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Expo Real 2022 - Digital Edition

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<strong>Expo</strong><strong>Real</strong> <strong>2022</strong> – Special edition for a sustainable real estate industry<br />

Robust<br />

Der österreichische Immobilienmarkt:<br />

Stabil in unruhigen Zeiten<br />

Wir leben Immobilien.<br />

Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />

ehl.at


ImmoFokus.Rubrik<br />

VIENNA, XIX<br />

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17 exklusive Villen mit ca. 130 m2 Nutzfläche<br />

Rund 300 m2 Eigengrund mit Sauna und Outdoor-Pool<br />

Traumhafter Blick über die Weinberge, Wien oder<br />

die einzigartige Umgebung<br />

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02 ImmoFokus


Ausgabe 04|<strong>2022</strong><br />

03<br />

© JAMJAM | HWB 42,2 – 45,1 kWh/m 2 a


ImmoFokus.Rubrik<br />

04 ImmoFokus


Finde uns<br />

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Ausgabe 04|<strong>2022</strong><br />

05


Millennium City / Tower, Vienna<br />

ImmoFokus.Rubrik<br />

06 ImmoFokus


Global Players.<br />

Local Heroes.<br />

A privately-owned, real estate asset<br />

and investment management company,<br />

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of portfolio, asset and property<br />

management services.<br />

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5operations<br />

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5 countries<br />

> 1<br />

billion euro<br />

successful exits<br />

550<br />

thousand sqm<br />

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Ausgabe 04|<strong>2022</strong><br />

07


ImmoFokus.Rubrik<br />

102<br />

zu Tisch mit<br />

Peter Ulm<br />

IMPRESSUM<br />

62<br />

Das Comeback<br />

<strong>Real</strong> Circle #27<br />

Medieneigentümer<br />

<strong>Real</strong> Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Lisa Grüner<br />

Grafik & Layout<br />

Sophie Frenzel<br />

Lektorat<br />

Mag. Karlheinz Hoffelner<br />

ImmoFokus fragt..<br />

118<br />

DIE GROSSE EXPO REAL UMFRAGE<br />

EXPOREAL<br />

<strong>2022</strong><br />

10 VOM HERAUSGEBER<br />

12 INVESTMENT<br />

18 OFFICE<br />

24 DIE NACHHALTIGE FLEXIBLITÄT DES<br />

HYBRIDEN ARBEITENS<br />

Kommentar von Stefan Wernhart<br />

26 GESCHÄFTSRAUMMIETEN IM<br />

MIETRECHTSGESETZ<br />

Kommentar von Louis Obrowsky<br />

28 WOHNEN<br />

38 EXPLOREAL BAUTRÄGER DATENBANK<br />

56 LOGISTIK<br />

62 REAL CIRCLE<br />

Büroimmobilien<br />

76 INTERVIEW MIT ...<br />

Sascha Haimovici und Michael Mack<br />

88 REBRANDING, REFURBISHMENT UND<br />

REDESIGN<br />

Interview mit Daniel Jelitzka<br />

92 „WIR HATTEN EINEN SEHR INTENSIVEN<br />

SOMMER.“<br />

Interview mit Michael Klement<br />

96 ES IST ETWAS KOMPLIZIERT...<br />

Interview mit Eva Aschauer<br />

100 EUROPÄISCHE IMMOBILIENKREDITFONDS<br />

Kommentar von Andrew Radkiewicz<br />

102 ZU TISCH MIT ...<br />

Peter Ulm<br />

112 ROUND TABLE<br />

Offene Immobilienfonds<br />

118 UMFRAGE<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />

Mag. Michael Neubauer,<br />

sowie die Kommentatoren<br />

Head of Sales & Relations<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

<strong>Real</strong> Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />

08 ImmoFokus


Wir leben<br />

Immobilien.<br />

Wir leben<br />

Know-how.<br />

Den Durchblick behalten.<br />

Mit den EHL Marktberichten.<br />

Büro | Einzelhandel | Wohnen | Vorsorge | Zinshaus<br />

Die ständige Beobachtung und Analyse des Marktes durch unser Market Research Team sowie<br />

der laufende Dialog mit unseren KundInnen sind die Grundlage für die EHL Marktberichte.<br />

Unsere Marktberichte bieten einen umfassenden Einblick in die aktuelle Marktsituation im<br />

Gewerbe-, Wohn- und Investmentbereich und stellen eine solide Basis für gezielte Investitionsund<br />

Standortentscheidungen dar. Denn wir leben Know-how.<br />

Office<br />

Wir leben<br />

Büromarktbericht<br />

Wien |Frühjahr <strong>2022</strong><br />

Vorsorge<br />

Wir leben<br />

Substanz<br />

Wir leben<br />

Vorsorgewohnungen in Wien<br />

Marktbericht | Herbst 2021<br />

Zinshausmarktbericht<br />

Wien | <strong>2022</strong><br />

Wir leben<br />

Immobilien.<br />

Wir leben<br />

Immobilien.<br />

Alle EHL Marktberichte<br />

jetzt online abrufen oder<br />

kostenlos bestellen:<br />

ehl.at/research


Dunkle Wolken<br />

„Höhere Zinsen, Rohstoffknappheit,<br />

der<br />

Krieg in der Ukraine –<br />

dunkle Wolken wohin<br />

man sieht.“<br />

D<br />

ie Gewerkschaften haben die<br />

Herbstlohnrunde mit einer Forderung<br />

nach einem Lohn- und<br />

Gehaltsplus von 10,6 Prozent für<br />

die Metalltechnische Industrie eingeleitet. „Es<br />

geht jetzt auch darum, die Kaufkraft der Menschen<br />

zu stärken. Die Gewerkschaften werden keinen<br />

<strong>Real</strong>lohnverlust zulassen“, heißt es dazu aus den<br />

Reihen der Gewerkschaft. Dass die Arbeitgeberseite<br />

diese Forderung ablehnt, muss nicht extra<br />

erwähnt werden.<br />

Noch vor dem Sommer hatte die Regierung mit<br />

Verweis auf eine möglicherweise drohende<br />

Lohn-Preis-Spirale angeregt, bei der bevorstehenden<br />

Herbstlohnrunde über einmalige<br />

Prämien, statt über prozentuelle Lohnerhöhungen<br />

nachzudenken.<br />

Die stark gestiegenen Verbraucherpreise nagen<br />

an der Kaufkraft Die <strong>Real</strong>löhne dürften<br />

heuer um fast vier Prozent sinken. Das wäre<br />

der größte Kaufkraftverlust der unselbstständig<br />

Beschäftigten seit den 1960er-Jahren,<br />

schreibt das gewerkschaftsnahe Momentum<br />

Institut unter Berufung auf eine Berechnung<br />

der EU-Kommission.<br />

Jüngst haben mehrere Vertreter der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) ihre Sorge vor einer<br />

Lohn-Preis-Spirale geäußert. Auch hier spielen<br />

die Erwartungen zur künftigen Inflation eine<br />

Rolle: Diese im Zaun zu halten wird von vielen<br />

Wirtschaftsexpertinnen und -experten als<br />

wichtige Aufgabe der Geldpolitik angesehen<br />

- so auch der wirtschaftsliberale Think-Tank<br />

Agenda Austria in einer aktuellen Analyse.<br />

Hier wird auch vor einer Lohn-Preis-Spirale<br />

gewarnt, allerdings sei es nicht an der Arbeitnehmerseite<br />

die Inflationskosten zu tragen,<br />

indem sie auf höhere Lohnforderungen verzichtet.<br />

„Da die Lohn-Preis-Spirale letztlich ein<br />

monetäres Phänomen ist, kann sie nur durch<br />

die Notenbank eingebremst werden“.<br />

nis hat für alle anderen folgenden Branchen<br />

Signalwirkung.<br />

Die Immobilien- und Baubranche darf die<br />

Entwicklung mit einem lachenden und einem<br />

weinenden Auge betrachten. Steigende Löhne<br />

lässt den Traum vom Eigenheim leben, gleichzeitig<br />

aber die Kosten für Wohnraum weiter in<br />

die Höhe schnellen.<br />

Die Jahresteuerung in der Eurozone lag im<br />

August auf dem Rekordhoch von 9,1 Prozent<br />

und dürfte für weitere Zinserhöhungen der<br />

Europäischen Zentralbank (EZB) sorgen. Nach<br />

dem jüngsten kräftigen Zinsschritt lässt die<br />

EZB weiterer Anhebungen offen. Der Leitzins<br />

liegt nach der jüngsten Anhebung um 0,75<br />

Prozentpunkte inzwischen bei 1,25 Prozent.<br />

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hat signalisiert,<br />

dass die Zentralbank ihren Zinserhöhungskurs<br />

im Kampf gegen die ausufernde Inflation noch<br />

länger bis ins nächste Jahr hinein fortsetzen<br />

wird. An den Börsen wird damit gerechnet,<br />

dass die Hüter des Euro die Zinsen bis zum<br />

nächsten Frühling auf über 2,5 Prozent anheben<br />

werden.<br />

Höhere Zinsen, Rohstoffknappheit, der Krieg<br />

in der Ukraine – dunkle Wolken wohin man<br />

sieht. Nach Einschätzung der Bundesbank<br />

steuert der Wirtschaftsmotor Deutschland auf<br />

einen längeren Konjunktureinbruch zu - bis ins<br />

kommende Jahr hinein. „Es mehren sich die<br />

Anzeichen für eine Rezession der deutschen<br />

Wirtschaft im Sinne eines deutlichen, breit angelegten<br />

und länger anhaltenden Rückgangs<br />

der Wirtschaftsleistung“.<br />

Wie gesagt. Dunkle Wolken.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

Egal mit welchen Plus die Metaller aus den KV-<br />

Verhandlungen kommen werden, das Ergeb-<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

10 ImmoFokus


<strong>Digital</strong><br />

Spezialisiert auf <strong>Digital</strong>isierung in der Immobilienbranche<br />

Bernadette Fellner | Senior Manager<br />

Assurance<br />

Spezialisiert auf die Prüfung von Immobilienunternehmen<br />

Marius Richter | Partner<br />

Legal<br />

Spezialisiert auf Immobilienrecht<br />

Karl Koller | Partner - PwC Legal<br />

Advisory<br />

Spezialisiert auf Immobilienberatung<br />

Peter Fischer | Director<br />

Tax<br />

Spezialisiert auf Immobiliensteuerrecht<br />

Franz Rittsteuer | Director<br />

Karl Koller<br />

Peter Fischer<br />

Bernadette Fellner Marius Richter Franz Rittsteuer<br />

Dedicated to <strong>Real</strong> Estate,<br />

focused on solutions.<br />

www.pwc.at/real-estate<br />

„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Abwarten und<br />

Tee trinken<br />

Prognosen revidiert. Der Start ins Immobilienjahr <strong>2022</strong> war solide. Die aktuellen geopolitischen<br />

Veränderungen haben deutliche Spuren hinterlassen.<br />

Fotos: Adobe Stock, EHL<br />

12 ImmoFokus


D<br />

er österreichische Immobilieninvestmentmarkt<br />

verzeichnete<br />

im dritten Quartal <strong>2022</strong> ein<br />

vergleichsweise moderates Transaktionsgeschehen.<br />

Die Zurückhaltung der<br />

Investoren aufgrund der teils noch sehr hohen<br />

Preiserwartungen der Verkäufer auf der einen<br />

Seite und das sich rapide ändernde Zinsumfeld<br />

auf der anderen Seite, wirkte sich dämpfend<br />

auf das Transaktionsvolumen aus. „Laut unseren<br />

vorläufigen Recherchen wurden im dritten<br />

Quartal des Jahres ein Volumen von rund 800<br />

Millionen Euro umgesetzt, was das vorläufige<br />

Gesamttransaktionsvolumen <strong>2022</strong> auf 3 Milliarden<br />

Euro steigerte“, so Franz Pöltl, geschäftsführender<br />

Gesellschafter von EHL Investment<br />

Consulting.<br />

„Top- Immobilien als <strong>Real</strong>veranlagung in<br />

guten Lagen mit entsprechender Vermietung<br />

werden weiterhin stark nachgefragt sein<br />

und attraktive Preise erzielen. “<br />

Franz Pöltl,<br />

EHL Investment Consulting<br />

Das aktuell sehr volatile und steigende<br />

Zinsumfeld, die Unsicherheiten durch die<br />

Ukrainekrise und die Inflation zeigen seit<br />

Beginn des 3. Quartals ihren Einfluss auf<br />

den Investmentmarkt und führen aktuell zu<br />

Preis¬anpassungen und in vielen Fällen zu<br />

Abwarten auf Investorenseite. Allerdings sind<br />

die Kassen der Investoren weiterhin prall gefüllt<br />

und die derzeit in Abschluss befindlichen<br />

Transaktionen lassen ein traditionell stärkeres<br />

4. Quartal erwarten, so dass wir derzeit noch<br />

davon ausgehen, dass ein Gesamtvolumen<br />

<strong>2022</strong> von über 4 Milliarden Euro erreichbar ist.<br />

Stark risikodiversifizierte, gemischt genutzte<br />

Immobilien, die eine Risikostreuung über<br />

mehrere Bereiche wie Einzelhandel, Büro,<br />

Wohnen und teils gewerblichen Wohnanteilen<br />

aufweisen, rangierten mit rund 21% auf<br />

dem zweiten Platz.<br />

Auf Büroimmobilien entfiel ein Anteil von<br />

knapp 17%, gefolgt von Einzelhan-delsimmobilien<br />

mit rund 11% des Gesamttransaktionsvolumens.<br />

Der Anteil der sehr gut performenden Assetklasse<br />

Logistik lag in den ersten 3 Quartalen<br />

des Jahres aufgrund des nur geringen Angebots<br />

bei knapp 5%.<br />

Waren die Renditen im ersten Halbjahr noch<br />

weitgehend stabil, so sind die Spitzenrenditen<br />

in den meisten Assetklassen im letzten Quartal<br />

um ca. 30 Basispunkte gestiegen. In der<br />

Assetklasse Logistik liegt die Spitzenrendite<br />

aktuell bei 4,1 Prozent, bei Büros bei 3,65 Pro-<br />

Die starke Sicherheitsorientierung der Kaufinteressenten<br />

hat sich auch im 3. Quartal des<br />

Jahres fortgesetzt und zu einer guten Performance,<br />

insbesondere jener Assetklassen<br />

geführt, die nach Einschätzung der Investoren<br />

hohe Sicherheit versprechen, auch wenn die<br />

Preisdynamik im Vergleich zum Vorjahr auf<br />

Grund der Zinsanpassungen der EZB in einer<br />

Seitwärtsbewegung mündete.<br />

Institutionelle Wohnprojekte konnten Ihre<br />

Spitzenstellung der vergangenen Jahre weiter<br />

behaupten und mit knapp 32 Prozent die Führungsrolle<br />

einnehmen. Die beiden größten<br />

Transaktionen im Wohnbereich waren hierbei<br />

die durch EHL vermittelten Projekte „Lavater<br />

2“, das von Invester United Benefits an die<br />

Bank Austria <strong>Real</strong> Invest, sowie das Leuchtturmprojekt<br />

„High Five“ in Linz, das von STC<br />

und Roombuus an die ZBI verkauft wurden.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

13


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

zent und in der stärksten Assetklasse Wohnen<br />

bei 3,1 Prozent. „Der Peak bei den Renditen<br />

ist noch nicht erreicht, bis Jahresende ist mit<br />

weiteren Renditeanstiegen zu rechnen“, so<br />

die Erwartung von Georg Fichtinger, Head of<br />

Investment Properties bei CBRE, der aber auch<br />

davon ausgeht, dass im vierten Quartal noch<br />

einmal ordentlich investiert wird. Prognosen<br />

sind nicht einfach aufgrund der aktuellen<br />

Rahmenbedingungen, aber aufgrund der gut<br />

gefüllten Pipeline und jener Deals, die in den<br />

nächsten Wochen vor dem Closing stehen, gehen<br />

die Experten von CBRE zurzeit von einem<br />

Jahresinvestmentvolumen von 4 Milliarden<br />

Euro aus.<br />

„Das Marktgeschehen<br />

hat sich deutlich<br />

verlangsamt.<br />

Ein Repricing wird<br />

stattfinden müssen.“<br />

Thomas Belina,<br />

Colliers Austria<br />

„Investoren agieren<br />

vorsichtiger und<br />

selektiver.“<br />

Georg Fichtinger,<br />

CBRE Österreich<br />

Ausgewählte<br />

Investmenttransaktionen <strong>2022</strong><br />

Objekt Nutzungsart Größe in m 2 Käufer<br />

U6 Center Büro 24.818 Westcore Europe Privatinvestor<br />

Space One Büro 23000 CA Immo Investorenkonsortium<br />

Technologie Park Büro 9.000 Konsortium von Privatinvestoren GalCap Europe<br />

Stolberggasse 26 Büro 6.122 UBM Family Office<br />

Lassallestraße 7 Büro 6.000 Zürich Versicherung AG Bank Austria <strong>Real</strong> Invest<br />

High Five Büro 16.862 STC / Roombuus ZBI AG<br />

Lavater 2 Wohnen 15.967 Invester United Benefits Bank Austria <strong>Real</strong> Invest<br />

Groß-Enzersdorfer Str. 66-72 Wohnen 14.700 ARWAG Erste Immo KAG<br />

Großes Glück Wohnen 10.000 Invester United Benefits Wealthcore<br />

Lorenz-Mandl-Gasse Wohnen 6.884 Privatinvestor Catella Residential<br />

Theresiengasse 2 Wohnen 4.500 <strong>Real</strong>trade Immobilien Gruppe Quantum<br />

LEO 19 Wohnen 4.054 Privatinvestor Wealthcore<br />

Dredner Straße 90 Gewerblich Wohnen 21.000 S+B Gruppe Greystar<br />

SkyLog Park Logistik / Industrie 18.000 DLH DEKA<br />

Cross Dock Upper Austria Logistik / Industrie 12.979 Meir Immobilien-Gruppe KanAm Grund Group<br />

Eagle Portfolio Einzelhandel 50.000 Pfeiffer Beteiligungs GmbH Soravia<br />

Haid-Center Linz Einzelhandel 35.000 ECE <strong>Real</strong> Estate Partners<br />

Institutionelles<br />

Investorenkonsortium<br />

Trinity Park Linz Entwicklungsgrundstück 60.000 Privatinvestorenkonsortium Vermehrt Gruppe<br />

TLAPA Gemischt genutzt 11.560 Vermehrt Gruppe LLB<br />

Art & Garden Gemischt genutzt 10.700 Family Office GalCap Europe<br />

Quelle: EHL Market Research | Q3 <strong>2022</strong><br />

Fotos: Max-Manavi-Hube, CBRE<br />

14 ImmoFokus


„Die letzten Monate haben gezeigt, dass sich<br />

das Markt-geschehen deutlich verlangsamt<br />

hat“, stimmt Thomas Belina, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter bei Colliers zu. „Die<br />

Nachfrage ist weiterhin groß, allerdings sind<br />

die Kaufpreisvorstellungen auf Käufer- und<br />

Verkäuferseite zunehmend auseinandergedriftet.“<br />

Investoren sind vorsichtiger geworden,<br />

passen ihre Investmentstrategien<br />

den neuen Marktgegebenheiten an und warten<br />

vorerst einmal ab. Ein Repricing wird, so<br />

Colliers International in seinem aktuellen<br />

Marktbericht, stattfinden müssen. „Nach einer<br />

langen Phase sinkender Renditen werden<br />

diese bis zum Jahresende erstmals in allen<br />

Assetklassen leicht steigen. Wir gehen davon<br />

aus, dass es mit Beginn des vierten Quartals<br />

wieder vermehrt zu Abschlüssen kommen<br />

wird, da der Investitionsdruck nach wie vor<br />

vorhanden ist und Österreich als stabiler<br />

Markt bei Immobilieninvestments rascher<br />

davon profitieren wird. Bis zum Jahresende<br />

erwarten wir ein Investitionsvolumen von 3,5<br />

Milliarden Euro.<br />

„Die Entscheidungsfreude der Investoren<br />

wird zurückkehren“, ist Pöltl überzeugt.<br />

„Zweifelsohne zutreffend ist, dass wir seit<br />

2008 den wohl längsten Zyklus in der Immobilienwirtschaft<br />

gesehen haben und diese<br />

Aufwärtsentwicklung mittlerweile beendet<br />

sein dürfte.“ Die EZB hat mehrere Zinsschritte<br />

angekündigt beziehungsweise schon umgesetzt.<br />

Steigende Zinsen bewirken in der<br />

Regel rückläufige Immobilienpreise. Da diese<br />

Entwicklung alle Segmente betrifft, wird sich<br />

dem Trend auch keine Nutzungskategorie<br />

entziehen können.“<br />

Quelle: EHL Market Research | H1 <strong>2022</strong><br />

Das bedeute aber nicht, dass Immobilien wie<br />

beispielsweise Wohn- und oder Logistikimmobilien<br />

nicht mehr gefragt sind. „Da wir<br />

auch zukünftig mehr Wohnraum benötigen<br />

und der wachsende Online-Handel weiterhin<br />

zentrumsnahe Lagemöglichkeiten suchen<br />

wird, bleibt unseres Erachtens die Nachfrage<br />

nach derartigen Liegenschaften hoch“, so<br />

Pöltl.<br />

Die wichtigsten Trends für<br />

Immobilien Investments:<br />

Die Erwartungen an das Transaktionsvolumen<br />

wurden für <strong>2022</strong> nach unten korrigiert, das Ergebnis<br />

zum Jahresende könnte aber dennoch<br />

dem 10-Jahresdurchschnitt entsprechen<br />

Quelle: EHL Market Research | H1 <strong>2022</strong> Quelle: EHL Market Research | H1 <strong>2022</strong><br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

15


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

12000<br />

Investments:<br />

• Die Erwartungen an das Transaktionsvolumen<br />

wurden für <strong>2022</strong> nach unten korrigiert,<br />

das Ergebnis zum Jahresende könnte<br />

aber dennoch dem 10-Jahresdurchschnitt<br />

entsprechen<br />

• ESG Konformität bleibt ein wichtiges Kriterium,<br />

das über Mietsteigerungspotenzial<br />

und Verkaufserlös entscheidet<br />

• Immobilien bleiben attraktive Anlageform,<br />

da die Indexierungen der Gewerbemietverträge<br />

vor Wertverfall schützen können<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

• Renditenanstieg im zweiten Halbjahr <strong>2022</strong><br />

in allen Assetklassen. In der Assetklasse<br />

Logistik werden die Renditen bei stabilen<br />

Kapitalerträgen aufgrund höherer Mieten<br />

steigen<br />

Büromarkt:<br />

Die wichtigsten Trends für den Wiener Büromarkt:<br />

• Durch geringen Leerstand und eine ebensolche<br />

Projektpipeline entwickelt sich der<br />

Wiener Büromarkt zu einem Vermietermarkt<br />

• Im Fokus des Interesses stehen ESG konforme<br />

Objekte und moderne Flächen in<br />

zentralen Lagen, die die Umsetzung von hybriden<br />

und flexiblen Arbeitsplatzstrategien<br />

erlauben<br />

• Die aktuelle Marktsituation führt vor allem<br />

in guten, innerstädtischen Lagen zu steigenden<br />

Mietpreisen<br />

• Die steigenden Baukosten und die Verknappung<br />

bei Baumaterialien wird zu Unsicherheiten<br />

bei Projektplanungen führen<br />

– wobei aktuell noch keine umfassenden<br />

Bauverzögerungen festzustellen sind<br />

Retailmarkt:<br />

• Lieferverzögerungen beeinträchtigen nach<br />

wie vor den Einzelhandel, zudem kämpft<br />

die Branche – wie auch die Gastronomie –<br />

mit Personalmangel<br />

• Geopolitische Unsicherheiten, hohe Inflation<br />

und die neue CO2 Steuer ab Oktober<br />

stellen die energieintenisve Assetklasse<br />

Retail vor Herausforderungen<br />

• Als Reaktion auf den Energiepreisanstieg<br />

ändern Konsumenten ihr Einkaufsverhalten,<br />

wovon vor allem Diskonter profitieren<br />

• Mixed Use ist der neue Trend am Retailmarkt.<br />

Fußläufig erreichbare Supermärkte<br />

in Wohnquartieren gewinnen an<br />

Bedeutung<br />

• Österreichweit bewirken die veränderten<br />

Konsumgewohnheiten eine stetig rückläufige<br />

Flächenentwicklung<br />

Logistikmarkt:<br />

• Die Nachfrage nach Logistikflächen bleibt<br />

hoch, vor allem durch Onlinehändler und<br />

Paketdienstleister<br />

• Die Situation am österreichischen Grundstücksmarkt<br />

verschärft sich weiter, wodurch<br />

Brownfields und B-Lagen an Bedeutung<br />

gewinnen<br />

• Die Logistikmieten werden durch die hohe<br />

Nachfrage sowie die steigenden Bau- und<br />

Grundstückspreise weiter steigen. Das<br />

Wachstum im Jahr <strong>2022</strong> sollte überdurchschnittlich<br />

sein<br />

• ESG Kriterien werden für Entwickler,<br />

Investoren und Nutzer immer wichtiger:<br />

technisch, ökologisch und sozial. Es ist<br />

davon auszugehen, dass sich der Arbeitskräftemangel<br />

in Logistik und Handel weiter<br />

verschärfen wird<br />

• Investoren setzen weiterhin auf Logistikimmobilien.<br />

Die Zinswende bringt<br />

allerdings Unsicherheiten und höhere<br />

Renditen<br />

Wohnungsmarkt:<br />

• Die Tatsache, dass es durch hohe Bau- und<br />

Finanzierungskosten zu Verschiebungen<br />

von Wohnprojekten kommt, wird durch die<br />

hohe Anzahl an Fertigstellungen der letzten<br />

Jahre abgefedert<br />

• Das Angebot an Grundstücken ist in den Ballungsräumen<br />

eingeschränkt. Dies treibt –<br />

16 ImmoFokus


Sicherheit<br />

Die starke Sicherheitsorientierung der Investoren hat sich auch im 2. Quartal des Jahres fortgesetzt<br />

und zu einer guten Performance, insbesondere jener Assetklassen geführt, die nach Einschätzung<br />

der Investoren hohe Sicherheit versprechen. So rangieren stark risikodiversifizierte,<br />

gemischt genutzte Immobilien, die eine Mischnutzung aus mehreren Bereichen wie Einzelhandel,<br />

Büro, Wohnen und teils gewerblichen Wohnanteilen aufweisen, zum Halbjahresende mit<br />

einem Anteil von über 28,5 Prozent auf dem ersten Platz.<br />

Institutionelle Wohnprojekte, die in den letzten Jahren die Führungsrolle eingenommen haben,<br />

sind auch auf Grund der eingeschränkten Verfügbarkeit mit einem Anteil von ca. 19 Prozent auf<br />

Platz 2 gerutscht, knapp vor Büro mit ca. 16 Prozent.<br />

Der Anteil der krisenresistenten und sehr gut performenden Assetklasse Logistik liegt im 1.<br />

Halbjahr aufgrund der vorherrschenden Angebotsknappheit sowie der länger andauernden<br />

Transaktionsprozesse bislang nur bei 3 Prozent, wird sich aber im Jahresverlauf wohl noch<br />

deutlich steigern.<br />

Die von den Auswirkungen der Pandemie besonders getroffenen Bereiche Einzelhandel und<br />

Hotel verzeichnen verstärktes Investoreninteresse, weswegen davon auszugehen ist, dass der<br />

aktuell im langjährigen Vergleich noch immer geringe Anteil dieser Assetklassen (Einzelhandel<br />

15 Prozent / Hotel 3 Prozent) ansteigen wird.<br />

gemeinsam mit den erhöhten Errichtungskosten<br />

– die Kaufpreise in die Höhe<br />

• Das Mietsteigerungspotenzial ist durch<br />

die aktuelle wirtschaftliche Situation<br />

beschränkt und eine mögliche Erhöhung<br />

eher inflationsbedingt. Leistbarkeit und<br />

massiv steigende Nebenkosten rücken in<br />

den Fokus und führen eventuell zu nachträglichen<br />

Mietpreisanpassungen<br />

• Die Erfüllung von ESG Kriterien wird immer<br />

wichtiger. Ein Rückgang der Baukostenpreise<br />

ist nicht absehbar.<br />

• „Standing Investments“ gewinnen gegenüber<br />

„Forward Transaktionen“ bei Investoren<br />

an Bedeutung<br />

Hotelmarkt:<br />

• In Städten wie Ferienregionen verzeichnen<br />

Hotels eine hohe Auslastung zu<br />

rekordverdächtigen Zimmerraten. Nach<br />

zwei schwierigen Jahren kann sich die Hotellerie<br />

über diesen Sommer erholen<br />

• Inflationsbedingt steigende Kosten sowie<br />

der Fachkräftemangel und die sinkende<br />

Kaufkraft trüben die positiven Entwicklungen<br />

am Hotelmarkt<br />

• Serviced Apartments sind die Gewinner, die<br />

sowohl Longstay als auch Shortstay Gäste<br />

bedienen könnnen. Sie werden für immer<br />

mehr Investoren als krisensichere Alternative<br />

zu klassischen Hotelkonzepten gesehen<br />

• Marktunsicherheiten führen insgesamt zu<br />

Zurückhaltung bei Investmenttätigkeiten,<br />

im Hotelsektor konnten allerdings wieder<br />

mehr Transaktionen beobachtet werden,<br />

der Trend sollte sich auch in der zweiten<br />

Jahreshälfte fortsetzen <br />

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<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

17


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Innovationsschub<br />

Robust. Qualität statt Quantität, In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten<br />

beweist der Wiener Büromarkt aufs Neue seine berühmte Stabilität.<br />

18 ImmoFokus


I<br />

n einem turbulenten Marktumfeld ist<br />

aktuell einiges an Dynamik und Innovation<br />

zu verzeichnen, die im ersten<br />

Halbjahr <strong>2022</strong> zu einigen erfreulichen<br />

Vermietungserfolgen geführt hat. Die Corona-<br />

Pandemie hat vor mehr als 2 Jahren einen Innovations-<br />

und Qualitätsschub ausgelöst, dessen<br />

Umsetzung noch immer voll im Gang ist. In<br />

vielen Branchen hat sich Remote-Working zu<br />

einer beruflichen Selbstverständlichkeit etabliert<br />

und vielerorts werden Arbeitsmodelle zur Kombination<br />

von Home-Office und bürobasiertem<br />

Arbeiten implementiert. Viele Unternehmen<br />

sind daher gerade dabei, ihre Bürokonzepte an<br />

Ausgewählte Vermietungen<br />

Objekt Größe in m 2 Adresse<br />

die zeitgemäßen Anforderungen einer flexiblen<br />

Arbeitswelt anzupassen. Im Zuge dessen hat sich<br />

ein Trend zur „Qualität statt Quantität“ manifestiert,<br />

der dem Wiener Büromarkt einiges an<br />

Dynamik bringt.<br />

Die Ukraine Krise sowie die gestiegenen Baukosten<br />

und die anhaltend hohe Inflation hat<br />

im 1. Halbjahr bei vielen Unternehmen für<br />

Unsicherheit gesorgt, welche dazu führte, dass<br />

einige Gesuche kurzfristig „on hold“ gesetzt<br />

wurden. Wir sind aber sehr zuversichtlich,<br />

dass diese Gesuche im 2. Halbjahr wieder aufgegriffen<br />

werden.<br />

Mieter Mietfläche Angemietetes Objekt<br />

ISS Österreich (ISS Facility Services) 6.230 m² 2, Quartier Lassalle 1<br />

ATOS Österreich 5.240 m² 22, IZD- Tower<br />

Rechtsanwaltskanzlei 4.420 m² 9, Doppio Due<br />

Öffentlicher Mieter 2.210 m² 2, Lassallestraße 9b<br />

Öffentlicher Mieter 1.930 m² 2, Leopold Moses Gasse 4<br />

Nuance Communications Austria GmbH 1.780 m² 12, Euro Plaza 1<br />

Pharmaunternehmen 1.500 m² 12, U4-Center<br />

BHK Bau 1.200 m² 23, Silo Plus<br />

Rechtsanwaltskanzlei 1.100 m² 1, Schottenring 17<br />

Celum GmbH 1.000 m² 2, Aspernbrückengasse 2<br />

Unzer Austria GmbH 1.000 10, 1100 Columbus Shops&Offices<br />

Quelle: EHL Market Research | Q2 <strong>2022</strong><br />

Im 2. Quartal <strong>2022</strong> summierte sich die Vermietungsleistung<br />

auf dem Wiener Büromarkt auf<br />

27.987 Quadratmeter – das sind um 22 Prozent<br />

weniger als im 1. Quartal <strong>2022</strong> und um 83 Prozent<br />

mehr als im 2. Quartal 2021 berichtet das<br />

Vienna Research Forum (VRF) nach der Auswertung<br />

der aktuellen Eckdaten des Wiener<br />

Büromarktes. Berücksichtigt werden vom VRF<br />

dabei nur moderne Büroflächen, die ab 1990<br />

gebaut oder generalsaniert wurden und die<br />

gewisse Qualitätskriterien wie Klimatisierung,<br />

Lift oder IT-Standard erfüllen.<br />

Die größte Vermietung (Neuvermietung) fand<br />

laut VRF mit 3.333 Quadratmeter im Submarkt<br />

Donaucity statt und entspricht 12 Prozent der<br />

Vermietungsleistung auf dem Wiener Büromarkt<br />

im Q2. Eine weitere größere Vermietung<br />

wurde im Submarkt Erdberg mit ca. 2.400 Quadratmeter<br />

registriert. Insgesamt wurden im<br />

2. Quartal 48 Vermietungen verzeichnet – das<br />

sind um 10 Vermietungen mehr als im Vorquartal<br />

und ebenso um 10 mehr als im Q2 2021.<br />

Betrachtet man die Vermietungsleistung nach<br />

dem Anteil der Vermietungsarten, so entfallen<br />

im Q2 <strong>2022</strong> 100 Prozent der Flächen auf Neuvermietungen.<br />

Leerstand im 2. Quartal<br />

weiterhin bei 4,2%<br />

Im 2. Quartal <strong>2022</strong> betrug die Leerstandsquote<br />

im VRF-Bestand moderner Bürogebäude in<br />

Wien 4,2 Prozent. Der Leerstand ist somit im<br />

Vergleich zum Vorquartal gleich geblieben<br />

und im Vergleich zum Q2 2021 um 0,1 Prozentpunkte<br />

gestiegen.<br />

Die niedrigste Leerstandsquote wurde mit rd.<br />

1,5 Prozent im Submarkt Hauptbahnhof registriert,<br />

die höchste mit 13,3 Prozent im Submarkt<br />

Airportcity Vienna.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

19


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Das VRF hat erstmals im September 2016 für<br />

Wien auch den Gesamtbestand an modernen<br />

Büroflächen erhoben und diesen mit Ende<br />

des 2. Quartals <strong>2022</strong> aktualisiert: Er beträgt<br />

demnach 5.931.993 Quadratmeter, davon entfallen<br />

rd. 63 Prozent auf Flächen der Klasse A<br />

und 37 Prozent auf Flächen der Klasse B nach<br />

VRF Standard. Weiters wurden bei sämtlichen<br />

Projekten die Leerstände überprüft und aktualisiert.<br />

Neuflächenproduktion<br />

Die Neuflächenproduktion wird sich <strong>2022</strong><br />

mit 126.100 Quadratmeter im Vergleich zum<br />

Vorjahr (ca. 66.700 Quadratmeter) fast verdoppeln.<br />

Das sehr niedrige Fertigstellungsvolumen<br />

der letzten 3 Jahre kann damit aber<br />

nicht ausgeglichen werden, weshalb die Leerstandsrate<br />

am Wiener Gesamtmarkt auf einem<br />

im internationalen Vergleich sehr niedrigen<br />

Niveau von 4,3 Prozent bleibt.<br />

Dazu trägt auch bei, dass durch die Neuflächenproduktion<br />

nur zu einem geringen Teil<br />

zusätzliche Büroflächen geschaffen werden, da<br />

ein Großteil auf umfassend sanierte Bestandsobjekte<br />

entfällt. Heuer erreicht der An¬teil der<br />

Refurbishments einen absoluten Rekordwert<br />

von 82 Prozent. Als namhaftes Beispiel kann<br />

etwas das „Quartier Lassalle“ mit ca. 78.000<br />

Quadratrmeter genannt werden, welches bereits<br />

ein Jahr vor Fertigstellung vollvermietet<br />

Fertigstellungen <strong>2022</strong>ff<br />

Objekt Adresse Jahr Art Größe in m 2<br />

Lebendiges Haus 1, Postgasse 8-10 CBD <strong>2022</strong> Generalsanierung 8.600<br />

Das Doppio Due 9, Peregringasse 2-4 CBD <strong>2022</strong> Generalsanierung 5.500<br />

EIGHTY TWO 23, Perfektastraße 82 Wienerberg (Süden) <strong>2022</strong> Neubau 10.700<br />

Handelskai 100 20, Handeslkai 100 Prater & Lassallestraße <strong>2022</strong> Neubau 3.000<br />

Quartier Lassalle<br />

2, Lassallestrasse 1<br />

2, Lassallestrasse 5<br />

Prater & Lassallestraße <strong>2022</strong> Generalsanierung 78.000<br />

silo next 23, Lehmböckgasse 57 Wienerberg (Süden) <strong>2022</strong> Neubau 9.000<br />

VIENNA TWENTYTWO (BT 1) Donau City <strong>2022</strong> Neubau 8.000<br />

Urban Garden - myHive am Wienerberg 11, Wienerbergstraße 11 Wienerberg (Süden) 2023 Generalsanierung 18.000<br />

Herzig Wienerberg (Süden) 2023 Neubau 10.900<br />

LMNT Offices 11, Brehmstraße 19 Hauptbahnhof 2023 Neubau 18.000<br />

TrIIIple Erdberg - St. Marx 2023 Neubau 8.500<br />

VIO Plaza 12, Schönbrunner Str. 230 Westen 2023 Neubau 22.600<br />

ROBIN Donau City 2023 Neubau 10.000<br />

PlusEnergieQuartier21 21, Pilzgasse 33 Norden 2024 Neubau 11.000<br />

VIENNA TWENTYTWO (BT 2) Donau City 2024 Neubau 10.000<br />

TwentyOne Central Hub Norden 2024 Neubau 22.500<br />

Francis Vienna CBD 2024 Generalsanierung 37.000<br />

Village im Dritten CBD 2024 Neubau 8.500<br />

Weitblick (Viertel Zwei) Prater & Lassallestraße 2025 Neubau 25.500<br />

Fernbus-Terminal Prater & Lassallestraße 2025 Neubau 35.000<br />

* Generalsanierung<br />

Quelle: EHL Market Research | Q2 2021 Colliers International<br />

20 ImmoFokus


„Die Neuflächenproduktion wird sich<br />

<strong>2022</strong> mit 126.100 Quadratmeter im<br />

Vergleich zum Vorjahr mit rund<br />

66.700 Quadratmeter<br />

fast verdoppeln. “<br />

Auch die Spitzenmiete ist leicht angestiegen<br />

und erreicht 26,00 Euro pro Quadratmeter für<br />

hochwertige Objekte in den Top- Lagen wie z.B<br />

der Wiener Innenstadt.<br />

Gut gefüllte Pipeline<br />

Die aktuell gut gefüllte Pipeline für das 2.<br />

Halbjahr sowie die zum Teil bereits weit fortgeschrittenen<br />

Verhandlungen lassen uns aktuell<br />

positiv in die 2. Jahreshälfte blicken. Die dominierenden<br />

Übersiedlungsmotive sind derzeit<br />

Qualitätssteigerungen bzw. die Implementierung<br />

flexibler Arbeitsformen.<br />

wurde (z.B. ÖBB, ISS Facilitymanagement und<br />

Wiener Gesundheitsverbund).<br />

Da bereits fast 90 Prozent der <strong>2022</strong> zur Fertigstellung<br />

gelangenden Büroflächen vermietet<br />

sind, können auch heu¬er wieder einige<br />

größere Gesuche kurzfristig nicht bedient<br />

werden. Insbesondere größere Unternehmen,<br />

welche stylishe und etwas ausgefallene Büroflächen<br />

in Top-Lagen suchen, finden derzeit<br />

kein bezugsfertiges Angebot vor. Erst in den<br />

kommenden beiden Jahren gelangen z.B. mit<br />

dem VIO Plaza (ca. 22.600 Quadratmeter),<br />

dem Urban Garden (ca. 15.500 Quadratmeter)<br />

und dem Francis (ca. 40.000 Quadratmeter)<br />

wieder Top-Objekte in gut erschlossenen Lagen<br />

zur Vermietung.<br />

Spitzen- und Durchschnittsmieten<br />

Auch aufgrund der steigenden Baupreise<br />

sowie aktuell hohen Inflation ist derzeit bei<br />

neuen Projekten ein stei¬gendes Mietpreisniveau<br />

zu verzeichnen. Die Durchschnittsmiete<br />

liegt aktuell bei 14,90 Euro pro Quadratmeter.<br />

Quer durch viele Branchen ist seit geraumer<br />

Zeit ein massiver Personalmangel zu verspüren.<br />

Viele Unternehmen reagieren darauf,<br />

indem sie ihren MitarbeiterInnen eine besonders<br />

attraktive Arbeitsumgebung bieten. Ein<br />

moderner, qualitativ hochwertiger Firmensitz<br />

als gebaute Unternehmenskultur spielt in der<br />

Bindung und Gewinnung qualifizierter MitarbeiterInnen<br />

eine sehr bedeutende Rolle. Der<br />

überwiegende Anteil der Übersiedlungen geht<br />

daher aktuell mit einer umfassenden Überarbeitung<br />

der firmenbezogenen Bürowelten einher.<br />

Employee Experience steht auch weiterhin<br />

bei neuen Bürostandorten deutlich im Fokus.<br />

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21


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Quelle: Vienna Research Forum<br />

Quelle: Vienna Research Forum<br />

22 ImmoFokus


Quelle: Vienna Research Forum<br />

Analysis Submarkets Vienna Q2/<strong>2022</strong><br />

Submarktname<br />

aktive Objekte<br />

Gesamtfläche in m²<br />

aktive Objekte<br />

Gesamtfläche in m²<br />

Klasse A<br />

aktive Objekte<br />

Gesamtfläche in m²<br />

Klasse B<br />

Leerstandsrate in %<br />

Vermietungsleistung<br />

gesamt Q1 <strong>2022</strong><br />

Innere Bezirke - CBD 2.198.865 1.015.498 1.183.367 3,1% 4.554<br />

Donaucity 537.736 287.634 250.102 4,3% 5.055<br />

Prater/Lasallestraße 752.993 651.605 101.388 5,2% 2.449<br />

Erdberg - St. Marx<br />

(Osten)<br />

677.152 570.989 106.163 4,4% 3.735<br />

Hauptbahnhof 519.820 424.754 95.066 1,5% 279<br />

Wienerberg (Süden) 453.971 323.745 130.226 9,3% 7.802<br />

Norden 429.392 225.317 204.075 3,0% 1046<br />

Westen 255.117 143.733 111.384 4,8% 1.933<br />

Airport City Vienna 106.947 70.147 36.800 13,3% 2.134<br />

Gesamt 5.931.993 3.713.422 2.218.571 4,2% 28.987<br />

Quelle: Vienna Research Forum<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

23


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Zum Autor<br />

Stefan Wernhart startete 2006 bei EHL und ist seit 2018 Geschäftsführer<br />

der EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Er ist für<br />

die Bereiche Office, Retail, Asset Management und Market<br />

Research verantwortlich.<br />

Die nachhaltige Flexibilität des hybriden Arbeitens<br />

Kommentar: Stefan Wernhart<br />

Foto: Adobe Stock<br />

Ein klassisches Bürolayout, wie man es viele Jahre lang in den meisten<br />

Unternehmen vorgefunden hat, weicht immer öfter neuen, qualitativ<br />

hochwertigen und modernen Raumkonzepten, oftmals mit Anlehnung<br />

an eine Hotelarchitektur mit Wohlfühlfaktor. Noch befinden wir uns<br />

aber mitten in diesem Transformationsprozess am Weg hin zu den neuen<br />

Bürowelten und flexiblen Arbeitsmodellen.<br />

Neue Anforderungen<br />

Die Büroräumlichkeiten werden zusehend individueller, wohnlicher,<br />

moderner und digitaler. Arbeitgebende gehen heute stärker als bisher<br />

auf die Wünsche ihrer Mitarbeitenden ein und auch die Büroflächen<br />

selbst werden wesentlich mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden<br />

ausgerichtet. Die Arbeitswelt hat sich während der letzten zweieinhalb<br />

Jahre pandemiebedingt nachhaltig verändert. Der Trend des hybriden<br />

Arbeitens hat sich manifestiert und wird sich zukünftig noch weiter<br />

verstärken. Bei vielen Arbeitnehmenden hat die plötzliche Anpassung<br />

des Arbeitsalltages durch COVID-19 ein neues Verständnis von Arbeit<br />

hervorgebracht.<br />

Flexibilität zählt<br />

Die Vereinbarkeit des Berufs- und Privatlebens<br />

ist oftmals sehr stark in den Fokus gerückt und<br />

viele Unternehmen ermöglichen inzwischen<br />

flexiblere Arbeitszeitmodelle, um dieser Veränderung<br />

in ihrer Unternehmenskultur Platz<br />

zu geben. Die gewährte Flexibilität stärkt die<br />

Identifikation der Mitarbeitenden mit dem<br />

Unternehmen und bindet diese in Zeiten, in<br />

denen es sehr schwierig ist, qualifiziertes Fachpersonal<br />

zu halten und neue Talente zu finden.<br />

Durch diese nachhaltige Veränderung des Arbeitsalltags<br />

rückt die Qualität des physischen<br />

Büros immer öfter in den Vordergrund. Wenn<br />

der Arbeitsplatz zu Hause sehr gut funktioniert<br />

und komfortabel ist, muss das physische Büro speziell bei der Generation<br />

Y und Z noch stärker als früher einen Anreiz schaffen, um Mitarbeitende<br />

zur Anwesenheit im Büro zu motivieren. Die <strong>Real</strong>isierung dieser modernen<br />

Bürokonzepte sorgt dafür, dass das physische Büro überwiegend ein<br />

Ort der Innovation und Kreativität wird und natürlich Raum für den weiterhin<br />

notwendigen informellen Austausch bietet. Daher konzentrieren<br />

sich Projektentwickler noch stärker auf die Errichtung qualitativ hochwertiger,<br />

architektonisch moderner und vor allem nachhaltiger Immobilien,<br />

die allen Anforderungen der neuen Bürowelten gerecht werden. In<br />

den nächsten beiden Jahren werden hochwertige Projekte fertiggestellt,<br />

wie zum Beispiel das VIO Plaza direkt an der U4-Station Meidling, mit<br />

einem vielseitigen Shop-Angebot in der Sockelzone, oder die Projekte<br />

Francis im Althan Quartier und myhive Urban Garden am Wienerberg,<br />

in welchen sich unter anderem ein Fitnesscenter, ein großer Food Court<br />

und vielfältige Einkaufsmöglichkeiten befinden. Diese Projekte, die auch<br />

von EHL vermarktet werden, bieten zukünftigen Nutzenden flexible,<br />

innovative und nachhaltige Bürokonzepte an Standorte mit perfekter<br />

Infrastruktur vor Ort.<br />

24 ImmoFokus


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Zum Autor<br />

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />

Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />

Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />

Geschäftsraummieten im Mietrechtsgesetz –<br />

ein österreichisches Spezifikum<br />

Kommentar: Louis Obrowsky<br />

gebaut wurde. Mietveträge, die vor<br />

1982 abgeschlossen wurden und<br />

auf Basis der „Friedenskronen-<br />

Miete“ (auch erster Weltkrieg)<br />

festgelegt wurden, dürfen ebenfalls<br />

nicht einmal schrittweise bis zur<br />

marktüblichen Miete angehoben<br />

werden. Da fragt man sich<br />

schon, warum nur in Österreich<br />

ein Unternehmer, der einen<br />

Geschäftsraum gemietet hat, so<br />

schützenswert sein soll?<br />

Beklagt werden kann viel, was das Vermieten in Österreich<br />

betrifft. Gefordert werden permanent Mietpreisdeckel, Inflationsmilderungsgesetz<br />

et cetera. Denn Vermieten gilt als „kapitalistisch“.<br />

Wer vermietet, gilt als „reich“. In Österreich halten sich Mythen<br />

besonders lang. Wer einmal eine Wohnung geerbt hat und dachte,<br />

mit der Vermietung viel Geld verdienen zu können, wird schnell eines<br />

Besseren belehrt, denn die Überbrückung von Leerstand, Mietersuche,<br />

Sanieren beziehungsweise Reparieren kostet viel Geld, das schwer<br />

über einen Mietvertrag zu verdienen ist.<br />

Schützenswert, warum?<br />

Aber auch bei Geschäftsraummieten, dazu zählen Büros, Ordinationen,<br />

Lager und Verkaufslokale, sieht es nicht so rosig aus wie uns immer<br />

gerne vorgegaukelt wird. Das Thema wird nur gerne gar nicht<br />

angesprochen. Denn Österreich hat ein Spezifikum: Keiner versteht,<br />

warum in Österreich, als einziges Land der EU, eine Geschäftsraummiete<br />

– also ein Rechtsgeschäft zwischen zwei Unternehmern – in einem<br />

Mietrechtsgesetz (MRG, Basis aus dem Jahr 1922) festgeschrieben<br />

ist. Geschäftslokale, Büroflächen und so weiter dürfen nicht zu<br />

marktüblichen Preisen vermietet werden, sofern das Haus vor 1953<br />

Keine Leistbarkeit gegeben<br />

Aber auch jene, die in Österreich einen Geschäftsraum, also auch ein<br />

Büro, neu mieten, werden von der Politik ganz schön ausgenommen.<br />

Vor Jahren wurde nämlich – vor einer Nationalratswahl zwecks Stimmenfangs<br />

– noch rasch die Mietvertragsgebühr für Wohnungen abgeschafft.<br />

Soweit so gut. Aber die Gebühr für Geschäftsräumlichkeiten<br />

blieb unangetastet. Dort trifft es nun aber die Unternehmer besonders<br />

hart. Denn war die Gebühr für unbefristete Verträge stets mit drei Jahresmieten<br />

gedeckelt, ist dies bei der Vergebührung für Geschäftsräume<br />

seit damals nicht mehr der Fall. Nicht nur, dass es diese Gebühr nach<br />

wie vor gibt – das Bundesfinanzgericht hat auch noch entschieden, dass<br />

alles anders werden muss. Richtete sich die Gebühr bisher danach, ob ein<br />

unbefristeter oder befristeter Vertrag vorliegt, werden nun unbefristete<br />

Verträge wie befristete behandelt und daher ein Prozent des entsprechend<br />

der Vertragsdauer vervielfachten Jahreswerts bis maximal zum<br />

18-fachen fällig. Wer kann sich solche Beträge leisten? Jungunternehmer<br />

gleich gar nicht. Alle reden vor Wahlen immer davon, wie wichtig<br />

die Wirtschaft ist, danach aber quetscht man sie aus, wo es nur geht. Hier<br />

scheint es so, dass man sich den Entfall der Gebühren bei Wohnungsmieten<br />

eben über die Geschäftsraummiete wieder einholen will. Das grenzt<br />

an Unverschämtheit.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

26 ImmoFokus


Advertorial<br />

Einräumung<br />

von Servituten<br />

GEBÜHRENPFLICHT bei vermeintlich unentgeltlicher Einräumung.<br />

A<br />

llgemein versteht man unter einer<br />

Dienstbarkeit, dass ein Eigentümer<br />

eines Grundstücks zum Vorteil<br />

eines anderen, nämlich eines<br />

Berechtigten, etwas zu dulden oder unterlassen<br />

hat. Gebührenrechtlich ist dies relevant, da<br />

Dienstbarkeitsverträge gebührenpflichtig sind.<br />

Die Gebühr beträgt zwei Prozent vom Wert des<br />

bedungenen Entgelts.<br />

Ein klassischer Mietvertrag fällt nicht<br />

darunter (dieser unterliegt dafür einer<br />

Bestandsvertragsgebühr von einem Prozent,<br />

gebührenfrei sind aber Wohnungsmietverträge),<br />

sehr wohl aber Fruchtgenussverträge.<br />

Dies deshalb, da dem Fruchtnießer das<br />

Recht auf volle Nutzung der Sache zusteht,<br />

insbesondere das Recht, Bestandrechte an<br />

Personen zu vergeben, die dadurch Hauptmieter<br />

werden.<br />

Gegenseitige unentgeltliche<br />

Einräumung<br />

In einem kürzlich vom Bundesfinanzgericht<br />

(BFG, GV/7100126/2017 vom 21. 2. <strong>2022</strong>)<br />

entschiedenen Fall wurden zur <strong>Real</strong>isierung<br />

eines Wohnprojektes zwischen zwei<br />

Grundstücken mehrere Dienstbarkeiten eingeräumt.<br />

Diese umfassten zum Beispiel das<br />

unentgeltliche und unkündbare Geh- und<br />

Fahrrecht zur Mitbenutzung Zufahrt/Abgang,<br />

Recht zur Errichtung eines Müllplatzes,<br />

Parkrecht für Besucherparkplätze, Geh- und<br />

Fahrrecht zur Mitbenutzung einer Tiefgaragenzufahrt<br />

oder Gehrecht zum Kinderspielplatz.<br />

Die Parteien haben den Dienstbarkeitsvertrag<br />

beim Finanzamt angezeigt,<br />

sind aber davon ausgegangen, dass keine<br />

Gebühr anfällt, da die Rechte unentgeltlich<br />

eingeräumt wurden.<br />

Gebührenpflicht doch gegeben?<br />

Die Finanzbehörde und auch das BFG haben<br />

diese Ansicht nicht geteilt. Der Wille der<br />

Parteien war darauf gerichtet, sich gegenseitig<br />

Dienstbarkeiten einzuräumen, damit das<br />

Wohnprojekt realisiert werden kann. Es liegt<br />

daher keine unentgeltliche Einräumung vor,<br />

sondern ein Tausch. Ein gebührenpflichtiges<br />

Rechtsgeschäft ist gegeben.<br />

Strittig war ebenfalls der Zeitpunkt der<br />

Gebührenentstehung. Da für die Gebührenentstehung<br />

bereits das Verpflichtungsgeschäft<br />

relevant ist, wurde die Gebühr mit<br />

Abschluss des Dienstbarkeitsvertrages (und<br />

nicht erst mit der späteren Verbücherung)<br />

ausgelöst. Der Wert der Dienstbarkeiten<br />

wurde auf Basis des Immobilienpreisspiegels<br />

(Mietwerte für solche Rechte) ermittelt, zum<br />

Beispiel Geh- und Fahrtrecht mit 0,50 Euro<br />

pro Quadratmeter oder Recht zur Errichtung<br />

und Benutzung eines Kinderspielplatzes<br />

mit einem Euro pro Quadratmeter. Da die<br />

Rechte unkündbar waren, kommen die<br />

Regeln für immerwährende Nutzungen zur<br />

Anwendung. Dies bedeutet, dass die Gebühr<br />

vom achtzehnfachen Jahreswert bemessen<br />

wird. In Summe kam daher eine recht hohe<br />

Bemessungsgrundlage zusammen.<br />

Fotos: Adobe Stock, Michael Königshofer<br />

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Harald Galla,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />

LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />

Immobilientransaktionen.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

27


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Der Markt<br />

beginnt sich<br />

zu drehen<br />

Text. Coronakrise, Ukrainekrise, Energiekrise, völlig ungewohnte<br />

Inflationswerte samt Veränderungen im Bereich der Finanzierung:<br />

All das verändert die Werthaltungen, Wünsche, Ziele von Menschen<br />

und Unternehmen und vor allem sehr oft ganz massiv ihre<br />

wirtschaftlichen Möglichkeiten.<br />

M<br />

ittlerweile treibt die Inflation<br />

– zuerst über das Material und<br />

jetzt über das Personal – die<br />

Neubaukosten und nagt jetzt<br />

auch heftig am angesparten Eigenkapital für<br />

Neuanschaffungen. Damit sind viele Finanzierungen,<br />

die noch vor einem Jahr problemlos und<br />

günstig abgewickelt werden konnten, plötzlich<br />

ein Fall für ausgesuchte Experten, die auch in<br />

kniffligen Situationen noch einen Weg finden.<br />

Für viele bedeutet das aber auch schlichtweg<br />

einen Projektstopp.<br />

„Wir beobachten schon seit einigen Monaten,<br />

dass die Nachfrage nach Immobilien von einem<br />

unglaublich hohen Niveau zurückgeht<br />

und das Angebot steigt“, erklärt Bernhard<br />

Reikersdorfer, MBA, Geschäftsführer von<br />

RE/MAX Austria, „eine Trendwende zeichnet<br />

sich ab.“<br />

Der Immobilienmarkt funktioniert dennoch<br />

weiterhin gut, so Reikersdorfer weil „… viele<br />

Grundstückskäufer, die den Traum hatten,<br />

einen Neubau zu errichten, orientieren sich -<br />

aufgrund der massiv gestiegenen Baukosten<br />

bzw. der Tatsache, dass sie dafür keine Finanzierung<br />

mehr bekommen – neu. Der Markt für<br />

gebrauchte und damit wesentlich günstigere<br />

Einfamilienhäuser rückt in dieser Zielgruppe<br />

vermehrt in den Fokus. Weiters gibt es noch<br />

immer eine Vielzahl von Anlegern, die ihr<br />

Geld zwar mit geringerer Rendite, aber zumindest<br />

inflationssicher parken wollen. Es<br />

hat sich auch gezeigt, dass viele Verkäufer – in<br />

erster Linie Erben, die in den letzten Monaten<br />

noch zugewartet und auf steigende Preise<br />

gehofft haben – ihre Immobilie jetzt auf den<br />

Markt bringen. Sie investieren ihr Geld in ihre<br />

eigene Wohn- und Lebenssituation, solange es<br />

noch so viel wert ist wie jetzt.“<br />

Ausdruck der Veränderungen sind nicht nur<br />

die Gesamtzahlen am Immobilienmarkt, sondern<br />

vielmehr auch ihre Zusammensetzung.<br />

Wenn die Grundstückshandelsmenge massiv<br />

einknickt, dann sind das die Einfamilienhäuser,<br />

die in den nächsten Jahren eben nicht<br />

gebaut werden. Wenn der Bürogebäudeumsatz<br />

trotz fast konstanter Menge um beinahe<br />

„Absolute Nähe von<br />

Wohn- und Arbeitsort ist<br />

nicht mehr so wichtig wie<br />

noch vor der Pandemie.“<br />

Bernhard Reikersdorfer,<br />

RE/MAX-Austria<br />

Fotos: Adobe Stock, EHL, RE/MAX<br />

28 ImmoFokus


die Hälfte zurückgeht, dann sind darin auch<br />

Homeoffice-Auswirkungen und Downsizing-<br />

Maßnahmen als Ursache versteckt.<br />

Der Wiener Wohnungsmarkt<br />

Der Wiener Wohnungsmarkt entwickelte<br />

sich im ersten Halbjahr <strong>2022</strong> weiterhin gut.<br />

Dass die Folgen dieser Entwicklungen bis<br />

jetzt verhalten ausfielen, ist primär darauf zurückzuführen,<br />

dass Immobilienmärkte ihrer<br />

Natur nach langfristig sind und entsprechend<br />

langsam reagieren. Daher ist auch davon auszugehen,<br />

dass Veränderungen, die sich in der<br />

ersten Jahreshälfte abzeichneten, im weiteren<br />

Jahresverlauf in deutlich höherem Maß schlagend<br />

werden.<br />

Die aktuellen Verwerfungen auf dem Energiemarkt<br />

haben dazu geführt, dass das Langfrist-<br />

Thema Energiewende und der damit verbundene<br />

Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen<br />

Energieträgern schlagartig ins Bewusstsein<br />

gerückt wurde: Fragen nach dem Heizsystem,<br />

den laufenden Energiekosten und eventuell in<br />

den kommenden Jahren anstehenden Investitionen<br />

gehören daher zu den Top-Themen bei<br />

Vermietungs- und Verkaufsgesprächen.<br />

Angebotsentwicklung<br />

Für <strong>2022</strong> war aufgrund der Welle an weit fortgeschrittenen<br />

Neubauprojekten ein absoluter<br />

Rekordwert bei den Fertigstellungen erwartet<br />

worden. Diese Prognosen müssen nun nach<br />

unten korrigiert werden, da eine Reihe von<br />

Projekten (primär wegen Lieferschwierigkeiten<br />

bei Baumaterialien, aber auch bei Ausstattungsgegenständen<br />

für Küchen und Bäder)<br />

mehrere Monate verspätet fertiggestellt und<br />

sich so erst in den Zahlen für 2023 niederschlagen<br />

werden. Statt der eigentlich für heuer prognostizierten<br />

19.700 neuen Wohnungen ist<br />

nun nur mehr ein Plus von maximal 13 Prozent<br />

auf 18.600 Einheiten zu erwarten.<br />

Diese Verzögerungen werden im Jahr 2023<br />

aber nicht zu mehr Fertigstellungen führen,<br />

da Projektentwickler bereits begonnen haben,<br />

Projektlaufzeiten zu strecken oder beabsichtigen,<br />

Baustarts zu verschieben. Hintergrund<br />

sind die hohen Baupreise, die bei manchen<br />

Projekten keine gesicherten wirtschaftlichen<br />

Perspektiven zulassen. Aus diesem Grund<br />

sind auch für 2023 und 2024 rückläufige Fertigstellungszahlen<br />

zu erwarten.<br />

Das aktuelle Neuflächenangebot wird sich<br />

demnach wieder verknappen und das zeitweise<br />

bereits befürchtete Überangebot an<br />

Wohnungen erscheint demnach aus heutiger<br />

Sicht auf absehbare Zeit ausgeschlossen.<br />

Institutionelle Anleger nicht<br />

mehr so aggressiv<br />

Eine neuerliche Trendwende zeichnet sich<br />

beim Verhältnis neuer Mietwohnungen zu<br />

neuen Eigentumswohnungen ab. Das aktuelle<br />

Ungleichgewicht bei der Angebotsverteilung<br />

zwischen Miete und Eigentum wird sich wieder<br />

etwas glätten. Institutionelle Anleger, die<br />

seit 2020 deutlich verstärkt in den Eigenbestand<br />

investierten, sind jetzt nicht mehr so<br />

aggressiv auf der Suche nach neuen Objekten.<br />

Das künftige Angebot wird sich daher wieder<br />

mehr in Richtung Eigentumswohnungen verschieben.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

29


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„In der aktuellen gesamtwirtschaftlichen<br />

Situation<br />

spricht vieles für den Kauf<br />

einer Wohnung, sei es zur<br />

Eigennutzung oder zur<br />

Veranlagung.“<br />

Karina Schunker,<br />

EHL Wohnen<br />

Etwas mehr als ein Drittel aller Fertigstellungen<br />

wurden 2021 jeweils in den beiden Flächenbezirken<br />

Nordost und Südost realisiert.<br />

Dieser Trend wird in diesen Lagen in Zukunft<br />

weiter anhalten. In den Flächenbezirken<br />

Nordost entfiel der Großteil der starken Neubauleistung<br />

auf den geförderten Wohnbau.<br />

Den höchsten Anteil an fertiggestellten Eigentumswohnungen<br />

findet man mit 74 Prozent<br />

in der Lage Dicht verbautes Gebiet. Freifinanzierte<br />

Mietwohnung wurden insbesondere<br />

in der Villenlage und den Flächenbezirken<br />

Südost fertiggestellt. Diese machen etwa ein<br />

Drittel aller Fertigstellungen in diesen Teilmärkten<br />

aus.<br />

Nachfrage unverändert stark<br />

Die Nachfrage nach Wohnungen in Wien ist<br />

unverändert stark, das betrifft sowohl Mietals<br />

auch Eigentums-wohnungen. Der Beginn<br />

der Ukrainekrise und der damit verbundene<br />

Zuzug hat dabei noch für einen kurzfristigen<br />

Zusatzschub gesorgt, der den Markt aber bisher<br />

weder in größerem Maß noch nachhaltig<br />

beeinflusst hat.<br />

Grundsätzlich reagiert die Nachfrage auf dem<br />

Wohnungsmarkt nicht sehr sensibel auf wirt-<br />

schaftliche Veränderungen, da das Grundbedürfnis<br />

Wohnen immer hohe Priorität hat.<br />

Demographische Entwicklungen haben hier<br />

deutlich größeren Einfluss.<br />

Gewisse Verschiebungen zwischen den Teilmärkten<br />

sind aber spürbar. Höhere Eigenkapitalanforderungen<br />

der Banken und Zinsanstiege<br />

werden für den Wohnungsankauf<br />

verstärkt zu berücksichtigende Parameter<br />

sein. Außerdem werden nun private Eigentümer<br />

wieder etwas öfter bereit sein, auch<br />

Wohnungen abzugeben. Wohnungssuchenden<br />

wird daher erstmals seit einigen Jahren<br />

wieder ein breiteres Angebot für den Ankauf<br />

zur Verfügung stehen und es wird zu einer<br />

Abschwächung des Nachfrageüberhangs auf<br />

dem Eigentumswohnungsmarkt kommen.<br />

Das derzeit noch außerordentlich vielfältige<br />

Angebot im Mietbereich wird hingegen kleiner<br />

werden.<br />

Deutlich stärker ist die Sensibilisierung im<br />

Hinblick auf Energie- und Betriebskosten<br />

geworden. Objekte mit guter Energieeffizienz<br />

und geringerem Versorgungsrisiko, etwa<br />

durch eine teilweise Eigenproduktion von<br />

Strom und Wärme, sammeln aktuell viele<br />

30 ImmoFokus


Pluspunkte bei Mietern und Käufern. Anbieter<br />

energieeffizienter Wohnungen und Häuser<br />

haben damit ein wichtiges Marketingargument.<br />

Dieses wird noch wichtiger werden,<br />

wenn die Betriebskostenvorschreibungen an<br />

das neue Energiepreisniveau adaptiert sein<br />

werden und sich Kostensteigerungen niederschlagen.<br />

Das Interesse an Anlegerwohnungen ist nach<br />

wie vor hoch. Hier schlagen zwar die steigenden<br />

Zinsen zu Buche, andererseits sind die<br />

hohen Inflationsraten nach wie vor ein starkes<br />

Argument für Immobilieninvestments, da die<br />

<strong>Real</strong>zinsen so stark negativ wie kaum jemals<br />

zuvor sind. Vor allem eigenkapitalstarke<br />

Investoren kaufen daher auch im aktuellen<br />

Marktumfeld regelmäßig zu.<br />

Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen<br />

werden sich auf den Wohnungsmarkt<br />

mit etwas Zeitverzögerung stärker auswirken<br />

als bisher. Längere <strong>Real</strong>isierungszeiten bei<br />

laufenden Projekten mit Verzögerungen von<br />

Fertigstellungsterminen, Verschiebungen von<br />

Projektstarts wegen der hohen Baupreise und<br />

fallweise auch die Absage von Projekten mangels<br />

Finanzierung und / oder wirtschaftlicher<br />

Perspektive sowie die ohnehin bereits seit<br />

dem Vorjahr rückläufigen Baugenehmigungen<br />

werden ab Mitte 2023 für mehrere Jahre<br />

zu deutlich sinken-den Fertigstellungszahlen<br />

führen. Im Rahmen der geringeren Produktion<br />

wird es voraussichtlich eine leichte Verschiebung<br />

in Richtung Eigentumswohnungsprojekte<br />

geben.<br />

Fokus auf leistbares Wohnen<br />

Die Nachfrage wird auch bei möglicherweise<br />

etwas schwächerer Wirtschaftsentwicklung<br />

nicht wesentlich sinken. Allerdings wird es<br />

einen stärkeren Fokus auf kostengünstiges<br />

Wohnen geben, auch wegen der steigen-den<br />

Belastung durch Betriebs- und Energiekosten,<br />

die den Spielraum für Miete oder Rückzahlungsraten<br />

für Eigentumswohnungen<br />

einengt.<br />

Bei den Wohnungspreisen ist schon wegen<br />

der deutlich höheren Baukosten mit weiteren<br />

Anstiegen zu rechnen, allerdings nicht mit der<br />

Dynamik der vergangenen Jahre. Die hohe<br />

Inflation wird auch zu einem weiteren Anstieg<br />

des Mietniveaus führen, wobei die Steigerungen<br />

in der Regel unter der Inflationsrate liegen<br />

werden.<br />

Mit einem Plus von 13,5 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr war die Entwicklung der Häuser- und<br />

Wohnungspreise in den ersten beiden Quartalen<br />

<strong>2022</strong> weiterhin sehr dynamisch. Der Preis für<br />

neuen Wohnraum stieg mit 14,8 Prozent stärker<br />

als jener für gebrauchten Wohnraum (+13,0 Prozent).<br />

Der Gesamtindex für das 2. Quartal <strong>2022</strong><br />

stieg um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal.<br />

„Der Kauf von Häusern und Wohnungen<br />

verteuerte sich weiter massiv: Im 1. Halbjahr<br />

<strong>2022</strong> haben die Preise für Wohneigentum<br />

um 13,5 Prozent im Vergleich zur ersten Jahreshälfte<br />

2021 zugelegt. Allerdings lässt die<br />

Preisdynamik am aktuellen Rand etwas nach:<br />

In den letzten vier Quartalen gab es bei den<br />

Zuwachsraten zu den jeweiligen Vorquartalen<br />

einen leichten Rückgang. Inwieweit sich die<br />

Verteuerung von Krediten durch die Erhöhung<br />

des EZB-Leitzinses auf den Immobilienmarkt<br />

auswirkt, wird sich erst ab der zweiten<br />

Jahreshälfte <strong>2022</strong> zeigen“, so Statistik Austria-<br />

Generaldirektor Tobias Thomas.<br />

Neuer Wohnraum verteuerte sich mehr<br />

als bestehender Wohnraum<br />

Der Teilindex Kauf von neuem Wohnraum,<br />

der die Preisentwicklung von neuen Wohnun-<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

31


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

gen und Fertigteilhäusern abbildet, stieg im<br />

1. Halbjahr <strong>2022</strong> gegenüber derselben Periode<br />

2021 mit 14,8 Prozent (Q1: +15,6 Prozent,<br />

Q2: +14,0 Prozent) stärker als jener für gebrauchten<br />

Wohnraum. Die von Haushalten<br />

zu Wohnzwecken erworbenen Häuser verzeichneten<br />

mit 12,7 Prozent den geringsten<br />

Preisanstieg im Vergleich zum 1. Halbjahr<br />

2021 (Q1: +14,3 Prozent, Q2: +11,1 Prozent).<br />

Die bestehenden Eigentumswohnungen<br />

lagen mit +13,2 Prozent leicht darüber (Q1:<br />

+14,3 Prozent, Q2: +12,2 Prozent). Kombiniert<br />

ergab dies für den Teilindex des bestehenden<br />

Wohnraums im 1. Halbjahr <strong>2022</strong> einen Anstieg<br />

von 13,0 Prozent (Q1: +14,3 Prozent, Q2:<br />

+11,7 Prozent).<br />

Preise für selbstgenutzten Wohnraum<br />

um 12,5 Prozent gestiegen<br />

Der Preisindex für selbstgenutzten Wohnraum<br />

(Owner Occupied Housing, kurz: OOH)<br />

stellt eine Erweiterung zum Häuserpreisindex<br />

dar. Er enthält neben der Beschaffung<br />

von neuem und bestehendem Wohnraum<br />

auch Ausgaben, die mit der Anschaffung<br />

und dem Eigentum von Wohnraum anfallen,<br />

etwa Gebühren des Erwerbs, Versicherungen<br />

sowie Kosten für Reparaturen und Renovierungen.<br />

Er stieg im 1. Halbjahr <strong>2022</strong> um 12,5<br />

Prozent (Q1: +11,8 Prozent, Q2: +13,2 Prozent)<br />

und wies einen Indexstand von 159,08 Punkten<br />

relativ zum Jahresdurchschnitt 2010 auf.<br />

Dies sind Höchstwerte seit Beginn der Zeitreihe,<br />

die sich in der hohen Preisdynamik bei<br />

Baupreisen und bei den Immobilienpreisen<br />

begründet. Der Teilindex für die Anschaffung<br />

von neuem Wohnraum stieg um 14,3 Prozent<br />

(Q1: +14,0 Prozent, Q2: +14,7 Prozent). Aufwendungen<br />

für den Erhalt des selbstgenutzten<br />

Wohneigentums verteuerten sich im 1.<br />

Halbjahr <strong>2022</strong> um 9,6 Prozent (Q1: +8,4 Prozent,<br />

Q2: +10,9 Prozent).<br />

32 ImmoFokus


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<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Wiener „Grätzl“<br />

Neubau-Situation. In Berlin sind es die Kieze, in Köln die Veetel und in Wien die Grätzel.<br />

Wo am meisten gebaut wird, haben willhaben und Exploreal erstmals untersucht.<br />

Fotos: Adobe Stock, EHL, RE/MAX<br />

34 ImmoFokus


„Vor allem rund um das<br />

Gasometer-Grätzl oder<br />

im Süden Wiens wurden<br />

zahlreiche Neubauten<br />

fertiggestellt“.<br />

Judith Kössner,<br />

willhaben<br />

O<br />

b Spittelberg, Brunnenmarkt,<br />

Kaisermühlen oder auch Grinzing:<br />

Die Wiener „Grätzl“ sind – als<br />

zumeist etwas unscharf abgegrenzte<br />

Kleinregionen - weit über die Bundeshauptstadt<br />

hinaus bekannt. Unterscheiden sich vielfach<br />

bereits die Bezirke stark voneinander, so kennen<br />

die charmanten Eigenheiten im Herzen der<br />

unterschiedlichen Grätzl kaum Grenzen. Diesen<br />

speziellen Charakter ihrer „Hood“ möchten viele<br />

gebürtige Wiener, aber auch Zugezogene, auf<br />

keinen Fall mehr missen. So wird bei Umzügen<br />

oftmals nur wenige Meter weiter gesiedelt, man<br />

bleibt – wenn möglich – im vertrauten Umfeld.<br />

Gemeinsam mit den Neubau-Experten von Exploreal<br />

hat sich willhaben die Grätzl-Situation<br />

in Wien angesehen und der Bausituation in 28<br />

verschiedenen Wiener Grätzln mit aktuellen<br />

Zahlen aus dem Bereich Eigentumswohnungen<br />

angenähert.<br />

Neubau-Situation in der Bundeshauptstadt<br />

bleibt dynamisch<br />

Mit mehr als 1,93 Millionen Einwohner, rund<br />

einer Millionen Wohnungen sowie insgesamt<br />

1.650 Neubauprojekten mit etwa 80.000<br />

neuen Wohnungen in den fünf Jahren des Untersuchungszeitraums<br />

bleibt die Lage am Wiener<br />

Immobilienmarkt dynamisch, wie Judith<br />

Kössner, Head of Immobilien bei willhaben,<br />

skizziert: „Vor allem rund um das Gasometer-<br />

Grätzl oder im Süden Wiens wurden zahlreiche<br />

Neubauten fertiggestellt, die die Immobilien-Situation<br />

der Stadt maßgeblich prägen.“<br />

Dem fügt Alexander Bosak, Geschäftsführer<br />

bei Exploreal, hinzu: „Erstmals werden die<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

35


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

unterschiedlichen Dynamiken und Preisentwicklungen<br />

der einzelnen Grätzl in Wien<br />

sichtbar, die sehr stark von der Gesamtstatistik<br />

eines Bezirks abweichen können.“<br />

Höchste Neubau-Fertigstellungsquote<br />

in den Grätzln Gasometer, Oberlaa<br />

und Börseviertel<br />

Auf Basis der Fertigstellungsquote (Wohneinheiten<br />

pro 1.000 EinwohnerInnen und Jahr)<br />

wachsen unter den analysierten Regionen die<br />

Grätzl Gasometer (30), Oberlaa (12), Börseviertel<br />

(10,5), Nordbahnviertel und Seestadt (jeweils<br />

8) aktuell am stärksten und halten somit<br />

das breiteste Angebot an Neubau-Eigentumswohnungen<br />

relativ zur bestehenden Bevölkerung<br />

bereit. Zum Vergleich: Die geringste<br />

Fertigstellungsquote unter den untersuchten<br />

Grätzln weisen aktuell der Althangrund (0,4),<br />

Naschmarkt (0,5) und das Karmeliterviertel<br />

(0,6 Wohneinheiten pro 1.000 EinwohnerInnen<br />

und Jahr) auf.<br />

Meiste Neubau-Wohneinheiten in den<br />

Grätzln Gasometer, Meidlinger Markt<br />

und Nordbahnvierte<br />

In absoluten Zahlen (sämtliche Projekt-Fertigstellungen<br />

und geplante Projekt-Fertigstellungen<br />

von 2019 bis 2023 im Eigentumsbereich)<br />

liegt das Grätzl Gasometer mit 1.554 Wohneinheiten<br />

ebenso an der Spitze. Auf den weiteren<br />

Plätzen folgen der Meidlinger Markt mit 749<br />

Wohneinheiten, das Nordbahnviertel mit 702<br />

Wohneinheiten, Penzing (633) und die Seestadt<br />

(561). Althangrund (18) und Naschmarkt<br />

(19) bilden hier gemeinsam mit Alt Hietzing<br />

(34 Neubauwohnungen mit Projekt-Fertigstellung<br />

2019 bis 2023) das Schlusslicht.<br />

„Erstmals werden die<br />

unterschiedlichen<br />

Dynamiken und Preisentwicklungen<br />

der einzelnen<br />

Grätzl in Wien sichtbar.“<br />

Alexander Bosak,<br />

Exploreal<br />

36 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

37 ImmoFokus


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

WIEN<br />

WIEN<br />

1–2 Zi-Wg: 59 %<br />

3 Zi-Wg: 30 %<br />

4+ Zi-Wg: 141 %<br />

Wohnungen: 99 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 1 %<br />

Einfamilienhaus: 0 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 50.142)<br />

ø 50 Wohnungen / Projekt<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 28.501)<br />

mit Loggia: 27 %<br />

mit Balkon: 57 %<br />

mit Terrasse: 26 %<br />

mit Garten: 10 %<br />

mit Freifläche: 92 %<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 28.796)<br />

ø 0,77 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 1.003)<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 993)<br />

ø 64,2 m² Wohnnutzfläche<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 543)<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 8.154)<br />

ø 8,9 m² Freiflächen<br />

ø Grundkostenanteil: 1.046 €/m²<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 8.154)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 18.08.<strong>2022</strong><br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Wien 967 50.795 8,76 110,5<br />

Wien 967 50.795 8,76 110,5<br />

Wien 1., Innere Stadt 9 243 5,10 94,4<br />

Wien 2., Leopoldstadt 32 3.220 10,23 112,1<br />

Wien 13., Hietzing 27 628 3,88 99,3<br />

Wien 14., Penzing 63 3.064 10,96 107,4<br />

Wien 3., Landstraße 35 3.702 13,34 108,3<br />

Wien 4., Wieden 8 205 2,06 107,4<br />

Wien 15., Rudolfsheim-<br />

Fünfhaus<br />

32 1.012 4,41 111,8<br />

Wien 5., Margareten 18 480 2,96 109,8<br />

Wien 6., Mariahilf 11 227 2,41 111,3<br />

Wien 7., Neubau 13 345 3,63 109,0<br />

Wien 8., Josefstadt 9 181 2,43 109,1<br />

Wien 9., Alsergrund 9 100 0,80 111,2<br />

Wien 10., Favoriten 74 5.768 9,17 113,3<br />

Wien 11., Simmering 35 2.631 8,33 110,4<br />

Wien 12., Meidling 47 2.521 8,63 108,1<br />

Wien 16., Ottakring 48 1.492 4,85 110,3<br />

Wien 17., Hernals 25 465 2,75 108,3<br />

Wien 18., Währing 31 664 4,33 104,2<br />

Wien 19., Döbling 42 890 4,01 103,3<br />

Wien 20., Brigittenau 20 1.710 6,74 113,5<br />

Wien 21., Floridsdorf 142 8.092 15,71 114,3<br />

Wien 22., Donaustadt 178 9.393 15,65 117,2<br />

Wien 23., Liesing 59 3.762 11,19 108,5<br />

Fotos: Marcel Köhler, Squarebytes, Stephan Huger<br />

38 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

Wohngarten<br />

Danube Flats<br />

Marina Tower<br />

Fertigstellung Jänner <strong>2022</strong><br />

Fertigstellung Q4 2024<br />

Fertigstellung Jänner <strong>2022</strong><br />

1110 Wien, Geiselbergstraße 28-32<br />

1020 Wien, Wagramer Straße 2<br />

1020 Wien, Wehlistraße 291<br />

Developer<br />

INVESTER - United Benefits GmbH<br />

Developer<br />

S+B Gruppe - Soravia<br />

Developer<br />

Marina Tower Holding GmbH<br />

Wohnungen Miete<br />

freifinanziert<br />

682<br />

Wohnungen Eigentum<br />

freifinanziert<br />

550<br />

Wohnungen Eigentum<br />

freifinanziert<br />

511<br />

Grundkostenanteil €/m² 613<br />

Wohnungen Miete gefördert 40<br />

Grundkostenanteil €/m²<br />

X<br />

Nettomiete €/m² 13,35<br />

Grundkostenanteil €/m² 250<br />

Angebotspreis €/m² 10.972<br />

Nettomiete €/m² 14,22<br />

Angebotspreis €/m² 6.710<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

39


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

1–2 Zi-Wg: 35 %<br />

3 Zi-Wg: 36 %<br />

4+ Zi-Wg: 29 %<br />

Wohnungen: 80 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 18 %<br />

Einfamilienhaus: 2 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 21.009<br />

ø 21 Wohnungen / Projekt<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 14.696)<br />

mit Loggia: 19 %<br />

mit Balkon: 43 %<br />

mit Terrasse: 50 %<br />

mit Garten: 37 %<br />

mit Freifläche: 97 %<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 14.961)<br />

ø 1,68 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 1.013)<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 988)<br />

ø Grundkostenanteil: 474 €/m²<br />

ø 75,2 m² Wohnnutzfläche<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 233)<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 14.958)<br />

ø 11,8 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 14.961)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 18.08.<strong>2022</strong><br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Niederösterreich 959 20.767 4,07 105<br />

Niederösterreich 959 20.767 4,07 105<br />

Amstetten 57 993 2,84 102,6<br />

Baden 96 1.926 4,36 107,7<br />

Bruck an der Leitha 56 1.886 5,99 110,6<br />

Gänserndorf 54 892 2,82 109,6<br />

Gmünd 6 58 0,53 96,1<br />

Hollabrunn 20 395 2,56 101,4<br />

Horn 12 228 2,46 100,4<br />

Korneuburg 58 1.252 4,55 109,9<br />

Krems an der Donau<br />

(Stadt)<br />

17 553 7,4 104,9<br />

Krems (Land) 31 419 2,47 102,7<br />

Lilienfeld 8 107 1,4 98,8<br />

Melk 40 579 2,46 101,3<br />

Mistelbach 36 724 3,18 103,7<br />

Mödling 73 2.029 5,67 108,5<br />

Neunkirchen 48 929 3,58 102,2<br />

Sankt Pölten (Land) 77 1.484 3,74 103,9<br />

Sankt Pölten (Stadt) 42 1.347 8,04 103,7<br />

Scheibbs 24 447 3,59 99,9<br />

Tulln 92 1.844 5,82 110,3<br />

Waidhofen an der Thaya 8 66 0,86 96,2<br />

Waidhofen an der Ybbs<br />

(Stadt)<br />

3 55 1,64 99,2<br />

Wiener Neustadt (Land) 62 1.131 4,77 103,7<br />

Wiener Neustadt (Stadt) 34 1.392 10,02 111,1<br />

Zwettl 5 31 0,25 95,6<br />

Fotos: Tobias Singer, ZOOM VP<br />

40 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

St. Pölten XIX/1+2+3<br />

Fertigstellung April 2023<br />

3100 St. Pölten, Niederösterreichring 5<br />

Steingötterhof<br />

Fertigstellung Q3 2024<br />

3100 St. Pölten, Dr. Wilhelm-Steingötter-Str. 25<br />

Karmeliterhof<br />

Fertigstellung März <strong>2022</strong><br />

3100 St. Pölten, Julius-Raab-Promenade 31-35<br />

Developer<br />

Gemeinnützige Bau-, Wohn- und<br />

Siedlungsgenossenschaft „Alpenland“<br />

Developer<br />

6B47 <strong>Real</strong> Estate Investors<br />

Developer<br />

Bank Austria <strong>Real</strong> Invest<br />

Wohnungen Eigentum<br />

freifinanziert<br />

Wohnung Eigentum<br />

gefördert<br />

Wohnungen Miete gefördert 148<br />

Grundkostenanteil €/m² 235<br />

68<br />

46<br />

Wohnungen Eigentum 191<br />

Angebotspreis €/m² 3.947<br />

Wohnungen Miete<br />

freifinanziert<br />

185<br />

Nettomiete €/m² 10,41<br />

Grundkostenanteil €/m² 290<br />

Nettomiete €/m² 7,00<br />

Angebotspreis €/m² 3.611<br />

Verkaufspreis €/m² 3.497<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

41


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

BURGENLAND<br />

BURGENLAND<br />

mit Loggia: 24 %<br />

mit Balkon: 40 %<br />

mit Terrasse: 48 %<br />

mit Garten: 31 %<br />

mit Freifläche: 90 %<br />

1–2 Zi-Wg: 40 %<br />

3 Zi-Wg: 35 %<br />

4+ Zi-Wg: 25 %<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 738)<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 810)<br />

Wohnungen: 75 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 23 %<br />

Einfamilienhaus: 2 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 4.503)<br />

ø 14 Wohnungen / Projekt<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 331)<br />

ø 73,5 m² Wohnnutzfläche<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n =893)<br />

ø 10,0 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 810)<br />

ø 1,63 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 307)<br />

ø Grundkostenanteil: 388€/m²<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 51)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 22.11.2021<br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Burgenland 268 3.467 3,88 103,7<br />

Burgenland 268 3.467 3,88 103,7<br />

Eisenstadt (Stadt) 20 779 17,23 109,3<br />

Eisenstadt-Umgebung 43 493 3,76 108<br />

Güssing 20 130 1,68 98,7<br />

Jennersdorf 9 62 1,21 99,5<br />

Mattersburg 40 497 4,11 101,9<br />

Neusiedl am See 59 814 4,5 108,2<br />

Oberpullendorf 33 251 2,24 102,4<br />

Oberwart 44 441 2,71 99,8<br />

Fotos: VIEBagienski<br />

42 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

La vie en rose<br />

Fertigstellung Q4 <strong>2022</strong><br />

7000 Eisenstadt, Rosental 7<br />

Wohnen im Schlossquartier<br />

Fertigstellung Q3 <strong>2022</strong><br />

7000 Eisenstadt, Esterházyplatz 3<br />

Seepark Oggau<br />

Fertigstellung Q3 <strong>2022</strong><br />

7063 Oggau, Seepark 48-50<br />

Developer<br />

VI-Engineers Bauträger<br />

Developer<br />

Vital Immobilien GmbH<br />

Developer<br />

Seepark Oggau GmbH<br />

Wohnungen Miete<br />

freifinanziert<br />

42<br />

Grundkostenanteil €/m² 357<br />

Nettomiete €/m² 10,07<br />

Wohnungen Eigentum<br />

freifinanziert<br />

60<br />

Grundkostenanteil €/m² 672<br />

Angebotspreis €/m² 4.360<br />

Wohnungen Eigentum 49<br />

Grundkostenanteil €/m² 324<br />

Angebotspreis €/m² 6.317<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

43


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

STEIERMARK<br />

STEIERMARK<br />

mit Loggia: 6 %<br />

mit Balkon: 58 %<br />

mit Terrasse: 41 %<br />

mit Garten: 24 %<br />

mit Freifläche: 97 %<br />

1–2 Zi-Wg: 37 %<br />

3 Zi-Wg: 40 %<br />

4+ Zi-Wg: 23 %<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 3.724)<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 3.731)<br />

Wohnungen: 97 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 3 %<br />

Einfamilienhaus: 0 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 31.651)<br />

Vergleich Ferienwohungen (n = 67)<br />

ø 34 Wohnungen / Projekt<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 938)<br />

ø 65,7 m² Wohnnutzfläche<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 3.826)<br />

ø 12 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 3.731)<br />

ø 1,33 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte in<br />

(n = 727)<br />

ø Grundkostenanteil: 677 €/m²<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 124)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 18.06.2021<br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Steiermark 633 17.931 4,77 102,2<br />

Steiermark 633 17.931 4,77 102,2<br />

Bruck-Mürzzuschlag 27 527 1,79 95,2<br />

Deutschlandsberg 26 416 2,28 98,8<br />

Graz (Stadt) 268 10.709 12,23 113<br />

Graz-Umgebung 102 2.495 5,26 106,2<br />

Hartberg-Fürstenfeld 22 340 1,25 98,4<br />

Leibnitz 42 724 2,83 101,6<br />

Liezen 24 409 1,71 95,8<br />

Murau 5 50 0,61 91,7<br />

Murtal 13 387 1,8 94,9<br />

Südoststeiermark 20 284 1,13 97,7<br />

Voitsberg 21 477 3,12 97,7<br />

Weiz 41 637 2,33 102,5<br />

Leoben 22 476 2,67 94,5<br />

Fotos:<br />

44 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

Gate 17<br />

Fertigstellung Nov 2023<br />

8055 Graz, Triester Straße 432<br />

Developer<br />

C&P Bauträger GmbH<br />

Wohnung Eigentum<br />

gefördert<br />

510<br />

Grundkostenanteil €/m² 299<br />

Angebotspreis €/m² 3.872<br />

Verkaufspreis €/m² 4.166<br />

Smart City Graz - Quadrat,<br />

Smart City Nord<br />

Fertigstellung Q3 2023<br />

8020 Graz, Waagner-Biro-Straße 126-134<br />

Developer<br />

Smart City Graz Wohnbau GmbH, TRIVALUE<br />

Manamagment GmbH<br />

Wohnungen Miete 291<br />

Wohnungen Eigentum 69<br />

Grundkostenanteil €/m² 838<br />

Reininghausgründel, Q6<br />

Fertigstellung Oktober 2021<br />

8020 Graz, Brauhausstraße 49-51<br />

Developer<br />

GRAWE Immo AG<br />

Wohnungen Miete 318<br />

Grundkostenanteil €/m² 308<br />

Nettomiete €/m² 9,05<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

45


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

KÄRNTEN<br />

KÄRNTEN<br />

mit Loggia: 10 %<br />

mit Balkon: 41 %<br />

mit Terrasse: 53 %<br />

mit Garten: 33 %<br />

mit Freifläche: 96 %<br />

1–2 Zi-Wg: 33 %<br />

3 Zi-Wg: 44 %<br />

4+ Zi-Wg: 23 %<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 1.606)<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 1.729)<br />

Wohnungen: 93 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 5 %<br />

Einfamilienhaus: 2 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 7.858)<br />

Vergleich Ferienwohnungen (n = 131)<br />

ø 21 Wohnungen / Projekt<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 218)<br />

ø 76,4 m² Wohnnutzfläche<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 1.724)<br />

ø 19,3 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 1729)<br />

ø 1,76 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 226)<br />

ø Grundkostenanteil: 548 €/m²<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 62)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 30.05.<strong>2022</strong><br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Kärnten 212 4.467 2,64 99,4<br />

Feldkirchen 8 129 1,44 99<br />

Hermagor 1 13 0,24 92,5<br />

Klagenfurt Land 33 499 2,74 100,4<br />

Klagenfurt (Stadt) 48 1.787 5,84 107,6<br />

Sankt Veit an der Glan 11 166 1,03 94,4<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Kärnten 212 4.467 2,64 99,4<br />

Spittal an der Drau 30 423 1,86 94,3<br />

Villach Land 29 433 2,22 98,8<br />

Villach (Stadt) 30 694 3,65 104,1<br />

Völkermarkt 15 226 1,8 97,2<br />

Wolfsberg 7 97 0,62 94,4<br />

Fotos: Büro DI Reinhold Wetschko, Rene Knabl<br />

46 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

hi Harbach<br />

Fertigstellung Q4 <strong>2022</strong><br />

9020 Klagenfurt, Friedensgasse 20-24<br />

Origen - Wohnen im<br />

Welzenegg<br />

Fertigstellung März 2023<br />

9020 Klagenfurt, Schachterlweg<br />

Feldkirchner Straße 4-6<br />

Fertigstellung Februar <strong>2022</strong><br />

9020 Klagenfurt, Feldkirchner Straße 4-6<br />

Developer<br />

„Vorstädtische Kleinsiedlung“ - Gemeinnützige<br />

Siedlungsgenossenschaft<br />

GWG Villach - Gemeinnützige<br />

Wohnbaugesellschaft mbH Villach<br />

Wohnungen gefördert 190<br />

Developer<br />

Innovation Wohnen Nageler GmbH<br />

Wohnungen Miete 112<br />

Grundkostenanteil €/m² 236<br />

Nettomiete €/m² 9,14<br />

Developer<br />

ARE Austrian <strong>Real</strong> Estate<br />

Wohnungen Miete<br />

freifinanziert<br />

112<br />

Grundkostenanteil €/m² 354<br />

Nettomiete €/m² 9,6<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

47


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

OBERÖSTERREICH<br />

OBERÖSTERREICH<br />

1–2 Zi-Wg: 36 %<br />

3 Zi-Wg: 43 %<br />

4+ Zi-Wg: 21 %<br />

Wohnungen: 94 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 5 %<br />

Einfamilienhaus: 1 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 30.449)<br />

ø 23 Wohnungen / Projekt<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 3.913)<br />

mit Loggia: 48 %<br />

mit Balkon: 43 %<br />

mit Terrasse: 31 %<br />

mit Garten: 25 %<br />

mit Freifläche: 98 %<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 3.383)<br />

ø 1,71 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 1.054)<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 1.170)<br />

ø 75 m² Wohnnutzfläche<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 240)<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 3.781)<br />

ø 8 m² Freiflächen<br />

ø Grundkostenanteil: 495 €/m²<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 3.383)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 18.01.<strong>2022</strong><br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Oberösterreich 701 15.280 3,38 104<br />

Oberösterreich 701 15.280 3,38 104<br />

Braunau am Inn 61 1.043 3,27 104,7<br />

Eferding 11 151 1,51 102,8<br />

Freistadt 20 309 1,54 101,3<br />

Gmunden 57 1.273 4,15 101,8<br />

Grieskirchen 33 539 2,75 102,4<br />

Kirchdorf an der Krems 15 328 1,91 99,8<br />

Linz (Stadt) 93 3.355 5,41 109,4<br />

Linz-Land 90 1.981 4,33 108,2<br />

Perg 29 531 2,55 103,6<br />

Ried im Innkreis 26 471 2,53 100,2<br />

Rohrbach 12 178 1,05 98,4<br />

Schärding 16 272 1,58 101,2<br />

Steyr (Stadt) 11 252 2,21 101,2<br />

Steyr-Land 35 584 3,19 100,3<br />

Urfahr-Umgebung 41 644 2,49 103,8<br />

Vöcklabruck 78 1.515 3,65 103,2<br />

Wels (Stadt) 26 844 4,47 107<br />

Wels-Land 47 1.010 4,51 104,3<br />

Fotos: Mark Sengstbratl<br />

48 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

Winkler Park<br />

Fertigstellung Februar 2019<br />

4020 Linz, Raimundstraße 41<br />

Developer<br />

„BAUREFORM-WOHNSTÄTTE“ - Gemeinnützige<br />

Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft<br />

GWG - Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft<br />

der Stadt Linz GmbH<br />

Wohnungen Miete gefördert 193<br />

Nettomiete €/m² 7,51<br />

Hochhaus Grün Mitte<br />

Fertigstellung Q4 2019<br />

4020 Linz, Lastenstrasse 23<br />

Developer<br />

Österreichisches Siedlungswerk - GSA<br />

Genossenschaft für Stadterneuerung und<br />

Assanierung<br />

Wohnungen Miete 167<br />

Grundkostenanteil €/m² 362<br />

Nettomiete €/m² 10,13<br />

Turmquadrat<br />

Fertigstellung Oktober 2021<br />

4020 Linz, Turmstrasse 6<br />

Developer<br />

Österreichisches Siedlungswerk - GSA<br />

Genossenschaft für Stadterneuerung und<br />

Assanierung<br />

Wohnungen Miete<br />

freifinanziert<br />

129<br />

Grundkostenanteil €/m² 337<br />

Nettomiete €/m² 7,33<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

49


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

SALZBURG<br />

SALZBURG<br />

mit Loggia: 19 %<br />

mit Balkon: 47 %<br />

mit Terrasse: 46 %<br />

mit Garten: 20 %<br />

mit Freifläche: 98 %<br />

1–2 Zi-Wg: 40 %<br />

3 Zi-Wg: 34 %<br />

4+ Zi-Wg: 26 %<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 532)<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 482)<br />

Wohnungen: 98 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 2 %<br />

Einfamilienhaus: 0 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 9.235)<br />

ø 21 Wohnungen / Projekt<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 475)<br />

ø 70,6 m² Wohnnutzfläche<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 532)<br />

ø 13,4 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 482)<br />

ø 1,77 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 435)<br />

ø Grundkostenanteil: 989 €/m²<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 114)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 10.05.<strong>2022</strong><br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Salzburg 271 4.912 2,91 104,0<br />

Hallein 24 440 2,41 107,1<br />

Salzburg (Stadt) 57 1.290 2,77 103,2<br />

Salzburg-Umgebung 87 1.437 3,10 106,8<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Salzburg 271 4.912 2,91 104,0<br />

Sankt Johann im Pongau 44 836 3,42 102,2<br />

Tamsweg 7 91 1,50 94,8<br />

Zell am See 52 818 3,10 102,0<br />

Fotos: gswbTempelmayr, SIGES Salzburger Immobilien GesmbH, Josefine Unterhauser<br />

50 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

Josef-Leitgeb-Strasse<br />

Wohnpark Thalgau<br />

Burgfried 2. Bauabschnitt<br />

Fertigstellung Q2 <strong>2022</strong><br />

5500 Bischofshofen, Josef-Leitgeb-Strasse<br />

Developer<br />

Spiluttini Bau GmbH<br />

gswb - Gemeinnützige Salzburger<br />

Wohnbaugesellschaft mbH<br />

Wohnungen Miete 60<br />

Wohnungen Eigentum 51<br />

Grundkostenanteil €/m² 474<br />

Nettomiete €/m² 8,64<br />

Angebotspreis €/m² 3.897<br />

Verkaufspreis €/m² 4.088<br />

Fertigstellung Q2 2024<br />

5304 Thalgau am Fuschlsee<br />

Developer<br />

SIGES Salzburger Immobilien GesmbH<br />

Wohnungen Miete 10<br />

Wohnungen Eigentum<br />

freifinanziert<br />

70<br />

Grundkostenanteil €/m² 614<br />

Angebotspreis €/m² 5.675<br />

Verkaufspreis €/m² 5.360<br />

Fertigstellung Q3 <strong>2022</strong><br />

5400 Hallein, Neue-Heimat-Straße<br />

Developer<br />

gswb - Gemeinnützige Salzburger<br />

Wohnbaugesellschaft mbH<br />

Wohnungen Miete 67<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

51


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

TIROL<br />

TIROL<br />

1–2 Zi-Wg: 35 %<br />

3 Zi-Wg: 43 %<br />

4+ Zi-Wg: 22 %<br />

Wohnungen: 97 %<br />

Reihen-/Doppelhaus: 2 %<br />

Einfamilienhaus: 1 %<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 12.465)<br />

Vergleich Ferienwohnungen (n = 185)<br />

ø 21 Wohnungen / Projekt<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 1.193)<br />

mit Loggia: 6 %<br />

mit Balkon: 45 %<br />

mit Terrasse: 46 %<br />

mit Garten: 22 %<br />

mit Freifläche: 94 %<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 1.239)<br />

ø 1,67 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 563)<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 600)<br />

ø 75 m² Wohnnutzfläche<br />

ø Grundkostenanteil: 943 €/m²<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

(n = 95)<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 1.240)<br />

ø 13,3 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 1.239)<br />

Quelle: EXPLOREAL/Stand: 17.09.2021<br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Tirol 424 7828 3,41 106,5<br />

Tirol 424 7828 3,41 106,5<br />

Imst 38 506 2,77 103,7<br />

Innsbruck-Land 103 1.872 3,43 108,1<br />

Innsbruck-Sadt 52 1.418 3,6 113,3<br />

Kitzbühel 38 484 2,49 101,1<br />

Landeck 27 492 3,69 100,4<br />

Lienz 22 317 2,17 96,3<br />

Reutte 16 315 3,17 101,5<br />

Schwaz 65 1.041 4,1 105,8<br />

Kufstein 63 1383 4,15 109,1<br />

Fotos:<br />

52 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

Campagne Reichenau<br />

Innsbruck Pradler Saggen<br />

Steinbockallee<br />

Fertigstellung Juni <strong>2022</strong><br />

6020 Innsbruck, Radetzkystrasse 43/43a<br />

Developer<br />

Neue Heimat Tirol - Gemeinnützige<br />

WohnungsGmbH<br />

Wohnungen 184<br />

Wohnungen Miete gefördert 124<br />

Grundkostenanteil €/m² 426<br />

Fertigstellung Q1 2024<br />

6063 Rum, Steinbockallee<br />

Developer<br />

Neue Heimat Tirol - Gemeinnützige<br />

WohnungsGmbH<br />

Wohnungen Miete 151<br />

Fertigstellung Oktober <strong>2022</strong><br />

6063 Rum, Steinbockallee 132<br />

Developer<br />

Neue Heimat Tirol - Gemeinnützige<br />

WohnungsGmbH<br />

Wohnungen Miete gefördert 132<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

53


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

VORARLBERG<br />

Fertigstellungen und Pipeline<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Projekte<br />

Projekte<br />

WE<br />

WE/<br />

1.000<br />

EW*<br />

Bev´.<br />

Prog.<br />

2030**<br />

Vorarlberg 281 4868 4,04 106,1<br />

Bludenz 28 415 2,15 101,2<br />

Bregenz 80 1.374 3,38 106,4<br />

Vorarlberg 281 4868 4,04 106,1<br />

Dornbirn 64 1.295 4,77 109,2<br />

Feldkirch 109 1784 5,45 105,9<br />

Fotos: PRISMA, backbone<br />

54 ImmoFokus


Die Top-3-Projekte aktuell in der Vermarktung<br />

Alte Landstrasse<br />

Fertigstellung Juli 2019<br />

6832 Röthis, Alte Landstrasse 10 bis 12c<br />

Developer<br />

PRISMA Holding AG, Alpenländische Heimstättegemeinnützige<br />

Wohnungsbau GmbH<br />

Floras Garten<br />

Fertigstellung Q4 <strong>2022</strong><br />

6911 Lochau, Toni Russ Strasse 8<br />

Developer<br />

L1 Immobilien GmbH & Co, INSIDE96 GmbH<br />

Mein Seedomizil<br />

Fertigstellung Q4 2019<br />

6911 Lochau, Kugelbeerweg<br />

Developer<br />

i+R Wohnbau GmbH<br />

Wohnungen Miete gefördert 13<br />

Wohnungen Eigentum 43<br />

Wohnungen Miete 88<br />

Grundkostenanteil €/m² 183<br />

Wohnungen Eigentum<br />

freifinanziert<br />

206<br />

Wohnungen Miete 8<br />

Nettomiete €/m² 10,75<br />

Nettomiete €/m² 13,59<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

55


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Dynamischer<br />

Markt mit<br />

Zukunft<br />

Boom ohne Ende. Bis 2024 sollen rund um Wien, Graz und<br />

Linz rund 1,4 Millionen Quadratmeter Logistikflächen errichtet<br />

werden – so viel wie noch nie.<br />

I<br />

m Gegensatz zum Handel ist die Logistikbranche<br />

wohl einer der großen Gewinner<br />

des Jahres 2021. Die massive<br />

Veränderung in Richtung Online-<br />

Handel bedeutet eine immense Herausforderung<br />

für die dahinterliegenden Warenströme.<br />

Laut „Branchenradar Kurier-, Express- und<br />

Paketdienste“ stieg die Anzahl der transportierten<br />

Pakete im Jahr 2021 in Österreich auf<br />

rund 347 Millionen Euro. Die Wachstumsrate<br />

lag damit mit 21 Prozent noch einmal über<br />

jener aus dem Jahr 2020 (16,7 Prozent). Als<br />

Hintergrund ist dabei nicht nur ein gesteigertes<br />

Paketwachstum bei privaten Haushalten zu<br />

beobachten, sondern auch Wachstumsraten<br />

im Bereich der gewerblichen Kunden.<br />

Die Österreichische Post hat unlängst angekündigt,<br />

in den nächsten fünf Jahren rund<br />

Foto: Adobe Stock, CBRE, kommunikationsagentur. sengstschmid, Chris Steinbrenner<br />

56 ImmoFokus


eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau der<br />

Infrastruktur zu investieren, um dem steigenden<br />

Bedarf auch gerecht werden zu können. So<br />

sollen bis Ende <strong>2022</strong> die Sortierkapazitäten um<br />

50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 angehoben<br />

werden.<br />

„In naher Zukunft werden<br />

Nutzer von veralteten<br />

Bestandsflächen in neue<br />

Logistikflächen übersiedeln.“<br />

Franz Kastner,<br />

CBRE<br />

<strong>2022</strong> wurde eine Anlage der Post in Vomp in<br />

Betrieb genommen. In Wolfurt wurden die<br />

Kapazitäten von 5.000 auf 8.000 Pakete pro<br />

Stunde erhöht, während in Allhaming eine<br />

Ausweitung auf 32.000 Pakete pro Stunde realisiert<br />

wird. Weitere Schwerpunkte hat die Post<br />

für die Bundesländer Salzburg, Steiermark und<br />

Niederösterreich angekündigt.<br />

Abgesehen von den bereits erwähnten Auswirkungen<br />

durch das gesteigerte Paketaufkommen<br />

bleibt auch die Versorgungssicherheit ein<br />

zentrales Thema. Neben COVID-19 spielt auch<br />

der Ukraine-Konflikt, der sich ebenfalls auf die<br />

Lieferketten auswirkt, eine immer bedeutendere<br />

Rolle.<br />

Trotz aller Herausforderungen überwiegt die<br />

Nachfrage, die zu einer noch nie dagewesenen<br />

Dynamik am Logistikmarkt Österreich führt.<br />

Die nächsten drei Jahre bringen einen Bauboom<br />

am österreichischen Logistikmarkt. Bis<br />

2024 sollen rund um Wien, Graz und Linz rund<br />

1,4 Millionen Quadratmeter Logistikflächen<br />

errichtet werden – so viel wie noch nie. Diese<br />

Flächen werden auch wirklich gebraucht,<br />

der aktuelle Bestand von 5,6 Millionen Quadratmeter<br />

reicht nicht mehr aus. Treiber am<br />

Logistikmarkt sind der Onlinehandel, Effizienzsteigerung,<br />

Branchenwachstum (wie etwa<br />

im Lebensmittelhandel) sowie die Restrukturierung<br />

von Lieferketten. „In naher Zukunft<br />

werden Nutzer von veralteten Bestandsflächen<br />

in neue Logistikflächen übersiedeln“, so CBRE-<br />

Logistikexperte und Associate Director Franz<br />

Kastner. Aus dieser Entwicklung erklärt sich<br />

auch der hohe Anteil an spekulativ errichteten<br />

Flächen in den letzten und nächsten Monaten<br />

in Österreich.<br />

„Deals werden heuer<br />

erstmals mehr als<br />

500 Millionen Euro<br />

ausmachen.“<br />

Christoph Lukaschek,<br />

Otto Immobilien<br />

Für moderne Flächen ist man auch bereit tiefer<br />

in die Tasche zu greifen. „Bei den Einstiegspreisen<br />

im Neubaubereich sehen wir eine Erhöhung<br />

in allen Submärkten um durchschnittlich<br />

5,7 Prozent, bei den Maximalpreisen um<br />

5,6 Prozent“, so Wolfgang von Poellnitz, Senior<br />

Berater Industrie/Logistik bei Otto Immobilien.<br />

Die höchsten Mieten für Neubauobjekte<br />

werden demnach in den Submärkten Wien<br />

Süd und Wien Nord gezahlt, so ist etwa die<br />

Spitzenmiete im Submarkt Wien Süd nochmals<br />

um 10 Prozent auf jetzt 7,50 Euro pro<br />

Quadratmeter gestiegen.<br />

Logistikmarkt Wien<br />

Der Logistikmarkt in und um Wien ist nach wie<br />

vor mit 2,7 Millionen Quadratmeter der größte,<br />

der durch die vermehrte Bautätigkeit der letzten<br />

Jahre stark erneuert wurde. 52 Prozent der<br />

Flächen sind moderne Kategorie A Flächen.<br />

Die Leerstandsrate für A und B Flächen liegt<br />

bei ca. 0.9 Prozent. Die niedrige Leerstandsrate<br />

spiegelt die hohe Nachfrage wider; ebenso die<br />

moderat steigenden Mietpreise: bis Ende des<br />

Jahres sollte die Spitzenmiete bei 6,50 Euro pro<br />

Monat liegen, prognostiziert Kastner.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

57


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

errichtet. Das Niveau für Mieten liegt auf demselben<br />

Niveau wie in Graz.<br />

„Wir sehen<br />

Investorenseitig ein<br />

verstärktes Interesse am<br />

Logistik-Markt.“<br />

Stefan Krejci,<br />

RE/MAX Commercial<br />

„Der Retail-Markt ist wohl einer der größten<br />

Verlierer der Krise. Kam dieser bereits vor Corona<br />

unter anderem durch den Online-Handel<br />

unter Druck, können zukünftig auch Alternativen<br />

zur Umnutzung rar werden. Gleichzeitig<br />

sehen wir verstärktes Interesse am Logistik-<br />

Markt und einen nach wie vor starken Investmentmarkt“,<br />

sagt Stefan Krejci von RE/MAX<br />

Commercial Austria<br />

Graz wird international<br />

Der modernste Bestand an Logistikflächen ist<br />

in und um Graz zu finden. Rund 70 Prozent der<br />

rund 970.000 Quadratmeter Logistikflächen<br />

entsprechen Kategorie A. Viele der internationalen<br />

Entwickler, die bereits erfolgreich am<br />

Wiener Markt sind, kommen nun nach Graz<br />

zur Entwicklung neuer Projekte. Die Pipeline<br />

ist mit ca. 300.000 Quadratmeter vermietbarer<br />

Fläche bis 2024 am Grazer Logistikmarkt gut<br />

gefüllt, analysiert Kastner den Grazer Markt,<br />

wo die Spitzenmiete bis Ende des Jahres bei 6,10<br />

Euro pro Quadratmeter Monat liegen sollte.<br />

Hotspot Linz-Wels<br />

Mit 1,8 Millionen Quadratmeter ist in der Region<br />

Linz-Wels der zweitgrößte Logistikmarkt<br />

Österreichs angesiedelt, in dem sich allerdings<br />

auch der größte Anteil – rund 60 Prozent – von<br />

veralteten Flächen befindet. Bis 2024 kommt<br />

wieder etwas Bewegung in den traditionsreichen<br />

Logistikstandort und es werden rund<br />

160.000 Quadratmeter neue Logistikflächen<br />

Everybody’s Darling<br />

Keine andere Assetklasse hat solch eine „Karriere“<br />

hingelegt und an Beliebtheit bei Investoren<br />

gewonnen wie Logistik. Man könnte<br />

sagen, dass Logistikimmobilien von Nischenprodukten<br />

zu Everybody’s Darling avanciert<br />

sind, so Georg Fichtinger, Head of Investment<br />

Properties bei CBRE. Der einzige Grund, warum<br />

im Jahr 2021 mit 500 Millionen Euro<br />

etwas weniger in österreichische Logistikimmobilien<br />

investiert wurde als im Jahr 2020, ist<br />

der, dass die Transaktionsprozesse mehr Zeit<br />

in Anspruch genommen haben und sich ins<br />

Jahr <strong>2022</strong> verschoben haben. „Unser kürzlich<br />

veröffentlichter Investor Intentions Survey für<br />

Europa zeigt, dass rund ein Fünftel der Investoren<br />

Logistikimmobilien im Fokus haben“,<br />

so Fichtinger, der darauf verweist, dass zwar<br />

viel – rund 1,4 Millionen Quadratmeter – in den<br />

kommenden Monaten und Jahren errichtet<br />

wird, aber nur wenig auf den Investmentmarkt<br />

kommt, da die Entwickler die Logistikflächen<br />

oftmals auch selbst im Eigentum behalten. Der<br />

Nachfrageüberhang hat in den vergangenen<br />

Monaten zu einem starken Preisanstieg geführt.<br />

Erst im August hatte die KanAm Grund Group<br />

für den Offenen Immobilienfonds Leading<br />

Cities Invest das knapp 13.000 Quadratmeter<br />

große Last-Mile-Logistik-Objekt „Cross Dock<br />

Upper Austria“ in Enns bei Linz erworben.<br />

Verkäufer ist die Meir Immobilien-Gruppe aus<br />

Österreich, CBRE Austria stand beim Erwerb<br />

als Broker zur Seite. Über den Kaufpreis wurde<br />

Stillschweigen vereinbart. Das Logistik-Objekt<br />

„Cross Dock Upper Austria“ befindet sich in der<br />

Johanna-Hager-Str. 2 in Enns bei Linz. Nach<br />

dem Zugang der Immobilie ist das Logistik-<br />

Portfolio des Leading Cities Invest auf acht<br />

Objekte gewachsen, die nun knapp 8 Prozent<br />

des Immobilienvermögens repräsentieren. Es<br />

handelt sich zugleich um die erste österreichische<br />

Immobilie im Fonds. Die übrigen sieben<br />

Logistik-Objekte im Portfolio sind auf den mittel-<br />

und norddeutschen Raum verteilt.<br />

„Logistikimmobilien sind<br />

von Nischenprodukten zu<br />

Everybody’s Darling<br />

avanciert.“<br />

Georg Fichtinger,<br />

CBRE Österreich<br />

Mit rund 60 Millionen Euro war das Investmentvolumen<br />

österreichweit im ersten Halbjahr<br />

<strong>2022</strong> noch etwas verhalten, aufgrund<br />

einiger größerer Deals dürften die Verkäufe<br />

heuer aber mehr als 500 Millionen Euro ausmachen,<br />

berichtet Christoph Lukaschek, Leiter<br />

Investment bei Otto Immobilien. Dies wäre<br />

nach Berechnungen des Unternehmens ein<br />

leichtes Plus gegenüber dem Durchschnitt der<br />

Vorjahre.<br />

Städtische Verteilerzentren begehrt<br />

Die absolute Spitzenrendite liegt aktuell bei<br />

rund 3,5 Prozent und ist schon seit Vorjahresbeginn<br />

unter 4,0 Prozent, wobei die Bundesländer<br />

etwa 50 bis 75 Basispunkte höher<br />

rentieren, so Lukaschek. „Für städtische<br />

Paketverteilzentren, sogenannte Cross Docks,<br />

sind institutionelle Investoren sogar bereit,<br />

einen Abschlag von bis zu 100 Basispunkten<br />

zu zahlen, wodurch sich die Renditen jenen<br />

von Büroimmobilien annähern“, erläutert der<br />

Experte. Durch das relativ geringe Renditenniveau<br />

in Kombination mit den gestiegenen<br />

Finanzierungskosten sind hier eigenkapitalstarke<br />

Investoren klar im Vorteil.<br />

von Poellnitz und Lukaschek erwarten für 2023<br />

einen enormen Zuwachs an Flächen von bis zu<br />

374.000 Quadratmeter, wobei rund 75 Prozent<br />

aller neuen Flächen, die bis 2024 auf den Markt<br />

kommen, in den Submärkten Wien Umland<br />

Ost sowie Wien Umland Süd entstehen. <br />

58 ImmoFokus


Die wichtigsten Trends am Logistikmarkt:<br />

# Die Nachfrage nach Logistikflächen bleibt hoch, vor allem durch Onlinehändler und Paketdienstleister<br />

# Die Situation am österreichischen Grundstücksmarkt verschärft sich weiter,<br />

wodurch Brownfields und B-Lagen an Bedeutung gewinnen<br />

# Die Logistikmieten werden durch die hohe Nachfrage sowie die steigenden Bau- und<br />

Grundstückspreise weiter steigen. Das Wachstum im Jahr <strong>2022</strong> sollte überdurchschnittlich sein<br />

# ESG Kriterien werden für Entwickler, Investoren und Nutzer immer wichtiger: technisch, ökologisch und sozial.<br />

Es ist davon auszugehen, dass sich der Arbeitskräftemangel in Logistik und Handel weiter verschärfen wird<br />

# Investoren setzen weiterhin auf Logistikimmobilien. Die Zinswende bringt allerdings Unsicherheiten und höhere Renditen<br />

Logistik/Lagermieten<br />

2018 2019 2020 2021<br />

Wien Nord € 4,25 - € 5,50 € 4,50 - € 6,00 € 4,50 - € 6,00 € 5,50 - € 8,00<br />

Wien Süd € 4,50 - € 5,00 € 4,75 - € 5,50 € 5,00 - € 5,75 € 5,50 -- € 8,00<br />

Wien Ost € 4,25 - € 5,50 € 4,50 - € 6,00 € 4,50 - € 6,50 € 5,50 -- € 8,00<br />

Wien West € 4,50 - € 5,00 € 4,75 - € 5,75 € 5,00 - € 5,75 € 5,50 - € 8,00<br />

Linz € 4,00 - € 5,50 € 4,00 - € 6,00 € 4,00 - € 6,00 € 4,00 - € 6,00<br />

Salzburg € 4,00 - € 5,25 € 4,25 - € 5,75 € 4,50 - € 6,00 € 4,50 - € 6,00<br />

Innsbruck € 6,50 € 7,75 € 7,00 - € 8,50 € 7,00 - € 8,50<br />

Graz € 3,50 - € 5,00 € 3,50 - € 5,25 € 3,50 - € 5,25 € 3,50 - € 5,25<br />

Bregenz € 5,50 - € 8,50 € 5,50 - € 8,50 € 5,50 - € 8,50 € 5,50 - € 8,50<br />

Klagenfurt € 3,00 - € 5,50 € 3,50 - € 5,50 € 3,50 - € 5,50 € 3,50 - € 5,50<br />

Grundstückspreise pro Quadratmeter<br />

2018 2019 2020 2021<br />

Wien € 250,00 - € 400,00 € 300,00 - € 400,00 € 320,00 - € 420,00 € 320,00 – € 600,00<br />

Linz € 150,00 - € 250,00 € 150,00 - € 250,00 € 175,00 - € 275,00 € 175,00 - € 275,00<br />

Salzburg € 200,00 - € 350,00 € 220,00 - € 375,00 € 375,00 € 375,00<br />

Innsbruck € 200,00 - € 350,00 € 625,00 € 650,00 € 650,00<br />

Graz € 140,00 - € 250,00 € 140,00 - € 250,00 € 140,00 - € 250,00 € 140,00 - € 250,00<br />

Bregenz € 300,00 - € 450,00 € 350,00 - € 500,00 € 350,00 - € 500,00 € 350,00 - € 500,00<br />

Klagenfurt € 100,00 - € 200,00 € 120,00 € 120,00 € 120,00<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

59


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Der Wiener Markt<br />

im Detail<br />

I<br />

m 1. Halbjahr <strong>2022</strong> summierte sich der<br />

Flächenumsatz am Logistik- und Industriemarkt<br />

Wien und Umgebung auf 39.313<br />

Quadratmeter. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

das Vienna Research Forum Logistik/Industrie<br />

(VRF-LI) nach der Auswertung der aktuellen<br />

Eckdaten. Logistikflächen werden nur vom VRF<br />

berücksichtigt, solange sie gewisse Qualitätskriterien<br />

wie Hallenhöhe, Rangierfläche und Entfernung<br />

von der Autobahn erfüllen.<br />

Der Gesamtflächenumsatz inklusive der vom<br />

VRF nicht berücksichtigten Flächen betrug im<br />

ersten Halbjahr <strong>2022</strong> 49.055 Quadratmeter.<br />

Hinzu kommen weitere 51.600 Quadratmeter<br />

außerhalb der definierten VRF-LI Submärkte<br />

im südlichen Wiener Umland.<br />

Die höchsten Qualitätsstandards, sogenannte<br />

Logistik Klasse A Objekte, erfüllen 50 Prozent<br />

der klassifizierten Gebäude, 34 Prozent sind<br />

als Klasse B und 16 Prozent als Klasse C qualifiziert.<br />

Bei den Produktions- und Industrieflächen<br />

wurden alle Objekte aufgenommen, die<br />

aktuell für diesen Zweck verwendet werden<br />

und gewisse Mindestkriterien wie z.B. Hallengröße<br />

erfüllen.<br />

Der größte Flächenumsatz fand laut VRF-LI<br />

mit ca. 11.000 Quadratmeter im Submarkt<br />

Wien Umland Ost statt. Dieser entspricht rund<br />

Submarkt-Analyse 1. Halbjahr <strong>2022</strong><br />

Submarktname<br />

Objekte<br />

Gesamtfläche<br />

in m²<br />

Logistik<br />

Objekte<br />

Gesamtfläche<br />

in m²<br />

Logistik<br />

Objekte<br />

Gesamtfläche<br />

in m² Klasse A<br />

Logistik<br />

Objekte<br />

Gesamtfläche<br />

in m² Klasse B<br />

Logistik<br />

Objekte<br />

Gesamtfläche<br />

in m² Klasse C<br />

Produktion /<br />

Industrie Obj.<br />

Gesamtfläche<br />

in m²<br />

Flächenumsatz<br />

gesamt H1<br />

<strong>2022</strong><br />

Wien Nord 740.184 259.021 50.000 123.139 85.882 481.163 4.000<br />

Wien Ost 704.512 279.882 39.770 228.622 11.490 424.630 7.800<br />

Wien Süd 1.050.127 483.186 163.605 137.600 181.981 566.941 6.360<br />

Wien West 44.823 21.823 0 7.500 14.323 23.000 2.231<br />

Wien Umland Nord 1.243.683 441.060 322.060 70.100 48.900 802.623 2.400<br />

Wien Umland Ost 681.004 558.004 420.204 70.800 67.000 123.000 16.522<br />

Wien Umland Süd 1.135.087 684.880 365.601 279.807 39.472 450.207 0<br />

Gesamt 5.599.420 2.727.856 1.361.240 917.568 449.048 2.871.564 39.313<br />

60 ImmoFokus


Wien Umland Nord<br />

Wien West<br />

Wien Süd<br />

Wien Nord<br />

Wien Ost<br />

Wien Umland Süd<br />

Wien Umland Ost<br />

28 Prozent des Flächenumsatz¬es auf dem<br />

Logistik- und Industriemarkt im ersten Halbjahr<br />

<strong>2022</strong>. Ein weiterer großer Flächenumsatz<br />

wurde im Submarkt Wien Ost mit 5.000 Quadratmeter<br />

registriert.<br />

Betrachtet man den Flächenumsatz nach dem<br />

Anteil an Logistik- bzw. Industrieflächen, so<br />

entfallen 94 Prozent auf Logistikflächen und<br />

6 Prozent auf Produktions- und Industrieflächen.<br />

Gesamtbestand > 5,5 Mio. m²<br />

Flächenumsatz in H1 <strong>2022</strong> bei rund 39.300 m²<br />

Größte Vermietung für ca. 28% des Flächenumsatzes verantwortlich<br />

Das Vienna Research Forum hat erstmals im<br />

November 2019 den Gesamtbestand an Logistik-,<br />

Produktions- und Industrieflächen in<br />

Wien und Umgebung erhoben und mit Ende<br />

des H1 <strong>2022</strong> aktualisiert: Er beträgt demnach<br />

5.599.420 Quadratmeter, davon entfallen 51<br />

Prozent auf Produktions- und Industrieflächen<br />

und 49% auf Logistikflächen. Durch regelmäßige<br />

Adaptierung nicht klassifizierter Objekte,<br />

Um-nutzungen und Fertigstellungen kann sich<br />

der Bestand von Quartal zu Quartal ändern.<br />

Vienna Research Forum<br />

Initiator des Vienna Research Forums ist der Verein zur Förderung der Qualität in der Immobilienwirtschaft<br />

(immQu) mit den am Wiener Logistik- und Industriemarkt führenden Kanzleien<br />

CBRE GmbH, Colliers International Immobilienmakler GmbH, EHL Gewerbeimmobilien<br />

GmbH, Moser Interpool KG, ÖRAG Immobilien Vermittlung GmbH, OTTO Immobilien GmbH<br />

und Spiegelfeld International GmbH. Sie bringen die wichtigsten Parameter wie Vermietungsleistung,<br />

Baufertigstellungen in einem kooperativen und transparenten Prozess in die<br />

Datenbank des VRF Logistik/Industrie ein. Diese werden dann im Sinne einer Vergleichbarkeit<br />

und als Unterstützung für Investoren und Unternehmen halbjährlich veröffentlicht.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

61


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

<strong>Real</strong> Circle<br />

#27<br />

Das Comeback<br />

Gefragtes Büro. Beim 27. <strong>Real</strong> Circle auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG,<br />

IMMOunited, PwC und ImmoFokus stand eine Assetklasse im Fokus, der noch zu Beginn der<br />

Corona-Krise eine düstere Zukunft vorausgesagt wurde: Büroimmobilien.<br />

Autoren: Patrick Baldia, Lisa Grüner, Amelie Miller, Michael Neubauer, Rudolf Oezelt, Gerhard Fritz<br />

F<br />

ür ausreichend Diskussionsstoff war<br />

beim 27. <strong>Real</strong> Circle angesichts der<br />

jüngsten Zinserhöhungen, hoher<br />

Inflation und Baukosten, Ukraine-Krieg<br />

sowie anhaltend unsicherem wirtschaftlichen<br />

Ausblick sicher gesorgt. In einer Hinsicht waren<br />

sich die rund 30 ausgewählten Entscheidungsträger,<br />

die sich an einem lauen Septemberabend<br />

im Wintergarten des Erste Bank Campus einfanden,<br />

trotz mitunter leicht unterschiedlicher<br />

Ansichten in der einen oder anderen Detailfrage,<br />

aber einig: Um die Zukunft des Büros muss man<br />

sich grundsätzlich keine Sorgen machen.<br />

Klar sei allerdings auch, dass neue Arbeitskonzepte<br />

und die <strong>Digital</strong>isierung die Anforderungen<br />

an Büroflächen und -gebäude<br />

geändert haben, so der Grundtenor unter den<br />

Teilnehmern. Die Corona-Pandemie – Stichwort<br />

Home-Office – habe diese Entwicklung<br />

nur zusätzlich beschleunigt. Mehr denn je sei<br />

deshalb hohe Qualität gefragt, vor allem, um<br />

möglichst attraktive Mieter anzulocken. Und<br />

wie begehrt gute Büroflächen wirklich sind,<br />

veranschaulicht die geringe Leerstandrate am<br />

Wiener Büromarkt, die sich auch im internationalen<br />

Vergleich sehen lassen kann.<br />

62 ImmoFokus


Von einem Überangebot an modernen Bürogebäuden<br />

kann man deshalb in der Bundeshauptstadt<br />

nicht gerade sprechen. Aber können<br />

oder wollen Developer angesichts steigender<br />

Finanzierungskosten, explodierender Baukosten<br />

und Rezessionsängsten überhaupt für<br />

das entsprechende Angebot sorgen? Sind Investoren,<br />

die derzeit in einer Art Schockstarre<br />

zu verweilen scheinen, wieder gewillt, auf Büroimmobilien<br />

zu setzen? Welche Anforderungen<br />

stellen Nutzer und Anleger in Sachen ESG?<br />

Und – Stichwort Nachhaltigkeit – was passiert<br />

mit der Vielzahl an nicht mehr zeitgemäßen<br />

Büroflächen in schlechten Lagen? Diese und<br />

andere Fragen wurden in insgesamt fünf Gruppen<br />

besprochen.<br />

Übergewichtete Immobilienportfolios<br />

Wohin geht die Reise am Investmentmarkt?<br />

Zweifellos war die Bereitschaft, Bürotransaktionen<br />

umzusetzen, schon einmal größer<br />

und die Unsicherheit in der <strong>Real</strong>-Estate-Community<br />

deutlich geringer. Aber völlig überraschend<br />

kommt das angesichts der Vielzahl an<br />

Herausforderungen, die derzeit vorherrschen,<br />

auch nicht. Für Peter Karl, Erste Immobilien<br />

KAG und Erste Asset Management (EAM),<br />

kommt noch ein weiterer Aspekt zum Tragen:<br />

„Die großen institutionellen Anleger haben<br />

im Moment stark übergewichtete <strong>Real</strong>-Estate-<br />

Portfolios, weil die anderen Assetklassen<br />

deutlich abgewertet haben“, erklärt er. Dementsprechend<br />

gering sei aktuell der Druck zu<br />

investieren.<br />

Was Investoren konkret suchen, steht für Karl<br />

jedenfalls fest: Qualität. Und zwar nicht nur<br />

Qualität im Sinne von modernen, flexiblen<br />

Arbeitsplätzen in attraktiven und gut erreichbaren<br />

Lagen, die die neuen Arbeitskonzepte<br />

unterstützen und selbstverständlich auch<br />

„Genau so wichtig wie die Qualität<br />

der Büroflächen und -gebäude ist die<br />

Qualität der Mieter.“<br />

Peter Karl,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

hohe ESG-Anforderungen erfüllen – und damit<br />

vor allem auch von Unternehmen stark nachgefragte<br />

junge Talente ansprechen. Genau so<br />

wichtig sei jedoch die Qualität der Mieter. „Ein<br />

bonitätsstarker Mieter wird in den nächsten<br />

Jahren in der Regel um zehn Prozent mehr<br />

Miete zahlen, weil er die Inflationsklauseln<br />

einhalten kann“, so Karl.<br />

„Entwickler, die in Core-Lagen Projekte mit guten<br />

und nachhaltigen Bürokonzepten realisieren,<br />

die auf die Anforderungen der Mitarbeiter<br />

eingehen, gehören aktuell zu den Siegern“,<br />

bringt es Manfred Ton von Cerha Hempel auf<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

63


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Weil es derzeit nach<br />

weiteren Zinsanstiegen<br />

ausschaut, überlegen sich<br />

viele Investoren, ob sich<br />

Zukäufe lohnen.“<br />

Johann Breit,<br />

Erste Group<br />

den Punkt. Weniger begünstigt wären hingegen<br />

Developer in weniger guten Lagen mit<br />

Standard-Konzepten sowie Investoren, die sich<br />

überwiegend mit Fremdkapital finanzieren.<br />

Ihr Handlungsspielraum hänge stark von der<br />

weiteren Entwicklung der Zinslandschaft ab.<br />

Dementsprechend sei auch die abwartende<br />

Haltung vieler Marktteilnehmer verständlich.<br />

Zinsanstiege wahrscheinlich<br />

„Derzeit schaut es nach weiteren Zinsanstiegen<br />

aus“, sagt Johann Breit von der Erste Group. Investoren<br />

würden sich daher überlegen, ob sich<br />

der Kauf eines Projekts lohne. Dies sei aktuell<br />

vor allem bei Fonds zu beobachten. Die große<br />

Frage dabei: Werden die Preise fallen oder<br />

weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben?<br />

Eine persönliche Überraschung war für Breit<br />

nach eigenen Angaben, dass sich zu Beginn der<br />

Pandemie nicht wenige Experten Sorgen um<br />

die Assetklasse Büro gemacht haben. „Mittlerweile<br />

ist das Produkt Büro wieder gefragt“, sagt<br />

der Finanzierungsexperte und verweist auf die<br />

Leerstandrate von nur vier Prozent am Wiener<br />

Büromarkt.<br />

Ob sich, wie viele befürchten, das ohnehin<br />

überschaubare Angebot an Core-Büroflächen<br />

künftig weiter verknappen wird, hängt für Ton<br />

vor allem von der Entwicklung der Baupreise<br />

ab. „Falls sie weiter steigen, würden wohl auch<br />

die Immobilienpreise steigen“, sagt er. Bei<br />

starker Fremdfinanzierung würde sich zudem<br />

die Belastung durch die aktuell steigenden<br />

Kreditzinsen erhöhen. Alles zusammen hätte<br />

einen dämpfenden Effekt auf das Angebot.<br />

„Eine Frage ist aber auch, ob die abwartende<br />

Haltung der Projektentwickler sich früher oder<br />

„Büros werden in Zukunft<br />

noch mehr Flexibilität und<br />

Möglichkeiten für hybrides<br />

Arbeiten bieten müssen.“<br />

Andreas Millonig,<br />

IMMOunited<br />

später auf die Baupreise auswirken wird“, stellt<br />

Ton in den Raum.<br />

Was passiert mit dem alten, alles andere als<br />

ESG-tauglichen Bürobestand am Wiener<br />

Büromarkt? „Für risikofreudigere Investoren<br />

macht es durchaus Sinn, in niedrigere Qualität<br />

zu investieren, um diese Immobilien zu entwickeln“,<br />

sagt Erste-Immobilien-Experte Karl.<br />

„Sie werden die niedrigsten Preise seit Jahren<br />

vorfinden, wenn das passiert, was ich erwarte:<br />

nämlich, dass die Spreads auseinandergehen<br />

werden“, fügt er hinzu.<br />

Jungen ist Büro wichtig<br />

Wie wichtig der Arbeitsplatz für junge Talente<br />

ist beziehungsweise wie hohe Anforderungen<br />

sie an diesen stellen, erlebt Andreas Millonig<br />

von IMMOunited regelmäßig bei Bewerbungsgesprächen.<br />

„Jeder will sich bereits beim ersten<br />

Gespräch unser Büro anschauen“, erzählt er.<br />

Dementsprechend gefordert sei man als Arbeitgeber.<br />

Er glaubt, dass dies letztlich auf alle<br />

Branchen zutrifft, die auf hochqualifiziertes<br />

Personal angewiesen sind. „IT-Unternehmen<br />

vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als<br />

andere“, so Millonig.<br />

Der Datamining-Experte ist jedenfalls überzeugt,<br />

dass Büros in Zukunft noch mehr<br />

64 ImmoFokus


„Entwickler, die in<br />

Core-Lagen Projekte mit<br />

guten und nachhaltigen<br />

Bürokonzepten realisieren,<br />

gehören aktuell zu den<br />

Siegern.“<br />

Manfred Ton,<br />

Cerha Hempel<br />

Flexibilität und Möglichkeiten für hybrides<br />

Arbeiten bieten müssen. „Vor allem, wenn die<br />

Home-Office-Quote weiter zunimmt“, sagt er.<br />

Auch Breit glaubt, dass Büroflächen künftig<br />

mehr auf Zusammenarbeit und Kooperation<br />

ausgerichtet sein werden. Die Zukunft bleibe<br />

jedenfalls spannend. Insgesamt habe er aber<br />

ein „gutes Gefühl“ für die Assetklasse. „Büros<br />

werden immer als Ort der Zusammenarbeit<br />

gebraucht werden“, hält Breit fest.<br />

Trendbeschleuniger <strong>Digital</strong>isierung<br />

Will man heute neue Arbeitskonzepte und die<br />

damit einhergehenden Anforderungen an Büroflächen<br />

diskutieren, kommt man an einem<br />

Thema nicht vorbei: Corona. Genauer gesagt,<br />

an all jenen Entwicklungen, die die Pandemie<br />

seit Febraur 2020 forciert hat. Doch der Schein<br />

trügt, die Anforderungen an Büroflächen haben<br />

sich bereits zuvor geändert.<br />

„Früher waren die Mieter bereit, einen Vertrag<br />

mit einer langen Laufzeit zu unterzeichnen,<br />

heute haben sich die Laufzeiten verkürzt. Somit<br />

muss man neue, sich ändernde Anforderungen<br />

an Büros bereits vorab in den Flächen<br />

berücksichtigen“, berichtet Katrin Gögele-Celeda<br />

von der Immofinanz aus der Praxis. Eine<br />

neuere Entwicklung ist hingegen, dass viele<br />

Mieter im Zuge der Pandemie erstmals erkannt<br />

haben, dass man Büroflächen auch anders nutzen<br />

kann und sich mit einem Berater auseinandergesetzt<br />

haben. Die Erkenntnis ist aber für<br />

viele Unternehmen, dass sich die Anforderungen<br />

an Büroflächen im gleichen Tempo ändern<br />

wie ein Unternehmen selbst, das bedeutet, dass<br />

nicht viel Zeit zum Planen bleibt.<br />

Geändert haben sich aber nicht nur die Anforderungen<br />

an Büroflächen, sondern auch die<br />

Gebäude müssen heute mehr leisten, ist Anna<br />

van der Veeken, value one holding AG, überzeugt:<br />

„Das Thema der Zukunft ist Konnektivität<br />

und dass das Gebäude als solches das auch<br />

bietet und leistet.“ Die Pandemie habe dieses<br />

Anspruchsdenken an die bestehende Architektur<br />

und das Gebäudemanagement lediglich<br />

verstärkt.<br />

Das Büro als Ausdruck der<br />

Unternehmenskultur<br />

„Die <strong>Digital</strong>isierung wird“, so Ewald Stückler<br />

von der Tecno Office Consult, „der Treiber für<br />

Veränderungen am Arbeitsplatz bleiben. Die<br />

Problematik besteht im Grunde darin, den<br />

Wohlfühlcharakter im Büro zu implementieren,<br />

trotz der ganzen Technik.“ Während bei<br />

der <strong>Digital</strong>isierung im Bereich der Gebäudetechnik<br />

der Kosten-Nutzen-Faktor abgewogen<br />

werden muss, ist es im Bereich des Home Office<br />

die „soziale Isolation“.<br />

„Das Büro der Zukunft ist ein Raum der Begegnung.<br />

Begegnen, Treffen, Austauschen, all das<br />

sind Dinge, die das Büro zuhause nicht bieten<br />

kann, und genau damit holt man die Leute<br />

zurück ins Büro“, beschreibt Stückler einen<br />

Ansatz, der aber auch die Architekten bei der<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

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<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Die Technik war schon<br />

immer der Treiber, um den<br />

Arbeitsplatz zu optimieren<br />

und neu zu gestalten.“<br />

Ewald Stückler,<br />

T.O.C. Tecno Office Consult<br />

„Die Konzeption einer<br />

Bürofläche ist nur so<br />

gut, wie sie gelebte<br />

Unternehmenskultur ist.“<br />

Martin Luptacik,<br />

Drees & Sommer<br />

„Unternehmenswerte<br />

und -kulturen können<br />

sich ändern. Gebäude<br />

sollten so flexibel sein,<br />

diese Veränderungen<br />

mitzutragen.“<br />

Anna van der Veeken,<br />

value one holding<br />

Umsetzung von Aufenthaltsqualität in der Praxis<br />

fordert. „Selbst wenn du den Mitarbeitern<br />

all diese Möglichkeiten im Büro bietest, muss<br />

es die Chefetage vorleben“, wirft Martin Luptacik<br />

von Drees & Sommer in die Diskussion ein.<br />

Hier braucht es für Luptacik ein sogenanntes<br />

„Regelwerk der Kultur“, weil der Austausch<br />

vor Ort nicht „nur für die Kommunikation,<br />

sondern auch für die Entwicklung des Unternehmens<br />

und des Mitarbeiters essenziell“ ist.<br />

Gelebte Unternehmenskultur steht aber wohl<br />

in puncto Aufenthaltsqualität im Büro nicht<br />

an erster Stelle, sondern die Ausstattung und<br />

Planung der Fläche selbst. „Das Büro braucht<br />

ein gutes Grundkonzept und muss trotzdem<br />

in irgendeiner Form flexibel sein“, ist Stückler<br />

überzeugt, denn: „Das Großraumbüro für alle<br />

mit der Gießkanne, das hat nie richtig funkti-<br />

„Die Anforderungen an<br />

Büroflächen unterliegen<br />

einem ständigen,<br />

schwer kalkulierbaren<br />

Wandel.“<br />

Katrin Gögele-Celeda,<br />

Immofinanz<br />

66 ImmoFokus


„Türme und Bürohäuser schließen sich<br />

zusammen, um ihren Nutzern mehr<br />

Serviceleistungen zur Verfügung stellen<br />

zu können.“<br />

Elisa Stadlinger,<br />

ÖRAG Immobilien<br />

oniert.“ Die Planung einer Fläche hängt stark<br />

von der Tätigkeit eines Unternehmens ab. „Es<br />

ist zu einer Flächenverschiebung gekommen.<br />

Heute rechnet man nicht mehr die Quadratmeteranzahl<br />

pro Mitarbeiter, sondern auf eine<br />

neue Arbeitsweltfunktion“, verdeutlicht Luptacik<br />

die wesentliche Veränderung im Zuge<br />

der Planung von Büroflächen. So entstehen<br />

neue Nutzungsräume, die intelligent und flexibel<br />

geplant werden sollten, denn die Arbeitswelt<br />

unterliegt einem ständigen Wandel. „Die<br />

Mitarbeiter brauchen keine Führungskraft<br />

mehr, die nur drauf schaut, ob ich da bin oder<br />

nicht. Sondern man muss über andere Qualitäten<br />

führen“, so van der Veeken. Über den<br />

Tellerrand zu blicken bedeutet in diesem Kontext<br />

eben auch, das Bürokonzept der eigenen<br />

Unternehmenskultur anzupassen und diese<br />

aktiv vorzuleben.<br />

Das klimaneutrale bzw. nachhaltige<br />

Büro und Bürogebäude<br />

„Das nachhaltige Büro ist schon länger Thema<br />

in der Immobilienwelt und derzeit aktueller<br />

denn je“, so Elisa Stadlinger von ÖRAG Immobilien.<br />

„Bis jetzt hat man den Nutzer zu wenig<br />

abgeholt und ihm die Bedeutsamkeit Lichtnutzung,<br />

richtiges Lüften, Schonung von Energie<br />

und Ressourcen nahegebracht, die sich aber<br />

mal 365 Tage im Jahr summieren.“ Damit<br />

spielt sie darauf an, dass das ESG-Thema mehr<br />

bedeutet als nur gesund und nachhaltig zu<br />

bauen. „Auch wenn ESG mehr kostet, so muss<br />

man anfangen, diese Extrameilen zu gehen.“<br />

Wolfgang Fessl von Reinberg & Partner sieht<br />

die größte Problematik von ESG-Kriterien in<br />

der unterschiedlichen Verteilung von Kompetenzen.<br />

„Einer hat die Idee, einer plant, einer<br />

gibt das Geld her, einer setzt es um, und wieder<br />

ein anderer zieht ein, und nach ein paar Jahren<br />

kauft es wieder jemand anderes. Und jeder hat<br />

andere Vorstellungen“, so Fessl. „Dem Entwickler<br />

waren bis dato die Betriebskosten egal,<br />

das ist jetzt nicht mehr der Fall. Bis aber alle an<br />

einem Strang ziehen und die Wertschöpfungskette<br />

geschlossen wird, das dauert noch.“<br />

Michael Rausch von der Erste Immobilien KAG<br />

stimmt dem nur teilweise zu. „Da wir aufgrund<br />

der Kosten nun direkt betroffen sind, muss das<br />

Thema Wirtschaftlichkeit neu betrachtet werden“,<br />

so Rausch. „Früher waren grüne, bereits<br />

vorhandene Systeme nicht wirtschaftlich, die<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung verändert sich<br />

jetzt, und plötzlich werden sie es.“ Fessl sieht<br />

die große Chance der derzeitigen Krise, dass<br />

die Energien den Wert bekommen, den sie im-<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

67


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Die große Chance der<br />

derzeitigen Krise ist, dass<br />

die Energien den Wert<br />

bekommen, den sie immer<br />

schon hatten.“<br />

Wolfgang Fessl,<br />

Reinberg & Partner<br />

„Früher waren grüne<br />

Systeme nicht wirtschaftlich,<br />

durch die veränderte<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

werden sie es.“<br />

Michael Rausch,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

mer schon hatten. „Die Preise waren am Markt<br />

verzerrt, das Gas zu billig, und jetzt wird man<br />

den echten Wert sehen, und der schockiert<br />

jetzt erst mal“, erklärt er.<br />

Trend zum Wohlfühlbüro?<br />

Martina Fichtenbauer (Winegg) sieht sich als<br />

Lebensraumentwicklerin. „Wir müssen weg<br />

von Büro- und Wohnwelten hin zu Lebenswelten.<br />

Errichter, Arbeitgeber bzw. Entscheidungsträger<br />

müssen die Mieter, die Nutzer bei<br />

ihren Lebens- und Bürogewohnheiten abholen.<br />

Das Büro sollte die Kultur des Unternehmens<br />

widerspiegeln und nicht irgendwelchen<br />

Trends folgen, die nicht zur Kultur passen.<br />

„Das Büro sollte die<br />

Kultur des Unternehmens<br />

widerspiegeln und den<br />

Nutzer bei seinen Lebensund<br />

Bürogewohnheiten<br />

abholen.“<br />

Martina Fichtenbauer,<br />

Winegg<br />

Wenn neue Mitarbeiter zum Vorstellungsgespräch<br />

kommen, dann sollten sie einen guten<br />

Eindruck bekommen, wie das Arbeiten in<br />

diesem Unternehmen funktioniert.“ Fessl, der<br />

gerade auf der Suche nach einem neuen Büro<br />

ist, ergänzt: „Alles reduziert sich auf eine zentrale<br />

Position, jeder muss so sein können, wie er<br />

will, dann bringt er die Leistung, die er bringen<br />

kann.“ Gegen den Begriff Wohlfühlbüro wehrt<br />

er sich. „Man darf nicht vergessen: Man geht<br />

ins Büro, um zu arbeiten und nicht um im Liegestuhl<br />

liegend ein Buch zu lesen.“ Stadlinger<br />

fasst es so zusammen: „Das Wohlfühlen ist<br />

eher auf die Arbeitsweise adaptiert: Wenn ich<br />

beispielsweise mehrere Telefonkonferenzen<br />

am Tag habe und in einem Großraumbüro<br />

sitze ohne Rückzugsmöglichkeit, dann werde<br />

ich mich dort nicht wohlfühlen, weil ich meine<br />

Arbeit nicht gut erledigen kann. Das Büro<br />

muss sich an das Nutzerverhalten anpassen,<br />

man muss sich also die Frage stellen: Was<br />

machst du im Büro und wie tust du es und was<br />

brauchst du dafür?“<br />

S in ESG<br />

Für Marius Richter von PwC ist die Immobilienbranche<br />

weiterhin stark wirtschaftlich<br />

geprägt. „Man macht ein Investment, wenn es<br />

sich rechnet, und ESG ist ein weiterer Baustein,<br />

68 ImmoFokus


„Man macht ein Investment, wenn es<br />

sich rechnet, und ESG ist ein weiterer<br />

Baustein, der in die Kalkulation<br />

miteinbezogen werden muss.“<br />

Marius Richter,<br />

PwC<br />

Richter werden die Prüfschritte zur Einhaltung<br />

der Green Leases interessant. „Derzeit sind<br />

diese für manche Unternehmen und Konzerne<br />

bereits Pflicht, die Einhaltung und Kontrolle<br />

sind noch zu wenig reguliert. Setzt man die<br />

Vorgaben richtig um, kann es in den nächsten<br />

Jahren ein Mehrwert sein.“ Fessl sieht die<br />

Green Leases als Übergangsthema und Mittel<br />

zum Zweck, Stadlinger ergänzt, dass man<br />

Green Lease leben muss und noch etwas Wegstrecke<br />

zu gehen ist.<br />

den ich jetzt in die Kalkulation miteinbeziehen<br />

muss. „Das ‚S‘ ist auf Unternehmensebene<br />

wichtig, nicht für den Vermieter“, so Richter.<br />

„Das gibt den Microlagen mehr Bedeutung,<br />

also das Miteinbeziehen der Umgebung und<br />

das gemeinsame Entwickeln einer Gegend.<br />

Allein einen Turm hochzuziehen und zu hoffen,<br />

dass er angenommen wird, funktioniert<br />

nicht mehr.“ An dieser Stelle hakt Stadlinger<br />

ein: „Man sieht, dass sich am Hauptbahnhof,<br />

Austria Campus, Plaza Wienerberg, Donaucity<br />

etc. Bürohäuser zusammenschließen, um<br />

ihren Nutzern mehr Serviceleistungen zur<br />

Verfügung stellen zu können. Da gibt es verschiedene<br />

Gastronomen im Erdgeschoss, eine<br />

Kleiderreinigung, ein Fitnesscenter etc., um<br />

das Viertel attraktiv zu machen.“<br />

Zertifikate und Green Leases<br />

Für Richter ist ESG zwar in den Köpfen angekommen,<br />

aber noch eher „Tick the Box“. „Es<br />

ist schön, wenn ein Gebäude ein Zertifikat hat.<br />

Da geht es um die Geschwindigkeit, mit der ich<br />

die Finanzierung bekomme. Bei den Investoren<br />

ist nach wie vor die Yield vordergründig,<br />

und in aktuellen Bewertungen zeichnet sich<br />

ESG noch nicht ab.“ Stadlinger gefällt das mit<br />

der Aussage „Tick the Box“ gut: „Es ist ein bisschen<br />

so wie die Fitnesscentermitgliedschaft,<br />

die man abschließt, aber nicht hingeht. So<br />

mietet man Flächen, die green sind, aber niemand<br />

schaut, ob die Nachhaltigkeitskriterien<br />

zu einem passen. Neu ist der Druck von der<br />

Betriebskostenseite. Da das Nutzerverhalten<br />

ein Teil der Kosten ist, wird es spannend.“ Für<br />

Mieten im Fokus<br />

Wie werden sich die Office-Mieten entwickeln?<br />

Welchen Einfluss werden die Themen<br />

ESG & EU-Taxonomie auf die Mietlandschaft<br />

haben? Die Runde ist sich hier schnell einig.<br />

Am Thema Nachhaltigkeit kommt niemand<br />

mehr vorbei – im Gegenteil: Wer im internationalen<br />

Konzert mitspielen will, muss in Zukunft<br />

seine Aktivitäten auf diesem Gebiet verstärken<br />

und dokumentieren.<br />

Der Flughafen Wien habe, so Wolfgang Scheibenpflug<br />

(Flughafen Wien), viel Zeit und Geld<br />

investiert, um den ganzen Standort CO2-neutral<br />

zu machen. „Wir haben da nicht nur darüber<br />

gesprochen, sondern viel Geld investiert.<br />

Unter anderem in die größte Photovoltaik-An-<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

69


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Nicht nur die<br />

Betriebskosten, auch die<br />

Indexierungen bei den<br />

Mieten werden zunehmend<br />

zum Problem.“<br />

Wolfgang Scheibenpflug,<br />

Flughafen Wien<br />

„Dass vermehrt<br />

auf Nachhaltigkeit<br />

geachtet wird, spürt<br />

man, wenn es um<br />

Mietvertragsverlängerung<br />

geht.“<br />

Mario Stöckel,<br />

Colliers<br />

lage Österreichs mit 24 Hektar. Die erweitern<br />

wir gerade noch einmal um sieben Hektar.<br />

Damit können wir übers Jahr durchgerechnet<br />

35, 40 Prozent des Strombedarfs des Flughafens<br />

abdecken. Um die Dimension greifbar zu<br />

machen: Der Flughafen Wien verbraucht ungefähr<br />

so viel Strom wie die Stadt Klagenfurt.<br />

Angesichts der aktuell hohen Strompreise<br />

eine, nachträglich gesehen, goldrichtige Entscheidung.<br />

An normalen Sommertagen erzeugen<br />

wir mehr Strom als wir benötigen, da können<br />

wir sogar Strom ins Netz einspeisen. Beim<br />

Office Park 4 gehen wir sogar einen Schritt<br />

weiter – hier gewinnen wir die meiste Energie<br />

aus Geothermie. Beheizt wird das gesamte<br />

Flughafen-Areal mit Abwärme der OMV. Da<br />

ist es auch kein Wunder, dass die Airport City<br />

Vienna von der ÖGNI als erstes Quartier mit<br />

einem Quartierszertifikat für nachhaltige Immobilienentwicklung<br />

ausgezeichnet wurde.“<br />

Keine Zertifikate, keine Chance<br />

„Gerade im internationalen Geschäft sehen<br />

wir, dass Standorte ohne Zertifikate chancenlos<br />

sind“; pflichtet Mario Stöckel, Colliers, bei.<br />

Ein lokales, eigentümergeführtes Unternehmen<br />

hat es da sicher einfacher – diese haben<br />

auch keine Auflagen zu erfüllen. Aber selbst<br />

diese achten vermehrt auf Nachhaltigkeit. Das<br />

spürt man, wenn es um Mietvertragsverlängerung<br />

geht. „Wobei allgemein ein Trend zu<br />

immer kürzeren Laufzeiten zu beobachten ist“,<br />

betont Stöckel.<br />

Scheibenpflug verweist auch auf den zunehmenden<br />

gesellschaftlichen Druck. Mit den steigenden<br />

Betriebskosten, sprich Energiepreisen,<br />

spitze sich das Ganze gerade noch einmal zu.<br />

Da werde sich die Spreu vom Weizen trennen.<br />

Wobei auch die Qualität der Zertifikate zu<br />

hinterfragen sei. Scheibenpflug: „Wir stehen<br />

hier am Anfang einer neuen Diskussion – das<br />

Thema ist viel vielschichtiger. Wir schreiben<br />

auf der einen Seite in die Bauordnung hinein,<br />

„im Neubau sind Gasheizungen nicht mehr<br />

zulässig“, in der EU-Taxonomieverordnung<br />

ist Gas aber eine grüne Energie. Da haben wir<br />

genug Diskussionsstoff.“<br />

Ganz ähnlich sei, wirft Stöckl ein, die Situation<br />

beim Atomstrom. „In Österreich produzieren<br />

wir keinen und wir sind komplett atomfrei,<br />

aber wir kaufen ihn ein. Viele zertifizierte<br />

Gebäude haben aber die Zertifizierung bekommen,<br />

weil sie mit Fernwärme heizen. Da beißt<br />

sich die Katze in den Schwanz. Wie auch bei<br />

der Elektromobilität.“ Peter Vcelouch, Cerha<br />

Hempel: „Ein Elektroauto ist genauso sauber<br />

oder genauso schmutzig wie der Strom, den<br />

ich einfülle. Ob der Strom aus einem Kohlekraftwerk<br />

oder aus einer Photovoltaik-Anlage<br />

kommt, schaut die Bilanz gleich ganz anders<br />

aus. Nur wie wir jetzt ebenfalls in der aktuellen<br />

Situation lernen, ist die Umrüstung von<br />

70 ImmoFokus


Gaskraftwerken wieder auf Kohlekraftwerke<br />

gar kein Problem. Wo bleibt da der Nachhaltigkeitsgedanke?“,<br />

formuliert er es scharf.<br />

Nachhaltigkeit wichtig für Mitarbeiter<br />

„Das Thema Nachhaltigkeit nimmt aber auch<br />

beim Employer-Branding Fahrt auf“, berichtet<br />

„Je nachdem, wie<br />

sich die Energiepreise<br />

entwickeln, könnte die<br />

Höhere-Gewalt-Klausel im<br />

Betriebskostenbereich ein<br />

Thema werden.“<br />

Peter Vcelouch,<br />

Cerha Hempel<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

71


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Das Thema<br />

Nachhaltigkeit nimmt<br />

auch beim<br />

Employer-Branding<br />

Fahrt auf.“<br />

Natascha Storing-Wisek,<br />

LeitnerLeitner<br />

Natascha Stornig-Wisek, LeitnerLeitner, aus<br />

der Praxis. Vor kurzem sei es gelungen, in<br />

Freistadt einen CO 2<br />

-neutralen Standort anzumieten.<br />

„Das ist natürlich toll. In Wien sind wir<br />

im Altbau ganz klassisch.“ Wobei man, so die<br />

Steuerberaterin, immer sagen muss, ein Altbau<br />

ist, was den Footprint anbelangt, per se nicht so<br />

„Ein Riesenthema ist aktuell,<br />

ob die Indexierung mit<br />

Mietvertragsunterzeichnung<br />

oder Mietbeginn zu laufen<br />

beginnt.“<br />

Alexandra Bauer,<br />

EHL Gewerbeimmobilien<br />

schlecht, wenn man bedenkt, dass ein Neubau<br />

Emissionen verursacht. „Der Altbau wird hier<br />

ganz gerne schlecht geredet.“<br />

Für Diskussionsstoff würden derzeit auch die<br />

steigenden Betriebskosten sorgen, wirft Alexandra<br />

Bauer ein neues Thema in die Runde.<br />

„Wir bemerken, dass das Thema Betriebskosten<br />

immer proaktiv von Mietinteressenten<br />

angesprochen wird. Früher hat man immer<br />

gefragt: Was ist die Miete pro Quadratmeter?<br />

Jetzt erfragt man zwar ebenfalls noch immer<br />

die Miete pro Quadratmeter, aber im gleichen<br />

Atemzug auch sofort nach den Betriebskosten.<br />

Früher sind wir mit Betriebskosten-Schätzungen<br />

in die Vermarktung gegangen. Wenn das<br />

Projekt drei Jahre in der Vermarktung war,<br />

dann waren die Betriebskosten drei Jahre konstant.<br />

Da hat sich nichts geändert. Jetzt muss<br />

man monatsweise anfragen.“ Stöckl berichtet,<br />

dass immer lauter nach Betriebskostendeckeln<br />

gerufen wird. „Die Situation für Vermieter wird<br />

immer schwieriger.“<br />

„Nicht nur die Betriebskosten, auch die Indexierungen<br />

bei den Mieten werden zunehmend<br />

zu einem Problem“, fügt Scheibenpflug hinzu.<br />

„In den letzten zehn Jahren war das kein<br />

Thema. Da haben sich die Mieten immer nur<br />

um ein bis zwei Prozent erhöht. Bestätigen<br />

sich die Prognosen, dann sprechen wir heute<br />

von Steigerungen um acht bis zehn Prozent.<br />

Da schaut dann die Welt gleich anders aus.<br />

Indexerhöhung bei den Mieten und höhere<br />

Betriebskosten – das wird spannend. Da wird<br />

72 ImmoFokus


es noch zu großen Diskussionen kommen.“<br />

Dass der Indexdeckel großflächig ausgerollt<br />

wird, daran glaubt Scheibenpflug nicht: „Das<br />

wir niemand machen. Da geben wir lieber dem<br />

Mieter einen Monat mehr mietfreie Zeit. Das<br />

erspart eine Unmenge an Diskussionen.“<br />

Party kurzfristig vorbei<br />

Für Stornig-Wisek ist die Party kurzfristig<br />

einmal vorbei. „Aber ich bin trotzdem optimistisch.<br />

Ich glaube, es wird ein bisschen länger<br />

dauern. Aber es wird sich wiederholen. Ich<br />

glaube an unsere Resilienz. Und wir werden<br />

jetzt ein bisschen durchtauchen müssen.“<br />

Wobei das Vertragswerk mit der Entwicklung<br />

nicht mithalten kann. Vcelouch: „Nach Ausbruch<br />

des Krieges in der Ukraine hatte ich<br />

mehrere Fälle im Werkvertragsbereich, bei<br />

denen auf einmal die Argumentation der Unerschwinglichkeit<br />

ins Treffen geführt wurde.<br />

Da gibt es eine uralte Rechtsprechung zur<br />

Unerschwinglichkeit, die dann hin und wieder<br />

aufgekocht wurde. Diese stammt aus<br />

den zwanziger Jahren. Und da hat lange Zeit<br />

niemand daran gedacht, dass man das wieder<br />

aus dem Hut ziehen könnte. Genau dasselbe<br />

mit der höheren Gewalt. Die Lieferketten, auch<br />

im Stahlbereich, sind zusammengebrochen.<br />

Plötzlich haben alle geschaut: ‚Habe ich eine<br />

Höhere-Gewalt-Klausel im Vertrag?‘<br />

„Das kann im Betriebskostenbereich ebenfalls<br />

ein Thema werden, je nachdem, wie sich die<br />

Energiepreise weiterentwickeln. Deutschland<br />

beginnt bereits mit Energiesparverordnungen<br />

oder -gesetzen. Sollte so etwas hier bei<br />

uns ebenfalls kommen, haben Mieter möglicherweise<br />

Gewährleistungsansprüche, wenn<br />

Büroräume nur noch 19 Grad warm sind. Wer<br />

welche Klausel in seinen Vertrag hineinreklamieren<br />

kann, hängt in erster Linie von der<br />

eigenen Marktmacht ab. So realistisch müsse<br />

man sein.<br />

„Ein Riesenthema ist aktuell“, so Bauer, „ob<br />

Indexierung mit Mietvertragsunterzeichnung<br />

oder mit Mietbeginn zu laufen beginne. Früher<br />

war das nicht so ein großes Thema, weil es da<br />

um die ein, zwei Prozent gegangen ist. Jetzt<br />

geht es um acht, neun Prozent. Jetzt ist das ein<br />

Riesenthema.“ Bauer steuert auch gleich aktuelle<br />

Zahlen bei: Ein paar öffentliche Mieter haben<br />

letztes Jahr Verträge mit Mietbeginn 2024,<br />

aber mit Beginn der Indexierung mit letztem<br />

Jahr abgeschlossen. Das bedeutet, dass sie jetzt<br />

bereits um zwei Euro pro Quadratmeter mehr<br />

zahlen müssen.<br />

Zunehmende Unterviermietung<br />

Ein weiteres Thema mit Brisanz ist die zunehmende<br />

Unterviermietung, so Bauer. „Das<br />

war jahrelang oder jahrzehntelang eigentlich<br />

gar kein Thema und ist jetzt ein Riesenthema<br />

geworden, weil Banken und IT-Unternehmen,<br />

Versicherungen wirklich großflächig redimensioniert<br />

haben. Da hat die Pandemie einen<br />

richtigen Turbo gezündet.<br />

Aktuell haben wir viele große Untermietflächen<br />

in der Vermarktung. Hier im Erste<br />

Campus aber auch am Austria Campus – oder<br />

bei der Allianz. Untermietverträge mit bis zu<br />

15 Jahren Laufzeit für wirklich langfristige<br />

und großflächig zusammenhängende Untermietflächen.<br />

Diese Flächen scheinen in keiner<br />

Statistik auf, da eine Untervermietung nicht als<br />

Anmietung zählt.“<br />

„Viele Unternehmen haben gar keine Untermietrechte,<br />

die über eine Konzernklausel<br />

hinausgehen“, ergänzt Stöckl. „Untervermietungen<br />

werden von den Eigentümern eben-<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

73


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

falls nicht gerne gesehen.“ Stöckl bestätigt<br />

aber auch, dass es zunehmend Anfragen gibt,<br />

ob sie noch Flächen für eine Untervermietung<br />

vermarkten würden.<br />

Wobei eine Untervermietung auch zu einem<br />

Geschäft werden kann, wenn am Standort<br />

keine Flächen mehr zur Verfügung stünden:<br />

„Da kann dann die Untermiete die Basismiete<br />

schon einmal übersteigen.“<br />

Home-Office-Debatte hat verunsichert<br />

„Die Pandemie-bedingte Diskussion über<br />

Home-Office hat die Immobilienbranche in<br />

den letzten beiden Jahren sichtlich verunsichert“,<br />

so Andreas Kreutzer von Kreutzer,<br />

Fischer und Partner, über einen Grund für die<br />

derzeit abwartende Stimmung unter Immobilieninvestoren<br />

und -entwicklern. Er verstehe<br />

durchaus, dass das mittlere Management<br />

gerne ein, zwei Tage von zuhause arbeiten<br />

möchte. „Aber ich kenne keinen Geschäftsführer<br />

und keinen Vorstand, der seine Leute nicht<br />

wieder im Büro sehen will“, hält Kreutzer fest.<br />

„Österreich lebt auch<br />

von der Bauwirtschaft,<br />

und wenn nichts mehr<br />

gebaut wird, haben wir ein<br />

Problem.“<br />

Wolfgang Hofmann,<br />

Kone<br />

„Die Pandemie-bedingte Diskussion<br />

über Home-Office hat die<br />

Immobilienbranche in den letzten<br />

beiden Jahren sichtlich verunsichert.“<br />

Andreas Kreutzer,<br />

Kreutzer, Fischer und Partner<br />

„Ich denke auch, dass die meisten Inverstoren<br />

derzeit zurückhaltend sind, schon aus dem<br />

Grund, weil es zurzeit ganz schwierig ist, die<br />

Kosten zu kalkulieren, und daher kann kein<br />

Entwickler sagen, mit welchen Exit-Erlösen<br />

er am Ende kalkulieren wird“, meint Daniel<br />

Thum von der Erste Immobilien. Nichtdestotrotz<br />

beobachtet er, dass die Zahl der Angebote<br />

am Transaktionsmarkt zunimmt. „Allerdings<br />

noch nicht die Zahl der tatsächlich getätigten<br />

Transaktionen”, fügt Thum hinzu.<br />

Laut Wolfgang Hofmann von KONE ist die Zahl<br />

der genehmigten Neubauprojekte im letzten<br />

halben Jahr zurückgegangen. Und wenn doch<br />

ein Bürogebäude neu errichtet werde,<br />

74 ImmoFokus


„Ein mutiger<br />

Büro-Developer ist<br />

jetzt gut beraten, ein<br />

modernes, gutes Büro<br />

zu entwickeln.“<br />

Daniel Thum,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

dann weniger in den Landeshauptstädten, sondern<br />

am Land, dort, wo die Produktion stehe,<br />

baue die Eigentümerfamilie ihr Büro.<br />

Österreich lebt von der Bauwirtschaft<br />

„Aber daran sind wahrscheinlich die stark<br />

gestiegenen Baukosten schuld“, so Hofmann<br />

weiter. Diese wären deshalb das größte Problem,<br />

weil der Investor nicht kalkulieren könne,<br />

mit welchen Zinserlösen er am Ende rechnen<br />

solle. Dennoch glaubt er, dass sich die Situation<br />

wieder entspannen wird. „Denn Österreich lebt<br />

auch von der Bauwirtschaft, und wenn nichts<br />

mehr gebaut wird, haben wir ein Problem“,<br />

bekräftigt Hofmann.<br />

Thum sieht das Thema Baukosten hingegen<br />

nicht als ein so gravierendes Problem an.<br />

„Ich glaube, ein mutiger Büro-Developer ist<br />

jetzt gut beraten, ein modernes, gutes Büro<br />

zu entwickeln“, sagt er. Denn davon gebe<br />

es ohnehin zu wenige. Vor allem in Wien<br />

macht er mit so einem Angebot sowohl am<br />

Vermietungs- als auch am Investmentmarkt<br />

gute Chancen aus. Ein Problem in diesem Zusammenhang<br />

ist für Kreutzer, dass in Wien<br />

langsam die Flächen mit einer attraktiven<br />

Verkehrsanbindung fehlen würden. „Nehmen<br />

Sie nur die Seestadt als Beispiel, dort will<br />

doch heute niemand hin.“<br />

Hinsichtlich der Frage, was man mit alten,<br />

nicht mehr zeitgemäßen und vor allem nicht<br />

nachhaltigen Bürogebäuden machen soll, sind<br />

sich die Experten einig: Entweder Totalumbau<br />

oder Abriss. „Vor allem im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

ist es die größere Herausforderung,<br />

Bestandsobjekte nach den neuesten Standards<br />

und Anforderungen umzubauen, statt auf der<br />

grünen Wiese neu zu errichten“, sagt Thum<br />

und verweist auf die aktuelle Versiegelungsthematik.<br />

Auch wenn das eine Marktlücke für<br />

so manchen Entwickler sein könnte, räumt er<br />

ein, dass die Challenge dabei sei, die Kosten im<br />

Rahmen zu halten.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

75


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Neuausrichtung<br />

Erfolgreiche Transformation. Ein Change-Prozess ist bis zu einem gewissen Maß auch immer<br />

schmerzvoll, sind sich die beiden IMMOcontract Geschäftsführer Sascha Haimovici und Michael Mack einig.<br />

„Das Aufbrechen und Überdenken gewohnter Strukturen und Prozesse ist oft nicht einfach und<br />

durchaus auch mit Emotionen verbunden.“<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

IVV, jetzt IMMOcontract, ist seit einigen<br />

Jahren auf Expansionskurs – Ihre Pläne<br />

für die Zukunft?<br />

Sascha Haimovici: Wir denken, dass die<br />

Zukunft der neuen IMMOcontract in einem<br />

Wandel vom klassischen Immobilienmakler<br />

hin zu einem echten Immobiliendienstleistungsunternehmen<br />

liegt, das den Kunden<br />

umfassende Services rund um das Thema<br />

Immobilien bietet. Das entspricht auch der<br />

Erwartungshaltung der Konsumenten, die<br />

sich in einem immer komplexer werdenden<br />

Marktumfeld mehr Beratung wünschen.<br />

Damit rücken die Entwicklung neuer Produkte<br />

und Dienstleistungen, die die künftigen<br />

Bedürfnisse der Kunden abdecken, und die<br />

Erschließung neuer Märkte in den Fokus.<br />

Dazu vereinen wir die bereits bestehenden<br />

Qualitäten der beiden alten Unternehmen IVV<br />

und Immo-Contract und ergänzen diese um<br />

viele weitere Produkte der Zukunft. So spielen<br />

neben unseren gewohnten Services rund um<br />

Gewerbe-, Zinshaus-, Bauträger- und Privatimmobilien<br />

etwa Investment-Produkte eine<br />

immer größere Rolle in unserem Portfolio.<br />

Hier stehen aktuell insbesondere Bauherrenund<br />

Beteiligungsmodelle, Vorsorge- und<br />

Anlagewohnungen im Vordergrund. An<br />

weiteren Produkten arbeiten wir bereits.<br />

Durch unsere Partnerschaft mit der Volksbank<br />

bieten wir regionale Kundennähe in rund<br />

76 ImmoFokus


„Für welche<br />

Anlageform man<br />

sich auch immer<br />

entscheidet:<br />

Wichtig ist es, sich<br />

den Rat von Profis<br />

zu holen und nicht<br />

auf Versprechungen<br />

alleine zu hören.“<br />

Sascha Haimovici,<br />

IMMOcontract<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

77


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Sascha Haimovici<br />

Sascha Haimovici blickt auf vielfältige Erfahrungen im Bereich der Immobilienvermarktung<br />

und der Entwicklung von Vertriebs- und Investmentstrategien<br />

zurück. Darüber hinaus war der Absolvent des Studiums<br />

„Technisches Vertriebsmanagement“ an der FH des Bfi Wien auch als<br />

Trainer, Coach und Projektmanager tätig. Als Profisportler und mehrfacher<br />

österreichischer Jugend-Staatsmeister in Jiu-Jitsu, Gewichtheben<br />

und Hammerwerfen hat er schon in jungen Jahren seinen Ehrgeiz und<br />

seine Zielstrebigkeit erfolgreich unter Beweis gestellt.<br />

Vor knapp einem Jahr wurde von Ihrer<br />

Dachgesellschaft Adomo die Immo-Contract<br />

übernommen. Übernahmen erfolgen<br />

in den wenigsten Fällen reibungslos. Wie<br />

war das bei Ihnen – was waren die größten<br />

Herausforderungen?<br />

Haimovici: Ein Change-Prozess ist bis zu<br />

einem gewissen Maß auch immer schmerzvoll,<br />

das ist – ohne es schönreden zu wollen<br />

– auch bei uns der Fall, besonders weil hier<br />

zwei sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen<br />

aufeinandertreffen. Das Aufbrechen<br />

und Überdenken gewohnter Strukturen und<br />

Prozesse ist oft nicht einfach und durchaus<br />

auch mit Emotionen verbunden.<br />

Wir setzen dabei auf eine starke Einbeziehung<br />

der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – denn<br />

nur durch dieses Involvement können wir<br />

gemeinsam als Team die neue Zukunft als<br />

IMMOcontract so optimal wie möglich<br />

gestalten.<br />

In Workshops haben wir gemeinsam die<br />

Stärken, Schwächen, Werte und Ziele der<br />

einzelnen Unternehmensmarken IVV und<br />

Immo-Contract erarbeitet, um die Vorteile aus<br />

beiden Unternehmen zu vereinen.<br />

Dabei ging es auch darum, Abschied zu nehmen<br />

von bestehenden Brands und Prozessen.<br />

Daraus entstand die neue IMMOcontract mit<br />

ihren Werten, Aufgaben sowie Dienstleistungen<br />

und Ausrichtungen.<br />

130 Filialen in Wien, Niederösterreich und<br />

Oberösterreich. Diese für uns sehr wertvolle<br />

Zusammenarbeit gilt es, weiter auf- und<br />

auszubauen, um den Kunden lokales Knowhow<br />

und Leistungen direkt vor Ort anbieten<br />

zu können.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist für uns das<br />

Thema <strong>Digital</strong>isierung: Hier arbeiten wir an<br />

Lösungsansätzen, die den Kunden noch mehr<br />

Service bieten.<br />

Zusätzlich zu diesem Grundprozess haben<br />

wir eine renommierte internationale<br />

deutsche Branding-Agentur für den Markenfindungs-<br />

und Ausrichtungsprozess<br />

beauftragt. Mit unserem neuen Logo, den<br />

frischeren Farben und einem modernen<br />

Design haben wir den ersten Schritt in<br />

Richtung Außenwirkung gesetzt, der natürlich<br />

aber auch nach innen ein positives Signal<br />

aussendet.<br />

Intern haben wir außerdem mit Hilfe individuell<br />

abgestimmter und modular aufgebauter<br />

Schulungsprogramme die Mitarbeiter innerhalb<br />

von vier Monaten mit den einheitlich<br />

gemeinsamen Prozessabläufen, der starken<br />

78 ImmoFokus


Feedbacks ein, die uns als Unternehmen<br />

weiterbringen.<br />

Dienstleistungs- und Produktpalette der<br />

IMMOcontract und den zahlreichen digitalen<br />

Tools zur Kundenbindung und Projektsteuerung<br />

vertraut gemacht.<br />

Dieser Prozess oder vielmehr auch die<br />

Umsetzung der einzelnen Maßnahmen ist<br />

für uns allerdings noch nicht abgeschlossen,<br />

wir evaluieren hier laufend und holen uns<br />

Wo liegt der USP der IMMOcontract<br />

„neu“ – was darf man sich unter dem<br />

Slogan „Mehrwert für Ihre Immobilie“<br />

vorstellen?<br />

Haimovici: Unsere Stärke liegt sicher darin,<br />

dass wir die Regionalität der alten Immo-<br />

Contract, die ja seit jeher stark in den Bundesländern<br />

vertreten war, mit dem Fullservice-<br />

Know-how der IVV vereinen können. Das<br />

schafft genau die Mehrwerte, die wir mit<br />

unserem Slogan meinen, sowohl für Bauträger<br />

als auch für Privatkunden. Insgesamt konnten<br />

beide Unternehmen, also die IVV und die<br />

Immo-Contract, bereits über 500 Projekte<br />

erfolgreich abschließen – ich denke, das ist ein<br />

bereits ganz ansehnlicher Track-Record, auf<br />

dem wir uns allerdings nicht ausruhen wollen.<br />

myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />

Eine Marke der IMMOFINANZ<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong> 79


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Mit dem neuen Gesamtportfolio an Dienstleistungen,<br />

das den Verkauf und die Vermietung<br />

von Immobilien in allen Assetklassen, aber<br />

auch den Vertrieb von Investmentprodukten<br />

und Bauträgerprojekten umfasst, entsprechen<br />

wir den individuellen Anforderungen unserer<br />

Kunden.<br />

Einen Mehrwert bietet – wie schon erwähnt –<br />

auch die Partnerschaft mit der Volksbank, die<br />

unsere regionale und lokale Präsenz steigert<br />

und somit auch direkt vor Ort neue Möglichkeiten<br />

schafft, zum Beispiel in der Beratung,<br />

aber auch der Bewerbung von Immobilien.<br />

Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf<br />

Ihr Business ausgewirkt?<br />

Michael Mack: Die Pandemie hat zunächst<br />

natürlich – wie in vielen anderen Branchen<br />

auch – die Frage aufgeworfen, wie es mit dem<br />

eigenen Unternehmen weitergeht und wie wir<br />

unser Geschäft weiterführen können. Wir sind<br />

dann sehr rasch beispielsweise auf Online-<br />

Besichtigungen umgestiegen. Da ist sicher<br />

von Vorteil gewesen, dass wir die Umsetzung<br />

dafür schon – unabhängig von der Krise – vorbereitet<br />

hatten und unsere Kunden dadurch<br />

eigentlich bereits wenige Tage nach Eintreten<br />

des ersten Lockdowns wieder vollumfassend<br />

betreuen konnten.<br />

Natürlich haben sich auch manche Projekte<br />

am Markt zeitlich etwas verzögert, allerdings<br />

haben die Interessenten – durch die allgemeine<br />

Lage bedingt – darauf sehr entspannt<br />

reagiert beziehungsweise haben wir keinen<br />

merklichen Rückgang bei den Anfragen<br />

verzeichnen können.<br />

Gibt es bereits Projekte, die aufgrund der<br />

Marktsituation nicht umgesetzt werden?<br />

Haimovici: Bei den Projekten, die wir betreuen<br />

und vermarkten, ist keines dabei, das nicht<br />

umgesetzt wird. Natürlich sind ganz generell<br />

am Markt die Rahmenbedingungen, nicht<br />

zuletzt auch durch die gestiegenen Baukosten,<br />

schwieriger geworden, sodass es punktuell<br />

dazu kommen kann, dass Projekte nicht – oder<br />

zumindest jetzt nicht – umgesetzt werden.<br />

Wie sehen Sie die Auswirkungen des<br />

Ukraine-Kriegs auf den Wiener Immobilienmarkt?<br />

Mack: Die Nachfrage von potenziellen Kaufinteressenten<br />

aus Russland beziehungsweise der<br />

Ukraine ist eingebrochen, diese Käufergruppe<br />

ist verschwunden beziehungsweise auf den<br />

Mietmarkt gewechselt. Die Art der Energie-<br />

80 ImmoFokus


Ihr schnellster Weg zur<br />

individuellen Bürolösung:<br />

myhive-offices.com<br />

myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />

Eine Marke der IMMOFINANZ<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

81


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Aufgrund des Zusammenschlusses<br />

ist das Leistungsportfolio der<br />

neuen Marke IMMOcontract noch<br />

schlagkräftiger.“<br />

Sascha Haimovici,<br />

IMMOcontract<br />

Unsere Kunden<br />

schätzen ...<br />

unsere Verlässlichkeit,<br />

unsere<br />

professionelle Vermittlung,<br />

unsere<br />

Expertise.<br />

versorgung war vor der Ukraine-Krise kein<br />

starkes Entscheidungskriterium und spielt<br />

aber aktuell und in Zukunft weiterhin sicher<br />

eine sehr große Rolle.<br />

Nachhaltigkeit und der bewusste Umgang<br />

mit Energie beziehungsweise auch generell<br />

den Ressourcen stehen mehr im Fokus und<br />

beeinflussen die Kaufentscheidung. Soravia<br />

legt auf Nachhaltigkeit und Innovationskraft<br />

schon seit jeher größten Wert, daher wurde<br />

auch bereits beim Projekt TrIIIple ein Wasserkraftwerk<br />

verbaut, das das thermische<br />

Potenzial des Donaukanalwassers zur Heizung<br />

und Kühlung der TrIIIple-Türme und des<br />

Austro Towers nutzt.<br />

Stichwort: Raus aus dem Gas – sind<br />

Wohnungen mit Gasheizungen schwerer<br />

zu vermieten oder zu verkaufen?<br />

Mack: Fakt ist: Etwa ein Drittel des weltweiten<br />

Energieverbrauchs ist auf Gebäude zurückzuführen.<br />

Mit der Entwicklung nachhaltiger<br />

Baukonzepte zeigen wir, welch immenses<br />

Potenzial für umweltfreundliche Ressourcenschonung<br />

und wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />

schon heute gegeben ist.<br />

Unsere Interessenten haben ein aktives Interesse<br />

an nachhaltigen Energieformen, die sich<br />

nicht nur positiv auf die CO2-Bilanz auswirken,<br />

sondern langfristig auch für berechenbar<br />

günstigere Betriebskosten sorgen. Für uns als<br />

IMMOcontract steht daher fest, dass Bauträger<br />

im Rahmen der ESG-Kriterien gefordert sind,<br />

nachhaltiger zu agieren und sich Konzepte<br />

zu überlegen, die auch die herkömmlichen<br />

Zertifizierungsrichtlinien übertreffen – nicht<br />

zuletzt auch durch den Umstand, dass Immobilien,<br />

welche die ESG-Kriterien erfüllen, zu<br />

einem „Must“ am Investmentmarkt werden.<br />

Damit sind bei der Planung und Errichtung<br />

von Immobilien schon heute die zukünftigen<br />

Bedürfnisse der Nutzer sowie die Berücksichtigung<br />

der Anforderungen potenzieller<br />

zukünftiger Investoren unabdingbar.<br />

Auch am Gebrauchtimmobilienmarkt<br />

herrscht natürlich verstärktes Interesse<br />

an Informationen rund um das Thema<br />

Heizung. Unsere Mitarbeiter werden daher<br />

speziell zu diesem Thema geschult, um stets<br />

adäquate Lösungen und Informationen<br />

parat zu haben. Letztendlich hilft uns auch<br />

unser 360°-Immobilien-Ansatz sehr viel,<br />

da wir auf Schwestergesellschaften in der<br />

Adomo, wie zum Beispiel die SEM Energieund<br />

Gebäudemanagement, zurückgreifen<br />

können, um uns Expertise zu diesen<br />

Themenstellungen holen zu können.<br />

Was sind Ihre Ziele für die nächsten<br />

fünf Jahre?<br />

Haimovici: Wir werden unsere Transformation<br />

vom klassischen Immobilienmakler zum<br />

allumfassenden Immo-Experten weiter fortsetzen.<br />

Dadurch entstehen neue Produkte und<br />

Dienstleistungen, die ganz auf die künftigen<br />

Bedürfnisse der Kunden und auf neue Märkte<br />

abzielen.<br />

Zusätzlich arbeiten wir an weiteren starken<br />

und langfristigen Kooperationen, die uns<br />

schon bald völlig neue, nie dagewesene<br />

Vertriebswege eröffnen, die andere Immobilienmakler<br />

in dieser Form nicht anbieten<br />

werden können.<br />

Mieten oder Kaufen?<br />

Es kommt auf die<br />

Lebens- und Einkommenssituation<br />

an.<br />

Kurzdefinition von<br />

Leistbarem Wohnen<br />

Leistbares Wohnen<br />

muss leistbar bleiben und<br />

es muss weiterhin<br />

Förderungen dafür geben,<br />

denn jeder verdient einen<br />

Wohnraum.<br />

82 ImmoFokus


WORDRAP MIT SASCHA HAIMOVICI<br />

Home-Office:<br />

Gekommen, um zu bleiben?<br />

Denke dies wird auf<br />

jedenfalls bleiben<br />

und ist eine sehr<br />

gute Ergänzung zum<br />

Arbeitsalltag.<br />

Kurzdefinition von Luxus<br />

Das, was viele gerne hätten,<br />

aber nur manche sich leisten<br />

können/möchten. Für<br />

mich persönlich bedeutet<br />

Zeit Luxus.<br />

Droht eine<br />

Immobilienblase?<br />

Derzeit nicht<br />

in Österreich.<br />

Investieren Sie selbst in<br />

Immobilien?<br />

Seit 20 Jahren,<br />

dies ist meine<br />

Leidenschaft, die<br />

ich auch zu meinem<br />

Beruf gemacht<br />

habe.<br />

Der aktuelle<br />

Top-Wohntrend …<br />

Smart Home, Hochhäuser,<br />

serviciertes Wohnen,<br />

Homeoffice Möglichkeit,<br />

Freiflächen.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

83


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

WORDRAP MIT MICHAEL MACK<br />

Mieten oder Kaufen?<br />

Abhängig von der<br />

Einkommens- und<br />

Lebenssituation und<br />

der zukünftigen<br />

Lebensplanung.<br />

Persönlich:<br />

Kaufen!<br />

Unsere Kunden<br />

schätzen ...<br />

unsere Beratung,<br />

unsere Produktpalette,<br />

unser regionales<br />

Know-how<br />

und daraus folgend<br />

unseren Mehrwert<br />

für sie.<br />

Der aktuelle<br />

Top-Wohntrend …<br />

Nachhaltigkeit<br />

beim Bauen und<br />

Nutzen der<br />

Immobilie.<br />

Droht eine<br />

Immobilienblase?<br />

Nein! Die Preise<br />

orientieren sich an<br />

Angebot und Nachfrage<br />

und es sind<br />

keine regionalen<br />

Überhitzungen zu<br />

erkennen.<br />

Kurzdefinition<br />

von Luxus<br />

Genügend Zeit und<br />

Geld für die Dinge im<br />

Leben zu haben, die<br />

einem persönlich<br />

wichtig sind.<br />

Investieren Sie selbst in<br />

Immobilien?<br />

Ja, aus vollster<br />

Überzeugung und<br />

Leidenschaft zur<br />

Immobilie.<br />

Kurzdefinition von<br />

Leistbarem Wohnen<br />

Das Grundbedürfnis<br />

Wohnen für alle so gut<br />

es geht zugänglich zu<br />

machen.<br />

Home-Office:<br />

Gekommen, um zu bleiben?<br />

Als hybrides Modell<br />

mit Büroanwesenheit<br />

jedenfalls<br />

gekommen, um zu<br />

bleiben.<br />

84 ImmoFokus


„Wenn wir uns für die Zukunft aber etwas<br />

von unserer Politik wünschen dürften, dann<br />

wäre das eine Förderung zur Schaffung von<br />

Wohnungseigentum in Österreich!“<br />

Michael Mack,<br />

IMMOcontract<br />

Mack: Aber auch digital haben wir schon<br />

viele Schritte in Richtung hybrider Makler<br />

gemacht und werden diese Erfolgsstory weiter<br />

fortsetzen. <strong>Digital</strong>isierung zur effizienten und<br />

transparenten Abwicklung unseres Geschäfts<br />

steht bei uns absolut im Vordergrund.<br />

Wie ist Ihre Meinung zum Bestellerprinzip?<br />

Noch lässt die Beschlussfassung<br />

auf sich warten – was wird sich für die<br />

IMMOcontract ändern?<br />

Mack: Ich denke, dass das zumindest einmal<br />

angekündigte Bestellerprinzip viele Unternehmen<br />

vor neue Herausforderungen stellt,<br />

mit denen sie sich intensiv auseinandersetzen<br />

müssen.<br />

Wir bereiten uns schon länger darauf vor und<br />

sind mit unserem neuen und umfassenden<br />

Dienstleistungsportfolio, das neben der Unterstützung<br />

der Bauträger bei der Projektplanung<br />

und der Immobilienvermarktung auch die<br />

Immobilienbewertung, die Finanzierung<br />

auch in Partnerschaft mit der Volksbank,<br />

die Vermittlung von Bauherrenmodellen,<br />

Beteiligungsmodellen, Immobilienanleihen,<br />

Vorsorge- und Anlagewohnungen sowie viele<br />

weitere Investmentprodukte beinhaltet, gut<br />

aufgestellt.<br />

Wenn wir uns für die Zukunft aber etwas von<br />

unserer Politik wünschen dürften, dann wäre<br />

das eine Förderung zur Schaffung von Wohnungseigentum<br />

in Österreich! Ich glaube fest<br />

daran, dass die Erhaltung des Wohlstandes in<br />

Österreich nicht durch die Streichung einer<br />

Provision erreicht wird, sondern eher durch<br />

die breitere Schaffung von Eigentum – da sind<br />

wir nämlich europaweit eher am unteren Ende<br />

angesiedelt.<br />

Investmentmarkt: Wer ist der Top-Game-<br />

Changer, die COVID-Pandemie, ESG oder<br />

doch die Zinswende?<br />

Haimovici: Ich glaube nicht, dass man auf<br />

einer wirtschaftlichen Ebene die Ereignisse,<br />

die uns tagtäglich beschäftigen, voneinander<br />

entkoppelt betrachten kann und soll. Fakt ist,<br />

dass wir uns derzeit in einer sehr komplexen<br />

Situation befinden, aus der wir auch für die<br />

Zukunft viel lernen können.<br />

Anders ausgedrückt: Wir müssen aus den<br />

Faktoren, die speziell auch den Immobilienmarkt<br />

beeinflussen, Produkte und Leistungen<br />

entwickeln, die nachhaltig auch für Investoren<br />

attraktiv sind, ohne – und ich denke, das ist<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

85


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Michael Mack<br />

Seit 1. April <strong>2022</strong> hat Michael Mack – gemeinsam mit dem langjährigen<br />

Geschäftsführer Sascha Haimovici – die Geschäftsführung von<br />

IMMOcontract übernommen Über die letzten 10 Jahre war Michael<br />

Mack maßgeblich am Aufbau der RIV Raiffeisen Immobilien Vermittlung<br />

NÖ/Wien/Burgenland sowie der Dachmarke Raiffeisen<br />

Immobilien Österreich beteiligt. Mack studierte Betriebswirtschaft<br />

an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie der FH Wien der WKW.<br />

Mack bringt nicht nur langjähriges Know-how im Maklergeschäft,<br />

sondern auch in den Bereichen Finanzen, Controlling, IT und<br />

<strong>Digital</strong>isierung mit.<br />

ein wichtiger Punkt – spekulativ zu sein.<br />

Allgemein bemerken wir, dass die aktuelle<br />

Wirtschaftslage und die durch verschiedene<br />

Krisen hervorgerufene Unsicherheit an den<br />

klassischen Finanzmärkten weiter für einen<br />

klaren Trend Richtung Sach- und Immobilienwerte<br />

sorgen.<br />

Ad Zinswende: Die niedrigen Zinsen<br />

haben den Immobilienmarkt angetrieben.<br />

Die EZB hat für diese Woche<br />

weitere Erhöhungen angekündigt. Die<br />

Steuerberatungskanzlei Mazars hat vor<br />

kurzem gewarnt, dass die Steuervorteile<br />

der Vorsorgewohnung durch die jüngsten<br />

Zinserhöhungen verpuffen könnten.<br />

Die Gefahr der Liebhaberei drohe. Wie<br />

sehen Sie die Lage?<br />

Haimovici: Die aktuelle Niedrigzinspolitik, die<br />

bislang auch für Immobilieninvestitionen ein<br />

Motor war, wird sich – wenn man in den Markt<br />

hineinhört – definitiv weiterhin ändern. Ich<br />

gehe davon aus, dass es noch heuer zu einer<br />

weiteren Erhöhung über die derzeitigen 0,5<br />

Prozent hinaus kommen wird.<br />

„<strong>Digital</strong>isierung zur effizienten<br />

und transparenten Abwicklung<br />

unseres Geschäfts steht bei uns<br />

absolut im Vordergrund.“<br />

Für den Wohnungseigentumsmarkt bedeutet<br />

das, dass sich der langfristige Vorteil, der sich<br />

durch die Schaffung von eigenem Wohnraum<br />

und der Selbstnutzung, aber auch der Vermietung<br />

ergeben hat, verringern wird.<br />

Sowohl private wie auch institutionelle Investoren<br />

möchten Spekulation vermeiden, das<br />

heißt, dass die Sicherheit der Anlage – auch in<br />

Hinblick auf die zu erwartenden Renditen – im<br />

Vordergrund steht.<br />

Michael Mack,<br />

IMMOcontract<br />

Mack: Dafür gibt es einige Modelle am Markt,<br />

wobei wir gerade bei den Privaten sehen, dass<br />

Bauherrenmodelle durch langfristig garantierte<br />

Mieterträge dank einer beständigen<br />

Nachfrage nach hochwertigem, leistbarem<br />

Wohnraum in geförderten Projekten verstärkt<br />

nachgefragt werden.<br />

Für welche Anlageform man sich auch immer<br />

entscheidet: Wichtig ist es, sich den Rat von<br />

Profis zu holen und nicht auf Versprechungen<br />

86 ImmoFokus


alleine zu hören. Bei der IMMOcontract<br />

analysieren wir für unsere Kunden die unterschiedlichsten<br />

Anlageformen und können so<br />

die entsprechenden Vorschläge unterbreiten.<br />

Dafür rechnen wir die Projekte entsprechend<br />

und anhand ihres Lebenszyklus komplett<br />

durch und achten auch auf Details wie beispielsweise<br />

die Zweit- oder Drittvermietung<br />

und die daraus für den Anleger entsprechend<br />

resultierenden Kosten. Entscheidend ist für<br />

uns in der Betrachtung außerdem auch immer<br />

das persönliche Profil bezüglich Einkommen<br />

und verfügbarem Grundkapital, das Motiv für<br />

das Investment und die Erwartungshaltung<br />

in punkto Rendite. Bei der IMMOcontract ist<br />

für uns nicht nur jede Immobilie einzigartig,<br />

sondern auch jeder Kunde, jede Kundin.<br />

In einem Interview haben Sie gesagt:<br />

„Im Bereich <strong>Digital</strong>isierung möchten wir<br />

Vorreiter werden.“ Ihre mittelfristigen<br />

Pläne?<br />

Mack: Es stimmt: Gerade im Bereich <strong>Digital</strong>isierung<br />

möchten wir Vorreiter werden. Daher<br />

arbeiten wir laufend daran, unser digitales<br />

Angebot zu erweitern, auch wenn sich in den<br />

letzten Jahren schon einiges getan hat.<br />

Schon jetzt setzen wir beispielsweise auf<br />

künstliche Intelligenz, um laufend Kontakt<br />

zu Interessenten zu haben. So bleibt mehr<br />

Zeit für die individuelle Beratung unserer<br />

Kunden. Unsere digitalen Lösungen ermöglichen<br />

unter anderem die Vereinbarung von<br />

Besichtigungsterminen, Reservierungen,<br />

Bearbeitung von Anfragen nach Kauf<br />

oder Miete bis hin zur Koordinierung von<br />

Unterfertigungsterminen.<br />

Screens in den Volksbanken-Filialen, digitale<br />

3D-Modelle unserer Immobilienprojekte<br />

sowie virtuelle Wohnungsbesichtigungen<br />

ergänzen unser digitales Portfolio. Aktuell<br />

sind wir kurz vor Launch eines Voicebots,<br />

der telefonische Anfragen zur Immobilienbewertung<br />

automatisch beantworten kann<br />

und unseren Kunden daher 24/7 Auskunft<br />

über den aktuellen Preis ihrer Immobilie<br />

geben kann.<br />

Spannend ist für uns in der IMMOcontract<br />

auch die neue Partnerschaft zwischen Soravia,<br />

Google Cloud und Nagarro, die den Bau<br />

intelligent vernetzter, energieneutraler Städte<br />

sowie smarte, innovative Services für Kunden<br />

und Investoren forcieren soll.<br />

Dieses und viele andere Projekte, so sind wir<br />

überzeugt, sollen unseren Kunden ein einzigartiges<br />

digitales wie auch analoges Erlebnis<br />

beim Kauf ihrer Immobilie bieten und ein<br />

barrierefreies Switchen zwischen der digitalen<br />

und der analogen Welt ermöglichen.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

87


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Rebranding,<br />

Refurbishment und<br />

Redesign<br />

Einkaufstour. JP Chef Daniel Jelitzka kauft zu. „Wir haben aktuell in Kitzbühel, Triest, Rotterdam,<br />

Madonna di Campiglio und Sant Jordi in Mallorca zugeschlagen.“ Weitere Deals werden folgen.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

88 ImmoFokus


Eine Erfolgsmeldung nach der anderen.<br />

JP kauft kräftig ein?<br />

Daniel Jelitzka: Wir haben in den letzten zwölf<br />

Monaten knapp 1.100 Hotels geprüft. Davon<br />

haben wir de facto bereits fünf gekauft. Für<br />

zwei weitere haben wir Exklusivität vereinbart<br />

und sind in der Abwicklung.<br />

Tausend Hotels geprüft?<br />

Jelitzka: Ja, davon war die Mehrheit in<br />

Südeuropa.<br />

Warum gerade in dieser Region?<br />

Jelitzka: Erstens: Die coronabedingten<br />

Zuschüsse hat es in Südeuropa praktisch nicht<br />

gegeben. Zweitens ist die Bankenlandschaft<br />

dort ein wenig in Schieflage. Und drittens: die<br />

meisten Hotels haben etwas veraltete Betreiberkonzepte,<br />

die nicht immer marktkonform<br />

sind. Dadurch sind viele Hotels in Südeuropa<br />

massiv unter Druck gekommen und nun zum<br />

Erwerben. Um unser Entwicklerrisiko möglichst<br />

gering zu halten, kaufen wir ausschließlich<br />

bestehende Hotels, die lizensiert sind,<br />

und bei denen wir kein Bewilligungsrisiko<br />

im engeren Sinn eingehen. Zudem sind alle<br />

Häuser betreiberfrei.<br />

Wie sieht das Big Picture aus?<br />

Jelitzka: Rebranding, Refurbishment und<br />

Redesign. Wir suchen einen Operator und<br />

haben ein neues Projekt. Dabei agieren wir<br />

europaweit ausschließlich in der Euro-Zone<br />

und die Umsetzung erfolgt zügig. Im Zuge<br />

der Akquisition und des Pre-Scoutings oder<br />

Scoutings der Liegenschaften führen wir<br />

mit Betreibern vertrauensvolle Gespräche<br />

und schauen, wer wo reinpassen könnte. Bei<br />

Vertragsunterzeichnung haben wir meist den<br />

Betreiber schon an der Hand.<br />

Daniel Jelitzka<br />

Aber kurz noch einmal einen Schritt<br />

zurück. Wie kommt man zu tausend<br />

Hotels? Das ist eine wahnsinnige<br />

Menge zum Abarbeiten.<br />

Jelitzka: Ja, aber es ist ein Unterschied, ob man<br />

sagt „Ich suche ein Hotel“ oder „Ich möchte in<br />

den nächsten zwei Jahren eine Viertelmilliarde<br />

in Hotels in Europa investieren“. Die Zahl öffnet<br />

dann einfach die Türen. Wenn man dann<br />

in der Anfangsphase das eine oder andere<br />

Asset schnell erwirbt und Abwicklungskompetenz<br />

zeigt, das heißt von der Due Dilligence<br />

bis zu rechtlichen, steuerlichen Strukturen<br />

alles schnell abwickelt, wird man faktisch<br />

ernst genommen.<br />

Wie sieht es angebotsseitig aus?<br />

Jelitzka: Mit Zunahme unseres Deal-Flows ist<br />

die Anzahl der Projekte, die uns angeboten<br />

wurden, massiv gestiegen, weil die Leute<br />

gesehen haben: JP kauft. Wir haben ein sehr<br />

Daniel Jelitzka, geboren 1969 in Graz, studierte Jus an der Universität<br />

Graz sowie Immobilienökonomie in Frankfurt. 1994 begann er bei der<br />

Constantia Privatbank (Immofinanz) zu arbeiten, wo er Assistent der<br />

Geschäftsführung war. 1995 erwarb er seine ersten eigenen Liegenschaften,<br />

1996 gründete er gemeinsam mit seinem Partner Reza Akhavan das<br />

Unternehmen JP Immobilien.<br />

striktes Prüfsystem bei uns im Büro. Jedes<br />

Projekt wird von uns digitalisiert und in Folge<br />

analysiert.<br />

Warum seid ihr in den Hotelmarkt<br />

eingestiegen?<br />

Jelitzka: Vor zweieinhalb Jahren, als die<br />

Covid-Pandemie, so richtig eingeschlagen<br />

ist, haben die meisten Hoteliers trotz nicht<br />

kostendeckender Auslastungen den Betrieb<br />

aufrecht erhalten, weil sie geglaubt haben, die<br />

Pandemie ist morgen vorbei und sie müssten<br />

für ihre Kunden da sein. Fehlannahme. Das<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

89


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Mittelgroß? Was bedeutet das konkret?<br />

Jelitzka: Klein und für die Kleinen zu groß. In<br />

diesem Segment bewegen wir uns. Wir sind<br />

die Veredler und nehmen das Hotel konzeptionell<br />

in die Hand, holen einen Betreiber und<br />

verkaufen es dann am Schluss. Das heißt, wir<br />

versuchen, beim kompletten Value-Creation-<br />

Prozess dabei zu sein.<br />

Zu klein für die Großen und zu groß für<br />

die Kleinen. Wie lässt sich das als<br />

Größenordnung definieren?<br />

Jelitzka: Bezüglich Bettenanzahl würde ich<br />

sagen: 50 bis 150. In Volumensgröße mehr<br />

oder weniger zehn bis 40 Millionen Euro.<br />

Alexander Zemina<br />

Alexander Zemina, geboren 1991 in Wien, hat den Universitätslehrgang „Immobilienmanagement<br />

& Bewertung“ an der Technischen Universität Wien<br />

absolviert. Er verstärkt JP Hospitality als Associate Investment Manager und<br />

unterstützt die Managing Partner Lukas Euler-Rolle und Gebhard Schachermayer<br />

bei der Ankaufsprüfung und Abwicklung der Projekte.<br />

Zemina: Allerdings merken wir, je mehr wir<br />

uns den großen Tickets nähern, umso geringer<br />

werden wie überall im Leben die potenziellen<br />

Käufer – weil es sich nicht mehr so viele leisten<br />

können. Die nächsten 18, 20, 24 Monate wird es<br />

weitere Opportunitäten geben. Wir wollen aber<br />

die Projektgröße ein wenig vergrößern, weil es<br />

hier nicht so viele Mitbieter gibt und die Effizienz<br />

besser ist. Wir haben aktuell in Kitzbühel,<br />

Triest, Rotterdam, Madonna di Campiglio, Tres<br />

Playas und Sant Jordi in Mallorca eingekauft.<br />

In Paros sind wir in Abwicklung.<br />

heißt, viele Betreiber haben größtenteils<br />

ihr erspartes Geld als Equity in die Projekte<br />

hineingesteckt, nur um sie offen zu halten.<br />

Weil die Pandemie-Maßnahmen so lange<br />

gedauert haben, war ihr Equity dann weg. In<br />

Folge hat meistens die Bank dem Eigentümer<br />

ein Ultimatum nach dem Motto „Löse dein<br />

Problem, damit es kein Problem wird“ gestellt.<br />

Notverkauf, mehr oder weniger.<br />

Jelitzka: Ja, oder der Eigentümer spielt so<br />

lange, bis die Bank sagt: genug gespielt, jetzt<br />

sind wir dran.<br />

Wer sind eure direkten Verhandlungspartner,<br />

die Eigentümer oder die Banken?<br />

Alexander Zemina: Ich würde sagen: halbe,<br />

halbe. Entweder wir bekommen Angebote<br />

über die Bank, oder wir begegnen auch sehr<br />

vielen alten Eigentümern, die ein Nachfolgeproblem<br />

haben. Als Draufgabe wollen sie<br />

aus Neid oder Missgunst nicht an Kollegen<br />

im eigenen Tourismusort verkaufen. Das<br />

sind Idealfälle, bei denen wir dann zum Zug<br />

kommen.<br />

Wer ist euer stärkster Mitbewerber?<br />

Ich meine, es werden ja auch andere den<br />

Markt sondieren?<br />

Zemina: Es kommen jetzt mehr. Aber man<br />

muss Unterschiede machen. Es gibt die ganz<br />

Großen, die Black Rocks dieser Welt. Sie<br />

erwerben Hotelportfolios von den Banken,<br />

sogenannte Non-Performing-Loans in<br />

Milliardenhöhe. Dann gibt es die Großen und<br />

schließlich solche wie wir, die mittelgroße<br />

Assets Stück für Stück erwerben.<br />

Warum die Konzentration auf<br />

den Euro-Raum?<br />

Jelitzka: Hauptgrund ist der Wechselkurs. Wir<br />

sind keine Banker. Wir leben vom Development.<br />

Das wird in der Währung abgewickelt,<br />

wo verdient wird. Bei allem anderen gibt es<br />

immer das Wechselkursrisiko.<br />

Bleibt die Investment-Größenordnung<br />

von 250 Millionen Euro?<br />

Jelitzka: 250 Millionen klingt viel, aber das<br />

sind de facto rund 800 Zimmer. Momentan<br />

haben wir 18 Brands und ungefähr 2.500<br />

Zimmer.<br />

Wie lange ist der Zyklus vom Einkauf<br />

bis zum Verkauf ?<br />

Jelitzka: Das kann ganz schnell gehen. Zum<br />

Beispiel in Rotterdam haben wir im April<br />

dieses Jahres den Pachtvertrag unterschrieben,<br />

und sind jetzt schon wieder im Verkauf.<br />

Mehrheitlich ist die Drehung innerhalb von<br />

drei bis fünf Jahren.<br />

90 ImmoFokus


Ist ein Bestandsportfolio angedacht?<br />

Jelitzka: Schon. Wir haben elf Häuser im<br />

Bestand.<br />

Was sind die Kriterien dafür, ein Hotel<br />

in den eigenen Bestand zu übernehmen –<br />

oder zu verkaufen?<br />

Jelitzka: Ob man verkauft oder nicht, ist<br />

auch immer eine Frage der Opportunität.<br />

Der Zeitpunkt des Verkaufs muss passen. Ich<br />

benötige schon wieder eine Idee, was ich mit<br />

dem Ergebnis mache. Natürlich ist auch die<br />

Rendite ausschlaggebend.<br />

Worin unterscheidet sich der Hotelmarkt<br />

vom Wohnungsmarkt?<br />

Jelitzka: Das Spannende ist, dass wir nicht<br />

allfälligen Mietzins-Deckelungen oder den<br />

politischen Wünschen ausgesetzt sind. Wir<br />

hängen nicht in der Endlosschleife allfälliger<br />

behördlicher Bewilligungen. Wir brauchen<br />

keinen städtebaulichen Vertrag und so weiter.<br />

Das Hotel steht schon.<br />

Was macht ein gutes Hotel aus?<br />

Jelitzka: Erstens die Lage, zweitens ein gutes<br />

Storytelling mit entsprechender DNA des Landes<br />

und drittens ein faires Pricing. Nun ist das<br />

ESG-Thema als viertes neu hinzu gekommen<br />

– im Sinne von Nachhaltigkeit in der Operation,<br />

beim Bau, hinsichtlich regionalem Essen und<br />

im Sinne des Sozialen, also wie mit Mitarbeitern<br />

umgegangen wird. Das wird ein Riesenthema.<br />

Ich glaube, dass deshalb die Zertifizierung von<br />

Hotels ein selbstredendes Thema ist.<br />

Zemina: Ein weiteres Kriterium<br />

ist die Saisonzeit.<br />

Jelitzka: Alle Projekte, die wir machen, haben<br />

mindestens zehn Monate Saison. Ein reines<br />

Saisonhotel, das nur sechs Monate im Jahr<br />

funktioniert, kann nicht wirtschaftlich betrieben<br />

werden. Egal, welche Destination.<br />

Zemina: Wir achten sehr darauf, dass die<br />

Betreiber die Saison mit ihrem Produkt auch<br />

verlängern können und unterstützen sie<br />

„Europa, regional eher klein,<br />

ist immer noch Tourismus-Hotspot<br />

Nummer eins und wird<br />

es auch bleiben.“<br />

dabei. Ich glaube, mit dieser persönlichen<br />

Komponente liegen wir gegenüber den großen<br />

Fonds im Vorteil.<br />

Wie ist das mit der Personalfrage? Fakt<br />

ist: in der Gastronomie-Hotellerie werden<br />

Leute gesucht wie noch nie.<br />

Jelitzka: Das ist der Grund, warum wir unsere<br />

Kollegen ordentlich bezahlen. Einfach aus<br />

Wertschätzung und weil für alle sichtbar sein<br />

muss, dass Arbeiten sich auszahlt.<br />

Der Tourismus kommt jetzt wieder in<br />

Fahrt. Die Menschen sind regelrecht ausgehungert<br />

und wollen wieder wegfahren.<br />

Jelitzka: Punkto Marktsituation ist vielleicht<br />

Folgendes zu sagen: Vor der Pandemie gab<br />

es auf der ganzen Welt pro Jahr ungefähr 1,4<br />

Milliarden Menschen, die ein Hotel angefahren<br />

sind. Mehr als die Hälfte davon ist alleine<br />

in Europa ein- und ausgegangen. Das heißt,<br />

Europa, regional eher klein, ist immer noch<br />

Tourismus-Hotspot Nummer eins und wird es<br />

auch bleiben. Und es scheint so, dass Urlaub<br />

machen mittlerweile ein Grundrecht ist. Ich<br />

glaube, gerade das Segment Lifestyle-Leisure,<br />

Daniel Jelitzka<br />

in dem wir unterwegs sind, wird immer seine<br />

Berechtigung haben.<br />

Welche Lehren hat man aus der Pandemie<br />

gezogen? Gibt es Verschiebungen im<br />

Risiko?<br />

Jelitzka: Ich glaube, dass die Pandemie<br />

für Hotels zwei wesentliche Erkenntnisse<br />

gebracht hat. Erstens, dass man in den<br />

Pacht- oder Managementverträgen in Zukunft<br />

Klauseln haben sollte, die höhere Gewalt, wie<br />

Pandemie, vorsehen. Eine weitere Erkenntnis<br />

war, dass es sich relativiert, ob der Investor<br />

einen vermeintlich sicheren Pacht- anstatt<br />

einen Management-Vertrag hat. Wenn man<br />

in Zukunft gute Brands bekommen will – die<br />

verfolgen alle momentan die Asset-Light-<br />

Strategie und wollen die Bilanzen nicht mit<br />

Rückstellungen für irgendwelche Pachten<br />

aufblasen – wird man zum Management-<br />

Vertrag greifen müssen. Das ist derzeit für den<br />

Verkauf der Immobilie sehr attraktiv.<br />

Ihr macht beides?<br />

Jelitzka: Wir machen ab jetzt beides. Das hat<br />

uns die Pandemie gelehrt.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

91


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Wir hatten einen sehr<br />

intensiven Sommer“<br />

Große Pläne. Michael Klement, CEO der United Benefits Holding, spricht im Interview unter anderem über<br />

das „absolute Wachstumsfeld“ ESG, die Stimmung am Investmentmarkt und wie die Expansionspläne seines<br />

Unternehmens voranschreiten.<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

Die Zinswende ist erfolgt, müssen wir uns<br />

jetzt wieder auf schmerzhaft hohe Niveaus<br />

ähnlich wie in den 90er Jahren einstellen?<br />

Michael Klement: Kurz- und mittelfristig müssen<br />

wir uns wohl auf weiter steigende Zinsen<br />

einstellen. Ich erwarte aber keine Horrorszenarien<br />

wie etwa in den Nuller-Jahren, als sie<br />

bei rund sechs Prozent lagen. Wahrscheinlich<br />

werden wir uns für die kommenden fünf<br />

Jahre auf rund drei Prozent einstellen müssen.<br />

Langfristig sehe ich wieder niedrigere Zinsen.<br />

Man darf nicht vergessen, dass die Zinserhöhung<br />

eine Maßnahme gegen die wuchernde<br />

Inflation ist.<br />

Wie würden Sie die Stimmungslage am<br />

Markt einschätzen? Folgt auf das Ende der<br />

langen Immobilien-Party der große Kater?<br />

Zweifellos ist am Markt aktuell viel Unsicherheit<br />

auszumachen. Schließlich sind ja die<br />

Finanzierungskosten deutlich gestiegen. Es ist<br />

aber auch nicht mehr so einfach, zu Krediten<br />

zu kommen, weshalb bei dem einen oder<br />

anderen Projekt bereits auf die Stopp-Taste<br />

gedrückt wurde. Wenngleich dabei natürlich<br />

auch die hohen Baupreise eine Rolle gespielt<br />

haben. Aber Unsicherheit sehe ich nicht nur<br />

bei Investoren, Entwicklern oder Bankern,<br />

sondern vor allem bei normalen Menschen.<br />

Die Betriebskosten haben ja ein extremes<br />

92 ImmoFokus


Niveau erreicht und werden zumindest kurzfristig<br />

weiter steigen. Die Gesamtbelastung für<br />

Mieter hat insgesamt extrem zugenommen.<br />

Werden die Immobilienpreise<br />

weiter steigen?<br />

In den kommenden zwölf Monaten sind<br />

weitere starke Anstiege durchaus möglich.<br />

Vor allem in den Ballungsräumen. Aber<br />

ausschließlich inflationsgetrieben. Danach<br />

erwarte ich eine Seitwärtsbewegung. Fallende<br />

Preise sehe ich nicht. Anstiege wie in den<br />

letzten Jahren aber auch nicht. Diese waren<br />

aus meiner Sicht auch ungesund.<br />

Wie schaut es mit den Mieten aus?<br />

Ich glaube, dass wir bei den Mieten nicht mehr<br />

viel Spielraum nach oben haben. Andererseits<br />

rechne ich auch nicht mit Rückgängen, sie<br />

sollten sich vielmehr auf einem normalen<br />

Niveau einpendeln.<br />

Wurden die Menschen, was die Höhe der<br />

Kreditzinsen betrifft, auf dem falschen<br />

Fuß erwischt?<br />

Ich glaube, dass mit einem Anstieg auf 1,5 bis<br />

zwei Prozent gerechnet wurde. Tatsächlich ist<br />

es doppelt so viel geworden. Was erschwerend<br />

dazukommt: Wer mit gesichertem Einkommen<br />

in den letzten fünf Jahren Eigentum<br />

kaufen wollte, hat praktisch kein Eigenkapital<br />

benötigt. Jetzt sind mindestens 20 Prozent<br />

vorgeschrieben. Bei einer durchschnittlichen<br />

Anlegerwohnung in Wien, die rund 350.000<br />

Euro kostet, wären das 70.000 Euro. Bei<br />

Michael Klement<br />

Eigennutzerobjekten reden wir von mehr<br />

als 100.000 Euro. Wer hat solche Summen<br />

heutzutage schon liquide verfügbar? Auch<br />

mag die Laufzeitbegrenzung aus Risikosicht<br />

vernünftig sein. Ich bin hier jedoch von<br />

England geprägt, wo aufgrund der hohen<br />

Immobilienpreise unbegrenzte Laufzeiten<br />

üblich sind. Dort verschuldet sich der Käufer,<br />

seine Kinder erben das Eigentum und die<br />

restlichen Schulden.<br />

„Wir wollen in die ESG-Beratung<br />

gehen und arbeiten aktuell an<br />

einem Joint-Venture mit einem<br />

sehr namhaften Partner aus der<br />

Baubranche.“<br />

Michael Klement,<br />

United Benefits Holding<br />

Der gebürtige Oberösterreicher war nach abgeschlossenen Studien der Rechtswissenschaften<br />

und Immobilienwirtschaft viele Jahre als Asset- und Investmentmanager<br />

in Führungsaufgaben tätig, etwa bei CA Immo und bei Signa. 2015<br />

heuerte er bei Invester United Benefits an. 2017 wechselte er als COO in den<br />

Vorstand. Ein Jahr später trat er den Posten als CEO an. Seit 2021 übt er diese<br />

Funktion auch in der United Benefits Holding aus.<br />

Wird die Zinswende eine Konsolidierungswelle<br />

auslösen?<br />

Ich hoffe nicht. Vor allem, wenn man<br />

bedenkt, wie wichtig die Immobilienbranche<br />

für die Gesamtwirtschaft ist. Grundsätzlich<br />

glaube ich aber, dass es zu einer gewissen<br />

Konsolidierung kommen muss. In den letzten<br />

Jahren ist ja fast jeder, der Geld und/oder<br />

ein Grundstück hatte, als Projektentwickler<br />

aufgetreten. Das wird es künftig nicht mehr<br />

geben. Dennoch glaube ich nicht, dass wir<br />

uns vor einer großen Konsolidierungswelle<br />

fürchten müssen.<br />

Wie nehmen Sie aktuell das Geschehen am<br />

Investmentmarkt wahr?<br />

Wir sehen derzeit weniger Deals. Und wenn,<br />

dann eher Tradings von Projektentwicklungen<br />

oder Liegenschaften, was es früher nicht gegeben<br />

hat. Wir selbst haben glücklicherweise<br />

einen sehr intensiven Sommer gehabt.<br />

Erwarten Sie auch einen intensiven<br />

Herbst?<br />

Das ist im aktuellen Umfeld natürlich schwer<br />

zu sagen. Normalerweise ist das vierte Quartal<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

93


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

bei uns immer das stärkste beziehungsweise<br />

heißeste des Jahres. Ich nehme aber mal an,<br />

dass bis Ende <strong>2022</strong> zumindest etwas Bewegung<br />

reinkommt und wir das eine oder andere<br />

verkünden können.<br />

Wie steht es um Ihre Expansionspläne?<br />

Im letzten Interview mit dem ImmoFokus<br />

haben Sie ja ambitionierte Ziele genannt…<br />

Wir haben Anfang 2021 zwei klare Wachstumsziele<br />

formuliert: Erstens wollten wir<br />

nach Deutschland expandieren. Das ist uns,<br />

glaube ich, sehr gut gelungen. Unser Münchener<br />

Team besteht heute aus 15 Personen.<br />

Und im Frühjahr haben wir als Entwickler in<br />

Nürnberg unser erstes Großprojekt – konkret<br />

im Bürobereich – akquiriert. Zweitens<br />

wollten wir im Fondsbereich das institutionelle<br />

Geschäft stark ausbauen. Auch das ist<br />

uns bislang gelungen. Obwohl das Umfeld<br />

mit Corona und Ukraine-Krieg nicht einfach<br />

ist, halten wir am Ziel fest, bis Ende 2025 die<br />

Assets under Management auf fünf Milliarden<br />

Euro zu steigern.<br />

Wird Ihr strategischer Fokus weiter auf<br />

Wien gerichtet sein? Man sieht ja etwa bei<br />

vielen gelisteten Immobilienfirmen, dass<br />

die Tendenz aus Österreich raus geht…<br />

Wien wird weiter unser absoluter Kernmarkt<br />

bleiben. Das heißt aber nicht, dass wir uns<br />

nicht andere Regionen anschauen. Zum<br />

Beispiel stehen wir vor der Akquisition<br />

unseres ersten Objekts in Polen. Und wie<br />

gesagt: Süddeutschland, also alles, was südlich<br />

von Frankfurt liegt, interessiert uns sehr. Aber<br />

auch die Benelux-Staaten sind für uns ein<br />

Thema. Was die Assetklassen betrifft, liegt der<br />

Fokus weiter bei Wohnen und Gewerbe. Man<br />

darf nicht vergessen, dass wir eigentlich aus<br />

der Gewerbeecke kommen. Erst in den letzten<br />

Jahren haben wir uns zyklusbedingt dem<br />

Wohnen zugewandt.<br />

Als Projektentwickler gilt es ja, gesellschaftliche<br />

Trends und Entwicklungen<br />

zu antizipieren und entsprechend umzusetzen.<br />

Wie werden beispielsweise die<br />

Wohnungen von übermorgen ausschauen?<br />

Vielleicht größer? Stichwort Home-<br />

Office…<br />

Ich glaube, dass jeder gerne ein Zimmer<br />

oder zehn Quadratmeter mehr Fläche hätte,<br />

„ESG ist im Wohnbau angekommen,<br />

die Leute sind spezifischer bei<br />

der Wohnungssuche und achten<br />

verstärkt auf Nachhaltigkeit.“<br />

wenn er es sich leisten könnte. Es wird – mit<br />

Hinblick auf die Leistbarkeit – aber weiter bei<br />

smarten und effizienten Grundrissen bleiben.<br />

Trotzdem sieht man etwa bei unseren<br />

neuen Wohnprojekten einen höheren Anteil<br />

an größeren Wohnungen. Beim Projekt<br />

Lavater 2 mit rund 260 Wohneinheiten im<br />

22. Bezirk, das bis zum Jahresende fertig<br />

wird, haben wir wiederum im Erdgeschoß<br />

mietbare Home-Office-Kojen eingeplant. Das<br />

ist aber ein Luxus, den man sich bei normalen<br />

Projekten mit 40 bis 60 Wohnungen<br />

Michael Klement,<br />

United Benefits Holding<br />

nicht leisten kann. Aus unserer Sicht gibt es<br />

jedoch etwas viel Wichtigeres als Wohnungsgröße<br />

oder Homeoffice-Flächen…<br />

Das wäre?<br />

ESG ist im Wohnbau angekommen. Wir<br />

merken bereits jetzt, dass die Leute viel<br />

spezifischer sind bei der Wohnungssuche<br />

und verstärkt auf Nachhaltigkeit achten.<br />

Daher gilt es, die Themen zu setzen. Wir<br />

glauben beispielsweise, dass Wien künftig<br />

stärker von Hitze betroffen sein wird als<br />

94 ImmoFokus


erfüllt. Zudem beschäftigen wir uns laufend<br />

mit neuen, innovativen Ideen, die den<br />

Alltag der Bewohner aufwerten können.<br />

Bei uns im Unternehmen haben wir im<br />

Sommer die Vier-Tage-Woche nach dem<br />

100-80-100-Programm eingeführt, was<br />

für „100 Prozent Bezahlung, 80 Prozent<br />

arbeiten und 100 Prozent Ergebnis beziehungsweise<br />

Erfolg“ steht. Das war sicher<br />

keine leichte Entscheidung. Wir haben Pros<br />

und Kontras genau abgewogen: Der Schritt<br />

ist ein Zugeständnis an die Mitarbeiter, die<br />

sehr hart und viel gearbeitet haben. Ich<br />

glaube, dass es für das Mindset sehr wichtig<br />

ist, dass man im Sommer durchlüften kann<br />

und mal zwei, drei ganze Tage weg von der<br />

Arbeit ist. Vor allem weil der Herbst sehr<br />

intensiv werden könnte.<br />

prognostiziert wird. Wir legen da ca. 1,5<br />

Grad Celsius drauf. Deswegen richten wir<br />

auch verstärkt ein Augenmerk auf Außenbeschattung,<br />

Dämmung und Kühlung. Wir<br />

arbeiten etwa mit Baukernaktivierung (und<br />

Tiefenbohrung), was im Wohnbau eine Seltenheit<br />

ist. Ohne solche Maßnahmen wird<br />

es unserer Meinung nach in Zukunft nicht<br />

mehr gehen. Es gibt leider viele Immobilien,<br />

die in fünf bis zehn Jahren im Sommer nur<br />

mehr schwer bewohnbar sein werden.<br />

Ist der Mitbewerb ähnlich sensibilisiert<br />

für das Thema ESG?<br />

In den vergangenen zwölf Monaten war zu<br />

beobachten, dass bei einigen Firmen zumindest<br />

das „E“ in ESG in der Projektentwicklung<br />

angekommen ist. Aber auch nicht bei jedem<br />

beziehungsweise bei jedem Projekt. Ich<br />

finde es ehrlich gesagt schockierend, was für<br />

Immobilien noch immer fertiggestellt werden.<br />

Da ist nichts von ESG zu sehen. Wir haben<br />

dagegen unsere gesamte Konzernstrategie<br />

bereits vor Jahren auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.<br />

Sowohl im Development als auch im<br />

Investment und Asset Management setzen wir<br />

gezielt umfassende Maßnahmenkataloge um.<br />

Wie kann man sich das vorstellen?<br />

Um nur einige Punkte zu nennen: Wir bauen<br />

ausschließlich möglichst energieautark mit<br />

Geothermie, kombiniert mit Wärmepumpen<br />

und Photovoltaik sowie Bauteilaktivierung.<br />

Bei der Auswahl der Baustoffe versuchen wir,<br />

auf Ressourcenschonung und Recycelbarkeit<br />

zu achten. Wir geben auch viel Geld für die<br />

Begrünung unserer Projekte aus und achten<br />

zudem auf möglichst viele Freiflächen und<br />

großzügige Allgemeinflächen. Auch im Asset<br />

Management sind wir bestrebt, Emissionen so<br />

weit wie möglich zuminimieren.<br />

Wird auch das „S“ in ESG bei United<br />

Benefits ernst genommen?<br />

Auch die soziale Nachhaltigkeit steht bei<br />

uns im Fokus. Wir achten etwa darauf,<br />

leistbaren Wohnraum zu schaffen, der die<br />

Mieteransprüche langfristig bestmöglich<br />

Und passt das Ergebnis? Könnte die Vier-<br />

Tage-Woche zum Gesamtjahresmodell<br />

werden?<br />

Wir werden das in Kürze genau evaluieren,<br />

aber bis jetzt schauen die Zahlen wirklich<br />

gut aus. Wir stehen bei 100 Prozent.<br />

Vielleicht sogar leicht drüber. Trotzdem ist<br />

das eher nichts für uns. Ich habe mir aber<br />

das Zweiwochensystem, das UBM praktiziert<br />

(alle zwei Wochen hat ein Teil der<br />

Belegschaft frei, während das Unternehmen<br />

trotzdem voll besetzt bleibt, Anm.), angeschaut.<br />

Bei unserer Unternehmensgröße<br />

würde sich das leider nicht ausgehen.<br />

Weder in der Projektleitung noch im Vertrieb<br />

könnten wir sagen: „Am Freitag ist die<br />

Baustelle zu beziehungsweise finden keine<br />

Besichtigungen statt.“ Ganz zu schweigen<br />

vom Transaktionsgeschäft. Sehr wohl<br />

werden wir den Mitarbeitern aber weiterhin<br />

Urlaubstage schenken – etwa zwischen<br />

Weihnachten und Dreikönigstag oder den<br />

einen oder anderen Fenstertag.<br />

Insgesamt nehmen wir jedenfalls das<br />

Thema ESG in sämtlichen Facetten sehr<br />

ernst. Auch im geschäftlichen Sinne sehen<br />

wir es als absolutes Wachstumsfeld. Wir<br />

wollen nämlich auch in die ESG-Beratung<br />

gehen und arbeiten aktuell an einem<br />

Joint-Venture mit einem sehr namhaften<br />

Partner aus der Baubranche. Um wen es sich<br />

dabei handelt, werden wir bei der <strong>Expo</strong> <strong>Real</strong><br />

verkünden.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

95


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Es ist etwas kompliziert…<br />

ESG-Expertin. Für die Immobilien- und Bauwirtschaft gibt es in Sachen ESG einiges zu tun.<br />

Eva Aschauer, Advisory Partnerin bei TPA, gibt einen Überblick über die wichtigsten Punkte.<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

Was kommt punkto ESG-Ratings auf die<br />

Immobilienwirtschaft zu?<br />

Eva Aschauer: Grundsätzlich kann man<br />

sagen, dass Unternehmen, die sich Geld<br />

vom Kapitalmarkt holen wollen, an einem<br />

ESG-Rating nicht mehr vorbeikommen.<br />

Mittlerweile haben sich etliche Agenturen,<br />

die ESG-Ratings an große, internationale<br />

Unternehmen vergeben, bereits einen<br />

Namen gemacht und ihre Labels stoßen auf<br />

breite Anerkennung. Was mittelständische<br />

Unternehmen betrifft, befinden wir uns<br />

gerade in einem Prozess, in dem sich herauskristallisiert,<br />

welche ESG-Ratings welcher<br />

Anbieter die richtigen sind.<br />

„Unternehmen und Projekte,<br />

die Taxonomie-fit sind,<br />

haben einen besseren Zugang<br />

zu Finanzierungen.“<br />

Eva Aschauer,<br />

TPA<br />

Bitte nennen Sie ein paar Beispiele…<br />

Schaut man sich die großen österreichischen<br />

Immobilien-AGs an, so haben die meisten<br />

ein Sustainalytics ESG Rating. Weitere gut<br />

etablierte Anbieter sind ISS oder Moody’s<br />

ESG sowie MSCI ESG Rating und S&P Global<br />

ESG Score. Klarerweise haben Unternehmen<br />

mitunter auch mehrere Ratings verschiedener<br />

Agenturen, je nachdem welche Anforderungen<br />

ihre Investoren haben.<br />

Haben die Banken Präferenzen, welche<br />

ESG-Ratings oder Gebäudezertifikate man<br />

ihnen präsentieren soll?<br />

Es stellt sich die Frage, ob eine Projektfinanzierung<br />

für den Ankauf oder die Errichtung<br />

einer Immobilie oder eine Unternehmensfinanzierung<br />

benötigt wird. Bei Projektfinanzierungen<br />

stehen Gebäudezertifikate<br />

96 ImmoFokus


Eva Aschauer<br />

Eva Aschauer ist seit Mitte Juli Advisory Partnerin bei TPA und Leiterin des ESG-<br />

Teams. Davor war sie zehn Jahre Leiterin des großvolumigen österreichischen<br />

Immobilienfinanzierungsgeschäftes bei der Raiffeisen Bank International (RBI). Sie<br />

studierte internationale Betriebswirtschaft in Wien und Paris und startete ihre<br />

berufliche Karriere in London bei der Umdasch-Gruppe. Anschließend heuerte die<br />

gebürtige Oberösterreicherin in Wien bei der Immorent AG an, um in weiterer Folge<br />

zur Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB) beziehungsweise zur RBI zu wechseln.<br />

und Energieausweise stark im Fokus der<br />

Banken. Bei Finanzierungen für Unternehmen<br />

sind wiederum ESG-Ratings für Kredite<br />

relevant. Was das Thema EU-Taxonomie<br />

betrifft, kann eine Organisation, die Gebäudezertifikate<br />

vergibt, wie beispielsweise die<br />

ÖGNI, feststellen, ob eine Immobilie der<br />

Taxonomie entspricht oder nicht. Allgemein<br />

gesprochen hat der Gesetzgeber definiert,<br />

welche Branchen grundsätzlich von der<br />

EU-Taxonomie erfasst sind. Momentan sind<br />

das 13 an der Zahl, Tendenz weiter steigend.<br />

Als großer CO2-Emittent gehört die Immobilien-<br />

und Bauwirtschaft zu diesen Branchen.<br />

Die Finanzindustrie wurde bereits vor<br />

anderen Branchen verpflichtet. Insgesamt<br />

gilt die Taxonomie aktuell aber nur für große<br />

Unternehmen.<br />

Was konkret muss ein von der EU-Taxonomie<br />

erfasstes Unternehmen tun?<br />

Je nach Branche gelten für ein Unternehmen<br />

unterschiedliche KPI beziehungsweise<br />

Kenngrößen. Beispielsweise ist für Banken<br />

die sogenannte Green-Asset-Ratio ein<br />

zentrales KPI. Darunter versteht man den<br />

Prozentteil des Kreditportfolios, der nachhaltigen<br />

Kriterien entspricht. Und natürlich<br />

muss die konkrete Vorgabe erfüllt sein, um<br />

der Taxonomie zu entsprechen. Gleichzeitig<br />

heißt das aber auch, dass Unternehmen<br />

und Projekte, die Taxonomie-fit sind, einen<br />

besseren Zugang zu Finanzierungen haben.<br />

Mit 2023 kommt ja in Bezug auf Berichterstattung<br />

noch einiges auf die Immobilienund<br />

Baubranche zu?<br />

Genau. Derzeit sind nur Unternehmen, die<br />

am Kapitalmarkt unterwegs sind, zur nichtfinanziellen<br />

Berichterstattung verpflichtet.<br />

Gemäß der sogenannten CSRD(Corporate<br />

Sustainability Reporting Directive, Anm.)-<br />

Richtlinie müssen Unternehmen ab<br />

2024 einen Nachhaltigkeitsbericht (nach<br />

CSRD-Regeln) erstellen, die mindestens<br />

zwei der folgenden Kriterien erfüllen: Sie<br />

beschäftigen 250 oder mehr Mitarbeiter,<br />

erzielen mehr als 40 Millionen Euro Umsatz<br />

sowie weisen mehr als 20 Millionen Euro<br />

Bilanzsumme aus. Im Detail kennen wir<br />

die Richtlinie noch nicht, die finale Version<br />

wird im Herbst erwartet. Der Kreis der<br />

Betroffenen wird dann in den Folgejahren<br />

stufenweise ausgeweitet.<br />

Aber auch bei der EU-Taxonomie ist das<br />

letzte Wort noch nicht gesprochen…<br />

Von den sechs in der Taxonomie-Verordnung<br />

festgeschriebenen Zielen wurden erst<br />

zwei im Detail ausgearbeitet und kommen<br />

daher auch zur Anwendung, nämlich<br />

„Klimaschutz“ sowie „Anpassung an den<br />

Klimawandel“. Im nächsten Schritt folgen<br />

dann die vier anderen Umweltziele – konkret<br />

„Nachhaltige Nutzung und Schutz der<br />

Wasser- und Meeresressourcen“, „Übergang<br />

zu einer Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung<br />

und Recycling“, „Vermeidung und<br />

Verminderung von Umweltverschmutzung“<br />

sowie „Schutz und Wiederherstellung der<br />

biologischen Vielfalt der Ökosysteme“.<br />

Was ist punkto EU-Taxonomie noch<br />

wichtig aufs Parkett zu bringen?<br />

Wenn wir über die Taxonomie sprechen,<br />

sollten wir uns auch über Begriffe wie<br />

„Taxonomie-fähig“ (eligible) und „Taxono-<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

97


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Derzeit sind nur<br />

Unternehmen, die<br />

am Kapitalmarkt<br />

unterwegs<br />

sind, zur<br />

nichtfinanziellen<br />

Berichterstattung<br />

verpflichtet.“<br />

Eva Aschauer,<br />

TPA<br />

sein. Daher ist es wichtig, ESG-fit zu bleiben,<br />

um deren Nachforderungen entsprechend<br />

gerecht werden zu können.<br />

mie-konform“ (aligned) unterhalten. Aus<br />

meiner Sicht ist es sehr wichtig zu verstehen,<br />

worum es da geht. Nämlich in einem ersten<br />

Schritt ist auszuweisen, ob beziehungsweise<br />

inwieweit die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

eines Unternehmens in die Taxonomie fallen,<br />

also Taxonomie-fähig sind. In einem zweiten<br />

Schritt gilt es festzustellen, wie gut man ist<br />

beziehungsweise inwiefern einschlägige Ziele<br />

erreicht werden, das heißt: wie Taxonomiekonform<br />

ein Unternehmen ist. Sie sehen also:<br />

Angefangen mit ESG-Reporting über Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

und Taxonomie<br />

– da gibt es einige Facetten.<br />

Klingt kompliziert…<br />

Ich glaube, dass es momentan wichtig ist,<br />

dass Aufklärungsarbeit geleistet wird und<br />

diese Begrifflichkeiten wie etwa Nachhaltigkeitsberichterstattnug,<br />

ESG-Ratings und EU-<br />

Taxonomie, die auf den ersten Blick nicht so<br />

leicht zu durchschauen sind, auseinandergedröselt<br />

werden, um aufzuzeigen: Was ist für<br />

welche Branche, in welcher Größenordnung,<br />

wann relevant? Mein Eindruck ist, dass die<br />

Immobilienbranche für weitere Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

grundsätzlich startklar<br />

ist und bei Projektfinanzierungen mit den<br />

Gebäudezertifikaten auch von Anfang an<br />

bereits über ein bewährtes Tool verfügt, das<br />

bereits relativ viele Nachhaltigkeitsaspekte<br />

abbildet. Das muss man klar sagen.<br />

Haben Sie einen Tipp parat für<br />

Unternehmen?<br />

Wichtig ist es, sich weiterhin besonders<br />

intensiv mit den angeführten Themen zu<br />

beschäftigen und ausgehend von der Unternehmensstrategie<br />

auch eine ESG-Strategie zu<br />

entwickeln, um sich anzuschauen: Was muss<br />

ich aus regulatorischen Gründen machen,<br />

und was sollte ich darüber hinaus machen,<br />

um weiterhin finanzierungsfit zu bleiben?<br />

Mir kommt vor, aber vielleicht täusche ich<br />

mich, dass derzeit in Sachen Nachhaltigkeit<br />

der Fokus der Immobilienwirtschaft<br />

in erster Linie auf den Gebäuden liegt und<br />

viele erst nach und nach draufkommen,<br />

dass sie auch auf Unternehmensebene<br />

gefordert sind…<br />

Ich würde meinen, dass die börsennotierten<br />

Immobilienkonzerne in dieser Hinsicht sehr<br />

fit sind und das Thema aktiv managen. Bei<br />

anderen, also nicht börsennotierten Unternehmen,<br />

liegt das Augenmerk derzeit sicher<br />

darauf, was sie indirekt betrifft. Denn selbst<br />

wenn man von den einschlägigen gesetzlichen<br />

Pflichten nicht direkt betroffen ist, kann<br />

das der Exit-Partner oder Käufer sehr wohl<br />

Wie ist Ihrer Einschätzung nach die<br />

Bauwirtschaft aufgestellt?<br />

Für die Bauwirtschaft ist die Taxonomie<br />

natürlich genauso relevant, da diese Branche<br />

auch von ihr erfasst ist. Meine Wahrnehmung<br />

ist jedenfalls, dass sie sich ebenfalls sehr<br />

intensiv mit dem Thema beschäftigt. Und das ist<br />

auch angebracht. Denn grundsätzlich kommt<br />

die Taxonomie bei Immobilien so zum Tragen,<br />

dass die Objekte in drei unterschiedliche<br />

Kategorien eingeteilt werden müssen: Erstens<br />

die Errichtung neuer Gebäude, zweitens der<br />

Erwerb von Gebäuden beziehungsweiseBestand<br />

und drittens die Renovierung von Bestandsgebäuden.<br />

Die Bauwirtschaft hat eine komplexere<br />

Aufgabenstellung, denn sie muss alle ihre<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten klassifizieren. Und<br />

das wird natürlich gerade angegangen.<br />

Die Bauwirtschaft beziehungsweise<br />

zumindest einige Player könnten alleine<br />

schon hinsichtlich des „S“ in ESG leicht<br />

in Straucheln geraten, wie immer wieder<br />

aus den Medien zu entnehmen ist. Ganz zu<br />

schweigen vom „G“…<br />

Wenn wir aktuell von der Taxonomie reden,<br />

meinen wir faktisch die Umwelttaxonomie.<br />

Das „S“ ist in dieser Taxonomie noch nicht<br />

berücksichtigt. Klar ist aber, dass auch eine<br />

eigene Sozialtaxonomie kommen wird. Noch<br />

sind darüber keine Details bekannt, offen ist<br />

auch, wann sie eingeführt wird, auch da mit der<br />

akuten Energiepreisthematik auf EU-Ebene.<br />

98 ImmoFokus


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<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Immobilienkreditfonds -<br />

die neuen Finanzierer<br />

Gut positioniert. Die Finanzierungslücke in Europas Immobiliensektor, die auf 125 Milliarden Euro geschätzt<br />

wird, dürfte sich in den kommenden Jahren noch weiter vergrößern. Immobilienkreditfonds sind jedoch gut<br />

positioniert, um weiter in Europas Markt für gewerbliche Immobilienkredite vorzudringen – ein Bereich,<br />

der ganze 1,8 Billionen Euro schwer ist.<br />

Autor: Andrew Radkiewicz<br />

D<br />

ass Fondsmanager nun die Chance<br />

erhalten, künftig eine stärkere Rolle<br />

bei der Vergabe von privaten Immobilienkrediten<br />

einzunehmen,<br />

gleicht dem, was bereits auf den Private-Debt-<br />

Märkten zu beobachten war. Dort übernahmen<br />

Fonds erhebliche Marktanteile des Bankensektors,<br />

da sich Banken zuvor aus diesem Bereich<br />

zurückzogen. Entsprechend beginnt sich in<br />

Europa ein ähnliches Bild beim Wachstum privater<br />

Immobilienkreditfonds abzuzeichnen, denn<br />

diese werden aufgrund des ähnlichen Risiko-/<br />

Ertragsprofils zunehmend dem Private-Debt-<br />

Bereich zugeordnet.<br />

Verringerung der Eintrittsbarrieren<br />

Im Gegensatz zu den USA, wo alternative<br />

Kreditgeber – einschließlich Fondsmanager –<br />

etwa die Hälfte des Marktes für gewerbliche<br />

Immobilienkredite ausmachen, sind in Europa<br />

institutionelle Anleger nur in einem geringen<br />

Maße in dieser Anlageklasse aktiv. So machen<br />

alternative Kreditgeber nur 10 % des europäischen<br />

Marktes für gewerbliche Immobilienkredite<br />

aus.<br />

In den nächsten zehn Jahren wird sich dies<br />

jedoch ändern, da sich alternative Kreditgeber<br />

zu einem festen Bestandteil des europäischen<br />

Immobilienkreditmarktes entwickeln und Kapitallösungen<br />

für das gesamte Risiko-/Ertragsspektrum<br />

anbieten werden. Derzeit übersteigt<br />

die Zahl der auf die US-Märkte ausgerichteten<br />

Immobilienfonds noch jene in Europa bei Weitem.<br />

Es ist allerdings damit zu rechnen, dass<br />

sich dieses Kräfteverhältnis verschieben wird,<br />

sobald die europäischen Märkte aufgeholt<br />

haben.<br />

In Europa findet der Wandel hin zu alternativen<br />

Kreditgebern in einem unterschiedlichen<br />

Tempo statt. Dabei ist die treibende Kraft seit<br />

der globalen Finanzkrise Großbritannien, dort<br />

verbuchten alternative Kreditgeber im Jahr<br />

2021 etwa 25 Prozent der gesamten Kreditvergabe.<br />

In Deutschland wiederum haben Banken<br />

erst kürzlich damit begonnen, sich aus dem<br />

Markt zurückzuziehen, was auf den wachsenden<br />

Druck durch die Aufsichtsbehörden<br />

zurückzuführen ist. Für den niederländischen<br />

Markt ergeben sich hingegen Chancen am unteren<br />

Ende des Risikospektrums in Form von<br />

vorrangigen Darlehen mit Investment-Grade-<br />

Qualität.<br />

Die bisherigen Hindernisse für alternative<br />

Kreditgeber in Europa sinken zusehends, da<br />

die Nachfrage nach Liquidität das vorhandene<br />

Angebot aus traditionellen Finanzierungsformen<br />

übersteigt.<br />

Rückenwind durch ESG<br />

und Dekarbonisierung<br />

In nächster Zeit werden auch erheblich mehr<br />

Finanzmittel benötigt, um die Dekarbonisierung<br />

von Europas Infrastruktur – die größte<br />

Einzelquelle für Kohlenstoffemissionen<br />

– durch eine nachhaltige Sanierung des Investitionsbestands<br />

zu finanzieren. So hat sich die<br />

100 ImmoFokus


Nachfrage der Mieter in den letzten Jahren<br />

massiv zugunsten von hochwertigen und<br />

nachhaltigen Gebäuden verschoben, während<br />

der Großteil des vorhandenen Immobilienbestands<br />

veraltet ist und die steigenden Energieeffizienzstandards<br />

nicht erfüllt.<br />

Europa ist mit seinen ehrgeizigen Dekarbonisierungszielen<br />

im Rahmen des „Green Deal“<br />

bei den ESG-Vorschriften weltweit führend.<br />

Das führt dazu, dass in der Unternehmensund<br />

Immobilienwelt ein grundlegender Kurswechsel<br />

stattfindet. Etwa 30-40 % der Immobilieninvestoren,<br />

sowohl auf der Eigen- als auch<br />

auf der Fremdkapitalseite, achten sehr genau<br />

auf die Langlebigkeit von Immobilien und<br />

scheuen sich, Fonds in Betracht zu ziehen, die<br />

keine ESG-Faktoren einbeziehen. Dabei genügen<br />

reine Energiekennzeichnungen nicht; die<br />

Kreditgeber wollen auch die entsprechenden<br />

CO2-Daten erhalten.<br />

Keine Frage, das „E“ in ESG wird immer wichtiger<br />

für die Risikobewertung und das Gleiche<br />

gilt auch für das „S“ und „G“. Die künftige Norm<br />

wird grüne Faktoren voraussetzen, sodass Kreditnehmer<br />

für braune Kredite möglicherweise<br />

einen Aufschlag werden zahlen müssen.<br />

<strong>Digital</strong>e und demografische Faktoren<br />

Im derzeitigen Umfeld steigender Zinsen ist<br />

eine weitere Zunahme alternativer Immobilienfinanzierungsinstrumente<br />

möglich, da<br />

höhere Zinssätze auch höhere Renditen für<br />

Fondsanleger bedeuten. In Europa ist der<br />

Großteil der Darlehen an gewerbliche Kreditnehmer<br />

variabel verzinst und steigt mit dem<br />

Markt – somit ist diese Strategie gut geeignet,<br />

um Zinsänderungen mitzuverfolgen.<br />

Auch bietet der Bereich <strong>Real</strong> Estate Debt die<br />

Möglichkeit einer positive Kreditmigration.<br />

Da Immobilienfinanzierungen durch mehrere<br />

Objekte und Mieter besichert sind, gibt es die<br />

Option, diese Immobilien aktiv zu verwalten,<br />

um die Gesamtmieteinnahmen zu steigern<br />

und dadurch zusätzlichen Gewinn zu erzielen.<br />

Für die Kreditgeber besteht der Vorteil darin,<br />

dass die Schuldendienstdeckung steigt und<br />

Andrew Radkiewicz<br />

Andrew Radkiewicz ist Managing Director bei PGIM <strong>Real</strong> Estate und globaler Leiter von<br />

Private Debt Strategy and Investor Solutions. Von London aus ist Andrew Radkiewicz<br />

für die Entwicklung und Umsetzung der Produktarchitektur von Immobilienkreditfonds<br />

sowie für strategische Lösungen für globale Investoren verantwortlich. Darüber hinaus<br />

ist er für die globalen Bankbeziehungen von PGIM <strong>Real</strong> Estate verantwortlich. Andrew<br />

ist Mitglied des Global Management Council und des Investment Committee sowie des<br />

Global Operating Risk Committee.<br />

der Beleihungswert während der Laufzeit des<br />

Kredits sinkt, wodurch das Ausstiegsrisiko<br />

gemindert wird. Dies ist vor allem in den Sektoren<br />

zu beobachten, die eine stärkere Performance<br />

aufweisen.<br />

Wir konzentrieren uns beispielsweise auf Anlageklassen,<br />

die von der digitalen Transformation<br />

angetrieben werden – wie etwa Logistik<br />

und Rechenzentren. Derweil treiben in vielen<br />

Ländern die demografische Entwicklung und<br />

das Ungleichgewicht zwischen Angebot und<br />

Nachfrage das Wachstum des privaten Mietwohnungssektors<br />

voran. Das Spektrum reicht<br />

dabei von Studentenwohnungen über Mietwohnungen<br />

bis hin zum Wohnen im Alter.<br />

Strengere Energieeffizienzstandards verstärken<br />

die Nachfrage nach umweltfreundlicheren,<br />

nachhaltigen Gebäuden, während sich die<br />

Banken aufgrund der hohen regulatorischen<br />

Kapitalkosten aus der Finanzierung von Renovierungen<br />

und Entwicklungen zurückziehen.<br />

Diese Art der wertsteigernden Finanzierung<br />

ist ebenfalls eine attraktive Fremdkapitalstrategie.<br />

Durch die Bereitstellung von Kapitallösungen<br />

für „Create Core“-Immobilien<br />

können sich Kapitalgeber die Vorteile zunutze<br />

machen, das Ausstiegsrisiko durch<br />

Wertschöpfung zu mindern und durch die<br />

Kapitalbeteiligung potenziell eine Outperformance<br />

zu erzielen. Eine solche „Create Core“-<br />

Finanzierung kann Bruttorenditen von über<br />

10 Prozent erzielen.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

101


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Peter Ulm<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

102 ImmoFokus


Rückschritt im Fortschritt<br />

Fortschritt im Rückschritt<br />

Keine Blasengefahr. Empira Geschäftsführer Peter Ulm blickt weiterhin positiv in die Zukunft:<br />

„Wir stehen vor krisenhaften Herausforderungen, die uns beschäftigen werden, die aber alle bewältigbar sind.“<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

D<br />

as letzte große Interview mit Peter<br />

Ulm liegt rund sechs Jahre zurück.<br />

Damals trafen wir ihn auf der<br />

Dachterrasse des Palais Kolin, für<br />

das Covershooting mit Rennrad und Golfschläger.<br />

Heute ist mein Gesprächspartner mit Messer<br />

und Gabel bewaffnet. Ein Business-Lunch im<br />

Hansen ist angesagt.<br />

„Ausgezeichnete Qualität – tolles Preis-/Leistungsverhältnis“,<br />

begründet Ulm seine Wahl.<br />

In den vergangenen Jahren hat der aus der<br />

Steiermark stammende Immobilien-Manager<br />

eine, wie er selbst betont, „durchaus interessante<br />

Entwicklung“ durchlaufen. Selbst steht<br />

Ulm selten am Herd. „Ich bin der klassische<br />

Männerkoch – aber der Grill gehört mir“, betont<br />

Ulm. „Meiner Meinung nach bin ich einer<br />

der besten Steak-Brater. Steak, schön große<br />

Fleischstücke – Spinat und den Salat dazu<br />

schaffe ich noch. Aber dann wird es schon<br />

knapp.“ Ulm ist Mitglied einer privaten Steakund<br />

Weinrunde. „Wir sind acht und treffen<br />

einander abwechselnd daheim. Eine strenge<br />

Regel steht fest: Es gibt nur Fleisch, Spinat,<br />

Wein und Käse. Dort in etwa bin ich kochtechnisch<br />

aufgehoben. Aber meine Frau ist eine<br />

hervorragende Köchin.“<br />

Peter Ulm wählt als Vorspeise klare Tomatenconsommé<br />

mit Bruschetta, als Hauptgang<br />

Blattsalat mit gegrillten Maishendlbruststreifen<br />

vom Steirerhuhn. Ich greife zu Karotten-<br />

Ingwersuppe mit Garnelentartar und Sesamöl<br />

gefolgt von einem Risotto mit Fisolen und Dill.<br />

Dazu gibt es Apfelsaft, gespritzt.<br />

Neuen Projektentwickler aufbauen<br />

„Ich habe die 6B47 nicht verlassen, weil ich<br />

mich nicht mehr wohlgefühlt habe, sondern<br />

weil ich den Wunsch nach einer neuen Herausforderung<br />

verspürt habe. Die 6B47 ist<br />

Teil meines Lebens. Das war eine tolle Zeit<br />

und wir haben auch wirklich tolle Projekte<br />

realisieren können“, erzählt Ulm. Hinter der<br />

Neugründung der allora Immobilien stand<br />

die Idee, noch einmal einen Projektentwickler<br />

aufbauen zu können. „Mit einem sehr kapitalstarken<br />

Partner, der es ermöglicht, selektiv<br />

gute Projekte mit einem kleinen Team machen<br />

zu können. Für mich war das auch ein wenig<br />

Rückschritt im Fortschritt oder Fortschritt im<br />

Rückschritt – wie man das sieht.“<br />

Gereizt habe ihn dabei die Möglichkeit, den<br />

Immobilien wieder nahe zu kommen, bei der<br />

Projektentwicklung wieder unmittelbar beteiligt<br />

zu sein. „In der 6B47 hatten wir, wie ich<br />

gegangen bin, rund 120 Mitarbeiter.“ Als CEO<br />

war er da schon sehr weit weg von der Immobilienentwicklung:<br />

„30 Prozent meiner Arbeit<br />

bestand darin, mit den Investoren zu kommunizieren.“<br />

Heute macht es ihm einfach Spaß, in<br />

vielen Dingen wieder selbst Hand anlegen zu<br />

können. „Auch wenn ich mittlerweile wieder<br />

Teil einer größeren Gruppierung, der Empira<br />

bin“, fügt er hinzu.<br />

Veränderungen und Verwerfungen<br />

Aber auch am Immobilienmarkt hat sich in<br />

den vergangenen Jahren viel verändert: „Wir<br />

haben fünf Jahre ungebrochenes Wachstum,<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

103


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

einen nicht enden wollenden Kapitalzufluss<br />

und Wertzuwächse gesehen. Der Markt war<br />

von Euphorie getragen.“ Jetzt aber stünden wir<br />

vor signifikanten Änderungen.<br />

Im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern<br />

nimmt Ulm das Wort Krise in den Mund. „Ja.<br />

Ich würde von einer Krise sprechen. Es ist einfach<br />

unehrlich, die Krise zu verleugnen. Ich<br />

würde aber nie davon sprechen, dass eine Blase<br />

geplatzt ist. Ich sehe keine Immobilienblase.“<br />

Keine Blasengefahr<br />

2008, da ist wirklich eine Blase geplatzt. „Ein<br />

massiv überschuldeter und fremdfinanzierter<br />

Markt, der durch eine Wertkorrektur in eine<br />

massive Kapitalknappheit geschlittert ist, die<br />

Finanzierungsblase zum Platzen gebracht und<br />

den gesamten Markt neu aufgemischt hat. Das<br />

war eine richtig große Blase.“ Heute sei die<br />

Lage komplett anders. „Der große Treiber in<br />

den letzten fünf Jahren war Equity, Eigenkapitalzufluss<br />

in der Immobilie. Was wir haben<br />

sind massiv gestiegene Preise. Eine Herausforderung,<br />

Finanzierungen zu strukturieren.<br />

Eine, nennen wir es einmal, Rohstoffknappheit.<br />

Eine Umbruchzeit, weil wir plötzlich jetzt<br />

im Home-Office sind, weil wir vielleicht andere<br />

Wohngewohnheiten haben. Eine Inflation, die<br />

sehr wohl auf das private Börserl drückt und<br />

die Leistbarkeit der Immobilie erschwert. Also<br />

wir haben einige Parameter, die ich als krisenhaft<br />

bezeichnen würde. Das ist aber jetzt keine<br />

Krise, vor der ich stehe und sage: ‚Ich habe so<br />

wahnsinnig Angst‘.“<br />

Krisenhafte Herausforderungen<br />

Aber es werde schwierig, räumt Ulm ein. „Wir<br />

stehen vor krisenhaften Herausforderungen,<br />

die uns beschäftigen werden, die aber alle bewältigbar<br />

sind.“ Eines steht für den Immobilienexperten<br />

fest: „Die Immobilie wird sich vom<br />

Finanzprodukt wieder zurück zur Immobilie<br />

entwickeln. Und das ist gut so.“ Die Branche<br />

habe sich entwickelt, um für institutionelle Investoren<br />

ein Finanzprodukt zu kreieren. Jetzt<br />

aber steht der Nutzer der Immobilie wieder im<br />

Vordergrund: „Wenn ich ein gutes Produkt für<br />

104 ImmoFokus


VÖPE<br />

Die Vereinigung österreichischer Projektentwickler (VÖPE) setzt sich dafür ein, im<br />

Austausch mit den Stakeholdern der Branche verlässliche und transparente Rahmenbedingungen<br />

für die Projektentwickler Österreichs herzustellen. Aktuell sind 57 Bauträger<br />

österreichweit Mitglieder der VÖPE, von der Kapitalgesellschaft bis zum lokalen Familienbetrieb.<br />

Deren Volumen umfasst rund 500 Projektentwicklungen pro Jahr bei einem<br />

jährlichen Investitionsvolumen von circa sechs Milliarden Euro.<br />

den Hotelbetreiber, für den Wohnungsnutzer,<br />

für den Käufer, für den Retail-Kunden entwickle,<br />

dann wird dieses Produkt auch wieder<br />

Abnehmer finden. Dann funktioniert es auch<br />

als Finanzprodukt. Das halte ich für keine ungesunde<br />

Entwicklung.“<br />

Dass am Markt vorbei gebaut wurde, so weit<br />

will Ulm aber nicht gehen. „Ich glaube nicht,<br />

dass am Markt vorbeigebaut wurde. Aber<br />

durch das starke Vorhandensein von Kapital<br />

wurde einfach ein Turbo-Boost gezündet. Und<br />

ich könnte mir schon vorstellen, dass da vielleicht<br />

an der einen oder anderen Ecke Überproduktion<br />

entstanden ist.“<br />

„Ich komme ursprünglich aus der Büroentwicklung.<br />

Dort war es früher üblich, erst mit<br />

Erreichen eines substanziellen Vermietungsstandes<br />

zu bauen zu beginnen. Als wir unseren<br />

ersten Wohnbau 2010 oder 2011 in München<br />

an einen großen Investor verkauft haben,<br />

war das Closing bei 75, 80 Prozent Vermietungsstand.<br />

Das Vermietungsrisiko hatte der<br />

Developer. Der Developer musste den Beweis<br />

antreten, dass sein Projekt funktioniert: ‚Proofof-Concept‘.“<br />

Heute liege das Vermietungsrisiko<br />

häufig bei den Investoren, die ihre Mieterstruktur<br />

selbst beeinflussen wollen.<br />

Marktbereinigung<br />

Ohne Schmerzen für die Branche werde es<br />

aber nicht gehen. „Es wird zu einer Marktbereinigung<br />

kommen“, ist Ulm überzeugt. „Aber<br />

nicht im Sinne von großartigen Insolvenzen.<br />

Das eine oder andere Projekt wird schwerer<br />

realisierbar sein.“ Das Development wird kapitalintensiver<br />

werden. Die Forward-Deals werden<br />

schwieriger, auch weil die Banken höhere<br />

Kapitalerfordernisse einfordern. Damit gehe<br />

eine Verlangsamung der Produktion einher.<br />

Sinkende Preise? Für Ulm kein Thema.<br />

Auf dem Büromarkt kann es nicht mehr günstiger<br />

werden. „Im Büromarkt stehen wir viel<br />

mehr einfach vor der Frage, wie viel Büro zukünftig<br />

noch benötigt wird. Wie viel spielt sich<br />

zu Hause ab?“ Der Büromarkt ist geprägt von<br />

Verschiebungen – von nicht mehr modernen<br />

zu moderneren Flächen – zu den Clustern. Dies<br />

sehe man auch an den Neuvermietungsraten in<br />

Wien. Die Zeiten der großen Konsolidierungen<br />

aber seien vorbei. Aber: Für ein modernes, gut<br />

entwickeltes Büroprodukt gibt es einen Markt.<br />

Jetzt Termin<br />

vereinbaren<br />

DIE TPA GRUPPE<br />

AUF DER<br />

EXPO REAL:<br />

4.– 6. Oktober<br />

neuer Standort!<br />

Halle C2 I Stand 230<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

105


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

EMPIRA<br />

Die Empira Group bietet institutionellen Investoren eine vertikal integrierte<br />

Plattform für Immobilieninvestments in Europa und den USA. Mit<br />

einem Anlagevolumen von rund 6,4 Milliarden Euro ist Empira führend<br />

im deutschsprachigen Raum bei der Entwicklung neuartiger und renditestarker<br />

Investmentansätze in den Bereichen Equity und Debt. Das<br />

Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Zug, Schweiz, eine Tochtergesellschaft<br />

in Luxemburg sowie weitere Niederlassungen in Deutschland,<br />

Österreich, Großbritannien, Dubai und den USA.<br />

Wobei das Thema Nachhaltigkeit immer mehr<br />

ins Spiel kommt. „Es geht wieder vermehrt um<br />

‚Multifunktionalität‘. Wie schaffe ich es, dass<br />

ein Gebäude mehrere Leben hat? Die Ringstraßenpalais<br />

haben sicher schon ihre sieben<br />

Leben gehabt.“ Familienpalais, Büro, Hotel,<br />

Kärntner Ringstraßen-Galerie in Retail und<br />

alles wieder zurück zu Wohnungen. Das ist<br />

gelebte Nachhaltigkeit.“<br />

Wohnungs-Hype folgt dem Büro-Hype<br />

Nicht mehr moderne Büroflächen gebe es genug:<br />

„In den 2000er Jahren waren wir halt gerade<br />

in einem Büro-Hype. Da ist ein Büro nach<br />

dem anderen rausgeschossen und dann rasch<br />

verkauft worden. Jetzt sind wir halt ein wenig<br />

in einem Wohnungs-Hype.“<br />

Dass Wien keinen Nettozuwachs an Büroflächen<br />

braucht, habe auch mit der Standortpolitik<br />

zu tun. „Ich habe gestern einen wunderbaren<br />

Artikel gelesen, in dem die Transformation<br />

der Verbrennungsmotoren zur E-Mobilität<br />

unabhängig davon, ob das jetzt ökologisch<br />

sinnvoll ist oder nicht, beleuchtet wurde. Die<br />

ganze Autozulieferindustrie für Verbrennungsmotoren<br />

in Europa, die in Österreich<br />

stark vertreten war, geht weg, weil die Hauptzulieferkomponenten<br />

für Elektromobilität aus<br />

Asien kommen. Ich glaube, dass wir da wirtschaftspolitisch<br />

in der EU laufend Entscheidungen<br />

getroffen haben, die nicht unbedingt<br />

unseren Wirtschaftsstandort gefördert haben.<br />

Wir haben ein Manko an Forschung, an New<br />

Economy, an Start-ups.“<br />

Im Urlaub hat Ulm die Zeit genutzt um zwei<br />

Bücher über den Wirecard-Skandal zu lesen.<br />

Das interessante war dabei, dass Wirecard<br />

über drei Jahre lang der Stolz der deutschen Finanzwirtschaft<br />

war, endlich einmal ein High-<br />

Tech-, sogar ein IT-High-Tech-Unternehmen<br />

in Europa zu haben, und nicht nur die Googles<br />

und Amazons. „Europa hat hier eindeutig<br />

etwas verpasst“, spekuliert er. Wien sei aber<br />

mit dem Fachkonzept „Produktive Stadt“ am<br />

richtigen Weg.<br />

Wohnbau auf dem Prüfstand<br />

Den Wohnungsmarkt sieht Ulm differenzierter.<br />

„In den einkommensstärkeren Bezirken<br />

sehe ich definitiv keine Preiskorrektur. In den<br />

einkommensschwächeren Bezirken, in denen<br />

sehr viel geförderter Wohnbau, aber auch freifinanzierter<br />

Wohnbau errichtet wird, glaube ich,<br />

dass jedenfalls ein Plateau erreicht ist. Eine ungebremste<br />

Preissteigerung sehe ich keinesfalls.“<br />

Ulm steht auch der Vereinigung österreichischer<br />

Projektentwickler (VÖPE) als deren Sprecher<br />

vor. Doch gibt es nicht schon genug Verbände?<br />

„Es gibt genug Verbände – aber keine<br />

einzige Interessenvertretung, die ausschließlich<br />

die Interessen der Projektentwicklung<br />

repräsentiert. In den einzelnen Verbänden gibt<br />

es großartige Vertreter – im ÖVI zum Beispiel<br />

Klaus Wolfinger, den ich als Experten sehr,<br />

sehr schätze.“<br />

Aber einen eigenen, ausgewiesenen Interessenverband,<br />

der nur die Interessen der Bau-<br />

106 ImmoFokus


Peter Ulm<br />

Peter Ulm startete seine Karriere 1993 bei der Immorent AG,<br />

einem Tochterunternehmen der Erste Bank Group. 2000<br />

wurde er Vorstand der Zwerenz & Krause AG und war von<br />

2003 bis 2007 Partner der Akron Gruppe. Von 2008 bis 2011<br />

war er als Berater für Immobilien Developments und Entwickler<br />

von Fachmarktzentren aktiv. Von 2011 bis 2019 leitete er als<br />

Vorsitzender des Vorstands die 6B47 <strong>Real</strong> Estate Investors AG.<br />

2019 erfolgte die Gründung der allora Immobilien. Seit 2020<br />

ist Ulm auch Geschäftsführer der Empira Management, einer<br />

Tochter der Schweizer Empira Group.<br />

träger und der Projektentwickler stützt, gab es<br />

dennoch nicht. Ein Wiener Politiker, so Ulm,<br />

hatte es einmal sehr gut formuliert: „Mit euch<br />

ist es echt schrecklich. Ich mache mit einem<br />

was aus und dann kommt der Nächste und es<br />

geht wieder alles von vorne los.“ Der zweite<br />

Grund sei das nicht zum Vorteil reichende<br />

Image, und auch die falsche Wahrnehmung,<br />

Projektentwickler sei automatisch der, der<br />

Schuld ist am teuren Wohnraum. Die Initiative<br />

sei bei den Behörden gut angekommen, aber<br />

„mit einem Ost-West-Gefälle“. Je weiter nach<br />

Westen, desto schwieriger werde es, als Ansprechpartner<br />

akzeptiert zu werden.<br />

Man ist um einen möglichst offenen Dialog<br />

bemüht. In Wien wurde zum Beispiel mit der<br />

Baudirektion Wien eine Arbeitsgruppe ins<br />

Leben gerufen, in der einen ganzen Tag über<br />

Ideen zur Neugestaltung der Raumordnung<br />

diskutiert wurde. Da geht es auch um den<br />

Aufbau von Vertrauen. Wien ist laut Ulm ein<br />

Beispiel für wirklich gute Zusammenarbeit.<br />

Schnell noch zwei Espresso – auf Süßes zum<br />

Nachtisch wird verzichtet.<br />

Eine bessere Zusammenarbeit wünscht er sich<br />

bei den städtebaulichen Verträgen. „Wenn ich<br />

ein großes Areal einkaufe, dann muss ich vorher<br />

wissen, was auf mich zukommt. Wenn wir<br />

mit leicht verdeckten Karten spielen, dann entstehen<br />

Probleme, wie wir sie aus der Vergangenheit<br />

kennen.“ Die Lösung: „Transparenz.<br />

„Wenn wir mit<br />

leicht verdeckten<br />

Karten spielen,<br />

dann entstehen<br />

Probleme.“<br />

Peter Ulm<br />

Empira<br />

Diese schafft auch Berechenbarkeit. Für jeden<br />

sollten die gleichen Spielregeln gelten.“<br />

Vorteile würde auch eine Kompetenzbündelung<br />

an einer Stelle bringen. „Wir sind in einer<br />

Querschnittsmaterie – da wäre es einfacher, an<br />

einer Stelle zu verhandeln. Dass bei den städtebaulichen<br />

Verträgen Reformbedarf besteht,<br />

daran besteht kein Zweifel, was sich auch in<br />

der Anzahl der Projekte mit städtebaulichen<br />

Verträgen zeigt, die überschaubar ist.“<br />

Auch bei der Widmung „Geförderter Wohnbau“<br />

sieht Ulm Handlungsbedarf: „Eine umsetzungsorientierte<br />

Kompetenzregelung, die dem<br />

Ausführenden mehr Spielraum gibt, würde die<br />

Sache einfacher machen.“ <br />

Lokal<br />

DAS SAGT DER FALSTAFF<br />

Seit Jahren eine verlässliche Adresse für<br />

moderne Regionalküche mit internationalen<br />

Akzenten. Anita und Leo Doppler sind<br />

perfekte Gastgeber, und das Ambiente in<br />

der ehemaligen Börse ist ohnehin ein Traum.<br />

(86 Punkte, 2 Gabeln)<br />

DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />

Es gibt eine kleine, feine Auswahl an Speisen,<br />

Spezialität des Hauses sind die verschiedenen<br />

Risotti. Das Ambiente ist außergewöhnlich,<br />

durch die hohe Decke hallt es ein bisschen,<br />

und es hat einen entsprechenden Geräuschpegel.<br />

Alles in allem eine angenehme Stimmung<br />

und gutes Essen.<br />

Restaurant Hansen<br />

Wipplingerstraße 34 – 1010 Wien<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag bis Freitag: 9 bis 23 Uhr<br />

(Küche bis 21.30 Uhr)<br />

Samstag: 9 bis 16 Uhr<br />

(Küche bis 15 Uhr)<br />

Sonn- und Feiertag geschlossen.<br />

www.hansen.co.at<br />

ImmoFokus Restaurantguide<br />

17<br />

PUNKTE<br />

Essen:<br />

Service:<br />

Weinkarte:<br />

Ambiente:<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

107


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Das vorläufige<br />

Ende der Party<br />

Gamechanger. Nach Jahren des Booms kommen spätestens mit den jüngsten<br />

Zinsanstiegen herausforderndere Zeiten auf die Immobilienbranche zu.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

E<br />

s kam, wie es kommen musste. Im<br />

Juli hat die EZB erstmals seit einem<br />

Jahrzehnt die Zinsen wieder erhöht<br />

– konkret um 50 Basispunkte. Bereits<br />

im September folgte der nächste Zinsschritt, im<br />

Übrigen der größte in der Geschichte der EZB:<br />

Der Leitzins wurde um 0,75 Prozentpunkte auf<br />

1,25 Prozent angehoben. Bereits im Vorfeld der<br />

ersten Zinserhöhung war die Stimmung am<br />

Immobilienmarkt getrübt, was von zurückgehenden<br />

Transaktionsvolumina unterstrichen<br />

wurde. Spätestens ab dem Juli machte sich dann<br />

eine Schockstarre unter Investoren breit. Weder<br />

Käufer noch Verkäufer scheinen sich bewegen<br />

zu wollen.<br />

„Verantwortungsvolle<br />

Investoren und<br />

Risikomanager mussten<br />

spätestens seit 2011<br />

mit einer Zinserhöhung<br />

rechnen.“<br />

Thomas Beyerle,<br />

Catella <strong>Real</strong> Estate<br />

Ist die Zinsanhebung überraschend gekommen?<br />

Oder zu hoch innerhalb von kurzer Zeit?<br />

Für Thomas Beyerle, Head of Group Research<br />

bei Catella <strong>Real</strong> Estate, war sie absehbar, erfolgte<br />

im Übrigen aber zu spät. „Verantwortungsvolle<br />

Investoren und Risikomanager<br />

mussten spätestens seit 2011 mit einer Zinserhöhung<br />

rechnen beziehungsweise sie in ihre<br />

Überlegungen miteinbeziehen“, stellt er klar.<br />

„Die, die jetzt jammern, haben ihren Job nicht<br />

gemacht.“ Aber klar ist, dass die Immobilienbranche<br />

damit insgesamt derzeit einiges zu<br />

verdauen hat. „Es ist die Summe an Verschärfungen,<br />

die uns so extrem zusetzt“, bringt<br />

es Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des<br />

deutschen Zentralen Immobilien Ausschusses<br />

(ZIA), auf den Punkt.<br />

Aber was steht hinter den Zinsschritten? Blicken<br />

wir kurz zurück: Auf den wirtschaftlichen<br />

Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie<br />

folgte eine Erholung, die stärker ausfiel als<br />

erwartet. Zur Erinnerung: 2021 belief sich das<br />

BIP-Wachstum auf 4,6 Prozent nach einem<br />

Minus von fast sieben Prozent im Jahr davor.<br />

Begleitet wurde die Erholung jedoch von pandemiebedingten<br />

Lieferschwierigkeiten und<br />

einem geringeren Arbeitskräfteangebot. Als<br />

dann, wie nach Rezessionen üblich, die Rohstoffpreise<br />

deutlich anzogen, schoss auch die<br />

108 ImmoFokus


Leitzinsen und und Inflation Inflation in Österreich in Österreich ab 1960ab 1960<br />

Inflation EZB-Leitzinsen (in %)<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002 2006 2010 2014 2018 <strong>2022</strong><br />

Quelle: EZB, OeNB<br />

Inflation in die Höhe. Mit dem Ausbruch des<br />

Krieges in der Ukraine explodierten die Energiepreise<br />

regelrecht und die Inflationsraten<br />

stiegen auf zehn Prozent oder mehr.<br />

Rezession über den Winter?<br />

Wie geht es weiter? Stefan Bruckbauer, Chefökonom<br />

der Bank Austria, erwartet in einer<br />

aktuellen Analyse wegen des Rückgangs der<br />

Auslandsnachfrage und des <strong>Real</strong>einkommensschocks<br />

über den Winter eine rückläufige<br />

Wirtschaft. „Selbst unter der Annahme, dass<br />

es keine energiebedingten Einschränkungen<br />

gibt“, meint er. Mit besseren Wirtschaftsdaten<br />

und erkennbar sinkender Inflation sei erst<br />

Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 zu<br />

rechnen. „Die Inflationsraten werden wohl<br />

die zehn Prozent erreichen und auch 2023<br />

kaum die Zwei-Prozent-Marke streifen“, so<br />

Bruckbauer nüchtern. Er glaubt, dass die EZB<br />

ihre Zinserhöhung beschleunigen wird. „Es<br />

besteht die Gefahr, dass sie eher zu viel als zu<br />

wenig tut.“<br />

Zurück zum Immobilienmarkt. Investoren<br />

sprechen von einem kollektiven Abwarten unter<br />

ihresgleichen. Das ist auch nicht verwunderlich,<br />

da die Risiken, die mit der Zinswende<br />

einhergehen, noch nicht so deutlich geworden<br />

sind. Und wenn doch etwas gedreht wird, dann<br />

wurde das schon seit längerem vorbereitet.<br />

Jedenfalls scheint keiner den ersten Schritt<br />

machen zu wollen, um auch ja keinen Fehler<br />

zu machen. Schließlich erwarten die meisten,<br />

dass sich die Preise ändern werden. Da aber<br />

„Die Inflationsraten<br />

werden wohl die zehn<br />

Prozent erreichen und<br />

auch 2023 kaum die Zwei-<br />

Prozent-Marke streifen.“<br />

Stefan Bruckbauer,<br />

Bank Austria<br />

kaum Deals abgeschlossen werden, gibt es<br />

auch keine Evidenz, wohin in dieser Hinsicht<br />

die Reise geht. Einig sind sich Experten darin,<br />

dass sich der Markt künftig rationaler einpreisen<br />

sollte.<br />

Catella-Experte Beyerle beobachtet, dass in<br />

Deutschland beispielsweise die Preise von Einzelhandelsimmobilien<br />

wieder leicht steigen,<br />

während die extremen Anstiege im Logistikbereich<br />

wieder abflachen. Dass es geruhsamer<br />

zur Sache gehe, sei sicher zu begrüßen. Bei<br />

Catella sei man jedenfalls der Auffassung, dass<br />

ein steigendes Zinsniveau eher zu einer Seitwärtsbewegung<br />

der Immobilienpreise führen<br />

werde. Klar sei zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls<br />

nur so viel: Eine Neusortierung der Preise<br />

dauere in der Regel einige Monate. „Was wir<br />

derzeit auch sehen ist, dass Investoren nicht<br />

aus dem Markt raus wollen“, so Beyerle. Kapital<br />

zum Investieren sollte jedenfalls nach wie<br />

vor da sein. Nachsatz: „Bis zum Ausbruch des<br />

Krieges in der Ukraine hat jeder alles gekauft.“<br />

Kursverluste für Immobilienaktien<br />

An der Börse, wo ja bekanntlich die Zukunft gehandelt<br />

wird, befanden sich Immobilienaktien<br />

schon seit längerem im Sinkflug. „Immobilienunternehmen<br />

sind etwas sensitiver, was die<br />

Entwicklung der Zinsen und Anleiherenditen<br />

angeht“, erklärt Erste-Group-Analyst Christoph<br />

Schultes den Hintergrund. Am internationalen<br />

Börsenparkett fielen die Kursverluste<br />

stärker aus. Der IATX, der die an der Wiener<br />

Börse gelisteten Immobilien-AGs zusammenfasst,<br />

hat über die letzten zwölf Monate rund<br />

elf Prozent verloren. Dass das Minus nicht<br />

höher ausfällt, ist wohl auch auf Übernahmephantasien<br />

– Stichwort CPI Property Group<br />

– zurückzuführen.<br />

„Unternehmen werden vorsichtiger und reagieren<br />

auf die steigenden Finanzierungskosten<br />

mit einer Reduzierung der Verschuldungsquote<br />

durch Verkäufe von Assets beziehungsweise<br />

der Verkleinerung der Portfolios. Als<br />

Beispiel führt er die Immofinanz an, die anlässlich<br />

eines Strategie-Updates mitteilte, dass sie<br />

Immobilien im Wert von rund einer Milliarde<br />

Euro verkaufen will. Und wenn viele Unter-<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

109


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Zinssatz für für Wohnbaukredite in Österreich<br />

in % p.a.<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

01.09.2016 01.07.2017 01.05.2018 01.03.2019 01.01.2020 01.11.2020 01.09.2021 01.07.<strong>2022</strong><br />

Quelle: OeNB<br />

nehmen Assets auf den Markt werfen, könne<br />

sich das natürlich auf die Preise von Immobilien<br />

auswirken. „Bis jetzt ist davon allerdings<br />

noch nicht viel zu erkennen“, sagt Schultes.<br />

Der Erste-Group-Experte erwartet im Übrigen<br />

keine großen Preisbewegungen. „Gegen starke<br />

Preisrückgänge bei Immobilien sprechen die<br />

gestiegenen Baukosten – sprich Material, Personal,<br />

Energie –, die dazu führen, dass neue<br />

Projekte eingestellt oder verschoben werden“,<br />

sagt er. Das führe wiederum dazu, dass sich<br />

das Angebot an neuen Flächen in den nächsten<br />

Jahren voraussichtlich deutlich reduzieren<br />

werde, und dies sollte die Preise stützen. Etwa<br />

im Bürobereich. „Die Spitzenmiete in Wien<br />

beträgt seit Jahren 26 Euro pro Quadratmeter,<br />

für Entwickler wird es immer schwieriger,<br />

Projekte profitabel zu realisieren“, so Schultes.<br />

Die Konsequenz: Ein niedrigeres Angebot an<br />

neuen Flächen und ein geringerer Leerstand.<br />

Finanzierungen schwieriger<br />

Viele Branchenplayer beklagen, dass es in<br />

den letzten Wochen und Monaten merklich<br />

schwieriger geworden sei, zu Finanzierungen<br />

zu kommen. Das bestätigt auch die vierteljährliche<br />

Umfrage der Österreichischen Nationalbank<br />

(OeNB) unter den führenden heimischen<br />

Banken. Demnach würden der Krieg<br />

in der Ukraine und seine Folgen die Institute<br />

zu verschärften, an die Situation angepassten<br />

„Gegen starke Preisrückgänge bei Immobilien<br />

sprechen die gestiegenen Baukosten.“<br />

Risikoanalysen und zu strengeren Kreditvergabeentscheidungen<br />

veranlassen. Teilweise<br />

hätten sie ihre Kreditangebotspolitik im Unternehmenskundengeschäft<br />

bereits restriktiver<br />

ausgestaltet. Verschärft wurden auch die<br />

Richtlinien für private Wohnbaukredite. Laut<br />

OenB rechnen die Banken im dritten Quartal<br />

mit weiteren Verschärfungen sowie mit einem<br />

Rückgang der in den letzten Jahren sehr kräftigen<br />

Nachfrage nach Wohnbaukrediten.<br />

Wie schaut‘s am heimischen Immobilienmarkt<br />

aus? Auch im ersten Halbjahr <strong>2022</strong> waren<br />

die Preise von Eigentumswohnungen und<br />

-häusern gestiegen, wie aus dem Marktbericht<br />

Christoph Schultes,<br />

Erste Group<br />

<strong>2022</strong> von Engel & Völkers hervorgeht. Für das<br />

Gesamtjahr wird in Summe mit Preiszuwächsen<br />

im höheren einstelligen Prozentbereich<br />

gerechnet. 2023 sei aufgrund der erschwerten<br />

Finanzierungsbedingungen und gestiegenen<br />

Zinsen generell eine Abflachung der Preiszuwächse<br />

zu erwarten, so Sylvia Verdorfer,<br />

Engel & Völkers-Gebietsleiterin für Österreich.<br />

„Was letztlich eine Rückkehr zu einem ausgeglichenen<br />

Immobilienmarkt mit gesunden<br />

Verhältnissen führen wird“, sagt sie. In den<br />

beliebtesten Lagen des Landes sei allerdings<br />

weiterhin mit Preissteigerungen und einem<br />

Nachfrageüberhang zu rechnen. Die nächste<br />

Party kommt bestimmt.<br />

110 ImmoFokus


Glücklich wohnen<br />

heißt, jungen Ideen<br />

Raum zu geben!<br />

Gerade jetzt ist ein Zuhause zum Wohlfühlen<br />

für uns alle von großer Bedeutung!<br />

Umfassende Projektentwicklung und die<br />

Einbindung neuer, außergewöhnlicher<br />

Wohnkonzepte schaffen Lebensräume,<br />

in denen sich jeder entfalten kann.<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

EXPO REAL München, 4. bis 6. 10. <strong>2022</strong><br />

Stand Nr. B2.110 am Österreich Stand<br />

buwog.at<br />

Ausgabe 04|<strong>2022</strong><br />

111


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Die Preise müssen<br />

sich entspannen“<br />

Felsen in der Brandung. Die drei größten heimischen Publikums-Immobilienfonds haben bereits so manche<br />

Krise gemeistert. Auf Einladung des ImmoFokus erklärten die Verantwortlichen Peter Czapek (Bank Austria<br />

<strong>Real</strong> Invest Immobilien KAG), Peter Karl (ERSTE Immobilien KAG) und Louis Obrowsky (LLB Immo KAG), was<br />

dahintersteht und wie sie das aktuelle Umfeld wahrnehmen.<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

112 ImmoFokus


„Eigentlich ist unser<br />

Business unsexy, über die<br />

Laufzeit unauffällig, aber<br />

dafür nachhaltig gut für<br />

die Anleger.“<br />

Peter Czapek,<br />

Bank Austria <strong>Real</strong> Invest<br />

Beide wurden gut überstanden – selbst<br />

während der Coronakrise hat sich die Vermietungssituation<br />

nicht wesentlich geändert.<br />

Man hat also gesehen: Mittel- und langfristig<br />

haben sich Immobilienfonds als Beimischung<br />

bewährt. Ich kann jetzt nur für unser Portfolio<br />

sprechen; das ist so alt, so breit aufgestellt. Da<br />

ist eine enorme Stabilität drinnen. Das haben<br />

die Anleger gesehen, weshalb sie uns weiterhin<br />

ihr Vertrauen schenken.<br />

Trotz Zinserhöhung haben heimische<br />

offene Immobilienfonds zuletzt weitere<br />

Zuwächse verzeichnet. Woran liegt das?<br />

Ist der Glaube an Sachwerte hierzulande<br />

unerschütterlich? Oder war der Zinsanstieg<br />

nicht hoch genug?<br />

Louis Obrowsky: Das ist eine berechtigte Frage.<br />

Tatsächlich haben wir heute eine gänzlich<br />

andere Situation als vor neun Monaten.<br />

Langfristig betrachtet sind Immobilienfonds<br />

sicherlich eines jener Instrumente, das<br />

sich für fast alle wirtschaftlichen Szenarien<br />

eignet. Insbesondere Inflationsszenarien, weil<br />

Immobilienfonds aufgrund der großen Nähe<br />

zum <strong>Real</strong>-Asset-Markt einen Inflationsschutz<br />

eingebaut haben. Dieser ist zwar nicht auf<br />

einen Zeitraum von sechs oder zwölf Monaten<br />

gegeben, aber langfristig, also über fünf<br />

oder mehr Jahre, sehr wohl. Das könnte die<br />

jüngsten Zuwächse erklären.<br />

Peter Czapek: In den vergangenen 20 Jahren<br />

habe wir zwei Krisen erlebt: die Finanzkrise<br />

2008/09 und die Covid-Pandemie ab 2020.<br />

Herr Karl, würden Sie das auch<br />

unterschreiben?<br />

Peter Karl: Ich bin völlig bei den Kollegen.<br />

Unsere Fonds sind durch die Bank konservativ<br />

aufgestellt. Zu den Fonds der Erste Immobilien<br />

KAG kann ich sagen: Wir wurden immer sehr<br />

konservativ bewertet und haben alle Krisen<br />

relativ unbeschadet überstanden. Deswegen<br />

bin ich zuversichtlich, dass wir auch künftige<br />

Krisen hinter uns bringen werden. Qualität<br />

setzt sich am Ende durch, und das wird auch<br />

diesmal der Fall sein.<br />

Peter Czapek: Ich glaube, was die österreichischen<br />

Publikums-Immobilienfonds auch<br />

auszeichnet, und wir drei sind ja für 80 bis 85<br />

Prozent des Marktvolumens verantwortlich,<br />

ist, dass wir nicht laut jubeln, wenn es uns gut<br />

geht, oder klagen, wenn das Gegenteil der Fall<br />

ist. Wir sind einfach weiter aktiv und beherrschen<br />

unser Geschäft. Eigentlich ist unser<br />

Business unsexy, über die Laufzeit unauffällig,<br />

aber dafür nachhaltig gut für die Anleger.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

113


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

„Für Retail-Anleger<br />

gibt es in Österreich<br />

im Low-Vola-Bereich<br />

kein vergleichbares<br />

Alternativprodukt.“<br />

Peter Karl,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

Obrowsky: Lassen Sie mich zwei Zahlen zu<br />

unserem Retail-Portfolio nennen, damit Sie<br />

sehen, wie langweilig unsere Ausrichtung ist:<br />

Wir haben einen Vermietungsgrad von 96 Prozent<br />

und eine durchschnittliche Restlaufzeit<br />

der Mietverträge von 10,2 Jahren. Deshalb ist<br />

es uns auch nicht wichtig, zehn oder zwanzig<br />

Cent bei der Miete auszureizen, sondern mit<br />

den Mietern ein partnerschaftliches Verhältnis<br />

zu pflegen im Sinne langfristig stabiler und<br />

planbarer Cashflows.<br />

Peter Karl<br />

ist CEO der ERSTE Immobilien KAG. Sein ERSTE IMMOBILIENFONDS (Volumen: 2,5 Milliarden<br />

Euro) ist in Wohn- (71 Prozent), Büro- (22 Prozent) und Geschäftsimmobilien (7<br />

Prozent) in Österreich (76 Prozent) und Deutschland (24 Prozent) investiert. Seit dem<br />

Fondsstart 2008 lukrierten Anleger eine jährliche Performance von 2,65 Prozent. 2016<br />

legte die Erste Immobilien KAG mit dem ERSTE RESPONSIBLE IMMOBILIENFONDS den<br />

ersten nachhaltig-orientierten Publikums-Immobilienfonds des Landes auf.<br />

Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass<br />

doch mehr Kapital abgezogen wird als<br />

Sie erwarten?<br />

Karl: Klar ist, dass wir Abflüsse sehen werden.<br />

Wir beobachten die Kapitalflüsse in unseren<br />

Fonds auch sehr genau. Bislang war aber<br />

nichts Außergewöhnliches auszumachen.<br />

Wie Herr Czapek richtig gesagt hat, sind<br />

offene Immobilienfonds ein Beimischprodukt.<br />

Und selbst bei steigenden Zinsen sollte<br />

ein gewisser <strong>Real</strong>-Estate-Anteil in keinem<br />

vernünftigen Portfolio fehlen. Dazu kommt,<br />

dass es für Retail-Anleger in Österreich<br />

im Low-Vola-Bereich kein vergleichbares<br />

Alternativprodukt gibt, das man selbst Kapitalmarktneulingen<br />

guten Gewissens empfehlen<br />

kann. Ich sehe daher keine Gefahr, dass wir<br />

netto verlieren werden. Es muss uns allen aber<br />

bewusst sein, dass die Zeiten des sehr starken<br />

Wachstums vorbei sind. Wir werden uns in<br />

Zukunft etwas mehr bemühen müssen, wenn<br />

wir neue Anleger gewinnen wollen. Auch weil<br />

es im Fixed-Income-Bereich wieder positive<br />

Zinsen gibt.<br />

Obrowsky: Natürlich gibt es auch bei uns<br />

Abflüsse. Es gibt uns ja auch seit mehr als 17<br />

Jahren und vielleicht möchte der eine oder<br />

andere, der seit längerem dabei ist, in etwas<br />

anderes investieren oder sich ein Konsumgut<br />

leisten. Sicher werden auch neue Investoren<br />

überlegen, ob sie nicht stattdessen lieber ein<br />

klassisches Substitutionsprodukt wie etwa die<br />

zehnjährige österreichische Bundesanleihe<br />

kaufen sollen. Drei Prozent Kupon sind ein<br />

gutes Argument für die Anleihe.<br />

Müssen Anleger heuer für das Gesamtjahr<br />

mit etwas weniger Performance rechnen?<br />

Karl: Fairerweise lässt sich das nicht genau<br />

sagen. Es gibt ja am Markt derzeit kaum<br />

Transaktionen als Evidenz. Klar ist, dass wir<br />

114 ImmoFokus


ei steigenden Zinsen in manchen Segmenten,<br />

insbesondere in den schwächeren Lagen auch<br />

steigende Yields sehen könnten. Die Erträge<br />

aus den Portfolien sind zwar zum Teil oder<br />

auch komplett vor Inflation geschützt. Aber<br />

natürlich müssen sich sowohl die privaten<br />

Wohnungsmieter als auch die gewerblichen<br />

Mieter die indexierten Mieten auch einmal<br />

leisten können. Vielleicht wird es daher zu<br />

punktuell zu keinen nominellen Mieterhöhungen<br />

kommen. Hilfreich ist sicher, dass<br />

wir Liquidität nicht mehr zu negativen Zinsen<br />

veranlagen müssen. Insgesamt erwarte ich<br />

aber keine Renditerückgänge.<br />

Czapek: Als mündelsicherer Fonds haben<br />

wir natürlich genaue Vorgaben, wie wir zu<br />

veranlagen haben, und haben daher auch<br />

Anleihen im Portfolio. Deren Kurse haben<br />

heuer nachgegeben, was sich natürlich auch<br />

in unserer Performance niederschlägt, aber<br />

nicht gravierend. So geht es aber allen, die in<br />

Fixanleihen investiert haben. Wichtig ist nur,<br />

dass man das den Kunden auch entsprechend<br />

kommuniziert.<br />

„Wichtig ist ein partnerschaftliches Verhältnis<br />

mit den Mietern im Sinne langfristig stabiler<br />

und planbarer Cashflows.“<br />

Louis Obrowsky,<br />

LLB Immo KAG<br />

Obrowsky: Auch wir halten in sehr geringem<br />

Umfang Anleihen, was die Performance<br />

heuer belastet. Aber insgesamt hat sich der<br />

LLB Semper <strong>Real</strong> Estate <strong>2022</strong> bislang sehr gut<br />

entwickelt, besser als in den vergangenen<br />

beiden Jahren. Das liegt daran, dass wir keine<br />

Belastungen mehr verdauen müssen, die<br />

auf die behördlichen Betretungsverbote<br />

während der Corona-Lockdowns zurückgehen.<br />

Bei uns kommt die Performance ja aus der<br />

Vermietung. Und da wir auch die Covid-Zeit<br />

dazu genutzt haben, im Gegenzug für die<br />

mietfreie Zeit, die wir den Mietern gegeben<br />

haben, die Verträge zu verlängern, bin ich sehr<br />

zuversichtlich, dass wir keinesfalls Rückgänge<br />

sehen werden. Aber natürlich hat Herr Karl<br />

recht, wenn er in den Raum stellt, ob sich<br />

alle Mieter die Indexierung der Mietverträge<br />

leisten werden können. Ob wir wieder Arrangements<br />

treffen werden müssen, werden wir<br />

erst 2023 sehen.<br />

Ihre Fonds sind schon sehr lange am<br />

Markt. Daher besitzen Sie sicher auch<br />

Gebäude, die in die Jahre gekommen sind.<br />

Wie gehen Sie damit um? Nicht zuletzt,<br />

weil ja aus ESG-Gründen Abwertungen zu<br />

erwarten sind…<br />

Karl: Aus diesem Grund verkaufen wir auch<br />

regelmäßig Gebäude, von denen wir der<br />

Meinung sind, dass sie mit vernünftigen<br />

Investitionen nicht auf einen entsprechenden<br />

Standard zu bringen sind. Erst vor wenigen<br />

Wochen haben wir so ein Objekt, eine Büroimmobilie<br />

in Hamburg, verkauft. Vielleicht wird<br />

auch die aktuelle Energiekostenkrise dazu<br />

beitragen, dass dieser Trend beschleunigt wird.<br />

Czapek: Klar ist, dass wir beim Thema ESG<br />

erst am Beginn der Reise sind. Wir können<br />

nicht über Nacht ein zu hundert Prozent<br />

grüner Fonds werden. Das ist bei unserem<br />

über Jahrzehnte gewachsenen Portfolio auch<br />

nicht möglich. Beim Neugeschäft sind wir<br />

hingegen seit drei Jahren vollkommen auf<br />

Nachhaltigkeit ausgerichtet. Aktuell sind<br />

wir gerade dabei, den Bestand zu analysieren.<br />

Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren,<br />

als es praktisch keine Zinsen gab, sehr viel<br />

in den Bestand investiert. Unmittelbaren<br />

Verkaufsdruck haben wir insgesamt also nicht.<br />

Was Zukäufe betrifft glauben wir, dass sich<br />

in dem Bereich, in dem wir uns bewegen, in<br />

dem es um Summen um die 150 Millionen<br />

Euro geht, in den kommenden 24 Monaten am<br />

Markt sehr viel tun wird. Wir gehen davon aus,<br />

dass der Markt zu uns kommen wird.<br />

Obrowsky: Im Publikumsfonds-Bereich können<br />

wir nicht von einer Minute auf die andere<br />

nachhaltig sein. Auch weil es den Fonds seit<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

115


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Peter Czapek<br />

Der CEO der Bank Austria <strong>Real</strong> Invest verantwortet den 4,44 Milliarden Euro<br />

schweren <strong>Real</strong> Invest Austria, den größten heimischen Publikums-Immobilienfonds.<br />

Investiert wird ausschließlich in Österreich. Aktuell setzt sich das Portfolio zu<br />

80 Prozent aus Wohnen und Infrastruktur und zu 20 Prozent aus Gewerbeimmobilien<br />

zusammen. Seit dem Fondsbeginn 2003 erzielte der <strong>Real</strong> Invest Austria eine<br />

jährliche Performance von 3,23 Prozent.<br />

17 Jahren gibt. Wir haben aber einige Prozesse<br />

entsprechend umgestellt und alle Neuinvestitionen<br />

sind selbstverständlich nachhaltig, wie<br />

etwa die bisher größte Investition für den LLB<br />

Semper <strong>Real</strong> Estate: die Neuentwicklung des<br />

Tlapa-Kaufhauses in Wien-Favoriten, die wir<br />

ÖGNI Platin zertifizieren lassen werden, um<br />

EU-Taxonomie und ESG-Richtlinien Rechnung<br />

zu tragen.<br />

Ansonsten haben auch wir das Portfolio<br />

gescreent und es in drei Töpfe unterteilt: Objekte,<br />

die strengen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen,<br />

solche, die wir sanieren und zu einer<br />

nachhaltigen beziehungsweise nachhaltigeren<br />

Immobilie machen können, und Gebäude, bei<br />

denen das aus unserer Sicht nicht möglich ist.<br />

Von solchen Objekten haben wir uns schon<br />

getrennt oder werden wir uns trennen.<br />

Sind Sie aktuell auf der Käuferseite?<br />

Karl: Also ich muss sagen: Wir haben gerade<br />

sehr viel am Tisch, eine große Pipeline<br />

abzuarbeiten. Ich könnte nicht sagen, dass uns<br />

irgendwie Produkte fehlen. Natürlich muss<br />

man fairerweise sagen, dass es sich dabei in<br />

vielen Fällen um Transaktionen handelt, die<br />

sich schon länger angebahnt haben oder<br />

die bereits in Verhandlung sind. Auf der<br />

Käuferseite versuchen wir selbstverständlich<br />

dort, etwas nachzuverhandeln, wo wir es<br />

als erfolgversprechend einschätzen. Man<br />

darf nicht vergessen: Je weiter weg von der<br />

Top-Lage, desto wahrscheinlicher sind künftig<br />

Renditeaufschläge.<br />

Czapek: Nachdem wir im Vorjahr um 200<br />

Millionen Euro zugekauft haben, werden es<br />

heuer um die 240 Millionen Euro sein. Da<br />

sind teilweise Projekte dabei, die schon lange<br />

vorbereitet wurden.<br />

Obrowsky: Wir sind in der glücklichen Lage,<br />

dass wir heuer bereits große Objekte in Wien<br />

und Berlin erworben haben, und sind daher<br />

relativ entspannt. Aber tatsächlich gibt es<br />

derzeit im Gewerbeimmobilien-Bereich<br />

spannende Sachen, die wir prüfen. Auch wir<br />

glauben im Übrigen, dass nach der Jahreswende,<br />

ab dem ersten Quartal 23,<br />

viele interessante Möglichkeiten kommen<br />

werden.<br />

Rechnen Sie mit etwas Entspannung bei<br />

den Preisen?<br />

Czapek: Auf jeden Fall. Es wird auch so sein<br />

müssen. Ich glaube, wir merken es alle, dass<br />

man derzeit länger für die Vollvermietung<br />

eines Gebäudes braucht als früher, weil<br />

sehr viel gebaut wird. Man muss realistisch<br />

sein: Wer kann sich eine Miete von 13 Euro<br />

leisten? Dazu kommen ja noch Betriebskosten<br />

und Heizung. Das geht sich vielfach nicht<br />

aus, da gibt es eine Grenze. Vor allem wenn<br />

man sich anschaut, wieviel der Durchschnitt<br />

verdient. Da ist es unverhältnismäßig,<br />

welche Mieten mancherorts verlangt werden.<br />

Da ist es ganz gut, dass weitergebaut wird.<br />

Und ich muss sagen: Bei gewissen Preisen<br />

116 ImmoFokus


Louis Obrowsky<br />

ist Geschäftsführer der LLB Immo KAG. Mit seinem LLB Semper <strong>Real</strong> Estate (Volumen:<br />

1,16 Milliarden Euro) deckt er die Assetklassen Büro (35,59 Prozent), Einzelhandel<br />

(23,84 Prozent), Hotel (22,59 Prozent), Logistik (10,20 Prozent) und Wohnen<br />

(3,86 Prozent) ab. Investiert wird ausschließlich in Deutschland (63,10 Prozent) und<br />

Österreich (36,90 Prozent). Anlegern bescherte der Fonds seit dem Start 2004 ein<br />

jährliches Plus von 2,19 Prozent.<br />

können wir die Projekte gar nicht erwerben.<br />

Schließlich muss man ja aufgrund des<br />

Immobilienfondsgesetzes eine Bewertung<br />

vorlegen, die bestätigt, dass ein bestimmter<br />

Preis unter den aktuellen Rahmenbedingungen<br />

am Markt gerechtfertigt ist.<br />

Karl: Ich kann mich da beiden Herren nur<br />

anschließen. Ich würde dazu noch gerne eine<br />

Besonderheit am Wiener Markt ansprechen.<br />

Wir haben schon immer darauf hingewiesen,<br />

dass zwar sehr viel Wohnraum produziert<br />

wird, allerdings wird am Bedarf vorbei gebaut.<br />

Also der Zuschnitt der Wohnungen und das<br />

ganze Set-Up sind ganz eindeutig auf den<br />

Geschmack des typischen Wohnungsinvestors<br />

zugeschnitten. Was am Mietermarkt nachgefragt<br />

wird, wird leider außer Acht gelassen.<br />

Da muss es zu einer Preisanpassung kommen,<br />

weil am Ende des Tages diese Wohnungen<br />

auch vermietet werden. Aber halt nicht um<br />

die 13, 14, 15 Euro, von denen manche träumen.<br />

Nehmen Sie derzeit unbeschränkt<br />

Investorengelder an?<br />

Obrowsky: Ja, der Publikumsfonds ist jederzeit<br />

offen. Bei den institutionellen<br />

Produkten haben wir ein Capital-Call-System,<br />

das heißt, dort verpflichtet sich der<br />

institutionelle Anleger für einen Zeitraum<br />

von 24 oder 36 Monaten, Betrag X zu<br />

investieren, und das Geld wird abgerufen,<br />

wenn eine Neuinvestition unmittelbar<br />

bevorsteht.<br />

Karl: Beim ERSTE IMMOBILIENFONDS war<br />

eine Tranche bis zum 9. September offen.<br />

Die ist sehr gut gelaufen. Seit dem zwölften<br />

September ist eine Tranche des ERSTE<br />

RESPONSIBLE IMMOBILIENFODNS offen.<br />

Ob wir angesichts der veränderten Rahmenbedingungen<br />

beim Tranchenmodell bleiben,<br />

lasse ich mal dahingestellt. Der Grund,<br />

wieso wir es überhaupt eingeführt haben, ist<br />

aber klar: der enorme Run auf das Produkt<br />

innerhalb kürzester Zeit hat es für uns<br />

unmöglich gemacht, mit der entsprechenden<br />

Geschwindigkeit zu investieren. Aber da der<br />

Andrang nach unseren Erwartungen zurückgehen<br />

sollte, kann ich mir durchaus vorstellen,<br />

dass wir beide Publikumsfonds auch durchgehend<br />

geöffnet lassen können.<br />

Herr Czapek, Ihre Fonds waren<br />

immer offen?<br />

Czapek: Unsere Fonds waren nie geschlossen,<br />

sondern auch in Krisenzeiten<br />

stets in beide Richtungen offen. Als ich zur<br />

<strong>Real</strong> Invest gekommen bin, ist der Vertrieb<br />

ja über alle Banken gelaufen. Und wir hatten<br />

auch zu viele Zuflüsse, etwa phasenweise<br />

350 bis 400 Millionen Euro. Das mussten wir<br />

einbremsen. Als Hauptvertriebspartner ist<br />

schließlich die Bank Austria geblieben.<br />

Da besteht natürlich eine laufende<br />

Kommunikation und enge Abstimmung, wie<br />

unsere Pläne aussehen. Und und das funktioniert<br />

gut. Darum haben wir bis heute kein<br />

Kaufschlusssystem eingeführt.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

117


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Der ImmoFokus fragt …<br />

... und Immobilien-Experten antworten. Der Immobilienmarkt ist im Umbruch. Einige Experten und<br />

Notenbanken mahnen vor der Gefahr einer Überhitzung. Die Kombination von hoher Inflation, steigenden<br />

Zinsen und damit exorbitant gesteigenen Kosten - unter anderem für Energie - bereiten nicht nur<br />

Immobilienbranche Kopfzerbrenchen. Der ImmoFokus hat sich umgehört.<br />

FRAGE 1<br />

Wer ist der Top-Game-Changer: Die Covid-Pandemie,<br />

ESG &EU-Taxonomie - oder doch die Zinswende?<br />

FRAGE 2<br />

Bremsspuren am Markt. Ist die Immobilien-Party<br />

vorbei? Rechnen Sie mit Preisabschlägen?<br />

Wenn ja - in welchen Assetklassen?<br />

FRAGE 3<br />

Könnte die Krise könnte zu Entspannung der<br />

Grundstücksmärkte in den Ballungszentren führen?<br />

118 ImmoFokus


Stefan Brezovich,<br />

ÖRAG<br />

1 Die Covid-Pandemie hat gesellschaftlich vielfach eine veränderte Einstellung zur Arbeit bewirkt.<br />

Auch Verzögerungen in den Lieferketten brems(t)en die wirtschaftliche Dynamik; mit weiteren<br />

Lockdowns in Europa rechne ich allerdings nicht. Echte Top-Game-Changer für die Immobilienwirtschaft<br />

sind aus meiner Sicht eindeutig die anhaltend hohe Inflation und die damit verbundene<br />

Zinswende. Beginnend mit den Unterstützungsmaßnahmen der EZB im Rahmen der<br />

Finanzkrise 2008/2009, fortgesetzt durch die ultralockere Geldpolitik der EZB bis hin zu den<br />

Unterstützungsmaßnahmen in der Covid-19-Krise war ein massives Anziehen der Inflation zu<br />

erwarten. Die enorm gestiegenen Energiepreise haben dieser Entwicklung einen zusätzlichen<br />

Schub gegeben. Das aus meiner Sicht zu späte Reagieren der EZB wird weitere große Zinsschritte<br />

erforderlich machen. Dadurch kehrt eine neue alte Normalität in der Zinslandschaft<br />

zurück, die schmerzlich für jene sein könnte, die ihre Erfahrungen nur aus den letzten zehn<br />

Jahren schöpfen. Der Immobilienmarkt hat auch vor 20 Jahren bei einem 3M-Euribor von rund<br />

drei Prozent funktioniert.<br />

2<br />

3<br />

Jedenfalls sind immer weiter steigende Preise vorbei – und in diesem Sinne ist wohl die<br />

Party vorbei. Wertsteigerungen werden definitiv in den nächsten Jahren nicht durch reinen<br />

Zeitablauf erreicht werden.Die Preisanstiege der vergangenen Jahre waren deutlich gefördert<br />

von stetig sinkenden Kapitalmarktzinsen bis hin zu Negativzinsen.Man kann die Preisentwicklung<br />

der letzten Jahre bei Immobilien durchaus auch als vorgezogene Sachwertinflation<br />

aufgrund der Geldschwemme deuten. Die nun steigenden Zinsen verteuern Finanzierungen<br />

erheblich – neue Kredite sowieso und bestehende dann, wenn sie nicht abgesichert sind, was<br />

laut Auskunft der Banken knapp die Hälfte der heimischen Immobilienfinanzierungen betrifft.<br />

Weiters wirkt sich das allgemeine Zinsniveau natürlich auch als Referenzwert erhöhend auf die<br />

Renditen von Immobilien aus. Wenn knapp zwei Prozent für 12M-Festgelder im Raum stehen,<br />

wird dies bei manchen Investoren das Interesse an Immobilien beeinflussen. Das heißt nicht,<br />

dass sie Immobilien abschwören, aber es bedeutet, dass sie sich höhere Renditen erwarten.Der<br />

Mietmarkt ist weiterhin stark. Wir als ÖRAG verzeichnen eine solide Frage nach Büro-, Retail<br />

und Logistik-Flächen.Eine allfällige längerfristige Rezession würde sich aber bremsend auf die<br />

Nachfrage nach gewerblichen Flächen auswirken.<br />

Das wäre eine logische Konsequenz und sehr zu begrüßen, aber aufgrund des so hohen Zuzugs<br />

nach Österreich ist eine Entspannung der Grundstücksmärkte in den Ballungszentren leider<br />

nicht zu erwarten.Mehr Menschen brauchen mehr Wohnraum, auch wenn dieser Wohnraum<br />

bei hohen Zinsen, hohen Baukosten und etwaigen weiteren regulatorischen Eingriffen in die<br />

Mietzinsbildung vermehrt durch die öffentliche Hand bereitgestellt werden wird müssen.<br />

Foto: Georg Wilke<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

119


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Elisabeth Stocker, Peter Vcelouch,<br />

Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die Auswirkungen der Covid-Maßnahmen auf die Immobilienbranche scheinen weitgehend<br />

überstanden zu sein. Vereinzelt zeigen sich noch Nachwehen, etwa in Form von §1104-ABGB-<br />

Verfahren. Der durch Covid ausgelöste Trend zum Home-Office ist gekommen, um zumindest<br />

teilweise zu bleiben, und bremst den Bedarf nach zusätzlichen Büroflächen. ESG & EU-Taxonomie<br />

werden erwartungsgemäß zu einer weiteren Erhöhung der Baukosten und damit auch<br />

zu einem abermaligen Anstieg der Immobilienkaufpreise und –mieten führen. Der Top-Game-<br />

Changer ist aus unserer Sicht aber die Zinswende, die im Zusammenwirken mit der historisch<br />

hohen Inflation die Planungs- und Errichtungskosten, Finanzierungskosten, Kaufpreise und<br />

Mieten in lichte Höhen treiben wird. Die Schaffung leistbaren Wohnraums könnte damit noch<br />

mehr zur „Quadratur des Kreises“ werden.<br />

Die Beantwortung dieser Frage erfordert einen Blick in die „Kristallkugel“: Die hohe Inflation<br />

ist gemeinsam mit steigenden Zinsen geeignet, die Nachfrage nach Immobilien zu bremsen.<br />

Aufgrund genau dieser Rahmenbedingungen – Inflation und steigende Zinsen – ist aber auch<br />

anzunehmen, dass insbesondere die Bau- und Finanzierungskosten weiter steigen oder sich<br />

zumindest auf hohem Stand einpendeln werden. Letzteres kann zu einem Rückgang oder<br />

Aufschub neuer Immobilienprojekte führen, sodass letztendlich eine reduzierte Nachfrage auf<br />

ein reduziertes Angebot treffen würde. Preisabschläge sind in einem derartigen Umfeld nicht<br />

zu erwarten.<br />

Der Bedarf an Grundstücken wird gerade in Ballungszentren weiterhin hoch bleiben. Die Nachfrage<br />

nach Wohnraum ist ungebremst. Auch innerstädtische Logistikflächen sind begehrter<br />

denn je. Wir erwarten daher in naher Zukunft keine Entspannung der Grundstücksmärkte in<br />

den Ballungszentren. Denkbar ist jedoch eine Stabilisierung auf hohem Niveau.<br />

120 ImmoFokus


Raum und<br />

Wirklichkeit<br />

Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />

Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />

jederzeit unter:<br />

DiePresse.com/immobilien<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

121


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Anton Bondi de Antoni,<br />

Bondi Consult<br />

Markus Arnold,<br />

Arnold Immobilien<br />

1 Ich glaube, dass wir uns an Covid schon gewöhnt haben und<br />

die ESG-Kriterien bereits in unser aller Betrachtungen und<br />

Kalkulationen eingeflossen sind. Krieg, die bestehenden<br />

Lieferprobleme (die derzeit wieder etwas weniger werden)<br />

und insbesondere die von außen getriebene Inflation und<br />

die wohl nachhaltige Erhöhung der Energiepreise sind die<br />

Kriterien, die uns am meisten zu schaffen machen, und<br />

die teilweise großen Einfluß haben und auch weiter haben<br />

werden.<br />

1<br />

Den Top-Game-Changer auszumachen ist schwierig, denn<br />

alle genannten Faktoren haben natürlich einen gewissen<br />

Einfluss auf die Immobilienmärkte. Aktuell sorgt beispielsweise<br />

die relativ hohe Inflation bei unseren Kunden<br />

ebenfalls für Irritation. Wir befinden uns derzeit in einer<br />

Umbruchphase und können als Maklerunternehmen nur<br />

versuchen, möglichst fundierte und professionelle Antworten<br />

auf alle Fragen und Sorgen unserer Kunden zu haben.<br />

Das bedeutet, dass wir gefordert sind, unsere Ressourcen<br />

und Kompetenzen im Unternehmen weiter auszubauen.<br />

2<br />

3<br />

Immobilien mit einem langfristigen Cashflow bieten in<br />

unruhigen Zeiten einen sicheren Hafen. Demgemäß besteht<br />

weiterhin gute Nachfrage nach Core-Produkten, speziell in<br />

den Segmenten Wohnen und Büro. Aller Voraussicht nach<br />

werden die Preise in diesen Asset-Klassen weiterhin stabil<br />

bleiben. Aufgrund des Nachfrageüberhangs in der Asset-<br />

Klasse Zinshaus sehen wir derzeit für Liegenschaften in den<br />

Top-Lagen eher keine Preiskorrekturen auf uns zukommen.<br />

Wir erwarten Preisabschläge eher bei Liegenschaften in<br />

C- bzw. B-Lagen.<br />

Wir stellen bei den Grundstücksmärkten teilweise eine<br />

leichte Entspannung fest. Für die Zukunft erwarten wir eine<br />

noch stärkere Ausdifferenzierung der Märkte.<br />

2 Derzeit ist noch eher eine Seitwärtsbewegung zu beobachten,<br />

wobei die Investoren sehr viel vorsichtiger geworden sind.<br />

Preisabschläge sehe ich eher im Bereich Wohnen (mittelfristig,<br />

weil die Käufer ihr Geld für den laufenden Unterhalt<br />

brauchen) als auch im Bereich Retail.<br />

3 Sicher nicht kurzfristig. Es ist seit langem ein Phänomen,<br />

dass sich Grundstückspreise zwar rasant an steigende<br />

Preise angleichen, bei Preisreduktionen jedoch relativ lange<br />

auf hohem Niveau bleiben. Die einzige mögliche rasche<br />

Anpassung sehe ich bei einer Verlangsamung des (mittelpreisigen)<br />

Wohnbaus, die bereits eingesetzt hat. Hier ist zu<br />

erwarten, dass es, getrieben von hohen Zinsen und verteuerten<br />

Krediten, zumindest vereinzelt zu „Notverkäufen“ bei<br />

Vorratsgrundstücken kommen kann.<br />

Fotos: Katharina Schiffl, Christoph Meissner<br />

122 ImmoFokus


Karin Fuhrmann,<br />

TPA<br />

1<br />

Während die Pandemie jedenfalls zu einem veränderten<br />

Nutzerverhalten im Bereich der Büroimmobilien geführt<br />

hat, halte ich die Zinswende aktuell für den Game-Changer<br />

schlechthin. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen<br />

wird sich wohl aufgrund der hohen Inflation in Verbindung<br />

mit gestiegenen Zinsen und erhöhten Eigenmittelanforderungen<br />

etwas einbremsen. ESG & EU-Taxonomie stellen<br />

hingegen eine Chance für Entwickler und Besitzer dar, weil<br />

Immobilien, welche die Voraussetzungen erfüllen, sicherlich<br />

stärker nachgefragt werden.<br />

Andreas Holler,<br />

BUWOG<br />

2<br />

3<br />

Dass die Immobilien-Party vorbei ist, kann man meines<br />

Erachtens so generell nicht sagen, da bestimmte Investorengruppen<br />

weiterhin auf der Suche nach attraktiven und<br />

nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten sind und bleiben<br />

werden. Im Bereich der privaten Nachfrage könnte es zu<br />

einer Delle kommen, wobei ich nicht erwarte, dass hier<br />

mit großen Preisabschlägen zu rechnen ist, sondern eher<br />

mit einer Seitwärtsbewegung bei Wohnungen. Inwiefern<br />

sich die Zinssatzerhöhungen bei Gewerbeimmobilien in<br />

Preisabschlägen auswirken werden, bleibt abzuwarten, wobei<br />

hier nachhaltige Immobilien sicherlich die besseren Karten<br />

haben. Außerdem wird es weiterhin Asset-Klassen geben,<br />

die – vor allem bei entsprechender Taxonomie-Konformität –<br />

stark nachgefragt bleiben werden, wie zum Beispiel Logistikimmobilien.<br />

Eine gewisse Entspannung der Grundstücksmärkte ist<br />

jedenfalls für mich vorstellbar, weil einige Entwickler eventuell<br />

für eine gewisse Zeitspanne in Abwarteposition gehen,<br />

um zu beobachten, wie sich die private Nachfrage nach<br />

Wohnungen weiterentwickelt. Es sind ja noch viele Projekte<br />

in Bearbeitung. Um hier kein Überangebot zu erzeugen,<br />

kann es durchaus sinnvoll sein, die Produktionsrate etwas<br />

zu senken und damit die Grundstücksmärkte zu entlasten.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Aus meiner Sicht ist die Zinswende in Verbindung mit<br />

der derzeit stattfindenden Inflation ein ganz klarer Game-<br />

Changer, der uns in den kommenden Monaten vor neue<br />

Herausforderungen stellen wird. Die Pandemie und die<br />

EU-Taxonomie beschäftigen uns alle ja doch bereits über<br />

einen längeren Zeitraum, so dass die Branche bereits den<br />

Erfordernissen entsprechend Anpassungen vorgenommen<br />

hat, die mittlerweile sehr gut in diverse Prozesse integriert<br />

sind.<br />

Ich sehe definitiv keine Preisabschläge bei Wohnimmobilien,<br />

allerdings werden wir uns darauf einstellen müssen, dass<br />

die Preise auf dem derzeitigen Level stagnieren beziehungsweise<br />

sich ohne größere Schwankungen ein Seitwärtstrend<br />

abzeichnen wird. Aufgrund der derzeitigen Entwicklung der<br />

Zinsen bemerken wir einen leichten Anstieg der Kaufrenditen<br />

– das gilt nicht nur für Wohnimmobilien, sondern zeichnet<br />

sich in allen Asset-Klassen ab. Das aktuelle Marktgeschehen<br />

und die damit einhergehende Preissituation machen die<br />

Lage natürlich komplexer, ich sehe die „Immobilien-Party“<br />

aber noch lange nicht als beendet an.<br />

Das würde ich nicht sagen. Trotz der aktuellen Entwicklungen<br />

ist nicht davon auszugehen, dass Preise für Grundstücke<br />

zurückgehen, allerdings sehe ich auch hier die inflationsbedingte<br />

maximale Steigerung als erreicht an. Das heißt, die<br />

Grundstücke sind zwar teurer als in vergangenen Jahren, die<br />

Preise dürften sich aber auf dem derzeitigen Level einpendeln.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

123


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Daniel Jelitzka,<br />

JPI<br />

1 Momentan leben wir in bewegten Zeiten. Als Immobilienentwickler waren wir gewohnt,<br />

Gleichungen mit zwei Unbekannten zu lösen. Meistens ging es darum, wie hoch die Baukosten<br />

sind und welcher Preis sich beim Verkauf erzielen lässt. Jetzt habe ich aber eine Gleichung mit<br />

einer ganzen Reihe von Unbekannten, was die Einschätzung wesentlich schwieriger macht. Ich<br />

weiß nicht, wo genau die Zinsen hingehen, wohin sich die Inflation, die Energiekosten, das<br />

Käuferverhalten, die Rendite-Erwartungen der Investoren und so weiter bewegen. Wenn ich<br />

sechs oder sieben Unbekannte in einer Gleichung habe, kann ich kein Ergebnis errechnen.<br />

Jetzt könnte man sagen, besser die Hände falten und abwarten, aber meine Meinung ist, dass<br />

solche Situationen auch viele Opportunitäten bringen. Wenn alle jetzt erstarren, passiert gar<br />

nichts mehr. Wer über Eigenkapital verfügt, sollte die nächsten Monate nutzen, um Chancen zu<br />

ergreifen. Man muss sich nicht einem Game-Change ausliefern, sondern kann selbst das Gesetz<br />

des Spiels bestimmen.<br />

2 Ich sehe die harten Bremsspuren nicht. Wenn wir das aus Käufersicht anschauen, lässt sich sagen,<br />

dass im Regelfall Eigentumswohnungen gekauft werden, um ein Wohnbedürfnis zu befriedigen<br />

oder um sie nach dem Kauf zu vermieten. In beiden Gruppen ist derzeit sehr viel Eigenkapital vorhanden,<br />

was auch bedeutet, dass es nicht wie im Jahr 2008 in Richtung einer Blase geht. Damals<br />

wurde in viel zu hohem Maß Fremdkapital eingesetzt. Also zumindest im Mittel- und Hochpreissegment<br />

wird der Wohnungsmarkt sich nicht wesentlich verändern. Dazu kommt, dass in Zeiten<br />

einer rasant gestiegenen Inflation institutionelle Investoren, die über viel Eigenkapital verfügen,<br />

gezwungen sind, in Sachwerte zu investieren. Wenn sie das nicht tun, schlägt die Inflation voll zu<br />

und das Geld läuft ihnen durch die Finger.<br />

3 Preisabschläge könnte es eher bei den Wohnungsmieten geben. Das betrifft vor allem die<br />

Flächenbezirke, in denen Investoren Immobilien gekauft haben, um Wohnungen zu vermieten.<br />

Wenn die Lebenshaltungskosten steigen und alles teurer wird, werden sich weniger Menschen<br />

hohe Mieten leisten können. Das könnte im unteren Marktsegment dazu führen, dass die<br />

Mietpreise etwas sinken, weil andernfalls die Investoren auf ihren Wohnungen sitzenbleiben.<br />

124 ImmoFokus


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

125


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Sebastian, G. Nitsch,<br />

6B47 <strong>Real</strong> Estate Investors<br />

1 Die Covid-Pandemie hat sicherlich dazu beigetragen, Wohnsituationen<br />

stark zu überdenken und uns Entwickler vor die<br />

Herausforderung gestellt, Grundrisse von Neubauten im<br />

Büro- und Wohnsegment neu zu verstehen.Der Top-Game-<br />

Changer ist allerdings die EU-Taxonomie, die allen Parteien –<br />

egal ob Entwickler, Finanzierer oder institutionelle Käufer –<br />

eine komplette Neuausrichtung ihrer bisherigen Business-<br />

Strategien abverlangt.Was die Zinswende betrifft, sind die<br />

Auswirkungen noch nicht klar ersichtlich. Sie hat zu einem<br />

Abwarten und zu Inaktivität der großen Player geführt.<br />

Sollte die Zinswende lange anhalten, hat sie sicherlich das<br />

Potenzial zum großen Game-Changer.<br />

2 Ich nehme eine hohe Verunsicherung bei allen Marktteilnehmern<br />

wahr, allerdings lassen die Anzahl und Höhe der<br />

Transaktionen noch keine signifikante Trendwende erkennen.<br />

Preisabschläge von den bisherigen Spitzenrenditen<br />

werden kommen und sich durch alle Asset-Klassen ziehen.<br />

3 Die Grundstückspreise reagieren auf neue Marktsituationen<br />

meist mit Verzögerung. Jede Krise führt zum Zuzug in die<br />

Ballungsräume. Das Thema der Flächenversiegelung aus<br />

der Taxonomie treibt auch die Preise für schon gewidmete<br />

beziehungsweise bebaute Grundstücke in die Höhe. Im<br />

Zusammenspiel mit steigenden Marktrenditen und den<br />

damit unter Druck geratenen Grundstückpreisen wird es zu<br />

einer neuen Preisfindung kommen. Eine Entspannung am<br />

Markt sehe ich dabei aber nicht.<br />

Andreas Ridder,<br />

CBRE<br />

1 Die Zinswende läutet „nur“ den Beginn einer neuen Zyklusphase<br />

ein, und ich habe in meinen 35 Jahren in der Immobilienbranche<br />

schon sehr viele Zyklen erlebt. Covid und<br />

ESG haben jedoch Fundamentales in der Immobilienwelt in<br />

Bewegung gebracht, was uns noch über Jahrzehnte begleiten<br />

wird. Covid hat das Arbeiten und wie wir Büros nutzen für<br />

immer verändert, ESG wird nicht nur Immobilien, sondern<br />

wohl unser gesamtes Leben für immer verändern!<br />

2 Wenn Zinsen steigen, hat das immer eine negative Auswirkung<br />

auf die Preise, wie stark hängt von der Zinssteigerung<br />

insgesamt ab und wie sehr eine Asset-Klasse beim Kauf<br />

üblicherweise fremdfinanziert wird. Erstaunlich war hier für<br />

alle, dass besonders Deutschland bis jetzt mit den größten<br />

Abschlägen konfrontiert war. Da dort aber auch die Renditen<br />

am niedrigsten waren, ist es dann doch auch wieder<br />

logisch erklärbar: Wenn Zinsen zum Beispiel um zwei<br />

Prozent steigen, dann trifft es einen Kreditnehmer härter bei<br />

einer Rendite von 2,5 Prozent als bei einer Rendite von vier<br />

Prozent.<br />

3 Nicht unbedingt! Wir haben zwar steigende Zinsen und<br />

steigende Baukosten, was die Lust der Developer auf neue<br />

Projekte dämpfen sollte. Andererseits gibt es aber gerade<br />

im Bürobereich eine noch nie dagewesene Knappheit. Das<br />

führt schon jetzt zu steigenden Mieten, was wiederum die<br />

Nachfrage nach neuen Büroprojekten anheizen wird.<br />

Fotos: feelimage Matern<br />

126 ImmoFokus


Markus Schafferer,<br />

PEMA<br />

1 Der Top-Game-Changer ist die Zinswende, dies wegen<br />

ihres unmittelbaren Einflusses auf die Werthaltigkeit der<br />

Immobilien und den Cashflow aus den Immobilien. ESG<br />

wird hingegen nur mittelbar eine Rolle spielen.<br />

2 Die Zeit zinsgetriebener Wertzuwächse bei Immobilien<br />

ist vorbei. Im Inflationsumfeld wirken Immobilien aber<br />

stabilisierend. Druck wird es eher im Retail-Geschäft geben,<br />

dies durch eine Kombination von Zinsaufwand und Energiekosten<br />

bei einer mäßigen Nachfragesituation.<br />

3 Nein, solange es keine regulatorischen Einschränkungen<br />

wie zum Beispiel Negativzinsen oder unmittelbare Umsetzungsverpflichtungen,<br />

geänderte Widmungen et cetera gibt,<br />

werden die Grundstücke werthaltig bleiben.<br />

Wolfgang Scheibenpflug,<br />

Flughafen Wien<br />

1 Die eingeleitete Zinswende wird der deutlichste Einflussfaktor<br />

in der Immobilienbranche in den nächsten Jahren<br />

sein. Die steigenden Finanzierungskosten werden viele neue<br />

Projekte hinsichtlich einer konkreten <strong>Real</strong>isierung auf den<br />

Prüfstand stellen und zu einer deutlichen Angebotsreduktion<br />

in vielen Asset-Klassen führen.<br />

Thomas G. Winkler,<br />

UBM Development<br />

2 Das Ende der Immobilienhochkonjunktur wurde spätestens<br />

mit Ausbruch des Ukraine-Konflikts und den damit<br />

verbundenen Preissteigerungen in vielen Wirtschaftssegmenten<br />

eingeläutet. Auch wenn diese Entwicklung nun<br />

sehr rasch vollzogen wird, handelt es sich im Grunde um<br />

eine Rückkehr zu einer langjährig gewohnten Marktrealität<br />

mit entsprechenden Marktzyklen. Damit einhergehend<br />

kann das Geschehene auch zu einer Bereinigung unter den<br />

Marktteilnehmern führen und etwaige „Glücksritter“ aus<br />

dem Immobilienmarkt zwingen.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Alle drei Ereignisse sind epochal. Kurzfristig den größten<br />

Einfluss hat aber die Zinswende und ihre Geschwindigkeit.<br />

Bekanntlich sind hohe Zinsen Gift für die Immobilien. Und<br />

die „Chance“, dass die Zinsen noch erheblich weiter steigen,<br />

ist enorm.<br />

Die Party ist schon länger vorbei. Der Investmentmarkt<br />

befindet sich aktuell in einer Art Schockstarre. Das macht<br />

es schwer, über Preise zu sprechen. Multiple von weit über<br />

30 sind jedenfalls vorbei. Was aufgrund der Inflation – mit<br />

etwas Zeitversatz – steigt, sind allerdings die zum größten<br />

Teil indexierten Mieten.<br />

Zunächst wird diese Krise zum Shakeout einer Reihe von<br />

Spielern führen, deren Projekte und Grundstücke dann auf<br />

den Markt kommen. Insbesondere Banken sind gut beraten,<br />

frühzeitig Partnerschaften mit bonitätsstarken Developern<br />

einzugehen. Nur so können sie vermeiden, dass der maximale<br />

Schaden eintritt.<br />

3 Ich gehe davon aus, dass sich die Grundstückspreise auf inflationsbereinigt<br />

hohem Niveau einpendeln werden, da die<br />

preisbestimmenden Faktoren weiterhin Gültigkeit haben.<br />

Einerseits führt der Zuwanderungsdruck in die Ballungsgebiete<br />

zu einer konstanten Nachfrage nach Grundstücken in<br />

beliebten Lagen, andererseits wird durch die Vermeidung<br />

von Bodenversiegelungen eine Umwidmung erschwert<br />

beziehungsweise verunmöglicht. In Kombination mit zum<br />

Beispiel hohen Baustoffpreisen und weiteren gesetzlichen<br />

Auflagen steht die gesamte Branche vor gewaltigen Aufgaben,<br />

die es gemeinsam zu lösen gilt.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

127


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Gerhard Schuster,<br />

Wien 3420 aspern Development<br />

1<br />

2<br />

Aus unserer Sicht ist das eindeutig die ESG & EU-Taxonomie,<br />

die den erfreulichen Trend zu immer nachhaltigeren Immobilien<br />

nun noch einmal dramatisch verstärkt hat. aspern<br />

Seestadt war hier allerdings schon immer Trendsetterin und<br />

hat optimale Rahmenbedingungen geschaffen. Das beginnt<br />

bei der hervorragenden Infrastruktur des Standorts und<br />

geht bis zum Kreislaufwirtschaftskonzept in der Baulogistik.<br />

Hinzu kommt unser akribisches Qualitätsmanagement wie<br />

zum Beispiel die Kooperation mit der ÖGNB (Österr. Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen) beim TQB-Monitor und fest<br />

verankerte Standards wie das vorgeschriebene Minimum<br />

von 800 von 1.000 möglichen TQB-Punkten oder auch seit<br />

kurzem ein weiterer Standard, nämlich „aspern klimafit“.<br />

Die Seestadt wird auf Basis eines langfristig angelegten<br />

Masterplans entwickelt und ist buchstäblich nicht auf „Party“<br />

aus. Tatsächlich sehen wir aber, dass eine Asset-Klasse<br />

aktuell besonders gut zu den Marktbedürfnissen passt: der<br />

mehrgeschossige Gewerbehof, der sehr flexible Raumkonfigurationen<br />

ermöglicht, Angebote für KMU machen kann und<br />

sich damit zum Beispiel hervorragend für lokale beziehungsweise<br />

regionale Handwerks- oder produzierende Betriebe<br />

eignet. So entsteht eine gemischte Struktur, die Kundschaft<br />

aggregiert und Kooperationen zwischen Gewerbetreibenden<br />

begünstigt. Mit seinen Showrooms im Erdgeschoß, gemeinsam<br />

nutzbarer Büroinfrastruktur, Büroflächen und robusten<br />

Räumen für Produktion auf allen Gebäudeebenen sowie<br />

extrem smarter Logistik inklusive Ladehof und geräumigen<br />

Parkplätzen in der Garage am Grundstück ist der gerade<br />

fertig werdende Gewerbehof der Wirtschaftsagentur aus<br />

unserer Sicht das perfekte Angebot für EPU und KMU, die<br />

einen urbanen Standort suchen und dabei mehr benötigen<br />

als reine Bürofläche.<br />

3 Wir gehen davon aus, dass mehr denn je die Lage entscheidend<br />

dafür sein wird, wo in Zukunft investiert wird – und<br />

welche Investments dann langfristig erfolgreich sind. Lagen<br />

entlang gut erschlossener Verkehrsachsen mit hervorragender<br />

öffentlicher Anbindung werden auch dann werthaltig<br />

sein, wenn die Entwicklung teurer wird. Das wird durch<br />

die eingangs angeführten Parameter ESG beziehungsweise<br />

EU-Taxonomie verstärkt. Insofern sehen wir uns mit aspern<br />

Seestadt als neues regionales Zentrum der Donaustadt an<br />

der U2- und Schnellbahnachse optimal aufgestellt.<br />

Peter Karl,<br />

ERSTE Immobilien<br />

1 Die Pandemie war mit Mobile-Office und Co ein Beschleuniger<br />

für viele Entwicklungen. Auch die Zinswende wird<br />

uns jedenfalls kurz- bis mittelfristig vor einige Herausforderungen<br />

stellen. Meines Erachtens ist aber das Thema<br />

Nachhaltigkeit der große Game-Changer. Jahrelang eher<br />

stiefmütterlich behandelt, ist es zu Recht in das Bewusstsein<br />

aller Marktteilnehmer gerückt. Wir als Erste Immobilien<br />

KAG haben die Wichtigkeit frühzeitig erkannt und mit<br />

unserem nachhaltig orientierten Immobilienfonds darauf<br />

reagiert. Denn nur nachhaltige, energieeffiziente Immobilien<br />

sind fit für die Zukunft.<br />

2 Die Party ist vielleicht vorüber. Die überhitzte Stimmung<br />

ist aber auch vorbei, und die Immobilienbranche tritt in<br />

eine etwas ruhigere Phase ein. Besonders für jene, die auf<br />

der Party nicht übertrieben haben, geht das Leben normal<br />

weiter. Betrachtet man die teilweise doch überzogenen Preisvorstellungen<br />

der Vergangenheit kann man freilich nicht<br />

ausschließen, dass manche nach der Party Kopfschmerzen<br />

haben. Qualität setzt sich durch. In den Top-Produkten in<br />

sehr guten und guten Lagen erwarte ich daher aktuell keine<br />

wesentlichen Preisabschläge. Die Spreads werden sich aber<br />

ausweiten, sodass in Core- oder Value-ad-Produkten mit<br />

Renditeaufschlägen zu rechnen ist. Dies gilt für fast alle<br />

Asset-Klassen.<br />

3 Als Immobilieninvestor würde ich eine Entspannung sehr<br />

begrüßen. Momentan ist von sinkenden Grundstückskosten<br />

aber noch nichts zu bemerken. Ich denke auch hier, dass<br />

es in sehr guten und guten Lagen zu keinen sinkenden<br />

Grundstückspreisen kommen wird. Aber in schwächeren<br />

Lagen könnte es in Zukunft sehr wohl zu Preisabschlägen<br />

kommen.<br />

Fotos: APA Fotoservice & Ludwig Schedl, IMMOunited, Klaus Ranger<br />

128 ImmoFokus


Roland Schmid,<br />

IMMOunited<br />

1 Die Covid-Pandemie hat zwar ihre Spuren in der Immobilienbranche hinterlassen, zu einem<br />

Top-Game-Changer ist sie allerdings nicht geworden. Viel eher hat sie gezeigt, wie resilient<br />

der österreichische Markt ist und wie wertvoll Immobilien unter anderem als Anlage sind.<br />

Die aktuelle Zinssituation wird sich wohl mittelfristig bemerkbar machen. Viele private und<br />

gewerbliche Käufer werden ihre Entscheidungen wahrscheinlich gründlicher überlegen als<br />

noch vor einigen Jahren. Langfristig wird das vielseitige Thema ESG für die Immobilienbranche<br />

relevant werden. Insbesondere die ökologische Komponente hat relevante Auswirkungen<br />

auf die Planung, den Bau, die Sanierung und die Nutzung von Immobilien – auch weil es<br />

diesbezüglich konkrete gesetzliche Regelungen gibt, die sich auf die Kapitalkosten auswirken.<br />

Diese Entwicklung wird aber nicht von heute auf morgen passieren, sondern graduell. Somit<br />

kann man nicht von einem einschneidenden, disruptiven Trend sprechen, sondern eher von<br />

einer stufenweisen Veränderung.<br />

2 Aufgrund der Verbücherungszeit sind aktuelle Entwicklungen immer etwas zeitverzögert im<br />

Grundbuch abzulesen. Wir haben allerdings bereits beobachtet, dass die Transaktionsanzahl im<br />

ersten Halbjahr <strong>2022</strong> im Vergleich mit demselben Zeitraum 2021 merkbar zurückgegangen ist.<br />

Grund dafür könnte sein, dass sich Käufer mehr Bedenkzeit für ihre Entscheidungen nehmen.<br />

Auch Abgeber vertagen den Verkauf ihrer Objekte möglicherweise. Ein damit einhergehender<br />

Preisrückgang kann aktuell aber (noch) nicht bestätigt werden. Noch steigen die Quadratmeterpreise<br />

im Allgemeinen (zum Beispiel im Wohnungsbereich) kontinuierlich an. Ob es aufgrund der<br />

aktuellen Krisensituation einen Preisrückgang geben wird, werden wir im Laufe der kommenden<br />

Monate beziehungsweise Jahre sehen.<br />

3 Grundstücke sind vor allem in den österreichischen Ballungszentren ein knappes Gut. Die<br />

Nachfrage überwiegt hier das, teils schwer auffindbare, Angebot. Zwar sehen wir auch hier<br />

einen deutlichen Transaktionsrückgang, aber auch das kann daran liegen, dass Verkäufer<br />

mit der Veräußerung ihrer Objekte noch warten wollen. Möglicherweise sehen auch einzelne<br />

Interessenten aufgrund des erhöhten Kapitalbedarfs aktuell von einem Kauf ab. Die Frage lautet<br />

somit: Für wen bedeutet diese Situation Entspannung? Während das Rennen um leistbare<br />

Grundstücke in guter Lage möglicherweise eine kurze Atempause macht, gestalten sich die<br />

aktuellen Marktbedingungen für Firmen eher schwierig.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

129


<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />

Franz Pöltl,<br />

EHL<br />

1 Die Immobilienbranche hatte in den letzten drei Jahren einige Herausforderungen zu managen.<br />

Mit einem singulären Ereignis wie der Pandemie kam ein Großteil der Immobilienwelt<br />

noch verhältnismäßig gut zurecht, doch es gesellten sich im Laufe der Zeit mit dem Anstieg<br />

der Rohstoff- und Energiepreise, der Ukraine-Krise und dem Zinsanstieg mehrere Ereignisse<br />

hinzu, die in Summe die Rahmenbedingungen in der Branche doch stark verändert haben. Das<br />

alles ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich die Immobilienwirtschaft schon in wenigen<br />

Jahren zu einem nachhaltigen Sektor entwickeln muss, der seinen Teil zur Erreichung der EU-<br />

Klimaziele beiträgt. Insofern muss man die nun bevorstehenden Änderungen in der Branche<br />

im Kontext einer Vielzahl von parallel vor sich gehenden Ereignissen sehen und nicht einer<br />

Tatsache isoliert zuordnen.<br />

2<br />

3<br />

Zweifelsohne zutreffend ist, dass wir seit 2008 den wohl längsten Zyklus in der Immobilienwirtschaft<br />

gesehen haben und diese Aufwärtsentwicklung mittlerweile beendet sein dürfte. Die EZB<br />

hat mehrere Zinsschritte angekündigt beziehungsweise schon umgesetzt. Steigende Zinsen<br />

bewirken in der Regel rückläufige Immobilienpreise. Da diese Entwicklung alle Segmente<br />

betrifft, wird sich dem Trend auch keine Nutzungskategorie entziehen können. Natürlich werden<br />

sogenannte Core-Immobilien weniger stark davon betroffen sein und Immobilien mit Leerstand<br />

beziehungsweise technischen Defiziten stärker. Eine Asset-Klasse, die sich dem Trend zur Gänze<br />

entziehen kann, wird es wohl nicht geben. Trotzdem werden Top-Immobilien als <strong>Real</strong>veranlagung<br />

in guten Lagen mit entsprechender Vermietung auch weiterhin stark von Investoren nachgefragt<br />

sein und attraktive Preise erzielen.<br />

Wir bei EHL glauben, dass es zwar zu Preisänderungen kommen wird und dass wahrscheinlich<br />

kurzfristig weniger Transaktionen registriert werden. Dies hängt unseres Erachtens aber mit der<br />

Tatsache zusammen, dass sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und<br />

daraus abgeleitet ein neues Preisniveau herauskristallisieren muss. Die Entscheidungsfreude<br />

der Investoren wird zurückkehren, sobald sich diese offenen Fragen konkretisieren. Investoren<br />

entscheiden nämlich nicht gerne unter unsicheren Rahmenbedingungen. Das bedeutet aber<br />

nicht, dass Immobilien wie beispielsweise Wohn- und oder Logistikimmobilien nicht mehr<br />

gefragt sind. Da wir auch zukünftig mehr Wohnraum benötigen und der wachsende Online-<br />

Handel weiterhin zentrumsnahe Lagemöglichkeiten suchen wird, bleibt unseres Erachtens die<br />

Nachfrage nach derartigen Liegenschaften hoch.<br />

Foto: EHL<br />

130 ImmoFokus


Advertorial<br />

Judikatur-Update aus<br />

dem Immobilien-Bereich<br />

Beratung. Die BDO Immobilienexpert:innen verschaffen nachstehend einen Überblick über wesentliche<br />

aktuelle Rechtsprechung im Immobilien-Bereich.<br />

Autor: Marlies Muck, Msc<br />

Foto: BDO<br />

Immobilienvermietung in Österreich<br />

durch Unternehmer mit Auslandsbezug<br />

(Rs. Titanium, EuGH 3.6.2021,<br />

C-931/19; Artikel 5, AbgÄG <strong>2022</strong>)<br />

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) setzte<br />

sich im Urteil vom 3. 6. 2021 in der Rechtssache<br />

Titanium mit der Begründung einer festen<br />

Niederlassung für umsatzsteuerliche Zwecke<br />

auseinander. Konkret behandelte der Fall<br />

einen ausländischen Vermieter, der eine Immobilie<br />

in Österreich an einen Unternehmer<br />

vermietet. Auswirkungen ergaben sich für die<br />

Appartementvermietung in Form von Investorenmodellen<br />

in Tourismusgebieten.<br />

In der bisherigen steuerlichen Behandlung<br />

wurden die Einkünfte von ausländischen Investoren,<br />

die in Österreich Immobilien erworben<br />

hatten und diese – zumeist in Form von<br />

Appartements – vermieteten, beim regionalen<br />

Finanzamt einkommen- und umsatzsteuerlich<br />

erfasst. Umsatzsteuerlich ist zu differenzieren,<br />

ob der ausländische Investor die touristische<br />

Vermietung an Endverbraucher selbst vornimmt<br />

oder ob Appartements in Form einer<br />

Geschäftsraumvermietung gewerblichen Betreibern<br />

zur Verfügung gestellt werden. Für<br />

die touristische Vermietung an die Endverbraucher<br />

ergeben sich aus dem EuGH-Urteil<br />

keine Auswirkungen. Die Umsatzsteuer ist<br />

Factbox<br />

MARLIES MUCK, MSC<br />

STEUERBERATERIN/SENIOR MANAGERIN<br />

Telefon +43 5 70 375 1000<br />

marlies.muck@bdo.at<br />

im Veranlagungsverfahren an das Finanzamt<br />

abzuführen.<br />

Nach Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt<br />

Titanium wurde vom EuGH festgelegt,<br />

dass für eine umsatzsteuerlich bedeutsame<br />

feste Niederlassung jedenfalls das ständige<br />

Zusammenwirken eines Mindestbestands an<br />

Personal- und Sachmitteln für die Erbringung<br />

der Dienstleistung erforderlich sei. Daraus<br />

folgte, dass für ausländische Investoren, die<br />

österreichische Liegenschaften ohne lokal<br />

eingesetztes Personal für die Erbringung der<br />

Vermietungsleistung vermieten, keine feste<br />

Niederlassung für umsatzsteuerliche Zwecke<br />

vorliegen würde. Die umsatzsteuerpflichtige<br />

Vermietung einer Immobilie durch einen Unternehmer<br />

begründet somit nicht automatisch<br />

eine umsatzsteuerliche Betriebsstätte.<br />

Als Konsequenz sollte laut EuGH ab dem 1. 1.<br />

<strong>2022</strong> im Zuge von umsatzsteuerpflichtiger<br />

Vermietung an Unternehmer das „Reverse<br />

Charge Verfahren“ mit Übergang der Umsatzsteuerschuld<br />

auf den gewerblichen Betreiber<br />

als Leistungsempfänger angewendet werden.<br />

Jedoch gäbe es so für ausländische Investoren<br />

in Österreich keine Möglichkeit mehr,<br />

etwaige Vorsteuern aus Vorleistungen im<br />

Veranlagungsverfahren geltend zu machen.<br />

Die Vorsteuern wären in diesem Fall im Erstattungsverfahren<br />

über das Finanzamt Österreich<br />

Dienststelle Graz-Stadt geltend zu machen.<br />

Gleichzeitig wäre eine Überrechnung von Vorsteuerguthaben<br />

ausgeschlossen.<br />

Speziell Investorenmodelle, bei denen österreichische<br />

Liegenschaften erworben und an einen<br />

gewerblichen Betreiber als Geschäftsraumiete<br />

vermietet werden, wären von den Folgen des<br />

Marlies Muck, Msc<br />

Steuerberaterin/Senior Managerin<br />

EuGH-Urteils betroffen gewesen. Nachteilig<br />

wäre das Urteil jedenfalls für all jene geworden,<br />

die in ihrem Wohnsitzstaat kein Unternehmen<br />

betreiben.<br />

Im Zuge des Abgabenänderungsgesetzes <strong>2022</strong><br />

wurde die EuGH-Entscheidung Titanium mit<br />

all ihren Auswirkungen auf Hausverwaltungen,<br />

Eigentümer und Mieter aufgehoben. Bei<br />

der Vermietung einer österreichischen Liegenschaft<br />

zu Geschäftszwecken durch einen<br />

Unternehmer, der das Unternehmen nicht im<br />

Inland betreibt, kommt es nicht mehr zum<br />

Übergang der Steuerschuld (Reverse Charge)<br />

und entsprechend auch nicht zum Vorsteuererstattungsverfahren.<br />

Damit wurde sichergestellt,<br />

dass für den vermietenden Unternehmer<br />

die bisher praktizierte umsatzsteuerliche Vorgehensweise<br />

weiterhin durch Veranlagung in<br />

Österreich durchgeführt werden kann. Außerdem<br />

wird dadurch auch eine Überrechnung<br />

von Vorsteuerguthaben wieder ermöglicht.<br />

Wie sich zeigt, bietet der Immobiliensektor<br />

auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen<br />

Ihnen die BDO Expert:innen gerne beratend<br />

zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren<br />

Entwicklungen im Zusammenhang mit der<br />

Steuergesetzgebung laufend zu beobachten<br />

und zu evaluieren.<br />

<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>Digital</strong> <strong>Edition</strong> <strong>2022</strong><br />

131


Event<br />

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132 ImmoFokus<br />

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