Ausgabe 06/2022
| Der Entwickler: Coverinterview mit Wolfgang Scheibenpflug | Zu Tisch mit ... Hans Jörg Ulreich | Kommentare von unter anderem Louis Obrowsky, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Frank Brün, Philipp Kaufmann, Walter Hammertinger, Jenni Wenkel, Martin Prunbauer, Klauf Baringer, Stefan Wernhart, Anita Körbler | Der Real Circle: Logistik- und Retailimmobilien | Über den Tellerrand: Vom Rüssel bis zum Schwanzerl | Energieoptimierung im Quartier | Logistik & ESG | Fuilmstadt reloaded |
| Der Entwickler: Coverinterview mit Wolfgang Scheibenpflug | Zu Tisch mit ... Hans Jörg Ulreich | Kommentare von unter anderem Louis Obrowsky, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Frank Brün, Philipp Kaufmann, Walter Hammertinger, Jenni Wenkel, Martin Prunbauer, Klauf Baringer, Stefan Wernhart, Anita Körbler | Der Real Circle: Logistik- und Retailimmobilien | Über den Tellerrand: Vom Rüssel bis zum Schwanzerl | Energieoptimierung im Quartier | Logistik & ESG | Fuilmstadt reloaded |
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Wolfgang Scheibenpflug
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ImmoFokus.Rubrik
14
Der ESG-Faktor
Grüne Logistik und Retail
Der Airport-City-Chef
42
COVERINTERVIEW MIT
WOLFGANG SCHEIBENPFLUG
INHALT
AUSGABE
Rubriken
08 VOM HERAUSGEBER
10 EDITORIAL
141 VORSCHAU/IMPRESSUM
Unternehmen & Projekte
14 BILDERSTRECKE ESG-FAKTOR
26 START-UP
28 TOP DEAL
29 PROBLEMLÖSER
30 IMMOBILIE IM FOKUS
31 AUFSTEIGER
32 VOLL BIS UNTERS DACH
Interview mit Gawain Smart
35 ESG BEEINFLUSST DIE IMMOBILIEN-
BRANCHE IMMER STÄRKER
Kommentar von Louis Obrowsky
36 VOX FEMINA
Kommentar von Britta Seibert
37 DIGITALE TRANSPARENZ
Kommentar von Martina Hirsch
Positionen & Meinungen
42 COVERINTERVIEW MIT ...
Wolfgang Scheibenpflug
54 ZU TISCH MIT ...
Hans Jörg Ulreich
60 BAUORDNUNGSNOVELLE
Kommentar von Michael Pisecky
62 WEIN UND IMMOBILIEN
64 SOZIAL IST NICHT EGAL
Kommentar von Hans Jörg Ulreich
66 KLEBEN FÜR DAS KLIMA
Kommentar von Frank Brün
68 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSACHAFT
Kommentar von Philipp Kaufmann
70 IMMOBILIEN NACHHALTIGER MACHEN
Kommentar von Walter Hammertinger
71 MIT ANGEZOGENER HANDBREMSE
Kommentar von Jenni Wenkel
72 MIT ZWEIERLEI MASS
Kommentar von Martin Prunbauer
74 DER MARKETER
Kommentar von Philipp Kaufmann
76 BRAUCHBARES EWG
Kommentar von Klaus Baringer
78 MODERNE BÜROKONZEPTE
Kommentar von Stefan Wernhart
80 FRECH GESAGT
Kolummne von Anita Körbler
82 BESTELLERPRINZIP ALS MOGELPACKUNG
Kommentar von Georg Flödl
84 NEUE REGELN FÜR IMMOBILIENKREDITE
Kommentar von Sebastian Beiglböck
Fotos: ATP/Kuball
06 ImmoFokus
88
Der 29. Real Circle
Retail und Logistik im Wandel
120
Über den Tellerrand
Sautanz
54
Zu Tisch mit ...
Hans Jörg Ulreich
06|2022
Im Fokus
88 REAL CIRCLE
Logistik- und Retailimmobilien
102 ROHSTOFFPREISE STEIGEN WEITER
Interview mit Danilo Zatta
106 NEUE RETAIL-WELTEN
Kommentar von Jasmin Soravia
Blueprint
112 VORWORT
Thomas Malloth
114 BILL GATES UND DIE KLIMAKATASTROPHE
Franz Gschiegl
116 HEIZUNG DEKARBONISIERT
Peter Holzer und Renate Hammer
108 RETAIL - QUO VADIS?
Kommentar von Wolfgang Fessl
120 ÜBER DEN TELLERRAND
Sautanz
124 ROUND TABLE
Energieoptimierung im Quartier
128 ROUND TABLE
Logistik & ESG
134 MILCITY EXKURSION
142 FILMSTADT RELOADED
144 OBSERVER
146 BUCHTIPPS
Ausgabe 06|2022
07
Für Spannung
ist gesorgt
„Das dritte Quartal
2023 bringt die
Entscheidung.“
D
ie Aussichten für die Wirtschaft
sowie den Immobiliensektor
haben sich rapide verschlechtert.
Sieben von zehn Experten aus der
Immo-Branche glauben, dass Europa noch vor
2023 in eine Rezession schlittern wird. Dies ist
eines der Kernergebnisse der diesjährigen Studie
Emerging Trends in Real Estate 2023 – In the Eye
of the Storm, welche bereits zum 20. Mal vom
Beratungsunternehmen PwC in Kooperation mit
dem Urban Land Institute (ULI) veröffentlicht
wurden.
Nach Jahren der Niedrigzinspolitik ist die
Branche nun mit steigenden Zinssätzen konfrontiert.
Das Vertrauen in die Verfügbarkeit
von Eigen- und Fremdkapital ist auf dem niedrigsten
Stand seit der Finanzkrise. So dürften
denn auch nach Ansicht der Befragten die internationalen
Kapitalströme nach Europa eher
ab- als zunehmen, heiß es in der Studie.
mit einem deutlichen Kursrückgang. Anleger
würden wieder vermehrt zu hochwertigen
Rentenpapieren greifen – Immobilien würden
in der Gunst der Anleger sinken, heißt es bei
der Schweizer UBS.
Noch aber beherrschen (verhaltene) Jubelmeldungen
das Geschehen. Die regelmäßig zum
Jahresende vermeldeten Deals fallen 2022 zwar
an Zahl und Volumen ein wenig kleiner aus,
verbreiten aber ein wenig (Zweck)Optimismus.
Einige Analysten erwarten für 2023 sinkende
Immobilienpreise. Das zweite, dritte Quartal
wird für die Branche wohl entscheidend werden.
Dazu passt gut eine Meldung, die Anfang
Dezember für Unruhe sorgte. Der schnelle
Anstieg der Leitzinsen macht die Investoren
mobil. Nirgendwo sonst schlägt sich der geänderte
Kurs der Notenbanken so schnell durch
wie auf die Immobilienbranche. So begrenzte
die US-amerikanische Investmentgesellschaft
Blackstone Ende November die Rückzahlungen
aus ihrem 69 Milliarden Dollar schweren
Immobilienfonds Blackstone Real Estate
Income Trust. Zu viele Anleger hatten zuvor
versucht, zu viel Geld aus dem Fonds zu ziehen.
Blackstone zog die Notbremse und limitierte
die Rückgabe. Die Blackstone-Aktie reagiert
Michael Neubauer
Herausgeber
Fotos: Adobe Stock
08 ImmoFokus
Mit dem WEALTHCORE GREEN IMPACT FUND investieren wir
gezielt in nachhaltige Immobilien.
Durch klar definierte Ankaufskriterien und akribisches Asset
Management reduzieren wir Risiken, vermeiden Stranded Assets
und sorgen so für ein sicheres Zusammenspiel zwischen
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
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Verschnaufpause
„Die Risikobereitschaft
vieler Akteure war
zuletzt zu hoch.“
A
uf lange und intensive Feiern
folgt meist ein ordentlicher Kater.
Ähnlich kann man die aktuelle
Lage in der Immobilienbranche
beschreiben. Die Kombination aus hoher Inflation,
extremen Energiepreisen, gestiegenen
Zinsen und Finanzierungskosten sowie anhaltend
hoher Bau- und Rohstoffpreise war wohl zu viel
für den Markt. Investoren stehen auf der Bremse.
Developer drücken die Stopptaste oder verschieben
Projekte. Eine Konsolidierungswelle wird
befürchtet. Kurz: Die seit mehr als einem Jahrzehnt
laufende Party am Immobilienmarkt ist endgültig
vorbei.
Dass Nachhaltigkeit längst auch in der traditionell
als „Öko-Schmuddelkind“ verschrienen
Logistik angekommen ist, wird bei einem
einschlägigen Roundtable mit Top-Branchenexperten
klar. Untermauert wird das von einer
beeindruckenden Bildstrecke von Amelie
Miller in der sie nachhaltige Logistikimmobilien
– sowie im Übrigen auch Retailobjekte –
vorstellt. Gut zum Thema Nachhaltigkeit passt
auch der „über den Tellerrand“-Beitrag von
Lisa Grüner: Sie besuchte einen traditionellen
Sautanz am Attersee. Dabei wurde ein Schwein
geschlachtet, zerlegt und verkocht. Vollständig.
Vom Rüssel bis zum Schwanz.
Nicht wenige Branchenplayer sind der Meinung,
dass nach der extremen Preis- und
Renditeentwicklung der letzten Jahre eine
vorübergehende Verschnaufpause beziehungsweise
Beruhigungsphase nicht schaden
kann. Zu hoch sei die Risikobereitschaft vieler
Akteure zuletzt gewesen, so der Grundtenor.
Hoffnung macht jedenfalls, dass selbst in dieser
schwierigen Phase in der erstmals seit längerem
Anleihen als interessante Alternativen
erscheinen, kaum Zweifel an der langfristigen
Attraktivität von Immobilien aufkommen.
Schwerpunkt: Retail und Logistik
In der letzten Ausgabe des Jahres geht es
schwerpunktmäßig um zwei Assetklassen, die
beide vom boomenden E-Commerce betroffen
sind: Retail und Logistik. Im Coverinterview
berichtet etwa Wolfgang Scheibenpflug unter
anderem über den Logistik-Boom am und um
den Flughafen Wien. Auch beim mittlerweile
29. Ausgabe des Real Circle diskutierten ausgewählte
Immobilienprofis über die spannenden
Entwicklungen in den beiden artverwandten
Immobilienklassen.
Patrick Baldia
Chefredakteur
Foto: Adobe Stock
10 ImmoFokus
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Büromarktbericht
Wien |Herbst 2022
Retail
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Geschäftsflächenbericht
Österreich|2022/23
Zinshausmarktbericht
Wien | 2022
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Unternehmen & Projekte
32
VOLL BIS UNTERS DACH
Gawain Smart, CEO
der International
Campus Group, spricht
im Interview über
Expansionspläne
in Zeiten der Zinswende,
die Lage in
den beiden Wiener
Studentenheimen und
den Launch der neuen
Marke für urbanes
Wohnen, Havens Living.
14
DER ESG-FAKTOR
Die Logistikimmobilie von heute setzt auf
Energieeffizienz, etwa mit LED-Beleuchtung
und regenerativer Energie. Sie verzichtet auf
fossile Brennstoffe und selbst sogenannte
Sozialräume werden mittlerweile namentlich
hervorgehoben. Ähnlich sieht es im
Retailbereich aus, wobei hier die Ansprüche
an die Immobilie gänzlich andere sind.
Folgende besonders nachhaltige Retail- und
Logistikimmobilien zeigen, wie diese Ansätze
umgesetzt oder gar ergänzt werden.
26
START UP GROPYUS
Das Wiener Start-up setzt auf einen
integrierten und vollständig digitalisierten
End-to-End-Prozess – von der Planung über
die Errichtung bis hin zum Betrieb. Es will
damit die Bauindustrie transformieren. Und
massiv CO2 sparen.
Foto: Adobe Stock
12 ImmoFokus
Marius Richter Franz Rittsteuer Karl Koller Bernadette Fellner
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„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt.
Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.
Unternehmen & Projekte
14 ImmoFokus
Der ESG-Faktor
Weitergedacht. Die Logistikimmobilie von heute setzt auf Energieeffizienz, etwa mit LED-Beleuchtung
und regenerativer Energie. Sie verzichtet auf fossile Brennstoffe und selbst sogenannte Sozialräume werden
mittlerweile namentlich hervorgehoben. Ähnlich sieht es im Retailbereich aus, wobei hier die Ansprüche an
die Immobilie gänzlich andere sind: Auch das Shoppingcenter setzt mittlerweile großteils auf Photovoltaik
und Wärmepumpen und hat entweder Bienenstöcke am Dach oder großflächige Kunstinstallationen an den
Wänden. Folgende besonders nachhaltige Retail- und Logistikimmobilien zeigen, wie diese Ansätze umgesetzt
oder gar ergänzt werden.
Autor: Amelie Miller
Ausgabe 06|2022
15
Foto: Robert Firtz
Unternehmen & Projekte
UPGRADE FÜR NOCH MEHR ENERGIEEINSPARUNGEN – Q19 IN
DÖBLING
Um den ressourcenschonenden Betrieb der Mall Q19 in Wien Döbling
auf eine neue Ebene zu heben, wurde im Jahr 2021 das 1.200 Quadratmeter
große Glasdach vollständig erneuert. Die neue Verglasung des
Q19-Daches sorgt durch Wärmeschutz für eine Jahresenergieeinsparung
von bis zu 35 Prozent. Im Sommer können sogar 55 Prozent der
Kühlenergie eingespart werden, da die einstrahlende Hitze durch das
neue Glas gefiltert wird. Im Winter ergibt sich durch die besonderen
Eigenschaften des Glases eine Verringerung der Transmissionswärmeverluste
von 15 Prozent. Während die Wärmeversorgung im Q19
mittels Fernwärme erfolgt, wird das Gebäude in heißen Sommermonaten
durch Kaltwasserspeicher am Dach gekühlt.
Zertifizierungen/Awards: Ökoprofit 2017, 2018, 2019, 2020 & 2021,
ICSC Int. Design & Development Award 2008, ICSC ReSource Award
2008, Merit Award 2008
SHOPPEN IN MEDITERRANEM FLAIR – DESIGNER OUTLET CROATIA
Das Designer Outlet Croatia in Zagreb ist das erste seiner Art in Kroatien, das ein BREEAM-Zertifikat für nachhaltiges Bauen erhalten hat. Bei der Energieversorgung
des Outlet-Centers mit einer Gesamtmietfläche von 15.500 Quadratmetern kommt vor allem Geothermie zum Einsatz. Im Winter werden damit ganze 100 Prozent des
Heizbedarfs gedeckt, im Sommer kann 70 Prozent der benötigten Energie zur Kühlung entnommen werden. Dafür wurden insgesamt 264 Pfähle ins Erdreich getrieben.
Hinzukommen Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 1.200 Solar-Paneelen auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern, die im Jahresschnitt 383 Megawatt
pro Stunde erzeugen. Eine energieeffiziente LED-Beleuchtung und Ladestationen für Elektroautos runden das nachhaltige Shoppingerlebnis ab.
Zertifizierungen/Awards: BREEAM, Austrian Green Planet Building Award
Architekturbüro: ATP architekten ingenieure
Bauherr: Designer Outlet Croatia d.o.o. (IKEA Centres)
Fotos: Robert Firtz, ATP/Friedmann
16 ImmoFokus
Fotos: Jost Gantar/VELIKA, ATP/Pierer, PICHLER Projects
ERLEBNISWELT IM DRACHENPANZER – ALEJA SHOPPING-CENTER
Mitten im dicht besiedelten Stadtteil Šiška in Ljubljana befindet sich das
Shopping-Center Aleja, das nicht nur aufgrund der Lage Teil der Stadt ist,
sondern auch direkten Bezug zum Wappentier der slowenischen Hauptstadt
nimmt. Rautenförmige, verschieden glänzende Schuppen an der Fassade des
Einkaufszentrums erinnern an den Panzer eines Drachens. Bei der Auswahl von
Gläsern und Oberflächen wurde besonders darauf geachtet, dass es einerseits
keinen Energieverlust nach außen und andererseits keinen zu starken Wärmeeintrag
nach innen gibt. An heißen Sommertagen versorgt ein unterirdischer
Regenwassersammeltank mit einem Volumen von ca. 390 Kubikmetern die
Rückkühlanlagen des Gebäudes mit Wasser. Mit dem gesammelten Regenwasser
werden auch die Grünflächen auf dem Dach des Gebäudes mit Hilfe
einer automatischen Bewässerungsanlage versorgt.
Zertifizierungen/Award: Iconic Award 2021, Global RLI Award 2021
Architekt: ATP architekten ingenieure (Innsbruck)
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17
Fotos: cargo-partner/Oskar Steimel, Walter Ebenhofer
HOLZLAGER – ILOGISTICS CENTER CARGO-PARTNER
Bauen mit Holz ist auch in der Assetklasse Logistik angekommen. cargo-partner hat in Fischamend ein
wahres Holzlager realisiert. In zwei Jahren Bauzeit kamen neben 4.080 Kubikmeter Fichtenholz auch 120
Kubikmeter Lärchenholz zum Einsatz. Alle verwendeten Hölzer stammen aus nachhaltig bewirtschafteten
Wäldern in Österreich und Bayern und sind PEFC- sowie FSC-zertifiziert. Die nachhaltige Gebäudehülle
ermöglicht eine energie- und kostenschonende Temperaturführung zwischen 15 und 25 Grad
Celsius, eine konstante Luftfeuchtigkeit von bis zu 70 Prozent, niedrige Betriebskosten sowie erhebliche
Emissionsersparnisse.
Zertifizierung: DNGB-Zertifikat in Gold
Architekturbüro: POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN ZT GmbH
Bauherr: ATL Immobilienverwaltung GmbH
18 ImmoFokus
Fotos: ATP/ZOOM VP
WORK-LIFE-LOGISTIKCAMPUS IN LITAUEN – GIRTEKA CAMPUS VILNIUS
Der neue Firmensitz von Girteka Logistics ist mehr als ein bloßer Umschlagplatz von Waren und Gütern: Er wurde als offener und lebendiger „Work-Life-Campus“ geplant.
Neben einem großen Angebot an Stellplätzen verfügt der Campus des litauischen Großflottenbetreibers auch über ein großes Angebot an Stellplätzen, eigene
Truckservicestationen, verschiedene Bürogebäude und Einkaufsmöglichkeiten vor Ort. Das Energiekonzept für den Campus stammt von ATP sustain. Diese setzt auf
den Energieverbund der unterschiedlichen Einheiten und ermöglicht den Austausch sowie die effiziente Nutzung von Energiequellen, -senken und -überschüssen.
Zertifizierungen/Awards:
Architekturbüro: ATP architekten ingenieure (Wien)
Bauherr: Girteka Logistics
Projektentwickler: SIRIN Development
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19
Unternehmen & Projekte
KIWI LERBERG IN NORWEGEN
Das Thema Nachhaltigkeit spielte bereits beim Bau der Filiale der norwegischen Supermarktkette KIWI eine zentrale Rolle. Einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion
der Treibhausgasemissionen des Gebäudes liefert die Dachkonstruktion. Das im Leichtbausystem errichtete Dach aus Holz besitzt eine enorm hohe Traglast und hält
somit Schnee sowie Begrünung ohne Probleme stand. Trotzdem benötigt das Gebäude nur eine Stützachse für die Dachspannweite von 40 Metern. Darüber hinaus
setzt die Supermarktkette auf eine energieeffiziente LED-Beleuchtung.
Zertifizierungen/Awards: Austria Green Planet Building Award
Architekturbüro: A-lab
Bauherr: Lerberg Utviklings AS, NorgesGruppen Eiendom AS
Fotos: tore Hobbelstad
20 ImmoFokus
Fotos: Neubau best.energie
INNOVATION TECHNODOM IN KASACHSTAN
Das Besondere an dem Elektronikgeschäftslokal in
Kasachstan mit Parkplätzen im EG des Unternehmens
TechnoDom ist, dass sich die Immobilie in einer
extrem kalten Klimazone (-35/+34 Grad Celsius)
befindet und als erstes Gebäude der Stadt keinen
staatlichen Fernwärme-Anschluss hat. Wärme und
Kälte werden durch ein Sondenfeld mit 41 Tiefensonden
mit der Länge von 80 bis 100 Metern sowie
zwei kaskadierten Wärmepumpen bereitgestellt.
Strom wird durch das PV-System am Dach mit
der Leistung von 253 kWp produziert und deckt
circa 73 Prozent des eigenen jährlichen Bedarfs.
Im Vergleich zu einem kasachischen Standard-Einkaufszentrum
dieser Größe spart TechnoDom laut
eigenen Angaben 645 Tonnen CO2 pro Jahr.
Zertifizierungen/Awards: Austrian Green Planet
Building Award
Projektentwickler: Neubau best.energy
Bauherr: Eduard Kim (TechnoDom AG)
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21
Unternehmen & Projekte
WELLEN AUS HOLZ – MACTAN-CEBU INTERNATIONAL AIRPORT – PHILIPPINEN
Der Mactan-Cebu International Airport auf den Philippinen ist Asiens einziges Flughafengebäude, dessen Tragwerk und Dachstruktur komplett aus Holz gefertigt
wurde. Produziert und montiert von Rubner Holzbau am niederösterreichischen Standort Ober-Grafendorf. Für die wellenförmige Tonnendach-Tragstruktur mit einer
Höhe von 15 Meter und Spannweite von 30 Meter kamen 4.500 Kubikmeter Brettschichtholz zum Einsatz. Die dazu notwendigen 23 Meter langen Bogenbinder-
Hälften wurden von Rubner Holzbau am Standort Ober-Grafendorf vorgefertigt. Die Herausforderung in der Konstruktion ist die Ausführung der Gebäudefugen für die
Bewegungen im Erdbebenfall und bei hohen Windlasten sowie die Verankerung der Hauptträger am Betonbau. In der Hurrikan-Saison können die Windstärken an die
200 Stundenkilometer erreichen.
Zertifizierungen/Awards: Austria Green Planet Building, LEED Zertifizierung
Architekturbüro: IDA – Integrated Design Association Ltd., Hongkong
Bauherr: Konsortium GMR MEGAWIDE Cebu Airport Corporation (GMCAC), Philippinen
Fotos: Christopher Colinares
22 ImmoFokus
Fotos: Hertha Hurnaus, Chrisitna Häusler, Niklas Stadler
INNERSTÄDTISCHER PARK – IKEA WIEN WESTBAHNHOF
Mit dem Ikea am Wiener Westbahnhof wurden mitten im urbanen Raum
eine circa 2.700 Quadratmeter große Grünfläche und 160 Bäume neu
gewonnen, die sich zusammen auf eine Blattfläche von über zwei Hektar
summieren. Dank der extensiven Begrünung kühlt das Gebäude die
Nachbarschaft des Wiener Westbahnhofs an einem Hitzetag um bis zu -1,5
Grad Celsius. Die Bewässerung der Pflanzen erfolgt vollautomatisch. Für
eine nachhaltige und bedarfsorientierte Wasserversorgung sorgen spezielle
Sensoren. Zusätzlich dazu passt sich die Bewässerungsdauer mithilfe
eines intelligenten Algorithmus an die saisonale Vegetation der einzelnen
Pflanzen an. Besonders nachhaltig ist auch das Einrichtungshaus selbst, da
es komplett autofrei ist und das Konzept gänzlich auf Fußgänger, Öffi-Nutzer
und Radfahrer ausgerichtet ist. Das spart rund 350.000 Autofahrten, also
1.000 Tonnen CO2, gegenüber einem herkömmlichen Einrichtungshaus.
Zertifizierungen/Awards: Greenpass Zertifikat, Bauherrenpreis 2022
Architektur: querkraft architekten, Wien
Bauherr: Ikea Einrichtungen Handels-GmbH
Freiraumplanung: Kräftner Landschaftsarchitektur und Green4Cities
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23
Unternehmen & Projekte
ÖKOLOGISCHES VORZEIGEPROJEKT –
VIEGA SEMINAR- UND VERTRIEBSCENTER
Das hochmoderne Seminar- und Vertriebscenter
für den global führenden Anbieter von Installationstechnik
Viega wurde von ATP Wien und ATP
sustain integral mit BIM als Plus-Energie-Haus
geplant. Bauweise und hohe Luftdichtheit halten als
„passive“ Maßnahmen den Energiebedarf so gering
wie möglich. Als „aktive“ Maßnahmen kommen
regenerative Energiequellen, mechanische Lüftung
mit Wärmerückgewinnung und Ablagesysteme
mit Niedertemperaturniveau zum Einsatz. Über die
großflächige Photovoltaikanlage wird nicht nur der
eigene Energiebedarf gedeckt, sondern überschüssiger
Strom ins Netz einspeist.
Zertifizierungen/Awards: DNGB-Platin, klimaaktiv-
Gold, Nominierung für den Energy Globe Award
Architektur: ATP architekten ingenieure
Bauherr: Viega
Fotos: ATP/Kuball
24 ImmoFokus
Fotos: CC Real, Werner Streitfelder
LANDSCHAFT AM DACH – WIEN MITTE THE MALL
Wien Mitte The Mall wurde als erstes Einkaufszentrum in Österreich mit
einer DNGB-Zertifizierung nach dem „Gebäude im Betrieb“-2020-Standard
(GiB) in Platin ausgezeichnet. Dabei wurde nicht nur The Mall zertifiziert,
sondern der gesamte Gebäudekomplex mit in Summe 100.000
Quadratmetern, wobei 30.000 Quadratmeter davon auf Geschäftsflächen
entfallen. Um die Verbrauchswerte für Strom, Wärme, Kälte und
Wasser zu erfassen, wurde ein Zähler-, Mess- und Monitoringsystem installiert.
Auf Basis dieser Werte können gezielt Energieoptimierungsmaßnahmen
getroffen werden. In Zukunft soll zudem beim Abfallmanagement
eine höhere Recyclingrate etwa durch die Wiederverwertung von
Entsorgungsmaterialien angestrebt werden. Zum zehnjährigen Jubiläum
wurde der 4.000 Quadratmeter große Dachgarten neugestaltet.
Zertifizierungen/Awards: DGNB-Platin
Architektur: Ortner & Ortner, Neumann + Steiner
Landschaftsgestaltung: Kaufmann + Partner
Ausgabe 06|2022
25
Start-Up
ImFokus
Gründung
Das 2019 in Wien gegründete Start-up
mit Standorten in Österreich, Deutschland
und Liechtenstein hat es sich zum
Ziel gesetzt, nachhaltiges, leistbares und
smartes Wohnen für alle zu schaffen.
Gründer
Geleitet wird Gropyus vom Gründungsteam
Markus Fuhrmann (CEO),
Philipp Erler (CTO) und Bernd Oswald
(Business Development und M & A)
sowie einem erfahrenen Team mit unterschiedlichem
Industriebackground.
Nachhaltiges
Wohnen für alle
Gropyus. Das Wiener Start-up setzt auf einen integrierten und vollständig
digitalisierten End-to-End-Prozess – von der Planung über die Errichtung bis
hin zum Betrieb. Es will damit die Bauindustrie transformieren. Und massiv
CO2 sparen.
E
nde Mai feierte das erste Gropyus-
Gebäude in Weißenthurm bei
Koblenz im deutschen Bundesland
Rheinland-Pfalz feierlich Eröffnung.
Und der grüne Fußabdruck kann sich sehen
lassen: Zero.One, gelegen am „Wohnpark Nette
6“, mit 54 Wohnungen weist nur fünf Prozent
des Treibhauspotenzials eines Referenzgebäudes
auf. Bereits bei Bau und Errichtung konnten
durch die Holz-Hybrid-Bauweise 22 Prozent
der grauen Emissionen vermieden werden.
Zudem sorgt die in die Fassade integrierte
Photovoltaikanlage dafür, dass das Gebäude
energiepositiv betrieben werden kann. Dadurch
spart jeder Bewohner pro Jahr im Durchschnitt
eine Tonne CO2 oder 13 Prozent seiner jährlichen
Emissionen.
Schnelle Skalierbarkeit möglich
Wie schafft Gropyus nachhaltigen und leistbaren
Wohnraum? In einem ersten Schritt wird
das Gebäude mittels Konfigurator designt.
Dabei stehen unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten
zur Auswahl. Nachdem die
Holzhybrid-Bauteile – das Holz stammt im
Übrigen aus nachhaltiger Produktion – generiert
und abgestimmt wurden, werden sie in
der eigenen Fabrik (!) in Deutschland mittels KI
und Robotik seriell hergestellt. Dieser Zugang
erlaubt eine schnelle Skalierung im industriellen
Maß. Schließlich werden die vorgefertigten
Bauelemente auf der Baustelle miteinander verbunden.
Nach der Fertigstellung sorgt dann das
selbst entwickelte Building-Operating-System
für „Living-as-a-Service“ für die Bewohner.
Marktvolumen
Mit Zero.One, dem Gebäude „Am Wohnpark
Nette 6“, wurde im Mai 2022 das
erste GROPYUS-Wohnhaus mit 54 Wohnungen
in Weißenthurm bei Koblenz
(Deutschland) eröffnet. Erst im März
wurde eine weitere Finanzierungsrunde
abgeschlossen. Damit erhielt Gropyus
bislang Finanzmittel in der Höhe von
insgesamt rund 150 Millionen Euro.
Die Meinung des Profis
Mit der seriellen Holz-Hybrid-Bauweise,
die vollständig digitalisiert umgesetzt
wird, liefert das Unternehmen eine
Lösung, die der Branche bislang gefehlt
hat. Bezahlbarer Wohnraum wird auch in
Zukunft dringend benötigt werden und
Gropyus bietet einen smarten Lösungsansatz,
um dies nachhaltig und effizient
umzusetzen.
IDEE
GESCHÄFTSMODELL
TIMING
Mitarbeiter
Circa 300
Andreas Holler
Buwog
Foto: Gropyus/Buwog
26 ImmoFokus
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Bauprojektdatenbank
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in Ihrer Umgebung geplant sind, um neue
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Nachfrage immer im Blick, um Geschäftschancen
frühzeitig zu erkennen.
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ImmoFokus.Rubrik
Top Deal
ImFokus
La Revedere
Der Abschied. Mit dem Verkauf ihres Bukarester Büroportfolios zieht sich
die CA Immo aus dem rumänischen Markt vollständig zurück.
Ü
berraschend kam der Exit keineswegs.
Bereits 2021 erklärte
der damalige CEO Andreas Quint,
einen Ausstieg aus Rumänien
zu erwägen. „Wir prüfen in Rumänien alle
strategischen Optionen, einschließlich eines
Verkaufs einzelner Gebäude, eines Teils oder
des gesamten Portfolios inklusive des lokalen
Management-Teams – aber nicht um jeden
Preis und vor allem ohne Zeitdruck“, so auch
seine Nachfolgerin Silvia Schmitt-Walgenbach
dieses Frühjahr im ImmoFokus-Interview.
Wie das Unternehmen bekanntgab, entspricht
der erzielte Verkaufspreis einem
Abschlag von rund drei Prozent auf den
Buchwert zum 30. Juni 2022. Mit den sieben
Bukarester Bürogebäuden mit einer Gesamtmietfläche
von 165.000 Quadratmetern und
jährlichen Bruttomieteinnahmen von 30,4
Millionen Euro wird auch das lokale Team
vom Käufer übernommen. Zu Letzteren,
ebenso wie zum genauen Verkaufspreis, hat
die CA Immo keine konkreten Angaben gemacht.
Verlockend hohe Renditen
Vor allem in den Nuller-Jahren entdeckten
heimische Immobilieninvestoren, angezogen
von hohen Renditeaussichten, den
rumänischen Markt für sich. 2004 realisierte
etwa die CA Immo als erste heimische Immobiliengesellschaft
mit dem „Charles de
Gaulle“ ein Bürogebäude westlichen Top-
Standards in Bukarest. Im selben Jahr wurde
in der rumänischen Hauptstadt das „Opera
Center“ fertig gestellt. Weitere CA-Immo-
Projekte sollten folgen. Und zwar nicht nur
um Bürosegment: In den Städten Arad und
Sibiu wurden Retailobjekte errichtet. Im Geschäftsjahr
2021 lag jedenfalls der Portfoliowert
der rumänischen Bestandsimmobilien
mit acht Prozent nur unwesentlich unter
dem der österreichischen (zehn Prozent). Mit
diesem Verkauf und dem Ausstieg aus dem
rumänischen Markt fokussieren wir das CA
Immo-Portfolio weiterhin auf hochwertige,
moderne Büroimmobilien in unseren Kernmärkten
und monetarisieren Investitionen,
deren Rendite unter unseren Zielvorgaben
liegt und die in Bezug auf Standort, Assetklasse
und Größe nicht strategisch sind“, so
Schmitten-Walgenbach zum Deal anlässlich
der Bekanntgabe des Abschieds aus Rumänien.
Österreichanteil schrumpft
Fraglich ist, ob damit nicht auch Objekte in
Österreich gemeint sind beziehungsweise
dem Kernmarkt ein ähnliches Schicksal blüht
wie Rumänien? Nach dem kürzlich erfolgten
Verkauf eines Gebäudekomplexes, bestehend
aus dem Hotel Savoyen und dem Bürogebäude
am Botanischen Garten im dritten
Wiener Gemeindebezirk, das im Übrigen als
Headquarter des Unternehmens dient, besitzt
die CA Immo nicht mehr als eine Handvoll
Immobilien in Wien. 2014 lag der Portfolio-
Anteil Österreichs bei fast 20 Prozent.
Foto: WilkinsonEyre
28 ImmoFokus
Problemlöser
ImFokus
Emanuel
Heisenberg
Gründer und Geschäftsführer
ecoworks
1. DAS PROBLEM
Bau und Betrieb von Gebäuden verursachen 38 Prozent der weltweiten
Treibhausgasemissionen. Der Gebäudesektor erzeugt außerdem 54 Prozent
des Gesamtabfalls. Nur ein Prozent der Baumaterialien werden wiederverwendet.
Es gibt keine technologische Lösung für dieses Problem.
Die Baubranche investiert weniger als ein Prozent der Umsätze in R&D
(Research & Development). Die Industrie ist analog, sehr langsam und
es gelingt so gut wie nie, Zeit- und Budgetpläne einzuhalten.
3,4 Millionen Wohneinheiten in Deutschland sind durch EU-Richtlinien
bedroht und müssen in den nächsten fünf Jahren renoviert werden,
um weiterhin genutzt zu werden.
Fotos: ecoworks
2. DIE LÖSUNG
ecoworks entwickelt Produkte und Prozesse, die eine schnelle und
kostengünstige serielle Sanierung des Gebäudebestands ermöglichen.
Das Ziel ist für uns die Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor
durch eine hocheffiziente Gebäudehülle, moderne TGA-Lösungen
sowie die Eigenversorgung des Gebäudes mit sauberem Strom. Neben
einem nachhaltigen Gebäudebetrieb wollen wir die Modernisierungsmaßnahme
so wirtschaftlich sinnvoll wie möglich gestalten. Daher
entwickeln und vertreiben wir für Wohnungsunternehmen, Architekten,
Planer, Bauträger und Energieberater einen Lösungsbaukasten für die
serielle Sanierung. Das Kernprodukt bilden vorgefertigte Elemente für
Fassade und Dach, die als Holzrahmenkonstruktion mit nachhaltigen
Dämmstoffen und integrierter Gebäudetechnik sowie neuen Fenstern
industriell hergestellt werden. Was heutzutage in der Regel auf der Baustelle
händisch gefertigt und installiert wird, kann in teilautomatisierten
Fabriken von Robotern produziert und direkt als fertige Gebäudehülle
auf die Baustelle gebracht und einfach sowie schnell installiert werden.
Einst hochgradig ineffiziente Gebäude werden so binnen weniger
Wochen zu Plusenergiehäusern.
3,4
DIE ZAHL
3,4 Millionen
Wohneinheiten in
Deutschland sind durch
EU-Richtlinien bedroht
und müssen in den
nächsten fünf Jahren
renoviert werden,
um weiterhin genutzt
zu werden.
Ausgabe 03|2021
29
ImmoFokus.Rubrik
4
Das neue Ethnografische Museum ist eines von vier
Museen, die im Zuge des Liget Budapest Projekts
bis 2023 im 200 Jahre alten Stadtpark Városliget eine
neue Heimat finden werden. Dazu gehören auch die
Neue Nationalgalerie, das Haus der Ungarischen Musik
und das Museum für Technik und Verkehr. Zum Projekt
gehört auch die völlige Erneuerung der Grünfläche des
Városliget. Das Museumsgebäude mit insgesamt fünf
Stockwerken ist 34.000 Quadratmeter groß.
Immobilie
ImFokus
60
Nicht weniger als 60 Prozent
des Museums, konkret
der ganze mittlere Teil, sind
unterirdisch angelegt. Unter
der Erde findet sich auch die
dazugehörige Tiefgarage mit
800 Parkplätzen, die bereits
2020 fertig wurde und deren
Wände die Gemälde berühmter
ungarischer Maler zieren.
150
In seiner eineinhalb Jahrhunderte langen Geschichte hat das 1872
gegründete Ethnografische Museum Budapest noch
nie einen Standort sein Eigen nennen dürfen,
der auf seine besonderen Bedürfnisse
zugeschnitten war. Vielmehr wurde
es an fünf verschiedenen Adressen
in der ungarischen Hauptstadt
untergebracht – zuletzt seit 1973
im Justizpalast im 5. Bezirk Budapests,
Belváros-Lipótváros.
An der aktuellen Adresse im
Stadtpark Városliget fand
man bereits 1896 während
der Millenniumsausstellung
zumindest für einige Wochen
ein Zuhause.
30 ImmoFokus
250.000
Mit seiner rund 250.000 Exponate umfassenden Sammlung gehört
das Ethnografische Museum Budapest zu den größten Völkerkunde-
Museen Europas. Die Sammlung widmet sich der Kultur des ungarischen
Volkes sowie anderer europäischer und nicht-europäischer
Völker. Bevor das neue, langfristige Museumsgebäude bezogen wurde,
war die Sammlung in verschiedenen Museumsgebäuden untergebracht.
7.300
Auf der rund 7.300 Quadratmeter großen Außenfläche wachsen
Sträucher und Pflanzen. Rund um das Ethnografische Museum
findet sich ohnehin reichlich Grün. Das Gebäude, das an eine
Skateboard-Rampe erinnert, thront im Budapester Stadtpark
Városliget, ungarisch für Stadtwäldchen.
2016
Den Architekturwettbewerb für das
Ethnografische Museum konnte 2016
das Budapester Büro Napur Architect
für sich entscheiden. Zu den Finalisten
gehörte im Übrigen auch Coop
Himmelb(l)au aus Wien.
Fotos: NEP
Aufsteiger
Absteiger
COO wird CEO
Shoppingcenter-Experte. Christoph Andexlinger ist seit rund 25 Jahren im Spar-Konzern tätig.
Am 1. Jänner 2023 nimmt er die Arbeit als CEO der SES auf.
1 1998
Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Produktmanager
bei Miele Österreich, startet der Absolvent
der Handelswissenschaften (WU Wien) als Leiter
Marketing des Europark Salzburg seine Karriere
im Sparkonzern.
2 2000
Der gebürtige Tiroler Andexlinger wird
Center-Manager des 1996 eröffneten Europark
Salzburg im Stadtteil Taxham. Er wird diese
Funktion ein Jahrzehnt lang ausüben.
3 2007
SES wird gegründet. Andexlinger ist von Anfang
an, bis 2020 als Head of Center-Management
dabei. In dieser Funktion verantwortet
er den operativen Betrieb von 30 Shopping-
Destinationen in sechs europäischen Ländern.
Die Entwicklung der SES kann sich sehen lassen.
Im Vorjahr verzeichnete der Entwickler,
Errichter und Betreiber von großflächigen,
multifunktionalen Immobilien mit Fokus auf
Handel und Dienstleistung mit 1.800 Shoppartnern
und einer Bruttoverkaufsfläche von
830.000 Quadratmeter einen Umsatz in der
Höhe von 2,64 Milliarden Euro.
4 2021
Andexlinger wird als Chief Operations Officer
in die Geschäftsführung der SES berufen.
Etwas mehr als ein Jahr später, im März 2022,
wird er zum Präsident des Austrian Council
of Shopping Places (ACSP) ernannt werden.
Für den Branchenverbands ist Andexlinger
seit März 2011 tätig. Seit Ende 2012 übt er eine
weitere ehrenamtliche Funktion aus: Stellvertretender
Vorsitzender des Kuratoriums der
Internationalen Stiftung Mozarteum.
4
5
3
1
2
5 2023
Mit Jahresbeginn übernimmt der gebürtige Tiroler (51) den Chefposten bei
der SES (Spar European Shopping Centers GmbH). In seinen Zuständigkeitsbereich
fallen neben der Gesamtverantwortung für das Unternehmen im
Speziellen die Bereiche Architektur, Center- und Facility-Management, Marketing,
Human Resources, Public Relations sowie IT und Business Process
Management. Andexlinger ist jedenfalls nicht die einzige Neubesetzung in
der Geschäftsführung der Shoppingcenter-Sparte SES: Ihm zur Seite gestellt
werden die langjährigen Führungskräfte Johannes Köth (43) und Alexander
Eck (55). Der langjährige Vorstandsvorsitzende Johann Felser (62) tritt wiederum
mit Ende 2022 in den Ruhestand.
Foto: SES
Ausgabe 06|2022
31
ImFokus
Voll bis unters Dach
Auf der Überholspur. Gawain Smart, CEO der International Campus Group, spricht im Interview über
Expansionspläne in Zeiten der Zinswende, die Lage in den beiden Wiener Studentenheimen und den
Launch der neuen Marke für urbanes Wohnen, Havens Living.
Das Gespräch führte: Patrick Baldia
Sie haben ja 2021 rund 670 Millionen Euro
in neue Objekte investiert und auch zu
Jahresbeginn angekündigt, für weitere 500
Millionen Euro Objekte und Projektentwicklungen
kaufen zu wollen. Sind diese
Pläne trotz Zinswende auf Schiene?
Gawain Smart: Anders als 2021, als wir
unsere Transaktionspläne sehr gut umsetzen
konnten und Covid-bedingt eher auf der
Vermietungsseite einige Schwierigkeiten
hatten, sind wir jetzt mit der umgekehrten
Situation konfrontiert: Unsere Häuser sind
32 ImmoFokus
voll bis unters Dach, bei den Transaktionen
hinken wir hingegen etwas nach. Einiges
von dem, mit dem wir uns seit dem ersten
Quartal beschäftigen, werden wir jedenfalls
bis Ende 2022 auch abschließen können.
Man muss ganz klar sagen, dass die politischen
Rahmenbedingungen in Deutschland
aktuell mit Fragezeichen versehen
sind – Stichworte KfW-Förderungen (für
Kreditanstalt für Wiederaufbau, deutsche
Förderbank, Anm.) und Bestandssanierungs-
Förderung. Daher fehlt etwas die Klarheit
dazu, wie Transaktionen durchgeführt
werden können. Das führt natürlich dazu,
dass viele Marktteilnehmer vor allem auf der
Entwicklungsseite mit den Füßen auf der
Bremse stehen.
Das heißt, das Angebot ist begrenzt?
Ja, wir würden gerne kaufen. Auch mehr,
als wir es im Moment tun, aber es ist
auch praktisch nichts verfügbar. Weder
Projektentwicklungen, noch Objekte oder
Grundstücke.
„Wir beschäftigen uns schon
länger mit Innsbruck, Graz und
Salzburg, sind dort aber noch
nicht fündig geworden“
Gawain Smart,
International Campus Group
Foto: International Campus Group
Sind Sie vom Zinsanstieg nach vielen Jahren
praktisch nicht vorhandener Zinsen
überrascht worden?
Wir haben in unseren Underwritings schon
früh angefangen, höhere Zinsen zu stressen.
Somit sind wir von den heuer erfolgten
Zinserhöhungen von Fed und EZB nicht auf
dem falschen Fuß erwischt worden. Aber
man muss schon sagen, dass wohl kaum ein
Marktteilnehmer damit gerechnet hat, dass
die Zinsen innerhalb weniger Wochen so
steil ansteigen würden. Viele haben wohl
einen längeren Anpassungsprozess erwartet.
Wie finanzieren Sie Ihre Transaktionen?
Wir arbeiten ganz klassisch mit Bankenfinanzierungen.
Wir sind da im Bereich von
60 bis 70 Prozent und das zu marktüblichen
Konditionen, der Rest ist Eigenkapital.
Letzteres kommt von unserem Hauptgesellschafter
Brookfield.
Sind Sie auch mit der aktuellen Auslastung
in Ihren beiden Wiener Häusern am
Hauptbahnhof und in der Brigittenau
zufrieden? Das Fizz in der Dresdner Straße
107 hatte ja immer etwas zu kämpfen…
Grundsätzlich ist die Lage in unseren Wiener
Häusern dieselbe wie in Deutschland:
Beide sind voll. Und ja: Beim The Fizz in der
Dresdner Straße 107 haben wir ein wenig
länger gebraucht, um es zu stabilisieren,
aber mittlerweile sind beide Häuser voll
ausgelastet.
Sind auch andere Standorte in Österreich
ein Thema für International Campus?
Wir haben uns schon länger mit Innsbruck,
Graz und Salzburg beschäftigt. Bis dato sind
wir dort aber leider nicht fündig geworden.
International Campus ist mit elf Häusern
und etlichen anderen, die sich im Bau
befinden, vor allem in Deutschland stark
aufgestellt. Sehen Sie in Ihrem wichtigsten
Markt noch Potenzial für weitere Objekte?
Ihre Frage lässt sich relativ einfach beantworten:
Wir haben in Deutschland drei
Millionen Vollzeitstudenten. Davon sind
20 Prozent beziehungsweise 600.000
Heimschläfer. Gleichzeitig beläuft sich das
gesamte Angebot an studentischen Betten,
und zwar von gemeinnützigen bis hin zu
privaten Anbietern wie uns, auf ungefähr
300.000. Das heißt, dass sich rund 2,1
Millionen Studenten ihre Bleibe anders
organisieren müssen. Vielen davon ziehen in
Wohngemeinschaften.
Und entziehen damit dem Wohnungsmarkt
Wohnungen…
Genau. Und zwar nicht wenige: In Deutschland
sind das rund 400.000 Einheiten.
Ein Problem ist in diesem Zusammenhang
auch, dass eine Gruppe von Studenten, die
gemeinsam eine 80 bis 90 Quadratmeter
große Wohnung mietet, dafür mehr zahlt als
eine vierköpfige Familie mit Einkommen.
Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen:
Ja, der Bedarf an studentischem Wohnen ist
insgesamt gegeben. Gleichzeitig würde eine
Ausweitung des einschlägigen Angebots
den familienbezogenen Wohnungsmarkt
Ausgabe 06|2022
33
ImFokus
Gawain Smart
Gawain Smart ist seit Mai 2021 CEO der
International Campus Group, einer der
größten Investoren, Entwickler und Betreiber
von Konzepten für studentisches
und urbanes Wohnen in Europa. International
Campus bietet zwei Wohn- und
Servicebrands an: „The Fizz” bedient die
Bedürfnisse von Studenten, „Havens Living”
die von Berufstätigen. Aktuell sind
mehr als 7.900 Wohneinheiten unter anderem
in Deutschland und Österreich in
Betrieb und Bau.
deutlich entlasten. Mit fehlen hier zwar die
genauen Zahlen, aber meiner Einschätzung
nach ist das in Österreich nicht anders
beziehungsweise würde es mich sehr
überraschen, wenn doch. Das heißt natürlich
auch, dass wir auch dort Potenzial für eine
Ausweitung des aktuellen Angebots sehen.
Mit Prag Holešovice besitzen Sie ein The
Fizz in der tschechischen Hauptstadt. Wie
entwickelt sich dieser Markt eigentlich?
Wir befinden uns mit dem Prager Haus im
dritten Vermietungsjahr und sind bei 636
Betten auch dort voll bis unters Dach. Prag
hat sich in den letzten Jahren wirklich zu
einem jungen, internationalen Hotspot mit
einer bunten Community an Nationalitäten
entwickelt. Wir sind sehr glücklich, in Prag
präsent zu sein und diese Phase mitzuerleben!
Haben Sie sich auch in Budapest nach
Gelegenheiten umgeschaut?
Ja, wir haben uns Budapest lange und breit
angeschaut, dort bis heute aber nichts realisiert.
Wir beobachten den Markt jedenfalls
auch weiterhin. Auch Polen, Slowenien und
andere Länder bleiben auf unserem Radar.
Auch wenn etwa im Falle von Polen die Nähe
zur Ukraine nicht förderlich ist. Aber das
kann nächstes Jahr oder in zwei Jahren schon
wieder anders ausschauen.
Bislang haben wir ausschließlich über The
Fizz, also Ihre Marke für studentisches
Wohnen, gesprochen. Wie schaut es mit
der Micro-Apartments-Marke Havens
Living aus?
Das Konzept haben wir für Berufstätige
entwickelt, die in zentraler Lage inmitten
einer Community von Gleichgesinnten
leben möchten. Aktuell befinden sich unter
anderem Havens-Living-Objekte in Berlin,
Frankfurt und Hamburg in Bau und werden
in den nächsten zwei Jahren auf den Markt
kommen.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit
dem jungen Produkt Havens Living?
Wir haben unser erstes Havens Living im
Zusammenhang mit unserem The Fizz in
Hamburg mit insgesamt circa 770 Betten
realisiert, wovon rund 214 auf Havens entfallen.
Das geschah genau zur Zeit des ersten
Corona-Lockdowns. Nachdem inzwischen
die Covid-bedingten Restriktionen gelockert
wurden, ist unser Havens Living mittlerweile
voll ausgelastet und hat eine Belegung von
deutlich über 90 Prozent.
34 ImmoFokus
Zum Autor
Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen
Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB
Immo Kapitalanlagegesellschaft.
ESG beeinflusst die Immobilienbranche
immer stärker
Kommentar: Louis Obrowsky
Foto: Adobe Stock
Environmental, Social, Governance, kurz ESG, ist in aller Munde,
vor allem in der Immobilienbranche. Da stellt sich nicht mehr die
Frage, ob man ESG in seine Unternehmensstrategie einbauen will,
sondern ausschließlich, wie das zu bewerkstelligen ist. Man muss ESG
permanent denken, da dies die Basis für Investitionsentscheidungen
sein wird. Wer in Zukunft Immobilien kaufen wird, wird nicht umhinkommen,
das jeweilige Objekt auf Basis der Taxonomie zu prüfen, um
auch langfristig einen realen Werterhalt darstellen zu können. ESG
wird daher ein zentraler Bestandteil der Wettbewerbsstrategie sein
müssen. Wobei man sich nicht nur die Frage stellen darf „Was muss
ich tun?“, sondern weitergehend „Was kann ich darüber hinaus tun,
um auch am Finanzmarkt ein entsprechend positives Echo zu erzielen?“.
Dies kann neben dem Ankauf auch die Bewirtschaftung, die
Finanzierung, die Refinanzierung oder den Verkauf betreffen. Da wird
eine gut aufbereitete ESG-Historie hilfreich sein.
Mehr Fragen als Antworten
Sämtliche Nachhaltigkeitsanforderungen bei Neubauten einzuplanen,
ist mittlerweile „state of the art“. Wie sieht es
aber beim Immobilienbestand, vor allem im
gründerzeitlichen Zinshausbereich aus? Es
ist ein Leichtes, eine umfassende Sanierung
zu fordern, damit der CO2-Ausstoß
minimiert und Nachhaltigkeitsanforderungen
erfüllt werden.
Nur stellt sich nach wie
vor die Frage, wie das
geschehen kann und
soll? Denn noch
immer fehlen die
dafür notwendigen
Rechtsgrundlagen
und die notwendige
Rechtssicherheit. Der erst kürzlich dem Parlament übermittelte
Entwurf des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWG) ist inferior und
wirft mehr Fragen auf als er beantwortet. Ein Themenkomplex wird
komplett ausgeklammert: Wer soll das alles finanzieren? Ganz zu
schweigen von der Machbarkeit der technischen Umsetzung in manchen
Bereichen, wo zum Beispiel vorhandene Heizkörper nicht mit
neuen Heizsystemen kompatibel sind. Oder wo der Mieter eine Änderung
gar nicht zulassen will. Müssen wir wirklich warten, bis eine
Vielzahl von rechtlichen Auseinandersetzungen aus diesen Fragen
auf uns zukommt? Damit wäre wohl niemandem gedient, der Umwelt
am allerwenigsten.
Rechtliche Grundlagen fehlen
Man sieht, die Immobilienbranche ist im Umbruch. Viele Anforderungen
sind gestellt, aber nicht alle sind umsetzbar. Rechtliche
Grundlagen wie beispielsweise Duldungspflichten von Bestandsnehmern
fehlen. Allein die Frage, ob eine thermische Sanierung als eine
Erhaltungsarbeit klassifiziert werden kann oder nicht, ist von entscheidender
Bedeutung, um diese überhaupt in Angriff nehmen
zu können.
Es ist daher die Politik gefordert, rasch
Maßnahmen zu ergreifen und endlich
Rahmenbedingungen zu
schaffen, die es der Branche
ermöglichen, im gesicherten
Rechtsrahmen das anzugehen,
was man von ihr fordert:
gemeinsam Maßnahmen für
eine nachhaltige Zukunft zu
setzen. Leider wird wieder
einmal das Pferd von hinten
aufgezäumt.
Ausgabe 06|2022
35
ImmoFokus.Rubrik
Zum Autor
Britta Seibert ist Steuerberaterin und arbeitet
als Finanzprofi bei REEEP - Renewable Energy
and Energy Efficiency Partnership.
ESG – mit freundlichen Grüßen
Kommentar: Britta Seibert
SDG, Taxonomie und CSRD; ESG, Green Deal und CSDDD: Was wie ein
Hip-Hop Song aus den 1990ern klingt, sind tatsächlich die Umsetzungsmaßnahmen
der Europäischen Union im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit
und Klimaschutz. Mit dem jüngsten Vorschlag der Richtlinie zur
Sorgfaltspflicht von Unternehmen, der „Corporate Sustainability Due
Diligence Directive“, kurz CSDDD, hat die EU-Kommission einen weiteren
Schritt gesetzt. Unternehmen sollen sich laut diesem Entwurf des europäischen
Lieferkettengesetzes zum sorgfältigen Umgang mit den sozialen
und ökologischen Wirkungen in der gesamten Wertschöpfungskette,
inklusive des eigenen Geschäftsbereichs, verpflichten.
Eine wahre Herausforderung für Unternehmen, da bis zu 98 Prozent des
ökologischen Fußabdrucks nicht die eigene Produktion verursacht, sondern
aus der Lieferkette stammen. 1)
Zertifizierte Logistikimmobilien sind gefragt
Während in der Logistik 87 Prozent der Treibhausgasemissionen entlang
der Lieferkette durch den Verkehr verursacht werden, sind Lagergebäude
nur für 13 Prozent verantwortlich. 2)
Doch Verkehr hat immer einen Ursprung und ein Ziel. Und da sich das
Frachtaufkommen laut OECD 3) bis 2050 verdoppeln wird, benötigt auch
die Logistikbranche im selben oder zumindest ähnlichem Maße neue
Lagerstätten und Umschlagplätze, welche die Bodenversiegelung vorantreiben.
Bereits jetzt verursacht der Immobilien- und Bausektor laut
UNO rund 37 Prozent der energiebezogenen CO 2
-Emissionen. 4)
Auch am österreichischen Markt lässt sich das Wachstum der Logistikbranche
und ihr gesteigerter Bedarf an Lagerimmobilien erkennen. „Der
Leerstand beträgt de facto 0 Prozent“, attestieren die Experten von Otto
Immobilien, da die große Nachfrage nach modernen bzw. generell verfügbaren
Objekten zuletzt kaum bedient werden konnte. 5) Hinzu kommt das
verstärkte Interesse von Investoren und potenziellen Mietern an Gebäudezertifizierungen
als Voraussetzung für den Erwerb bzw. die Anmietung
einer Logistikimmobilie. Diese Entwicklung war sogar der UNO eine positive
Erwähnung wert. Laut Dekarbonisierungsindex für Gebäude 2021
liegt ein 19-prozentiger Anstieg der Green-Building-Zertifizierungen vor.
Dekarbonisierung geht alle an
Auch wenn KMUs nicht direkt in den Anwendungsbereich der CSDDD-
Richtlinie fallen, werden sich deren Bestimmungen indirekt z. B. als
Zulieferer von größeren, betroffenen Unternehmen unweigerlich auf
sämtliche Teilnehmer der Lieferkette auswirken. Deutschland setzt sein
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bereits ab Januar 2023 um.
Auf die Lernprozesse bei der Umsetzung dürfen auch österreichische
Logistiker für ihre kommenden Berichtsnotwendigkeiten gespannt sein.
1) PRI, MANAGING ESG RISK IN THE SUPPLY CHAINS OF PRIVATE COMPANIES AND ASSETS | 2017
2) JJL, Logistics Buildings of Tomorrow |10/ 2020
3) OECD, TF Transport Outlook 2021
4) United Nations Environment Programme (2022). 2022 Global Status Report for Buildings and
Construction: Towards a Zero emission, Efficient and Resilient Buildings and Construction Sector.
Nairobi.
5) Otto Immobilien / Industrie- und Logistik-Marktbericht, 8. Ausgabe: Herbst 2022
Fotos: C. Seibert, Adobe Stock
36 ImmoFokus
Zum Autor
Martina Hirsch verantwortete den Neubau- und Vorsorgewohnungsvertrieb
der s REAL Immobilien, 2019 erhielt sie
die Prokura. Als Mentorin im „Salon Real“, hält sie Vorträge.
Seit 1. Oktober 2022 ist sie s REAL-Geschäftsführerin.
Das Ziel: Digitale und transparente Abbildung
des gesamten Kauf- und Verkaufsprozesses
Kommentar: Martina Hirsch
und schon im Vorfeld relevante Marktinformationen
bietet.
Ziel ist die langfristige Etablierung von www.mysreal.at
als österreichweites Informations- und
Kommunikationsportal für alle Interessierten. Mit
der Plattform festigt das Unternehmen seine Positionierung
als erster hybrider – also digitaler und
analoger – Immobilienmakler Österreichs.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
Digitalisierung ist auch in der Immobilienbranche angekommen.
Neu ist aber das Informations- und Serviceportal www.my-sreal.at, das
gebündelte Dienstleistungen und News für alle relevanten Bereiche von
und für Immobilientransaktionen abdeckt – das umfassende Tool ist seit
wenigen Tagen online.
Für wen ist das interessant?
Am Beginn stand eine groß angelegte Markt- und Bedürfnisanalyse, die
s REAL gemeinsam mit der auf Innovation Consulting spezialisierten
Salzburger Firma Phormolog durchgeführt hat. Die Ergebnisse zeigen:
Die Erwartungshaltungen sind sowohl auf der Seite der Immobilienverkäufer,
als auch auf der der Käufer ziemlich groß, das Erfüllen der
Kundenwünsche eine komplexe Aufgabe. Auf diesem Hintergrund entstand
die Idee von www.my-sreal.at und dessen Entwicklung zu einem
umfassenden Kundenportal, das in der Endausbaustufe den gesamten
Immobilien-Transaktionsprozess transparent und digital abbilden kann
Was noch kommt: Nachrichtenfunktion, Dashboard
der Marketingaktivitäten, Einbindung des digitalen
Angebotsverfahrens immo-live und der digitalen
Kaufvertragsabwicklung, die Datenablage immodrive
– das sind nur einige der Funktionen, die Kunden
auf www.my-sreal.at bald zur Verfügung stehen
werden. Damit geht die s REAL ganz neue Wege und
ist österreichweit der erste Immobilienmakler mit einem derart umfangreichen,
transparenten Service.
Gerade die aktuellen Rahmenbedingungen wie Inflation, Zinserhöhungen,
Energiekosten, sowie die veränderten Kreditvergaberichtlinien tragen
zu Veränderungen beim An- und Verkauf von Immobilien bei. Erste
spürbare Entwicklungen sind in manchen Marktsegmenten ein Rückgang
der Nachfrage – und damit einhergehend eine Normalisierung der
Dynamik am Immobilienmarkt der letzten Jahre.
Umso wichtiger ist es für unsere Kunden, immer gut informiert zu sein.
Wir sind uns sicher, dass wir mit unserem Kundenportal am Puls der Zeit
sind, damit den Veränderungen am österreichischen Immobilienmarkt
bestmöglich begegnen und auch in dynamischen Zeiten optimal den
Bedürfnissen aller unserer Kunden und am Immobilienmarkt Interessierten
gerecht werden können.
Ausgabe 06|2022
37
Advertorial
Factbox
Fläche: 56.000 m²
Besucher jährlich: 14,5 Mio.
(basierend auf den Daten von 2019)
Anzahl Shops: 110
Umsatz: € 170 Mio. Umsatz
2.300 Indoor Parkplätze in zwei Parkhäusern
Kernöffnungszeiten (aufgrund der Energiepreise verkürzt.)
Shoppingcenter
• Montag bis Freitag: 9.00 – 19.00 Uhr
• Samstag: 9.00 – 18.00 Uhr
• Sonntag: geschlossen
Entertainmentcenter
• Montag bis Sonntag & Feiertag: 11.00 – 22.00 Uhr
Millennium City
Ein Shopping-Paradies: Gastronomie und Entertainment mit einer großen Portion Vergnügen und
einem Sinn für Barrierefreiheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit.
M
itten in der Brigittenau befindet
sich das neueste und
modernste Shopping- und
Entertainment-Center Wiens.
Die Millennium City setzt mit ihrem vielseitigen
Angebot neue Maßstäbe und möchte als zweites
Wohnzimmer von Familien und Jugendlichen
verstanden werden. Neue Shop-Konzepte,
Premium-Gastronomie und Entertainment auf
höchstem Niveau bieten dem Kunden ein abwechslungsreiches
und spannendes Shopping-
Erlebnis.
Shopping vom Feinsten
Die Shopaholics werden mit coolen neuen
Marken belohnt: Der Dessous-Spezialist „Hunkemöller“
überzeugt mit einer umfangreichen
Produktpalette aus sexy Unterwäsche, gemütlicher
Loungeware und bequemer Sportmode.
Bücher-Liebhaber können sich endlich bei
„Thalia“ inspirieren lassen und zwischen den
spannenden Büchern die Zeit vergessen.
Noch mehr Gastronomie für Foodies
Eine gastronomische Sensation ist „Teddy‘s
American Diner“ im Entertainment Bereich.
Kellner:innen im Petticoat, Musik-Auftritte
von Rockabilly Live Bands und die Retro-
Einrichtung versetzen den Besucher in die
50er Jahre der USA zurück. Serviert werden
Burger in allen Variationen, saftige Spareribs,
rauchige Steaks und cremig süße Milkshakes.
Ein weiteres Highlight auf der Food Plaza
ist das neue „Zushi Market Running Zushi“.
Köstliche Sushi-Variationen, authentische chinesische
und japanische Gerichte, sowie eine
Auswahl an verschiedenen Bowls.
Ganz großes Kino
Für ganz große Augen und Ohren sorgt das
„Cineplexx Millennium City“. In 13 Sälen laufen
die neuesten Blockbuster auf Hollywood-
Niveau. Eine neue Lasertechnologie bietet mit
gestochen scharfen Bildern in 2D, 3D und 4K
ein außergewöhnliches Kinoerlebnis. Dazu
kommt der mit 585 Sitzplätzen und einer
256m² großen Leinwand größte Kinosaal Österreichs.
Kleine Kinder ganz groß
Für die jüngsten Besucher gibt es viele lustige
und spannende Highlights: Im „Monki Park“
ist Spaß ohne Ende angesagt. Im Kleinkinder-
38 ImmoFokus
Kontakt
Tel.: +43 1 240 001000
E-mail: office@millennium-city.at
Facebook: www.facebook.com/millenniumcity
Instagram: www.instagram.com/millenniumcitywien
www.millennium-city.at
Fotos: Fotografie Gabriel Buechelmeier, Andi Bruckner, Nadine Studeny Photography
bereich können die ganz Kleinen ihre motorischen
und sensorischen Fähigkeiten entfalten.
Für die größeren Kinder sorgt der Hochseilklettergarten
für Action-Spaß. Das Highlight
für Action-Fans ist „Flip Lab“, auf dem 2.000
m² großen Areal mit mehr als 60 Trampolinen
kommen auch Erwachsene auf Ihre Kosten.
Im Jahr 2021 hat die Millennium City den Lenni
Kids Club ins Leben gerufen. Mit einer eigenen
Clubkarte erhalten die Mitglieder viele, coole
Angebote und spannende Geburtstagsüberraschungen.
Trends setzen
Während der Weihnachtszeit wurde auf illuminierende
Weihnachtsbeleuchtung verzichtet.
Dies war ein bewusst gewählter Schritt,
um ein Zeichen während der vorherrschenden
Energiekrise zu setzen.
Um den steigenden Bedarf zu decken, wurden
die E-Ladestationen in beiden Parkhäusern
der Millennium City von Grund auf modernisiert.
Seit Herbst stehen insgesamt 32 E-Ladestation
von Wien Energie den Kund:innen zur
Verfügung.
Der nachhaltige Trend setzt sich bei den Dauerparkplätzen
fort. Insgesamt wurden 20 E-Parkplätze
für die Mieter des Millennium Towers
installiert. Es ist bereits vorgesehen die Anzahl
der E-Parkplätze für Dauermieter Anfang des
Jahres 2023 zu verdoppeln.
Nachhaltigkeit ist wichtig
Mit den Bienenstöcken am Dach setzt Millennium
City ein Zeichen für den Umweltschutz
und gegen das Bienensterben. Die Location ist
perfekt: die Wiesen um die Donau, sowie die
Nähe zum Donau Park mit einer Vielzahl an
verschiedenen blühenden Blumen, Bäumen
und Sträuchern bieten den Bienen einen idealen
Lebensraum. Ab Mai 2022 bevölkern 5 Bienenvölker
das Dach der Millennium City. So
werden jährlich bis zu 300 kg 100% regionaler
Honig produziert.
Auf nachhaltige Produkte spezialisiert haben
sich „reformstark Martin“ und „Sonnentor“,
egal ob bio, öko oder vegan: von der Ernährung
bis zur Kosmetik gibt es hier alles. Auch die
„Millennium Apotheke“ setzt auf biologische
und vegane Produkte der Firma Mádara.
Frei von Barrieren
In Zusammenarbeit mit dem Behinderten-
Verein ÖZIV ACCESS wurden Maßnahmen
umgesetzt, um die Barrierefreiheit zu verbessern.
So wurden alle Eingänge mit speziellen
Glasmarkierungen versehen, die Beschriftung
der barrierefreien WC-Anlagen auch mit Brailleschrift
ausgeführt und ein taktiler Center
Plan an der Information aufgelegt. Zusätzlich
ist die Website der MILLENNIUM City in „Einfacher
Sprache“ verfügbar.
Outdoor-Gestaltung neu
Auch das Außenbild der Millennium City
ist im Wandel. Die Modernisierung der Außenflächen
rund um die Wehlistraße ist im
Gange. Der Bereich wird begrünt und mit
neuen Sitzmöglichkeiten versehen. Das sorgt
für mehr Schatten im Sommer und bietet den
Kunden:innen eine willkommene Möglichkeit
für eine gemütliche Verschnaufpause.
Center Manager Matthias Franta,
Managing Director CC Real Roland Pinz und
Imker Dominik Kussegg
Über CC Real
Seit 2014 ist CC Real für das Center Management
der Millennium City verantwortlich.
Das 2006 gegründete Unternehmen CC
Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium
Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren
Ländern, ist ein Investor und Betreiber von
Gewerbeimmobilien und verwaltet Assets
in einem Gesamtvolumen von 2,7 Milliarden
Euro und einem dynamischen und
ständig wachsenden Portfolio. CC Real bietet
ein Full-Service-Paket aus umfassenden
INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und
Portfoliomanagement, einschließlich eigener
AIFM-Gesellschaft) und REAL ESTATE
MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,
Facility-, Construction-Management, Leasing)
Dienstleistungen an. Darüber hinaus
verfügt das Unternehmen über nachgewiesene
Erfahrung bei Co-Investitionen
in europäische Vermögenswerte mit internationalen
institutionellen Investoren
sowie mit Family Offices. Anfang 2021 hat
sich CC Real zudem mit 50 Prozent am
Non-Banking Debt Fund Manager Madigan
Capital (Sydney, Australien) beteiligt.
Ausgabe 06|2022
39
Positionen & Meinungen
62
WEIN UND IMMOBILIEN
Wer seine Hausaufgaben in Zeiten von
Corona nicht gemacht hat, der muss jetzt
digitalisieren, was geht. Fritz Csörgits im
Gespräch über CRM, Eventmanagement
und warum er seit neuestem Gin produziert.
54
ZU TISCH MIT ...
„Wenn man nur dasitzt und jammert,
dann kann man die Dinge nicht lösen“,
ist Hans Jörg Ulreich überzeugt, der in
den vergangenen Wochen immer wieder
mit pointierten Aussagen von sich reden
gemacht hat.
42
COVERINTERVIEW
„Wir ernten jetzt die
Früchte dafür, dass
wir uns getraut haben,
noch vor Coronakrise
und Ukrainekonflikt
in Photovoltaik zu
investieren,“ erzählt
Wolfgang Scheibenpflug,
Leiter des Bereichs
Immobilien und
Standortmanagement der
Flughafen Wien AG im
Coverinterview.
Foto: Adobe Stock
40 ImmoFokus
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Positionen & Meinungen
Der Airport-City-Chef
Standortentwickler. Wolfgang Scheibenpflug verantwortet seit 2016 den Bereich Immobilien und
Standortmanagement der Flughafen Wien AG. Im Coverinterview spricht er über die Entwicklung der
Airport City, den aktuellen Logistik-Boom und wieso er optimistisch ist, dass es zu keiner Rezession kommt.
Das Gespräch führte: Patrick Baldia
Nach zwei sehr herausfordernden Jahren
hat der Flughafen die Corona-Pandemie
wohl überstanden, schreibt heuer sogar
wieder einen Gewinn. Welche Erfahrungen
nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Wolfgang Scheibenpflug: Ich glaube, die
letzten zwei Jahre waren ein absoluter Einschnitt
– sowohl für die Bevölkerung als auch die
Wirtschaft. Hier am Flughafen war natürlich
der Flugbetrieb besonders betroffen. Man muss
sich das einmal vorstellen: An manchen Tagen
sind 500 Leute geflogen. Normalerweise sind es
100.000 Menschen. So eine Situation hatten wir
noch nie in der Geschichte des Flughafens. Was
sich aber aus der Perspektive des Immobilienund
Standortmanagements auch gezeigt hat:
Die Immobilien haben weiterhin gute Umsätze
abgeliefert und waren ein klar stabilisierender
Faktor für den ganzen Flughafen. Die Strategie, in
den letzten zehn Jahren die Airport City zu entwickeln,
war also absolut richtig. Sie ist mittlerweile
zum zweiten Kerngeschäft geworden.
Wie ist es anderen Airport Cities ergangen?
Der Flughafen Wien ist sehr schnell und
sehr gut aus der Krise gekommen. Während
andere Flughäfen noch viele Millionen
Defizit schreiben, werden wir heuer wieder
einen klaren Gewinn erwirtschaften. Und
auch 2021 waren wir, im Gegensatz zu vielen
Mitbewerbern, bereits leicht positiv. Dahinter
steht einerseits der radikale Sparkurs, den wir
innerhalb des Konzerns gefahren sind. Und wie
gesagt: Andererseits auch die Diversifizierung
der Geschäftsfelder.
Laut Geschäftsbericht ist auch die
Abwicklung, anders als bei anderen
Flughäfen, sehr gut gelaufen…
Das liegt daran, dass wir die Flugzeugabfertigung
noch selbst durchführen. Vielen anderen
Flughäfen, die diese ausgelagert haben, sind
die Mitarbeiter davongelaufen. Wir konnten
unsere Beschäftigten dagegen weitgehend
halten und so einen mehr oder weniger
reibungslosen Flugbetrieb sicherstellen.
Sind Airport Cities heute eine
Notwendigkeit für Flughäfen?
Ich glaube, dass es für einen größeren
Flughafen ein Muss ist, neben dem Flugbetrieb
eine Airport City aufzubauen und Revenues
aus dem sogenannten non-aviation-Geschäft
zu generieren. Dazu gehören Immobilien,
Werbung oder Parken. Was wir betreiben, ist
ein Service-Geschäft und hier sind wir schon
sehr weit fortgeschritten. Wir selbst betreiben
ein Konferenzzentrum, ein Postamt und ein
Gesundheitszentrum. Das sind Dienstleistungen,
die ganz klar einer City zuzuordnen sind,
für viele andere Flughäfen aber ein Novum
darstellen.
Wie ist das Logistik-Geschäft in der
Pandemie gelaufen?
Dass der Flughafen weiter funktioniert hat,
war essenziell für das Funktionieren des
Landes. Er war der Nabel Österreichs zur Welt.
Produkte aus Fernost wurden weiterhin eingeflogen.
Egal ob das Schutzmasken waren, die
in Europa nicht in ausreichender Menge produziert
werden konnten, Schutzanzüge oder
Medikamente und andere Pharmaprodukte.
Dass wir ein eigenes Pharma-Logistikzentrum
haben, und Produkte direkt vom Flugzeug und
in den LKW und vice versa verladen können,
war da natürlich ein klarer Vorteil. Ganz zu
schweigen von den Heimkehrer-Flügen, die
42 ImmoFokus
Wolfgang Scheibenpflug
Wolfgang Scheibenpflug begann nach 16 Jahren als
Leiter des Bereichs Gewerbeimmobilien bei EHL Immobilien
2013 als Leiter des Standortmanagements
bei der Flughafen Wien AG. Drei Jahre später wurde
der Absolvent der Universität Wien (Geografie und
Raumordnung) zum Geschäftsbereichsleiter Immobilien
und Standortmanagement ernannt. Seitdem
hat er die Entwicklung der Airport City am Flughafen
Wien maßgeblich vorangetrieben.
Ausgabe 06|2022
43
Positionen & Meinungen
wir abgewickelt haben. Ich glaube, dass sich
der Flughafen in der Coronakrise insgesamt
sehr bewährt hat.
Die Logistik boomt jedenfalls seit der Coronakrise
und gerade die Flughafenregion
ist da ein Brennpunkt. Wir haben gesehen,
dass Lieferketten brüchig sein können und
es vielleicht nicht immer opportun ist, alles
Just-in-Time in Fernost produzieren zu lassen.
Kurz: Wir haben gesehen, wie verwundbar die
Wirtschaft ist. Das hat natürlich der Logistikbranche
in Österreich enormen Auftrieb
gegeben. Logistikflächen sind so gefragt, wie
noch nie, etwa um Pufferlager aufzubauen
oder ganz generell, um dem E-Commerce-
Trend zu entsprechen, der durch Corona noch
einmal beschleunigt wurde. Deshalb boomen
auch Logistikinvestments wie nie zuvor.
„Je intensiver
die Vernetzung
zwischen den
Mietern, desto
geringer die
Fluktuation.“
Wolfgang Scheibenpflug,
Flughafen Wien AG
Hat der Warentransport in den Passagierflugzeugen
während Corona gelitten?
Ganz klar. Hier wurden die Lieferketten zum
Teil völlig unterbrochen. Man darf nicht
vergessen, dass der Flughafen Wien im Jahr
250.000 bis 300.000 Tonnen Fracht pro Jahr
abwickelt. Davon werden zwei Drittel bis drei
Viertel in den großen Passagiermaschinen
transportiert. Der Anteil der reinen Fracht-
Carrier ist also nicht so groß. Und wenn keine
Passagierflüge verkehren, wird somit auch
keine Fracht transportiert.
Es hat ja am Flughafen einen großen
Zuwachs an Logistikflächen gegeben?
Ja, das hat es. Einerseits direkt am Standort:
In der Airport City, haben wir heute 45.000
Quadratmeter Logistikflächen. Dazu gehört
auch die bereits erwähnte Pharma-Halle. Alle
44 ImmoFokus
diese Flächen sind komplett vermietet. Da
können wir die Nachfrage also gar nicht bedienen.
Andererseits waren wir auch außerhalb
des Flughafenzauns, in der Airport Region,
als Projektentwickler und Betriebsansiedler
aktiv. Beispielsweise wurde 2019 der DHL
Campus Wien eröffnet. Für den Skylog-Park
der DLH-Gruppe - die letzte Entwicklung,
die fertiggestellt wurde - haben wir Firmen
angeworben und das Grundstück verkauft.
Unsere Strategie ist, nur an Unternehmen
zu verkaufen, die dem Flughafen oder dem
Standort helfen. Dazu zählen Partner wie DLH
oder Swissport, die mit ihrem Gütersubstrat
wieder über den Flughafen gehen.
Könnten Sie mehr vermieten, wenn Sie
mehr bauen würden?
Direkt am Standort ganz klar. Da fehlt es
uns aber derzeit an geeigneten Flächen. Wir
arbeiten daran, dieses Defizit zu beheben.
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Positionen & Meinungen
46 ImmoFokus
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Aber grundsätzlich ist das Potenzial an Lagerflächen
am Flughafen unter den bestehenden
Umständen weitgehend ausgeschöpft. Weitere
Projekte, es läuft einiges im Hintergrund,
bedürfen einer längeren Planung. Fest steht,
dass auch in Zukunft mit dem Flugzeug keine
Massengüter geflogen werden, sondern
hochwertige teure Produkte. Dazu gehören
Elektrobestandteile oder medizinische Güter.
Ein Beispiel: Über Wien werden viele Elektronikbauteile
für die slowakische Automobilindustrie
eingeflogen.
Bereitet Ihnen der prognostizierte Konjunkturabschwung,
die Rede ist ja auch von
einer möglichen Rezession, Sorgen?
Schauen wir mal, ob es eine Rezession geben
wird. Da bin ich durchaus optimistisch.
Wie gesagt: In der Coronakrise hat sich
die österreichische Wirtschaft als sehr viel
resilienter erwiesen, als viele gedacht haben.
Aber natürlich macht man sich auch Gedanken,
weil die Inflation die Preise treibt und
deutliche Auswirkungen auf Einzelpersonen
und Unternehmen hat. Man fragt sich, was das
für Auswirkungen auf das Reiseverhalten der
Menschen haben wird?
Zum Retail-Bereich: Mal abgesehen von
der aktuellen Situation beziehungsweise
konsum-schwachen Zeiten, sitzt die
Geldbörse beim Verreisen etwas lockerer?
Man muss hier zwischen Leisure- und
Business-Passagieren unterscheiden. Auch die
Nationalität spielt eine Rolle. Der Österreicher
gibt pro Kopf am wenigsten aus, während
Asiaten und Araber mehr ausgeben. Ich glaube
jedenfalls, dass das Einkaufen am Flughafen
Teil des Reiseerlebnisses ist. Wenn ich in einem
fremden Land bin, nehme ich ein Mitbringsel
mit. Entsprechend muss sich der Flughafen
präsentieren und den Passagieren einen
angenehmen und stressfreien Aufenthalt
bieten - und das beginnt schon beim Parken.
Wie schaut die Auslastung im Office-
Bereich aus?
Aktuell liegen wir bei unserem neuen Office
Park 4 bei rund 60 Prozent und davon aus, dass
wir nächstes Jahr eine Auslastung von zumindest
80 Prozent haben werden. Die anderen
Bürogebäude sind weitgehend vermietet.
Der Flughafen ist zwar klar Teil des Wiener
Büromarktes, aber ein Spezialstandort, der
etwas abgekoppelt vom Gesamtmarkt ist.
Wenn daher jemand sagt, ich möchte mir
hier Büroflächen anschauen, dann ist die
Abschlusswahrscheinlichkeit hoch.
Sie sprechen ganz bestimmte Branchen an?
Wir sprechen alles an, was sehr flugaffin ist.
Die Luftfahrtbranche im weitesten Sinn, viele
Cargo- und Logistikfirmen, aber auch viele
Ausgabe 06|2022
47
Positionen & Meinungen
Nehmen Sie
gerne Risiko in Kauf?
Kalkulierbares
Risiko.
„Wir ernten jetzt die Früchte dafür,
dass wir uns getraut haben, noch vor
Coronakrise und Ukrainekonflikt in
Photovoltaik zu investieren.“
Welches Buch
liegt auf
Ihrem Schreibtisch?
Mein
Notizbuch
Wolfgang Scheibenpflug,
Flughafen Wien AG
internationale Unternehmen, die eine hohe
Reisetätigkeit haben, wie zum Beispiel das
internationale IT – Unternehmen Flex. Unser
klarer Standortvorteil ist, dass wir nicht den
Quadratmeter vermieten, sondern ein komplettes
Leistungs-Service-Paket. Wir sind eine
Stadt. Dementsprechend kann man alles aus
einer Hand haben – von der Bürofläche über
Konferenz- und Meetingräume, Event- und
Showroom-Bereiche bis hin zu Gastronomie
und Parkzone. Das kann man nur schwer
kopieren.
Sie beschäftigen dem allgemeinen Trend
entsprechend aber auch eine Community-
Managerin…
Wir haben in den letzten Monaten massiv am
Thema Community gearbeitet. Am Standort
Flughafen arbeiten ja 23.000 Menschen. Ihnen
wollen wir eine Gemeinschaft bieten. Das
passiert einerseits über Veranstaltungen. Erst
kürzlich trat der Physiker und Kabarettist Werner
Gruber auf. Weiters gibt es beispielsweise
einen Sushi-Workshop, Yoga, einen Punsch in
der Adventzeit oder ein Weihnachtskonzert
In den nächsten
zehn Jahren möchte
ich unbedingt ...
... die Vienna AirportCity
als internationales
Vorzeigemodell
weiter ausbauen!
48 ImmoFokus
WORDRAP MIT WOLFGANG SCHEIBENPFLUG
Morgen- oder
Abendmensch?
Morgenmensch
Ihr größtes Laster?
Gummibären –
in allen
Varianten
Ihren Kaffee trinken
Sie am liebsten?
Kaffee mit Milch,
ohne Zucker
Lieblingshobby?
Lesen
und Musik
Wenn Sie das Radio
im Auto aufdrehen,
was läuft?
Morgens Ö1,
danach je
nach Laune
Wenn Sie zehn Millionen
Euro im Lotto gewinnen
würden, was machen Sie damit?
In Immobilien
und Reisen
investieren
Womit haben Sie Ihr
erstes Geld verdient?
„Packerlschupfen“
bei der Post
Mit welcher Person
(lebend oder bereits
verstorben) würden Sie
gerne einen Abend
verbringen?
John Lennon
Ausgabe 06|2022
49
Positionen & Meinungen
des Schönbrunner Schlossorchesters. Vor
Weihnachten bringen wir zudem eine eigene
Community-App heraus. Durch all diese
Maßnahmen entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl
am Standort. Dahinter stehen
natürlich auch wirtschaftliche Überlegungen:
Je intensiver der Austausch zwischen den
Mietern beziehungsweise die Vernetzung
untereinander ist, desto geringer ist die
Fluktuation, was für uns letztlich weniger
Kosten bedeutet.
Wie weit floriert das Konferenzgeschäft?
Diesem werden ja düstere Prognosen
ausgestellt?
Wir haben unser Konferenzgeschäft mitten in
der Coronakrise gestartet. Also zum denkbar
ungünstigsten Zeitpunkt. Trotz anfangs
frustrierender Erlebnisse – bereits eingebuchte
Konferenzen etwa mussten wegen Lockdowns
abgesagt werden – hat das Conference-Team
intensiv und fleißig gearbeitet. Und heute sind
die großen Räumlichkeiten bis Weihnachten
ausgebucht. Die größte Veranstaltung, die wir
heuer hatten, zählte mehr als 800 Besucher.
Insgesamt haben wir heuer viele Großevents
ausgerichtet, darunter besipielsweise ein
dreitägiger Raumplanungskongress oder ein
Event des Luftfahrtverbands. Auch hier gilt:
Man kann bei uns alle Services aus einer Hand
bekommen.
Dazu gehört wohl auch, dass man am
Flughafen auch übernachten kann…
Natürlich haben wir mit den Hotels Abkommen
abgeschlossen. Wenn am Flughafen
eine internationale Konferenz mit 200
Teilnehmern stattfindet, kann es vorkommen,
dass die beiden Hotels auf einen Satz bis zu
60 Zimmer verkaufen. Das bedeutet für sie
natürlich eine Grundauslastung, die sie sonst
nicht hätten.
Meiner Meinung nach sind Flughäfen an sich
gute Konferenzstandorte. Den Flughafen Wien
kann man beispielsweise mit Flugzeug, Auto
oder Zug wunderbar erreichen. Und dank der
neuen Fußgängerbrücke, die das Parkhaus
3, den Terminal und den Bahnhof verbindet,
kommt man, egal mit welchem Verkehrsmittel
man anreist, trockenen Fußes ins Herz der
Airport City.
Bleiben wir beim Thema Hotel. Am
Flughafen entsteht in den kommenden
Jahren ein drittes Haus. Wie groß wird
es sein?
Das kann ich verraten: Es wird 500 Zimmer
beherbergen. Der geplante Baustart ist Mitte
des kommenden Jahres. Die Eröffnung soll
2025 erfolgen. Damit werden wir insgesamt
500 Zimmer der Zwei-Stern-Budget-Kategorie
am Flughafen haben. Insgesamt werden 1.400
Hotelzimmer zur Verfügung stehen. Das ist
schon eine stattliche Zahl.
Merken Sie an der Park-Auslastung, dass
sich das Mobilitätsverhalten der Menschen
ändert, verstärkt mit öffentlichen
Verkehrsmitteln angereist wirdoder
anders gefragt: Werden so viele Parkplätze
überhaupt gebraucht?
Wir schauen uns in regelmäßigen Abständen
den Modal Split (Verteilung des Transportaufkommens
auf verschiedene Verkehrsmittel,
Anm.) an, um der Frage auf den Grund zu
gehen, wie die Menschen zum Flughafen
kommen. Seit einigen Jahren sehen wir,
dass die öffentlich Anreisenden die stärkste
Gruppe ausmachen. Und natürlich macht man
sich da Gedanken über das Parkgeschäft, das
ja ein wichtiges finanzielles Standbein für den
Flughafen ist. Man darf nicht vergessen, dass
wir am Standort 22.000 Stellplätze haben, die
wir auch selbst betreiben.
50 ImmoFokus
Ausgabe 06|2022
51
Positionen & Meinungen
„Die Strategie, die Airport City zu
entwickeln, war absolut richtig.“
Trotzdem ist die Nachfrage gut. Von den
22.000 Stellplätzen ist ungefähr die Hälfte für
Passagiere vorgesehen. Die andere Hälfte sind
nichtöffentliche Stellplätze für die Mieter der
Airport City. Würden alle mit dem Auto anreisen,
hätten wir gar nicht genug Parkplätze
– vor allem zur Hauptreisezeit im Sommer.
Also sehe ich die öffentlichen Verkehrsmittel
Wolfgang Scheibenpflug,
Flughafen Wien AG
absolut in einer Synergie, die den ganzen
Standort noch attraktiver macht.
Hat das Parkgeschäft, das zu 50 Prozent
vom Passagieraufkommen lebt, in der
Coronakrise stark gelitten?
Natürlich hat es gelitten, aber dank der
Grundauslastung, die wir durch die Airport
City haben nicht so stark. Auch als nur 500
Menschen pro Tag geflogen sind, wurden
Parkplätze nachgefragt. Aber abgesehen von
nicht vorhersehbaren Einschnitten wie der
Coronakrise, beschäftigen wir uns schon auch
mit der Zukunft des Parkens beziehungsweise
den Umbrüchen, die auf alle Parkplatzbetreiber
zukommen – etwa durch autonomes
Fahren. Auch hier versuchen wir gegenzusteuern
und den Kunden das Parkerlebnis
so angenehm wie möglich zu machen. Wir
haben stark in die Digitalisierung investiert.
Bereits heute wird die Hälfte der Parkerträge
digital erwirtschaftet, weil die Menschen über
eine Plattform buchen. Das hat für uns den
Vorteil, dass das Upselling erleichtert wird.
Wir bieten jedenfalls angefangen mit dem
Easy Parken, wo man sein Auto beim Terminal
3 abgibt und es von unserem Personal geparkt
52 ImmoFokus
versuchen mit vielen Einzelmaßnahmen
den CO 2
-Ausstoß weiter zu reduzieren. Dazu
gehört auch die Umstellung der Fahrzeugflotte
auf Elektrizität und Wasserstoff.
wird, bis hin zum King Size Parken, wo die
Parkplätze um ein Drittel größer sind als sonst
ein ausdifferenziertes Angebot an, um den zu
erwartenden herausfordernden Zeiten besser
begegnen zu können.
Am Dach des Parkhauses 8 ist seit heuer
eine große Photovoltaikanlage in Betrieb.
Lassen Sie uns daher über Nachhaltigkeit
sprechen. Der Flughafen hat sich da ja
ambitionierte Ziele gesteckt, will im
kommenden Jahr schon CO 2
-neutral sein…
Ab Anfang 2023 - da sind wir auf Schiene.
Die Photovoltaikanlage auf dem Parkhaus 8
ist im Übrigen, die insgesamt achte, die wir
installiert haben. Die Größte, südlich der Piste
11/29, die im Sommer in Betrieb gegangen
ist, ist 24 Hektar groß, welche gerade um
weitere 7 Hektar erweitert wird. Mit dieser
Großanlage und weiteren, bereits in Betrieb
befindlichen 7 Anlagen, können wir mit der
Photovoltaik rund 50 Prozent des Jahresstrombedarfs
abdecken Bereits jetzt können
wir mit der Photovoltaik rund 50 Prozent des
Strombedarfs abdecken. Und dieser ist, wie Sie
sich vorstellen können, auf einem Flughafen
entsprechend groß. Und an sonnigen Tagen
im Sommer speisen wir sogar Strom ins
Netz ein. Aber die Photovoltaik ist nur eine
Maßnahme. So wird der Flughafen etwa mit
Prozessabwärme der OMV, die sonst in die Luft
gehen würde, beheizt. Weiters arbeiten wir
wir im Office Park 4 mit Geothermie. Natürlich
müssen wir auch noch CO 2
-Zertifikate
zukaufen, trotzdem sind wir global einer
der wenigen Flughäfen, die jetzt schon CO 2
neutral betrieben werden. Trotzdem sind wir
noch nicht am Ende der Reise angekommen,
Wie lange wird es dauern, bis wir am Flughafen
Wasserstoffautos sehen werden?
Wenn es nach uns geht, lieber gestern als
heute. Wir haben uns etwa gerade einschlägige
Modelle in Japan angeschaut. Und wir
arbeiten auch ganz massiv daran, gemeinsam
mit einem Partner eine eigene Wasserstofftankstelle
auf den Flughafen zu bekommen.
Nicht nur um unseren Bedarf zu decken,
sondern auch den der Logistik-Community.
Dort lautet der Grundtenor: „Es gibt keinen
Elektro-LKW, ausgenommen Fahrzeuge, die
in der letzten Meile zum Einsatz kommen.“
Darüber hinaus wird am Flughafen im
kommenden Jahr, im ersten Halbjahr, die
größte Elektrotankstelle Österreichs mit zwölf
Säulen in Betrieb gehen. Dort wird man sein
E-Fahrzeug in zehn Minuten auf 80 Prozent
aufladen können.
Angesichts der hohen Energiepreise muss
die Photovoltaik im Moment ja richtig
Spaß machen…
Sie macht natürlich Spaß. Wir ernten jetzt
die Früchte dafür, dass wir uns getraut
haben, noch vor Coronakrise und Ukrainekonflikt,
die man ja nicht auf der Rechnung
hatte, in das Thema Photovoltaik zu investieren.
Als kein Fehler hat sich, angesichts
der aktuellen Lieferkettenengpässe, auch
herausgestellt, dass wir viele Solarkomponenten
auf Vorrat eingekauft haben. Auch in
dieser Hinsicht hatten wir etwas Glück. So
ehrlich müssen wir sein.
Ausgabe 06|2022
53
Positionen & Meinungen
Zu
Tisch
mit …
Hans Jörg Ulreich
Gedanken zu einem Menü verfasst
54 ImmoFokus
Der Beweger
Initiative ist gefragt. „Wenn man nur dasitzt und jammert, dann kann
man die Dinge nicht lösen“, ist Hans Jörg Ulreich überzeugt, der in den
vergangenen Wochen immer wieder mit pointierten Aussagen von sich
reden gemacht hat.
Das Gespräch führte: Lisa Grüner
D
ie Frage nach seinem Lieblingsrestaurant
hätte ich mir sparen
können. Denn Ulreich ist nicht
nur Bauträger und Nebenerwerbslandwirt,
sondern auch seit einigen Jahren
Gastronom.
Nur schöne Wohnungen zu bauen, ist Ulreich
zu wenig. „Ich mache schöne Stiegenhäuser,
schöne Häuser und ich habe auch schon ein
paarmal ein Lokal in die Sockelzone meiner
Häuser hineingebaut, oder voll ausgestattet
und verpachtet. Das Lubin in der Hainburgerstraße
im dritten Bezirk, das war das Erste.
Dann haben wir mit Il Pennello an der Ecke
Goldschlagstraße/Reinlgasse einen Italiener in
Wien Penzing realisiert.“ Den Standort Meidlinger
Markt hat Ulreich zufällig entdeckt. „Ich
bin beim Spazierengehen auf den Meidlinger
Markt gestoßen – und dachte mit gleich – das
könnte attraktiv werden. Es war noch nicht
schön und manche Teile sind es immer noch
nicht. Aber das macht den Charme des Marktes
aus. Wo stehen sonst ein Haubenlokal, ein
„Meine kühnsten
Träume wurden
übertroffen. Die
Besucherzahlen
haben sich
verdoppelt.“
Hans Jörg Ulreich,
Ulreich Bauträger
Ausgabe 06|2022
55
Positionen & Meinungen
Hans Jörg Ulreich
Hans Jörg Ulreich studierte an der WU Wien Betriebswirtschaftslehre
mit den Schwerpunkten Industrie- und
Personalwirtschaft. Seit 1999 ist er selbstständiger Immobilientreuhänder
in Wien, Lektor an der TU-Wien sowie
FH Wien und Bauträgersprecher der WKO Österreich.
türkischer Bäcker und ein serbischer Fleischer
nebeneinander?“ Der Meidlinger Markt im
Gegensatz zu anderen Märkten total durchmischt.
Seit den Umbauten im Jahr 2019 geht
es mit dem Markt bergauf. „Meine kühnsten
Träume wurden übertroffen. Die Besucherzahlen
haben sich verdoppelt.“ Einen Grund dafür
sieht Ulreich im erweiterten kulinarischen
Angebot. Bis vor einigen Jahren wurde der
12. Bezirk von den Gastronomen stiefmütterlich
behandelt. „Alle strebten in die Innere
Stadt und traten einander dort auf die Füße“.
Ulreich ist überzeugt, dass viele seiner Stammkunden
fußläufig zum Markt wohnen. „Ein
Markt bringt ein wenig Urlaub in den Alltag“.
Natürlich habe er als Gastronom die Pandemie
deutlich gespürt. „Zum Start – einen blöderen
Zeitpunkt gibt es kaum - zum Glück ist der andere
Bereich, den wir haben, ganz gut gelaufen.“
Wien hat Potential
Aber jetzt schnell bestellen. Der Blick in die
offene Küche hat uns beide hungrig gemacht.
in der Südsteiermark, einem Rosé „Pia und die
starken Männer“ von Pia Strehn aus Deutschkreutz,
von einem Grünen Veltliner Ambre
vom Weingut Gassner und einem Pinot Noir
Ried Bellevue vom Weingut Cobenzl in Wien.
Denken und Nachdenken
Aber nicht nur der Meidlinger Markt – ganz
Wien hätte enormes Potential. „Wenn man
nur dasitzt und nur jammert, dann kann man
die Dinge nicht lösen“, ist Hans Jörg Ulreich
überzeugt, der in den vergangenen Wochen
immer wieder mit pointierten Aussagen von
sich reden gemacht hat. Ulreich möchte aufrütteln
und zum Denken und Nachdenken
animieren.
Wien hat ein großartiges Potenzial und so
viel wäre möglich, aber sie lassen einen nicht.
Statt sinnhaftem Nachverdichten werden an
der Peripherie Satellitenstädte geplant und die
Politik baut die grünen Wiesen zu. „Da muss
man den Finger in die Wunde legen und darauf
aufmerksam machen. Der private Wohnbau ist
jedenfalls nicht daran schuld, wenn es zu wenig
sozialen Wohnraum gibt. Wie im Kasperltheater,
haben wir die Rolle des Krokodils. Keiner
redet mit uns, man putzt sich nur ab. Unser
Verbündeter ist die Wahrheit, nur die muss
man auch sagen. Man muss sich trauen die
Wahrheit zu sagen und jede mögliche Kanzel
dafür nutzen.“ Was Ulreich besonders aufstößt
sind die Zahlenspielerein. „Man stellt sich hin
und vergleicht die geförderte Miete von 5,60
Euro mit der Marktmitte von zehn bis elf Euro.
Keiner aber sagt dazu, dass zur geförderten
Miete von 5,60 Euro rund 500 Euro pro Quadratmeter
Genossenschaftsbeitrag kommen.
Keiner sagt dazu, dass die Gemeinnützigen
Wohnbauträger keine Körperschaftssteuer
zahlen, aber Wohnbauförderung bekommen
und zu ganz anderen Konditionen finanzieren
können“. Hier sei noch viel Aufklärungsarbeit
notwendig damit die Menschen verstehen, wie
der Hase läuft.
„Glaube keinem Politiker, hinterfrage alles,
denke selbst, recherchiere ordentlich und dann
versteht man es und dann wird man wütend“,
formuliert Ulreich scharf. Es ist schwer in
unserer Medienlandschaft durchzukommen.
„Die Botschaften bleiben im Narrativ hängen,
aber langsam kommt Bewegung hinein.“
Für mich gibt es: Beef Tartare Gebackene
Schwarzwurzel Trüffelmayo / Wachtelei zur
Vorspeise. Danach gibt es Gefüllte Paprika
Roter Reis / getrocknete Marillen Safransauce.
Ulreich ordert Burrata Marinierter Radicchio
di Treviso Rosinen / Sardellen / Kräuteröl und
Gebratene Perlhuhnbrust mit Apfel-Urkarotten
Gemüse Erdäpfelpüree und Calvadosjus.
Begleitet werden die Speisen von einem Grauburgunder
vom Weingut Krispel aus Straden
„Unser Verbündeter ist die Wahrheit,
nur die muss man auch sagen.“
Hans Jörg Ulreich,
Ulreich Bauträger
56 ImmoFokus
Ausgabe 06|2022
57
Positionen & Meinungen
Ohne Anreize für die Eigentümer wird es aber
nicht gehen. „Das Mietrecht muss geändert
werden. Ein Anreiz könnte sein, dass man
Wohnungen in wärmeschutzsanierten Häusern
marktüblich vermieten könnte. In Folge
würden wir viel weniger Gas brauchen.“
Aber: „Man darf nicht nur nörgeln und jammern.
Alle Themen sind lösbar, wenn man sich
mit uns zusammensetzt und auf Augenhöhe
diskutiert.“
Auch der Gasausstieg ist machbar, wenn die
richtigen Rahmenbedingungen geschaffen
werden. Eine Leerstandsabgabe ist nur populistisch,
mehr nicht. Gemeindebauwohnungen,
billiger sozialer Wohnraum, müssen als
Hauptwohnsitz auch tatsächlich genutzt statt
als Zweitwohnung gehortet werden. Eine Bodenabgabe
für gewidmete und unbebaute Baugründe
könnte Bauland mobiliseren helfen.
Dazu aber müsste die Politik in die Gänge kommen.
„Aber es passiert ja nichts. Ich glaube die
Politik versucht, die Probleme auszusitzen.
Aber die Klimakrise kann man nicht aussitzen
und alle anderen Themen auch nicht. Nur Geld
verteilen und sonst nichts ist zu wenig. Die
Welt verändert sich in atemberaubender Geschwindigkeit
und wir halten an alten Rezepten
fest, die in Wien in den siebziger, achtziger
Jahren erfolgreich waren, fest. Die Welt aber
hat sich weitergedreht.
Die Zeiten der Therme sind vorbei
Dass der Ausstieg aus Öl und Gas das Heizen
verteuern wird, steht für Ulreich fest. „So
günstig wie die Therme wird es nicht mehr.
Das war eine ausgereifte Technologie, aber
die Zeiten sind vorbei.“ Am besten wäre eine
Hauszentralheizung inklusive Umstellung
auf Fernwärme oder ein anderes Medium
um. Ein Konzept das Ulreich bei seinen Sanierungen
verfolgt, sofern es die Mittel und
die Bereitschaft dafür gibt. Wärmepumpen-
Wärmepumpen-Einzellösungen, bei denen
kleine Wärmepumpen an den Fassaden angebracht
oder am Dach stehen, sind noch nicht
ganz marktreif. „Da wird sich noch sehr viel
tun“, ist Ulreich überzeugt. „Uns Experten ist
eigentlich klar, was überall zu tun ist. Aber
man braucht den Mut, zu entscheiden. Dieser
Mut fehlt auf Bunde- und Landesebene.
Wobei Fernwärme nicht für den Neubau „verschwendet“
werden sollte. Fernwärme ist für
Bestandsobjekte ideal. Diese brauchen aber
ein Budget für den Ausbau. Bei Neubauten ist
Heizen und Kühlen über Erdwärmepumpen
die bessere Lösung.
Ordentlich Dämmen ist das Gebot der Stunde.
Dekarbonisierung eine sinnvolle Ergänzung.
Dann kann man den CO2-Ausstoß um bis zu
90 Prozent reduzieren. „Das funktioniert, das
mache ich seit zwanzig Jahren.“ Aber im Mietbereich
funktioniert es nicht. „Als Vermieter
bekomme ich einen Zuschlag von zehn Prozent
zum Richtwert. Aktuell sind das rund sechzig
Cent. Der Mieter hingegen erspart sich ein paar
Euro pro Quadratmeter.“ Die Kosten der Umstellung
sind sehr hoch. Mit der Belohnung,
durch einen angemessenen oder freien Mietzins,
je nach Heizungsbedarf, den ich erreiche,
könnte ich einen Riesenhebel schaffen, der den
Steuerzahler gar nichts kostet.
Widerstand gegen Umstellungen
Dennoch gibt es mieterseitig immer wieder
Widerstand gegen Umstellungen. Die Gründe
dafür sind vielfältig. Es geht – wie immer – ums
Geld. Da wird dann schon versucht zu erpressen.
Auch unter Miteigentümern herrscht
nicht immer Eitel-Wonne-Sonnenschein
„Da gibt es Eigentümer, die dort wohnen und
welche, die vermieten. Jene, die dort wohnen,
würden es machen, jene, die vermieten nicht.
Das könnte man auch durch Zuckerbrot und
Peitsche lösen. Eines muss uns aber bewusst
sein: Tausende Häuser werden nicht saniert
werden. Da helfen dann Abschläge, wie der
zehn Prozent Abschlag bei Gasheizungen -
auch nichts. Selbst die öffentliche Hand wird
die Sanierungen nicht schaffen. Begrünung
ist Ulreich ebenfalls ein großes Anliegen. Aber
auch hier steckt der Teufel im Detail. „Wien hat
einen Leitfaden für Fassadenbegrünung. 120
Seiten. Ein super Papier. Aber drei Seiten zum
Thema Brandschutz reichen aus, dass es kaum
jemand wagt. Wir trauen uns.“
58 ImmoFokus
„Alle warten ab.
Viele Verkäufer
verlangen noch
zu viel.“
Hans Jörg Ulreich,
Ulreich Bauträger
Ulreich ist überzeugt, dass es zu Veränderungen
am Markt kommen wird. „Eine Marktbereinigung
wird es geben, ich glaube, eine deutliche.
Vor allem bei den Bauträgern.“ Im boomenden
Markt wären viele aus anderen Branchen gekommen
und in das Bauträgergeschäft eingestiegen.
Diese würden nun Lehrgeld zahlen.
„So einfach ist das Geschäft nicht. Man muss
in der richtigen Lage, die richtige Größe in der
richtigen Ausstattung, zum richtigen Preis haben
und nicht irgendwo etwas Hinbauen.“ Im
Moment sei der Markt von Stillstand geprägt.
„Alle warten ab. Ich glaube, dass Zinshäuser
und Grundstücke günstiger werden, das aber
glauben alle, und deswegen kauft derzeit keiner
etwas. Viele verlangen noch zu viel. Ich habe
für mich auch entschieden, ich schaue mal bis
zum Frühjahr, bis ich wieder etwas erwerbe.
Ich muss nichts kaufen, ich habe genug in der
Pipeline. Ich glaube nicht, dass sich die Eigentumspreise
beim Endkunden ändern werden.“
Dinge ins Positive verändern
Ulreich liebt seinen Beruf – oder ist es doch
eher Berufung. „Als Bauer sieht man die
Früchte seiner Arbeit. Ich hätte Steuerberater
oder Rechtsanwalt werden können. Das aber
hätte mir nie gefallen. Wenn ich meine renovierten
Häuser oder ein Lokal wie die Wirtschaft
am Markt sehe, das gefällt mir. Daran
habe ich Freude. Es macht mir Freude, Dinge
ins Positive zu verändern. Da gäbe es so viel,
was man bewegen kann.“
Übrigens: Im kommenden Jahr kommt im
„Wirtschaft am Markt“ Schaf- und Wildfleisch
aus der eigenen Landwirtschaft auf
den Teller. So hat Ulreich einen Bauernhof
den er vor zehn, zwölf Jahren gemeinsam mit
seinem Vater erworben hatte, nach dessen
Tod im Vorjahr nicht verkauft. Geplant ist ein
Agroforst-Systeme. „Das sind multifunktionale
Landnutzungssysteme, die Bäume oder
Sträucher, Feldfrüchte und Nutztiere auf derselben
landwirtschaftlichen Nutzfläche kombinieren.“
Wohnen und Renovieren ist extrem
wichtig für den Umweltschutz und genauso
wichtig ist eine nachhaltige Landwirtschaft.
Tierwohl und Massenproduktion schließen
einander aus. Die Bauern werden aber in die
Massenproduktion gezwungen. Ich möchte
einen anderen Weg gehen.
„Die Welt zum Besseren zu verändern, bedeutet
für mich, in meinem Umfeld nachhaltigen
Lebensraum zum Wohle aller zu schaffen. Die
Bedachtnahme auf Umwelt und Nachbarschaft
ist deswegen so wichtig, weil wir nur
miteinander in Sicherheit und Ruhe leben
können. Alleine kann keiner etwas ausrichten.
Deswegen ist für mich Lebensraumschaffung
eine Berufung, und Häuser zu bauen eine Herzensangelegenheit!“
Lokal
DAS SAGT DER FALSTAFF
Heidi Ratzinger bezeichnet sich selbst als
Vollblutköchin. In dem netten, kleinen Lokal
am Meidlinger Markt zeigt sie ihr Händchen für
zeitlose Küche mit ein paar modernen Tupfern.
So geht Beisl heute! 89 Punkte
DAS SAGT DER IMMOFOKUS
Wiener Küche mit kreativem Pfiff und auf
hohem Niveau. Exzellente Weinkarte, die man
bei einem Lokal auf einem Markt nicht erwarten
würde.
Wirtschaft am Markt
Das Haubenlokal am Meidlinger Markt
Meidlinger Markt 89-92
1120 Vienna
Öffnungszeiten
Dienstag - Samstag: 11:30-23:00
Küchenschluss: 21:00
www.wirtschaftammarkt.at
ImmoFokus Restaurantguide
17
PUNKTE
Essen:
Service:
Weinkarte:
Ambiente:
Ausgabe 06|2022
59
Zum Autor
Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real
und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund
Vermögenstreuhänder.
Bauordnungsnovelle Wien und Klimawandel!
Kommentar: Michael Pisecky
als Entscheidungshilfe und Ermessungsspielraum dienen, im Sinne
von: was der Vision dient, soll möglich werden. Wenn wir vor allem
den zweiten Tag der Fachenquete betrachten, der hauptsächlich dem
Klimawandel und den damit erforderlichen Aktivitäten gewidmet war,
merken wir, dass nicht mehr mit Regeln, sondern vor allem mit Zielsetzungen
gearbeitet werden muss. Viele Lösungen kennen wir noch
nicht. Diese werden am Weg zu einer klimaneutralen Stadt entstehen,
auch im Vertrauen auf eine Stärke der Wiener und Österreicher. Nein,
ich meine nicht, grantig zu sein und übertriebene Kritiksucht, sondern
unsere unermüdliche und seit vielen Jahren bewiesene Innovationskraft
und unseren Ideenreichtum.
Anfang November wurde von der Stadt Wien eine Fachenquete zur
Bauordnungsnovelle veranstaltet. Es war eine gut vorbereite Mischung
aus Vorträgen der Verantwortlichen in den einzelnen Magistratsabteilungen,
ergänzt um Experten aus dem universitären Bereich und
Podiumsdiskussionen aus eben diesen sowie einigen Personen aus der
Praxis. Was zu kurz kam, waren Diskussionen mit dem Auditorium und
vor allem Vertretern aus der Wirtschaft. Es schien schon so, dass vieles
mit dem Argument „Zielkonflikt“ schon vorentschieden ist und die Regelungen
und Einschränkungen weiter im Vormarsch sind. So nach dem
Motto: was noch alles nicht sein soll. Ich denke, dass es eine Schwäche
vieler Gesetze und Verordnungen ist, immer wieder zu beschrieben, was
nicht sein soll. Das führt dazu, dass dann die Suche nach dem nicht Verbotenen
beginnt und dies dann konsequenterweise als „erlaubt“ gilt. Das
führt immer wieder zu neuerlichem Regelungsbedarf.
Zielsetzungen sind gefragt
Die aktuelle Bauordnung hat schon eine durchaus ambitionierte Präambel.
Diese weiter zu entwickeln in eine Vision und in Zielsetzungen
dazu, wie wir in einigen Jahrzehnten in Wien leben wollen, wäre ein
zeitgemäßer Ansatz. Diese Vision könnte dann in vielen Paragraphen
Einbinden der Energieunternehmen
Wir merken auch stark die Vernetzung der Themen, weil viele erforderliche
Lösungswege auch in die Flächenwidmung spielen, die wir wohl oder
übel einmal überarbeiten müssen – sie ist aus dem vorigen Jahrhundert.
Wir brauchen auch eine Einbindung der Energieunternehmen, die im
Einflussbereich der Stadt sind, und auch der Bundespolitik, speziell was
das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz (EWG) und das Wohnrecht betrifft.
Die Ausrede „Das sind Bundesthemen und daher nicht unsere Zuständigkeit“
lasse ich hier nicht gelten, denn für den Beschluss des EWG ist
eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat erforderlich. Somit gibt es die
Gelegenheit, als Sozialdemokratie wesentlich mitzugestalten, und auch
als Bundesland mit dem größten Wohnungsbesitz in Europa, und erst
recht als Stadt, die 50 Prozent des mehrgeschossigen Wohnbaus beherbergt.
Die Fachenquete war ein sehr guter Start und es wurde auch schon
viel vorbereitet für die Bauordnungsnovelle 2023. Die nächsten Monate
noch in eine enge Zusammenarbeit mit den Klimaexperten und mit dem
gemeinnützigen und vor allem dem gewerblichen Wohnbau zu gehen,
hat das Potenzial, wirklich den Stillstand hinter sich zu lassen und eine
wegweisende Novelle der Wiener Bauordnung zu schaffen. Wir stehen
bereit und werden selbstverständlich auch aktiv vorstellig, damit Wien
die lebenswerteste Stadt bleibt.
Foto: Adobe Stock
60 ImmoFokus
Advertorial
Ganzheitlicher Beitrag zur
nachhaltigen Immobilienwirtschaft
Green Impact. Wealthcore arbeitet als Investment Management Einheit der United Benefits-Gruppe
aktiv am Umbau der Immobilienwirtschaft.
N
achhaltige Immobilien und ganzheitlicher
Beitrag zur Dekarbonisierung
des Immobiliensektors
stehen im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie
von Wealthcore. In den
Augen des Investment Managers steht die
Branche vor einer disruptiven Veränderung, die
durch Klimarisiken, zunehmende Regulierung,
veränderte Nachfrage, Zinswende und steigende
Energiekosten dominiert wird.
Insbesondere 3 Bereiche beschreibt Ralph
Andermann, Geschäftsführer von Wealthcore
Investment Management, als auschlaggebend:
1. Die gezielte Lenkung institutioneller Gelder
in nachhaltige Investitionen sowie mutige
Innovationen zur Transformation des
Gebäudesektors.
In der Groß-Enzersdorfer
Straße 60-62, 1220 Wien
entstehen derzeit über 150
nachhaltige Wohnungen.
Der Wealthcore Green
Impact Fonds hat das
Projekt im Sommer 2022
angekauft.
Positiver Know-how-Transfer
Nur durch Know-how-Transfer in der Umsetzung
von nachhaltigen Anlageprodukten, die
Investition von ausreichend Kapital und mutige
Innovation kann eine erfolgreiche Transformation
gelingen.
Bereits 2021 wurden zwei Green Impact Fonds
nach Artikel 9 der Offenlegungsverordnung
für internationale Anleger aufgelegt, welche
Wealthcore zum Vorreiter in der Strukturierung
von taxonomiekonformen Anlagestrategien
in der Assetklasse Wohnen machten.
Innovative Vorzeigeobjekte
Der Fonds hat die ersten beiden Investitionen
bereits im Spätsommer in Wien getätigt.
Mit zwei Vorzeigeobjekten wurden neueste
Technologien in der Energieversorgung mit
innovativen Wohnraumkonzepten verbunden
und somit ökologischer und ökonomischer
Mehrwert geschaffen. Beide Ankäufe sind
ÖGNI-Gold zertifiziert und unterschreiten die
Anforderungen der Taxonomieverordnung
der Europäischen Union. Der Fonds investiert
in großen deutschen Städten, sowie in Wien
und richtet sich an institutionelle Investoren,
Stiftungen und Unternehmen. Er erreicht eine
laufende Ausschüttung von 3,50 bis 4,00 Prozent.
Um Teil des Portfolios zu werden, müssen
die Immobilien strengen, von Wealthcore festgesetzten
Kriterien, gerecht werden, die über
die Anforderungen der Taxonomieverordnung
hinaus gehen. Im Mittelpunkt steht die Unterschreitung
des Primärenergiebedarfes eines
Niedrigstenergiehauses um mindestens 20
Prozent, die Recyclingfähigkeit der verbauten
Materialien, möglichst CO2-neutrale Heizung
und Kühlung sowie die Digitalisierung der Datenpunkte
für das laufende Monitoring, Benchmarking
und Reporting.
Darüber hinaus strukturiert das Team um die
Geschäftsführer Ralph Andermann und Manuel
Bugl Club Deals und Individualmandate.
Zudem unterstützt Wealthcore, mit Fokus
auf grüne Refurbishments, gemeinsam mit
den Schwesterunternehmen, INESTER United
Benefits und EKAZENT Management, institutionelle
Investoren in der Transformation ihrer
Bestandsportfolien.
Foto: VERO Digital
2. Die konsequente Berücksichtigung auch
der Unterlassungskosten eines etwaigen
Verzichts auf Klimaschutz.
3. Die Einbeziehung sämtlicher Lebenszykluskosten
in die Bewertung von
Immobilien.
Über WEALTHCORE
Wealthcore Investment Management GmbH
Possartstraße 12, 81679 München, Deutschland
+49 89 5404997-0
office@wealthcore.com
Ausgabe 06|2022
61
Wein &
Immobilien
Frisch von der Leber weg
Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug mit Fritz
Csörgits, Geschäftsführer der Enteco Concept und Aprom
Real Estate Group.
Digitale Transformation
Paradigmenwechsel. Wer seine Hausaufgaben in Zeiten von Corona nicht gemacht hat,
der muss jetzt digitalisieren, was geht. Fritz Csörgits im Gespräch über CRM, Eventmanagement
und warum er seit neuestem Gin produziert.
Kolumne: Lisa Grüner
U
nser Gespräch beginnen wir einem
Achtel vom Weinhaus Haiden.
Der Blanc de Blanc 2021, Ried
Hochberg, aus Chardonnay, Pinot
Blanc und Sauvignon Blanc präsentiert sich in
einem mittleren Strohgelb im Glas. Es zeigt sich
eine klassische Leithaberg-Stilistik mit einer
feinen Aromatik und einer schönen salzigen
Muschelkalk-Mineralität am Gaumen. Dabei
erzählt Csörgits von der ERSTE Wohnmesse, die
im November stattgefunden hat. „Nächstes Jahr
wird es aufgrund des geänderten Marktumfeldes
sehr spannend“, blickt er in die Zukunft. „Fakt
ist, dass die Wohnungen, die derzeit in Bau beziehungsweise
in Fertigstellung sind, auch erfolgreich
verkauft werden müssen.“ Da poppt
sofort der alte Slogan „Wer nicht wirbt, der stirbt“
auf. „Der Vertriebskanal kann nicht enden, nur
weil das Umfeld schwieriger ist“, so Csörgits
weiter. „Manche Selbstläufer der letzten Jahre
wird es nicht mehr geben und damit wird die
Digitalisierung in vielen Bereichen relevant sein.
Nun muss man vermutlich in einigen Marktsegmenten
wieder mehr Anstrengung aufwenden,
um Immobilien zu verkaufen.“ Dazu gehört,
diese gut zu präsentieren und aufzubereiten. „Es
gibt jetzt aber noch stärker die Chance, mit den
Kunden zu arbeiten. Das heißt aber auch, ein
gutes Customer-Relationship-Management (CRM)
zu betreiben samt all den digitalen Tools, die es
dazu gibt.“
Zu diesem Thema verkosten wir einen Biowein
vom Weingut Christ. Der Bisamberg Wiener
Gemischte Satz DAC 2021 entstammt der Ried
Wiesthalen, einer der ältesten Lagen des Bisamberges
mit rund 60-jährigen Rebstöcken,
die nur mehr geringste Erträge bewerkstelligen.
Dadurch zeichnen sich die Trauben durch
besondere Konzentration und Reichtum sowie
Reife und Mineralität aus. Die Vielfalt an Rebsorten
des Gemischten Satzes mit Grünem
Veltliner, Neuburger, Riesling, Rotem Veltliner,
Traminer, Weißburgunder und vielem
mehr bringen eine feine eingebundene Würze
und tolle Spannung am Gaumen. „Man glaubt
gar nicht, in wie vielen Büros im Bereich des
CRM noch mit Excel gearbeitet wird“, so der
Enteco-Senior-Partner weiter. „Die Zeit drängt,
mit passenden digitalen Tools nachzuziehen.
Wer es nicht in der Corona-Zeit gemacht hat,
ist gut beraten, es jetzt zu tun.“ Dabei betont
er, dass beim Verkauf von Immobilien immer
mehr die optimale analoge und digitale Customer
Journey im Vordergrund stehen muss.
„Wenn ich mich so umsehe, ist dieser Zyklus,
um alle Touchpoints am besten und nachhaltig
zu durchlaufen, bei vielen noch nicht durchdacht
und durchaus ein holpriger Weg für so
manche Marktteilnehmer.“ Hier ist Csörgits
froh, dass er mit Sebastian Berloffa einen Wirtschaftsinformatiker
als Managing Partner in
der enteco hat, der als „digital native“ die Digitalisierung
der Immobilienbranche gekonnt
und zielgerichtet umsetzen kann.
Ohne CRM-Tools geht es nicht
Beim Der Vollmondwein, einem Bio-Weissburgunder
2021 vom Weingut Christ, erzählt
Csörgits auch von positiven Beispielen. „Ein
paar Große verstehen es wirklich, CRM-Tools
richtig einzusetzen.“ Dabei nimmt er einen
Schluck vom bei Vollmond gelesenen Weißburgunder.
Lese und Kellerarbeiten dieses
Weins sind auf den Vollmond abgestimmt. Er
präsentiert sich mit saftiger Birnenfrucht, reifer
Mango, gut eingebundener Cremigkeit und
würzigen Noten. Über die Enteco bietet Csörgits
mit Berloffa regelmäßig CRM-Workshops
an. „Wir haben gezeigt, wie man analysiert und
evaluiert und die Kunden langfristig an das
Unternehmen bindet. Es ist wichtig zu wissen,
wo der Kunde herkommt und wie ich ihn weiterbetreuen
kann. Was müssen wir tun, damit
62 ImmoFokus
Die Weine
Weinhaus Haiden: Blanc de Blanc 2021,
Ried Hochberg
www.weinhaushaiden.com
Weingut Christ: Bisamberg Wiener
Gemischter Satz DAC 2021 bio
www.weingut-christ.at
Weingut Christ: Weissburgunder
Der Vollmondwein 2021 bio
www.weingut-christ.at
Weingut Salzl: Zweigelt Selection
Neusiedlersee DAC 2020
www.weingut-salzl.at
Weingut Salzl: Josanna Grande
Cuvée 2018
www.weingut-salzl.at
er zum Stammkunden wird? Da braucht es
einen durchgängigen roten Faden.“ Dabei verweist
auch auf den Spruch „Content ist King“.
Jede Firma habe etwas zu sagen, man muss
nur herausfinden, was. „Dabei geht es um die
Persönlichkeit und die Menschen dahinter.
Eine Suche kann die Maschine erledigen, einen
Städteflug nach Paris buchen wir online, aber
wenn es komplexer wird, wie zum Beispiel
bei zwei Stop-Overs, dann nimmt man doch
lieber den Profi in Form eines Reisebüros. Bei
der Immobilie ist es ähnlich: Bei nicht erklärungsbedürftigen
Produkten genügt oftmals
das automatisierte Maklertum. Aber auf lange
Sicht zählt die Persönlichkeit. Kurz gesagt, die
Kombination von Digitalisierung, Beratung
und Persönlichkeit macht‘s aus.“
Vielseitiges Veranstaltungsmanagement
Der Zweigelt Selection Neusiedlersee DAC
2020 vom Weingut Salzl zeigt sich im dunklen
Rubingranat im Glas, in der Nase mit typischen
Kirschnoten, ausgewogen am Gaumen und
einer feinen Süße im Abgang. Beim Stichwort
„süß“ fällt meinem Gast sofort seine
letzte Top-Veranstaltung, #TheREAL100, ein.
Da gab es Insekten in Schokolade. Das Veranstaltungsformat
hat 2018 begonnen, mit
dem Grundprinzip, dass Speaker eingeladen
werden, die mit der Immobilienbranche nichts
zu tun haben. „Wir denken bewusst über den
Tellerrand“, lacht Csörgits, „Unser Kreativteam
ist sehr gefordert. Wir hatten beispielsweise
einen Kampfjetpiloten zu Gast, der erzählt hat,
dass es keinen Plan B gibt, wenn er fliegt. Der
Plan A wird am Boden festgelegt, das Prinzip
‚trial and error‘ funktioniert in der Luft nicht.
Ein anderes Mal hatten wir Ernst Gelegs, den
Chef vom Osteuropabüro des ORF, aber auch
Daniela Unterholzner von der neunerimmo,
die Immobilien für Wohnungslose suchen. Es
gibt in Österreich 20.000 Obdach- und Wohnungslose,
das ist so viel wie die ganze Stadt
Baden. Der marketingmäßig Lustigste war
der Cyborg, halb Mensch, halb Maschine, er
hat mir live auf der Bühne einen Chip implantiert.
Ja, und die letzte Veranstaltung war mit
den essbaren Insekten, das war auch wieder
etwas Besonderes.“ Warum er #TheREAL100
veranstaltet, möchte ich wissen. „Wir machen
seit 20 Jahren die ERSTE Wohnmesse, da kommen
3.500 bis 4.500 Besucher an einem Tag.
Wir wollten zeigen, dass wir als Agentur auch
kleine, feine Highend-Sachen machen können.
Was als Schaufenster für unsere Agentur
angefangen hat, ist heute ein Erfolgsformat.
Wir laden hochwertige Speaker ein, aber nur
100 Gäste, damit ist es ein exklusives After-
Work geworden.“
Wir stoßen mit unserem letzten Wein an, einem
Josanna Grande Cuvée 2018 vom Weingut
Salzl. Er zeigt sich tiefdunkel, mit intensiver
Fruchtnase nach schwarzer Kirschenfrucht,
Cassis, Heidelbeeren, Schoko und Kakao, die
balancierte Textur ist gehaltvoll, rund und
saftig. Dabei erzählt mir Csörgits von seinem
neuesten Streich, dem father&son-Gin, den er
selbst produziert. „Dieses Herzensprojekt habe
ich im ersten Lockdown zu entwickeln begonnen.
Die Frage „Worauf warten?“ hat sich in
dieser Zeit durchaus manifestiert. Und so wurden
die ersten Ideen gesponnen, die Grundlinie
festgelegt, die geschmacklichen und
inhaltlichen Ziele definiert. Und dann ging’s
los.“ Der Gin wird im Niedertemperaturdestillationsverfahren
unter Vakuum produziert.
„Der Gin, der eine stark mediterrane Note hat,
kommt sehr gut an. Wir sind mittlerweile in
den ersten Restaurants vertreten, worüber wir
uns sehr freuen, und sind zudem heuer bei den
Craft Spirits Awards unter die Top Ten Gins
Europas gewählt worden.“ Bei Freunden und
Kollegen in der Immobilienbranche verkauft
sich die schwarze Flasche mit der goldenen
Schrift als Corporate Gin ebenfalls sehr gut.
Ausgabe 06|2022
63
Zum Autor
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.
Sozial ist nicht egal
Kommentar: Hans Jörg Ulreich
Jedes fünfte Kind in Österreich, rund 368.000 lt. Statistik Austria, ist
arm. Jedes fünfte Kind lebt mit seinen Eltern, Geschwistern, oder einem
Elternteil weit unter der Armutsgrenze. Wir reden nicht von Armutsgefährdung,
sondern von Armut.
Rund 1,5 Millionen Menschen, die in Österreich leben, können entweder
ihre Miete, ihre Heizung oder ihr Essen nicht bezahlen. Neben den Kindern
sind das in der Regel AlleinerzieherInnen, Frauen im Alter, Langzeitarbeitssuchende
oder Menschen mit einer chronischen Erkrankung
bzw. lebenslanger Beeinträchtigung.
1, 5 Millionen Menschen
Um wieviel sich diese Zahl heuer und kommendes Jahr aufgrund der
Teuerungsexplosion noch erhöhen wird, kann nur sehr schwer eingeschätzt
werden. Von sozialen Einrichtungen weiß ich, dass Menschen,
die in die Armut abrutschen, sich unglaublich lange nicht outen, viele
oft erst „kurz vor 12“.
Furchtbar, denken Sie sich jetzt bestimmt und dass es ja Gott sei Dank bei
uns einen sicheren Sozialstaat gibt, der sich hoffentlich auch weiterhin
ausgeht, wenn doch so viele Fremde auch noch zu uns kommen!
Aber ich stehe weiterhin konsequent zu meiner Meinung! Die wahren
Feinde des sozialen Friedens in Österreich sitzen nicht in Zelten vor einem
Asylaufnahmezentrum, auch nicht in Booten am Mittelmeer oder
an den Schengengrenzen. Sie sitzen auch nicht am Arbeits- oder Sozialamt.
Sie sitzen in unseren Regierungsgebäuden, völlig egal ob im Bund,
im Land oder in den Gemeindesälen.
Während nämlich die Stadt Wien im „Standard“ oder in der „Presse“
ganzseitige Inserate schaltet, dass niemand zurückgelassen wird und
dabei ausgerechnet in diesen anspruchsvolleren Medien bewirbt, dass
jeder Bedürftige Wohnbeihilfe beantragen kann, wird abseits der medialen
Beobachtung einfach die Miete in manchen Gemeindebauwohnungen
um bis zu 290 Euro angehoben, von einem Monat auf den nächsten.
Wohnbeihilfe kann von den sozial Schwächsten im Übrigen gar nicht
beantragt werden – so viele Inserate sie auch abdrucken lassen.
Lottogewinn erforderlich
Für „gemeinnützigen“ Wohnbau braucht man mittlerweile einen Lottogewinn
im mittleren Rang, um die Eigenmittel auf den Tisch legen zu
können.
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock
64 ImmoFokus
| MT12-02G |
Medien- und Steuerungstechnik
auf einer Plattform:
mit PC-based Control
Beleuchtung
Control
Panel
Audio
Fassade
Heizung,
Lüftung,
Klima
Vor Kurzem durften wir aus den Medien erfahren, dass diese vermeintlich
„Gemein“nützigen seit der jüngsten Gesetzesänderung
im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz zukünftig noch stärker für
Wohnungseigentümer und -anleger bauen dürfen.
Gerätemanagement
Video
Mediensteuerung
Einmal abgesehen davon, dass hier mit wesentlichen Vorteilen in
Konkurrenz zum privaten Wohnbau getreten wird und die Wettbewerbsverzerrung
klar im Raum steht: Wie lässt sich Anlegerwohnbau
bitteschön mit Gemeinnützigkeit vereinbaren?
Alles egal, denkt sich die regierende Kaste, so lange das Volk mit
Asylthemen abgelenkt oder gegen die reichen Immobilientreuhänder,
die laut AK immer mehr in Geld schwimmen, aufgehetzt
werden kann.
Alles egal, solange mit Steuergeld gearbeitet wird.
Alles egal, wenn die Wahlrechnung letztendlich stimmt.
Soziale Wohn(bau)politik und Sozialpolitik, jene Schlagwörter, die
wie der Fußball-WM-Pokal von den Politikern zurecht als Grundpfeiler
unseres Landes emporgehoben werden, fallen in der Realität
heute genau diesen zum Opfer.
Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme
ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und
industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia,
Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und
integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware
TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle
Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation
bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und
Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt
die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung
aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die
Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.
Aber glauben Sie mir. Die größten Printinserate werden die Not
nicht mehr lange verdecken können.
Die Wand bröckelt, die Not wird sichtbar, sie geht uns alle an und
betrifft uns alle.
Dass die Politik handelt, bevor die Not unaufhaltbar wird, bleibt
wohl ein frommer Wunsch an das Christkind.
Scannen und die
Beckhoff Highlights
für die AV- und
Medientechnik
entdecken
IoT
Besinnliche Festtage!
Ausgabe 05|2022
65
Zum Autor
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management
und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real
Estate Asset Management Association.
Kleben für das Klima
Kommentar: Frank Brün
Die gerade beendete Klimakonferenz wurde treffend
beschrieben als: „Gluthitze draußen, klimatisierte
Eiseskälte drinnen in den Hallen, Müllberg auf
dem Gelände, Abgaswahnsinn drumherum,
Lobbyisten- und Sponsoren-Dominanz und
das unvermeidliche Greenwashing mit
der ökologischen Heuchelei vieler Staaten.“
António Guterres hat bei der
Eröffnung von einem Trip auf dem
„highway to climate hell“ gesprochen.
Das Ergebnis ist tatsächlich
erschütternd. Dafür werden aber
alle der mit dem Flugzeug angereisten
knapp 40.000 Teilnehmenden
ganz bestimmt
Greta Thunberg auf Instagram
folgen.
Und bei der
Klimakonferenz?
Währenddessen kleben sich
junge Menschen der letzten Generation
an allem Möglichen fest,
bevorzugt an Kunst und auf Fahrbahnen,
die zu mehr oder minder wichtigen
Orten führen. Normalerweise endet das
Letztere in Riesenstaus mit genervten Verkehrsteilnehmern und wenig
Verständnis. Kürzlich klebten sie sich sogar auf dem Flugfeld des BER-
Flughafens fest. Alleinig die Presse freut sich, immer als erste am Ort des
Geschehens zu sein. Auf der Klimakonferenz hat sich die Gruppe wohl
doch nichts getraut. Stellen Sie sich mal vor, die Leute von der letzten Generation
wären mit ihrer Tomatensuppe nah genug an den saudischen
Pavillon heran gekommen...
Und in Österreich?
Und wie geht es sonst mit dem
Thema in Österreich weiter? Wo
es gefühlt immer noch mehr
fossile Lobbyisten als Aktivisten
gibt und es doch hoffentlich
vielleicht bald Gesetze zum
Ausstieg aus Erdöl und Gas bis
irgendwann geben könnte?
Ich meine da richtige Gesetze.
Bestimmt wird dabei übersehen,
dass der vorherrschende
Mieterschutz bis auf weiteres
den Ausstieg aus der fossilen
Energie verzögern wird: Einzelne
Nutzer können wohl den Wechsel
der Heizart oder das Abdrehen des antiken
Gasherds blockieren und sich als
vermeintliches Opfer des Systems über die
Aufmerksamkeit des Mieterschutzes und der
Arbeiterkammer freuen, welche jedes Mal reflexartig
wie die Ghostbusters lautstark ausrücken
– sehr zur Freude der politischen Kleingeldwechsler.
Kenner der hiesigen Gepflogenheiten empfehlen die amikale
Klärung solcher Missstände mittels eines großzügig zu vereinbarenden
Körberlgelds vom Vermieter – als leiwandes Schmerzensgeld,
quasi. Da braucht’s schon mal tiefe Taschen, einen langen Atem
oder beides. Wenn der sachgerechte Umgang mit dem Klimawandel von
den Befindlichkeiten der Hofratswitwen im Zinshaus und der Hackler
im Gemeindebau abhängig ist, wird das so nichts mit der Klimarettung.
Man könnte zur Rettung des Klimas in der Hölle als Hort ewiger selbstverschuldeter
Qualen die Vorlauftemperatur von 465 auch auf 19 Grad
senken. Vielleicht hilft das.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
66 ImmoFokus
Advertorial
Verkürzte Abschreibung
von Gebäuden
Nachweispflicht. Nachweis einer kürzeren Abschreibungsdauer durch ein Gutachten.
I
m Betriebsvermögen können Gebäude
ohne Nachweis der Nutzungsdauer über
eine betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer
von 40 Jahren (2,5 % AfA) abgeschrieben
werden. Im Falle der Nutzung des Gebäudes für
Wohnzwecke beträgt die gesetzliche Nutzungsdauer
66,67 Jahre (1,5 % AfA). Im außerbetrieblichen
Bereich, bei Einkünften aus Vermietung
und Verpachtung, beträgt die Nutzungsdauer
immer 66,67 Jahre (1,5 % AfA). Im ersten und
zweiten Jahr der Nutzung gibt es noch eine erhöhte
Abschreibungsmöglichkeit (dreifache beziehungsweise
zweifache AfA der vorstehenden
Werte).
Detailliertes bautechnisches Gutachten
Der Steuerpflichtige kann eine kürzere Abschreibungsdauer
anwenden. Diesbezüglich
kommt es aber zu einer Beweislastumkehr. Der
Steuerpflichtige muss die kürzere Nutzungsdauer
nachweisen, dies hat in der Regel durch
ein Sachverständigengutachten zu erfolgen.
Bei diesem Gutachten handelt es sich um eine
Expertise über den technischen Bauzustand.
Ein Verkehrswertgutachten ist nicht ausreichend.
Gründe für eine kürzere Gebäudenutzungsdauer
können zum Beispiel ein schlechter
Bauzustand, schlechte Bauausführungen
oder besondere statische Probleme darstellen.
In einem kürzlich vom Bundesfinanzgericht
(BFG) entschiedenen Fall wurden die wesentlichen
Bedingungen für die steuerliche Anerkennung
zusammengefasst (BFG 22. 08. 2022,
RV/1100038/2020). Ein besonders wesentlicher
Punkt ist der Bewertungsstichtag. Das
Gutachten muss auf den voraussichtlichen
Beginn der Nutzung erstellt werden. Ein Gutachten,
das eine Bewertung zwei Jahre später
vornimmt, ist methodisch verfehlt und es
wurde entsprechend im konkreten Fall die kürzere
Nutzungsdauer nicht anerkannt. Wichtig
ist auch, dass im Gutachten eine konkrete
Beschreibung des Bauzustands erfolgt. Eine
bloße Besichtigung ist nicht ausreichend. Es
hätte vielmehr eine Baustoff- oder Bauteilprüfung
vorgenommen werden müssen. Schlussendlich
braucht es noch eine nachvollziehbare
Ableitung der kürzeren Restnutzungsdauer
aus dem Befund. Ein bloß allgemeiner Bezug
auf die augenscheinlichen Erscheinungen und
deren Auswirkungen ist nicht ausreichend.
Zusammengefasst ist daher festzuhalten, dass
ein Ansatz einer kürzeren Nutzungsdauer
möglich ist, diese aber detailliert mittels eines
technischen Gutachtens nachgewiesen werden
muss.
Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer
www.leitnerleitner.com
+43 1 718 98 90
harald.galla@leitnerleitner.com
A 1030 Wien, Am Heumarkt 7
Harald Galla,
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei
LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf
Immobilientransaktionen.
Ausgabe 06|2022
67
Die bewegte
ImmoWirtschaft
Regelmäßige Kolumne
über Fakten und Inhalte, die
verändern und prägen.
#34
Schockstarre der neuen Art
Kommentar: Philipp Kaufmann
2022 geht in die Geschichte ein und dies aus vielen
Gründen. Ich bin seit 1993 in der Branche und habe
schon Vieles erleben dürfen, aber das letzte Jahr
war besonders. Mir wird ewig in Erinnerung
bleiben, dass wir insbesondere in der zweiten
Jahreshälfte in eine Schockstarre verfallen sind,
die ich zuvor noch nicht erlebt habe. Diese war
nicht wie 2020 bzw. 2021 ein Lockdown, wo wir
alle plötzlich zu Hause „eingesperrt“ waren und
nicht wussten, was wir wann machen dürfen.
Dies war auch nicht zu vergleichen mit 9/11 und
dem Angriff auf New York. Ich kann mich, wie so
viele von uns, noch gut erinnern, wo ich zum Zeitpunkt
des Einsturzes der Zwillingstürme war. An diesem Nachmittag
damals war ich im Fitness-Studio und der Moment, als die
Fernsehbilder das erste Mal gesendet wurden, hat sich bei mir eingebrannt.
Alle Flugzeuge mussten landen und der Luftraum in Amerika
war für alle gesperrt. Auch damals glaubten wir an den Untergang und
waren geschockt – aber so schnell wieder Flugzeuge flogen, so schnell
erholte sich der Optimismus und vieles war rasch wieder so wie früher.
2022 - ein anderes Bild
Corona hat uns noch nicht verlassen und fast jeder kennt jemanden
mit Long-Covid und/oder „komischen“ Folgeerscheinungen nach einer
Erkrankung. Ein Freund von mir klagt über Cluster-Kopfschmerzen
und geht mit gerade einmal 40 Jahren in Frühpension. Seiner Meinung
nach hat diese Erkrankung fix mit Corona zu tun. Ich bin kein Arzt und
will nicht über ihn urteilen, aber in Summe beschäftigt uns Corona und
seine Folgen weiterhin. Neben dieser Pandemie, deren Wirklichkeit für
mich immer noch unvorstellbar erscheint, gibt es eine Klimakrise und
einen Krieg in Europa. An bestimmten Tagen scheinen die schlimmsten
Albträume wahr zu werden und ein Weltkrieg bzw. der Einsatz von
Atomwaffen scheinen keine utopischen Hirngespinste mehr zu sein. Als
Konsequenz von all dem, spielen die Energiemärkte
verrückt und wir erleben Preisschwankungen in
ungeahnten Dimensionen. So zahle ich 2023
nicht mehr acht Cent, sondern mehr als 50 Cent
für meinen Strom – was für eine Explosion! Wie
begründen sich die 625 Prozent? Im Gegensatz
dazu ist die Inflationsrate von mehr als zehn
Prozent geradezu moderat. Die Politik verfällt
in Aktionismus und verschenkt in Österreich
Geld an seine Bürger, wobei ich mir nicht mehr
sicher bin, ob dies zum Wohle des Klimas oder zur
Abfederung der Teuerung erfolgte. Schlussendlich
habe ich Gutscheine erhalten und für meinen Lebensmitteleinkauf
verwendet.
In der Immo-Branche hat sich mir folgendes Bild geboten
Jeder macht weiter wie bisher. Investoren suchen Objekte, Verkäufer
bereiten ihre Daten auf und bieten ihre Objekte auf dem Markt an. Viele
reden mit vielen und man trifft sich. Man prüft, man besichtigt, man
bespricht sich. ABER: Große Transaktionen finden derzeit einfach nicht
statt. Die kleine Wohnung geht immer, auch jetzt. Das Einfamilienhaus
hat auch im vierten Quartal 2022 seinen Besitzer gewechselt, aber das
Einkaufszentrum oder der Business-Park warten auf einen neuen Eigentümer.
Die Schockstarre, die ich erlebe, ist gepaart mit Aktionismus
und „vorgespielter“ Betriebsamkeit. Alle Seiten erhoffen die erlösende
Nachricht und den richtigen Preispunkt. Gibt es fallende Preise? Wohin
werden sie sich bewegen? Keine Seite will die falsche Entscheidung treffen,
keiner zu billig und keiner zu teuer kaufen. Abgesehen davon sind
Finanzierungen Mangelware. So erlebte ich eine Branche, die bereits im
September das Jahr beendete und die Bücher schloss.
Wie werden die nächsten Monate? Wann löst sich der Knoten und wann
führt die Betriebsamkeit auch wieder zu Transaktionen?
Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock
68 ImmoFokus
Advertorial
Judikatur-Update aus
dem Immobilien-Bereich
Beratung. Die BDO Immobilienexpert:innen verschaffen nachstehend einen Überblick über wesentliche
aktuelle Rechtsprechung im Immobilien-Bereich.
Autor: Marlies Muck, Msc
Foto: BDO
Körperschaftsteuer trotz Liebhaberei
in der GmbH
(VwGH 22. 05. 2022, Ra 2022/15/0009)
Im vorliegenden Fall ist eine GmbH Eigentümerin
vermieteter Liegenschaften, die
jedoch aufgrund der Ertragslage im Einvernehmen
mit dem Finanzamt als Liebhaberei
eingestuft wurden. Bei den später erfolgten
Liegenschaftsverkäufen wurde vom Finanzamt
eine Körperschaftsteuer festgesetzt. In
erster Instanz hat das BFG entschieden, dass
die Einkünfte aus der Veräußerung aufgrund
der Liebhabereiqualifikation steuerfrei zu behandeln
seien. Diese Ansicht teilte der VwGH
nicht und hob das Erkenntnis wieder auf.
Demnach sind die Liegenschaften dem außerbetrieblichen
Bereich der GmbH zuzuordnen
und fallen somit bei einer Veräußerung unter
das Regime der privaten Grundstücksveräußerungen.
Diese werden grundsätzlich im
Rahmen der Immobilienertragsteuer besteuert.
Im Spezialfall einer GmbH gelten alle Einkünfte
als Einkünfte aus dem Gewerbebetrieb
und es fällt daher die Körperschaftsteuer statt
der Immobilienertragsteuer an.
Laufende Zahlungen in den Reparaturfonds
nicht sofort abzugsfähig
(VwGH 02. 05. 2022, Ra 2021/13/0014)
Der VwGH hat sich erstmals dazu geäußert,
ob geleistete Beiträge von Wohnungseigentümern
zur Instandhaltungsrücklage
im Jahr der Zahlung als sofort abzugsfähige
Werbungskosten zu werten sind. Mit der Zahlung
in die Instandhaltungsrücklage geht die
Verfügungsgewalt über dieses Vermögen auf
die Wohnungseigentumsgemeinschaft über.
Der einzelne Wohnungseigentümer kann in
der Regel nicht alleine über die Verwendung
der Rücklage entscheiden beziehungsweise
die Rückzahlung verlangen (wie auch bei
Verkauf des WE-Objekts). Der VwGH hat im
Erkenntnis vom 02. 05. 2022 entschieden,
dass die geleisteten Zahlungen an die Reparaturrücklage
im Jahr der Zufuhr (noch) nicht als
sofortige Werbungskosten abzugsfähig sind.
So entscheidet es sich dem VwGH zufolge erst
bei der Verwendung der Rücklage, ob (sofort
abzugsfähige oder zu verteilende) Werbungskosten
oder Herstellungskosten vorliegen.
Demnach können nach Feststellung des Ausgabencharakters
(anteilige) Werbungskosten
geltend gemacht werden (bei Verwendung des
Rücklagenguthabens).
Die Entscheidung des VwGH wirft auch
weitere steuerliche Problemfelder auf, zum
Beispiel wie eine nicht verbrauchte Instandhaltungsrücklage
beim Ankauf/Verkauf des
WE-Objekts zu berücksichtigen ist.
Zur Befreiung von der Bestandsvertragsgebühr
für Wohnräume
(VwGH 29. 06. 2022, Ro 2021/16/0005)
Im vorliegenden Fall war strittig, ob ein Mietvertrag
über eine unbebaute Liegenschaft zu
privaten Zwecken und zur Errichtung beziehungsweise
Belassung eines Superädifikats
in Form eines Ferienhauses zu Wohnzwecken
mit Bauzwang für den Mieter der Befreiungsbestimmung
des § 33 TP 5 Abs. 4 Z 1 GebG
unterliegt. Nach Ansicht des VwGH handelte
es sich um einen Bestandsvertrag über ein
unbebautes Grundstück. Im Gegenstand des
vorliegenden Mietvertrags ist die Miete einer
Fläche zu sehen, bei der es sich aber nicht um
Marlies Muck, Msc
Steuerberaterin/Senior Managerin
„Wohnraum“ im Sinne des § 33 TP 5 Abs. 4 Z
1 GebG handelt. Ein Entfall der Mietvertragsgebühr
lag nicht vor. Zweifelsfragen ergeben
sich bei der Interpretation der Aussagen des
VwGH: „Die sachliche Bestimmung des Bestandsobjekts
ist […] losgelöst von der durch
den Mieter beabsichtigten Verwendung des
Bestandsobjekts zu verstehen. Relevant ist
ebenfalls, ob das Bestandsobjekt überwiegend
für Wohnzwecke genutzt werden kann.“
Wie sich zeigt, bietet der Immobiliensektor
auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen
Ihnen die BDO Expert:innen gerne beratend
zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren
Entwicklungen im Zusammenhang mit der
Steuergesetzgebung laufend zu beobachten
und zu evaluieren.
Factbox
MARLIES MUCK, MSC
STEUERBERATERIN/SENIOR MANAGERIN
Telefon +43 5 70 375 1000
marlies.muck@bdo.at
Ausgabe 06|2022
69
Zum Autor
Walter Hammertinger ist Geschäftsführender Gesellschafter
bei Value One Development.
Wie wir heute Immobilien nachhaltiger machen
Kommentar: Walter Hammertinger
Wir planen und bauen für die nächsten Generationen – dieses
Credo bekommt in der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte rund um
CO2-Fußabdruck, Ressourcenschonung et cetera eine neue und
durchaus brisante Bedeutung. Die Verantwortung und der Aufholbedarf
der Bau- und Immobilienwirtschaft bei der Dekarbonisierung
ist beträchtlich. Wir sind mit unserem Business vielerorts leider noch
nicht Teil der Lösung, obwohl jetzt wichtige Weichenstellungen vorgenommen
werden müssen.
Vier Themenschwerpunkte
Stichwort „Green Building“ – wir haben unter diesem Begriff für unsere
zukünftigen Immobilienprojekte eine Strategie implementiert, die auf
mehreren Ebenen ansetzt. Insgesamt sind es vier Themenschwerpunkte:
grüne Immobilien gestalten, saubere Energie nutzen, in Kreisläufen denken
und Lebensräume erhalten. Gerade auch Bestandsimmobilien wollen
wir EU-Taxonomie-konform machen und bieten hier für Investoren
und Bestandshalter auch ganz konkrete Development-Dienstleistungen
an.
Es braucht einen ganzheitlichen Zugang
Es geht also um einen ganzheitlichen Zugang zum Thema Immobilienentwicklung,
Lebensraumplanung sowie auch Wertsicherung. In
puncto Gebäudezertifizierung ist es beispielsweise das europäische
DGNB-Zertifikat, das schon in der Planung die richtige Stoßrichtung
vorgibt. Beim Energiethema sprechen wir von der kontinuierlichen
Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energieträger, und was aktuell
noch viel mehr mitgedacht werden muss: der Einsatz von digitaler und
hocheffizienter Energiemanagementsysteme auch hinsichtlich der
Reduktion des Energie- und Wasserverbrauchs und der Abfallmengen.
Der digitale Ansatz hilft auch maßgeblich dabei, wenn es und Gebäudematerialpässe
und die Dokumentation aller verwendeter Bauprodukte
und Materialien geht. Hier gibt es ein konkretes Ziel: Erreichung eines
Recyclinganteils in Gebäuden von mindesten 70 Prozent. Wir treten
auch für eine maximale Transparenz und für die Offenlegung relevanter
ökologischer Kennzahlen ein (unter anderem CO2-Fußabdruck, Recyclingrate,
Lebenszykluskosten et cetera). Und natürlich sprechen wir bei
jedem Projekt auch über Begrünungs- und Außenraumgestaltungskonzepte,
um Ökosysteme und Biotope wieder herzustellen.
Insgesamt stehen wir also vor einem umfangreichen Paradigmenwechsel,
dem wir uns ohne Wenn und Aber stellen müssen. Aber wir
sehen auch: Für diese umfangreichen Strategieänderungen stehen
uns schon jetzt zahlreiche Tools zur Verfügung. Wir müssen sie einfach
nur nutzen und das – wenn wir ehrlich sind – eigentlich besser
gestern als heute.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
70 ImmoFokus
Zum Autor
Jenni Wenkel, Mitglied des Vorstands und CIO der Union
Investment Real Estate Austria AG
Mit angezogener Handbremse
Kommentar: Jenni Wenkel
Fotos: Adobe Stock, Stanislav Jenis
Auch im Jahr 2023 werden der Krieg in der Ukraine, steigende Inflationsraten
und die gestiegenen Zinsen die marktbestimmenden
Themen bleiben. Was das für die Immobilienmärkte
bedeutet? Sind Immobilien im Jahr 2023 noch
gefragt? Schließlich haben Anleihen und
Festgeld im Zuge der gestiegenen Zinsen
im Wettbewerb um Investorengelder
wieder an Boden gut gemacht. Doch
auch wenn die Transaktionsdynamik
aktuell nachlässt, bleiben
Immobilien weiterhin gefragt.
Sicherlich müssen einzelne
Investoren als Reaktion auf
den Einbruch der Aktien- und
Rentenmärkte eine Reallokation
ihres Kapitals vornehmen.
Und in der Tat sind die Renditen
beispielsweise von zehnjährigen
Staatsanleihen oder Unternehmensbonds
mittlerweile wieder so
attraktiv, dass sie in Konkurrenz zu
Immobilieninvestments stehen. Beide
Faktoren sind aber eher kurzfristiger
Natur. Immobilien haben sich in der Vergangenheit,
in der Corona-Krise und im Rahmen
der jüngsten Verwerfungen an den Kapitalmärkten
immer wieder als Stabilitätsanker im Portfolio unserer Anleger
erwiesen. Zudem sind viele Investoren vor dem Hintergrund der hohen
Inflation auch bereit, bei Immobilien eine geringere Risikoprämie
zu akzeptieren. Denn Immobilien sind Sachwerte und fast immer sind
die Mieten mittels indexierter Verträge an die Inflation gekoppelt. Eine
hohe Inflationsrate kann durch die etwas zeitversetzt ansteigenden
Mieteinnahmen oftmals kompensiert werden.
Rückgang des Transaktionsvolumens
Dennoch wird das Transaktionsvolumen auch im kommenden
Jahr auf einem deutlich niedrigeren Niveau liegen als
in den Boom-Jahren zuvor. Die Ära des billigen
Geldes ist definitiv vorbei. Grundsätzlich muss
die Inflation erst einmal ausgesessen werden.
Es spricht derzeit vieles dafür, dass
die Fremdfinanzierungskosten in der
Europäischen Union erst noch weiter
steigen und dann in eine Seitwärtsbewegung
einschwenken werden.
Doch wenn die Inflation aufhört
zu steigen, werden sich Immobilienpreise
herausbilden, die auch
wieder einen Spread im Vergleich
zu alternativen Anlagen liefern.
Das war historisch gesehen bisher
immer so. Dann steigt auch das
Transaktionsvolumen wieder.
Qualität vor Quantität
Für das Jahr 2023 bedeutet das: Es wird
mit angezogener Handbremse gefahren,
aber es gibt nach wie vor attraktive Opportunitäten.
Es gilt das Motto Qualität vor Quantität.
Gleichzeitig führt die aktuelle Gemengelage dazu, dass
sich die Gewichte auf der Investorenseite verschieben. Einerseits ist
das Neuprodukt rarer gesät als in der Vergangenheit, weil viele geplante
Vorhaben im aktuellen Umfeld nicht realisiert werden. Andererseits
sind auf Käuferseite nun weniger Player unterwegs als noch vor wenigen
Monaten. Das aktuelle Umfeld auf den Investmentmärkten bietet darum
für eigenkapitalstarke, langfristig orientierte Investoren wie Union Investment
deutliche Vorteile beim Immobilienerwerb.
Ausgabe 06|2022
71
Zum Autor
Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020
Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.
Mit zweierlei Maß gemessen!
Kommentar: Martin Prunbauer
Gefordert wird ein Aussetzen der Wertsicherung, ein Befristungsstopp,
ein Gas-Abschlag auf Richtwertmieten, noch strengere Mietpreisgrenzen
und vieles mehr.
Die Anhebung der Kategoriebeträge erfolgt nun doch aufgrund des
Überschreitens der gesetzlichen Schwelle, ebenso wie die Kommunalgebühren.
Kategoriebeträge gelangen bei Mietverträgen, die vor dem Jahr
1994 abgeschlossen wurden, zur Anwendung. Seit der letzten Valorisierung
bewegen sich diese je nach Kategorie zwischen 1,06 Euro und 4,23
Euro pro Quadratmeter.
Die aktuellen Teuerungen in allen Lebensbereichen sind ein Problem,
das uns alle noch länger begleiten wird. Was das Wohnen anbelangt,
hatte zum Beispiel die Stadt Wien schon im vergangenen Jahr die
Gebühren für Wasser, Abwasser und Abfall angehoben. Die nächste
Anhebung steht bereits mit 01. 01. 2023 vor der Tür. Grund dafür ist das
Überschreiten des gesetzlich festgelegten Schwellenwertes von drei Prozent.
„Die Valorisierung der Gebühren sichert das hohe Qualitätsniveau
und sorgt dafür, dass Gebühren nachvollziehbar und kalkulierbar sind.
Private Haushalte werden durch diese regelmäßigen Anpassungen vor
möglicherweise massiven Belastungen in unregelmäßigen Abständen
geschützt,“ hört man aus dem Rathaus.
Für private Vermieter sieht die Sache hingegen anders aus: Vergangenes
Jahr wurde die alle zwei Jahre gesetzlich vorgesehene Anpassung der
Richtwerte ausgesetzt. Ebenso wurde die Valorisierung der Kategoriebeträge
ursprünglich verschoben, deren Schwelle bei fünf Prozent liegt.
Streng regulierter Mietmarkt
Ebenso stark preisgeregelt ist das nach 1994 in Kraft getretene Richtwertsystem.
Der Richtwert in Wien liegt nach zuletzt endlich erfolgter
Anpassung im Frühjahr 2022 bei 6,15 Euro pro Quadratmeter. Die Mieten
des preisgeregelten Mietsegments sind im internationalen Vergleich
nach wie vor moderat, zudem zählt die OECD Österreich zu einem der
am strengsten regulierten Mietmärkte der Welt.
Wie sollen sich bei diesen mageren Erträgen Investitionen in den Hausbestand,
energetische Sanierungen oder ein Wechsel in erneuerbare
Energien bewerkstelligen lassen? Sicherlich nicht durch die Begehrlichkeiten
der Mietervertreter, nach denen die Schrauben im ohnehin preisregulierten
Segment noch stärker angezogen und der Anwendungsbereich
für Regulierungen noch weiter ausgedehnt werden sollen.
Da ärmere Haushalte in Österreich von den Wohnkosten belastet sind,
ist es notwendig, im Rahmen der Objektförderung für faire Bedingungen
zu sorgen und dort, wo es nötig ist, durch Subjektförderung treffsicher
zu ergänzen. Insbesondere die öffentliche Hand, die 60 Prozent der Mietverhältnisse
abschließt, hat hier Handlungsbedarf. Es ist nicht Aufgabe
privater Vermieter, Aufgaben der öffentlichen Hand wahrzunehmen
beziehungsweise deren Fehler auszugleichen.
Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock
72 ImmoFokus
Advertorial
Vorreiterrolle bei nachhaltigem
und qualitativem Holzwohnbau
Visionär. Mit der Dachgleiche von TIMBER*LAA ist DIE WOHNKOMPANIE der Vollendung ihres visionären
Projekts einen wesentlichen Schritt nähergekommen.
ten Jahren zunächst durch die Pandemie und in
weiterer Folge durch die steigenden Rohstoffpreise
ergeben haben. „Wir haben zum Glück
Partner und Lieferanten, die an unsere Projekte
glauben. Unsere langfristigen und auch in diesem
Bereich nachhaltigen Partnerschaften sind
die Grundlage, gemeinsam auch in schwierigen
Zeiten Lösungen zu finden, die für alle
Projektbeteiligten annehmbar sind”, so Roland
Pichler weiter.
Grauwassernutzung zum Einsatz kommen. Das
Projekt wird außerdem während der gesamten
Bauphase von einem Chemiker begleitet, um
sicherzustellen, dass die Bewohner ein schadstoffarmes
Zuhause erhalten.”
Foto: DIE WOHNKOMPANIE
W
ie lässt sich der Wohnbau
von morgen zugleich nachhaltig
und auf einem für die
Bewohner qualitativ hohen
Niveau umsetzen? Mit dieser Frage hat sich
DIE WOHNKOMPANIE intensiv auseinandergesetzt.
Entstanden ist TIMBER*LAA – ein einzigartiges
Wohnprojekt in Holzmassivbauweise
in der Klederinger Straße 63-65 im zehnten
Wiener Gemeindebezirk. Roland Pichler, Geschäftsführer
DIE WOHNKOMPANIE: „Wir
haben lange über die Umsetzung eines derartigen
Projekts nachgedacht - für uns war von Anfang
an klar, dass dieses nicht nur auf dem Papier den
Gedanken der Nachhaltigkeit in sich tragen,
sondern auch in der Umsetzung vollkommen
schlüssig sein muss.”
Dachgleiche erreicht
Nach dem Baustart im Jänner 2022 wurde nun
die Dachgleiche gefeiert. Damit ist man der
geplanten Fertigstellung im Sommer 2023 ein
deutliches Stück nähergekommen – und dies
trotz der Schwierigkeiten, die sich in den letz-
Nachhaltiges Projekt
Bei TIMBER*LAA bestehen alle Wände und
Decken aus Vollholzelementen. Damit ist dieses
Projekt nicht nur nachhaltig, sondern setzt
auch Maßstäbe beim positiven Wohngefühl
für die zukünftigen Bewohner. Die 38 freifinanzierten
Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen
mit großzügigen Freiflächen werden mittels
Luftwärmepumpen beheizt und mit Warmwasser
versorgt. Photovoltaik-Anlagen optimieren
den erforderlichen Stromverbrauch. Diese
Maßnahmen haben Auswirkungen auf die auf
den Lebenszyklus der Immobilien durchgerechneten,
niedrigeren Betriebskosten. Roland
Pichler: „Bei den Anschaffungskosten für die
zukünftigen Bewohner liegen wir etwas über
jenen von vergleichbaren Neubauten in herkömmlicher
Bauweise. Allerdings – und das
sehen wir am aktuell sehr erfreulichen Verwertungsstand
der Einheiten – lassen sich die
Einsparungen pro futura, besonders in Zeiten
steigender Energiekosten, gut darstellen und
argumentieren.”
In der Ketzergasse in Wien Liesing plant
DIE WOHNKOMPANIE bereits ein weiteres
Projekt mit 38 Einheiten in Holzbauweise.
Roland Pichler: „Bei diesem Bauvorhaben gehen
wir noch einen Schritt weiter: Neben der
Holzbauweise und der hochmodernen Energieversorgung
soll eine Fassadenbegrünung und
Roland Pichler,
Geschäftsführer
Über DIE WOHNKOMPANIE
DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt
als inhabergeführter, unabhängiger
Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume.
Der Fokus liegt dabei in der
Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger
Wohnbauprojekte.
Als Tochterunternehmen der Zech Group
– eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen
Deutschlands – steht
DIE WOHNKOMPANIE für umfassende
Kompetenz im Wohnungsbau, einzigartige
Expertise und sichere Bonität.
www.wohnkompanie.at
www.zech-group.com
Ausgabe 06|2022
73
Update zum H3-Modell
Kommentar: Philipp Kaufmann
Ganz im Gegenteil: Es geht in der Bespielung von Social-Media-Kanälen
und der Website darum, Stories zu erzählen und mit Dialoggruppen (aktuellen
und potentiellen Kunden sowie weiteren Zielgruppen der Kommunikation)
in einen aktiven Austausch zu kommen. Im Gegensatz zu
klassischen Werbeformen können Communities aufgebaut und gepflegt
werden. Die Kommunikation besteht damit nicht mehr aus platten Werbephrasen,
sondern bietet einen echten Mehrwert und leistet nötige
Hilfestellungen. Und das Beste: Die Kommunikation funktioniert auf
zwei Wegen: vom Unternehmen weg und/oder umgekehrt auch wieder
zurück. Ein echtes Feedback erfolgt unmittelbar und die Werbung wird
viel messbarerer als beispielsweise das Schalten eines Inserates in einer
Tageszeitung. Mit diesem Tool kann der Einstiegspunkt, um die Zielgruppe
an das Unternehmen und seinen Content heranzuführen, besser
geplant und strukturiert werden.
Gemeinsam mit Alexander Bosak habe ich bereits vor Jahren das
Hero-Hub-Hygiene-Modell (kurz H3-Modell) im ImmoFokus vorgestellt
und interessante Diskussionen über die richtige Content-Umsetzung im
Internet ausgelöst. Nach einiger Zeit ist es für mich Anlass, erneut über
die Anwendbarkeit von H3 zu sprechen.
Gründe für den Einsatz
Im Online-Marketing geht es schon lange nicht mehr darum, seine eigenen
Produkte und Dienstleistungen mit Lobeshymnen anzupreisen.
Mit dem Hero-Hub-Hygiene-Modell können Werbetreibende ihre Kommunikation
bestmöglich planen und erstellen, wobei dabei drei Arten
nämlich Hero-, Hub- und Hygiene-Content unterschieden werden.
Diese haben alle ihre individuellen Stärken und wirken erst im Zusammenspiel
optimal. Allerdings ist es nicht so einfach, die verschiedenen
Content-Arten effektiv einzusetzen, wie es im ersten Moment klingen
mag. Denn damit das Hero-Hub-Hygiene-Modell funktioniert, müssen
viele Akteure in einem Unternehmen optimal zusammenarbeiten, um
wirklich wirksamen Content zu produzieren und laufend zu publizieren.
Dabei darf nicht darauf vergessen werden, dass ausreichend Ressourcen
für die Bearbeitung des Feedbacks eingeplant werden. Absender erwarten
im Internet eine schnelle Reaktion und eine unmittelbare Antwort z.
B. auf eine gestellte Frage.
Die Realität sieht jedoch häufig ganz anders aus: Die einzelnen Mitarbeiter
grenzen sich in der Praxis oft nach wie vor voneinander ab und jeder
verfolgt seinen eigenen (Content-)Plan. Auch das Hero-Hub-Hygiene-
Foto: Adobe Stock
74 ImmoFokus
Factbox
Modell klingt zunächst nach verschiedenen Baustellen, sollte aber als
Teil einer einzigen unternehmensweiten Content-Strategie gesehen
werden. Denn dann gelingt es, Besucher mit Content langfristig zu
halten und eine aktive Community aufzubauen.
Neuer Call-to-Action
Das Hero-Hub-Hygiene-Modell dient als Hilfestellung, um ein besseres
Verständnis für die unterschiedlichen Inhalte zu schaffen und um
deutlichere Grenzen zwischen diesen zu ziehen. Es ermöglicht, Inhalte
strategischer zu strukturieren und so die Basis für den Content-Plan zu
legen. Mit der richtigen Vorgehensweise schaffen Sie es sogar, dass die
Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen enger zusammenarbeiten und gemeinsam
eine Strategie verfolgen. Das wirkt sich nicht nur intern auf
die Effizienz aus, indem Mitarbeiter Ideen und Konzepte untereinander
austauschen können. Zusätzlich schafft die einheitliche Grundlage
nämlich auch nach außen hin eine konforme Darstellung des Unternehmens
über sämtliche Kanäle hinweg.
Hero-Content: Dies sind meist virale Blog- oder Video-Inhalte, die
enorm viele Besucher anziehen. Da Hero-Content in der Kreation einen
hohen Zeit- und Kostenaufwand bedeutet, wird er nur punktuell
produziert und kommt alleine schon deswegen zu speziellen Anlässen
zum Einsatz. Ziel ist es mit dem Hero-Content, eine möglichst
große Reichweite zu generieren, weshalb auch bezahlte Medien zum
Einsatz kommen.
Hub-Content: Hub-Inhalte werden in regelmäßigen Abständen
erstellt und sind für spezifische Interessen der Zielgruppe relevant.
Adressaten sollen damit immer wieder zum Anbieter zurückgeholt
werden. Ziel ist es, in Kontakt zu bleiben und so langfristig Vertrauen
aufzubauen. Bei Blog- oder Video-Serien, die ein Thema ausgiebig
behandeln, handelt es sich beispielsweise um Hub-Content.
Hygiene-Content: Damit sind Inhalte gemeint, die von der Zielgruppe
zu einem Thema gesucht werden und dauerhaft relevant
sind. Das sind zum Beispiel FAQs oder How-to-Anleitungen. Ziel
dieser auch als Evergreen Content bezeichneten Inhalte ist es, die
Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu erhöhen und so neue Besucher auf
die Website zu ziehen. Diese Aktivitäten sind ein Muss und stehen für
guten Kundenservice.
Ausgabe 06|2022
75
Zum Autor
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes
gemeinnütziger Bauvereinigungen.
Wärmewende ja, aber bitte mit brauchbarem EWG
Kommentar: Klaus Baringer
Sanierung in der Praxis
Eine Ausnahme von der Verpflichtung zur Stilllegung einer bestehenden
Anlage nach § 8 und 10 EWG kann von einem Gebäudeeigentümer
beantragt werden, wenn innerhalb der kommenden zwei Jahre eine
thermische Sanierung erfolgt. Hier braucht es eine Anpassung von
zwei auf fünf Jahre. Denn die angedachte Frist geht leider an der Realität
vorbei, da die Planung und Durchführung von thermischen Sanierungen
aufwendig ist und ein Großprojekt im Regelfall viel länger als
zwei Jahre dauert. Auch müssen die Entscheidungsfindungsprozesse
innerhalb einer Eigentümergemeinschaft (inkl. Einspruchsmöglichkeiten)
mitbedacht werden.
Die Wichtigkeit und Dringlichkeit einer Energiewende ist in Anbetracht
des Klimawandels und der außenpolitischen Situation vollkommen
klar. Dazu braucht es auch gesetzliche Maßnahmen – wie das
Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG). Allerdings muss dieses Gesetz die
wohnwirtschaftliche Praxis und die wohnrechtlichen Fragen beachten.
Wohnrechtliche Baustellen
Neben besonderer Förderungsschienen für den mehrgeschoßigen
Wohnbau benötigt es jedenfalls wohnrechtliche Begleitmaßnahmen.
Diese sind unabdingbar, um den Umstieg auf klimafreundliche
Heizungen sowie die Durchführung von thermischen Sanierungen
nicht nur zu vereinfachen, sondern teilweise überhaupt erst rechtlich
möglich zu machen. Dies beginnt bei der Duldungspflicht bis zur Klarstellung,
ob notwendige Arbeiten als Erhaltungsarbeiten im gesamten
Wohnrecht (MRG, WGG, WEG und ABGB) qualifiziert werden können.
Aber auch Regelungen, die die Finanzierbarkeit betreffen, könnten
notwendig werden – speziell bei alten Häusern.
Problem Lieferbarkeit
Bei Versorgungsnotstand mangels Lieferbarkeit von fossilfreien
Wärmebereitstellungsanlagen bzw. Teilen davon und/oder der Nicht-
Verfügbarkeit entsprechender Professionisten sollte es den Gebäudeeigentümern
erlaubt sein, eine bestehende Wärmebereitstellungsanlage
weiter zu betreiben.
Zentralisierungsverpflichtung
Ein Zentralisierungsgebot im Sinne einer Zentralisierungsverpflichtung
scheint wenig zielführend, da die Dekarbonisierung Technologieoffenheit
braucht. Dekarbonisierungswillige Eigentümer
sollen selbst entscheiden dürfen auf welche Art und Weise sie die
Umstellung vornehmen. Die vorgesehene Bestimmung des § 11 EWG
scheint wenig praktikabel und wirft viele Rechtsfragen auf. Denn es
ist de facto unmöglich, Einstimmigkeit zu erlangen (gerade in größeren
Wohnungseigentumsanlagen). Dies führt aber dann sofort
zur Pflicht zur Zentralisierung. Darüber hinaus schränkt man dekarbonisierungswillige
Eigentümer in ihrer Entscheidung ein, denn
die Dekarbonisierung muss bis 30. Juni 2035 (Öl) bzw. 30. Juni 2040
(Gas) erfolgen, die Entscheidung aber schon 10 bzw. 15 Jahre vorher
getroffen werden.
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock
76 ImmoFokus
Advertorial
Von „A“ wie Akquise
bis „Z“ wie Zahlung
Mit RE/MAX Commercial zum erfolgreichen Bauträger-Projekt
D
er Erfolg eines Immobilien-Projektes
entscheidet sich fast immer
bereits ganz am Anfang. Wir bei
RE/MAX Commercial lieben
Visionen – und setzen diese gemeinsam mit
Ihnen um.
Bereits bei der Grundstückakquise können
Sie auf die Marktkenntnis Ihres RE/MAX Büros
vertrauen. Als bester Grundstücksmakler
Österreichs (laut Immobilienmagazin 5/22)
freuen wir uns, bereits bei einem der ersten
Schritte Ihr erster Ansprechpartner sein zu
dürfen.
Doch wir sehen unsere Arbeit mit dem erfolgreichen
Ankauf noch lange nicht als
beendet an. Je nach Ihren Bedürfnissen und
Ihren Wünschen sind wir ein idealer Sparring-
Partner sowohl in der Planungsbegleitung, der
Marktanalyse als auch in der marktgerechten
Einpreisung.
Das beste Projekt hilft nichts, ohne den bestmöglichen
Vertriebserfolg. Als bekannteste
Immobilienmarke des Landes (Superbrands-
Award 2022/2023) sind wir in diesem Bereich
nicht nur personell, sondern auch technisch
absolut auf dem letzten Stand. Unser Anspruch
bei RE/MAX ist die digitale Marktführerschaft
in Österreich, wobei wir gleichzeitig auch die
noch immer beliebten anlogen Kommunikationsformen
für einen runden und stimmigen
Marketingmix bespielen können.
Egal ob es um professionelle Vermarktungsvideos,
3D-Visualisierungen, 360°-Rundgänge,
Homestaging, Drohnenvideos, Projekt-Webseiten
oder altbewährte Kanäle wie Bautafeln,
Schilder oder Print-Inserate geht – gemeinsam
erstellen wir einen Marketingplan und setzen
diesen erfolgreich für Ihren Projekterfolg um.
Fast Facts über RE/MAX
Wussten Sie schon, dass
• RE/MAX die bekannteste Immobilienmarke
Österreichs ist
• RE/MAX das größte Immobilien-
Experten-Netzwerk in Österreich ist
• RE/MAX die digitale Führungsrolle
der Branche in Österreich einnimmt
Sie wollen mehr über unsere Angebote für
Bauträger erfahren? Dann besuchen Sie uns
auf www.remax-commercial.at.
Firmensitz
RE/MAX Commercial Group
RCG Immobiliendienstleistungs GmbH
Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien
Foto: REMAX Austria, C. Postl
Mag. Stefan Krejci,
Geschäftsführer von RE/MAX
Commercial Group
Und wenn der Kauf- oder Mietvertrag unterschrieben
ist? Auch dann ist Ihr RE/MAX
Makler an Ihrer Seite. Wir sind es gewohnt,
Bindeglied zum Bauträger zu sein und Sie
gemeinsam mit den Interessenten bei Besichtigungen,
den Vertragsverhandlungen bis hin
zur Übergabe zu begleiten.
Kontakt
Mag. Stefan Krejci
Geschäftsführer
+43 190 890 50-0
office@remax-commercial.at
Ausgabe 06|2022
77
Zum Autor
Stefan Wernhart startete 2006 bei EHL und ist seit 2018 Geschäftsführer der
EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Er ist für die Bereiche Office, Retail, Asset Management
und Market Research verantwortlich. Seit über 15 Jahren befasst er
sich intensiv mit Entwicklungen und Trends am Wiener Büroimmobilienmarkt.
Moderne Bürokonzepte –
vom Trend zur neuen Normalität
Kommentar: Stefan Wernhart
Der klassische Arbeitsplatz, wie man ihn viele Jahre in den meisten Unternehmen
vorgefunden hat, weicht immer öfter neuen, qualitativ hochwertigen
und modernen Raumkonzepten. Dieser nachhaltige Wandel
der Arbeitswelt, in dem wir uns derzeit noch befinden, ist immer stärker
erkennbar. Home-Office und Remote Working sind in vielen Unternehmen
mittlerweile gänzlich in den Arbeitsalltag integriert worden und erfreuen
sich nach anfänglicher Skepsis in vielen Fällen großen Zuspruchs.
Es wurde viel gelernt
Mitarbeiter und Unternehmer konnten in den vergangenen beiden Jahren
sehr viel Neues lernen, wodurch sich die Art der Wahrnehmung der
eigenen Bürofläche oftmals verändert hat. Durch diese intensive Auseinandersetzung
mit den Anforderungen an die eigene Bürosituation, mit
der eigenen Vision und der Unternehmenskultur hat sich der Fokus bei
vielen Arbeitgebern neu ausgerichtet. Das Wort „Erlebnis“ rückt in den
Vordergrund und wird zum neuen Leitthema. Eine hundertprozentige
physische Anwesenheit im Büro ist für viele Unternehmen kein Zukunftsmodell
mehr. Bei EHL beobachten wir, dass eine Vielzahl unserer
Kunden bereits während der Pandemie ihren Mitarbeitern auch für die
Zeit nach der Pandemie die Möglichkeit eröffnet hat, ihre Arbeit zumindest
teilweise räumlich individuell und zeitlich flexibel zu gestalten.
Konfigurierte, hybride Bürokonzepte sind gefragt
In Zukunft werden nicht zwingend weniger Büroflächen, aber neu konfigurierte,
hybride Bürokonzepte umgesetzt werden. Die Realisierung
neuer Konzepte soll ausreichend Anreiz dafür schaffen, dass das physische
Büro überwiegend ein Ort der Innovation und Kreativität wird und
natürlich Raum für den weiterhin notwendigen informellen Austausch
bietet. Eine vielseitige Arbeitsplatzgestaltung mit deutlichen Anleihen
aus der Hotelarchitektur und der Möglichkeit von Activity-Based-
Working wird häufig zur Prämisse, und mögliche Flächeneinsparungen
durch Remote Working werden so jedenfalls zumindest wieder ausgeglichen.
Die Vorkommnisse der letzten zwei Jahre haben jedenfalls bewirkt,
aus einem Trend eine neue Normalität abzuleiten.
Foto: Adobe Stock
78 ImmoFokus
ADVERTORIAL
© SACKER ARCHITEKTEN, ZOLLHAFEN MAINZ GMBH & CO. KG.
Der Timber Peak
ist ein Leuchtturmprojekt
im
besten Wortsinn.
Hoch hinaus mit
dem Timber Peak
Holz-Hybrid-Bürohochhaus. Im Zollhafen Mainz entwickelt
UBM Development das Bürogebäude der Zukunft.
Errichtet als Holz-Hybrid-Bau, setzt der Timber Peak einen
neuen Standard in Sachen Nachhaltigkeit.
Der „Timber Peak“ ist schon vor Baubeginn
ein Gebäude der Superlative. Mit
einer Höhe von mehr als 40 Metern
überragt er alle Neubauten der 200.000-Einwohner-Stadt
Mainz. Seine Bauweise in nachhaltigem
Holz-Hybrid macht ihn zum ersten dieser
Art in Rheinland-Pfalz. Und dank seiner exponierten
Wasserlage im Zollhafen Mainz und der
spannenden Architektur ist er der wohl coolste
Turm weit und breit mit einem sensationellen
Panoramablick über den Rhein, die Rheinwiesen
und die Altstadt. „Der Timber Peak ist ein Leuchtturmprojekt
im besten Wortsinn“, schwärmt
Thomas G. Winkler, CEO der UBM Development
AG, „und zwar gleichermaßen für Mainz, den
Zollhafen und die UBM.“
green. smart. and more.
Tatsächlich wird ein Leuchtturmprojekt seinem
Namen selten so gerecht wie der von UBM Development
entwickelte Timber Peak. Ab Mitte
nächsten Jahres entstehen in Mainzer Best-Lage
nach einem Entwurf des Architekturbüros
Sacker zwölf Stockwerke mit rund 9.500 Quadratmeter
Bruttogeschossfläche und flexiblen
Grundrissen für die neue Art der Büronutzung.
Dazu kommt ein Untergeschoss mit vorbereiteter
E-Ladeinfrastruktur für bis zu 41 Autos.
Geplante Fertigstellung des Bürogebäudes:
Mitte 2025.
Die Konzeption des Timber Peak folgt exakt
der Konzernstrategie von UBM Development –
„green. smart. and more.“ –, die die Entwicklung
Der Zollhafen Mainz umfasst
auf 32 Hektar 28 Baufelder.
nachhaltiger, intelligenter und ästhetisch anspruchsvoller
Immobilien in vier Worten zusammenfasst.
UBM hat sich zum Ziel gesetzt, zu
einem der größten Entwickler von Holzbauten in
Europa zu werden. Die Errichtung des Timber
Peak in Holz-Hybrid reduziert den CO ²
-Ausstoß
gegenüber konventioneller Bauweise um bis
zu 80 Prozent. Infolge der modularen industriellen
Vorfertigung der Holz-Hybrid-Elemente
gestaltet sich die Errichtung zudem bedeutend
schneller, leiser und sauberer. Außerdem binden
die im Timber Peak verbauten 800 Festmeter
Fichtenholz langfristig rund 800 Tonnen CO ²
.
Die aus Glas und recyceltem Aluminium hergestellte
feingliedrige Fassade sorgt für eine
tolle Energieeffizienz, Photovoltaik-Paneele auf
dem Dach erzeugen Strom für die Gemeinflächen,
und zwei bepflanzte Terrassen sowie der
üppig begrünte Vorplatz sprengen die Grenzen
zwischen drinnen und draußen. Der intensive
Einsatz von natürlichem Holz in den dank hoher
Fenster lichtdurchfluteten Innenräumen in
Kombination mit gediegenem skandinavischen
Interior-Design schaffen ein Arbeitsklima, in
dem man sich einfach wohlfühlt. Komplementiert
wird das gänzlich nachhaltige Development
durch ein Car-Sharing-System. Fast zwangsläufig
ist mit all dem die geplante DGNB-Zertifizierung
in Gold verbunden. Alle Anforderungen, die
EU-Taxonomie und ESG heute an Immobilien
stellen, werden selbstverständlich damit erfüllt.
Mit dem Timber Peak geht das erste von vier Baufeldern,
die UBM im März dieses Jahres im Zollhafen
Mainz erworben hat, in die Umsetzung.
Insgesamt werden auf diesen vier Baufeldern
mehr als 42.000 Quadratmeter Geschossfläche
entwickelt, davon rund 75 Prozent für Wohnen
und 25 Prozent für Gewerbe beziehungsweise
Büro. Nach der schrittweisen Umsetzung dieser
Developments rechnet UBM mit Verkaufserlösen
von insgesamt mehr als 300 Millionen Euro.
Urbane Mischung
Der Timber Peak ist freilich nicht das erste
UBM-Projekt im Zollhafen Mainz, einem insgesamt
32 Hektar großen Areal mit einer urbanen
Mischung aus individuell gestaltbaren Stadthäusern,
Eigentumswohnungen, modernen
Büroimmobilien und einem großen Kultur- sowie
Gastronomieangebot. Bereits von UBM im
Zollhafen Mainz realisiert und verkauft sind die
Wohnprojekte „Waterkant“ und „Kaufmannshof“
sowie das Super 8 Hotel. Aktuell im Bau
befindet sich in Partnerschaft mit der CA Immo
das Projekt „Flößerhof“.
ImmoFokus.Rubrik
Frech
gesagt
„Zug Um-Zug“
„Kannst du mir vertrauensvoll jemanden für meinen Umzug empfehlen?“ Diesen Satz höre ich in den
vergangenen Monaten sehr häufig. Von denen, die umziehen wollen, und von jenen, die umziehen müssen.
Kolumne: Anita Körbler
F
ür mich persönlich ist es der herausforderndste
Teil rund um die großartige
Vorfreude auf eine neue
Wohnung: der Umzug. Als Excel-
Liebhaberin habe ich die Situation natürlich
schon Wochen vorher wunderbar im Griff – zumindest
in Tabellenform. Im Rahmen der effizienten
Umzugsplanung schwöre ich mir auch
jedes Mal, die angestrebten Zeitfenster projektmanagementmäßig
entsprechend zu evaluieren.
Allein die Erschöpfung danach und die grenzenlose
Erleichterung, in den neuen vier Wänden
endlich angekommen zu sein, wussten dies
zuweilen zu verhindern.
Unter (Um)Zug-Zwang
Wie so vieles im Leben ist es nicht immer unsere
alleinige Entscheidung, ob wir umziehen
wollen oder sollen. Seien es erfreuliche Vergrößerungen
aufgrund neuer Erdenbürger oder
aber unausweichliche Trennungen, nicht mehr
leistbare Mietpreise, oder beruflich notwendige
Veränderungen räumlicher Natur: jeder
ist dankbar über professionelle, verlässliche
Unterstützung, vor allem, wenn es wirklich
schnell gehen muss.
Viele meiner Freunde und Bekannten sind weit
aus dem Alter heraus, den Umzug mit Familie
und Freunden abzuwickeln. Etwa, da das Risiko
eines eingeklemmten Ischias-Nervs oder der
schmerzhaften Folgen eines Hexenschusses
von niemandem eingegangen werden möchte.
Trotzdem will man natürlich auch nicht Unsummen
für den Umzug ausgeben, sondern
das Erwirtschaftete lieber in neues Interieur
oder Dekorations-Utensilien investiert wissen.
Logistik - zur richtigen Zeit
am richtigen Ort
Gerade, wenn die Zeit drängt und man sich
mit all den logistischen Herausforderungen
konfrontiert sieht, empfindet man immense
Dankbarkeit, Dienstleister an seiner Seite zu
wissen, die einem das Gefühl vermitteln, nicht
ganz allein mit den umfangreichen Umzugsarbeiten
zu sein.
Horrorgeschichten über unsorgfältige Transporte,
schadhaftes Mobiliar und schwindelnde
Preiserhöhungen als Konsequenz der Zusatzleistungen,
die auf das Basis-Angebot aufgeschlagen
werden, bieten wenig Anreiz, das
ein oder andere Unternehmen beauftragen zu
wollen.
Auch hier gilt es, schon von Beginn an genauer
hinzusehen, was man ordert. Seriöse Umzugsexperten
gehen bereits bei der Bestellung näher
auf Details ein beziehungsweise investieren bei
umfangreicheren Aufträgen auch bereits vorab
einen Blick auf die zu bewegenden Güter, damit
es dann am Tag X keine unangenehmen Überraschungen
gibt.
Ich bin ja dankenswerterweise mit vielen Talenten
gesegnet – Möbelaufbau zählt aber leider
so gar nicht dazu. Soll heißen: Ich lege den
Abbau, die Verpackung, den Transport und den
Aufbau gerne in professionelle Hände, denen
ich vertrauen kann. Und das an einem Datum,
an dem es für MICH passt. Mein engster Freundeskreis
würde mir sofort zur Seite stehen und
unterstützend wirken, jedoch haben wir alle
mittlerweile derart volle Terminkalender, dass
sich nur schwer ein für alle passendes Zeitfenster
finden ließe. Meine Lieben habe ich dann
gerne in der neuen Umgebung um mich, wenn
sie mit mir und einem guten Glas Wein auf die
frische Wohn-Abschnitts-Phase anstoßen und
gleich gute Energie in die neuen Räumlichkeiten
einbringen.
Ausmisten oder einlagern?
Vor allem, wenn man von einem (Bundes-)
Land in ein anderes übersiedelt, gilt es, die Planung
optimal anzulegen, damit nicht sinnlose
Streckenkilometer verfahren werden.
Als ich Anfang meiner Zwanziger nach Wien
gezogen bin, war es der beste Umzug überhaupt:
bis über beide Ohren verliebt, megagespannt
auf das neue Leben in der Hauptstadt
Fotos: REMG/trovato GmbH
80 ImmoFokus
Ganz frech gesagt: Goethe sagt „Ein neues Heim, ein
neuer Mensch“. Hier gilt: Das Ziel ist klar, der Weg lässt
sich gestalten. Denn auch hinsichtlich Umzüge beginnt
der Anfang beim Ende.
Anita Körbler,
trovato.immo
und nicht von zu vielen Besitztümern geplagt. Das Übersiedeln war mit ein
paar Autofahrten erledigt.
Anita Körbler
Managing Partner trovato.immo
Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin
und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf
langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen
sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich
(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte
sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft
und Public Communications, zeichnete jahrelang
für verschiedene PropTech-Unternehmen als
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich
der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der
Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der
Immobilienbranche.
Jetzt ist jeder Umzug um einiges aufwändiger. Marie Kondo hat natürlich recht
damit, dass Aufräumen reinigend wirkt. Daher trenne ich mich auch regelmäßig
von Dingen, die ich nicht häufig verwende. Jedoch schlägt sich auch der
Nachhaltigkeitsaspekt durch, der mir klar sagt: Warum soll ich Gegenstände
aus meinem Repertoire verbannen, wenn sie noch funktionieren oder mich
noch glücklich machen? Sollte man sich jedoch verkleinern müssen, bleibt die
Wahl: das Aussortierte spenden, über diverse Portale anbieten oder entsprechende
Lagerräume dafür anmieten?
New Work - new office
Umzüge betreffen natürlich auch unsere teilweise „zweite Heimat“. New-
Work-Konzepte lassen das Thema Büroräumlichkeiten und deren (Um)Gestaltung
wieder mehr in den Vordergrund rücken. Das erfordert neben neuen
planerischen Leistungen auch optimale logistische Abläufe und in Zeiten unsicherer
Transportwege ebenso ein gutes Gespür und Erfahrung. Zugleich sollten
die Mitarbeiter von Anfang an gut informiert und eingebunden werden,
um deren Leistungen nicht durch etwaige Verzögerungen des neuen Büros
negativ zu beeinflussen. Die neuen Anforderungen, etwa hin zu Open-Space-
Konzepten, weniger Einzelbüros, dafür mehrere Zonen für Videocalls, sorgen
für den Bedarf an neuen Möbeln. Ob diese auf Dauer erworben oder mittels
neuartiger Mietmodelle beschafft werden, liegt in der Betrachtung des Nutzers
und dessen nachhaltigem Mindset.
IMMOBILIENBEWERTUNG.
Warum wir?
Weil wir´s können.
www.reinberg-partner.com
Ausgabe 06|2022
81
Zum Autor
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.
Bestellerprinzip als Mogelpackung
unter dem Weihnachtsbaum
Kommentar: Georg Flödl
Es still geworden um das mit großem medialem Getöse präsentierte
Bestellerprinzip in der Miete. Doch die stillste Zeit
im Jahr ist immer wieder für Überraschungen gut. Von einem
Inkrafttreten mit 1.1.2023 kann natürlich keine Rede
mehr sein. Jedoch: Das Maklergesetz-Änderungsgesetz
liegt als Verhandlungsmasse in der türkis-grünen Regierungsschatulle.
Zu erwarten ist, dass diese Preziose
doch bald noch hervorgezaubert wird, bringt
sie doch angeblich allen Menschen Gutes….
Bezahlen soll nur mehr der, der eine Dienstleistung
bestellt hat. Als wäre das nicht schon bisher
der Grundsatz im Maklergesetz gewesen, dass
mit beiden Vertragsparteien eine Vereinbarung
getroffen worden wäre und der Makler
die Interessen beider Seiten zu wahren
hatte.
Die Fairness fehlt
Die Regierungsparteien sehen
endlich Gerechtigkeit verwirklicht,
wenn der Mieter für
Dienstleistungen, die er erhält,
nicht mehr bezahlen soll. Aus
Sicht der Immobilienwirtschaft ist
dieses Verständnis von Fairness nicht
nachzuvollziehen, am Ende des Tages werden Mieter
und Vermieter gleichermaßen verlieren.
Dass vor allem die Beratungsleistung des Maklers gegenüber
dem Interessenten in Zukunft wegfallen wird, ist offenbar
einer populistischen Politik auch gleichgültig. Der Makler könne ja
weiterhin einen kostenfreien Maklervertrag mit dem Interessenten
abschließen und als Doppelmakler tätig sein, wird argumentiert.
Der Makler wird sich in Hinkunft aber auf seine Rolle als
einseitiger Interessenvertreter des Vermieters zurückziehen,
wenn er nur noch vom Vermieter beauftragt wird.
Falsche Erfolge
Zurechtzurücken sind wohl auch die Dimensionen
dieses weiteren Entlastungspakets, das die Regierung
da auf den Weg bringen will. Nicht einmal
ein Fünftel aller österreichischen Haushalte
könnte überhaupt von so einer Neuregelung betroffen
sein. Alle anderen Haushalte sind entweder
im Eigentum oder in Genossenschaftsund
Gemeindewohnungen. Bedenkt man,
dass etwa fünf Prozent der Haushalte
pro Jahr ihren Sitz wechseln, ergibt dies
eine persönliche Betroffenheit von
maximal 40.000 bis 45.000 österreichischen
Haushalten pro Jahr.
Politik und Medien sind stolz
auf einen solchen Erfolg, der
dem Staatshaushalt nichts
kostet und „alle“ glücklich
macht.
Geflissentlich wird in der politischen Diskussion
verschwiegen, wen es wirklich persönlich treffen
wird: Hunderte Betriebe in der Größenordnung von ein bis
neun Mitarbeitern werden mit den Auswirkungen massiv
zu kämpfen haben, oder – wie in Deutschland auch oft geschehen
– gezwungen sein, ihre Tätigkeit einzustellen. Das ist
die Frohbotschaft an alle Mitarbeiter von Maklerunternehmen zum
Weihnachtsfest 2022.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
82 ImmoFokus
Real Invest investiert.
Der Real Invest Austria ist mit einem Marktanteil von rund 44 % 1) der größte offene
Immobilienfonds Österreichs und verwaltet derzeit ein Immobilienvermögen von
rund 3,9 Milliarden Euro 1) .
Der Real Invest Austria investiert mit seiner Anlagestrategie
seit Fondsstart erfolgreich in Wohnimmobilien
und Infrastrukturimmobilien sowie in Gewerbeimmobilien
(Büro und Handel) ausschließlich in
Österreich.
WEITER AUF INVESTITIONSKURS.
Zur Erweiterung und Optimierung des ertragsstarken
Immobilienportfolios investieren wir laufend in
nachhaltige Objekte. Sämtliche Immobilienangebote
werden nach strengen Qualitätskriterien evaluiert,
um die erfolgreiche Investmentstrategie des
Real Invest Austria fortzusetzen. Kommen Sie mit
uns ins Gespräch!
DIESE IMMOBILIEN STEHEN IN UNSEREM
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• Österreichische Core-Immobilien, vorwiegend in Wien (und Umland),
den Landeshauptstädten und ausgewählten Bezirkshauptstädten
• Neu errichtete Objekte sowie Projektentwicklungen und Grundstücke (ab
bestehender Flächenwidmung)
• Kernsanierte Objekte
• Sehr guter Erhaltungszustand erforderlich
• Gute Lage (1A- und 1B-Lagen)
• Investitionsvolumen ab 10 Millionen Euro
• Taxonomie-Konformität und Nachhaltigkeitszertifizierung bei Neubauprojekten
Kontakt: Ing. Reinhold Jaretz, Leitung Investment Management,
Tel. (01) 331 71-75254, reinhold.jaretz@realinvest.at; www.realinvest.at
DAS JULIUS – Parkquartier Q5, Graz
ÖBB Konzernzentrale, Wien
Palais Wellenstein, Wien
realinvest.at
1) Daten per 30. 9. 2022
Die hier dargestellte Marketingmitteilung dient ausschließlich der unverbindlichen Information. Sie stellt weder ein Angebot bzw. eine Einladung zur Stellung eines
Anbots zum Kauf/Verkauf von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Kauf/Verkauf oder eine sonstige vermögensbezogene, rechtliche oder steuerliche
Beratung dar und dient überdies nicht als Ersatz für eine umfassende Risikoaufklärung bzw. individuelle, fachgerechte Beratung. Unsere Analysen und Schlussfolgerungen
sind genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse unserer Anleger hinsichtlich Ertrag, steuerlicher Situation oder Risikobereitschaft.
Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu.
Der entsprechend den Bestimmungen des Alternative Investmentfonds Manager-Gesetz (AIFMG) BGBl. I Nr. 135/2013 iVm dem ImmoInvFG BGBI. Nr. 80/2003 idjF
erstellte „Prospekt und Informationen für Anleger gem. § 21 AIFMG“ inklusive sämtlicher Änderungen seit Erstverlautbarung (20. 11. 2003 im Amtsblatt zur Wiener
Zeitung) einschließlich der Wesentlichen Anlegerinformationen (Kundeninformationsdokument/KID), der allgemeinen und besonderen Fondsbestimmungen sowie
der Jahres- und Halbjahresberichte in der jeweils aktuell gültigen Fassung sind auf der Homepage der Bank Austria Real Invest Immobilien-Kapitalanlage GmbH
www.realinvest.at veröffentlicht und stehen den interessierten Anleger:innen in deutscher Fassung kostenlos am Sitz der Bank Austria Real Invest Immobilien-Kapitalanlage
GmbH (Verwaltungsgesellschaft, AIFM) sowie am Sitz der UniCredit Bank Austria AG (Depotbank bzw. Verwahrstelle) zur Verfügung. Das genaue Datum der
jeweils letzten Veröffentlichung des Prospekts sowie allfällige weitere Abholstellen der Dokumente sind auf der Homepage www.realinvest.at ersichtlich.
Irrtümer und Druckfehler vorbehalten.
Diese Marketingmitteilung wurde von der Bank Austria Real Invest Immobilien-Kapitalanlage GmbH, Rothschildplatz 1, 1020 Wien, erstellt (Medieninhaber).
Zum Autor
Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung
der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.
(VÖPE).
Neue Regeln für Immobilienkredite rauben
der Jugend ihre Chancen auf Eigenheim
Kommentar: Sebastian Beiglböck
Seit 1. August dieses Jahres gelten neue Kriterien für Wohnbaukredite.
Für den Kauf einer Immobilie müssen nun 20 Prozent des Kaufpreises in
Form von Eigenkapital nachgewiesen werden. Darüber hinaus darf die
monatliche Kreditrate nur noch höchstens 40 Prozent des monatlich
verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen und die Laufzeit
der Finanzierung 35 Jahre nicht übersteigen. In der öffentlichen Debatte
getarnt als „Umsetzung einer neuen EU-Richtlinie zur Vergabe von Immobilienkrediten“,
handelt es sich in Wirklichkeit um „gold plating“,
eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2014 auf Basis der Empfehlungen von
diversen Gremien. Treibende Kraft dahinter war das von Nationalbank
und Finanzministerium beschickte Finanzmarktstabilitätsgremium.
Niemand von außen hat Österreich diesen Schritt vorgeschrieben.
Keine Überhitzung
Die „Überhitzung“ des österreichischen Immobilienmarkts als seinerzeitiges
Hauptargument für die neuen Regeln ist nicht nachvollziehbar und
entspricht nicht der Realität. Steigende Zinsen und explodierende Baukosten
sorgen schon jetzt für ein deutlich geringeres Bauvolumen, das
nicht noch durch unrealistische Kreditvergaberichtlinien weiter eingeschränkt
werden soll. Wir brauchen dringend ein praxisorientiertes Gremium
zur Neubewertung der Lage, in dem Regierungsverantwortliche,
Immobilienprojektentwickler, Geschäftsbanken und die Nationalbank
eine zeitgemäße Regelung erarbeiten, die es auch der jungen Generation
ermöglicht, sich ein Eigenheim zu schaffen.
Alle unzufrieden
Alle scheinen mit diesen Regeln unzufrieden – Bevölkerung, Politik
(sogar der Finanzminister), Bankensektor und auch die österreichischen
Projektentwickler. Nennen wir die Regeln doch beim Namen: Sie sind
eine weitere – leider typisch österreichische – eigentumsfeindliche
Maßnahme und ein Zukunftsraub an der Jugend. Denn welcher 30- oder
auch 40-Jährige kann angesichts der seit vielen Jahren sinkenden Realeinkommen
unter diesen Voraussetzungen noch eine Immobilie für die
eigene Familie finanzieren?
In der Schweiz sind zur Unterstützung des Eigentumserwerbs anfänglich
tilgungsfreie Wohnkredite mit sehr langer Laufzeit üblich. Sie ermöglichen
der jungen Generation unter überschaubarem Kapitaleinsatz
etwas aufzubauen, um dann erst bei steigendem Einkommen im Zuge
des beruflichen Fortkommens Tilgungen des Kredites vornehmen zu
können. So ein Modell bräuchten wir zur höheren Resilienz gegen Wirtschaftskrisen
und zur Schaffung von Eigentum als Vorsorge! Darüber
hinaus wären Entlastungen bei den Nebenkosten, insbesondere der
Grundbuchgebühr ein Gebot der Stunde, die schon morgen von der Politik
angegangen werden könnten.
Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, Adobe Stock
84 ImmoFokus
SCAN ME
ImFokus
124
ENERGIEOPTIMIERUNG IM
QUARTIER
Das Thema Energie hat einen regelrechten
Boost erfahren – teilweise ungewollt,
aufgrund der geopolitischen Lage, teilweise
gewollt, wegen der Vorgaben von Green
Deal, EU-Taxonomie und ESG. Drei Experten
diskutieren Auswege, Notwendigkeiten und
Zukunftsperspektiven.
120
ÜBER DEN TELLERRAND
Stand der Winter vor der Türe, begann
die traditionelle Zeit des „Sautanzes“. An
diesem Tag wurde ein Schwein geschlachtet,
zerlegt und verkocht. Dabei wurde nicht
nur gearbeitet, sondern auch gefeiert und
geschmaust. Der Sautanz gehört zu den alten
Brauchtümern, die sich neuer Beliebtheit
erfreuen.
88
REAL CIRCLE
Beim 29. Real Cirlce
auf Einladung von
ERSTE BANK, ERSTE
Immobilien KAG,
IMMOunited, PwC und
ImmoFokus standen zwei
Assetklassen im Fokus,
die von veränderten
Konsumgewohnheiten
betroffen sind: Retail und
Logistik.
Foto: Adobe Stock
86 ImmoFokus
www.kollitsch.eu
GRUNDLAGE.
Wir suchen Liegenschaften im Raum Wien,
Wien Umgebung und in den Ballungszentren
Niederösterreichs, die für die Entwicklung von
hochwertigem Wohnraum geeignet sind.
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dem Traditionsunternehmen Kollitsch und
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ImFokus
Real Circle
#29
Assetklassen im Zeichen
des E-Commerce
Gewinner und Verlierer. Beim 29. Real Cirlce auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien
KAG, IMMOunited, PwC und ImmoFokus standen zwei Assetklassen im Fokus, die von veränderten
Konsumgewohnheiten betroffen sind: Retail und Logistik.
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Amelie Miller und Rudolf Oezelt
S
owohl Retail als auch Logistik hat
vor allem der zunehmende E-Commerce
bereits vor Corona seinen Stempel
aufgedrückt. Mit dem Ausbruch der
Pandemie wurde diese Entwicklung nochmals
verschärft – wenngleich mit unterschiedlichen
Folgen: Während Logistik zum absoluten Investorenliebkind
wurde, mit zum Teil seltsamen
Auswüchsen – wie etwa der Annäherung der
Renditen an jene im Wohnbereich – wurde Retail,
zumindest vorübergehend, von der Normal- auf
die Intensivstation verlegt.
Wie geht es mit beiden Assetklassen weiter?
Was bedeuten Herausforderungen wie Zinswende
und Energiekrise? Wird einerseits der
Logistik-Boom anhalten? Werden andererseits
künftig wieder „kleinere Brötchen gebacken“?
Wie soll der aktuell starken Flächennachfrage
entsprochen werden? Logistik und ESG – geht
das überhaupt? Andererseits: Kann der Geschäftsflächenrückgang
im stationären Einzelhandel
überhaupt aufgehalten werden? Stichwort
Omni-Chanelling – welche Strategien
versprechen Abhilfe? Bleibt das Fachmarktzentrum
der Fels in der Retail-Brandung? Erlebt
Highstreet eine Renaissance? Kann Gastro
& Entertainment das Shopping-Center langfristig
retten? Diese und andere Fragen wurden
im Winter Garten des Erste Campus von ausgewählten
Immobilienprofis diskutiert.
Investmentmarkt: Kaum Deals
„Wir beobachten einen merkbaren Rückgang
bei den Transaktionen“, berichtet IMMOunited-COO
Andreas Millonig über die Lage
am Investmentmarkt. Dabei sei das Interesse
„Wir beobachten einen merkbaren
Rückgang bei den Transaktionen.“
Andreas Millonig,
IMMOunited
gegeben, vor allem an Logistikimmobilien,
so der Grundtenor unter den Experten der
Gruppe „Investment“. „Die Assetklasse bleibt
der Liebling der Investoren“, bringt es Michael
Wagenhofer, Leiter Capital Markets bei
Arnold Immobilien, auf den Punkt. Nachsatz:
„Allerdings haben sich die Preise und Renditen
mittlerweile geändert.“
Für Wolfgang Fessl, Geschäftsführer und Partner
bei Reinberg & Partner Immobilienberatung, ist
die aktuelle Schockstarre am Retail-Investmentmarkt
nicht rational erklärbar. „Dabei ist die
88 ImmoFokus
Assetklasse mit wesentlich geringeren Risiken
verbunden als Logistik.“ Daher sei es auch an der
Zeit, dass die Logistik-Renditen konsolidieren
– und zwar in Richtung eines langfristig realistischen
Niveaus von mindestens fünf Prozent.
„Ändern sich die Preise, so wird wieder etwas
Schwung in den Investmentmarkt kommen“, so
Fessl. Das könnte in den kommenden sechs bis
zwölf Monaten der Fall sein.
Prognose- und Planungsrechnungen. Dahinter
stehe die Tatsache, dass mit dem Zinsanstieg
Staatsanleihen wieder zur Alternative geworden
wären. Dass Projekte viel kritischer unter
„Investoren stellen
aktuell noch genauere
Prognose- und
Planungsrechnungen an.“
Harald Galla
LeitnerLeitner
Wann der Investmentmarkt wieder in Fahrt
kommt, ist für Markus Mendel, Geschäftsführer
EHL Investment Consulting GmbH, in
erster Linie von der Finanzierungssituation
der Marktteilnehmer abhängig. „Wer Eigenkapital-stark
aufgestellt ist, eine solide Finanzstruktur
aufweist und mit Fixzinssätzen gearbeitet
hat, kann etwas länger mit der aktuellen,
sehr volatilen Situation leben“, meint er. Wer
sich hingegen unter anderem mit variablem
Kapital oder Mezzanine-Strukturen finanziert
habe, werde eher früher als später gezwungen
sein, den Exit zu suchen.
Projekte werden kritischer beleuchtet
Harald Galla, Steuerexperte und Partner bei
LeitnerLeitner, beobachtet bei Investoren vor
allem bei Immobilienfonds noch genauere
„Wann wieder in Retail
oder Logistik investiert
wird, hängt von der
Finanzierungsituation der
Produkteigentümer ab.“
Markus Mendel,
EHL Investment Consulting
Ausgabe 06|2022
89
ImFokus
„Auch wegen den
Wiederaufbaukosten in der
Ukraine können die Zinsen
nicht langfristig hoch
bleiben.“
Anton Bondi de Antoni,
Bondi Immobilien Consulting
die Lupe genommen werden, bestätigt auch
Anton Bondi de Antoni, Geschäftsführer Bondi
Immobilien Consulting. „Das ist auch eine positive
Entwicklung, da das den Markt wieder
stabiler macht“, sagt er.
„Ändern sich die Preise, wird wieder
Schwung in den Investmentmarkt
kommen.“
Die verhaltene Investitionstätigkeit liege aber
auch am überschaubaren Angebot, so die
Investment-Experten. Vor allem die hohen
Baupreise hätten zuletzt die Neubautätigkeit
im Logistik-Bereich verlangsamt, so Wagenhofer.
Der Retailmarkt sei hingegen schon seit
längerem gesättigt, so Fessl. „Da geht es eher
um Konsolidierung.“ Jedenfalls gelte auch
dort: Mit höheren Renditen würde sich die
Ausgangslage schnell ändern.
Für Fessl rächt es sich jetzt, dass die Marktteilnehmer
in der langen Phase mit niedrigen
Zinsen „extrem risikoaffin“ geworden wären.
Stichwort Zinsen: Millonig ist überzeugt, dass
sich die Marktteilnehmer mit der Zeit auf
die höheren Zinsen einstellen werden. „Man
darf nicht vergessen, dass fast zwei Kaufkraft-
Generationen praktisch ohne Zinsen aufgewachsen
sind“, so der IMMOunited-Experte.
Bondi glaubt jedenfalls nicht an ein langfristig
hohes Zinsniveau und verweist auf die hunderten
Milliarden Euro, die der Wiederaufbau
der Ukraine nach dem Krieg kosten werde. Das
sei wohl nur über billiges Geld und – darüber
hinaus – Exportgarantien möglich.
Wolfgang Fessl,
Reinberg & Partner
Big Box im Investorenfokus
Was suchen Investoren? Ganz oben auf der
Liste steht nach einhelliger Meinung nach wie
vor die klassische Big-Box-Logistikimmobilie.
Und das mit gutem Grund, wie Wagenhofer erklärt:
“Aufgrund der langfristig sicheren Mieteinnahmen
sind diese Objekte mit Anleihen zu
vergleichen“.
Als künftigen Trend macht Fessl große, mehrgeschossige
Verteilerzentren im innerstädtischen
Bereich aus. Die Voraussetzung dafür:
dass sich die Logistikmieten an das Niveau dieser
Lagen anpassen. Noch liegt der Fokus auf
dem Stadtrand beziehungsweise dem Umland
der Ballungszentren, so Galla. Einig sind sich
die Investment-Experten jedenfalls in einer
90 ImmoFokus
„Logistik bleibt der Liebling der
Investoren, die Preise und Renditen
haben sich aber geändert.“
Michael Wagenhofer,
Arnold Immobilien
„Im Einzelhandel
gibt es aktuell
auch beachtliche
Erfolgsgeschichten.“
Hinsicht: ESG ist längst auch bei Logistikinvestoren
angekommen. „Obwohl das in der Logistik
schwieriger darzustellen ist als in anderen
Assetklassen gibt es schon sehr gute Ansätze
und Beispiele“, hält Mendel fest.
Retail: Multiple Krise
Dass die Ausgangslage für den stationären Einzelhandel
schon einmal einfacher war, darüber
sind sich die Experten der Gruppe B schnell
einig. „Der Einzelhandel ist mit vielen Herausforderungen
konfrontiert“, bringt es Mario
Schwaiger, Bereichsleiter Einzelhandelsimmobilien
bei der EHL Gewerbeimmobilien GmbH,
auf den Punkt, um dann weiter auszuholen:
„Das beginnt mit der rasanten Inflation, die die
Kaufkraft der Konsumenten schwächt, setzt
sich fort mit den gestiegenen Energiepreisen,
die auf die Rentabilität der Händler drückt, und
führt zu Lieferschwierigkeiten. Das heißt, wir
haben nach wie vor kein Vollsortiment.“ Dazu
komme noch die grassierende Personalknappheit.
„Allerdings“, so Schwaiger, „gibt es auch
beachtliche Erfolgsgeschichten. Wir begleiten
Mario Schwaiger,
EHL Gewerbeimmobilien
gerade eine Reihe von Unternehmen - von
Diskontern bis zum Luxus-Retailer - bei ihrer
Expansion und haben erst im Herbst mehrere
große Einzelhandelsflächen erfolgreich verwerten
können.“
„Der Handel muss sich auf seine Stärken konzentrieren,
die ihn in den letzten 70 Jahren
stark gemacht haben“, sagt Michael Priebsch,
Ausgabe 06|2022
91
ImFokus
„Der Handel muss
sich auf seine Stärken
konzentrieren, die ihn stark
gemacht haben.“
Michael Priebsch,
Erste Bank
„Der Handel ist smart,
er siedelt sich dort an, wo
die Konsumenten sind.“
Hannes Lindner,
Standort+Markt
„Neue Marken drängen
verstärkt auf den
österreichischen Markt.“
Stefan Braune,
ÖRAG
Leiter Großvolumiger Wohnbau bei der ERSTE
BANK. Auch in seinem Haus sehe man sich
als Retailer und habe sich dazu commited,
weiterhin Filialen zu betreiben und nicht ausschließlich
SB-Zonen. Leon Vakovits, Lead Asset
Management Retail Austria & Slovenia bei
der IMMOFINANZ, sieht einerseits eine große
Chance für den Handel der Energiekrise zu begegnen,
indem aktives Energiemanagement,
wie etwa die Umrüstung auf LED-Beleuchtung
beziehungsweise grüne Energiebeschaffung
vorangetrieben wird. „Andererseits erkennen
wir den klaren Trend, dass die Konsumenten
nachhaltige Produkte verlangen und weg von
„Fast Fashion“ wollen“, so Vakovits.
Problem: Raumplanung
Für Hannes Lindner, Geschäftsführender Gesellschafter
bei Standort + Markt, liegt eines
der wesentlichen Probleme des Handels in
Österreich in der Raumplanung. Der Handel
an sich sei smart, er siedele sich dort an, wo die
Konsumenten sind. „Da braucht es uns nicht
zu wundern, dass es bei uns an jedem Kreisver-
92 ImmoFokus
„Die Konsumenten wollen nachhaltige
Produkte und weg von „Fast Fashion“.“
Leon Vakovits,
Immofinanz
wie etwa Homeoffice anzupassen“, erklärt
Stefan Braune, Leitung Retail bei der ÖRAG.
Ein weiterer Trend: Einzelhändler fragen verstärkt
Showrooms nach. „Ausprobiert wird im
Geschäft, gekauft wird im Internet“, so Braune.
Darum nimmt die Bedeutung von Markenbindung
und Beratung im Geschäft zu“, so Braune.
Begegnungszonen
kehr einen Supermarkt oder ein Fachmarktzentrum
gibt“, stellt Lindner in den Raum.
„In der Corona-Krise ist auch etwas Positives
passiert“, sagt Walter Wölfler, Head of Retail
CEE & Austria bei CBRE. Der stationäre Handel
habe erkannt, dass jedes Unternehmen unbedingt
einen Online-Auftritt braucht. Die Herausforderung
bestehe jetzt darin, Online und
das Angebot im Geschäft vernünftig zu verbinden,
also Omni-Channeling zu betreiben.
„Denn die meisten Händler sind sehr rasch
draufgekommen, dass ein reiner Online-Kanal
nur sehr schwer gewinnbringend zu führen
ist, mit Ausnahme vielleicht von Amazon“, so
Wölfler.
Bei der ÖRAG macht man den verstärkten
Trend aus, dass neue Marken auf den österreichischen
Markt drängen. „Und zwar nicht nur
Fashion und Sports, sondern vor allem auch
Möbel und Heimtextilien, denn besonders seit
der Pandemie gestalten viele Konsumenten
ihr Heim neu, um sich neuen Bedingungen
„Das Shopping-Center und die Highstreet
werden sich wieder zu Zonen der Begegnung
entwickeln“, so Lindner. Dabei werde die Gastronomie
ein ganz wichtiger Treiber sein. Man
dürfe nicht vergessen, dass das Shopping-Center
in den USA 1956 von einem Österreicher
namens Victor Gruen erfunden worden sei,
um in der amerikanischen Vorstadt eine Zone
der Begegnung zu schaffen. „Und jetzt geht
es darum, den Menschen einen guten Grund
zu geben, in die Stadt zu fahren beziehungsweise
ins Shopping-Center zu kommen - sei
der Grund ein Ärztezentrum, eine Massage,
Fitness oder Entertainment oder eben auch die
Gastronomie“, sagt Lindner.
Ausgabe 06|2022
93
ImFokus
„Kunden freuen sich über
die Möglichkeit, Online rund
um die Uhr einkaufen zu
können und achten auf den
Preis.“
Dieter Wasserburger,
REWE
„Der Einzelhandel muss
Online und das Angebot
im Geschäft vernünftig
verbinden.“
Walter Wölfler,
CBRE
Bei Standort + Markt ist man der Frage auf
den Grund gegangen, ob, wie seit Jahren in
den Medien behauptet wird, Gastronomie das
neue Retail sei. So habe man den Anteil der
Gastronomie an der Gesamtfläche von Einkaufszentren
erhoben. „Dass die Gastronomie
sowohl 2010 als auch 2020 einen Anteil von
sieben Prozent hatte, hat uns verwundert“, gibt
Lindner zu. Für ihn ist ein dramatischer Strukturwandel
jedenfalls nicht von der Hand zu
weisen: „Vor allem, wenn man bedenkt, dass
wir 1960 in Österreich noch 23.900 Lebensmittelhändler
hatten. Zwischenzeitlich sind es nur
mehr rund 5.500 Supermärkte, Verbrauchermärkte
und Lebensmitteldiskonter.“
Der Onlinehandel als Chance
Der stationäre Einzelhandel muss sich seinen
größten Feind zum Freund machen. „In Zukunft
wird es entscheidend sein, Konsumenten
den Kernnutzen des stationären Einzelhandels
begreifbar und erlebbar zu machen“, ist Samantha
Riepl, Geschäftsführerin RegioPlan
und Geschäftsführerin SR Immobilien, überzeugt.
„Service und Erlebnis in Kombination
mit Onlinehandel“ heißt die Devise. „Bei
Flagship-Stores funktioniert das bereits sehr
gut. Auf der Fläche werden wenige Produkte
präsentiert, um die Kunden zu beraten, der
Rest wird online abgewickelt.“ Andreas Kreutzer,
Geschäftsführer von Kreutzer Fischer &
Partner, kontert: „Ich finde es gefährlich, wenn
der stationäre Einzelhandel versucht, den Onlinehandel
nachzuäffen.“ Stattdessen soll der
stationäre Einzelhandel seinen eigenen Weg
finden, denn er birgt definitiv gewisse Vorteile.
„Ich finde es gefährlich,
wenn der Einzelhandel
versucht, den Onlinehandel
nachzuäffen.“
Andreas Kreutzer,
Kreutzer Fischer & Partner
Auch der Erlebnisfaktor beim Einkaufen ist
für Helmut Beer, tätig im Immobilienbereich
der TPA Steuerberatung, einem Wandel unterworfen:
„Dahingehend könnte es eine Veränderung
geben, etwa, dass das Einkaufserlebnis
ein Ausflug für die ganze Familie ist, verbunden
mit dem Besuch in einem Freizeitpark.“
„Der Onlinehandel ist sehr branchen- und
produktabhängig. Möbel zum Beispiel werden
haptisch gekauft“, gibt Kreutzer zu bedenken.
Für ihn ist klar: Nur auf das Einkaufserlebnis
zu setzten, wird leider nicht reichen, stattdessen
sollten die Öffnungszeiten und ja, auch die
Sonntagsöffnungen von Geschäften diskutiert
werden, denn der „Erfolg des Onlinehandels ist
94 ImmoFokus
„Der stationäre
Einzelhandel wird künftig
Onlinehandel zumindest
anbieten müssen.“
Helmut Beer,
TPA
„Der stationäre Handel ist nicht
auf der Intensivstation, sondern
momentan in Therapie.“
Samantha Riepl,
RegioPlan Consulting, SR Immobilien
„Eine innerstädtische
Logistikfläche allein, wird
das Ortszentrum nicht
beleben.“
Peter Vcelouch,
Cerha Hempel
vor allem auf zwei Dinge zurückzuführen – auf
Verfügbarkeit und auf Convenience.“ Dem gilt
es zu begegnen, so Kreutzer. Dieter Wasserburger,
Leitung Expansion und Immobilien des
Rewe-Konzerns in Österreich stellt fest:„Die
Konsumgewohnheiten haben sich geändert –
Kunden freuen sich über die Möglichkeit, im
Internet rund um die Uhr einkaufen zu können
und achten auf den Preis. Hier kann der stationäre
Handel mit dem E-Commerce nur sehr
schwer mithalten.“
Die „Big Five“ gegen das Ortskernsterben
Frequenz, Aufenthaltsqualität, Erreichbarkeit,
Infrastruktur vor Ort und nutzbare Geschäftslokale:
Das sind die großen fünf für Wasserburger,
damit die Belebung eines Ortskerns gelingen
kann. Dafür eignet sich aber nicht jede
Stadt: „Viele Städte und Gemeinden stehen vor
der Herausforderung für Konsumenten sowie
den Handel attraktiv zu bleiben. Viele Faktoren
müssen hier gegeben sein – von geeigneten
Geschäftsflächen über gute Erreichbarkeit
vom Umland aus bis hin zu kostenlosen Parkmöglichkeiten.
Auch ein schöner Ortskern
kann sich positiv auf die Qualität des Standortes
und die Kundenfrequenz auswirken“, ist er
überzeugt. „Der Wunsch nach Verkehrsberuhigung
ist ebenso verständlich wie jener nach
einem florierenden Handel im Innenstadtbereich.
Doch der Spagat ist so gut wie nicht zu
schaffen, denn in vielen Gemeinden erfolgt
der Einkauf letztlich mit dem Auto. Wenn am
Hauptplatz oder in unmittelbarer Nähe nur
unzureichend Parkmöglichkeiten vorhanden
sind, weichen die Kunden auf die Einkaufszentren
aus.“ Oft scheitert der Wunsch, den
Ortskern wieder zu beleben, an der Bereitschaft,
eine Entscheidung zu treffen, berichtet
Riepl. „Irgendwann muss man vielleicht auch
unpopuläre Entscheidungen treffen und dazu
stehen, unabhängig von der Amtsperiode.“
Nicht zuletzt hinkt auch der Gesetzgeber hinterher:
„Wenn es um die Belebung von Ortskernen
geht, betrifft das meist den Altbau und
Ausgabe 06|2022
95
ImFokus
somit das Mietrechtsgesetz – auch bei den Geschäftsflächen.
Gerade diese Situation macht
es für den Vermieter schwierig: „Selbst, wenn
der Vertrag befristet ist, besteht die Sorge, den
Mieter am Ende auf eine bestimmte Zeit nicht
loszuwerden“, beleuchtet Peter Vcelouch,
Leitung Real Estate und Construction Cerha
Hempel, die juristische Perspektive. Weiters
kann das Mietrechtsgesetz auch eine Rolle bei
umsatzabhängigen Bestandsentgelten spielen,
Stichwort „Click und Collect“ – wie lässt sich
das in den Umsatz sinnvoll anrechnen?
Aber könnte man nicht alternativ die Flächen
temporär vermieten und diese Schwierigkeiten
so umgehen? Die Zwischenlösung eines Popup-Stores
sieht Riepl durchaus kritisch. „Im
Grunde sind Pop-Up-Stores keine Notlösung für
Erdgeschosszonen-Bespielung in schwachen
Lagen, können aber in präsenten Lagen für kurzfristige
Belebung sorgen.“ Viel zielführender sei
es, den sogenannten USP einer Stadt zu finden
und diesen hervorzuheben. Gmunden ist hier
ein Paradebespiel. Denn wer an Gmunden denkt,
denkt an Gmundener Keramik – doch diese vor
Ort zu kaufen scheint schier unmöglich. Eine
bisher verpasste Chance.
Früheres Stiefkind Logistik
„Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine
haben uns gezeigt, wie brüchig Lieferketten
„Corona-Krise und
Ukrainekrieg haben uns
gezeigt, wie brüchig
Lieferketten sind.“
Wolfgang Scheibenpflug,
Flughafen Wien
sind“, sagt Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter
Immobilien- und Standortmanagement,
Flughafen Wien AG. So ist für
ihn auch verständlich, dass man wieder begonnen
hat, Lager aufzubauen. „Die Logistik, die
früher ein Stiefkind der Immobilienbranche
war, nimmt heute eine zentrale Rolle ein.“ Für
ihn sind die nachgefragten Logistikflächen
möglichst nahe an den Ballungsräumen, die
Flächen sind aber nicht am Markt. Andererseits
haben Investoren Logistikimmobilien
als attraktive Asset-Klasse entdeckt. Nur in
Niederösterreich gibt es zur Zeit de facto einen
Widmungsstopp, bis der Rahmenplan Ende
2023 beschlossen werden soll. Die aufgestaute
Nachfrage wird daher Auswirkungen auf das
Preisgefüge der Infrastruktur haben. Auch
Gerald Kerbl, Steuerberater und Partner TPA
hat bemerkt, dass in der Pandemie Logistikimmobilien
geboomt haben: „Da sind Investoren
Schlange gestanden.“ Es sollte kurzfristig ein
Investorfonds nach dem anderen für Logistikimmobilien
konzipiert werden, doch die
Flächen waren nicht da.
Auf das Thema der Taxonomie angesprochen
hält es Paul Edlauer, Project Development
Manager bei DLH (Deutsche Logistik
Holding), für möglich, dass es bei bisher
ungenutzten Flächen beziehungsweise
Greenfields wegen der EU-Taxonomie zu Abschlägen
in der Bewertung kommen wird. „Es
geht daher ganz klar in Richtung Brownfield-
Entwicklungen.“ Um die Erträge zu steigern
und erfolgreiche Entwicklungen in Städten
zu ermöglichen, wird auch Zweigeschossigkeit
an Bedeutung gewinnen. Das gilt auch
für die reine Logistiknutzung, denn „auch
LKW können in den ersten Stock fahren“. Es
müsse am Ende des Tages aber irgendjemand
bezahlen: „Auch, dass wir raus aus dem Gas
96 ImmoFokus
„Es geht ganz klar in
Richtung Brownfield-
Entwicklungen.“
Paul Edlauer,
DLH
müssen, ist allen klar, aber zwischen Investoren
und Nutzern werden Gespräche um jeden
Euro geführt.“ Für ihn wollen Investoren eine
gewisse Laufzeit, gute Mieter und Immobilien,
die möglichst drittverwertungsfähig
sind. Zu einer hohen Drittverwertungsfähigkeit
würden heutzutage eine grüne Bauweise
und der ressourcenschonende Einsatz von
Energie gehören. „Andererseits drehen sich
die Anforderungen des Marktest in der Logistik
so schnell, dass heute als nachhaltig
betrachteten Mittel in zwei Jahren schon wieder
ganz andere sein können.“ Es gebe noch
keine Blaupause für die richtige Lösung. „Es
müssen jedenfalls neue Konzepte entwickelt
werden, egal, ob auf der grünen Wiese oder
im Bestand.“
Peter Fischer, Real Estate Leader PwC weiß:
„Was wir bauen, ist nicht das wirkliche Problem.
Die Herausforderung ist der CO2-Ausstoß
in den Lieferketten.“ Für ihn werden an der
Taxonomie die Immobilien der Zukunft gemessen
werden. Das Problem für ihn ist, dass
die Immobilienwirtschaft alles lösen und noch
so kreativ sein kann, den LKW werde man aber
nicht wegbringen. Ein radikaler Ansatz ist, dass
Logistikketten sich in Zukunft auch öffentlicher
Verkehrsmittel bedienen müssen, um die
letzte Meile abzudecken. Er ist überzeugt, dass
es in der Logistik Innovation braucht, dann „ist
die Diskussion über Brownfield oder Greenfield
zweitrangig“. Er ist auch überzeugt, dass
sich Immobilien, vor allem in der Logistik, an
die neuen Vorschriften anpassen müssen. „Der
Schlüssel dazu ist nicht das Bauen, sondern die
Digitalisierung.“
Taxonomie: Hohe Dynamik
Für Gerald Kerbl ist das Thema „Nachhaltigkeit
in der Logistik“ auch regulatorisch von der
EU aufgegriffen beziehungsweise mitbedacht
worden. Das Rahmengerüst bilde wie so oft die
EU-Taxnomie beziehungsweise delegierte Verordnungen.
Was die unternehmerische Verantwortung
für die Einhaltung von Menschenrechten
in Lieferketten angeht, sieht Kerbl
Deutschland mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
(ab 1.1.2023) gut aufgestellt.
Er verweist darauf, dass es auch auf EU-Ebene
eine Richtlinie geben wird (CSDD-Directive)
„Das Zauberwort
der Zukunft lautet
Deglobalisierung.“
Gerald Kerbl,
TPA
Ausgabe 06|2022
97
ImFokus
„Bauen ist nicht
das Problem. Die
Herausforderung ist der
CO2-Ausstoss in den
Lieferketten.“
Peter Fischer,
PwC Österreich
geben wird. „Artikel 8 ist ‚the journey‘, Artikel
9 ist ‚the destination‘“, so der TPA-Experte. Klar
sei jedenfalls, dass mittel- bis langfristig Artikel-
9-Kapitalmarktprodukte dominieren werden.
Peter Fischer ist überzeugt, dass in Zukunft
keine Immobilie mehr verkauft werden kann,
die nicht dem Artikel 8 entspricht. „Das muss
aber politisch begleitet werden, dazu braucht
es eine Stabsstelle im Bundeskanzleramt und
nicht aufgesplitterte Kompetenzen in verschiedensten
Stellen“, fügt er hinzu. Es gibt
schon Signale, dass große Investoren aus allem
herausgehen werden, was nicht dem Artikel
8 oder Artikel 9 entspricht. „ESG ist der Webstuhl
des 21. Jahrhunderts, das Ding geht nicht
mehr weg“. Für ihn muss die Logistikbranche
der flexibelste und innovativste Teil der Immobilienwirtschaft
der nächsten 30 Jahre sein.
„Die Logistik wird in Zukunft wie ein Postbus
funktionieren, der am Weg von Freistadt nach
Linz 40-mal stehenbleibt und verschiedenste
Leute mitnimmt und in Linz aussteigen lässt.“
Auch wenn für Gerald Kerbl das Zauberwort
der Zukunft „Deglobalisierung“, lautet, hält
er dennoch fest, dass es weitere Logistikflächen
brauchen wird, man müsse sie nur
dorthin bauen, wo die Infrastruktur bereits
vorhan¬den ist – Stichwort: 15-Minuten-
Stadt. Kerbl sieht aber auch die Geburtswehen
einer neuen Ära und hofft, dass in
Zukunft die Ökonomie nicht mehr im Widerspruch
zur Ökologie stehen wird. „Wenn man
den Bogen aber überspannt, kann es schnell
ins Gegenteil umschlagen, da muss man die
Bevölkerung mitnehmen“. Wolfgang Scheibenpflug
hält dem entgegen, dass es weitere
Logistikflächen brauchen wird, man müsse
sie nur dorthin bauen, wo die Infrastruktur
bereits vorhanden ist. Er sieht aber auch die
Geburtswehen einer neuen Ära und hofft,
dass in Zukunft die Ökonomie nicht mehr
im Widerspruch zur Ökologie stehen wird.
„Wenn man den Bogen aber überspannt,
kann es schnell ins Gegenteil umschlagen, da
muss man die Bevölkerung mitnehmen“.
98 ImmoFokus
Neue Konzepte gefragt
„Wie kann man Last-Mile-Mikrostandorte in
die Stadtentwicklung einbeziehen? Wem gehören
sie? Werden sie von großen oder kleinen
Logistikfirmen betrieben oder angekauft? Was
soll dort alles zugestellt werden, auch Verderbliches
wie Lebensmittel?“, eröffnet Martin
„Das Problem bei den Einkaufsstraßen
ist, dass sie kein gemeinsames
Management haben.“
Stefan Goigitzer,
Coore
Weber, Leiter Stabstelle Immobilien bei der
ERSTE BANK, die Diskussionsrunde „Urbane
Logistik“ mit spannenden Fragestellungen.
„Lösen kann das Logistikproblem letztendlich
nur die Digitalisierung, starke Treiber gibt es
bereits. Hier kommen große Veränderungen
auf die Immobilienbranche zu. Es dauert etwas,
bis Entwicklungen am Markt ankommen,
dennoch wird gerade ein sehr großes Last-Mile-
Netz aufgezogen, mit dem Ziel, nicht weiter als
500 Meter zum nächsten Abholpunkt, zum
Beispiel von Amazon, zu brauchen. Da wird der
Mitbewerb nicht viel dahinterstehen wollen.“
Dazu ergänzt Stefan Goigitzer, Managing Partner
von Coore, dass er die Entwicklungen wie
zum Beispiel bei Flink mit großem Interesse
verfolgt: „Die mieten Läden an, um die Last
Mile selber von den Shops weg bedienen zu
können. Was für mich nicht nachvollziehbar
ist, ist warum das über den stationären Lebensmittelhandel
nicht funktioniert und warum
der stationäre Handel nicht mehr verzahnt mit
dem Onlineangebot funktioniert. Das würde
das Thema der Last Mile auch abschwächen
und nicht zu zusätzlichem Verkehrsaufkommen
führen.“
Karl Koller, Partner und Rechtsanwalt bei PwC
Legal, hakt beim Stichwort Verkehrsaufkom-
Ausgabe 06|2022
99
ImFokus
men ein. „Es ist in Zeiten des Klimawandels
verwerflich, dass das Thema Verkehrsaufkommen
nicht immer mitgedacht wird.
Einerseits sehen wir die großen Logistikverteilzentren
am Stadtrand oder in der Nähe
von Flughäfen, andererseits reden wir über
urbane Last-Mile-Standorte, mit dem Problem
des einhergehenden Verkehrsaufkommens
und der exemplarischen Kleinlaster, die im
Weg stehen. Doch diese Themen werden die
Immobilien-Developer nicht lösen können, da
gehört eine Stadtraum-Planung dazu, weil zu
viele Elemente ineinander spielen.“
Für Marcel Nürnberg, Gründer und Geschäftsführer
Squarebytes, liegt die Lösung
naturgemäß in der Digitalisierung. „Wir haben
tagtäglich mit Digitalisierung und neuen
Technologien zu tun, daher wäre für mich die
Frage, wie weit Amazon das Kaufverhalten
analysiert. Kauft zum Beispiel jemand jedes
Monat Windeln, wird er sie auch im nächsten
Monat wieder kaufen. Da kann man die Logistik
dahingehend bereits optimieren. Für mich
stellt sich die große Frage, warum man nicht in
jedem Lebensmittelhandel auf die wichtigsten
Produkte per Automat zugreifen kann. Logistisch
ist ja die Ware dort, mit einem 24/7-Angebot
kann man viel einsparen.“
Weber sieht diesen Ansatz auch positiv, wie
generell eine Belebung von Erdgeschosszonen.
„In Straßen wie der Lerchenfelderstraße
in Wien, in der viele Geschäfte geschlossen
„Es braucht eine
Professionalisierung und
Digitalisierung von kleinen
Geschäftsflächen.“
Martin Weber,
Erste Bank
„Das Thema zusätzliches
Verkehrsaufkommen muss
unbedingt mitgedacht
werden.“
Karl Koller,
PwC Österreich
haben, könnte man leerstehende Geschäfte
anmieten und wiederbeleben.“ Goigitzer
widerspricht hier: „Eine Logistik oder Last-
Mile-Zone bewirkt genau das Gegenteil. Das
ist wie eine Bank, die die Einkaufsstraße
unterbricht.“ Er glaubt vielmehr, dass das
Problem an den Einkaufsstraßen ist, dass
sie kein gemeinsames Management haben.
„Könnte man einen Mietermix zusammenstellen,
wie in einem Shoppingcenter, würden
diese besser funktionieren. Wo ich recht
gebe, ist, leerstehende Erdgeschossflächen
in Nebenlagen zu nutzen, zum Beispiel für
Store-Box-Konzepte. Die Zukunft muss sein,
alles zusammenzuführen. Da sollte sich die
Retailbranche abstimmen und auch gegenüber
dem Onlinegeschäft öffnen.“ Goigitzer
wäre für Ideen zur Einsparung der Last Mile
und ein gutes Angebot von 24-Stunden-Abholboxen.
„Für eine Verzahnung wäre auch
politischer Druck wichtig, um das vorhandene
Netz mehr zu nutzen.“
Neue Konzepte für die Last Mile
Weber spricht sich für eine Professionalisierung
und Digitalisierung von kleinen Geschäftsflächen
aus. „Diese leben von ihrem
Inhaber, der zwölf bis 14 Stunden drinnensteht,
das kann man sicher verbessern. Problematisch
sind die Flächen zwischen 400 und 800 Quadratmetern,
die sind zu groß für die Kleinen und
zu klein für die Großen. Die Supermarktketten
wollen Geschäftsflächen über 800 Quadratmeter,
am besten quadratisch, mit LKW-Zufahrt
100 ImmoFokus
und Lager.“ Nürnberg fügt hinzu, dass es neue
Konzepte wie Amazon-Shops gibt, durch die
man hindurchgeht, Produkte nimmt, und der
Shop ohne abzuscannen weiß, was entnommen
wurde und die entsprechende Summe vom
Amazon-Konto abbucht. „Solche Systeme sind
gerade experimentell im Versuch. Es braucht
viel Mut und Kapital, um solche Konzepte auch
in Österreich zu etablieren.“
Städtebauliche Auswirkungen
Für Goigitzer ist klar, dass Logistikkonzepte
vor allem auf der grünen Wiese leicht umzusetzen
sind. „Im urbanen Raum ist es fast
unmöglich, ein Gebäude abzureißen. Wie man
das städtebaulich vor allem innerhalb des Gürtels
umsetzen will, ist für mich ein spannendes
Thema.“
Nürnberg erwähnt die Option der selbstfahrenden
Autos. „Für diese wird nur mehr ein
Drittel der Straßen benötigt werden. Da wird es
spannend, was mit den restlichen zwei Dritteln
passiert, da entsteht viel Platz für kreatives Potenzial.
Natürlich reden wir von vielen Jahren
in der Zukunft, aber das kann in einem städtebaulichen
Konzept schon beachtet werden,
weil das auch langsam in der Entwicklung ist.“
Weber fügt hinzu, dass leerstehende Garagen
umgenutzt werden. „Wir sprechen von 50 bis
60 Prozent Leerständen außerhalb des Gürtels.
Die Leute haben immer mehr Sachen und
weniger Platz in der Wohnung, da sind Self-
Storage-Konzepte schon sehr spannend.“
„Ideal wäre es, die Logistik
in Bezug auf das zukünftige
Kundenverhalten zu
optimieren.“
Marcel Nürnberg,
squarebytes
Für Koller ist es essenziell, bei Stadtteilneuentwicklungen
auf Logistik und Zulieferung
Rücksicht zu nehmen. „Es braucht Abstellflächen
für Lieferdienste. Die Zukunft von Retail
ist die Onlinebestellung, das sieht man am
veränderten Einkaufsverhalten. Mixed Use
ist insofern auch wichtig, dass es nicht am
Abend finster wird und keiner mehr auf der
Straße ist. Bei kleinteiligen Lösungen müssen
viele Akteure zusammenspielen, um zu einer
guten Lösung zu kommen, die vernünftig für
die Gesellschaft als solches oder die Bewohner
eines Viertel ist.“ Dafür bringt Weber ein paar
Beispiele: In Neubaugebieten, in denen viel
Lieferverkehr ist, wie in Aspern und im Nordbahnviertel,
ist eine gemischte Erdgeschosszone
wichtig. „Diese werden zentral vom Bauträger
angemietet und dann weitervermietet,
daher hat man einen Mix vom Buchhändler
bis zum Supermarkt, die sich nicht gegenseitig
konkurrenzieren. Beim Lieferverkehr muss
man zukünftig anders denken als derzeit gedacht
wird. Es geht da nicht um den Kleinlaster,
der eine Stunde vor dem Lokal steht und
entlädt.“ Der ERSTE BANK Experte bringt das
Beispiel der Abtragung eines Schleppgleises in
Aspern, das bis zum Opelwerk reichte. „Es war
keine gute Idee, eine bestehende Infrastruktur
zu vernichten, mit der man tonnenschwere
Lasten hätte transportieren können. Da muss
man zukünftig anders denken. Es gibt ja auch
Überlegungen, dass man über Straßenbahnschienen
die letzte Meile macht. Den Individualverkehr
darf man auch nicht ganz weglassen,
eine ganz autofreie Stadt wird nicht funktionieren,
auch wenn das jetzige System reduziert
werden muss.“
Hier geht‘s
zum Video
www.immo-timeline.at
Ausgabe 06|2022
101
ImFokus
Rohstoffpreise
steigen weiter
Pricing-Experte. Danilo Zatta, CEO der Unternehmensberatung Horváth in Italien, ist ein gefragter
Gesprächspartner, um die Entwicklung der Rohstoffpreise zu erklären. Dem ImmoFokus erklärt er unter
anderem, wieso mit weiteren Anstiegen zu rechnen ist und Pricing gerade in Rezessionen wichtig ist.
Das Gespräch führte: Patrick Baldia
Die Rohstoffpreise haben sich in den letzten
zweieinhalb Jahren extrem entwickelt.
Haben Sie für 2023 gute Nachrichten für
unsere Leser?
Danilo Zatta: Ich befürchte nicht. Auch die
kommenden zwei Jahre werden, was die
Rohstoffpreise betrifft, sehr herausfordernd
bleiben. Die globalen Lieferketten sind nach
wie vor nicht vollständig reaktiviert oder
neu ausgerichtet und daher extrem anfällig.
Bekanntlich hat die Pandemie das Verhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage bei
Rohstoffen zur Produktion langlebiger Güter
aus dem Gleichgewicht gebracht. Wenig
hilfreich waren in diesem Zusammenhang
auch extreme Naturereignisse oder der Krieg
in der Ukraine. Eine weitere Problematik ist,
dass mit dem Krieg die bereits bestehenden
Transportprobleme verschärft wurden,
weil hunderttausende LKW-Fahrer aus der
Ukraine stammten und jetzt in den Wehrdienst
einberufen wurden. Damit fallen diese
Kapazitäten auf lange Zeit aus. Gleichzeitig
ist die Stahlproduktion, Russlands und der
Ukraine zusammengenommen, um rund ein
Viertel eingebrochen. Obwohl die Nachfrage
mittlerweile zurückgegangen ist, bleiben
Baustoffe jedenfalls knapp.
Bei welchen Bau- und Rohstoffen erwarten
Sie 2023 die größten Preisanstiege und bei
welchen wird es ruhiger zur Sache gehen?
Wenn wir in die Zukunft blicken, sollten
wir beachten, dass es bezüglich Preisen
und Verfügbarkeit regionale Unterschiede
geben kann, die vom Haupttrend abweichen.
Generell erwarten wir jedoch einen erneuten
Anstieg der Bau- und Rohstoffpreise.
Bei verschiedenen Rohstoffen wie Stahl war
beispielsweise für die Bauindustrie in 2022
ein Preisrückgang zu verzeichnen, der in den
letzten Monaten einen Tiefstand erreicht
hat. Gleichzeitig ging die Stahlproduktion
weltweit zurück. Wir gehen deshalb davon
aus, dass sich solche Preisrückgänge nicht
fortsetzen werden, sondern in 2023 ein
erneuter leichter Anstieg zu erwarten ist.
Dafür spricht auch, dass wegen zu hoher
Energiepreise weitere Hochöfen stillgelegt
werden. Auch Kunststoffe wie Polystyrol
oder PVC haben sich deutlich verknappt, die
Produktion wurde gedrosselt. Selbst wenn
die Preise hier noch recht stabil sind, könnten
sie in 2023 wieder deutlich anziehen.
Zudem sind in China hunderte Millionen
von Menschen immer noch im Lockdown
– sobald die Lockdown-Maßnahmen dort
102 ImmoFokus
Mit dem Buch „The Pricing Model Revolution“
ist Ihnen ein internationaler
Bestseller gelungen. Dabei haben Sie auch
vorher durchaus beachtete Bücher über
Pricing geschrieben. Ist das Thema im
aktuellen, von Unsicherheit geprägten
Umfeld vielleicht noch wichtiger?
Meiner Meinung nach ja – auch wenn Pricing
grundsätzlich immer ein relevantes Thema
sein sollte. Schließlich ist Pricing von allen
Ertragshebeln, sprich Menge, Preis und Kosten,
nicht nur der stärkste, sondern auch der
schnellste. Gerade in einer wirtschaftlichen
Schwächephase nimmt die Preisgestaltung
eine zentrale Rolle ein: Zahlungsbereitschaften
ändern sich, Preiselastizitäten erhöhen
sich und neue Preismodelle werden benötigt,
um den Wert, den Unternehmen an Kunden
liefern, zu monetarisieren. All das muss
durch optimiertes Pricing orchestriert werden.
Wir beobachten, dass Unternehmen, die
die Preisgestaltung an oberster Stelle in ihre
Geschäftsführungsagenda gesetzt haben, ein
im Branchenvergleich überdurchschnittlich
hohes Ertragsniveau erreichen. Das ist in
Rezessionsphasen besonders wichtig.
gelockert werden, wird sich das auch in der
Roh- und Baustoffnachfrage spüren lassen.
Für 2023 vermuten wir somit bei fast allen
Rohstoffen erhebliche Preissteigerungen.
Bedeuten hohe Rohstoffpreise weiterhin
hohe Inflation?
Die Inflation wird weiter steigen. Auch weil
die Geldmenge nach wie vor sehr hoch ist.
Dazu kommt, dass die Gewerkschaften hier
wie da über Lohnerhöhungen verhandeln.
Der Inflationsanstieg wird aber nicht mehr
so stark ausfallen wie zuvor. Es zeigt sich
nämlich, dass aufgrund des Zinsanstiegs, der
Geld deutlich teurer gemacht hat, sowie der
hohen Verunsicherung über das wirtschaftliche
Umfeld der Konsum zurückgeht. Das
betrifft Investitions- wie Konsumgüter – egal
ob Maschinen, Wohnungen oder Mode.
„Die globalen
Lieferketten
bleiben extrem
anfällig.“
Danilo Zatta,
Horváth
Worum geht es konkret beim Pricing –
darum, den höchstmöglichen Preis zu
ermitteln?
Beim Pricing geht es darum, den optimalen,
und nicht den höchsten Preis zu bestimmen.
Also den Preis, bei dem am meisten Gewinn
erzielt wird.
Für Unternehmen geht es also darum,
mit Pricing so viel Profit wie möglich zu
machen?
Genau. Das ist auch die Voraussetzung, um
weiter wachsen beziehungsweise investieren
zu können. Die bewusste Entscheidung, den
Profit über den optimalen Preis zu maximieren,
bedeutet auch, gegebenenfalls einen
kleineren Marktanteil in Kauf zu nehmen als
Unternehmen, die die Philosophie verfolgen,
das Volumen zu maximieren.
Kann das nicht gefährlich sein?
Andersrum ist es gefährlicher. Unternehmen,
die sich in erster Linie auf einen
möglichst hohen Marktanteil konzentrieren,
laufen Gefahr, sich in Preiskriege oder Rabattschlachten
zu verstricken. Das ist lang-
Ausgabe 06|2022
103
ImFokus
Danilo Zatta
Danilo Zatta ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung
Horváth in Italien und zudem Global
Head of Pricing. In den letzten 25 Jahren hat der
Deutsch-Italiener zahlreiche Projekten für multinationale
Unternehmen, KMU und Investmentfonds
in unterschiedlichen Branchen begleitet. Zu seinen
Schwerpunkten zählen neben Programmen zur
Verbesserung der Preisgestaltung und des Vertriebs
Wachstumsstrategien sowie die Neuausrichtung
von Geschäftsmodellen. Zatta hat zahlreiche
Bücher und Artikel verfasst und hält regelmäßig
Vorträge. Sein letztes Buch „The Pricing Model Revolution“
ist ein internationaler Bestseller und wird
in Kürze in zwölf Sprachen verfügbar sein.
fristig nicht wirtschaftlich und könnte das
Überleben eines Unternehmens gefährden,
vor allem, wenn Marktanteile auf Kosten von
Ertrag gekauft werden, im schlimmsten Fall,
wenn auch Verluste hierfür in Kauf genommen
werden.
Ist Pricing und Immobilienbewertung
eigentlich dasselbe?
Beim Pricing geht es vor allem darum, den
Wert, den man am Markt anbietet, durch
optimierte Preise zu monetarisieren. Die
Bewertung zielt ja auch darauf ab, über
verschiedene Wertermittlungsverfahren den
aktuellen Verkehrswert einer Immobilie zu
ermitteln, also den Preis, der voraussichtlich
am freien Markt erzielt werden kann.
Horváth ist ja für Unternehmen aus
verschiedenen Branchen tätig. Auch aus
der Immobilienwirtschaft?
Zu unseren Kunden aus den verschiedensten
Branchen gehören auch etliche Immobilienunternehmen
oder Asset-Management-
Unternehmen. Aktuell vor allem Firmen und
Agenturen, die im „Short-term-Rental“-Bereich
tätig sind. Solche Vermietungen können
Immobilien betreffen, aber auch zum
Beispiel Wohncontainer, Schulcontainer,
mobile Toiletten bis hin zu Gabelstaplern,
Maschinen, Schiffen oder Kraftfahrzeugen.
Welche neuen Preisansätze spielen in der
Immobilienwirtschaft eine Rolle?
Besonders spannend sind Preisansätze, die
mit künstlicher Intelligenz beziehungsweise
Algorithmen und maschinellem Lernen
arbeiten, um den optimalen Verkaufspreis
oder Mietpreis einer Immobilie zu bestimmen.
Damit können die vielen verschiedenen
und vor allem dynamischen Aspekte,
die dabei eine Rolle spielen, berücksichtigt
werden.
Bitte geben Sie ein Beispiel…
Ein Immobilieninvestor hat uns beauftragt,
die optimalen Verkaufspreise für 15 seiner
Mehrfamilienhäuser festzulegen. Dazu
haben wir mit unserem selbst entwickelten
Tool Artelligence zum einen objektbezogene
Daten wie die Nutzungsfläche, Anzahl der
Wohnungen, Etagen und Parkplätze sowie
Baustil und Baujahr analysiert. Zum anderen
auch öffentliche Daten, wie Lage, Verkehrsanbindung,
Lärmbelästigung, regionales
Einkommen sowie die Nähe zu Schulen,
Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten und
Grünflächen. Ebenfalls berücksichtigt wurden
die Preise vergleichbarer Immobilien,
die von Webcrawlern erfasst wurden.
104 ImmoFokus
unterschiedliche Preiskontingente geöffnet
oder geschlossen. Falls zum Beispiel die Auslastung
der Apartments höher als geplant
ist, schließen sich niedrigpreisige Angebotskontingente
und die für einen bestimmten
Zeitraum verbleibenden Apartments werden
teurer, weil die Nachfrage gestiegen ist.
Somit erhöht sich der Ertrag.
„Beim Pricing geht es darum, den
optimalen, und nicht den höchsten
Preis zu bestimmen.“
Mit dem Ergebnis?
Der auf Basis dieser Daten vom Pricing-
Algorithmus ermittelte optimale Verkaufspreis
lag im Durchschnitt um 22 Prozent
über den ursprünglichen Preisvorstellungen
des Kunden. Und mit dem Verkauf der
Mehrfamilienhäuser wurden jedenfalls
Mehreinnahmen in der Höhe von mehreren
Millionen Euro lukriert. Im Durchschnitt
können Unternehmen, die Artelligence
einsetzen, eine Profitsteigerung von fünf bis
acht Prozent erzielen.
Inwiefern kann das Tool flexibel mit Daten,
etwa zu neuen Regularien, „gefüttert“
werden?
Bei Artelligence handelt es sich nicht um
ein Standard-Tool. Es kann sehr flexibel und
branchen- beziehungsweise kundenspezifisch
programmiert werden. Und natürlich
kann es auch zur Ermittlung gewerblicher
Danilo Zatta,
Horváth
Mieten – etwa mittels dynamischem Pricing
– verwendet werden.
Wie kann man sich das vorstellen?
Wie erwähnt arbeiten wir für Unternehmen
und Agenturen, die zum Beispiel im
„Short-term-Rental“-Geschäft tätig sind, also
Apartments für maximal zwölf Monate vermieten.
Angesichts hoher Fixkostenblöcke
wollen sie natürlich die optimale Auslastung
ihres Bestandes sicherstellen und dabei auch
noch den besten Preis kassieren. Für diese
Unternehmen ist dynamisches Pricing die
Lösung. Durch Segmentierung, Forecasting
und unterschiedliche Preiskontingente ist es
möglich, die maximale Zahlungsbereitschaft
pro Segment auszuschöpfen und die Kapazitäten
zu nutzen. Auf Basis eines Forecasts
ermittelt unser Tool, wie die Auslastung laut
Plan sein sollte. Bei Abweichungen werden
durch die Analyse zahlreicher Faktoren
Aber riskiert man nicht, seine Kunden vor
den Kopf zu stoßen, wenn diese im selben
Haus (durch dynamisches Pricing) mitunter
stark abweichende Preise zahlen?
Dass Preise variieren, haben Kunden zu akzeptieren
gelernt. Wer bei Amazon einkauft,
ein Flugticket oder eine Hotelübernachtung
bucht oder ein Auto anmietet, kennt das:
Innerhalb kurzer Zeit kann sich der Preis
ändern. Um für Akzeptanz zu sorgen,
ist es jedenfalls wichtig, klare Regeln zu
kommunizieren. Zum Beispiel, dass nichtstornierbare
Angebote günstiger sind. Und
dass für mehr Flexibilität bei der Stornierung
ein höherer Preis bezahlt werden muss. Im
Fachjargon nennt man das „Fencing“, also
einen Zaun um ein Preisangebot zu errichten,
um das sogenannte „Cherry Picking“ zu
verhindern.
So kann man im „Short-term-Rental“-
Geschäft einen Zaun um ein attraktives
Preisangebot errichten, wenn man jetzt
die volle Vorauszahlung des Mietpreises
verlangt, ohne dass es eine Möglichkeit gibt,
diesen bei Stornierung erstattet zu bekommen.
Geschäftskunden, die bei der Apartmentanmietung
eine gewisse Flexibilität
wünschen, werden aufgrund dieses Zaunes,
das heißt der Limitierung, das günstige
Angebot ablehnen und lieber mehr zahlen,
um eine Stornomöglichkeit aufrecht zu
erhalten.Natürlich eignet sich dynamisches
Pricing nicht für normales Wohnen – allein
schon, weil dieser Markt stark von Gesetzen
und Regularien geprägt ist. Und bekanntlich
nehmen dort, wo die Politik reinspielt, die
Herausforderungen nicht gerade ab.
Ausgabe 06|2022
105
ImFokus
Zum Autor
Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land
Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &
Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-
GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.
Neue Retail-Welten:
Diversität, Ethik, Metaverse und Luxus
Kommentar: Jasmin Soravia
Bei Retail zeigt sich ein Trend zur Diversität, der von Digitalisierung,
Ethik, Individualität aber auch Luxus gekennzeichnet ist. Die Pandemie
hat vor allem den Trend zum virtuellen Shopping beschleunigt.
Die daraus resultierenden, immer mehr vernetzten digitalen und
realen Einkaufswelten werden nicht nur den Alltag der Menschen,
sondern auch das Gesicht der Städte verändern.
In unseren Innenstädten vollziehen sich tiefgreifende Veränderungen,
die vor allem durch die Pandemie beschleunigt wurden. Da die
Besucherfrequenzen stark zurückgegangen sind, stellt sich die Frage,
wie weit die herkömmlichen Konzepte Zukunft haben. Viele dieser
Veränderungen haben bereits vor der Pandemie begonnen. Starke
Rückgänge zeigen sich bei der Bekleidungs- und Schuhindustrie, sehr
verstärkt durch den Onlinehandel – eine Entwicklung, die bereits
2016/2017 eingesetzt hat.
Insgesamt hat sich der heimische Retail-Markt hingegen wieder gut
erholt. Flächen werden wieder vermehrt nachgefragt, vor allem der
Gastrobereich ist auf dem Vormarsch. Neue Schlagworte sind „Social
Shopping“, „Second Hand“ und „ethische Werte“ – Nachhaltigkeit bekommt
auch hier immer größere Bedeutung. Studien besagen, dass
Second-Hand-Waren in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil
von circa 20 Prozent erreichen werden.
Auch der Lebensmittelhandel hat sich stark verändert – hier hat sich
der Onlinehandel in den letzten Jahren verdreifacht, es gewinnt also
das Click&Collect-Angebot. Ebenso stark erkennbar ist dabei die Tendenz
zu regionalen Produkten.
Zudem zeigt sich eine zunehmende Branchendiversität in den
High Streets, dabei ist auch ein Anstieg an Diskontern zu verzeichnen.
Sowohl aus der Wiener Innenstadt als auch von der Mariahilfer
Straße haben sich innerhalb der letzten zwölf Monate zehn
Prozent der herkömmlichen Mieter verabschiedet – sie wurden jedoch
rasch durch neue Mieter ersetzt. Diese neuen Mieter bringen
Veränderung mit sich, wie zum Beispiel im Bereich der Elektromobilitätsbranche,
wie die Präsentationen von E-Pkw mitten in den
Einkaufsmeilen zeigen.
Digitales Shopping auf der Überholspur
Immer mehr Händler setzen auf Omni-Channeling: Markenpräsentationen
in großen Flagship Stores werden von Service und Entertainment
mittels moderner Technik unterstützt. So verbindet das aus dem
Gaming-Bereich kommende Metaverse unsere reale und die virtuelle
Welt miteinander und erzeugt neue, dynamische Interaktionsmöglichkeiten.
Diese Virtual-Reality-Erlebnisse werden von innovativen
Technologien unterstützt, wie von Blockchain-Systemen, digitalen
Währungen und Token. Diese alternativen Konsumentenerlebnisse
gewinnen rasch an Bedeutung – insbesondere nach dem pandemiebedingten
Schub für virtuelle Kommunikation. Bereits zwei Drittel
der Menschen sind nach einer KPMG-Studie 1) mit dem Metaversum
zumindest teilweise vertraut, insbesondere Millennials (81 Prozent)
und Generation Z (86 Prozent), also Gruppen, die für den Handel
immer interessanter werden. Fast die Hälfte der jungen Menschen
glaubt, dass das Metaversum heute gemeinsame Erlebnisse bieten
kann, die genauso bedeutsam sind wie persönliche Interaktionen.
Diese Entwicklung wird das Einkaufen in virtuellen Geschäften weiter
vorantreiben, mit Live-Shows, aber auch mit Geselligkeit. Zudem
werden neue Arbeitsplätze entstehen. Wir können uns zum Beispiel
mit Freunden aus dem ganzen Land treffen, um gemeinsam virtuell
zu shoppen – und das alles, ohne unser Zuhause zu verlassen. Ähnlich
einer Kryptowährung entstehen so neue Möglichkeiten der Vermarktung
digitaler Waren. Modemarken machen mittlerweile mehr Um-
Foto: Adobe Stock
106 ImmoFokus
satz in digitaler als in physischer Form, zum Beispielmit virtuellem
Product Placement.
Aber auch traditionelle Shops können mit digitalen Einkaufswelten
kombiniert werden. Mit Augmented Realities (AR) können wir zum
Beispiel mit Smartphone-Kameras oder Tablets Bilder der aktuellen
realen Umgebung aufnehmen und mit digitalen Inhalten ergänzen.
Die Grenzen zwischen der realen und virtuellen Welt werden damit
zunehmend aufgelöst. NFT können individuell auf die Kundenbedürfnisse
zugeschnitten, geteilt, eingelöst oder mit einer Luxusmarke verknüpft
werden. Mit dieser persönlichen Nähe werden Streuverluste
vermieden und eine stärkere emotionale Kundenbindung zur Marke
wird hergestellt. Das zeigen bereits markant lange Verweilzeiten im
Metaverse. Das größte Kaufhaus der Welt ist mittlerweile TheMall.
Der kanadische Metaverse-Textilshop beansprucht eine virtuelle Verkaufsfläche
von über 90.000 Quadratmetern und ist damit achtmal so
groß wie das größte Kaufhaus der Welt in Dubai.
Die geringe Verfügbarkeit von attraktiven Bauplätzen in Innenstädten
wird wohl den Trend zur Schaffung virtueller Verkaufsflächen vorantreiben
– aber das Bedürfnis nach Haptik, Geruch und echten Begegnungen,
nach einem Miteinander mit gutem Essen und Trinken, wird
parallel dazu weiterhin aufrecht bleiben. Das ist auch der Gedanke
beim neuen Lamarr-Luxuskaufhaus von René Benkos Signa. Aus dem
ehemaligen Möbelhaus Leiner auf der Mariahilfer Straße soll bis 2024
ein von Rem Koolhaas‘ Architektenbüro OMA gestalteter Einkaufstempel
inklusive Hotel sowie großzügiger Gastro- und Retailflächen
entstehen, der ein komplett neues Einkaufserlebnis beziehungsweise
einen einzigartigen Lifestyle präsentieren soll. Bei neu errichteten
Kaufhäusern zeigt sich somit ein Trend Richtung Diversifikation und
Luxus.
1
KPMG 2022, 2 KPMG (2022): The metaverse is open for business: Is your company ready? https://www.kpmg.us/insights/2022/metaverse-open-for-business.html,
Ausgabe 06|2022
107
ImmoFokus.Rubrik
Bewertung
ImFokus
Retail –
Quo Vadis?
Handel ist Wandel. Eine Weisheit, die sich in den
letzten 60 Jahren regelmäßig bewahrheitet hat.
Kolumne: Wolfgang M. Fessl
W
ar der Handel in der Nachkriegszeit
noch kleinteilig
strukturiert, so wurden die
Greißler bereits ab 1960 durch
den „billigen Laden“ des Herrn Wlaschek verdrängt,
der fünf Jahre später bereits über 100 davon
installiert hatte. Nicht alle Konzepte des Lebensmittel-
und Hartwarenverkaufes konnten sich
durchsetzen. Der genossenschaftliche Einkauf
im Rahmen des „Konsum“ fand im Jahr 1995 nach
etwa 20 Jahren ein jähes Ende. 1976 entstand an
der Wiener Stadtgrenze das größte Einkaufszentrum
Österreichs. Damals eine hochriskante
Investition – im Zuge der Planung hatte man die
Befürchtung, dass nur eine Handvoll Leute in
überbreiten Gängen flanieren würde…
All diese Entwicklungen passierten vermutlich
im Auftrag der Kunden, jedenfalls nicht gegen
deren Wunsch.
Die Käufer hatten also die Auswahl zwischen
dem Einkauf in der Innenstadt, am Stadtrand
im Einkaufszentrum, oder über den Quelle-
Katalog. Doch auch Kataloge fanden durch
Foto: Adobe Stock
108 ImmoFokus
Wolfgang M. Fessl
Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über
mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl
ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder
(Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert
nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).
können, Zahlungsvarianten von Prepaid bis
zur Teilzahlung, Lieferzeiten im Stundenbereich.
Kurz: die komplette Verzahnung des
Online-Handels mit dem Stationären plus ein
Maximum an Digitalisierung. Was uns noch
nicht klar ist: Das hat mit Waren nur bedingt
zu tun und umfasst eine Menge an Dienstleistung,
die auch etwas kosten wird. Es gilt
abzuwarten, ob das in den Handelsmargen
Deckung findet.
den steigenden Onlinehandel ein jähes Ende.
Anfangs nur stiefmütterlich behandelt, stellt
dieser mittlerweile einen Anteil von etwa zwölf
Prozent des inländischen Handelsvolumens.
Und auch der Onlinehandel treibt seltsame
Blüten: Wurden bisher im Wesentlichen reale
Waren gehandelt, änderte sich das im Jahr
2019, als zum ersten Mal ein rein digitales Kleid
für etwa 9.000 Euro verkauft wurde. Ein silbrig
schimmerndes Etwas, das ausschließlich
als Datei existiert. Über die Sinnhaftigkeit von
NFT mag sich jeder selbst eine Meinung bilden.
Wohin geht die Reise?
In Tirol hat man bis vor kurzem noch immer
stark an die Zukunft der klassischen Kaufhäuser
geglaubt, zumindest offiziell. Obwohl
dieses Konzept in Österreich nie so recht auf-
gegangen ist. Weder Stafa noch Steffl konnten
jemals reüssieren, und auch vom Gerngross ist
keine Erfolgsgeschichte bekannt, auch wenn
es ihn als Kaufhaus schon lange gibt. Ob die
deutschen Kaufhäuser mehr Zukunft haben,
bleibt abzuwarten.
Und wie wollen wir, die Kunden, die den
Wandel in den letzten Jahren maßgeblich getragen
haben, in Zukunft einkaufen? Wir wollen
Dinge lokal erstehen, so wie wir es immer
getan haben, und gleichzeitig eine Auswahl
internationaler Händler, für den Online-Einkauf.
Wir wollen Dinge online kaufen und im
Geschäft auf eine andere Größe umtauschen
oder zurückgeben. Mit jedem Endgerät, vom
Telefon bis zum Smart-TV. Wir wollen unsere
Online-Käufe auch in der Stadt abholen
Wenn man sich allerdings die Vorstandsetagen
der großen Warenhandelskonzerne
ansieht, dann wird ohnehin schnell klar, dass
der nächste Quartalsbericht mehr Gewicht
hat als die Bedürfnisse der Generation Alpha
oder generell der Kunden. Die Einkaufszentren
jedenfalls werden in Zukunft mehr Funktionen
erfüllen müssen: werbewirksame Auslage,
Showroom, Warendemonstration, Vorführbereich,
Kundendienst, Werkstatt, Abholzentrum,
Lager und vieles mehr. Bei genauer
Betrachtung eigentlich genau das, was eine
Innenstadt auch bietet …
Jedenfalls glaube ich nicht daran, dass wir uns
alle mit VR-Brillen verkleidet im Metaverse
tummeln und rein digitales Klopapier kaufen,
weil uns ein NFT-Guru versichert, dass es
knapp wird. Hoffentlich nicht.
www.cerhahempel.com
CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs mit
integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit fast 100 Jahren steht der Anspruch
höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.
Ausgabe 06|2022
109
Raum und
Wirklichkeit
Wir haben Gegenwart und Zukunft von
Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder
jederzeit unter:
DiePresse.com/immobilien
Illmitzer
Gespräche
30. August - 01. September 2023
52 Milliarden Tonnen
Bill Gates
Heizung decarbonisiert
Jährlich einzusparendes CO2
Multimilliardär und Philanthrop
Was sind die Folgen?
Frühling 2021
111
ImmoFokus.Rubrik
52 Milliarden Tonnen
Autor: Thomas Malloth
E
s sind 52 Milliarden Tonnen CO2, die wir JÄHRLICH
einsparen müssen, um das sogenannte „NULLNI-
VEAU“ zu erreichen. Das heißt nicht, dass überhaupt
kein CO2 mehr in die Atmosphäre emittieren, wir
werden vielmehr Verfahren haben, die CO2 wieder
einfangen und binden. Ich konnte lange nichts mit diesen Begriffen und
Mengenangaben anfangen, weshalb ich mich in letzter Zeit viel mit begrifflicher
und inhaltlicher Vereinfachung beschäftigt habe. Nicht etwa,
um die Fragen populärwissenschaftlich klein zu reden oder Beschwichtigungspolitik
zu betreiben, auch nicht, um ein mögliches „Heile Welt-wir
können alles schaffen, wenn wir nur wollen-Szenario“ zu zeichnen, vielmehr,
um einen kommunikativen Ansatz zu finden, der uns alle wachrüttelt
und zum unmittelbaren gemeinsamen Handeln auffordert:
Treibhausgase halten Wärmeabstrahlung zurück, zurück gehaltene
Sonneneinstrahlung bewirkt Erderwärmung. In die Erdatmosphäre
eingebrachtes Kohlenstoffdioxid bewirkt diesen Effekt und wird nur
sehr langsam über Tausende Jahre hinweg abgebaut. Selbst eine 50 %ige
Reduktion des CO2 Ausstoßes würde den Klimawandel zwar verlangsamen
aber keinesfalls stoppen, es bedarf also einer Nullemission, um die
Klimakatastrophe abzuwenden.
Sind 1,2 oder gar 3 ° Celsius mehr tatsächliche eine Katastrophe? Tatsächlich
uneingeschränkt ja! Denn wir müssen die Folgen differenziert betrachten.
Es mag nicht so dramatisch klingen, wenn wir in der Mausefalle
auf der Streif in Kitzbühel Welschriesling anbauen, weil es im Schnitt um
2 Grad wärmer ist, es wird aber schon viel dramatischer, wenn wir daran
denken, dass verdunstetes Wasser schwere Regenfälle verursacht, dass
Stürme weitaus schwerere Folgen als bislang haben werden, dass Dürreperioden
Ernten um 50 % reduzieren, Nahrungsmittel knapp werden
und sich Millionen Klimaflüchtlinge auf den Weg machen.
Woher kommen die 52 Milliarden Tonnen, die es akut einzusparen
gilt? 29 % des CO2 stammen aus der Industrieproduktion, also etwa der
Herstellung von Zement, Stahl und Kunststoffen, 26 % entfallen auf die
Stromversorgung vor allem durch Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen,
22 % auf die Landwirtschaft, hier vor allem Tierhaltung und Nutzpflanzen,
16 % auf Transport und Verkehr, wobei in diesem Segment 77 % auf
PKW und LKW entfallen und 7 % CO2 stammt aus Kühlen und Heizen.
Eine zentrale Komponente der möglichen Reduktion ist die Stromerzeugung,
das Stromsparen und die Effektivierung des Stromeinsatzes. Uns
muss es gelingen so häufig als möglich zu elektrifizieren, damit zu dekar-
Fotos: REMG, Adobe Stock
112
bonisieren und damit auch, wie in green buildings zu effektivieren. Sie
können darüber hinaus welche Meinung auch immer zum E-Auto haben,
es ist zurzeit – neben der Notwendigkeit des Ausbaus des öffentlichen
Verkehrs – die einzige Alternative.
Die weitaus am wenigsten intellektuelle Aussage in diesem Zusammenhang
ist: „Ja, wenn China nicht mitmacht, was soll mein Handeln schon
ausmachen“. Hätte der Sapiens Sapiens immer so gedacht, dann würde
er sich noch immer von Ast zu Ast schwingen und Bananen schälen.
Nachstehend eine kleine Hitliste der Möglichkeiten und sie brauchen
sich dazu nicht einmal irgendwo anzukleben:
1. Engagieren sie sich und stellen sie vor allem PolitikerInnen zur Rede,
noch besser: werden sie selbst PolitikerIn und vergessen sie nach der
Wahl nicht ihre Ziele.
Die Illmitzer Gespräche werden 2023 vom 30.8. bis zum 1.9.2023 stattfinden,
bitte sind sie dabei, wir brauchen sie.
Wir haben keine Zeit mehr.
Ihr Thomas Malloth
www.illmitzer-gespraeche.at
Daten und Inhalte teilweise entnommen aus Bill Gates, „Wie wir die
Klimakatastrophe verhindern“, Verlag PIPER.
2. Senken sie die Emissionen in ihrem Haushalt, fahren sie ein E-Auto
und essen sie auch einmal einen Burger auf pflanzlicher Basis.
3. Setzen sie sich dafür ein, dass biologisch nicht einwandfreie Produkte
als solche gekennzeichnet werden und nicht umgekehrt und senden
sie durch ihr Kaufverhalten laut und eindeutig Signale aus, reden sie
darüber.
4. Zahlen sie – auch in schwierigen Zeiten – mehr für innovative Produkte,
unterstützen sie diese und helfen sie ihnen durch das „Tal des
Todes“ in dem so viele Innovationen sterben.
5. Kümmern sie sich um Bildung und Fakten, nicht um Gerüchte und
emotionale Rülpser oder politische Ablenkungsmanöver.
Sollten sie sich nunmehr doch irgendwo anketten wollen, feel free, vielleicht
wird es dort oder da nicht anders gehen, und bedenken sie: „Von
oben ist nichts zu erwarten“, wir müssen uns schon selbst auf die Beine
stellen.
Prof. Mag. Thomas N. Malloth, FRICS
... ist Jurist und hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung,
Immobilienconsulting, Immobilienverwaltung, und -vermarktung und
auf die Projektentwicklung, v.a. im dichten städtischen Raum, spezialisiert.
Er ist ständiges Mitglied des Bundesdenkmalbeirates und
Lehrbeauftragter an 7 Universitäten. Im November 2016 wurde Prof.
Malloth in den Vorstand des österreichischen Chapters der Royal
Institution of Chartered Surveyors berufen.
Ausgabe 06|2022
113
Bill Gates und die
Klimakatastrophe
Microsoftgründer, Multimilliardär und Philanthrop. Seit über einem Jahrzehnt widmet sich
Bill Gates auch verstärkt dem Thema des Klimawandels und hat auch diesbezüglich verschiedene
Gesellschaften und Initiativen ins Leben gerufen und großzügig finanziell ausgestattet.
Autor: Mag. Dr. Franz Gschiegl
B
ill Gates ist klarerweise als Microsoftgründer, Multimilliardär
und Philanthrop allseits bekannt. Über
seine wohltätigen Stiftungen wurden bereits hunderte
Millionen Dollar weltweit gemeinnützig für
Bildungsoffensiven und Gesundheitsprogramme,
vor allem für weniger entwickelten Staaten, aufgebracht. Seit über einem
Jahrzehnt widmet er sich auch verstärkt dem Thema des Klimawandels
und hat auch diesbezüglich verschiedene Gesellschaften und Initiativen
ins Leben gerufen und großzügig finanziell ausgestattet.
In seinem im Piper-Verlag vor einigen Monaten erschienen Buch „Wie
wir die Klimakatastrophe verhindern“ (Standardbuchnummer ISBN
978-3-492-07100-0) gibt er in leicht verständlicher Form einen Überblick
über die sich anbahnende Klimakatastrophe und bringt auch Lösungsansätze,
wie in unserer Welt noch rechtzeitig die Treibhausgasemissionen
auf null gesenkt werden könnten. Mithilfe von Experten und
Expertinnen aus Physik, Chemie, Biologie, Ingenieurwesen, Politikwissenschaft
und Finanzwesen widmet er sich dem Thema, wie sich noch
die Umweltkatastrophe verhindern ließ. Er beschreibt in klarer Weise
die Herausforderungen, vor denen wir stehen und bringt den aktuellen
Status hinsichtlich der weltweiten Treibhausgasemittenten. Dabei ent-
fallen 31% auf die Industrieproduktion (Zement, Stahl und Kunststoffe
stehen ganz vorne), 27 Prozent auf die Stromversorgung, 19% auf die
Landwirtschaft (Tierhaltung, Nutzpflanzen), 16 Prozent auf den Verkehr
und 7 Prozent auf Heizen und Kühlen. Bill Gates geht im Detail auf diese
fünf Bereiche in leicht verständlicher Form ein und zeigt auch auf, wo
jeweils Einsparmöglichkeiten erkennbar sind. Es gilt die jährlichen
Treibhausgasemissionen (= CO 2
-Äquivalente) von etwa 51 Milliarden
Tonnen in Richtung „Null“ zu bringen um die Klimakatastrophe abwenden
zu können. Über seine Gesellschaft „Breakthrough Energy“ hat Bill
Gates bereits mehrere hundert Millionen Dollar in Projekte gesteckt, die
klimarelevante Technologien erforschen.
In seinem Buch werden auch die wichtigsten „Grundbegriffe“ erklärt,
etwa was sind überhaupt Treibhausgase, wieviel sind 1 Gigawatt, welche
Klimaschäden richten Kühe durch ihren Methangasausstoß aus
(Methan trägt 28 Mal mehr zur Erderwärmung bei als CO2), oder -etwas
Positives- wie viel CO2 kann ein Baum über seine gesamte Lebensdauer
absorbieren. Gates bringt auch exakte Pläne zur Dekarbonisierung und
listet die dafür benötigten Technologien auf. Auf Covid 19 wird ebenso
eingegangen, wie auf Vorschläge, was jede und jeder von uns beitragen
kann.
Fotos: Adobe Stock
114
Mag. Dr. Franz Gschiegl
Seit über 40 Jahren Börsen-, Finanz- und Wirtschaftsexperte mit Vorstandspositionen
in der ERSTE-Group. Ständiger Autor im Wirtschaftsmagazin „GEWINN“.
Co-Autor zahlreicher Fachbücher. Jüngst in Alterspension als konzessionierter Unternehmensberater
aktiv. Von Beginn an im Vorstand des „Nachhaltigkeitsforums
Illmitz“ für die Bereiche Finanzen und Wirtschaft zuständig. Sein Ziel: In unserem
„Thinktank“ mitwirken um „etwas zu bewegen“ und einen nachhaltigen „positiven
Footprint“ zu hinterlassen.
NACHHALTIG WEIHNACHTSGESCHENKE „FAIR“-PACKEN
Mit Freude werden wir demnächst wieder die Geschenke für unsere
Liebsten einpacken. Da wird dann mit glitzerndem Hochglanzweihnachtspapier
das Präsent entsprechend „aufgeputzt“, welches natürlich
dann im Abfall landet (…hoffentlich nur das Geschenkpapier).
Auf diese Weise fallen wiederum zusätzlich etliche Tonnen an
Papiermüll an, rechnen wir damit, dass beispielsweise 3 Millionen
ÖsterreicherInnen Geschenkpapier mit einem Gewicht von 10
Dekagramm verwenden, ergebe dies einen Berg von 300.000 Kilo,
oder eben 300 Tonnen…
Mit ein paar einfachen Ratschlägen lässt sich da nicht nur Geld
sparen, sondern man kann die Papiermüllberge eindämmen …und
vielleicht sogar mit Originalität punkten.
Einfacher, individueller und kostengünstiger ist die simple Verwendung
von Zeitungen, Magazinen etc…da kann man der Phantasie
freien Lauf lassen. Ich verpacke Geschenke an meine Geschäftsfreunde
aus dem Bereich Finanz und Wirtschaft in Börsen- und Wirtschaftsseiten,
meine Sportfreunde erhalten ihre Präsente eingewickelt
in Sportseiten oder Ergebnislisten, wenn sie Wettkampfsportler sind.
Freunden mit „Fernweh“ kann man vielleicht mit den Reiseseiten
der Samstagzeitungen begeistern, Autonarren mit dem Motorsportbeilagen.
Auch Parfumreklame, Modeeinschaltungen oder
Kochrezepte könnte man einsetzen.
Besonders originell ist natürlich, wenn man ein Zeitungsabonnement
verschenkt und den Bon eben in selbiger Zeitung verpackt.
Weiß man das Sternzeichen, könnte man ein Zeitungshoroskop heranziehen.
In einem normalen Textteil kann man einzelne Worte
herausstreichen und zu einer Botschaft zusammenfügen.
In Japan verwendet man gerne Stoffe anstatt Papier, wieso nicht
ein Kochbuch in ein Geschirrtuch oder eine Schürze einwickeln?
Immer beliebter als „Jausenpapier“ werden auch bei uns wiederverwendbare
Wachstücher zum Einwickeln von Lebensmitteln, klar,
dass man auch andere Dinge so einpacken kann.
Des Weiteren kann man vorhandene (oder in einem Schuhgeschäft
abgeholte) Schuhschachteln anstelle teuer erwerbbarer Kartons
einsetzen, ebenso Blechdosen, in denen etwa Kekse oder Lebkuchen
enthalten waren.
Weniger erfolgreich war hingegen meine Idee, meiner Tochter in
einer GUCCI-Schuhschachtel einen 20.- Euro-Delka-Gutschein zu
verpacken...
Verschenkt man Gutscheine oder Banknoten, so sind die Möglichkeiten
nahezu unbegrenzt. Etwa in Marmelade-, Gurkengläser hin
bis zu Flaschen lassen sich hier leicht die Bons und Geldscheine
verstauen.
Ausgabe 06|2022
115
ImmoFokus.Rubrik
Heizung decarbonisiert!
Was bedeutet das für die
Warmwasserbereitung??
Was ist mit dem Umweltschutz? Aktuell stehen Klimawandel und Biodiversitätsverluste als
zentrale Herausforderungen auf der Agenda, auch im Immobilienbereich. Umweltverschmutzung,
spätestens mit dem großflächigen Waldsterben in Folge von saurem Regen als drängendes Problem
wahrgenommen und öffentlich diskutiert, scheint aus dem Fokus geraten zu sein.
Autor: Peter Holzer und Renate Hammer
G
elingt es im Zuge einer Gebäudesanierung von
fossilen Energieträgern unabhängig zu werden,
stellt sich unweigerlich nicht nur die Frage nach
einer optimierten Heizungsanlage, sondern auch
dem dazu passenden Warmwasserbereitstellungssystem.
Daher bieten wir an dieser Stelle einen vergleichenden
Überblick.
für Netzdienstleistungen und Wartungsleistungen. Dennoch gilt es,
einen Überblick als Orientierung für Entscheidungen anzubieten, die
aktuell getroffen werden müssen.
Zentrale und dezentralen Systeme
Aus technischer Sicht gilt es bei der Warmwasserbereitung grundsätzlich
zwischen zentralen und dezentralen Systemen zu differenzieren.
Betrachtet werden insgesamt acht verschiedene technische Lösungen
in einem Modellgebäude mit angenommenen 12 Wohnungen zu je
70 m² Nutzfläche. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit muss an dieser
Stelle betont werden, dass Kosten momentan extrem volatil und häufig
von legistischen Lenkungsmaßnahmen überlagert sind. Das gilt
gleichermaßen für einzelne Anlagekomponenten, für Energieträger,
Bei zentralen Trinkwassersystemen erfolgt die Wärmeerzeugung,
eben zentral, in einer Haustechnikzentrale. Von dort aus werden alle
Zapfstellen entweder über eine Steigleitung mit Zirkulation gleich
mit Warmwasser versorgt oder werden über ein Heizwasserkreislauf
Wohnungsstationen versorgt, in denen das Warmwasser, just-intime,
von einem Plattenwärmetauscher bereitgestellt wird. In der ers-
Fotos: Adobe Stock
116
ten Variante spricht man vom 4-Leiter-System, weil ein Leistungspaar
für die Heizung und ein zweites für das Warmwasser gebraucht wird.
Beim zweiten System spricht man vom 2-Leiter-System: Heizung und
Warmwasser nutzen dasselbe Leitungspaar.
Moderate Investitionskosten
Vorteile der zentralen Wärmerzeugung liegen in Wohnanlagen häufig
in anteilig moderaten Investitionskosten und in einer günstigen
Struktur für Wartungsarbeiten. Dem gegenüber stehen zumeist hohe
Verteilverluste aufgrund der langen Leitungswege und der hohen
Vorlauftemperaturen von mindestens 60 °C, um einer Bildung von
Keimen und speziell auch Legionellen vorzubeugen. In der kalten
Jahreszeit heizen diese Leitungsverluste das Gebäude mit, weshalb die
Wärme per se nicht „verloren“ geht. Allerdings führen die Verluste in
den Sommermonaten zu unerwünschter, zusätzlicher Wärme im Gebäude,
was die Leitungsdämmung notwendig macht. Wir betrachten
in unserem Vergleich folgende Ausführungen von zentralen Warmwasserbereitungssystemen:
• Zentrales Trinkwasser-Speichersystem mit Zirkulation
• Zentrales Heizungswasser-Speichersystem mit Wohnungsstation
• Zentrales Heizungswasser-Speichersystem mit Wohnungsstation
mit E-Patrone
Ersparnis bei der Verrohrung
Bei dezentralen Warmwassersystemen wird das kalte Trinkwasser erst
unmittelbar vor der Entnahmestelle erwärmt. Häufig wird ein Speicher
eingesetzt, der die hohen Entnahmeleistungen abfedert. Durchflusssysteme
sparen den Speicher ein, benötigen aber hohe Wärmeleistungen
in den Momenten der Wasserentnahme. Die dezentrale Warmwasserbereitung
bringt eine Ersparnis bei der Verrohrung mit sich. Die kurzen
Leitungswege reduzieren die Verteilverluste signifikant und minimieren
die Gefahr der Keim- und Legionellenbildung. Damit kann die energieintensive
thermische Desinfektion entfallen. Darüber hinaus bietet
die Trennung von Warmwasser und Raumheizmedien die Möglichkeit,
energiesparenden Niedertemperaturheizsysteme einzusetzen. Das Problem
der im Sommer unerwünschten Wärmeeinträge durch Leitungsverluste
stellt sich bei den dezentralen Warmwassersystemen nicht.
Diesen Vorteilen stehen die erhöhten Investitions- und bisweilen auch
Wartungskosten der dezentralen Komponenten gegenüber sowie deren
Platzbedarf in den einzelnen Wohnungen. Je nach Aufbereitungssystem
kann es aufgrund der Begrenzung der speicherbaren Warmwassermengen
zu Komforteinschränkungen kommen. Für unseren Vergleich
betrachten wir folgende Ausführungen von dezentralen Warmwasserbereitungssystemen:
• Wärmepumpenspeicher mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe
• Wärmepumpenspeicher mit einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe
• Elektrospeicher
• Elektrospeicher mit vorgeschaltetem Platten-WT
• Elektro-Durchlauferhitzer
Für diese insgesamt acht technischen Systeme ergibt sich bei Bereitstellung
der zentralen Wärme mittels Wärmepumpe der folgende Ge-
Ausgabe 06|2022
117
ImmoFokus.Rubrik
samtkostenvergleich. Dargestellt werden, stets für eine Wohneinheit,
in blau die Investitionskosten, in gelb die Energiekosten in 15 Jahren
und in grau die Wartungskosten in 15 Jahren. In allen Systemen wird
angenommen, dass Wärme stets mit Wärmepumpen oder eben direkt
elektrisch erzeugt wird. Demnach korrelieren die Energiekosten
direkt mit der eingesetzten Strommenge und damit mit den ökologischen
Folgen, z.B. in Form von Treibhausgasemissionen.
Die angegebenen Preise werden stets in Euro pro Wohneinheit angegeben,
welche mit einem neuen Warmwassersystem ausgestattet
wird.
€ 14 000
€ 12 000
€ 10 000
€ 8 000
€ 6 000
€ 4 000
€ 2 000
€ -
€ 4 293
Zentṛ mit Zirkulation
€ 3 393
Zentṛ mit Wohnungsst .
€ 3 488
Zentṛ Wohnungsst . + E
€ 3 192
dez. Wasser-Wasser-WP
Die Investitionskosten verstehen sich als netto Beträge inklusive Montagekosten.
Die Betriebskosten sind brutto inklusive aller anfallender
Abgaben dargestellt. Die Preise geben das Kostenniveau von August
2022 wieder. Auf die Investitionskosten der Wärmeerzeugung für die
Heizung, etwa der Heizungswärmepumpe, wird dabei nicht eingegangen.
Die dafür erforderliche Wärme kommt aus einer bereits vorhandenen
zentralen Anlage. Alle weiteren, für die Warmwasserbereitung
€ 3 230
dez. Luft-Wasser-WP
€ 6 431
E-Speicher
€ 5 668
E-Speicher mit Platten-WT
€ 4 823
E-Durchlauferhitzer
Wartungskosten in 15 Jahren Energiekosten in 15 Jahren Herstellungskosten
erforderlichen Komponenten werden hingegen neu installiert, es wird
von keiner Wiederverwertung bestehender Teile ausgegangen. Dies
stellt in manchen Fällen eine valide Möglichkeit zur Reduktion der Investitionskosten
dar, muss aber im Einzelfall separat bewertet werden
und ist daher hier nicht berücksichtigt.
Der Warmwasserwärmebedarf setzt sich in Abhängigkeit vom gewählten
System aus Verlusten in der dezentralen beziehungsweise
zentralen Speicherung, der Verteilung bis zur Wohnung und in der
Wohnung und dem Warmwasserbezug zusammen. Das Temperaturniveau
trägt maßgeblich zur Höhe der Verluste bei. Angenommen
wird ein Verbrauch aus dem Warmwasserbedarf als Summe aller
Entnahmestellen von 10,5 kWh/m²BGFa. Für die Verluste wird für die
dezentrale Speicherung ein Aufschlag von 33 Prozent und angenommen,
für die zentrale Speicherung und die Verteilung bei 48 °C von
100 Prozent, für die zentrale Speicherung und Verteilung bei 53 °C 115
Prozent und für die zentrale Speicherung und Verteilung bei 63 °C 140
Prozent.
Als Grundlage für die wirtschaftliche Betrachtung wurde angenommen,
dass der Mischpreis für Strom inklusive Steuern und Abgaben
0,35 Euro/kWh beträgt. Der Wärmepreis berechnet sich aus Jahresarbeitszahl
der zentralen Wärmepumpe. Für die Kosten der Komponenten
wurde die Preisbasis August 2022 herangezogen. Die Montage
wurde mit einem ein Aufschlag auf den jeweiligen Komponentenpreis
von 20% angenommen.
Berücksichtigt wurde auch, dass für einige Systeme zur Bereitung von
Warmwasser eine zusätzliche elektrische Anschlussleistung erforderlich
ist, die eine Netzzutrittspauschale auslöst. Diese wurde berücksichtigt.
Eine eventuell zusätzliche Verstärkung von Elektroleitungen
wurde hingegen nicht berücksichtigt.
Die Wartungskosten für die jeweiligen Systemen werden separat pro
Jahr angegeben. Bei Wartungsmaßnahmen am zentralen Wärmebe-
118
reiter werden diese jeweils zur Hälfte dem Warmwasser und zur Hälfte
der Heizbereitung zugerechnet. Eine Wartungsstunde kommt dabei
auf schätzungsweise 200 EUR brutto und inkludiert die Arbeitszeit,
die Anfahrt und etwaiges Kleinmaterial.
Es zeigt sich, dass auch mit dieser vergleichenden Analyse die Entscheidung
für die „beste“ Warmwasserbereitung nicht pauschal getroffen
werden kann.
• Recht eindeutig zeigt sich die investitionskostenseitige Überlegenheit
von entweder klassischen zentralen Systemen oder von dezentralen
direkt-elektrischen Systemen.
• Im Energieverbrauch sind hingegen die direkt-elektrischen Systeme
die Schlusslichter des Vergleichs.
• Energetisch am besten schneiden die dezentralen Wärmepumpenspeicher
ab, aber bei den mit Abstand höchsten Kosten.
Eine reale Entscheidung muss jedenfalls noch weitere Randbedingungen
berücksichtigen, wie z.B. die Platzverhältnisse für eine
Heizzentrale mit Speicher, die Platzverhältnisse für Steigleitungen,
die Platzverhältnisse in den Wohnungen, das Temperaturniveau der
Raumheizung, die Frage ob auch gekühlt werden soll und manche
andere.
Trotz dieser Uneindeutigkeit bleibt die gute Nachricht, dass uns mehrere
Möglichkeiten einer decarbonisierten Warmwasserbereitung
zur Verfügung stehen; technisch verlässlich und wirtschaftlich im
Rahmen. Es besteht die Notwendigkeit einer guten Wahl. Aber vor
allem besteht auch im Warmwasserbereich die Möglichkeit, die fossilen
Energieträger zu ersetzen und sie dort zu lassen, wo sie bleiben
müssen: In der Erde.
Dl Dr. Peter Holzer
... studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Wien und
zählt zu den führenden Experten in der nachhaltigen Gebäudeenergietechnik,
der Bauklimatik und der Thermophysiologie. Sein Arbeits- und
Forschungsschwerpunkt liegt in der klimagerechten Gestaltung von
Gebäuden und in deren erneuerbarer Heizung und Kühlung. Peter
Holzer ist Lehrbeauftragter an der FH Campus Wien, geschäftsführender
Gesellschafter des Wiener Standorts des Fachplanungsbüros IPJ
Ingenieurbüro P. Jung GmbH und Gesellschafter des Institute of Building
Research & Innovation wie auch Mitglied einschlägiger Gremien
und Ausschüsse.
Arch. DIin Dr.in Renate Hammer, MAS
...leitet das Institute of Building Research & Innovation. Sie studierte
Architektur und Philosophie in Wien, sowie Urban Engineering in Tokio
und Solararchitektur in Krems. Sie ist als selbstständige Architektin in
der Planung und Forschung tätig und hält einen Lehrauftrag an der
Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz sowie an
der Fachhochschule Campus Wien und unterrichtet einschlägig an der
Arch+Ing Akademie. Sie ist Sprecherin der Plattform Baukulturpolitik,
Mitglied des Beirats für Baukultur im Bundeskanzleramt, des Oxford
Round Table sowie der Deutschen und der Österreichischen lichttechnischen
Gesellschaft. Ihr Arbeits- und Interessenschwerpunkt liegt in der
Umsetzung umfassender Nachhaltigkeit im Bauwesen.
Ausgabe 06|2022
119
Vom Rüssel bis
zum Schwanzerl
Sautanz. Stand der Winter vor der Türe, begann die traditionelle Zeit des „Sautanzes“. An diesem Tag wurde
ein Schwein geschlachtet, zerlegt und verkocht. Dabei wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch gefeiert und
geschmaust. Der Sautanz gehört zu den alten Brauchtümern, die sich neuer Beliebtheit erfreuen.
Autor: Lisa Grüner
120 ImmoFokus
L
eichter Nebel hängt über dem Attersee.
Wir werden von Stimmen, Geklapper
und geschäftigem Treiben
geweckt. Am Grafengut in Nussdorf
am Attersee laufen die Vorbereitungen für den
Sautanz auf Hochtouren. Kurz vor neun Uhr
werden die ersten Gäste erwartet, bis dahin muss
alles fertig sein. Es wird Feuer in drei Öfen gemacht
und der Griller angeheizt. Wasserdampf und
Rauch vermischen sich mit dem aufsteigenden
Nebel. Die Sonne bricht kurz durch, nur um
gleich wieder hinter Wolken zu verschwinden.
Da wird auch schon der Star des Tages gebracht
– eine Bio-Sau im Ganzen. Beim Sautanz von
Max Stiegl im Gut Purbach wird sie um sechs
Uhr früh vor Ort geschlachtet. Hier wurde sie
bereits geschlachtet und ausgenommen angeliefert.
Von ein paar kräftigen Männern wird ein
Holzgestell in die feuchte Erde geschlagen, dann
wird die Sau mit dem Kopf nach unten aufgehängt
– darunter ein Bottich. An diesem Tag wird Stück
für Stück abgeschnitten und verarbeitet werden.
Stück für Stück
Die ersten Gäste treffen ein. Einige von ihnen
sind mit der ganzen Familie da, andere mit
einer Burschenpartie, aber auch viele Paare.
Manche von ihnen tragen Tracht, alle tragen
festes Schuhwerk oder Gummistiefel – am
Vormittag ist Regen angesagt. Leider behält
der Wetterbericht recht. Es wird mit ersten
Bierflaschen angestoßen, ein Winzer baut seinen
Tisch mit Weiß- und Rotweinen auf, und
sogar Punsch wird gereicht.
Zuerst die Innereien
Die Innereien werden als Erstes zubereitet, wobei
hier einige Stücke zugekauft werden, damit
alle probieren können. „Diese sind ungekühlt
am verderblichsten“, erklärt Max Stiegl und
legt rohe Herzen im Ganzen auf den Grill. Wenig
später schneidet er es auf. „Herz kann man
roh essen“, sagt er, und fast roh verteilt er es
an die Schaulustigen. Damit trifft er nicht den
Geschmack von allen. Die meisten liebäugeln
mit dem geschnittenen Herz in Rahmsauce,
das in einer riesigen Pfanne vor sich hin köchelt.
Als Nächstes gibt es Hirn mit Ei. Es ist
lustig, die Reaktion der einzelnen Teilnehmer
zu beobachten. Einige rümpfen die Nase, bei
anderen weckt es Kindheitserinnerungen.
Mit einem großen Schöpflöffel wird das Hirn
verteilt. „Hoffentlich hilfts“, scherzt einer der
Teilnehmer. Seine Frau wirft ihm einen bösen
Blick zu. Stiegl lacht.
Alles wird gegessen
Der Regen wird stärker, die Schaulustigen
drängen sich unter dem Zelt zusammen. Wer
keinen Platz mehr findet, flüchtet in den Ver-
Ausgabe 06|2022
121
anstaltungssaal des Grafenguts. Dort bauen
bereits die Musiker ihre Instrumente auf. Jetzt
kommt die geschnittene Leber in die große
Pfanne. Es folgen Majoran, Salz und Pfeffer.
Gewürzt wird nach Gefühl. Stiegl kocht nicht
nur, er unterhält, er erzählt, er erklärt und lässt
kosten. Auf der anderen Seite arbeitet sein
Team zu. In einem der drei großen Kessel werden
die Grammeln gekocht, sie werden ganz
zum Schluss ausgegegeben. In den anderen
beiden Kesseln kochen bereits der Sauschädl
und andere Teile. Die Stimmung wird immer
feucht-fröhlicher. Das liegt nicht nur am Regenwetter,
sondern auch an den Getränken,
die inklusive sind.
Auch das Schwänzchen?
Gegen Mittag verzieht sich der Regen. Wer sich
nicht über die Innereien drübergetraut hat,
kommt jetzt auf seine Kosten. Die Schweinsrippen
kommen als Ganzes auf den Grill. Als
das Kruspel vom Bauchfleisch richtig kross
wird, will jeder sein Stück abbekommen. Beim
Schweinslungenbraten gehen die meisten leer
aus. Dekorativ brät das Ringelschwänzchen
der Sau vor sich hin. „Ob man da ein Stück
probieren kann?“, frage ich und hoffe auf eine
geheime Delikatesse. Schließlich lautet das
Motto „vom Schwanz bis zum Stecker“. Max
Stiegl amüsiert sich über meine Frage. Und
nein, ich bekomme kein Stück. Auch der Stecker,
also die Schweinsnase, wird nicht gegessen,
ein Junge darf sie – eingelegt in Alkohol
– als Andenken mit nach Hause nehmen.
Zum Schluss geht es um die Wurst
Die Sonne kommt heraus, und die Schirme
dürfen weg. Jetzt wird die Wurst verarbeitet:
Die gewaschenen Därme werden befüllt. Man
merkt, dass es nicht zum ersten Mal gemacht
wird, keiner der Därme reißt. Bratwurst und
Blutwurst werden gekonnt hergestellt und
gebraten. Der Geschmack ist unbeschreiblich,
dennoch probieren die meisten nur ein kleines
Stück. Zu angefüllt ist der Magen bereits. Nun
sind auch die Grammeln fertig. Beim Rühren
122 ImmoFokus
wurden die Teilnehmer miteingespannt. Jetzt
werden die Grammeln gepresst und in kleine
Papiertüten gefüllt und verteilt. An die 40
Gerichte können aus dem Schwein zubereitet
werden. Das ausgelassene Schweineschmalz
köchelt immer noch vor sich hin und wartet
auf ein Highlight zum Schluss: Bauernkrapfen
werden in dem siedend heißen Schmalz
herausgebacken und mit Marillenmarmelade
an die Gäste verteilt. Ein wahrer Leckerbissen,
für den jeder noch schnell einen Platz
in seinem Magen findet. Nach der Nascherei
findet die Veranstaltung ihr Ende, und es wird
aufgeräumt. Von der Sau ist nichts übriggeblieben,
alles wurde verarbeitet, verkocht oder
gegrillt. Die letzten Würste finden noch ihre
Abnehmer, ebenso das verbliebene Schmalz.
Mit einem Glaserl Williamsbirne wird auf den
Koch und sein Team angestoßen. Lang lebe
Max Stiel, lang lebe der Sautanz, lang lebe das
Brauchtum, das den Respekt vor dem Tier und
seiner vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten
hochhält.
Sautanz-Termine
Sautanz im Grafengut
grafengut.com/sautanz
Sautanz im Gut Purbach
sautanz.stieglmax.at
Vermessung der Sau im Weingut Krispel
www.krispel.at
Sautanz bei Löke
www.loeke.at
Sautanz beim Foodfestival Graz
www.foodfestivalgraz.at
Sautanz im Weingut Reichardt
www.weingut-reichardt.at
Sautanz im Gannerhof
www.gannerhof.at
Ausgabe 06|2022
123
ImFokus
Energieoptimierung
im Quartier
Richtige Hebel setzen. Das Thema Energie hat einen regelrechten Boost erfahren – teilweise ungewollt,
aufgrund der geopolitischen Lage, teilweise gewollt, wegen der Vorgaben von Green Deal, EU-Taxonomie
und ESG. Drei Experten diskutieren Auswege, Notwendigkeiten und Zukunftsperspektiven.
Das Gespräch führte: Lisa Grüner
N
üchtern betrachtet ist der Gebäudebereich
für fast die Hälfte des
Energiekonsums und für ein
Drittel der globalen Treibhausemissionen
weltweit verantwortlich. Andererseits
verbringen wir gut 80 Prozent unserer Zeit in
Gebäuden oder damit, uns von einem Gebäude
in ein anderes zu begeben. Auf Einladung des
ImmoFokus trafen sich Markus Berk, Mitarbeiter
der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte
Gemeinnützige (WBV-GPA) und Prokurist der
GPA Planungsgesellschaft, Andreas Pfeiler,
Geschäftsführer vom Fachverband der Stein- und
keramischen Industrie, und Stefan Schleicher,
Professor an der Universität Graz und Koordinator
von ReConstruct, zu einem Round Table im
Millennium-Tower.
„Es braucht neue Perspektiven“, eröffnet
Schleicher. „Und das Kernelement dieser
Perspektiven ist ein sehr innovativer Zugang
124 ImmoFokus
zu Gebäuden beziehungsweise Quartieren.
Gebäude darf man nicht allein sehen, sondern
immer in ihrem Zusammenwirken, in einer
Partnerschaft mit anderen Gebäuden. In dieser
Gesamtschau findet die Energieoptimierung
statt. Wir waren bei vielen wirtschaftlichen
Bewertungen von Gebäuden extrem kurzsichtig,
und nun kommen wir drauf, dass wir diese
Fehlsichtigkeit korrigieren müssen, woraus
sich neue Perspektiven eröffnen.“
Berk merkt an, dass man als Bauträger die
Energiekrise mit einer großen Unsicherheit
einhergehend erlebt hat. „Plötzlich war das
Thema, bei der Errichtung und im Betrieb mit
den Kosten runterzukommen, sehr stark“, berichtet
er. Als Vorteil nimmt er wahr, dass die
Gegebenheiten
wirtschaftlich und monetär die Gesellschaft
zwingen, sich im Klimaschutz und bei Energiefragen
mehr zu engagieren. Er sieht großes
Potenzial in Quartierlösungen. „Es ist immer
effizienter im Quartier, also über mehrere
Baufelder, eine Energieversorgung zu konzeptionieren
– vor allem bei unterschiedlichen
Nutzungen und Energienutzungsprofilen
innerhalb des Quartiers (Wohnen, Gewerbe,
Bildung et cetera).“
Eine Gruppe sei immer stärker als eine Einzelperson.
Bei Neuvermietungen werde stark nach
der Heizform gefragt, Gas ist „derzeit sehr out“.
Herausforderung Bestand
Doch der Neubau macht nur einen kleinen Teil
der Wohnungen aus. „Der Bestand bereitet
uns großes Kopfzerbrechen, auch weil viele
der bisherigen Versuche nicht sehr erfolgreich
waren, wie zum Beispiel die Verbesserung der
thermischen Gebäudequalität“, so Schleicher.
„Wir haben zu wenig technologisches Knowhow
dazu, wie man die thermische Qualität
von bestehen Gebäuden verbessern kann.“
Für Schleicher erhalten Anergienetze einen
immer höheren Stellenwert. „Wir haben eine
Energieressource unterschätzt, und das ist
die Geothermie. In Skandinavien sind Tiefenbohrungen
viel selbstverständlicher, in
Schweden kosten sie ein Drittel von dem, was
wir hier zahlen müssen.“ Schleicher hofft in
diesem Bereich auf einen Entwicklungsschub
und sieht das Anergienetz als Antithese zum
bestehenden Fernwärmenetz. Für ebenso
wichtig hält er das Recyceln von Wärme. „Es
ist einfacher, eine Infrastruktur über Anergienetze
aufzubauen, als die Gebäude thermisch
über eine Schwelle hinaus zu verbessern“,
konstatiert er. Dabei spielt Schleicher auf die
Entwicklung von Anergienetzen verbunden
mit Wärmepumpen mit Photovoltaik, Ausnutzung
der thermischen Speicherfähigkeit von
Gebäuden und vieles mehr an. „Werfen wir
einen Blick in die Schweiz: Die ETH ist diesbezüglich
Vorreiter und interessant ist auch, dass
durch diese innovativen Energiestrukturen der
Energieverbrauch im Minimum um die Hälfte
zurückgeht.“
Pfeiler wirft ein, dass man sich bei den Herausforderungen
im Bestand nicht schämen
darf, dass Gebäude oft auf Komfort optimiert
wurden. „Der Einsatz von Energie hat sich im
Laufe der Zeit gewandelt. Weil die Ressource
„Ich sehe enormes Potenzial
in Quartierlösungen.“
Markus Berk,
Wohnbauvereinigung für
Privatangestellte Gemeinnützige
GmbH (WBV-GPA)
Energie damals unendlich verfügbar war,
wurde sie entsprechend eingesetzt. Jetzt entwickeln
wir uns in Richtung Klimaschutz und
sehen, dass die Energierückgewinnung immer
wichtiger wird.“ Berk sieht die große Herausforderung
beim Bestand bei der Kleinteiligkeit
der Entwicklungen. „Diese auf einen gemeinsamen
Nenner zusammenzufassen, wird eine
Challenge.“ Die GPA versucht ihren großen
Wohnhausbestand nach Möglichkeit an die
Fernwärme anzuschließen oder Geothermie,
Wärmepumpen et cetera einzusetzen. „Wir
untersuchen, was technisch und wirtschaftlich
sinnvoll und umsetzbar ist“, so Berk. „Der Bund
und das Klimaministerium müssen im Bereich
Förderungen diesbezüglich eine größere Rolle
einnehmen.“
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06|2022 125
ImFokus
„Die Lösung liegt in der
Vielfalt der eingesetzten
Möglichkeiten.“
Andreas Pfeiler,
GF vom FV Steine Keramik
Die Diskutanten sind sich einig, dass die
derzeitige Not zum Handeln zwingt und die
Entwicklung in Richtung Klimaschutz generell
zu begrüßen ist. Der Weg führt von herkömmlichen
Systemen weg, wobei die nicht
verbrauchte Energie die umweltfreundlichste
ist. Dämmen, also thermisches Sanieren der
Gebäudehülle, ist wichtig, um den Energiekonsum
zu reduzieren, zeitgleich muss die Energie
aus erneuerbaren Quellen geholt werden, die
unabhängig von Dritten machen. Quartierlösungen,
wie auch Energiegemeinschaften, sind
da ein wichtiger Schritt. Beim Punkt Dämmen
merkt Berk an, dass man nicht mit der Brechstange
bis zum Passivhausstandard dämmen
muss, da die letzten paar Prozent dorthin ein
schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis haben.
„80 bis 90 Prozent schafft man einfach, die
restlichen paar Prozent sollte man auch mit
anderen Energieoptimierungsmaßnahmen
erreichen.“ Pfeiler unterstützt diese Aussage.
Exergie nutzen
Schleicher greift das Stichwort Energieoptimierung
auf. „Man soll nicht zu schnell eine
Antwort darauf geben, wann ein Energiesystem
optimiert ist. Es braucht drei Kriterien:
Erstens, langfristig müssen wir voll auf erneuerbare
Energien umsteigen, jede Investition,
die das nicht akzeptiert, ist ein ‚stranded
investment‘. Das zweite Kriterium ist die Energieeffizienz,
also Energie immer produktiver
zu verwenden und somit zu versuchen, alle
Energiedienstleistungen, die wir in Anspruch
nehmen, mit möglichst wenig Energie zu erfüllen.
Das dritte Kriterium, das noch kaum in
die Diskussion eingeht, ist die Exergie. Jeder
Energieträger hat mindestens zwei physikalische
Qualitäten, eine mengenmäßige und
eine Dimension, die die Arbeitsfähigkeit eines
Energieträgers beschreibt.“ Das kann man
am Beispiel Fernwärme erläutern. Da ist das
Endprodukt für den Energiekonsum ein Energieträger
auf einem hohen Temperaturniveau,
das in Wien historisch bedingt ist. Nun muss
man versuchen, auf niedrigere Temperaturen
zu kommen, bis hin zu denen von Anergienetzen.
„Schauen wir das nach dem Kriterium von
Exergie an“, so Schleicher, „so sehen wir eine
große qualitative Energieverschwendung, das
stellt die bestehenden Fernwärmekonzepte in
Frage.“
Pfeiler wirft das Thema der Energiegemeinschaften
auf und bricht es runter auf ein Beispiel:
„Photovoltaikanlagen zuhause waren
oft überdimensioniert und die Besitzer hatten
nicht die Möglichkeit, diesen Energieüberschuss
zu teilen. Das hat sich jetzt geändert.“
Oft scheitern gute Ideen an Bürgerinitiativen,
da die Einsicht fehlt. Pfeiler bringt das Beispiel
eines Nahwärmewerkes, das an Bürgerbeteiligungen
scheiterte, weil es optisch nicht ins
Gesamtgefüge passte. In Zeiten der Energieknappheit
und Umstellung auf Erneuerbare
kann immer mehr erwartet werden, dass solche
Anlagen zu dulden sind.
Für Berk ist klar, dass viele verschiedene Wege
ausprobiert werden müssen, um einen guten
zu finden. „Energieoptimierung ist ein Prozess,
ankommen werden wir da nie“, so Berk.
„Es ändert sich gesellschaftlich und technologisch
immer etwas. Vor zehn Jahren war ein
Gasanschluss in der Straße optimal, jetzt geht
man weiter und in eine andere Richtung. Neu
ist jetzt die hohe Motivation der Nutzer, diese
konnte man zum Beispiel von einer Bauteilaktivierung
überzeugen.“ Er spricht sich für das
Ausprobieren möglichst vieler Varianten für
die Energiegewinnung aus, anstelle eines zentral
vorgegebenen Weges. „Manche stellen sich
dann vielleicht als weniger erfolgreich/praktikabel
heraus, aber die Bauplätze sind auch
126 ImmoFokus
„Anergienetze erhalten
einen immer höheren
Stellenwert.“
Stefan Schleicher,
Koordinator von ReConstruct
sehr unterschiedlich.“ Pfeiler ergänzt, dass die
Lösung in der Vielfalt liegt. „Bei dem einen ist
es Fern- oder Nahwärme, beim anderen Photovoltaik.
Wichtig wäre es, die Temperatur dem
Nutzer beziehungsweise dem Anwendungsbereich
anzupassen. Wir werden nie ganz von
Gas oder Fernwärme wegkommen, aber wenn
wir es schaffen, uns in der Energieerzeugung
so aufzustellen, dass das Gesamtsystem nicht
mehr anfällig auf Störfaktoren ist, ist ein großes
Ziel erreicht.“ Er findet es auch wichtig,
dass die Europäische Kommission Ziele vorgibt,
es aber der Wirtschaft und Gesellschaft
obliegt, wie sie diese erreichen. Vielfalt ist ein
wichtiges Thema.
Interessen der Nutzer
Schleicher sieht neue Interessen bei den Nutzern,
was Investitions- und Mietkosten betrifft.
„Wir haben bei Leuchtturmprojekten in der
Schweiz viel gelernt. Private Investoren waren
bereit, jeweils mehr als eine Milliarde Euro in
die extrem innovativen Stadtentwicklungsprojekte
Suurstoffi und Papieri nach dem Konzept
von multifunktionalen und emissionsfreien
Quartieren zu investieren. Motiviert sind diese
Projekte durchaus aus Eigeninteresse zur langfristigen
Werterhaltung des Vermögens und
der erwartbaren Rendite, weil diese Projekte
neue Schichten von Nutzern ansprechen.
Dieses Potenzial wurde früh erkannt.“ Berk
bestätigt, dass bei den Neuvergaben vermehrt
nach Kosten und Heizart gefragt wird. „Das
wird nicht so schnell nachlassen. Auch für die
gemeinnützigen Bauträger gelten neben den
Errichtungskosten die Betriebskosten und
Energiekosten als wichtiger Faktor.“ Neue Heizarten
haben auch einen höheren Kommunikationsbedarf,
bestätigt Berk. „Flächenheizung,
Bauteilaktivierung, Kreislauf der Wärme und
weiteres müssen erklärt werden.“ Er spricht
sich auch für die Erstellung eines Energieprofils
aus, um die Energie bestmöglich dann zu
nutzen, wenn sie anfällt. Schleicher geht noch
einen Schritt weiter. „Unter der Bezeichnung
Energy Hubs bilden vier lokale Netze die
Grundstruktur des lokalen Energiesystems:
Dominierend sind das Netz für Elektrizität und
das Anergienetz. Ein Gasnetz, das vorerst noch
mit Erdgas betrieben werden kann, wird später
den Übergang zu Gas aus biogenen Quellen ermöglichen,
bei denen biogener Abfall lokal in
Biogas konvertiert und lokal erzeugter Wasserstoff
aus Überschusselektrizität genutzt wird.
Das vierte Netz ist ein IT-Netz, das alle Komponenten
des lokalen Energiesystems von der
Bereitstellung, Speicherung, Verteilung bis zur
Verwendung verbindet und mit einer Software
unter Anwendung von künstlicher Intelligenz
das gesamte Energy Hub optimiert.“
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127
ImFokus
Keine Alternative zu
nachhaltiger Logistik
Grüne Logistik. Matthias Bitzan (Country Head CTP Austria), Markus Huber (Managing Partner CC Real), Franz
Kastner (Team Lead Industrial & Logistics CBRE) und Christian Vogt (Geschäftsführer DLH Österreich) diskutieren
auf Einladung des ImmoFokus über das spannende Thema Nachhaltigkeit in der Logistikbranche.
Das Gespräch führte: Patrick Baldia
Wie steht eigentlich der heimische
Logistikbestand punkto Nachhaltigkeit
beziehungsweise ESG im internationalen
Vergleich da?
Christian Vogt: Mittlerweile respektabel. Aber
noch vor fünf, sechs Jahren hat das anders
ausgeschaut. Da war Deutschland diesbezüglich
(Nachhaltigkeit/ESG) fortschrittlicher
unterwegs, was auch daran liegt, dass dort
Unternehmen seit längerem lieber Logistikhallen
anmieten und nicht wie in Österreich
lange üblich, besitzen möchten. Aber mittlerweile
hat sich der Wind gedreht und auch
österreichische Unternehmen sind draufgekommen,
dass es besser ist, qualitativ höhere
Hallen zu mieten und das ersparte Geld lieber
in Mitarbeiter und Prozesse zu investieren.
Dementsprechend viel hat sich beim Thema
Nachhaltigkeit getan.
Matthias Bitzan: Jede Branche ist gefordert
sich mit dem Thema ESG beziehungsweise
Taxonomie intensiv zu beschäftigen, auch die
Logistikindustrie. Denn Mieter und Inves-
128 ImmoFokus
toren suchen heute fast ausschließlich nach
nachhaltigen Gebäuden. Große und vor allem
börsennotierte Unternehmen haben längst
begonnen, Nachhaltigkeitsreports zu veröffentlichen
und schauen sich sehr genau an,
wo, von wem und unter welchen Bedingungen
sie mieten.
Besonders im Kampf um gut ausgebildete
Fachkräfte, die ja händeringend gesucht werden,
sind Gebäuden, die nach nachhaltigen
Kriterien errichtet wurden und entsprechende
gute Arbeitsbedingungen bieten, ein absolutes
Muss. Mit alten „Logistik-Wellblechhütten“
wird man sie nicht anziehen. Das Problem ist
nur, dass solche qualitativ hochwertigen und
modernen Logistikflächen in Österreich nur
sehr eingeschränkt verfügbar sind.
Franz Kastner: Im Vergleich zu Deutschland
oder der Slowakei ist der österreichische
Markt, der lange durch Eigennutzer getrieben
wurde, relativ unterentwickelt. Aktuell liegt
der Logistikbestand in Wien, Graz und Linz
bei rund 5,5 Millionen Quadratmetern. Davon
gehört rund 50 Prozent den Klassen B und C
an. Das heißt aber nicht, dass die andere Hälfte
den ESG-Nachhaltigkeitskriterien entspricht,
obwohl sie grundsätzlich die Anforderungen
an eine moderne Logistikimmobilie erfüllen.
Herr Huber, Sie haben als Auditor Erfahrung
mit der Zertifizierung von Logistikimmobilien.
Wie schätzen Sie die Lage ein?
Markus Huber: Wagen wir einen kurzen
Blick in die Vergangenheit: 2009 hat es sechs
Logistikimmobilien mit DGNB-Zertifizierung
gegeben. 2013 waren es bereits 51. Und aktuell
stehen wir bei circa 280. Man sieht also wie
sehr das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung
gewonnen hat. Ich bin überzeugt, dass jene
Projekte, die über ein Zertifikat verfügen
und auch die EU-Taxonomie-konform sind
einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten – was
natürlich den Wert einer Immobilie erhöht.
„Langfristig wird die
Bedeutung einer Gemeinde
nicht zunehmen, die nur
über Altbestand verfügt.“
Matthias Bitzan,
CTP
Kurz: Es führt auch in der Logistik wirklich
kein Weg am nachhaltigen Bauen vorbei.
Wir gehen etwa davon aus, dass man allein
mit energieeffizienten Maßnahmen bis zu 35
Prozent an Betriebskosten einsparen kann.
Und gerade bei der EU-Taxonomie ist die
Grundstückswahl ein Riesenthema. Sie
schließt Projekte, die beispielsweise auf
Flächen mit mittlerer oder hoher Fruchtbarkeit,
wie zum Beispiel ehemaligen, umgewidmeten
Ackerflächen errichtet werden,
völlig aus.
Weil Sie den großen Bedarf angesprochen
haben. Dank Marktbeobachtern wie CBRE
wissen wir, dass die Logistikpipeline
derzeit so gefüllt ist wie nie zuvor…
Kastner: Allein 2022 bis 2024 ist die Pipeline in
Wien, Graz und Linz 1,3 Millionen Quadratmeter
schwer.
Kann diese Pipeline die Nachfrage abdecken
oder könnten auch mehr Flächen
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.
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129
ImFokus
„Brownfield-Developments
sind in der Logistik
aus Kostengründen oft
schwierig.“
Markus Huber,
CC Real
vermietet werden – auch wegen vieler
Vorvermietungen?
Vogt: Wir bekommen fast wöchentlich Anrufe
von Kunden, die sich nach verfügbaren
Flächen erkundigen.
Kastner: Es könnten sicher mehr Flächen
vermietet werden, würde es sie nur geben.
Aktuell gibt es nur in Projektentwicklungen
verfügbare Flächen, im Altbestand nicht. Wir
merken, dass sich Nutzer sehr frühzeitig um
Flächen bemühen, sich Projekte teilweise auch
vor der Baugenehmigung sichern. Die starke
Nachfrage spiegelt auch der Leerstand von 0,4
Prozent am Wiener beziehungsweise niederösterreichischen
Logistikmarkt wider.
Ich nehme an, dass das auch am eingeschränkten
Grundstücksangebot sowie
hohen Preisen liegt?
Bitzan: Die Verfügbarkeit von Grundstücken
ist in sehr engem Zusammenhang mit ESG
und EU-Taxonomie zu sehen, weil natürlich
die Gemeinden stark darauf schauen, dass
nur sehr nachhaltige Objekte in ihrem Gebiet
realisiert werden, die ein langfristiges Konzept
haben, produzierende Unternehmen ansprechen
und langfristig Arbeitsplätze sichern.
Das geht nur mit qualitativ hochwertigen
Gewerbeparks. Langfristig wird die Bedeutung
einer Gemeinde nicht zunehmen, wenn sie
nur über Altbestand verfügt.
Können Brownfield-Entwicklungen die
Antwort auf die Flächenknappheit sein?
Vogt: Brownfields sind auch mit Herausforderungen
verbunden. Befinden sich darauf
bestehende Immobilien, so kann man sie
meist nicht nutzen. In der Logistik versuchen
wir ja so standardisiert wie möglich zu bauen.
Und ältere Gebäude entsprechen von der
Höhe, Breite und Länge usw. her nicht den
aktuellen Standards.
Huber: Im Idealfall haben solche Grundstücke
bereits die notwendige Widmung, aber
meistens geht die Entwicklung mit einer
umfangreichen Nutzungsänderung einher.
Nicht von der Hand zu weisen, sind auch
Risiken, wie vor allem hohen Kosten wegen
Bodenverunreinigung oder dem Recycling
von alter Bausubstanz. Nichtdestotrotz bieten
Brownfields hohes Potenzial. Sie gehen häufig
mit sehr verkehrsgünstigen Anbindungen
und der entsprechenden Bodenbeschaffenheit
einher. Da häufig bereits ein Baurecht
vorliegt, können die Erschließungskosten aher
niedriger sein als bei einem Greenfield- Development.
Vogt: Da gebe ich Ihnen völlig recht. Allerdings
darf man den Kostenaspekt nicht
vernachlässigen. Allein die Abbruchkosten
sind aufgrund der neuen Entsorgungsrichtlinie
stark gestiegen. Dazu kommt, dass die
130 ImmoFokus
„Wir bekommen fast
wöchentlich Anrufe von
Kunden, die sich nach freien
Flächen erkundigen.“
Christian Vogt,
DHL
Eigentümer für die Altimmobilie, auch wenn
sie nicht nutzbar ist, etwas möchten. Man
zahlt also für das Grundstück, die Immobilie,
den Abbruch und den Neubau. Aufgrund
dieser Investitionskosten zahlt sich eine
Brownfield-Entwicklung meist nicht aus.
Huber: Natürlich sind Brownfield-Developments
in der Logistik aus Kostengründen oft
schwierig. Im Wohnbau ist das hingegen ein
bisschen leichter. Vor allem bei sehr guten
Lagen.
Vogt: Ich war kürzlich in Japan und habe mir
angesehen, wie dort mit der Problematik
umgegangen wird. Dort wird beispielsweise
auf mehrgeschossige Logistikhallen gesetzt.
Wenn man mehr Bruttogeschoßfläche schafft,
kann das Kostenthema bei Brownfields natürlich
kompensiert werden. Darüber werden wir
nachdenken müssen.
Bitzan: Die einzige Möglichkeit Bewegung
in die Kostenproblematik bei Brownfields
hineinzubekommen ist es, neue Flächen zu
schaffen, um Druck von den alten zu nehmen.
Auch wenn das viele nicht hören wollen: Wir
werden in Zukunft sowohl Brownfield- als
auch Greenfield-Entwicklungen brauchen.
Ich sehe da durchaus die Politik gefragt, das
sicherzustellen
Huber: Eine Herausforderung im Zusammenhang
mit Brownfields beziehungsweise Erweiterungen,
was ja bei eigengenutzten Objekten
oft vorkommt, ist, dass es aus Platzgründen oft
kaum möglich ist, eine Baustelle einzurichten
und zu betreiben.
Ist die Kleinteiligkeit des Marktes ein
Hindernis in Sachen Nachhaltigkeit?
Kastner: Wenn man mit den Bürgermeistern
oder Gemeinden spricht, hat man oft den
Eindruck, dass sie nicht mit Entwicklern
zusammenarbeiten wollen, die spekulativ große
Projekte realisieren. Stattdessen wollen sie mehrere
Eigennutzer anziehen. Das setzt voraus,
dass das Grundstück aufgeteilt wird. In dem Fall
muss jeder Nutzer seine eigene Infrastruktur
schaffen. Nachhaltiger wäre es eine einzelne
Halle für die geteilte Nutzung zu bauen, um
Kosten aber auch Baumaterialien zu sparen.
Bitzan: Auch deshalb ist es ganz wesentlich,
dass es in Österreich professionelle Developer
gibt, die Logistik-Industrie-Produktionshubs
mit vernünftigen Konzepten entwickeln. Wir
halten beispielsweise die von uns entwickelten
Immobilien über ihre ganze Lebenszeit
im Bestand und machen uns bereits heute
Gedanken, was mit ihnen in 25, 30 oder 40 Jahren
passieren wird. Zu einem Gesamtkonzepts
gehört nämlich auch, Objekte zu schaffen,
die für Nachnutzer ebenfalls funktionieren.
Einzelne Unternehmer können das gar nicht.
Es ist also mitunter einiges an Überzeugungsarbeit
gefragt…
Bitzan: Ganz sicher sogar. Wenn man sich die
Grundstücke anschaut, die die Gemeinden für
Betriebsgebäude freimachen, dann sind diese
sehr oft kleinteilig parzelliert, weil sie kleinere
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.
Ausgabe 06|2022
14 x in Österreich I 30 x in CEE & SEE www.tpa-group.at
131
ImFokus
Unternehmen anziehen wollen. Dabei wäre
es ein Vorteil für eine Gemeinde mit einem
schlüssigen Gesamtkonzept einen nachhaltigen
Standortfokus zu setzen.
Huber: Mir als Architekt ist es mir ein
Anliegen, dass auch bei Logistikimmobilien
Wert auf die Optik, also auf die Gestaltung
der Außenhülle, gelegt wird. Vor allem bei
großvolumigen Projekten bleibt das oft
auf der Strecke. Aber natürlich ist darüber
hinaus auch eine gewisse Flexibilität und
Umnutzungsfähigkeit wichtig, damit ein
Objekt über mehrere Zyklen genutzt werden
kann.
Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Bitzan: Es gibt einige großvolumige Projekte,
die sich optisch ansprechend in die
jeweilige Landschaft einfügen. Ich denke
da an das Holzgebäude von Cargo Partner
in Fischamend - für das im Übrigen nur
zertifiziertes und nachhaltiges Holz verwendet
wurde. Die CTP hat beispielsweise
in der CEE-Region mit der Entwicklung
des Klubhauskonzepts gezeigt, dass wir
nicht nur nachhaltig bauen, sondern auch
Communities in unser Gesamtkonzept miteinbeziehen.
Dort können Schulungen und
Veranstaltungen angeboten werden oder
auch Mitarbeiter bei Bedarf günstig wohnen.
Neben dem „E“ leben wir in unseren Parks
als auch stark das „S“, also den sozialen
Aspekt. Andere Parks haben wir wiederum
von lokalen Künstlern bemalen lassen.
Kastner: Sehr gut ins Landschaftsbild passen
Logistikareale mit mehreren Baukörpern, die
mit begrünten Fassaden ausgestattet sind.
Einige solcher Projekte werden in den nächsten
12 Monaten errichtet werden. Tendenz
steigend.
Vogt: Ich glaube über die Optik macht sich
heute bei großen Projekten jeder Gedanken.
Um nochmal auf das Thema Größe zurückzukommen
und wieso es ein Vorteil ist,
große Logistikansiedelungen zu bauen: Was
viele vergessen ist, dass je größer ein Objekt
ist, desto größer sind auch die Synergien, die
die Mieter untereinander nutzen können und
das wirkt sich auch positiv auf die Nachhaltigkeit
aus. Ich komme gerade von einer
Reise mit Investoren. Und mein Eindruck
ist, dass diese das genau so sehen und auch
wünschen.
Kastner: Ich glaube, dass es trotzdem
schwer ist, in einer Logistikzone den vielen
kleineren Eigennutzern zu vermitteln, dass
es vorteilhaft ist Synergien zu nutzen. Ich
denke da etwa an ein gemeinschaftliches
Heizungssystem. Da ist dann auch die Politik
gefragt, gewisse einheitliche Basisparameter
zu schaffen beziehungsweise Synergien
einzufordern.
Würden höhere Mieten das Angebot an
modernen, nachhaltigen Flächen erhöhen?
Bitzan: Ich glaube, dass die wenigsten produzierenden
Betriebe und Logistikfirmen die
finanziellen Kapazitäten haben, beispielsweise
zwölf Euro Miete pro Quadratmeter zu zahlen.
Das ist auch nicht gut für den Wirtschaftsstandort
Österreich, denn die Unternehmen
schlagen das natürlich auf den Transport
um, was der Konsument wiederum an den
Supermarktregalen zu spüren bekommt.
Kastner: Wir haben tatsächlich in den letzten
zwei Jahren ein unglaubliches Mietwachstum
erlebt. Dahinter stehen die erhöhten Bau- und
Finanzierungskosten, die starke Nachfrage
sowie der niedrige Leerstand in Wien und
Umgebung.
Vielleicht können wir kurz skizzieren, wie
man eine nachhaltige Logistikimmobilie
baut…
Vogt: Da geht es natürlich um Themen wie
Energie, Isolierung und Baustoffe, ebenso wie
eine nachhaltige Beleuchtung. Und dann sollten
wir auch über Mehrstöckigkeit reden. Das
passt wie gesagt gut zu Brownfield-Entwicklungen.
Je mehr Bruttogeschoßfläche ich auf
weniger Fläche schaffe, desto besser. Aber das
ist natürlich auch eine Frage des Preises. Auch
wegen der Statik. Die Mieter wollen nämlich
nicht nur auf der ebenen Erde eine gewisse
Flächenlast haben, sondern auch in der ersten
und zweiten Etage. Das kostet Geld.
132 ImmoFokus
„Aktuell sind nur in
Projektentwicklungen
Flächen verfügbar, im
Altbestand nicht.“
Franz Kastner,
CBRE
Kastner: In diesem Zusammenhang sehe
ich zwei Spannungsfelder: Das eine ist der
Standort, wo die doppelgeschoßige Logistikimmobilie
auch funktioniert. Das wird in
der Regel im urbanen Raum sein, damit sie
auch entsprechend bespielt werden kann. Das
zweite ist, dass die Bebauungspläne kaum
mehrgeschossige Logistikobjekte berücksichtigen.
Bei Raumhöhen von mindestens
10,5 bis maximal 12 Metern würde sich die
Gebäudehöhe solcher Objekte bei circa 25
Meter belaufen.
Vogt: Wien ist wahrscheinlich nicht groß
genug, um drum herum mehrstöckige
Logistikimmobilien zu errichten. Wenn dann
müssten diese Objekte in zentrumsnahen
Lagen stehen, die natürlich sehr teuer sind.
Solange das die Mieten nicht spiegeln kann ich
mir das aber nicht vorstellen.
Bitzan: Wir haben bei einem Projekt die
Situation, dass wir zwar mit einer Photovoltaikanlage
acht Megawatt Strom produzieren
könnten und den Überschuss an einen relativ
energieintensiven benachbarten Betrieb
verkaufen könnten. Aufgrund der Gesetzeslage,
die den Verkauf von selbst produziertem
Strom nicht so einfach zulässt, dürfen
wir das aber nicht. Hier beziehungsweise in
ähnlichen Fragen muss die Politik nacharbeiten.
Sonst werden die Investoren nicht
ausreichend zur Energiewende beitragen
können.
Ein großes Thema ist sicher auch, wie
man die Lieferkette nachhaltiger gestalten
kann?
Vogt: Ich denke, dass wir im Long-Distance-
Verkehr weiterhin Verbrennungsmotoren
sehen werden. Mit welchem Treibstoff sie
fahren werden, wird sich zeigen. Ein LKW
muss jedenfalls rollen, nur dann verdient
er Geld. Wenn man mit Elektromotoren im
LKW arbeiten würde, würde das die Nutzungszeit
stark einschränken. Dazu kommen
noch Fragen, wie das Gewicht der Batterien
usw. Bei kürzeren Distanzen sieht das anders
aus. Beispielsweise ist bei unserem Skylog
Park Vienna in Fischamend ein Elektro-LKW
im Einsatz, der den ganzen Tag zum Flughafen
und zurückpendelt und in der Nacht
aufgeladen wird. Da lohnen sich nachhaltige
Lösungen. Dasselbe gilt natürlich für die
innerstädtische Verteilung.
Huber: Da kann ich mich nur anschließen.
Ein gutes Beispiel, wie das im urbanen Raum
funktioniert ist die Österreichische Post, die
ortsintern bei der Zustellung vermehrt auf
Elektrofahrzeuge setzt. Das wird sich auf der
letzten Meile mehr und mehr durchsetzen.
Aber auch im Langstreckenverkehr werden
wir neue Konzepte und Lösungen erleben.
Ich sehe da sehr großen Spielraum. Vor
allem für Lang-LKWs oder Wasserstoff als
alternativer Treibstoff.
Bitzan: Man muss sich nur das Paketvolumen
im innerstädtischen Raum anschauen: In
Wien werden derzeit 95 Millionen Pakete
pro Jahr zugestellt. 2025 rechnet man mit
150 Millionen Paketen. Damit gehen ein
unglaubliches Verkehrsaufkommen und
damit auch Emissionen und Lärm einher. Die
Lösung dieses innerstädtischen Problems
ist komplex, es gibt aber viele verschiedene
und spannende Ansätze. Wie etwa tagsüber
der Transport per Drohne, Straßenbahn oder
unterirdisch.
Vogt: Ein Problem ist hier sicher, dass die
Margen in der Speditionsbranche nicht die
höchsten sind. Da tun sich die Unternehmen
mit technischen Innovationen nicht ganz so
leicht.
Welche Zertifikate werden am Markt am
stärksten gefragt?
Huber: Immer öfter geht es darum, was die
Banken fordern. Das wird in Zukunft noch
zunehmen. Es kommt aber auch vor, dass
die Mieter vorgeben, welche Zertifikate sie
wollen. Derzeit zählen zu unseren Kunden
jedenfalls verstärkt Logistikunternehmen,
die unter anderem die EU-Taxonomie-konformität
prüfen lassen. Gerade bei Neubauten,
vor allem wenn sie im Bau sind, ist es sehr
schwierig, diese zu erfüllen. Bei Bestandsimmobilien
ist es ein bisschen einfacher zu
prüfen, ob ein Objekt Taxonomie-konform
oder Taxonomie-fähig ist oder nicht. Was
das konkrete Zertifikat betrifft, werden von
Investoren und Mietern am stärksten DGNB
bzw. ÖGNI und LEED nachgefragt.
Ausgabe 06|2022
133
ImFokus
Exkursion in die
Millennium City
Lokalaugenschein. Shopping, Entertainment und Büros auf 56.000 Quadratmetern Fläche mit 130 Shops und
etwa 14 Millionen Besucher pro Jahr: Die Zahlen der Millennium City am Handelskai lesen sich beeindruckend.
Grund genug für jetzige Studenten und zukünftige Immobilien-Experten des Studiengangs „Architektur –
Green Building“ des FH Campus Wien die Millennium City im Rahmen einer Exkursion genauer unter die
Lupe zu nehmen.
D
ie Millennium City wurde im
Zeitraum von 1997 bis 1999 gebaut,
als die Studierenden des Studiengangs
„Architektur – Green Building“
der FH Campus Wien noch nicht einmal
geboren waren. In diesem Wintersemester nahm
sich Shoppingcenter-Manager Matthias Franta
(CC Real) Zeit für die zukünftigen Immobilienexperten
und lud in sein Nahversorgerzentrum
im 20. Gemeindebezirk von Wien ein.
Die Exkursion fand im Rahmen der Lehrveranstaltung
„Life-Cycle-Management“ (LCM),
von Philipp Kaufmann statt, der von seinen
Studenten eine kritische Auseinandersetzung
mit der Landmark von Wien einforderte. „Das
Grundkonzept der Millennium City – Einkaufen,
Wohnen und Arbeiten zu vereinen – ist
natürlich kein neues Konzept, jedoch fanden
wir es sehr beeindruckend, diese Umsetzung
einmal in natura zu erleben“, so der einstim-
134 ImmoFokus
mige Tenor der Studenten während der Exkursion.
Bereits bei der Eingangshalle fallen den
Studenten die ersten prägnanten Merkmale
auf: „Die Eingangshalle beim Millennium Tower
hat uns stark an ein Einkaufszentrum in
einem Bankenviertel in Hongkong erinnert.“
Die plastische Form im Zugangsbereich zum
Tower sei ästhetisch gelungen, die geschwungene
Form mache die Situation lebendig.
Eine Meinung, die jedoch nicht jeder der Exkursionsteilnehmer
teilt: „Die Geste, die der
rundliche Anbau an den Tower hervorbringt,
fügt sich für mich nicht an das, wie sich der
Tower in seiner Grundstruktur zeigt. Er stanzt
regelrecht ein Loch in das Center und steht
in ihm wie ein Fremdkörper. Im Nachhinein
„Ein sehr schönes
und einzigartiges
Konzept ist der
Food Court.“
zu versuchen, diesen harten Bruch mit einer
leichten geschwungenen Form aufzufangen,
passt nicht in das Konzept des großen massiven
Turms.“
Von Regenwasser bis Mülltrennung
Besonders gut bei den Studenten kamen die
nachhaltigen Aspekte an: von dem in den WCs
und Toiletten genutzten Regenwasser über
die ausgesetzte Weihnachtsbeleuchtung bis
hin zur Verwendung von Fernwärme. „Die
Tatsache, dass das Wasser der WC-Anlagen gesammeltes
Regenwasser ist, gibt einen großen
Pluspunkt, da so kein sauberes Wasser unnötig
verschwendet wird. Dies ist in Anbetracht des
an vielen Orten vorherrschenden Wasserman-
Ausgabe 06|2022
135
ImFokus
„Die Eingangshalle des Millennium
Towers hat mich stark an ein
Einkaufszentrum in einer reichen
Metropole wie Hongkong erinnert.“
Spannend war die Diskussion zur Zone zwischen
den zwei Gebäude-Komplexen: „Gerade
eine schon versiegelte Fläche lädt doch ein,
dort etwas zu präsentieren bzw. zu beleben,
um auch das „Drumherum“ einladend zu gestalten.
Die Hinterhof-Atmosphäre würde verschwinden
und das Areal einladender wirken.“
Eine Sichtweise, die allen Beteiligten Ideen für
die Zukunft mitgibt, denn laut Franta ist ein
Shoppingcenter ein lebender Organismus, der
laufend weiterentwickelt werden muss.
gels extrem wichtig und macht uns als Greenbuilding-Studenten
natürlich sehr glücklich“,
so eine der Exkursionsteilnehmerinnen. Bei
der Weihnachtsbeleuchtung beeindruckte
die Teilnehmer, dass das Center-Management
auf elektrische Beleuchtungen verzichtete,
jedoch der Christbaum und auch die weiteren
Dekorationen nicht an Glanz verloren. „Mir fiel
das fehlende Licht erst auf, als wir es bei der Exkursion
hörten“. Bei der Mülltrennung gab es
viel Lob, jedoch auch eine Anmerkung für ein
wenig Verbesserungspotential von einem besonders
kritischen Studierenden: „Leider gibt
es keinen Behälter für Dosen, was sehr schade
ist.“ Wichtig war den Teilnehmern, dass die
Millennium City als Leuchtturmprojekt der
Nachhaltigkeit DGNB zertifiziert ist.
Wo es viel Licht gibt, gibt es auch Schatten:
Von allen Teilnehmern wird die Renovierung
2019 als mehr als geglückt bewertet, jedoch sehen
einige Studenten Optimierungspotential
in puncto Zugang zu weiteren Nutzungen wie
beispielsweise einem Arzt: „Der Zugang zum
Arzt kommt einem durch die etwas unscheinbar
wirkenden Türen sehr vernachlässigt vor.
Mich persönlich hätte das Rettungsweg-Schild
davon abgehalten, diesen Weg zu gehen.“
„Dass in den
WC-Anlagen
gesammeltes
Regenwasser
genutzt wird,
ist ein großer
Pluspunkt.“
136 ImmoFokus
„Positiv ist, dass die
Weihnachtsbeleuchtung
aufgrund
der Energiekrise heuer
gespart wurde.“
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Teamleiter Zinshaus
Ausgabe 06|2022
Mag. Lukas Tröthandl,
Immobilienberater Zinshaus
137
ImFokus
„Es ist sehr schön zu sehen, dass es
eine Mülltrennung gibt.“
Licht am Ende des Foodcorners
Besonders positiv hervorgehoben wurden vor
allem die Lichtsituation, die Positionierung
der Geschäfte und der völlig überarbeitete
Foodcourt bzw. das Gastronomie-Angebot im
Entertainment-Gebäude: „Die Zusammenführung
von beinahe der gesamten Gastronomie
ist eine gute Strategie, Kunden für jedes
Geschäft zu finden, denn diese promoten sich
gegenseitig. Der Food Plaza war wohl der eindrucksvollste
Bereich in der Millennium City.
Mit vielen unterschiedlichen Angeboten gibt
es für jedermann das passende Essen und
bietet durch die offene Gestaltung des Essbereichs
eine großzügige Kommunikationsfläche.“
Neben den zahlreichen Restaurants,
Shops und Unterhaltungsmöglichkeiten gibt
es Aktivitäten wie Kino, Bowlingbahnen,
Karaokebars, einen Fitnessbereich und vieles
mehr. Fazit: „Dort kann man auf jeden
Fall den Tag gut und lecker abschließen.“
Schlussendlich verbrachten die Studierenden
auch nach dem offiziellen Teil gerne Zeit im
Center und genossen das reichhaltige Angebot
des Nahversorgungs-Shoppingcenters.
Die seit 2019 von CC Real durchgeführten
Renovierungsarbeiten sind bei allen Teilnehmern
gut angekommen und zeigten Wirkung.
Matthias Franta nahm sich Zeit für die
Studierenden der FH Campus Wien und freut
sich schon, die eine oder den anderen Studierenden
beim nächsten Refurbishment in acht
bis zehn Jahren in der Branche begrüßen zu
dürfen.
„Shops wie
Trafik und
Lebensmitteleinzelhändler
sind gut
positioniert.“
138 ImmoFokus
Begeisterungsfähig und
wissbegierig
Praxis. Das Studium „Architektur – Green Building“ am FH Campus Wien verbindet klassische Architektur
mit dem Umweltaspekt. Der studierte Immobilienwirtschafter, Facility-Manager, Betriebswirt und
Uni-Dozent Philipp Kaufmann sprach mit dem ImmoFokus über die Exkursion in die Millennium City und was für
ihn nachhaltiges Bauen ausmacht.
Wie kam die Idee für eine Exkursion in die
Millennium City?
Philipp Kaufmann: Mein Credo lautet
„Visionen ohne Umsetzung bleiben geträumt.“
Also, wenn man die Theorie nicht in die
Praxis umsetzt, bleibt es oft – vor allem in
der Immobilienwirtschaft – lediglich bei der
Idee. Die Millennium City hat punkto Green
Building bereits einiges vorausgedacht.
Man findet Shopping, Entertainment,
Wohnen und Büroflächen an einem Ort
und war in Ressourcen- und Energiefragen
Vorreiter. Zudem wird die Millennium City
von dem österreichischen Unternehmen CC
Real geleitet, welches von meinem Bruder
gegründet wurde. Da konnte ich als Dozierender
noch einmal ganz andere persönliche
Einblicke geben, die von den Studierenden
immer interessiert aufgenommen werden.
Was bedeutet für Sie „nachhaltiges
Bauen“?
Es geht darum, von der Planungs- und
Entwicklungsphase, über die Bauphase bis
hin zur Bewirtschaftung immer die
entsprechenden Nachhaltigkeitsaspekte
mitzudenken, also den kompletten Gebäude-
Lebenszyklus im Sinne der Nachhaltigkeit zu
planen und auszuführen.
Das fängt bei der Auswahl der Baumaterialien
an und endet bei der Mülltrennung. Beispielsweise
haben wir in unserem Büro in der
Breitwiesergutstraße in Linz bei der Büroteilsanierung
vor einigen Jahren bewusst Tonputz
anstatt konventionellem Wandputz verwendet,
was nicht nur nachhaltiger ist, sondern auch
für ein besseres Raumklima sorgt.
Was war ihr persönlicher Eindruck von der
Exkursion?
Mich hat die Begeisterungsfähigkeit
und die Wissbegierde überrascht. Die
Studierenden stellten viele Fragen und
brachten sich deutlich mehr ein als in so
mancher Vorlesung. Mir ist es wichtig, dass
das Studium Praxisbezüge aufweist und
Immobilien erlebbar gemacht werden. Viele
der Theorien im Studium wirken oftmals
abstrakt, in der Exkursion sind diese jedoch
ersichtlich und spürbar.
Ausgabe 06|2022
139
Event
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140 ImmoFokus
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ImmoFokus.Rubrik
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Vorschau
Lesen Sie im ImmoFokus
Ausgabe 01/2023
Zertifikate am Prüfstand. Das große Interview mit ... Zu
Tisch mit ... Welche Rolle spielen Gebäudezertifizierung,
Zertifikate im Vergleich, Klimaneutralität & CO2-
Bilanzierung - MIPIM - SnapShot Immobilienmarkt
- Die Projekt-Pipeline Österreich 2023, Nachhaltige
Energiequellen: Nationale & Internationale Best in Class-
Projekte. Die große ImmoFokus Umfrage ...
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Herausgeber
Mag. Michael Neubauer
Chefredaktion
Mag. Patrick Baldia
Grafik
Sophie Frenzel
Lektorat
Dr. Melanie Knünz
Michaela Hocek
Ingeborg Morawetz, BA
Autoren dieser Ausgabe
Mag. Patrick Baldia,
Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,
Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz sowie
die Kommentatoren
ERSCHEINUNGSTERMIN: Februar 2023
Täglich top informiert: www.immo-timeline.at
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Sales & Relation
Rudolf E. Oezelt
Relations Management
Tanja Klingseis
Fotos
wenn nicht anders angegeben:
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,
Gabriel Alarcón - Rizar
Druck
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
und Verständlichkeit kann es bei den
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline
Ansprechform verwendet wird.
ImmoFokus ist Mitglied bei:
141 ImmoFokus
ImFokus
(v.l.n.r.) Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer des Hafen Wien, Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, NEOS Wien Wirtschaftssprecher
Markus Ornig, Anu Shanker, Managing Director HQ7 Studios, und Fabian Kaufmann, CEO CC Real.
Filmstadt reloaded
... und Action. Seitdem in den Rosenhügel-Filmstudios 2014 die Pforten für immer geschlossen wurden, ist die
heimische Filmbranche in Bezug auf Atelierproduktionen obdach- und heimatlos. Das soll sich künftig ändern:
Im Hafen Wien entstehen zwei neue Filmproduktionshallen.
N
ach einem knappen Jahrzehnt
ohne Filmstudios in Wien, freut
sich die CC Real International und
ihre Tochtergesellschaft HQ7
Studios, eine Global Industry Standard Umgebung
für Filmproduktionen anbieten zu können.
Österreichische Filmschaffende sind international
durch ihre einschlägigen Expertisen sehr
gefragt und gut etabliert. Nun gilt es einen Impuls
zu geben, um diese Expertise verstärkt auch in
Österreich zu halten, auszubauen und dadurch
auch internationale Produktionen mit ihrem
gesamten Volumen, inklusive Pre- und Postproduktion,
nach Wien zu holen. Es soll dem österreichischen
Film und Filmschaffenden ermöglicht
werden, unter verbesserten Umständen den
erfolgreichen Weg fortzuführen. Wir sind weit
mehr als nur ein Punkt im Drehplan“, meint Anu
Shanker, Managing Director HQ7 Studios.
Vienna Film Incentive
Die Errichtung der HQ7 Studios ist der finale
Puzzlestein um Wien als internationalen Produktionsstandort
optimal zu positionieren“,
zeigt sich Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke
erfreut. „Bereits im März haben wir mit dem
„Vienna Film Incentive“ ein neues Werkzeug
geschaffen um internationale Film-, Serienund
erstmals auch Streamingprojekte zu fördern.
Erste Erfolge können wir damit bereits
verzeichnen. Mit der Errichtung des neuen
Studios können wir nationalen und internationalen
Produktionen eine neue, professionelle
Umgebung anbieten, die mit Hollywood
mithalten kann. Am Wichtigsten: Wien als
Drehort bedeutet Aufträge für die lokale Wirt-
142 ImmoFokus
schaft, eine Bandbreite an Arbeitsplätzen, zusätzliche
Nächtigungen für die Hotellerie und
die Steigerung der touristischen Attraktivität
unserer Stadt“, so Hanke weiter. Baustart für
zwei nach internationalem Standard geplanten
Sound Stages mit rund 3.300 Quadratmetern
Gesamtnutzfläche ist im Frühjahr. Auch der
Koalitionspartner zeigt sich hocherfreut: Den
österreichischen Filmschaffenden werde mit
den neuen Hallen „Raum und Werkzeug in die
Hand gegeben“, um das Filmemachen auf eine
neue Stufe zu heben, sagte Markus Ornig, Wirtschaftssprecher
der NEOS. Realisiert wird das
Projekt vom Eigentümer Hafen Wien, einem
Unternehmen der Wien Holding, und dem Betreiber
HQ7 Studios, einem Unternehmen der
CC Real International. Die Investitionssumme
beläuft sich auf rund 9 Millionen Euro.
Größtmögliche Flexibilität soll durch „extrem
tragfähige“ Roste unterhalb der Decke für z.B.
Einhängen diverser Technik und Requisiten
gewährleistet werden. Die Begehbarkeit durch
Treppen und Servicestege (unter dem Dach)
sei möglich. Jede der beiden Hallen wird mit
einem großen Tor ausgestattet sein, um die
Einfahrt von Equipment per Lkw zu gewährleisten.
„Soundproofed“
Die beiden Studios haben eine beachtliche
Gesamtfläche von rund 3.000 Quadratmeter
und werden spezifisch als „Soundproofed“
(schalldicht) geplant und ausgeführt. Es
handelt sich um zwei eigenständige Hallen,
Studio 1 mit rund 2.000 Quadratmeter exklusive
Servicezone, Studio 2 mit rund 1.000
Quadratmeter exklusive Servicezone. Beide
Hallen sind so ausgestattet, dass zwei Produktionen
unabhängig voneinander zur gleichen
Zeit realisiert werden können. Vergleichbare
Möglichkeiten für professionelle Filmproduktionen
sind in Österreich nicht zu finden. Die
innere Lichte der Hallen beträgt 13 Meter. Die
größtmögliche Flexibilität für die Nutzer wird
durch extrem tragfähige Roste unterhalb der
Decke für z. B. Rigging (=Einhängen, Hängen)
diverser Technik und Requisiten etc. gewährleistet.
Die Begehbarkeit durch Treppen und
Servicestege (unter dem Dach) ist möglich. Im
angrenzenden HQ7-Gewerbekomplex lassen
sich Produktionsbüros anmieten. Es wird außerdem
Möglichkeiten geben, Räumlichkeiten
für Kostüme, Maske, Werkstätten, Ateliers
und Lager anzumieten, um bei nationalen und
internationalen Produktionen den gesamten
Verlauf eines Filmprojektes begleiten zu können,
wurde betont.
„Wir als CC Real freuen uns, gemeinsam mit
dem Hafen Wien, ein weiteres Kapitel unserer
erfolgreichen Unternehmensgeschichte
aufzuschlagen. Das Projekt HQ7 Studios zeigt
sehr deutlich, dass CC Real als Immobilien
Investment und Management Haus Chancen
am Markt erkennen und umsetzen kann
und daher auch die Filmstudios zurück nach
Wien bringt. Das Team der HQ7 Studios kann
auf mehr als 2 Jahrzehnte Expertise in der
Filmindustrie zurückblicken und wird das
neue Projekt erfolgreich auf- und ausbauen
und somit einen Mehrwert für den Standort
Wien generieren“, so Fabian Kaufmann, CEO
CC Real. Der Vollbetrieb ist für Jahresbeginn
2024 anvisiert.
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10. Mai 2023
Palais Ferstel | Wien
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Markets Trends Investment
Ausgabe 06|2022
143
Branchen & Services
RE/MAX beansprucht
15 Prozent der medialen
Präsenz für sich
Platzhirsch. Es gibt viele Akteure, die in der Immobilienbranche mitmischen. Die größte Medienpräsenz,
gemessen an der Anzahl der Artikel, erreichte RE/MAX mit 2.162 Beiträgen.
F
ür die Immobilienbranche war
2022 ein ereignisreiches Jahr. Die
Wogen der Coronavirus-Pandemie
haben sich sichtlich geglättet, aber
andere Krisen sind bereits zu Beginn des Jahres
in Erscheinung getreten. Die Folgen dieser
beeinflussen bisweilen die meisten Branchen,
nicht zuletzt den Immobilienmarkt. Um
herauszufinden, wie sehr Krisen, aber auch
andere Neuerungen in diesem Bereich auf die
mediale Kommunikation der Branche
einwirken, zeigt das Brand Intelligence Unternehmen
„OBSERVER“ im Jahresrückblick
2022.
Im Beobachtungszeitraum von 1. Jänner bis
12. Dezember 2022 wurden insgesamt 14.410
Artikel zu Immobilienunternehmen in den
österreichischen Print-, Online- und Sozialen
Medien veröffentlicht. Der Vergleich zum
Vorjahr 2021 mit 14.627 Berichten zeigt kaum
Veränderung. Es gab lediglich 1,5 Prozent
weniger Erwähnungen in den Medien. Im Gegensatz
zum Jahr 2020 zeigt sich die mediale
Berichterstattung somit relativ stabil. Mit einer
Steigerung von 32,1 Prozent vom Jahr 2020 bis
zum Jahr 2022 lässt die Immobilienbranche
das schwierige erste Pandemie-Jahr endgültig
hinter sich.
Top-Monat März
Die meisten Beiträge wurden 2022 mit 1.475
im März veröffentlicht. Für den monatlichen
Mittelwert ergaben sich 1.201 Artikel.
Knapp 38 Prozent der Veröffentlichungen zu
Immobilienunternehmen gab es in den Printmedien.
Auf die Online-Bereiche entfielen
insgesamt 8.943, wobei etwas mehr als ein
Viertel davon Posts in den Sozialen Medien
waren. Mit 6.495 reinen Online-Artikeln –
exklusive Social Media – stieg die Präsenz in
diesem Jahr im Vergleich zu 2021 sogar um
6,1 Prozent.
Die potentielle Reichweite der Printmedien
ist nach wie vor sehr hoch. Es konnte eine
Gesamtauflage von 332 Millionen Exemplaren
erzielt werden. Trotz dieser enormen Anzahl
ist hier im Vergleich zu 2021 ein Rückgang von
23,2 Prozent zu verzeichnen. Was die Fläche
von Beiträgen der Printmedien zu Immobilienunternehmen
betrifft, ist nur ein geringfügiger
Rückgang von 0,9 Prozent seit 2021 zu sehen,
was konkret einen Rückgang um 16 Quadratmeter
von 300 Quadratmeter 2021 auf 294
Quadratmeterim aktuellen Jahr bedeutet.
RE/MAX - BIG - Signa
Es gibt viele Akteure, die in der Immobilienbranche
mitmischen. In der Jahresrückschau
werfen wir einen Blick auf die Immobilienunternehmen,
die im Zentrum der Branche
stehen. Die größte Medienpräsenz, gemessen
an der Anzahl der Artikel, erreichte RE/
MAX mit 2.162 Beiträgen. Damit beansprucht
das Unternehmen 15 Prozent der Gesamt-
144 ImmoFokus
berichterstattung über die österreichischen
Immobilienfirmen 2022 und fast doppelt so
vielen Erwähnungen wie das zweitplatzierte
Unternehmen BIG mit 1.160 Berichten. Die
drittgrößte Medienpräsenz konnte von Signa
mit 856 Berichten erzielt werden. Der Großteil
der Top 20 Immobilienunternehmen kam
häufiger in Online-Medien vor. Einzig BU-
WOG und Seestadt Aspern warteten 2022 mit
einem Print-Anteil von über 50 Prozent unter
den Top 20 auf.
Insgesamt decken die Top 20 Unternehmen
im Ranking die Medienpräsenz der Immobilienbranche
zu 77,7 Prozent ab. In absoluten
Zahlen sind das 11.782 Artikel, die auf die
Top-Player zurückzuführen sind. Zu den
größten Themen für eigentumsinteressierte
Privatpersonen gehörten in diesem Jahr
unzweifelhaft die verschärften Vergabekriterien
für Wohnbaukredite, welche im
Sommer in Kraft getreten sind. Ob diese und
andere Neuerungen und Veränderungen den
Immobilienmarkt nachhaltig beeinflussen,
oder sogar zu einer Umkehr der Preisentwicklung
führen, wird sich vielleicht schon
im Jahr 2023 zeigen.
Ausgabe 06|2022
145
Buchtipps
EDITOR´S
CHOICE:
Lesenswert!
NEU!
Klimaneutrale Gebäude
Nachhaltigkeit bei Bestandsimmobilien und Neubauprojekten
Forum Verlag
350 Seiten
ISBN: 9783963147524
Forum Verlag Herkert GmbH | 2023
€ 61,70
Klimaneutralität, klimaangepasstes Bauen, nachhaltige Immobilien – diese Schlagworte rücken durch die CO2-
Bepreisung und die Vorgabe, Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor zu reduzieren, immer mehr in den Fokus. Seit
01. 01. 2022 ist nun auch die Taxonomie-Verordnung für die Ziele „Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel“ in
Kraft gesetzt. Das Buch „Klimaneutrale Gebäude – Nachhaltigkeit bei Bestandsimmobilien und Neubauprojekten“ zeigt,
welche Anforderungskriterien die Taxonomie an die Planung von Neubauten, die Renovierung von Bestandsimmobilien
oder den Ankauf stellt. Es gibt Planern, Energieberatern und Immobilienmanagern notwendige Berechnungsmethoden
sowie planerische, konstruktive und anlagentechnische Maßnahmen an die Hand, um projektspezifische
Nachhaltigkeitsziele zu formulieren.
Oliver Everling, Peter Salostowitz
394 Seiten
ISBN: 9783658347116
Springer-Verlag GmbH | 2022
€ 61,67
Rating von
Industrieimmobilien
Dieses Buch stellt Perspektiven, Beurteilungsansätze,
Voraussetzungen, Prozesse,
Anforderungen und Erwartungen
nicht nur der Leserzielgruppe
in der Immobilienbranche, sondern darüber hinaus interessierten
Lesern aus Wissenschaft und Praxis fundiert und facettenreich
vor. Das Werk trägt dazu bei, einen strukturierten Überblick über
die Möglichkeiten zu liefern, die aktuellen Herausforderungen
in der Logistik und im Management von Industrieimmobilien
anzunehmen.
Kerstin Hausknecht, Thomas Liebich
240 Seiten
ISBN: 9783816799481
Fraunhofer IRB Stuttgart Verlag | 2022
€ 56,60
BIM-Kompendium
Ist BIM die Planungsmethode der Zukunft? Was
versteht man genau unter diesem Begriff? Welche
Chancen und Risiken birgt das Building Information
Modeling? Diese und viele weitere Fragen werden in
dem Kompendium in verständlicher Weise geklärt.
Die Autoren führen in die Planungsmethode mit digitalen Bauwerksmodellen
ein. Sie vermitteln das BIM-Grundwissen zu Software, Bauwerksmodellen,
Methoden und Workflows und zeigen, wie eine erfolgreiche BIM-Anwendung
im Büro und im Unternehmen gelingen kann. In der vorliegenden,
überarbeiteten und erweiterten Neuauflage wird unter anderem aufgezeigt,
wie die Bundesministerien die Entwicklung und den Einsatz von BIM bei
Infrastruktur- und Hochbauprojekten fördern und vorantreiben.
Ingenieurmethoden im Baulichen Brandschutz
Neue Entwicklungen im Brandschutz zeigen, dass durch die Harmonisierung von Normen und Vorschriften innerhalb der
EU und durch die bautechnischen Fortentwicklungen in der Architektur der Brandschutz in Bauwerken nicht mehr allein
aufgrund von Erfahrungen sowie deskriptiven Vorschriften aus der Vergangenheit ökonomisch und sicherheitstechnisch
richtig beurteilbar ist. Erforderlich sind methodisch neue Ansätze und Verfahren, die in den zurückliegenden Jahren unter
dem Begriff »Brandschutz-Ingenieurmethoden« entwickelt wurden. In diesem Werk wird der Stand der Erkenntnisse
über Ingenieurmethoden im Brandschutz dargestellt, wobei die rechen- und materialtechnischen Grundlagen sowie der
Zusammenhang mit dem nationalen und europäischen Regelwerk im Vordergrund stehen.
Thomas Kolb, Ulrich
Schneider
555 Seiten
ISBN: 9783816933458
Expert Verlag | 2022
€ 82,10
Ausgabe 06|2022
146
MIPIM 2023
14-17 MARCH 2023
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