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Ausgabe 04/2023

| Auf in neue Bürowelten: Coverinterview mit Alexandra Bauer | Zu Tisch mit … Guido Salentinig | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Sabina Berloffa, Jenni Wenkel, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Anton Bondi de Antoni und Christoph Nemtschke, Christoph Degendorfer und Matthias Köck| Round Table mit Anna-Vera Deinhammer, Karl Koschek, Christoph Löffler und Manuel Fegerl | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Das Büro im Wandel

| Auf in neue Bürowelten: Coverinterview mit Alexandra Bauer | Zu Tisch mit … Guido Salentinig | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Sabina Berloffa, Jenni Wenkel, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Anton Bondi de Antoni und Christoph Nemtschke, Christoph Degendorfer und Matthias Köck| Round Table mit Anna-Vera Deinhammer, Karl Koschek, Christoph Löffler und Manuel Fegerl | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Das Büro im Wandel

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Auf in neue<br />

Bürowelten<br />

Alexandra Bauer<br />

Wir leben Immobilien.<br />

Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />

ehl.at


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

03


<strong>04</strong> ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

05


Sie kennen Julien nicht?<br />

Julien Locher arbeitet daran, Ihre Aufzüge am Laufen zu halten – oft unbemerkt im<br />

Hintergrund. Die Minimierung von Ausfallszeiten oder Unterbrechungen ist ihm ein<br />

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06 ImmoFokus<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

07


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08 ImmoFokus<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

09


18 Bilderstrecke<br />

Verstehen Sie Bahnhof?<br />

Auf in neue Bürowelten<br />

COVERINTERVIEW MIT<br />

ALEXANDRA BAUER<br />

44<br />

INHALT<br />

AUSGABE<br />

Rubriken<br />

012 VOM HERAUSGEBER<br />

014 EDITORIAL<br />

146 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Unternehmen & Projekte<br />

018 BILDERSTRECKE BAHNHÖFE<br />

034 TOP DEAL<br />

036 START UP<br />

038 DER MARKETER<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

039 PROBLEMLÖSER<br />

<strong>04</strong>0 IMMOBILIE IM FOKUS<br />

<strong>04</strong>1 AUFSTEIGER<br />

Positionen & Meinungen<br />

<strong>04</strong>4 COVERINTERVIEW MIT<br />

Alexandra Bauer<br />

054 AMBITIONIERTE ZIELE<br />

Interview mit Daniel Reisenberger<br />

058 ZU TISCH MIT<br />

Guido Salentinig<br />

064 ROUNDTABLE<br />

Baubranche fit für zirkuläres Bauen<br />

072 GRÜNDERZEITHÄUSER -<br />

VOM MIETRCHT BEDROHT<br />

Kommentar von Georg Flödl<br />

074 WIENER BAUORDNUNGSNOVELLE: MEHR<br />

AMBITION WÄRE NACHHALTIGER<br />

Kommentar von Seabastian Beiglböck<br />

076 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

078 PREISDÄMPFENDE WIRKUNG DER GBV<br />

Kommentar von Klaus Baringer<br />

079 WAS BLEIBT VOM EIGENTUM?<br />

Kommentar von Martin Prunbauer<br />

080 DUALITÄT IM WOHNBAU ERHALTEN<br />

Kommentar von Michael Pisecky<br />

Im Fokus<br />

084 REAL CIRCLE: DAS BÜRO IM WANDEL<br />

098 DIE ZEITEN ÄNDERN DICH!<br />

Kommentar von Frank Brün<br />

100 IMPULSE FÜR DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT?<br />

Kommentar von Louis Obrowsky<br />

102 NEW WORK: NEU, ODER<br />

EINFACH NUR ANDERS?<br />

Kommentar von Wolfgang Fessl<br />

1<strong>04</strong> DIE NEUE ARBEITSWELT: TRENDS UND<br />

TECHNNOLOGIEN<br />

Kolumne von Jasmin Soravia<br />

106 FRECH GESAGT<br />

Kolumne von Anita Körbler<br />

108 GELEBTE INNOVATION<br />

Interview mit Anton Bondi de Antoni und<br />

Christoph Nemetschke<br />

114 WER WHATSAPP BEHERRSCHT, BEHERR-<br />

SCHAFT AUCH SMINO<br />

Interview mit Christoph Degendorfer und<br />

Matthias Köck<br />

Fotos: ATP/Kuball<br />

10 ImmoFokus


84<br />

Der 33. Real Circle<br />

Das Büro im Wandel<br />

58<br />

64<br />

Zu Tisch mit ...<br />

Round Table<br />

Guido Salentinig<br />

Zirkuläres Bauen<br />

<strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

120 WECKEN GROSSRAUMBÜROS DEN WUNSCH<br />

NACH HOME-OFFICE?<br />

Kommentar von Andreas Kreutzer<br />

121 NEUE ARBEITSFORMEN, NEUE BÜROWELTEN<br />

Kommentar von Stefan Wernhart<br />

122 WIR SEHEN EINE ZWEITEILUNG DES MARKTES<br />

Kommentar von Jenni Wenkel<br />

123 NEW OFFICE - NEXT LEVEL<br />

Kommentar von Nadja Pröwer<br />

126 BETON<br />

Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />

128 DIE ZUKUNFT DES IMMOBILIENUNTERNEHMENS<br />

Kommentar von Sabina Berloffa<br />

132 EVENTS<br />

142 BUCHTIPPS<br />

144 OBSERVER<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

11


Expo Real:<br />

Im Krisenmodus<br />

„Die Ausgangslage ist<br />

nicht berauschend.“<br />

I<br />

nvestoren wollen keine falschen<br />

Entscheidungen treffen und warten<br />

lieber ab. Verkäufer wollen einen<br />

Wertverlust noch nicht akzeptieren<br />

– und Projektentwickler stehen mit dem<br />

Rücken zur Wand. Vereinzelt wird von Fire-<br />

Sales berichtet. Diskrete Off-Market Deals<br />

haben Hochsaison. Die spärlich zustande<br />

gekommen Deals werden nicht mehr mit euphorischen<br />

Pressemeldungen begleitet. Die<br />

Branche ist stiller geworden.<br />

Nach jahrelangem Boom ist die Stimmung<br />

in der Branche im Keller– auch wenn man<br />

bestrebt ist, positive Stimmung zu verbreiten,<br />

wenn versucht wird, die Zinswende<br />

herbeizureden bzw. herbeizuschreiben. Die<br />

Immobilienwirtschaft wird sich damit abfinden<br />

müssen, dass Geld etwas kostet. So geht<br />

– nicht nur – der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) von einer länger andauernden<br />

Hochzinsphase aus. Die geldpolitischen<br />

Schlüsselsätze dürften global für „geraume<br />

Zeit“ hoch bleiben, sagte erst vor kurzem<br />

IWF-Vizechefin Gita Gopinath.<br />

alle. Dafür strahlt nachher die Sonne umso<br />

heller.<br />

Vor 15 Jahren hatte sich der Himmel bereits<br />

einmal verdunkelt Die Lehman Pleite schockierte<br />

die Finanzwelt rund um den Globus<br />

und zog massive Folgen mit sich. Der DOW-<br />

Jones fiel beispielsweise um 500 Punkte und<br />

verzeichnete damit den größten Kurssturz<br />

seit den Anschlägen des 11. Septembers. Die<br />

Krise überstanden mit Goldman Sachs und<br />

Morgan Stanley nur zwei der fünf großen US-<br />

Investmentbanken. Dementsprechend groß<br />

war auch der Katzenjammer auf der damaligen<br />

Expo Real.<br />

Ich bin auf die Stimmung gespannt. Die<br />

Ausgangslage ist nicht berauschend: Die<br />

Zinsen bleiben hoch, Büros stehen leer, der<br />

Wohnungsbau ist praktisch zum Stillstand<br />

gekommen. Statt Deals müssen Unternehmen<br />

massive Abschreibungen – oder gar<br />

ihre Insolvenz kommunizieren. Rauschende<br />

Partys werden wohl ausbleiben.<br />

Übrigens: Mitte September erhöhte die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) mit der zehnten<br />

Anhebung in Folge, seit der Zinswende im<br />

Sommer 2022, die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte<br />

auf 4,5 Prozent. Die Zinsen sind damit<br />

wieder so hoch wie zuletzt vor rund 20 Jahren.<br />

Auch vor 20 Jahren wurden Immobilien<br />

finanziert. Wir werden uns an höhere Zinsen<br />

und Finanzierungskosten gewöhnen (müssen).<br />

Auch diese „Delle“ im Immobiliengeschäft<br />

werden wir überleben. Vielleicht nicht<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

12 ImmoFokus


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Substanz<br />

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Büromarktbericht<br />

Wien |Frühjahr <strong>2023</strong><br />

Vorsorgewohnungen<br />

Marktbericht | Frühjahr <strong>2023</strong><br />

Zinshausmarktbericht<br />

Wien | <strong>2023</strong><br />

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Immobilien.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

13


Dauerbrenner<br />

Büro<br />

„Das Büro sollte auch in<br />

Zukunft eine wichtige<br />

Rolle spielen“<br />

E<br />

s war zwar nicht völlig neu, aber<br />

mit der Corona-Pandemie hat sich<br />

das Home-Office in der Unternehmenswelt<br />

etabliert, zumindest<br />

weitgehend. Und zwar „endgültig“, wie die<br />

Mehrheit der Experten meint. Vor allem jüngere<br />

Arbeitnehmer würden das heute verlangen,<br />

weshalb Arbeitgeber wohl nicht darum<br />

herumkommen würden, es zu ermöglichen.<br />

Stichworte: „War for Talent“ beziehungsweise<br />

„Fachkräftemangel“.<br />

Andere meinen, das Home-Office sei nur eine<br />

Momenterscheinung. Sie verweisen darauf,<br />

dass der Produktivität in den eigenen vier<br />

Wänden Grenzen gesetzt sind, was auch Studien<br />

belegen. Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass zuletzt einige der Pioniere des<br />

„Remote Work“ wie Amazon, Google und Meta<br />

ihre Büropräsenzrichtlinien wieder verschärft<br />

haben. Ihre Forderung: Mindestens drei Tage<br />

pro Woche müssen Mitarbeiter physisch im<br />

Büro anwesend sein.<br />

Ob sich die US-Tech-Riesen Sorgen um die Arbeitsproduktivität<br />

machen, sei dahingestellt.<br />

Einiges deutet darauf hin, dass das weniger<br />

der Fall ist. Etwa Aussagen der Konzernchefs:<br />

Apple-CEO Tim Cook meinte etwa zu Jahresbeginn,<br />

dass es keinen Ersatz für das Treffen von<br />

Angesicht zu Angesicht gebe. Tatsächlich: Die<br />

Erfahrung, dass Kollaboration, soziales Miteinander,<br />

Mitarbeiterbindung und so weiter über<br />

Microsoft Teams, Zoom und Konsorten nicht<br />

dasselbe sind, hat während der Pandemie wohl<br />

jeder gemacht.<br />

Das Büro, im Übrigen der Schwerpunkt dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>, sollte also auch in Zukunft eine<br />

wichtige Rolle spielen. Wohl verstärkt als Ort<br />

der Kommunikation, was Büroflächen unterstützen<br />

müssen. Wie das ausschauen kann,<br />

zeigt die „Immobilie im Fokus“ (Seite 40): Die<br />

neue globale Unternehmenszentrale von Booking.com<br />

in Amsterdam hat allein 28 Gemeinschaftsbereiche.<br />

Interessantes über die Transformation des Büros<br />

ist im Coverinterview mit Alexandra Bauer,<br />

Bereichsleiterin Büroimmobilien bei EHL, zu<br />

erfahren. Dasselbe gilt für den Nachbericht der<br />

mittlerweile 33. Auflage des Diskussionsforums<br />

Real Circle. Rund 30 Immobilienprofis tauschten<br />

sich dort unter anderem über die Entwicklung<br />

des Flächenbedarfs und die Akzeptanz von<br />

„New Work“ aus und darüber, was das Büro von<br />

heute „können“ muss. Ein weiterer Lesetipp:<br />

Das Interview mit Anton Bondi de Antoni und<br />

Christoph Nemetschke von Bondi Consult über<br />

die Entwicklung ihres Projekts Twenty One.<br />

Zum Träumen lädt die Bildstrecke ein, die diesmal<br />

auf eine spannende Reise zu einigen der<br />

spektakulärsten Bahnhöfe der Welt entführt.<br />

Herzlichst,<br />

Patrick Baldia<br />

Chefredakteur<br />

Foto: Adobe Stock<br />

14 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

15


Unternehmen & Projekte<br />

18<br />

VERSTEHEN SIE BAHNHOF?<br />

Architektur der Sehnsucht.<br />

Bahnhöfe sind Orte von<br />

Abfahrt und Ankunft,<br />

zwischen Fernweh und<br />

Heimweh, die seit fast<br />

200 Jahren ungebrochene<br />

Faszination auf die Menschen<br />

ausüben. Eine Reise zu<br />

einigen der spektakulärsten<br />

Bahnhofsgebäuden der Welt.<br />

34<br />

TOP DEAL<br />

Mitte September ist der österreichische<br />

Investor Georg Stumpf beim<br />

deutschen Gewerbeimmobilienkonzern<br />

Aroundtown eingestiegen. Wie aus einer<br />

Stimmrechtserklärung des Unternehmens<br />

hervorgeht, hat sich der Errichter des Wiener<br />

Millennium Towers bis zu 10,<strong>04</strong> Prozent der<br />

Anteile gesichert. 0,93 Prozent hält Stumpf<br />

bereits, weitere 9,10 Prozent kann er bis Ende<br />

Mai 2024 erwerben. Kein Kleingeld: Kurz vor<br />

Redaktionsschluss hat das Paket einen Wert<br />

von rund 250 Millionen Euro.<br />

40<br />

BOOKING.COM-CAMPUS<br />

Die Konzernlenker von Booking.<br />

com sprechen von einem „Dorf<br />

für 6.500 Menschen“: Das neue<br />

weltweite Headquarter der Reise-<br />

Buchungsplattfom auf der Halbinsel<br />

Oosterdokseiland in Amsterdam soll die<br />

flexible Welt des hybriden Arbeitens<br />

unterstützen.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

16 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

17


Unternehmen & Projekte<br />

Architektur der Sehnsucht. Bahnhöfe sind<br />

Orte von Abfahrt und Ankunft, zwischen<br />

Fernweh und Heimweh, die seit fast 200<br />

Jahren ungebrochene Faszination auf die<br />

Menschen ausüben. Eine Reise zu einigen der<br />

spektakulärsten Bahnhofsgebäuden der Welt.<br />

Autor: Tanja Klingseis<br />

18 ImmoFokus


Fotos: Adobestock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

BAHNHOF LIÈGE-GUILLEMINS<br />

Der Bahnhof Liège-Guillemins (französisch Gare de<br />

Liège-Guillemins oder kurz Gare des Guillemins,<br />

niederländisch Station Luik-Guillemins) ist der wichtigste<br />

Bahnhof der belgischen Stadt Lüttich (Liège)<br />

in der Region Wallonien und wurde 1842 eröffnet.<br />

Der nach durchgreifendem Um- und Neubau im<br />

September 2009 in seiner heutigen Gestalt in<br />

Betrieb genommene Bahnhof befindet sich etwas<br />

außerhalb der Innenstadt, im Stadtteil Guillemins.<br />

Näher an der Innenstadt liegt der Bahnhof Liège-<br />

Saint-Lambert (ehem. Liège-Palais).Pro Tag passieren<br />

gut 500 Züge den Durchgangsbahnhof, der mit<br />

seinem monumentalen Baldachin eine echte Landmarke<br />

darstellt. Dieses gewaltige und gleichzeitig<br />

filigrane Dach aus Stahl und Glas legt sich wie eine<br />

überdimensionale Welle über die Bahnsteige und<br />

geht fließend über in die geschwungene, bis zu 50<br />

Meter hohe Überdachung der Haupthalle mit ihrer<br />

Fläche von 33.000 Quadratmetern. Getragen wird<br />

sie von 39 weißen Stahlbögen mit einer Spannweite<br />

von jeweils 157 Metern. Obwohl insgesamt beeindruckende<br />

11.000 Tonnen Stahl verbaut wurden,<br />

wirkt das moderne Bauwerk transparent und licht<br />

– tagsüber ist keine zusätzliche Beleuchtung nötig.<br />

Standort: Liege, Belgien<br />

Architekturbüro: Santiago Calatrava<br />

Fotos: Adobestock<br />

20 ImmoFokus


BAHNHOF STRASSBURG<br />

Der Straßburger Bahnhof entstand zwischen<br />

1878 und 1883 nach den Entwürfen<br />

des Architekten Johann Eduard Jacobsthal.<br />

Das historische Gebäude sollte auf<br />

Wunsch des Bauherrn, der französischen<br />

Bahn SNCF, trotz der notwendigen<br />

Erweiterung in seiner Substanz erhalten<br />

bleiben. Aus dieser Aufgabenstellung<br />

resultierte ein Glasbau, der sich in einer<br />

sanften Krümmung vor beziehungsweise<br />

über den Altbau schiebt und eine überdachte<br />

Verbindung zwischen Bahnhof und<br />

Tiefgarage sowie den Verkehrsmitteln<br />

Tram, Bus und Taxi schafft.<br />

Die komplexe Stahl-Glaskonstruktion<br />

musste noch weitere Anforderungen<br />

erfüllen: Es durfte keine Verbindung zwischen<br />

Alt- und Neubau bestehen, da das<br />

historische Gebäude nicht nur sichtbar,<br />

sondern aus Gründen des Denkmalschutzes<br />

auch unberührt bleiben musste.<br />

Fotos: D. Boy de la Tour<br />

Standort: Straßburg, Frankreich<br />

Architekturbüro: AREP<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

KANAZAWA STATION<br />

Der Bahnhof Kanazawa wurde ursprünglich im Jahr 1898 errichtet und 2005 mit einem futuristischen Design inklusive Kuppel<br />

aus Glas und Stahl und einem riesigen hölzernen Tor, das dem Torii an einem japanischen Schrein ähnelt, rundum erneuert.<br />

Kanazawa ist die kulturelle und wirtschaftliche Hauptstadt der gesamten Region Hokuriku . Auch wenn der Bahnhof Kanazawa<br />

anfangs als unschönes modernes Bauwerk angesehen wurde, hat er sich zum Symbol Kanazawas gemausert. Das eindrucksvolle<br />

Tsuzumi-mon-Tor, dessen Form an eine traditionelle Trommel aus No-Stücken erinnert, wurde aus japanischer Douglastanne<br />

erbaut. Die riesige Motenashi-Kuppel, die den Bereich des östlichen Ausgangs überdacht, dient nicht nur als spektakuläres<br />

Designelement, sondern schützt Reisende vor Regen- und Schneefällen, wie sie in der Region häufig vorkommen.<br />

Standort: Kanazawa, Japan<br />

Architekturbüro: Ryuzo Shirae<br />

22 ImmoFokus


Fotos: Kanazawa City<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

23


Unternehmen & Projekte<br />

GARE DE ORIENTE, PORTUGAL<br />

Der Gare Do Oriente oder Bahnhof Lissabon<br />

Oriente wurde 1998 anlässlich der Weltausstellung<br />

Expo ‚98 eröffnet und ist einer der<br />

wichtigsten intermodalen Verkehrsknotenpunkte<br />

Portugals. Der geschäftige Bahnhof bietet<br />

Verbindungen zu den nördlichen und westlichen<br />

Vororten sowie zu zahlreichen Zielen im<br />

Land, darunter Porto und Faro. Es ist auch mit<br />

einer Metrostation und einem Busbahnhof für<br />

Regional- und Fernreisen nach Spanien und<br />

Frankreich verbunden.<br />

Der 1995 vom spanischen Architekten Santiago<br />

Calatrava entworfene Bahnhof mit einem einzigartigen<br />

modernistischen Baustil. Der 5-stöckige<br />

Komplex verfügt über eine Wechselstube,<br />

eine Autovermietung und eine U-Bahn-Verbindung<br />

zum Einkaufszentrum Vasco da Gama.<br />

Standort: Lissabon, Portugal<br />

Architekturbüro: Santiago Calatrava<br />

Fotos: Adobestock<br />

24 ImmoFokus


WUHAN RAILWAY STATION<br />

In Wuhan hat AREP einen modernen, multimodalen und benutzerfreundlichen und benutzerfreundlichen<br />

Bahnhof für die schnellste Bahnlinie der Welt entworfen. Der Bau des neuen Bahnhofs von Wuhan stellt eine<br />

wichtige Etappe in der exponentiellen Entwicklung der Stadt dar. Der Bahnhof beherbergt 11 Bahnsteige und<br />

20 Gleise auf 370.000 Quadratmeter. Mit seinem breiten Dach, das aus einem zentralen, sich von Osten nach<br />

Westen erstreckenden Baukörper besteht, der durch vier aufeinander folgende, sich nach Süden und Norden<br />

erstreckende Flügel ergänzt wird, besitzt der Bahnhof eine starke Identität in der Stadtlandschaft. Seine Form,<br />

die von leichten Strukturen getragen wird, wirkt wie ein fliegender Vogel und erinnert an die örtliche Legende<br />

eines Kranichs, der den Einwohnern der Stadt Reichtum und Wohlstand bringt. Er veranschaulicht auch die<br />

Bewegung und das fließende Design, die das Projekt kennzeichnen. Sein zentraler, symmetrischer und dreidimensionaler<br />

Aufbau bildet einen Balkon mit Blick auf die Stadt. Er befindet sich im Herzen des Gebiets, das<br />

sich in der Stadtentwicklung befindet. Um die verschiedenen Verkehrsströme sowohl zeitlich als auch räumlich<br />

effizient zu bewältigen, funktioniert der Bahnhof wie ein Flughafen mit getrennten Abfahrts- und Ankunftsbahnsteigen.<br />

Die verwendeten Materialien sind äußerst einfach, und das natürliche Licht wird sorgfältig gesteuert,<br />

um den Komfort der Benutzer zu optimieren und gleichzeitig den Stromverbrauch zu senken.<br />

Standort: Wuhan, China<br />

Architekturbüro: AREP<br />

Fotos: AREP<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

25


Unternehmen & Projekte<br />

ROTTERDAM CENTRAAL STATION<br />

Der neue Rotterdam Centraal Bahnhof ist ein<br />

attraktives, helles und freundliches Verkehrsterminal,<br />

das gleichzeitig als Begegnungszone<br />

fungiert. Der Entwurf stammt von Team CS,<br />

einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Benthem<br />

Crouwel Architekten, MVSA Meyer en Van<br />

Schooten Architecten und West 8.<br />

Eine Besonderheit sind des Bahnhofareals sind<br />

die unterschiedlichen Charaktere der Stadtteile<br />

nördlich und südlich des Bahnhofes. So erhielt<br />

der nördliche Eingang ein zurückhaltendes<br />

Design, welches abgestimmt ist auf das<br />

angrenzenden Stadtviertels „Provenierswijk“,<br />

das hier noch immer einer Kleinstadt des 19.<br />

Jahrhunderts ähnelt. Um diesen Charakter so<br />

weit wie möglich zu unterstreichen, wurde<br />

auf der Nordseite auf große architektonische<br />

Gesten verzichtet, Grünstrukturen wurden<br />

ausgebreitet und der Bahnhof selbst erhielt<br />

eine transparente Fassade. Im Gegensatz<br />

dazu ist der südliche Eingang das Portal zum<br />

modernen Stadtzentrum mit seiner Hochhausarchitektur.<br />

Die Halle mit ihrem spitz zulaufenden<br />

Edelstahldach und der Holzvertäfelung<br />

an der Innenseite verleiht dem Bahnhof seine<br />

neue internationale metropolitane Identität<br />

und gliedert sich gleichzeitig ein in den städtischen<br />

Kontext. Hier befindet sich ausserdem<br />

der direkte Zugang zur darunterliegenden<br />

Metrohalte.<br />

Standort: Rottterdam, Niederlande<br />

Architekturbüro: Benthem Crouwel Architects<br />

MVSA Meyer en Van Schooten Architecten<br />

West 8<br />

26 ImmoFokus


Fotos: Benthem Crouwel Architects. Photos Jannes Linders<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

27


Unternehmen & Projekte<br />

KING‘S CROSS RAILWAY STATION, LONDON<br />

Der Bahnhof King‘s Cross ist einer der Hauptbahnhöfe für den<br />

Eisen- und U-Bahnverkehr in London. Der Bahnhof befindet sich<br />

in Central London in der Nähe von Kings Cross, Regent‘s Park,<br />

Somers Town und Bloomsbury. In den Jahren 2008 bis 2013 wurde<br />

der Bahnhof für 547 Millionen Pfund grundlegend renoviert. In<br />

nur 4,5 Jahren Bauzeit King´s Cross in einen sehr freundlichen<br />

Bahnhof des 21.Jahrhunderts transformiert, dessen viktorianische<br />

Architektur wieder ganz zur Geltung kommt, aber nun mit dem<br />

Western-Concourse um ein weiteres Meisterwerk ergänzt wurde.<br />

Selten wurden 547 Mio. englische Pound so vernünftig investiert,<br />

zumal nun hinter dem Bahnhof mit King‘s Cross Central auf 27<br />

ha ein ganzes Stadtquartier neu entsteht. Fast hymnisch von der<br />

Londoner Presse gefeiert hat im Western-Concourse nun auch<br />

Harry Potters Bahnsteig 9 ¾ seinen Platz gefunden, wo sich nicht<br />

Wenige mit einem in der Wand verschwindenden Gepäckwagen<br />

ablichten lassen.<br />

Standort: UK, London<br />

Architekturbüro: John McAslan + Partners<br />

GRAND CENTRAL TERMINAL, NYC<br />

Zwischen Anhalter Bahnhof, Tempodrom und Kanal wird die Das<br />

Grand Central Terminal ist der größte Bahnhof der Welt hat seinen<br />

Platz inmitten von Manhattan, New York. Er wurde im Februar 1913<br />

eingeweiht. 1978 setzten sich der Architekt Philip Johnson und<br />

die frühere First Lady Jacqueline Kennedy Onassis dafür ein, den<br />

Bahnhof unter Denkmalschutz zu stellen, um dieses Gebäude für<br />

die New Yorker künftiger Generationen zu erhalten.11<br />

Überall im Bahnhof fallen immer wieder Verzierungen mit<br />

Eichenblättern und Eicheln auf. Sie sind das Symbol der Familie<br />

Vanderbilt, die den Bau in Auftrag gegeben hat. Mächtige<br />

Eichen wachsen aus kleinen Eicheln“ war das Familienmotto<br />

der Vanderbilts. Die Glühbirnen im Bahnhofsgebäude sind nicht<br />

hinter Lampenschirmen versteckt. Als das Grand Central Terminal<br />

gebaut wurde, war Elektrizität noch eine neue Erfindung und die<br />

Vanderbilts wollten, dass man diese von Ihnen finanzierte Innovation<br />

für jeden sichtbar ist.<br />

Standort: New York City, New York<br />

Architekturbüro: Warren & Wetmore und Reed & Stem<br />

Fotos: Adobestock, Hufton+Crow<br />

28 ImmoFokus


Fotos: John Edward Linden Photography<br />

THE ANAHEIM REGIONAL TRANSPORTATION INTERMODAL CENTER (ARTIC)<br />

Das ARTIC / Anaheim Regional Transportation Intermodal Center ist der Hauptbahnhof<br />

von Anaheim in Kalifornien. Das neue Bahnhofsgebäude wurde 2014 eröffnet und plant<br />

den Anschluss an den kalifornischen Hochgeschwindigkeitszug bereits ein. Neben<br />

Fernbahnsteigen und dem Anschluss der Metrolink-Vorortzüge gibt es einen Busbahnhof<br />

mit zwölf Plätzen. Es wurden auch Vorkehrungen für eine noch zu planende Straßenbahn<br />

geschaffen.<br />

Standort: Anaheim, Kalifornien USA<br />

Architekturbüro: HOK<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

29


Unternehmen & Projekte<br />

Fotos: Nigel Young / Foster + Partners<br />

30 ImmoFokus


BAHNHOF MEDINA, SAUDI ARABIA<br />

Die Haramain Express Strecke erhält fünf Bahnhöfe, vier davon<br />

hat das Londoner Büro Foster + Partners entworfen und gebaut.<br />

Die Bahnhöfe in Mekka, Medina, Jeddah und in King Aziz Economic<br />

City (KAEC) sollen als Tore in die großen arabischen Städte<br />

wahrgenommen werden und sind an die neu errichteten jeweiligen<br />

U-Bahnsysteme angeschlossen. Sie sind in Modulbauweise errichtet<br />

und zeigen Gestaltungselemente, die an die lokale Bautradition<br />

angelehnt sind. Alle vier Bahnhöfe basieren auf einem gemeinsamen<br />

27 Quadratmeter großen Modul mit Dach, Fluren und Plattform, das<br />

flexibel sowohl für Durchgangs- als auch für Endbahnhöfe angewendet<br />

werden kann.<br />

Der Modulbau ermöglicht, die Bahnhöfe entsprechend den sich<br />

ändernden Anforderungen der Fahrgäste zu erweitern und so nachhaltige<br />

Verkehrsbauten zu schaffen. Jedes Modul verfügt über eine<br />

Stahlsäule, die sich ähnlich einer Palme oben auffächert, zusammen<br />

tragen diese Säulen das flexible Gewölbedach der Station. Die<br />

Dächer haben in jeder Stadt verschieden Farben und erhellen das<br />

Darunter über kleine rhombenförmige Öffnungen.<br />

Standort: Medina, Saudia Arabia<br />

Architekturbüro: Foster + Partners<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

31


Unternehmen & Projekte<br />

32 ImmoFokus


Fotos: Hufton+Crow<br />

BAHNHOF VON AFRAGOLA, NEAPEL ITALIEN<br />

„Porta del Sud“, der Hochgeschwindigkeits‐Bahnhof<br />

in Neapel Afragola ist der Verkehrsknotenpunkt<br />

der Linie Rom‐Neapel‐Salerno.<br />

Der von der britisch‐irakischen Architektin<br />

Zaha Hadid entworfene neue Bahnhof wurde in<br />

Form einer Brücke konzipiert, die 30 Meter über<br />

den Gleisen schwebt und diese miteinander<br />

verbindet. Der futuristisch geformte Bahnhof<br />

fungiert damit als Tor zur Stadt Neapel. Mit den<br />

S-förmigen Bögen, gewölbten Wänden, sich<br />

kreuzenden und zusammenfließenden Hallen<br />

und Wegen thematisiert die Architektur die<br />

Verkehrsströme der Reisenden. Gleichzeitig<br />

ist das Bauwerk derart konzipiert, dass die<br />

Bahnhofsbesucher optimal auf ihren Wegen<br />

im Gebäude gelenkt werden und somit ihr Ziel<br />

schnellstmöglich erreichen.<br />

Rund 20.000 Quadratmeter Nutzfläche verteilen<br />

sich auf insgesamt fünf Bahnhofsebenen. Neben<br />

den zwei Hauptgebäuden am östlichen und<br />

westlichen Ende entstehen vier Stahlbeton-Gebäudekerne,<br />

über die man das zentrale Atrium<br />

erreicht. Von dort führen Treppen und Rolltreppen<br />

zu den Gleisen auf der untersten Ebene und<br />

zu den Geschäften auf dem oberen Level.<br />

Standort: Neapel, Italien<br />

Architekturbüro: Zaha Hadid Architects<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

33


Top Deal<br />

ImFokus<br />

Einstieg zum<br />

Schnäppchenpreis<br />

Top-Deal. Investor Georg Stumpf ist beim deutschen Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown<br />

eingestiegen. Bis Mai 2024 kann der Anteil auf zehn Prozent ansteigen.<br />

I<br />

mmobilienaktien hatten bekanntlich<br />

schon mal bessere Zeiten. Sie leiden<br />

derzeit besonders unter der Kombination<br />

aus steigenden Zinsen und hoher<br />

Inflation. Die, nach zum Teil drastischen<br />

Verlusten, niedrigen Kursniveaus könnten<br />

wiederum für all jene, die nicht an das Ende<br />

der Immobilienbranche glauben und wieder<br />

ein besseres Umfeld erwarten, die ideale Gelegenheit<br />

für ein Investment darstellen. Ein<br />

solcher Zeitgenosse scheint der Investor Georg<br />

Stumpf zu sein, ist er doch Mitte September<br />

beim deutschen Gewerbeimmobilienspezialisten<br />

Aroundtown eingestiegen.<br />

Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung des Unternehmens<br />

hervorgeht, hat sich Stumpf, der<br />

als Errichter des Wiener Millennium Towers<br />

bekannt geworden ist, bis zu 10,<strong>04</strong> Prozent an<br />

Aroundtown gesichert. 0,93 Prozent hält er<br />

bereits am Gewerbeimmobilienkonzern, weitere<br />

9,10 Prozent kann er bis Ende Mai 2024<br />

erwerben. Detail am Rande: Das Paket hat zum<br />

Kurs kurz vor Redaktionsschluss einen Bör-<br />

senwert von rund 250 Millionen Euro. Vom<br />

wem der Milliardär die Aktien gekauft hat, ist<br />

nicht bekannt.<br />

Aktuell wird die Aroundtown-Aktie mit knapp<br />

zwei Euro gehandelt. Vor den Zinserhöhungen<br />

der EZB im Sommer 2022 waren es noch<br />

rund sechs Euro. Für nicht wenige Analysten<br />

sind die Abschläge übertrieben. Dazu gehört<br />

Stefan Scharff von SRC Research. Er verweist<br />

auf den LTV von „lediglich“ 41 Prozent sowie<br />

liquide Mittel in der Höhe von 2,5 Milliarden<br />

Euro. Dazu kommen noch nicht übergegangene<br />

Verkäufe und ausstehende Verkäuferdarlehen.<br />

„Diese Summe deckt derzeit alle<br />

Fälligkeiten bis Mitte 2026 ab“, so Scharff.<br />

Hohe Abwertungen<br />

Aktuell machen Aroundtown, wie auch<br />

anderen börsennotierten Immobiliengesellschaften,<br />

hohe Abwertungen zu schaffen. Im<br />

ersten Halbjahr <strong>2023</strong>, das für Analyst Scharff<br />

grundsätzlich ganz gut verlief, musste das<br />

Portfolio um 1,75 Milliarden Euro abgewertet<br />

werden. Für das Gesamtjahr geht Scharff, der<br />

erst kürzlich seine „Kaufen“-Empfehlung für<br />

die Aktie bekräftigte, das Kursziel jedoch von<br />

4,50 auf 3,50 Euro reduzierte, im Übrigen von<br />

einer weiteren Abwertung aus.<br />

Stichwort Portfolio. Aroundtown besitzt ein<br />

gemischtes Portfolio im Wert von mehr als 26<br />

Milliarden Euro. Den größten Anteil haben<br />

mit 41 Prozent Büroimmobilien, gefolgt von<br />

Wohngebäuden (32 Prozent), Hotels (20 Prozent)<br />

sowie Retail- (fünf Prozent) und Logistikobjekten<br />

(zwei Prozent). Rund 90 Prozent der<br />

Immobilien stehen in Deutschland, der Rest in<br />

den Niederlanden und Großbritannien.<br />

Stumpf scheint also einen interessanten Deal<br />

gemacht zu haben. Und nicht nur, weil die<br />

Aktie in den vergangenen Tagen wieder etwas<br />

an Boden gut gemacht hat. Der heimische<br />

Investor ist übrigens bereits in Deutschland<br />

investiert. Am Stuttgarter Anlagenbauer für<br />

Reinräume zur Chip-Produktion Exyte hält<br />

Stumpf aktuell die Mehrheit..<br />

Foto: EVA MANHART<br />

34 ImmoFokus


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35


Start-up<br />

ImFokus<br />

Gründung<br />

SECONTRADE ist ein europaweit agierender<br />

digitaler Marktplatz für Sekundär-Rohstoffe<br />

mit Sitz in Wien. Mit nur<br />

wenigen Klicks schöpfen registrierte User<br />

das gesamte Rohstoffpotenzial des europäischen<br />

Marktes aus, wobei modernste<br />

Internet-Technologie für den innovativen<br />

und risikolosen Rohstoffhandel<br />

sorgt. So werden nachhaltiges Rohstoffmanagement<br />

und erfolgreiche Kreislaufwirtschaft<br />

gefördert. Die Secontrade<br />

GmbH wurde Anfang 2018 auf Initiative<br />

von UFH als 100-prozentige Tochter der<br />

UFH Holding GmbH gegründet.<br />

Digitaler Marktplatz<br />

für Sekundär-Rohstoffe<br />

Rohstoffmanagement. Ziel von SECONTRADE ist, Sekundär-Rohstoffe<br />

schnell und einfach dort eingesetzt werden können, wo sie benötigt werden.<br />

www.secontrade.com<br />

D<br />

er steigende Bedarf an Rohstoffen<br />

erschöpft die endlich vorhandenen<br />

Ressourcen. Allein in den vergangenen<br />

50 Jahren hat sich der<br />

Verbrauch weltweit vervierfacht.<br />

Die Baubranche verbraucht die Hälfte der<br />

weltweit abgebauten Rohstoffe und stellt das<br />

größte Abfallaufkommen innerhalb der EU<br />

dar. Ziel des europäischen Green Deals und der<br />

österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie<br />

ist es daher, das Potenzial zur Ressourcenschonung<br />

in diesem Bereich besser auszuschöpfen,<br />

etwa durch die erhöhte Wiederverwertung von<br />

Abbruchmaterial, mineralischen Bauabfällen<br />

und damit verbunden, die Steigerung des Anteils<br />

von Sekundär-Rohstoffen.<br />

Das ermöglicht innovative Zugänge entlang<br />

der Wertschöpfungskette: Das Recycling von<br />

Altziegel stellt etwa eine Alternative zu Sand<br />

und Kies dar. Die fachgerechte Behandlung ermöglicht<br />

den Einsatz als Substrat für den We-<br />

gebau, die Dachbegrünung oder den Sportplatz<br />

und ist in Verbindung mit Altbeton ein Beispiel<br />

für zementfreien Recycling-Beton. SECONT-<br />

RADE dient dabei als digitale Schnittstelle und<br />

bietet Anbietern und Käufern von Sekundär-<br />

Rohstoffen einen sicheren, transparenten, europaweiten<br />

Marktplatz“, erklärt Brigitte Reich,<br />

Geschäftsführerin von SECONTRADE.<br />

Die digitale Plattform ist damit ein wichtiger<br />

Bestandteile erfolgreicher Kreislaufwirtschaft.<br />

Durch den effizienten Einsatz verfügbarer<br />

Ressourcen werden Klima und Umwelt<br />

geschützt sowie der Rohstoffmarkt in<br />

Europa stabilisiert.<br />

In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> finden<br />

Sie ein ausführliches Interview mit<br />

SECONTRADE Geschäftsführerin<br />

Brigitte Reich.<br />

Die Meinung des Profis<br />

Nachhaltigkeit geht uns alle an, nicht<br />

nur jene, die sich auf die Straße kleben.<br />

Nachhaltigkeit wäre doch so einfach, zum<br />

Beispiel durch das gezielte Nutzen von<br />

Baurestmassen – das hat man in schon in<br />

der Gründerzeit gewusst, wo der Schutt<br />

der Biedermeierhäuser als Beschüttung<br />

in den Tramdecken verwendet wurde.<br />

Nehmen wir uns ein Vorbild!<br />

IDEE<br />

GESCHÄFTSMODELL<br />

TIMING<br />

Gerhard Fritz<br />

Architekt<br />

Fotos: Sarina Dobernig<br />

36 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

37


Der<br />

Marketer<br />

Gedankensplitter zum<br />

ImmoMarketing in<br />

Theorie und Praxis.<br />

Daten sind das neue Gold<br />

Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Das Thema beschäftigt uns seit Jahren und ich kann mich noch<br />

gut an die 90er Jahre erinnern, wo ich zu arbeiten begonnen habe.<br />

Ich habe noch geradezu bildlich vor Augen, wie ich am 01.07.1993<br />

in Wien bei einem Makler zu arbeiten begonnen habe. Meine erste<br />

Aufgabe war es, die Adressen von allen Besichtigungsscheinen in eine<br />

Datenbank einzupflegen und zu vervollständigen. Damals waren PCs<br />

in Mode gekommen und Lotus 1-2-3 war das Programm, mit dem ich<br />

viel Zeit verbracht habe. Auf dem Betriebssystem DOS war die Software<br />

mehr für EDV-Profis als für Anwender gedacht und seit 1991 gab<br />

es eine Version für Windows, welches aber mit heutigen Tabellenkalkulationen<br />

nicht vergleichbar ist. Eine Zusammenarbeit von mehr als<br />

zwei Personen in einer Datei war geradezu undenkbar und stellte eine<br />

Herkulesaufgabe dar. In diesen Fällen waren ‚Rechenzentren‘ und<br />

Datenbank-Lösungen, die programmiert werden mussten, gefragt.<br />

Wie schön wäre es gewesen, hätte ich die heutigen<br />

Software-Lösungen schon damals gehabt. Abgesehen<br />

von den umständlichen Programmen und Speichermöglichkeiten<br />

hat mein damaliger Chef den Nutzen<br />

von Daten verstanden und wir haben viel Zeit damit<br />

verbracht, die Daten aktuell zu halten, zu vervollständigen<br />

und pflegen. An meinem ersten Tag hörte ich<br />

den Satz: „Daten sind das wahre Gold und dieses gilt<br />

es zu schürfen“.<br />

und die Menge ist geradezu unermesslich, jedoch gilt es diese intelligent<br />

zu vernetzen und zu strukturieren. Wer wertet beispielsweise alle<br />

zugänglichen Daten aus der riesigen Social-Media-Welt, wie Facebook<br />

oder LinkedIn, aus? Wer vernetzt das Marketing mit der Buchhaltung<br />

und nutzt die Daten seiner Lieferanten und Kunden optimal? Wer lässt<br />

konsequent alle Anrufe und Kontaktpunkte erfassen? Diese Antworten<br />

sind vor dem Hintergrund des Datenschutzes und der rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen gut zu überlegen. Beim Datenmanagement eine<br />

glasklare Strategie zu haben, die konsequent umgesetzt wird, ist somit<br />

auch heute keine einfache Übung. Eines steht jedoch fest: Daten als<br />

das wahre Gold zu schürfen, ist heute genauso herausfordernd wie<br />

1993; die Probleme haben sich verlagert: Weg von Fragen der Software<br />

und der Möglichkeit der Zusammenarbeit hin zu Fragen der Strukturierung<br />

und der rechtlichen Machbarkeit.<br />

Überall und jederzeit<br />

Dieser Satz ist heute so aktuell wie damals und er hat<br />

sich bei mir eingeprägt. Diese Liebe zu Daten und der<br />

Arbeit mit Datensätzen begleitet mich seit damals.<br />

An der Relevanz hat sich nichts geändert, jedoch ist<br />

es heute umso herausfordernder den Schatz zu heben.<br />

Dies mag auf den ersten Blick irritieren, da die<br />

Software, in meinem Fall EXCEL und ACCESS, um<br />

ein Vielfaches einfacher zu bedienen sind und die<br />

Zusammenarbeit im Team heute keine Herausforderung<br />

mehr darstellt. Die Schwierigkeiten haben sich<br />

verlagert: Heute werden wir erschlagen von Daten<br />

38 ImmoFokus


Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Werner<br />

Weingraber<br />

Gründer & Geschäftsführer<br />

Madaster<br />

1. DAS PROBLEM<br />

„Reduce, Reuse, Recycle“ so der Leitgedanke der Kreislaufwirtschaft.<br />

Diese gilt als einer der wichtigsten Hebel im Klimaschutz für alle<br />

Branchen in Europa. Konkret geht es darum, bei Bauvorhaben auf<br />

Sekundärrohstoffe zurückzugreifen, den Einsatz von Primärrohstoffen<br />

so weit wie möglich zu reduzieren, um somit die Auswirkungen auf<br />

die Umwelt zu minimieren. Gebäude werden sozusagen zu „urbanen<br />

Minen“. Dass Bauteile und Materialien immer wieder aufs Neue<br />

verwendet werden können, setzt jedenfalls eines voraus: Ihre genaue<br />

Dokumentation und Erfassung.<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

Foto: Madaster Österreich<br />

Madaster kann als digitales Kataster für Materialien verstanden werden. Die Cloud-<br />

Plattform bietet unter anderem Immobilieneigentümern die Möglichkeit, Daten<br />

ihrer Immobilien zu speichern, zu verwalten, anzureichern und auszutauschen. So<br />

bekommt man einen Einblick, welche Bauteile und Materialien in welcher Qualität<br />

an welchen Stellen eines Gebäudes zu finden sind und welche Auswirkungen sie<br />

auf die Kreislaufwirtschaft und die Umwelt haben. Angewendet werden kann<br />

Madaster sowohl im Neubau als auch bei Bestandsobjekten.<br />

Neben der Erstellung von Gebäudepässen und dem CO2-Fußabdruck<br />

ermöglicht Madaster finanzielle und zirkuläre Bewertungen, die die Verwaltung,<br />

Berichterstattung und den Verkauf von Immobilien und die Wiederverwendung<br />

von Materialien und Produkten unterstützen. In Österreich, wo das 2017 in<br />

Holland gegründete Unternehmen im vergangenen Herbst den Markteintritt<br />

wagte, stieß das Unternehmen jedenfalls durchaus auf Interesse. So konnten<br />

in den vergangenen zwölf Monate nicht weniger als 16 Partner und 40 Projekte<br />

gewonnen werden. Erst kürzlich stießen dazu etwa AllesWirdGut, IG Immobilien,<br />

Tarkett, Vasko+Partner und Würth.<br />

Für Werner Weingraber, Geschäftsführer von Madaster Österreich, ist jeder<br />

Partner ein „Vorreiter in der Immobilien- und Baubranche“. Das Ziel für die Zukunft<br />

ist klar: „Auf die Plattform sollen möglichst viele Gebäude gebracht und mit den<br />

Daten und Methoden von Madaster verknüpft werden.“<br />

1.000<br />

DIE ZAHL<br />

Eine 2019 unterzeichnete<br />

Partnerschaftsvereinbarung<br />

mit dem Projektentwickler<br />

BPD sieht vor, 1.000 neu<br />

gebaute Wohnungen in<br />

den Niederlanden auf<br />

der Madaster-Plattform<br />

zu registrieren. So wird<br />

der materielle, zirkuläre<br />

und finanzielle Wert der<br />

Gebäude ermittelt und<br />

jeweils ein Materialpass<br />

erstellt.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

39


Immobilie<br />

ImFokus<br />

28<br />

Wie das Unternehmen mitteilt, soll der neue Campus kontinuierlich<br />

optimiert werden, um die flexible Welt des hybriden Arbeitens zu<br />

unterstützen. Aktuell finden sich in dem Gebäude neben Büros 28<br />

Gemeinschaftsräume, Fokus-Kabinen, Tagungsräume sowie Flächen,<br />

die „unterschiedlichen kognitiven Anforderungen und Vorlieben gerecht<br />

werden sollen“, wie unter anderem öffentlich zugängliche Ruhezonen.<br />

832<br />

Am Dach der neuen Unternehmenszentrale der Reise-Buchungsplattform<br />

wurden 832 Solarpanele angebracht. Beheizt und gekühlt wird das Gebäude<br />

mit einem ausgeklügelten System mit Wärme-Kälte-Speicherung. Weiters<br />

finden sich über das Gebäude verteilt nicht weniger als 11.000 Pflanzen. Und ja:<br />

der Campus ist nach BREEM Excellent Standard zertifiziert.<br />

225.000<br />

Der Booking.com-Campus ist im Übrigen der finale Akt im Stadtentwicklungsprojekt<br />

auf dem Oosterdokseiland. In den vergangenen 22 Jahren wurden auf dem ehemaligen<br />

Hafengebiet unter anderem die Stadtbücherei, Büros, Wohnungen, das Konservatorium<br />

von Amsterdam sowie das europäisch-asiatische Handelszentrum realisiert.<br />

65.000<br />

Das neue internationale Headquarter von Booking.com mit einer<br />

Fläche von 65.000 Quadratmeter wurde im Herzen von Amsterdam<br />

auf der Insel Oosterdokseiland östlich des Hauptbahnhofs realisiert.<br />

Die Konzern-Lenker sprechen von einem „Dorf für 6.500<br />

Menschen“. So viele Mitarbeiter zählt Booking.com in Amsterdam.<br />

27.000<br />

Die Tiefgarage des neuen Booking.com-<br />

Headquarters hat eine imposante Fläche von<br />

27.000 Quadratmetern. Das sich dort Platz für<br />

die mehr als 2.500 Fahrräder der Mitarbeiter<br />

findet, versteht sich also von selbst.<br />

41<br />

Zum Booking.com-Campus gehört<br />

auch ein Wohngebäude mit 41<br />

Apartments mit Wohnflächen<br />

zwischen 67 und 300<br />

Quadratmetern. Optisch orientiert<br />

sich der Entwurf des Objekts an<br />

alten Amsterdamer Hafengebäuden.<br />

Fotos: huftoncrow-courtesyofunstudio<br />

40 ImmoFokus


Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Auf COO folgt CTO<br />

Vier gewinnt. Ab 1. November hat der UBM-Vorstand nach dem überraschenden Abgang von<br />

COO Martin Löcker wieder vier Mitglieder: Peter Schaller übernimmt die Position des CTO.<br />

1 2007<br />

Peter Schaller, der Wirtschaftsingenieurwesen<br />

für Bauwesen an der TU Graz studiert<br />

hat, ist nach ersten beruflichen Erfahrungen<br />

erstmals in führender Funktion für die Porr<br />

in der Steiermark tätig. Der heute 50-Jährige<br />

wird den heimischen Baukonzern erst 16<br />

Jahre später verlassen, um in den Vorstand<br />

der UBM einzuziehen. Ein Detail am Rande:<br />

Während die Porr österreichweit die Nummer<br />

zwei nach der Strabag ist, ist sie in der<br />

Steiermark das größte Bauunternehmen.<br />

2 2010<br />

Der gebürtige Steirer wird Niederlassungsleiter der<br />

Porr Steiermark. Damit ist Schaller für die rund 1.500<br />

Mitarbeiter des Unternehmens in der „grünen Mark“<br />

verantwortlich. Nur ein kleiner Auszug der namhaften<br />

Projekte, die die Porr seitdem in der Steiermark<br />

realisiert hat: Styria Tower Graz, AMS Graz-West und<br />

etliche Flächen im Cargo-Center-Graz.<br />

3<br />

4<br />

Foto: Michael Schaffer-Warga<br />

1<br />

Peter Schaller<br />

2<br />

3 2012<br />

Schaller, seit seinem sechsten Lebensjahr ein<br />

„Schwarzweißer“, wird Vizepräsident und Aufsichtsrat<br />

des SK Sturm Graz. Als ausgewiesener<br />

Bau-Profi kann er den Zustand der Heimstätte<br />

des Fußballvereins, der 1997 eröffneten Merkur<br />

Arena, natürlich perfekt einschätzen. „Ein Bauwerk<br />

in diesem Alter braucht dringend Frischzellenkuren“,<br />

so Schallers nüchternes Urteil.<br />

Bei der Porr hat er im Übrigen bei mehreren<br />

Stadionbauten mitgewirkt, unter anderem<br />

beim 2008 errichteten Wörthersee-Stadion<br />

in Klagenfurt. Neben seiner Funktion beim<br />

dreimaligen österreichischen Fußballmeister<br />

ist Schaller auch Mitglied der Industriellenvereinigung<br />

Steiermark und Vorstand des Wirtschaftsforums<br />

der Führungskräfte<br />

4 <strong>2023</strong><br />

Am 24. August hat der Nominierungsausschuss<br />

des UBM-<br />

Aufsichtsrats Peter Schaller zum<br />

vierten Vorstandsmitglied nominiert.<br />

„Damit sorgen wir für die<br />

notwendige Stabilität im obersten<br />

Führungsgremium der UBM, um<br />

die aktuell turbulente Phase am<br />

Immobilienmarkt optimal zu<br />

bewältigen und die Weichen für<br />

die Zukunft zu stellen“, freut sich<br />

Aufsichtsratschef Karl-Heinz<br />

Strauss. Über seine fünfjährige<br />

Funktionsperiode wird der neue<br />

CTO die gesamte Technik sowie<br />

die Bereiche „Timber Construction“,<br />

„Green Building“ und „Quality<br />

Management“ verantworten.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

41


Positionen & Meinungen<br />

58<br />

ZU TISCH MIT...<br />

„Im Verhältnis zum Wohnungspreis machen<br />

unsere Produkte einen sehr kleinen Teil<br />

aus, steigern aber den täglichen Komfort“,<br />

erklärt Guido Salentinig, Managing<br />

Director/Geschäftsführer von Geberit,<br />

beim MIttagessen mit Herausgeber Michael<br />

Neubauer im dots im The Leo Grand beim<br />

Wiener Stephansdom.<br />

64<br />

ROUNDTABLE<br />

Auf Einladung von Drees & Sommer<br />

Österreich und dem ImmoFokus trafen sich<br />

Anna-Vera Deinhammer (ÖGNI), Karl Koschek<br />

(AllesWirdGut Architektur), Christoph Löffler<br />

(Drees & Sommer Österreich) und Manuel<br />

Fegerl (KPMG), zum Meinungsaustausch über<br />

das Thema zirkuläres Bauen.<br />

44<br />

COVERINTERVIEW<br />

„Wir merken in einigen<br />

Branchen sehr stark, dass<br />

sich das Rennen um die<br />

besten Köpfe massiv<br />

auf die Bürowelten<br />

auswirkt. Der Wunsch,<br />

sich zu verändern ist<br />

groß“, so Alexandra<br />

Bauer, Bereichsleiterin<br />

Büroimmobilien bei EHL<br />

Gewerbeimmobilien.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

42 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

43


Positionen & Meinungen<br />

Auf in neue<br />

Bürowelten<br />

Arbeitswelten im Wandel. „Wir merken in einigen<br />

Branchen sehr stark, dass sich das Rennen um die<br />

besten Köpfe massiv auf die Bürowelten auswirkt.<br />

Quer über alle Branchen und Unternehmensgrößen<br />

hinweg ist der Wunsch groß, sich zu verändern“,<br />

sieht Alexandra Bauer, Bereichsleiterin<br />

Büroimmobilien bei EHL Gewerbeimmobilien,<br />

durchaus Bewegung am heimischen Markt.<br />

„Allein das Angebot fehlt.“<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

44 ImmoFokus


Sie sind studierte Raumplanerin.<br />

Was fasziniert Sie an der Materie?<br />

Alexandra Bauer: In unserer sehr schnelllebigen<br />

Zeit muss die Ressource Boden<br />

vielfältigen und komplexen Ansprüchen<br />

gerecht werden. Daher ist das Thema heute<br />

wichtiger als selten zuvor. Mehr denn je gilt es,<br />

das Städtewachstum zu koordinieren und den<br />

ausufernden Bodenverbrauch zu kontrollieren.<br />

Nur so werden wir unseren Lebensraum<br />

auch in Zukunft in gewohnter Qualität nutzen<br />

können.<br />

Wie kommt man von der Raumplanung<br />

zur Maklerei?<br />

Nach dem ich an der TU Wien Raumplanung<br />

und Raumordnung studiert habe, bin ich im<br />

Büro des damaligen Stadtrats für Planung<br />

und Zukunft für eine Amtsperiode meinen<br />

ersten Job angetreten. Danach war ich<br />

zwei Jahre lang bei der Ekazent im Bereich<br />

Projektentwicklung tätig. 2003 hatte ich das<br />

große Glück, dass ich zu Michael Ehlmaier<br />

und seiner EHL gestoßen und seither in der<br />

Bürovermietung tätig bin. Gleichzeitig war<br />

ich auch maßgeblich am Aufbau unserer<br />

Research-Abteilung beteiligt.<br />

Projekt im Wordformat beschrieben war.<br />

Da wir damals ein kleines, aber so wie heute<br />

extrem ambitioniertes und hungriges, Team<br />

waren, waren wir auch bei den anderen Assetklassen<br />

viel stärker involviert. Wir hatten<br />

jeden Freitag einen gemeinsamen Jour Fix,<br />

an dem alle Objekte aus dem Wohnungs-,<br />

Büro- und Retailsegment besprochen<br />

wurden. Das ist heute aufgrund der Größe<br />

des Unternehmens natürlich in dieser Tiefe<br />

nicht mehr möglich. Im Vergleich zu damals<br />

ist unser Job heute sicherlich schnelllebiger<br />

digitaler und komplexer.<br />

Können sie sich noch an die erste<br />

Büroimmobilie erinnern, die sie vermittelt<br />

haben?<br />

Das war ein Objekt in der Rauhensteingasse<br />

im 1. Bezirk, wo wir etliche kleine, klassische<br />

Altbaubüros im Angebot hatten.<br />

Was ist für sie im Moment die größte<br />

Herausforderung in ihrem Job?<br />

Dass Angebot und Nachfrage am Wiener<br />

Büromarkt nicht ganz harmonieren. Es<br />

gibt einige interessante Gesuche, für die<br />

das passende Produkt nur eingeschränkt<br />

„Heuer verzeichnen wir mit<br />

45.800 Quadratmeter Neufläche<br />

sogar ein neues Rekordtief.“<br />

Alexandra Bauer,<br />

EHL Gewerbeimmobilien<br />

Fotos: @Rizar.Photo<br />

Das heißt sie feiern ein rundes Jubiläum:<br />

20 Jahre EHL. Wie war es damals im Unternehmen<br />

im Vergleich zu heute? Um<br />

die Jahrtausende hat es ja noch nicht wie<br />

heute um die 200 Mitarbeiter gegeben…<br />

Wir waren damals knapp 25 und hatten ein<br />

kleines Büro in den Ringstraßen Galerien.<br />

Ich habe in der Büroabteilung begonnen.<br />

Damals waren wir in erster Linie operativ in<br />

der Vermarktung tätig. Plattformen gab es<br />

noch keine. Wir arbeiteten mit einem sogenannten<br />

Büroflächenspiegel, in dem jedes<br />

vorhanden ist. Gerade in den Toplagen in<br />

der Innenstadt sowie am Hauptbahnhof<br />

liegt ein deutlicher Nachfrageüberhang vor.<br />

Man darf nicht vergessen, dass wir am<br />

Wiener Büromarkt seit Jahren eine eher<br />

verhaltene Flächenproduktion beobachten.<br />

Heuer verzeichnen wir mit 45.800<br />

Quadratmeter Neufläche sogar ein neues<br />

Rekordtief. Das Problem ist, dass Bürogebäude<br />

die fertig werden, wie zum Beispiel<br />

Vio Plaza oder Muthgasse 109A zum<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

45


Positionen & Meinungen<br />

Großteil vermietet sind. Und auch Projekte,<br />

die 2024 ihre Fertigstellung feiern, wie<br />

Francis, Robin Seestadt oder Grand Central<br />

sind bereits zum Teil vorvermietet. Daher<br />

wird <strong>2023</strong>, wie auch in den Vorjahren, die<br />

Vermietungsleistung deutlich über der<br />

Neuflächenproduktion liegen. Die Folge<br />

von all dem ist, eine Leerstandrate von 3,6<br />

Prozent. Im internationalen Vergleich ist<br />

das sehr niedrig und auch grenzwertig für<br />

einen gesunden Markt.<br />

Wie hoch sollte der Leerstand sein?<br />

Wir lagen am Wiener Büromarkt über viele<br />

Jahre bei sechs bis sieben Prozent. Das wäre<br />

ein gesunder Wert.<br />

die Developer wirtschaftlich teilweise nicht<br />

mehr ausgehen.<br />

Inflationsbereinigt sinken die Mieten –<br />

bieten Immobilien noch den vielzitierten<br />

Schutz vor Inflation?<br />

Im Bürobereich sinken die Mieten bei<br />

Neubauprojekten derzeit nicht - auch nicht<br />

inflationsbereinigt. Vielmehr steigt im Top-<br />

Segment aufgrund des Nachfrageüberhangs<br />

das Mietpreisniveau. Wegen der höheren<br />

Baupreise werden bei aktuellen Projekten<br />

die Mietpreise auch laufend angepasst<br />

beziehungsweise nach oben korrigiert.<br />

Gleichzeitig geht die Incentives-Rate eher<br />

zurück. Diese Entwicklung beobachten wir<br />

Unternehmen davon aus, dass das mit dem<br />

Mietbeginn erfolgt.<br />

Man hört, dass gerade im Retailbereich<br />

die Mieter bei Prolongationen versuchen,<br />

die Indexierung abzuschwächen und zu<br />

deckeln oder zu verschieben. Das Argument<br />

ist oft, dass sie Flächen herrichten<br />

müssen, wenn sie ausziehen, was mehr<br />

kostet als drei Jahre auf die Indexierung<br />

zu verzichten …<br />

Das kommt im Bürobereich sicherlich nicht in<br />

dem Ausmaß vor. Ein häufigeres Thema ist,<br />

dass uns Interessenten kommunizieren, ein<br />

neues Büro zu suchen, da sie veraltete Flächen<br />

nutzen. Sie sehen, dass sie aufgrund der<br />

Aber zurück zur Neuflächenproduktion:<br />

Ein Flächenmangel ist also vorprogrammiert?<br />

Insbesondere in den Top-Innenstadtlagen<br />

und rund um den Hauptbahnhof können<br />

größere Gesuche mit mehr als 3.000<br />

Quadratmeter nur sehr eingeschränkt<br />

bedient werden. Im kommenden Jahr wird<br />

die Neuflächenproduktion zwar wieder<br />

auf 100.000 Quadratmeter ansteigen, den<br />

Nachfrageüberhang an den Top-Standorten<br />

wird sie aber nicht kompensieren können.<br />

Wer sucht aktuell was?<br />

Quer über alle Branchen und Unternehmensgrößen<br />

hinweg ist der Wunsch<br />

groß, sich in puncto Ausstattungsqualität<br />

und Nachhaltigkeit zu verbessern. Diese<br />

Entwicklung beobachten wir verstärkt seit<br />

2-3 Jahren.Im Fokus stehen hochwertige<br />

Refurbishments oder Neubauten in perfekt<br />

angeschlossenen Lagen mit etablierter<br />

Büroinfrastruktur.<br />

Sind die Unternehmen bereit, für mehr<br />

Qualität und Nachhaltigkeit mehr Miete<br />

zu zahlen?<br />

Ja. Wir beobachten insbesondere bei gut<br />

nachgefragten Objekten in den Toplagen<br />

ein steigendes Mietpreisniveau. Das ist<br />

einerseits dem Nachfrageüberhang und<br />

andererseits der Indexierung als auch den<br />

steigenden Baupreisen geschuldet. Wir haben<br />

sogar Projekte in der Vermarktung, wo<br />

die Mietpreise während der Planungs- und<br />

Projektphase angehoben wurden. Aber das<br />

verstehen die Mietinteressenten auch. Ohne<br />

Erhöhung der Mietpreise würde es sich für<br />

„Nach wie vor binden sich die<br />

Unternehmen bei größeren<br />

Objekten längerfristig<br />

beziehungsweise bis zu zehn Jahre.<br />

Im Gegenzug werden ihnen tolle<br />

Incentives angeboten.“<br />

bei modernen Erstbezugsflächen, egal ob<br />

Neubau oder Refurbishment, in etablierten<br />

Bürolagen mit entsprechender Infrastruktur<br />

und Verkehrsanbindung.<br />

Sind Indexierungen in bestehenden<br />

Verträgen durchsetzbar?<br />

Die Indexierung ist heute ein zentrales<br />

Element in der Mietvertragsverhandlung,<br />

besonders wenn Mietvertragsunterzeichnung<br />

und Mietbeginn mehrere Monate<br />

auseinanderliegen, wie beispielsweise bei<br />

Vorvermietungen. Während die Vermieter<br />

erwarten, dass die Indexierung mit der<br />

Vertragsunterzeichnung startet, gehen<br />

Alexandra Bauer,<br />

EHL Gewerbeimmobilien<br />

Indexierung ein Preisniveau erreicht haben zu<br />

dem sie eigentlich gleich in einen modernen<br />

Neubau übersiedeln könnten. Das befeuert<br />

aktuell den Markt. Viele betroffene Mieter<br />

setzen auch auf Nachverhandlungen und<br />

binden sich für Preisnachlässe längerfristig.<br />

Wie schauen momentan die<br />

Bindungsfristen aus?<br />

Der Trend geht stark in Richtung mehr Flexibilität.<br />

Die Mietinteressenten würden sich<br />

gerne so kurz wie möglich binden, worauf<br />

die Vermieter meistens nicht einsteigen,<br />

weil sich das für sie kalkulatorisch nicht<br />

rechnen würde. Aber grundsätzlich hängt<br />

46 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

47


Positionen & Meinungen<br />

die Dauer der Bindungsfrist von der Größe<br />

und Qualität der Mietfläche ab. Nach wie<br />

vor binden sich die Unternehmen bei größeren<br />

Objekten längerfristig beziehungsweise<br />

bis zu zehn Jahre. Im Gegenzug werden<br />

ihnen tolle Incentives angeboten.<br />

Bitte gehen Sie etwas ins Detail …<br />

Das Gebot der Stunde sind Baukostenzuschüsse.<br />

Mietfreie Zeit wird weniger häufig<br />

vereinbart. Baukostenzuschüsse sind deshalb<br />

interessanter geworden, weil es aufgrund<br />

des schwierigeren Finanzierungsumfelds<br />

vorteilhafter ist, wenn Mieter ein fertiges, voll<br />

ausgestattetes Büro übergeben bekommen.<br />

Dafür sind sie auch bereit, sich länger zu<br />

binden. Oder auch mehr Miete zu bezahlen.<br />

Stichworte New Work beziehungsweise<br />

neue Arbeitswelten sowie Home-Office.<br />

Machen Sie die Erfahrung, dass die<br />

Unternehmen ihre Flächen reduzieren?<br />

Dass viele Unternehmen eine Home-Office-<br />

Politik implementiert haben, wird nur dann<br />

zu einer Reduktion des Flächenbedarfs<br />

führen, wenn das mit Desk-Sharing kombiniert<br />

wird. Großzügig umgesetzt wurde<br />

diese Arbeitsform vor allem in der Banken-<br />

und Versicherungsbranche sowie von<br />

einigen internationalen Konzernen. Unter<br />

den klassischen heimischen Unternehmen<br />

ist Desk-Sharing dagegen nach wie vor eher<br />

die Ausnahme. Dazu kommt, dass in neuen<br />

Arbeitswelten sehr viel Wert auf hochwertige<br />

Kommunikations- und Kollaborationsflächen<br />

gelegt wird und auch Räume für<br />

gemeinsames Essen und den persönlichen<br />

Rückzug Einzug halten. Dafür wird natürlich<br />

mehr Platz benötigt, weshalb etwaige<br />

Flächeneinsparungen durch Desk-Sharing<br />

wieder ausgeglichen werden.<br />

Wird die Transformation des Büros dadurch<br />

befeuert, dass die geburtenstarken<br />

Jahrgänge langsam anfangen, sich in die<br />

Pension zu verabschieden und jüngere<br />

nachrücken?<br />

Wir merken in einigen Branchen sehr stark,<br />

dass sich das Rennen um die besten Köpfe<br />

massiv auf die Bürowelten auswirkt. Das<br />

Büro wird mehr als je zuvor als Spiegelbild<br />

der Unternehmenskultur gesehen.<br />

48 ImmoFokus


Alexandra Bauer<br />

Alexandra Bauer ist Prokuristin<br />

und Bereichsleiterin der Abteilung<br />

Büroimmobilien und kann auf eine<br />

langjährige Laufbahn in der Immobilienbranche<br />

zurückblicken. Sie<br />

ist studierte Raumplanerin und<br />

Immobilienökonomin und seit 2003<br />

bei EHL in leitender Funktion tätig.<br />

2011 wurde sie mit dem Immobilienaward<br />

„Cäsar“ in der Kategorie<br />

„Immobilienmaklerin des Jahres“<br />

ausgezeichnet. Sie ist Chartered<br />

Surveyor und aktives Mitglied verschiedener<br />

Immobilien-Netzwerke<br />

(wie beispielsweise RICS, Salon<br />

Real, Immoebs und ImmQu). Zu ihren<br />

größten Mandaten in den letzten<br />

2 Jahren zählen unter anderem die<br />

Vermittlung von LeitnerLeitner (ca.<br />

4.300 m²), Woom (ca. 3.300 m²) und<br />

aws (ca. 5.500 m²). Alexandra Bauer<br />

ist EHL-Expertin für alle Angelegenheiten<br />

rund um die Aufbereitung<br />

von Marktdaten sowie die Erstellung<br />

von halbjährlich erscheinenden Büromarktberichten.<br />

Als eine Möglichkeit, um Mitarbeiter zu<br />

gewinnen und zu binden, also um Vorteile<br />

im Recruiting zu lukrieren. Daher wollen<br />

viele Unternehmen ihren Mitarbeitern<br />

ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld<br />

bieten. Und die Mitarbeiter ins Office bekommen.<br />

Viele Firmen haben die Erfahrung<br />

gemacht, dass die Kommunikation viel<br />

besser funktioniert, wenn man gemeinsam<br />

im Büro ist. Auch funktioniert die Aus- und<br />

Weiterbildung, ebenso wie die Einschulung<br />

neuer Mitarbeiter bei physischer Anwesenheit<br />

deutlich besser.<br />

Fällt ihnen dazu ein Beispiel ein?<br />

Nur ein Beispiel dafür ist das neue Office<br />

von LeitnerLeitner im Ensemble Schwarzenbergplatz,<br />

welches wir im vergangenen Jahr<br />

für den Fonds der Wiener Kaufmannschaft<br />

erfolgreich vermittelt haben. Es bietet ein<br />

wunderschönes, hochmodernes Arbeitsumfeld<br />

und obendrein eine Dachterrasse. Das<br />

zeigt auch, wie hartumkämpft das Rennen<br />

um die besten Köpfe gerade in der Consultingbranche<br />

ist.<br />

Es gibt immer Stimmen, die meinen<br />

die Produktivität im Home-Office sei<br />

höher…<br />

Das ist sicher von der Branche und dem<br />

Unternehmen abhängig. In unserer Branche<br />

ist der persönliche Austausch sehr<br />

wichtig. Daher arbeiten wir auch in einem<br />

Gruppenbüro. Und fast alle Teammitglieder<br />

gehen regelmäßig ins Büro, obwohl sie zwei<br />

Tage pro Woche zuhause bleiben könnten.<br />

Auch ich bin täglich im Office. Im Home-<br />

Office müsste ich gefühlte hundert Mal pro<br />

Tag zum Telefon greifen, um mich intern<br />

abzustimmen. Im Büro verläuft die Kommunikation<br />

viel effizienter.<br />

Der Siegeszug des Home-Office ist jedenfalls<br />

nicht von der Hand zu weisen. Man<br />

merkt das sogar am geringeren Verkehrsaufkommen<br />

an manchen Tagen …<br />

Der Freitag ist für viele zum klassischen<br />

Home-Office Tag geworden. Da ist der Autoverkehr<br />

auch deutlich geringer geworden.<br />

Ein weiterer Grund ist, dass viele junge<br />

Mitarbeiter kein Auto mehr haben. Das<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

49


Positionen & Meinungen<br />

ist an einem gut angebundenen Standort<br />

auch nicht notwendig. Das zeigt sich auch<br />

darin, dass die Unternehmen heute weniger<br />

Parkplätze nachfragen.<br />

Droht älteren Bürogebäuden in Nebenlagen,<br />

die nicht ESG-fit sind, ein<br />

„Stranded-Asset“-Schicksal?<br />

Wie gesagt: Aufgrund der Qualitäts- und<br />

Nachhaltigkeitsoffensive, die wir derzeit am<br />

Wiener Büromarkt verstärkt beobachten, ist<br />

eine moderne und nachhaltige Ausstattung<br />

für eine erfolgreiche Vermietung unerlässlich.<br />

Ebenso eine gute Anbindung an das öffentliche<br />

„Nach wie<br />

vor liegen die<br />

Preisvorstellungen<br />

potenzieller Käufer<br />

und Verkäufer zu<br />

weit auseinander,<br />

weshalb es<br />

zu weniger<br />

Abschlüssen<br />

kommt.“<br />

Alexandra Bauer,<br />

EHL Gewerbeimmobilien<br />

Verkehrsnetz. Sofern ein Objekt das alles<br />

nicht bietet, kann man über eine Umnutzung<br />

beziehungsweise Umwidmung nachdenken.<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Mit meiner<br />

heißgeliebten Oma,<br />

die vor 5 Jahren leider<br />

verstorben ist.<br />

Wenn Sie im Lotto<br />

gewinnen, was würden<br />

Sie machen?<br />

In Immobilien<br />

investieren.<br />

Wenn Sie das Radio<br />

im Auto aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Meist nutze<br />

ich Fahrtzeiten<br />

für Telefonate<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Eindeutig<br />

Morgenmensch<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt...<br />

Wertvolle Momente mit<br />

meinen zwei Kindern und<br />

meinem Mann verbringen<br />

und vielen Unternehmen<br />

zu einem neuen, chicen<br />

Büro verhelfen.<br />

Wie ist ihrer Einschätzung nach, die<br />

Lage am Büroinvestmentmarkt?<br />

Die Zinsanhebungen der EZB und die dadurch<br />

gestiegenen Finanzierungskosten haben sich<br />

natürlich auf das Transaktionsgeschehen und<br />

die erzielbaren Preise ausgewirkt. Das betrifft<br />

grundsätzlich alle Assetklassen. Auch Büroinvestoren<br />

warten derzeit weitgehend ab. Nach<br />

wie vor liegen die Preisvorstellungen potenziel-<br />

Lieblingshobbies?<br />

Schwimmen,<br />

Skifahren,<br />

Wandern<br />

50 ImmoFokus


WORDRAP MIT ALEXANDRA BAUER<br />

Ihr größtes Laster?<br />

Ungeduld<br />

Ihren Kaffee trinken<br />

Sie am liebsten...<br />

Schwarz<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Mit einem<br />

Ferialjob bei<br />

Ankerbrot<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Sofern es<br />

kalkulierbar ist<br />

Welches Buch<br />

liegt auf<br />

Ihrem Schreibtisch?<br />

Die Leselektüre<br />

meiner Kinder<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

51


Positionen & Meinungen<br />

52 ImmoFokus


ler Käufer und Verkäufer zu weit auseinander,<br />

weshalb es zu weniger Abschlüssen kommt. Bis<br />

sich ein neues Marktgleichgewicht gebildet hat,<br />

wird es vermutlich noch etwas dauern. Ich bin<br />

aber zuversichtlich, dass sich die Assetklasse<br />

Büro auch in Zukunft wieder starker Nachfrage<br />

erfreuen und einen signifikanten Anteil in<br />

den Portfolios der institutionellen Investoren<br />

ausmachen wird.<br />

Sind Refurbishments das Gebot der Stunde<br />

– Stichwort Nachhaltigkeit?<br />

Diese Frage kann sicherlich mit Hinblick auf<br />

eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft sowie<br />

einen verantwortungsbewussten und schonenden<br />

Ressourcen- und Bodenverbrauch sicher<br />

mit „ja“ beantwortet werden. Namhafte aktuelle<br />

Beispiele sind unter anderem das Francis auf<br />

den Althangründen oder das Myhive Urban<br />

Garden am Wienerberg. Von der Ausstattung<br />

her gleichen diese Projekte einem Neubau.<br />

Künftig werden wir gerade in Innenstadtlagen<br />

verstärkt Refurbishments sehen. Die Entwicklung<br />

neuer großartigerBürocluster, wie wir<br />

sie in den letzten Jahren etwa rund um den<br />

Hauptbahnhof oder am Praterstern gesehen<br />

haben, wird künftig schwierig werden.<br />

Ein Thema, das ebenfalls mit Nachhaltigkeit<br />

zusammenhängt, sind Green Leases.<br />

Sind das die Mietverträge der Zukunft?<br />

Ein grüner Mietvertrag bringt sowohl Vermietern<br />

als auch Mietern Vorteile. Einerseits sind<br />

damit Kosteneinsparungen für alle Beteiligten<br />

verbunden und andererseits die Möglichkeit,<br />

unternehmerische Nachhaltigkeitsziele umzusetzen,<br />

was natürlich mit einem Imagegewinn<br />

verbunden ist.<br />

Angenommen Sie möchten sich ein Ferienhäuschen<br />

anschaffen, wo wäre das?<br />

Ich liebe Urlaubsdomizile am Wasser,<br />

also am Meer oder noch besser an einem<br />

österreichischen See. <br />

EHL Immobilien<br />

EHL Immobilien ist einer der führenden<br />

Immobiliendienstleister<br />

Österreichs und auf Gewerbe-,<br />

Investment-, und Wohnimmobilien<br />

spezialisiert. Das Spektrum<br />

reicht von Immobilienvermittlung<br />

über Immobilienbewertung, Liegenschaftsverwaltung,<br />

Baumanagement,<br />

Asset- und Center Management,<br />

Portfolio Management<br />

bis zu Market Research und Investmentberatung.<br />

Die exklusive<br />

Partnerschaft mit dem globalen<br />

Immobiliendienstleister BNP Paribas<br />

Real Estate sichert der EHL-<br />

Gruppe ein globales Netzwerk und<br />

Markt Know-how in 32 Ländern.<br />

www.ehl.at<br />

Wie klappt Nachhaltigkeit<br />

in der Immobilienbranche?<br />

Nachhaltige Ansätze und Lösungen liegen voll im<br />

Trend. Diese Entwicklung macht auch vor der Real-<br />

Estate-Branche keinen Halt – denn der Sektor ist<br />

einer der wesentlichen CO2-Emittenten.<br />

Entsprechend fordern Öffentlichkeit, Investoren und<br />

Politik Anpassungen in den Geschäfts modellen<br />

der Immobilienunternehmen.<br />

Sind Sie bereit?<br />

www.pwc.at/real-estate<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.<br />

53


Positionen & Meinungen<br />

„Wir wollen nicht den<br />

einfachen Weg gehen.“<br />

Ambitionierte Ziele. Daniel Reisenberger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Schindler Österreich, spricht<br />

im Interview unter anderem über den Rückgang der Bautätigkeit, Strategien gegen den Fachkräftemangel, das<br />

Nachrüsten von Zinshäusern sowie die Nachhaltigkeitsagenda beim Aufzugs- und Fahrtreppenspezialisten<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

Wie erleben Sie das schwierige Umfeld in<br />

der Bau- und Immobilienbranche?<br />

Wir leben stark mit der Bauindustrie mit und<br />

der deutliche Rückgang der Bautätigkeit, den<br />

wir dort sehen, betrifft uns eins zu eins. Es wird<br />

noch eine gewisse Zeit brauchen, bis sich das<br />

System wieder eingeschwungen hat. Es geht<br />

ja nicht nur um Zinserhöhungen und Inflation,<br />

die Baugenehmigungen sind auch seit<br />

längerem rückläufig. Dazu kommen zentrale<br />

Herausforderungen wie nachhaltiges Bauen<br />

und weniger Bodenverbrauch. Das verändert<br />

die Bautätigkeit und das spüren wir.<br />

Das klingt ernüchternd…<br />

Ich bin mittelfristig optimistisch. Die Wirtschaft<br />

wird wieder schneller an Schwung<br />

gewinnen als die Zinsen sinken werden. Aber<br />

man darf nicht vergessen, dass wir innerhalb<br />

von nur 15 Monaten einen Euribor-Anstieg von<br />

unter null auf fast vier Prozent erlebt haben.<br />

Das hat es wohl noch nie zuvor gegeben. Ich<br />

gehe aber davon aus, dass sich das Umfeld<br />

mittelfristig verbessern wird. Es ist ja bekannt,<br />

dass für Wien ab 2025 eine Wohnungsknappheit<br />

prognostiziert wird. Der Bedarf ist also da.<br />

Wie haben sich Ihre drei Geschäftssegmente<br />

zuletzt entwickelt?<br />

Das am stärksten betroffene Segment ist der<br />

Wohnbau. Dafür sehen wir positive Gegenbewegungen<br />

in den Segmenten Industrie und<br />

„Public Transport“. Das kann zwar die Rückgänge<br />

im Wohnbau nicht ganz kompensieren,<br />

aber es ist gut, zwei weitere Standbeine zu<br />

haben, die sich gut entwickeln.<br />

Was hört man aus Deutschland?<br />

Soweit ich höre und wahrnehme, sind die<br />

Trends in etwa die gleichen, aber in Deutschland<br />

dürfte der Rückgang stärker als in<br />

Österreich sein.<br />

Ist die Lieferkettenthematik vom Tisch?<br />

Das Thema ist zum Glück durch. Schwierigkeiten<br />

gab es vor allem zwischen März 2021<br />

und Juni 2022. Da hatten wir wie alle mit<br />

der Verfügbarkeit gewisser Komponenten<br />

und Produkte zu kämpfen – von Chips bis<br />

hin zu Stahlbauteilen. Wir hatten allerdings<br />

den Vorteil, dass unsere Lieferkette bereits<br />

damals stark diversifiziert war. Schindler<br />

produziert an verschiedenen Standorten,<br />

etwa vor den Toren Wiens in der Slowakei.<br />

Dadurch haben wir hinsichtlich Produktion,<br />

Lieferung und Lagerung deutliche Vorteile.<br />

Was haben Sie aus der Lieferkettenproblematik<br />

gelernt?<br />

Wir haben gelernt, uns noch resilienter<br />

aufzustellen. Also nicht nur im Sinne der<br />

Diversifikation der Produktionsstandorte,<br />

sondern bei Lieferanten. Die Lieferkettenproblematik<br />

liegt aber hinter uns.<br />

Ein Thema, von dem offensichtlich alle<br />

betroffen sind, ist der Fachkräftemangel.<br />

Wie geht gerade ein Unternehmen wie<br />

Schindler, das auf hochqualifizierte<br />

Mitarbeiter angewiesen ist, damit um?<br />

Der demografische Wandel und Recruiting-<br />

Maßnahmen beschäftigen uns natürlich.<br />

Hilfreich ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass wir bei Schindler eine sehr hohe<br />

Betriebszugehörigkeit und geringe Fluktuation<br />

haben. Ein besonderes Anliegen ist<br />

uns jedenfalls, dass wir vom Bodensee bis<br />

zum Neusiedlersee mit gezielten Branding-<br />

Maßnahmen eine klar erkennbare Marke<br />

als guter Arbeitsgeber aufbauen. Wir wollen<br />

gerade junge, technikbegeisterte Menschen<br />

ansprechen. Darum zeigen wir auf Messen,<br />

bei HTL-Besuchen und über unsere Social-<br />

Media-Kanäle Präsenz.<br />

Ist der Fachkräftemangel ein Grund,<br />

weshalb Schindler verstärkt auf Fernüberwachung<br />

beziehungsweise Remote-<br />

Wartung setzt?<br />

Nein, das ist unserem Pioniergeist geschuldet.<br />

Wir wollen hier immer einen Schritt<br />

voraus sein und unseren Kunden den besten<br />

Service bieten. Digitale Wartung erhöht<br />

die Verfügbarkeit unserer Anlagen um 30<br />

Prozent. Ob ein Lift ausfällt oder reibungslos<br />

läuft, macht gerade für Hotels, Wohnhäuser,<br />

Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen<br />

Fotos: Richard Tanzer<br />

54 ImmoFokus


Daniel Reisenberger<br />

Daniel Reisenberger ist seit 2019 Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung bei<br />

Schindler Österreich. Angefangen hat<br />

der gebürtige Oberösterreicher bereits<br />

2002 bei Schindler. Seitdem hat der<br />

WU-Absolvent in mehreren leitenden<br />

Funktionen reichlich Erfahrung im<br />

Unternehmen sammeln können. So war<br />

er etwa bis zu seinem Wechsel auf den<br />

Chefsessel in Österreich mehrere Jahre als<br />

Gebietsleiter Nordwest (Hannover) in der<br />

Schindler Konzerngesellschaft Deutschland<br />

tätig. Davor war Reisenberger unter<br />

anderem Geschäftsführer von Haushahn<br />

Österreich, Finanzleiter bei Doppelmayr<br />

Aufzüge und Mitglied der Geschäftsführung<br />

von Schindler Österreich.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

55


Positionen & Meinungen<br />

einen großen Unterschied. Der Nebeneffekt<br />

für die Klimabilanz: Anfahrten der Servicetechniker<br />

können optimiert und damit der<br />

CO2-Ausstoß reduziert werden.<br />

Muss man diese „Predictive Maintenance“<br />

den Kunden erklären? Auch was die<br />

Verrechnung betrifft?<br />

Nein. Dass vorausschauend etwas behoben<br />

und damit eine Störung verhindert wird,<br />

kennen gerade Autobesitzer. Darüber hinaus<br />

können unsere top-qualifizierten Servicetechniker<br />

erklären, wann und wo nachgerüstet<br />

werden muss, damit kein Stillstand entsteht.<br />

Hat ein bestimmtes Teil den Status der Abnutzung<br />

erreicht, ist es klüger, vorausschauend<br />

tätig zu werden, bevor es zum Ausfall der<br />

Anlage kommt. Ein bestimmter Schaden wird<br />

von unserem Team bei Vollwartungsverträgen<br />

automatisch und im Rahmen des Service-<br />

Pakets behoben.<br />

„Der<br />

demographische<br />

Wandel und<br />

Recruiting-<br />

Maßnahmen<br />

beschäftigen<br />

uns.“<br />

Daniel Reisenberger,<br />

Schindler<br />

Erlauben Sie mir einen kleinen Schwenk<br />

zu einem Thema, das Sie eingangs erwähnt<br />

haben: Nachhaltigkeit. Wo sehen<br />

Sie in diesem Zusammenhang das größte<br />

Einsparpotenzial bei Gebäuden?<br />

Die Modernisierung von Gebäuden bringt<br />

viel Einsparungspotenzial mit sich und ist<br />

nachhaltiger, als ein neues Stück Boden zu<br />

versiegeln. Beim Neubau müssen wir auf<br />

allen Ebenen mehr Qualität reinbringen.<br />

Wir brauchen hochwertige und langlebige<br />

Gebäude, die unterschiedliche Nutzungsarten<br />

zulassen. Ein gutes Beispiel sind die<br />

historischen Zinshäuser in der Innenstadt.<br />

Sie stehen seit mehr als hundert Jahren, sie<br />

sind schön und lebenswert und haben über<br />

die Jahrzehnte verschiedenste Nutzungen<br />

durchlaufen. Auf der anderen Seite gibt es<br />

Bürohäuser, die nach 20 Jahren in Betrieb<br />

bereits wieder abgerissen werden. Das ist<br />

mit einer Nachhaltigkeitsagenda nicht gut in<br />

Einklang zu bringen.<br />

Weil Sie Zinshäuser beim Thema Nachhaltigkeit<br />

ansprechen: Es wird ja eine<br />

logische Entwicklung sein, dass viele<br />

Zinshäuser in den kommenden Jahren<br />

refurbished werden. Machen Sie da ein<br />

Geschäft für Schindler aus?<br />

Wir sehen hier Potenzial, aber kein sehr<br />

großes. In vielen Fällen wurden Zinshäuser<br />

bereits nachgerüstet und Aufzüge eingebaut.<br />

Wir sehen allerdings, dass das Thema<br />

Barrierefreiheit immer mehr an Bedeutung<br />

gewinnt. Zentrale Trends unserer Branche<br />

sind Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit.<br />

Gibt es beim Aufzug selbst noch Verbesserungspotenziale<br />

in Sachen Nachhaltigkeit,<br />

wenn wir uns die verschiedenen Elemente<br />

anschauen?<br />

Durch die Energierückgewinnung bei Abwärtsfahrten,<br />

Zielrufsteuerung und leichtere<br />

Fahrkabinen haben wir den Energieverbrauch<br />

der Aufzüge bereits deutlich reduziert.<br />

Auch kommen im Aufzug LED-Lampen zum<br />

Einsatz. Die Beleuchtung im Aufzug trägt<br />

wesentlich zum Energieverbrauch bei. Mittels<br />

Rekuperation können unsere Aufzüge und<br />

Fahrtreppen seit 2020 serienmäßig Energie<br />

zurück ins System speisen. Je höher das<br />

Gebäude ist und je mehr Masse bewegt wird,<br />

desto besser der Effekt. Gerade auf stark frequentierten<br />

Plätzen wie dem Wiener Hauptbahnhof<br />

erzeugen die Schindler-Fahrtreppen<br />

regelmäßig Strom.<br />

Schindler selbst hat ja schon vor einiger<br />

Zeit ein Gebäudezugangssystem entwickelt,<br />

das den Energieverbrauch von<br />

Aufzügen erheblich reduziert…<br />

Ja, durch „Schindler PORT“ und die Weiterentwicklung<br />

„Schindler PORT 4D“, einem<br />

Transit–Management-System, das für jeden<br />

Gebäudenutzer den effizientesten Weg<br />

zum Ziel ermittelt. Das System arbeitet<br />

mit Gesichtserkennung und Robotik und<br />

macht vor allem bei großen, frequentierten<br />

Gebäuden Sinn. Am Wiener AKH wurden im<br />

Zuge der Sanierung des roten Bettenturms die<br />

Aufzüge mit Schindler PORT aufgerüstet. So<br />

konnte der Energieverbrauch um 80 Prozent<br />

56 ImmoFokus


gesenkt werden. In Summe reduzierte sich<br />

der Verbrauch der sieben Personenfahrstühle<br />

und der beiden Lastenaufzüge von zehn auf<br />

2,7 Megawattstunden.<br />

Wie schaut es mit neuen Produkten aus?<br />

In Kürze werden wir einen weiteren neuen,<br />

auf die Energieklasse A zertifizierten Aufzug<br />

auf den Markt bringen. Durch die verbesserte<br />

Standby-Regelung wird der Stromverbrauch<br />

um 15 Prozent gesenkt. In punkto Nachhaltigkeit<br />

hat sich in unserem Geschäft schon<br />

viel getan: Ein Aufzug in einem durchschnittlichen<br />

Mehrparteienhaus verbraucht heute<br />

bei durchschnittlicher Nutzung rund 490<br />

Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das ist in<br />

etwa der Verbrauch einer Waschmaschine<br />

in einem Einfamilienhaushalt. Der nächste<br />

große Schritt wird sein, dass nur mehr Strom<br />

aus erneuerbaren Quellen verwendet wird.<br />

Abgesehen von mehr Nachhaltigkeit: Neue<br />

Screens lassen vermuten, dass Aufzüge<br />

immer mehr zum Ort des Entertainments<br />

werden. Für wenige Minuten jedenfalls…<br />

In Zukunft werden Aufzüge sicher noch stärker<br />

als Informations- und Entertainmentplattform<br />

genutzt. Innovative Betreiber versuchen,<br />

mit einem maßgeschneiderten Angebot die<br />

„Die Wirtschaft wird schneller an<br />

Schwung gewinnen, als die Zinsen<br />

sinken werden.“<br />

Daniel Reisenberger,<br />

Schindler<br />

Aufmerksamkeit ihrer Fahrgäste zu nutzen. Das<br />

kann in einem Hotel das aktuelle Wellnessangebot<br />

oder À-la-carte-Menü sein oder in einem<br />

Einkaufszentrum ein Gewinnspiel oder Infos zu<br />

Sales-Angeboten. Hier gibt es viele Spielarten<br />

und alles ist unterhaltsamer, als dicht gedrängt<br />

auf den Aufzugsboden zu starren.<br />

Wie schaut die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

bei Schindler aus?<br />

Ambitioniert. Wir wollen nicht den einfachen<br />

Weg über den Kauf von Zertifikaten gehen,<br />

sondern bis 2<strong>04</strong>0 weltweit netto null Treibhausgasemissionen<br />

erreichen. Schindler will<br />

konzernweit im Einklang mit einer 1,5-Grad-<br />

Celsius-Zukunft stehen. Derzeit reduzieren<br />

wir unsere direkten Emissionen, indem wir<br />

unsere Flotte auf E-Mobilität umrüsten und<br />

den CO2-Verbrauch der Gebäude und Anlagen<br />

reduzieren. Bis 2030 wollen wir unsere Emissionen<br />

halbieren. Bis 2<strong>04</strong>0 werden wir die<br />

indirekten Emissionen entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette, etwa beim Zukauf aller<br />

Komponenten, auf null reduzieren. Unsere<br />

Aufzüge und Fahrtreppen speisen bereits<br />

serienmäßig Energie ins System zurück und<br />

werden so zu kleinen Kraftwerken. Jeder<br />

Schindler-Aufzug ist so konzipiert, dass er<br />

auch mit selbstproduziertem Strom fährt.<br />

Nachhaltigkeit beginnt beim Tun und wir<br />

haben die Technik dafür.<br />

Neben komplexen Lösungen lässt sich aber<br />

auch mit einfachen Maßnahmen viel Energie<br />

einsparen, etwa über eine Schachtentlüftung.<br />

Die intelligente Schachtentlüftung<br />

unterbindet den Kamineffekt bei einem<br />

Aufzugsschacht und reduziert so die Energie-<br />

und Betriebskosten erheblich. Denn der<br />

Lüftungswärmeverlust in einem meterhohen<br />

Aufzugsschacht ist immens und ein echter<br />

Kostentreiber. Um den Kamineffekt zu unterbringen,<br />

statten wir die Lüftungsöffnung mit<br />

einem Klappensystem aus.<br />

Können Sie dazu vielleicht ein Beispiel<br />

nennen?<br />

Bei dem Aufzugsschacht (Breite 2,50 Meter,<br />

Tiefe 2,50 Meter) eines Krankenhauses<br />

könnten ein Wärmeverlust von rund 42.288<br />

Kilowattstunden und damit 10.570 Euro an<br />

Kosten im Jahr eingespart werden.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

57


Positionen & Meinungen<br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Guido Salentinig<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

58 ImmoFokus


Intuitiv<br />

Design und Funktion. „Im Verhältnis zum Wohnungspreis machen<br />

unsere Produkte einen sehr, sehr kleinen Teil aus, steigern aber den<br />

täglichen Komfort“, erklärt Guido Salentinig, Managing Director/<br />

Geschäftsführer Geberit Österreich.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Fotos: @Rizar.Photo<br />

E<br />

s ist heiß. Sehr heiß. Eine drückende<br />

Schwüle hängt über der<br />

Stadt. Beste Voraussetzungen<br />

für ein Gewitter. Warum aber<br />

treffen wir uns gerade im Dots at The Leo<br />

Grand? Im Dots at The Leo Grand wird nicht<br />

nur viel Wert auf Gaumenfreuden gelegt,<br />

sondern auch auf ein kreatives Anrichten der<br />

ausgefallenen Menükreationen, heißt es auf<br />

der Homepage. Ausgefallen sind sie, die Kreationen,<br />

und schmecken – das tun sie auch.<br />

Wir studieren die Karte und können uns<br />

nicht entscheiden. „Das Beste wäre eine Mischung<br />

von allem“, stellt Guido Salentinig<br />

fest. Gesagt, getan. Bei der Auswahl geben<br />

wir dem, übrigens sehr zuvorkommenden<br />

Service, freie Hand. So kommen Gerichte mit<br />

klingenden Namen wie „Rock Shrimp Tempura“,<br />

„Marilyn Monroll“, „Crunchy Chicken<br />

Teriyaki“, „Thaimex“, „Truffle Asparagus“<br />

oder „Cheese Steak“ auf den Tisch. Statt Sake<br />

wird angesichts der hohen Temperaturen viel<br />

Johannisbeersaft getrunken. Selbst steht Salentinig<br />

kaum am Herd. „Mir fehlt einfach die<br />

Zeit dazu.“ Bei der Küche ist er experimentierfreudig:<br />

„Ich esse querbeet. Vom Wiener<br />

Schnitzel bis zum Sushi.“<br />

Doch zurück zur Frage: warum treffen wir einander<br />

im Dots at The Leo Grand? Der Grund<br />

ist einleuchtend: „Das Hotel wurde mit 76<br />

Geberit AquaClean Dusch-WCs ausgestattet“,<br />

kommt die Antwort in einer Sekunde. Klar.<br />

Diese Frage war zu erwarten gewesen. „Wir<br />

pflegen mit der Lenikus-Gruppe langjährige,<br />

sehr enge Kontakte. Wir sind mit unseren<br />

Produkten, speziell mit dem Dusch-WC, in<br />

mehreren Häusern der Gruppe vertreten.<br />

Was uns sehr freut.“ Erste Kontakte wurden<br />

bei den Designmessen geknüpft, wie in der<br />

Hofburg oder in Grafenegg.<br />

Luxus wird zum Standard<br />

Die Reinigung mit Wasser direkt am WC wird<br />

in der Stadthotellerie mit Zielgruppe internationales<br />

Publikum immer mehr zum Thema.<br />

Nicht nur in der absoluten Luxusklasse: „Es<br />

ist abhängig von der Zielgruppe und der Herkunft<br />

der Gäste, aber es kommt immer öfter<br />

und wird mehr und mehr zum Standard“, so<br />

Salentinig. Auch dank sinkender Preise: „Früher<br />

war das ein Produkt, das mehrere tausend<br />

Euro gekostet hat. Mittlerweile haben wir die<br />

Lücke nach unten zu den hochwertigen konventionellen<br />

Toiletten ziemlich geschlossen.<br />

Dadurch wird es im Einfamilienhausbereich,<br />

aber auch im Bereich hochwertiger Wohnungen<br />

immer mehr zum Standard.“ Zudem sieht<br />

es auch schick aus: „Funktionalität und Design<br />

haben bei uns den gleichen Stellenwert.“<br />

„Hotelbetreiber sehen einfach, dass ihre Produkte<br />

von ständig wechselnden Menschen<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

59


Positionen & Meinungen<br />

verwendet werden. Es ist nicht etwas Eigenes,<br />

auf das man besonders aufpasst. Da ist sehr<br />

wichtig, dass die Produkte für diesen Verwendungszweck<br />

geeignet, also robust sind, und<br />

die Funktion einfach und klar vermitteln. Das<br />

Produkt muss für die häufige Verwendung<br />

geeignet sein. Das ist unser Vorteil, weil wir<br />

in Großobjekten und öffentlichen Gebäuden<br />

vertreten sind, egal ob in Flughäfen oder<br />

Krankenhäusern.“ Im Vergleich zur Küche<br />

habe das Bad viel aufzuholen. Innovative<br />

Funktionen wie Po-Dusche, Warmluftföhn,<br />

Geruchsabsaugung, oder berührungslose<br />

Armaturen und Sitzringheizung sollen den<br />

Hygienealltag erleichtern. Zur Innovation gehört<br />

jedoch auch ein gutes Design und dafür<br />

sorgt Christoph Behling. „Design ist mittlerweile<br />

auch im Sanitärbereich ein Verkaufsargument:<br />

Mit unserem Design heben wir<br />

uns von unseren Mitbewerbern ab“, erklärt<br />

Salentinig.<br />

Design und Funktion<br />

Neben dem Design kommt auch der intuitiven<br />

Benutzung großer Stellenwert zu – vor<br />

allem in der Hotellerie. „Die Funktion zu erklären,<br />

funktioniert mit kleinen Piktogrammen.<br />

Reduktion auf das Wesentliche.“<br />

„In Österreich sind wir im Segment<br />

des Wohnbaus sicherlich in den<br />

letzten Jahren sehr gut gewachsen.“<br />

Guido Salentinig,<br />

Geberit Österreich<br />

Auch bei der Montage, so Salentinig, setzt<br />

man auf Intuition. „Unsere Produkte werden<br />

über den Großhandel vertrieben. Die<br />

Montage ist immer ein Schulungsthema.<br />

Wir schulen den Installateur sehr intensiv<br />

darin, wie er unsere Produkte entsprechend<br />

einbaut.“ Wesentlich sei aber der Schritt<br />

davor. „Die Konzeption der Produkte muss<br />

einfach und baustellengerecht sein. Wir<br />

praktizieren eine Art ‚Plug-and-Play‘-Prinzip.<br />

Bei der Wandarmatur beispielsweise ist es<br />

immer wieder eine Herausforderung für den<br />

Handwerker, diesen Unterputzkörper in die<br />

Wand einzubauen, sodass er an der richtigen<br />

Position, richtig ausgerichtet, in der richtigen<br />

Tiefe und so weiter montiert ist. ist. Geberit<br />

hat dieses Thema mit einer separaten Funktionsbox<br />

gelöst, deren Platzierung fixiert ist.<br />

Weiteres Beispiel: Das Dusch-WC ist in einer<br />

Verpackung, aus der sie der Installateur nicht<br />

herauszuheben braucht. Die Verpackung ist<br />

gleichzeitig Montagehilfe. Auf den Boden<br />

stellen, die Seitenwände der Verpackung<br />

wegklappen und das Produkt inklusive der<br />

Verpackung auf die Gewindestangen in der<br />

Wand schieben und mit der Unterputzkonstruktion<br />

verbinden.“ Klingt einfach, ist es<br />

auch. „Dazu gibt es zu den einzelnen Produkten<br />

Videos mit Montageanleitungen.“<br />

Im Wohnbau stark gewachsen<br />

„In Österreich sind wir im Segment des<br />

Wohnbaus in den letzten Jahren sehr gut<br />

gewachsen“, spricht Salentinig ein weiteres<br />

Geberit Gruppe<br />

Die weltweit tätige Geberit Gruppe ist europäischer<br />

Marktführer für Sanitärprodukte. Geberit verfügt in<br />

den meisten Ländern Europas über eine starke lokale<br />

Präsenz und kann dadurch sowohl auf dem Gebiet<br />

der Sanitärtechnik als auch im Bereich der Badezimmerkeramiken<br />

einzigartige Mehrwerte bieten. Die<br />

Fertigungskapazitäten umfassen 26 Produktionswerke,<br />

davon 4 in Übersee. Der Konzernhauptsitz<br />

befindet sich in Rapperswil-Jona in der Schweiz.<br />

Mit rund 12.000 Mitarbeitenden in rund 50 Ländern<br />

erzielte Geberit 2022 einen Nettoumsatz von 3,4<br />

Milliarden Franken. Die Geberit Vertriebs GmbH &<br />

Co KG sowie die Geberit Produktions GmbH & Co<br />

KG sind eigenständige Gesellschaften für den österreichischen<br />

Markt. Die Produktionsgesellschaft am<br />

Standort Pottenbrunn (bei St. Pölten) ist eine der<br />

vier Hauptproduktionsstätten der Geberit Gruppe.<br />

Eine weitere Produktionsstätte gibt es in Matrei am<br />

Brenner. www.geberit.at<br />

60 ImmoFokus


Marktsegment an. „Die größte Zielgruppe<br />

in Österreich ist der Wohnbau. Keine Frage,<br />

hochwertige Produkte kosten Geld. Im Verhältnis<br />

zum Wohnungspreis machen unsere<br />

Produkte einen sehr, sehr kleinen Teil aus,<br />

steigern aber den täglichen Komfort. Wenn<br />

ich ein langlebiges und nachhaltiges Produkt<br />

kaufe, mit dem ich auf Jahrzehnte auch noch<br />

Wasser sparen kann, investiere ich gerne etwas<br />

mehr Geld.“<br />

„Das gilt auch für den sozialen Wohnbau“,<br />

nimmt er mir die Antwort auf eine Frage vorweg.<br />

Auch wichtig: Stichwort „anpassbarer<br />

Wohnbau“. „Mit unseren Produkten können<br />

wir im Fall des Falles barrierefreie Lösungen<br />

rasch und kosteneffizient umsetzen.“<br />

Schulung steht nicht nur bei den Installateuren,<br />

sondern auch beim Reinigungspersonal<br />

an oberster Stelle. „Gut investiertes Geld“,<br />

wie Salentinig anmerkt. „Hotels sind für<br />

uns einerseits ein wichtiger Absatzkanal,<br />

andererseits auch eine ganz wichtige Marketingschiene<br />

mit großem Zusatznutzen:<br />

der Testmöglichkeit. Wir können unsere<br />

Produkte den Hotelgästen im Tages- oder<br />

Wochenrhythmus präsentieren. Sie sehen<br />

unsere Produkte nicht nur, sondern verwenden<br />

und erleben sie auch. Wenn das Produkt<br />

nicht im besten Zustand ist, dann fällt das<br />

auch auf uns zurück. Dann erfüllt es genau<br />

diesen Marketingzweck nicht. Daher sind wir<br />

stets bemüht und versuchen, diesen Service<br />

unserer Produkte durch die Reinigungskräfte<br />

aufrechtzuerhalten und sicherzustellen.“<br />

„Was Sie außen sehen, ist das eine. Unsere<br />

große Stärke liegt im Innenleben. Dieses Innenleben<br />

macht es möglich, die Spülleistung,<br />

die entsprechende Wassermenge und wie das<br />

Wasser in die Keramik eingespült wird, sehr<br />

fein zu regulieren und justieren.“<br />

Langsam, aber sicher haben sich die Sushi-<br />

Teller geleert. „Und jetzt noch ein wenig<br />

Süßes“. Wie wählen dasselbe Prozedere,<br />

wie bei der ersten Runde. „Eine Variation –<br />

bringen Sie was die Küche empfiehlt.“ Sweet<br />

Overs und Mochis – sollten es dann werden.<br />

Mittlerweile hat sich das Gewitter auch wieder<br />

verzogen.<br />

Innovative Lösungen<br />

„Als Systemanbieter für innovative Sanitärund<br />

Badlösungen denken und arbeiten wir<br />

gewerkeübergreifend. Denn wenn auf der<br />

Baustelle die einzelnen Gewerke nicht ineinandergreifen,<br />

bedeutet das für alle Beteiligten<br />

Mehraufwand und höhere Kosten.“ Geberit-<br />

Produkte ergänzen sich hingegen als System<br />

optimal. Dadurch minimiert sich der Abstimmungsaufwand<br />

und vorhandene Ressourcen<br />

werden bestmöglich genutzt. Darauf ist Salentinig<br />

besonders stolz. „Alle wesentlichen Teile<br />

unserer Produkte, die wir in Europa im Portfolio<br />

haben, produzieren wir auch in Europa.<br />

In Österreich wird in zwei Werken gefertigt. In<br />

St. Pölten sind 400, in Matrei am Brenner 100<br />

Mitarbeiter beschäftigt.“<br />

Selbst habe man wenig Nachwuchssorgen.<br />

„Wir haben eine sehr gute und sehr intensive<br />

Lehrlingsausbildung vor allem in Sankt<br />

Pölten, aber auch in Matrei. Als regional<br />

anerkannter und angesehener Arbeitgeber<br />

gelingt es uns sehr gut, jährlich viele Bewerbungen<br />

zu bekommen.“ Einige Installateure,<br />

mit denen Geberit kooperiert, klagen jedoch<br />

über Fachkräftemangel. „In der Fläche ist<br />

der Fachkräftemangel noch da. 90 Prozent<br />

der Klein- und Mittelunternehmen haben<br />

schon Sorgen. Der gewerbliche Mitarbeiter,<br />

der auf der Baustelle arbeitet, findet immer<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

61


Positionen & Meinungen<br />

wieder Alternativen, oder es werden ihm Alternativen<br />

schmackhaft gemacht, egal von<br />

welchem Sektor und aus welcher Branche.<br />

Da hat der Installateur schon eine große<br />

Konkurrenz mit anderen Berufsfeldern.“<br />

Auch, weil der Installateur aufgrund seiner<br />

umfassenden Ausbildung universell einsetzbar<br />

ist: „Viele Installateure, mit denen<br />

ich spreche, hätten gerne zwei Leute mehr,<br />

wenn das ein Fünfmannbetrieb ist, aber sie<br />

bekommen sie nicht.“<br />

Das Marktumfeld ist, so der Geberit-Chef,<br />

herausfordernd. „Wer in den letzten Jahren<br />

seine Arbeit richtig gemacht und in guten<br />

Zeiten gesät hat, erntet heute. Das haben<br />

wir getan und entsprechend entwickeln<br />

wir uns gut bis sehr gut im Verhältnis zum<br />

Markt. Aber die Rahmenbedingungen werden<br />

nicht leichter. Die Haustechnik läuft<br />

als nachgelagertes Gewerk zum Baumeister,<br />

zurzeit noch Plusminus.“ Die Branche profitiere<br />

auch stark von der Energiewende. „Das<br />

Thema Photovoltaik und Wärmepumpe hilft<br />

Geberit nicht, aber es hilft grundsätzlich der<br />

Branche. Eine Heizung, die neu installiert<br />

wird, braucht auch Rohrleitungen von Geberit.<br />

In diesem Segment profitieren wir auch<br />

von Landes- und Bundesförderungen.“<br />

Sehr loyale Mitarbeiter<br />

„Mir wird oft die Frage gestellt, ob man in<br />

Sankt Pölten einen Standortvorteil oder<br />

-nachteil hat. Das ist wiederum vom Berufsbild<br />

abhängig. Aber in Summe denke<br />

ich, dass Sankt Pölten für uns ein sehr<br />

guter Standort ist. Wir finden im dortigen<br />

Einzugsgebiet zum Beispiel sehr loyale<br />

Mitarbeiter. Die sind dann auch mit den<br />

Goodies, die sie bei uns haben, und mit dem<br />

Background, den wir als Arbeitgeber bieten,<br />

sehr zufrieden und sind deshalb lange dabei.<br />

Das nützt beiden Seiten. Von daher ist das<br />

auf jeden Fall ein Standortvorteil.“<br />

Ausgleich zum durchaus stressigen Job – Salentinig<br />

pendelt pro Woche zwei-, dreimal<br />

zwischen seinem Wohnort Wiener Neustadt<br />

nach St. Pölten – findet er bei Ausfahrten mit<br />

seiner Vespa ins Wiener Neustädter Umland.<br />

Wobei es ihn dabei schon auch einmal bis<br />

nach Lunz am See verschlägt. Sein zeitintensivstes<br />

Hobby sind seine beiden 14- und 16-jährigen<br />

Kinder. „Dafür verwende ich sicher den<br />

größten Teil meiner Freizeit. Sie sind in einem<br />

Alter, in dem sie den Papa durchaus noch in<br />

Anspruch nehmen.“ Aktuell ist Salentinig mit<br />

einem L17 auf den Landstraßen unterwegs.<br />

Dank sportlicher Aktivitäten darf Salentinig<br />

auch beim Nachtisch zuschlagen: „Palatschinken<br />

oder Marillenknödel stehen bei mir ganz<br />

oben auf der Liste“ – und natürlich Espresso.<br />

62 ImmoFokus


Dots at the Leo Grand<br />

DAS SAGT DER FALSTAFF<br />

Der Neuzugang in Martin Hos DOTS-Familie<br />

serviert das bekannt erstklassige Sushi sowie<br />

asiatische Fusion, zusätzlich wird nun aber<br />

auch der französischen Küche gehuldigt.<br />

DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />

Ungewöhnliche Sushi, Maki und Nigiri. Preislich<br />

ist man in der etwas gehobeneren Klasse -<br />

aber die Speisen und der Service lassen nichts<br />

zu Wünschen übrig.<br />

Dots at the Leo Grand<br />

Bauernmarkt 1, 1010 Wien<br />

Tel. +43 1 9060690<br />

www.dotsgroup.eu<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag-Sonntag: 7 – 02 Uhr<br />

www.dotsgroup.eu/the-leo-grand/<br />

ImmoFokus Restaurantguide<br />

17<br />

PUNKTE<br />

Essen:<br />

Service:<br />

Weinkarte:<br />

Ambiente:<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

63


Baubranche: Fit für das<br />

zirkuläre Bauen?<br />

Ökologisch ja – aber auch ökonomisch?. Auf Einladung von Drees & Sommer Österreich und dem ImmoFokus<br />

trafen einander Anna-Vera Deinhammer, Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft, Karl<br />

Koschek von AllesWirdGut Architektur, Christoph Löffler, EPEA part of Drees & Sommer in Österreich, Manuel<br />

Fegerl, KPMG, zum Meinungsaustausch.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

D<br />

die Baubranche ist noch nicht<br />

fit für das zirkuläre Bauen<br />

- wobei die Betonung auf<br />

„noch nicht“ liegt. Das zeigt<br />

eine Studie, die die Deutsche Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in den vergangenen<br />

Monaten gemeinsam mit der Österreichischen<br />

Gesellschaft für nachhaltige<br />

Immobilienwirtschaft (ÖGNI) und weiteren<br />

europäischen Partnern durchgeführt hat.<br />

Darin wurde die Marktfähigkeit der im Rahmen<br />

der EU-Taxonomie vorgeschlagenen<br />

Circular-Economy-Kriterien – zu mindestens<br />

15 Prozent wiederverwendet, zu 15 Prozent<br />

recycelt und zu 20 Prozent entweder nachwachsend,<br />

wiederverwendet oder recycelt<br />

– anhand von realen Bauprojekten untersucht.<br />

Das Ergebnis: Kein Projekt konnte als<br />

Taxonomie-konform eingestuft werden. Als<br />

besonders schwierig erwiesen sich die Wiederverwendung<br />

von Bauelementen und der<br />

Einsatz von Sekundärmaterialien. Zudem<br />

fehlten Daten und Methoden zum zirkulären<br />

Bauen.<br />

Umnutzbar und rückbaubar<br />

Für Anna-Vera Deinhammer (ÖGNI) führt<br />

an einer Kreislaufwirtschaft kein Weg mehr<br />

vorbei: „In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft<br />

werden Rohstoffe nicht aus ihrem<br />

64 ImmoFokus


Kreislauf entfernt, sondern bleiben durch<br />

ihre effiziente und intelligente Nutzung so<br />

lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf<br />

bestehen. Ihr Wert wird durch Optimierung<br />

der Wiederverwendung oder durch hochwertiges<br />

Recycling erhalten. In der gebauten<br />

Umwelt bedeutet dies, Gebäude und Bauelemente<br />

so zu konzipieren, dass sie leicht<br />

anpassbar, umnutzbar undrückbaubar sind,<br />

somit kaum abgerissen und deponiert werden<br />

müssen.“ Der Vorteil für die Umwelt liegt<br />

auf der Hand. Werk-, besser noch Wertstoffe<br />

können immer wieder produktiv genutzt<br />

werden und so weiterhin Wertschöpfung<br />

generieren. „Die Um- und Nachnutzung von<br />

Immobilien muss bereits bei der Planung bedacht<br />

werden“, so Deinhammer. Denn eines<br />

ist klar – der effektivste Klimaschutz entsteht<br />

durch Gebäude, die über viele Jahrzehnte,<br />

vielleicht Jahrhunderte genutzt werden,<br />

ohne rückgebaut zu werden.<br />

„In Wirklichkeit geht es<br />

aber um die Frage: Habe ich<br />

eine Strategie und welche<br />

Strategie verfolge ich.“<br />

Manuel Fegerl,<br />

KPMG<br />

Gesamten Lebenszyklus betrachten<br />

Um die Nachhaltigkeit verschiedener Baumaterialien<br />

fundiert zu vergleichen, muss deren<br />

gesamter Lebenszyklus betrachtet werden,<br />

also von der Herstellung über die Nutzung<br />

und Sanierung bis zum Rückbau (Wiederverwendung<br />

oder Recycling). Diese Informationen<br />

können in Gebäudematerialpässen<br />

zusammengeführt werden. Im Bauwesen<br />

bildet unter anderem die freiwillige EPD (Environmental<br />

Product Declaration) eine wichtige<br />

Informationsquelle für die Bewertung<br />

von Materialien im Sinne einer nachhaltigen<br />

Gebäudeplanung. Diese EPD werden in Zukunft<br />

an Bedeutung gewinnen. Wie auch Ge-<br />

bäudezertifikate, wenn auch diese aktuell das<br />

Thema „Kreislaufwirtschaft“ noch nicht exakt<br />

abbilden. Deinhammer: „Da müssen wir<br />

uns selbst in unserem Zertifizierungssystem<br />

noch auf die Sprünge helfen. Ansätze für die<br />

Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft finden<br />

sich in der Beurteilung der Prozessqualität<br />

und im zertifizierten Abbruch. Da lassen<br />

sich viele Punkte sammeln. So richtig geht’s<br />

beim EU-Taxonomy-Check zur Sache. ÖGNI-<br />

Zertifikate stellen mit der unabhängigen<br />

Konformitätsprüfung einklagbare Gutachten<br />

dar.“ Daher finden sich nur rechtlich haltbare<br />

Kriterien in den Beurteilungskriterien des<br />

Zertifikats.<br />

Deinhammer: „Das oberste Ziel der Kreislaufwirtschaft<br />

ist, Gebäude so zu benutzen, wie<br />

sie sind. Das heißt: Sanieren, was das Zeug<br />

hält. Darauf freuen wir uns. Wir hoffen auf<br />

Zirkularitäts-Enthusiasten. Leider gibt es<br />

bezüglich der Green-Field-Entwicklungen<br />

auf EU-Ebene Diskussionsstoff. Die EU-Kommission<br />

hat mit einem Papier für ordentliche<br />

Verwirrung gesorgt.<br />

Als ÖGNI legen wir das Papier strenger aus<br />

als so manche staatliche Stelle – wie zum<br />

Beispiel staatliche Mitbewerber. Das schafft<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

65


kein Vertrauen. Es ist nicht so, dass man nie<br />

wieder auf einer grünen Wiese bauen darf.<br />

Manchmal geht es einfach nicht anders. Wir<br />

müssen, und das steht außer Streit, trotzdem<br />

mit unserem Boden viel sparsamer umgehen.<br />

Denn, offen gesagt, die Biodiversitätsziele<br />

laut Taxonomie-Verordnung werden solche<br />

Projekte nie erfüllen können. Juristen nennen<br />

diese Haltung authentische Interpretation<br />

von Normen. Wir müssen einfach im<br />

Wirkungszusammenhang planen, soll heißen<br />

die gesamte Region in Betracht ziehen.<br />

Nicht nur den eigenen Vorgarten.“<br />

Wobei sich der Mehraufwand für zirkuläres<br />

Bauen im Rahmen hält, wie Karl Koschek von<br />

AllesWirdGut Architektur betont. Aber geplant<br />

heißt nicht gebaut. Denn: „Wir müssen<br />

die Kreislaufwirtschaft bei Wettbewerben<br />

in die Planung miteinfließen lassen, um sie<br />

gewinnen zu können. Dann drehen die Developer<br />

das Projekt wieder um und verändern es<br />

so stark, dass es in Wahrheit neu ausgeschrieben<br />

werden müsste.“ Das ist kein Einzelfall.<br />

„Viele unserer Kollegen berichten ähnliches“,<br />

so Koschek. Noch ist zirkuläres Bauen mit<br />

Mehrkosten beim Bau verbunden, die aber<br />

bei exakter Planung in Grenzen gehalten werden<br />

können, wenn auch die gemeinnützigen<br />

Projekte generell mit den hohen Baukosten<br />

zu kämpfen haben. „Hier muss sich in der<br />

Wohnbauförderung etwas bewegen.“<br />

Neues Denken ist gefragt<br />

Koschek nimmt aber auch seine Kollegen in<br />

die Pflicht. „Kreislaufwirtschaft erfordert ein<br />

neues Denken. Wir müssen uns vollkommen<br />

„Man kann nicht einfach<br />

einen konventionell<br />

geplanten Betonbau eins zu<br />

eins in Holz transferieren.“<br />

Karl Koschek,<br />

AllesWirdGut Architektur<br />

neu in die Materie eindenken. Man kann<br />

nicht einfach einen konventionell geplanten<br />

Betonbau eins zu eins in Holz transferieren.<br />

Das geht, aber dann hat man eine Kostenexplosion.<br />

Es beginnt schon mit der ersten<br />

Skizze. Ich muss den Holzbau, ich muss die<br />

Rückbaufähigkeit anders denken. Da ist Personal-Power<br />

drin, die mehr kostet. Planerisch<br />

sehe ich keinen großen Mehraufwand.“ Auf<br />

den Punkt gebracht: zurück zur Schulbank.<br />

„Alteingesessene, die unbeweglich sind und<br />

für die das lebenslange Lernen nicht aktuell<br />

ist, haben vermutlich Anpassungsschwierigkeiten.<br />

Ohne geeignete Software-Tools ist die<br />

Entwicklung aber nicht mehr zu stemmen.“<br />

Der Architekt hat auch keine Berührungsängste<br />

Richtung serielle Fertigung: „Die Bauzeiten<br />

werden reduziert oder verlagert. Die<br />

Rahmenbedingungen für Arbeiter verbessern<br />

sich, da sie in einer Halle vorproduzieren<br />

können. Sie sind somit witterungsgeschützt.<br />

Die Qualität wird an sich verbessert, da man<br />

im Werk experimentieren kann und nicht<br />

Probleme auf der Baustelle mit Silikon oder<br />

Bauschaum zu lösen versucht. Im Werk wird<br />

alles in viel höherer Präzision hergestellt. Das<br />

bringt uns sicher viele Vorteile in der Qualität<br />

und in der Nutzung bezüglich Dichtheit und<br />

Schimmel.“<br />

66 ImmoFokus


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Kosten das überschätze Thema<br />

„Das Kostenthema ist vielleicht ein wenig<br />

überschätzt“, bringt sich nun auch Christoph<br />

Löffler, EPEA part of Drees & Sommer<br />

in Österreich, in die Diskussion ein. „In der<br />

Planung ist es wichtig, Dinge zu beachten<br />

und unsere Baukultur zu hinterfragen. In<br />

der Ausschreibung wird oft das ‚Copy Paste‘<br />

von damals wieder und wieder verwendet.<br />

Es geht aber darum, zu hinterfragen, wie wir<br />

momentan bauen. Lässt sich das unkompliziert<br />

verbessern? Lassen sich Materialien<br />

austauschen, die von den Inhaltsstoffen her<br />

problematisch sind?“<br />

„Bei den Baustoffen geht es um Skalierung.<br />

Sobald Nachfrage für diese recyclebaren<br />

Materialien herrscht, geht es mit dem Preis<br />

runter. In der Planung ist es also das kritische<br />

Hinterfragen des momentanen Bauens. Bei<br />

Produkten und Materialien geht es darum,<br />

die richtigen Baustoffe zu skalieren, sodass<br />

da eine Nachfrage entsteht. Die Dinge, mit<br />

denen wir am Ende des Lebenszyklus nichts<br />

anfangen können, müssen wir reduzieren,<br />

um so den Shift zu bewerkstelligen“, so Löffler.<br />

„Wir können es uns ökologisch nicht<br />

leisten, so weiterzubauen wie bisher. Es ist<br />

für Investoren ein großes Risiko, nicht auf<br />

das Thema Kreislaufwirtschaft zu reagieren.<br />

Wir sprachen Taxonomie vorher an. Es kann<br />

genauso gut kommen, dass der Abbruch<br />

und der Rückbau mit in die Bilanzierung<br />

aufgenommen werden. Wenn man lauter<br />

Materialien hat, mit denen man nichts anfangen<br />

kann, oder wenn Deponiegebühren<br />

angehoben werden, dann wird es nicht nur<br />

Leuchtturm-Projekte geben, sondern es wird<br />

in die Masse gehen“, ist sich Löffler sicher.<br />

„Das sehen wir bei Lehmbau. Es gibt ganz wenige<br />

andere Hersteller, die das tun. Wenn der<br />

Markt da ist, wird es da Skalierungseffekte<br />

geben.“<br />

Woher aber sollen die neuen Baustoffe kommen?<br />

Reagiert die Baustoffindustrie? Löffler:<br />

„Zum Teil aus den Gebäuden selbst. Einer<br />

unserer wichtigsten Leistungsbausteine ist<br />

‚Urban Mining‘. Da sehen wir uns an, welche<br />

Materialien verbaut sind und von wem sie<br />

kommen. Aber ganz ohne neue innovative<br />

Baustoffe wird es nicht gehen.“<br />

Skalierung das Um und Auf<br />

Koschek kommt noch einmal kurz auf das<br />

Skalierungsthema zu sprechen: „Wir haben<br />

bei einem Wettbewerb mit einem Lehmbauplatten-Innenausbau<br />

gewonnen: Lehm<br />

statt Gips. In der Ausführung kamen dann<br />

aber wieder Gipskartonplatten zum Einsatz.<br />

Die Verfügbarkeit wäre gegeben. Aber: Der<br />

größte deutsche Anbieter bedient im Vergleich<br />

zu Gipskarton unter einem Prozent.<br />

Für ihn ist es schwer, für seine Produkte EPD<br />

herzustellen. Es fehlt ihm dazu die finanzielle<br />

Kraft. Ohne EPD schafft er aber die Skalierung<br />

nicht. Ein Teufelskreis.“ Fazit: „Die<br />

Lehmplatten kosten (noch) das doppelte von<br />

Gipskartonplatten. Lehm aber hat positive<br />

Auswirkungen auf das Raumklima. Es gibt<br />

Mieter, die bereit sind, dafür auch höhere<br />

Mieten zu zahlen.“<br />

Da stellt sich die Frage, so Immobilienexperte<br />

Manuel Fegerl, KPMG, welche Auswirkungen<br />

die ESG-Transformation auf die werttreibenden<br />

Parameter bei Ertragsimmobilien haben.<br />

„Wir haben dazu eine eigene Arbeitsgruppe<br />

gegründet. Wir diskutieren einfach darüber.<br />

Es ist nicht so trivial, wie es aussieht. Einfach<br />

einen Prozentsatz ansetzen, funktioniert<br />

leider nicht. Es gibt unterschiedliche Trigger,<br />

die sich auf werttreibenden Parameter<br />

auswirken. Ist zum Beispiel ein potentieller<br />

Mieter bereit, für „Nachhaltigkeit“ mehr zu<br />

bezahlen? Sprich, können die gestiegenen<br />

CapEx über den erhöhten Hauptmietzins<br />

wieder zurückverdient werden, wenn uA<br />

die Betriebskosten sinken? Oder vielleicht<br />

kann die generelle Leerstandsquote reduziert<br />

68 ImmoFokus


werden, wenn das Gebäude ein nachhaltiges<br />

Image erhält. In Wirklichkeit geht es aber<br />

um die Frage: Habe ich eine Strategie und<br />

welche Strategie verfolge ich mit meinem<br />

Immobilien-Projekt?“<br />

Müssen auf den Markt hören<br />

„Jede Immobilie hat ihren Wert“, so Fegerl.<br />

„Wir müssen immer sehen, was uns der<br />

Markt sagt. Ist man bereit, für den „nachhaltigen“<br />

Mehrwert mehr Geld auszugeben?<br />

Aktuell beobachten wir auf dem Immobilienmarkt<br />

viele unterschiedliche Strömungen.<br />

Es ist schwierig, diese unterschiedlichen<br />

Entwicklungen isoliert darzustellen. Für die<br />

ESG-Transformation haben wir hierzu eine<br />

Matrix erstellt, bei der unterschiedlichste<br />

Trigger als Kacheln in Wechselwirkung stehen.<br />

Es kann hierbei sowohl positive als auch<br />

negative Auswirkungen geben. Es ist für jedes<br />

Objekt vollkommen unterschiedlich. Da<br />

„Die Um- und<br />

Nachnutzung von<br />

Immobilien muss<br />

bereits bei der Planung<br />

bedacht werden.“<br />

Anna-Vera Deinhammer,<br />

ÖGNI<br />

sind wir wieder beim Punkt: Jede Immobilie<br />

ist individuell zu betrachten. Es ist ein individuelles<br />

Thema.“<br />

„Der Developer aber muss beim Projekt schon<br />

vor dem möglichen Ankauf berechnen können,<br />

was er im Endeffekt für das Gebäude<br />

verlangen kann“, wirft Löffler ein. „2018<br />

hätte niemand sagen können, was ein Holzbau<br />

wert gewesen wäre oder für wieviel mehr<br />

man ihn vermieten kann. Man kann es nicht<br />

einmal jetzt sagen. Das ist ein großes Thema.<br />

Erst, wenn die ersten Projekte funktionieren<br />

und man Leuchtturmprojekte hat, sieht man,<br />

wie das alles umgesetzt werden kann und was<br />

der Mehrwert ist. Dann ist mehr Dynamik<br />

möglich. So hat es schon oft funktioniert. So<br />

können wir es wieder machen und das in die<br />

Kalkulation hineinnehmen. Es stimmt nicht,<br />

dass man nicht will. Es ist aber irrsinnig aufwendig,<br />

diese ganzen Punkte zu verknüpfen<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

69


und eine handfeste Kalkulation zu erhalten.<br />

Daran scheitert es.“<br />

Schlussendlich muss sich der Investor die<br />

Frage stellen: Will ich EU-Taxonomie-konforme<br />

Gebäude in meinem Portfolio? Wer<br />

diesen Fokus hat, wird auch bereit sein, dafür<br />

mehr zu zahlen. „Das große Problem ist<br />

aber, dass der Neubau gar nicht das Thema<br />

ist. Da kommen wir noch hin. Der Bestand<br />

ist ein riesiges Thema. Da haben wir noch<br />

viel zu tun.“<br />

Sanieren ist das oberste Gebot<br />

Auch Deinhammer bringt der Bestand Sorgenfalten<br />

auf die Stirn. „Sanieren ist das<br />

oberste Gebot. Rückbau, also Abriss, wird<br />

in vielen Fällen gar nicht mehr gehen.“ Die<br />

Recycling-Baustoffverordnung enthält verbindliche<br />

Regelungen für jegliche Formen<br />

an Abbrüchen und die Trennung der dabei<br />

anfallenden Abfälle. In vielen Fällen können<br />

wir die verwendeten Materialien nicht<br />

trennen – und daher auch nicht deponieren.<br />

Ich möchte daran erinnern, dass der erste<br />

Baustoff–Recycling-Paragraf der Deponieverordnung<br />

mit dem Zusatz geupdatet worden<br />

ist, dass Materialien, die prinzipiell zur Wiederverwendung<br />

geeignet wären, gar nicht<br />

angenommen werden dürfen. Wenn der<br />

irgendwann umgesetzt wird, wünsche ich<br />

uns viel Spaß. Das gilt generell bei Komposit-<br />

Materialien. Demnächst darf man mineralische<br />

Materialien nicht mehr deponieren.<br />

Dann muss man das Gebäude lassen, wie es<br />

ist, und es sanieren.<br />

Stoffe herauszuholen und aufzubereiten. Das<br />

Ziel wird aber sein, dass wir zu ‚Urban Stock‘<br />

kommen. Man kann da die einzelnen Materialien<br />

mit wenig Energieeintrag herausnehmen,<br />

um sie dann weiterzuverwenden.<br />

Das gilt nicht im Sinne von urbanen Minen,<br />

sondern wirklich im Sinne von Urban Stock<br />

dem urbanen Lager. Darauf müssen wir in<br />

der Sanierung achten. Wir müssen die bei der<br />

Sanierung angegriffenen Bereiche auf einen<br />

gewissen zirkulären Stand bringen“, – wobei<br />

nicht alle Stoffe wiederverwendet werden<br />

können. „Jede Epoche zeichnet sich durch<br />

die Verwendung von speziellen Schadstoffen<br />

aus“, betont Löffler. „In den 30er und 40er<br />

Jahren war es Asbest, in den 40er und 50er<br />

EPS und XPS. Für diese Produkte heute gibt<br />

„Sobald Nachfrage für diese<br />

recyclebaren Materialien<br />

herrscht, geht es mit<br />

dem Preis runter.“<br />

Christoph Löffler,<br />

EPEA part of Drees & Sommer in Österreich<br />

Brückenkonzept ‚Urban Mining‘<br />

Die zu Beginn der 80er Jahre verwendeten<br />

Komposit-Baustoffe haben uns viele Vorteile<br />

und viel Gutes gebracht. Die Frage ist wieder,<br />

wie die Stoffe miteinander verbunden sind.<br />

Viele Bauelemente, die man als Komposit<br />

als Ganzes hätte wiederverwenden können,<br />

sind untrennbar mit anderen Bauelementen<br />

mit einer anderen Lebensdauer verbunden.<br />

Daran dachte man damals nicht. Das ist die<br />

große Herausforderung. Das Konzept des<br />

‚Urban Minings‘ ist eine Art Brückenkonzept.<br />

Wir müssen das jetzt tun, da wir Gebäude<br />

haben, bei denen wir damals nicht daran<br />

gedacht haben, was passiert, wenn die Ewigkeit<br />

des ewigen Lebenszyklus nicht eintritt.<br />

Urban Mining ist wie ein Bergwerk in der<br />

Stadt. Man braucht auch Energie, um die<br />

es ein Vernichtungsgebot. Die darf man aufgrund<br />

enthaltener schädlicher Stoffe nicht<br />

weiterverwenden.“<br />

Das Problem: Nicht alle Gebäude eignen sich<br />

für Urban Mining. „Urban Mining ist aufwändig<br />

und verlangt eine gut organisierte Logistik.<br />

Unter 15.000 Quadratmetern rechnet<br />

sich der Aufwand nicht“, so Löffler.<br />

Am effektivsten ist es, ganze Stadtteile auf ihr<br />

Potenzial zu untersuchen: „Wie viele Gipskartonplatten<br />

oder mineralische Baustoffe<br />

sind verbaut?“ Die Hersteller sind wichtige<br />

Player. Sie müssen sich darauf einstellen<br />

können, welche Menge an Materialien in den<br />

nächsten fünf bis 15 Jahren auf sie zukommen<br />

wird. Haben sie die Infrastruktur, um die<br />

Menge zu verwerten, oder müssen sie diese<br />

noch bilden? Je höher die Rohstoffpreise klettern,<br />

desto stärker wird Urban Mining in den<br />

Mittelpunkt rücken.<br />

Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

70 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong> 71<br />

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Zum Autor<br />

ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />

von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />

Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />

Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />

Gründerzeithäuser – vom Mietrecht bedroht<br />

Kommentar: Georg Flödl<br />

Im Rahmen der gerade in Diskussion befindlichen Novelle der<br />

Wiener Bauordnung ist das Thema der wirtschaftlichen Abbruchreife<br />

von Gründerzeithäusern wieder auf dem Tapet. Ein Manko der im<br />

Jahr 2018 erfolgten Novellierung der entsprechenden Bestimmung<br />

(§ 60 Abs. 1 lit. d) liegt darin, dass das öffentliche Interesse am Erhalt<br />

eines Gebäudes lediglich am Stadtbild festgemacht wird, während<br />

insbesondere in der politischen<br />

und medialen Debatte<br />

dieser Bestimmung offengelegt<br />

wurde, dass die Schutzmotive<br />

in Wirklichkeit durch andere<br />

Aspekte (Preisbegrenzungen<br />

des Mietrechts) mitbestimmt<br />

werden.<br />

Gesamthafte Analyse<br />

Die Frage des Umgangs mit<br />

dem Bestand (bloße Erhaltungssanierung,<br />

Aufstockung,<br />

Transformation, eventuell<br />

Teilabbruch, im Einzelfall auch<br />

gänzlicher Abbruch) sollte<br />

anhand einer gesamthaften<br />

Analyse von Bestand und Potenzialen<br />

(Nachverdichtung, funktionale Verbesserung, energetische<br />

Optimierung et cetera) geprüft werden. Die Wirkung auf das Stadtbild<br />

spielt dabei zweifelsohne eine wichtige Rolle, weitere Aspekte sind<br />

aber eben nicht minder relevant. Zum Beispiel weist der gründerzeitliche<br />

Bestand – insbesondere außerhalb des Gürtels – auch zahlreiche<br />

Objekte auf, die von Errichtung an deutlich geringere Qualitäten (Bausubstanz,<br />

strukturelle Qualitäten wie Geschosshöhen, teils sehr enge<br />

Stiegenhäuser et cetera) geboten haben als das „klassische Gründerzeithaus“,<br />

dessen Erhalt jedenfalls zu verfolgen ist.<br />

Die nun vorgeschlagene Verschärfung der Voraussetzungen für eine<br />

wirtschaftliche Abbruchreife ist kritisch zu sehen, nicht zuletzt auch<br />

deswegen, weil die neuen Begriffe „wirtschaftliche Ertragsoptimierungspotenziale“,<br />

„schuldhafte Vernachlässigung“ oder „Kenntnis“<br />

einer „schuldhaften Vernachlässigung der Erhaltungspflicht“ mannigfaltige<br />

Auslegungsfragen aufwerfen.<br />

Rechtlich besonders kritisch<br />

scheint die Regelung für den<br />

Rechtsnachfolger im Liegenschaftseigentum.<br />

Wie sollte der<br />

Nachweis geführt werden, dass<br />

er Kenntnis über die schuldhafte<br />

Vernachlässigung des Voreigentümers<br />

hatte oder haben musste?<br />

Soll hier ernsthaft eine Rückwirkung<br />

statuiert werden?<br />

Fragwürdiger<br />

bürokratischer Aufwand<br />

Alles in allem ist angesichts der<br />

vorgeschlagenen Bestimmungen<br />

der Eindruck zu gewinnen, dass<br />

ein drängender politischer Wille<br />

zu einem juristischen Wagemut geführt hat, der allen Beteiligten (vor<br />

allem dem Magistrat!) noch großes Kopfzerbrechen bereiten wird. Es<br />

ist dringend davon abgeraten, diese Bestimmungen zu beschließen,<br />

auch weil sie einen fragwürdigen bürokratischen Aufwand bedeuten.<br />

Der Schutz des Gründerzeithauses könnte und sollte über das Mietrecht<br />

und eine Lockerung der rigorosen Preisbeschränkungen (insbesondere<br />

nach Durchführung einer thermischen Sanierung) erfolgen.<br />

Dieser Weg wäre viel aussichtsreicher und ein besserer Anreiz für die<br />

Immobilieneigentümer!<br />

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />

72 ImmoFokus


Advertorial<br />

Judikatur-Update aus<br />

dem Immobilien-Bereich<br />

Beratung. Die BDO Immobilienexpert:innen verschaffen nachstehend einen Überblick über wesentliche<br />

aktuelle Rechtsprechung und geben einen Ausblick auf Gesetzesänderungen im Immobilienbereich.<br />

Autor: Marlies Muck, Msc<br />

Foto: BDO<br />

Entnahme von Gebäuden zu Buchwerten<br />

(Abgabenänderungsgesetz <strong>2023</strong>, Nationalratsbeschluss:<br />

6. 7. <strong>2023</strong>)<br />

Bisher sind Entnahmen von Wirtschaftsgütern<br />

aus dem Betriebsvermögen nach § 6 Z 4 EStG<br />

mit dem Teilwert zum Entnahmezeitpunkt<br />

zu bewerten. Die Entnahme von nicht mehr<br />

betrieblich genutzten Gebäuden führt daher<br />

derzeit zu einer Realisierung stiller Reserven.<br />

Um leerstehende Betriebsgebäude außerbetrieblich<br />

leichter nutzen zu können (und somit<br />

auch die Bodenversiegelung einzudämmen),<br />

soll die Entnahme von Gebäuden aus dem Betriebsvermögen<br />

zukünftig (so wie bereits die<br />

Entnahme von Grund und Boden) zu Buchwerten<br />

möglich sein. Etwaige stille Reserven bleiben<br />

im Konzept des § 30 EStG ohnehin bis zum<br />

Veräußerungsfall steuerhängig. Durch die<br />

Entnahmeregelung zu Buchwerten kann die<br />

Gebäudebegünstigung bei Betriebsveräußerungen<br />

und Betriebsaufgaben nach § 24 Abs.<br />

6 EStG zukünftig entfallen. Die Änderungen<br />

sollen mit 1. 1. 2024 in Kraft treten.<br />

Grundstücksvermietung<br />

durch eine:n Gesellschafter-<br />

Geschäftsführer:in an GmbH<br />

(VwGH 17. 5. <strong>2023</strong>, Ra 2022/13/0096)<br />

Über die Konstellation, in der ein:e Gesellschafter-Geschäftsführer:in<br />

eine Immobilie<br />

an die beschäftigende GmbH vermietete und<br />

eben diese Immobilie zu Wohnzwecken als<br />

Sachbezug bezog, entschied der VwGH in<br />

zugrunde liegendem Fall. Der Steuerpflichtige<br />

erklärte Einkünfte aus Gewerbebetrieb<br />

(gewerbliche Vermietung). Aus dem Kauf des<br />

Hauses wurden Vorsteuern geltend gemacht.<br />

Diese Vermietungskonstruktion wurde vom<br />

Finanzamt nicht anerkannt und lässt sich als<br />

Gestaltungsmissbrauch oder Scheingeschäft<br />

klassifizieren. Im vorliegenden Sachverhalt<br />

sind die Mietzinszahlungen weder gewerbliche<br />

Einkünfte noch Umsätze. Ebenso können<br />

damit verbundene <strong>Ausgabe</strong>n sowie geltend<br />

gemachte Vorsteuern nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Anmietung einer Wohnung durch<br />

eine:n Miteigentümer:in<br />

(VwGH 17. 11. 2022, Ra 2022/15/0023)<br />

Im vorliegenden Fall wird eine Wohnung<br />

einer Miteigentümergemeinschaft durch einen<br />

Miteigentümer zu einem fremdüblichen<br />

Mietzins gemietet. Zusätzlich werden ein Büro<br />

und ein Kellerabteil unentgeltlich vom:von der<br />

Miteigentümer:in genutzt. Die Miteigentümergemeinschaft<br />

hat sämtliche resultierende<br />

Mieteinnahmen als Vermietungseinkünfte sowie<br />

sämtliche Aufwendungen als Werbungskosten<br />

erklärt und die darauf entfallenden<br />

Vorsteuern geltend gemacht.<br />

Das BFG beurteilte den Mietvertrag als<br />

bloße Benützungsregelung, da der gemietete<br />

Teil im Hälfteeigentumsanteil des:der<br />

Miteigentümer:in Deckung finde und der Mietvertrag<br />

einem Fremdvergleich insgesamt nicht<br />

standhalte. Nach der VwGH-Rechtsprechung<br />

ist der Abschluss eines Mietvertrags nur dann<br />

anzunehmen, wenn die Parteien eindeutig<br />

ihren Willen zum Ausdruck bringen, durch die<br />

Vereinbarung mehr als eine bloße Gebrauchsregelung<br />

zu begründen. Da der Mietvertrag<br />

steuerlich nicht anerkannt wurde, waren die<br />

Marlies Muck, Msc<br />

Steuerberaterin/Senior Managerin<br />

erzielten Mieteinnahmen und entfallenden<br />

Aufwendungen bei der Einkünftefeststellung<br />

nicht anzusetzen.<br />

Umsatzsteuerrechtlich handelte es sich nicht<br />

um steuerpflichtige Mietumsätze der Miteigentümergemeinschaft<br />

und es besteht keine<br />

Vorsteuerabzugsberechtigung.<br />

Wie sich zeigt, bietet der Immobiliensektor<br />

auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen<br />

Ihnen die BDO Expert:innenen gerne beratend<br />

zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren<br />

Entwicklungen im Zusammenhang mit der<br />

Steuergesetzgebung laufend zu beobachten<br />

und zu evaluieren.<br />

Factbox<br />

MARLIES MUCK, MSC<br />

STEUERBERATERIN/SENIOR MANAGERIN<br />

Telefon +43 5 70 375 1000<br />

marlies.muck@bdo.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

73


Zum Autor<br />

Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung<br />

der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.<br />

(VÖPE).<br />

Wiener Bauordnungsnovelle:<br />

Mehr Ambition wäre nachhaltiger gewesen<br />

Kommentar: Sebastian Beiglböck<br />

Die in Vorbereitung befindliche Novelle der Wiener Bauordnung<br />

beinhaltet – zumindest im Detail – umfassende Neuerungen. Einige<br />

davon begrüßen wir, andere wiederum konterkarieren die selbst gesteckten<br />

Ziele des Landes. Die VÖPE hat daher im Begutachtungsverfahren<br />

eine Stellungnahme eingebracht.<br />

Die Bauordnung für Wien ist ein umfangreiches Wiener Landesgesetz<br />

mit etwa 150 Paragraphen, das die Materien Stadtplanung, Flächenwidmung<br />

und das gesamte Bauwesen (Bautechnik, Mindestraumhöhen,<br />

Mindestgröße von Wohnungen et cetera) regelt. Sie beeinflusst<br />

daher das Erscheinungsbild der Stadt maßgeblich und ist einer der<br />

mächtigsten Hebel dafür, wie die Wiener in Zukunft leben werden.<br />

Anreizsysteme statt Verboten<br />

Für uns Lebensraumentwickler ist vor allem nachhaltige Immobilienentwicklung<br />

und damit nachhaltiges Bauen ein enorm wichtiges<br />

Thema. Wir sehen es als Pflicht, unseren Beitrag zu mehr Klimaschutz<br />

zu leisten. Erfreulich ist daher, dass im vorliegenden Gesetzesentwurf<br />

insbesondere im Bereich der Dekarbonisierung deutliche Verbesserungen<br />

vorgesehen sind. Allerdings sind aus unserer Sicht die vorgesehenen<br />

Erleichterungen zu wenig ambitioniert. Man müsste sich<br />

zum Beispiel bei Photovoltaik fragen, warum es denn überhaupt eine<br />

baurechtliche Bewilligung braucht, die in einigen anderen Bundesländern<br />

zum Beispiel gar nicht erforderlich ist. Auch vermissen wir<br />

Inhalte zur Kreislaufwirtschaft und mehr Anreizsysteme zur nachhaltigen<br />

Transformation des Bau- und Immobiliensektors statt neuer<br />

Verbote und Regulierungen.<br />

Zudem orten wir Tendenzen zur Überregulierung im Bebauungsplan<br />

– zum Beispiel Unzulässigkeit der Errichtung bestimmter Gebäudetypen<br />

oder Nutzungseinheiten sowie Vorschreibung von Raumhöhen<br />

über das gesamte Gebäude, die gravierende Eingriffe in das Recht auf<br />

Eigentum nach sich ziehen und von uns daher abgelehnt werden.<br />

Die neue Systematik zum Stadtbildschutz, bei der Festlegungen im<br />

Bebauungsplan durch Ermessensentscheidungen ausgehebelt werden<br />

könnten, empfinden wir als ausgesprochen unausgegoren. Aus unserer<br />

Sicht behindern die neuen strengen Regeln eine qualitätsvolle Weiterentwicklung<br />

und eine sanfte Nachverdichtung der gewachsenen Stadt.<br />

Chance vertan<br />

Insgesamt wird durch höhere Komplexität und neue höchst relevante<br />

Ermessensspielräume die für unsere Mitglieder so wichtige Planungsund<br />

Rechtssicherheit geschwächt. Außerdem wurde mit der Novelle<br />

die Chance vertan, endlich ein übersichtliches Regelwerk zu schaffen,<br />

das auch digital besser verarbeitbar ist als das bisherige Gesetz.<br />

Trotz kleiner Schritte in die richtige Richtung: Gesagt werden kann<br />

aber jedenfalls, dass wir Lebensraumentwickler uns von der Stadt<br />

Wien mehr Ambition und Mut gewünscht hätten, die Baukultur und<br />

-qualität zum Wohle der Menschen in dieser Stadt zu verbessern.<br />

Unsere Stellungnahme finden Sie unter https://www.voepe.at/aktuelles/<br />

Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, shutterstock<br />

74 ImmoFokus


Advertorial<br />

Die New Work Immobilie:<br />

ConneXion in Hamburg<br />

Homebase, Agile Hub oder Co-Working Space – so nennt man die Büros der neuen Arbeitswelt. Sie sind<br />

digital, flexibel und hochgradig vernetzt. Die neue Architektur soll Wissensarbeiter produktiver machen. Wie<br />

New Work einem Immobilienfonds neue Impulse verleiht, zeigt Hamburgs modernste Büroimmobilie ConneXion.<br />

Fotos: Jacob Lund, shutterstock.com; Visualisierung ALT SHIFT; Klaus Ranger<br />

DDie neue Arbeitswelt ist ein wichtiger<br />

Baustein bei der digitalen<br />

Transformation. Und sie gibt<br />

Büroimmobilien neue Impulse.<br />

„Vielerorts fehlt das Bewusstsein dafür, dass<br />

New Work auch neue Räume braucht“, erklärt<br />

Geschäftsführer Mag. Peter Karl, der das<br />

Bürohaus ConneXion in Hamburg für den<br />

ERSTE IMMOBILIENFONDS angekauft hat.<br />

New Work-Konzept<br />

Die Grundlage der neuen Arbeitswelt sind<br />

anpassungsfähige Büroumgebungen. Auf<br />

17.000 m 2 wechseln sich geschlossene Büroräume<br />

mit offenen Co-Working-Bereichen ab<br />

und bieten Orte für Dynamik und Konzentration,<br />

für Ruhe und Kommunikation.<br />

„Die New Work-Architektur unterstützt die<br />

neuen Arbeitsmethoden, indem sie die Nutzer<br />

in den Mittelpunkt rückt“, so Karl. Zudem gewinnt<br />

die Ausstattungsqualität im Kampf um<br />

Talente immer mehr an Bedeutung und kann<br />

für Bewerber zum ausschlaggebenden Kriterium<br />

bei der Wahl eines Unternehmens werden.<br />

Nachhaltigkeit – das neue Asset<br />

Das State-of-the-Art-Bürogebäude in der<br />

Hansestadt hat einiges zu bieten. Neben dem<br />

New Work-Konzept erfüllt es alle gängigen<br />

ESG-Kriterien. Nach DGNB-Gold Standards<br />

konzipiert, WireScore Gold zertifiziert und<br />

„ConneXion ist ein absoluter<br />

Gewinn für den Fonds.“<br />

Mag. Peter Karl,<br />

Geschäftsführer (CEO)<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

mit dem Madaster Material Passport dokumentiert,<br />

ist es besonders auf Nachhaltigkeit<br />

ausgerichtet.<br />

„Es ist das beste Objekt, das es derzeit am<br />

Hamburger Markt gibt und ein absoluter Gewinn<br />

für den Fonds“, ist Peter Karl überzeugt.<br />

Da muss etwas dran sein. Das Bürohaus ist<br />

bereits vollvermietet.<br />

Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung.<br />

Diese stellt keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung<br />

dar. Insbesondere ist sie kein Angebot und<br />

keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />

Wertpapieren. Sie dient nur der Erstinformation und<br />

kann eine auf die individuellen Verhältnisse und<br />

Kenntnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers bezogene<br />

Beratung nicht ersetzen. Bitte beachten Sie, dass eine<br />

Veranlagung in Wertpapiere neben den geschilderten<br />

Chancen auch Risiken birgt. Der „Prospekt und<br />

Informationen für Anleger gem. § 21 AIFMG“ (im Sinne<br />

von § 7 ImmoInvFG) zu diesem Immobilienfonds<br />

in der aktuellen Fassung sind in elektronischer Form<br />

auf der Homepage www.ersteimmobilien.at jeweils<br />

in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar. Die<br />

Prospekte in deutscher Sprache sowie die Information<br />

zum Datum der letzten Veröffentlichung liegen am<br />

Sitz der ERSTE Immobilien KAG (Emittentin, Am<br />

Belvedere 1, 1100 Wien) sowie der Erste Group Bank<br />

AG (Depotbank bzw. Verwahrstelle) kostenlos auf.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

75


Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock<br />

Die bewegte<br />

ImmoWirtschaft<br />

Regelmäßige Kolumne<br />

über Fakten und Inhalte, die<br />

verändern und prägen.<br />

#38<br />

Auflösung zur letzten Kolumne<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> vom ImmoFokus hatte ich den Auftrag über<br />

den amerikanischen Wohnungsmarkt zu schreiben und für mich war<br />

die Kolumne ein Experiment. Unter dem Titel „Minitatur-Träume: Ein<br />

Augenzwinkern auf den Trendwechsel im US-Wohnungsmarkt“ ging es<br />

über Trends in einem der größten Immobilienmärkte<br />

der Welt und die Kolumne kam zum<br />

Ergebnis, dass es die Entwicklung hin zu Minimalisten<br />

und Multifunktionalisten gibt, denn<br />

die neue Wohnrealität präsentiert sich klein,<br />

vielseitig und mit einem überraschenden Hang<br />

zur Vorstadtidylle. Die Formulierungen führten<br />

zu einer überraschend intensiven Diskussion<br />

und zahlreichen Feedbacks. Selten zuvor<br />

habe ich derart viele Reaktionen erhalten. Einige<br />

fanden den Text einfach nett zu lesen und<br />

bedankten sich, was bisher selten passierte.<br />

Andere fingen via Facebook oder sogar am<br />

Telefon eine Diskussion zu den Erkenntnissen<br />

an. Diese intensive Auseinandersetzung war<br />

für mich durchaus überraschend, da ich schon<br />

seit Jahren für den ImmoFokus schreibe und<br />

nicht immer derart viel Feedback erhalte. Auf<br />

einige Kolumnen war ich nach stundenlanger<br />

Recherche und intensivem Schreiben so richtig<br />

stolz und das Feedback blieb mau. Auf viele<br />

Texte war ich mehr als stolz und trotzdem kam<br />

bei mir persönlich wenig Reaktion an. Gerade<br />

dieses Mal war es anders.<br />

KI als neuer Journalist<br />

Dass es dieses Mal so eine intensive Reaktion gab, zeigt mir auf, dass mein<br />

Experiment geglückt ist. Ich habe gemeinsam mit meinem Freund Oliver<br />

Strauss, der seit Jahren in den USA lebt, für die letzte Kolumne ChatGPT<br />

Miniatur-Träume: Ein Augenzwinkern auf<br />

den Trendwechsel im US-Wohnungsmarkt<br />

Herzlich willkommen in der schillernden Welt des US-amerikanischen<br />

Wohnungsmarkts, einer Welt, in der das neueste Statussymbol keine Luxusvilla,<br />

sondern ein Miniaturhaus ist. Ja, Sie haben richtig gehört. Groß<br />

ist out, klein ist in.<br />

Wagen wir einen humorvollen Blick auf diese erstaunlichen Veränderungen.<br />

Während die Welt auf den neuesten Tesla-Release oder Apple-<br />

Ankündigungen wartet, zücken die trendbewussten Amerikaner die<br />

Kreditkarte für ein Tiny House. Das Wohnen in diesen minimalistischen,<br />

meist mobilen Wohnkreationen ist kein Ausdruck von Sparmaßnahmen,<br />

sondern vielmehr die modische Entscheidung, sich für Bescheidenheit<br />

und Nachhaltigkeit zu entscheiden. Es ist fast, als hätte sich der amerikanische<br />

Traum einen kuscheligen Pullover übergezogen und beschlossen,<br />

auf Diät zu gehen. Wer braucht schon ein Anwesen in Beverly Hills, wenn<br />

man mit einem Mini-Haus auf Rädern die gesamte kalifornische Küste<br />

erkunden kann?<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

genutzt. Ich habe die Kolumne mit seiner Hilfe in wenigen Minuten geschrieben<br />

und die Erfahrung war einzigartig: Keine Recherche, keine<br />

intensive Beschäftigung mit der Themensuche und dem Schreiben, keine<br />

Zeit mit Formulierungen und Korrekturen. In Summe war die Kolumne<br />

in weniger als zehn Minuten geschrieben<br />

Die US-Bürger entdecken die Eleganz der Einfachheit, und die Auswirkungen<br />

dieser Erkenntnis sind ziemlich komisch. Man stelle sich vor:<br />

eine Küche, die auch als Schlafzimmer fungiert, ein Wohnzimmer, das<br />

sich in ein Home-Office verwandelt und ein Badezimmer – nun ja, besser,<br />

wir belassen es bei den Details.<br />

Multifunktionale Möbel<br />

Doch es ist nicht nur das Wohnen auf kleinem Raum, das die Herzen der<br />

US-amerikanischen Wohnungssuchenden im Sturm erobert. Multifunktionale<br />

Möbel sind die neue Norm. Ihr Couchtisch ist plötzlich auch Ihr<br />

Esstisch, Ihre Leiter dient als Bücherregal, und Ihr Bett? Es ist wahrscheinlich<br />

auch Ihre Yogamatte. Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf, rollen auf<br />

die Seite und sind schon mitten in der ersten Asana. Das nennen wir mal<br />

effiziente Raumnutzung!<br />

Zurück in den Vororten<br />

Als ob das nicht genug wäre, sehen wir eine Renaissance der Vororte.<br />

Waren Vororte nicht die Heimat von Strickjacke tragenden Rentnern und<br />

Eltern, die ihre Kinder im Minivan herumfahren? Nun, die Zeiten ändern<br />

sich. Heutzutage entdeckt die Hipster-Gemeinschaft die Vorstädte und<br />

bringt dabei ihre unverwechselbaren Bio-Cafés, Mikrobrauereien und<br />

Vintage-Boutiquen mit. Was einst Vorort-Einöde war, ist nun Schauplatz<br />

für Yoga im Park, Food-Truck-Festivals und Kunsthandwerkermärkte.<br />

Zukunft Wohnen<br />

Kurz gesagt, der US-amerikanische Wohnungsmarkt ist kaum wiederzuerkennen.<br />

Das „alte“ Wohnen ist passé, die Zukunft gehört den Minimalisten<br />

und Multifunktionalisten, die sich den Trend der Stunde zu Eigen<br />

machen. Die neue amerikanische Wohnrealität präsentiert sich klein,<br />

vielseitig und mit einem überraschenden Hang zur Vorstadtidylle. Hängen<br />

Sie Ihre Krawatten auf, schnappen Sie sich Ihre Yogamatte und Ihre<br />

Wanderschuhe, und begrüßen Sie das neue amerikanische Traumhaus<br />

– im Miniaturformat!<br />

Die bewegte<br />

ImmoWirtschaft<br />

Regelmäßige Kolumne<br />

über Fakten und Inhalte, die<br />

verändern und prägen.<br />

#37<br />

und übermittelt. Überraschend für mich<br />

war der Umstand, mit der KI zu schreiben<br />

wie mit einem Menschen. So starteten wir<br />

mit dem Auftrag „schreibe eine Kolumne<br />

mit 3.000 Zeichen inklusive Leerzeichen<br />

zu Trends im US-Wohnungsmarkt“ –<br />

kaum geschrieben, hatten wir das Ergebnis<br />

schon vorliegen. Der erste Entwurf<br />

war sehr nüchtern und mit reinen Fakten<br />

gespickt. Für mich kaum lesbar und etwas<br />

sperrig. Oliver zeigte mir, wie wir darauf<br />

reagieren mussten und so schrieb ich an<br />

ChatGPT „Bitte humorvoller, pointierter<br />

formulieren“ und schon war der nächste<br />

Entwurf völlig anders geschrieben. Damals<br />

war ich mir nicht sicher, ob es schon<br />

3.000 Zeichen wären. Oliver gab mir den<br />

Tipp, einfach nachzufragen. So schrieb<br />

ich „Wieviele Zeichen sind es?“ Die Antwort<br />

kam prompt: 2.798. Ich antworte:<br />

„Ich wollte aber 3.000“. Ich war von mir<br />

überrascht, so mit einer Maschine zu<br />

schreiben. Ich hätte mir eher vorgestellt,<br />

mit einem Menschen in der Form zu schreiben und zu diskutieren. Die<br />

Antwort überraschte mich noch mehr: „Mehr fällt mir hierzu nicht ein!“<br />

So eine Antwort hätte ich mir nie erwartet. Ich hatte eine einzigartige Erfahrung<br />

und das Ergebnis überzeugte. Die Reaktion der Leser zeigte mir,<br />

dass eine KI ein guter Journalist ist.<br />

60 ImmoFokus<br />

<strong>Ausgabe</strong> 03|<strong>2023</strong> MF<br />

Fotos: Gottfried Poessl<br />

76 ImmoFokus


Wir setzen neue Standards!<br />

Von der Idee zur<br />

perfekten Immobilie!<br />

CREATING REAL SUCCESS<br />

LAXURY<br />

Wien<br />

DS 90<br />

Wien<br />

BREEZE<br />

Prag<br />

WIDOK TOWERS<br />

Warschau<br />

DC 2<br />

Wien<br />

DANUBEFLATS<br />

Wien<br />

LAX 151<br />

WIEN<br />

in<br />

sb-gruppe.at<br />

S+B Gruppe AG<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong>sb.gruppe<br />

77


Zum Autor<br />

Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />

gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />

WIFO-Studie belegt<br />

preisdämpfende Wirkung der GBV<br />

Kommentar: Klaus Baringer<br />

Eine Steigerung des GBV-Marktanteils um zehn Prozent führt zu<br />

einem Rückgang der unregulierten Mieten um 30 bis 40 Cent pro Quadratmeter.<br />

Das ergibt eine Ersparnis von bis zu 340 Euro pro Jahr.<br />

Mit einem Marktanteil von 40 Prozent am Mietwohnungssektor<br />

und 17 Prozent am Häuser- und Wohnungsbestand<br />

haben gemeinnützige Bauvereinigungen (GBV)<br />

einen bedeutenden Einfluss auf den gesamten<br />

Wohnungsmarkt. Eine Mitte des Jahres<br />

fertiggestellte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />

(WIFO) gemeinsam<br />

mit dem wohnwirtschaftlichen Referat<br />

des Verbandes der gemeinnützigen<br />

Bauvereinigungen im<br />

Auftrag der MA50 der Stadt Wien<br />

belegt erstmals wissenschaftlich<br />

die preisdämpfende Wirkung des<br />

gemeinnützigen Wohnbaus. Im<br />

Durchschnitt zeigt sich, dass eine<br />

Steigerung des GBV-Marktanteils<br />

um zehn Prozent zu einem Rückgang<br />

der unregulierten Mieten um 30 bis<br />

40 Cent pro Quadratmeter führt. Bei<br />

einer 70 Quadratmeter großen Wohnung<br />

entspricht dies einer Ersparnis zwischen 250<br />

und 340 Euro pro Jahr.<br />

Fünf Prozent günstiger durch GBV<br />

Wie in einer vorhergehenden Studie bereits belegt wurde, lassen sich<br />

die direkten Effekte von GBV-Mieten mit einer Ersparnis von 1,2 Milliarden<br />

Euro für GBV-Mieterinnen und Mieter beziffern. Die aktuelle<br />

Studie zeigt, dass es neben diesen direkten Effekten auch indirekte<br />

Effekte gibt, die durch die wettbewerbliche Interaktion zwischen „forprofit“-<br />

und „non-profit“-Unternehmen entstehen, die preisdämpfend<br />

wirkt. Die unregulierten Mieten sind aufgrund des Wettbewerbs mit<br />

GBV um durchschnittlich rund fünf Prozent günstiger als dies ohne<br />

GBV der Fall wäre.<br />

Regionale Unterschiede<br />

Die Studie zeigt auch, dass der preisdämpfende Effekt<br />

in Abhängigkeit vom Marktanteil und der<br />

jeweiligen regionalen Wohnungsmarktsituation<br />

stark schwanken kann. In Regionen<br />

mit einem hohen GBV-Mietmarktanteil,<br />

im locker besiedelten Raum und<br />

im Osten Österreichs punkten GBV<br />

dank eines relativ jungen Mietwohnungsbestands<br />

tendenziell<br />

besonders stark durch ihren Qualitätsvorsprung.<br />

Der private Bestand<br />

ist meist zwar nur wenig teurer,<br />

jedoch tendenziell älter und von<br />

geringerer Ausstattungsqualität.<br />

Je urbaner, je geringer der GBV-Marktanteil,<br />

und je westlicher eine Region gelegen<br />

ist, desto stärker tritt der Preisvorteil<br />

der GBV in den Vordergrund.<br />

Die Bundeshauptstadt Wien nimmt eine Sonderstellung<br />

ein: GBV hatten hier über mehrere Jahrzehnte vorrangig<br />

die Aufgabe, die Wohn- und Ausstattungsqualität am Mietsektor<br />

zu leistbaren Konditionen zu erhöhen – sie hoben sich von der privaten<br />

Miete vor allem durch bessere Qualität ab. Erst in den jüngsten<br />

ein bis zwei Jahrzehnten ist der Preisvorteil das noch wesentlichere<br />

Unterscheidungsmerkmal der GBV geworden.<br />

Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />

78 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />

Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB) und im<br />

Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />

Was bleibt vom Eigentum?<br />

Kommentar: Martin Prunbauer<br />

Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock<br />

Vor einiger Zeit ergingen zwei OGH-Entscheidungen zu bestimmten<br />

„Wertsicherungsklauseln“ in Mietverträgen, die das Höchstgericht<br />

aufgrund einer Verbandsklage für unzulässig erklärte. Eine Rechtsanwaltskanzlei<br />

wirbt nun bei Mietern und Mieterinnen, sich einer<br />

Sammelklage anzuschließen, um die vermeintlich zu viel bezahlten<br />

Mieten zurückzuholen.<br />

„Leistbares Wohnen“ auf der einen Seite, hohe gesellschaftspolitische<br />

Ansprüche und Erwartungen<br />

an Wohnungsbereitsteller auf der anderen<br />

Seite, die sich nicht nur in qualitativen<br />

Anforderungen erschöpfen, sondern weit<br />

darüber hinaus reichen, wie etwa die auf<br />

den Hausbestand zukommenden Umweltauflagen.<br />

Mietrecht ist Vertragsrecht<br />

Mietrecht ist Vertragsrecht und sollte für<br />

einen ausgewogenen Interessenausgleich<br />

zwischen Mieter und Vermieter sorgen.<br />

Dem Wohnbedürfnis des einen Vertragspartners<br />

steht das Eigentumsrecht des anderen<br />

Vertragspartners gegenüber, das es zu respektieren<br />

gilt. Dafür sind klare Spielregeln nötig, um eine<br />

Ausgewogenheit zu erwirken und eine Übervorteilung zu<br />

verhindern. Faktum ist jedoch, dass das österreichische Mietrecht regulative<br />

Besonderheiten aufweist, die weit an die äußersten Grenzen<br />

des verfassungsgesetzlich gewährleisteten Eigentumsrechts heranreichen<br />

beziehungsweise es langfristig zum Erliegen bringen.<br />

Mietverträge sind Dauerschuldverhältnisse, die sich nicht mit einem<br />

einmaligen Leistungsaustausch begnügen, sondern – egal ob befristet<br />

oder unbefristet – auf Dauer angelegt sind. Das österreichische<br />

Mietrecht enthält eine Reihe von zwingenden Normen, die nicht nur<br />

strenge Regulierungen in der Preisbildung bei neu abzuschließenden<br />

Verträgen und Valorisierung der Mieten bei laufenden Verträgen beinhalten.<br />

Das Mietrecht ist auch durch restriktive Kündigungsbestimmungen<br />

gekennzeichnet, die einem Vermieter nur unter erschwerten<br />

Bedingungen die Möglichkeit einräumen, sich aus einem<br />

Vertragsverhältnis zu befreien, weshalb Mietverträge<br />

zutreffend als „Zwangsdauerschuldverhältnisse“<br />

zu qualifizieren sind. Nicht ohne Grund zählt<br />

die OECD („Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung“) daher<br />

das österreichische Mietrecht zu den am<br />

strengsten regulierten Mietrechtsbestimmungen<br />

weltweit.<br />

Im Fokus: Haus erhalten<br />

und weiterentwickeln<br />

Wertsicherungen sind überall dort<br />

ein fixer Bestandteil des Rechts- und<br />

Wirtschaftslebens, wo über längere Zeit<br />

Leistungen zwischen Vertragspartnern ausgetauscht<br />

und diese den jeweiligen Preisentwicklungen<br />

angepasst werden. Selbst der OGH hat<br />

wiederholt ein berechtigtes Interesse des Vermieters<br />

anerkannt, eine Wertsicherungsvereinbarung zu treffen.<br />

Im Fokus steht, dass Gebäude beziehungsweise Mietobjekte erhalten,<br />

verbessert und weiterentwickelt werden. Es gilt, Immobilienbesitzern<br />

die Möglichkeit zu geben, auch den künftigen Herausforderungen<br />

gewachsen zu sein.<br />

Die OGH-Entscheidungen könnten Einfluss auf andere Gebiete mit<br />

Wertsicherungsklauseln haben, was die volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

weiter vergrößern würde.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

79


Zum Autor<br />

Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real<br />

und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund<br />

Vermögenstreuhänder.<br />

Erhalten wir die erfolgreiche<br />

Dualität im Wohnbau!<br />

Kommentar: Michael Pisecky<br />

Ich habe mir erlaubt, die Presseaussendung des Vereins für Wohnbauförderung<br />

(VWBF) vom 8.9.<strong>2023</strong> („Preisdeckel – Wohnbau-Vertreter<br />

und SPÖ fordern Kompensationen“) zu lesen und erlaube mir, diese hier<br />

zu kommentieren.<br />

Die GBV (Gemeinnützige Bauvereinigungen) würden durch den von der<br />

Regierung vorgeschlagenen Mietendeckel 160 Millionen Euro verlieren,<br />

die für die Erhaltung von Neubau fehlen. Die GBV arbeiten nach dem<br />

Kostendeckungsprinzip, daher werden im Neubau die tatsächlichen<br />

Kosten an die Mieter verrechnet. Wirklich betroffen sind die Mieten in<br />

Höhe von um die 1,75 Euro pro Quadratmeter, die bei ausbezahlten Mietwohnungen<br />

von der GBV verlangt werden dürfen. Verlangt wird auch<br />

der EVP (Erhaltungskostenbeitrag), der aber ohnehin wieder bei einer<br />

Investition an die Kostendecken angepasst werden müsste – oder die<br />

Investition wird verschoben oder bleibt länger rückzahlbar. Im privaten<br />

gewerblichen Wohnbau wird die gesamte Miete gedeckelt (!).<br />

Gesamtbedarf: 45.000 Wohnungen<br />

Die GBV sieht einen Bedarf von 17.500 Wohnungen, die durch GBV<br />

gebaut werden sollen. Der Gesamtbedarf liegt bei 45.000, also ist das<br />

Bauen durch Hausherren und die gewerblichen Bauträger für eine ausreichende<br />

Wohnversorgung dringend erforderlich.<br />

Eine Zweckbindung der Wohnbauförderung und deren Erhöhung ist<br />

nachvollziehbar, da gerade jetzt (wieder) günstige Finanzierungen dringend<br />

erforderlich sind, auch für die gewerblichen Bauträger.<br />

Derzeit, so festgehalten, beträgt die Belastung der Mieter 40 bis 45 Prozent<br />

der Einkommen pro Haushalt. Dies ist wohl bei über 60 Prozent<br />

aller Mietwohnungen der Fall, die gesetzlich geregelt sind: Das sind<br />

Gemeindewohnungen, geförderte Mietwohnungen und alle Richtwertund<br />

Kategoriewohnungen im gewerblichen Wohnbau. Das ist nicht<br />

nachvollziehbar und diese Aussage ist extrem zu hinterfragen. Eventuell<br />

sind die freien Mieten gemeint, die laut Aussendung 9,70 Euro pro Quadratmeter<br />

betragen. Dafür, dass die GBV Steuervorteile genießen, mit<br />

Wohnbauförderung bauen und oft auch Wohnbeihilfen nur im sozialen<br />

Wohnbau zur Verfügung stehen, ist 7,30 Euro pro Quadratmeter, so die<br />

Aussendung, nicht wirklich günstig und liegt wesentlich über der Richtwertmiete<br />

in Wien von 6,67 Euro pro Quadratmeter.<br />

Investitionen werden verhindert<br />

Laut SPÖ sollen die Mieterhöhungen im Mietrechtsbereich, also Richtwert<br />

und Kategorie aus den Jahren 2022 und <strong>2023</strong>, zurückgenommen<br />

werden und auch bis 2025 nicht ansteigen. Was vergessen wurde ist,<br />

dass davor drei Jahre KEINE Anpassung erfolgte. Diese Summen aus<br />

dem System zu nehmen, verhindert Investitionen in die thermische Sanierung<br />

und den Umstieg in erneuerbare Heizungs- und Kühlsysteme.<br />

Wie das mit den Klimazielen vereinbar ist, bleibt wohl offen.<br />

Das Wohnen soll ein Grundrecht werden. Darunter verstehe ich, dass<br />

jeder einen Anspruch auf eine Wohnung hat, gestellt von der Republik.<br />

Gemeindewohnungen stehen jetzt schon nur wenigen zur Verfügung.<br />

Die Wohnungen der GBV sind mit Baukostenanteilen auch nicht für<br />

jeden erreichbar und im gewerblichen Wohnbau wohnen schon 50 Prozent<br />

der gering Verdienenden.<br />

Eigentum Schutz vor hohen Mieten<br />

Mit Forcierung des sozialen Wohnbaus sollen die Mieter vor zu hohen<br />

Mieten geschützt werden. Wenn wir wie in ganz Europa mit Ausnahme<br />

des D-A-CH-Raums Eigentumsquoten von über 80 Prozent haben, sind<br />

alle, die im Eigentum wohnen, vor hohen Mieten geschützt. Für eine<br />

ausreichende Wohnversorgung sind die privaten Bauherren und die<br />

gewerblichen Wohnbauträger unerlässlich und bieten die Chance, die<br />

Eigentumsquote zu erhöhen. Ich stehe zur Dualität des österreichischen<br />

Wohnbaus, des sozialen Wohnbaus und des gewerblichen und privaten<br />

Wohnbaus: Unterstützen wir beide Säulen der Wohnversorgung!<br />

Foto: Adobe Stock<br />

80 ImmoFokus


Advertorial<br />

Luxusimmobilien auch 2022 weiter<br />

begehrt, Wohnungen vermehrt im Fokus<br />

Luxusimmobilienmarkt in Österreich 4,26 Milliarden Euro groß<br />

Luxusimmobilienpreise 2022 Unverändert suchen Käufer von Luxusimmobilien höchste Lebensqualität<br />

und schätzen gleichzeitig die Wertbeständigkeit hochwertiger Immobilien. Luxus ist so exklusiv wie<br />

abwechslungsreich, in den Städten so auch am Land. Um das Phänomen greifbar zu machen: 1.632<br />

Wohnimmobilien (Einfamilienhäuser, Wohnungen, Dachgeschosswohnungen, Objekte am See und<br />

Seegrundstücke) mit Preisen von einer Million Euro und mehr wurden 2022 in Österreich verkauft, um 15,9<br />

Prozent mehr als 2021, davon 361 sogar um zwei Millionen Euro und mehr.<br />

Foto: REMAX Austria<br />

Wie groß ist Spitze des Eisbergs?<br />

So wie die Spitze des Eisbergs abhängig von<br />

seiner Gesamteismasse mehr oder weniger aus<br />

dem Wasser ragt, wächst oder schrumpft der<br />

Fünf-Prozent-Luxusdefinition entsprechend<br />

das Luxussegment mit der Anzahl der insgesamt<br />

gehandelten Immobilien. Insgesamt war<br />

dieser Luxusimmobilien-Gesamtmarkt in Österreich<br />

2022 4,26 Milliarden Euro schwer (2,8<br />

Prozent), nach 4,15 Milliarden Euro im Jahr 2021<br />

und 3,14 Milliarden Euro im Jahr 2020.<br />

Wie teuer ist Luxus?<br />

Der Preis für ein Einfamilienhaus in der Luxusklasse<br />

ist seit 2020 von mindestens 800.000<br />

Euro über 995.000 Euro (2021) auf 1.050.000<br />

Euro (2022) gestiegen. In anderen Worten: Jedes<br />

zwanzigste Einfamilienhaus in Österreich<br />

kostete 2022 mindestens 1,05 Millionen Euro.<br />

Bernhard Reikersdorfer, MBA<br />

Managing Director,<br />

RE/MAX Austria<br />

Luxuswohnungen kosteten 2020 mindestens<br />

510.000 Euro, 2021 mindestens 562.500 Euro<br />

und 2022 im Minimum 634.000 Euro. Während<br />

also das Top-Segment der Einfamilienhäuser<br />

2022 seitwärts dümpelte, haben die Top-Wohnungen<br />

noch weiter an Attraktivität gewonnen<br />

und Fahrt aufgenommen. Von den Top-10 waren<br />

wieder vier im Bezirk Kitzbühel und sechs in<br />

Wien, davon fünf im ersten Bezirk.<br />

„Auffällig aufgrund diverser Hinweise aus den<br />

Zahlen, aber auch aufgrund der Beobachtungen<br />

der RE/MAX-Luxusimmobilien-Experten im<br />

ganzen Land ist die Tatsache, dass das Luxussegment<br />

zwar von einer Gesamtstimmung beeinflusst<br />

wird, weniger jedoch von der tatsächlichen<br />

wirtschaftlichen Entwicklung. Geld sicher<br />

investieren, um der Inflation ein Schnippchen<br />

zu schlagen, mag für manche Käufer ein Argument<br />

gewesen sein. Finanzierungsnöte aufgrund<br />

von Bankrestriktionen sind dagegen für<br />

liquide Barzahler mit gefüllter Portokasse kein<br />

Thema. Die Nachfrage nach besonders hochwertigen<br />

Immobilien ist weiterhin da, gekauft<br />

wird allerdings nur, wenn das Angebot dem<br />

Wunschtraum auch wirklich entspricht. Dann<br />

dafür meist leicht, rasch und problemlos“, erklärt<br />

Bernhard Reikersdorfer, MBA, Geschäftsführer<br />

von RE/MAX Austria.<br />

„Da sich so mancher Eigentümer leise und<br />

unauffällig von einer seiner Immobilien verabschieden<br />

möchte, hat RE/MAX Austria heuer<br />

das Service ‚Secret Sale‘ gestartet: Verkauf von<br />

erstklassigen Immobilien mit bestem Service<br />

und voller Aufbereitung, aber ohne sichtbare<br />

Werbung. Angeboten wird nach Rücksprache<br />

mit dem Eigentümer nur an Vormerkkunden<br />

und Interessenten, die schon bei anderen, ähnlichen<br />

Objekten Interesse gezeigt haben. Und<br />

davon hat RE/MAX als mit Abstand größtes<br />

Maklernetzwerk in Österreich, in Europa und<br />

weltweit auch mehr als jeder andere Makler“,<br />

ergänzt Reikersdorfer.<br />

Firmensitz<br />

RE/MAX Austria<br />

IF Immobilien Franchising GmbH<br />

Bahnhofstraße 2<br />

3300 Amstetten<br />

Kontakt<br />

Bernhard Reikersdorfer, MBA<br />

Managing Director<br />

+43 7472 2090<br />

info@remax.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

81


ImFokus<br />

108<br />

GELEBTE INNOVATION<br />

„In ungewissen Zeiten muss man neue<br />

Wege finden, um Visionen umzusetzen“,<br />

meinen Anton Bondi de Antoni,<br />

geschäftsführender Gesellschafter Bondi<br />

Consult, und Christoph Nemetschke, Senior<br />

Project Manager, im Gespräch mit dem<br />

ImmoFokus.<br />

114<br />

TOOL FÜR DIE BAUBRANCHE<br />

Christoph Degendorfer und Matthias Köck<br />

von smino haben ambitionierte Ziele mit<br />

ihrer intuitiven Kollanorationslösung für die<br />

Bauwirtschaft. „Wir wollen in Österreich<br />

Marktführer werden“, verraten sie Herausgeber<br />

Michael Neubauer im Interview.<br />

84<br />

REAL CIRCLE<br />

Das Büro im Wandel:<br />

Beim 33. Real Circle<br />

auf Einladung von<br />

ERSTE BANK, ERSTE<br />

Immobilien KAG, ERSTE<br />

Group, IMMOunited,<br />

PwC Österreich und<br />

ImmoFokus drehte sich<br />

alles um das Thema neue<br />

Arbeitswelten.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

82 ImmoFokus


Kollitsch &<br />

Soravia.<br />

Inspiriert von<br />

morgen.<br />

Zwei tatkräftige Partner vereinen ihre Erfahrung und<br />

Fähigkeiten: Die innovationsstarke Kollitsch Gruppe<br />

und die erfahrene Immobilienentwicklerin Jasmin<br />

Soravia schaffen gemeinsam hochwertigen Wohnbau<br />

in Wien und Umgebung. Für eine bessere Zukunft. Für<br />

ein besseres morgen.<br />

Neben Neubauten stehen im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

die Revitalisierung und Sanierung bestehender<br />

Gebäude im Fokus. Über Projekte und Vorhaben<br />

informieren wir Sie laufend auf unserer Webseite.<br />

Anfragen senden Sie uns bitte gerne an<br />

immobilien.wien@kollitsch.eu<br />

Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH.<br />

Gußhausstraße 2, 1<strong>04</strong>0 Wien. +43 1 226 2600 750.<br />

kollitsch.eu/soravia<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

83


ImFokus<br />

Real Circle<br />

#33<br />

Das Büro<br />

im Wandel<br />

Neue Arbeitswelten. Beim 33. Real Circle auf Einladung von ERSTE Bank, ERSTE<br />

Immobilien KAG, ERSTE Group, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus<br />

diskutierten rund 30 Expertinnen und Experten über das spannende Thema Büro.<br />

Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Michael Neubauer und Rudolf Oezelt<br />

K<br />

eine Frage: Die Tage des klassischen<br />

Büros wie wir es kennen scheinen<br />

gezählt zu sein. Spätestens mit<br />

der Corona-Pandemie haben sich<br />

Remote-Work und Home-Office fix in der<br />

modernen Arbeitswelt etabliert. Damit haben<br />

sich auch die Anforderungen an Büroflächen<br />

radikal geändert. Mehr als zuvor soll das Office<br />

ein Ort der Kommunikation beziehungsweise<br />

Interaktion sein – im Vordergrund stehen<br />

Austausch und Zusammenarbeit. Zudem scheint<br />

Flexibilität das Wichtigste zu sein. Nichtdestotrotz<br />

muss das Büro nach wie vor auch je<br />

nach Branche mehr oder weniger Platz für<br />

konzentriertes Arbeiten bieten – und auch ESG<br />

und Nachhaltigkeit gerecht werden.<br />

Wie das nun mal bei bahnbrechenden Entwicklungen<br />

so ist, wirft die „Büro-Revolution“ viele<br />

Fragen auf: Wie wirkt sich die neue Arbeitswelt<br />

auf den Flächenbedarf der Unternehmen<br />

aus? Kann der Markt die Nachfrage nach<br />

modernen Flächen befriedigen? Droht künftig<br />

angesichts des Rekordtiefs an Fertigstellungen<br />

ein Mangel am Wiener Büromarkt?<br />

Sind Refurbishments das Gebot der Stunde<br />

„Die Zinsen sind<br />

gekommen, um zu bleiben.“<br />

Karl Derfler,<br />

ADEQAT Investment Services<br />

84 ImmoFokus


Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

– Stichwort Nachhaltigkeit? Wie hoch ist die<br />

Akzeptanz von Sharing-Modellen bei den<br />

Mitarbeitern wirklich? Und wie stark beeinflussen<br />

Sharing-Modelle den Flächenbedarf<br />

der Unternehmen? Ist Work-Life-Collaboration<br />

eine Illusion? Ist das Home-Office der erste<br />

Schritt in Richtung Vier-Tage-Woche?<br />

Investmentmarkt: Weiter Stillstand<br />

In der von Herausgeber Michael Neubauer<br />

moderierten Gruppe A standen vor allem Investmentthemen<br />

im Mittelpunkt. Welche Signale<br />

werden von den Marktteilnehmern wahrgenom-<br />

„Der Zinsendienst ist für viele<br />

kaum mehr zu schaffen.“<br />

Matthias Nödl,<br />

CERHA HEMPEL Rechtsanwälte<br />

„Ich sehe in den ‚Distressed<br />

Assets‘ eine neue Assetklasse.“<br />

Gernot Ressler,<br />

EY<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

85


ImFokus<br />

men? Wie ist die Stimmung unter Investoren?<br />

Macht es Sinn, jetzt antizyklisch zu agieren?<br />

Oder ist Abwarten die bessere Strategie?<br />

„Der Investmentmarkt<br />

ist zum Stillstand<br />

gekommen.“<br />

Jenni Wenkel,<br />

Union Investment Real Estate Austria<br />

Für Jenni Wenkel, Chief Investment Officer bei<br />

Union Investment Real Estate Austria, würde<br />

antizyklisches Investieren durchaus Sinn machen.<br />

„Doch woher soll das Kapital kommen? Kapital<br />

ist da, nur es wird vorgehalten. Aus diesem Grund<br />

ist auch der Investmentmarkt zum Stillstand<br />

gekommen. Das wird auch bis Ende des Jahres<br />

so bleiben“, ist Wenkel überzeugt.<br />

So ganz zum Stillstand sei der Investmentmarkt<br />

nicht gekommen, merken Eugen Otto, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter Otto Immobilien, und<br />

Karl Derfler, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

ADEQAT Investment Services, unisono an: „Es<br />

gibt ein wenig Bewegung – aber mit wesentlich<br />

kleineren Tickets.“ Auf der Käuferseite wären<br />

„Die Leerstands-<br />

Zahlen sind am<br />

Wiener Büromarkt<br />

derzeit nahe an der<br />

Nulllinie.“<br />

Simon Fels,<br />

ERSTE Group<br />

„Wir werden rund zehn<br />

bis 20 Prozent weniger<br />

Bürofläche brauchen.“<br />

Eugen Otto,<br />

OTTO Immobilien<br />

„Wir haben bereits vor der<br />

Corona-Pandemie bei den<br />

Kunden einen geänderten<br />

Flächenbedarf ausgemacht.“<br />

Katrin Gögele-Celeda,<br />

Immofinanz<br />

86 ImmoFokus


vor allem Investoren mit Eigenkapital unterwegs.<br />

Finanzierungen wären – auch für institutionelle<br />

Investoren – nur schwer zu bekommen. „Family-<br />

Offices sind aktuell sehr aktiv – aber auch sehr<br />

diskret unterwegs“, so Derfler. „Deals über 100<br />

Millionen Euro sind so selten wie der weiße<br />

Elefant, Transaktionen über 50 Millionen rar“,<br />

ergänzt Otto.<br />

Harte Verhandlungen<br />

Es wird hart verhandelt. „Noch vor einem Jahr<br />

war es bei einem 30-Millionen-Deal für den<br />

Käufer noch möglich, eine halbe Million Euro<br />

draufzulegen – heute sind schon 150.000 Euro<br />

ein Problem“, so Derfler. „Aber: Ein bisschen<br />

was geht immer.“<br />

Investoren wollen anlegen. In der Vergangenheit<br />

haben viele gekauft, die kein Geld hatten und<br />

fremdfinanziert haben. Diese Investoren sind<br />

„Unsere Kunden<br />

verlangen nach<br />

einem hohen Maß an<br />

Professionalität und<br />

Flexibilität.“<br />

Martin Luptacik,<br />

Drees & Sommer Österreich<br />

vom Markt verschwunden. Eigenkapital regiert<br />

die Welt. Gekauft wird aber nicht zu jedem Preis.<br />

„Unter vier Prozent Rendite würde ich mein Geld<br />

nicht hergeben wollen“, merkt Karl Derfler an.<br />

„Entwickler mit Kapitalbedarf stehen aktuell<br />

vor dem Problem, dass sie keine Käufer finden“,<br />

berichtet Matthias Nödl, Senior Counsel bei Cerha<br />

Hempel Rechtsanwälte. „Fire-Sales stehen schon<br />

auf der Tagesordnung“, und werden, so die<br />

einhellige Meinung in der Runde, weiter zunehmen.<br />

„Die stark gestiegenen Zinsen setzen<br />

vielen Unternehmen zu.“ Der Zinsendienst sei<br />

für viele kaum mehr zu schaffen. Derfler: „Die<br />

Zinsen sind gekommen, um zu bleiben.“<br />

Fällige Marktkorrektur<br />

Die Marktkorrektur aber sei schon seit längerem<br />

fällig. 2019, so Derfler, hatten sich erste Anzeichen<br />

gezeigt, die auf ein Zyklusende haben schließen<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

87


ImFokus<br />

lassen. „Dann kam Corona und der Markt schoss<br />

noch einmal über 30 Prozent in die Höhe. Die<br />

niedrigen Zinsen befeuerten den Markt.“ Jetzt<br />

kämpfen alle mit der EU-Zinspolitik: „Das in<br />

kürzester Zeit so stark steigende Zinsniveau ist<br />

toxisch für den Markt.“<br />

„Nur wer auf die<br />

Wünsche seiner<br />

Mitarbeiter eingeht,<br />

bleibt ein attraktiver<br />

Arbeitgeber.“<br />

Harald Galla,<br />

LeitnerLeitner<br />

Mit den stark steigenden Zinsen werde das Thema<br />

Zinsschranke für mehr Firmen aktuell. Das wird<br />

den Druck auf die Immobilienunternehmen<br />

weiter erhöhen, ist sich Gernot Ressler, Partner,<br />

Real Estate Tax | EY Österreich, sicher.<br />

wicklungs-Pipeline ausgedünnt sei. „Die Neuflächenproduktion<br />

ist fast zum Stillstand<br />

gekommen. Wer ESG- und EU-Taxonomiekonforme<br />

Immobilien in seinem Portfolio hat,<br />

ist klar im Vorteil.“ Erfreulicherweise konnte<br />

auch die Indexierung der Mieten vorgeschrieben<br />

und realisiert werden. „Während der Pandemie<br />

hatten wir deutlich mehr Anfragen.“<br />

Konversion statt Neubau<br />

„Die Frage ist, wie unsere Bewerter rechnen<br />

werden“, kommt Eugen Otto noch einmal auf<br />

das Thema „Distressed Assets“ zu sprechen. „Es<br />

ist noch offen, mit welchen Abschlägen Nicht-ESG<br />

und Nicht-EU-Taxonomie konforme Immobilien<br />

bewertet werden“, ergänzt Wenkel. „Eines steht<br />

aber fest: Wir werden kontinuierlich an unseren<br />

Immobilien arbeiten müssen. Konversion statt<br />

Neubau heißt heute die Devise.“ Einen Netto-<br />

Neuflächenzuwachs brauche Wien nicht: „Wien<br />

ist seit rund 20 Jahren ein Verdrängungsmarkt<br />

– daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts<br />

ändern.“ Im Gegenteil. Otto glaubt, dass die<br />

benötigte Fläche um rund 15 bis 20 Prozent<br />

zurückgehen wird. Dies aber sei den effizienteren<br />

Grundrissen in Neugebäuden und nicht der<br />

„New World of Work“ geschuldet. „‚New World<br />

of Work‘ braucht nicht weniger, sondern anders<br />

genutzte Flächen.“ Highlights des neuen Otto-<br />

Immobilien-Standorts sind neben flexiblen<br />

Arbeitsplätzen, die über eine App zu buchen<br />

sind, Telefonkojen und Fokusräume wie auch<br />

höhenverstellbare Schreibtische und eine Gemeinschaftsküche,<br />

in der gleichzeitig 30 Mitar-<br />

beiter zusammensitzen können: „Wir müssen<br />

unseren Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze<br />

bieten.“<br />

„Vor 20 Jahren wurden Bürotürme gebaut, um<br />

darin zu arbeiten“, so Ressler. „Ich bin mir sicher,<br />

der Büroturm der späten 90er und 0er Jahre<br />

würde heute nicht mehr in der Form gebaut<br />

werden.“ Jene Deals, die noch stattfinden, würden<br />

schneller, vor allem aber diskreter abgewickelt<br />

werden, bestätigen Ressler und Nödl. „Je<br />

stärker der Druck auf den Verkäufer, desto<br />

schneller muss es gehen.“<br />

Fexibilität gefragt<br />

„Unsere Kunden verlangen nach einem hohen<br />

Maß an Professionalität und Flexibilität, was<br />

Büroflächen betrifft“, eröffnet Martin Luptacik,<br />

Leiter Workplace Consulting & Design bei Drees<br />

& Sommer Österreich, die Diskussion in der<br />

Gruppe B. Der Experte für neue Arbeitswelten<br />

erwartet, dass die Geschwindigkeit, mit der sich<br />

die Dinge in der Geschäftswelt verändern, in<br />

Zukunft nicht abnehmen wird. Daher würden<br />

viele nach Gebäuden suchen, die sich schnell<br />

adaptieren lassen, um sich so rasch auf die geänderten<br />

Gegebenheiten einzustellen.<br />

Bei der Immofinanz hat man bereits vor der<br />

Corona-Pandemie bei den Kunden einen geänderten<br />

Flächenbedarf ausgemacht, wie Katrin<br />

Gögele-Celeda, Country Manager Austria &<br />

Adriatic, bestätigt. „Wir haben in den letzten<br />

drei Jahren circa zwei Drittel der Flächen neu<br />

Dass Investoren aufgrund der aktuellen Marktlage<br />

lieber zu festverzinslichen Staatsanaleihen<br />

greifen, will Derfler nicht unkommentiert lassen.<br />

„Einige Unternehmen haben mit den alten risikolosen<br />

Staatsanleihen ihr Problem. Durch die<br />

Abwertung des Immobilienportfolios wird die<br />

Immobilienquote zu hoch.“<br />

Neue Assetklasse: Distressed Assets<br />

Die Liquiditätsquote und die Rückgaben würden<br />

damit besser planbar. Der Vorteil für die Immobilienfonds:<br />

Immobilien müssen dann bei Liquiditätsbedarf<br />

nicht unter Druck zu eventuell<br />

schlechteren Preisen verkauft werden.<br />

Für Ressler zeichnet sich eine Assetklasse heraus.<br />

„Ich sehe in den ‚Distressed Assets‘ eine neue<br />

Assetklasse.“ „Das hatten wir schon einmal“,<br />

wirft Wenkel ein. Bestandshalter würden aktuell<br />

auch davon profitieren, dass die Projektent-<br />

„Die Unternehmen<br />

wollen Mitarbeiter<br />

finden, halten und ins<br />

Büro locken“<br />

Susanne Steinböck,<br />

CA IMMO<br />

„Die Mitarbeiter<br />

kommen wegen<br />

dem sozialen<br />

Faktor ins Büro.“<br />

Bernadette Fellner,<br />

PwC Österreich<br />

88 ImmoFokus


„Unternehmen, die bei<br />

der Bürolage Abstriche<br />

machen, müssen ihren<br />

Mitarbeitern deutlich mehr<br />

Annehmlichkeiten bieten.“<br />

David Beran,<br />

IMMOunited<br />

verhandelt. Die meisten unserer Mieter wollten<br />

die Nutzung der Büroflächen effektiver gestalten,<br />

damit das Büro auch in Zukunft für die<br />

Mitarbeiter attraktiv ist. So stieg zum Beispiel<br />

der Bedarf an allgemeinen Bereichen, um sich<br />

zusammenzusetzen, oder an Besprechungszonen,<br />

die für hybride Meetings technisch ausgestattet<br />

sind.“<br />

Standardangebot genügt nicht<br />

„Beispielsweise haben die Start-ups von heute<br />

einen ganz anderen Anspruch an Büroflächen“,<br />

ergänzt Luptacik. „Da genügt das Standardangebot<br />

bei weitem nicht.“ Sie würden vor allem<br />

Sonder- und Allgemeinflächen benötigen, wo<br />

es vor allem um Interaktion und – ganz wichtig<br />

– um den Wissenstransfer gehe. Nachsatz: „Mit<br />

einem Wort: Die Büros von heute sehen ganz<br />

anders aus als noch vor zehn Jahren.“<br />

Bei LeitnerLeitner hat man sich bei der Bürowahl<br />

ganz bewusst für einen modernen innerstädti-<br />

schen Standort beim Schwarzenbergplatz entschieden,<br />

wie Partner und Geschäftsführer<br />

Harald Galla erzählt. „Vor allem, um für unsere<br />

Mitarbeiter attraktiv zu bleiben“, sagt er, nur um<br />

hinzuzufügen: „Denn wir haben die Erfahrung<br />

gemacht, dass nur wer auf die Wünsche seiner<br />

Mitarbeiter eingeht, ein attraktiver Arbeitgeber<br />

bleibt.“ So habe man sich dazu entschlossen,<br />

jedem Mitarbeiter nach wie vor einen eigenen<br />

Schreibtisch zur Verfügung zu stellen, auch wenn<br />

sie mehrere Tage aus dem Home-Office arbeiten<br />

würden. „Darüber hinaus erschien es uns für<br />

die Mitarbeiterzufriedenheit ganz wichtig, einen<br />

eigenen Koch zu engagieren.“<br />

Einig war man sich in der Gruppe B, dass die<br />

Leerstandsrate am Wiener Büromarkt nicht<br />

wirklich auf einen geringeren Flächenbedarf<br />

deutet. „Die Leerstands-Zahlen im Office-Bereich<br />

sind in Wien derzeit nahe an der Nulllinie, also<br />

bei drei bis vier Prozent“, so Simon Fels, Head<br />

of CRE Clients AT bei der ERSTE Group. „Wenn<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

89


ImFokus<br />

ich mir jetzt die Fertigstellungs-Pipeline in den<br />

kommenden Jahren anschaue, dann sehe ich<br />

da auch keinen höheren Leerstand auf uns zukommen.“<br />

„Die Unternehmen<br />

brauchen Gemeinschaftsund<br />

Meetingräume.“<br />

Martina Hirsch,<br />

s REAL<br />

Fruchtbares Abrbeitsumfeld schaffen<br />

„Der Arbeitgeber möchte die Mitarbeiter glücklich<br />

machen und trotzdem ein fruchtbares Arbeitsumfeld<br />

schaffen“, so Martina Hirsch,<br />

Geschäftsführerin der s REAL Immobilienvermittlung,<br />

in ihrem Eröffnungsstatement auf<br />

Tisch C, auf die Frage, welche Anforderungen<br />

die Unternehmen aktuell an Büroflächen stellen.<br />

Insgesamt mache sie auf der Arbeitgeberseite<br />

den wachsenden Wunsch aus, nach der überstandenen<br />

Corona-Pandemie die Mitarbeiter<br />

wieder verstärkt ins Office zu locken. Ungeachtet<br />

der Tatsache, dass sich das Home-Office,<br />

zumindest an zwei Tagen pro Woche, bei den<br />

meisten Unternehmen durchgesetzt habe.<br />

„Ich bin überzeugt, dass ‚New<br />

Work‘ gleichzeitig auch ‚New<br />

Leadership‘ bedeutet.“<br />

Sabine Müller,<br />

value one holding AG<br />

90 ImmoFokus


In die gleiche Kerbe schlägt Susanne Steinböck,<br />

Group Head of Corporate Communications and<br />

Sustainability (ESG) bei der CA Immo: „Wir sehen,<br />

dass große Unternehmen attraktive Arbeitgeber<br />

sein möchten. Für sie ist ‚Employer Branding‘<br />

wichtig. Sie wollen Mitarbeiter finden, halten<br />

und ins Büro locken“, berichtet sie von den Erfahrungen,<br />

die man bei der CA Immo, einem<br />

europaweit tätigen Bestandshalter von Prime-<br />

Office-Flächen, derzeit macht. Und gerade im<br />

Spitzensegment gehe es nach wie vor um eines:<br />

Lage, Lage und nochmals Lage. Und darüber<br />

hinaus natürlich um eine hohe Qualität des<br />

Gebäudes beziehungsweise der Büroflächen.<br />

Home-Office ermöglichen<br />

„Unternehmen, die bei der Lage Abstriche machen,<br />

müssen ihren Mitarbeitern deutlich mehr<br />

Annehmlichkeiten bieten“, sagt David Beran,<br />

Markenbotschafter bei IMMOunited. Auch<br />

dezentralere Standorte müssten After-Work-<br />

Möglichkeiten wie Fitnessstudios sowie ein<br />

gewisses Maß an Gastronomie bieten. In erster<br />

Linie würden sich Bewerber jedoch nach flexiblen<br />

Arbeitszeiten und der Home-Office-Policy<br />

erkundigen. Ohne die Möglichkeit anzubieten,<br />

von den eigenen vier Wänden aus zu arbeiten,<br />

sei es etwa heute nämlich kaum möglich, Leute<br />

zu finden. „Man muss also Mitarbeitern ermöglichen,<br />

im Home-Office zu arbeiten“, bringt es<br />

Beran auf den Punkt.<br />

„Es ist nicht vorgesehen, dass jeder Mitarbeiter<br />

einen eigenen Arbeitsplatz hat“, nennt Bernadette<br />

Fellner, Business Innovation Lead and Design<br />

Thinking & Agile Coach, eine wesentliche Charakteristik<br />

des „New Work“ bei PwC Österreich.<br />

Viele Kunden der Unternehmensberatung<br />

würden einen Arbeitsplatz für zwei Personen<br />

vorsehen. „Teilweise auch zwei für drei Mitar-<br />

beiter“, berichtet Fellner, die weiters eine Entwicklung<br />

weg vom Großraumbüro und hin zum<br />

Activity-Based-Working ausmacht. Ein weiterer<br />

Trend: Orte des Zusammenseins, Kollaborierens<br />

und kreativen Zusammenarbeitens wie unter<br />

anderem Lounges, abgekapselte Meeting-Räume<br />

oder Telefonzellen. „Schließlich kommen die<br />

Leute wegen dem sozialen Faktor ins Büro“,<br />

erklärt Fellner.<br />

Kein Flächennachfrage-Einbruch<br />

Trotz des Siegeszugs des Home-Office macht<br />

Hirsch keinen drastischen Rückgang der Flächennachfrage<br />

aus. „Zwar wird vielleicht um<br />

rund 20 Prozent weniger Bürofläche nachgefragt,<br />

aber nicht so wenig wie man glauben könnte“,<br />

sagt sie. Gehe man nämlich davon aus, dass im<br />

Durchschnitt zwei Tage pro Woche im Home-<br />

Office verbracht würden, so müsste der Rückgang<br />

bei 50 Prozent liegen. „Die Unternehmen brau-<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

91


ImFokus<br />

„Die Einstellung zum<br />

Home-Office stark von<br />

der Tätigkeit und Position<br />

des Mitarbeiters ab.“<br />

Lukas Weinwurm,<br />

IMMOunited<br />

chen halt Gemeinschafts- und Meetingräume“,<br />

erläutert die s-REAL-Geschäftsführerin den<br />

Hintergrund. Diese Flächen müssten allerdings<br />

top ausgestattet sein, was Einrichtung und<br />

technische Hilfsmittel betreffe.<br />

Bei der CA Immo sei die Mietnachfrage weiterhin<br />

gut. „Die Vermietungsquote liegt stabil bei<br />

etwas über 90 Prozent“, so Steinböck. Damit<br />

nicht genug: Teilweise würden die Unternehmen<br />

auch ihre Mietflächen erweitern. „Ob es künftig<br />

zu Flächenreduzierungen kommen wird, wird<br />

man sehen“, stellt sie in den Raum. Das Thema<br />

Büroanwesenheit ist für Steinböck jedenfalls<br />

ein „Vicious Circle“ (oder: Teufelskreis). „Wenn<br />

man nicht oft im Office ist, darf man sich nicht<br />

wundern, wenn man irgendwann keinen eigenen<br />

Arbeitsplatz mehr hat.“ Vor allem ältere Mitarbeiter<br />

hätten in der Regel gerne einen eigenen<br />

Schreibtisch.<br />

Andere Flächen gefragt<br />

„Home-Office bedeutet nicht weniger Flächenbedarf,<br />

es werden halt andere Flächen nachgefragt“,<br />

sagt Fellner. Gerade bei jüngeren Kollegen sehe<br />

sie, dass diese spüren wollen, dass sie im Office<br />

wären und sich mit anderen austauschen können,<br />

auch um ein Gefühl für die Unternehmenskultur<br />

zu entwickeln. Das sollen unterschiedliche<br />

Räumlichkeiten und Bereiche ermöglichen<br />

beziehungsweise fördern. „Je jünger man ist,<br />

desto mehr Guidance und Anhaltspunkte braucht<br />

man“, so die PwC Österreich-Expertin. „Für<br />

Mitarbeiter mit einer gewissen Erfahrung, die<br />

in ihrer Rolle gut ausgeprägt sind, ist es oft<br />

einfacher, von zuhause aus zu arbeiten.“<br />

„Ich glaube nicht, dass<br />

die neuen Arbeitswelten<br />

bedeuten, dass alle<br />

zuhause sitzen.“<br />

Stephan Pasquali,<br />

3SI Immogroup<br />

Bei IMMOunited ist der Flächenbedarf zuletzt<br />

jedenfalls nicht zurückgegangen. Im Gegenteil:<br />

„Bereits während Corona haben wir gesagt, dass<br />

wir die Krise als Innovationstreiber aktiv nutzen<br />

wollen“, berichtet Beran. So habe man entgegen<br />

dem allgemeinen Trend unter anderem neue<br />

Developer und Data-Analysten eingestellt.<br />

In einer Hinsicht waren sich in der Gruppe C<br />

jedenfalls alle einig: Auch in einigen Jahrzehnten<br />

werde es voraussichtlich noch Büros geben.<br />

Dass Menschen auf die eine oder andere Art<br />

zusammenkommen, werde immer Teil des<br />

Berufslebens sein, so der Grundtenor unter den<br />

Diskutierenden. Auch bei der Frage, wie das<br />

Büro der Zukunft aussehen wird, war man sich<br />

schnell einig: smart, grün und digital.<br />

Ständiger Überwachung entziehen<br />

Was bewegt die Menschen dazu, ins Home-Office<br />

zu gehen beziehungsweise remote zu arbeiten?<br />

„Die Arbeitsproduktivität<br />

sinkt im Home-Office.“<br />

Andreas Kreutzer,<br />

KREUTZER FISCHER & PARTNER<br />

Mit dieser für die Entwicklung des Büroflächenbedarfs<br />

entscheidenden Frage startete die Gruppe<br />

D in die Diskussion. Andreas Kreutzer, Geschäftsführer<br />

des Beraternetzwerks KREUTZER FISCHER<br />

& PARTNER, hat dazu im Rahmen einer Studie<br />

interessante Erkenntnisse sammeln können.<br />

Konkret gebe es zwei Gruppen: Auf der einen<br />

Seite gibt es Mitarbeiter, die sich im Home-Office<br />

der ständigen Überwachung im Großraumbüro<br />

entziehen möchten, mit dem Argument, sie<br />

könnten sich zuhause besser konzentrieren.<br />

„Großraumbüros sind zwar flächeneffizient, für<br />

die Arbeitsproduktivität aber nachweislich<br />

negativ“, so Kreutzer. Die zweite Gruppe würde<br />

sich über das Home-Office mehr Work-Life-<br />

Balance „durch die Hintertür“ holen wollen. „Im<br />

Home-Office wird tendenziell weniger gearbeitet<br />

als im Firmenbüro“, so Kreutzer zu einer<br />

weiteren Erkenntnis der Studie. Daher glaubt<br />

Kreutzer auch, dass viele Unternehmen künftig<br />

von Großraumbürokonzepten abrücken werden<br />

und es wieder stärker in Richtung Zellenbüros<br />

gehen wird. „Die können sich auch mehrere<br />

Mitarbeiter teilen.“<br />

Völlig anderer Meinung ist Sabine Müller, Chief<br />

Innovation & Marketing Officer bei value one.<br />

„Remote-Work ist gekommen, um zu bleiben<br />

– man kann von überall aus arbeiten“, sagt sie.<br />

Auch Talente hätten keine Postleitzahl mehr,<br />

vielmehr könne man sie dank Digitalisierung<br />

praktisch von überall her virtuell in die Organisation<br />

einbringen. Das Büro sieht Müller<br />

nach wie vor als Ort der Kommunikation und<br />

des sozialen Miteinanders, der für die Unternehmenskultur<br />

enorm wichtig bleibe. „Trotzdem<br />

glaube ich, dass der Büroflächenbedarf insgesamt<br />

leicht zurückgehen wird“, hält sie fest.<br />

Wenn die Mitarbeiter zwei bis drei Tage pro<br />

Woche remote arbeiten, werde man weniger<br />

Fläche brauchen: „Sonst fehlt die soziale Dichte<br />

und die macht unter anderem auch die Atmosphäre<br />

im Büro aus.“ Ein Beispiel dafür: value<br />

one selbst plant, ein Geschoss im Headquarter<br />

in der Krieau zu vermieten. „Weil wir näher<br />

zusammengerückt sind.“<br />

Büro gebaute Kultur<br />

Auch Stephan Pasquali, Geschäftsführer Neubau<br />

bei der 3SI Immogroup, ist davon überzeugt,<br />

dass das Büro enorm wichtig für die Unternehmenskultur<br />

ist – er spricht von „gebauter Unternehmenskultur“.<br />

„Du wirst gute Mitarbeiter<br />

nicht remote an das Unternehmen binden<br />

können“, sagt er. Anders als Müller glaubt Pas-<br />

92 ImmoFokus


„Man muss den<br />

Mitarbeitern einen<br />

Arbeitsplatz anbieten,<br />

für den sie bereit sind,<br />

ins Büro zu kommen.“<br />

Matthias Prichzi,<br />

Turner & Townsend<br />

„Gemeinsam etwas<br />

zu erarbeiten und<br />

voneinander zu<br />

lernen, geht besser im<br />

persönlichen Kontakt.“<br />

Jutta Perfahl-Strilka,<br />

PwC Österreich<br />

„In den großen<br />

Städten könnte<br />

der Bürobedarf<br />

gleichbleiben oder<br />

leicht steigen.“<br />

Daniel Thum,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

quali, dass künftig zumindest nicht weniger<br />

Büroflächen benötigt werden. „Es wird auch<br />

weiter vereinzelt Einzelbüros geben, aber auch<br />

noch mehr Flächen für Kommunikation, Zusammenarbeit<br />

und kreative Prozesse.“ Nachsatz:<br />

„Ich glaube nicht, dass die neuen Arbeitswelten<br />

bedeuten, dass alle zuhause sitzen.“<br />

Lukas Weinwurm, COO und CPO bei IMMOunited,<br />

glaubt, dass die Einstellung zum Home-<br />

Office stark von der Tätigkeit und Position des<br />

Mitarbeiters abhängt. „Wir merken etwa ganz<br />

stark, dass Developer remote orientiert sind.“<br />

Da kriege man kaum Talente, die bereit wären,<br />

ausschließlich ins Office zu kommen. Aus der<br />

Sicht einer Führungskraft sei es wiederum aus<br />

organisatorischen Gründen wesentlich besser,<br />

wenn alle Mitarbeiter im Office wären. „Am<br />

Ende wird es wahrscheinlich einen Mittelweg<br />

aus beiden Welten geben“, glaubt Weinwurm.<br />

Im Rahmen einer weiteren Studie im Auftrag<br />

eines deutschen Chemiekonzerns ist Kreutzer<br />

der Frage auf den Grund gegangen, wie produktiv<br />

die Menschen im Home-Office sind. „Die<br />

Arbeitsproduktivität sinkt. Und zwar umso mehr,<br />

je mehr Organisationsarbeit man zu verrichten<br />

hat“, erklärt er. So mache das Home-Office bei<br />

Assistenztätigkeiten kaum Sinn. Bei Controllern<br />

oder Außendienstmitarbeitern hingegen mehr.<br />

Ein Indiz dafür, dass sich das Home-Office längerfristig<br />

nicht auf breiter Front durchsetzen<br />

wird, ist für Kreutzer, dass zuletzt auch US-Tech-<br />

Riesen wie Amazon, Google oder Meta ihre<br />

Mitarbeiter zumindest an einigen Tagen pro<br />

Woche zurück ins Büro drängen. „Es wird noch<br />

einige Zeit brauchen, bis sich bei allen Unternehmen<br />

die Erkenntnis durchsetzt, dass die<br />

Arbeitsproduktivität im Home-Office geringer<br />

ist als im Büro“, so Kreutzer.<br />

‚Firmen tun sich schwer mit ‚New<br />

Leadership‘<br />

„Ich bin überzeugt, dass ‚New Work‘ gleichzeitig<br />

auch ‚New Leadership‘ bedeutet. Damit tun sich<br />

viele Unternehmen schwer“, entgegnet valueone-Expertin<br />

Müller. Sie glaube im Übrigen<br />

nicht, dass jemand produktiver ist, wenn er seine<br />

Zeit im Büro absitzt. Was eine „State-of-the-Art“-<br />

Bürofläche können muss, steht für sie fest: Eine<br />

Problem: Langsamere Prozesse<br />

Ein Problem mit Remote-Work ist für Weinwurm<br />

nicht von der Hand zu weisen: Kommunikation<br />

und generell Prozesse verlaufen deutlich<br />

langsamer. Deshalb habe man sich bei IM-<br />

MOunited auch entschieden, gemeinsam<br />

gleichzeitig im Büro sowie im Home-Office<br />

zu sein. Einen ähnlichen Zugang verfolgt man<br />

bei value one, wie Müller erklärt: „Die Teams<br />

machen sich Tage aus, an denen sie alle im<br />

Büro sind, um einander zu sehen und schnell<br />

was besprechen zu können, ohne einen Termin<br />

vereinbaren zu müssen.“<br />

„Die Unternehmen<br />

wollen nur für<br />

Büroflächen zahlen, die<br />

genutzt werden.“<br />

Elisa Stadlinger,<br />

ÖRAG Immobilien Vermittlung<br />

„Trotz des Trends zum<br />

Home-Office werden die<br />

Büroflächen insgesamt<br />

nicht weniger werden.“<br />

Anita Körbler,<br />

trovato<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

93


ImFokus<br />

gute IT-Infrastruktur sowie eine Arbeitsplatztypologie,<br />

die verschiedene Tätigkeiten unterstützt<br />

– Stichwort „Activity-based-Working“-Konzept.<br />

In eine ähnliche Kerbe schlägt Lukas Weinwurm.<br />

Ein Problem sei nur, dass es oft zu wenig Büroflächen<br />

gebe, die tätigkeitbasierte Arbeit fördern.<br />

Für den 3SI-Experten Pasquali geht es in den<br />

„neuen Arbeitswelten“ nicht nur um das Home-<br />

Office. Er wünscht sich mehr Hubs, wo man<br />

„remote arbeiten kann, aber nicht zuhause ist“.<br />

„Es könnte etwa durchaus mehr Anbieter von<br />

servicierten Konzepten geben“, bringt er den<br />

Bedarf auf den Punkt.<br />

Flächenbedarf ändert sich rasant<br />

Für die Geschäftsführerin der ÖRÄG Immobilien<br />

Vermittlung GmbH , Elisa Stadlinger, hinterfragen<br />

die Unternehmen heute mehr als früher,<br />

wie Flächen genutzt werden und wofür überhaupt<br />

Miete gezahlt wird. „Sie wollen nur für Flächen<br />

bezahlen, die genutzt werden. Daher verändert<br />

sich der Flächenbedarf rasant“, meint sie zu<br />

Beginn der Diskussion in der Gruppe E. Bei der<br />

Umsetzung von Desksharing-Konzepten sei man<br />

draufgekommen, dass man mehr Flächen für<br />

Kommunikation und Teamwork benötige. „Der<br />

Trend geht definitiv weg von Einzelarbeitsplätzen<br />

wie vor zehn oder 20 Jahren hin zu Teambüros,<br />

Meetingzonen, Call-Rooms.“<br />

Österreich hat aus Sicht von Stadlinger eine<br />

gewisse Sonderstellung, da hier sehr gerne im<br />

Büro gearbeitet werde, auch weil die Anfahrtswege<br />

nicht so lange wären. Aber bei Neuanmietungen<br />

würden die Unternehmen heute vermehrt<br />

auf eine bessere Lage und bessere Qualität<br />

achten. „Schlecht und alleine Sitzen kann man<br />

zuhause am Küchentisch“, bringt es die Expertin<br />

auf den Punkt, um im selben Atemzug hinzuzufügen:<br />

„Unternehmenskultur kann nur im<br />

Büro passieren.“ Das sieht auch Jutta Perfahl-Strilka,<br />

Geschäftsführerin Workforce Transformation<br />

bei PwC Österreich, so: „Das Büro ist ein Teil und<br />

eine Ausdrucksform der Firmenkultur und<br />

spiegelt auch den Arbeitgeber wider.“ Und laut<br />

Matthias Prichzi, Niederlassungsleiter von<br />

Turner & Townsend Österreich, muss auch<br />

darauf geachtet werden, den Mitarbeitern einen<br />

Arbeitsplatz anzubieten, für den sie bereit wären,<br />

ins Büro zu kommen.<br />

Nur das Beste<br />

Daniel Thum, Head of Investments Real Estate<br />

bei der ERSTE Immobilien KAG, macht aktuell<br />

eine starke Nachfrage nach den besten Büroflächen<br />

in den besten Lagen aus. „Das wird sich<br />

auch wieder umkehren und ältere Bürogebäude,<br />

die nicht in Spitzenlagen liegen, aber öffentlich<br />

gut angebunden sind, werden keine Stranded-<br />

Assets, sondern mit den notwendigen Investitionen<br />

auch wieder Nachfrage erfahren. Es gibt<br />

schließlich genug Unternehmen, die die in<br />

Top-Lagen verlangten Mieten nicht zahlen<br />

können oder wollen und die Folgen der Zinsanhebungen<br />

werden vielerorts auch erst nächstes<br />

Jahr spürbar werden.“ So oder so würden aktuell<br />

viele Firmen neue Räumlichkeiten suchen,<br />

um sich an die neuen Arbeitswelten anzupassen.<br />

Stadlinger kann aus ihren Kundengesprächen<br />

bestätigen, dass nicht jeder am Hauptbahnhof<br />

„Wer auf Flächenqualität und<br />

‚New Work‘ setzt, hat bessere<br />

Karten im Recruiting.“<br />

Michael Wöss,<br />

Flughafen Wien<br />

sitzen will oder kann. Oft müsse man einfach<br />

aus der jeweiligen Lage das Beste herausholen.<br />

„Die Vermieter müssen sich wiederum überlegen,<br />

welche Vorteile Büros in den schlechteren Lagen<br />

bieten können.“<br />

Im Fokus: Flächenqualität<br />

Aus seinem beruflichen Alltag weiß Prichzi von<br />

großen Unternehmen, die zwar eine bestimmte<br />

Fläche in einer bestimmten Lage mieten, darüber<br />

hinaus aber noch viel Geld in den Ausbau<br />

investieren müssen. „Früher galt Lage, Lage,<br />

Lage als das Wichtigste. Heute wird auch die<br />

Qualität der Flächen thematisiert, es wird etwa<br />

hinterfragt, ob es Rückzugsbereiche und eine<br />

gute Küche gibt, wie man gemeinsam arbeiten<br />

kann oder wie das Internet funktioniert“, sagt<br />

Prichzi. Anita Körbler, geschäftsführende Gesellschafterin<br />

von trovato, entgegnet, dass bei<br />

Start-ups und im PropTech-Sektor neben dem<br />

Thema Desk-Sharing weiterhin die Lage des<br />

Büros ausschlaggebend ist. „Obwohl viele Mitarbeiter<br />

vorwiegend von zuhause arbeiten, muss<br />

das Büro gut erreichbar sein. Kein Programmierer<br />

wird weit über 40 Minuten Anfahrtsweg in<br />

Kauf nehmen, nur um in einem schönen Turm<br />

mit schöner Aussicht zu sitzen.“<br />

„Bis ‚New Work‘ auf<br />

breiter Front umgesetzt<br />

wird, werden noch einige<br />

Jahre vergehen.“<br />

Stefan Wernhart,<br />

EHL Gewerbeimmobilien<br />

„Wie stark Home-Office<br />

angenommen wird, hängt<br />

von der Situation der<br />

Mitarbeiter zuhause ab.“<br />

Peter Vcelouch,<br />

CERHA HEMPEL Rechtsanwälte<br />

„In manchen Branchen ist es den Mitarbeitern<br />

wichtig, ein- bis zweimal in der Woche zusammenzukommen,<br />

um sich kreativ auszutauschen“,<br />

so Körbler weiter. Schließlich würden sich aus<br />

Gesprächen in der Teeküche oft die besten Ideen<br />

ergeben. In die gleiche Kerbe schlägt auch<br />

Perfahl-Strilka: „Arbeitspakete kann man wunderbar<br />

im Home-Office abarbeiten. Gemeinsam<br />

etwas zu erarbeiten und ungeplant voneinander<br />

94 ImmoFokus


zu lernen, geht viel besser im persönlichemn-<br />

Kontakt.“ Für die Akzeptanz des Home-Office<br />

sind für die PwC Österreich-Expertin auch die<br />

jeweilige Familiensituation und die Wohnverhältnisse<br />

entscheidend.“ „Einige Mitarbeiter<br />

haben schlichtweg nicht den Platz für einen<br />

ruhigen Arbeitsplatz zuhause. Das müssen wir<br />

mitdenken. Der Esstisch ist spätestens zu Mittag<br />

meist von den Kindern besetzt.“ Dann gebe es<br />

noch das Thema „shared Desks“. Das sei für die<br />

einen kein Problem, während andere Arbeitnehmer<br />

noch ihre Familienfotos oder Papierordner<br />

griffbereit haben möchten.<br />

Vom Büro überzeugen<br />

Auch Prichzi findet, dass bei der Diskussion über<br />

Remote-Work der soziale Aspekt zu kurz kommt:<br />

„Wenn sich etwa Kollegen im Büro am Gang<br />

treffen, kann sich etwas entwickeln, was nie<br />

passiert wäre, wenn sie alleine im Home-Office<br />

sitzen.“ Man müsse die Leute aber mitunter auch<br />

davon überzeugen, ins Büro zu kommen. Andererseits<br />

kenne er Mitarbeiter, die vor einem<br />

Jahr ausschließlich zuhause waren und nun<br />

wieder gern ins Büro kommen. Thum ergänzt,<br />

dass Mitarbeiter insbesondere dann einen guten<br />

Job machen, wenn sie ihn gerne machen und<br />

Spaß dabei haben. „Im Home-Office hab zumindest<br />

ich viel seltener Spaß als im Büro“, sagt er.<br />

Man dürfe nicht vergessen, dass der Mensch ein<br />

soziales Wesen sei.<br />

Für Anita Körbler hat sich mit den neuen Arbeitsformen<br />

letztlich auch die Führungsarbeit<br />

gewandelt. „Man muss verschiedene Generationen<br />

und Arbeitsstile zusammenbringen“, hält<br />

sie fest. Bei vielen Mitarbeitern scheitere es aber<br />

nicht am Alter, sondern an der Einstellung. „Heute<br />

ist nicht der am fleißigsten, der am längsten im<br />

Büro ist, sondern der, bei dem die Leistung passt.“<br />

Für sie ist das Büro nicht mehr dazu da, acht<br />

Stunden abzusitzen, sondern in Teams Ergebnisse<br />

zu produzieren. „Dazu reichen manchmal drei<br />

Stunden.“<br />

„Transparente und laufende<br />

Kommunikation ist<br />

wesentlich, um Akzeptanz<br />

für die neuen Arbeitswelten<br />

zu schaffen.“<br />

Roman Eisenmagen,<br />

ERSTE Bank<br />

„Je jünger der<br />

Mitarbeiter, desto<br />

höhere Anforderungen<br />

werden an das Büro<br />

gestellt.“<br />

Gerald Kerbl,<br />

TPA<br />

Mehr Kollaborationsflächen<br />

Schließlich bleibt die Frage, wie sich der Flächenbedarf<br />

langfristig entwickeln wird. Perfahl-<br />

Strilka und Prichzi gehen davon aus, dass er<br />

geringfügig, aber nicht signifikant zurückgehen<br />

wird. Für beide ist klar, dass sich der Flächenmix<br />

ändern wird, weg von den Einzelarbeitsplätzen<br />

und hin zu mehr Kollaborationsflächen. „So ist<br />

ein gesunder Mix zwischen Home-Office und<br />

Büronutzung zu erreichen“, meinen sie. Stadlinger<br />

geht hingegen von einem gleichbleibenden<br />

Flächenbedarf aus, den auch Körbler sieht:<br />

„Trotz des Trends zum Home-Office werden die<br />

Büroflächen insgesamt nicht weniger werden.<br />

Die Flächen werden sich aber massiv anpassen<br />

müssen, um Orte der Zusammenkunft zu bieten.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

95


ImFokus<br />

Einzelbüros dagegen werden nicht mehr gebraucht<br />

werden.“ ERSTE Immobilien KAG-Experte Thum<br />

sieht es letztlich differenziert: „Aufgrund des<br />

anhaltenden Urbanisierungstrends wird in<br />

manchen Lagen der Bürobedarf zurückgehen,<br />

in den großen Städten wird er jedoch gleichbleiben<br />

oder sogar leicht zunehmen.“<br />

Home-Office ist angekommen<br />

„Was die Umsetzung von ‚New Work‘ betrifft,<br />

befinden wir uns in Österreich noch mitten in<br />

einem Transformationsprozess“, beginnt Stefan<br />

Wernhart, Geschäftsführer von EHL Gewerbeimmobilien<br />

GMBH, die Diskussion in Gruppe F mit<br />

einer persönlichen Einschätzung. Bis dieser auf<br />

breiter Front von den Unternehmen umgesetzt<br />

werde, würden noch einige Jahre vergehen.<br />

Dennoch sei bereits jetzt der Wunsch, das Unternehmen<br />

in die neue Arbeitswelt zu führen, gemeinsam<br />

mit flexiblen Arbeitszeitmodellen die<br />

treibende Kraft für den Umzug in neue Büro-<br />

räumlichkeiten. „Bis auf wenige Ausnahmen ist<br />

das Home-Office in der heimischen Unternehmenswelt<br />

angekommen“, so der EHL-Büroexperte.<br />

Auch bei CERHA HEMPEL Rechtsanwälte GmbH<br />

wird den Mitarbeitern mittlerweile die Möglichkeit<br />

angeboten, teilweise im Home-Office<br />

zu arbeiten. Wie Rechtsanwalt und Partner<br />

Peter Vcelouch erklärt, würden einige Kollegen<br />

gerne einen Tag pro Woche zuhause bleiben,<br />

andere kommen dagegen jeden Tag ins Office.<br />

„Uneingeschränktes Home-Office wäre bei<br />

uns aufgrund von Mandanten-, Gerichts- und<br />

Behördenterminen nicht denkbar“, sagt er.<br />

Auf die Raumkonfiguration wirke sich das<br />

aber nicht aus. Die Mitarbeiter würden weiterhin<br />

weitgehend in ihren Einzelbüros sitzen.<br />

Nur in Ausnahmefällen würden sich zwei<br />

Kollegen ein Zimmer teilen. „Ein Großraumbüro<br />

würde bei uns wenig Sinn machen“, so<br />

der Rechtsanwalt.<br />

Flächenbedarf wieder gestiegen<br />

In der AirportCity konnte man beobachten,<br />

wie einige Unternehmen als Folge der neuen<br />

Home-Office-Kultur Flächen abgegeben haben,<br />

erklärt Michael Wöss, zuständig für Immobilien-Consulting<br />

und Asset-Management beim<br />

Flughafen Wien. Mittlerweile habe der Flächenbedarf<br />

aber wieder zugenommen. „Einerseits,<br />

weil die Leute aus dem Home-Office<br />

wieder zurückgekommen sind, und andererseits,<br />

weil die Unternehmen wieder wirtschaften<br />

und wachsen“, so Wöss. In der AirportCity<br />

habe man den Vorteil, dass, egal ob Großraumbüro,<br />

Einzelzellen oder eine Mischung von<br />

beiden nachgefragt wird, dem Kundenwunsch<br />

dank flexibler Raumgestaltung nachgekommen<br />

werden könne.<br />

Die ERSTE Bank hat zu den ersten Unternehmen<br />

gezählt, die in Österreich auf New Work gesetzt<br />

haben. Vor sechs Jahren habe man mit einer<br />

96 ImmoFokus


Bürobelegungsquote von 80 Prozent begonnen.<br />

Mittlerweile liege sie bei 60 Prozent, so Roman<br />

Eisenmagen, Leiter Gewerblicher Wohnbau bei<br />

der ERSTE Bank. Er kann sich noch an die Zeit<br />

unmittelbar vor der Einführung neuer Raumkonzepte<br />

erinnern. „Für einige Kollegen ist eine<br />

Welt zusammengebrochen, als sie erfuhren,<br />

künftig keinen eigenen Arbeitsplatz mehr zu<br />

haben“, erzählt er. Da die Implementierung von<br />

New Work vom Konzern aber sehr gut begleitet<br />

worden wäre, konnten die Vorbehalte ausgeräumt<br />

werden. „Transparente und laufende Kommunikation<br />

ist wesentlich, um Akzeptanz für die<br />

neuen Arbeitswelten zu schaffen.“<br />

Arbeitgeber unter Zugzwang<br />

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die<br />

neuen Arbeitswelten nicht jedermanns Sache<br />

sind beziehungsweise bei vielen auf Skepsis<br />

stoßen. Für Gerhard Kerbl, Steuerberater und<br />

Partner bei TPA Österreich, ist die Frage „New<br />

Work oder nicht?“ in erster Linie aber auch<br />

ein Generationenthema. Heute würden etwa<br />

viele Start-ups kein Büro mehr benötigen. „Je<br />

jünger der Mitarbeiter, desto höhere Anforderungen<br />

werden an das Büro gestellt“, so<br />

Kerbl. Als Arbeitgeber stehe man da massiv<br />

unter Zugzwang, geeignete Arbeitsplätze zur<br />

Verfügung zu stellen .<br />

Auch Wernhart bestätigt, dass New Work vor<br />

allem bei jüngeren Mitarbeitern sehr gefragt<br />

sei. Bei der Umsetzung sei es besonders wichtig,<br />

sich in die Lage der Mitarbeiter zu versetzen<br />

und den persönlichen Austausch zu suchen,<br />

auch um Zweifel aus der Welt zu schaffen. In<br />

die gleiche Kerbe schlägt Wöss: Wichtig sei<br />

es, einen „Change Process“ einzuführen, um<br />

auch das Unternehmensklima positiv zu gestalten.<br />

„Können sich die Mitarbeiter einbringen,<br />

ist die Akzeptanz von ‚New Work‘ viel<br />

größer“, so Wöss. Auch Eisenmagen betont,<br />

dass transparente und laufende Kommunikation<br />

notwendig sei, um Akzeptanz für die neuen<br />

Bürowelten zu schaffen.<br />

„Klar ist, dass die Unternehmen, die sich bei<br />

ihren Flächen qualitativ verbessert und frühzeitig<br />

auf ‚New Work‘ eingelassen haben, im<br />

Recruiting – vor allem von Top-Talenten – die<br />

besseren Karten haben“, so Wöss zu einem<br />

wesentlichen Punkt. Er glaubt, dass es insgesamt<br />

nur wenige Arbeitnehmer gibt, die sich<br />

nicht fürs Büro begeistern können, wenn die<br />

Infrastruktur toll ist. Derselben Meinung ist<br />

auch Kerbl: „Das Office muss auch etwas bieten“,<br />

sagt er. Vcelouch berichtet, dass in Bewerbungsgesprächen<br />

immer wieder nach der<br />

Home-Office-Politik bei CERHA HEMPFEL<br />

gefragt wird. „In welchem Ausmaß das Home-<br />

Office letztlich angenommen wird, hängt auch<br />

vom Umfeld beziehungsweise der Situation<br />

der Mitarbeiter zuhause ab.“<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

97


Zum Autor<br />

Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei Phorus<br />

Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA -<br />

Austrian Real Estate Asset Management Association.<br />

Die Zeiten ändern Dich!<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

In einem Restaurant in der Innenstadt hat mir auf der Karte „Veganes<br />

Paradeiser-Carpaccio mit Wiener Miso-Dressing und Röstzwiebeln“<br />

sofort gefallen. Daraufhin einen Tomatensalat bestellt, aber mit<br />

normalen Zwiebeln. Wenn Blicke töten könnten. Am Nebentisch witzelte<br />

jemand, dass Fahrradfahren lediglich veganes Reiten sei.<br />

Hat aber nicht jeder verstanden. Da drängte sich die Frage auf:<br />

Was ist im diesjährigen Sommerloch noch normal?<br />

Ein wirklich normales Sommerloch war es irgendwie schon:<br />

nicht wirklich was los, außer den üblichen Breaking<br />

News mit dem Zweck, mal 15 Minuten mit etwas im<br />

Rampenlicht zu stehen. Als krönender Abschluss,<br />

quasi als Sahnehäubchen pünktlich zum Schulbeginn,<br />

kam dann noch der neue Mietendeckel<br />

mit all seinen Schattierungen sogar im Verfassungsrang<br />

an, was uns sicher noch etwas<br />

länger beschäftigen wird. Manche betrachten<br />

das als ganz großes Sommerkino – „Austrian<br />

Style“. Ich hingegen freue mich schon auf<br />

die einen oder anderen Wortspenden der<br />

„Top-Entscheider der Immobilienbranche“,<br />

die wahrscheinlich schon, mit den Hufen<br />

scharrend, bereitstehen. Das muss dann<br />

sofort mit Selfie ge-shared werden. Wer<br />

nichts postet, wird ge-ghostet! Aber: 100<br />

Likes auf Insta sind in etwa so viel wert wie<br />

eine Million Guthaben bei DKT.<br />

Hieß es nicht immer, dass man bei Immobilien<br />

nichts falsch machen kann – außer variabel zu finanzieren? Umso<br />

bemerkenswerter sind die neuerlichen Rufe aus dem Sommerloch zur<br />

Rettung der nun auch völlig unschuldigen Betroffenen von überraschend<br />

hohen variablen Zinsen bei ganz normalen Immobilienfinanzierungen.<br />

Der von mir sehr verehrte Kabarettist Dieter Hildebrandt<br />

hat mal tiefsinnig formuliert: „Wenn Leute nicht mit Geld umgehen<br />

können, hängt das oft damit zusammen, dass sie vielleicht gar keines<br />

haben.“<br />

Hand aufs Herz: Haben auch Sie Ihr Konsumverhalten<br />

den Sommer über auf nachhaltig umgestellt? Schon ein<br />

„Klimakonto“ bei einer großen Bank eingerichtet, „klimafreundliche<br />

Heumilch“ aus hiesigen Supermärkten<br />

getrunken oder auf der Webseite der großen<br />

Zeitung die Jobsuche „klimafit“ gemacht?<br />

Der noble Bio-Bäcker bei mir um die Ecke<br />

bietet seit kurzem seinen eigenen Nachhaltigkeitsbeitrag:<br />

Da gibt es jetzt anstelle der<br />

liebgewonnenen Recycling-Papiersackerln<br />

überteuerte „baumfrei“-Taschen aus Bagasse.<br />

Das ist ein Zellstoff, der als Abfall<br />

aus der Rohrzucker-Herstellung in den<br />

subtropischen Anbaugebieten „re-used“<br />

wird – die Mehrfachverwendung der Sackerl<br />

wird wärmstens empfohlen. Super,<br />

diese Zuckerrohrprodukte aus der Region.<br />

Da würden mir schon noch bessere Alternativen<br />

einfallen.<br />

Als letztes Sommerlochschmankerl<br />

möchte ich schließlich auf die Viertagewoche<br />

verweisen, von der so viele reden.<br />

Würde ich auch gerne mal machen:<br />

Super wären zum Beispiel die vier Tage von<br />

Donners- tag bis Sonntag – sind gleich mal schon zwei freie Tage<br />

dabei! Da bleiben zwei volle Tage für die Arbeit übrig. Das nenne ich<br />

mal eine wirklich gute Work-Life-Balance. Slay!<br />

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />

98 ImmoFokus


Advertorial<br />

Entnahme Betriebsgrundstück<br />

ins Privatvermögen<br />

Abgabenänderungsgesetz <strong>2023</strong>. Neuregelung der Besteuerungsfolgen.<br />

W<br />

erden Wirtschaftsgüter vom<br />

Betriebsvermögen ins Privatvermögen<br />

entnommen,<br />

so erfolgt die Entnahme<br />

grundsätzlich mit dem Teilwert, das heißt die<br />

stillen Reserven zwischen dem in der Regel<br />

niedrigeren steuerlichen Buchwert und dem<br />

höheren Marktwert werden aufgedeckt und<br />

unterliegen der Einkommensteuer.<br />

Diese Besteuerungsfolge galt bisher auch für<br />

die Entnahme von Gebäuden (nicht für den<br />

Grundanteil) und war relevant, wenn ein<br />

Gebäude aus einem bestehenden Betrieb ins<br />

Privatvermögen entnommen wurde (in der Regel<br />

30 Prozent Immo-ESt). Diese Regelung war<br />

auch von Relevanz, wenn der Betrieb verkauft<br />

oder eingestellt wurde und damit das Gebäude<br />

steuerlich ins Privatvermögen wechselte.<br />

Das Abgabenänderungsgesetz <strong>2023</strong> bringt<br />

hier eine wesentliche Neuerung. Ab 1. 7 .<strong>2023</strong><br />

können Gebäude und – wie bisher – der Grund<br />

mit dem Buchwert entnommen werden. Dies<br />

ist damit begründet, dass die stillen Reserven<br />

ohnehin steuerhängig bleiben. Ein späterer<br />

Verkauf dieser Gebäude ist steuerpflichtig und<br />

führt zu Einkünften aus privaten Grundstücksveräußerungen<br />

(Immo-ESt). Der Vorteil liegt<br />

darin, dass die Besteuerung erst zum Zeitpunkt<br />

des tatsächlichen Verkaufs erfolgt.<br />

Die Neuregelung soll nicht nur die Entnahme<br />

von Gebäuden aus dem Betriebsvermögen<br />

erleichtern, sondern soll insbesondere auch<br />

helfen, die Bodenversiegelung einzudämmen.<br />

Dies wird damit begründet, dass das<br />

entnommene Gebäude dann zum Beispiel für<br />

eigene Wohnzwecke oder zur Vermietung<br />

genutzt werden kann.<br />

Erfolgt die Entnahme des Gebäudes im Rahmen<br />

einer begünstigten Betriebsaufgabe, so kann<br />

statt dem Buchwert auf Antrag der gemeine<br />

Wert des Gebäudes angesetzt werden. Dies gilt<br />

nur für das Gebäude und nicht für den Grund.<br />

Dies kann zum Beispiel Sinn machen, wenn<br />

seit Eröffnung des Betriebes oder des letzten<br />

entgeltlichen Erwerbsvorgangs mindestens<br />

sieben Jahre verstrichen sind, die Erwerbstätigkeit<br />

bei Erreichen des 60. Lebensjahres<br />

eingestellt wird und damit der Halbsatz angewandt<br />

werden kann.<br />

Keine Herstellerbefreiung<br />

im Betriebsvermögen<br />

Um Gestaltungen zu vermeiden, wird gesetzlich<br />

klargestellt, dass künftig die Herstellerbefreiung<br />

bei Grundstücksveräußerungen für selbst<br />

hergestellte Gebäude nur dann gilt, wenn die<br />

Herstellung des Gebäudes im Privatvermögen<br />

erfolgte. Das heißt: Wurde das Gebäude im<br />

Betriebsvermögen selbst hergestellt und wird<br />

dieses dann ins Privatvermögen entnommen,<br />

findet die Herstellerbefreiung bei einer späteren<br />

Veräußerung keine Anwendung.<br />

Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer<br />

www.leitnerleitner.com<br />

+43 1 718 98 90<br />

harald.galla@leitnerleitner.com<br />

A 1030 Wien, Am Heumarkt 7<br />

Harald Galla,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />

LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />

Immobilientransaktionen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

99


Zum Autor<br />

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />

Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />

Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />

Impulse für die Immobilienwirtschaft?<br />

Kommentar: Louis Obrowsky<br />

Die Expo Real in München, die Fachmesse für Immobilien und Investitionen,<br />

vereint wieder für drei Tage die Elite der Immobilienbranche<br />

Europas. In der Presseaussendung der Expo Real heißt es unter anderem:<br />

„Die Expo Real ist die ideale Plattform für einen konstruktiven und<br />

zukunftsweisenden Austausch für alle Stakeholder der Immobilienbranche.“<br />

Dekarbonisierung des Immobilienbestands und klimaneutrale<br />

Quartiers- und Stadtentwicklung zählen ebenso zu den Hauptthemen.<br />

Das klingt doch sehr vielversprechend.<br />

Vielbelastete Branche<br />

Doch wie soll eine durch künstlich in die Höhe getriebene Zinsen, eine<br />

extreme Inflation und mit immensen Kostensteigerungen belastete<br />

Branche – welcher selbst kaum Luft zum Atmen, geschweige denn zum<br />

Bauen bleibt – wieder „auferstehen“?<br />

Das wird auch die Expo Real nicht zur Gänze<br />

beantworten können. In Deutschland gibt es<br />

wenigstens bescheidene Ansätze hierzu. So<br />

fordert die Bauministerin Klara Geywitz für<br />

die Immobilienbranche steuerliche Anreize<br />

in Form von Abschreibungsmöglichkeiten.<br />

Das ist zugegebenermaßen nicht viel und liegt<br />

derzeit auch nur als Forderung auf dem Tisch. Aber<br />

wir in Österreich würden uns schon darüber freuen, wenn die Politik<br />

überhaupt darüber nachdächte, die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

im Interesse der Immobilienbranche an das aktuelle wirtschaftliche<br />

Umfeld anzupassen. Stattdessen ignoriert man leichtfertig die Probleme<br />

eines ganzen Wirtschaftszweigs, welcher einen wesentlichen Beitrag<br />

zum BIP leistet, und weist diesem die Rolle eines Sündenbocks zu.<br />

Bei Wegfall der Investitionen der Immobilienbranche in den Wohnbau<br />

wird sich die schon angespannte Situation in diesem Segment sicher<br />

nicht verbessern. Vertreibt man durch ungerechtfertigte Anschuldigungen<br />

und permanentes Schlechtreden Immobilieninvestoren aus<br />

Österreich – sie könnten nämlich prinzipiell überall bauen und investieren<br />

– wird der österreichische Wohnungsmarkt wohl seine schwärzeste<br />

Zeit erleben.<br />

Fehlende Ideen der Politik<br />

Wo sind die Ideen der Politik, um den Markt zu beleben, Neubauten zu<br />

forcieren oder in Bestandsobjekten die Dekarbonisierung voranzutreiben?<br />

Überholte Ideologien aus dem vergangenen Jahrtausend werden<br />

uns nicht weit bringen. Österreichische Teilnehmer an dieser internationalen<br />

Fachmesse können über ihre Erfahrungen mit rechtlichen<br />

Hindernissen im Mietrecht berichten, welche die viel beschworene Dekarbonisierung<br />

im Bestand nahezu unmöglich machen. Und die Tatsache,<br />

dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine für Immobilieninvestoren<br />

unabdingbare Planungssicherheit immer noch fehlen, wird<br />

wahrscheinlich bei Vielen ungläubiges Kopfschütteln<br />

hervorrufen. Und man kann (leider) davon<br />

ausgehen, dass vor 2025 sowieso nichts Wesentliches<br />

auf diesem Gebiet passieren wird,<br />

vor allem kein Anstoß zu einer steuerlichen<br />

Entlastung von Nachhaltigkeitsinvestitionen.<br />

Denn 2024 wird in Österreich gewählt, und der<br />

politisch Interessierte weiß, dass in Wahlzeiten<br />

nichts angegangen wird, was keine Wählerstimmen<br />

verspricht. Eine Umfeldverbesserung für die Immobilienwirtschaft<br />

zählt da leider dazu.<br />

Da jammert die Politik lieber über mangelnden Wohnungsneubau, erhöhte<br />

Mietkosten, und mangelnde Umsetzung von Dekarbonisierungsmaßnahmen<br />

und fordert weitere Eingriffe in die Märkte. Die Schuld<br />

wird bei allen gesucht, nur nicht bei sich selbst und den schlechten<br />

Rahmenbedingungen, die man selbst verursacht hat und daher auch<br />

selbst ändern könnte. Der dafür notwendige Mut und das wirtschaftliche<br />

Verständnis der politisch Verantwortlichen fehlen leider.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

100 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

101


Bewertung<br />

ImFokus<br />

New Work<br />

Neu, oder einfach nur anders? Die Arbeit hat sich seit Beginn der industriellen Revolution konstant verändert,<br />

einmal mehr, einmal weniger stark. Die Arbeitsumgebung, wie wir sie kennen, also Menschen, die gemeinsam<br />

in kleinen Gruppen in einem Büro sitzen, gibt es eigentlich erst seit den 80er Jahren. Sie ist ein Überbleibsel<br />

der dritten Stufe der industriellen Revolution. Damals wurden die Großraumbüros, auf welche man in den 60er<br />

Jahren gesetzt hat, wieder in kleinere Gruppenbüros gegliedert.<br />

Kolumne: Wolfgang M. Fessl<br />

D<br />

ie industrielle Revolution hat<br />

die Arbeit als Ganzes tiefgreifend<br />

geändert, ging es zu Beginn<br />

noch um Produktion und<br />

Herstellung, so geht es heute um Kommunikation<br />

und Effizienz. Alle Stufen waren jeweils<br />

mit großen sozialen Spannungen und ebenso<br />

großen Unruhen verbunden. Letztendlich<br />

ermöglichte die Industrialisierung trotz der<br />

Probleme und Spannungen insgesamt aber<br />

einen höheren Lebensstandard, auch für die<br />

Arbeiterklasse.<br />

Die derzeit laufende vierte Welle der Revolution<br />

ist zweifellos die mit der größten Dynamik,<br />

und abermals schafft sie eine Kluft,<br />

aber diesmal nicht zwischen Fabrikanten und<br />

Arbeitern, sondern innerhalb der Arbeitnehmerschaft.<br />

Handwerk versus Büro, Dienstleistung<br />

gegen Home-Office.<br />

Es ist ja schön, wenn es Berufsfelder gibt, in<br />

denen die Leute ihre Arbeit in nur vier Wochentagen<br />

erledigen können oder in denen es<br />

reicht, 32 Stunden in der Woche zu arbeiten,<br />

und diese zu 50 Prozent zuhause zu verbringen.<br />

(Es verbleibt aber die Frage, wieso dieselben<br />

Protagonisten bis jetzt fünf Wochentage<br />

dafür benötigen…). Darüber hinaus gibt es<br />

aber viele Berufsfelder, in denen das nicht<br />

funktioniert. Die U-Bahn sollte auch am Wochenende<br />

fahren, und auch die Notaufnahme<br />

im Spital kennt keinen Ruhetag.<br />

Die „Schreibtischtäter“ verbringen in der Regel<br />

acht Stunden im Büro, genau so viel wie<br />

für Freizeit oder den Schlaf. Das Bedürfnis<br />

nach einer vertrauten, sicheren Umgebung<br />

ist also legitim.<br />

Was wird denn heute dafür getan, dass<br />

die Mitarbeiter sich wohlfühlen?<br />

Wir nehmen Rücksicht auf die Religion und<br />

hängen keine Kreuze mehr auf.<br />

Wir geschlechtern alle Texte bis zur Unlesbarkeit,<br />

um nur alle anzusprechen.<br />

Wir installieren fünf unterschiedliche WC-<br />

Gruppen, um alle sexuellen Ausrichtungen<br />

abzudecken.<br />

Wir berücksichtigen die Ernährungspräferenzen:<br />

Es werden Obstkörbe angeboten, ve-<br />

102 ImmoFokus


Wolfgang M. Fessl<br />

Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer<br />

bei Reinberg & Partner. Insgesamt<br />

verfügt er über mehr als 20<br />

Jahre Erfahrung im nationalen und<br />

internationalen Immobiliengeschäft.<br />

Fessl ist allgemein beeideter und<br />

gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,<br />

Immobilientreuhänder<br />

(Makler), Member der Royal Institution<br />

of Chartered Surveyors (RICS),<br />

zertifiziert nach CIS Immozert und<br />

Recognised European Valuer (REV).<br />

Foto: Adobe Stock<br />

gane Mittagsmenüs und laktosefreie Jausen<br />

verabreicht.<br />

Wir sehen für jeden einen Fahrradabstellplatz<br />

vor, es gibt Fitnesszonen mit Duschen.<br />

Wir bauen Cafeterias, schaffen Hundezonen,<br />

Raucherzonen, eigene Telefoninseln, sogar<br />

Relaxzonen und Kreativzonen.<br />

Aber einen fixen ruhigen Arbeitsplatz ohne<br />

unnötigen Stress gestehen wir ihnen nicht zu.<br />

Denn die Modalitäten des geteilten Arbeitsplatzes<br />

können durchaus zusätzlichen Stress<br />

verursachen:<br />

Probleme beim An- und Abmelden, schlecht<br />

eingestellte Bildschirme, defekte Sessel, Dockingstation<br />

mit Kontaktfehler, überbuchte<br />

Plätze, Zutrittskarte mit Sitzbereich nicht<br />

kompatibel et cetera.<br />

Letztendlich geht es darum, den Menschen als<br />

wertvolles Individuum und nicht als lästige<br />

Kostenstelle wahrzunehmen! Im Übrigen: Der<br />

Platzbedarf für ein Biohuhn beträgt gemäß<br />

Tierhaltungsverordnung acht Quadratmeter…<br />

Aber es geht hier nicht um die Arbeitsfläche,<br />

sondern um die Bedürfnisse der<br />

Mitarbeiter.<br />

Man darf nicht vergessen, dass sich evolutionär<br />

tief verankerte Grundstrukturen, wenn<br />

überhaupt, dann nur sehr langsam ändern.<br />

Wir suchen soziale Nähe und Sicherheit. Wer<br />

sitzt denn gerne mit dem Rücken zur Tür?<br />

Mittlerweile können wir fast alles zu jeder<br />

Zeit auf Knopfdruck im Internet bestellen,<br />

aber für den Arbeitsplatz muss ich mich mit<br />

Zwei-Faktor-Authentifizierung anmelden? Im<br />

Handel hat sich die Personalisierung durchgesetzt,<br />

vom parfümierten Taschentuch bis zum<br />

Hochleistungslaufschuh können wir uns alles<br />

personalisieren lassen, aber den Arbeitsplatz<br />

können wir uns nicht personalisieren?<br />

Für mich sieht das so aus, dass es bei der<br />

„New Work“ nicht um das Arbeiten oder den<br />

Arbeitsplatz geht, das sind nur Nebenschauplätze.<br />

Maßgeblich wird sein, den Menschen<br />

ihren Status als Individuen auch in ihrer<br />

Arbeitsumgebung zu erhalten und dennoch<br />

die Infrastruktur aufrecht zu erhalten beziehungsweise<br />

die Produktivität zu sichern.<br />

So gesehen ist das, was wir heute in den Büros<br />

sehen, sicher anders, aber noch nicht „New<br />

Work“. Wie die aussieht, darauf bin ich auch<br />

schon gespannt.<br />

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CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs<br />

mit integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit mehr als 100 Jahren steht der<br />

Anspruch höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

103


Zum Autor<br />

Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land<br />

Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />

Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />

GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />

Die neue Arbeitswelt:<br />

Trends und Technologien<br />

Kommentar: Jasmin Soravia<br />

Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die sogenannte<br />

„New World of Work“ ist ein übergeordnetes Konzept für neue<br />

Arbeitsmodelle, Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und neue<br />

Nutzungsmodelle für Arbeitsplätze bis hin zu Remote-Arbeitswelten<br />

inmitten der Natur. Internationale Vorzeigeprojekte legen dar, wie sich<br />

die Arbeitswelt auch in Österreich und Deutschland verändern wird.<br />

Herausragende Beispiele für die „New World of Work“ finden sich<br />

bereits seit längerer Zeit im Norden und Westen Europas. Länder wie<br />

Schweden und Norwegen setzen schon seit Jahren auf flexible Arbeitszeiten<br />

und -orte und damit auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance.<br />

Unternehmen wie Spotify und Skype haben hier ihren Ursprung und<br />

fördern bei ihrer Belegschaft eine Kultur des Vertrauens und der Eigenverantwortung.<br />

In den Niederlanden ist hingegen das sogenannte<br />

„Results-Only Work Environment“ (ROWE) populär, bei dem Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auf ihre Ziele fokussiert arbeiten und ihre<br />

Arbeitszeit frei einteilen können. Im Grunde stehen die beiden Modelle<br />

nicht in Widerspruch zueinander, der Unterschied liegt vor allen beim<br />

Ansatz des Managements. Während Schweden und Norwegen auf<br />

Commitment, Identifikation mit dem Unternehmen und intrinsische<br />

Motivation setzen, bedienen sich die Niederländer des klassischen „Managements<br />

by Objectives“ (MBO), indem also klare Ziele vorgegeben<br />

sind und die Wege dorthin individuell gestaltet werden können.<br />

Wenn es um innovative Arbeitsmodelle geht, hinken Österreich und<br />

Deutschland im internationalen Vergleich etwas hinterher, auch wenn<br />

Remote-Work in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen<br />

hat, nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie. Viele Unternehmen<br />

haben erkannt, dass ihre Mitarbeiter auch von zu Hause aus effektiv<br />

arbeiten. Dennoch bleibt die Büropräsenz in einigen Branchen und<br />

Unternehmen wichtig, um Kollaboration, Zugehörigkeit und persönlichen<br />

Austausch zu fördern.<br />

Hybride Modelle, die die Vorteile beider Welten vereinen, basieren<br />

heute meist auf zwei bis drei Tagen pro Woche im Home-Office. Viele<br />

dieser Modelle beruhen auf Mitarbeiterbefragungen, die dieses Ergebnis<br />

als Durchschnitt erbringen, auch wenn Teile der Belegschaft erheblich<br />

mehr Tage pro Woche – oder auch weniger – „remote“ arbeiten wollen.<br />

Es erscheint also zielführend, auch hier stärker zu individualisieren, zu<br />

flexibilisieren und den Fokus auf die Motivation zu setzen. Wie weit<br />

das gehen kann, zeigt der Trend der „Digital Nomads“, die ihren Job<br />

irgendwo auf der Welt erledigen, zum Beispiel an den schönsten Stränden.<br />

So ist heute für einige bereits das Ferienhaus das „Home-Office“<br />

– oder das Lieblings-Café, solange es beim Frühstück ruhig ist.<br />

Künstliche Intelligenz: Von der persönlichen<br />

Assistenz bis zur automatisierten Wertschöpfung<br />

Zudem verändert der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) immer<br />

schneller die Arbeitswelt. Auf individueller Ebene sorgen Spracheingabe,<br />

Übersetzer, Assistenzsysteme wie Siri und zuletzt ChatGPT für<br />

Entlastung – wenn sie gut eingesetzt werden. Immer mehr Unternehmen<br />

automatisieren repetitive Aufgaben, also Routinen bei Sachbearbeitung<br />

und Verwaltung, und setzen auf intelligente Systeme, um<br />

ihre Effizienz wie auch die Umsätze zu steigern. Mittels KI-gestütztem<br />

„Customer Relationship Management“ (CRM) werden Kunden zum<br />

Beispiel anhand ihrer Bedürfnisse analysiert und automatisch serviciert.<br />

In der Produktion ersetzen unter anderem intelligente, lernfähige<br />

Roboter des oberösterreichischen Unternehmens Agilox weltweit<br />

immer mehr Arbeiter, indem sie Bauteile holen und präzise in die<br />

Produktionskette einbringen.<br />

Dies führt dazu, dass immer mehr Arbeitsplätze ersetzt werden – allerdings<br />

vor allem eher in langweiligen, oft stupiden und einseitig belastenden<br />

Betätigungsfeldern. Parallel dazu entstehen viele neue Tätigkeitsfelder,<br />

wie aktuell im Bereich der KI-Entwicklung und -Steuerung.<br />

Foto: ADeutsches Institut für Normung<br />

1<strong>04</strong> ImmoFokus


Quellen: Agilox (<strong>2023</strong>): Die effizientesten Roboter für die Industrie. www.agilox.net<br />

Schnitzhofer, Florian (2021): Das Selbstfahrende Unternehmen. Ein Denkmodell für<br />

Organisationen der Zukunft. Wiesbaden: Springer Gabler.<br />

Wanderer, Emmma (<strong>2023</strong>): Remote Work Campus Alps. Die natürliche Zukunft der Arbeit –<br />

Eröffnung August <strong>2023</strong> www.emmawanderer.com/campus-hieflau<br />

Langfristig geht der Trend der menschlichen Arbeit jedenfalls hin zu<br />

mehr Kreativität und Empathie, zum Innovationsmanagement und zur<br />

persönlichen Betreuung.<br />

Diese neue Arbeitswelt sorgt auch für erhebliche Veränderungen bei<br />

den Betriebsgebäuden und Büros. Hier werden aufgrund der geringeren<br />

Nutzung mehr flexible Arbeitsbereiche geschaffen, um den unterschiedlichen<br />

Arbeitszeiten, -stilen und den neuen Aufgaben gerecht<br />

zu werden. Ruhige Einzelarbeitsplätze ermöglichen bequeme Spracheingaben,<br />

Besprechungsräume werden vielfältiger und von mehreren<br />

Interessensgruppen genutzt, indem sie zum Beispiel dezentral per App<br />

gebucht werden können, Gemeinschaftsbereiche bis hin zu Cafeterias<br />

oder sogar Spielbereichen (zum Beispiel bei Google) fördern im Sinne<br />

des Scrum-Prinzips die informelle Kommunikation und die Kreativität<br />

– und in Ruhezonen sorgt auf Wunsch der Power-Nap für mehr Energie<br />

an den Nachmittagen. Moderne Kommunikationstools und Collaboration-Software<br />

ermöglichen, dass die Zusammenarbeit auch funktioniert,<br />

wenn die Teammitglieder an verschiedenen Orten arbeiten.<br />

Auch die Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Diversität<br />

prägen die Arbeitswelt. Vor allem immer mehr jüngere Menschen<br />

suchen ethisch und ökologisch engagierte Unternehmen – ein Aspekt,<br />

der angesichts der aktuellen Arbeitskräfteknappheit zusätzlich<br />

an Bedeutung gewinnt. Unternehmen integrieren daher zunehmend<br />

nachhaltige Elemente wie beispielsweise energieeffiziente Beleuchtung,<br />

PV- und Biogas-Anlagen und E-Bike- und E-Car-Ladestationen<br />

und setzen auf umweltfreundliche Materialien. Anfang August wurde<br />

von der kreativen Unternehmerin Emma Wanderer der „Workation-<br />

Campus“ eröffnet, ein 18.000 Quadratmeter großes Remote-Work-<br />

Areal mitten in der Natur des Gesäuses mit 50 „Tiny Homes“ und 30<br />

Van-Stellplätzen.<br />

Die klassischen Formen des Wohnens und Arbeiten lösen sich also<br />

zunehmend auf. Was einerseits bei manchen Arbeitnehmern wie<br />

auch Unternehmern und Managern für Verunsicherung sorgt, birgt<br />

andererseits auch große Potenziale. Denn die neue Arbeitswelt wird<br />

bunter, vielfältiger und flexibler und ermöglicht damit mehr Individualität<br />

und eine bessere Work-Life-Balance. Für die Unternehmen<br />

bedeutet das oft zunächst ein Investment – langfristig sind jedoch<br />

enorme Steigerungen der Wertschöpfung und Effizienz möglich. Zudem<br />

tragen durchdachte und mit den Mitarbeitenden abgestimmte<br />

Konzepte auch zum positiven Image der Unternehmen bei.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

105


Frech<br />

gesagt<br />

„Wenn das Service<br />

alleine nicht reicht“<br />

In New-Work-Zeiten, in denen die Unternehmensführung ständig neuen Herausforderungen<br />

gegenübersteht, lohnt es sich, die erfolgreiche Methodik von Trainern aus dem Sportbereich zu<br />

betrachten und auf die Geschäftswelt zu übertragen.<br />

Kolumne: Anita Körbler<br />

I<br />

n einem herrlichen Feriensommer<br />

der frühen 1990er-Jahre kam ich zum<br />

ersten Mal mit dem „weißen Sport“<br />

in Berührung. Aus mir ist zwar kein<br />

Tennis-Profi geworden, umso mehr hat mich<br />

mein Tennis-Coach fasziniert. Und das nicht<br />

nur, weil er uns die Basics dieses Spiels fair<br />

und mit einer Leichtigkeit nahegebracht<br />

hat, nein, auch, weil ich auch damals schon<br />

erkennen durfte, wieviel ein Trainer und ein<br />

Firmenchef gemeinsam haben: Beide stehen<br />

vor der Aufgabe, Talent zu erkennen, Potenzial<br />

zu entfalten, Teamgeist zu entfachen<br />

sowie kontinuierliche Leistungssteigerung<br />

zu erreichen. Da ist es mit einem brillanten<br />

ersten Aufschlag nicht getan.<br />

Ein siegreicher Trainer entwickelt eine klare<br />

Vision für den Spieler und erstellt eine Strategie,<br />

um dessen Stärken zu maximieren und<br />

Schwächen zu minimieren. Genauso entwickelt<br />

ein erfolgreicher CEO eine klare Vision<br />

für das Unternehmen und erstellt eine strategische<br />

Roadmap, um Unternehmensziele zu<br />

visualisieren, zu erreichen sowie Wachstum<br />

und Rentabilität zu steigern.<br />

Die Übertragung sportlicher Prinzipien auf die<br />

„New World of Work“ kann zu einer dynamischeren,<br />

motivierenderen und kollaborativeren<br />

Arbeitskultur führen. Dabei ist es wichtig,<br />

die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen<br />

der Mitarbeiter zu berücksichtigen und<br />

die Analogien sorgfältig anzupassen, um die<br />

bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.<br />

Im Sport sind klare Ziele und Wettbewerb<br />

treibende Kräfte. In der Arbeitswelt können<br />

definierte Ziele und die Möglichkeit, sich in<br />

freundlichem Wettbewerb zu messen, die<br />

Motivation der Mitarbeiter erheblich steigern.<br />

Die Einführung von Leistungszielen<br />

kann vor allem in den neu geschaffenen,<br />

agilen Strukturen dazu beitragen, dass<br />

Mitarbeiter ihr Bestes geben – gepaart mit<br />

Selbstmanagement und Eigenverantwortung<br />

gelingt so auch das Umdenken von abgeleisteter<br />

Wochenarbeitszeit hin zu erfolgreich<br />

erbrachten Ergebnissen.<br />

„Playing or Not-Playing, Captain?“<br />

Ein Tennis-Trainer motiviert den Spieler,<br />

sein Bestes zu geben, und bietet Führung und<br />

Unterstützung. Sportteams bestehen aus Individuen<br />

mit unterschiedlichen Stärken und<br />

Fähigkeiten. In ähnlicher Weise sollte die Arbeitswelt<br />

die Vielfalt der Teams schätzen und<br />

nutzen. Ein CEO inspiriert und führt seine Mitarbeiter,<br />

um ihr volles Potenzial auszuschöpfen<br />

und unter den sich ändernden Marktbedingungen<br />

und Geschäftsherausforderungen<br />

zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.<br />

Zum Thema Krisenbewältigung treten im<br />

sportlichen Umfeld oft unerwartete Herausforderungen<br />

auf, die von Teams erfordern, sich<br />

anzupassen und resilient zu sein. Die Arbeitswelt<br />

tickt ähnlich, insbesondere in Zeiten der<br />

Veränderung. Im Tennissport etwa ist eine Siegesmentalität<br />

wichtig, aber auch die Fertigkeit,<br />

Niederlagen zu verkraften und sich davon zu<br />

erholen. In der Geschäftswelt sind ebenso eine<br />

positive Einstellung, die Bereitschaft zur Weiterentwicklung<br />

und die Fähigkeit zur Bewältigung<br />

von Misserfolgen von großer Bedeutung.<br />

Ein gutes Stichwort: Feierkultur. Im Sport werden<br />

Siege gefeiert. Unternehmen sollten ebenfalls<br />

Erfolge würdigen und Anerkennung für die<br />

Leistungen ihrer Mitarbeiter aussprechen. Dies<br />

fördert ein positives Arbeitsumfeld und stärkt<br />

das Engagement.<br />

Die Idee eines „Non-Playing Captains“ kann<br />

auf einen CEO oder Bereichsleiter übertragen<br />

werden. Die Bezeichnung beschreibt die Rolle<br />

einer Führungsperson, die strategische Entscheidungen<br />

trifft, das Unternehmen lenkt und<br />

Teams inspiriert und leitet, ohne unmittelbar in<br />

den operativen Betrieb involviert zu sein. Von<br />

Vorteil kann dies in einigen Bereichen sein, da<br />

sich die Führungskraft optimal auf ihre Rolle fokussieren,<br />

Weitsicht auf die sich ändernde Geschäftsumgebung<br />

bewahren und Entscheidun-<br />

Fotos: REMG/trovato GmbH<br />

106 ImmoFokus


Sieger spielen solange, bis sie es richtig machen“ (Billie<br />

Jean King). Eine g‘mahde Wiesn garantiert einen perfekten<br />

ersten Aufschlag nicht: Strategie, Disziplin und Ausdauer<br />

sind die Erfolgsfaktoren für ein „perfect match.<br />

Anita Körbler,<br />

trovato.immo<br />

gen neutraler treffen kann. Gefährlich wird es dann, wenn ein „Non-Playing<br />

Captain“ anstatt Aufgaben an Führungskräfte und Teams zu delegieren in die<br />

Rolle des Mikromanagers geht. Das verwirrt und stiftet eher Unruhe im Team<br />

als dass es der strategischen Ausrichtung des Unternehmens nützt.<br />

Lucky (?) Loser<br />

Natürlich würde es nie jemand wagen, dies auszusprechen, aber es gibt sie: die<br />

Lucky Loser auf C-Level. Also jemand, der möglicherweise nicht die charakteristischen<br />

Qualifikationen oder Erfahrungen für die Rolle des CEO mitgebracht<br />

hat, aber aufgrund außergewöhnlicher Situationen, Innovationsgeist oder unerwarteter<br />

Gelegenheiten dennoch in diese Führungsposition aufsteigt.<br />

Anita Körbler<br />

Managing Partner trovato.immo<br />

Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin<br />

und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />

langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />

sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />

(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />

sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />

und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />

für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />

Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />

der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />

Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />

Immobilienbranche.<br />

Dieser Ansatz zeigt, dass es nicht immer die offensichtlichen Kandidaten sind,<br />

die sich für Führungspositionen am besten eignen, und dass unerwartete<br />

Umstände zu erstaunlichen Möglichkeiten führen können. Dies kann für innovationsgetriebene<br />

Unternehmen von großem Vorteil sein. Für die Person, die<br />

diese Position dann bekleidet, zeigt sich schnell, ob authentische Fußabdrücke<br />

getätigt werden oder ob die neuen Schuhe zu groß waren.<br />

Aus den besten Spielern werden nicht unbedingt die besten Trainer<br />

Jemand, der am Platz brilliert, mit eiserner Disziplin trainiert und mit den Fans<br />

kokettiert, ist nicht gleichzeitig jemand, der es nach seinen aktiven Jahren<br />

schafft, diese Skills auch bei anderen zu stärken und diese Energien auch bei<br />

seinen Schützlingen freizusetzen.<br />

Dazu gehören neben klarer und effektiver Kommunikation – so wie bei<br />

einem allentscheidenden Tie-Break – Nervenstärke, Ausdauer, Kondition,<br />

Fokus auf Entscheidung und Druckbewältigung. Das zeigt auch in der Praxis<br />

oft, warum der beste Vertriebler sich nicht unbedingt zum optimalen<br />

„Head of Sales“ eignen muss.<br />

IMMOBILIENBEWERTUNG.<br />

Warum wir?<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

107


Im Fokus<br />

Anton Bondi de Antoni<br />

Anton Bondi de Antoni ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Bondi Consult GmbH. Nach dem Studium der<br />

Rechtswissenschaften waren seine beruflichen Stationen<br />

unter anderem ALAG International Projektentwicklung und<br />

MACULAN International.<br />

108 ImmoFokus


Gelebte Innovation<br />

Neue Wege. „In ungewissen Zeiten muss man neue Wege finden, um Visionen umzusetzen“, meinen Anton<br />

Bondi de Antoni, geschäftsführender Gesellschafter Bondi Consult und Christoph Nemetschke, Projektleiter<br />

TwentyOne, im Gespräch mit dem ImmoFokus.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Gratulationen zum Deal mit dem Stift<br />

Klosterneuburg…<br />

Anton Bondi de Antoni: In ungewissen<br />

Zeiten muss man neue Wege finden, um<br />

Visionen umzusetzen. Umso mehr freut es<br />

uns, dass wir mit dem Stift Klosterneuburg<br />

einen verlässlichen heimischen Partner für<br />

das TwentyOne gefunden haben, den wir<br />

mit unserem nachhaltigen Quartierskonzept<br />

überzeugen konnten.<br />

Studentenwohnheim sprechen wir derzeit<br />

mit einem Betreiber-Investor, der es im<br />

eigenen Bestand halten und betreiben wird.<br />

Wir müssen es für ihn bauen. Das sollte kein<br />

wirkliches Problem sein.<br />

Wann ist die Fertigstellung geplant?<br />

Bondi de Antoni: Ende 2026/Anfang 2027<br />

ist ein realistisches Ziel, das wir erreichen<br />

können. Das würde bedeuten, dass wir 2024<br />

hatten auch ein Negativfeststellungsverfahren<br />

für die Umweltverträglichkeitsprüfung,<br />

das während der Pandemie ziemlich<br />

lange gedauert hat. Aktuell gibt es keine<br />

Corona-Einschränkungen mehr, aber aus<br />

anderen Gründen gestaltete sich der Prozess<br />

weiterhin schwierig. Ich weiß nicht, warum.<br />

Doch nun haben wir alle erforderlichen<br />

Genehmigungen erhalten und können mit<br />

den nächsten Schritten fortfahren.<br />

Verkauft wurde die Liegenschaft – Siemensstraße<br />

88 – mit einer Grundstücksfläche von<br />

rund 24.000 Quadratmetern. Gleichzeitig<br />

haben wir einen Baurechtsvertrag für 100<br />

Jahre abgeschlossen. Auf dieser Grundstücksfläche<br />

werden wir wie geplant einen<br />

Hotel-, Office- und Student-Hub errichten,<br />

mit einer Bruttogrundfläche von in Summe<br />

rund 54.000 Quadratmetern.<br />

„Die Baukosten des Central-Hubs<br />

haben wir sehr gut im Griff.“<br />

Anton Bondi de Antoni,<br />

Bondi Consult<br />

Fotos: Richard Tanzer<br />

Ein Hotel-Hub in dieser Lage – ein<br />

Wagnis?<br />

Bondi de Antoni: Beim Kauf der Liegenschaften<br />

haben wir uns verpflichtet, ein<br />

Hotel mit einer bestimmten Mindestfläche<br />

zu errichten. Es gibt bereits zwei<br />

Betreiberinteressenten. Beide sind große,<br />

internationale Gruppen. Geplant sind<br />

etwa hundert normale Zimmer mit einem<br />

Standard von etwa drei Sternen plus sowie<br />

50 bis 60 sogenannte Long-Stay-Einheiten,<br />

die für Personen gedacht sind, die etwa eine<br />

Woche für Schulungen oder ähnliches in<br />

der Stadt sind. Der wesentliche Unterschied<br />

zu herkömmlichen Hotelzimmern ist, dass<br />

sie etwa drei Quadratmeter größer sind<br />

und über eine Kitchenette verfügen. Beim<br />

oder Anfang 2025 mit dem Bau beginnen.<br />

Mit den nötigen Vorlaufzeiten sollte das<br />

machbar sein.<br />

Ein ambitionierter Zeitplan …<br />

Christoph Nemetschke: Wir freuen uns, dass<br />

wir nach mehr als 30 Monaten nach dem<br />

Einreichtermin alle erforderlichen Baugenehmigungen<br />

erhalten haben.<br />

Wie stark war das der Pandemie<br />

geschuldet?<br />

Bondi de Antoni: Einige Anträge wurden<br />

kurz vor Ausbruch der Pandemie eingereicht<br />

und manche während der Pandemie. Wir<br />

Wie steht es um die Baukosten?<br />

Bondi de Antoni: Die Baukosten des Central-<br />

Hubs haben wir sehr gut im Griff. Wir haben<br />

eine Fixpreispauschale vereinbart, noch<br />

bevor der Ukrainekrieg begonnen hat – und<br />

wir bemühen uns, alles zu tun, um innerhalb<br />

dieser Fixpreispauschale zu bleiben. Wir<br />

schauen uns gerade nach Optionen für den<br />

nächsten Bauabschnitt um. Die Preise sind in<br />

den vergangenen Wochen wieder ein wenig<br />

gesunken. Die Lieferketten funktionieren<br />

wieder besser. Allein bei den Elektronikbauteilen<br />

sind Chips für die Schlösser noch<br />

immer ein Thema. Wie lange haben wir<br />

darauf gewartet?<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

109


Im Fokus<br />

Christoph Nemetschke: Monate im zweistelligen<br />

Bereich. Normalerweise geht man in<br />

den Baumarkt und holt sich die Chips aus<br />

dem Regal. Doch wir mussten monatelang auf<br />

Lieferungen warten. Aber wir könnten in den<br />

kommenden Monaten von leicht sinkenden<br />

Preisen profitieren, da die Bauaufträge aufgrund<br />

von Finanzierungsproblemen zurückgehen.<br />

Das wird uns vermutlich helfen.<br />

Neue Finanzierungen – unmöglich oder<br />

nur schwieriger?<br />

Bondi de Antoni: Laufende Finanzierungen<br />

sind weitgehend in Ordnung. Natürlich gibt<br />

es immer wieder Diskussionen. Bei neuen<br />

Finanzierungen muss man die Dinge neu<br />

betrachten. Aber eigentlich müssten wir<br />

das nicht neu überdenken. In den 1980er<br />

und 1990er Jahren lagen die Zinsen auch bei<br />

sechs Prozent – und es wurde finanziert.<br />

Es ist in Vergessenheit geraten, wie wichtig<br />

es ist, die Vertragspartner vorweg schon<br />

ins Boot zu holen. Es geht nicht darum zu<br />

sagen: „Ich fange an zu bauen und presse<br />

jeden Investor aus.“ Stattdessen sollte man<br />

versuchen, die Eigenkapitalinvestoren<br />

rechtzeitig mit ins Boot zu holen. Die Zeiten,<br />

in denen man hohe Renditen ohne Qualitätsansprüche<br />

erzielen konnte, sind vorbei. Wir<br />

sehen Interesse von internationalen Fonds,<br />

die zurückkommen. Sie haben Geld und sie<br />

suchen nach sinnvollen Investitionsmöglichkeiten.<br />

Wenn man schrittweise aufeinander<br />

zugeht, kann man Lösungen finden.<br />

Rechtzeitig mit ins Boot holen ist ein gutes<br />

Stichwort. Generalunternehmen oder<br />

Allianzverträge?<br />

Bondi de Antoni: Wir arbeiten mit Allianzverträgen.<br />

Normalerweise teilen wir<br />

die Aufträge in drei Bereiche auf: Bau,<br />

Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und<br />

Fördertechnik. Diese Bereiche werden dann<br />

zusammengeführt, wobei wir dem Bauunternehmer<br />

normalerweise die Koordinationsverantwortung<br />

übertragen und entsprechend<br />

bezahlen. Das kommt in Summe für<br />

uns als Bauherr günstiger.<br />

Ihnen eilt der Ruf eines harten, aber<br />

fairen Verhandlers voraus, wenn man dem<br />

Habau-CEO Hubert Wetschnig Glauben<br />

schenken darf.<br />

Bondi de Antoni: Wir wissen, was wir wollen.<br />

Wir haben bereits viel Erfahrung im Bau<br />

gesammelt und versuchen, aus unseren<br />

Fehlern zu lernen. Mir ist es lieber, im Voraus<br />

einige Dinge anzusprechen, bei denen alle<br />

sagen „Was möchtest Du schon wieder damit?<br />

Das wird nie passieren“, statt darüber zu<br />

schweigen und genau dann treten diese Fälle<br />

ein. Denn dann fangen die Diskussionen und<br />

Streitigkeiten an.<br />

Bei unserem letzten Projekt hatten wir nur<br />

wenige Nachträge, die wir selbst generiert<br />

haben. Es gab keine unnötigen Forderungen<br />

oder Klagen. Wir haben uns entschieden,<br />

anstelle eines Büros ein Labor zu bauen, was<br />

natürlich mehr kostet. Aber auch hier hatten<br />

wir im Voraus den Ablauf besprochen und uns<br />

geeinigt, wie die Abrechnung erfolgen sollte.<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung der<br />

Zinsen? Haben wir den Plafond erreicht?<br />

Werden Zinsen und Inflation wieder<br />

abnehmen werden? Geht es bei den Zinsen<br />

auch wieder gegen Null?<br />

Bondi de Antoni: Gegen Null sicher nicht<br />

mehr. Es sei denn, es wird erneut eine<br />

dirigistische Intervention geben. Ansonsten<br />

gehe ich davon aus, dass wir uns auf einen<br />

Bereich von etwa drei Prozent einstellen<br />

110 ImmoFokus


müssen. Bleibt die Inflation hoch, können<br />

es auch 6,5 Prozent oder mehr sein. Wir<br />

sprechen vom Basiszinssatz. Dann kommen<br />

noch die verschiedenen Bankenaufschläge<br />

hinzu. Es bleibt auf jeden Fall spannend.<br />

Viele neigen dazu, anzunehmen, dass<br />

zwischen Inflation und Zinsen ein kausaler<br />

Zusammenhang ist. Natürlich besteht eine<br />

Verbindung, aber die aktuelle Inflation<br />

hat nichts mit den aktuellen Zinssätzen zu<br />

tun. Die Inflation, die wir erleben, hat viele<br />

verschiedene Gründe.<br />

Einige Länder haben sie besser in den Griff<br />

bekommen als andere, und wir gehören<br />

leider zu den letzteren. Ich hoffe, dass wir<br />

im Jahr 2024 eine gewisse Abschwächung<br />

sehen werden. Ich glaube, dass die Inflation<br />

irgendwann wieder auf 2,5 bis drei Prozent<br />

sinken wird. Das ist meine Überzeugung. Wir<br />

sollten nicht nur die jährliche Inflationsrate<br />

betrachten, sondern auch den Vergleich mit<br />

vor fünf Jahren. Selbst wenn es 15 Prozent<br />

mehr sind als im Vorjahr, könnten wir wieder<br />

bei etwa 2,5 Prozent landen.<br />

Beim CentralHub haben wir uns beispielsweise<br />

mit der Bank auf eine siebenjährige<br />

Zinsbindungsfrist geeinigt. Dies ist ein<br />

gewisses Risiko. Ich zahle durch die Zinsbindung<br />

derzeit wahrscheinlich etwas<br />

mehr, als ich es momentan müsste. Aber<br />

wir sind uns alle einig, dass wir das Ende der<br />

Fahnenstange noch nicht erreicht haben.<br />

Wer weiß, was noch passieren wird. Wenn<br />

ich die nächsten sieben Jahre fixieren kann,<br />

dann habe ich Sicherheit. Wir haben einen<br />

festen Baupreis, durch die Inflation steigende<br />

Mieteinnahmen und aber einen festen<br />

Zinssatz. Perfekt.<br />

Indexierung der Mieten: ein spannendes<br />

Thema. Sind Indexierungen durchsetzbar?<br />

Bondi de Antoni: Bisher hat es gut funktioniert.<br />

Bei den Mietverhandlungen spielen<br />

wir oft das Spiel, bei dem wir dem Kunden<br />

sagen: „Sie haben die Wahl. Entweder<br />

schließen wir jetzt auf Basis der aktuellen<br />

Bedingungen ab, und wenn Sie einziehen,<br />

fügen wir die Inflation oder den Index hinzu.<br />

Oder wir machen Ihnen jetzt ein Angebot,<br />

was wir in drei Jahren oder zweieinhalb<br />

Jahren verlangen, wenn Sie einziehen.“<br />

Bislang haben sich alle für die zweite Option<br />

entschieden. Es ist für uns ein gewisses Risiko<br />

dabei, aber letztendlich haben wir zum<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

111


Im Fokus<br />

Glück den Baupreis bereits vorher festgelegt.<br />

Das funktioniert.<br />

Wie geht es mit dem Innovation Hub<br />

weiter? Steht ein Verkauf im Raum?<br />

Bondi de Antoni: Wir sind dabei, den Innovation<br />

Hub an einen Endinvestor zu verkaufen.<br />

Woher kommen die Interessenten?<br />

Bondi de Antoni: Einer kommt aus den<br />

Niederlanden, einer aus Deutschland, einer<br />

aus England. Keiner aus Österreich.<br />

Was ich mir hierzulande wünschen würde,<br />

ist, dass die Menschen von ihrer negativen<br />

Grundeinstellung wegkommen. In den<br />

letzten anderthalb Jahren sind so viele Menschen<br />

in eine Art Pessimismus verfallen, als<br />

ob alles hoffnungslos sei und der Untergang<br />

naht. Ich finde, das ist unbegründet. Dies<br />

hat uns teilweise das Leben erschwert, da wir<br />

Leute aus diesem Gedankensumpf herausziehen<br />

müssen, damit sie wieder produktiv<br />

sind und Fortschritte erzielen können. Das<br />

beschäftigt uns momentan sehr. Dieses<br />

Phänomen gibt es in fast allen Bereichen.<br />

Es fehlt uns etwas an Aufbruchsstimmung,<br />

insbesondere in unserer Branche.<br />

Die Aufbruchsstimmung wird früher oder<br />

später zurückkehren.<br />

Bondi de Antoni: Ich bin überzeugt, einige<br />

bereiten sich auf schwierige Zeiten vor, um<br />

von ihren zu hohen Bewertungen herunterzukommen.<br />

Jetzt müssen sie jammern.<br />

Tatsächlich suchen sie nach einer Möglichkeit,<br />

ihre zu positive Bewertung zurückzunehmen,<br />

ohne ihr Gesicht zu verlieren. Sie<br />

müssen zuerst jammern, wie schlimm alles<br />

ist, und dann können sie sagen: „Ich bin auch<br />

nur ein Opfer. Ich habe diese Überbewertung<br />

nicht verursacht.“<br />

Wir haben das nie gemacht. Wir haben niemals<br />

aufgewertet. Ich verstehe es bei großen<br />

Konzernen, ich verstehe es bei Unternehmen,<br />

die nach IFRS bilanzieren. In gewissem<br />

Maße müssen sie das tun. Natürlich haben<br />

sie momentan teilweise mit Problemen zu<br />

kämpfen, das ist klar. Aber dennoch denke<br />

ich, dass es eine ganze Generation junger<br />

Entwickler und Developer ist, die eine solche<br />

Situation noch nie erlebt hat. Seit 1997 oder<br />

1998 ging es immer nur bergauf. Dann kam<br />

die Lehman-Krise und wir dachten: „Jetzt<br />

geht alles runter.“ Aber nein, es ging wieder<br />

bergauf. 2011, wieder bergauf. Dadurch<br />

sind viele Schönwettergötter entstanden,<br />

die Glück hatten – kaufen, verkaufen, drehen.<br />

Sie wurden von keinerlei Belastungen oder<br />

Schwierigkeiten beeinträchtigt. Diese Zeiten<br />

sind vorbei.<br />

Der Markt hat viele Fehler verziehen.<br />

Bondi de Antoni: Ja, der Markt hat viele Fehler<br />

verziehen. Einige Leute, vor allem im Wohnbereich,<br />

haben jedoch zu teuer eingekauft. Die<br />

haben aktuell ein Problem. Jetzt ist die Zeit<br />

für diejenigen gekommen, die Erfahrung und<br />

Routine haben.<br />

Aber nicht nur in der Finanzierung, auch<br />

beim Office gehen Sie neue Wege…<br />

Nemetschke: Mit der New Work Area „Flex<br />

Units” bieten wir ein innovatives All-In-<br />

Bürokonzept mit flexibler Laufzeit. Kein<br />

Desk-Sharing. Die Flex Units können – wie<br />

bereits der Name verrät – flexibel und ab drei<br />

Monaten gebucht werden. Die Flex Units im<br />

Innovation Hub sind unser Beitrag zu „New<br />

Work“, zur Förderung der Kommunikation,<br />

dem Wissensaustausch und dem teamorientierten<br />

Arbeiten.<br />

Auch in der Kommunikation mit den Mietern<br />

gehen wir neue Wege. Mit der eigenen<br />

von Pocket House realisierten TwentyOne-<br />

Quartiersapp sind die Mieter jederzeit über<br />

alle wichtigen Informationen zum Quartier<br />

„up to date“. Über die App können auch direkt<br />

Buchungen für die Besprechungsräume<br />

vorgenommen werden.<br />

Bondi de Antoni: Die Einheiten sind seit<br />

Anfang September buchbar. Die Nachfrage<br />

überrascht uns selbst. Ich bin überzeugt<br />

davon, dass Flex Units einer der Wege ist, die<br />

in neuen Bürogebäuden angeboten werden<br />

müssen. Man muss einen Teil der Flächen<br />

112 ImmoFokus


Und die Kosten…<br />

Nemetschke: …liegen bei 500 Euro netto<br />

pro Arbeitsplatz pro Monat. Alles inklusive:<br />

Internet, Strom, kostenlosen Zugang zu einem<br />

Drucker, Nutzung der Küche und der Gemeinschaftsbereiche<br />

sowie die normale Nutzung<br />

dieser Räume. Bis hin zum abschließbaren<br />

Kühlschrank. Wir haben einen Kühlschrank<br />

mit einzelnen Fächern, die zugeordnet sind,<br />

um Streitereien zu vermeiden.<br />

Christoph Nemetschke<br />

Christoph Nemetschke sammelte erste Erfahrungen in der<br />

Immobilienbranche bei Vasko & Partner, bevor er 2018 bei<br />

Bondi Consult an Bord kam. Im November 2021 avancierte<br />

Nemetschke zum Projektleiter vom TwentyOne.<br />

Einige Dinge müssen jedoch separat gebucht<br />

werden, wie die Cubes für Video Calls. Wir<br />

haben sowohl die klassischen, in die man sich<br />

reinstellt und telefonieren kann, als auch vier<br />

Boxen, die groß genug sind, um zu zweit eine<br />

Videokonferenz starten zu können.<br />

sehr flexibel anbieten können. Einer unserer<br />

neuen Mieter beispielsweise benötigt jetzt<br />

schon für einige Monate einen Raum für eine<br />

Projektgruppe. Er sagt: „Es ist großartig. Ich<br />

muss nicht nach draußen gehen. Ich muss<br />

nicht woanders suchen. Mein Projektteam<br />

sitzt im Haus drei Stockwerke unter mir.“<br />

Nemetschke: Wir haben uns absichtlich Zeit<br />

gelassen und ein etwas anderes Konzept<br />

gewählt als andere Co-Working-Situationen.<br />

Gemeinsam mit unserem Ausstatter Bene<br />

haben wir in vielen Sitzungen die Flex<br />

Units entwickelt. Der Weg war von einem<br />

klassischen Büro zu einer klassischen<br />

Co-Working-Ausstattung. Dann haben wir<br />

Themen identifiziert, die dazwischenliegen,<br />

und beschlossen, wie alles sein soll. Die<br />

Philosophie von Co-Working geht Richtung<br />

Hotel- oder Kaffeehaus-Feeling. Wir waren<br />

jedoch rasch überzeugt, dass es in Wirklichkeit<br />

ums Arbeiten geht, und das soll auch so<br />

bleiben. Co-Working soll nur einen gewissen<br />

Komfort bieten und liefern. Das sieht man<br />

an den vielen Gemeinschaftsbereichen, die<br />

nicht gemietet werden können, sondern<br />

allen frei zur Verfügung stehen.<br />

Nemetschke: Ein wesentlicher Unterschied<br />

ist, dass wir im Gegensatz zu anderen<br />

Anbietern die Schreibtische nicht einzeln<br />

und nicht tageweise vermieten. Personen,<br />

die schnell etwas erledigen wollen und<br />

einen Schreibtisch für ein, zwei Stunden<br />

brauchen, sind nicht unsere Zielgruppe.<br />

Unsere Zielgruppe sind in erster Linie<br />

Projektteams oder Projektgruppen, die<br />

Arbeiten zu erledigen haben. Da stehen<br />

auch andere Features im Mittelpunkt, wie<br />

zum Beispiel Zutrittsbeschränkungen und<br />

so weiter. Die technische Ausstattung spielt<br />

alle Stückeln. Wir haben darauf geachtet,<br />

dass alles mit „Plug and Play“ funktioniert.<br />

Wir haben Videoanlagen, große Displays und<br />

Fernseher. Man kann sofort Videokonferenzen<br />

und dergleichen durchführen – alles ist<br />

im Paketpreis inkludiert. Braucht man einen<br />

edleren Besprechungsraum, bucht man den<br />

Executive-Boardroom.<br />

Die Standard-Büroeinheiten haben vier<br />

Arbeitsplätze, es gibt aber auch welche mit<br />

zwei und einem, wenn ein größeres Team ein<br />

Einzelbüro benötigt. Wir haben auch zwei<br />

Projektarbeitsplätze, in einem Raum gibt es<br />

zehn und in einem anderen sieben Arbeitsplätze,<br />

an denen richtige Projektgruppen<br />

arbeiten können.<br />

Der zu buchende Mindestzeitraum?<br />

Nemetschke: Unsere Zielvorstellung wären<br />

drei Monate, aber wir sind im Einzelfall<br />

flexibel.<br />

Bondi de Antoni: Wir haben den Mitbewerb<br />

beobachtet und versucht, ein Paket zu kreieren,<br />

das ein bisschen von dem abweicht, was<br />

normalerweise angeboten wird. Wir haben<br />

auch mit vielen Experten gesprochen, die<br />

sich damit auskennen, und haben durchaus<br />

einiges an Lob bekommen. Und es wurde uns<br />

gesagt, wir seien großzügig. Das ist etwas, das<br />

uns von anderen unterscheidet. Im Vergleich<br />

dazu bieten Mitbewerber wesentlich weniger<br />

Fläche pro Arbeitsplatz. Wir haben bei TwentyOne<br />

bewusst auf Großzügigkeit Wert gelegt.<br />

Wir haben 75 Arbeitsplätze auf 1.500 Quadratmetern,<br />

das bedeutet etwa 25 Quadratmeter<br />

pro Arbeitsplatz. Das ist großzügig.<br />

Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

113<br />

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Im Fokus<br />

Wer WhatsApp beherrscht,<br />

beherrscht auch smino<br />

Intuitive Kollaborationslösung für die Baubranche. Christoph Degendorfer und Matthias Köck haben ambitionierte<br />

Ziele: „Wir wollen in Österreich Marktführer werden“.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

„smino“ wurde 2016 von Sandor Balogh<br />

und Silvio Beer in der Schweiz mit dem<br />

Ziel gegründet, der Baubranche ein<br />

digitales Werkzeug zur Bewältigung der<br />

aktuellen und zukünftigen Herausforderungen<br />

bereit zu stellen. Seit knapp<br />

einem Jahr ist smino nun auch in Österreich<br />

im Einsatz. Aber warum eigentlich?<br />

Christoph Degendorfer: smino wurde in der<br />

Schweiz gegründet und hat sich dort in den<br />

letzten Jahren sehr gut entwickelt. Da war es<br />

naheliegend, auch die anderen deutschsprachigen<br />

Märkte anzugehen. Der Markteintritt<br />

in Österreich erfolgte über die Übernahme<br />

von Bim Spot, einem von mir gegründeten<br />

BIM-Software-Unternehmen. Für alle<br />

Beteiligten war die Zusammenführung eine<br />

Win-Win-Situation.<br />

Matthias Köck: Es wurden zwei Welten<br />

zusammengeführt, die einander perfekt<br />

ergänzen.<br />

Projekte – in Spanien, den USA oder eben<br />

auch in Deutschland und Österreich.<br />

„In Österreich<br />

sehen wir ein<br />

riesen Potential<br />

für smino<br />

und möchten<br />

daher nun<br />

den Erfolg am<br />

Schweizer Markt<br />

duplizieren.“<br />

Was ist die große Herausforderung im<br />

österreichischen Markt?<br />

Matthias Köck: Eines vorweg: smino hat den<br />

Anspruch, sich international zu etablieren,<br />

und ist darauf angewiesen, außerhalb des<br />

Heimmarkts zu wachsen. Die Schweiz ist<br />

und bleibt der wichtigste Markt und bietet<br />

uns die Basis für die Expansion. Das ist nun<br />

in einem ersten Schritt der DACH-Raum.<br />

Als „Software-as-a-Service“-Anbieter haben<br />

wir technisch die Möglichkeiten, unsere<br />

Lösungen rasch zu skalieren und potenziell<br />

unbegrenzt vielen Kunden anzubieten.<br />

In der Schweiz kennt uns fast jeder. Kein<br />

Wunder – über 19.000 registrierte Unternehmen<br />

stehen auf unserer Kundenliste. In<br />

Österreich sind wir ins kalte Wasser gesprungen.<br />

Hier bauen wir eine Marke von null auf.<br />

Die größte Herausforderung ist, die Marke zu<br />

stärken, die ersten Kunden zu haben und die<br />

ersten Projekte zu realisieren.<br />

In der Schweiz wurden – wie ich der<br />

Homepage entnehmen konnte – bereits<br />

über 8.000 Projekte mit smino realisiert.<br />

Wurde die Schweiz zu klein?<br />

Degendorfer: Die meisten Projekte wurden<br />

bisher in der Schweiz umgesetzt, auch in der<br />

französischsprachigen Westschweiz sind<br />

wir aktiv. Es gibt aber auch internationale<br />

Christoph Degendorfer,<br />

smino<br />

Das heißt, die Software ist in unterschiedlichen<br />

Sprachen erhältlich?<br />

Degendorfer: Aktuell sind sieben Sprachversionen<br />

am Markt erhältlich.<br />

Wir wollen den Markt sukzessive mit einem<br />

gesunden Wachstum aufbauen, sodass wir in<br />

den nächsten Jahren den Status als Nummer-<br />

Eins-Plattform, den wir in der Schweiz<br />

haben, auch in Österreich hinbekommen.<br />

Degendorfer: Die größten Unterschiede in<br />

den Märkten liegen darin, dass wir in der<br />

Fotos: Richard Tanzer<br />

114 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

115


Im Fokus<br />

Matthias Köck<br />

Matthias Köck, Sales-Experte mit internationaler<br />

Erfahrung, absolvierte die Vienna Business<br />

School in Mödling und glänzte im Projektmanagement<br />

mit Kunden wie Intel und Sony.<br />

Vom Projektmanagement wechselte Matthias<br />

ins Sales Management einer Software Firma<br />

und ist seit September 2022 bei smino engagiert.<br />

Beim Wandern und Bergsteigen nimmt<br />

er sich die Zeit zum Nachdenken, beim Tennis<br />

gewinnt er nicht nur Punkte, sondern trainiert<br />

auch seine Konzentration und das Reisen bietet<br />

ihm Abwechslung.<br />

Schweiz schon sehr früh am Markt waren.<br />

Die Firma wurde 2016 gegründet – 2018 war<br />

der Markteintritt. Dementsprechend hatten<br />

wir fünf Jahre Zeit, die Marke aufzubauen. In<br />

Österreich sind schon Mitbewerber am Markt.<br />

Das ist aber auch gesund und gut für uns.<br />

Wie in der Schweiz sind auch in Österreich<br />

die Bauherren oder die Architekturbüros<br />

die Entscheidungsträger. In der Schweiz ist<br />

man risikofreudiger. In Österreich ist man<br />

Neuem gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.<br />

Österreichische Unternehmen setzen gerne auf<br />

etablierte Unternehmen – auf Unternehmen,<br />

die sie kennen.<br />

Man kann sagen, dass sich die charakteristischen<br />

Klischees, die man über Deutschland,<br />

Österreich und die Schweiz hat, bestätigen. Der<br />

Schweizer ist ein Pragmatiker, der eine Lösung<br />

gut findet und dann sofort reingeht. Er denkt<br />

vielleicht auch längerfristiger. Die Lösungen<br />

werden sehr oft vom ganzen Lebenszyklus her<br />

angeschaut und gedacht. In Deutschland sehen<br />

wir hingegen oft sehr intensive Evaluierungsprozesse,<br />

bei denen viele Lösungen durchleuchtet<br />

werden und sehr analytisch vorgegangen<br />

„Digitalisierung und<br />

Prozessoptimierung helfen, Zeit und<br />

Geld zu sparen.<br />

Und genau das bietet smino.“<br />

wird. Und Österreich würde ich in der Mitte<br />

zwischen den beiden Zugängen sehen.<br />

Wo liegen die gravierenden Unterschiede<br />

zu den bereits etablierten Systemen in<br />

Österreich oder Deutschland, wenn man<br />

es auf drei Punkte runterbrechen müsste?<br />

Degendorfer: Unsere Software ist im<br />

Gegensatz zu Speziallösungen, die einen<br />

Prozess oder eine Funktion abdecken, sehr<br />

breit aufgestellt. Mit smino ist die komplette<br />

Projektabwicklung möglich. Das ist sehr<br />

angenehm, weil ich mich nicht in fünf<br />

Lösungen einloggen muss und Silos habe,<br />

Matthias Köck,<br />

smino<br />

sondern eine durchgängige Lösung nutzen<br />

kann. Das ist der eine Punkt. Der zweite<br />

Punkt ist, dass unser Tool sehr einfach zu<br />

verwenden ist. Wir kratzen gerade an der<br />

Marke von 40.000 Usern – haben aber nur<br />

zwei Personen im Support sitzen, die den<br />

Usern Hilfestellungen geben. Allein dieses<br />

Verhältnis zeigt, wie einfach unsere Lösung<br />

zu bedienen ist. Das ist ein wesentlicher<br />

Faktor: Teams verändern sich. Mitglieder<br />

kommen und gehen. Das Onboarding ist sehr<br />

einfach und die Lösung selbsterklärend. Das<br />

sind die zwei Hauptpunkte. smino ist von<br />

Personen aus der Praxis entwickelt worden.<br />

116 ImmoFokus


Wir versuchen, die Prozesse so abzubilden,<br />

wie sie tatsächlich auf der Baustelle oder<br />

im Planungsbüro existieren. Wir haben<br />

Softwareentwickler, die früher Tragwerksplaner<br />

waren. Das ist bezeichnend dafür,<br />

wie wir die Software aus der Praxis heraus<br />

weiterentwickeln. Bedienen lässt sich smino<br />

über einen Browser als Cloud-Lösung und<br />

mit einer App. Das Einzige, was die Leute<br />

mitbringen müssen, ist der Wille, mit einem<br />

solchen Tool zu arbeiten.<br />

Wie sieht Ihre Bilanz nach knapp einem<br />

Jahr Markpräsenz in Österreich aus?<br />

Degendorfer: Wirklich präsent sind wir seit<br />

Jahresbeginn <strong>2023</strong>. Wir sehen den Markt<br />

positiv. Entgegen der jetzigen Marktsituation<br />

mit vielen Investmentstopps sehen wir,<br />

dass das Thema Digitalisierung nach wie<br />

vor, vielleicht aus einem Effizienzgedanken<br />

heraus, sehr stark ist.<br />

mit Kunden und potenziellen Neukunden,<br />

wie wichtig die Effizienz für Bauprojekte<br />

ist. Digitalisierung und Prozessoptimierung<br />

helfen, Zeit und Geld zu sparen. Und genau<br />

das bietet smino.<br />

Kann man das Einsparungspotential<br />

durch Effizienz beziffern?<br />

Degendorfer: Es sind ganz banale Dinge,<br />

bei denen die Effizienz steigt und denen<br />

die Leute die Veränderungen oftmals am<br />

eigenen Leib spüren. Wie lange brauche ich<br />

zum Beispiel, um ein Protokoll zu schreiben?<br />

Das mache ich jeden Tag, wenn ich in vielen<br />

Meetings sitze. Wenn wir dann argumen-<br />

Christoph Degendorfer<br />

Als leidenschaftlicher Architekt<br />

liebt es Christoph Degendorfer,<br />

Visionen Wirklichkeit werden zu<br />

lassen. Als Mitbegründer eines<br />

BIM-Beratungsbüros erkannte er<br />

das ungenutzte Potenzial von BIM<br />

und gründete bimspot, um diese<br />

Lücke zu schliessen. Die smino<br />

AG, Anbieterin der führenden<br />

Softwarelösung für Planungsund<br />

Bauprojekte in der Schweiz,<br />

übernahm 2022 bimspot und<br />

Christoph Degendorfer stiess zum<br />

Gründerteam mit Sandor Balogh<br />

und Silvio Beer hinzu.<br />

Köck: Unternehmen, vor allem aber auch die<br />

Kommunen und größeren Bauunternehmen,<br />

schauen aktuell sehr genau darauf, wie<br />

sie sich hinsichtlich der Digitalisierung<br />

weiterentwickeln können. Wie können sie<br />

Personalkosten sparen? Wie können sie<br />

ihre Effizienz steigern? Gerade jetzt ist der<br />

richtige Zeitpunkt, um im Unternehmen<br />

selbst zu schauen, wie man die Prozesse, die<br />

es derzeit gibt, verbessern kann. Wir treten<br />

genau richtig in den Markt ein, weil wir eine<br />

Lösung anbieten, die sich nicht auf einen<br />

Teilbereich spezialisiert hat, sondern das<br />

komplette Bauvorhaben von Leistungsphase<br />

eins bis neun durchgehend begleiten kann.<br />

Viele Unternehmen suchen so eine Lösung,<br />

mit der sie nur eine Software haben und nur<br />

eine Lizenz bezahlen. Sie brauchen nicht vier<br />

oder fünf verschiedene. Dadurch kann man<br />

Kosten sparen.<br />

Der Immobiliensektor und speziell die<br />

Baubranche stehen vor großen Herausforderungen.<br />

Insbesondere seit Anfang <strong>2023</strong><br />

erfahren wir in persönlichen Gesprächen<br />

Von Grunderwerbsteuer bis Immobilienfonds.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

117<br />

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Im Fokus<br />

Seien wir stolz darauf, was die Menschen in der<br />

Bau- und Immobilienbranche jeden Tag leisten!<br />

Bei all den Herausforderungen, die uns in einem<br />

Projekt begegnen und die in Zukunft noch auf uns<br />

zukommen, ist es wichtig, auch einen Blick auf<br />

die Erfolge und die herausragenden Gebäude zu<br />

werfen, die gerade in Planung und im Bau sind,<br />

oder bereits abgeschlossen und in Nutzung. Am<br />

Anfang jedes Projektes steht eine Idee, an der im<br />

Laufe der mehrjährigen Entwicklung oft hunderte<br />

an Profis mitarbeiten und zu der jeder seinen Teil<br />

beiträgt, um am Ende vor der realisierten Idee<br />

in Form des einzigartigen Gebäudes zu stehen.<br />

Darauf können wir bei aller Kritik und allen Problemen,<br />

die es naturgemäß gibt und immer geben<br />

wird, zwischendurch auch einmal stolz sein.<br />

Seien wir<br />

mutig!<br />

Am Anfang jedes Projektes,<br />

jeder Unternehmung<br />

und jeder Veränderung<br />

steht die Ungewissheit. Im<br />

Nachhinein ist immer alles<br />

klarer und man hätte vieles<br />

besser machen können.<br />

Was es braucht, ist Mut,<br />

um trotz Ungewissheit die<br />

ersten Schritte zu machen<br />

und darauf zu vertrauen,<br />

dass man das richtige<br />

Team hat, um die Herausforderungen<br />

zu meistern.<br />

Arbeiten wir<br />

zusammen!<br />

Wenn man sich die Anzahl<br />

an Projektbeteiligten<br />

ansieht, die es braucht, um<br />

ein Projekt zu realisieren,<br />

dann wird klar, wie zentral<br />

eine gute Zusammenarbeit<br />

ist. Wir sehen uns als Teil<br />

des Teams und freuen uns,<br />

wenn wir unseren Beitrag<br />

für den Erfolg leisten<br />

können. Einerseits durch<br />

unsere Lösungen – aber<br />

auch durch Hilfestellung<br />

und Austausch.<br />

118 ImmoFokus


tieren können, dass das Protokoll bereits bei<br />

Meeting-Ende fertig ist, sehen die Mitarbeiter<br />

die Vorteile sofort. Kein Protokoll-Schreiben<br />

am Abend, dafür pünktlich Feierabend. Das<br />

funktioniert sehr gut. Wie lange brauche ich,<br />

um Dinge abzustimmen oder Informationen<br />

zu suchen? Welche Fehler können passieren,<br />

wenn ich in PDF-Dokumenten etwas markiere<br />

und anmerke und sie dann verschicke? Diese<br />

Dinge sind über die Prozesse sehr gut erklärbar.<br />

Aber das Argument Nummer eins ist bei uns de<br />

facto die Zeit- und damit Geldeinsparung.<br />

Was unterscheidet smino von anderen<br />

BIM-Tools?<br />

Degendorfer: Der Unterschied zwischen<br />

BIM-Experten Software und smino ist, dass<br />

man für smino kein technisches Know-how<br />

benötigt. Wer WhatsApp bedienen kann, kann<br />

auch smino bedienen. Wenn ich mir allein das<br />

BIM-Vokabular ansehe, merke ich, dass ich<br />

nicht mitspielen kann, wenn ich nicht alle diese<br />

Begriffe kenne. Das ist für viele eine gewaltige<br />

Hürde, vor allem für ausführende Unternehmen<br />

oder kleine Planer. Aber wie gesagt: Wir<br />

haben uns mit smino das Ziel gesetzt, dass<br />

wir die Prozesse, die man schon kennt, digital<br />

abwickeln können – und das möglichst einfach.<br />

Bei Bim Spot haben wir uns auf das Informationsmanagement<br />

in BIM-Projekten fokussiert.<br />

Wenn man sich die Entwicklung von<br />

BIM über die letzten Jahre anschaut, ist BIM<br />

nach wie vor noch eine Nische. Nur drei bis<br />

fünf Prozent aller Projekte werden mit BIM<br />

realisiert. Information ist in BIM-Projekten<br />

wie auch bei smino eines der Kernelemente.<br />

Klingt nach minimalem Schulungsaufwand?<br />

Degendorfer: Das ist das Ziel. Natürlich<br />

braucht es seine Zeit, bis man mit dem<br />

Tool umgehen kann, und es braucht eine<br />

Anpassung an die gemeinsamen Prozesse.<br />

Was sind die nächsten Schritte? Wann<br />

sind Updates geplant?<br />

Köck: smino wird ständig weiterentwickelt.<br />

Aus der Sicht eines Softwareunternehmens<br />

ist es nicht mehr zeitgemäß, einmal im Jahr<br />

ein Update zu liefern. Wir veröffentlichen<br />

rund 1.000 Releases im Jahr. Kleinste<br />

Verbesserungen werden kontinuierlich<br />

veröffentlicht. Unser Ziel ist es, Kunden-<br />

Feedback schnell aufzunehmen, einzuarbeiten<br />

und zu releasen.<br />

smino AG<br />

smino wurde 2016 von Sandor<br />

Balogh und Silvio Beer mit dem<br />

Ziel gegründet, der Baubranche<br />

ein digitales Werkzeug zur Bewältigung<br />

der aktuellen und zukünftigen<br />

Herausforderungen bereit zu<br />

stellen. smino ist mit seiner seiner<br />

SaaS-Lösung Schweizer Marktführer.<br />

Das Tool zentralisiert Informationen<br />

auf einer webbasierten<br />

Plattform und vernetzt zeitgleich<br />

alle an einem Bauprojekt beteiligten<br />

Bauherren, Behörden, Planer,<br />

Architekten und Unternehmer.<br />

Seit 2022 ist smino auch in Österreich<br />

und Deutschland vertreten.<br />

Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.<br />

Einfach Steuerberatung vom Feinsten.<br />

14 x in Österreich<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

119<br />

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Zum Autor<br />

Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />

Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />

30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />

Marktanalysen und Projekten.<br />

Wecken Großraumbüros<br />

den Wunsch nach Home-Office?<br />

Kommentar: Andreas Kreutzer<br />

Nun holen also auch US-amerikanische IT-Unternehmen ihre Beschäftigten<br />

ins Büro zurück. Nach Medienberichten fordern unter anderen<br />

Apple, Amazon, Google und Zoom wieder eine höhere Präsenz<br />

am Arbeitsplatz im Büro. Von zumindest drei Bürotagen oder mehr<br />

ist die Rede. Dieser Schritt war zu erwarten. Selbstgewähltes Home-<br />

Office mag für die Beschäftigten eine feine Sache sein. Aus Unternehmenssicht<br />

sollte es aber nur selektiv zum Einsatz kommen. Wird die<br />

Arbeit von einem erheblichen Teil der Belegschaft zum überwiegenden<br />

Teil „remote“ erledigt, wirkt sich das langfristig negativ aus: auf<br />

das Unternehmensklima, die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten<br />

und vor allem auf die Arbeitsproduktivität. Denn zuhause sind die<br />

Ablenkungen groß. Hausarbeit oder andere private Angelegenheiten<br />

können „nebenbei“ erledigt werden. Die Pausen können leicht länger<br />

ausfallen als im Büro. Nicht jeder Mitarbeiter hat die Disziplin, sich<br />

acht Stunden lang nur auf die Arbeit zu konzentrieren. Zudem ist die<br />

Anzahl der Wohnungen mit eigenem Heimbüro überschaubar. Rund<br />

die Hälfte der Arbeitnehmer bewohnt eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus,<br />

in Wien sind es mehr als 90 Prozent. Im Durchschnitt<br />

ist eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus 79 Quadratmeter groß,<br />

drei Viertel der Wohnungenhaben höchstens drei Zimmer. In der<br />

Hälfte aller Drei-Zimmer-Wohnungen leben drei oder mehr Personen.<br />

Großraumbüro: Hohe Flächenrentabilität<br />

Nichtsdestotrotz werden immer wieder Studien publiziert, die dem<br />

Homeoffice eine im Vergleich zum Büroarbeitsplatz höhere Arbeitsproduktivität<br />

attestieren. Abgesehen davon, dass es sich dabei in der Regel<br />

um Selbsteinschätzung der im Home-Office arbeitenden Beschäftigten<br />

handelt, könnte das in Einzelfällen durchaus zutreffen. Denn in den<br />

letzten Jahrzehnten gewann das Großraumbüro massiv an Bedeutung.<br />

Großraumbüros sind hinsichtlich der Flächenrentabilität zweifelsohne<br />

ein Gewinn. Auch kommunikationstechnisch haben sie auf den ersten<br />

Blick einen Vorteil. Bei genauer Betrachtung können aber die damit<br />

verbundene, konstante Geräuschkulisse und die Eliminierung der Intimität<br />

eines räumlich überschaubaren Arbeitsplatzes zu Einbußen bei<br />

der Arbeitsproduktivität führen. In diesen Fällen finden die Beschäftigten<br />

möglicherweise in der Tat zuhause jene Ruhe für ein konzentriertes<br />

Arbeiten, die ihnen ein Großraumbüro verwehrt. Und Raucher müssen<br />

für den Tabakkonsum den Arbeitsplatz nicht verlassen.<br />

Es könnte also durchaus sein, dass der bei vielen Beschäftigten starke<br />

Wunsch nach Home-Office nicht allein der Work-Life-Balance geschuldet<br />

ist. Homeoffice könnte auch das Bedürfnis nach unbehelligtem<br />

Arbeiten erfüllen. Nach Arbeitsbedingungen, wie es sie früher<br />

gab, als man in Einzelbüros allein oder zu zweit seinen Beitrag zum<br />

Unternehmenserfolg leistete.<br />

Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock<br />

120 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Stefan Wernhart startete 2006 bei EHL und ist seit 2018 Geschäftsführer der<br />

EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Er ist für die Bereiche Office, Retail, Asset Management<br />

und Market Research verantwortlich. Seit über 15 Jahren befasst er<br />

sich intensiv mit Entwicklungen und Trends am Wiener Büroimmobilienmarkt.<br />

Neue Arbeitsformen und moderne Bürowelten<br />

Kommentar: Stefan Wernhart<br />

Foto: Adobe Stock<br />

Erste „New World of Work“-Tendenzen begleiten den Wiener Büromarkt<br />

bereits seit über zehn Jahren. Als erstes namhaftes Beispiel einer<br />

großflächigen Umsetzung kann der Erste Campus am Hauptbahnhof<br />

genannt werden, der 2016 zur Fertigstellung gelangte.<br />

Vor rund drei Jahren hat die weltweite Corona-Pandemie einen Innovations-<br />

und Qualitätsschub ausgelöst, der den Büromarkt nachhaltig<br />

prägte. In vielen Branchen hat sich Remote-Working zu einer beruflichen<br />

Selbstverständlichkeit etabliert und vielerorts wurden Arbeitsmodelle<br />

zur Kombination von Home-Office und bürobasiertem<br />

Arbeiten implementiert. Viele Unternehmen passten ihre<br />

Bürokonzepte an die zeitgemäßen Anforderungen<br />

einer flexiblen Arbeitswelt an.<br />

Firmensitz - gebaute<br />

Unternehmenskultur<br />

Durch die aktuellen ESG-Vorgaben<br />

und die EU-Taxonomie sowie den<br />

in vielen Branchen vorherrschenden<br />

Personalmangel hat diese Entwicklung<br />

einen zusätzlichen Turbo<br />

erhalten. Ein attraktiver Firmensitz<br />

als gebaute Unternehmenskultur<br />

spielt in der Bindung und Gewinnung<br />

qualifizierter Mitarbeiter eine bedeutende<br />

Rolle. Der überwiegende Anteil der Übersiedlungen<br />

geht daher aktuell mit einer umfassenden Überarbeitung<br />

der firmenbezogenen Bürowelten einher. Dieser Trend wird auch in den<br />

kommenden Jahren anhalten.<br />

Büroräumlichkeiten werden zunehmend individueller, wohnlicher<br />

und nachhaltiger. Arbeitgeber gehen heute stärker als bisher auf die<br />

Wünsche ihrer Mitarbeiter ein und auch die Büroflächen selbst werden<br />

wesentlich mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ausgerichtet.<br />

Die Vereinbarkeit des Berufs- und Privatlebens ist oftmals sehr stark in<br />

den Fokus gerückt und viele Unternehmen ermöglichen flexiblere Arbeitszeitmodelle,<br />

um dieser Veränderung in ihrer Unternehmenskultur<br />

Platz zu geben.<br />

Nachhaltigkeit und Qualität im Fokus<br />

Nachhaltigkeit und Qualitätsoptimierung<br />

stehen ebenfalls mehr denn je im Fokus<br />

und werden zu entscheidenden Anmietungsfaktoren,<br />

wie wir bei der EHL im<br />

Zuge von Standortgesuchen beobachten<br />

können. Projektentwickler<br />

konzentrieren sich aufgrund der<br />

neuen ESG-Richtlinien noch<br />

stärker auf die Errichtung qualitativ<br />

hochwertiger, architektonisch<br />

moderner und vor allem<br />

nachhaltiger Immobilien. So<br />

gelangen heuer zum Beispiel<br />

die modernen Neubauten VIO<br />

Plaza (circa 22.000 Quadratmeter)<br />

und Muthgasse 109A (circa<br />

3.300 Quadratmeter) sowie das<br />

markante Refurbishment „Urban<br />

Garden“ im myhive am Wienerberg<br />

(circa 15.000 Quadratmeter) zur Fertigstellung. Diese Projekte legen<br />

besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Innovation. Sie bieten<br />

zukünftigen Nutzern die Möglichkeit, flexible, innovative und energieoptimierte<br />

Bürokonzepte an Standorten mit perfekter Infrastruktur zu<br />

realisieren. Der Trend zu „Qualität statt Quantität“ rückt immer stärker<br />

in den Mittelpunkt und wird auf dem Wiener Büromarkt somit auch<br />

weiterhin für einige Dynamik sorgen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

121


Zum Autor<br />

Jenni Wenkel ist Mitglied des Vorstandes der Union Investment<br />

Real Estate Austria AG und hier für das Investment<br />

Management verantwortlich. Zuvor war sie 13 Jahre für den<br />

Erste Bank Konzern tätig. Frau Wenkel ist darüber hinaus<br />

Vorstandsvorsitzende der RICS in Österreich.<br />

„Wir sehen eine Zweiteilung des Markts“<br />

Kommentar: Jenni Wenkel<br />

Das zunehmende Arbeiten im Home-Office, steigende Energiekosten,<br />

die anziehende Klimaschutzregulierung und der Fachkräftemangel<br />

drängen Unternehmen zur Anpassung ihrer Büroflächen. Was<br />

bedeutet das für die Büroimmobilienmärkte?<br />

Der Büroimmobilienmarkt ist derzeit sicherlich das Segment, das am<br />

stärksten mit einer Kombination aus konjunkturellem und strukturellem<br />

Gegenwind konfrontiert ist. Wir beobachten insbesondere<br />

eine zunehmende Zweiteilung des Markts: Das Segment der qualitativ<br />

hochwertigen Büroimmobilien weist eine hohe Stabilität auf, während<br />

Objekte in schlechteren Lagen und mit Modernisierungsbedarf<br />

zunehmend weniger nachgefragt werden.<br />

Die Bedingungen auf den<br />

einzelnen Märkten und<br />

Teilmärkten sind sehr<br />

unterschiedlich. Fest<br />

steht aber: Home-Office<br />

ist inzwischen ein fester<br />

Bestandteil der Arbeitswelt.<br />

Was genau<br />

das für die jeweiligen<br />

Büroimmobilienmärkte<br />

bedeutet, ist<br />

allerdings nicht ganz<br />

so eindeutig. Wie viel<br />

Bürofläche Unternehmen künftig benötigen, wird derzeit viel diskutiert.<br />

Das Büro wird aber auf jeden Fall weiterhin seine Bedeutung haben.<br />

Es ist zu Repräsentationszwecken, zum Austausch innerhalb der<br />

Organisation oder als Visitenkarte im „War for Talents“ unabdingbar.<br />

Um hochqualifiziertes Personal zu binden und aus dem Home-Office<br />

ins Büro zu locken, sind flexible und nachhaltige Flächen in nachgefragten<br />

zentralen Lagen ein wichtiger Faktor. Bei diesen Top-Gebäuden<br />

sind Nutzer auch nach wie vor bereit, die entsprechenden Mieten<br />

zu zahlen. Eher günstige, abgelegene Büros werden indes immer öfter<br />

abgestoßen, um hochwertige Flächen in zentralen A-Lagen zu mieten.<br />

Preisanpassungen und eine schwierigere Vermietbarkeit sind darum<br />

vor allem außerhalb des Spitzensegments und bei Immobilien mit<br />

Modernisierungsbedarf zu beobachten.<br />

Werden in Summe nicht dennoch<br />

langfristig weniger<br />

Büroflächen benötigt? Wenn<br />

Mitarbeitende mehr von zu<br />

Hause aus arbeiten, gibt<br />

es zwar weniger Bedarf an<br />

Büros mit Schreibtischen,<br />

dafür aber an Flächen, an<br />

denen man sich treffen<br />

und austauschen kann.<br />

Und selbst wenn in<br />

Unternehmen künftig<br />

beispielsweise nur noch<br />

drei Anwesenheitstage pro<br />

Woche gefordert werden, dann aber jeweils das komplette Team an<br />

mindestens einem Tag anwesend sein soll, sind die Einsparmöglichkeiten<br />

an Bürofläche sehr überschaubar, auch wenn es natürlich branchen-<br />

und marktspezifische Unterschiede gibt.<br />

Ganz grundsätzlich ist die Möglichkeit für Unternehmen, über diesen<br />

Weg Kosten zu sparen, gering: Bürokosten machen nur fünf bis zehn<br />

Prozent der Gesamtkosten eines Beschäftigten aus. Laut Studien wird<br />

die Zahl der Bürobeschäftigten in den Metropolen zudem künftig im<br />

Schnitt um rund ein Prozent pro Jahr wachsen. Es müssen also tendenziell<br />

eher mehr Personen untergebracht werden als zuvor.<br />

Fotos: Adobe Stock, Stanislav Jenis<br />

122 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Nadja Pröwer ist Prokuristin und Senior Director bei der CBRE<br />

Vienna, Vizepräsidentin der ÖGNI und Vorstandsmitglied im<br />

Salon Real<br />

New Office – Next Level<br />

Kommentar: Nadja Pröwer<br />

Spätestens seit der Coronapandemie ist das Thema „New Work“ in aller<br />

Munde. Das Büro der Vergangenheit hat ausgedient. Heute ist es ein<br />

Ort der Kommunikation und Identifikation. Räume werden so gestaltet,<br />

dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entfalten können; gut<br />

durchdachte Designkonzepte mit Fokus auf den Menschen. Räume, die<br />

so vielfältig sind wie auch unsere tägliche Arbeit. Räume zum Konzentrieren,<br />

Kommunizieren, und Begegnungszonen.<br />

„Office of the Year“: Prämierung Ende September<br />

Dass diese Gestaltungsgrundsätze in Österreich angekommen sind,<br />

zeigen die vielen inspirierenden Einreichungen für das von CBRE auch<br />

heuer wieder ausgelobte „Office of the Year“. Die Bewertungen sind<br />

bereits abgeschlossen und die Prämierung findet Ende September statt.<br />

Können wir uns also zurücklehnen in unseren gemütlichen Designer-<br />

Lounge-Möbeln und die Füße hochlegen?<br />

Ja klar! Aber wir sollten uns dabei fragen, woher eigentlich die Möbel<br />

kommen und was mit ihnen geschieht, wenn wir sie nicht mehr<br />

brauchen. Und was ist mit den Wänden, Doppelböden, Teppichen<br />

und Leuchten? Welche Auswirkung hat ein Büroausbau auf den CO2-<br />

Fußabdruck? Wie viel CO2 steckt in einem Produkt und unter welchen<br />

sozialen Bedingungen wurde es erzeugt? Wie gesund sind die Materialien<br />

für die Nutzer? Und wie viel Abfall entsteht, wenn wir wieder ausziehen?<br />

Was können wir in unserem nächsten Büro wiederverwenden?<br />

Auf all diese Fragen brauchen wir bald Antworten.<br />

Forderung nach Materialpass<br />

Anfang <strong>2023</strong> wurden die verbleibenden vier Umweltziele der EU-Taxonomie-Verordnung<br />

veröffentlicht. Darunter auch das Ziel „Übergang zur<br />

Kreislaufwirtschaft“. Bald wird darüber zu berichten sein, ob bei Renovierungen<br />

bestehender Gebäude mindestens 70 Prozent des ungefährlichen<br />

Abbruches einer Wiederverwendung oder einem Recycling zugeführt<br />

werden. Das Treibhauspotenzial (GWP) entlang des Lebenszyklus ist zu<br />

kalkulieren und auszuweisen. Es sind Um- und Rückbaukonzepte zu erstellen,<br />

wobei der Fokus auf zerstörungsfreier Demontierbarkeit liegt. 50<br />

Prozent des Bestandes sollten erhalten werden. Die eingesetzten Baumaterialien<br />

müssen zu genau definierten Prozentsätzen aus Sekundärrohstoffen<br />

bestehen. Und ein Materialpass wird gefordert – ein elektronisches<br />

Dokument, in dem die Umwelt-Produktdeklarationen ersichtlich sind.<br />

Höchste Zeit also, unsere Bau- und Ausstattungsbeschreibungen zu prüfen<br />

und unsere (BIM-)Datenbanken mit den entsprechenden Informationen<br />

zu füttern.<br />

Mehr Informationen zu Kreislaufwirtschaft in Österreich finden Sie in<br />

dem ÖGNI-Positionspapier „Kreislaufwirtschaft – Stop talking, start acting“<br />

auf der ÖGNI-Website unter Medien-Publikationen.<br />

Fotos: Adobe Stock, Stanislav Jenis<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

123


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<strong>Ausgabe</strong> 03|<strong>2023</strong> 125<br />

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Zum Autor<br />

Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />

Österreich, Lektor an der TU Wien und FH<br />

Wien.<br />

Beton<br />

Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />

Meinen aktuellen Beitrag schicke ich Ihnen mitten aus den Nachhaltigkeitstagen<br />

im Burgenland, den „Illmitzer Gesprächen“, ins Leben<br />

gerufen von unserem geschätzten Kollegen Thomas Malloth.<br />

Während ich mit offenen Augen und Ohren Experten aus allen Bereichen<br />

lauschen darf, wie massiv und trostlos unser schönes Land in den<br />

Klimawandel schlittert, während ich engagierten Brandreden zu mehr<br />

Klimaschutz in Österreich folge, während mir das Schaudern über den<br />

Rücken läuft, beim Gedanken, dass unsere Natur schon jetzt und nicht<br />

in Zukunft nicht mehr die ist, die wir kennen, werde ich gleichzeitig<br />

zum traurigen Zeitzeugen von Unfassbarem.<br />

Ja, natürlich meine ich damit auch den voranschreitenden Klimawandel.<br />

Aber viel schlimmer ist für mich die vom Vorwahlkampf<br />

getriebene Populärpolitik unserer Regierenden in einer Zeit, in der<br />

wir ehrliche, unpopuläre Politik dringender brauchen denn je zuvor<br />

in unserer Republik.<br />

Gedeckelte Mieten, lieber Leserinnen und Leser, werden also zukünftig<br />

weiter gedeckelt. Altbauten, die den wohl höchsten Sanierungsbedarf<br />

haben, können also weiterhin vor sich hinschlummern, denn eine Instandsetzung<br />

ist nicht mehr finanziell zu schaffen.<br />

Beliebteste Sündenböcke: Drittstaatsangehörige<br />

Die beliebtesten Sündenböcke nach unserer Branche – ja, ich spreche<br />

dieses heiße Eisen jetzt bewusst an, Immohaie hier, Ausländer<br />

da – sind Drittstaatsangehörige, also alle Ausländer, die nicht aus<br />

der EU kommen. Menschen, die mittlerweile mehrheitlich die Niedrigstlohnjobs<br />

in unserem Land stemmen, werden zukünftig weiter<br />

von sozialem, günstigem Wohnraum ausgeschlossen und als Hauptkundinnen<br />

und Hauptkunden in den privaten Wohnungsmarkt<br />

umgeleitet. Schon jetzt wohnen mehr als 55 Prozent der Menschen<br />

mit wenig bis keinem Einkommen privat und damit in Relation zu<br />

ihren Gehältern gesehen viel zu teuer, die Wohnbeihilfenreformen,<br />

die jetzt im Eilzugstempo vor der Wahl von Land und Bund durch-<br />

Unser Land versinkt<br />

Während unser Land versinkt, und das nicht nur im Starkregen,<br />

sondern in immer wieder aufkeimenden neuen Korruptionsvorwürfen<br />

– von all den Missständen, die jeder Einzelne<br />

vermutet und verspürt, einmal ganz abgesehen –, während<br />

unser Land also wie nie zuvor in der zweiten Republik<br />

regelrecht moralisch „Land unter“ geht, werden<br />

populärpolitische Maßnahmen verkündet, nicht um<br />

zu verändern, sondern um politische Macht wirklich<br />

um jeden Preis einzuzementieren.<br />

Wer mir nicht glaubt, muss nur einmal die Kommentare<br />

in den Medien unter den Schlagzeilen<br />

lesen. Ich bin nicht der Einzige, dem es mittlerweile<br />

überkocht.<br />

Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />

126 ImmoFokus


| BA12-21G |<br />

gepeitscht werden, schließen diese schwächsten Gruppen aber<br />

erneut geschickt aus.<br />

Unter Bodenschutz verstehen alle – Länder wie Bund – derzeit<br />

keinen Baustopp auf grüner Wiese zum Beispiel für gemeinnützige<br />

Riesenhitzestaubauprojekte, sondern vielmehr die Entsiegelung<br />

wertvoller optionaler Wohnbauflächen und begrünte<br />

Straßenbahnhüttendächer oder Mikroparks in der Stadt – damit<br />

man Flächen für die Ersatzpflanzungen der zu Tausenden gerodeten<br />

Bäume übrig hat.<br />

Straßenseitige Balkone, der möglicherweise einzige Luft- und<br />

Lichtpunkt für alte Bestandsbewohner im innerstädtischen<br />

Raum, werden dafür still und heimlich gestrichen.<br />

Ich koche – nicht mehr wegen der unsäglichen Hitzewelle dieses<br />

Sommers, sondern weil ich in all meinen Jahren als aktiver<br />

Bürger noch nie eine derart maßlose Vorgehensweise der um<br />

Stimmen kämpfenden Parteien miterlebt habe.<br />

Gefragt: Taten nicht Schlagworte<br />

Wir brauchen keine Schlagworte mehr, sondern Taten: sanierungsfreundliche<br />

rechtliche Rahmenbedingungen, eine faire Vergabe<br />

von sozialem Wohnbau streng nach Einkommen gestaffelt<br />

und nicht nach Herkunft, innerstädtische Nachverdichtung und<br />

intelligente und rasch umsetzbare Begrünung.<br />

Aber es kommt nichts, es kommen nur Worthülsen.<br />

Gestern konnte ich einem Vortrag der Nummer-1-Klimakleberin<br />

des Landes, Martha Krumpeck, zuhören. Ich war ehrlich gesagt<br />

nicht nur über ihre Körpergröße (Frau Krumpeck ist fast so groß<br />

wie ich, nämlich 190 Zentimeter) überrascht. Allen, die mir in meinen<br />

Überzeugungen und auch in diesem Kommentar zustimmen,<br />

kann ich nämlich sagen, dass uns von Frau Krumpeck nicht so viel<br />

trennt wie viele vermuten.<br />

Uns allen reicht es und keiner weiß sich dazu zu helfen, wie das<br />

Ruder endlich zielführend herumgerissen werden könnte.<br />

Martha Krumpeck klebt sich fest – ich hingegen finde, wir müssen<br />

uns gemeinsam und laut bewegen.<br />

Schnell zur effizienten<br />

Lichtlösung: mit TwinCAT 3<br />

Lighting Solution<br />

Die TwinCAT 3 Lighting Solution:<br />

über Excel konfigurierbar, voll HTML- und webfähig,<br />

dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar<br />

vereinfacht alle Arbeitsschritte von Engineering bis Wartung<br />

integriert alle typischen Lichtregelungen<br />

unbegrenzte Anzahl der DALI-2-Linien<br />

schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und<br />

Erweiterungen direkt im Betrieb<br />

DALI-2-Linien unabhängige Gruppierungen<br />

Scannen und alles<br />

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7-Zoll-Multitouch-Panel, Buskoppler, I/Os und<br />

TwinCAT 3 Lighting Solution.<br />

Einen schönen Start in den Herbst!<br />

<strong>Ausgabe</strong> 03|<strong>2023</strong><br />

127


Zum Autor<br />

Sabina Berloffa ist CEO der BSC Strategy Consulting<br />

Gmbh und Mitglied im Salon Real<br />

Die Zukunft des Immobilienunternehmens:<br />

Kundenorientierung und digitale Prozesse im Fokus<br />

Kommentar: Sabina Berloffa<br />

Die Immobilienbranche ist im Umbruch. Bestellerprinzip, Hochzinsphase,<br />

KIM-Verordnung, Wirtschaftskrise – wir alle kennen diese<br />

Schlagworte und auch die damit verbundenen Hürden. Wie in anderen<br />

Branchen auch gilt es, sich in Phasen des Umbruchs anzupassen<br />

und die eigenen Prozesse den Umständen entsprechend zu adaptieren.<br />

Eine Kombination aus absoluter Kundenorientierung, Value-Fokussierung<br />

und digitalen Prozessen wird sich dabei für alle serviceorientierten<br />

Immobilienunternehmen als Schlüssel zur Gestaltung des<br />

Unternehmens der Zukunft erweisen. Die Beweggründe dafür sind:<br />

1. Verbesserte Kundenerfahrung:<br />

In der Immobilienbranche dreht sich alles um Kunden und ihre Bedürfnisse.<br />

„Customer Centricity“ bedeutet, diese Bedürfnisse zu verstehen<br />

und zu erfüllen. Digitale Prozesse ermöglichen eine personalisierte<br />

Kommunikation sowie personalisierte Dienstleistungen. Durch<br />

den Einsatz von Technologien und Applikationen wie CRMS, KI und<br />

Datenanalysen können Immobilienunternehmen das Verhalten und<br />

die Vorlieben ihrer Kunden besser verstehen. Dies resultiert in der<br />

Folge in auf Markt und Zielgruppe angepassten Lösungen, die Kunden<br />

in den Mittelpunkt stellen und die Kundenzufriedenheit steigern.<br />

2. Effiziente Abläufe und Zeitersparnis:<br />

Die Digitalisierung bringt Effizienz in die Geschäftsprozesse. So können<br />

zum Beispiel im Bereich Vermietung und Verwaltung automatisierte<br />

Prozesse viel Zeit sparen. Aber auch in den Bereichen Verkauf<br />

und Kundenakquisition sowie im (Social-Media-)Marketing profitieren<br />

Kunden von schnelleren Reaktionszeiten, einem reibungsloseren<br />

Ablauf und einem professionellen vertrauensaufbauenden Auftritt.<br />

3. Wettbewerbsvorteil und Zukunftssicherheit:<br />

Unternehmen, die sich auf Kundenorientierung und digitale Prozesse<br />

konzentrieren, sind besser gerüstet, um in der sich schnell verändernden<br />

Geschäftswelt zu bestehen. Kombiniert mit einem soliden Werte-<br />

Versprechen (Value-Fokussierung) sind für sie innovative Lösungen<br />

einfacher und schneller umsetzbar. Sie können auch flexibler auf<br />

Marktveränderungen reagieren. Ein solides Werteversprechen bedeutet,<br />

dass jene Werte im Unternehmen verankert sind, welche von<br />

Kunden als Wettbewerbsvorteil identifiziert werden. Kunden schätzen<br />

zudem Unternehmen, die mit der Zeit gehen und modernste Technologien<br />

nutzen, um ihre Anforderungen zu erfüllen. Dieserart wird<br />

die Position des Unternehmens als Vorreiter in der Branche gefestigt.<br />

Fotos: Maximilian Salzer, Adobe Stock<br />

128 ImmoFokus


ADVERTORIAL<br />

Die „Timber Family“ wächst<br />

und wächst<br />

LeopoldQuartier, Wien:<br />

Europas erstes<br />

Stadtquartier in reiner<br />

Holz-Hybrid-Bauweise:<br />

Greenbuilding. UBM Development setzt kompromisslos auf Holzbauprojekte.<br />

Mehr als eine Viertelmillion Quadratmeter sind schon in der Pipeline.<br />

© SQUAREBITES, SACKER ARCHITEKTEN<br />

Die erste Etappe ist geschafft. Ende März<br />

unterzeichnete Universal Investment<br />

den Mietvertrag über knapp 10.000<br />

Quadratmeter Bürofläche im Timber Pioneer,<br />

Frankfurts erstem Bürogebäude in Holz-Hybrid-Bauweise.<br />

„Der Timber Pioneer erfüllt als<br />

Holz-Hybrid-Gebäude höchste Nachhaltigkeitskriterien<br />

und passt deswegen perfekt zu unserer<br />

klaren Nachhaltigkeitsstrategie“, begründet<br />

Universal Investment-CEO Michael Reinhard die<br />

Entscheidung für die von UBM Development entwickelte<br />

Immobilie.<br />

UBM-CEO Thomas G. Winkler ergänzt: „Der<br />

Vertrag mit Universal Investment beweist, dass<br />

wir mit unserer Strategie und dem absoluten<br />

Fokus auf Holzbauprojekte goldrichtig liegen,<br />

ökologisch wie ökonomisch.“<br />

Timber Peak. In Mainz wächst<br />

der höchste Holz-Hybrid-Bau<br />

von Rheinland-Pfalz.<br />

Dabei ist der achtgeschossige Timber Pioneer<br />

bloß der erste Spross einer ganzen „Timber<br />

Family“. Bis Ende nächsten Jahres werden in<br />

München, Mainz, Düsseldorf und Prag die Fundamente<br />

für fünf weitere Familienmitglieder gelegt<br />

– Timber Factory, Timber Peak, Timber View,<br />

Timber Port und Timber Praha. Zusätzlich zur<br />

„Timber Family“ hat UBM sechs weitere Holzbauprojekte<br />

in der Pipeline, wovon mit dem am<br />

Wiener Donaukanal gelegenen „LeopoldQuartier“<br />

mit über 75.000 Quadratmeter Geschossfläche<br />

sogar Europas erstesStadtquartier in reiner<br />

Holz-Hybrid-Bauweise entsteht. In Summe entwickelt<br />

UBM derzeit mehr als eine Viertelmillion<br />

Quadratmeter in Holz, exakt 265.400 Quadratmeter,<br />

etwas mehr als die Hälfte in der Assetklasse<br />

Büro, den Rest in Wohnen. „Wir wollen der<br />

führende Entwickler von Holzbauprojekten in<br />

Europa werden“, so Winkler.<br />

Klarer Fokus<br />

Die kompromisslose Fokussierung auf den Holzbau<br />

ist eine logische Konsequenz<br />

der mit „green. smart. and more.“ festgeschriebenen<br />

Konzernstrategie, die auf die Entwicklung<br />

nachhaltiger, intelligenter und ästhetisch<br />

anspruchsvoller Immobilien abzielt. Gegenüber<br />

der bisher konventionellen Bauweise hat der<br />

Holzbau drei wesentliche Vorteile:<br />

1. Sechs Prozent der weltweit anfallenden<br />

Kohlenstoffdioxid-Emissionen werden bei der<br />

Errichtung von Hochbauten verursacht. Durch<br />

die Verwendung von Holz als Baumaterial können<br />

theoretisch bis zu zwei Milliarden Tonnen<br />

jährlich vermieden werden. Denn während bei<br />

der Produktion von Beton und Stahl gewaltige<br />

Mengen an CO2 emittiert werden, speichert Holz<br />

im Gegenzug CO2 . Konkret bunkert ein Kubikmeter<br />

Holz langfristig eine Tonne CO2 . Am Beispiel<br />

des Timber Pioneer sind das stattliche 1.800<br />

Tonnen, das entspricht ungefähr den jährlichen<br />

CO2 -Emissionen eines 250-Einwohner-Dorfes.<br />

2. Der Ingenieurholzbau ist effizient und<br />

damit kostengünstig. Ein Großteil der Arbeit,<br />

nämlich die Produktion der Holzelemente (Decken,<br />

Wände oder gar ganzer Zimmer), passiert<br />

in einer Fabrik. Auf dem Baugrundstück wird nur<br />

noch montiert. Das geht nicht nur wesentlich<br />

schneller, leiser, sicherer und sauberer als auf einer<br />

herkömmlichen Baustelle, sondern aufgrund<br />

der systematisierten modularen Vorproduktion<br />

auch deutlich billiger. „Das revolutioniert die Art<br />

des Bauens, weil ein großer Teil der Bautätigkeit<br />

von der Baustelle in die Fabrik verlagert wird“,<br />

erklärt Winkler, „die entsprechenden Effizienzgewinne<br />

sind durchaus vergleichbar mit jenen in<br />

der Automobilindustrie und Henry Ford vor 110<br />

Jahren.“<br />

3. Holzbauprojekte ermöglichen sowohl beim<br />

Verkauf als auch bei der Vermietung höhere Erlöse.<br />

Denn EU-Taxonomie und ESG lenken die internationalen<br />

Finanzströme massiv und unumkehrbar<br />

zu grünen Unternehmen und Projekten,<br />

vondenen aktuell zu wenige begonnen werden.<br />

Ohne entsprechende Grün-Zertifizierungen<br />

sinken Verwertbarkeit sowie Rentabilität von<br />

Immobilien.<br />

Es scheint, als ob UBM auf dem Holzweg ist.<br />

Und das ist in diesem Fall gut so. Denn es ist der<br />

richtige (Holz)weg.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

129


Advertorial<br />

Karl von Habsburg eröffnet<br />

ersten Immobilien<br />

Investment Kongress<br />

Wirtschaftswachstum statt Massenkonsum. Der DMV Medien Verlag veranstaltet am 9. November <strong>2023</strong> den<br />

ersten Internationalen Immobilien Investment Kongress im Meliá Hotel Vienna im DC Tower in Wien.<br />

E<br />

uropa braucht wieder langfristige<br />

Strategien. Das gilt nicht nur<br />

geopolitisch, sondern vor allem<br />

für die Immobilienwirtschaft. Der<br />

brutale Angriff Russlands auf die Ukraine hat<br />

gezeigt, dass Werte wie Rechtsstaatlichkeit und<br />

Demokratie in einer sozialen Marktwirtschaft<br />

keineswegs selbstverständlich sind. Die Globalisierung<br />

hat Europa im wirtschaftlichen Wettbewerb<br />

kleiner gemacht. Im Gegenzug suchen<br />

Russland und vor allem China, immer mehr Einfluss<br />

auf die Wirtschafts- und Globalpolitik des<br />

Planeten auszuüben, wobei Menschenrechte<br />

und Freiheit nur eine untergeordnete Rolle<br />

spielen. Wenn wir nicht zum Spielball außereuropäischer<br />

Mächte werden wollen, müssen wir<br />

handeln.<br />

Es braucht echtes Wirtschaftswachstum statt<br />

Massenkonsum. Beim 1. Internationalen immobilien<br />

kongress am 9. November im Meliá<br />

130 ImmoFokus


Hotel im DC Tower in Wien wird sich Karl von<br />

Habsburg der aktuellen Zeitenwende widmen<br />

und die aktuellen geopolitischen Entwicklungen<br />

einordnen. Für die Immobilienwirtschaft<br />

ein relevantes Thema, denn, so Habsburg:<br />

„Eine Ideologie, die dem Primat der Politik<br />

folgt, nimmt für sich in Anspruch, alles regeln<br />

zu dürfen, ja alles regeln zu können. Je mehr die<br />

Politik das tut, umso tiefer aber wird der Konflikt<br />

mit dem Recht. Dieser Konflikt wird immer<br />

schärfer, weil immer seltener rechtsstaatliche<br />

Grundsätze regieren – also die Herrschaft des<br />

Rechts -, sondern Machtverhältnisse. Dieser<br />

Konflikt wirkt sich langfristig zum Schaden<br />

Europas aus.“ Gerade für Immobilien gilt:<br />

Nachdem man sie nicht verrücken kann, muss<br />

der Ort, auf dem sie gebaut werden, rechtssicher<br />

sein – und das langfristig. Mit dem ersten<br />

Internationalen Immobilien Investment Kongress<br />

stellt die DMV dellalucia medien Verlag<br />

GmbH am 9. November <strong>2023</strong> im Meliá Hotel<br />

Vienna ein internationales Top-Event auf die<br />

Beine. Als Kongressstadt ist Wien seit je her<br />

von europäischer Bedeutung und daher der<br />

ideale Austragungsort für eine internationale<br />

Fachkonferenz. Mit hochkarätigen internationalen<br />

Speakern werden die drängenden Fragen<br />

unserer Zeit wie Klimawandel, Zinswende,<br />

Digitalisierung, Stadtentwicklung und Finanzierung<br />

behandelt.<br />

Auszug aus den Kongressprogramm<br />

der Vortragenden:<br />

Gerald Hörhan, CEO I Investment Punk Academy<br />

-sowie Autor mehrerer Bestseller<br />

Hans Volckens, Managing Partner | Blacklake<br />

Management Partner<br />

Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence &<br />

Foresight | Colliers International Deutschland<br />

Jürgen Helm, Director Loan Origination | PGIM<br />

Real Estate<br />

Martin Löcker, Advisory of the Board | UBM<br />

Development<br />

Dieter Wasserburger, Leiter Immobilien/Expansion<br />

| REWE<br />

Claudia Brey, Geschäftsführerin | ÖBB Immobilienmanagement<br />

Roland Krebs, Director Urban Planing & Design |<br />

superwien urbanism zt gmbH<br />

Georg Stadlhofer, Geschäftsführer | Drees &<br />

Sommer Österreich<br />

Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter<br />

Immobilien- und Standortmanagement |<br />

Flughafen Wien<br />

Wolfgang Maurer, CEO & Founder | Median<br />

Capital<br />

Mag. Andreas Zederbauer, CEO | Dagobert<br />

Invest<br />

Ab sofort können Tickets in vier Kategorien<br />

gebucht werden (Standard, Business Bonus und<br />

Newcomer Bonus). Inkludierte Leistungen sind<br />

Kongressunterlagen, Frühstück und Mittagessen<br />

sowie zwei Kaffeepausen.<br />

Der Kongress schließt mit einem Weinausklang<br />

im 57. Stock ab 17.30 Uhr in der Meliá<br />

Lounge.<br />

Weitere Informationen zum Programm sowie<br />

Tickets finden Sie unter: https://kongress.<br />

immobilien-investement.at/.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

131


Events & Awards<br />

Das waren die<br />

Illmitzer Gespräche <strong>2023</strong><br />

D<br />

as Nachhaltigkeitsforum ging<br />

vom 30. August bis 1. September<br />

bereits zum fünften Mal in<br />

der burgenländischen Marktgemeinde<br />

über die Bühne.<br />

„Sind Politiker überhaupt in der Lage, mit<br />

Herausforderungen wie dem zunehmenden<br />

CO2-Ausstoß, dem Artensterben oder der<br />

Bevölkerungsexplosion umzugehen beziehungsweise<br />

sie zu bewältigen?“, stellte<br />

Thomas Malloth, Gründer der Illmitzer<br />

Gespräche, in seiner Eröffnungsrede in den<br />

Raum. Dafür, dass das nicht der Fall ist und<br />

unsere Volksvertreter offensichtlich eher in<br />

der Momentaufnahme leben würden, nannte<br />

der Gründer zwei Beispiele: das Erneuerbare-<br />

Wärme-Gesetz, das sich seit mittlerweile zwei<br />

Jahren in der Begutachtung befindet, und die<br />

nach wie vor nicht erfolgte Präzisierung des<br />

Erhaltungsbegriffs im Mietrechtsgesetz.<br />

Im ersten Vortrag der diesjährigen Illmitzer<br />

Gespräche ging Andreas Baumgarten, Biologe<br />

an der Universität Wien, der Frage nach, ob<br />

die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln in<br />

Österreich eine Utopie ist, und erklärte, wieso<br />

der Bodenschutz in diesem Zusammenhang<br />

eine zentrale Rolle spielt. Kurz zusammengefasst:<br />

Durch Erosion wird binnen weniger<br />

Sekunden ein Zentimeter Boden vertragen,<br />

dessen Wiederherstellung 100 Jahre dauert.<br />

„Selbst wenn es uns gelingt, die wertvollsten<br />

Flächen zu erhalten, sind wir maximal zu<br />

drei Vierteln selbsterhaltungsfähig“, so das<br />

ernüchternde Fazit des Experten.<br />

„Geld ist nicht alles“<br />

Wie wichtig ein natürlicher Boden für die<br />

Landwirtschaft beziehungsweise den Weinbau<br />

ist, unterstrich im anschließenden<br />

Vortrag auch Star-Winzer Josef Umathum.<br />

Boden gehört neben höchster Produktqualität,<br />

sozialer Verantwortung, Freude an<br />

der Arbeit und „Geld ist nicht alles“ auch zu<br />

seinen fünf persönlichen Erfolgskriterien.<br />

„Nichts hat höhere Erträge als die kleinstrukturierte<br />

Landwirtschaft“, so der Winzer, der in<br />

Frauenkirchen und Jois 45 Hektar Rebfläche<br />

bewirtschaftet und seine Weine in 38 Länder<br />

exportiert.<br />

Auf kleinere Strukturen setzt seit mittlerweile<br />

35 Jahren auch „Sonnentor“-Gründer<br />

Johannes Gutmann. Heute verfügt er über ein<br />

weltweites Netz von 1.000 Kleinlieferanten,<br />

darunter 80 heimische Bauern, die hinter<br />

den rund 900 Produkten im „Sonnentor“-<br />

Sortiment stehen. In der auf seinen Vortrag<br />

folgenden gemeinsamen Fragerunde mit<br />

Umathum räumte Gutmann ein, dass man<br />

auf „großer Ebene“ Nachhaltigkeitszertifizierungen<br />

benötige, um den Konsumenten<br />

Orientierung zu geben. Eher skeptisch zeigte<br />

sich in diesen Zusammenhang Umathum –<br />

vor allem, weil er seine Unabhängigkeit nicht<br />

verlieren wolle.<br />

„Last Generation“:<br />

Störaktionen notwendig<br />

„Wir warten nicht auf die Klimakrise, wir stecken<br />

mitten drinnen“, so die Sprecherin der<br />

„Letzten Generation“, Martha Krumpeck, im<br />

Anschluss, nur um hinzuzufügen: „Solange<br />

wir uns an kaputte, korrumpierte Regeln<br />

halten, werden wir nicht weiterkommen.“<br />

Störaktionen sind nach Einschätzung der<br />

Klimaaktivistin notwendig, um die Politik<br />

zum Handeln zu bewegen. Sie verweist auf<br />

die „Fridays for Future“-Bewegung, der seit<br />

vier Jahren keiner zuhört. Allerdings müsse<br />

der Protest der „Letzten Generation“ absolut<br />

gewaltfrei sein. „In dem Moment, in dem wir<br />

die Hand erheben, haben wir verloren.“<br />

Landeshauptmann-Stellvertreterin strid Eisenkopf<br />

eröffnete den zweiten Tag und gab<br />

einen Überblick über die Initiativen des Landes.<br />

Dazu zählen unter anderem organische<br />

Speicher, Biodiversitäts-Hotspots, das mit<br />

zwölf Millionen Euro dotierte EU-Life-Project,<br />

Bio-Landwirtschaft im Burgenland (Anteil: 42<br />

Prozent) und das neue Grundwasser-Monitoring-System.<br />

Mehr als einmal unterstrich die<br />

Politikerin in ihrer Präsentation das Ziel des<br />

Burgenlands, bis 2030 klimaneutral zu sein.<br />

132 ImmoFokus


Klimaklage gegen Republik<br />

Rechtsanwältin Michaela Krömer gab im<br />

Anschluss einen spannenden Einblick in die<br />

Klage gegen die Republik Österreich auf Aufhebung<br />

von Teilen des Klimaschutzgesetzes,<br />

die sie im Namen von zwölf Jugendlichen<br />

beim Verfassungsgericht einreichte. Dass die<br />

„Klimaklage“ vom Verfassungsgerichtshof<br />

aus formellen Gründen abgewiesen wurde,<br />

mit der Begründung, dass der Antrag zu eng<br />

gefasst sei, hält sie jedenfalls nicht davon<br />

ab, weiter für die Jugendlichen zu kämpfen.<br />

„Wir werden den Antrag nochmals einbringen,<br />

diesmal größer gefasst – auch wenn das<br />

schwierig ist“, kündigt Krömer an.<br />

Nachdem Stefan Sautner, Leiter des Referats<br />

für Erneuerbare Energie und Innovative Energielösungen<br />

bei der Stadt Wien, in seinem<br />

Vortrag „Raus aus Gas“ auf die Pläne der Bundeshauptstadt<br />

einging, bis 2<strong>04</strong>0 klimaneutral<br />

zu sein, wies Politikwissenschafter Patrick<br />

Scherhaufer von der Universität für Bodenkultur<br />

(BOKU) eindringlich darauf hin, dass<br />

die bloße Schaffung von Anlagen zur Erzeugung<br />

von Energie aus erneuerbaren Quellen<br />

den Energiebedarf Österreichs nicht decken<br />

kann. Vielmehr müsse der Energieverbrauch<br />

drastisch gesenkt werden. Schließlich berichtete<br />

zum Abschluss des zweiten Tages<br />

noch Anton Innauer, ehemaliger Skispringer<br />

sowie Trainer und Buchautor, über seine Erfahrungen<br />

dazu, wie man gegenüber trägen<br />

und etablierten Systemen, wie in seinem Fall<br />

dem internationalen Ski-Verband FIS, Veränderungen<br />

herbeiführt.<br />

Video-Gruß von Leonore Gewessler<br />

Am dritten und letzten Tag der Illmitzer Gespräche<br />

erinnerte nach einer Video-Grußnote<br />

von Leonore Gewessler, Bundesministerin für<br />

Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation<br />

und Technologie, der Historiker und<br />

Philosoph Philipp Blom an die „kleine Eiszeit“<br />

vor 400 Jahren. Damals kühlte sich die Erde um<br />

zwei Grad Celsius ab, was zu Hungersnöten,<br />

sozialen Verwerfungen und Veränderungen in<br />

allen gesellschaftlichen Bereichen führte. Die<br />

Folgen: Man begann, empirisch zu arbeiten,<br />

Universitäten wurden gegründet, Handel und<br />

Produktion professionalisiert und das Bürgertum<br />

begann, seine Rechte einzufordern.<br />

In weiterer Folge des Treffens zeigten Kommunalpolitiker<br />

im Rahmen des Bürgermeisterforums<br />

Best-Practice-Beispiele auf. Ein kleiner<br />

Auszug: In Bad Schallerbach gelang es innerhalb<br />

kürzester Zeit, eine Energiegemeinschaft<br />

aufzubauen. In Hittisau wurde unter anderem<br />

ein Frauenmuseum eingerichtet. In Moosburg<br />

stellte sich der Bürgermeister aktiv gegen das<br />

Ortskernsterben. Das Zentrum wurde aktiv<br />

belebt, ein Gedenkpfad geschaffen sowie die<br />

Schlosswiese als Lebens- und Veranstaltungsraum<br />

gerettet.<br />

Den Reigen der hochkarätigen Redner bei den<br />

Illmitzer Gesprächen beendete schließlich<br />

ORF-Anchorman und ZIB-Moderator Tarek<br />

Leitner. Sein Credo: „Nicht alles muss nützlich<br />

sein, es darf und soll auch schön sein!“.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

133


Events & Awards<br />

Events & Partys der<br />

Immobilien-Society<br />

IMMOFINANZ ERÖFFNET OFFICE OASE<br />

IDie IMMOFINANZ setzt mit der Fertigstellung von myhive<br />

Urban Garden am Wienerberg in Wien höchste Nachhaltigkeitsstandards<br />

und strebt die BREEAM outstandig<br />

Zertifizierung an. „Die IMMOFINANZ hat mit myhive<br />

Urban Garden eine grüne Office Oase geschaffen, die neue<br />

Maßstäbe im Bereich New Work und Nachhaltigkeit setzt.<br />

Wir bieten unseren Mietern eine perfekte Balance aus<br />

Arbeit und Freizeit, Erfolg und Erholung, wirtschaftlicher<br />

Ambition und nachhaltiger Verantwortung. Gleichzeitig<br />

stärken wir mit dieser neuen Landmark-Immobilie unsere<br />

Position am immer stärker nachgefragten Markt für nachhaltige<br />

Büroimmobilien mit innovativen und flexiblen<br />

Arbeitswelten. Wir freuen uns daher, bereits zur Fertigstellung<br />

die ersten Mieter begrüßen zu dürfen“, so Radka<br />

Doehring, Mitglied des Vorstands der IMMOFINANZ.<br />

134 ImmoFokus


DACHGLEICHE BEI DANUBEFLATS<br />

4,5 Jahre nach dem Spatenstich hatten die Projektentwickler<br />

S+B Gruppe und SORAVIA zur Präsentation<br />

des 180 Meter hohen Wohnturms eingeladen. Nach der<br />

Begrüßung durch Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B<br />

Gruppe und Erwin Soravia, CEO von SORAVIA, die unter<br />

der Begleitung der Wiener Philharmoniker in den<br />

Abend führten, folgte die spektakuläre Performance<br />

der Vertical Dancers in rund 150 Meter Höhe an der<br />

Fassade des Wohnturms. Es folgte die musikalische<br />

Darbietung des ungarische Starpianisten Peter Bence,<br />

DJ und Saxophonist Sebastian Grimus sorgte im Anschluss<br />

für Unterhaltung bis in die späten Abendstunden.<br />

Zu Ehren der Beteiligten Bauarbeiter, kuratierte<br />

Sabine Hauswirth deren Portraits in einem eigenen<br />

Raum unter dem Titel „portraits above construction“.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

135


Events & Awards<br />

„AFTER DARK“-CLUBBING<br />

Ende August ließen sich rund 600 junge Immobilienentwickler<br />

von der einzigartigen Stimmung des VÖPE Next<br />

Clubbing „After Dark“ begeistern. Unter dem anregenden<br />

Motto „We know how to party“ zeigten die Gäste im angesagten<br />

VIEIPEE Hip Hop Club Vienna bis spät nach Mitternacht<br />

gutgelaunt wie die Post abgeht. Zwischen den feiernden<br />

Young Professionals waren u.a. VÖPE next Vorstand<br />

Nadja Holzer sowie die Organisatoren Merlin Trampert und<br />

Lewis Probst zu orten. Beim Treffen der jungen Immobilienexperten<br />

stand jedoch nicht nur der Spaß im Vordergrund.<br />

So bot das Clubbing „After Dark“ einen exzellenten Rahmen<br />

für neue Begegnungen und inspirierende Diskussionen zu<br />

aktuellen Branchenthemen in lockerer Umgebung. VÖPE<br />

Next zählt mittlerweile über 100 Mitglieder, von denen<br />

rund 40 aktiv an der Vereinsarbeit teilnehmen und an Zukunftsprojekten<br />

mitwirken.<br />

IMMOBILIENPREIS CÄSAR <strong>2023</strong><br />

Mitte September wurden im Schönbrunner Schlosstheater<br />

die Cäsaren <strong>2023</strong> verliehen. In neun Kategorien erhielten<br />

herausragende Persönlichkeiten Anerkennung<br />

für ihr Engagement und ihre erstklassigen Leistungen<br />

in der Immobilienbranche. Mit den Cäsaren - Bauträgerin:<br />

Jasmin Soravia, Kollitsch & Soravia Immobilien<br />

- Immobilienverwalter: Markus Pusta, Pusta & Partner<br />

Hausverwaltungs GmbH - Maklerin: Karina Schunker,<br />

EHL Wohnen - Immobiliendienstleister: Herbert Hetzel,<br />

Beyond Carbon Energy - Real Estate Expert: Roman<br />

Eisenmagen, Erste Bank Sparkassen- Small Diamond:<br />

Karoline Imser, Imser & Rigele Immobilienbewertung<br />

- Cäsar International: Martina Maly-Gärtner, UBM Development<br />

- Immobilienmanagerin: Jenni Wenkel, Union<br />

Investment - Lebenswerk: Brigitte Jank, Unternehmerin<br />

und Politikerin - freuten sich unter anderem die<br />

Vertreter der Verbandsjury Alexander Bosak (immQu),<br />

Johannes Eisert (RICS), Georg Flödl (ÖVI) Matthias Gass<br />

(FIABCI), Johannes Wild (Fachverband der Immobilienund<br />

Vermögenstreuhänder der WKO) sowie Daniela<br />

Witt-Dörring (Salon Real).<br />

Die Cäsaren <strong>2023</strong> (v.l.n.r.): Herbert Hetzel, Martina<br />

Maly-Gärtner, Jasmin Soravia, Brigitte Jank, Roman<br />

Eisenmagen, Karina Schunker, Jenni Wenkel, Karoline<br />

Imser, Markus Pusta<br />

136 ImmoFokus


10 JAHRE WIM<br />

Sechs Monate vor dem Start der Wiener Immobilien<br />

Messe brachte Veranstalter RX Austria<br />

& Germany treue Wegbegleiter und Partner<br />

zum „After Summer Cocktail“ im Palais<br />

Harrach zusammen, gab einen Ausblick auf<br />

die Wiener Immobilien Messe im März kommenden<br />

Jahres und präsentierte das umfassende<br />

Rebranding. Die WIM präsentiert sich<br />

in einem neuen, modernen und zeitgemäßen<br />

Design mit einer neuen Farb- und Bildersprache.<br />

Auch digital hat die Messe einen neuen<br />

Auftritt: Auf ihren Social-Media-Kanälen<br />

wird die WIM eine neue Themenreihe anbieten,<br />

die Interessierten den Weg zur ersten eigenen<br />

Immobilie erleichtern soll. Stattfinden<br />

wird die Wiener Immobilien Messe wieder<br />

im bewährten Triple mit der Wohnen & Interieur<br />

und der Ferien-Messe Wien.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

137


Events & Awards<br />

FM DAY<br />

Der diesjährige FM.DAY stand unter dem Motto „Impulse<br />

geben. Energiereich agieren“. Der FM-Day ist ohne Zweifel<br />

DIE Veranstaltung in der Facility Managementund Real Estate<br />

Management-Branche und bereits ein Fixpunkt im Terminkalender.<br />

Wie schon in den Jahren zuvor führte Gerald<br />

Groß durch den spannenden Tag, bei dem das Netzwerken<br />

nicht zu kurz kam. Ein ganz besonderes Highlight war das<br />

Exklusiv-Interview mit Gregor „Schlieri“ Schlierenzauer.<br />

DRINKS BEFORE HOME<br />

Das erfolgreiche Eventformat „DBH –Drinks Before<br />

Home“ wurde 2014 ins Leben gerufen. Initiator der<br />

Veranstaltungsreihe ist Reinhard Winiwarter, Herausgeber<br />

ACROSS Magazine und Eigentümer der<br />

Reinhard Winiwarter Winery.<br />

Das „Programm“ des Formats ist es, „kein Programm“<br />

zu haben. Das persönliche Kennenlernen und das<br />

persönliche Gespräch zwischen den Entscheidungsträgern<br />

ist das wesentliche Element der Serie. Unter<br />

den Gästen die Ende September ordentlich dem<br />

Netzwerken nachgingen, waren unter anderem<br />

David Beran (IMMOunited), Anita Körbler (Trovato),<br />

Karl Derfler, Nadja Hafez und Sandra Kendlbacher<br />

(Adeqat), Simone Rongitsch (POckethouse), Frank<br />

Brün (AREAMA), Manuela Maurer-Kollenz (M2S<br />

Rechtsanwälte), Daniela Witt-Dörring (Weber & Co),<br />

Stephan Pasquali( 3SI Immogroup).<br />

138 ImmoFokus


ESTERHAZY IMMOBILIEN BUSINESS GET-TOGEHTER<br />

Am 5. September <strong>2023</strong> luden die Esterhazy Immobilien ins Kalandahaus zu einem Netzwerktreffen, bei dem<br />

auch das aktuelle Architekturmagazin „Substanz und Kreativität in die Moderne“ präsentiert wurde. Esterhazy<br />

Immobilien verwaltet, entwickelt und revitalisiert zahlreiche Projekte mit überregionaler Bedeutung. Dazu zählen<br />

die historischen Kulturdenkmäler Schloss Esterházy oder Burg Forchtenstein bis hin zu neu entwickelten<br />

Projekten wie das Hotel Galántha in Eisenstadt oder der Neuen Strand im Seebad Breitenbrunn. Zudem wertet<br />

Esterhazy Immobilien Freizeitanlagen im ländlichen Raum sowie Stadtimmobilien stetig auf. Beim exklusiven<br />

Business Get-Together im Kalandahaus stand nicht nur das Netzwerken im Fokus, es wurde auch das neue<br />

Architekturmagazin „Substanz und Kreativität in die Moderne“ vorgestellt, das Einblicke über Projekte der<br />

vergangenen Jahre gewährt.Im Rahmen der Diskussionsrunde boten Stefan Ottrubay (Vorsitzender Esterhazy<br />

Privatstiftung), Vitus Weh (Kurator Esterhazy NOW Contemporary), sowie Jürgen Narath (Leiter Esterhazy Immobilien)<br />

Einblick in Vorhaben und die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmensbereichs sowie den Zusammenhang<br />

von zeitgenössischer Kunst und modernen Bauprojekten.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

139


Events & Awards<br />

OTTO IMMOBILIEN COCKTAIL<br />

„Die Zeit der steigenden Preise auf dem Immobilienmarkt ist vorbei, nun steht<br />

der Wettbewerb um Qualität im Vordergrund. Das bedeutet, dass eine erstklassige<br />

Beratung auf fundierter Recherche und Marktanalyse basieren muss,<br />

um angemessene Entscheidungen zu treffen und passende Handlungsempfehlungen<br />

auszusprechen“, unterstrich Eugen Otto Donnerstag Abend bei<br />

seinem Immobilien Cocktail im Gartenpalais Liechtenstein. 350 Gäste aus<br />

Immobilienbranche und Wirtschaft waren seiner Einladung gefolgt und erlebten<br />

ein informatives Markt-Update der Experen von Otto Immobilien mit<br />

Insights und Trends, Chancen und Risiken der aktuell schwierigen Situation.<br />

„Die Herausforderungen dieser Zinsschock-Starre sind enorm, dazu kommen<br />

die explodierenden Energiekosten oder auch die unsichere geopolitische<br />

Lage. Auch wir haben nicht die berühmte Glaskugel, die uns die Zukunft korrekt<br />

vorhersagt, aber wir wollen heute mit Kunden, Partnern und Freunden<br />

unsere Sicht teilen und ihnen in dieser unsicheren Zeit mit unserer Expertise<br />

und profunden Daten und Fakten zur Seite stehen und damit gemeinsam<br />

erfolgreiche Handlungsempfehlungen zu erarbeiten“, betonte Eugen Otto.<br />

Unter den Gästen, die Dr. Eugen Otto bei seinem Cocktail begrüßen konnte,<br />

waren namhafte Immobilieneigentümer, Projektentwickler, Rechtsanwälte,<br />

Architekten, sowie Repräsentanten von Banken und Versicherungen. Gesichtet<br />

wurden unter anderm: Herwig Teufelsdorfer, Christian Bernegger,<br />

Peter Ulm, Daniel Jelitzka, Christian Wagner, Engelbert, Mariann und<br />

Christiane Wenckheim, Margret Funk, Anton Faber, Georg Soyka, Danielle<br />

Spera, James Davis (Knight Frank London) Christine Marek, Karin Schmidt-<br />

Mitscher, Peter Umundum, Peter Schaider, Frank Brün, Hannes Horvath,<br />

Manfred Kovacs, Gerald Beck, Ernst Vejdovszky, die Rechtsanwälte Stephan<br />

Artner, Corvin Hummer, Alfred Nemetschke uvm.<br />

140 ImmoFokus


E-MOBILITY & REAL ESTATE KONGRESS<br />

Bereits zum zweiten Mal fand Mitte September <strong>2023</strong> der E-<br />

Mobility & Real Estate Kongress – powered by Payuca statt.<br />

Dabei drehte sich alles um einen Megatrend unserer Zeit – die<br />

Elektromobilität und die dringende Notwendigkeit von Ladeinfrastruktur<br />

auch am eigenen Stellplatz. Die Veranstaltung unter<br />

dem Thema „E-Ladeinfrastruktur im Mietwohnhaus” brachte,<br />

moderiert von ORF-Journalisten Martin Ferdiny, zehn führende<br />

Branchenexpert als Speaker und 140 interessierte Teilnehmer im<br />

Ares Tower in der wolke19 in Wien zusammen. „Der Antrieb mit<br />

Elektromotoren ist definitiv die Zukunft der Mobilität”, ist Dominik<br />

Wegmayer, Co-Founder und Co-CEO von Payuca, überzeugt.<br />

POCKET HOUSE<br />

Gemeinsam mit zahlreichen Gästen hat Pocket<br />

House Ende September den Showroom in Wien<br />

Alsergrund für die neue App deilma feierlich<br />

eröffnet. Begrüßt wurden die Kunden und Geschäftspartner<br />

von Pocket House Geschäftsführerin<br />

Simone Rongitsch, Geschäftsführer Gernot<br />

Zechmeister und deilma Projektleiterin Carina<br />

Brachner. Der Showroom liegt zentral in der Berggasse<br />

im 9. Wiener Gemeindebezirk und bietet<br />

Interessenten und Kunden von Pocket House die<br />

Möglichkeit die deilma App zu testen und digitale<br />

Zutrittssysteme vor Ort auszuprobieren.Der<br />

moderne, multifunktionale Raum der ARE ist am<br />

Vormittag ein Turnsaal und am Nachmittag ein<br />

„Appstore“. Der Turnsaal wird von „Turnsaal Women“<br />

, ein Sportstudio für Frauen und dem deilma-<br />

Team von Pocket House betrieben.<br />

Unter den Gästen waren Reinhard Schertler, iR;<br />

Birgit Wagner, Porr; Theres Göschl, Swietelsky;<br />

Claudia Nutz, selbsständige Raumplanerin; Clemens<br />

Biffl, Sedlak und Andrea Schipper, BIG.<br />

Pocket House Geschäftsführerin Simone Rongitsch:<br />

„Wir dürfen neben der Digitalisierung nicht<br />

die persönliche Ebene vergessen. Deshalb war uns<br />

der Showroom ein großes Anliegen. Dass wir uns<br />

den Raum mit dem Sportstudio teilen, zeigt, dass<br />

wir die Idee unserer App deilma auch selber leben!“<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

141


Buchtipps<br />

NEU!<br />

Doris Dull<br />

124 Seiten<br />

ISBN: 9783658412197<br />

Springer Gabler | <strong>2023</strong><br />

€ 39,00<br />

New Work – die Illusion von der großen<br />

Freiheit: Ausprägungen der neuen Arbeitswelt<br />

Dieses Werk zeigt anschaulich und auf den Punkt gebracht, dass sich Gesellschaft, Unternehmen und Individuen bereits mitten in<br />

der New-Work-Bewegung befinden. Ein Zurück gibt es nicht mehr. New Work ist ein steiniger Weg in eine neue Arbeitswelt, und<br />

nicht das Ziel. Auch in der neuen Arbeitswelt wird es weiterhin darum gehen, die Effizienz und damit Profit und Gewinn zu steigern.<br />

New Work sieht die Autorin als einen fortwährenden Veränderungsprozess, in dem Arbeitsprozesse und Managementsysteme<br />

immer wieder an die sich ändernden Gegebenheiten angepasst werden müssen.<br />

Judith Lembke, Katharina Matzig<br />

320 Seiten<br />

ISBN: 9783766726452<br />

Callwey Verlag | <strong>2023</strong><br />

€ 61,70<br />

Häuser des<br />

Jahres <strong>2023</strong><br />

„Häuser des Jahres“ ist einer der<br />

wichtigsten Awards der Branche,<br />

der seit 2011 ausgelobt wird.<br />

Diese Publikation präsentiert die von einer Expertenjury<br />

ausgewählten 50 besten von Architekten geplanten<br />

Einfamilienhäuser im deutschsprachigen Raum. Die<br />

„Häuser des Jahres <strong>2023</strong>“ werden in Text, Bild und mithilfe<br />

von Plänen ausführlich vorgestellt und gewähren so Einblick<br />

in 50 individuelle Planungsgeschichten von Architekten<br />

und Bauherren, die gemeinsam Wohn- und Lebens(t)räume<br />

realisiert haben – ob aus Stein, Holz oder Beton, am Hang, in<br />

der Stadt oder auf dem Land. Zudem überzeugen die besten<br />

ausgezeichneten „Produktlösungen Architects’ Choice“<br />

durch Innovation, Gestaltung und Nachhaltigkeit.<br />

Maria Grundner<br />

258 Seiten<br />

ISBN: 9783854024156<br />

Austrian Standards plus GmbH | <strong>2023</strong><br />

€ 99,95<br />

Barrierefreies Planen<br />

und Bauen in Österreich<br />

Um ein Leben ohne Barrieren in einer inklusiven Gesellschaft zu<br />

verwirklichen, ist es unumgänglich, barrierefreie Strukturen und<br />

Umgebungen anzubieten. Barrierefreie Angebote sind von allen<br />

Menschen nutzbar, komfortabel und erhöhen maßgeblich die<br />

Mobilität der Personen, die mit Einschränkungen leben: Plötzlich<br />

stellen Alltagswege keine Probleme mehr dar, die Zufriedenheit und die Lebensqualität der<br />

Bevölkerung steigen, Gesundheit wird gefördert und Unfällen vorgebeugt. Die Autorin<br />

garantiert als langjährige Themenexpertin höchste Praxiskompetenz: Sie berücksichtigt<br />

in dieser Neuauflage die Aktualisierungen der ÖNORM B 1600:<strong>2023</strong> mit kommentierten<br />

Erläuterungen und realisierten Praxisbeispielen in Bildern; sie bringt Erklärungen zu den<br />

aktualisierten Regeln und Empfehlungen für Kontraste, Beleuchtung und Glasmarkierungen<br />

und erklärt die Mindeststandards aus der OIB-Richtlinie 4 „Nutzungssicherheit und<br />

Barrierefreiheit“ wie auch die funktionalen Anforderungen der ÖVE/ÖNORM EN 17210:2021<br />

„Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umwelt –Funktionale Anforderungen“.<br />

Markus Swittalek<br />

374 Seiten<br />

ISBN: 9783991030089<br />

KRAL Verlag | <strong>2023</strong><br />

€ 40,50<br />

Das Gründerzeithaus<br />

Bewahren – Restaurieren – Bewirtschaften<br />

Kein anderes Zeitalter hat Wien so nachhaltig verändert wie die Gründerzeit. Nicht umsonst spricht man von<br />

einem Goldenen Zeitalter. Die Ringstraße wurde mit öffentlichen Gebäuden und Kulturbauten bebaut, aber<br />

auch Palais und Zinspaläste wurden hier errichtet. Die alten Vorstädte wurden überbaut und aus den Vororten<br />

wurden neue Stadtteile. Dieses Buch gibt Einblick in die technische Beschaffenheit und die bauklimatische<br />

Qualität dieser wertvollen historischen Gebäude. Es zeigt aber auch das wirtschaftliche Potenzial auf, das<br />

in dieser beständigen Bausubstanz ruht. Im Zeitalter von Klimakrise und Energiewende wird dieses Buch<br />

zu einem unverzichtbaren Werk für alle an Gründerzeithäusern Interessierten: ein nachhaltiges Werk über<br />

einen nachhaltigen Gebäudetyp.<br />

142 ImmoFokus


Raum und<br />

Wirklichkeit<br />

Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />

Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />

jederzeit unter:<br />

DiePresse.com/immobilien<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

143


Branchen & Services<br />

Brennpunktthema<br />

Bodenschutz<br />

Flächenverbrauch. Angesichts der häufigen Unwetterkatastrophen in Österreich sind Flächenversiegelung<br />

und Bodenschutz mittlerweile ein mediales Brennpunktthema geworden. Die Brand Intelligence Agentur<br />

„OBSERVER“ gibt einen näheren Einblick in die Berichterstattung innerhalb der letzten zwölf Monate. Diese<br />

reicht von politischen Debatten über Bodenschutzmaßnahmen bis hin zu fachlichen Lösungsansätzen in der<br />

Bauwirtschaft und zu Vorzeigeprojekten, bei denen man immer mehr auf Flächenrecycling setzt.<br />

I<br />

nsgesamt 3.958 Beiträge sind in Printmedien<br />

zwischen September 2022<br />

und September <strong>2023</strong> in Österreich zu<br />

den Begriffen „Bodenversiegelung“<br />

beziehungsweise „Flächenversiegelung“<br />

erschienen (Gesamtauflage: 136 Millionen).<br />

Davon nehmen überwiegend Regionalmedien<br />

(81 Prozent) Bezug auf das Thema, wobei hier<br />

der Osten des Landes besonders präsent ist.<br />

Laut Daten des Umweltbundesamtes beträgt<br />

die Flächeninanspruchnahme in Österreich<br />

über elf Hektar pro Tag (Stand: 2021). Die Bundesregierung<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, den<br />

Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro<br />

Tag zu reduzieren. In den östlichen Bundesländern<br />

werden die meisten Böden versiegelt.<br />

Wie stark der Osten davon betroffen ist, spiegelt<br />

sich nicht zuletzt in der Medienpräsenz<br />

wider: Die meisten regionalen Beiträge zu<br />

Flächen- beziehungsweise Bodenversiegelung<br />

wurden in der „Kronen Zeitung Wien“ veröffentlicht.<br />

Sehr viele Artikel dazu erschienen<br />

außerdem in den Regionalausgaben der „Kronen<br />

Zeitung“ in Niederösterreich, im Burgenland<br />

und in der Steiermark sowie im „Kurier<br />

Niederösterreich“.<br />

In einigen Printbeiträgen setzten die befragten<br />

Experten Bodenversiegelung in einen direkten<br />

Zusammenhang mit der Klimakrise, dem<br />

Verlust von Biodiversität und anhaltenden<br />

Dürrekatastrophen. Dabei standen die unmittelbaren<br />

Auswirkungen auf die Landwirtschaft<br />

häufig im Mittelpunkt der Diskussion.<br />

So berichtete die „Kleine Zeitung“ etwa im<br />

Juli <strong>2023</strong> über eine Pressekonferenz mit Kurt<br />

Weinberger, dem Vorstandsvorsitzenden der<br />

Österreichischen Hagelversicherung, auf der<br />

dieser vor Lebensmittelknappheit durch Verbauung<br />

warnte.<br />

Abgesehen von den Auswirkungen auf Klima<br />

und Umwelt sorgte das Thema noch aus anderen<br />

Gründen für negative Schlagzeilen: Einzelne<br />

Beiträge in den Tageszeitungen „Heute“<br />

und „Wien Aktuell“ brachten Flächenversiegelung<br />

nämlich in Verbindung mit den Verkehrsblockaden<br />

von Klimaaktivisten, die sich<br />

dagegen starkmachen.<br />

In Tageszeitungen und Fachjournalen wurden<br />

oft auch Experten mit Lösungsvorschlägen<br />

zitiert. Die „Kronen Zeitung“ veröffentlichte<br />

zum Beispiel ein Gespräch mit Arthur Kanonier,<br />

einem Raumordnungsexperten der TU<br />

Wien. Darin stellte dieser das Problem der<br />

Bodenversiegelung in ländlichen Gebieten<br />

der innerstädtischen Verdichtung gegenüber.<br />

Kanonier setzt auf die Aufstockung von<br />

Gebäuden in Städten, während Naturflächen<br />

unberührt bleiben sollen. Das Magazin „immobilien<br />

investment“ stellte schließlich mit<br />

„On top living – baumhaus“ ein innovatives<br />

und nachhaltiges Wohnkonzept des Unternehmers<br />

Dietmar Reindl vor, das nachhaltige<br />

Lebensräume in der Höhe und ohne Bodenversiegelung<br />

schafft.<br />

Bodenschutzstrategie im Web stärker<br />

präsent als Flächenrecycling<br />

Von über 2.700 Artikeln in Onlinemedien<br />

und über 2.500 Beiträgen in sozialen Medien<br />

(X/Twitter, YouTube) erzielten jene Berichte<br />

die größte Reichweite, die sich auf politische<br />

Maßnahmen und Forderungen gegen die zunehmende<br />

Flächenversiegelung beziehen. Zu<br />

nennen ist hier die Präsentation des „Bodenreport<br />

<strong>2023</strong>“ im Mai dieses Jahres auf orf.at:<br />

Laut dem Bericht wurde „seit dem Jahr 2000<br />

dreimal die Fläche Wiens“ verbaut.<br />

Der Beschluss der ersten Österreichischen Bodenschutzstrategie,<br />

welcher im Rahmen der<br />

Österreichischen Raumordnungskonferenz<br />

(ÖROK) Ende Juni hätte erfolgen sollen, wurde<br />

vertagt, ohne dass ein neuer Termin bekanntgegeben<br />

wurde. Eine im Juli <strong>2023</strong> auf orf.at<br />

publizierte Meldung über Wissenschaftler, die<br />

wiederholt eine gesetzliche Obergrenze für<br />

den Flächenverbrauch und eine landesweite<br />

Bodenschutzstrategie einfordern, wurde besonders<br />

häufig auf Facebook und X (Twitter)<br />

geteilt. Über 200 Reaktionen von Usern auf<br />

Facebook erhielt eine darauf abzielende Petition<br />

von Greenpeace.<br />

144 ImmoFokus


Medienpräsenz in Österreich zu Boden- bzw. Flächenversiegelung<br />

Beobachtungszeitraum: 15.09.2022 - 15.09.<strong>2023</strong><br />

Suchbegriffe nach Häufigkeit im Web<br />

Beobachtungszeitraum: 15.09.2022 - 15.09.<strong>2023</strong><br />

Print<br />

3.958 Beiträge<br />

Social Media<br />

2.500 Beiträge<br />

Versickerungsfläche<br />

0,4 %<br />

1 %<br />

Flächenrecycling<br />

Flächenverbrauch<br />

27 %<br />

15,4 %<br />

43 %<br />

66,3 %<br />

16,9 %<br />

Bodenstrategie<br />

30 %<br />

Online<br />

2.700 Beiträge<br />

Boden- bzw.<br />

Flächenversiegelung<br />

Im Vergleich zu den Themenschwerpunkten<br />

Bodenversiegelung (66,3 Prozent),<br />

Boden(schutz)strategie (16,9 Prozent) und<br />

Flächenverbrauch (15,4 Prozent) fällt die Online-Berichterstattung<br />

zu Flächenrecycling<br />

(ein Prozent) sehr schwach aus. Nur knapp<br />

über 80 Beiträge setzten sich mit der Wiedereingliederung<br />

von nicht mehr genutzten<br />

Flächen in die Natur beziehungsweise mit<br />

der Umgestaltung von Flächen für eine neue<br />

Nutzung auseinander.<br />

Areal in eine „Wohnoase“ umgebaut wird.<br />

Mit Fernwärme-Anschlüssen und PV-Anlagen<br />

setzt man dabei auf moderne und nachhaltige<br />

Energiegewinnung.<br />

In den nächsten Jahren werden Flächenrecycling<br />

und Bodenschutzstrategie wohl noch<br />

stärker als jetzt in der österreichischen Medienlandschaft<br />

präsent sein. Das liegt nicht<br />

nur an vielen neuen und innovativen Immobilienprojekten,<br />

sondern vor allem an den fortlaufenden<br />

politischen Auseinandersetzungen<br />

zu Klima- und Bodenschutzmaßnahmen in<br />

Österreich.<br />

Die höchste Reichweite erzielte ein Online-<br />

Artikel vom „Standard“ (September 2022) zu<br />

drei Vorzeigeprojekten, die beim „Brachflächengipfel“<br />

des Klimaschutzministeriums mit<br />

dem „Erdreich-Preis“ ausgezeichnet wurden:<br />

Im Burgenland wurde eine frühere Erbsenschälfabrik<br />

samt Gelände in ein Gemeindezentrum<br />

mit Volksschule und Wohnsiedlungen<br />

umfunktioniert. Aus einer Lagerhalle in<br />

Oberösterreich sind 14 Häuser mit 300 Wohneinheiten<br />

entstanden. In Salzburg wurde wiederum<br />

ein „Universal“-Versandhaus in eine<br />

Gewerbeimmobilie mit Büros und Coworking-<br />

Plätzen verwandelt. Ein weiterer „Standard“-<br />

Onlinebeitrag erwähnte Flächenrecycling am<br />

Beispiel einer Liegenschaft in Wien-Stadlau,<br />

aus der ein Logistikpark gemacht werden<br />

soll. Die „Kronen Zeitung“ stellte schließlich<br />

im Februar <strong>2023</strong> ein Projekt in Völkermarkt<br />

(Kärnten) vor, bei dem ein altes Werkstätten-<br />

Top 10 Printmedien mit Berichterstattung<br />

zu Boden- bzw. Flächenversiegelung<br />

Beobachtungszeitraum: 15.09.2022 - 15.09.<strong>2023</strong><br />

Beobachtungsraum: Österreich<br />

Kronen Zeitung Wien<br />

Kronen Zeitung NÖ<br />

Kronen Zeitung Bgld<br />

Kronen Zeitung Stmk<br />

Der Standard<br />

Kronen Zeitung Abendausgabe<br />

Kurier<br />

Die Presse<br />

46<br />

59<br />

57<br />

56<br />

50<br />

47<br />

73<br />

67<br />

0 25 50 75<br />

86<br />

100<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>|<strong>2023</strong><br />

145


IMPRESSUM<br />

Vorschau<br />

Lesen Sie im ImmoFokus<br />

<strong>Ausgabe</strong> 05/<strong>2023</strong><br />

Quartiersentwicklung. Das große Interview mit ... Zu Tisch<br />

mit ... Energiekonzepte ... Interkommunale &<br />

klimaschonende Standortentwicklung ... Streitfall:<br />

Städtebauliche Verträge ... Finanzierung ...<br />

Flächenverbrauch ... Alternative Baustoffe ...<br />

Medieneigentümer<br />

Real Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Patrick Baldia<br />

Art Director<br />

Jelio Stefanov<br />

Lektorat<br />

Michaela Hocek<br />

Ingeborg Morawetz, BA<br />

Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Heimo<br />

Rollett sowie die Kommentatoren<br />

Sales & Relation<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: Oktober <strong>2023</strong><br />

Täglich top informiert: www.immo-timeline.at<br />

Den ImmoFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,<br />

Gabriel Alarcón-Rizar<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />

146 ImmoFokus

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