04.07.2023 Aufrufe

Ausgabe 03/2023

| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft

| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft

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Neue Wege

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03 ImmoFokus


Ausgabe 03|2023

04


14 Bilderstrecke

Holzlich Willkommen

Neue Wege beschreiten

COVERINTERVIEW MIT

THOMAS G. WINKLER & ERICH WIESNER40

INHALT

AUSGABE

Rubriken

Positionen & Meinungen

008 VOM HERAUSGEBER

010 EDITORIAL

154 VORSCHAU/IMPRESSUM

Unternehmen & Projekte

014 BILDERSTRECKE HOLZBAU

030 TOP DEAL

031 START UP

032 DER MARKETER

Kommentar von Philipp Kaufmann

033 PROBLEMLÖSER

034 IMMOBILIE IM FOKUS

035 AUFSTEIGER

040 COVERINTERVIEW MIT

Thomas G. Winkler und Erich Wiesner

052 ZU TISCH MIT

Simone Rongitsch und

Reinhard Schertler

058 WEIN UND IMMOBILIEN

060 WIR WOLLEN AWARENESS SCHAFFEN

Interview mit Katrin Gögele-Celeda

064 BESTANDSIMMOBILIEN ALS

NACHHALTIGKEITSRESSOURCEN

Kommentar von Georg Flödl

066 QUO VADIS, IMMOBILIENSTANDORT

ÖSTERREICH?

Kommentar von Seabastian Beiglböck

068 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT

Kommentar von Philipp Kaufmann

069 MOTIVIERTE MITARBEITER

FÜR TOPQUALITÄT

Kommentar von Andrea Dissauer

070 ERFOLGREICHES JAHR FÜR GBV

Kommentar von Klaus Baringer

071 HÄNDE WEG VON SUBSTANZSTEUERN

Kommentar von Martin Prunbauer

072 BESTELLERPRINZIP: MAKLER UND

MIETER VERLIEREN

Kolumne von Michael Pisecky

Fotos: ATP/Kuball

06 ImmoFokus


76

Der 32. Real Circle

Kreislaufwirtschaft

52

108

Zu Tisch mit ...

Round Table

Simone Rongitsch und

Frank Brün, Michael Klement

Reinhard Schertler

und Alina Nichiforeanu

03|2023

Im Fokus

076 REAL CIRCLE KREISLAUFWIRTSCHAFT

092 ES BLEIBT KOMPLIZIERT

Kommentar von Frank Brün

094 IMMOBILIENWIRTSCHAFT IM UMBRUCH

Kommentar von Louis Obrowsky

096 KREISLAUFWIRTSCHAFT KANN

NICHT SO SCHWIERIG SEIN

Kommentar von Wolfgang Fessl

098 DIE IDEE HINTER KREISLAUFFÄHIGEN GEBÄUDEN

Kolumne von Jasmin Soravia

100 FRECH GESAGT

Kolumne von Anita Körbler

102 LICHT INS DUNKEL

Interview mit Kasin Fuhrmann

108 BESTAND MUSS GUT GEMANAGT WERDEN

Round Table mit Frank Brün, Michael Klement

und Alina Nichiforeanu

116 ZAUBERLEHRLING BENÖTIGT

Ein Kommentar von Hans Jörg Ulreich

118 NACHHALTIGER ALS GEDACHT

Kommentar von Andreas Kreutzer

119 ZEIT ZU VERKAUFEN?

Kommentar von Elisabeth Rohr - de Wolf

120 DIE OBERSTE PRÄMISSE DER

KREISLAUFWIRTSCHAFT

Kommentar von Erich Benischek

122 IMMOFAKTEN: WOHNEN

132 IM ZEICHEN DES DESIGNS

Die Design Days Grafenegg 2023

136 PREMIERE: IMMOBILIEN INVESTMENT

KONGRESS

138 EVENTS

150 BUCHTIPPS

152 OBSERVER

Ausgabe 03|2023

07


Steiniger Weg

„Kreislaufwirtschaft

ist mehr als eine

verbesserte

Abfallwirtschaft.“

Z

iel der Kreislaufwirtschaft ist es,

den Wert einmal verwendeter

Ressourcen und Materialien so

lange wie möglich zu erhalten,

sie so häufig wie möglich zu verwenden und

außerdem so wenig wie möglich – im Idealfall

gar keinen – Abfall zu erzeugen.

Kreislaufwirtschaft ist mehr als eine verbesserte

Abfallwirtschaft. Ziel der Kreislaufwirtschaft

ist es, Energie- und Materialkreisläufe

zu schließen.

Luft nach oben

In kaum einem Sektor ist der Energie- und

Rohstoffverbrauch so hoch wie in der Bauindustrie.

Gleichzeitig werden in Europa nur

rund 40 Prozent des Bauschutts von Gebäuden

aufbereitet oder wiederverwertet. Da ist

eindeutig Luft nach oben.

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft,

weg vom bekannten, linearen Wirtschaftssystem,

ist eine der großen Herausforderungen

unserer Zeit. EU-Taxonomie und ESG

werden den Druck auf die Transformation

der Wirtschaft – nicht nur der Bauwirtschaft

– in Richtung Kreislaufwirtschaft erhöhen.

Das sollte man auch als Chance sehen. Die

Kreislaufwirtschaft ermöglicht uns, lokal verfügbare

Rohstoffe stärker zu nutzen, erzeugt

regionale Wertschöpfung und stärkt damit

die Widerstandskraft und Unabhängigkeit

der heimischen Wirtschaft.

Der Weg ist vorgezeichnet – und auch wenn

er steinig wird: Es führt kein anderer Weg

daran vorbei.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine

informative Lektüre.

Ein Gebäude kann nur dann ökologisch und

ökonomisch abgerissen und demontiert werden,

wenn man es auch recycelbar gebaut hat.

Wie ein 13.000 Quadratmeter umfassender

Bau im Sinne der Kreislaufwirtschaft geplant

und errichtet werden kann, zeigt das 2021

fertiggestellte neue Bürogebäude der Triodos

Bank in den Niederlanden. Das Gebäude, das

demontiert und wieder aufgebaut werden

kann, ist eine temporäre Kombination von

Materialien, die bei einer Demontage nicht

an Wert verlieren. Alle Materialien wurden

bis ins kleinste Detail in einem Rohstoffpass

erfasst – bis hin zu den 165.312 Schrauben.

Michael Neubauer

Herausgeber

Fotos: Adobe Stock

08 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

09


„Cradle to Cradle“

„Vielversprechende Initiativen

in Richtung Kreislaufwirtschaft

gibt es bereits.“

E

in paar Zahlen gefällig? In Österreich

werden laut Umweltbundesamt

jährlich mehr als 70 Millionen

Tonnen Abfall produziert. Davon

entfallen 59 Prozent auf Aushubmaterialien

und rund 16 Prozent auf Bau- und Abbruchabfälle.

Die heimische Bau- und Immobilienwirtschaft

ist also für fast zwei Drittel des Abfallaufkommens

verantwortlich und gehört zu den

abfall- und ressourcenintensivsten Sektoren.

Ein grünerer beziehungsweise nachhaltigerer

Zugang hätte hier also weitreichende Folgen.

heimischen Immobilienbranche üblich ist,

geschieht das möglichst umfassend und detailliert.

Im Gespräch mit Herausgeber Michael

Neubauer erklärt etwa TPA-Expertin Karin

Fuhrmann unter anderem, wie steuerrechtliche

Regelungen für die Kreislaufwirtschaft

ausschauen könnten. Im Nachbericht zum

mittlerweile 32. Real Circle, bei dem, wie Sie

richtig vermuten, die Kreislaufwirtschaft zur

Diskussion stand, berichten rund 30 Immobilienexperten

von ihren persönlichen Erfahrungen

mit dem Thema.

Kreislauffähige Gebäude sollten in diesem Zusammenhang

nach Ansicht von Experten und

auch des Gesetzgebers eine wichtige Rolle spielen.

Stark vereinfacht gesagt sollen sie als eine

Art „Materialdepot“ für künftige Bauvorhaben

fungieren beziehungsweise so geplant sein,

dass möglichst viele ihrer Bestandteile wiederverwendet

oder zumindest hochwertig recycelt

werden können. Frei nach dem Prinzip,

„Cradle to Cradle“. Aber Kreislaufwirtschaft

ist natürlich viel mehr, ÖGNI-Geschäftsführer

Peter Engert spricht von einem „gesellschaftspolitischen

Thema“.

Vielversprechende Initiativen in diese Richtung

gibt es bereits. Der Großteil der Branche

hat sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft jedoch

noch nicht auseinandergesetzt. Das sollte

sich bald ändern. Einerseits sobald der Gesetzgeber

Worten endlich lange angekündigte

Taten folgen lässt, andererseits spätestens mit

der EU-Taxonomie – ist doch „Kreislaufwirtschaft“

eines ihrer sechs Umweltziele. Und der

Entwurf zu besagtem Umweltziel sieht etwa

vor, dass künftig bei Neubauten 90 Prozent

der verwendeten nichtgefährdeten Baustoffe

wiederverwendet werden müssen.

Auch diese Ausgabe des ImmoFokus widmet

sich schwerpunktmäßig der Kreislaufwirtschaft.

Und wie es für das Leitmedium der

Gut dazu passt auch der zweite Schwerpunkt

dieser Ausgabe: Holz. Als Baustoff bietet es

die besten Voraussetzungen für die Kreislaufwirtschaft,

Stichwort modulare Bauweise. Im

Coverinterview geht es um den spannenden

Konversionsprozess der UBM Development

hin zum – so zumindest der Plan – führenden

Holzhybridbau-Unternehmen der Welt und

darum, wie es zur Partnerschaft mit einem der

weltbesten Ingenieur-Holzbauunternehmen,

der Wiehag, kam. Beide CEOs standen Rede

und Antwort, unter anderem auch dazu, wohin

die Reise im Holzbau geht. Was jetzt schon

alles mit dem Baustoff Holz möglich ist, ist zu

Beginn des Magazins in der spannenden Bildstrecke

von Tanja Klingseis zu erfahren.

Herzlichst,

Patrick Baldia

Chefredakteur

Foto: Adobe Stock

10 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

11


Unternehmen & Projekte

14

HOLZLICH WILLKOMMEN

Der Baustoff Holz feiert

eine Renaissance: Immer

mehr Architekten und

Bauherren setzen auf

Holzbauweise. In der

ganzen Welt entstehen

fortschrittliche Bauten.

Ein Rundblick.

30

TOP DEAL

Ende Mai verkaufte Signa die verbliebenen

Kika/Leiner-Immobilien an die Supernova-

Gruppe um den Immobilieninvestor Frank

Albert für etwas weniger als 400 Millionen

Euro, wie diverse Medien berichteten. Für

René Benko war das ein gutes Investment.

„Unterm Strich dürfte René Benko nach

fünf Jahren an der Kika-Leiner-‚Rettung‘ um

die 300 Millionen Euro verdient haben“,

berichtete die „Presse“, allerdings ohne

Quellen anzugeben. Kein guter Deal war es

für die 1.900 Mitarbeiter, die jetzt ohne Job

dastehen. Der Hintergrund: Kurz nachdem

auch der Verkauf des operativen Geschäfts an

das Managementteam um Hermann Wieser

für kolportierte drei Euro verkündet wurde,

meldete dieser Insolvenz an.

34

KORALMTUNNEL

Ein Vierteljahrhundert nach den ersten

Erkundungsbohrungen und 15 Jahre nach

Baustart fuhr Mitte Juni erstmals ein Zug

durch den 33 Kilometer langen Tunnel

zwischen Kärnten und der Steiermark.

Ende 2025 wird die gesamte Koralmbahn

(Streckenlänge: 130 Kilometer) fertig.

Foto: Adobe Stock

12 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

13


Unternehmen & Projekte

Ein Baustoff feiert Renaissance. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff

und wird seit Jahrtausenden als Baustoff verwendet. Aktuell feiert es eine

Renaissance: Immer mehr Architekten und Bauherren setzen auf Holzbauweise.

In der ganzen Welt entstehen fortschrittliche Bauten. Ein Rundblick.

Autor: Tanja Klingseis

14 ImmoFokus


Fotos: Timeofblue.com

Ausgabe 03|2023

15


Unternehmen & Projekte

CLUBHAUS DES HILLMARU GOLF CLUB

Der Hillmaru Country Club befindet sich in

der Nähe von Changnyeong im südlichen

Teil von Südkorea. Der 36-Loch-Golfplatz, die

fantastische Umgebung sowie das großzügige

Clubhaus begeistern die Clubmitglieder und

die Golffreunde gleichermaßen. Ein Dach in

Form eines Bambusblattes überspannt das

gesamte Gebäude. Ökologie, Transparenz und

Helligkeit sowie Flexibilität waren zentrale

Anforderungen an die Ausführung. Der Rohstoff

Holz überzeugte mit seinen natürlichen Materialeigenschaften

und seiner Ästhetik.

Standort: Changnyeong

Architekturbüro: KACI International

Holzbau: Blumer Lehmann

Fotos: Timeofblue.com

16 ImmoFokus


HOLZBRÜCKE IN JIANGMEN

Das Resort „Gulou Waterfront“ liegt in Jiangmen

in der südchinesischen Provinz Guangdong

unweit von Hongkong. Im Kontrast zu

den üblicherweise offen gestalteten Brücken

im Resort bildet die Timber-Bridge von Luo

Studio einen relativ geschlossenen Raum

für ihre Überquerer. Da die rund 25 Meter

spannende Brücke sowohl von Fischer- als

auch Tourenbooten unterfahren wird, liegt

der Scheitelpunkt des Bogens 4 Meter über

der Wasseroberfläche. Im Vergleich zu den

drei Bogenträgern mit den Dimensionen 60

x 30 Zetimeter sind die üblichen Holzkomponenten

mit 10 x 10 bzw. 10 x 5 Zentimeter eher

filigran gehalten. Sie dienen als Unterzüge,

sind mit den Hauptträgern verzahnt und mit

den vertikalen Elementen kombiniert, um so

ein schlüssiges Kraftdreieck zu bilden. Die Aussichtsplattformen

an beiden Enden der Brücke

bilden mit dem Mittelteil quasi eine Spiegelung

der Tragwerkskonstruktion. Der Durchgang ist

zudem mit einer 1,5 Meter breiten Oberlichte

versehen.

Standort: Jiangmen, China

Architekturbüro: LUO Studio

Fotos: Jin Weiqi

Ausgabe 03|2023

17


Unternehmen & Projekte

CROSSRAIL STATION CANARY WHARF

1000 Kubikmeter PEFC-zertifiziertes Holz aus heimischer, nachhaltiger

Waldwirtschaft wurden im hochmodernen Fertigungswerk in

Altheim zu 1414 Holzträgern verarbeitet. Im März 2014 konnten nach

einer sechsmonatigen Produktionsphase die montagefertigen Einzelteile

zu einer 300 Meter langen Dachkonstruktion zusammengesetzt

werden. Die Infrastruktur der Haltestelle Canary Wharf sowie die

gesamte Crossrail-Linie wurden 2018 abgeschlossen.

Standort: London, Großbritannien

Architekturbüro: Foster + Partners, London

Holzbau: WIEHAG

Fotos: JFoster + Partners Katy Harris

18 ImmoFokus


Ausgabe 03|2023

19


Unternehmen & Projekte

SWATCH HAUPTSITZ IN BIEL

Der imposante 240 Meter lange und 27 Meter

hohe geschwungene und silbern glänzende

Bau stammt vom japanischen Stararchitekten

Shigeru Ban. Speziell daran: Er besteht

vorwiegend aus Holz, Shigeru Bans Spezialität.

Bei ihm übernimmt Holz nicht einfach nur eine

Hüllen- oder Schutzfunktion, sondern bildet

das Tragwerk. Außerdem macht er die Struktur

des Gebäudes zu einem sichtbaren Teil der

Architektur, was einerseits spektakuläre Ausdrucksformen

schafft, andererseits aber auch

die vielfältigen Möglichkeiten von Holz sichtbar

macht. Für das Swatch-Gebäude wurden

knapp 1997 Kubikmeter Schweizer Fichtenholz

zersägt. Im Gebäudeinnern setzte man zudem

auf einen modernen Look. Das Farbkonzept

besteht aus an das Bauhaus erinnernden Farbtönen

wie Rot, Blau und Gelb.

Standort: Biel, Schweiz

Architekturbüro: Shigeru Ban Architects

Holzbau: Blumer Lehmann

Fotos: Swatch

20 ImmoFokus


Fotos: Christopher Colinares

MACTAN-CEBU INTERNATIONAL AIRPORT NI

Der Mactan-Cebu International Airport ist das

erste Public-Private-Partnership-Projekt des

philippinischen Staates mit einer internationalen

Betreibergesellschaft. Der Flughafen

ist der zweitgrößte auf den Philippinen und

fungiert als Gateway zu den touristischen und

wirtschaftlich aufblühenden Inseln im Süden.

Mit dem neuen Terminal wurde die Kapazität

auf jährlich zwölf Millionen Passagiere erweitert

und damit mehr als verdoppelt. Der Flughafen

zählt nun zu den modernsten in Süd-Ost-Asien.

Standort: Lapu-Lapu, Philippinen

Architekturbüro: IDA – Integrated Design

Association

Holzbau: Rubner Holzbau

Ausgabe 03|2023

21


Unternehmen & Projekte

BERGSTATION CHÄSERRUGG

Die Bergstation auf dem Chäserrugg – einen

Holzbau mit eigener Sprache und eigener

Dimension - würdigt die nationale Jury des Prix

Lignum 2018 mit Gold. Die Architekten Herzog

& de Meuron entwickeln aus einer komplexen

Aufgabe eine prägnante Form. Der Bau oszilliert

zwischen Scheune, Chalet und Gondelhalle.

Das Dach hält ihn zusammen. Das Gebäude

hebt die klassische Zimmermannskunst auf einen

neuen Maßstab: imposante Auskragungen,

spitz zulaufende Dachecken, riesige Balken, die

auf baumähnlich sich verzweigenden Betonstümpfen

lagern. Die Architekten nutzen Holz

exemplarisch, um in dieser Höhe zu bauen.

Sie integrieren den Bestand geschickt in ein

neues Ganzes, das dank dem Holz vorbildlich

in die Umgebung passt. Das Resultat ist keine

Event-Architektur, sondern eine kraftvolle Ruhe

auf dem Berg. Und damit ein Vorbild für viele

Tourismusbetreiber, die in sensiblen Landschaften

bauen.

Standort: Chäserrugg, Toggenburg, Schweiz

Architekturbüro: Herzog & de Meuron Basel

Ltd., Basel

Holzbau: Blumer-Lehmann

22 ImmoFokus


Fotos: Toggenburg Bergbahnen AG, Herzog & de Meuron

Ausgabe 03|2023

23


Unternehmen & Projekte

STADSHUS VON VÄXJÖ

Das neue Stadshus von Växjö vereint Rathaus und Bahnhof – Holz

spielt dabei eine tragende Rolle. Der 1.850 Quadratmeter große

Bahnhofsteil im Erdgeschoß beherbergt Wartezimmer, Geschäfte

Restaurants und einen öffentlichen Teil mit dem Namen „Växjös

Wohnzimmer“, der als offener Treffpunkt dienen soll und mit

Fußgänger- und Fahrradbrücken sowie drei Haupteingängen

die Stadtteile des Zentrums von Växjö miteinander verbindet. Im

ersten und zweiten Stock gibt es im Rathaus auf 13.770 Quadratmeter

über 600 moderne Arbeitsplätze. Binderholz Bausysteme

lieferte die Träger, Stützen und Decken des in Skelettbauweise

errichteten Gebäudes. Die Fachwerke im untersten und obersten

Geschoß bestehen ebenfalls aus Brettschichtholz. Insgesamt

kamen dabei über 4.200 Kubikmeter Holz zum Einsatz: 3.100

Kubikmeter Brettsperrholz und 1.100 Kubikmeter Brettschichtholz

sowie Drei-Schicht-Massivholzplatten.

Standort: Växjö, Schweden

Architekturbüro: Sweco Architect

Holzbau: Binderholz

WOHO – DAS WOHNHOCHHAUS

Zwischen Anhalter Bahnhof, Tempodrom und Kanal wird die

Berliner Skyline um eine Silhouette reicher. Ein modernes,

nachhaltiges Wohnhochhaus in Holz schenkt der Hauptstadt,

wovon Reisende nach Sydney, London oder Wien schon lange

schwärmen: eindrucksvolle, erhabene, schlanke Schönheiten,

die gerne zu Wahrzeichen für ein neues Lebensgefühl in den

Metropolen werden. Das Architekturbüro Mad arkitekter in Oslo

hat für das schmale, lange Grundstück an der Schöneberger Straße

einen Entwurf mit vier Baukörpern unterschiedlicher Höhen

geschaffen, um zum zum einen eine optimale Flächennutzung bei

exzellenten Licht- und Klimaverhältnissen zu schaffen. Und zum

anderen schenken offene Durchgänge allen Passanten begrünte,

neue Wege in ihre Kiezkultur – zum Velodrom und Mendelssohn-

Bartholdy-Park.

Standort: Berlin, Deutschland

Architekturbüro: Mad arkitekter in Oslo

Fotos: binderholz, Anders Bergön, Mad-arkitekter

24 ImmoFokus


STUDIERENDENWOHNHEIM „ADOHI HALL“

Passend zur Holzbauweise wurde der Name

des Wohnheims gewählt: Das Wort „Adohi“

stammt von den Cherokee, dem größten noch

existierenden indigenen Volk Nordamerikas,

und bedeutet „Wald“. Die Massivholzkonstruktion

besteht aus 3.200 Kubikmeter Brettsperrholz

und 1.100 Kubikmeter Brettschichtholz.

Das neue Wohnheim bietet auf fast 200.000

Quadratmeter Platz für über 700 Studenten

und verdeutlicht das Engagement der Universität

für nachhaltiges Bauen. Der Gebäudekomplex

vereint Lern- und Forschungsräume,

Wohn- und Gemeinschaftsbereiche, Einkaufsund

Essensmöglichkeiten, Verwaltungsbüros,

Fakultätseinheiten und einen weitläufigen

Außenbereich.

Fotos: binderholz

Standort: Fayetteville, Arkansas

Architekturbüro: Leers Weinzapfel Associates,

Modus Studio, Mackey Mitchell Architects und

OLIN

Holzbau: Binderholz

Ausgabe 03|2023

25


Unternehmen & Projekte

OMBÚ OFFICE BUILDING IN MADRID

Mit dem Projekt Ombú, benannt nach der

gleichnamigen Straße in Madrid, hat das Architekturbüro

Foster + Partners einem ehemaligen

Industriegebäude neues Leben eingehaucht.

Im Inneren der historischen Gebäudehülle des

früheren Gaswerks wurde eine Leichtbaukonstruktion

aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft

realisiert. Neben 10.000 Quadratmetern neuer

Bürofläche wurde auch ein für die Öffentlichkeit

zugänglicher Park (12.400 Quadratmeter) mit

350 Bäumen geschaffen.Der ökologische Fußabdruck

von Ombú liegt bei 1.0. Das bedeutet,

dass die Kohlenstoffemissionen des Gebäudes

von der Erde absorbiert werden können und

darüber hinaus mit den Pariser Klimazielen

vereinbar sind.

Standort: Madrid, Spanien

Architekturbüro: Foster + Partners, London

Holzbau: Acciona

Fotos: Nigel Young / Foster + Partners

26 ImmoFokus


SARA KULTURHUS IN SKELLEFTEÅ

Fanni hat sich ein. Das „Sara Kulturhus“ besteht vollständig aus lokalem Holz aus nachhaltiger

Forstwirtschaft. Bis auf wenige fixierende und statische Notwendigkeiten ist alles aus

dem nachwachsenden Rohstoff: das Tragwerk, die gesamte Konstruktion, eben selbst die

Liftschächte. Das Hotel wurde aus vorgefertigten BSP-Modulen aufgebaut, die zwischen zwei

BSP-Aufzugskernen gestapelt werden. Die Komponenten binden während ihrer Lebensdauer

fast 9.000 Tonnen CO 2.

Dies entspricht laut Holzbauunternehmen etwas mehr als 13.000

Passagierflügen zwischen Stockholm und New York.

Standort: Skellefteå, Schweden

Architekturbüro: White Arkitekter

Holzbau: Martinsons

Fotos: Patrick Degerman

Ausgabe 03|2023

27


Unternehmen & Projekte

Fotos: David Franck, Fernando Alda

28 ImmoFokus


METROPOL PARASOL

Der Metropol Parasol bescherte einer totgeglaubten Plaza in

Sevilla ein sagenhaftes Reboot. Der ikonische Holzbau von J.

Mayer H. ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Intervention

im öffentlichen Raum. Das Berliner Architekturbüro von J.

Mayer H. und Partner schuf einen zukunftsweisenden Bau, der

zu den größten Holzstrukturen der Welt zählt. Das geschwungene

Dach umfasst eine Fläche von 5.000 Quadratmetern und

bietet auf einem 400 Meter langen Skywalk Ausblicke über die

ganze Stadt. Das organische Gebilde mit der Waffelstruktur

wirkt inmitten der zahlreichen Weltkulturerbestätten wie aus

einer anderen Welt. Doch die Sevillaner haben das eigenwillige

Bauwerk ihrem Lebensraum einverleibt, aller Polemiken

und Kontroversen zum Trotz. Las Setas (die Pilze), wie die

Bewohner dazu sagen, haben es geschafft, einen totgeglaubten

Platz wieder zum Leben zu erwecken.

Standort: Sevilla, Spanien

Architekturbüro: J. MAYER H. UND PARTNER, ARCHITEKTEN

Ausgabe 03|2023

29


Top Deal

ImFokus

Ein sehr gutes Investment

Trennung auf Raten. Ende Mai verkaufte Signa die verbliebenen Kika/Leiner-Immobilien an die deutsche

Supernova-Gruppe für etwas weniger als 400 Millionen Euro, wie diverse Medien berichteten.

O

b der Verkauf von mehr als 80

Grundstücken der Möbelhauskette

Kika/Leiner an die Supernova-Gruppe

des deutschen

Fachmarktinvestors Frank Albert wirklich das

Prädikat „Top Deal“ verdient, ist nicht so einfach

zu sagen. Für René Benkos Signa vermutlich

schon. „Unterm Strich dürfte René Benko

nach fünf Jahren an der Kika-Leiner-‚Rettung‘

um die 300 Millionen Euro verdient haben“,

berichtete die „Presse“, allerdings ohne Quellen

anzugeben. Dennoch meinte Signa-Holding-

Chef Christoph Stadlhuber in einer Aussendung,

dass die Trennung von Kika/Leiner keine

leichte Entscheidung gewesen sei. „Aus Signa-

Gruppensicht war die Übernahme von Kika/

Leiner trotz des schwierigen Marktumfelds ein

sehr gutes Investment“, heißt es ebendort.

Kein guter Deal war es mit Sicherheit für die

1.900 Mitarbeiter von Kika/Leiner, die jetzt

ohne Job dastehen. Der Hintergrund: Kurz

nachdem auch der Verkauf des operativen Geschäfts

an das Managementteam um Hermann

Wieser für kolportierte drei Euro verkündet

wurde, meldete dieser Insolvenz an, um „zu

retten, was noch zu retten ist“. 23 von 40 Filialen

sollen nun geschlossen werden. Den rund 440

Gläubigern – laut Kreditschützern liegen Forderungen

in der Höhe von 132 Millionen vor – wird

eine Quote von 20 Prozent angeboten. Großer

Jubel dürfte bei Kika/Leiner dieser Tage wohl

nicht ausbrechen.

Die Insolvenz des Möbelhauses zieht mittlerweile

immer weitere Kreise. Ende Juni hat

das Gericht den bestellten Insolvenzverwalter

Volker Leitner einen besonderen Verwalter zur

Seite gestellt. Der Wiener Rechtsanwalt und

Insolvenzrechtsexperte Stephan Riel soll die

Ursachen des Vermögensverfalls unter die Lupe

nehmen und allfällige Ansprüche aus der Verletzung

von Gläubigerschutzbestimmungen

prüfen und durchsetzen. Wolfgang Peschorn,

der Chef der Finanzprokuratur begrüßt diese

Maßnahme. „Momentan lässt sich eines mit

anderem nicht schlüssig erklären“, sagt er. Ereignisreiches

Jahrzehnt

Die letzten zehn Jahre hatten es für den heimischen

Möbelriesen wahrlich in sich. 2013

wurde er von der Eigentümerfamilie Koch an

die südafrikanische Steinhoff-Gruppe verkauft.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Unternehmen mit

rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten und

einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro der zweitgrößte

Möbelhändler des Landes.

Nachdem sich Benko fünf Jahre später für 60

Millionen Euro das Immobilien-„Filetstück“

von Kika/Leiner beziehungsweise den Leiner-

Flagshipstore in der Mariahilfer Straße sicherte,

der später abgerissen wurde, um dem Luxuskaufhaus

„Lamarr“ zu weichen, holte er sich wenig

später das gesamte Unternehmen. Zwischen

430 und 490 Millionen Euro soll er dafür locker

gemacht haben.

In weiterer Folge wurden große Ankündigungen

gemacht. So meinte etwa der damalige

neue Chef Reinhold Gütebier, dass er Kika/

Leiner „zurück in die Champions League“

führen möchte. 2020 meinte derselbe, dass

die schwarze Null wie geplant im kommenden

Jahr erreicht werden soll. 2021 wurde das

dann tatsächlich verkündet, allerdings ohne

Details zu Umsatz und Ergebnisentwicklung

zu nennen.

Im November 2022 wurde bekannt, dass sich

die Signa von bis zu 15 von 42 Standorten

trennen möchte. „Einige wenige Häuser eignen

sich aufgrund der Gegebenheiten nicht

mehr, um unseren Ansprüchen an ein modernes

Möbelhaus gerecht zu werden“, sagte

damals Gütebier, um wenig später weitere

Geschäftsschließungen zu dementieren.

Im Februar 2023 wurde im Übrigen ein Insolvenzverfahren

über ein weiteres Signa-

Investment eröffnet: die deutsche Warenhauskette

Galeria. Ein interessantes Detail:

Bereits zwei Jahre zuvor durchlief Galeria

Karstadt Kaufhof ein Insolvenzverfahren.

Damals sperrten 40 von 172 Filialen zu, 5.000

Mitarbeiter verloren ihren Job. Nun haben

die verbliebenen Beschäftigten erneut harte

Zeiten vor sich: Der Ende Mai rechtskräftig

gewordene Sanierungsplan sieht die Schließung

von rund einem Drittel der zuletzt noch

129 Filialen vor.

Foto: EVA MANHART

30 ImmoFokus


Start-up

ImFokus

Gründung

trastic wurde 2020 von Arno Trinkl

& Wolfgang Rauter in Klagenfurt gegründet.

Geschäftsidee/USP

Fertigung von Designmöbel aus

Joghurtbechern, PET-Flaschen und

anderem Plastikmüll. Jede Platte und

jedes Möbelstück ist ein handgefertigtes

Unikat. Farben und Muster

variieren je nach Zusammensetzung

des Recyclingmaterials. Unebenheiten,

Lufteinschlüsse, kleine Makel oder

inhomogene Oberflächen spiegeln die

Ursprünglichkeit des Materials wider.

Fotos: Sarina Dobernig

Rohstoff aus

dem gelben Sack

Circular Design. Arno Trinkl und Wolfgang Rauter von trastic produzieren

in Kärnten in einer Manufaktur Design-Platten aus recyceltem Kunststoff.

Damit kombinieren die Gründer Nachhaltigkeit und Design im Interieur- und

Exterieur-Bereich.

J

edes Jahr fallen alleine in Österreich

42 Kilo Plastikmüll pro Person an. Weltweit

kommen bis dato etwa eine Tonne

Plastik auf einen Einwohner. Viel zu

wenig Kunststoff wird wiederverwendet. Das

wollen die beiden trastic Gründer Arno Trinkl

und Wolfgang Rauter verändern. Sie sehen

Plastik nicht mehr als Müll, sondern als wertvollen

Rohstoff und fertigen aus recycelten Kunststoff

einzigartige Dekorplatten und Möbel.

Damit kombinieren die Gründer Nachhaltigkeit

und Design im Interieur- und Exterieur-Bereich.

„Wir waren auf der Suche nach einem optisch

unverwechselbaren Material, das höchsten

Anforderungen gerecht wird. Über allem stand

für uns dabei die Nachhaltigkeit des Werkstoffes.

Die Ressource Holz wird heute so sehr verbraucht

wie noch nie. Demgegenüber gelangen immer

größere Mengen Plastik in die Umwelt“, so die

beiden Entrepreneur. „Unser Rohstoff stammt

aus der Umwelt, dem gelben Sack, aus Produktionsabfällen

und Ausschussware.“

Das Plastik wird gesammelt, gereinigt, sortiert

und zerkleinert. Unter Hitze und Druck

verschmelzen die kleinen Einzelteile zu einem

einzigartigen Plattenwerkstoff, der als

Grundlage für nachhaltige und klimapositive

Einrichtungslösungen dient. So besteht eine

Tischplatte beispielsweise aus 8.000 Joghurtbechern

oder knapp 3.000 PET-Flaschen. „Wir

schenken diesen Dingen nicht nur ein Comeback,

sondern eine glorreiche Zukunft.“

Zu den Kunden von trastic zählen hauptsächlich

größere Unternehmen. Laut Trinkl sind knapp

90 Prozent des Geschäftes B2B-Beziehungen.

Zuletzt belieferte man das Casino Zögernitz mit

neuen Stühlen für die Wiedereröffnung - allesamt

aus wiederverwertetem Material.

Die Umwelt profitiert

Pro verarbeiteter Tonne Plastik werden

rund 3,2 Tonnen CO ²

einspart.

Die Meinung des Profis

Sicher ist, es wird zu viel Plastik produziert

und natürlich wäre es besser ganz darauf

zu verzichten. Heute geht dies nicht, aber

vielleicht ist dies in der Zukunft möglich.

Trastic bietet eine vervorragende Lösung.

Die Platten sehen gut aus (unser Favorit:

Clouds black) und sind vielseitig einsetzbar,

jeder Tischler kann sie bestellen

und verarbeiten. Trastic bietet somit

eine durchdachte Lösung eines akuten

Problems unserer Gesellschaft mit hohem

Nutzwert. Und dies genau zum richtigen

Zeitpunkt. Bravo!

IDEE

GESCHÄFTSMODELL

TIMING

Oliver Bertram

teamgnesda

Ausgabe 03|2023

31


Der

Marketer

Gedankensplitter zum

ImmoMarketing in

Theorie und Praxis.

Und jetzt auch noch Web 3.0

Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann

Web 3.0, auch als das dezentralisierte Web bekannt, bezieht sich auf

eine neue Generation des Internets, die auf Blockchain-Technologie

und anderen dezentralen Technologien basiert. Im Vergleich zum

herkömmlichen Web (Web 2.0) verspricht Web 3.0 eine erhöhte Sicherheit,

Privatsphäre und Benutzerkontrolle.

Mehr als Web 2.0

Web 3.0 zielt darauf ab, die Abhängigkeit von zentralisierten Servern

zu verringern, indem es auf dezentralen Technologien wie Blockchain

und Peer-to-Peer-Netzwerken aufbaut. Dadurch können Benutzer

Daten und digitale Inhalte direkt austauschen, ohne auf Vermittler

angewiesen zu sein.

Eine zentrale Komponente von Web 3.0 ist die Blockchain-Technologie.

Diese dezentrale Technologie ermöglicht die sichere und transparente

Speicherung von Daten. Smart Contracts, die auf der Blockchain

ausgeführt werden, ermöglichen automatisierte und vertrauenswürdige

Transaktionen.

Im Web 3.0 haben Benutzer die Kontrolle über ihre Daten und digitale

Identität. Durch die Verwendung von kryptografischen Methoden und

dezentralen Identitätslösungen können Benutzer ihre Daten sicherer

speichern und kontrollieren, wer Zugriff darauf hat.

Web 3.0 strebt eine nahtlose Interoperabilität zwischen verschiedenen

Anwendungen und Plattformen an. Durch offene Standards und

Protokolle können verschiedene Systeme miteinander kommunizieren

und Informationen austauschen, was die Entwicklung von innovativen

Anwendungen und Ökosystemen ermöglicht.

Web 3.0 nutzt Kryptowährungen und Tokenisierung, um neue Modelle

der Finanzierung und Zusammenarbeit zu ermöglichen. Durch

dezentrale Finanzierung (DeFi) können Benutzer Kredite vergeben,

Anlagen tauschen und Finanztransaktionen ohne Vermittler durchführen.

Web 3.0 ermöglicht es Benutzern, Inhalte zu erstellen, zu teilen und

zu verkaufen, ohne auf zentralisierte Plattformen angewiesen zu sein.

Durch Tokenisierung und Smart Contracts können Benutzer direkt

von ihren Inhalten profitieren und die Kontrolle über ihre kreativen

Werke behalten.

Web 3.0 fördert die Nutzung von strukturierten und maschinenlesbaren

Daten, um die Automatisierung und Analyse von Informationen

zu erleichtern. Dies ermöglicht intelligente Algorithmen und KI-

Systemen, Daten effizienter zu verarbeiten und nützliche Einblicke zu

liefern.

Web 3.0 unterstützt die Entwicklung von dezentralen Anwendungen,

die auf der Blockchain ausgeführt werden. Diese dApps bieten erhöhte

Transparenz, Sicherheit und Benutzerkontrolle im Vergleich zu

herkömmlichen zentralisierten Anwendungen.

Alle gelöst?

Eine der Herausforderungen von Web 3.0 besteht darin, die Skalierbarkeit

von dezentralen Systemen zu verbessern. Aktuelle Blockchain-

Netzwerke wie Ethereum arbeiten an Lösungen, um höhere Transaktionskapazitäten

und schnellere Bestätigungszeiten zu erreichen.

Web 3.0 hat das Potenzial und diese gilt es für uns zu nutzen.

32 ImmoFokus


Problemlöser

ImFokus

Josef

Hummel

Inhaber

Hummel Blockhaus

1. DAS PROBLEM

Dass es in den eigenen vier Wänden schnell eng und laut werden kann, wenn

plötzlich alle Familienmitglieder zum Daheimbleiben verdonnert sind, ist

eine leidliche Erfahrung, die sehr viele Menschen in der Corona-Pandemie

gemacht haben. Nur ein Beweis: Die stark gestiegene Nachfrage nach größeren

Wohnungen – idealerweise auch mit Freiflächen. Workaholics stehen wiederum

gerade in der Urlaubszeit vor der Herausforderung, ein stilles Plätzchen für sich

und ihren Laptop zu finden. Stichworte: Mit anderen „Workation“-Urlaubern

überfüllte Hotellobbys und genervte Familienmitglieder im Zimmer.

2. DIE LÖSUNG

Fotos: LOUIS ZUCHTRIEGEL

Wer unter chronischem Platzmangel im Home-Office leidet oder im Urlaub völlig

stressfrei arbeiten möchte, für den könnte „Homeoffice2go“ eine Lösung sein.

Dabei handelt es sich um ein kleines, schickes, mobiles Tiny-Office, das gemietet

werden kann – so lange es nötig ist. Das Beste dabei: Der Nutzer braucht nicht

einmal ein eigenes Grundstück.

„Von unserem neuen Konzept profitieren nicht nur die Mitarbeitenden, sondern

auch die Unternehmer, denn es ist maximal flexibel. Das Office kann heute hier und

morgen dort stehen, also überall dort, wo es gebraucht wird“, sagt Josef Hummel,

Inhaber von Hummel Blockhaus mit Sitz in Ottobeuren im Allgäu (Deutschland).

„Es braucht kein selbstgebautes Einfamilienhaus und es muss einem auch kein

Garten gehören“, so Hummel, nur um hinzuzufügen: „Über unser Mietmodell nutzt

man das Büro eben exakt so lange, wie es zur Wohnsituation passt.“ Wenn man

morgen oder übermorgen in eine andere Stadt zieht oder ins Ausland geht, könne

man das Office entweder mitnehmen oder es bekommt ein Kollege oder eine

Kollegin. „Oder man gibt es zurück. Da sind wir total flexibel“, so Hummel.

Das „Homeoffice2go“ bietet auch steuerliche Vorteile. Da das mobile Büro als

außerhäusliches Arbeitszimmer zählt, können nämlich laufende Kosten, wie

etwa Strom, leichter und ohne Höchstgrenze von der Steuer abgesetzt werden.

Unternehmer und Selbstständige können zudem die Mehrwertsteuer als Vorsteuer

geltend machen. Das „Homeoffice2go“ kann aber auch direkt vom Arbeitgeber

erworben und als Anlagevermögen abgeschrieben werden.

3,5

DIE ZAHL

Mit einer maximalen Breite

von 2,55 Metern und

einem Höchstgewicht

von weniger als 3,5

Tonnen, lässt sich das

„Homeoffice2go“ mit

einem herkömmlichen

Führerschein der

europäischen Klasse

BE fahren, ohne

Sondergenehmigung. Der

„Workation“ steht nichts

mehr im Weg!

Ausgabe 03|2023

33


Immobilie

ImFokus

25

Ein Vierteljahrhundert nach den ersten Erkundigungsbohrungen

und 15 Jahre nach Baustart fuhr Mitte Juni

erstmals ein Personenzug durch den 33 Kilometer langen

Koralmtunnel zwischen Kärnten und der Steiermark.

Allerdings ging die erste Fahrt mit einer Diesellok über die

Bühne. Der Hintergrund: Noch fehlen die Oberleitungen.

2025

Bis Ende 2025 soll im Koralmtunnel die gesamte

technische Infrastruktur eingebaut sein. Anders

als bei der Premierenfahrt, bei der gemütliche 40

Kilometer pro Stunde erreicht wurden, können Züge

dann mit bis zu 230 Kilometern pro Stunde die

zwölfminütige Fahrt durch den Tunnel bewältigen.

Bereits Ende 2023 geht die Koralmbahn in Kärnten in

Betrieb.

2

Die beiden Tunnelröhren unter der Koralpe

haben einen Durchmesser von zehn

Metern. Sie verlaufen parallel in einem

Abstand von 25 bis 50 Metern und sind alle

500 Meter über Querschläge verbunden. In

der Mitte des Tunnels befindet sich zudem

eine 900 Meter lange Nothaltestelle.

13.00

Mitte Mai wurde im Koralmtunnel die letzte von insgesamt

rund 13.000 Gleistragplatten montiert. Noch ein paar Zahlen

gefällig? Jede einzelne Gleistragplatte ist fünf Meter lang

und wiegt mehr als fünf Tonnen. Darauf werden 120 Meter

lange Schienenstücke befestigt und verschweißt.

6,1

Laut ÖBB-Rahmenplan 2023 bis 2028 beläuft sich das

Investitionsvolumen für die gesamte Strecke bei rund 6,1

Milliarden Euro. Auf den rund 130 Streckenkilometern finden

sich nicht weniger als hundert Brücken und Unterführungen

sowie 23 Bahnhöfe und Haltestellen.

45

Nicht zuletzt dank des Herzstücks

der Koralmbahn, dem Koralmtunnel,

verkürzt sich die schnellste mögliche

Verbindung zwischen Graz und

Klagenfurt auf nur mehr 45 Minuten.

130

Auf der 130 Kilometer langen

neuen Strecke, darunter 47

Tunnelkilometer, finden sich

100 Brücken sowie 23 moderne

Bahnhöfe und Haltestellen.

Fotos: chris zenz, GRAFEBNER

34 ImmoFokus


Aufsteiger

Absteiger

CIO übernimmt

Chefposten

Führungswechsel. Nachdem Silvia Schmitten-Walgenbach ihren Vertrag vorzeitig aufgelöst und das

Unternehmen per Ende März verlassen hat, übernimmt CIO Keegan Viscius das Steuer bei der CA Immo.

1 2007

Nach dem Abschluss zweier Masterstudien

(Financial Management

und Hospitality Management) an

der Rotterdam School of Management,

Erasmus University, beginnt

Viscius im Juni als Analyst bei

Cushman & Wakefield. Er wird für

viereinhalb Jahre für den Immobiliendienstleister

tätig sein, zuerst in

Prag, dann in London.

2 2011

Der gebürtige US-Amerikaner heuert im European-Real-

Estate-Acquisitions-Team der Starwood Group an. In den

kommenden sechs Jahren wird er für die Identifizierung,

Zeichnung und Exekution von Investments, quer über

alle Assetklassen hinweg, zuständig sei, vor allem in den

Niederlanden, Deutschland, den nordischen Staaten sowie

Zentral- und Osteuropa. Eine gute Vorbereitung auf seine

folgenden Aufgaben bei der CA Immo..

3

3

3

Foto: Stephan Huger

1

Keegan Viscius

2

3 2018

Viscius zieht im Zuge der Übernahme

durch die Starwood

Group mit erstem November

als Chief Investment Officer

(CIO) in den Vorstand der CA

Immo ein. Der langjährige

Senior Vice President der Starwood

Group ist vor allem für

den Bereich Investment und

Asset-Management zuständig.

4 2021

Anfang Mai entscheidet der Aufsichtsrat der CA Immo, das

zum Jahresende auslaufende Vorstandsmandat des US-Amerikaners

vorzeitig bis zum 31.12.2024 zu verlängern. Zu diesem

Zeitpunkt wurden unter seiner Leitung wichtige strategische

Projekte initiiert und vorangetrieben – vor allem das Kapitalrotationsprogramm.

Durch den Verkauf von nicht strategischen

Immobilien sollen Ebitda und Liquidität gestärkt werden.

5 2023

Mit zehntem Juni übernimmt Viscius den Chefsessel bei der CA

Immo, nachdem Ex-CEO Silvia Schmitten-Walgenbach wegen

„unterschiedlicher Ansätze in der Priorisierung der Umsetzung

der Unternehmensstrategie“, wie per Aussendung mitgeteilt

wurde, ihren vorzeitigen Abschied erklärt hat. Der Aufsichtsrat

der CA Immo und die Deutsche einigten sich auf eine einvernehmliche

Auflösung ihres Vertrags per 31. März. Der stellvertretende

Aufsichtsratsvorsitzende David Smith streut dem

neuen CEO Blumen und verweist auf seine starke Erfolgsbilanz

bei der Steigerung der Gesamtrendite für die Aktionäre.

Ausgabe 02|2023

35


Advertorial

Factbox

Fläche: 56.000 m²

Besucher jährlich: 14,5 Mio.

(basierend auf den Daten von 2019)

Anzahl Shops: 110

Umsatz: € 170 Mio. Umsatz

2.300 Indoor Parkplätze in zwei

Parkhäusern

Millennium City

Ein Shopping-Paradies: Gastronomie und Entertainment mit einer

großen Portion Vergnügen und einem klaren Fokus auf Barrierefreiheit,

Sicherheit und Nachhaltigkeit

Kernöffnungszeiten

Shopping Center

• Montag bis Freitag:

9.00 – 20.00 Uhr

• Samstag: 9.00 – 18.00 Uhr

• Sonntag: geschlossen

Entertainment Center

Montag bis Sonntag & Feiertag:

11.00 – 24.00 Uhr

M

itten in der Wiener Brigittenau

befindet sich das neueste

und modernste Shopping

und Entertainment

Center Wiens. Die MILLENNIUM City setzt mit

ihrem vielseitigen Angebot neue Maßstäbe

und wird als erweitertes Wohnzimmer von

Menschen jeden Alters, von Familien und Jugendlichen

geschätzt. Neue Shop-Konzepte,

ein umfangreiches Gastronomieangebot und

Entertainment auf höchstem Niveau bieten

den Kunden ein abwechslungsreiches und

spannendes Shopping-Erlebnis „Plus“.

Shopping vom Feinsten

Die Shopaholics werden mit coolen neuen und

absolut im Trend der Zeit liegenden Marken

belohnt. Der Dessous-Spezialist „Hunkemöller“

überzeugt mit einer abwechslungsreichen

Produktpalette aus bunter Bademode, gemütlicher

Loungeware und bequemer Sportmode.

Bücher-Liebhaber können sich bei „Thalia“

inspirieren lassen und mit der spannenden

Lektüre die Zeit vergessen. Die im Frühjahr

umgebauten Shops „Mango“, „Calzedonia“

und „Intimissimi“ erstrahlen in neuem Glanz.

Das helle Ambiente und die modernen Möbel

laden zum Shoppen ein – und dies ist nur

eine kleine Auswahl des gesamten Shopping-

Erlebnisses in der MILLENNIUM City.

Noch mehr Gastronomie für Foodies

Asia-Fans aufgepasst: Ein besonderes Schmankerl

ist das Restaurant „Sajado“. Es bietet authentische

chinesische Küche vom Feinsten

mit dem eigens entworfenen Robata-Tischgrill,

der für ein ganz besonderes kulinarisches

Erlebnis sorgt. Das gastronomische Angebot

der MILLENNIUM City ist sehr vielseitig: Aufgetischt

werden köstliche Sushi-Variationen,

ein umfangreiches Meeresfrüchte-Buffet oder

bekannte Klassiker aus weiteren asiatischen

Ländern. Und es gibt immer etwas Neues

zu entdecken: Mit Ende des Jahres 2023

werden neue kulinarische Konzepte in der

MILLENNIUM City umgesetzt und die Besucher

mit ihren Kreationen verwöhnt.

Ganz großes Kino

Für ganz große Augen und Ohren sorgt das

„Cineplexx MILLENNIUM City“. In 13 Sälen

laufen die neuesten Blockbuster auf Hollywood-Niveau.

Eine neue Lasertechnologie bietet

mit gestochen scharfen Bildern in 2D, 3D

und 4K ein außergewöhnliches Kinoerlebnis.

Dazu kommt der mit 585 Sitzplätzen und einer

256 Quadratmeter großen Leinwand größte

Kinosaal Österreichs.

Kleine Kinder ganz groß

Auch für die jüngsten Besucher gibt es viele

lustige und spannende Highlights: Im „Monki

Park“ ist Spaß ohne Ende angesagt. Im Kleinkinderbereich

können die ganz Kleinen ihre

motorischen und sensorischen Fähigkeiten

entfalten. Für die größeren Kinder sorgt der

36 ImmoFokus


Advertorial

Fotos: Fotografie Gabriel Buechelmeier, Andi Bruckner, Nadine Studeny Photography

Hochseilklettergarten für Action und Spaß.

Das Highlight für Action-Fans ist „Flip Lab“ ¬

auf dem 2.000 Quadratmeter großen Areal

mit mehr als 60 Trampolinen kommen sogar

Erwachsene auf ihre Kosten. Im Jahr 2021 hat

die MILLENNIUM City den „Lenni Kids Club“

ins Leben gerufen. Mit einer eigenen Clubkarte

erhalten die Kids viele coole Angebote und

spannende Geburtstagsüberraschungen.

Trends setzen

Um den steigenden Bedarf zu decken, wurden

die E-Ladestationen in beiden Parkhäusern der

MILLENNIUM City von Grund auf modernisiert.

Insgesamt 30 E-Ladestation von Wien Energie

stehen den Kunden während des Besuchs der

MILLENNIUM City zum Laden ihrer Elektroautos

zur Verfügung. Der nachhaltige Trend setzt

sich bei den Dauerparkplätzen fort. Insgesamt

wurden 40 E-Parkplätze für die Mieter des Millennium

Towers aufgestockt.

Nachhaltigkeit ist wichtig

und ein Commitment

Mit den Bienenstöcken auf dem Dach der

MILLENNIUM City wird ein Zeichen für den

Umweltschutz und gegen das Bienensterben

gesetzt. Die Location ist perfekt: Die Wiesen

um die MILLENNIUM City links und rechts der

Donau sowie die Nähe zum Donaupark mit

einer Vielzahl an blühenden Blumen, Bäumen

und Sträuchern bieten den Bienen einen idealen

Lebensraum. Seit Mai 2022 bevölkern fünf

Bienenvölker das Dach der MILLENNIUM City.

Daraus werden jährlich bis zu 300 Kilogramm

100-prozentig regionaler Honig produziert.

Auf nachhaltige Produkte spezialisiert haben

sich die Shops „reformstark Martin“ und „Sonnentor“.

Gleich, ob „bio“, „öko“ oder „vegan“:

Von der Ernährung bis zur Kosmetik gibt es hier

Kontakt

Tel.: +43 1 240 001000

E-mail: office@millennium-city.at

Facebook: www.facebook.com/millenniumcity

Instagram: www.instagram.com/millenniumcitywien

www.millennium-city.at

eine umfangreiche Auswahl. Auch die „MILL-

ENNIUM Apotheke“ setzt auf biologische und

vegane Produkte der Firma „Mádara“.

Frei von Barrieren

In Zusammenarbeit mit dem Verein für Menschen

mit Behinderungen ÖZIV ACCESS wurden

Maßnahmen umgesetzt, um die Barrierefreiheit

zu verbessern. So wurden alle Eingänge

mit speziellen Glasmarkierungen versehen, die

Beschriftung der barrierefreien WC-Anlagen

auch mit Brailleschrift ausgeführt und ein taktiler

Center-Plan an der Information aufgelegt.

Zusätzlich ist die Website der MILLENNIUM

City in „Einfacher Sprache“ verfügbar.

Outdoor-Gestaltung neu

Auch das Außenbild der MILLENNIUM City

befindet sich im Wandel. Die Modernisierung

der Außenflächen rund um die Wehlistraße

wurde noch vor dem Sommer 2023

abgeschlossen. Der Bereich wurde begrünt

und mit neuen Sitzmöglichkeiten versehen.

Das sorgt für mehr Schatten, vor allem im

Sommer. Das neu gestaltete Areal bietet den

Kunden eine willkommene Möglichkeit für

eine gemütliche Verschnaufpause.

Das „Tun“ wird belohnt

Die MILLENNIUM City und ihre Betreibergesellschaft

CC Real wurde in den vergangenen

Monaten mehrfach für ihr Handeln und

Bestreben nach ständiger Verbesserung in

vielen nachhaltigen Bereichen mit höchsten

Zertifizierungen ausgezeichnet. Die letzte

Errungenschaft war das SHORE-Zertifikat im

Gold-Status, das weltweit einzige unabhängige

und international anerkannte Zertifizierungsprogramm

für operationelle Risiken,

Widerstandsfähigkeit und Management von

Immobilienbetrieben.

Center Manager Matthias Franta,

Managing Director CC Real Roland Pinz und

Imker Dominik Kussegg

Über CC Real

Seit 2014 ist CC Real für das Center Management

der MILLENNIUM City verantwortlich.

Das 2006 gegründete Unternehmen

CC Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium

Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren

Ländern, ist ein Investor und Betreiber von

Gewerbeimmobilien und verwaltet Assets

in einem Gesamtvolumen von 2,7 Milliarden

Euro und einem dynamischen und ständig

wachsenden Portfolio. CC Real bietet

ein Full-Service-Paket aus umfassenden

INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und

Portfoliomanagement, einschließlich eigener

AIFM-Gesellschaft) und REAL ESTATE

MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,

Facility-, Construction-Management, Leasing)

Dienstleistungen an. Darüber hinaus

verfügt das Unternehmen über nachgewiesene

Erfahrung bei Co-Investitionen in

europäische Vermögenswerte mit internationalen

institutionellen Investoren sowie

mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich

CC Real zudem mit 50 Prozent am Non-

Banking Debt Fund

Manager Madigan

Capital (Sydney,

Australien) beteiligt.

Ausgabe 03|2023

37


Positionen & Meinungen

54

WEIN UND IMMOBILIEN

Martina Sauer, Chief Sales Officer (CSO),

und Lukas Weinwurm, Chief Product

Officer (CPO), beide IMMOunited, erzählen

bei einigen Gläsern guten Weins, wie

sich ihr stark gewachsenes Unternehmen

neu aufgestellt hat. Vor allem, um

Produktinnovationen voranzutreiben.

52

ZU TISCH MIT ...

Simone Rongitsch, Gründerin und CEO

von Pocket-House, und Reinhard Schertler,

geschäftsführender Gesellschafter

Eigentümer und Geschäftsführer der I + R

Vorarlberg und Schertler Holding, trafen

ImmoFokus-Herausgeber Michael Neubauer

auf ein verspätetes Lunch bei Ignaz &

Rosalia am Meidlinger Markt, um über ihr

gemeinsames Joint Venture zu plaudern.

40

COVERINTERVIEW

Thomas G. Winkler, CEO

UBM Development, und

Erich Wiesner, CEO

Wiehag, über die

spannende Wandlung

der UBM zum

Holzbauspezialisten,

die Zusammenarbeit

beider Unternehmen und

das Nischendasein des

Holzbaus in Österreich.

Foto: Adobe Stock

38 ImmoFokus


Ausgabe 03|2023

39


Positionen & Meinungen

Neue Wege beschreiten

Partnerschaft. Thomas G. Winkler, CEO UBM Development, und Erich Wiesner, CEO Wiehag, über die

spannende Wandlung der UBM zum Holzbauspezialisten, die Zusammenarbeit beider Unternehmen und das

Nischendasein des Holzbaus in Österreich.

Das Gespräch führten: Patrick Baldia

Die UBM befindet sich gerade in einem

spannenden Konversionsprozess in Richtung

Holzbau beziehungsweise Holzhybridbau.

Wie ist es dazu gekommen, Herr

Winkler?

Thomas G. Winkler: Wir waren der größte

Hotelentwickler Europas und dann kam die

Pandemie. Und wenn man eines nicht sein

möchte, wenn es eine weltweite Pandemie

gibt, dann der größte Hotelentwickler

Europas. Daher mussten wir uns überlegen,

wie wir uns strategisch neu positionieren.

Welche Megatrends gibt es beziehungsweise

welche nachhaltigen Entwicklungen sind

auszumachen? Wir hatten zu diesem Zeitpunkt

schon mit Holzbau experimentiert. Und

so haben wir entschieden, aus der Not eine

Tugend zu machen und in Frankfurt anstatt

eines Leonardo-Hotels mit 350 Zimmern mit

dem UBM Timber Pioneer das erste Holzhybridhaus

der Stadt zu bauen.

Das klingt etwas riskant…

Winkler: Wir haben gewusst, dass wir mit der

Unterstützung der Politik rechnen können,

weil die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die

das Nebengebäude als Hauptquartier nutzen

wird, in Deutschland ein sehr hohes Ansehen

genießt. Andererseits haben wir gedacht:

Wenn wir schon ein baugenehmigtes Projekt,

wie die Deutschen sagen, „in die Tonne kloppen“,

dann müssen wir etwas spektakuläres

Neues machen. So ist es in groben Zügen zum

Konversionsprozess gekommen. Mittlerweile

sehen wir den Holzbau nicht nur als Trend,

sondern als echte Haltung. Als wir anfingen,

wollten wir 50 Prozent Holzbau machen und

einige meinten, es wäre schon gut, wenn es

jedes fünfte Projekt wäre. Heute sind wir

so weit, dass wir in Zukunft zu 90 Prozent

Holzbau machen möchten. Aktuell haben wir

eine Pipeline von mehr als 250.000 Quadratmetern.

Uns ist nicht bekannt, dass jemand

anderes so viel Holzbau macht.

Herr Wiesner, wie ist Ihre Wiehag mit der

UBM zusammengekommen, was ist da die

Hintergrundgeschichte?

Erich Wiesner: Ich habe gelesen, dass sich die

UBM strategisch neu auf „green. smart. and

more.“ ausrichtet und verstärkt in den Holzbau

gehen will. Da ist mir eingefallen, dass

ich Thomas Winkler kenne, weil wir einmal

gemeinsam in einem Aufsichtsrat zusammengearbeitet

haben. Seine Frau ist überdies

aus dem Innviertel. Ich habe ihm sofort Bilder

von unseren Referenzprojekten geschickt.

Thomas hat innerhalb kürzester Zeit darauf

reagiert. Dazu muss man sagen: Zu diesem

Zeitpunkt hatte die Ausschreibungsphase für

den Timber Pioneer bereits begonnen. Wir

sind also mehr oder weniger reingegrätscht,

als das Projekt schon in der Vergabephase

war. Thomas haben unsere internationalen

Projekte jedenfalls sofort sehr interessiert.

Er hat gesehen, dass wir etwas können, wo er

auch hinwill. Denn eines ist klar: Wenn man

so ein Pionierprojekt umsetzt, dann möchte

man auch die größtmögliche Sicherheit

haben, dass es wirklich gelingt. Wir sind dann

rasch zusammengekommen.

Wieso ist der Holzbau in Österreich so

ein Nischenthema, obwohl die Ressource

reichlich vorhanden wäre?

Wiesner: Der Holzbau in dieser Dimension

stellt eine absolute Nische dar. Traditionellerweise

findet man den Holzbau in den

kleineren Strukturen. Heute können auch

Großprojekte in Holzbauweise realisiert

werden, weil sich in Technik und Produktentwicklung

einiges getan hat. Zudem gibt es

von Investoren- und Bauherrenseite ein

wachsendes Interesse daran, nachhaltige

und möglichst CO2-neutrale Gebäude zu

errichten. Da findet aus meiner Sicht gerade

ein Paradigmenwechsel statt. Dieses Interesse

daran, in einer anderen Materialität, nämlich

in Holz zu bauen, bedeutet für Architekten

und Planer, letztlich auch für die Bauindustrie,

ein Abgehen von gewohnten Wegen und

Vorgehensweisen. Wir sehen, dass sich viele

sehr schwer damit tun.

Wie kommt das?

Wiesner: Es fehlen einfach das Know-how und

die Erfahrung. Das liegt auch an der Ausbildungssituation.

Erst Anfang der 90er Jahre

wurde der erste Holzbau-Lehrstuhl an der

technischen Universität in Graz eingerichtet.

Dies auf heftiges Drängen der Holwirtschaft.

Ich war als junger Funktionär persönlich beim

40 ImmoFokus


Fotos: @Rizar.Photo

Ausgabe 03|2023

41


Positionen & Meinungen

42 ImmoFokus


damaligen Wissenschaftsminister Erhard

Busek. Es war extrem schwierig und hat

uns viel Überzeugungsarbeit gekostet. Bis

dahin war der Holzbau mehr oder weniger

zimmermannsmäßig unterwegs. Die Projekte,

die wir heute im Holzbau sehen, und die

Wiehag weltweit baut, wären ohne höchstes

Engineering-Wissen nicht realisierbar. Gott sei

Dank hat sich die Ausbildungssituation zwischenzeitlich

maßgeblich verbessert. Holzbau

wird heute an allen technischen Universitäten

unterrichtet.

Winkler: Ich erlaube mir auf eine neue

McKinsey-Studie hinzuweisen: Demnach

eignen sich überhaupt nur 30 Prozent der

Hochbauten für modulares Bauen, dafür aber

mehr als die Hälfte für den Holzbau. Das heißt,

der Holzbau wird mit einem Anteil von 15

„Mittlerweile sehen wir den

Holzbau nicht nur als Trend,

sondern als echte Haltung.“

Thomas G. Winkler,

UBM Development

Prozent, vielleicht werden es auch 20 Prozent

sein, immer eine Nische bleiben. Aber eben

eine große und vor allem sehr nachhaltige

Nische. Ich erinnere daran, dass bei der Stahlund

Zementproduktion für die Bauwirtschaft

jährlich zwei Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen

werden. Grundsätzlich muss man aber ein

großes Missverständnis aus der Welt räumen.

Die Frage sollte nicht lauten: Holzbau oder

Stahlbetonbau? Es geht um sowohl als auch.

Schaut man sich die Referenzen der WIEHAG

an, so sehen wir einige Beispiele für Gebäude

mit einem Exoskelett aus Stahl. Es ist auch

nicht sinnvoll, den Kern eines Gebäudes, ob

Tiefschacht oder etwas anderes, aus Holz zu

bauen. Man könnte das zwar machen, es wäre

aber nicht effizient. Und eine Tiefgarage aus

Holz zu bauen wäre nicht nur sinnlos, sondern

auch nicht möglich.

Ist für den Holzbau, bei gegebenem Marktpotenzial,

genügend Holz vorhanden?

Wiesner: Das werde ich immer wieder gefragt,

ob Holz in ausreichendem Ausmaß verfügbar

ist, insbesondere dann, wenn mehr in Holz gebaut

werden soll. Die Holzwirtschaft hat sich

schon lange der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Es kann und darf nicht mehr geerntet werden

als nachwächst. Derzeit werden in Österreich

nur rund 80 Prozent des jährlichen Zuwachses

genutzt. Die ermittelte Nachhaltigkeitsgrenze

liegt bei etwa 21 Millionen Festmetern Holz.

Ausgabe 03|2023

43


Positionen & Meinungen

Thomas G. Winkler

Der gebürtige Salzburger und Juraabsolvent

(Universität Salzburg und University

of Cape Town, Südafrika) begann seine

berufliche Laufbahn bei der Erste Bank

(vormals Girozentrale). Nach Stationen

bei der Maculan Holding und der Magna

(Europe) Holding, wechselte er 1998 als

Leiter des Bereichs Investor Relations zur

Deutschen Telekom in Bonn. Drei Jahre

später wurde Winkler in den Vorstand der

T-Mobile International, wo er für den Bereich

Finanzen verantwortlich zeichnete.

Nach weiteren Stationen unter anderem

als CFO der Lenzing sowie Tätigkeiten

im Aufsichtsrat der ÖIAG und der russischen

Bashneft JSOC, übernahm Winkler

per 1. Juni 2016 den CEO-Posten bei der

UBM Development, wo er die Bereiche,

Strategy, Investor Relations & Communications,

Transactions & Market Research,

Legal & Compliance, Human Resources

und Mergers & Acquisitions verantwortet.

Mehr darf nicht eingeschlagen und muss

wieder aufgeforstet werden. Kein Baumaterial

ist unendlich verfügbar, auch Sand und Kies

nicht. Holz hat dagegen den Vorteil, dass es

wieder nachwächst und beim Wachstum CO2

einspeichert.

Liegt das an den Holzpreisen, dass mehr

geerntet wird?

Wiesner: Nein. Wenn zuletzt in einzelnen

Jahren mehr geerntet wurde, ist das an Schädlingsbefall,

Windbruch- und Sturmschäden

gelegen, verursacht durch den Klimawandel.

Schadhaftes Holz muss man sofort aus dem

Wald herausbringen. Man kann das nicht

liegen lassen. Ich weiß von den österreichischen

Bundesforsten, dass sie nach einem Jahr

der Überernte den Einschlag im kommenden

Jahr reduzieren.

Winkler: Es geht hier ja nicht um das Schlagen

von Urwäldern. Für unseren Geschäftsbericht

2021 führten wir ein Gespräch mit Jane

Goodall, die ja nicht dafür bekannt ist, dass

sie für die Abholzung von Wäldern ist. Sie hat

uns ein wirklich flammendes Plädoyer für den

Holzbau gegeben. Sie meinte, wenn die Weltbevölkerung

auf zehn Milliarden anwachsen

sollte, dann könne das nur in Städten stattfinden,

weil sonst alles versiegelt werden müsste.

Und in den Städten wird das wiederum nur

über Verdichtung funktionieren. Ein Aspekt,

den man vielleicht noch erwähnen muss: Holz

eignet sich besser für eine Nachverdichtung –

Stichwort: Geschossaufbau – da es so leicht ist.

Es hat grundsätzlich dieselben Eigenschaften

wie Stahl, teilweise aber auch bessere.

Ich war überrascht, als ich bei meinen Recherchen

las, dass Österreich, Deutschland

und die Schweiz als Kompetenzzentren des

Holzbaus gelten. Ich hätte eher gedacht,

dass das die skandinavischen Länder

sind, wo auch die öffentliche Hand viel

offener für den Holzbau ist, was zahlreiche

Prestigeprojekte unterstreichen…

Wiesner: Holz ist in den nordischen Ländern

kulturell und wirtschaftlich stark verankert.

Man sieht das auch im öffentlichen Raum:

Der Flughafen in Oslo ist großteils aus Holz

gebaut und man geht auf Holzfußböden. Diese

44 ImmoFokus


Erich Wiesner

Der Oberösterreicher führt die Wiehag

in fünfter Generation. Der Familienbetrieb

hat den Ingenieur-Holzbau wesentlich

mitgeprägt. Anfang der 1960er

Jahre hat sie etwa als einer der ersten

Betriebe in Österreich mit der Produktion

von Hetzer-Trägern begonnen, die

heute Brettschichtholz-Träger genannt

werden. Das war der Startschuss für

weitgespannte und freitragende Konstruktionen

aus Holz. Heute hat die Wiehag

beeindruckende Referenzprojekte

vorzuweisen. Dazu gehören unter anderem

die Nanyang-Universität in Singapur,

der Timber Pioneer in Frankfurt, die

World of Volvo im Götenborg (Schweden),

die Macallan-Whiskey-Destillerie in

Speyside (Schottland) oder der Ascent

Tower in Milwaukee (USA), einer der

höchsten Holztürme der USA.

Länder zählen zu den größten holzexportierenden

Ländern. Aber im Ingenieurholzbau

haben die DACH-Länder die Nase vorne. Es ist

kein Zufall, dass das neue Markenzentrum für

Volvo in Göteborg von WIEHAG gebaut wird.

Wenn man sich ihre Referenzprojekte

anschaut, gewinnt man den Eindruck, dass

man mit Holz nahezu alles bauen kann.

Wieso spielt der Holzbau im großvolumigen

Wohnbau keine wirkliche Rolle? Ist

das eine Kostenfrage?

Wiesner: Das ist eine schwierige Frage. Der

Holzbau im Wohnbau war wahrscheinlich

teurer, insbesondere zu Beginn. Außerdem ist

er aus Sicht von Bauherrn mit mehr Unbekanntem

und Risiko verbunden. Der soziale

Wohnbau sowie die Wohnbaugenossenschaften

wollten sich das nicht antun. Holzbau läuft

auch anders ab, weil die Planung viel aufwendiger

ist und mehr Know-how voraussetzt.

Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades geht

es dann aber auf der Baustelle viel schneller,

was wiederum die Kosten senkt. Generell ist es

heute schwieriger geworden, Kostenvergleiche

anzustellen. Zu groß war und ist die Preisvolatilität

aller Baumaterialien. Das wird jetzt

gerade wieder etwas planbarer.

Winkler: Fest steht, dass, wenn in Zukunft

Wohnen günstiger werden soll, ein großer

Teil der Baustelle in die Fabrik verlegt werden

muss – Stichwort modulares Bauen. Das trifft

natürlich nicht nur auf Holz zu, sondern auch

auf andere Materialien, die sind aber nicht so

nachhaltig. Ich mache in Europa zwei große

Forderungen aus: Erstens, dass Wohnen wieder

bezahlbar wird. Und zweitens, dass das auf

einer nachhaltigen Grundlage erfolgen muss.

Diese Forderungen werden zu Recht gestellt.

Und wenn ich beide kombiniere, führt das zur

Standardisierung im Holzbau. Das bedeutet

aber nicht, dass alles gleich ausschauen muss.

Aber die Standardisierung und dauerhafte

Anwendung von neu Erlerntem muss zu

Kostenvorteilen führen. In jeder anderen

Industrie ist das so.

Wiesner: Ich möchte zur Kostenfrage noch

etwas ergänzen: Der Holzbau war in der

Vergangenheit in vielen Fällen teurer. Das

Ausgabe 03|2023

45


Positionen & Meinungen

hat einen Grund: Fossile Energie, die für die

Zement- und Stahlerzeugung in hohem Maße

benötigt wird, war ausreichend und zu extrem

günstigen Preisen verfügbar. Der damit verbundene

CO2-Ausstoß war gratis. Der Transformationsprozess

in Richtung Nachhaltigkeit

und Dekarbonisierung wird dazu führen, dass

Energie und CO2-Emissionen künftig teurer

werden. Vielleicht sind wir dann näher bei der

eigentlichen Kostenwahrheit. Ich erwarte, dass

Holz noch wettbewerbsfähiger werden wird.

Winkler: So wie Energie nichts gekostet hat,

hat auch Zeit nichts gekostet. Aber Zeit ist mit

dem Fachkräftemangel richtig teuer geworden.

Beim Holzbau dauert die Planungsphase

zwar länger, aber auf der Baustelle kann man

ungefähr von der halben Bauzeit ausgehen.

Daher werden auch viel weniger Leute

benötigt.

Hat das modulare Bauen nicht auch seine

Schattenseiten?

Winkler: Bislang ist man, Asche auf unser

Haupt, an Bauvorhaben herangegangen

und wusste zu 80 Prozent, was man haben

möchte. Aber nicht zu 100 Prozent. Da fing

man an, und wenn man etwas ein bisschen

anders wollte, konnte man beispielsweise ein

Fenster versetzen. Daher haben wir auch in

unserer Projektentwicklungsrechnung riesige

Beträge für Änderungen vorgesehen, weil uns

die Erfahrung gelehrt hat, dass Eigentümer

während der Bauphase dies oder das plötzlich

gerne anders hätten. Diese Zeiten sind vorbei.

Im Holzbau muss man zu 100 Prozent wissen,

was man will. Erst dann geht man in die

Umsetzung.

Wird bei der Wiehag ausschließlich mit

heimischem Holz gearbeitet?

Wiesner: Österreich ist ein Holzland und

verfügt über eine hochleistungsfähige

„Brandschutz ist weniger eine

Frage der Materialität, sondern der

richtigen Planung und Ausführung.“

Erich Wiesner,

Wiehag

Sägeindustrie. Ein Sägewerk bezieht in der

Regel sein Rundholz aufgrund der hohen

Logistikkosten in einem Umkreis von rund

250 bis 300 Kilometern. Ein oberösterreichisches

oder Tiroler Sägewerk wird also auch im

benachbarten Bayern oder Südtirol einkaufen.

Das erklärt, dass rund ein Drittel des österreichischen

Rundholzbedarfs aus Nachbarländern

importiert wird. Wiehag bezieht seinen

Schnittholzbedarf fast ausschließlich bei

österreichischen Sägewerken. Die Sägeindustrie

weist eine Exportquote von 70 Prozent

auf. Nur 30 Prozent des Einschnitts verbleiben

in Österreich. Von diesen 30 Prozent zählt

WIEHAG zu den größeren Abnehmern.

Die Holzpreise haben sich in den letzten

Jahren ja bekanntlich verrückt entwickelt.

Werden sie sich längerfristig auf einem

höheren Niveau einpendeln?

Wiesner: Die letzten eineinhalb Jahre waren

außergewöhnlich und bisher einzigartig. Da

ist einfach viel zusammengekommen. Die

Situation hat sich wieder normalisiert. Die

Holzpreise sind wieder deutlich gesunken,

auch, weil die Baukonjunktur nachgelassen

hat. Das vorherige Niveau ist aus meiner Sicht

nicht mehr erreichbar, weil in der Zwischenzeit

die Arbeits- und Energiekosten nachhaltig

gestiegen sind. Die Holzpreise haben sich

auf ein vernünftiges und normales Niveau

eingependelt.

Herr Winkler, wie wird eigentlich im neu

gegründeten Kompetenzzentrum Timber

Construction der UBM gearbeitet?

Winkler: Dort arbeiten fünf Leute unter

der Führung von Bernd Egert, einem der

begehrtesten Holzbauexperten des Landes.

Wir konnten ihn gewinnen, weil ihm die

Geschichte, die wir zu erzählen angefangen

haben, sinnvoll und richtig erschienen ist. Das

Team ist eine spannende Mischung aus auf

der einen Seite erfahrenen Zimmerleuten, die

auch auf Baustellen gearbeitet haben, und auf

der anderen Seite jungen Uniabsolventen, die

Holzbau studiert haben. Warum machen wir

das? Weil es keine eingeübte Tätigkeit ist, dass

der Holzbauer, der Rohbauer und der Fassadenprofi

wirklich koordiniert zusammenarbeiten.

Dafür braucht es viel Verständnis für

Holzbau. Dieses Know-how haben wir jetzt

wahrscheinlich schneller als andere und auch

umfangreicher aufgebaut. Auf dem können

wir aufsetzen.

Wiesner: Aus meiner Sicht gehört die UBM

derzeit zu den wenigen Unternehmen, die in

den eigenen Kompetenzaufbau investieren

und investiert haben. Sie wollen wirklich verstehen,

wie Holzbau funktioniert, und nicht

darauf angewiesen sein, andere zu fragen. Wir

sehen das positiv, weil wir uns auf fachlich

kompetenter Ebene sehr gut austauschen

können.

Winkler: Wir werden immer wieder gefragt,

ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, einen

Holzbaubetrieb zu kaufen? Das ist genauso

sinnlos, wie als Developer eine eigene

Baufirma zu besitzen. Man muss verstehen,

wie der Holzbau funktioniert und wie man

koordiniert.

Wie erfolgt Innovation bei der Wiehag?

Wiesner: Im Wesentlichen entwickeln wir uns

mit unseren Projekten weiter. Beispielsweise

hat uns die Macallan-Whiskey-Destillerie im

schottischen Speyside in neue Dimensionen

der parametrischen Planung geführt. Auch

die „World of Volvo“ in Göteborg war ein

einzigartiges Projekt – groß und komplex

zugleich. Die begehbare Dachlandschaft,

rund 10.000 Quadratmeter, wird von drei

mächtigen Baumstämmen mit ausladenden

Baumkronen getragen. WIEHAG funktioniert

wie ein Campus. Der ständige Austausch

aller verfügbaren Disziplinen, wie Technik,

Produktion, Projektmanagement, Montage,

CNC-Programmierung, IT, schafft Sicherheit

und Mut und führt zu Entwicklung und

Innovation. Gleichzeitig stehen wir auch im

Austausch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Für den Bau der technischen

Nanyang-Universität in Singapur, dem größten

Holzbaugebäude Asiens, haben wir zum

46 ImmoFokus


WORDRAP MIT ERICH WIESNER

Ihr größtes Laster?

Süßigkeiten

Ihren Kaffee trinken

Sie am liebsten...

Am Morgen

Morgen- oder

Abendmensch?

Eher

Abendmensch

In den nächsten

zehn Jahren möchte

ich unbedingt...

Fit und gesund

bleiben

Welches Buch

liegt auf

Ihrem Schreibtisch?

Philipp Blom – Die

Unterwerfung

der Welt

Lieblingshobbies?

Rennradfahren,

Lesen, Musik

Mit welcher Person

(lebend oder bereits

verstorben) würden Sie

gerne einen Abend

verbringen?

Viktor Frankl

Wenn Sie das Radio

im Auto aufdrehen,

was läuft?

Ö1

Nehmen Sie

gerne Risiko?

Ja

Womit haben Sie Ihr

erstes Geld verdient?

Wenn Sie im Lotto

gewinnen, was würden

Sie machen?

Viele Bäume

pflanzen

Auf einer

WIEHAG-Baustelle

mit 16

Ausgabe 03|2023

47


Positionen & Meinungen

WORDRAP MIT THOMAS G. WINKLER

Morgen- oder

Abendmensch?

Morgenmensch

(ab 5 Uhr wach)

Mit welcher Person

(lebend oder bereits

verstorben) würden Sie

gerne einen Abend

verbringen?

David Attenborough

Ihren Kaffee trinken

Sie am liebsten...

schwarz

Welches Buch

liegt auf

Ihrem Schreibtisch?

Keines (habe keine

Zeit zum Lesen

beim Arbeiten)

Womit haben Sie Ihr

erstes Geld verdient?

Als Parkplatzwächter

in Hellbrunn

(Salzburg)

Wenn Sie im Lotto

gewinnen, was würden

Sie machen?

Nichts anderes

als jetzt

Nehmen Sie

gerne Risiko?

Manage lieber das

Downside

Lieblingshobbies?

Rennrad fahren

48 ImmoFokus


Ihr größtes Laster?

Schokolade

Beispiel alle erforderlichen Brandtests unter

wissenschaftlicher Begleitung in Eigenregie

durchführen lassen und auch bestanden. Ein

öffentlicher Auftraggeber in Singapur würde

nie ein Risiko eingehen.

Ich nehme an, dass es nicht nur im Falle

des UBM-Kompetenzzentrums nicht so

einfach ist, Mitarbeiter mit einschlägigem

Know-how zu finden, sondern generell?

Winkler: Ja, weil es diese Leute einfach nicht

gibt. Man kann nur aus einem überschaubaren

Pool an Praktikern schöpfen oder junge

Leute ansprechen, die Holzbau studieren.

abgrenzen, die sich ebenfalls für die Standardisierung

eignen, zu einem Kostenvorteil

kommen wird. Das wird auch notwendig

sein, wenn wie etwa in Deutschland 700.000

Wohnungen fehlen. Aber zurück zum Holzhochbau:

Hermann Kaufmann, auch bekannt

als Holzbaupapst des deutschsprachigen

Raums, hat einmal gesagt, dass Holzhochhäuser

zu bauen ungefähr so sinnvoll ist wie

Formel 1 fahren. Was er damit gemeint hat:

Holzhochhäuser sind als Nachweis zu sehen,

dass es aus technischer Sicht möglich ist, mit

Holz hoch zu bauen. Und wenn Geld in diese

Richtung fließt, dann macht man es auch.

In den nächsten

zehn Jahren möchte

ich unbedingt...

Dass es mir so

gut geht wie in

den letzten

10 Jahren

Wiesner: Die Jungen haben natürlich noch

nicht die notwendige Erfahrung und müssen

ausgebildet werden. Wir könnten sofort

sowohl Facharbeiter als auch Ingenieure

einstellen. Die Nachfrage nach Holzbauingenieuren

wird größer, weil mehr Unternehmen,

darunter auch Baukonzerne, den Holzbau als

Chance entdecken. Auch weil sie Projekte wie

den Timber Pioneer oder die „World of Volvo“

in Göteborg wahrnehmen.

Helfen Ihnen solche Referenzprojekte bei

der Rekrutierung?

Wiesner: Natürlich. Aufgrund unserer

Referenzen haben wir uns in der Holzbranche

einen exzellenten Namen erarbeitet und

sowohl Studierende als auch Leute, die

international tätig sein wollen beziehungsweise

bei Top-Projekten mitarbeiten wollen,

wenden sich an uns. Heute ziehen sogar Leute

aus Deutschland in unsere Region, um für uns

zu arbeiten.

„Wir werden

auch wieder

Hotels bauen,

als führender

Holzbau-

Developer Europas

natürlich mit

Holz.“

Thomas G. Winkler,

UBM Development

Wenn Sie das Radio

im Auto aufdrehen,

was läuft?

Ö1 oder Klassik

Radio

Wo geht die Entwicklung im Holzbau hin?

Wiesner: Der Holzbau wird verstärkt in den

urbanen Bereich einziehen. Sei es in Form von

kompletten, mehrgeschossigen Gebäuden,

wie sie die UBM baut, oder in der Nachverdichtung.

Aus statischen Gründen bietet sich

Holz bei Aufbauten geradezu an. Und es wird

auch noch in die Höhe gehen und in größere

Dimensionen von Hallen und Sonderbauten.

Winkler: In der Vergangenheit ist der Holzbau

von der Horizontale in die Vertikale gegangen.

Heute kommt er in der Mitte der Gesellschaft

an. Wie gesagt: Es ist meine tiefe Überzeugung,

dass es durch die Standardisierung und

die besonderen ökologischen Fähigkeiten,

die den Holzbau von anderen Materialien

Die Wiehag hat spannende Referenzprojekte

realisiert, darunter auch

Holzhochbauten, wie etwa das höchste

Bürogebäude Australiens in Brisbane

oder einen der größten Holztürme der

USA in Milwaukee. Werden wir auch in

Österreich so hohe Holzgebäude sehen?

Wiesner: Das momentane Vorzeigeprojekt

in Österreich ist das HoHo in der Seestadt

in Wien. Nun plant ja die UBM das höchste

Holzhochhaus der Welt am Wiener Handelskai.

Aktuell sind im Holzhochbau Höhen von

ungefähr 100 Metern möglich. Wir werden

aber in naher Zukunft Projekte von bis zu

200 Meter Höhe sehen. Aber nicht in Österreich.

Eine Studie der Universität Cambridge

sagt aus, dass man mit Holz rein theoretisch

Ausgabe 03|2023

49


Positionen & Meinungen

auch bis zu 300 Meter hoch bauen kann. Ob

es sinnvoll ist, solche Leuchtturmprojekte

zu realisieren, sei einmal dahingestellt.

Wichtiger ist für uns als Branche, dass Holz

als solides und sicheres Baumaterial wahrgenommen

wird, egal ob man jetzt acht, 15

oder 20 Geschosse errichtet, und dass wir

dadurch zu Chancen kommen.

Winkler: Mir ist es wichtig, dass der Holzbau

in der Mitte der Gesellschaft ankommt.

Ein Hindernis für einen breiteren

Einsatz war ja immer das Thema Brandschutz…

Wiesner: Der Brandschutz ist weniger eine

Frage der Materialität, sondern vielmehr

der richtigen baustoffgerechten Planung

und Ausführung. Beim Brand des Londoner

Grenfell Towers, kein Holzbauprojekt (ein

Sozialwohnungsobjekt, das 2017 weitgehend

ausbrannte, wobei 72 Menschen

starben, Anm.), haben Hohlräume hinter

der Fassade das Feuer angefacht und zur

raschen Ausbreitung über alle Geschosse

geführt. Da wurde einfach falsch geplant

und auf den konstruktiven Brandschutz

vergessen. Holz hat sehr gute Brandwiderstandswerte

und ist im Brandfall klar

berechenbar. Das wissen auch die Feuerwehren.

Winkler: Das Entscheidende ist: Holz

verbrennt kontrolliert. Man kann genau

berechnen, wie viel Millimeter pro zehn

Minuten auf die Dimension des Trägers umgerechnet

verbrennen beziehungsweise wie

lange es dauert, bis ein Gebäude einstürzt.

Die UBM ist zwar von der Hotelentwicklung

abgerückt, aber dass das bis in alle

Ewigkeit ausgeschlossen ist, war auch

wieder nicht zu vernehmen…

Winkler: Nein, wir sind bei Assetklassen vollkommen

agnostisch. Wir denken immer nur

durch die Brille des Investors und da zählen

schlicht und einfach Angebot und Nachfrage.

Und im Moment werden unglaublich viele

Bauvorhaben storniert. Auch im Hotelbereich.

Wir werden natürlich auch wieder

Hotels bauen, aber als führender Holzbau-

Developer in Europa natürlich mit Holz.

Meine letzte Frage würde ich auch gerne

Ihnen stellen, Herr Winkler: Bei einem

Gespräch mit unserem Herausgeber Herrn

Neubauer meinten Sie vor einiger Zeit, dass

Sie bei jeder Entscheidung, die sie treffen,

hinterfragen, ob sie richtig liegen. Wie geht

es Ihnen mit der Entscheidung, in Richtung

Holzbau zu gehen?

Winkler: Wir sind im Moment in einer Hochphase,

weil wir uns durch die Entwicklung des

Timber Pioneer und die erreichte Vermietungsleistung

bestätigt fühlen. Trotzdem warne ich

vor zu viel Enthusiasmus, denn ich mache mir

keine Illusionen: Aufgrund der überschaubaren

Zahl an Experten kann es künftig auch schlechte

Holzbauten geben. Und der erste, der Probleme

aufweist, wird dann dafür herangezogen werden,

den Holzbau an sich schlecht zu machen.

Das ist im Grunde die Sorge aller Holzbaubefürworter.

Aber im Moment bin ich in einer

Phase, in der ich mich sehr bestätigt fühle. Aus

heutiger Sicht ist der Holzbau alternativlos und

für uns als UBM ist es wichtig, dass wir 300

Mitarbeiter haben, die diese Einstellung teilen.

Das ist kein Marketing-Gimmick oder Trend,

dem wir gerade nachlaufen.

50 ImmoFokus


Ausgabe 03|2023

51


Positionen & Meinungen

Zu

Tisch

mit …

Simone Rongitsch

Reinhard Schertler

Gedanken zu einem Menü verfasst

52 ImmoFokus


Eine App, die

mitwächst

Pocket House. „Im Gegensatz zu einer Immobilie wird unsere App wohl

nie fertig werden“, schmunzeln Pocket-House-CEO Simone Rongitsch

und Investor Reinhard Schertler.

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Fotos: @Rizar.Photo

W

arum treffen wir einander

am Meidlinger Markt im

Ignaz & Rosalia? „Weil

Pocket House in Meidling

geboren wurde. Gleich hier ums Eck bei der

Niederhofstraße gegenüber von der U-Bahn-

Station – in bester Lage, kann man sagen“,

erklärt Gründerin und Pocket-House-CEO

Simone Rongitsch. „Meidling wird unterschätzt.

Ein Bezirk, der im Kommen ist. Das

haben wir bereits vor sieben Jahren gewusst“,

fügt Rongitsch mit einem Lächeln hinzu. Das

haben wir doch erst vor kurzem auch von

Hans Jörg Ulreich gehört, der nicht unweit

vom Ignaz & Rosalia ein eigenes Lokal, die

„Wirtschaft am Markt“, betreibt.

„Natürlich haben wir auch schon einmal diskutiert

wegzuziehen“, so Reinhard Schertler,

geschäftsführender Gesellschafter Eigentümer

und Geschäftsführer der I + R Vorarlberg

und Schertler Holding, dem Kerninvestor des

Start-ups. Doch es blieb bei den Diskussionen.

„Unsere Mitarbeiter lieben das Grätzel,

den Markt.“

Da lag es nahe, sich auch hier mit dem Immo-

Fokus zu treffen. Es ist schwül. Der Wetterbericht

hat (Stark)Regen angesagt. Wie sich

später herausstellen sollte, sollte er Recht

behalten. Da kommt das Angebot von Ignaz

& Rosalia gerade richtig. „Wenn recht ist,

bestell ich einfach eine Variation an Markt-

Tapas“, übernimmt Rongitsch die Bestellung.

Dass dazu auch Debreziner und Frankfurter

gehören, versteht sich auf einem Markt von

selbst. Die Wahl war perfekt. Oliven, gefüllte

Weinblätter, Hartkäse, kroatische Hauswurst,

Hummus-Baguette – aber kein Wein

– dafür ist es zu schwül. Jetzt einmal Apfelsaft

und Mineralwasser. Vielleicht später ein Kaiserspritzer.

Eine Besonderheit: Alle Zutaten

zu den Speisen werden am Meidlinger Markt

eingekauft.

Aber wofür steht Pocket House? „Pocket

House steht für digitales Gebäude- und Quartiersmanagement,

für Tools der Zukunft. Wir

kreieren Technologien, die Wohnhäuser,

Arbeitsplätze oder ganze Quartiere digital

unterstützen und verbinden — transparent

und in Echtzeit. Wichtig ist uns, dass alle User

von unseren Web- und App-Lösungen profitieren.

Vom Eigentümer über Property- und

Facility-Manager bis hin zum Bewohner oder

Büromitarbeiter”, so die Geschäftsführerin

Rongitsch.

Wie kam es zu der Idee, Pocket House zu programmieren?

Stand am Anfang eine Marktanalyse?

Hat der Markt danach gerufen? Es

war so ähnlich, aber auch ganz anders, blickt

Schertler auf die Anfänge zurück.

„Wir haben mit der S+B-Gruppe, die zu 50 Prozent

zu meiner Schertler Holding gehört, die

gerade in Bau befindlichen Danube Flats entwickelt.

Je tiefer wir in die Planung gegangen

Ausgabe 03|2023

53


Positionen & Meinungen

sind, desto deutlicher stellte sich uns die Frage:

Wie können wir dieses Hochhaus organisieren,

das Leben in diesem Tower? Wie funktioniert

der Eintritt? Es gibt Allgemeinflächen, die von

der Stadtplanung aus vorgeschrieben wurden,

Partyräume, Flächen für Kinder. Das muss man

organisieren. Wie kann man die Flächen mieten,

wie wird abgerechnet?“

Urban Gardening

Rongitsch und Schertler kannten einander

bereits von der TU Wien. Die Raumplanerin

Rongitsch – Gründungsmitglied des Gemeinschaftsgartens

der Salat Piraten – leitete zu

diesem Zeitpunkt den gemeinnützigen Verein

Karls Garten im vierten Wiener Gemeindebezirk.

An einem Verkehrsknotenpunkt Wiens

entstand der Schau- und Forschungsgarten in

Kooperation mit dem Restaurant Heuer sowie

der Kunsthalle Wien. Finanzielle Unterstützung

für das Projekt kam von der S+B-Gruppe

und von Schertler.

Wie organisiere ich den Turm?

„Parallel dazu beschäftigten wir uns in der

Schertler Holding mit den Danube Flats und

der Frage: Wie organisiere ich den Turm?

Simone hat dann ein wenig recherchiert,

musste aber feststellen, dass es keine wirklich

„Das gemeinsame Joint Venture

zwischen BIG und Pocket House ist

ein ,perfect match‘.“

brauchbare Lösung gab.“ Rongitsch: „Es gab

Einzellösungen. Zum Beispiel Carsharing,

eine Paketbox, aber keine multifunktionale

Plattform. Wir haben dann rasch entschlossen,

die Plattform selbst zu programmieren.“

Schneller gesagt als getan. In einem ersten

Schritt galt es, geeignete Programmierer zu

finden. „Gott sei Dank wurde ich in meinem

Freundeskreis rasch fündig“, blickt Rongitsch

auf die Anfänge zurück.

Simone Rongitsch,

Pocket House

Man ging an die Arbeit und mit den Danube

Flats wuchs auch Pocket House. „Wobei

wir schneller gewachsen sind“, schmunzelt

Rongitsch. Mit der Zeit hat sich die App

durch zahlreiche weitere Funktionen vergrößert.

„Am Anfang stand der Wohnbau

im Mittelpunkt, wie organisiere ich den

Zugang und ähnliches. Dann sind die Allgemein-

und Gemeinschaftsflächen dazugekommen.

Dann Carsharing und Paketbox.“

Ein gutes Beispiel für ist die Integration

von Ladestationen – bis vor kurzem noch

kein Thema. Nun kommt kein attraktiver

Neubau mehr oder Ladeinfrastruktur für

3-Mobility aus.

Für Schertler steht fest: „Ein wesentlicher

Unterschied aber ist, dass die Danube

Flats einmal fertig werden, Pocket House

wahrscheinlich nie.“ „Wobei wir ja selbst

keine Carsharing-Anbieter oder Paketbox-

Betreiber sind – wir schaffen Schnittstellen.

Pocket House GmbH

Die Pocket House GmbH wurde 2018 von Simone

Rongitsch, Gernot Zechmeister und Christoph

Kast gegründet. Investoren des PropTechs sind

die Schertler Holding und PORR Beteiligungen und

Managment GmbH. Das interdisziplinäre Experten-

Team von Pocket House hat sich zu einem der

führenden österreichischen PropTech-Unternehmen

entwickelt und bietet digitale Produkte in Form eines

Baukastensystems, das sich jeder Immobilie anpasst.

Pocket House ist somit das einzige Unternehmen der

DACH-Region, das für jede Immobilie, von Wohnbau,

Office, über sämtliche kommunale Immobilien bis

hin zu Quartieren, eine Software anbieten kann, um

einen Betrieb zu digitalisieren. Die App von Pocket

House ist komplett unabhängig und kann individuell

angepasst werden. Die Inhouse-Programmierung

ermöglicht eine Umsetzung mit vielseitigen Features

und einem hohen individuellen Anpassungsgrad.

www.pockethouse.at

54 ImmoFokus


Wir arbeiten Hersteller-neutral. Das macht

unser System flexibel. Anbieter können ohne

großen Aufwand ausgetauscht werden.“ Der

Vorteil für den End-User? „Alle Services sind

in einer App abrufbar. Der End-User muss

nicht acht oder neun Apps downloaden“,

erklärt Rongitsch. „Wir wollen uns zum

Beispiel bei den Zutrittskontrollen nicht an

einen Anbieter exklusiv binden.“

„Wir dürfen mit Fug und Recht behaupten,

dass es im gesamten deutschsprachigen

Raum kein mit Pocket House vergleichbares

Unternehmen mit einer so umfangreichen

Produktpalette gibt, die vom Wohnbau bis

hin zum Universitätsgebäude jede Immobilie

abdeckt“, so Schertler.

Datenschutz ist ein Thema, das Schertler besonders

wichtig ist. „Wir leben nicht – wie andere

Anbieter von Apps – vom Datenverkauf.

Für mich wesentlich: Wir programmieren

in Österreich und beschäftigen keine Programmierer

in Drittstaaten. Wir haben die

Kontrolle über den Source-Code und über die

Daten. Wir können unseren Kunden versprechen,

dass mit ihren Daten kein Schindluder

getrieben wird.“

Man hätte die Daten leicht zu Geld machen

können, wie es bei den großen IT-Konzernen

durchaus üblich ist. „Wir verschließen uns

hier eine Einnahmequelle – aber es ist der

richtige Weg, weil es einfach seriöser ist und

den Kunden in den Mittelpunkt stellt.“

Auch wenn Programmierer in Asien wesentlich

günstiger kommen würden, setzt Rongitsch

auf IT-Experten im Inland. „Ein eigenes

Inhouse-Programmierteam ist schneller

und flexibler. Kurze Wege, schnelle Kommunikation.“

Aktuell sind sechs Programmierer

beschäftigt. Und: „Der IT-Chef legt selbst mit

Hand an. Wobei auch alle drei Gesellschafter

nach wie vor im Unternehmen aktiv sind. Ich

mache Planung, Vertrieb, Entwicklung und

leite auch das Designteam. Christoph Kast

ist unser IT-Chef. Gernot Zechmeister ist für

Spezial-Projekte wie das Joint Venture von

Big und Pocket House zuständig. Wir haben

uns in einem mehrstufigen Prozess gegen internationale

Konkurrenz durchgesetzt.“ Ziel

sei, das Portfolio der Big zu digitalisieren und

das digitale Gebäude- und Quartiersmanagement

zu forcieren. Durch maßgeschneiderte

digitale Produkte (weitere Apps) sollen Objekte

für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver

und serviceorientierter gestaltet werden.

Beispielweise können Räume flexibel

gebucht und effizient genutzt werden. Pocket

House erweitert durch das Joint Venture den

Einsatzbereich ihrer Produkte und digitalisiert

erstmalig kommunale Immobilien.

Big Care App

Wobei das nächste Großprojekt bereits in den

Startlöchern steht: „Die Entwicklung der ‘Big

Care App‘ für Objekte im eigenen Portfolio

des Immobilienunternehmens wird gemeinsam

mit der Konzerntochter ARE (Austrian

Real Estate) in Kürze starten.“

Darauf sind Rongitsch und Schertler sichtlich

stolz. Auch die Sicherheit wird nicht vernachlässigt:

„Unsere App wurde vom TÜV-

Österreich auf Herz und Nieren geprüft. Wir

mussten auch gezielten Hacker-Angriffen

widerstehen. Ein für uns alle sehr aufregender,

spannender Moment. Aber: Wir haben

gehalten.“ Eine weitere Herausforderung:

Apps des Bundes müssen barrierefrei sein.

Auch diese Hürde ist geschafft, die App ist

kurz vor der Fertigstellung.„Für mich als Investor

ist die Beauftragung durch die Big die

Bestätigung, dass das Produkt, an dem ich be-

Ausgabe 03|2023

55


Positionen & Meinungen

teiligt bin, technisch gut ist und wirklich allen

Standards entspricht. Das Joint Venture ist ein

großer Milestone.“

Worauf die beiden besonders stolz sind, ist die

jüngst präsentierte App „deilma“. Recherchen

und Kundenfeedback von Pocket House haben

ergeben, dass ein Tool zur Vermietung und

Buchung von Räumen auf Stundenbasis fehlt.

Insbesondere gilt das einerseits für den gemeinnützigen

Wohnbau, wo die Organisation

und die Verwaltung von diversen Gemeinschaftsräumen,

wie zum Beispiel Waschküchen,

ein zentrales Thema ist. Die App vereinfacht

den Zugang zu und die Nutzung von

vorhandenen Ressourcen und trägt damit zur

Sharing Economy und zur nachhaltigen Stadtentwicklung

bei. Beispielsweise ermöglicht

die App es, Erdgeschosszonen oder Schul- und

Bürostandorte, die aufgrund ihrer Nutzungsklassen

abends und am Wochenende leer

stehen, zu nutzen. Rongitsch: „Unser Ziel war

beziehungsweise ist Teilen und Vermieten,

was schon vorhanden ist, die Auslastung von

Räumlichkeiten damit erhöhen und dadurch

Zeit und Kosten in der Organisation sparen.

Der positive Nebeneffekt sind Zusatzeinnahmen

ohne Aufwand!“

Spaghetti Bolognese

Noch einmal kurz zurück zum Kulinarischen.

Die Lieblingsspeise von Schwertler ist klassische

Spaghetti Bolognese. „Aber ich esse

auch sehr gerne vegetarisch. Im vergangenen

Winter hatten wir im Edelweiß, einem unserer

Hotels in Zürs, Paul Ivić vom Tian in Wien zu

Gast, der für uns als Pop-up aufgekocht hat.

Ich probiere gerne Neues aus. Aber sonst

mag ich es eher klassisch.“ Selbst am Herd

steht Schwertler auch aus Zeitgründen nicht.

Im Gegensatz zu Rongitsch, die gerne selber

kocht – aber nicht die typische österreichische

Küche, sondern die israelische, vietnamesische

und generell leichte asiatische Küche hat

es ihr besonders angetan. „Ich habe ein Faible

für argentinisches Essen, weil ich eineinhalb

Jahre in Buenos Aires studiert habe.“

Auf Pocket House in einer spanischen Version

werden wir aber noch länger warten

müssen. „Wir planen fürs Erste in der DACH-

Region, weil da eh noch genug zu tun ist. Also

schon allein in Wien wäre genug zu tun, so

viele Gebäude, wie es gibt.“ Obwohl, räumt

Rongitsch ein „Die App wäre zwar leicht in

unterschiedlichen Sprachen auszuspielen.

Die Märkte in Argentinien oder Brasilien

funktionieren dennoch anders.“

Was in allen Ländern gleich ist: Bei Starkregen

wird man nass – und so wurden wir alle

durchweicht, als wir beim Aufbruch von einem

heftigen Platzregen erwischt wurden.

56 ImmoFokus


Ignaz & Rosalia

DAS SAGT DER FALSTAFF

Leider findet sich im Falstaff noch keine

Bewertung. Aber was nicht ist, kann ja noch

werden.

DAS SAGT DER IMMOFOKUS

Die beliebte Hüftgold Konditorei am Meidlinger

Markt wurde im Sommer 2019 um das

Marktcafé Ignaz & Rosalia erweitert - eine

perfekte Location für einen ungewöhnlichen

Business Lunch.

Ignaz & Rosalia

Meidlinger Markt 37, 1120 Wien

Tel. +43 1 394 94 96-98

Email: kontakt@marktcafe.wien

Öffnungszeiten

Montag-Freitag: 8 – 22

Samstag: 8 – 18

Sonn- & Feiertags: 9 – 18

www.marktcafe.wien

ImmoFokus Restaurantguide

17

PUNKTE

Essen:

Service:

Weinkarte:

Ambiente:

Ausgabe 03|2023

57


Wein &

Immobilien

Frisch von der Leber weg

Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug

mit Martina Sauer, Chief Sales Officer (CSO) und

Lukas Weinwurm, Chief Product Officer (CPO) der

IMMOunited.

Neu aufgestellt

Innovationsgetrieben. Die IMMOunited ist stark gewachsen und hat

sich in der Unternehmensführung neu aufgestellt, vor allem, um ihre

Produktinnovationen voranzutreiben.

Kolumne: Lisa Grüner

Verjus Drink von

Silva & Silva Rosé

www.der-silva.club

U

nsere Verkostung starten wir

nicht mit einem Wein, sondern

mit einem Getränk, das ich in

Reichenau an der Rax entdeckt

habe. Der Verjus Drink von Silva wird mit dem

Saft früh geernteter Trauben hergestellt, verfeinert

mit einem Schuss vierfach destillierten

Brandes. Dadurch wird der Verjus leicht alkoholisch

und haltbar gemacht. Mit dem Silva Rosé

verkosten wir auch gleich die zweite Sorte, die

sich in hellem Altrosa, mit feiner Perlage und

Aromen von Hibiskus und Lavendel zeigt. Am

Gaumen hinterlässt der Rosé einen zarten Geschmack

nach Honigmelone und Traubenzucker,

im Abgang punktet er mit feiner Würze, lebendiger

Säure sowie mit dezenter Fruchtsüße.

Als ersten Wein probieren wir einen Wiener

Gemischter Satz DAC 2020 vom Bioweingut

Lenikus. Der Wein wird aus den handgelesenen

Trauben Grüner Veltliner, Chardonnay und

Weißburgunder produziert. Ein klassischer

Wiener Gemischter Satz mit klarer Zitrus- und

Apfelfrucht in der Nase und saftiger Birnenfrucht

am Gaumen. Währenddessen reden

wir über die jüngste Umstrukturierungsphase

der IMMOunited. Der ehemalige operative Geschäftsführer

Andreas Millonig hat sich mit seinem

eigenen Unternehmen AnDa selbständig

gemacht. Bei der IMMOunited stiegen Martina

Sauer als Chief Sales Officer (CSO) und Lukas

Weinwurm als Chief Product Officer (CPO) in

die Geschäftsführung auf.

Neue Geschäftsführung

Martina Sauer ist seit 15 Jahren im Vertrieb und

seit drei Jahren bei der IMMOunited tätig. Mit

der neuen Funktion hat sie nun die Verantwortung

für die kundenrelevanten Abteilungen

übernommen. „In meinen Verantwortungsbereich

fällt ab sofort die strategische Ausrichtung

von Sales und Customer Care. Ich bin allerdings

nach wie vor operativ tätig – vor allem in der Beratung

und im Verkauf, da mir der persönliche

Austausch mit unseren Kunden sehr wichtig

ist“, erzählt sie. „Wir sind im letzten Jahr stark

gewachsen, daher bedurfte es einer neuen Aufteilung

in der Unternehmensführung.“

„Vor allem in der Produktentwicklung sind

einige neue Teammitglieder dazugekommen“,

fügt Lukas Weinwurm, der ebenfalls seit 2020

bei der IMMOunited ist, hinzu. „Martina und

ich ergänzen uns sehr gut, was die inneren

Abläufe, die Organisation und das Produktverständnis

anbelangt. Wir sind beide sehr

ambitioniert, unsere Ziele zu erreichen, neue

Produkte zu schaffen und Innovationen im Unternehmen

voranzutreiben.“

Als nächsten Wein verkosten wir einen Muschelberg

Reserve 2020 vom Winzerhof Scheit,

einen mineralischen Grünen Veltliner, der

mir bei einer DAC-Verkostung in der Hofburg

besonders aufgefallen ist. Der Wein ist geprägt

vom einstigen Urmeer und dem kalkhaltigen

Boden mit seinen Fossilien. Der würzige Veltliner

ist ausgewogen und kraftvoll, ein Trinkvergnügen

mit langem, schmelzigem Abgang und

Duft nach reifen Früchten.

Stete Weiterentwicklung

Sauer erzählt von den derzeitigen Projekten

und der strategischen Ausrichtung. „Viele

Wünsche kommen direkt von den Kunden.

Wir stehen daher im steten Austausch mit

ihnen und nutzen das Feedback zur Weiterentwicklung.

In weiterer Folge beschäftigen

wir uns auch mit aktuellen Technologien und

Trends, um Produkte zu entwickeln, die der

Markt in Zukunft brauchen wird.“

„Wir probieren vieles aus. Oft weiß man zu

Beginn noch gar nicht, was funktionieren kann

58 ImmoFokus


Die Weine

Bioweingut Lenikus 2020

Wiener Gemischter Satz DAC

www.bioweingutlenikus.at

Winzerhof Scheit 2020

Muschelberg Reserve

www.winzerhof-scheit.at

Weingut Wolfgang Seher 2021

Feuerberg Grüner Veltliner Weinviertel DAC Reserve

www.weingutseher.at

Weingut Klein 2019

Merlot Edition JK

www.klein-wein.at

Weingut Klein 2019

JK

www.klein-wein.at

Weingut Klein 2019

Zweigelt JK

www.klein-wein.at

beziehungsweise angenommen wird. Unsere

Ideen reichen hier von Smartphone Apps bis

hin zu Augmented Reality oder künstlichen

Intelligenzen, die zum Beispiel bei der automatisierten

Bewertung unterstützen können“,

ergänzt Weinwurm.

„Österreich ist bei diesem Thema noch sehr

konservativ unterwegs“, so Sauer. „Umso

mehr freuen wir uns über eine spannende

Zusammenarbeit mit der TU Wien. Im Rahmen

derer wollen wir uns Projekten in den

Bereichen künstliche Intelligenz und Machine

Learning widmen.“

Die Weißweinverkostung schließen wir mit

einem Feuerberg Grüner Veltliner Weinviertel

DAC Reserve 2021 vom Weingut Wolfgang Seher

ab. 46 Jahre alte Reben auf Urgesteinsboden

prägen den Lagenveltliner aus Obermarkersdorf.

Die 0,7 Hektar große Südlage liegt direkt

an der Grenze zum Waldviertel am Manhartsberg.

Gelbgrün zeigt er sich im Glas, mit einem

Geschmack nach reifem Kernobst, Birne und

Quitte mit tropischen Noten. Ein Wein mit einer

wunderbaren mineralischen Würze und einem

kraftvollen Finish.

Grundbuch 2 go

Als nächstes verkosten wir drei Rotweine der

Winzerin Jacqueline Klein. Ihr Neusiedlersee

DAC Reserve Zweigelt 2017 zeigt sich mit einem

tiefdunklen Rubingranat mit violetten Reflexen

im Glas, dem Geschmack nach reifen Beeren,

einem Hauch von Cassis sowie schönen Holzanklängen

im Duft. Ein saftiger Wein mit vornehmer

Säure und gut eingebundenen Tanninen.

Sauer zeigt mir die IMMOunited2GO App.

Sie bietet Einblick in Eigentums-, Kaufvertrags-

und Bauprojektdaten. Diese sind österreichweit

verfügbar und standortbasiert,

sie können in einem Umkreis von 150 Metern

eingesehen werden. Im Bereich der Neubauprojekte

werden beispielsweise Projektphasen,

Angebotspreise und Transaktionen

angezeigt. All diese Informationen stammen

aus der IMMOunited Bauprojektdatenbank

IMMOdeveloper, die dieses Jahr ebenfalls um

einige Funktionen erweitert wird.

Weinwurm dazu: „Dazu zählt zum Beispiel die

Einbindung von Zertifizierungen, was gerade

im Hinblick auf die Entwicklungen im Bereich

ESG relevant ist. In Zukunft werden somit zertifizierte

und nicht zertifizierte Neubauprojekte

vergleich- und analysierbar.“

Der Merlot Edition JK 2019 vom Weingut Klein

hat im Duft reife Beerenfrüchte mit leicht würzi-

gem Touch, im Geschmack Nougatnoten, komplexe,

reife Tannine und einen guten Holzeinsatz.

Ein großartiger, sehr opulenter, stoffiger

Wein mit einem langanhaltenden Abgang.

Zum Schluss sprechen wir über die derzeitige

Marktsituation. „Die Stimmung ist schon

etwas gedrückt, aber genau deswegen sind

gerade jetzt Innovation und Entwicklung so

wichtig. Wir haben die Flexibilität, auf die

Wünsche der Kunden einzugehen und bestehende

Produkte zu optimieren“, so Sauer.

„Der Zugang zu transparenten Daten und Informationen

wird immer wichtiger, sie geben

bei Entscheidungen Stabilität. Wir bemerken

aktuell, dass Marktinformationen vermehrt

nachgefragt werden – von großen nationalen

und internationalen Unternehmen, aber auch

von kleinen regionalen Firmen.“

„Der Markt braucht einen Überblick“, so

Weinwurm. „Schon im 1. Quartal 2023 wurden

24 Prozent weniger Objekte verbüchert

verglichen mit dem Vorjahr. Der Markt ist gebremst,

das Angebot auf Plattformen steigt,

während die Transaktionen zurückgehen.

Das wirkt sich in weiterer Folge auch auf die

Preisentwicklung aus.“

Zum Ausklang kosten wir noch einen JK 2019

der Winzerin Jacqueline Klein. Kreiert wurde

dieser Wein aus den drei Sorten Cabernet Sauvignon,

Syrah und Merlot. In der Farbe zeigt er

ein tiefdunkles Rubinrot, im Duft Nuancen von

Tabak, dunkler Schokolade, Cassisnoten und

eine elegante Würze. Dies spiegelt sich auch am

Gaumen sehr schön wider, begleitet von feinen

Tanninen und exzellenten Röstaromen. Ein

komplexer Wein mit opakem Kern.

Ausgabe 03|2023

59


Im Fokus

„Wir wollen

Awareness schaffen“

Nachhaltigkeit im Fokus. Der ImmoFokus traf Katrin Gögele-Celeda, Country Manager Austria &

Adriatic bei der Immofinanz, im neuen Myhive Urban Garden am Wienerberg.

Das Gespräch führte: Patrick Baldia

Wie kam es zur Entwicklung des neuen

Myhive Urban Garden?

Nach dem Auszug eines „Single-Tenant“ gab

es Überlegungen zur zukünftigen Nutzung

und dem damit verbundenen durchgreifenden

Umbau des Gebäudes. Das Myhive-

Konzept war eigentlich von Anfang an gesetzt,

da es am Markt sehr gut angenommen wird

und im gesamten Portfolio – somit auch am

Wienerberg – keine freien Office-Flächen

mehr verfügbar sind. Auf Myhive aufbauend

wollten wir dennoch eine eigene Idee entwickeln,

um das Angebot an die Anforderungen

anzupassen, die uns vor allem beim Thema

ESG intensiv beschäftigen. Wir wollten ein

Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten

und kommunizieren. Wir haben uns schnell

entschieden, beim Urban Garden das Thema

Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen.

Das wird an der grünen Fassade unschwer

zu erkennen sein…

Die Grünfassade und die begrünten Außenflächen

sollen das Mikroklima optimieren.

Aber grundsätzlich versuchen wir mit dem

Urban Garden in allen Bereichen höchsten

Nachhaltigkeitsstandards zu entsprechen.

Wir haben völlig neue energieeffiziente

Anlagen eingebaut. Weiters haben wir unter

anderem zu hundert Prozent Ökostrom,

überall LED-Beleuchtung, ein Abfall- und

Wassermanagement sowie ein innovatives

Mobilitätskonzept.

Der Urban Garden ist aber auch eine Art

Pilotversuch für Green-Lease-Verträge,

die ja auf alle Myhive-Standorte ausgerollt

werden sollen…

Genau. Im Prinzip sind das Mietverträge,

die zusätzlich zwei grundsätzliche Themen

regeln: Erstens verpflichten sich beide Seiten,

Verbrauchsdaten auszutauschen. Zweitens

bekennt sich der Mieter dazu, die Mietfläche

ressourcenschonend zu nutzen. Wir haben in

allen Mietbereichen die Zugänge für Strom,

Heizung, Kühlung und Wasser mit Smart

Meters versehen, daher kann jeder seinen

Verbrauch monitoren und steuern.

Und was passiert, wenn sich ein Mieter

nicht daran hält, etwa im Winter die

Heizung zu hoch aufdreht? Muss er dann

mit Sanktionen rechnen?

Nein, das würde auch keinen Sinn machen.

Man kann es als gegenseitige Verpflichtung

sehen, aber im positiven Sinne. Man kann

auch von einem Dialog sprechen. Wir wollen

Awareness schaffen, die Mieter mit an Bord

holen. Von unseren anderen Standorten

wissen wir ohnehin, dass sich die Mieter mit

dem Thema ESG auseinandersetzen. Darauf

aufbauend haben wir das zweite Alleinstellungsmerkmal

entwickelt. ESG bedeutet ja

auch, auf seine Mitarbeiter zu schauen, auch

auf ihre Gesundheit. Dementsprechend

wollen wir den Mietern im Urban Garden

eine perfekte Kombination aus „work“ und

„life“ anbieten. Hier sollen die Bedürfnisse

der Menschen im Mittelpunkt stehen.

Daher veranstalten wir auch regelmäßige

Community-Events, wie Frühstücke, bieten

Vorträge, Workshops und anderes an. Nur

drei Beispiele: Yoga, Massagen und Cranio-

Sacral-Therapie.

Sie erwähnten das Mobilitätskonzept. Wie

ist die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz?

Also ich bin heute Früh mit Zug und Bus zum

Wienerberg gekommen und habe 40 Minuten

aus Klosterneuburg gebraucht. Und wir

wollen auch, dass unsere Mieter öffentliche

Verkehrsmittel nutzen. Dafür bieten wir eine

App an, die über zur Verfügung stehende

Verkehrsmittel informiert. Zudem bieten wir

Mietern und Mitarbeitern seit längerem einen

kostenlosen eigenen Shuttlebus, der von der

Oper aus wegfährt. Das wird sehr gut angenommen.

Aber natürlich wird der Standort

nochmals aufgewertet, wenn künftig die U2

den Wienerberg anfährt.

Wie läuft eigentlich die Vorvermietung

beim Urban Garden? Im Herbst wird ja

Eröffnung gefeiert…

Wir sind zufrieden. Bislang ist ein gutes

Drittel der Flächen vermietet. Mit rund einem

Dutzend Interessenten befinden wir uns

gerade in Verhandlungen und erwarten demnächst

den einen oder anderen Abschluss.

60 ImmoFokus


Insgesamt sind wir jedenfalls sehr zuversichtlich,

dass wir bis September eine sehr hohe

Auslastung haben werden.

Das klingt ambitioniert. Sie haben ja erst

kürzlich die Vollvermietung des Myhive am

Wienerberg verkündet…

Ich möchte nur so viel verraten: Es wird in die

Richtung gehen, in der wir uns jetzt schon

befinden.

Lassen sich die Interessenten lange Zeit,

um eine Entscheidung zu treffen?

Unsere Mieter sind relativ schnell in der

Entscheidung. Es kommen auch einige Mieter

nicht wie früher mit dem eigenen Architekten,

sondern sie beziehen sofort die bereits

von uns ausgebauten und vollausgestatteten

Flächen, können den Laptop aufklappen und

mit dem Arbeiten loslegen.

Haben Sie den Eindruck, dass Unternehmen

heute weniger Flächen nachfragen?

Wir haben während der Corona-Pandemie

mit vielen Mietern Gespräche geführt, da

sich das Nutzerverhalten und die Belegung

aufgrund von Home-Office, Remote-Work

und dergleichen verändert haben und viele

ihre Mietbereiche anders gestalten möchten.

Derzeit beschäftigen sich viele Unternehmen

mit neuen Flächenkonzepten, vor allem,

um Mitarbeitern attraktive Büros bieten zu

können und sie wieder ins Büro zurückzuholen.

Jedenfalls müssen die Flächen heutzutage

flexibler sein. Wir haben unter unseren

Mietern auch viele, die in den letzten Jahren,

auch pandemiebedingt, mit der Digitalisierung

gute Geschäfte gemacht haben und jetzt

erstmals am Büromarkt aktiv werden und bei

uns anfragen. Das sind in der Regel Start-ups,

die zu Beginn eher kleinere Flächen anmieten,

aber dann auch überproportional wachsen.

Wie schaut es mit der Mietvertragsdauer

aus?

Einige Mieter, die neu zu uns kommen,

hatten bisher langlaufende Mietverträge

und wollen sich jetzt nicht mehr so lange

binden. Früher waren beispielsweise zehn

Jahre laufende Mietverträge nicht unüblich.

„Derzeit beschäftigen sich

viele Unternehmen mit neuen

Flächenkonzepten, vor allem, um

Mitarbeitern attraktive Büros bieten

zu können und sie wieder ins Büro

zurückzuholen.“

Katrin Gögele-Celeda,

Immofinanz

Die langen Laufzeiten werden heutzutage nur

noch sehr selten abgeschlossen, da sich die

Unternehmen natürlich an das dynamische

Wirtschafts- und Arbeitsumfeld anpassen

müssen. Heutzutage ist die durchschnittliche

Ausgabe 03|2023

61


Im Fokus

Mietdauer jedenfalls kürzer geworden und

liegt zwischen drei und fünf Jahren. Wir

bieten aber noch flexiblere Laufzeiten an. In

unserem Mycowork kann man sich bereits ab

einem Monat Laufzeit einmieten. Die Mieter

legen, dass es ihren Mitarbeitern gut geht. Vor

allem den Jüngeren ist der Arbeitsplatz sehr

wichtig. Wir machen oft Führungen mit Interessenten

und meistens nehmen diese ihre

Mitarbeiter mit, was auch zeigt, dass heute

„Das Büro ist ein Ort der

Kommunikation geworden,

aber auch für konzentriertes

Arbeiten muss es passende

Räumlichkeiten geben.“

Katrin Gögele-Celeda,

Immofinanz

Was muss ein Büro heute können?

Ich glaube, dass in diesem Zusammenhang

das Home-Office beziehungsweise Remote-

Work eine wichtige Rolle spielen. Wenn man

ins Büro kommt, dann um sich auszutauschen.

Das Büro ist ein Ort der Kommunikation

geworden, aber auch für konzentriertes

Arbeiten muss es passende Räumlichkeiten

geben. Man benötigt viele kleinere Besprechungsräume

für virtuelle Meetings und

Fokusräume, in denen man in Ruhe arbeiten

oder Telefonate führen kann. Aber das

Wichtigste für die Unternehmen ist, dass die

Fläche effizient genutzt wird. Das bedeutet,

dass man Räume, die man nicht zu jeder Zeit

braucht, mit anderen teilt. In unserem Myhive

haben wir beispielsweise eine große Lounge,

in der man sich ungezwungen aufhalten,

Kaffee trinken und sich mit anderen Mietern

austauschen kann. Und es gibt auch „pay-peruse“-Meetingräume,

die man jederzeit über

unsere Myhive-App buchen kann.

nutzen die Infrastruktur eines großen Büros

und sind Teil einer Community.

Man hört, dass sich die junge Generation

bereits beim ersten Bewerbungsgespräch

nach dem Büro erkundigen…

Was wir merken ist, dass die Unternehmen,

die zu uns kommen, sehr viel Wert darauf

Entscheidungen anders getroffen werden.

Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich

den ganzen Standort zeigen zu lassen und die

Angebote vor Ort unter die Lupe zu nehmen.

Das kommt bei den Mitarbeitern sehr gut an.

Bei uns mögen sie vor allem die Infrastruktur,

wie die Lounges und Nappingrooms, aber

auch die Services, zum Beispiel die Massagen.

Größere Meetingräume werden nicht

mehr benötigt?

Dafür eigene Flächen im Mietbereich zu

berücksichtigen, ist nicht mehr zeitgemäß.

Und wenn vielleicht einmal im Monat doch

ein größeres Meeting ansteht, dann nutzt

man die verfügbaren Meetingräume am

Standort. Wir haben am Wienerberg zudem

ein professionell betreutes Konferenzzentrum

Katrin Gögele-Celeda

Die Absolventin der Wirtschaftsuniversität

Wien (Schwerpunkte:

Finanzierung und Finanzmärkte,

Kreditwirtschaft) verantwortet als

Contry Manager Austria & Adriatic,

neben Österreich die Märkte

Slowenien, Serbien, Kroatien und

Italien. Bevor sie 2017 zur Immofinanz

wechselte, war sie unter

anderem Immobilienmanagerin bei

EHL Immobilien Management sowie

Immobilienfachberaterin bei Bonreal

Immobilienvermittlung. Ihre

berufliche Karriere startete Gögele-

Celeda noch während des Studiums

2001 bei der Raiffeisen Zentralbank,

wo sie im Bereich Institutional Sales,

Derivative Sales tätig war.

62 ImmoFokus


und Eventflächen mit Blick über Wien,

in denen Veranstaltungen mit bis zu

200 Personen stattfinden.

Setzt sich Ihrer Meinung nach die

Clean-Desk-Policy langsam, aber

sicher durch?

Manche Mieter haben „shared

desk“-Modelle, bei denen Mitarbeiter

keinen fix zugeordneten Arbeitsplatz

haben und somit „clean desk“ auch

notwendig ist. Bei uns ist das nicht

der Fall und es kommt schon vor, dass

die Leute ihre Sachen stehen lassen

beziehungsweise den Arbeitsplatz

personalisieren. Durch die geänderten

Arbeitsweisen werden aber auch die

Mitarbeiter in dieser Hinsicht immer

flexibler und lassen sich eher auf neue

Belegungskonzepte ein.

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Ausgabe 03|2023

63


Zum Autor

ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner

von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen

Funktionen in der Immobilienbranche tätig und

Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.

Bestandsimmobilien als

Nachhaltigkeitsressourcen

Kommentar: Georg Flödl

Die föderalen Strukturen in Österreich bilden seit jeher

einen großen Hemmschuh in der gesamtheitlichen

Fortentwicklung. Das ist auch bei vielen Nachhaltigkeitsthemen

gegeben. Bestes Beispiel dafür ist die jüngste

Diskussion betreffend aktive Bodenpolitik von Bund,

Ländern und Gemeinden. Dass Österreich europaweit an

vorderster Front der Bodenversiegelung steht, sollte uns

zu denken geben. Im Kompetenzdschungel verlieren sich

dann die Spuren der Anstrengungen, ein gemeinsames

Ziel zu definieren.

Kirchturmdenken der Tagespolitik

Ein ähnliches Schicksal hat auf Bundesebene das Energieeffizienz-Reformgesetz

erlitten. Das Scheitern, eine

parlamentarisch erforderliche Zweidrittelmehrheit

zur Einbindung der Länder in dieses

Programm zu erwirken, ist exemplarisch

für das Kirchturmdenken der Tagespolitik.

Nur über die technischen Normen der

OIB-Richtlinien und deren Verankerung

in den jeweiligen bautechnischen Normen

gibt es Vereinheitlichungen im Baurecht.

Mit großem Interesse werden derzeit die

Verhandlungen im Europäischen Parlament

zur Änderung der EU-Gebäuderichtlinie

beobachtet. In einem der Vorentwürfe,

der dann doch nicht veröffentlicht

wurde, hatte man noch für die 15 Prozent

der energietechnisch schlechtesten Immobilien

ein Verkaufs- und Vermietungsverbot

überlegt, wie es auch in Frankreich

und Großbritannien schon der Fall ist.

Bestandsverbesserungshebel nicht genutzt

Die aus der EU-Gebäuderichtlinie resultierenden bautechnischen

Vorschriften der einzelnen Länder kennen schon

seit vielen Jahren Mindestanforderungen im Bereich des

Neubaus als eindeutige Vorgaben, die von den Baubehörden

der Länder umgesetzt werden. Anders ist dies bei

der Definition der „großen Renovierung“. Die Mindestanforderungen

wären nämlich dann anzuwenden, wenn es

sich um eine Renovierung eines Gebäudes handelt, bei der

mehr als 25 Prozent der Oberfläche der Gebäudehülle einer

Renovierung unterzogen werden, es sei denn, die Gesamtkosten

der Renovierung der Gebäudehülle und der gebäudetechnischen

Systeme betragen weniger als 25 Prozent

des Gebäudewertes, wobei der Wert des Grundstücks,

auf dem das Gebäude errichtet wurde, nicht mitgerechnet

wird. Maßnahmen zur Instandhaltung,

Verbesserung und Sanierung, wie beispielsweise

Fassadenrenovierung oder Tausch von

Türen und Fenstern, unterliegen oftmals in

den einzelnen Bauordnungen der Länder weder

einer Anzeige- noch einer Bewilligungspflicht.

Der schon jetzt bestehende Hebel zur

Verbesserung des Bestands wird demnach

von den Baubehörden nicht wirklich genutzt.

Unstrittig ist jedoch, dass Vermieter und

Eigentümer in den nächsten Jahren mit großen

Herausforderungen konfrontiert sein

werden. In der öffentlichen Meinung ist dies

leider noch nicht angekommen. Populismus

und Neiddebatten schüren ein anderes

„Klima“, anstatt gemeinsam an Nachhaltigkeitszielen

zu arbeiten.

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock

64 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

65


Zum Autor

Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung

der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.

(VÖPE).

Quo vadis, Immobilienstandort Österreich?

Kommentar: Sebastian Beiglböck

Österreich ist ein gutes Land. Schöne Gegend, hohe Lebensqualität,

fleißige und innovative Menschen. Und die Politik? Nicht nur, aber besonders

auch in der Immobilienpolitik (wieso wird dieser Begriff eigentlich

nie verwendet?) bestimmt derzeit vor allem Stillstand die politische Landschaft.

Die Koalitionspartner ÖVP und Grüne können sich auf wichtige

Weichenstellungen nicht einigen, die SPÖ ist mit sich selbst beschäftigt

(das wird noch länger so sein) und blockiert gemeinsam mit der FPÖ wichtige

Gesetzesmaterien im Parlament, die Neos agieren beinahe unter der

Wahrnehmungsschwelle.

Seit der Pandemie wird kaum noch

gestaltet, aber dafür hemmungslos

ausgegeben, mit Helikoptergeld,

das uns eine der europaweit höchsten

Inflationsraten beschert hat,

mit vielen Förderungen für

unterschiedlichste Klientele

vom Pendler bis zum Skiliftbetreiber.

Die Wirkungen

werden selten bis gar nicht

hinterfragt. Dabei gäbe es

so viele offene Baustellen,

an denen gestaltet werden

könnte. Vorschläge sind:

Mietrecht dysfunktional

Mietrecht: Seit mittlerweile

Jahrzehnten ist allen Beteiligten klar,

dass unser Mietrecht hochgradig dysfunktional ist. Keiner versteht, warum

Mietregulierungen an fixen Kalendertagen festgemacht werden, was

augenscheinlich zu Investitionsstaus und Abbrüchen führt. Keiner weiß,

wie man Altbauten unter den gegebenen Rahmenbedingungen klimafit

machen kann. Das Thema wird politisch nicht einmal debattiert.

Erneuerbare Wärme: Das EWG, mit dem ein wesentlicher Hebel zur Erreichung

der Klimaziele geschaffen werden soll, wird nach wie vor auf die

lange Bank geschoben. Offenbar, weil man genau weiß, dass dieses ohne

Anpassung einer Vielzahl an wohnrechtlichen Bestimmungen (Stichwort

„Willensbildung“) nicht funktionieren wird. Da lässt man es lieber liegen,

statt zu gestalten.

Bodenstrategie: Die „Bodenstrategie für

Österreich“ liegt längst als Entwurf vor, ist

aber bisher weder beschlossen noch ernsthaft

kommuniziert worden. Vielleicht, weil

man weiß, dass man im angezählten österreichischen

Föderalismus ohne wirksame

Hebel, die Gemeinden dazu zu bewegen,

kein Bauland mehr in der Pampa zu widmen

oder gar ein drittes Geschoss im Ortsverband

zuzulassen, wenig Aussicht auf Erfolg hat.

Lieber auf ein Wunder warten.

Statt Erleichterungen

Überregulierung

Wohnbauinvestitionen: Durch die geänderte

Zinslandschaft und die gestiegenen

Gestehungskosten kommen Investitionen

in den Wohnbau derzeit zum Erliegen. Statt

Erleichterungen und Anreize umzusetzen, zum

Beispiel über längere Liebhabereifristen oder die Abschaffung

von überzogenen Gebühren, wird die Situation mit der

Überregulierung von Kreditvergaben noch verschärft.

Man kann nur hoffen, dass der Gestaltungswille nun, da wir die Zeit der

Pandemiefeuerwehr hinter uns haben, wieder in die österreichische Politik

zurückkehrt.

Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, Adobe Stock

66 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

67


Die bewegte

ImmoWirtschaft

Regelmäßige Kolumne

über Fakten und Inhalte, die

verändern und prägen.

#37

Miniatur-Träume: Ein Augenzwinkern auf

den Trendwechsel im US-Wohnungsmarkt

Kommentar: Philipp Kaufmann

Herzlich willkommen in der schillernden Welt des US-amerikanischen

Wohnungsmarkts, einer Welt, in der das neueste Statussymbol keine Luxusvilla,

sondern ein Miniaturhaus ist. Ja, Sie haben richtig gehört. Groß

ist out, klein ist in.

Wagen wir einen humorvollen Blick auf diese erstaunlichen Veränderungen.

Während die Welt auf den neuesten Tesla-Release oder Apple-

Ankündigungen wartet, zücken die trendbewussten Amerikaner die

Kreditkarte für ein Tiny House. Das Wohnen in diesen minimalistischen,

meist mobilen Wohnkreationen ist kein Ausdruck von Sparmaßnahmen,

sondern vielmehr die modische Entscheidung, sich für Bescheidenheit

und Nachhaltigkeit zu entscheiden. Es ist fast, als hätte sich der amerikanische

Traum einen kuscheligen Pullover übergezogen und beschlossen,

auf Diät zu gehen. Wer braucht schon ein Anwesen in Beverly Hills, wenn

man mit einem Mini-Haus auf Rädern die gesamte kalifornische Küste

erkunden kann?

Die US-Bürger entdecken die Eleganz der Einfachheit, und die Auswirkungen

dieser Erkenntnis sind ziemlich komisch. Man stelle sich vor:

eine Küche, die auch als Schlafzimmer fungiert, ein Wohnzimmer, das

sich in ein Home-Office verwandelt und ein Badezimmer – nun ja, besser,

wir belassen es bei den Details.

Multifunktionale Möbel

Doch es ist nicht nur das Wohnen auf kleinem Raum, das die Herzen der

US-amerikanischen Wohnungssuchenden im Sturm erobert. Multifunktionale

Möbel sind die neue Norm. Ihr Couchtisch ist plötzlich auch Ihr

Esstisch, Ihre Leiter dient als Bücherregal, und Ihr Bett? Es ist wahrscheinlich

auch Ihre Yogamatte. Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf, rollen auf

die Seite und sind schon mitten in der ersten Asana. Das nennen wir mal

effiziente Raumnutzung!

Zurück in den Vororten

Als ob das nicht genug wäre, sehen wir eine Renaissance der Vororte.

Waren Vororte nicht die Heimat von Strickjacke tragenden Rentnern und

Eltern, die ihre Kinder im Minivan herumfahren? Nun, die Zeiten ändern

sich. Heutzutage entdeckt die Hipster-Gemeinschaft die Vorstädte und

bringt dabei ihre unverwechselbaren Bio-Cafés, Mikrobrauereien und

Vintage-Boutiquen mit. Was einst Vorort-Einöde war, ist nun Schauplatz

für Yoga im Park, Food-Truck-Festivals und Kunsthandwerkermärkte.

Zukunft Wohnen

Kurz gesagt, der US-amerikanische Wohnungsmarkt ist kaum wiederzuerkennen.

Das „alte“ Wohnen ist passé, die Zukunft gehört den Minimalisten

und Multifunktionalisten, die sich den Trend der Stunde zu Eigen

machen. Die neue amerikanische Wohnrealität präsentiert sich klein,

vielseitig und mit einem überraschenden Hang zur Vorstadtidylle. Hängen

Sie Ihre Krawatten auf, schnappen Sie sich Ihre Yogamatte und Ihre

Wanderschuhe, und begrüßen Sie das neue amerikanische Traumhaus

– im Miniaturformat!

Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock

68 ImmoFokus


Zum Autor

Andrea Dissauer ist Geschäftsführerin der EHL Immobilien

Management GmbH und für die Schwerpunkte Büro, Retail,

Logistik und Hotelimmobilien verantwortlich. Sie ist „Member

of the Royal Institution of Chartered Surveyors” (MRICS).

Motivierte Mitarbeiter sind

die beste Qualitätssicherung

Kommentar: Andrea Dissauer

Fotos: Adobe Stock

Die ordnungsgemäße Verwaltung und das wirtschaftlich optimale

Management von Bestandsimmobilien sind zu einer komplexen

Herausforderung geworden, die nur mit dem Einsatz modernster

technischer Möglichkeiten bewältigt werden kann. Verwaltungsunternehmen

stehen dadurch unter einem enormen Innovationsdruck,

der zunehmend die Spreu vom Weizen trennt.

Nächste technische Revolution

Nach dem Digitalisierungsschub, der in den zurückliegenden

Jahren die Arbeit der Hausverwaltung

in vielen Facetten veränderte und

erleichterte, naht mit den rasant wachsenden

KI-Anwendungen die nächste technische

Revolution. Und zwar eine,

vor der man sich nicht zu fürchten

braucht, sondern eine, die gerade

zum richtigen Zeitpunkt kommt,

um die sprunghaft steigenden

Anforderungen – Abwicklungsgeschwindigkeit,

Fehlerminimierung,

Transparenz, Sicherheitsbestimmungen

und Rechtsvorschriften,

beschleunigte Neuverwertung von Leerstandflächen

und vor allem die Herkulesaufgabe

ESG/Dekarbonisierung – so bewältigen zu können,

wie Kunden sich das auch erwarten.

Team fällt nicht vom Himmel

Diese herausfordernde Situation mit permanenter Innovation verlangt

mehr denn je ein perfekt eingespieltes Team mit umfassender

Qualifikation, langjähriger Erfahrung, 100-prozentiger Kundenorientierung,

hohem persönlichem Engagement und nicht zuletzt

Bereitschaft zu permanenter Weiterbildung. Ein solches Team fällt

nicht vom Himmel, sondern muss langfristig aufgebaut werden, und

dafür spielt soziale Nachhaltigkeit im Sinne eines rundum positiven

Arbeitsumfelds eine Schlüsselrolle.

In der EHL Immobilien Gruppe wird diesem Aspekt daher ein sehr

hoher Stellenwert zugeordnet. Flexible Arbeitszeiten und -orte,

Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine ausgewogene

Balance zwischen Arbeit und Freizeit, aber auch

viele „Kleinigkeiten“, wie einmal ein Meeting

im Rahmen eines Spaziergangs abzuhalten,

die Büros nicht nur funktional,

sondern auch ästhetisch ansprechend

zu gestalten, tatsächliches Eingehen

auf individuelle Bedürfnisse der

Mitarbeiter und vieles mehr sind

die Puzzleteile, aus denen das

Gesamtbild eines Unternehmens

entsteht, das seinen Mitarbeitern

auch eine emotionale Heimat

bietet und bei dem sich trotz Arbeitskräftemangel

immer wieder

hochqualifizierte Personen mit wertvollen

Erfahrungen bewerben.

Zufriedene Mitarbeiter, glückliche Kunden

Dass wir dafür zum wiederholten Male als „Great Place to Work“

ausgezeichnet wurden, ist eine erfreuliche Bestätigung für unsere

Unternehmensphilosophie, zu der ein fairer, wertschätzender und

partnerschaftlicher Umgang mit allen Mitarbeitern unverzichtbar gehört.

Und das macht sich letzten Endes im wahrsten Sinn des Wortes

bezahlt: Wer zufriedene Mitarbeiter hat, hat auch glückliche Kunden,

und glückliche Kunden sind die beste Basis für ein erfolgreiches Unternehmen.

Ausgabe 03|2023

69


Zum Autor

Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes

gemeinnütziger Bauvereinigungen.

Erfolgreiches Jahr 2022 für GBV

Kommentar: Klaus Baringer

Als Verbandsobmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV)

kann ich zu Recht auf unsere Unternehmen stolz sein. Im abgelaufenen

Jahr 2022 stellten die 182 GBV rund 16.700 Wohnungen fertig.

Damit haben die GBV sechs Prozent mehr fertiggestellt als im Vorjahr

und liegen auch vier Prozent über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von

16.100 Wohnungen. So schaffen wir Jahr für Jahr leistbares Wohnen

für tausende Österreicherinnen und Österreicher.

Diese Bauleistung zeigt auch, dass wir ein bedeutender Wirtschaftsfaktor

sind. Denn mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Milliarden

Euro für Neubau und Sanierung sind die GBV auch in Krisenzeiten

ein wichtiger Konjunkturmotor und ein verlässlicher Partner für

Wohnungssuchende, die Bauwirtschaft, die Banken und die Politik.

Knick beim Bauen

Für alle Bundesländer zeichnet sich aber bereits ein einheitlicher

Trend ab: 2023 wird die Bauleistung voraussichtlich annähernd gleichbleiben,

und ab 2024 scheint die Baukonjunktur deutlich zurückzugehen.

Die Zahl der in Bau befindlichen GBV-Wohnungen beläuft sich

mit Anfang 2023 auf 29.200. Dieser Wert liegt acht Prozent unter dem

Zehn-Jahres-Durchschnitt von 31.700. Noch deutlicher sind die Baubewilligungen

zurückgegangen, die mit 12.700 um 24 Prozent unter

dem Zehn-Jahres-Schnitt von 16.800 liegen.

Reaktionen nötig

Der starke Rückgang der Baubewilligungen zeigt den Ernst der Lage.

Vor allem bei der Wohnbauförderung herrscht aus meiner Sicht

Handlungsbedarf. Beim Thema Wohnen ist und war das seit Jahrzehnten

bewährte System der österreichischen Wohnbauförderung

ein weit über die Grenzen Österreichs geschätztes Mittel für leistbares

Wohnen. Doch genau hier gab es in den letzten Jahren immer mehr

finanzielle Rückschritte. Die öffentliche Hand konnte in den letzten

mehr als zehn Jahren aufgrund der günstigen Kapitalmarktzinsen

erhebliche Mittel bei der Wohnbauförderung einsparen. Während

vor 25 Jahren rund 2,3 Milliarden Euro (rund 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)

für Wohnbauförderung eingesetzt wurden, belaufen

sich die Wohnbauförderungsmittel zuletzt nur noch auf 1,8 Milliarden

(rund 0,4 Prozent des BIP). Ich denke, nunmehr ist es wieder erforderlich,

diese Mittel aufzustocken. Nur so kann man langfristig leistbares

Wohnen für möglichst viele Menschen in Österreich gewährleisten.

Die Gründe für den Rückgang an Baubewilligungen sind

vielfältig. Das beginnt bei den viel zu hohen Grundstückskosten

in vielen Ballungsräumen. Aber auch die enorm

gestiegenen Baupreise und die höheren Kreditzinsen machen

sich bemerkbar. Die Materialkosten sind innerhalb

von drei Jahren um 36 Prozent gestiegen, die Arbeitskosten

um neun Prozent. Die Steigerung war rasant und es

zeichnet sich noch kein Rückgang ab, sondern eine Stabilisierung

auf einem sehr hohen Kostenniveau.

Fotos: Weinwurm, Adobe Stock

70 ImmoFokus


Zum Autor

Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen

Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020

Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im

Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.

Hände weg von Substanzsteuern!

Kommentar: Martin Prunbauer

Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock

Die Forderung nach Einführung von Millionärssteuern in Form von

Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern poppt in der Politik

wie das „Amen“ im Gebet immer dann auf, wenn Politiker Pläne

schmieden, mehr Geld zu verteilen, als sie zur Verfügung haben. Zuletzt

verpackte der frischgebackene SPÖ-Parteichef sein dringendstes

Anliegen mit den Worten: „Besteuern wir Vermögen ab einer Million

und sorgen wir für mehr Gerechtigkeit!“ Er nannte eilig im nächsten

Atemzug Ausnahmen für Hausrat oder Betriebsübernahmen im Erbschaftsfall,

um seine „Häuslebauer“-Wählerschaft vom Boden- bis

zum Neusiedlersee nicht zu vergrämen. Diese wäre bei dem angestrebten

Freibetrag „richtig safe“, so seine Aussage. Dass dem

nicht so ist, steht außer Zweifel. Diese Einsicht teilten

bereits seine sozialdemokratischen Vorgänger,

wenn sie sich mit diesem Thema näher auseinandersetzten.

„Enteignungs-Limbo“

Schon anhand der Steuerdebatten in der

Vergangenheit, die von Linksideologen losgetreten

wurden, zeigte sich, wie rasch die

Besteuerungsgrenzen von Vermögenssteuerbefürwortern

– gleich einem „Enteignungs-

Limbo“ – immer weiter nach unten wanderten.

Sollen mit den Einnahmen nicht nur

Neidgefühle befriedigt, sondern ein entsprechendes

Steueraufkommen generiert werden,

müsste tief in den Mittelstand eingegriffen werden.

Betroffen wären nicht nur Vermieter, sondern

vor allem auch selbstnutzende Eigentümer,

die durch diese zusätzliche Steuerlast zu einem

Verkauf gezwungen wären. Die im europäischen

Vergleich ohnehin schon niedrige Eigentumsquote

würde damit mit Sicherheit weiter zurückgehen.

Auf den Gebäudesektor kommen in naher Zukunft eine Reihe umweltbezogener

Maßnahmen zu. Konkret beabsichtigt die Europäische

Union, die Treibhausgasemissionen der Mitgliedstaaten bis zum Jahr

2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken

und bis zum Jahr 2050 auf netto Null zu reduzieren. Österreich ist in

dieser Hinsicht noch ambitionierter: Der unrealistische Zeitplan des

Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWG) will bis zum Jahr 2035 sämtliche

Öl-, Kohle- und Koksheizungen stilllegen und bis zum Jahr 2040 auch

den Einsatz von fossilem Gas untersagen.

Viele Maßnahmen nicht umsetzbar

Dabei ist festzustellen, dass viele der auf europäischer

und innerstaatlicher Ebene

geplanten Maßnahmen technisch und

rechtlich derzeit nicht umsetzbar

sind und teilweise auch keine Verbesserungen

bringen. Der für die

Umsetzung vorgegebene Zeitrahmen

erweist sich zudem als nicht

realisierbar. Vor allem aber sind

mit diesen Vorhaben immense

Investitionen verbunden, die

wiederum alle Eigentümer treffen.

Österreich hat schon jetzt eine im

Europavergleich hohe Steuerlast mit

einer Abgabenquote von 43,2 Prozent.

Im Bereich der Einkommensverteilung

schneidet Österreich weltweit übrigens

überdurchschnittlich gut ab, wie aus

dem Gini-Koeffizienten, dem statistischen

Maß zur Darstellung von Ungleichverteilung,

hervorgeht.

Ausgabe 03|2023

71


Zum Autor

Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real

und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund

Vermögenstreuhänder.

Bestellerprinzip: Makler verlieren

Provisionen, Mieter verlieren ihre Vertretung

Kommentar: Michael Pisecky

Die Mietervertreter und Konsumentenschützer wurden über nahezu

15 Jahre nicht müde, eine Änderung der seit Jahrzehnten bestehenden

Regelung eine Doppelvertretung von Mieter und Vermieter durch

Immobilienmakler und einer Provision von beiden Seiten im Rahmen

der Höchstprovisionsregelung laut Immobilienmaklerverordnung zu

fordern. Die Mieter sollen von der Provision entlastet werden, nicht der

Vermieter den Makler aussuchen, dem dann auch der Mieter eine Provision

zu bezahlen hat. Immer wieder wurde betont, dass der Makler doch

ohnehin nur für den Vermieter arbeitet. Nun dazu müsste man sich nur

kurz mit der Tätigkeit des Maklers auseinandersetzen, was die Politik

nicht getan hat – das war bei der Pressekonferenz, auf der die Neuerung

angekündigt wurde, klar festzustellen.

Nicht viel Makleraufwand für Mieter?

Der Makler bemüht sich um den Vermittlungsauftrag (Akquisition),

erhält diesen auch, wenn seine Dienstleistung attraktiv ist, bereitet die

Vermarktung auf, sammelt alle Unterlagen und Dokumente und trägt

sämtliche Vermarktungskosten. Wenn er dem ersten Mietinteressenten

das Angebot sendet, hat er 50 Prozent seiner Arbeit hinter sich, wenn

er die Tür bei der Besichtigung aufsperrt, zumindest 65 Prozent. Hier

entsteht der Eindruck bei Mietinteressenten oder bei denen, die diese

vermeintlich vertreten, dass der Aufwand für diesen zukünftigen Mieter,

also Telefonate, Angebot, Besichtigung, Verhandlung mit dem Vermieter,

Erklärung des Mietvertrags und Begleitung bis zur Übergabe, doch

nicht so groß ist. Für den Vermieter wurde viel mehr geleistet.

angesehen wurden, Anforderung von zig Angeboten, Kommunikation

per Telefon oder E-Mail mit Maklern, einige Besichtigungen, um eben

dann die eine Wohnung zu mieten. Der Vermieter bezahlt für den Aufwand,

im Erfolgsfalle (!), für diese eine seiner Wohnungen. Der Mieter

bezahlt für den Aufwand der bisherigen Suche, im Erfolgsfalle(!), für die

dann gemietete Wohnung.

Im Auftrag des Vermieters

Mit dem Bestellerprinzip sind die Makler im Auftrag des Vermieters tätig

und vertreten diesen, aus mit der Doppelvertretung. Der Mieter hat

keinen Vertrag mehr mit dem Makler und wird damit nicht mehr von

diesem vertreten. Da der Makler keine Provision vom Mietinteressenten

erhalten kann, wird er auch keinen Maklervertrag mit ihm abschließen.

War das wirklich so gewollt von den Konsumentenschützern?

Maklerleistungen für beide Seiten

Nun im konkreten Fall sind viele der Leistungen des Maklers für beide

Seiten, dennoch wird wohl im Einzelfall der Aufwand des Maklers zugunsten

des Vermieters ausfallen. Was aber vergessen wird ist die Leistung,

die der konkrete Mietinteressent nicht nur bei der Anmietung der

konkreten Wohnung, sondern bei seiner bisherigen Suche konsumiert

hat. Suche in Immobilienportalen, wo vielleicht hunderte Wohnungen

Foto: Adobe Stock

72 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

73


ImFokus

108

RÜCKENWIND

Die Zeiten der Deals sind vorbei.

Durch Kaufen und Verkaufen sind

keine Wertsteigerungen mehr zu

machen. Das heißt, der Bestand muss

ordentlich gemanagt werden, sind

Frank Brün (AREAMA), Michael Klement

(United Benefits Holding) und Alina

Nichiforeanu überzeugt.

122

IMMOFAKTEN

Fakten, Fakten und nochmals Fakten:

Der Wiener Wohnungsmarkt in einer

umfassenden Analyse.

76

REAL CIRCLE

Repair, Reuse, Recycle.

Beim 32. Real Circle auf

Einladung von ERSTE

BANK, ERSTE Immobilien

KAG, Erste Group,

IMMOunited, PwC und

ImmoFokus diskutierten

30 Expertinnen und

Experten über das

spannende Thema

Kreislaufwirtschaft.

Foto: Adobe Stock

74 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

75


ImFokus

Real Circle

#32

Der nächste

große Schritt

Repair, Reuse, Recycle. Beim 32. Real Circle auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE

Immobilien KAG, ERSTE Group, IMMOunited, PwC und ImmoFokus diskutierten rund

30 Expertinnen und Experten über das spannende Thema Kreislaufwirtschaft.

Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Rudolf Oezelt, Charles Steiner und Heimo Rollett

D

ie immer drastischeren Auswirkungen

des weltweiten Klimawandels

machen klar: Die Gesellschaft

muss ihr Handeln

überdenken. Als eine der ressourcenintensivsten

Branchen gilt das umso mehr für die Immobilienwirtschaft.

Ein Ansatz, der in diesem

Zusammenhang immer mehr in den Fokus

rückt, ist die Kreislaufwirtschaft. In einem

System mit geschlossenen Kreisläufen geht es

darum, Ressourcen zu schonen, Abfälle zu

reduzieren und Umweltbelastungen zu minimieren,

um am Ende des Tages die Lebensqualität

der Menschen merklich zu verbessern.

Aber wie gelingt der Wechsel zu kreislauforientierten

Prozessen? Wie werden Ressourcen

richtig genutzt? Wie lassen sich Prozesse optimieren

und welche Rolle spielt dabei die

Digitalisierung? Welche Chancen bieten sich

für Unternehmen? Welche neuen Wege müssen

entlang der Wertschöpfungskette eingeschlagen

werden? Muss das Recycling wie wir

es kennen neu gedacht werden? Was können

kreislauffähige Gebäude? Was kommt auf

Projektentwickler zu? Und welche nationalen

und internationalen Best-Practice-Beispiele

gibt es?

Herausforderung Kreislaufwirtschaft

„Vor wenigen Jahren war für die meisten Akteure

in der Immobilienwirtschaft Nachhaltigkeit

noch ein Fremdwort“, betont Peter Karl, Geschäftsführer

ERSTE Immobilien KAG, um

hinzuzufügen: „Jetzt stehen wir vor dem nächsten

großen Schritt. Kreislaufwirtschaft ist für

76 ImmoFokus


Hier geht‘s

zum Video

www.immo-timeline.at

die gesamte Immobilienbranche eine große

Herausforderung.“ Nachsatz des Experten: „Wir

stehen am Anfang eines langen Weges.“

Die Vorstellung, dass Materialien, die wir aktuell

in Gebäuden verbauen, für eine spätere

Generation noch einmal relevant sein können,

ist nach Einschätzung von Karl „ausgesprochen

langfristig gedacht“. „Aber ich glaube auch,

dass wir uns zeitnah damit auseinandersetzen

müssen. Spätestens dann, wenn man auf europäischer

Ebene bei der Formalisierung des

bisher noch nicht definierten Umweltziels

Kreislaufwirtschaft angelangt ist. Sobald im

Rahmen der EU-Taxonomie konkrete Vorstellungen

verschriftlicht sind, sind wir sowieso

gefordert“, bringt es Karl auf den Punkt.

Ultima Ratio Abriss

Christian Zehetner, Geschäftsführender Gesellschafter

ADEQAT Investment Services, sieht

eine Abkehr vom „Cradle to Grave“-Gedanken

und eine Hinwendung zu „Cradle to Cradle“.

„Kreislaufwirtschaft ist interdisziplinär ausgerichtet“,

sagt er weiter. Noch regiere jedoch die

Zettelwirtschaft – weshalb der Digitalisierung

eine entscheidende Rolle zukomme. „Ohne

Digitalisierung keine Kreislaufwirtschaft“, stellt

Zehetner klar. „Allein schon die Definition

Kreislaufwirtschaft ist schon spannend“, wirft

Michael Herbek, Leiter Projektentwicklung

BUWOG Österreich, ein. „Wo setze ich an? Was

befindet sich im Kreislauf? Was werde ich in

den Kreislauf schicken? Sind es nur die Rohstoffe,

die Materialien, oder sind es Bauteile, die ich

in den Kreislauf schicke?“ Aber in Wirklichkeit

Ausgabe 03|2023

77


ImFokus

geht es dem BUWOG-Experten um einen möglichst

langen Lebenszyklus. „Abriss muss die

Ultima Ratio bleiben.“

Treiber Fachkräftemangel

„Wir beschäftigen uns derzeit auch sehr intensiv

mit dem Thema Vorfertigung“, berichtet

Herbek aus der Praxis. „Es existieren bereits

Anbieter, die qualitativ hochwertige endausgefertigte

Raumzellen anbieten und garantieren,

dass sie diese in x Jahren dann auch wieder

komplett zurücknehmen. Und sie sagen dir

heute schon, wie auch immer das funktionieren

mag, wie viel du für die alte Raumzelle in Zukunft

ungefähr noch bekommen wirst“, so Herbek

über ein „spannendes Thema, das aber noch

in den Kinderschuhen steckt“. Er glaubt, dass

das Thema Vorfertigung nicht zuletzt aufgrund

des Arbeits- und Fachkräftemangels an Geschwindigkeit

aufnehmen wird.

„Sobald in der EU-

Taxonomie konkrete

Vorstellungen

verschriftlicht sind,

sind wir gefordert.“

Peter Karl,

Erste Immobilien KAG

Marius Hrastnik, Technischer Mitarbeiter ATTACCA

Projektmanagement, sieht vor allem im langen

Lebenszyklus der Immobilien eine der großen

Herausforderungen – auch in der Bewertung:

„Werden jetzt Maßnahmen gesetzt, profitiert in

der Regel nicht direkt derjenige, der investiert

hat, sondern erst der nächste oder übernächste

Nutzer.“ Das spiegele sich auch in der niedrigen

Sanierungsquote wider. „Wenn wir den Green

Deal bis 2050 erreichen wollen, müssen wir die

Sanierungsquote auf zumindest drei Prozent

erhöhen – ohne finanzielle Anreize und Änderungen

in den Kompetenzen wird dies allerdings

nicht gehen.“ Dass die Flächenwidmung in die

Kompetenz der Gemeinden fällt, ist Hrastnik im

Übrigen ein Dorn im Auge.

Vorschlag: Material mieten

„Im Neubau ist die Kreislaufwirtschaft noch am

ehesten realisierbar“, sagt Marcel Reifschneider-

78 ImmoFokus


„Dort, wo

Infrastruktur

vorhanden

ist, muss

nachverdichtet

werden.“

Michael Herbek,

BUWOG Group

Hicker, Cost Manager Turner & Townsend. Aber

die Industrie sei aufgerufen, hier mitzuwirken.

„Wir brauchen kreislauffähigen Materialien. Die

Industrie muss sensibilisiert werden – von dieser

Seite ist ein eindeutiges Commitment notwendig“,

hält er fest. Reifschneider-Hicker schlägt vor,

Materialien nicht mehr zu kaufen, sondern nur

zu mieten – inklusive Rücknahmeverpflichtung

des Produzenten: „Mit Building Information

Modeling (BIM) haben wir ein wirklich starkes

Werkzeug in der Hand.“

Karl sieht den europäischen Gesetzgeber gefordert.

Dieser lege am Ende des Tages die Realität

fest. Ein gutes Beispiel sei die EU-Taxonomie.

„Auch, wenn bisher erst zwei der sechs Umweltziele

wirklich schriftlich formalisiert sind.“ Wenn

die restlichen vier nachfolgen, was ja großteils

heuer erfolgen soll, sei dann auch genau definiert,

was sich der EU-Gesetzgeber unter Kreislauf-

„Im Neubau ist die

Kreislaufwirtschaft noch

am ehesten realisierbar.“

Marcel Reifschneider-Hicker ,

Turner & Townsend

„Ohne Digitalisierung

keine Kreislaufwirtschaft.“

Christian Zehetner,

ADEQAT Investment Services

„Werden jetzt

Maßnahmen gesetzt,

profitiert meist nicht der

Investor, sondern der

nächste oder übernächste

Nutzer.“

Marius Hrastnik,

ATTACCA Projektmanagement

Ausgabe 03|2023

79


ImFokus

wirtschaft vorstelle. „Wir können stundenlang

diskutieren, ob wir dies sinnvoll finden oder

nicht. Es wird unmittelbare Auswirkungen auf

die Bewertung und die Finanzierungskosten

haben“, so Karl. Klar sei dabei, dass Investoren

nur mehr in EU-Taxonomie-konforme Gebäude

investieren werden.

Freiwilligkeit nicht zielführend

Karl glaubt, dass sich auf Basis von Freiwilligkeit

überhaupt nichts tun wird. „Das gesetzte Ziel

ist so ambitioniert, dass wir den CO2-Ausstoß

in Österreich zwischen 2020 und 2030 halbieren

müssen, um den vorgesehenen Pfad überhaupt

einhalten zu können. Jeder, der immer noch

glaubt, das geht mit Freiwilligkeit, lebt da wirklich

auf einem anderen Stern“, meint der CEO

der ERSTE Immobilien KAG weiter.

„Kreislaufwirtschaft

bedeutet, weg von der

Wegwerfkultur und

hin zum schonenden

Umgang mit der

Ressource.“

Mariana Ristic,

Value One Development

Mariana Ristic, Head of ESG bei Value One, kurz

und prägnant, was sie unter Kreislaufwirtschaft

versteht. Gerade als Entwickler könne man etwa

bei der Auswahl der Ressourcen und Baustoffe,

die man für die Realisierung von Immobilienprojekten

benötige, einiges bewegen: „Da gilt es, in

der Entwicklungsphase kluge Entscheidungen

zu treffen, was zumindest ein gewisses Grundwissen

in der Materie voraussetzt.“ Insgesamt sei

die Kreislaufwirtschaft eine echte „Monsteraufgabe,

die bei der Umsetzung in die Praxis noch am

Fehlen ganz banaler Dinge scheitert. „Ich weiß

etwa nicht, wo ich Sekundärrohstoffe für den

großvolumigen, mehrgeschossigen Wohnbau

einkaufen kann“, nennt Ristic ein Beispiel.

Bei Value One hat man durchaus schon Erfahrungen

mit dem Thema Kreislaufwirtschaft gemacht.

Sie verweist auf das Headquarter ihres Unternehmens,

das in einer Tribüne der Trabrennbahn

Krieau errichtet wurde. Diese war zuvor sich selbst

überlassen und dem Verfall preisgegeben. „Da

das Gebäude unter Denkmalschutz steht, haben

wir in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt

sehr sorgfältig revitalisiert und saniert“, erklärt

sie und erinnert sich unter anderem daran, dass

etwa die historischen Stiegenhandläufe oder

Fenster ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut

wurden.

Auch für Allora Immobilien ist Kreislaufwirtschaft

ein wesentlicher Aspekt. „Wir leben das Thema

derzeit ganz stark, weil wir das Großprojekt Ankerbrotfabrik

als ‚Zukunftsanker‘ intensiv vorbereiten

und kurz vor dem Start stehen“, sagt der

Leiter der Projektentwicklung, Florian Amlacher.

„Wir haben in dem teilweise unter Denkmalschutz

stehenden, gewaltigen Bestandsareal den Idealzustand,

die vorhandene Struktur nützen und

teilweise durch Neues ergänzen zu können.“ Für

Amlacher ist es klar, dass man davon wegmüsse,

mit viel Ressourceneinsatz Wirtschaftswachstum

zu produzieren. „Darauf hat sich allerdings die

österreichische Bauwirtschaft noch nicht so recht

eingestellt.“

Komplett neue Ebene

„In der gewerblichen Immobilienfinanzierung

sind wir gewohnt, Risiko-Ertrags-Profile zu erstellen

sowie Finanzen und Bewertungen zu interpretieren.

In dem ganzen Prozess des Wandels in

Richtung Nachhaltigkeit und ESG, in dem wir uns

befinden, sind wir wirklich die Lernenden“, sagt

Roman Eisenmagen, Leiter Gewerblicher Wohnbau

bei der ERSTE BANK, nur um hinzuzufügen:

„Mit der Kreislaufwirtschaft kommt jetzt eine

komplett neue Ebene in einer dramatischen Geschwindigkeit

auf uns zu.“ Persönlich halte er das

für die beste und gescheiteste Entwicklung der

letzten Jahre.

Lukas Weinwurm, Chief Product Officer/Geschäftsführung

IMMOunited, sieht sich als Datensoftware-

Dienstleister beim Thema Kreislaufwirtschaft

ebenfalls in der Rolle des Lernenden. Im beruflichen

Alltag habe man aktuell nur selten direkt

damit zu tun. Das liege vor allem daran, dass die

entsprechende Datenbasis derzeit noch fehle.

Aber nicht nur das Sammeln der Daten ist in

diesem Zusammenhang wichtig. Auch die struk-

„Wir werden uns Kreislaufwirtschaft leisten

müssen“, sagt Herbek, und fügt hinzu: „Klar ist

für mich, dass wir mit dem Bestand arbeiten

müssen. Wie gehe ich mit dem, was da ist, effizienter

und nachhaltiger um, um es zukunftstauglich

zu machen? Was davon kann ich dann

zukunftstauglich halten? Wir wollen weniger

versiegeln. Wir brauchen Flächen, wir brauchen

Wohnraum. Das heißt, es braucht den Bestand.

Dort, wo Infrastruktur vorhanden ist, muss

nachverdichtet werden.“

Weg von der Wegwerfkultur

„Weg von der Wegwerfkultur und hin zum schonenden

Umgang mit der Ressource“, umschreibt

„Ich würde mir durchaus

den Mut der Politik

wünschen, hier klare

Vorgaben zu machen.“

Florian Amlacher,

Allora Immobilien

„Ohne die maßgeblichen

Gesetze fehlt

ganz einfach die

Rechtssicherheit.“

Roman Eisenmagen,

Erste Bank

80 ImmoFokus


„Die Frage ist, ob

für das Sammeln

und Aufbereiten von

Daten eine gewisse

Standardisierung

vorgeben werden sollte.“

Lukas Weinwurm,

IMMOunited

turierte Aufbereitung nach einheitlichen Kriterien

spielt eine wesentliche Rolle. „Die Frage ist, ob der

Gesetzgeber eine gewisse Standardisierung vorgeben

sollte – ähnlich wie beim Grundbuch“, stellt

Weinwurm in den Raum.

Im Facility Management, wo man sich bereits mit

ESG und Nachhaltigkeit auseinandersetze, sei das

Thema Kreislaufwirtschaft noch nicht angekommen,

meint Werner Moldaschl, Geschäftsführer

der WISAG Gebäudetechnik Österreich. „Die

Kreislaufwirtschaft geht viel weiter, man wird

sicher in der Dokumentation viel genauer und

umfassender werden müssen, etwa was die Gebäudeteile

betrifft.“ Heute wisse kaum einer, der

vor 20 Jahren ein Gebäude errichtet habe, was

darin genau verbaut wurde.

Gefragt: Mut der Politik

„Ich würde mir durchaus den Mut der Politik

wünschen, hier klare Vorgaben zu machen“, sagt

Amlacher und verweist darauf, dass sowohl Wirt-

schaft als auch Gesellschaft eine gewisse Planbarkeit

brauchen. Auch wenn solche Vorgaben

möglicherweise kurzfristig unpopulär und schwer

umzusetzen wären oder auch Hemmschwellen

überschritten werden müssten. Da der Klimawandel

wirklich jeden betreffe, verstehe er die Zurückhaltung

in der Politik nicht. Nachsatz: „Umweltrelevante

Politik und Gesetzgebung kommt im

Moment nicht recht vom Fleck.“

Neben einer Standardisierung regt Weinwurm

auch Förderungen für Projekte an, die den Fokus

auf die Kreislaufwirtschaft setzen. „Oder Unterstützung

bei der Finanzierung“, fügt er hinzu. Für

Gernot Ressler, Partner und Steuerberater bei EY

Österreich, wären auch steuerliche Anreize eine

Überlegung wert. Wichtig sei in diesem Zusammenhang

jedenfalls, dass eine gewisse Treffsicherheit

sichergestellt werde. Das gelte im Übrigen

auch für Förderungen, meint der Steuerrechtsexperte

und verweist auf negative Erfahrungen

mit der „Gießkannenpolitik“ der letzten drei Jahre.

Die Immobilienbranche

ist im Wandel

Die Megatrends der Dekade – ESG, New Work

und Digitalisierung – machen auch vor dem

Immo-Sektor nicht Halt.

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Ausgabe 03|2023

„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.

81


ImFokus

Auch Eisenmagen wünscht sich, dass gewisse

Gesetze endlich erlassen werden. „Ich habe das

EWG in unfertigem Zustand das erste Mal vor

zwei Jahren gelesen. Das wurde nach wie vor nicht

beschlossen“, kritisiert er. Dasselbe gelte für das

Energieeffizienzgesetz, bei dem man schon relativ

weit sei. „Ohne diese maßgeblichen Gesetze

fehlt ganz einfach die Rechtssicherheit“, bringt

es Eisenmagen auf den Punkt, um hinzuzufügen:

„Das, was wir in regulatorischer Hinsicht auf der

europäischen Ebene sehen, teilweise noch im

Entwurf, ist viel weiter als unsere nationale Gesetzgebung.“

Nur ein Beispiel: Vermietungsverbote,

falls gewisse Energiekriterien nicht eingehalten

würden.

Hoffen auf „Selbstläufereffekt“

Einig sind sich die Experten an Tisch A, dass man

in Bezug auf Regulierung und Gesetze nie alle

abholen wird können. „Wenn den Entscheidungs-

„Auch steuerliche

Anreize, die den Fokus

auf Kreislaufwirtschaft

legen sind eine

Überlegung wert.“

Gernot Ressler,

EY

„Wir werden in der

Dokumentation viel

genauer werden

müssen, etwa was die

Gebäudeteile betrifft.“

Werner Moldaschl,

WISAG Gebäudetechnik

82 ImmoFokus


trägern verständlich aufgezeigt wird, weshalb

kreislauffähige Immobilienentwicklung sinnvoll

ist und welchen wirtschaftlichen Nutzen dies über

den Lebenszyklus der Immobilie bringt, wird das

Umdenken Fahrt aufnehmen“, glaubt Ristic. „Vor

allem wenn es um Dinge geht, von denen viele

betroffen sind, wie etwa Materialknappheit.“

Amlacher hofft, zumindest mittelfristig, auf den

„Selbstläufereffekt“, also dass sich einschlägiges

Verhalten, wie etwa Ressourcen wiederzuverwenden,

bei Unternehmen und Privatpersonen auch

in der Geldbörse bemerkbar machen wird. „Andererseits

bin ich durchaus ein Freund des gut

durchdachten, einfachen Regulativs“, hält er fest.

Kreislaufwirtschaft: eine Kostenfrage?

Eine Frage, die sich wohl viele stellen, ist, ob

kreislaufwirtschaftsfitte Gebäude mehr kosten

als „normale“ Immobilien. „Nach dem heutigen

Stand der Technik ja, aber ich bin überzeugt, dass

sich das im Laufe der Jahre einpendeln wird“,

eröffnet Roland Pichler, Geschäftsführer DIE

WOHNKOMPANIE, die Diskussion in der Gruppe

B. Derselben Meinung ist auch Beatrix Habeler,

Head of Desk Real Estate Asset Management

Sales ERSTE Immobilien KAG: „Schon alleine

mangels Erfahrung mit dem Thema Kreislaufwirtschaft

in der Immobilienbranche“, sagt sie.

Eva Aschauer, ESG Advisory Partnerin bei TPA

Group, erwartet sich wiederum einen Paradigmenwechsel,

weg von der Frage, was allein die

Errichtung eines Gebäudes kostet. „Die Kreislaufwirtschaft

wird uns zur Betrachtung über den

gesamten Lebenszyklus führen, angefangen mit

den Energiekosten, über die Restnutzungsdauer

bis hin zu den Gesamtkosten eines Gebäudes“, so

die Expertin. Nachsatz: „In jeglicher Assetklasse.“

Ein Ziel der EU ist bekanntlich, dass rund 80

Prozent der Baumaterialien wiederverwertet

werden. Doch bis wann ist dieses Ziel realistischerweise

umsetzbar? Aschauer verweist bei der Beantwortung

dieser Frage darauf, dass der Entwurf

zu Umweltziel 4 („Kreislaufwirtschaft“) der EU-

Taxonomie, der sich in umfassender Form mit

der Kreislaufwirtschaft beschäftigt, seit der Karwoche

vorliegt. Ein Parameter sei in diesem

Entwurf, dass gewisse Prozentsätze hinsichtlich

Wiederverwendung für verschiedene Gebäude

festgelegt wurden. So müssten bei bestehenden

Gebäuden 70 Prozent der nicht gefährdeten Baustoffe

für die Wiederverwendung aufbereitet

werden. Bei Neubauten und im Straßenbau sind

es sogar 90 beziehungsweise 100 Prozent.

Chance „Urban Mining“

Dass die Kreislaufwirtschaft bei Baustoffen, deren

Verfügbarkeit sich langsam dem Ende zuneigt,

Abhilfe schaffen kann, steht für die Experten der

Gruppe B außer Frage. Matthias Nödl, Senior

Ausgabe 03|2023

83


ImFokus

Übereinstimmung herrscht in Gruppe B jedenfalls

in einer entscheidenden Frage: An der Kreislaufwirtschaft

führt kein Weg vorbei! Schließlich gebe

es, wie es so schön heißt, keinen „Planeten B“.

Daher gelte es, Ressourcen so weit wie möglich

wiederzuverwerten und nicht wie bisher auf

Deponien zu vergraben.

„Dass kreislauffitte

Gebäude teurer sind als

„normale“ Immobilien,

wird sich im Laufe der

Jahre einpendeln.“

Roland Pichler,

DWK Die Wohnkompanie

Counsel bei Cerha Hempel Rechtsanwälte, verweist

in diesem Zusammenhang auf das „Urban Mining“

beziehungsweise auf digitale Plattformen, auf

denen Liegenschaftseigentümer ihre Gebäude

mit dem gesamten Bestand an wiederverwertbaren

Materialien einpflegen können. So kann in

Zukunft auf sie zugegriffen werden.

„Bei Verbundwerkstoffen haben wir bereits erkannt,

dass Vermeidung der umweltfreundlichste Ansatz

ist“, so DIE WOHNKOMPANIE-Geschäftsführer

Pichler. „Bei unseren Projekten achten wir auf

eine gute Trennbarkeit. Ich sehe hier auch ein

Umdenken in der Branche, denn der Energieaufwand,

Verbundstoff zu trennen, ist enorm. „Ich

bin davon überzeugt, dass es uns schon in naher

Zukunft sehr absurd vorkommen wird, dass wir

uns in der Vergangenheit so stark abhängig machen

haben lassen von nicht-regionalen beziehungsweise

nicht-europäischen Primärressourcen,

die wir quasi vor der eigenen Haustür oder auf

unseren Müllhalden als Sekundärressource vorfinden

und die wir bis dato nicht aufbereitet haben“,

meint dazu Aschauer.

„Schon alleine mangels

Erfahrung mit dem

Thema, kosten Gebäude,

die Kreislauf-fit sind

mehr.“

Beatrix Habeler,

Erste Immobilien KAG

werden“, hält er fest, um hinzuzufügen: „Das sind

wir in der Raumordnung nur mit Zielen und ohne

Sanktionen sehr zahnlos unterwegs.“ Auch für

Aschauer steht fest: „Uns fehlt momentan eine

Incentivierung zur Bodenentsiegelung.“

Wie die TPA-Expertin weiter ausführt, kommt das

Thema Kreislaufwirtschaft aus Sicht der EU regulatorisch

über zwei Schienen: „Zum einen in

der Verpflichtung zum Nachhaltigkeitsbericht,

die viele mittelständische Unternehmen ab 2025

treffen wird. Und zum anderen in der EU-Taxonomie,

die die Bauwirtschaft als Branche betreffen

wird.“ Ziel muss es aus Sicht von Aschauer

sein, dass durch innovative Aufbereitungsmethoden

künftig wiederverwendete Baumaterialien

günstiger sind als neugewonnene Materialien.

Taten sind gefragt

Für Wolfgang Fessl, Geschäftsführer Reinberg &

Partner, wäre die ideale Kreislaufwirtschaft, wenn

„nachhaltige Stoffe verwendet werden, die durchgehend

im Kreislauf – je länger, desto besser –

gehalten werden könnten.“ In dieselbe Kerbe schlägt

Daniel Thum, Head of Investments Real Estate

Erste Immobilien: „Man sollte möglichst so bauen,

dass die Gebäude möglichst lange genutzt werden

können.“ „Wenn man aber ein Objekt abreißen

muss, dann sollten die Materialien auch wiederverwendet

werden können“, fordert er. Das setze

natürlich voraus, dass Materialien verwendet

werden, die hochqualitativ sind.

„Dieses Systemdenken in Richtung echte Zirkularisierung

muss sich allerdings erst etablieren“,

bringt sich Oliver Julian Huber, Head of Corporate

Sustainability & ESG 6B47 Real Estate Investors

AG in die Diskussion ein. „Bis jetzt sind wir noch

nicht wirklich dort. „Wir reden darüber – aber

jetzt müssen Taten folgen.“

Vorbild Wiener Zinshaus

„Bedingt durch die Lieferengpässe, ausgelöst durch

die Covid-19-Pandemie und den Ukraine-Krieg,

hat das Thema an Aktualität gewonnen“, ist Jasmin

Soravia, Geschäftsführerin Kollitsch & Soravia

Zahnlos unterwegs

„Ich glaube, dass das Bauen im Bestand in Zukunft

wichtiger wird, denn es kann ja nicht sein, dass

immer noch jährlich tausende Quadratkilometer

grüner Wiese teilweise eingeschossig verbaut

werden“, bringt es Nödl auf den Punkt. Seiner

Meinung nach sei es vor allem nicht mehr zeitgemäß,

dass immer noch neue Logistik- und

Gewerbeobjekte entstehen, obwohl tausende

Quadratmeter Hallenflächen leer stehen. „Da

sollte auch legistisch ein Riegel vorgeschoben

„Uns fehlt momentan

eine Incentivierung zur

Bodenentsiegelung.“

Eva Aschauer,

TPA Group

„Bauen im Bestand

wird in Zukunft

wichtiger werden.“

Matthias Nödl,

CERHA HEMPEL Rechtsanwälte

84 ImmoFokus


Große Kunst Lebenszyklusbetrachtung

Die Diskutanten der Gruppe D sind sich einig: Die

Lebenszyklusbetrachtung ist die große Kunst.

Aber welcher Investor macht das schon? Für Fessl

ist die Sache klar: „Keiner, weil es bis jetzt keinen

interessiert.“ Thum stimmt zu: „Weil es ganz

ehrlich bis dato nahezu keinen interessiert hat,

genau hinzuschauen und zu sagen: Ich zahle eine

hohe Investitionssumme für eine Immobilie, aber

weiß, dass diese Immobilie im Rahmen einer

Lebenszyklusbetrachtung nach 50 Jahren wirtschaftlich

attraktiver ist als eine deutlich günstigere.

Bei dieser kommen in den 50 Jahren jedenfalls

in der Regel viel mehr Instandhaltungsaufwand

und Adaptionskosten hinzu.“

„Wir brauchen den

großen Wurf. Die Politik

der kleinen Schritte

dauert zu lange.“

Wolfgang Fessl,

Reinberg & Partner

Immobilien, überzeugt. „Ressourceneffizienz und

Lebenszyklus sind derzeit die beherrschenden

Themen.“ Am besten sei, da stimmen die Diskutanten

der Gruppe B überein, ein Gebäude, das

nicht abgerissen werden muss. Die alten Zinshäuser

wären aus dem Blickwinkel der Kreislaufwirtschaft

die effizientesten Gebäude. Diese stünden

schon seit 200 Jahren und stehen vielleicht sogar

noch einmal weitere 200 Jahre. Neue moderne

Gebäude würden dagegen schon nach 35 Jahren

abgerissen. Das liege nicht nur an den Materialien,

sondern definitiv zum großen Teil an der Verarbeitung.

„Wir müssen bereits in der Planung umdenken“,

hält Soravia fest, um hinzuzufügen: „Und mehr

Geld in die Hand nehmen. Nachhaltigkeit hat

„Man sollte so bauen,

dass Gebäude möglichst

lange genutzt werden

können.“

Daniel Thum,

Erste Immobilien KAG

schließlich ihren Preis.“ Würde man aber von

Anfang an richtig planen, wären die Mehrkosten

sicher überschaubar. Vor allem aber: Am nachhaltigen

Bauen führt für die Expertin kein Weg

vorbei.

Für 6B47-Experten Huber wird die CO2-Bepreisung

den Trend zu nachhaltigen Immobilien verstärken.

Eines steht für ihn fest: „Wir müssen die Baustoff-

Hersteller frühzeitig einbinden, damit wir auch

recyclingfähige Baustoffe haben, die wir dann

auch wirklich einsetzen können.“ Kritik übt er

allerdings an den derzeit gültigen gesetzlichen

Bestimmungen. „Da gibt es noch viele Hürden,

etwa wenn man Recycling-Beton oder -Stahl

einsetzen möchte“, so Huber.

Großer Wurf benötigt

„Wir brauchen den großen Wurf. Die Politik der

kleinen Schritte dauert zu lange“, kommentiert

Fessl die aktuelle Lage. „Im Moment reicht es aus,

ein klein wenig besser als der Mitbewerber zu

sein.“ „Eine Lösung könnte aber auch sein, Incentives

für nachhaltige Bauvorhaben zu geben“, regt

Huber an. „Wir helfen dem Staat auch dabei, die

Green-Deal-Ziele zu erreichen. Tatsächlich aber

wird uns nicht geholfen. Sobald ich echt zirkulär

und nachhaltig bauen möchte, wird es komplizierter

und schwieriger.“ Nachsatz: „Um den

Wandel schnell voranzubringen, braucht man

Flexibilität.“

Auch bei den gemeinnützigen Bauträgern ist das

Thema Kreislaufwirtschaft beziehungsweise

Nachhaltigkeit – und die damit verbundenen

Kostensteigerungen – angekommen, bestätigt

Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin Heimat

„Wir müssen bereits in der

Planung umdenken. Und mehr

Geld in die Hand nehmen.“

Jasmin Soravia,

Kollitsch & Soravia Immobilien

„Das Systemdenken in

Richtung echte Zirkularisierung

muss sich erst etablieren.“

Oliver Julian Huber,

6B47 Real Estate Investors

„Vor allem die Umrüstung

des Bestands wird das

Thema der nächsten Jahre.“

Sandra Bauernfeind,

Heimat Österreich

Ausgabe 03|2023

85


ImFokus

„Nur ein Gebäude,

das nicht

abgerissen wird,

ist nachhaltig.“

Thomas Kasper,

PORR

Österreich. „Wir wissen alle, dass die Kalkulationen

derzeit eine Herausforderung sind. Irgendwie

muss man schauen, dass man den Marktpreis

nicht durchschlägt. Das ist derzeit das Thema.

Wir als gemeinnützige Bauträger rechnen kostendeckend,

hier kommen die Grundkosten-,

Baupreis- und Zinssteigerungen der letzten Monate

und Jahre ebenfalls voll zum Tragen. Vor allem

die Umrüstung des Bestands wird das Thema der

nächsten Jahre“, merkt Bauernfeind an.

Kein Abfall

Caroline Roithner, Expertin für Kreislaufwirtschaft

und Biodiversität bei PwC, verweist zu Beginn der

Diskussion in Gruppe E auf EU-Definitionen zu

der Kreislaufwirtschaft. „Die zirkulären Prinzipien

sind unter anderem ‚Repair, Reuse, Recycling‘.

Wichtig dabei ist, dass die Materialen im Kreislauf

gehalten werden und wenig bis gar kein Abfall

produziert wird“, hält sie fest. Konkret müsse

zwischen der Verwertung einzelner Baustoffe

beziehungsweise -materialien und der Wiederverwendung

ganzer Gebäudeteile unterschieden

werden. „Die Bestrebungen von Wienerberger

sind sehr interessant, Produkte aus wiederverwerteten

Ziegeln zu produzieren. Der Ausgangspunkt

der Kreislaufwirtschaft beginnt aber mit

dem Design durch die Architekten“, fügt Roithner

hinzu.

Thomas Kasper, Leiter des Abfallmanagements

und Umweltbeauftragter der PORR AG, ergänzt:

„Es sollte eigentlich eine OIB 7 zur nachhaltigen

Nutzung von natürlichen Ressourcen geben. Die

„Kreislaufwirtschaft

lässt sich nicht

implementieren, wenn

man sie isoliert denkt.“

Caroline Roithner,

PWC

zugrunde liegende Bestimmung ist schon 2011

geschrieben worden und ist ein Anhang zur

Bauprodukteverordnung, die seit 2012 gilt.“ Für

ihn können im Übrigen die Grundlagen der Kreislaufwirtschaft

kurz und prägnant auf den Punkt

gebracht werden: „Ein Gebäude muss so geplant,

gebaut, umgebaut und rückgebaut werden, dass

die Materialien recycelt und wiederverwertet

werden können – und es müssen natürliche Baustoffe

eingesetzt werden.“ Der zentrale Punkt für

ihn ist jedoch, dass Gebäude dauerhaft sein müssen:

„Nur ein Gebäude, das nicht abgerissen wird,

ist nachhaltig.“

„Wenn man heute nicht so

baut, wie man es in fünf

Jahren braucht, hat man ein

Problem.“

Peter de Leeuw,

Flughafen Wien

Wichtige Rolle: Logistik

Kasper verweist auf das Spezifikum beim Bauen,

dass zwischen Materialeinsatz und Rückbau oft

20 bis hundert Jahre liegen. In Österreich würden

pro Jahr hundert Millionen Tonnen mineralische

Baustoffe gebraucht werden, abgebrochen würden

aber nur elf Millionen Tonnen: „Auch wenn es zu

wenig Sand und Kies gibt, durch das Recyceln

kann man maximal zehn Prozent ersetzen.“ Eine

wichtige Rolle spiele in diesem Zusammenhang

auch die Logistik. So müsse es in der Nähe ein

Bauprojekt geben, das genau die benötigten

Baustoffe in der entsprechenden Menge biete.

Außerdem gelte: „Solange die Primärbaustoffe

sehr günstig sind, haben es Sekundärrohstoffe

schwer.“ Markus Steinböck, Leiter Immobilienankauf

3SI Immogroup, kennt das aus seiner

täglichen Arbeit: „Der Baustoffmangel der letzten

Zeit hat leider nicht dazu geführt, dass sich die

Bauwirtschaft mehr mit dem Thema Recycling

auseinandergesetzt hat. Die Firmen haben lieber

nach weiter weg liegenden Quellen für das Primärmaterial

gesucht.“

„Wann fängt die Kreislaufwirtschaft an?“, richtet

Peter de Leeuw, Leiter des Airport City Development

der Flughafen Wien AG, eine Frage in die Gruppe.

Für ihn ist es wichtig, endlich zu beginnen, kreislaufwirtschaftlich

zu bauen. „Wir müssen uns

bereits jetzt mit dem Material auseinandersetzen,

damit diese kreislauffähigen Materialien für

spätere Generationen zur Verfügung stehen.“ Es

müssten aber auch Qualitätsrichtlinien für Architekten

entwickelt werden, damit sie mit einem

„Baustoffe müssen besser

dokumentiert werden, damit

man sie später leichter

nochmals einsetzen kann.“

Markus Steinböck,

3SI Immogroup

86 ImmoFokus


bereits im Kreislauf befindlichen Material umgehen

können. „Wenn wir heute ein Gebäude bauen,

steht uns erst in 50 Jahren das Material wieder im

Kreislauf zur Verfügung. Es gilt, den Zyklus zu

überleben“. Für de Leeuw braucht es auch ein

neues Wissen über die alten Baustoffe, die man

verwenden will. „Gerade entwickeln sich Konzepte,

bei denen sich Produzenten verpflichten, das

Material wieder zurückzunehmen, aufzuarbeiten

und wieder in den Kreislauf zu bringen. Die Frage

ist nur, ob es diese Unternehmen in 50 Jahren

noch gibt?“

Innovative Ideen entscheidend

„Kreislaufwirtschaft lässt sich nicht implementieren,

wenn man sie isoliert denkt. Es braucht

ein Netzwerk, das man über viele Jahre aufbauen

muss“, sagt Roithner. Für sie sind einerseits innovativen

Ideen, aber auch sehr viel Wissen, entscheidend:

„Man muss vom Abfalldenken wegkommen

und die Materialien als Ressource sehen,

die man weiterverwenden kann.“ Ihrer Meinung

nach könnte sich ein Beratermarkt auftun, um

Materialen auch in einer alternativen Verwendung

einzusetzen. „Es gilt, den Abnehmer zu finden,

der genau diesen Baustoff benötigt. Das Baukarussell

hat hier Pionierarbeit geleistet.“

„Die Sanierung von alten Türen und Fenstern

rechnet sich nicht, alte Füllungstüren und Kastenfenster

werden eher neu gebaut. Hier gibt es

Nachholbedarf“, erzählt Steinböck aus seinen

täglichen Erfahrungen als Altbausanierer. Er weiß

aber auch, dass es nichts Nachhaltigeres gibt als

ein Zinshaus: „Eine Altbauwohnung kann man

ohne Nachhaltigkeit heute nicht mehr am Markt

platzieren.“ Peter de Leeuw vom Flughafen bestätigt

das: „Auch als Entwickler von Gewerbeimmobilien

kann man heute kein Gebäude mehr

errichten, das nicht den Prinzipen der Kreislaufwirtschaft

folgt.“ Nachsatz: „Die Anforderungen

ändern sich rasend schnell. Wenn man heute

nicht so baut, wie man es in fünf Jahren braucht,

hat man ein Problem.“

Besser dokumentieren

Die gelernte Umweltingenieurin Roithner macht

hohes Potenzial für BIM im Althausbestand aus:

„Damit kann man auch Materialen erheben,

ähnlich einer Schadstofferkundung. Auf diese

Ergebnisse kann man dann zurückgreifen.“ Markus

Steinböck pflichtet ihr bei: „Die Bestandsaufnahme

und die Bestandsdokumentation sind

durchaus leicht umzusetzen. Bei einem Dachbodenausbau

kann man das einfach dranhängen.

Dazu wären sicher viele Eigentümer bereit.“ Für

ihn gibt es auch sehr viele Firmen und Handwerker,

die sorgsam mit alten Materialen umgehen.

„Baustoffe müssen nur besser dokumentiert

werden, damit man sie später leichter noch einmal

einsetzen kann.“

PORR-Experte Kasper spricht den Glaubenssatz

der Bauwirtschaft an: „Will man Gewinne erwirtschaften,

müssen die Erlöse höher sein als die

Kosten – das bestimmt Entscheidungen bei der

Ausführung und der Wahl von Bauart und Materialien.

Wenn man aber baut und danach selbst

betreibt, fallen Entscheidungen ganz anders aus.

Die Sicht auf die gesamte Lebensdauer und Nutzung

eines Bauwerks ist entscheidend.“ Modulares

Bauen und Umbaubarkeit wären andere Wort

für Dauerhaftigkeit. „Ein Gebäude, das man

umbauen kann, bekommt einen weiteren Lebenszyklus.“

Bei der Planung könnte man zum Beispiel

berücksichtigen, dass man Bürogebäude zu einer

Wohnimmobilie umbauen könne.

Second-Hand-Börsen für Material

Herbert Petz, Head of Investment ÖRAG, sieht das

Thema Nachhaltigkeit der Produkte und Baukosten

im Mittelpunkt, für Johann Marchner, CEO

Wienerberger Österreich, sind es die Rohstoffgewinnung

und die damit verbundenen Eingriffe

in die Natur. In diesem Zusammenhang fordert

der Wienerberger-Österreich-Chef einen ehrlichen

Umgang mit Rohstoffen – Stichwort Materialreduktion.

„Das Thema Kreislaufwirtschaft kann

Recycling beziehungsweise Downcycling bedeuten,

aber auch bis zum Reuse gehen. Es gibt

mittlerweile Second-Hand-Börsen für alte Materialien.

Alte Dach- oder Mauerziegel mit geprägten

Hersteller-Wappen sind heute fast mit Gold

aufzuwiegen. Die haben Sammlerwert.“

„Es gibt heute die Auffassung: Wenn man in Holz

baut, ist das Klima gerettet“, so Marchner weiter.

Er erinnert sich daran, vor kurzem um fünf Uhr

morgens auf der Allander Autobahn unterwegs

gewesen zu sein. Innerhalb einer halben Stunde

hätte er sechs Holz-LKW mit ungarischem und

tschechischem Kennzeichen und Ladungen mit

Ausgabe 03|2023

87


ImFokus

„Es gibt heute die Auffassung:

Wenn man in Holz baut,

ist das Klima gerettet.“

Johann Marchner,

Wienerberger Österreich

Rund- und Schnittholz überholt. „Das ist das

nachhaltige Holz aus Österreich“, kritisiert Marchner,

um im selben Atemzug originäre Herkunftsnachweise

(EPD) einzufordern, um den Produkten

einen echten Stempel zu geben – ähnlich wie im

Supermarkt, wo es eigene Regale für Produkte

aus der lokalen Landwirtschaft oder aus dem

lokalen Obstbau gäbe. Nachhaltiges Wirtschaften

beginnt für den CEO der Wienerberger Österreich

mit dem Rohstoff und der Frage, was am Ende der

Lebensdauer mit diesem passieren werde. „Kann

ich den Rohstoff in 20 oder 200 Jahren wiederverwerten?

Bleibt er ein wertvoller Rohstoff?“,

stellt er in den Raum.

Wichtig: Flexibel planen

„Wenn man über Rückbaubarkeit nachdenkt,

schießt man schon über das Ziel hinaus“, wirft

Richard Wietersheim, Projektleiter DenkMalNeo,

in die Gruppe ein. Wenn man neu baut, gehe es

vielmehr darum, so flexibel zu planen, dass ein

Rückbau überhaupt nicht notwendig sei und

mehrere Generationen vom betreffenden Gebäude

profitieren können. Was die Gegenüberstellung

von Abriss und Neubau betrifft, würde Wietersheim

gerne die Rechnung sehen, in der bewiesen wird,

dass der Abriss im Gesamtbild effizienter sei, als

die graue Energie zu behalten. „Gerade im Bereich

eines Wiener Zinshauses kann ich es mir nicht

vorstellen, dass ich mit den Maßnahmen, die ich

im Zinshaus setzen kann, einen Abriss vornehmen

muss. Das geht aus meiner Sicht rechnerisch nicht

auf“, meint er.

„Für mich ist das Thema Kreislaufwirtschaft ein

gesellschaftspolitisches Thema“, bringt sich Peter

Engert (ÖGNI) in die Diskussion ein. „Wir müssen

ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken und

in Zukunft vieles anders machen, wie etwa Dinge

reparieren zu lassen, anstatt sie wegzuwerfen und

88 ImmoFokus


etwas Neues zu kaufen“, so der Nachhaltigkeitsexperte.

Nachsatz: „Als Architekt für den Projektentwickler

nachzudenken, wie möglichst viel

Reuse umgesetzt werden kann – Recycling, Upcycling,

Reuse –, diese Themen werden immer

wichtiger. Wir verbrauchen eindeutig zu viel an

Primärrohstoffen.“

„Das Thema

Kreislaufwirtschaft wird noch

sehr technisch beurteilt, der

Fokus liegt auf der Produktund

Materialwirtschaft.“

Herbert Petz,

ÖRAG Österreichische Realitäten AG

„Im Neubau sollte

man so flexibel

planen, dass ein

Rückbau überhaupt

nicht notwendig ist.“

Richard Wietersheim,

Denkmalneo JR

Regionalität der Produkte

Für mich bedeutet Kreislaufwirtschaft auch, zunehmend

auf die Regionalität der Produkte zu

achten. „Habe ich einen Ziegelhersteller in der

Nähe, kann ich von ihm meine Ziegel beziehen.

Beim Styropor für die Fassade beziehungsweise

für die Dämmung ist das hingegen schwieriger.“

Ein Ansatz, den Peter Vcelouch, Rechtsanwalt und

Partner bei Cerha Hempel Rechtsanwälte, unterstützt:

„Nur, wenn man sich bestimmte Entwicklungen

anschaut, und da nenne ich beispielhaft

die E-Mobilität, geht es ja genau in die gegenteilige

Ausgabe 03|2023

89


ImFokus

Richtung. Die Rohstoffe, die wir für die E-Mobilität

brauchen, haben wir alle nicht in der Nähe.

Wir sind da sehr stark abhängig von anderen

Ländern. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht

nachhaltig. Wir sind dort auch besonders abhängig

von irgendwelchen Lieferketten, die gestört

werden könnten.“

Viele Regeln auf EU-Ebene wären für den Normalverbraucher

nicht nachvollziehbar, wirft

Vcelouch ein. „Stichwort Lebensmittelindustrie:

Es dürfen Lebensmittel als in Österreich hergestellt

gekennzeichnet werden, obwohl die Ausgangsstoffe

nicht aus Österreich kommen, sondern nur ein

wesentlicher Verarbeitungsschritt hier erfolgt

ist.“ Der Rechtsanwalt erinnert an das Holzschlagen

in Rumänien, teilweise in Naturschutzgebieten,

das in letzter Zeit öfters thematisiert wurde:

„Ich bin mir sicher, dass es auch gelingt, dieses

Holz in den europäischen und den weltweiten

Markt einzuführen. Da sehen Nachhaltigkeit,

Umweltbewusstsein und Kreislaufwirtschaft gleich

ganz anders aus.“

Instrumente gibt es

„Wir haben die Instrumente – wir müssen sie nur

einsetzen“, betont Marchner, um auf die EPD-

Zertifizierung (für „Environmental Product Declaration“,

Anm.) zu verweisen. „Schaffen wir

hier Klarheit“, fordert er. Er habe sich einmal die

Mühe gemacht herauszufinden, welcher Werkstoff

originäre EPD in den Baustoffdatenbanken habe.

„Sie werden sich wundern. Ein Großteil der

hochgelobten Werkstoffe hat keine originären

EPD. Das liegt daran, dass man den Herkunftsnachweis

nicht führen will.“

Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Bauen

treiben aber – und da ist sich die Gruppe einig

– die Baukosten in die Höhe. „Das muss man

sich leisten können und wollen.“ Die Frage

des Großteils der Bevölkerung ist, ob die betreffende

Immobilie leistbar sei. Die Immobilienpreise

wären seit 2008 massiv gestiegen.

Zuletzt habe man noch einmal einen Booster

durch steigende Baukosten und höhere Zinsen

gesehen. „Auch wenn diverse Regelungen

festhalten, dass alles nachhaltig sein muss,

wird sich das am Ende des Tages für viele nicht

mehr ausgehen.“

Regulierung unumgänglich

Vcelouch warnt vor zu viel Regulatorien: „Es

gibt mittlerweile auf Unionsebene genug

Regularien zu allen möglichen Themen. Die

Union ist mit diesen ganzen Regularien auf

dem besten Weg, die Bevölkerung zu verlieren.“

„Es gibt auf Unionsebene

genug Regularien zu allen

möglichen Themen.“

Peter Vcelouch,

CERHA HEMPEL Rechtsanwälte

„Für mich ist

Kreislaufwirtschaft ein

gesellschaftspolitisches Thema.“

Peter Engert,

ÖGNI

„Bei Wienerberger“, so Marchner, „geht heute

kein Material verloren. In den Werken geht Bruch

zu 100 Prozent wieder in die Produktion retour.

Mittlerweile gibt es einen echten Run auf Baurestmasse

mit Ziegeln. Dieser spielt für die Zementindustrie,

für Dachbegrünungen und für

Bodenverbesserung eine große Rolle.“

90 ImmoFokus


Ausgabe 03|2023

91


Zum Autor

Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management

und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real

Estate Asset Management Association.

Es bleibt kompliziert!

Kommentar: Frank Brün

Geht es Ihnen auch so? Statt in die Zeitung schaue ich morgens

beim ersten Kaffee auf die üblichen Plattformen und freue mich über

die Bild- und Textspenden aus der Gemeinde: „Heute super nachhaltig

ins Büro geradelt, sollten alle machen“, schreibt jemand, der auf dem

Foto aussieht, als ob er das wohl zum ersten Mal gemacht hat. Oder:

„Ich arbeite natürlich nicht, um Geld zu verdienen“, sondern um urfair,

-ökologisch, -nachhaltig, -divers, - und so weiter, mit der Natur

im Einklang, dem großen Ganzen … und überhaupt zu sein.

Lustige Bilder

Und lustige Bilder gibt es auch: der nachhaltige

Elektro-SUV-Fahrer in der Tempo-30-

Zone, die CO2-neutrale Sonnenanbeterin

mit Lichtschutzfaktor 50 auf den

Malediven und das vegane Pärchen mit

dem Chemieburger, der viel besser schmecken

soll als der vom sonst vor sich rumflatulierenden

Rindvieh. Konzerne werden abgefeiert,

weil sie im Pride-Month ihre Websites in

Regenbogenfarben tauchen und in der woken Poke-

Bowl dürfen die aus Mexiko oder Chile importierten, su- per

nachhaltig angebauten Avocados nicht fehlen – mit Foto. Da ergeben

sich endlich mal wieder ganz neue Bullshit-Bingo-Möglichkeiten! Ist

leider nicht ganz einfach zu spielen, weil nicht alle das Gleiche sehen,

aber gemeinsam im Büro oder über Teams im Homeoffice ginge das

schon. Stelle gleich einen Termin in die Runde.

Gute Ideen, wenig Ahnung

DES HOMMA IMMA SCHON SO GMOCHT:

In Österreich haben viele Leute wahnsinnig

gute Ideen zum idealen

Umgang mit dem Klimawandel,

aber recht wenige haben eine

wirkliche Ahnung davon. Die Bullshit-Bingo-Gemeinde liebt „ESG“,

„CO2-Fußabdruck“, „Dekarbonisierung“ und, mein absoluter Favorit,

„Kreislaufwirtschaft“. Die Menschheit hat schon so manches erfunden:

Kaffee ohne Koffein, Bier ohne Alkohol, Autos ohne Fahrer. Aber

eine Kreislaufwirtschaft, ohne dass ständig unter der Anspruchslatte

durchgerannt wird? Das will sich irgendwie nicht so richtig ausgehen.

Was sich bei der Kreislaufwirtschaft tatsächlich im Kreis

dreht, sind die ständig gleichen gut gemeinten

Hinweise. Wir haben alle die Wahl zu

einem der drei Typen von Entscheidern

zu gehören: zu denen, die sich zum

Wohle aller einsetzen und handeln, zu

denen, die das nicht tun, oder zu denen,

denen das alles wurscht ist.

Klima im Alleingang retten OLLS IN URDNUNG?

Wer glaubt, Heavy Metal mache aggressiv, hat

mich noch nicht nach einer Stunde Volksmusik erlebt.

Ähnlich geht es mir bei manchen Podiumsdiskussionen zu den

Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Würde Eigenlob CO2

zurück in Sauerstoff verwandeln, könnten manche Marktplayer das

Weltklima im Alleingang retten. Ich neige dann dazu, mich passivaggressiv

zu verdrücken, um ein Knäckebrot zu essen. Dann hört man

nicht, was die Menschen um einen herum sagen. Ich esse jetzt sehr

viel Knäckebrot. Knäckebrot ist super.

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock

92 ImmoFokus


Advertorial

Paradigmenwechsel in Richtung

Nachhaltigkeit

Taxonomiekonformer Immobilienbestand. Wie sich neue Anforderungen in der

Nachhaltigkeitsberichterstattung auf die Immobilienwirtschaft auswirken.

I

n den letzten Jahren wurde in verschiedenen

Branchen zunehmend Wert auf

Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung

gelegt. Mit der Einführung

der EU-Taxonomie-Verordnung(VO) erlebt die

heimische Wirtschaft einen Paradigmenwechsel,

da Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden

Aspekt der Geschäftstätigkeit wird. Anhand

der EU-Taxonomie-VO werden die Wirtschaftsaktivitäten

von Unternehmen einem Nachhaltigkeitsscreening

unterzogen. Sofern die

Bewertungskriterien erfüllt werden, können

die Umsatz-, CapEx- und OpEx-Anteile der

Wirtschaftsaktivitäten als taxonomiekonform

und somit nachhaltig ausgewiesen werden.

Im Zusammenhang mit Unternehmensimmobilien

bedeutet dies, dass Organisationen die

Nachhaltigkeitsaspekte ihres Verkaufs- und

Bestandsvolumens bewerten und berichten

müssen. Dazu gehört unter anderem die Bewertung

der Umweltleistungen der Immobilien,

wie Energieeffizienz, Kohlenstoffemissionen

und Ressourcenverbrauch.

Auswirkungen der EU-Taxonomie-

Verordnung auf Investitionen und

Umsatzerlöse

Von Unternehmen wird zunehmend erwartet,

dass sie bei ihren Investitionsentscheidungen

Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.

Dazu gehört die Analyse der Umweltleistung

potenzieller Immobilien, die Bewertung ihrer

Energieeffizienz, ihres Wasserverbrauchs und

ihrer gesamten ökologischen Auswirkungen.

Investitionen in nachhaltige Immobilien ent-

sprechen somit nicht nur den gesetzlichen Anforderungen,

sondern reduzieren auch die mit

dem Klimawandel verbundenen Risiken und

machen Investitionen im Hinblick auf sich entwickelnde

Umweltstandards planungssicherer.

Weiters müssen Unternehmen die Umweltauswirkungen

des täglichen Betriebs ihrer Immobilien

überwachen und offenlegen. Dazu

gehört die Bewertung des Energieverbrauchs,

der Abfallbewirtschaftung und der Verwendung

umweltfreundlicher Materialien. Durch

die Einführung nachhaltiger Betriebsverfahren

können Unternehmen ihre Betriebskosten

durch Energieeffizienzmaßnahmen, Abfallverringerung

und Ressourcenoptimierung

senken. Darüber hinaus kann die Einführung

von Zertifizierungen für umweltfreundliche

Gebäude die Wertentwicklung verbessern.

Die EU-Taxonomie Verordnung stellt einen

Impuls dar, der Unternehmen dazu auffordert,

sich Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung

zu eigen zu machen. Aufgrund dessen

ist es wichtig, dass Unternehmen bei Immobilieninvestitionen

auf den Faktor Nachhaltigkeit

achten und diesen in die Entscheidungsfindung

integrieren. Denn die zeitnahe

Berücksichtigung der Grundsätze der EU-

Taxonomie-Verordnung gewährleistet nicht

nur die Einhal-tung der Vorschriften, sondern

positioniert Unternehmen auch als Vorreiter

im Bereich der nachhaltigen Immobilien und

trägt zu einer nachhaltigen und widerstandsfähigen

Zukunft bei.

Andrea Wartner-Weixlbaumer,

Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin

Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer

www.leitnerleitner.com

+43 732 70 93-305

andrea.wartner-weixlbaumer@leitnerleitner.com

A 4040 Linz, Ottensheimer Straße 32

+43 732 70 93-775

raphael.iglhauser@leitnerleitner.com

A 4040 Linz, Ottensheimer Straße 32

Raphael Iglhauser,

Certified Compliance Professional, Certified

Information Security Manager & Auditor

Ausgabe 03|2023

93


Zum Autor

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen

Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB

Immo Kapitalanlagegesellschaft.

Immobilienwirtschaft im Umbruch

Kommentar: Louis Obrowsky

Die Immobilienbranche sieht sich vor immer größeren Herausforderungen

und steht gewissermaßen vor einem Umbruch. War man

in der Covid-Krise wohl einer der Verlierer – jedwede Förderung blieb

aus und Vermieter mussten auf Mieteinnahmen verzichten – so ist die

Situation danach sogar noch toxischer geworden. Die Bodenpreise

explodierten, die Zinsen stiegen und die Vergabe von Wohnkrediten

wurde massiv verschärft. Dazu kommen Sanierungspflichten, die

noch eine rechtliche Basis vermissen lassen. In diesem Umfeld macht

sich die Immobilienbranche viele Gedanken über die in Zukunft immer

nötiger werdende Kreislaufwirtschaft, die nicht nur von der EU

gefordert wird, sondern eine Notwendigkeit ist, will man Ressourcen

sparen und klimaadäquat handeln. Ein Paradigmenwechsel ist

also unumgänglich. Dessen ist sich die Branche auch bewusst. Aber

Kreislaufwirtschaft heißt auch, Gebäude zu haben, die dies tatsächlich

möglich machen. Es muss ein Gebäude sein, dessen Nutzung anpassungsfähig

ist. Wir sind uns sicher, dass wir durch eine verbesserte

Kreislaufwirtschaft ökologisch handeln und gleichzeitig wirtschaftlich

erfolgreich sein können. Allerdings wird es ohne die nötigen, umsetzbaren

Rahmenbedingungen nicht gehen. Hier ist noch viel zu tun.

bis 2030 nicht wie bisher um 40, sondern um 55 Prozent gesenkt werden,

jeweils verglichen zum Stand von 1990.

Wer soll finanzieren?

Da ist schon die Frage erlaubt, wie sich das alles ausgehen soll. Die Bereitschaft

zum Handeln ist gut, aber die Umsetzung wird schon allein

wegen mangelnder Fachkräfte kaum möglich sein. Und es stellt sich

die wohl wichtigste Frage: Wer soll das finanzieren? Da stehen wir

wieder vor der Problematik, dass sich die Politik nicht einig ist, wie

das alles rechtlich und finanziell umgesetzt werden kann.

Was in all dieser Problematik – vor allem von der Politik – gerne vergessen

wird, ist der Umstand, dass für die Bau- und Immobilienbranche

lange Planungszeiträume nötig sind und man von heute auf morgen

nichts umsetzen kann. Wer aber heute nicht weiß, wie es in einigen

Jahren rechtlich aussehen wird, wird sich jede Ausgabe doppelt überlegen.

Ohne Rechtssicherheit keine Investitionsentscheidung!

EU: Neubau ab 2028 klimaneutral

Vorrangig ist Kreislaufwirtschaft bei Neubauten immer mitzudenken

und entsprechend zu planen. Schwierig wird es im Bestand. Hier will

die EU den Altbestand in Europa bis 2050 klimaneutral machen,

Neubauten sogar schon ab 2028. Das klingt alles gut und richtig

und wird mittelfristig das Immobiliengeschehen dominieren.

Nur ist der Zeithorizont, den die EU und mittelbar

die Nationalstaaten vorgeben, überhaupt realistisch

umsetzbar? Zum Beispiel die Umsetzung der

geplanten Sanierungspflicht der EU – die Europäische

Gebäuderichtlinie (EPDB) –, die

besonders schlecht gedämmte Immobilien

betrifft: Mit dieser sollen CO2-Emissionen

Foto: Adobe Stock

94 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023 95


Bewertung

ImFokus

Kreislaufwirtschaft

Generell verläuft in unserem Leben alles in Zyklen. In der Mode zum Beispiel werden

dieselben Stilelemente alle 30 Jahre wieder modern.

Kolumne: Wolfgang M. Fessl

D

aher kann das mit der Kreislaufwirtschaft

nicht so schwierig

sein, in vielen Bereichen funktioniert

sie bereits prächtig.

Denn immerhin ist die uns umgebende Natur

auf Wiederverwertung aufgebaut. Und die

Natur funktioniert gut, jedenfalls dort, wo

der Mensch noch nicht eingegriffen hat. Die

Karotte, die man aus der Erde zieht, wird am

Komposthaufen wieder zu Erde.

Wie Kreislaufwirtschaft nicht

funktionieren kann, macht uns

die KFZ-Branche vor:

Zuerst wird mit allen Mitteln, die der Markt

zu bieten hat, ein Neuwagen zusammengeschweißt

und -geklebt. Und am Ende der

Lebensdauer wird das Wrack zuerst von den

Flüssigkeiten befreit, und zwar von allen

gleichzeitig, was eine nachträgliche Trennung

in Wasser, Öl und flüchtige Stoffe notwendig

macht. Dann wird das gesamte Fahrzeug in

daumennagelgroße Stücke geschreddert.

Dieses Chaos wird anschließend getrennt

in Kunststoffe (die sind leichter als Wasser),

Stahl (der ist magnetisch) und Aluminium. In

diesem Prozess ist es natürlich unerheblich,

ob der einzelne Kunststoffchip ein Thermoplast,

Polyurethan, biologisch abbaubar oder

hochgiftig ist. Ob das Ganze auch funktioniert,

wenn man später die seltenen Erden aus den

Akkus extrahieren will?

Bei genauer Betrachtung funktioniert die

Baubranche immer noch sehr historisch:

Wir schlichten Ziegel aufeinander oder gießen

Beton in Formen und dann kleben wir

außen Styroporplatten drauf. In die neu hergestellten

Oberflächen bohren wir Löcher

und fräsen wir Schlitze, um darin Leitungen

zu montieren. Vorgefertigte und bereits

gedämmte Holzbauelemente sind da schon

wesentlich innovativer, kommen aber noch

kaum zum Einsatz.

Warum ist das so? Das häufigste Argument

ist ein monetäres. Es ist eben die „billigste“

Lösung, jede bessere Lösung wäre um vieles

teurer und daher nicht wettbewerbsfähig?

Nein, ist es eben nicht, die einzelnen Lösungen

sind nur falsch eingepreist. Wenn alle

Alternativen mit ihren gesamten Zykluskosten

eingepreist wären, dann wäre die innovativere

Lösung – also jene der Kreislaufwirt-

96 ImmoFokus


Wolfgang M. Fessl

Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer

bei Reinberg & Partner. Insgesamt

verfügt er über mehr als 20

Jahre Erfahrung im nationalen und

internationalen Immobiliengeschäft.

Fessl ist allgemein beeideter und

gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,

Immobilientreuhänder

(Makler), Member der Royal Institution

of Chartered Surveyors (RICS),

zertifiziert nach CIS Immozert und

Recognised European Valuer (REV).

Foto: Adobe Stock

schaft – auch die günstigere. Die „billigen“

Lösungen sind nur deswegen günstiger, weil

der Käufer nicht alle Kosten bezahlt, die im

Lebenszyklus anfallen. Möchten Sie wissen,

wer die Differenz bezahlt? Schauen Sie einfach

in den Spiegel.

Die Ziele und Vorgaben der Kreislaufwirtschaft

sind nicht schwierig, es erscheint uns

nur so, weil uns die Einstellung dazu fehlt.

Entscheidend sind nicht die Prozesse selbst,

sondern die Haltung dazu.

Derzeit reicht es, ein klein wenig besser zu

sein als der Mitbewerb, um Erfolg zu haben.

So entstehen keine Innovationen. Also machen

wir alles so wie bisher, aber wir nehmen

Schafwolle statt Styropor. Mit dieser

Einstellung lassen sich aber nur sehr kleine

Fortschritte erzielen und keinesfalls die ambitionierten

Ziele einer EU-Taxonomie.

Meine persönliche Vision: Bauelemente

werden werkseitig vormontiert, idealerweise

binden die Materialien größere Mengen CO2,

sind fertig gedämmt und in genormten Abmessungen

verfügbar. Auf der Baustelle braucht es

nur mehr geringe Adaptierungen. Die Materialien

lassen sich wieder sortenrein trennen.

Die Haustechnik wird wieder einfacher, die

Leitungsführung erfolgt in Modulen, die in

die Bauelemente integrierbar sind. Die Raumkonditionierung

(Heizung, Kühlung, Lüftung)

erfolgt generell autark. Es gibt keine Dachdeckung

oder Fassade mehr ohne Photovoltaik,

und das Trinkwasser verwenden wir „nomen

est omen“ und nicht zur WC-Spülung.

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Ausgabe 03|2023

97


Zum Autor

Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land

Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &

Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-

GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.

Kreislauffähige Gebäude:

Intelligent, modularisiert und vernetzt

Kommentar: Jasmin Soravia

In Zeiten des Klimawandels und steigender Energiekosten wird

die Suche nach nachhaltigen und energieeffizienten Lösungen immer

wichtiger. Auch im Bauwesen wird dieser Trend immer stärker

wahrgenommen. Um die durch die Bauindustrie verursachten

Emissionen, Abfälle und auch den enormen Ressourcenverbrauch

zu reduzieren, muss die Bauwirtschaft neue Wege im Umgang mit

Baustoffen schaffen. Ein Ansatz, der in diesem Kontext immer mehr

an Bedeutung gewinnt, sind kreislauffähige Gebäude.

Die Idee hinter kreislauffähigen Gebäuden ist es, die Lebenszyklen

von Materialien, Energie und Wasser zu optimieren und dadurch die

Ressourceneffizienz zu steigern. Im Idealfall produzieren sie sogar

mehr Energie als sie benötigen, und können diese in das öffentliche

Stromnetz einspeisen.

Die Schlüsselkomponenten von kreislauffähigen Gebäuden sind

Intelligenz, Modularität und Vernetzung. Intelligente Gebäudesteuerungen

und vernetzte Systeme ermöglichen eine effiziente

Energie- und Ressourcennutzung. Sensoren können beispielsweise

den Energiebedarf von Geräten überwachen und diese automatisch

abschalten, wenn sie nicht genutzt werden. Vernetzung bezieht sich

zum Beispiel auf die Verbindung mehrerer Gebäude untereinander

und/oder mit dem öffentlichen Stromnetz. Durch die Vernetzung

kann überschüssige Energie in das Stromnetz eingespeist werden,

um andere Gebäude mit Energie zu versorgen. Gleichzeitig können

kreislauffähige Gebäude von anderen Gebäuden Energie erhalten,

wenn sie selbst nicht genug produzieren (zum Beispiel mittels Photovoltaik-Anlagen).

Die Modularität kreislauffähiger Gebäude ermöglicht es, sie schnell

und einfach an unterschiedliche Anforderungen anzupassen. Die

Gebäude können zum Beispiel aus vorgefertigten Modulen zusammengesetzt

und auch im Nachhinein noch erweitert oder verkleinert

werden. So können sie beispielsweise als temporäre Unterkünfte

genutzt werden. Flexibilität ist hier gefragt, um sich schnell an Bedarfs-

oder Nutzungsänderungen anzupassen.

Zudem sorgen kreislauffähige Gebäude auf diese Weise für niedrige

Betriebskosten und ein vergleichsweise gesundes Raumklima für die

Bewohner oder Nutzer.

Gebäude als Materiallager der Zukunft

Das Konzept der Kreislauffähigkeit beruht auch darauf, Gebäude als

Materiallager der Zukunft zu verstehen. Bei der Konstruktion der

Bauteile muss darauf geachtet werden, dass sie leicht demontiert

und möglichst alle Materialien wiederverwendet werden können.

Mittels Schrauben, Steckverbindungen oder anderen einfachen

Befestigungsmethoden kann die Recyclingquote erhöht werden.

Zudem können die Gebäude aus Materialien hergestellt werden, die

bereits recycelt sind, wie zum Beispiel Dämmstoffe aus Altglas.

Digitale Transformation des Materialmanagements

Die Transformation zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft wird nur

unter Einsatz digitaler Methoden gelingen. Eine wesentliche Grundlage

dafür ist das bereits im Zusammenhang mit den vielfältigen

Visualisierungs-, Kollaborations- und Interaktionsfunktionen in

der Februarkolumne beschriebene Building Information Modeling

(BIM), bei dem ein digitales Gebäudemodell den gesamten Lebenszyklus

eines Bauwerks begleitet und einen Datenaustausch mit

sämtlichen Interessensgruppen ermöglicht. Die Herausforderungen

bestehen aktuell darin, beide Ansätze – also BIM und die Kreislauffähigkeit

– zu kombinieren, von der ersten Planungsphase über die

Abwicklung der Bauprojekte bis hin zum Management des „Asset-

End-of-Life“. Mit den „Digital Twins“, digitalen Zwillingsmodellen

Foto: ADeutsches Institut für Normung

98 ImmoFokus


Abb. 1: Planungs-, Ausführungs- Nutzungsund

Rückbauphase von Bauwerken

Quelle: DIN Deutsches Institut für Normung

von Gebäuden, kann der Materialverbrauch über den gesamten

Lebenszyklus im Voraus modelliert und optimiert werden. So kann

auch eine datengestützte Bewertung der Umweltauswirkungen verschiedener

Bau- und Entsorgungsmethoden erfolgen. Mittels Analyse

von Big Data und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz kann

somit der Ressourceneinsatz und -kreislauf so effizient wie möglich

gestaltet werden.

Dies bietet wiederum eine Grundlage für die Berechnung der Ökobilanz

zum Vergleich der Umweltauswirkungen von Entsorgungsstrategien

in Bezug auf Faktoren wie Ressourcenverbrauch, Verlust

biologischer Vielfalt oder die Auswirkungen auf die menschliche

Gesundheit. Schließlich kann auch die Blockchain-Technologie

dazu beitragen, die Transparenz und Nachverfolgbarkeit von Materialströmen

in Gebäuden zu verbessern.

Ausgabe 03|2023

99


Frech

gesagt

„Kommt Zeit,

kommt Abfall“

Schlagwort. Durch das Sammeln und Analysieren von Daten können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen,

die uns endlich dabei helfen, Abfälle zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen.

Kolumne: Anita Körbler

A

n einem sonnigen Schultag

Ende 1987 kam ich zum ersten

Mal so richtig mit dem Thema

Kreislaufwirtschaft in Berührung.

Ein für damalige Zeiten recht aufwändig

gestalteter Schulfilm versammelte uns

Volksschüler alle in der Aula und vermittelte

uns sehr plakativ, was passiert, wenn wir

unseren Müll nicht trennen, dieser irgendwo

landet, wohin er nicht soll, und auch, was wir

als einzelne Menschen dafür tun können,

um die Situation rund um die Ausdünnung

der Ozonschicht längerfristig zu verbessern

beziehungsweise zu verhindern.

Einen weiteren Wachrüttelmoment stellte

das Protokoll zur Kyoto-Klimakonferenz

dar. Interessiert lernend an einem unserer

Hauptthemen betreffend die bevorstehende

Englisch-Matura rund um „greenhouse effect“

& Co. entwickelte sich in uns Schülern

eine Sensibilität. Wir haben anhand der Beispiele

echt realisiert, wie wir selbst an einer

Verbesserung mitwirken können, wenn jeder

von uns sich die damals durchaus kreativ

anmutende Föhnfrisur täglich mit Haarspray

stylt, das ohne Treibgas funktioniert.

Tja, nun schreiben wir 2023 und es ist gleichermaßen

faszinierend und erschreckend,

wie wenig wir von den Zielen der damaligen

Zeiten tatsächlich umsetzen konnten. Sicher,

in vielen Bereichen hat sich einiges entwickelt,

dennoch hat sich auch gezeigt, dass der

Mensch einmal mehr entsprechende Regulatorien

benötigt, damit sich langfristig etwas

ändern kann.

Meistens kommt es anders,

wenn man denkt

An vielen spannenden Abenden darf ich

mich immer wieder mit befreundeten Gesprächspartnern

aus Bereichen wie Wirtschaft,

Ökologie, Technik, Wissenschaft,

Politik, Sport oder Kultur über die Komplexität

des Schwerpunkts Kreislaufwirtschaft

austauschen. Diese Konversationen tragen

dankenswerterweise enorm viel zu meinem

umfassenden Verständnis für dieses

so wichtige Thema bei, weil sämtliche Gesichtspunkte

immer mit knallharter Ehrlichkeit

angesprochen werden (dürfen). Jeder

Bereich hat hier seine eigenen Aspekte und

Betrachtungsweisen, oft widersprechen sich

– surprise, surprise! – die ökonomischen

und ökologischen Ansichten vehement.

Allein dies zeigt schon, dass es, wenn in einem

einzigen Land so viele unterschiedliche

Faktoren hinsichtlich der jeweiligen Interessen

vorherrschen, die allumfassende Gesamtlösung

nur schwer geben kann.

Ich kann mich etwa noch sehr gut an einen

langen Meinungsaustausch zum Mega-

Thema „Plastik- oder Papiersackerl“ erinnern:

Ein befreundeter Kunststofftechniker

hat den Wissbegierigen unter uns damals die

Augen geöffnet, welche Kriterien rund um

Herstellung, Nutzungsdauer und Entsorgung

der einzelnen Varianten eine bedeutende

Rolle spielen. Daraus wurde irgendwie jedem

der Gesprächsteilnehmer klar: Gut gemeint

ist nicht immer gut gemacht.

Genau aus diesem Grund sind Aufklärung und

Wissen rund um die einzelnen Teilbereiche so

wichtig, damit auch jeder von uns im Alltag den

ein oder anderen kleinen Schritt gehen kann.

Ressourcen sinnvoll nutzen

Stellen wir uns vor, wir arbeiten in einem

Unternehmen, das recycelte Materialien produziert.

Wir könnten blindlings Materialien

einsammeln und auf deren Wiederverwertung

hoffen. Oder wir sammeln zentrale Daten

rund um die Art und Menge des gesammelten

Abfalls, um zu analysieren, welche

der Materialien am häufigsten auftreten und

welche besonders wertvoll sind. Das ließe

uns gezielte Ressourcenallokation betreiben

und Produktionsprozesse optimieren, was

wiederum zu weniger Verschwendung und

mehr grünem Erfolg beitragen würde.

Fotos: REMG/trovato GmbH

100 ImmoFokus


Erde, wem Erde gebührt. Jeder Kreislauf findet

dann statt, wenn er ausreichend durchblutet wird –

das sollten wir stets im Gedächtnis behalten.

Anita Körbler,

trovato.immo

Weiters können genau diese Daten dabei unterstützen, Verbrauchern die

Augen zu öffnen – etwa durch clevere Apps, die zum Beispiel auf einen

Blick erkennen lassen, welche Produkte aus recycelten Materialien hergestellt

worden sind und welche nicht. Durch das Tracking von Materialströmen

lassen sich der gesamte Lebenszyklus eines Produkts verfolgen und

Engpässe oder ineffiziente Prozesse identifizieren. Mittels bereits erwähnter

Aufklärung ergänzt um datengestützte Transparenz haben interessierte

Konsumenten in weiterer Folge die Möglichkeit, bewusstere Entscheidungen

zu treffen.

Anita Körbler

Managing Partner trovato.immo

Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin

und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf

langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen

sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich

(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte

sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft

und Public Communications, zeichnete jahrelang

für verschiedene PropTech-Unternehmen als

Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich

der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der

Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der

Immobilienbranche.

Zahlreiche Unternehmen beschäftigen sich bereits mit diesen Zukunftsthemen:

das Sammeln, Analysieren oder Verwalten von Informationen

rund um Materialströme zum Zweck der besseren Ressourcennutzung,

Rücknahmesysteme und Sortiertechnologien sowie datenbasiertes, intelligentes

Abfallmanagement oder Energiegewinnung durch Abfälle – eine

Vielfalt von Akteuren nutzt die Daten in der Kreislaufwirtschaft und kann

auf Knopfdruck Auswertungen über potenzielle Ausblicke geben.

Diese Branche entwickelt sich permanent weiter, da erfreulicherweise immer

mehr Unternehmen den Wert von Daten für eine nachhaltige Ressourcennutzung

und Abfallvermeidung erkennen, optimierte Entsorgungsstrategien

entwickeln und Recyclingquoten steigern.

Jene Start-ups, die sich mit Daten rund um Kreislaufwirtschaft beschäftigen,

haben großartige, erfolgversprechende Ideen, die, wie ich hoffe, in

einem großen Maß auch in der derzeitigen suboptimalen Wirtschaftslage

von innovationsinteressierten Investoren unterstützt und ausgebaut werden

können.

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Ausgabe 03|2023

101


Im Fokus

Licht ins Dunkel

ESRS E5. Mit dem European Green Deal und dem Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft kommen auf

Unternehmen zahlreiche Dokumentationspflichten zu. Die Unternehmen sind gut beraten, diese

Dokumentationspflichten als Chance zu verstehen, betont Karin Fuhrmann (TPA Group).

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Dokumentationspflicht klingt nach viel

Zettelwirtschaft und Bürokratie. Wie kann

man Pflicht als Chance verstehen?

Karin Fuhrmann: Die ESRS-Richtlinien zielen

darauf ab, Unternehmen dabei zu unterstützen,

ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern und

transparenter darüber zu berichten. Hierbei

geht es nicht nur um Umweltaspekte wie

den CO2-Ausstoß oder die Abfallproduktion,

sondern auch um soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen

oder Menschenrechte sowie

wirtschaftliche Aspekte wie Korruptionsbekämpfung

und Lieferkettenmanagement.

Wen trifft die Berichtspflicht und was

muss genau berichtet werden?

Seit der Veröffentlichung des Delegierten

Rechtsakts zu Set 1 der ESRS vergangener

Woche haben wir ein wenig mehr Klarheit.

Die ESRS unterteilen sich in übergreifende

und themenspezifische Standards. Die Berichtsplicht

zu den übergreifenden Standards

trifft alle Unternehmen. Die Berichtspflicht

zu den themenspezifischen Standards setzt

aber nur dann ein, wenn eine Wesentlichkeitsüberprüfung

ergibt, dass dieses Thema für das

Unternehmen von Bedeutung ist. Wenn also

eine Baufirma im Rahmen dieser Wesentlichkeitsüberprüfung

feststellt, dass das Thema

Kreislaufwirtschaft für das eigene Unternehmen

wesentlich ist, dann wird sie zum ESRS E5

berichten müssen.

102 ImmoFokus


Das heißt, das Unternehmen muss über alle

Maßnahmen und deren Ergebnisse berichten,

die ergriffen wurden, um tatsächliche

oder potenzielle nachteilige Auswirkungen

der Ressourcennutzung und der Kreislaufwirtschaft

zu verhindern, abzumildern

oder zu beheben. Zusätzlich sollen auch die

Pläne und Kapazitäten des Unternehmens

zur Anpassung des Geschäftsmodells und

der Geschäftstätigkeiten an die Grundsätze

der Kreislaufwirtschaft offengelegt werden.

Außerdem ist auf die Auswirkungen von

Risiken und Chancen auf die kurz-, mittelund

langfristige Entwicklung, Leistung und

Lage des Unternehmens und somit auf die

Fähigkeit, Unternehmenswert zu schaffen,

einzugehen.

Ab welcher Firmengröße muss berichtet

werden? Trifft die Berichtspflicht nur die

Großen der Bau- und Immobilienbranche,

also nur Strabag und Co.?

Karin Fuhrmann: Die Berichtspflicht trifft

definitiv nicht nur Strabag und Co. Die ESRS

sind ja für alle Unternehmen anzuwenden,

die unter die Berichtspflicht „Corporate

Sustainability Reporting Directive“ (CSRD)

fallen. Die CSRD ist die Weiterentwicklung

der „Non-Financial Reporting Directive“

(NFRD) und verfolgt das Ziel, die Nachhaltigkeitsberichterstattung

auf eine Stufe mit der

Finanzberichterstattung zu stellen.

Da gelten als Unternehmen alle an der Börse

gelisteten Unternehmen und Unternehmen,

die am Bilanzstichtag mindestens zwei der

drei Merkmale erfüllen: Bilanzsummen von

mehr als 20 Millionen Euro, Umsatzerlöse

von mehr als 40 Millionen Euro und mehr als

250 Mitarbeitende im Jahresdurchschnitt.

Zählen Leiharbeiter oder Mitarbeiter von

Subunternehmen zu den 250 Mitarbeitern

dazu?

Das ist eine exzellente Frage. Im Zweifel

würde ich jetzt sagen: Nein. Wobei es

sicherlich auch auf die Ausgestaltung des

Vertrages ankommt. In diesem Zusammenhang

stellt sich die Frage, ob es Sinn macht,

in Umgehungsabsicht alle Mitarbeiter in

eine Personalleasingfirma auszulagern und

diese dann zurück zu leasen. Ökonomisch

betrachtet rechnet sich das sicher nicht.

Alle reden von der Umstellung von

der linearen Wirtschaft in Richtung

Kreislaufwirtschaft. Mir kommt vor, wir

kratzen nur an der Oberfläche. Diese Umstellung

betrifft auf den ersten Blick viele

Rechtsbereiche: Steuerrecht, Haftung,

Bewertung… Weiß man schon, was alles

so auf uns zukommen wird?

Definitiv nein. In Wahrheit sind wir gerade

dabei, Teile davon – zum Beispiel den Green

Deal, sozusagen die Klimapolitik – ins

Steuerrecht zu implementieren.

Mit dem Abgabenänderungsgesetz 23 haben

wir zum Glück wieder eine erfreuliche Änderung.

Ein gutes Beispiel ist der der ökologische

Investitionsfreibetrag. Der „normale“

Investitionsfreibetrag beträgt zehn Prozent

der Anschaffungs- oder Herstellungskosten.

Bei Wirtschaftsgütern, die dem Bereich

„Ökologisierung“ zuzuordnen sind, erhöht

Ausgabe 02|2023

103


Im Fokus

sich der Investitionsfreibetrag um fünf

Prozent und beträgt somit 15 Prozent. Durch

einen erhöhten Freibetrag für ökologische

Investitionen sollen klimafreundliche

Maßnahmen einen zusätzlichen Anreiz

erhalten. (Welche Investitionen die Kriterien

„Ökologisierung“ erfüllen, wurde mit der

Öko-IFB-Verordnung festgelegt. Anm.)

Ehrlich gesagt hinkt aber die Steuergesetzgebung

der Kreislaufwirtschaft hinterher.

Steuerlich gesehen sind wir in der Kreislaufwirtschaft

noch gar nicht angekommen.

Obwohl das Steuerrecht immer mehr

ökologisch ausgerichtet wird, gibt es bisher

noch keine spezifischen steuerrechtlichen

Regelungen für die Kreislaufwirtschaft.

Wenn wir die Kreislaufwirtshaft in ihrer

Gesamtheit betrachten: Wer müsste der

Treiber sein?

Eine gute Frage. In erster Linie einmal

Interessenvertretungen der Immobilien- und

„In Wahrheit ist eine

Umsatzsteuersenkung die

Maßnahme, die wahrscheinlich

am einfachsten ginge.“

Karin Fuhrmann,

TPA

Bauwirtschaft. Die Initiativen müssen aus

der Wirtschaft kommen. Bei den Baufirmen

tut sich schon einiges. Da geht es im Moment

in erster Linie um Baustoffe und die Möglichkeiten

der Wiederverwendung. Welche

Baustoffe kann ich bei einem Rückbau

gewinnen und wiederverwenden? Da scheint

aus eigenem Antrieb schon einiges zu

passieren.

…was auch dem Rohstoffmangel und den

gestörten Lieferketten anzulasten ist…

Das Umdenken wird sich verstärken. Mittelgroße

Baufirmen, die die Berichtspflicht

definitiv 2025 erwischen wird, sind gut

daran beraten, sich auch mit diesen Themen

auseinandersetzen. Kreislaufwirtschaft ist

nicht nur gut für die Umwelt. Gleichzeitig

wird der Carbon-Footprint reduziert, weil

Abbruchmaterial beziehungsweise neue

Baustoffe nicht durch die Gegend gefahren

werden müssen.

Das Europäische Umweltbüro (EEB, European

Environmental Bureau) hat im November

2022 einen Bericht zum Konzept

der „CircularTaxation“ veröffentlicht.

Was versteht man unter CircularTaxation

und welche Handlungsoptionen zeigt

dieser Bericht auf ? Ist er ein dickes

Strategie-Papier ohne Inhalt?

Unter CircularTaxation werden Umweltsteuern

verstanden, die sich darauf konzentrieren,

die Gewinnung, die Produktion und den

Verbrauch von Ressourcen zu verringern,

104 ImmoFokus


materielle Werte zu erhalten und Anreize

für die Vermeidung von Abfällen und

Verschmutzung zu schaffen. In Österreich

gibt es eine Reihe an Umweltsteuern: Energiesteuern

(zum Beispiel Mineralölsteuer,

Elektrizitätsabgabe), Transportsteuern (zum

Beispiel motorbezogene Versicherungssteuer,

Normverbrauchsabgabe), Umweltverschmutzungssteuern

(zum Beispiel Altlastenbeitrag),

Ressourcensteuern (zum Beispiel

Jagd- und Fischereiabgabe) sowie ökologisch

relevante Zahlungen (zum Beispiel Müll-, Abwasser-

und Wassergebühren). Seit Oktober

2022 gibt es zusätzlich zu den Umweltsteuern

das Nationale Emissionszertifikatehandelsgesetz

2022 (NEHG 2022), das diverse

fossile Energieträger umfasst.

So dick ist das Konzept zum Glück nicht.

Also tatsächlich die wesentlichste Handlungsempfehlung

ist, im Bereich der Umsatzsteuer

etwas zu tun. Ein Thema, mit dem wir

uns in Österreich auch schon beschäftigen.

Eine Senkung der Umsatzsteuer könnte

in Wahrheit unmittelbar Auswirkungen

haben, die zum Teil theoretisch auch sogar

den Endverbraucher erreichen könnten. In

Wahrheit ist eine Umsatzsteuersenkung

die Maßnahme, die wahrscheinlich am

einfachsten ginge. Nur bin ich mir nicht

sicher, ob der Finanzminister so gerne an der

Umsatzsteuer herumschraubt.

Aber es könnte ein Turbo für die Sanierung

sein. Wir alle wissen und beklagen, dass die

Sanierungsquote zu gering ist.

Die Sanierungsrate beim österreichischen

Wohnungsbestand liegt aktuell bei circa

1,7 Prozent (Institut für Immobilien,

Bauen und Wohnen). Für ein klimaneutrales

Österreich 2040 sind aber mindestens

2,5 Prozent nötig. Wo greift da eine

Absenkung der Umsatzsteuer?

Ohne gezielte Förderung wird sich an den

Zahlen nichts ändern. Stichwort: Eigenheimsanierung.

Da sind viele Gewerke involviert.

Für eine Privatperson ist die Koordination

kaum allein zu stemmen. Wolfgang Amman

vom Institut für Immobilien Bauen und

Wohnen, hat zum Beispiel ein Mini-Generalunternehmen

(Mini-GU) vorgeschlagen, das

mit nur zehn Prozent Umsatzsteuer belastet

ist. Ist zwar ein Zusatzaufwand, aber der

Private kann unter Umständen von den besseren

Konditionen eines Mini-GUs und der

Mehrwertsteuerbegünstigung profitieren.

Aber ist die Umsatzsteuer nicht ein

Durchrechenposten?

Wir reden jetzt nicht von Vorsorge-, sondern

von Eigennutzerwohnungen. Bei Eigennutzerwohnungen

ist die Umsatzsteuer ein Kostenfaktor.

Wenn ich jetzt wiederverwertete

Materialien mit einem begünstigten Umsatzsteuersatz

implementiere, dann reduziert

sich für den Endverbraucher in Wahrheit der

hineingerechnete Vorsteuerschaden.

Werden Baustoffe oder -teile wiederverwendet,

hat das Auswirkungen auf die Abschreibung

des Gebäudes, dessen Baustoffe

oder Bauteile ich weiterverwende. Kann

ich diese dann im nächsten Gebäude noch

einmal abschreiben?

Aktuell haben wir keine entsprechenden

Regelungen. Beziehungsweise geht das Steuerrecht

tatsächlich davon aus, dass ein Gebäude

auf null abzuschreiben ist. Dass man einen

Restwert für wiederverwendbares Baumaterial

in Ansatz bringen muss, ist aktuell nicht

angedacht. Aber wie gesagt, der Gedanke der

Kreislaufwirtschaft per se ist ja auch noch nicht

wirklich im Steuerrecht angekommen.

Es ist nicht auszuschließen, dass man, wenn

man die eine oder andere vielleicht tatsäch-

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Ausgabe 02|2023

105

EIN UNTERNEHMEN DER WIENER STADTWERKE GRUPPE


Im Fokus

Country Overshoot Days 2023

When would Earth Overshoot Day land if the world’s population lived like...

Dec 20 | Jamaica

Dec 6 | Ecuador

Dec 3 | Indonesia

Nov 25 | Cuba

Nov 24 | Iraq

Feb 10 | Qatar

Feb 14 | Luxembourg

Nov 14 | Guatemala

Nov 11 | Egypt

DEC

JAN

Nov 8 | Colombia

NOV

FEB

Mar 13 | Canada, United Arab Emirates

United States of America

Oct 12 | El Salvador

Oct 11| Uzbekistan

Sep 12 | Viet Nam

Sep 4 | Algeria

Sep 3 | Peru, Thailand

Aug 31 | Mexico

Aug 30 | Venezuela

Aug 27 | Ukraine

Aug 25 | Costa Rica

Aug 19 | Namibia

Aug 12 | Brazil

OCT

SEP

AUG

JULY

Jul 17 | Panama

Jul 8 | Paraguay

Jul 5 | Bolivia

Jun 27 | Iran

JUNE

MAY

MAR

April 2 | Republic of Korea

Apr 3 | Sweden

2023

Apr 6 | Austria

Apr 12 | Czech Republic, Netherlands, Norway

April 18 | Slovenia

April 19 | New Zealand, Russia

April 21 | Ireland

April 27 | Saudi Arabia

May 4 | Germany, Israel

May 5 | France*

Source: National Footprint and Biocapacity Accounts, 2022 Edition

data.footprintnetwork.org

APR

Mar 23 | Australia

Mar 26 | Belgium

Mar 28 | Denmark

Mar 31 | Finland

May 6 | Japan

May 7 | Portugal

May 12 | Spain

May 13 | Switzerland

May 15 | Bahamas, Chile, Italy

May 17 | Montenegro

May 19 | United Kingdom

May 21 | Greece

May 29 | Croatia

May 30 | Hungary

June 1 | South Africa

June 2 | China

June 11 | Romania

Jun 22 | Turkey

Jun 24 | Argentina

For a full list of countries, visit overshootday.org/country-overshoot-days.

*French Overshoot Day based on nowcasted data. See overshootday.org/france.

Info-Box

Im Umweltbereich sind fünf themenbezogene Berichtsstandards vorgesehen:

ESRS E1 enthält Berichtsanforderungen zu Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie. Der Standard ist von allen berichtspflichtigen Unternehmen

vollständig anzuwenden, kann also nicht aufgrund von individuellen Wesentlichkeitserwägungen ausgeschlossen werden.

ESRS E2 enthält Berichtsanforderungen zur Umweltverschmutzung, insbesondere zur Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden sowie zu besorgniserregenden

Stoffen.

ESRS E3 enthält Berichtsanforderungen zu Wasserverbräuchen und der Nutzung mariner Ressourcen.

ESRS E4 enthält Berichtsanforderungen zu Biodiversitätund Ökosystemen, unter anderem zu Landnutzung und Landnutzungsänderung, inklusive

Entwaldung, invasiven Arten und weiteren Treibern für Biodiversitätsverlust sowie zum Zustand von Arten und Ökosystemen.

ESRS E5 enthält Berichtsanforderungen zu Ressourcennutzung und Circular Economy, insbesondere zu Materialien und deren zirkulären Verwendung,

Produkten des Unternehmens und zirkulären Verwendungsmöglichkeiten sowie Abfällen.

106 ImmoFokus


liche Vergünstigung einführt, auch bei der

Abschreibung berücksichtigen muss, welchen

Wert Materialien beim Rückbau haben. Wie

eine kleine Schatzkiste im Sinne der Immobilie.

Es wird sich auch definitiv ein Markt für

Sekundärstoffe bilden.

Reichen die bestehenden Ökosteuern

aus? Braucht es weitere Anreize?

Es braucht definitiv weitere Anreize. Die

Öko-Steuern sind bei Herr und Frau Österreicher

noch gar nicht so präsent.

Ob die CO2-Steuer, die wir seit letztem Oktober

haben, Einfluss auf das Konsum- und das

Mobilitätsverhalten hat, werden wir sehen.

Ich glaube, das ist eher ein Thema, das die

junge Generation anspricht.

Was wir brauchen, sind Incentives – oder

negative Förderung im Sinne der CO2-

Abgabe. Bei beiden Instrumenten stellt sich

die Frage: In welcher Dimension müssen sich

die Incentives oder Abgaben bewegen, um

eine Verhaltensänderung herbeizuführen? Da

hat, nach meinem Dafürhalten, der positive

Anreiz am Ende des Tages viel mehr Effekt

als alles andere. Abseits davon glaube ich

auch hier, dass Steuern ein Puzzlestein sind.

Wichtig ist die öffentliche Meinung, damit

eine positive Spirale in Gang gesetzt wird.

O H !

Ausgabe 02|2023

107


Im Fokus

Rückenwind

Klarstellung. Die Zeiten der Deals sind vorbei. Durch Kaufen und Verkaufen sind keine

Wertsteigerungen mehr zu machen. Das heißt, der Bestand muss ordentlich gemanagt werden, sind

Frank Brün (AREAMA), Michael Klement (United Benefits Holding) und Alina Nichiforeanu überzeugt.

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Vor rund zwei Jahren wurde die AREAMA

gegründet. Der vor kurzem präsentierte

Leistungskatalog ist das erste große

abgeschlossene Projekt. Ein Meilenstein?

Frank Brün: Die Austrian Real Estate Asset

Management Association wurde im Frühjahr

2021 gegründet. Ziel ist es, die Berufsgruppe

der Asset Manager in Österreich stärker zu

vernetzen, das Berufsbild zu schärfen und

einen Austausch zu relevanten Branchenthemen

herzustellen.

Nachdem wir als United Benefits Holding

von der Projektentwicklung auch hinein ins

Asset-Management gehen wollten, war für

uns ganz klar, wir wollen Real Estate Asset

Management auch in Österreich etablieren.

Als dann Frank Brün und Georg Stadlhofer

von Drees & Sommer mit der Frage auf

mich zugekommen sind, ob wir uns in der

AREAMA bei der Erstellung eines Leistungskataloges

engagieren wollen, waren ich und

Das heißt jeder konnte/kann sich Real

Estate Asset Manager nennen – also auf

den Punkt gebracht – auch ich?

Frank Brün: Natürlich kann sich jeder Asset-

Manager nennen. Das tun auch viele. Mit dem

Leistungskatalog und einem eigenen Berufsbild,

wird diese unklare Zuordnung bald der

Vergangenheit angehören. Daher standen

beziehungsweise stehen der Leistungskatalog

und die Schärfung des Berufsbildes an der

Spitze unserer Aktivitäten.

Der Begriff „Real Estate Asset Management“

ist in Österreich noch nicht wirklich angekommen.

Es gab bisher keine allgemein

gültige Definition. Genau hier wollten wir mit

der AREAMA ansetzen. Mit dem Leistungskatalog

ist uns ein erster wichtiger Schritt gelungen.

Ich glaube wir dürfen stolz darauf sein.

Wenn ich noch kurz etwas zu den Zielen der

AREAMA sagen darf: unter anderem die Definition

des Berufsbildes des Real Estate Asset

Managements in Abgrenzung zu anderen

Berufsbildern, die Positionierung und Weiterentwicklung

des Berufsbildes der Real Estate

Asset Managern, Sicherung der fortlaufenden

Weiterbildung und Schutz des Berufsbildes

durch Einhaltung eines strengen Code of

Conduct für die in der Immobilienwirtschaft

tätigen Personen und Unternehmen.

Ambitionierte Ziele …

Michael Klement: Durchaus. Real Estate Asset

Management ist ein spannendes Thema. Ich

bin froh, dass die AREAMA gegründet worden

ist und wir engagieren uns sehr gerne.

„Natürlich kann sich jeder

Asset-Manager nennen.

Das tun auch viele.“

das ganze Team der EKAZENT, in der die Real

Estate Asset Management Aktivitäten der

Holding gebündelt sind, von Anfang an mit

Begeisterung dabei.

Frank Brün: Die Erstellung des Leistungskatalogs

für Österreich darf durchaus als Meilenstein

gewertet werden. Es gab den Schmäh:

„Asset-Management gibt es in Österreich

nicht, denn es gibt kein Berufsbild, es gibt

keinen Leistungskatalog, keine Leistungsbeschreibung

und auch keine Gewerbeberechtigung.“

Das trifft jetzt nicht ganz zu.

Frank Brün,

AREAMA

Wie schärfen wir das Berufsbild? Indem wir

einen Leistungskatalog definieren. Unser Vorbild,

das Deutsche Leistungsverzeichnis von

der Royal Institution of Chartered Surveyors

(RICS) ist auch in den Niederlanden, Frankreich

und Italien in Anwendung.

Michael Klement: Dieser Leitfaden berücksichtigt

den gesamten Investmentzyklus von

Immobilien. Er gibt Orientierung unabhängig

davon, ob die Leistungen durch internes oder

externes Asset Management erbracht werden.

Wichtig ist die Schnittstellendefinition bei

108 ImmoFokus


Michael Klement

Der gebürtige Oberösterreicher

war nach abgeschlossenen Studien

der Rechtswissenschaften

und Immobilienwirtschaft viele

Jahre als Asset- und Investmentmanager

in Führungsaufgaben

tätig, etwa bei CA Immo und bei

Signa. 2015 heuerte er bei Invester

United Benefits an. 2017 wechselte

er als COO in den Vorstand.

Ein Jahr später trat er den Posten

als CEO an. Seit 2021 ist er Mitgesellschafter

der United Benefits

Holding und fungiert dort als CEO

/ Managing Partner.

Alina Nichiforeanu

Die gebürtige Rumänin hat an der

Wirtschaftsuniversität Wien im Bereich

Immobilienbewertung von Gewerbeimmobilien

promoviert und besitzt

langjährige Erfahrung im strategischen

Asset Management von Gewerbe- und

Wohnimmobilien in Österreich sowie

international. Seit 2016 ist Alina Nichiforeanu

Mitglied der Royal Institute of

Charted Surveyors und seit 2022 im

Vorstand der AREAMA. Darüber hinaus

hat sie verschiedene Vortragstätigkeiten

bei der Donau Universität Krems

über Themen wie internationale Bewertung

sowie ESG und EU Taxonomie.“

Frank Brün

Frank Brün FRICS ist Geschäftsführer

der PHORUS Management

und ist spezialisiert auf

Top-Level Support als Interimsmanager

für Unternehmen

mit Immobilienagenden sowie

das strategische und operative

Investment- und Asset Management.

Kunden sind institutionelle

Investoren, Familienstiftungen

und Privatpersonen in

Österreich und Deutschland. Er

ist Gründungsvorsitzender der

AREAMA – Austrian Real Estate

Asset Management Association.

Ausgabe 03|2023

109


Im Fokus

der Beauftragung, Steuerung und Kontrolle

der nachgelagerten Dienstleister wie dem

Property Management, dem Facility Management

und dem Center Management.

Frank Brün: Diese Abgrenzung zu den

Berufsbildern Property Management, dem

Facility Management oder auch dem Center

Immobilien vom Ankauf, dem Betrieb,

Sanierungen und Umnutzungen im Bestand

bis hin zu einer letztendlichen Veräußerung

betrachtet wird.

Auftraggeber können nun transparent

exakt jene Bausteine beauftragen, die sie in

ihrem Unternehmen brauchen. Nicht jedes

Asset-Manager etabliert. Wir verwalten

knapp 300.000 Quadratmeter als Asset-

Manager. Aber auch wir haben immer

die Problematik der Begrifflichkeit und

Abgrenzung. Vor allem in Deutschland

werden wir immer gefragt. „Seid ihr jetzt der

Property-Manager? Was ihr macht, seid ihr

der Investment-Manager.“ - „Nein, wir sind

der Asset-Manager.“

„In der aktuellen Situation der

steigenden Zinsen und Kosten

darf man sich weniger Objekt- und/

oder Asset-Risiken leisten

wie in der Vergangenheit.“

Alina Nichiforeanu,

MRICS

Alina Nichiforeanu: Aus diesem Grund ist

es wichtig, den gesamten Immobilen-Zyklus

aus der Asset-Management-Perspektive zu

betrachten.

Frank Brün: Beim Real Estate Asset Management

geht es nicht um den Lebenszyklus der

Immobilie, sondern den Investmentzyklus.

Ich kaufe an, mache irgendwas damit und

verkaufe nachher wieder. Und wenn mein

Geschäftsmodell Projektentwicklung ist,

betrachte ich den Lebenszyklus anders, als

wenn ich ein Privatinvestor bin, der Immobilienbestand

erwirbt, betreibt und nachher

wieder verkauft oder nie verkauft. Das ist der

Investmentzyklus.

Management, ist die zentrale Aufgabe bei

der Schärfung des Berufsbilds. Wie beim

Leistungskatalog werden wir dazu einen

Arbeitskreis bilden.

In diesem Arbeitskreis werden wir insbesondere

die Abgrenzung zu den Hausverwaltungen,

Maklern und Bauträgern herausarbeiten.

Sieht man sich den Leistungskatalog genau

an, ist die Immobilien-Treuhand nur ein

kleiner Teil dessen, was Real Estate Asset-

Manager machen. Dafür müssen wir aber erst

ein Bewusstsein schaffen.

Alina Nichiforeanu: Wenn ich noch einmal

auf das Leistungsverzeichnis zurückkommen

darf. Die Gliederung orientiert sich an

der Struktur des von Royal Institution of

Chartered Surveyors (RICS) veröffentlichten

„Leistungsverzeichnis Asset Management“

und wurde für die nationalen Gegebenheiten

in Österreich adaptiert und ergänzt um die

Themen ESG und EU-Taxonomie für Asset-

Manager. In Summe gibt es 20 Bausteine.

Wobei der gesamte Investmentzyklus von

Unternehmen wird alle Bausteine benötigen

– weil der Fokus der Unternehmen sehr

unterschiedlich sein kann. Da der eine oder

andere Baustein im Haus selbst durch eigene

Expertise abgedeckt sein kann.

Das bedeutet aber auch, wenn ich es

richtig verstehe, dass ein Real Estate

Asset-Manager nicht alle 20 Baustände

erfüllen können muss?

Frank Brün: Bei der Leistungserbringung ist es

unerheblich, ob diese Leistungen durch Asset

Management-Strukturen intern durch Abteilungen

der Eigentümer oder durch extern

beauftragte Unternehmen erbracht werden.

Wichtig ist die vertragsmäßige Schnittstelledefinition

bei der Beauftragung, der Steuerung

und der Kontrolle der nachgeordneten

Dienstleister, wie z.B. das Property, Facility

oder Center Management sowie Makler im

Rahmen eines ganzheitlichen Immobilien-

Management-Prozesses.

Michael Klement: Das ist ein wesentlicher

Punkt. Wir sind am Markt als Real Estate

Hat das Real Estate Asset Management

bedingt durch das aktuelle Marktumfeld

an Bedeutung gewonnen? Die Zeit der

raschen Drehung inklusiver (zu) hohen

Aufwertungen scheint vorerst einmal

vorbei?

Michael Klement: Die Zeiten, in denen die

Rendite der Immobilie über den An- und

Verkauf gesteuert wurde, sind vorbei. Jetzt

muss mit den Immobilien gearbeitet werden –

und das macht ein Real Estate Asset Manager.

Beim Start unserer Arbeitsgruppe zum

Thema Leistungskatalog war ich mir nicht

sicher, ob wir das Thema ESG mitaufnehmen

sollen. Heute bin ich heilfroh, dass wir es

getan haben. Die Dynamik der vergangen 12

Monate gibt uns nachträglich recht. ESG und

EU-Taxonomie sind gerade dabei die Immobilienwirtschaft

nachhaltig zu verändern.

Wie gesagt: Die Zeiten der Deals sind vorbei.

Jetzt wird es schwierig. Man muss sich auf den

Bestand konzentrieren. Durch Kaufen und

Verkaufen sind keine Wertsteigerungen mehr

zu machen. Das heißt, der Bestand muss

ordentlich gemanagt werden. Viele Unternehmen

haben den Bestand vernachlässigt

110 ImmoFokus


und stehen vor großen Herausforderungen.

Dafür braucht man andere Leute als jene, die

klassische Deals gedreht haben.

Da wird noch so manches über die Immobilienwirtschaft

hereinbrechen. Mittlerweile

wissen auch alle, was die Abkürzung bedeutet.

Wir sind gefordert – aber auch die Politik,

die hier interessante Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten

schaffen muss.

Alina Nichiforeanu: Es gibt viel zu tun im

Asset Management. In der aktuellen Situation

der steigenden Zinsen und Kosten darf man

sich weniger Objekt- und/oder Asset-Risiken

leisten wie in der Vergangenheit. Das Thema

energetische Transformation wird uns alle

fordern Im Asset Management haben wir im

Moment viel zu tun.

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Ausgabe 03|2023

111


Im Fokus

Jetzt muss ich aber eine ketzerische Frage

stellen. Wenn es bis jetzt kein Leistungsverzeichnis

und/oder Berufsbild gegeben

hat, gibt es überhaupt eine anerkannte

Ausbildung zum Asset-Manager?

Frank Brün: In den klassischen Immobilien-

Studiengängen in Österreich wird Real Estate

Asset Management bereits in Modulen

abgebildet – manchmal mehr, manchmal

weniger.

Das Intensivstudium Real Estate Asset

Management an der IREBS Immobilienakademie

ist in Deutschland seit 2008 fest etabliert.

Der AREAMA ist es gelungen gemeinsam mit

dem Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft

(ÖVI) und der IREBS Immobilienakademie

den Studiengang Real Estate

Asset Management nach Österreich zu holen.

Im November startet bereits der 3. Lehrgang.

Auch darauf dürfen wir stolz sein.

Anders als andere Berufe in der Immobilienbranche

brauchen Real Estate Asset Manager

keine Gewerbeberechtigung, weil der Asset

Manager kein Treuhänder ist. Wir verwalten

kein Geld für Dritte. Asset Manager handeln

mit Verhandlungsvollmacht, die Verträge

aber werden von den Auftraggebern unterschrieben.

Die großen Maßnahmen werden

„Wir haben den Vorteil, dass

wir eigene Fonds mit eigenen

Investmentmanagern haben.“

Michael Klement,

United Benefits Holding

112 ImmoFokus


von den Auftraggebern freigegeben und

der Asset Manager sorgt für eine reibungslose

Abwicklung. Das ist keine Treuhand.

Deutschen Fonds sind aber verpflichtet,

besonders qualifizierte Dienstleister zu

beauftragen. Der Immobilien-Treuhänder in

Österreich erfüllt diese Voraussetzung. Der

Asset-Manager bisher nur, wenn er Immobilien-

Treuhänder ist.

Gemeinsam mit einer Hochschule wollen

wir ein Zertifikat entwickeln, eine Art

Fit-and-proper-Prüfung - ähnlich wie bei der

Österreichischen Gesellschaft für Immobilienwirtschaft

(ÖGNI) mit dem ÖGNI-Auditor.

Michael Klement: Wir haben den Vorteil,

dass wir eigene Fonds mit eigenen Investmentmanagern

haben. Diese sind als

Anlageberater eingebunden. Dieser ist angehalten,

sich professionelle Unternehmen zu

suchen, die die Strategie umsetzen.

Die Kernfrage ist, wo arbeite ich mit dem

fremden Kapital? Das sind bei uns ausgelagerte

Property Manager. Diese haben sehr

wohl eine Gewerbeberechtigung. Alle anderen

darüber liegende Themen, die Auswahl

des richtigen Property-Managers und die

Steuerung, obliegt dem Asset Manager.

Alina Nichiforeanu: Asset-Management ist

auch People Business. Das heißt, nicht nur

ein wirtschaftlicher, technischer Background

ist wichtig. Strategisches Denken ist

ebenso gefragt, wie soziale Kompetenz.

Man darf aber von Real Estate Asset

Manager keine Wunder erwarten. Erste Ergebnisse

sind erst mittel- oder langfristig zu

sehen. Das heißt, Veränderungen sind erst

frühestens nach zwei, drei Jahren spürbar.

Dekarbonisierung zum Beispiel geht nicht

von heute auf morgen

Frank Brün: In Österreich – und das

muss man ganz realistisch sehen, haben

erst wenige Unternehmen eigene Asset

Management Teams aufgebaut. Gutes

Asset Management ist aber auch davon abhängig,

dass der Auftraggeber mitarbeitet

und gemeinsam mit dem Asset Manager

Vorgaben definiert. Je intensiver der Dialog

mit dem Eigentümer ist, umso besser sind

auch die Ergebnisse.

Ausgabe 03|2023

113


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Ausgabe 03|2023 115

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Zum Autor

Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender

Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher

Österreich, Lektor an der TU Wien und FH

Wien.

Harry Potter

Kommentar: Hans Jörg Ulreich

Wenn wir uns auf die österreichischen Werbe- und Medienmeldungen

verlassen, gewinnen wir schnell den Eindruck, dass sich gerade

unheimlich viel bewegt in der Gesetzgebung und Politik, was ökologisch

nachhaltiges Bauen und Sanieren betrifft. Alles am Weg – so der

medial erzeugte Eindruck.

Wälder aus Kränen

Wer noch dazu oft und viel mit dem Auto durch unser Land unterwegs

ist, bekommt dieses Gefühl auch noch visuell bestätigt. Es scheint so,

als würde überall „auf Teufel komm raus“ gebaut werden. Fast um

jedes städtische Gebiet herum stehen richtige Wälder aus Kränen.

„Läuft!“, werden die einen sagen. „Der reinste Horror!“ wird vermutlich

den Boden- und Umweltschützern in den Kopf steigen. Für beide

Seiten habe ich Verständnis.

Jene, die wie ich in der Branche – an welcher Stelle auch immer – tätig

sind, wissen aber, dass der Schein verhängnisvoll trügt.

Nun gut, wir hören und lesen auch, dass die Baukosten explodieren,

die Zinsen steigen und Fachkräfte fehlen. Keine Frage, dass sich das

dämpfend auswirkt.

Andere Wahrheit

Doch die Wahrheit ist eine andere. Dass viele am Bau tätige Firmen schon

Mitarbeiter in großer Zahl abbauen, und gerade innerstädtische Bauprojekte

besonders in Wien im Boden, oder besser in den Mühlen der Behörden,

versickern, ist für Kenner kein Geheimnis.

Dass Architekten und Ziviltechniker mittlerweile ihr Tätigkeitsgebiet nicht

mehr bei Planabschluss, sondern bei Baubeginn beenden und zusätzlich

am besten nebenbei ein Studium der Kommunikationswissenschaften

abschließen, um in der Behördenkommunikation voranzukommen, darüber

wird schon lange in der Branche mit schwarzem Humor gewitzelt.

Die öffentlich verbreiteten Hürden im Baubereich, wie etwa Baukosten

und Zinsen, sind nur das Salz in einer sich über Jahrzehnte aufklaffenden

Wunde, die tiefer und tiefer wird.

Überbordende Regelwerke

Neun unterschiedliche Bauordnungen, pro Gemeinde (!) eine eigene

Flächenwidmung, Förderungs- und ÖNORM-Dschungel, überbordende

Regelwerke und Behördenirrwege verlangen den Berufsständen

mittlerweile Unmenschliches an Zusatzfähigkeiten ab, um ein

Projekt tatsächlich auf die Beine stellen zu können.

Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock

116 ImmoFokus


| BA12-22G |

Mit uns im selben Boot und das beste Zeichen für die Misere sind

wohl die Beamten, die, so scheint es oft, auch kapituliert haben. In

Wien, so wird mir von allen Branchenseiten zugetragen, steht alles

still oder wird an die Gerichte weitergegeben. Das verwundert

auch nicht sonderlich, denn wer soll es in dem ganzen Dschungel

wagen, eine verbindliche Entscheidung zu treffen?

Problem: Rechtsunsicherheit

Was die Branche heute krachen lässt, sind also nicht nur Baukosten

oder Zinsen. Es ist die Rechtsunsicherheit in fast jedem

Gebiet, das mit einem Bauprojekt in Verbindung steht. Diese und

die damit verbundenen ewig sich ziehenden Verfahren sind aufgrund

der Kosten nicht mehr leistbar.

Die Rettung – eine echte Ankurbelung von Nachverdichtung, Sanierung

und Dekarbonisierung – kann nur, und wirklich nur in

einer rechtssicheren und klaren Gesetzgebung liegen.

Das ist ein Rahmen, in dem wir, aber auch die Beamten, gute

Handlungsrichtlinien vorgegeben bekommen. Nur so könnten

wir rasch, effizient und nicht erst in langwierigen Gerichtsverfahren

zu verbindlichen Entscheidungen und damit zum „GO“

kommen.

Es wäre so einfach.

Ich blicke allerdings wenig optimistisch in die Zukunft.

Vorerst wird alles beim Alten bleiben und braucht es für unsere

Vorhaben bis auf weiteres nicht nur unsere Pläne, sondern auch

einen Zauberlehrling mit in der Tasche, um ein paar Millimeter

voranzukommen.

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Ausgabe 03|2023

117


Zum Autor

Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks

Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu

30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei

Marktanalysen und Projekten.

Nachhaltiger als gedacht

Kommentar: Andreas Kreutzer

In Österreich fallen jährlich rund 30 Millionen Tonnen Abfälle an

(ohne Aushubmaterial). Etwa ein Drittel davon entsteht durch Bauund

Abbruchabfälle. Insofern ist es naheliegend, dass der Wiederverwertung

von Baustoffrestmassen ein großes Augenmerk geschenkt

wird. Baustoff-Recycling wird in Österreich seit Beginn der 1990er-

Jahre professionell betrieben – ob mobil auf Baustellen oder stationär.

Das Bundesumweltamt zählte zuletzt rund tausend Behandlungsanlagen.

Mittlerweile werden über achtzig Prozent der mineralischen

Fraktion der Wiederverwertung zugeführt.

Von den jährlich rund drei Millionen Tonnen

entsorgtem Altbeton fließen über 97 Prozent

in den Stoffkreislauf zurück oder werden für

lose Schüttungen im Unterbau verwendet.

Asphaltgemisch enthält in Österreich

rund 20 Prozent rezykliertes Material.

Die Gründe für die vergleichsweise

hohen Recyclingquoten liegen nicht zuletzt

in den gesetzlichen Rahmenbedingungen,

die es in Österreich zum Teil seit

Jahrzehnten gibt, etwa das Altlastensanierungsgesetz,

die Deponieverordnung oder

die Recycling-Baustoff-Verordnung. Ab dem

kommenden Jahr dürfen die meisten mineralischen

Baustoffe wie etwa Ziegel aus der Produktion,

Straßenaufbruch und Betonabbruch in keinem

Fall mehr deponiert werden. In den Jahren 2026/2027 wird

die Liste auf Gipsplatten, Gipswandbauplatten, faserverstärkte Gipsplatten

sowie künstliche Mineralfasern erweitert.

Dringenderer Handlungsbedarf andernorts

Zugegeben, bei Verbundmaterialien ist eine industrielle Lösung für

eine sortenreine Trennung nach wie vor nicht wirklich in Sicht. So

können beispielsweise Brettsperrholz und Leimbinder aufgrund des

Bindemittels im Prinzip nicht wiederverwertet, sondern nur verbrannt

werden. Verbrennt man Holz, wird die viel gelobte CO2-Senke

aber wieder aufgefüllt. Aber Hand aufs Herz, hat aus umwelttechnischer

Sicht die Wiederverwertung von Baustoffen wirklich höchste

Priorität, zumal deren Lebenszyklus deutlich länger ist als der der

meisten anderen Waren und Güter? Fenster werden im Durchschnitt

alle 45 Jahre erneuert, Dachmaterial für Steildächer nicht vor

Ablauf von siebzig Jahren getauscht und ein Mauerwerk

steht in der Regel hundert Jahre und länger.

Demgegenüber nutzen wir Mobiltelefone im

Schnitt nicht länger als drei Jahre und Kleidungsstücke

werden nach rund fünf Jahren

entsorgt (Wurde eigentlich schon erhoben,

wie viele ungetragene Teile direkt

im Altkleidercontainer landen?). Durch

geplante Obsoleszenz fallen alleine in

Österreich jährlich hunderte Tonnen an

zusätzlichem Elektroschrott an. Nicht,

dass deshalb das Recycling von Baumaterialen

weniger wichtig wäre, aber haben

wir in Sachen Kreislaufwirtschaft nicht

andernorts dringenderen Handlungsbedarf,

solange täglich tausende Tonnen an Verpackungsmüll

von „Fast Moving Consumer Goods“

auf Mülldeponien landen?

Unternehmen der Baustoffindustrie leben ihren Nachhaltigkeitssinn

bisweilen stärker aus als den technischen Nutzen ihrer Produkte. Obgleich

die Baupreise explodieren und die Nachfrage sinkt, scheint ein

grüner Anstrich wichtiger zu sein als ein günstiger Preis. Vielleicht

sollten wir einmal die mitunter auch in der Baubranche veranstaltete

Nachhaltigkeits-Olympiade zu Ende denken.

Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock

118 ImmoFokus


Zum Autor

Elisabeth Rohr - de Wolf arbeitet als Immobilienmaklerin im

Großraum Wien und war bis Juni 2023 Vizepräsidentin des

ÖVI und Generalsekretärin der CEPI. Sie ist seit Gründung

Mitglied im Salon Real.

Der richtige Zeitpunkt,

eine Immobilie zu kaufen

Kommentar: Elisabeth Rohr - de Wolf

Am 22. Juni fand zeitgleich mit der ÖVI-Generalversammlung auch die

unseres europäischen Verbands CEPI statt. Ein guter Anlass, um die Jahre

Revue passieren zu lassen, in denen ich die Geschicke des EU-Lobbying-

Verbandes mitbestimmen durfte, und der richtige Zeitpunkt, mein Ehrenamt

an die nächste Generation zu übergeben. Mit Ulrike Höreth und

Manuel Plachner übernehmen gleich zwei Vorstandsmitglieder die internationalen

Kooperationen.

Nachhaltigkeits-Vorreiter

Diese Ausgabe ist der „Kreislaufwirtschaft“ gewidmet und ich kann stolz

behaupten, dass Österreich ein Vorreiter bei Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

ist. Seit Jahren besuchen uns europäische und US-amerikanische

Kollegen und Verbände, um sich prämierte Projekte anzusehen – wir

sind als Preisträger beim internationalen „Prix d’excellence“ der FIABCI,

den der ÖVI als Partner unterstützt, überproportional gut vertreten, gleiches

gilt für ÖGNI-Zertifizierungen.

Fotos: Adobe Stock, Copyright: Stephan Huger

Auch bei der Anzahl der Projektentwicklungen und den Steigerungen der

Kaufpreise ging es viel länger steil bergauf als in anderen Ländern. Während

unsere europäischen Kollegen bei CEPI-Meetings bereits von stagnierenden

Preisen und sinkender Nachfrage berichteten, waren unsere Preise

immer noch im Steigen begriffen und wir waren anhaltend attraktiv für

inländische und ausländische Kunden. Die derzeitige Stagnation betrifft

alle europäischen Länder – im Westen wie im Osten –, es ist ein globalisierter

Markt. Die Redensart, dass es „keinen interessiert, wenn in China

ein Fahrrad umfällt“, stimmt schon lange nicht mehr.

Verkäufe und Preise sinken überall

Wenn nun in Medien der angeblich besonders starke Preisverfall von

Immobilien in Österreich Schlagzeilen macht, sagt das mehr über den

Druck auf den Qualitätsjournalismus aus als über den Wahrheitsgehalt.

Alle meinen, sich der Schnelllebigkeit der sozialen Medien beugen zu

müssen. In allen vergleichbaren Ländern sinken Verkäufe und Preise. Für

Kaufwillige ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Immobilie zu erwerben.

Vielleicht müssen wir bei der Finanzierung neue Wege beschreiten:

Ich darf zum Beispiel eine meiner Immobilien als „Mietkauf“ anbieten,

um auch Käuferschichten anzusprechen, für die eine Bankfinanzierung

derzeit eine zu große Herausforderung ist. Das ist wahrscheinlich kein

Modell für Projektentwickler – aber vielleicht fällt uns etwas anderes dazu

ein. Nach dem Motto: Glaub an deine Käufer und an deine Immobilie.

Dazu müssten neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, aber das ist

ja wohl überall nötig, auch bei der Entrümpelung des Mietrechts.

Österreich hat großartige Voraussetzungen, um auch in Zukunft attraktiv

zu sein: Ich nenne hier unser Wasser, unsere Wälder und unsere Infrastruktur.

Ich wünsche mir, dass wir aus dem Teufelskreis der schlechten

Nachrichten ausbrechen und auf die Kraft der positiven Worte setzen, hier

können wir viel von unseren Kollegen aus den USA lernen.

Ausgabe 03|2023

119


Zum Autor

Erich Benischek ist Eigentümer und Geschäftsführer der

Blauen Lagune. und war zuvor als Generalunternehmer

im Bereich Fertigbau tätig. Er studierte Medizin und

beschäftigt sich seit 1979 mit dem Immobiliengeschäft.

Die Nutzungsdauer ist oberste

Prämisse der Kreislaufwirtschaft

Kommentar: Erich Benischek

Alle reden von kreislauffähigen Gebäuden, viele verstehen darunter

aber bloß deren Recyclingfähigkeit. Meiner Ansicht nach ein irreführender

Ansatz, denn eigentlich geht es um die Vermeidung des hohen

Ressourcenverbrauchs beim Bau. Doch wie wird dieser niedrig gehalten?

Schlicht und einfach indem die Nutzungsdauer eines Gebäudes

möglichst lange ist. Das bedeutet, dass Gebäude genau in diesem Bewusstsein

geplant und gebaut werden müssen – klingt einfach, ist es in

der Praxis aber nicht. Natürlich kann sich der Grundnutzen im Laufe

der Jahre ändern, deshalb muss bei der Planung auch eine allfällige

Um- und Nachnutzung mitberücksichtigt werden. Erst danach geht es

um die zweitbeste Möglichkeit: die Wiederverwendung von Bauteilen

(zum Beispiel Wand- oder Deckenelemente, ganze Module). Sollten

diese Bauteile nicht mehr verwendet werden können, so wird das Gebäude

– wir sind bei der drittbesten Möglichkeit – zum Materiallager:

Eingebaute Bauprodukte wie Fenster, Türen oder Parkettböden werden

„gerettet“ und bei anderen Gebäuden in gleicher Funktion wieder

eingesetzt. Nur dann, wenn ein Bauprodukt nicht mehr verwendbar

ist, sollte es, sortenrein getrennt, einem Recycling zugeführt werden,

um zumindest in anderer Form im Nutzungs-Kreislauf zu bleiben und

nicht auf der Deponie zu landen. Das Bauzentrum, das derzeit in der

Blauen Lagune errichtet wird, wurde mit dem ÖGNI/DGNB-Vorzertifikat

in der höchsten Stufe Platin ausgezeichnet. Nicht zuletzt auch in

Hinblick auf seine Kreislauffähigkeit: Der Grundriss der fünf Gebäude

ist maximal flexibel, und die eingezogene Erdgeschoss-Decke der zehn

Themenzentren kann teilweise oder vollständig wieder herausgenommen

werden. Diese maximale Flexibilität stellt auch eine besondere

Herausforderung hinsichtlich der Statik dar, die entsprechende

Spannweiten mit nur wenigen Stützen ermöglichen muss. Wesentlich

dabei war auch die Wahl einer optimalen Deckenkonstruktion

– als Konsequenz entschied man sich für eine Decke

aus Ortbeton.

ÖGNI forciert die Kreislaufwirtschaft

in vielerlei Hinsicht

ÖGNI zertifiziert Gebäude mit hohem ökologischem, ökonomischem

und soziokulturellem Mehrwert – die Kreislauffähigkeit

wird dabei naturgemäß mitberücksichtigt:

Je länger die Nutzungsdauer eines Gebäudes, desto mehr

Punkte gibt es in der Bewertung. Darüber hinaus setzt

ÖGNI von sich aus große Anstrengungen zur Förderung

der Nachhaltigkeit und einer gelebten Kreislaufwirtschaft:

von der Etablierung einer eigenen Arbeitsgruppe „Stop talking,

start acting“ mit einschlägigen Diskussionsrunden

und einhergehendem Positionspapier mit Forderungen

und Best-Practice-Beispielen über Fachseminare und ein

interaktives Online-Format „DEEP DIVE SUSTAINABI-

LITY“ bis hin zur Initiative „ C02-freie Baustelle“.

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock

120 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023sb.gruppe

121


Immo

Fakten

Ein Blick in die

Glaskugel

ImmoFakten. Zur aktuellen Lage am Immobilienmarkt befragt, hat Exploreal erstmalig eine

Prognose der Fertigstellungen gewagt. Eines steht schin jetzt fest. ab 2025 geht die Neubauleistung

dramatisch zurück.

I

m Auftrag der Wirtschaftskammer

Österreich berichtet Exploreal schon

bisher laufend in gemeinsamen Pressekonferenzen

die Fertigstellungszahlen

der letzten Jahre. So auch im unlängst

erschienen Neubaubericht für die Jahre 2021

bis 2023. Im Zuge dessen blickt unser Analyseteam

auch stets in die Zukunft und stellt

die Fertigstellungen aufgrund der aktuell

bekannten Projekte aus der Exploreal-Datenbank

für die kommenden Jahre dar. Damit

kann man sich abseits von lediglich (den

aktuell ebenfalls abnehmenden) Baubewilligungen

einen raschen Überblick über die

bevorstehenden Entwicklungen aus sämtlichen

öffentlichen Quellen, insbesondere

der Bekanntmachungen durch die Bauträger

selbst, machen.

Die Beobachtungen der Vergangenheit haben

dabei gezeigt, dass es in der Zukunft klarerweise

regelmäßig noch zu wesentlichen Verschiebungen

bei den Fertigstellungen kommt:

Einerseits werden Projekte in der unmittelbaren

Zukunft aufgrund von Verzögerungen

letztendlich doch zu einem späteren Zeitpunkt

fertiggestellt. Dadurch ist insbesondere für das

aktuelle Jahr mit weniger Fertigstellungen als

den bekannt gemachten zu rechnen.

Andererseits kommen noch etliche Projekte

dazu, die bislang nicht bekannt waren und

erst kurzfristiger vor Fertigstellung publik

gemacht werden. Das betrifft insbesondere die

Folgejahre.

Schwierige Prognose

Dazu befinden sich aktuell eine gegenüber der

Vergangenheit höhere Anzahl an Projekten in

der Pipeline, für die weder das Fertigstellungsjahr

noch die Anzahl der geplanten Wohneinheiten

bekannt ist (aktuell rund 1.700 Projekte

gegenüber 1.400 Projekten im Jahr 2021).

Diesen Umständen hat Exploreal nun in einer

Prognose der Fertigstellungen für Wien sowie

für Gesamt-Österreich Rechnung getragen, indem

diese Erfahrungen aus der Vergangenheit

fortgeschrieben wurden.

Dabei zeigt sich ganz klar: Kommt es auch weiterhin

zu ähnlichen Veränderungen in der Publikmachung

der Fertigstellungen wie schon

in der Vergangenheit, so geht die Neubauleistung

ab 2025 massiv zurück. Die aktuellen

Höchstzahlen setzen sich noch 2023 und 2024

fort. Österreichweit brechen die Fertigstellungen

von aktuell rund 45.000 Wohneinheiten

auf 30.000 Wohneinheiten 2025 ein.

Die Daten zeigen somit deutlich, dass Bauträger

aktuell nur sehr zurückhaltend neue

Projekte starten, gleichzeitig aber ab 2025

– bei weiterhin wachsender Nachfrage aufgrund

der Bevölkerungsentwicklung – sehr

wenig Angebot auf den Markt kommen wird.

Das erkennen Bauträger schon jetzt und arbeiten

an passenden Projekten für die Zeit

nach dem Boom.

122 ImmoFokus


50.000

45.000

43720 43990

45860

43190 44430

40.000

35.000

30.000

25.000

36630

30320 29050

Eigentum

Miete freifinanziert

Miete gefördert

Sonstige*

20.000

Prognose

15.000

10.000

5.000

0

2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 nach 2025

Stand: 24.05.2023

* betreutes Wohnen,

Ferienwohnungen, Serviced

Apartments, Studentenheimplätze,

Miet- oder Kaufoption,

WG-Plätze, Bauherrenmodelle, tba.

Quelle: Exploreal

20.000

15.000

13650

18010

16050

17000

15980

14850

12760

12350

Eigentum

Miete freifinanziert

10.000

Miete gefördert

Sonstige*

Prognose

5.000

0

2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 nach 2025

Stand: 24.05.2023

* betreutes Wohnen,

Ferienwohnungen, Serviced

Apartments, Studentenheimplätze,

Miet- oder Kaufoption,

WG-Plätze, Bauherrenmodelle, tba.

Quelle: Exploreal

Ausgabe 03|2023

123


Bezirk: Fertigstellungen und Pipeline - 2021 bis 2023

Bezirk Projekte Wohneinheiten Fertigstellungsquote

01. Bezirk, Innere Stadt 6 154 3,26

02. Bezirk, Leopoldstadt 34 3.652 11,50

03. Bezirk, Landstraße 28 3.322 11,65

04. Bezirk, Wieden 9 238 2,36

05. Bezirk, Margareten 25 648 3,99

06. Bezirk, Mariahilf 13 249 2,65

07. Bezirk, Neubau 16 270 2,86

08. Bezirk, Josefstadt 5 93 1,27

09. Bezirk, Alsergrund 9 311 2,46

10. Bezirk, Favoriten 62 4.203 6,58

11. Bezirk, Simmering 27 2.573 8,04

12. Bezirk, Meidling 46 2.694 9,10

13. Bezirk, Hietzing 26 623 3,81

14. Bezirk, Penzing 59 3.540 12,52

15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 22 740 3,25

16. Bezirk, Ottakring 40 1.035 3,38

17. Bezirk, Hernals 31 769 4,56

18. Bezirk, Währing 35 658 4,28

19. Bezirk, Döbling 40 908 4,06

20. Bezirk, Brigittenau 20 1.725 6,77

21. Bezirk, Floridsdorf 90 4.733 8,86

22. Bezirk, Donaustadt 184 10.818 17,54

23. Bezirk, Liesing 65 4.330 12,59

Fertigstellungsquote: Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner.

Quelle: Exploreal

Wien

Wien ist nun schon das sechste Jahr in Folge

von einer außergewöhnlich hohen Bauaktivität

geprägt. Das betrifft sämtliche Segmente: sowohl

im freifinanzierten und geförderten Bereich sowie

in Miete, Eigentum und Sonderformen. Mit rund

17.000 fertiggestellten Wohn-einheiten im Jahr

2022 wurden die Rekordjahre von 2020 und 2021

ein weiteres Mal übertroffen, wenngleich deutlich

weniger Projekte fertiggestellt wurden als geplant

(laut Neubaubericht 2022 rund 20.000). Die

demographisch bedingte Nachfrage liegt schon

seit 2017 deutlich unter dem Angebot und im

Jahr 2022 noch rund 25 Prozent unter der Anzahl

der geplanten Wohneinheiten für 2023. Bei der

Fertigstellungsquote liegt Wien gegenüber den

restlichen Bundesländern eindeutig voran: Mit

8,27 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner pro Jahr

wird fast doppelt so viel wie im zweitplatzierten

Vorarlberg (4,41) oder im Österreichschnitt (3,68)

fertiggestellt. Die höchste Bauaktivität in Wien

findet mit 17,54 fertiggestellten Wohneinheiten

pro 1.000 Einwohner im Flächenbezirk Donaustadt

statt. Aber auch in den beiden zentrumsnahen

Bezirken mit größeren Stadtentwicklungsgebieten,

dem 2. und dem 3. Bezirk, ist die Fertig-stellungsquote

mit rund 11,50 sehr hoch. Ebenso hoch

liegen die Bezirke 14 und 23 mit einer Fertigstellungsquote

von über 10; relativ gering hingegen

ist die Quote in den inneren Bezirken.

124 ImmoFokus


Bezirk: Eigennutzer - Anzahl Angebote - Eigentumspreise/Miete (median) 2021 - 2024

Bezirk Median-Angebot-Eigennutzer Anzahl-Angebot-Eigennutzer Median-Miete Projekt-Anzahl-Miete

01. Bezirk, Innere Stadt 16.764 87 19,16 19

02. Bezirk, Leopoldstadt 6.615 1.105 13,18 1.358

03. Bezirk, Landstraße 6.018 1311 13,18 494

04. Bezirk, Wieden 9.618 223

05. Bezirk, Margareten 6.662 259 13,69 12

06. Bezirk, Mariahilf 7.572 94 17,07 88

07. Bezirk, Neubau 10.296 104 17,23 68

08. Bezirk, Josefstadt 10.000 39 17,22 24

09. Bezirk, Alsergrund 9.581 62 17,58 4

10. Bezirk, Favoriten 6.323 648 13,95 2.090

11. Bezirk, Simmering 5.423 540 13,32 1241

12. Bezirk, Meidling 5.480 910 13,90 517

13. Bezirk, Hietzing 7.595 377

14. Bezirk, Penzing 6.163 1.380 13,27 353

15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 6.922 161 12,94 39

16. Bezirk, Ottakring 6.150 427 14,09 184

17. Bezirk, Hernals 7.529 419 14,04 108

18. Bezirk, Währing 8.071 377 16,83 165

19. Bezirk, Döbling 8.927 794 18,68 27

20. Bezirk, Brigittenau 7.523 339 14,03 1.075

21. Bezirk, Floridsdorf 5.456 1811 12,17 1.566

22. Bezirk, Donaustadt 5.668 3.159 12,71 3.049

23. Bezirk, Liesing 5.607 886 11,83 1.199

Angebotsobjekte in Vermarktung bzw. verwertet von Projekt-Fertigstellungen von 2021 bis 2024 (Betrachtungszeitraum von 4 Jahren)

Quelle: Exploreal

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03|2023 125


Regionen: Angebot Eigennutzer - Mittelwert - Median - 2021 - 2024

Bezirk Mittelwert Median Anzahl

Außenbezirke Ost 5.940 5.609 4.970

Außenbezirke Süd-Ost 6.055 5.985 1.188

Außenbezirke Süd-West 5.688 5.509 1.796

Außenbezirke West 6.604 6.353 2.387

Cottagebezirke 8.932 8.432 1.548

Innere Stadt 17.358 16.764 87

Innerstadtbezirke 7.343 6.707 3.536

Regionen: Angebot Anleger - Mittelwert - Median -2021 - 2024

Bezirk Mittelwert Median Anzahl

Außenbezirke Ost 5.188 5.038 2.235

Außenbezirke Süd-Ost 5.663 5.797 549

Außenbezirke Süd-West 5.136 4.971 750

Außenbezirke West 5.799 5.696 1.262

Cottagebezirke 7.871 7.131 314

Innere Stadt

Innerstadtbezirke 6.394 5.957 1.643

Regionen: Angebot Miete - Mittelwert - Median - 2021 - 2024

Mittelwert

Der Mittelwert (auch als arithmetisches

Mittel oder arithmetischer

Mittelwert bezeichnet) wird in unserer

Alltagssprache als Durchschnitt

bezeichnet und ist die Summe eine

Gruppe von Zahlen, welche durch

die Anzahl der in dieser Gruppe befindlichen

Zahlen dividiert wird.

Median

Der Median ist der mittlere Wert

eine Gruppe von Zahlen, die nach

Größe sortiert sind. Der Median

entspricht der Zahl, welche genau

in die Mitte diese Gruppe fällt und

diese so teilt, dass 50% der nach

Größe sortierten Zahlen darüber

und 50% der Zahlen darunter liegen.

Er hat weiter den Vorteil, dass

sogenannte „Ausreißer“ sich nicht

auf das Durchschnittsergebnis auswirken

können; diese lassen den

Median unberührt. Der Median liegt

eben immer in der Mitte.

Bezirk Mittelwert Median Anzahl

Außenbezirke Ost 11,31 12,45 4.615

Außenbezirke Süd-Ost 13,50 13,51 3.331

Außenbezirke Süd-West 12,00 12,30 1.716

Außenbezirke West 13,63 13,55 684

Cottagebezirke 15,74 16,90 206

Innere Stadt 19,06 19,16 19

Innerstadtbezirke 13,64 13,70 3.124

Angebotsobjekte in Vermarktung bzw. verwertet von Projekt-Fertigstellungen von 2021 bis 2024 (Betrachtungszeitraum von 4 Jahren)

Quelle: Exploreal

126 ImmoFokus


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Ausgabe 03|2023

127

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Grätzel unter der Lupe - 2021 - 2024

Grätzel Bezirk Median- Anzahl-Angebot-Eigennutzer

1 01. Bezirk, Innere Stadt 16.764 87

2 02. Bezirk, Leopoldstadt 7.287 499

3 02. Bezirk, Leopoldstadt 6.586 168

4 02. Bezirk, Leopoldstadt 6.269 438

5 03. Bezirk, Landstraße 9.367 184

6 03. Bezirk, Landstraße 6.917 124

7 03. Bezirk, Landstraße 5.825 1003

8 04. Bezirk, Wieden 9.618 223

9 05. Bezirk, Margareten 6.662 259

10 06. Bezirk, Mariahilf 7.572 94

11 07. Bezirk, Neubau 10.296 104

12 08. Bezirk, Josefstadt 10.000 39

13 09. Bezirk, Alsergrund 10.551 22

14 09. Bezirk, Alsergrund 9.214 40

15 10. Bezirk, Favoriten 6.434 435

16 10. Bezirk, Favoriten 6.682 83

17 10. Bezirk, Favoriten 5.680 130

18 11. Bezirk, Simmering 5.557 435

19 11. Bezirk, Simmering 4.840 105

20 12. Bezirk, Meidling 5.318 434

21 12. Bezirk, Meidling 5.793 476

22 13. Bezirk, Hietzing 6995 223

23 13. Bezirk, Hietzing 8449 154

24 14. Bezirk, Penzing 6455 236

25 14. Bezirk, Penzing 6.100 1144

26 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 6.456 55

27 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 7.071 106

28 16. Bezirk, Ottakring 8.299 27

29 16. Bezirk, Ottakring 6.061 400

30 17. Bezirk, Hernals 6.972 318

31 17. Bezirk, Hernals 8.978 101

32 18. Bezirk, Währing 7.700 249

33 18. Bezirk, Währing 9.315 128

34 19. Bezirk, Döbling 8.745 319

35 19. Bezirk, Döbling 9.242 237

36 19. Bezirk, Döbling 9.077 238

37 20. Bezirk, Brigittenau 5.486 71

38 20. Bezirk, Brigittenau 7.774 268

39 21. Bezirk, Floridsdorf 5.186 376

40 21. Bezirk, Floridsdorf 6.056 912

41 21. Bezirk, Floridsdorf 6.499 434

42 21. Bezirk, Floridsdorf 5.156 317

43 22. Bezirk, Donaustadt 5.430 875

44 22. Bezirk, Donaustadt 5.775 1359

45 22. Bezirk, Donaustadt 4.972 404

46 22. Bezirk, Donaustadt 6.062 17

47 22. Bezirk, Donaustadt 8.933 276

48 23. Bezirk, Liesing 6.106 228

49 23. Bezirk, Liesing 5.040 440

50 23. Bezirk, Liesing 5.870 218

Quelle: Exploreal

128 ImmoFokus


Ø Angebotspreise

unter 5.000 €/m²

5.000 bis 6.000 €/m²

6.000 bis 7.000 €/m²

7.000 bis 8.000 €/m²

8.000 bis 9.000 €/m²

über 9.000 €/m²

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Ausgabe 03|2023

129

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Angebote Median-Angebot

Verkaufspreise

Eigennutzer

Anleger

2021 2022 2023 +/- in % 2023

01. Bezirk, Innere Stadt 19.575 23.359 24.700 5,7% 22.477

02. Bezirk, Leopoldstadt 7.581 8.992 9.716 8,1% 8.842

03. Bezirk, Landstraße 7.473 8.997 8.552 -4,9% 7.782

04. Bezirk, Wieden 8.860 10.661 12.121 13,7% 11.030

05. Bezirk, Margareten 6.521 7.457 7.898 5,9% 7.187

06. Bezirk, Mariahilf 8.920 11.101 9.776 -11,9% 8.896

07. Bezirk, Neubau 8.456 9.903 12.399 25,2% 11.283

08. Bezirk, Josefstadt 9.157 9.394

09. Bezirk, Alsergrund 9.824 11.641 11.609 -0,3% 11.564

10. Bezirk, Favoriten 5.573 6.264 6.457 3,1% 5876

11. Bezirk, Simmering 5.110 5.434 5.628 3,6% 5.121

12. Bezirk, Meidling 5.517 6.122 6.467 5,6% 5.885

13. Bezirk, Hietzing 7.228 8.389 9.425 12,3% 8.577

14. Bezirk, Penzing 6.110 6.641 6.955 4,7% 6.329

15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 5.903 7.110 7.382 3,8% 6.718

16. Bezirk, Ottakring 6.403 7.595 6.754 - 6.146

17. Bezirk, Hernals 6.320 8.086 8.239 1,9% 7.497

18. Bezirk, Währing 7.893 8.766 9.398 7,2% 8.552

19. Bezirk, Döbling 9.544 11.463 12.078 5,4% 10.991

20. Bezirk, Brigittenau 5.570 6.558 7.112 8,4% 6.472

21. Bezirk, Floridsdorf 5.223 5.813 6.402 10,1% 5.826

22. Bezirk, Donaustadt 5.221 6.432 6.774 5,3% 6.164

23. Bezirk, Liesing 5.009 6.197 6.713 8,3% 6.109

Quelle: Wohnimmobilien

Renditenkaiser Simmering

Im Ranking der erzielbaren Renditen bei Anlagenwohnungen

in Wien landete Simmering

wie schon im vergangenen Jahr wieder am ersten

Platz. Donaustadt erzielt die zweithöchsten

Erträge, Favoriten und Floridsdorf teilen sich

den 3. Platz am „Stockerl“. Auffällig ist jedenfalls,

dass in fast allen Bezirken die Renditen

erstmals seit vielen Jahren wieder - wenn auch

moderat – steigen.

Signifikante Änderungen waren sowohl bei

den Verkaufspreisen als auch bei den Mieten

zu verzeichnen. Bei den Verkaufspreisen

liegen die Änderungen bei Neubauprojekten

vor allem daran, dass zum Teil einige Projekte

abverkauft wurden, der Durchschnittspreis der

verbleibenden angebotenen Immobilien damit

signifikant gefallen ist. Dies gilt zum Beispiel

für den 6. oder den 16. Bezirk.

Auffällig ist natürlich auch die Steigerung der

Mietpreise bei den angebotenen Immobilien.

Hier stechen sowohl die Leopoldstadt als auch

die Brigittenau mit zweistelligen Prozentzuwächsen

hervor.

Spannend bleibt es jedenfalls, für die Zukunft

bleibt abzuwarten, wie sich die verringerte

Neubautätigkeit auf die Preise auswirken wird

und ob der Trend in Richtung Mietwohnungen

anhält. Festzuhalten ist jedenfalls, dass nahezu

sämtliche Veränderungen weit unter der Inflation

liegen. Etwaige Steigerungen der Mieten

durch die vertraglich festgelegten Anhebungen

der Mietzinse sollten jedenfalls auch wieder für

ein moderates Steigen der Erträge sorgen.

Ernst Kovacs: „Sichere Anlagen sind nach wie

vor gefragt. Durch die steigende Inflation und

die Diskussionen über die Mietpreisbremse

agieren nun neben institutionellen auch

private Anleger zurückhaltender. Vor allem

schlecht geplante Wohnungsgrundrisse sind

sehr schwer zu vermarkten. Das ist auch in der

neuen Datenbank ,Projektimmo‘ ersichtlich.“

Die Daten beruhen auf der Datenbank

„Projektimmo“, die in Partnerschaft der Immoservice

Austria mit der KE Wohnimmobilien

entstanden ist sowie auf der Erhebung der

Mietpreise von Willhaben Österreich.

130 ImmoFokus


Miete

Rendite

2021 2022 2023 +/- in % 2021 2022 2023 +/- in %

19,30 19,80 20,90 5,6% 1,1% 1,1% 1,3% 0,0%

14,10 14,50 16,70 15,2% 2,1% 2,3% 2,5% 0,1%

15,30 15,40 16,00 3,9% 2,3% 2,5% 2,7% 0,2%

15,10 15,10 15,30 1,3% 1,9% 1,7% 2,2% 0,2%

13,80 13,80 14,60 5,8% 2,4% 2,4% 2,8% 0,0%

14,80 15,10 15,90 5,3% 1,8% 2,1% 2,2% 0,4%

15,00 15,00 15,80 5,3% 2,0% 1,7% 2,3% -0,3%

14,50 14,50 15,40 6,2% 2,0% 2,1%

14,70 14,80 15,30 3,4% 1,7% 1,7% 2,0% 0,1%

13,90 14,10 14,90 5,7% 3,0% 3,0% 3,3% 0,1%

12,60 14,00 14,60 4,3% 3,4% 3,4% 3,3% 0,0%

13,20 13,80 14,10 2,2% 3,0% 2,9% 3,2% -0,1%

14,30 14,80 15,10 2,0% 2,3% 2,1% 2,6% -0,2%

13,60 13,70 14,00 2,2% 2,7% 2,7% 2,9% 0,1%

13,20 13,50 13,90 3,0% 2,5% 2,5% 2,9% 0,0%

13,60 13,50 13,80 2,2% 2,3% 2,7% 2,8% 0,4%

13,00 13,20 13,80 4,5% 2,2% 2,2% 2,7% 0,1%

14,30 14,20 14,60 2,8% 2,1% 2,0% 2,4% 0,1%

15,30 15,20 15,60 2,6% 1,7% 1,7% 2,1% 0,0%

13,50 13,20 15,10 14,4% 2,7% 2,8% 3,2% 0,1%

13,60 14,10 14,60 3,5% 3,2% 3,0% 3,4% -

15,10 15,40 16,00 3,9% 3,2% 3,1% 3,8% 0,0%

13,60 14,20 14,60 2,8% 3,0% 2,9% 3,6% -0,2%

Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.

Einfach Steuerberatung vom Feinsten.

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30 x in CEE & SEE

Ausgabe 03|2023

131

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Im Fokus

Im Zeichen des Designs

Design Days 2023. Trotz nasskalten Wetters erfreute sich Österreichs größte Outdoormesse für Wohndesign,

Gartengestaltung, Pool- und Terrassentrends, Mobilität sowie Handwerk und Genuss regen Zulaufs.

„M

it so einem Ansturm

hatten wir bei solchen

Witterungsverhältnissen

nicht gerechnet“,

zeigt sich Peter Syrch, einer der zwei

Veranstalter der Design Days, angesichts von

Regen und für den Mai untypisch niedrigen

Temperaturen zufrieden mit dem Andrang des

designaffinen Publikums zwischen 12. und 14.

Mai in Grafenegg. Da ist es wohl zu verkraften,

dass der Besucherrekord vom Vorjahr heuer

nicht gebrochen werden konnte.

Wie auch in den Vorjahren wurden Schlosspark,

Reitschule, Auditorium und Schloss in

Grafenegg in eine regelrechte Design-Erlebniswelt

verwandelt. Viele der 300 nationalen

und internationalen Aussteller errichteten innerhalb

weniger Aufbautage beeindruckende

Schaugärten, inspirierende Wohnwelten und

spannende Arrangements. Dementsprechend

hieß es für das designliebende Publikum: Anfassen

und Ausprobieren.

Gut besucht: Geberit Oase

Trends für Wohnzimmer, Küche oder Schlafzimmer

standen etwa in der Reitschule am

Programm; darunter hochwertige Teppiche

von Geba und Vartian sowie Polstermöbel

von Joka, Wittmann und De Sede. LTF Landegger

und Böhm stellten dazu passende Böden

vor. „Wir haben unsere Parkettböden, unsere

miroo-Teppiche und unsere Böhm-Stoffe hier

sehr speziell in Szene setzen können und blicken

aufgrund des regen Interesses und der

vielen guten Gespräche auf eine erfolgreiche

Messe zurück.“, zieht Verkaufsleiter Norbert

Hinterleitner zufrieden Bilanz.

Vor der Reitschule wartete die neue Geberit

Oase auf Besucher. Sie wurde um einen Showroom

und eine Event-Terrasse erweitert. So

konnten bei der Eröffnung am 12. Mai bis zu

40 Personen dabei sein. Zu ebener Erde wurde

hochwertige Sanitärausstattung ausgestellt,

132 ImmoFokus


die man sonst nur in 5-Sterne-Hotels findet.

Die Besucher konnten sich davon im wahrsten

Sinne des Wortes selbst ein Bild machen. Im

ersten Stock gab Guido Salentinig, Geschäftsführer

Geberit Vertrieb Österreich, Einblicke

in die neuesten Trends im Sanitärbereich:

„Grundsätzlich gilt: Je aufgeräumter ein Raum

ist, desto größer wirkt er.“ So lasse man nicht

nur den Spülkasten in der Wand verschwinden,

nun verstecke man auch Siphons oder

Befestigungen, die optisch störend wären.

Im Außenbereich konnten sich die Besucher

auch über alles rund um Gartengestaltung und

-ausstattung informieren. Darunter war unter

anderem der niederösterreichische Gartenplaner

Praskac, der unter der Marke „Prachtgarten“

mit einem üppig blühenden Schaugarten

Einblicke in die vielen Möglichkeiten der individuellen

Gartengestaltung bot.

Gartentrends

Die neuesten Gartentrends präsentierte auch

das Gartenbauunternehmen Nentwich. „Die

Design Days bieten einen schönen Rahmen,

Ausgabe 03|2023

133


Im Fokus

um perfekt abgestimmtes Gartendesign für ein

vielseitiges Leben im Freien zu präsentieren.

Für das Publikum ist es enorm wichtig, unsere

Pflanzen, Outdoormöbel und Ausstattungselemente

als Gesamtkonzept hautnah zu erleben“,

so Thomas Nentwich, Geschäftsführer von

Nentwich Gartenbau.

Trends für den Außenbereich zeigte auch Alfred

Maierhofer, der mit seinem Einrichtungsstudio

Wohndesign Maierhofer mehrere Standorte in

Wien und im Umland betreibt. Das Unternehmen

bespielte mehrere Flächen im Schlosspark

mit Marken wie Extremis und Rolf Benz.

Heiße Boliden

Dem Thema Mobilität galt bei den diesjährigen

Design Days besonderes Augenmerk. Zu den

Ausstellern zählten Alfa Romeo, Cupra, Audi,

Land Rover, KIA, DS Automobiles sowie Volvo.

Eine Vielzahl der gezeigten Fahrzeuge ließ sich

vor Ort auch probefahren – ein Angebot, das von

zahlreichen Messebesuchern genutzt wurde.

Im Inneren des Schlosses drehte sich alles

rund um Kulinarik und Handwerk. Im ersten

Obergeschoss gab der Genuss den Ton an: 25

Winzer aus der Weinbauregion Wagram präsentierten

hier ihre edlen Tropfen, begleitet

wurden diese von kulinarischen Spezialitäten

etlicher Hersteller, die die Besucher verkosten

konnten.

Überwiegend zu ebener Erde im Schlossinneren

wurde heimisches Handwerk präsentiert

– unter anderem Mode und Accessoires,

Kosmetik und Schmuck. „Nicht nur

das Interesse der Besucher war heuer groß,

auch die Kaufkraft. Man merkt, dass es sich

hierbei um Menschen handelt, denen es am

Herzen liegt, wie und woraus alltägliche

Begleiter – wie beispielsweise Kleidungsstücke,

Schuhe, Taschen oder auch Kosmetik

– entstehen. Sämtliche Aussteller

ließen uns wissen, dass sie heuer um ein

Vielfaches mehr verkauft haben als in den

Vorjahren“, so Syrch und Co-Veranstalterin

Sabine Jäger.

Für das künstlerische Highlight war Klangkarussell

verantwortlich. Das heimische

Produzenten-Duo, das mit Elektronik-Hits

wie „Sonnentanz“ oder „Netzwerk“ auch international

für Furore sorgte, gab am Samstagabend

im Wolkenturm ein Konzert. Die

Regenwolken machten da bereits wieder

einen Bogen um das Schloss Grafenegg.

134 ImmoFokus


Advertorial

Die Zukunft des

Bauens ist zirkulär

Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft. Mit kreislauffähigen Produkten und zirkulären Geschäftsmodellen stellt

sich die Lindner Group den aktuellen Anforderungen nachhaltigen Innenausbau in einer schnelllebigen Zeit mit

stetig wechselnden Trends umzusetzen. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert und

Materialkreisläufe geschlossen.

D

ie Lindner Group ist Planer,

Hersteller und Bauausführer

für Innenausbau, Gebäudehülle

sowie Isoliertechnik. Hierzu

bietet das Familienunternehmen ein umfassendes

Produkt- und Leistungsspektrum mit

jahrzehntelanger Kompetenz in nachhaltigem

Bauen und Green Building.

Aus Alt mach Besser

Ein Musterbeispiel für Kreislaufwirtschaft in

der Praxis sind die aufbereiteten Doppelbodenplatten

LOOP aurum und LOOP prime aus

faserverstärktem Calciumsulfat. Gebrauchte

Doppelbodenplatten aus Sanierungsprojekten

werden, statt diese klassisch zu entsorgen, im

Lindner Werk aufbereitet und einem neuen

Lebenszyklus zugeführt. Die Vorteile dabei:

gleiche Qualität hinsichtlich Bauphysik, Gebrauchseigenschaften,

Gewährleistung und

Flexibilität, aber in Verbindung mit einer

Rückgabevereinbarung von über 70 Prozent

CO2-Einsparung sowie 98 Prozent Gas- und 92

Prozent Wassereinsparung im Herstellungsprozess

gegenüber einem Neuprodukt.

Das hat für den Bauherrn positive Auswirkungen

bei der Gebäudezertifizierung und im

Hinblick auf die EU-Taxonomie.

Zirkuläre Produkte mieten

oder kaufen mit Rückgabe

Nicht nur die Produkte, auch die Geschäftsmodelle

sind zirkulär: Beim Kauf mit Rückgabevereinbarung

können die Systemprodukte

in einem Zeitfenster von zehn bis 30 Jahren

zurückgegeben werden. Damit ersparen sich

die Kunden die Entsorgungskosten und das

damit verbundene Risiko. Zusätzlich gibt es

eine Vergütung für den Restwert, womit im

Regelfall auch die Rückbaukosten gedeckt

sind. Optional kann außerdem ein Wartungsvertrag

geschlossen werden.

Für kürzere Nutzungsdauern oder gewünschte

Flexibilität gibt es Mietmodelle.

Dabei bleibt Lindner der Produkteigentümer

und stellt diese Modelle dem Kunden, zum

Beispiel dem Eigentümer von Büromietflächen,

für eine vereinbarte Dauer zur Verfügung.

Der Mietvertrag gilt für reversible

Ausbauprodukte (Boden, Decke und Wand)

inklusive Montage, Demontage sowie einer

jährlichen Inspektion. Neben dem Wegfall

des Entsorgungsrisikos erspart man sich hier

auch die Vorfinanzierung.

Factbox

Wenn Sie also bei der Sanierung

eines Gebäudes auf einen

gut erhaltenen Doppelboden

stoßen, melden Sie sich unter

used.floors@Lindner-Group.com!

Oder haben die Geschäftsmodelle

Ihr Interesse geweckt? Nehmen

Sie gerne Kontakt mit uns auf:

LinLoop@Lindner-Group.com

www.lindner-group.com

Ausgabe 03|2023

135


Advertorial

Back to Reality

Premiere. Am 9. November 2023 findet der 1. Internationale

immobilien investment Kongress in Wien statt.

M

it dem 1. Internationalen

immobilien investment

Kongress stellt der DMV

dellalucia medien Verlag

am 9. November im Meliá Hotel Vienna

DC Tower in Wien ein internationales Top-

Event auf die Beine. Als Kongressstadt ist

Wien seit je her von europäischer Bedeutung

und daher der ideale Austragungsort

für eine internationale Fachkonferenz.

Klimakrise, Krieg in der Ukraine, Inflation, Zinswende

und Konjunkturabschwung. Die Zeiten

für die europäische Immobilienwirtschaft sind

rauer geworden. Gleichzeitig muss für die Zukunft

gearbeitet werden. Know-how und internationale

Netzwerke sind damit wichtiger denn

je geworden.

Mit dem 1. internationalen immobilien investment

Kongress, der am 9. November im Meliá

Hotel Vienna DC Tower in Wien über die Bühne

gehen wird, ist ein Event-Format geschaffen

worden, um internationales Wissen und Kontakte

miteinander zu vernetzen sowie wertvolle

Informationen und Best-Practice-Beispiele zu

generieren.

Eröffnungsrede von

Karl Habsburg

Als Eröffnungsredner konnte der österreichischen

Medienunternehmer Karl Habsburg gewonnen

werden, der den Begriff Zeitenwende

aus seiner Familiengeschichte in einen historischen

Kontext zwischen dem Ersten Weltkrieg

und der Zeit heute einordnen und die

Notwendigkeit eines auf Rechtsstaatlichkeit

basierenden Europas für die internationale

Immobilienwirtschaft unterstreichen wird.

Aus diesem zeitlichen Bogen sollen daraus

Learnings entstehen, wie man mit Zeitenwenden

umgehen kann.

Top-Speaker über aktuelle

und zukünftige Trends

Über mehrere Panels wird Die aktuelle Situation

am Investmentmarkt und für verschiedene

Assetklassen durch internationale

Top-Speaker erarbeitet, ebenso wie Veränderungen

im Investoren- und Nutzerverhalten

sowie die drängenden Themen ESG, Digitalisierung,

Finanzierung und Stadtentwicklung

im Kontext mit dem Klimawandel.

Bisher zugesagt haben:

Jürgen Helm, Director Loan Origination

PGIM Real Estate

Katharina Preiss, Geschäftsführerin D |

mrp hotels

Martin Löcker, Advisory of the Board |

UBM Development

Andreas Zederbauer, CEO | Co Founder |

dagobertinvest

Dieter Wasserburger, Leiter Immobilien/

Expansion | REWE

Claudia Brey, Geschäftsführerin |

ÖBB Immobilienmanagement

Roland Krebs, Director Urban Planing &

Design | superwien urbanism zt gmbH

Georg Stadlhofer, Geschäftsführer Drees &

Sommer Österreich

Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter

Immobilien- und Standortmanagement

Flughafen Wien

Hochkarätige Speaker aus dem EU-Raum liefern

dabei fundierte Informationen über die

aktuelle Marktlage und sollen die Teilnehmer

animieren, die Herausforderungen unserer

Zeit mutig und kompetent anzunehmen und

somit Teil der Zukunft zu werden.

Hans Volckens, Managing Partner |

Blacklake Management Partner

Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence

& Foresight | Colliers International

Deutschland

136 ImmoFokus


In Krisenzeiten ist Know-how und

Kommunikation absolut unerlässlich.

Als Fachverlag mit mehr als 30 Jahren

Erfahrung in den Medien & Immobilienwirtschaft

ist es uns ein Anliegen,

gerade in schwierigen Zeiten die

Kommunikation zwischen den

Akteuren der europäischen

Immobilien- und Finanzwirtschaft

zu forcieren und so einen positiven

Beitrag für die Zukunft

zu leisten. Denn eines ist klar:

Durch diese turbulenten Zeiten

kommen wir nur gemeinsam.

ELISABETH DELLA LUCIA, GESCHÄFTSFÜHRERIN DMV VERLAG

Mit unserer langjährigen Kompetenz

in der Organisation von

Events und Messen freut es uns

außerordentlich, mit dem 1. Internationalen

immobilien investment kongress

ein neues Format auf die Beine zu

stellen, um sowohl ein internationales

Fachpublikum in die

Kongressstadt Wien zu bringen

als auch der österreichischen

Immobilienwirtschaft einen

Mehrwert zu bieten. Gerade

der internationale Austausch

ist wichtig, um im Angesicht

der aktuellen Herausforderungen

gemeinsam in eine

positive Zukunft zu schreiten.

GERHARD MEISRIEMER, MITGLIED DER GESCHÄFTSLEITUNG

In schwierigen Zeiten müssen Menschen

noch näher zusammenrücken. Noch nie in

der jüngeren Geschichte waren die Zeiten so

herausfordernd wie jetzt. Der Krieg in der Ukraine,

die Inflation samt Zinserhöhungen fordern der Immobilienbranche

vieles ab, die ihresgleichen auch

auf Klimawandel, ESG und Green Deal reagieren

muss. Diese Herausforderungen beschränken

sich nicht nur auf Österreich, weswegen

gerade jetzt der internationale Austausch von

absoluter Notwendigkeit ist, um all diese Herausforderungen

mutig anpacken zu können.

CHARLES STEINER, CHEFREDAKTEUR IMMOBILIEN INVESTMENT

Weitere Informationen zum Programm

sowie Tickets finden Sie unter:

https://kongress.immobilien-investment.at/

9. November 2023

Meliá Hotel Vienna DC Tower

„back to reality“

In die Zukunft

blicken

Jetzt teilnehmen und

Early Bird Ticket sichern!

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Ausgabe 03|2023 137


Events & Awards

Events & Partys der

Immobilien-Society

AREAMA SOMMERFEST

Im Rahmen des Sommerfests der Austrian Real Estate Asset

Management Association (AREAMA) am 19. Juni 2023

wurde Christoph Schabel, Asset Manager im Unternehmensbereich

Universitäten bei der im Bundesimmobiliengesellschaft,

als Jahrgangsbeste des 2. Jahrgangs des IREBS

Intensivstudiengangs Real Estate Asset Management in

Österreich ausgezeichnet. Der Preis wurde von Brita Berger,

Vorständin der AREAMA, und Thorsten Mörk, Head of Asset

Management der ARE, überreicht. Die Auszeichnung wurde

zum zweiten Mal von der ARE – Austrian Real Estate gestiftet.

138 ImmoFokus


10 JAHRE TRAFIN

Vor zehn Jahren wurde die Trafin Consulting und

Entwicklungs GmbH gegründet, heute ist das Wiener

Unternehmen ein erfolgreicher Player in der Immobilienbranche

mit aktiven Projekten in Mittel- und Osteuropa.

Dieser Erfolgsweg wurde gebührend gefeiert: In

den Räumlichkeiten des Österreichischen Parlaments

empfing Vassili Tolstunov, Managing Director der Trafin,

renommierte Führungspersönlichkeiten aus der

österreichischen Immobilien- und Finanzbranche. Unter

den Gästen gesichtet: Markus Bodner (CC Real), Herbert

Petz und Elisabeth Stadlinger, (ÖRAG Immobilien),

Sander van de Rijdt (PlanRadar), Alexander Schütz (C-

Quadrat), aber auch Liudmila Konovalova, erste Solotänzerin

beim Wiener Staatsballett. Gekrönt wurde die

Veranstaltung von einer Ausstellung der Künstlerin

Petra von Kazinyan. Die Bilder wurden anschließend

für wohltätige Zwecke zum Verkauf angeboten.

Ausgabe 03|2023

139


Events & Awards

25. RETAIL SYMPOSIUM

„Follow the Beat!“ - Am 10. Mai 2023 war es wieder soweit

und diesmal sogar mit einem Highlight: Das Retail

Symposium by RegioPlan feierte seinen 25. Geburtstag.

Mehr als 360 Entscheidungsträger aus der Handelsund

Handelsimmobilienbranche folgten dem Ruf von

RegioPlan.

140 ImmoFokus


3SI ERÖFFNUNG LUXURY REAL ESTATE

Über 100 geladene Gäste folgten der Einladung von Michael

Schmidt, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, zu der großen

Eröffnung des High-End–Immobilien-Stores mit prominenter

Anschrift am Graben 12 im 1. Wiener Gemeindebezirk.

Das von Innenarchitekt Leo Schulmeister mit erlesenen Design-Marken

ausgestattete Geschäftslokal ist ab sofort Anlaufpunkt

Interessenten hochwertiger Immobilien. Zu den

Gästen des Events zählten zahlreiche bekannte Gesichter

der heimischen Immobilen-wirtschaft, wie Johannes Endl

(ÖRAG), Roland Schmid (ImmoUnited), Thomas Rohr (IM-

MOROHR Immobilien) oder Franz Pöltl (EHL Immobilien).

Auch Dompfarrer Toni Faber fand sich unter den Besuchern

und sprach eine Segnung für die Geschäftsfläche.Auch Persönlichkeiten

aus Architektur und Gartengestaltung, wie

Leo Schulmeister der als federführender Innenarchitekt

im Einsatz war und Thomas Nentwich, der Dekoration und

Begrünung übernahm, waren anwesend. WienLicht-Eigentümer

Franz Pekal, der für das Lichtkonzept im Store verantwortlich

zeichnet fand sich ebenso unter den Anwesenden.

Ausgabe 03|2023

141


Events & Awards

DRINKS BEFORE HOME

Das Eventformat „DBH –Drinks Before Home“ wurde 2014 ins Leben gerufen. Initiator

der Veranstaltungsreihe ist Reinhard Winiwarter, Herausgeber ACROSS

Magazine und Eigentümer der Reinhard Winiwarter Winery. Zielsetzung war

und ist die Schaffung einer Netzwerk-Plattform für die Top-Entscheider der Immobilienszene,

Schwerpunkte Österreich, Wien und ausgewählte internationale

Kontakte.Das „Programm” des Formats ist es, „kein Programm“ zu haben. Das

persönliche Kennenlernen und das persönliche Gespräch zwischen den Entscheidungsträgern

ist das wesentliche Element der Serie.

WISAG FM CLUB

Der 14. FMClub der Wisag Service Holding Austria

hatte Ende Mai zur Diskussion zum Thema „Wo ist

das S von ESG?“ „Bei den ESG-Kriterien steigt der

Druck vonseiten der Kunden vor allem beim E –

also imBereichÖkologie –, Social und Governance

haben noch eine geringere Bedeutung“, so der

Geschäftsführer der Wisag Service Holding Austria,

Willy Ruf. Daher habe die Wisag den FM Club

unter dieses Thema gestellt. Bei der Veranstaltung

im Anton Benya Park in Wien diskutierten: Alexander

Budasch, (CityOffice Feldkirch Development),

Isabella Jandl, (Wohnservice Wien), Elisabeth

Lucius (Lucius Consulting), Wolfgang Scheibenpflug,

(Flughafen Wien) und Manfred Wiltschnigg

(Galleon Capital Management). Zu den rund 70

Gästen zählten unter anderen Anton Bondi de Antoni

(Bondi Consult), Wolfgang Fessl (Reinberg &

Partner), Michael Haugeneder (ATP), Peter Kovacs

(Stadt Wien), Thomas Morgl (Silver Living), Alina

Nichiforeanu (Raiffeisen), Helga Noack (Denk-

MalNeo), Stephan Pasquali (3SI Immogroup), Alexander

Pawkowicz (Kollitsch & Soravia), Michael

Priebsch (Erste Bank), und Karin Weingraber (6B47

Real Estate Investors).

142 ImmoFokus


CBRE - THANKS GOD ITS SUMMER

Zum zweiten Mal lud CBRE, international führender

Immobiliendienstleister, Kunden, Partner und Freunde

zum Sommerfest in den Salon Plafond. „Wenn etwas

erfolgreich ist, kann man es ruhig wiederholen. Ab dem

dritten Mal hat es dann Tradition“, so Andreas Ridder,

der mit seinem Team rund 200 Gäste begrüßte. Veranstalter

und Gäste waren glücklich, dass am Mittwoch,

21. Juni, der Sommer nicht nur laut Kalender begann,

sondern dass die hochsommerlichen Temperaturen

auch ein Fest bis in die späten Nachtstunden erlaubten.

Ein kurzer Regenschauer brachte etwas Abkühlung

und Abwechslung in den Sommerabend. Gesprächsstoff

gab es genügend, schließlich ist der Immobilienmarkt

in einem riesengroßen Transformationsprozess

und es tut sich laufend etwas, das auch abseits von

Business Terminen besprochen werden kann. „Erfolg

messen wir u.a. in der Zufriedenheit unserer Partner.

Dazu gehört auch der informelle Austausch, das

gemeinsame Feiern und die persönliche Beziehungspflege“,

ist Andreas Ridder, Managing Director CBRE

Austria, überzeugt.Unter den Gästen: Paul Lensing

(Generali), Josef Donhauser, Christian Pichler (Haring

Group), David Moese (HT Group), Katrin Gögele-Celeda

(Immofinanz), Christian Schönhofer-Holler (Nuveen),

Karl-Maria Pfeffer (Raiffeisen Property International).

Ausgabe 03|2023

143


Events & Awards

HAWLIK GERGINSKI KURSALON

Zum Sommerfest luden Andreas Hawlik und Evgeni Gerginski in den Kursalon

Wien und die Branche gab sich ein Stelldichein: Unter den Gästenb gesichtet:

Franz Pöltl und Herwig Michael Peham (EHL Investment Consulting), Maxim

Zhiganov (WK Development) und Tetiana Zhiganova (Zeiger Marketing), Karin

Weingraber (6B47 Real Estate Investors), Gernot Weingraber (ValueOne), Anna-

Vera Deinhammer (ÖGNI), Cyrus Ardeshirian (C&P Immobilien).

IMMODIENSTAG

Am 13. Juni drehte sich im VIENNABallhaus alles

rund um das Thema Kreislaufwirtschaft. Tiefergehend

bedeutet dies für die Immobilienwirtschaft,

die Energie- und Materialkreisläufe zu verlangsamen,

zu verringern oder gar zu schließen. Doch

wie das gelingen mag und welche rechtlichen,

technischen und steuerlichen Zyklen hierbei zu

berücksichtigen sind, erklärten unsere renommierten

Expert:innen aus der Immobilienbranche. Das

Event startete mit Impulsreferat von Karin Fuhrmann

(TPA Group) „Die steuerliche Komponente der

Kreislaufwirtschaft“und Anna-Vera Deinhammer

(ÖGN)„From Brussels with Love“. In der anschließenden

Diskussion wurde das Thema Kreislaufwirtschaft

aus verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet.

Neben den beiden Vortragenden war noch

Markus Busta (HSP.law), Evgeni Gerginski (hawlik

gerginski architekten) und Martina Ribic (Projektleiterin

in der Abteilung Baumanagement bei EHL

Immobilien Management) mit auf dem Podium.

144 ImmoFokus


DWK SOMMERNIGHT

Die Immobilien-Branche läutete am Donnerstag,

den 25. Mai 2023 bei coolen Drinks und Sounds

den Sommer ein. Über 100 Freunde, Kunden und

Geschäftspartner folgten der Einladung von Roland

Pichler, Geschäftsführender Gesellschafter von DIE

WOHNKOMPANIE auf der Summerstage zu networken

und zu feiern. Bei Cocktails, einem feinen

Grillbuffet und endlich sommerlichen Temperaturen

wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Ausgelassen feierten: Martina Hirsch (s Real), Martin

Neuherz (neuherz & partner), Markkus Fichta

(ÖSW), Roland Weinrauch (Weinrauch Rechtsanwälte),

Evgeni Gerginski ((Hawlik Gerginski

Architekten), Oliver Schwarz (Gebrüder Haider &

Co), Norbert Küblböck (Equans Gebäudetechnik),

Markus Busta und Peter Fassl (HSP Rechtsanwälte),

Sandra Bauernfeind (Heimat Österreich), Norbert

Küblböck (Equans Gebäudetechnik), Markus

Kappl (Wohn 3 Team), Martin Neuherz (neuherz &

partner), Andreas Schweighofer und Bernd Grama

(Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte)

Ausgabe 03|2023

145


Events & Awards

WILLHABEN SUMMERNIGHT

Auch in diesem Jahr versammelte sich das Who-is-Who der österreichischen

Immobilien-Branche, um gemeinsam mit dem Immobilien-

Team von willhaben auf gemeinsame Erfolge anzustoßen. Mehr als 470

namhafte Gäste fanden sich am Abend des 1.Juni 2023 im Palmenhaus

des Wiener Burggartens ein, um sich mit PartnerInnen, WegbegleiterInnen

und FreundInnen auszutauschen und zu feiern.

„Das gesamte willhaben-Immobilien-Team und ich freuen uns sehr,

heute viele bekannte sowie auch einige neue Gesichter bei unserer

Immobilien Summernight zu begrüßen. 2023 ist für die Branche ein dynamisches,

spannendes und komplexes Jahr. Umso wichtiger ist es, in

ständigem Austausch miteinander zu bleiben, einander neue Impulse

zu geben und Erfolge umso mehr zu zelebrieren“, so Judith Kössner,

Head of Immobilien bei willhaben. Im Anschluss sorgten der Live Act

Sugar Sky, köstliche kulinarische Verpflegung und coole Drinks bis zu

später Stunde für sommerliche Partystimmung im Herzen Wiens.

Unter den zahlreichen Gästen befanden sich u. a.: Erich Benischek

(Blaue Lagune), David Breitwieser (OPTIN Immobilien), Sascha Haimovici

(IMMO-CONTRACT), Martina Hirsch (S Real), Helga und Otto Kauf

(Flair Bauträger), Martina Maly-Gaertner (UBM), Roswitha McGehee

(SÜBA), Sabine Treibenreif (WINEGG), Clemens Rauhs (LIV), Harald

Schippl (Schippl-Haus), Christian Wagner (6B47), Jenni Wenkel (CIO

Union Investment), Silvia Renezeder (CITA Immobilien) und viele mehr.

146 ImmoFokus


PROPTECH VIENNA

Im Rahmen der Immobilien- und Technologiekonferenz

PropTech Vienna 2023 fanden sich mehr als

300 nationale und internationale Teilnehmer ein,

um sich über die neuesten Trends und Herausforderungen

der PropTech-Szene zu informieren. Hochkarätige

Referenten gaben dem Publikum aktuelle

Einblicke in die neuesten Entwicklungen, diskutierten

aufkommende Trends und berichteten über

Erfolgsgeschichten bei der Implementierung technologiegestützter

Lösungen in ihren Unternehmen.

Zu ihnen zählten u.a. Miguel Nigorra Esteban (Fifth

Wall), Alexander Weihe (Vonovia), Bernd Oswald

(GROPYUS), Susanne Eickermann-Riepe (RICS), Dirk

Paelinck (European PropTech Association), Antony

Slumbers (Trillion Dollar Hashtag), Johannes Fütterer

(aedifion) und Philipp Enenkel (BNP Paribas

Real Estate Investment Management). Abgerundet

wurde dies durch spannende Podiumsdiskussionen

über die Herausforderungen und Chancen des technologischen

und vor allem nachhaltigen Fortschritts.

Ausgabe 03|2023

147


Events & Awards

148 ImmoFokus


REAL ESTATE BRAND AWARD 2023

Das European Real Estate Brand Institute (EUREB) zeichnete am 14. Juni 2023 im Hotel de Rome in Berlin die attraktivsten internationalen

Marken und Wachstumssieger der Immobilienwirtschaft aus. Das EUREB-Institute analysiert Marken aus zwölf Geschäftsfeldern

(Architekten, Asset Manager, Banken, Business Campus, Facility Manager, Immobilienanwälte, Immobilienberater,

Immobilienmakler, Investoren, Projektentwickler, Property Manager; Wohnbauentwickler) im Rahmen einer Onlinebefragung

österreichischer Immobilienexperten. Auf Grundlage von 20 Indikatoren werden relevante Qualitätsmerkmale der Top B2B-Unternehmensmarken

analysiert.

Über Auszeichnungen durften sich 2023 freuen: TPA Group, ATP architekten ingenieure, CBRE, Erste Group, EHL Immobilien, Flughafen

Wien, COMM AG, S+B Gruppe, BUWOG (Kategorie: Entwickler Wohnen), Adomo, JP Immobilien, Wolf Theiss Rechtsanwälte,

Drees & Sommer, Rustler Gruppe, Bondi Consult, IFM Immobilien Facility Management.

Ausgabe 03|2023

149


Buchtipps

EDITOR´S

CHOICE:

Lesenswert!

NEU!

Georg Hopfensperger, Claudia Finsterlin

250 Seiten

ISBN: 9783648168066

Haufe Lexware Verlag | 2023

€ 41,20

Energiesparen für

Immobilieneigentümer und Verwalter

Noch nie waren die Themen Energieeinsparung und Klimaschutz so brisant wie heute. Als Eigentümer stehen Sie daher

vor der Herausforderung, Ihre Immobilie energieeffizient zu sanieren und zu modernisieren, die zum Teil hohen Kosten

aufzubringen und zugleich die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Dieses Werk gibt Ihnen einen fundierten Überblick über

mögliche Energieeinsparpotenziale und wertvolle Tipps für die Umsetzung energetischer Maßnahmen an Ihrer Immobilie. Es

erläutert, wie Sie eine verbesserte Wärmedämmung, den Einsatz erneuerbarer Energien, den Austausch von Heizungen oder

Photovoltaik rechtlich durchsetzen und auf Ihre Mieter umlegen können. Außerdem erfahren Sie, welche Fördermittel und

Steuervorteile es gibt. Mit zahlreichen Musteranschreiben und Formularen.

Hannes Schwarzwälder

310 Seiten

ISBN: 9783658405601

Springer Verlag | 2023

€ 61, 67

Die digitale Bauwirtschaft –

Wege aus der Branchenlogik

Dieses Fachbuch befasst sich mit den grundlegenden

Herausforderungen der Bauwirtschaft und den

Möglichkeiten, die digitale Transformation zu

deren Bewältigung einzusetzen. Aufbauend auf den

bekannten Begrifflichkeiten soll ein Weiterdenken

dazu stattfinden, wie die Bauwirtschaft die digitale Transformation umsetzen und

den Einflüssen, welche auf die Branche wirken, gerecht werden kann, ohne dass

die Digitalisierung ausschließlich zum Selbstzweck eingesetzt wird. Es werden

grundlegende Notwendigkeiten für die Digitalisierung in der Bauwirtschaft

herausgearbeitet und in den Kontext der zukünftigen Ausrichtung des

Wirtschaftsbereichs gestellt.

Jonas Scharke

250 Seiten

ISBN: 3658413778

Springer Verlag | 2023

€ 51,40

Nachhaltige Rückbauund

Entsorgungsplanung

Dieses Werk beschreibt die

Herangehensweise an die Entsorgung

und den Rückbau im Einzelhandel unter

vorrangig ökologischen Gesichtspunkten.

Hierbei stehen die Strukturierung und die

Ablaufplanung des Rückbaus im Kontext der Einzelhandelsexpansion im

Fokus. Dies umfasst die Darstellung und Berücksichtigung auftretender

Besonderheiten sowie hieraus entwickelte Lösungsvorschläge im

praktischen Umgang. Das entstehende Konzept dient dabei als

Wegweiser für Unternehmen, perspektivisch nachhaltige Aspekte in der

Rückbauplanung zu manifestieren.

Thomas Oebbecke

336 Seiten

ISBN: 9783648168257

Haufe Lexware Verlag | 2023

€ 72,00

Nachhaltigkeit in der Wohnungs- und

Immobilienwirtschaft

Der Gebäudesektor und damit die Wohnungswirtschaft ist mit circa 40 Prozent der größte

Treibhausgas-Emittent in Deutschland, allen voran von CO2. Die Branche steht daher in der Pflicht

und vor der Herausforderung, im Rahmen des Europäischen Klimaschutzfahrplans „2050“ ihren

Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten und damit das Null-Emissionsziel zu erreichen. Thomas

Oebbecke zeigt, was jetzt zu tun ist. Er beschreibt die Zusammenhänge zwischen der ökonomischen,

ökologischen und sozialen Verantwortung der Wohnungswirtschaft für Klimaneutralität.

Dieses Fachbuch bietet einen Handlungsleitfaden zur Entwicklung, Erstellung und Nutzung von

Wohnimmobilien bis zur Repositionierung von Assets im Spannungsfeld zwischen komplexen

energetischen Sanierungen bis hin zu einfachen »Do it yourself«-Maßnahmen.

150 ImmoFokus


Raum und

Wirklichkeit

Wir haben Gegenwart und Zukunft von

Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder

jederzeit unter:

DiePresse.com/immobilien

Ausgabe 03|2023

151


Branchen & Services

„Circular Economy“

boomt im Web

Kreislaufwirtschaft. Inmitten der Klimakrise muss sich die Immobilienwirtschaft wachsenden

Herausforderungen stellen und sich neu orientieren. Die Ansätze reichen von nachhaltiger Bauplanung und

klimaneutraler Architektur bis hin zu „Urban Mining“ und dem Upcycling von Rohstoffen, die in Gebäuden und im

Wohnraumdesign aufgewertet werden und eine neue Funktion einnehmen. Wie stark präsent diese Konzepte in

österreichischen Onlinemedien sind, hat sich das Brand-IntelligenceUnternehmen »OBSERVER« angesehen.

I

n der ersten Jahreshälfte 2023 setzten

sich österreichweit über 7.400 Online-Beiträge

mit dem Schwerpunktthema

Kreislaufwirtschaft beziehungsweise

„Circular Economy“ auseinander.

Darunter versteht man im Allgemeinen die

Verlängerung des Lebenszyklus von Produkten,

indem diese wiederverwendet, repariert

oder recycelt werden. Neun Prozent der untersuchten

Artikel nehmen direkt Bezug auf

die Immobilien- und Baubranche, in der die

Wiederverwertung von Ressourcen in Form

von Sekundärrohstoffen und vor dem Hintergrund

von Materialknappheit und Kostenreduktion

zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Sehr positives Medienecho

zu Upcycling und C2C

In den meisten Beiträgen spielen Recycling,

Re-Use und Upcycling eine übergeordnete

Rolle. Nachrichtenportale wie orf.at und Fachmedien

wie das Umwelt-Journal nahmen zum

Beispiel Bezug auf eine Presseaussendung

des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe

(VOEB), laut der 90 Prozent aller

Bau- und Abbruchabfälle recycelbar sind. Eine

ebenfalls sehr hohe Reichweite erzielte ein Artikel

auf gmx.net zu Baustoffbörsen, über die

Firmen sowie private Sanierer altes Baumaterial

ein- und verkaufen können.

Der Begriff „Upcycling“ wird im Netz oft als

nachhaltige Lösung in der Modeindustrie genannt,

wo aus textilem Abfall kreative Unikate

gefertigt werden. Im Vergleich dazu erwähnen

95 Webartikel Upcycling in Zusammenhang

mit Immobilien. Besonders viele Lesende erreichte

ein Bericht der „Kleinen Zeitung“, der

ein Pilotprojekt von Architekturstudierenden

der TU Graz vorstellt. Diese arbeiten mit der

JUFA-Hotelkette am ersten steirischen „Upcycling-Hotel“

in der Grazer City. Einige Medien

thematisierten außerdem die Messe „Wohnen

& Interieur“ im März 2023. Im Rahmen der

Sonderschau „Upcycling Future“ wurde dort

innovatives Innendesign aus alten Objekten

präsentiert.

Online erreichte der „Cradle-to-Cradle“(C2C)-

Ansatz – die Weiterverwendung von Bauteilen

nach ihrer primären Nutzung – ein

positives Sentiment von über 67 Prozent. Für

eine starke Medienpräsenz und viele User-

Reaktionen sorgte ein Interview mit dem

deutschen Ökopionier und Erfinder des C2C-

Konzepts Michael Braungart in der „Kleinen

Zeitung“. Darin übt der Experte scharfe Kritik

am aktuellen Recycling-Prozess, bei dem

minderwertiges Material entstehe („Downcycling“),

während wertvolle Rohstoffe nicht in

die Kreislaufwirtschaft miteinfließen. Braungart

nennt die Ziegelfirma Wienerberger und

das Textilunternehmen Lenzing als Best-

Practice-Beispiele für eine funktionierende

„Circular Economy“ in Österreich.

„Urban Mining“-Initiativen

medial noch kaum präsent

Vergleichsweise wenig Raum in der medialen

Berichterstattung nimmt „Urban Mining“

ein. 56 Online-Beiträge setzen sich mit dem

Konzept, nach dem Städte als Rohstofflager

mit wertvollen nutzbaren Ressourcen gesehen

werden, auseinander. Die höchste Reichweite

erzielte ein Finanzartikel, der auf die

Wiederverwertbarkeit seltener Erden in alten

Mobiltelefonen eingeht. Häufig rezipiert

wurden außerdem zwei Presseaussendungen

mit Bezug auf „Urban Mining“-Projekte im

Rahmen des diesjährigen Rohstoffsymposiums

und des Innovationskongresses IMMO

FutureLab 2023.

Wiener Initiativen wie das „BauKarussell“ und

die „Materialnomaden“, die aktiv Rohstoffgewinnung

in Großstädten betreiben, sind medial

kaum präsent. Auf einigen Portalen wie

oekonews.at wird das „BauKarussell“ als eines

der Top-10-Start-ups mit Vision genannt. In

einzelnen Artikeln äußern sich auch Mitglieder

der Initiative zu „Social Urban Mining“.

152 ImmoFokus


Die Hashtag-Wolke veranschaulicht, welche Begrifflichkeiten zum Schwerpunktthema „Kreislaufwirtschaft“ in den Artikeln besonders oft Verwendung fanden. Je

größer ein Wort, desto häufiger wurde es thematisiert. Zur Datenerhebung wurde das SocialListening-Tool Talkwalker herangezogen

Die „Materialnomaden“ scheinen in Onlinemedien

als Gestalter des Common-Space-

Projektes CircularHUB auf. Auf dem Areal

der ehemaligen Anker-Brotfabrik entwickeln

Teilnehmende und Pioniere neue Ansätze

und Synergien zum Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft.

Auf mediales Interesse stieß eine

Meldung über eine Kooperation zwischen

den ÖBB und den „Materialnomaden“ für ein

Upcycling-Pilotprojekt in Niederösterreich.

Ziel dabei ist die verstärkte Nutzung alter Rohstoffe,

um in Zukunft Abfall, CO2 und Entsorgungskosten

zu reduzieren.

Rechtliche Standards stoßen

auf breites Interesse

Fast 3.000 Onlinebeiträge sprechen rechtliche

Rahmenwerke an, die nachhaltige und grüne

Wirtschaftstätigkeiten regeln sollen. 23 Prozent

davon beziehen sich auf Maßnahmenpakete

wie die EU-Taxonomie, ESG-Kriterien

und den Nachhaltigkeitsbericht im Zusammenhang

mit Immobilien. Die EU-Taxonomie

legt etwa verbindliche Standards für nachhaltiges

Wirtschaften von Unternehmen fest. Die

größten Reichweiten erzielten ein Artikel im

„Standard“ über das EU-Taxonomie-konforme

Bauprojekt MyHive am Wienerberg sowie

ein Interview mit Umweltministerin Leonore

Gewessler, die sich auf europäischer Ebene für

„eine gute und klare Taxonomieumsetzung“

starkmachen will.

Ein weiteres großes Thema in den österreichischen

Tageszeitungen ist die Verbesserung

der Energieeffizienz und der Gebäudestandards

der Bundesschulen. Der Ausbau von

Photovoltaikanlagen an neuen Schulgebäuden

ist ebenso ein Ansatz wie die Erarbeitung

von Wettbewerbs- und Vergabegrundlagen,

die die ESG-Kriterien (Environment, Social,

Governance) berücksichtigen sollen.

Der Trend in Richtung klimaneutrales Bauen

verspricht auch in Zukunft eine Vielzahl von

Strategien und Initiativen, die sich nicht zuletzt

in der Berichterstattung zum österreichischen

Immobilienmarkt widerspiegeln werden.

Thematische Verteilung zu Kreislaufwirtschaft in der Immobilienbranche

Online & Social Media in Österreich, Beobachtungszeitraum: 01.01.2023 - 15.06.2023

Circular Economy 31,2%

Top Themen nach Anzahl

der Onlinebeiträge:

ESG-Standards &

EU-Taxonomie

708

Circular Economy 689

Recycling &

Upcycling

669

Recycling, Re-Use & Upcycling 30,3%

Cradle to Cradle 3,0%

Urban Mining & Initiativen 3,7%

Nachhaltigkeitsbericht 6,3%

EU-Taxonomie 14,0%

ESG-Standards 11,5%

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IMPRESSUM

Vorschau

Lesen Sie im ImmoFokus

Ausgabe 04/2023

New World of Work. Das große Interview mit ... Zu Tisch

mit ... Moderne Bürokonzepte - Immobilien Development -

Vertiefte vertikale Wertschöpfung - Betreiberimmobilien

am Prüfstand - EXPO - SnapShot Immobilienmarkt -

Projekt-Pipeline Österreich - Die wichtigsten

Marktteilnehmer – Die Etablierten & Newcomer

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Herausgeber

Mag. Michael Neubauer

Chefredaktion

Mag. Patrick Baldia

Art Director

Jelio Stefanov

Lektorat

Michaela Hocek

Ingeborg Morawetz, BA

Autoren dieser Ausgabe

Mag. Patrick Baldia,

Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Heimo

Rollett sowie die Kommentatoren

Sales & Relation

Rudolf E. Oezelt

ERSCHEINUNGSTERMIN: September 2023

Täglich top informiert: www.immo-timeline.at

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Relations Management

Tanja Klingseis

Fotos

wenn nicht anders angegeben:

Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,

Gabriel Alarcón-Rizar

Druck

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit

und Verständlichkeit kann es bei den

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline

Ansprechform verwendet wird.

ImmoFokus ist Mitglied bei:

Ausgabe 03|2023

154


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