Ausgabe 04/2023
| Auf in neue Bürowelten: Coverinterview mit Alexandra Bauer | Zu Tisch mit … Guido Salentinig | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Sabina Berloffa, Jenni Wenkel, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Anton Bondi de Antoni und Christoph Nemtschke, Christoph Degendorfer und Matthias Köck| Round Table mit Anna-Vera Deinhammer, Karl Koschek, Christoph Löffler und Manuel Fegerl | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Das Büro im Wandel
| Auf in neue Bürowelten: Coverinterview mit Alexandra Bauer | Zu Tisch mit … Guido Salentinig | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Sabina Berloffa, Jenni Wenkel, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Anton Bondi de Antoni und Christoph Nemtschke, Christoph Degendorfer und Matthias Köck| Round Table mit Anna-Vera Deinhammer, Karl Koschek, Christoph Löffler und Manuel Fegerl | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Das Büro im Wandel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Auf in neue<br />
Bürowelten<br />
Alexandra Bauer<br />
Wir leben Immobilien.<br />
Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />
ehl.at
Scan me<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
03
<strong>04</strong> ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
05
Sie kennen Julien nicht?<br />
Julien Locher arbeitet daran, Ihre Aufzüge am Laufen zu halten – oft unbemerkt im<br />
Hintergrund. Die Minimierung von Ausfallszeiten oder Unterbrechungen ist ihm ein<br />
persönliches Anliegen. Unterstützt durch modernste digitale Technik und Tools<br />
löst er Abweichungen sogar schon bevor seine Kundschaft überhaupt erkennt,<br />
dass es ein Problem gibt.<br />
Unsere Service-Teams sind immer für Sie da, ob Sie sie sehen oder nicht.<br />
www.schindler.at/service<br />
We Elevate
06 ImmoFokus<br />
Glücklich wohnen<br />
heißt, jungen Ideen<br />
Raum zu geben!
Gerade jetzt ist ein Zuhause zum Wohlfühlen für uns alle von großer Bedeutung!<br />
Umfassende Projektentwicklung und die Einbindung neuer, außergewöhnlicher<br />
Wohnkonzepte schaffen Lebensräume, in denen sich jeder entfalten kann.<br />
Besuchen Sie uns auf der<br />
EXPO REAL München, 4. bis 6. 10. <strong>2023</strong><br />
Stand Nr. B2.110 am Österreich Stand<br />
buwog.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
07
Aufge<br />
Auf<br />
CARE Österreich<br />
CO2-neutral<br />
08 ImmoFokus<br />
Jetzt CARE-Paket ® fü<br />
spenden auf car
en?<br />
geben!<br />
r Katastrophenhilfe<br />
e.at/aufgeben<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
09
18 Bilderstrecke<br />
Verstehen Sie Bahnhof?<br />
Auf in neue Bürowelten<br />
COVERINTERVIEW MIT<br />
ALEXANDRA BAUER<br />
44<br />
INHALT<br />
AUSGABE<br />
Rubriken<br />
012 VOM HERAUSGEBER<br />
014 EDITORIAL<br />
146 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
018 BILDERSTRECKE BAHNHÖFE<br />
034 TOP DEAL<br />
036 START UP<br />
038 DER MARKETER<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
039 PROBLEMLÖSER<br />
<strong>04</strong>0 IMMOBILIE IM FOKUS<br />
<strong>04</strong>1 AUFSTEIGER<br />
Positionen & Meinungen<br />
<strong>04</strong>4 COVERINTERVIEW MIT<br />
Alexandra Bauer<br />
054 AMBITIONIERTE ZIELE<br />
Interview mit Daniel Reisenberger<br />
058 ZU TISCH MIT<br />
Guido Salentinig<br />
064 ROUNDTABLE<br />
Baubranche fit für zirkuläres Bauen<br />
072 GRÜNDERZEITHÄUSER -<br />
VOM MIETRCHT BEDROHT<br />
Kommentar von Georg Flödl<br />
074 WIENER BAUORDNUNGSNOVELLE: MEHR<br />
AMBITION WÄRE NACHHALTIGER<br />
Kommentar von Seabastian Beiglböck<br />
076 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
078 PREISDÄMPFENDE WIRKUNG DER GBV<br />
Kommentar von Klaus Baringer<br />
079 WAS BLEIBT VOM EIGENTUM?<br />
Kommentar von Martin Prunbauer<br />
080 DUALITÄT IM WOHNBAU ERHALTEN<br />
Kommentar von Michael Pisecky<br />
Im Fokus<br />
084 REAL CIRCLE: DAS BÜRO IM WANDEL<br />
098 DIE ZEITEN ÄNDERN DICH!<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
100 IMPULSE FÜR DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT?<br />
Kommentar von Louis Obrowsky<br />
102 NEW WORK: NEU, ODER<br />
EINFACH NUR ANDERS?<br />
Kommentar von Wolfgang Fessl<br />
1<strong>04</strong> DIE NEUE ARBEITSWELT: TRENDS UND<br />
TECHNNOLOGIEN<br />
Kolumne von Jasmin Soravia<br />
106 FRECH GESAGT<br />
Kolumne von Anita Körbler<br />
108 GELEBTE INNOVATION<br />
Interview mit Anton Bondi de Antoni und<br />
Christoph Nemetschke<br />
114 WER WHATSAPP BEHERRSCHT, BEHERR-<br />
SCHAFT AUCH SMINO<br />
Interview mit Christoph Degendorfer und<br />
Matthias Köck<br />
Fotos: ATP/Kuball<br />
10 ImmoFokus
84<br />
Der 33. Real Circle<br />
Das Büro im Wandel<br />
58<br />
64<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Round Table<br />
Guido Salentinig<br />
Zirkuläres Bauen<br />
<strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
120 WECKEN GROSSRAUMBÜROS DEN WUNSCH<br />
NACH HOME-OFFICE?<br />
Kommentar von Andreas Kreutzer<br />
121 NEUE ARBEITSFORMEN, NEUE BÜROWELTEN<br />
Kommentar von Stefan Wernhart<br />
122 WIR SEHEN EINE ZWEITEILUNG DES MARKTES<br />
Kommentar von Jenni Wenkel<br />
123 NEW OFFICE - NEXT LEVEL<br />
Kommentar von Nadja Pröwer<br />
126 BETON<br />
Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />
128 DIE ZUKUNFT DES IMMOBILIENUNTERNEHMENS<br />
Kommentar von Sabina Berloffa<br />
132 EVENTS<br />
142 BUCHTIPPS<br />
144 OBSERVER<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
11
Expo Real:<br />
Im Krisenmodus<br />
„Die Ausgangslage ist<br />
nicht berauschend.“<br />
I<br />
nvestoren wollen keine falschen<br />
Entscheidungen treffen und warten<br />
lieber ab. Verkäufer wollen einen<br />
Wertverlust noch nicht akzeptieren<br />
– und Projektentwickler stehen mit dem<br />
Rücken zur Wand. Vereinzelt wird von Fire-<br />
Sales berichtet. Diskrete Off-Market Deals<br />
haben Hochsaison. Die spärlich zustande<br />
gekommen Deals werden nicht mehr mit euphorischen<br />
Pressemeldungen begleitet. Die<br />
Branche ist stiller geworden.<br />
Nach jahrelangem Boom ist die Stimmung<br />
in der Branche im Keller– auch wenn man<br />
bestrebt ist, positive Stimmung zu verbreiten,<br />
wenn versucht wird, die Zinswende<br />
herbeizureden bzw. herbeizuschreiben. Die<br />
Immobilienwirtschaft wird sich damit abfinden<br />
müssen, dass Geld etwas kostet. So geht<br />
– nicht nur – der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF) von einer länger andauernden<br />
Hochzinsphase aus. Die geldpolitischen<br />
Schlüsselsätze dürften global für „geraume<br />
Zeit“ hoch bleiben, sagte erst vor kurzem<br />
IWF-Vizechefin Gita Gopinath.<br />
alle. Dafür strahlt nachher die Sonne umso<br />
heller.<br />
Vor 15 Jahren hatte sich der Himmel bereits<br />
einmal verdunkelt Die Lehman Pleite schockierte<br />
die Finanzwelt rund um den Globus<br />
und zog massive Folgen mit sich. Der DOW-<br />
Jones fiel beispielsweise um 500 Punkte und<br />
verzeichnete damit den größten Kurssturz<br />
seit den Anschlägen des 11. Septembers. Die<br />
Krise überstanden mit Goldman Sachs und<br />
Morgan Stanley nur zwei der fünf großen US-<br />
Investmentbanken. Dementsprechend groß<br />
war auch der Katzenjammer auf der damaligen<br />
Expo Real.<br />
Ich bin auf die Stimmung gespannt. Die<br />
Ausgangslage ist nicht berauschend: Die<br />
Zinsen bleiben hoch, Büros stehen leer, der<br />
Wohnungsbau ist praktisch zum Stillstand<br />
gekommen. Statt Deals müssen Unternehmen<br />
massive Abschreibungen – oder gar<br />
ihre Insolvenz kommunizieren. Rauschende<br />
Partys werden wohl ausbleiben.<br />
Übrigens: Mitte September erhöhte die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) mit der zehnten<br />
Anhebung in Folge, seit der Zinswende im<br />
Sommer 2022, die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte<br />
auf 4,5 Prozent. Die Zinsen sind damit<br />
wieder so hoch wie zuletzt vor rund 20 Jahren.<br />
Auch vor 20 Jahren wurden Immobilien<br />
finanziert. Wir werden uns an höhere Zinsen<br />
und Finanzierungskosten gewöhnen (müssen).<br />
Auch diese „Delle“ im Immobiliengeschäft<br />
werden wir überleben. Vielleicht nicht<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
12 ImmoFokus
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
Wir leben<br />
Know-how.<br />
Den Durchblick behalten.<br />
Mit den EHL Marktberichten.<br />
Büro | Einzelhandel | Wohnen | Vorsorge | Zinshaus<br />
Die ständige Beobachtung und Analyse des Marktes durch unser Market Research Team sowie<br />
der laufende Dialog mit unseren KundInnen sind die Grundlage für die EHL Marktberichte.<br />
Unsere Marktberichte bieten einen umfassenden Einblick in die aktuelle Marktsituation im<br />
Gewerbe-, Wohn- und Investmentbereich und stellen eine solide Basis für gezielte Investitionsund<br />
Standortentscheidungen dar. Denn wir leben Know-how.<br />
Wir leben<br />
Vorsorge<br />
Wir leben<br />
Wir leben<br />
Substanz<br />
Office<br />
Büromarktbericht<br />
Wien |Frühjahr <strong>2023</strong><br />
Vorsorgewohnungen<br />
Marktbericht | Frühjahr <strong>2023</strong><br />
Zinshausmarktbericht<br />
Wien | <strong>2023</strong><br />
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
Alle EHL Marktberichte<br />
jetzt online abrufen oder<br />
kostenlos bestellen:<br />
ehl.at/research<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
13
Dauerbrenner<br />
Büro<br />
„Das Büro sollte auch in<br />
Zukunft eine wichtige<br />
Rolle spielen“<br />
E<br />
s war zwar nicht völlig neu, aber<br />
mit der Corona-Pandemie hat sich<br />
das Home-Office in der Unternehmenswelt<br />
etabliert, zumindest<br />
weitgehend. Und zwar „endgültig“, wie die<br />
Mehrheit der Experten meint. Vor allem jüngere<br />
Arbeitnehmer würden das heute verlangen,<br />
weshalb Arbeitgeber wohl nicht darum<br />
herumkommen würden, es zu ermöglichen.<br />
Stichworte: „War for Talent“ beziehungsweise<br />
„Fachkräftemangel“.<br />
Andere meinen, das Home-Office sei nur eine<br />
Momenterscheinung. Sie verweisen darauf,<br />
dass der Produktivität in den eigenen vier<br />
Wänden Grenzen gesetzt sind, was auch Studien<br />
belegen. Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass zuletzt einige der Pioniere des<br />
„Remote Work“ wie Amazon, Google und Meta<br />
ihre Büropräsenzrichtlinien wieder verschärft<br />
haben. Ihre Forderung: Mindestens drei Tage<br />
pro Woche müssen Mitarbeiter physisch im<br />
Büro anwesend sein.<br />
Ob sich die US-Tech-Riesen Sorgen um die Arbeitsproduktivität<br />
machen, sei dahingestellt.<br />
Einiges deutet darauf hin, dass das weniger<br />
der Fall ist. Etwa Aussagen der Konzernchefs:<br />
Apple-CEO Tim Cook meinte etwa zu Jahresbeginn,<br />
dass es keinen Ersatz für das Treffen von<br />
Angesicht zu Angesicht gebe. Tatsächlich: Die<br />
Erfahrung, dass Kollaboration, soziales Miteinander,<br />
Mitarbeiterbindung und so weiter über<br />
Microsoft Teams, Zoom und Konsorten nicht<br />
dasselbe sind, hat während der Pandemie wohl<br />
jeder gemacht.<br />
Das Büro, im Übrigen der Schwerpunkt dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong>, sollte also auch in Zukunft eine<br />
wichtige Rolle spielen. Wohl verstärkt als Ort<br />
der Kommunikation, was Büroflächen unterstützen<br />
müssen. Wie das ausschauen kann,<br />
zeigt die „Immobilie im Fokus“ (Seite 40): Die<br />
neue globale Unternehmenszentrale von Booking.com<br />
in Amsterdam hat allein 28 Gemeinschaftsbereiche.<br />
Interessantes über die Transformation des Büros<br />
ist im Coverinterview mit Alexandra Bauer,<br />
Bereichsleiterin Büroimmobilien bei EHL, zu<br />
erfahren. Dasselbe gilt für den Nachbericht der<br />
mittlerweile 33. Auflage des Diskussionsforums<br />
Real Circle. Rund 30 Immobilienprofis tauschten<br />
sich dort unter anderem über die Entwicklung<br />
des Flächenbedarfs und die Akzeptanz von<br />
„New Work“ aus und darüber, was das Büro von<br />
heute „können“ muss. Ein weiterer Lesetipp:<br />
Das Interview mit Anton Bondi de Antoni und<br />
Christoph Nemetschke von Bondi Consult über<br />
die Entwicklung ihres Projekts Twenty One.<br />
Zum Träumen lädt die Bildstrecke ein, die diesmal<br />
auf eine spannende Reise zu einigen der<br />
spektakulärsten Bahnhöfe der Welt entführt.<br />
Herzlichst,<br />
Patrick Baldia<br />
Chefredakteur<br />
Foto: Adobe Stock<br />
14 ImmoFokus
DAS<br />
jpi.at<br />
FUNDAMENT<br />
FÜR UNSERE<br />
ARBEIT:<br />
VERTRAUEN.<br />
30 Jahre Erfahrung, kontinuierliches<br />
Wachstum und umfassendes<br />
Know-how geben<br />
Ihnen die Sicherheit eines<br />
absolut stabilen Immobilien-<br />
Partners. Egal, ob Sie eine<br />
Wohnung als Vorsorge oder<br />
zu Ihrer Eigennutzung kaufen<br />
wollen: Gerade in unsicheren<br />
Zeiten sind JP-Immobilien eine<br />
gute Investition.<br />
→ +43 1 596 60 20<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
15
Unternehmen & Projekte<br />
18<br />
VERSTEHEN SIE BAHNHOF?<br />
Architektur der Sehnsucht.<br />
Bahnhöfe sind Orte von<br />
Abfahrt und Ankunft,<br />
zwischen Fernweh und<br />
Heimweh, die seit fast<br />
200 Jahren ungebrochene<br />
Faszination auf die Menschen<br />
ausüben. Eine Reise zu<br />
einigen der spektakulärsten<br />
Bahnhofsgebäuden der Welt.<br />
34<br />
TOP DEAL<br />
Mitte September ist der österreichische<br />
Investor Georg Stumpf beim<br />
deutschen Gewerbeimmobilienkonzern<br />
Aroundtown eingestiegen. Wie aus einer<br />
Stimmrechtserklärung des Unternehmens<br />
hervorgeht, hat sich der Errichter des Wiener<br />
Millennium Towers bis zu 10,<strong>04</strong> Prozent der<br />
Anteile gesichert. 0,93 Prozent hält Stumpf<br />
bereits, weitere 9,10 Prozent kann er bis Ende<br />
Mai 2024 erwerben. Kein Kleingeld: Kurz vor<br />
Redaktionsschluss hat das Paket einen Wert<br />
von rund 250 Millionen Euro.<br />
40<br />
BOOKING.COM-CAMPUS<br />
Die Konzernlenker von Booking.<br />
com sprechen von einem „Dorf<br />
für 6.500 Menschen“: Das neue<br />
weltweite Headquarter der Reise-<br />
Buchungsplattfom auf der Halbinsel<br />
Oosterdokseiland in Amsterdam soll die<br />
flexible Welt des hybriden Arbeitens<br />
unterstützen.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
16 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
17
Unternehmen & Projekte<br />
Architektur der Sehnsucht. Bahnhöfe sind<br />
Orte von Abfahrt und Ankunft, zwischen<br />
Fernweh und Heimweh, die seit fast 200<br />
Jahren ungebrochene Faszination auf die<br />
Menschen ausüben. Eine Reise zu einigen der<br />
spektakulärsten Bahnhofsgebäuden der Welt.<br />
Autor: Tanja Klingseis<br />
18 ImmoFokus
Fotos: Adobestock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
19
Unternehmen & Projekte<br />
BAHNHOF LIÈGE-GUILLEMINS<br />
Der Bahnhof Liège-Guillemins (französisch Gare de<br />
Liège-Guillemins oder kurz Gare des Guillemins,<br />
niederländisch Station Luik-Guillemins) ist der wichtigste<br />
Bahnhof der belgischen Stadt Lüttich (Liège)<br />
in der Region Wallonien und wurde 1842 eröffnet.<br />
Der nach durchgreifendem Um- und Neubau im<br />
September 2009 in seiner heutigen Gestalt in<br />
Betrieb genommene Bahnhof befindet sich etwas<br />
außerhalb der Innenstadt, im Stadtteil Guillemins.<br />
Näher an der Innenstadt liegt der Bahnhof Liège-<br />
Saint-Lambert (ehem. Liège-Palais).Pro Tag passieren<br />
gut 500 Züge den Durchgangsbahnhof, der mit<br />
seinem monumentalen Baldachin eine echte Landmarke<br />
darstellt. Dieses gewaltige und gleichzeitig<br />
filigrane Dach aus Stahl und Glas legt sich wie eine<br />
überdimensionale Welle über die Bahnsteige und<br />
geht fließend über in die geschwungene, bis zu 50<br />
Meter hohe Überdachung der Haupthalle mit ihrer<br />
Fläche von 33.000 Quadratmetern. Getragen wird<br />
sie von 39 weißen Stahlbögen mit einer Spannweite<br />
von jeweils 157 Metern. Obwohl insgesamt beeindruckende<br />
11.000 Tonnen Stahl verbaut wurden,<br />
wirkt das moderne Bauwerk transparent und licht<br />
– tagsüber ist keine zusätzliche Beleuchtung nötig.<br />
Standort: Liege, Belgien<br />
Architekturbüro: Santiago Calatrava<br />
Fotos: Adobestock<br />
20 ImmoFokus
BAHNHOF STRASSBURG<br />
Der Straßburger Bahnhof entstand zwischen<br />
1878 und 1883 nach den Entwürfen<br />
des Architekten Johann Eduard Jacobsthal.<br />
Das historische Gebäude sollte auf<br />
Wunsch des Bauherrn, der französischen<br />
Bahn SNCF, trotz der notwendigen<br />
Erweiterung in seiner Substanz erhalten<br />
bleiben. Aus dieser Aufgabenstellung<br />
resultierte ein Glasbau, der sich in einer<br />
sanften Krümmung vor beziehungsweise<br />
über den Altbau schiebt und eine überdachte<br />
Verbindung zwischen Bahnhof und<br />
Tiefgarage sowie den Verkehrsmitteln<br />
Tram, Bus und Taxi schafft.<br />
Die komplexe Stahl-Glaskonstruktion<br />
musste noch weitere Anforderungen<br />
erfüllen: Es durfte keine Verbindung zwischen<br />
Alt- und Neubau bestehen, da das<br />
historische Gebäude nicht nur sichtbar,<br />
sondern aus Gründen des Denkmalschutzes<br />
auch unberührt bleiben musste.<br />
Fotos: D. Boy de la Tour<br />
Standort: Straßburg, Frankreich<br />
Architekturbüro: AREP<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
21
Unternehmen & Projekte<br />
KANAZAWA STATION<br />
Der Bahnhof Kanazawa wurde ursprünglich im Jahr 1898 errichtet und 2005 mit einem futuristischen Design inklusive Kuppel<br />
aus Glas und Stahl und einem riesigen hölzernen Tor, das dem Torii an einem japanischen Schrein ähnelt, rundum erneuert.<br />
Kanazawa ist die kulturelle und wirtschaftliche Hauptstadt der gesamten Region Hokuriku . Auch wenn der Bahnhof Kanazawa<br />
anfangs als unschönes modernes Bauwerk angesehen wurde, hat er sich zum Symbol Kanazawas gemausert. Das eindrucksvolle<br />
Tsuzumi-mon-Tor, dessen Form an eine traditionelle Trommel aus No-Stücken erinnert, wurde aus japanischer Douglastanne<br />
erbaut. Die riesige Motenashi-Kuppel, die den Bereich des östlichen Ausgangs überdacht, dient nicht nur als spektakuläres<br />
Designelement, sondern schützt Reisende vor Regen- und Schneefällen, wie sie in der Region häufig vorkommen.<br />
Standort: Kanazawa, Japan<br />
Architekturbüro: Ryuzo Shirae<br />
22 ImmoFokus
Fotos: Kanazawa City<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
23
Unternehmen & Projekte<br />
GARE DE ORIENTE, PORTUGAL<br />
Der Gare Do Oriente oder Bahnhof Lissabon<br />
Oriente wurde 1998 anlässlich der Weltausstellung<br />
Expo ‚98 eröffnet und ist einer der<br />
wichtigsten intermodalen Verkehrsknotenpunkte<br />
Portugals. Der geschäftige Bahnhof bietet<br />
Verbindungen zu den nördlichen und westlichen<br />
Vororten sowie zu zahlreichen Zielen im<br />
Land, darunter Porto und Faro. Es ist auch mit<br />
einer Metrostation und einem Busbahnhof für<br />
Regional- und Fernreisen nach Spanien und<br />
Frankreich verbunden.<br />
Der 1995 vom spanischen Architekten Santiago<br />
Calatrava entworfene Bahnhof mit einem einzigartigen<br />
modernistischen Baustil. Der 5-stöckige<br />
Komplex verfügt über eine Wechselstube,<br />
eine Autovermietung und eine U-Bahn-Verbindung<br />
zum Einkaufszentrum Vasco da Gama.<br />
Standort: Lissabon, Portugal<br />
Architekturbüro: Santiago Calatrava<br />
Fotos: Adobestock<br />
24 ImmoFokus
WUHAN RAILWAY STATION<br />
In Wuhan hat AREP einen modernen, multimodalen und benutzerfreundlichen und benutzerfreundlichen<br />
Bahnhof für die schnellste Bahnlinie der Welt entworfen. Der Bau des neuen Bahnhofs von Wuhan stellt eine<br />
wichtige Etappe in der exponentiellen Entwicklung der Stadt dar. Der Bahnhof beherbergt 11 Bahnsteige und<br />
20 Gleise auf 370.000 Quadratmeter. Mit seinem breiten Dach, das aus einem zentralen, sich von Osten nach<br />
Westen erstreckenden Baukörper besteht, der durch vier aufeinander folgende, sich nach Süden und Norden<br />
erstreckende Flügel ergänzt wird, besitzt der Bahnhof eine starke Identität in der Stadtlandschaft. Seine Form,<br />
die von leichten Strukturen getragen wird, wirkt wie ein fliegender Vogel und erinnert an die örtliche Legende<br />
eines Kranichs, der den Einwohnern der Stadt Reichtum und Wohlstand bringt. Er veranschaulicht auch die<br />
Bewegung und das fließende Design, die das Projekt kennzeichnen. Sein zentraler, symmetrischer und dreidimensionaler<br />
Aufbau bildet einen Balkon mit Blick auf die Stadt. Er befindet sich im Herzen des Gebiets, das<br />
sich in der Stadtentwicklung befindet. Um die verschiedenen Verkehrsströme sowohl zeitlich als auch räumlich<br />
effizient zu bewältigen, funktioniert der Bahnhof wie ein Flughafen mit getrennten Abfahrts- und Ankunftsbahnsteigen.<br />
Die verwendeten Materialien sind äußerst einfach, und das natürliche Licht wird sorgfältig gesteuert,<br />
um den Komfort der Benutzer zu optimieren und gleichzeitig den Stromverbrauch zu senken.<br />
Standort: Wuhan, China<br />
Architekturbüro: AREP<br />
Fotos: AREP<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
25
Unternehmen & Projekte<br />
ROTTERDAM CENTRAAL STATION<br />
Der neue Rotterdam Centraal Bahnhof ist ein<br />
attraktives, helles und freundliches Verkehrsterminal,<br />
das gleichzeitig als Begegnungszone<br />
fungiert. Der Entwurf stammt von Team CS,<br />
einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Benthem<br />
Crouwel Architekten, MVSA Meyer en Van<br />
Schooten Architecten und West 8.<br />
Eine Besonderheit sind des Bahnhofareals sind<br />
die unterschiedlichen Charaktere der Stadtteile<br />
nördlich und südlich des Bahnhofes. So erhielt<br />
der nördliche Eingang ein zurückhaltendes<br />
Design, welches abgestimmt ist auf das<br />
angrenzenden Stadtviertels „Provenierswijk“,<br />
das hier noch immer einer Kleinstadt des 19.<br />
Jahrhunderts ähnelt. Um diesen Charakter so<br />
weit wie möglich zu unterstreichen, wurde<br />
auf der Nordseite auf große architektonische<br />
Gesten verzichtet, Grünstrukturen wurden<br />
ausgebreitet und der Bahnhof selbst erhielt<br />
eine transparente Fassade. Im Gegensatz<br />
dazu ist der südliche Eingang das Portal zum<br />
modernen Stadtzentrum mit seiner Hochhausarchitektur.<br />
Die Halle mit ihrem spitz zulaufenden<br />
Edelstahldach und der Holzvertäfelung<br />
an der Innenseite verleiht dem Bahnhof seine<br />
neue internationale metropolitane Identität<br />
und gliedert sich gleichzeitig ein in den städtischen<br />
Kontext. Hier befindet sich ausserdem<br />
der direkte Zugang zur darunterliegenden<br />
Metrohalte.<br />
Standort: Rottterdam, Niederlande<br />
Architekturbüro: Benthem Crouwel Architects<br />
MVSA Meyer en Van Schooten Architecten<br />
West 8<br />
26 ImmoFokus
Fotos: Benthem Crouwel Architects. Photos Jannes Linders<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
27
Unternehmen & Projekte<br />
KING‘S CROSS RAILWAY STATION, LONDON<br />
Der Bahnhof King‘s Cross ist einer der Hauptbahnhöfe für den<br />
Eisen- und U-Bahnverkehr in London. Der Bahnhof befindet sich<br />
in Central London in der Nähe von Kings Cross, Regent‘s Park,<br />
Somers Town und Bloomsbury. In den Jahren 2008 bis 2013 wurde<br />
der Bahnhof für 547 Millionen Pfund grundlegend renoviert. In<br />
nur 4,5 Jahren Bauzeit King´s Cross in einen sehr freundlichen<br />
Bahnhof des 21.Jahrhunderts transformiert, dessen viktorianische<br />
Architektur wieder ganz zur Geltung kommt, aber nun mit dem<br />
Western-Concourse um ein weiteres Meisterwerk ergänzt wurde.<br />
Selten wurden 547 Mio. englische Pound so vernünftig investiert,<br />
zumal nun hinter dem Bahnhof mit King‘s Cross Central auf 27<br />
ha ein ganzes Stadtquartier neu entsteht. Fast hymnisch von der<br />
Londoner Presse gefeiert hat im Western-Concourse nun auch<br />
Harry Potters Bahnsteig 9 ¾ seinen Platz gefunden, wo sich nicht<br />
Wenige mit einem in der Wand verschwindenden Gepäckwagen<br />
ablichten lassen.<br />
Standort: UK, London<br />
Architekturbüro: John McAslan + Partners<br />
GRAND CENTRAL TERMINAL, NYC<br />
Zwischen Anhalter Bahnhof, Tempodrom und Kanal wird die Das<br />
Grand Central Terminal ist der größte Bahnhof der Welt hat seinen<br />
Platz inmitten von Manhattan, New York. Er wurde im Februar 1913<br />
eingeweiht. 1978 setzten sich der Architekt Philip Johnson und<br />
die frühere First Lady Jacqueline Kennedy Onassis dafür ein, den<br />
Bahnhof unter Denkmalschutz zu stellen, um dieses Gebäude für<br />
die New Yorker künftiger Generationen zu erhalten.11<br />
Überall im Bahnhof fallen immer wieder Verzierungen mit<br />
Eichenblättern und Eicheln auf. Sie sind das Symbol der Familie<br />
Vanderbilt, die den Bau in Auftrag gegeben hat. Mächtige<br />
Eichen wachsen aus kleinen Eicheln“ war das Familienmotto<br />
der Vanderbilts. Die Glühbirnen im Bahnhofsgebäude sind nicht<br />
hinter Lampenschirmen versteckt. Als das Grand Central Terminal<br />
gebaut wurde, war Elektrizität noch eine neue Erfindung und die<br />
Vanderbilts wollten, dass man diese von Ihnen finanzierte Innovation<br />
für jeden sichtbar ist.<br />
Standort: New York City, New York<br />
Architekturbüro: Warren & Wetmore und Reed & Stem<br />
Fotos: Adobestock, Hufton+Crow<br />
28 ImmoFokus
Fotos: John Edward Linden Photography<br />
THE ANAHEIM REGIONAL TRANSPORTATION INTERMODAL CENTER (ARTIC)<br />
Das ARTIC / Anaheim Regional Transportation Intermodal Center ist der Hauptbahnhof<br />
von Anaheim in Kalifornien. Das neue Bahnhofsgebäude wurde 2014 eröffnet und plant<br />
den Anschluss an den kalifornischen Hochgeschwindigkeitszug bereits ein. Neben<br />
Fernbahnsteigen und dem Anschluss der Metrolink-Vorortzüge gibt es einen Busbahnhof<br />
mit zwölf Plätzen. Es wurden auch Vorkehrungen für eine noch zu planende Straßenbahn<br />
geschaffen.<br />
Standort: Anaheim, Kalifornien USA<br />
Architekturbüro: HOK<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
29
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: Nigel Young / Foster + Partners<br />
30 ImmoFokus
BAHNHOF MEDINA, SAUDI ARABIA<br />
Die Haramain Express Strecke erhält fünf Bahnhöfe, vier davon<br />
hat das Londoner Büro Foster + Partners entworfen und gebaut.<br />
Die Bahnhöfe in Mekka, Medina, Jeddah und in King Aziz Economic<br />
City (KAEC) sollen als Tore in die großen arabischen Städte<br />
wahrgenommen werden und sind an die neu errichteten jeweiligen<br />
U-Bahnsysteme angeschlossen. Sie sind in Modulbauweise errichtet<br />
und zeigen Gestaltungselemente, die an die lokale Bautradition<br />
angelehnt sind. Alle vier Bahnhöfe basieren auf einem gemeinsamen<br />
27 Quadratmeter großen Modul mit Dach, Fluren und Plattform, das<br />
flexibel sowohl für Durchgangs- als auch für Endbahnhöfe angewendet<br />
werden kann.<br />
Der Modulbau ermöglicht, die Bahnhöfe entsprechend den sich<br />
ändernden Anforderungen der Fahrgäste zu erweitern und so nachhaltige<br />
Verkehrsbauten zu schaffen. Jedes Modul verfügt über eine<br />
Stahlsäule, die sich ähnlich einer Palme oben auffächert, zusammen<br />
tragen diese Säulen das flexible Gewölbedach der Station. Die<br />
Dächer haben in jeder Stadt verschieden Farben und erhellen das<br />
Darunter über kleine rhombenförmige Öffnungen.<br />
Standort: Medina, Saudia Arabia<br />
Architekturbüro: Foster + Partners<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
31
Unternehmen & Projekte<br />
32 ImmoFokus
Fotos: Hufton+Crow<br />
BAHNHOF VON AFRAGOLA, NEAPEL ITALIEN<br />
„Porta del Sud“, der Hochgeschwindigkeits‐Bahnhof<br />
in Neapel Afragola ist der Verkehrsknotenpunkt<br />
der Linie Rom‐Neapel‐Salerno.<br />
Der von der britisch‐irakischen Architektin<br />
Zaha Hadid entworfene neue Bahnhof wurde in<br />
Form einer Brücke konzipiert, die 30 Meter über<br />
den Gleisen schwebt und diese miteinander<br />
verbindet. Der futuristisch geformte Bahnhof<br />
fungiert damit als Tor zur Stadt Neapel. Mit den<br />
S-förmigen Bögen, gewölbten Wänden, sich<br />
kreuzenden und zusammenfließenden Hallen<br />
und Wegen thematisiert die Architektur die<br />
Verkehrsströme der Reisenden. Gleichzeitig<br />
ist das Bauwerk derart konzipiert, dass die<br />
Bahnhofsbesucher optimal auf ihren Wegen<br />
im Gebäude gelenkt werden und somit ihr Ziel<br />
schnellstmöglich erreichen.<br />
Rund 20.000 Quadratmeter Nutzfläche verteilen<br />
sich auf insgesamt fünf Bahnhofsebenen. Neben<br />
den zwei Hauptgebäuden am östlichen und<br />
westlichen Ende entstehen vier Stahlbeton-Gebäudekerne,<br />
über die man das zentrale Atrium<br />
erreicht. Von dort führen Treppen und Rolltreppen<br />
zu den Gleisen auf der untersten Ebene und<br />
zu den Geschäften auf dem oberen Level.<br />
Standort: Neapel, Italien<br />
Architekturbüro: Zaha Hadid Architects<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
33
Top Deal<br />
ImFokus<br />
Einstieg zum<br />
Schnäppchenpreis<br />
Top-Deal. Investor Georg Stumpf ist beim deutschen Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown<br />
eingestiegen. Bis Mai 2024 kann der Anteil auf zehn Prozent ansteigen.<br />
I<br />
mmobilienaktien hatten bekanntlich<br />
schon mal bessere Zeiten. Sie leiden<br />
derzeit besonders unter der Kombination<br />
aus steigenden Zinsen und hoher<br />
Inflation. Die, nach zum Teil drastischen<br />
Verlusten, niedrigen Kursniveaus könnten<br />
wiederum für all jene, die nicht an das Ende<br />
der Immobilienbranche glauben und wieder<br />
ein besseres Umfeld erwarten, die ideale Gelegenheit<br />
für ein Investment darstellen. Ein<br />
solcher Zeitgenosse scheint der Investor Georg<br />
Stumpf zu sein, ist er doch Mitte September<br />
beim deutschen Gewerbeimmobilienspezialisten<br />
Aroundtown eingestiegen.<br />
Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung des Unternehmens<br />
hervorgeht, hat sich Stumpf, der<br />
als Errichter des Wiener Millennium Towers<br />
bekannt geworden ist, bis zu 10,<strong>04</strong> Prozent an<br />
Aroundtown gesichert. 0,93 Prozent hält er<br />
bereits am Gewerbeimmobilienkonzern, weitere<br />
9,10 Prozent kann er bis Ende Mai 2024<br />
erwerben. Detail am Rande: Das Paket hat zum<br />
Kurs kurz vor Redaktionsschluss einen Bör-<br />
senwert von rund 250 Millionen Euro. Vom<br />
wem der Milliardär die Aktien gekauft hat, ist<br />
nicht bekannt.<br />
Aktuell wird die Aroundtown-Aktie mit knapp<br />
zwei Euro gehandelt. Vor den Zinserhöhungen<br />
der EZB im Sommer 2022 waren es noch<br />
rund sechs Euro. Für nicht wenige Analysten<br />
sind die Abschläge übertrieben. Dazu gehört<br />
Stefan Scharff von SRC Research. Er verweist<br />
auf den LTV von „lediglich“ 41 Prozent sowie<br />
liquide Mittel in der Höhe von 2,5 Milliarden<br />
Euro. Dazu kommen noch nicht übergegangene<br />
Verkäufe und ausstehende Verkäuferdarlehen.<br />
„Diese Summe deckt derzeit alle<br />
Fälligkeiten bis Mitte 2026 ab“, so Scharff.<br />
Hohe Abwertungen<br />
Aktuell machen Aroundtown, wie auch<br />
anderen börsennotierten Immobiliengesellschaften,<br />
hohe Abwertungen zu schaffen. Im<br />
ersten Halbjahr <strong>2023</strong>, das für Analyst Scharff<br />
grundsätzlich ganz gut verlief, musste das<br />
Portfolio um 1,75 Milliarden Euro abgewertet<br />
werden. Für das Gesamtjahr geht Scharff, der<br />
erst kürzlich seine „Kaufen“-Empfehlung für<br />
die Aktie bekräftigte, das Kursziel jedoch von<br />
4,50 auf 3,50 Euro reduzierte, im Übrigen von<br />
einer weiteren Abwertung aus.<br />
Stichwort Portfolio. Aroundtown besitzt ein<br />
gemischtes Portfolio im Wert von mehr als 26<br />
Milliarden Euro. Den größten Anteil haben<br />
mit 41 Prozent Büroimmobilien, gefolgt von<br />
Wohngebäuden (32 Prozent), Hotels (20 Prozent)<br />
sowie Retail- (fünf Prozent) und Logistikobjekten<br />
(zwei Prozent). Rund 90 Prozent der<br />
Immobilien stehen in Deutschland, der Rest in<br />
den Niederlanden und Großbritannien.<br />
Stumpf scheint also einen interessanten Deal<br />
gemacht zu haben. Und nicht nur, weil die<br />
Aktie in den vergangenen Tagen wieder etwas<br />
an Boden gut gemacht hat. Der heimische<br />
Investor ist übrigens bereits in Deutschland<br />
investiert. Am Stuttgarter Anlagenbauer für<br />
Reinräume zur Chip-Produktion Exyte hält<br />
Stumpf aktuell die Mehrheit..<br />
Foto: EVA MANHART<br />
34 ImmoFokus
Book your<br />
appointment at<br />
Expo Real Munich,<br />
4–6 October <strong>2023</strong>,<br />
Booth B2.110:<br />
erstegroup.com/cre<br />
Let’s build Central<br />
Europe together.<br />
Real estate financing and project development requires<br />
more than just knowledge: It requires a partner who<br />
believes in your projects just like you do. That’s why Erste<br />
Group Commercial Real Estate focuses its services on a<br />
wide variety of offerings beyond just financial solutions.<br />
Strongest Brand <strong>2023</strong>: Banks AUT, EUREB<br />
Strongest Brand of the Decade: Banks AUT, EUREB<br />
Time to believe. Time to invest.<br />
www.erstegroup.com/cre<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
35
Start-up<br />
ImFokus<br />
Gründung<br />
SECONTRADE ist ein europaweit agierender<br />
digitaler Marktplatz für Sekundär-Rohstoffe<br />
mit Sitz in Wien. Mit nur<br />
wenigen Klicks schöpfen registrierte User<br />
das gesamte Rohstoffpotenzial des europäischen<br />
Marktes aus, wobei modernste<br />
Internet-Technologie für den innovativen<br />
und risikolosen Rohstoffhandel<br />
sorgt. So werden nachhaltiges Rohstoffmanagement<br />
und erfolgreiche Kreislaufwirtschaft<br />
gefördert. Die Secontrade<br />
GmbH wurde Anfang 2018 auf Initiative<br />
von UFH als 100-prozentige Tochter der<br />
UFH Holding GmbH gegründet.<br />
Digitaler Marktplatz<br />
für Sekundär-Rohstoffe<br />
Rohstoffmanagement. Ziel von SECONTRADE ist, Sekundär-Rohstoffe<br />
schnell und einfach dort eingesetzt werden können, wo sie benötigt werden.<br />
www.secontrade.com<br />
D<br />
er steigende Bedarf an Rohstoffen<br />
erschöpft die endlich vorhandenen<br />
Ressourcen. Allein in den vergangenen<br />
50 Jahren hat sich der<br />
Verbrauch weltweit vervierfacht.<br />
Die Baubranche verbraucht die Hälfte der<br />
weltweit abgebauten Rohstoffe und stellt das<br />
größte Abfallaufkommen innerhalb der EU<br />
dar. Ziel des europäischen Green Deals und der<br />
österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie<br />
ist es daher, das Potenzial zur Ressourcenschonung<br />
in diesem Bereich besser auszuschöpfen,<br />
etwa durch die erhöhte Wiederverwertung von<br />
Abbruchmaterial, mineralischen Bauabfällen<br />
und damit verbunden, die Steigerung des Anteils<br />
von Sekundär-Rohstoffen.<br />
Das ermöglicht innovative Zugänge entlang<br />
der Wertschöpfungskette: Das Recycling von<br />
Altziegel stellt etwa eine Alternative zu Sand<br />
und Kies dar. Die fachgerechte Behandlung ermöglicht<br />
den Einsatz als Substrat für den We-<br />
gebau, die Dachbegrünung oder den Sportplatz<br />
und ist in Verbindung mit Altbeton ein Beispiel<br />
für zementfreien Recycling-Beton. SECONT-<br />
RADE dient dabei als digitale Schnittstelle und<br />
bietet Anbietern und Käufern von Sekundär-<br />
Rohstoffen einen sicheren, transparenten, europaweiten<br />
Marktplatz“, erklärt Brigitte Reich,<br />
Geschäftsführerin von SECONTRADE.<br />
Die digitale Plattform ist damit ein wichtiger<br />
Bestandteile erfolgreicher Kreislaufwirtschaft.<br />
Durch den effizienten Einsatz verfügbarer<br />
Ressourcen werden Klima und Umwelt<br />
geschützt sowie der Rohstoffmarkt in<br />
Europa stabilisiert.<br />
In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> finden<br />
Sie ein ausführliches Interview mit<br />
SECONTRADE Geschäftsführerin<br />
Brigitte Reich.<br />
Die Meinung des Profis<br />
Nachhaltigkeit geht uns alle an, nicht<br />
nur jene, die sich auf die Straße kleben.<br />
Nachhaltigkeit wäre doch so einfach, zum<br />
Beispiel durch das gezielte Nutzen von<br />
Baurestmassen – das hat man in schon in<br />
der Gründerzeit gewusst, wo der Schutt<br />
der Biedermeierhäuser als Beschüttung<br />
in den Tramdecken verwendet wurde.<br />
Nehmen wir uns ein Vorbild!<br />
IDEE<br />
GESCHÄFTSMODELL<br />
TIMING<br />
Gerhard Fritz<br />
Architekt<br />
Fotos: Sarina Dobernig<br />
36 ImmoFokus
Book your<br />
appointment at<br />
Expo Real Munich,<br />
4–6 October <strong>2023</strong>,<br />
Booth B2.110:<br />
erstegroup.com/cre<br />
Take new perspectives<br />
on real estate financing.<br />
We see the big picture and manage the details that are<br />
necessary to develop commercial real estate projects<br />
all over Central and Eastern Europe. Erste Group offers<br />
financing solutions for your visions across the entire real<br />
estate value chain.<br />
Strongest Brand <strong>2023</strong>: Banks AUT, EUREB<br />
Strongest Brand of the Decade: Banks AUT, EUREB<br />
Time to believe. Time to invest.<br />
www.erstegroup.com/cre<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
37
Der<br />
Marketer<br />
Gedankensplitter zum<br />
ImmoMarketing in<br />
Theorie und Praxis.<br />
Daten sind das neue Gold<br />
Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Das Thema beschäftigt uns seit Jahren und ich kann mich noch<br />
gut an die 90er Jahre erinnern, wo ich zu arbeiten begonnen habe.<br />
Ich habe noch geradezu bildlich vor Augen, wie ich am 01.07.1993<br />
in Wien bei einem Makler zu arbeiten begonnen habe. Meine erste<br />
Aufgabe war es, die Adressen von allen Besichtigungsscheinen in eine<br />
Datenbank einzupflegen und zu vervollständigen. Damals waren PCs<br />
in Mode gekommen und Lotus 1-2-3 war das Programm, mit dem ich<br />
viel Zeit verbracht habe. Auf dem Betriebssystem DOS war die Software<br />
mehr für EDV-Profis als für Anwender gedacht und seit 1991 gab<br />
es eine Version für Windows, welches aber mit heutigen Tabellenkalkulationen<br />
nicht vergleichbar ist. Eine Zusammenarbeit von mehr als<br />
zwei Personen in einer Datei war geradezu undenkbar und stellte eine<br />
Herkulesaufgabe dar. In diesen Fällen waren ‚Rechenzentren‘ und<br />
Datenbank-Lösungen, die programmiert werden mussten, gefragt.<br />
Wie schön wäre es gewesen, hätte ich die heutigen<br />
Software-Lösungen schon damals gehabt. Abgesehen<br />
von den umständlichen Programmen und Speichermöglichkeiten<br />
hat mein damaliger Chef den Nutzen<br />
von Daten verstanden und wir haben viel Zeit damit<br />
verbracht, die Daten aktuell zu halten, zu vervollständigen<br />
und pflegen. An meinem ersten Tag hörte ich<br />
den Satz: „Daten sind das wahre Gold und dieses gilt<br />
es zu schürfen“.<br />
und die Menge ist geradezu unermesslich, jedoch gilt es diese intelligent<br />
zu vernetzen und zu strukturieren. Wer wertet beispielsweise alle<br />
zugänglichen Daten aus der riesigen Social-Media-Welt, wie Facebook<br />
oder LinkedIn, aus? Wer vernetzt das Marketing mit der Buchhaltung<br />
und nutzt die Daten seiner Lieferanten und Kunden optimal? Wer lässt<br />
konsequent alle Anrufe und Kontaktpunkte erfassen? Diese Antworten<br />
sind vor dem Hintergrund des Datenschutzes und der rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen gut zu überlegen. Beim Datenmanagement eine<br />
glasklare Strategie zu haben, die konsequent umgesetzt wird, ist somit<br />
auch heute keine einfache Übung. Eines steht jedoch fest: Daten als<br />
das wahre Gold zu schürfen, ist heute genauso herausfordernd wie<br />
1993; die Probleme haben sich verlagert: Weg von Fragen der Software<br />
und der Möglichkeit der Zusammenarbeit hin zu Fragen der Strukturierung<br />
und der rechtlichen Machbarkeit.<br />
Überall und jederzeit<br />
Dieser Satz ist heute so aktuell wie damals und er hat<br />
sich bei mir eingeprägt. Diese Liebe zu Daten und der<br />
Arbeit mit Datensätzen begleitet mich seit damals.<br />
An der Relevanz hat sich nichts geändert, jedoch ist<br />
es heute umso herausfordernder den Schatz zu heben.<br />
Dies mag auf den ersten Blick irritieren, da die<br />
Software, in meinem Fall EXCEL und ACCESS, um<br />
ein Vielfaches einfacher zu bedienen sind und die<br />
Zusammenarbeit im Team heute keine Herausforderung<br />
mehr darstellt. Die Schwierigkeiten haben sich<br />
verlagert: Heute werden wir erschlagen von Daten<br />
38 ImmoFokus
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Werner<br />
Weingraber<br />
Gründer & Geschäftsführer<br />
Madaster<br />
1. DAS PROBLEM<br />
„Reduce, Reuse, Recycle“ so der Leitgedanke der Kreislaufwirtschaft.<br />
Diese gilt als einer der wichtigsten Hebel im Klimaschutz für alle<br />
Branchen in Europa. Konkret geht es darum, bei Bauvorhaben auf<br />
Sekundärrohstoffe zurückzugreifen, den Einsatz von Primärrohstoffen<br />
so weit wie möglich zu reduzieren, um somit die Auswirkungen auf<br />
die Umwelt zu minimieren. Gebäude werden sozusagen zu „urbanen<br />
Minen“. Dass Bauteile und Materialien immer wieder aufs Neue<br />
verwendet werden können, setzt jedenfalls eines voraus: Ihre genaue<br />
Dokumentation und Erfassung.<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Foto: Madaster Österreich<br />
Madaster kann als digitales Kataster für Materialien verstanden werden. Die Cloud-<br />
Plattform bietet unter anderem Immobilieneigentümern die Möglichkeit, Daten<br />
ihrer Immobilien zu speichern, zu verwalten, anzureichern und auszutauschen. So<br />
bekommt man einen Einblick, welche Bauteile und Materialien in welcher Qualität<br />
an welchen Stellen eines Gebäudes zu finden sind und welche Auswirkungen sie<br />
auf die Kreislaufwirtschaft und die Umwelt haben. Angewendet werden kann<br />
Madaster sowohl im Neubau als auch bei Bestandsobjekten.<br />
Neben der Erstellung von Gebäudepässen und dem CO2-Fußabdruck<br />
ermöglicht Madaster finanzielle und zirkuläre Bewertungen, die die Verwaltung,<br />
Berichterstattung und den Verkauf von Immobilien und die Wiederverwendung<br />
von Materialien und Produkten unterstützen. In Österreich, wo das 2017 in<br />
Holland gegründete Unternehmen im vergangenen Herbst den Markteintritt<br />
wagte, stieß das Unternehmen jedenfalls durchaus auf Interesse. So konnten<br />
in den vergangenen zwölf Monate nicht weniger als 16 Partner und 40 Projekte<br />
gewonnen werden. Erst kürzlich stießen dazu etwa AllesWirdGut, IG Immobilien,<br />
Tarkett, Vasko+Partner und Würth.<br />
Für Werner Weingraber, Geschäftsführer von Madaster Österreich, ist jeder<br />
Partner ein „Vorreiter in der Immobilien- und Baubranche“. Das Ziel für die Zukunft<br />
ist klar: „Auf die Plattform sollen möglichst viele Gebäude gebracht und mit den<br />
Daten und Methoden von Madaster verknüpft werden.“<br />
1.000<br />
DIE ZAHL<br />
Eine 2019 unterzeichnete<br />
Partnerschaftsvereinbarung<br />
mit dem Projektentwickler<br />
BPD sieht vor, 1.000 neu<br />
gebaute Wohnungen in<br />
den Niederlanden auf<br />
der Madaster-Plattform<br />
zu registrieren. So wird<br />
der materielle, zirkuläre<br />
und finanzielle Wert der<br />
Gebäude ermittelt und<br />
jeweils ein Materialpass<br />
erstellt.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
39
Immobilie<br />
ImFokus<br />
28<br />
Wie das Unternehmen mitteilt, soll der neue Campus kontinuierlich<br />
optimiert werden, um die flexible Welt des hybriden Arbeitens zu<br />
unterstützen. Aktuell finden sich in dem Gebäude neben Büros 28<br />
Gemeinschaftsräume, Fokus-Kabinen, Tagungsräume sowie Flächen,<br />
die „unterschiedlichen kognitiven Anforderungen und Vorlieben gerecht<br />
werden sollen“, wie unter anderem öffentlich zugängliche Ruhezonen.<br />
832<br />
Am Dach der neuen Unternehmenszentrale der Reise-Buchungsplattform<br />
wurden 832 Solarpanele angebracht. Beheizt und gekühlt wird das Gebäude<br />
mit einem ausgeklügelten System mit Wärme-Kälte-Speicherung. Weiters<br />
finden sich über das Gebäude verteilt nicht weniger als 11.000 Pflanzen. Und ja:<br />
der Campus ist nach BREEM Excellent Standard zertifiziert.<br />
225.000<br />
Der Booking.com-Campus ist im Übrigen der finale Akt im Stadtentwicklungsprojekt<br />
auf dem Oosterdokseiland. In den vergangenen 22 Jahren wurden auf dem ehemaligen<br />
Hafengebiet unter anderem die Stadtbücherei, Büros, Wohnungen, das Konservatorium<br />
von Amsterdam sowie das europäisch-asiatische Handelszentrum realisiert.<br />
65.000<br />
Das neue internationale Headquarter von Booking.com mit einer<br />
Fläche von 65.000 Quadratmeter wurde im Herzen von Amsterdam<br />
auf der Insel Oosterdokseiland östlich des Hauptbahnhofs realisiert.<br />
Die Konzern-Lenker sprechen von einem „Dorf für 6.500<br />
Menschen“. So viele Mitarbeiter zählt Booking.com in Amsterdam.<br />
27.000<br />
Die Tiefgarage des neuen Booking.com-<br />
Headquarters hat eine imposante Fläche von<br />
27.000 Quadratmetern. Das sich dort Platz für<br />
die mehr als 2.500 Fahrräder der Mitarbeiter<br />
findet, versteht sich also von selbst.<br />
41<br />
Zum Booking.com-Campus gehört<br />
auch ein Wohngebäude mit 41<br />
Apartments mit Wohnflächen<br />
zwischen 67 und 300<br />
Quadratmetern. Optisch orientiert<br />
sich der Entwurf des Objekts an<br />
alten Amsterdamer Hafengebäuden.<br />
Fotos: huftoncrow-courtesyofunstudio<br />
40 ImmoFokus
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Auf COO folgt CTO<br />
Vier gewinnt. Ab 1. November hat der UBM-Vorstand nach dem überraschenden Abgang von<br />
COO Martin Löcker wieder vier Mitglieder: Peter Schaller übernimmt die Position des CTO.<br />
1 2007<br />
Peter Schaller, der Wirtschaftsingenieurwesen<br />
für Bauwesen an der TU Graz studiert<br />
hat, ist nach ersten beruflichen Erfahrungen<br />
erstmals in führender Funktion für die Porr<br />
in der Steiermark tätig. Der heute 50-Jährige<br />
wird den heimischen Baukonzern erst 16<br />
Jahre später verlassen, um in den Vorstand<br />
der UBM einzuziehen. Ein Detail am Rande:<br />
Während die Porr österreichweit die Nummer<br />
zwei nach der Strabag ist, ist sie in der<br />
Steiermark das größte Bauunternehmen.<br />
2 2010<br />
Der gebürtige Steirer wird Niederlassungsleiter der<br />
Porr Steiermark. Damit ist Schaller für die rund 1.500<br />
Mitarbeiter des Unternehmens in der „grünen Mark“<br />
verantwortlich. Nur ein kleiner Auszug der namhaften<br />
Projekte, die die Porr seitdem in der Steiermark<br />
realisiert hat: Styria Tower Graz, AMS Graz-West und<br />
etliche Flächen im Cargo-Center-Graz.<br />
3<br />
4<br />
Foto: Michael Schaffer-Warga<br />
1<br />
Peter Schaller<br />
2<br />
3 2012<br />
Schaller, seit seinem sechsten Lebensjahr ein<br />
„Schwarzweißer“, wird Vizepräsident und Aufsichtsrat<br />
des SK Sturm Graz. Als ausgewiesener<br />
Bau-Profi kann er den Zustand der Heimstätte<br />
des Fußballvereins, der 1997 eröffneten Merkur<br />
Arena, natürlich perfekt einschätzen. „Ein Bauwerk<br />
in diesem Alter braucht dringend Frischzellenkuren“,<br />
so Schallers nüchternes Urteil.<br />
Bei der Porr hat er im Übrigen bei mehreren<br />
Stadionbauten mitgewirkt, unter anderem<br />
beim 2008 errichteten Wörthersee-Stadion<br />
in Klagenfurt. Neben seiner Funktion beim<br />
dreimaligen österreichischen Fußballmeister<br />
ist Schaller auch Mitglied der Industriellenvereinigung<br />
Steiermark und Vorstand des Wirtschaftsforums<br />
der Führungskräfte<br />
4 <strong>2023</strong><br />
Am 24. August hat der Nominierungsausschuss<br />
des UBM-<br />
Aufsichtsrats Peter Schaller zum<br />
vierten Vorstandsmitglied nominiert.<br />
„Damit sorgen wir für die<br />
notwendige Stabilität im obersten<br />
Führungsgremium der UBM, um<br />
die aktuell turbulente Phase am<br />
Immobilienmarkt optimal zu<br />
bewältigen und die Weichen für<br />
die Zukunft zu stellen“, freut sich<br />
Aufsichtsratschef Karl-Heinz<br />
Strauss. Über seine fünfjährige<br />
Funktionsperiode wird der neue<br />
CTO die gesamte Technik sowie<br />
die Bereiche „Timber Construction“,<br />
„Green Building“ und „Quality<br />
Management“ verantworten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
41
Positionen & Meinungen<br />
58<br />
ZU TISCH MIT...<br />
„Im Verhältnis zum Wohnungspreis machen<br />
unsere Produkte einen sehr kleinen Teil<br />
aus, steigern aber den täglichen Komfort“,<br />
erklärt Guido Salentinig, Managing<br />
Director/Geschäftsführer von Geberit,<br />
beim MIttagessen mit Herausgeber Michael<br />
Neubauer im dots im The Leo Grand beim<br />
Wiener Stephansdom.<br />
64<br />
ROUNDTABLE<br />
Auf Einladung von Drees & Sommer<br />
Österreich und dem ImmoFokus trafen sich<br />
Anna-Vera Deinhammer (ÖGNI), Karl Koschek<br />
(AllesWirdGut Architektur), Christoph Löffler<br />
(Drees & Sommer Österreich) und Manuel<br />
Fegerl (KPMG), zum Meinungsaustausch über<br />
das Thema zirkuläres Bauen.<br />
44<br />
COVERINTERVIEW<br />
„Wir merken in einigen<br />
Branchen sehr stark, dass<br />
sich das Rennen um die<br />
besten Köpfe massiv<br />
auf die Bürowelten<br />
auswirkt. Der Wunsch,<br />
sich zu verändern ist<br />
groß“, so Alexandra<br />
Bauer, Bereichsleiterin<br />
Büroimmobilien bei EHL<br />
Gewerbeimmobilien.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
42 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
43
Positionen & Meinungen<br />
Auf in neue<br />
Bürowelten<br />
Arbeitswelten im Wandel. „Wir merken in einigen<br />
Branchen sehr stark, dass sich das Rennen um die<br />
besten Köpfe massiv auf die Bürowelten auswirkt.<br />
Quer über alle Branchen und Unternehmensgrößen<br />
hinweg ist der Wunsch groß, sich zu verändern“,<br />
sieht Alexandra Bauer, Bereichsleiterin<br />
Büroimmobilien bei EHL Gewerbeimmobilien,<br />
durchaus Bewegung am heimischen Markt.<br />
„Allein das Angebot fehlt.“<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
44 ImmoFokus
Sie sind studierte Raumplanerin.<br />
Was fasziniert Sie an der Materie?<br />
Alexandra Bauer: In unserer sehr schnelllebigen<br />
Zeit muss die Ressource Boden<br />
vielfältigen und komplexen Ansprüchen<br />
gerecht werden. Daher ist das Thema heute<br />
wichtiger als selten zuvor. Mehr denn je gilt es,<br />
das Städtewachstum zu koordinieren und den<br />
ausufernden Bodenverbrauch zu kontrollieren.<br />
Nur so werden wir unseren Lebensraum<br />
auch in Zukunft in gewohnter Qualität nutzen<br />
können.<br />
Wie kommt man von der Raumplanung<br />
zur Maklerei?<br />
Nach dem ich an der TU Wien Raumplanung<br />
und Raumordnung studiert habe, bin ich im<br />
Büro des damaligen Stadtrats für Planung<br />
und Zukunft für eine Amtsperiode meinen<br />
ersten Job angetreten. Danach war ich<br />
zwei Jahre lang bei der Ekazent im Bereich<br />
Projektentwicklung tätig. 2003 hatte ich das<br />
große Glück, dass ich zu Michael Ehlmaier<br />
und seiner EHL gestoßen und seither in der<br />
Bürovermietung tätig bin. Gleichzeitig war<br />
ich auch maßgeblich am Aufbau unserer<br />
Research-Abteilung beteiligt.<br />
Projekt im Wordformat beschrieben war.<br />
Da wir damals ein kleines, aber so wie heute<br />
extrem ambitioniertes und hungriges, Team<br />
waren, waren wir auch bei den anderen Assetklassen<br />
viel stärker involviert. Wir hatten<br />
jeden Freitag einen gemeinsamen Jour Fix,<br />
an dem alle Objekte aus dem Wohnungs-,<br />
Büro- und Retailsegment besprochen<br />
wurden. Das ist heute aufgrund der Größe<br />
des Unternehmens natürlich in dieser Tiefe<br />
nicht mehr möglich. Im Vergleich zu damals<br />
ist unser Job heute sicherlich schnelllebiger<br />
digitaler und komplexer.<br />
Können sie sich noch an die erste<br />
Büroimmobilie erinnern, die sie vermittelt<br />
haben?<br />
Das war ein Objekt in der Rauhensteingasse<br />
im 1. Bezirk, wo wir etliche kleine, klassische<br />
Altbaubüros im Angebot hatten.<br />
Was ist für sie im Moment die größte<br />
Herausforderung in ihrem Job?<br />
Dass Angebot und Nachfrage am Wiener<br />
Büromarkt nicht ganz harmonieren. Es<br />
gibt einige interessante Gesuche, für die<br />
das passende Produkt nur eingeschränkt<br />
„Heuer verzeichnen wir mit<br />
45.800 Quadratmeter Neufläche<br />
sogar ein neues Rekordtief.“<br />
Alexandra Bauer,<br />
EHL Gewerbeimmobilien<br />
Fotos: @Rizar.Photo<br />
Das heißt sie feiern ein rundes Jubiläum:<br />
20 Jahre EHL. Wie war es damals im Unternehmen<br />
im Vergleich zu heute? Um<br />
die Jahrtausende hat es ja noch nicht wie<br />
heute um die 200 Mitarbeiter gegeben…<br />
Wir waren damals knapp 25 und hatten ein<br />
kleines Büro in den Ringstraßen Galerien.<br />
Ich habe in der Büroabteilung begonnen.<br />
Damals waren wir in erster Linie operativ in<br />
der Vermarktung tätig. Plattformen gab es<br />
noch keine. Wir arbeiteten mit einem sogenannten<br />
Büroflächenspiegel, in dem jedes<br />
vorhanden ist. Gerade in den Toplagen in<br />
der Innenstadt sowie am Hauptbahnhof<br />
liegt ein deutlicher Nachfrageüberhang vor.<br />
Man darf nicht vergessen, dass wir am<br />
Wiener Büromarkt seit Jahren eine eher<br />
verhaltene Flächenproduktion beobachten.<br />
Heuer verzeichnen wir mit 45.800<br />
Quadratmeter Neufläche sogar ein neues<br />
Rekordtief. Das Problem ist, dass Bürogebäude<br />
die fertig werden, wie zum Beispiel<br />
Vio Plaza oder Muthgasse 109A zum<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
45
Positionen & Meinungen<br />
Großteil vermietet sind. Und auch Projekte,<br />
die 2024 ihre Fertigstellung feiern, wie<br />
Francis, Robin Seestadt oder Grand Central<br />
sind bereits zum Teil vorvermietet. Daher<br />
wird <strong>2023</strong>, wie auch in den Vorjahren, die<br />
Vermietungsleistung deutlich über der<br />
Neuflächenproduktion liegen. Die Folge<br />
von all dem ist, eine Leerstandrate von 3,6<br />
Prozent. Im internationalen Vergleich ist<br />
das sehr niedrig und auch grenzwertig für<br />
einen gesunden Markt.<br />
Wie hoch sollte der Leerstand sein?<br />
Wir lagen am Wiener Büromarkt über viele<br />
Jahre bei sechs bis sieben Prozent. Das wäre<br />
ein gesunder Wert.<br />
die Developer wirtschaftlich teilweise nicht<br />
mehr ausgehen.<br />
Inflationsbereinigt sinken die Mieten –<br />
bieten Immobilien noch den vielzitierten<br />
Schutz vor Inflation?<br />
Im Bürobereich sinken die Mieten bei<br />
Neubauprojekten derzeit nicht - auch nicht<br />
inflationsbereinigt. Vielmehr steigt im Top-<br />
Segment aufgrund des Nachfrageüberhangs<br />
das Mietpreisniveau. Wegen der höheren<br />
Baupreise werden bei aktuellen Projekten<br />
die Mietpreise auch laufend angepasst<br />
beziehungsweise nach oben korrigiert.<br />
Gleichzeitig geht die Incentives-Rate eher<br />
zurück. Diese Entwicklung beobachten wir<br />
Unternehmen davon aus, dass das mit dem<br />
Mietbeginn erfolgt.<br />
Man hört, dass gerade im Retailbereich<br />
die Mieter bei Prolongationen versuchen,<br />
die Indexierung abzuschwächen und zu<br />
deckeln oder zu verschieben. Das Argument<br />
ist oft, dass sie Flächen herrichten<br />
müssen, wenn sie ausziehen, was mehr<br />
kostet als drei Jahre auf die Indexierung<br />
zu verzichten …<br />
Das kommt im Bürobereich sicherlich nicht in<br />
dem Ausmaß vor. Ein häufigeres Thema ist,<br />
dass uns Interessenten kommunizieren, ein<br />
neues Büro zu suchen, da sie veraltete Flächen<br />
nutzen. Sie sehen, dass sie aufgrund der<br />
Aber zurück zur Neuflächenproduktion:<br />
Ein Flächenmangel ist also vorprogrammiert?<br />
Insbesondere in den Top-Innenstadtlagen<br />
und rund um den Hauptbahnhof können<br />
größere Gesuche mit mehr als 3.000<br />
Quadratmeter nur sehr eingeschränkt<br />
bedient werden. Im kommenden Jahr wird<br />
die Neuflächenproduktion zwar wieder<br />
auf 100.000 Quadratmeter ansteigen, den<br />
Nachfrageüberhang an den Top-Standorten<br />
wird sie aber nicht kompensieren können.<br />
Wer sucht aktuell was?<br />
Quer über alle Branchen und Unternehmensgrößen<br />
hinweg ist der Wunsch<br />
groß, sich in puncto Ausstattungsqualität<br />
und Nachhaltigkeit zu verbessern. Diese<br />
Entwicklung beobachten wir verstärkt seit<br />
2-3 Jahren.Im Fokus stehen hochwertige<br />
Refurbishments oder Neubauten in perfekt<br />
angeschlossenen Lagen mit etablierter<br />
Büroinfrastruktur.<br />
Sind die Unternehmen bereit, für mehr<br />
Qualität und Nachhaltigkeit mehr Miete<br />
zu zahlen?<br />
Ja. Wir beobachten insbesondere bei gut<br />
nachgefragten Objekten in den Toplagen<br />
ein steigendes Mietpreisniveau. Das ist<br />
einerseits dem Nachfrageüberhang und<br />
andererseits der Indexierung als auch den<br />
steigenden Baupreisen geschuldet. Wir haben<br />
sogar Projekte in der Vermarktung, wo<br />
die Mietpreise während der Planungs- und<br />
Projektphase angehoben wurden. Aber das<br />
verstehen die Mietinteressenten auch. Ohne<br />
Erhöhung der Mietpreise würde es sich für<br />
„Nach wie vor binden sich die<br />
Unternehmen bei größeren<br />
Objekten längerfristig<br />
beziehungsweise bis zu zehn Jahre.<br />
Im Gegenzug werden ihnen tolle<br />
Incentives angeboten.“<br />
bei modernen Erstbezugsflächen, egal ob<br />
Neubau oder Refurbishment, in etablierten<br />
Bürolagen mit entsprechender Infrastruktur<br />
und Verkehrsanbindung.<br />
Sind Indexierungen in bestehenden<br />
Verträgen durchsetzbar?<br />
Die Indexierung ist heute ein zentrales<br />
Element in der Mietvertragsverhandlung,<br />
besonders wenn Mietvertragsunterzeichnung<br />
und Mietbeginn mehrere Monate<br />
auseinanderliegen, wie beispielsweise bei<br />
Vorvermietungen. Während die Vermieter<br />
erwarten, dass die Indexierung mit der<br />
Vertragsunterzeichnung startet, gehen<br />
Alexandra Bauer,<br />
EHL Gewerbeimmobilien<br />
Indexierung ein Preisniveau erreicht haben zu<br />
dem sie eigentlich gleich in einen modernen<br />
Neubau übersiedeln könnten. Das befeuert<br />
aktuell den Markt. Viele betroffene Mieter<br />
setzen auch auf Nachverhandlungen und<br />
binden sich für Preisnachlässe längerfristig.<br />
Wie schauen momentan die<br />
Bindungsfristen aus?<br />
Der Trend geht stark in Richtung mehr Flexibilität.<br />
Die Mietinteressenten würden sich<br />
gerne so kurz wie möglich binden, worauf<br />
die Vermieter meistens nicht einsteigen,<br />
weil sich das für sie kalkulatorisch nicht<br />
rechnen würde. Aber grundsätzlich hängt<br />
46 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
47
Positionen & Meinungen<br />
die Dauer der Bindungsfrist von der Größe<br />
und Qualität der Mietfläche ab. Nach wie<br />
vor binden sich die Unternehmen bei größeren<br />
Objekten längerfristig beziehungsweise<br />
bis zu zehn Jahre. Im Gegenzug werden<br />
ihnen tolle Incentives angeboten.<br />
Bitte gehen Sie etwas ins Detail …<br />
Das Gebot der Stunde sind Baukostenzuschüsse.<br />
Mietfreie Zeit wird weniger häufig<br />
vereinbart. Baukostenzuschüsse sind deshalb<br />
interessanter geworden, weil es aufgrund<br />
des schwierigeren Finanzierungsumfelds<br />
vorteilhafter ist, wenn Mieter ein fertiges, voll<br />
ausgestattetes Büro übergeben bekommen.<br />
Dafür sind sie auch bereit, sich länger zu<br />
binden. Oder auch mehr Miete zu bezahlen.<br />
Stichworte New Work beziehungsweise<br />
neue Arbeitswelten sowie Home-Office.<br />
Machen Sie die Erfahrung, dass die<br />
Unternehmen ihre Flächen reduzieren?<br />
Dass viele Unternehmen eine Home-Office-<br />
Politik implementiert haben, wird nur dann<br />
zu einer Reduktion des Flächenbedarfs<br />
führen, wenn das mit Desk-Sharing kombiniert<br />
wird. Großzügig umgesetzt wurde<br />
diese Arbeitsform vor allem in der Banken-<br />
und Versicherungsbranche sowie von<br />
einigen internationalen Konzernen. Unter<br />
den klassischen heimischen Unternehmen<br />
ist Desk-Sharing dagegen nach wie vor eher<br />
die Ausnahme. Dazu kommt, dass in neuen<br />
Arbeitswelten sehr viel Wert auf hochwertige<br />
Kommunikations- und Kollaborationsflächen<br />
gelegt wird und auch Räume für<br />
gemeinsames Essen und den persönlichen<br />
Rückzug Einzug halten. Dafür wird natürlich<br />
mehr Platz benötigt, weshalb etwaige<br />
Flächeneinsparungen durch Desk-Sharing<br />
wieder ausgeglichen werden.<br />
Wird die Transformation des Büros dadurch<br />
befeuert, dass die geburtenstarken<br />
Jahrgänge langsam anfangen, sich in die<br />
Pension zu verabschieden und jüngere<br />
nachrücken?<br />
Wir merken in einigen Branchen sehr stark,<br />
dass sich das Rennen um die besten Köpfe<br />
massiv auf die Bürowelten auswirkt. Das<br />
Büro wird mehr als je zuvor als Spiegelbild<br />
der Unternehmenskultur gesehen.<br />
48 ImmoFokus
Alexandra Bauer<br />
Alexandra Bauer ist Prokuristin<br />
und Bereichsleiterin der Abteilung<br />
Büroimmobilien und kann auf eine<br />
langjährige Laufbahn in der Immobilienbranche<br />
zurückblicken. Sie<br />
ist studierte Raumplanerin und<br />
Immobilienökonomin und seit 2003<br />
bei EHL in leitender Funktion tätig.<br />
2011 wurde sie mit dem Immobilienaward<br />
„Cäsar“ in der Kategorie<br />
„Immobilienmaklerin des Jahres“<br />
ausgezeichnet. Sie ist Chartered<br />
Surveyor und aktives Mitglied verschiedener<br />
Immobilien-Netzwerke<br />
(wie beispielsweise RICS, Salon<br />
Real, Immoebs und ImmQu). Zu ihren<br />
größten Mandaten in den letzten<br />
2 Jahren zählen unter anderem die<br />
Vermittlung von LeitnerLeitner (ca.<br />
4.300 m²), Woom (ca. 3.300 m²) und<br />
aws (ca. 5.500 m²). Alexandra Bauer<br />
ist EHL-Expertin für alle Angelegenheiten<br />
rund um die Aufbereitung<br />
von Marktdaten sowie die Erstellung<br />
von halbjährlich erscheinenden Büromarktberichten.<br />
Als eine Möglichkeit, um Mitarbeiter zu<br />
gewinnen und zu binden, also um Vorteile<br />
im Recruiting zu lukrieren. Daher wollen<br />
viele Unternehmen ihren Mitarbeitern<br />
ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld<br />
bieten. Und die Mitarbeiter ins Office bekommen.<br />
Viele Firmen haben die Erfahrung<br />
gemacht, dass die Kommunikation viel<br />
besser funktioniert, wenn man gemeinsam<br />
im Büro ist. Auch funktioniert die Aus- und<br />
Weiterbildung, ebenso wie die Einschulung<br />
neuer Mitarbeiter bei physischer Anwesenheit<br />
deutlich besser.<br />
Fällt ihnen dazu ein Beispiel ein?<br />
Nur ein Beispiel dafür ist das neue Office<br />
von LeitnerLeitner im Ensemble Schwarzenbergplatz,<br />
welches wir im vergangenen Jahr<br />
für den Fonds der Wiener Kaufmannschaft<br />
erfolgreich vermittelt haben. Es bietet ein<br />
wunderschönes, hochmodernes Arbeitsumfeld<br />
und obendrein eine Dachterrasse. Das<br />
zeigt auch, wie hartumkämpft das Rennen<br />
um die besten Köpfe gerade in der Consultingbranche<br />
ist.<br />
Es gibt immer Stimmen, die meinen<br />
die Produktivität im Home-Office sei<br />
höher…<br />
Das ist sicher von der Branche und dem<br />
Unternehmen abhängig. In unserer Branche<br />
ist der persönliche Austausch sehr<br />
wichtig. Daher arbeiten wir auch in einem<br />
Gruppenbüro. Und fast alle Teammitglieder<br />
gehen regelmäßig ins Büro, obwohl sie zwei<br />
Tage pro Woche zuhause bleiben könnten.<br />
Auch ich bin täglich im Office. Im Home-<br />
Office müsste ich gefühlte hundert Mal pro<br />
Tag zum Telefon greifen, um mich intern<br />
abzustimmen. Im Büro verläuft die Kommunikation<br />
viel effizienter.<br />
Der Siegeszug des Home-Office ist jedenfalls<br />
nicht von der Hand zu weisen. Man<br />
merkt das sogar am geringeren Verkehrsaufkommen<br />
an manchen Tagen …<br />
Der Freitag ist für viele zum klassischen<br />
Home-Office Tag geworden. Da ist der Autoverkehr<br />
auch deutlich geringer geworden.<br />
Ein weiterer Grund ist, dass viele junge<br />
Mitarbeiter kein Auto mehr haben. Das<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
49
Positionen & Meinungen<br />
ist an einem gut angebundenen Standort<br />
auch nicht notwendig. Das zeigt sich auch<br />
darin, dass die Unternehmen heute weniger<br />
Parkplätze nachfragen.<br />
Droht älteren Bürogebäuden in Nebenlagen,<br />
die nicht ESG-fit sind, ein<br />
„Stranded-Asset“-Schicksal?<br />
Wie gesagt: Aufgrund der Qualitäts- und<br />
Nachhaltigkeitsoffensive, die wir derzeit am<br />
Wiener Büromarkt verstärkt beobachten, ist<br />
eine moderne und nachhaltige Ausstattung<br />
für eine erfolgreiche Vermietung unerlässlich.<br />
Ebenso eine gute Anbindung an das öffentliche<br />
„Nach wie<br />
vor liegen die<br />
Preisvorstellungen<br />
potenzieller Käufer<br />
und Verkäufer zu<br />
weit auseinander,<br />
weshalb es<br />
zu weniger<br />
Abschlüssen<br />
kommt.“<br />
Alexandra Bauer,<br />
EHL Gewerbeimmobilien<br />
Verkehrsnetz. Sofern ein Objekt das alles<br />
nicht bietet, kann man über eine Umnutzung<br />
beziehungsweise Umwidmung nachdenken.<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Mit meiner<br />
heißgeliebten Oma,<br />
die vor 5 Jahren leider<br />
verstorben ist.<br />
Wenn Sie im Lotto<br />
gewinnen, was würden<br />
Sie machen?<br />
In Immobilien<br />
investieren.<br />
Wenn Sie das Radio<br />
im Auto aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Meist nutze<br />
ich Fahrtzeiten<br />
für Telefonate<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Eindeutig<br />
Morgenmensch<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt...<br />
Wertvolle Momente mit<br />
meinen zwei Kindern und<br />
meinem Mann verbringen<br />
und vielen Unternehmen<br />
zu einem neuen, chicen<br />
Büro verhelfen.<br />
Wie ist ihrer Einschätzung nach, die<br />
Lage am Büroinvestmentmarkt?<br />
Die Zinsanhebungen der EZB und die dadurch<br />
gestiegenen Finanzierungskosten haben sich<br />
natürlich auf das Transaktionsgeschehen und<br />
die erzielbaren Preise ausgewirkt. Das betrifft<br />
grundsätzlich alle Assetklassen. Auch Büroinvestoren<br />
warten derzeit weitgehend ab. Nach<br />
wie vor liegen die Preisvorstellungen potenziel-<br />
Lieblingshobbies?<br />
Schwimmen,<br />
Skifahren,<br />
Wandern<br />
50 ImmoFokus
WORDRAP MIT ALEXANDRA BAUER<br />
Ihr größtes Laster?<br />
Ungeduld<br />
Ihren Kaffee trinken<br />
Sie am liebsten...<br />
Schwarz<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Mit einem<br />
Ferialjob bei<br />
Ankerbrot<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko?<br />
Sofern es<br />
kalkulierbar ist<br />
Welches Buch<br />
liegt auf<br />
Ihrem Schreibtisch?<br />
Die Leselektüre<br />
meiner Kinder<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
51
Positionen & Meinungen<br />
52 ImmoFokus
ler Käufer und Verkäufer zu weit auseinander,<br />
weshalb es zu weniger Abschlüssen kommt. Bis<br />
sich ein neues Marktgleichgewicht gebildet hat,<br />
wird es vermutlich noch etwas dauern. Ich bin<br />
aber zuversichtlich, dass sich die Assetklasse<br />
Büro auch in Zukunft wieder starker Nachfrage<br />
erfreuen und einen signifikanten Anteil in<br />
den Portfolios der institutionellen Investoren<br />
ausmachen wird.<br />
Sind Refurbishments das Gebot der Stunde<br />
– Stichwort Nachhaltigkeit?<br />
Diese Frage kann sicherlich mit Hinblick auf<br />
eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft sowie<br />
einen verantwortungsbewussten und schonenden<br />
Ressourcen- und Bodenverbrauch sicher<br />
mit „ja“ beantwortet werden. Namhafte aktuelle<br />
Beispiele sind unter anderem das Francis auf<br />
den Althangründen oder das Myhive Urban<br />
Garden am Wienerberg. Von der Ausstattung<br />
her gleichen diese Projekte einem Neubau.<br />
Künftig werden wir gerade in Innenstadtlagen<br />
verstärkt Refurbishments sehen. Die Entwicklung<br />
neuer großartigerBürocluster, wie wir<br />
sie in den letzten Jahren etwa rund um den<br />
Hauptbahnhof oder am Praterstern gesehen<br />
haben, wird künftig schwierig werden.<br />
Ein Thema, das ebenfalls mit Nachhaltigkeit<br />
zusammenhängt, sind Green Leases.<br />
Sind das die Mietverträge der Zukunft?<br />
Ein grüner Mietvertrag bringt sowohl Vermietern<br />
als auch Mietern Vorteile. Einerseits sind<br />
damit Kosteneinsparungen für alle Beteiligten<br />
verbunden und andererseits die Möglichkeit,<br />
unternehmerische Nachhaltigkeitsziele umzusetzen,<br />
was natürlich mit einem Imagegewinn<br />
verbunden ist.<br />
Angenommen Sie möchten sich ein Ferienhäuschen<br />
anschaffen, wo wäre das?<br />
Ich liebe Urlaubsdomizile am Wasser,<br />
also am Meer oder noch besser an einem<br />
österreichischen See. <br />
EHL Immobilien<br />
EHL Immobilien ist einer der führenden<br />
Immobiliendienstleister<br />
Österreichs und auf Gewerbe-,<br />
Investment-, und Wohnimmobilien<br />
spezialisiert. Das Spektrum<br />
reicht von Immobilienvermittlung<br />
über Immobilienbewertung, Liegenschaftsverwaltung,<br />
Baumanagement,<br />
Asset- und Center Management,<br />
Portfolio Management<br />
bis zu Market Research und Investmentberatung.<br />
Die exklusive<br />
Partnerschaft mit dem globalen<br />
Immobiliendienstleister BNP Paribas<br />
Real Estate sichert der EHL-<br />
Gruppe ein globales Netzwerk und<br />
Markt Know-how in 32 Ländern.<br />
www.ehl.at<br />
Wie klappt Nachhaltigkeit<br />
in der Immobilienbranche?<br />
Nachhaltige Ansätze und Lösungen liegen voll im<br />
Trend. Diese Entwicklung macht auch vor der Real-<br />
Estate-Branche keinen Halt – denn der Sektor ist<br />
einer der wesentlichen CO2-Emittenten.<br />
Entsprechend fordern Öffentlichkeit, Investoren und<br />
Politik Anpassungen in den Geschäfts modellen<br />
der Immobilienunternehmen.<br />
Sind Sie bereit?<br />
www.pwc.at/real-estate<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.<br />
53
Positionen & Meinungen<br />
„Wir wollen nicht den<br />
einfachen Weg gehen.“<br />
Ambitionierte Ziele. Daniel Reisenberger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Schindler Österreich, spricht<br />
im Interview unter anderem über den Rückgang der Bautätigkeit, Strategien gegen den Fachkräftemangel, das<br />
Nachrüsten von Zinshäusern sowie die Nachhaltigkeitsagenda beim Aufzugs- und Fahrtreppenspezialisten<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
Wie erleben Sie das schwierige Umfeld in<br />
der Bau- und Immobilienbranche?<br />
Wir leben stark mit der Bauindustrie mit und<br />
der deutliche Rückgang der Bautätigkeit, den<br />
wir dort sehen, betrifft uns eins zu eins. Es wird<br />
noch eine gewisse Zeit brauchen, bis sich das<br />
System wieder eingeschwungen hat. Es geht<br />
ja nicht nur um Zinserhöhungen und Inflation,<br />
die Baugenehmigungen sind auch seit<br />
längerem rückläufig. Dazu kommen zentrale<br />
Herausforderungen wie nachhaltiges Bauen<br />
und weniger Bodenverbrauch. Das verändert<br />
die Bautätigkeit und das spüren wir.<br />
Das klingt ernüchternd…<br />
Ich bin mittelfristig optimistisch. Die Wirtschaft<br />
wird wieder schneller an Schwung<br />
gewinnen als die Zinsen sinken werden. Aber<br />
man darf nicht vergessen, dass wir innerhalb<br />
von nur 15 Monaten einen Euribor-Anstieg von<br />
unter null auf fast vier Prozent erlebt haben.<br />
Das hat es wohl noch nie zuvor gegeben. Ich<br />
gehe aber davon aus, dass sich das Umfeld<br />
mittelfristig verbessern wird. Es ist ja bekannt,<br />
dass für Wien ab 2025 eine Wohnungsknappheit<br />
prognostiziert wird. Der Bedarf ist also da.<br />
Wie haben sich Ihre drei Geschäftssegmente<br />
zuletzt entwickelt?<br />
Das am stärksten betroffene Segment ist der<br />
Wohnbau. Dafür sehen wir positive Gegenbewegungen<br />
in den Segmenten Industrie und<br />
„Public Transport“. Das kann zwar die Rückgänge<br />
im Wohnbau nicht ganz kompensieren,<br />
aber es ist gut, zwei weitere Standbeine zu<br />
haben, die sich gut entwickeln.<br />
Was hört man aus Deutschland?<br />
Soweit ich höre und wahrnehme, sind die<br />
Trends in etwa die gleichen, aber in Deutschland<br />
dürfte der Rückgang stärker als in<br />
Österreich sein.<br />
Ist die Lieferkettenthematik vom Tisch?<br />
Das Thema ist zum Glück durch. Schwierigkeiten<br />
gab es vor allem zwischen März 2021<br />
und Juni 2022. Da hatten wir wie alle mit<br />
der Verfügbarkeit gewisser Komponenten<br />
und Produkte zu kämpfen – von Chips bis<br />
hin zu Stahlbauteilen. Wir hatten allerdings<br />
den Vorteil, dass unsere Lieferkette bereits<br />
damals stark diversifiziert war. Schindler<br />
produziert an verschiedenen Standorten,<br />
etwa vor den Toren Wiens in der Slowakei.<br />
Dadurch haben wir hinsichtlich Produktion,<br />
Lieferung und Lagerung deutliche Vorteile.<br />
Was haben Sie aus der Lieferkettenproblematik<br />
gelernt?<br />
Wir haben gelernt, uns noch resilienter<br />
aufzustellen. Also nicht nur im Sinne der<br />
Diversifikation der Produktionsstandorte,<br />
sondern bei Lieferanten. Die Lieferkettenproblematik<br />
liegt aber hinter uns.<br />
Ein Thema, von dem offensichtlich alle<br />
betroffen sind, ist der Fachkräftemangel.<br />
Wie geht gerade ein Unternehmen wie<br />
Schindler, das auf hochqualifizierte<br />
Mitarbeiter angewiesen ist, damit um?<br />
Der demografische Wandel und Recruiting-<br />
Maßnahmen beschäftigen uns natürlich.<br />
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass wir bei Schindler eine sehr hohe<br />
Betriebszugehörigkeit und geringe Fluktuation<br />
haben. Ein besonderes Anliegen ist<br />
uns jedenfalls, dass wir vom Bodensee bis<br />
zum Neusiedlersee mit gezielten Branding-<br />
Maßnahmen eine klar erkennbare Marke<br />
als guter Arbeitsgeber aufbauen. Wir wollen<br />
gerade junge, technikbegeisterte Menschen<br />
ansprechen. Darum zeigen wir auf Messen,<br />
bei HTL-Besuchen und über unsere Social-<br />
Media-Kanäle Präsenz.<br />
Ist der Fachkräftemangel ein Grund,<br />
weshalb Schindler verstärkt auf Fernüberwachung<br />
beziehungsweise Remote-<br />
Wartung setzt?<br />
Nein, das ist unserem Pioniergeist geschuldet.<br />
Wir wollen hier immer einen Schritt<br />
voraus sein und unseren Kunden den besten<br />
Service bieten. Digitale Wartung erhöht<br />
die Verfügbarkeit unserer Anlagen um 30<br />
Prozent. Ob ein Lift ausfällt oder reibungslos<br />
läuft, macht gerade für Hotels, Wohnhäuser,<br />
Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen<br />
Fotos: Richard Tanzer<br />
54 ImmoFokus
Daniel Reisenberger<br />
Daniel Reisenberger ist seit 2019 Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung bei<br />
Schindler Österreich. Angefangen hat<br />
der gebürtige Oberösterreicher bereits<br />
2002 bei Schindler. Seitdem hat der<br />
WU-Absolvent in mehreren leitenden<br />
Funktionen reichlich Erfahrung im<br />
Unternehmen sammeln können. So war<br />
er etwa bis zu seinem Wechsel auf den<br />
Chefsessel in Österreich mehrere Jahre als<br />
Gebietsleiter Nordwest (Hannover) in der<br />
Schindler Konzerngesellschaft Deutschland<br />
tätig. Davor war Reisenberger unter<br />
anderem Geschäftsführer von Haushahn<br />
Österreich, Finanzleiter bei Doppelmayr<br />
Aufzüge und Mitglied der Geschäftsführung<br />
von Schindler Österreich.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
55
Positionen & Meinungen<br />
einen großen Unterschied. Der Nebeneffekt<br />
für die Klimabilanz: Anfahrten der Servicetechniker<br />
können optimiert und damit der<br />
CO2-Ausstoß reduziert werden.<br />
Muss man diese „Predictive Maintenance“<br />
den Kunden erklären? Auch was die<br />
Verrechnung betrifft?<br />
Nein. Dass vorausschauend etwas behoben<br />
und damit eine Störung verhindert wird,<br />
kennen gerade Autobesitzer. Darüber hinaus<br />
können unsere top-qualifizierten Servicetechniker<br />
erklären, wann und wo nachgerüstet<br />
werden muss, damit kein Stillstand entsteht.<br />
Hat ein bestimmtes Teil den Status der Abnutzung<br />
erreicht, ist es klüger, vorausschauend<br />
tätig zu werden, bevor es zum Ausfall der<br />
Anlage kommt. Ein bestimmter Schaden wird<br />
von unserem Team bei Vollwartungsverträgen<br />
automatisch und im Rahmen des Service-<br />
Pakets behoben.<br />
„Der<br />
demographische<br />
Wandel und<br />
Recruiting-<br />
Maßnahmen<br />
beschäftigen<br />
uns.“<br />
Daniel Reisenberger,<br />
Schindler<br />
Erlauben Sie mir einen kleinen Schwenk<br />
zu einem Thema, das Sie eingangs erwähnt<br />
haben: Nachhaltigkeit. Wo sehen<br />
Sie in diesem Zusammenhang das größte<br />
Einsparpotenzial bei Gebäuden?<br />
Die Modernisierung von Gebäuden bringt<br />
viel Einsparungspotenzial mit sich und ist<br />
nachhaltiger, als ein neues Stück Boden zu<br />
versiegeln. Beim Neubau müssen wir auf<br />
allen Ebenen mehr Qualität reinbringen.<br />
Wir brauchen hochwertige und langlebige<br />
Gebäude, die unterschiedliche Nutzungsarten<br />
zulassen. Ein gutes Beispiel sind die<br />
historischen Zinshäuser in der Innenstadt.<br />
Sie stehen seit mehr als hundert Jahren, sie<br />
sind schön und lebenswert und haben über<br />
die Jahrzehnte verschiedenste Nutzungen<br />
durchlaufen. Auf der anderen Seite gibt es<br />
Bürohäuser, die nach 20 Jahren in Betrieb<br />
bereits wieder abgerissen werden. Das ist<br />
mit einer Nachhaltigkeitsagenda nicht gut in<br />
Einklang zu bringen.<br />
Weil Sie Zinshäuser beim Thema Nachhaltigkeit<br />
ansprechen: Es wird ja eine<br />
logische Entwicklung sein, dass viele<br />
Zinshäuser in den kommenden Jahren<br />
refurbished werden. Machen Sie da ein<br />
Geschäft für Schindler aus?<br />
Wir sehen hier Potenzial, aber kein sehr<br />
großes. In vielen Fällen wurden Zinshäuser<br />
bereits nachgerüstet und Aufzüge eingebaut.<br />
Wir sehen allerdings, dass das Thema<br />
Barrierefreiheit immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnt. Zentrale Trends unserer Branche<br />
sind Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit.<br />
Gibt es beim Aufzug selbst noch Verbesserungspotenziale<br />
in Sachen Nachhaltigkeit,<br />
wenn wir uns die verschiedenen Elemente<br />
anschauen?<br />
Durch die Energierückgewinnung bei Abwärtsfahrten,<br />
Zielrufsteuerung und leichtere<br />
Fahrkabinen haben wir den Energieverbrauch<br />
der Aufzüge bereits deutlich reduziert.<br />
Auch kommen im Aufzug LED-Lampen zum<br />
Einsatz. Die Beleuchtung im Aufzug trägt<br />
wesentlich zum Energieverbrauch bei. Mittels<br />
Rekuperation können unsere Aufzüge und<br />
Fahrtreppen seit 2020 serienmäßig Energie<br />
zurück ins System speisen. Je höher das<br />
Gebäude ist und je mehr Masse bewegt wird,<br />
desto besser der Effekt. Gerade auf stark frequentierten<br />
Plätzen wie dem Wiener Hauptbahnhof<br />
erzeugen die Schindler-Fahrtreppen<br />
regelmäßig Strom.<br />
Schindler selbst hat ja schon vor einiger<br />
Zeit ein Gebäudezugangssystem entwickelt,<br />
das den Energieverbrauch von<br />
Aufzügen erheblich reduziert…<br />
Ja, durch „Schindler PORT“ und die Weiterentwicklung<br />
„Schindler PORT 4D“, einem<br />
Transit–Management-System, das für jeden<br />
Gebäudenutzer den effizientesten Weg<br />
zum Ziel ermittelt. Das System arbeitet<br />
mit Gesichtserkennung und Robotik und<br />
macht vor allem bei großen, frequentierten<br />
Gebäuden Sinn. Am Wiener AKH wurden im<br />
Zuge der Sanierung des roten Bettenturms die<br />
Aufzüge mit Schindler PORT aufgerüstet. So<br />
konnte der Energieverbrauch um 80 Prozent<br />
56 ImmoFokus
gesenkt werden. In Summe reduzierte sich<br />
der Verbrauch der sieben Personenfahrstühle<br />
und der beiden Lastenaufzüge von zehn auf<br />
2,7 Megawattstunden.<br />
Wie schaut es mit neuen Produkten aus?<br />
In Kürze werden wir einen weiteren neuen,<br />
auf die Energieklasse A zertifizierten Aufzug<br />
auf den Markt bringen. Durch die verbesserte<br />
Standby-Regelung wird der Stromverbrauch<br />
um 15 Prozent gesenkt. In punkto Nachhaltigkeit<br />
hat sich in unserem Geschäft schon<br />
viel getan: Ein Aufzug in einem durchschnittlichen<br />
Mehrparteienhaus verbraucht heute<br />
bei durchschnittlicher Nutzung rund 490<br />
Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das ist in<br />
etwa der Verbrauch einer Waschmaschine<br />
in einem Einfamilienhaushalt. Der nächste<br />
große Schritt wird sein, dass nur mehr Strom<br />
aus erneuerbaren Quellen verwendet wird.<br />
Abgesehen von mehr Nachhaltigkeit: Neue<br />
Screens lassen vermuten, dass Aufzüge<br />
immer mehr zum Ort des Entertainments<br />
werden. Für wenige Minuten jedenfalls…<br />
In Zukunft werden Aufzüge sicher noch stärker<br />
als Informations- und Entertainmentplattform<br />
genutzt. Innovative Betreiber versuchen,<br />
mit einem maßgeschneiderten Angebot die<br />
„Die Wirtschaft wird schneller an<br />
Schwung gewinnen, als die Zinsen<br />
sinken werden.“<br />
Daniel Reisenberger,<br />
Schindler<br />
Aufmerksamkeit ihrer Fahrgäste zu nutzen. Das<br />
kann in einem Hotel das aktuelle Wellnessangebot<br />
oder À-la-carte-Menü sein oder in einem<br />
Einkaufszentrum ein Gewinnspiel oder Infos zu<br />
Sales-Angeboten. Hier gibt es viele Spielarten<br />
und alles ist unterhaltsamer, als dicht gedrängt<br />
auf den Aufzugsboden zu starren.<br />
Wie schaut die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
bei Schindler aus?<br />
Ambitioniert. Wir wollen nicht den einfachen<br />
Weg über den Kauf von Zertifikaten gehen,<br />
sondern bis 2<strong>04</strong>0 weltweit netto null Treibhausgasemissionen<br />
erreichen. Schindler will<br />
konzernweit im Einklang mit einer 1,5-Grad-<br />
Celsius-Zukunft stehen. Derzeit reduzieren<br />
wir unsere direkten Emissionen, indem wir<br />
unsere Flotte auf E-Mobilität umrüsten und<br />
den CO2-Verbrauch der Gebäude und Anlagen<br />
reduzieren. Bis 2030 wollen wir unsere Emissionen<br />
halbieren. Bis 2<strong>04</strong>0 werden wir die<br />
indirekten Emissionen entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette, etwa beim Zukauf aller<br />
Komponenten, auf null reduzieren. Unsere<br />
Aufzüge und Fahrtreppen speisen bereits<br />
serienmäßig Energie ins System zurück und<br />
werden so zu kleinen Kraftwerken. Jeder<br />
Schindler-Aufzug ist so konzipiert, dass er<br />
auch mit selbstproduziertem Strom fährt.<br />
Nachhaltigkeit beginnt beim Tun und wir<br />
haben die Technik dafür.<br />
Neben komplexen Lösungen lässt sich aber<br />
auch mit einfachen Maßnahmen viel Energie<br />
einsparen, etwa über eine Schachtentlüftung.<br />
Die intelligente Schachtentlüftung<br />
unterbindet den Kamineffekt bei einem<br />
Aufzugsschacht und reduziert so die Energie-<br />
und Betriebskosten erheblich. Denn der<br />
Lüftungswärmeverlust in einem meterhohen<br />
Aufzugsschacht ist immens und ein echter<br />
Kostentreiber. Um den Kamineffekt zu unterbringen,<br />
statten wir die Lüftungsöffnung mit<br />
einem Klappensystem aus.<br />
Können Sie dazu vielleicht ein Beispiel<br />
nennen?<br />
Bei dem Aufzugsschacht (Breite 2,50 Meter,<br />
Tiefe 2,50 Meter) eines Krankenhauses<br />
könnten ein Wärmeverlust von rund 42.288<br />
Kilowattstunden und damit 10.570 Euro an<br />
Kosten im Jahr eingespart werden.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
57
Positionen & Meinungen<br />
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Guido Salentinig<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
58 ImmoFokus
Intuitiv<br />
Design und Funktion. „Im Verhältnis zum Wohnungspreis machen<br />
unsere Produkte einen sehr, sehr kleinen Teil aus, steigern aber den<br />
täglichen Komfort“, erklärt Guido Salentinig, Managing Director/<br />
Geschäftsführer Geberit Österreich.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Fotos: @Rizar.Photo<br />
E<br />
s ist heiß. Sehr heiß. Eine drückende<br />
Schwüle hängt über der<br />
Stadt. Beste Voraussetzungen<br />
für ein Gewitter. Warum aber<br />
treffen wir uns gerade im Dots at The Leo<br />
Grand? Im Dots at The Leo Grand wird nicht<br />
nur viel Wert auf Gaumenfreuden gelegt,<br />
sondern auch auf ein kreatives Anrichten der<br />
ausgefallenen Menükreationen, heißt es auf<br />
der Homepage. Ausgefallen sind sie, die Kreationen,<br />
und schmecken – das tun sie auch.<br />
Wir studieren die Karte und können uns<br />
nicht entscheiden. „Das Beste wäre eine Mischung<br />
von allem“, stellt Guido Salentinig<br />
fest. Gesagt, getan. Bei der Auswahl geben<br />
wir dem, übrigens sehr zuvorkommenden<br />
Service, freie Hand. So kommen Gerichte mit<br />
klingenden Namen wie „Rock Shrimp Tempura“,<br />
„Marilyn Monroll“, „Crunchy Chicken<br />
Teriyaki“, „Thaimex“, „Truffle Asparagus“<br />
oder „Cheese Steak“ auf den Tisch. Statt Sake<br />
wird angesichts der hohen Temperaturen viel<br />
Johannisbeersaft getrunken. Selbst steht Salentinig<br />
kaum am Herd. „Mir fehlt einfach die<br />
Zeit dazu.“ Bei der Küche ist er experimentierfreudig:<br />
„Ich esse querbeet. Vom Wiener<br />
Schnitzel bis zum Sushi.“<br />
Doch zurück zur Frage: warum treffen wir einander<br />
im Dots at The Leo Grand? Der Grund<br />
ist einleuchtend: „Das Hotel wurde mit 76<br />
Geberit AquaClean Dusch-WCs ausgestattet“,<br />
kommt die Antwort in einer Sekunde. Klar.<br />
Diese Frage war zu erwarten gewesen. „Wir<br />
pflegen mit der Lenikus-Gruppe langjährige,<br />
sehr enge Kontakte. Wir sind mit unseren<br />
Produkten, speziell mit dem Dusch-WC, in<br />
mehreren Häusern der Gruppe vertreten.<br />
Was uns sehr freut.“ Erste Kontakte wurden<br />
bei den Designmessen geknüpft, wie in der<br />
Hofburg oder in Grafenegg.<br />
Luxus wird zum Standard<br />
Die Reinigung mit Wasser direkt am WC wird<br />
in der Stadthotellerie mit Zielgruppe internationales<br />
Publikum immer mehr zum Thema.<br />
Nicht nur in der absoluten Luxusklasse: „Es<br />
ist abhängig von der Zielgruppe und der Herkunft<br />
der Gäste, aber es kommt immer öfter<br />
und wird mehr und mehr zum Standard“, so<br />
Salentinig. Auch dank sinkender Preise: „Früher<br />
war das ein Produkt, das mehrere tausend<br />
Euro gekostet hat. Mittlerweile haben wir die<br />
Lücke nach unten zu den hochwertigen konventionellen<br />
Toiletten ziemlich geschlossen.<br />
Dadurch wird es im Einfamilienhausbereich,<br />
aber auch im Bereich hochwertiger Wohnungen<br />
immer mehr zum Standard.“ Zudem sieht<br />
es auch schick aus: „Funktionalität und Design<br />
haben bei uns den gleichen Stellenwert.“<br />
„Hotelbetreiber sehen einfach, dass ihre Produkte<br />
von ständig wechselnden Menschen<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
59
Positionen & Meinungen<br />
verwendet werden. Es ist nicht etwas Eigenes,<br />
auf das man besonders aufpasst. Da ist sehr<br />
wichtig, dass die Produkte für diesen Verwendungszweck<br />
geeignet, also robust sind, und<br />
die Funktion einfach und klar vermitteln. Das<br />
Produkt muss für die häufige Verwendung<br />
geeignet sein. Das ist unser Vorteil, weil wir<br />
in Großobjekten und öffentlichen Gebäuden<br />
vertreten sind, egal ob in Flughäfen oder<br />
Krankenhäusern.“ Im Vergleich zur Küche<br />
habe das Bad viel aufzuholen. Innovative<br />
Funktionen wie Po-Dusche, Warmluftföhn,<br />
Geruchsabsaugung, oder berührungslose<br />
Armaturen und Sitzringheizung sollen den<br />
Hygienealltag erleichtern. Zur Innovation gehört<br />
jedoch auch ein gutes Design und dafür<br />
sorgt Christoph Behling. „Design ist mittlerweile<br />
auch im Sanitärbereich ein Verkaufsargument:<br />
Mit unserem Design heben wir<br />
uns von unseren Mitbewerbern ab“, erklärt<br />
Salentinig.<br />
Design und Funktion<br />
Neben dem Design kommt auch der intuitiven<br />
Benutzung großer Stellenwert zu – vor<br />
allem in der Hotellerie. „Die Funktion zu erklären,<br />
funktioniert mit kleinen Piktogrammen.<br />
Reduktion auf das Wesentliche.“<br />
„In Österreich sind wir im Segment<br />
des Wohnbaus sicherlich in den<br />
letzten Jahren sehr gut gewachsen.“<br />
Guido Salentinig,<br />
Geberit Österreich<br />
Auch bei der Montage, so Salentinig, setzt<br />
man auf Intuition. „Unsere Produkte werden<br />
über den Großhandel vertrieben. Die<br />
Montage ist immer ein Schulungsthema.<br />
Wir schulen den Installateur sehr intensiv<br />
darin, wie er unsere Produkte entsprechend<br />
einbaut.“ Wesentlich sei aber der Schritt<br />
davor. „Die Konzeption der Produkte muss<br />
einfach und baustellengerecht sein. Wir<br />
praktizieren eine Art ‚Plug-and-Play‘-Prinzip.<br />
Bei der Wandarmatur beispielsweise ist es<br />
immer wieder eine Herausforderung für den<br />
Handwerker, diesen Unterputzkörper in die<br />
Wand einzubauen, sodass er an der richtigen<br />
Position, richtig ausgerichtet, in der richtigen<br />
Tiefe und so weiter montiert ist. ist. Geberit<br />
hat dieses Thema mit einer separaten Funktionsbox<br />
gelöst, deren Platzierung fixiert ist.<br />
Weiteres Beispiel: Das Dusch-WC ist in einer<br />
Verpackung, aus der sie der Installateur nicht<br />
herauszuheben braucht. Die Verpackung ist<br />
gleichzeitig Montagehilfe. Auf den Boden<br />
stellen, die Seitenwände der Verpackung<br />
wegklappen und das Produkt inklusive der<br />
Verpackung auf die Gewindestangen in der<br />
Wand schieben und mit der Unterputzkonstruktion<br />
verbinden.“ Klingt einfach, ist es<br />
auch. „Dazu gibt es zu den einzelnen Produkten<br />
Videos mit Montageanleitungen.“<br />
Im Wohnbau stark gewachsen<br />
„In Österreich sind wir im Segment des<br />
Wohnbaus in den letzten Jahren sehr gut<br />
gewachsen“, spricht Salentinig ein weiteres<br />
Geberit Gruppe<br />
Die weltweit tätige Geberit Gruppe ist europäischer<br />
Marktführer für Sanitärprodukte. Geberit verfügt in<br />
den meisten Ländern Europas über eine starke lokale<br />
Präsenz und kann dadurch sowohl auf dem Gebiet<br />
der Sanitärtechnik als auch im Bereich der Badezimmerkeramiken<br />
einzigartige Mehrwerte bieten. Die<br />
Fertigungskapazitäten umfassen 26 Produktionswerke,<br />
davon 4 in Übersee. Der Konzernhauptsitz<br />
befindet sich in Rapperswil-Jona in der Schweiz.<br />
Mit rund 12.000 Mitarbeitenden in rund 50 Ländern<br />
erzielte Geberit 2022 einen Nettoumsatz von 3,4<br />
Milliarden Franken. Die Geberit Vertriebs GmbH &<br />
Co KG sowie die Geberit Produktions GmbH & Co<br />
KG sind eigenständige Gesellschaften für den österreichischen<br />
Markt. Die Produktionsgesellschaft am<br />
Standort Pottenbrunn (bei St. Pölten) ist eine der<br />
vier Hauptproduktionsstätten der Geberit Gruppe.<br />
Eine weitere Produktionsstätte gibt es in Matrei am<br />
Brenner. www.geberit.at<br />
60 ImmoFokus
Marktsegment an. „Die größte Zielgruppe<br />
in Österreich ist der Wohnbau. Keine Frage,<br />
hochwertige Produkte kosten Geld. Im Verhältnis<br />
zum Wohnungspreis machen unsere<br />
Produkte einen sehr, sehr kleinen Teil aus,<br />
steigern aber den täglichen Komfort. Wenn<br />
ich ein langlebiges und nachhaltiges Produkt<br />
kaufe, mit dem ich auf Jahrzehnte auch noch<br />
Wasser sparen kann, investiere ich gerne etwas<br />
mehr Geld.“<br />
„Das gilt auch für den sozialen Wohnbau“,<br />
nimmt er mir die Antwort auf eine Frage vorweg.<br />
Auch wichtig: Stichwort „anpassbarer<br />
Wohnbau“. „Mit unseren Produkten können<br />
wir im Fall des Falles barrierefreie Lösungen<br />
rasch und kosteneffizient umsetzen.“<br />
Schulung steht nicht nur bei den Installateuren,<br />
sondern auch beim Reinigungspersonal<br />
an oberster Stelle. „Gut investiertes Geld“,<br />
wie Salentinig anmerkt. „Hotels sind für<br />
uns einerseits ein wichtiger Absatzkanal,<br />
andererseits auch eine ganz wichtige Marketingschiene<br />
mit großem Zusatznutzen:<br />
der Testmöglichkeit. Wir können unsere<br />
Produkte den Hotelgästen im Tages- oder<br />
Wochenrhythmus präsentieren. Sie sehen<br />
unsere Produkte nicht nur, sondern verwenden<br />
und erleben sie auch. Wenn das Produkt<br />
nicht im besten Zustand ist, dann fällt das<br />
auch auf uns zurück. Dann erfüllt es genau<br />
diesen Marketingzweck nicht. Daher sind wir<br />
stets bemüht und versuchen, diesen Service<br />
unserer Produkte durch die Reinigungskräfte<br />
aufrechtzuerhalten und sicherzustellen.“<br />
„Was Sie außen sehen, ist das eine. Unsere<br />
große Stärke liegt im Innenleben. Dieses Innenleben<br />
macht es möglich, die Spülleistung,<br />
die entsprechende Wassermenge und wie das<br />
Wasser in die Keramik eingespült wird, sehr<br />
fein zu regulieren und justieren.“<br />
Langsam, aber sicher haben sich die Sushi-<br />
Teller geleert. „Und jetzt noch ein wenig<br />
Süßes“. Wie wählen dasselbe Prozedere,<br />
wie bei der ersten Runde. „Eine Variation –<br />
bringen Sie was die Küche empfiehlt.“ Sweet<br />
Overs und Mochis – sollten es dann werden.<br />
Mittlerweile hat sich das Gewitter auch wieder<br />
verzogen.<br />
Innovative Lösungen<br />
„Als Systemanbieter für innovative Sanitärund<br />
Badlösungen denken und arbeiten wir<br />
gewerkeübergreifend. Denn wenn auf der<br />
Baustelle die einzelnen Gewerke nicht ineinandergreifen,<br />
bedeutet das für alle Beteiligten<br />
Mehraufwand und höhere Kosten.“ Geberit-<br />
Produkte ergänzen sich hingegen als System<br />
optimal. Dadurch minimiert sich der Abstimmungsaufwand<br />
und vorhandene Ressourcen<br />
werden bestmöglich genutzt. Darauf ist Salentinig<br />
besonders stolz. „Alle wesentlichen Teile<br />
unserer Produkte, die wir in Europa im Portfolio<br />
haben, produzieren wir auch in Europa.<br />
In Österreich wird in zwei Werken gefertigt. In<br />
St. Pölten sind 400, in Matrei am Brenner 100<br />
Mitarbeiter beschäftigt.“<br />
Selbst habe man wenig Nachwuchssorgen.<br />
„Wir haben eine sehr gute und sehr intensive<br />
Lehrlingsausbildung vor allem in Sankt<br />
Pölten, aber auch in Matrei. Als regional<br />
anerkannter und angesehener Arbeitgeber<br />
gelingt es uns sehr gut, jährlich viele Bewerbungen<br />
zu bekommen.“ Einige Installateure,<br />
mit denen Geberit kooperiert, klagen jedoch<br />
über Fachkräftemangel. „In der Fläche ist<br />
der Fachkräftemangel noch da. 90 Prozent<br />
der Klein- und Mittelunternehmen haben<br />
schon Sorgen. Der gewerbliche Mitarbeiter,<br />
der auf der Baustelle arbeitet, findet immer<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
61
Positionen & Meinungen<br />
wieder Alternativen, oder es werden ihm Alternativen<br />
schmackhaft gemacht, egal von<br />
welchem Sektor und aus welcher Branche.<br />
Da hat der Installateur schon eine große<br />
Konkurrenz mit anderen Berufsfeldern.“<br />
Auch, weil der Installateur aufgrund seiner<br />
umfassenden Ausbildung universell einsetzbar<br />
ist: „Viele Installateure, mit denen<br />
ich spreche, hätten gerne zwei Leute mehr,<br />
wenn das ein Fünfmannbetrieb ist, aber sie<br />
bekommen sie nicht.“<br />
Das Marktumfeld ist, so der Geberit-Chef,<br />
herausfordernd. „Wer in den letzten Jahren<br />
seine Arbeit richtig gemacht und in guten<br />
Zeiten gesät hat, erntet heute. Das haben<br />
wir getan und entsprechend entwickeln<br />
wir uns gut bis sehr gut im Verhältnis zum<br />
Markt. Aber die Rahmenbedingungen werden<br />
nicht leichter. Die Haustechnik läuft<br />
als nachgelagertes Gewerk zum Baumeister,<br />
zurzeit noch Plusminus.“ Die Branche profitiere<br />
auch stark von der Energiewende. „Das<br />
Thema Photovoltaik und Wärmepumpe hilft<br />
Geberit nicht, aber es hilft grundsätzlich der<br />
Branche. Eine Heizung, die neu installiert<br />
wird, braucht auch Rohrleitungen von Geberit.<br />
In diesem Segment profitieren wir auch<br />
von Landes- und Bundesförderungen.“<br />
Sehr loyale Mitarbeiter<br />
„Mir wird oft die Frage gestellt, ob man in<br />
Sankt Pölten einen Standortvorteil oder<br />
-nachteil hat. Das ist wiederum vom Berufsbild<br />
abhängig. Aber in Summe denke<br />
ich, dass Sankt Pölten für uns ein sehr<br />
guter Standort ist. Wir finden im dortigen<br />
Einzugsgebiet zum Beispiel sehr loyale<br />
Mitarbeiter. Die sind dann auch mit den<br />
Goodies, die sie bei uns haben, und mit dem<br />
Background, den wir als Arbeitgeber bieten,<br />
sehr zufrieden und sind deshalb lange dabei.<br />
Das nützt beiden Seiten. Von daher ist das<br />
auf jeden Fall ein Standortvorteil.“<br />
Ausgleich zum durchaus stressigen Job – Salentinig<br />
pendelt pro Woche zwei-, dreimal<br />
zwischen seinem Wohnort Wiener Neustadt<br />
nach St. Pölten – findet er bei Ausfahrten mit<br />
seiner Vespa ins Wiener Neustädter Umland.<br />
Wobei es ihn dabei schon auch einmal bis<br />
nach Lunz am See verschlägt. Sein zeitintensivstes<br />
Hobby sind seine beiden 14- und 16-jährigen<br />
Kinder. „Dafür verwende ich sicher den<br />
größten Teil meiner Freizeit. Sie sind in einem<br />
Alter, in dem sie den Papa durchaus noch in<br />
Anspruch nehmen.“ Aktuell ist Salentinig mit<br />
einem L17 auf den Landstraßen unterwegs.<br />
Dank sportlicher Aktivitäten darf Salentinig<br />
auch beim Nachtisch zuschlagen: „Palatschinken<br />
oder Marillenknödel stehen bei mir ganz<br />
oben auf der Liste“ – und natürlich Espresso.<br />
62 ImmoFokus
Dots at the Leo Grand<br />
DAS SAGT DER FALSTAFF<br />
Der Neuzugang in Martin Hos DOTS-Familie<br />
serviert das bekannt erstklassige Sushi sowie<br />
asiatische Fusion, zusätzlich wird nun aber<br />
auch der französischen Küche gehuldigt.<br />
DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />
Ungewöhnliche Sushi, Maki und Nigiri. Preislich<br />
ist man in der etwas gehobeneren Klasse -<br />
aber die Speisen und der Service lassen nichts<br />
zu Wünschen übrig.<br />
Dots at the Leo Grand<br />
Bauernmarkt 1, 1010 Wien<br />
Tel. +43 1 9060690<br />
www.dotsgroup.eu<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag-Sonntag: 7 – 02 Uhr<br />
www.dotsgroup.eu/the-leo-grand/<br />
ImmoFokus Restaurantguide<br />
17<br />
PUNKTE<br />
Essen:<br />
Service:<br />
Weinkarte:<br />
Ambiente:<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
63
Baubranche: Fit für das<br />
zirkuläre Bauen?<br />
Ökologisch ja – aber auch ökonomisch?. Auf Einladung von Drees & Sommer Österreich und dem ImmoFokus<br />
trafen einander Anna-Vera Deinhammer, Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft, Karl<br />
Koschek von AllesWirdGut Architektur, Christoph Löffler, EPEA part of Drees & Sommer in Österreich, Manuel<br />
Fegerl, KPMG, zum Meinungsaustausch.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
D<br />
die Baubranche ist noch nicht<br />
fit für das zirkuläre Bauen<br />
- wobei die Betonung auf<br />
„noch nicht“ liegt. Das zeigt<br />
eine Studie, die die Deutsche Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in den vergangenen<br />
Monaten gemeinsam mit der Österreichischen<br />
Gesellschaft für nachhaltige<br />
Immobilienwirtschaft (ÖGNI) und weiteren<br />
europäischen Partnern durchgeführt hat.<br />
Darin wurde die Marktfähigkeit der im Rahmen<br />
der EU-Taxonomie vorgeschlagenen<br />
Circular-Economy-Kriterien – zu mindestens<br />
15 Prozent wiederverwendet, zu 15 Prozent<br />
recycelt und zu 20 Prozent entweder nachwachsend,<br />
wiederverwendet oder recycelt<br />
– anhand von realen Bauprojekten untersucht.<br />
Das Ergebnis: Kein Projekt konnte als<br />
Taxonomie-konform eingestuft werden. Als<br />
besonders schwierig erwiesen sich die Wiederverwendung<br />
von Bauelementen und der<br />
Einsatz von Sekundärmaterialien. Zudem<br />
fehlten Daten und Methoden zum zirkulären<br />
Bauen.<br />
Umnutzbar und rückbaubar<br />
Für Anna-Vera Deinhammer (ÖGNI) führt<br />
an einer Kreislaufwirtschaft kein Weg mehr<br />
vorbei: „In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft<br />
werden Rohstoffe nicht aus ihrem<br />
64 ImmoFokus
Kreislauf entfernt, sondern bleiben durch<br />
ihre effiziente und intelligente Nutzung so<br />
lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf<br />
bestehen. Ihr Wert wird durch Optimierung<br />
der Wiederverwendung oder durch hochwertiges<br />
Recycling erhalten. In der gebauten<br />
Umwelt bedeutet dies, Gebäude und Bauelemente<br />
so zu konzipieren, dass sie leicht<br />
anpassbar, umnutzbar undrückbaubar sind,<br />
somit kaum abgerissen und deponiert werden<br />
müssen.“ Der Vorteil für die Umwelt liegt<br />
auf der Hand. Werk-, besser noch Wertstoffe<br />
können immer wieder produktiv genutzt<br />
werden und so weiterhin Wertschöpfung<br />
generieren. „Die Um- und Nachnutzung von<br />
Immobilien muss bereits bei der Planung bedacht<br />
werden“, so Deinhammer. Denn eines<br />
ist klar – der effektivste Klimaschutz entsteht<br />
durch Gebäude, die über viele Jahrzehnte,<br />
vielleicht Jahrhunderte genutzt werden,<br />
ohne rückgebaut zu werden.<br />
„In Wirklichkeit geht es<br />
aber um die Frage: Habe ich<br />
eine Strategie und welche<br />
Strategie verfolge ich.“<br />
Manuel Fegerl,<br />
KPMG<br />
Gesamten Lebenszyklus betrachten<br />
Um die Nachhaltigkeit verschiedener Baumaterialien<br />
fundiert zu vergleichen, muss deren<br />
gesamter Lebenszyklus betrachtet werden,<br />
also von der Herstellung über die Nutzung<br />
und Sanierung bis zum Rückbau (Wiederverwendung<br />
oder Recycling). Diese Informationen<br />
können in Gebäudematerialpässen<br />
zusammengeführt werden. Im Bauwesen<br />
bildet unter anderem die freiwillige EPD (Environmental<br />
Product Declaration) eine wichtige<br />
Informationsquelle für die Bewertung<br />
von Materialien im Sinne einer nachhaltigen<br />
Gebäudeplanung. Diese EPD werden in Zukunft<br />
an Bedeutung gewinnen. Wie auch Ge-<br />
bäudezertifikate, wenn auch diese aktuell das<br />
Thema „Kreislaufwirtschaft“ noch nicht exakt<br />
abbilden. Deinhammer: „Da müssen wir<br />
uns selbst in unserem Zertifizierungssystem<br />
noch auf die Sprünge helfen. Ansätze für die<br />
Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft finden<br />
sich in der Beurteilung der Prozessqualität<br />
und im zertifizierten Abbruch. Da lassen<br />
sich viele Punkte sammeln. So richtig geht’s<br />
beim EU-Taxonomy-Check zur Sache. ÖGNI-<br />
Zertifikate stellen mit der unabhängigen<br />
Konformitätsprüfung einklagbare Gutachten<br />
dar.“ Daher finden sich nur rechtlich haltbare<br />
Kriterien in den Beurteilungskriterien des<br />
Zertifikats.<br />
Deinhammer: „Das oberste Ziel der Kreislaufwirtschaft<br />
ist, Gebäude so zu benutzen, wie<br />
sie sind. Das heißt: Sanieren, was das Zeug<br />
hält. Darauf freuen wir uns. Wir hoffen auf<br />
Zirkularitäts-Enthusiasten. Leider gibt es<br />
bezüglich der Green-Field-Entwicklungen<br />
auf EU-Ebene Diskussionsstoff. Die EU-Kommission<br />
hat mit einem Papier für ordentliche<br />
Verwirrung gesorgt.<br />
Als ÖGNI legen wir das Papier strenger aus<br />
als so manche staatliche Stelle – wie zum<br />
Beispiel staatliche Mitbewerber. Das schafft<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
65
kein Vertrauen. Es ist nicht so, dass man nie<br />
wieder auf einer grünen Wiese bauen darf.<br />
Manchmal geht es einfach nicht anders. Wir<br />
müssen, und das steht außer Streit, trotzdem<br />
mit unserem Boden viel sparsamer umgehen.<br />
Denn, offen gesagt, die Biodiversitätsziele<br />
laut Taxonomie-Verordnung werden solche<br />
Projekte nie erfüllen können. Juristen nennen<br />
diese Haltung authentische Interpretation<br />
von Normen. Wir müssen einfach im<br />
Wirkungszusammenhang planen, soll heißen<br />
die gesamte Region in Betracht ziehen.<br />
Nicht nur den eigenen Vorgarten.“<br />
Wobei sich der Mehraufwand für zirkuläres<br />
Bauen im Rahmen hält, wie Karl Koschek von<br />
AllesWirdGut Architektur betont. Aber geplant<br />
heißt nicht gebaut. Denn: „Wir müssen<br />
die Kreislaufwirtschaft bei Wettbewerben<br />
in die Planung miteinfließen lassen, um sie<br />
gewinnen zu können. Dann drehen die Developer<br />
das Projekt wieder um und verändern es<br />
so stark, dass es in Wahrheit neu ausgeschrieben<br />
werden müsste.“ Das ist kein Einzelfall.<br />
„Viele unserer Kollegen berichten ähnliches“,<br />
so Koschek. Noch ist zirkuläres Bauen mit<br />
Mehrkosten beim Bau verbunden, die aber<br />
bei exakter Planung in Grenzen gehalten werden<br />
können, wenn auch die gemeinnützigen<br />
Projekte generell mit den hohen Baukosten<br />
zu kämpfen haben. „Hier muss sich in der<br />
Wohnbauförderung etwas bewegen.“<br />
Neues Denken ist gefragt<br />
Koschek nimmt aber auch seine Kollegen in<br />
die Pflicht. „Kreislaufwirtschaft erfordert ein<br />
neues Denken. Wir müssen uns vollkommen<br />
„Man kann nicht einfach<br />
einen konventionell<br />
geplanten Betonbau eins zu<br />
eins in Holz transferieren.“<br />
Karl Koschek,<br />
AllesWirdGut Architektur<br />
neu in die Materie eindenken. Man kann<br />
nicht einfach einen konventionell geplanten<br />
Betonbau eins zu eins in Holz transferieren.<br />
Das geht, aber dann hat man eine Kostenexplosion.<br />
Es beginnt schon mit der ersten<br />
Skizze. Ich muss den Holzbau, ich muss die<br />
Rückbaufähigkeit anders denken. Da ist Personal-Power<br />
drin, die mehr kostet. Planerisch<br />
sehe ich keinen großen Mehraufwand.“ Auf<br />
den Punkt gebracht: zurück zur Schulbank.<br />
„Alteingesessene, die unbeweglich sind und<br />
für die das lebenslange Lernen nicht aktuell<br />
ist, haben vermutlich Anpassungsschwierigkeiten.<br />
Ohne geeignete Software-Tools ist die<br />
Entwicklung aber nicht mehr zu stemmen.“<br />
Der Architekt hat auch keine Berührungsängste<br />
Richtung serielle Fertigung: „Die Bauzeiten<br />
werden reduziert oder verlagert. Die<br />
Rahmenbedingungen für Arbeiter verbessern<br />
sich, da sie in einer Halle vorproduzieren<br />
können. Sie sind somit witterungsgeschützt.<br />
Die Qualität wird an sich verbessert, da man<br />
im Werk experimentieren kann und nicht<br />
Probleme auf der Baustelle mit Silikon oder<br />
Bauschaum zu lösen versucht. Im Werk wird<br />
alles in viel höherer Präzision hergestellt. Das<br />
bringt uns sicher viele Vorteile in der Qualität<br />
und in der Nutzung bezüglich Dichtheit und<br />
Schimmel.“<br />
66 ImmoFokus
Bauchgefühl ist gut.<br />
Unsere Marktberichte sind besser.<br />
„Dynamische Zeiten bedeuten Veränderung und Ungewissheit. Unsere Marktberichte -<br />
erstellt von unserem hauseigenen Researchteam - geben Ihnen seit mehr als<br />
20 Jahren verlässliche Orientierung, mit fundierten Analysen und einer großen<br />
Portion Marktkenntnis. Für uns eine Selbstverständlichkeit, für Sie eine zuverlässige<br />
Unterstützung für Ihr Bauchgefühl. Vor allem in dynamischen Zeiten.“<br />
Gratis bestellen:<br />
Unsere Marktberichte<br />
www.otto.at/marktberichte<br />
Dr. Eugen OTTO<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong> 67<br />
OTTO Immobilien GmbH • Riemergasse 8, 1010 Wien • +43 1 512 77 77 • office@otto.at
Kosten das überschätze Thema<br />
„Das Kostenthema ist vielleicht ein wenig<br />
überschätzt“, bringt sich nun auch Christoph<br />
Löffler, EPEA part of Drees & Sommer<br />
in Österreich, in die Diskussion ein. „In der<br />
Planung ist es wichtig, Dinge zu beachten<br />
und unsere Baukultur zu hinterfragen. In<br />
der Ausschreibung wird oft das ‚Copy Paste‘<br />
von damals wieder und wieder verwendet.<br />
Es geht aber darum, zu hinterfragen, wie wir<br />
momentan bauen. Lässt sich das unkompliziert<br />
verbessern? Lassen sich Materialien<br />
austauschen, die von den Inhaltsstoffen her<br />
problematisch sind?“<br />
„Bei den Baustoffen geht es um Skalierung.<br />
Sobald Nachfrage für diese recyclebaren<br />
Materialien herrscht, geht es mit dem Preis<br />
runter. In der Planung ist es also das kritische<br />
Hinterfragen des momentanen Bauens. Bei<br />
Produkten und Materialien geht es darum,<br />
die richtigen Baustoffe zu skalieren, sodass<br />
da eine Nachfrage entsteht. Die Dinge, mit<br />
denen wir am Ende des Lebenszyklus nichts<br />
anfangen können, müssen wir reduzieren,<br />
um so den Shift zu bewerkstelligen“, so Löffler.<br />
„Wir können es uns ökologisch nicht<br />
leisten, so weiterzubauen wie bisher. Es ist<br />
für Investoren ein großes Risiko, nicht auf<br />
das Thema Kreislaufwirtschaft zu reagieren.<br />
Wir sprachen Taxonomie vorher an. Es kann<br />
genauso gut kommen, dass der Abbruch<br />
und der Rückbau mit in die Bilanzierung<br />
aufgenommen werden. Wenn man lauter<br />
Materialien hat, mit denen man nichts anfangen<br />
kann, oder wenn Deponiegebühren<br />
angehoben werden, dann wird es nicht nur<br />
Leuchtturm-Projekte geben, sondern es wird<br />
in die Masse gehen“, ist sich Löffler sicher.<br />
„Das sehen wir bei Lehmbau. Es gibt ganz wenige<br />
andere Hersteller, die das tun. Wenn der<br />
Markt da ist, wird es da Skalierungseffekte<br />
geben.“<br />
Woher aber sollen die neuen Baustoffe kommen?<br />
Reagiert die Baustoffindustrie? Löffler:<br />
„Zum Teil aus den Gebäuden selbst. Einer<br />
unserer wichtigsten Leistungsbausteine ist<br />
‚Urban Mining‘. Da sehen wir uns an, welche<br />
Materialien verbaut sind und von wem sie<br />
kommen. Aber ganz ohne neue innovative<br />
Baustoffe wird es nicht gehen.“<br />
Skalierung das Um und Auf<br />
Koschek kommt noch einmal kurz auf das<br />
Skalierungsthema zu sprechen: „Wir haben<br />
bei einem Wettbewerb mit einem Lehmbauplatten-Innenausbau<br />
gewonnen: Lehm<br />
statt Gips. In der Ausführung kamen dann<br />
aber wieder Gipskartonplatten zum Einsatz.<br />
Die Verfügbarkeit wäre gegeben. Aber: Der<br />
größte deutsche Anbieter bedient im Vergleich<br />
zu Gipskarton unter einem Prozent.<br />
Für ihn ist es schwer, für seine Produkte EPD<br />
herzustellen. Es fehlt ihm dazu die finanzielle<br />
Kraft. Ohne EPD schafft er aber die Skalierung<br />
nicht. Ein Teufelskreis.“ Fazit: „Die<br />
Lehmplatten kosten (noch) das doppelte von<br />
Gipskartonplatten. Lehm aber hat positive<br />
Auswirkungen auf das Raumklima. Es gibt<br />
Mieter, die bereit sind, dafür auch höhere<br />
Mieten zu zahlen.“<br />
Da stellt sich die Frage, so Immobilienexperte<br />
Manuel Fegerl, KPMG, welche Auswirkungen<br />
die ESG-Transformation auf die werttreibenden<br />
Parameter bei Ertragsimmobilien haben.<br />
„Wir haben dazu eine eigene Arbeitsgruppe<br />
gegründet. Wir diskutieren einfach darüber.<br />
Es ist nicht so trivial, wie es aussieht. Einfach<br />
einen Prozentsatz ansetzen, funktioniert<br />
leider nicht. Es gibt unterschiedliche Trigger,<br />
die sich auf werttreibenden Parameter<br />
auswirken. Ist zum Beispiel ein potentieller<br />
Mieter bereit, für „Nachhaltigkeit“ mehr zu<br />
bezahlen? Sprich, können die gestiegenen<br />
CapEx über den erhöhten Hauptmietzins<br />
wieder zurückverdient werden, wenn uA<br />
die Betriebskosten sinken? Oder vielleicht<br />
kann die generelle Leerstandsquote reduziert<br />
68 ImmoFokus
werden, wenn das Gebäude ein nachhaltiges<br />
Image erhält. In Wirklichkeit geht es aber<br />
um die Frage: Habe ich eine Strategie und<br />
welche Strategie verfolge ich mit meinem<br />
Immobilien-Projekt?“<br />
Müssen auf den Markt hören<br />
„Jede Immobilie hat ihren Wert“, so Fegerl.<br />
„Wir müssen immer sehen, was uns der<br />
Markt sagt. Ist man bereit, für den „nachhaltigen“<br />
Mehrwert mehr Geld auszugeben?<br />
Aktuell beobachten wir auf dem Immobilienmarkt<br />
viele unterschiedliche Strömungen.<br />
Es ist schwierig, diese unterschiedlichen<br />
Entwicklungen isoliert darzustellen. Für die<br />
ESG-Transformation haben wir hierzu eine<br />
Matrix erstellt, bei der unterschiedlichste<br />
Trigger als Kacheln in Wechselwirkung stehen.<br />
Es kann hierbei sowohl positive als auch<br />
negative Auswirkungen geben. Es ist für jedes<br />
Objekt vollkommen unterschiedlich. Da<br />
„Die Um- und<br />
Nachnutzung von<br />
Immobilien muss<br />
bereits bei der Planung<br />
bedacht werden.“<br />
Anna-Vera Deinhammer,<br />
ÖGNI<br />
sind wir wieder beim Punkt: Jede Immobilie<br />
ist individuell zu betrachten. Es ist ein individuelles<br />
Thema.“<br />
„Der Developer aber muss beim Projekt schon<br />
vor dem möglichen Ankauf berechnen können,<br />
was er im Endeffekt für das Gebäude<br />
verlangen kann“, wirft Löffler ein. „2018<br />
hätte niemand sagen können, was ein Holzbau<br />
wert gewesen wäre oder für wieviel mehr<br />
man ihn vermieten kann. Man kann es nicht<br />
einmal jetzt sagen. Das ist ein großes Thema.<br />
Erst, wenn die ersten Projekte funktionieren<br />
und man Leuchtturmprojekte hat, sieht man,<br />
wie das alles umgesetzt werden kann und was<br />
der Mehrwert ist. Dann ist mehr Dynamik<br />
möglich. So hat es schon oft funktioniert. So<br />
können wir es wieder machen und das in die<br />
Kalkulation hineinnehmen. Es stimmt nicht,<br />
dass man nicht will. Es ist aber irrsinnig aufwendig,<br />
diese ganzen Punkte zu verknüpfen<br />
www.arnold.immobilien<br />
www.arnold.immobilien<br />
Die Kompetenz<br />
unserer Makler ist<br />
Spezialität des Hauses.<br />
EXPO REAL<br />
MÜNCHEN<br />
4. – 6. OKT. <strong>2023</strong><br />
STAND: A1.233<br />
Wer beim Investment auf stabile<br />
Werte baut, hat mit Sicherheit mehr<br />
Möglichkeiten, das Leben zu genießen<br />
und für Generationen vorzusorgen.<br />
Diese Werte sind für uns nicht nur<br />
Immobilien in Bestlage. Sondern vor<br />
allem auch Verlässlichkeit, Ehrlichkeit<br />
und genaue Marktkenntnis.<br />
Europaweit. Ihr ganz privater Makler<br />
wird Sie auf allen Wegen unterstützen.<br />
ZEHN LÄNDER. EIN MAKLER.<br />
UNZÄHLIGE MÖGLICHKEITEN.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
69
und eine handfeste Kalkulation zu erhalten.<br />
Daran scheitert es.“<br />
Schlussendlich muss sich der Investor die<br />
Frage stellen: Will ich EU-Taxonomie-konforme<br />
Gebäude in meinem Portfolio? Wer<br />
diesen Fokus hat, wird auch bereit sein, dafür<br />
mehr zu zahlen. „Das große Problem ist<br />
aber, dass der Neubau gar nicht das Thema<br />
ist. Da kommen wir noch hin. Der Bestand<br />
ist ein riesiges Thema. Da haben wir noch<br />
viel zu tun.“<br />
Sanieren ist das oberste Gebot<br />
Auch Deinhammer bringt der Bestand Sorgenfalten<br />
auf die Stirn. „Sanieren ist das<br />
oberste Gebot. Rückbau, also Abriss, wird<br />
in vielen Fällen gar nicht mehr gehen.“ Die<br />
Recycling-Baustoffverordnung enthält verbindliche<br />
Regelungen für jegliche Formen<br />
an Abbrüchen und die Trennung der dabei<br />
anfallenden Abfälle. In vielen Fällen können<br />
wir die verwendeten Materialien nicht<br />
trennen – und daher auch nicht deponieren.<br />
Ich möchte daran erinnern, dass der erste<br />
Baustoff–Recycling-Paragraf der Deponieverordnung<br />
mit dem Zusatz geupdatet worden<br />
ist, dass Materialien, die prinzipiell zur Wiederverwendung<br />
geeignet wären, gar nicht<br />
angenommen werden dürfen. Wenn der<br />
irgendwann umgesetzt wird, wünsche ich<br />
uns viel Spaß. Das gilt generell bei Komposit-<br />
Materialien. Demnächst darf man mineralische<br />
Materialien nicht mehr deponieren.<br />
Dann muss man das Gebäude lassen, wie es<br />
ist, und es sanieren.<br />
Stoffe herauszuholen und aufzubereiten. Das<br />
Ziel wird aber sein, dass wir zu ‚Urban Stock‘<br />
kommen. Man kann da die einzelnen Materialien<br />
mit wenig Energieeintrag herausnehmen,<br />
um sie dann weiterzuverwenden.<br />
Das gilt nicht im Sinne von urbanen Minen,<br />
sondern wirklich im Sinne von Urban Stock<br />
dem urbanen Lager. Darauf müssen wir in<br />
der Sanierung achten. Wir müssen die bei der<br />
Sanierung angegriffenen Bereiche auf einen<br />
gewissen zirkulären Stand bringen“, – wobei<br />
nicht alle Stoffe wiederverwendet werden<br />
können. „Jede Epoche zeichnet sich durch<br />
die Verwendung von speziellen Schadstoffen<br />
aus“, betont Löffler. „In den 30er und 40er<br />
Jahren war es Asbest, in den 40er und 50er<br />
EPS und XPS. Für diese Produkte heute gibt<br />
„Sobald Nachfrage für diese<br />
recyclebaren Materialien<br />
herrscht, geht es mit<br />
dem Preis runter.“<br />
Christoph Löffler,<br />
EPEA part of Drees & Sommer in Österreich<br />
Brückenkonzept ‚Urban Mining‘<br />
Die zu Beginn der 80er Jahre verwendeten<br />
Komposit-Baustoffe haben uns viele Vorteile<br />
und viel Gutes gebracht. Die Frage ist wieder,<br />
wie die Stoffe miteinander verbunden sind.<br />
Viele Bauelemente, die man als Komposit<br />
als Ganzes hätte wiederverwenden können,<br />
sind untrennbar mit anderen Bauelementen<br />
mit einer anderen Lebensdauer verbunden.<br />
Daran dachte man damals nicht. Das ist die<br />
große Herausforderung. Das Konzept des<br />
‚Urban Minings‘ ist eine Art Brückenkonzept.<br />
Wir müssen das jetzt tun, da wir Gebäude<br />
haben, bei denen wir damals nicht daran<br />
gedacht haben, was passiert, wenn die Ewigkeit<br />
des ewigen Lebenszyklus nicht eintritt.<br />
Urban Mining ist wie ein Bergwerk in der<br />
Stadt. Man braucht auch Energie, um die<br />
es ein Vernichtungsgebot. Die darf man aufgrund<br />
enthaltener schädlicher Stoffe nicht<br />
weiterverwenden.“<br />
Das Problem: Nicht alle Gebäude eignen sich<br />
für Urban Mining. „Urban Mining ist aufwändig<br />
und verlangt eine gut organisierte Logistik.<br />
Unter 15.000 Quadratmetern rechnet<br />
sich der Aufwand nicht“, so Löffler.<br />
Am effektivsten ist es, ganze Stadtteile auf ihr<br />
Potenzial zu untersuchen: „Wie viele Gipskartonplatten<br />
oder mineralische Baustoffe<br />
sind verbaut?“ Die Hersteller sind wichtige<br />
Player. Sie müssen sich darauf einstellen<br />
können, welche Menge an Materialien in den<br />
nächsten fünf bis 15 Jahren auf sie zukommen<br />
wird. Haben sie die Infrastruktur, um die<br />
Menge zu verwerten, oder müssen sie diese<br />
noch bilden? Je höher die Rohstoffpreise klettern,<br />
desto stärker wird Urban Mining in den<br />
Mittelpunkt rücken.<br />
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
70 ImmoFokus
Dein Gemeinschaftsraum<br />
hat zu viel<br />
Freizeit?<br />
Räume ganz einfach online<br />
verwalten, stundenweise<br />
vermieten und buchen.<br />
Überall und jederzeit, per App.<br />
deilma ist eine<br />
Innovation der<br />
Pocket House<br />
GmbH<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong> 71<br />
Besuche uns auf<br />
deilma.com
Zum Autor<br />
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />
Gründerzeithäuser – vom Mietrecht bedroht<br />
Kommentar: Georg Flödl<br />
Im Rahmen der gerade in Diskussion befindlichen Novelle der<br />
Wiener Bauordnung ist das Thema der wirtschaftlichen Abbruchreife<br />
von Gründerzeithäusern wieder auf dem Tapet. Ein Manko der im<br />
Jahr 2018 erfolgten Novellierung der entsprechenden Bestimmung<br />
(§ 60 Abs. 1 lit. d) liegt darin, dass das öffentliche Interesse am Erhalt<br />
eines Gebäudes lediglich am Stadtbild festgemacht wird, während<br />
insbesondere in der politischen<br />
und medialen Debatte<br />
dieser Bestimmung offengelegt<br />
wurde, dass die Schutzmotive<br />
in Wirklichkeit durch andere<br />
Aspekte (Preisbegrenzungen<br />
des Mietrechts) mitbestimmt<br />
werden.<br />
Gesamthafte Analyse<br />
Die Frage des Umgangs mit<br />
dem Bestand (bloße Erhaltungssanierung,<br />
Aufstockung,<br />
Transformation, eventuell<br />
Teilabbruch, im Einzelfall auch<br />
gänzlicher Abbruch) sollte<br />
anhand einer gesamthaften<br />
Analyse von Bestand und Potenzialen<br />
(Nachverdichtung, funktionale Verbesserung, energetische<br />
Optimierung et cetera) geprüft werden. Die Wirkung auf das Stadtbild<br />
spielt dabei zweifelsohne eine wichtige Rolle, weitere Aspekte sind<br />
aber eben nicht minder relevant. Zum Beispiel weist der gründerzeitliche<br />
Bestand – insbesondere außerhalb des Gürtels – auch zahlreiche<br />
Objekte auf, die von Errichtung an deutlich geringere Qualitäten (Bausubstanz,<br />
strukturelle Qualitäten wie Geschosshöhen, teils sehr enge<br />
Stiegenhäuser et cetera) geboten haben als das „klassische Gründerzeithaus“,<br />
dessen Erhalt jedenfalls zu verfolgen ist.<br />
Die nun vorgeschlagene Verschärfung der Voraussetzungen für eine<br />
wirtschaftliche Abbruchreife ist kritisch zu sehen, nicht zuletzt auch<br />
deswegen, weil die neuen Begriffe „wirtschaftliche Ertragsoptimierungspotenziale“,<br />
„schuldhafte Vernachlässigung“ oder „Kenntnis“<br />
einer „schuldhaften Vernachlässigung der Erhaltungspflicht“ mannigfaltige<br />
Auslegungsfragen aufwerfen.<br />
Rechtlich besonders kritisch<br />
scheint die Regelung für den<br />
Rechtsnachfolger im Liegenschaftseigentum.<br />
Wie sollte der<br />
Nachweis geführt werden, dass<br />
er Kenntnis über die schuldhafte<br />
Vernachlässigung des Voreigentümers<br />
hatte oder haben musste?<br />
Soll hier ernsthaft eine Rückwirkung<br />
statuiert werden?<br />
Fragwürdiger<br />
bürokratischer Aufwand<br />
Alles in allem ist angesichts der<br />
vorgeschlagenen Bestimmungen<br />
der Eindruck zu gewinnen, dass<br />
ein drängender politischer Wille<br />
zu einem juristischen Wagemut geführt hat, der allen Beteiligten (vor<br />
allem dem Magistrat!) noch großes Kopfzerbrechen bereiten wird. Es<br />
ist dringend davon abgeraten, diese Bestimmungen zu beschließen,<br />
auch weil sie einen fragwürdigen bürokratischen Aufwand bedeuten.<br />
Der Schutz des Gründerzeithauses könnte und sollte über das Mietrecht<br />
und eine Lockerung der rigorosen Preisbeschränkungen (insbesondere<br />
nach Durchführung einer thermischen Sanierung) erfolgen.<br />
Dieser Weg wäre viel aussichtsreicher und ein besserer Anreiz für die<br />
Immobilieneigentümer!<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
72 ImmoFokus
Advertorial<br />
Judikatur-Update aus<br />
dem Immobilien-Bereich<br />
Beratung. Die BDO Immobilienexpert:innen verschaffen nachstehend einen Überblick über wesentliche<br />
aktuelle Rechtsprechung und geben einen Ausblick auf Gesetzesänderungen im Immobilienbereich.<br />
Autor: Marlies Muck, Msc<br />
Foto: BDO<br />
Entnahme von Gebäuden zu Buchwerten<br />
(Abgabenänderungsgesetz <strong>2023</strong>, Nationalratsbeschluss:<br />
6. 7. <strong>2023</strong>)<br />
Bisher sind Entnahmen von Wirtschaftsgütern<br />
aus dem Betriebsvermögen nach § 6 Z 4 EStG<br />
mit dem Teilwert zum Entnahmezeitpunkt<br />
zu bewerten. Die Entnahme von nicht mehr<br />
betrieblich genutzten Gebäuden führt daher<br />
derzeit zu einer Realisierung stiller Reserven.<br />
Um leerstehende Betriebsgebäude außerbetrieblich<br />
leichter nutzen zu können (und somit<br />
auch die Bodenversiegelung einzudämmen),<br />
soll die Entnahme von Gebäuden aus dem Betriebsvermögen<br />
zukünftig (so wie bereits die<br />
Entnahme von Grund und Boden) zu Buchwerten<br />
möglich sein. Etwaige stille Reserven bleiben<br />
im Konzept des § 30 EStG ohnehin bis zum<br />
Veräußerungsfall steuerhängig. Durch die<br />
Entnahmeregelung zu Buchwerten kann die<br />
Gebäudebegünstigung bei Betriebsveräußerungen<br />
und Betriebsaufgaben nach § 24 Abs.<br />
6 EStG zukünftig entfallen. Die Änderungen<br />
sollen mit 1. 1. 2024 in Kraft treten.<br />
Grundstücksvermietung<br />
durch eine:n Gesellschafter-<br />
Geschäftsführer:in an GmbH<br />
(VwGH 17. 5. <strong>2023</strong>, Ra 2022/13/0096)<br />
Über die Konstellation, in der ein:e Gesellschafter-Geschäftsführer:in<br />
eine Immobilie<br />
an die beschäftigende GmbH vermietete und<br />
eben diese Immobilie zu Wohnzwecken als<br />
Sachbezug bezog, entschied der VwGH in<br />
zugrunde liegendem Fall. Der Steuerpflichtige<br />
erklärte Einkünfte aus Gewerbebetrieb<br />
(gewerbliche Vermietung). Aus dem Kauf des<br />
Hauses wurden Vorsteuern geltend gemacht.<br />
Diese Vermietungskonstruktion wurde vom<br />
Finanzamt nicht anerkannt und lässt sich als<br />
Gestaltungsmissbrauch oder Scheingeschäft<br />
klassifizieren. Im vorliegenden Sachverhalt<br />
sind die Mietzinszahlungen weder gewerbliche<br />
Einkünfte noch Umsätze. Ebenso können<br />
damit verbundene <strong>Ausgabe</strong>n sowie geltend<br />
gemachte Vorsteuern nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
Anmietung einer Wohnung durch<br />
eine:n Miteigentümer:in<br />
(VwGH 17. 11. 2022, Ra 2022/15/0023)<br />
Im vorliegenden Fall wird eine Wohnung<br />
einer Miteigentümergemeinschaft durch einen<br />
Miteigentümer zu einem fremdüblichen<br />
Mietzins gemietet. Zusätzlich werden ein Büro<br />
und ein Kellerabteil unentgeltlich vom:von der<br />
Miteigentümer:in genutzt. Die Miteigentümergemeinschaft<br />
hat sämtliche resultierende<br />
Mieteinnahmen als Vermietungseinkünfte sowie<br />
sämtliche Aufwendungen als Werbungskosten<br />
erklärt und die darauf entfallenden<br />
Vorsteuern geltend gemacht.<br />
Das BFG beurteilte den Mietvertrag als<br />
bloße Benützungsregelung, da der gemietete<br />
Teil im Hälfteeigentumsanteil des:der<br />
Miteigentümer:in Deckung finde und der Mietvertrag<br />
einem Fremdvergleich insgesamt nicht<br />
standhalte. Nach der VwGH-Rechtsprechung<br />
ist der Abschluss eines Mietvertrags nur dann<br />
anzunehmen, wenn die Parteien eindeutig<br />
ihren Willen zum Ausdruck bringen, durch die<br />
Vereinbarung mehr als eine bloße Gebrauchsregelung<br />
zu begründen. Da der Mietvertrag<br />
steuerlich nicht anerkannt wurde, waren die<br />
Marlies Muck, Msc<br />
Steuerberaterin/Senior Managerin<br />
erzielten Mieteinnahmen und entfallenden<br />
Aufwendungen bei der Einkünftefeststellung<br />
nicht anzusetzen.<br />
Umsatzsteuerrechtlich handelte es sich nicht<br />
um steuerpflichtige Mietumsätze der Miteigentümergemeinschaft<br />
und es besteht keine<br />
Vorsteuerabzugsberechtigung.<br />
Wie sich zeigt, bietet der Immobiliensektor<br />
auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen<br />
Ihnen die BDO Expert:innenen gerne beratend<br />
zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren<br />
Entwicklungen im Zusammenhang mit der<br />
Steuergesetzgebung laufend zu beobachten<br />
und zu evaluieren.<br />
Factbox<br />
MARLIES MUCK, MSC<br />
STEUERBERATERIN/SENIOR MANAGERIN<br />
Telefon +43 5 70 375 1000<br />
marlies.muck@bdo.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
73
Zum Autor<br />
Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung<br />
der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.<br />
(VÖPE).<br />
Wiener Bauordnungsnovelle:<br />
Mehr Ambition wäre nachhaltiger gewesen<br />
Kommentar: Sebastian Beiglböck<br />
Die in Vorbereitung befindliche Novelle der Wiener Bauordnung<br />
beinhaltet – zumindest im Detail – umfassende Neuerungen. Einige<br />
davon begrüßen wir, andere wiederum konterkarieren die selbst gesteckten<br />
Ziele des Landes. Die VÖPE hat daher im Begutachtungsverfahren<br />
eine Stellungnahme eingebracht.<br />
Die Bauordnung für Wien ist ein umfangreiches Wiener Landesgesetz<br />
mit etwa 150 Paragraphen, das die Materien Stadtplanung, Flächenwidmung<br />
und das gesamte Bauwesen (Bautechnik, Mindestraumhöhen,<br />
Mindestgröße von Wohnungen et cetera) regelt. Sie beeinflusst<br />
daher das Erscheinungsbild der Stadt maßgeblich und ist einer der<br />
mächtigsten Hebel dafür, wie die Wiener in Zukunft leben werden.<br />
Anreizsysteme statt Verboten<br />
Für uns Lebensraumentwickler ist vor allem nachhaltige Immobilienentwicklung<br />
und damit nachhaltiges Bauen ein enorm wichtiges<br />
Thema. Wir sehen es als Pflicht, unseren Beitrag zu mehr Klimaschutz<br />
zu leisten. Erfreulich ist daher, dass im vorliegenden Gesetzesentwurf<br />
insbesondere im Bereich der Dekarbonisierung deutliche Verbesserungen<br />
vorgesehen sind. Allerdings sind aus unserer Sicht die vorgesehenen<br />
Erleichterungen zu wenig ambitioniert. Man müsste sich<br />
zum Beispiel bei Photovoltaik fragen, warum es denn überhaupt eine<br />
baurechtliche Bewilligung braucht, die in einigen anderen Bundesländern<br />
zum Beispiel gar nicht erforderlich ist. Auch vermissen wir<br />
Inhalte zur Kreislaufwirtschaft und mehr Anreizsysteme zur nachhaltigen<br />
Transformation des Bau- und Immobiliensektors statt neuer<br />
Verbote und Regulierungen.<br />
Zudem orten wir Tendenzen zur Überregulierung im Bebauungsplan<br />
– zum Beispiel Unzulässigkeit der Errichtung bestimmter Gebäudetypen<br />
oder Nutzungseinheiten sowie Vorschreibung von Raumhöhen<br />
über das gesamte Gebäude, die gravierende Eingriffe in das Recht auf<br />
Eigentum nach sich ziehen und von uns daher abgelehnt werden.<br />
Die neue Systematik zum Stadtbildschutz, bei der Festlegungen im<br />
Bebauungsplan durch Ermessensentscheidungen ausgehebelt werden<br />
könnten, empfinden wir als ausgesprochen unausgegoren. Aus unserer<br />
Sicht behindern die neuen strengen Regeln eine qualitätsvolle Weiterentwicklung<br />
und eine sanfte Nachverdichtung der gewachsenen Stadt.<br />
Chance vertan<br />
Insgesamt wird durch höhere Komplexität und neue höchst relevante<br />
Ermessensspielräume die für unsere Mitglieder so wichtige Planungsund<br />
Rechtssicherheit geschwächt. Außerdem wurde mit der Novelle<br />
die Chance vertan, endlich ein übersichtliches Regelwerk zu schaffen,<br />
das auch digital besser verarbeitbar ist als das bisherige Gesetz.<br />
Trotz kleiner Schritte in die richtige Richtung: Gesagt werden kann<br />
aber jedenfalls, dass wir Lebensraumentwickler uns von der Stadt<br />
Wien mehr Ambition und Mut gewünscht hätten, die Baukultur und<br />
-qualität zum Wohle der Menschen in dieser Stadt zu verbessern.<br />
Unsere Stellungnahme finden Sie unter https://www.voepe.at/aktuelles/<br />
Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, shutterstock<br />
74 ImmoFokus
Advertorial<br />
Die New Work Immobilie:<br />
ConneXion in Hamburg<br />
Homebase, Agile Hub oder Co-Working Space – so nennt man die Büros der neuen Arbeitswelt. Sie sind<br />
digital, flexibel und hochgradig vernetzt. Die neue Architektur soll Wissensarbeiter produktiver machen. Wie<br />
New Work einem Immobilienfonds neue Impulse verleiht, zeigt Hamburgs modernste Büroimmobilie ConneXion.<br />
Fotos: Jacob Lund, shutterstock.com; Visualisierung ALT SHIFT; Klaus Ranger<br />
DDie neue Arbeitswelt ist ein wichtiger<br />
Baustein bei der digitalen<br />
Transformation. Und sie gibt<br />
Büroimmobilien neue Impulse.<br />
„Vielerorts fehlt das Bewusstsein dafür, dass<br />
New Work auch neue Räume braucht“, erklärt<br />
Geschäftsführer Mag. Peter Karl, der das<br />
Bürohaus ConneXion in Hamburg für den<br />
ERSTE IMMOBILIENFONDS angekauft hat.<br />
New Work-Konzept<br />
Die Grundlage der neuen Arbeitswelt sind<br />
anpassungsfähige Büroumgebungen. Auf<br />
17.000 m 2 wechseln sich geschlossene Büroräume<br />
mit offenen Co-Working-Bereichen ab<br />
und bieten Orte für Dynamik und Konzentration,<br />
für Ruhe und Kommunikation.<br />
„Die New Work-Architektur unterstützt die<br />
neuen Arbeitsmethoden, indem sie die Nutzer<br />
in den Mittelpunkt rückt“, so Karl. Zudem gewinnt<br />
die Ausstattungsqualität im Kampf um<br />
Talente immer mehr an Bedeutung und kann<br />
für Bewerber zum ausschlaggebenden Kriterium<br />
bei der Wahl eines Unternehmens werden.<br />
Nachhaltigkeit – das neue Asset<br />
Das State-of-the-Art-Bürogebäude in der<br />
Hansestadt hat einiges zu bieten. Neben dem<br />
New Work-Konzept erfüllt es alle gängigen<br />
ESG-Kriterien. Nach DGNB-Gold Standards<br />
konzipiert, WireScore Gold zertifiziert und<br />
„ConneXion ist ein absoluter<br />
Gewinn für den Fonds.“<br />
Mag. Peter Karl,<br />
Geschäftsführer (CEO)<br />
ERSTE Immobilien KAG<br />
mit dem Madaster Material Passport dokumentiert,<br />
ist es besonders auf Nachhaltigkeit<br />
ausgerichtet.<br />
„Es ist das beste Objekt, das es derzeit am<br />
Hamburger Markt gibt und ein absoluter Gewinn<br />
für den Fonds“, ist Peter Karl überzeugt.<br />
Da muss etwas dran sein. Das Bürohaus ist<br />
bereits vollvermietet.<br />
Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung.<br />
Diese stellt keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung<br />
dar. Insbesondere ist sie kein Angebot und<br />
keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />
Wertpapieren. Sie dient nur der Erstinformation und<br />
kann eine auf die individuellen Verhältnisse und<br />
Kenntnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers bezogene<br />
Beratung nicht ersetzen. Bitte beachten Sie, dass eine<br />
Veranlagung in Wertpapiere neben den geschilderten<br />
Chancen auch Risiken birgt. Der „Prospekt und<br />
Informationen für Anleger gem. § 21 AIFMG“ (im Sinne<br />
von § 7 ImmoInvFG) zu diesem Immobilienfonds<br />
in der aktuellen Fassung sind in elektronischer Form<br />
auf der Homepage www.ersteimmobilien.at jeweils<br />
in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar. Die<br />
Prospekte in deutscher Sprache sowie die Information<br />
zum Datum der letzten Veröffentlichung liegen am<br />
Sitz der ERSTE Immobilien KAG (Emittentin, Am<br />
Belvedere 1, 1100 Wien) sowie der Erste Group Bank<br />
AG (Depotbank bzw. Verwahrstelle) kostenlos auf.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
75
Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock<br />
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne<br />
über Fakten und Inhalte, die<br />
verändern und prägen.<br />
#38<br />
Auflösung zur letzten Kolumne<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
In der letzten <strong>Ausgabe</strong> vom ImmoFokus hatte ich den Auftrag über<br />
den amerikanischen Wohnungsmarkt zu schreiben und für mich war<br />
die Kolumne ein Experiment. Unter dem Titel „Minitatur-Träume: Ein<br />
Augenzwinkern auf den Trendwechsel im US-Wohnungsmarkt“ ging es<br />
über Trends in einem der größten Immobilienmärkte<br />
der Welt und die Kolumne kam zum<br />
Ergebnis, dass es die Entwicklung hin zu Minimalisten<br />
und Multifunktionalisten gibt, denn<br />
die neue Wohnrealität präsentiert sich klein,<br />
vielseitig und mit einem überraschenden Hang<br />
zur Vorstadtidylle. Die Formulierungen führten<br />
zu einer überraschend intensiven Diskussion<br />
und zahlreichen Feedbacks. Selten zuvor<br />
habe ich derart viele Reaktionen erhalten. Einige<br />
fanden den Text einfach nett zu lesen und<br />
bedankten sich, was bisher selten passierte.<br />
Andere fingen via Facebook oder sogar am<br />
Telefon eine Diskussion zu den Erkenntnissen<br />
an. Diese intensive Auseinandersetzung war<br />
für mich durchaus überraschend, da ich schon<br />
seit Jahren für den ImmoFokus schreibe und<br />
nicht immer derart viel Feedback erhalte. Auf<br />
einige Kolumnen war ich nach stundenlanger<br />
Recherche und intensivem Schreiben so richtig<br />
stolz und das Feedback blieb mau. Auf viele<br />
Texte war ich mehr als stolz und trotzdem kam<br />
bei mir persönlich wenig Reaktion an. Gerade<br />
dieses Mal war es anders.<br />
KI als neuer Journalist<br />
Dass es dieses Mal so eine intensive Reaktion gab, zeigt mir auf, dass mein<br />
Experiment geglückt ist. Ich habe gemeinsam mit meinem Freund Oliver<br />
Strauss, der seit Jahren in den USA lebt, für die letzte Kolumne ChatGPT<br />
Miniatur-Träume: Ein Augenzwinkern auf<br />
den Trendwechsel im US-Wohnungsmarkt<br />
Herzlich willkommen in der schillernden Welt des US-amerikanischen<br />
Wohnungsmarkts, einer Welt, in der das neueste Statussymbol keine Luxusvilla,<br />
sondern ein Miniaturhaus ist. Ja, Sie haben richtig gehört. Groß<br />
ist out, klein ist in.<br />
Wagen wir einen humorvollen Blick auf diese erstaunlichen Veränderungen.<br />
Während die Welt auf den neuesten Tesla-Release oder Apple-<br />
Ankündigungen wartet, zücken die trendbewussten Amerikaner die<br />
Kreditkarte für ein Tiny House. Das Wohnen in diesen minimalistischen,<br />
meist mobilen Wohnkreationen ist kein Ausdruck von Sparmaßnahmen,<br />
sondern vielmehr die modische Entscheidung, sich für Bescheidenheit<br />
und Nachhaltigkeit zu entscheiden. Es ist fast, als hätte sich der amerikanische<br />
Traum einen kuscheligen Pullover übergezogen und beschlossen,<br />
auf Diät zu gehen. Wer braucht schon ein Anwesen in Beverly Hills, wenn<br />
man mit einem Mini-Haus auf Rädern die gesamte kalifornische Küste<br />
erkunden kann?<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
genutzt. Ich habe die Kolumne mit seiner Hilfe in wenigen Minuten geschrieben<br />
und die Erfahrung war einzigartig: Keine Recherche, keine<br />
intensive Beschäftigung mit der Themensuche und dem Schreiben, keine<br />
Zeit mit Formulierungen und Korrekturen. In Summe war die Kolumne<br />
in weniger als zehn Minuten geschrieben<br />
Die US-Bürger entdecken die Eleganz der Einfachheit, und die Auswirkungen<br />
dieser Erkenntnis sind ziemlich komisch. Man stelle sich vor:<br />
eine Küche, die auch als Schlafzimmer fungiert, ein Wohnzimmer, das<br />
sich in ein Home-Office verwandelt und ein Badezimmer – nun ja, besser,<br />
wir belassen es bei den Details.<br />
Multifunktionale Möbel<br />
Doch es ist nicht nur das Wohnen auf kleinem Raum, das die Herzen der<br />
US-amerikanischen Wohnungssuchenden im Sturm erobert. Multifunktionale<br />
Möbel sind die neue Norm. Ihr Couchtisch ist plötzlich auch Ihr<br />
Esstisch, Ihre Leiter dient als Bücherregal, und Ihr Bett? Es ist wahrscheinlich<br />
auch Ihre Yogamatte. Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf, rollen auf<br />
die Seite und sind schon mitten in der ersten Asana. Das nennen wir mal<br />
effiziente Raumnutzung!<br />
Zurück in den Vororten<br />
Als ob das nicht genug wäre, sehen wir eine Renaissance der Vororte.<br />
Waren Vororte nicht die Heimat von Strickjacke tragenden Rentnern und<br />
Eltern, die ihre Kinder im Minivan herumfahren? Nun, die Zeiten ändern<br />
sich. Heutzutage entdeckt die Hipster-Gemeinschaft die Vorstädte und<br />
bringt dabei ihre unverwechselbaren Bio-Cafés, Mikrobrauereien und<br />
Vintage-Boutiquen mit. Was einst Vorort-Einöde war, ist nun Schauplatz<br />
für Yoga im Park, Food-Truck-Festivals und Kunsthandwerkermärkte.<br />
Zukunft Wohnen<br />
Kurz gesagt, der US-amerikanische Wohnungsmarkt ist kaum wiederzuerkennen.<br />
Das „alte“ Wohnen ist passé, die Zukunft gehört den Minimalisten<br />
und Multifunktionalisten, die sich den Trend der Stunde zu Eigen<br />
machen. Die neue amerikanische Wohnrealität präsentiert sich klein,<br />
vielseitig und mit einem überraschenden Hang zur Vorstadtidylle. Hängen<br />
Sie Ihre Krawatten auf, schnappen Sie sich Ihre Yogamatte und Ihre<br />
Wanderschuhe, und begrüßen Sie das neue amerikanische Traumhaus<br />
– im Miniaturformat!<br />
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne<br />
über Fakten und Inhalte, die<br />
verändern und prägen.<br />
#37<br />
und übermittelt. Überraschend für mich<br />
war der Umstand, mit der KI zu schreiben<br />
wie mit einem Menschen. So starteten wir<br />
mit dem Auftrag „schreibe eine Kolumne<br />
mit 3.000 Zeichen inklusive Leerzeichen<br />
zu Trends im US-Wohnungsmarkt“ –<br />
kaum geschrieben, hatten wir das Ergebnis<br />
schon vorliegen. Der erste Entwurf<br />
war sehr nüchtern und mit reinen Fakten<br />
gespickt. Für mich kaum lesbar und etwas<br />
sperrig. Oliver zeigte mir, wie wir darauf<br />
reagieren mussten und so schrieb ich an<br />
ChatGPT „Bitte humorvoller, pointierter<br />
formulieren“ und schon war der nächste<br />
Entwurf völlig anders geschrieben. Damals<br />
war ich mir nicht sicher, ob es schon<br />
3.000 Zeichen wären. Oliver gab mir den<br />
Tipp, einfach nachzufragen. So schrieb<br />
ich „Wieviele Zeichen sind es?“ Die Antwort<br />
kam prompt: 2.798. Ich antworte:<br />
„Ich wollte aber 3.000“. Ich war von mir<br />
überrascht, so mit einer Maschine zu<br />
schreiben. Ich hätte mir eher vorgestellt,<br />
mit einem Menschen in der Form zu schreiben und zu diskutieren. Die<br />
Antwort überraschte mich noch mehr: „Mehr fällt mir hierzu nicht ein!“<br />
So eine Antwort hätte ich mir nie erwartet. Ich hatte eine einzigartige Erfahrung<br />
und das Ergebnis überzeugte. Die Reaktion der Leser zeigte mir,<br />
dass eine KI ein guter Journalist ist.<br />
60 ImmoFokus<br />
<strong>Ausgabe</strong> 03|<strong>2023</strong> MF<br />
Fotos: Gottfried Poessl<br />
76 ImmoFokus
Wir setzen neue Standards!<br />
Von der Idee zur<br />
perfekten Immobilie!<br />
CREATING REAL SUCCESS<br />
LAXURY<br />
Wien<br />
DS 90<br />
Wien<br />
BREEZE<br />
Prag<br />
WIDOK TOWERS<br />
Warschau<br />
DC 2<br />
Wien<br />
DANUBEFLATS<br />
Wien<br />
LAX 151<br />
WIEN<br />
in<br />
sb-gruppe.at<br />
S+B Gruppe AG<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong>sb.gruppe<br />
77
Zum Autor<br />
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />
gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />
WIFO-Studie belegt<br />
preisdämpfende Wirkung der GBV<br />
Kommentar: Klaus Baringer<br />
Eine Steigerung des GBV-Marktanteils um zehn Prozent führt zu<br />
einem Rückgang der unregulierten Mieten um 30 bis 40 Cent pro Quadratmeter.<br />
Das ergibt eine Ersparnis von bis zu 340 Euro pro Jahr.<br />
Mit einem Marktanteil von 40 Prozent am Mietwohnungssektor<br />
und 17 Prozent am Häuser- und Wohnungsbestand<br />
haben gemeinnützige Bauvereinigungen (GBV)<br />
einen bedeutenden Einfluss auf den gesamten<br />
Wohnungsmarkt. Eine Mitte des Jahres<br />
fertiggestellte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />
(WIFO) gemeinsam<br />
mit dem wohnwirtschaftlichen Referat<br />
des Verbandes der gemeinnützigen<br />
Bauvereinigungen im<br />
Auftrag der MA50 der Stadt Wien<br />
belegt erstmals wissenschaftlich<br />
die preisdämpfende Wirkung des<br />
gemeinnützigen Wohnbaus. Im<br />
Durchschnitt zeigt sich, dass eine<br />
Steigerung des GBV-Marktanteils<br />
um zehn Prozent zu einem Rückgang<br />
der unregulierten Mieten um 30 bis<br />
40 Cent pro Quadratmeter führt. Bei<br />
einer 70 Quadratmeter großen Wohnung<br />
entspricht dies einer Ersparnis zwischen 250<br />
und 340 Euro pro Jahr.<br />
Fünf Prozent günstiger durch GBV<br />
Wie in einer vorhergehenden Studie bereits belegt wurde, lassen sich<br />
die direkten Effekte von GBV-Mieten mit einer Ersparnis von 1,2 Milliarden<br />
Euro für GBV-Mieterinnen und Mieter beziffern. Die aktuelle<br />
Studie zeigt, dass es neben diesen direkten Effekten auch indirekte<br />
Effekte gibt, die durch die wettbewerbliche Interaktion zwischen „forprofit“-<br />
und „non-profit“-Unternehmen entstehen, die preisdämpfend<br />
wirkt. Die unregulierten Mieten sind aufgrund des Wettbewerbs mit<br />
GBV um durchschnittlich rund fünf Prozent günstiger als dies ohne<br />
GBV der Fall wäre.<br />
Regionale Unterschiede<br />
Die Studie zeigt auch, dass der preisdämpfende Effekt<br />
in Abhängigkeit vom Marktanteil und der<br />
jeweiligen regionalen Wohnungsmarktsituation<br />
stark schwanken kann. In Regionen<br />
mit einem hohen GBV-Mietmarktanteil,<br />
im locker besiedelten Raum und<br />
im Osten Österreichs punkten GBV<br />
dank eines relativ jungen Mietwohnungsbestands<br />
tendenziell<br />
besonders stark durch ihren Qualitätsvorsprung.<br />
Der private Bestand<br />
ist meist zwar nur wenig teurer,<br />
jedoch tendenziell älter und von<br />
geringerer Ausstattungsqualität.<br />
Je urbaner, je geringer der GBV-Marktanteil,<br />
und je westlicher eine Region gelegen<br />
ist, desto stärker tritt der Preisvorteil<br />
der GBV in den Vordergrund.<br />
Die Bundeshauptstadt Wien nimmt eine Sonderstellung<br />
ein: GBV hatten hier über mehrere Jahrzehnte vorrangig<br />
die Aufgabe, die Wohn- und Ausstattungsqualität am Mietsektor<br />
zu leistbaren Konditionen zu erhöhen – sie hoben sich von der privaten<br />
Miete vor allem durch bessere Qualität ab. Erst in den jüngsten<br />
ein bis zwei Jahrzehnten ist der Preisvorteil das noch wesentlichere<br />
Unterscheidungsmerkmal der GBV geworden.<br />
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />
78 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB) und im<br />
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />
Was bleibt vom Eigentum?<br />
Kommentar: Martin Prunbauer<br />
Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock<br />
Vor einiger Zeit ergingen zwei OGH-Entscheidungen zu bestimmten<br />
„Wertsicherungsklauseln“ in Mietverträgen, die das Höchstgericht<br />
aufgrund einer Verbandsklage für unzulässig erklärte. Eine Rechtsanwaltskanzlei<br />
wirbt nun bei Mietern und Mieterinnen, sich einer<br />
Sammelklage anzuschließen, um die vermeintlich zu viel bezahlten<br />
Mieten zurückzuholen.<br />
„Leistbares Wohnen“ auf der einen Seite, hohe gesellschaftspolitische<br />
Ansprüche und Erwartungen<br />
an Wohnungsbereitsteller auf der anderen<br />
Seite, die sich nicht nur in qualitativen<br />
Anforderungen erschöpfen, sondern weit<br />
darüber hinaus reichen, wie etwa die auf<br />
den Hausbestand zukommenden Umweltauflagen.<br />
Mietrecht ist Vertragsrecht<br />
Mietrecht ist Vertragsrecht und sollte für<br />
einen ausgewogenen Interessenausgleich<br />
zwischen Mieter und Vermieter sorgen.<br />
Dem Wohnbedürfnis des einen Vertragspartners<br />
steht das Eigentumsrecht des anderen<br />
Vertragspartners gegenüber, das es zu respektieren<br />
gilt. Dafür sind klare Spielregeln nötig, um eine<br />
Ausgewogenheit zu erwirken und eine Übervorteilung zu<br />
verhindern. Faktum ist jedoch, dass das österreichische Mietrecht regulative<br />
Besonderheiten aufweist, die weit an die äußersten Grenzen<br />
des verfassungsgesetzlich gewährleisteten Eigentumsrechts heranreichen<br />
beziehungsweise es langfristig zum Erliegen bringen.<br />
Mietverträge sind Dauerschuldverhältnisse, die sich nicht mit einem<br />
einmaligen Leistungsaustausch begnügen, sondern – egal ob befristet<br />
oder unbefristet – auf Dauer angelegt sind. Das österreichische<br />
Mietrecht enthält eine Reihe von zwingenden Normen, die nicht nur<br />
strenge Regulierungen in der Preisbildung bei neu abzuschließenden<br />
Verträgen und Valorisierung der Mieten bei laufenden Verträgen beinhalten.<br />
Das Mietrecht ist auch durch restriktive Kündigungsbestimmungen<br />
gekennzeichnet, die einem Vermieter nur unter erschwerten<br />
Bedingungen die Möglichkeit einräumen, sich aus einem<br />
Vertragsverhältnis zu befreien, weshalb Mietverträge<br />
zutreffend als „Zwangsdauerschuldverhältnisse“<br />
zu qualifizieren sind. Nicht ohne Grund zählt<br />
die OECD („Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung“) daher<br />
das österreichische Mietrecht zu den am<br />
strengsten regulierten Mietrechtsbestimmungen<br />
weltweit.<br />
Im Fokus: Haus erhalten<br />
und weiterentwickeln<br />
Wertsicherungen sind überall dort<br />
ein fixer Bestandteil des Rechts- und<br />
Wirtschaftslebens, wo über längere Zeit<br />
Leistungen zwischen Vertragspartnern ausgetauscht<br />
und diese den jeweiligen Preisentwicklungen<br />
angepasst werden. Selbst der OGH hat<br />
wiederholt ein berechtigtes Interesse des Vermieters<br />
anerkannt, eine Wertsicherungsvereinbarung zu treffen.<br />
Im Fokus steht, dass Gebäude beziehungsweise Mietobjekte erhalten,<br />
verbessert und weiterentwickelt werden. Es gilt, Immobilienbesitzern<br />
die Möglichkeit zu geben, auch den künftigen Herausforderungen<br />
gewachsen zu sein.<br />
Die OGH-Entscheidungen könnten Einfluss auf andere Gebiete mit<br />
Wertsicherungsklauseln haben, was die volkswirtschaftliche Bedeutung<br />
weiter vergrößern würde.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
79
Zum Autor<br />
Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real<br />
und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund<br />
Vermögenstreuhänder.<br />
Erhalten wir die erfolgreiche<br />
Dualität im Wohnbau!<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Ich habe mir erlaubt, die Presseaussendung des Vereins für Wohnbauförderung<br />
(VWBF) vom 8.9.<strong>2023</strong> („Preisdeckel – Wohnbau-Vertreter<br />
und SPÖ fordern Kompensationen“) zu lesen und erlaube mir, diese hier<br />
zu kommentieren.<br />
Die GBV (Gemeinnützige Bauvereinigungen) würden durch den von der<br />
Regierung vorgeschlagenen Mietendeckel 160 Millionen Euro verlieren,<br />
die für die Erhaltung von Neubau fehlen. Die GBV arbeiten nach dem<br />
Kostendeckungsprinzip, daher werden im Neubau die tatsächlichen<br />
Kosten an die Mieter verrechnet. Wirklich betroffen sind die Mieten in<br />
Höhe von um die 1,75 Euro pro Quadratmeter, die bei ausbezahlten Mietwohnungen<br />
von der GBV verlangt werden dürfen. Verlangt wird auch<br />
der EVP (Erhaltungskostenbeitrag), der aber ohnehin wieder bei einer<br />
Investition an die Kostendecken angepasst werden müsste – oder die<br />
Investition wird verschoben oder bleibt länger rückzahlbar. Im privaten<br />
gewerblichen Wohnbau wird die gesamte Miete gedeckelt (!).<br />
Gesamtbedarf: 45.000 Wohnungen<br />
Die GBV sieht einen Bedarf von 17.500 Wohnungen, die durch GBV<br />
gebaut werden sollen. Der Gesamtbedarf liegt bei 45.000, also ist das<br />
Bauen durch Hausherren und die gewerblichen Bauträger für eine ausreichende<br />
Wohnversorgung dringend erforderlich.<br />
Eine Zweckbindung der Wohnbauförderung und deren Erhöhung ist<br />
nachvollziehbar, da gerade jetzt (wieder) günstige Finanzierungen dringend<br />
erforderlich sind, auch für die gewerblichen Bauträger.<br />
Derzeit, so festgehalten, beträgt die Belastung der Mieter 40 bis 45 Prozent<br />
der Einkommen pro Haushalt. Dies ist wohl bei über 60 Prozent<br />
aller Mietwohnungen der Fall, die gesetzlich geregelt sind: Das sind<br />
Gemeindewohnungen, geförderte Mietwohnungen und alle Richtwertund<br />
Kategoriewohnungen im gewerblichen Wohnbau. Das ist nicht<br />
nachvollziehbar und diese Aussage ist extrem zu hinterfragen. Eventuell<br />
sind die freien Mieten gemeint, die laut Aussendung 9,70 Euro pro Quadratmeter<br />
betragen. Dafür, dass die GBV Steuervorteile genießen, mit<br />
Wohnbauförderung bauen und oft auch Wohnbeihilfen nur im sozialen<br />
Wohnbau zur Verfügung stehen, ist 7,30 Euro pro Quadratmeter, so die<br />
Aussendung, nicht wirklich günstig und liegt wesentlich über der Richtwertmiete<br />
in Wien von 6,67 Euro pro Quadratmeter.<br />
Investitionen werden verhindert<br />
Laut SPÖ sollen die Mieterhöhungen im Mietrechtsbereich, also Richtwert<br />
und Kategorie aus den Jahren 2022 und <strong>2023</strong>, zurückgenommen<br />
werden und auch bis 2025 nicht ansteigen. Was vergessen wurde ist,<br />
dass davor drei Jahre KEINE Anpassung erfolgte. Diese Summen aus<br />
dem System zu nehmen, verhindert Investitionen in die thermische Sanierung<br />
und den Umstieg in erneuerbare Heizungs- und Kühlsysteme.<br />
Wie das mit den Klimazielen vereinbar ist, bleibt wohl offen.<br />
Das Wohnen soll ein Grundrecht werden. Darunter verstehe ich, dass<br />
jeder einen Anspruch auf eine Wohnung hat, gestellt von der Republik.<br />
Gemeindewohnungen stehen jetzt schon nur wenigen zur Verfügung.<br />
Die Wohnungen der GBV sind mit Baukostenanteilen auch nicht für<br />
jeden erreichbar und im gewerblichen Wohnbau wohnen schon 50 Prozent<br />
der gering Verdienenden.<br />
Eigentum Schutz vor hohen Mieten<br />
Mit Forcierung des sozialen Wohnbaus sollen die Mieter vor zu hohen<br />
Mieten geschützt werden. Wenn wir wie in ganz Europa mit Ausnahme<br />
des D-A-CH-Raums Eigentumsquoten von über 80 Prozent haben, sind<br />
alle, die im Eigentum wohnen, vor hohen Mieten geschützt. Für eine<br />
ausreichende Wohnversorgung sind die privaten Bauherren und die<br />
gewerblichen Wohnbauträger unerlässlich und bieten die Chance, die<br />
Eigentumsquote zu erhöhen. Ich stehe zur Dualität des österreichischen<br />
Wohnbaus, des sozialen Wohnbaus und des gewerblichen und privaten<br />
Wohnbaus: Unterstützen wir beide Säulen der Wohnversorgung!<br />
Foto: Adobe Stock<br />
80 ImmoFokus
Advertorial<br />
Luxusimmobilien auch 2022 weiter<br />
begehrt, Wohnungen vermehrt im Fokus<br />
Luxusimmobilienmarkt in Österreich 4,26 Milliarden Euro groß<br />
Luxusimmobilienpreise 2022 Unverändert suchen Käufer von Luxusimmobilien höchste Lebensqualität<br />
und schätzen gleichzeitig die Wertbeständigkeit hochwertiger Immobilien. Luxus ist so exklusiv wie<br />
abwechslungsreich, in den Städten so auch am Land. Um das Phänomen greifbar zu machen: 1.632<br />
Wohnimmobilien (Einfamilienhäuser, Wohnungen, Dachgeschosswohnungen, Objekte am See und<br />
Seegrundstücke) mit Preisen von einer Million Euro und mehr wurden 2022 in Österreich verkauft, um 15,9<br />
Prozent mehr als 2021, davon 361 sogar um zwei Millionen Euro und mehr.<br />
Foto: REMAX Austria<br />
Wie groß ist Spitze des Eisbergs?<br />
So wie die Spitze des Eisbergs abhängig von<br />
seiner Gesamteismasse mehr oder weniger aus<br />
dem Wasser ragt, wächst oder schrumpft der<br />
Fünf-Prozent-Luxusdefinition entsprechend<br />
das Luxussegment mit der Anzahl der insgesamt<br />
gehandelten Immobilien. Insgesamt war<br />
dieser Luxusimmobilien-Gesamtmarkt in Österreich<br />
2022 4,26 Milliarden Euro schwer (2,8<br />
Prozent), nach 4,15 Milliarden Euro im Jahr 2021<br />
und 3,14 Milliarden Euro im Jahr 2020.<br />
Wie teuer ist Luxus?<br />
Der Preis für ein Einfamilienhaus in der Luxusklasse<br />
ist seit 2020 von mindestens 800.000<br />
Euro über 995.000 Euro (2021) auf 1.050.000<br />
Euro (2022) gestiegen. In anderen Worten: Jedes<br />
zwanzigste Einfamilienhaus in Österreich<br />
kostete 2022 mindestens 1,05 Millionen Euro.<br />
Bernhard Reikersdorfer, MBA<br />
Managing Director,<br />
RE/MAX Austria<br />
Luxuswohnungen kosteten 2020 mindestens<br />
510.000 Euro, 2021 mindestens 562.500 Euro<br />
und 2022 im Minimum 634.000 Euro. Während<br />
also das Top-Segment der Einfamilienhäuser<br />
2022 seitwärts dümpelte, haben die Top-Wohnungen<br />
noch weiter an Attraktivität gewonnen<br />
und Fahrt aufgenommen. Von den Top-10 waren<br />
wieder vier im Bezirk Kitzbühel und sechs in<br />
Wien, davon fünf im ersten Bezirk.<br />
„Auffällig aufgrund diverser Hinweise aus den<br />
Zahlen, aber auch aufgrund der Beobachtungen<br />
der RE/MAX-Luxusimmobilien-Experten im<br />
ganzen Land ist die Tatsache, dass das Luxussegment<br />
zwar von einer Gesamtstimmung beeinflusst<br />
wird, weniger jedoch von der tatsächlichen<br />
wirtschaftlichen Entwicklung. Geld sicher<br />
investieren, um der Inflation ein Schnippchen<br />
zu schlagen, mag für manche Käufer ein Argument<br />
gewesen sein. Finanzierungsnöte aufgrund<br />
von Bankrestriktionen sind dagegen für<br />
liquide Barzahler mit gefüllter Portokasse kein<br />
Thema. Die Nachfrage nach besonders hochwertigen<br />
Immobilien ist weiterhin da, gekauft<br />
wird allerdings nur, wenn das Angebot dem<br />
Wunschtraum auch wirklich entspricht. Dann<br />
dafür meist leicht, rasch und problemlos“, erklärt<br />
Bernhard Reikersdorfer, MBA, Geschäftsführer<br />
von RE/MAX Austria.<br />
„Da sich so mancher Eigentümer leise und<br />
unauffällig von einer seiner Immobilien verabschieden<br />
möchte, hat RE/MAX Austria heuer<br />
das Service ‚Secret Sale‘ gestartet: Verkauf von<br />
erstklassigen Immobilien mit bestem Service<br />
und voller Aufbereitung, aber ohne sichtbare<br />
Werbung. Angeboten wird nach Rücksprache<br />
mit dem Eigentümer nur an Vormerkkunden<br />
und Interessenten, die schon bei anderen, ähnlichen<br />
Objekten Interesse gezeigt haben. Und<br />
davon hat RE/MAX als mit Abstand größtes<br />
Maklernetzwerk in Österreich, in Europa und<br />
weltweit auch mehr als jeder andere Makler“,<br />
ergänzt Reikersdorfer.<br />
Firmensitz<br />
RE/MAX Austria<br />
IF Immobilien Franchising GmbH<br />
Bahnhofstraße 2<br />
3300 Amstetten<br />
Kontakt<br />
Bernhard Reikersdorfer, MBA<br />
Managing Director<br />
+43 7472 2090<br />
info@remax.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
81
ImFokus<br />
108<br />
GELEBTE INNOVATION<br />
„In ungewissen Zeiten muss man neue<br />
Wege finden, um Visionen umzusetzen“,<br />
meinen Anton Bondi de Antoni,<br />
geschäftsführender Gesellschafter Bondi<br />
Consult, und Christoph Nemetschke, Senior<br />
Project Manager, im Gespräch mit dem<br />
ImmoFokus.<br />
114<br />
TOOL FÜR DIE BAUBRANCHE<br />
Christoph Degendorfer und Matthias Köck<br />
von smino haben ambitionierte Ziele mit<br />
ihrer intuitiven Kollanorationslösung für die<br />
Bauwirtschaft. „Wir wollen in Österreich<br />
Marktführer werden“, verraten sie Herausgeber<br />
Michael Neubauer im Interview.<br />
84<br />
REAL CIRCLE<br />
Das Büro im Wandel:<br />
Beim 33. Real Circle<br />
auf Einladung von<br />
ERSTE BANK, ERSTE<br />
Immobilien KAG, ERSTE<br />
Group, IMMOunited,<br />
PwC Österreich und<br />
ImmoFokus drehte sich<br />
alles um das Thema neue<br />
Arbeitswelten.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
82 ImmoFokus
Kollitsch &<br />
Soravia.<br />
Inspiriert von<br />
morgen.<br />
Zwei tatkräftige Partner vereinen ihre Erfahrung und<br />
Fähigkeiten: Die innovationsstarke Kollitsch Gruppe<br />
und die erfahrene Immobilienentwicklerin Jasmin<br />
Soravia schaffen gemeinsam hochwertigen Wohnbau<br />
in Wien und Umgebung. Für eine bessere Zukunft. Für<br />
ein besseres morgen.<br />
Neben Neubauten stehen im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
die Revitalisierung und Sanierung bestehender<br />
Gebäude im Fokus. Über Projekte und Vorhaben<br />
informieren wir Sie laufend auf unserer Webseite.<br />
Anfragen senden Sie uns bitte gerne an<br />
immobilien.wien@kollitsch.eu<br />
Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH.<br />
Gußhausstraße 2, 1<strong>04</strong>0 Wien. +43 1 226 2600 750.<br />
kollitsch.eu/soravia<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
83
ImFokus<br />
Real Circle<br />
#33<br />
Das Büro<br />
im Wandel<br />
Neue Arbeitswelten. Beim 33. Real Circle auf Einladung von ERSTE Bank, ERSTE<br />
Immobilien KAG, ERSTE Group, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus<br />
diskutierten rund 30 Expertinnen und Experten über das spannende Thema Büro.<br />
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Michael Neubauer und Rudolf Oezelt<br />
K<br />
eine Frage: Die Tage des klassischen<br />
Büros wie wir es kennen scheinen<br />
gezählt zu sein. Spätestens mit<br />
der Corona-Pandemie haben sich<br />
Remote-Work und Home-Office fix in der<br />
modernen Arbeitswelt etabliert. Damit haben<br />
sich auch die Anforderungen an Büroflächen<br />
radikal geändert. Mehr als zuvor soll das Office<br />
ein Ort der Kommunikation beziehungsweise<br />
Interaktion sein – im Vordergrund stehen<br />
Austausch und Zusammenarbeit. Zudem scheint<br />
Flexibilität das Wichtigste zu sein. Nichtdestotrotz<br />
muss das Büro nach wie vor auch je<br />
nach Branche mehr oder weniger Platz für<br />
konzentriertes Arbeiten bieten – und auch ESG<br />
und Nachhaltigkeit gerecht werden.<br />
Wie das nun mal bei bahnbrechenden Entwicklungen<br />
so ist, wirft die „Büro-Revolution“ viele<br />
Fragen auf: Wie wirkt sich die neue Arbeitswelt<br />
auf den Flächenbedarf der Unternehmen<br />
aus? Kann der Markt die Nachfrage nach<br />
modernen Flächen befriedigen? Droht künftig<br />
angesichts des Rekordtiefs an Fertigstellungen<br />
ein Mangel am Wiener Büromarkt?<br />
Sind Refurbishments das Gebot der Stunde<br />
„Die Zinsen sind<br />
gekommen, um zu bleiben.“<br />
Karl Derfler,<br />
ADEQAT Investment Services<br />
84 ImmoFokus
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
– Stichwort Nachhaltigkeit? Wie hoch ist die<br />
Akzeptanz von Sharing-Modellen bei den<br />
Mitarbeitern wirklich? Und wie stark beeinflussen<br />
Sharing-Modelle den Flächenbedarf<br />
der Unternehmen? Ist Work-Life-Collaboration<br />
eine Illusion? Ist das Home-Office der erste<br />
Schritt in Richtung Vier-Tage-Woche?<br />
Investmentmarkt: Weiter Stillstand<br />
In der von Herausgeber Michael Neubauer<br />
moderierten Gruppe A standen vor allem Investmentthemen<br />
im Mittelpunkt. Welche Signale<br />
werden von den Marktteilnehmern wahrgenom-<br />
„Der Zinsendienst ist für viele<br />
kaum mehr zu schaffen.“<br />
Matthias Nödl,<br />
CERHA HEMPEL Rechtsanwälte<br />
„Ich sehe in den ‚Distressed<br />
Assets‘ eine neue Assetklasse.“<br />
Gernot Ressler,<br />
EY<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
85
ImFokus<br />
men? Wie ist die Stimmung unter Investoren?<br />
Macht es Sinn, jetzt antizyklisch zu agieren?<br />
Oder ist Abwarten die bessere Strategie?<br />
„Der Investmentmarkt<br />
ist zum Stillstand<br />
gekommen.“<br />
Jenni Wenkel,<br />
Union Investment Real Estate Austria<br />
Für Jenni Wenkel, Chief Investment Officer bei<br />
Union Investment Real Estate Austria, würde<br />
antizyklisches Investieren durchaus Sinn machen.<br />
„Doch woher soll das Kapital kommen? Kapital<br />
ist da, nur es wird vorgehalten. Aus diesem Grund<br />
ist auch der Investmentmarkt zum Stillstand<br />
gekommen. Das wird auch bis Ende des Jahres<br />
so bleiben“, ist Wenkel überzeugt.<br />
So ganz zum Stillstand sei der Investmentmarkt<br />
nicht gekommen, merken Eugen Otto, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter Otto Immobilien, und<br />
Karl Derfler, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
ADEQAT Investment Services, unisono an: „Es<br />
gibt ein wenig Bewegung – aber mit wesentlich<br />
kleineren Tickets.“ Auf der Käuferseite wären<br />
„Die Leerstands-<br />
Zahlen sind am<br />
Wiener Büromarkt<br />
derzeit nahe an der<br />
Nulllinie.“<br />
Simon Fels,<br />
ERSTE Group<br />
„Wir werden rund zehn<br />
bis 20 Prozent weniger<br />
Bürofläche brauchen.“<br />
Eugen Otto,<br />
OTTO Immobilien<br />
„Wir haben bereits vor der<br />
Corona-Pandemie bei den<br />
Kunden einen geänderten<br />
Flächenbedarf ausgemacht.“<br />
Katrin Gögele-Celeda,<br />
Immofinanz<br />
86 ImmoFokus
vor allem Investoren mit Eigenkapital unterwegs.<br />
Finanzierungen wären – auch für institutionelle<br />
Investoren – nur schwer zu bekommen. „Family-<br />
Offices sind aktuell sehr aktiv – aber auch sehr<br />
diskret unterwegs“, so Derfler. „Deals über 100<br />
Millionen Euro sind so selten wie der weiße<br />
Elefant, Transaktionen über 50 Millionen rar“,<br />
ergänzt Otto.<br />
Harte Verhandlungen<br />
Es wird hart verhandelt. „Noch vor einem Jahr<br />
war es bei einem 30-Millionen-Deal für den<br />
Käufer noch möglich, eine halbe Million Euro<br />
draufzulegen – heute sind schon 150.000 Euro<br />
ein Problem“, so Derfler. „Aber: Ein bisschen<br />
was geht immer.“<br />
Investoren wollen anlegen. In der Vergangenheit<br />
haben viele gekauft, die kein Geld hatten und<br />
fremdfinanziert haben. Diese Investoren sind<br />
„Unsere Kunden<br />
verlangen nach<br />
einem hohen Maß an<br />
Professionalität und<br />
Flexibilität.“<br />
Martin Luptacik,<br />
Drees & Sommer Österreich<br />
vom Markt verschwunden. Eigenkapital regiert<br />
die Welt. Gekauft wird aber nicht zu jedem Preis.<br />
„Unter vier Prozent Rendite würde ich mein Geld<br />
nicht hergeben wollen“, merkt Karl Derfler an.<br />
„Entwickler mit Kapitalbedarf stehen aktuell<br />
vor dem Problem, dass sie keine Käufer finden“,<br />
berichtet Matthias Nödl, Senior Counsel bei Cerha<br />
Hempel Rechtsanwälte. „Fire-Sales stehen schon<br />
auf der Tagesordnung“, und werden, so die<br />
einhellige Meinung in der Runde, weiter zunehmen.<br />
„Die stark gestiegenen Zinsen setzen<br />
vielen Unternehmen zu.“ Der Zinsendienst sei<br />
für viele kaum mehr zu schaffen. Derfler: „Die<br />
Zinsen sind gekommen, um zu bleiben.“<br />
Fällige Marktkorrektur<br />
Die Marktkorrektur aber sei schon seit längerem<br />
fällig. 2019, so Derfler, hatten sich erste Anzeichen<br />
gezeigt, die auf ein Zyklusende haben schließen<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
87
ImFokus<br />
lassen. „Dann kam Corona und der Markt schoss<br />
noch einmal über 30 Prozent in die Höhe. Die<br />
niedrigen Zinsen befeuerten den Markt.“ Jetzt<br />
kämpfen alle mit der EU-Zinspolitik: „Das in<br />
kürzester Zeit so stark steigende Zinsniveau ist<br />
toxisch für den Markt.“<br />
„Nur wer auf die<br />
Wünsche seiner<br />
Mitarbeiter eingeht,<br />
bleibt ein attraktiver<br />
Arbeitgeber.“<br />
Harald Galla,<br />
LeitnerLeitner<br />
Mit den stark steigenden Zinsen werde das Thema<br />
Zinsschranke für mehr Firmen aktuell. Das wird<br />
den Druck auf die Immobilienunternehmen<br />
weiter erhöhen, ist sich Gernot Ressler, Partner,<br />
Real Estate Tax | EY Österreich, sicher.<br />
wicklungs-Pipeline ausgedünnt sei. „Die Neuflächenproduktion<br />
ist fast zum Stillstand<br />
gekommen. Wer ESG- und EU-Taxonomiekonforme<br />
Immobilien in seinem Portfolio hat,<br />
ist klar im Vorteil.“ Erfreulicherweise konnte<br />
auch die Indexierung der Mieten vorgeschrieben<br />
und realisiert werden. „Während der Pandemie<br />
hatten wir deutlich mehr Anfragen.“<br />
Konversion statt Neubau<br />
„Die Frage ist, wie unsere Bewerter rechnen<br />
werden“, kommt Eugen Otto noch einmal auf<br />
das Thema „Distressed Assets“ zu sprechen. „Es<br />
ist noch offen, mit welchen Abschlägen Nicht-ESG<br />
und Nicht-EU-Taxonomie konforme Immobilien<br />
bewertet werden“, ergänzt Wenkel. „Eines steht<br />
aber fest: Wir werden kontinuierlich an unseren<br />
Immobilien arbeiten müssen. Konversion statt<br />
Neubau heißt heute die Devise.“ Einen Netto-<br />
Neuflächenzuwachs brauche Wien nicht: „Wien<br />
ist seit rund 20 Jahren ein Verdrängungsmarkt<br />
– daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts<br />
ändern.“ Im Gegenteil. Otto glaubt, dass die<br />
benötigte Fläche um rund 15 bis 20 Prozent<br />
zurückgehen wird. Dies aber sei den effizienteren<br />
Grundrissen in Neugebäuden und nicht der<br />
„New World of Work“ geschuldet. „‚New World<br />
of Work‘ braucht nicht weniger, sondern anders<br />
genutzte Flächen.“ Highlights des neuen Otto-<br />
Immobilien-Standorts sind neben flexiblen<br />
Arbeitsplätzen, die über eine App zu buchen<br />
sind, Telefonkojen und Fokusräume wie auch<br />
höhenverstellbare Schreibtische und eine Gemeinschaftsküche,<br />
in der gleichzeitig 30 Mitar-<br />
beiter zusammensitzen können: „Wir müssen<br />
unseren Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze<br />
bieten.“<br />
„Vor 20 Jahren wurden Bürotürme gebaut, um<br />
darin zu arbeiten“, so Ressler. „Ich bin mir sicher,<br />
der Büroturm der späten 90er und 0er Jahre<br />
würde heute nicht mehr in der Form gebaut<br />
werden.“ Jene Deals, die noch stattfinden, würden<br />
schneller, vor allem aber diskreter abgewickelt<br />
werden, bestätigen Ressler und Nödl. „Je<br />
stärker der Druck auf den Verkäufer, desto<br />
schneller muss es gehen.“<br />
Fexibilität gefragt<br />
„Unsere Kunden verlangen nach einem hohen<br />
Maß an Professionalität und Flexibilität, was<br />
Büroflächen betrifft“, eröffnet Martin Luptacik,<br />
Leiter Workplace Consulting & Design bei Drees<br />
& Sommer Österreich, die Diskussion in der<br />
Gruppe B. Der Experte für neue Arbeitswelten<br />
erwartet, dass die Geschwindigkeit, mit der sich<br />
die Dinge in der Geschäftswelt verändern, in<br />
Zukunft nicht abnehmen wird. Daher würden<br />
viele nach Gebäuden suchen, die sich schnell<br />
adaptieren lassen, um sich so rasch auf die geänderten<br />
Gegebenheiten einzustellen.<br />
Bei der Immofinanz hat man bereits vor der<br />
Corona-Pandemie bei den Kunden einen geänderten<br />
Flächenbedarf ausgemacht, wie Katrin<br />
Gögele-Celeda, Country Manager Austria &<br />
Adriatic, bestätigt. „Wir haben in den letzten<br />
drei Jahren circa zwei Drittel der Flächen neu<br />
Dass Investoren aufgrund der aktuellen Marktlage<br />
lieber zu festverzinslichen Staatsanaleihen<br />
greifen, will Derfler nicht unkommentiert lassen.<br />
„Einige Unternehmen haben mit den alten risikolosen<br />
Staatsanleihen ihr Problem. Durch die<br />
Abwertung des Immobilienportfolios wird die<br />
Immobilienquote zu hoch.“<br />
Neue Assetklasse: Distressed Assets<br />
Die Liquiditätsquote und die Rückgaben würden<br />
damit besser planbar. Der Vorteil für die Immobilienfonds:<br />
Immobilien müssen dann bei Liquiditätsbedarf<br />
nicht unter Druck zu eventuell<br />
schlechteren Preisen verkauft werden.<br />
Für Ressler zeichnet sich eine Assetklasse heraus.<br />
„Ich sehe in den ‚Distressed Assets‘ eine neue<br />
Assetklasse.“ „Das hatten wir schon einmal“,<br />
wirft Wenkel ein. Bestandshalter würden aktuell<br />
auch davon profitieren, dass die Projektent-<br />
„Die Unternehmen<br />
wollen Mitarbeiter<br />
finden, halten und ins<br />
Büro locken“<br />
Susanne Steinböck,<br />
CA IMMO<br />
„Die Mitarbeiter<br />
kommen wegen<br />
dem sozialen<br />
Faktor ins Büro.“<br />
Bernadette Fellner,<br />
PwC Österreich<br />
88 ImmoFokus
„Unternehmen, die bei<br />
der Bürolage Abstriche<br />
machen, müssen ihren<br />
Mitarbeitern deutlich mehr<br />
Annehmlichkeiten bieten.“<br />
David Beran,<br />
IMMOunited<br />
verhandelt. Die meisten unserer Mieter wollten<br />
die Nutzung der Büroflächen effektiver gestalten,<br />
damit das Büro auch in Zukunft für die<br />
Mitarbeiter attraktiv ist. So stieg zum Beispiel<br />
der Bedarf an allgemeinen Bereichen, um sich<br />
zusammenzusetzen, oder an Besprechungszonen,<br />
die für hybride Meetings technisch ausgestattet<br />
sind.“<br />
Standardangebot genügt nicht<br />
„Beispielsweise haben die Start-ups von heute<br />
einen ganz anderen Anspruch an Büroflächen“,<br />
ergänzt Luptacik. „Da genügt das Standardangebot<br />
bei weitem nicht.“ Sie würden vor allem<br />
Sonder- und Allgemeinflächen benötigen, wo<br />
es vor allem um Interaktion und – ganz wichtig<br />
– um den Wissenstransfer gehe. Nachsatz: „Mit<br />
einem Wort: Die Büros von heute sehen ganz<br />
anders aus als noch vor zehn Jahren.“<br />
Bei LeitnerLeitner hat man sich bei der Bürowahl<br />
ganz bewusst für einen modernen innerstädti-<br />
schen Standort beim Schwarzenbergplatz entschieden,<br />
wie Partner und Geschäftsführer<br />
Harald Galla erzählt. „Vor allem, um für unsere<br />
Mitarbeiter attraktiv zu bleiben“, sagt er, nur um<br />
hinzuzufügen: „Denn wir haben die Erfahrung<br />
gemacht, dass nur wer auf die Wünsche seiner<br />
Mitarbeiter eingeht, ein attraktiver Arbeitgeber<br />
bleibt.“ So habe man sich dazu entschlossen,<br />
jedem Mitarbeiter nach wie vor einen eigenen<br />
Schreibtisch zur Verfügung zu stellen, auch wenn<br />
sie mehrere Tage aus dem Home-Office arbeiten<br />
würden. „Darüber hinaus erschien es uns für<br />
die Mitarbeiterzufriedenheit ganz wichtig, einen<br />
eigenen Koch zu engagieren.“<br />
Einig war man sich in der Gruppe B, dass die<br />
Leerstandsrate am Wiener Büromarkt nicht<br />
wirklich auf einen geringeren Flächenbedarf<br />
deutet. „Die Leerstands-Zahlen im Office-Bereich<br />
sind in Wien derzeit nahe an der Nulllinie, also<br />
bei drei bis vier Prozent“, so Simon Fels, Head<br />
of CRE Clients AT bei der ERSTE Group. „Wenn<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
89
ImFokus<br />
ich mir jetzt die Fertigstellungs-Pipeline in den<br />
kommenden Jahren anschaue, dann sehe ich<br />
da auch keinen höheren Leerstand auf uns zukommen.“<br />
„Die Unternehmen<br />
brauchen Gemeinschaftsund<br />
Meetingräume.“<br />
Martina Hirsch,<br />
s REAL<br />
Fruchtbares Abrbeitsumfeld schaffen<br />
„Der Arbeitgeber möchte die Mitarbeiter glücklich<br />
machen und trotzdem ein fruchtbares Arbeitsumfeld<br />
schaffen“, so Martina Hirsch,<br />
Geschäftsführerin der s REAL Immobilienvermittlung,<br />
in ihrem Eröffnungsstatement auf<br />
Tisch C, auf die Frage, welche Anforderungen<br />
die Unternehmen aktuell an Büroflächen stellen.<br />
Insgesamt mache sie auf der Arbeitgeberseite<br />
den wachsenden Wunsch aus, nach der überstandenen<br />
Corona-Pandemie die Mitarbeiter<br />
wieder verstärkt ins Office zu locken. Ungeachtet<br />
der Tatsache, dass sich das Home-Office,<br />
zumindest an zwei Tagen pro Woche, bei den<br />
meisten Unternehmen durchgesetzt habe.<br />
„Ich bin überzeugt, dass ‚New<br />
Work‘ gleichzeitig auch ‚New<br />
Leadership‘ bedeutet.“<br />
Sabine Müller,<br />
value one holding AG<br />
90 ImmoFokus
In die gleiche Kerbe schlägt Susanne Steinböck,<br />
Group Head of Corporate Communications and<br />
Sustainability (ESG) bei der CA Immo: „Wir sehen,<br />
dass große Unternehmen attraktive Arbeitgeber<br />
sein möchten. Für sie ist ‚Employer Branding‘<br />
wichtig. Sie wollen Mitarbeiter finden, halten<br />
und ins Büro locken“, berichtet sie von den Erfahrungen,<br />
die man bei der CA Immo, einem<br />
europaweit tätigen Bestandshalter von Prime-<br />
Office-Flächen, derzeit macht. Und gerade im<br />
Spitzensegment gehe es nach wie vor um eines:<br />
Lage, Lage und nochmals Lage. Und darüber<br />
hinaus natürlich um eine hohe Qualität des<br />
Gebäudes beziehungsweise der Büroflächen.<br />
Home-Office ermöglichen<br />
„Unternehmen, die bei der Lage Abstriche machen,<br />
müssen ihren Mitarbeitern deutlich mehr<br />
Annehmlichkeiten bieten“, sagt David Beran,<br />
Markenbotschafter bei IMMOunited. Auch<br />
dezentralere Standorte müssten After-Work-<br />
Möglichkeiten wie Fitnessstudios sowie ein<br />
gewisses Maß an Gastronomie bieten. In erster<br />
Linie würden sich Bewerber jedoch nach flexiblen<br />
Arbeitszeiten und der Home-Office-Policy<br />
erkundigen. Ohne die Möglichkeit anzubieten,<br />
von den eigenen vier Wänden aus zu arbeiten,<br />
sei es etwa heute nämlich kaum möglich, Leute<br />
zu finden. „Man muss also Mitarbeitern ermöglichen,<br />
im Home-Office zu arbeiten“, bringt es<br />
Beran auf den Punkt.<br />
„Es ist nicht vorgesehen, dass jeder Mitarbeiter<br />
einen eigenen Arbeitsplatz hat“, nennt Bernadette<br />
Fellner, Business Innovation Lead and Design<br />
Thinking & Agile Coach, eine wesentliche Charakteristik<br />
des „New Work“ bei PwC Österreich.<br />
Viele Kunden der Unternehmensberatung<br />
würden einen Arbeitsplatz für zwei Personen<br />
vorsehen. „Teilweise auch zwei für drei Mitar-<br />
beiter“, berichtet Fellner, die weiters eine Entwicklung<br />
weg vom Großraumbüro und hin zum<br />
Activity-Based-Working ausmacht. Ein weiterer<br />
Trend: Orte des Zusammenseins, Kollaborierens<br />
und kreativen Zusammenarbeitens wie unter<br />
anderem Lounges, abgekapselte Meeting-Räume<br />
oder Telefonzellen. „Schließlich kommen die<br />
Leute wegen dem sozialen Faktor ins Büro“,<br />
erklärt Fellner.<br />
Kein Flächennachfrage-Einbruch<br />
Trotz des Siegeszugs des Home-Office macht<br />
Hirsch keinen drastischen Rückgang der Flächennachfrage<br />
aus. „Zwar wird vielleicht um<br />
rund 20 Prozent weniger Bürofläche nachgefragt,<br />
aber nicht so wenig wie man glauben könnte“,<br />
sagt sie. Gehe man nämlich davon aus, dass im<br />
Durchschnitt zwei Tage pro Woche im Home-<br />
Office verbracht würden, so müsste der Rückgang<br />
bei 50 Prozent liegen. „Die Unternehmen brau-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
91
ImFokus<br />
„Die Einstellung zum<br />
Home-Office stark von<br />
der Tätigkeit und Position<br />
des Mitarbeiters ab.“<br />
Lukas Weinwurm,<br />
IMMOunited<br />
chen halt Gemeinschafts- und Meetingräume“,<br />
erläutert die s-REAL-Geschäftsführerin den<br />
Hintergrund. Diese Flächen müssten allerdings<br />
top ausgestattet sein, was Einrichtung und<br />
technische Hilfsmittel betreffe.<br />
Bei der CA Immo sei die Mietnachfrage weiterhin<br />
gut. „Die Vermietungsquote liegt stabil bei<br />
etwas über 90 Prozent“, so Steinböck. Damit<br />
nicht genug: Teilweise würden die Unternehmen<br />
auch ihre Mietflächen erweitern. „Ob es künftig<br />
zu Flächenreduzierungen kommen wird, wird<br />
man sehen“, stellt sie in den Raum. Das Thema<br />
Büroanwesenheit ist für Steinböck jedenfalls<br />
ein „Vicious Circle“ (oder: Teufelskreis). „Wenn<br />
man nicht oft im Office ist, darf man sich nicht<br />
wundern, wenn man irgendwann keinen eigenen<br />
Arbeitsplatz mehr hat.“ Vor allem ältere Mitarbeiter<br />
hätten in der Regel gerne einen eigenen<br />
Schreibtisch.<br />
Andere Flächen gefragt<br />
„Home-Office bedeutet nicht weniger Flächenbedarf,<br />
es werden halt andere Flächen nachgefragt“,<br />
sagt Fellner. Gerade bei jüngeren Kollegen sehe<br />
sie, dass diese spüren wollen, dass sie im Office<br />
wären und sich mit anderen austauschen können,<br />
auch um ein Gefühl für die Unternehmenskultur<br />
zu entwickeln. Das sollen unterschiedliche<br />
Räumlichkeiten und Bereiche ermöglichen<br />
beziehungsweise fördern. „Je jünger man ist,<br />
desto mehr Guidance und Anhaltspunkte braucht<br />
man“, so die PwC Österreich-Expertin. „Für<br />
Mitarbeiter mit einer gewissen Erfahrung, die<br />
in ihrer Rolle gut ausgeprägt sind, ist es oft<br />
einfacher, von zuhause aus zu arbeiten.“<br />
„Ich glaube nicht, dass<br />
die neuen Arbeitswelten<br />
bedeuten, dass alle<br />
zuhause sitzen.“<br />
Stephan Pasquali,<br />
3SI Immogroup<br />
Bei IMMOunited ist der Flächenbedarf zuletzt<br />
jedenfalls nicht zurückgegangen. Im Gegenteil:<br />
„Bereits während Corona haben wir gesagt, dass<br />
wir die Krise als Innovationstreiber aktiv nutzen<br />
wollen“, berichtet Beran. So habe man entgegen<br />
dem allgemeinen Trend unter anderem neue<br />
Developer und Data-Analysten eingestellt.<br />
In einer Hinsicht waren sich in der Gruppe C<br />
jedenfalls alle einig: Auch in einigen Jahrzehnten<br />
werde es voraussichtlich noch Büros geben.<br />
Dass Menschen auf die eine oder andere Art<br />
zusammenkommen, werde immer Teil des<br />
Berufslebens sein, so der Grundtenor unter den<br />
Diskutierenden. Auch bei der Frage, wie das<br />
Büro der Zukunft aussehen wird, war man sich<br />
schnell einig: smart, grün und digital.<br />
Ständiger Überwachung entziehen<br />
Was bewegt die Menschen dazu, ins Home-Office<br />
zu gehen beziehungsweise remote zu arbeiten?<br />
„Die Arbeitsproduktivität<br />
sinkt im Home-Office.“<br />
Andreas Kreutzer,<br />
KREUTZER FISCHER & PARTNER<br />
Mit dieser für die Entwicklung des Büroflächenbedarfs<br />
entscheidenden Frage startete die Gruppe<br />
D in die Diskussion. Andreas Kreutzer, Geschäftsführer<br />
des Beraternetzwerks KREUTZER FISCHER<br />
& PARTNER, hat dazu im Rahmen einer Studie<br />
interessante Erkenntnisse sammeln können.<br />
Konkret gebe es zwei Gruppen: Auf der einen<br />
Seite gibt es Mitarbeiter, die sich im Home-Office<br />
der ständigen Überwachung im Großraumbüro<br />
entziehen möchten, mit dem Argument, sie<br />
könnten sich zuhause besser konzentrieren.<br />
„Großraumbüros sind zwar flächeneffizient, für<br />
die Arbeitsproduktivität aber nachweislich<br />
negativ“, so Kreutzer. Die zweite Gruppe würde<br />
sich über das Home-Office mehr Work-Life-<br />
Balance „durch die Hintertür“ holen wollen. „Im<br />
Home-Office wird tendenziell weniger gearbeitet<br />
als im Firmenbüro“, so Kreutzer zu einer<br />
weiteren Erkenntnis der Studie. Daher glaubt<br />
Kreutzer auch, dass viele Unternehmen künftig<br />
von Großraumbürokonzepten abrücken werden<br />
und es wieder stärker in Richtung Zellenbüros<br />
gehen wird. „Die können sich auch mehrere<br />
Mitarbeiter teilen.“<br />
Völlig anderer Meinung ist Sabine Müller, Chief<br />
Innovation & Marketing Officer bei value one.<br />
„Remote-Work ist gekommen, um zu bleiben<br />
– man kann von überall aus arbeiten“, sagt sie.<br />
Auch Talente hätten keine Postleitzahl mehr,<br />
vielmehr könne man sie dank Digitalisierung<br />
praktisch von überall her virtuell in die Organisation<br />
einbringen. Das Büro sieht Müller<br />
nach wie vor als Ort der Kommunikation und<br />
des sozialen Miteinanders, der für die Unternehmenskultur<br />
enorm wichtig bleibe. „Trotzdem<br />
glaube ich, dass der Büroflächenbedarf insgesamt<br />
leicht zurückgehen wird“, hält sie fest.<br />
Wenn die Mitarbeiter zwei bis drei Tage pro<br />
Woche remote arbeiten, werde man weniger<br />
Fläche brauchen: „Sonst fehlt die soziale Dichte<br />
und die macht unter anderem auch die Atmosphäre<br />
im Büro aus.“ Ein Beispiel dafür: value<br />
one selbst plant, ein Geschoss im Headquarter<br />
in der Krieau zu vermieten. „Weil wir näher<br />
zusammengerückt sind.“<br />
Büro gebaute Kultur<br />
Auch Stephan Pasquali, Geschäftsführer Neubau<br />
bei der 3SI Immogroup, ist davon überzeugt,<br />
dass das Büro enorm wichtig für die Unternehmenskultur<br />
ist – er spricht von „gebauter Unternehmenskultur“.<br />
„Du wirst gute Mitarbeiter<br />
nicht remote an das Unternehmen binden<br />
können“, sagt er. Anders als Müller glaubt Pas-<br />
92 ImmoFokus
„Man muss den<br />
Mitarbeitern einen<br />
Arbeitsplatz anbieten,<br />
für den sie bereit sind,<br />
ins Büro zu kommen.“<br />
Matthias Prichzi,<br />
Turner & Townsend<br />
„Gemeinsam etwas<br />
zu erarbeiten und<br />
voneinander zu<br />
lernen, geht besser im<br />
persönlichen Kontakt.“<br />
Jutta Perfahl-Strilka,<br />
PwC Österreich<br />
„In den großen<br />
Städten könnte<br />
der Bürobedarf<br />
gleichbleiben oder<br />
leicht steigen.“<br />
Daniel Thum,<br />
ERSTE Immobilien KAG<br />
quali, dass künftig zumindest nicht weniger<br />
Büroflächen benötigt werden. „Es wird auch<br />
weiter vereinzelt Einzelbüros geben, aber auch<br />
noch mehr Flächen für Kommunikation, Zusammenarbeit<br />
und kreative Prozesse.“ Nachsatz:<br />
„Ich glaube nicht, dass die neuen Arbeitswelten<br />
bedeuten, dass alle zuhause sitzen.“<br />
Lukas Weinwurm, COO und CPO bei IMMOunited,<br />
glaubt, dass die Einstellung zum Home-<br />
Office stark von der Tätigkeit und Position des<br />
Mitarbeiters abhängt. „Wir merken etwa ganz<br />
stark, dass Developer remote orientiert sind.“<br />
Da kriege man kaum Talente, die bereit wären,<br />
ausschließlich ins Office zu kommen. Aus der<br />
Sicht einer Führungskraft sei es wiederum aus<br />
organisatorischen Gründen wesentlich besser,<br />
wenn alle Mitarbeiter im Office wären. „Am<br />
Ende wird es wahrscheinlich einen Mittelweg<br />
aus beiden Welten geben“, glaubt Weinwurm.<br />
Im Rahmen einer weiteren Studie im Auftrag<br />
eines deutschen Chemiekonzerns ist Kreutzer<br />
der Frage auf den Grund gegangen, wie produktiv<br />
die Menschen im Home-Office sind. „Die<br />
Arbeitsproduktivität sinkt. Und zwar umso mehr,<br />
je mehr Organisationsarbeit man zu verrichten<br />
hat“, erklärt er. So mache das Home-Office bei<br />
Assistenztätigkeiten kaum Sinn. Bei Controllern<br />
oder Außendienstmitarbeitern hingegen mehr.<br />
Ein Indiz dafür, dass sich das Home-Office längerfristig<br />
nicht auf breiter Front durchsetzen<br />
wird, ist für Kreutzer, dass zuletzt auch US-Tech-<br />
Riesen wie Amazon, Google oder Meta ihre<br />
Mitarbeiter zumindest an einigen Tagen pro<br />
Woche zurück ins Büro drängen. „Es wird noch<br />
einige Zeit brauchen, bis sich bei allen Unternehmen<br />
die Erkenntnis durchsetzt, dass die<br />
Arbeitsproduktivität im Home-Office geringer<br />
ist als im Büro“, so Kreutzer.<br />
‚Firmen tun sich schwer mit ‚New<br />
Leadership‘<br />
„Ich bin überzeugt, dass ‚New Work‘ gleichzeitig<br />
auch ‚New Leadership‘ bedeutet. Damit tun sich<br />
viele Unternehmen schwer“, entgegnet valueone-Expertin<br />
Müller. Sie glaube im Übrigen<br />
nicht, dass jemand produktiver ist, wenn er seine<br />
Zeit im Büro absitzt. Was eine „State-of-the-Art“-<br />
Bürofläche können muss, steht für sie fest: Eine<br />
Problem: Langsamere Prozesse<br />
Ein Problem mit Remote-Work ist für Weinwurm<br />
nicht von der Hand zu weisen: Kommunikation<br />
und generell Prozesse verlaufen deutlich<br />
langsamer. Deshalb habe man sich bei IM-<br />
MOunited auch entschieden, gemeinsam<br />
gleichzeitig im Büro sowie im Home-Office<br />
zu sein. Einen ähnlichen Zugang verfolgt man<br />
bei value one, wie Müller erklärt: „Die Teams<br />
machen sich Tage aus, an denen sie alle im<br />
Büro sind, um einander zu sehen und schnell<br />
was besprechen zu können, ohne einen Termin<br />
vereinbaren zu müssen.“<br />
„Die Unternehmen<br />
wollen nur für<br />
Büroflächen zahlen, die<br />
genutzt werden.“<br />
Elisa Stadlinger,<br />
ÖRAG Immobilien Vermittlung<br />
„Trotz des Trends zum<br />
Home-Office werden die<br />
Büroflächen insgesamt<br />
nicht weniger werden.“<br />
Anita Körbler,<br />
trovato<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
93
ImFokus<br />
gute IT-Infrastruktur sowie eine Arbeitsplatztypologie,<br />
die verschiedene Tätigkeiten unterstützt<br />
– Stichwort „Activity-based-Working“-Konzept.<br />
In eine ähnliche Kerbe schlägt Lukas Weinwurm.<br />
Ein Problem sei nur, dass es oft zu wenig Büroflächen<br />
gebe, die tätigkeitbasierte Arbeit fördern.<br />
Für den 3SI-Experten Pasquali geht es in den<br />
„neuen Arbeitswelten“ nicht nur um das Home-<br />
Office. Er wünscht sich mehr Hubs, wo man<br />
„remote arbeiten kann, aber nicht zuhause ist“.<br />
„Es könnte etwa durchaus mehr Anbieter von<br />
servicierten Konzepten geben“, bringt er den<br />
Bedarf auf den Punkt.<br />
Flächenbedarf ändert sich rasant<br />
Für die Geschäftsführerin der ÖRÄG Immobilien<br />
Vermittlung GmbH , Elisa Stadlinger, hinterfragen<br />
die Unternehmen heute mehr als früher,<br />
wie Flächen genutzt werden und wofür überhaupt<br />
Miete gezahlt wird. „Sie wollen nur für Flächen<br />
bezahlen, die genutzt werden. Daher verändert<br />
sich der Flächenbedarf rasant“, meint sie zu<br />
Beginn der Diskussion in der Gruppe E. Bei der<br />
Umsetzung von Desksharing-Konzepten sei man<br />
draufgekommen, dass man mehr Flächen für<br />
Kommunikation und Teamwork benötige. „Der<br />
Trend geht definitiv weg von Einzelarbeitsplätzen<br />
wie vor zehn oder 20 Jahren hin zu Teambüros,<br />
Meetingzonen, Call-Rooms.“<br />
Österreich hat aus Sicht von Stadlinger eine<br />
gewisse Sonderstellung, da hier sehr gerne im<br />
Büro gearbeitet werde, auch weil die Anfahrtswege<br />
nicht so lange wären. Aber bei Neuanmietungen<br />
würden die Unternehmen heute vermehrt<br />
auf eine bessere Lage und bessere Qualität<br />
achten. „Schlecht und alleine Sitzen kann man<br />
zuhause am Küchentisch“, bringt es die Expertin<br />
auf den Punkt, um im selben Atemzug hinzuzufügen:<br />
„Unternehmenskultur kann nur im<br />
Büro passieren.“ Das sieht auch Jutta Perfahl-Strilka,<br />
Geschäftsführerin Workforce Transformation<br />
bei PwC Österreich, so: „Das Büro ist ein Teil und<br />
eine Ausdrucksform der Firmenkultur und<br />
spiegelt auch den Arbeitgeber wider.“ Und laut<br />
Matthias Prichzi, Niederlassungsleiter von<br />
Turner & Townsend Österreich, muss auch<br />
darauf geachtet werden, den Mitarbeitern einen<br />
Arbeitsplatz anzubieten, für den sie bereit wären,<br />
ins Büro zu kommen.<br />
Nur das Beste<br />
Daniel Thum, Head of Investments Real Estate<br />
bei der ERSTE Immobilien KAG, macht aktuell<br />
eine starke Nachfrage nach den besten Büroflächen<br />
in den besten Lagen aus. „Das wird sich<br />
auch wieder umkehren und ältere Bürogebäude,<br />
die nicht in Spitzenlagen liegen, aber öffentlich<br />
gut angebunden sind, werden keine Stranded-<br />
Assets, sondern mit den notwendigen Investitionen<br />
auch wieder Nachfrage erfahren. Es gibt<br />
schließlich genug Unternehmen, die die in<br />
Top-Lagen verlangten Mieten nicht zahlen<br />
können oder wollen und die Folgen der Zinsanhebungen<br />
werden vielerorts auch erst nächstes<br />
Jahr spürbar werden.“ So oder so würden aktuell<br />
viele Firmen neue Räumlichkeiten suchen,<br />
um sich an die neuen Arbeitswelten anzupassen.<br />
Stadlinger kann aus ihren Kundengesprächen<br />
bestätigen, dass nicht jeder am Hauptbahnhof<br />
„Wer auf Flächenqualität und<br />
‚New Work‘ setzt, hat bessere<br />
Karten im Recruiting.“<br />
Michael Wöss,<br />
Flughafen Wien<br />
sitzen will oder kann. Oft müsse man einfach<br />
aus der jeweiligen Lage das Beste herausholen.<br />
„Die Vermieter müssen sich wiederum überlegen,<br />
welche Vorteile Büros in den schlechteren Lagen<br />
bieten können.“<br />
Im Fokus: Flächenqualität<br />
Aus seinem beruflichen Alltag weiß Prichzi von<br />
großen Unternehmen, die zwar eine bestimmte<br />
Fläche in einer bestimmten Lage mieten, darüber<br />
hinaus aber noch viel Geld in den Ausbau<br />
investieren müssen. „Früher galt Lage, Lage,<br />
Lage als das Wichtigste. Heute wird auch die<br />
Qualität der Flächen thematisiert, es wird etwa<br />
hinterfragt, ob es Rückzugsbereiche und eine<br />
gute Küche gibt, wie man gemeinsam arbeiten<br />
kann oder wie das Internet funktioniert“, sagt<br />
Prichzi. Anita Körbler, geschäftsführende Gesellschafterin<br />
von trovato, entgegnet, dass bei<br />
Start-ups und im PropTech-Sektor neben dem<br />
Thema Desk-Sharing weiterhin die Lage des<br />
Büros ausschlaggebend ist. „Obwohl viele Mitarbeiter<br />
vorwiegend von zuhause arbeiten, muss<br />
das Büro gut erreichbar sein. Kein Programmierer<br />
wird weit über 40 Minuten Anfahrtsweg in<br />
Kauf nehmen, nur um in einem schönen Turm<br />
mit schöner Aussicht zu sitzen.“<br />
„Bis ‚New Work‘ auf<br />
breiter Front umgesetzt<br />
wird, werden noch einige<br />
Jahre vergehen.“<br />
Stefan Wernhart,<br />
EHL Gewerbeimmobilien<br />
„Wie stark Home-Office<br />
angenommen wird, hängt<br />
von der Situation der<br />
Mitarbeiter zuhause ab.“<br />
Peter Vcelouch,<br />
CERHA HEMPEL Rechtsanwälte<br />
„In manchen Branchen ist es den Mitarbeitern<br />
wichtig, ein- bis zweimal in der Woche zusammenzukommen,<br />
um sich kreativ auszutauschen“,<br />
so Körbler weiter. Schließlich würden sich aus<br />
Gesprächen in der Teeküche oft die besten Ideen<br />
ergeben. In die gleiche Kerbe schlägt auch<br />
Perfahl-Strilka: „Arbeitspakete kann man wunderbar<br />
im Home-Office abarbeiten. Gemeinsam<br />
etwas zu erarbeiten und ungeplant voneinander<br />
94 ImmoFokus
zu lernen, geht viel besser im persönlichemn-<br />
Kontakt.“ Für die Akzeptanz des Home-Office<br />
sind für die PwC Österreich-Expertin auch die<br />
jeweilige Familiensituation und die Wohnverhältnisse<br />
entscheidend.“ „Einige Mitarbeiter<br />
haben schlichtweg nicht den Platz für einen<br />
ruhigen Arbeitsplatz zuhause. Das müssen wir<br />
mitdenken. Der Esstisch ist spätestens zu Mittag<br />
meist von den Kindern besetzt.“ Dann gebe es<br />
noch das Thema „shared Desks“. Das sei für die<br />
einen kein Problem, während andere Arbeitnehmer<br />
noch ihre Familienfotos oder Papierordner<br />
griffbereit haben möchten.<br />
Vom Büro überzeugen<br />
Auch Prichzi findet, dass bei der Diskussion über<br />
Remote-Work der soziale Aspekt zu kurz kommt:<br />
„Wenn sich etwa Kollegen im Büro am Gang<br />
treffen, kann sich etwas entwickeln, was nie<br />
passiert wäre, wenn sie alleine im Home-Office<br />
sitzen.“ Man müsse die Leute aber mitunter auch<br />
davon überzeugen, ins Büro zu kommen. Andererseits<br />
kenne er Mitarbeiter, die vor einem<br />
Jahr ausschließlich zuhause waren und nun<br />
wieder gern ins Büro kommen. Thum ergänzt,<br />
dass Mitarbeiter insbesondere dann einen guten<br />
Job machen, wenn sie ihn gerne machen und<br />
Spaß dabei haben. „Im Home-Office hab zumindest<br />
ich viel seltener Spaß als im Büro“, sagt er.<br />
Man dürfe nicht vergessen, dass der Mensch ein<br />
soziales Wesen sei.<br />
Für Anita Körbler hat sich mit den neuen Arbeitsformen<br />
letztlich auch die Führungsarbeit<br />
gewandelt. „Man muss verschiedene Generationen<br />
und Arbeitsstile zusammenbringen“, hält<br />
sie fest. Bei vielen Mitarbeitern scheitere es aber<br />
nicht am Alter, sondern an der Einstellung. „Heute<br />
ist nicht der am fleißigsten, der am längsten im<br />
Büro ist, sondern der, bei dem die Leistung passt.“<br />
Für sie ist das Büro nicht mehr dazu da, acht<br />
Stunden abzusitzen, sondern in Teams Ergebnisse<br />
zu produzieren. „Dazu reichen manchmal drei<br />
Stunden.“<br />
„Transparente und laufende<br />
Kommunikation ist<br />
wesentlich, um Akzeptanz<br />
für die neuen Arbeitswelten<br />
zu schaffen.“<br />
Roman Eisenmagen,<br />
ERSTE Bank<br />
„Je jünger der<br />
Mitarbeiter, desto<br />
höhere Anforderungen<br />
werden an das Büro<br />
gestellt.“<br />
Gerald Kerbl,<br />
TPA<br />
Mehr Kollaborationsflächen<br />
Schließlich bleibt die Frage, wie sich der Flächenbedarf<br />
langfristig entwickeln wird. Perfahl-<br />
Strilka und Prichzi gehen davon aus, dass er<br />
geringfügig, aber nicht signifikant zurückgehen<br />
wird. Für beide ist klar, dass sich der Flächenmix<br />
ändern wird, weg von den Einzelarbeitsplätzen<br />
und hin zu mehr Kollaborationsflächen. „So ist<br />
ein gesunder Mix zwischen Home-Office und<br />
Büronutzung zu erreichen“, meinen sie. Stadlinger<br />
geht hingegen von einem gleichbleibenden<br />
Flächenbedarf aus, den auch Körbler sieht:<br />
„Trotz des Trends zum Home-Office werden die<br />
Büroflächen insgesamt nicht weniger werden.<br />
Die Flächen werden sich aber massiv anpassen<br />
müssen, um Orte der Zusammenkunft zu bieten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
95
ImFokus<br />
Einzelbüros dagegen werden nicht mehr gebraucht<br />
werden.“ ERSTE Immobilien KAG-Experte Thum<br />
sieht es letztlich differenziert: „Aufgrund des<br />
anhaltenden Urbanisierungstrends wird in<br />
manchen Lagen der Bürobedarf zurückgehen,<br />
in den großen Städten wird er jedoch gleichbleiben<br />
oder sogar leicht zunehmen.“<br />
Home-Office ist angekommen<br />
„Was die Umsetzung von ‚New Work‘ betrifft,<br />
befinden wir uns in Österreich noch mitten in<br />
einem Transformationsprozess“, beginnt Stefan<br />
Wernhart, Geschäftsführer von EHL Gewerbeimmobilien<br />
GMBH, die Diskussion in Gruppe F mit<br />
einer persönlichen Einschätzung. Bis dieser auf<br />
breiter Front von den Unternehmen umgesetzt<br />
werde, würden noch einige Jahre vergehen.<br />
Dennoch sei bereits jetzt der Wunsch, das Unternehmen<br />
in die neue Arbeitswelt zu führen, gemeinsam<br />
mit flexiblen Arbeitszeitmodellen die<br />
treibende Kraft für den Umzug in neue Büro-<br />
räumlichkeiten. „Bis auf wenige Ausnahmen ist<br />
das Home-Office in der heimischen Unternehmenswelt<br />
angekommen“, so der EHL-Büroexperte.<br />
Auch bei CERHA HEMPEL Rechtsanwälte GmbH<br />
wird den Mitarbeitern mittlerweile die Möglichkeit<br />
angeboten, teilweise im Home-Office<br />
zu arbeiten. Wie Rechtsanwalt und Partner<br />
Peter Vcelouch erklärt, würden einige Kollegen<br />
gerne einen Tag pro Woche zuhause bleiben,<br />
andere kommen dagegen jeden Tag ins Office.<br />
„Uneingeschränktes Home-Office wäre bei<br />
uns aufgrund von Mandanten-, Gerichts- und<br />
Behördenterminen nicht denkbar“, sagt er.<br />
Auf die Raumkonfiguration wirke sich das<br />
aber nicht aus. Die Mitarbeiter würden weiterhin<br />
weitgehend in ihren Einzelbüros sitzen.<br />
Nur in Ausnahmefällen würden sich zwei<br />
Kollegen ein Zimmer teilen. „Ein Großraumbüro<br />
würde bei uns wenig Sinn machen“, so<br />
der Rechtsanwalt.<br />
Flächenbedarf wieder gestiegen<br />
In der AirportCity konnte man beobachten,<br />
wie einige Unternehmen als Folge der neuen<br />
Home-Office-Kultur Flächen abgegeben haben,<br />
erklärt Michael Wöss, zuständig für Immobilien-Consulting<br />
und Asset-Management beim<br />
Flughafen Wien. Mittlerweile habe der Flächenbedarf<br />
aber wieder zugenommen. „Einerseits,<br />
weil die Leute aus dem Home-Office<br />
wieder zurückgekommen sind, und andererseits,<br />
weil die Unternehmen wieder wirtschaften<br />
und wachsen“, so Wöss. In der AirportCity<br />
habe man den Vorteil, dass, egal ob Großraumbüro,<br />
Einzelzellen oder eine Mischung von<br />
beiden nachgefragt wird, dem Kundenwunsch<br />
dank flexibler Raumgestaltung nachgekommen<br />
werden könne.<br />
Die ERSTE Bank hat zu den ersten Unternehmen<br />
gezählt, die in Österreich auf New Work gesetzt<br />
haben. Vor sechs Jahren habe man mit einer<br />
96 ImmoFokus
Bürobelegungsquote von 80 Prozent begonnen.<br />
Mittlerweile liege sie bei 60 Prozent, so Roman<br />
Eisenmagen, Leiter Gewerblicher Wohnbau bei<br />
der ERSTE Bank. Er kann sich noch an die Zeit<br />
unmittelbar vor der Einführung neuer Raumkonzepte<br />
erinnern. „Für einige Kollegen ist eine<br />
Welt zusammengebrochen, als sie erfuhren,<br />
künftig keinen eigenen Arbeitsplatz mehr zu<br />
haben“, erzählt er. Da die Implementierung von<br />
New Work vom Konzern aber sehr gut begleitet<br />
worden wäre, konnten die Vorbehalte ausgeräumt<br />
werden. „Transparente und laufende Kommunikation<br />
ist wesentlich, um Akzeptanz für die<br />
neuen Arbeitswelten zu schaffen.“<br />
Arbeitgeber unter Zugzwang<br />
Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die<br />
neuen Arbeitswelten nicht jedermanns Sache<br />
sind beziehungsweise bei vielen auf Skepsis<br />
stoßen. Für Gerhard Kerbl, Steuerberater und<br />
Partner bei TPA Österreich, ist die Frage „New<br />
Work oder nicht?“ in erster Linie aber auch<br />
ein Generationenthema. Heute würden etwa<br />
viele Start-ups kein Büro mehr benötigen. „Je<br />
jünger der Mitarbeiter, desto höhere Anforderungen<br />
werden an das Büro gestellt“, so<br />
Kerbl. Als Arbeitgeber stehe man da massiv<br />
unter Zugzwang, geeignete Arbeitsplätze zur<br />
Verfügung zu stellen .<br />
Auch Wernhart bestätigt, dass New Work vor<br />
allem bei jüngeren Mitarbeitern sehr gefragt<br />
sei. Bei der Umsetzung sei es besonders wichtig,<br />
sich in die Lage der Mitarbeiter zu versetzen<br />
und den persönlichen Austausch zu suchen,<br />
auch um Zweifel aus der Welt zu schaffen. In<br />
die gleiche Kerbe schlägt Wöss: Wichtig sei<br />
es, einen „Change Process“ einzuführen, um<br />
auch das Unternehmensklima positiv zu gestalten.<br />
„Können sich die Mitarbeiter einbringen,<br />
ist die Akzeptanz von ‚New Work‘ viel<br />
größer“, so Wöss. Auch Eisenmagen betont,<br />
dass transparente und laufende Kommunikation<br />
notwendig sei, um Akzeptanz für die neuen<br />
Bürowelten zu schaffen.<br />
„Klar ist, dass die Unternehmen, die sich bei<br />
ihren Flächen qualitativ verbessert und frühzeitig<br />
auf ‚New Work‘ eingelassen haben, im<br />
Recruiting – vor allem von Top-Talenten – die<br />
besseren Karten haben“, so Wöss zu einem<br />
wesentlichen Punkt. Er glaubt, dass es insgesamt<br />
nur wenige Arbeitnehmer gibt, die sich<br />
nicht fürs Büro begeistern können, wenn die<br />
Infrastruktur toll ist. Derselben Meinung ist<br />
auch Kerbl: „Das Office muss auch etwas bieten“,<br />
sagt er. Vcelouch berichtet, dass in Bewerbungsgesprächen<br />
immer wieder nach der<br />
Home-Office-Politik bei CERHA HEMPFEL<br />
gefragt wird. „In welchem Ausmaß das Home-<br />
Office letztlich angenommen wird, hängt auch<br />
vom Umfeld beziehungsweise der Situation<br />
der Mitarbeiter zuhause ab.“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
97
Zum Autor<br />
Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei Phorus<br />
Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA -<br />
Austrian Real Estate Asset Management Association.<br />
Die Zeiten ändern Dich!<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
In einem Restaurant in der Innenstadt hat mir auf der Karte „Veganes<br />
Paradeiser-Carpaccio mit Wiener Miso-Dressing und Röstzwiebeln“<br />
sofort gefallen. Daraufhin einen Tomatensalat bestellt, aber mit<br />
normalen Zwiebeln. Wenn Blicke töten könnten. Am Nebentisch witzelte<br />
jemand, dass Fahrradfahren lediglich veganes Reiten sei.<br />
Hat aber nicht jeder verstanden. Da drängte sich die Frage auf:<br />
Was ist im diesjährigen Sommerloch noch normal?<br />
Ein wirklich normales Sommerloch war es irgendwie schon:<br />
nicht wirklich was los, außer den üblichen Breaking<br />
News mit dem Zweck, mal 15 Minuten mit etwas im<br />
Rampenlicht zu stehen. Als krönender Abschluss,<br />
quasi als Sahnehäubchen pünktlich zum Schulbeginn,<br />
kam dann noch der neue Mietendeckel<br />
mit all seinen Schattierungen sogar im Verfassungsrang<br />
an, was uns sicher noch etwas<br />
länger beschäftigen wird. Manche betrachten<br />
das als ganz großes Sommerkino – „Austrian<br />
Style“. Ich hingegen freue mich schon auf<br />
die einen oder anderen Wortspenden der<br />
„Top-Entscheider der Immobilienbranche“,<br />
die wahrscheinlich schon, mit den Hufen<br />
scharrend, bereitstehen. Das muss dann<br />
sofort mit Selfie ge-shared werden. Wer<br />
nichts postet, wird ge-ghostet! Aber: 100<br />
Likes auf Insta sind in etwa so viel wert wie<br />
eine Million Guthaben bei DKT.<br />
Hieß es nicht immer, dass man bei Immobilien<br />
nichts falsch machen kann – außer variabel zu finanzieren? Umso<br />
bemerkenswerter sind die neuerlichen Rufe aus dem Sommerloch zur<br />
Rettung der nun auch völlig unschuldigen Betroffenen von überraschend<br />
hohen variablen Zinsen bei ganz normalen Immobilienfinanzierungen.<br />
Der von mir sehr verehrte Kabarettist Dieter Hildebrandt<br />
hat mal tiefsinnig formuliert: „Wenn Leute nicht mit Geld umgehen<br />
können, hängt das oft damit zusammen, dass sie vielleicht gar keines<br />
haben.“<br />
Hand aufs Herz: Haben auch Sie Ihr Konsumverhalten<br />
den Sommer über auf nachhaltig umgestellt? Schon ein<br />
„Klimakonto“ bei einer großen Bank eingerichtet, „klimafreundliche<br />
Heumilch“ aus hiesigen Supermärkten<br />
getrunken oder auf der Webseite der großen<br />
Zeitung die Jobsuche „klimafit“ gemacht?<br />
Der noble Bio-Bäcker bei mir um die Ecke<br />
bietet seit kurzem seinen eigenen Nachhaltigkeitsbeitrag:<br />
Da gibt es jetzt anstelle der<br />
liebgewonnenen Recycling-Papiersackerln<br />
überteuerte „baumfrei“-Taschen aus Bagasse.<br />
Das ist ein Zellstoff, der als Abfall<br />
aus der Rohrzucker-Herstellung in den<br />
subtropischen Anbaugebieten „re-used“<br />
wird – die Mehrfachverwendung der Sackerl<br />
wird wärmstens empfohlen. Super,<br />
diese Zuckerrohrprodukte aus der Region.<br />
Da würden mir schon noch bessere Alternativen<br />
einfallen.<br />
Als letztes Sommerlochschmankerl<br />
möchte ich schließlich auf die Viertagewoche<br />
verweisen, von der so viele reden.<br />
Würde ich auch gerne mal machen:<br />
Super wären zum Beispiel die vier Tage von<br />
Donners- tag bis Sonntag – sind gleich mal schon zwei freie Tage<br />
dabei! Da bleiben zwei volle Tage für die Arbeit übrig. Das nenne ich<br />
mal eine wirklich gute Work-Life-Balance. Slay!<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
98 ImmoFokus
Advertorial<br />
Entnahme Betriebsgrundstück<br />
ins Privatvermögen<br />
Abgabenänderungsgesetz <strong>2023</strong>. Neuregelung der Besteuerungsfolgen.<br />
W<br />
erden Wirtschaftsgüter vom<br />
Betriebsvermögen ins Privatvermögen<br />
entnommen,<br />
so erfolgt die Entnahme<br />
grundsätzlich mit dem Teilwert, das heißt die<br />
stillen Reserven zwischen dem in der Regel<br />
niedrigeren steuerlichen Buchwert und dem<br />
höheren Marktwert werden aufgedeckt und<br />
unterliegen der Einkommensteuer.<br />
Diese Besteuerungsfolge galt bisher auch für<br />
die Entnahme von Gebäuden (nicht für den<br />
Grundanteil) und war relevant, wenn ein<br />
Gebäude aus einem bestehenden Betrieb ins<br />
Privatvermögen entnommen wurde (in der Regel<br />
30 Prozent Immo-ESt). Diese Regelung war<br />
auch von Relevanz, wenn der Betrieb verkauft<br />
oder eingestellt wurde und damit das Gebäude<br />
steuerlich ins Privatvermögen wechselte.<br />
Das Abgabenänderungsgesetz <strong>2023</strong> bringt<br />
hier eine wesentliche Neuerung. Ab 1. 7 .<strong>2023</strong><br />
können Gebäude und – wie bisher – der Grund<br />
mit dem Buchwert entnommen werden. Dies<br />
ist damit begründet, dass die stillen Reserven<br />
ohnehin steuerhängig bleiben. Ein späterer<br />
Verkauf dieser Gebäude ist steuerpflichtig und<br />
führt zu Einkünften aus privaten Grundstücksveräußerungen<br />
(Immo-ESt). Der Vorteil liegt<br />
darin, dass die Besteuerung erst zum Zeitpunkt<br />
des tatsächlichen Verkaufs erfolgt.<br />
Die Neuregelung soll nicht nur die Entnahme<br />
von Gebäuden aus dem Betriebsvermögen<br />
erleichtern, sondern soll insbesondere auch<br />
helfen, die Bodenversiegelung einzudämmen.<br />
Dies wird damit begründet, dass das<br />
entnommene Gebäude dann zum Beispiel für<br />
eigene Wohnzwecke oder zur Vermietung<br />
genutzt werden kann.<br />
Erfolgt die Entnahme des Gebäudes im Rahmen<br />
einer begünstigten Betriebsaufgabe, so kann<br />
statt dem Buchwert auf Antrag der gemeine<br />
Wert des Gebäudes angesetzt werden. Dies gilt<br />
nur für das Gebäude und nicht für den Grund.<br />
Dies kann zum Beispiel Sinn machen, wenn<br />
seit Eröffnung des Betriebes oder des letzten<br />
entgeltlichen Erwerbsvorgangs mindestens<br />
sieben Jahre verstrichen sind, die Erwerbstätigkeit<br />
bei Erreichen des 60. Lebensjahres<br />
eingestellt wird und damit der Halbsatz angewandt<br />
werden kann.<br />
Keine Herstellerbefreiung<br />
im Betriebsvermögen<br />
Um Gestaltungen zu vermeiden, wird gesetzlich<br />
klargestellt, dass künftig die Herstellerbefreiung<br />
bei Grundstücksveräußerungen für selbst<br />
hergestellte Gebäude nur dann gilt, wenn die<br />
Herstellung des Gebäudes im Privatvermögen<br />
erfolgte. Das heißt: Wurde das Gebäude im<br />
Betriebsvermögen selbst hergestellt und wird<br />
dieses dann ins Privatvermögen entnommen,<br />
findet die Herstellerbefreiung bei einer späteren<br />
Veräußerung keine Anwendung.<br />
Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer<br />
www.leitnerleitner.com<br />
+43 1 718 98 90<br />
harald.galla@leitnerleitner.com<br />
A 1030 Wien, Am Heumarkt 7<br />
Harald Galla,<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />
LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />
Immobilientransaktionen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
99
Zum Autor<br />
Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />
Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />
Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />
Impulse für die Immobilienwirtschaft?<br />
Kommentar: Louis Obrowsky<br />
Die Expo Real in München, die Fachmesse für Immobilien und Investitionen,<br />
vereint wieder für drei Tage die Elite der Immobilienbranche<br />
Europas. In der Presseaussendung der Expo Real heißt es unter anderem:<br />
„Die Expo Real ist die ideale Plattform für einen konstruktiven und<br />
zukunftsweisenden Austausch für alle Stakeholder der Immobilienbranche.“<br />
Dekarbonisierung des Immobilienbestands und klimaneutrale<br />
Quartiers- und Stadtentwicklung zählen ebenso zu den Hauptthemen.<br />
Das klingt doch sehr vielversprechend.<br />
Vielbelastete Branche<br />
Doch wie soll eine durch künstlich in die Höhe getriebene Zinsen, eine<br />
extreme Inflation und mit immensen Kostensteigerungen belastete<br />
Branche – welcher selbst kaum Luft zum Atmen, geschweige denn zum<br />
Bauen bleibt – wieder „auferstehen“?<br />
Das wird auch die Expo Real nicht zur Gänze<br />
beantworten können. In Deutschland gibt es<br />
wenigstens bescheidene Ansätze hierzu. So<br />
fordert die Bauministerin Klara Geywitz für<br />
die Immobilienbranche steuerliche Anreize<br />
in Form von Abschreibungsmöglichkeiten.<br />
Das ist zugegebenermaßen nicht viel und liegt<br />
derzeit auch nur als Forderung auf dem Tisch. Aber<br />
wir in Österreich würden uns schon darüber freuen, wenn die Politik<br />
überhaupt darüber nachdächte, die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
im Interesse der Immobilienbranche an das aktuelle wirtschaftliche<br />
Umfeld anzupassen. Stattdessen ignoriert man leichtfertig die Probleme<br />
eines ganzen Wirtschaftszweigs, welcher einen wesentlichen Beitrag<br />
zum BIP leistet, und weist diesem die Rolle eines Sündenbocks zu.<br />
Bei Wegfall der Investitionen der Immobilienbranche in den Wohnbau<br />
wird sich die schon angespannte Situation in diesem Segment sicher<br />
nicht verbessern. Vertreibt man durch ungerechtfertigte Anschuldigungen<br />
und permanentes Schlechtreden Immobilieninvestoren aus<br />
Österreich – sie könnten nämlich prinzipiell überall bauen und investieren<br />
– wird der österreichische Wohnungsmarkt wohl seine schwärzeste<br />
Zeit erleben.<br />
Fehlende Ideen der Politik<br />
Wo sind die Ideen der Politik, um den Markt zu beleben, Neubauten zu<br />
forcieren oder in Bestandsobjekten die Dekarbonisierung voranzutreiben?<br />
Überholte Ideologien aus dem vergangenen Jahrtausend werden<br />
uns nicht weit bringen. Österreichische Teilnehmer an dieser internationalen<br />
Fachmesse können über ihre Erfahrungen mit rechtlichen<br />
Hindernissen im Mietrecht berichten, welche die viel beschworene Dekarbonisierung<br />
im Bestand nahezu unmöglich machen. Und die Tatsache,<br />
dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine für Immobilieninvestoren<br />
unabdingbare Planungssicherheit immer noch fehlen, wird<br />
wahrscheinlich bei Vielen ungläubiges Kopfschütteln<br />
hervorrufen. Und man kann (leider) davon<br />
ausgehen, dass vor 2025 sowieso nichts Wesentliches<br />
auf diesem Gebiet passieren wird,<br />
vor allem kein Anstoß zu einer steuerlichen<br />
Entlastung von Nachhaltigkeitsinvestitionen.<br />
Denn 2024 wird in Österreich gewählt, und der<br />
politisch Interessierte weiß, dass in Wahlzeiten<br />
nichts angegangen wird, was keine Wählerstimmen<br />
verspricht. Eine Umfeldverbesserung für die Immobilienwirtschaft<br />
zählt da leider dazu.<br />
Da jammert die Politik lieber über mangelnden Wohnungsneubau, erhöhte<br />
Mietkosten, und mangelnde Umsetzung von Dekarbonisierungsmaßnahmen<br />
und fordert weitere Eingriffe in die Märkte. Die Schuld<br />
wird bei allen gesucht, nur nicht bei sich selbst und den schlechten<br />
Rahmenbedingungen, die man selbst verursacht hat und daher auch<br />
selbst ändern könnte. Der dafür notwendige Mut und das wirtschaftliche<br />
Verständnis der politisch Verantwortlichen fehlen leider.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
100 ImmoFokus
Immobilie online kaufen oder verkaufen? Passt perfekt!<br />
Alles rund um Ihre Immobilie.<br />
Suche. Bewertung. Markttrends.<br />
Vormerkung. Finanzierung. Kauf.<br />
Vermarktung. Verkauf. News.<br />
Tagesaktuell im neuen<br />
Online-Portal.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
101
Bewertung<br />
ImFokus<br />
New Work<br />
Neu, oder einfach nur anders? Die Arbeit hat sich seit Beginn der industriellen Revolution konstant verändert,<br />
einmal mehr, einmal weniger stark. Die Arbeitsumgebung, wie wir sie kennen, also Menschen, die gemeinsam<br />
in kleinen Gruppen in einem Büro sitzen, gibt es eigentlich erst seit den 80er Jahren. Sie ist ein Überbleibsel<br />
der dritten Stufe der industriellen Revolution. Damals wurden die Großraumbüros, auf welche man in den 60er<br />
Jahren gesetzt hat, wieder in kleinere Gruppenbüros gegliedert.<br />
Kolumne: Wolfgang M. Fessl<br />
D<br />
ie industrielle Revolution hat<br />
die Arbeit als Ganzes tiefgreifend<br />
geändert, ging es zu Beginn<br />
noch um Produktion und<br />
Herstellung, so geht es heute um Kommunikation<br />
und Effizienz. Alle Stufen waren jeweils<br />
mit großen sozialen Spannungen und ebenso<br />
großen Unruhen verbunden. Letztendlich<br />
ermöglichte die Industrialisierung trotz der<br />
Probleme und Spannungen insgesamt aber<br />
einen höheren Lebensstandard, auch für die<br />
Arbeiterklasse.<br />
Die derzeit laufende vierte Welle der Revolution<br />
ist zweifellos die mit der größten Dynamik,<br />
und abermals schafft sie eine Kluft,<br />
aber diesmal nicht zwischen Fabrikanten und<br />
Arbeitern, sondern innerhalb der Arbeitnehmerschaft.<br />
Handwerk versus Büro, Dienstleistung<br />
gegen Home-Office.<br />
Es ist ja schön, wenn es Berufsfelder gibt, in<br />
denen die Leute ihre Arbeit in nur vier Wochentagen<br />
erledigen können oder in denen es<br />
reicht, 32 Stunden in der Woche zu arbeiten,<br />
und diese zu 50 Prozent zuhause zu verbringen.<br />
(Es verbleibt aber die Frage, wieso dieselben<br />
Protagonisten bis jetzt fünf Wochentage<br />
dafür benötigen…). Darüber hinaus gibt es<br />
aber viele Berufsfelder, in denen das nicht<br />
funktioniert. Die U-Bahn sollte auch am Wochenende<br />
fahren, und auch die Notaufnahme<br />
im Spital kennt keinen Ruhetag.<br />
Die „Schreibtischtäter“ verbringen in der Regel<br />
acht Stunden im Büro, genau so viel wie<br />
für Freizeit oder den Schlaf. Das Bedürfnis<br />
nach einer vertrauten, sicheren Umgebung<br />
ist also legitim.<br />
Was wird denn heute dafür getan, dass<br />
die Mitarbeiter sich wohlfühlen?<br />
Wir nehmen Rücksicht auf die Religion und<br />
hängen keine Kreuze mehr auf.<br />
Wir geschlechtern alle Texte bis zur Unlesbarkeit,<br />
um nur alle anzusprechen.<br />
Wir installieren fünf unterschiedliche WC-<br />
Gruppen, um alle sexuellen Ausrichtungen<br />
abzudecken.<br />
Wir berücksichtigen die Ernährungspräferenzen:<br />
Es werden Obstkörbe angeboten, ve-<br />
102 ImmoFokus
Wolfgang M. Fessl<br />
Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer<br />
bei Reinberg & Partner. Insgesamt<br />
verfügt er über mehr als 20<br />
Jahre Erfahrung im nationalen und<br />
internationalen Immobiliengeschäft.<br />
Fessl ist allgemein beeideter und<br />
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,<br />
Immobilientreuhänder<br />
(Makler), Member der Royal Institution<br />
of Chartered Surveyors (RICS),<br />
zertifiziert nach CIS Immozert und<br />
Recognised European Valuer (REV).<br />
Foto: Adobe Stock<br />
gane Mittagsmenüs und laktosefreie Jausen<br />
verabreicht.<br />
Wir sehen für jeden einen Fahrradabstellplatz<br />
vor, es gibt Fitnesszonen mit Duschen.<br />
Wir bauen Cafeterias, schaffen Hundezonen,<br />
Raucherzonen, eigene Telefoninseln, sogar<br />
Relaxzonen und Kreativzonen.<br />
Aber einen fixen ruhigen Arbeitsplatz ohne<br />
unnötigen Stress gestehen wir ihnen nicht zu.<br />
Denn die Modalitäten des geteilten Arbeitsplatzes<br />
können durchaus zusätzlichen Stress<br />
verursachen:<br />
Probleme beim An- und Abmelden, schlecht<br />
eingestellte Bildschirme, defekte Sessel, Dockingstation<br />
mit Kontaktfehler, überbuchte<br />
Plätze, Zutrittskarte mit Sitzbereich nicht<br />
kompatibel et cetera.<br />
Letztendlich geht es darum, den Menschen als<br />
wertvolles Individuum und nicht als lästige<br />
Kostenstelle wahrzunehmen! Im Übrigen: Der<br />
Platzbedarf für ein Biohuhn beträgt gemäß<br />
Tierhaltungsverordnung acht Quadratmeter…<br />
Aber es geht hier nicht um die Arbeitsfläche,<br />
sondern um die Bedürfnisse der<br />
Mitarbeiter.<br />
Man darf nicht vergessen, dass sich evolutionär<br />
tief verankerte Grundstrukturen, wenn<br />
überhaupt, dann nur sehr langsam ändern.<br />
Wir suchen soziale Nähe und Sicherheit. Wer<br />
sitzt denn gerne mit dem Rücken zur Tür?<br />
Mittlerweile können wir fast alles zu jeder<br />
Zeit auf Knopfdruck im Internet bestellen,<br />
aber für den Arbeitsplatz muss ich mich mit<br />
Zwei-Faktor-Authentifizierung anmelden? Im<br />
Handel hat sich die Personalisierung durchgesetzt,<br />
vom parfümierten Taschentuch bis zum<br />
Hochleistungslaufschuh können wir uns alles<br />
personalisieren lassen, aber den Arbeitsplatz<br />
können wir uns nicht personalisieren?<br />
Für mich sieht das so aus, dass es bei der<br />
„New Work“ nicht um das Arbeiten oder den<br />
Arbeitsplatz geht, das sind nur Nebenschauplätze.<br />
Maßgeblich wird sein, den Menschen<br />
ihren Status als Individuen auch in ihrer<br />
Arbeitsumgebung zu erhalten und dennoch<br />
die Infrastruktur aufrecht zu erhalten beziehungsweise<br />
die Produktivität zu sichern.<br />
So gesehen ist das, was wir heute in den Büros<br />
sehen, sicher anders, aber noch nicht „New<br />
Work“. Wie die aussieht, darauf bin ich auch<br />
schon gespannt.<br />
www.cerhahempel.com<br />
CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs<br />
mit integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit mehr als 100 Jahren steht der<br />
Anspruch höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
103
Zum Autor<br />
Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land<br />
Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />
Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />
GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />
Die neue Arbeitswelt:<br />
Trends und Technologien<br />
Kommentar: Jasmin Soravia<br />
Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die sogenannte<br />
„New World of Work“ ist ein übergeordnetes Konzept für neue<br />
Arbeitsmodelle, Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und neue<br />
Nutzungsmodelle für Arbeitsplätze bis hin zu Remote-Arbeitswelten<br />
inmitten der Natur. Internationale Vorzeigeprojekte legen dar, wie sich<br />
die Arbeitswelt auch in Österreich und Deutschland verändern wird.<br />
Herausragende Beispiele für die „New World of Work“ finden sich<br />
bereits seit längerer Zeit im Norden und Westen Europas. Länder wie<br />
Schweden und Norwegen setzen schon seit Jahren auf flexible Arbeitszeiten<br />
und -orte und damit auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance.<br />
Unternehmen wie Spotify und Skype haben hier ihren Ursprung und<br />
fördern bei ihrer Belegschaft eine Kultur des Vertrauens und der Eigenverantwortung.<br />
In den Niederlanden ist hingegen das sogenannte<br />
„Results-Only Work Environment“ (ROWE) populär, bei dem Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auf ihre Ziele fokussiert arbeiten und ihre<br />
Arbeitszeit frei einteilen können. Im Grunde stehen die beiden Modelle<br />
nicht in Widerspruch zueinander, der Unterschied liegt vor allen beim<br />
Ansatz des Managements. Während Schweden und Norwegen auf<br />
Commitment, Identifikation mit dem Unternehmen und intrinsische<br />
Motivation setzen, bedienen sich die Niederländer des klassischen „Managements<br />
by Objectives“ (MBO), indem also klare Ziele vorgegeben<br />
sind und die Wege dorthin individuell gestaltet werden können.<br />
Wenn es um innovative Arbeitsmodelle geht, hinken Österreich und<br />
Deutschland im internationalen Vergleich etwas hinterher, auch wenn<br />
Remote-Work in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen<br />
hat, nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie. Viele Unternehmen<br />
haben erkannt, dass ihre Mitarbeiter auch von zu Hause aus effektiv<br />
arbeiten. Dennoch bleibt die Büropräsenz in einigen Branchen und<br />
Unternehmen wichtig, um Kollaboration, Zugehörigkeit und persönlichen<br />
Austausch zu fördern.<br />
Hybride Modelle, die die Vorteile beider Welten vereinen, basieren<br />
heute meist auf zwei bis drei Tagen pro Woche im Home-Office. Viele<br />
dieser Modelle beruhen auf Mitarbeiterbefragungen, die dieses Ergebnis<br />
als Durchschnitt erbringen, auch wenn Teile der Belegschaft erheblich<br />
mehr Tage pro Woche – oder auch weniger – „remote“ arbeiten wollen.<br />
Es erscheint also zielführend, auch hier stärker zu individualisieren, zu<br />
flexibilisieren und den Fokus auf die Motivation zu setzen. Wie weit<br />
das gehen kann, zeigt der Trend der „Digital Nomads“, die ihren Job<br />
irgendwo auf der Welt erledigen, zum Beispiel an den schönsten Stränden.<br />
So ist heute für einige bereits das Ferienhaus das „Home-Office“<br />
– oder das Lieblings-Café, solange es beim Frühstück ruhig ist.<br />
Künstliche Intelligenz: Von der persönlichen<br />
Assistenz bis zur automatisierten Wertschöpfung<br />
Zudem verändert der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) immer<br />
schneller die Arbeitswelt. Auf individueller Ebene sorgen Spracheingabe,<br />
Übersetzer, Assistenzsysteme wie Siri und zuletzt ChatGPT für<br />
Entlastung – wenn sie gut eingesetzt werden. Immer mehr Unternehmen<br />
automatisieren repetitive Aufgaben, also Routinen bei Sachbearbeitung<br />
und Verwaltung, und setzen auf intelligente Systeme, um<br />
ihre Effizienz wie auch die Umsätze zu steigern. Mittels KI-gestütztem<br />
„Customer Relationship Management“ (CRM) werden Kunden zum<br />
Beispiel anhand ihrer Bedürfnisse analysiert und automatisch serviciert.<br />
In der Produktion ersetzen unter anderem intelligente, lernfähige<br />
Roboter des oberösterreichischen Unternehmens Agilox weltweit<br />
immer mehr Arbeiter, indem sie Bauteile holen und präzise in die<br />
Produktionskette einbringen.<br />
Dies führt dazu, dass immer mehr Arbeitsplätze ersetzt werden – allerdings<br />
vor allem eher in langweiligen, oft stupiden und einseitig belastenden<br />
Betätigungsfeldern. Parallel dazu entstehen viele neue Tätigkeitsfelder,<br />
wie aktuell im Bereich der KI-Entwicklung und -Steuerung.<br />
Foto: ADeutsches Institut für Normung<br />
1<strong>04</strong> ImmoFokus
Quellen: Agilox (<strong>2023</strong>): Die effizientesten Roboter für die Industrie. www.agilox.net<br />
Schnitzhofer, Florian (2021): Das Selbstfahrende Unternehmen. Ein Denkmodell für<br />
Organisationen der Zukunft. Wiesbaden: Springer Gabler.<br />
Wanderer, Emmma (<strong>2023</strong>): Remote Work Campus Alps. Die natürliche Zukunft der Arbeit –<br />
Eröffnung August <strong>2023</strong> www.emmawanderer.com/campus-hieflau<br />
Langfristig geht der Trend der menschlichen Arbeit jedenfalls hin zu<br />
mehr Kreativität und Empathie, zum Innovationsmanagement und zur<br />
persönlichen Betreuung.<br />
Diese neue Arbeitswelt sorgt auch für erhebliche Veränderungen bei<br />
den Betriebsgebäuden und Büros. Hier werden aufgrund der geringeren<br />
Nutzung mehr flexible Arbeitsbereiche geschaffen, um den unterschiedlichen<br />
Arbeitszeiten, -stilen und den neuen Aufgaben gerecht<br />
zu werden. Ruhige Einzelarbeitsplätze ermöglichen bequeme Spracheingaben,<br />
Besprechungsräume werden vielfältiger und von mehreren<br />
Interessensgruppen genutzt, indem sie zum Beispiel dezentral per App<br />
gebucht werden können, Gemeinschaftsbereiche bis hin zu Cafeterias<br />
oder sogar Spielbereichen (zum Beispiel bei Google) fördern im Sinne<br />
des Scrum-Prinzips die informelle Kommunikation und die Kreativität<br />
– und in Ruhezonen sorgt auf Wunsch der Power-Nap für mehr Energie<br />
an den Nachmittagen. Moderne Kommunikationstools und Collaboration-Software<br />
ermöglichen, dass die Zusammenarbeit auch funktioniert,<br />
wenn die Teammitglieder an verschiedenen Orten arbeiten.<br />
Auch die Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Diversität<br />
prägen die Arbeitswelt. Vor allem immer mehr jüngere Menschen<br />
suchen ethisch und ökologisch engagierte Unternehmen – ein Aspekt,<br />
der angesichts der aktuellen Arbeitskräfteknappheit zusätzlich<br />
an Bedeutung gewinnt. Unternehmen integrieren daher zunehmend<br />
nachhaltige Elemente wie beispielsweise energieeffiziente Beleuchtung,<br />
PV- und Biogas-Anlagen und E-Bike- und E-Car-Ladestationen<br />
und setzen auf umweltfreundliche Materialien. Anfang August wurde<br />
von der kreativen Unternehmerin Emma Wanderer der „Workation-<br />
Campus“ eröffnet, ein 18.000 Quadratmeter großes Remote-Work-<br />
Areal mitten in der Natur des Gesäuses mit 50 „Tiny Homes“ und 30<br />
Van-Stellplätzen.<br />
Die klassischen Formen des Wohnens und Arbeiten lösen sich also<br />
zunehmend auf. Was einerseits bei manchen Arbeitnehmern wie<br />
auch Unternehmern und Managern für Verunsicherung sorgt, birgt<br />
andererseits auch große Potenziale. Denn die neue Arbeitswelt wird<br />
bunter, vielfältiger und flexibler und ermöglicht damit mehr Individualität<br />
und eine bessere Work-Life-Balance. Für die Unternehmen<br />
bedeutet das oft zunächst ein Investment – langfristig sind jedoch<br />
enorme Steigerungen der Wertschöpfung und Effizienz möglich. Zudem<br />
tragen durchdachte und mit den Mitarbeitenden abgestimmte<br />
Konzepte auch zum positiven Image der Unternehmen bei.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
105
Frech<br />
gesagt<br />
„Wenn das Service<br />
alleine nicht reicht“<br />
In New-Work-Zeiten, in denen die Unternehmensführung ständig neuen Herausforderungen<br />
gegenübersteht, lohnt es sich, die erfolgreiche Methodik von Trainern aus dem Sportbereich zu<br />
betrachten und auf die Geschäftswelt zu übertragen.<br />
Kolumne: Anita Körbler<br />
I<br />
n einem herrlichen Feriensommer<br />
der frühen 1990er-Jahre kam ich zum<br />
ersten Mal mit dem „weißen Sport“<br />
in Berührung. Aus mir ist zwar kein<br />
Tennis-Profi geworden, umso mehr hat mich<br />
mein Tennis-Coach fasziniert. Und das nicht<br />
nur, weil er uns die Basics dieses Spiels fair<br />
und mit einer Leichtigkeit nahegebracht<br />
hat, nein, auch, weil ich auch damals schon<br />
erkennen durfte, wieviel ein Trainer und ein<br />
Firmenchef gemeinsam haben: Beide stehen<br />
vor der Aufgabe, Talent zu erkennen, Potenzial<br />
zu entfalten, Teamgeist zu entfachen<br />
sowie kontinuierliche Leistungssteigerung<br />
zu erreichen. Da ist es mit einem brillanten<br />
ersten Aufschlag nicht getan.<br />
Ein siegreicher Trainer entwickelt eine klare<br />
Vision für den Spieler und erstellt eine Strategie,<br />
um dessen Stärken zu maximieren und<br />
Schwächen zu minimieren. Genauso entwickelt<br />
ein erfolgreicher CEO eine klare Vision<br />
für das Unternehmen und erstellt eine strategische<br />
Roadmap, um Unternehmensziele zu<br />
visualisieren, zu erreichen sowie Wachstum<br />
und Rentabilität zu steigern.<br />
Die Übertragung sportlicher Prinzipien auf die<br />
„New World of Work“ kann zu einer dynamischeren,<br />
motivierenderen und kollaborativeren<br />
Arbeitskultur führen. Dabei ist es wichtig,<br />
die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen<br />
der Mitarbeiter zu berücksichtigen und<br />
die Analogien sorgfältig anzupassen, um die<br />
bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.<br />
Im Sport sind klare Ziele und Wettbewerb<br />
treibende Kräfte. In der Arbeitswelt können<br />
definierte Ziele und die Möglichkeit, sich in<br />
freundlichem Wettbewerb zu messen, die<br />
Motivation der Mitarbeiter erheblich steigern.<br />
Die Einführung von Leistungszielen<br />
kann vor allem in den neu geschaffenen,<br />
agilen Strukturen dazu beitragen, dass<br />
Mitarbeiter ihr Bestes geben – gepaart mit<br />
Selbstmanagement und Eigenverantwortung<br />
gelingt so auch das Umdenken von abgeleisteter<br />
Wochenarbeitszeit hin zu erfolgreich<br />
erbrachten Ergebnissen.<br />
„Playing or Not-Playing, Captain?“<br />
Ein Tennis-Trainer motiviert den Spieler,<br />
sein Bestes zu geben, und bietet Führung und<br />
Unterstützung. Sportteams bestehen aus Individuen<br />
mit unterschiedlichen Stärken und<br />
Fähigkeiten. In ähnlicher Weise sollte die Arbeitswelt<br />
die Vielfalt der Teams schätzen und<br />
nutzen. Ein CEO inspiriert und führt seine Mitarbeiter,<br />
um ihr volles Potenzial auszuschöpfen<br />
und unter den sich ändernden Marktbedingungen<br />
und Geschäftsherausforderungen<br />
zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.<br />
Zum Thema Krisenbewältigung treten im<br />
sportlichen Umfeld oft unerwartete Herausforderungen<br />
auf, die von Teams erfordern, sich<br />
anzupassen und resilient zu sein. Die Arbeitswelt<br />
tickt ähnlich, insbesondere in Zeiten der<br />
Veränderung. Im Tennissport etwa ist eine Siegesmentalität<br />
wichtig, aber auch die Fertigkeit,<br />
Niederlagen zu verkraften und sich davon zu<br />
erholen. In der Geschäftswelt sind ebenso eine<br />
positive Einstellung, die Bereitschaft zur Weiterentwicklung<br />
und die Fähigkeit zur Bewältigung<br />
von Misserfolgen von großer Bedeutung.<br />
Ein gutes Stichwort: Feierkultur. Im Sport werden<br />
Siege gefeiert. Unternehmen sollten ebenfalls<br />
Erfolge würdigen und Anerkennung für die<br />
Leistungen ihrer Mitarbeiter aussprechen. Dies<br />
fördert ein positives Arbeitsumfeld und stärkt<br />
das Engagement.<br />
Die Idee eines „Non-Playing Captains“ kann<br />
auf einen CEO oder Bereichsleiter übertragen<br />
werden. Die Bezeichnung beschreibt die Rolle<br />
einer Führungsperson, die strategische Entscheidungen<br />
trifft, das Unternehmen lenkt und<br />
Teams inspiriert und leitet, ohne unmittelbar in<br />
den operativen Betrieb involviert zu sein. Von<br />
Vorteil kann dies in einigen Bereichen sein, da<br />
sich die Führungskraft optimal auf ihre Rolle fokussieren,<br />
Weitsicht auf die sich ändernde Geschäftsumgebung<br />
bewahren und Entscheidun-<br />
Fotos: REMG/trovato GmbH<br />
106 ImmoFokus
Sieger spielen solange, bis sie es richtig machen“ (Billie<br />
Jean King). Eine g‘mahde Wiesn garantiert einen perfekten<br />
ersten Aufschlag nicht: Strategie, Disziplin und Ausdauer<br />
sind die Erfolgsfaktoren für ein „perfect match.<br />
Anita Körbler,<br />
trovato.immo<br />
gen neutraler treffen kann. Gefährlich wird es dann, wenn ein „Non-Playing<br />
Captain“ anstatt Aufgaben an Führungskräfte und Teams zu delegieren in die<br />
Rolle des Mikromanagers geht. Das verwirrt und stiftet eher Unruhe im Team<br />
als dass es der strategischen Ausrichtung des Unternehmens nützt.<br />
Lucky (?) Loser<br />
Natürlich würde es nie jemand wagen, dies auszusprechen, aber es gibt sie: die<br />
Lucky Loser auf C-Level. Also jemand, der möglicherweise nicht die charakteristischen<br />
Qualifikationen oder Erfahrungen für die Rolle des CEO mitgebracht<br />
hat, aber aufgrund außergewöhnlicher Situationen, Innovationsgeist oder unerwarteter<br />
Gelegenheiten dennoch in diese Führungsposition aufsteigt.<br />
Anita Körbler<br />
Managing Partner trovato.immo<br />
Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin<br />
und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />
langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />
sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />
(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />
sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />
und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />
für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />
der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />
Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />
Immobilienbranche.<br />
Dieser Ansatz zeigt, dass es nicht immer die offensichtlichen Kandidaten sind,<br />
die sich für Führungspositionen am besten eignen, und dass unerwartete<br />
Umstände zu erstaunlichen Möglichkeiten führen können. Dies kann für innovationsgetriebene<br />
Unternehmen von großem Vorteil sein. Für die Person, die<br />
diese Position dann bekleidet, zeigt sich schnell, ob authentische Fußabdrücke<br />
getätigt werden oder ob die neuen Schuhe zu groß waren.<br />
Aus den besten Spielern werden nicht unbedingt die besten Trainer<br />
Jemand, der am Platz brilliert, mit eiserner Disziplin trainiert und mit den Fans<br />
kokettiert, ist nicht gleichzeitig jemand, der es nach seinen aktiven Jahren<br />
schafft, diese Skills auch bei anderen zu stärken und diese Energien auch bei<br />
seinen Schützlingen freizusetzen.<br />
Dazu gehören neben klarer und effektiver Kommunikation – so wie bei<br />
einem allentscheidenden Tie-Break – Nervenstärke, Ausdauer, Kondition,<br />
Fokus auf Entscheidung und Druckbewältigung. Das zeigt auch in der Praxis<br />
oft, warum der beste Vertriebler sich nicht unbedingt zum optimalen<br />
„Head of Sales“ eignen muss.<br />
IMMOBILIENBEWERTUNG.<br />
Warum wir?<br />
Weil wir´s können.<br />
www.reinberg-partner.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
107
Im Fokus<br />
Anton Bondi de Antoni<br />
Anton Bondi de Antoni ist geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Bondi Consult GmbH. Nach dem Studium der<br />
Rechtswissenschaften waren seine beruflichen Stationen<br />
unter anderem ALAG International Projektentwicklung und<br />
MACULAN International.<br />
108 ImmoFokus
Gelebte Innovation<br />
Neue Wege. „In ungewissen Zeiten muss man neue Wege finden, um Visionen umzusetzen“, meinen Anton<br />
Bondi de Antoni, geschäftsführender Gesellschafter Bondi Consult und Christoph Nemetschke, Projektleiter<br />
TwentyOne, im Gespräch mit dem ImmoFokus.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Gratulationen zum Deal mit dem Stift<br />
Klosterneuburg…<br />
Anton Bondi de Antoni: In ungewissen<br />
Zeiten muss man neue Wege finden, um<br />
Visionen umzusetzen. Umso mehr freut es<br />
uns, dass wir mit dem Stift Klosterneuburg<br />
einen verlässlichen heimischen Partner für<br />
das TwentyOne gefunden haben, den wir<br />
mit unserem nachhaltigen Quartierskonzept<br />
überzeugen konnten.<br />
Studentenwohnheim sprechen wir derzeit<br />
mit einem Betreiber-Investor, der es im<br />
eigenen Bestand halten und betreiben wird.<br />
Wir müssen es für ihn bauen. Das sollte kein<br />
wirkliches Problem sein.<br />
Wann ist die Fertigstellung geplant?<br />
Bondi de Antoni: Ende 2026/Anfang 2027<br />
ist ein realistisches Ziel, das wir erreichen<br />
können. Das würde bedeuten, dass wir 2024<br />
hatten auch ein Negativfeststellungsverfahren<br />
für die Umweltverträglichkeitsprüfung,<br />
das während der Pandemie ziemlich<br />
lange gedauert hat. Aktuell gibt es keine<br />
Corona-Einschränkungen mehr, aber aus<br />
anderen Gründen gestaltete sich der Prozess<br />
weiterhin schwierig. Ich weiß nicht, warum.<br />
Doch nun haben wir alle erforderlichen<br />
Genehmigungen erhalten und können mit<br />
den nächsten Schritten fortfahren.<br />
Verkauft wurde die Liegenschaft – Siemensstraße<br />
88 – mit einer Grundstücksfläche von<br />
rund 24.000 Quadratmetern. Gleichzeitig<br />
haben wir einen Baurechtsvertrag für 100<br />
Jahre abgeschlossen. Auf dieser Grundstücksfläche<br />
werden wir wie geplant einen<br />
Hotel-, Office- und Student-Hub errichten,<br />
mit einer Bruttogrundfläche von in Summe<br />
rund 54.000 Quadratmetern.<br />
„Die Baukosten des Central-Hubs<br />
haben wir sehr gut im Griff.“<br />
Anton Bondi de Antoni,<br />
Bondi Consult<br />
Fotos: Richard Tanzer<br />
Ein Hotel-Hub in dieser Lage – ein<br />
Wagnis?<br />
Bondi de Antoni: Beim Kauf der Liegenschaften<br />
haben wir uns verpflichtet, ein<br />
Hotel mit einer bestimmten Mindestfläche<br />
zu errichten. Es gibt bereits zwei<br />
Betreiberinteressenten. Beide sind große,<br />
internationale Gruppen. Geplant sind<br />
etwa hundert normale Zimmer mit einem<br />
Standard von etwa drei Sternen plus sowie<br />
50 bis 60 sogenannte Long-Stay-Einheiten,<br />
die für Personen gedacht sind, die etwa eine<br />
Woche für Schulungen oder ähnliches in<br />
der Stadt sind. Der wesentliche Unterschied<br />
zu herkömmlichen Hotelzimmern ist, dass<br />
sie etwa drei Quadratmeter größer sind<br />
und über eine Kitchenette verfügen. Beim<br />
oder Anfang 2025 mit dem Bau beginnen.<br />
Mit den nötigen Vorlaufzeiten sollte das<br />
machbar sein.<br />
Ein ambitionierter Zeitplan …<br />
Christoph Nemetschke: Wir freuen uns, dass<br />
wir nach mehr als 30 Monaten nach dem<br />
Einreichtermin alle erforderlichen Baugenehmigungen<br />
erhalten haben.<br />
Wie stark war das der Pandemie<br />
geschuldet?<br />
Bondi de Antoni: Einige Anträge wurden<br />
kurz vor Ausbruch der Pandemie eingereicht<br />
und manche während der Pandemie. Wir<br />
Wie steht es um die Baukosten?<br />
Bondi de Antoni: Die Baukosten des Central-<br />
Hubs haben wir sehr gut im Griff. Wir haben<br />
eine Fixpreispauschale vereinbart, noch<br />
bevor der Ukrainekrieg begonnen hat – und<br />
wir bemühen uns, alles zu tun, um innerhalb<br />
dieser Fixpreispauschale zu bleiben. Wir<br />
schauen uns gerade nach Optionen für den<br />
nächsten Bauabschnitt um. Die Preise sind in<br />
den vergangenen Wochen wieder ein wenig<br />
gesunken. Die Lieferketten funktionieren<br />
wieder besser. Allein bei den Elektronikbauteilen<br />
sind Chips für die Schlösser noch<br />
immer ein Thema. Wie lange haben wir<br />
darauf gewartet?<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
109
Im Fokus<br />
Christoph Nemetschke: Monate im zweistelligen<br />
Bereich. Normalerweise geht man in<br />
den Baumarkt und holt sich die Chips aus<br />
dem Regal. Doch wir mussten monatelang auf<br />
Lieferungen warten. Aber wir könnten in den<br />
kommenden Monaten von leicht sinkenden<br />
Preisen profitieren, da die Bauaufträge aufgrund<br />
von Finanzierungsproblemen zurückgehen.<br />
Das wird uns vermutlich helfen.<br />
Neue Finanzierungen – unmöglich oder<br />
nur schwieriger?<br />
Bondi de Antoni: Laufende Finanzierungen<br />
sind weitgehend in Ordnung. Natürlich gibt<br />
es immer wieder Diskussionen. Bei neuen<br />
Finanzierungen muss man die Dinge neu<br />
betrachten. Aber eigentlich müssten wir<br />
das nicht neu überdenken. In den 1980er<br />
und 1990er Jahren lagen die Zinsen auch bei<br />
sechs Prozent – und es wurde finanziert.<br />
Es ist in Vergessenheit geraten, wie wichtig<br />
es ist, die Vertragspartner vorweg schon<br />
ins Boot zu holen. Es geht nicht darum zu<br />
sagen: „Ich fange an zu bauen und presse<br />
jeden Investor aus.“ Stattdessen sollte man<br />
versuchen, die Eigenkapitalinvestoren<br />
rechtzeitig mit ins Boot zu holen. Die Zeiten,<br />
in denen man hohe Renditen ohne Qualitätsansprüche<br />
erzielen konnte, sind vorbei. Wir<br />
sehen Interesse von internationalen Fonds,<br />
die zurückkommen. Sie haben Geld und sie<br />
suchen nach sinnvollen Investitionsmöglichkeiten.<br />
Wenn man schrittweise aufeinander<br />
zugeht, kann man Lösungen finden.<br />
Rechtzeitig mit ins Boot holen ist ein gutes<br />
Stichwort. Generalunternehmen oder<br />
Allianzverträge?<br />
Bondi de Antoni: Wir arbeiten mit Allianzverträgen.<br />
Normalerweise teilen wir<br />
die Aufträge in drei Bereiche auf: Bau,<br />
Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und<br />
Fördertechnik. Diese Bereiche werden dann<br />
zusammengeführt, wobei wir dem Bauunternehmer<br />
normalerweise die Koordinationsverantwortung<br />
übertragen und entsprechend<br />
bezahlen. Das kommt in Summe für<br />
uns als Bauherr günstiger.<br />
Ihnen eilt der Ruf eines harten, aber<br />
fairen Verhandlers voraus, wenn man dem<br />
Habau-CEO Hubert Wetschnig Glauben<br />
schenken darf.<br />
Bondi de Antoni: Wir wissen, was wir wollen.<br />
Wir haben bereits viel Erfahrung im Bau<br />
gesammelt und versuchen, aus unseren<br />
Fehlern zu lernen. Mir ist es lieber, im Voraus<br />
einige Dinge anzusprechen, bei denen alle<br />
sagen „Was möchtest Du schon wieder damit?<br />
Das wird nie passieren“, statt darüber zu<br />
schweigen und genau dann treten diese Fälle<br />
ein. Denn dann fangen die Diskussionen und<br />
Streitigkeiten an.<br />
Bei unserem letzten Projekt hatten wir nur<br />
wenige Nachträge, die wir selbst generiert<br />
haben. Es gab keine unnötigen Forderungen<br />
oder Klagen. Wir haben uns entschieden,<br />
anstelle eines Büros ein Labor zu bauen, was<br />
natürlich mehr kostet. Aber auch hier hatten<br />
wir im Voraus den Ablauf besprochen und uns<br />
geeinigt, wie die Abrechnung erfolgen sollte.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung der<br />
Zinsen? Haben wir den Plafond erreicht?<br />
Werden Zinsen und Inflation wieder<br />
abnehmen werden? Geht es bei den Zinsen<br />
auch wieder gegen Null?<br />
Bondi de Antoni: Gegen Null sicher nicht<br />
mehr. Es sei denn, es wird erneut eine<br />
dirigistische Intervention geben. Ansonsten<br />
gehe ich davon aus, dass wir uns auf einen<br />
Bereich von etwa drei Prozent einstellen<br />
110 ImmoFokus
müssen. Bleibt die Inflation hoch, können<br />
es auch 6,5 Prozent oder mehr sein. Wir<br />
sprechen vom Basiszinssatz. Dann kommen<br />
noch die verschiedenen Bankenaufschläge<br />
hinzu. Es bleibt auf jeden Fall spannend.<br />
Viele neigen dazu, anzunehmen, dass<br />
zwischen Inflation und Zinsen ein kausaler<br />
Zusammenhang ist. Natürlich besteht eine<br />
Verbindung, aber die aktuelle Inflation<br />
hat nichts mit den aktuellen Zinssätzen zu<br />
tun. Die Inflation, die wir erleben, hat viele<br />
verschiedene Gründe.<br />
Einige Länder haben sie besser in den Griff<br />
bekommen als andere, und wir gehören<br />
leider zu den letzteren. Ich hoffe, dass wir<br />
im Jahr 2024 eine gewisse Abschwächung<br />
sehen werden. Ich glaube, dass die Inflation<br />
irgendwann wieder auf 2,5 bis drei Prozent<br />
sinken wird. Das ist meine Überzeugung. Wir<br />
sollten nicht nur die jährliche Inflationsrate<br />
betrachten, sondern auch den Vergleich mit<br />
vor fünf Jahren. Selbst wenn es 15 Prozent<br />
mehr sind als im Vorjahr, könnten wir wieder<br />
bei etwa 2,5 Prozent landen.<br />
Beim CentralHub haben wir uns beispielsweise<br />
mit der Bank auf eine siebenjährige<br />
Zinsbindungsfrist geeinigt. Dies ist ein<br />
gewisses Risiko. Ich zahle durch die Zinsbindung<br />
derzeit wahrscheinlich etwas<br />
mehr, als ich es momentan müsste. Aber<br />
wir sind uns alle einig, dass wir das Ende der<br />
Fahnenstange noch nicht erreicht haben.<br />
Wer weiß, was noch passieren wird. Wenn<br />
ich die nächsten sieben Jahre fixieren kann,<br />
dann habe ich Sicherheit. Wir haben einen<br />
festen Baupreis, durch die Inflation steigende<br />
Mieteinnahmen und aber einen festen<br />
Zinssatz. Perfekt.<br />
Indexierung der Mieten: ein spannendes<br />
Thema. Sind Indexierungen durchsetzbar?<br />
Bondi de Antoni: Bisher hat es gut funktioniert.<br />
Bei den Mietverhandlungen spielen<br />
wir oft das Spiel, bei dem wir dem Kunden<br />
sagen: „Sie haben die Wahl. Entweder<br />
schließen wir jetzt auf Basis der aktuellen<br />
Bedingungen ab, und wenn Sie einziehen,<br />
fügen wir die Inflation oder den Index hinzu.<br />
Oder wir machen Ihnen jetzt ein Angebot,<br />
was wir in drei Jahren oder zweieinhalb<br />
Jahren verlangen, wenn Sie einziehen.“<br />
Bislang haben sich alle für die zweite Option<br />
entschieden. Es ist für uns ein gewisses Risiko<br />
dabei, aber letztendlich haben wir zum<br />
Das 1x1 der Immobilienbesteuerung<br />
auf optimal<br />
genutzten 0,021 m 2 .<br />
Jetzt kostenlos die Broschüre bestellen und profitieren:<br />
www.tpa-group.at/immo<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
111
Im Fokus<br />
Glück den Baupreis bereits vorher festgelegt.<br />
Das funktioniert.<br />
Wie geht es mit dem Innovation Hub<br />
weiter? Steht ein Verkauf im Raum?<br />
Bondi de Antoni: Wir sind dabei, den Innovation<br />
Hub an einen Endinvestor zu verkaufen.<br />
Woher kommen die Interessenten?<br />
Bondi de Antoni: Einer kommt aus den<br />
Niederlanden, einer aus Deutschland, einer<br />
aus England. Keiner aus Österreich.<br />
Was ich mir hierzulande wünschen würde,<br />
ist, dass die Menschen von ihrer negativen<br />
Grundeinstellung wegkommen. In den<br />
letzten anderthalb Jahren sind so viele Menschen<br />
in eine Art Pessimismus verfallen, als<br />
ob alles hoffnungslos sei und der Untergang<br />
naht. Ich finde, das ist unbegründet. Dies<br />
hat uns teilweise das Leben erschwert, da wir<br />
Leute aus diesem Gedankensumpf herausziehen<br />
müssen, damit sie wieder produktiv<br />
sind und Fortschritte erzielen können. Das<br />
beschäftigt uns momentan sehr. Dieses<br />
Phänomen gibt es in fast allen Bereichen.<br />
Es fehlt uns etwas an Aufbruchsstimmung,<br />
insbesondere in unserer Branche.<br />
Die Aufbruchsstimmung wird früher oder<br />
später zurückkehren.<br />
Bondi de Antoni: Ich bin überzeugt, einige<br />
bereiten sich auf schwierige Zeiten vor, um<br />
von ihren zu hohen Bewertungen herunterzukommen.<br />
Jetzt müssen sie jammern.<br />
Tatsächlich suchen sie nach einer Möglichkeit,<br />
ihre zu positive Bewertung zurückzunehmen,<br />
ohne ihr Gesicht zu verlieren. Sie<br />
müssen zuerst jammern, wie schlimm alles<br />
ist, und dann können sie sagen: „Ich bin auch<br />
nur ein Opfer. Ich habe diese Überbewertung<br />
nicht verursacht.“<br />
Wir haben das nie gemacht. Wir haben niemals<br />
aufgewertet. Ich verstehe es bei großen<br />
Konzernen, ich verstehe es bei Unternehmen,<br />
die nach IFRS bilanzieren. In gewissem<br />
Maße müssen sie das tun. Natürlich haben<br />
sie momentan teilweise mit Problemen zu<br />
kämpfen, das ist klar. Aber dennoch denke<br />
ich, dass es eine ganze Generation junger<br />
Entwickler und Developer ist, die eine solche<br />
Situation noch nie erlebt hat. Seit 1997 oder<br />
1998 ging es immer nur bergauf. Dann kam<br />
die Lehman-Krise und wir dachten: „Jetzt<br />
geht alles runter.“ Aber nein, es ging wieder<br />
bergauf. 2011, wieder bergauf. Dadurch<br />
sind viele Schönwettergötter entstanden,<br />
die Glück hatten – kaufen, verkaufen, drehen.<br />
Sie wurden von keinerlei Belastungen oder<br />
Schwierigkeiten beeinträchtigt. Diese Zeiten<br />
sind vorbei.<br />
Der Markt hat viele Fehler verziehen.<br />
Bondi de Antoni: Ja, der Markt hat viele Fehler<br />
verziehen. Einige Leute, vor allem im Wohnbereich,<br />
haben jedoch zu teuer eingekauft. Die<br />
haben aktuell ein Problem. Jetzt ist die Zeit<br />
für diejenigen gekommen, die Erfahrung und<br />
Routine haben.<br />
Aber nicht nur in der Finanzierung, auch<br />
beim Office gehen Sie neue Wege…<br />
Nemetschke: Mit der New Work Area „Flex<br />
Units” bieten wir ein innovatives All-In-<br />
Bürokonzept mit flexibler Laufzeit. Kein<br />
Desk-Sharing. Die Flex Units können – wie<br />
bereits der Name verrät – flexibel und ab drei<br />
Monaten gebucht werden. Die Flex Units im<br />
Innovation Hub sind unser Beitrag zu „New<br />
Work“, zur Förderung der Kommunikation,<br />
dem Wissensaustausch und dem teamorientierten<br />
Arbeiten.<br />
Auch in der Kommunikation mit den Mietern<br />
gehen wir neue Wege. Mit der eigenen<br />
von Pocket House realisierten TwentyOne-<br />
Quartiersapp sind die Mieter jederzeit über<br />
alle wichtigen Informationen zum Quartier<br />
„up to date“. Über die App können auch direkt<br />
Buchungen für die Besprechungsräume<br />
vorgenommen werden.<br />
Bondi de Antoni: Die Einheiten sind seit<br />
Anfang September buchbar. Die Nachfrage<br />
überrascht uns selbst. Ich bin überzeugt<br />
davon, dass Flex Units einer der Wege ist, die<br />
in neuen Bürogebäuden angeboten werden<br />
müssen. Man muss einen Teil der Flächen<br />
112 ImmoFokus
Und die Kosten…<br />
Nemetschke: …liegen bei 500 Euro netto<br />
pro Arbeitsplatz pro Monat. Alles inklusive:<br />
Internet, Strom, kostenlosen Zugang zu einem<br />
Drucker, Nutzung der Küche und der Gemeinschaftsbereiche<br />
sowie die normale Nutzung<br />
dieser Räume. Bis hin zum abschließbaren<br />
Kühlschrank. Wir haben einen Kühlschrank<br />
mit einzelnen Fächern, die zugeordnet sind,<br />
um Streitereien zu vermeiden.<br />
Christoph Nemetschke<br />
Christoph Nemetschke sammelte erste Erfahrungen in der<br />
Immobilienbranche bei Vasko & Partner, bevor er 2018 bei<br />
Bondi Consult an Bord kam. Im November 2021 avancierte<br />
Nemetschke zum Projektleiter vom TwentyOne.<br />
Einige Dinge müssen jedoch separat gebucht<br />
werden, wie die Cubes für Video Calls. Wir<br />
haben sowohl die klassischen, in die man sich<br />
reinstellt und telefonieren kann, als auch vier<br />
Boxen, die groß genug sind, um zu zweit eine<br />
Videokonferenz starten zu können.<br />
sehr flexibel anbieten können. Einer unserer<br />
neuen Mieter beispielsweise benötigt jetzt<br />
schon für einige Monate einen Raum für eine<br />
Projektgruppe. Er sagt: „Es ist großartig. Ich<br />
muss nicht nach draußen gehen. Ich muss<br />
nicht woanders suchen. Mein Projektteam<br />
sitzt im Haus drei Stockwerke unter mir.“<br />
Nemetschke: Wir haben uns absichtlich Zeit<br />
gelassen und ein etwas anderes Konzept<br />
gewählt als andere Co-Working-Situationen.<br />
Gemeinsam mit unserem Ausstatter Bene<br />
haben wir in vielen Sitzungen die Flex<br />
Units entwickelt. Der Weg war von einem<br />
klassischen Büro zu einer klassischen<br />
Co-Working-Ausstattung. Dann haben wir<br />
Themen identifiziert, die dazwischenliegen,<br />
und beschlossen, wie alles sein soll. Die<br />
Philosophie von Co-Working geht Richtung<br />
Hotel- oder Kaffeehaus-Feeling. Wir waren<br />
jedoch rasch überzeugt, dass es in Wirklichkeit<br />
ums Arbeiten geht, und das soll auch so<br />
bleiben. Co-Working soll nur einen gewissen<br />
Komfort bieten und liefern. Das sieht man<br />
an den vielen Gemeinschaftsbereichen, die<br />
nicht gemietet werden können, sondern<br />
allen frei zur Verfügung stehen.<br />
Nemetschke: Ein wesentlicher Unterschied<br />
ist, dass wir im Gegensatz zu anderen<br />
Anbietern die Schreibtische nicht einzeln<br />
und nicht tageweise vermieten. Personen,<br />
die schnell etwas erledigen wollen und<br />
einen Schreibtisch für ein, zwei Stunden<br />
brauchen, sind nicht unsere Zielgruppe.<br />
Unsere Zielgruppe sind in erster Linie<br />
Projektteams oder Projektgruppen, die<br />
Arbeiten zu erledigen haben. Da stehen<br />
auch andere Features im Mittelpunkt, wie<br />
zum Beispiel Zutrittsbeschränkungen und<br />
so weiter. Die technische Ausstattung spielt<br />
alle Stückeln. Wir haben darauf geachtet,<br />
dass alles mit „Plug and Play“ funktioniert.<br />
Wir haben Videoanlagen, große Displays und<br />
Fernseher. Man kann sofort Videokonferenzen<br />
und dergleichen durchführen – alles ist<br />
im Paketpreis inkludiert. Braucht man einen<br />
edleren Besprechungsraum, bucht man den<br />
Executive-Boardroom.<br />
Die Standard-Büroeinheiten haben vier<br />
Arbeitsplätze, es gibt aber auch welche mit<br />
zwei und einem, wenn ein größeres Team ein<br />
Einzelbüro benötigt. Wir haben auch zwei<br />
Projektarbeitsplätze, in einem Raum gibt es<br />
zehn und in einem anderen sieben Arbeitsplätze,<br />
an denen richtige Projektgruppen<br />
arbeiten können.<br />
Der zu buchende Mindestzeitraum?<br />
Nemetschke: Unsere Zielvorstellung wären<br />
drei Monate, aber wir sind im Einzelfall<br />
flexibel.<br />
Bondi de Antoni: Wir haben den Mitbewerb<br />
beobachtet und versucht, ein Paket zu kreieren,<br />
das ein bisschen von dem abweicht, was<br />
normalerweise angeboten wird. Wir haben<br />
auch mit vielen Experten gesprochen, die<br />
sich damit auskennen, und haben durchaus<br />
einiges an Lob bekommen. Und es wurde uns<br />
gesagt, wir seien großzügig. Das ist etwas, das<br />
uns von anderen unterscheidet. Im Vergleich<br />
dazu bieten Mitbewerber wesentlich weniger<br />
Fläche pro Arbeitsplatz. Wir haben bei TwentyOne<br />
bewusst auf Großzügigkeit Wert gelegt.<br />
Wir haben 75 Arbeitsplätze auf 1.500 Quadratmetern,<br />
das bedeutet etwa 25 Quadratmeter<br />
pro Arbeitsplatz. Das ist großzügig.<br />
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.<br />
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.<br />
14 x in Österreich<br />
30 x in CEE & SEE<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
113<br />
www.tpa-group.at
Im Fokus<br />
Wer WhatsApp beherrscht,<br />
beherrscht auch smino<br />
Intuitive Kollaborationslösung für die Baubranche. Christoph Degendorfer und Matthias Köck haben ambitionierte<br />
Ziele: „Wir wollen in Österreich Marktführer werden“.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
„smino“ wurde 2016 von Sandor Balogh<br />
und Silvio Beer in der Schweiz mit dem<br />
Ziel gegründet, der Baubranche ein<br />
digitales Werkzeug zur Bewältigung der<br />
aktuellen und zukünftigen Herausforderungen<br />
bereit zu stellen. Seit knapp<br />
einem Jahr ist smino nun auch in Österreich<br />
im Einsatz. Aber warum eigentlich?<br />
Christoph Degendorfer: smino wurde in der<br />
Schweiz gegründet und hat sich dort in den<br />
letzten Jahren sehr gut entwickelt. Da war es<br />
naheliegend, auch die anderen deutschsprachigen<br />
Märkte anzugehen. Der Markteintritt<br />
in Österreich erfolgte über die Übernahme<br />
von Bim Spot, einem von mir gegründeten<br />
BIM-Software-Unternehmen. Für alle<br />
Beteiligten war die Zusammenführung eine<br />
Win-Win-Situation.<br />
Matthias Köck: Es wurden zwei Welten<br />
zusammengeführt, die einander perfekt<br />
ergänzen.<br />
Projekte – in Spanien, den USA oder eben<br />
auch in Deutschland und Österreich.<br />
„In Österreich<br />
sehen wir ein<br />
riesen Potential<br />
für smino<br />
und möchten<br />
daher nun<br />
den Erfolg am<br />
Schweizer Markt<br />
duplizieren.“<br />
Was ist die große Herausforderung im<br />
österreichischen Markt?<br />
Matthias Köck: Eines vorweg: smino hat den<br />
Anspruch, sich international zu etablieren,<br />
und ist darauf angewiesen, außerhalb des<br />
Heimmarkts zu wachsen. Die Schweiz ist<br />
und bleibt der wichtigste Markt und bietet<br />
uns die Basis für die Expansion. Das ist nun<br />
in einem ersten Schritt der DACH-Raum.<br />
Als „Software-as-a-Service“-Anbieter haben<br />
wir technisch die Möglichkeiten, unsere<br />
Lösungen rasch zu skalieren und potenziell<br />
unbegrenzt vielen Kunden anzubieten.<br />
In der Schweiz kennt uns fast jeder. Kein<br />
Wunder – über 19.000 registrierte Unternehmen<br />
stehen auf unserer Kundenliste. In<br />
Österreich sind wir ins kalte Wasser gesprungen.<br />
Hier bauen wir eine Marke von null auf.<br />
Die größte Herausforderung ist, die Marke zu<br />
stärken, die ersten Kunden zu haben und die<br />
ersten Projekte zu realisieren.<br />
In der Schweiz wurden – wie ich der<br />
Homepage entnehmen konnte – bereits<br />
über 8.000 Projekte mit smino realisiert.<br />
Wurde die Schweiz zu klein?<br />
Degendorfer: Die meisten Projekte wurden<br />
bisher in der Schweiz umgesetzt, auch in der<br />
französischsprachigen Westschweiz sind<br />
wir aktiv. Es gibt aber auch internationale<br />
Christoph Degendorfer,<br />
smino<br />
Das heißt, die Software ist in unterschiedlichen<br />
Sprachen erhältlich?<br />
Degendorfer: Aktuell sind sieben Sprachversionen<br />
am Markt erhältlich.<br />
Wir wollen den Markt sukzessive mit einem<br />
gesunden Wachstum aufbauen, sodass wir in<br />
den nächsten Jahren den Status als Nummer-<br />
Eins-Plattform, den wir in der Schweiz<br />
haben, auch in Österreich hinbekommen.<br />
Degendorfer: Die größten Unterschiede in<br />
den Märkten liegen darin, dass wir in der<br />
Fotos: Richard Tanzer<br />
114 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
115
Im Fokus<br />
Matthias Köck<br />
Matthias Köck, Sales-Experte mit internationaler<br />
Erfahrung, absolvierte die Vienna Business<br />
School in Mödling und glänzte im Projektmanagement<br />
mit Kunden wie Intel und Sony.<br />
Vom Projektmanagement wechselte Matthias<br />
ins Sales Management einer Software Firma<br />
und ist seit September 2022 bei smino engagiert.<br />
Beim Wandern und Bergsteigen nimmt<br />
er sich die Zeit zum Nachdenken, beim Tennis<br />
gewinnt er nicht nur Punkte, sondern trainiert<br />
auch seine Konzentration und das Reisen bietet<br />
ihm Abwechslung.<br />
Schweiz schon sehr früh am Markt waren.<br />
Die Firma wurde 2016 gegründet – 2018 war<br />
der Markteintritt. Dementsprechend hatten<br />
wir fünf Jahre Zeit, die Marke aufzubauen. In<br />
Österreich sind schon Mitbewerber am Markt.<br />
Das ist aber auch gesund und gut für uns.<br />
Wie in der Schweiz sind auch in Österreich<br />
die Bauherren oder die Architekturbüros<br />
die Entscheidungsträger. In der Schweiz ist<br />
man risikofreudiger. In Österreich ist man<br />
Neuem gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.<br />
Österreichische Unternehmen setzen gerne auf<br />
etablierte Unternehmen – auf Unternehmen,<br />
die sie kennen.<br />
Man kann sagen, dass sich die charakteristischen<br />
Klischees, die man über Deutschland,<br />
Österreich und die Schweiz hat, bestätigen. Der<br />
Schweizer ist ein Pragmatiker, der eine Lösung<br />
gut findet und dann sofort reingeht. Er denkt<br />
vielleicht auch längerfristiger. Die Lösungen<br />
werden sehr oft vom ganzen Lebenszyklus her<br />
angeschaut und gedacht. In Deutschland sehen<br />
wir hingegen oft sehr intensive Evaluierungsprozesse,<br />
bei denen viele Lösungen durchleuchtet<br />
werden und sehr analytisch vorgegangen<br />
„Digitalisierung und<br />
Prozessoptimierung helfen, Zeit und<br />
Geld zu sparen.<br />
Und genau das bietet smino.“<br />
wird. Und Österreich würde ich in der Mitte<br />
zwischen den beiden Zugängen sehen.<br />
Wo liegen die gravierenden Unterschiede<br />
zu den bereits etablierten Systemen in<br />
Österreich oder Deutschland, wenn man<br />
es auf drei Punkte runterbrechen müsste?<br />
Degendorfer: Unsere Software ist im<br />
Gegensatz zu Speziallösungen, die einen<br />
Prozess oder eine Funktion abdecken, sehr<br />
breit aufgestellt. Mit smino ist die komplette<br />
Projektabwicklung möglich. Das ist sehr<br />
angenehm, weil ich mich nicht in fünf<br />
Lösungen einloggen muss und Silos habe,<br />
Matthias Köck,<br />
smino<br />
sondern eine durchgängige Lösung nutzen<br />
kann. Das ist der eine Punkt. Der zweite<br />
Punkt ist, dass unser Tool sehr einfach zu<br />
verwenden ist. Wir kratzen gerade an der<br />
Marke von 40.000 Usern – haben aber nur<br />
zwei Personen im Support sitzen, die den<br />
Usern Hilfestellungen geben. Allein dieses<br />
Verhältnis zeigt, wie einfach unsere Lösung<br />
zu bedienen ist. Das ist ein wesentlicher<br />
Faktor: Teams verändern sich. Mitglieder<br />
kommen und gehen. Das Onboarding ist sehr<br />
einfach und die Lösung selbsterklärend. Das<br />
sind die zwei Hauptpunkte. smino ist von<br />
Personen aus der Praxis entwickelt worden.<br />
116 ImmoFokus
Wir versuchen, die Prozesse so abzubilden,<br />
wie sie tatsächlich auf der Baustelle oder<br />
im Planungsbüro existieren. Wir haben<br />
Softwareentwickler, die früher Tragwerksplaner<br />
waren. Das ist bezeichnend dafür,<br />
wie wir die Software aus der Praxis heraus<br />
weiterentwickeln. Bedienen lässt sich smino<br />
über einen Browser als Cloud-Lösung und<br />
mit einer App. Das Einzige, was die Leute<br />
mitbringen müssen, ist der Wille, mit einem<br />
solchen Tool zu arbeiten.<br />
Wie sieht Ihre Bilanz nach knapp einem<br />
Jahr Markpräsenz in Österreich aus?<br />
Degendorfer: Wirklich präsent sind wir seit<br />
Jahresbeginn <strong>2023</strong>. Wir sehen den Markt<br />
positiv. Entgegen der jetzigen Marktsituation<br />
mit vielen Investmentstopps sehen wir,<br />
dass das Thema Digitalisierung nach wie<br />
vor, vielleicht aus einem Effizienzgedanken<br />
heraus, sehr stark ist.<br />
mit Kunden und potenziellen Neukunden,<br />
wie wichtig die Effizienz für Bauprojekte<br />
ist. Digitalisierung und Prozessoptimierung<br />
helfen, Zeit und Geld zu sparen. Und genau<br />
das bietet smino.<br />
Kann man das Einsparungspotential<br />
durch Effizienz beziffern?<br />
Degendorfer: Es sind ganz banale Dinge,<br />
bei denen die Effizienz steigt und denen<br />
die Leute die Veränderungen oftmals am<br />
eigenen Leib spüren. Wie lange brauche ich<br />
zum Beispiel, um ein Protokoll zu schreiben?<br />
Das mache ich jeden Tag, wenn ich in vielen<br />
Meetings sitze. Wenn wir dann argumen-<br />
Christoph Degendorfer<br />
Als leidenschaftlicher Architekt<br />
liebt es Christoph Degendorfer,<br />
Visionen Wirklichkeit werden zu<br />
lassen. Als Mitbegründer eines<br />
BIM-Beratungsbüros erkannte er<br />
das ungenutzte Potenzial von BIM<br />
und gründete bimspot, um diese<br />
Lücke zu schliessen. Die smino<br />
AG, Anbieterin der führenden<br />
Softwarelösung für Planungsund<br />
Bauprojekte in der Schweiz,<br />
übernahm 2022 bimspot und<br />
Christoph Degendorfer stiess zum<br />
Gründerteam mit Sandor Balogh<br />
und Silvio Beer hinzu.<br />
Köck: Unternehmen, vor allem aber auch die<br />
Kommunen und größeren Bauunternehmen,<br />
schauen aktuell sehr genau darauf, wie<br />
sie sich hinsichtlich der Digitalisierung<br />
weiterentwickeln können. Wie können sie<br />
Personalkosten sparen? Wie können sie<br />
ihre Effizienz steigern? Gerade jetzt ist der<br />
richtige Zeitpunkt, um im Unternehmen<br />
selbst zu schauen, wie man die Prozesse, die<br />
es derzeit gibt, verbessern kann. Wir treten<br />
genau richtig in den Markt ein, weil wir eine<br />
Lösung anbieten, die sich nicht auf einen<br />
Teilbereich spezialisiert hat, sondern das<br />
komplette Bauvorhaben von Leistungsphase<br />
eins bis neun durchgehend begleiten kann.<br />
Viele Unternehmen suchen so eine Lösung,<br />
mit der sie nur eine Software haben und nur<br />
eine Lizenz bezahlen. Sie brauchen nicht vier<br />
oder fünf verschiedene. Dadurch kann man<br />
Kosten sparen.<br />
Der Immobiliensektor und speziell die<br />
Baubranche stehen vor großen Herausforderungen.<br />
Insbesondere seit Anfang <strong>2023</strong><br />
erfahren wir in persönlichen Gesprächen<br />
Von Grunderwerbsteuer bis Immobilienfonds.<br />
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.<br />
14 x in Österreich<br />
30 x in CEE & SEE<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
117<br />
www.tpa-group.at
Im Fokus<br />
Seien wir stolz darauf, was die Menschen in der<br />
Bau- und Immobilienbranche jeden Tag leisten!<br />
Bei all den Herausforderungen, die uns in einem<br />
Projekt begegnen und die in Zukunft noch auf uns<br />
zukommen, ist es wichtig, auch einen Blick auf<br />
die Erfolge und die herausragenden Gebäude zu<br />
werfen, die gerade in Planung und im Bau sind,<br />
oder bereits abgeschlossen und in Nutzung. Am<br />
Anfang jedes Projektes steht eine Idee, an der im<br />
Laufe der mehrjährigen Entwicklung oft hunderte<br />
an Profis mitarbeiten und zu der jeder seinen Teil<br />
beiträgt, um am Ende vor der realisierten Idee<br />
in Form des einzigartigen Gebäudes zu stehen.<br />
Darauf können wir bei aller Kritik und allen Problemen,<br />
die es naturgemäß gibt und immer geben<br />
wird, zwischendurch auch einmal stolz sein.<br />
Seien wir<br />
mutig!<br />
Am Anfang jedes Projektes,<br />
jeder Unternehmung<br />
und jeder Veränderung<br />
steht die Ungewissheit. Im<br />
Nachhinein ist immer alles<br />
klarer und man hätte vieles<br />
besser machen können.<br />
Was es braucht, ist Mut,<br />
um trotz Ungewissheit die<br />
ersten Schritte zu machen<br />
und darauf zu vertrauen,<br />
dass man das richtige<br />
Team hat, um die Herausforderungen<br />
zu meistern.<br />
Arbeiten wir<br />
zusammen!<br />
Wenn man sich die Anzahl<br />
an Projektbeteiligten<br />
ansieht, die es braucht, um<br />
ein Projekt zu realisieren,<br />
dann wird klar, wie zentral<br />
eine gute Zusammenarbeit<br />
ist. Wir sehen uns als Teil<br />
des Teams und freuen uns,<br />
wenn wir unseren Beitrag<br />
für den Erfolg leisten<br />
können. Einerseits durch<br />
unsere Lösungen – aber<br />
auch durch Hilfestellung<br />
und Austausch.<br />
118 ImmoFokus
tieren können, dass das Protokoll bereits bei<br />
Meeting-Ende fertig ist, sehen die Mitarbeiter<br />
die Vorteile sofort. Kein Protokoll-Schreiben<br />
am Abend, dafür pünktlich Feierabend. Das<br />
funktioniert sehr gut. Wie lange brauche ich,<br />
um Dinge abzustimmen oder Informationen<br />
zu suchen? Welche Fehler können passieren,<br />
wenn ich in PDF-Dokumenten etwas markiere<br />
und anmerke und sie dann verschicke? Diese<br />
Dinge sind über die Prozesse sehr gut erklärbar.<br />
Aber das Argument Nummer eins ist bei uns de<br />
facto die Zeit- und damit Geldeinsparung.<br />
Was unterscheidet smino von anderen<br />
BIM-Tools?<br />
Degendorfer: Der Unterschied zwischen<br />
BIM-Experten Software und smino ist, dass<br />
man für smino kein technisches Know-how<br />
benötigt. Wer WhatsApp bedienen kann, kann<br />
auch smino bedienen. Wenn ich mir allein das<br />
BIM-Vokabular ansehe, merke ich, dass ich<br />
nicht mitspielen kann, wenn ich nicht alle diese<br />
Begriffe kenne. Das ist für viele eine gewaltige<br />
Hürde, vor allem für ausführende Unternehmen<br />
oder kleine Planer. Aber wie gesagt: Wir<br />
haben uns mit smino das Ziel gesetzt, dass<br />
wir die Prozesse, die man schon kennt, digital<br />
abwickeln können – und das möglichst einfach.<br />
Bei Bim Spot haben wir uns auf das Informationsmanagement<br />
in BIM-Projekten fokussiert.<br />
Wenn man sich die Entwicklung von<br />
BIM über die letzten Jahre anschaut, ist BIM<br />
nach wie vor noch eine Nische. Nur drei bis<br />
fünf Prozent aller Projekte werden mit BIM<br />
realisiert. Information ist in BIM-Projekten<br />
wie auch bei smino eines der Kernelemente.<br />
Klingt nach minimalem Schulungsaufwand?<br />
Degendorfer: Das ist das Ziel. Natürlich<br />
braucht es seine Zeit, bis man mit dem<br />
Tool umgehen kann, und es braucht eine<br />
Anpassung an die gemeinsamen Prozesse.<br />
Was sind die nächsten Schritte? Wann<br />
sind Updates geplant?<br />
Köck: smino wird ständig weiterentwickelt.<br />
Aus der Sicht eines Softwareunternehmens<br />
ist es nicht mehr zeitgemäß, einmal im Jahr<br />
ein Update zu liefern. Wir veröffentlichen<br />
rund 1.000 Releases im Jahr. Kleinste<br />
Verbesserungen werden kontinuierlich<br />
veröffentlicht. Unser Ziel ist es, Kunden-<br />
Feedback schnell aufzunehmen, einzuarbeiten<br />
und zu releasen.<br />
smino AG<br />
smino wurde 2016 von Sandor<br />
Balogh und Silvio Beer mit dem<br />
Ziel gegründet, der Baubranche<br />
ein digitales Werkzeug zur Bewältigung<br />
der aktuellen und zukünftigen<br />
Herausforderungen bereit zu<br />
stellen. smino ist mit seiner seiner<br />
SaaS-Lösung Schweizer Marktführer.<br />
Das Tool zentralisiert Informationen<br />
auf einer webbasierten<br />
Plattform und vernetzt zeitgleich<br />
alle an einem Bauprojekt beteiligten<br />
Bauherren, Behörden, Planer,<br />
Architekten und Unternehmer.<br />
Seit 2022 ist smino auch in Österreich<br />
und Deutschland vertreten.<br />
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.<br />
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.<br />
14 x in Österreich<br />
30 x in CEE & SEE<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
119<br />
www.tpa-group.at
Zum Autor<br />
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />
Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />
30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />
Marktanalysen und Projekten.<br />
Wecken Großraumbüros<br />
den Wunsch nach Home-Office?<br />
Kommentar: Andreas Kreutzer<br />
Nun holen also auch US-amerikanische IT-Unternehmen ihre Beschäftigten<br />
ins Büro zurück. Nach Medienberichten fordern unter anderen<br />
Apple, Amazon, Google und Zoom wieder eine höhere Präsenz<br />
am Arbeitsplatz im Büro. Von zumindest drei Bürotagen oder mehr<br />
ist die Rede. Dieser Schritt war zu erwarten. Selbstgewähltes Home-<br />
Office mag für die Beschäftigten eine feine Sache sein. Aus Unternehmenssicht<br />
sollte es aber nur selektiv zum Einsatz kommen. Wird die<br />
Arbeit von einem erheblichen Teil der Belegschaft zum überwiegenden<br />
Teil „remote“ erledigt, wirkt sich das langfristig negativ aus: auf<br />
das Unternehmensklima, die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten<br />
und vor allem auf die Arbeitsproduktivität. Denn zuhause sind die<br />
Ablenkungen groß. Hausarbeit oder andere private Angelegenheiten<br />
können „nebenbei“ erledigt werden. Die Pausen können leicht länger<br />
ausfallen als im Büro. Nicht jeder Mitarbeiter hat die Disziplin, sich<br />
acht Stunden lang nur auf die Arbeit zu konzentrieren. Zudem ist die<br />
Anzahl der Wohnungen mit eigenem Heimbüro überschaubar. Rund<br />
die Hälfte der Arbeitnehmer bewohnt eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus,<br />
in Wien sind es mehr als 90 Prozent. Im Durchschnitt<br />
ist eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus 79 Quadratmeter groß,<br />
drei Viertel der Wohnungenhaben höchstens drei Zimmer. In der<br />
Hälfte aller Drei-Zimmer-Wohnungen leben drei oder mehr Personen.<br />
Großraumbüro: Hohe Flächenrentabilität<br />
Nichtsdestotrotz werden immer wieder Studien publiziert, die dem<br />
Homeoffice eine im Vergleich zum Büroarbeitsplatz höhere Arbeitsproduktivität<br />
attestieren. Abgesehen davon, dass es sich dabei in der Regel<br />
um Selbsteinschätzung der im Home-Office arbeitenden Beschäftigten<br />
handelt, könnte das in Einzelfällen durchaus zutreffen. Denn in den<br />
letzten Jahrzehnten gewann das Großraumbüro massiv an Bedeutung.<br />
Großraumbüros sind hinsichtlich der Flächenrentabilität zweifelsohne<br />
ein Gewinn. Auch kommunikationstechnisch haben sie auf den ersten<br />
Blick einen Vorteil. Bei genauer Betrachtung können aber die damit<br />
verbundene, konstante Geräuschkulisse und die Eliminierung der Intimität<br />
eines räumlich überschaubaren Arbeitsplatzes zu Einbußen bei<br />
der Arbeitsproduktivität führen. In diesen Fällen finden die Beschäftigten<br />
möglicherweise in der Tat zuhause jene Ruhe für ein konzentriertes<br />
Arbeiten, die ihnen ein Großraumbüro verwehrt. Und Raucher müssen<br />
für den Tabakkonsum den Arbeitsplatz nicht verlassen.<br />
Es könnte also durchaus sein, dass der bei vielen Beschäftigten starke<br />
Wunsch nach Home-Office nicht allein der Work-Life-Balance geschuldet<br />
ist. Homeoffice könnte auch das Bedürfnis nach unbehelligtem<br />
Arbeiten erfüllen. Nach Arbeitsbedingungen, wie es sie früher<br />
gab, als man in Einzelbüros allein oder zu zweit seinen Beitrag zum<br />
Unternehmenserfolg leistete.<br />
Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock<br />
120 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Stefan Wernhart startete 2006 bei EHL und ist seit 2018 Geschäftsführer der<br />
EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Er ist für die Bereiche Office, Retail, Asset Management<br />
und Market Research verantwortlich. Seit über 15 Jahren befasst er<br />
sich intensiv mit Entwicklungen und Trends am Wiener Büroimmobilienmarkt.<br />
Neue Arbeitsformen und moderne Bürowelten<br />
Kommentar: Stefan Wernhart<br />
Foto: Adobe Stock<br />
Erste „New World of Work“-Tendenzen begleiten den Wiener Büromarkt<br />
bereits seit über zehn Jahren. Als erstes namhaftes Beispiel einer<br />
großflächigen Umsetzung kann der Erste Campus am Hauptbahnhof<br />
genannt werden, der 2016 zur Fertigstellung gelangte.<br />
Vor rund drei Jahren hat die weltweite Corona-Pandemie einen Innovations-<br />
und Qualitätsschub ausgelöst, der den Büromarkt nachhaltig<br />
prägte. In vielen Branchen hat sich Remote-Working zu einer beruflichen<br />
Selbstverständlichkeit etabliert und vielerorts wurden Arbeitsmodelle<br />
zur Kombination von Home-Office und bürobasiertem<br />
Arbeiten implementiert. Viele Unternehmen passten ihre<br />
Bürokonzepte an die zeitgemäßen Anforderungen<br />
einer flexiblen Arbeitswelt an.<br />
Firmensitz - gebaute<br />
Unternehmenskultur<br />
Durch die aktuellen ESG-Vorgaben<br />
und die EU-Taxonomie sowie den<br />
in vielen Branchen vorherrschenden<br />
Personalmangel hat diese Entwicklung<br />
einen zusätzlichen Turbo<br />
erhalten. Ein attraktiver Firmensitz<br />
als gebaute Unternehmenskultur<br />
spielt in der Bindung und Gewinnung<br />
qualifizierter Mitarbeiter eine bedeutende<br />
Rolle. Der überwiegende Anteil der Übersiedlungen<br />
geht daher aktuell mit einer umfassenden Überarbeitung<br />
der firmenbezogenen Bürowelten einher. Dieser Trend wird auch in den<br />
kommenden Jahren anhalten.<br />
Büroräumlichkeiten werden zunehmend individueller, wohnlicher<br />
und nachhaltiger. Arbeitgeber gehen heute stärker als bisher auf die<br />
Wünsche ihrer Mitarbeiter ein und auch die Büroflächen selbst werden<br />
wesentlich mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ausgerichtet.<br />
Die Vereinbarkeit des Berufs- und Privatlebens ist oftmals sehr stark in<br />
den Fokus gerückt und viele Unternehmen ermöglichen flexiblere Arbeitszeitmodelle,<br />
um dieser Veränderung in ihrer Unternehmenskultur<br />
Platz zu geben.<br />
Nachhaltigkeit und Qualität im Fokus<br />
Nachhaltigkeit und Qualitätsoptimierung<br />
stehen ebenfalls mehr denn je im Fokus<br />
und werden zu entscheidenden Anmietungsfaktoren,<br />
wie wir bei der EHL im<br />
Zuge von Standortgesuchen beobachten<br />
können. Projektentwickler<br />
konzentrieren sich aufgrund der<br />
neuen ESG-Richtlinien noch<br />
stärker auf die Errichtung qualitativ<br />
hochwertiger, architektonisch<br />
moderner und vor allem<br />
nachhaltiger Immobilien. So<br />
gelangen heuer zum Beispiel<br />
die modernen Neubauten VIO<br />
Plaza (circa 22.000 Quadratmeter)<br />
und Muthgasse 109A (circa<br />
3.300 Quadratmeter) sowie das<br />
markante Refurbishment „Urban<br />
Garden“ im myhive am Wienerberg<br />
(circa 15.000 Quadratmeter) zur Fertigstellung. Diese Projekte legen<br />
besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Innovation. Sie bieten<br />
zukünftigen Nutzern die Möglichkeit, flexible, innovative und energieoptimierte<br />
Bürokonzepte an Standorten mit perfekter Infrastruktur zu<br />
realisieren. Der Trend zu „Qualität statt Quantität“ rückt immer stärker<br />
in den Mittelpunkt und wird auf dem Wiener Büromarkt somit auch<br />
weiterhin für einige Dynamik sorgen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
121
Zum Autor<br />
Jenni Wenkel ist Mitglied des Vorstandes der Union Investment<br />
Real Estate Austria AG und hier für das Investment<br />
Management verantwortlich. Zuvor war sie 13 Jahre für den<br />
Erste Bank Konzern tätig. Frau Wenkel ist darüber hinaus<br />
Vorstandsvorsitzende der RICS in Österreich.<br />
„Wir sehen eine Zweiteilung des Markts“<br />
Kommentar: Jenni Wenkel<br />
Das zunehmende Arbeiten im Home-Office, steigende Energiekosten,<br />
die anziehende Klimaschutzregulierung und der Fachkräftemangel<br />
drängen Unternehmen zur Anpassung ihrer Büroflächen. Was<br />
bedeutet das für die Büroimmobilienmärkte?<br />
Der Büroimmobilienmarkt ist derzeit sicherlich das Segment, das am<br />
stärksten mit einer Kombination aus konjunkturellem und strukturellem<br />
Gegenwind konfrontiert ist. Wir beobachten insbesondere<br />
eine zunehmende Zweiteilung des Markts: Das Segment der qualitativ<br />
hochwertigen Büroimmobilien weist eine hohe Stabilität auf, während<br />
Objekte in schlechteren Lagen und mit Modernisierungsbedarf<br />
zunehmend weniger nachgefragt werden.<br />
Die Bedingungen auf den<br />
einzelnen Märkten und<br />
Teilmärkten sind sehr<br />
unterschiedlich. Fest<br />
steht aber: Home-Office<br />
ist inzwischen ein fester<br />
Bestandteil der Arbeitswelt.<br />
Was genau<br />
das für die jeweiligen<br />
Büroimmobilienmärkte<br />
bedeutet, ist<br />
allerdings nicht ganz<br />
so eindeutig. Wie viel<br />
Bürofläche Unternehmen künftig benötigen, wird derzeit viel diskutiert.<br />
Das Büro wird aber auf jeden Fall weiterhin seine Bedeutung haben.<br />
Es ist zu Repräsentationszwecken, zum Austausch innerhalb der<br />
Organisation oder als Visitenkarte im „War for Talents“ unabdingbar.<br />
Um hochqualifiziertes Personal zu binden und aus dem Home-Office<br />
ins Büro zu locken, sind flexible und nachhaltige Flächen in nachgefragten<br />
zentralen Lagen ein wichtiger Faktor. Bei diesen Top-Gebäuden<br />
sind Nutzer auch nach wie vor bereit, die entsprechenden Mieten<br />
zu zahlen. Eher günstige, abgelegene Büros werden indes immer öfter<br />
abgestoßen, um hochwertige Flächen in zentralen A-Lagen zu mieten.<br />
Preisanpassungen und eine schwierigere Vermietbarkeit sind darum<br />
vor allem außerhalb des Spitzensegments und bei Immobilien mit<br />
Modernisierungsbedarf zu beobachten.<br />
Werden in Summe nicht dennoch<br />
langfristig weniger<br />
Büroflächen benötigt? Wenn<br />
Mitarbeitende mehr von zu<br />
Hause aus arbeiten, gibt<br />
es zwar weniger Bedarf an<br />
Büros mit Schreibtischen,<br />
dafür aber an Flächen, an<br />
denen man sich treffen<br />
und austauschen kann.<br />
Und selbst wenn in<br />
Unternehmen künftig<br />
beispielsweise nur noch<br />
drei Anwesenheitstage pro<br />
Woche gefordert werden, dann aber jeweils das komplette Team an<br />
mindestens einem Tag anwesend sein soll, sind die Einsparmöglichkeiten<br />
an Bürofläche sehr überschaubar, auch wenn es natürlich branchen-<br />
und marktspezifische Unterschiede gibt.<br />
Ganz grundsätzlich ist die Möglichkeit für Unternehmen, über diesen<br />
Weg Kosten zu sparen, gering: Bürokosten machen nur fünf bis zehn<br />
Prozent der Gesamtkosten eines Beschäftigten aus. Laut Studien wird<br />
die Zahl der Bürobeschäftigten in den Metropolen zudem künftig im<br />
Schnitt um rund ein Prozent pro Jahr wachsen. Es müssen also tendenziell<br />
eher mehr Personen untergebracht werden als zuvor.<br />
Fotos: Adobe Stock, Stanislav Jenis<br />
122 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Nadja Pröwer ist Prokuristin und Senior Director bei der CBRE<br />
Vienna, Vizepräsidentin der ÖGNI und Vorstandsmitglied im<br />
Salon Real<br />
New Office – Next Level<br />
Kommentar: Nadja Pröwer<br />
Spätestens seit der Coronapandemie ist das Thema „New Work“ in aller<br />
Munde. Das Büro der Vergangenheit hat ausgedient. Heute ist es ein<br />
Ort der Kommunikation und Identifikation. Räume werden so gestaltet,<br />
dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entfalten können; gut<br />
durchdachte Designkonzepte mit Fokus auf den Menschen. Räume, die<br />
so vielfältig sind wie auch unsere tägliche Arbeit. Räume zum Konzentrieren,<br />
Kommunizieren, und Begegnungszonen.<br />
„Office of the Year“: Prämierung Ende September<br />
Dass diese Gestaltungsgrundsätze in Österreich angekommen sind,<br />
zeigen die vielen inspirierenden Einreichungen für das von CBRE auch<br />
heuer wieder ausgelobte „Office of the Year“. Die Bewertungen sind<br />
bereits abgeschlossen und die Prämierung findet Ende September statt.<br />
Können wir uns also zurücklehnen in unseren gemütlichen Designer-<br />
Lounge-Möbeln und die Füße hochlegen?<br />
Ja klar! Aber wir sollten uns dabei fragen, woher eigentlich die Möbel<br />
kommen und was mit ihnen geschieht, wenn wir sie nicht mehr<br />
brauchen. Und was ist mit den Wänden, Doppelböden, Teppichen<br />
und Leuchten? Welche Auswirkung hat ein Büroausbau auf den CO2-<br />
Fußabdruck? Wie viel CO2 steckt in einem Produkt und unter welchen<br />
sozialen Bedingungen wurde es erzeugt? Wie gesund sind die Materialien<br />
für die Nutzer? Und wie viel Abfall entsteht, wenn wir wieder ausziehen?<br />
Was können wir in unserem nächsten Büro wiederverwenden?<br />
Auf all diese Fragen brauchen wir bald Antworten.<br />
Forderung nach Materialpass<br />
Anfang <strong>2023</strong> wurden die verbleibenden vier Umweltziele der EU-Taxonomie-Verordnung<br />
veröffentlicht. Darunter auch das Ziel „Übergang zur<br />
Kreislaufwirtschaft“. Bald wird darüber zu berichten sein, ob bei Renovierungen<br />
bestehender Gebäude mindestens 70 Prozent des ungefährlichen<br />
Abbruches einer Wiederverwendung oder einem Recycling zugeführt<br />
werden. Das Treibhauspotenzial (GWP) entlang des Lebenszyklus ist zu<br />
kalkulieren und auszuweisen. Es sind Um- und Rückbaukonzepte zu erstellen,<br />
wobei der Fokus auf zerstörungsfreier Demontierbarkeit liegt. 50<br />
Prozent des Bestandes sollten erhalten werden. Die eingesetzten Baumaterialien<br />
müssen zu genau definierten Prozentsätzen aus Sekundärrohstoffen<br />
bestehen. Und ein Materialpass wird gefordert – ein elektronisches<br />
Dokument, in dem die Umwelt-Produktdeklarationen ersichtlich sind.<br />
Höchste Zeit also, unsere Bau- und Ausstattungsbeschreibungen zu prüfen<br />
und unsere (BIM-)Datenbanken mit den entsprechenden Informationen<br />
zu füttern.<br />
Mehr Informationen zu Kreislaufwirtschaft in Österreich finden Sie in<br />
dem ÖGNI-Positionspapier „Kreislaufwirtschaft – Stop talking, start acting“<br />
auf der ÖGNI-Website unter Medien-Publikationen.<br />
Fotos: Adobe Stock, Stanislav Jenis<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
123
DAS GROSSE IMMOFOKUS SQUAREBYTES GEWINNSPIEL!<br />
JETZT VIDEO<br />
ANSEHEN UND<br />
GEWINNEN!<br />
Entdecken Sie die vielen Möglichkeiten<br />
des SQUAREBYTES WOHNUNGSFINDER.<br />
Einfach Video ansehen, Fragen<br />
beantworten und gewinnen.<br />
Teilnahmeschluss: 31.10.<strong>2023</strong><br />
Preise im Wert von<br />
Hier geht‘s zum Gewinnspiel und<br />
den Teilnahmebedingungen:<br />
immo-timeline.at/wohnungsfinder<br />
26.000 €<br />
warten auf Sie!<br />
124 ImmoFokus<br />
VIDEO ANSEHEN, FRAGEN BEANTWORTEN, GEWINNEN!
VIDEO ANSEHEN, FRAGEN BEANTWORTEN, GEWINNEN!<br />
Teilnahmeschluss<br />
31.10.<strong>2023</strong><br />
NUR ONLINE MÖGLICH!<br />
DAS GIBT‘S ZU GEWINNEN:<br />
IMMOBILIENMARKETING-PAKET IM WERT VON 13.000,- EURO<br />
• SQUAREBYTES WOHNUNGSFINDER für ein Projekt mit ca. 50 Wohnungen<br />
• 2 hochwertige Außenrenderings für ein Gebäude mit ca. 50 Wohneinheiten<br />
ohne Darstellung der Nachbargebäude in absoluter High Quality<br />
• 2 Innenrenderings einer Wohnung exkl. Aussicht<br />
• 1/4 Seite Inserat im ImmoFokus<br />
• SQUAREBYTES Newsletter inkl. Socialmedia<br />
• IMMOFOKUS Newsletter inkl. Socialmedia<br />
IMMOBILIENMARKETING-PAKET IM WERT VON 8.300,- EURO<br />
• SQUAREBYTES WOHNUNGSFINDER für ein Projekt mit ca. 50 Wohnungen<br />
• 2 Außenrenderings eines Gebäudes mit ca. 50 Wohneinheiten ohne<br />
Darstellung der Nachbargebäude in Standard Qualität<br />
• SQUAREBYTES Newsletter inkl. Socialmedia<br />
• IMMOFOKUS Newsletter inkl. Socialmedia<br />
IMMOBILIENMARKETING-PAKET IM WERT VON 4.800,- EURO<br />
• SQUAREBYTES WOHNUNGSFINDER für ein Projekt mit ca. 50 Wohnungen<br />
• SQUAREBYTES Newsletter inkl. Socialmedia<br />
• IMMOFOKUS Newsletter Inkl. Socialmedia<br />
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
immo-timeline.at/Wohnungsfinder<br />
<strong>Ausgabe</strong> 03|<strong>2023</strong> 125<br />
DAS GROSSE IMMOFOKUS SQUAREBYTES GEWINNSPIEL!
Zum Autor<br />
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH<br />
Wien.<br />
Beton<br />
Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />
Meinen aktuellen Beitrag schicke ich Ihnen mitten aus den Nachhaltigkeitstagen<br />
im Burgenland, den „Illmitzer Gesprächen“, ins Leben<br />
gerufen von unserem geschätzten Kollegen Thomas Malloth.<br />
Während ich mit offenen Augen und Ohren Experten aus allen Bereichen<br />
lauschen darf, wie massiv und trostlos unser schönes Land in den<br />
Klimawandel schlittert, während ich engagierten Brandreden zu mehr<br />
Klimaschutz in Österreich folge, während mir das Schaudern über den<br />
Rücken läuft, beim Gedanken, dass unsere Natur schon jetzt und nicht<br />
in Zukunft nicht mehr die ist, die wir kennen, werde ich gleichzeitig<br />
zum traurigen Zeitzeugen von Unfassbarem.<br />
Ja, natürlich meine ich damit auch den voranschreitenden Klimawandel.<br />
Aber viel schlimmer ist für mich die vom Vorwahlkampf<br />
getriebene Populärpolitik unserer Regierenden in einer Zeit, in der<br />
wir ehrliche, unpopuläre Politik dringender brauchen denn je zuvor<br />
in unserer Republik.<br />
Gedeckelte Mieten, lieber Leserinnen und Leser, werden also zukünftig<br />
weiter gedeckelt. Altbauten, die den wohl höchsten Sanierungsbedarf<br />
haben, können also weiterhin vor sich hinschlummern, denn eine Instandsetzung<br />
ist nicht mehr finanziell zu schaffen.<br />
Beliebteste Sündenböcke: Drittstaatsangehörige<br />
Die beliebtesten Sündenböcke nach unserer Branche – ja, ich spreche<br />
dieses heiße Eisen jetzt bewusst an, Immohaie hier, Ausländer<br />
da – sind Drittstaatsangehörige, also alle Ausländer, die nicht aus<br />
der EU kommen. Menschen, die mittlerweile mehrheitlich die Niedrigstlohnjobs<br />
in unserem Land stemmen, werden zukünftig weiter<br />
von sozialem, günstigem Wohnraum ausgeschlossen und als Hauptkundinnen<br />
und Hauptkunden in den privaten Wohnungsmarkt<br />
umgeleitet. Schon jetzt wohnen mehr als 55 Prozent der Menschen<br />
mit wenig bis keinem Einkommen privat und damit in Relation zu<br />
ihren Gehältern gesehen viel zu teuer, die Wohnbeihilfenreformen,<br />
die jetzt im Eilzugstempo vor der Wahl von Land und Bund durch-<br />
Unser Land versinkt<br />
Während unser Land versinkt, und das nicht nur im Starkregen,<br />
sondern in immer wieder aufkeimenden neuen Korruptionsvorwürfen<br />
– von all den Missständen, die jeder Einzelne<br />
vermutet und verspürt, einmal ganz abgesehen –, während<br />
unser Land also wie nie zuvor in der zweiten Republik<br />
regelrecht moralisch „Land unter“ geht, werden<br />
populärpolitische Maßnahmen verkündet, nicht um<br />
zu verändern, sondern um politische Macht wirklich<br />
um jeden Preis einzuzementieren.<br />
Wer mir nicht glaubt, muss nur einmal die Kommentare<br />
in den Medien unter den Schlagzeilen<br />
lesen. Ich bin nicht der Einzige, dem es mittlerweile<br />
überkocht.<br />
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />
126 ImmoFokus
| BA12-21G |<br />
gepeitscht werden, schließen diese schwächsten Gruppen aber<br />
erneut geschickt aus.<br />
Unter Bodenschutz verstehen alle – Länder wie Bund – derzeit<br />
keinen Baustopp auf grüner Wiese zum Beispiel für gemeinnützige<br />
Riesenhitzestaubauprojekte, sondern vielmehr die Entsiegelung<br />
wertvoller optionaler Wohnbauflächen und begrünte<br />
Straßenbahnhüttendächer oder Mikroparks in der Stadt – damit<br />
man Flächen für die Ersatzpflanzungen der zu Tausenden gerodeten<br />
Bäume übrig hat.<br />
Straßenseitige Balkone, der möglicherweise einzige Luft- und<br />
Lichtpunkt für alte Bestandsbewohner im innerstädtischen<br />
Raum, werden dafür still und heimlich gestrichen.<br />
Ich koche – nicht mehr wegen der unsäglichen Hitzewelle dieses<br />
Sommers, sondern weil ich in all meinen Jahren als aktiver<br />
Bürger noch nie eine derart maßlose Vorgehensweise der um<br />
Stimmen kämpfenden Parteien miterlebt habe.<br />
Gefragt: Taten nicht Schlagworte<br />
Wir brauchen keine Schlagworte mehr, sondern Taten: sanierungsfreundliche<br />
rechtliche Rahmenbedingungen, eine faire Vergabe<br />
von sozialem Wohnbau streng nach Einkommen gestaffelt<br />
und nicht nach Herkunft, innerstädtische Nachverdichtung und<br />
intelligente und rasch umsetzbare Begrünung.<br />
Aber es kommt nichts, es kommen nur Worthülsen.<br />
Gestern konnte ich einem Vortrag der Nummer-1-Klimakleberin<br />
des Landes, Martha Krumpeck, zuhören. Ich war ehrlich gesagt<br />
nicht nur über ihre Körpergröße (Frau Krumpeck ist fast so groß<br />
wie ich, nämlich 190 Zentimeter) überrascht. Allen, die mir in meinen<br />
Überzeugungen und auch in diesem Kommentar zustimmen,<br />
kann ich nämlich sagen, dass uns von Frau Krumpeck nicht so viel<br />
trennt wie viele vermuten.<br />
Uns allen reicht es und keiner weiß sich dazu zu helfen, wie das<br />
Ruder endlich zielführend herumgerissen werden könnte.<br />
Martha Krumpeck klebt sich fest – ich hingegen finde, wir müssen<br />
uns gemeinsam und laut bewegen.<br />
Schnell zur effizienten<br />
Lichtlösung: mit TwinCAT 3<br />
Lighting Solution<br />
Die TwinCAT 3 Lighting Solution:<br />
über Excel konfigurierbar, voll HTML- und webfähig,<br />
dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar<br />
vereinfacht alle Arbeitsschritte von Engineering bis Wartung<br />
integriert alle typischen Lichtregelungen<br />
unbegrenzte Anzahl der DALI-2-Linien<br />
schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und<br />
Erweiterungen direkt im Betrieb<br />
DALI-2-Linien unabhängige Gruppierungen<br />
Scannen und alles<br />
über die Vorteile der<br />
Lighting Solution<br />
erfahren<br />
Für individuelle Lichtsteuerungen:<br />
7-Zoll-Multitouch-Panel, Buskoppler, I/Os und<br />
TwinCAT 3 Lighting Solution.<br />
Einen schönen Start in den Herbst!<br />
<strong>Ausgabe</strong> 03|<strong>2023</strong><br />
127
Zum Autor<br />
Sabina Berloffa ist CEO der BSC Strategy Consulting<br />
Gmbh und Mitglied im Salon Real<br />
Die Zukunft des Immobilienunternehmens:<br />
Kundenorientierung und digitale Prozesse im Fokus<br />
Kommentar: Sabina Berloffa<br />
Die Immobilienbranche ist im Umbruch. Bestellerprinzip, Hochzinsphase,<br />
KIM-Verordnung, Wirtschaftskrise – wir alle kennen diese<br />
Schlagworte und auch die damit verbundenen Hürden. Wie in anderen<br />
Branchen auch gilt es, sich in Phasen des Umbruchs anzupassen<br />
und die eigenen Prozesse den Umständen entsprechend zu adaptieren.<br />
Eine Kombination aus absoluter Kundenorientierung, Value-Fokussierung<br />
und digitalen Prozessen wird sich dabei für alle serviceorientierten<br />
Immobilienunternehmen als Schlüssel zur Gestaltung des<br />
Unternehmens der Zukunft erweisen. Die Beweggründe dafür sind:<br />
1. Verbesserte Kundenerfahrung:<br />
In der Immobilienbranche dreht sich alles um Kunden und ihre Bedürfnisse.<br />
„Customer Centricity“ bedeutet, diese Bedürfnisse zu verstehen<br />
und zu erfüllen. Digitale Prozesse ermöglichen eine personalisierte<br />
Kommunikation sowie personalisierte Dienstleistungen. Durch<br />
den Einsatz von Technologien und Applikationen wie CRMS, KI und<br />
Datenanalysen können Immobilienunternehmen das Verhalten und<br />
die Vorlieben ihrer Kunden besser verstehen. Dies resultiert in der<br />
Folge in auf Markt und Zielgruppe angepassten Lösungen, die Kunden<br />
in den Mittelpunkt stellen und die Kundenzufriedenheit steigern.<br />
2. Effiziente Abläufe und Zeitersparnis:<br />
Die Digitalisierung bringt Effizienz in die Geschäftsprozesse. So können<br />
zum Beispiel im Bereich Vermietung und Verwaltung automatisierte<br />
Prozesse viel Zeit sparen. Aber auch in den Bereichen Verkauf<br />
und Kundenakquisition sowie im (Social-Media-)Marketing profitieren<br />
Kunden von schnelleren Reaktionszeiten, einem reibungsloseren<br />
Ablauf und einem professionellen vertrauensaufbauenden Auftritt.<br />
3. Wettbewerbsvorteil und Zukunftssicherheit:<br />
Unternehmen, die sich auf Kundenorientierung und digitale Prozesse<br />
konzentrieren, sind besser gerüstet, um in der sich schnell verändernden<br />
Geschäftswelt zu bestehen. Kombiniert mit einem soliden Werte-<br />
Versprechen (Value-Fokussierung) sind für sie innovative Lösungen<br />
einfacher und schneller umsetzbar. Sie können auch flexibler auf<br />
Marktveränderungen reagieren. Ein solides Werteversprechen bedeutet,<br />
dass jene Werte im Unternehmen verankert sind, welche von<br />
Kunden als Wettbewerbsvorteil identifiziert werden. Kunden schätzen<br />
zudem Unternehmen, die mit der Zeit gehen und modernste Technologien<br />
nutzen, um ihre Anforderungen zu erfüllen. Dieserart wird<br />
die Position des Unternehmens als Vorreiter in der Branche gefestigt.<br />
Fotos: Maximilian Salzer, Adobe Stock<br />
128 ImmoFokus
ADVERTORIAL<br />
Die „Timber Family“ wächst<br />
und wächst<br />
LeopoldQuartier, Wien:<br />
Europas erstes<br />
Stadtquartier in reiner<br />
Holz-Hybrid-Bauweise:<br />
Greenbuilding. UBM Development setzt kompromisslos auf Holzbauprojekte.<br />
Mehr als eine Viertelmillion Quadratmeter sind schon in der Pipeline.<br />
© SQUAREBITES, SACKER ARCHITEKTEN<br />
Die erste Etappe ist geschafft. Ende März<br />
unterzeichnete Universal Investment<br />
den Mietvertrag über knapp 10.000<br />
Quadratmeter Bürofläche im Timber Pioneer,<br />
Frankfurts erstem Bürogebäude in Holz-Hybrid-Bauweise.<br />
„Der Timber Pioneer erfüllt als<br />
Holz-Hybrid-Gebäude höchste Nachhaltigkeitskriterien<br />
und passt deswegen perfekt zu unserer<br />
klaren Nachhaltigkeitsstrategie“, begründet<br />
Universal Investment-CEO Michael Reinhard die<br />
Entscheidung für die von UBM Development entwickelte<br />
Immobilie.<br />
UBM-CEO Thomas G. Winkler ergänzt: „Der<br />
Vertrag mit Universal Investment beweist, dass<br />
wir mit unserer Strategie und dem absoluten<br />
Fokus auf Holzbauprojekte goldrichtig liegen,<br />
ökologisch wie ökonomisch.“<br />
Timber Peak. In Mainz wächst<br />
der höchste Holz-Hybrid-Bau<br />
von Rheinland-Pfalz.<br />
Dabei ist der achtgeschossige Timber Pioneer<br />
bloß der erste Spross einer ganzen „Timber<br />
Family“. Bis Ende nächsten Jahres werden in<br />
München, Mainz, Düsseldorf und Prag die Fundamente<br />
für fünf weitere Familienmitglieder gelegt<br />
– Timber Factory, Timber Peak, Timber View,<br />
Timber Port und Timber Praha. Zusätzlich zur<br />
„Timber Family“ hat UBM sechs weitere Holzbauprojekte<br />
in der Pipeline, wovon mit dem am<br />
Wiener Donaukanal gelegenen „LeopoldQuartier“<br />
mit über 75.000 Quadratmeter Geschossfläche<br />
sogar Europas erstesStadtquartier in reiner<br />
Holz-Hybrid-Bauweise entsteht. In Summe entwickelt<br />
UBM derzeit mehr als eine Viertelmillion<br />
Quadratmeter in Holz, exakt 265.400 Quadratmeter,<br />
etwas mehr als die Hälfte in der Assetklasse<br />
Büro, den Rest in Wohnen. „Wir wollen der<br />
führende Entwickler von Holzbauprojekten in<br />
Europa werden“, so Winkler.<br />
Klarer Fokus<br />
Die kompromisslose Fokussierung auf den Holzbau<br />
ist eine logische Konsequenz<br />
der mit „green. smart. and more.“ festgeschriebenen<br />
Konzernstrategie, die auf die Entwicklung<br />
nachhaltiger, intelligenter und ästhetisch<br />
anspruchsvoller Immobilien abzielt. Gegenüber<br />
der bisher konventionellen Bauweise hat der<br />
Holzbau drei wesentliche Vorteile:<br />
1. Sechs Prozent der weltweit anfallenden<br />
Kohlenstoffdioxid-Emissionen werden bei der<br />
Errichtung von Hochbauten verursacht. Durch<br />
die Verwendung von Holz als Baumaterial können<br />
theoretisch bis zu zwei Milliarden Tonnen<br />
jährlich vermieden werden. Denn während bei<br />
der Produktion von Beton und Stahl gewaltige<br />
Mengen an CO2 emittiert werden, speichert Holz<br />
im Gegenzug CO2 . Konkret bunkert ein Kubikmeter<br />
Holz langfristig eine Tonne CO2 . Am Beispiel<br />
des Timber Pioneer sind das stattliche 1.800<br />
Tonnen, das entspricht ungefähr den jährlichen<br />
CO2 -Emissionen eines 250-Einwohner-Dorfes.<br />
2. Der Ingenieurholzbau ist effizient und<br />
damit kostengünstig. Ein Großteil der Arbeit,<br />
nämlich die Produktion der Holzelemente (Decken,<br />
Wände oder gar ganzer Zimmer), passiert<br />
in einer Fabrik. Auf dem Baugrundstück wird nur<br />
noch montiert. Das geht nicht nur wesentlich<br />
schneller, leiser, sicherer und sauberer als auf einer<br />
herkömmlichen Baustelle, sondern aufgrund<br />
der systematisierten modularen Vorproduktion<br />
auch deutlich billiger. „Das revolutioniert die Art<br />
des Bauens, weil ein großer Teil der Bautätigkeit<br />
von der Baustelle in die Fabrik verlagert wird“,<br />
erklärt Winkler, „die entsprechenden Effizienzgewinne<br />
sind durchaus vergleichbar mit jenen in<br />
der Automobilindustrie und Henry Ford vor 110<br />
Jahren.“<br />
3. Holzbauprojekte ermöglichen sowohl beim<br />
Verkauf als auch bei der Vermietung höhere Erlöse.<br />
Denn EU-Taxonomie und ESG lenken die internationalen<br />
Finanzströme massiv und unumkehrbar<br />
zu grünen Unternehmen und Projekten,<br />
vondenen aktuell zu wenige begonnen werden.<br />
Ohne entsprechende Grün-Zertifizierungen<br />
sinken Verwertbarkeit sowie Rentabilität von<br />
Immobilien.<br />
Es scheint, als ob UBM auf dem Holzweg ist.<br />
Und das ist in diesem Fall gut so. Denn es ist der<br />
richtige (Holz)weg.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
129
Advertorial<br />
Karl von Habsburg eröffnet<br />
ersten Immobilien<br />
Investment Kongress<br />
Wirtschaftswachstum statt Massenkonsum. Der DMV Medien Verlag veranstaltet am 9. November <strong>2023</strong> den<br />
ersten Internationalen Immobilien Investment Kongress im Meliá Hotel Vienna im DC Tower in Wien.<br />
E<br />
uropa braucht wieder langfristige<br />
Strategien. Das gilt nicht nur<br />
geopolitisch, sondern vor allem<br />
für die Immobilienwirtschaft. Der<br />
brutale Angriff Russlands auf die Ukraine hat<br />
gezeigt, dass Werte wie Rechtsstaatlichkeit und<br />
Demokratie in einer sozialen Marktwirtschaft<br />
keineswegs selbstverständlich sind. Die Globalisierung<br />
hat Europa im wirtschaftlichen Wettbewerb<br />
kleiner gemacht. Im Gegenzug suchen<br />
Russland und vor allem China, immer mehr Einfluss<br />
auf die Wirtschafts- und Globalpolitik des<br />
Planeten auszuüben, wobei Menschenrechte<br />
und Freiheit nur eine untergeordnete Rolle<br />
spielen. Wenn wir nicht zum Spielball außereuropäischer<br />
Mächte werden wollen, müssen wir<br />
handeln.<br />
Es braucht echtes Wirtschaftswachstum statt<br />
Massenkonsum. Beim 1. Internationalen immobilien<br />
kongress am 9. November im Meliá<br />
130 ImmoFokus
Hotel im DC Tower in Wien wird sich Karl von<br />
Habsburg der aktuellen Zeitenwende widmen<br />
und die aktuellen geopolitischen Entwicklungen<br />
einordnen. Für die Immobilienwirtschaft<br />
ein relevantes Thema, denn, so Habsburg:<br />
„Eine Ideologie, die dem Primat der Politik<br />
folgt, nimmt für sich in Anspruch, alles regeln<br />
zu dürfen, ja alles regeln zu können. Je mehr die<br />
Politik das tut, umso tiefer aber wird der Konflikt<br />
mit dem Recht. Dieser Konflikt wird immer<br />
schärfer, weil immer seltener rechtsstaatliche<br />
Grundsätze regieren – also die Herrschaft des<br />
Rechts -, sondern Machtverhältnisse. Dieser<br />
Konflikt wirkt sich langfristig zum Schaden<br />
Europas aus.“ Gerade für Immobilien gilt:<br />
Nachdem man sie nicht verrücken kann, muss<br />
der Ort, auf dem sie gebaut werden, rechtssicher<br />
sein – und das langfristig. Mit dem ersten<br />
Internationalen Immobilien Investment Kongress<br />
stellt die DMV dellalucia medien Verlag<br />
GmbH am 9. November <strong>2023</strong> im Meliá Hotel<br />
Vienna ein internationales Top-Event auf die<br />
Beine. Als Kongressstadt ist Wien seit je her<br />
von europäischer Bedeutung und daher der<br />
ideale Austragungsort für eine internationale<br />
Fachkonferenz. Mit hochkarätigen internationalen<br />
Speakern werden die drängenden Fragen<br />
unserer Zeit wie Klimawandel, Zinswende,<br />
Digitalisierung, Stadtentwicklung und Finanzierung<br />
behandelt.<br />
Auszug aus den Kongressprogramm<br />
der Vortragenden:<br />
Gerald Hörhan, CEO I Investment Punk Academy<br />
-sowie Autor mehrerer Bestseller<br />
Hans Volckens, Managing Partner | Blacklake<br />
Management Partner<br />
Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence &<br />
Foresight | Colliers International Deutschland<br />
Jürgen Helm, Director Loan Origination | PGIM<br />
Real Estate<br />
Martin Löcker, Advisory of the Board | UBM<br />
Development<br />
Dieter Wasserburger, Leiter Immobilien/Expansion<br />
| REWE<br />
Claudia Brey, Geschäftsführerin | ÖBB Immobilienmanagement<br />
Roland Krebs, Director Urban Planing & Design |<br />
superwien urbanism zt gmbH<br />
Georg Stadlhofer, Geschäftsführer | Drees &<br />
Sommer Österreich<br />
Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter<br />
Immobilien- und Standortmanagement |<br />
Flughafen Wien<br />
Wolfgang Maurer, CEO & Founder | Median<br />
Capital<br />
Mag. Andreas Zederbauer, CEO | Dagobert<br />
Invest<br />
Ab sofort können Tickets in vier Kategorien<br />
gebucht werden (Standard, Business Bonus und<br />
Newcomer Bonus). Inkludierte Leistungen sind<br />
Kongressunterlagen, Frühstück und Mittagessen<br />
sowie zwei Kaffeepausen.<br />
Der Kongress schließt mit einem Weinausklang<br />
im 57. Stock ab 17.30 Uhr in der Meliá<br />
Lounge.<br />
Weitere Informationen zum Programm sowie<br />
Tickets finden Sie unter: https://kongress.<br />
immobilien-investement.at/.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
131
Events & Awards<br />
Das waren die<br />
Illmitzer Gespräche <strong>2023</strong><br />
D<br />
as Nachhaltigkeitsforum ging<br />
vom 30. August bis 1. September<br />
bereits zum fünften Mal in<br />
der burgenländischen Marktgemeinde<br />
über die Bühne.<br />
„Sind Politiker überhaupt in der Lage, mit<br />
Herausforderungen wie dem zunehmenden<br />
CO2-Ausstoß, dem Artensterben oder der<br />
Bevölkerungsexplosion umzugehen beziehungsweise<br />
sie zu bewältigen?“, stellte<br />
Thomas Malloth, Gründer der Illmitzer<br />
Gespräche, in seiner Eröffnungsrede in den<br />
Raum. Dafür, dass das nicht der Fall ist und<br />
unsere Volksvertreter offensichtlich eher in<br />
der Momentaufnahme leben würden, nannte<br />
der Gründer zwei Beispiele: das Erneuerbare-<br />
Wärme-Gesetz, das sich seit mittlerweile zwei<br />
Jahren in der Begutachtung befindet, und die<br />
nach wie vor nicht erfolgte Präzisierung des<br />
Erhaltungsbegriffs im Mietrechtsgesetz.<br />
Im ersten Vortrag der diesjährigen Illmitzer<br />
Gespräche ging Andreas Baumgarten, Biologe<br />
an der Universität Wien, der Frage nach, ob<br />
die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln in<br />
Österreich eine Utopie ist, und erklärte, wieso<br />
der Bodenschutz in diesem Zusammenhang<br />
eine zentrale Rolle spielt. Kurz zusammengefasst:<br />
Durch Erosion wird binnen weniger<br />
Sekunden ein Zentimeter Boden vertragen,<br />
dessen Wiederherstellung 100 Jahre dauert.<br />
„Selbst wenn es uns gelingt, die wertvollsten<br />
Flächen zu erhalten, sind wir maximal zu<br />
drei Vierteln selbsterhaltungsfähig“, so das<br />
ernüchternde Fazit des Experten.<br />
„Geld ist nicht alles“<br />
Wie wichtig ein natürlicher Boden für die<br />
Landwirtschaft beziehungsweise den Weinbau<br />
ist, unterstrich im anschließenden<br />
Vortrag auch Star-Winzer Josef Umathum.<br />
Boden gehört neben höchster Produktqualität,<br />
sozialer Verantwortung, Freude an<br />
der Arbeit und „Geld ist nicht alles“ auch zu<br />
seinen fünf persönlichen Erfolgskriterien.<br />
„Nichts hat höhere Erträge als die kleinstrukturierte<br />
Landwirtschaft“, so der Winzer, der in<br />
Frauenkirchen und Jois 45 Hektar Rebfläche<br />
bewirtschaftet und seine Weine in 38 Länder<br />
exportiert.<br />
Auf kleinere Strukturen setzt seit mittlerweile<br />
35 Jahren auch „Sonnentor“-Gründer<br />
Johannes Gutmann. Heute verfügt er über ein<br />
weltweites Netz von 1.000 Kleinlieferanten,<br />
darunter 80 heimische Bauern, die hinter<br />
den rund 900 Produkten im „Sonnentor“-<br />
Sortiment stehen. In der auf seinen Vortrag<br />
folgenden gemeinsamen Fragerunde mit<br />
Umathum räumte Gutmann ein, dass man<br />
auf „großer Ebene“ Nachhaltigkeitszertifizierungen<br />
benötige, um den Konsumenten<br />
Orientierung zu geben. Eher skeptisch zeigte<br />
sich in diesen Zusammenhang Umathum –<br />
vor allem, weil er seine Unabhängigkeit nicht<br />
verlieren wolle.<br />
„Last Generation“:<br />
Störaktionen notwendig<br />
„Wir warten nicht auf die Klimakrise, wir stecken<br />
mitten drinnen“, so die Sprecherin der<br />
„Letzten Generation“, Martha Krumpeck, im<br />
Anschluss, nur um hinzuzufügen: „Solange<br />
wir uns an kaputte, korrumpierte Regeln<br />
halten, werden wir nicht weiterkommen.“<br />
Störaktionen sind nach Einschätzung der<br />
Klimaaktivistin notwendig, um die Politik<br />
zum Handeln zu bewegen. Sie verweist auf<br />
die „Fridays for Future“-Bewegung, der seit<br />
vier Jahren keiner zuhört. Allerdings müsse<br />
der Protest der „Letzten Generation“ absolut<br />
gewaltfrei sein. „In dem Moment, in dem wir<br />
die Hand erheben, haben wir verloren.“<br />
Landeshauptmann-Stellvertreterin strid Eisenkopf<br />
eröffnete den zweiten Tag und gab<br />
einen Überblick über die Initiativen des Landes.<br />
Dazu zählen unter anderem organische<br />
Speicher, Biodiversitäts-Hotspots, das mit<br />
zwölf Millionen Euro dotierte EU-Life-Project,<br />
Bio-Landwirtschaft im Burgenland (Anteil: 42<br />
Prozent) und das neue Grundwasser-Monitoring-System.<br />
Mehr als einmal unterstrich die<br />
Politikerin in ihrer Präsentation das Ziel des<br />
Burgenlands, bis 2030 klimaneutral zu sein.<br />
132 ImmoFokus
Klimaklage gegen Republik<br />
Rechtsanwältin Michaela Krömer gab im<br />
Anschluss einen spannenden Einblick in die<br />
Klage gegen die Republik Österreich auf Aufhebung<br />
von Teilen des Klimaschutzgesetzes,<br />
die sie im Namen von zwölf Jugendlichen<br />
beim Verfassungsgericht einreichte. Dass die<br />
„Klimaklage“ vom Verfassungsgerichtshof<br />
aus formellen Gründen abgewiesen wurde,<br />
mit der Begründung, dass der Antrag zu eng<br />
gefasst sei, hält sie jedenfalls nicht davon<br />
ab, weiter für die Jugendlichen zu kämpfen.<br />
„Wir werden den Antrag nochmals einbringen,<br />
diesmal größer gefasst – auch wenn das<br />
schwierig ist“, kündigt Krömer an.<br />
Nachdem Stefan Sautner, Leiter des Referats<br />
für Erneuerbare Energie und Innovative Energielösungen<br />
bei der Stadt Wien, in seinem<br />
Vortrag „Raus aus Gas“ auf die Pläne der Bundeshauptstadt<br />
einging, bis 2<strong>04</strong>0 klimaneutral<br />
zu sein, wies Politikwissenschafter Patrick<br />
Scherhaufer von der Universität für Bodenkultur<br />
(BOKU) eindringlich darauf hin, dass<br />
die bloße Schaffung von Anlagen zur Erzeugung<br />
von Energie aus erneuerbaren Quellen<br />
den Energiebedarf Österreichs nicht decken<br />
kann. Vielmehr müsse der Energieverbrauch<br />
drastisch gesenkt werden. Schließlich berichtete<br />
zum Abschluss des zweiten Tages<br />
noch Anton Innauer, ehemaliger Skispringer<br />
sowie Trainer und Buchautor, über seine Erfahrungen<br />
dazu, wie man gegenüber trägen<br />
und etablierten Systemen, wie in seinem Fall<br />
dem internationalen Ski-Verband FIS, Veränderungen<br />
herbeiführt.<br />
Video-Gruß von Leonore Gewessler<br />
Am dritten und letzten Tag der Illmitzer Gespräche<br />
erinnerte nach einer Video-Grußnote<br />
von Leonore Gewessler, Bundesministerin für<br />
Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation<br />
und Technologie, der Historiker und<br />
Philosoph Philipp Blom an die „kleine Eiszeit“<br />
vor 400 Jahren. Damals kühlte sich die Erde um<br />
zwei Grad Celsius ab, was zu Hungersnöten,<br />
sozialen Verwerfungen und Veränderungen in<br />
allen gesellschaftlichen Bereichen führte. Die<br />
Folgen: Man begann, empirisch zu arbeiten,<br />
Universitäten wurden gegründet, Handel und<br />
Produktion professionalisiert und das Bürgertum<br />
begann, seine Rechte einzufordern.<br />
In weiterer Folge des Treffens zeigten Kommunalpolitiker<br />
im Rahmen des Bürgermeisterforums<br />
Best-Practice-Beispiele auf. Ein kleiner<br />
Auszug: In Bad Schallerbach gelang es innerhalb<br />
kürzester Zeit, eine Energiegemeinschaft<br />
aufzubauen. In Hittisau wurde unter anderem<br />
ein Frauenmuseum eingerichtet. In Moosburg<br />
stellte sich der Bürgermeister aktiv gegen das<br />
Ortskernsterben. Das Zentrum wurde aktiv<br />
belebt, ein Gedenkpfad geschaffen sowie die<br />
Schlosswiese als Lebens- und Veranstaltungsraum<br />
gerettet.<br />
Den Reigen der hochkarätigen Redner bei den<br />
Illmitzer Gesprächen beendete schließlich<br />
ORF-Anchorman und ZIB-Moderator Tarek<br />
Leitner. Sein Credo: „Nicht alles muss nützlich<br />
sein, es darf und soll auch schön sein!“.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
133
Events & Awards<br />
Events & Partys der<br />
Immobilien-Society<br />
IMMOFINANZ ERÖFFNET OFFICE OASE<br />
IDie IMMOFINANZ setzt mit der Fertigstellung von myhive<br />
Urban Garden am Wienerberg in Wien höchste Nachhaltigkeitsstandards<br />
und strebt die BREEAM outstandig<br />
Zertifizierung an. „Die IMMOFINANZ hat mit myhive<br />
Urban Garden eine grüne Office Oase geschaffen, die neue<br />
Maßstäbe im Bereich New Work und Nachhaltigkeit setzt.<br />
Wir bieten unseren Mietern eine perfekte Balance aus<br />
Arbeit und Freizeit, Erfolg und Erholung, wirtschaftlicher<br />
Ambition und nachhaltiger Verantwortung. Gleichzeitig<br />
stärken wir mit dieser neuen Landmark-Immobilie unsere<br />
Position am immer stärker nachgefragten Markt für nachhaltige<br />
Büroimmobilien mit innovativen und flexiblen<br />
Arbeitswelten. Wir freuen uns daher, bereits zur Fertigstellung<br />
die ersten Mieter begrüßen zu dürfen“, so Radka<br />
Doehring, Mitglied des Vorstands der IMMOFINANZ.<br />
134 ImmoFokus
DACHGLEICHE BEI DANUBEFLATS<br />
4,5 Jahre nach dem Spatenstich hatten die Projektentwickler<br />
S+B Gruppe und SORAVIA zur Präsentation<br />
des 180 Meter hohen Wohnturms eingeladen. Nach der<br />
Begrüßung durch Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B<br />
Gruppe und Erwin Soravia, CEO von SORAVIA, die unter<br />
der Begleitung der Wiener Philharmoniker in den<br />
Abend führten, folgte die spektakuläre Performance<br />
der Vertical Dancers in rund 150 Meter Höhe an der<br />
Fassade des Wohnturms. Es folgte die musikalische<br />
Darbietung des ungarische Starpianisten Peter Bence,<br />
DJ und Saxophonist Sebastian Grimus sorgte im Anschluss<br />
für Unterhaltung bis in die späten Abendstunden.<br />
Zu Ehren der Beteiligten Bauarbeiter, kuratierte<br />
Sabine Hauswirth deren Portraits in einem eigenen<br />
Raum unter dem Titel „portraits above construction“.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
135
Events & Awards<br />
„AFTER DARK“-CLUBBING<br />
Ende August ließen sich rund 600 junge Immobilienentwickler<br />
von der einzigartigen Stimmung des VÖPE Next<br />
Clubbing „After Dark“ begeistern. Unter dem anregenden<br />
Motto „We know how to party“ zeigten die Gäste im angesagten<br />
VIEIPEE Hip Hop Club Vienna bis spät nach Mitternacht<br />
gutgelaunt wie die Post abgeht. Zwischen den feiernden<br />
Young Professionals waren u.a. VÖPE next Vorstand<br />
Nadja Holzer sowie die Organisatoren Merlin Trampert und<br />
Lewis Probst zu orten. Beim Treffen der jungen Immobilienexperten<br />
stand jedoch nicht nur der Spaß im Vordergrund.<br />
So bot das Clubbing „After Dark“ einen exzellenten Rahmen<br />
für neue Begegnungen und inspirierende Diskussionen zu<br />
aktuellen Branchenthemen in lockerer Umgebung. VÖPE<br />
Next zählt mittlerweile über 100 Mitglieder, von denen<br />
rund 40 aktiv an der Vereinsarbeit teilnehmen und an Zukunftsprojekten<br />
mitwirken.<br />
IMMOBILIENPREIS CÄSAR <strong>2023</strong><br />
Mitte September wurden im Schönbrunner Schlosstheater<br />
die Cäsaren <strong>2023</strong> verliehen. In neun Kategorien erhielten<br />
herausragende Persönlichkeiten Anerkennung<br />
für ihr Engagement und ihre erstklassigen Leistungen<br />
in der Immobilienbranche. Mit den Cäsaren - Bauträgerin:<br />
Jasmin Soravia, Kollitsch & Soravia Immobilien<br />
- Immobilienverwalter: Markus Pusta, Pusta & Partner<br />
Hausverwaltungs GmbH - Maklerin: Karina Schunker,<br />
EHL Wohnen - Immobiliendienstleister: Herbert Hetzel,<br />
Beyond Carbon Energy - Real Estate Expert: Roman<br />
Eisenmagen, Erste Bank Sparkassen- Small Diamond:<br />
Karoline Imser, Imser & Rigele Immobilienbewertung<br />
- Cäsar International: Martina Maly-Gärtner, UBM Development<br />
- Immobilienmanagerin: Jenni Wenkel, Union<br />
Investment - Lebenswerk: Brigitte Jank, Unternehmerin<br />
und Politikerin - freuten sich unter anderem die<br />
Vertreter der Verbandsjury Alexander Bosak (immQu),<br />
Johannes Eisert (RICS), Georg Flödl (ÖVI) Matthias Gass<br />
(FIABCI), Johannes Wild (Fachverband der Immobilienund<br />
Vermögenstreuhänder der WKO) sowie Daniela<br />
Witt-Dörring (Salon Real).<br />
Die Cäsaren <strong>2023</strong> (v.l.n.r.): Herbert Hetzel, Martina<br />
Maly-Gärtner, Jasmin Soravia, Brigitte Jank, Roman<br />
Eisenmagen, Karina Schunker, Jenni Wenkel, Karoline<br />
Imser, Markus Pusta<br />
136 ImmoFokus
10 JAHRE WIM<br />
Sechs Monate vor dem Start der Wiener Immobilien<br />
Messe brachte Veranstalter RX Austria<br />
& Germany treue Wegbegleiter und Partner<br />
zum „After Summer Cocktail“ im Palais<br />
Harrach zusammen, gab einen Ausblick auf<br />
die Wiener Immobilien Messe im März kommenden<br />
Jahres und präsentierte das umfassende<br />
Rebranding. Die WIM präsentiert sich<br />
in einem neuen, modernen und zeitgemäßen<br />
Design mit einer neuen Farb- und Bildersprache.<br />
Auch digital hat die Messe einen neuen<br />
Auftritt: Auf ihren Social-Media-Kanälen<br />
wird die WIM eine neue Themenreihe anbieten,<br />
die Interessierten den Weg zur ersten eigenen<br />
Immobilie erleichtern soll. Stattfinden<br />
wird die Wiener Immobilien Messe wieder<br />
im bewährten Triple mit der Wohnen & Interieur<br />
und der Ferien-Messe Wien.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
137
Events & Awards<br />
FM DAY<br />
Der diesjährige FM.DAY stand unter dem Motto „Impulse<br />
geben. Energiereich agieren“. Der FM-Day ist ohne Zweifel<br />
DIE Veranstaltung in der Facility Managementund Real Estate<br />
Management-Branche und bereits ein Fixpunkt im Terminkalender.<br />
Wie schon in den Jahren zuvor führte Gerald<br />
Groß durch den spannenden Tag, bei dem das Netzwerken<br />
nicht zu kurz kam. Ein ganz besonderes Highlight war das<br />
Exklusiv-Interview mit Gregor „Schlieri“ Schlierenzauer.<br />
DRINKS BEFORE HOME<br />
Das erfolgreiche Eventformat „DBH –Drinks Before<br />
Home“ wurde 2014 ins Leben gerufen. Initiator der<br />
Veranstaltungsreihe ist Reinhard Winiwarter, Herausgeber<br />
ACROSS Magazine und Eigentümer der<br />
Reinhard Winiwarter Winery.<br />
Das „Programm“ des Formats ist es, „kein Programm“<br />
zu haben. Das persönliche Kennenlernen und das<br />
persönliche Gespräch zwischen den Entscheidungsträgern<br />
ist das wesentliche Element der Serie. Unter<br />
den Gästen die Ende September ordentlich dem<br />
Netzwerken nachgingen, waren unter anderem<br />
David Beran (IMMOunited), Anita Körbler (Trovato),<br />
Karl Derfler, Nadja Hafez und Sandra Kendlbacher<br />
(Adeqat), Simone Rongitsch (POckethouse), Frank<br />
Brün (AREAMA), Manuela Maurer-Kollenz (M2S<br />
Rechtsanwälte), Daniela Witt-Dörring (Weber & Co),<br />
Stephan Pasquali( 3SI Immogroup).<br />
138 ImmoFokus
ESTERHAZY IMMOBILIEN BUSINESS GET-TOGEHTER<br />
Am 5. September <strong>2023</strong> luden die Esterhazy Immobilien ins Kalandahaus zu einem Netzwerktreffen, bei dem<br />
auch das aktuelle Architekturmagazin „Substanz und Kreativität in die Moderne“ präsentiert wurde. Esterhazy<br />
Immobilien verwaltet, entwickelt und revitalisiert zahlreiche Projekte mit überregionaler Bedeutung. Dazu zählen<br />
die historischen Kulturdenkmäler Schloss Esterházy oder Burg Forchtenstein bis hin zu neu entwickelten<br />
Projekten wie das Hotel Galántha in Eisenstadt oder der Neuen Strand im Seebad Breitenbrunn. Zudem wertet<br />
Esterhazy Immobilien Freizeitanlagen im ländlichen Raum sowie Stadtimmobilien stetig auf. Beim exklusiven<br />
Business Get-Together im Kalandahaus stand nicht nur das Netzwerken im Fokus, es wurde auch das neue<br />
Architekturmagazin „Substanz und Kreativität in die Moderne“ vorgestellt, das Einblicke über Projekte der<br />
vergangenen Jahre gewährt.Im Rahmen der Diskussionsrunde boten Stefan Ottrubay (Vorsitzender Esterhazy<br />
Privatstiftung), Vitus Weh (Kurator Esterhazy NOW Contemporary), sowie Jürgen Narath (Leiter Esterhazy Immobilien)<br />
Einblick in Vorhaben und die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmensbereichs sowie den Zusammenhang<br />
von zeitgenössischer Kunst und modernen Bauprojekten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
139
Events & Awards<br />
OTTO IMMOBILIEN COCKTAIL<br />
„Die Zeit der steigenden Preise auf dem Immobilienmarkt ist vorbei, nun steht<br />
der Wettbewerb um Qualität im Vordergrund. Das bedeutet, dass eine erstklassige<br />
Beratung auf fundierter Recherche und Marktanalyse basieren muss,<br />
um angemessene Entscheidungen zu treffen und passende Handlungsempfehlungen<br />
auszusprechen“, unterstrich Eugen Otto Donnerstag Abend bei<br />
seinem Immobilien Cocktail im Gartenpalais Liechtenstein. 350 Gäste aus<br />
Immobilienbranche und Wirtschaft waren seiner Einladung gefolgt und erlebten<br />
ein informatives Markt-Update der Experen von Otto Immobilien mit<br />
Insights und Trends, Chancen und Risiken der aktuell schwierigen Situation.<br />
„Die Herausforderungen dieser Zinsschock-Starre sind enorm, dazu kommen<br />
die explodierenden Energiekosten oder auch die unsichere geopolitische<br />
Lage. Auch wir haben nicht die berühmte Glaskugel, die uns die Zukunft korrekt<br />
vorhersagt, aber wir wollen heute mit Kunden, Partnern und Freunden<br />
unsere Sicht teilen und ihnen in dieser unsicheren Zeit mit unserer Expertise<br />
und profunden Daten und Fakten zur Seite stehen und damit gemeinsam<br />
erfolgreiche Handlungsempfehlungen zu erarbeiten“, betonte Eugen Otto.<br />
Unter den Gästen, die Dr. Eugen Otto bei seinem Cocktail begrüßen konnte,<br />
waren namhafte Immobilieneigentümer, Projektentwickler, Rechtsanwälte,<br />
Architekten, sowie Repräsentanten von Banken und Versicherungen. Gesichtet<br />
wurden unter anderm: Herwig Teufelsdorfer, Christian Bernegger,<br />
Peter Ulm, Daniel Jelitzka, Christian Wagner, Engelbert, Mariann und<br />
Christiane Wenckheim, Margret Funk, Anton Faber, Georg Soyka, Danielle<br />
Spera, James Davis (Knight Frank London) Christine Marek, Karin Schmidt-<br />
Mitscher, Peter Umundum, Peter Schaider, Frank Brün, Hannes Horvath,<br />
Manfred Kovacs, Gerald Beck, Ernst Vejdovszky, die Rechtsanwälte Stephan<br />
Artner, Corvin Hummer, Alfred Nemetschke uvm.<br />
140 ImmoFokus
E-MOBILITY & REAL ESTATE KONGRESS<br />
Bereits zum zweiten Mal fand Mitte September <strong>2023</strong> der E-<br />
Mobility & Real Estate Kongress – powered by Payuca statt.<br />
Dabei drehte sich alles um einen Megatrend unserer Zeit – die<br />
Elektromobilität und die dringende Notwendigkeit von Ladeinfrastruktur<br />
auch am eigenen Stellplatz. Die Veranstaltung unter<br />
dem Thema „E-Ladeinfrastruktur im Mietwohnhaus” brachte,<br />
moderiert von ORF-Journalisten Martin Ferdiny, zehn führende<br />
Branchenexpert als Speaker und 140 interessierte Teilnehmer im<br />
Ares Tower in der wolke19 in Wien zusammen. „Der Antrieb mit<br />
Elektromotoren ist definitiv die Zukunft der Mobilität”, ist Dominik<br />
Wegmayer, Co-Founder und Co-CEO von Payuca, überzeugt.<br />
POCKET HOUSE<br />
Gemeinsam mit zahlreichen Gästen hat Pocket<br />
House Ende September den Showroom in Wien<br />
Alsergrund für die neue App deilma feierlich<br />
eröffnet. Begrüßt wurden die Kunden und Geschäftspartner<br />
von Pocket House Geschäftsführerin<br />
Simone Rongitsch, Geschäftsführer Gernot<br />
Zechmeister und deilma Projektleiterin Carina<br />
Brachner. Der Showroom liegt zentral in der Berggasse<br />
im 9. Wiener Gemeindebezirk und bietet<br />
Interessenten und Kunden von Pocket House die<br />
Möglichkeit die deilma App zu testen und digitale<br />
Zutrittssysteme vor Ort auszuprobieren.Der<br />
moderne, multifunktionale Raum der ARE ist am<br />
Vormittag ein Turnsaal und am Nachmittag ein<br />
„Appstore“. Der Turnsaal wird von „Turnsaal Women“<br />
, ein Sportstudio für Frauen und dem deilma-<br />
Team von Pocket House betrieben.<br />
Unter den Gästen waren Reinhard Schertler, iR;<br />
Birgit Wagner, Porr; Theres Göschl, Swietelsky;<br />
Claudia Nutz, selbsständige Raumplanerin; Clemens<br />
Biffl, Sedlak und Andrea Schipper, BIG.<br />
Pocket House Geschäftsführerin Simone Rongitsch:<br />
„Wir dürfen neben der Digitalisierung nicht<br />
die persönliche Ebene vergessen. Deshalb war uns<br />
der Showroom ein großes Anliegen. Dass wir uns<br />
den Raum mit dem Sportstudio teilen, zeigt, dass<br />
wir die Idee unserer App deilma auch selber leben!“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
141
Buchtipps<br />
NEU!<br />
Doris Dull<br />
124 Seiten<br />
ISBN: 9783658412197<br />
Springer Gabler | <strong>2023</strong><br />
€ 39,00<br />
New Work – die Illusion von der großen<br />
Freiheit: Ausprägungen der neuen Arbeitswelt<br />
Dieses Werk zeigt anschaulich und auf den Punkt gebracht, dass sich Gesellschaft, Unternehmen und Individuen bereits mitten in<br />
der New-Work-Bewegung befinden. Ein Zurück gibt es nicht mehr. New Work ist ein steiniger Weg in eine neue Arbeitswelt, und<br />
nicht das Ziel. Auch in der neuen Arbeitswelt wird es weiterhin darum gehen, die Effizienz und damit Profit und Gewinn zu steigern.<br />
New Work sieht die Autorin als einen fortwährenden Veränderungsprozess, in dem Arbeitsprozesse und Managementsysteme<br />
immer wieder an die sich ändernden Gegebenheiten angepasst werden müssen.<br />
Judith Lembke, Katharina Matzig<br />
320 Seiten<br />
ISBN: 9783766726452<br />
Callwey Verlag | <strong>2023</strong><br />
€ 61,70<br />
Häuser des<br />
Jahres <strong>2023</strong><br />
„Häuser des Jahres“ ist einer der<br />
wichtigsten Awards der Branche,<br />
der seit 2011 ausgelobt wird.<br />
Diese Publikation präsentiert die von einer Expertenjury<br />
ausgewählten 50 besten von Architekten geplanten<br />
Einfamilienhäuser im deutschsprachigen Raum. Die<br />
„Häuser des Jahres <strong>2023</strong>“ werden in Text, Bild und mithilfe<br />
von Plänen ausführlich vorgestellt und gewähren so Einblick<br />
in 50 individuelle Planungsgeschichten von Architekten<br />
und Bauherren, die gemeinsam Wohn- und Lebens(t)räume<br />
realisiert haben – ob aus Stein, Holz oder Beton, am Hang, in<br />
der Stadt oder auf dem Land. Zudem überzeugen die besten<br />
ausgezeichneten „Produktlösungen Architects’ Choice“<br />
durch Innovation, Gestaltung und Nachhaltigkeit.<br />
Maria Grundner<br />
258 Seiten<br />
ISBN: 9783854024156<br />
Austrian Standards plus GmbH | <strong>2023</strong><br />
€ 99,95<br />
Barrierefreies Planen<br />
und Bauen in Österreich<br />
Um ein Leben ohne Barrieren in einer inklusiven Gesellschaft zu<br />
verwirklichen, ist es unumgänglich, barrierefreie Strukturen und<br />
Umgebungen anzubieten. Barrierefreie Angebote sind von allen<br />
Menschen nutzbar, komfortabel und erhöhen maßgeblich die<br />
Mobilität der Personen, die mit Einschränkungen leben: Plötzlich<br />
stellen Alltagswege keine Probleme mehr dar, die Zufriedenheit und die Lebensqualität der<br />
Bevölkerung steigen, Gesundheit wird gefördert und Unfällen vorgebeugt. Die Autorin<br />
garantiert als langjährige Themenexpertin höchste Praxiskompetenz: Sie berücksichtigt<br />
in dieser Neuauflage die Aktualisierungen der ÖNORM B 1600:<strong>2023</strong> mit kommentierten<br />
Erläuterungen und realisierten Praxisbeispielen in Bildern; sie bringt Erklärungen zu den<br />
aktualisierten Regeln und Empfehlungen für Kontraste, Beleuchtung und Glasmarkierungen<br />
und erklärt die Mindeststandards aus der OIB-Richtlinie 4 „Nutzungssicherheit und<br />
Barrierefreiheit“ wie auch die funktionalen Anforderungen der ÖVE/ÖNORM EN 17210:2021<br />
„Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umwelt –Funktionale Anforderungen“.<br />
Markus Swittalek<br />
374 Seiten<br />
ISBN: 9783991030089<br />
KRAL Verlag | <strong>2023</strong><br />
€ 40,50<br />
Das Gründerzeithaus<br />
Bewahren – Restaurieren – Bewirtschaften<br />
Kein anderes Zeitalter hat Wien so nachhaltig verändert wie die Gründerzeit. Nicht umsonst spricht man von<br />
einem Goldenen Zeitalter. Die Ringstraße wurde mit öffentlichen Gebäuden und Kulturbauten bebaut, aber<br />
auch Palais und Zinspaläste wurden hier errichtet. Die alten Vorstädte wurden überbaut und aus den Vororten<br />
wurden neue Stadtteile. Dieses Buch gibt Einblick in die technische Beschaffenheit und die bauklimatische<br />
Qualität dieser wertvollen historischen Gebäude. Es zeigt aber auch das wirtschaftliche Potenzial auf, das<br />
in dieser beständigen Bausubstanz ruht. Im Zeitalter von Klimakrise und Energiewende wird dieses Buch<br />
zu einem unverzichtbaren Werk für alle an Gründerzeithäusern Interessierten: ein nachhaltiges Werk über<br />
einen nachhaltigen Gebäudetyp.<br />
142 ImmoFokus
Raum und<br />
Wirklichkeit<br />
Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />
Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />
jederzeit unter:<br />
DiePresse.com/immobilien<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
143
Branchen & Services<br />
Brennpunktthema<br />
Bodenschutz<br />
Flächenverbrauch. Angesichts der häufigen Unwetterkatastrophen in Österreich sind Flächenversiegelung<br />
und Bodenschutz mittlerweile ein mediales Brennpunktthema geworden. Die Brand Intelligence Agentur<br />
„OBSERVER“ gibt einen näheren Einblick in die Berichterstattung innerhalb der letzten zwölf Monate. Diese<br />
reicht von politischen Debatten über Bodenschutzmaßnahmen bis hin zu fachlichen Lösungsansätzen in der<br />
Bauwirtschaft und zu Vorzeigeprojekten, bei denen man immer mehr auf Flächenrecycling setzt.<br />
I<br />
nsgesamt 3.958 Beiträge sind in Printmedien<br />
zwischen September 2022<br />
und September <strong>2023</strong> in Österreich zu<br />
den Begriffen „Bodenversiegelung“<br />
beziehungsweise „Flächenversiegelung“<br />
erschienen (Gesamtauflage: 136 Millionen).<br />
Davon nehmen überwiegend Regionalmedien<br />
(81 Prozent) Bezug auf das Thema, wobei hier<br />
der Osten des Landes besonders präsent ist.<br />
Laut Daten des Umweltbundesamtes beträgt<br />
die Flächeninanspruchnahme in Österreich<br />
über elf Hektar pro Tag (Stand: 2021). Die Bundesregierung<br />
hat sich zum Ziel gesetzt, den<br />
Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro<br />
Tag zu reduzieren. In den östlichen Bundesländern<br />
werden die meisten Böden versiegelt.<br />
Wie stark der Osten davon betroffen ist, spiegelt<br />
sich nicht zuletzt in der Medienpräsenz<br />
wider: Die meisten regionalen Beiträge zu<br />
Flächen- beziehungsweise Bodenversiegelung<br />
wurden in der „Kronen Zeitung Wien“ veröffentlicht.<br />
Sehr viele Artikel dazu erschienen<br />
außerdem in den Regionalausgaben der „Kronen<br />
Zeitung“ in Niederösterreich, im Burgenland<br />
und in der Steiermark sowie im „Kurier<br />
Niederösterreich“.<br />
In einigen Printbeiträgen setzten die befragten<br />
Experten Bodenversiegelung in einen direkten<br />
Zusammenhang mit der Klimakrise, dem<br />
Verlust von Biodiversität und anhaltenden<br />
Dürrekatastrophen. Dabei standen die unmittelbaren<br />
Auswirkungen auf die Landwirtschaft<br />
häufig im Mittelpunkt der Diskussion.<br />
So berichtete die „Kleine Zeitung“ etwa im<br />
Juli <strong>2023</strong> über eine Pressekonferenz mit Kurt<br />
Weinberger, dem Vorstandsvorsitzenden der<br />
Österreichischen Hagelversicherung, auf der<br />
dieser vor Lebensmittelknappheit durch Verbauung<br />
warnte.<br />
Abgesehen von den Auswirkungen auf Klima<br />
und Umwelt sorgte das Thema noch aus anderen<br />
Gründen für negative Schlagzeilen: Einzelne<br />
Beiträge in den Tageszeitungen „Heute“<br />
und „Wien Aktuell“ brachten Flächenversiegelung<br />
nämlich in Verbindung mit den Verkehrsblockaden<br />
von Klimaaktivisten, die sich<br />
dagegen starkmachen.<br />
In Tageszeitungen und Fachjournalen wurden<br />
oft auch Experten mit Lösungsvorschlägen<br />
zitiert. Die „Kronen Zeitung“ veröffentlichte<br />
zum Beispiel ein Gespräch mit Arthur Kanonier,<br />
einem Raumordnungsexperten der TU<br />
Wien. Darin stellte dieser das Problem der<br />
Bodenversiegelung in ländlichen Gebieten<br />
der innerstädtischen Verdichtung gegenüber.<br />
Kanonier setzt auf die Aufstockung von<br />
Gebäuden in Städten, während Naturflächen<br />
unberührt bleiben sollen. Das Magazin „immobilien<br />
investment“ stellte schließlich mit<br />
„On top living – baumhaus“ ein innovatives<br />
und nachhaltiges Wohnkonzept des Unternehmers<br />
Dietmar Reindl vor, das nachhaltige<br />
Lebensräume in der Höhe und ohne Bodenversiegelung<br />
schafft.<br />
Bodenschutzstrategie im Web stärker<br />
präsent als Flächenrecycling<br />
Von über 2.700 Artikeln in Onlinemedien<br />
und über 2.500 Beiträgen in sozialen Medien<br />
(X/Twitter, YouTube) erzielten jene Berichte<br />
die größte Reichweite, die sich auf politische<br />
Maßnahmen und Forderungen gegen die zunehmende<br />
Flächenversiegelung beziehen. Zu<br />
nennen ist hier die Präsentation des „Bodenreport<br />
<strong>2023</strong>“ im Mai dieses Jahres auf orf.at:<br />
Laut dem Bericht wurde „seit dem Jahr 2000<br />
dreimal die Fläche Wiens“ verbaut.<br />
Der Beschluss der ersten Österreichischen Bodenschutzstrategie,<br />
welcher im Rahmen der<br />
Österreichischen Raumordnungskonferenz<br />
(ÖROK) Ende Juni hätte erfolgen sollen, wurde<br />
vertagt, ohne dass ein neuer Termin bekanntgegeben<br />
wurde. Eine im Juli <strong>2023</strong> auf orf.at<br />
publizierte Meldung über Wissenschaftler, die<br />
wiederholt eine gesetzliche Obergrenze für<br />
den Flächenverbrauch und eine landesweite<br />
Bodenschutzstrategie einfordern, wurde besonders<br />
häufig auf Facebook und X (Twitter)<br />
geteilt. Über 200 Reaktionen von Usern auf<br />
Facebook erhielt eine darauf abzielende Petition<br />
von Greenpeace.<br />
144 ImmoFokus
Medienpräsenz in Österreich zu Boden- bzw. Flächenversiegelung<br />
Beobachtungszeitraum: 15.09.2022 - 15.09.<strong>2023</strong><br />
Suchbegriffe nach Häufigkeit im Web<br />
Beobachtungszeitraum: 15.09.2022 - 15.09.<strong>2023</strong><br />
Print<br />
3.958 Beiträge<br />
Social Media<br />
2.500 Beiträge<br />
Versickerungsfläche<br />
0,4 %<br />
1 %<br />
Flächenrecycling<br />
Flächenverbrauch<br />
27 %<br />
15,4 %<br />
43 %<br />
66,3 %<br />
16,9 %<br />
Bodenstrategie<br />
30 %<br />
Online<br />
2.700 Beiträge<br />
Boden- bzw.<br />
Flächenversiegelung<br />
Im Vergleich zu den Themenschwerpunkten<br />
Bodenversiegelung (66,3 Prozent),<br />
Boden(schutz)strategie (16,9 Prozent) und<br />
Flächenverbrauch (15,4 Prozent) fällt die Online-Berichterstattung<br />
zu Flächenrecycling<br />
(ein Prozent) sehr schwach aus. Nur knapp<br />
über 80 Beiträge setzten sich mit der Wiedereingliederung<br />
von nicht mehr genutzten<br />
Flächen in die Natur beziehungsweise mit<br />
der Umgestaltung von Flächen für eine neue<br />
Nutzung auseinander.<br />
Areal in eine „Wohnoase“ umgebaut wird.<br />
Mit Fernwärme-Anschlüssen und PV-Anlagen<br />
setzt man dabei auf moderne und nachhaltige<br />
Energiegewinnung.<br />
In den nächsten Jahren werden Flächenrecycling<br />
und Bodenschutzstrategie wohl noch<br />
stärker als jetzt in der österreichischen Medienlandschaft<br />
präsent sein. Das liegt nicht<br />
nur an vielen neuen und innovativen Immobilienprojekten,<br />
sondern vor allem an den fortlaufenden<br />
politischen Auseinandersetzungen<br />
zu Klima- und Bodenschutzmaßnahmen in<br />
Österreich.<br />
Die höchste Reichweite erzielte ein Online-<br />
Artikel vom „Standard“ (September 2022) zu<br />
drei Vorzeigeprojekten, die beim „Brachflächengipfel“<br />
des Klimaschutzministeriums mit<br />
dem „Erdreich-Preis“ ausgezeichnet wurden:<br />
Im Burgenland wurde eine frühere Erbsenschälfabrik<br />
samt Gelände in ein Gemeindezentrum<br />
mit Volksschule und Wohnsiedlungen<br />
umfunktioniert. Aus einer Lagerhalle in<br />
Oberösterreich sind 14 Häuser mit 300 Wohneinheiten<br />
entstanden. In Salzburg wurde wiederum<br />
ein „Universal“-Versandhaus in eine<br />
Gewerbeimmobilie mit Büros und Coworking-<br />
Plätzen verwandelt. Ein weiterer „Standard“-<br />
Onlinebeitrag erwähnte Flächenrecycling am<br />
Beispiel einer Liegenschaft in Wien-Stadlau,<br />
aus der ein Logistikpark gemacht werden<br />
soll. Die „Kronen Zeitung“ stellte schließlich<br />
im Februar <strong>2023</strong> ein Projekt in Völkermarkt<br />
(Kärnten) vor, bei dem ein altes Werkstätten-<br />
Top 10 Printmedien mit Berichterstattung<br />
zu Boden- bzw. Flächenversiegelung<br />
Beobachtungszeitraum: 15.09.2022 - 15.09.<strong>2023</strong><br />
Beobachtungsraum: Österreich<br />
Kronen Zeitung Wien<br />
Kronen Zeitung NÖ<br />
Kronen Zeitung Bgld<br />
Kronen Zeitung Stmk<br />
Der Standard<br />
Kronen Zeitung Abendausgabe<br />
Kurier<br />
Die Presse<br />
46<br />
59<br />
57<br />
56<br />
50<br />
47<br />
73<br />
67<br />
0 25 50 75<br />
86<br />
100<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />
145
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Lesen Sie im ImmoFokus<br />
<strong>Ausgabe</strong> 05/<strong>2023</strong><br />
Quartiersentwicklung. Das große Interview mit ... Zu Tisch<br />
mit ... Energiekonzepte ... Interkommunale &<br />
klimaschonende Standortentwicklung ... Streitfall:<br />
Städtebauliche Verträge ... Finanzierung ...<br />
Flächenverbrauch ... Alternative Baustoffe ...<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Patrick Baldia<br />
Art Director<br />
Jelio Stefanov<br />
Lektorat<br />
Michaela Hocek<br />
Ingeborg Morawetz, BA<br />
Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Heimo<br />
Rollett sowie die Kommentatoren<br />
Sales & Relation<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Oktober <strong>2023</strong><br />
Täglich top informiert: www.immo-timeline.at<br />
Den ImmoFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />
Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,<br />
Gabriel Alarcón-Rizar<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />
146 ImmoFokus