 durfte die Immofinanz<br />
der CPI ein Portfolio mit 53 Retailimmobilien<br />
in der CEE-Region abnehmen.<br />
Weitere Deals wahrscheinlich<br />
„Die Transaktionen der letzten Monate haben<br />
neben einer etwaigen Portfoliooptimierung<br />
unserer Ansicht nach vor allem einen Zweck:<br />
Liquidität zu verlagern beziehungsweise zu<br />
steuern“, sagt Schultes. So wird etwa im Zuge<br />
des kürzlich angekündigten Bürokaufs Cash<br />
der S Immo zur Immofinanz wandern. Ob<br />
dieses in Form einer Dividende ausgeschüttet<br />
wird oder zum Ankauf weiterer Immobilien<br />
der CPI bleibe abzuwarten. Für Zweiteres<br />
spricht nicht zuletzt die offene Überbrückungsfinanzierung<br />
in der Höhe von 1,65<br />
Milliarden Euro, die die CPI mit Stand Dezember<br />
2022 ausweist. Ebenso wie der Verschuldungsgrad<br />
von knapp 49 Prozent. „Dieser soll<br />
vor allem durch den Verkauf von Immobilien<br />
reduziert werden“, sieht auch Schultes eine<br />
hohe Wahrscheinlichkeit von weiteren Transaktionen<br />
innerhalb des CPI-Konzerns.<br />
Solche Deals sind grundsätzlich auch nichts<br />
Ungewöhnliches. Die Immofinanz hat ja etwa<br />
auch keinen Hehl daraus gemacht, dass die<br />
angesprochenen Synergien zwischen ihr und<br />
der S Immo, die in den Bilanzen ihres einstigen<br />
Wiener Konkurrenten vollkonsolidiert<br />
wird, nicht nur operativ, sondern auch steuerlich<br />
gehoben werden sollen. Die Zukunft der S<br />
Immo ist also mehr als ungewiss. „Dass CPI am<br />
Wiener Marktplatz à la longue die Doppelgleisigkeit<br />
fortführen wird, ist unwahrscheinlich“,<br />
meint Schultes. Zu den möglichen künftigen<br />
Szenarien zählt er die Zusammenführung beider<br />
Unternehmen als Immofinanz oder unter<br />
einem neuen Namen beziehungsweise einer<br />
neuen Marke. Eine Entscheidung wird jedenfalls<br />
mit Spannung erwartet.<br />
Büroobjekt - Innsbruck Ost, Tirol<br />
Das Büroobjekt soll im Rahmen eines offenen, transparenten<br />
und diskriminierungsfreien Bieterverfahrens veräußert werden.<br />
Die für die Transaktion benötigten Unterlagen werden Ihnen<br />
bei Teilnahme am Prozess im Zuge des Bieterverfahrens zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Interessensbekundungen, Rückfragen und Korrespondenz sind<br />
ausschließlich in schriftlicher Form (per E-Mail oder Post) an<br />
folgende Adressen zu richten:<br />
Bieterverfahren.REA@kpmg.at<br />
KPMG Real Estate Advisory GmbH<br />
zHd Manuel Fegerl, MSc (WU)<br />
Porzellangasse 51, 1090 Wien<br />
Investitionsmöglichkeit<br />
Asset Deal / Vermietete Büroimmobilie /<br />
Nutzfläche rd. 10.000 m² + zusätzliches Erweiterungspotenzial<br />
Verkehrsknotenpunkt Innsbruck Ost<br />
Die Eigentümerin behält sich alle Rechte vor. Es gelangt österreichisches Recht<br />
zur Anwendung.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong> 117
Zum Autor<br />
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />
gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />
Sanierung wirkt doppelt<br />
Kommentar: Klaus Baringer<br />
Die letzten Monate haben uns gezeigt, wie wichtig Sanierungen von<br />
Wohnbauten sind. Einerseits sind thermisch sanierte und energieeffiziente<br />
Häuser aus ökologischer Sicht ein wichtiger Teil der Klimawende.<br />
Sie senken die Heiz- und Energiekosten deutlich. Andererseits<br />
sind gut sanierte Häuser in finanziell turbulenten Zeiten für die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner des gemeinnützigen Wohnbaus<br />
ein wichtiger Baustein für leistbares Wohnen.<br />
Gemeinnützige Bauvereinigungen<br />
haben Hausaufgaben gemacht<br />
Die Zahlen in puncto Sanierung sprechen<br />
eine eindeutige Sprache: Die 182 gemeinnützigen<br />
Bauvereinigungen (GBVs)<br />
haben in den letzten Jahren bereits<br />
ihre Hausaufgaben gemacht. Sie sind<br />
in der Immobilienbranche Vorreiter<br />
in Sachen thermischer Sanierung<br />
und Umstieg auf erneuerbare Energiequellen.<br />
Allein im Jahr 2021 kam<br />
es bei rund 7.300 Wohnungen zu abgeschlossenen<br />
Großinstandsetzungen<br />
mit Wärmedämmung. Der vor 1980<br />
errichtete gemeinnützige Mietwohnungsbestand<br />
ist damit nahezu zur Gänze<br />
thermisch saniert. Die Bestände, die aktuell<br />
saniert werden, stammen zu einem großen<br />
Teil aus den 1980ern und 1990ern und weisen<br />
thermisch-energetisch bereits bessere Standards<br />
auf. Aber auch hier wird saniert.<br />
Sanierung wirkt auch finanziell<br />
Von der Sanierungsleistung profitieren auch die über zwei Millionen<br />
Bewohnerinnen und Bewohner von GBV-Miet- und Eigentumswohnungen.<br />
Nicht nur, dass die Mieten von GBVs deutlich niedriger sind<br />
als bei den gewerblichen Vermietern – aktuell sind die GBV-Mieten<br />
laut Statistik Austria im Durchschnitt 25 % günstiger als jene der<br />
gewerblichen Vermieter – auch die Betriebskosten und Energiekosten<br />
haben sich durch die Sanierungen gesenkt. Die Reduktion des<br />
Heizwärmebedarfs bzw. die Kostenersparnis einer thermischen<br />
Sanierung machen zwischen 30 % und 50 % aus.<br />
Gerade heute, mit Blick auf die massiv gestiegenen<br />
Energiepreise, ist das ein enormer Vorteil, den<br />
die Bewohnerinnen und Bewohner direkt in<br />
ihrer Geldbörse spüren.<br />
GBVs bleiben dran<br />
Die Vorreiterrolle beim Setzen von<br />
ökologischen Maßnahmen in der Bauwirtschaft<br />
wollen die GBVs noch weiter<br />
ausbauen. Daher wurde bereits vor<br />
einiger Zeit eine richtungsweisende<br />
Kooperation mit Renowave beschlossen.<br />
Bei diesem neuen Projekt werden<br />
GBV-Benchmarks im Bereich Sanierung<br />
und Energiewende gesammelt,<br />
aufbereitet und die Lehren mit der Branche<br />
geteilt. Damit kommen wir unserem<br />
Ziel, klimaneutral zu werden, wieder einen<br />
Schritt näher.<br />
Bauwirtschaft profitiert<br />
Und ein Punkt wäre da noch: Die starke Sanierungsleistung<br />
der GBVs wirkt sich auch positiv auf die Bauwirtschaft aus.<br />
Das Sanierungs- und Instandhaltungsvolumen (Miete und Eigentum)<br />
liegt aktuell bei knapp einer Milliarde Euro. Damit sichern die GBVs<br />
Tausende Arbeitsplätze in ganz Österreich.<br />
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />
118 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
119
„Wir wollen<br />
Vorreiter sein.“<br />
Pionier. „Wenn jede Idee aufgeht, dann wäre es zu leicht, oder macht man etwas falsch“ erklärt<br />
IMMOunited Gründer Roland Schmid im Interview mit dem ImmoFokus.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
IMMOunited hat letztes Jahr ihr 15 Jahr-<br />
Jubiläum gefeiert<br />
Roland Schmid: Bei einem 15 Jahr-Jubiläum<br />
blickt man gerne zurück – wir aber blicken<br />
nach vorn. Wir wollen auch weiterhin der Innovator<br />
und der Pionier in vielen unterschiedlichen<br />
Bereichen der Immobilienbranche sein.<br />
Daher haben wir uns entschlossen, uns<br />
auf den mobilen Markt der Immobilien<br />
zu wagen. Zum Jahresbeginn <strong>2023</strong> haben<br />
wir unsere erste App „IMMOunited2GO“<br />
vorgestellt.<br />
Ehrlich gesagt: Das Recherchieren am Handy<br />
war bisher recht mühsam. Das wird sich nun<br />
ändern. Mit IMMOunited2GO bündeln wir<br />
alle Informationen zu Immobilien in einer<br />
App, das ist wirklich großartig.<br />
„Immobiliendaten<br />
einholen ist jetzt<br />
so einfach wie der<br />
Coffee 2 Go.“<br />
Roland Schmid,<br />
IMMOunited<br />
Es war höchste Eisenbahn. Wer kennt nicht<br />
die Situation. Man ist unterwegs, steht vor<br />
einer interessanten Immobilie und will sich<br />
einen ersten schnellen Überblick verschaffen.<br />
Wie ist die Preisentwicklung an diesem<br />
Standort, wem gehört die Immobilie, wann<br />
wurde die Immobilie zu welchem Preis das<br />
letzte Mal verkauft.<br />
Handy raus, App starten. Die App erkennt<br />
automatisch den Standort und liefert auf<br />
Knopfdruck alle Informationen zur Liegenschaft<br />
am konkreten Standort.<br />
Die App umfasst alle IMMOunited-<br />
Dienstleistungen?<br />
Es war unser Ziel alle unseren Dienstleistungen<br />
in einer App zu bündeln. Das war<br />
nicht ganz einfach - aber es ist uns gelungen.<br />
120 ImmoFokus
Immobiliendaten einholen ist jetzt so<br />
einfach, wie der Coffee 2 Go.<br />
Wie lange hat die Entwicklung gedauert?<br />
Die App - ein Produkt der Pandemie?<br />
Die grundlegende Idee der App haben wir<br />
schon des öfteren im Unternehmen diskutiert.<br />
Die Pandemie war sicher ein Auslöser<br />
uns noch intensiver damit zu beschäftigen.<br />
Unsere Produkte werden zu 90 Prozent<br />
vom Desktop aus genutzt. Für umfassende<br />
Analysen und die tägliche Arbeit. Das wird<br />
sich so schnell nicht ändern. Mit der App<br />
kommen wir zusätzlich dem Wunsch nach<br />
dem raschen Zugang zu Informationen vor<br />
Ort nach. Es war also längst an der Zeit,<br />
unseren Kunden zu ermöglichen auch unterwegs<br />
bequem auf unsere Dienstleistungen<br />
zugreifen zu können.<br />
Die größte Schwierigkeit bestand darin, die<br />
Fülle an Informationen übersichtlich und<br />
auf eine Art und Weise darzustellen, die den<br />
Anwender nicht überfordert.<br />
Roland Schmid<br />
Roland Schmid gründete im Oktober 2007 das Unternehmen IMMOunited (damals noch<br />
unter dem Firmennamen WEBSERVICESunited), das heute Marktführer in der Online-<br />
Bereitstellung von Informationen rund um Immobilientransaktionen in ganz Österreich<br />
ist. Bereits seit August 2004 ist Roland Schmid zudem geschäftsführender Gesellschafter<br />
der lexunited-online information system GmbH, die den Anwendern als autorisierte<br />
Verrechnungsstelle der Republik Österreich den Zugang zu den Bundesdatenbanken<br />
(Grundbuch, Firmenbuch, Zentrales Gewerberegister etc.) ermöglicht.<br />
Vor seinem erfolgreichen Schritt in die Selbstständigkeit zeichnete Roland Schmid<br />
neben seiner Tätigkeit als Projektleiter für die Implementierung einer österreichweiten<br />
CRM-Lösung für Mitarbeiter in allen Filialen der österreichischen Großbank BAWAG<br />
gleichzeitig auch für das Internetportal der BAWAG verantwortlich. Danach betreute<br />
und beriet er Großkunden als Key Account Manager der COLT Telecom Austria GmbH im<br />
Bereich IT-Outsourcing, bevor er bei der RDB Rechtsdatenbank GmbH als Vertriebsleiter<br />
eingesetzt wurde. Berufsbegleitend hat Roland Schmid das Fachhochschulstudium<br />
„Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung“ in Wien 2003 erfolgreich absolviert.<br />
Der Markt wird immer schneller und es gibt<br />
immer mehr Informationen. Um dieser Informationsflut<br />
Herr zu werden, braucht es intelligente<br />
innovative Lösungen. Wir setzen auf<br />
Pionierarbeit – andere würden es Forschung<br />
und Entwicklung nennen. Wir investieren in<br />
Innovationen und Produktentwicklung.<br />
Wir fühlen uns unseren Kunden verpflichtet,<br />
weshalb wir weiter Pionier sein wollen und<br />
den Markt weiterhin mit neuen Produkten,<br />
mit neuen Innovationen, begeistern<br />
werden. Forschung und Entwicklung ist<br />
bei uns mehr Research. Innovations- und<br />
Produktentwicklung verbraucht sehr viele<br />
leere Kilometer wie in der Wissenschaft oder<br />
in der Forschung. Man investiert sehr viel<br />
Geld und Zeit in Reisen, Recherche, Prototypentwicklung,<br />
um dann festzustellen, dass<br />
es nicht zweckmäßig ist - und man stanzt es<br />
wieder ein.<br />
Ist die App eine Reaktion auf Kundenwünsche?<br />
Nein. Es gab immer wieder mal einzelne<br />
Anfragen dazu – vor allem nach Grund-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
121
Interessanter Ansatz: Aber die Fehlerkultur<br />
ist in Österreich ja nicht sonderlich<br />
ausgeprägt?<br />
Wer nicht auch einmal scheitert, oder<br />
verliert, macht es sich zu einfach, lernt nicht<br />
dazu und kann daher auch nicht besser<br />
werden. Wenn ich an Rapid und ÖFB zurückdenke<br />
- ich habe eine Wahl verloren, aber<br />
deswegen nicht in meinem Leben versagt,<br />
sondern dort sehr viel Erfahrung für mein<br />
weiteres Leben mitgenommen.<br />
Rapid, wieder ein Thema?<br />
Ganz und gar nicht, ich habe es natürlich beobachtet<br />
und war auch bei der Präsidentensuche<br />
eingebunden. Es gab viele Gespräche,<br />
aber es ist für mich klar, dass zum jetzigen<br />
Zeitpunkt eine Funktion bei Rapid keinen<br />
Sinn macht. Wrabetz ist ein recht guter<br />
Kompromiss. Er ist ein guter Brückenbauer.<br />
Nein. Rapid ist derzeit kein Thema für mich.<br />
„Wenn man verliert, scheitert man<br />
nicht, sondern man lernt.“<br />
Roland Schmid,<br />
IMMOunited<br />
Zurück zu App. Wurde diese im Haus<br />
umgesetzt?<br />
Man kann nur das auf den Boden bekommen,<br />
was man selbst entwickeln kann. Wir haben<br />
die Entwickler ausschließlich im Haus,<br />
erkennen jetzt aber ebenfalls, wie schwierig es<br />
ist, gute, motivierte und<br />
qualitativ hochwertige Arbeitskräfte zu finden.<br />
Der einzige Trost ist, es geht allen gleich,<br />
es betrifft nicht nur uns, sondern ebenfalls<br />
Mitbewerber und den kompletten Markt.<br />
stücksdaten. Um zu wissen, was Kunden<br />
tatsächlich brauchen und wollen, muss man<br />
sie gezielt ansprechen.<br />
Aus diesem Grund haben wir auch unser<br />
Innovation-Lab ins Leben gerufen, in dessen<br />
Rahmen wir mit Studenten und Usern eine<br />
Reise zur Ideenfindung gemacht haben.<br />
Es wurden Ideen ausgezeichnet und nicht<br />
Produkte.<br />
Es ist mittlerweile schwierig, neue Ideen, die<br />
wesentlich sind, zu entwickeln und diese<br />
dann auf den Boden zu bekommen.<br />
Das aber ist unser eigener Anspruch an<br />
IMMOunited. Mit diesen Gedanken bin<br />
ich vor 15 Jahren gestartet. Wir geben dem<br />
Markt Information vor, die hilfreich ist.<br />
Aus diesem Grund werden wir weiterhin in<br />
diesem Bereich sehr viel Geld in die Hand<br />
nehmen und investieren.<br />
Auf den Punkt gebracht heißt das –<br />
proaktiv auf den Markt zugehen und<br />
diesem die Wünsche vorwegnehmen, ist<br />
das Ziel? Das bedeutet aber auch in Gefahr<br />
zu laufen, Produkte zu entwickeln, die der<br />
Markt (noch) nicht braucht?<br />
So ist es. Aber wer nicht gescheitert ist,<br />
hat noch nie gewonnen. Wenn jede Idee<br />
aufgeht, dann wäre es zu leicht, oder macht<br />
man etwas falsch. Im Sportbereich sage ich<br />
ebenfalls immer: Wenn man verliert, wenn<br />
man etwas nicht schafft, scheitert man nicht,<br />
sondern man lernt und muss es das nächste<br />
Mal besser machen.<br />
Aber ja, aus diesem Grund sind wir auch in<br />
der Geschwindigkeit etwas zurückgefallen.<br />
Aber da kochen alle mit dem gleich heißen,<br />
kochenden Wasser. Aber das ist schwierig.<br />
Aus diesem Grund haben wir die IMMOunited<br />
zu Beginn des Jahres umstrukturiert.<br />
Zum einen haben wir den Schwerpunkt<br />
Innovation im gesamten Team zu einem<br />
zentralen Thema gemacht, zum anderen<br />
haben wir personelle Veränderungen<br />
vorgenommen: Mit Lukas Weinwurm als<br />
Chief Product Officer und Martina Sauer als<br />
Chief Sales Officer haben wir die Geschäftsführung<br />
erweitert. Das ist wichtig, damit<br />
wir einzelnen Themen gezielt nachgehen<br />
können.<br />
Ein Erfolgskriterium der IMMOunited war es,<br />
immer einen Schritt voraus zu sein. Pionier<br />
zu sein und auf das haben wir uns wieder<br />
besonnen. Wir wollen weiterhin einen Schritt<br />
voraus sein. Wir müssen einen Schritt voraus<br />
122 ImmoFokus
sein und da werden wir sehr viel Geld in die<br />
Hand nehmen, dass es so bleibt.<br />
Wo gibt es noch Wachstumspotenzial?<br />
Wir sind letztes Jahr 17,9 Prozent gewachsen<br />
gegenüber dem Vorjahr. Es ist viel Bewegung<br />
in der Branche und unserer Produkte sind<br />
relevanter denn je.<br />
Im Neubaubereich haben wir mit IMMOdeveloper<br />
ein neues Produkt geschaffen. Ich<br />
glaube, dass es im automatisierten Auswertungsbereich<br />
einen starken Wachstumsmarkt<br />
gibt. In der Immobilienbewertung ist<br />
es immer gut zu wissen, welches Haus von<br />
welchem Hausverwalter verwaltet wird.<br />
Diese Information findet man nicht, oder<br />
zumindest nicht online über das Internet. Da<br />
sind wir im Moment an einer Produktidee<br />
dran, damit wir auch diese Information<br />
unseren Kunden zur Verfügung stellen<br />
können.<br />
Was fehlt ist ein validiertes Angebot an<br />
Mietdaten.<br />
Das wäre ein großartiges Produkt. Aber<br />
scheitert unter anderem an Datenschutz.<br />
Mietpreise pro Liegenschaft zu bekommen,<br />
ist leider rechtlich immer noch nicht<br />
möglich. Da haben wir schon viele Arbeitsgruppen<br />
gehabt, das wird es so bald noch<br />
nicht geben – leider. Das wäre ein Produkt,<br />
auf das der ganze Markt wartet.<br />
Ich sehe auch im Cross-Selling durchaus<br />
noch großes Potential. In einer Krise ist<br />
Information das Wertvollste, was man haben<br />
kann. Letztendlich glaube ich, dass wir mit<br />
unserem Geschäftsmodell und der Information,<br />
die wir anbieten, keine Verlierer sein<br />
werden. Trotz Wachstum haben wir 2022<br />
einen Rekord an Kündigungen zu verzeichnen<br />
- aber eben auch ein Rekordwachstum<br />
um 17,9 Prozent.<br />
Ich glaube, dass die Krise, wenn es überhaupt<br />
eine geben wird, erst in ein paar Monaten<br />
spürbar wird. Die Auswirkungen der jüngsten<br />
wirtschaftlichen sowie weltpolitischen<br />
Ereignisse werden erst verzögert sichtbar<br />
werden.<br />
Finanzierung ist das Zauberwort. Die Immobilienbranche<br />
wird sich langfristig darauf<br />
einstellen müssen. Wer sich mit<br />
Fix-Zinssätzen abgesichert hat, oder sich<br />
jetzt noch über Fix-Zinssätze retten konnte,<br />
und mit ausreichend Eigenkapital<br />
finanziert hat, wird sich wohl keine großen<br />
Sorgen machen müssen. Die, die immer<br />
am Limit waren, werden es deutlich schneller<br />
und heftiger spüren.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
123
ESG verlangt nach Daten<br />
Messbarmachen. AnDa heißt das neu gegründete Unternehmen von Andreas Millonig und Aexander Redlein.<br />
Sie machen den Verbrauch von Strom, Wasser, Gas und Fernwärme im Minutentakt messbar. Zahlen, die in<br />
vielerlei Hinsicht für Berichte, aber auch für „Predictive Maintenance“ gebraucht werden.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
V<br />
or zwei Jahren kam Alexander<br />
Redlein, Professor an der TU-<br />
Wien, auf Andreas Millonig,<br />
damals noch Geschäftsführer<br />
der ImmoUnited, mit einer Idee zu. Redlein,<br />
der auch an der Universität Standford unterrichtet,<br />
erschien zum ersten Treffen mit<br />
einem Prototyp, einer Hardware, die er bei<br />
einem Projekt in Stanford kennengelernt<br />
hatte. Eine kleine Box, die den Verbrauch von<br />
Strom, Wasser, Gas, Fernwärme et cetera im<br />
Minutentakt messbar macht und die Daten<br />
in eine Datenbank einspeist. Da aufgrund<br />
der EU-Taxonomie und ESG-Vorgaben diese<br />
Daten zukünftig den Grundsätzen ordnungsgemäßer<br />
Buchführung entsprechen, also<br />
GOB-tauglich sein müssen, stieß die Idee<br />
auf fruchtbaren Boden. Die AnDa (steht für<br />
Analytics&Data) wurde gegründet. Millonig,<br />
der in der IT tätig ist, machte das Produkt<br />
softwareseitig skalierbar. „Wir haben angefangen,<br />
das Produkt zu entwickeln, da<br />
der Bedarf, also die GOB-Tauglichkeit der<br />
Verbrauchsdaten im Rahmen der EU-Taxonomie,<br />
auf der Hand lag“, so Millonig. Derzeit<br />
müssen die tatsächlichen Verbrauchsdaten<br />
mühsam recherchiert und berechnet werden.<br />
„Die Abrechnungsperioden sind ja nicht von<br />
1. Jänner bis 31. Dezember, sondern quer im<br />
Jahr“, so Millonig weiter. „Unternehmen<br />
müssen aus bestehenden Abrechnungen die<br />
Daten hochrechnen und bekommen so nie die<br />
genauen Verbrauchsdaten.“ Dazu kommen<br />
die unterschiedlichen Schnittstellen. „Nehmen<br />
wir das Beispiel Fernwärme. Bei einem<br />
Gebäudebestand in Wien, Graz, Linz habe ich<br />
jeweils einen lokalen Provider, also jeweils<br />
eine andere Schnittstelle. Beim Strom-, Gas-,<br />
Wasseranbieter dito. Das multipliziert sich.<br />
Eigentlich müsste in jedem Gebäude am Jahresende<br />
der Zählerstand für eine periodengenaue<br />
Abrechnung abgemessen werden.<br />
Mit den Smartmetern wäre das prinzipiell<br />
möglich, aber es bleibt das Problem, an die<br />
50 verschiedene Datenformate von unterschiedlichen<br />
Lieferanten in einer Datenbank<br />
zu konsolidieren. Manche Betreiber arbeiten<br />
schon mit Building Management Systemen<br />
(BMS). Bin ich nun in vielen Ländern tätig,<br />
habe ich viele unterschiedliche Betreiber, damit<br />
hundert unterschiedliche BMS-Systeme,<br />
die ich über Schnittstellen in eine Datenbank<br />
integrieren muss.“ Daher geht AnDa an die<br />
Wurzel des Problems, dorthin, wo der Verbrauch<br />
stattfindet.<br />
Ein kleines Messgerät<br />
„In den meisten Gebäuden gibt es bereits<br />
kleine Industriecomputer (SBSS). Gibt es<br />
noch keinen, nehmen wir einen Aufputzkasten<br />
und hängen einen hin, dort ist dann die<br />
SPS mit einer Schiene, auf der die Strommessgeräte<br />
drauf sind. An diesen hängen dann<br />
zum Beispiel Rugowski-Spulen, mit denen<br />
Strom und Verbrauch gemessen werden. Das<br />
ist das Herzstück. Wenn wir andere Medienverbräuche<br />
messen wollen, wie Fernwärme,<br />
Gas oder Wasser, werden die über einen einfachen<br />
M-Bus angekoppelt, der zum Beispiel<br />
laufend die Wasserverbräuche in die Datenbank<br />
funkt“, erklärt Redlein die Hardware.<br />
„Es braucht die GOB-Tauglichkeit<br />
der Verbrauchsdaten im Rahmen<br />
der EU-Taxonomie.“<br />
Andreas Millonig,<br />
AnDa<br />
„Über den Industrie-PC, der unabhängig von<br />
der restlichen Gebäudetechnik ist, werden<br />
die Daten in die Datenbank geliefert. Und<br />
zwar im Sekundentakt, wenn gewünscht.“<br />
Predictive Maintenance<br />
Warum die Taktung wichtig ist, erklärt Millonig:<br />
„Wir können über diese genaue Taktung<br />
die Daten dazu liefern, warum man so viel<br />
Fotos: Lisa Kapici<br />
124 ImmoFokus
„Als Theaterbetrieb wollen wir zu<br />
den ökologischen Dimensionen<br />
möglichst viele Informationen über<br />
betriebliche Abläufe erhalten.“<br />
Alexander Götz,<br />
Theater in der Josefstadt<br />
Strom braucht, und dazu, ob in nächster Zukunft<br />
Störungen zu erwarten sind, also „Predictive<br />
Maintenance“ betreiben. Sehe ich zum<br />
Beispiel, dass mein Aufzug beim Anlaufstrom<br />
zunehmend Spitzen hat, kann ich daraus<br />
schließen, dass es demnächst eine Störung<br />
im Betrieb geben wird.“ Bei einer Taktung<br />
der Datenübermittlung von 15 Minuten per<br />
SmartMeter können diese kommenden Störungen<br />
nicht erkannt werden. Ein anderes<br />
Beispiel, ein Wasserschaden: „Den erkennt<br />
man für gewöhnlich, wenn man den Fleck an<br />
der Decke sieht. Mithilfe unserer Messungen<br />
sieht man, dass zum Beispiel in der Nacht um<br />
15 Prozent mehr Wasser verbraucht wurde als<br />
üblich. Dann kann ich rückschließen, dass<br />
etwas nicht stimmt, und dem auf den Grund<br />
gehen. Dadurch kann man schnell reagieren,<br />
„Wir liefern<br />
sehr genaue<br />
operative<br />
Daten, die es<br />
bis jetzt nicht<br />
gegeben hat.“<br />
Alexander Redlein,<br />
TU-Wien<br />
Reparaturkosten reduzieren, und warten<br />
statt reparieren. Das ist immer günstiger, und<br />
so bekommt man die Kosten für den Einsatz<br />
unserer Technologie schnell wieder rein“, so<br />
Millonig.<br />
ESG und Nonfinancial Reportings<br />
„Wir liefern sehr genaue operative Daten, die<br />
es bis jetzt nicht gegeben hat“, so Redlein. Die<br />
GOB-tauglichen Daten werden für die ESG-<br />
Reports und „Nonfinancial Reportings“ notwendig<br />
sein. Betreffen wird das ab dem 1. 1.<br />
2024 Unternehmen, die zwei von drei dieser<br />
Kennzahlen aufweisen: 250 Mitarbeiter, 40<br />
Millionen Bilanzsumme, 20 Millionen Umsatz.<br />
Für Controller werden die Daten zu einer<br />
wichtigen Kennzahl. „Vor einer Jahresabrechnung<br />
kann ich bereits erkennen, wie viel<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
125
Energie mein Gebäude verbraucht. Da sehe<br />
ich dann im Sommer: hoppala, wenn ich nicht<br />
was unternehme, um den Energieverbrauch<br />
zu senken, habe ich Ende des Jahres keine<br />
grüne Immobilie“, so Redlein. „Ich kann auch<br />
darstellen, wie viel Energie das Gebäude in<br />
Summe oder pro Quadratmeter verbraucht,<br />
kann aber auch detailliert darstellen, wie viel<br />
mein Mieter verbraucht. Diese Zahlen brauche<br />
ich wieder für das „Carbon Accounting“<br />
und die Darstellung von Scope 1,2 und 3.“ Die<br />
Daten bieten auch ein komplettes Reporting<br />
für Kunden, um Green-Lease-Verträge einzuhalten.<br />
„Ich sehe auf Knopfdruck, ob sich<br />
Mieter an Energieverbräuche halten, beziehungsweise,<br />
ob sie diese überschreiten“, so<br />
Millonig. „Für große Firmen ist das wichtig,<br />
denn die wollen als Mieter einen Green Lease<br />
haben und wissen, wo sie stehen.“<br />
damit er sich wohlfühlt? Denn natürlich<br />
kann man zum Energiesparen die Heizung<br />
abdrehen, das hilft aber nicht dabei, die<br />
Produktivität der Mitarbeiter zu fördern.<br />
Das System kann noch mehr, zum Beispiel<br />
Sitzplatzbelegungen messen. „Damit weiß<br />
das Facility-Management im Shared-Office-<br />
Bereich, welche Sitzplätze genutzt und<br />
„Bis jetzt konnten wir<br />
Verbräuche nur aufgrund<br />
von Stromrechnungen und<br />
nachgereichten Daten schätzen.“<br />
Hans Peter Stubenrauch,<br />
Theater in der Josefstadt<br />
„S“ in ESG<br />
„Letztes Jahr hatten wir die Challenge<br />
„Office of the Future“: Wie schafft man<br />
die energetische Reduktion und setzt den<br />
Menschen dennoch in den Mittelpunkt,<br />
Wir wollten beides angehen, das „E“ und<br />
das „S“ aus dem ESG. Das unterscheidet uns<br />
von anderen am Markt, weil wir in einem<br />
Dashboard Informationen über das E und<br />
das S zusammenbringen“, erzählt Redlein.<br />
gereinigt werden müssen. Man sieht auch,<br />
welche Plätze beliebt sind und welche nicht.<br />
Da liefern wir auch Daten über die Nutzung,<br />
die natürlich nicht auf eine Person gemünzt<br />
sind. Aber bei unbeliebten Arbeitsplätzen<br />
126 ImmoFokus
kann man analysieren, warum diese nicht so<br />
gut angenommen werden.“<br />
Auch Alert-Funktionen sind vorhanden, bei<br />
denen zum Beispiel der Nachtportier einen<br />
ungewöhnlich hohen Stromverbrauch in<br />
Stockwerken beziehungsweise Büros gemeldet<br />
bekommt, weil zum Beispiel Licht eingeschalten<br />
wurde, obwohl niemand da ist.<br />
Vorzeigekunde<br />
Theater in der Josefstadt<br />
Die AnDA ist im B-2-B-Bereich angesiedelt, mit<br />
ersten Kunden wurde bereits getestet. „Wir haben<br />
die ersten Kunden geonboarded und online<br />
gebracht. Damit haben wir in der Realität wertvolle<br />
Informationen gesammelt und verwertet<br />
und bereits Produkterweiterungen entwickelt.<br />
In den letzten zwei Jahren konnten wir so das<br />
Software-Produkt vorantreiben.“<br />
Ein Vorzeigekunde ist das Theater in der<br />
Josefstadt. Nach dem Motto „What you<br />
can’t measure, you can’t manage“ wollte das<br />
Theater Zahlen haben, um den Energieverbrauch<br />
zu optimieren. Als einer der ältesten<br />
Kulturbetriebe Österreichs mit über 350 Mitarbeitern<br />
ist sich das Theater bewusst, eine<br />
wichtige Rolle bei der Ausgestaltung und<br />
Kommunikation zugunsten einer nachhaltigen<br />
Zukunft zu spielen.<br />
„Als Theaterbetrieb und Theater wollen wir<br />
zu den ökologischen Dimensionen möglichst<br />
viele Informationen über betriebliche Abläufe<br />
erhalten“, erklärt Alexander Götz, Geschäftsführer<br />
des Theaters in der Josefstadt.<br />
„Wir haben eine interne Seite, die uns zeigt,<br />
welche Ressourcen für den Theaterbetrieb<br />
erforderlich sind: Das ist sehr viel Strom,<br />
Energie, Fernwärme und etwas Gas. Diese<br />
sollen effizient eingesetzt werden, da hilft es<br />
zu wissen, welche Energieflüsse es gibt, welche<br />
Ressourcen wir wie verbrauchen. Diese<br />
detaillierte Energieverbrauchsermittlung,<br />
die Messbarkeit, spielt für uns eine große<br />
Rolle. Wir haben zum Beispiel erkannt, wie<br />
viel Strom unser Bühnenlicht verbraucht.<br />
Das war die Initialzündung, hier konkret<br />
etwas zu verändern.“ Der Austausch von<br />
Halogen-Bühnenscheinwerfern auf LED-<br />
Bühnenscheinwerfer ist zu einem Projekt<br />
geworden, da die LED-Technologie beträchtlich<br />
weniger Energie verbraucht. „Wie viel<br />
das ausmacht, lässt sich anhand der Geräte<br />
und der Stationen abmessen. Bis hin zu den<br />
unterschiedlichen Positionen“, so Götz. „Jetzt<br />
haben wir das System von AnDa neun Monate<br />
in Betrieb und erarbeiten demnächst konkret<br />
nächste Schritte und Maßnahmen. Also<br />
noch mehr LED-Scheinwerfer zu besorgen,<br />
Abschaltungen von Licht und Maschinen zu<br />
automatisieren et cetera.“<br />
Hans Peter Stubenrauch, Leiter der Betriebstechnik<br />
am Theater in der Josefstadt, ist klar,<br />
dass es ohne Einsparungen nicht geht. „Theater<br />
müssen immer sparen, jetzt kommen die<br />
massiven Preisänderungen dazu. Beim Strompreis<br />
sehen wir derzeit eine Verachtfachung<br />
des Preises, bei der Fernwärme müssen wir<br />
von einer Verdopplung bis hin zur Erhöhung<br />
von 200 Prozent ausgehen. Da macht es schon<br />
Sinn, genau zu wissen, wie sich denn die<br />
Verläufe und Verbräuche entwickeln, denn<br />
bis jetzt war es ein Schätzen aufgrund von<br />
Stromrechnungen und nachgereichten Daten,<br />
die vom Energielieferanten gekommen sind.“<br />
Nun kann der Betriebstechniker in gewisse Bereiche<br />
hineinschauen und sieht die genauen<br />
Verläufe, die sehr gut mit den Tätigkeiten im<br />
Haus korrespondieren. „Wir erwarten von den<br />
Datenmessungen ein Mehr an Informationen,<br />
das ist das, was wir brauchen, um in diesem<br />
Betrieb ökologisch, ökonomisch und sozialeffizient<br />
zu agieren.“<br />
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<strong>01</strong>|<strong>2023</strong> 127
„Wir sind auf dem<br />
richtigen Weg“<br />
Falscher grüner Anstrich. Greenwashing wird es zwar immer geben, neue Regularien und gesellschaftliche<br />
Entwicklungen werden es aber eindämmen, so Frank Brün (Managing Partner Phorus Management und<br />
Managing Partner AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management Association), Peter Engert (Geschäftsführer<br />
ÖGNI) und Marianne Schulze (Expertin für soziale Nachhaltigkeit & Menschenrechte PwC Österreich) beim<br />
ImmoFokus-Roundtable.<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
Aktuelle Studien unter institutionellen<br />
Anlegern zeigen zwei Sachen auf: Maßnahmen<br />
gegen den Klimawandel werden<br />
als Top-Priorität gesehen und fast jeder<br />
befürchtet Greenwashing. Wieso ist die<br />
Angst vor dem „Grünfärben“ so groß beziehungsweise<br />
das Vertrauen in die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
so gering?<br />
Marianne Schulze: Die Berichte, die<br />
momentan erstellt werden, sind freiwillige<br />
Berichte und nur bedingt vergleichbar<br />
beziehungsweise kaum standardisiert. Da<br />
können gewisse Unebenheiten beziehungsweise<br />
Schwierigkeiten in der Methodologie<br />
entstehen. Und deswegen ist es begrüßenswert,<br />
dass sich die Entwicklung in Richtung<br />
Standards bewegt, die große Transparenz<br />
schaffen werden und die vor allem für alle<br />
gleich gelten.<br />
Peter Engert: Unsere Unternehmen sind<br />
seit Jahren darauf programmiert, etwas zu<br />
behaupten, das sich bei einer tiefergehenden<br />
Recherche nicht beweisen lässt. Dieses<br />
„Behaupten“ ist nun vorbei, weil ich das, was<br />
ich behaupte, wirklich beweisen können<br />
muss. Bestimmte Dokumente, die ich für<br />
die EU-Taxonomie und den ESG-Bericht<br />
brauche, müssen ja einem Wirtschaftsprüfer<br />
vorgelegt und von diesem bestätigt werden.<br />
Aber grundsätzlich sollte man Juristen fragen,<br />
was Greenwashing eigentlich bedeutet,<br />
und ob es Betrug darstellt beziehungsweise<br />
eine Irreführung der Anleger ist. Wie das<br />
judiziert wird, ist noch offen, aber das wird<br />
sich ergeben.<br />
128 ImmoFokus
Frank Brün: Nach allgemeiner Rechtsauffassung<br />
verstößt es gegen das Gesetz des<br />
unlauteren Wettbewerbs, wenn Sachen<br />
behauptet werden, die nicht stimmen.<br />
Genauso ist es untersagt, Offensichtliches<br />
als herausragend darzustellen. Wie zum<br />
Beispiel: „Dieses Wasser enthält gesundes<br />
H2O und ist farblos“. Aber um auf Ihre Frage<br />
zurückzukommen: Werbung wird immer<br />
wieder als übertrieben und oft als konstruiert<br />
und gelogen empfunden. Und nicht ohne<br />
Grund: Es gab auch in Österreich negative<br />
Beispiele für Immobilienunternehmen, die<br />
das machen. Die etwa behaupten, neuerdings<br />
nachhaltige Fonds auszugeben, weil<br />
die Prospekte aus chlorfreiem Papier sind<br />
und irgendwo Bäume gepflanzt werden. Da<br />
haben viele gelacht.<br />
Machen Sie in Ihrem beruflichen Umfeld<br />
die Erfahrung, dass den Menschen bewusst<br />
ist, wie wichtig Nachhaltigkeit ist?<br />
Brün: Ob wirklich alle verstehen, um was<br />
es geht, sei dahingestellt. Aber sehr viele,<br />
egal ob Privatpersonen oder professionelle<br />
Anleger, wissen, dass im Zuge der Umsetzung<br />
des Green Deals in den kommenden Jahren<br />
bestimmte Ziele erreicht werden müssen.<br />
Und wenn man sich nicht rechtzeitig mit der<br />
Thematik beschäftigt und ihr entsprechend<br />
die Richtung ändert, wird man irgendwann<br />
auf dem Weg scheitern.<br />
Schulze: Die, die es verstanden haben, haben<br />
jetzt einen Vorteil. Andere sind dagegen<br />
gezwungen zu realisieren, dass es nicht mehr<br />
um CSR, also „Corporate Social Responsibility“<br />
geht, sondern um CSA, sprich „Corporate<br />
Social Accountability“. Und da kommen<br />
jetzt Fragen des Wettbewerbs, genauso wie<br />
des Zivil- und Strafrechts, die jenen Druck<br />
erzeugen, den es braucht, damit vor allem die<br />
Großen, die sich bislang nicht mit dem Thema<br />
umfassende Nachhaltigkeit befasst haben,<br />
verstehen: Es geht um das globale Große und<br />
Ganze und jeder kann sein Scherflein dazu<br />
beitragen. Und auch jene, die nicht unmittelbar<br />
von den neuen Regularien betroffen<br />
sind, werden indirekt gezwungen, sich neu zu<br />
positionieren.<br />
Also auch die Kleineren …<br />
Schulze: Ja, auch die Kleineren. Es gibt definitiv<br />
einen Trickle-Down-Effekt. Allerdings ist<br />
ja noch immer offen, wie die Lieferkettenregelung<br />
ausschauen wird. Die EU versucht jetzt,<br />
massiv nachzuschärfen. Im neuesten Entwurf<br />
gilt ja die Lieferketten-Richtlinie nicht mehr<br />
nur für Unternehmen mit 500 Mitarbeitern<br />
oder mehr, sondern auch für Firmen mit<br />
250 Mitarbeitern, 40 Millionen Euro Umsatz<br />
und 20 Millionen Euro Bilanzsumme. Das ist<br />
schon ein Fangnetz.<br />
Brün: Ich sehe einen Trickle-Down-Effekt<br />
viel weiter gefasst: Banken finanzieren in<br />
der Regel mit einer Laufzeit von mindestens<br />
20 Jahren, beispielsweise mit einer zehnjährigen<br />
Zinsbindung. Über so einen langen<br />
Zeitraum kann es leicht passieren, dass etwa<br />
ein Gebäude der Energieklasse C oder D im<br />
Zuge des Erlasses einer neuen Energieverordnung<br />
schlagartig in die Energieklasse<br />
E oder F fällt, somit zu einem „Stranded<br />
Asset“ wird. Die möglichen Folgen zeigt das<br />
Beispiel Niederlande, wo seit Jahresbeginn<br />
keine Bürogebäude mit einer Effizienzklasse<br />
schlechter als D vermietet werden dürfen. In<br />
absehbarer Zeit wird das auch für Wohnimmobilien<br />
gelten. Solche Überraschungenwollen<br />
die Banken natürlich vermeiden. Und<br />
sobald die Finanzierer den Druck erhöhen,<br />
spricht sich bis zum letzten Stammtisch<br />
herum, dass man was unternehmen muss,<br />
damit ein Objekt nicht zum Stranded Asset<br />
„Ob ein Zertifikat vor<br />
Greenwashing Schutz bietet,<br />
hängt vom Zertifikat<br />
selbst ab.“<br />
Frank Brün,<br />
Phorus Management<br />
wird. Die Banken werden spätestens zum<br />
Ablauf der Zinsbindung Informationen über<br />
den dann aktuellen Gebäudezustand und<br />
die Energieeffizienz verlangen. Möglicherweise<br />
heißt es dann: Du musst Eigenkapital<br />
nachschießen oder eine Finanzierung ist<br />
nicht mehr möglich.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
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129
Engert: Das ist kein Fantasieszenario, sondern<br />
bei manchen Banken jetzt schon Realität.<br />
Insgesamt sind die Banken eindeutig der<br />
Hebel. So wie in der Taxonomie vorgesehen,<br />
sollen Gelder nachhaltige Investitionen<br />
lenken. Die Banken wollen Beweise dafür,<br />
dass eine Investition nachhaltig ist. Da reicht<br />
eine Behauptung nicht mehr aus, da muss es<br />
wirklich ein Gutachten geben.<br />
Brün: Und da die Banken ja bekanntlich nicht<br />
besonders risikofreudig sind, wird sich diese<br />
Praxis wohl schneller ausbreiten als viele<br />
glauben.<br />
„Ich wünsche mir vom<br />
Gesetzgeber, dass er die<br />
Wertschöpfungskette unter<br />
die Lupe nimmt.“<br />
Peter Engert,<br />
ÖGNI<br />
Schulze: Ich möchte an dieser Stelle anmerken,<br />
dass das nicht nur ein EU-Phänomen<br />
ist, wie viele glauben. Auch in den USA ist<br />
das bereits Realität. Selbst im arabischen<br />
Raum gibt es die ersten Initiativen. Auch die<br />
Afrikanische Union zieht nach. Kürzlich hat<br />
die japanische Regierung angekündigt, Unternehmen<br />
dazu bewegen zu wollen, Menschenrechtsverletzungen<br />
in ihren Lieferketten zu<br />
verhindern.<br />
Weil Sie die Lieferketten ansprechen,<br />
wohin geht da die Reise des Gesetzgebers?<br />
Schulze: In Deutschland begründet das neue<br />
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – und es<br />
scheint, als ob das auch auf EU-Ebene übernommen<br />
wird – eine Bemühenspflicht (und<br />
keine Erfolgspflicht). Man muss nachweisen<br />
können, dass man versucht hat, Menschenrechtsverletzungen<br />
zu verhindern.<br />
Herr Engert, Sie meinten im Vorjahr in<br />
einem Interview, durch die EU-Taxonomie<br />
werde sich die Spreu vom Weizen trennen.<br />
Überspitzt formuliert: Wird es irgendwann<br />
nur noch „Weizen“ beziehungsweise<br />
vorbildliche Unternehmen geben?<br />
Engert: Es wird in der Immobilienwirtschaft<br />
immer Leute geben, denen Nachhaltigkeits-<br />
130 ImmoFokus
Initiativen offensichtlich egal sind. Ich<br />
denke da an staatlich geförderte oder<br />
gemeinnützige Wohnbauträger, die nach<br />
wie vor ignorieren, dass nachhaltiges Bauen<br />
die Wohnungskosten über die nächsten<br />
hundert Jahre verringert. Das wird es immer<br />
geben. Das ist auch nichts, was uns aufhalten<br />
oder beleidigen sollte.<br />
Schulze: Ein immer wichtigerer Treiber der<br />
ESG-Thematik sind Individuen und lokale Interessensgemeinschaften.<br />
Viele lächeln noch<br />
milde darüber, aber die neue Generation stellt<br />
bei Bewerbungsgesprächen durchaus Fragen<br />
wie: Gibt es einen Fuhrpark? Ist der notwendig?<br />
Besteht er wenigstens aus E-Fahrzeugen?<br />
Dahinter steckt wirkliches Interesse und<br />
kritisches Bewusstsein. Dass Einzelpersonen<br />
zu einer kritischen Masse werden können,<br />
die die Gesellschaft nicht übersehen darf,<br />
haben wir unter anderem Greta Thunberg zu<br />
verdanken. Man darf auch nicht vergessen,<br />
dass aus dieser Generation bald auch Entscheidungsträger<br />
kommen werden.<br />
Der Druck aus der Gesellschaft wird also<br />
nicht geringer?<br />
Engert: Weil vor Kurzem ja der Opernball<br />
stattfand, muss ich da an Jane Fonda denken.<br />
Sie meinte ja, dass sie nicht nach Wien<br />
gekommen wäre, wenn sie gewusst hätte, dass<br />
die OMV Hauptsponsor der Oper ist. Es kann<br />
einem ja auch nicht mehr egal sein, wer einen<br />
sponsort. Schließlich könnte das in einigen<br />
Jahren negative finanzielle Folgen haben.<br />
Man hört, dass es Immobilieninvestoren<br />
gibt, denen bereits jetzt das S in ESG ein<br />
Anliegen ist, etwa wenn es darum geht,<br />
wo ihre Mieter tätig sind. Woran können<br />
sie sich orientieren oder sind sie bei der<br />
„Recherche“ auf sich alleine gestellt?<br />
Schulze: Die Standards, die jetzt von der<br />
Europäischen Kommission vorgegeben sind,<br />
die „European Sustainability Reporting<br />
Standards (ESRS)“, machen Unternehmen in<br />
vier Bereichen klare Vorgaben, sich mit den<br />
eigenen Mitarbeitern, der Frage der Arbeitssituation<br />
innerhalb der Wertschöpfungskette<br />
sowie mit anderen Stakeholdern, wie etwa<br />
den Anrainern, vertieft auseinanderzusetzen.<br />
Brün: Man wird von seinen bestehenden<br />
Mietern nicht verlangen können, dass sie<br />
ihr Geschäftsmodell ändern. Ich denke da<br />
beispielsweise an Waffenproduzenten und<br />
-händler. Wenn ich mit einem Auditor, , der<br />
mich zertifiziert, eine Diskussion habe, ob<br />
zum Beispiel Rheinmetall mein Gebäude zum<br />
Stranded Asset macht oder nicht, da frage ich<br />
mich: Wer hat das zu entscheiden? Beispielsweise<br />
in den USA, wo beim Thema Waffen<br />
eine ganz eigene Sichtweise vorherrscht,<br />
würde das vermutlich differenzierter gesehen<br />
werden. Um zum Greenwashing zurückzukommen:<br />
Bei einer Veranstaltung, die ich vor<br />
einiger Zeit besucht habe, waren eine ganze<br />
Reihe von Anwälten, die sich mit Nachhaltigkeitsthemen<br />
beschäftigt haben. Da wurde<br />
auch über Greenhushing gesprochen, also<br />
dem Verschweigen von umweltschädigendem<br />
Geschäftsgebaren während nur nachhaltige<br />
Aspekte hervorgehoben werden.<br />
Egal ob Greenhushing oder Greenwashing,<br />
wie bekommt man das in den Griff ?<br />
Brün: Mein Vorschlag wäre es, Ersatzinvestitionen,<br />
wie den Kauf von CO2-Zertifikaten,<br />
regional beziehungsweise national zu<br />
begrenzen. Häufig werden ja nicht nachprüfbare<br />
Umweltmaßnahmen in fernen Ländern<br />
beansprucht mit denen Unternehmen<br />
behaupten, sie wären dadurch CO2-neutral.<br />
Ebenfalls regional begrenzt werden sollten<br />
CO2-Kompensationen durch Klimaschutzprojekte.<br />
Insgesamt wäre es wichtig, in der<br />
breiten Menge Bewusstsein dafür zu schaffen,<br />
dass ein gewisses Verhalten nicht mehr geht.<br />
Das muss sich durchsetzen.<br />
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131
„Dass es bei jedem<br />
Thema ein paar<br />
geben wird, die zu<br />
betrügen versuchen,<br />
ist ein soziologisches<br />
Phänomen.“<br />
Marianne Schulze,<br />
PwC<br />
Engert: IIch würde mir vom Gesetzgeber<br />
schon wünschen, dass er die Wertschöpfungskette<br />
unter die Lupe nimmt. Beispielsweise<br />
gibt es kaum eine Glühbirne in Österreich,<br />
auf der nicht „Made in Austria“ steht. Dabei<br />
wurde keine einzige hierzulande produziert,<br />
sondern alle in China. Die Fassungen und<br />
Birnen werden erst hier zusammengeschraubt.<br />
Für so etwas gibt es zig Beispiele.<br />
Jedenfalls wird es immer schwieriger, etwas<br />
zu behaupten, was eigentlich nicht stimmt.<br />
Ich glaube, dass wir mit einschlägiger Bildung<br />
in den Schulen viel Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen<br />
schaffen können. Aber<br />
wie auch Frau Schulze schon gesagt hat, die<br />
junge Generation ist da heute schon sehr gut<br />
aufgestellt in diesen Themen.<br />
Höre ich da raus, dass es Greenwashing<br />
immer geben wird?<br />
Schulze: Dass es in jeder Gruppe bei jedem<br />
Thema ein paar geben wird, die zu betrügen<br />
versuchen, ist ein soziologisches Phänomen..<br />
Abschließende Frage: Sind Zertifikate<br />
der beste Schutz gegen Greenwashing?<br />
Brün: Das hängt in erster Linie vom Zertifikat<br />
selbst ab: Was für ein Zertifikat ist es? Wer<br />
132 ImmoFokus
stellt es aus? Die ÖGNI oder ein Lobbyverband<br />
der Energiewirtschaft? Werden Lieferketten<br />
einbezogen? Die EU-Menschenrechte?<br />
Sind Wirtschaftsprüfer oder Unternehmensberatungen<br />
involviert und was ist deren<br />
Qualifikation in Bezug auf Nachhaltigkeit?<br />
Engert: Man muss zwischen einem Zertifikat<br />
und einer Plakette unterscheiden. Ein Zertifikat<br />
ist zivilrechtlich ein Gutachten. Damit<br />
kann man beweisen, dass man „grün“ ist<br />
beziehungsweise die Anforderungen der EU-<br />
Taxonomie erfüllt, nach der ja auch die ÖGNI<br />
prüft. Eine Plakette ist nicht mehr als ein<br />
hübscher Aufkleber auf der Tür, mit dem man<br />
nicht beweisen kann, dass man wirklich nachhaltig<br />
wirtschaftet. Man sollte sich auf jeden<br />
Fall Zertifikat und Auditor genau anschauen,<br />
um die Aussagekraft einordnen zu können.<br />
Wir als ÖGNI können etwa beurteilen, ob<br />
ein Gebäude in technischer Hinsicht der<br />
EU-Taxonomie entspricht. Wir können jedoch<br />
nicht das Unternehmen, die Finanzströme,<br />
die Einhaltung der Menschenrechte oder die<br />
Gleichberechtigung von Frauen beurteilen.<br />
Schulze: Zertifikate sind ein Mosaikstein.<br />
Und als Juristin erlaube ich mir die klassische<br />
Antwort: Es kommt darauf an. Und<br />
zwar darauf, wer es erstellt hat und unter<br />
welchen Parametern der Audit stattgefunden<br />
hat. Langfristig wird sich da sicher Qualität<br />
durchsetzen. Mittelfristig vermutlich nur<br />
bedingt. Fakt ist jedenfalls, dass die EU mit<br />
den Berichtspflichten in der „Corporate<br />
Sustainability Reporting Directive“ sehr klare<br />
Standards setzt, die zu erfüllen sind, und die<br />
uns alle noch mehr als genug beschäftigen<br />
werden. Wie Herr Engert gesagt hat, ist<br />
Ausbildung in diesem Zusammenhang<br />
sehr wichtig, um kritisches Bewusstsein zu<br />
schaffen.<br />
Engert: Das Schöne ist, dass wir insgesamt sagen<br />
können: Wir sind auf dem richtigen Weg.<br />
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.<br />
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133
Ihr Einsatz bitte<br />
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fixen Platz auf Baustellen gefunden. In den Bereichen Digitalisierung,<br />
Dokumentation und Sicherheit sind sie nicht mehr wegzudenken.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
D<br />
rees & Sommer, Allplan, Porr und<br />
viele andere sind bereits auf die<br />
Drohne gekommen. Warum? Weil<br />
sie viele Vorteile verspricht und<br />
unendlich viele Anwendungsgebiete. Eingesetzt<br />
werden sie von der Porr zur Übersicht<br />
über Baufortschritte oder zur Erkundung<br />
der Umgebung beim Straßenbau. Drees &<br />
Sommer nutzt Drohnenaufnahmen, um seine<br />
Kunden über Projektefortschritte beim Bau<br />
von Hochhäusern, Brücken und Stadien zu<br />
informieren und diese anschaulich darzustellen.<br />
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Drohnen Geländeprofile und liefern Aufmaße<br />
für Fassaden oder Dachflächen. Sie finden<br />
ihren Einsatz bei Bauschadenanalysen, denn<br />
vor allem schwer zugängliche Gebäudebereiche<br />
können mit wenig Aufwand begutachtet<br />
und dokumentiert werden. Ausgestattet mit<br />
Wärmebildkameras lokalisieren Drohnen<br />
Energieverluste, die Architektur nutzt sie in<br />
der Planung, um zweidimensionale Ansichten<br />
von Gebäudeteilen oder Geländeprofilen anzufertigen.<br />
Die gewonnenen Daten fließen mit<br />
anderen Projektinformationen ins Building<br />
Information Modeling ein und daraus lassen<br />
sich 3D-Modelle generieren.<br />
Vermessung und Planung<br />
Ein Beispiel von Allplan zeigt, wie Drohnen,<br />
anhand einer drohnengestützten BIM-<br />
Planung konkret Geld sparen können: Eine<br />
Baustelle wurde aus der Luft vermessen und<br />
das Ergebnis des Aufmaßes anschließend mit<br />
der Planung in Allplan Architecture abgeglichen.<br />
Das 3D-Gebäudemodell zeigte einerseits<br />
Fehler im ursprünglichen Entwurf auf,<br />
andererseits gab es den Projektverantwortlichen<br />
und dem Bauherrn die Möglichkeit,<br />
die räumlichen Dimensionen zu diskutieren<br />
und Änderungswünsche zu besprechen. Konkrete<br />
Aspekte der Planung wurden so für alle<br />
Beteiligte sicht- und erlebbar gemacht. Für<br />
die Vermessung erstellt die Drohne aus den<br />
aufgenommenen Bildern in Verbindung mit<br />
GPS-Daten Punktwolken, diese dienen zur<br />
Darstellung von Punktrastern, 3D-Modellen<br />
oder Orthofotos. Auch während des Baus lassen<br />
sich von Drohnen gelieferte Bilder nutzen,<br />
um den Projektfortschritt aufzuzeichnen oder<br />
Schäden zu dokumentieren. Drohnen können<br />
über eine App programmiert werden, immer<br />
exakt die gleichen Flugrouten innerhalb<br />
EU-Regelungen für Drohnen im Überblick<br />
Mit der EU-Drohnen-Verordnung wird das Fliegen mit Drohnen („unbemannte Luftfahrzeuge“) in der EU einheitlich geregelt. Diese ist in allen EU-<br />
Mitgliedstaaten anwendbar, jedoch können einzelne Staaten Flugverbotszonen festlegen, beispielsweise in der Nähe von Flughäfen oder militärischen<br />
Einrichtungen. In Österreich können diese Lufträume über die App „Dronespace“ oder unter www.dronespace.at abgefragt werden.<br />
Zur Information von Drohnen-Käufern sind die Hersteller verpflichtet, Drohnen mit einer CE-Zertifizierung (C0 – C4) zu versehen und ein Informationsblatt<br />
über Pflichten der Betreiber beizulegen. Für Betreiber von Drohnen ab 250 Gramm (und auch unter 250 Gramm bei High-Speed-Drohnen<br />
oder Drohnen mit Kamera) besteht eine Registrierungspflicht. Für den Betrieb bzw. Flug von Drohnen ab 250 Gramm Abfluggewicht ist zudem ein<br />
Drohnenführerschein vorgeschrieben. Wer eine Drohne steigen lässt, ist verpflichtet diese zu versichern.<br />
Foto: AdobeStock<br />
134 ImmoFokus
eines bestimmten Gebiets anzufliegen. Die<br />
Drohne lädt ihre Bilder in eine cloudbasierte<br />
Photogrammetrie-Software, die auf Basis der<br />
gelieferten Daten Karten oder Modelle erstellt.<br />
Damit erhält man Vorher-Nachher-Vergleiche<br />
auf Knopfdruck, Fehler können schneller erkannt<br />
und Schäden zugeordnet sowie Beweise<br />
gesichert werden. Projektmanager verfügen<br />
so über ein ideales Tool, um die Produktivität<br />
zu überwachen. Der Vorteil dabei: Die Kontrollen<br />
aus der Vogelperspektive sparen Zeit.<br />
Baustellensicherheit<br />
Drohnen sind klein und wendig. Sie können<br />
schwer erreichbare oder gefährliche Orte<br />
befliegen. Gerüste, Schornsteine, Seile, Hebebühnen,<br />
aber auch Abzäunungen und vieles<br />
mehr können sie inspizieren. Auch Abbruchhäuser,<br />
schwer zugängliche Orte oder Gefahrenstellen<br />
sind nicht vor ihrem Kameraauge<br />
sicher, dafür umso mehr die Menschen, die<br />
diese nicht mehr betreten müssen. Gefahren<br />
können schnell erkannt und Maßnahmen<br />
sofort eingeleitet werden.<br />
Spaßfaktor und Gefahren<br />
Bei all den Vorteilen, wie sofortige Digitalisierung<br />
von Daten und Prozessen, Einsparungen<br />
bei Zeit und Kosten, Dokumentation, Lieferung<br />
von punktgenauen Messresultaten und<br />
Sicherheit, darf man den Spaßfaktor nicht<br />
vergessen. Dieser ist mit ein Grund, warum<br />
sich Drohnen so schnell durchgesetzt und<br />
auch im Privatbereich gerne genutzt werden.<br />
Zu den häufigsten Nutzern von ferngesteuerten<br />
Fluggeräten auf dem Bau zählen übrigens<br />
technikaffine Personen in leitenden oder<br />
kontrollierenden Positionen, also Projektmanager,<br />
Bauleiter und die Bauaufsicht. Bei all<br />
dem darf man jedoch nicht vergessen, dass<br />
auch Drohnen selbst zu einer Gefahr werden<br />
können, z.B. durch Anwendungsfehler, Kollisionen<br />
und einem daraus resultierenden Absturz<br />
der Drohne. Außerdem können wie bei<br />
allen anderen akkubetriebenen Gegenständen<br />
Akkus zu brennen beginnen, auch der<br />
Datenschutz ist ein heikles Thema. Deshalb<br />
ist in der EU-Drohnen-Verordnung das Fliegen<br />
mit Drohnen streng geregelt. Drohnen<br />
ab 250 Gramm sind registrierungspflichtig,<br />
zudem ist ein Drohnenführerschein vorgeschrieben.<br />
Mögliche Gefährdungen sind zu<br />
ermitteln und entsprechende Schutzmaßnahmen<br />
festzulegen. Wer eine Drohne steigen<br />
lässt, ist verpflichtet, diese zu versichern. Fakt<br />
ist: Der Siegeszug der Drohnen ist nicht mehr<br />
aufzuhalten, da die stete Weiterentwicklung<br />
von Soft- und Hardware sie zu einem wichtigen<br />
Meilenstein in der Digitalisierung von<br />
Baustellen macht. <br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
135
Der ImmoFokus fragt …<br />
... und Immobilien-Experten antworten. Der Immobilienmarkt ist im Umbruch. Steigende Zinsen, hohe<br />
Baukosten und nahezu explodierende Energiekosten, begleitet von verschärften Kreditvergaben haben die<br />
Immobilienbranche fest im Griff. Doch was meinen die Immobilienprofis? Der ImmoFokus hat nachgefragt.<br />
Fragen:<br />
1<br />
Wie optimistisch, wie pessimistisch gehen Sie in das neue<br />
Jahr? Welche Assetklasse wird <strong>2023</strong> Investors Liebling?<br />
2<br />
Was sind Ihres Erachtens die größten<br />
Herausforderungen in diesem Jahr?<br />
3<br />
Steigende Zinsen und Baukosten und nahezu<br />
explodierende Energiekosten, begleitet<br />
von einer verschärften Kreditvergabe - die<br />
Party am Immobilienmarkt ist vorerst vorbei.<br />
Welche Parameter müssten sich wie ändern,<br />
damit die Party wieder losgeht?<br />
4<br />
Welche drei Themen werden die Immobilienwirtschaft<br />
<strong>2023</strong> am stärksten beeinflussen?<br />
5<br />
Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen <strong>2023</strong>?<br />
136 ImmoFokus
1<br />
Wir blicken auch heuer in allen Situationen und Marktphasen optimistisch ins neue Jahr.<br />
Auch wenn der Ausblick infolge der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vielleicht etwas<br />
getrübter ist, wäre Pessimismus übertrieben und auch hemmend. Betreffend Assetklassen<br />
waren im vergangenen Jahr u.a. auch wieder Logistikimmobilien sehr gefragt. Hier gehen wir<br />
davon aus, dass dieser Trend weiter anhalten wird. Aber auch die Asset-Klasse „Wohnen“ zählt<br />
infolge der Stabilität des österreichischen Marktes sowie des Segmentes zu einem klassischen<br />
Investoren-Liebling. Hauptgrund für die teilweise eingebrochene Transaktionsdichte im<br />
großvolumigen Bereich war der Umstand, dass die Preisvorstellungen zwischen Käufer und<br />
Verkäufer (noch immer) teilweise deutlich auseinanderliegen. Hier ist <strong>2023</strong> eine gewisse<br />
Konsolidierung zu erwarten.<br />
2<br />
Helmut Beer,<br />
TPA<br />
Derzeit sehen wir aus Beratersicht ein gewisses Spannungsfeld zwischen Finanzierungskosten<br />
auf der einen Seite und erwarteter Verkaufsrendite auf der anderen Seite. Diese<br />
auseinanderfallenden Erwartungen werden wohl auch weiterhin eine große Herausforderung<br />
darstellen. Auf Verkäuferseite könnten auslaufende Finanzierungen eine zu lösende Aufgabe<br />
darstellen und auch schlichtweg Kapazitätsbegrenzungen und Kostensteigerungen - zB bei<br />
Material (Lieferketten), Personal- oder Energiekosten – werden eine entscheidende Rolle spielen.<br />
Zu guter Letzt haben aber zwischenzeitig auch andere Veranlagungsformen an Attraktivität<br />
gewonnen, wodurch sich ebenfalls interessante Auswirkungen ergeben werden.<br />
3<br />
Eine Party ist eigentlich immer erst dann vorbei, wenn alle<br />
Gäste gegangen sind. Danach sieht es aber am Immobilienmarkt<br />
derzeit nicht aus und so gehen wir davon aus, dass<br />
die Party am Immobilienmarkt nicht vorbei ist, aber aktuell<br />
vielleicht etwas ruhiger weitergeht. Betreffend Parameter<br />
wird es aus meiner Sicht das Zusammenspiel aller Faktoren<br />
sein, die sich kurz- bis mittelfristig einpendeln werden.<br />
4<br />
Bei den aktuellen Veranstaltungen zeigt sich häufig, dass v.a.<br />
5<br />
Wie in den Vorjahren werden wir auch <strong>2023</strong> alle unsere Kundinnen und<br />
Kunden und Neukundinnen und -kunden bei allen Themen rund um<br />
Taxes und Financials im Immobiliensektor von der Transkation bis zur<br />
laufenden Betreuung bestmöglich und mit größtem persönlichen Einsatz<br />
unterstützen und mit unseren Steuerservices (Newsletter, Webcasts & Co)<br />
wie gewohnt laufend über alle Neuigkeiten und Änderungen berichten.<br />
Letztlich werden wir verstärkt Kundinnen und Kunden im Rahmen der<br />
digitalen Transformation und bei allen Aktivitäten rund um das Thema<br />
ESG beraten, da sich hier in den kommenden Perioden ein enormer<br />
Bedarf abzeichnet bzw. diese Dienstleistung bereits jetzt vermehrt von<br />
Kundinnen und Kunden nachgefragt wird.<br />
- ESG-Kriterien und Umweltaspekte, die<br />
- Effizienz (zB Energie) sowie die<br />
- Zinsentwicklung<br />
eine entscheidende Rolle spielen werden.<br />
Innerhalb der TPA Group werden wir weiterhin das Ziel verfolgen, ESG und<br />
EU-Taxonomie Themen auch im eigenen Haus konsequent umzusetzen<br />
und unseren Mitarbeiter:innen einen sicheren sowie abwechslungs- und<br />
aussichtsreichen Job zu bieten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
137
1<br />
<strong>2023</strong> wird auf jeden Fall ein forderndes Jahr für die Immobilienwirtschaft, persönlich<br />
bin ich optimistisch! Die Zinsentwicklungen und das Inflationsgeschehen haben<br />
das Marktgeschehen eingebremst – und weitere Zinsschritte sind angekündigt. Die<br />
Anpassungen an diese Situation werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen und daher<br />
lässt sich auch die Frage nach Lieblings-Assetklassen derzeit nicht seriös beantworten.<br />
Astrid Grantner-Fuchs,<br />
EHL Immobilien Bewertung<br />
4<br />
2<br />
Das geänderte Zinsumfeld mit all den damit<br />
zusammenhängenden Entwicklungen<br />
ist sicher die zentrale Herausforderung –<br />
neben Immobilieninvestitionen sind auch<br />
andere Investments wieder attraktiver<br />
geworden, der Kapitalmarkt orientiert<br />
sich dementsprechend neu.<br />
Steigende Zinsen, die Entwicklung der Inflation<br />
mit steigenden Preisen in allen möglichen<br />
Lebensbereichen und eine weiterhin angespannte<br />
geopolitische Lage werden uns weiter beschäftigen<br />
und bergen Unwägbarkeiten und Unsicherheit –<br />
und das betrifft die aktiv in der Branche Tätigen,<br />
und genauso die Konsumenten bzw. Endnutzer.<br />
3<br />
Ein Mindset, das sich nach vorne orientiert<br />
und weniger in die Vergangenheit blickt –<br />
darauf zu hoffen, dass „es wieder so wird, wie<br />
es einmal war“ ist wohl zu einfach gedacht.<br />
5<br />
Als österreichischer Marktführer in<br />
der Immobilienbewertung wollen wir<br />
gerade in so herausfordernden Zeiten<br />
weiterhin ein verlässlicher Partner für<br />
unsere Kunden sein. Wir werden unseren<br />
soliden Wachstumskurs der bisherigen<br />
Jahre fortsetzen und sehen laufende<br />
Weiterbildung und Qualifizierung unseres<br />
Teams dabei als Grundvoraussetzung.<br />
Darüber hinaus hilft uns unsere<br />
Marktnähe gerade jetzt noch einmal mehr,<br />
fundierte Wertermittlungen zu erstellen.<br />
138 ImmoFokus
1<br />
<strong>2023</strong> hat den Ruf, ein herausforderndes Jahr zu werden. Auch ohne vorausschauenden Blick in die magische<br />
Kristallkugel sind wir uns wohl alle einig, dass die derzeitigen Umstände unser aller (Arbeits-)Leben auch<br />
weiterhin beeinflussen werden. Ich blicke aber trotzdem optimistisch auf das Jahr <strong>2023</strong> – einerseits, weil<br />
wir als BUWOG gut aufgestellt sind, andererseits, weil uns das Jahr die Möglichkeit bietet, Prozesse und<br />
Strategien zu hinterfragen und ggf. zu optimieren. Wir werden die Zeit außerdem nutzen, um einige<br />
Projekte in unserer Entwicklungs-Pipeline in die Baureife zu bringen, so, dass wir direkt weiterbauen<br />
können, sobald sich die Lage wieder etwas entspannt hat.<br />
Investoren zeigen sich zwar derzeit etwas zurückhaltender, was den Kauf von Wohnimmobilien angeht,<br />
ich bin aber zuversichtlich, dass sich diese Situation, u.a. aufgrund einer anstehenden Entschärfung der<br />
Finanzierungsbedingungen, bald wieder verändern wird – Wohnimmobilien sind aus meiner Sicht also<br />
auch weiterhin eine gute und sichere Investitionsform.<br />
Andreas Holler,<br />
Buwog Group<br />
2<br />
Als Unsicherheitsfaktor wird uns <strong>2023</strong> die Frage<br />
begleiten, wie sich der Markt in puncto Verwertung<br />
weiterentwickelt. Die aktuelle Situation sieht heute<br />
so aus, dass institutionelle Investoren bzw. Anleger<br />
vorübergehend zurückhaltender geworden sind,<br />
während Eigennutzer, die über die nötigen finanziellen<br />
Mittel verfügen, weiterhin hohes Interesse an neuen<br />
Wohnungen zeigen. Die derzeit streng reglementierten<br />
Finanzierungsbedingungen sowie die schwelende<br />
Zinsunsicherheit führen dazu, dass der Finanzierungsprozess<br />
in die Länge gezogen wird – ich rechne hier<br />
aber damit, dass schon bald mehr Licht ins Dunkle<br />
kommt und Erleichterungen bei der Vergabe von Krediten<br />
den Markt wieder etwas in Schwung bringen.<br />
3<br />
Ich sehe viel Potenzial, um die derzeit etwas angespannte Marktlage wieder<br />
anzukurbeln – als Bauträger stoßen wir aber recht bald an unsere Grenzen, auch wenn<br />
wir z.B. durch modulares Bauen, den Einsatz von ressourcenschonenden Materialien,<br />
sowie den Fokus auf Digitalisierung in der gesamten Wertschöpfungskette und im<br />
Sinne unserer Kund:innen eine Kostenoptimierung im Neubau erreichen können.<br />
Viel mehr dürfte Wohnbau <strong>2023</strong> aber für die Politik zur Herausforderung werden.<br />
Sie kann meiner Ansicht nach an den richtigen Schrauben drehen, um einerseits<br />
die Entwicklung von neuem Wohnraum voranzutreiben und damit gleichzeitig<br />
auch zu einer Entspannung der Preissituation beitragen. Das betrifft u.a. eine<br />
Beschleunigung beim Ausstellen von Genehmigungen und dem Abschluss von<br />
Widmungsverfahren aber auch Förderprogramme für Dekarbonisierungs- und<br />
Klimaschutzmaßnahmen – Nachhaltigkeit hat sich zu einem tragenden Thema im<br />
Wohnbau entwickelt und es muss dafür gesorgt werden, dass neuer, nachhaltiger<br />
Wohnraum in Zukunft auch für die Mehrheit der Gesellschaft leistbar ist.<br />
4<br />
Kurz und knapp: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und damit in Verbindung: Kostenoptimierung.<br />
5<br />
Wir wollen unseren Wachstumskurs der vergangenen Jahre weiterhin fortsetzen. Damit das gelingt, setzen wir auf neue Denk- und<br />
Lösungsansätze und nutzen die Zeit, um außerhalb gewohnter Bahnen zu denken. Obwohl die BUWOG als Komplettanbieter in Österreich<br />
breit und sicher aufgestellt ist, wollen wir auf die veränderten Marktbedingungen reagieren und Anpassungen an unserem Geschäftsmodell<br />
vornehmen, um unsere Wettbewerbsvorteile weiter auszubauen. Mit einer Sanierungsoffensive werden wir dem Thema Nachhaltigkeit<br />
im Bestand Rechnung tragen: Hier sind thermische Sanierungen sowie die Umrüstung auf moderne Heizsysteme in mehreren Hundert<br />
Wohnungen geplant. Zudem freuen wir uns, trotz der aktuellen Umstände, in diesem Jahr mehr als 650 neue Wohnungen auf den Markt<br />
bringen zu können und damit ein qualitatives Angebot für Wohnungssuchende in Wien zu sichern. Obwohl <strong>2023</strong> keine neuen Baustarts<br />
erfolgen, werden wir nicht die Füße stillhalten: Unser Ziel ist es deshalb, alles Nötige zu tun, um unsere Entwicklungsaktivitäten so rasch wie<br />
möglich wieder nahtlos aufnehmen können – hier können wir auf ein großzügiges Portfolio an Grundstücken zugreifen, die wir bis dahin<br />
planen und in die Entwicklung bringen können. Als BUWOG im Allgemeinen werden wir die generelle Weiterentwicklung der Organisation<br />
forcieren - wir wollen digitaler und effizienter werden und so ein verbessertes Kundenerlebnis schaffen und die Zufriedenheit unserer<br />
Mitarbeiter:innen noch mehr erhöhen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
139
1<br />
Wir sind ein durch und durch optimistisches Unternehmen – und durch Krisen wird Neues<br />
geschaffen: neue Ideen, neue Ansätze, neue Lösung. Wien hat ein derzeitiges Wachstum von<br />
über 50.000 Personen im letzten Jahr und aufgrund der hohen Baukosten und geförderten<br />
Wohnbauquoten wird viel weniger gebaut als notwendig wäre. Für Investoren ist die<br />
Assetklasse Wohnen daher noch immer sehr interessant – besonders, wenn beim Planen der<br />
Wohnungen auf die Herausforderungen von Home Office Rücksicht genommen wurde.<br />
2<br />
Innovation, Kreativität und natürlich ESG – die Implementation<br />
von Routinen, um unsere Daten in Zahlen überzuführen, liegt<br />
in unserem Fokus. Natürlich nur neben unserem Wunsch, die<br />
besten Gebäude für spezielle Liegenschaften zu entwickeln.<br />
4<br />
Wolfdieter Jarisch,<br />
S+B Gruppe<br />
Noch mehr als in den letzten Jahren: Qualität,<br />
Exklusivität, Innovation, Umweltschutz.<br />
3<br />
Das Party feiern lassen wir den anderen über, wir sehen in den<br />
herausfordernden Zeiten Chancen, Neues zu entwickeln und neue<br />
innovative Ideen zu realisieren; und gefeiert wird zuallererst mit<br />
unseren Mitarbeitern , um Ihnen für den unermesslichen Einsatz zu<br />
danken - das ist ein wesentlicher Teil unserer Firmenphilosophie,<br />
weshalb diese im Schnitt schon über 16 Jahre für uns tätig sind.<br />
5<br />
Unsere Mitarbeiter weiter und noch enger zu einer S+B Familie<br />
zusammenzuschweißen, denn gemeinsam sind wir (fast)<br />
unschlagbar! Und natürlich wird unser Thema „enkelgerecht“<br />
- nun als ESG verrechtlicht - uns einiges abverlangen.<br />
140 ImmoFokus
1<br />
Ich bin sowohl optimistisch als auch pessimistisch.<br />
Pessimistisch deshalb, weil ich glaube, dass die Zinsrally noch nicht zu Ende ist und die Zinsen<br />
weiter steigen werden. Die Inflation wird uns noch länger begleiten, als die meisten glauben und<br />
vor allem die Energiekosten werden nach einer kurzen Entlastung auf einem hohen Niveau bleiben.<br />
Gleichzeitig bin ich auch optimistisch, weil ich davon ausgehe, dass viele, die ihre Immobilien<br />
mit Fremdkapital gekauft haben, in budgetäre Schwierigkeiten geraten werden. Das schafft<br />
Opportunitäten für unser Engagement am Markt und für gute Einkäufe. Allerdings verlangen<br />
diese Einkäufe das richtige Timing und man braucht auch das notwendige Eigenkapital. Über das<br />
verfügen wir und deswegen bin ich optimistisch, dass wir im nächsten Jahr, vor allem im nächsten<br />
zweiten Halbjahr gute Opportunitäten vorfinden und nutzen können.<br />
3<br />
Daniel Jelitzka,<br />
JP Immobilien<br />
2<br />
Unser Liebling bleibt weiterhin Hospitality, also der Hotelsektor. Covid ist zwar vorbei, aber Inflation,<br />
steigende Zinsen, hohe Energiekosten und der Mangel an Mitarbeitern sind Brandbeschleuniger für<br />
die Hotellerie. Das bedeutet für uns, dass wir Opportunitäten vorfinden. Wir werden wie bisher schon<br />
fokussiert leerstehende Hotels erwerben, sie redesignen, rebranden und refurbishen, um sie dann an<br />
einen Top-Betreiber zu übergeben.<br />
Auch das Zinshaus bleibt unser Liebling. Wir haben in den jüngsten Krisenzeiten gesehen, dass gute<br />
Zinshäuser in bester Lage absolute Bluechip-Immobilien sind und hohe Werte erzielen. Die Krise hat<br />
uns aber eindrücklich gelehrt, dass wir keine Kompromisse eingehen dürfen, sondern ausschließlich<br />
Immobilien, seien es Eigentumswohnungen, Zinshäuser oder Hotels in Top-Lagen in den Fokus<br />
nehmen. Sie haben auch in Krisenzeiten eine hohe Wertstabilität.<br />
Wir werden weiter den ESG-Motor<br />
vorantreiben und darauf achten,<br />
dass alle bestehenden und neuen<br />
Projekte den ESG-Vorgaben und<br />
der EU-Taxonomie entsprechen,<br />
um unseren Beitrag zu den<br />
notwendigen Umweltzielen zu<br />
leisten.<br />
Wir sind in einem<br />
herausfordernden Kapitalmarkt<br />
unterwegs, das heißt es geht<br />
um hohe Kapitalkosten. Daher<br />
sollte man über das benötigte<br />
Eigenkapital verfügen, wenn sich<br />
Opportunitäten auftun.<br />
4<br />
Das sind die Zinsen, dann Inflation<br />
und Energiepreise sowie schließlich<br />
die vorhandene Liquidität der Käufer.<br />
5<br />
Wir werden weiter konsequent unseren Weg gehen.<br />
Das bedeutet flexibel auf den Markt reagieren und<br />
darauf achten, dass wir genügend Eigenkapital “in<br />
der Portokassa“ haben, um zum richtigen Zeitpunkt<br />
die Opportunitäten, die sich uns bieten, zu nutzen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
141
1<br />
Das erste Halbjahr wird sicherlich von einer abwartenden Haltung geprägt sein. Die große Frage ist, ob sich<br />
die Märkte auf die multiplen Krisen einstellen können, wovon ich ausgehe. Aus Deutschland vernimmt man<br />
ja schon wieder verhalten positive Signale. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Lage schon im zweiten<br />
Quartal erheblich verbessert. Ich denke <strong>2023</strong> wird das Jahr der Opportunitäten quer über alle Assetklassen<br />
sein. Der Abschwung beim Videokonferenzanbieter Zoom deutet daraufhin, dass Büroimmobilien positiv<br />
überraschen könnten.<br />
2<br />
Ein großes Thema werden die aufgrund der Inflation rasant steigenden Mieten<br />
werden, und zwar sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich, ebenso<br />
wie die steigenden Betriebskosten. Vorrangige Ziele müssen daher die Eindämmung<br />
der Inflation sowie die Stabilisierung der Energiepreise sein. Die Abhängigkeit von<br />
russischem Gas in Österreich und Deutschland muss zügig reduziert werden. Dabei<br />
dürfen aber die Herausforderungen durch die beginnende Pensionierungswelle der<br />
Babyboomer-Generation nicht übersehen werden.<br />
4<br />
1. Das Zinsniveau<br />
2. Anforderungen an die private Kreditvergabe<br />
3. Inflation bzw. Baukosten<br />
3<br />
Die Entwicklungen in Bezug auf<br />
Zinsniveau und Inflation müssen wieder<br />
einigermaßen vorhersehbar werden. Die<br />
teils erheblich divergierenden Meinungen<br />
von Fachleuten deuten auf eine<br />
Unsicherheit hin, die Investoren vorsichtig<br />
werden lässt. Letztlich bleibt aber der<br />
Anlagedruck hoch und waren Immobilien<br />
noch immer ein sicheres Investment,<br />
daran wird sich nichts ändern. Es wird in<br />
den nächsten Monaten möglicherweise<br />
eine leichte Konsolidierung geben, aber<br />
ich erwarte keinen Einbruch. Wir haben<br />
keine Immobilienkrise sondern multiple,<br />
externe Krisen, die das Gesamtgefüge<br />
erschüttert haben.<br />
5<br />
Mark Krenn,<br />
Cerha Hempel<br />
Getreu unserem Leitsatz ‚Quality matters!‘ wollen wir unseren Wachstumspfad durch<br />
höchste Qualitätsstandards und Kundenzufriedenheit weiterhin fortsetzen. Wir<br />
widmen uns heuer zudem verstärkt dem Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen und<br />
evaluieren und implementieren kontinuierlich Legal Tech Tools, um unsere Effizienz<br />
in der Rechtsberatung zu steigern.<br />
142 ImmoFokus
1<br />
Das Jahr <strong>2023</strong> wird aufgrund der vielen Herausforderungen sicherlich ein sehr<br />
spannendes Jahr für den Investmentmarkt werden. Dennoch sehen wir dem Jahr<br />
optimistisch entgegen, da herausfordernde Zeiten immer auch Chancen bieten, die<br />
es zu identifizieren und zu nutzen gilt. Hinsichtlich der Frage nach der beliebtesten<br />
Assetklasse <strong>2023</strong> ist es noch zu früh, um hier eine Prognose zu wagen. Viele Investoren<br />
legen im Moment den Fokus auf die Assetklassen, die eine fundamental starke Nachfrage<br />
von Seiten der Nutzer haben wie beispielsweise Wohnen, Logistik und Top-Büros.<br />
2<br />
3<br />
Markus Mendel,<br />
EHL Investment Consulting<br />
Das aufgrund der stark gestiegenen Inflation Mitte<br />
letzten Jahres eingeleitete Ende der Nullzinspolitik<br />
der EZB und die bis heute anhaltenden, schrittweisen<br />
Zinserhöhungen sind sicherlich die größten<br />
Herausforderungen, die den Marktteilnehmern so<br />
einiges abverlangen werden. Hinzu kommen weiterhin<br />
hohe Baukosten, Lieferengpässe, hohe Energiepreise<br />
und ein sehr zurückhaltendes Finanzierungsumfeld von<br />
Seite der Banken, was die Lage verschärft.<br />
Eines ist jedenfalls klar, das Rad einfach zurückzudrehen ist nicht möglich! Es<br />
gilt neue Wege zu finden, um mit der aktuellen Situation klarzukommen und<br />
trotzdem erfolgreich auf dem Markt bestehen zu können. Das wird sicherlich<br />
den einen oder anderen Marktteilnehmer vor große Herausforderungen stellen,<br />
wer allerdings finanziell solide aufgestellt ist und die vorhandenen Potentiale<br />
nutzt, wird durch das vorhandene Tief durchtauchen können. Wenn wieder<br />
Klarheit bzgl. der Zinssituation auf den Kapitalmärkten herrscht, wird sich die<br />
aktuell vorherrschende Zurückhaltung der Investoren lockern und der Markt<br />
wieder auf einem neuen Niveau einpendeln.<br />
4<br />
Die weitere Entwicklung der Zinslandschaft, alle<br />
Themen rund um ESG und EU-Taxonomie sowie die<br />
allgemeine Teuerung, insbesondere im Bereich der<br />
Energie- und Baukosten sind die Themen, die einen<br />
enormen Einfluss auf die Immobilienwirtschaft<br />
haben und die sich je nach Entwicklung positiv oder<br />
negativ auf das Marktgeschehen auswirken.<br />
5<br />
In einer so volatilen Marktphase gilt es sehr nah am Marktgeschehen zu<br />
sein, mögliche Chancen frühzeitig zu erkennen und Risiken zu managen. Es<br />
ist unser Ziel, auch <strong>2023</strong> die Marktführerschaft von EHL weiter auszubauen<br />
und die bestmöglichen Transaktionen für unsere Kunden zu initiieren. Mit<br />
unserem langjährig eingespielten Team an engagierten und bestens vernetzten<br />
Investmentexperten wird uns das sicherlich gelingen. Daher sind wir bereits<br />
mit vollem Einsatz und einer guten Prise Optimismus in das neue Jahr gestartet.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
143
1<br />
Wir sind alle aufgrund der Ereignisse der letzten Jahre vorsichtiger geworden, was Prognosen<br />
betrifft. Aber wir sind optimistisch gestimmt – unter anderem weil 2022 für uns ein sehr<br />
erfolgreiches Jahr war. Wir konnten immerhin eine Umsatzsteigerung von 18 % verzeichnen.<br />
Das zeigt uns, dass es gerade in volatilen Zeiten einen steigenden Bedarf an aktuellen und<br />
validen Daten gibt. Somit werden wir auch <strong>2023</strong> in jenen Bereich investieren, der für<br />
Transparenz und Stabilität am Markt sorgt: Immobiliendaten.<br />
2<br />
Unser Daten zeigen: 2022 ging die Anzahl an verbücherten Objekten um ca. 11 % zurück.<br />
Wenn weniger ge- bzw. verkauft wird, ist es natürlich möglich, dass mancherorts auch die<br />
Immobilienpreise fallen. Das zeigt sich in den aktuell vorliegenden Transaktionsdaten allerdings<br />
noch nicht. Wie die Entwicklung weitergehen wird, ist von mehreren wirtschaftlichen,<br />
(energie)politischen sowie ökologischen Faktoren abhängig. Ich denke, dass uns<br />
heuer neben allgemeinen Marktfaktoren zusätzlich auch neue Regulierungen innerhalb<br />
der Branche, wie z. B. das Bestellerprinzip, beschäftigen werden.<br />
4<br />
Ich denke, dass vor allem<br />
langfristige Entwicklungen, wie<br />
der technologische Fortschritt,<br />
gesellschaftliche Strömungen<br />
sowie der Klimawandel den<br />
Markt stark beeinflussen werden.<br />
Das sind definitiv keine neuen<br />
Themen, aber eben jene, die das<br />
größte Veränderungspotenzial<br />
mit sich bringen.<br />
5<br />
Wir sind nun mehr als 15 Jahre am Markt, haben die<br />
IMMOunited etabliert und uns einen Namen gemacht.<br />
Das ist natürlich eine gute Ausgangsbasis. Aber auch<br />
wir müssen unsere marktführende Position konsequent<br />
festigen. Darum setzen wir heuer verstärkt auf Forschung<br />
und Innovation und investieren einen wesentlichen Betrag<br />
in den Bereich Produktentwicklung – intern wie extern.<br />
Neben umfangreichen Neuheiten in unseren bestehenden<br />
Services, gibt es auch zahlreiche weitere Ideen, die wir<br />
teils gemeinsam mit Universitäten verfolgen. Das ist uns<br />
besonders wichtig, denn Innovation sichert Zukunft<br />
3<br />
Roland Schmid,<br />
IMMOunited<br />
Ich würde nicht sagen, dass<br />
die Party vorbei ist, aber eine<br />
abwartende Haltung sowie<br />
Unsicherheit sind schon erkennbar.<br />
Aus diesem Grund ist es so wichtig,<br />
dass auch weiterhin relevante<br />
Marktinformationen zur Verfügung<br />
stehen. Denn nur dann können<br />
fundierte Geschäftsentscheidungen<br />
getroffen werden. Das wiederum<br />
schafft Sicherheit – auch in<br />
herausfordernden Zeiten. Wenn<br />
sich die wirtschaftliche Situation<br />
zudem wieder einigermaßen<br />
stabilisiert, steht der gut gelaunten<br />
Stimmung, trotz möglicherweise<br />
veränderter Rahmenbedingungen,<br />
nichts mehr im Weg.<br />
144 ImmoFokus
1<br />
Da ich ein von Grund auf optimistischer Mensch bin, blicke ich durchaus positiv in das heurige<br />
Jahr. In herausfordernden Zeiten ist es wichtig noch komplexer und in neue Richtungen zu denken,<br />
um die Chancen, die diese Zeit mit sich bringen kann, zu nutzen. Den Liebling der Investoren für<br />
heuer zu identifizieren, ist für mich aus jetziger Sicht noch schwierig, da die Zinslandschaft und<br />
das Inflationsgeschehen dieses Thema noch nachhaltig beeinflussen werden.<br />
2<br />
Neben der Identifikation der Chancen, um gestärkt aus der Krise zu kommen,<br />
ist ESG in der Immobilienwirtschaft sicher eines der Hauptthemen <strong>2023</strong>. Selbstverständlich<br />
neben unserem Hauptziel, unsere Kunden bei der Suche nach<br />
den perfekten Büro- und Retail-Flächen bestmöglich zu unterstützen. Dies ist<br />
im aktuellen Marktumfeld, in dem wir mit einer sehr geringen Neuflächenproduktion<br />
konfrontiert sind, die wichtigste Aufgabe für das heurige Jahr.<br />
3<br />
Stefan Wernhart,<br />
EHL Gewerbeimmobilien<br />
Im Bereich der gewerblichen Vermietung sind die<br />
Zeiten seit der COVID-19-Pandemie schon etwas<br />
länger turbulent. Wir haben die Zeit intensiv genutzt,<br />
um uns in allen Bereichen bestmöglich aufzustellen.<br />
Im aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld<br />
stehen wir noch näher bei unseren Kunden, um<br />
sie in allen Belangen zu begleiten und gemeinsam<br />
innovative und zielführende Lösungen zu entwickeln.<br />
4<br />
Für mich sind die Themen<br />
Nachhaltigkeit, die weitere<br />
Entwicklung der Teuerung<br />
speziell im Hinblick auf Energieund<br />
Baukosten sowie Qualität<br />
– egal ob in der Dienstleistung,<br />
als auch in der Entwicklung von<br />
Immobilien – jene Eckpfeiler,<br />
die uns dieses Jahr sehr intensiv<br />
begleiten werden.<br />
5<br />
In schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, sich bei<br />
Mitarbeiter:Innen für ihren bisherigen unermüdlichen<br />
Einsatz zu bedanken und sie noch stärker ans Unternehmen<br />
zu binden, um gemeinsam motiviert und gestärkt aus<br />
dieser herausfordernden, zeitlich befristeten Phase<br />
hervorzukommen. Darüber hinaus ist es natürlich unser<br />
wesentlicher Anspruch, unsere sehr gute Performance im<br />
Bereich der gewerblichen Vermietung, die wir dank unserer<br />
langjährigen und treuen Kunden erreichen konnten,<br />
beizubehalten und diese durch die Extrameile unserer<br />
Mitarbeiter:Innen noch weiter auszubauen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
145
1<br />
Aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen fällt es schwer zu sagen, ob Optimismus oder<br />
Pessimismus angebracht ist. Da ich persönlich ein stets optimistischer Mensch bin, werde ich<br />
auch dem Jahr <strong>2023</strong> mit Optimismus begegnen. Spannend wird <strong>2023</strong> jedenfalls, zumal noch<br />
schwer vorherzusehen ist, wie sich die Zinsenlandschaft und die Inflation entwickeln werden.<br />
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die Immobilienwirtschaft gerade in schwierigen Zeiten<br />
die für erfolgreiche Projekte notwendige Kreativität zeigen wird. Welche Assetklassen Trumpf<br />
sein werden, ist meines Erachtens kaum abzuschätzen. Einzig Logistik wird aus meiner Sicht<br />
stark nachgefragt bleiben.<br />
2<br />
Die größte Herausforderung, die ich<br />
sehe, ist das Zusammentreffen mehrerer<br />
unvorteilhafter Umstände, wie<br />
steigende Zinsen, eine hohe Inflation,<br />
gestiegene Energiepreise, restriktivere<br />
Kreditvergaben (KIM-VO) und hohe<br />
Baupreise. Dadurch ist eine entsprechende<br />
Verunsicherung und Zurückhaltung<br />
am Markt wahrnehmbar. Eine<br />
große Herausforderung wird darüber<br />
hinaus das für Projektfinanzierungen<br />
höhere Eigenkapitalerfordernis sein.<br />
3<br />
Peter Fassl,<br />
HSP<br />
Wichtig ist, dass die derzeit schwer vorhersehbaren Parameter (Zinsen, Inflation)<br />
für die Marktteilnehmer:innen wieder berechenbar und einschätzbar werden.<br />
Erst dann können Projekte wieder seriös kalkuliert werden, was letztendlich<br />
auch dazu führen wird, dass die Investor:innen wieder aktiver werden.<br />
4<br />
Zinsen, Teuerung und Nachhaltigkeit<br />
(Taxonomie, ESG)<br />
5<br />
Wir legen größten Wert auf qualitativ<br />
hochwertige und persönliche Beratung<br />
unserer Klient:innen. Diese stets zu<br />
verbessern war bereits in der Vergangenheit<br />
unsere Bestrebung. Dies wird sich auch im<br />
Jahr <strong>2023</strong> nicht ändern.<br />
146 ImmoFokus
1<br />
Aus Investorensicht stehen <strong>2023</strong> weiterhin Wohnimmobilien als Anlageform im Fokus, mit<br />
starkem Bezug zu Lage und Nachhaltigkeit. Die Nachfrage ist zwar deutlich zurückgegangen,<br />
gleichzeitig reduziert sich aufgrund der hohen Baukosten aber auch das Angebot und weniger<br />
Bauprojekte werden realisiert. Geplante Neubauprojekte werden teilweise verschoben, der<br />
Ausbau sowie die Sanierung von Bestandsobjekten gewinnt an Bedeutung. Bei Büroimmobilien<br />
zeigt sich, dass trotz veränderter Arbeitswelten und angepasster Office-Konzepte das Büro für<br />
den Austausch und die gute Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zentral ist.<br />
Für beide Assetklassen gilt daher mehr denn je: Eine attraktive und zentrale Lage sowie optimale<br />
Erreichbarkeit werden sich am Markt durchsetzen.<br />
Günther Sturm,<br />
AKS<br />
2<br />
Die Immobilienbranche sieht sich aktuell mit einigen Herausforderungen<br />
konfrontiert: hohe Bau- und Energiekosten, die Zinssituation und die verschärften<br />
Kreditvergaberichtlinien sind ein wesentlicher Hemmschuh für<br />
den heimischen Immobilienmarkt – jene Faktoren, die <strong>2023</strong> für spürbare<br />
Auswirkungen sorgen und sich erst im Laufe des 2. Halbjahrs zunehmend<br />
stabilisieren werden. Dennoch gilt, dass Immobilien weiterhin eine attraktive<br />
Anlageklasse sind, vor allem in Hinblick auf die inflationsbedingt stark<br />
gestiegenen Mieten. Auch ESG-Faktoren und die Taxonomie-Verordnung<br />
gewinnen für die Immobilienbranche weiter an Relevanz. Energieeffiziente<br />
Gebäudekonzepte, die Geothermie-Lösungen und PV-Anlagen sowie nachhaltige<br />
Materialien wie Aluminium und Stahl integrieren, sind der Standard,<br />
an dem für die gesamte Bauwirtschaft kein Weg vorbeiführt.<br />
4<br />
Die gesamte Bauwirtschaft steht vor der Aufgabe, den CO2-<br />
Fußabdruck für Neubauten sowie für Bestandsgebäude<br />
deutlich zu reduzieren. Energieoptimierte Konzepte<br />
sowie der Einsatz mehr erneuerbarer Energien und<br />
nachhaltiger Werkstoffe wie Aluminium und Stahl haben<br />
Priorität und werden die Immobilienwirtschaft in diesem<br />
Jahr weiter prägen. Alukönigstahl setzt daher bereits seit<br />
langem den Fokus auf zukunftsorientierte Produkte<br />
und Servicedienstleistungen, die ein klimagerechtes<br />
Bauen und vor allem Prozesse hin zu einer zirkulären<br />
Bauweise aktiv vorantreiben – etwa mit dem Cradle-to-<br />
Cradle-Ansatz bei unseren Schüco-Aluminiumsystemen<br />
als richtungweisendes Zeichen gegen eine<br />
ressourcenintensive Linearwirtschaft. Zudem verfügen<br />
die Werkstoffe Aluminium und Stahl neben einer hohen<br />
Lebensdauer auch über ein außergewöhnlich hohes<br />
Recyclingpotenzial – mit teilweise bis zu 100 Prozent.<br />
5<br />
3<br />
Die aktuelle Konjunkturstimmung in Österreich<br />
wird sich <strong>2023</strong> nur langsam aufhellen und<br />
mit Verzögerung auch auf die Bau- und<br />
Immobilienwirtschaft übertragen. Die stark<br />
gestiegenen Finanzierungskosten und Baupreise<br />
in Kombination mit der hohen Inflation erfordern<br />
weitere Maßnahmen – etwa verstärkte Förderungen<br />
oder Erleichterungen durch angepasste Vorgaben.<br />
Dem gegenüber steht das klare Ziel, smarte<br />
und klimafitte Gebäude zu errichten, mit hoher<br />
Funktionalität und Freiflächen, die zudem einen<br />
kosteneffizienten Betrieb gewährleisten. <strong>2023</strong> wird<br />
daher zu einem Ausgleich führen, der Markt wird<br />
sich anpassen und konsolidieren.<br />
Eines der Highlights für uns ist die BAU <strong>2023</strong>, die heuer<br />
nach vierjähriger Pause wieder stattfindet. Wir nutzen<br />
die Gelegenheit, uns mit Kunden und Partnern aus all<br />
unseren Märkte persönlich auszutauschen und freuen uns<br />
darauf, die Produktinnovationen von Schüco und Jansen<br />
in München zu präsentieren. Darüber hinaus steht für<br />
uns das Thema Nachhaltigkeit im Fokus und wir werden<br />
uns verstärkt der Digitalisierung widmen. Als Team mit<br />
dem erforderlichen Know-how werden wir nachhaltige<br />
Innovationskraft und Technologien in den Bereichen<br />
Design, Gesundheit, Sicherheit und Energieeffizienz weiter<br />
vorantreiben – von smarter Planung, Bau und Betrieb über<br />
hochfunktionale Fassaden bis hin zu Fensterlösungen mit<br />
integrierten Lüftungssystemen oder Barrierefreiheit bei<br />
Fenstern, Türen und Schiebetüren.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
147
1<br />
Das heurige Jahr hat für uns bereits sehr positiv begonnen, da die Nachfrage<br />
nach Büro – und Logistikflächen in der Vienna AirportCity ungebrochen stark ist<br />
und wir bereits einige neue, internationale Unternehmen für unseren Standort<br />
gewinnen konnten. Insbesondere die Nachfrage nach modernen Logistikflächen<br />
bzw. Grundstücken übersteigt das vorhandene Angebot um ein Vielfaches.<br />
2<br />
Die steigenden Zinsen und Baukosten bzw. die weiter anhaltenden<br />
internationalen Spannungen, durch die Kriegsgeschehnisse in der Ukraine,<br />
führen auch zu Veränderungen und Verunsicherungen am Immobilienmarkt.<br />
Dies sind 2 Faktoren, auf welche die Akteure am Immobilienmarkt reagieren<br />
müssen.<br />
3<br />
Ich bin überzeugt, dass es bei allen genannten<br />
Faktoren zu einer Beruhigung kommen<br />
muss, da diese negative Auswirkungen, nicht<br />
nur für die Immobilienbranche, sondern für<br />
unsere gesamte Gesellschaft erzeugen. Ein<br />
Gegensteuern aller wesentlichen Stakeholder<br />
ist daher dringend erforderlich, um eine<br />
ausreichende Bautätigkeit und damit eine<br />
gesicherte Bereitstellung von Wohn- und<br />
Arbeitsraum zu gewährleisten.<br />
5<br />
4<br />
Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Flughafen Wien<br />
Als die wichtigsten 3 Themen können die Inflationsentwicklung, ESG und die<br />
Baukostensteigerung genannt werden. Insbesondere diese 3 Faktoren führen<br />
zu schnellen und notwendigen Veränderungen innerhalb der Branche.<br />
In diesem Jahr werden wir den Ausbau der<br />
Vienna AirportCity mit großen Elan weiter<br />
vorantreiben. So freuen wir uns auf den<br />
Spatenstich für das neue Hotel „Vienna House<br />
Easy“ im Herbst. Somit werden unseren<br />
Kunden:Innen ab Frühjahr 2025 insgesamt<br />
über 1.400 Hotelzimmer, direkt am Standort in<br />
3 Hotels, zur Verfügung stehen. Wir wollen aber<br />
auch unser Angebot an modernen Büroflächen<br />
weiter ausbauen, um der starken Nachfrage<br />
auch zukünftig gerecht zu werden. Konkrete<br />
Überlegungen zu einem „Office Park 5“ sind<br />
bereits weit fortgeschritten.<br />
148 ImmoFokus
1<br />
Nur Optimisten haben Erfolg. Als Immobilienberatung, die sich nicht nur auf<br />
einen Bereich, zB das Transaktionsgeschäft spezialisiert hat, sehen wir keinen<br />
Einbruch in der Nachfrage nach unseren Leistungen, sondern eher eine<br />
Verschiebung innerhalb unseres Dienstleistungsportfolios. Die Lieblinge der<br />
Investor:innen werden in allen Assetklassen insbesondere nachhaltige Objekte<br />
sein, aber auch solche, die man mit reellem Aufwand dahin entwickeln kann.<br />
Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Flughafen Wien<br />
2<br />
Wenn man bedenkt, dass der Leitzins derzeit bei 3% liegt, rechnen sich<br />
manche Geschäftsmodelle bzw. Immobilieninvestments einfach nicht<br />
mehr aus Investorensicht und auch die Unternehmenswerte fallen. Die<br />
Refinanzierungskosten von Anleihen sind auch nur mehr zu deutlich<br />
höheren Kupons möglich als noch vor einem Jahr, wodurch auch<br />
Kapitalmarktfinanzierungen schwieriger und teurer werden. Die größte<br />
Herausforderung in <strong>2023</strong> wird jedenfalls die Sicherstellung der Robustheit der<br />
jeweiligen Geschäftsmodelle sein.<br />
3<br />
Die wilde Party ist vorbei, die Musik läuft aber noch. Die aktuelle<br />
Finanzierungslage ist nichts Neues, vielmehr sind wir wieder in<br />
dem gewohnten Zinsumfeld, das wir jahrzehntelang gewohnt<br />
waren. Wir waren einfach zu verwöhnt die letzten Jahre und<br />
müssen jetzt wieder effizienter planen und überlegter einkaufen.<br />
5<br />
<strong>2023</strong> wollen wir unsere PwC Real<br />
Estate Plattform weiter ausbauen,<br />
um unser Full-Service Angebot zu<br />
erweitern. Die Plattform besteht<br />
aus auf die Branche spezialisierten<br />
Immobilienrechtsanwält:innen, Steuerberater:innen,<br />
Wirtschaftsprüfer:innen<br />
und Unternehmensberater:innen. Wir<br />
wollen gemeinsam mit der Branche an<br />
intelligenten und smarten ESG-Lösungen<br />
arbeiten und die Vereinheitlichung in<br />
diesem Bereich gemeinsam vorantreiben.<br />
Es gibt meiner Meinung nach noch zu viele<br />
und zu wenig aufeinander abgestimmte<br />
Lösungen und Messkriterien innerhalb<br />
der Branche. Hier wollen wir insbesondere<br />
mit den Interessenvertretungen der<br />
Immobilienwirtschaft an klareren und<br />
einheitlichen Leitfäden arbeiten und unser<br />
ESG Wissen einbringen. Nur gemeinsam<br />
kann man die Energiewende in der<br />
Immobilienwirtschaft bewerkstelligen.<br />
4<br />
Durch die aktuelle Lage am Transaktionsmarkt und Kapitalmarkt müssen<br />
sich die Unternehmen wieder deutlich stärker auf die Immobilie selbst<br />
konzentrieren und an den Objekten arbeiten, um diese einerseits klimafit als<br />
auch transaktionsfit zu machen. Die Due Diligence Phasen werden wieder<br />
länger und kleinere Themen, die in den letzten Jahren als unbedeutend<br />
galten, werden wieder vermehrt in den Transaktionen stärker verhandelt.<br />
Zusätzlich lauten die zentralen Themen für <strong>2023</strong>: ESG, Digitalisierung der<br />
Assetmanagement- und Portfoliomanagementdaten und ein stärkerer<br />
Stakeholder Dialog.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
149
Events & Partys der<br />
Immobilien-Society<br />
Zum Video<br />
150 ImmoFokus
SPATENSTICH<br />
Vor mehr als zweieinhalb Jahren wurde die Idee geboren:<br />
„Die Immobilienbranche hat sich einen fulminanten Jahresauftakt<br />
verdient“. Doch es mussten pandemiebedingt<br />
818 Tage ins Land ziehen, bis die Idee realisiert werden<br />
konnte. Knapp 200 Immobilien- und Baumanager folgten<br />
am 11. Jännder der Einladung der Organisatoren Michaela<br />
Unteregger, Kommunikation Unteregger und ImmoFokus-Herausgeber<br />
Michael Neubauer zum „Spatenstich“<br />
auf die Hohe Warte. Mit den Sponsoren Bondi Consult,<br />
EHL Immobilien GmbH, Immofinanz AG, trovato GmbH,<br />
IMMOunited GmbH und WISAG Service Holding Austria<br />
GmbH, die maßgeblich zum Gelingen dieses Abends beigetragen<br />
haben feierte die Branche den Start des neuen<br />
Immobilienjahres.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
151
THEPLACE -<br />
DAS NEUE ISS HEADOFFICE<br />
Mit Anfang Jänner übersiedelte der heimische Facility<br />
Services Marktführer ISS in sein neues Headoffice in den<br />
zweiten Wiener Gemeindebezirk, Lassallestraße 1. Ende<br />
Februar fand nun die offizielle Einweihung von „THE-<br />
PLACE“, wie der innovative Workspace künftig heißen<br />
wird, durch Toni Faber, Dompfarrer von St. Stephan, statt.<br />
Unter den prominenten Gästen, die Hausherr und ISS<br />
Österreich CEO Erich Steinreiber und ISS CEO Central and<br />
Southern Europe CEO Celia Liu begrüßen konnten, waren<br />
unter anderem Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, der Bezirksvorsteher<br />
der Leopoldstadt, Alexander Nikolai, der<br />
dänische Botschafter Christian Grønbech-Jensen sowie<br />
zahlreiche Kunden, Partner, Freunde und Mitarbeitende<br />
des Hauses.<br />
152 ImmoFokus
IMMOBILIENBALL<br />
Für rund 3.200 Ballgäste aus der Immobilienbranche<br />
hieß es Ende Februar wieder „Alles Walzer!“ Die Wiener<br />
Hofburg öffnete bereits zum 17. Mal ihre Türen für den<br />
ausverkauften Branchenball mit Charitygedanken. Der<br />
Verein „Football Helps“ erhielt als Publikumsfavorit des<br />
Charity Votings eine fantastische Spendensumme über<br />
75.000 Euro, die in Form eines Schecks am Ballabend<br />
überreicht wurde.<br />
In der rauschenden Ballnacht konnte man viele bekannte<br />
Gesichter entdecken, unter anderem Bildungsdirektor<br />
Heinrich Himmer, Landtagsabgeordnete und<br />
Gemeinderätin Elisabeth Olischar, Bereichsdirektorin<br />
Personal und Revision der Stadt Wien Cordula Gottwald,<br />
Chef der Wiener Berufsrettung Rainer Gottwald,<br />
Gemeinderat Peter Sittler, Wiener Stadtbaudirektor<br />
Bernhard Jarolim, Fachgruppenobmann der Wiener<br />
Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder<br />
der Wiener Wirtschaftskammer Wien Michael Pisecky,<br />
Michael Schmidt (3SI), Sebastian Nitsch (6B47),<br />
Markus Arnold (Arnold Immobilien), Michael Ehlmaier<br />
(EHL), Sascha Haimovici (IMMOcontract), Roland<br />
Schmid (IMMOunited), Ingrid Fitzek-Unterberger<br />
(Salon Real), Andreas Köttl (value one), Judith Kössner<br />
(willhaben), u.v.m.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
153
DRINKS BEFORE HOME<br />
DBH im BENE-Schauraum in der Neutorgasse war<br />
wie immer ein hochkarätiges, geselliges und vinophiles<br />
Netzwerktreffen. Das Eventformat „DBH<br />
–Drinks Before Home“ wurde 2<strong>01</strong>4 ins Leben gerufen.<br />
Initiator der Veranstaltungsreihe ist Reinhard<br />
Winiwarter, Herausgeber ACROSS Magazine und<br />
Eigentümer der Reinhard Winiwarter Winery. Das<br />
„Programm“des Formats ist es, “kein Programm”<br />
zu haben. Das persönliche Kennenlernen und das<br />
persönliche Gespräch zwischen den Entscheidungsträgern<br />
ist das wesentliche Element der Serie. Bei<br />
ausgezeichneten Weinen und kleinen köstlichen<br />
Häppchen beim Netzwerken gesichtet: Stephan und<br />
Ronny Goigitzer, Anja Graf (Empira), Jasmin Soravia<br />
(Kollisch & Soravia), Johannes Singer (Volksbank<br />
Wien), Frank Brün (Phorus Management), Daniel<br />
Deutsch, Oliver Pelz (BOE), Lukas Weinwurm (IM-<br />
MOunited), Nadja Hafez und Karl Derfler (Adeqat<br />
Investment Service), Daniela Witt-Dörring (WEBER<br />
& CO), Anton Bondi de Antoni (Bondi Consult).<br />
154 ImmoFokus
BACK ON TRACK ERST 2024<br />
Anfang Februar luden VÖPE, E+H Rechtsanwälte, EHL Immobilien und<br />
TPA Group zu spannenden Keynotes und einer Podiumsdiskussion ins<br />
Marriot Vienna. Das Thema Real Estate Investments in volatilen Marktphasen<br />
sorgte für großes Interesse und einer regen Teilnahme. Die Keynotes<br />
wurden von Helmut Beer (TPA Group) zu „An- und Verkaufsstrukturen<br />
in volatilen Zeiten“, von Johannes Feilmair & Karoline Hofmann (E+H) zu<br />
„Do‘s & Don‘ts bei der Strukturierung von Immobilientransaktionen in einem<br />
volatilen Umfeld“ und von Markus Mendel (EHL) zu „Aktueller Stand<br />
und Ausblick auf die Performance des österreichischen Immobilieninvestmentmarktes“<br />
gehalten.<br />
DER MARKTPLATZ FÜR WOHNIMMOBILIEN<br />
18. – 19. MÄRZ <strong>2023</strong><br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
156
Buchtipps<br />
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Kostenoptimierte und nachhaltige Nutzung von Wohn- und Gewerbeimmobilien<br />
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250 Seiten<br />
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„Grüne Mietverträge“ (Green Leases) sind Bestandteil des Mietvertrags und legen konkrete Nachhaltigkeitsziele auf beiden<br />
Vertragsseiten fest, um so die Erreichung der Klimaziele im Gebäudebetrieb sicherzustellen. Dieses Praxishandbuch<br />
bietet gewerblichen Vermietern Werkzeuge, mit denen sie ein aktives und nachhaltiges Mieterengagement in ihren<br />
Gebäuden umsetzen und Mieter für das Thema Nachhaltigkeit begeistern können. Hierzu werden Green-Lease-<br />
Musterklauseln präsentiert, nachhaltige Mieterstrategien gezeigt sowie Handlungsempfehlungen für die größten<br />
europäischen Märkte ausgesprochen. Nur mit allumfassenden und wechselseitigen Nachhaltigkeitsstrategien lassen<br />
sich die Klimaziele im Gebäudesektor erreichen.<br />
Oliver Herwig, Ulrich Nolting<br />
312 Seiten<br />
ISBN: 9783766726162<br />
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Immobilien des<br />
Jahres <strong>2023</strong><br />
Die Publikation „Immobilien<br />
des Jahres“ versammelt die<br />
aktuellsten Projekte im Bereich<br />
Architektur und Gebäudeplanung: Bauten mit hohem<br />
architektonischem Anspruch, die sich in der Planung<br />
befinden oder noch nicht abgeschlossen sind. Fortan<br />
werden jährlich die besten geplanten Projekte anhand ihrer<br />
Konzepte geehrt. Die beteiligten Planer und Auftraggeber<br />
erreichen so die Entscheidungsträger ihrer Branche. Für<br />
alle Architekten, Bauherrn, Makler, Käufer, Mieter und am<br />
Baugeschehen Interessierte entsteht so ein Panorama des<br />
Immobilienmarktes, seiner Trends und Veränderungen.<br />
Thomas Oebbecke<br />
350 Seiten<br />
ISBN: 9783648168257<br />
Haufe Lexware Verlag | <strong>2023</strong><br />
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Nachhaltigkeit in der Wohnungsund<br />
Immobilienwirtschaft<br />
Der Gebäudesektor und damit die Wohnungswirtschaft ist<br />
mit circa 40 Prozent der größte Treibhausgas-Emittent in<br />
Deutschland, allen voran von CO2. Die Baubranche steht<br />
daher in der Pflicht und vor der Herausforderung, im Rahmen<br />
des Europäischen Klimaschutzfahrplans „2050“ ihren Beitrag zur Dekarbonisierung zu<br />
leisten und damit das Null-Emissionsziel zu erreichen. Thomas Oebbecke zeigt, was jetzt<br />
zu tun ist. Er beschreibt die Zusammenhänge zwischen der ökonomischen, ökologischen<br />
und sozialen Verantwortung der Wohnungswirtschaft für Klimaneutralität. Das<br />
Buch bietet einen Handlungsleitfaden zur Entwicklung, Erstellung und Nutzung<br />
von Wohnimmobilien über die Repositionierung von Assets im Spannungsfeld<br />
zwischen komplexen energetischen Sanierungen bis hin zu einfachen „Do it yourself“-<br />
Maßnahmen.wie die Bundesministerien die Entwicklung und den Einsatz von BIM bei<br />
Infrastruktur- und Hochbauprojekten fördern und vorantreiben.<br />
Übertragung und Vermietung von Immobilien<br />
Verkehrsteuern, immobilienertragsteuerliche und rechtliche Aspekte<br />
Herbert Kovar, Ronald Wahrlich, Barbara Zorman<br />
Seiten<br />
ISBN: 9783707346473<br />
Linde Verlag | <strong>2023</strong><br />
€ 64,00<br />
Immobilieninvestitionen erleben seit einigen Jahren einen Boom und halten sich trotz Inflation und politisch unruhiger Zeiten auf hohem<br />
Niveau, woran auch der Zinsanstieg bislang wenig geändert hat. Dabei führen die sich stetig ändernden und unklaren Steuergesetze<br />
zu Unsicherheiten und Anwendungsproblemen in der Praxis. Dieses Buch widmet sich im Rahmen von Immobilienübertragungen<br />
auftretenden steuerlichen Fragen sowie steuerlichen Spezialthemen zur Vermietung. Expertinnen und Experten bereiten die einzelnen<br />
Themen praxisnah und anschaulich anhand zahlreicher Beispiele auf. Der inhaltliche Bogen spannt sich dabei von der mehrfach<br />
novellierten Grunderwerbsteuer über die allgemeinen Vorschriften bis hin zu Spezialfällen wie Umgründungen, Privatstiftungen und<br />
gemeinnützigen Körperschaften. Die Darstellung der ertragsteuerlichen Befreiungsbestimmungen bei Veräußerungen von Immobilien,<br />
der Grundbucheintragungsgebühr sowie umsatzsteuerlicher Aspekte bei der Vermietung runden die Themenauswahl ab.über<br />
Ingenieurmethoden im Brandschutz dargestellt, wobei die rechen- und materialtechnischen Grundlagen sowie der Zusammenhang mit<br />
dem nationalen und europäischen Regelwerk im Vordergrund stehen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
157
Wie präsent<br />
sind Osterreichs<br />
Immobilienverbände<br />
in den Medien?<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Ob als Interessensvertretungen zur Vernetzung von Sachverständigen, Experten und<br />
Maklern oder als Institutionen zur Förderung von Ausbildungsangeboten und zur Auszeichnung nachhaltiger<br />
Bauprojekte: Freiwillige Immobilienverbände sind vom heimischen Realitätenmarkt nicht wegzudenken. Wie<br />
stark präsent sind sie in der österreichischen Medienlandschaft? Und wer führt das Ranking an?<br />
D<br />
as Brand Intelligence Unternehmen<br />
»Observer« hat über<br />
14.800 Beiträge aus Print- und<br />
Onlinemedien untersucht, die<br />
im vergangenen Jahr zum Thema Immobilien<br />
erschienen sind. 623 Artikel des Samples weisen<br />
dabei Erwähnungen von Immobilienverbänden<br />
auf. 57,5 Prozent der Beiträge stammen aus<br />
Onlinemedien, 33,5 Prozent aus regionalen und<br />
überregionalen österreichischen Printmedien,<br />
7,2 Prozent aus sozialen Medien (Facebook und<br />
Twitter) und 1,8 Prozent aus Newslettern. Die<br />
Gesamtauflage der Printartikel zum Thema<br />
Immobilienverbände betrug im Jahr 2022 über<br />
11,9 Millionen gedruckte Exemplare. Die Web-<br />
Beiträge konnten über 49,3 Millionen Unique<br />
Clients erreichen.<br />
Besonders starke Berichterstattung zu namhaften<br />
Immobilienverbänden gab es für ein breites<br />
Publikum in General-Interest-Medien, also in<br />
tagesaktuellen Illustrierten und Programmzeitschriften,<br />
Gemeindeblättern und anderen (26,2<br />
Prozent). Weiters schienen viele Beiträge in<br />
Medien mit einem Immobilienschwerpunkt auf<br />
(23,9 Prozent). Doch auch Nachrichtendienste<br />
wie zum Beispiel brandaktuell.at und regionale<br />
Newsportale (14,9 Prozent) sowie Medien in der<br />
Finanzbranche (12,7 Prozent) berichteten häufig<br />
über Immobilienvereinigungen.<br />
Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft<br />
(ÖGNI) verzeichnet höchste<br />
Medienpräsenz<br />
Im »Observer«-Ranking, das die Präsenz von<br />
15 Verbänden der Immobilienbranche miteinander<br />
vergleicht, schnitt die „Gesellschaft für<br />
nachhaltige Immobilienwirtschaft“ (ÖGNI) im<br />
letzten Jahr am besten ab. Mit 270 Beiträgen,<br />
von denen 125 in Printmedien (inklusive Newslettern)<br />
und 145 in Onlinemedien (inklusive<br />
Social Media) erschienen sind, liegt die Vereinigung<br />
weit voran. ÖGNI wurde mehrmals in<br />
Branchenverteilung in Print und Online Medien<br />
Zeitraum: <strong>01</strong>.<strong>01</strong>. - 31.12.2022<br />
General Interest 26,2%<br />
Immobilien 23,9%<br />
Zusammenhang mit dem Immobilienkongress<br />
IMMO FutureLab sowie mit der Wahl des neuen<br />
ÖGNI-Präsidiums Ende März 2022 erwähnt. In<br />
Zeiten des stark zunehmenden Klimawandels<br />
steht der Verband aber auch für die Förderung<br />
von nachhaltigen, innovativen und energieeffizienten<br />
Bauprojekten. Eines dieser Vorhaben<br />
ist zum Beispiel das „Projekt KAY“ am Wiener<br />
Handelskai, eine Immobilie mit Grünflächen<br />
auf dem Dach. Mehrere Berichte erwähnen,<br />
dass das Projekt von ÖGNI mit dem Vorzertifikat<br />
in Gold ausgezeichnet wurde.<br />
Sonstige 7,2%<br />
Marketing 3,4%<br />
Lifestyle 3,5%<br />
Wirtschaft 3,9%<br />
Architektur 4,3%<br />
Geld & Finanzen 12,7%<br />
Nachrichtendienste 14,9%<br />
158 ImmoFokus
Im Ranking schneiden auch VÖPE („Verein österreichischer<br />
Projektentwickler“ beziehungsweise<br />
„Lebensraumentwickler“) mit 89 Beiträgen<br />
und FIABCI („Internationaler Verband der<br />
Immobilienberufe“) mit 62 Beiträgen sehr gut<br />
ab. VÖPE wird vor allem in Zusammenhang<br />
mit diversen Immobilieninvestment-Projekten<br />
des Instituts für Anlageberatung (IFA)<br />
genannt, das ein Mitglied der Vereinigung ist.<br />
Für große Medienresonanz sorgte außerdem<br />
der renommierte „Prix d’Excellence Austria“,<br />
der im Oktober 2022 von FIABCI und dem<br />
„Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft“<br />
(ÖVI) in fünf Kategorien verliehen<br />
wurde. Bei dieser Auszeichnung standen<br />
ressourcenschonende Investitionen und der<br />
Einsatz von erneuerbaren Energien in der heimischen<br />
Immobilienbranche im Mittelpunkt.<br />
ÖVI konnte aufgrund des Awards eine mittelstarke<br />
Medienpräsenz verzeichnen.<br />
Ranking Immobilienverbände in Österreich nach Medienpräsenz<br />
Zeitraum: <strong>01</strong>.<strong>01</strong>. - 31.12.2022<br />
ÖGNI<br />
VÖPE<br />
FIABCI Austria<br />
Salon Real<br />
ÖVI<br />
ImmQu<br />
RICS<br />
ULI<br />
Immobilienring<br />
Sachverständigen-<br />
Verband<br />
AREAMA<br />
ImmoABS<br />
ImmoZert<br />
26<br />
22<br />
17<br />
16<br />
8<br />
7<br />
3<br />
3<br />
0<br />
62<br />
52<br />
48<br />
89<br />
Print (inkl. Newsletter)<br />
Online (Inkl. Social Media)<br />
270<br />
100 200 300<br />
Clippingzahl<br />
Immobilienball war oft ein Thema<br />
Ein mediales Highlight in der Branche war der<br />
Immobilienball, der Ende April über die Bühne<br />
ging und für einige Schlagzeilen sorgte. Salon<br />
Real, der „Club von und für Frauen in der Immobilienwirtschaft“,<br />
war durch Vorständin<br />
Daniela Witt-Dörring bei diesem Event medial<br />
stark vertreten. Über Vorstandsmitglieder<br />
von FIABCI Austria, ÖVI, Salon Real und RICS<br />
(„Royal Institution of Chartered Surveyors“) im<br />
Rahmen der Verleihung des begehrten Immobilienpreises<br />
„Cäsar“ im vergangenen September<br />
wurde ebenfalls in diversen Artikeln berichtet.<br />
In den Medien weniger stark präsent sind hingegen<br />
der „Verein zur Förderung der Qualität<br />
in der Immobilienwirtschaft“ (ImmQu), RICS,<br />
das „Urban Land Institute“ (ULI) mit einem<br />
Fokus auf Forschung und Weiterbildung und<br />
der „Immobilienring“. Nur acht Printbeiträge<br />
beziehen sich auf Mitglieder des „Verbands<br />
der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten<br />
Sachverständigen“ in Österreich.<br />
Die „Austrian Real Estate Asset Management<br />
Association“ (AREAMA), der „Verbund der<br />
ImmobilienabsolventInnen der TU Wien“ (ImmoABS)<br />
und die Zertifizierungsgesellschaft<br />
ImmoZert bilden die Schlusslichter im Ranking.<br />
Zum Absolventenverein des FH-Wien-<br />
Studienganges Immobilienwirtschaft (CARI)<br />
sowie zum Alumni-Netzwerk IMMOEBS<br />
konnten in der »Observer«-Analyse keine Daten<br />
gefunden werden.<br />
Ranking Immobilienverbände in den Medien<br />
IMMOBILIENVERBÄNDE PRINT WEB SOCIAL MEDIA NEWSLETTER SUMME<br />
ÖGNI 115 139 6 10 270<br />
VÖPE 11 68 10 0 89<br />
FIABCI Austria 14 40 7 1 62<br />
Salon Real 14 34 4 0 52<br />
ÖVI 18 16 14 0 48<br />
ImmQu 6 18 2 0 26<br />
RICS 11 11 0 0 22<br />
Urban Land Institute 6 11 0 0 17<br />
Immobilienring 3 12 1 0 16<br />
Hauptverband<br />
der Gerichtszertifizierten<br />
8 0 0 0 8<br />
AREAMA 2 5 0 0 7<br />
ImmoABS 0 3 0 0 3<br />
ImmoZert 1 1 1 0 3<br />
CARI 0 0 0 0 0<br />
IMMOEBS 0 0 0 0 0<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>|<strong>2023</strong><br />
159
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Lesen Sie im ImmoFokus<br />
<strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2023</strong><br />
Finanzierung. Das große Interview mit ... Zu Tisch mit<br />
... Einfluss von ESG und EU-Taxonomie; Strukturierte<br />
Finanzierungen; Restrukturierungen; Non-Performing Loans;<br />
Vorteile von Mezzanine-Finanzierungen; Finanzieren über<br />
die Crowd; Blockchain in der Immobilienwirtschaft; Software<br />
für Makler; Real Estate Asset Management; Fuhrparkund<br />
Gerätemanagement; Baustellenlogistik, die große<br />
ImmoFokus Umfrage ...<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Art Director<br />
Jelio Stefanov<br />
Lektorat<br />
Michaela Hocek<br />
Ingeborg Morawetz, BA<br />
Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Lisa Grüner,<br />
Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Heimo<br />
Rollett sowie die Kommentatoren<br />
Sales & Relation<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: April <strong>2023</strong><br />
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Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,<br />
Gabriel Alarcón-Rizar<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
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160 ImmoFokus
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