Ausgabe 03/2023
| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft
| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft
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Neue Wege
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03 ImmoFokus
Ausgabe 03|2023
04
14 Bilderstrecke
Holzlich Willkommen
Neue Wege beschreiten
COVERINTERVIEW MIT
THOMAS G. WINKLER & ERICH WIESNER40
INHALT
AUSGABE
Rubriken
Positionen & Meinungen
008 VOM HERAUSGEBER
010 EDITORIAL
154 VORSCHAU/IMPRESSUM
Unternehmen & Projekte
014 BILDERSTRECKE HOLZBAU
030 TOP DEAL
031 START UP
032 DER MARKETER
Kommentar von Philipp Kaufmann
033 PROBLEMLÖSER
034 IMMOBILIE IM FOKUS
035 AUFSTEIGER
040 COVERINTERVIEW MIT
Thomas G. Winkler und Erich Wiesner
052 ZU TISCH MIT
Simone Rongitsch und
Reinhard Schertler
058 WEIN UND IMMOBILIEN
060 WIR WOLLEN AWARENESS SCHAFFEN
Interview mit Katrin Gögele-Celeda
064 BESTANDSIMMOBILIEN ALS
NACHHALTIGKEITSRESSOURCEN
Kommentar von Georg Flödl
066 QUO VADIS, IMMOBILIENSTANDORT
ÖSTERREICH?
Kommentar von Seabastian Beiglböck
068 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT
Kommentar von Philipp Kaufmann
069 MOTIVIERTE MITARBEITER
FÜR TOPQUALITÄT
Kommentar von Andrea Dissauer
070 ERFOLGREICHES JAHR FÜR GBV
Kommentar von Klaus Baringer
071 HÄNDE WEG VON SUBSTANZSTEUERN
Kommentar von Martin Prunbauer
072 BESTELLERPRINZIP: MAKLER UND
MIETER VERLIEREN
Kolumne von Michael Pisecky
Fotos: ATP/Kuball
06 ImmoFokus
76
Der 32. Real Circle
Kreislaufwirtschaft
52
108
Zu Tisch mit ...
Round Table
Simone Rongitsch und
Frank Brün, Michael Klement
Reinhard Schertler
und Alina Nichiforeanu
03|2023
Im Fokus
076 REAL CIRCLE KREISLAUFWIRTSCHAFT
092 ES BLEIBT KOMPLIZIERT
Kommentar von Frank Brün
094 IMMOBILIENWIRTSCHAFT IM UMBRUCH
Kommentar von Louis Obrowsky
096 KREISLAUFWIRTSCHAFT KANN
NICHT SO SCHWIERIG SEIN
Kommentar von Wolfgang Fessl
098 DIE IDEE HINTER KREISLAUFFÄHIGEN GEBÄUDEN
Kolumne von Jasmin Soravia
100 FRECH GESAGT
Kolumne von Anita Körbler
102 LICHT INS DUNKEL
Interview mit Kasin Fuhrmann
108 BESTAND MUSS GUT GEMANAGT WERDEN
Round Table mit Frank Brün, Michael Klement
und Alina Nichiforeanu
116 ZAUBERLEHRLING BENÖTIGT
Ein Kommentar von Hans Jörg Ulreich
118 NACHHALTIGER ALS GEDACHT
Kommentar von Andreas Kreutzer
119 ZEIT ZU VERKAUFEN?
Kommentar von Elisabeth Rohr - de Wolf
120 DIE OBERSTE PRÄMISSE DER
KREISLAUFWIRTSCHAFT
Kommentar von Erich Benischek
122 IMMOFAKTEN: WOHNEN
132 IM ZEICHEN DES DESIGNS
Die Design Days Grafenegg 2023
136 PREMIERE: IMMOBILIEN INVESTMENT
KONGRESS
138 EVENTS
150 BUCHTIPPS
152 OBSERVER
Ausgabe 03|2023
07
Steiniger Weg
„Kreislaufwirtschaft
ist mehr als eine
verbesserte
Abfallwirtschaft.“
Z
iel der Kreislaufwirtschaft ist es,
den Wert einmal verwendeter
Ressourcen und Materialien so
lange wie möglich zu erhalten,
sie so häufig wie möglich zu verwenden und
außerdem so wenig wie möglich – im Idealfall
gar keinen – Abfall zu erzeugen.
Kreislaufwirtschaft ist mehr als eine verbesserte
Abfallwirtschaft. Ziel der Kreislaufwirtschaft
ist es, Energie- und Materialkreisläufe
zu schließen.
Luft nach oben
In kaum einem Sektor ist der Energie- und
Rohstoffverbrauch so hoch wie in der Bauindustrie.
Gleichzeitig werden in Europa nur
rund 40 Prozent des Bauschutts von Gebäuden
aufbereitet oder wiederverwertet. Da ist
eindeutig Luft nach oben.
Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft,
weg vom bekannten, linearen Wirtschaftssystem,
ist eine der großen Herausforderungen
unserer Zeit. EU-Taxonomie und ESG
werden den Druck auf die Transformation
der Wirtschaft – nicht nur der Bauwirtschaft
– in Richtung Kreislaufwirtschaft erhöhen.
Das sollte man auch als Chance sehen. Die
Kreislaufwirtschaft ermöglicht uns, lokal verfügbare
Rohstoffe stärker zu nutzen, erzeugt
regionale Wertschöpfung und stärkt damit
die Widerstandskraft und Unabhängigkeit
der heimischen Wirtschaft.
Der Weg ist vorgezeichnet – und auch wenn
er steinig wird: Es führt kein anderer Weg
daran vorbei.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine
informative Lektüre.
Ein Gebäude kann nur dann ökologisch und
ökonomisch abgerissen und demontiert werden,
wenn man es auch recycelbar gebaut hat.
Wie ein 13.000 Quadratmeter umfassender
Bau im Sinne der Kreislaufwirtschaft geplant
und errichtet werden kann, zeigt das 2021
fertiggestellte neue Bürogebäude der Triodos
Bank in den Niederlanden. Das Gebäude, das
demontiert und wieder aufgebaut werden
kann, ist eine temporäre Kombination von
Materialien, die bei einer Demontage nicht
an Wert verlieren. Alle Materialien wurden
bis ins kleinste Detail in einem Rohstoffpass
erfasst – bis hin zu den 165.312 Schrauben.
Michael Neubauer
Herausgeber
Fotos: Adobe Stock
08 ImmoFokus
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Ausgabe 03|2023
09
„Cradle to Cradle“
„Vielversprechende Initiativen
in Richtung Kreislaufwirtschaft
gibt es bereits.“
E
in paar Zahlen gefällig? In Österreich
werden laut Umweltbundesamt
jährlich mehr als 70 Millionen
Tonnen Abfall produziert. Davon
entfallen 59 Prozent auf Aushubmaterialien
und rund 16 Prozent auf Bau- und Abbruchabfälle.
Die heimische Bau- und Immobilienwirtschaft
ist also für fast zwei Drittel des Abfallaufkommens
verantwortlich und gehört zu den
abfall- und ressourcenintensivsten Sektoren.
Ein grünerer beziehungsweise nachhaltigerer
Zugang hätte hier also weitreichende Folgen.
heimischen Immobilienbranche üblich ist,
geschieht das möglichst umfassend und detailliert.
Im Gespräch mit Herausgeber Michael
Neubauer erklärt etwa TPA-Expertin Karin
Fuhrmann unter anderem, wie steuerrechtliche
Regelungen für die Kreislaufwirtschaft
ausschauen könnten. Im Nachbericht zum
mittlerweile 32. Real Circle, bei dem, wie Sie
richtig vermuten, die Kreislaufwirtschaft zur
Diskussion stand, berichten rund 30 Immobilienexperten
von ihren persönlichen Erfahrungen
mit dem Thema.
Kreislauffähige Gebäude sollten in diesem Zusammenhang
nach Ansicht von Experten und
auch des Gesetzgebers eine wichtige Rolle spielen.
Stark vereinfacht gesagt sollen sie als eine
Art „Materialdepot“ für künftige Bauvorhaben
fungieren beziehungsweise so geplant sein,
dass möglichst viele ihrer Bestandteile wiederverwendet
oder zumindest hochwertig recycelt
werden können. Frei nach dem Prinzip,
„Cradle to Cradle“. Aber Kreislaufwirtschaft
ist natürlich viel mehr, ÖGNI-Geschäftsführer
Peter Engert spricht von einem „gesellschaftspolitischen
Thema“.
Vielversprechende Initiativen in diese Richtung
gibt es bereits. Der Großteil der Branche
hat sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft jedoch
noch nicht auseinandergesetzt. Das sollte
sich bald ändern. Einerseits sobald der Gesetzgeber
Worten endlich lange angekündigte
Taten folgen lässt, andererseits spätestens mit
der EU-Taxonomie – ist doch „Kreislaufwirtschaft“
eines ihrer sechs Umweltziele. Und der
Entwurf zu besagtem Umweltziel sieht etwa
vor, dass künftig bei Neubauten 90 Prozent
der verwendeten nichtgefährdeten Baustoffe
wiederverwendet werden müssen.
Auch diese Ausgabe des ImmoFokus widmet
sich schwerpunktmäßig der Kreislaufwirtschaft.
Und wie es für das Leitmedium der
Gut dazu passt auch der zweite Schwerpunkt
dieser Ausgabe: Holz. Als Baustoff bietet es
die besten Voraussetzungen für die Kreislaufwirtschaft,
Stichwort modulare Bauweise. Im
Coverinterview geht es um den spannenden
Konversionsprozess der UBM Development
hin zum – so zumindest der Plan – führenden
Holzhybridbau-Unternehmen der Welt und
darum, wie es zur Partnerschaft mit einem der
weltbesten Ingenieur-Holzbauunternehmen,
der Wiehag, kam. Beide CEOs standen Rede
und Antwort, unter anderem auch dazu, wohin
die Reise im Holzbau geht. Was jetzt schon
alles mit dem Baustoff Holz möglich ist, ist zu
Beginn des Magazins in der spannenden Bildstrecke
von Tanja Klingseis zu erfahren.
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11
Unternehmen & Projekte
14
HOLZLICH WILLKOMMEN
Der Baustoff Holz feiert
eine Renaissance: Immer
mehr Architekten und
Bauherren setzen auf
Holzbauweise. In der
ganzen Welt entstehen
fortschrittliche Bauten.
Ein Rundblick.
30
TOP DEAL
Ende Mai verkaufte Signa die verbliebenen
Kika/Leiner-Immobilien an die Supernova-
Gruppe um den Immobilieninvestor Frank
Albert für etwas weniger als 400 Millionen
Euro, wie diverse Medien berichteten. Für
René Benko war das ein gutes Investment.
„Unterm Strich dürfte René Benko nach
fünf Jahren an der Kika-Leiner-‚Rettung‘ um
die 300 Millionen Euro verdient haben“,
berichtete die „Presse“, allerdings ohne
Quellen anzugeben. Kein guter Deal war es
für die 1.900 Mitarbeiter, die jetzt ohne Job
dastehen. Der Hintergrund: Kurz nachdem
auch der Verkauf des operativen Geschäfts an
das Managementteam um Hermann Wieser
für kolportierte drei Euro verkündet wurde,
meldete dieser Insolvenz an.
34
KORALMTUNNEL
Ein Vierteljahrhundert nach den ersten
Erkundungsbohrungen und 15 Jahre nach
Baustart fuhr Mitte Juni erstmals ein Zug
durch den 33 Kilometer langen Tunnel
zwischen Kärnten und der Steiermark.
Ende 2025 wird die gesamte Koralmbahn
(Streckenlänge: 130 Kilometer) fertig.
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13
Unternehmen & Projekte
Ein Baustoff feiert Renaissance. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff
und wird seit Jahrtausenden als Baustoff verwendet. Aktuell feiert es eine
Renaissance: Immer mehr Architekten und Bauherren setzen auf Holzbauweise.
In der ganzen Welt entstehen fortschrittliche Bauten. Ein Rundblick.
Autor: Tanja Klingseis
14 ImmoFokus
Fotos: Timeofblue.com
Ausgabe 03|2023
15
Unternehmen & Projekte
CLUBHAUS DES HILLMARU GOLF CLUB
Der Hillmaru Country Club befindet sich in
der Nähe von Changnyeong im südlichen
Teil von Südkorea. Der 36-Loch-Golfplatz, die
fantastische Umgebung sowie das großzügige
Clubhaus begeistern die Clubmitglieder und
die Golffreunde gleichermaßen. Ein Dach in
Form eines Bambusblattes überspannt das
gesamte Gebäude. Ökologie, Transparenz und
Helligkeit sowie Flexibilität waren zentrale
Anforderungen an die Ausführung. Der Rohstoff
Holz überzeugte mit seinen natürlichen Materialeigenschaften
und seiner Ästhetik.
Standort: Changnyeong
Architekturbüro: KACI International
Holzbau: Blumer Lehmann
Fotos: Timeofblue.com
16 ImmoFokus
HOLZBRÜCKE IN JIANGMEN
Das Resort „Gulou Waterfront“ liegt in Jiangmen
in der südchinesischen Provinz Guangdong
unweit von Hongkong. Im Kontrast zu
den üblicherweise offen gestalteten Brücken
im Resort bildet die Timber-Bridge von Luo
Studio einen relativ geschlossenen Raum
für ihre Überquerer. Da die rund 25 Meter
spannende Brücke sowohl von Fischer- als
auch Tourenbooten unterfahren wird, liegt
der Scheitelpunkt des Bogens 4 Meter über
der Wasseroberfläche. Im Vergleich zu den
drei Bogenträgern mit den Dimensionen 60
x 30 Zetimeter sind die üblichen Holzkomponenten
mit 10 x 10 bzw. 10 x 5 Zentimeter eher
filigran gehalten. Sie dienen als Unterzüge,
sind mit den Hauptträgern verzahnt und mit
den vertikalen Elementen kombiniert, um so
ein schlüssiges Kraftdreieck zu bilden. Die Aussichtsplattformen
an beiden Enden der Brücke
bilden mit dem Mittelteil quasi eine Spiegelung
der Tragwerkskonstruktion. Der Durchgang ist
zudem mit einer 1,5 Meter breiten Oberlichte
versehen.
Standort: Jiangmen, China
Architekturbüro: LUO Studio
Fotos: Jin Weiqi
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Unternehmen & Projekte
CROSSRAIL STATION CANARY WHARF
1000 Kubikmeter PEFC-zertifiziertes Holz aus heimischer, nachhaltiger
Waldwirtschaft wurden im hochmodernen Fertigungswerk in
Altheim zu 1414 Holzträgern verarbeitet. Im März 2014 konnten nach
einer sechsmonatigen Produktionsphase die montagefertigen Einzelteile
zu einer 300 Meter langen Dachkonstruktion zusammengesetzt
werden. Die Infrastruktur der Haltestelle Canary Wharf sowie die
gesamte Crossrail-Linie wurden 2018 abgeschlossen.
Standort: London, Großbritannien
Architekturbüro: Foster + Partners, London
Holzbau: WIEHAG
Fotos: JFoster + Partners Katy Harris
18 ImmoFokus
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Unternehmen & Projekte
SWATCH HAUPTSITZ IN BIEL
Der imposante 240 Meter lange und 27 Meter
hohe geschwungene und silbern glänzende
Bau stammt vom japanischen Stararchitekten
Shigeru Ban. Speziell daran: Er besteht
vorwiegend aus Holz, Shigeru Bans Spezialität.
Bei ihm übernimmt Holz nicht einfach nur eine
Hüllen- oder Schutzfunktion, sondern bildet
das Tragwerk. Außerdem macht er die Struktur
des Gebäudes zu einem sichtbaren Teil der
Architektur, was einerseits spektakuläre Ausdrucksformen
schafft, andererseits aber auch
die vielfältigen Möglichkeiten von Holz sichtbar
macht. Für das Swatch-Gebäude wurden
knapp 1997 Kubikmeter Schweizer Fichtenholz
zersägt. Im Gebäudeinnern setzte man zudem
auf einen modernen Look. Das Farbkonzept
besteht aus an das Bauhaus erinnernden Farbtönen
wie Rot, Blau und Gelb.
Standort: Biel, Schweiz
Architekturbüro: Shigeru Ban Architects
Holzbau: Blumer Lehmann
Fotos: Swatch
20 ImmoFokus
Fotos: Christopher Colinares
MACTAN-CEBU INTERNATIONAL AIRPORT NI
Der Mactan-Cebu International Airport ist das
erste Public-Private-Partnership-Projekt des
philippinischen Staates mit einer internationalen
Betreibergesellschaft. Der Flughafen
ist der zweitgrößte auf den Philippinen und
fungiert als Gateway zu den touristischen und
wirtschaftlich aufblühenden Inseln im Süden.
Mit dem neuen Terminal wurde die Kapazität
auf jährlich zwölf Millionen Passagiere erweitert
und damit mehr als verdoppelt. Der Flughafen
zählt nun zu den modernsten in Süd-Ost-Asien.
Standort: Lapu-Lapu, Philippinen
Architekturbüro: IDA – Integrated Design
Association
Holzbau: Rubner Holzbau
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Unternehmen & Projekte
BERGSTATION CHÄSERRUGG
Die Bergstation auf dem Chäserrugg – einen
Holzbau mit eigener Sprache und eigener
Dimension - würdigt die nationale Jury des Prix
Lignum 2018 mit Gold. Die Architekten Herzog
& de Meuron entwickeln aus einer komplexen
Aufgabe eine prägnante Form. Der Bau oszilliert
zwischen Scheune, Chalet und Gondelhalle.
Das Dach hält ihn zusammen. Das Gebäude
hebt die klassische Zimmermannskunst auf einen
neuen Maßstab: imposante Auskragungen,
spitz zulaufende Dachecken, riesige Balken, die
auf baumähnlich sich verzweigenden Betonstümpfen
lagern. Die Architekten nutzen Holz
exemplarisch, um in dieser Höhe zu bauen.
Sie integrieren den Bestand geschickt in ein
neues Ganzes, das dank dem Holz vorbildlich
in die Umgebung passt. Das Resultat ist keine
Event-Architektur, sondern eine kraftvolle Ruhe
auf dem Berg. Und damit ein Vorbild für viele
Tourismusbetreiber, die in sensiblen Landschaften
bauen.
Standort: Chäserrugg, Toggenburg, Schweiz
Architekturbüro: Herzog & de Meuron Basel
Ltd., Basel
Holzbau: Blumer-Lehmann
22 ImmoFokus
Fotos: Toggenburg Bergbahnen AG, Herzog & de Meuron
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Unternehmen & Projekte
STADSHUS VON VÄXJÖ
Das neue Stadshus von Växjö vereint Rathaus und Bahnhof – Holz
spielt dabei eine tragende Rolle. Der 1.850 Quadratmeter große
Bahnhofsteil im Erdgeschoß beherbergt Wartezimmer, Geschäfte
Restaurants und einen öffentlichen Teil mit dem Namen „Växjös
Wohnzimmer“, der als offener Treffpunkt dienen soll und mit
Fußgänger- und Fahrradbrücken sowie drei Haupteingängen
die Stadtteile des Zentrums von Växjö miteinander verbindet. Im
ersten und zweiten Stock gibt es im Rathaus auf 13.770 Quadratmeter
über 600 moderne Arbeitsplätze. Binderholz Bausysteme
lieferte die Träger, Stützen und Decken des in Skelettbauweise
errichteten Gebäudes. Die Fachwerke im untersten und obersten
Geschoß bestehen ebenfalls aus Brettschichtholz. Insgesamt
kamen dabei über 4.200 Kubikmeter Holz zum Einsatz: 3.100
Kubikmeter Brettsperrholz und 1.100 Kubikmeter Brettschichtholz
sowie Drei-Schicht-Massivholzplatten.
Standort: Växjö, Schweden
Architekturbüro: Sweco Architect
Holzbau: Binderholz
WOHO – DAS WOHNHOCHHAUS
Zwischen Anhalter Bahnhof, Tempodrom und Kanal wird die
Berliner Skyline um eine Silhouette reicher. Ein modernes,
nachhaltiges Wohnhochhaus in Holz schenkt der Hauptstadt,
wovon Reisende nach Sydney, London oder Wien schon lange
schwärmen: eindrucksvolle, erhabene, schlanke Schönheiten,
die gerne zu Wahrzeichen für ein neues Lebensgefühl in den
Metropolen werden. Das Architekturbüro Mad arkitekter in Oslo
hat für das schmale, lange Grundstück an der Schöneberger Straße
einen Entwurf mit vier Baukörpern unterschiedlicher Höhen
geschaffen, um zum zum einen eine optimale Flächennutzung bei
exzellenten Licht- und Klimaverhältnissen zu schaffen. Und zum
anderen schenken offene Durchgänge allen Passanten begrünte,
neue Wege in ihre Kiezkultur – zum Velodrom und Mendelssohn-
Bartholdy-Park.
Standort: Berlin, Deutschland
Architekturbüro: Mad arkitekter in Oslo
Fotos: binderholz, Anders Bergön, Mad-arkitekter
24 ImmoFokus
STUDIERENDENWOHNHEIM „ADOHI HALL“
Passend zur Holzbauweise wurde der Name
des Wohnheims gewählt: Das Wort „Adohi“
stammt von den Cherokee, dem größten noch
existierenden indigenen Volk Nordamerikas,
und bedeutet „Wald“. Die Massivholzkonstruktion
besteht aus 3.200 Kubikmeter Brettsperrholz
und 1.100 Kubikmeter Brettschichtholz.
Das neue Wohnheim bietet auf fast 200.000
Quadratmeter Platz für über 700 Studenten
und verdeutlicht das Engagement der Universität
für nachhaltiges Bauen. Der Gebäudekomplex
vereint Lern- und Forschungsräume,
Wohn- und Gemeinschaftsbereiche, Einkaufsund
Essensmöglichkeiten, Verwaltungsbüros,
Fakultätseinheiten und einen weitläufigen
Außenbereich.
Fotos: binderholz
Standort: Fayetteville, Arkansas
Architekturbüro: Leers Weinzapfel Associates,
Modus Studio, Mackey Mitchell Architects und
OLIN
Holzbau: Binderholz
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25
Unternehmen & Projekte
OMBÚ OFFICE BUILDING IN MADRID
Mit dem Projekt Ombú, benannt nach der
gleichnamigen Straße in Madrid, hat das Architekturbüro
Foster + Partners einem ehemaligen
Industriegebäude neues Leben eingehaucht.
Im Inneren der historischen Gebäudehülle des
früheren Gaswerks wurde eine Leichtbaukonstruktion
aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft
realisiert. Neben 10.000 Quadratmetern neuer
Bürofläche wurde auch ein für die Öffentlichkeit
zugänglicher Park (12.400 Quadratmeter) mit
350 Bäumen geschaffen.Der ökologische Fußabdruck
von Ombú liegt bei 1.0. Das bedeutet,
dass die Kohlenstoffemissionen des Gebäudes
von der Erde absorbiert werden können und
darüber hinaus mit den Pariser Klimazielen
vereinbar sind.
Standort: Madrid, Spanien
Architekturbüro: Foster + Partners, London
Holzbau: Acciona
Fotos: Nigel Young / Foster + Partners
26 ImmoFokus
SARA KULTURHUS IN SKELLEFTEÅ
Fanni hat sich ein. Das „Sara Kulturhus“ besteht vollständig aus lokalem Holz aus nachhaltiger
Forstwirtschaft. Bis auf wenige fixierende und statische Notwendigkeiten ist alles aus
dem nachwachsenden Rohstoff: das Tragwerk, die gesamte Konstruktion, eben selbst die
Liftschächte. Das Hotel wurde aus vorgefertigten BSP-Modulen aufgebaut, die zwischen zwei
BSP-Aufzugskernen gestapelt werden. Die Komponenten binden während ihrer Lebensdauer
fast 9.000 Tonnen CO 2.
Dies entspricht laut Holzbauunternehmen etwas mehr als 13.000
Passagierflügen zwischen Stockholm und New York.
Standort: Skellefteå, Schweden
Architekturbüro: White Arkitekter
Holzbau: Martinsons
Fotos: Patrick Degerman
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27
Unternehmen & Projekte
Fotos: David Franck, Fernando Alda
28 ImmoFokus
METROPOL PARASOL
Der Metropol Parasol bescherte einer totgeglaubten Plaza in
Sevilla ein sagenhaftes Reboot. Der ikonische Holzbau von J.
Mayer H. ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Intervention
im öffentlichen Raum. Das Berliner Architekturbüro von J.
Mayer H. und Partner schuf einen zukunftsweisenden Bau, der
zu den größten Holzstrukturen der Welt zählt. Das geschwungene
Dach umfasst eine Fläche von 5.000 Quadratmetern und
bietet auf einem 400 Meter langen Skywalk Ausblicke über die
ganze Stadt. Das organische Gebilde mit der Waffelstruktur
wirkt inmitten der zahlreichen Weltkulturerbestätten wie aus
einer anderen Welt. Doch die Sevillaner haben das eigenwillige
Bauwerk ihrem Lebensraum einverleibt, aller Polemiken
und Kontroversen zum Trotz. Las Setas (die Pilze), wie die
Bewohner dazu sagen, haben es geschafft, einen totgeglaubten
Platz wieder zum Leben zu erwecken.
Standort: Sevilla, Spanien
Architekturbüro: J. MAYER H. UND PARTNER, ARCHITEKTEN
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29
Top Deal
ImFokus
Ein sehr gutes Investment
Trennung auf Raten. Ende Mai verkaufte Signa die verbliebenen Kika/Leiner-Immobilien an die deutsche
Supernova-Gruppe für etwas weniger als 400 Millionen Euro, wie diverse Medien berichteten.
O
b der Verkauf von mehr als 80
Grundstücken der Möbelhauskette
Kika/Leiner an die Supernova-Gruppe
des deutschen
Fachmarktinvestors Frank Albert wirklich das
Prädikat „Top Deal“ verdient, ist nicht so einfach
zu sagen. Für René Benkos Signa vermutlich
schon. „Unterm Strich dürfte René Benko
nach fünf Jahren an der Kika-Leiner-‚Rettung‘
um die 300 Millionen Euro verdient haben“,
berichtete die „Presse“, allerdings ohne Quellen
anzugeben. Dennoch meinte Signa-Holding-
Chef Christoph Stadlhuber in einer Aussendung,
dass die Trennung von Kika/Leiner keine
leichte Entscheidung gewesen sei. „Aus Signa-
Gruppensicht war die Übernahme von Kika/
Leiner trotz des schwierigen Marktumfelds ein
sehr gutes Investment“, heißt es ebendort.
Kein guter Deal war es mit Sicherheit für die
1.900 Mitarbeiter von Kika/Leiner, die jetzt
ohne Job dastehen. Der Hintergrund: Kurz
nachdem auch der Verkauf des operativen Geschäfts
an das Managementteam um Hermann
Wieser für kolportierte drei Euro verkündet
wurde, meldete dieser Insolvenz an, um „zu
retten, was noch zu retten ist“. 23 von 40 Filialen
sollen nun geschlossen werden. Den rund 440
Gläubigern – laut Kreditschützern liegen Forderungen
in der Höhe von 132 Millionen vor – wird
eine Quote von 20 Prozent angeboten. Großer
Jubel dürfte bei Kika/Leiner dieser Tage wohl
nicht ausbrechen.
Die Insolvenz des Möbelhauses zieht mittlerweile
immer weitere Kreise. Ende Juni hat
das Gericht den bestellten Insolvenzverwalter
Volker Leitner einen besonderen Verwalter zur
Seite gestellt. Der Wiener Rechtsanwalt und
Insolvenzrechtsexperte Stephan Riel soll die
Ursachen des Vermögensverfalls unter die Lupe
nehmen und allfällige Ansprüche aus der Verletzung
von Gläubigerschutzbestimmungen
prüfen und durchsetzen. Wolfgang Peschorn,
der Chef der Finanzprokuratur begrüßt diese
Maßnahme. „Momentan lässt sich eines mit
anderem nicht schlüssig erklären“, sagt er. Ereignisreiches
Jahrzehnt
Die letzten zehn Jahre hatten es für den heimischen
Möbelriesen wahrlich in sich. 2013
wurde er von der Eigentümerfamilie Koch an
die südafrikanische Steinhoff-Gruppe verkauft.
Zu diesem Zeitpunkt ist das Unternehmen mit
rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten und
einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro der zweitgrößte
Möbelhändler des Landes.
Nachdem sich Benko fünf Jahre später für 60
Millionen Euro das Immobilien-„Filetstück“
von Kika/Leiner beziehungsweise den Leiner-
Flagshipstore in der Mariahilfer Straße sicherte,
der später abgerissen wurde, um dem Luxuskaufhaus
„Lamarr“ zu weichen, holte er sich wenig
später das gesamte Unternehmen. Zwischen
430 und 490 Millionen Euro soll er dafür locker
gemacht haben.
In weiterer Folge wurden große Ankündigungen
gemacht. So meinte etwa der damalige
neue Chef Reinhold Gütebier, dass er Kika/
Leiner „zurück in die Champions League“
führen möchte. 2020 meinte derselbe, dass
die schwarze Null wie geplant im kommenden
Jahr erreicht werden soll. 2021 wurde das
dann tatsächlich verkündet, allerdings ohne
Details zu Umsatz und Ergebnisentwicklung
zu nennen.
Im November 2022 wurde bekannt, dass sich
die Signa von bis zu 15 von 42 Standorten
trennen möchte. „Einige wenige Häuser eignen
sich aufgrund der Gegebenheiten nicht
mehr, um unseren Ansprüchen an ein modernes
Möbelhaus gerecht zu werden“, sagte
damals Gütebier, um wenig später weitere
Geschäftsschließungen zu dementieren.
Im Februar 2023 wurde im Übrigen ein Insolvenzverfahren
über ein weiteres Signa-
Investment eröffnet: die deutsche Warenhauskette
Galeria. Ein interessantes Detail:
Bereits zwei Jahre zuvor durchlief Galeria
Karstadt Kaufhof ein Insolvenzverfahren.
Damals sperrten 40 von 172 Filialen zu, 5.000
Mitarbeiter verloren ihren Job. Nun haben
die verbliebenen Beschäftigten erneut harte
Zeiten vor sich: Der Ende Mai rechtskräftig
gewordene Sanierungsplan sieht die Schließung
von rund einem Drittel der zuletzt noch
129 Filialen vor.
Foto: EVA MANHART
30 ImmoFokus
Start-up
ImFokus
Gründung
trastic wurde 2020 von Arno Trinkl
& Wolfgang Rauter in Klagenfurt gegründet.
Geschäftsidee/USP
Fertigung von Designmöbel aus
Joghurtbechern, PET-Flaschen und
anderem Plastikmüll. Jede Platte und
jedes Möbelstück ist ein handgefertigtes
Unikat. Farben und Muster
variieren je nach Zusammensetzung
des Recyclingmaterials. Unebenheiten,
Lufteinschlüsse, kleine Makel oder
inhomogene Oberflächen spiegeln die
Ursprünglichkeit des Materials wider.
Fotos: Sarina Dobernig
Rohstoff aus
dem gelben Sack
Circular Design. Arno Trinkl und Wolfgang Rauter von trastic produzieren
in Kärnten in einer Manufaktur Design-Platten aus recyceltem Kunststoff.
Damit kombinieren die Gründer Nachhaltigkeit und Design im Interieur- und
Exterieur-Bereich.
J
edes Jahr fallen alleine in Österreich
42 Kilo Plastikmüll pro Person an. Weltweit
kommen bis dato etwa eine Tonne
Plastik auf einen Einwohner. Viel zu
wenig Kunststoff wird wiederverwendet. Das
wollen die beiden trastic Gründer Arno Trinkl
und Wolfgang Rauter verändern. Sie sehen
Plastik nicht mehr als Müll, sondern als wertvollen
Rohstoff und fertigen aus recycelten Kunststoff
einzigartige Dekorplatten und Möbel.
Damit kombinieren die Gründer Nachhaltigkeit
und Design im Interieur- und Exterieur-Bereich.
„Wir waren auf der Suche nach einem optisch
unverwechselbaren Material, das höchsten
Anforderungen gerecht wird. Über allem stand
für uns dabei die Nachhaltigkeit des Werkstoffes.
Die Ressource Holz wird heute so sehr verbraucht
wie noch nie. Demgegenüber gelangen immer
größere Mengen Plastik in die Umwelt“, so die
beiden Entrepreneur. „Unser Rohstoff stammt
aus der Umwelt, dem gelben Sack, aus Produktionsabfällen
und Ausschussware.“
Das Plastik wird gesammelt, gereinigt, sortiert
und zerkleinert. Unter Hitze und Druck
verschmelzen die kleinen Einzelteile zu einem
einzigartigen Plattenwerkstoff, der als
Grundlage für nachhaltige und klimapositive
Einrichtungslösungen dient. So besteht eine
Tischplatte beispielsweise aus 8.000 Joghurtbechern
oder knapp 3.000 PET-Flaschen. „Wir
schenken diesen Dingen nicht nur ein Comeback,
sondern eine glorreiche Zukunft.“
Zu den Kunden von trastic zählen hauptsächlich
größere Unternehmen. Laut Trinkl sind knapp
90 Prozent des Geschäftes B2B-Beziehungen.
Zuletzt belieferte man das Casino Zögernitz mit
neuen Stühlen für die Wiedereröffnung - allesamt
aus wiederverwertetem Material.
Die Umwelt profitiert
Pro verarbeiteter Tonne Plastik werden
rund 3,2 Tonnen CO ²
einspart.
Die Meinung des Profis
Sicher ist, es wird zu viel Plastik produziert
und natürlich wäre es besser ganz darauf
zu verzichten. Heute geht dies nicht, aber
vielleicht ist dies in der Zukunft möglich.
Trastic bietet eine vervorragende Lösung.
Die Platten sehen gut aus (unser Favorit:
Clouds black) und sind vielseitig einsetzbar,
jeder Tischler kann sie bestellen
und verarbeiten. Trastic bietet somit
eine durchdachte Lösung eines akuten
Problems unserer Gesellschaft mit hohem
Nutzwert. Und dies genau zum richtigen
Zeitpunkt. Bravo!
IDEE
GESCHÄFTSMODELL
TIMING
Oliver Bertram
teamgnesda
Ausgabe 03|2023
31
Der
Marketer
Gedankensplitter zum
ImmoMarketing in
Theorie und Praxis.
Und jetzt auch noch Web 3.0
Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann
Web 3.0, auch als das dezentralisierte Web bekannt, bezieht sich auf
eine neue Generation des Internets, die auf Blockchain-Technologie
und anderen dezentralen Technologien basiert. Im Vergleich zum
herkömmlichen Web (Web 2.0) verspricht Web 3.0 eine erhöhte Sicherheit,
Privatsphäre und Benutzerkontrolle.
Mehr als Web 2.0
Web 3.0 zielt darauf ab, die Abhängigkeit von zentralisierten Servern
zu verringern, indem es auf dezentralen Technologien wie Blockchain
und Peer-to-Peer-Netzwerken aufbaut. Dadurch können Benutzer
Daten und digitale Inhalte direkt austauschen, ohne auf Vermittler
angewiesen zu sein.
Eine zentrale Komponente von Web 3.0 ist die Blockchain-Technologie.
Diese dezentrale Technologie ermöglicht die sichere und transparente
Speicherung von Daten. Smart Contracts, die auf der Blockchain
ausgeführt werden, ermöglichen automatisierte und vertrauenswürdige
Transaktionen.
Im Web 3.0 haben Benutzer die Kontrolle über ihre Daten und digitale
Identität. Durch die Verwendung von kryptografischen Methoden und
dezentralen Identitätslösungen können Benutzer ihre Daten sicherer
speichern und kontrollieren, wer Zugriff darauf hat.
Web 3.0 strebt eine nahtlose Interoperabilität zwischen verschiedenen
Anwendungen und Plattformen an. Durch offene Standards und
Protokolle können verschiedene Systeme miteinander kommunizieren
und Informationen austauschen, was die Entwicklung von innovativen
Anwendungen und Ökosystemen ermöglicht.
Web 3.0 nutzt Kryptowährungen und Tokenisierung, um neue Modelle
der Finanzierung und Zusammenarbeit zu ermöglichen. Durch
dezentrale Finanzierung (DeFi) können Benutzer Kredite vergeben,
Anlagen tauschen und Finanztransaktionen ohne Vermittler durchführen.
Web 3.0 ermöglicht es Benutzern, Inhalte zu erstellen, zu teilen und
zu verkaufen, ohne auf zentralisierte Plattformen angewiesen zu sein.
Durch Tokenisierung und Smart Contracts können Benutzer direkt
von ihren Inhalten profitieren und die Kontrolle über ihre kreativen
Werke behalten.
Web 3.0 fördert die Nutzung von strukturierten und maschinenlesbaren
Daten, um die Automatisierung und Analyse von Informationen
zu erleichtern. Dies ermöglicht intelligente Algorithmen und KI-
Systemen, Daten effizienter zu verarbeiten und nützliche Einblicke zu
liefern.
Web 3.0 unterstützt die Entwicklung von dezentralen Anwendungen,
die auf der Blockchain ausgeführt werden. Diese dApps bieten erhöhte
Transparenz, Sicherheit und Benutzerkontrolle im Vergleich zu
herkömmlichen zentralisierten Anwendungen.
Alle gelöst?
Eine der Herausforderungen von Web 3.0 besteht darin, die Skalierbarkeit
von dezentralen Systemen zu verbessern. Aktuelle Blockchain-
Netzwerke wie Ethereum arbeiten an Lösungen, um höhere Transaktionskapazitäten
und schnellere Bestätigungszeiten zu erreichen.
Web 3.0 hat das Potenzial und diese gilt es für uns zu nutzen.
32 ImmoFokus
Problemlöser
ImFokus
Josef
Hummel
Inhaber
Hummel Blockhaus
1. DAS PROBLEM
Dass es in den eigenen vier Wänden schnell eng und laut werden kann, wenn
plötzlich alle Familienmitglieder zum Daheimbleiben verdonnert sind, ist
eine leidliche Erfahrung, die sehr viele Menschen in der Corona-Pandemie
gemacht haben. Nur ein Beweis: Die stark gestiegene Nachfrage nach größeren
Wohnungen – idealerweise auch mit Freiflächen. Workaholics stehen wiederum
gerade in der Urlaubszeit vor der Herausforderung, ein stilles Plätzchen für sich
und ihren Laptop zu finden. Stichworte: Mit anderen „Workation“-Urlaubern
überfüllte Hotellobbys und genervte Familienmitglieder im Zimmer.
2. DIE LÖSUNG
Fotos: LOUIS ZUCHTRIEGEL
Wer unter chronischem Platzmangel im Home-Office leidet oder im Urlaub völlig
stressfrei arbeiten möchte, für den könnte „Homeoffice2go“ eine Lösung sein.
Dabei handelt es sich um ein kleines, schickes, mobiles Tiny-Office, das gemietet
werden kann – so lange es nötig ist. Das Beste dabei: Der Nutzer braucht nicht
einmal ein eigenes Grundstück.
„Von unserem neuen Konzept profitieren nicht nur die Mitarbeitenden, sondern
auch die Unternehmer, denn es ist maximal flexibel. Das Office kann heute hier und
morgen dort stehen, also überall dort, wo es gebraucht wird“, sagt Josef Hummel,
Inhaber von Hummel Blockhaus mit Sitz in Ottobeuren im Allgäu (Deutschland).
„Es braucht kein selbstgebautes Einfamilienhaus und es muss einem auch kein
Garten gehören“, so Hummel, nur um hinzuzufügen: „Über unser Mietmodell nutzt
man das Büro eben exakt so lange, wie es zur Wohnsituation passt.“ Wenn man
morgen oder übermorgen in eine andere Stadt zieht oder ins Ausland geht, könne
man das Office entweder mitnehmen oder es bekommt ein Kollege oder eine
Kollegin. „Oder man gibt es zurück. Da sind wir total flexibel“, so Hummel.
Das „Homeoffice2go“ bietet auch steuerliche Vorteile. Da das mobile Büro als
außerhäusliches Arbeitszimmer zählt, können nämlich laufende Kosten, wie
etwa Strom, leichter und ohne Höchstgrenze von der Steuer abgesetzt werden.
Unternehmer und Selbstständige können zudem die Mehrwertsteuer als Vorsteuer
geltend machen. Das „Homeoffice2go“ kann aber auch direkt vom Arbeitgeber
erworben und als Anlagevermögen abgeschrieben werden.
3,5
DIE ZAHL
Mit einer maximalen Breite
von 2,55 Metern und
einem Höchstgewicht
von weniger als 3,5
Tonnen, lässt sich das
„Homeoffice2go“ mit
einem herkömmlichen
Führerschein der
europäischen Klasse
BE fahren, ohne
Sondergenehmigung. Der
„Workation“ steht nichts
mehr im Weg!
Ausgabe 03|2023
33
Immobilie
ImFokus
25
Ein Vierteljahrhundert nach den ersten Erkundigungsbohrungen
und 15 Jahre nach Baustart fuhr Mitte Juni
erstmals ein Personenzug durch den 33 Kilometer langen
Koralmtunnel zwischen Kärnten und der Steiermark.
Allerdings ging die erste Fahrt mit einer Diesellok über die
Bühne. Der Hintergrund: Noch fehlen die Oberleitungen.
2025
Bis Ende 2025 soll im Koralmtunnel die gesamte
technische Infrastruktur eingebaut sein. Anders
als bei der Premierenfahrt, bei der gemütliche 40
Kilometer pro Stunde erreicht wurden, können Züge
dann mit bis zu 230 Kilometern pro Stunde die
zwölfminütige Fahrt durch den Tunnel bewältigen.
Bereits Ende 2023 geht die Koralmbahn in Kärnten in
Betrieb.
2
Die beiden Tunnelröhren unter der Koralpe
haben einen Durchmesser von zehn
Metern. Sie verlaufen parallel in einem
Abstand von 25 bis 50 Metern und sind alle
500 Meter über Querschläge verbunden. In
der Mitte des Tunnels befindet sich zudem
eine 900 Meter lange Nothaltestelle.
13.00
Mitte Mai wurde im Koralmtunnel die letzte von insgesamt
rund 13.000 Gleistragplatten montiert. Noch ein paar Zahlen
gefällig? Jede einzelne Gleistragplatte ist fünf Meter lang
und wiegt mehr als fünf Tonnen. Darauf werden 120 Meter
lange Schienenstücke befestigt und verschweißt.
6,1
Laut ÖBB-Rahmenplan 2023 bis 2028 beläuft sich das
Investitionsvolumen für die gesamte Strecke bei rund 6,1
Milliarden Euro. Auf den rund 130 Streckenkilometern finden
sich nicht weniger als hundert Brücken und Unterführungen
sowie 23 Bahnhöfe und Haltestellen.
45
Nicht zuletzt dank des Herzstücks
der Koralmbahn, dem Koralmtunnel,
verkürzt sich die schnellste mögliche
Verbindung zwischen Graz und
Klagenfurt auf nur mehr 45 Minuten.
130
Auf der 130 Kilometer langen
neuen Strecke, darunter 47
Tunnelkilometer, finden sich
100 Brücken sowie 23 moderne
Bahnhöfe und Haltestellen.
Fotos: chris zenz, GRAFEBNER
34 ImmoFokus
Aufsteiger
Absteiger
CIO übernimmt
Chefposten
Führungswechsel. Nachdem Silvia Schmitten-Walgenbach ihren Vertrag vorzeitig aufgelöst und das
Unternehmen per Ende März verlassen hat, übernimmt CIO Keegan Viscius das Steuer bei der CA Immo.
1 2007
Nach dem Abschluss zweier Masterstudien
(Financial Management
und Hospitality Management) an
der Rotterdam School of Management,
Erasmus University, beginnt
Viscius im Juni als Analyst bei
Cushman & Wakefield. Er wird für
viereinhalb Jahre für den Immobiliendienstleister
tätig sein, zuerst in
Prag, dann in London.
2 2011
Der gebürtige US-Amerikaner heuert im European-Real-
Estate-Acquisitions-Team der Starwood Group an. In den
kommenden sechs Jahren wird er für die Identifizierung,
Zeichnung und Exekution von Investments, quer über
alle Assetklassen hinweg, zuständig sei, vor allem in den
Niederlanden, Deutschland, den nordischen Staaten sowie
Zentral- und Osteuropa. Eine gute Vorbereitung auf seine
folgenden Aufgaben bei der CA Immo..
3
3
3
Foto: Stephan Huger
1
Keegan Viscius
2
3 2018
Viscius zieht im Zuge der Übernahme
durch die Starwood
Group mit erstem November
als Chief Investment Officer
(CIO) in den Vorstand der CA
Immo ein. Der langjährige
Senior Vice President der Starwood
Group ist vor allem für
den Bereich Investment und
Asset-Management zuständig.
4 2021
Anfang Mai entscheidet der Aufsichtsrat der CA Immo, das
zum Jahresende auslaufende Vorstandsmandat des US-Amerikaners
vorzeitig bis zum 31.12.2024 zu verlängern. Zu diesem
Zeitpunkt wurden unter seiner Leitung wichtige strategische
Projekte initiiert und vorangetrieben – vor allem das Kapitalrotationsprogramm.
Durch den Verkauf von nicht strategischen
Immobilien sollen Ebitda und Liquidität gestärkt werden.
5 2023
Mit zehntem Juni übernimmt Viscius den Chefsessel bei der CA
Immo, nachdem Ex-CEO Silvia Schmitten-Walgenbach wegen
„unterschiedlicher Ansätze in der Priorisierung der Umsetzung
der Unternehmensstrategie“, wie per Aussendung mitgeteilt
wurde, ihren vorzeitigen Abschied erklärt hat. Der Aufsichtsrat
der CA Immo und die Deutsche einigten sich auf eine einvernehmliche
Auflösung ihres Vertrags per 31. März. Der stellvertretende
Aufsichtsratsvorsitzende David Smith streut dem
neuen CEO Blumen und verweist auf seine starke Erfolgsbilanz
bei der Steigerung der Gesamtrendite für die Aktionäre.
Ausgabe 02|2023
35
Advertorial
Factbox
Fläche: 56.000 m²
Besucher jährlich: 14,5 Mio.
(basierend auf den Daten von 2019)
Anzahl Shops: 110
Umsatz: € 170 Mio. Umsatz
2.300 Indoor Parkplätze in zwei
Parkhäusern
Millennium City
Ein Shopping-Paradies: Gastronomie und Entertainment mit einer
großen Portion Vergnügen und einem klaren Fokus auf Barrierefreiheit,
Sicherheit und Nachhaltigkeit
Kernöffnungszeiten
Shopping Center
• Montag bis Freitag:
9.00 – 20.00 Uhr
• Samstag: 9.00 – 18.00 Uhr
• Sonntag: geschlossen
Entertainment Center
Montag bis Sonntag & Feiertag:
11.00 – 24.00 Uhr
M
itten in der Wiener Brigittenau
befindet sich das neueste
und modernste Shopping
und Entertainment
Center Wiens. Die MILLENNIUM City setzt mit
ihrem vielseitigen Angebot neue Maßstäbe
und wird als erweitertes Wohnzimmer von
Menschen jeden Alters, von Familien und Jugendlichen
geschätzt. Neue Shop-Konzepte,
ein umfangreiches Gastronomieangebot und
Entertainment auf höchstem Niveau bieten
den Kunden ein abwechslungsreiches und
spannendes Shopping-Erlebnis „Plus“.
Shopping vom Feinsten
Die Shopaholics werden mit coolen neuen und
absolut im Trend der Zeit liegenden Marken
belohnt. Der Dessous-Spezialist „Hunkemöller“
überzeugt mit einer abwechslungsreichen
Produktpalette aus bunter Bademode, gemütlicher
Loungeware und bequemer Sportmode.
Bücher-Liebhaber können sich bei „Thalia“
inspirieren lassen und mit der spannenden
Lektüre die Zeit vergessen. Die im Frühjahr
umgebauten Shops „Mango“, „Calzedonia“
und „Intimissimi“ erstrahlen in neuem Glanz.
Das helle Ambiente und die modernen Möbel
laden zum Shoppen ein – und dies ist nur
eine kleine Auswahl des gesamten Shopping-
Erlebnisses in der MILLENNIUM City.
Noch mehr Gastronomie für Foodies
Asia-Fans aufgepasst: Ein besonderes Schmankerl
ist das Restaurant „Sajado“. Es bietet authentische
chinesische Küche vom Feinsten
mit dem eigens entworfenen Robata-Tischgrill,
der für ein ganz besonderes kulinarisches
Erlebnis sorgt. Das gastronomische Angebot
der MILLENNIUM City ist sehr vielseitig: Aufgetischt
werden köstliche Sushi-Variationen,
ein umfangreiches Meeresfrüchte-Buffet oder
bekannte Klassiker aus weiteren asiatischen
Ländern. Und es gibt immer etwas Neues
zu entdecken: Mit Ende des Jahres 2023
werden neue kulinarische Konzepte in der
MILLENNIUM City umgesetzt und die Besucher
mit ihren Kreationen verwöhnt.
Ganz großes Kino
Für ganz große Augen und Ohren sorgt das
„Cineplexx MILLENNIUM City“. In 13 Sälen
laufen die neuesten Blockbuster auf Hollywood-Niveau.
Eine neue Lasertechnologie bietet
mit gestochen scharfen Bildern in 2D, 3D
und 4K ein außergewöhnliches Kinoerlebnis.
Dazu kommt der mit 585 Sitzplätzen und einer
256 Quadratmeter großen Leinwand größte
Kinosaal Österreichs.
Kleine Kinder ganz groß
Auch für die jüngsten Besucher gibt es viele
lustige und spannende Highlights: Im „Monki
Park“ ist Spaß ohne Ende angesagt. Im Kleinkinderbereich
können die ganz Kleinen ihre
motorischen und sensorischen Fähigkeiten
entfalten. Für die größeren Kinder sorgt der
36 ImmoFokus
Advertorial
Fotos: Fotografie Gabriel Buechelmeier, Andi Bruckner, Nadine Studeny Photography
Hochseilklettergarten für Action und Spaß.
Das Highlight für Action-Fans ist „Flip Lab“ ¬
auf dem 2.000 Quadratmeter großen Areal
mit mehr als 60 Trampolinen kommen sogar
Erwachsene auf ihre Kosten. Im Jahr 2021 hat
die MILLENNIUM City den „Lenni Kids Club“
ins Leben gerufen. Mit einer eigenen Clubkarte
erhalten die Kids viele coole Angebote und
spannende Geburtstagsüberraschungen.
Trends setzen
Um den steigenden Bedarf zu decken, wurden
die E-Ladestationen in beiden Parkhäusern der
MILLENNIUM City von Grund auf modernisiert.
Insgesamt 30 E-Ladestation von Wien Energie
stehen den Kunden während des Besuchs der
MILLENNIUM City zum Laden ihrer Elektroautos
zur Verfügung. Der nachhaltige Trend setzt
sich bei den Dauerparkplätzen fort. Insgesamt
wurden 40 E-Parkplätze für die Mieter des Millennium
Towers aufgestockt.
Nachhaltigkeit ist wichtig
und ein Commitment
Mit den Bienenstöcken auf dem Dach der
MILLENNIUM City wird ein Zeichen für den
Umweltschutz und gegen das Bienensterben
gesetzt. Die Location ist perfekt: Die Wiesen
um die MILLENNIUM City links und rechts der
Donau sowie die Nähe zum Donaupark mit
einer Vielzahl an blühenden Blumen, Bäumen
und Sträuchern bieten den Bienen einen idealen
Lebensraum. Seit Mai 2022 bevölkern fünf
Bienenvölker das Dach der MILLENNIUM City.
Daraus werden jährlich bis zu 300 Kilogramm
100-prozentig regionaler Honig produziert.
Auf nachhaltige Produkte spezialisiert haben
sich die Shops „reformstark Martin“ und „Sonnentor“.
Gleich, ob „bio“, „öko“ oder „vegan“:
Von der Ernährung bis zur Kosmetik gibt es hier
Kontakt
Tel.: +43 1 240 001000
E-mail: office@millennium-city.at
Facebook: www.facebook.com/millenniumcity
Instagram: www.instagram.com/millenniumcitywien
www.millennium-city.at
eine umfangreiche Auswahl. Auch die „MILL-
ENNIUM Apotheke“ setzt auf biologische und
vegane Produkte der Firma „Mádara“.
Frei von Barrieren
In Zusammenarbeit mit dem Verein für Menschen
mit Behinderungen ÖZIV ACCESS wurden
Maßnahmen umgesetzt, um die Barrierefreiheit
zu verbessern. So wurden alle Eingänge
mit speziellen Glasmarkierungen versehen, die
Beschriftung der barrierefreien WC-Anlagen
auch mit Brailleschrift ausgeführt und ein taktiler
Center-Plan an der Information aufgelegt.
Zusätzlich ist die Website der MILLENNIUM
City in „Einfacher Sprache“ verfügbar.
Outdoor-Gestaltung neu
Auch das Außenbild der MILLENNIUM City
befindet sich im Wandel. Die Modernisierung
der Außenflächen rund um die Wehlistraße
wurde noch vor dem Sommer 2023
abgeschlossen. Der Bereich wurde begrünt
und mit neuen Sitzmöglichkeiten versehen.
Das sorgt für mehr Schatten, vor allem im
Sommer. Das neu gestaltete Areal bietet den
Kunden eine willkommene Möglichkeit für
eine gemütliche Verschnaufpause.
Das „Tun“ wird belohnt
Die MILLENNIUM City und ihre Betreibergesellschaft
CC Real wurde in den vergangenen
Monaten mehrfach für ihr Handeln und
Bestreben nach ständiger Verbesserung in
vielen nachhaltigen Bereichen mit höchsten
Zertifizierungen ausgezeichnet. Die letzte
Errungenschaft war das SHORE-Zertifikat im
Gold-Status, das weltweit einzige unabhängige
und international anerkannte Zertifizierungsprogramm
für operationelle Risiken,
Widerstandsfähigkeit und Management von
Immobilienbetrieben.
Center Manager Matthias Franta,
Managing Director CC Real Roland Pinz und
Imker Dominik Kussegg
Über CC Real
Seit 2014 ist CC Real für das Center Management
der MILLENNIUM City verantwortlich.
Das 2006 gegründete Unternehmen
CC Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium
Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren
Ländern, ist ein Investor und Betreiber von
Gewerbeimmobilien und verwaltet Assets
in einem Gesamtvolumen von 2,7 Milliarden
Euro und einem dynamischen und ständig
wachsenden Portfolio. CC Real bietet
ein Full-Service-Paket aus umfassenden
INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und
Portfoliomanagement, einschließlich eigener
AIFM-Gesellschaft) und REAL ESTATE
MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,
Facility-, Construction-Management, Leasing)
Dienstleistungen an. Darüber hinaus
verfügt das Unternehmen über nachgewiesene
Erfahrung bei Co-Investitionen in
europäische Vermögenswerte mit internationalen
institutionellen Investoren sowie
mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich
CC Real zudem mit 50 Prozent am Non-
Banking Debt Fund
Manager Madigan
Capital (Sydney,
Australien) beteiligt.
Ausgabe 03|2023
37
Positionen & Meinungen
54
WEIN UND IMMOBILIEN
Martina Sauer, Chief Sales Officer (CSO),
und Lukas Weinwurm, Chief Product
Officer (CPO), beide IMMOunited, erzählen
bei einigen Gläsern guten Weins, wie
sich ihr stark gewachsenes Unternehmen
neu aufgestellt hat. Vor allem, um
Produktinnovationen voranzutreiben.
52
ZU TISCH MIT ...
Simone Rongitsch, Gründerin und CEO
von Pocket-House, und Reinhard Schertler,
geschäftsführender Gesellschafter
Eigentümer und Geschäftsführer der I + R
Vorarlberg und Schertler Holding, trafen
ImmoFokus-Herausgeber Michael Neubauer
auf ein verspätetes Lunch bei Ignaz &
Rosalia am Meidlinger Markt, um über ihr
gemeinsames Joint Venture zu plaudern.
40
COVERINTERVIEW
Thomas G. Winkler, CEO
UBM Development, und
Erich Wiesner, CEO
Wiehag, über die
spannende Wandlung
der UBM zum
Holzbauspezialisten,
die Zusammenarbeit
beider Unternehmen und
das Nischendasein des
Holzbaus in Österreich.
Foto: Adobe Stock
38 ImmoFokus
Ausgabe 03|2023
39
Positionen & Meinungen
Neue Wege beschreiten
Partnerschaft. Thomas G. Winkler, CEO UBM Development, und Erich Wiesner, CEO Wiehag, über die
spannende Wandlung der UBM zum Holzbauspezialisten, die Zusammenarbeit beider Unternehmen und das
Nischendasein des Holzbaus in Österreich.
Das Gespräch führten: Patrick Baldia
Die UBM befindet sich gerade in einem
spannenden Konversionsprozess in Richtung
Holzbau beziehungsweise Holzhybridbau.
Wie ist es dazu gekommen, Herr
Winkler?
Thomas G. Winkler: Wir waren der größte
Hotelentwickler Europas und dann kam die
Pandemie. Und wenn man eines nicht sein
möchte, wenn es eine weltweite Pandemie
gibt, dann der größte Hotelentwickler
Europas. Daher mussten wir uns überlegen,
wie wir uns strategisch neu positionieren.
Welche Megatrends gibt es beziehungsweise
welche nachhaltigen Entwicklungen sind
auszumachen? Wir hatten zu diesem Zeitpunkt
schon mit Holzbau experimentiert. Und
so haben wir entschieden, aus der Not eine
Tugend zu machen und in Frankfurt anstatt
eines Leonardo-Hotels mit 350 Zimmern mit
dem UBM Timber Pioneer das erste Holzhybridhaus
der Stadt zu bauen.
Das klingt etwas riskant…
Winkler: Wir haben gewusst, dass wir mit der
Unterstützung der Politik rechnen können,
weil die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die
das Nebengebäude als Hauptquartier nutzen
wird, in Deutschland ein sehr hohes Ansehen
genießt. Andererseits haben wir gedacht:
Wenn wir schon ein baugenehmigtes Projekt,
wie die Deutschen sagen, „in die Tonne kloppen“,
dann müssen wir etwas spektakuläres
Neues machen. So ist es in groben Zügen zum
Konversionsprozess gekommen. Mittlerweile
sehen wir den Holzbau nicht nur als Trend,
sondern als echte Haltung. Als wir anfingen,
wollten wir 50 Prozent Holzbau machen und
einige meinten, es wäre schon gut, wenn es
jedes fünfte Projekt wäre. Heute sind wir
so weit, dass wir in Zukunft zu 90 Prozent
Holzbau machen möchten. Aktuell haben wir
eine Pipeline von mehr als 250.000 Quadratmetern.
Uns ist nicht bekannt, dass jemand
anderes so viel Holzbau macht.
Herr Wiesner, wie ist Ihre Wiehag mit der
UBM zusammengekommen, was ist da die
Hintergrundgeschichte?
Erich Wiesner: Ich habe gelesen, dass sich die
UBM strategisch neu auf „green. smart. and
more.“ ausrichtet und verstärkt in den Holzbau
gehen will. Da ist mir eingefallen, dass
ich Thomas Winkler kenne, weil wir einmal
gemeinsam in einem Aufsichtsrat zusammengearbeitet
haben. Seine Frau ist überdies
aus dem Innviertel. Ich habe ihm sofort Bilder
von unseren Referenzprojekten geschickt.
Thomas hat innerhalb kürzester Zeit darauf
reagiert. Dazu muss man sagen: Zu diesem
Zeitpunkt hatte die Ausschreibungsphase für
den Timber Pioneer bereits begonnen. Wir
sind also mehr oder weniger reingegrätscht,
als das Projekt schon in der Vergabephase
war. Thomas haben unsere internationalen
Projekte jedenfalls sofort sehr interessiert.
Er hat gesehen, dass wir etwas können, wo er
auch hinwill. Denn eines ist klar: Wenn man
so ein Pionierprojekt umsetzt, dann möchte
man auch die größtmögliche Sicherheit
haben, dass es wirklich gelingt. Wir sind dann
rasch zusammengekommen.
Wieso ist der Holzbau in Österreich so
ein Nischenthema, obwohl die Ressource
reichlich vorhanden wäre?
Wiesner: Der Holzbau in dieser Dimension
stellt eine absolute Nische dar. Traditionellerweise
findet man den Holzbau in den
kleineren Strukturen. Heute können auch
Großprojekte in Holzbauweise realisiert
werden, weil sich in Technik und Produktentwicklung
einiges getan hat. Zudem gibt es
von Investoren- und Bauherrenseite ein
wachsendes Interesse daran, nachhaltige
und möglichst CO2-neutrale Gebäude zu
errichten. Da findet aus meiner Sicht gerade
ein Paradigmenwechsel statt. Dieses Interesse
daran, in einer anderen Materialität, nämlich
in Holz zu bauen, bedeutet für Architekten
und Planer, letztlich auch für die Bauindustrie,
ein Abgehen von gewohnten Wegen und
Vorgehensweisen. Wir sehen, dass sich viele
sehr schwer damit tun.
Wie kommt das?
Wiesner: Es fehlen einfach das Know-how und
die Erfahrung. Das liegt auch an der Ausbildungssituation.
Erst Anfang der 90er Jahre
wurde der erste Holzbau-Lehrstuhl an der
technischen Universität in Graz eingerichtet.
Dies auf heftiges Drängen der Holwirtschaft.
Ich war als junger Funktionär persönlich beim
40 ImmoFokus
Fotos: @Rizar.Photo
Ausgabe 03|2023
41
Positionen & Meinungen
42 ImmoFokus
damaligen Wissenschaftsminister Erhard
Busek. Es war extrem schwierig und hat
uns viel Überzeugungsarbeit gekostet. Bis
dahin war der Holzbau mehr oder weniger
zimmermannsmäßig unterwegs. Die Projekte,
die wir heute im Holzbau sehen, und die
Wiehag weltweit baut, wären ohne höchstes
Engineering-Wissen nicht realisierbar. Gott sei
Dank hat sich die Ausbildungssituation zwischenzeitlich
maßgeblich verbessert. Holzbau
wird heute an allen technischen Universitäten
unterrichtet.
Winkler: Ich erlaube mir auf eine neue
McKinsey-Studie hinzuweisen: Demnach
eignen sich überhaupt nur 30 Prozent der
Hochbauten für modulares Bauen, dafür aber
mehr als die Hälfte für den Holzbau. Das heißt,
der Holzbau wird mit einem Anteil von 15
„Mittlerweile sehen wir den
Holzbau nicht nur als Trend,
sondern als echte Haltung.“
Thomas G. Winkler,
UBM Development
Prozent, vielleicht werden es auch 20 Prozent
sein, immer eine Nische bleiben. Aber eben
eine große und vor allem sehr nachhaltige
Nische. Ich erinnere daran, dass bei der Stahlund
Zementproduktion für die Bauwirtschaft
jährlich zwei Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen
werden. Grundsätzlich muss man aber ein
großes Missverständnis aus der Welt räumen.
Die Frage sollte nicht lauten: Holzbau oder
Stahlbetonbau? Es geht um sowohl als auch.
Schaut man sich die Referenzen der WIEHAG
an, so sehen wir einige Beispiele für Gebäude
mit einem Exoskelett aus Stahl. Es ist auch
nicht sinnvoll, den Kern eines Gebäudes, ob
Tiefschacht oder etwas anderes, aus Holz zu
bauen. Man könnte das zwar machen, es wäre
aber nicht effizient. Und eine Tiefgarage aus
Holz zu bauen wäre nicht nur sinnlos, sondern
auch nicht möglich.
Ist für den Holzbau, bei gegebenem Marktpotenzial,
genügend Holz vorhanden?
Wiesner: Das werde ich immer wieder gefragt,
ob Holz in ausreichendem Ausmaß verfügbar
ist, insbesondere dann, wenn mehr in Holz gebaut
werden soll. Die Holzwirtschaft hat sich
schon lange der Nachhaltigkeit verpflichtet.
Es kann und darf nicht mehr geerntet werden
als nachwächst. Derzeit werden in Österreich
nur rund 80 Prozent des jährlichen Zuwachses
genutzt. Die ermittelte Nachhaltigkeitsgrenze
liegt bei etwa 21 Millionen Festmetern Holz.
Ausgabe 03|2023
43
Positionen & Meinungen
Thomas G. Winkler
Der gebürtige Salzburger und Juraabsolvent
(Universität Salzburg und University
of Cape Town, Südafrika) begann seine
berufliche Laufbahn bei der Erste Bank
(vormals Girozentrale). Nach Stationen
bei der Maculan Holding und der Magna
(Europe) Holding, wechselte er 1998 als
Leiter des Bereichs Investor Relations zur
Deutschen Telekom in Bonn. Drei Jahre
später wurde Winkler in den Vorstand der
T-Mobile International, wo er für den Bereich
Finanzen verantwortlich zeichnete.
Nach weiteren Stationen unter anderem
als CFO der Lenzing sowie Tätigkeiten
im Aufsichtsrat der ÖIAG und der russischen
Bashneft JSOC, übernahm Winkler
per 1. Juni 2016 den CEO-Posten bei der
UBM Development, wo er die Bereiche,
Strategy, Investor Relations & Communications,
Transactions & Market Research,
Legal & Compliance, Human Resources
und Mergers & Acquisitions verantwortet.
Mehr darf nicht eingeschlagen und muss
wieder aufgeforstet werden. Kein Baumaterial
ist unendlich verfügbar, auch Sand und Kies
nicht. Holz hat dagegen den Vorteil, dass es
wieder nachwächst und beim Wachstum CO2
einspeichert.
Liegt das an den Holzpreisen, dass mehr
geerntet wird?
Wiesner: Nein. Wenn zuletzt in einzelnen
Jahren mehr geerntet wurde, ist das an Schädlingsbefall,
Windbruch- und Sturmschäden
gelegen, verursacht durch den Klimawandel.
Schadhaftes Holz muss man sofort aus dem
Wald herausbringen. Man kann das nicht
liegen lassen. Ich weiß von den österreichischen
Bundesforsten, dass sie nach einem Jahr
der Überernte den Einschlag im kommenden
Jahr reduzieren.
Winkler: Es geht hier ja nicht um das Schlagen
von Urwäldern. Für unseren Geschäftsbericht
2021 führten wir ein Gespräch mit Jane
Goodall, die ja nicht dafür bekannt ist, dass
sie für die Abholzung von Wäldern ist. Sie hat
uns ein wirklich flammendes Plädoyer für den
Holzbau gegeben. Sie meinte, wenn die Weltbevölkerung
auf zehn Milliarden anwachsen
sollte, dann könne das nur in Städten stattfinden,
weil sonst alles versiegelt werden müsste.
Und in den Städten wird das wiederum nur
über Verdichtung funktionieren. Ein Aspekt,
den man vielleicht noch erwähnen muss: Holz
eignet sich besser für eine Nachverdichtung –
Stichwort: Geschossaufbau – da es so leicht ist.
Es hat grundsätzlich dieselben Eigenschaften
wie Stahl, teilweise aber auch bessere.
Ich war überrascht, als ich bei meinen Recherchen
las, dass Österreich, Deutschland
und die Schweiz als Kompetenzzentren des
Holzbaus gelten. Ich hätte eher gedacht,
dass das die skandinavischen Länder
sind, wo auch die öffentliche Hand viel
offener für den Holzbau ist, was zahlreiche
Prestigeprojekte unterstreichen…
Wiesner: Holz ist in den nordischen Ländern
kulturell und wirtschaftlich stark verankert.
Man sieht das auch im öffentlichen Raum:
Der Flughafen in Oslo ist großteils aus Holz
gebaut und man geht auf Holzfußböden. Diese
44 ImmoFokus
Erich Wiesner
Der Oberösterreicher führt die Wiehag
in fünfter Generation. Der Familienbetrieb
hat den Ingenieur-Holzbau wesentlich
mitgeprägt. Anfang der 1960er
Jahre hat sie etwa als einer der ersten
Betriebe in Österreich mit der Produktion
von Hetzer-Trägern begonnen, die
heute Brettschichtholz-Träger genannt
werden. Das war der Startschuss für
weitgespannte und freitragende Konstruktionen
aus Holz. Heute hat die Wiehag
beeindruckende Referenzprojekte
vorzuweisen. Dazu gehören unter anderem
die Nanyang-Universität in Singapur,
der Timber Pioneer in Frankfurt, die
World of Volvo im Götenborg (Schweden),
die Macallan-Whiskey-Destillerie in
Speyside (Schottland) oder der Ascent
Tower in Milwaukee (USA), einer der
höchsten Holztürme der USA.
Länder zählen zu den größten holzexportierenden
Ländern. Aber im Ingenieurholzbau
haben die DACH-Länder die Nase vorne. Es ist
kein Zufall, dass das neue Markenzentrum für
Volvo in Göteborg von WIEHAG gebaut wird.
Wenn man sich ihre Referenzprojekte
anschaut, gewinnt man den Eindruck, dass
man mit Holz nahezu alles bauen kann.
Wieso spielt der Holzbau im großvolumigen
Wohnbau keine wirkliche Rolle? Ist
das eine Kostenfrage?
Wiesner: Das ist eine schwierige Frage. Der
Holzbau im Wohnbau war wahrscheinlich
teurer, insbesondere zu Beginn. Außerdem ist
er aus Sicht von Bauherrn mit mehr Unbekanntem
und Risiko verbunden. Der soziale
Wohnbau sowie die Wohnbaugenossenschaften
wollten sich das nicht antun. Holzbau läuft
auch anders ab, weil die Planung viel aufwendiger
ist und mehr Know-how voraussetzt.
Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades geht
es dann aber auf der Baustelle viel schneller,
was wiederum die Kosten senkt. Generell ist es
heute schwieriger geworden, Kostenvergleiche
anzustellen. Zu groß war und ist die Preisvolatilität
aller Baumaterialien. Das wird jetzt
gerade wieder etwas planbarer.
Winkler: Fest steht, dass, wenn in Zukunft
Wohnen günstiger werden soll, ein großer
Teil der Baustelle in die Fabrik verlegt werden
muss – Stichwort modulares Bauen. Das trifft
natürlich nicht nur auf Holz zu, sondern auch
auf andere Materialien, die sind aber nicht so
nachhaltig. Ich mache in Europa zwei große
Forderungen aus: Erstens, dass Wohnen wieder
bezahlbar wird. Und zweitens, dass das auf
einer nachhaltigen Grundlage erfolgen muss.
Diese Forderungen werden zu Recht gestellt.
Und wenn ich beide kombiniere, führt das zur
Standardisierung im Holzbau. Das bedeutet
aber nicht, dass alles gleich ausschauen muss.
Aber die Standardisierung und dauerhafte
Anwendung von neu Erlerntem muss zu
Kostenvorteilen führen. In jeder anderen
Industrie ist das so.
Wiesner: Ich möchte zur Kostenfrage noch
etwas ergänzen: Der Holzbau war in der
Vergangenheit in vielen Fällen teurer. Das
Ausgabe 03|2023
45
Positionen & Meinungen
hat einen Grund: Fossile Energie, die für die
Zement- und Stahlerzeugung in hohem Maße
benötigt wird, war ausreichend und zu extrem
günstigen Preisen verfügbar. Der damit verbundene
CO2-Ausstoß war gratis. Der Transformationsprozess
in Richtung Nachhaltigkeit
und Dekarbonisierung wird dazu führen, dass
Energie und CO2-Emissionen künftig teurer
werden. Vielleicht sind wir dann näher bei der
eigentlichen Kostenwahrheit. Ich erwarte, dass
Holz noch wettbewerbsfähiger werden wird.
Winkler: So wie Energie nichts gekostet hat,
hat auch Zeit nichts gekostet. Aber Zeit ist mit
dem Fachkräftemangel richtig teuer geworden.
Beim Holzbau dauert die Planungsphase
zwar länger, aber auf der Baustelle kann man
ungefähr von der halben Bauzeit ausgehen.
Daher werden auch viel weniger Leute
benötigt.
Hat das modulare Bauen nicht auch seine
Schattenseiten?
Winkler: Bislang ist man, Asche auf unser
Haupt, an Bauvorhaben herangegangen
und wusste zu 80 Prozent, was man haben
möchte. Aber nicht zu 100 Prozent. Da fing
man an, und wenn man etwas ein bisschen
anders wollte, konnte man beispielsweise ein
Fenster versetzen. Daher haben wir auch in
unserer Projektentwicklungsrechnung riesige
Beträge für Änderungen vorgesehen, weil uns
die Erfahrung gelehrt hat, dass Eigentümer
während der Bauphase dies oder das plötzlich
gerne anders hätten. Diese Zeiten sind vorbei.
Im Holzbau muss man zu 100 Prozent wissen,
was man will. Erst dann geht man in die
Umsetzung.
Wird bei der Wiehag ausschließlich mit
heimischem Holz gearbeitet?
Wiesner: Österreich ist ein Holzland und
verfügt über eine hochleistungsfähige
„Brandschutz ist weniger eine
Frage der Materialität, sondern der
richtigen Planung und Ausführung.“
Erich Wiesner,
Wiehag
Sägeindustrie. Ein Sägewerk bezieht in der
Regel sein Rundholz aufgrund der hohen
Logistikkosten in einem Umkreis von rund
250 bis 300 Kilometern. Ein oberösterreichisches
oder Tiroler Sägewerk wird also auch im
benachbarten Bayern oder Südtirol einkaufen.
Das erklärt, dass rund ein Drittel des österreichischen
Rundholzbedarfs aus Nachbarländern
importiert wird. Wiehag bezieht seinen
Schnittholzbedarf fast ausschließlich bei
österreichischen Sägewerken. Die Sägeindustrie
weist eine Exportquote von 70 Prozent
auf. Nur 30 Prozent des Einschnitts verbleiben
in Österreich. Von diesen 30 Prozent zählt
WIEHAG zu den größeren Abnehmern.
Die Holzpreise haben sich in den letzten
Jahren ja bekanntlich verrückt entwickelt.
Werden sie sich längerfristig auf einem
höheren Niveau einpendeln?
Wiesner: Die letzten eineinhalb Jahre waren
außergewöhnlich und bisher einzigartig. Da
ist einfach viel zusammengekommen. Die
Situation hat sich wieder normalisiert. Die
Holzpreise sind wieder deutlich gesunken,
auch, weil die Baukonjunktur nachgelassen
hat. Das vorherige Niveau ist aus meiner Sicht
nicht mehr erreichbar, weil in der Zwischenzeit
die Arbeits- und Energiekosten nachhaltig
gestiegen sind. Die Holzpreise haben sich
auf ein vernünftiges und normales Niveau
eingependelt.
Herr Winkler, wie wird eigentlich im neu
gegründeten Kompetenzzentrum Timber
Construction der UBM gearbeitet?
Winkler: Dort arbeiten fünf Leute unter
der Führung von Bernd Egert, einem der
begehrtesten Holzbauexperten des Landes.
Wir konnten ihn gewinnen, weil ihm die
Geschichte, die wir zu erzählen angefangen
haben, sinnvoll und richtig erschienen ist. Das
Team ist eine spannende Mischung aus auf
der einen Seite erfahrenen Zimmerleuten, die
auch auf Baustellen gearbeitet haben, und auf
der anderen Seite jungen Uniabsolventen, die
Holzbau studiert haben. Warum machen wir
das? Weil es keine eingeübte Tätigkeit ist, dass
der Holzbauer, der Rohbauer und der Fassadenprofi
wirklich koordiniert zusammenarbeiten.
Dafür braucht es viel Verständnis für
Holzbau. Dieses Know-how haben wir jetzt
wahrscheinlich schneller als andere und auch
umfangreicher aufgebaut. Auf dem können
wir aufsetzen.
Wiesner: Aus meiner Sicht gehört die UBM
derzeit zu den wenigen Unternehmen, die in
den eigenen Kompetenzaufbau investieren
und investiert haben. Sie wollen wirklich verstehen,
wie Holzbau funktioniert, und nicht
darauf angewiesen sein, andere zu fragen. Wir
sehen das positiv, weil wir uns auf fachlich
kompetenter Ebene sehr gut austauschen
können.
Winkler: Wir werden immer wieder gefragt,
ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, einen
Holzbaubetrieb zu kaufen? Das ist genauso
sinnlos, wie als Developer eine eigene
Baufirma zu besitzen. Man muss verstehen,
wie der Holzbau funktioniert und wie man
koordiniert.
Wie erfolgt Innovation bei der Wiehag?
Wiesner: Im Wesentlichen entwickeln wir uns
mit unseren Projekten weiter. Beispielsweise
hat uns die Macallan-Whiskey-Destillerie im
schottischen Speyside in neue Dimensionen
der parametrischen Planung geführt. Auch
die „World of Volvo“ in Göteborg war ein
einzigartiges Projekt – groß und komplex
zugleich. Die begehbare Dachlandschaft,
rund 10.000 Quadratmeter, wird von drei
mächtigen Baumstämmen mit ausladenden
Baumkronen getragen. WIEHAG funktioniert
wie ein Campus. Der ständige Austausch
aller verfügbaren Disziplinen, wie Technik,
Produktion, Projektmanagement, Montage,
CNC-Programmierung, IT, schafft Sicherheit
und Mut und führt zu Entwicklung und
Innovation. Gleichzeitig stehen wir auch im
Austausch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Für den Bau der technischen
Nanyang-Universität in Singapur, dem größten
Holzbaugebäude Asiens, haben wir zum
46 ImmoFokus
WORDRAP MIT ERICH WIESNER
Ihr größtes Laster?
Süßigkeiten
Ihren Kaffee trinken
Sie am liebsten...
Am Morgen
Morgen- oder
Abendmensch?
Eher
Abendmensch
In den nächsten
zehn Jahren möchte
ich unbedingt...
Fit und gesund
bleiben
Welches Buch
liegt auf
Ihrem Schreibtisch?
Philipp Blom – Die
Unterwerfung
der Welt
Lieblingshobbies?
Rennradfahren,
Lesen, Musik
Mit welcher Person
(lebend oder bereits
verstorben) würden Sie
gerne einen Abend
verbringen?
Viktor Frankl
Wenn Sie das Radio
im Auto aufdrehen,
was läuft?
Ö1
Nehmen Sie
gerne Risiko?
Ja
Womit haben Sie Ihr
erstes Geld verdient?
Wenn Sie im Lotto
gewinnen, was würden
Sie machen?
Viele Bäume
pflanzen
Auf einer
WIEHAG-Baustelle
mit 16
Ausgabe 03|2023
47
Positionen & Meinungen
WORDRAP MIT THOMAS G. WINKLER
Morgen- oder
Abendmensch?
Morgenmensch
(ab 5 Uhr wach)
Mit welcher Person
(lebend oder bereits
verstorben) würden Sie
gerne einen Abend
verbringen?
David Attenborough
Ihren Kaffee trinken
Sie am liebsten...
schwarz
Welches Buch
liegt auf
Ihrem Schreibtisch?
Keines (habe keine
Zeit zum Lesen
beim Arbeiten)
Womit haben Sie Ihr
erstes Geld verdient?
Als Parkplatzwächter
in Hellbrunn
(Salzburg)
Wenn Sie im Lotto
gewinnen, was würden
Sie machen?
Nichts anderes
als jetzt
Nehmen Sie
gerne Risiko?
Manage lieber das
Downside
Lieblingshobbies?
Rennrad fahren
48 ImmoFokus
Ihr größtes Laster?
Schokolade
Beispiel alle erforderlichen Brandtests unter
wissenschaftlicher Begleitung in Eigenregie
durchführen lassen und auch bestanden. Ein
öffentlicher Auftraggeber in Singapur würde
nie ein Risiko eingehen.
Ich nehme an, dass es nicht nur im Falle
des UBM-Kompetenzzentrums nicht so
einfach ist, Mitarbeiter mit einschlägigem
Know-how zu finden, sondern generell?
Winkler: Ja, weil es diese Leute einfach nicht
gibt. Man kann nur aus einem überschaubaren
Pool an Praktikern schöpfen oder junge
Leute ansprechen, die Holzbau studieren.
abgrenzen, die sich ebenfalls für die Standardisierung
eignen, zu einem Kostenvorteil
kommen wird. Das wird auch notwendig
sein, wenn wie etwa in Deutschland 700.000
Wohnungen fehlen. Aber zurück zum Holzhochbau:
Hermann Kaufmann, auch bekannt
als Holzbaupapst des deutschsprachigen
Raums, hat einmal gesagt, dass Holzhochhäuser
zu bauen ungefähr so sinnvoll ist wie
Formel 1 fahren. Was er damit gemeint hat:
Holzhochhäuser sind als Nachweis zu sehen,
dass es aus technischer Sicht möglich ist, mit
Holz hoch zu bauen. Und wenn Geld in diese
Richtung fließt, dann macht man es auch.
In den nächsten
zehn Jahren möchte
ich unbedingt...
Dass es mir so
gut geht wie in
den letzten
10 Jahren
Wiesner: Die Jungen haben natürlich noch
nicht die notwendige Erfahrung und müssen
ausgebildet werden. Wir könnten sofort
sowohl Facharbeiter als auch Ingenieure
einstellen. Die Nachfrage nach Holzbauingenieuren
wird größer, weil mehr Unternehmen,
darunter auch Baukonzerne, den Holzbau als
Chance entdecken. Auch weil sie Projekte wie
den Timber Pioneer oder die „World of Volvo“
in Göteborg wahrnehmen.
Helfen Ihnen solche Referenzprojekte bei
der Rekrutierung?
Wiesner: Natürlich. Aufgrund unserer
Referenzen haben wir uns in der Holzbranche
einen exzellenten Namen erarbeitet und
sowohl Studierende als auch Leute, die
international tätig sein wollen beziehungsweise
bei Top-Projekten mitarbeiten wollen,
wenden sich an uns. Heute ziehen sogar Leute
aus Deutschland in unsere Region, um für uns
zu arbeiten.
„Wir werden
auch wieder
Hotels bauen,
als führender
Holzbau-
Developer Europas
natürlich mit
Holz.“
Thomas G. Winkler,
UBM Development
Wenn Sie das Radio
im Auto aufdrehen,
was läuft?
Ö1 oder Klassik
Radio
Wo geht die Entwicklung im Holzbau hin?
Wiesner: Der Holzbau wird verstärkt in den
urbanen Bereich einziehen. Sei es in Form von
kompletten, mehrgeschossigen Gebäuden,
wie sie die UBM baut, oder in der Nachverdichtung.
Aus statischen Gründen bietet sich
Holz bei Aufbauten geradezu an. Und es wird
auch noch in die Höhe gehen und in größere
Dimensionen von Hallen und Sonderbauten.
Winkler: In der Vergangenheit ist der Holzbau
von der Horizontale in die Vertikale gegangen.
Heute kommt er in der Mitte der Gesellschaft
an. Wie gesagt: Es ist meine tiefe Überzeugung,
dass es durch die Standardisierung und
die besonderen ökologischen Fähigkeiten,
die den Holzbau von anderen Materialien
Die Wiehag hat spannende Referenzprojekte
realisiert, darunter auch
Holzhochbauten, wie etwa das höchste
Bürogebäude Australiens in Brisbane
oder einen der größten Holztürme der
USA in Milwaukee. Werden wir auch in
Österreich so hohe Holzgebäude sehen?
Wiesner: Das momentane Vorzeigeprojekt
in Österreich ist das HoHo in der Seestadt
in Wien. Nun plant ja die UBM das höchste
Holzhochhaus der Welt am Wiener Handelskai.
Aktuell sind im Holzhochbau Höhen von
ungefähr 100 Metern möglich. Wir werden
aber in naher Zukunft Projekte von bis zu
200 Meter Höhe sehen. Aber nicht in Österreich.
Eine Studie der Universität Cambridge
sagt aus, dass man mit Holz rein theoretisch
Ausgabe 03|2023
49
Positionen & Meinungen
auch bis zu 300 Meter hoch bauen kann. Ob
es sinnvoll ist, solche Leuchtturmprojekte
zu realisieren, sei einmal dahingestellt.
Wichtiger ist für uns als Branche, dass Holz
als solides und sicheres Baumaterial wahrgenommen
wird, egal ob man jetzt acht, 15
oder 20 Geschosse errichtet, und dass wir
dadurch zu Chancen kommen.
Winkler: Mir ist es wichtig, dass der Holzbau
in der Mitte der Gesellschaft ankommt.
Ein Hindernis für einen breiteren
Einsatz war ja immer das Thema Brandschutz…
Wiesner: Der Brandschutz ist weniger eine
Frage der Materialität, sondern vielmehr
der richtigen baustoffgerechten Planung
und Ausführung. Beim Brand des Londoner
Grenfell Towers, kein Holzbauprojekt (ein
Sozialwohnungsobjekt, das 2017 weitgehend
ausbrannte, wobei 72 Menschen
starben, Anm.), haben Hohlräume hinter
der Fassade das Feuer angefacht und zur
raschen Ausbreitung über alle Geschosse
geführt. Da wurde einfach falsch geplant
und auf den konstruktiven Brandschutz
vergessen. Holz hat sehr gute Brandwiderstandswerte
und ist im Brandfall klar
berechenbar. Das wissen auch die Feuerwehren.
Winkler: Das Entscheidende ist: Holz
verbrennt kontrolliert. Man kann genau
berechnen, wie viel Millimeter pro zehn
Minuten auf die Dimension des Trägers umgerechnet
verbrennen beziehungsweise wie
lange es dauert, bis ein Gebäude einstürzt.
Die UBM ist zwar von der Hotelentwicklung
abgerückt, aber dass das bis in alle
Ewigkeit ausgeschlossen ist, war auch
wieder nicht zu vernehmen…
Winkler: Nein, wir sind bei Assetklassen vollkommen
agnostisch. Wir denken immer nur
durch die Brille des Investors und da zählen
schlicht und einfach Angebot und Nachfrage.
Und im Moment werden unglaublich viele
Bauvorhaben storniert. Auch im Hotelbereich.
Wir werden natürlich auch wieder
Hotels bauen, aber als führender Holzbau-
Developer in Europa natürlich mit Holz.
Meine letzte Frage würde ich auch gerne
Ihnen stellen, Herr Winkler: Bei einem
Gespräch mit unserem Herausgeber Herrn
Neubauer meinten Sie vor einiger Zeit, dass
Sie bei jeder Entscheidung, die sie treffen,
hinterfragen, ob sie richtig liegen. Wie geht
es Ihnen mit der Entscheidung, in Richtung
Holzbau zu gehen?
Winkler: Wir sind im Moment in einer Hochphase,
weil wir uns durch die Entwicklung des
Timber Pioneer und die erreichte Vermietungsleistung
bestätigt fühlen. Trotzdem warne ich
vor zu viel Enthusiasmus, denn ich mache mir
keine Illusionen: Aufgrund der überschaubaren
Zahl an Experten kann es künftig auch schlechte
Holzbauten geben. Und der erste, der Probleme
aufweist, wird dann dafür herangezogen werden,
den Holzbau an sich schlecht zu machen.
Das ist im Grunde die Sorge aller Holzbaubefürworter.
Aber im Moment bin ich in einer
Phase, in der ich mich sehr bestätigt fühle. Aus
heutiger Sicht ist der Holzbau alternativlos und
für uns als UBM ist es wichtig, dass wir 300
Mitarbeiter haben, die diese Einstellung teilen.
Das ist kein Marketing-Gimmick oder Trend,
dem wir gerade nachlaufen.
50 ImmoFokus
Ausgabe 03|2023
51
Positionen & Meinungen
Zu
Tisch
mit …
Simone Rongitsch
Reinhard Schertler
Gedanken zu einem Menü verfasst
52 ImmoFokus
Eine App, die
mitwächst
Pocket House. „Im Gegensatz zu einer Immobilie wird unsere App wohl
nie fertig werden“, schmunzeln Pocket-House-CEO Simone Rongitsch
und Investor Reinhard Schertler.
Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Fotos: @Rizar.Photo
W
arum treffen wir einander
am Meidlinger Markt im
Ignaz & Rosalia? „Weil
Pocket House in Meidling
geboren wurde. Gleich hier ums Eck bei der
Niederhofstraße gegenüber von der U-Bahn-
Station – in bester Lage, kann man sagen“,
erklärt Gründerin und Pocket-House-CEO
Simone Rongitsch. „Meidling wird unterschätzt.
Ein Bezirk, der im Kommen ist. Das
haben wir bereits vor sieben Jahren gewusst“,
fügt Rongitsch mit einem Lächeln hinzu. Das
haben wir doch erst vor kurzem auch von
Hans Jörg Ulreich gehört, der nicht unweit
vom Ignaz & Rosalia ein eigenes Lokal, die
„Wirtschaft am Markt“, betreibt.
„Natürlich haben wir auch schon einmal diskutiert
wegzuziehen“, so Reinhard Schertler,
geschäftsführender Gesellschafter Eigentümer
und Geschäftsführer der I + R Vorarlberg
und Schertler Holding, dem Kerninvestor des
Start-ups. Doch es blieb bei den Diskussionen.
„Unsere Mitarbeiter lieben das Grätzel,
den Markt.“
Da lag es nahe, sich auch hier mit dem Immo-
Fokus zu treffen. Es ist schwül. Der Wetterbericht
hat (Stark)Regen angesagt. Wie sich
später herausstellen sollte, sollte er Recht
behalten. Da kommt das Angebot von Ignaz
& Rosalia gerade richtig. „Wenn recht ist,
bestell ich einfach eine Variation an Markt-
Tapas“, übernimmt Rongitsch die Bestellung.
Dass dazu auch Debreziner und Frankfurter
gehören, versteht sich auf einem Markt von
selbst. Die Wahl war perfekt. Oliven, gefüllte
Weinblätter, Hartkäse, kroatische Hauswurst,
Hummus-Baguette – aber kein Wein
– dafür ist es zu schwül. Jetzt einmal Apfelsaft
und Mineralwasser. Vielleicht später ein Kaiserspritzer.
Eine Besonderheit: Alle Zutaten
zu den Speisen werden am Meidlinger Markt
eingekauft.
Aber wofür steht Pocket House? „Pocket
House steht für digitales Gebäude- und Quartiersmanagement,
für Tools der Zukunft. Wir
kreieren Technologien, die Wohnhäuser,
Arbeitsplätze oder ganze Quartiere digital
unterstützen und verbinden — transparent
und in Echtzeit. Wichtig ist uns, dass alle User
von unseren Web- und App-Lösungen profitieren.
Vom Eigentümer über Property- und
Facility-Manager bis hin zum Bewohner oder
Büromitarbeiter”, so die Geschäftsführerin
Rongitsch.
Wie kam es zu der Idee, Pocket House zu programmieren?
Stand am Anfang eine Marktanalyse?
Hat der Markt danach gerufen? Es
war so ähnlich, aber auch ganz anders, blickt
Schertler auf die Anfänge zurück.
„Wir haben mit der S+B-Gruppe, die zu 50 Prozent
zu meiner Schertler Holding gehört, die
gerade in Bau befindlichen Danube Flats entwickelt.
Je tiefer wir in die Planung gegangen
Ausgabe 03|2023
53
Positionen & Meinungen
sind, desto deutlicher stellte sich uns die Frage:
Wie können wir dieses Hochhaus organisieren,
das Leben in diesem Tower? Wie funktioniert
der Eintritt? Es gibt Allgemeinflächen, die von
der Stadtplanung aus vorgeschrieben wurden,
Partyräume, Flächen für Kinder. Das muss man
organisieren. Wie kann man die Flächen mieten,
wie wird abgerechnet?“
Urban Gardening
Rongitsch und Schertler kannten einander
bereits von der TU Wien. Die Raumplanerin
Rongitsch – Gründungsmitglied des Gemeinschaftsgartens
der Salat Piraten – leitete zu
diesem Zeitpunkt den gemeinnützigen Verein
Karls Garten im vierten Wiener Gemeindebezirk.
An einem Verkehrsknotenpunkt Wiens
entstand der Schau- und Forschungsgarten in
Kooperation mit dem Restaurant Heuer sowie
der Kunsthalle Wien. Finanzielle Unterstützung
für das Projekt kam von der S+B-Gruppe
und von Schertler.
Wie organisiere ich den Turm?
„Parallel dazu beschäftigten wir uns in der
Schertler Holding mit den Danube Flats und
der Frage: Wie organisiere ich den Turm?
Simone hat dann ein wenig recherchiert,
musste aber feststellen, dass es keine wirklich
„Das gemeinsame Joint Venture
zwischen BIG und Pocket House ist
ein ,perfect match‘.“
brauchbare Lösung gab.“ Rongitsch: „Es gab
Einzellösungen. Zum Beispiel Carsharing,
eine Paketbox, aber keine multifunktionale
Plattform. Wir haben dann rasch entschlossen,
die Plattform selbst zu programmieren.“
Schneller gesagt als getan. In einem ersten
Schritt galt es, geeignete Programmierer zu
finden. „Gott sei Dank wurde ich in meinem
Freundeskreis rasch fündig“, blickt Rongitsch
auf die Anfänge zurück.
Simone Rongitsch,
Pocket House
Man ging an die Arbeit und mit den Danube
Flats wuchs auch Pocket House. „Wobei
wir schneller gewachsen sind“, schmunzelt
Rongitsch. Mit der Zeit hat sich die App
durch zahlreiche weitere Funktionen vergrößert.
„Am Anfang stand der Wohnbau
im Mittelpunkt, wie organisiere ich den
Zugang und ähnliches. Dann sind die Allgemein-
und Gemeinschaftsflächen dazugekommen.
Dann Carsharing und Paketbox.“
Ein gutes Beispiel für ist die Integration
von Ladestationen – bis vor kurzem noch
kein Thema. Nun kommt kein attraktiver
Neubau mehr oder Ladeinfrastruktur für
3-Mobility aus.
Für Schertler steht fest: „Ein wesentlicher
Unterschied aber ist, dass die Danube
Flats einmal fertig werden, Pocket House
wahrscheinlich nie.“ „Wobei wir ja selbst
keine Carsharing-Anbieter oder Paketbox-
Betreiber sind – wir schaffen Schnittstellen.
Pocket House GmbH
Die Pocket House GmbH wurde 2018 von Simone
Rongitsch, Gernot Zechmeister und Christoph
Kast gegründet. Investoren des PropTechs sind
die Schertler Holding und PORR Beteiligungen und
Managment GmbH. Das interdisziplinäre Experten-
Team von Pocket House hat sich zu einem der
führenden österreichischen PropTech-Unternehmen
entwickelt und bietet digitale Produkte in Form eines
Baukastensystems, das sich jeder Immobilie anpasst.
Pocket House ist somit das einzige Unternehmen der
DACH-Region, das für jede Immobilie, von Wohnbau,
Office, über sämtliche kommunale Immobilien bis
hin zu Quartieren, eine Software anbieten kann, um
einen Betrieb zu digitalisieren. Die App von Pocket
House ist komplett unabhängig und kann individuell
angepasst werden. Die Inhouse-Programmierung
ermöglicht eine Umsetzung mit vielseitigen Features
und einem hohen individuellen Anpassungsgrad.
www.pockethouse.at
54 ImmoFokus
Wir arbeiten Hersteller-neutral. Das macht
unser System flexibel. Anbieter können ohne
großen Aufwand ausgetauscht werden.“ Der
Vorteil für den End-User? „Alle Services sind
in einer App abrufbar. Der End-User muss
nicht acht oder neun Apps downloaden“,
erklärt Rongitsch. „Wir wollen uns zum
Beispiel bei den Zutrittskontrollen nicht an
einen Anbieter exklusiv binden.“
„Wir dürfen mit Fug und Recht behaupten,
dass es im gesamten deutschsprachigen
Raum kein mit Pocket House vergleichbares
Unternehmen mit einer so umfangreichen
Produktpalette gibt, die vom Wohnbau bis
hin zum Universitätsgebäude jede Immobilie
abdeckt“, so Schertler.
Datenschutz ist ein Thema, das Schertler besonders
wichtig ist. „Wir leben nicht – wie andere
Anbieter von Apps – vom Datenverkauf.
Für mich wesentlich: Wir programmieren
in Österreich und beschäftigen keine Programmierer
in Drittstaaten. Wir haben die
Kontrolle über den Source-Code und über die
Daten. Wir können unseren Kunden versprechen,
dass mit ihren Daten kein Schindluder
getrieben wird.“
Man hätte die Daten leicht zu Geld machen
können, wie es bei den großen IT-Konzernen
durchaus üblich ist. „Wir verschließen uns
hier eine Einnahmequelle – aber es ist der
richtige Weg, weil es einfach seriöser ist und
den Kunden in den Mittelpunkt stellt.“
Auch wenn Programmierer in Asien wesentlich
günstiger kommen würden, setzt Rongitsch
auf IT-Experten im Inland. „Ein eigenes
Inhouse-Programmierteam ist schneller
und flexibler. Kurze Wege, schnelle Kommunikation.“
Aktuell sind sechs Programmierer
beschäftigt. Und: „Der IT-Chef legt selbst mit
Hand an. Wobei auch alle drei Gesellschafter
nach wie vor im Unternehmen aktiv sind. Ich
mache Planung, Vertrieb, Entwicklung und
leite auch das Designteam. Christoph Kast
ist unser IT-Chef. Gernot Zechmeister ist für
Spezial-Projekte wie das Joint Venture von
Big und Pocket House zuständig. Wir haben
uns in einem mehrstufigen Prozess gegen internationale
Konkurrenz durchgesetzt.“ Ziel
sei, das Portfolio der Big zu digitalisieren und
das digitale Gebäude- und Quartiersmanagement
zu forcieren. Durch maßgeschneiderte
digitale Produkte (weitere Apps) sollen Objekte
für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver
und serviceorientierter gestaltet werden.
Beispielweise können Räume flexibel
gebucht und effizient genutzt werden. Pocket
House erweitert durch das Joint Venture den
Einsatzbereich ihrer Produkte und digitalisiert
erstmalig kommunale Immobilien.
Big Care App
Wobei das nächste Großprojekt bereits in den
Startlöchern steht: „Die Entwicklung der ‘Big
Care App‘ für Objekte im eigenen Portfolio
des Immobilienunternehmens wird gemeinsam
mit der Konzerntochter ARE (Austrian
Real Estate) in Kürze starten.“
Darauf sind Rongitsch und Schertler sichtlich
stolz. Auch die Sicherheit wird nicht vernachlässigt:
„Unsere App wurde vom TÜV-
Österreich auf Herz und Nieren geprüft. Wir
mussten auch gezielten Hacker-Angriffen
widerstehen. Ein für uns alle sehr aufregender,
spannender Moment. Aber: Wir haben
gehalten.“ Eine weitere Herausforderung:
Apps des Bundes müssen barrierefrei sein.
Auch diese Hürde ist geschafft, die App ist
kurz vor der Fertigstellung.„Für mich als Investor
ist die Beauftragung durch die Big die
Bestätigung, dass das Produkt, an dem ich be-
Ausgabe 03|2023
55
Positionen & Meinungen
teiligt bin, technisch gut ist und wirklich allen
Standards entspricht. Das Joint Venture ist ein
großer Milestone.“
Worauf die beiden besonders stolz sind, ist die
jüngst präsentierte App „deilma“. Recherchen
und Kundenfeedback von Pocket House haben
ergeben, dass ein Tool zur Vermietung und
Buchung von Räumen auf Stundenbasis fehlt.
Insbesondere gilt das einerseits für den gemeinnützigen
Wohnbau, wo die Organisation
und die Verwaltung von diversen Gemeinschaftsräumen,
wie zum Beispiel Waschküchen,
ein zentrales Thema ist. Die App vereinfacht
den Zugang zu und die Nutzung von
vorhandenen Ressourcen und trägt damit zur
Sharing Economy und zur nachhaltigen Stadtentwicklung
bei. Beispielsweise ermöglicht
die App es, Erdgeschosszonen oder Schul- und
Bürostandorte, die aufgrund ihrer Nutzungsklassen
abends und am Wochenende leer
stehen, zu nutzen. Rongitsch: „Unser Ziel war
beziehungsweise ist Teilen und Vermieten,
was schon vorhanden ist, die Auslastung von
Räumlichkeiten damit erhöhen und dadurch
Zeit und Kosten in der Organisation sparen.
Der positive Nebeneffekt sind Zusatzeinnahmen
ohne Aufwand!“
Spaghetti Bolognese
Noch einmal kurz zurück zum Kulinarischen.
Die Lieblingsspeise von Schwertler ist klassische
Spaghetti Bolognese. „Aber ich esse
auch sehr gerne vegetarisch. Im vergangenen
Winter hatten wir im Edelweiß, einem unserer
Hotels in Zürs, Paul Ivić vom Tian in Wien zu
Gast, der für uns als Pop-up aufgekocht hat.
Ich probiere gerne Neues aus. Aber sonst
mag ich es eher klassisch.“ Selbst am Herd
steht Schwertler auch aus Zeitgründen nicht.
Im Gegensatz zu Rongitsch, die gerne selber
kocht – aber nicht die typische österreichische
Küche, sondern die israelische, vietnamesische
und generell leichte asiatische Küche hat
es ihr besonders angetan. „Ich habe ein Faible
für argentinisches Essen, weil ich eineinhalb
Jahre in Buenos Aires studiert habe.“
Auf Pocket House in einer spanischen Version
werden wir aber noch länger warten
müssen. „Wir planen fürs Erste in der DACH-
Region, weil da eh noch genug zu tun ist. Also
schon allein in Wien wäre genug zu tun, so
viele Gebäude, wie es gibt.“ Obwohl, räumt
Rongitsch ein „Die App wäre zwar leicht in
unterschiedlichen Sprachen auszuspielen.
Die Märkte in Argentinien oder Brasilien
funktionieren dennoch anders.“
Was in allen Ländern gleich ist: Bei Starkregen
wird man nass – und so wurden wir alle
durchweicht, als wir beim Aufbruch von einem
heftigen Platzregen erwischt wurden.
56 ImmoFokus
Ignaz & Rosalia
DAS SAGT DER FALSTAFF
Leider findet sich im Falstaff noch keine
Bewertung. Aber was nicht ist, kann ja noch
werden.
DAS SAGT DER IMMOFOKUS
Die beliebte Hüftgold Konditorei am Meidlinger
Markt wurde im Sommer 2019 um das
Marktcafé Ignaz & Rosalia erweitert - eine
perfekte Location für einen ungewöhnlichen
Business Lunch.
Ignaz & Rosalia
Meidlinger Markt 37, 1120 Wien
Tel. +43 1 394 94 96-98
Email: kontakt@marktcafe.wien
Öffnungszeiten
Montag-Freitag: 8 – 22
Samstag: 8 – 18
Sonn- & Feiertags: 9 – 18
www.marktcafe.wien
ImmoFokus Restaurantguide
17
PUNKTE
Essen:
Service:
Weinkarte:
Ambiente:
Ausgabe 03|2023
57
Wein &
Immobilien
Frisch von der Leber weg
Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug
mit Martina Sauer, Chief Sales Officer (CSO) und
Lukas Weinwurm, Chief Product Officer (CPO) der
IMMOunited.
Neu aufgestellt
Innovationsgetrieben. Die IMMOunited ist stark gewachsen und hat
sich in der Unternehmensführung neu aufgestellt, vor allem, um ihre
Produktinnovationen voranzutreiben.
Kolumne: Lisa Grüner
Verjus Drink von
Silva & Silva Rosé
www.der-silva.club
U
nsere Verkostung starten wir
nicht mit einem Wein, sondern
mit einem Getränk, das ich in
Reichenau an der Rax entdeckt
habe. Der Verjus Drink von Silva wird mit dem
Saft früh geernteter Trauben hergestellt, verfeinert
mit einem Schuss vierfach destillierten
Brandes. Dadurch wird der Verjus leicht alkoholisch
und haltbar gemacht. Mit dem Silva Rosé
verkosten wir auch gleich die zweite Sorte, die
sich in hellem Altrosa, mit feiner Perlage und
Aromen von Hibiskus und Lavendel zeigt. Am
Gaumen hinterlässt der Rosé einen zarten Geschmack
nach Honigmelone und Traubenzucker,
im Abgang punktet er mit feiner Würze, lebendiger
Säure sowie mit dezenter Fruchtsüße.
Als ersten Wein probieren wir einen Wiener
Gemischter Satz DAC 2020 vom Bioweingut
Lenikus. Der Wein wird aus den handgelesenen
Trauben Grüner Veltliner, Chardonnay und
Weißburgunder produziert. Ein klassischer
Wiener Gemischter Satz mit klarer Zitrus- und
Apfelfrucht in der Nase und saftiger Birnenfrucht
am Gaumen. Währenddessen reden
wir über die jüngste Umstrukturierungsphase
der IMMOunited. Der ehemalige operative Geschäftsführer
Andreas Millonig hat sich mit seinem
eigenen Unternehmen AnDa selbständig
gemacht. Bei der IMMOunited stiegen Martina
Sauer als Chief Sales Officer (CSO) und Lukas
Weinwurm als Chief Product Officer (CPO) in
die Geschäftsführung auf.
Neue Geschäftsführung
Martina Sauer ist seit 15 Jahren im Vertrieb und
seit drei Jahren bei der IMMOunited tätig. Mit
der neuen Funktion hat sie nun die Verantwortung
für die kundenrelevanten Abteilungen
übernommen. „In meinen Verantwortungsbereich
fällt ab sofort die strategische Ausrichtung
von Sales und Customer Care. Ich bin allerdings
nach wie vor operativ tätig – vor allem in der Beratung
und im Verkauf, da mir der persönliche
Austausch mit unseren Kunden sehr wichtig
ist“, erzählt sie. „Wir sind im letzten Jahr stark
gewachsen, daher bedurfte es einer neuen Aufteilung
in der Unternehmensführung.“
„Vor allem in der Produktentwicklung sind
einige neue Teammitglieder dazugekommen“,
fügt Lukas Weinwurm, der ebenfalls seit 2020
bei der IMMOunited ist, hinzu. „Martina und
ich ergänzen uns sehr gut, was die inneren
Abläufe, die Organisation und das Produktverständnis
anbelangt. Wir sind beide sehr
ambitioniert, unsere Ziele zu erreichen, neue
Produkte zu schaffen und Innovationen im Unternehmen
voranzutreiben.“
Als nächsten Wein verkosten wir einen Muschelberg
Reserve 2020 vom Winzerhof Scheit,
einen mineralischen Grünen Veltliner, der
mir bei einer DAC-Verkostung in der Hofburg
besonders aufgefallen ist. Der Wein ist geprägt
vom einstigen Urmeer und dem kalkhaltigen
Boden mit seinen Fossilien. Der würzige Veltliner
ist ausgewogen und kraftvoll, ein Trinkvergnügen
mit langem, schmelzigem Abgang und
Duft nach reifen Früchten.
Stete Weiterentwicklung
Sauer erzählt von den derzeitigen Projekten
und der strategischen Ausrichtung. „Viele
Wünsche kommen direkt von den Kunden.
Wir stehen daher im steten Austausch mit
ihnen und nutzen das Feedback zur Weiterentwicklung.
In weiterer Folge beschäftigen
wir uns auch mit aktuellen Technologien und
Trends, um Produkte zu entwickeln, die der
Markt in Zukunft brauchen wird.“
„Wir probieren vieles aus. Oft weiß man zu
Beginn noch gar nicht, was funktionieren kann
58 ImmoFokus
Die Weine
Bioweingut Lenikus 2020
Wiener Gemischter Satz DAC
www.bioweingutlenikus.at
Winzerhof Scheit 2020
Muschelberg Reserve
www.winzerhof-scheit.at
Weingut Wolfgang Seher 2021
Feuerberg Grüner Veltliner Weinviertel DAC Reserve
www.weingutseher.at
Weingut Klein 2019
Merlot Edition JK
www.klein-wein.at
Weingut Klein 2019
JK
www.klein-wein.at
Weingut Klein 2019
Zweigelt JK
www.klein-wein.at
beziehungsweise angenommen wird. Unsere
Ideen reichen hier von Smartphone Apps bis
hin zu Augmented Reality oder künstlichen
Intelligenzen, die zum Beispiel bei der automatisierten
Bewertung unterstützen können“,
ergänzt Weinwurm.
„Österreich ist bei diesem Thema noch sehr
konservativ unterwegs“, so Sauer. „Umso
mehr freuen wir uns über eine spannende
Zusammenarbeit mit der TU Wien. Im Rahmen
derer wollen wir uns Projekten in den
Bereichen künstliche Intelligenz und Machine
Learning widmen.“
Die Weißweinverkostung schließen wir mit
einem Feuerberg Grüner Veltliner Weinviertel
DAC Reserve 2021 vom Weingut Wolfgang Seher
ab. 46 Jahre alte Reben auf Urgesteinsboden
prägen den Lagenveltliner aus Obermarkersdorf.
Die 0,7 Hektar große Südlage liegt direkt
an der Grenze zum Waldviertel am Manhartsberg.
Gelbgrün zeigt er sich im Glas, mit einem
Geschmack nach reifem Kernobst, Birne und
Quitte mit tropischen Noten. Ein Wein mit einer
wunderbaren mineralischen Würze und einem
kraftvollen Finish.
Grundbuch 2 go
Als nächstes verkosten wir drei Rotweine der
Winzerin Jacqueline Klein. Ihr Neusiedlersee
DAC Reserve Zweigelt 2017 zeigt sich mit einem
tiefdunklen Rubingranat mit violetten Reflexen
im Glas, dem Geschmack nach reifen Beeren,
einem Hauch von Cassis sowie schönen Holzanklängen
im Duft. Ein saftiger Wein mit vornehmer
Säure und gut eingebundenen Tanninen.
Sauer zeigt mir die IMMOunited2GO App.
Sie bietet Einblick in Eigentums-, Kaufvertrags-
und Bauprojektdaten. Diese sind österreichweit
verfügbar und standortbasiert,
sie können in einem Umkreis von 150 Metern
eingesehen werden. Im Bereich der Neubauprojekte
werden beispielsweise Projektphasen,
Angebotspreise und Transaktionen
angezeigt. All diese Informationen stammen
aus der IMMOunited Bauprojektdatenbank
IMMOdeveloper, die dieses Jahr ebenfalls um
einige Funktionen erweitert wird.
Weinwurm dazu: „Dazu zählt zum Beispiel die
Einbindung von Zertifizierungen, was gerade
im Hinblick auf die Entwicklungen im Bereich
ESG relevant ist. In Zukunft werden somit zertifizierte
und nicht zertifizierte Neubauprojekte
vergleich- und analysierbar.“
Der Merlot Edition JK 2019 vom Weingut Klein
hat im Duft reife Beerenfrüchte mit leicht würzi-
gem Touch, im Geschmack Nougatnoten, komplexe,
reife Tannine und einen guten Holzeinsatz.
Ein großartiger, sehr opulenter, stoffiger
Wein mit einem langanhaltenden Abgang.
Zum Schluss sprechen wir über die derzeitige
Marktsituation. „Die Stimmung ist schon
etwas gedrückt, aber genau deswegen sind
gerade jetzt Innovation und Entwicklung so
wichtig. Wir haben die Flexibilität, auf die
Wünsche der Kunden einzugehen und bestehende
Produkte zu optimieren“, so Sauer.
„Der Zugang zu transparenten Daten und Informationen
wird immer wichtiger, sie geben
bei Entscheidungen Stabilität. Wir bemerken
aktuell, dass Marktinformationen vermehrt
nachgefragt werden – von großen nationalen
und internationalen Unternehmen, aber auch
von kleinen regionalen Firmen.“
„Der Markt braucht einen Überblick“, so
Weinwurm. „Schon im 1. Quartal 2023 wurden
24 Prozent weniger Objekte verbüchert
verglichen mit dem Vorjahr. Der Markt ist gebremst,
das Angebot auf Plattformen steigt,
während die Transaktionen zurückgehen.
Das wirkt sich in weiterer Folge auch auf die
Preisentwicklung aus.“
Zum Ausklang kosten wir noch einen JK 2019
der Winzerin Jacqueline Klein. Kreiert wurde
dieser Wein aus den drei Sorten Cabernet Sauvignon,
Syrah und Merlot. In der Farbe zeigt er
ein tiefdunkles Rubinrot, im Duft Nuancen von
Tabak, dunkler Schokolade, Cassisnoten und
eine elegante Würze. Dies spiegelt sich auch am
Gaumen sehr schön wider, begleitet von feinen
Tanninen und exzellenten Röstaromen. Ein
komplexer Wein mit opakem Kern.
Ausgabe 03|2023
59
Im Fokus
„Wir wollen
Awareness schaffen“
Nachhaltigkeit im Fokus. Der ImmoFokus traf Katrin Gögele-Celeda, Country Manager Austria &
Adriatic bei der Immofinanz, im neuen Myhive Urban Garden am Wienerberg.
Das Gespräch führte: Patrick Baldia
Wie kam es zur Entwicklung des neuen
Myhive Urban Garden?
Nach dem Auszug eines „Single-Tenant“ gab
es Überlegungen zur zukünftigen Nutzung
und dem damit verbundenen durchgreifenden
Umbau des Gebäudes. Das Myhive-
Konzept war eigentlich von Anfang an gesetzt,
da es am Markt sehr gut angenommen wird
und im gesamten Portfolio – somit auch am
Wienerberg – keine freien Office-Flächen
mehr verfügbar sind. Auf Myhive aufbauend
wollten wir dennoch eine eigene Idee entwickeln,
um das Angebot an die Anforderungen
anzupassen, die uns vor allem beim Thema
ESG intensiv beschäftigen. Wir wollten ein
Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten
und kommunizieren. Wir haben uns schnell
entschieden, beim Urban Garden das Thema
Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen.
Das wird an der grünen Fassade unschwer
zu erkennen sein…
Die Grünfassade und die begrünten Außenflächen
sollen das Mikroklima optimieren.
Aber grundsätzlich versuchen wir mit dem
Urban Garden in allen Bereichen höchsten
Nachhaltigkeitsstandards zu entsprechen.
Wir haben völlig neue energieeffiziente
Anlagen eingebaut. Weiters haben wir unter
anderem zu hundert Prozent Ökostrom,
überall LED-Beleuchtung, ein Abfall- und
Wassermanagement sowie ein innovatives
Mobilitätskonzept.
Der Urban Garden ist aber auch eine Art
Pilotversuch für Green-Lease-Verträge,
die ja auf alle Myhive-Standorte ausgerollt
werden sollen…
Genau. Im Prinzip sind das Mietverträge,
die zusätzlich zwei grundsätzliche Themen
regeln: Erstens verpflichten sich beide Seiten,
Verbrauchsdaten auszutauschen. Zweitens
bekennt sich der Mieter dazu, die Mietfläche
ressourcenschonend zu nutzen. Wir haben in
allen Mietbereichen die Zugänge für Strom,
Heizung, Kühlung und Wasser mit Smart
Meters versehen, daher kann jeder seinen
Verbrauch monitoren und steuern.
Und was passiert, wenn sich ein Mieter
nicht daran hält, etwa im Winter die
Heizung zu hoch aufdreht? Muss er dann
mit Sanktionen rechnen?
Nein, das würde auch keinen Sinn machen.
Man kann es als gegenseitige Verpflichtung
sehen, aber im positiven Sinne. Man kann
auch von einem Dialog sprechen. Wir wollen
Awareness schaffen, die Mieter mit an Bord
holen. Von unseren anderen Standorten
wissen wir ohnehin, dass sich die Mieter mit
dem Thema ESG auseinandersetzen. Darauf
aufbauend haben wir das zweite Alleinstellungsmerkmal
entwickelt. ESG bedeutet ja
auch, auf seine Mitarbeiter zu schauen, auch
auf ihre Gesundheit. Dementsprechend
wollen wir den Mietern im Urban Garden
eine perfekte Kombination aus „work“ und
„life“ anbieten. Hier sollen die Bedürfnisse
der Menschen im Mittelpunkt stehen.
Daher veranstalten wir auch regelmäßige
Community-Events, wie Frühstücke, bieten
Vorträge, Workshops und anderes an. Nur
drei Beispiele: Yoga, Massagen und Cranio-
Sacral-Therapie.
Sie erwähnten das Mobilitätskonzept. Wie
ist die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz?
Also ich bin heute Früh mit Zug und Bus zum
Wienerberg gekommen und habe 40 Minuten
aus Klosterneuburg gebraucht. Und wir
wollen auch, dass unsere Mieter öffentliche
Verkehrsmittel nutzen. Dafür bieten wir eine
App an, die über zur Verfügung stehende
Verkehrsmittel informiert. Zudem bieten wir
Mietern und Mitarbeitern seit längerem einen
kostenlosen eigenen Shuttlebus, der von der
Oper aus wegfährt. Das wird sehr gut angenommen.
Aber natürlich wird der Standort
nochmals aufgewertet, wenn künftig die U2
den Wienerberg anfährt.
Wie läuft eigentlich die Vorvermietung
beim Urban Garden? Im Herbst wird ja
Eröffnung gefeiert…
Wir sind zufrieden. Bislang ist ein gutes
Drittel der Flächen vermietet. Mit rund einem
Dutzend Interessenten befinden wir uns
gerade in Verhandlungen und erwarten demnächst
den einen oder anderen Abschluss.
60 ImmoFokus
Insgesamt sind wir jedenfalls sehr zuversichtlich,
dass wir bis September eine sehr hohe
Auslastung haben werden.
Das klingt ambitioniert. Sie haben ja erst
kürzlich die Vollvermietung des Myhive am
Wienerberg verkündet…
Ich möchte nur so viel verraten: Es wird in die
Richtung gehen, in der wir uns jetzt schon
befinden.
Lassen sich die Interessenten lange Zeit,
um eine Entscheidung zu treffen?
Unsere Mieter sind relativ schnell in der
Entscheidung. Es kommen auch einige Mieter
nicht wie früher mit dem eigenen Architekten,
sondern sie beziehen sofort die bereits
von uns ausgebauten und vollausgestatteten
Flächen, können den Laptop aufklappen und
mit dem Arbeiten loslegen.
Haben Sie den Eindruck, dass Unternehmen
heute weniger Flächen nachfragen?
Wir haben während der Corona-Pandemie
mit vielen Mietern Gespräche geführt, da
sich das Nutzerverhalten und die Belegung
aufgrund von Home-Office, Remote-Work
und dergleichen verändert haben und viele
ihre Mietbereiche anders gestalten möchten.
Derzeit beschäftigen sich viele Unternehmen
mit neuen Flächenkonzepten, vor allem,
um Mitarbeitern attraktive Büros bieten zu
können und sie wieder ins Büro zurückzuholen.
Jedenfalls müssen die Flächen heutzutage
flexibler sein. Wir haben unter unseren
Mietern auch viele, die in den letzten Jahren,
auch pandemiebedingt, mit der Digitalisierung
gute Geschäfte gemacht haben und jetzt
erstmals am Büromarkt aktiv werden und bei
uns anfragen. Das sind in der Regel Start-ups,
die zu Beginn eher kleinere Flächen anmieten,
aber dann auch überproportional wachsen.
Wie schaut es mit der Mietvertragsdauer
aus?
Einige Mieter, die neu zu uns kommen,
hatten bisher langlaufende Mietverträge
und wollen sich jetzt nicht mehr so lange
binden. Früher waren beispielsweise zehn
Jahre laufende Mietverträge nicht unüblich.
„Derzeit beschäftigen sich
viele Unternehmen mit neuen
Flächenkonzepten, vor allem, um
Mitarbeitern attraktive Büros bieten
zu können und sie wieder ins Büro
zurückzuholen.“
Katrin Gögele-Celeda,
Immofinanz
Die langen Laufzeiten werden heutzutage nur
noch sehr selten abgeschlossen, da sich die
Unternehmen natürlich an das dynamische
Wirtschafts- und Arbeitsumfeld anpassen
müssen. Heutzutage ist die durchschnittliche
Ausgabe 03|2023
61
Im Fokus
Mietdauer jedenfalls kürzer geworden und
liegt zwischen drei und fünf Jahren. Wir
bieten aber noch flexiblere Laufzeiten an. In
unserem Mycowork kann man sich bereits ab
einem Monat Laufzeit einmieten. Die Mieter
legen, dass es ihren Mitarbeitern gut geht. Vor
allem den Jüngeren ist der Arbeitsplatz sehr
wichtig. Wir machen oft Führungen mit Interessenten
und meistens nehmen diese ihre
Mitarbeiter mit, was auch zeigt, dass heute
„Das Büro ist ein Ort der
Kommunikation geworden,
aber auch für konzentriertes
Arbeiten muss es passende
Räumlichkeiten geben.“
Katrin Gögele-Celeda,
Immofinanz
Was muss ein Büro heute können?
Ich glaube, dass in diesem Zusammenhang
das Home-Office beziehungsweise Remote-
Work eine wichtige Rolle spielen. Wenn man
ins Büro kommt, dann um sich auszutauschen.
Das Büro ist ein Ort der Kommunikation
geworden, aber auch für konzentriertes
Arbeiten muss es passende Räumlichkeiten
geben. Man benötigt viele kleinere Besprechungsräume
für virtuelle Meetings und
Fokusräume, in denen man in Ruhe arbeiten
oder Telefonate führen kann. Aber das
Wichtigste für die Unternehmen ist, dass die
Fläche effizient genutzt wird. Das bedeutet,
dass man Räume, die man nicht zu jeder Zeit
braucht, mit anderen teilt. In unserem Myhive
haben wir beispielsweise eine große Lounge,
in der man sich ungezwungen aufhalten,
Kaffee trinken und sich mit anderen Mietern
austauschen kann. Und es gibt auch „pay-peruse“-Meetingräume,
die man jederzeit über
unsere Myhive-App buchen kann.
nutzen die Infrastruktur eines großen Büros
und sind Teil einer Community.
Man hört, dass sich die junge Generation
bereits beim ersten Bewerbungsgespräch
nach dem Büro erkundigen…
Was wir merken ist, dass die Unternehmen,
die zu uns kommen, sehr viel Wert darauf
Entscheidungen anders getroffen werden.
Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich
den ganzen Standort zeigen zu lassen und die
Angebote vor Ort unter die Lupe zu nehmen.
Das kommt bei den Mitarbeitern sehr gut an.
Bei uns mögen sie vor allem die Infrastruktur,
wie die Lounges und Nappingrooms, aber
auch die Services, zum Beispiel die Massagen.
Größere Meetingräume werden nicht
mehr benötigt?
Dafür eigene Flächen im Mietbereich zu
berücksichtigen, ist nicht mehr zeitgemäß.
Und wenn vielleicht einmal im Monat doch
ein größeres Meeting ansteht, dann nutzt
man die verfügbaren Meetingräume am
Standort. Wir haben am Wienerberg zudem
ein professionell betreutes Konferenzzentrum
Katrin Gögele-Celeda
Die Absolventin der Wirtschaftsuniversität
Wien (Schwerpunkte:
Finanzierung und Finanzmärkte,
Kreditwirtschaft) verantwortet als
Contry Manager Austria & Adriatic,
neben Österreich die Märkte
Slowenien, Serbien, Kroatien und
Italien. Bevor sie 2017 zur Immofinanz
wechselte, war sie unter
anderem Immobilienmanagerin bei
EHL Immobilien Management sowie
Immobilienfachberaterin bei Bonreal
Immobilienvermittlung. Ihre
berufliche Karriere startete Gögele-
Celeda noch während des Studiums
2001 bei der Raiffeisen Zentralbank,
wo sie im Bereich Institutional Sales,
Derivative Sales tätig war.
62 ImmoFokus
und Eventflächen mit Blick über Wien,
in denen Veranstaltungen mit bis zu
200 Personen stattfinden.
Setzt sich Ihrer Meinung nach die
Clean-Desk-Policy langsam, aber
sicher durch?
Manche Mieter haben „shared
desk“-Modelle, bei denen Mitarbeiter
keinen fix zugeordneten Arbeitsplatz
haben und somit „clean desk“ auch
notwendig ist. Bei uns ist das nicht
der Fall und es kommt schon vor, dass
die Leute ihre Sachen stehen lassen
beziehungsweise den Arbeitsplatz
personalisieren. Durch die geänderten
Arbeitsweisen werden aber auch die
Mitarbeiter in dieser Hinsicht immer
flexibler und lassen sich eher auf neue
Belegungskonzepte ein.
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Ausgabe 03|2023
63
Zum Autor
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.
Bestandsimmobilien als
Nachhaltigkeitsressourcen
Kommentar: Georg Flödl
Die föderalen Strukturen in Österreich bilden seit jeher
einen großen Hemmschuh in der gesamtheitlichen
Fortentwicklung. Das ist auch bei vielen Nachhaltigkeitsthemen
gegeben. Bestes Beispiel dafür ist die jüngste
Diskussion betreffend aktive Bodenpolitik von Bund,
Ländern und Gemeinden. Dass Österreich europaweit an
vorderster Front der Bodenversiegelung steht, sollte uns
zu denken geben. Im Kompetenzdschungel verlieren sich
dann die Spuren der Anstrengungen, ein gemeinsames
Ziel zu definieren.
Kirchturmdenken der Tagespolitik
Ein ähnliches Schicksal hat auf Bundesebene das Energieeffizienz-Reformgesetz
erlitten. Das Scheitern, eine
parlamentarisch erforderliche Zweidrittelmehrheit
zur Einbindung der Länder in dieses
Programm zu erwirken, ist exemplarisch
für das Kirchturmdenken der Tagespolitik.
Nur über die technischen Normen der
OIB-Richtlinien und deren Verankerung
in den jeweiligen bautechnischen Normen
gibt es Vereinheitlichungen im Baurecht.
Mit großem Interesse werden derzeit die
Verhandlungen im Europäischen Parlament
zur Änderung der EU-Gebäuderichtlinie
beobachtet. In einem der Vorentwürfe,
der dann doch nicht veröffentlicht
wurde, hatte man noch für die 15 Prozent
der energietechnisch schlechtesten Immobilien
ein Verkaufs- und Vermietungsverbot
überlegt, wie es auch in Frankreich
und Großbritannien schon der Fall ist.
Bestandsverbesserungshebel nicht genutzt
Die aus der EU-Gebäuderichtlinie resultierenden bautechnischen
Vorschriften der einzelnen Länder kennen schon
seit vielen Jahren Mindestanforderungen im Bereich des
Neubaus als eindeutige Vorgaben, die von den Baubehörden
der Länder umgesetzt werden. Anders ist dies bei
der Definition der „großen Renovierung“. Die Mindestanforderungen
wären nämlich dann anzuwenden, wenn es
sich um eine Renovierung eines Gebäudes handelt, bei der
mehr als 25 Prozent der Oberfläche der Gebäudehülle einer
Renovierung unterzogen werden, es sei denn, die Gesamtkosten
der Renovierung der Gebäudehülle und der gebäudetechnischen
Systeme betragen weniger als 25 Prozent
des Gebäudewertes, wobei der Wert des Grundstücks,
auf dem das Gebäude errichtet wurde, nicht mitgerechnet
wird. Maßnahmen zur Instandhaltung,
Verbesserung und Sanierung, wie beispielsweise
Fassadenrenovierung oder Tausch von
Türen und Fenstern, unterliegen oftmals in
den einzelnen Bauordnungen der Länder weder
einer Anzeige- noch einer Bewilligungspflicht.
Der schon jetzt bestehende Hebel zur
Verbesserung des Bestands wird demnach
von den Baubehörden nicht wirklich genutzt.
Unstrittig ist jedoch, dass Vermieter und
Eigentümer in den nächsten Jahren mit großen
Herausforderungen konfrontiert sein
werden. In der öffentlichen Meinung ist dies
leider noch nicht angekommen. Populismus
und Neiddebatten schüren ein anderes
„Klima“, anstatt gemeinsam an Nachhaltigkeitszielen
zu arbeiten.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
64 ImmoFokus
GEBERIT BADAUSSTATTUNG UND SANITÄRTECHNIK
UNSER ANLIEGEN: IHR
NÄCHSTES PROJEKT
SANITÄRRAUM-
PLANUNG
BADEZIMMER-
DESIGN
ROHINSTALLATION
TRINKWASSER-
HYGIENE
SCHALLSCHUTZ
BRANDSCHUTZ
Warum Buwog, Soravia, IES und viele andere Bauträger auf Geberit setzen?
Weil sie sich um die Bäder und die Sanitärtechnik keine Sorgen machen
müssen. Bäder, die von Anfang an passen. Mit Sanitärtechnik, die für
Jahrzehnte verlässlich arbeitet. www.geberit.at/wohnbau
Ausgabe 03|2023
65
Zum Autor
Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung
der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.
(VÖPE).
Quo vadis, Immobilienstandort Österreich?
Kommentar: Sebastian Beiglböck
Österreich ist ein gutes Land. Schöne Gegend, hohe Lebensqualität,
fleißige und innovative Menschen. Und die Politik? Nicht nur, aber besonders
auch in der Immobilienpolitik (wieso wird dieser Begriff eigentlich
nie verwendet?) bestimmt derzeit vor allem Stillstand die politische Landschaft.
Die Koalitionspartner ÖVP und Grüne können sich auf wichtige
Weichenstellungen nicht einigen, die SPÖ ist mit sich selbst beschäftigt
(das wird noch länger so sein) und blockiert gemeinsam mit der FPÖ wichtige
Gesetzesmaterien im Parlament, die Neos agieren beinahe unter der
Wahrnehmungsschwelle.
Seit der Pandemie wird kaum noch
gestaltet, aber dafür hemmungslos
ausgegeben, mit Helikoptergeld,
das uns eine der europaweit höchsten
Inflationsraten beschert hat,
mit vielen Förderungen für
unterschiedlichste Klientele
vom Pendler bis zum Skiliftbetreiber.
Die Wirkungen
werden selten bis gar nicht
hinterfragt. Dabei gäbe es
so viele offene Baustellen,
an denen gestaltet werden
könnte. Vorschläge sind:
Mietrecht dysfunktional
Mietrecht: Seit mittlerweile
Jahrzehnten ist allen Beteiligten klar,
dass unser Mietrecht hochgradig dysfunktional ist. Keiner versteht, warum
Mietregulierungen an fixen Kalendertagen festgemacht werden, was
augenscheinlich zu Investitionsstaus und Abbrüchen führt. Keiner weiß,
wie man Altbauten unter den gegebenen Rahmenbedingungen klimafit
machen kann. Das Thema wird politisch nicht einmal debattiert.
Erneuerbare Wärme: Das EWG, mit dem ein wesentlicher Hebel zur Erreichung
der Klimaziele geschaffen werden soll, wird nach wie vor auf die
lange Bank geschoben. Offenbar, weil man genau weiß, dass dieses ohne
Anpassung einer Vielzahl an wohnrechtlichen Bestimmungen (Stichwort
„Willensbildung“) nicht funktionieren wird. Da lässt man es lieber liegen,
statt zu gestalten.
Bodenstrategie: Die „Bodenstrategie für
Österreich“ liegt längst als Entwurf vor, ist
aber bisher weder beschlossen noch ernsthaft
kommuniziert worden. Vielleicht, weil
man weiß, dass man im angezählten österreichischen
Föderalismus ohne wirksame
Hebel, die Gemeinden dazu zu bewegen,
kein Bauland mehr in der Pampa zu widmen
oder gar ein drittes Geschoss im Ortsverband
zuzulassen, wenig Aussicht auf Erfolg hat.
Lieber auf ein Wunder warten.
Statt Erleichterungen
Überregulierung
Wohnbauinvestitionen: Durch die geänderte
Zinslandschaft und die gestiegenen
Gestehungskosten kommen Investitionen
in den Wohnbau derzeit zum Erliegen. Statt
Erleichterungen und Anreize umzusetzen, zum
Beispiel über längere Liebhabereifristen oder die Abschaffung
von überzogenen Gebühren, wird die Situation mit der
Überregulierung von Kreditvergaben noch verschärft.
Man kann nur hoffen, dass der Gestaltungswille nun, da wir die Zeit der
Pandemiefeuerwehr hinter uns haben, wieder in die österreichische Politik
zurückkehrt.
Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, Adobe Stock
66 ImmoFokus
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Ausgabe 03|2023
67
Die bewegte
ImmoWirtschaft
Regelmäßige Kolumne
über Fakten und Inhalte, die
verändern und prägen.
#37
Miniatur-Träume: Ein Augenzwinkern auf
den Trendwechsel im US-Wohnungsmarkt
Kommentar: Philipp Kaufmann
Herzlich willkommen in der schillernden Welt des US-amerikanischen
Wohnungsmarkts, einer Welt, in der das neueste Statussymbol keine Luxusvilla,
sondern ein Miniaturhaus ist. Ja, Sie haben richtig gehört. Groß
ist out, klein ist in.
Wagen wir einen humorvollen Blick auf diese erstaunlichen Veränderungen.
Während die Welt auf den neuesten Tesla-Release oder Apple-
Ankündigungen wartet, zücken die trendbewussten Amerikaner die
Kreditkarte für ein Tiny House. Das Wohnen in diesen minimalistischen,
meist mobilen Wohnkreationen ist kein Ausdruck von Sparmaßnahmen,
sondern vielmehr die modische Entscheidung, sich für Bescheidenheit
und Nachhaltigkeit zu entscheiden. Es ist fast, als hätte sich der amerikanische
Traum einen kuscheligen Pullover übergezogen und beschlossen,
auf Diät zu gehen. Wer braucht schon ein Anwesen in Beverly Hills, wenn
man mit einem Mini-Haus auf Rädern die gesamte kalifornische Küste
erkunden kann?
Die US-Bürger entdecken die Eleganz der Einfachheit, und die Auswirkungen
dieser Erkenntnis sind ziemlich komisch. Man stelle sich vor:
eine Küche, die auch als Schlafzimmer fungiert, ein Wohnzimmer, das
sich in ein Home-Office verwandelt und ein Badezimmer – nun ja, besser,
wir belassen es bei den Details.
Multifunktionale Möbel
Doch es ist nicht nur das Wohnen auf kleinem Raum, das die Herzen der
US-amerikanischen Wohnungssuchenden im Sturm erobert. Multifunktionale
Möbel sind die neue Norm. Ihr Couchtisch ist plötzlich auch Ihr
Esstisch, Ihre Leiter dient als Bücherregal, und Ihr Bett? Es ist wahrscheinlich
auch Ihre Yogamatte. Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf, rollen auf
die Seite und sind schon mitten in der ersten Asana. Das nennen wir mal
effiziente Raumnutzung!
Zurück in den Vororten
Als ob das nicht genug wäre, sehen wir eine Renaissance der Vororte.
Waren Vororte nicht die Heimat von Strickjacke tragenden Rentnern und
Eltern, die ihre Kinder im Minivan herumfahren? Nun, die Zeiten ändern
sich. Heutzutage entdeckt die Hipster-Gemeinschaft die Vorstädte und
bringt dabei ihre unverwechselbaren Bio-Cafés, Mikrobrauereien und
Vintage-Boutiquen mit. Was einst Vorort-Einöde war, ist nun Schauplatz
für Yoga im Park, Food-Truck-Festivals und Kunsthandwerkermärkte.
Zukunft Wohnen
Kurz gesagt, der US-amerikanische Wohnungsmarkt ist kaum wiederzuerkennen.
Das „alte“ Wohnen ist passé, die Zukunft gehört den Minimalisten
und Multifunktionalisten, die sich den Trend der Stunde zu Eigen
machen. Die neue amerikanische Wohnrealität präsentiert sich klein,
vielseitig und mit einem überraschenden Hang zur Vorstadtidylle. Hängen
Sie Ihre Krawatten auf, schnappen Sie sich Ihre Yogamatte und Ihre
Wanderschuhe, und begrüßen Sie das neue amerikanische Traumhaus
– im Miniaturformat!
Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock
68 ImmoFokus
Zum Autor
Andrea Dissauer ist Geschäftsführerin der EHL Immobilien
Management GmbH und für die Schwerpunkte Büro, Retail,
Logistik und Hotelimmobilien verantwortlich. Sie ist „Member
of the Royal Institution of Chartered Surveyors” (MRICS).
Motivierte Mitarbeiter sind
die beste Qualitätssicherung
Kommentar: Andrea Dissauer
Fotos: Adobe Stock
Die ordnungsgemäße Verwaltung und das wirtschaftlich optimale
Management von Bestandsimmobilien sind zu einer komplexen
Herausforderung geworden, die nur mit dem Einsatz modernster
technischer Möglichkeiten bewältigt werden kann. Verwaltungsunternehmen
stehen dadurch unter einem enormen Innovationsdruck,
der zunehmend die Spreu vom Weizen trennt.
Nächste technische Revolution
Nach dem Digitalisierungsschub, der in den zurückliegenden
Jahren die Arbeit der Hausverwaltung
in vielen Facetten veränderte und
erleichterte, naht mit den rasant wachsenden
KI-Anwendungen die nächste technische
Revolution. Und zwar eine,
vor der man sich nicht zu fürchten
braucht, sondern eine, die gerade
zum richtigen Zeitpunkt kommt,
um die sprunghaft steigenden
Anforderungen – Abwicklungsgeschwindigkeit,
Fehlerminimierung,
Transparenz, Sicherheitsbestimmungen
und Rechtsvorschriften,
beschleunigte Neuverwertung von Leerstandflächen
und vor allem die Herkulesaufgabe
ESG/Dekarbonisierung – so bewältigen zu können,
wie Kunden sich das auch erwarten.
Team fällt nicht vom Himmel
Diese herausfordernde Situation mit permanenter Innovation verlangt
mehr denn je ein perfekt eingespieltes Team mit umfassender
Qualifikation, langjähriger Erfahrung, 100-prozentiger Kundenorientierung,
hohem persönlichem Engagement und nicht zuletzt
Bereitschaft zu permanenter Weiterbildung. Ein solches Team fällt
nicht vom Himmel, sondern muss langfristig aufgebaut werden, und
dafür spielt soziale Nachhaltigkeit im Sinne eines rundum positiven
Arbeitsumfelds eine Schlüsselrolle.
In der EHL Immobilien Gruppe wird diesem Aspekt daher ein sehr
hoher Stellenwert zugeordnet. Flexible Arbeitszeiten und -orte,
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine ausgewogene
Balance zwischen Arbeit und Freizeit, aber auch
viele „Kleinigkeiten“, wie einmal ein Meeting
im Rahmen eines Spaziergangs abzuhalten,
die Büros nicht nur funktional,
sondern auch ästhetisch ansprechend
zu gestalten, tatsächliches Eingehen
auf individuelle Bedürfnisse der
Mitarbeiter und vieles mehr sind
die Puzzleteile, aus denen das
Gesamtbild eines Unternehmens
entsteht, das seinen Mitarbeitern
auch eine emotionale Heimat
bietet und bei dem sich trotz Arbeitskräftemangel
immer wieder
hochqualifizierte Personen mit wertvollen
Erfahrungen bewerben.
Zufriedene Mitarbeiter, glückliche Kunden
Dass wir dafür zum wiederholten Male als „Great Place to Work“
ausgezeichnet wurden, ist eine erfreuliche Bestätigung für unsere
Unternehmensphilosophie, zu der ein fairer, wertschätzender und
partnerschaftlicher Umgang mit allen Mitarbeitern unverzichtbar gehört.
Und das macht sich letzten Endes im wahrsten Sinn des Wortes
bezahlt: Wer zufriedene Mitarbeiter hat, hat auch glückliche Kunden,
und glückliche Kunden sind die beste Basis für ein erfolgreiches Unternehmen.
Ausgabe 03|2023
69
Zum Autor
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes
gemeinnütziger Bauvereinigungen.
Erfolgreiches Jahr 2022 für GBV
Kommentar: Klaus Baringer
Als Verbandsobmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV)
kann ich zu Recht auf unsere Unternehmen stolz sein. Im abgelaufenen
Jahr 2022 stellten die 182 GBV rund 16.700 Wohnungen fertig.
Damit haben die GBV sechs Prozent mehr fertiggestellt als im Vorjahr
und liegen auch vier Prozent über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von
16.100 Wohnungen. So schaffen wir Jahr für Jahr leistbares Wohnen
für tausende Österreicherinnen und Österreicher.
Diese Bauleistung zeigt auch, dass wir ein bedeutender Wirtschaftsfaktor
sind. Denn mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Milliarden
Euro für Neubau und Sanierung sind die GBV auch in Krisenzeiten
ein wichtiger Konjunkturmotor und ein verlässlicher Partner für
Wohnungssuchende, die Bauwirtschaft, die Banken und die Politik.
Knick beim Bauen
Für alle Bundesländer zeichnet sich aber bereits ein einheitlicher
Trend ab: 2023 wird die Bauleistung voraussichtlich annähernd gleichbleiben,
und ab 2024 scheint die Baukonjunktur deutlich zurückzugehen.
Die Zahl der in Bau befindlichen GBV-Wohnungen beläuft sich
mit Anfang 2023 auf 29.200. Dieser Wert liegt acht Prozent unter dem
Zehn-Jahres-Durchschnitt von 31.700. Noch deutlicher sind die Baubewilligungen
zurückgegangen, die mit 12.700 um 24 Prozent unter
dem Zehn-Jahres-Schnitt von 16.800 liegen.
Reaktionen nötig
Der starke Rückgang der Baubewilligungen zeigt den Ernst der Lage.
Vor allem bei der Wohnbauförderung herrscht aus meiner Sicht
Handlungsbedarf. Beim Thema Wohnen ist und war das seit Jahrzehnten
bewährte System der österreichischen Wohnbauförderung
ein weit über die Grenzen Österreichs geschätztes Mittel für leistbares
Wohnen. Doch genau hier gab es in den letzten Jahren immer mehr
finanzielle Rückschritte. Die öffentliche Hand konnte in den letzten
mehr als zehn Jahren aufgrund der günstigen Kapitalmarktzinsen
erhebliche Mittel bei der Wohnbauförderung einsparen. Während
vor 25 Jahren rund 2,3 Milliarden Euro (rund 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
für Wohnbauförderung eingesetzt wurden, belaufen
sich die Wohnbauförderungsmittel zuletzt nur noch auf 1,8 Milliarden
(rund 0,4 Prozent des BIP). Ich denke, nunmehr ist es wieder erforderlich,
diese Mittel aufzustocken. Nur so kann man langfristig leistbares
Wohnen für möglichst viele Menschen in Österreich gewährleisten.
Die Gründe für den Rückgang an Baubewilligungen sind
vielfältig. Das beginnt bei den viel zu hohen Grundstückskosten
in vielen Ballungsräumen. Aber auch die enorm
gestiegenen Baupreise und die höheren Kreditzinsen machen
sich bemerkbar. Die Materialkosten sind innerhalb
von drei Jahren um 36 Prozent gestiegen, die Arbeitskosten
um neun Prozent. Die Steigerung war rasant und es
zeichnet sich noch kein Rückgang ab, sondern eine Stabilisierung
auf einem sehr hohen Kostenniveau.
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock
70 ImmoFokus
Zum Autor
Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020
Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.
Hände weg von Substanzsteuern!
Kommentar: Martin Prunbauer
Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock
Die Forderung nach Einführung von Millionärssteuern in Form von
Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern poppt in der Politik
wie das „Amen“ im Gebet immer dann auf, wenn Politiker Pläne
schmieden, mehr Geld zu verteilen, als sie zur Verfügung haben. Zuletzt
verpackte der frischgebackene SPÖ-Parteichef sein dringendstes
Anliegen mit den Worten: „Besteuern wir Vermögen ab einer Million
und sorgen wir für mehr Gerechtigkeit!“ Er nannte eilig im nächsten
Atemzug Ausnahmen für Hausrat oder Betriebsübernahmen im Erbschaftsfall,
um seine „Häuslebauer“-Wählerschaft vom Boden- bis
zum Neusiedlersee nicht zu vergrämen. Diese wäre bei dem angestrebten
Freibetrag „richtig safe“, so seine Aussage. Dass dem
nicht so ist, steht außer Zweifel. Diese Einsicht teilten
bereits seine sozialdemokratischen Vorgänger,
wenn sie sich mit diesem Thema näher auseinandersetzten.
„Enteignungs-Limbo“
Schon anhand der Steuerdebatten in der
Vergangenheit, die von Linksideologen losgetreten
wurden, zeigte sich, wie rasch die
Besteuerungsgrenzen von Vermögenssteuerbefürwortern
– gleich einem „Enteignungs-
Limbo“ – immer weiter nach unten wanderten.
Sollen mit den Einnahmen nicht nur
Neidgefühle befriedigt, sondern ein entsprechendes
Steueraufkommen generiert werden,
müsste tief in den Mittelstand eingegriffen werden.
Betroffen wären nicht nur Vermieter, sondern
vor allem auch selbstnutzende Eigentümer,
die durch diese zusätzliche Steuerlast zu einem
Verkauf gezwungen wären. Die im europäischen
Vergleich ohnehin schon niedrige Eigentumsquote
würde damit mit Sicherheit weiter zurückgehen.
Auf den Gebäudesektor kommen in naher Zukunft eine Reihe umweltbezogener
Maßnahmen zu. Konkret beabsichtigt die Europäische
Union, die Treibhausgasemissionen der Mitgliedstaaten bis zum Jahr
2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken
und bis zum Jahr 2050 auf netto Null zu reduzieren. Österreich ist in
dieser Hinsicht noch ambitionierter: Der unrealistische Zeitplan des
Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWG) will bis zum Jahr 2035 sämtliche
Öl-, Kohle- und Koksheizungen stilllegen und bis zum Jahr 2040 auch
den Einsatz von fossilem Gas untersagen.
Viele Maßnahmen nicht umsetzbar
Dabei ist festzustellen, dass viele der auf europäischer
und innerstaatlicher Ebene
geplanten Maßnahmen technisch und
rechtlich derzeit nicht umsetzbar
sind und teilweise auch keine Verbesserungen
bringen. Der für die
Umsetzung vorgegebene Zeitrahmen
erweist sich zudem als nicht
realisierbar. Vor allem aber sind
mit diesen Vorhaben immense
Investitionen verbunden, die
wiederum alle Eigentümer treffen.
Österreich hat schon jetzt eine im
Europavergleich hohe Steuerlast mit
einer Abgabenquote von 43,2 Prozent.
Im Bereich der Einkommensverteilung
schneidet Österreich weltweit übrigens
überdurchschnittlich gut ab, wie aus
dem Gini-Koeffizienten, dem statistischen
Maß zur Darstellung von Ungleichverteilung,
hervorgeht.
Ausgabe 03|2023
71
Zum Autor
Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real
und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund
Vermögenstreuhänder.
Bestellerprinzip: Makler verlieren
Provisionen, Mieter verlieren ihre Vertretung
Kommentar: Michael Pisecky
Die Mietervertreter und Konsumentenschützer wurden über nahezu
15 Jahre nicht müde, eine Änderung der seit Jahrzehnten bestehenden
Regelung eine Doppelvertretung von Mieter und Vermieter durch
Immobilienmakler und einer Provision von beiden Seiten im Rahmen
der Höchstprovisionsregelung laut Immobilienmaklerverordnung zu
fordern. Die Mieter sollen von der Provision entlastet werden, nicht der
Vermieter den Makler aussuchen, dem dann auch der Mieter eine Provision
zu bezahlen hat. Immer wieder wurde betont, dass der Makler doch
ohnehin nur für den Vermieter arbeitet. Nun dazu müsste man sich nur
kurz mit der Tätigkeit des Maklers auseinandersetzen, was die Politik
nicht getan hat – das war bei der Pressekonferenz, auf der die Neuerung
angekündigt wurde, klar festzustellen.
Nicht viel Makleraufwand für Mieter?
Der Makler bemüht sich um den Vermittlungsauftrag (Akquisition),
erhält diesen auch, wenn seine Dienstleistung attraktiv ist, bereitet die
Vermarktung auf, sammelt alle Unterlagen und Dokumente und trägt
sämtliche Vermarktungskosten. Wenn er dem ersten Mietinteressenten
das Angebot sendet, hat er 50 Prozent seiner Arbeit hinter sich, wenn
er die Tür bei der Besichtigung aufsperrt, zumindest 65 Prozent. Hier
entsteht der Eindruck bei Mietinteressenten oder bei denen, die diese
vermeintlich vertreten, dass der Aufwand für diesen zukünftigen Mieter,
also Telefonate, Angebot, Besichtigung, Verhandlung mit dem Vermieter,
Erklärung des Mietvertrags und Begleitung bis zur Übergabe, doch
nicht so groß ist. Für den Vermieter wurde viel mehr geleistet.
angesehen wurden, Anforderung von zig Angeboten, Kommunikation
per Telefon oder E-Mail mit Maklern, einige Besichtigungen, um eben
dann die eine Wohnung zu mieten. Der Vermieter bezahlt für den Aufwand,
im Erfolgsfalle (!), für diese eine seiner Wohnungen. Der Mieter
bezahlt für den Aufwand der bisherigen Suche, im Erfolgsfalle(!), für die
dann gemietete Wohnung.
Im Auftrag des Vermieters
Mit dem Bestellerprinzip sind die Makler im Auftrag des Vermieters tätig
und vertreten diesen, aus mit der Doppelvertretung. Der Mieter hat
keinen Vertrag mehr mit dem Makler und wird damit nicht mehr von
diesem vertreten. Da der Makler keine Provision vom Mietinteressenten
erhalten kann, wird er auch keinen Maklervertrag mit ihm abschließen.
War das wirklich so gewollt von den Konsumentenschützern?
Maklerleistungen für beide Seiten
Nun im konkreten Fall sind viele der Leistungen des Maklers für beide
Seiten, dennoch wird wohl im Einzelfall der Aufwand des Maklers zugunsten
des Vermieters ausfallen. Was aber vergessen wird ist die Leistung,
die der konkrete Mietinteressent nicht nur bei der Anmietung der
konkreten Wohnung, sondern bei seiner bisherigen Suche konsumiert
hat. Suche in Immobilienportalen, wo vielleicht hunderte Wohnungen
Foto: Adobe Stock
72 ImmoFokus
move121 - Real Estate Branding
Marketing for
masterpieces.
Nur eine starke Marke gibt Ihrem Immobilienprojekt
den Rahmen den es verdient.
mwl@move121.com | move121.com
move
121
Ausgabe 03|2023
73
ImFokus
108
RÜCKENWIND
Die Zeiten der Deals sind vorbei.
Durch Kaufen und Verkaufen sind
keine Wertsteigerungen mehr zu
machen. Das heißt, der Bestand muss
ordentlich gemanagt werden, sind
Frank Brün (AREAMA), Michael Klement
(United Benefits Holding) und Alina
Nichiforeanu überzeugt.
122
IMMOFAKTEN
Fakten, Fakten und nochmals Fakten:
Der Wiener Wohnungsmarkt in einer
umfassenden Analyse.
76
REAL CIRCLE
Repair, Reuse, Recycle.
Beim 32. Real Circle auf
Einladung von ERSTE
BANK, ERSTE Immobilien
KAG, Erste Group,
IMMOunited, PwC und
ImmoFokus diskutierten
30 Expertinnen und
Experten über das
spannende Thema
Kreislaufwirtschaft.
Foto: Adobe Stock
74 ImmoFokus
Kollitsch &
Soravia.
Inspiriert von
morgen.
Zwei tatkräftige Partner vereinen ihre Erfahrung und
Fähigkeiten: Die innovationsstarke Kollitsch Gruppe
und die erfahrene Immobilienentwicklerin Jasmin
Soravia schaffen gemeinsam hochwertigen Wohnbau
in Wien und Umgebung. Für eine bessere Zukunft. Für
ein besseres morgen.
Neben Neubauten stehen im Sinne der Nachhaltigkeit
die Revitalisierung und Sanierung bestehender
Gebäude im Fokus. Über Projekte und Vorhaben
informieren wir Sie laufend auf unserer Webseite.
Anfragen senden Sie uns bitte gerne an
immobilien.wien@kollitsch.eu
Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH.
Gußhausstraße 2, 1040 Wien. +43 1 226 2600 750.
kollitsch.eu/soravia
Ausgabe 03|2023
75
ImFokus
Real Circle
#32
Der nächste
große Schritt
Repair, Reuse, Recycle. Beim 32. Real Circle auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE
Immobilien KAG, ERSTE Group, IMMOunited, PwC und ImmoFokus diskutierten rund
30 Expertinnen und Experten über das spannende Thema Kreislaufwirtschaft.
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Rudolf Oezelt, Charles Steiner und Heimo Rollett
D
ie immer drastischeren Auswirkungen
des weltweiten Klimawandels
machen klar: Die Gesellschaft
muss ihr Handeln
überdenken. Als eine der ressourcenintensivsten
Branchen gilt das umso mehr für die Immobilienwirtschaft.
Ein Ansatz, der in diesem
Zusammenhang immer mehr in den Fokus
rückt, ist die Kreislaufwirtschaft. In einem
System mit geschlossenen Kreisläufen geht es
darum, Ressourcen zu schonen, Abfälle zu
reduzieren und Umweltbelastungen zu minimieren,
um am Ende des Tages die Lebensqualität
der Menschen merklich zu verbessern.
Aber wie gelingt der Wechsel zu kreislauforientierten
Prozessen? Wie werden Ressourcen
richtig genutzt? Wie lassen sich Prozesse optimieren
und welche Rolle spielt dabei die
Digitalisierung? Welche Chancen bieten sich
für Unternehmen? Welche neuen Wege müssen
entlang der Wertschöpfungskette eingeschlagen
werden? Muss das Recycling wie wir
es kennen neu gedacht werden? Was können
kreislauffähige Gebäude? Was kommt auf
Projektentwickler zu? Und welche nationalen
und internationalen Best-Practice-Beispiele
gibt es?
Herausforderung Kreislaufwirtschaft
„Vor wenigen Jahren war für die meisten Akteure
in der Immobilienwirtschaft Nachhaltigkeit
noch ein Fremdwort“, betont Peter Karl, Geschäftsführer
ERSTE Immobilien KAG, um
hinzuzufügen: „Jetzt stehen wir vor dem nächsten
großen Schritt. Kreislaufwirtschaft ist für
76 ImmoFokus
Hier geht‘s
zum Video
www.immo-timeline.at
die gesamte Immobilienbranche eine große
Herausforderung.“ Nachsatz des Experten: „Wir
stehen am Anfang eines langen Weges.“
Die Vorstellung, dass Materialien, die wir aktuell
in Gebäuden verbauen, für eine spätere
Generation noch einmal relevant sein können,
ist nach Einschätzung von Karl „ausgesprochen
langfristig gedacht“. „Aber ich glaube auch,
dass wir uns zeitnah damit auseinandersetzen
müssen. Spätestens dann, wenn man auf europäischer
Ebene bei der Formalisierung des
bisher noch nicht definierten Umweltziels
Kreislaufwirtschaft angelangt ist. Sobald im
Rahmen der EU-Taxonomie konkrete Vorstellungen
verschriftlicht sind, sind wir sowieso
gefordert“, bringt es Karl auf den Punkt.
Ultima Ratio Abriss
Christian Zehetner, Geschäftsführender Gesellschafter
ADEQAT Investment Services, sieht
eine Abkehr vom „Cradle to Grave“-Gedanken
und eine Hinwendung zu „Cradle to Cradle“.
„Kreislaufwirtschaft ist interdisziplinär ausgerichtet“,
sagt er weiter. Noch regiere jedoch die
Zettelwirtschaft – weshalb der Digitalisierung
eine entscheidende Rolle zukomme. „Ohne
Digitalisierung keine Kreislaufwirtschaft“, stellt
Zehetner klar. „Allein schon die Definition
Kreislaufwirtschaft ist schon spannend“, wirft
Michael Herbek, Leiter Projektentwicklung
BUWOG Österreich, ein. „Wo setze ich an? Was
befindet sich im Kreislauf? Was werde ich in
den Kreislauf schicken? Sind es nur die Rohstoffe,
die Materialien, oder sind es Bauteile, die ich
in den Kreislauf schicke?“ Aber in Wirklichkeit
Ausgabe 03|2023
77
ImFokus
geht es dem BUWOG-Experten um einen möglichst
langen Lebenszyklus. „Abriss muss die
Ultima Ratio bleiben.“
Treiber Fachkräftemangel
„Wir beschäftigen uns derzeit auch sehr intensiv
mit dem Thema Vorfertigung“, berichtet
Herbek aus der Praxis. „Es existieren bereits
Anbieter, die qualitativ hochwertige endausgefertigte
Raumzellen anbieten und garantieren,
dass sie diese in x Jahren dann auch wieder
komplett zurücknehmen. Und sie sagen dir
heute schon, wie auch immer das funktionieren
mag, wie viel du für die alte Raumzelle in Zukunft
ungefähr noch bekommen wirst“, so Herbek
über ein „spannendes Thema, das aber noch
in den Kinderschuhen steckt“. Er glaubt, dass
das Thema Vorfertigung nicht zuletzt aufgrund
des Arbeits- und Fachkräftemangels an Geschwindigkeit
aufnehmen wird.
„Sobald in der EU-
Taxonomie konkrete
Vorstellungen
verschriftlicht sind,
sind wir gefordert.“
Peter Karl,
Erste Immobilien KAG
Marius Hrastnik, Technischer Mitarbeiter ATTACCA
Projektmanagement, sieht vor allem im langen
Lebenszyklus der Immobilien eine der großen
Herausforderungen – auch in der Bewertung:
„Werden jetzt Maßnahmen gesetzt, profitiert in
der Regel nicht direkt derjenige, der investiert
hat, sondern erst der nächste oder übernächste
Nutzer.“ Das spiegele sich auch in der niedrigen
Sanierungsquote wider. „Wenn wir den Green
Deal bis 2050 erreichen wollen, müssen wir die
Sanierungsquote auf zumindest drei Prozent
erhöhen – ohne finanzielle Anreize und Änderungen
in den Kompetenzen wird dies allerdings
nicht gehen.“ Dass die Flächenwidmung in die
Kompetenz der Gemeinden fällt, ist Hrastnik im
Übrigen ein Dorn im Auge.
Vorschlag: Material mieten
„Im Neubau ist die Kreislaufwirtschaft noch am
ehesten realisierbar“, sagt Marcel Reifschneider-
78 ImmoFokus
„Dort, wo
Infrastruktur
vorhanden
ist, muss
nachverdichtet
werden.“
Michael Herbek,
BUWOG Group
Hicker, Cost Manager Turner & Townsend. Aber
die Industrie sei aufgerufen, hier mitzuwirken.
„Wir brauchen kreislauffähigen Materialien. Die
Industrie muss sensibilisiert werden – von dieser
Seite ist ein eindeutiges Commitment notwendig“,
hält er fest. Reifschneider-Hicker schlägt vor,
Materialien nicht mehr zu kaufen, sondern nur
zu mieten – inklusive Rücknahmeverpflichtung
des Produzenten: „Mit Building Information
Modeling (BIM) haben wir ein wirklich starkes
Werkzeug in der Hand.“
Karl sieht den europäischen Gesetzgeber gefordert.
Dieser lege am Ende des Tages die Realität
fest. Ein gutes Beispiel sei die EU-Taxonomie.
„Auch, wenn bisher erst zwei der sechs Umweltziele
wirklich schriftlich formalisiert sind.“ Wenn
die restlichen vier nachfolgen, was ja großteils
heuer erfolgen soll, sei dann auch genau definiert,
was sich der EU-Gesetzgeber unter Kreislauf-
„Im Neubau ist die
Kreislaufwirtschaft noch
am ehesten realisierbar.“
Marcel Reifschneider-Hicker ,
Turner & Townsend
„Ohne Digitalisierung
keine Kreislaufwirtschaft.“
Christian Zehetner,
ADEQAT Investment Services
„Werden jetzt
Maßnahmen gesetzt,
profitiert meist nicht der
Investor, sondern der
nächste oder übernächste
Nutzer.“
Marius Hrastnik,
ATTACCA Projektmanagement
Ausgabe 03|2023
79
ImFokus
wirtschaft vorstelle. „Wir können stundenlang
diskutieren, ob wir dies sinnvoll finden oder
nicht. Es wird unmittelbare Auswirkungen auf
die Bewertung und die Finanzierungskosten
haben“, so Karl. Klar sei dabei, dass Investoren
nur mehr in EU-Taxonomie-konforme Gebäude
investieren werden.
Freiwilligkeit nicht zielführend
Karl glaubt, dass sich auf Basis von Freiwilligkeit
überhaupt nichts tun wird. „Das gesetzte Ziel
ist so ambitioniert, dass wir den CO2-Ausstoß
in Österreich zwischen 2020 und 2030 halbieren
müssen, um den vorgesehenen Pfad überhaupt
einhalten zu können. Jeder, der immer noch
glaubt, das geht mit Freiwilligkeit, lebt da wirklich
auf einem anderen Stern“, meint der CEO
der ERSTE Immobilien KAG weiter.
„Kreislaufwirtschaft
bedeutet, weg von der
Wegwerfkultur und
hin zum schonenden
Umgang mit der
Ressource.“
Mariana Ristic,
Value One Development
Mariana Ristic, Head of ESG bei Value One, kurz
und prägnant, was sie unter Kreislaufwirtschaft
versteht. Gerade als Entwickler könne man etwa
bei der Auswahl der Ressourcen und Baustoffe,
die man für die Realisierung von Immobilienprojekten
benötige, einiges bewegen: „Da gilt es, in
der Entwicklungsphase kluge Entscheidungen
zu treffen, was zumindest ein gewisses Grundwissen
in der Materie voraussetzt.“ Insgesamt sei
die Kreislaufwirtschaft eine echte „Monsteraufgabe,
die bei der Umsetzung in die Praxis noch am
Fehlen ganz banaler Dinge scheitert. „Ich weiß
etwa nicht, wo ich Sekundärrohstoffe für den
großvolumigen, mehrgeschossigen Wohnbau
einkaufen kann“, nennt Ristic ein Beispiel.
Bei Value One hat man durchaus schon Erfahrungen
mit dem Thema Kreislaufwirtschaft gemacht.
Sie verweist auf das Headquarter ihres Unternehmens,
das in einer Tribüne der Trabrennbahn
Krieau errichtet wurde. Diese war zuvor sich selbst
überlassen und dem Verfall preisgegeben. „Da
das Gebäude unter Denkmalschutz steht, haben
wir in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt
sehr sorgfältig revitalisiert und saniert“, erklärt
sie und erinnert sich unter anderem daran, dass
etwa die historischen Stiegenhandläufe oder
Fenster ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut
wurden.
Auch für Allora Immobilien ist Kreislaufwirtschaft
ein wesentlicher Aspekt. „Wir leben das Thema
derzeit ganz stark, weil wir das Großprojekt Ankerbrotfabrik
als ‚Zukunftsanker‘ intensiv vorbereiten
und kurz vor dem Start stehen“, sagt der
Leiter der Projektentwicklung, Florian Amlacher.
„Wir haben in dem teilweise unter Denkmalschutz
stehenden, gewaltigen Bestandsareal den Idealzustand,
die vorhandene Struktur nützen und
teilweise durch Neues ergänzen zu können.“ Für
Amlacher ist es klar, dass man davon wegmüsse,
mit viel Ressourceneinsatz Wirtschaftswachstum
zu produzieren. „Darauf hat sich allerdings die
österreichische Bauwirtschaft noch nicht so recht
eingestellt.“
Komplett neue Ebene
„In der gewerblichen Immobilienfinanzierung
sind wir gewohnt, Risiko-Ertrags-Profile zu erstellen
sowie Finanzen und Bewertungen zu interpretieren.
In dem ganzen Prozess des Wandels in
Richtung Nachhaltigkeit und ESG, in dem wir uns
befinden, sind wir wirklich die Lernenden“, sagt
Roman Eisenmagen, Leiter Gewerblicher Wohnbau
bei der ERSTE BANK, nur um hinzuzufügen:
„Mit der Kreislaufwirtschaft kommt jetzt eine
komplett neue Ebene in einer dramatischen Geschwindigkeit
auf uns zu.“ Persönlich halte er das
für die beste und gescheiteste Entwicklung der
letzten Jahre.
Lukas Weinwurm, Chief Product Officer/Geschäftsführung
IMMOunited, sieht sich als Datensoftware-
Dienstleister beim Thema Kreislaufwirtschaft
ebenfalls in der Rolle des Lernenden. Im beruflichen
Alltag habe man aktuell nur selten direkt
damit zu tun. Das liege vor allem daran, dass die
entsprechende Datenbasis derzeit noch fehle.
Aber nicht nur das Sammeln der Daten ist in
diesem Zusammenhang wichtig. Auch die struk-
„Wir werden uns Kreislaufwirtschaft leisten
müssen“, sagt Herbek, und fügt hinzu: „Klar ist
für mich, dass wir mit dem Bestand arbeiten
müssen. Wie gehe ich mit dem, was da ist, effizienter
und nachhaltiger um, um es zukunftstauglich
zu machen? Was davon kann ich dann
zukunftstauglich halten? Wir wollen weniger
versiegeln. Wir brauchen Flächen, wir brauchen
Wohnraum. Das heißt, es braucht den Bestand.
Dort, wo Infrastruktur vorhanden ist, muss
nachverdichtet werden.“
Weg von der Wegwerfkultur
„Weg von der Wegwerfkultur und hin zum schonenden
Umgang mit der Ressource“, umschreibt
„Ich würde mir durchaus
den Mut der Politik
wünschen, hier klare
Vorgaben zu machen.“
Florian Amlacher,
Allora Immobilien
„Ohne die maßgeblichen
Gesetze fehlt
ganz einfach die
Rechtssicherheit.“
Roman Eisenmagen,
Erste Bank
80 ImmoFokus
„Die Frage ist, ob
für das Sammeln
und Aufbereiten von
Daten eine gewisse
Standardisierung
vorgeben werden sollte.“
Lukas Weinwurm,
IMMOunited
turierte Aufbereitung nach einheitlichen Kriterien
spielt eine wesentliche Rolle. „Die Frage ist, ob der
Gesetzgeber eine gewisse Standardisierung vorgeben
sollte – ähnlich wie beim Grundbuch“, stellt
Weinwurm in den Raum.
Im Facility Management, wo man sich bereits mit
ESG und Nachhaltigkeit auseinandersetze, sei das
Thema Kreislaufwirtschaft noch nicht angekommen,
meint Werner Moldaschl, Geschäftsführer
der WISAG Gebäudetechnik Österreich. „Die
Kreislaufwirtschaft geht viel weiter, man wird
sicher in der Dokumentation viel genauer und
umfassender werden müssen, etwa was die Gebäudeteile
betrifft.“ Heute wisse kaum einer, der
vor 20 Jahren ein Gebäude errichtet habe, was
darin genau verbaut wurde.
Gefragt: Mut der Politik
„Ich würde mir durchaus den Mut der Politik
wünschen, hier klare Vorgaben zu machen“, sagt
Amlacher und verweist darauf, dass sowohl Wirt-
schaft als auch Gesellschaft eine gewisse Planbarkeit
brauchen. Auch wenn solche Vorgaben
möglicherweise kurzfristig unpopulär und schwer
umzusetzen wären oder auch Hemmschwellen
überschritten werden müssten. Da der Klimawandel
wirklich jeden betreffe, verstehe er die Zurückhaltung
in der Politik nicht. Nachsatz: „Umweltrelevante
Politik und Gesetzgebung kommt im
Moment nicht recht vom Fleck.“
Neben einer Standardisierung regt Weinwurm
auch Förderungen für Projekte an, die den Fokus
auf die Kreislaufwirtschaft setzen. „Oder Unterstützung
bei der Finanzierung“, fügt er hinzu. Für
Gernot Ressler, Partner und Steuerberater bei EY
Österreich, wären auch steuerliche Anreize eine
Überlegung wert. Wichtig sei in diesem Zusammenhang
jedenfalls, dass eine gewisse Treffsicherheit
sichergestellt werde. Das gelte im Übrigen
auch für Förderungen, meint der Steuerrechtsexperte
und verweist auf negative Erfahrungen
mit der „Gießkannenpolitik“ der letzten drei Jahre.
Die Immobilienbranche
ist im Wandel
Die Megatrends der Dekade – ESG, New Work
und Digitalisierung – machen auch vor dem
Immo-Sektor nicht Halt.
Das PwC Real Estate Team unterstützt Sie – Unternehmen
wie Privatpersonen – in allen Bereichen
von der Entwicklung der Strategie über Bewertung
bis zur Begleitung von Transaktionen. Dabei greifen
wir auf fundiertes Wissen aus den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Consulting sowie Rechtsund
Steuerberatung zurück.
www.pwc.at/real-estate
Ausgabe 03|2023
„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.
81
ImFokus
Auch Eisenmagen wünscht sich, dass gewisse
Gesetze endlich erlassen werden. „Ich habe das
EWG in unfertigem Zustand das erste Mal vor
zwei Jahren gelesen. Das wurde nach wie vor nicht
beschlossen“, kritisiert er. Dasselbe gelte für das
Energieeffizienzgesetz, bei dem man schon relativ
weit sei. „Ohne diese maßgeblichen Gesetze
fehlt ganz einfach die Rechtssicherheit“, bringt
es Eisenmagen auf den Punkt, um hinzuzufügen:
„Das, was wir in regulatorischer Hinsicht auf der
europäischen Ebene sehen, teilweise noch im
Entwurf, ist viel weiter als unsere nationale Gesetzgebung.“
Nur ein Beispiel: Vermietungsverbote,
falls gewisse Energiekriterien nicht eingehalten
würden.
Hoffen auf „Selbstläufereffekt“
Einig sind sich die Experten an Tisch A, dass man
in Bezug auf Regulierung und Gesetze nie alle
abholen wird können. „Wenn den Entscheidungs-
„Auch steuerliche
Anreize, die den Fokus
auf Kreislaufwirtschaft
legen sind eine
Überlegung wert.“
Gernot Ressler,
EY
„Wir werden in der
Dokumentation viel
genauer werden
müssen, etwa was die
Gebäudeteile betrifft.“
Werner Moldaschl,
WISAG Gebäudetechnik
82 ImmoFokus
trägern verständlich aufgezeigt wird, weshalb
kreislauffähige Immobilienentwicklung sinnvoll
ist und welchen wirtschaftlichen Nutzen dies über
den Lebenszyklus der Immobilie bringt, wird das
Umdenken Fahrt aufnehmen“, glaubt Ristic. „Vor
allem wenn es um Dinge geht, von denen viele
betroffen sind, wie etwa Materialknappheit.“
Amlacher hofft, zumindest mittelfristig, auf den
„Selbstläufereffekt“, also dass sich einschlägiges
Verhalten, wie etwa Ressourcen wiederzuverwenden,
bei Unternehmen und Privatpersonen auch
in der Geldbörse bemerkbar machen wird. „Andererseits
bin ich durchaus ein Freund des gut
durchdachten, einfachen Regulativs“, hält er fest.
Kreislaufwirtschaft: eine Kostenfrage?
Eine Frage, die sich wohl viele stellen, ist, ob
kreislaufwirtschaftsfitte Gebäude mehr kosten
als „normale“ Immobilien. „Nach dem heutigen
Stand der Technik ja, aber ich bin überzeugt, dass
sich das im Laufe der Jahre einpendeln wird“,
eröffnet Roland Pichler, Geschäftsführer DIE
WOHNKOMPANIE, die Diskussion in der Gruppe
B. Derselben Meinung ist auch Beatrix Habeler,
Head of Desk Real Estate Asset Management
Sales ERSTE Immobilien KAG: „Schon alleine
mangels Erfahrung mit dem Thema Kreislaufwirtschaft
in der Immobilienbranche“, sagt sie.
Eva Aschauer, ESG Advisory Partnerin bei TPA
Group, erwartet sich wiederum einen Paradigmenwechsel,
weg von der Frage, was allein die
Errichtung eines Gebäudes kostet. „Die Kreislaufwirtschaft
wird uns zur Betrachtung über den
gesamten Lebenszyklus führen, angefangen mit
den Energiekosten, über die Restnutzungsdauer
bis hin zu den Gesamtkosten eines Gebäudes“, so
die Expertin. Nachsatz: „In jeglicher Assetklasse.“
Ein Ziel der EU ist bekanntlich, dass rund 80
Prozent der Baumaterialien wiederverwertet
werden. Doch bis wann ist dieses Ziel realistischerweise
umsetzbar? Aschauer verweist bei der Beantwortung
dieser Frage darauf, dass der Entwurf
zu Umweltziel 4 („Kreislaufwirtschaft“) der EU-
Taxonomie, der sich in umfassender Form mit
der Kreislaufwirtschaft beschäftigt, seit der Karwoche
vorliegt. Ein Parameter sei in diesem
Entwurf, dass gewisse Prozentsätze hinsichtlich
Wiederverwendung für verschiedene Gebäude
festgelegt wurden. So müssten bei bestehenden
Gebäuden 70 Prozent der nicht gefährdeten Baustoffe
für die Wiederverwendung aufbereitet
werden. Bei Neubauten und im Straßenbau sind
es sogar 90 beziehungsweise 100 Prozent.
Chance „Urban Mining“
Dass die Kreislaufwirtschaft bei Baustoffen, deren
Verfügbarkeit sich langsam dem Ende zuneigt,
Abhilfe schaffen kann, steht für die Experten der
Gruppe B außer Frage. Matthias Nödl, Senior
Ausgabe 03|2023
83
ImFokus
Übereinstimmung herrscht in Gruppe B jedenfalls
in einer entscheidenden Frage: An der Kreislaufwirtschaft
führt kein Weg vorbei! Schließlich gebe
es, wie es so schön heißt, keinen „Planeten B“.
Daher gelte es, Ressourcen so weit wie möglich
wiederzuverwerten und nicht wie bisher auf
Deponien zu vergraben.
„Dass kreislauffitte
Gebäude teurer sind als
„normale“ Immobilien,
wird sich im Laufe der
Jahre einpendeln.“
Roland Pichler,
DWK Die Wohnkompanie
Counsel bei Cerha Hempel Rechtsanwälte, verweist
in diesem Zusammenhang auf das „Urban Mining“
beziehungsweise auf digitale Plattformen, auf
denen Liegenschaftseigentümer ihre Gebäude
mit dem gesamten Bestand an wiederverwertbaren
Materialien einpflegen können. So kann in
Zukunft auf sie zugegriffen werden.
„Bei Verbundwerkstoffen haben wir bereits erkannt,
dass Vermeidung der umweltfreundlichste Ansatz
ist“, so DIE WOHNKOMPANIE-Geschäftsführer
Pichler. „Bei unseren Projekten achten wir auf
eine gute Trennbarkeit. Ich sehe hier auch ein
Umdenken in der Branche, denn der Energieaufwand,
Verbundstoff zu trennen, ist enorm. „Ich
bin davon überzeugt, dass es uns schon in naher
Zukunft sehr absurd vorkommen wird, dass wir
uns in der Vergangenheit so stark abhängig machen
haben lassen von nicht-regionalen beziehungsweise
nicht-europäischen Primärressourcen,
die wir quasi vor der eigenen Haustür oder auf
unseren Müllhalden als Sekundärressource vorfinden
und die wir bis dato nicht aufbereitet haben“,
meint dazu Aschauer.
„Schon alleine mangels
Erfahrung mit dem
Thema, kosten Gebäude,
die Kreislauf-fit sind
mehr.“
Beatrix Habeler,
Erste Immobilien KAG
werden“, hält er fest, um hinzuzufügen: „Das sind
wir in der Raumordnung nur mit Zielen und ohne
Sanktionen sehr zahnlos unterwegs.“ Auch für
Aschauer steht fest: „Uns fehlt momentan eine
Incentivierung zur Bodenentsiegelung.“
Wie die TPA-Expertin weiter ausführt, kommt das
Thema Kreislaufwirtschaft aus Sicht der EU regulatorisch
über zwei Schienen: „Zum einen in
der Verpflichtung zum Nachhaltigkeitsbericht,
die viele mittelständische Unternehmen ab 2025
treffen wird. Und zum anderen in der EU-Taxonomie,
die die Bauwirtschaft als Branche betreffen
wird.“ Ziel muss es aus Sicht von Aschauer
sein, dass durch innovative Aufbereitungsmethoden
künftig wiederverwendete Baumaterialien
günstiger sind als neugewonnene Materialien.
Taten sind gefragt
Für Wolfgang Fessl, Geschäftsführer Reinberg &
Partner, wäre die ideale Kreislaufwirtschaft, wenn
„nachhaltige Stoffe verwendet werden, die durchgehend
im Kreislauf – je länger, desto besser –
gehalten werden könnten.“ In dieselbe Kerbe schlägt
Daniel Thum, Head of Investments Real Estate
Erste Immobilien: „Man sollte möglichst so bauen,
dass die Gebäude möglichst lange genutzt werden
können.“ „Wenn man aber ein Objekt abreißen
muss, dann sollten die Materialien auch wiederverwendet
werden können“, fordert er. Das setze
natürlich voraus, dass Materialien verwendet
werden, die hochqualitativ sind.
„Dieses Systemdenken in Richtung echte Zirkularisierung
muss sich allerdings erst etablieren“,
bringt sich Oliver Julian Huber, Head of Corporate
Sustainability & ESG 6B47 Real Estate Investors
AG in die Diskussion ein. „Bis jetzt sind wir noch
nicht wirklich dort. „Wir reden darüber – aber
jetzt müssen Taten folgen.“
Vorbild Wiener Zinshaus
„Bedingt durch die Lieferengpässe, ausgelöst durch
die Covid-19-Pandemie und den Ukraine-Krieg,
hat das Thema an Aktualität gewonnen“, ist Jasmin
Soravia, Geschäftsführerin Kollitsch & Soravia
Zahnlos unterwegs
„Ich glaube, dass das Bauen im Bestand in Zukunft
wichtiger wird, denn es kann ja nicht sein, dass
immer noch jährlich tausende Quadratkilometer
grüner Wiese teilweise eingeschossig verbaut
werden“, bringt es Nödl auf den Punkt. Seiner
Meinung nach sei es vor allem nicht mehr zeitgemäß,
dass immer noch neue Logistik- und
Gewerbeobjekte entstehen, obwohl tausende
Quadratmeter Hallenflächen leer stehen. „Da
sollte auch legistisch ein Riegel vorgeschoben
„Uns fehlt momentan
eine Incentivierung zur
Bodenentsiegelung.“
Eva Aschauer,
TPA Group
„Bauen im Bestand
wird in Zukunft
wichtiger werden.“
Matthias Nödl,
CERHA HEMPEL Rechtsanwälte
84 ImmoFokus
Große Kunst Lebenszyklusbetrachtung
Die Diskutanten der Gruppe D sind sich einig: Die
Lebenszyklusbetrachtung ist die große Kunst.
Aber welcher Investor macht das schon? Für Fessl
ist die Sache klar: „Keiner, weil es bis jetzt keinen
interessiert.“ Thum stimmt zu: „Weil es ganz
ehrlich bis dato nahezu keinen interessiert hat,
genau hinzuschauen und zu sagen: Ich zahle eine
hohe Investitionssumme für eine Immobilie, aber
weiß, dass diese Immobilie im Rahmen einer
Lebenszyklusbetrachtung nach 50 Jahren wirtschaftlich
attraktiver ist als eine deutlich günstigere.
Bei dieser kommen in den 50 Jahren jedenfalls
in der Regel viel mehr Instandhaltungsaufwand
und Adaptionskosten hinzu.“
„Wir brauchen den
großen Wurf. Die Politik
der kleinen Schritte
dauert zu lange.“
Wolfgang Fessl,
Reinberg & Partner
Immobilien, überzeugt. „Ressourceneffizienz und
Lebenszyklus sind derzeit die beherrschenden
Themen.“ Am besten sei, da stimmen die Diskutanten
der Gruppe B überein, ein Gebäude, das
nicht abgerissen werden muss. Die alten Zinshäuser
wären aus dem Blickwinkel der Kreislaufwirtschaft
die effizientesten Gebäude. Diese stünden
schon seit 200 Jahren und stehen vielleicht sogar
noch einmal weitere 200 Jahre. Neue moderne
Gebäude würden dagegen schon nach 35 Jahren
abgerissen. Das liege nicht nur an den Materialien,
sondern definitiv zum großen Teil an der Verarbeitung.
„Wir müssen bereits in der Planung umdenken“,
hält Soravia fest, um hinzuzufügen: „Und mehr
Geld in die Hand nehmen. Nachhaltigkeit hat
„Man sollte so bauen,
dass Gebäude möglichst
lange genutzt werden
können.“
Daniel Thum,
Erste Immobilien KAG
schließlich ihren Preis.“ Würde man aber von
Anfang an richtig planen, wären die Mehrkosten
sicher überschaubar. Vor allem aber: Am nachhaltigen
Bauen führt für die Expertin kein Weg
vorbei.
Für 6B47-Experten Huber wird die CO2-Bepreisung
den Trend zu nachhaltigen Immobilien verstärken.
Eines steht für ihn fest: „Wir müssen die Baustoff-
Hersteller frühzeitig einbinden, damit wir auch
recyclingfähige Baustoffe haben, die wir dann
auch wirklich einsetzen können.“ Kritik übt er
allerdings an den derzeit gültigen gesetzlichen
Bestimmungen. „Da gibt es noch viele Hürden,
etwa wenn man Recycling-Beton oder -Stahl
einsetzen möchte“, so Huber.
Großer Wurf benötigt
„Wir brauchen den großen Wurf. Die Politik der
kleinen Schritte dauert zu lange“, kommentiert
Fessl die aktuelle Lage. „Im Moment reicht es aus,
ein klein wenig besser als der Mitbewerber zu
sein.“ „Eine Lösung könnte aber auch sein, Incentives
für nachhaltige Bauvorhaben zu geben“, regt
Huber an. „Wir helfen dem Staat auch dabei, die
Green-Deal-Ziele zu erreichen. Tatsächlich aber
wird uns nicht geholfen. Sobald ich echt zirkulär
und nachhaltig bauen möchte, wird es komplizierter
und schwieriger.“ Nachsatz: „Um den
Wandel schnell voranzubringen, braucht man
Flexibilität.“
Auch bei den gemeinnützigen Bauträgern ist das
Thema Kreislaufwirtschaft beziehungsweise
Nachhaltigkeit – und die damit verbundenen
Kostensteigerungen – angekommen, bestätigt
Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin Heimat
„Wir müssen bereits in der
Planung umdenken. Und mehr
Geld in die Hand nehmen.“
Jasmin Soravia,
Kollitsch & Soravia Immobilien
„Das Systemdenken in
Richtung echte Zirkularisierung
muss sich erst etablieren.“
Oliver Julian Huber,
6B47 Real Estate Investors
„Vor allem die Umrüstung
des Bestands wird das
Thema der nächsten Jahre.“
Sandra Bauernfeind,
Heimat Österreich
Ausgabe 03|2023
85
ImFokus
„Nur ein Gebäude,
das nicht
abgerissen wird,
ist nachhaltig.“
Thomas Kasper,
PORR
Österreich. „Wir wissen alle, dass die Kalkulationen
derzeit eine Herausforderung sind. Irgendwie
muss man schauen, dass man den Marktpreis
nicht durchschlägt. Das ist derzeit das Thema.
Wir als gemeinnützige Bauträger rechnen kostendeckend,
hier kommen die Grundkosten-,
Baupreis- und Zinssteigerungen der letzten Monate
und Jahre ebenfalls voll zum Tragen. Vor allem
die Umrüstung des Bestands wird das Thema der
nächsten Jahre“, merkt Bauernfeind an.
Kein Abfall
Caroline Roithner, Expertin für Kreislaufwirtschaft
und Biodiversität bei PwC, verweist zu Beginn der
Diskussion in Gruppe E auf EU-Definitionen zu
der Kreislaufwirtschaft. „Die zirkulären Prinzipien
sind unter anderem ‚Repair, Reuse, Recycling‘.
Wichtig dabei ist, dass die Materialen im Kreislauf
gehalten werden und wenig bis gar kein Abfall
produziert wird“, hält sie fest. Konkret müsse
zwischen der Verwertung einzelner Baustoffe
beziehungsweise -materialien und der Wiederverwendung
ganzer Gebäudeteile unterschieden
werden. „Die Bestrebungen von Wienerberger
sind sehr interessant, Produkte aus wiederverwerteten
Ziegeln zu produzieren. Der Ausgangspunkt
der Kreislaufwirtschaft beginnt aber mit
dem Design durch die Architekten“, fügt Roithner
hinzu.
Thomas Kasper, Leiter des Abfallmanagements
und Umweltbeauftragter der PORR AG, ergänzt:
„Es sollte eigentlich eine OIB 7 zur nachhaltigen
Nutzung von natürlichen Ressourcen geben. Die
„Kreislaufwirtschaft
lässt sich nicht
implementieren, wenn
man sie isoliert denkt.“
Caroline Roithner,
PWC
zugrunde liegende Bestimmung ist schon 2011
geschrieben worden und ist ein Anhang zur
Bauprodukteverordnung, die seit 2012 gilt.“ Für
ihn können im Übrigen die Grundlagen der Kreislaufwirtschaft
kurz und prägnant auf den Punkt
gebracht werden: „Ein Gebäude muss so geplant,
gebaut, umgebaut und rückgebaut werden, dass
die Materialien recycelt und wiederverwertet
werden können – und es müssen natürliche Baustoffe
eingesetzt werden.“ Der zentrale Punkt für
ihn ist jedoch, dass Gebäude dauerhaft sein müssen:
„Nur ein Gebäude, das nicht abgerissen wird,
ist nachhaltig.“
„Wenn man heute nicht so
baut, wie man es in fünf
Jahren braucht, hat man ein
Problem.“
Peter de Leeuw,
Flughafen Wien
Wichtige Rolle: Logistik
Kasper verweist auf das Spezifikum beim Bauen,
dass zwischen Materialeinsatz und Rückbau oft
20 bis hundert Jahre liegen. In Österreich würden
pro Jahr hundert Millionen Tonnen mineralische
Baustoffe gebraucht werden, abgebrochen würden
aber nur elf Millionen Tonnen: „Auch wenn es zu
wenig Sand und Kies gibt, durch das Recyceln
kann man maximal zehn Prozent ersetzen.“ Eine
wichtige Rolle spiele in diesem Zusammenhang
auch die Logistik. So müsse es in der Nähe ein
Bauprojekt geben, das genau die benötigten
Baustoffe in der entsprechenden Menge biete.
Außerdem gelte: „Solange die Primärbaustoffe
sehr günstig sind, haben es Sekundärrohstoffe
schwer.“ Markus Steinböck, Leiter Immobilienankauf
3SI Immogroup, kennt das aus seiner
täglichen Arbeit: „Der Baustoffmangel der letzten
Zeit hat leider nicht dazu geführt, dass sich die
Bauwirtschaft mehr mit dem Thema Recycling
auseinandergesetzt hat. Die Firmen haben lieber
nach weiter weg liegenden Quellen für das Primärmaterial
gesucht.“
„Wann fängt die Kreislaufwirtschaft an?“, richtet
Peter de Leeuw, Leiter des Airport City Development
der Flughafen Wien AG, eine Frage in die Gruppe.
Für ihn ist es wichtig, endlich zu beginnen, kreislaufwirtschaftlich
zu bauen. „Wir müssen uns
bereits jetzt mit dem Material auseinandersetzen,
damit diese kreislauffähigen Materialien für
spätere Generationen zur Verfügung stehen.“ Es
müssten aber auch Qualitätsrichtlinien für Architekten
entwickelt werden, damit sie mit einem
„Baustoffe müssen besser
dokumentiert werden, damit
man sie später leichter
nochmals einsetzen kann.“
Markus Steinböck,
3SI Immogroup
86 ImmoFokus
bereits im Kreislauf befindlichen Material umgehen
können. „Wenn wir heute ein Gebäude bauen,
steht uns erst in 50 Jahren das Material wieder im
Kreislauf zur Verfügung. Es gilt, den Zyklus zu
überleben“. Für de Leeuw braucht es auch ein
neues Wissen über die alten Baustoffe, die man
verwenden will. „Gerade entwickeln sich Konzepte,
bei denen sich Produzenten verpflichten, das
Material wieder zurückzunehmen, aufzuarbeiten
und wieder in den Kreislauf zu bringen. Die Frage
ist nur, ob es diese Unternehmen in 50 Jahren
noch gibt?“
Innovative Ideen entscheidend
„Kreislaufwirtschaft lässt sich nicht implementieren,
wenn man sie isoliert denkt. Es braucht
ein Netzwerk, das man über viele Jahre aufbauen
muss“, sagt Roithner. Für sie sind einerseits innovativen
Ideen, aber auch sehr viel Wissen, entscheidend:
„Man muss vom Abfalldenken wegkommen
und die Materialien als Ressource sehen,
die man weiterverwenden kann.“ Ihrer Meinung
nach könnte sich ein Beratermarkt auftun, um
Materialen auch in einer alternativen Verwendung
einzusetzen. „Es gilt, den Abnehmer zu finden,
der genau diesen Baustoff benötigt. Das Baukarussell
hat hier Pionierarbeit geleistet.“
„Die Sanierung von alten Türen und Fenstern
rechnet sich nicht, alte Füllungstüren und Kastenfenster
werden eher neu gebaut. Hier gibt es
Nachholbedarf“, erzählt Steinböck aus seinen
täglichen Erfahrungen als Altbausanierer. Er weiß
aber auch, dass es nichts Nachhaltigeres gibt als
ein Zinshaus: „Eine Altbauwohnung kann man
ohne Nachhaltigkeit heute nicht mehr am Markt
platzieren.“ Peter de Leeuw vom Flughafen bestätigt
das: „Auch als Entwickler von Gewerbeimmobilien
kann man heute kein Gebäude mehr
errichten, das nicht den Prinzipen der Kreislaufwirtschaft
folgt.“ Nachsatz: „Die Anforderungen
ändern sich rasend schnell. Wenn man heute
nicht so baut, wie man es in fünf Jahren braucht,
hat man ein Problem.“
Besser dokumentieren
Die gelernte Umweltingenieurin Roithner macht
hohes Potenzial für BIM im Althausbestand aus:
„Damit kann man auch Materialen erheben,
ähnlich einer Schadstofferkundung. Auf diese
Ergebnisse kann man dann zurückgreifen.“ Markus
Steinböck pflichtet ihr bei: „Die Bestandsaufnahme
und die Bestandsdokumentation sind
durchaus leicht umzusetzen. Bei einem Dachbodenausbau
kann man das einfach dranhängen.
Dazu wären sicher viele Eigentümer bereit.“ Für
ihn gibt es auch sehr viele Firmen und Handwerker,
die sorgsam mit alten Materialen umgehen.
„Baustoffe müssen nur besser dokumentiert
werden, damit man sie später leichter noch einmal
einsetzen kann.“
PORR-Experte Kasper spricht den Glaubenssatz
der Bauwirtschaft an: „Will man Gewinne erwirtschaften,
müssen die Erlöse höher sein als die
Kosten – das bestimmt Entscheidungen bei der
Ausführung und der Wahl von Bauart und Materialien.
Wenn man aber baut und danach selbst
betreibt, fallen Entscheidungen ganz anders aus.
Die Sicht auf die gesamte Lebensdauer und Nutzung
eines Bauwerks ist entscheidend.“ Modulares
Bauen und Umbaubarkeit wären andere Wort
für Dauerhaftigkeit. „Ein Gebäude, das man
umbauen kann, bekommt einen weiteren Lebenszyklus.“
Bei der Planung könnte man zum Beispiel
berücksichtigen, dass man Bürogebäude zu einer
Wohnimmobilie umbauen könne.
Second-Hand-Börsen für Material
Herbert Petz, Head of Investment ÖRAG, sieht das
Thema Nachhaltigkeit der Produkte und Baukosten
im Mittelpunkt, für Johann Marchner, CEO
Wienerberger Österreich, sind es die Rohstoffgewinnung
und die damit verbundenen Eingriffe
in die Natur. In diesem Zusammenhang fordert
der Wienerberger-Österreich-Chef einen ehrlichen
Umgang mit Rohstoffen – Stichwort Materialreduktion.
„Das Thema Kreislaufwirtschaft kann
Recycling beziehungsweise Downcycling bedeuten,
aber auch bis zum Reuse gehen. Es gibt
mittlerweile Second-Hand-Börsen für alte Materialien.
Alte Dach- oder Mauerziegel mit geprägten
Hersteller-Wappen sind heute fast mit Gold
aufzuwiegen. Die haben Sammlerwert.“
„Es gibt heute die Auffassung: Wenn man in Holz
baut, ist das Klima gerettet“, so Marchner weiter.
Er erinnert sich daran, vor kurzem um fünf Uhr
morgens auf der Allander Autobahn unterwegs
gewesen zu sein. Innerhalb einer halben Stunde
hätte er sechs Holz-LKW mit ungarischem und
tschechischem Kennzeichen und Ladungen mit
Ausgabe 03|2023
87
ImFokus
„Es gibt heute die Auffassung:
Wenn man in Holz baut,
ist das Klima gerettet.“
Johann Marchner,
Wienerberger Österreich
Rund- und Schnittholz überholt. „Das ist das
nachhaltige Holz aus Österreich“, kritisiert Marchner,
um im selben Atemzug originäre Herkunftsnachweise
(EPD) einzufordern, um den Produkten
einen echten Stempel zu geben – ähnlich wie im
Supermarkt, wo es eigene Regale für Produkte
aus der lokalen Landwirtschaft oder aus dem
lokalen Obstbau gäbe. Nachhaltiges Wirtschaften
beginnt für den CEO der Wienerberger Österreich
mit dem Rohstoff und der Frage, was am Ende der
Lebensdauer mit diesem passieren werde. „Kann
ich den Rohstoff in 20 oder 200 Jahren wiederverwerten?
Bleibt er ein wertvoller Rohstoff?“,
stellt er in den Raum.
Wichtig: Flexibel planen
„Wenn man über Rückbaubarkeit nachdenkt,
schießt man schon über das Ziel hinaus“, wirft
Richard Wietersheim, Projektleiter DenkMalNeo,
in die Gruppe ein. Wenn man neu baut, gehe es
vielmehr darum, so flexibel zu planen, dass ein
Rückbau überhaupt nicht notwendig sei und
mehrere Generationen vom betreffenden Gebäude
profitieren können. Was die Gegenüberstellung
von Abriss und Neubau betrifft, würde Wietersheim
gerne die Rechnung sehen, in der bewiesen wird,
dass der Abriss im Gesamtbild effizienter sei, als
die graue Energie zu behalten. „Gerade im Bereich
eines Wiener Zinshauses kann ich es mir nicht
vorstellen, dass ich mit den Maßnahmen, die ich
im Zinshaus setzen kann, einen Abriss vornehmen
muss. Das geht aus meiner Sicht rechnerisch nicht
auf“, meint er.
„Für mich ist das Thema Kreislaufwirtschaft ein
gesellschaftspolitisches Thema“, bringt sich Peter
Engert (ÖGNI) in die Diskussion ein. „Wir müssen
ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken und
in Zukunft vieles anders machen, wie etwa Dinge
reparieren zu lassen, anstatt sie wegzuwerfen und
88 ImmoFokus
etwas Neues zu kaufen“, so der Nachhaltigkeitsexperte.
Nachsatz: „Als Architekt für den Projektentwickler
nachzudenken, wie möglichst viel
Reuse umgesetzt werden kann – Recycling, Upcycling,
Reuse –, diese Themen werden immer
wichtiger. Wir verbrauchen eindeutig zu viel an
Primärrohstoffen.“
„Das Thema
Kreislaufwirtschaft wird noch
sehr technisch beurteilt, der
Fokus liegt auf der Produktund
Materialwirtschaft.“
Herbert Petz,
ÖRAG Österreichische Realitäten AG
„Im Neubau sollte
man so flexibel
planen, dass ein
Rückbau überhaupt
nicht notwendig ist.“
Richard Wietersheim,
Denkmalneo JR
Regionalität der Produkte
Für mich bedeutet Kreislaufwirtschaft auch, zunehmend
auf die Regionalität der Produkte zu
achten. „Habe ich einen Ziegelhersteller in der
Nähe, kann ich von ihm meine Ziegel beziehen.
Beim Styropor für die Fassade beziehungsweise
für die Dämmung ist das hingegen schwieriger.“
Ein Ansatz, den Peter Vcelouch, Rechtsanwalt und
Partner bei Cerha Hempel Rechtsanwälte, unterstützt:
„Nur, wenn man sich bestimmte Entwicklungen
anschaut, und da nenne ich beispielhaft
die E-Mobilität, geht es ja genau in die gegenteilige
Ausgabe 03|2023
89
ImFokus
Richtung. Die Rohstoffe, die wir für die E-Mobilität
brauchen, haben wir alle nicht in der Nähe.
Wir sind da sehr stark abhängig von anderen
Ländern. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht
nachhaltig. Wir sind dort auch besonders abhängig
von irgendwelchen Lieferketten, die gestört
werden könnten.“
Viele Regeln auf EU-Ebene wären für den Normalverbraucher
nicht nachvollziehbar, wirft
Vcelouch ein. „Stichwort Lebensmittelindustrie:
Es dürfen Lebensmittel als in Österreich hergestellt
gekennzeichnet werden, obwohl die Ausgangsstoffe
nicht aus Österreich kommen, sondern nur ein
wesentlicher Verarbeitungsschritt hier erfolgt
ist.“ Der Rechtsanwalt erinnert an das Holzschlagen
in Rumänien, teilweise in Naturschutzgebieten,
das in letzter Zeit öfters thematisiert wurde:
„Ich bin mir sicher, dass es auch gelingt, dieses
Holz in den europäischen und den weltweiten
Markt einzuführen. Da sehen Nachhaltigkeit,
Umweltbewusstsein und Kreislaufwirtschaft gleich
ganz anders aus.“
Instrumente gibt es
„Wir haben die Instrumente – wir müssen sie nur
einsetzen“, betont Marchner, um auf die EPD-
Zertifizierung (für „Environmental Product Declaration“,
Anm.) zu verweisen. „Schaffen wir
hier Klarheit“, fordert er. Er habe sich einmal die
Mühe gemacht herauszufinden, welcher Werkstoff
originäre EPD in den Baustoffdatenbanken habe.
„Sie werden sich wundern. Ein Großteil der
hochgelobten Werkstoffe hat keine originären
EPD. Das liegt daran, dass man den Herkunftsnachweis
nicht führen will.“
Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Bauen
treiben aber – und da ist sich die Gruppe einig
– die Baukosten in die Höhe. „Das muss man
sich leisten können und wollen.“ Die Frage
des Großteils der Bevölkerung ist, ob die betreffende
Immobilie leistbar sei. Die Immobilienpreise
wären seit 2008 massiv gestiegen.
Zuletzt habe man noch einmal einen Booster
durch steigende Baukosten und höhere Zinsen
gesehen. „Auch wenn diverse Regelungen
festhalten, dass alles nachhaltig sein muss,
wird sich das am Ende des Tages für viele nicht
mehr ausgehen.“
Regulierung unumgänglich
Vcelouch warnt vor zu viel Regulatorien: „Es
gibt mittlerweile auf Unionsebene genug
Regularien zu allen möglichen Themen. Die
Union ist mit diesen ganzen Regularien auf
dem besten Weg, die Bevölkerung zu verlieren.“
„Es gibt auf Unionsebene
genug Regularien zu allen
möglichen Themen.“
Peter Vcelouch,
CERHA HEMPEL Rechtsanwälte
„Für mich ist
Kreislaufwirtschaft ein
gesellschaftspolitisches Thema.“
Peter Engert,
ÖGNI
„Bei Wienerberger“, so Marchner, „geht heute
kein Material verloren. In den Werken geht Bruch
zu 100 Prozent wieder in die Produktion retour.
Mittlerweile gibt es einen echten Run auf Baurestmasse
mit Ziegeln. Dieser spielt für die Zementindustrie,
für Dachbegrünungen und für
Bodenverbesserung eine große Rolle.“
90 ImmoFokus
Ausgabe 03|2023
91
Zum Autor
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management
und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real
Estate Asset Management Association.
Es bleibt kompliziert!
Kommentar: Frank Brün
Geht es Ihnen auch so? Statt in die Zeitung schaue ich morgens
beim ersten Kaffee auf die üblichen Plattformen und freue mich über
die Bild- und Textspenden aus der Gemeinde: „Heute super nachhaltig
ins Büro geradelt, sollten alle machen“, schreibt jemand, der auf dem
Foto aussieht, als ob er das wohl zum ersten Mal gemacht hat. Oder:
„Ich arbeite natürlich nicht, um Geld zu verdienen“, sondern um urfair,
-ökologisch, -nachhaltig, -divers, - und so weiter, mit der Natur
im Einklang, dem großen Ganzen … und überhaupt zu sein.
Lustige Bilder
Und lustige Bilder gibt es auch: der nachhaltige
Elektro-SUV-Fahrer in der Tempo-30-
Zone, die CO2-neutrale Sonnenanbeterin
mit Lichtschutzfaktor 50 auf den
Malediven und das vegane Pärchen mit
dem Chemieburger, der viel besser schmecken
soll als der vom sonst vor sich rumflatulierenden
Rindvieh. Konzerne werden abgefeiert,
weil sie im Pride-Month ihre Websites in
Regenbogenfarben tauchen und in der woken Poke-
Bowl dürfen die aus Mexiko oder Chile importierten, su- per
nachhaltig angebauten Avocados nicht fehlen – mit Foto. Da ergeben
sich endlich mal wieder ganz neue Bullshit-Bingo-Möglichkeiten! Ist
leider nicht ganz einfach zu spielen, weil nicht alle das Gleiche sehen,
aber gemeinsam im Büro oder über Teams im Homeoffice ginge das
schon. Stelle gleich einen Termin in die Runde.
Gute Ideen, wenig Ahnung
DES HOMMA IMMA SCHON SO GMOCHT:
In Österreich haben viele Leute wahnsinnig
gute Ideen zum idealen
Umgang mit dem Klimawandel,
aber recht wenige haben eine
wirkliche Ahnung davon. Die Bullshit-Bingo-Gemeinde liebt „ESG“,
„CO2-Fußabdruck“, „Dekarbonisierung“ und, mein absoluter Favorit,
„Kreislaufwirtschaft“. Die Menschheit hat schon so manches erfunden:
Kaffee ohne Koffein, Bier ohne Alkohol, Autos ohne Fahrer. Aber
eine Kreislaufwirtschaft, ohne dass ständig unter der Anspruchslatte
durchgerannt wird? Das will sich irgendwie nicht so richtig ausgehen.
Was sich bei der Kreislaufwirtschaft tatsächlich im Kreis
dreht, sind die ständig gleichen gut gemeinten
Hinweise. Wir haben alle die Wahl zu
einem der drei Typen von Entscheidern
zu gehören: zu denen, die sich zum
Wohle aller einsetzen und handeln, zu
denen, die das nicht tun, oder zu denen,
denen das alles wurscht ist.
Klima im Alleingang retten OLLS IN URDNUNG?
Wer glaubt, Heavy Metal mache aggressiv, hat
mich noch nicht nach einer Stunde Volksmusik erlebt.
Ähnlich geht es mir bei manchen Podiumsdiskussionen zu den
Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Würde Eigenlob CO2
zurück in Sauerstoff verwandeln, könnten manche Marktplayer das
Weltklima im Alleingang retten. Ich neige dann dazu, mich passivaggressiv
zu verdrücken, um ein Knäckebrot zu essen. Dann hört man
nicht, was die Menschen um einen herum sagen. Ich esse jetzt sehr
viel Knäckebrot. Knäckebrot ist super.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
92 ImmoFokus
Advertorial
Paradigmenwechsel in Richtung
Nachhaltigkeit
Taxonomiekonformer Immobilienbestand. Wie sich neue Anforderungen in der
Nachhaltigkeitsberichterstattung auf die Immobilienwirtschaft auswirken.
I
n den letzten Jahren wurde in verschiedenen
Branchen zunehmend Wert auf
Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung
gelegt. Mit der Einführung
der EU-Taxonomie-Verordnung(VO) erlebt die
heimische Wirtschaft einen Paradigmenwechsel,
da Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden
Aspekt der Geschäftstätigkeit wird. Anhand
der EU-Taxonomie-VO werden die Wirtschaftsaktivitäten
von Unternehmen einem Nachhaltigkeitsscreening
unterzogen. Sofern die
Bewertungskriterien erfüllt werden, können
die Umsatz-, CapEx- und OpEx-Anteile der
Wirtschaftsaktivitäten als taxonomiekonform
und somit nachhaltig ausgewiesen werden.
Im Zusammenhang mit Unternehmensimmobilien
bedeutet dies, dass Organisationen die
Nachhaltigkeitsaspekte ihres Verkaufs- und
Bestandsvolumens bewerten und berichten
müssen. Dazu gehört unter anderem die Bewertung
der Umweltleistungen der Immobilien,
wie Energieeffizienz, Kohlenstoffemissionen
und Ressourcenverbrauch.
Auswirkungen der EU-Taxonomie-
Verordnung auf Investitionen und
Umsatzerlöse
Von Unternehmen wird zunehmend erwartet,
dass sie bei ihren Investitionsentscheidungen
Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.
Dazu gehört die Analyse der Umweltleistung
potenzieller Immobilien, die Bewertung ihrer
Energieeffizienz, ihres Wasserverbrauchs und
ihrer gesamten ökologischen Auswirkungen.
Investitionen in nachhaltige Immobilien ent-
sprechen somit nicht nur den gesetzlichen Anforderungen,
sondern reduzieren auch die mit
dem Klimawandel verbundenen Risiken und
machen Investitionen im Hinblick auf sich entwickelnde
Umweltstandards planungssicherer.
Weiters müssen Unternehmen die Umweltauswirkungen
des täglichen Betriebs ihrer Immobilien
überwachen und offenlegen. Dazu
gehört die Bewertung des Energieverbrauchs,
der Abfallbewirtschaftung und der Verwendung
umweltfreundlicher Materialien. Durch
die Einführung nachhaltiger Betriebsverfahren
können Unternehmen ihre Betriebskosten
durch Energieeffizienzmaßnahmen, Abfallverringerung
und Ressourcenoptimierung
senken. Darüber hinaus kann die Einführung
von Zertifizierungen für umweltfreundliche
Gebäude die Wertentwicklung verbessern.
Die EU-Taxonomie Verordnung stellt einen
Impuls dar, der Unternehmen dazu auffordert,
sich Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung
zu eigen zu machen. Aufgrund dessen
ist es wichtig, dass Unternehmen bei Immobilieninvestitionen
auf den Faktor Nachhaltigkeit
achten und diesen in die Entscheidungsfindung
integrieren. Denn die zeitnahe
Berücksichtigung der Grundsätze der EU-
Taxonomie-Verordnung gewährleistet nicht
nur die Einhal-tung der Vorschriften, sondern
positioniert Unternehmen auch als Vorreiter
im Bereich der nachhaltigen Immobilien und
trägt zu einer nachhaltigen und widerstandsfähigen
Zukunft bei.
Andrea Wartner-Weixlbaumer,
Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin
Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer
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+43 732 70 93-305
andrea.wartner-weixlbaumer@leitnerleitner.com
A 4040 Linz, Ottensheimer Straße 32
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raphael.iglhauser@leitnerleitner.com
A 4040 Linz, Ottensheimer Straße 32
Raphael Iglhauser,
Certified Compliance Professional, Certified
Information Security Manager & Auditor
Ausgabe 03|2023
93
Zum Autor
Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen
Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB
Immo Kapitalanlagegesellschaft.
Immobilienwirtschaft im Umbruch
Kommentar: Louis Obrowsky
Die Immobilienbranche sieht sich vor immer größeren Herausforderungen
und steht gewissermaßen vor einem Umbruch. War man
in der Covid-Krise wohl einer der Verlierer – jedwede Förderung blieb
aus und Vermieter mussten auf Mieteinnahmen verzichten – so ist die
Situation danach sogar noch toxischer geworden. Die Bodenpreise
explodierten, die Zinsen stiegen und die Vergabe von Wohnkrediten
wurde massiv verschärft. Dazu kommen Sanierungspflichten, die
noch eine rechtliche Basis vermissen lassen. In diesem Umfeld macht
sich die Immobilienbranche viele Gedanken über die in Zukunft immer
nötiger werdende Kreislaufwirtschaft, die nicht nur von der EU
gefordert wird, sondern eine Notwendigkeit ist, will man Ressourcen
sparen und klimaadäquat handeln. Ein Paradigmenwechsel ist
also unumgänglich. Dessen ist sich die Branche auch bewusst. Aber
Kreislaufwirtschaft heißt auch, Gebäude zu haben, die dies tatsächlich
möglich machen. Es muss ein Gebäude sein, dessen Nutzung anpassungsfähig
ist. Wir sind uns sicher, dass wir durch eine verbesserte
Kreislaufwirtschaft ökologisch handeln und gleichzeitig wirtschaftlich
erfolgreich sein können. Allerdings wird es ohne die nötigen, umsetzbaren
Rahmenbedingungen nicht gehen. Hier ist noch viel zu tun.
bis 2030 nicht wie bisher um 40, sondern um 55 Prozent gesenkt werden,
jeweils verglichen zum Stand von 1990.
Wer soll finanzieren?
Da ist schon die Frage erlaubt, wie sich das alles ausgehen soll. Die Bereitschaft
zum Handeln ist gut, aber die Umsetzung wird schon allein
wegen mangelnder Fachkräfte kaum möglich sein. Und es stellt sich
die wohl wichtigste Frage: Wer soll das finanzieren? Da stehen wir
wieder vor der Problematik, dass sich die Politik nicht einig ist, wie
das alles rechtlich und finanziell umgesetzt werden kann.
Was in all dieser Problematik – vor allem von der Politik – gerne vergessen
wird, ist der Umstand, dass für die Bau- und Immobilienbranche
lange Planungszeiträume nötig sind und man von heute auf morgen
nichts umsetzen kann. Wer aber heute nicht weiß, wie es in einigen
Jahren rechtlich aussehen wird, wird sich jede Ausgabe doppelt überlegen.
Ohne Rechtssicherheit keine Investitionsentscheidung!
EU: Neubau ab 2028 klimaneutral
Vorrangig ist Kreislaufwirtschaft bei Neubauten immer mitzudenken
und entsprechend zu planen. Schwierig wird es im Bestand. Hier will
die EU den Altbestand in Europa bis 2050 klimaneutral machen,
Neubauten sogar schon ab 2028. Das klingt alles gut und richtig
und wird mittelfristig das Immobiliengeschehen dominieren.
Nur ist der Zeithorizont, den die EU und mittelbar
die Nationalstaaten vorgeben, überhaupt realistisch
umsetzbar? Zum Beispiel die Umsetzung der
geplanten Sanierungspflicht der EU – die Europäische
Gebäuderichtlinie (EPDB) –, die
besonders schlecht gedämmte Immobilien
betrifft: Mit dieser sollen CO2-Emissionen
Foto: Adobe Stock
94 ImmoFokus
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Ausgabe 03|2023 95
Bewertung
ImFokus
Kreislaufwirtschaft
Generell verläuft in unserem Leben alles in Zyklen. In der Mode zum Beispiel werden
dieselben Stilelemente alle 30 Jahre wieder modern.
Kolumne: Wolfgang M. Fessl
D
aher kann das mit der Kreislaufwirtschaft
nicht so schwierig
sein, in vielen Bereichen funktioniert
sie bereits prächtig.
Denn immerhin ist die uns umgebende Natur
auf Wiederverwertung aufgebaut. Und die
Natur funktioniert gut, jedenfalls dort, wo
der Mensch noch nicht eingegriffen hat. Die
Karotte, die man aus der Erde zieht, wird am
Komposthaufen wieder zu Erde.
Wie Kreislaufwirtschaft nicht
funktionieren kann, macht uns
die KFZ-Branche vor:
Zuerst wird mit allen Mitteln, die der Markt
zu bieten hat, ein Neuwagen zusammengeschweißt
und -geklebt. Und am Ende der
Lebensdauer wird das Wrack zuerst von den
Flüssigkeiten befreit, und zwar von allen
gleichzeitig, was eine nachträgliche Trennung
in Wasser, Öl und flüchtige Stoffe notwendig
macht. Dann wird das gesamte Fahrzeug in
daumennagelgroße Stücke geschreddert.
Dieses Chaos wird anschließend getrennt
in Kunststoffe (die sind leichter als Wasser),
Stahl (der ist magnetisch) und Aluminium. In
diesem Prozess ist es natürlich unerheblich,
ob der einzelne Kunststoffchip ein Thermoplast,
Polyurethan, biologisch abbaubar oder
hochgiftig ist. Ob das Ganze auch funktioniert,
wenn man später die seltenen Erden aus den
Akkus extrahieren will?
Bei genauer Betrachtung funktioniert die
Baubranche immer noch sehr historisch:
Wir schlichten Ziegel aufeinander oder gießen
Beton in Formen und dann kleben wir
außen Styroporplatten drauf. In die neu hergestellten
Oberflächen bohren wir Löcher
und fräsen wir Schlitze, um darin Leitungen
zu montieren. Vorgefertigte und bereits
gedämmte Holzbauelemente sind da schon
wesentlich innovativer, kommen aber noch
kaum zum Einsatz.
Warum ist das so? Das häufigste Argument
ist ein monetäres. Es ist eben die „billigste“
Lösung, jede bessere Lösung wäre um vieles
teurer und daher nicht wettbewerbsfähig?
Nein, ist es eben nicht, die einzelnen Lösungen
sind nur falsch eingepreist. Wenn alle
Alternativen mit ihren gesamten Zykluskosten
eingepreist wären, dann wäre die innovativere
Lösung – also jene der Kreislaufwirt-
96 ImmoFokus
Wolfgang M. Fessl
Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer
bei Reinberg & Partner. Insgesamt
verfügt er über mehr als 20
Jahre Erfahrung im nationalen und
internationalen Immobiliengeschäft.
Fessl ist allgemein beeideter und
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,
Immobilientreuhänder
(Makler), Member der Royal Institution
of Chartered Surveyors (RICS),
zertifiziert nach CIS Immozert und
Recognised European Valuer (REV).
Foto: Adobe Stock
schaft – auch die günstigere. Die „billigen“
Lösungen sind nur deswegen günstiger, weil
der Käufer nicht alle Kosten bezahlt, die im
Lebenszyklus anfallen. Möchten Sie wissen,
wer die Differenz bezahlt? Schauen Sie einfach
in den Spiegel.
Die Ziele und Vorgaben der Kreislaufwirtschaft
sind nicht schwierig, es erscheint uns
nur so, weil uns die Einstellung dazu fehlt.
Entscheidend sind nicht die Prozesse selbst,
sondern die Haltung dazu.
Derzeit reicht es, ein klein wenig besser zu
sein als der Mitbewerb, um Erfolg zu haben.
So entstehen keine Innovationen. Also machen
wir alles so wie bisher, aber wir nehmen
Schafwolle statt Styropor. Mit dieser
Einstellung lassen sich aber nur sehr kleine
Fortschritte erzielen und keinesfalls die ambitionierten
Ziele einer EU-Taxonomie.
Meine persönliche Vision: Bauelemente
werden werkseitig vormontiert, idealerweise
binden die Materialien größere Mengen CO2,
sind fertig gedämmt und in genormten Abmessungen
verfügbar. Auf der Baustelle braucht es
nur mehr geringe Adaptierungen. Die Materialien
lassen sich wieder sortenrein trennen.
Die Haustechnik wird wieder einfacher, die
Leitungsführung erfolgt in Modulen, die in
die Bauelemente integrierbar sind. Die Raumkonditionierung
(Heizung, Kühlung, Lüftung)
erfolgt generell autark. Es gibt keine Dachdeckung
oder Fassade mehr ohne Photovoltaik,
und das Trinkwasser verwenden wir „nomen
est omen“ und nicht zur WC-Spülung.
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Ausgabe 03|2023
97
Zum Autor
Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land
Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &
Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-
GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.
Kreislauffähige Gebäude:
Intelligent, modularisiert und vernetzt
Kommentar: Jasmin Soravia
In Zeiten des Klimawandels und steigender Energiekosten wird
die Suche nach nachhaltigen und energieeffizienten Lösungen immer
wichtiger. Auch im Bauwesen wird dieser Trend immer stärker
wahrgenommen. Um die durch die Bauindustrie verursachten
Emissionen, Abfälle und auch den enormen Ressourcenverbrauch
zu reduzieren, muss die Bauwirtschaft neue Wege im Umgang mit
Baustoffen schaffen. Ein Ansatz, der in diesem Kontext immer mehr
an Bedeutung gewinnt, sind kreislauffähige Gebäude.
Die Idee hinter kreislauffähigen Gebäuden ist es, die Lebenszyklen
von Materialien, Energie und Wasser zu optimieren und dadurch die
Ressourceneffizienz zu steigern. Im Idealfall produzieren sie sogar
mehr Energie als sie benötigen, und können diese in das öffentliche
Stromnetz einspeisen.
Die Schlüsselkomponenten von kreislauffähigen Gebäuden sind
Intelligenz, Modularität und Vernetzung. Intelligente Gebäudesteuerungen
und vernetzte Systeme ermöglichen eine effiziente
Energie- und Ressourcennutzung. Sensoren können beispielsweise
den Energiebedarf von Geräten überwachen und diese automatisch
abschalten, wenn sie nicht genutzt werden. Vernetzung bezieht sich
zum Beispiel auf die Verbindung mehrerer Gebäude untereinander
und/oder mit dem öffentlichen Stromnetz. Durch die Vernetzung
kann überschüssige Energie in das Stromnetz eingespeist werden,
um andere Gebäude mit Energie zu versorgen. Gleichzeitig können
kreislauffähige Gebäude von anderen Gebäuden Energie erhalten,
wenn sie selbst nicht genug produzieren (zum Beispiel mittels Photovoltaik-Anlagen).
Die Modularität kreislauffähiger Gebäude ermöglicht es, sie schnell
und einfach an unterschiedliche Anforderungen anzupassen. Die
Gebäude können zum Beispiel aus vorgefertigten Modulen zusammengesetzt
und auch im Nachhinein noch erweitert oder verkleinert
werden. So können sie beispielsweise als temporäre Unterkünfte
genutzt werden. Flexibilität ist hier gefragt, um sich schnell an Bedarfs-
oder Nutzungsänderungen anzupassen.
Zudem sorgen kreislauffähige Gebäude auf diese Weise für niedrige
Betriebskosten und ein vergleichsweise gesundes Raumklima für die
Bewohner oder Nutzer.
Gebäude als Materiallager der Zukunft
Das Konzept der Kreislauffähigkeit beruht auch darauf, Gebäude als
Materiallager der Zukunft zu verstehen. Bei der Konstruktion der
Bauteile muss darauf geachtet werden, dass sie leicht demontiert
und möglichst alle Materialien wiederverwendet werden können.
Mittels Schrauben, Steckverbindungen oder anderen einfachen
Befestigungsmethoden kann die Recyclingquote erhöht werden.
Zudem können die Gebäude aus Materialien hergestellt werden, die
bereits recycelt sind, wie zum Beispiel Dämmstoffe aus Altglas.
Digitale Transformation des Materialmanagements
Die Transformation zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft wird nur
unter Einsatz digitaler Methoden gelingen. Eine wesentliche Grundlage
dafür ist das bereits im Zusammenhang mit den vielfältigen
Visualisierungs-, Kollaborations- und Interaktionsfunktionen in
der Februarkolumne beschriebene Building Information Modeling
(BIM), bei dem ein digitales Gebäudemodell den gesamten Lebenszyklus
eines Bauwerks begleitet und einen Datenaustausch mit
sämtlichen Interessensgruppen ermöglicht. Die Herausforderungen
bestehen aktuell darin, beide Ansätze – also BIM und die Kreislauffähigkeit
– zu kombinieren, von der ersten Planungsphase über die
Abwicklung der Bauprojekte bis hin zum Management des „Asset-
End-of-Life“. Mit den „Digital Twins“, digitalen Zwillingsmodellen
Foto: ADeutsches Institut für Normung
98 ImmoFokus
Abb. 1: Planungs-, Ausführungs- Nutzungsund
Rückbauphase von Bauwerken
Quelle: DIN Deutsches Institut für Normung
von Gebäuden, kann der Materialverbrauch über den gesamten
Lebenszyklus im Voraus modelliert und optimiert werden. So kann
auch eine datengestützte Bewertung der Umweltauswirkungen verschiedener
Bau- und Entsorgungsmethoden erfolgen. Mittels Analyse
von Big Data und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz kann
somit der Ressourceneinsatz und -kreislauf so effizient wie möglich
gestaltet werden.
Dies bietet wiederum eine Grundlage für die Berechnung der Ökobilanz
zum Vergleich der Umweltauswirkungen von Entsorgungsstrategien
in Bezug auf Faktoren wie Ressourcenverbrauch, Verlust
biologischer Vielfalt oder die Auswirkungen auf die menschliche
Gesundheit. Schließlich kann auch die Blockchain-Technologie
dazu beitragen, die Transparenz und Nachverfolgbarkeit von Materialströmen
in Gebäuden zu verbessern.
Ausgabe 03|2023
99
Frech
gesagt
„Kommt Zeit,
kommt Abfall“
Schlagwort. Durch das Sammeln und Analysieren von Daten können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen,
die uns endlich dabei helfen, Abfälle zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen.
Kolumne: Anita Körbler
A
n einem sonnigen Schultag
Ende 1987 kam ich zum ersten
Mal so richtig mit dem Thema
Kreislaufwirtschaft in Berührung.
Ein für damalige Zeiten recht aufwändig
gestalteter Schulfilm versammelte uns
Volksschüler alle in der Aula und vermittelte
uns sehr plakativ, was passiert, wenn wir
unseren Müll nicht trennen, dieser irgendwo
landet, wohin er nicht soll, und auch, was wir
als einzelne Menschen dafür tun können,
um die Situation rund um die Ausdünnung
der Ozonschicht längerfristig zu verbessern
beziehungsweise zu verhindern.
Einen weiteren Wachrüttelmoment stellte
das Protokoll zur Kyoto-Klimakonferenz
dar. Interessiert lernend an einem unserer
Hauptthemen betreffend die bevorstehende
Englisch-Matura rund um „greenhouse effect“
& Co. entwickelte sich in uns Schülern
eine Sensibilität. Wir haben anhand der Beispiele
echt realisiert, wie wir selbst an einer
Verbesserung mitwirken können, wenn jeder
von uns sich die damals durchaus kreativ
anmutende Föhnfrisur täglich mit Haarspray
stylt, das ohne Treibgas funktioniert.
Tja, nun schreiben wir 2023 und es ist gleichermaßen
faszinierend und erschreckend,
wie wenig wir von den Zielen der damaligen
Zeiten tatsächlich umsetzen konnten. Sicher,
in vielen Bereichen hat sich einiges entwickelt,
dennoch hat sich auch gezeigt, dass der
Mensch einmal mehr entsprechende Regulatorien
benötigt, damit sich langfristig etwas
ändern kann.
Meistens kommt es anders,
wenn man denkt
An vielen spannenden Abenden darf ich
mich immer wieder mit befreundeten Gesprächspartnern
aus Bereichen wie Wirtschaft,
Ökologie, Technik, Wissenschaft,
Politik, Sport oder Kultur über die Komplexität
des Schwerpunkts Kreislaufwirtschaft
austauschen. Diese Konversationen tragen
dankenswerterweise enorm viel zu meinem
umfassenden Verständnis für dieses
so wichtige Thema bei, weil sämtliche Gesichtspunkte
immer mit knallharter Ehrlichkeit
angesprochen werden (dürfen). Jeder
Bereich hat hier seine eigenen Aspekte und
Betrachtungsweisen, oft widersprechen sich
– surprise, surprise! – die ökonomischen
und ökologischen Ansichten vehement.
Allein dies zeigt schon, dass es, wenn in einem
einzigen Land so viele unterschiedliche
Faktoren hinsichtlich der jeweiligen Interessen
vorherrschen, die allumfassende Gesamtlösung
nur schwer geben kann.
Ich kann mich etwa noch sehr gut an einen
langen Meinungsaustausch zum Mega-
Thema „Plastik- oder Papiersackerl“ erinnern:
Ein befreundeter Kunststofftechniker
hat den Wissbegierigen unter uns damals die
Augen geöffnet, welche Kriterien rund um
Herstellung, Nutzungsdauer und Entsorgung
der einzelnen Varianten eine bedeutende
Rolle spielen. Daraus wurde irgendwie jedem
der Gesprächsteilnehmer klar: Gut gemeint
ist nicht immer gut gemacht.
Genau aus diesem Grund sind Aufklärung und
Wissen rund um die einzelnen Teilbereiche so
wichtig, damit auch jeder von uns im Alltag den
ein oder anderen kleinen Schritt gehen kann.
Ressourcen sinnvoll nutzen
Stellen wir uns vor, wir arbeiten in einem
Unternehmen, das recycelte Materialien produziert.
Wir könnten blindlings Materialien
einsammeln und auf deren Wiederverwertung
hoffen. Oder wir sammeln zentrale Daten
rund um die Art und Menge des gesammelten
Abfalls, um zu analysieren, welche
der Materialien am häufigsten auftreten und
welche besonders wertvoll sind. Das ließe
uns gezielte Ressourcenallokation betreiben
und Produktionsprozesse optimieren, was
wiederum zu weniger Verschwendung und
mehr grünem Erfolg beitragen würde.
Fotos: REMG/trovato GmbH
100 ImmoFokus
Erde, wem Erde gebührt. Jeder Kreislauf findet
dann statt, wenn er ausreichend durchblutet wird –
das sollten wir stets im Gedächtnis behalten.
Anita Körbler,
trovato.immo
Weiters können genau diese Daten dabei unterstützen, Verbrauchern die
Augen zu öffnen – etwa durch clevere Apps, die zum Beispiel auf einen
Blick erkennen lassen, welche Produkte aus recycelten Materialien hergestellt
worden sind und welche nicht. Durch das Tracking von Materialströmen
lassen sich der gesamte Lebenszyklus eines Produkts verfolgen und
Engpässe oder ineffiziente Prozesse identifizieren. Mittels bereits erwähnter
Aufklärung ergänzt um datengestützte Transparenz haben interessierte
Konsumenten in weiterer Folge die Möglichkeit, bewusstere Entscheidungen
zu treffen.
Anita Körbler
Managing Partner trovato.immo
Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin
und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf
langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen
sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich
(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte
sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft
und Public Communications, zeichnete jahrelang
für verschiedene PropTech-Unternehmen als
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich
der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der
Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der
Immobilienbranche.
Zahlreiche Unternehmen beschäftigen sich bereits mit diesen Zukunftsthemen:
das Sammeln, Analysieren oder Verwalten von Informationen
rund um Materialströme zum Zweck der besseren Ressourcennutzung,
Rücknahmesysteme und Sortiertechnologien sowie datenbasiertes, intelligentes
Abfallmanagement oder Energiegewinnung durch Abfälle – eine
Vielfalt von Akteuren nutzt die Daten in der Kreislaufwirtschaft und kann
auf Knopfdruck Auswertungen über potenzielle Ausblicke geben.
Diese Branche entwickelt sich permanent weiter, da erfreulicherweise immer
mehr Unternehmen den Wert von Daten für eine nachhaltige Ressourcennutzung
und Abfallvermeidung erkennen, optimierte Entsorgungsstrategien
entwickeln und Recyclingquoten steigern.
Jene Start-ups, die sich mit Daten rund um Kreislaufwirtschaft beschäftigen,
haben großartige, erfolgversprechende Ideen, die, wie ich hoffe, in
einem großen Maß auch in der derzeitigen suboptimalen Wirtschaftslage
von innovationsinteressierten Investoren unterstützt und ausgebaut werden
können.
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Ausgabe 03|2023
101
Im Fokus
Licht ins Dunkel
ESRS E5. Mit dem European Green Deal und dem Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft kommen auf
Unternehmen zahlreiche Dokumentationspflichten zu. Die Unternehmen sind gut beraten, diese
Dokumentationspflichten als Chance zu verstehen, betont Karin Fuhrmann (TPA Group).
Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Dokumentationspflicht klingt nach viel
Zettelwirtschaft und Bürokratie. Wie kann
man Pflicht als Chance verstehen?
Karin Fuhrmann: Die ESRS-Richtlinien zielen
darauf ab, Unternehmen dabei zu unterstützen,
ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern und
transparenter darüber zu berichten. Hierbei
geht es nicht nur um Umweltaspekte wie
den CO2-Ausstoß oder die Abfallproduktion,
sondern auch um soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen
oder Menschenrechte sowie
wirtschaftliche Aspekte wie Korruptionsbekämpfung
und Lieferkettenmanagement.
Wen trifft die Berichtspflicht und was
muss genau berichtet werden?
Seit der Veröffentlichung des Delegierten
Rechtsakts zu Set 1 der ESRS vergangener
Woche haben wir ein wenig mehr Klarheit.
Die ESRS unterteilen sich in übergreifende
und themenspezifische Standards. Die Berichtsplicht
zu den übergreifenden Standards
trifft alle Unternehmen. Die Berichtspflicht
zu den themenspezifischen Standards setzt
aber nur dann ein, wenn eine Wesentlichkeitsüberprüfung
ergibt, dass dieses Thema für das
Unternehmen von Bedeutung ist. Wenn also
eine Baufirma im Rahmen dieser Wesentlichkeitsüberprüfung
feststellt, dass das Thema
Kreislaufwirtschaft für das eigene Unternehmen
wesentlich ist, dann wird sie zum ESRS E5
berichten müssen.
102 ImmoFokus
Das heißt, das Unternehmen muss über alle
Maßnahmen und deren Ergebnisse berichten,
die ergriffen wurden, um tatsächliche
oder potenzielle nachteilige Auswirkungen
der Ressourcennutzung und der Kreislaufwirtschaft
zu verhindern, abzumildern
oder zu beheben. Zusätzlich sollen auch die
Pläne und Kapazitäten des Unternehmens
zur Anpassung des Geschäftsmodells und
der Geschäftstätigkeiten an die Grundsätze
der Kreislaufwirtschaft offengelegt werden.
Außerdem ist auf die Auswirkungen von
Risiken und Chancen auf die kurz-, mittelund
langfristige Entwicklung, Leistung und
Lage des Unternehmens und somit auf die
Fähigkeit, Unternehmenswert zu schaffen,
einzugehen.
Ab welcher Firmengröße muss berichtet
werden? Trifft die Berichtspflicht nur die
Großen der Bau- und Immobilienbranche,
also nur Strabag und Co.?
Karin Fuhrmann: Die Berichtspflicht trifft
definitiv nicht nur Strabag und Co. Die ESRS
sind ja für alle Unternehmen anzuwenden,
die unter die Berichtspflicht „Corporate
Sustainability Reporting Directive“ (CSRD)
fallen. Die CSRD ist die Weiterentwicklung
der „Non-Financial Reporting Directive“
(NFRD) und verfolgt das Ziel, die Nachhaltigkeitsberichterstattung
auf eine Stufe mit der
Finanzberichterstattung zu stellen.
Da gelten als Unternehmen alle an der Börse
gelisteten Unternehmen und Unternehmen,
die am Bilanzstichtag mindestens zwei der
drei Merkmale erfüllen: Bilanzsummen von
mehr als 20 Millionen Euro, Umsatzerlöse
von mehr als 40 Millionen Euro und mehr als
250 Mitarbeitende im Jahresdurchschnitt.
Zählen Leiharbeiter oder Mitarbeiter von
Subunternehmen zu den 250 Mitarbeitern
dazu?
Das ist eine exzellente Frage. Im Zweifel
würde ich jetzt sagen: Nein. Wobei es
sicherlich auch auf die Ausgestaltung des
Vertrages ankommt. In diesem Zusammenhang
stellt sich die Frage, ob es Sinn macht,
in Umgehungsabsicht alle Mitarbeiter in
eine Personalleasingfirma auszulagern und
diese dann zurück zu leasen. Ökonomisch
betrachtet rechnet sich das sicher nicht.
Alle reden von der Umstellung von
der linearen Wirtschaft in Richtung
Kreislaufwirtschaft. Mir kommt vor, wir
kratzen nur an der Oberfläche. Diese Umstellung
betrifft auf den ersten Blick viele
Rechtsbereiche: Steuerrecht, Haftung,
Bewertung… Weiß man schon, was alles
so auf uns zukommen wird?
Definitiv nein. In Wahrheit sind wir gerade
dabei, Teile davon – zum Beispiel den Green
Deal, sozusagen die Klimapolitik – ins
Steuerrecht zu implementieren.
Mit dem Abgabenänderungsgesetz 23 haben
wir zum Glück wieder eine erfreuliche Änderung.
Ein gutes Beispiel ist der der ökologische
Investitionsfreibetrag. Der „normale“
Investitionsfreibetrag beträgt zehn Prozent
der Anschaffungs- oder Herstellungskosten.
Bei Wirtschaftsgütern, die dem Bereich
„Ökologisierung“ zuzuordnen sind, erhöht
Ausgabe 02|2023
103
Im Fokus
sich der Investitionsfreibetrag um fünf
Prozent und beträgt somit 15 Prozent. Durch
einen erhöhten Freibetrag für ökologische
Investitionen sollen klimafreundliche
Maßnahmen einen zusätzlichen Anreiz
erhalten. (Welche Investitionen die Kriterien
„Ökologisierung“ erfüllen, wurde mit der
Öko-IFB-Verordnung festgelegt. Anm.)
Ehrlich gesagt hinkt aber die Steuergesetzgebung
der Kreislaufwirtschaft hinterher.
Steuerlich gesehen sind wir in der Kreislaufwirtschaft
noch gar nicht angekommen.
Obwohl das Steuerrecht immer mehr
ökologisch ausgerichtet wird, gibt es bisher
noch keine spezifischen steuerrechtlichen
Regelungen für die Kreislaufwirtschaft.
Wenn wir die Kreislaufwirtshaft in ihrer
Gesamtheit betrachten: Wer müsste der
Treiber sein?
Eine gute Frage. In erster Linie einmal
Interessenvertretungen der Immobilien- und
„In Wahrheit ist eine
Umsatzsteuersenkung die
Maßnahme, die wahrscheinlich
am einfachsten ginge.“
Karin Fuhrmann,
TPA
Bauwirtschaft. Die Initiativen müssen aus
der Wirtschaft kommen. Bei den Baufirmen
tut sich schon einiges. Da geht es im Moment
in erster Linie um Baustoffe und die Möglichkeiten
der Wiederverwendung. Welche
Baustoffe kann ich bei einem Rückbau
gewinnen und wiederverwenden? Da scheint
aus eigenem Antrieb schon einiges zu
passieren.
…was auch dem Rohstoffmangel und den
gestörten Lieferketten anzulasten ist…
Das Umdenken wird sich verstärken. Mittelgroße
Baufirmen, die die Berichtspflicht
definitiv 2025 erwischen wird, sind gut
daran beraten, sich auch mit diesen Themen
auseinandersetzen. Kreislaufwirtschaft ist
nicht nur gut für die Umwelt. Gleichzeitig
wird der Carbon-Footprint reduziert, weil
Abbruchmaterial beziehungsweise neue
Baustoffe nicht durch die Gegend gefahren
werden müssen.
Das Europäische Umweltbüro (EEB, European
Environmental Bureau) hat im November
2022 einen Bericht zum Konzept
der „CircularTaxation“ veröffentlicht.
Was versteht man unter CircularTaxation
und welche Handlungsoptionen zeigt
dieser Bericht auf ? Ist er ein dickes
Strategie-Papier ohne Inhalt?
Unter CircularTaxation werden Umweltsteuern
verstanden, die sich darauf konzentrieren,
die Gewinnung, die Produktion und den
Verbrauch von Ressourcen zu verringern,
104 ImmoFokus
materielle Werte zu erhalten und Anreize
für die Vermeidung von Abfällen und
Verschmutzung zu schaffen. In Österreich
gibt es eine Reihe an Umweltsteuern: Energiesteuern
(zum Beispiel Mineralölsteuer,
Elektrizitätsabgabe), Transportsteuern (zum
Beispiel motorbezogene Versicherungssteuer,
Normverbrauchsabgabe), Umweltverschmutzungssteuern
(zum Beispiel Altlastenbeitrag),
Ressourcensteuern (zum Beispiel
Jagd- und Fischereiabgabe) sowie ökologisch
relevante Zahlungen (zum Beispiel Müll-, Abwasser-
und Wassergebühren). Seit Oktober
2022 gibt es zusätzlich zu den Umweltsteuern
das Nationale Emissionszertifikatehandelsgesetz
2022 (NEHG 2022), das diverse
fossile Energieträger umfasst.
So dick ist das Konzept zum Glück nicht.
Also tatsächlich die wesentlichste Handlungsempfehlung
ist, im Bereich der Umsatzsteuer
etwas zu tun. Ein Thema, mit dem wir
uns in Österreich auch schon beschäftigen.
Eine Senkung der Umsatzsteuer könnte
in Wahrheit unmittelbar Auswirkungen
haben, die zum Teil theoretisch auch sogar
den Endverbraucher erreichen könnten. In
Wahrheit ist eine Umsatzsteuersenkung
die Maßnahme, die wahrscheinlich am
einfachsten ginge. Nur bin ich mir nicht
sicher, ob der Finanzminister so gerne an der
Umsatzsteuer herumschraubt.
Aber es könnte ein Turbo für die Sanierung
sein. Wir alle wissen und beklagen, dass die
Sanierungsquote zu gering ist.
Die Sanierungsrate beim österreichischen
Wohnungsbestand liegt aktuell bei circa
1,7 Prozent (Institut für Immobilien,
Bauen und Wohnen). Für ein klimaneutrales
Österreich 2040 sind aber mindestens
2,5 Prozent nötig. Wo greift da eine
Absenkung der Umsatzsteuer?
Ohne gezielte Förderung wird sich an den
Zahlen nichts ändern. Stichwort: Eigenheimsanierung.
Da sind viele Gewerke involviert.
Für eine Privatperson ist die Koordination
kaum allein zu stemmen. Wolfgang Amman
vom Institut für Immobilien Bauen und
Wohnen, hat zum Beispiel ein Mini-Generalunternehmen
(Mini-GU) vorgeschlagen, das
mit nur zehn Prozent Umsatzsteuer belastet
ist. Ist zwar ein Zusatzaufwand, aber der
Private kann unter Umständen von den besseren
Konditionen eines Mini-GUs und der
Mehrwertsteuerbegünstigung profitieren.
Aber ist die Umsatzsteuer nicht ein
Durchrechenposten?
Wir reden jetzt nicht von Vorsorge-, sondern
von Eigennutzerwohnungen. Bei Eigennutzerwohnungen
ist die Umsatzsteuer ein Kostenfaktor.
Wenn ich jetzt wiederverwertete
Materialien mit einem begünstigten Umsatzsteuersatz
implementiere, dann reduziert
sich für den Endverbraucher in Wahrheit der
hineingerechnete Vorsteuerschaden.
Werden Baustoffe oder -teile wiederverwendet,
hat das Auswirkungen auf die Abschreibung
des Gebäudes, dessen Baustoffe
oder Bauteile ich weiterverwende. Kann
ich diese dann im nächsten Gebäude noch
einmal abschreiben?
Aktuell haben wir keine entsprechenden
Regelungen. Beziehungsweise geht das Steuerrecht
tatsächlich davon aus, dass ein Gebäude
auf null abzuschreiben ist. Dass man einen
Restwert für wiederverwendbares Baumaterial
in Ansatz bringen muss, ist aktuell nicht
angedacht. Aber wie gesagt, der Gedanke der
Kreislaufwirtschaft per se ist ja auch noch nicht
wirklich im Steuerrecht angekommen.
Es ist nicht auszuschließen, dass man, wenn
man die eine oder andere vielleicht tatsäch-
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Ausgabe 02|2023
105
EIN UNTERNEHMEN DER WIENER STADTWERKE GRUPPE
Im Fokus
Country Overshoot Days 2023
When would Earth Overshoot Day land if the world’s population lived like...
Dec 20 | Jamaica
Dec 6 | Ecuador
Dec 3 | Indonesia
Nov 25 | Cuba
Nov 24 | Iraq
Feb 10 | Qatar
Feb 14 | Luxembourg
Nov 14 | Guatemala
Nov 11 | Egypt
DEC
JAN
Nov 8 | Colombia
NOV
FEB
Mar 13 | Canada, United Arab Emirates
United States of America
Oct 12 | El Salvador
Oct 11| Uzbekistan
Sep 12 | Viet Nam
Sep 4 | Algeria
Sep 3 | Peru, Thailand
Aug 31 | Mexico
Aug 30 | Venezuela
Aug 27 | Ukraine
Aug 25 | Costa Rica
Aug 19 | Namibia
Aug 12 | Brazil
OCT
SEP
AUG
JULY
Jul 17 | Panama
Jul 8 | Paraguay
Jul 5 | Bolivia
Jun 27 | Iran
JUNE
MAY
MAR
April 2 | Republic of Korea
Apr 3 | Sweden
2023
Apr 6 | Austria
Apr 12 | Czech Republic, Netherlands, Norway
April 18 | Slovenia
April 19 | New Zealand, Russia
April 21 | Ireland
April 27 | Saudi Arabia
May 4 | Germany, Israel
May 5 | France*
Source: National Footprint and Biocapacity Accounts, 2022 Edition
data.footprintnetwork.org
APR
Mar 23 | Australia
Mar 26 | Belgium
Mar 28 | Denmark
Mar 31 | Finland
May 6 | Japan
May 7 | Portugal
May 12 | Spain
May 13 | Switzerland
May 15 | Bahamas, Chile, Italy
May 17 | Montenegro
May 19 | United Kingdom
May 21 | Greece
May 29 | Croatia
May 30 | Hungary
June 1 | South Africa
June 2 | China
June 11 | Romania
Jun 22 | Turkey
Jun 24 | Argentina
For a full list of countries, visit overshootday.org/country-overshoot-days.
*French Overshoot Day based on nowcasted data. See overshootday.org/france.
Info-Box
Im Umweltbereich sind fünf themenbezogene Berichtsstandards vorgesehen:
ESRS E1 enthält Berichtsanforderungen zu Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie. Der Standard ist von allen berichtspflichtigen Unternehmen
vollständig anzuwenden, kann also nicht aufgrund von individuellen Wesentlichkeitserwägungen ausgeschlossen werden.
ESRS E2 enthält Berichtsanforderungen zur Umweltverschmutzung, insbesondere zur Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden sowie zu besorgniserregenden
Stoffen.
ESRS E3 enthält Berichtsanforderungen zu Wasserverbräuchen und der Nutzung mariner Ressourcen.
ESRS E4 enthält Berichtsanforderungen zu Biodiversitätund Ökosystemen, unter anderem zu Landnutzung und Landnutzungsänderung, inklusive
Entwaldung, invasiven Arten und weiteren Treibern für Biodiversitätsverlust sowie zum Zustand von Arten und Ökosystemen.
ESRS E5 enthält Berichtsanforderungen zu Ressourcennutzung und Circular Economy, insbesondere zu Materialien und deren zirkulären Verwendung,
Produkten des Unternehmens und zirkulären Verwendungsmöglichkeiten sowie Abfällen.
106 ImmoFokus
liche Vergünstigung einführt, auch bei der
Abschreibung berücksichtigen muss, welchen
Wert Materialien beim Rückbau haben. Wie
eine kleine Schatzkiste im Sinne der Immobilie.
Es wird sich auch definitiv ein Markt für
Sekundärstoffe bilden.
Reichen die bestehenden Ökosteuern
aus? Braucht es weitere Anreize?
Es braucht definitiv weitere Anreize. Die
Öko-Steuern sind bei Herr und Frau Österreicher
noch gar nicht so präsent.
Ob die CO2-Steuer, die wir seit letztem Oktober
haben, Einfluss auf das Konsum- und das
Mobilitätsverhalten hat, werden wir sehen.
Ich glaube, das ist eher ein Thema, das die
junge Generation anspricht.
Was wir brauchen, sind Incentives – oder
negative Förderung im Sinne der CO2-
Abgabe. Bei beiden Instrumenten stellt sich
die Frage: In welcher Dimension müssen sich
die Incentives oder Abgaben bewegen, um
eine Verhaltensänderung herbeizuführen? Da
hat, nach meinem Dafürhalten, der positive
Anreiz am Ende des Tages viel mehr Effekt
als alles andere. Abseits davon glaube ich
auch hier, dass Steuern ein Puzzlestein sind.
Wichtig ist die öffentliche Meinung, damit
eine positive Spirale in Gang gesetzt wird.
O H !
Ausgabe 02|2023
107
Im Fokus
Rückenwind
Klarstellung. Die Zeiten der Deals sind vorbei. Durch Kaufen und Verkaufen sind keine
Wertsteigerungen mehr zu machen. Das heißt, der Bestand muss ordentlich gemanagt werden, sind
Frank Brün (AREAMA), Michael Klement (United Benefits Holding) und Alina Nichiforeanu überzeugt.
Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Vor rund zwei Jahren wurde die AREAMA
gegründet. Der vor kurzem präsentierte
Leistungskatalog ist das erste große
abgeschlossene Projekt. Ein Meilenstein?
Frank Brün: Die Austrian Real Estate Asset
Management Association wurde im Frühjahr
2021 gegründet. Ziel ist es, die Berufsgruppe
der Asset Manager in Österreich stärker zu
vernetzen, das Berufsbild zu schärfen und
einen Austausch zu relevanten Branchenthemen
herzustellen.
Nachdem wir als United Benefits Holding
von der Projektentwicklung auch hinein ins
Asset-Management gehen wollten, war für
uns ganz klar, wir wollen Real Estate Asset
Management auch in Österreich etablieren.
Als dann Frank Brün und Georg Stadlhofer
von Drees & Sommer mit der Frage auf
mich zugekommen sind, ob wir uns in der
AREAMA bei der Erstellung eines Leistungskataloges
engagieren wollen, waren ich und
Das heißt jeder konnte/kann sich Real
Estate Asset Manager nennen – also auf
den Punkt gebracht – auch ich?
Frank Brün: Natürlich kann sich jeder Asset-
Manager nennen. Das tun auch viele. Mit dem
Leistungskatalog und einem eigenen Berufsbild,
wird diese unklare Zuordnung bald der
Vergangenheit angehören. Daher standen
beziehungsweise stehen der Leistungskatalog
und die Schärfung des Berufsbildes an der
Spitze unserer Aktivitäten.
Der Begriff „Real Estate Asset Management“
ist in Österreich noch nicht wirklich angekommen.
Es gab bisher keine allgemein
gültige Definition. Genau hier wollten wir mit
der AREAMA ansetzen. Mit dem Leistungskatalog
ist uns ein erster wichtiger Schritt gelungen.
Ich glaube wir dürfen stolz darauf sein.
Wenn ich noch kurz etwas zu den Zielen der
AREAMA sagen darf: unter anderem die Definition
des Berufsbildes des Real Estate Asset
Managements in Abgrenzung zu anderen
Berufsbildern, die Positionierung und Weiterentwicklung
des Berufsbildes der Real Estate
Asset Managern, Sicherung der fortlaufenden
Weiterbildung und Schutz des Berufsbildes
durch Einhaltung eines strengen Code of
Conduct für die in der Immobilienwirtschaft
tätigen Personen und Unternehmen.
Ambitionierte Ziele …
Michael Klement: Durchaus. Real Estate Asset
Management ist ein spannendes Thema. Ich
bin froh, dass die AREAMA gegründet worden
ist und wir engagieren uns sehr gerne.
„Natürlich kann sich jeder
Asset-Manager nennen.
Das tun auch viele.“
das ganze Team der EKAZENT, in der die Real
Estate Asset Management Aktivitäten der
Holding gebündelt sind, von Anfang an mit
Begeisterung dabei.
Frank Brün: Die Erstellung des Leistungskatalogs
für Österreich darf durchaus als Meilenstein
gewertet werden. Es gab den Schmäh:
„Asset-Management gibt es in Österreich
nicht, denn es gibt kein Berufsbild, es gibt
keinen Leistungskatalog, keine Leistungsbeschreibung
und auch keine Gewerbeberechtigung.“
Das trifft jetzt nicht ganz zu.
Frank Brün,
AREAMA
Wie schärfen wir das Berufsbild? Indem wir
einen Leistungskatalog definieren. Unser Vorbild,
das Deutsche Leistungsverzeichnis von
der Royal Institution of Chartered Surveyors
(RICS) ist auch in den Niederlanden, Frankreich
und Italien in Anwendung.
Michael Klement: Dieser Leitfaden berücksichtigt
den gesamten Investmentzyklus von
Immobilien. Er gibt Orientierung unabhängig
davon, ob die Leistungen durch internes oder
externes Asset Management erbracht werden.
Wichtig ist die Schnittstellendefinition bei
108 ImmoFokus
Michael Klement
Der gebürtige Oberösterreicher
war nach abgeschlossenen Studien
der Rechtswissenschaften
und Immobilienwirtschaft viele
Jahre als Asset- und Investmentmanager
in Führungsaufgaben
tätig, etwa bei CA Immo und bei
Signa. 2015 heuerte er bei Invester
United Benefits an. 2017 wechselte
er als COO in den Vorstand.
Ein Jahr später trat er den Posten
als CEO an. Seit 2021 ist er Mitgesellschafter
der United Benefits
Holding und fungiert dort als CEO
/ Managing Partner.
Alina Nichiforeanu
Die gebürtige Rumänin hat an der
Wirtschaftsuniversität Wien im Bereich
Immobilienbewertung von Gewerbeimmobilien
promoviert und besitzt
langjährige Erfahrung im strategischen
Asset Management von Gewerbe- und
Wohnimmobilien in Österreich sowie
international. Seit 2016 ist Alina Nichiforeanu
Mitglied der Royal Institute of
Charted Surveyors und seit 2022 im
Vorstand der AREAMA. Darüber hinaus
hat sie verschiedene Vortragstätigkeiten
bei der Donau Universität Krems
über Themen wie internationale Bewertung
sowie ESG und EU Taxonomie.“
Frank Brün
Frank Brün FRICS ist Geschäftsführer
der PHORUS Management
und ist spezialisiert auf
Top-Level Support als Interimsmanager
für Unternehmen
mit Immobilienagenden sowie
das strategische und operative
Investment- und Asset Management.
Kunden sind institutionelle
Investoren, Familienstiftungen
und Privatpersonen in
Österreich und Deutschland. Er
ist Gründungsvorsitzender der
AREAMA – Austrian Real Estate
Asset Management Association.
Ausgabe 03|2023
109
Im Fokus
der Beauftragung, Steuerung und Kontrolle
der nachgelagerten Dienstleister wie dem
Property Management, dem Facility Management
und dem Center Management.
Frank Brün: Diese Abgrenzung zu den
Berufsbildern Property Management, dem
Facility Management oder auch dem Center
Immobilien vom Ankauf, dem Betrieb,
Sanierungen und Umnutzungen im Bestand
bis hin zu einer letztendlichen Veräußerung
betrachtet wird.
Auftraggeber können nun transparent
exakt jene Bausteine beauftragen, die sie in
ihrem Unternehmen brauchen. Nicht jedes
Asset-Manager etabliert. Wir verwalten
knapp 300.000 Quadratmeter als Asset-
Manager. Aber auch wir haben immer
die Problematik der Begrifflichkeit und
Abgrenzung. Vor allem in Deutschland
werden wir immer gefragt. „Seid ihr jetzt der
Property-Manager? Was ihr macht, seid ihr
der Investment-Manager.“ - „Nein, wir sind
der Asset-Manager.“
„In der aktuellen Situation der
steigenden Zinsen und Kosten
darf man sich weniger Objekt- und/
oder Asset-Risiken leisten
wie in der Vergangenheit.“
Alina Nichiforeanu,
MRICS
Alina Nichiforeanu: Aus diesem Grund ist
es wichtig, den gesamten Immobilen-Zyklus
aus der Asset-Management-Perspektive zu
betrachten.
Frank Brün: Beim Real Estate Asset Management
geht es nicht um den Lebenszyklus der
Immobilie, sondern den Investmentzyklus.
Ich kaufe an, mache irgendwas damit und
verkaufe nachher wieder. Und wenn mein
Geschäftsmodell Projektentwicklung ist,
betrachte ich den Lebenszyklus anders, als
wenn ich ein Privatinvestor bin, der Immobilienbestand
erwirbt, betreibt und nachher
wieder verkauft oder nie verkauft. Das ist der
Investmentzyklus.
Management, ist die zentrale Aufgabe bei
der Schärfung des Berufsbilds. Wie beim
Leistungskatalog werden wir dazu einen
Arbeitskreis bilden.
In diesem Arbeitskreis werden wir insbesondere
die Abgrenzung zu den Hausverwaltungen,
Maklern und Bauträgern herausarbeiten.
Sieht man sich den Leistungskatalog genau
an, ist die Immobilien-Treuhand nur ein
kleiner Teil dessen, was Real Estate Asset-
Manager machen. Dafür müssen wir aber erst
ein Bewusstsein schaffen.
Alina Nichiforeanu: Wenn ich noch einmal
auf das Leistungsverzeichnis zurückkommen
darf. Die Gliederung orientiert sich an
der Struktur des von Royal Institution of
Chartered Surveyors (RICS) veröffentlichten
„Leistungsverzeichnis Asset Management“
und wurde für die nationalen Gegebenheiten
in Österreich adaptiert und ergänzt um die
Themen ESG und EU-Taxonomie für Asset-
Manager. In Summe gibt es 20 Bausteine.
Wobei der gesamte Investmentzyklus von
Unternehmen wird alle Bausteine benötigen
– weil der Fokus der Unternehmen sehr
unterschiedlich sein kann. Da der eine oder
andere Baustein im Haus selbst durch eigene
Expertise abgedeckt sein kann.
Das bedeutet aber auch, wenn ich es
richtig verstehe, dass ein Real Estate
Asset-Manager nicht alle 20 Baustände
erfüllen können muss?
Frank Brün: Bei der Leistungserbringung ist es
unerheblich, ob diese Leistungen durch Asset
Management-Strukturen intern durch Abteilungen
der Eigentümer oder durch extern
beauftragte Unternehmen erbracht werden.
Wichtig ist die vertragsmäßige Schnittstelledefinition
bei der Beauftragung, der Steuerung
und der Kontrolle der nachgeordneten
Dienstleister, wie z.B. das Property, Facility
oder Center Management sowie Makler im
Rahmen eines ganzheitlichen Immobilien-
Management-Prozesses.
Michael Klement: Das ist ein wesentlicher
Punkt. Wir sind am Markt als Real Estate
Hat das Real Estate Asset Management
bedingt durch das aktuelle Marktumfeld
an Bedeutung gewonnen? Die Zeit der
raschen Drehung inklusiver (zu) hohen
Aufwertungen scheint vorerst einmal
vorbei?
Michael Klement: Die Zeiten, in denen die
Rendite der Immobilie über den An- und
Verkauf gesteuert wurde, sind vorbei. Jetzt
muss mit den Immobilien gearbeitet werden –
und das macht ein Real Estate Asset Manager.
Beim Start unserer Arbeitsgruppe zum
Thema Leistungskatalog war ich mir nicht
sicher, ob wir das Thema ESG mitaufnehmen
sollen. Heute bin ich heilfroh, dass wir es
getan haben. Die Dynamik der vergangen 12
Monate gibt uns nachträglich recht. ESG und
EU-Taxonomie sind gerade dabei die Immobilienwirtschaft
nachhaltig zu verändern.
Wie gesagt: Die Zeiten der Deals sind vorbei.
Jetzt wird es schwierig. Man muss sich auf den
Bestand konzentrieren. Durch Kaufen und
Verkaufen sind keine Wertsteigerungen mehr
zu machen. Das heißt, der Bestand muss
ordentlich gemanagt werden. Viele Unternehmen
haben den Bestand vernachlässigt
110 ImmoFokus
und stehen vor großen Herausforderungen.
Dafür braucht man andere Leute als jene, die
klassische Deals gedreht haben.
Da wird noch so manches über die Immobilienwirtschaft
hereinbrechen. Mittlerweile
wissen auch alle, was die Abkürzung bedeutet.
Wir sind gefordert – aber auch die Politik,
die hier interessante Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten
schaffen muss.
Alina Nichiforeanu: Es gibt viel zu tun im
Asset Management. In der aktuellen Situation
der steigenden Zinsen und Kosten darf man
sich weniger Objekt- und/oder Asset-Risiken
leisten wie in der Vergangenheit. Das Thema
energetische Transformation wird uns alle
fordern Im Asset Management haben wir im
Moment viel zu tun.
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Ausgabe 03|2023
111
Im Fokus
Jetzt muss ich aber eine ketzerische Frage
stellen. Wenn es bis jetzt kein Leistungsverzeichnis
und/oder Berufsbild gegeben
hat, gibt es überhaupt eine anerkannte
Ausbildung zum Asset-Manager?
Frank Brün: In den klassischen Immobilien-
Studiengängen in Österreich wird Real Estate
Asset Management bereits in Modulen
abgebildet – manchmal mehr, manchmal
weniger.
Das Intensivstudium Real Estate Asset
Management an der IREBS Immobilienakademie
ist in Deutschland seit 2008 fest etabliert.
Der AREAMA ist es gelungen gemeinsam mit
dem Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft
(ÖVI) und der IREBS Immobilienakademie
den Studiengang Real Estate
Asset Management nach Österreich zu holen.
Im November startet bereits der 3. Lehrgang.
Auch darauf dürfen wir stolz sein.
Anders als andere Berufe in der Immobilienbranche
brauchen Real Estate Asset Manager
keine Gewerbeberechtigung, weil der Asset
Manager kein Treuhänder ist. Wir verwalten
kein Geld für Dritte. Asset Manager handeln
mit Verhandlungsvollmacht, die Verträge
aber werden von den Auftraggebern unterschrieben.
Die großen Maßnahmen werden
„Wir haben den Vorteil, dass
wir eigene Fonds mit eigenen
Investmentmanagern haben.“
Michael Klement,
United Benefits Holding
112 ImmoFokus
von den Auftraggebern freigegeben und
der Asset Manager sorgt für eine reibungslose
Abwicklung. Das ist keine Treuhand.
Deutschen Fonds sind aber verpflichtet,
besonders qualifizierte Dienstleister zu
beauftragen. Der Immobilien-Treuhänder in
Österreich erfüllt diese Voraussetzung. Der
Asset-Manager bisher nur, wenn er Immobilien-
Treuhänder ist.
Gemeinsam mit einer Hochschule wollen
wir ein Zertifikat entwickeln, eine Art
Fit-and-proper-Prüfung - ähnlich wie bei der
Österreichischen Gesellschaft für Immobilienwirtschaft
(ÖGNI) mit dem ÖGNI-Auditor.
Michael Klement: Wir haben den Vorteil,
dass wir eigene Fonds mit eigenen Investmentmanagern
haben. Diese sind als
Anlageberater eingebunden. Dieser ist angehalten,
sich professionelle Unternehmen zu
suchen, die die Strategie umsetzen.
Die Kernfrage ist, wo arbeite ich mit dem
fremden Kapital? Das sind bei uns ausgelagerte
Property Manager. Diese haben sehr
wohl eine Gewerbeberechtigung. Alle anderen
darüber liegende Themen, die Auswahl
des richtigen Property-Managers und die
Steuerung, obliegt dem Asset Manager.
Alina Nichiforeanu: Asset-Management ist
auch People Business. Das heißt, nicht nur
ein wirtschaftlicher, technischer Background
ist wichtig. Strategisches Denken ist
ebenso gefragt, wie soziale Kompetenz.
Man darf aber von Real Estate Asset
Manager keine Wunder erwarten. Erste Ergebnisse
sind erst mittel- oder langfristig zu
sehen. Das heißt, Veränderungen sind erst
frühestens nach zwei, drei Jahren spürbar.
Dekarbonisierung zum Beispiel geht nicht
von heute auf morgen
Frank Brün: In Österreich – und das
muss man ganz realistisch sehen, haben
erst wenige Unternehmen eigene Asset
Management Teams aufgebaut. Gutes
Asset Management ist aber auch davon abhängig,
dass der Auftraggeber mitarbeitet
und gemeinsam mit dem Asset Manager
Vorgaben definiert. Je intensiver der Dialog
mit dem Eigentümer ist, umso besser sind
auch die Ergebnisse.
Ausgabe 03|2023
113
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Ausgabe 03|2023 115
DAS GROSSE IMMOFOKUS SQUAREBYTES GEWINNSPIEL!
Zum Autor
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH
Wien.
Harry Potter
Kommentar: Hans Jörg Ulreich
Wenn wir uns auf die österreichischen Werbe- und Medienmeldungen
verlassen, gewinnen wir schnell den Eindruck, dass sich gerade
unheimlich viel bewegt in der Gesetzgebung und Politik, was ökologisch
nachhaltiges Bauen und Sanieren betrifft. Alles am Weg – so der
medial erzeugte Eindruck.
Wälder aus Kränen
Wer noch dazu oft und viel mit dem Auto durch unser Land unterwegs
ist, bekommt dieses Gefühl auch noch visuell bestätigt. Es scheint so,
als würde überall „auf Teufel komm raus“ gebaut werden. Fast um
jedes städtische Gebiet herum stehen richtige Wälder aus Kränen.
„Läuft!“, werden die einen sagen. „Der reinste Horror!“ wird vermutlich
den Boden- und Umweltschützern in den Kopf steigen. Für beide
Seiten habe ich Verständnis.
Jene, die wie ich in der Branche – an welcher Stelle auch immer – tätig
sind, wissen aber, dass der Schein verhängnisvoll trügt.
Nun gut, wir hören und lesen auch, dass die Baukosten explodieren,
die Zinsen steigen und Fachkräfte fehlen. Keine Frage, dass sich das
dämpfend auswirkt.
Andere Wahrheit
Doch die Wahrheit ist eine andere. Dass viele am Bau tätige Firmen schon
Mitarbeiter in großer Zahl abbauen, und gerade innerstädtische Bauprojekte
besonders in Wien im Boden, oder besser in den Mühlen der Behörden,
versickern, ist für Kenner kein Geheimnis.
Dass Architekten und Ziviltechniker mittlerweile ihr Tätigkeitsgebiet nicht
mehr bei Planabschluss, sondern bei Baubeginn beenden und zusätzlich
am besten nebenbei ein Studium der Kommunikationswissenschaften
abschließen, um in der Behördenkommunikation voranzukommen, darüber
wird schon lange in der Branche mit schwarzem Humor gewitzelt.
Die öffentlich verbreiteten Hürden im Baubereich, wie etwa Baukosten
und Zinsen, sind nur das Salz in einer sich über Jahrzehnte aufklaffenden
Wunde, die tiefer und tiefer wird.
Überbordende Regelwerke
Neun unterschiedliche Bauordnungen, pro Gemeinde (!) eine eigene
Flächenwidmung, Förderungs- und ÖNORM-Dschungel, überbordende
Regelwerke und Behördenirrwege verlangen den Berufsständen
mittlerweile Unmenschliches an Zusatzfähigkeiten ab, um ein
Projekt tatsächlich auf die Beine stellen zu können.
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock
116 ImmoFokus
| BA12-22G |
Mit uns im selben Boot und das beste Zeichen für die Misere sind
wohl die Beamten, die, so scheint es oft, auch kapituliert haben. In
Wien, so wird mir von allen Branchenseiten zugetragen, steht alles
still oder wird an die Gerichte weitergegeben. Das verwundert
auch nicht sonderlich, denn wer soll es in dem ganzen Dschungel
wagen, eine verbindliche Entscheidung zu treffen?
Problem: Rechtsunsicherheit
Was die Branche heute krachen lässt, sind also nicht nur Baukosten
oder Zinsen. Es ist die Rechtsunsicherheit in fast jedem
Gebiet, das mit einem Bauprojekt in Verbindung steht. Diese und
die damit verbundenen ewig sich ziehenden Verfahren sind aufgrund
der Kosten nicht mehr leistbar.
Die Rettung – eine echte Ankurbelung von Nachverdichtung, Sanierung
und Dekarbonisierung – kann nur, und wirklich nur in
einer rechtssicheren und klaren Gesetzgebung liegen.
Das ist ein Rahmen, in dem wir, aber auch die Beamten, gute
Handlungsrichtlinien vorgegeben bekommen. Nur so könnten
wir rasch, effizient und nicht erst in langwierigen Gerichtsverfahren
zu verbindlichen Entscheidungen und damit zum „GO“
kommen.
Es wäre so einfach.
Ich blicke allerdings wenig optimistisch in die Zukunft.
Vorerst wird alles beim Alten bleiben und braucht es für unsere
Vorhaben bis auf weiteres nicht nur unsere Pläne, sondern auch
einen Zauberlehrling mit in der Tasche, um ein paar Millimeter
voranzukommen.
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Ausgabe 03|2023
117
Zum Autor
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks
Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu
30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei
Marktanalysen und Projekten.
Nachhaltiger als gedacht
Kommentar: Andreas Kreutzer
In Österreich fallen jährlich rund 30 Millionen Tonnen Abfälle an
(ohne Aushubmaterial). Etwa ein Drittel davon entsteht durch Bauund
Abbruchabfälle. Insofern ist es naheliegend, dass der Wiederverwertung
von Baustoffrestmassen ein großes Augenmerk geschenkt
wird. Baustoff-Recycling wird in Österreich seit Beginn der 1990er-
Jahre professionell betrieben – ob mobil auf Baustellen oder stationär.
Das Bundesumweltamt zählte zuletzt rund tausend Behandlungsanlagen.
Mittlerweile werden über achtzig Prozent der mineralischen
Fraktion der Wiederverwertung zugeführt.
Von den jährlich rund drei Millionen Tonnen
entsorgtem Altbeton fließen über 97 Prozent
in den Stoffkreislauf zurück oder werden für
lose Schüttungen im Unterbau verwendet.
Asphaltgemisch enthält in Österreich
rund 20 Prozent rezykliertes Material.
Die Gründe für die vergleichsweise
hohen Recyclingquoten liegen nicht zuletzt
in den gesetzlichen Rahmenbedingungen,
die es in Österreich zum Teil seit
Jahrzehnten gibt, etwa das Altlastensanierungsgesetz,
die Deponieverordnung oder
die Recycling-Baustoff-Verordnung. Ab dem
kommenden Jahr dürfen die meisten mineralischen
Baustoffe wie etwa Ziegel aus der Produktion,
Straßenaufbruch und Betonabbruch in keinem
Fall mehr deponiert werden. In den Jahren 2026/2027 wird
die Liste auf Gipsplatten, Gipswandbauplatten, faserverstärkte Gipsplatten
sowie künstliche Mineralfasern erweitert.
Dringenderer Handlungsbedarf andernorts
Zugegeben, bei Verbundmaterialien ist eine industrielle Lösung für
eine sortenreine Trennung nach wie vor nicht wirklich in Sicht. So
können beispielsweise Brettsperrholz und Leimbinder aufgrund des
Bindemittels im Prinzip nicht wiederverwertet, sondern nur verbrannt
werden. Verbrennt man Holz, wird die viel gelobte CO2-Senke
aber wieder aufgefüllt. Aber Hand aufs Herz, hat aus umwelttechnischer
Sicht die Wiederverwertung von Baustoffen wirklich höchste
Priorität, zumal deren Lebenszyklus deutlich länger ist als der der
meisten anderen Waren und Güter? Fenster werden im Durchschnitt
alle 45 Jahre erneuert, Dachmaterial für Steildächer nicht vor
Ablauf von siebzig Jahren getauscht und ein Mauerwerk
steht in der Regel hundert Jahre und länger.
Demgegenüber nutzen wir Mobiltelefone im
Schnitt nicht länger als drei Jahre und Kleidungsstücke
werden nach rund fünf Jahren
entsorgt (Wurde eigentlich schon erhoben,
wie viele ungetragene Teile direkt
im Altkleidercontainer landen?). Durch
geplante Obsoleszenz fallen alleine in
Österreich jährlich hunderte Tonnen an
zusätzlichem Elektroschrott an. Nicht,
dass deshalb das Recycling von Baumaterialen
weniger wichtig wäre, aber haben
wir in Sachen Kreislaufwirtschaft nicht
andernorts dringenderen Handlungsbedarf,
solange täglich tausende Tonnen an Verpackungsmüll
von „Fast Moving Consumer Goods“
auf Mülldeponien landen?
Unternehmen der Baustoffindustrie leben ihren Nachhaltigkeitssinn
bisweilen stärker aus als den technischen Nutzen ihrer Produkte. Obgleich
die Baupreise explodieren und die Nachfrage sinkt, scheint ein
grüner Anstrich wichtiger zu sein als ein günstiger Preis. Vielleicht
sollten wir einmal die mitunter auch in der Baubranche veranstaltete
Nachhaltigkeits-Olympiade zu Ende denken.
Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock
118 ImmoFokus
Zum Autor
Elisabeth Rohr - de Wolf arbeitet als Immobilienmaklerin im
Großraum Wien und war bis Juni 2023 Vizepräsidentin des
ÖVI und Generalsekretärin der CEPI. Sie ist seit Gründung
Mitglied im Salon Real.
Der richtige Zeitpunkt,
eine Immobilie zu kaufen
Kommentar: Elisabeth Rohr - de Wolf
Am 22. Juni fand zeitgleich mit der ÖVI-Generalversammlung auch die
unseres europäischen Verbands CEPI statt. Ein guter Anlass, um die Jahre
Revue passieren zu lassen, in denen ich die Geschicke des EU-Lobbying-
Verbandes mitbestimmen durfte, und der richtige Zeitpunkt, mein Ehrenamt
an die nächste Generation zu übergeben. Mit Ulrike Höreth und
Manuel Plachner übernehmen gleich zwei Vorstandsmitglieder die internationalen
Kooperationen.
Nachhaltigkeits-Vorreiter
Diese Ausgabe ist der „Kreislaufwirtschaft“ gewidmet und ich kann stolz
behaupten, dass Österreich ein Vorreiter bei Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
ist. Seit Jahren besuchen uns europäische und US-amerikanische
Kollegen und Verbände, um sich prämierte Projekte anzusehen – wir
sind als Preisträger beim internationalen „Prix d’excellence“ der FIABCI,
den der ÖVI als Partner unterstützt, überproportional gut vertreten, gleiches
gilt für ÖGNI-Zertifizierungen.
Fotos: Adobe Stock, Copyright: Stephan Huger
Auch bei der Anzahl der Projektentwicklungen und den Steigerungen der
Kaufpreise ging es viel länger steil bergauf als in anderen Ländern. Während
unsere europäischen Kollegen bei CEPI-Meetings bereits von stagnierenden
Preisen und sinkender Nachfrage berichteten, waren unsere Preise
immer noch im Steigen begriffen und wir waren anhaltend attraktiv für
inländische und ausländische Kunden. Die derzeitige Stagnation betrifft
alle europäischen Länder – im Westen wie im Osten –, es ist ein globalisierter
Markt. Die Redensart, dass es „keinen interessiert, wenn in China
ein Fahrrad umfällt“, stimmt schon lange nicht mehr.
Verkäufe und Preise sinken überall
Wenn nun in Medien der angeblich besonders starke Preisverfall von
Immobilien in Österreich Schlagzeilen macht, sagt das mehr über den
Druck auf den Qualitätsjournalismus aus als über den Wahrheitsgehalt.
Alle meinen, sich der Schnelllebigkeit der sozialen Medien beugen zu
müssen. In allen vergleichbaren Ländern sinken Verkäufe und Preise. Für
Kaufwillige ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Immobilie zu erwerben.
Vielleicht müssen wir bei der Finanzierung neue Wege beschreiten:
Ich darf zum Beispiel eine meiner Immobilien als „Mietkauf“ anbieten,
um auch Käuferschichten anzusprechen, für die eine Bankfinanzierung
derzeit eine zu große Herausforderung ist. Das ist wahrscheinlich kein
Modell für Projektentwickler – aber vielleicht fällt uns etwas anderes dazu
ein. Nach dem Motto: Glaub an deine Käufer und an deine Immobilie.
Dazu müssten neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, aber das ist
ja wohl überall nötig, auch bei der Entrümpelung des Mietrechts.
Österreich hat großartige Voraussetzungen, um auch in Zukunft attraktiv
zu sein: Ich nenne hier unser Wasser, unsere Wälder und unsere Infrastruktur.
Ich wünsche mir, dass wir aus dem Teufelskreis der schlechten
Nachrichten ausbrechen und auf die Kraft der positiven Worte setzen, hier
können wir viel von unseren Kollegen aus den USA lernen.
Ausgabe 03|2023
119
Zum Autor
Erich Benischek ist Eigentümer und Geschäftsführer der
Blauen Lagune. und war zuvor als Generalunternehmer
im Bereich Fertigbau tätig. Er studierte Medizin und
beschäftigt sich seit 1979 mit dem Immobiliengeschäft.
Die Nutzungsdauer ist oberste
Prämisse der Kreislaufwirtschaft
Kommentar: Erich Benischek
Alle reden von kreislauffähigen Gebäuden, viele verstehen darunter
aber bloß deren Recyclingfähigkeit. Meiner Ansicht nach ein irreführender
Ansatz, denn eigentlich geht es um die Vermeidung des hohen
Ressourcenverbrauchs beim Bau. Doch wie wird dieser niedrig gehalten?
Schlicht und einfach indem die Nutzungsdauer eines Gebäudes
möglichst lange ist. Das bedeutet, dass Gebäude genau in diesem Bewusstsein
geplant und gebaut werden müssen – klingt einfach, ist es in
der Praxis aber nicht. Natürlich kann sich der Grundnutzen im Laufe
der Jahre ändern, deshalb muss bei der Planung auch eine allfällige
Um- und Nachnutzung mitberücksichtigt werden. Erst danach geht es
um die zweitbeste Möglichkeit: die Wiederverwendung von Bauteilen
(zum Beispiel Wand- oder Deckenelemente, ganze Module). Sollten
diese Bauteile nicht mehr verwendet werden können, so wird das Gebäude
– wir sind bei der drittbesten Möglichkeit – zum Materiallager:
Eingebaute Bauprodukte wie Fenster, Türen oder Parkettböden werden
„gerettet“ und bei anderen Gebäuden in gleicher Funktion wieder
eingesetzt. Nur dann, wenn ein Bauprodukt nicht mehr verwendbar
ist, sollte es, sortenrein getrennt, einem Recycling zugeführt werden,
um zumindest in anderer Form im Nutzungs-Kreislauf zu bleiben und
nicht auf der Deponie zu landen. Das Bauzentrum, das derzeit in der
Blauen Lagune errichtet wird, wurde mit dem ÖGNI/DGNB-Vorzertifikat
in der höchsten Stufe Platin ausgezeichnet. Nicht zuletzt auch in
Hinblick auf seine Kreislauffähigkeit: Der Grundriss der fünf Gebäude
ist maximal flexibel, und die eingezogene Erdgeschoss-Decke der zehn
Themenzentren kann teilweise oder vollständig wieder herausgenommen
werden. Diese maximale Flexibilität stellt auch eine besondere
Herausforderung hinsichtlich der Statik dar, die entsprechende
Spannweiten mit nur wenigen Stützen ermöglichen muss. Wesentlich
dabei war auch die Wahl einer optimalen Deckenkonstruktion
– als Konsequenz entschied man sich für eine Decke
aus Ortbeton.
ÖGNI forciert die Kreislaufwirtschaft
in vielerlei Hinsicht
ÖGNI zertifiziert Gebäude mit hohem ökologischem, ökonomischem
und soziokulturellem Mehrwert – die Kreislauffähigkeit
wird dabei naturgemäß mitberücksichtigt:
Je länger die Nutzungsdauer eines Gebäudes, desto mehr
Punkte gibt es in der Bewertung. Darüber hinaus setzt
ÖGNI von sich aus große Anstrengungen zur Förderung
der Nachhaltigkeit und einer gelebten Kreislaufwirtschaft:
von der Etablierung einer eigenen Arbeitsgruppe „Stop talking,
start acting“ mit einschlägigen Diskussionsrunden
und einhergehendem Positionspapier mit Forderungen
und Best-Practice-Beispielen über Fachseminare und ein
interaktives Online-Format „DEEP DIVE SUSTAINABI-
LITY“ bis hin zur Initiative „ C02-freie Baustelle“.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
120 ImmoFokus
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Ausgabe 03|2023sb.gruppe
121
Immo
Fakten
Ein Blick in die
Glaskugel
ImmoFakten. Zur aktuellen Lage am Immobilienmarkt befragt, hat Exploreal erstmalig eine
Prognose der Fertigstellungen gewagt. Eines steht schin jetzt fest. ab 2025 geht die Neubauleistung
dramatisch zurück.
I
m Auftrag der Wirtschaftskammer
Österreich berichtet Exploreal schon
bisher laufend in gemeinsamen Pressekonferenzen
die Fertigstellungszahlen
der letzten Jahre. So auch im unlängst
erschienen Neubaubericht für die Jahre 2021
bis 2023. Im Zuge dessen blickt unser Analyseteam
auch stets in die Zukunft und stellt
die Fertigstellungen aufgrund der aktuell
bekannten Projekte aus der Exploreal-Datenbank
für die kommenden Jahre dar. Damit
kann man sich abseits von lediglich (den
aktuell ebenfalls abnehmenden) Baubewilligungen
einen raschen Überblick über die
bevorstehenden Entwicklungen aus sämtlichen
öffentlichen Quellen, insbesondere
der Bekanntmachungen durch die Bauträger
selbst, machen.
Die Beobachtungen der Vergangenheit haben
dabei gezeigt, dass es in der Zukunft klarerweise
regelmäßig noch zu wesentlichen Verschiebungen
bei den Fertigstellungen kommt:
Einerseits werden Projekte in der unmittelbaren
Zukunft aufgrund von Verzögerungen
letztendlich doch zu einem späteren Zeitpunkt
fertiggestellt. Dadurch ist insbesondere für das
aktuelle Jahr mit weniger Fertigstellungen als
den bekannt gemachten zu rechnen.
Andererseits kommen noch etliche Projekte
dazu, die bislang nicht bekannt waren und
erst kurzfristiger vor Fertigstellung publik
gemacht werden. Das betrifft insbesondere die
Folgejahre.
Schwierige Prognose
Dazu befinden sich aktuell eine gegenüber der
Vergangenheit höhere Anzahl an Projekten in
der Pipeline, für die weder das Fertigstellungsjahr
noch die Anzahl der geplanten Wohneinheiten
bekannt ist (aktuell rund 1.700 Projekte
gegenüber 1.400 Projekten im Jahr 2021).
Diesen Umständen hat Exploreal nun in einer
Prognose der Fertigstellungen für Wien sowie
für Gesamt-Österreich Rechnung getragen, indem
diese Erfahrungen aus der Vergangenheit
fortgeschrieben wurden.
Dabei zeigt sich ganz klar: Kommt es auch weiterhin
zu ähnlichen Veränderungen in der Publikmachung
der Fertigstellungen wie schon
in der Vergangenheit, so geht die Neubauleistung
ab 2025 massiv zurück. Die aktuellen
Höchstzahlen setzen sich noch 2023 und 2024
fort. Österreichweit brechen die Fertigstellungen
von aktuell rund 45.000 Wohneinheiten
auf 30.000 Wohneinheiten 2025 ein.
Die Daten zeigen somit deutlich, dass Bauträger
aktuell nur sehr zurückhaltend neue
Projekte starten, gleichzeitig aber ab 2025
– bei weiterhin wachsender Nachfrage aufgrund
der Bevölkerungsentwicklung – sehr
wenig Angebot auf den Markt kommen wird.
Das erkennen Bauträger schon jetzt und arbeiten
an passenden Projekten für die Zeit
nach dem Boom.
122 ImmoFokus
50.000
45.000
43720 43990
45860
43190 44430
40.000
35.000
30.000
25.000
36630
30320 29050
Eigentum
Miete freifinanziert
Miete gefördert
Sonstige*
20.000
Prognose
15.000
10.000
5.000
0
2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 nach 2025
Stand: 24.05.2023
* betreutes Wohnen,
Ferienwohnungen, Serviced
Apartments, Studentenheimplätze,
Miet- oder Kaufoption,
WG-Plätze, Bauherrenmodelle, tba.
Quelle: Exploreal
20.000
15.000
13650
18010
16050
17000
15980
14850
12760
12350
Eigentum
Miete freifinanziert
10.000
Miete gefördert
Sonstige*
Prognose
5.000
0
2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 nach 2025
Stand: 24.05.2023
* betreutes Wohnen,
Ferienwohnungen, Serviced
Apartments, Studentenheimplätze,
Miet- oder Kaufoption,
WG-Plätze, Bauherrenmodelle, tba.
Quelle: Exploreal
Ausgabe 03|2023
123
Bezirk: Fertigstellungen und Pipeline - 2021 bis 2023
Bezirk Projekte Wohneinheiten Fertigstellungsquote
01. Bezirk, Innere Stadt 6 154 3,26
02. Bezirk, Leopoldstadt 34 3.652 11,50
03. Bezirk, Landstraße 28 3.322 11,65
04. Bezirk, Wieden 9 238 2,36
05. Bezirk, Margareten 25 648 3,99
06. Bezirk, Mariahilf 13 249 2,65
07. Bezirk, Neubau 16 270 2,86
08. Bezirk, Josefstadt 5 93 1,27
09. Bezirk, Alsergrund 9 311 2,46
10. Bezirk, Favoriten 62 4.203 6,58
11. Bezirk, Simmering 27 2.573 8,04
12. Bezirk, Meidling 46 2.694 9,10
13. Bezirk, Hietzing 26 623 3,81
14. Bezirk, Penzing 59 3.540 12,52
15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 22 740 3,25
16. Bezirk, Ottakring 40 1.035 3,38
17. Bezirk, Hernals 31 769 4,56
18. Bezirk, Währing 35 658 4,28
19. Bezirk, Döbling 40 908 4,06
20. Bezirk, Brigittenau 20 1.725 6,77
21. Bezirk, Floridsdorf 90 4.733 8,86
22. Bezirk, Donaustadt 184 10.818 17,54
23. Bezirk, Liesing 65 4.330 12,59
Fertigstellungsquote: Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner.
Quelle: Exploreal
Wien
Wien ist nun schon das sechste Jahr in Folge
von einer außergewöhnlich hohen Bauaktivität
geprägt. Das betrifft sämtliche Segmente: sowohl
im freifinanzierten und geförderten Bereich sowie
in Miete, Eigentum und Sonderformen. Mit rund
17.000 fertiggestellten Wohn-einheiten im Jahr
2022 wurden die Rekordjahre von 2020 und 2021
ein weiteres Mal übertroffen, wenngleich deutlich
weniger Projekte fertiggestellt wurden als geplant
(laut Neubaubericht 2022 rund 20.000). Die
demographisch bedingte Nachfrage liegt schon
seit 2017 deutlich unter dem Angebot und im
Jahr 2022 noch rund 25 Prozent unter der Anzahl
der geplanten Wohneinheiten für 2023. Bei der
Fertigstellungsquote liegt Wien gegenüber den
restlichen Bundesländern eindeutig voran: Mit
8,27 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner pro Jahr
wird fast doppelt so viel wie im zweitplatzierten
Vorarlberg (4,41) oder im Österreichschnitt (3,68)
fertiggestellt. Die höchste Bauaktivität in Wien
findet mit 17,54 fertiggestellten Wohneinheiten
pro 1.000 Einwohner im Flächenbezirk Donaustadt
statt. Aber auch in den beiden zentrumsnahen
Bezirken mit größeren Stadtentwicklungsgebieten,
dem 2. und dem 3. Bezirk, ist die Fertig-stellungsquote
mit rund 11,50 sehr hoch. Ebenso hoch
liegen die Bezirke 14 und 23 mit einer Fertigstellungsquote
von über 10; relativ gering hingegen
ist die Quote in den inneren Bezirken.
124 ImmoFokus
Bezirk: Eigennutzer - Anzahl Angebote - Eigentumspreise/Miete (median) 2021 - 2024
Bezirk Median-Angebot-Eigennutzer Anzahl-Angebot-Eigennutzer Median-Miete Projekt-Anzahl-Miete
01. Bezirk, Innere Stadt 16.764 87 19,16 19
02. Bezirk, Leopoldstadt 6.615 1.105 13,18 1.358
03. Bezirk, Landstraße 6.018 1311 13,18 494
04. Bezirk, Wieden 9.618 223
05. Bezirk, Margareten 6.662 259 13,69 12
06. Bezirk, Mariahilf 7.572 94 17,07 88
07. Bezirk, Neubau 10.296 104 17,23 68
08. Bezirk, Josefstadt 10.000 39 17,22 24
09. Bezirk, Alsergrund 9.581 62 17,58 4
10. Bezirk, Favoriten 6.323 648 13,95 2.090
11. Bezirk, Simmering 5.423 540 13,32 1241
12. Bezirk, Meidling 5.480 910 13,90 517
13. Bezirk, Hietzing 7.595 377
14. Bezirk, Penzing 6.163 1.380 13,27 353
15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 6.922 161 12,94 39
16. Bezirk, Ottakring 6.150 427 14,09 184
17. Bezirk, Hernals 7.529 419 14,04 108
18. Bezirk, Währing 8.071 377 16,83 165
19. Bezirk, Döbling 8.927 794 18,68 27
20. Bezirk, Brigittenau 7.523 339 14,03 1.075
21. Bezirk, Floridsdorf 5.456 1811 12,17 1.566
22. Bezirk, Donaustadt 5.668 3.159 12,71 3.049
23. Bezirk, Liesing 5.607 886 11,83 1.199
Angebotsobjekte in Vermarktung bzw. verwertet von Projekt-Fertigstellungen von 2021 bis 2024 (Betrachtungszeitraum von 4 Jahren)
Quelle: Exploreal
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03|2023 125
Regionen: Angebot Eigennutzer - Mittelwert - Median - 2021 - 2024
Bezirk Mittelwert Median Anzahl
Außenbezirke Ost 5.940 5.609 4.970
Außenbezirke Süd-Ost 6.055 5.985 1.188
Außenbezirke Süd-West 5.688 5.509 1.796
Außenbezirke West 6.604 6.353 2.387
Cottagebezirke 8.932 8.432 1.548
Innere Stadt 17.358 16.764 87
Innerstadtbezirke 7.343 6.707 3.536
Regionen: Angebot Anleger - Mittelwert - Median -2021 - 2024
Bezirk Mittelwert Median Anzahl
Außenbezirke Ost 5.188 5.038 2.235
Außenbezirke Süd-Ost 5.663 5.797 549
Außenbezirke Süd-West 5.136 4.971 750
Außenbezirke West 5.799 5.696 1.262
Cottagebezirke 7.871 7.131 314
Innere Stadt
Innerstadtbezirke 6.394 5.957 1.643
Regionen: Angebot Miete - Mittelwert - Median - 2021 - 2024
Mittelwert
Der Mittelwert (auch als arithmetisches
Mittel oder arithmetischer
Mittelwert bezeichnet) wird in unserer
Alltagssprache als Durchschnitt
bezeichnet und ist die Summe eine
Gruppe von Zahlen, welche durch
die Anzahl der in dieser Gruppe befindlichen
Zahlen dividiert wird.
Median
Der Median ist der mittlere Wert
eine Gruppe von Zahlen, die nach
Größe sortiert sind. Der Median
entspricht der Zahl, welche genau
in die Mitte diese Gruppe fällt und
diese so teilt, dass 50% der nach
Größe sortierten Zahlen darüber
und 50% der Zahlen darunter liegen.
Er hat weiter den Vorteil, dass
sogenannte „Ausreißer“ sich nicht
auf das Durchschnittsergebnis auswirken
können; diese lassen den
Median unberührt. Der Median liegt
eben immer in der Mitte.
Bezirk Mittelwert Median Anzahl
Außenbezirke Ost 11,31 12,45 4.615
Außenbezirke Süd-Ost 13,50 13,51 3.331
Außenbezirke Süd-West 12,00 12,30 1.716
Außenbezirke West 13,63 13,55 684
Cottagebezirke 15,74 16,90 206
Innere Stadt 19,06 19,16 19
Innerstadtbezirke 13,64 13,70 3.124
Angebotsobjekte in Vermarktung bzw. verwertet von Projekt-Fertigstellungen von 2021 bis 2024 (Betrachtungszeitraum von 4 Jahren)
Quelle: Exploreal
126 ImmoFokus
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127
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Grätzel unter der Lupe - 2021 - 2024
Grätzel Bezirk Median- Anzahl-Angebot-Eigennutzer
1 01. Bezirk, Innere Stadt 16.764 87
2 02. Bezirk, Leopoldstadt 7.287 499
3 02. Bezirk, Leopoldstadt 6.586 168
4 02. Bezirk, Leopoldstadt 6.269 438
5 03. Bezirk, Landstraße 9.367 184
6 03. Bezirk, Landstraße 6.917 124
7 03. Bezirk, Landstraße 5.825 1003
8 04. Bezirk, Wieden 9.618 223
9 05. Bezirk, Margareten 6.662 259
10 06. Bezirk, Mariahilf 7.572 94
11 07. Bezirk, Neubau 10.296 104
12 08. Bezirk, Josefstadt 10.000 39
13 09. Bezirk, Alsergrund 10.551 22
14 09. Bezirk, Alsergrund 9.214 40
15 10. Bezirk, Favoriten 6.434 435
16 10. Bezirk, Favoriten 6.682 83
17 10. Bezirk, Favoriten 5.680 130
18 11. Bezirk, Simmering 5.557 435
19 11. Bezirk, Simmering 4.840 105
20 12. Bezirk, Meidling 5.318 434
21 12. Bezirk, Meidling 5.793 476
22 13. Bezirk, Hietzing 6995 223
23 13. Bezirk, Hietzing 8449 154
24 14. Bezirk, Penzing 6455 236
25 14. Bezirk, Penzing 6.100 1144
26 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 6.456 55
27 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 7.071 106
28 16. Bezirk, Ottakring 8.299 27
29 16. Bezirk, Ottakring 6.061 400
30 17. Bezirk, Hernals 6.972 318
31 17. Bezirk, Hernals 8.978 101
32 18. Bezirk, Währing 7.700 249
33 18. Bezirk, Währing 9.315 128
34 19. Bezirk, Döbling 8.745 319
35 19. Bezirk, Döbling 9.242 237
36 19. Bezirk, Döbling 9.077 238
37 20. Bezirk, Brigittenau 5.486 71
38 20. Bezirk, Brigittenau 7.774 268
39 21. Bezirk, Floridsdorf 5.186 376
40 21. Bezirk, Floridsdorf 6.056 912
41 21. Bezirk, Floridsdorf 6.499 434
42 21. Bezirk, Floridsdorf 5.156 317
43 22. Bezirk, Donaustadt 5.430 875
44 22. Bezirk, Donaustadt 5.775 1359
45 22. Bezirk, Donaustadt 4.972 404
46 22. Bezirk, Donaustadt 6.062 17
47 22. Bezirk, Donaustadt 8.933 276
48 23. Bezirk, Liesing 6.106 228
49 23. Bezirk, Liesing 5.040 440
50 23. Bezirk, Liesing 5.870 218
Quelle: Exploreal
128 ImmoFokus
Ø Angebotspreise
unter 5.000 €/m²
5.000 bis 6.000 €/m²
6.000 bis 7.000 €/m²
7.000 bis 8.000 €/m²
8.000 bis 9.000 €/m²
über 9.000 €/m²
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Ausgabe 03|2023
129
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Angebote Median-Angebot
Verkaufspreise
Eigennutzer
Anleger
2021 2022 2023 +/- in % 2023
01. Bezirk, Innere Stadt 19.575 23.359 24.700 5,7% 22.477
02. Bezirk, Leopoldstadt 7.581 8.992 9.716 8,1% 8.842
03. Bezirk, Landstraße 7.473 8.997 8.552 -4,9% 7.782
04. Bezirk, Wieden 8.860 10.661 12.121 13,7% 11.030
05. Bezirk, Margareten 6.521 7.457 7.898 5,9% 7.187
06. Bezirk, Mariahilf 8.920 11.101 9.776 -11,9% 8.896
07. Bezirk, Neubau 8.456 9.903 12.399 25,2% 11.283
08. Bezirk, Josefstadt 9.157 9.394
09. Bezirk, Alsergrund 9.824 11.641 11.609 -0,3% 11.564
10. Bezirk, Favoriten 5.573 6.264 6.457 3,1% 5876
11. Bezirk, Simmering 5.110 5.434 5.628 3,6% 5.121
12. Bezirk, Meidling 5.517 6.122 6.467 5,6% 5.885
13. Bezirk, Hietzing 7.228 8.389 9.425 12,3% 8.577
14. Bezirk, Penzing 6.110 6.641 6.955 4,7% 6.329
15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 5.903 7.110 7.382 3,8% 6.718
16. Bezirk, Ottakring 6.403 7.595 6.754 - 6.146
17. Bezirk, Hernals 6.320 8.086 8.239 1,9% 7.497
18. Bezirk, Währing 7.893 8.766 9.398 7,2% 8.552
19. Bezirk, Döbling 9.544 11.463 12.078 5,4% 10.991
20. Bezirk, Brigittenau 5.570 6.558 7.112 8,4% 6.472
21. Bezirk, Floridsdorf 5.223 5.813 6.402 10,1% 5.826
22. Bezirk, Donaustadt 5.221 6.432 6.774 5,3% 6.164
23. Bezirk, Liesing 5.009 6.197 6.713 8,3% 6.109
Quelle: Wohnimmobilien
Renditenkaiser Simmering
Im Ranking der erzielbaren Renditen bei Anlagenwohnungen
in Wien landete Simmering
wie schon im vergangenen Jahr wieder am ersten
Platz. Donaustadt erzielt die zweithöchsten
Erträge, Favoriten und Floridsdorf teilen sich
den 3. Platz am „Stockerl“. Auffällig ist jedenfalls,
dass in fast allen Bezirken die Renditen
erstmals seit vielen Jahren wieder - wenn auch
moderat – steigen.
Signifikante Änderungen waren sowohl bei
den Verkaufspreisen als auch bei den Mieten
zu verzeichnen. Bei den Verkaufspreisen
liegen die Änderungen bei Neubauprojekten
vor allem daran, dass zum Teil einige Projekte
abverkauft wurden, der Durchschnittspreis der
verbleibenden angebotenen Immobilien damit
signifikant gefallen ist. Dies gilt zum Beispiel
für den 6. oder den 16. Bezirk.
Auffällig ist natürlich auch die Steigerung der
Mietpreise bei den angebotenen Immobilien.
Hier stechen sowohl die Leopoldstadt als auch
die Brigittenau mit zweistelligen Prozentzuwächsen
hervor.
Spannend bleibt es jedenfalls, für die Zukunft
bleibt abzuwarten, wie sich die verringerte
Neubautätigkeit auf die Preise auswirken wird
und ob der Trend in Richtung Mietwohnungen
anhält. Festzuhalten ist jedenfalls, dass nahezu
sämtliche Veränderungen weit unter der Inflation
liegen. Etwaige Steigerungen der Mieten
durch die vertraglich festgelegten Anhebungen
der Mietzinse sollten jedenfalls auch wieder für
ein moderates Steigen der Erträge sorgen.
Ernst Kovacs: „Sichere Anlagen sind nach wie
vor gefragt. Durch die steigende Inflation und
die Diskussionen über die Mietpreisbremse
agieren nun neben institutionellen auch
private Anleger zurückhaltender. Vor allem
schlecht geplante Wohnungsgrundrisse sind
sehr schwer zu vermarkten. Das ist auch in der
neuen Datenbank ,Projektimmo‘ ersichtlich.“
Die Daten beruhen auf der Datenbank
„Projektimmo“, die in Partnerschaft der Immoservice
Austria mit der KE Wohnimmobilien
entstanden ist sowie auf der Erhebung der
Mietpreise von Willhaben Österreich.
130 ImmoFokus
Miete
Rendite
2021 2022 2023 +/- in % 2021 2022 2023 +/- in %
19,30 19,80 20,90 5,6% 1,1% 1,1% 1,3% 0,0%
14,10 14,50 16,70 15,2% 2,1% 2,3% 2,5% 0,1%
15,30 15,40 16,00 3,9% 2,3% 2,5% 2,7% 0,2%
15,10 15,10 15,30 1,3% 1,9% 1,7% 2,2% 0,2%
13,80 13,80 14,60 5,8% 2,4% 2,4% 2,8% 0,0%
14,80 15,10 15,90 5,3% 1,8% 2,1% 2,2% 0,4%
15,00 15,00 15,80 5,3% 2,0% 1,7% 2,3% -0,3%
14,50 14,50 15,40 6,2% 2,0% 2,1%
14,70 14,80 15,30 3,4% 1,7% 1,7% 2,0% 0,1%
13,90 14,10 14,90 5,7% 3,0% 3,0% 3,3% 0,1%
12,60 14,00 14,60 4,3% 3,4% 3,4% 3,3% 0,0%
13,20 13,80 14,10 2,2% 3,0% 2,9% 3,2% -0,1%
14,30 14,80 15,10 2,0% 2,3% 2,1% 2,6% -0,2%
13,60 13,70 14,00 2,2% 2,7% 2,7% 2,9% 0,1%
13,20 13,50 13,90 3,0% 2,5% 2,5% 2,9% 0,0%
13,60 13,50 13,80 2,2% 2,3% 2,7% 2,8% 0,4%
13,00 13,20 13,80 4,5% 2,2% 2,2% 2,7% 0,1%
14,30 14,20 14,60 2,8% 2,1% 2,0% 2,4% 0,1%
15,30 15,20 15,60 2,6% 1,7% 1,7% 2,1% 0,0%
13,50 13,20 15,10 14,4% 2,7% 2,8% 3,2% 0,1%
13,60 14,10 14,60 3,5% 3,2% 3,0% 3,4% -
15,10 15,40 16,00 3,9% 3,2% 3,1% 3,8% 0,0%
13,60 14,20 14,60 2,8% 3,0% 2,9% 3,6% -0,2%
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.
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Ausgabe 03|2023
131
www.tpa-group.at
Im Fokus
Im Zeichen des Designs
Design Days 2023. Trotz nasskalten Wetters erfreute sich Österreichs größte Outdoormesse für Wohndesign,
Gartengestaltung, Pool- und Terrassentrends, Mobilität sowie Handwerk und Genuss regen Zulaufs.
„M
it so einem Ansturm
hatten wir bei solchen
Witterungsverhältnissen
nicht gerechnet“,
zeigt sich Peter Syrch, einer der zwei
Veranstalter der Design Days, angesichts von
Regen und für den Mai untypisch niedrigen
Temperaturen zufrieden mit dem Andrang des
designaffinen Publikums zwischen 12. und 14.
Mai in Grafenegg. Da ist es wohl zu verkraften,
dass der Besucherrekord vom Vorjahr heuer
nicht gebrochen werden konnte.
Wie auch in den Vorjahren wurden Schlosspark,
Reitschule, Auditorium und Schloss in
Grafenegg in eine regelrechte Design-Erlebniswelt
verwandelt. Viele der 300 nationalen
und internationalen Aussteller errichteten innerhalb
weniger Aufbautage beeindruckende
Schaugärten, inspirierende Wohnwelten und
spannende Arrangements. Dementsprechend
hieß es für das designliebende Publikum: Anfassen
und Ausprobieren.
Gut besucht: Geberit Oase
Trends für Wohnzimmer, Küche oder Schlafzimmer
standen etwa in der Reitschule am
Programm; darunter hochwertige Teppiche
von Geba und Vartian sowie Polstermöbel
von Joka, Wittmann und De Sede. LTF Landegger
und Böhm stellten dazu passende Böden
vor. „Wir haben unsere Parkettböden, unsere
miroo-Teppiche und unsere Böhm-Stoffe hier
sehr speziell in Szene setzen können und blicken
aufgrund des regen Interesses und der
vielen guten Gespräche auf eine erfolgreiche
Messe zurück.“, zieht Verkaufsleiter Norbert
Hinterleitner zufrieden Bilanz.
Vor der Reitschule wartete die neue Geberit
Oase auf Besucher. Sie wurde um einen Showroom
und eine Event-Terrasse erweitert. So
konnten bei der Eröffnung am 12. Mai bis zu
40 Personen dabei sein. Zu ebener Erde wurde
hochwertige Sanitärausstattung ausgestellt,
132 ImmoFokus
die man sonst nur in 5-Sterne-Hotels findet.
Die Besucher konnten sich davon im wahrsten
Sinne des Wortes selbst ein Bild machen. Im
ersten Stock gab Guido Salentinig, Geschäftsführer
Geberit Vertrieb Österreich, Einblicke
in die neuesten Trends im Sanitärbereich:
„Grundsätzlich gilt: Je aufgeräumter ein Raum
ist, desto größer wirkt er.“ So lasse man nicht
nur den Spülkasten in der Wand verschwinden,
nun verstecke man auch Siphons oder
Befestigungen, die optisch störend wären.
Im Außenbereich konnten sich die Besucher
auch über alles rund um Gartengestaltung und
-ausstattung informieren. Darunter war unter
anderem der niederösterreichische Gartenplaner
Praskac, der unter der Marke „Prachtgarten“
mit einem üppig blühenden Schaugarten
Einblicke in die vielen Möglichkeiten der individuellen
Gartengestaltung bot.
Gartentrends
Die neuesten Gartentrends präsentierte auch
das Gartenbauunternehmen Nentwich. „Die
Design Days bieten einen schönen Rahmen,
Ausgabe 03|2023
133
Im Fokus
um perfekt abgestimmtes Gartendesign für ein
vielseitiges Leben im Freien zu präsentieren.
Für das Publikum ist es enorm wichtig, unsere
Pflanzen, Outdoormöbel und Ausstattungselemente
als Gesamtkonzept hautnah zu erleben“,
so Thomas Nentwich, Geschäftsführer von
Nentwich Gartenbau.
Trends für den Außenbereich zeigte auch Alfred
Maierhofer, der mit seinem Einrichtungsstudio
Wohndesign Maierhofer mehrere Standorte in
Wien und im Umland betreibt. Das Unternehmen
bespielte mehrere Flächen im Schlosspark
mit Marken wie Extremis und Rolf Benz.
Heiße Boliden
Dem Thema Mobilität galt bei den diesjährigen
Design Days besonderes Augenmerk. Zu den
Ausstellern zählten Alfa Romeo, Cupra, Audi,
Land Rover, KIA, DS Automobiles sowie Volvo.
Eine Vielzahl der gezeigten Fahrzeuge ließ sich
vor Ort auch probefahren – ein Angebot, das von
zahlreichen Messebesuchern genutzt wurde.
Im Inneren des Schlosses drehte sich alles
rund um Kulinarik und Handwerk. Im ersten
Obergeschoss gab der Genuss den Ton an: 25
Winzer aus der Weinbauregion Wagram präsentierten
hier ihre edlen Tropfen, begleitet
wurden diese von kulinarischen Spezialitäten
etlicher Hersteller, die die Besucher verkosten
konnten.
Überwiegend zu ebener Erde im Schlossinneren
wurde heimisches Handwerk präsentiert
– unter anderem Mode und Accessoires,
Kosmetik und Schmuck. „Nicht nur
das Interesse der Besucher war heuer groß,
auch die Kaufkraft. Man merkt, dass es sich
hierbei um Menschen handelt, denen es am
Herzen liegt, wie und woraus alltägliche
Begleiter – wie beispielsweise Kleidungsstücke,
Schuhe, Taschen oder auch Kosmetik
– entstehen. Sämtliche Aussteller
ließen uns wissen, dass sie heuer um ein
Vielfaches mehr verkauft haben als in den
Vorjahren“, so Syrch und Co-Veranstalterin
Sabine Jäger.
Für das künstlerische Highlight war Klangkarussell
verantwortlich. Das heimische
Produzenten-Duo, das mit Elektronik-Hits
wie „Sonnentanz“ oder „Netzwerk“ auch international
für Furore sorgte, gab am Samstagabend
im Wolkenturm ein Konzert. Die
Regenwolken machten da bereits wieder
einen Bogen um das Schloss Grafenegg.
134 ImmoFokus
Advertorial
Die Zukunft des
Bauens ist zirkulär
Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft. Mit kreislauffähigen Produkten und zirkulären Geschäftsmodellen stellt
sich die Lindner Group den aktuellen Anforderungen nachhaltigen Innenausbau in einer schnelllebigen Zeit mit
stetig wechselnden Trends umzusetzen. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert und
Materialkreisläufe geschlossen.
D
ie Lindner Group ist Planer,
Hersteller und Bauausführer
für Innenausbau, Gebäudehülle
sowie Isoliertechnik. Hierzu
bietet das Familienunternehmen ein umfassendes
Produkt- und Leistungsspektrum mit
jahrzehntelanger Kompetenz in nachhaltigem
Bauen und Green Building.
Aus Alt mach Besser
Ein Musterbeispiel für Kreislaufwirtschaft in
der Praxis sind die aufbereiteten Doppelbodenplatten
LOOP aurum und LOOP prime aus
faserverstärktem Calciumsulfat. Gebrauchte
Doppelbodenplatten aus Sanierungsprojekten
werden, statt diese klassisch zu entsorgen, im
Lindner Werk aufbereitet und einem neuen
Lebenszyklus zugeführt. Die Vorteile dabei:
gleiche Qualität hinsichtlich Bauphysik, Gebrauchseigenschaften,
Gewährleistung und
Flexibilität, aber in Verbindung mit einer
Rückgabevereinbarung von über 70 Prozent
CO2-Einsparung sowie 98 Prozent Gas- und 92
Prozent Wassereinsparung im Herstellungsprozess
gegenüber einem Neuprodukt.
Das hat für den Bauherrn positive Auswirkungen
bei der Gebäudezertifizierung und im
Hinblick auf die EU-Taxonomie.
Zirkuläre Produkte mieten
oder kaufen mit Rückgabe
Nicht nur die Produkte, auch die Geschäftsmodelle
sind zirkulär: Beim Kauf mit Rückgabevereinbarung
können die Systemprodukte
in einem Zeitfenster von zehn bis 30 Jahren
zurückgegeben werden. Damit ersparen sich
die Kunden die Entsorgungskosten und das
damit verbundene Risiko. Zusätzlich gibt es
eine Vergütung für den Restwert, womit im
Regelfall auch die Rückbaukosten gedeckt
sind. Optional kann außerdem ein Wartungsvertrag
geschlossen werden.
Für kürzere Nutzungsdauern oder gewünschte
Flexibilität gibt es Mietmodelle.
Dabei bleibt Lindner der Produkteigentümer
und stellt diese Modelle dem Kunden, zum
Beispiel dem Eigentümer von Büromietflächen,
für eine vereinbarte Dauer zur Verfügung.
Der Mietvertrag gilt für reversible
Ausbauprodukte (Boden, Decke und Wand)
inklusive Montage, Demontage sowie einer
jährlichen Inspektion. Neben dem Wegfall
des Entsorgungsrisikos erspart man sich hier
auch die Vorfinanzierung.
Factbox
Wenn Sie also bei der Sanierung
eines Gebäudes auf einen
gut erhaltenen Doppelboden
stoßen, melden Sie sich unter
used.floors@Lindner-Group.com!
Oder haben die Geschäftsmodelle
Ihr Interesse geweckt? Nehmen
Sie gerne Kontakt mit uns auf:
LinLoop@Lindner-Group.com
www.lindner-group.com
Ausgabe 03|2023
135
Advertorial
Back to Reality
Premiere. Am 9. November 2023 findet der 1. Internationale
immobilien investment Kongress in Wien statt.
M
it dem 1. Internationalen
immobilien investment
Kongress stellt der DMV
dellalucia medien Verlag
am 9. November im Meliá Hotel Vienna
DC Tower in Wien ein internationales Top-
Event auf die Beine. Als Kongressstadt ist
Wien seit je her von europäischer Bedeutung
und daher der ideale Austragungsort
für eine internationale Fachkonferenz.
Klimakrise, Krieg in der Ukraine, Inflation, Zinswende
und Konjunkturabschwung. Die Zeiten
für die europäische Immobilienwirtschaft sind
rauer geworden. Gleichzeitig muss für die Zukunft
gearbeitet werden. Know-how und internationale
Netzwerke sind damit wichtiger denn
je geworden.
Mit dem 1. internationalen immobilien investment
Kongress, der am 9. November im Meliá
Hotel Vienna DC Tower in Wien über die Bühne
gehen wird, ist ein Event-Format geschaffen
worden, um internationales Wissen und Kontakte
miteinander zu vernetzen sowie wertvolle
Informationen und Best-Practice-Beispiele zu
generieren.
Eröffnungsrede von
Karl Habsburg
Als Eröffnungsredner konnte der österreichischen
Medienunternehmer Karl Habsburg gewonnen
werden, der den Begriff Zeitenwende
aus seiner Familiengeschichte in einen historischen
Kontext zwischen dem Ersten Weltkrieg
und der Zeit heute einordnen und die
Notwendigkeit eines auf Rechtsstaatlichkeit
basierenden Europas für die internationale
Immobilienwirtschaft unterstreichen wird.
Aus diesem zeitlichen Bogen sollen daraus
Learnings entstehen, wie man mit Zeitenwenden
umgehen kann.
Top-Speaker über aktuelle
und zukünftige Trends
Über mehrere Panels wird Die aktuelle Situation
am Investmentmarkt und für verschiedene
Assetklassen durch internationale
Top-Speaker erarbeitet, ebenso wie Veränderungen
im Investoren- und Nutzerverhalten
sowie die drängenden Themen ESG, Digitalisierung,
Finanzierung und Stadtentwicklung
im Kontext mit dem Klimawandel.
Bisher zugesagt haben:
Jürgen Helm, Director Loan Origination
PGIM Real Estate
Katharina Preiss, Geschäftsführerin D |
mrp hotels
Martin Löcker, Advisory of the Board |
UBM Development
Andreas Zederbauer, CEO | Co Founder |
dagobertinvest
Dieter Wasserburger, Leiter Immobilien/
Expansion | REWE
Claudia Brey, Geschäftsführerin |
ÖBB Immobilienmanagement
Roland Krebs, Director Urban Planing &
Design | superwien urbanism zt gmbH
Georg Stadlhofer, Geschäftsführer Drees &
Sommer Österreich
Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter
Immobilien- und Standortmanagement
Flughafen Wien
Hochkarätige Speaker aus dem EU-Raum liefern
dabei fundierte Informationen über die
aktuelle Marktlage und sollen die Teilnehmer
animieren, die Herausforderungen unserer
Zeit mutig und kompetent anzunehmen und
somit Teil der Zukunft zu werden.
Hans Volckens, Managing Partner |
Blacklake Management Partner
Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence
& Foresight | Colliers International
Deutschland
136 ImmoFokus
In Krisenzeiten ist Know-how und
Kommunikation absolut unerlässlich.
Als Fachverlag mit mehr als 30 Jahren
Erfahrung in den Medien & Immobilienwirtschaft
ist es uns ein Anliegen,
gerade in schwierigen Zeiten die
Kommunikation zwischen den
Akteuren der europäischen
Immobilien- und Finanzwirtschaft
zu forcieren und so einen positiven
Beitrag für die Zukunft
zu leisten. Denn eines ist klar:
Durch diese turbulenten Zeiten
kommen wir nur gemeinsam.
ELISABETH DELLA LUCIA, GESCHÄFTSFÜHRERIN DMV VERLAG
Mit unserer langjährigen Kompetenz
in der Organisation von
Events und Messen freut es uns
außerordentlich, mit dem 1. Internationalen
immobilien investment kongress
ein neues Format auf die Beine zu
stellen, um sowohl ein internationales
Fachpublikum in die
Kongressstadt Wien zu bringen
als auch der österreichischen
Immobilienwirtschaft einen
Mehrwert zu bieten. Gerade
der internationale Austausch
ist wichtig, um im Angesicht
der aktuellen Herausforderungen
gemeinsam in eine
positive Zukunft zu schreiten.
GERHARD MEISRIEMER, MITGLIED DER GESCHÄFTSLEITUNG
In schwierigen Zeiten müssen Menschen
noch näher zusammenrücken. Noch nie in
der jüngeren Geschichte waren die Zeiten so
herausfordernd wie jetzt. Der Krieg in der Ukraine,
die Inflation samt Zinserhöhungen fordern der Immobilienbranche
vieles ab, die ihresgleichen auch
auf Klimawandel, ESG und Green Deal reagieren
muss. Diese Herausforderungen beschränken
sich nicht nur auf Österreich, weswegen
gerade jetzt der internationale Austausch von
absoluter Notwendigkeit ist, um all diese Herausforderungen
mutig anpacken zu können.
CHARLES STEINER, CHEFREDAKTEUR IMMOBILIEN INVESTMENT
Weitere Informationen zum Programm
sowie Tickets finden Sie unter:
https://kongress.immobilien-investment.at/
9. November 2023
Meliá Hotel Vienna DC Tower
„back to reality“
In die Zukunft
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Jetzt teilnehmen und
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Ausgabe 03|2023 137
Events & Awards
Events & Partys der
Immobilien-Society
AREAMA SOMMERFEST
Im Rahmen des Sommerfests der Austrian Real Estate Asset
Management Association (AREAMA) am 19. Juni 2023
wurde Christoph Schabel, Asset Manager im Unternehmensbereich
Universitäten bei der im Bundesimmobiliengesellschaft,
als Jahrgangsbeste des 2. Jahrgangs des IREBS
Intensivstudiengangs Real Estate Asset Management in
Österreich ausgezeichnet. Der Preis wurde von Brita Berger,
Vorständin der AREAMA, und Thorsten Mörk, Head of Asset
Management der ARE, überreicht. Die Auszeichnung wurde
zum zweiten Mal von der ARE – Austrian Real Estate gestiftet.
138 ImmoFokus
10 JAHRE TRAFIN
Vor zehn Jahren wurde die Trafin Consulting und
Entwicklungs GmbH gegründet, heute ist das Wiener
Unternehmen ein erfolgreicher Player in der Immobilienbranche
mit aktiven Projekten in Mittel- und Osteuropa.
Dieser Erfolgsweg wurde gebührend gefeiert: In
den Räumlichkeiten des Österreichischen Parlaments
empfing Vassili Tolstunov, Managing Director der Trafin,
renommierte Führungspersönlichkeiten aus der
österreichischen Immobilien- und Finanzbranche. Unter
den Gästen gesichtet: Markus Bodner (CC Real), Herbert
Petz und Elisabeth Stadlinger, (ÖRAG Immobilien),
Sander van de Rijdt (PlanRadar), Alexander Schütz (C-
Quadrat), aber auch Liudmila Konovalova, erste Solotänzerin
beim Wiener Staatsballett. Gekrönt wurde die
Veranstaltung von einer Ausstellung der Künstlerin
Petra von Kazinyan. Die Bilder wurden anschließend
für wohltätige Zwecke zum Verkauf angeboten.
Ausgabe 03|2023
139
Events & Awards
25. RETAIL SYMPOSIUM
„Follow the Beat!“ - Am 10. Mai 2023 war es wieder soweit
und diesmal sogar mit einem Highlight: Das Retail
Symposium by RegioPlan feierte seinen 25. Geburtstag.
Mehr als 360 Entscheidungsträger aus der Handelsund
Handelsimmobilienbranche folgten dem Ruf von
RegioPlan.
140 ImmoFokus
3SI ERÖFFNUNG LUXURY REAL ESTATE
Über 100 geladene Gäste folgten der Einladung von Michael
Schmidt, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, zu der großen
Eröffnung des High-End–Immobilien-Stores mit prominenter
Anschrift am Graben 12 im 1. Wiener Gemeindebezirk.
Das von Innenarchitekt Leo Schulmeister mit erlesenen Design-Marken
ausgestattete Geschäftslokal ist ab sofort Anlaufpunkt
Interessenten hochwertiger Immobilien. Zu den
Gästen des Events zählten zahlreiche bekannte Gesichter
der heimischen Immobilen-wirtschaft, wie Johannes Endl
(ÖRAG), Roland Schmid (ImmoUnited), Thomas Rohr (IM-
MOROHR Immobilien) oder Franz Pöltl (EHL Immobilien).
Auch Dompfarrer Toni Faber fand sich unter den Besuchern
und sprach eine Segnung für die Geschäftsfläche.Auch Persönlichkeiten
aus Architektur und Gartengestaltung, wie
Leo Schulmeister der als federführender Innenarchitekt
im Einsatz war und Thomas Nentwich, der Dekoration und
Begrünung übernahm, waren anwesend. WienLicht-Eigentümer
Franz Pekal, der für das Lichtkonzept im Store verantwortlich
zeichnet fand sich ebenso unter den Anwesenden.
Ausgabe 03|2023
141
Events & Awards
DRINKS BEFORE HOME
Das Eventformat „DBH –Drinks Before Home“ wurde 2014 ins Leben gerufen. Initiator
der Veranstaltungsreihe ist Reinhard Winiwarter, Herausgeber ACROSS
Magazine und Eigentümer der Reinhard Winiwarter Winery. Zielsetzung war
und ist die Schaffung einer Netzwerk-Plattform für die Top-Entscheider der Immobilienszene,
Schwerpunkte Österreich, Wien und ausgewählte internationale
Kontakte.Das „Programm” des Formats ist es, „kein Programm“ zu haben. Das
persönliche Kennenlernen und das persönliche Gespräch zwischen den Entscheidungsträgern
ist das wesentliche Element der Serie.
WISAG FM CLUB
Der 14. FMClub der Wisag Service Holding Austria
hatte Ende Mai zur Diskussion zum Thema „Wo ist
das S von ESG?“ „Bei den ESG-Kriterien steigt der
Druck vonseiten der Kunden vor allem beim E –
also imBereichÖkologie –, Social und Governance
haben noch eine geringere Bedeutung“, so der
Geschäftsführer der Wisag Service Holding Austria,
Willy Ruf. Daher habe die Wisag den FM Club
unter dieses Thema gestellt. Bei der Veranstaltung
im Anton Benya Park in Wien diskutierten: Alexander
Budasch, (CityOffice Feldkirch Development),
Isabella Jandl, (Wohnservice Wien), Elisabeth
Lucius (Lucius Consulting), Wolfgang Scheibenpflug,
(Flughafen Wien) und Manfred Wiltschnigg
(Galleon Capital Management). Zu den rund 70
Gästen zählten unter anderen Anton Bondi de Antoni
(Bondi Consult), Wolfgang Fessl (Reinberg &
Partner), Michael Haugeneder (ATP), Peter Kovacs
(Stadt Wien), Thomas Morgl (Silver Living), Alina
Nichiforeanu (Raiffeisen), Helga Noack (Denk-
MalNeo), Stephan Pasquali (3SI Immogroup), Alexander
Pawkowicz (Kollitsch & Soravia), Michael
Priebsch (Erste Bank), und Karin Weingraber (6B47
Real Estate Investors).
142 ImmoFokus
CBRE - THANKS GOD ITS SUMMER
Zum zweiten Mal lud CBRE, international führender
Immobiliendienstleister, Kunden, Partner und Freunde
zum Sommerfest in den Salon Plafond. „Wenn etwas
erfolgreich ist, kann man es ruhig wiederholen. Ab dem
dritten Mal hat es dann Tradition“, so Andreas Ridder,
der mit seinem Team rund 200 Gäste begrüßte. Veranstalter
und Gäste waren glücklich, dass am Mittwoch,
21. Juni, der Sommer nicht nur laut Kalender begann,
sondern dass die hochsommerlichen Temperaturen
auch ein Fest bis in die späten Nachtstunden erlaubten.
Ein kurzer Regenschauer brachte etwas Abkühlung
und Abwechslung in den Sommerabend. Gesprächsstoff
gab es genügend, schließlich ist der Immobilienmarkt
in einem riesengroßen Transformationsprozess
und es tut sich laufend etwas, das auch abseits von
Business Terminen besprochen werden kann. „Erfolg
messen wir u.a. in der Zufriedenheit unserer Partner.
Dazu gehört auch der informelle Austausch, das
gemeinsame Feiern und die persönliche Beziehungspflege“,
ist Andreas Ridder, Managing Director CBRE
Austria, überzeugt.Unter den Gästen: Paul Lensing
(Generali), Josef Donhauser, Christian Pichler (Haring
Group), David Moese (HT Group), Katrin Gögele-Celeda
(Immofinanz), Christian Schönhofer-Holler (Nuveen),
Karl-Maria Pfeffer (Raiffeisen Property International).
Ausgabe 03|2023
143
Events & Awards
HAWLIK GERGINSKI KURSALON
Zum Sommerfest luden Andreas Hawlik und Evgeni Gerginski in den Kursalon
Wien und die Branche gab sich ein Stelldichein: Unter den Gästenb gesichtet:
Franz Pöltl und Herwig Michael Peham (EHL Investment Consulting), Maxim
Zhiganov (WK Development) und Tetiana Zhiganova (Zeiger Marketing), Karin
Weingraber (6B47 Real Estate Investors), Gernot Weingraber (ValueOne), Anna-
Vera Deinhammer (ÖGNI), Cyrus Ardeshirian (C&P Immobilien).
IMMODIENSTAG
Am 13. Juni drehte sich im VIENNABallhaus alles
rund um das Thema Kreislaufwirtschaft. Tiefergehend
bedeutet dies für die Immobilienwirtschaft,
die Energie- und Materialkreisläufe zu verlangsamen,
zu verringern oder gar zu schließen. Doch
wie das gelingen mag und welche rechtlichen,
technischen und steuerlichen Zyklen hierbei zu
berücksichtigen sind, erklärten unsere renommierten
Expert:innen aus der Immobilienbranche. Das
Event startete mit Impulsreferat von Karin Fuhrmann
(TPA Group) „Die steuerliche Komponente der
Kreislaufwirtschaft“und Anna-Vera Deinhammer
(ÖGN)„From Brussels with Love“. In der anschließenden
Diskussion wurde das Thema Kreislaufwirtschaft
aus verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet.
Neben den beiden Vortragenden war noch
Markus Busta (HSP.law), Evgeni Gerginski (hawlik
gerginski architekten) und Martina Ribic (Projektleiterin
in der Abteilung Baumanagement bei EHL
Immobilien Management) mit auf dem Podium.
144 ImmoFokus
DWK SOMMERNIGHT
Die Immobilien-Branche läutete am Donnerstag,
den 25. Mai 2023 bei coolen Drinks und Sounds
den Sommer ein. Über 100 Freunde, Kunden und
Geschäftspartner folgten der Einladung von Roland
Pichler, Geschäftsführender Gesellschafter von DIE
WOHNKOMPANIE auf der Summerstage zu networken
und zu feiern. Bei Cocktails, einem feinen
Grillbuffet und endlich sommerlichen Temperaturen
wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.
Ausgelassen feierten: Martina Hirsch (s Real), Martin
Neuherz (neuherz & partner), Markkus Fichta
(ÖSW), Roland Weinrauch (Weinrauch Rechtsanwälte),
Evgeni Gerginski ((Hawlik Gerginski
Architekten), Oliver Schwarz (Gebrüder Haider &
Co), Norbert Küblböck (Equans Gebäudetechnik),
Markus Busta und Peter Fassl (HSP Rechtsanwälte),
Sandra Bauernfeind (Heimat Österreich), Norbert
Küblböck (Equans Gebäudetechnik), Markus
Kappl (Wohn 3 Team), Martin Neuherz (neuherz &
partner), Andreas Schweighofer und Bernd Grama
(Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte)
Ausgabe 03|2023
145
Events & Awards
WILLHABEN SUMMERNIGHT
Auch in diesem Jahr versammelte sich das Who-is-Who der österreichischen
Immobilien-Branche, um gemeinsam mit dem Immobilien-
Team von willhaben auf gemeinsame Erfolge anzustoßen. Mehr als 470
namhafte Gäste fanden sich am Abend des 1.Juni 2023 im Palmenhaus
des Wiener Burggartens ein, um sich mit PartnerInnen, WegbegleiterInnen
und FreundInnen auszutauschen und zu feiern.
„Das gesamte willhaben-Immobilien-Team und ich freuen uns sehr,
heute viele bekannte sowie auch einige neue Gesichter bei unserer
Immobilien Summernight zu begrüßen. 2023 ist für die Branche ein dynamisches,
spannendes und komplexes Jahr. Umso wichtiger ist es, in
ständigem Austausch miteinander zu bleiben, einander neue Impulse
zu geben und Erfolge umso mehr zu zelebrieren“, so Judith Kössner,
Head of Immobilien bei willhaben. Im Anschluss sorgten der Live Act
Sugar Sky, köstliche kulinarische Verpflegung und coole Drinks bis zu
später Stunde für sommerliche Partystimmung im Herzen Wiens.
Unter den zahlreichen Gästen befanden sich u. a.: Erich Benischek
(Blaue Lagune), David Breitwieser (OPTIN Immobilien), Sascha Haimovici
(IMMO-CONTRACT), Martina Hirsch (S Real), Helga und Otto Kauf
(Flair Bauträger), Martina Maly-Gaertner (UBM), Roswitha McGehee
(SÜBA), Sabine Treibenreif (WINEGG), Clemens Rauhs (LIV), Harald
Schippl (Schippl-Haus), Christian Wagner (6B47), Jenni Wenkel (CIO
Union Investment), Silvia Renezeder (CITA Immobilien) und viele mehr.
146 ImmoFokus
PROPTECH VIENNA
Im Rahmen der Immobilien- und Technologiekonferenz
PropTech Vienna 2023 fanden sich mehr als
300 nationale und internationale Teilnehmer ein,
um sich über die neuesten Trends und Herausforderungen
der PropTech-Szene zu informieren. Hochkarätige
Referenten gaben dem Publikum aktuelle
Einblicke in die neuesten Entwicklungen, diskutierten
aufkommende Trends und berichteten über
Erfolgsgeschichten bei der Implementierung technologiegestützter
Lösungen in ihren Unternehmen.
Zu ihnen zählten u.a. Miguel Nigorra Esteban (Fifth
Wall), Alexander Weihe (Vonovia), Bernd Oswald
(GROPYUS), Susanne Eickermann-Riepe (RICS), Dirk
Paelinck (European PropTech Association), Antony
Slumbers (Trillion Dollar Hashtag), Johannes Fütterer
(aedifion) und Philipp Enenkel (BNP Paribas
Real Estate Investment Management). Abgerundet
wurde dies durch spannende Podiumsdiskussionen
über die Herausforderungen und Chancen des technologischen
und vor allem nachhaltigen Fortschritts.
Ausgabe 03|2023
147
Events & Awards
148 ImmoFokus
REAL ESTATE BRAND AWARD 2023
Das European Real Estate Brand Institute (EUREB) zeichnete am 14. Juni 2023 im Hotel de Rome in Berlin die attraktivsten internationalen
Marken und Wachstumssieger der Immobilienwirtschaft aus. Das EUREB-Institute analysiert Marken aus zwölf Geschäftsfeldern
(Architekten, Asset Manager, Banken, Business Campus, Facility Manager, Immobilienanwälte, Immobilienberater,
Immobilienmakler, Investoren, Projektentwickler, Property Manager; Wohnbauentwickler) im Rahmen einer Onlinebefragung
österreichischer Immobilienexperten. Auf Grundlage von 20 Indikatoren werden relevante Qualitätsmerkmale der Top B2B-Unternehmensmarken
analysiert.
Über Auszeichnungen durften sich 2023 freuen: TPA Group, ATP architekten ingenieure, CBRE, Erste Group, EHL Immobilien, Flughafen
Wien, COMM AG, S+B Gruppe, BUWOG (Kategorie: Entwickler Wohnen), Adomo, JP Immobilien, Wolf Theiss Rechtsanwälte,
Drees & Sommer, Rustler Gruppe, Bondi Consult, IFM Immobilien Facility Management.
Ausgabe 03|2023
149
Buchtipps
EDITOR´S
CHOICE:
Lesenswert!
NEU!
Georg Hopfensperger, Claudia Finsterlin
250 Seiten
ISBN: 9783648168066
Haufe Lexware Verlag | 2023
€ 41,20
Energiesparen für
Immobilieneigentümer und Verwalter
Noch nie waren die Themen Energieeinsparung und Klimaschutz so brisant wie heute. Als Eigentümer stehen Sie daher
vor der Herausforderung, Ihre Immobilie energieeffizient zu sanieren und zu modernisieren, die zum Teil hohen Kosten
aufzubringen und zugleich die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Dieses Werk gibt Ihnen einen fundierten Überblick über
mögliche Energieeinsparpotenziale und wertvolle Tipps für die Umsetzung energetischer Maßnahmen an Ihrer Immobilie. Es
erläutert, wie Sie eine verbesserte Wärmedämmung, den Einsatz erneuerbarer Energien, den Austausch von Heizungen oder
Photovoltaik rechtlich durchsetzen und auf Ihre Mieter umlegen können. Außerdem erfahren Sie, welche Fördermittel und
Steuervorteile es gibt. Mit zahlreichen Musteranschreiben und Formularen.
Hannes Schwarzwälder
310 Seiten
ISBN: 9783658405601
Springer Verlag | 2023
€ 61, 67
Die digitale Bauwirtschaft –
Wege aus der Branchenlogik
Dieses Fachbuch befasst sich mit den grundlegenden
Herausforderungen der Bauwirtschaft und den
Möglichkeiten, die digitale Transformation zu
deren Bewältigung einzusetzen. Aufbauend auf den
bekannten Begrifflichkeiten soll ein Weiterdenken
dazu stattfinden, wie die Bauwirtschaft die digitale Transformation umsetzen und
den Einflüssen, welche auf die Branche wirken, gerecht werden kann, ohne dass
die Digitalisierung ausschließlich zum Selbstzweck eingesetzt wird. Es werden
grundlegende Notwendigkeiten für die Digitalisierung in der Bauwirtschaft
herausgearbeitet und in den Kontext der zukünftigen Ausrichtung des
Wirtschaftsbereichs gestellt.
Jonas Scharke
250 Seiten
ISBN: 3658413778
Springer Verlag | 2023
€ 51,40
Nachhaltige Rückbauund
Entsorgungsplanung
Dieses Werk beschreibt die
Herangehensweise an die Entsorgung
und den Rückbau im Einzelhandel unter
vorrangig ökologischen Gesichtspunkten.
Hierbei stehen die Strukturierung und die
Ablaufplanung des Rückbaus im Kontext der Einzelhandelsexpansion im
Fokus. Dies umfasst die Darstellung und Berücksichtigung auftretender
Besonderheiten sowie hieraus entwickelte Lösungsvorschläge im
praktischen Umgang. Das entstehende Konzept dient dabei als
Wegweiser für Unternehmen, perspektivisch nachhaltige Aspekte in der
Rückbauplanung zu manifestieren.
Thomas Oebbecke
336 Seiten
ISBN: 9783648168257
Haufe Lexware Verlag | 2023
€ 72,00
Nachhaltigkeit in der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft
Der Gebäudesektor und damit die Wohnungswirtschaft ist mit circa 40 Prozent der größte
Treibhausgas-Emittent in Deutschland, allen voran von CO2. Die Branche steht daher in der Pflicht
und vor der Herausforderung, im Rahmen des Europäischen Klimaschutzfahrplans „2050“ ihren
Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten und damit das Null-Emissionsziel zu erreichen. Thomas
Oebbecke zeigt, was jetzt zu tun ist. Er beschreibt die Zusammenhänge zwischen der ökonomischen,
ökologischen und sozialen Verantwortung der Wohnungswirtschaft für Klimaneutralität.
Dieses Fachbuch bietet einen Handlungsleitfaden zur Entwicklung, Erstellung und Nutzung von
Wohnimmobilien bis zur Repositionierung von Assets im Spannungsfeld zwischen komplexen
energetischen Sanierungen bis hin zu einfachen »Do it yourself«-Maßnahmen.
150 ImmoFokus
Raum und
Wirklichkeit
Wir haben Gegenwart und Zukunft von
Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder
jederzeit unter:
DiePresse.com/immobilien
Ausgabe 03|2023
151
Branchen & Services
„Circular Economy“
boomt im Web
Kreislaufwirtschaft. Inmitten der Klimakrise muss sich die Immobilienwirtschaft wachsenden
Herausforderungen stellen und sich neu orientieren. Die Ansätze reichen von nachhaltiger Bauplanung und
klimaneutraler Architektur bis hin zu „Urban Mining“ und dem Upcycling von Rohstoffen, die in Gebäuden und im
Wohnraumdesign aufgewertet werden und eine neue Funktion einnehmen. Wie stark präsent diese Konzepte in
österreichischen Onlinemedien sind, hat sich das Brand-IntelligenceUnternehmen »OBSERVER« angesehen.
I
n der ersten Jahreshälfte 2023 setzten
sich österreichweit über 7.400 Online-Beiträge
mit dem Schwerpunktthema
Kreislaufwirtschaft beziehungsweise
„Circular Economy“ auseinander.
Darunter versteht man im Allgemeinen die
Verlängerung des Lebenszyklus von Produkten,
indem diese wiederverwendet, repariert
oder recycelt werden. Neun Prozent der untersuchten
Artikel nehmen direkt Bezug auf
die Immobilien- und Baubranche, in der die
Wiederverwertung von Ressourcen in Form
von Sekundärrohstoffen und vor dem Hintergrund
von Materialknappheit und Kostenreduktion
zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Sehr positives Medienecho
zu Upcycling und C2C
In den meisten Beiträgen spielen Recycling,
Re-Use und Upcycling eine übergeordnete
Rolle. Nachrichtenportale wie orf.at und Fachmedien
wie das Umwelt-Journal nahmen zum
Beispiel Bezug auf eine Presseaussendung
des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe
(VOEB), laut der 90 Prozent aller
Bau- und Abbruchabfälle recycelbar sind. Eine
ebenfalls sehr hohe Reichweite erzielte ein Artikel
auf gmx.net zu Baustoffbörsen, über die
Firmen sowie private Sanierer altes Baumaterial
ein- und verkaufen können.
Der Begriff „Upcycling“ wird im Netz oft als
nachhaltige Lösung in der Modeindustrie genannt,
wo aus textilem Abfall kreative Unikate
gefertigt werden. Im Vergleich dazu erwähnen
95 Webartikel Upcycling in Zusammenhang
mit Immobilien. Besonders viele Lesende erreichte
ein Bericht der „Kleinen Zeitung“, der
ein Pilotprojekt von Architekturstudierenden
der TU Graz vorstellt. Diese arbeiten mit der
JUFA-Hotelkette am ersten steirischen „Upcycling-Hotel“
in der Grazer City. Einige Medien
thematisierten außerdem die Messe „Wohnen
& Interieur“ im März 2023. Im Rahmen der
Sonderschau „Upcycling Future“ wurde dort
innovatives Innendesign aus alten Objekten
präsentiert.
Online erreichte der „Cradle-to-Cradle“(C2C)-
Ansatz – die Weiterverwendung von Bauteilen
nach ihrer primären Nutzung – ein
positives Sentiment von über 67 Prozent. Für
eine starke Medienpräsenz und viele User-
Reaktionen sorgte ein Interview mit dem
deutschen Ökopionier und Erfinder des C2C-
Konzepts Michael Braungart in der „Kleinen
Zeitung“. Darin übt der Experte scharfe Kritik
am aktuellen Recycling-Prozess, bei dem
minderwertiges Material entstehe („Downcycling“),
während wertvolle Rohstoffe nicht in
die Kreislaufwirtschaft miteinfließen. Braungart
nennt die Ziegelfirma Wienerberger und
das Textilunternehmen Lenzing als Best-
Practice-Beispiele für eine funktionierende
„Circular Economy“ in Österreich.
„Urban Mining“-Initiativen
medial noch kaum präsent
Vergleichsweise wenig Raum in der medialen
Berichterstattung nimmt „Urban Mining“
ein. 56 Online-Beiträge setzen sich mit dem
Konzept, nach dem Städte als Rohstofflager
mit wertvollen nutzbaren Ressourcen gesehen
werden, auseinander. Die höchste Reichweite
erzielte ein Finanzartikel, der auf die
Wiederverwertbarkeit seltener Erden in alten
Mobiltelefonen eingeht. Häufig rezipiert
wurden außerdem zwei Presseaussendungen
mit Bezug auf „Urban Mining“-Projekte im
Rahmen des diesjährigen Rohstoffsymposiums
und des Innovationskongresses IMMO
FutureLab 2023.
Wiener Initiativen wie das „BauKarussell“ und
die „Materialnomaden“, die aktiv Rohstoffgewinnung
in Großstädten betreiben, sind medial
kaum präsent. Auf einigen Portalen wie
oekonews.at wird das „BauKarussell“ als eines
der Top-10-Start-ups mit Vision genannt. In
einzelnen Artikeln äußern sich auch Mitglieder
der Initiative zu „Social Urban Mining“.
152 ImmoFokus
Die Hashtag-Wolke veranschaulicht, welche Begrifflichkeiten zum Schwerpunktthema „Kreislaufwirtschaft“ in den Artikeln besonders oft Verwendung fanden. Je
größer ein Wort, desto häufiger wurde es thematisiert. Zur Datenerhebung wurde das SocialListening-Tool Talkwalker herangezogen
Die „Materialnomaden“ scheinen in Onlinemedien
als Gestalter des Common-Space-
Projektes CircularHUB auf. Auf dem Areal
der ehemaligen Anker-Brotfabrik entwickeln
Teilnehmende und Pioniere neue Ansätze
und Synergien zum Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft.
Auf mediales Interesse stieß eine
Meldung über eine Kooperation zwischen
den ÖBB und den „Materialnomaden“ für ein
Upcycling-Pilotprojekt in Niederösterreich.
Ziel dabei ist die verstärkte Nutzung alter Rohstoffe,
um in Zukunft Abfall, CO2 und Entsorgungskosten
zu reduzieren.
Rechtliche Standards stoßen
auf breites Interesse
Fast 3.000 Onlinebeiträge sprechen rechtliche
Rahmenwerke an, die nachhaltige und grüne
Wirtschaftstätigkeiten regeln sollen. 23 Prozent
davon beziehen sich auf Maßnahmenpakete
wie die EU-Taxonomie, ESG-Kriterien
und den Nachhaltigkeitsbericht im Zusammenhang
mit Immobilien. Die EU-Taxonomie
legt etwa verbindliche Standards für nachhaltiges
Wirtschaften von Unternehmen fest. Die
größten Reichweiten erzielten ein Artikel im
„Standard“ über das EU-Taxonomie-konforme
Bauprojekt MyHive am Wienerberg sowie
ein Interview mit Umweltministerin Leonore
Gewessler, die sich auf europäischer Ebene für
„eine gute und klare Taxonomieumsetzung“
starkmachen will.
Ein weiteres großes Thema in den österreichischen
Tageszeitungen ist die Verbesserung
der Energieeffizienz und der Gebäudestandards
der Bundesschulen. Der Ausbau von
Photovoltaikanlagen an neuen Schulgebäuden
ist ebenso ein Ansatz wie die Erarbeitung
von Wettbewerbs- und Vergabegrundlagen,
die die ESG-Kriterien (Environment, Social,
Governance) berücksichtigen sollen.
Der Trend in Richtung klimaneutrales Bauen
verspricht auch in Zukunft eine Vielzahl von
Strategien und Initiativen, die sich nicht zuletzt
in der Berichterstattung zum österreichischen
Immobilienmarkt widerspiegeln werden.
Thematische Verteilung zu Kreislaufwirtschaft in der Immobilienbranche
Online & Social Media in Österreich, Beobachtungszeitraum: 01.01.2023 - 15.06.2023
Circular Economy 31,2%
Top Themen nach Anzahl
der Onlinebeiträge:
ESG-Standards &
EU-Taxonomie
708
Circular Economy 689
Recycling &
Upcycling
669
Recycling, Re-Use & Upcycling 30,3%
Cradle to Cradle 3,0%
Urban Mining & Initiativen 3,7%
Nachhaltigkeitsbericht 6,3%
EU-Taxonomie 14,0%
ESG-Standards 11,5%
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IMPRESSUM
Vorschau
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Ausgabe 04/2023
New World of Work. Das große Interview mit ... Zu Tisch
mit ... Moderne Bürokonzepte - Immobilien Development -
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am Prüfstand - EXPO - SnapShot Immobilienmarkt -
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Marktteilnehmer – Die Etablierten & Newcomer
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Herausgeber
Mag. Michael Neubauer
Chefredaktion
Mag. Patrick Baldia
Art Director
Jelio Stefanov
Lektorat
Michaela Hocek
Ingeborg Morawetz, BA
Autoren dieser Ausgabe
Mag. Patrick Baldia,
Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Heimo
Rollett sowie die Kommentatoren
Sales & Relation
Rudolf E. Oezelt
ERSCHEINUNGSTERMIN: September 2023
Täglich top informiert: www.immo-timeline.at
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Relations Management
Tanja Klingseis
Fotos
wenn nicht anders angegeben:
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,
Gabriel Alarcón-Rizar
Druck
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
und Verständlichkeit kann es bei den
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline
Ansprechform verwendet wird.
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